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Full text of "Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen : Beitrag zur Charakteristik der Kreideformation in Österreich"

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BEITRAG ZUR CHARAKTERISTIK DER KREIDEFORMATION IN ÖSTERREICH. 
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Dr. KARL AXZITTEL. 


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PROFESSOR AN DER POLYTECHNISCHEN SCINILR ZU KABESR 2} 


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VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 10. DECEMBER 1563. 





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WIEN. 
AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


1564. 


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_ BESONDERS ABGEDRUCKT AUS DEM XXIV. BANDE DER DENKSCHRIFTEN DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN 
u 5 CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 





DIE 


BIVALVEN DER GOSAUGEBILDE 
IN DEN NORDÖSTLICHEN ALPEN. 
BEITRAG ZUR CHARAKTERISTIK DER KREIDEFORMATION IN ÖSTERREICH. 
Dr. KARL A. ZITTEL. 


(d. Ebel. Mit A0 Safelır.) 


VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH- NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 10. DECEMBER 1863. 


VORNVORT. 


Das Interesse der Geologen hat sich in den letzten Jahren mit besonderer Vorliebe den 
organischen Überresten der Kreideformation zugewendet, und namentlich sind in Frankreich, 
Belgien und der Schweiz eine Reihe hervorragender paläontologischer Arbeiten über dieselbe 
erschienen. Auch in Amerika, wo trotz des verheerenden Bürgerkrieges die Wissenschaften 
einen regen Aufschwung nehmen, hat sich die Zahl der Publicationen über die Kreidegebilde so 
vermehrt, dass dieselben bereits eine ganz ansehnliche Literatur bilden. In Östindien endlich 
setzt gegenwärtig unser früherer Arbeitsgenosse Stoliczka die angefangenen Untersuchun- 
gen von Forbes und Blanford weiter und nach seinen Mittheilungen dürfen wir bald um- 
fangreiche Arbeiten von ihm erwarten. 

Österreich ist nicht zurückgeblieben hinter den übrigen Ländern, und namentlich waren 
es die Gosaugebilde mit ihrem Reichthum an wohlerhaltenen Versteinerungen, welche die 
Aufmerksamkeit der Paläontologen vorzugsweise fesselten. Auf die Monographie der Gastro- 
poden von Zekeli folgten bald die trefflichen Arbeiten von Reuss über die Korallen und 
Foraminiferen, von Hauer über die Cephalopoden und von Stoliczka über die Süsswasser- 
schnecken der Neualpe. Die interessante Fauna der Gosauschichten mit ihren zahlreichen 
neuen Formen, die auf diese Weise allmählich bekannt wurde, erregte überall Interesse, so 
dass die Lücke, die durch das Fehlen einer Monographie der Bivalven noch auszufüllen 
blieb, um so empfindlicher wahrgenommen wurde. 

Durch die Übernahme dieser Arbeit glaube ich einem wirklichen Bedürfnisse entspro- 


chen zu haben und bei der freundlichen Unterstützung, die mir während ihrer Ausführung 
(Zittel.) 1 


2 Karl Zittel. [106] 


von allen Seiten zu Theil wurde, darf ich hoffen, dass dieselbe den Ansprüchen auf Voll- 
ständigkeit, die man an eine monographische Beschreibung stellt, so weit genügen dürfte, als 
dies überhaupt bei einer Formation möglich ist, deren Durchforschung erst seit verhältniss- 
mässig kurzer Zeit planmässig durchgeführt wurde. 

Herr Hofrath Haidinger stellte mir in gewohnter Liberalität das reiche Material de 
k. k. geologischen Reichsanstalt zur Disposition, das durch jahrelange ausgedehnte Auf- 
sammlungen zusammengebracht worden war. Die Fülle von Exemplaren in dieser Sammlung 
gestattete mir überall die nothwendigen Präparate zu machen und setzte mich in den meisten 
Fällen in die Lage, Individuen ein und derselben Art, welche durch die gewöhnlich vorkom- 
menden, oft höchst sonderbaren Verdrückungen und den verschiedenen Erhaltungszustand an 
einzelnen Localitäten ausserordentlich variiren und leicht zu Irrthümern Veranlassung geben, 
als zusammengehörig zu erkennen. 

Herr Dr. Hörnes, Vorstand des Hof-Mineraliencabinets bin ich zu besonderem Danke 
verpflichtet für die kräftige Unterstützung, welche er meiner Arbeit in freundlichster Weise 
angedeihen liess. Die schon vorhandene, werthvolle Sammlung des Hof-Mineraliencabinets 
an Versteinerungen aus der Gosau wurde während meiner Anwesenheit als Beamter dieses 
Institutes durch bedeutende Acquisitionen vervollständigt und durch meine eigenen Aufsamm- 
lungen in der neuen Welt bei Wiener-Neustadt und in der Gosau vermehrt. 

Herr Hofrath von Schwabenau in Linz hatte die Freundlichkeit mir sämmtliche 
Bivalven seiner eigenen Sammlung und der des Linzer Museums zur Bearbeitung einzusen- 
den, und Herr Hofrath Fischer in München theilte mir auf meine Bitte einige ausgezeich- 
nete Exemplare zur Beschreibung mit. Die Sammlung des Herrn Prof. Reuss, die sich 
jetzt im Hof-Mineraliencabinet befindet und die mehrere seiner Originalexemplare aus 
St. Wolfgang und der Gams enthält, hatte ich noch Gelegenheit zu benutzen und konnte zu- 
gleich seine Originalstücke aus der böhmischen Kreide als Vergleichsmaterial zu Rathe ziehen. 

Endlich verdanke ich Herrn Prof. Pichler eine Anzahl von Arten aus der Sammlung 
des Ferdinandeums in Innsbruck. 

Was die Vergleichung mit auswärtigen Localitäten betrifft, so fand ich in der Sammlung 
des Hof-Mineraliencabinets eine ausgezeichnete Grundlage vor, ausserdem aber verdanke ich 
Herrn Prof. Dr. Gümbel in München und Herrn. Apotheker Jos. Pauer in Traunstein 
eine vollständige Suite der gleichaltrigen Versteinerungen aus Siegsdorf in Ober-Bayern, 
ferner Herrn Ph. Math@ron eine Anzahl seiner Originalexemplare, die er mir freundlichst 
zur Vergleichung eingesendet hatte, Herrn Dr. Reynes in Marseille eine Sammlung aus der 
Kreide der Provence und eine gleiche Herrn A. de Rochebrune aus der Charente. Allen 
diesen Herren, namentlich aber auch Herrn P. Deshayes in Paris, Prof. Reuss und Peters 
in Wien, die mich mit ihrem freundlichen Rathe und schätzbaren Mittheilungen erfreuten, 
statte ich hier meinen wärmsten Dank ab. 

Von literarischen Hilfsmitteln dürfte nicht leicht ein Werk verwandten Inhaltes vernach- 
lässigt sein, doch habe ich mich in der Synonymik darauf beschränkt, nur Beschreibungen, 
Abbildungen oder systematische Verzeichnisse wie den Prodröme, Index palaeontologicus 
und die Synopsis von Gabb zu eitiren. Alle unsichern und zweifelhaften Angaben habe ich 
geflissentlich weggelassen. 

Zur Vergleichung der fossilen Arten mit den lebenden, die mir überall unumgänglich 
nothwendig erschien, konnte ich die Sammlung und Literatur des Hof-Naturaliencabinets 


[107] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 3 


benützen. Ich beschränkte mich übrigens auch hier meist nur darauf, verwandte Gruppen 
hervorzuheben, da bei der Verschiedenheit, welche die Versteinerungen .älterer Schichten 
den lebenden Formen gegenüber zeigen, irrthümliche Zusammenstellungen mit vermeintlichen 
lebenden Repräsentanten leicht Trugschlüsse hervorrufen können, die mehr angethan sind 
Unheil zu stiften als die Wissenschaft wirklich zu fördern. 

Das vorliegende Heft enthält den ersten Theil der Gosaubivalven und umfasst die grosse 
Gruppe der Dimyarier; das zweite Heft, das die noch übrige Abtheilung der asiphoniden 
Bivalven, Rudisten und Brachiopoden enthalten soll, hoffe ich im Laufe des nächsten Jahres 
zur Vollendung zu bringen. 

Mit dem Abschlusse dieser Monographie und dem Erscheinen einer Arbeit, die uns Herr 
Prof. Suess über die kürzlich entdeckten Saurierreste in Aussicht stellt, dürfte die interessante 
Fauna der Gosaugebilde in ihren Grundzügen wenigstens bekannt sein und eine geologische 
Untersuchung der alpinen Kreide in Österreich wird sich dann erst auf ihre nothwendige 
Grundlage stützen können. 





AGEPHALEN. 
RD mayzarrıa. 
1. Familie: TUBICOLAE Lamarck. 
Clavagella Lamarck. 


Das Genus Olavagella wird von Deshayes in drei Gruppen eingetheilt, deren erste alle 
Arten mit langer gerader vorne abgestutzter Röhre enthält, deren Basis in der Mitte einen 
Spalt trägt und von einem Kranze von Stacheln umgeben ist. Sämmtliche Vertreter dieser 
Gruppe finden sich entweder noch jetzt lebend oder in Tertiärbildungen. Zu der zweiten Ab- 
theilung gehören die Formen mit kürzerer keulenförmiger, vorne nicht platt abgestutzter 
Basis, bei denen die Stacheln unregelmässig vertheilt sind; die Schalen derselben sind 
verhältnissmässig gross und beinahe gleich; fast alle diese Arten sind fossil. Die dritte 
Gruppe endlich umfasst die Arten des Genus Bryopa Gray, bei denen ein Theil der Röhre 
mit der vom Thiere gebildeten Höhlung verwachsen ist. Die Schalen liegen hier in einer 
ovalen Tasche und die freie, gerade Röhre zeigt am hintern Theile wiederholte Umstülpungen. 
Die geringe Anzahl der hieher gehörigen Arten sind beinahe ausschliesslich recent. 

Aus der Kreideformation waren bisher vier Arten beschrieben, wovon eine aus Nord- 
Amerika, die zweite aus Ost-Indien, die dritte aus Nord-Deutschland und die vierte aus 
Frankreich stammt, ausserdem erwähnt d’Orbigny im Prodröme zwei weitere aus dem Oeno- 
manien und Senonien, denen jedoch keine Beschreibung beigefügt ist. Alle diese Arten, denen 
sich nun noch Clavagella exigua Zitt. aus der sogenannten neuen Welt anschliesst, stehen sich 
ziemlich nahe und gehören sämmtlich der zweiten Gruppe an. 


Clavagella exigua Zitt. 


Taf. I, Fig. 2 a—e. 
Char. Vagina brewis elavata, antice dilatata, postice compressa, atienuata, tortuosa; valva sini- 
stra inclusa, ovato-oblonga, convezxiuscula, subaequilatera, obsoletissime strüs increscentibus 


ornata. Latus anticum obtusum, postieum attenuwatum, truncatum. 


4 Karl Zittel. [108] 


Länge 25 Millim., Breite 11 Millim. 


Die Röhre dieser kleinen Art ist kurz, keulenförmie 


&, vorne etwas ausgebreitet, hinten 


zusammengedrückt, verengt und gewunden. Der vorderste Theil der Röhre ist an dem vorlie- 
genden Exemplare gebrochen, so dass die Stacheln, die sich gewöhnlich daselbst befinden, 
nicht erhalten sind. Die linke mit der Röhre verwachsene Schale ist verhältnissmässig gross, 
länglich-oval, fast gleichseitig, vorne abgerundet, hinten verschmälert und stumpf abgestutzt, 
ihre Oberfläche ist mit sehr undeutlichen Zuwachsstreifen bedeckt. Die freie Schale hat so 
ziemlich die gleiche Grösse und Gestalt, wie die eingeschlossene. 

Olavagella semisulcat«e Forbes (Geol. Trans. III, pag. 184, t. 17, fig. 1) unterscheidet 
sich durch die eigenthümliche scharfe Streifung auf der obern Hälfte der Schale und die 
gerade Röhre. 

Vorkommen: Ein einziges Exemplar von Stollhof in der neuen Welt befindet sich in 
der Sammlung der geologischeu Reichsanstalt. 


Fistulana Bruguiere. 


Wenn wir dem Vorgange von Deshayes (Anim. S. Vert. Bass. Par. p. 98) folgen und 
Gastrochaenen mit langer, gerader Röhre unter dem Namen Fistulana von den eigentlichen 
Gastrochaenen mit kurzer gewundener Röhre abtrennen, so reducirt sich das Genus Fistulana 
Brug. auf wenige Arten, denen f! mumia Spengl. als Typus dienen kann. Die Gebrüder 
Adams unterscheiden die beiden Genera in gleicher Weise, nur nehmen sie für das, was Des- 
hayes unter Fistulana (Brug.) begreift, den Namen Gastrochaena und für Gastrochaena 
Spengl. (Desh.) den Namen Kocellaria Fleuriau de Bellevue an. 

Das auf diese Weise begrenzte Genus Fistulana enthält fünf lebende Arten, die sich in sehr 
seichtem Wasser an den Küsten von Ostindien und den Sunda-Inseln finden, und 4—5 fossile 
Arten, von denen zwei, F. aspergilloides Forbes und F. tubulosa Zitt., der mittleren Abtheilung 
der Kreideformation angehören. 


Fistulana Tubulosa Zitt. 


Taf. I, Fig. 1a—£. 


Char. Testa tenuwissima, angusta, transversa, oblonga, maxime inaequilatera, antice brevissima, 
umbonibus incurvis fere terminalibus; angulata, infra late hians, postice elongata, dilatata. 
Tuba teres, elavata, recta, cretacea, irregulariter rugosa, antice abrupte truncata 


plana. 
Länge der Schale 14—17 Millim., Höhe 5 Millim. 
2 „ Röhre 40—-45 5 Durchmesser am vordern Ende 10 Millim. 


Die Schale liegt in einer langen runden cylindrischen freien Röhre aus kreidigem 
kohlensaurem Kalk. Dieselbe ist auf ihrer Oberfläche rauh, hinten verschmälert, vorne breit, 
plötzlich abgestutzt mit lachem Ende. 

Die Schale ist sehr dünn, schmal, quer verlängert, sehr ungleichseitig, auf der Oberfläche 
mit Zuwachsstreifen bedeckt. Die Buckeln liegen ganz am vordern Theile der Schale, die 
beinahe senkrecht abfällt und eine Kante trägt. Die Hinterseite ist verlängert und ausge- 
breitet, abgerundet. Der untere Rand klafft vorne sehr weit, schliesst sich jedoch nach hinten 
wieder. 


[109] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 5 


Unter dem Namen Fistulana aspergilloides hat Forbes eine sehr ähnliche Art aus der 
Kreide von Östindien beschrieben. Die allein bekannte Röhre derselben unterscheidet sich aber 
durch ihre concentrische Furchen und das gewölbte vordere Ende. 

Vorkommen: Abtenau; Finstergraben im Gosauthale. 


Hof-Mineraliencabinet. 


2. Familie: SOLENACEA Lamarck. 
Siliqua Megerle v. Mühlfeld. 


(Leguminaria Schumacher — Machaera Goul d.) 


Das Genus Sigua wurde bereits im Jahre 1811 von Megerle von Mühlfeld auf- 
gestellt, wenn auch ziemlich unvollständig charakterisirt; Schumacher legte den gleichen 
Muscheln später den Namen Leguminaria bei und Gould gab endlich im Jahre 1841 eine 
genaue Beschreibung des Thieres, wodurch die Selbstständigkeit dieses Genus ausser Zweifel 
gestellt wurde. Der Name von Megerle hat übrigens vor den beiden anderen von Schuma- 
cher und Gould die Priorität voraus und muss daher aufrecht erhalten bleiben. 

Die hieher gehörigen Schalen sind leicht von denen verwandter Geschlechter zu unter- 
scheiden durch die verticale oder etwas schräge Leiste, die von den Buckeln nach dem untern 
Rande läuft. 

Man kennt bis jetzt etwa 10 lebende Arten, denen sich vier fossile aus der Eocän- und 
fünf aus der Kreideformation anschliessen. Von den letzteren findet sich S. truncatula Reuss 
sp..in Böhmen, 8. Peters Reuss sp. in den Gosaugebilden, 8. Nereis und Moreana d’Orb. in 
Frankreich, und die beiden übrigen in Chili und in New-Yersey. 


Siliqua Peltersi Reuss sp. 
Taf. I, Fig. 3. 


Syn. 1854. Leguminaria Peters? Reuss, Char. Kr. Ost. Alp. p. 145, t. 28, fig. 10. 


Ohar. Testa parva, tenuis, laevigata, polita, transversa, elongata, inaequwlatera, postice elongata, 
obtuse truncata, antice brevior, attenuata, rotundata, sub umbonibus non prominulis costa 
paullo obligua versus marginem inferiorem directa videtur, quae in nucleo sulco profundo 
notata est. 


Länge 13 — 20 Millim., Höhe 6—7 Millim. 


Die kleine, dünne, glänzende und glatte Schale ist quer verlängert, ungleichseitig; hinten 
lang und stumpf abgestutzt, vorne kürzer, etwas verschmälert und abgerundet. Die Buckeln 
ragen nicht über den Rand hervor und liegen ein wenig hinter dem vierten Theile der ganzen 
Schalenlänge. Unter ihnen befindet sich eine etwas schräg nach rückwärts gegen den unteren 
xand hinlaufende dicke Leiste, die sich auf Steinkernen durch eine tiefe Furche bemerklich 
macht. An dem abgebildeten Exemplare sind Stücke der Schale erhalten. 

Leguminaria truncatula Reuss aus dem Pläner unterscheidet sich durch die concentrische 
Streifung und die gerade herablaufende Leiste unter den Buckeln. Die Abbildung von Reuss 
ist ziemlich stark vergrössert. 


Vorkommen: Selten im Gosauthale, ferner im Weissenbachthale bei Hieflau. 
Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


6 Karl Zittel. [110] 


Solecurtus sp. ind. 


Aus dem Wegscheidgraben befindet sich in der Sammlung der geologischen Reichs- 
anstalt ein unvollkommen erhaltenes Exemplar eines radialgestreiften Soleeurtus, der mit Solen 
irradiatus Röm. aus Texas ziemlich viel Übereinstimmung zeigt. Der mangelhafte Erhaltuugs- 
zustand lässt übrigens eine genauere Bestimmung nicht zu. 

Bruchstücke eines grossen Solen finden sich ebenfalls nicht selten im Gosauthale, 
jedoch immer so schlecht erhalten, dass sie nicht beschrieben werden konnten. 


3. Famiie: GLYCIMERIDAE Deshayes. 
Panopaea Menard. 


Das Genus Panopaea ist in den Gosauschichen durch zwei Arten vertreten, von denen 
die eine P. rustica Zitt. in die Gruppe von P. mandibula d’Orb., P. gurgites Brongt. sp., 
P. Beaumonti Goldf. gehört, die zu den typischen Formen gerechnet werden müssen. Die 
äusserst häufige Panopaea ‚frequens Zitt. dagegen besitzt eine Gestalt, die sehr an 
Homomya oder Pleuromya erinnert. Es gelang mir übrigens an mehreren Exemplaren die 
Schlosszähne blosszulegen, deren Vorhandensein und Beschaffenheit jede Verwechslung mit 
der zahnlosen Homomya und der ganz verschieden bezahnten Pleuromya ausschlossen. Dem 
Schlosse und äusseren Ligament nach gehört sie zu Panopaea und da d’Orbigny in der 
Panopaea (arteroni und deren Verwandten eine Reihe von vermittelnden Formen bekannt 
gemacht hat, so darf auch die abweichende Gestalt nicht mehr besonders auffallen. 

Die Panopaeen sind am zahlreichsten in der Kreideformation ; in jüngern Schichten neh- 
men sie allmählich ab und leben jetzt nur noch in wenig Arten, vorzüglich in den Meeren 


der warmen Zonen. 


Pamopaea ruslica Zitt. 
Taf. I, Fig. 4 a, b. 


Char. Testa solida, transversa, elongata, concentrice rugose plicata , postice valde hians, trun- 
cata. Plicae profundae, latae. Umbones paullo prominuli, oppositi. Margo cardinalis reetus, 
unidentatus. Nymphae ligamenti elevatı. 

Länge 65 Millim., Höhe 40 Millim. 

Die querverlängerte dicke Schale ist ungleichseitig, vorne verkürzt, hinten etwas ausge- 
breitet, weit klaffend und abeestutzt. Auf der Oberfläche befinden sich breite, eoncentrische 
Runzeln, die sich am hinteren Theile parallel dem Hinterrande aufwärts biegen. Die Buckeln 
treten nicht stark hervor und stehen sich genau gegenüber. Der gerade lange Schlossrand 
trägt auf der rechten Klappe einen schrägen ziemlich dieken Zahn, hinter dem sich eine 
Grube befindet. Die Nymphen sind verdickt. 

Unter den bekannten Kreidearten stehen Panopaea gurgites Brongt. sp. und P. mandıbula 
d’Orb. ziemlich nahe, unterscheiden sich aber beide leicht durch die viel kürzere Form. 

Vorkommen: Ein einziges Exemplar aus dem Hofergraben befindet sich in der Samm- 


lung des Hof-Mineraliencabinets. 


[111] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 7 


Panopaea frequens Zitt. 
Taf. I, Fig. 5 a—g. 


Char. Testa variabilis, brevis, ovata vel ovato-oblonga, tumida, inaequilatera, postice hians, mar- 
gine inferiore arcuato; concentrice tenuiter striata. Latus anticum breve, dechve, lunula 
magna non circumseripta sub umbonibus tumidis, involutis, maxime approzimatis saepius- 
que tangentibus posita; latus posticum aliquanto longius, paullo compressum, hians, obtu- 
sum; margo cardinalis in utraque valva unidentatus; dens in sinistra conieus, in dextra 
latus, horizontalis. 

Länge 50—60 Millim., Höhe 35—45 Millim. 

Es gibt keine Bivalve in der alpinen Kreide, deren Form durch die häufigen Ver- 
drückungen so unregelmässig und so ungleich würde, als die der gegenwärtigen Art. Sie ist 
bald von eiförmiger Gestalt, bald indie Länge gezogen, bald zusammengedrückt und alsdann 
viel höher als breit; sie kommt eben so häufig mit getrennten Schalen als geschlossen vor. 
Gut erhaltene zweischalige Exemplare sind eiförmig, stark angeschwollen, ungleichseitig, 
vorne kurz, hinten etwas verlängert, klaffend, mit gebogenem Unterrande; die Oberfläche ist 
schwach concentrisch gestreift. Die angeschwollenen Buckeln treten sehr stark hervor, liegen 
im vordern Theile der Schale, krümmen sich schräg nach vorne, und sind so genähert, dass 
sie sich berühren; unter ihnen liegt eine grosse, etwas vertiefte aber nicht begrenzte Lu- 
nula. Die Hinterseite ist an ihrem hintern Theile zusammengedrückt, stumpf abgerundet, 
etwas nach aufwärts gebogen. Der Schlossrand trägt in der rechten Klappe einen ziemlich 
breiten, horizontalen, oben mit einer leichten Furche versehenen Zahn, hinter dem sich eine 
vertiefte Grube zur Aufnahme des schmälern konischen Zahnes der linken Klappe befindet. 
Die Nymphen sind verhältnissmässig schwach verdickt und etwas klaffend, so dass sie das 
äussere Ligament zwischen sich einschliessen. 

Die Gestalt dieser höchst veränderlichen Art weicht von der gewöhnlichen lang- 
gestreckten, flachen Form der Panopaeen ziemlich ab und erinnert viel mehr an gewisse 
Homomya-Arten. Die Schlosszähne und die Schalentextur verhindern jedoch eine Eintheilung 
in dieses Genus und stellen sie zu Panopaea. Die Form der vorliegenden Art ist übrigens 
keine ganz ungewöhnliche in der Kreideformation, denn d’Orbigny bildet bereits eine Reihe 
nahestehender Arten ab. Die meisten derselben, wie Panopaea irregularis d’Orb., Carteronis 
d’Orb., Constantii d’Orb. gehören indess der untern Abtheilung an, während mir aus den 
mittleren und höheren Schichten dieser Formation bis jetzt keine ähnliche Form bekannt ist. 

Die Panopaea freguens Zitt. ist eine der häufigsten Bivalven in den Gosauschichten und 
findet sich eben so oft mit erhaltener Schale als in Steinkernen. 

Vorkommen: Allenthalben häufig im Gosauthal (Finstergraben, Hofergraben, Wind- 
bach, Brunnsloch, Schrickpalfen, Wegscheidgraben ete.), Russbach (Schattau, Rondograben), 
Traunwand; St. Wolfgang, Strobel, Weissenbach, Eisenau, Ischl ete. In der neuen Welt bei 
Muthmannsdorf, Stollhof, Mayersdorf, Netting, ferner bei Grünbach und Piesting. 


4. Familie: MYACEA Lamarck. 


Corbula Bruguiere. 


Die Zahl der fossilen Corbulen aus der Kreideformation hat sich seit der Herausgabe 


des Trait& el&mentaire de Conchyliologie von Deshayes ausserordentlich vermehrt, und statt 


S Karl Zittel. [112] 


der daselbst angeführten sieben Arten finden wir in der Synopsis von Gabb bereits mehr als 
30 aufgezählt, von denen die meisten wirklich in das Genus gehören. Die häufigsten Formen 
sind klein, kugelig und kurz geschnäbelt, und nähern sich weit mehr der recenten europäi- 
schen Oorbula gibba Oliv., als den eigenthümlichen grossen Formen aus der Eocänformation. 

Das Genus Cordula scheint schon in den paläozoischen Schichten gelebt zu haben, im 
Keuper ist es mit Sicherheit nachgewiesen, und von da an tritt es immer häufiger und zahl- 
reicher auf, und ist jetzt in mehr als 60 Arten aus allen Zonen bekannt. Die meisten leben 
im Meerwasser, einige finden sich aber auch in brackischen und selbst in süssen Gewässern. 


Corbula angustata Sow. 
Taf. I, Fig. 8 a—f. 


Syn. 1832. Corbula angustata Sow. Geol. Trans. III. 2. pag. 417, t. 38, fig. 4. 


1848. n = Bronn. Ind. pal. I, p. 334. 
1850. „. sub angustata d’Orb. Prodr. II, p. 238. 
1861. 4 5 Gabb. Syn. p. 111. 


Char. Testa solida, tumıda, triangularis, subaeqwlatera, mazxime inaegwivalvis. Valva major 
dextra paullo rostrata, postice angulata et truncata, suleis profundis concentricis ornata ; 
valva sinistra minima triangularis suleis concentricis plerumque obsoletis minusque incava- 
tis. Cardo in dextra valva dente conico robusto et fossula lata, in sinistra dente lato margine 
cognato, Supra incavato et ‚Fossula triangulari praeditus. 


Länge 7—10 Millim., Höhe 5— 8 Millim. 


Die dieke, stark gewölbte, kugelig-dreieckige Schale ist beinahe gleichseitig und äus- 
serst ungleichklappig. Die grosse gewölbte rechte Klappe ist mit einem kurzen Schnabel 
versehen, der oben eine etwas gewundene Kante trägt, und hinten schräg abgestutzt ist; auf 
der Oberfläche ist sie mit mehr oder weniger zahlreichen tiefen Furchen bedeckt. Auf der 
kleinen dreieckigen linken Schale sind die Furchen viel weniger scharf ausgesprochen und 
zuweilen ganz abgerieben. Das Schloss besteht auf der rechten Schale aus einem derben 
konischen Zahn, hinter dem eine breite Grube liegt, und auf der linken Seite aus einem brei- 
ten mit dem Rande verwachsenen Schlosszahn, der oben tief ausgefurcht ist, und hinter dem 
sich eine tiefe dreieckige Grube zur Aufnahme des konischen Zahnes auf der andern Seite 
befindet. 

Im Tiefen- oder Tauerngraben findet sich eine etwas grössere kugelige Varietät 
(Fig. 8a, b), die jedoch in allen wichtigeren Merkmalen mit der typischen Form aus dem 
Edelbachgraben übereinstimmt. 

Corbula striatuloides Forbes aus Verdachellum in Indien ist sehr ähnlich, scheint aber 
schwächer gefurcht zu sein. 

Die Abbildung unserer Art bei Sowerby ist ganz vortrefflich, und da ich mich an 
Exemplaren, die Herr Edwards dem Hof-Mineraliencabinet eingesendet hatte, überzeugen 
konnte, dass Mya angustata Sow. (1826) aus der Colwell-Bay keine Corbula ist, wie d’Or- 
bigny annimmt, so muss der ursprüngliche Name Corbula angustata So w. aufrecht erhalten 
bleiben. 


Vorkommen: Häufig im Gosauthal (Edelbachgraben, Tiefen- oder Tauerngraben, Net- 
graben), Abtenau. — Scharergraben bei Piesting. 


[113] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 9 


5. Familie: OSTEODESMIDAE Deshayes. 


Anulina Lamarck. 


Die fossilen Anatinen wurden von A gassiz unter die beiden Genera Platymya und Cercomya 
vertheilt, die sich nur durch ihre äussere Form unterscheiden. Schon d’Orbign y und nach 
ihm Deshayes und Terquem erkannten die geringe Berechtigung der beiden Geschlech- 
ter, und versetzten die dahin gehörigen Arten wieder zu Anatina. Die zarte blättrige punk- 
tirte Schale ist nur selten an denselben erhalten und fehlt namentlich bei den Arten aus dem 
Jura immer; in der Pal&ontologie francaise dagegen bildete d’Orbigny bereits mehrere fein 
punktirte Schalenstückchen aus Kreideablagerungen ab, welche die vollste Analogie mit den 
Schalen recenter Anatinen aufweisen. Nachdem es mir gelungen ist an einer Klappe der 
Anatina Royana auch den löffelförmigen Zahn herauszupräpariren, so ist die vollkommene 
Übereinstimmung der fossilen und recenten Anatinen nachgewiesen. 

In den Gosauschichten finden sich zwei Species, von denen die eine Anatina Royana 
d’Orb. in die Abtheilung der Platymyen gehört, die andere Anatina producta zu Cercomya. 
Diese letztere Gruppe umfasst äusserst ähnliche Formen, die oft nur mit grosser Schwierig- 
keit von einander unterschieden werden, allein die meisten, wie A. Robinaldina d’Orb., A. 
arcuata Forbes, A. lanceolata Gein. (A. harpa Kner), A. inflata Ag., haben die hintere 
Area durch eine scharfe Kante begrenzt, welche der A. producta fehlt. 

In der Tertiärformation nimmt die Anzahl der Arten bedeutend ab, und aus den heuti- 
sen Meeren kennt man etwa 12, die sich in Ost-Indien, Neu-Seeland und Süd-Amerika 


finden. 


Analtina Royana dOrb. 
Taf. I, Fig. 7 a—ec. 


Syn, 1832. Panopaea plieata? Sow. Geol. Trans. III, 2, p. 417 (non Sow. in Min. Conch.). 
1844. Anatina Royana d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 377, t. 371, fig. 5, 6. 


1850. - 5 Bronn. Ind. pal. p. 72. 
1848. cr - d’Orb. Prodr. H, p. 194. 
1861. 5 5 Gabb. Syn. p. 94. 


Ohar. Testa-ovato oblonga, transversa, plana, inaequilatera; latus anticum rotundatum pro- 
Funde concentrice rugosum, posticum elongatum, paullo compressum, aliquanto attenuatum, 
hians, suleis irregularibus inaequaliter profundis rugosum. Sub umbonibus parum promi- 
nulis depressio plus minusve conspieua ad marginem inferiorem directa est. Margo cardı- 
nalis dente cochlearvforme munitus. 


Länge 50 Millim., Höhe 23—45 Millim. 


Schale quer-eiförmig, verlängert, schwach gewölbt, ungleichseitig, vorne etwas kürzer, 
abgerundet, mit tiefen concentrischen Runzeln versehen, die in der Mitte der Schale an einer 
schwachen Eindrückung, die von den Buckeln zum untern Rand läuft, absetzen, so dass die 
verlängerte, hinten etwas zusammengedrückte, aber kaum verschmälerte, klaffende Hinter- 
seite nur mit unregelmässigen, weniger vertieften Furchen versehen ist. Die Buckeln treten 
nur schwach hervor und sind an Steinkernen mit der charakteristischen Spalte versehen. 
An einem Exemplare gelang es mir den löffelförmigen Schlosszahn, in dem das innerliche 


(Zittel.) 2 


10 Karl Zittel. [114] 


Band liegt, blosszulegen. Die Schale ist an Exemplaren aus der Gosau nicht selten erhalten, 
übrigens zeigen die Steinkerne alle Merkmale in gleicher Deutlichkeit. 

Ein französisches Exemplar aus Mont-Richard, das mir zur Vergleichung vorliegt, stimmt 
auf das Genaueste überein. 


Vorkommen: Nicht selten im Gosauthal: Stöcklwald, Edelbachgraben, Tiefengraben, 
Brunnsloch, Windbach ete., Traunwand; ferner bei Mutlimannsdorf, Linzgraben und Laza- 
russtollen in der Neuen Welt und bei Piesting. — In Frankreich im Turonien von St. Maure 
(Indre et Loire), Mont-Richard (Loire et Cher) und Royan (Charente). 


Analina produclta Zitt. 
Taf. I, Fig. 6 a—d. 


Char. Testa punctata, tenuis, elongata, compressa, rostrata, subaegutlatera suleis concentrieis in 
parte anteriore multo profundioribus ornata; antice dılatata compressa, rotundata, postice 
producta, rostrata, supra non angulata. Area posticalis vix incavata, Ülimitata. 

Länge 60 Millim., Höhe 24 Millim. 

Die dünne, blättrige Schale ist mit äusserst feinen, nur mit der Loupe sichtbaren, in 
dıchten Radiallinien stehenden Punkten versehen, von quer verlängerter, beinahe gleichseiti- 
ger Gestalt. Die Oberfläche ist mit flachen, abgerundeten Furchen bedeckt, die vorne bedeu- 
tend stärker markirt sind und namentlich an Steinkernen scharf hervortreten. Die Vorderseite 
ist sehr entwickelt, ausgebreitet, vorne etwas zusammengedrückt und durch eine feine Spalte 
klaffend; die Hinterseite verschmälert sich bedeutend, ist schnabelförmig ausgezogen, am 
obern Rande abgerundet; die hintere Area ist schwach vertieft und durch keine Kante 
begrenzt. Dieses letztere Merkmal unterscheidet die vorliegende Art von den meisten von 
Agassiz unter dem Namen Üercomya zusammengefassten Formen, die oft ausserordentliche 
Übereinstimmung unter einander zeigen. 


Vorkommen: Selten im Gosauthal (Stöcklwald, Tiefengraben). 
Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


6. Familie: PHOLADOMYADAE Deshayes. 


Pholadomya Sowerby. 


Das Genus Pholadomya tritt in den Gosauschichten mit zwei Arten auf, von denen sich die 
Pholadomya rostrata Math. im südlichen Frankreich wiederfindet. Die neue Pholadomya granu- 
losa Zitt. schliesst sich jenen eigenthümlich gestalteten radialgerippten Formen an, die durch 
deutlich entwickelte Schlosszähne charakterisirt sind, und daher vielfach in das Genus (ardium 
gestellt wurden. Diese kleine ausschliesslich der Kreideformation angehörige Gruppe war 
bisher nur in fünf Arten bekannt, von denen Pholadomya (Cardium) Cornueliana d’Orb. im 
Neocomien von Frankreich, Ph. (Cardium) subdinnensis d’Orb. sp. im Cenomanien, Ph. (Cor- 
bula) aeqwivalvis Goldf. sp. (= Ph. caudata Röm., Cardium lucerna Forbes) in der obern 
Kreide von Nord-Deutschland, Sachsen, Böhmen und Öst-Indien und endlich Phol. (Cardium) 
SanetiSabae und Ph. (Cardium) elegantula F.Röm. in der obern Kreide von Texas vorkommen. 


[115] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 11 


Die einzige echte lebende Pholadomya wurde in wenigen Exemplaren an der Insel Tor- 
tola in West-Indien gefunden, wo sie in bedeutender Tiefe lebt. Pholadomya caspica Ag. und 
Ph. erispa Ag. aus dem caspischen Meere, die von Agassiz und Middendorf ebenfalls 
hierher gerechnet werden, gehören nach Woodward und Adams in das Genus Adaena. 


Pholadomya rostrata Math. 
Taf. II, Fig. 2 a—e. 


Syn. 1842. Pholadomya rostrata Math. Cat. meth. p. 136, t. 6, fig. 7. 


1845. 5 n Ag. Et. crit. II, p. 142. 
1848. " ” Bronn. Ind. Pal. II, p. 965. 
1850. a 5 d’Orb,zProdr. II, p. 234. 
1861. en „ GabM Syn. p- 165. 


Char. Testa tumida, ovato-oblonga, valde inaegwlatera, antice rotundata, brevissima , sub- 
ventricosa, postice elongata, depressa, subrostrata, hians, costis I7 radiatıs ornata. Umbones 
inflati, in parte antıca positi. Area posticalis profunda, angulo elevato eircumscripta. 
Margo inferior arcuatus. 

Länge 45 Millim., Höhe 25 Millim. 

Die dünne Schale ist stark gewölbt, länglich-oval, sehr ungleichseitig. Die äusserst 
verkürzte, angeschwollene, abgerundete Vorderseite fällt steil ab, die Hinterseite ist ver- 
längert, am hintersten Theile glatt, zusammengedrückt, etwas schnabelartig erweitert und 
klaffend. Auf der Oberfläche befinden sich 17 (zuweilen auch 16) erhabene Radialrippen 
und an einzelnen wohlerhaltenen Stücken der dünnen Schale lässt sich ausserdem noch 
eine feine concentrische Streifung wahrnehmen. Die Buckeln liegen nahe am vordersten 
Theile der Schale; die vertiefte Area ist durch eine Kante umschrieben; der untere Rand 
bogenförmig gekrümmt. 

Vorkommen: Im Russbach und Gosauthal nicht sehr selten (Rondograben, Stöcklwald). 
In Frankreich im Turonien zu Plan d’Aups in der Provence. 

Ausser der typischen Form der Pholadomya rostrata findet sich eine grössere Abände- 
rung in den Gosauschichten, die so mancherlei Eigenthümlichkeiten zeigt, dass sie wohl als 
besondere Varietät angeführt zu werden verdient '). 


Pholadomya rostralta var. Royana d’Orb. 
Taf. II, Fig. 1. 


Syn. 1843. Pholadomya Royana d’Orb. Pal. fr. Cr6t. III. p. 360 t. 367. 
1863. 5 praegnans Zitt. Sitzungsb. k. Ak. d. Wiss. XLVIII, p. 383. 


Char. Testa margaritacea, ventricosa, ovato-oblonga, inaeqwilatera, antice brevis, obtusa, postice 
elongata, costis elevatis 12—16 rectis, rarius undulatis, approximatis vel distantibus ornata. 
Umbones tumidi, oppositi; area posticalis excavata, laevigata. 

Länge 80—90 Millim., Höhe 55—66 Millim. 
Die perlmutterartige Schale ist stets beträchtlich grösser als die der Grundform, sehr 
angeschwollen, länglich-oval, ungleichseitig, hinten verlängert, vorn abgestutzt; die Ober- 


a 


N 


1) Die etwas verspätete Herausgabe des ersten Theiles meiner Abhandlung gibt mir noch Gelegenheit, einige Änderungen „ zu 
denen auch die Zurücknahme der Pholodomya praegnans gehört, nachträglich einzuschalten. 


12 Karl Zittel. [116] 


fläche mit 12—16 erhabenen glatten Radialrippen versehen, die bald sehr gedrängt, bald weit 
entfernt stehen, und von einer sehr feinen concentrischen Streifung durchkreuzt werden. 
Buckeln und Area ganz wie bei den kleinen Individuen der Grundform. 

Das einzige Exemplar, das mir ursprünglich vorlag und das Taf. II, Fig. 1 abgebildet 
ist, zeichnete sich durch mehrere Eigenthümlichkeiten aus, welche mich veranlassten dasselbe 
unter dem Namen Pholadomya praegnans zu beschreiben. Mehrere weitere Stücke, die ich bei 
meinem letzten Besuche in der Gosau erhielt, bewiesen jedoch die Übereinstimmung sowohl 
mit der Pholadomya Royana d’Orb, als auch mit der Pholadomya rostrata Math., so dass 
eine Abtrennung unstatthaft erschien. 

Pholadomya elliptica Münst., welche von d’Orbigny im Prodröme mit seiner Pholadomya 
Royana vereinigt wird, unterscheidet sich leicht durch die gerundeten Knötchen auf den Rippen. 


Vorkommen: Russbach und Gosauthal (Stöcklhof). — Royan, Charente im Senonien. 


Pholadomya granulosa Zitt. 
Taf. II, Fig. 3 a—d 


Char. Testa parva, transversa, ovato-oblonga, tumida, inaegquwilatera, antice brevis, ventricosa, 
rotundata,, postice producta, attenuata, laevis. Superficies testae costulis radiantibus 
20—24 elevatis, eleganter granulosis, in latere antico confertis, postice evanescentibus et 
lineis elevatis concentricis ornata. Umbones antemediani, prominuli, opposit'. Margo cardi- 
nalis elongatus, rectus sub apice in dextra valva apophysa lata, tenu dentiformi mumitus. 
Launula profunda laevigata, üllimitata; area angustissima, excavata. 

Länge 20 Millim., Höhe 15—18 Millim. 

Schale quer, länglich-eiförmig, hoch gewölbt, ungleichseitig. Die Vorderseite ist kurz, 
angeschwollen und abgerundet, die Hinterseite zusammengedrückt, verlängert etwas klaffend, 
oben glatt. Auf der Oberfläche befinden sich 20 — 24 erhabene, zierlich gekörnelte Radialrippen, 
die vorne gedrängt stehen, nach hinten zu etwas grössere Abstände zwischen sich lassen und 
endlich ganz verschwinden. Die Knötchen auf den Rippen werden durch erhabene concen- 
trische Linien hervorgebracht, welche die Radialrippen durchkreuzen. Unter den angeschwol- 
lenen eingekrümmten spitzen Buckeln liegt eine ziemlich grosse vertiefte Lunula. Die hin- 
tere Area ist ebenfalls vertieft, aber äusserst schmal. Der gerade Schlossrand trägt auf der 
rechten Klappe unter dem Wirbel einen breiten, dünnen, stark hervorragenden horizontalen 
zahnartigen Fortsatz, der vermuthlich dazu bestimmt war das Band zu tragen, wenigstens liegt 
die Bandgrube unmittelbar darüber. Das Schloss der linken Klappe ist mir unbekannt. 

F. Römer‘) beschreibt unter dem Namen Oardium Sanct! Sabae eine nahe verwandte Art 
aus Texas, die sich aber durch ihre mehr eiförmige Gestalt, die geringere Zahl der Radial- 
rippen und ihre viel bedeutendere Grösse unterscheidet. Beide Arten gehören einer Formen- 
gruppe an, als deren bekanntester Vertreter Ph. (Corbula) aeqwivalvis Goldf. (Ph. caudata 
Röm.) gelten kann, und die ausschliesslich auf die Kreideformation beschränkt ist. Fast sämmt- 
liche Arten dieser kleinen Gruppe, über deren generische Stellung bereits so viel geschrieben 
wurde, liegen mir zur Vergleichung vor, und an einem Exemplar aus der Gosau konnte 
auch der Schlossrand der rechten Klappe präparirt werden. Derselbe trägt allerdings den 





„ 


!) F. Römer, Kreidegebilde von Texas, p. 48, t. VI, fig. 7. 


[117] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 13 


oben beschriebenen hervorstehenden Zahn, allein wenn wir eine Abbildung der recenten Pho- 
ladomya candida Sow. betrachten '), so finden wir nicht allein den zahnförmigen, dünnen 
Fortsatz, der als Unterlage des Bandes dient, sondern ausserdem noch einen schwachen koni- 
schen Zahn, den sowohl Woodwardals A. Adams in der Charakteristik des Genus Phola- 
domya ausdrücklich hervorheben. Da demnach das Vorhandensein von Zähnen an fossilen 
Pholadomyen nicht besonders auffallen darf und Prof. Geinitz (Versteinerungsk. p. 406) zu- 
dem eine Mantelbucht an Ph. aequwivalvis beobachtet hat, so kann die Zugehörigkeit dieser 
Gruppe zu Pholadomya nicht mehr bezweifelt werden. 

Es ist zu bedauern, dass sich Herr Prof. Müller einfach darauf beschränkte, anzugeben, 
die Pholadomya aegwvalris G oldf. sp. (der er zum Überfluss noch den neuen Namen Cardita 
Goldfuss! beilegte) gehöre in das Genus Cardita, anstatt eine Abbildung des Schlosses zu 
geben, die bei dem trefflichen Erhaltungszustande der Aachener Versteinerungen längst schon 
den gewünschten Aufschluss hätte geben können. 

Vorkommen: Mehrere Exemplare aus dem Gosauthale befinden sich in der Sammlung 
des Hof-Mineraliencabinets. 


7. Familie: TELLEINIDAB Latreille. 
Tellina Linne. 


Das Genus Tellina wurde von den neueren Conchyliologen in zahlreiche Geschlechter 
zerlegt, die mehr oder weniger natürliche Formengruppen zusammenfassen. Nur wenige 
unter diesen konnten auch fossil aufgefunden werden. Für das Subgenus Arcopagia Leach, 
auf welches von d’Orbigny am meisten Werth gelegt wurde, hat Deshayes nachgewiesen, 
dass die abweichende Form der Mantelbucht in Verbindung mit einer ovalen, geschlossenen 
Schale keine unwandelbaren , zusammengehörigen Merkmale seien, die einer bestimmten 
Gruppe allein eigenthümlich sind, sondern dass sowohl der eine, wie der andere Charakter 
durch zahlreiche, unmerkliche Übergänge mit den echten Tellinen in Zusammenhang steht. 
Die Gebrüder Adams, die doch sonst nicht abgeneigt sind, Gruppen von gleichartigen For- 
men zu selbstständigen Geschlechtern zu erheben, begnügten sich damit Arcopagia Leach 
als eine Unterabtheilung von Tellina anzunehmen, einem Vorgang, dem man unbedinet fol- 
gen kann. 

Die meisten Arcopagien der Kreideformation unterscheiden sich von den tertiären und 
recenten Arten, als deren Typen Tellina crassa Penn, T. remies Lin., Tellina linguafelis 
Linn. etc. genannt werden können, durch die eigenthümliche strahlenförmige Verzierung, die 
unter den zahlreichen lebenden Vertretern nur noch an der Tellina concentrica Gould in 
schwacher Andeutung zu bemerken ist. 

Die Zahl der Arcopagien aus der Kreideformation beläuft sich, nach Abzug der drei zu 
Circe gehörigen Arten, auf 12 Species, zu denen noch zwei neue aus den Gosauschichten hin- 
zukommen. 

Die echten Tellinen sind in der österreichischen und bayerischen Alpenkreide durch eine 
einzige kleine Form: Tellina Stoliezkal Zitt. vertreten. 





1) Adams Gen. Rec. Moll. II, p. 366, t. 97, fig. 1. Deshayes Trait& &l&m. Conch. I, t. 4, fig. 4—6. Woodward Man. 
Conch. t. 22, fig. 15. 


14 Karl Zittel. [118] 


a) Unterabtheilung: ARCOPAGIA. 


Arcopagia semiraediata Math. sp. 
Taf. II, Fig. 9 a, b. 


Syn. 1842. Venus semiradiata Math. Cat. meth. p. 153, t. 15, fig. 6. 
1844. Arcopagia radiata d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 412, t. 378, fig. 11—13. 


1850. ” n d’Orb. Prodr. II, 158. 
1850. ” semiradiata d’Orb. Prodr. II, p. 194. 
1861. n n Gabb. Syn. p. 99. 


Char. Testa solida, ovato-oblonga, convexiuscula, subaegwlatera, suleis concentricis et costulis 
radiantibus ad extremitatem posteriorem ornata. Costae (27—50) in latere breviore anali 
versus mediam testam sensim evanescentes. Latus anticum produetum paullo longius postico, 


angustatum. Umbones parum prominuli, lunula profunda, angustissima. 
Länge 35 Millim., Höhe 24 Millim. 


Schale diek, länglich-oval, schwach gewölbt, nicht sehr ungleichseitig; auf der Ober- 
fläche mit concentrischen Furchen bedeckt, die auf der Hinterseite durch etwa 27—530 Radial- 
rippen durchkreuzt werden, wodurch eine gitterförmige Verzierung hervorgebracht wird. 
Die Radialrippen nehmen gegen vorne zu allmählich ab und verschwinden schon vor der 
Mitte der Schale. Die Buckeln sind wenig erhaben und beinahe mittelständig. Die Vorderseite 
ist etwas länger als die hintere und schwach verschmälert. Die Lunula ist vertieft, schmal 
lanzettförmisg. 


Vorkommen: In einem einzigen Exemplare bei Netting in der Neuen Weltgefunden. — 
In Frankreich zu Uchaux (Vaucluse) und Le Mans (Sarthe). 
Sammlung der geologischen Reichsanstalt. 


Arcopagia biradialta Zitt. 
Taf. II, Fig. 8 a—e. 


Char. Testa ovato-rotundata, compressa, subaegwlatera, costulis concentricis lamelliformibus 
confertis et antice strüs, postice costis radiatis ornata. Latus posticum paullo longius antico 
rotundatum, costis numerosis radiantibus, ad extremitatem crassis, versus mediam testam 
tenwioribus; anticum strüs radiatis (29—24) subtilibus haud valde profundis. Cardo in 
sinistra unico dente cardinali et duobus lateralibus lamelliformibus munitus ; dentes laterales 
obsoletissimi. 

Länge 35—45 Millim., Höhe 26—36 Millim. 

Schale rundlich-oval, zusammengedrückt, nicht sehr ungleichseitig, vorne etwas kürzer 
und schmäler als hinten, beiderseits abgerundet. Die Oberfläche ist mit dichtstehenden, lamel- 
lenartigen, erhabenen concentrischen Rippen verziert, die vorn von einer Anzahl schwach 
vertiefter Radiallinien durchkreuzt werden. Auf der Hinterseite befindet sich eine grosse An- 
zahl Radialrippen, die besonders am hintersten Theile kräftig hervortreten, nach vorne etwas 
schwächer werden, ohne jedoch an Höhe abzunehmen und endlich noch vor der Mitte der 
Schale aufhören. Die kleinen Buckeln springen über den Rand hervor und sind sehr genähert, 
die Area ist stark vertieft. Der dünne Schlossrand trägt auf der linken Klappe einen kleinen 


[119] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 15 


Schlosszahn und zwei leistenförmige Seitenzähne; auf der rechten sind die beiden letzteren, 
namentlich der hintere derselben nur sehr rudimentär entwickelt. 

Unterscheidet sich von Arcopagia semiradiata Math. sp. und subdeeussata Röm. durch 
die Radialstreifen auf der Vorderseite, von Arc. concentrica d’Orb. (non Gould) durch die 
Ungleichheit der Radialverzierung an beiden Extremitäten. 

Vorkommen: Selten im Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See und im Hofergraben, 
Gosau. 

Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Arcopagia fenestrata Zitt. 
Tat. II, Fig. 7 a, b. 

Char. Testa ovata, depressa, aequilatera, postice oblique truncata, costulis radiatis et concen- 
trieis elevatis fenestrata. Costulis radiatis aegwdistantibus in media testa costulae interstitia- 
les tenwiores interpositae sunt. Umbones prominuli, minimi. 

Länge 24 Millim., Höhe 20 Millim. 

Die dünne, zusammengedrückte, rundlich-eiförmige Schale ist an keinem der vorliegen- 
den Exemplare erhalten, allein die schöne gitterförmige Zeichnung ist an den Steinkernen 
vortrefflich zu erkennen. Vorder- und Hinterseite sind fast genau gleichlang, so dass die 
kleinen, hervorstehenden Buckeln gerade in die Mitte der Schalenlänge zu stehen kommen. 
Die Hinterseite ist schräg abgestutzt, die Vorderseite abgerundet und etwas niedriger. Auf 
der Oberfläche kreuzen sich concentrische und radiale erhabene Linien und theilen dieselbe 
in kleine gleichmässige Vierecke ein. Die erhabenen Linien stehen gleichweit aus einander, 
im mittleren Theil der Schale schiebt sich zwischen je zwei Radiallinien eine weitere dünnere 
ein, die ungefähr bis in diehalbe Höhe läuft. Die Muskel- und Manteleindrücke sind so schwach 
vertieft, dass nicht die leiseste Spur davon auf den Steinkernen wahrnehmbar ist. 

Herr Prof. Reuss vereinigt mit Arcopagia eircinalis Duj. eine Form aus der böhmischen 
Kreide, die offenbar von der französichen Art verschieden ist. Dieselbe stimmt in hohem 
Grade mit A. ‚fenestrata überein und ist möglicher Weise sogar damit identisch. 

Vorkommen: Selten am St. Wolfgang-See. 

Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


5) Unterabtheilung: TELLINA. 


Tellina Stoliczkai Zitt. 
Taf. II, Fig. 6 a—e. 


Char. Testa ovato-trigona vel ovato-oblonga, depressiuscula, tenuis, fragilis, subaequilatera ; 
margo superior in utraque extremitate aequaliter dechivis. Latus antieum obtusum aliquanto 
brevius postico producto, trigono, obtuse angulato, plicatura lata praedito. Superficies strüs 
concentricis subtilibus ornata. Umbones acuti, valde prominuli, approximati; lunula nulla, 
area incavata. Cardo in utraque valva dente unico cardinali et duobus lateralibus robustis, 
aequalibus munitus. 

Länge 22—25 Millim., Höhe 15—17 Millim. 

Schale länglich-oval, dreieckig, schwach gewölbt, dünn und zerbrechlich, vorne etwas 
kürzer als hinten, verschmälert und mehr oder weniger abgerundet. Die Hinterseite ist 
gleichfalls verschmälert, dreieckig und läuft meistens in einen abgerundeten Winkel zu. 


16 Karl Zittel, [120] 


Auf der Oberfläche befinden sich feine, dichtstehende, concentrische Streifen, die hinten 
am stärksten hervortreten. Die charakteristische Falte der Tellinen ist breit, aber wenig 
deutlich ausgesprochen. Der dünne Schlossrand trägt jederseits einen kleinen Schlosszahn 
und zwei stark hervorspringende Seitenzähne von ungefähr gleicher Stärke, die so ziemlich 
in derselben Entfernung von den Buckeln abstehen. Über den Seitenzähnen der rechten 
Klappe befindet sich eine Vertiefung zur Einfügung der Zähne der andern Seite. 

Diese Art unterscheidet sich von Tellina Renauxü Math. durch die höhere, viel weniger 
in die Länge gezogene Form. 

Vorkommen: Nicht selten zu Stollhof in der Neuen Welt, wo sie von Dr. Stoliezka 
aufgefunden wurde. Die gleiche Art erhielt ich durch Herrn Apotheker Pauer aus den dun- 
keln Mergeln von Siegsdorf bei Traunstein in Ober-Bayern. 

Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


8. Familie: PSAMMOBIDAE Deshayes. 


Psammobia Lamarck. 


Von den vielen Psammobien, die von verschiedenen Paläontologen benannt und 
beschrieben wurden, gehört nur ein geringer Theil wirklich diesem Genus an; die meisten 
sind nur nach äusseren Merkmalen bestimmt und gehören theils zu Oypricardia, theils zu 
anderen Geschlechtern. 

Im Jura dürften die ersten sicheren Vertreter vorkommen, und von da findet man sie, 
wenn auch in geringer Zahl, aufwärts in allen Schichten bis zur Jetztzeit. In der Kreidefor- 
mation kennt man 8 Species‘): P. semicostata Röm. aus Norddeutschland, P. cancellato-seulpta 
F. Röm. ausTexas, P. tellinoides So w. aus dem Wealdenthon; ferner P. Studeri Piet. & Ren. 
aus dem Aptien, P. discrepans Duj. aus dem Turonien, P. impar. Zitt. (Capsa elegans 
d’Orb.) und P. (Solen) elegans Math. sp. aus dem Turonien und P. (Capsa) Texana Conr. 
aus Texas. Die fünf letzteren, von denen sich Psammobia impar in der Gosau findet, 
bilden eine kleine Gruppe für sich, die durch ihre zierliche Schalensculptur und ihre 
ungleichartigen Radialrippen ausgezeichnet, und in den heutigen Meeren durch mehrere 
sehr nahe stehende Formen aus China, den Philippinen und Neu-Holland, z. B. P. sguamosa 
Lam., P. denticulata Ad., P. palmula Desh. etc. vertreten ist. Von dieser Gruppe unter- 
scheidet sich Psammobia Suessi Zitt. wesentlich durch ihre dünne, zusammengedrückte, con- 
centrisch gefurchte solenartige Schale, wodurch sie sich weit mehr einigen eocänen Formen 
wie Psammobia complanata So w., Psammobia Stampinensis Desh. anschliesst. 

Die Psammobien bewohnen mit Vorliebe sandige seichte Küsten und leben heut zu Tage 
in etwa 80 Arten vorzugsweise in den Meeren der tropischen Zone. 


Psammobia impar Zitt. 
Taf. II, Fig. 4. 
Syn. 1844. Capsa elegans d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 423, t. 381, fig. 1, 2. 
Uhar. Testa transversa, elongata, compressa, mazxime inaequivalvis, antice brevis subrostrata, 
postice praelonga, paullo dilatata, subtruncata. Testa costulis radiatis imparibus ornata: costulae 





!) Psammobia ineonspieua Forbes aus der Kreideformation von Ost-Indien scheint eher eine Tellina als eine Psammobdia zu sein. 


Psammobia gracilis Sow. aus Blackdown ist eine Cordula. 


[121] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 17 


in parte anteriore et media confertissimae, tenues, ad latus posticum (I4—16 circiter) 
distantes , elevatiores , robustae. Pars anterior tenuiter coneentrice striata. Umbones vix 
marginem superantes. Margo inferior superiori fere parallelus. 


Länge 60 Millim., Höhe 20 Millim. 


Schale quer verlängert, zusammengedrückt, sehr ungleichseitig, radial verziert, vorn 
kurz, steil abfallend, fast geschnäbelt, hinten bedeutend verlängert, stumpf abgestutzt und 
etwas ausgebreitet. Auf der Oberfläche befinden sich Radialrippen, von denen sich dicht- 
gedrängte, sehr dünne auf der vordern Hälfte und in der Mitte nur wenig erheben, während 
die 14—16 auf der Hinterseite befindlichen stark hervortreten und viel breitere Zwischen- 
räume zwischen sich lassen; ihre Oberfläche ist rauh. Der vordere Theil der Schale ist ausser- 
dem durch feine concentrische Linien fein gegittert. Die Buckeln ragen kaum über den 
Schlossrand hervor, der dem untern Rande fast parallel läuft. 

Obwohl die Exemplare aus der Gosau von solchen aus Le Mans etwas abweichen und 
sich namentlich durch bedeutendere Grösse und den geraden Unterrand unterscheiden, so 
scheinen sie beide doch wohl zu einer Species zu gehören. Der Name Capsa elegans ist 
jedoch jedenfalls zu ändern, da sich die Eintheilung in das Genus Capsa durchaus nicht 
rechtfertigen lässt. Unter dem Namen Solen elegans ') liess Math&ron eine sehr ähnliche 
Form abbilden, die offenbar ebenfalls zu Psammobia gehört und sich der Abbildung nach 
nur durch eine unbedeutende Abweichung in der Verzierung unterscheidet. Der Name 
Psammobia elegans ist demnach, wenn wir Capsa elegans d’Orb. und Solen elegans Math. 
zu Psammobia ziehen, dreimal vergeben, da Deshayes denselben noch einer lebenden Art 


beilegte. 


Vorkommen: Selten im Gosauthal (Hofergraben). — Le Mans, Sarthe im Ceno- 
manien. 


Hof-Mimeraliencabinet. 


Psuammobia Suessi Zitt. 


Taf. II, Fig. 5 a—c. 
” 


Char. Testa tenuis, transversa, elongata, maxime depressa , in utraque extremitate hians, valde 
inaegullatera, concentrice sulcata. Latus anticum brevissime, rotundatum, posticum praelon- 
gum, paullo dilatatum, obtuse truncatum. Umbones minimi, vix prominuli; margo superior 
rectus inferiori fere parallelus. Margo cardinalis angustus dentibus duobus simplieibus, 
approximatis in dextra, unidentatus in sinistra valva. Nymphae ligamenti profunde inca- 
vatae, non vero prominentes. 


Länge 45 Millim., Höhe 21 Millim. 


Die dünne zerbrechliche zusammengedrückteSchale ist beträchtlich quer verlängert, höchst 
ungleichseitig, vorn und hinten klaffend und auf der Oberfläche mit zahlreichen concentri- 
schen, schwach vertieften Furchen versehen, die auf dem hintern Theile stärker entwickelt 
sind. Die sehr kurze, etwas verschmälerte Vorderseite ist abgerundet, die Hinterseite 


1) Math. Cat. Meth. p. 134, t. 11, fig. 
(Zittel.) 3 


18 Karl Zittel. [122] 


bedeutend verlängert, hinten etwas ausgebreitet und entweder stumpf abgestutzt oder mehr 
gerundet. Der Oberrand, über den die winzigen, sehr genäherten Buckeln nieht hervorragen, 
läuft dem Unterrande beinahe parallel. Das lange Band liest auf vertieften Nymphen, deren 
Seitenränder jedoch nicht über den obern Rand hervorstehen. Der dünne Schlossrand trägt 
auf der rechten Klappe zwei kleine, einfache, sehr nahestehende Schlosszähne, auf der 
linken einen einzigen. 

Vorkommen: Muthmannsdorf in der Neuen Welt (selten). 


Sammlung der geologischen Reichsanstalt. 


9. Familie: CONCHAE Lamarck. 


Tapes Megerlev. Mühlfeld. 
(Pullastra Sow.) 


Wenn man den Bestimmungen Sowerby’s vertrauen darf, so würde das Genus Tapes 
bereits in den ältesten versteinerungsführenden Schichten auftreten, allein es ist sehr wahr- 
scheinlich, dass die von S owerby erwähnten Arten lediglich nur nach ihren äusseren Um- 
rissen zu Tapes gestellt wurden. Die erste sichere Art (Tapes (Venus) arenicola Strick|) 
dürfte demnach im Lias enthalten sein, von wo an dieses Genus durch alle jüngeren Schichten 
fortsetzt und gegenwärtig in etwa 150 Arten die Meere beinahe aller Regionen, namentlich 
aber die der Tropen bewohnt. 

In der untern Abtheilung der Kreideformation finden sich sechs Arten, die beinahe alle 
von d’Orbigny beschrieben wurden. 6—8 waren bisher aus den mittleren und oberen Schichten 
dieser Formation bekannt. Die verbreitetsten unter diesen sind Tapes faba So w. sp. und Tapes 
fragilis Orb. sp., von denen sich die letztere nebst Tapes Martiniana Math. ın den Gosau- 
schichten wiederfindet. Dieselben werden von zwei weiteren neuen Arten (Tapes eximia und 
Rochebruni Zitt) begleitet, die sich mehr als die übrigen den lebenden Formen anschliessen. 


Tapes fragilis d’Orb. sp. 
Taf. IN, Fig. 3 a—f. 


Syn. 1832? Sanguinolaria Hallowaysi Sow. Geol. Trans. III, 2. p. 417. 

1843 Venus fragiis d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 446, t. 385, fig. 11, 12. 
ieh n Gein. Quaders. Geb. Deutschl. p. 152. 

13502 05 Cenomaniensis d’Oxb. Prodr. II, p. 159. 

Non Venus fragilis Münst. 

Char. Testa transversa, praelonga, compressa, valde inaeguilatera, eoncentrice striata, margo 
inferior superior fere parallelus ; antice brevissima , rotundata, postice obtuse trumcata. 
Umbones minimi, vie prominuli; lunula nulla. Margo cardinalis angustus, dentibus tribus 
parvis divergentibus in utraque valva, posticus in dextra elongatus canalieulatus. Impressio 


pallealis parum notata, vix perspieua. 

Länge 55—80 Millim., Höhe 25—30 Millim. 

Schale quer verlängert, zusammengedrückt, sehr ungleichseitig, veränderlich, bald sehr 
Jane und schmal, bald kürzer und breiter; vorn äusserst kurz. verschmälert und abgerundet, 
hinten stark in die Länge zezogen und beinahe gerade abgestumpft. Die Oberfläche ist mit 


feinen, eoncentrischen Streifen bedeckt, welche gegen die kaum über den Schlossrand hervor- 


[123] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 19 


ragenden, sehr genäherten Buckeln an Stärke abnehmen. Der schmale Schlossrand trägt 
jederseits drei kleine divergirende Zähne, von denen der leistenförmige hintere in der 
rechten Klappe tief gefurcht ist. Das äusserliche Band liegt auf langen vertieften Nymphen. 
Der obere und untere Rand laufen beinahe parallel, so dass die Schale eine scheidenförmige 
Gestalt annimmt. Die Mantel- und Muskeleindrücke sind so schwach vertieft, dass sie auf den 
zahlreich vorkommenden Steinkernen kaum wahrnehmbar sind. 

D’Orbigny änderte seine Venus fragilis im Podröme in Venus Üenomaniensis um, weil 
bereits eine Venus fragilis Münst existirte; durch die Eintheilung in das Genus Tapes muss 
jedoch der ältere Name wieder aufgenommen werden. 


Vorkommen: Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See nicht selten; im Finster-, Hofer- 
und Edelbachgraben häufig als Steinkern. — Ferner im Cenomanien von Le Mans und im 
untern Quader von Kieslingswalda. 

Sammlung der geologischen Reichsanstalt. 


Tapes Martiniana Math. sp. 
Taf. III, Fig. 2 a—g. 
Syn. 1832. Cytherea laewigata Murch &Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 417. 
1842. Venus Martiniana Math. Cat. meth. p. 155, t. 16, fig. 7. 8. 
1848. n ” Bronn Index II, p. 1357. 
1850. n ” d’Orb. Prodr. II, p. 195. 

Ohar. Testa ovato-oblonga, compressa, inaequilatera, strüs concentricis confertis ornata , latus 
anticum breve, obtusum, posticum aequaliter rotundatum, valde elongatum. Lunula nulla. 
Margo cardinalis satis erassus dentibus tribus in dextra valva, quorum anteriores approzxi- 
mati, posterior lamelliformis, profunde canalieulatus; in sinistra dentibus duobus anteriori- 
bus divergentibus et posteriore minimo, vie conspieuo. Sinus pallealis acutus. 


Durchschnittliche Länge 22—30 Millim., Höhe 13—16 Millim. 
Das grosse abgebildete Exemplar Fig. 2‘ misst 36 Millim. in der Länge und 21 Millim. 


ın der Höhe. 


Schale länglich-oval, zusammengedrückt, ungleichseitig, vorn und hinten abgerundet, 
auf der Oberfläche mit feinen concentrischen Streifen bedeckt. Hinterseite bedeutend ver- 
längert. — Der Schlossrand trägt auf der rechten Klappe drei Zähne, von denen die beiden 
vorderen, -sehr nahe zusammengedrängten dem leistenförmigen, tiefgefurchten Hinterzahn 
bedeutend an Grösse nachstehen; auf der linken Klappe ist der hintere Zahn nur durch eine 
einfache Leiste angedeutet, die beiden vorderen divergirenden sind einfach und gleich stark. 
Das verlängerte Band liegt auf ziemlich vertieften Nymphen. Die Mantelbucht ist verhält- 
nissmässig klein und spitz, jedoch nur selten auf Steinkernen wahrnehmbar. 

Unterscheidet sich von der vorhergehenden Art durch geringere Grösse, abgerundete 
Hinterseite und den gebogenen Unterrand, der bei der anderen dem Oberrand parallel 
läuft. Die Figur von Math&ron stimmt vollkommen mit unseren Exemplaren überein. 


Vorkommen: Tiefen- oder Tauerngraben, Hofergraben, Edelbachgraben im Gosau- 
thale, nicht sehr selten; ferner bei Muthmannsdorf und am Zweierstollen bei Stollhof in der 


Neuen Welt. 


Sammlung des Hof-Mineraliencabinets und der geologischen Reichsanstalt. 
3 


20 Karl Zittel. [124] 


Tapes eximia Zitt. 
Taf. II, Fig. 10 a—e. 

Char. Testa solda, elongata, compressiuscula, valde inaegwlatera, antice brevis, rotundata, 
postice praelonga, obtuse trumcata. Sulei distantes in medio mazime profundi, extremitates 
versus diminuentes superficiem testae ornant. Umbones parum prominuli lunulam vie di- 
stinctam superant. (ardo in utraque valva dentibus tribus divergentibus, simplieibus mun- 
tus; dentes anteriores in sinistra robusti, posterior angustissimus lamelliformis, in dextra 
duo anteriores confertissimi parvi, posterior distans praelongus lamelliformis. 

Länge 46—56 Millim., Höhe 22—32 Millim. 

Schale quer verlängert, schwach gewölbt und sehr ungleichseitig, vorn kurz und abge- 
rundet, hinten lang und stumpf abgestutzt. Die Oberfläche ist mit ziemlich entfernt stehenden 
concentrischen Furchen bedeckt, die in der Mitte der Schale am breitesten und am stärksten 
vertieft sind und gegen die beiden Seiten hin an Stärke abnehmen. Die kleinen, wenig her- 
vorragenden Buckeln sind einander genähert und schief nach vorne geneigt; die darunter 
liegende Lunula ist höchst undeutlich begrenzt. Die vertiefte Area lässt an ihrem Grunde die 
langen, dicken Nymphen bemerken, die das Band tragen. Das Schloss besteht jederseits aus 
drei einfachen, ungespaltenen divergirenden Zähnen; die beiden vorderen der linken Klappe 
sind ungefähr von gleicher Stärke, der hintere nur als eine sehr schwache, dünne Leiste ent- 
wickelt. Auf der rechten stehen die zwei kleinen Vorderzähne sehr nahe beisammen, der hin- 
tere läuft als eine lange Leiste dem Rande parallel. 

Diese ausgezeichnete Form besitzt die Merkmale des Genus Tapes am prägnantesten 
unter allen bis jetzt bekannten Arten aus der Kreide. Sie schliesst sich auf das engste an die 
tertiären und noch jetzt lebenden Repräsentanten des Geschlechtes an und gleicht namentlich 
dem Tapes vetula Bast. auffallend. 


Vorkommen: Selten im Hofergraben, Gosauthal. 
3 ’ 


Tapes Rochebruni Zitt. 
Taf. III, Fig. 4 a—c. 

Ohar. Testa parva, ovato-oblonga, compressiuscula , inaeqwlatera, antice posticeque rotundata, 
sulcis concentrieis in media testa et ad extremitatem posteriorem maxime profundis ornata. 
Umbones acuti, prominuli, obliqui; luınula elongata, paullo impressa, obsolete circum- 
scripta. Margo in sinistra valva dentibus tribus divergentibus, quorum duo anteriores pro- 
minuli angusti, canalieulati, posterior lamelliformis. 

Länge 14 Millim., Höhe 10 Millim. 

Die ‚kleine niedliche Schale ist länglich-oval, schwach gewölbt, etwas ungleichseitig, 
vorn und hinten abgerundet und auf der Oberfläche mit Furchen versehen, die in der Mitte 
und am hintern Theile am breitesten und tiefsten sind. Die Buckeln stehen nur wenig vor 
der Mitte der Schale, sind spitz, sehr hervorragend und schräg nach vorn gerichtet, unter 
ihnen liegt die lange, nicht sehr breite, schwach vertiefte und undeutlich umschriebene Lunula. 
Die Nymphen des Ligaments sind sehr lang. Der Schlossrand trägt auf der linken Klappe 
drei divergirende Zähne, von denen die beiden vorderen schwach gefurcht sind, der hintere 
eine leistenförmige Gestalt besitzt. 

Vorkommen: Im Hofergraben und Tiefengraben selten. 

Sammlung des Hof-Mineraliencabinets. 


[125] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 21 


Venus Linne. 


Die einzige echte Venus-Art aus den Gosauschichten gehört ihrer Schlossbildung nach in 
die Gruppe der Anomalocardia Schum., die dadurch charakterisirt ist, dass das Schloss 
durch die gänzliche Verkümmerung des dritten Zahnes jederseits nur aus zwei kräftigen diver- 
eirenden Zähnen zusammengesetzt ist. Die äussere Form der Venus Matheroni Zitt. aus dem 
Gosauthale weicht allerdings beträchtlich ab von den meisten Arten dieser Abtheilung, als 
deren bekanntester Vertreter Venus fasciata Lin. genannt wird; die Anomalicardien sind. 
gegenwärtig fast ausschliesslich auf die Meere der tropischen Zonen beschränkt. 


Venus Matheroni Zitt. 
Taf. II, Fig. 1a, b. 


Ohar. Testa ovato-oblonga, depressa, inaequilatera, strüs concentricis ad extremitatem posterio- 
rem mazime perspieuis ornata. Latus anticum breve, excavatum, rotundatum, postieum 
elongatum, attenuatum. Umbones prominuli, acuti; lunula magna, praelonga, paullo im- 
pressa, obsolete circumscripta. Margo cardinalis incrassatus, in valva dextra dentibus duo- 
bus robustis, divergentibus et rudimento dentis anterioris obsoletissimo munitus. 


Länge 58— 76 Millim., Höhe 45—58 Millim. 

Schale verlängert eiförmig, schwach gewölbt, ungleichseitig, auf der Oberfläche mit 
concentrischen Zuwachsstreifen bedeckt, die an der Hinterseite am stärksten sichtbar sind. Die 
kurze vordere Seite ist unter den Buckeln durch die lange, schwach vertiefte und mit einer 
undeutlichen Linie umchriebene Lunula ausgebuchtet, die Hinterseite aber verlängert und 
durch den ziemlich rasch abfallenden obern Rand verschmälert. Der dicke Schlossrand trägt 
auf der rechten Klappe zwei kräftige divergirende Zähne, so wie eine schwache Andeutung 
eines dritten vordern Schlosszahnes, der von dem nächststehenden durch eine dreieckige 
Grube getrennt wird. Die Muskeleindrücke sind schwach vertieft. 

Unterscheidet sich von Venus truncata Sow. durch die viel flachere Form, die ver- 
schmälerte Hinterseite und die abweichende Streifung. 


Vorkommen: Hofergraben im Gosauthal (selten). 
Sammlung der geologischen Reichsanstalt. 


Cytherea Lamarck. 


Die Trennung der Gattung Oytherea von Venus wird für den Paläontologen stets eine 
künstliche bleiben, die in vielen Fällen ganz der individuellen Ansicht des Beobachters 
anheimgestellt ist. Trotzdem ist es nicht unzweckmässig, 
wenigstens etwas zu sichten und zu gruppiren, alle diejenigen Arten, welche den Lunularzahn 
auf der linken Klappe besitzen, zusammenzufassen und von den echten Venus-Arten mit nur 
drei Schlosszähnen jederseits abzuscheiden. 

Die Kreide weist in allen ihren Abtheilungen Cythereen auf und namentlich ist der 
Grünsand von Blackdown reich an mannichfaltigen und schönen Formen. Die bekannte und 
oftmals missdeutete Venus (Oytherea) plana So w. ist durch ihre Grösse eine der auflallendsten 
Arten; eine sehr nahe stehende, vielleicht nur vicarirende Form von etwas geringeren 
Dimensionen (Venus polymorpha Zitt.) findet sich in den Gosauschichten und ist vielleicht 


um die grosse Masse des Materials 


32 Karl Zittel. [126] 


fe} 


identisch mit der Venus Renauxiana, welche von d’Orbigny im Prodröme von seiner Venus 
plana (nicht zu verwechseln mit Venus plana Sow.) abgeschieden wurde. Die Oytherea plana 
bildet übrigens mit Cytherca lineolata So w., Oyth. (Venus) truncata Sow., Cyth. (Venus) lata 
Röm. u. a. eine sehr natürliche Gruppe, die für die mittlere und obere Kreide charakteristisch 
ist und bis jetzt in der untern Kreide nicht nachgewiesen wurde. Ausser der eben genannten 
Art findet sich in den Gosauschichten eine zweite Form, die in Venus fabaces Röm. in der 
norddeutschen Kreide einen nahestehenden Vertreter findet und als Vorläufer einer Gruppe 
betrachtet werden kann, die in der Tertiärformation nicht selten auftritt. 

Die Cythereen erscheinen mit Sicherheit zum ersten Mal im Lias, nehmen in der Jura-, 
Kreide- und Tertiärformation beständig an Artenzahl zu und bewohnen jetzt in mehr als 


200 Arten vorzugsweise die tropischen Meere. 


Cytherea Hörnesi Zitt. 
Taf. III, Fig. 5 a—d. 


Char. Testa ovato-oblonga, transversa, convexiuscula, inaequilatera, concentrice sulcata, amtice 
brevis, postice satis elongata, utraque extremitate aequaliter obtusa. Lunula ovata, infra 
acuta, laevigata, eircumsceripta. Margo cardinalis erassus in dextra valva dentibus tribus 
divergentibus et fossula horizontal sub lumula posita. 


Länge 16 Millim., Höhe 9 Millim. 

Schale länglich-oval, gewölbt, ungleichseitig, sowohl auf der kurzen Vorder- als auf 
der verlängerten Hinterseite abgerundet. Die Oberfläche ist mit concentrischen Furchen 
bedeckt, zwischen denen sich abgerundete Rippen von etwas grösserer Breite erheben. Die 
glatte, oval-herzförmige unten spitze Lunula ist glatt, wenig vertieft und wird von einer Furche 
umschrieben. Der dicke Schlossrand trägt auf der rechten Klappe drei Zähne und unter der 
Lunula eine horizontale Grube. Die Zähne divergiren unter einander, der grosse hintere 
ist gespalten, die beiden vorderen sind kleiner und stehen nahe beisammen. Das Band liest 
sehr vertieft, so dass es fast verdeckt wird. 

Venus fabacea Röm. (nordd. Kreide t. IX, Fig. 13) unterscheidet sich bei ganz gleieher 
Form und Grösse nur durch die äusserst schmale linearische Lunula. 

Vorkommen: Ziemlich häufig bei Piesting im Scharergraben und am Steinkampel in 
Sandstein, ferner zu Muthmannsdorf und Stollhof in der Neuen Welt. 

Sammlung der geologischen Reichsanstalt. 


Cytherea polymorpha Zitt. 
Taf. III, Fig. 6 a—d. 
Syn. 1850? Venus Renauxiana d’Orb. Prodr. II, p. 194. 


Char. Testa polymorpha, inter formam rotundato-trigonam ad ovato-oblongam varians, com- 
pressiuscula , inaeqwlatera , subtiliter concentrice striata; antice brevis, attenuata, postice 
dilatata, subtruncata. Umbones inflat!, prominuli; lunula ovata, magna, vix impressa et 
obsoletissime eircumseripta. Cardo in dextra valva dentibus tribus divergentibus, quorum 
anteriores approximati fossula lata a posteriore bifido separati sunt; in sinistra dentibus 
tribus cardinalibus, quorum posterior minimus lamelliformis et dente lunulari erasso paullo 
elevato. Sinus pallealis brevis, acutus. 


iX 
3) 


[127] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 
Länge 50—60 Millim., Höhe 45—55 Millim. 


Die häufigen Verdrückungen, welche alle Versteinerungen der Gosauschichten, nament- 
lich aber die Bivalven erleiden, geben dieser Species eine so veränderliche Gestalt, dass die 
Bestimmung nach der äussern Form allein oft ganz unmöglich wird und man die constanten 
Merkmale des Schlosses zu Hilfe nehmen muss. Die schwach gewölbte Schale ist bald von 
rundlich dreieckiger, bald von länglich ovaler Form, sehr ungleichseitig und auf der Ober- 
fläche mit feinen Zuwachsstreifen bedeckt. Die Vorderseite ist verkürzt und unter den Buckeln 
eingebuchtet. Die Hinterseite ist abgestutzt und trägt eine mehr oder weniger deutlich aus- 
geprägte Depression, die von den Buckeln nach dem untern, hintern Rand läuft. Die starken, 
etwas angeschwollenen Buckeln wölben sich über eine grosse, herzförmige Lunula, die kaum 
vertieft ist und durch eine undeutliche Linie begrenzt wird. Das Schloss trägt auf der rechten 
Klappe drei Zähne, von denen der lange schräg nach vorn verlaufende hintere sich spaltet 
und von den zwei kleineren, sehr nahe beisammen stehenden vorderen durch eine tiefe Grube 
getrennt wird. Unter der Lunula befindet sich die längliche, horizontale Furche zur Aufnahme 
des Lunularzahns. Von den drei Schlosszähnen der linken Klappe sind die beiden vorderen 
kräftig, der hintere leistenförmig und sehr dünn. Der dieke konische Lunularzahn tritt nur 
wenig hervor und liegt fast ganz horizontal. Die Muskeleindrücke sind schwach vertieft; die 
Mantelbucht klein und spitz. 

D’Orbigeny beschreibt in der Pal&ontologie francaise (Cret. t. 386. Fig. 1 
Namen Venus plana So w. eine sehr verwandte Muschel, die übrigens von Venus plana Sow. 





3) unter dem 


aus dem Grünsand von Blackdown verschieden ist. Im Prodröme wird jedoch die Venus 
‚plana der Pal&ontologie francaise wieder in drei Species (Venus plana So w., Venus Renauxiana 
und subplana d’Orb.) zerlegt, vermuthlich nur, weil die gleiche Art nicht in drei Etagen 
zugleich vorkommen darf. Da den Namen keine genügende Beschreibungen beigefügt sind, 
so lässt sich die Identität der Venus Renauxiana d’Orb. aus Uchaux mit unserer Art aus der 
Gosau nieht mit Sicherheit bestimmen. — Venus plana Sow. aus Blackdown steht sehr nahe und 
unterscheidet sich nur durch weniger stark hervortretende Buckeln, etwas abweichende Form, 
bedeutendere Grösse und die eigenthümliche Radialstreifung an verwitterten Exemplaren. Das 
Schloss ist vollkommen übereinstimmend. 

Vorkommen: Nicht häufig im Hofergraben, Edelbachgraben, Nefgraben im Gosau- 
thale; Strobel-Weissenbach am Wolfgang See, Piesting in Niederösterreich. 

Sammlung der geologischen Reichsanstalt und des Hof-Mineraliencabinets. 


Circe Schumacher. 


Das Genus Circe wurde von Deshayes nicht anerkannt, weil nach seinen Beobachtungen 
das Thier keine hinreichenden Unterschiede von Cytherea darbietet. Die meisten Uonchylio- 
logen haben es jedoch unbedingt adoptirt und mehrere derselben, wie Woodward, Forbes 
und Hanley, scheiden es sogar ganz aus der Familie der Conchae aus und stellen es neben 
Oyprina und Astarte. Der einfache Manteleindruck, die platte linsenförmige Gestalt, das tief- 
liegende Band und das eigenthümlich gebildete Schloss geben diesen Schalen ein so charak- 
teristisches Gepräge, dass man sie in der That gerne trotz der geringen Verschiedenheit der 
Thiere als eine selbstständige Gruppe zusammenfassen und aus dem Chaos der vielgestaltigen 
Cythereen ausscheiden wird. 


24 Karl Zittel. [128] 


Die Gewässer der tropischen Meere beherbergen gegenwärtig die grösste Anzahl Circe- 
Arten, doch finden sich einzelne auch in gemässigten Klimaten. Die kleine Oirce minima 
Mont. geht sogar bis an die Küsten von Schottland herauf. Fossil wurde das Genus bis jetzt 
nur aus der Tertiärformation angeführt. 

Unter dem Namen Zueina discus machte Mathe&ron (Catalogue systematique p. 144, 
t. 13, fig. 12) eine Muschel bekannt, die sich in grosser Häufigkeit allenthalben in den Gosau- 
schichten wiederfindet. Das Schloss hat übrigens nicht die mindeste Ähnlichkeit mit Zucina 
und eben so verhindert dieses sowohl als der ungebuchtete Manteleindruck eine Eintheilung 
in das Genus Arcopagia, wie es d’Orbigny gethan hatte. 

Ich legte meine Zweifel über die generische Stellung dieser Art Herrn Deshayes in 
Paris vor, der mir auf das zuvorkommendste mittheilte, dass dieselbe „ohne den geringsten 
Zweifel dem grossen Genus (ytherea angehöre, und zwar derjenigen Gruppe, für welche 
Gray das Genus Üirce aufgestellt habe“. 

In der That stimmt die linsenförmige, zusammengedrückte Form, die tiefeingeschnittene 
Bandgrube und der einfache Muskeleindruck vortrefflich mit Oirce überein, während allerdings 
im Schlosse der vordere Lunularzahn und die demselben entsprechende Grube in der rechten 
Klappe fehlt. 

Ausser Üirce diseus findet sich im Gosauthal eine andere, nahe verwandte Form mit con- 
centrischer Streifung, so wie eine dritte Species, deren generische Stellung allerdings noch 
zweifelhaft ist. 

Ferd. Römer beschreibt unter dem Namen Arcopagia Texana eine weitere Art aus der 
Kreide von Texas, die mit irce discus die grösste Übereinstimmung trägt. Der genannte Autor 
drückt bereits seine Zweifel über das Genus Arcopagia aus und weist durch die Abbildung 
einen einfachen Manteleindruck nach, den ich übrigens auch an französischen Exemplaren 
auf das deutlichste ausgeprägt gefunden habe. Ausser diesen genannten Arten kommen noch 
Arcopagia rotundata d’Orb. und Arcopagia depressa Cog. vor, so dass demnach das Genus 
Circe mit sechs Vertretern in der Kreideformation zum ersten Mal auftritt. 


Circe discus Math. sp. 


Taf. III, Fig. 7 a—t. 


Syn. 1842. Lueina diseus Math. Cat syst. p. 144, t. 13, fig. 12. 
1843. Arcopagia nummismalis d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 415, t. 379, fig. 1—5. 


1348. a n Bronn. Ind. pal. I, p. 672. 
1850. = n d’Orb. Prodr. II, p. 194. 
1850. ? + Cenomaniensis d’Orb. Prodr. II, p. 158. 
1861. n nummismalis Gabb. Syn. Moll. p. 99. 


1863. Oirce diseus Desh. in litteris. 


Char. Testa lentieularis compressa, inaequilatera subtortuosa, laevigata, vel tenuiter concentrice 
striata. Latus anticum breve rotundatum, posticum longius, paullo tortuosum, obtusum vel 
obsoletissime truncatum. Umbones minimi, vic marginem superantes, wuncinati, Ligamen- 
tum longum in fossa angusta, profunda, incavata positum. Cardo in utraque valva 
dentibus tribus divergentibus; in dextra dentes anteriores fere paralleli, fossula lata a 
dente posteriore profunde canalieulato bifhdo separati, in sinistra dens medianus latis- 
simus. 


[60] 
L 


[129] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 
Länge 45—64 Millim., Höhe 42—58 Millim. 


Schale linsenförmig, rund, nicht viel länger als hoch, ungleichseitig, stark zusammen- 
gedrückt, auf der Oberfläche fast glatt oder mit sehr feinen concentrischen Streifen bedeckt. 
Die kurze Vorderseite ist nicht im mindesten ausgeschnitten, sondern vollkommen abge- 
rundet, die Hinterseite etwas länger, ebenfalls rund oder auch sehr undeutlich schräg abge- 
stutzt. Auf der rechten Klappe läuft eine äusserst schwache, kaum sichtbare Vertiefung von 
den Buckeln nach dem hintern Rande, die jedoch auf dem Steinkerne deutlich markirt ist. 
Die ganze Hinterseite ist etwas nach der Seite gedreht, wodurch die Schale das Aussehen 
einer Tellina erhält. Die winzig kleinen eingekrümmten Buckeln ragen kaum über den Schloss- 
rand empor und stehen sehr nahe beisammen. Die tiefe Lunula ist so ausserordentlich schmal, 
dass sie nur bei genauer Betrachtung überhaupt sichtbar wird. Das Band liegt in einer tiefen 
schmalen, verlängerten Grube und wird beinahe gänzlich verdeckt. Das eigenthümlich 
gestaltete Schloss trägt auf jeder Klappe drei divergirende Zähne. In der rechten verlaufen die 
beiden vorderen von den Buckeln aus schräg nach vorn, stehen nahezu parallel und sind durch 
eine breite, fast dreieckige Grube von dem schrägen Hinterzahn getrennt, der so stark gefurcht 
ist, dass er zweitheilig wird. In der linken Klappe liegt der bogenförmige Vorderzahn fast 
horizontal, über ihm befindet sich eine Grube; der Mittelzahn ist zusammengesetzt, sehr breit 
und wird von dem schmalen aber scharfen, leistenförmigen Hinterzahn durch eine schmale 
tiefe Grube getrennt. 

Auf den ziemlich häufigen Steinkernen lässt sich der ungebuchtete, schwach vertiefte 
Manteleindruck beobachten; der vordere Muskeleindruck is etwas stärker eingedrückt als der 
kaum sichtbare hintere, vor dem eine schwach erhöhte radiale Kante herabläuft, die der leich- 
ten Vertiefung auf der Schalenoberfläche entspricht. Die ganze Innenseite ist mit Radial- 
linien bedeckt. 

Mathe&ron (Cat. syst. t. 13, fig. 12) beschrieb die vorliegende Art zuerst unter dem 
Namen Lucina discus und gibt eine gelungene Abbildung derselben. Leider ist durch 
einen Druckfehler Fig. 12 der Tafel 13 auf zwei verschiedene Arten bezogen, wodurch 
d’Orbigny veranlasst wurde, ohne alle Berücksichtigung des Textes, in der Pal6on- 
tologie francaise den falschen Namen anzunehmen und unsere Art dadurch mit der Zucina 
nummismalis Math. zu verwechseln, mit der sie nicht die entfernteste Ähnlichkeit besitzt. 
Dieser Irrthum, der sich seitdem eingebürgt hat, wurde durch einen weitern noch vergrössert. 
D’Orbigny stellt nämlich die Mathe&ron’sche Species in das Genus Arcopagia und bildet 
einen Steinkern mit tiefer Mantelbucht ab, deren Vorhandensein vollkommen auf Täuschung 
beruht. Im Übrigen stimmen die Beschreibungen Math&ron’s und d’Orbigny’s recht gut 
mit einander überein und eben so gut mit der in der Gosau so verbreiteten Form, die sich nur 
durch eine etwas geringere Grösse von französischen Exemplaren unterscheidet. Die von 
d’Orbigny unter dem Namen Arcopagia Cenomaniensis abgeschiedene Art scheint mir, nach 
einem vorliegenden Stück zu schliessen, nicht wesentlich verschieden zu sein. 

Ich verdanke Herrn Ph. Math&ron ein Originalexemplar aus der Provence, das mir 
zur Vergleichung eingesendet wurde. 


Vorkommen: Allenthalben häufig wo Gosauschichten auftreten. Im Russbach- und Go- 
sauthal (Stöcklhof, Hochstall, Hofergraben, Hornegg, Tiefengraben, Schrickpalfen, Wegscheid- 
graben, Edelbachgraben, Gschüttpass u. s. w.); bei Piesting, Grünbach und der Klaus unweit 


(Zittel.) 4 


26 Karl Zittel. [130] 


Wiener-Neustadt; in Muthmannsdorf, Stollhof u. a. O. in der Neuen Welt. — In Frankreich 
im Cenomanien von Le Mans, ferner im Turonien von Montrichard (Loire et Cher), Malle 
(Var), Perigueux (Dordogne), Uchaux und Montdragon (Vaucluse) , Martigues etc. 


Circe concentrica Zitt. 


Taf. IV, Fig. 1 a—c. 


Ohar. Testa lentieularis, compressa, subaeqwlatera, eleganter suleis concentricis aequi distanti- 
bus ornata, antice rotundata, postice obsoletissime subtruncata. Umbones minimi vix promi- 
nuli, uncinati, approximati. Ligamentum longum in fossa angusta valde incavata et supra 
acute marginata positum. 


Länge 42 Millim., Höhe 40 Millim. 


Sowohl die äussere Form, als auch die meisten übrigen Merkmale stimmen vollkommen 
mit der vorigen Art überein, so dass nur die Verzierung der Oberfläche durch vertiefte, gleich- 
mässig abstehende concentrische Furchen und die oben scharf begrenzte Bandgrube die freilich 
augenfälligen Unterschiedsmerkmale darbieten. Ich konnte übrigens trotz einer grossen Anzahl 
von Exemplaren niemals Übergänge zur vorigen Art wahrnehmen, und halte die specifische 
Abtrennung daher für gerechtfertigt. 


Vorkommen: Im Russbach- und Gosauthal seltener als Circe discus (Stöcklhof, Hochstall). 
K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Circe dubiosa Zitt. 


Taf. IV, Fig. 2 a—c. 


Char. Testa ovata, multo altior, guam longa, tumida, fere globulosa, laewigata; latus anticum 
mazxime declive, posticum arcuatum. Umbones in parte anteriore positi, incurvi, uncinati. 
Oicatriculae musculares et palleales vix impressae. 


Länge 18 Millim., Höhe 24 Millim. 


Die generische Stellung dieser Muschel ist höchst zweifelhaft, da ihr Erhaltungszustand 
nicht gestattete, ein Schloss zu präpariren. Vorläufig mag sie einiger Analogien mit Circe discus 
halber hierher gerechnet werden. 

Die Form der Schale ist fast genau eiförmig, beinahe doppelt so hoch als lang, am 
untern Theile am längsten, sehr stark gewölbt und sehr fein concentrisch gestreift. Die sehr 
kurze Vorderseite fällt so ausserordentlich steil ab, dass die eingekrümmten, schwach hervor- 
tretenden Buckeln ganz in den vordern Theil der Schale zu liegen kommen. Der hintere 
Rand ist bogenförmig gekrümmt und wohl abgerundet. Unter den Buckeln befindet sich eine 
kleine, aber tiefe Lunula. Die Mantel- und Muskeleindrücke sind so schwach vertieft, dass 
sie an Steinkernen kaum wahrgenommen werden. Die Innenfläche trägt schwach vertiefte 
Radiallinien. 

Venus parva Reuss (non Sow.) ist, wenn nicht dieselbe, doch eine sehr ähnliche Species. 

Vorkommen: Häufig im Nefgraben. 


Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


[131] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 27 


Cyclina Deshayes. 


Unter dem Namen Oyelina trennte Deshayes eine kleine aber scharf umgrenzte Gruppe 
von dem grossen Geschlechte Venus ab, und charakterisirte sie vorzüglich durch die runde 
Form und den breiten Schlossrand mit drei verhältnissmässig kleinen, ungleichen, divergiren- 
den Zähnen. Als Typus des Genus wurde Venus chinensis angenommen, eine Art, die sich 
durch ihre feine Radialstreifung und durch den gekerbten Rand auszeichnet. 

In den Gosauschichten findet sich eine Muschel, die mit dieser in der äussern Form der 
Verzierung der Oberfläche und der Schlossbildung so ausserordentlich übereinstimmt, dass 
sie unzweifelhaft zu Oyclina gerechnet werden muss. Es ist dies demnach die älteste Art eines 
Geschlechtes, das bis jetzt erst in drei lebenden Arten aus den Meeren von China, Indien und 
Senegambien und einer einzigen fossilen aus dem Becken von Bordeaux bekannt war. 


Uyelina primaeva Zitt. 
Taf. IV, Fig. 4 a—d. 

Char. Testa solida, suborbicularis, convexa, subaequilatera, antice paullo brevior , strüs radiatis 
regularibus obsoletissimis ornata. Umbones tumiduli obliqgui lunulam ovatam inconspieue 
circumscriptam superant. Margo cardinalis latus, incerassatus, dentibus tribus divergentibus 
in utraque valva. Dens anterior in dextra mimimus, postieus maximus latus profunde cana- 
lieulatus, dens anterior in sinistra robustus, arcuatus. Margo subtilissime erenulatus; impres- 
siones musculares elevatae. 

Länge 30 Millim., Höhe 34 Millim. 

Die rundliche Schale ist höher als lang, gewölbt, vorn etwas kürzer als hinten, und auf 
der Oberfläche mit feinen Radialrippen versehen, die jedech so schwach erhaben sind, dass 
sie nur an verwitterten Exemplaren sehr deutlich hervortreten, frische Stücke sind beinahe 
glatt. Die Buckeln stehen fast in der Mitte der Schale und krümmen sich schräg nach vorn. 
Die kaum vertiefte Zunula wird durch eine schwach markirte Linie umschrieben. Der 
Schlossrand ist sehr breit und trägt jederseits drei divergirende, unter einander verschiedene 
Zähne. In der rechten Klappe stehen die beiden vorderen nahe beisammen und sind schwä- 
cher als der breite, schräg nach hinten gerichtete, tief gefurchte Hinterzahn; auf der linken 
Klappe ist der starke Vorderzahn bogenförmig gekrümmt, die beiden hinteren sind gerade 
und ziemlich kräftig entwickelt. Hinter dem letzten Zahne jederseits sind die sehr breiten 
Nymphen etwas ausgehöhlt und tragen oben eine schmale Rinne zur Aufnahme des Bandes. 
Der vordere Muskeleindruck liegt, wie bei Trigonia auf einer Erhöhung. Der Rand wird 
durch die Radialrippen sehr fein gekerbt. 

Aus der Kreideformation ist bis jetzt keine ähnliche Form bekannt. 

Vorkommen: Nicht häufig am Gschüttpass, Hofergraben und Tiefengraben im Gosau- 
thal und bei Abtenau. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Dosinia Scopoli. 


Obwohl Deshayes im Trait& el&mentaire das Auftreten des Genus Dosinia erst in die 
Tertiärformation versetzte, so sind mittlerweile doch eine kleine Anzahl von Arten (etwa 
S—10) aus der Kreideformation bekannt geworden. An der Dosinia cretacea Zitt. aus den 

4® 


2 


Karl Zittel. [132] 


28 


Gosauschichten konnte zwar die charakteristische zugespitzte Mantelbucht nicht beobachtet 
werden, allein der ganze Habitus der Schale und das Schloss stimmen vortrefflich mit diesem 
Geschlechte überein. Die Dosinien lieben wie die Cythereen seichte Gewässer mit sandigem 
Boden und sind gegenwärtig in grosser Anzahl in den tropischen Meeren verbreitet. Einige 
wenige Arten finden sich auch an der Küste von Europa. 


Dosinia crelacea Zitt. 
Taf. IV, Fig. 3 a—c. 


Ohar. Testa convexiuscula, suborbieularis, altior guam longa, aeqwilatera, concentrice sulcata. 
Latus anticum paullo incavatum, posticum deelive. Umbones parvi, acuti; lunula cordıfor- 
mis, circumscripta, parum impressa. Margo cardinalis inerassatus, in valva dextra denti- 
bus tribus divergentibus, inaequalibus et fossula horizontali sub lunula posita ad recipiendum 
dentem lunularem alterius valvae; dens posterior canaliculatus. 


Länge 20— 25 Millim., Höhe 24—30 Millim. 


Die fast kreisförmige Schale ist gewölbt, etwas höher als lang, beinahe gleich- 
seitig, hinten ziemlich steil abfallend, abgerundet und vorn unter den Buckeln eingebuchtet. 
Die Oberfläche ist wie bei den meisten Dosinien mit regelmässigen concentrischen Fur- 
chen verziert. Unter den kleinen gekrümmten und zugespitzten Buckeln liegt eine ziem- 
lich grosse, sehr schwach vertiefte, herzförmige Lunula, die von einer Linie umschrieben 
wird. Der Schlossrand ist von bedeutender Dicke und trägt auf der rechten Klappe drei 
divergirende Schlosszähne von verschiedener Stärke; der vorderste unter diesen ist sehr 
klein und dem zweiten sehr genähert; der hintere ist tief gefurcht und stärker als die bei- 
den vorderen. Unter der Lunula ist eine ziemlich lange horizontale Grube, die zur Auf- 
nahme des Lunularzahns der linken Klappe bestimmt ist. Die Mantelbucht konnte ich leider 
an keinem Exemplar beobachten. 

Die vorliegende Form ist durchaus nicht ungewöhnlich in der Kreideformation und es 
gibt sogar mehrere Arten, mit denen man sie bei flüchtiger Betrachtung leicht verwechseln 
könnte. So unterscheidet sich Venus Rhotomagensis d’Orb. (Pal. fr. Cret. t. 355, fig. 1—5) 
nur durch eine längere Form, Venus caperata Sow. (Min. Conch., t. 581, fig. 1) durch grö- 
bere Berippung und Cytherea subrotunda Sow. (in Fitton, Geol. Trans. IV, t. 17, fig. 2) 
durch die flache rundliche Schale und einige Abweichung im Schlosse. 

Die Artemis elegantula Sharpe (Quart. Journ. II, t. XVII, fig. 2) stimmt auffallend 
überein, allein die Oberfläche ist etwas abweichend verziert. 


Vorkommen: Muthmannsdorf in der Neuen Welt, Hofergraben im Gosauthal (selten). 
Hof-Mineraliencabinet und geologische Reichsanstalt: 


10. Familie: CYCLADEA Ferussac. 
Cyrena Lamarck.. 


Für die recenten Arten der Gattung Cyrena lassen sich die vier von Gray vorgeschla- 
genen Unterabtheilungen Velorita, Batissa, Cyrena und Corbieula recht gut durchführen, allein 
sobald man die fossilen Arten mit in Betracht zieht, ergeben sich zahlreiche Übergangs- 


[133] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 29 


formen, zwischen denen eine scharfe Abtrennung unmöglich wird. So bildet Oyrena ambigua 
Lam. den Übergang von Velorita zu Cyrena, und die zahlreichen Cyrenen mit langen leisten- 
förmigen Seitenzähnen schliessen sich unzweifelhaft eng an das Genus Oorbieula Meg. an, 
nur mit dem Unterschiede, dass bei vielen derselben die Seitenzähne ungekerbt sind. Entfernt 
man den Charakter der Kerbung oder Streifung der Seitenzähne aus der Charakteristik von 
Corbieula, so erhält man eine natürliche Gruppe von mässig grossen Formen mit drei Schloss- 
zähnen und zwei sehr verlängerten Seitenzähnen, die bereits im Wealdenthon in einer 
grossen Anzahl von Arten auftreten, welche die weitere Eigenthümlichkeit besitzen, dass 
der dritte Schlosszahn entweder sehr verkümmert ist oder auch ganz fehlt. In der ganzen 
übrigen Kreideformation sind nur Cyrena fossulata Cornuel aus dem Neocom und Üyrena 
cretacea Drescher aus der obern Kreide von Schlesien zu erwähnen. Diese Armuth findet 
übrigens ihre natürliche Erklärung in der Seltenheit von Süsswasserbildungen, denn dass 
das Genus in dem langen Zeitraume während der Bildung der untern und mittlern Kreide 
fortgelebt habe, geht daraus hervor, dass allenthalben, wo sich Brackwasserbildungen zwi- 
schen rein marine Schichten in der alpinen Kreide einschieben, die Corbieula solitaria Zitt. 
in grosser Häufigkeit auftritt. Dieselbe unterscheidet sich von ihren Vorgängern aus dem 
Wealdenthon wesentlich durch das dreizähnige Schloss, und schliesst sich so enge an die 
Formen der untern Tertiärformation an, dass sie von Sowerby sogar mit einer derselben 
verwechselt wurde. 


Cyrena (Corbicula) solitaria Zitt. 
Taf. IV, Fig. 5 ag. 


Syn. 1832. Oyelas cuneiformis Sow. Geol. Trans. III, 2, p. 417 und p. 365. 


Ohar. Testa solida, ovato-trigona, tumida, non valde inaeqwlatera, postice paullo producta, 
attenuata, obtuse angulata, strüs subtilissimis concentricis ornata. Sub umbonbus magnis, 
integris nec erosis lunula lata, cordata, obsoletissime circumseripta posita est. Margo cardı- 
nalis dentibus tribus cardinalibus et duobus lateralibus in utraque valva; cardinales diver- 
gentes, simplices, posteriores religuis paullo tenwiores, laterales anteriores satis robust, fere 
horizontales, postici multo longiores. Nymphae minimae. Impressio pallealis ad eieatricu- 
lam muscularem posteriorem paullo emarginata. 


Länge 25—40 Millim.,, Höhe 20—32 Millim. 


Die hochgewölbte dicke Schale ist oval-dreieckig oder auch herzförmig-dreieckig, nicht 
sehr ungleichseitig, vorn abgerundet, hinten etwas verlängert und stark verschmälert, bald 
spitzwinkelig abgestutzt, bald mehr abgerundet. Auf der glänzenden Oberfläche befinden 
sich sehr feine, concentrische Zuwachsstreifen. Die Buckeln sind niemals corrodirt, sondern 
ziemlich spitz und stark angeschwollen und wölben sich über eine breite herzförmige, äus- 
serst schwach begrenzte Lunula. Das Schloss wird jederseits aus drei Schloss- und zwei Sei- 
tenzähnen gebildet, von denen die einfachen ersteren beinahe gleichmässig von einander ent- 
fernt stehen und von der Spitze aus divergiren; der hinterste derselben ist etwas schwächer 
als die beiden anderen. Von den Seitenzähnen läuft der kräftige vordere fast horizontal, der 
weit längere hintere dagegen dem obern Rande parallel; sie scheinen ungekerbt zu sein. 
Die Bandnymphen sind sehr schwach, der Muskeleindruck hinten mit einer schwachen Ein- 
biegung versehen. 


0 Karl Zittel. [134] 


Sowerby verwechselte die vorliegende Art mit der Oyrena cuneiformis Lam., ein Irr- 
thum, der sehr verzeihlich ist, wenn man die häufig vorkommenden Verdrückungen und die 
daraus entstehenden Unregelmässigkeiten der Form berücksichtigt. Übrigens ist Oyrena 
cumeiformis Lam. aus der untern Eocänbildung eine sehr nahe stehende Species, die sich nur 
durch die längere dreieckige Gestalt, die stärker gestreifte Oberfläche und die starken Nym- 
phen des vertieften Bandes unterscheidet. Oyrena subarata Schloth. weicht bei vollkommen 
gleicher äusserer Form nur durch einige Verschiedenheit im Schlosse und die stark gestreifte 
Oberfläche ab. 

In der Kreideformation ist bis jetzt keine analoge Form bekannt geworden, denn die 
zahlreichen Arten aus dem Wealdenthon unterscheiden sich fast alle durch das zweizähnige 
Schloss. 


Vorkommen: Thiersen in Tirol; Billmannsgraben am St. Wolfgang-See häufig; ferner 
in brackischen Schichten zwischen den Kohlenflötzen an zahlreichen Orten der Neuen Welt, 
wie Dreystätten, Stollhof, Frankenhof, Felbering, Mayersdorf, dann bei Grünbach und der 
Klaus unfern Wiener-Neustadt. 


Cyclas Brug. 


Im Wealdenthon tritt das Genus Oyelas zum ersten Male mit Sicherheit auf, und zwar 
mit etwa 10 Arten, von denen vier auf Norddeutschland kommen. Bei dem Mangel an Süss- 
wasserbildungen in der Kreideformation waren bisher bis zum Beginn der Eocänepoche 
keine weiteren Vertreter dieses Geschlechtes bekannt. Diese weite Lücke wird wenigstens 
einigermassen ausgefüllt durch die beiden Arten aus den Süsswasserschichten der Gosau- 
bildungen, die vorzüglich in dem unmittelbar Hangenden und Liegenden der Kohlenflötze 
von Grünbach und der Neuen Welt in zahlloser Menge vorkommen. In allen jüngeren 
Schichten sind Oyelas-Arten mehr oder weniger verbreitet, und gegenwärtig leben ungefähr 
30 Species, die sich auf Europa, Afrika und Amerika vertheilen. 


Cyclas gregaria Zitt. 
Taf. IV, Fig. 7 a, b. 


Syn. 1832. Cyelas Murch. & Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 366. 


Char. Testa minima, temus, ovato-transversa, inaequilatera, antice brevis, rotundata, postice 
elongata, truncata, laevigata et suleis concentrieis irregularibus ormata. Umbones obtust, 

vix prominub. 

Länge 6:5-—10 Millim., Höhe 4:6—5 Millim. 

Die kleine, sehr dünne Schale ist quer eiförmig, verlängert, ungleichseitig, vorn zien- 
lich kurz, abgerundet, hinten verlängert und fast gerade abgestutzt. Die glatte Oberfläche 
trägt eine grosse Anzahl schwach vertiefter Furchen, die unten am breitesten sind und gegen 
die kaum hervorragenden stumpfen Buckeln dichter stehen. Die Schalen liegen meist in 
grosser Anzahl in einem schwarzen Schiefer und sind beinahe immer so zusammengedrückt, 
dass man nur in seltenen Fällen noch Exemplare findet, die ihre ursprüngliche Wölbung 
bewahrt haben. Das Schloss konnte ich bis jetzt niemals beobachten. 

Oyelas elongata Sow. (Geol. Trans. IV, t. 21, fig. 9) aus dem Wealdenthon ist zum Ver- 
wechseln ähnlich und nur durch die etwas schwächer gefurchte Oberfläche zu unterscheiden. 


[135] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 31 


Freilich ist der Erhaltungszustand für die zarten, dünnen Schalen des Genus Cyclas meist ein 
so ungünstiger, dass die Merkmale, die sonst bei vollkommener erhaltenen Exemplaren die 
Species bestimmen, grösstentheils fehlen und die äussere Form allein als Maassstab zur Ver- 
gleichung zweier vielleicht sehr verschiedener Arten übrig bleibt. 

Vorkommen: Findet sich zu Millionen mit Boysia Reussi Stol., Melanopsis granu- 
lato-cineta Stol. und anderen Süsswasserschnecken in den schwarzen Schieferthonen, welche 
die Kohlenflötze von Grünbach, Mayersdorf, Felbering, Dreystätten u. s. w. in Nieder-Öster- 
reich begleiten. Sie erfüllt gewöhnlich ganze Schieferschichten,, die von den Bergleuten 
Schneckensteine genannt werden. Vom Schwarzenbach am Wolfgangsee liegen ebenfalls 
einige Stücke vor. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Cyclas ambiguea Zitt. 


Taf. IV, Fig. 6. 

Ohar. Testa elongata, transversa, subaequilatera, antice rotundata, postice obtusa vel truncata, 
sulers profundis concentrieis ornata. 
Länge 12 Millim., Höhe 7 Millim. 


Die Schale ist zusammengedrückt, gewöhnlich von quer verlängerter oder auch eiför- 
miger Gestalt, vorn abgerundet und ziemlich kurz, hinten entweder stumpf oder schräg 
abgestutzt. Auf der Oberfläche befinden sich wenig zahlreiche stark vertiefte, breite, con- 
centrische Furchen. 

Erfüllt wie die vorige Art ganze Schichten zwischen den Kohlenflötzen, scheint jedoch 
nur selten mit der andern gemeinschaftlich vorzukommen. Ihre Häufigkeit und geologische 
Wichtigkeit gibt ihr ein Recht hier angeführt zu werden, obwohl die zoologische Bestim- 
mung äusserst schwankend ist. 


Vorkommen: Grünbach und Klaus bei Wiener-Neustadt. 
Hof-Mineraliencabinet. 


11. Familie: CARDIACEA Lamarck. 
Uypricardia Lamarck. 


Die Anzahl der Cypricardien aus der Kreideformation ist sehr beschränkt, und wenn 
wir nur die typische lang gestreckte Form mit glatter oder concentrisch gefurchter Ober- 
fläche und fast endständigen Buckeln betrachten, so sind höchstens 2—3 Arten anzuführen. 
Deshayes und sämmtliche Autoren nach ihm rechnen jedoch hierher eine eigenthümliche 
Gruppe von Formen, die vorzüglich in der Juraformation verbreitet ist und in der Oypri- 
cardia cordiformis Desh. aus dem untern Oolith von Bayeux ihren bekanntesten Vertreter 
findet. In der Kreideformation kommen ebenfalls mehrere hierher gehörige Formen vor, 
deren generischer Charakter freilich verkannt wurde. Durch zahlreiche Präparate konnte ich 
mich von der Zusammengehöriekeit der Oypricardia testacea n.sp. aus der Gosau sowohl mit 
der jurassischen Gruppe als auch mit den unter den Namen: Orassatella tricarinata, trape- 
zoidalis Röm., protracta Reuss, parallela Alth und Oypricardia Texana F. Röm. bekann- 


39 Karl Zittel. [136] 


ten Arten überzeugen. Diese letzteren gehören alle der obern Kreide an und zeigen viele 
Übereinstimmung unter einander. 

Das Schloss dieser eigenthümlich gestalteten Arten mit einer oder mehreren Kanten auf 
der Hinterseite weicht von den übrigen COypricardien nicht unbedeutend ab, und steht eigent- 
lich Cyprina eben so nahe wie Oypricardia. Eine Abtrennung derselben in ein Subgenus 
erschiene daher nicht unzweckmässig. 

Aus jüngeren Schichten als die der Kreide sind keine hierhergehörigen Formen hekannt. 


Cypricardia testacea Zitt. 
Taf. IV, Fig. 8 a—f. 


Char. Testa ovato-transversa, trapezoidalis, tumida, inaequilatera, postice carinata, laevigata 
vel subtilissime concentrice striata. Latus anticum breve, incavatum, rotundatum, posticum 
elongatum, oblique truncatum et angulo ab umbonibus oriente et ad marginem poste- 
riorem directo ornatum. Lunula satis profunda, non vero circumscripta sub umbonibus pro- 
minentibus, incurvis, approximatis posita. Anus incavatus, ligamentum angustum. Cardo in 
dextra valnula dentibus tribus cardinalibus, quorum anterior lunularis maximus, posterio- 
res obligui fere paralleli et dente robusto laterali munitus, in sinistra bidentatus, dente ante- 
riore permagno. 

Länge 24 Millim., Höhe 20 Millim. 

Schale quer -eiförmig, trapezoidal, stark gewölbt, ungleichseitig, glatt oder mit feinen 
concentrischen Zuwachsstreifen bedeckt. Die Vorderseite ist kurz, durch die kleme aber 
ziemlich tiefe, unbegrenzte Lunula etwas ausgeschnitten und verschmälert. Auf der verlän- 
gerten, schräg abgestutzten Hinterseite läuft von den Buckeln eine Kante nach dem hintern 
Winkel des untern Randes und schneidet dadurch ein hinteres, etwas concaves Feld ab. Das 
sogenannte Schildfeld ist von diesem wieder durch eine Kante getrennt und vertieft. Das 
Band, das an wohlerhaltenen Exemplaren zuweilen noch beobachtet werdeu kann, ist ziem- 
lich lang und schmal. Das Schloss weicht etwas von der gewöhnlichen Cypricardienform ab. 
Auf der rechten Schale befinden sich drei Schlosszähne, von denen der vordere unter der 
Lunula gelegene sehr stark vortritt und etwas bogenförmig gekrümmt ist, aber fast horizontal 
steht; die beiden hinteren sind sehr genähert, gehen schräg nach vorn in beinahe paralleler 
Richtung, der hintere Seitenzahn ist lang und ausserordentlich kräftig. Auf der linken 
Klappe befinden sich ebenfalls drei Schlosszähne, von denen der vordere horizontal steht, 
der zweite sich durch seine breite konische Form auszeichnet und der dritte nur als schmale 
Leiste auftritt. Der hintere Seitenzahn ist auch hier wohl entwickelt. Die Muskel- und Man- 
teleindrücke sind ausserordentlich schwach, so dass sie nur sehr schwer an Steinkernen 
wahrgenommen werden können. 

Unter den Namen Orassatella tricarinata und Crassatella trapezordalis beschrieb F. A. 
Roemer (Nord. Kr. p. 74, t. IX, fig. 22, 23) zuerst zwei Bivalven, deren abweichende Form 
schon an und für sich erkennen liess, dass sie nicht in dieses Genus gehören können. Sie 
wurden in der Folge auch von verschiedenen Autoren bald zu Uyprina, bald zu Cypricardia 
gerechnet, allein eine sichere Bestimmung war bei dem schlechten Erhaltungszustande nicht 
möglich. Ryekholt war der Erste. der eine besser erhaltene Art aus dieser Gruppe unter 
dem Namen Trapezüuum Archiacianum (Ryekholt Mel. pal. I, p. 136, t. XIV, fig. 11, 12) 
beschrieb und dieselbe in das Genus Cypricardia Lam. (Trapezium Meg.) eintheilte. 


[137] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 33 


os 


Die gegenwärtige Art lässt sich leicht von den bisher beschriebenen unterscheiden, 
steht jedoch der in Nagorzany häufigen und von Kner zu Ürassatella tricarinata Roem. 
gerechneten Form ziemlich nahe, obwohl der günstige Erhaltungszustand unsern Exemplaren 
allerdings ein abweichendes Aussehen gibt. 

Vorkommen: Im Gosauthal (Hofergraben, Wegscheidgraben , Stöcklwald ete.), 
Muthmannsdorf, Stollhof, Netting u. a. O. in der Neuen Welt ziemlich häufig. 

Geologische Reichsanstalt und Hof-Mineraliencabinet. 


Cyprina Lamarck. 


In den nordischen Meeren findet sich een Tage der einzige Vertreter eines Geschlechtes, 
das in frühern Perioden weit verbreitet war und offenbar auch in tropischen Klimaten gün- 
stige Lebensbedingungen fand. Die Kreideformation ist entschieden am reichsten an 
Oyprina-Arten und der Gipfelpunkt dieses Genus kann in die obere und mittlere Abthei- 
lung dieser Formation verlegt werden. Der Grünsand von Blackdown und das Cenomanien 
von Le Mans haben prachtvolle Arten geliefert, die eine Zierde der Sammlungen bilden. An 
anderen Orten, wo die Bedingungen zur Erhaltung der Schale weniger günstig waren, deuten 
zahlreiche Steinkerne die Existenz früher verbreiteter Arten an, geben aber freilich nur eine 
unvollständige Idee der umhüllenden Schalen. Ein grosser Theil der bis jetzt bekannten 
Oyprinen sind solche Steinkerne, an denen es nicht gelang die Form des Schlosses genau 
zu bestimmen. Identificationen auf Grund solcher mangelhaft erhaltener Dinge vorzunehmen, 
erscheint mir unstatthaft und kann nur dazu dienen die bereits bestehende Verwirrung in der 
Synonymik zu vermehren. 

Aus den Gosauschichten sind drei bestimmbare Arten bekannt, die in ihrer Schloss- 
bildung grosse Übereinstimmung unter einander zeigen, sich aber gerade hierdurch von den 
meisten bisher beschriebenen Cyprinen aus der Kreide unterscheiden. Die beiden grösseren 
von diesen: (yprina bifida und crassidentata, weichen ihrer äussern Form nach wenig von den 
typischen Formen, wie Uyprina angulata Sow., O. rostrata Sow., Oyprina Ervyensis Orb. 
etc. ab, sind jedoch anderwärts bis jetzt nicht nachgewiesen, eben so wenig wie die dritte 
kleinere Oyprina cycladiformis Zitt., die als Seltenheit im Gosauthale gefunden wird. 

Gabb führt in seinem Katalog der Kreide-Mollusken 32 Species auf, unter denen sich 
freilich alle im d’Orbigny’schen Prodröme erwähnten und theilweise noch unbeschriebenen 
Arten befinden. Sämmtliche Oyprinen aller übrigen Formationen zusammengenommen 
erreichen diese Zahl nicht. 


Cyprina bifida Zitt. 


. Taf. V, Fig. 1 a—e. 


Char. Testa oblonga, convexa, subaequilatera, laevigata vel strüs concentrieis et in aetate Juve- 
nili strüs radiatis ornata. Latus anticum rotundatum, paullo angustatum, postieum elonga- 
tum. Umbones valde inflati, oppositi, fere mediani; humula profunda, excavata, non vero 
limitata. Cardo in dextra valva tridentatus, dens anterior elongatus erassus , posteriores 
lamelliformes valde approximati unicum dentem bifidum simulantes; dens lateralis posterior 
elongatus robustus. 


Länge 60—80 Millim., Höhe 50—65 Millim. 


(Zittel.) 


4 Karl Zittel. [138] 


Die Schale ist länglich-eiförmig, ziemlich stark gewölbt, nicht sehr ungleichseitig, auf 
der Oberfläche mit feinen concentrischen Streifen bedeckt, zuweilen auch fast ganz glatt; an 
jungen Exemplaren lässt sich ausserdem eine feine Radialstreifung wahrnehmen, die jedoch 
später eänzlich zu verschwinden scheint. Die kürzere und verschmälerte Vorderseite ist 
wohl abgerundet, die Hinterseite verlängert und entweder gerundet oder schräg abgestutzt. 
Die stark angeschwollenen Buckeln krümmen sich nach einwärts, sind sehr genähert und fast 
mittelständig; unter ihnen liegt eine vertiefte Lunula, die jedoch durch keine Linie oder 
Erhöhung begrenzt ist. Auf dem verhältnissmässig schwachen Schlossrand stehen auf der 
rechten Klappe drei Schlosszähne, von denen der vordere, unter der Lunula gelegene 
parallel dem Schlossrande läuft und hinten®durch eine konische Erhebung abgeschlos- 
sen wird; hinter demselben befindet sich eine tiefe Grube. Die beiden hinteren Zähne sind 
schräg nach vorn gerichtet, oben etwas umgebogen, leistenförmig und nur durch eine schmale 
Furche getrennt, so dass sie fast wie ein einziger gespaltener Zahn aussehen. Der hintere 
Seitenzahn ist verlängert und sehr kräftig entwickelt. Auf der linken Klappe ist der vordere 
Schlosszahn sehr gross, der hintere weit schwächer, der hintere Seitenzahn aber ebenfalls 
sehr kräftig. Das Band wird von breiten, zuweilen hervorragenden Nymphen getragen. Die 
Muskeleindriücke sind mässig vertieft und dem Rande ziemlich genähert. 

Die zahlreichen Oyprina-Arten der Kreideformation zeigen in ihrer äussern Form eine 
so grosse Einförmigkeit und Übereinstimmung, dass sie in vielen Fällen nur durch die, 
Verschiedenheit des Schlosses mit Sicherheit bestimmt werden können. Nicht immer ist es 
aber leicht, Präparate derselben herzustellen und von vielen Arten ist das Schloss überhaupt 
nicht bekannt. Die eben beschriebene Species, die in ihrer äussern Form sehr an Uyprina 
Erxyensis d’Orb. erinnert, weicht von allen bekannten Kreidearten ab durch die verhältniss- 
mässig schwachen nahestehenden und lamellenartigen hinteren Schlosszähne, die fast das Aus- 
sehen eines einzigen gespaltenen Zahnes haben. Dieselbe Eigenthümlichkeit, wenn auch 
weniger ausgesprochen, findet sich übrigens auch bei mehreren typischen Oyprina-Arten, 
namentlich bei Cyprina scutellaria Lam. und selbst bei Oyprina Islandica Lam. 

Vorkommen: Am Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See in einem dunkelgefärbten 


harten Mergelkalk (häufig). — Hofergraben im Gosauthal (selten). 
K.k. geologische Reichsanstalt. 


Cyprina crassidentata Zitt. 


Taf. V, Fig. 2 a—c. 


Char. Testa oblonga, subquadrata, convexa, valde inaequilatera, concentrice striata. Latus antı- 
cum declive, incavatum, rotundatum, postieum elongatum, oblique &runcatum. Umbones 
inflati, in parte anteriore positi; lunula profunda, brevis. Margo cardinalıs incrassatus 
dentibus trıbus cardinahbus in valva dextra munitus, quorum anterior sub lunula positus, 
compositus, elongatus, posteriores paralleli, approximati, obliqw, robust. Dens lateralis 


posterior elongatus, erassus. 


Länge 70—75 Millim., Höhe 55—65 Millim. 


Schale quer verlängert, vierseitig, stark gewölbt, auf der Oberfläche eoncentrisch ge- 


streift. Die Vorderseite fällt steil ab, so dass die stark angeschwollenen nach vorn gerichteten 


[139] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 35 


Buckeln zuweilen in den vordersten Theil der Schale zu liegen kommen; unter den Buckeln 
ist sie durch die zwar kleine, aber stark vertiefte Lunula eingebuchtet und unten abgerundet. 
Die Hinterseite ist verlängert und schräg abgestutzt; von den Buckeln zieht sich eine mehr 
oder minder ausgeprägte Depression nach dem untern Rand herab, die besonders an Stein- 
kernen deutlich hervortritt. Der Schlossrand ist viel dicker, als in der vorigen Species und die 
Zähne, die so ziemlich die gleiche Stellung haben, unterscheiden sich ebenfalls durch ihre 
bedeutendere Stärke und Dicke. Der verlängerte, dem Schlossrand parallele Vorderzahn der 
rechten Klappe endigt mit einer konischen Erhöhung, hinter der sich eine stark vertiefte 
Grube befindet; die beiden hinteren, schrägen Schlosszähne, so wie der verlängerte hintere 
Seitenzahn sind sehr stark entwickelt. 

Steht der vorhergehenden Art in der Bildung des Schlosses sehr nahe, so dass man 
bei den häufig vorkommenden Verdrückungen, die das Bestimmen der Bivalven in hohem 
Grade erschweren, leicht vermuthen könnte, dass beide Arten zusammen gehören. Ich konnte 
mich jedoch an einer grossen Anzahl von Exemplaren der verschiedensten Altersstufen über- 
zeugen, dass die Oyprina bifida in der That immer eine verschiedene Form mit fast mittel- 
ständigen Buckeln besitzt, während sich Oyprina crassidentata bei einer vorn steil abfallen- 
den Form durch einen diekern Schlossrand und stärkere Zähne unterscheidet. 

Die Steinkerne dieser Art finden sich nicht selten im Gosauthal und lassen sich mit 
Sicherheit als hierhergehörig bestimmen. 


Vorkommen: Strobel-Weissenbach, St. Wolfgang. — Gosauthal. 


Cyprina cycladiformis Zitt. 
Taf. V, Fig. 3 a—c. 


Char. Teste parva, oblonga, eycladıformis, tumida, inaeguilatera, laevigata, ‚antice posticeque 
rotundata. Umbones parvi, vix prominentes lunulam paullo profundam , illimitatam supe- 
rant. Oardo in dextra valva dentibus cardinalibus tribus, quorum anterior lunularis eras- 
sus fere horizontalis, posteriores valde approximati obliqui, paralleli; lateralis posterior 
robustus. 


Länge 20 Millim., Höhe 16 Millim. 


Die kleine Schale ist länglich-rund, etwa von der Form der Cyelas rivicola, stark ge- 
wölbt, ungleichseitig, vorn und hinten gleichmässig abgerundet. Die Oberfläche ist beinahe 
glatt oder nur mit schwachen Zuwachsstreifen verziert. Die Buckeln sind verhältnissmässig 
sehr klein und ragen nur ganz schwach hervor; die darunter liegende Lunula ist kaum ver- 
tieft und durch keine Linie begrenzt. Der dicke Schlossrand trägt auf der rechten Klappe 
drei Schloss- und einen starken hintern Seitenzahn; von den ersten liegt der vordere fast 
horizontal unter der Lunula, die beiden andern sind schräg nach vorn gerichtet, sehr ge- 
nähert und parallel. 

Unter den bekannten Oyprina-Arten ist die vorliegende eine der kleinsten, sie schliesst 
sich ihrer Schlossbildung nach genau an die beiden vorhergehenden an, unterscheidet sich 
aber wesentlich durch ihre äussere Form. Die Cyprina regularis d’Orb. (Pal. fr. Oret. t. 272, 
fig. 3, 4) kommt ihr einigermassen nahe, unterscheidet sich aber durch die schräg abge- 
stutzte Hinterseite. Die von Prof. Reuss und Geinitz abgebildete Venus parva Sow. 


5® 


36 Karl Zittel. [140] 


besitzt ebenfalls Ähnlichkeit, doch ist eine Vergleichung mit diesen schlecht erhaltenen 
Steinkernen nicht leicht möglich. 


Vorkommen: Nefgraben (Gosau), Strobel-Weissenbach als Steinkern. 
k. k. Geologische Reichs-Anstalt. 


Isocardia Lamarck. 


Die Schichten der sogenannten Gosaukreide enthalten nur eine einzige Art aus dem 
Genus Isocardia, die schon im Jahre 1852 von Murchison und Sedgwick erwähnt, 
jedoch nicht näher bezeichnet wurde. Sie steht an Grösse und Gestalt den meisten 
Arten aus der Kreideformation nahe, ohne sich jedoch mit einer derselben vereinigen zu 
lassen und ist charakterisirt durch die zwei schwachen Kanten und die ebene Fläche auf 
der Hinterseite. 

Die Isocardien finden sich schon in Paläozoischen Schichten, nehmen in der Jura- 
formation an Arten zu und erreichen in der Kreideformation das Maximum ihrer Ent- 
wickelung. 

Deshayes führt daraus 18 Arten auf, während der Katalog von Gabb bereits 26 
erwähnt. In der Tertiärformation ist die Anzahl der Arten wieder etwas beschränkter und unter 
den fünf Arten, die Reeve aus den heutigen Meeren beschreibt, bewohnen drei die tropi- 
schen Meere, während sich die beiden andern, worunter die bekannte /socardia cor Linn., in 
den europäischen Gewässern befinden. 


Zsocardia planidorsata Zitt. 
Taf. V, Fig. 4 a—e. 


Syn. 1822. Isocardia Sow. Geol. Trans. II, 2, p. 417. 


Ohar. Testa alta, ovato-rhombordalis, tumida, obsolete biangulata, laevigata, antice brenis, valde 
excavata, sub umbonibus obsoletissime angulata, postice arcuata, deelivis, angulata. Ad an- 
gulum area dorsalis plana, satis lata et in medio impressa posita est. Umbones acuti, 
incurvi, medioeriter inflati lunulam magnam illimitatam superant. Margo cardinalis angu- 
stus, in utraque valva bidentatus. 

Höhe 35—40 Millim., Länge 30—35 Millim. 

Die Schale ist etwas höher als lang, rhombisch-eiförmig, sehr ungleichseitig, glatt oder 
sehr fein concentrisch gestreift und mit zwei ungleichen schwachen Kanten versehen. Die 
steile und kurze Vorderseite wird durch die grosse, verhältnissmässig aber wenig vertiefte 
Lunula stark eingebuchtet und durch eine undeutliche, sehr schwache Kante von der erhöhten 
Mitte getrennt. Auf der anfänglich bogenförmig zulaufenden, dann fast gerade abfallenden, 
sehr steilen Hinterseite ist eine deutliche Kante, die von den Buckeln gegen den unteren 
Rand läuft, dort einen Winkel mit dem Hinterrand bildet und eine ziemlich breite, flache, in 
der Mitte etwas eingedrückte Ebene abschneidet. Die Buckeln sind verhältnissmässig schwach 
angeschwollen, spitz, nach aussen gewendet und eingerollt. Das Schloss ist vollkommen 
normal; auf dem schmalen Schlossrande befinden sich auf der rechten Klappe zwei Zähne, 
von denen der vordere, kräftigere eine kegelförmige Gestalt besitzt, während der hintere sehr 
schräg stehende lamellenförmig ist. Auf der linken Klappe tritt der sehr grosse und lange 


[141] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 37 


horizontale Vorderzahn mit seiner Vertiefung an der Unterseite stark hervor und ist durch 
eine längliche Grube von dem schmälern hintern Zahn getrennt. 

Der günstige Erhaltungszustand der Versteinerungen aus den Gosauschichten macht 
zwar eine genaue Bestimmung ihrer Charaktere möglich, allein die Vergleichung mit den 
bisher bekannten Formen aus der Kreide, die alle nur nach Steinkernen beschrieben wurden, 
ist gerade desshalb ziemlich schwierig und unsicher. Übrigens unterscheiden sich die Stein- 
kerne der vorliegenden Art von denen der nahe verwandten Isocardia Ataxensis d’Orb. 
(Isocardia longirostris Röm.) durch ihre etwas abweichende äussere Form. 

Vorkommen: Im Gosauthal, ferner bei Muthmannsdorf und Stollhof in der Neuen 
Welt. 


K. k. geologische Reichsanstalt und Hof-Mineraliencabinet. 


Cardium Linne. 


Von den sechs Oardium-Arten, die in den Gosaubildungen vorkommen, sind drei: Cardi- 
num productum Sow., Cardium Otto Gein. und Cardium (Protocardia) hillanum Sow. 
bereits bekannt. Die erste und letzte Species können in hohem Masse als Leitmuscheln der 
obern Kreide angesehen werden, und stehen sowohl, was verticale als horizontale Verbreitung 
betrifft, kaum einer andern Kreideart nach. Cardium produetum bildet mit einigen Verwand- 
ten (wie (©. alutaceum, Carolinum, Moutonianum u.a.) eine Gruppe, die für die mittlere und obere 
Kreide höchst bezeichnend ist, übrigens nur kurze Lebensdauer gehabt zu haben scheint; denn 
wir sehen sie erst in der mittlern Kreide beginnen und in den obersten Senonschichten 
wieder aussterben. In Eocänablagerungen ist keine nurim entferntesten ähnliche Form zu finden, 
und wenn unter den lebenden Arten €. orbita Brod. und (©. consors Brod. einige Ähnlichkeit 
besitzen, so beruht dieselbe doch nur auf sehr oberflächlichen Merkmalen. Die beiden neuen 
Arten 0. Gosaviense und (0. Reussi, von denen die erstere auf die westlichen, die andere auf 
die östlichen Localitäten der alpinen Kreide beschränkt ist, haben mehrere ähnliche Formen 
unter den von d’Orbigny beschriebenen Cardien, doch ist auch für diese kaum ein 
lebender Repräsentant zu finden! Anders verhält es sich mit Cardium Ottoi Gein., das 
sowohl in der Kreide, als in allen Tertiärbildungen zahlreiche Verwandte besitzt, und noch 
heute durch eine ziemlich grosse Gruppe von Arten vertreten ist, die besonders in den Meeren 
der gemässigten Zone vorkommen und unter denen (€. exiguum G mel., (€. rubrum Mont. und 
‚Fasciatum Mont. zu den bekanntesten gehören. 

Die Sippe Protocardia, die bekanntlich im Lias beginnt, in der Kreide die stärkste Ent- 
wickelung findet und in der obern Eocänformation ausstirbt, ist durch zwei Arten vertreten, 
von denen die eine, O. hillanım Sow., wegen ihrer weiten Verbreitung auch in aussereuropäl- 
schen Ländern bemerkenswerth ist. Die andere Art: ©. Petersi Zitt., ist bis jetzt nur aus dem 
Gosauthale bekannt und zeichnet sich durch Grösse und tiefe concentrische Furchen auf der 


Oberfläche aus. 


Cardium productum Sow. 
Taf. VI, Big. 1 a—f. 
Syn. 1799. Cardium. Faujas Hist. de la Mont. St. Pierre pl. 28, fig. 9. 


1832. productum Sow. Trans. Geol. Soe. III, 2. p. 417, pl. 39, fig. 15. 
1837. a Fuajasöi Desm. Mus. Burdig. 

1837. bispinosum Dujard. M&m. Soc. Geol. t. II, p. 223, pl. 15, fig. 7. 
1863. 3 Ottoi Drescher. Zeitschr. d. geol. Ges. XV, p. 347, t. IX, fig. 15 


38 Karl Zittel. [142] 


18402 Cardium asperum Goldf. Petr. Germ. II, p. 221, t. 144, fig. 8 a, b. 


1841. e bispinosum Röm. Nord. Kr. p. 71. 

1842. a guttiferum Math. Cat. meth. p. 156, pl. 18, fie. 1, 2. 
1837. = Goldfuss! Math. Cat. meth. p. 156, pl. 17, fig. 5, 6. 
1843. n produetum d’Orb. Pal. Fr. Cret. III, p. 31, pl. 247. 
1844. - alternans Reuss. geogn. Skizze, p. 196. 

1845. = - Reuss Böhm. Kr. II, p. 1, t. 35, fig. 15, 16. 
1845. 5 intermedium Reuss. Böhm. Kr. II, p.1, t. 40, fig. 13. 
1848. a1 produetum Br. Index pal. p. 235. 

1549. n = Gein. Quaders. und Kr. Deutschl. p. 154. 
1850. s Faujasii d’Orb. Prodr. II, p. 241. 

1850. n guttiferum d’Orb. Prodr. II, p. 195. 

1850. m bispinosum d’Orb. Prodr. II, p. 195. 

1850. rn productum d’Orb. Prodr. II, p. 162. 

1563. n n Drescher. Zeitschr. d. geol. Ges. XV, p. 340. 


Char. Testa ovata, alta, producta, valde convexa, inaequwilatere, antice declivis, postice paullo 
dilatata, radiatim costata et sulcata. Oostae inermes, sulci squamulis asperis seriatim dispo- 
sitis muniti. Series squamosae inaequaliter elevatae, alternantes. Umbones valde inflati, 
ineurvi, oppositi. Margo cardinalis incrassatus, valva dextra dentibus duobus inaequalibus 
cardinalibus et duobus lateralibus robustis; sinistra unidentata, dens lateralis anterior po- 
stico major; margo dentieulatus. 

Länge 35—60 Millim., Höhe 50—100 Millim. 

Schale oval-herzförmig,, sehr viel höher als lang, diek, sehr stark gewölbt und 
ungleichseitig. Die kurze Vorderseite fällt steil ab, während sich die Hinterseite hinter den 
Buckeln etwas ausbreitet, wodurch die ganze Form der Schale beinahe oval-viereckig wird. 
Die Oberfläche ist mit einer grossen Anzahl Radialrippen versehen, zwischen denen sich 
etwas schmälere oder gleichbreite Furchen befinden, die in regelmässigen Abständen erhabene, 
mehr oder weniger scharfe, dachziegelförmige Schuppen tragen. Diese Reihen von Schuppen 
sind von verschiedener Stärke, gewöhnlich folgt auf zwei schwächere eine stark hervortre- 
tende Reihe, doch ist diese Regel keineswegs constant. Diese Verzierung ist jedoch nur in 
seltenen Fällen an Exemplaren aus der Gosau vollständig erhalten; meistens sind die Schup- 
pen so stark abgerieben, dass sie wie runde Körner aussehen, oder aber sie sind gänzlich 
abgestossen, so dass man nur noch ihre Ansatzstellen erkennen kann. Die stark angeschwol- 
lenen eingekrümmten Buckeln sind nur wenig nach vorn gerichtet und stehen einander gegen- 
über. Der Schlossrand ist sehr verdickt, er trägt auf der rechten Klappe zwei Schlosszähne, 
von denen der sehr grosse hintere von konischer Form ist, vor ihm befindet sich eine tiefe 
Grube und darüber steht der sehr kleine vordere Schlosszahn, der mit dem andern durch 
eine Brücke verbunden ist. Die beiden Seitenzähne sind sehr kräftig. Auf der linken 
Schale steht nur ein grosser konischer Schlosszahn und von den Seitenzähnen ist der vordere 
stark, der hintere sehr schwach entwickelt. Der Rand der Schale ist im Innern grob 
gezähnelt. 

Die Abbildung des Schlosses des Oardium produetum d’Orb. (Pal. fr. t. 247, Fig. 4) ist 
sehr mangelhaft, um so besser aber wird die rechte Klappe von Math&ron dargestellt. 

Deshayes hat bereits im Trait6 el&mentaire das Wesentlichste über die Geschichte des 
Cardium productum auseinandergesetzt, so dass hier nur noch einige Bemerkungen beizu- 
fügen sind. 

Von Faujas St. Fond wurde zuerst ein Steinkern unserer Species ohne genauere Bezeich- 
nung abgebildet. Desmoulins schlug daher im Jahre 1837 für diese Art, welche im südwest- 


y 


[143] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 39 


© 


lichen Frankreich häufig vorkommt, den Namen (ardium Faujasii vor, hatte jedoch dabei ver- 
nachlässigt, dass dieselbe mittlerweile von Sowerby in den Transactions of the Geological 
Society unter dem Namen (. productum abgebildet worden war. Die Sowerby’sche Abbil- 
dung ist nach Exemplaren aus dem Gosauthale ausgeführt und lässt nichts zu wünschen 
übrig. Im Jahre 1837 beschrieb Dujardin die gleiche Art aus der Kreide der Touraine 
unter dem Namen (©. bispinosum, vermuthlich weil ihm jugendlichere Exemplare aus der 
Gosau nicht zur Vergleichung zu Gebote standen. Deshayes hat nachgewiesen, dass (. inter- 
medium Reuss (non Münst.) mit der Dujar din’schen Art identisch ist und mit noch weniger 
Recht darf ©. alternans Reuss (ebenfalls ein schon vergriffener Name) von Ü. productum 
getrennt werden. Im Catalogue systematique von Math&ron finden sich mehrere vortreffliche 
Abbildungen des Cardıum produetum, jedoch unter den neuen Namen (. guttiferum und Gold- 
fuss? Math. Das Originalexemplar des Cardium inaeqwicostatum Math., das ich Herrn 
Ph. Matheron verdanke, beweist mir, dass d’Orbigny einen Irrthum begangen hat durch 
die Vereinigung derselben mit Cardium produetum Sow. Während d’Orbigny im Übrigen 
in der Paleontologie frangaise die Synonymik mit Sorgfalt und ziemlich richtig zusammen- 
gestellt hatte, finden wir wunderbarer Weise im Prodröme sämmtliche Synonyma als voll- 
giltige Arten aufgezählt und in die verschiedenen Etagen vertheilt. Mit der grössten Willkür 
wird ©. produetum auf das Cenomanien beschränkt, im Turonien wird die gleiche Art als 
O. guttiferum und ©. bispinosum aufgeführt und endlich für die grossen Steinkerne aus dem 
Senonien des südwestlichen Frankreichs wird der Name Ü. Fawasü Desm. wieder auf- 
genommen. 

Ob Cardium asperum Münst., wie wahrscheinlich, nur eine Varietät von (0. productum 
ist, lässt sich mit Sicherheit nicht bestimmen, da der verschiedenartige Erhaltungszustand 
eine directe Vergleichung unmöglich macht. 


Vorkommen: Es gibt keine andere Cardium-Art in der Kreide, die eine gleiche 
ausgedehnte Verbreitung besitzt und zugleich in Schichten von so verschiedenem Alter auftritt. 
Sie ist vorzüglich charakteristisch für die Kreidebildungen der Alpen, wo sie ausser der 
Gosau an mehreren Localitäten der Provence und Savoyens vorkommt; eben so häufig ist sie 
in der obern Kreide des südwestlichen Frankreichs in den Dep. Charente inferieure und Dor- 
dogne. Ausserdem kennt man sie in der böhmischen, westphälischen und norddeutschen Kreide, 
ferner in der Tourtia von Belgien und im Cenomanien und Turonien an zahlreichen Fundorten 
des nördlichen Frankreich, und endlich aus den obersten Senonschichten von Mastricht. 

Aus Österreich liegt mir diese Art hauptsächlich aus den westlichen Theilen der Gosau- 
ablagerungen vor, wo sie in sehr grosser Häufigkeit auftritt (Wegscheidgraben, Nefgraben, 
Schrickpalfen, Schattau, Edlbachgraben, Finstergraben, u. s. w.) im Gosau- und Russbachthal; 
Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See ete. Bei Piesting und an der Klaus bei Grünbach ist 
sie ebenfalls häufig, jedoch in der Regel von geringerer Grösse. 

Sammlung des Hof-Mineraliencabinets. 


Cardium Gosaviense Zitt. 
Taf. VI, Fig. 2 a—e. 
Ohar. Testa ovato-cordiformis, convexa, inaegwlatera, radiatim sulcata, antice et postice 
rotundata. Umbones paullo inflati, fere mediani. Margo cardinalis in utraque valva uni- 
dentatus, dentes laterales anteriores robusti. Labrum erenulatum. 


40 Karl Zittel. [144] 


Länge 20—25 Millim., Höhe 23—50 Millim. 

Die Schale ist fast genau oval, herzförmig, ziemlich stark gewölbt und beinahe gleich- 
seitig; die Oberfläche mit zahlreichen vertieften, geraden Furchen von geringer Breite 
bedeckt. Vorder- und Hinterseite sind abgerundet, letztere hinter den Buckeln etwas einge- 
drückt. Die Buckeln sind verhältnissmässig klein und wenig hervorstehend, kaum nach vorne 
gerichtet und fast gerade gegenüberstehend, so dass zuweilen das Unterscheiden der rechten 
von der linken Klappe nicht ganz leicht wird. Das Schloss trägt beiderseits nur einen kräf- 
tigen Schlosszahn, die vorderen Seitenzähne sind sehr gross, während die hinteren nur an der 
rechten Schale deutlich ausgeprägt sind. Der Rand ist gekerbt. 

Oardium Cottaldinum d’Orb. aus dem Neocomien unterscheidet sich durch rundlichere 
Form, durch die abgestutzten, etwas winklichen Seiten und durch die viel feinere Streifung 
der Oberfläche. 

Vorkommen: Hofergraben, Nefgraben im Gosauthal (ziemlich häufig). 

Geologische Reichsanstalt. 


Cardium Reussi Zitt. 
Taf. VI, Fig. 3 a—e. 


Char. Testa ovato-cordiformis, convexa, aequilatera, sublaevigata vel lineis radiantibus vix im- 
pressis ornata. Umbones mediani paullo prominuli, acuti, oppositi, parum inflati. Cardo in 
utraque valva unidentatus, dentes laterales subaequales, satis robusti. Labrum erenulatum. 
Länge 18—20 Millim., Höhe 22—25 Millim. 

Schale oval-herzförmig, gewölbt, gleichseitig, hinter den Buckeln etwas eingedrückt. 
Oberfläche glatt oder mit sehr schwach vertieften Radialstreifen bedeckt, über die eine feine 
concentrische Zuwachsstreifung läuft. Die mittelständigen Buckeln ragen äusserst wenig hervor, 
stehen genau gegenüber und sind ziemlich spitz. Das Schloss trägt auf jeder Seite einen 
Schlosszahn. Die Seitenzähne sind kräftig und hinten und vorne beinahe von gleicher Form 
und Stärke. Der Rand ist gekerbt. 

Die äussere Form ist vollkommen dem Ü. Gosaviense ähnlich, allein durch die glatte 
oder nur fein gestreifte Oberfläche lässt sich die vorliegende Art leicht unterscheiden. 


Vorkommen: Stollhof in der Neuen Welt (häufig). 


Cardium Ottoi Gein. 
Taf. VI, Fig. 4 a—d. 


Syn. 1843. (ardium Ottonis Gein. Verst. Kiesl. p. 14, t. I, fig. 31, 32. 
1545. n incomptum Sow. Forbes Trans. Geol. Soc. VII, p. 145, t. XV, fig. 16. 
1846. n Ottonis Gein. Grundr. Verst. p. 424, t. XV, fig. 6, 7. 
1849. a Ottoi Gein. Quaders. kr. p. 154. 
1850. ” Ottonis d’Orb. Prodr. II, p. 195. 
1863. n Ottoi. Drescher. Zeitschr. d. geol. Ges. XV, p. 347, t. IX, fig. 15, 


Char. Testa parva, ovato - suborbieularis, inaeqwlatera, antice deelivis, rotundata, postice 
obligue truncata; radiatim costata. Üostae aequwdistantes, squamulatae vel anulatae. 


Cardo in valva sinistra bidentatus, in altera umidentatus; dentes laterales anteriores 
robusti. 


[145] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 41 


Länge S—12 Millim., Höhe 9—13 Millim. 

Die kleine Schale ist rundlich-eiförmig, etwas schief, gewölbt und ungleichseitig. Die 
kurze Vorderseite fällt ziemlich steil ab, die Hinterseite ist schräg abzestutzt, am unteren Rande 
jedoch abgerundet. Auf der Oberfläche der Schale befinden sich ungefähr 25—30 Radialrippen, 
die zwar an den meisten Exemplaren abgerundet sind und nur schwach erhöhte Ansatzstellen 
tragen, zuweilen aber auch an wohlerhaltenen Stücken mit dichtstehenden, dachziegelartigen 
Schuppen bedeckt sind. Die stark gewölbten, schrägen Buckeln liegen vor der Mitte. Das 
Schloss der linken Schale trägt zwei Zähne, das der rechten einen. Die vorderen Seitenzähne 
sind sehr kräftig entwickelt, die hinteren schwächer. 

Die vorliegenden Exemplare von Stollhof und der Gosau stimmen vollkommen mit 
solchen aus Kieslinsswalda überein, die von Herrn Prof. Geinitz an das k. k. Hof-Minera- 
liencabinet gesendet wurden. 

Cardium bimarginatum d’Orb. darf nicht damit verwechselt werden, da die Verzierung 
der Rippen eine ganz verschiedene ist, eben so unterscheidet sich das nahestehende (. Becksii 
Müll. durch seine scharfen, glatten Rippen. Ich zweifle dagegen kaum, dass Ü. incomptum 
Forbes aus Östindien zur gleichen Art gehört, obgleich Originalstücke davon zur Ver- 
gleichung fehlen. 

Vorkommen: Stollhof in der Neuen Welt; St. Gilgen am St. Wolgang-See; ziemlich 
selten aber sehr wohl erhalten im Nefgraben (Gosauthal); ferner bei Kieslingswalda, 
Quedlinburg und Trichinopolis in Östindien. 


Cardium (Protocardia) Petersi Zitt. 


Taf. VI, Fig. 5a, b. 


Ohar. Testa rotundata oblonga, eonvexiuscula, antice rotundata; suleis latis concentrieis, valde 
profundis, distantibus et postice costis radiatis ornata. Umbones ineurvi, acuti, oppositi;. 
margo cardinalis incrassatus, unidentatus; dentes laterales permagn!. 

Länge 60 Millim., Höhe 50 Millim. 

Die länglich-runde Schale ist ziemlich dick, mässig gewölbt, fast gleichseitig und vorne 
abgerundet. Die Oberfläche mit zahlreichen concentrischen Furchen bedeckt, die in der Nähe 
der Buckeln von mässiger Stärke sind, in der Mitte und am unteren Theile der Schale aber 
ungewöhnlich breit und tief werden und in unregelmässigen, ziemlich entfernten Abständen 
stehen. Auf der Hinterseite befinden sich ungefähr 11 Radialrippen, getrennt durch gleichbreite 
Furchen. Die Buckeln sind etwas nach vorne gebogen, fast mittelständig. Der sehr dicke 
Schlossrand trägt einen starken konischen Schlosszahn und sehr kräftige Seitenzähne. 

Unterscheidet sich von Cardium hillanum Sow. leicht durch die sehr tiefen breiten, 
unregelmässig entfernten concentrischen Furchen; von 0. corrugatum Sharpe durch die 
grössere Anzahl concentrischer Furchen, die nach oben hin immer dichter stehen, während 
sie bei Ü. corrugatum Sharpe fast gleiche Abstände behalten. 

Vorkommen: Diese schöne Art ist mir nur in einem einzigen beschädigten Exemplar 
aus dem Edelbachgraben im Gosauthale bekannt. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


(Zittel.) 6 


42 Karl Zittel. [146] 


Cardium (Protocardia) hillanum Sow. 
Taf. VII, Fig. 1a, b, Fig. 2a, b 


Syn. 1813. Cardium hillanum Sow. Min. Conch. I, p. 41, t. 44, fig. 1. 


1819. 5 n Lam. hist. nat. an. s. vert., t. VI, p. 20, No. 13. 
1840. n n Goldf. Petr. Germ. II, p. 220, t. 144, fig. 4. 
1841. » = Roem. Kr. p. 71. 

1842. „  Regwienianum Math. Cat. meth. p. 157, pl. 18, fig. 6. 
1842. „ Marticense Math. Cat. meth. p. 157, pl. 18, fig. 5. 

1842. „  Fallanum Gein. Char. p. 53. 

1843. - 5 Gein. Verst. Kiesl. p. 13, t. 2, fig. 10, 11. 
1543. > = d’Orb. Pal. fr. DI, p. 27, pl. 234. 

1845. Protocardia hillana Beyr. Mke. Zeitsch. Mal. p. 18. 

1845. B 5 Reuss. Böhm. Kr. II, p. 22, t. 44, fig. 2. 
1846. n n Gein. Grundr. Verst. p. 421, t. 19, fig. 4. 
1849. „ 3 Gein. Quad. u. Kr. p. 154. 

1850. Cardium hillanum d’Orb. Prodr. II, p. 162. 

1552 ” > E. Roem. Kr. von Texas, p. 49, t. VI, fig. 12. 
1852. Protocardia hillana Bronn. Leth. geog. II, p. 302, t. 30, fig. 12 a, b. 
1354. Cardium bifrons Reuss. Char. Ost-Alpen p. 145, t. 28, fig. 19. 
1856. „  hillanum Forbes Trans. geol. Soc. VII, p. 146. 

1561. n 5 Gabb. Syn. p. 107. 


1863. Protocardia hillana Drescher. Zeitsch. d. geol. Ges. XV, p. 346. 


Char. Testa rotundata, convexa, subaegwlatera; postice oblique truncata, antice rotundata 
concentrice suleata, postice radiatim 15 —18 costata. Costae inornatae. Cardo in utraque 
valva unidentatus. Dentes laterales robusti. Labrum anale erenulatum. 


Länge 45 Millim., Höhe 45 Millim. (Bei den kleinen Exemplaren von St. Wolfgang: 
Länge 20 Millim., Höhe 20 Millim.) 


Schale rund, eben so hoch als lang, gewölbt, fast gleichseitig, vorne gerundet, hinten 
schräg abgestutzt und ziemlich steil abfallend. Die Oberfläche der Schale ist mit einer gros- 
sen Anzahl concentrischer Furchen bedeckt, zwischen denen sich etwas breitere Rippen ein- 
schieben. Die Hinterseite trägt etwa 15 Radialrippen von ziemlicher Stärke und eine gleiche 
Anzahl dazwischen liegender gleichbreiter Furchen; über beide laufen wellenförmige Linien. 
Der untere Rand ist, so weit diese Radialrippen gehen, gekerbt. Das Schloss trägt auf beiden 
Seiten nur einen Zahn, dagegen sind die Seitenzähne beiderseits stark entwickelt. 

In der Gosau ist diese Art ziemlich selten; im Billmannsgraben bei St. Wolfgang dage- 
gen findet sich in einem schwarzgrauen festen Kalkmergel in grosser Häufigkeit eine kleine 
Varietät, die Herr Prof. Reuss unter dem Namen (. bifrons unterschieden hat; dieselbe 
erreicht niemals die Grösse der typischen Form; allein ausser dieser Abweichung konnte 
ich nicht die mindeste Verschiedenheit zwischen jugendlichen Exemplaren von gleicher 
Grösse aus Blackdown wahrnehmen, wesshalb ich dieselben unbedingt zu (ardium hillanum 
Sow. stelle. 


Vorkommen: Im Gosauthal im Tiefengraben selten, Schwarzenbach bei St. Wolfgang 
häufig, Eisenau am Traun-See. Ausserdem ausserordentlich verbreitet im Cenomanien und 
Turonien von Frankreich, im Upper Greensand von England, im Quader und untern Pläner 
von Sachsen und Böhmen, in der obern Kreide von Texas (Röm.) und Ost-Indien (Forbes). 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


[147] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 3 


12. Familie: CHAMACEA Lamarck. 


Chama Linne emend. Bruguiere. 


Nicht alle der unter dem Namen Chama aus der Kreideformation beschriebenen Arten 
gehören wirklich in dieses Genus, einige fallen unter die Geschlechter Exogyra und Capro- 
tina. An die typischen Formen der Jetztzeit schliessen sich in der Kreideformation nur Ohama 
costata und semiplana Röm. und die beiden neuen in den Gosauschichten vorkommenden Arten 
an. Die Chamen leben gegenwärtig in grosser Anzahl in den tropischen Meeren, doch kom- 
men sie auch noch, freilich spärlicher, in der gemässigten Zone fort; man kennt ungefähr 
55 lebende und mehr als 50 fossile Arten, die zum grössten Theil der Tertiärformation 
angehören. 

Von den meisten Paläontologen werden dem Genus (hama unmittelbar die Rudisten 
angereiht und neuerdings sind sogar eine Anzahl früher als Öaprotina, Monopleura, Bequienia etc. 
beschriebener Arten gänzlich mit Chama vereinigt worden. Obwohl die Rudisten vielfache 
Eigenthümlichkeiten zeigen, die sie von den meisten übrigen Lamellibranchiaten trennen, 
so dürfte ihre Eintheilung an diesem Orte doch am naturgemässesten sein, und wenn die- 
selben in der vorliegenden Monographie erst am Schlusse der Monomyarier folgen, so geschah 
dies nur, um die Herausgabe der Arbeit nicht allzusehr zu verzögern. 


Chama Haueri Zitt. 
Taf. VIL, Fig. 3 a—c. 

Char. Testa irregulariter ovata, margine inferiore fere recto vel paullo sinuato. Valva major 
tumida, profunda, affıza vel libera,. sinistrorsa; valva sinistra plana, postice subangulata. 
Utrague valva lamellis concentrieis elevatis ornata. Cicatrieulae musculares magnae, obseure 
coloratae. 

Länge 30—45 Millim., Höhe 23—40 Millim. 

Schale unregelmässig, länglich-oval, ungleichseitig, hinten viel länger und breiter als 
vorne; der untere Rand läuft dem oberen fast parallel und ist entweder gerade oder etwas 
ausgebuchtet. Die grosse rechte Klappe ist stark gewölbt, entweder auf einer Unterlage 
aufgewachsen oder frei; ihr schwach angeschwollener, nur wenig hervorstehender Wirbel 
ist nach der linken Seite gerichtet. Die kleinere Klappe ist flach, am hintern Theil etwas 
gewölbt und mit einer nur wenig bemerkbaren Kante versehen. Die Oberfläche beider 
Schalen wird von blättrigen, concentrischen, ziemlich weit aus einander stehenden Lamellen 
geziert, die jedoch häufig abgerieben sind. Die Schlosszähne scheinen verhältnissmässig 
schwach zu sein, doch gelang es nicht, dieselben vollkommen frei zu legen. Die Muskel- 
eindrücke sind dunkel gefärbt und von bedeutender Grösse. 


Vorkommen: Im Hofergraben (Gosauthal) und zu Abtenan. 
RK. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Chama detrita Zitt. 
Taf. VII, Fig 4 a, b. 

Ohar. Testa irregulariter quadrangulata, inflata, gibbosa, umbonibus inflatis terminalibus , in- 
aequilatera et inaequivalvis ; concentrice laminata. Lamellae semper fere detritae; valva 
major dextrorsa, gibbosa ; valva minor convexa subangulate. 

6* 


44 Karl Zittel. [148] 





35 Millim., Höhe 25—55 Millim. 


Sämmtliche Exemplare dieser Art sind leider ziemlich abgerieben, so dass die ursprüng- 


EEE 
Länge 25 


lichen blättrigen Lamellen auf der Oberfläche nur höchst rudimentär angezeigt sind. Im 
Übrigen unterscheidet sie sich leicht von der vorigen verwandten Art durch die rechts 
gedrehte Unterschale, die erhabene kleine Klappe und die höckerige Oberfläche. Ihre Ge- 
stalt ist unregelmässig viereckig; die Vorderseite fällt so steil ab, dass die ziemlich starken 
Wirbel endständig werden. Beide Schalen sind stark gewölbt und unregelmässig höckerig, 
über die kleinere rechte Klappe läuft eine abgerundete Kante, die hinter sich eine ver- 
tiefte Furche zeigt. 

Vorkommen: Gosauthal. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


13. Familie: LUCINIDAE Deshayes. 
Fimbria Megerle von Mühlfeld. 


Die zu dem Genus Fimbria gehörigen Formen aus der Kreideformation zeichnen sich 
durch eine Eigenthümlichkeit des Schlosses aus, die weder bei den tertiären noch den jetzt 
lebenden Arten zu finden ist. Die Seitenzähne nämlich, und zwar bei den einen die vorderen, 
bei den anderen die hinteren, stehen, wie bei Oucullaea, fast horizontal und sind verhält- 
nissmässig schwach entwickelt. In der Gosau findet sich eine einzige Art, die mit (orbis 
rotundata d’Orb. aus dem Cenomanien die grösste Ähnlichkeit besitzt. Unter der geringen 
Anzahl von Arten der heutigen Fauna ist mir keine verwandte Form bekannt. 


Fimbria coarclata Zitt. 
Taf. VII, Fig. 5 a—g. 


Char. Testa rotundata, vel rotundato-oblonga, tumida, erassa, inaeqwlatera, concentrice lamellis 
paullo elevatis crenulatis et costis radiatis ornata. Latus anticum brevissimum, coarctatum, 
superne angulatum, postieum dilatatum, subtruncatum. Umbones inflati, non valde promi- 
nuli. Cardo in valva dextra unidentatus, in simistra bidentatus. Dentes laterales anteriores 


parallel. Labrum erenulatum. 
Länge 30—45 Millim., Höhe 28—40 Millim. 


Die Schalen dieser Art sind meistens zerdrückt, verschoben und gebrochen, namentlich 
ist dies an den grossen Exemplaren von Strobel-Weissenbach fast immer der Fall, so dass 
die unversehrte Form nur selten erhalten ist. Sie ist rund oder etwas länglich-rund, stark 
gewölbt, diek und sehr ungleichseitig. Die Oberfläche trägt besonders gegen den untern 
Rand hin lamellenartige , concentrische Linien , die zierlich gekerbt sind. Über diese 
laufen strahlenartige, kaum erhabene, in ihrer Mitte getheilte Radialrippen. Die sehr 
kurze Vorderseite ist auffallend verengt, oben in einem Winkel abgeschnitten, alsdann etwas 
eingebuchtet und gegen unten wieder erweitert und abgerundet. Der fast geradlinige Schloss- 
rand auf der Hinterseite bildet mit der etwas schief abgestutzten runden Hinterseite einen 
sehr stumpfen Winkel. Auf der rechten Schale befindet sich ein einziger grosser konischer 
Schlosszahn, der auf beiden Seiten tief gefurcht ist, so dass er den Anschein von zwei zusammen- 


[149] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 45 


gewachsenen Zähnen erregt. Die linke Schale trägt zwei Zähne. Die drei vorderen Seiten- 
zähne jederseits ragen nur wenig hervor und stehen fast horizontal. Der hintere Seitenzahn 
ist ebenfalls horizontal und schwach entwickelt. Der ganze Rand gekerbt. 

Man könnte anfänglich geneigt sein, unsere Art mit der Corbis rotundata d’Orb. zu ver- 
einigen, indess bei genauerem Vergleiche von Exemplaren aus der Gosau mit solchen aus 
Le Mans ergeben sich genügende Unterscheidungsmerkmale. Abgesehen von ihrer bedeutendern 
Grösse ist Fimbria (Corbis) rotundata d’Orb. viel kugeliger und abgerundeter, ausserdem 
sind bei ihr die gekerbten, concentrischen, etwas erhabenen Lamellen der Fimbria coaretata 
weit weniger entwickelt, und endlich, falls die Abbildung des Schlosses in der Pal&ontologie 
francaise richtig ist, läge darin ein weiterer Unterschied der beiden Arten. 


Vorkommen: Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See (häufig); in der Gosau: im 
Hofergraben, Finstergraben, Tauerngraben, Nefgraben, 


14. Familie: CRASSATELLIDAE Gray. 
Crassatiella Lamarck. 


In den untersten Schichten der Kreideformation sieht man das Genus Ürassatella zum 
ersten Mal mit Sicherheit auftreten, esnimmt in den mittleren und oberen Kreideschichten an 
Artenzahl bedeutend zu, und erreicht in der Bocänformation das Maximum der Entwieke- 
lung. Gegenwärtig sind die Orassatellen ausschliesslich auf die Meere der heissen Zone be- 
schränkt und finden sich vorzüglich häufig an der Küste von Neu-Holland. Reeve bildet in 
der Conchologia Iconica 18 lebende Arten ab, eine Zahl, die übrigens zu klein gegriffen ist, 
da Deshayes deren bereits 34 kennt. Die Zahl der fossilen Arten beträgt über 60, von 
denen der grösste Antheil der Eocänformation zufällt. 

Von den beiden in den Gosauschichten vorkommenden Arten gehört Orassatella Austria- 
ca Zitt. einer Gruppe an, die durch Orassatella plumbea Chem. (Or. tumida Lam) jedem 
Geologen bekannt ist und auch noch gegenwärtig an der Küste von Neu-Holland in Crassa- 
tella castanea Reeve und Or. leingieola Lam. Vertreter findet. Aus der Kreide war bis jetzt 
keine ähnliche Form beschrieben. 

Die andere bisher irrthümlicher Weise für eine Astarte gehaltene Orassatella macrodonta 
Sow. sp. gehört zu der für die Kreideformation am meisten charakteristischen Gruppe der 
gefurchten länglich geformten Crassatellen. Sie hat zahlreiche Verwandte, besonders in den 
süd-französischen Kreideablagerungen und kann als eine der wichtigsten Leitmuscheln für 
die alpinen Gosaugebilde gelten. Astarte regularis d’Orb. ist entweder die gleiche Art 
oder nur eine vicarirende Form von etwas kleineren Dimensionen. Die ganze Gruppe ist 
vorzüglich in der Kreideformation verbreitet, tritt in der Eocänperiode in einigen Arten auf, 
nimmt aber mehr und mehr ab, und scheint in den heutigen Meeren nur noch in wenig Arten 
vorzukommen, unter denen die kleine Crassatella ornata Reeve zu erwähnen ist. — Die von 
Sowerby abgebildete Orassatella impressa aus der Gosau ist wahrscheinlich identisch mit 
Crassatella maerodo 'ta. 


46 Karl Zittel. [150] 


Crassatella macrodonta Sow. sp. 
Taf. VIII, Fig. 2 a—f, Fig. 3 a—d. 


Syn. 1832. Astarte macrodonta Sow. Geol. Trans. 2, Ser. III, p. 417, t. 38, fig. 3. 
1832.2 Crassatella impressa Sow. 1. ce. t. 38, fig. 3. 


1843. = regularis d’Orb. Pal. fr. Cr. III, p. 80, t. 266, fig. 4—7. 
1848. Astarte maerodonta d’Orb. Prodr. II, p. 238. 

ISO0NEEE; 5 Bronn. Index pal. I, p. 116. 

SCI, n Gabb. Synops. Moll. Cret. form. p. 100. 


Char. Testa transversa, elongato-trigona vel ovato-trigona, inaeqılatera, antice abbreviata, 
rotumndata, postice plus minusve elongata, attenuata et obtuse subangulata, oblique truncata. 
Sulei concentriei plus minusve conferti et profundi testam ornant. Lunula magna valde 
profunda cordıformis, anus incavatus. Cardo in simistra valva dentibus duobus robustis, 
quorum posterior uncinatus, in dextra unico dente erasso acuto. Margo erenulatus. 


Länge 35—55 Millim., Höhe 33—45 Millim. 


Schale dick, schräg, länglich oder oval-dreieckie 


&, ungleichseitig. Die Vorderseite ist 


ziemlich kurz und wohl abgerundet, die Hinterseite dagegen etwas verschmälert, mehr oder 
weniger stark verlängert und schräg abgestutzt. Von den Buckeln nach dem unteren Rande 
läuft eine Depression, die eine flache Ebene bildet. Auf der Oberfläche befinden sich concen- 
trische Furchen, die bei der typischen Form ziemlich dicht stehen und regelmässig verlaufen, 
bei der Varietät sulci/fera aber tiefer eingeschnitten und weiter aus einander gerückt sind. 
Die kräftigen spitzen Buckeln sind etwas gekrümmt und nach vorne gerichtet. Die Lunula ist 
tief eingeschnitten, ziemlich gross oval-herzförmig und scharf umgrenzt. Der dicke Schloss- 
rand trägt auf der linken Klappe zwei kräftige Schlosszähne, von denen der hintere, schräg 
nach aufwärts gerichtete spitz zuläuft. Auf der rechten Klappe befindet sich ein einziger, 
starker zugespitzter Zahn, der durch eine Brücke mit dem Rande zusammenhängt. Das inner- 
liche Band liegt in einer stark vertieften Grube unter der Spitze der Buckeln. Der Rand ist 
gekerbt. 

Die grosse Veränderlichkeit dieser Art, die häufig vorkommenden Verdrückungen und 
der abweichende Erhaltungszustand an verschiedenen Localitäten können leicht dazu ver- 
führen, dieselbe in mehrere Species zu zerlegen. Ich hatte Gelegenheit mehrere hundert 
Exemplare durch meine Hände gehen zu lassen und kam endlich zum Resultate, sämmtliche 
Formen unter einem Namen zu belassen. Eine einzige Form, die ich Crassatella macrodonta 
var. suleifera bezeichne, und die am Strobel-Weissenbach in grosser Häufigkeit vorkommt, 
zeigt einige so constante Abweichungen, dass es mir nothwendig erscheint auf dieselbe auf- 
merksam zu machen. 

Ihre Schale ist immer dicker und stärker, die Furchen auf der Oberfläche sind tiefer ein- 
gegraben und stehen etwas ferner; der Schlossrand ist dieker, die Zähne stärker und der 
Rand gröber gekerbt als bei der gewöhnlichen Form. Alle diese Merkmale geben der Varietät 
ein etwas abweichendes Aussehen, das jedoch weniger auffallend erscheint, wenn man sich 
erinnert, dass fast sämmtliche am Strobel-Weissenbach vorkommende Arten, wie (ardium 
produetum Sow., Fimbria coaretata Zitt. u. a. durch ausserordentliche Grösse und Stärke 
der Schale ausgezeichnet sind. Ein Exemplar der gleichen Varietät liegt noch von Pie- 
sting vor. 


[151] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 47 


Die Abbildung von Sowerby in den Geological Transactions ist vortrefflich und es ist 
nur zu verwundern, dass er diese Art in das Genus Astarte setzte, da ihm doch jedes Präparat 
die innerliche Bandgrube zeigen konnte. Sämmtliche Autoren folgten dem Beispiele Sowerby’s 
und.nur Deshayes bemerkt im Trait6 el&mentaire, dass man unsere Art ihrer äussern Form 
nach leicht für eine Orassatella halten könnte. Was die Urassatella impressa So w. betrifit so 
vermuthe ich, dass dieselbe nur ein sehr grosses Exemplar der vorliegenden Art ist. Ein 
bestimmtes Urtheil kann ich jedoch nicht darüber fällen, da unter meinem disponiblen 
Material kein Exemplar die Grösse der Sowerby’schen Figur erreicht. 

Unter den von d’Orbigny beschriebenen Arten steht Orassatella regularis aus Süd- 
Frankreich so nahe, dass ich sie nur für eine kleinere Varietät betrachten kann. Unter den 
Crassatellen der nörddeutschen und böhmischen Kreide gehört Or. arcacea Roem. in die 
gleiche Gruppe, ist aber wohl unterschieden. 

Vorkommen: Im Gosauthal allenthalben häufig (Hofergraben, Tiefengraben, Edel- 
bachgraben, Kreuzgraben, Wegscheidgraben ete.), Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See; 
Gams, Steyermark; Piesting, Neue Welt. 


Trassalella Auslwriaca Zitt. 


Taf. VII, Fig. 1 a—c. 


Char. Testa magna, crassa, transversa, elongata, ovato-trigona, valde inaequilatera plus minusve 
subtiliter concentrice striata. Latus antieum brevwissimum, declive, rotundatum, posticum 
elongatum et attenuatum. Umbones inflati, acuti, fere terminales lunulam profundam, ova- 
tam superant. (ardo in valva sinistra bidentatus, in dextra dente unico magno et duabus 
fossulis profundis ad recipiendos dentes alterius valvae. Margo simplex. 


Länge 75—85 Millim., Höhe 60—70 Millim. 


Die grosse dickschalige Muschel ist von länglicher, quer-eiförmiger Gestalt mit ausser- 
ordentlich steil abfallendem und verkürztem, nach unten abgerundetem Vordertheil und ver- 
längerter etwas verschmälerter Hinterseite. Die Oberfläche zeigt mehr oder weniger starke 
concentrische Zuwachsstreifen, die gewöhnlich an den Seiten etwas stärker sind. Durch die 
abschüssige Vorderseite kommen die ziemlich starken spitzen Buckeln fast an das vordere 
Ende der Schale zu stehen und überragen die vertiefte, grosse eiförmige Lunula. Das Schild- 
feld hinter den Buckeln ist ebenfalls tief eingeschnitten und ziemlich scharf begrenzt. Der 
sehr dicke Schlossrand trägt auf der linken Klappe zwei fast gleichstarke Zähne, die schräg 
nach vorne gerichtet sind und zwischen denen eine tiefe Grube liegt zur Aufnahme des ein- 
zigen sehr starken Zahnes der rechten Klappe, der ebenfalls quer steht und mit dem oberen 
Rande zusammenhängt; vor und hinter demselben sind zwei Vertiefungen; das innere Ligament 
liegt auf einer breiten Leiste hinter den Schlosszähnen. Die Muskeleindrücke sind sehr vertieft, 
der untere Rand ungekerbt. 

Die Ähnlichkeit dieser schönen Art mit der Orassatella plumbea Chem. aus dem Grob- 
kalke von Paris ist so überraschend, dass man sie bei flüchtigem Betrachten damit verwechseln 
könnte. Die steil abfallende Vorderseite jedoch und die viel schräger gestellten Schloss- 
zähne sind constante Unterschiede, die bei der Eocänspecies niemals vorkommen. Es ist dies 
übrigens die einzige bis jetzt beschriebene Kreide-Art, die sich enge an die Gruppe der 
Orassatella plumbea Chem. anschliesst. 


48 Karl Zittel. [152] 


Vorkommen: Mehrere Exemplare zum Theil sehr schön erhalten wurden bei Muth- 
mannsdorf in der Neuen Welt gefunden und befinden sich in der Sammlung der geologischen 
Reichsanstalt. 


15. Familie: CARDITAE Deshayes. 
Cardita Bruguiere. 


Die zwei Arten aus dem Genus Cardita bieten kein erhebliches Interesse dar. Sie sind 
auf die westlichen Localitäten beschränkt, ziemlich selten und schliessen sich beide enge 
an bisher bekannte Kreideformen an. Namentlich zeichnet sich Cardita Reynesi durch ihre 
grosse Ähnlichkeit mit ©. dubia Sow., C. Oottaldina d’Orb. u. a. aus, während die kleine 
kugelige ©. granigera Güm b. mehr mit Cardita parveula Münst. übereinstimmt; die letztere 
Art findet sich ausserhalb der Gosau auch in den gleichaltrigen Schichten von Siegsdorf in 
Ober-Bayern. 


Cardita granigera Gümb. sp. 
Taf. VIII, Fig. 7 a—e. 


Syn. 1561. Cardium granigerum Gümb. Geog. Besch. bayr. Alp. p. 571. 


Ohar. Testa minima, cordiformis, turgida, fere globulosa, satıs erassa, antice posticeque rotun- 
data, inaequilatera, costulis radiatis et Iyris concentrieis reticulata. Costulae numerosae, 
prominulae, eleganter granulatae. Umbones valde inflati, obliqui. Lunula minima, pro- 
Junda; cardo incrassatus, in sinistra valva bidentatus, in altera unidentatus. Margo ere- 
nulatus. 


Länge 2:5—3 Millim. Höhe 3:5—4 Millim. 


Die winzig kleme Schale ist etwas länglich-herzförmig, stark angeschwollen, beinahe 
kugelig, verhältnissmässig dick und ziemlich ungleichseitig. Sowohl Vorder- als Hinterseite 
sind abgerundet und die Oberfläche mit einer grossen Anzahl (etwa 25) Radialrippen ver- 
sehen, die durch grobe Körnchen verziert sind. Diese Körnchen stehen seitlich mit einander 
in Verbindung und bilden hierdurch eine zierliche Gitterung; zuweilen sind die Radialrippen 
nur schwach entwickelt, so dass alsdann die concentrischen Körnchenreihen mehr hervor- 
treten. Die Buckeln sind stark angeschwollen, von beträchtlicher Grösse und etwas schief; sie 
überragen die sehr kleine, aber tiefe Lunula. Der Schlossrand ist sehr stark und trägt auf 
der linken Klappe zwei, auf der rechten einen Zahn. Der Aussenrand der Schale ist zierlich 
gekerbt. 

Gümbel beschrieb diese kleine, niedliche Art unter dem Namen Cardum granigerum 
aus den dunkeln Thonen von Siegsdorf. Es gelang mir an einem der von Herrn Prof. 
Gümbel freundlichst mitgetheilten Exemplare das Schloss blosszulegen und mich zu über- 
zeugen, dass daselbe vollständig mit den Stücken aus der Gosau übereinstimmt. Die letztern 


sind meist etwas kleiner und mehr herzförmig als die bayrische Form, gehören aber unzwei- 
felhaft zusammen. 

Vorkommen: Hofergraben im Gosauthal: Siegsdorf in Ober-Bayern. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


[153] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 49 


Cardita Reynesi Zitt. 
Taf. VII, Fig. 6 a—d. 


Ohar. Testa subquadrangulata , paullo oblonga, transversa, valde inaeqwlatera , antice 
brevissima , declimis, postice dilatata et supra infraque subangulata, radiatim costata. 
Costae numerosae, valhdae, granulatae. Umbones minimi in margine anteriore positi, 
obliqui: lunula minima, profunda. Cardo satis crassus, dentes anteriores in utraque 
valva minimi, posteriores validi, elongati. Margo superior inferiori erenulato fere paral- 


lelus. 
Länge 11 Millim., Höhe 9—10 Millim. 


Das etwas zerdrückte, sonst aber wohl erhaltene Exemplar dieser Art ist von länglich- 
viereckiger Gestalt, sehr ungleichseitig, die Vorderseite ausserordentlich kurz, fast gerade 
abfallend und etwas schmäler als die erweiterte oben und unten abgestutzte Hinterseite. Auf der 
Oberfläche befindet sich eine sehr grosse Anzahl kräftiger Radialrippen, die mit ziemlich 
starken abgerundeten Körnern besetzt sind. Die Buckeln liegen am vordersten Theile der 
Schale und treten kaum über den obern, geraden Rand hervor. Die Lunula ist sehr klein, 
aber ziemlich tief. Das Schloss zeigt die Eigenthümlichkeit, dass der Vorderzahn auf jeder 
Seite nur rudimentär entwickelt ist, während die Hinterzähne sehr kräftig, lamellenförmig 
sind; der hintere, so wie der untere Rand, der mit dem obern fast parallell läuft, sind gezähnelt. 

Die vorliegende Art steht der Cardita dubia Sow. sehr nahe, unterscheidet sich aber 
durch eine etwas abweichende Form und einige Verschiedenheit in der äussern Verzierung. 


Vorkommen: Nefgraben im Russbachthal. 
Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Myoconcha Sowerby. 


Das Genus Myoconcha wurde im Jahre 1824 von Sowerby beschrieben und trotz der 
_ äussern Ähnlichkeit mit Modiola zu Astarte gestellt. Ungeachtet der guten Abbildung und 
Beschreibung in der Mineral Conchology veranlasste die eigenthümliche äussere Form man- 
cherlei Schwankungen in der systematischen Stellung dieses Geschlechtes. Die Engländer folg- 
ten grösstentheils dem Beispiele Sowerby’s: und so finden wir dasselbe n Woodward’s 
Manuel of the Mollusca in der Familie der Oypridinidae neben Oardita, Hippopodium, Cardinia, 
Opis, Astarte u. s. w.; die gleiche Stellung geben ihm Morris und Lycett in ihrer Mono- 
eraphie der Gross-Oolithversteinerungen. Eine Ausnahme macht Gray, welcher das Genus 
Myoconcha freilich mit einigem Zweifel seiner Familie der Dreisseniden einverleibt und es mit 
Öongeria Partsch, Dreissena van Bened., Enocephalus Münst., Mytilimeria Conr. zu einer 
Gruppe vereinigt. 
D’Orbigny nahm abermals eine radicale Änderung vor, und nach ihm bildet Myoconcha 
nur eine Modification des vielgestaltigen Geschlechtes Mytilus. Die ’Orbigny’sche Ansicht 
findet man wieder in den neueren systematischen Werken über Conchyliologie von Chenu 
und den Gebrüdern Adams, obwohl die gänzlich verschiedene Schalentextur und die 
kräftig entwickelten vorderen Muskeleindrücke deutlich genug auf eine verschiedenartige 


(Zittel.) 7 


50 Karl Zittel. [154] 


Organisation der Thiere hinweisen. Die ganze Übereinstimmung beruht lediglich nur auf 
der äussern Form der Schale. 

Weit begründeter ist die Eintheilung des Genus Myoconcha in die Familie der Dreisse- 
niden, welche nach der Untersuchung der Thiere von den Mytiliden getrennt und neben die 
Najaden und Conchae gestellt werden müssen. Sowohl die äussere Form als auch die Struc- 
tur der Schalen haben eine unläugbare Ähnlichkeit mit einander. Der Umstand jedoch, dass 
die Dreisseniden ausschliesslich Süsswasserbewohner sind, ferner die eigenthümliche Lage 
des vorderen Muskeleindruckes auf einer Lamelle, welche freilich bei Myoconcha in der Ver- 
diekung unter den Buckeln ein gewisses Analogon findet, machen eine Eintheilung unseres 
Geschlechtes unter den Dreisseniden nicht sehr wahrscheinlich. 

Deshayes hat im Traite &el&mentaire de Conchyliologie mit der ihm eigenen Schärfe 
die Übereinstimmung der Myoconchen mit den Carditen nachgewiesen, und in der That 
finden wir in dem Genus Hippopodium eine Reihe von Arten, die ganz allmählich die unge- 
wöhnlichen Formen der Myoconcha mit den normalen Cardita-Arten vermitteln. Trotz dieser 
Thatsache scheint mir das Genus Myoconcha eine so wohl charakterisirte natürliche Formen- 
gruppe zu bilden, dass ich mich nicht entschliessen kann dem Vorgange Deshayes’ zu fol- 
gen und sie mit (ardita zu vereinigen. 

Myoconchen treten mit Sicherheit zum ersten Male in der Trias auf; die in paläozoischen 
Schichten angeführten Arten dürften anderen Geschlechtern angehören. Die Hauptverbreitung 
finden sie in der Jura- und Kreideformation; aus der Tertiärformation oder ganz jungen 
Bildungen ist bis jetzt keine echte Myoconcha nachgewiesen. 

In der Kreideformation werden 8 Arten aufgezählt, von denen jedoch zwei nur benannt, 
nicht aber beschrieben und abgebildet sind. — Unter den übrigen zeichnen sich Myoconcha 
angulata d’Orb. und M. cretacea d’Orb. durch beträchtliche Grösse aus, und diesen schliesst 
sich auf das engste die neue Species aus St. Wolfgang an. 


Myoconcha dilatalta Zitt. 


Taf. XI, Fig. 1. 


Char. Testa ovato-elongata, magna, incrassata, compressa, mazime inaequalitera, antice angusta, 
postice dilatata, lateribus subangulatis, tenuiter concentrice striata, lineis radiantibus ix 
conspieuis distantibus in parte inferiore ornata. Umbones terminales, margo cardinalis 
praelongus, arcuatus, posterior rotundatus, inferior rectus. Suleus ad marginem ligamenti 
paullo profundus. Cardo in dextra valva dente lamelhiformi robusto, in sinistra fossa 
satis profunda praeditus. 


Länge 120—140 Millim.; Höhe am vorderen Theil 20 Millim., hinten 50—70 Millim. 


Die dicke grosse Schale hat eine länglich-eiförmige Gestalt, sie ist schwach gewölbt und 
auf den Seiten mit einem abgerundeten Rücken versehen; beinahe ganz am äussersten Ende der 
schmalen Vorderseite liegen die kaum hervorragenden Buckeln, hinter welchen sich die 
Schale ganz allmählich erweitert, so dass die lange Hinterseite beträchtlich ausgebreitet ist; 
die Oberfläche ist mit schwachen concentrischen Zuwachsstreifen bedeckt, ausserdem bemerkt 
man an wohlerhaltenen Exemplaren auf der Pallealseite unterhalb des Rückens eine geringe 


[155] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 51 


Anzahl ziemlich entfernt stehender, schwach vertiefter Radiallinien, die von den Buckeln aus- 
eehen und bis zum unteren Rande fortsetzen. Die Furche, welche in der Regel bei den Myo- 
concha-Arten dem Schlossrande parallel läuft, ist hier nur schwach vertieft. Der lange 
Schlossrand ist gebogen und geht allmählich in die abgerundete Hinterseite über; der untere 
Rand ist beinahe gerade. Das Schloss besteht aus einem dicken, leistenförmigen Zahne auf 
der rechten Klappe, dem eine Furche auf der andern entspricht, ausserdem befindet sich 
jederseits ein schwach entwickelter, langer Seitenzahn ziemlich weit vom Schloss entfernt. 
— Das Band ist sehr kräftig und liegt in einer tiefen Rinne, so dass es kaum zu sehen ist. 
Die Muskeleindriücke sind sehr verschieden: der hintere sehr gross, schwach vertieft, der 
kleinere vordere dagegen liegt gerade unter den Buckeln auf einem hervorspringenden 
Wulst, in dem er ziemlich tief eingegraben ist, dahinter befindet sich noch eine zweite klei- 
nere Vertiefung dicht unter dem Schlossrand. 

Diese prächtige Art stimmt in so hohem Grade mit Myoconcha angulata d’Orb. überein, 
dass sie vielleicht nur als eine vicarirende Form derselben anzusehen ist. Die zur Verglei- 
chung vorliegenden französischen Exemplare zeigen jedoch stets einige Verschiedenheiten, 
welche eine Vereinigung beider Arten nicht gestatten. Die Myoconcha angulata ist etwas 
stärker gewölbt, die rückenartige Erhöhung tritt mehr hervor, die Furche am oberen Rande ist 
sehr vertieft, ausserdem die Hinterseite stets schräg abgestutzt, so dass Unterrand und Hinter- 
rand einen Winkel bilden. 

Vorkommen: Strobl-Weissenbach am Wolfgang-See in dunkeln festen Mergelkalken 
ziemlich häufig. 

K. k. geologische Reichsanstalt und Museum in Linz. 


Astarte Sowerby. 


Das Genus Astarte, das in den Jurabildungen durch eine so grosse Anzahl von Arten 
vertreten ist, nimmt in der Kreide auffallend ab und ist vorzüglich in der obern Abtheilung 
dieser Formation nur spärlich verbreitet. D’Orbigny führt im Prodröme aus dem Senonien und 
Turonien nur neun Arten auf, allein wenn diese Liste auch unvollständig ist, so dürften in 
der That die bis jetzt bekannten Arten die Zahl 12 oder 15 kaum überschreiten. Aus den 
Gosauschichten waren zwei Arten: Astarte similis Münst. und Astarte laticostata Desh. schon 
früher bekannt, und es ist nur noch die A. Gümbeh Zitt. beizufügen. Die vielfach erwähnte 
Astarte macrodonta So w. ist eine Orassatella. Von den erwähnten Arten besitzt Astarte similis 
Münst. eine ziemlich bedeutende Verbreitung in der obern Kreide und findet sich sowohl 
im Pläner, dem obern Kreidemergel Belgiens, Norddeutschlands und Galiziens, als auch 
an mehreren Orten in den Alpen. Die beiden andern Arten sind auf die Gosauschichten be- 
schränkt. Unter der geringen Anzahl lebender Astarten, die fast ausschliesslich in den 
Meeren der kalten oder gemässigten Zone vorkommen, konnte ich keine nahe stehenden 
Repräsentanten finden und auch die Astarten der Tertiärformation weichen wesentlich von 


den vorliegenden Arten ab. 


59 Karl Zittel. [156] 


Astarte laticostata Desh. 
Taf. VIII, Fig. 5 a—c. 


Syn. 1839. Astarte laticostata Desh. Traite elem. II, p. 145, t. 22, fig. 16, 17. 


1548. 5 - Bronn. Index pal. I, p. 115. 
(Non Astarte laticosta Desh.) M&m. Soc. geol. V, t. 4, f. 4, &. 
(Non ,„ n Pictet & R&n&vy.) Pal. Suisse Apt. p. 88, t. X, fig. 2. 


Char. Testa rotundato-quadrata, compressa, antice obtusa angustior latere postico sub-angulato, 
costis concentrieis ornata. Üostae parum numerosae, elevatae, crassae aequaliter distant et 
intervallis multo latioribus separatae sunt; ad latus postieum angulum obtusum formant. 
Umbones minimi compressi, valde approximati. Lunula profunda, lanceolata, acute limi- 
tata. Margo simplex, rarius subtilissime erenulatus. 

Länge 14—18 Millim., Höhe 12—16 Millim. 

Die Form dieser höchst zierlichen Art ist rundlich, durch die oben etwas gerade fort- 
setzende und alsdann in einen Winkel abgestutzte, ziemlich breite Hinterseite erhält sie aber 
eine mehr oder weniger viereckige Gestalt. Die Schale ist dick, sehr zusammengedrückt, 
auf der Oberfläche mit 7—10 concentrischen Rippen verziert. Diese treten sehr stark hervor, 
sind von beträchtlicher Dicke und wenden sich auf der hintern Seite in einem nur schwach 
angedeuteten Winkel nach aufwärts; ihre Zwischenräume sind bedeutend breiter als die 
Rippen selbst. Die spitzen Buckeln sind sehr zusammengedrückt und treten so nahe zusam- 
men, dass sie sich fast berühren, sie wölben sich etwas über die tiefe, lanzettförmige Lunula, 
deren Ränder einen scharfen Winkel bilden. Das Schildchen hinter den Wirbeln ist ziemlich 
breit und lang, und wie die Lunula begrenzt. Das Schloss trägt auf der rechten Klappe einen 
kräftigen und auf der linken zwei ungleich starke Zähne. Die Muskeleindrücke sowohl als die 
Mantelbucht sind schwach vertieft und einfach. Der Rand ist einfach oder äusserst fein gekerbt. 

Deshayes’ Abbildung im Trait6 &l&mentaire gibt die Merkmale der Schale nicht gut 
wieder, so dass ich sogar in Zweifel war, ob sich dieselbe auf die vorliegende Art beziehen 
liesse. Ich übersandte daher Herrn Deshayes eine Zeichnung meiner Originalexemplare, 
in welehen derselbe seine Species wieder erkannte. Was die doppelte Anwendung des 
Namen Astarte laticostata D esh. betrifft, so lasse ich hier den Wortlaut aus dem Briefe des 
berühmten Forschers folgen: „der Name laticostata ist in der That doppelt von mir verwendet 
worden. Ich hatte die Art aus der Gosau bereits seit mehreren Jahren abbilden lassen, als 
mich Herr Leymerie um meine Ansicht über eine Astarte aus dem Gault des Dep. l’Aube 
fragte; ich glaubte in der Species von Leymerie die Art aus der Gosau wieder zu erkennen 
und legte ihr irrthimlich deren Namen bei. Bei der Veröffentlichung seines Werkes liess 
Leymerie besser erhaltene Exemplare abbilden als die waren, welche ich gesehen-hatte und 
es wurde alsbald ersichtlich, dass der gleiche Name auf zwei Arten angewendet war. Einige 
Autoren haben geglaubt, dass die Species aus dem Gault mit Astarte formosa identisch 
sei, allein diese A.formosa ist sehr verschieden sowohl von derSpecies vonLeymerie als von 
der aus der Gosau. Aus dem Gesagten geht demnach hervor, dass der Name Astarte latico- 
stata für die Gosauspecies bleiben muss, die Art von Leymerie hat in meiner Sammlung den 
Namen A. Leymerii angenommen und die Astarte formosa bleibt, was sie war“ '). 


1) Die von Forbes unter dem Namen A. planissima aus der Kreide von Ostindien beschriebene Form zeigt ausserordentlich viel 
Übereinstimmung und dürfte vielleicht mit der vorliegenden Art zusammenfallen. 


[157] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 53 


Vorkommen: Im Hofergraben, Wegscheidgraben, Tiefengraben (Gosau). In sandigen 
Mergeln bei Ischl. In der Sammlung der geologischen Reichsanstalt befinden sich auch zwei 
Exemplare aus Muthmannsdorf in der Neuen Welt. 

Sammlung des Hof-Mineraliencabinets. 


Astarte similis Münst. 
Taf. VIII, Fig. 6 a—f. 


Syn. 1840. Astarte similis Münst. Goldf. Petref. Germ. II, p. 193, t. 134, fig. 18 a, b. 
1848, n n Bronn. Index I, p. 118. 
1348. n " Kner Verst. Kr. Lemb. p. 26. 
1849. n ” Alth. Beschr. Lemb. p. 61. 
1850. ” „ Gein. Quad. Deutschl. p. 156. 
1561. 5 = Gümb. Geogn. Beschr. Bayr. Alp. p. 571. 
1863. „  Fformosa Stol. (non Sow.) Jahrb. d. geol. Reichs. XIII, p. 54. 
Char. Testa parva, transversa, orbiculato-ovalis, inaequilatera, antice angustior, postice paullo 
elongata , subtruncata, concentrice costata. Costae elevatae, obtusae (9I—I1) aequaliter 
distantes intervallis latioribus separatae. Umbones acuti, approximati lunulam profundam, 


ovatam superant. Margo inferior simplex. 

Länge 5-5 Millim, Höhe 4:5 Millim. 

Die kleine Schale ist schwach gewölbt, quer-oval oder rundlich, ungleichseitig, vorne ver- 
schmälert und kürzer als an der schwach abgestutzten Hinterseite. Die 9—11 ziemlich 
kräftigen, stumpfen Rippen werden durch breite Abstände getrennt und sind, so: wie auch die 
Abstände fein concentrisch gestreift. Unter den scharfen sehr genäherten Buckeln liegt die ver- 
tiefte oval-herzförmige Lunula, die auf beiden Seiten scharf begrenzt ist. Der Rand ist nie- 
mals gekerbt und ziemlich scharf. 

Die Abbildung bei Goldfuss stimmt vortrefflich mit den Exemplaren aus der Gosau, 
jedoch scheinen die meisten Haldemer Stücke eine etwas geringere Anzahl von Rippen zu 
besitzen, wie dies auch in der Fig. « von Goldfuss angegeben ist. Ich zweifle übrigens bei 
der genauen Übereinstimmung aller übrigen Merkmale nicht an der Indentität der beiden 
Formen, die Gümbel schon richtig erkannt hatte. Aus der Kreide von Nagorzany liegen 
mir ebenfalls einige sehr charakteristische Stücke vor, die sich von der Astarte acuta Reuss 
recht gut durch den ungekerbten Rand unterscheiden lassen. Stoliczka vereinigt unsere 
Art und die Astarte acuta Reuss mit der nahestehenden Astarte formosa Sow. aus Blakdown: 
eine Ansicht, die mir jedoch nicht zulässig erscheint. Astarte caelata Müll. unterscheidet sich 
durch ihre dreieckigere Gestalt. 


Vorkommen: Edelbachgraben (Gosau), Stollhof (Neue Welt), Grünbach und Klaus 
bei Wiener-Neustadt häufig. — Siegsdorf, Bayern in den gleichen Schichten, ferner im Pläner 
von Nagorzany und in den obern Kreidemergeln von Haldem. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Astarte Gümbeli Zitt. 
Taf. VIII, Fig. 4 a, b. 
Char. Testa crassa, transversa, ovata, inaeqwlatera, suleis profundis distantibus ornata. Um- 
bones maxime compressi, approximati, vix marginem cardinalem superant. Lunula parum 
profunda, cordiformis; nymphae ligamenti angustae, excavatae. Margo erenulatus. 


54 Karl Zittel. [158] 


Länge 40 Millim., Höhe 32 Millim. 

Die ausserordentlich dicke Schale ist von quer-ovaler Form, ungleichseitig, vorne etwas 
kürzer und schmäler als hinten, wo sich eine schwache, von den Wirbeln herablaufende 
Depression gegen den untern Rand herabzieht. Die Oberfläche ist mit ungefähr 20—25 stark 
vertieften Furchen versehen, die durch doppelt so breite abgerundete erhabene Zwischen- 
räume getrennt sind. Die Buckeln sind ungewöhnlich stark zusammengedrückt, ragen kaum 
über den Schlossrand hervor, und nehmen überhaupt nicht die höchste Stelle der Schale ein. 
Die herzförmige Lunula ist nur schwach vertieft, dagegen liegt das äussere Band in einer 
schmalen eingeschnittenen Grube. Das Schloss trägt auf der linken Klappe zwei starke Zähne. 
Der Rand ist gekerbt. 

Die eigenthümliche Form und die tiefgefurchte Oberfläche zeichnen diese grosse und 
schöne Art leicht vor den bisher bekannten Astarten der Kreideformation aus. Von einiger- 
massen ähnlichen Formen kenne ich nur die Astarte Brunneri Pict. & Roux, Astarte oblonga 
Desh. aus dem Neocomien, so wie Astarte gibba und mutabilis Ryckh aus der Tourtia von 





Montigny sur Roc. 
Vorkommen: Das einzige Exemplar aus dem Hofergraben liegt in der Sammlung 
des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


16. Familie: NAJADES Lamarck. 
Unio Retzius. 


Die ältesten Unionen stammen aus den Grenzschichten zwischen Jura und Kreide, wo 
sie in dem sogenannten Wealdenthon in England und Deutschland etwa in 18 Arten auftreten. 
Mit Ausnahme einer einzigen, die dOrbigny aus dem Neocomien von Vassy beschreibt, 
schien das Genus Um’o in der Kreideformation zu fehlen, allein in den kohlenführenden 
Süsswasserschichten der Gosaugebilde findet sich ziemlich häufig eine neue Art, die ich 
Unio eretaceus genannt habe. Die Übereinstimmung der Unionen, Cyeladen und Cyrenen 
der alpinen Kreide mit jenen des Wealdenthons wurde bei den einzelnen Arten überall 
hervorgehoben, dieselbe gewinnt übrigens um so mehr Bedeutung, als nach den Mitthei- 
lungen des Herrn Prof. Suess auch die Reptilien, welche im verflossenen Jahre in densel- 
ben Schichten bei Felbering aufgefunden wurden, mit jenen des Wealdenthons nicht unbe- 
deutende Ähnlichkeit zu besitzen scheinen. Es wäre von Interesse nachzuweisen, ob und wo 
sich lebende Repräsentanten dieser Süsswasser-Conchylien finden, allein mit Ausnahme einer 
Gastropoden-Art: Boyssia Reussi Stol., die auf Östindien hinzuleiten scheint, war dieser Ver- 
such bisher erfolglos. Bei den Unionen wird diese Frage um so schwieriger, da die länglich- 
ovalen, concentrisch gestreiften oder glatten Formen der Wealden- und Gosaugebilde gegen- 
wärtig in den Flüssen aller Welttheile vorkommen und der Erhaltungszustand nur selten eine 
eingehendere Untersuchung erlaubt. 


Unio crelaceus Zitt. 
Taf. IX, Fig. 7 a—c. 
Char. Testa satis solida, non vero erassa, ovato-oblonga, modice convexa, valde inaequilatera, 
extus epidermide splendida praedita, concentrice striata et infra irregulariter concentrice 
rugosa; amtice brevis, obtusa, postice elongata, vel obscure oblique truncata vel obtusa. 


[159] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 5 


Ran 


Umbones erosi, paullo prominuli; cardo in sinistra valva bidentatus, dentibus inaequalibus, 

triangularibus et dente elongato laterali robusto. ; 

Nucleus in latere antico sub umbonibus impressione profunda, in postico sulco profundo 
margini parallello elongato praeditus. 

Länge 45—55 Millim., Höhe 25—30 Millim. 

Die Schale ist im Vergleich mit den meisten Unzo-Arten ziemlich dünn, jedoch bei weitem 
nicht so schwach, als bei mancher Species aus dem Wealdenthon. Ihre Form ist länglich- 
eiförmig, mässig gewölbt, sehr ungleichseitig, vorne kurz und regelmässig abgerundet, hinten 
verlängert, entweder stumpf oder noch häufiger schräg abgestutzt. Die Oberfläche der Schale 
ist mit einer glänzenden Epidermis versehen, die von feinen, concentrischen Zuwachsstreifen 
und mit unregelmässigen rauhen Furchen bedeckt ist. Die Buckeln treten sehr schwach her- 
vor und sind corrodirt. Der Schlossrand der linken Klappe, den ich an einem Exemplar bloss- 
legen konnte, trägt zwei verhältnissmässig kleine dreieckige Schlosszähne, von denen der 
vordere der schwächere ist, so wie einen kräftigen verlängerten Seitenzahn; der kleine vordere 
Muskeleindruck liegt auf einer erhabenen Leiste. 

Gewöhnlich finden sich nur Steinkerne und diese sind meist mit blättrigen Überresten 
der Schale bedeckt, die alle Eindrücke der Zähne und Muskeln verhüllen, so dass dieselben 
ganz den Anschein einer Anodonta erhalten. Fehlt die Schale ganz, so befindet sich vorne 
unter den Buckeln eine sehr kräftige Vertiefung und auf der Hinterseite eine tiefe lange 
Furche, die dem Oberrand entlang läuft. 

Unter den Unionen des Wealdenthones haben kleine Exemplare des Umio Menkei Koch 
und Dunk. grosse Ähnlichkeit, unterscheiden sich aber durch bedeutendere Höhe im Ver- 
hältniss zur Länge und die wellenförmig gerunzelten Buckeln. Die einzige Art, die sich im 
Wealdenthon und Neocomien zugleich findet, Umo Martini Sow., ist ebenfalls durch ihre 
breitere eiförmigere Gestalt verschieden. 


Vorkommen: In Süsswasserschichten bei Felbering, Mayersdorf, Stollhof in der 
Neuen Welt. — Grünbach und Klaus bei Wiener-Neustadt, ferner im Billmannsgraben am 
Wolfgang-See. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


17. Familie: TRIGONEA Lamarck. 
Trigonia Bruguiere. 

Das Genus Trigonia ist nur durch Trigonia limbata dOrb. und T. scabra Lam., beide 
aus der Gruppe der Trigoniae scabrae A g., vertreten. Die meisten Ärten der mittleren und 
oberen Kreide gehören dieser Abtheilung an, die fast gänzlich auf die Kreideformation 
beschränkt ist; sie schliesst zugleich die Reihe der fossilen Trigonien ab und steht ohne ver- 
mittelndes Zwischenglied den fünf lebenden Arten von Neu-Seeland und Australien aus der 
Gruppe der Peetinatae Ag. gegenüber. Von europäischen Arten gehören hierher Trrgonia sca- 
bra Lam., T. kmbata d’Orb., T. aliformis Park., T. erenulata Lam., T. spinosa Sow., 
T. Fittoni Desh., T. Pyrrha d’Orb., T. caudata Ag., T. rugosa Lam., sodann T. echinata 
d’Orb. (Prodr.) und T. longirostris d’Orb. (Prodr.). Von aussereuropäischen Arten schlies- 
sen sich diesen an: 7. plicato-costata Gal. aus Mexico, T. Mooreana Gabb. aus Texas und 
T. thoracica Mort. aus T’exas, Alabama und Delaware. 


Karl Zittel. [160] 


on 
fer} 


Trigonia limbalta d'Orb. 


Taf. IX, Fig. 1 a—c. 


Syn. 1832. Trigonia aliformis var. Sow.in Murch. & Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. +18. 
1843. » limbata d’Orb. Pal. frang. Cr£t. III, p. 156, t. 298. 
1848. n » Bronn. Ind. pal. I, p. 637. 
1850. en n d’Orb. Prodr. II, p. 240. 
1856. 5 aliformis Forbes. Geol. Trans. VII, p. 151, t. 14, fig. 3. 
1859. = limbata Cog. Bul. Soc. geol. XVI, p. 984. 
NE »  Gabb. Syn. p. 176. 
1862. a distans Coquand. Geol. et Pal. Constantine, p. 202, t. XII, fig. 9. 
1862. > limbata Coq. 1. ce. p- 302. 
1863. " scabra Stol. Jahrb. d. geol. Reichsanst. XIII, p. 55. 


Char. Testa ovato-trigona, aliquanto longior, quam alta, postice attenuata, fere rostrata, obli- 
que truncata, antice dilatata, arcuata, declivis, costis 22—26 plus minusve anticam versus 
partem incurvis, elevatis, superne eleganter crenulatis, infra immunitis acutis ornata. 
Costae posteriores sensim divergentes plerumque cerenulatae. Umbones recurvi paullo promi- 
nuli; area modice lata, elevata, costis subundulatis obliquis ornata et sulco limitata. 


Länge 50—55 Millim., Höhe 45—50 Millim. 


Die oval-dreieckige Schale ist nur wenig länger als hoch, sehr ungleichseitig; vorn 
steil abfallend, bogenförmig abgerundet und ausgebreitet, hinten fast schnabelförmig ver- 
schmälert und schräg abgestutzt. Die Oberfläche ist mit etwa 22—26 erhabenen Rippen ver- 
ziert, welchevomRande der Area beginnen und sich in einem leichten Bogen nach vorne krüm- 
men; diese Krümmung wird auf der Hinterseite immer schwächer und die hintersten gekörnel- 
ten Rippen laufen endlich schräg nach hinten. Mit Ausnahme dieser letzteren sind die Rippen 
nur an ihrem obersten Theil mit runden Knötchen versehen und werden nach unten einfach 
und scharf. Die rückwärts gekrümmten Buckeln sind mässig angeschwollen, das Band sehr 
kurz. Die etwas erhabene Area ist oben leicht abgeplattet, an den Seiten durch eine vertiefte 
Furche begrenzt und auf ihrer ganzen Oberfläche mit schrägen, rauhen, schwach wellen- 
förmig gebogenen Rippen bedeckt. Das Schloss unterscheidet sich von dem der Trigonia sca- 
braLam. in der rechten Klappe dadurch, dass die beiden seitlichen Zähne etwas stärker 
entwickelt sind. 

Trigonia limbata d’Orb. unterscheidet sich leicht von Trigonmia scabra Lam. durch 
die schwach gekörnelten Rippen und die etwas kürzere Form. Sie findet sich im Turonien 
(Santonien Cogq.) des pyrenäischen Kreidebeckens, in den Etagen Santonien und Carentonien 
(Cogq.) in der Provinz Oonstantine in Algier und sehr häufig im Gosauthal, wo sie bereits von 
Murchison und Sedgwick aufgefunden, aber von Sowerby unter dem Namen Trigonia 
ahformis var. aufgezählt wurde; Stoliczka erwähnt dieselbe unter den Namen Trigonia sca- 
bra von Maros Solymos in Siebenbürgen. Zur gleichen Art gehört offenbar auch Trigonia 
aliformis For bes (non So w.) aus der Kreide von Pondicherry. Von amerikanischen Autoren 
wird sie aus Alabama und Texas citirt. 

Trigonia scabra Lam. ist leicht zu erkennen und wurde auch meist richtig aufge- 
fasst; sie findet sich besonders schön verkieselt zu Uchaux in der Provence, sodann an vielen 
anderen Orten Frankreichs, fehlt aber in England. Aus Deutschland kenne ich sie in schlecht 


q 


[161] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 57 


erhaltenen Steinkernen von Gehrden in Hannover, ferner sehr schön verkieselt von Vaalsbruck 
bei Aachen, woher sie Goldfuss unter dem Namen Zyrodon aliforme vortrefflich abbildet'). 
In den Gosauschichten findet sie sich schr selten und liegt mir nur in zwei Exemplaren vor. 

Trigonia spinosa Sow. ist ausschliesslich auf Frankreich und England beschränkt und 
scheint sich kaum wesentlich von Trigonia Pyrrha d’Orb. aus dem Cenomanien von Le Mans 
zu unterscheiden. 

Die verbreitetste und zugleich die am öftesten falsch aufsefasste Form unter den Kreide- 
trigonien ist Trigonia alıformis Park. Sie erscheint zuerst im Aptien und Gault, findet sich 
häufig im Grünsande Englands, namentlich zu Blackdown und geht bis in die obern Kreide- 
schichten Deutschlands. Über die französischen und englischen Formen herrscht wenig Zweifel; 
sie wurde von Parkinson nach Exemplaren aus Blackdown ganz erkenntlich abgebildet, 
doch findet sie sich auch an mehreren Localitäten im Lower Greensand und Gault. In Deutsch- 
land ist sie sehr häufig im Quadersandstein von Quedlinburg, Harzburg; Kieslings- 
walda; Schlesien, Böhmen und Regensburg. D’Orbigny vereinigt unsere deutsche Form 
irrthümlich mit Trigonia scabra und Bronn sucht nachzuweisen, dass sie zu Trigonia Fittoni 
Desh. gehöre. Offenbar geschah diese Identification nur nach Abbildungen, da nach Origi- 
nalexemplaren diese Verwechslung unmöglich gewesen wäre. Die Abbilduug in der Lethaea 
gibt übrigens kein ganz richtiges Bild von der 7. aliformis aus Quedlinburg, sie ist hinten 
etwas zu breit und die Area ohne die charakteristische Furche. Pictet und Renevier's 7rrgo- 
nia alformis aus dem Aptien und Gault der Schweiz stimmt vollkommen mit englischen 
Exemplaren überein. ; 

Trigonia Fittoni Desh. ist eine sehr schöne auf den Grault beschränkte Form, leicht 
erkenntlich durch die glatte hintere Fläche auf der Area. 


Vorkommen: Im Gosauthal ziemlich häufig, namentlich im Hofergraben ; im Scharer- 
graben und am Steinkampl bei Piesting; Stollhof, Muthmannsdorf in der Neuen Welt. 


Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Triyonia scabra Lam. 
Taf. IX, Fig. 2 a—c. 


Syn. 1819. Trigonia scabra Lam. An. sans vert. VI, p. 63, Nr. 2. 


1822. ” » Bronst. G£eol de Par. t. 9, fig. 5. 

1828. ” n Defr. Dict. des sc. nat. t. 55, p. 294. 

1831. n »  Boue Jahrb. Leonh. Br. p. 198. 

1831. = „  Desh. Cog. car. p. 35, t. 13, fig. 4, 5. 

1835. en » Desh. in Lam. hist. an s. vert. VI, p. 515, Nr. 2. 


1838. Lyriodon seaber Bronn. Leth. geogn. II, p. 702, t. 32, fig. 13. 
1840. " aliforme Goldf. Petr. Germ. I, p. 203, t. 137. fig. 6. 
1340. Trigonia scabra Ag. Et. erit. p. 28, t. 10, fig. 1—5. 


1841. ” „  Roem. Kr. p. 68. 
1842. in »„ Math. Cat. meth. p. 167. 
1843. 5 » «Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 153, t. 296. 


1!) Diese Aachener Form wurde öfters, vermuthlich nur der Etage zu Liebe, unter dem Namen 7. Zimbata d’Orb. angeführt, ob- 
wohl ihre Rippen noch viel stärkere Knoten tragen, als die typischen Exemplare von Uchaux. 
(Zittel.) 8 


58 Karl Zittel. [162] 


1847. Trigonia alaeformis Müll. Kr. Aach. p. 15. 

1848. Lyriodon scaber Bronn. Ind. pal. I, p. 688. 

1850. Trigonia scabra d’Orb. Prodr. II, p. 195. 

1852. Lyriodon scaber Bronn. Leth. II, 2, p. 294. 

1852. Trigonia scabra Desh. Trait& el&m. Conch. II, p. 260, t. 33, fig. 4, 5, 6. 

1861. n = Gabb. Syn. p. 177. 

Char. Testa oblonga-trigona vel ovato-trigona, valde inaeguilatera, postice produeta, elongata 

attenuata, obligue truncata, antice dechvis, multicostata. Costae 22—24 paullo incurvae, 
elevatae, omnino tuberculis scabris erebris ornatae. Area analis sulco himitata costulis angu- 


stis, obliquis, subundulatis. 

Länge 60 Millim., Höhe 45 Millim. 

Schale oval-dreieckig, länger als hoch, sehr ungleichseitig, vorne kurz, steil abfallend, 
hinten verlängert, verschmälert und schräg abgestutzt. Die Oberfläche ist mit 22—24 etwas 
divergirenden Radialrippen bedeckt, die sich leicht nach vorne krümmen und mit zahlreichen, 
erhabenen Knötchen besetzt sind, welche nach oben immer kleiner werden. Die in der Mitte der 
Schale stehenden Rippen sind am rauhesten, auf den Rippen der beiden Extremitäten werden 
die Knötehen immer schwächer. Die Area wird durch eine Furche begrenzt und ist mit 
schmalen, erhabenen, schräg nach hinten gerichteten, etwas wellenförmig gebogenen Rippen 
besetzt. 

. Vorkommen: Sehr selten im Gosauthal und in der Gams. — In Frankreich im Turo- 
nien von Uchaux, Montdragon, Malle, Royan, Rouen ete., ferner in der oberen Kreide von 
Aachen und Gehrden in Hannover. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


18. Familie: NUCULIDAE d’Orbigny. 
Wucula Lamarck. 


Seit den Untersuchungen von Deshayes über das Thier von Nucula hat sich ergeben, 
dass im Widerspruch mit der bisher allgemein angenommenen Ansicht die längere Seite 
der Schale die vordere sei. Was daher bisher von fast allen Conchyliologen Vorderseite 
genannt wurde, wird nun zur Hinterseite, aus der früheren Lunula wird jetzt Area und 
umgekehrt aus der früheren Area jetzt Lunula. Diese Thatsache ist um so auffallender, als 
auch das innere Ligament meist nach vorne gerichtet ist und sich das Thier demnach in umge- 
kehrter Stellung in der Schale befindet. 

In den Gosaugebilden finden sich drei Nueula-Arten, von denen Nucula concinna Sow. 
und N. Stachei Zitt. in die Gruppe der N. pectinata So w. gehören, deren ziemlich zahlreiche 
Vertreter in der Kreide zum ersten Male erscheinen und für diese Formation sehr charak- 
teristisch sind. Die Nucula redempta Zitt. schliesst sich der jüngeren Formengruppe der 
Nucula nueleus Lin. an. 

Das Genus Nucula gehört unter die geringe Zahl derer, die bereits in den ältesten paläo- 
zoischen Schichten auftreten und durch alle Formationen bis zur Jetztzeit beständig an 
Artenzahl zunehmen. Man kennt bereits gegen 300 fossile Arten dieses Geschlechtes. 


[163] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 59 


Nucule coneinna Zitt. 
Taf. IX, Fig. 5 a—e. 


Syn. 1832. Nueula coneinna Sow. in Murch. & Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 418, t. 38, Fig. 1. 


1548. n Ei Bronn. Ind. pal. II, p. 320. 
1850. = n d’Orb. Prodr. II, p. 243. 
1561. 5 " Gabb. Syn. p. 149. 


Char. Testa parva, trigona, convezxiuscula, inaequilatera; altitudo longitudinem fere aequans; 
antice producta, paullo attenuata, postice declivis, truncata ; extus costulis aeguahibus 
radiantibus elevatis ornata. Sub umbonibus recurvis area posticalis (lunula auct.) sulco 
limitata vedetur. 

Länge 4—6 Millim., Höhe 5 Milim. 

Die kleine, niedliche, mässig gewölbte Schale ist dreieckig, beinahe eben so hoch als 
lang, mit stark gebogenem Unterrand, wodurch die grösste Höhe etwa in die Mitte der Schale 
fällt. Die Vorderseite ist etwas verlängert und verschmälert, abgerundet, die Hinterseite 
fällt steil ab und trägt unter den zurückgekrümmten Buckeln eine deutlich umschriebene 
Area (von den meisten Autoren. Lunula genannt). Das charakteristischste Merkmal sind 
die strahlenförmigen, regelmässigen und erhabenen Radialrippen, mit denen die ganze 
Schale bedeckt ist. 

Vorkommen: Ziemlich selten im Gosauthal (Hofergraben) ; Hinterreut und im 
Scharergraben bei Piesting. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Nucula Stachei Zitt. 
Taf. IX, Fig. 4 a,b. 

Syn. 1861. Nueula pectinata Gümb. (non So w.) Geogn. Beschr. bayr. Alp. p. 571. 

Char. Testa sohda, crassa trigona, inaequilatera, modice convexa, antice attenuata, postice 
truncata; extus costulis latıs radiantibus, infra maxıime conspiews, supra vero vix elevatis 
solumque translucentibus ornata. Striae increscentiae crenulatae in parte inferiore costulas 
percurrunt. Area posticalis incavata, elongata; margo erenulatus. 

Länge 20 Millim., Höhe 17 Millim. 

Die dicke perlmutterartige Schale ist dreieckig, nur wenig länger als hoch, mässig 
gewölbt und ungleichseitig; vorne fällt sie ziemlich rasch ab und ist hierdurch sehr ver- 
schmälert; hinten ist sie schräg abgestutzt und bildet bei der Vereinigung des Hinterrandes mit 
dem Unterrande einen Winkel. Die Oberfläche ist mit ziemlich breiten, flachen Radialrippen 
bedeckt, die unten deutlich hervortreten und durch Furchen geschieden sind, nach oben 
jedoch immer mehr verschwinden und endlich nur noch unter der glatten Oberfläche 
durchscheinen; am untern Theile werden sie von zierlich gekerbten concentrischen Zu- 
wachsstreifen durchkreuzt. Die hintere Area ist vertieft und reicht beinahe bis zum untern 
Rande herab. Der letztere ist gekerbt. 

Diese schöne grosse Species gehört in die Verwandtschaft der Nucula pectinata So w., 
unterscheidet sich aber von dieser wie von anderen nahestehenden Formen durch die 
breiten flachen Radialrippen, die gegen den obern Theil der Schale hin gänzlich ver- 
schwinden. 


60 Karl Zittel. [164] 


Vorkommen: Tiefengraben im Gosauthal. 
Sammlung der geologischen Reichsanstalt. 


Nucula vedemplta Zitt. 
Taf. IX, Fig. 3 a—d. 


Syn. 1854. Nucula deeussata Reuss. Char. Ost. Alp. p. 146, t. 28, Fig. 11. 


Ohar. Testa margaritacea, ovata, convexa, maxime inaequilatera, antice producta, obtusa, 
postice brevis, truncata; extus subtilissime strüs capillaceis, confertissimis radiatis et strüs 
concentrieis increscentibus ornata. Lunula elongata, angulo obtuso vix distincta, area posti- 
calis cordiformis plus minusve incavata et angulo cireumseripta. 

Länge 6—11 Millim., Höhe 4—3 Millim. 

Die perlmutterglänzende, bohnenförmige Schale ist oval, gewölbt und sehr ungleich- 
seitig; vorne stark verlängert, jedoch nur unbedeutend verschmälert, hinten kurz abgestutzt und 
mit einer mehr oder weniger vertieften, durch eine Kante umschriebene Area versehen. Auf 
der Oberfläche erkennt man mit der Loupe sehr dichtstehende, äusserst feine, haarförmige 
Radiallinien, die besonders deutlich sichtbar werden, wenn die oberste Schalenschicht 
abgeblättert ist. Ist dieselbe erhalten, so werden die Radiallinien von Zuwachsstreifen durch- 
setzt, von denen einige stark hervorspringen. Die Lunula auf der langen Seite ist undeutlich 
umschrieben und sehr verlängert. 

Die stark vergrösserte Abbildung von Reuss ist nach einem Exemplar ausgeführt, bei 
dem die Hinterseite gerader abgestutzt ist als dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt. Die 
Species ist übrigens durch ihre feinen Radiallinien so wohl charakterisirt, dass eine Verwechs- 
lung nicht leicht möglich wird. 

Der Name Nucula decussata ist zweimal vergriffen, einmal von Sowerby für eine 
lebende Art aus dem Mittelmeer und England und dann von Münster (Jahrb. 1835, p. 439) 
für eine oligocäne Art aus Cassel. 

Vorkommen: Seltenim Gosauthal (Hofergraben, Wegscheidgraben). Im Scharergraben 
bei Piesting. Billmannsgraben am St. Wolfgang-See. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Beda Schumacher. 


Die einzige kleme Leda-Art aus den Gosauablagerungen stimmt mit einer von Gümbel 
aus den gleichaltrigen Schichten von Siegsdorf beschriebenen Form überein. Wegen der ähnli- 
chen Gestalt, die fast sämmtliche Zeda-Arten von den ältesten Schichten bis zu den lebenden 
Formen zeigen, eignen sie sich wenig zur Bestimmung eines geologischen Horizontes. Aus 
der Kreideformation kennt man etwa 25 Arten. 


Leda discors Gümbel. 
Taf. IX, Fig. 6 a—e. 
Syn. 1861. Deda discors Gümb. Geogn. Beschr. bayr. Alpen, p. 571. 
Char. Testa minima, ovato-elongata, aeqwlatera, antice rotundata, postice rostrata, plus 
minusve acuminata; extus concentrice sulcata. Umbones mediani paullo prominuli; lumula 
nulla; area elongata sulco limitata. 


[165] Die Divalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 61 
Länge 5 Millim., Höhe 3 Millim. 


Die winzig kleine Schale ist länglich-oval, ziemlich stark gewölbt, gleichseitig, vorne 
stumpf abgerundet, hinten geschnäbelt, verschmälert und mehr oder weniger scharf zuge- 
spitzt. Über die Oberfläche laufen eoncentrische Streifen, die am hintern Theile schwächer 
werden. Die Buckeln treten wenig hervor und sind beinahe mittelständie; die hintere Area 


©) 


ist schwach vertieft, verlängert, von einer Rinne eingefasst. 

Die Originalexemplare aus Siegsdorf, welche ich der Freundlichkeit des Herrn Prof. 
Gümbel verdanke, stimmen vortrefflich mit meinen Stücken aus dem Wegescheidgraben 
überein. Der Name ZLeda discors ist übrigens nicht besonders glücklich gewählt, da die Kreu- 
zung der concentrischen Furchen mit den Zuwachsstreifen nur sehr selten wahrnehmbar ist. 

Die kleine Leda angulata Sow. sp. aus Blackdown unterscheidet sich leicht durch die 
dreieckigere kürzere und höhere Form und die feinere concentrische Streifung. 


Vorkommen: Im Wegscheidgraben (sehr selten); Siegsdorf in Ober-Bayern sehr häufig 
in Gesellschaft von Leda Ehrlichi Gümb. 
Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


19. Familie: ARCACEA Lamarck. 
Limopsis Sassı. 


Die geringe Zahl der Zimopsis-Arten ist auf einen weiten Zeitraum vertheilt. Zum ersten 
Mal tritt das Genus in einer noch unbeschriebenen Art in der Triasformation auf, wovon sich 
zwei Exemplare aus der Gegend von Aussee in der Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabi- 
nets befinden. Im Jura steigert sich die Zahl auf sieben und in gleicher Stärke setzt das Genus 
von hier an durch alle Formationen bis in die Jetztzeit fort, wo es in fünf Arten in den Meeren 
aller Zonen verbreitet ist. 

Die sechs oder sieben Kreidespecies gehören alle der mittlern und obern Abtheilung 
dieser Formation an und finden sich in Frankreich, Belgien, Norddeutschland, den Alpen und 
Nordamerika. 


Limopsis caleus Sow. sp. 
Taf. IX, Fig. 10 a—d. 


Syn. 1832. Pectuneulus calvus So w. in Murch. & Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 417, t. 38, Fig. 2. 
1548. ” ” Bronn. Ind. pal. II, 936. 
1850. 5 „ d’Orb. Prodr. II, p. 2354. 
1861. Azinaea elava (male!) Gabb. Syn. p. 103. 
1861. Peetuneulus calvus Gümb. Geogn. Beschr. der bayr. Alpen, p. 571. 


Ohar. Testa orbieularis, vel subrhomboidea, depressa, lenticularis, inaurita, aequilatera, antice 
‚posticeqgue vel aequaliter obsolete truncata vel rotundata, subtiliter concentrice striata. Sub 
umbonibus minime prominulis area angusta glabra in medio fossa triangulari praedita sita 

‚est. Margo cardinalis incerassatus dentibus in utraque extremitate aequalibus crassiusculis 
8—10 obliqwis munitus. Margo inferior laevis. 


62 Karl Zittel. [166] 
Länge S—16 Millim., Höhe 8—16 Millim. 


Schale fast kreisrund, schwach gewölbt, linsenförmig, ungeöhrt, gleichseitig, entweder 
beiderseits abgerundet oder vorne und namentlich hinten stumpf abgestutzt, wodurch die 
Form fast rhomboidisch wird. Die Oberfläche ist ohne alle Radialrippen und nur mit feiner, 
concentrischer Streifung versehen. Die Buckeln treten schwach über den geraden Rand her- 
vor, unter ihnen liegt eine sehr schmale Area, die in der Mitte eine vertiefte dreieckige 
Bandgrube trägt. Die Zähne stehen ziemlich gedrängt auf dem breiten Schlossrand, sind 
kräftig entwickelt, schief und etwa 8—10 auf jeder Seite. Die Muskeleindrücke sind einfach, 
nicht sehr stark vertieft und die innere Fläche mehr oder weniger deutlich radial gestreift. 
Der untere Rand ist ohne Kerben, glatt und einfach. 

In der Sowerby’schen Abbildung ist die ziemlich grosse dreieckige Bandgrube gänz- 
lich ignorirt und damit der generische Charakter dieser Art vernachlässigt. Alle Autoren 
nach ihm, denen vermuthlich keine Exemplare zu Gebote standen und die sich nur an die 
Abbildung halten konnten, betrachteten dieselbe ebenfalls als Peetuneulus. 

Pectunculus planus Röm. (Nordd. Kr. p. 69, t. 8, Fig. 24) dürfte von d’Orbigny 
richtig mit Limopsis calvus Sow. sp. vereinigt worden sein; der Erhaltungszustand der 
erstern ist freilich ein höchst mangelhafter. 

Vorkommen: Sehr häufig im Hofergraben, Edelbachgraben, Schrickpalfen, Weg- 
scheidgraben, Brunnsloch, Stöcklwald und Neferaben im Gosauthal; Abtenau, Windisch- 
garsten; Ischl; Muthmannsdorf; Neue Welt. — Bei Siegsdorf in Ober-Bayern. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Pectumeculus Lamarck. 


A. Adams theilt das Genus Peetunculus (Axinaea Poli) in zwei Gruppen ein, von 
denen die eine Axinaea die glatten oder concentrisch gestreiften Arten, die andere Pectun- 
culus die erhaben radialgerippten Formen enthält. Nach dieser Eintheilung würden die For- 
men aus der Gosau wie überhaupt der grösste Theil der fossilen Peetunculi in die Gruppe 
Axinaea gehören. 

Bei der Schwierigkeit der specifischen Unterscheidung der Arten dieses Genus, die in 
der Kreideformation durch den schlechten Erhaltungszustand noch vermehrt wird, ist 
es leicht erklärlich, dass sich zahlreiche Irrthümer in die Literatur eingeschlichen haben. Die 
Bestimmungen der norddeutschen und böhmischen Arten sind grossentheils unsicher und 
durch ihre schlechte Erhaltung gar nicht mit den englischen, französischen und belgischen 
Formen zu vergleichen. Von den beiden in den Gosauschichten vorkommenden Arten ist die 
eine Peetunculus Marrotianus d’Orb. bereits aus Frankreich bekannt, die andere: Peetuneulus 
Noricus Zitt. ist neu. Beide gehören nebst Pectunculus Requwienianus d’Orb., P. obsoletus 
Goldf. und P. sublaevis Sow. einer Gruppe an, für die Peetuneulus varians Lam. aus 
Australien vielleicht der nächste lebende Repräsentant ist. 

Die meisten Peetunculus-Arten, welche aus jurassischen und älteren Schichten angeführt 
werden, gehören in das Genus Limopsis; erst in der Kreide tritt unser Genus mit ungefähr 
25 Arten auf, nimmt in jüngeren Schichten an Formenreichthum zu und ist jetzt in grosser 
Zahl in den Meeren der heissen und gemässigten Zone verbreitet. 


[167] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 63 


Peclunculus Noricus Zitt 
Taf. IX, Fig. 8 a—c. 


Char. Testa solida, tumida, fere aeqwlatera, ovato orbicularis, cordiformis, paullo altior guam 
2 I ’ 2 € 7 
longa, supra aligquantulum angustior, postice depressione plus minusve conspiceua subtrun- 
’ )) 

cata. Extus costis radiantibus valde obsoletis et strüis concentricis tenuissimis ornata. Um- 
bones acuti, prominuli aream angustam, vero longam sulcis marginibus parallelis munitam 
superant. Oardo marginalis crassus in medio dentibus exiguis, ad extremitates dentibus 
6—8 robustis fere aegualibus. Margo inferior late denticulatus. 


Länge 30—35 Millim., Höhe 32—37 Millim., Durchmesser 25 Millim. 


Die dicke kräftige Schale ist meist stark angeschwollen, beinahe symmetrisch gleich- 
seitig, oval-kreisförmig und nur unbedeutend höher als lang, oben meist etwas schmäler. 
Die Vorderseite ist abgerundet, die hintere mit einer leichten Depression versehen und undeu- 
lich schräg abgestutzt. Auf der Oberfläche befinden sich sehr wenig erhabene, nur an wohl- 
erhaltenen Exemplaren sichtbare Radialrippen, die von feinen concentrischen Zuwachsstreifen 
durchkreuzt werden. Unter den spitzen, verhältnissmässig ziemlich stark hervorragenden 
Buckeln liegt eine schmale, aber lange Area, die mit mehreren den Rändern parallel laufen- 
den Furchen versehen ist. Der Schlossrand ist dick und trägt auf jeder Seite ungefähr 6—8 
in Bogen gestellte, kräftige Zähne. In der Mitte sind dieselben klein, jedoch immer deutlich 
entwickelt. Der untere Rand ist stark gezähnt. 

Es gibt kaum ein Genus, in dem unrichtigere Identificationen vorgenommen wurden als 
bei Peetuneulus, und namentlich ist Goldfuss in dieser Beziehung unglücklich gewesen. 
D’Orbigny suchte zu verbessern und vereinigte den Peetuneulus sublaevis Goldf. non Sow. 
aus Aachen mit P. lens Nilsson; wenn man aber die Zeichnung bei Nilsson vergleicht, so 
begreift man diesen Vorgang kaum; denn der dort abgebildete Steinkern liesse sich mit glei- 
chem Rechte auf jede beliebige Art aus der Kreide beziehen. Ich habe von der Vergleichung 
mit den mangelhaft erhaltenen Steinkernen aus Böhmen und Norddeutschland abstrahirt und 
vorgezogen, der vorliegenden Art lieber einen neuen Namen beizulesen, als sie unter einer 
zweifelhaften Bezeichnung erscheinen zu lassen. Pectunculus sublaevis Goldf. non Sow. aus 
Aachen steht am nächsten, unterscheidet sich aber durch eine viel weniger hochgewölbte 
Form, dünnere Schale und schwächer gekerbten Rand. 

Vorkommen: Häufig bei Muthmannsdorf in der Neuen Welt in Sandstein; ferner bei 
Breitensol unfern Buchberg in Niederösterreich. 

Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Pectunculus Marrotianus dOrb. 
Taf. IX, Fig. 9 a—f. 


Syn. 1832. Peetuneulus Plumsteadiensis Sow. in Murch. & Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 417 (non Sow. in Min. Conch.). 


1832. 5 brevirostrıs Sow.|]. ce. (non in Min. Conch.). 

1832. ” pulvinatus? Sow.|]. ec. (non Lam.). 

1842? ” obsoletus Math. Cat. meth. p. 165. 

1843. n Marrotianus d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 192, t. 307, fig. 13—16. 
1848. 5 = Bronn. Ind. pal. II, p. 938. 

1850. n 5 d’Orb. Prodr. II, p. 243. 


1861. Axinaea Marrotiana Gabb. Syn. p. 103. 


64 Karl Zittel. [168] 


Char. Testa solida, depressiuscula, subaegwlatera, diversiformis, vel ovato-orbicularis vel orbi- 
cularis, extus strüs numerosis aequalibus confertis radıiantibus et prasertim in medio suleis 
paullo impressis, satis latis ornata. Interstitia binorum sulcorum 4—6 eirciter strias radian- 
tes tenues portant. Annulae concentricae, tenuissimae strias et sulcos percurrunt. Sub umbo- 
nibus medianis area lata multisulcata sita est. Margo cardinalis dentibus 5—6 in utraque 
extremitate, in medio laevis, angustus, rarius dentibus minimis obsoletissimis. Margo infe- 
rior crenulatus. 

Länge 30—40 Millim., Höhe 32—40 Millim. 

Schale dick, nur schwach gewölbt, fast gleichseitig, häufig zerdrückt und gequetscht, 
jedoch auch wenn gut erhalten von veränderlicher Form; entweder fast ganz rund oder häu- 
figer eiförmig, gewöhnlich etwas höher als lang. Die ganze Oberfläche ist mit sehr feinen, 
zahlreichen, dichtstehenden Radialstreifen bedeckt und namentlich in der Mitte durch eine 
Anzahl gleichmässig entfernter gerader, schwach vertiefter Radialfurchen verziert. Die letzteren 
tragen etwa 2—3, die etwas erhabenen Zwischenräume aber 4—6 der vorher beschriebenen 
Radialstreifen. Eine concentrische Zuwachsstreifung läuft über die Linien und Furchen hinweg, 
so dass die Oberfläche der Schale, unter der Loupe betrachtet, sehr zierlich verziert erscheint. 
Die Buckeln ragen nur schwach hervor, unter ihnen liegt eine breite Area, die von 1O—12 den 
Rändern parallel laufenden Furchen durchzogen ist. Auf jeder Seite des Schlossrandes stehen 


5 





6 ziemlich kräftige Schlosszähne, die jedoch in den meisten Fällen in der Mitte aussetzen 
und nur selten durch kleine Mittelzähne verbunden sind. Der untere Rand ist grob gekerbt. 

Die feine Radialstreifung dieser Art ist äusserst charakteristisch und stimmt mit der 
d’Orbigny’schen Beschreibung und Abbildung genau überein. Ich hatte nur Steinkerne aus 
Royan zur Vergleichung, allein an einem konnte ich den vortrefflich erhaltenen Abdruck 
der Area untersuchen, die genau den Stücken aus der Gosau gleicht. Die Schlosszähne 
sind allerdings bei französischen Exemplaren etwas zahlreicher und namentlich ist auch die 
Mitte des Schlossrandes mit solchen besetzt, allein bei der grossen Wandelbarkeit dieses 
Charakters in verschiedenen Altersstufen kann dieser Unterschied nicht genügen, um eine 
neue Species darauf zu begründen. 

Pectuneulus Marrotianus d’Orb. unterscheidet sich von der vorigen Art durch viel gerin- 
gere Wölbung, Mangel der hintern Depression, breitere und kürzere Area, Verschiedenheit 
der Schlosszähne und besonders durch die Radialverzierung. 

Unter den Namen Pectunculus Plumsteadiensis, brevirostris und pulvinatus, welche 8 o- 
werby in seiner Versteinerungsliste aus dem Gosauthal anführt, kann nur die vorliegende 
Form verstanden sein; es ist übrigens überflüssig 
Arten besonders aus einander zu setzen. 


‚ die augenfälligen Unterschiede dieser 
Vorkommen: Häufig im Hofergraben und Wegscheidgraben im Gosauthal, ferner bei 
Losenstein in Ober-Österreich. In Frankreich von Barbezieux und Royan in der Charente und 
Colombier (Dordogne). 
Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Uucullaea. 


Die Zweckmässigkeit einer Trennung der Genera Cueullaea und Arca wurde von Des- 
hayes sowohl im Trait& @lömentaire als auch in seiner Beschreibung der Mollusken des 


[169] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 65 


Pariser Beckens so eindringlich hervorgehoben, dass es für meinen Vorgang keiner Recht- 
fertigung bedarf, obwohl sich in allen Secundärgebilden Formen finden, bei denen man 
unschlüssig sein könnte, in welches der beiden Geschlechter sie einzutheilen seien. 

Die Zahl der Cucullaeen aus den Gosauschichten beläuft sich auf sechs, von denen nur 
zwei bisher anderwärts gefunden wurden. Von diesen gehören Oueullaea Chiemensis, ©. cras- 
sitesta und C. Austriaca einer Gruppe an, die als die typische Cueullaeenform betrachtet 
werden kann, eine Gruppe, die bereits in der Juraformation durch zahlreiche Arten vertre- 
ten ist, die in der untern Kreide etwas weniger häufig auftritt, sich in der mittlern und obern 
Kreide zum Maximum ihrer Verbreitung erhebt, in der Eocänformation auf zwei Arten herab- 
sinkt und in der heutigen Fauna in der ©. concamerata ihren Repräsentanten findet. Alle 
drei Species haben zahlreiche Verwandte in der Kreideformation, besonders im südlichen 
Frankreich, Portugal, Algier, Indien und auch aus Texas liegt mir eine der O. erassitesta ähn- 
liche Form vor. In Norddeutschland ist diese Gruppe in der obern Kreide weniger verbreitet 
und hat nur einige Vertreter, unter denen (. glabra die weiteste Verbreitung besitzt. 

Eine zweite höchst eigenthümliche Gruppe bilden die Oucullaea semisuleata Math. und 
Oueullaea bifascieulata Zitt., von denen die erste aus dem Turonien von Uchaux schon lange 
bekannt ist. Nahestehende Arten aus der Kreide kenne ich sonst keine. 

Die Oueullaea Gosaviensis Zitt. weicht von den vier vorhergehenden Arten sehr ab und 
müsste ihrer äussern Form nach in die Gruppe der Arca Noae fallen, wenn sie nicht das 
Schloss als eine Cucullaea erkennen liesse. Sie bildet mit O. carinata Sow. (C. costellata 
Sow.), Cue. (Arca) elegans d’Orb., Que. (Arca) pholadiformis d’Orb. u. a. eine Gruppe, die 


schon in der Juraformation, namentlich im Grossoolith auftritt. 


Cucullaea Chiemiensis Gümb. sp. 
Taf. X, Fig. 3 a—g. 


Syn. 1832. Cueullaea carinata Sow. in Murch. & Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 417 (non So w. in Min. Conch.). 
1850. Arca d’Orbignyana d’Orb. Prodr. II, p. 244 (non d’Orb. Pal. fr. nee Math.) 
1854. „  Gue£rangeri, Matheroniana, d’Orbignyana Reuss Char. Ost. Alp. p. 41. 
1861. „ Chiemiensis Gümb. Geogn. Beschr. bayr. Alp. p. 571. 


Char. Testa trapeziformis, transversa, inflata, inaequwlatera, strüs concentrieis et radiatis ele- 
ganter decussata. Latus anticum obtusum, posticum elongatum, productum, oblique trunca- 
tum, infra angulatum, carinatum, ad carinam strüs radiatis validioribus. Area posticalis 
lata planiuscula; area cardinalis rhombordea, quadri- vel quinquesulcata. Margo cardinalis 
rectus, in medio angustissimus et dentibus minimis serratus, ad extremitates latior 2—3 den- 
tibus longitudinalibus magnis ornatus. 

Länge 50—70 Millim., Höhe 30—40 Millim. 

Die Form dieser Art ist äusserst veränderlich, bald sehr stark schief in die Länge gezo- 
gen, bald trapezförmig mit ausgebreiteter Hinterseite. Die Schale ist hoch gewölbt, ungleich- 
seitig, concentrisch gestreift und durch feine radiale Furchen auf der Oberfläche gitterförmig 
gezeichnet. Die Radialfurchen sind auf der Kante der Hinterseite am stärksten und etwas 
weiter auseinander gerückt. Die Vorderseite ist kurz, regelmässig abgerundet, die Hinter- 
seite schief in die Länge gezogen und mit einer sehr stark hervorspringenden Rante versehen, 
die von den Buckeln nach dem untern Rande läuft und dort einen Winkel bildet. Der Hin- 
terrand ist schräg abgestutzt. Die breite Area, welche durch die Kante auf der Hinterseite 


(Zittel.) 9 


66 Karl Zittel. [170] 


gebildet wird, ist beinahe flach oder schwach vertieft. Die Buckeln treten stark hervor und 
stehen ziemlich nahe, unter ihnen liegt das länglich-rhomboidische Bandfeld, das von vier 
oder fünf vertieften Furchen durchzogen wird, die der Begrenzungslinie des Bandes parallel 
laufen. Der lange Schlossrand ist gerade, in der Mitte sehr eng und mit sehr kleinen 
Zähnchen besetzt, vorn und hinten wird er etwas breiter und trägt einige kräftige, fast 
horizontal stehende Zähne, von denen sich vorne gewöhnlich zwei, hinten aber drei 
befinden. ] 

Die Oueullaea carinata Sow. Min. Conch. t. 207, Fig. 1 (Oucullaea Sowerbyi Desh. Traite 
&l&m. II, p. 369), mit welcher Sowerby in den Geological transactions III, 1, 2, p. 417 
die vorliegende Art vereinigte, unterscheidet sich, wie ich mich an einem Exemplar von 
Blackdown überzeugen konnte, durch die abweichende Verzierung der Oberfläche und 
durch den stärkern Schlossrand, auf dem die Zähne regelmässig divergirend vertheilt sind. 
Dieselbe ist übrigens nicht zu verwechseln mit Oueullaea earinata Sow. Min. Conch. t. 44, 
f. 2, 3, die später von Sowerby unter dem Namen (ueullaea costellata abermals beschrie- 
ben wurde. 

D’Orbigny vereinigt im Prodröme die sehr nahe stehende Arca d’Orbignyana Math. 
aus der obern Kreide von Martigues mit unserer Art. Herr Ph. Math&ron hatte die 
Freundlichkeit, mir ein wohl erhaltenes Exemplar seiner C. d’Orbignyana zuzusenden, an dem 
sich nach sorgfältiger Vergleichung folgende Unterschiede herausstellten. Die Oberfläche der 
französischen Art ist concentrisch gestreift, in der Mitte und an der Kante ohne alle Spur einer 
Radialverzierung, ferner befindet sich auf der grossen Area am hintern Theile eine glatte 
Fläche, die nicht von Furchen durchzogen ist, und endlich ist die Zahl der Schlosszähne bei 
allerdings gleicher Lage eine viel grössere. Die Vertiefung auf dem hintern Felde, welche 
sowohl d’Orbigny als Math&ron. hervorheben, dürfte wohl nur durch eine Verdrückung 
entstanden sein. 

Mit Arca Matheroniana d’Orb. kann unsere Art nicht verwechselt werden, da sowohl 
die äussere Form, als auch das Schloss derselben ganz abweichend gebildet sind. 

Sehr nahe steht unstreitig Arca Ligeriensis d’Orb., doch macht die verschiedene Stellung 
der Schlosszähne, die glatte Oberfläche und das viel breitere, von zahlreichen Linien durch- 
furchte Bandfeld derselben auch hier die Unterscheidung nicht schwer. 

Die Gümbel’sche Arca Ohremiensis aus den Gosauschichten Ober-Bayerns gehört zweifel- 
los zu unserer Art, wie ich mich an mehreren Originalstücken überzeugen konnte. Der ab- 
weichende Erhaltungszustand verleiht den Siegsdorfer Exemplaren allerdings ein etwas 
eigenthümliches Aussehen. 

Die Arca Brahminica Forbes aus der Kreide von Pondicherry hat auffallende Ähnlich- 
keit, eben so die etwas kleinere Arca Gamana Forbes, doch scheinen beide Arten der Abbil- 
dung nach von der unserigen verschieden zu sein. 

Die Oueullaea Ohiemiensis Gümb. ist eine der häufigsten und veränderlichsten Bivalven 
in der Gosau, sie ist meistens zerdrückt und verschoben und erhält dadurch so verschiedene 
Formen, dass ich mir nur mit Hilfe eines grossen Materials und der Präparation einer grös- 
seren Anzahl von Schlössern die Gewissheit verschaffen konnte, dass dieselben Alle zur glei- 
chen Art gehören. 

Vorkommen: Hofergraben, Wegscheidgraben, Edelbachgraben, Tiefengraben, Fin- 
stergraben, Nefgraben, Schrickpalfen, Brunnsloch, Schattau, Stöcklwald, Abtenau u. s. w. 


[171] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 67 


(sehr häufig); Scharergraben bei Piesting in der Neuen Welt (selten). Szaras Almäs in Sie- 
benbürgen (Stur), Siegsdorf bei Traunstein in Ober-Bayern (Gümbel). 


Cucullaea crassitesta Zitt. 
Taf. X, Fig. 2a, b. 


Ohar. Testa crassa, ovato rhombordea, inflata, inaequilatera; concentrice striata, antice postice- 
que tenuissime decussata. Latus anticum brevius, rotundatum , posticum paullo elongatum, 
obtuse carinatum. Area cardinalis trapezordalis, Gisulcata. Margo cardinalis cerassissimus, 
ad latera dilatatus, dentibus medianis parvis, laterahibus longitudinalibus, numerosis, elon- 
gatıs. 

Länge 36 Millim., Höhe 25 Millim. 

Schale sehr dick, stark gewölbt, oval-rhombisch, ungleichseitig, in der Mitte mit feinen 
concentrischen Streifen, auf dem vordern und hintern Theil mit feiner gitterförmiger Verzie- 
rung, die auf dem abgeplatteten Theile der Hinterseite am stärksten ist. Diese ist durch 
eine stumpfe Kante, die von den Buckeln nach dem Hinterrande läuft, ausgezeichnet und 
länger als die abgerundete und etwas verschmälerte Vorderseite. Die Buckeln sind spitz, 
ziemlich genähert, und begrenzen das kurze trapezförmige Bandfeld, dessen hintere Hälfte 
weit kürzer als die vordere ist, und das von zwei rhombischen Furchen durchzogen 
wird. Der Schlossrand ist ausserordentlich dick und trägt eime grosse Anzahl verschieden- 
artig gebildeter Zähne. Die mittleren sind dicht gedrängt und sehr klein, gegen die Seiten hin 
biegen sie sich ein und bilden fast horizontale Lamellen, von denen ungefähr sechs auf jeder 
Seite stehen. Der untere Rand ist verdickt und einfach. 

Die Cxeullaea erassitesta gehört in die Verwandtschaft der Cueullaea glabra, deren äussere 
Form als Grundtypus gelten kann für eine grosse Anzahl von Arten, die besonders in der 
mittleren Kreide verbreitet sind, und die von verschiedenen Autoren entweder von jener 
getrennt oder mit ihr vereinigt wurden, so dass unter dem Namen Ckxcullaea glabra sehr 
abweichende Dinge zusammengefasst werden. D’Orbigny hatte das Verdienst, wenigstens die 
französischen Arten sorgfältig zu untersuchen und abzutrennen. 

Goldfuss bildet unter dem Namen Arca glabra zwei wohl charakterisirte Arten ab, 
von denen die unter Fig. ce dargestellte von d’Orbigny Arca subglabra genannt wurde. Mit 
dieser hat die Cucullaea crassitesta grosse Ähnlichkeit, unterscheidet sich jedoch durch die 
etwas längere, schrägere Form, geringere Grösse und verschiedenes Schloss. Die Cueullaea 
Matheroniana d’Orb. (C. glabra Math.) aus Uchaux ist viel dünnschaliger, von kürzerer, 
mehr ovaler Form, und hat einen schmälern Schlossrand, der mit zahlreicheren verschieden- 
artig gestellten Schlosszähnen besetzt ist. 

Vorkommen: Bis jetzt ist diese Art nur aus den Gosauschichten der Neuen Welt 
bekannt, wo sie bei Muthmannsdorf, Netting und am Stollhof nicht allzu selten vorkommt. 

Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Cucullaea semisulcata Math. sp. 
Taf. X, Fig. 6 a—c. 


Syn. 1842. Arca semisuleata Math&ron Cat. meth. p. 163, pl. 21, Fig. 5, 6. 
1850. „ 5 d’Orb. Prodr. IH, Et. 21, Nr, 140. 


68 Karl Zittel. [172] 


Ohar. Testa ovato-rhombordea, convexa, inaeqwilatera et inaeqwivalvis; valva sinistra major 
in medio concentrice striata antice posticeque radiatim sulcata. Latus anticum obtusum, bre- 
vius, posticum oblique iruncatum, supra angulatum, paullo dilatatum, obtuse carinatıum, 
ad carınam concavam costulis asperis confertis suleis conformibus. Valva dextra minor, 
radiatim sulcata. Area cardinalis elongato-rhomboidalis, rhombo minore sulco separato ad 
recipiendum ligamentum. Margo cardinalis elongatus, angustus, dentibus lateralibus brevibus, 


obliqguis. 
Länge 25 Millim., Höhe 20 Millim. 


Schale oval-rhombisch, gewölbt, vorne etwas zusammengedrückt, hinten mit einer 
Kante versehen und erweitert, ungleichseitig und ungleichklappig. Die kleinere rechte 
Schale ist durchaus mit Radialfurchen bedeckt, während die linke in der Mitte concentrisch 
gestreift und nur vorne und hinten mit Radialfurchen verziert ist. Die Kante auf der Hinter- 
seite schneidet ein herzförmiges Feld ab, das an der Kante etwas vertieft ist und eine An- 
zahl von rauhen Rippchen trägt, die zwischen den Furchen stehen und auf der Kante 
am stärksten sind. Ungefähr in der Mitte des herzförmigen Feldes tritt eine dieser Rippen 
etwas stärker hervor und theilt dasselbe dadurch in zwei Theile. Das Bandfeld liegt zwi- 
schen den ziemlich nahe stehenden Buckeln, bildet ein sehr in die Länge gezogenes Rhom- 
boid und zeigt unter den Buckeln ein zweites rhombisches Feldehen , das etwas dunkler 
gefärbt ist und zur Aufnahme des Bandes diente. Der Schlossrand ist verlängert und bildet 
mit dem Hinterrande einen ziemlich scharfen Winkel, er ist sehr schmal und trägt eine 
geringe Anzahl schräg stehender Zähne. 

Die vorliegenden Exemplare stimmen vollkommen mit der Beschreibung und Abbildung 
Math&ron’s überein. 


Vorkommen: Netting in der Neuen Welt, Edelbachgraben im Gosauthal. — Uchaux 
(Vaucluse) im Turonien (Et. Mornasien Cog.). 
Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Cucullaea Austriaca Zitt. 


Taf. X, Fig. 1 a—d. 


Ohar. Testa transversa, elongata, subtrigona, convexa, valde inaegwlatera, laevigata. Latus 
anticum productum postico multo longius, rotundatum ; postieum breve, carinatum, oblique 
truncatum, in medio incavatum. Area ligamenti brevis, quadrisulcata; margo cardinalis 
satis incrassatus, dentibus obliquis. 


Länge 33 Millim., Höhe 20 Millim. 


Diese auffallend gebildete Oueullaea zeichnet sich vor ihren verwandten Arten aus durch 
die glatte Oberfläche und die eigenthümlich verlängerte Vorderseite. Ihre Schale ist quer- 
länglich, fast dreieckig, an die Form mancher Donax-Arten erinnernd, hoch gewölbt und 
sehr ungleichseitig. Die Oberfläche beinahe vollkommen glatt, so dass sogar die feinen 
Zuwachsstreifen nur mit der Loupe sichtbar sind. Die Vorderseite ist sehr verlängert, 
abserundet und wenig schmäler als die kurze abgestutzte Hinterseite, die durch eine ziemlich 
scharfe, von den Buckeln zum Unterrande laufende Kante getrennt ist. Etwas vor der Mitte 


[173] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 69 


der Hinterseite befindet sich eine vertiefte Rinne, hinter welcher sich eine nur wenig erha- 
bene zweite Kante befindet. Das Bandfeld ist ziemlich kurz und verhältnissmässig schmal, 
es trägt vier rhombische Furchen. Der Schlossrand hat eine fast gleiche Breite an der Seite, 
wie in der Mitte, und trägt auf jeder Hälfte ungefähr sechs schräg stehende Zähne. 

Der allgemeine Eindruck dieser Art erinnert sehr an Oue. Ligeriensis d’Orb., mit der 
sie auch die glatte Oberfläche gemein hat. Indessen die sehr verlängerte Vorderseite, die 
kurze abgestutzte Hinterseite, das verhältnissmässig kleine Bandfeld und die viel geringere 
Grösse sind Merkmale, die eine Unterscheidung leicht machen. 


Vorkommen: In einem dunklen thonigen Kalk bei Losenstein in Ober-Österreich, 
wie es scheint, nicht selten. 
K. k. geologische Reichsanstalt. 


Cucullaea bifasciculata Zitt. 
Taf. X, Fig. 5 a—e. 


Ohar. Testa elongato-trapeziformis, transversa, inaequilatera, comcentrice striata, antice et 
postice fasciculo sulcorum conferto, distinctissime separato ornata. Latus anticum obtusum, 
posticum carinatum, productum, infra acutum. Area cardinalis elongato-trapezordalis, suleis 
duobus rhombordalibus incisis. Margo cardinalis paullo inerassatus, ad extremitates latior, 
dentibus medianis obliqwis, lateralibus fere longitudinalibus. 


Länge 25 Millim., Höhe 9 Millim. 


Die Schale ist schmal, verlängert, trapezförmig, schräg, sehr ungleichseitig, vorne 
abgerundet und hinten ziemlich scharf gekielt. Die Oberfläche ist mit feiner eoncentrischer 
Streifung bedeckt. Auf der Vorderseite befinden sich 4—5 vertiefte Radialfurchen, zwischen 
denen nur wenig erhöhte, ziemlich breite, stumpfe Rippen sind, auf denen die concentrische 
Streifung stärker hervortritt. Das herzförmige Feld, das durch den Kiel auf der Hinterseite 
abgetrennt ist, zeigt in der Mitte eine ziemlich starke Vertiefung, hinter welcher sich ein 
zweiter Bündel von Radialfurchen und dazwischen stehender Rippen befindet. Die andere 
Hälfte dieses Feldes ist ganz glatt. Das Bandfeld ist verlängert trapezförmig mit zwei vertief- 
ten rhombischen Furchen. Der verhältnissmässig ziemlich starke Schlossrand trägt eine An. 
zahl von Zähnen, wovon die mittleren schräg, die seitlichen beinahe horizontal stehen. 

Unter den mir bekannten Oxeullaea-Arten kann keine mit der vorliegenden verwechselt 
werden. Die eigenthümliche Verzierung der büschelförmig stehenden Furchen an beiden 
Extremitäten kommt an keiner andern bis jetzt beschriebenen Art vor. 


Vorkommen: Scharergraben bei Piesting, Hofergraben im Gosauthal (ziemlich selten). 
K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Cucullaea Gosaviensis Zitt. 
Taf. X, Fig. 4 a—c. 
Char. Testa elongata, subquadrangulata, sinuata, inaequilatera, compressa, costellis mumero- 


sissimis, asperis, subaequalibus radiatim ornata, antice supra angulata, infra rotundata, 
‚postice elongata superne depressa et profunde sulcata. Umbones vix inflati, distantes; area 


70 Karl Zittel. [174] 


lata, rhombis brevibus sulcata. Margo cardinalis angustissimus, dentibus medianıs minimis, 
lateralibus brevibus, ultimis fere longitudinalibus. 


Länge 30—56 Millim., Höhe 14 Millim. 


Der äussern Form nach wäre man leicht geneigt, diese Art in die Gruppe Noaetia zu 
setzen, als deren Repräsentant Arca Noae gilt, indessen die seitlichen Zähne des Schlosses 
haben eine beinahe horizontale Stellung, so dass man dieselbe consequenter Weise dem 
Genus Oueullaes unterordnen muss. Die Schale ist lang, ziemlich schmal, in der Mitte etwas 
eingedrückt und unten klaffend. Die ganze Oberfläche ist mit dicht stehenden feinen rauhen 
Radialrippen bedeckt, die von ziemlich gleicher Grösse sind, zuweilen schieben sich aber auch 
feinere Zwischenrippchen von geringerer Stärke in die Zwischenräume ein. Über diese Radial- 
rippen geht die unregelmässige, etwas rauhe Zuwachsstreifung. Die sehr kurze Vorderseite 
ist oben schräg abgestutzt, unten abgerundet; die sehr verlängerte Hinterseite ist abgerundet, 
oben eingedrückt und ziemlich tief gefurcht. Die Buckeln sind sehr klein und kaum ange- 
schwollen; zwischen ihnen liegt das breite Bandfeld, das eine geringe Anzahl sehr kurzer 
rhombischer Furchen trägt. Der Schlossrand ist lang, sehr schmal und selbst an den Seiten 
kaum erweitert, er trägt einige kleine Zähne, von denen die seitlichen fast horizontal stehen. 

Unter den Kreideformen besitzt Arca striata Mün st. äusserlich die grösste Ähnlichkeit 
mit der gegenwärtigen Art, allein jene unterscheidet sich leicht durch geringere Grösse, 
näher stehende Buckeln und durch die gekielte Hinterseite ; ausserdem kommt die Arca 
striata Münst. immer nur als Steinkern vor, so dass eine directe Vergleichung schon aus 
diesem Grunde erschwert wird. Nahestehende Formen bildet d’Orbigny unter dem Namen 
Arca pholadiformis und elegans aus dem Grünsand der Sarthe ab. 

Vorkommen: Wegscheidgraben, Hofergraben, Tauern- oder Tiefengraben im Gosauthal. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Arca. 


Das Genus Arca ist nur durch vier Arten vertreten, von denen bis jetzt keine aus ande- 
ren Localitäten kekannt ist, und wovon eine jede einer verschiedenen Gruppe angehört. Die 
Arca Schwabenaui ist eine echte Barbatia und hat sowohl in der Kreide als in der Tertiär- 
formation und den heutigen Meeren aller Breitegraden zahlreiche mehr oder weniger ver- 
wandte Arten aufzuweisen. Die Arca ingeguidentata gehört in die Gruppe der Modioliformia 
Desh., die in der Kreide nur durch sehr wenige Species repräsentirt ist, in der Eocänfor- 
mation dagegen mit zahlreichen Arten auftaucht, um alsdann beinahe gänzlich zu verschwin- 
den. Die dritte Species ist eine Noaetia und besitzt in der Arca serrata d’Orb. aus dem 
Cenomanien eine sehr nahe stehende verwandte Form. Arca Lommeli endlich ist möglicher- 
weise eine Scaphula. 


Arca Schwabenaui Zitt. 
Taf. X, Fig. 7 a,b. 


Char. Testa elongata, irregularis, inaequilatera, depresso-sinuata, convexiuseula, antice postice 
que obtusa, costulis radiatis confertissimis ornata. Latus anticum breve, angustatum, 
postieum elongatum, rotundatum. Area angustissima, margo cardinalis multidentatus , dentes 
laterales majores, paullo obligui. 


[175] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. za 
Länge 25—45 Millim., Höhe 12—20 Millim. 


Schale länglich, ziemlich schmal, von unregelmässiger Form, in der Mitte stark einge- 
drückt und unten klaffend, sehr ungleichseitig, mehr oder weniger stark gewölbt. Die ganze 
Oberfläche ist mit feinen diehtstehenden Radialrippen bedeckt, die allenthalben von gleicher 
Stärke sind. Die Vorderseite ist sehr kurz und etwas verschmälert, die Hinterseite dagegen 
sehr verlängert und hinten abgerundet. Das äusserst schmale Bandfeld liegt zwischen den 
eingebogenen, stumpfen Buckeln, und der Schlossrand trägt eine ziemlich grosse Anzahl 
mässig grosser Schlosszähne, von denen die seitlichen etwas schief stehen. 

Diese Art findet sich nur selten in wohl erhaltenem Zustande, meistens ist die Schale 
sehr verwittert und die ganze Sculptur zerstört, und noch schwerer ist es, Exemplare zu 
finden, an denen das Präpariren des Schlosses möglich wird. Sie hat grosse Ähnlichkeit mit 
Arca Hugardiana d’Orb., unterscheidet sich aber von dieser durch viel schmälere, längere 
unregelmässigere Form und durch das engere Bandfeld. 


Vorkommen: Wegscheidgraben und Tiefen- oder Tauerngraben in der Gosau. 
K.k. geologische Reichsanstalt und Sammlung des Herrn Hofrathes von Schwabenau. 


Arca inaequidenlala Zitt. 


Taf. X, Fig. 8 a—c. 


Char. Testa ovato-oblonga , modiohformis,, valde inaequilatera , depressiuscula , in medio 
depressa, costellis numerosis radiatis, approximatis granosis et suleis concentricis decussata. 
Latus anticum brevissimum, rotundatum, postieum dilatatum , obtusum. Umbones vin pro- 
minuli, area cardinalis obligua profunde sulcata ; dentes cardinales mediani minimi paral- 
leli, ad latera majores, paullo obligui. 


Länge 25 Millim., Höhe 11 Millim. 


Schale länglich-oval, in der äussern Form sehr ähnlich einer Modiola, sehr ungleich- 
seitig, etwas eingedrückt in der Mitte und ziemlich flach. Die Oberfläche ist fein gegittert 
durch zahlreiche, etwas gekörnelte Radialrippchen, über welche concentrische Furchen hin- 
laufen. Die Buckeln ragen nur sehr wenig über den Schlossrand hervor, und liegen fast ganz 
an der abgerundeten Vorderseite der Schale, die hierdurch ausnehmend kurz wird. Die Hin- 
terseite ist verlängert, ausgebreitet und hinten abgerundet. Das Bandfeld steht schief oder 
fast senkrecht und ist bei geschlossenen Schalen kaum sichtbar, es ist indess ziemlich breit, 
und mit tiefen Furchen durchzogen. Die Mittelzähnchen des Schlossrandes sind äusserst fein 
und nur an den Seiten befinden sich einige grössere Zähne. 

Während in der Kreideformation nur etwa die Arca propingua Reuss durch ihre ähn- 
liche Form der vorliegenden Species nahe kommt, sich jedoch durch die viel kräftigeren und 
weniger zahlreichen Rippen sehr leicht unterscheidet, gibt es im Pariser Becken einige Arten, 
die auffallende Ähnlicheit besitzen, obwohl die speeifische Unterscheidung auch hier nicht 


schwer fällt. Unter diesen sind besonders Arca obliguaria Desh. und Arca Rigaultiana Desh. 
anzuführen. 


Vorkommen: Im Gosauthal und in kohlenführenden Schichten bei Meiersdorf und 
Dreistetten in der Neuen Welt. 


KR. k. geologische Reichsanstalt. 


72 Karl Zittel. [176] 


Arca Lommeli Zitt. 
Taf. IX, Fig. 11a, b. 


Char. Testa tenuis, ovata, modice convexa, valde inaequilatera, laevigata, antice brevis, rotun- 
data, postice paullo dılatata, obtusa. Ab umbonibus valde inflatis, incurvis depressio lata 
ad marginem inferiorem descendens oritur; area cardinalis angusta, rarisulcata. Margo 
cardinalis tenuissimus, multidentatus. 

Länge 30 Millim., Höhe 20 Millim. 

Die dünne Schale ist von eiförmiger, etwas länglicher Gestalt, mässig gewölbt und sehr 
ungleichseitig, auf der Oberfläche glatt oder nur mit schwachen Zuwachsstreifen versehen. 
Die Vorderseite ist sehr kurz, abgerundet und etwas niedriger als die verlängerte stumpfe 
Hinterseite. Die stark angeschwollenen, eingekrümmten Buckeln liegen weit im vordern 
Theile der Schale und von ihnen zieht sich eine breite Eindrückung gegen den untern Rand 
herab, der dadurch leicht eingebuchtet wird. Die Area ist schmal und mit wenigen, schwach 
vertieften Furchen besetzt. Der ausserordentlich dünne Schlossrand trägt eine grosse Zahl 
kleiner schiefstehender Zähnchen. 

Die Arca Lommeli unterscheidet sich leicht durch ihre glatte Oberfläche von allen Arten 
mit ähnlicher Form. 

Vorkommen: Im Russbachthal und Hofergraben. 

Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 


Arca Trigonula Zitt. 
Taf. X, Fig. 9, a—ec. 

Char. Testa minıma, trigona, in medio paullo compressa, costis rectis, elevatis radiatim ornata; 
antice angustata, postice oblique truncata, carina crenulata angulata et 4—5 costata: Area 
lata, rhomboidea, margo cardinalis abbreviatus, dentibus minimis, fere aequalibus. 

Länge 4 Millim., Höhe 2 Millim. 
Die winzig kleine Schale ist dreieckig, oval verlängert, in der Mitte etwas eingedrückt, 

im Übrigen aber sehr convex. Auf der Oberfläche befindet sich eine ziemlich grosse Anzahl 

gerader, erhabener Radialrippen, über welche schwache concentrische Zuwachsstreifen lau- 

fen, die jedoch nur mit der Loupe wahrnehmbar sind. Die Vorderseite ist etwas kürzer als 
die Hinterseite und etwas verschmälert; diese ist mit einem scharfen, gekerbten Kiele ver- 
sehen, der ein herzförmiges Feld abschneidet, das vier oder fünf stark erhabene Rippen 
trägt. Der Hinterrand ist schräg abgestutzt, und bildet unten, wo er mit dem untern Rande 
zusammentrifft, einen spitzen Winkel. Die Buckeln stehen sehr entfernt, und sind etwas ein- 
gekrümmt, zwischen ihnen liegt das breite rhombische Bandfeld. Der Schlossrand ist ziem- 
lich kurz, gerade und sehr schmal, mit einer grossen Anzahl kleiner, etwas schiefstehender, 
fast gleich grosser Zähnchen besetzt. 

Abgesehen von dem bedeutenden Grössenunterschiede lässt sich diese Art von der sehr 
nahe verwandten Arca serrata d’Orb. durch die viel dreieckigere Form, durch den gekerb- 
ten Kiel, das breitere Bandfeld und die weniger eingekrümmten Buckeln unterscheiden. 


Vorkommen: Wegscheidgraben,, sehr selten, 
Sammlung des Hofmineraliencabinets. 


DIE 


BIVALVYEN DER GOSAUGEBILDE 


IN DEN 


NORDÖSTLICHEN ALPEN. 


BEITRAG ZUR CHARAKTERISTIK DER KREIDEFORMATION IN ÖSTERREICH. 


VON 


DR. KARL A. ZITTEL, 


PROFESSOR AN DER POLYTECHNISCHEN SCHULE IN KARLSRUHE. 


Mu 17 Bafelı. 


VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 20. JULI 1865. 


7 RT 
WIEN. 
AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION BEI KARL GERÖLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


1866. 


BESONDERS ABGEDRUCKT AUS DEM XXV. BANDE DER DENKSCHRIFTEN DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN 
CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 


„uo 


DIE 


BIVALVEN DER GOSAUGEBILDE 
IN.DEN NORDÖSTLICHEN ALPEN. 
BEITRAG ZUR CHARAKTERISTIK DER KREIDEFORMATION IN ÖSTERREICH. 


VON 


Dr. KARL A. ZITTEL, 


PROFESSOR AN DER POLYTECHNISCHEN SCHULE IN KARLSRUHE 


(A. Sßeul, 2. Hal] te. 2, Ebert, Mit AO Eafelw.) 


VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 20. JULT 1565. 


I. Monomyaria. 


1. Familie MYTILACEA Lamarck. 
Mytilus Linne. 


Von den vier Geschlechtern aus der Familie der Mytilaceen finden sich nur Mytilus und 
« Pinna in den Gosauschichten; eine echte Orenella Brown emend. Desh. (Mytilus inflatus 

Müll.) kommt zwar bereits in der Kreideformation vor, ist bis jetzt aber noch nicht in den 

Alpen nachgewiesen; Modiolopsis Hall. ist auf die paläozoische Abtheilung beschränkt. 

Das Genus Mytilus ist in zahlreiche Unterabtheilungen zerlegt worden, welche theil- 
weise als selbstständige Geschlechter aufgestellt wurden, dieselben sind jedoch alle durch 
die mannigfaltigsten Übergänge eng mit einander verbunden, so dass ihre scharfe Trennung 
zur Unmöglichkeit wird. Dennoch ist es zweckmässig, die drei Abtheilungen Modiola, Mytr- 
hus und Lithodomus als Subgenera aufrecht zu halten, um auf diese Weise die grosse Anzahl 
der Arten in eine mehr übersichtliche Ordnung zu bringen. 

In den Gosauschichten sind die Modiolen am stärksten vertreten. Es sind bis jetzt neun 
Arten 'bekannt, welche sämmtlich Gruppen angehören, die bereits früher in der Kreidefor- 
mation Oele diesen waren, die indess mit wenigen Ausnahmen nur geringe Ähnlichkeit mit 
lebenden Formen aufweisen. Die glatten oder concentrisch gestreiften gewölbten Arten nähern 
sich noch am meisten unseren heute lebenden Modiolen, zeigen übrigens mit den jurassi- 
schen noch grössere Übereinstimmung. Zu dieser Gruppe gehören folgende vier Arten: 


(Zittel.) 1 


> Karl Zittel. [78] 


Modiola capitata Zitt., Modiola Oppeli Zitt., Modiola aequalis So w., Modiola cfr. sphenoeides 
Reuss. Die beiden ersteren sind neu, schliessen sich jedoch einer Reihe von nahestehenden 
Formen an, von den beiden anderen findet sich Modiola aequalis Sow. im Neocomien in 
Frankreich und England und in der oberen Kreide Böhmens und Sachsens; Modiola sphenoei- 
des war bisher nur aus Böhmen bekannt. 

Eine andere höchst eigenthümliche Gruppe bildet die Modiola typica Forbes mit der 
kleineren Modiola reversa Sow.; die erstere findet sich auch in der Gosau ziemlich häufig, 
die zweite ist auf die ausseralpine Kreide beschränkt. Ähnliche Formen aus unseren heutigen 
Meeren sind mir nicht bekannt. 

Auch die weitverbreitete Mocdiola siligua Math. bildet einen eigenthümlichen, ziemlich 
vereinzelten Typus; dagegen ist Modiola flagellifera, welche von Forbes zuerst aus der ost- 
indischen Kreide abgebildet wurde; der Vertreter einer für die mesozoische Periode höchst 
charakteristischen Gruppe; dieselbe beginnt bereits in der rhätischen Formation mit der Modiola 
Schafhäutli Stur, findet sich besonders im Jura in mehreren Arten, unter denen Modiola pli- 
cata, M. scalprum Sow. am verbreitetsten sind, und schliesst endlich in der Kreide mit der 
oben genannten Art ab, welche bereits von Mathe&ron als Inoceramus siligua beschrieben 
wurde. 

Modiola radiata Münst. ist die bekannteste unter jenen eigenthümlichen, mit divergiren- 
den Rippen verzierten Formen, welche von den Gebrüdern Adams theilweise zu Orenella 
gerechnet werden. 

Modiola angustissima Reuss steht gewissermassen in der Mitte zwischen den eigentlichen 
Modiolen und den Modiolarien. 

Von den fünf Mytilus-Arten, welche weiter unten beschrieben sind, gehören Mytilus in- 
curvus Reuss und Mytilus strigilatus Zitt. zu den typischen glatten Formen, Mytlus fissi- 
costa Reuss sp., Mytilus anthrakophilus Zitt. und Mytilus striatissimus Reuss in die Unter- 
abtheilung Hormomya Mörch. Alle fünf sind für die Gosauschichten eigenthümlich und bis 
jetzt nicht ausserhalb der Alpen nachgewiesen. 

Der kleine Lithodomus Alpinus Zitt. besitzt keine besonders charakteristischen Merk- 
male; er erinnert durch seine glatte, eylindrische Form an Lithodomus bithophagus Lin. ; 
unter den von d’Orbigny beschriebenen Arten sind Lithodomus rugosus, obtusus und amyg- 
daloides am ähnlichsten, und unter den in Deutschland vorkommenden stehen Zithodomus 
(Gastrochaena) ostrea Gein. sp. und Lithodomus (Gastrochaena) pistilliformis Reuss sp. 
am nächsten. 

Das Genus Mytilus beginnt bereits in den paläozoischen Schichten, geht durch alle For- 
mationen bis in die Jetztzeit, wo es in grosser Artenzahl die Küsten aller Zonen bewohnt. 


A. Modiola. 
Modiola Typica Forbes. 
Taf. XI, Fig.5a, d, c. 
Syn. 1856. Mytilus (Modiola) typieus Forbes Geol. Trans. II, ser. VII, p. 152, t. 14, f. 4. 
Char. Testa solida, elongata, cuncata, subareuata convexa, lateribus dorso obtuso oblique-angu- 


lata; antice brevis, obtusa, in medio dilatata, postice oblique rotundata. Superfieies lamellis 
concentrieis et ad dorsum fasciculo striarum subtilium confertarumque ornata. Lamellae 


[79] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 3 


concentrieae in parte anali fortiores, elevatae, plerumgue in medio bifurcatae. Umbones 
tumiduli; margo cardinalis fere reetus angulo obtuso cum posteriore arcuato connivens; in- 
Ferior subsinuosus. 


Länge 70—100 Millim., grösste Höhe 25—40 Millim. 


Die dicke Schale ist von länglicher, fast eylindrischer Form, hinten etwas abwärts 
gebogen, keilförmig, stark gewölbt, mit angeschwollenen, fast endständigen Buckeln. Etwas 
hinter der Mitte erreicht die Schale ihre grösste Höhe; von hier nimmt sie nur sehr allmählich 
ab, so dass die schräg abgestutzte, gerundete Hinterseite immer noch beträchtlich höher 
ist als die Vorderseite. Von den Buckeln zieht sich eine angeschwollene stumpfe Kante gegen 
den hintern Rand. Auf der Oberfläche befinden sich concentrische, erhabene Lamellen, die 
am hintern Theil am stärksten entwickelt sind und sich in der Mitte sehr häufig in zwei oder 
drei Äste spalten. Diese Lamellen werden durch einen Bündel sehr feiner, gedrängt stehender 
Radiallinien durchsetzt, der sich von den Buckeln längs der Kante herabzieht. Der fast 
gerade Schlossrand geht ganz allmählich in den gebogenen Hinterrand über; der Unterrand 
ist schwach ausgebuchtet. 

Die Modiola typica zeichnet sich durch den höchst eigenthümlichen Bündel von Radial- 
linien fast vor allen bekannten Arten aus. Nur Modiola reversa Sow. zeigt die gleiche Ver- 
zierung, unterscheidet sich aber leicht durch viel geringere Grösse, kürzere Form und durch 
das breite, der Hinterseite fast gleiche Vordertheil. Modiola reversa Gein. darf übrigens 
nicht mit der Sowerby’schen Species vereinigt werden, da ihr jede Spur einer Radialzeich- 
nung fehlt. 

Vorkommen: Häufig im Gosau- und Russbachthal (Hofergraben, Wegscheid-, Finster-, 
Stöcklwaldgraben, Schrickpalfen ete.), St. Wolfgang; Gams in Steiermark. Ausserdem zu 
Verdachellum in Indien in Schichten der mittleren Kreide (Forbes). 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Modiola Oppeli Zitt. 
Taf. XI, Fig. 2 a. 2. 


Char. Testa solida, oblonga, eylindrica, tumida, concentrice striata, dorso obtuso gibboso, antice 
brevissima, umbonibus tumidis ineurvis fere terminalibus. Latus posticum praelongum, alı- 
quanto attenuatum, oblique truncatum. 


Länge 75—85 Millim., grösste Höhe 30 Millim. 


Diese in den Korallenbänken des Scharergrabens bei Piesting ziemlich häufige Art steht 
durch ihre äussere Form der Modiola typica Forb. nahe, unterscheidet sich aber leicht durch 
das Fehlen der radialen Linien. 

Die Schale ist ziemlich dick, länelich, eylindrisch, stark gewölbt, äusserst schwach 
gebogen; die ganze Oberfläche gleichmässig mit eoncentrischen Streifen verziert. Auf den 
Seiten erhebt sich ein hoher, abgerundeter Rücken, vor dem sich eine schwache Vertiefung 
befindet. Die etwas angeschwollenen, abwärts gekrümmten Buckeln liegen fast am Ende der 


!) Geinitz, Verst. Kieslingsw. p. 15, t. 3, f. LI. 


4 Karl Zittel. [80] 


sehr kurzen, stumpfen Vorderseite. Die Hinterseite ist beträchtlich verlängert, abgerundet 
oder durch den Hinterrand schräg abgestutzt. Der Unterrand ist ein wenig eingebuchtet. 

Der Habitus dieser Art erinnert an die Formen, denen man im Jura, namentlich im 
Cornbrash und Callovien zu begegnen gewohnt ist, doch finden sich auch in der Kreide 
einige verwandte Formen, wie z. B. Modiola indifferens Cogq. aus Algier, Modiola concentrica 
Goldf. aus Westphalen und die etwas kleinere Modiola capitata Zitt. aus der Gosau. 

Vorkommen: Nicht selten im Scharergraben bei Piesting, Muthmannsdorf in der Neuen 
Welt und bei Abtenau im Salzburgischen. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Modiola capitala Zitt. 
Taf. XII, Fig. 1 a—d. 


Char. Testa ovato-oblonga, tumida, grbbosa, laewis vel tenuissime concentrice striata. Latus an- 
teum obtusum, dilatatum, injlatum, brevissimum, umbonibus tumidis, ineurvis terminalibus ; 
latus posticum paullo angustatum oblique subtruncatum. 


Länge 45—55 Millim. Grösste Höhe am vordern Theil der Schale 20—25 Millim. 

Schale länglich-oval, dattelförmig, vorn sehr stark angeschwollen, auf den Seiten mit 
einem stumpfen Rücken versehen, der am vordern Theil ziemlich stark hervortritt. Die Ober- 
fläche ist beinahe ganz glatt, oder nur mit gleichmässigen feinen concentrischen Zuwachs- 
streifen bedeckt. Die, grösste Höhe der Schale liest im vordern Theil, etwas hinter den dick 
angeschwollenen, nach unten eingekrümmten, vollständig endständigen Wirbeln; die verlän- 
gerte Hinterseite verschmälert sich und wird durch den bogenförmig abwärts laufenden Hinter- 
rand schräg abgestutzt. 

Unterscheidet sich von Modiöola Oppel Zitt. durch geringere Grösse, die angeschwol- 
lene Vorderseite, glatte Oberfläche und etwas abweichende Form. 

Vorkommen: Häufig im Gosau- und Russbachthal (Finster-, Edelbach-, Wegscheid-, 
Stöcklwaldgraben, Schattau ete.), Strobel-Weissenbach am Wolfgang-See. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Modiola aequalis Sow. 
Taf. XI, Fig. 4a, 2. 


Syn. 1818. Modiola aegualis Sow. Min. Conch. t. 210, f. 2. 


1842. E bipartita Leym. (non Sow.) M&m. soc. g£ol. de France V, p. 26, t. 9, f. 8. 
1842. » laevigata Gein. Char. Kr. p. 78, t. 20, £. 25. 
1343. 5 reversa Gein. (non Sow.) Verst. Kieslingsw. p. 15, t. 5, f. 8. 


1344. Mytilus aequwalis d’Orb. Pal. fr. Cret: 3, p. 265, t. 337, f. 3, 4. 
1846. Modiola aegualis Reuss Verst. Böhm. Kr. II, p. 15, t. 33, £. 10. 
1350. Mytilus aequalis Gein. Quaderst. p. 168. 


Char. Testa ovato-oblonga, convexa, subgibbosa, concentrice striata vel temuwssime concentrice 
lamellata. Latus antieum inflatum, obtusum, breve, umbonibus tumidis fere terminalibus, 
posheum elongatum, oblique truncatum; margo cardinalis brevis sensim posteriorem arcuqa- 
tum jJungens, inferior subsinuosus. 

Länge 20—25 Millim., grösste Höhe 10—12 Millim. 
Die kleine länglieh-ovale Schale ist etwa doppelt so lang als hoch, gewölbt, auf den 

Seiten mit einem erhabenen, jedoch ganz allmählich verlaufenden Rücken versehen, vorn 


[81] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 5 


sehr kurz, abgerundet, hinten verlängert, etwas ausgebreitet und schräg abgestutzt. Die 
ganze Oberfläche ist mit concentrischen Linien oder hervorstehenden feinen Lamellen 
verziert, die vorzüglich auf der obern Hälfte der Hinterseite stark vortreten, Die Buckeln 
liegen fast ganz am vordern Ende und sind etwas angeschwollen. Der kurze, gerade Schloss- 
rand geht ganz allmählich in den gebogenen, schräg abgestutzten Hinterrand über. Der Pal- 
lealrand ist leicht ausgebuchtet. 

Es liegen mehrere Exemplare dieser Art vor, die mit enelischen recht gut übereinstim- 
men und sich durch kein erhebliches Merkmal von den Abbildungen bei d’O rbieny, Reuss 
und Geinitz unterscheiden lassen. Ist die Form aus dem Neocomien wirklich identisch mit 
den vorliegenden Stücken aus der Gosau und Böhmen, so würde dieselbe vom Neocomien 
beginnen und bis in den obern Pläner heraufgehen. Ob auch Modiola concentrica Goldf. 
hieher gehört, wie Geinitz vermuthet, scheint mir etwas zweifelhaft. 

Vorkommen: Ziemlich selten bei Stollhof in der Neuen Welt. Ausserdem im Exogy- 
rensandstein von Bannowitz und Drahomischel in Böhmen, im Pläner von Strehlen in Sach- 
sen, im Neocomien von Sussex (England), Frankreich und Savoyen. 

K.k. geol. Reichsanstalt. 


Modiola cfr. sphenoeides Reuss. 
Taf. XII, Fig. 4. 
Syn. 1846. Modiola sphenoeides Reuss Böhm. Kr. II, p. 15, t. 23, £. 7. 


Ein einziges Exemplar einer kleinen Modiola aus der Neuen Welt stimmt ziemlich genau 
mit Mocdhola sphenoeides Reuss. überein. Die Schale ist oval-keilförmig, etwas vierseitig, mit 
einem abgerundeten hücken, unter dem eine Furche liegt. Die Oberfläche ist mit entfernt 
stehenden, dünnen, concentrischen Lamellen bedeckt; die angeschwollenen Wirbel liegen am 
Ende der kurzen, gerundeten Vorderseite; die Hinterseite ist höher, schief gerundet; der 
schwach eingebuchtete Unterrand läuft dem Oberrand fast parallel. 

Vorkommen: Dreistätten, Neue Welt. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Modiola siliqua Math. 
Taf. XI, Fig. 3 a, 5, e. 


Syn. 1842. Modiola siligua Math. Cat. meth. p. 178, t. 28, £.5, 6. 


I 
1843. Mytilus siligua d’Orb. Pal. fr. Cret. 3, p. 274, t. 339, f. 3, 4. 
1550. ” F Gein. Quader und Kr. Geb. p. 168, t. 10, f. 14. 
1363. Modiola siligua Drescher Zeitschr. d. geol. Ges. p. 351. 
Char. Testa elongata, compressa , arcuata, laevigatu vel tenwiter concentrice striata; latus buc- 
cale breve obtusum, posticum dilatatum, rotundatum: umbones minimi, wix conspiew subter- 


minales. 


Länge 60 Millim., Höhe am vorderen Theil 15 Millim., der hintere Theil 22 Millim. 

Die glatte oder äusserst feine gestreifte zusammengedrückte Schale ist von länglicher oder 
länglich-ovaler Form etwas gebogen, vorne sehr kurz, abgerundet, hinten verlängert, ziemlich 
stark ausgebreitet und noch flacher als am vordern Ende. Ein äusserst schwacher nach oben 
und unten sich ganz allmählich abflachender Rücken zieht sich diagonal über die Seiten. Die 


(Zittel.) 2 


6 Narl Zittel. [82] 


Buckeln sind sehr klein, nicht im mindesten angeschwollen und beinahe am vordersten Ende 
der Schale gelegen. Der lange Schlossrand geht allmählich in den gebogenen Hinterrand über. 

Die zum Vergleiche vorliegenden Exemplare aus Le Mans und Orange sind durch eine 
etwas schlankere, länglichere Form und schräger abgestutzte Hinterseite vor solchen aus der 
Gosau ausgezeichnet; in allen übrigen Merkmalen stimmen beide so vollständig überein, dass 


ich nicht an ihrer Identität zweifle. 


Vorkommen: Nicht selten im Gosau und Russbachthal. — Ausserdem in Gres vert 
von Le Mans und im Mornasien von Orange (Provence). — Im unteren Quadersandstein von 


Tyssa (Böhmen), Welschhufa und Plauen (Sachsen) und im Pläner von Sirgwitz (Schlesien). 
K. k. Hof-Mineraliencabinet und Linzer Museum. 


Modiola fingellifera Forbes. 
Taf. XII, Fig. 2 a, b. 
1842. Inoceramus siligua Math. Cat. meth. p. 174, t. 25, f. 6. 
1856. Mytilus (Modiolus) jlagelliferus Forb. Geol. Trans. 2 ser. VII, p. 152, t. 16, £. 9. 
1563. „  Alagelliferus Stur Jahrb. geol. Reichsanst. XII, p. 55. 
Ohar. Testa elongata, soleniformis, angusta, subarcuata, antice obtusa, postice dilatata, dorso 
obliqguo obtuso bipartita; parte inferiore et antica laevigata, superiore planiuscula, plicis 
rugosis arcuatis flagellatis ornata. Umbones terminales obtus’; margo superior praelongus, 


fere rectus, inferior arcuatus. 





Länge der grösseren Exemplare 90 Millim., Höhe am vordern Theil 15 Millim. — am 
hintern Ende 26 Millim. 

Die Schale ist ungewöhnlich lang, eylindrisch, schmal, hinten etwas ausgebreitet, schwach 
gebogen, mit ganz endständigen stumpfen Buckeln und abgerundeter schmaler Vorderseite. 
Von den Buckeln zieht sich eine diagonale Kante gegen die ausgebreitete Hinterseite, welche 
die Schale in eine obere und eine untere Hälfte theilt. Die letztere ist nur mit schwachen 
Zuwachsstreifen versehen und beinahe ganz glatt. Die abgeplattete Oberhälfte dagesen trägt 
eoncentrisch gebogene, faltenartige Rippen, die am obern Rand stark hervorspringen und sich 
alsdann gegen die Mitte hin in 4—5 feinere spalten, die von Forbes passend mit den Rie- 
men einer Peitsche verglichen werden. Bei den ostindischen Exemplaren spalten sich die 
Rippen dreimal, während solche aus der Gosau stets 4, 5 oder 6fach gespaltene Rippen zei- 
gen. Der obere Rand ist beinahe gerade, der untere etwas nach abwärts gebogen. Die Hinter- 
seite vollkommen gerundet. 

Die Übereinstimmung dieser schönen Art mit der Forbes’schen Abbildung ist so auffal- 
lend, dass ich mich nicht entschliesen konnte zwei so ähnliche Formen, die zudem ganz ver- 
einzelt unter den Kreide-Modiolen stehen, zu trennen, obwohl die Rippen bei den europäischen 
Exemplaren stets mehr als dreimal gespalten sind. 

Obwohl ich das Original-Exemplar des /noceramus siligua Math. nicht kenne, so zweifle 
ich doch nicht, dass das abgebildete Bruchstück hierher gehört; dass dasselbe übrigens kein 
Inoceramus sein kann, zeigt die Abbildung deutlich genug. 

Der Name Modiola siligua wurde von Mathe&ron bereits für eine andere Art verwendet, 
und so muss denn der Forbes’sche Name aufrecht erhalten werden. 

Vorkommen: Nicht gerade selten bei Muthmannsdosf und Stollhof in der Neuen Welt; 


viel weniger häufig im Gosauthal (Hofergraben, Brunsloch). — Ausserdem im Turonien 


[83] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 


von Plan d’Aups (Bouches du Röhne) und in der mittleren Kreide von Pondicherry (Ost- 
indien). “ 
K. k. Hof-Mineraliencabinet. : 


Modiola radiata Münst. 
Taf. xU, Eier 3a. 


. 1840. Mytilus radiatus Münst., Goldf. Petr. Germ. p. 178, t. 128, f. 6. 
1341. Modiola radiata Roem. Nordd. Kr. p 66. 
1842. ei areuata Gein. Char. Kr. p. 79. t. 20, £. 34. 
1546. = radiata Reuss Böhm. Kr. II, p. 16, t. 23, £. 8. 
1850. Mytilus radiatus Gein. Quaderst. p. 166. 
1550. = subradiatus d’Orb. Prodr. II, p. 246. 


un 
4 
> 


Char. Testa ovato-oblonga, convexa, subarcuata, diagonaliter dorsata, plieis divaricata. Plieae 
divergentes in parte superiore elevatae, transversae ad dorsum evanescentes, in parte pal- 
leali minimae, postice latae. Latus buccale infra laevis, impressa. Umbones subterminales : 
latus posticum paullo dilatatum, obligue subtruncatum. Margo cardinalis reetus ascendens, 
postieus arcuatus, pallealis subsinuosus. 

Länge 50 Millim., Höhe 20—24 Millim. 

Schale länglich-oval, gewölbt, schwach gebogen, aut den Seiten mit einem stark erhöhten, 
scharf begrenzten Rücken versehen. Die Oberfläche ist mit divergirenden Rippen oder viel- 
mehr Falten bedeckt. und zwar stehen dieselben auf der oberen Hälfte ziemlich dicht, etwas 
schräg, treten kräftig hervor, verschwinden aber gegen die Mitte der Schale fast gänzlich. Auf 
der Hinterseite werden die breiten oberen Falten von sehr feinen Rippen der unteren Hälfte 
durchkreuzt. Die spitzen Buckeln liegen fast am vorderen Ende. Die sehr kurze Vorderseite 
ist gerundet und glatt, die Hinterseite schräg abgestutzt. Der gerade Schlossrand richtet sich 
bis nahe gegen die Mitte der Schale schräg nach oben, um alsdann mit dem gebogenen län- 
gern Hinterand einen stumpfen Winkel zu bilden; hinter dieser Vereinigungsstelle liegt die 
grösste Höhe der Schale. 

Unter den eitirten Abbildungen stimmt die von Reussam besten mit den Exemplaren aus 
der Gosau überein. Von verwandten Arten unterscheidet sich Mytilus ornatus Münster, der 
mit dem Mytilus Guerangeri d’Orb. wohl identisch sein dürfte, durch viel gröbere Falten, die 
auch über den Rücken noch fortsetzen. 

Mytilus divaricatus Orb. ist auf der Hinterseite abweichend verziert. 

Der Name Mytihıs radiatus wurde im Jahre 1540 von Münster zum zweiten Male einer 
kleinen Art aus dem Ulymenienkalk von Schübelhammer beigelegt. 

Vorkommen: Im Gosau- und Russbachthal (Pass Gschütt, Edelbach und Wegscheid- 
graben) ziemlich selten und meist sehr schlecht erhalten. Ausserdem im Pläner von Laun und 
Neuschloss in Böhmen, im Plänersandstein von Trziblitz und in der obern Kreide von Hal- 
dem, Lemförde und Dülmen (Westphalen), Gehrden (Hannover), Quedlinburg; im oberen 
Quader von Neu-Warthau (Schlesien). 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


1) Münster Beiträge III, p. 51, t. XII, £. 16. 


S Karl Zittel. [84] 


Modiola angustissima Reuss. 
Taf. XII, Fig. 5 a, 2. 


Syn. 1854. Modiola angustissima Reuss Char. Kr. Ost. Alp. p. 146, t. 25, f. 12. 


Ohar. Testa minima, elongata, angusta, gibbosa, tumida, antice attenuata, postice sensim dila- 
tata, obtusa. Superficies in parte superiore costis radiantibus, subtiliter erenulatis ornata, in 
pallealıi laewis. 

Länge S Millim., grösste Höhe 4 Millim. 

Die winzig kleine, gerade, schmale Schale ist von länglicher Form, sehr stark gewölbt, 
mit einem abgerundeten Rücken versehen, vorne verschmälert, hinten ganz allmählich und nur 
wenig ausgebreitet, abgerundet. Auf der Oberfläche befinden sich etwa 9 feingekerbte Radial- 
rippen, welche jedoch nur die obere Hälfte der Schale verzieren und auf der glatten, steil 
abfallenden untern Abtheilung fehlen. Die Buckeln liegen am vordern Ende, der untere Rand 
ist beinahe gerade. 

Die Abbildung ist nach dem Originalexemplar von Prof. Reuss wiederholt. 

Vorkommen: Selten auf der Stollenhalde am Achkogel in der Gams, Steiermark. 

RK. k. Hof-Mineraliencabinet. 


5b. Mytilus. 


Mytilus incurvus Reuss. 
Taf. XII, Fig. 10 a, 2. 


Syn. 1854. Mytilus ineureus Reuss Char. Kr. Ost. Alp. p. 247, t. 25, f. 14. 


Char. Testa minima, ovato-trigona, valde incurva antice acuta, postice dilatata, rotundata, lae- 
vigata vel tenuissime concentrice striata, angulo satis acuto munita. Umbones acutissimi, in- 
curvi uncinabi: divisio pallealis angustissima impressa, deelinis. Margo cardinalis fere 
rectus, posterior semicircularis, inferior valde sinuosus. 

Länge 7 Millim., grösste Höhe 5°5 Millim. 

Die winzig kleine, breite, oval-dreieckige Schale ist stark gebogen, vorn spitz, hinten 
weit ausgebreitet, abgerundet, mit einer scharfen Kante versehen, welche die schmale steil 
abfallende Pallealseite von der breiten nicht sehr stark gewölbten Dorsalseite scheidet. Auf 
der Oberfläche befinden sich nur äusserst feine Zuwachsstreifen, die zuweilen von einzelnen 
concentrischen Absätzen unterbrochen werden. Die Buckeln sind sehr spitz, hakenförmig 
gekrümmt und liegen am äussersten Ende der Schale. Der Schlossrand geht beinahe gerade 
bis in die Mitte der Schale, um sich alsdann mit dem Hinterrande zu verbinden, der einen voll- 
kommenen Halbkreis bildet. Der Pallealrand ist sehr stark concav. 

Die Abbildung ist nach dem Originalexemplar von Prof. Reuss ausgeführt. 

Vorkommen: Selten in den schwarzen Mereelschichten an der Schwarzenbachmühle 
am St. Wolfgangsee. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


[85] Die Bivalzen der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 9 


Mytilus strigilatus Zitt. 
Taf. XII, Fig. 6 a, 2. 
Char. Testa elongata, tumida, gebbosa, angulo obtuso subcarinata, in medio laerigata vel tenwiter 
concentrice lineata, ad marginem inferiorem et superiorem transversim strigilata. Dinisio 


inferior declivis, impressa, latus posticum aliguanto dilatatum obtusum. Margo cardinalis 
convexiusculus, intus vie incrassatus. 





Länge 40—50 Millim., Höhe am hintern Theil 15—18 Millim. 


Die ziemlich starke Schale ist Jänglich, sehr stark gewölbt, vorne schmal, hinten ausgebrei- 
tet, auf den glatten oder schwach gestreiften Seiten mit einem kantigen Rücken versehen. Von 
den Rändern, namentlich am hintern Theil der Schale laufen Querstreifen gegen den Rücken, 
die vorzugsweise auf der abschüssigen, etwas eingedrückten Unterseite bemerkbar sind. Die 
am vordersten Ende liegenden Buckeln sind abgestumpft. Der Schlossrand ist leicht gebogen 
und geht ganz allmählich in den Hinterrand über, auf der Innenseite ist er einfach, kaum 
verdickt. 

Von Mytilus Gallien! d’Orb. unterschieden durch die gewölbte, hinten viel weniger aus- 
gebreitete Schale und die viel schmälere untere Hälfte, welche nicht gerade abfällt, sondern 
etwas eingedrückt ist. 

Vorkommen: Selten am Dreierstollen bei Stollhof in der Neuen Welt. 

K.k. geologischen Reichsanstalt. 


Mytilus anthrakophilus Zitt. 
Taf. XII, Fig. 8 a—e. 


Ohar. Testa elongata, trapezoidalis, lata, depressiuscula, angulo dorsali praedita, antice acumi- 
nata, postice oblusa; costellis radiantibus di- vel triehotomis subaequalibus ornata. Umbones 
terminales acuti; margines erenulati: cardinalis brevis rectus, posterior deelivis, arcuatus, 


angulo obtuso cum cardinale connivens, margo pallealis fere rectus. 
Länge 14 Millim., Höhe 8 Millim. 


Diese sehr kleine zierliche Art unterscheidet sich von den meisten Mytilus-Arten durch 
ihre schwach gewölbte, breite, verlängert 4eckige Gestalt, welche dadurch entsteht, dass ein 
Theil des untern Randes dem kurzen geraden Schlossrande parallel läuft. Von den spitzen, end- 
ständigen Buckeln zieht sich eine abgerundete Kante herab, von welcher die sehr schmale 
Pallealseite steil abfällt. Die ganze Oberfläche ist gleichmässig mit erhabenen Radialrippen 
bedeckt, die sich gegen unten zu wiederholten Malen entweder zwei- oder dreitheilig spalten, hin 
und wieder werden sie von Zuwachslinien durchkreuzt, die schwache concentrische Absätze 
bilden. Der Schlossrand ist kurz, fast ganz gerade und macht mit dem langen, bogenförmigen 
Hinterrand einen stumpfen Winkel. In gleicher Weise verbindet sich auch der beinahe gerade 
Pallealrand. Alle Ränder, mit Ausnahme des vordern Theiles des Schlossrandes, sind gekerbt. 

Es gibt in der Kreideformation eine Anzahl radial gerippter Mytilus-Arten, unter denen 
namentlich Mytilus striatissimus Reuss der vorliegenden Species nahe kommt, sich aber 
leicht unterscheiden lässt durch die viel schmälere, gewölbtere, mit scharfer Kante versehene 
Schale. 


10 Karl Zittel. [86] 


Vorkommen: Stets in der Nähe der kohlenführenden Schichten in schwarzen Merseln 
bei Felbering, Mahrersdorf in der Neuen Welt und Miesenbach an der Wand. 


K.k. Hof-Mineraliencabinet. 


Mytitus striatissimus Reuss. 
Taf. XII, Big, 9%, 2. 


Syn. 1854. My’7 us striatissimus Reuss Char. Ost. Alpen, p. 146, t. 28, f. 13. 


Char. Testa elongata, trigona, angusta, subarcuata, tumida, angulata, antice subacuta, postice 
aliguanto dilatata, oblique obtusa. Superficies costellis radiatis elevatis bi- vel trifurcatis 
ornata. Umbones tumiduli; divisio pallealis paullo impressa, declivis, angulo vix obtuso a 
superiore separata. Margo superior posteriorem arcuatum sensim jJungens. 

Länge 14 Millim., Höhe 6 Millim. 

Schale schmal, länglich-dreieckig, schwach gekrümmt, sehr gewölbt, auf den Seiten mit 
einer scharfen Kante, welche die etwas eingedrückte, steil abfallende Unterhälfte von der 
obern trennt. Die Vorderseite, an deren Ende die hervorragenden Buckeln liegen, ist verschmä- 
lert, die Hinterseite etwas ausgebreitet, schräg abgerundet. Auf der Oberfläche befinden sich 
erhabene, ziemlich gedrängt stehende Radialrippen, die sich gegen den unteren Theil hin mehr- 
fach vergabeln; der ziemlich lange Schlossrand geht ganz allmählich in den bogenförmig 
eekrümmten Hinterrand über; der untere Rand ist schwach eingebuchtet. 

Die Abbildung ist nach dem Original-Exemplar von Prof. Reuss ausgeführt. 

Vorkommen: Sehr selten im Billmannsgraben am Wolfgangsee. 

RK. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Mytilus fissicosta Neuss sp. 
Taf. XII, Fig. 7 a, b. 


Syn. 1354. Azieula fissicosta Reuss Char. Kr. Ost. Alpen, p. 147, t. 25, £. 15. 


Char. Testa elongata, subtrigona (2), postice dilatata, obtusa, convexiuscula, subangulata, costis 
radiantibus ad angulum divergentibus ornata. Üostae interstitüis paullo angustioribus sepa- 
ratae, in parte inferiore dichotomae; margo cardinalis angulo obtuso cum posteriore denti- 
culato comnivens. 

Länge etwa 15 Millim., Höhe 9 Millim. 

Das einzige vorhandene Exemplar, das sich jetzt in der Sammlung des k. k. Hof-Minera- 
liencabinets befindet, war ursprünglich theilweise im schwarzen Mergel versteckt und am vor- 
dern Ende etwas gebrochen, so dass dasselbe täuschende Ähnlichkeit mit einer Azvcula erhielt 
und als solche von Prof. Reuss beschrieben wurde. 

Die Gestalt der Schale ist verlängert, wahrscheinlich dreieckig, hinten ausgebreitet, ziem- 
lich gewölbt und mit einer abrerundeten Rückenkante versehen, von welcher die Pallealseite 
ziemlich steil abfällt. Die ganze Oberfläche ist mit groben Radialrippen bedeckt, welche am 
Rücken, namentlich auf der untern Hälfte divereiren und durch etwas schmälere Zwischen 
furchen getrennt sind; in der Nähe des untern Randes gabeln sich dieselben meist in zwei 
kurze Äste. Concentrische Zuwachsstreifen sind kaum bemerkbar. Der gezähnelte gebogene 


Hinterrand bildet mit dem Schlossrand einen abgerundeten Winkel. 


[87] Die Biralnen der Gosangebilde in den nordöstlichen Alpen. 11 


Steht den beiden vorigen Arten sehr nahe, unterscheidet sich aber durch die viel breitern 
kräftigeren Rippen, weiche vom Rücken divergiren und sich erst in der Nähe des Unterrandes 
dichotomisch spalten. 

Vorkommen: Sehr selten am Achkogl in der Gams (Steiermark). 

R. k. Hof-Mineraliencabinet. 


C. Lithodomus. 


Zithodomus alpinus Zitt. 
Taf. XII, Fig. 11a, 2, ce. 
Ohar. Testa elongata, inflata, ovalis, eylindrica, laevigata, ad partem posteriorem zonis concen- 
trieis ornata, umbonibus vie prominulis, incurvis. Margo superior inferiori fere parallelus. 


Länge 23—25 Millim., Höhe 10 Millim. 


Die dünne zerbrechliche Schale ist verlängert eiförmig, fast eylindrisch, stark 





gewölht, 
ganz glatt und am hinteren Theil mit eylindrischen Zuwachsabsätzen versehen. Die einge- 
krümmten, kaum hervorragenden Buckeln liegen am Ende der stumpfen Vorderseite; die 
Hinterseite ist abgerundet; der Hinterand etwas schräg; Ober- und Unterrand parallel. 

Lithodomus rugosus d’Orb. aus Le Mans besitzt genau die gleiche Form, ist jedoch in 
der Regel erheblich grösser und unterscheidet sich durch die Querrunzeln am untern Theil, 
denen derselbe seinen Namen verdankt; an einem zur Vergleichung vorliegenden französischen 
Exemplar sind diese Runzeln freilich kaum sichtbar, so dass dasselbe fast vollständig mit der 
(zosauer Form übereinstimmt. 

Vorkommen: Zithodomus alpinus bohrt sich vorzugsweise in Korallen ein und findet 
sich zuweilen gesellio in den Korallenbänken im Gosauthal, bei Abtenau und am Schnecken- 
garten bei Dreistätten in der Neuen Welt. 

K. k. geologische Reichsanstalt und im k. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Pinna Linne. 

Das Kreidegebirge Deutschlands enthält nur 7 oder S Pinna-Arten, die mit Ausnahme der 
Pinna Cottai Gein. und Pinna nodulosa Reuss alle radial gerippt und vierkantig sind und 
sämmtlich zur gleichen Gruppe gehören, die bereits im Jura beginnt, durch die Kreide- und 
Tertiärbildungen fortsetzt bis in die jetzige Schöpfung. Das Genus Pinna ist übrigens sehr alt, 
erscheint bereits in der paläozoischen Periode, findet sich von da in allen Formationen und lebt 
gegenwärtig mit einer beschränkten Anzahl von Arten in allen Meeren der gemässigten und 
warmen Zonen. Die oft sehr grossen Thiere halten sich am liebsten in der Littoral-Zone auf, 
doch finden sie sich zuweilen auch in Tiefen von über 60 Faden; die Schalen stecken in der 


Regel senkrecht im Schlamm oder Sand, mit dem spitzen Ende nach unten gerichtet. 


Pinna cretacea Schlotbh. sp. 
Taf. XIII, Fig. 1 a, b. 


Syn. 1799. Pirna Faujas Montagne de Mastr. p. 144, t. 12, £. 1. 


1813. Pinnites eretaceus Sehloth. Leonh. Taschenb. f. Miner. VII, p. 113. 


1820. H 7] Scehloth Petref. p. 304. 

1820. " restitutus Schloth l.e. p. 304. 

1840. Pinna restituta Hoeningh. Goldf. Petr. Germ. II, p. 166, t. 138, f. 3. 
1541. n = A. oem. Nordd. Kr. p. 65. 


13542. „ bicarinata Math. Cat. meth. p. LS0, t. 27, f. 6—8. 


12 Karl Zittel. [88] 


1842. Pinna restituta Hagenow Jahrb. f. Min. p. 561. 


1850. „  diluwiana Gein. Quaderst. u. Kr. p. 166. 
1856. „  restituta Forb. Geol. Trans. VII, p. 153. 
18390, = Cogq. Bul. Soc. g&ol. XVI, p. 1000. 


Char. Testa pyramidalis, elongata, tetragona, recta, dorso bicarinato, fisso, antice acuta, postice 
dilatata, hians. In divisione superiore 6—8 costae longitudinales rectae interstitiis duplo 
5 lon- 





latioribus laevigatis plano-concaris separatae instructae sunt; pars inferior costis 4 

giudinalibus minus elevatis et plieis irregularibus obliguwis rugosis ornata. 

Länge 90—120 Millim., Breite am untern Ende 40 Millim. 

Die lange, gerade, pyramidale Schale ist viereckig, 'namentlich am vordern Ende scharf- 
kantig mit rhombischem Querschnitt, vorn spitz, hinten ausgebreitet. Der scharf cekielte, durch 
eine feine Spalte getheilte Rücken liegt fast genau in der Mitte der Schale; vor ihm auf der 
obern Seite befinden sich 6—8 erhabene, glatte gerade Rippen, welche durch doppelt so breite, 
flach vertiefte glatte Zwischenräume getrennt sind. Auf der untern Hälfte befinden sich etwa 
4—5 solcher Rippen, die jedoch viel weniger kräftig hervortreten. Die äusserste derselben 
wird durch eine Anzahl breiter runzeliger Falten berührt, welche am untern Rand entspringen, 
schräg über die Schale setzen und einen spitzen Winkel mit den Rippen bilden. Die Schale 
selbst ist glatt, ohne die feinen Streifen, welche bei Pinna rectangularis Goldf. stets deutlich 
vorhanden sind. 

Obwohl die vorliegende Art von manchen Autoren mit Pinna decussata G oldf. veremigt 
wird, so möchte ich dieselbe doch als besondere Art unterscheiden: die immer viel grössere 
Pinna decussata G oldf., zu welcher ohne allen Zweifel Pinna pyramidalis Münst. und Pinn 
compressa Goldf. als Synonyme gehören, besitzt eine grössere Anzahl von stärker hervor- 
tretenden Längsrippen auf der untern Hälfte und ausserdem sind die auf der gleichen Hälfte 
schrägen Querfalten weit schwächer entwickelt. | 

Die erste recht gelungene Abbildung unserer Species findet sich in dem Werke von Faujas 
de St. Fond. Schlotheim, nannte dieselbe, unter Hinweisung auf diese Abbildung in seinem 
Petrefactenverzeichniss im Leonhard’schen Taschenbuch für Mineralogie Pinnites eretaceus. 
Im Jahre 1820 findet man dieselbe abermals in Schlotheim’s Petrefactenbuch eitirt und hier 
wird auch zum ersten Male der Name Pinnites restitutus als Synonym erwähnt. Unter dieser Be- 
zeichnung wurde sie von Goldfuss beschrieben und seit dieser Zeit ist der Name Pinna rest- 
tuta Hoeningh. allgemein angenommen, obwohl dem ersten Namen von Schlotheim un- 
zweifelhaft das Recht der Priorität zusteht. Der Pinnites diluvianus aus dem Quadersandstein 
von Pirna, den Schlotheim ebenfalls in seinem Petrefactenwerk eitirt und für welchen er 
auf eine Tafel im Walch’schen Petrefactenwerk hinweist, ist, wie aus der Figur deutlich her- 
vorgeht, nichts anderes als ein verwittertes Exemplar eines /noceramus. Die Einführung des 
Namens Pinna diluriana (Gein. Quaders. u. Kr. geb. p. 166) ist demnach unstatthaft. 

Vorkommen: Ziemlich häufig im Gosau- und Russbachthal (Tiefengraben, Stöcklwald, 
Wegscheidgraben), Abtenau; St. Wolfgang; Weisswasser; St. Gallen, Spital am Pyrn, Gams; 
Scharergraben bei Piesting; Strelzhof und Felbering in der Neuen Welt. — Ausserdem bei 
Mastricht, Haldem, Dülmen u. a. OÖ. in der obern Kreide; im Campanien von Aubeterre und 
Lanquais (Charente) im Turonien von Orange in der Provence (Matheron), Daghestan, Klein- 
Asien (Abich), Pondicherry (Forbes). 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


[89] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 3 


32. Familie MALEACEA Lamarck. 
Aricula Lamarck. 


Obwohl in der Kreideformation das Genus Avieula noch in grosser Zahl von Arten auf- 
tritt, so lässt sich doch in der oberen Abtheilung bereits eine Abnahme verspüren, die noch 
auftallender in der Tertiärformation zu Tage tritt. Der Culminationspunkt dieses Geschlechts 
fällt entschieden in den Anfang der mesozoischen Periode, von hier an sinkt nicht allein die 
Zahl, sondern mehr noch der Formenreichthum der Arten, so dass unsere heutigen Meere zwar 
noch zwischen 70 und 80 Species beherbergen, die jedoch ziemlich gleichförmige Gestalt 
besitzen. 

Avicula tarentina ist die einzige Art, welche gegenwärtig bis in die südeuropäischen 
Meere vordringt, alle anderen sind auf die Tropen beschränkt, so dass Avzicula als ein fast 
ausschliesslich tropisches Genus angesehen werden kann. 

Aus der Gosaukreide sind mir zwei Arten bekannt; die eine, Awvcula caudigera Zitt., 
ist glatt und gehört zu den typischen Formen, wie sie namentlich in der Tertiärformation und 
den heutigen Meeren verbreitet sind. Die andere, Avicula raricosta Reuss, ist eigenthümlich 
gerippt und schliesst sich einigen bekannten Kreidearten an. Wollte man für Arieula caudi- 
gera nach einem lebenden Repräsentanten suchen, so würde Arzcula lata Gray aus Australien 
vielleicht noch am meisten Ähnlichkeit aufweisen. 


Aricula caudigera Zitt. 
Taf. XII, Fig. 12 a, b, ec. 


Char. Testa obligque subquadrangularis, tumida, laevis, valde inaequwlatera, subaequwvalns ; 
auricula antica magna, subtrigona, acuta, in valva dextra sulco separata, in sinistra vix 
distincta. Latus posticum dilatatum , supra ala producta triangulari caudata. Umbones 
inflati acuti in parte anteriore positi. Margo anterior obtusus, dechivis, inferior arcuatus. 
Area cardinalis elongata, recta, angusta, edentula, fossula ligamenti profunda munita. 
Länge des geraden Schlossrandes 50 Millim., Höhe 38 Millim. 


Die Schale dieser schönen, glatten, ziemlich grossen Art ist schräg vierseitig, ziemlich 
dick, stark gewölbt, höchst ungleichseitig, und da die rechte Klappe ein wenig schwächer 
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gewölbt zu sein scheint, auch etwas ungleichklappig. Die zwei Schalenschichten von ver- 
schiedener Textur sind deutlich erkennbar, zuweilen blättert sich die obere ab und die glän- 
zende Perlmutterschicht bleibt allein zurück. Die vorderen ohrenförmigen Flügel sind auf 
beiden Schalen fast gleich gross, ziemlich breit dreieckig, spitz, gestreift und auf der rechten 
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Klappe durch eine tiefe Furche getrennt. Das obere Ende der ausgebreiteten, etwas flacheren 
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Hinterseite ist durch einen hervorragenden dreieckigen, abgerundeten Flügel geschwänzt. 
Die angeschwollenen Buckeln liegen im vorderen Theil der Schale und überragen den sehr 
langen geraden, ungezähnten Schlossrand, dessen schmale Area eine lange, enge Grube zur 
oO fe) I io 2 0% ke) 
Aufnahme des Bandes trägt. 
Avicula nitida Forb. aus Pondicherry ist bei weitem die ähnlichste Form aus der Kreide, 
doch wage ich keine Identification, weil mir kein ostindisches Exemplar zum Vergleiche vor- 
5 ’ [ 5 
liegt, und weil, abgesehen von dem fehlenden Flügel an der Hinterseite bei der Forbes- 
82 2) Oo oO 


(Zittel.) 3 


14 Karl Zittel. [90] 


schen Species, nach der Beschreibung und Abbildung die Schale viel schräger geformt und 
nicht wie unsere Art hoch gewölbt, sondern zusammengedrückt ist. Awieula Olisiponense 
Sharpe, Azcula pulchella Math., Avicula pectiniformis Gein. und die grosse Avieula Mou- 
toniana sind wohl verwandte Formen aus der Kreide, doch können sie nicht mit A. caudigera 
verwechselt werden. Auffallend ist die Übereinstimmung mit Azzcula media Sow. aus dem 
Londonthon und noch mehr mit Anzicula phalaenaces Lam. aus dem Miocenbecken von 
Bordeaux. 

Vorkommen: Sehr häufig am Plahberg bei St. Gallen; selten bei Strobl-Weissenbach 
und in der Gosau (Wegscheid- und Hofergraben). 

K.k. geol. Reichsanstalt und k. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Aricula raricosta Reuss. 
Taf. XIII, Fig. 6 a, 2. 


Syn. 1854. Avieula rarieosta Reuss Char. Ost. Alpen, p. 147, t. 28, f. 16. 


Ohar. Testa transversa, elongata, convexa, angulata, antice producta, acuminata, postice elon- 
gata, dilatata, obtusa. Superficies laevis ad partem anteriorem dechvem 10—12 costulis 
radiatis distantibus, rectis ornata; ad angulum costa crassiore et in divisione posteriore dua- 
bus costulis brevissimis munita. Auricula anterior minima, obtusa; ala posticalis impressa, 
sulco separata; umbones angusti acuti, fere terminales. 

Länge des Schlossrandes 10 Millim., grösste Höhe 16—19 Millim. 

Schale quer verlängert, fast viereckig, gewölbt, mit kantigem Rücken versehen, der von 
den Buckeln beginnt und quer nach dem untern Rand läuft und dadurch die Schale in eine 
steil abfallende Vorder- und eine sich allmählich abllachende Hinterseite theilt. Die Vorder- 
seite trägt etwa 10—12 feine, schwach hervortretende gerade Radialrippen, die Kante selbst 
ist durch eine etwas dickere Rippe gekielt und unter dieser befinden sich noch 2—3 kurze 
Rippchen, die am untern Rand beginnen und schon vor der Mitte der Schale aufhören. Der 
übrige Theil der Schale ist glatt oder mit sehr feiner Zuwachsstreifung bedeckt. Der kleine, 
schmale Vorderflügel ist kurz und stumpf, der Hinterflügel wird hinten ziemlich gerade ab- 
geschnitten, ist etwas vertieft und durch eine Furche von der Schale getrennt. Der lange 
serade Schlossrand wird von den spitzen Buckeln überragt. 

In der Abbildung von Reuss ist die Rippe auf dem Rücken zu stark markirt und mit 
Spitzen versehen, die ich niemals in dieser Weise beobachten konnte. 

Vorkommen: Ziemlich häufig im Billmannsgraben am St. Wolfgang-See. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Gervillia Defrance. 


Das Genus Gervillia, das schon von Defrance aufgestellt, im Jahre 1824 aber von 
E. Deslongehamps vortrefflich beschrieben wurde, steht gewissermassen als Vermitt- 
lungsglied zwischen Amzcula und Perna. Von ersterem entlehnt es die äussere Form und die 
beiden ohrförmigen Flügel und von letzterem die vereinzelten Bandgruben auf dem Schloss- 
rand. Noch vor Kurzem hielt man das Genus Gervzllia ausschliesslich auf die mesozoischen 
Schichten beschänkt, bis dasselbe von Deshayes aus dem Pariser Becken beschrieben wurde. 
Die ältesten Arten finden sich in der Trias und rhätischen Formation, im Jura entwickelt sich 


91 Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 15 
[91] I p 


das Genus am stärksten, um in der Kreide wieder auf etwa 16 Arten herabzugehen. Aus der 
Gosau ist bis jetzt nur die weit verbreitete Gervillia solenoides Defr. bekannt. 


Gervillia solenoides Detfr. 


Taf. XIII, Fig. 2 a, b. 


Syn. 1820. Gervillia solenoides Defr. Diet. Se. nat. XVIII, p. 503, f. 4. 


1524. n E Deslongeh. M&m. Soc. Lin. p. 129. 

1826. » . Sow. Min. Conch. t. 510, £. 3, 4 (non fig. 1, 2). 
1826. = ” Blainv. Malacoz. p. 530, t. 61, £. 4. 

1830. 5 5 Desh. Encyel. meth. Vers. II, p. 167, Nr. 2. 
1556. n ” Desh. in Lam. Hist. nat. an. s. vert. vol. VII, p. 82. 
1538. > 5 Bronn Lethaea geogn. II, p. 698, t. 32, £. 17. 
1540. n ” Goldf. Petr. Germ. t. 115, £. 10. 

1841. „ n A. Roem. Nordd. Kr. p. 63. 

1542. n n Gein. Char. Kr. p. 80. 

1342, 7 > Hagenow Jahrb. Min. Geol. p. 559. 

1843. ” rn Gein. Verst. Kieslingsw. p. 15, t. 1, f. 33. 
1845. a c Reuss Böhm. Kr. II, p. 23, t. 32. f. 13, 14 
1845. „ avieulordes d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 489, t. 397. 

1546. n = d’Orb. Astrol. t. 4, f. 37. 

1846. „  solenoides Gein. Versteinerungskunde, p. 460. 

1847. 5 Müll. Aach. Kr. I, p. 29. 

1850. 2 „ Gein. Quader u. Kr. p. 172. 

1852. 5 > Bronnu. Roem. Leth. geogn. II, p. 292. 


Char. Testa transversa angustissima, arcuata, praelonga, lanceolata, ensiformis, compressiuscula, 
laevis, antice acuminata, umbonibus fere terminalibus acutis recurvis; auricula posterior 
impressa triangularis transversim striata, sulco separata. Latus postieum maxime pro- 
duetum, elongatum; margo cardinalis rectus incrassatus suleis ligamenti tribus profundis 
dentieulisque obligwis minutis plus minusve elongatis in parte marginis antervore. 

Länge 8S0—100 Millim., grösste Höhe 20—25 Millim. 

Schale schmal, sehr in die Quere verlängert, fast lanzettlich, schwertförmig und so stark 
schief gebogen, dass der untere Rand dem Schlossrand fast parallel läuft. Die schwach gewölbte 
Oberfläche ist glatt oder etwas concentrisch blättrig. Die Vorderseite wird durch die end- 
ständigen, etwas gekümmten Buckeln scharf zugespitzt; hinter diesen breitet sich ein 3eckiger 
vertiefter, quergestreifter Flügel aus, der durch eine Furche von der Schale getrennt ist. Der 
gerade dieke Schlossrand nimmt '/, der Schalenlänge ein und trägt an dem abgebildeten 
Exemplar drei vertiefte Bandgruben, und ausserdem am vordern Ende eine Reihe von ganz 
kurzen schrägen Furchen und Zähnchen. 

Vorkommen: Sehr selten bei St. Wolfgang und im Gosauthal. — Ist übrigens eine 
der bezeichnetsten Leitmuscheln für die mittlere und obere Kreide: die grössten und 
schönsten Exemplare finden sich im Cenomanien bei Le Mans; ausserdem kennt man sie 
im Turonien von Montdragon und Uchaux (Vaucluse), im Senonien von Valognes, Orglandes, 
St. Colombe u. a.O. im Cotentin, Aix (Charente);in der obern Kreide von Aachen, Quedlinburg, 
Harzburg, Rügen; im Pläner von Strehla (Sachsen), Luschitz, Priesen, Mariaschein, Laun u. a. O. 
in Böhmen, im untern Quader von Oberhäselich (Sachsen), Lobkowitz, Tyssa u. a. O. (Böhmen); 
im obern Quader von Kieslingswalda (Schlesien), Kreibitz (Böhmen); in England bei War- 
minster; in Ostindien bei Pondicherry. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


3*+ 


16 Karl Zittel. [92] 


Gereillia sp. indet. 
Mehrere Exemplare einer kleinen Gervilla-Art von Stollhof in der Neuen Welt scheinen 
von Gervillia solenoides abzuweichen; ihr Erhaltungszustand ist jedoch zu ungünstig, um sie 
als besondere Species zu beschreiben. 


Perna Bruguicre. 


Aus der Kreideformation sind bis jetzt nur 13 Perna-Arten bekannt, denen sich 3 aus 
den Gosaugebilden anschliessen. Von diesen zeichnet sich Perna falcata durch ihre eigen- 
thümliche, zungen- oder fast sichelförmige Gestalt aus, die beiden anderen stimmen mehr mit 
den im Jura und der Kreide gewöhnlichen Formen überein. Für keine der angeführten Arten 
wüsste ich eine verwandte lebende Form anzuführen. 

Das Genus Perna beginnt bereits in der Trias, setzt von hier an durch alle Formationen 
bis in die heutige Schöpfung fort, ohne sich jedoch jemals in grösserer Zahl von Arten zu 
entwickeln. Fossil mögen etwa 40 Species bekannt sein und Reeve beschreibt in seiner 
Oonchologia Ieonica 28 lebende Arten, welche ohne Ausnahme auf die tropischen Meere 
beschränkt sind. 


Perna falcata Zitt. 
Taf. XII, Fig. 4 a, d, c. 


Char. Testa solida, elongata, linguiformis, transversa, compressa, laevigata; postice sensim atte- 
nuata, producta; margo antieus sub umbonibus protractus, obtusus, deinde deelivis, obliquis- 
simus; latus postieum supra dilatatum, non raro alatum. Umbones minimi, obtusi, vix pro- 
minuli. Margo cardinalis latus 4—6 fossulis subrectis, interstitüs angustioribus separatis 
incavatus. 

Länge von den Buckeln bis zum hintern Ende 80—90 Millim., Länge des Schlossrandes 
25—50 Millim. 

Die dicke, ganz glatte zungen- oder fast sichelförmige Schale ist zusammengedrückt, quer 
verlängert, oben am Schlossrand breit, hinten etwas geflügelt, gegen unten allmählich ver- 
schmälert, stark verlängert, fast spitz zulaufend. Der vordere Rand macht unter den etwas 
zurückliegenden, ganz stumpfen Buckeln einen Bogen nach vorne, biegt sich dann aber wieder 
steil abfallend nach hinten. Der breite Schlossrand trägt 4—6 vertiefte Bandgrübchen, welche 
jedoch nicht vollständig parallel stehen und in der Regel durch schmälere, manchmal aber 
auch durch breitere Zwischenräume getrennt sind. Der Muskeleindruck liegt etwa in der 
Mitte der Schale und ist von beträchtlicher Grösse. 

Vorkommen: Ziemlich selten im Wegscheid-, Hofer- und Tiefengraben im Gosauthal. 

K. k. Hof- Mineraliencabinet. 


Perna acuminata Zitt. 
Taf. XII, Fig. 3 a—e. 


Ohar. Testa elongata, rhomboidalis, obliqua, depressa, subfoliacea, sub umbonibus sinuata, 
postice obligue truncata, infra vix dilatata, rotundata. Umbones terminales, peracuti, prae- 
sertim in aetate juvenili prominuli; margo cardinalis fossulis subrectis 3—4 irregularibus, 
plus mınusve latis incavatus, margo posterior declivis antico fere parallelus. 


[93] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 17 


Länge von den Buckeln bis zum untern Rand 30—45 Millim., Länge des Schlossrandes 
12—16 Millim. 

Schale verlängert, schief rhombisch, zusammengedrückt, mit glatter, blättriger, zuweilen 
auch concentrisch gefurchter Schale; hinten schräg abgestutzt, etwas ausgebreitet und abge- 
rundet. Die Buckeln liegen am vordern Ende, sind sehr spitz und ragen bei jugendlichen 
Exemplaren über die Schale vor, unter ihnen macht der vordere Rand eine Bucht zum Aus- 
tritt des Byssus und fällt alsdann schräg nach hinten ab in paralleler Richtung mit dem Hin- 
terrand. Der gerade Schlossrand trägt etwa vier vertiefteBandgruben, die bald durch schmälere, 
bald durch breitere Zwischenräume getrennt sind. 

Perna Beaumonti Coq. (Bull. Soc. geol. X VI. p. 1001) scheint der Beschreibung nach eine 
ziemlich ähnliche Gestalt zu besitzen. 

Perna lanceola G ein. unterscheidet sich durch die hervorstehenden Buckeln, schrägere 
Form und den mit viel mehr Gruben versehenen Schlossrand. 

Vorkommen: Nicht selten bei Stollhof in der Neuen Welt. Bei St. Wolfgang und 
am Plahberg bei St. Gallen (selten). 

K. k. geologischen Reichsanstalt. 


Perna expansa Zitt. 
Taf. XII, Fig. 5 a,b. 


Char. Testa ovato-rhombordalis, temws, depressa, laevigata, paullo obligqua, umbonibus acutis 
terminalibus. Margo cardinalis rectus 5—6 fossulis interstitüs subaequalibus separatis inca- 
vatus; margo anterior sub umbonibus sinuosus, deinde oblique declivis, posterior subsinuosus 
cardinali angulo fere recto connivens; pars analis obtusa. 


Länge von den Buckeln zum hintern Rand 65 Millim., Länge des Schlossrandes 33 Millim. 

Schale oval-rhombisch, etwas schief, dünn, sehr zusammengedrückt, glatt, hinter den 
spitzen endständigen Buckeln ausgebuchtet. Der Hinterrand ist schräg abgestutzt, bildet mit 
dem Schlossrande fast einen rechten Winkel und läuft dem Vorderrand beinahe parallel; der 
untere Theil der Schale ist sehr wenig verschmälert, abgerundet. Auf dem Schlossrande befin- 
den sich 5—6 vertiefte Bandgruben. 

Das einzige, allerdings sehr schön erhaltene Exemplar dieser Art nähert sich in man- 
chen Merkmalen sowohl der Perna acuminata, als auch der P. falcata, ohne jedoch weder mit 
der einen noch der andern gänzlich übereinzustimmen. Dieselbe mag daher, bis weitereFunde 
das Gegentheil beweisen, als selbstständige Art bestehen. 


Vorkommen: Im Scharergraben bei Piesting; sehr selten. 
K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Inoceramus Sowerby. 
(Catıllus Brongn., Mytilodes Brongn.) 
Das schwierigste Geschlecht in der Familie der Maleacea Lam. ist unstreitig Inoceramus, 
dessen Arten trotz zahlreichen Abbildungen und Beschreibungen in einem wahren Chaos der 


Unsicherheit liegen. Obgleich sich in neuerer Zeit Geinitz, Strombeck, F. Roemer 
“und Zekeli um die Kenntniss der Inoceramen Verdienste erworben haben, so ist doch die 


18 Karl Zittel. [94] 


Synonymik der meisten Arten noch keineswegs befriedigend festgestellt und noch immer 
wäre eine monographische Bearbeitung dieses in geologischer Beziehung so wichtigen 
Geschlechtes höchst wünschenswerth. 

Sehon die ältesten Publicationen über /noceramus waren von einem ungünstigen Sterne 
geleitet; Sowerby d. Ä. legte im Jahre 1814 eine Beschreibung von Bruchstücken aus der 
weissen Kreide der Linneen Society in London vor und benannte sie treffend Inoceramus 
(is Faser, x£panos Scherbe). Leider wurde diese Abhandlung erst im Jahre 1823 gedruckt, als 
bereits von Parkinson und Mantell eine Anzahl von Arten beschrieben waren, 

Der letztere verwechselte aber nicht allein den /noceramus Cumier! Sowerby’s, sondern 
auch Tnoceramus Larmarcki von Parkinson und gab damit die erste Veranlassung zu einer 
Confusion, die in viele der späteren Publieationen überging. 

Cuvier und Brongniart spalteten das Sowerby’sche Genus in drei Geschlechter: 
Catillus, Mytiloides und Inoceramus, deren Charaktere jedoch auf ein sehr mangelhaftes Material 
basirt, sich später als illusorisch erwiesen. In neuerer Zeit hat selbst Deshayes, der noch in 
seinen Coquilles caracteristiques und in der zweiten Ausgabe des Lamarck’schen Werkes 
wenigstens Catillus und Inoceramus aufrecht erhalten hatte, auch diese Scheidung aufgegeben 
und sich der allgemein herrschenden Ansicht angeschlossen. 

Die eigenthümliche Textur der Schale, welche aus einer blättrigen perlmutterartigen, 
innern Lage und einer sehr viel diekern aus senkrechten Fasern zusammengesetzten äussern 
Schicht besteht, ferner der gerade, verdickte, mit Bandgrübehen versehene Schlossrand konn- 
ten, nachdem einmal das Genus festgestellt war, keinen Zweifel mehr lassen über die Ver- 
wandtschaft mit Pinna, Gervillia und Perna, und so finden wir dasselbe auch allenthalben 
neben diesen Geschlechtern aufgezählt. 

In einer sehr fleissigen, mit Unrecht viel zu wenig berücksichtigten Abhandlung über das 
Genus Jnoceramus'‘) gab Dr. Zek eli eine kritische Übersicht sämmtlicher bis zum Jahr 1852 
bekannter Arten. Ich entnehme daraus, dass bis 1552 56 Arten beschrieben waren, wovon 
bereits 4 in der silurischen, 8 in der devonischen und Kohlenformation auftreten. Lias und 
Jura beherbergen 12 Arten, alle übrigen fallen in die Kreideformation, und zwar die meisten 
in die obersten Etagen, in's Turonien und Senonien. In der Tertiärformation ist das Genus 
nicht mehr zu finden. 

Obwohl der Zekeli’schen Arbeit in vieler Beziehung alle Anerkennung zu zollen ist, so 
kann ich mich durchaus nieht seinen Resultaten über die in einem Anhang auseinandergesetzte 
Verbreitung des Genus Inoceramus in den Gosauschichten anschliessen. Es werden dort 8 Arten 
aufgezählt und theilweise auch abgebildet und beschrieben; diese 8 Arten redueiren sich nach 
meiner Überzeugung auf die Hälfte, nämlich auf: Inoceramus Cripsi Mant., In. latus Man 1 
I. Lamarcki Park. und vielleicht I. Ouwieri Sow.; alle übrigen von Zekeli unterschiedenen 
Formen fallen mit Inoceramus Oripsi zusammen, der überhaupt so sehr die herrschende Form 
ist, dass man füglich auf 20 Exemplare immer 19 ]. Orips’ rechnen kann. Sämmtliche genannte 
Arten sind bezeichnend für die obere Kreide, und zwar findet sich 7. Orips? Mant. ausserhalb 
der Alpen in einem höhern Niveau fast immer in Gesellschaft mit BDelemnitella mucronata., 
Inoceramus Owvieri und Lamarcki sind gleichfalls in der obern Kreide im Horizont der Belem- 
nitella quadrata zu Hause und /noceramus latus allein reicht bis in das Uenomanien herab. 


1) Zekeli, Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Halle. IV, p. 79— 105. 


Die Divalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 19 


Inoceramus Cripsi Mant. 


Tax BVe Biel, 2,3, 4,559 Taf. XV Eig. 1562, 3,7475. 


Syn. 1822. Inoceramus Oripsit Mant. Foss. of South Downs Geol. of Sussex, p. 133, t. 27, f. 11. 


1832. 
1859. 
1840. 
1841. 
1842. 
1844. 
1845. 
1845. 
1845. 
1546. 
1846. 
1847. 


1848. 


1848. 
1848, 
1848. 
1548. 
1848. 
1852. 
1852. 


Hrunp 
an m nm m 
Ss ou or Do 


[u SZ SZ SED) 


” 


Murch. Sedgw. Geol. Trans. 2 ser. III, p. 418. 
” Gein. Char. Kr. I, p. 27, Nr. 10. 
Goldf£. Petref. Germ. II, p. 116, t. 112, f. 4 a—d. 

rn A. Roem. Nordd. Kr. p. 63. 

n Hagenow Jahrb. f. Min. p. 559. 

„ Gein. Jahrb. f. Min. p. 151. 

Goldfussianus d’Orb. Pal. fr. eret. III, p. 517, t. 411. 
regularis d’Orb. 1. c. p. 516, t. 410. 

impressus d’Orb. 1. e. p. 515, t. 409. 

Cripsi Gein. Versteinerungsk. p. 464. 

n„  Reuss Böhm. Kr. I, p. 25, t. 37, £. 10, 12. 

» Müll. Aach. Kr. I, p. 30. 

„  Gein. Quader u. Kr. p. 178. 

nGenelrcesprtTs: 
impressus Gein. l. c. p. 176. 

Goldfussianus Kner Haid. naturw. Abh. III, p. 23. 
impressus Kner ].c. p. 28, t.5, f. 2. 

3 Beyr. Monatsb. Ges. Erdk. Berl. IX, p. 9, t. 2, f. 1a, b. 
Cripsö F. Roem. Kr. Texas, p. 56, t. 7, £. 2. 

„  Zekeli Jahresb. naturw. Ver. Halle IV, p. 101, t. 1, £. 12. 
impressus Zekeli l. ec. p. 102. je 3 
Lamarckü Zekeli l.c. p. 102, t.1, £. 6. 
alatus Zekeli I. c. p. 104, t. 1, £. 5 (non fig. 5). 

Brongniarti var. undulata Zekeli l.c. p. 104. 

mytiloides Zekeli l. ce. p. 104, t. 1, £. 7. 

Quvieri Zekeli l.c. p. 104, t. 1, f. 4. 

converus Hall & Meek. Mem. Amerie. Ac. Boston, 2. ser. vol. V, p. 386, t. 2, f. 2a, b, 

fragis Hall. & Meek. 1. c. p. 388, t. 2, f. 6a, b. 

impressus, Goldfussi, regularis Coq. Bull. Soc. g6ol. de France XIV, p. 1002. a f' 

Crips? Bosq. Foss. Fauna u. Flora Limb. Nr. 470. 
n Gümb. Geogn. Beschr. bayr. Alp. p. 575. 

Goldfussi Cog. G£ol. et Pal. de Const. p. 306. 

regularis Coq. 1. c. p. 303. 

Oripsi v. Stromb. Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. XV, p. 152. 


Char. Testa aequivalvis, ovato-elongata, transversa, converiuscula, inaequilatera, multo longior 
quam alta, concentrice undulato-plicata. Plicae et interstitiae aliquantum latiora strüs com- 
centrieis temwbus eleganter ornata sunt. Umbones tumiduli opposti antemediani plus 
minusve in parte anteriore testae siti. Latus anticum breve arcuatum obtusum , posticum 


produetum subdepressum supra angulatum. Margo cardinalis longus, rectus, subangustus, 


 fossulis numerosis incavatus. 

Mittlere Länge 90—110 Millim., Höhe 60—80 Millim. 

Die Grundform dieser höchst veränderlichen Art ist gleichklappig, eiförmig, aber zugleich 
quer verlängert, indem die Länge die Höhe um die Hälfte, zuweilen auch um das Doppelte 
übertrifft. Schale meist schwach gewölbt, zuweilen aber auch stark aufgebläht, auf der Ober- 
fläche mit hervorragenden wellenförmigen eoncentrischen Runzeln bedeckt. Diese Runzeln sind 
bald stumpf gerundet, bald ziemlich scharf, und wie die ungefähr doppelt so breiten, vertief- 
ten Zwischenräume mit einer concentrischen Streifung bedeckt, welche den Runzeln mehr 
oder weniger parallel läuft. Die Vorderseite ist in der Regel am stärksten gewölbt, kurz, 
mit bogenförmig abfallendem Vorderrand ; die unten gerundete, neben dem Schlossrand etwas 


30 Karl Zittel. [96] 


eingedrückte Hinterseite bildet mit diesem oben einen stumpfen Winkel. Die etwas ange- 
schwollenen Buckeln liegen gewöhnlich im Vordertheil der Schale, ragen ziemlich stark hervor 
und stehen genau gegenüber. Der lange gerade Schlossrand ist verhältnissmässig schmal, 
etwas ausgehöhlt und bedeckt von einer grossen Anzahl dicht neben einander stehender 
gerader Bandgrübchen. 

Sowohl im Gosau- und Russbachthal, als auch ganz besonders häufig bei Grünbach und 
in der Neuen Welt finden sich Exemplare, auf welche die obige Beschreibung genau passt. 
Beinahe eben so oft aber findet man auch Stücke, bei welchen sich die concentrischen 
Rippen, deren Zahl in der Regel zwischen 20 und 24 schwankt, mehr und mehr drängen und 
bis auf 30 steigen; diese letzteren entsprechen dem Inoceramus Goldfussianus XOrb., während 
J. regularis d’Orb. mehr die typischen Formen mit etwa 20 — 24 Rippen in sich begreift. 
Zuweilen sind die Schalen mächtig gewölbt mit stark angeschwollenen Buckeln, zuweilen aber 
auch flach und zusammengedrückt wie /noceramus planus; bei einzelnen liegen die Buckeln 
fast ganz am vordern Theil, bei andern wieder nahe zu in der Mitte der Schale; nicht selten 
endlich lässt sich auf der Hinterseite ein mehr oder weniger deutlicher Eindruck beobachten, 
der Veranlassung zur Aufstellung des Inoceramus impressus d’Orb. gegeben hat. 

Die Stücke aus dem Gosauthal sind gewöhnlich mit der weissen, perlmutterglänzenden 
blättrigen Schalenschicht bedeckt, auf der alle Verzierungen der äusseren faserigen Schicht, 
selbst die feinsten concentrischen Linien zu erkennen sind, die Aussenschicht ist fast immer 
entfernt und nur der Hofergraben liefert nicht selten Stücke mit vollständig erhaltener Schale 
und Schlossrand. 

Bei Grünbach und in der Neuen Welt kommen fast ausschliesslich nur Steinkerne vor, und 
nur bei Muthmannsdorf fanden sich früher Exemplare mit wohl erhaltener Schale, bei denen 
die innere blättrige Schicht stets dunkelbraun gefärbt ist. 

Die verwickelte Synonymik des Inoceramus Oripsi ist bereits von F. Roemer ') -und 
Strombeck?) mit grosser Gründlichkeit zusammengestellt, so dass ich mich hier unmittel- 
bar auf diese beiden Autoren beziehen kann und ohne weitere Erörterung I. Goldfussianus 
und 7. impressus d’Orb. mit der vorliegenden vereinige; eben so nehme ich keinen Anstand 
den Namen J/noceramus Orips? Mant. aufrecht zu erhalten, nachdem Ferd. Roemer durch 
Vergleich mit englischen Exemplaren aus dem Gault die Indentität bestätigt hat. 

In den amerikanischen Publicationen findet man eine grosse Anzahl theils eigenthüm- 
licher, theils mit europäischen Inoceramen übereinstimmender Formen: von diesen gehört 
Jnoceramus convexus Meek. und Hall., so weit sich aus der Abbildung schliessen lässt, zu 
J. Cripsi, und auch J. fragilis Meek.und Hall. dürfte nur ein jugendliches Exemplar gleicher 
Art sein. 

Ferd. Roemer rechnet 7. alveatus und I. Barabin. Morton ebenfalls hierher, während 
Gabb.?) den letzteren wenigstens theilweise zu I. problematieus stellt. 

In der bereits mehrfach erwähnten Abhandlung von Dr. Zekeli‘), werden 8 Species 
aus den Gosaugebilden beschrieben. Alle Originalexemplare, auf welche Zekeli seine 

Untersuchungen basirte, liegen mir zur Vergleichung vor, so dass ich in der Lage bin, 


1) F.Roemer Kreide von Texas, p. 56. 

?) Zeitschr. deutsche Geol. Gesellsch. 1863, XV, p. 152. 

3) Gabb Synopsis of the Cretaceous Mollusca 1861, p. 164. 
4) Jahresber. naturw. Ver. Halle 1852, p. 101 ete. 


[97] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. al 


mit Sicherheit über jene Arten ein Urtheil zu fällen. Zur Rechtfertigung der Zekeli’schen 
Arbeit muss ich jedoch bemerken, dass die Schwierigkeiten, welche die Inoceramen an und 
für sich schon bieten, bei den Arten aus der Gosau beträchtlich erhöht werden durch den 
ungünstigen Erhaltungszustand, namentlich aber durch die vielfachen Verdrückungen und 
Verunstaltungen, welche die Bivalven meistens erlitten haben. Solche Verdrückungen, auf 
welche ich bereits öfters (vgl. Oytherea polymorpha, Crassatella macrodonta, Cardium produe- 
tum, Oucullaea Ohiemiensis ete.) hingewiesen habe, sind nirgends häufiger und nirgends stö- 
render als bei den Inoceramen, deren specifische Unterscheidung fast ausschliesslich auf 
äusseren Merkmalen der Form beruht. 

Bei meiner Untersuchung über Inoceramus Cripsi lagen mir etwa 70 Exemplare dieser 
Art aus den Gosaugebilden und ungefähr die gleiche Anzahl aus verschiedenen fremden 
Localitäten zur Vergleichung vor; ausserdem erfreute ich mich bei manchen Zweifeln des 
freundlichen Rathes eines der gewiegtesten Kenner von Kreideversteinerungen, des Prof. 
(Geinitz aus Dresden, so dass ich hoffen darf, dass meine Kritik der Zekeli’schen Arten 
hinlänglich begründet sein dürfte. 

Mit Ausnahme von J/noceramus latus, Cuwieri und alatus, ziehe ich sämmtliche von 
Zekeli aufgestellten Formen zu 7. Oripsi? Mant. 

Bei I. Cripsi Var. 1 und 2 (Zekeli Jahresb. naturw. Verein in Halle 1852, p. 101) ist 
nur zu bemerken, dass Fig. 2 leicht Veranlassung zu Irrthum geben kann. Die Abbildung des 
Schlossrandes ist getreu nach einem grossen Exemplare copirt, allein es befinden sich auf 
dem Schlossrande nicht 3 vom Wirbel eonvergirende Reihen von Höckerehen und Grübchen, 
wie Zekeli (p. 82) bemerkt, sondern derselbe ist nur abgerieben, die geraden Band- 
grübehen dadurch unterbrochen, jedoch nicht so vollkommen, dass man nicht an mehreren 
Stellen noch deutlich den Zusammenhang erkennen könnte. 

Die Varietät alaeformis Zekeli stellt eine namentlich bei Grünbach nicht selten vor- 
kommende Verdrückung dar, die ziemlich erheblich von der typischen Form abweicht. 

Inoceramus impressus Zekeli l. ec. p. 102 ist, wie bereits oben bemerkt, nur eine 
Varietät des J. Oripsi, die auf der Hinterseite durch einen tiefen Eindruck ausgezeichnet ist. 

Was Zekeli unter dem Namen Inoceramus Lamarcki d’Orb., Zekeli p. 102, Fig. 6 
abbildet, ist nur ein stark gewölbtes Exemplar von 7. Oripsi Mant. aus Muthmannsdorf (das- 
selbe ist auf Taf. XIV, Fig. 2 abermals gezeichnet). Zekeli gibt als Unterscheidungsmerk- 
mal dieser Yorm an, dass die feine eoncentrische Streifung, welche die ganze Oberfläche der 
Schale bedeckt, den faltenartigen Rippen nicht parallel gehe. Dieses Merkmal ist übrigens 
geradezu für J. Oripsi (vgl. F. A. Roemer, Nordd. Kr. p. 63) charakteristisch und auch die 
starke Wölbung und grössere Breite im Vergleich zur Höhe ist nicht selten an Stücken aus 
Haldem und Dülmen zu beobachten. 

Das Fig. 5 bei Zekeli abgebildete Exemplar des 7. alatus Zekeli (non Goldf.) aus 
Grünbach ist ohne Zweifel ein I. Oripsi, dagegen rechne ich Fig. 3 zu J. Lamarcki Park. 

Das kleine, unter dem Namen 7. Brongniarti var. undulata Zek. p. 104 angeführte 
Stück, das sich im der Sammlung des Hof-Mineraliencabinets befindet, ist ebenfalls ein etwas 
verschobener J. Urips?. 

Die wunderlichste und zugleich täuschendste Verschiebung des J. Crips’ bildet jene 
Form, welche Zekeli als I. mytilodes Taf. 1, Fig. 7 abbildet. Man findet in der That bei 
Grünbach nicht selten Steinkerne, welche fast genau die Form des J. mytiloides besitzen, 


(Zittel.) 4 


29 Karl Zittel. [98] 


allein die eigenthümliche Berippung jener Species, die selbst an schlecht erhaltenen Stein- 
kernen aus dem Quadersandstein noch deutlich zu erkennen ist, findet sich niemals an den 
Stiicken aus den Gosauschichten; dagegen stimmt deren ganze Schalenverzierung so genau 
mit /. Oripsi überein, dass ich nicht das mindeste Bedenken trage, dieselben hierher zu 
zählen. Wollte man übrigens diese Form mit einem Varietäten-Namen bezeichnen, so dürfte 
var. decipiens am passendsten sein. 

Sämmtliche mir vorliegende Formen des J. Oripsi lassen sich unter folgenden Varietäten 
unterbringen: 

1. I. Oripsi var. typica (I. Oripsi var. 1 und 2 Zekeli, I. Lamarcki Zekeli (non d’Orb.), 
Taf. XIV, Fig. 1, 2) umfasst die schmäleren, mehr oder weniger stark gewölbten, sehr in 
die Quere verlängerten Formen, und findet sich vorzugsweise bei Grünbach und in der Neuen 
Welt, etwas weniger häufig im Gosauthal. 

2. I. Oripsi var. regularis d’Orb. Taf. XIV, Fig. 2, ist besonders im Gosauthal verbreitet. 
Ich zähle hieher die hohen, breiten, weniger langgezogenen Exemplare. 

3. 1. Oripsi var. alacformis Zekeli, Taf. XIV, Fig. 5, zeichnet sich durch verlängerte 
ausgebreitete Vorderseite aus. 

4. I. Oripsi var. impressa d’Orb., mit einem starken Eindruck auf der Hinterseite, bis 
jetzt aus dem Gosauthal nur in wenigen Exemplaren bekannt. 

5. I. Oripsi var. decipiens, Taf. XV, Fig. 1, stark verschobene, an J. mytiloides erinnernde 
Form, vorzugsweise bei Grünbach häufig. 

Ausser den genannten Varietäten finden sich zuweilen Bruchstücke von gewaltig grossen 
Exemplaren, die sich übrigens durch die kräftigen, abgerundeten Rippen leicht von ähnlichen 
Stücken des J. Cuvieri unterscheiden lassen. 

Vorkommen: Eine der gemeinsten Bivalven-Arten in den Gosauschichten, die allent- 
halben häufig auftritt. Im Gosau- und Russbachthal, im Hofer-, Wegscheid-, Tiefen-, Fin- 
stergraben, Schriekpalfen. Bei Ischl, Abtenau, St. Wolfgang, Altenmarkt. Bei Grünbach an 
der Wand, Muthmannsdorf, Stollhof, Mahrersdorf, Netting, Wöllersdorf, Teichmühle u. a. ©. 
in der Neuen Welt. Piesting, Starhemberg in Nieder-Österreich. 

Ausserdem in den bayerischen Alpen in den sogenannten Nierenthaler-Schichten im 
Pattenauer-Stollen am Kressenberg und im Nierenthal selbst. 

TI. Oripsi ist übrigens eine der weitverbreitetsten Kreidearten, die bereits in 3 Welt- 
theilen nachgewiesen ist und die mittlere oder die obere Abtheilung dieser Formation charak- 
terisirt. Die bisher bekannten Fundorte lassen sich folgendermassen zusammenstellen: 

A. Europa: «) im Gault von Sussex (Mantell), 

b) in der oberen Kreide: 

1. Deutschland: Lüneburg, Ahlten, Bilm, Gehrden, Mehrdorf und Vordorf, in Han- 
nover und Braunschweig in der Kreide mit Belemnitella mucronata; im gleichen Horizont 
bei Lemförde, Haldem, Coesfeld, Billerbeck und Dülmen in Westphalen; Nagorzany Gali- 
zien; in der weissen Kreide von Rügen. — Im oberen Quader von Blankenburg, Ilsenburg, 
Harzburg, Goslar am Harz und in der Gegend von Aachen. Im Pläner von Strehlen, Priess- 
nitz, Zuschendorf in Sachsen, Priesen, Kystra, Trziblitz u. a. O., in Böhmen, im unteren 
Quader von Tyssa, Kreibitz, Pankratz u. a. Ö. in Böhmen. 

2. Niederlande: In der Kreide mit Delemmitella mucronata und guadrata von Vaels, 


Falkenburg, Gulpen und Herve (Bosgq.). 


[99] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 23 


u 


3. Frankreich: Im Campanien (Cogq.) von Barbezieux, Royan, Orglande, Perignac, 
Lanquais (Charente). — Im Turonien bei Tours. In oberer Kreide von Rocher de Tercis bei 
Dax, Riviere Bidache bei Bayonne. 

4. Italien: In der oberen Kreide von Brianza, Breno und Sione in der Lombardei und 
Pallarea bei Nizza. 

B. Afrika: Im Campanien und Santonien an mehreren Orten in der Provinz Constan- 
tine (Cogq.) und bei Wadi Tagidscha zwischen Murzuk und Tripolis (Beyr.). 

C. Nord-Amerika: Neu-Braunfels, Texas, Green County (Alabama), Great Bend 
(Missouri), Sage Creek (Nebraska), Smokyhill River, Santo Domingo, Albuquerque in den 
Rocky Mountains (Marcou). 

K. k. Hof-Mineraliencabinet und k. k. geologische Reichsanstalt. 


AInoceramus Lamarcki Park. 
Taf. XV, Fig. 6. 


Syn. 1819. Inoceramus Lamarcki Park. Geol. Trans. 1. ser. V, p. 55, t. I, f. 3. 


1822. 7 Brongniart! Mant. The foss. of the South Downs or Illust. Geol. Sussex p. 214, t. 27, f. 8. 
1822. Catillus Lamarcki Cuv. etBrongn. Envy. Par. p. 388, t. 4, f. 10.2. 
1830. > n Desh. Encyel. meth. t. 2, p. 211, Nr. 1 (pars). 
1831. 7 n Desh. Cog. car. p. 58, t. 9, £. 1, 2. 
1836. m ” Desh. Lam. An. sans vert. vol. VII, p. S6 (exel. syn.). 
1840. Inoceramus Lamarcki Goldf. Petref. Germ. I, p. 114, t. 111, £. 2. 
1841. s; = Roem. Nordd. Kr. p. 62. 
1844. si R Gein. Leonh. und Bronn’s Jahrb. p. 150. 
1846. n e Gein. Grundr. Verst. p. 465. 
1550. 5 a Dixon Geol. Sussex, p. 355, t. 28, f. 29. 
1850. Ri ca Gein. Quader u. Kr. Geb. p. 174. 
1852. 5 5 Bronn Leth. geogn. 3. Aufl. II, p. 289. 
1852. e n Zekeli Jahresb. naturw. Ver. Halle IV, p. 91 (excl. syn.). 
1352. = alatus Zekeli l.c. p. 104, t.1, £. 3 (non fig. 5). 
Non Jnoceramus Lamarcki Mantell. 
> " n d’Orb. 


Char. Testa ovato-cordiformis, tumida, aeqwivalvis, altior quam longa, inaequilatera, con- 
centrice undulato-plicata et tenuiter striata; latus anticum ventricosum productum, arcua- 
tum ; postieum depressum, subalatum, oblique truncatum. Umbones tumiduli, oppositi, 
margo cardinalis angulum fere rectum cum testae axi formans, modice elongatus. 

Länge SO Millim., Höhe 90 Millim. 

Schale hoch aufgeblasen, eiförmig, gleiehklappig, ungleichseitig, nur wenig höher 
als lang, vorn beträchtlich vorgezogen, angeschwollen, bogenförmig abgerundet. Die Mitte 
der Schale bildet einen erhöhten Rücken, von dem die Vorderseite steil abfällt, während 
sich die Hinterseite ganz allmählich abdacht und gegen den Schlossrand einen flachen einge- 
drückten Flügel bildet. Die Oberfläche ist mit Runzeln und feinen concentrischen Linien 
bedeckt. Die gewölbten Buckeln ragen ziemlich stark hervor und stehen gegenüber, der 
Schlossrand ist von mässiger Länge. 

Die Synonymik dieser Species wurde schon früher dadurch verwirrt, dass Mantell 
den Inoceramus Brongniarti Sow. mit J. Lamarcki Park. verwechselte und beide gerade mit 
den verkehrten Namen bezeichnete. Brongniart und Sowerby d. J. erkannten den Irr- 
thum und berichtigten denselben; Deshayes dagegen zog beide Arten zusammen, und 


4° 


24 Karl Zittel. [100] 


d’Orbigeny verwechselte unsere Species mit 1. Ouvieri Sow. und bildete ein Exemplar dieser 
Art in der Pal&eontologie frangaise unter dem Namen J. Lamarcki ab. Die Goldfuss’sche 
Abbildung stimmt noch am besten mit den englischen überein, so dass man sich füglich auf 
diese beziehen kann. 

Wenn ich, dem Rathe meines verehrten Freundes Herrn Prof. Geinitz folgend, diese 
Form aus der Gosau mit J. Lamarcki Park. vereinige, so bin ich mir wohl der Verschie- 
denheiten bewusst, welche die englische Grundform auszeichnet; allein mit Ausnahme 
mancher Varietäten des I. alatus Goldf. kenne ich keine Art, deren Form eine gleiche 
Übereinstimmung mit meinen Exemplaren aus der Gosau besässe, als J. Lamarcki. TI. alatus 
Goldf., mit dem Zekeli die vorliegenden Stücke vereinigte, wird mit Recht von den meisten 
Autoren zu J. Brongniarti gezogen, und ist ausgezeichnet durch die steil abfallende, etwas 
eingedrückte Vorderseite. Dieses charakteristische Merkmal lässt sich niemals an der auf 
Taf. XV, Fig. 6 abgebildeten Form erkennen. 

Prof. Geinitz, der meine Exemplare aus der Gosau einer sorgfältigen Prüfung unter- 
zog, erklärte dieselben für vollkommen übereinstimmend mit solchen aus Sachsen und 


Nagorzany. 
Vorkommen: Nicht häufig im Gosauthal im Hofergraben; bei Strobl-Weissenbach, 
selten bei Grünbach an der Wand. — Ausserdem in der weissen Kreide von Folkestone, 


Lewes, Hummanby in England; im Pläner von Strehlen und Rothenfelde (Sachsen), Nagor- 
zany (Galizien); in der oberen Kreide von Siedingshausen und Gra®s in Westphalen; Lüne- 
burg; Va&ls in Limburg; im oberen Quader von Kieslingswalda (Glatz) und Kreibitz 
(Böhmen). 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Anoceramus latus Mant. 
Taf. XIII, Fig. 7. 


Syn. 1822. Inoceramus latus Mant. Geol. Suss. p. 216, t. 27, f. 10. 


1829. 7 „ Sow. Min. Conch. t. 582, f. 1a, . 

1839. 5 „ Gein. Char. I, p. 27. 

1840. 5 .F SoldrnBetr.Germ IT, Ep il 112,075: 
1841. ” „ A. Roem. Nordd. Kr. p. 61. 

1841. "N tenws A, Roem. 1. ce. p. 62, t. 8, f. 11. 

1843. n eoneentrieus Gein. Verst. Kiesl. p. 15, t. 3, f. 12. 
1544. r latus Gein Leonh. u. Br. Jahrb. p. 150 (7. alatus). 
1845. % „  d’Orb. Pal. fr. Cret. II, p. 513, t. 408, £. 1,2. 
1846. . „  Gein. Grundr. Verst. p. 463. 

1846. n „ Reuss Böhm. Kr. II, p. 7. 

1350. 3 „  Gein. Quader u. Kr. p. 176. 

1852. ” „ F.Roem. Texas, p. 60. 

1852. ” „  Zekeli, Jahresber. naturw. Ver. Halle IV, p. 93 u. 103. 


Char. Testa orato-orbieularis, plano-convexluseula, maxıme inaegurlatera, concentrice plicata et 
radiatim lineata; antice obtusa; arcuata, postice dilatata, truncata. Umbones vix prominuli, 
in parte anteriore sit, mimimi; margo cardinalis elongatus angulum fere rechım cum asxı 
testae formans. 


Länge etwa 80 Millim., Höhe 75 Millim. 


Die rundlich-ovale Schale ist fast eben so hoch als lang, sehr schwach gewölbt, beinahe 
flach, auf der Oberfläche mit concentrischen Runzeln bedeckt, welche durch viel breitere 


[1011 Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 25 


vertiefte Zwischenräume getrennt sind und von schwachen Radialstreifen gekreuzt werden. 
Die sehr kleinen, kaum angeschwollenen Buckeln liegen im vorderen Theil der Schale, 
unter ihnen biegt sich der Vorderrand convex nach aussen; die Hinterseite ist ausgebreitet, 
etwas verlängert, zusammengedrückt, abgestutzt. Der verlängerte Schlossrand bildet mit 
der Axe der Schale fast einen rechten Winkel. 

Die beiden vorliegenden Exemplare stimmen recht gut mit der Mantell’schen Speeies 
überein. 

Vorkommen: sehr selten bei Mahrersdorf in der Neuen Welt und bei St. Gallen in 
Steiermark. Ausserdem weit verbreitet in der mittleren und oberen Kreide: in England bei 
Briehton, Lewes, Offham und Swaffham; in Frankreich, in Cenomanien und Turonien bei 
Rouen, Havre, St. Uerotte (Sarthe), Troyes (Aube), Pribayon (Vaucluse). In Deutschland 
im Pläner und Quadersandstein von Sachsen und Böhmen. In der oberen Kreide von Qued- 
linburg, Langelsheim, Goslar, Va&@ls, Haldem, Rügen. In Texas. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Anoceramus sp. 
Taf. XV, Fig. 7. 


In Grünbach, an mehreren Orten in der Neuen Welt und im Gosauthal finden sich 
zuweilen Bruchstücke eines sehr grossen Jnoceramus mit breiten, wenig erhabenen Runzeln 
und feinen concentrischen Linien, die von Zekeli zu J. Cuwieri gerechnet wurden und wohl 
auch dahin gehören mögen. Der mangelhafte Erhaltungszustand macht freilich eine sichere 
Bestimmung unmöglich. 

Die kleinere Form, welche Zekeli ebenfalls hieherstellt und auf Taf. I, Fig. 4 abbildet, 
gehört jedoch sicherlich nicht zu I. Ouzieri, sondern ist eine Varietät von J. Oripsi Mant. 


3. Familie PECTINIDAE Lamarck. 
Lima Brus. 


Die Hauptentwickelung der Sippe Lima fällt in die Juraformation, wo nicht allein die 
zahlreichsten, sondern auch die mannigfaltigsten und schönsten Formen auftreten. Man kennt 
zwar bereits im Kohlenkalk Limen, und in der Trias werden einzelne Arten zu höchst wich- 
tisen Leitmuscheln, allein gegen die grosse Anzabl der jurassischen und cretacischen For- 
men treten nicht allein diese, sondern auch die tertiären und die etwa 30 lebenden Arten 
vollständig zurück. Die Kreidebildungen beherbergen über 120 Vertreter dieses Geschlech- 
tes, die sich in ihrer Form grösstentheils noch den jurassischen anschliessen. 

Aus den Gosauschichten sind nur $ Arten bekannt, von denen 2, Z’ma decussata Münst. 
auch in der nordeuropäischen und Z. Marticensis Math. in der südeuropäischen Kreide 
vorkommen. Von den übrigen nähert sich Z. Hoernes’ Zitt. der in Süd-Frankreich vor- 
kommenden Z. simplex d’Orb., L. Pichleri Zitt. der afrikanischen Z. Delettrei Coq., L. stria- 
tissima Reuss, L. Haidingeri Zitt. und L. angusta Reuss finden ihre nächsten Verwandten in 
den nordischen Formen: L. Mantelli Brongt., L. decalvata Reuss und L. semisulcata Nilss.; 
die schöne und seltene L. rarispina Zitt. endlich unterscheidet sich sowohl durch ihre 


Gestalt als Verzierung auffällig von allen bisher bekannten Arten. 


96 Karl Zittel. [102] 


Lima rarispina Zitt. 


Taf. XVII, Fig. 2 a,b, e. 


Char. Testa ovata inaequlatera, tumida, antice posticeque declivis, costis (21) radiantibus valı- 
dis, erassis obtusis ornata. Costae interstitüs aequalibus valde profundis separatace spinis 
dispersis parum numerosis rarispinosae. Umbones producti, peracuti, aream acutangu- 
lam superant; lunula nulla, auriceulae subaequales, tenuiter striatae. 


Höhe 80 Millim., Breite 50 Millim. 

Schale eiförmig, etwas ungleichseitig, hoch gewölbt, vorn und hinten sehr steil abfal- 
lend, beiderseits gerundet, ohne Höfchen. Etwa 21 sehr kräftige, dieke, oben abgerundete 
Radialrippen bedecken die Oberfläche und werden durch gleichbreite, sehr vertiefte Zwi- 
schenräume getrennt. Einzelne Rippen sind mit sehr zerstreut stehenden Stacheln verziert, 
die jedoch in der Regel abgebrochen sind, so dass nur noch die Stümpfe derselben sichtbar 
werden. Ausserhalb der letzten Rippen ist jederseits eine nicht sehr breite glatte Fläche. Die 
Buckeln sind bedeutend vorgezogen, sehr scharf zugestutzt und überragen die hohe 3eckige, 
scharfkantig begrenzte Area, zu deren beiden Seiten sich die fast gleichgrossen, fein ge- 
streiften Öhrchen anschliessen. 

Es ist mir keine Art bekannt, die sich mit der vorliegenden eigenthümlichen Form ver- 
gleichen liesse. 

Vorkommen: sehr selten im sogenannten Birnbaumsteinbruch im Linzgraben bei 
Muthmannsdorf in der Neuen Welt. 


R.k. geologische Reichsanstalt. 


Lima Marticensis Math. 
Taf. XVI, Fig. 1 a—d. 


Syn. 1842. Lima Marticensis Math. Cat. meth. p. 185, t. 29, f. 8-10. 
1845. „ ovala d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 553, t. 421, f. 16—20. 
1850. „ nr ORbSBrodee I up2AT. 

ISb>- „  Cog. Geol. et Pal. Const. p. 302. 


Ohar. Testa obligua, ovata, oblonga, valde transversa, convexa, costulis numerosts (e. 40) tenw- 
bus radiantibus interstitiis multo latioribus separatis ornata. Üostulae elevatae praesertim 
ad partem posteriorem asperae, ad lunulam vie concaram defieientes. Latus posticum obtu- 
sum, gibbosum, anticum oblique trumcatum. Umbones fere mediani, auriculae subaequales, 
antica paullo longior ; cardo angustus foveola latissima incaratus. 

Länge 40 Millim., Breite 20—25 Millim. 

Schale länglieh-eiförmig, quer, stark «ewölbt, auf der Oberfläche mit etwa 40 dünnen 
erhabenen Radialrippen verziert, welche durch viel breitere Zwischenräume getrennt sind. 
Diese Rippen sind namentlich auf der Hinterseite mit kleinen Knötchen versehen, bedecken 
übrigens nicht die ganze Schale, sondern lassen auf der etwas vertieften, schräg abge- 
stutzten Vorderseite eine allerdings nicht sehr breite Fläche frei; über die ganze Schale 
läuft eine dichte econcentrische Zuwachsstreifung und an wohlerhaltenen Exemplaren lassen 
sich auch in den Zwischenräumen der Rippen einzelne, äusserst feine Radiallinien erkennen. 
Der Hinterrand ist abgerundet, geht anfänglich convex nach aussen, biegt sich aber dann 
rasch um und läuft dem Vorderrande parallel. Die spitzen, hervorragenden Buckeln liegen 


[1031 Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 27 


beinahe in der Mitte, doch ist das vordere Öhrchen etwas länger. Auf dem schmalen Schloss- 
rand befindet sich eine sehr breite Bandgrube. 

Die Form dieser Art wird durch die häufigen Verdrückungen höchst veränderlich, doch 
dient die äussere Verzierung selbst an sehr verunstalteten Exemplaren stets als sicheres 
Erkennungsmittel. Selten ist die Schale noch erhalten, man findet meist Steinkerne, auf denen 
jedoch die Radialrippung sehr deutlich hervortritt. 

Die feine Radialstreifung zwischen den Rippen, welche d’Orbigny besonders hervor- 
hebt, lässt sich nur selten beobachten, doch fehlt dieselbe auch an einem wohlerhaltenen 
Exemplare aus Martigues, das ich Herrn Reyn&s in Marseille verdanke. D’Orbigeny ver- 
einigt die vorliegende Art offenbar irrthümlicher Weise mit der völlig verschiedenen Zima 
ovata Nilss. 

Vorkommen: ziemlich häufig im Gosau- und Russbachthal (Hofer-, Wegscheid-, Tiefen- 
graben, Traunwand), Ischl; sehr selten am Stollhof und bei Wöllersdorf in der Neuen Welt. 
— In Südfrankreich in Santonien (Coq.) von Martigues (Bouches du Rhone) und Bains de 
Rennes (Aude). In der gleichen Etage zu Refana (Algier). 

K. k. geologische Reichsanstalt und k. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Lima Hoernesi Zitt. 
Taf. XVI, Fig. 3 a, b. 


Ohar. Testa magna, ovata, oblique semicircularis, plana, infra dilatata, supra attenuata. 
Margo anterior oblique truncatus, rectus, posterior rotundatus convexus. Lunula maxime 
declivis parum concava, carina acuta separata, strüs transversis et costulis radiantibus ru- 
gosa. Superficies testae ad extremitates suleis distantibus ornata, in medio laevigata. Auri- 
culae inaeguales, anterior brevis declivis, analis lata 1D—12 sulcata. Margo cardinalis 
crassus, foveola triangularis lata incavatus. 


Länge des grössten Exemplares: 110 Millim., grösste Breite 110 Millim. 


Die grosse Schale ist oval, schief halbkreisförmig 


&, eben so lang als breit, kaum ge- 


wölbt, vorn schräg abgestutzt, mit ganz geradem Vorderrand, hinten halbkreisartig zuge- 
rundet. Von den Buckeln zieht sich fast parallel dem Vorderrande eine scharfe Kante nach 
dem Unterrande, wodurch das beinahe senkrecht abfallende, wenig vertiefte Höfchen scharf 
begrenzt wird. Dasselbe erhält durch einzelne Radialrippen und dicht rechtwinklig über diese 
laufende Querfurchen eine rauhe Oberfläche. Am vorderen und hinteren Theil der Schale 
befinden sich einige, ziemlich entfernt stehende Radialfurchen, welche sich gegen die Mitte 
hin mehr und mehr zusammen drängen, ganz kurz werden und endlich ganz verschwinden, 
so dass der grössere Theil der Schalenoberfläche glatt bleibt. Die Ohren sind von sehr ver- 
schiedener Grösse, das vordere fällt steil ab und ist verdickt, das hintere trägt etwa 10 
bis 12 Furchen. Auf dem verdickten Schlossrand befindet sich eine grosse 3eckige Grube zur 
Aufnahme des Bandes. 

Lima simplex Orb. ist die einzige verwandte Art, von der sich L. Hoernesi jedoch 
leicht unterscheidet durch die scharfe Kante auf der Vorderseite und durch die Radialfurchen, 
welche an den Buckeln nicht aufhören, sondern über die ganze Schalenbreite fortsetzen. 

Vorkommen: Nicht sehr häufig am Strobl-Weissenbach bei St. Wolfgang. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


to 


r 


Karl Zittel. [104] 


Lima Haidingeri Zitt. 
Taf. XVI, Fig. 5 a—e. 


Char. Testa transversa inter formam ovatam, obligque semieircularem ad formam elongatam tri- 
gonam varians, superne attenuata, planiuscula, laevissima, nitida, antice obligue truncata, 
postice subsemieircularis. Lunula incavata , angulo Llimitata. Umbones acuti marginem 
brerissimum cardinalem superantes; auriculae minimae, vix conspieuae, fere aequales. 
Länge 35—50 Millim., Breite 30—45 Millim. 

Die Form der Schale wird durch Verdriückungen höchst veränderlich und erschemt ent- 
weder oval, fast schräg halbkreisförmig und beinahe eben so lang als breit, oder mehr in 
die Länge gezogen, 3eckig, gegen die spitzen Buckeln hin stets bedeutend verschmälert, 
unten mehr oder weniger ausgebreitet. Die schwach gewölbte Oberfläche ist vollkommen 
glatt und glänzend, und nur mit der Loupe lassen sich sehr feine concentrische Zuwachsstreifen 
erkennen. Wenn die Schale erhalten ist, so zeigt sie in der Regel eine dunkelbraune Fär- 
bung. Die Vorderseite ist schräg abgestutzt, das vertiefte Höfchen aussen durch eine Kante 
begrenzt, die Ohren winzig klein und beinahe gleich. Auf dem sehr kurzen, aber hohen 
3eckigen Schlossfelde befindet sich die grosse vertiefte Bandgrube. 

Lima decalvata Reuss besitzt zwar die grösste Ähnlichkeit mit der gegenwärtigen Art, 
dieselbe ist jedoch, wie ich an einem vorliegenden Steinkern aus dem Quadersandstein 
erkennen kann, stärker concentrisch gestreift und bei günstig fallendem Lichte lassen sich 
auch leichte Radiallinien auf der Oberfläche bemerken. 

Vorkommen: ziemlich häufie im Gosauthal (Hofer-, Wegscheid-, Edelbach-, Tiefen- 
graben), Strobl-Weissenbach, Muthmannsdorf im der neuen Welt. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Lima Pichleri Zitt. 
Taf. XVII, Fig. 1 a—e. 


Char. Testa ovato trigona, compressa, supra attenuata, fere acuminata, infra dilatata, antice 
truncata, lunula incavata; postice obtusa decliris. Superficies undique costis elevatis inorna- 
tis rectis interstitiüis aequalibus separatis ornata. Umbones in media testa sit'; auriculae 
aequales, mimimae; margo cardinalis brevissimus, valde incrassatus, foveola triangulari 
amgusta. 

Länge 60—65 Millim., Breite 33—42 Millim. 

Schale oval-dreieckig, kaum schief, fast gleichseitig, sehr flach, oben sehr verschmälert, 
beinahe zugespitzt, vorn schräg abgestutzt, hinten bemahe eben so steil abfallend, aber ge- 
rundet. Die ganze Oberfläche ist mit einer grossen Zahl gerader, einfacher, stumpfer Rippen 
bedeckt, welche durch gleichbreite Zwischenräume geschieden sind und von einer dichten, 
concentrischen Zuwachsstreifung durchkreuzt werden. Die zugespitzten, hervorstehenden 
;uckeln liegen ziemlich genau in der Mitte der Schale, und neben ihnen ragen die kleinen 
Ohren wenig hervor. Der Schlossrand ist sehr kurz, aber hoch, 3eckig und trägt eine ver- 
hältnissmässig schmale Bandgrube. 

Lima Delettrei Öog. aus Algier hat fast genau die gleiche Form, unterscheidet sich aber 
leicht durch die dichotome Berippung. 


[105] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 29 


Vorkommen: Nicht häufig im Wegscheidgraben (Gosau), und bei Stollhof in der 
Neuen Welt. 
K. k. Hof-Mineraliencabinet und k. k. geologische Reichsanstalt. 


Lima decussata Münst. 
Taf. XVI, Fig. 4a, 5, c. 


Syn. 1840. Lima deeussata Goldf. Petref. Germ. II, p. 91, t. 104, £. 5. 
1541. Plagiostoma granulatum Hisinger (per error.) Leth. Suec. p. 34, t. 15, £. 7. 
1841. Lima deeussata A. Roem. Nordd. Kr. p. 55. 


1S426 2, 5) Reuss Böhm. Kr. II, p. 32, t. 38, £. 15. 

1849. „ A Alth. Lemb. Kr. p. 73. 

1850. „ 5 Gein. Quader u. Kr. p. 188. 

18b3SE, a v. Stromb. Zeitschr. deutsch. geol. Ges. XV, p. 151. 


Char. Testa ovata, aeqwlatera, convexa, antice posticeque aequaliter declivis, costulis confertis 
radiantibus in media testa maxime elevatis, ad latera diminuentibus et strüs concentrieis ele- 
ganter deeussata. Umbones prominuli, in medio margine cardinali sit’; hunula nulla; auri- 
culae aequales. 

Höhe 10—12 Millim., Breite 7—8 Millim. 

Schale genau eiförmig, gewölbt, gleichseitig, vorn und hinten ganz gleichmässig ab- 
schüssig und gerundet, ohne Höfchen. Auf der Oberfläche befinden sich sehr zahlreiche 
gerade Radialrippen, die durch gleichbreite Furchen getrennt sind und von denen die auf 
der Mitte der Schale befindlichen (etwa 15—20) am kräftigsten hervorragen, während die 
seitlichen mehr und mehr an Stärke abnehmen und endlich nach aussen ganz verschwin- 
den. Feine concentrische Linien laufen über die ganze Schale weg, wodurch eine feine 
Gitterung entsteht. Die hervorragenden Buckeln befinden sich in der Mitte des verhältniss- 
mässig langen und geraden Schlossrandes; die Öhrchen sind gleichgross. 

In Hisinger’s Lethaea Suecica ist die Figur 5 der Tafel 104 des Goldfuss’schen Werkes 
einfach copirt, aber irrthümlicher Weise nicht der Name Zima decussata Goldf., sondern 
L. granulata Nilss. beigesetzt. Die Diagnose, welche wörtlich aus Nilsson’s Petrificata 
Suecana entnommen ist, macht die Verwechslung sofort ersichtlich. 

Vorkommen: selten im Scharergraben bei Piesting. Ausserdem in der oberen Kreide 
von Lüneburg, Ahlten (Hannover), Coesfeld, Lemförde (Westphalen), Ilseburg und Rincke- 
rode (Harz), Rügen, Nagorzany (Galizien). — Im Pläner von Prokotitz und Kautz (Böhmen). 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Lima strialissima Reuss. 
Taf. XVI, Fig. 2 a, b. 


Syn. 1854. Lima striatissima Reuss Char. Östl. Alpen, p. 149, t. 29, £. 7. 
Char. Testa ovato-oblonga, obliqua, subsemieircularis, compressa, antice truncata, ‚postice rotun- 
data, infra aliquanto producta, arcuata ; strüs numerosissimis perminutis, radiatis, confer- 
tıssimis, ad latera paullo validioribus ornata. Lumula brevis, incavata. Auriculae maxime 
inaequales, antica minima, impressa, postica lata, lineata. 
Länge 20 Millim., Breite 16 Millim. 
Schale länglich- oval, länger als breit, sehr schief, beinahe halbkreisförmig, sehr flach 
gewölbt, vorn gerade abgestutzt, hinten abgerundet, unten etwas verlängert und bogen- 


(Zittel.) 5 


30 Karl Zittel. [106] 


förmig gerundet. Das Höfchen kurz, durch eine Kante begrenzt und vertieft. Die ganze 
Oberfläche mit zahlreichen, äusserst feinen, fast nur mit der Loupe sichtbaren, sehr dicht 
stehenden Radiallinien verziert, welche an den Seiten etwas stärker sind als in der Mitte. Die 
Öhrchen sind sehr verschieden, das vordere winzig klein, vertieft, kaum sichtbar, das hintere 
breit und gestreift. 

Die Abbildung bei Reuss gibt kein richtiges Bild dieser Species; die Radiallinien hören 
in der Mitte der Schale nicht auf, sondern werden nur feiner, bedecken aber die ganze 
Oberfläche. Auch die Dimensionen sind dort etwas ungenau angegeben. 

Vorkommen: das einzig vorhandene Originalexemplar aus der Sammlung des Herrn 
Prof. Reuss stammt von der Stollenhalde am Achkogl in der Gams. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Lima angusta Reuss. 


Syn. 1854. Lima angusta Reuss Char. Östl. Alpen, p. L47, t.28, f. 17. 


Da das Originalstück dieser Species leider verloren ist, so wiederhole ich die Beschrei- 
bung von Reuss hier wörtlich und verweise auf die oben eitirte Abbildung: 

„Gehört in die Gruppe der Aegwlaterales und ist eine der kleinsten Arten, nur 6'3 bis 
8 Millim. hoch und nur halb so lang, daher schmäler als alle verwandten Arten. 

Lang-eiförmig, nach oben sich nur wenig verschmälernd, beinahe gleichseitig, mit fast 
parallelen Seitenrändern. Rücken hoch gewölbt, mit 11—12 feinen aber scharfen, durch 
breite Zwischenfurchen geschiedenen, bis zum Wirbel deutlichen Radialrippen, während die 
Seiten der Schale glatt, nur mit zarten Anwachslinien bedeckt sind. Dieselben gehen übri- 
gens auch über die Radialrippen hinweg. Die Ohren sind sehr klein, fast gleich. Die sehr 
ähnliche aber grössere Lima semisulcata Goldf. unterscheidet sich durch grössere Schalen- 
breite und 19 gekörnte Rippen. 

Vorkommen: sehr selten im Billmannsgraben östlich von St. Wolfgang.“ 


Pecten Bruguiere. 


Die sehr zahlreichen Repräsentanten des Genus Peeten in der Kreide bilden grössten- 
theils Gruppen, die in den heutigen Meeren entweder nur noch vereinzelte Vertreter finden 
oder aber (und hierher gehören gerade die verbreitetsten Arten) gänzlich ausgestorben sind. 
Die zwölf unten beschriebenen Formen aus den Gosauschichten gehören fast alle in solche aus- 
gestorbene Gruppen: die 4 glattschaligen (Peeten membranaceus Nilss., P. laevis Nilss., 
P. exilis Reuss und P. oceultestriatus Zitt.) besitzen zwar gewisse äusserliche Ähnlichkeit 
mit der lebenden Untersippe Amussium, unterscheiden sich jedoch wesentlich durch den 
Mangel der charakteristischen innerlichen Rippen. Auch die beiden mit divergirenden ver- 
tieften Linien versehenen Arten (P. virgatus Nilss. und P. fraudator Zitt.) gehören einer 
ganz ausgestorbenen Gruppe an, die für Jura und Kreide im hohem Grade bezeichnend ist. 
Für den schönen P. sparsinodosus Zitt. und den dünnschalisen P. eretosus Defr. weiss ich 
ebenfalls keine verwandte lebende Form anzuführen, dagegen gehört P. Royanus d’Orb. 
in die Abtheilung des in den europäischen Meeren lebenden P. varius Penn., und P. septem- 
plicatus hat einige Ähnlichkeit mit P. polymorphus Linn. 


[107] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. Sl 


Wenngleich jene eigenthümlich gestalteten höchst ungleichklappigen Formen, welche 
d’Orbigny unter den Namen Janira abgetrennt hat, keine hinreichenden Unterschiede dar- 
bieten, um ein neues Genus zu begründen, so erheischt doch die Zweckmässigkeit die 
Abtrennung derselben als Unterabtheilung um so mehr, als diese ganze Gruppe auf eine 
einzige Formation, nämlich die Kreide, beschränkt ist. Man hat zwar versucht, die Janiren 
mit der in den heutigen Tropen verbreiteten Sippe Vola (Klein) oder Neithea (Drouet) 
zusammenzufassen, doch dürfte ein derartiges Vorgehen kaum gerechtfertigt sein. Von 
den beiden Janira-Arten aus der Gosau ist J. guadricostata höchst verbreitet, während 
J. substriato-costata d’Orb. zwar ebenfalls an vielen Orten nachgewiesen ist, aber doch nicht 
entfernt so häufig vorkommt, wie die erstere. 


A. Arten mit glatter Schale. 


Pecten membranaceus Nilss. 
Taf. XVII, Fig. 3. 


Syn. 1327. Peeten membranaceus Nilss. Petref. Suec. p. 23, t. 9, £. 16. 


1837. e = His. Leth. Suec. p. 53, t. 17, £. 6. 

1539. ” - Gein. ‚Char. Kr. I, p. 23. 

1840. = „ Goldf. Petref. Germ. II, p. 75, t. 99, £. 7. 

1541. 5 " Roem. Nordd. Kr. p- 49. 

1841. „ spathulatus Roem. |. c. p. 50, t. 8, £. 5. 

1842. „ membranaceus Hag. Leonh. u. Br. Jahrb. f. Min. u. Geol. p. 553. 
1845. „ orbieularis (pars) d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 597. 

1546. „ membranaceus Gein. Grundr. Versteinerungsk. p. 467. 

1546. > 5 Reuss Böhm. Kr. I, p. 26. 

1847. n n Müll. Aach. Kr. p. 31. 

1848. e n Gein. Quader u. Kr. p. 178. 

1549. 5 > Alth. Kr. Lemberg, p. 77, t. 12, f. 28. 

1561. „ Nilsson? Gümb. Beschr. Bayr. Alpen, p. 570. 

1363. „ membranaceus v. Stromb. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. p. 154. 


Char. Testa ovato-orbieularis, tenwissima, maxime depressa, aeqwlatera, nıtida, laewis vel obso- 
I r) b) r) ’ 
lete concentrice striata; auriculae aequales, obliquae, basi latiores, supra subangulatae, lae- 
vigatae vel strüis margini parallelis notatae. 


Höhe 34 Millim., Länge 30 Millim. 

Schale etwas höher als breit, oval-kreisförmig, sehr dünn, glänzend, fast vollkommen 
glatt oder mit feinen concentrischen Linien verziert, äusserst schwach gewölbt, beinahe flach. 
Die spitzen Buckeln liegen genau in der Mitte der Schale; die kleinen Ohren sind gleich, 
glatt und mit feinen Linien verziert, an der Basis am breitesten, am oberen, etwas abge- 
rundeten, nicht scharfwinkligen Ende verschmälert. 

Vorkommen: sehr selten im Gosauthal (die Abbildung auf Taf. XVII, Fig. 3 ist, da das 
einzig vorliegende Stück aus der Gosau mangelhaft erhalten, nach einem Exemplar von Siegs- 
dorf ausgeführt) und bei St. Wolfgang, sehr häufig in den gleichalterigen schwarzen 
Mergel von Siegsdorf in Oberbayern. — Ausserhalb der Alpen ist P. membranaceus eine der 
häufigsten Formen der mittleren und oberen Kreide, und namentlich fast in allen Ablage- 
rungen der böhmischen und sächsischen Kreide bekannt: Priesen, Koritan, Kystra, Laup, 
Drahomischel etc. (Böhmen); Pirna, Bannewitz u. a. OÖ. in Sachsen; in der oberen Kreide 
von NagorZany (Galizien), in der weissen Kreide von Rügen, Köpinge und Käseberga 


9) 


32 : Karl Zittel. [108] 


(Schweden), in oberer Kreide von Lüneburg, Ahlten, Coesfeld, Lemförde (Hannover), 
Ilsenburg, Wernigerode (Harz), Maestricht. 
K. k. geologische Reichsanstalt. 


Peclen laevis Nilss. 
Taf. XVII, Fig. 4 a, 2, ce. 


Syn. 1827. Pecten laevis Nilss. Petref. Suee. p. 24, t. 9, f. 17. 


% = „ His. Leth. Suee. p.,53, t..17, £. 6. 
342. a „ Hag. Leonh. u. Br. Jahrb. p. 554. 
842 er Gem Charıkr ID, pP: 83, 1. 21,779. 
1842. „  Pulchellus Math. Cat. meth. p. 186, t. 30, f. 4, 5, 6. 
1546. „. laevis Reuss Böhm. Kr. II, p. 26, t. 38, f. 22, 23. 
1847. Müll. Aach. Kr. I, p. 31. 
1848. n Gein. Quader u. Kr. Geb. p. 178. 
1861. > 7 Gümb. Geogn. Beschr. Bayr. Alpen, p. 570. 
Char. Testa mimma, suborbieularis, aegwlatera, fere aequivalvis, nitida, converwuscula, laems 
nel strüis concentricis tenwbus ornata; auriculae valvae dextrae inaequales: postica minor 


angulata, antica byssifera, emarginata; in sinistra valva aurieulae aequales, truncatae. 

Höhe 11—16 Millim., Länge 9:5—15 Millim. 

Die kleine Schale ist nur sehr wenig höher als lang, fast kreisrund, gleichseitig und 
beinahe gleichklappig, etwas stärker gewölbt als Peeten membranaceus, glänzend, glatt eder 
fein eoncentrisch gestreift. Die langen geraden Schlosskanten bilden einen rechten oder selbst 
etwas spitzen Winkel. Die Ohren sind, wenigstens auf der rechten Klappe, ungleich, das 
vordere unten durch die Öffnung für den Byssus ausgebuchtet, das hintere, etwas kleinere, 
schräg abgestutzt. Die Innenseite ist glatt. 

Nilsson erwähnt, das Pecten laevis zuweilen Spuren von Radialrippen zeige; ich 
konnte dieselben an meinen mir vorliegenden Exemplaren nicht beobachten. 

Peceten pulchellus Math. (non Nilsson), den d’Orbigny wohl irrthümlich mit P. eur- 
vatus Gein. vereinigt, ist offenbar identisch mit P. Zaevis Nilss. und auch P. pusillus Alth 
(Lemb. Kr. p. 76, Taf. XII, Fig. 27) scheint kaum davon verschieden zu sein. 

Vorkommen: nicht selten in Lumachellknollen im Tiefengraben (Gosau), in braunem 
Mergel bei Stollhof in der Neuen Welt, in Schwarz-Raite bei Ohlstadt in Ober-Bayern und 
ausserordentlich häufig auf der Ladoi-Alpe am Sonnwendjoch in Tirol. Ausserdem in der 
oberen Kreide von Schweden und Dänemark, Insel Rügen, Aachen, im untern und obern 
Quadersandstein und Pläner von Böhmen und Sachsen, und in den Etagen Mornasien und 
Angoumien von Uchaux und Martigues in der Provence. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Pecten exilis Reuss. 
Taf. XVII, Fig. 5 a, 2. 
Syn. 1854. Peeten exilis Reuss Char. Östl. Alpen, p. 148, t. 19, £. 10. 


Char. Testa minima, orbieularis, fere aeqwlatera, valde convexa, tenuis, nitida, laevis vel strüis 
concentricis mazxime tenuissimis ornata. Auriculae in valva dextra inaequales: antica byssi- 
‚fera, basi emarginata, extus obtusa, postice minima, obliqgue truncata, subangulata; in sini- 
stra auriculae conformes, fere rectangulares, antica latior. 


os 
(o] 


1109] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 
Höhe 8—10 Millim., Länge 8—10 Millim. 


Schale genau kreisrund, eben so hoch als lang, nicht vollkommen gleichseitig, sondern 
zuweilen etwas schief, in der Mitte hoch gewölbt und von da nach allen Seiten hin gleich- 
mässig abfallend, glänzend und für das unbewaffnete Auge vollkommen glatt. Mit der 
Loupe bemerkt man ganz feine concentrische Zuwachsstreifen, die zunächst unter den Ohren 
etwas deutlicher sichtbar sind. Die Öhrchen sind auf beiden Schalen verschieden; auf der 
rechten ist das vordere ziemlich breit, an der Basis ausgebuchtet, aussen abgerundet, das 
hintere viel kleinere schräg abgestutzt; auf der linken Klappe sind beide von gleicher 
Form, beinahe rechtwinklig, das vordere etwas grösser. 

Die hochgewölbte Schale unterscheidet diese Art leicht von allen verwandten Formen. 

Vorkommen: Gemein in schwarzen Mergeln am Achkogl in der Gams. 

RK. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Pecten occulie=-striatus Zitt. 
Taf. XVII, Fig. 6 a, B, ce. 


Char. Testa orbieularis, subaegwlatera, convexiuscula, inaequivalvis; sinistra valva laewis, 
dextra sub auriculis strüs divergentibus arcuatis brevibus vie perspieuis ornata. Auriculae 
valde inaequales: byssiferae praelongae, profunde sinuosae, in dextra valva transversim 
costulis furcatis ornatae, in simistra laeves; anales minimae, oblique truncatae. 

Höhe 25 Millim., Länge 23 Millim. 

Schale fast kreisrund, wenig höher als lang, auf der Vorderseite oben etwas ausge- 
buchtet, dünn, nicht vollkommen gleichseitig, ach gewölbt und ungleichklappig. Die linke 
Schale scheint vollkommen glatt oder nur mit feinen Zuwachsstreifen bedeckt zu sein; auf 
der rechten dagegen bemerkt man unter den Ohren, namentlich auf der Vorderseite, äusserst 
feine, nur mit der Loupe sichtbare, divergirende, gebogene, dichotome Linien, die gegen 
die Mitte der Schale hin wieder vollkommen verschwinden. Die Ohren sind sehr ungleich, 
die vorderen viel länger und unten durch einen tiefen Byssuseinschnitt ausgebuchtet, die 
hinteren kleineren schräg abgestutzt. Auf der linken Klappe sieht man mit der Loupe auf 
dem vorderen Öhrchen äusserst feine, mehrfach vergabelte Querrippchen. 

Die äussere Form dieser Species stimmt so vollkommen mit Peeten Nilssoni Goldf. 
überein, dass man sie sehr leicht damit verwechseln könnte, um so mehr, als die feinen 
divergirenden Linien nur mit bewaffnetem Auge zu erkennen sind. Ich habe jedoch solche 
Verzierung niemals an P. Nilsson bemerken können, und ausserdem ist P. oceulte striatus 
flacher, dünnschaliger und stärker concentrisch gestreift. 

Vorkommen: die beiden vorhandenen Exemplare stammen aus dem Tiefengraben im 
Gosauthal. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet und geologische Reichsanstalt. 


B. Arten mit divergirenden gebogenen vertieften Linien, 


Pecten virgatus Nilss. 
Taf. XVII, Fig. 8 a, b. 


Syn. 1827. Peeten virgatus Nilss. Petref. Suec. p. 22, t. 9, f. 15. 
1834. „ areuatus Goldf. (non Sow.) Petref. Germ. II, p. 50, t. 91, £. 6. 


34 Karl Zittel. [110] 


1837. Peeten virgatus His. Leth. Suec. p. 52, t. 17, £. 3. 


1841. B 2 Roem. Nordd. Kr. p. 51. 

1842. „  striato-punetatus Gein. Char. Kr. III, p. 83 (non Roem.). 
1843. „  eurvatus Gein. Verst. Kieslingsw. p. 16, t. 3, f. 13. 
1845. „  tirgatus Forb. Geol. Trans. p. 154, t. 15, f. 22. 

1846. „  eurvatus Gein. Grundr. Verst. p. 468. 

1846. „  tirgatus d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 602, t. 434, f. 7—10. 
1846. „  areuatus Reuss Böhm. Kr. II, p. 27, t. 39, £. 7. 

1546. „ divarieatus Reuss |. c. p. 28, t. 39, f£. 6. 

1847. „  arcuatus Müll. Aach. Kr. p. 32. 

1847. „ diearieatus Müll. 1. ce. p. 32. 

1848. „  eurvatus et virgatus Gein. Quader u. Kr. p. 180. 


1850. „  virgatus d’Orb. Prodr. I, p. 168. 

1850. „  subvirgatus d’Orb. Prodr. II, p. 253. 

1852. „ tirgatus F. Roem. Texas, p. 66, t. 8, f. 5. 

1859. ni n Cogq. Bull. Soc. g&ol. de France, 2. ser. XVI, p. 58. 
1561. „  Texanus Gabb. (non F. Roem.) Synopsis, p. 161. 

1862. „  ®virgatus Cog. Geol. et Pal. Const. p. 299. 

1863. ” a Drescher, Zeitschr. deutsch. geol. Ges. p. 253. 


Char. Testa ovato-orbieularis vel orbicularis, convexo-plana, subaequivalnis, radiatim lineata. 
Lineae impressae divergentes, arcuatae, confertae, infra dichotomae, interstitiis elevatis latio- 
ribus separatae et lineis concentricis plus minusve impressis punctatae. Aurieulae inaequales, 
byssiferae, elongatae, reticulato-striatae, basi valde emarginatae, extus obtusae, posteriores 
oblique truncatae, strüs margini exteriori parallelis ornatae. 


Höhe 14—23 Millim., Länge 12—19 Millim. 


Schale entweder kreisförmig oder schief oval-kreisförmig, etwas höher als lang, flach 
gewölbt, fast gleichschalig, auf der Oberfläche mit zahlreichen feinen, bogenförmigen, diver- 
girenden Linien bedeckt, welche sich gegen den unteren Rand hin verzweigen und zwischen 
welchen sich in der Nähe des Unterrandes eine Anzahl kürzerer einschieben. Über diese 
Linien läuft eine mehr oder weniger deutliche eoncentrische Streifung, wodureh dieselben 
punktirt erscheinen. Manchmal ist die concentrische Streifung kaum entwickelt und dann 
verschwindet die Punktirung der Linien fast gänzlich. Die Ohren sind sehr ungleich; die 
vorderen an der Basis durch den Byssusausschnitt stark ausgebuchtet, zierlich durch Quer- 
und Längslinien gegittert und viel länger, als die etwas schief aufsteigenden hinteren, welche 
durch deutliche, den Rändern parallel laufende Linien verziert sind. 

Die Synonymik des Peeten virgatus ist in hohem Grade verwirrt. Von Nilsson zuerst 
beschrieben und allerdings mangelhaft abgebildet, wurde die vorliegende Species von Gold- 
fuss mit dem jurassischen P. areuatus Sow. verwechselt, der, wie ich mich an einer Anzahl 
englischer Exemplare überzeugen konnte, verschieden ist. Der Goldfuss’sche Namen fand 
namentlich in Deutschland Eingang, er wurde von A. Roemer, Reuss und Müller ange- 
nommen, die jedoch zwei Arten (P. arcuatus und divaricatus) aus demselben machten. G ei- 
nitz verwechselte unsere Art mit P. striato-punctatus Roem. und stellte ausserdem später 
für die Form aus Kieslingswalda den Namen P. eurvatus auf. In der Paleontologie frangaise 
ist die Synonymik am genauesten zusammengestellt, und manche Irrthümer daselbst berichtet. 

Der Peeten virgatus liegt mir von 8 verschiedenen Localitäten in zahlreichen Exemplaren 
vor, und ich glaube nach Vergleich derselben mit Sicherheit behaupten zu können, dass 
P. eurvatus Gein., P. arcuatus Goldf. (Reuss) und P. divaricatus Reuss. nur eine einzige 


Species bilden. 


os 


[111! Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 35 


FPecten arcuatus Alth aus Lemberg dagegen gehört nicht hierher. Das Originalexemplar 
Alth’s, das ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, ist mit äusserst schwachen Radiallinien 
bedeckt, fast glatt und steht dem P. nitidus Sow. sehr nahe. d’Orbigny, verleitet durch 
die undeutliche Abbildung von Geinitz, hält den P. eurvatus Gein. (vgl. Prodr. II, p. 197) 
für eine glatte Art und vereinigt denselben irrthümlich mit dem P. pulchellus Math., der, 
wie bereits oben bemerkt, mit P. laewis Nilss. übereinstimmt. Peeten concentrice punetatus 
Reuss, zu dem wohl auch P. arcuatus Nilsson gehört, ist eine sehr ähnliche zierliche Form, 
die sich übrigens recht gut unterscheiden lässt. 

Vorkommen: im Gosauthal nicht häufig (Tiefengraben) und bei Piesting in Nieder- 
Österreich. Ausserdem in Deutschland im Plänerkalk, Plänermergel und Plänersandstein 
von Wegstädtl, Postelberg, Priesen, Hochpetsch, Triiblitz, Bilin in Böhmen; Plauen, Walk- 
mühle, Niederwartha in Sachsen; Neu-Warschau in Schlesien. Im Grünsandstein und 
Quader von Laun, Kreibitz, Daubitz, Malnitz, Neuschloss u. a. OÖ. in Böhmen, Kieslings- 
walda (Glatz). Im oberen Kreidemergel von Dülmen und Gehrden in Westphalen, Aachen 
und im obern Quader von Quedlinburg. Holland: in oberer Kreide von Vaäls, Maestricht 
und Gulpen. Schweden: in weisser Kreide von Köping, Balsberg und Mörby. England: 
in oberer Kreide von COharing, Kent. Frankreich: im Üarentonien von Le Mans und 
St. Cerotte (Sarthe), Angoulöme (Charente). Afrika: in Mornasien (Coq.) bei Trik- 
Karetta, Provinz Constantine. Amerika: Neu-Braunfels, Texas. Asien: Trinchinopsis in 
Ost - Indien. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Pecten fraudator Zitt. 
Taf. XVII, Fig. 9 a, B, c. 


COhar. Testa ovato orbieularis, aequilatera, depressa, nitida, tenwiter concentrice striata et strüs 
subtilissimis, oculo armato soll visibilibus arcuatim divergentibus infra dichotomis, in 
medio evanescentibus ornata. Auriculae inaequales; anticae byssiferae, multo majores, suleis 
ramosis transversis instructae, basi emarginatae; posticae angulatae laeves. 


Höhe 15 Millim., Länge 13 Millim. 


Die kleine, rundlich-eiförmige, gleichseitige, sehr flach gewölbte Schale ist etwas höher 
als lang, scheinbar glatt oder nur mit feinen concentrischen Linien bedeckt; mit der Loupe 
erkennt man aber an den beiden Seiten der Schale äusserst feine, divergirende, gebogene 
verästelte Linien, die von den Buckeln ausstrahlen und in der Mitte und am untern Theile 
gänzlich verschwinden. Die Öhrehen sind sehr verschieden gestaltet, die vorderen deutlich 
mit vielfach verästelten Querrippen verziert, an der Basis ausgebuchtet, aussen abgerundet 
und ziemlich lang, die hinteren gerade abgestutzt und fast ganz glatt. 

Die vorliegende Art kann bei flüchtiger Betrachtung leicht mit Peeten laevis Nilss. ver- 
wechselt werden, da die äusserst feine Verzierung der Oberfläche nur mit Hilfe der Loupe 
sichtbar wird. P. concentrice punctatus Reuss unterscheidet sich durch die stärkeren, dicht- 
stehenden punktirten Linien, welche dort die sanze Schale bedecken. 

Vorkommen: Billmannsgraben am St. Wolfgangsee. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


36 Karl Zittel. [112] 


©. Arten mit geraden Radialrippen. 


Peclen cretosus Detr. 


Taf. XVIII, Fig. 2 a—d. 


Syn. 1832. Pecten eretosus Defr. in Brongn. u. Cuv. Envir. Par. p. 383, t. 3, £. 7. 
1822. „  arachnoides Defr.|.c.p. 384, t. 5, f. 8. 
1822. „ niüdus Mant. Geol. Suss. p. 202, t. 26, £. 1,4, 9. 
18232 n Sow. Min. Conch. t. 594, £. 1. 
1825. „  ceretosus Defr. Dict. Sc. nat. t. 38, p. 267. 
1841. ,„ nitidus A. Roem. Nordd. Kr. p. 52. 
1846. „ n Reuss. Böhm. Kr. II, p. 28. 
1546. „  cerelosus d’Orb. Pal. Fr. Cret. III, p. 617, t. 440, f. 1. 
» K:2 n Gein. Quad. u. Kr. p. 182. 
1849. _„ Zeiszneri Alth. Kr. Lemb. p. 81, t. 12, £. 36. 
1850. „  eretosus d’Orb. Prodr. II, p. 251. 
1550. nitidus d’Orb. Prodr. II, p. 252. 


(Non Pecten eretosus Gold£.) 


Char. Testa ovato-orbicularis, tenws, valde depressa, radiatim tenuiter costata et concentrice 
striata. Costulae numerosissimae, inaequales, alternantes, interstitiis planiusculis separatae 
et strüis concentricis subtiliter erenulatae. Interstitia distineta concentrice lineata; auriculae 


costulis radiatis et lyris margini parallelis eleganter retieulatae. 


Höhe 45 Millim., Länge 40 Millim. 
Schale oval-kreisförmig, etwas höher als lang, sehr dünn und zerbrechlich, äusserst 
flach gewölbt, mit zahlreichen feinen Radialrippen bedeckt. Die Radialrippen sind wenig 
erhaben, und namentlich in der Nähe der Buckeln von verschiedener Stärke, gewöhnlich 
wechselt eine stärkere mit einer schwächeren ab; dieselben werden von concentrischen ' 
Zuwachslinien durchkreuzt, wodurch namentlich auf den stärkeren Rippen kleine schuppen- 
artiee Knötchen gebildet werden. Die flachen Zwischenräume sind concentrisch gestreift, 
die Ohren fast gleich gross, oben rechtwinklig abgestutzt und durch radiale Querrippen 
und dem Rande parallel laufende Linien zierlich gegittert. 

Es liegen mir zwei Exemplare aus den Gosaugebilden vor, welche ich dieser Species 
zurechne; das eine von St. Wolfgang stimmt genau mit der französischen Form aus Meudon 
überein, das andere aus St. Lorenzen ist im mergeligen Sandstein eingeschlossen, so dass 
nur die Innenseite sichtbar ist; einige Schalenstückchen, welche ich lossprengen konnte, 
zeigen übrigens sehr deutlich die charakteristische Verzierung, so dass ich dasselbe ohne 
Zögern mit Pecten eretosus Defr. vereinige. 

Die vorliegende Species wurde fast gleichzeitig von Brongniart und Mantell be- 
schrieben, und zwar von ersterem unter dem Namen Peeten eretosus und arachnoides, von 
letzterem als P. nitidus; die Brongniart'schen Namen beziehen sich, wie bereits Sowerby 
nachgewiesen hat, auf zwei verschiedene Schalen der gleichen Species. 

d’Orbigny vereinigt den Pecten undulatus Nilss. mit P. eretosus Defr., trennt aber 
P. undulatus &oldf. Ein schönes Exemplar des P. undulatus Goldf. aus Ahlten, aus der 
Sammlung des Hof-Mineraliencabinets, passt jedoch vortrefflich auf die Nilsson’sche Ab- 
bildung, während die Berippung entschieden von P. eretosus Defr. abweicht. 

Pecten Zeiszneri Alth halte ich nach Besichtigung des Alth’schen Originalexemplares 


für identisch mit P. eretosus D efr. 


[113] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. an 


Im Katalog der britischen Fossilien von Morris, so wie im Prodrome sind P. eretosus 
und P. nitidus Mant. getrennt, jedoch, wie mir scheint, ohne genügenden Grund. 

Vorkommen: sehr selten bei St. Wolfeang und bei St. Lorenzen unfern Neunkirchen. 
— Ausserdem im Senonien von Ohavot, Naney, Üdsane, Rheims (Marne), Dieppe, Meudon 
bei Paris, St. Sauveur (Yonne); in England bei Lewes, Gravesend, Brighton, Dover. — Im 
Plänerkalk von Strehlen, Weinböhla (Sachsen), Hundorf (Böhmen). Im oberen Kreidemergel 
von Lemförde (Westphalen) und Lemberg in Galizien. 

K. k. geologische Reichsanstalt und Hof-Mineraliencabinet. 


Pecten Royanus dO:vb. 
Taf. XVII, Fig. 1a, d. 


Syn. 1846. Peeten Royanus d’Orb. Pal. fr. eret. III, p. 613, t. 438, f. 7—12. 
1859.  , 5 Coq. Bull. Soe. geol. XVI, p. 1006. 

Char. Testa orata, plano-convexa, depressa, aegwivalnis, costis subcarinatis (26) reetis, intersti- 
tüis latioribus separatis, ornata. Costulae binae auxiliares in quoque interstitio interpositae 
sunt, quae in media testa fere evanescentes, lateribus vero validiores sumt. Lamellae eoncen- 
tricae vi elevatae totam testam percurrunt. Auriculae inaequales, angulatae, sulcatae; ante- 
rior latior. 

Höhe 55 Millim., Länge 40 Millim. 

Die länglich-eiförmige Schale ist schwach gewölbt, höher als lang, fast vollkommen 
gleichklappig und mit etwa 26 erhabenen, zugeschärften, etwas ungleichen Radialrippen 
versehen. In die Zwischenräume schieben sich, von den Buckeln ausgehend, dicht an der 
Seite einer jeden Rippe je zwei feimere Zwischenleisten ein, von denen die neben den 
4 oder 5 mittleren Hauptrippen befindlichen sehr schwach entwickelt sind, während die 
an den Seiten kräftiger hervortreten, so dass dort jede Rippe aus 3 (einer grösseren 
mittleren und 2 schwächeren seitlichen) Rippen zusammengesetzt erscheint. Über die ganze 
Schale laufen dichtstehende, feine, schwach erhabene concentrische Lamellen. Die Ohren 
sind ziemlich gross, namentlich die vorderen rechtwinklig abgestutzt und mit schrägen Fur- 
chen versehen. 

Vorkommen: Im Dittelbach am St. Wolfgangsee. In Frankreich im Campanien von 
Royan (Charente); bei Tours, Villedieu (Loir et Cher) und Le Beausset (Var), wahrscheinlich 
in Santonien. 


Pecten septemplicatus Nilss. 
Taf. XVII, Fig. 3 a, 5, e. 
Syn. 1827. Pecten septemplicatus Nilss. Petref. Suec. p. 20, 1.10, £. 8A, B. 
1837. 5 n His. Leth. Suec. p. 50, t. 16, f. 3 a, d. 
1840. „  2ptychodes «oldf. Petr. Germ. II, p. 56, t. 93, £f. 4. 
1848. „  septemplicatus Gein. Quader. u. Kr. p. 184. 

Char. Testa ovato-rotundata, aeqwlatera, inaeqwvalvis, plano-convexa, infra inflexa, radiatim 
sex-vel septemplicata. Plicae incrassatae, interstitüs planiusculis paullo latioribus separa- 
tae. Tota superficies lamellis confertissimis concentrieis, undulatis et costulis auxiliaribus 
squamosis, radiatis ornata. Pars inferior testae in altera valva inflexa, fere subangulata, 
multisulcata. 


(Zittel.) 6 


38 Karl Zittel. [114] 


Höhe 35 Millim., Länge 52 Millim. 

Schale beinahe kreisförmig, gleichseitig, wahrscheinlich ungleichklappig; einzelne 
Schalen sehr flach, andere etwas stärker gewölbt und unten vollständig umgebogen. Die 
ganze Oberfläche ist, wenn erhalten, mit sehr gedrängten, wellenförmigen, concentrischen 
Lamellen bedeckt und mit 6— 7 kräftigen, abgerundeten breiten Radialrippen verziert. 
Diese faltenartigen Rippen sind durch breitere vertiefte Zwischenräume getrennt und die 
ganze Oberfläche der Schale mit erhabenen Radiallinien bedeckt. Von diesen Radiallinien 
befinden sich in der Regel je 3 stärkere und 2 schwächere auf den faltenartigen Rippen 
und eben so viele in den Zwischenräumen, und sämmtliche sind mit dachziegelartigen 
Schuppen bedeckt. Der stark umgebogene untere Theil bei einzelnen Schalen erinnert an 
den lebenden P. polymorphus und ist, wie bei jenem, mit zahlreichen Längsfurchen bedeckt. 
Die Ohren sind an keinem Exemplare deutlich erhalten und auch die Verzierungen der Ober- 
fläche lassen sich nur selten erkennen, da fast nur abgeriebene Steinkerne vorkommen. 

Vorkommen: Nicht selten im Wegscheidgraben im Gosauthal, ausserdem in der 
Kreide mit Spondylus truncatus von Kjugestrand, Balsberg und Ingsjo in Schweden. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Pecten sparsinodosus Zitt. 


Taf. XVII, Fig. 7. 


Char. Testa elongato-suborbieularis, erassa, aequilatera, aequivalvis; utraque valva tumida, 
strüs incrementalibus tenwissimis et costis (8) percrassis, maxime elevatis, bası latis, sparsi- 
nodosis ornata. Noduli 6—8 in quaque costa distantes, praesertim in parte inferiore. Auri- 
culae inaequales, planae, obtusae, tenuissime striatae. 

Höhe 80 Millim., Länge 90 Millim. 

Die grosse dicke Schale ist oval-kreisförmig, wenig länger als hoch, gleiehseitig und 
gleichklappig; beide Schalen gleichmässig hoch gewölbt und mit S sehr starken Radial- 
rippen versehen, die sich von ihrer breiten Basis an nach oben verschmälern und einen 
abgerundeten Rücken besitzen, auf dem sich etwa 6—S kräftige Knoten erheben, welche 
namentlich am untern Theil der Schale entfernt stehen. Die ganze Oberfläche ist mit feinen 
Zuwachsstreifen bedeckt; die Ohren sind flach, oben abgerundet, fein gestreift, durch eine 
Furche von den hochgewölbten Buckeln getrennt; das vordere der rechten Klappe ist mit 
tiefem Einschnitt versehen. 

Vorkommen: Diese prachtvolle Art, mit der ich keine andere Form zu vergleichen 
wüsste, findet sich ziemlich selten bei Breitensol unfern Buchberg, am Fusse des Schnee- 
berges und in sehr schön erhaltenen Exemplaren bei Muthmannsdorf in der Neuen Welt. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


[115] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 39 


D. Janira. Arten mit einer hochgewölbten und einer flachen Schale. 


Janira quadricostata Sow. sp. 
Taf. XVIIL, Fig. 4 a—h. 


Syn.!) 1799. Peigne Faujas de St. Fond Mastr. p. 149, t. 23, f. 1,2. 
1814. Peeten quadricostatus Sow. Min. Conch. I, p. 121, t. 56, £. 1. 
1832. „ quwinguecostatus Sow. (false!) inMurch. u. Sedgw. Geol. Trans. 2. ser. 111. 2. p. 418. 
1837. „ quadrieostatus Bronn. Leth. geogn. p. 680, t. 30, £. 17. 


1840. ,„ n Gold Betr. Germ. II, p. 54, t. 92, f. 7. 

1841. = Röm. Nord. Kr. p. 41. 

1843. ; Gein. Kiesl. p. 16, t. 3, £. 14, 15. 

1846. „ = Gein. Grundr. Verst. p. 469, t. 20, f. 12. 
1547. ” cn Müll. Aach. Kr. I, p. 33. 

1546. Janira quadrieostata d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 644, t. 447, fig. 1—7. 
a) n Alth. Lemb. Kr. p. 81. 

1850er n et Geinitzi d’Orb. Prodr. II, p. 253. 


1852. Peeten quadrieostatus F. Roem. Kr. von Texas, p. 64, t. S, f. 4. 
1359. Janira quadricostata Coq. Bull. Soc. geol. de Fr. 2. ser. XVI, p. 975, 984, 1006. 

13632, n Cogq. Geol. Pal. Const. p. 303. 

1865. ,„  Zrieostata Coq. 1. c. p. 219, t. 13, f. 3, 4. 

1863. Peeten quadrieostatus Drescher. Zeitsch. deutsch. geol. Ges. XV, p. 354. 

Char. Testa ovato-trigona, angulata, inaeqwivalnis, radiatim costata, convexo-plana, tenuiter con- 
centrice striata; dextra valva complanata subconcava, costis inaequalibus radiatis ornata. 
Valva sinistra tumida, umbonibus incurvis radiatim costata. Costae 6 majores, rotundatae 
elevatae, angulatae, interstitüs latis, planlusculis, trieostatis separatae sunt. Costulae inter- 
stitiales subaeguales, mediana interdum alteris major. 

Höhe 30—35 Millim., grösste Länge 26—48 Millim. 

Schale oval-dreieckig, zusammengesetzt aus einer flachen, etwas concaven Unter- und 
einer hochgewölbten Oberschale; am Umfang eckig begrenzt, radial gerippt und auf der 
ganzen Oberfläche mit concentrischen Linien bedeckt. Die concave linke Klappe trägt eine 
grosse Zahl gerader Radialrippen, unter denen sich 6 durch grössere Stärke auszeichnen. 
Die grosse Schale ist sehr stark gewölbt, mit eingekrümmtem, weit über den Schlossrand 
vorragendem Wirbel. Von den Radialrippen ragen 6 stark hervor, bilden dadurch einen 
kantigen Umfang und sind durch ziemlich flache Zwischenräume getrennt, welche 3, in der 
Regel etwas ungleiche Rippen tragen. Die mittlere derselben ist fast immer kräftiger als die 
beiden seitlichen, zuweilen sind auch zwei gleichmässig stark entwickelt und dann die dritte 
auf eine ganz schmale Leiste reducirt, und endlich in seltenen Fällen verschwindet eine der 


oO 


Rippen gänzlich. Das Feld ausserhalb der beiden seitlichen hervorragenden Hauptrippen 
ist entweder glatt oder trägt 2—3 sehr dünne Rippchen. 

An mehreren Exemplaren aus dem Hofergraben ist noch sehr deutlich die ursprünglich 
violette Färbung der Schale zu erkennen. 

Von Reuss’°) werden ausser den beiden hier beschriebenen Janira-Arten noch Janira 
Alpina und Dutemple Orb. angeführt. Diese Angaben beziehen sich jedoch, wie ich mich 


1) Alle zweifelhaften Citate oder solche, welche nur theilweise hieher gehören, sind geflissentlich weggelassen. Eine sehr voll- 
ständige, aber nicht immer richtige Synonymik dieser Art findet sich in Bronn's Lethaea geognostica. 
2) Reuss, Char. der Kreidebildung Ost. Alp. p. 40. 


40 Karl Zittel. [116] 


durch Besichtigung der Reuss’schen Sammlung überzeugen konnte, auf Exemplare der 
Janira quadricostata, bei denen die Berippung einige Abweichung von der typischen Form 
zeigt. Das Verschwinden der dritten Rippe in den Zwischenräumen, das zuweilen zu beob- 
achten ist, kann allerdings, wenn kein grosses Material vorhanden ist, leicht Veranlassung 
zur Verwechslung mit Janira Alpina geben. 

Janira tricostata Cogqg. aus Algier scheint mir, so weit sich nach der Abbildung ein 
Schluss ziehen lässt, nicht im mindesten verschieden und offenbar nur der Etage zu Liebe 
aufgestellt worden zu sein. 

Vorkommen: Die vorliegende Art ist eine der ausgezeichnetsten Leitmuscheln für 
die obere Kreide, allein es wäre entschieden unrichtig, wenn man ihr einen eng begrenzten 
Horizont zuerkennen und sie stets für jünger als Janira quinquecostata halten wollte. Die letz- 
tere findet allerdings ihre Hauptverbreitung im Turonien und Cenomanien, allein es liegen mir 
auch Exemplare derseiben vor aus der weissen Kreide von Meudon und Villedieu und aus 
dem oberen Kreidemergel von Gehrden; auf der andern Seite geht Janira qguadricostata herab 
bis in die Tourtia von Tournay und den Upper Greensand von Blackdown, obwohl ihre 
Hauptverbreitung allerdings entschieden in der oberen Kreide liegt. Sie ist mit Sicherheit an 
folgenden Localitäten nachgewiesen '). 

Europa: Deutschland. Im *Gosau- und *Russbachthal sehr häufig, namentlich im 
Hofergraben, Edelbachgraben und an der Traunwand. Bei *Abtenau, im *Scharergraben, bei 
Piesting, *Muthmannsdorf, *Strelzhof in der Neuen Welt und bei *Grünbach. Ausserdem 
in der oberen Kreide von *Haldem, * Lemförde, Osterfeld, Coesfeld (Westphalen), *Gehrden, 
®Haltern, Altenrode und Sudmerberg bei Goslar (Hannover), "Quedlinburg, Neu-Warthau 
(Schlesien), *Kieslingswalda (Glatz). Im Pläner von *Pirna, *Tetschen (Sachsen), * Mün- 
chengrätz (Böhmen). Im Kreidemergel von Aachen. Frankreich: Im Senonien und 
Turonien von *Valognes (Manche), *Perignae, *Royan, Saintes, Cognac, Birac (Charente), 
Tours, *Villedieu (Loire et Cher), Sainte Cerotte (Sarthe), *Sougraigne (Aude), *St. Florent 
Lavernelle, Riberac, Perigueux, *Bergerac, Montignae ete. (Dordogne), Saint Sauveur 
(Yonne), Le Beausset (Var). Belgien und Holland: * Mastricht, Gulpen, Herf, Vaäls, 
* Tournay. England: im Greensand von Blackdown und Wisht. Portugal: Im Hippu- 
ritenkalk von Lissabon. Afrika: Im Santonien und Rhotomagien an vielen Punkten der 
Provinz Constantine. Amerika: Friedrichsburg und Neu-Brauntels (Texas). 


K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Janira substriato-costata d’Orb. 
Taf. XVII, Fig. 5 a, 2. 


Syn. 1836. Pecten striato-costatus Goldf. Petref. Germ. II, t. 95, f. 2 a, 5 (non c, d). 
1846. Janira striato-costata d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 650, t. 449, f. 5—9. 
1850. „ substriato-costata d’Orb. Prodr. II, p. 253. 

1839.25 = 5 Cogq. Bull. Soe. geol. Fr. 2. ser. XVI, p. 1006. 


Ohar. Testa ovato-trigona, eireuiter angulata, inaeqwivalwis, radiatim striato-costata et tenwiter 
concentrice striata. Valva major convexa, umbonibus prominulis, costis sex elevatis , obtusis 


1) Auch hier sind nur verbürgte Angaben aufgenommen, die theilweise durch Belegstücke geprüft werden konnten. Alle mit ® 
bezeichneten Localitäten sind in der Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinetes vertreten. 


[117] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 41 


longitudinaliter striatis ornata. Interstitia lata, quadricostata, striata. Costulae interstitiales 
inaequales: medianae elevatae approximatae, laterales costis prineipalibus conjunctae, wix 


distinetae, tenuissimae. 


Höhe 35 Millim., Länge 30 Millim. 


O 


Schale oval dreieckig, am Umfang eckig, sehr ungleichschalig, auf der Oberfläche mit 
radialen Rippen und dichtstehenden Streifen bedeckt, welche durch feine concentrische 
Linien durchkreuzt werden. Die rechte Schale ist hochgewölbt, gegen die Buckeln schmäler 
und angeschwollen, mit Radialrippen versehen, von denen 6 stumpfe breite, oben abge- 
rundete Hauptrippen stark hervortreten. In den flachen Zwischenräumen befinden sich 4 
ungleiche schwächere Rippen, von denen die mittleren deutlich entwickelt sind, während 
die dünnen seitlichen sich leicht an die benachbarte Hauptrippe anlegen und mit jener 
eigentlich nur eine einzige zusammengesetzte Rippe bilden. Die ganze Oberfläche, das Feld 
ausserhalb der letzten Hauptrippen, so wie die ziemlich grossen Ohren sind gestreift. 

Pecten striato-costata Goldf. umfasst 2 verschiedene Arten, wovon die eine (Fig. c, d, e) 
aus der obern Kreide von Rügen und Nagorzany 4 (zuweilen 5) gleichgrosse, gleichmässig 
entwickelte Rippen in den Zwischenräumen besitzt und durch eine viel stärkere eoncentrische 
Streifung ausgezeichnet ist. 

d’Orbigeny erkannte zuerst die Verschiedenheit der alpinen Art, welche auf Fig. «a 
und 5 bei Goldfuss vortrefflich abgebildet ist, und legte ihr den freilich sehr unglücklich 
gewählten Namen Janira substriato-costata bei. 

Vorkommen: Sehr selten im Hofergraben (Gosau), in Frankreich im oberen Turo- 
nien der Touraine und im Campanien (Coq.), von Aubeterre, Cognac, Blanzae, Royan 
(Charente). 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Spondylus Linne. 


Eine Anzahl von Arten dieses Geschlechtes, das in der Kreideformation fast am stärksten 
verbreitet ist, zeichnen sich durch die Eigenthümlichkeit aus, dass die äussere Schalenschicht 
nicht selten vollkommen erhalten ist, während die innere, welche der chemischen Einwirkung 
von kohlensäurehältigem Wasser weniger zu widerstehen vermag, gänzlich fehlt. Diese Er- 
scheinung hat Veranlassung gegeben zur Aufstellung des Geschlechtes Podopsis, Dianchora 
und Pachytes, deren Haltlosigkeit jedoch von Deshayes längst nachgewiesen ist. 

Die Spondylen sind Küstenbewohner, die mit der grösseren Schale in der Regel fest- 
gewachsen sind, nur bis in eine Tiefe von 150 Faden existiren können und gegenwärtig 
mit wenig Ausnahmen in den tropischen Meeren vorkommen. 

Die Zahl der fossilen Arten ist bedeutend grösser als die der lebenden, und namentlich 
ist die Kreide reich an mannigfaltigen Formen. Die älteste bis jetzt bekannte Art (Spondylus 
aculeiferus Ziet.) findet sich im Coralrag von Nattheim. 

Aus den Gosauschichten sind mir 3 Arten bekannt, wovon Spondylus striatus So w. 
und Sp. Reguienianus Math. bereits beschrieben sind; die dritte: Spondylus pulwinatus Zitt. 
ist neu. 


42 


un 


Karl Zittel. [118] 


Spondylus striatus Sow. sp. 
Taf. XVIII, Fig. 7 a, 2, e. 


. 1815. Dianchora striata Sow. Min. Conch. t. 80, f. 1. 


1822. Podopsis striata Brongn. Env. Par. t. 5, £. 3. 
1323. Dianchora striata Defr. Diet. Se. nat. XIII, p. 161, t. 78, £. 1. 
1832. Spondylus striatus Goldf. Petref. Germ. II, p. 98, t. 106, £. 5. 


1832. 3 radiatus Goldf. ]. c. p. 98, t. 106, f. 6. 

1837. ” striatus Bronn Leth. p. 687, t. 32, f. 4. 

1540. > ” et radiatus Gein. Char. II, p. 58, p. 82. 

1841. = " & Roem. Nordd. Kr. p. 59, 60 (pars). 
1846. > e e Gein. Grundr. Verst. p. 475. 

1846. ” ” d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 660, t. 453. 

1846. 5 4 Reuss Böhm. Kr. I, p. 37. 

1848. 2 n Gein. Quaders. u. Kr. Geb. p. 194. 

1849. 5 RD Alth. Lemb. Kr. p. 83. 

1852. > „ Bronn. Leth. geog. 3. Aufl. I, p. 283. 

1852. P Da Kner Neue Beitr. Kr. Ost-Gal. p. 26, t. 3, f. 8. 
1858. » n Deslongeh. Me&m. Soc. Lin. Norm. XI, p. 134, t. 20, f. 24—26. 


Öhar. Testa inaeguivalvis, irregulariter ovata, gibbosa. Valva superior minor, convexa, umbone 
, ( | 


acuminato, subcontorta, radiatim aequaliter sulcata, aurieulis parvulis striatis. Area valnae 
superioris lata triangularis ; dentes cardinales robust!; margo erenulatus. 
Höhe 25 Millim., Breite 17 Millim. 


Die beiden vorliegenden Oberschalen sind unregelmässig eiförmig, stark gewölbt, etwas 


höckerig, auf der Oberfläche mit einer grossen Anzahl Radialfurchen verziert, welche durch 
ungefähr gleichbreite glatte Rippen getrennt sind. Der Wirbel ist etwas nach der Seite 
gebogen, die Ohren ziemlich klein und gestreift. /Die Schlosszähne sind kräftig entwickelt; 
die Bandgrube sehr klein. Der ganze Aussenrand ist durch die Radialrippen zierlich gekerbt. 


Vorkommen: sehr selten im Hofergraben. Ausserdem im Cenomanien von Villers 


und Havre in Frankreich, bei Chute Farm in England; im Cenomanquader von Böhmen, 
Sachsen und Quedlinburg. Im Grünsand von Essen und im Kreidemergel von Lemberg und 


Nagorzany. 


K.k. geologische Reichsanstalt und Hof-Mineraliencabinet. 


Spondylus Requienianus Math. 


Taf. XVIII, Fig. 6 a, 2. 


Syn. 1542, Spondylus Requienianus Math. Cat. meth. p. 189, t. 32, £. 3. 


1846. S hystrix (pars) d’Orb. Pal. fr. Cr&t. III, p. 661, t. 454, f. 1, 2, 3, 4 (exel. 5—8). 


Char. Testa maxime inaeqwivalvis, irregulariter ovata, radiatim costellata et concentrice striata. 


Valva inferior affıza, irregulariter gibbosa, convexa, umbone produeto et area acutangula 
permagna , triangulari, extus longitudinaliter costata. Valva superior plano-convexruscula, 
costellis numerosis aegualibus et lamellis nonnullis foliaceis concentrieis ornmata. Auriculae 
latae impressae, transversim costellatae ; margo inferior plicato-dentatus. 


Höhe 60 Millim., Breite 38 Millim. 


Die Schale ist sehr ungleichklappig, unregelmässig eiförmig, radial gerippt und con- 


centrisch gestreift; die Unterschale aufgewachsen, hoch gewölbt, höckerie und mit kräftigen 


[119] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 43 


Radialrippen versehen , der Wirbel weit verlängert und die grosse dreieckige Area nach 
aussen kantig begrenzt. Die Oberschale ist mässig gewölbt, mit zahlreichen Radialrippen 
versehen, die durch einzelne concentrische, lamellenartige Zuwachsabsätze durchkreuzt 
werden. Die Rippen werden zwar durch concentrische Linien fein gekörnelt, tragen aber 
keine Stacheln. Die ziemlich grossen, etwas vertieften Ohren sind mit zierlichen Quer- 
rippchen versehen. Der ganze Aussenrand ist gezähnt. 

Die Math&ron’sche Abbildung stimmt genau mit meinem Exemplar aus dem Scharer- 
graben überein, dagegen vereinigt d’Orbigny unter dem Namen Spondylus hystrixz Goldtf. 
augenscheinlich zwei verschiedene Arten. Die Fig. 5—8 scheinen nach Exemplaren von 
Le Mans gezeichnet zu sein und dürften wohl mit dem Spondylus hystrix Goldf. überein- 
stimmen, der durch seine ungleichen stachligen Rippen leicht kenntlich und sicherlich 
von der vorliegenden Art verschieden ist. Fig. 1—4 bei d’Orbigny dagegen gehören zu 
Spondylus Itegwenianus Math. 

Spondylus calcaratus Forbes aus der ostindischen Kreide gehört möglicher Weise eben- 
falls hieher, doch fehlen Originalstücke zur Vergleichung. 

Vorkommen: Sehr selten im Scharergraben bei Piesting. Im Mornasien von Mornas 
und Uchaux (Vaucluse). 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Spondylus puleinatus Zitt. 
Taf. XVIII, Fig. 8 a, 2. 


Char. Testa anomala, mazime incrassata; valva superior irregulariter guadrangulata, amtice 
posticeque sub auriculis profunde sinuata, extus gibbosa, sublaevis, erassissima, quasi ineru- 
stata, pulvinata. Margo cardinalis latus, dentibus fossulisque robustissimis. Cicatrieula mus- 


cularis magna duplicata. 


Höhe der oberen Schale 18 Millim., Breite 20 Millim. 


Ich kenne zwei Oberschalen dieser höchst sonderbaren Art, die sich mit keiner bisher 
bekannten Form vergleichen lässt. Dieselben sind von unregelmässig rundlich - viereckiger 
Form, etwas breiter als hoch, vorn und hinten unter den Ohren tief ausgeschnitten, aussen 
fast ganz glatt, etwas höckerig und so gewaltig verdickt, dass die Schale wie ein kleines 
Polster erscheint. Der breite Schlossrand trägt zwei äusserst kräftige Zähne, neben welchen 
sich sehr tiefe Gruben zur Aufnahme der Zähne der anderen Schale befinden; die Area ist 
fast linear, Muskel und Manteleindrücke sind deutlich markirt, ersterer sehr gross. 

Vorkommen: Sehr selten im Scharergraben bei Piesting. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Plicatula Lamarck. 


Das Genus Plcatula hat in Prof. Eudes-Deslongchamps') einen sehr gründlichen 
Monographen gefunden, der namentlich den jurassischen Arten besondere Aufmerksamkeit 
zuwandte. Die Eigenthümlichkeit, dass eine Anzahl von Arten wie die Austern nur aus einer 


1) Memoires de la Societe Linneenne de la Normandie, 1863, vol. XI. 


44 Karl Zittel. [120] 


einzigen blätterigen Schalenschicht bestehen, von welcher auch der Schlossrand zusammen- 
gesetzt ist, die meisten übrigen dagegen zwei verschiedene Schichten besitzen, von denen die 
innere porcellanartige im fossilen Zustand durch chemische Auflösung in der Regel vollständig 
entfernt ist, veranlasste Herrn Deslongchamps das Genus Plieatula in zwei Geschlechter 
zu zerlegen, von denen das eine, Harpax Park (Desl.), die erstern, das andere, Plicatula, die 
letztgenannten Formen umfassen soll. Die beiden Sippen werden ausser diesem Hauptmerk- 
male noch durch kleine Abweichungen im Schlosse unterschieden. 

Nur wenige Paläontologen folgten diesem Beispiele vollständig, dagegen wurde die 
Sippe Harpazx als eine wohlbegründete Unterabtheilung von Plcatula, selbst von Deshayes, 
angenommen. Mit einer einzigen Ausnahme sind die Harpax-Arten auf den Lias beschränkt, 
während Plcatula seine Hauptverbreitung im braunen und weissen Jura findet und dort 
in etwa 42 Species vertreten ist. Aus der Kreide kannte man bis vor kurzem etwa 20 Arten, 
doch ist die Zahl derselben durch die Untersuchungen von Coquand im südwestlichen 
Frankreich und Algier beträchtlich vermehrt. 

In der Gosau findet sich nur Plicatula aspera So w., welche in die Section der Plecatulae 
tubiferae Desl. gehört und bereits im Jahre 1831 von Sowerby beschrieben wurde. 

Die ältesten Plicatula-Arten finden sich in der Trias, das Maximum der Verbreitung des 
Geschlechtes fällt in Jura und Kreide; in der Tertiärformation wird dasselbe immer seltener 
und die heutigen Meere beherbergen nur noch etwa 20 Arten, die fast ausschliesslich tropi- 
sche Zonen bewohnen und vorzüglich Korallenriffe zu ihrem Wohnsitze wählen. 


Plicatula aspera Sow. 
Taf. XIX, Fig. 1 a—e. 


Syn. 1831. Plicatula aspera Sow.in Murch. u. Sedgw. Geol. Trans. III, 2, p. 418, t. 32. f. 7. 


1334. 5 urticosa Morton Syn. p. 62, t. 10, f. 2. 

1846. r aspera d’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 686, t. 463, f. 11. 12 
1850. 7 7 d’Orb. Prodr. II, p. 254. 

1859. 7 5 Coq. Bull. Soc. geol. Fr. Vol. XVI, p. 1003. 


Char. Testa ovato-subeircularis, depressa, inaequivalvis, lbera vel umbone adhaerens. Valna 
dextra inferior convexa, sinistra plana vel subeoncava; utraque valva costis mumerosis 
radiantibus, infra dichotomis, spinosis ornata. Spinae elongatae, fere tubiformes, plerumque 
‚Fractae. Impressio museularis subcentralis margini posterior! approximata, magna, brumnea. 


Höhe der mittelgrossen Exemplare 26 Millim., Breite 25 Millim. 


Schale variabel, bald kreisförmig, bald mehr oval und oben etwas verschmälert, schwach 
gewölbt, häufig ganz frei, zuweilen auch am Wirbel mit einer kleinen Anheftstelle; die 
untere rechte Schale ist viel stärker gewölbt als die fast ganz flache oder sogar concave 
Oberschale. Die Vorderseite ist vollkommen abgerundet, während der Hinterrand meist 
schräg abgestutzt und selbst etwas eingebuchtet sein kann. Beide Schalen sind mit zahl- 
reichen strahligen Radialrippen bedeckt, von denen sich die meisten gegen unten spalten. 
Die dichtstehenden Stacheln sind zwar in der Regel abgebrochen, so dass nur noch Bruch- 
stücke derselben vorhanden sind, zuweilen sind sie aber auch vortrefllich erhalten und dann 
röhrenartig verlängert und scharf zugespitzt. Der kräftig markirte, immer braun gefärbte 
Muskeleindruck liegt nicht vollkommen central,‘ sondern dem Hinterrande etwas genähert. 


[121) Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 45 


Plieatula urticosa M ort. ist, wie ich mich an einem amerikanischen Exemplar überzeugen 
konnte, identisch mit der vorliegenden Art. Die Abbildung bei d’Orbigny unterscheidet 
sich durch die entfernter stehenden Rippen und die viel breiteren Zwischenräume, so dass 
man fast an der Richtigkeit der Bestimmung der französischen Form zweifeln möchte. 

Vorkommen: Häufig im Tiefengraben, Hofergraben und namentlich im Edelbach- 
graben oft zu hunderten in einer sandigen Mergelschicht liegend, Abtenau; selten im Schrein- 
bach bei St. Wolfgang, häufig bei Ischl. Im Turonien bei Tours (Indre et Loire); im Cam- 
panien von Barbezieux (Charente). In der oberen Kreide von New Yersey und Alabama. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


4. Familie OSTRACEA Lamarek. 
®Ostrea Linne. 


Obwohl Exogyra und Gryphaea durch ganz allmähliche Übergänge mit den Austern ver- 
bunden sind, und obwohl sich einzelne Arten finden, deren Individuen sich bald in diese. 
bald in jene dieser drei Sippen eintheilen lassen, so ist eine Sichtung der zahllosen Arten in 
mehrere Sectionen ein wahrhaftes Bedürfniss, das beständig fühlbarer wird, je mehr neue 
Arten beschrieben werden. Die Exogyren lassen sich leicht durch einen eigenthümlichen 
Habitus erkennen, selbst wenn die Wirbel nur wenig eingerollt und eingewachsen sind; ihre 
ausschliessliche Verbreitung in der Kreideformation macht sie ausserdem zu einer Formen- 
gruppe, deren Aufrechterhaltung höchst wünschenswerth erscheint. Weit weniger scharf sind 
die Ostreen und Gryphäen von einander geschieden, doch wenn es auch einzelne Arten gibt, 
bei denen die Eintheilung schwierig wird, so lassen sich auch diese beiden Sectionen in den 
meisten Fällen leicht erkennen. 

In den Gosauschichten finden sich zwei Exogyren: Ostrea Matheroniana d’Orb. und 
Östrea columba Lam., eine Gryphaea (Ostrea vesicularis Lam.), zwei echte Austern, Ostrea 
Midelungi und indifferens Zitt., so wie eine dritte grosse gerippte Art, von der jedoch nur 
unvollständige Exemplare vorhanden sind. 


1. Seetion EXOGYRA. 
Ostrea Matheroniana Orb. 
Taf. XIX, Fig. 3 a—e, Fig. 4 a—b. 


Syn. 1822. Gryphaea aurieularis A. Brongt. Env. Par. p. 393, t. 6, f.94, B. 
1534. Exogyra plicata (pars) Goldf. Petref. Germ. II, p. 37, t. 87, f. 1a (excel. &—f). 


1842, 6 spinosa Math. Cat. meth. p. 192, t. 32, f. 6—7. 

1846. = Matheroniana d’Orb. Pal. fr. eret. III, p. 485, £. 1—7. 
1550. = = d’Orb. Prodr. I, p. 255. 

1559. 5 aurieularis Coq. Bull. Soe. g&ol. de Fr. XVI, p 976. 
1559. E spinosa Ooq. 1. c. p. 984. 

1859. cn Matheroni Coq. 1. e. p. 1007. 


1562. Ostrea spinosa Coq. G£ol. Pal. Const. p. 303. 


Char. Testa elongata, angusta, oblique, arcuata; valva major inferior, convexa, obtuse carinata 
vel sublaenis vel plieis obliqwis parum numerosis validis, rarissime etiam costulis ad cari- 
nam spinosis ornata. Umbo spiralis, lateralis. Valva superior subangulata, convexiuscula. 


(Zittel.) 7 


46 Karl Zittel. [122] 
Höhe 35—50 Millim., Breite 18—30 Millim. 


Schale gewölbt, verlängert, schmal, etwas gekrümmt. Unterschale hoch gewölbt und 
durch einen stumpfen abgerundeten Kiel in zwei Hälften getheilt, die fast gleichsteil abfal- 
len; von diesen ist die eine von dem Wirbel abgewendete mit 3—6 sehr kräftigen Falten 
versehen , seltener glatt und nur mit Zuwachsstreifen bedeckt, die andere Hälfte ohne 
äussere Verzierung. Der Wirbel ist stark eingerollt, seitlich, entweder frei oder häufiger 
eingewachsen. Die Anheftstelle lässt sich bei vielen Exemplaren, namentlich an solchen mit 
anliegendem Wirbel deutlich beobachten. Unter dem Wirbel zeigt der Rand gewöhnlich einen 
lappenartigen Vorsprung. Die kleinere Schale ist in den Gosaugebilden sehr selten erhalten 
und mir nur in wenig Exemplaren bekannt; sie ist mässig gewölbt und mit einer Kante 
versehen. 

Bei dem auf Taf. XIX, Fig. 4 abgebildeten Exemplar aus Muthmannsdorf ist der Rücken 
der gewölbten Unterschale mit einzelnen stumpfen Stacheln versehen. 

Die Ostrea Matheroniana ist, wie die meisten Austern, höchst variabel in ihren äusseren 
Verzierungen: bald finden sich Stücke, bei denen beide Schalen mit Rippen und Stacheln 
besetzt sind, bald sind dieselben auch ganz glatt. Am schönsten lassen sich alle Übergänge 
an französischen Exemplaren aus Villedieu nachweisen. Von den 11 Stücken, welche mir 
von diesem Fundorte vorliegen, sind vier vollkommen glatt, an drei anderen lassen sich schon 
ganz schwache Falten und einzelne Knötchen auf dem Rücken erkennen, bei den vier letzten 
endlich sind Falten und Stacheln deutlich entwickelt. Ähnliche Übergänge finden sich unter 
den Formen aus Oognac, Epagnac und Maraul (Charente), doch herrschen hier die glatten 
bei weitem vor. 

Aus der Provence kenne ich nur die sehr stachlige Varietät von Martigues, die 
Math&ron unter dem Namen ÖOstrea spinosa beschrieben hat; ganz gleiche Stücke liegen 
in der Sammlung des Hof-Mineraliencabinets von Talmont und Royan (Charente) vor, .und 
nach Coquand findet sich diese Form auch in der Provinz Constantine in Algier. 

Coquand') zerlegt die Ostrea Matheroniana d’Orb. in drei Species, deren Begründung 
jedoch ungenügend ist. Man findet zuerst in der Etage Ooniacien eine Ostrea auricularis 
Brongt., unter welcher die glatten Formen von Cognac, Espagnac, Saint-Andre, Mal- 
berchie, Saintes u. s. w. verstanden sind; dieselben stimmen in der That auf’s genaueste 
mit der Abbildung Brongniart’s überein, deren Original auch aus der Gegend von La 
Rochelle stammt. Der Name Östrea auricularis Brongt. kann jedoch nicht bleiben, da der- 
selbe bereits ein Jahr vorher (1821) von Wahlenberg für eine der Ostrea haliotoidea So w. 
nahestehende Art vergeben wurde. 

Zum zweiten Mal begegnet man unserer Species in der Coquand’schen Syropsis im 
Santonien, wo sie unter dem Namen Ostrea spinosa Math. erscheint; der Name sagt deut- 
lich genug, welche Varietät hier gemeint ist, allein auch dieser ist nicht aufrecht zu erhalten, 
da bereits seit 1836 eine jurassische Ostrea spinosa Roem. existirt. In der Etage Campanien 
endlich ist Ostrea Matheroni verzeichnet, und zwar mit dem gleichen Citat auf die Paleon- 
tologie frangaise wie Ostrea spinosa. 

Obgleich sich nicht läugnen lässt, dass die zahlreichen Varietäten leicht Veranlassung zur 
specifischen Trennung geben, so scheint mir nach Vergleich eines bedeutenden Materials eine 





1) Bullet. Soc. g&ol. France. Vol. XVI, p. 976, 984, 1007. 


[123] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 47 


solche doch unzulässig. Auffallend ist es übrigens, dass bei sämmtlichen Exemplaren aus 
dem Gosauthal und von Piesting (und es liegen deren etwa 50 vor) niemals Stacheln vor- 
kommen, während das einzige aus Muthmannsdorf deutlich solche Verzierungen zeigt. Ich 
nenne aus diesem Grunde die glatten Formen von Gosau und Piesting Ostrea Matheroniana Var. 
auricularis, weil sie vortrefflich mit der Brongniart’schen Abbildung übereinstimmen, das 
Exemplar aus Muthmannsdorf dagegen würde zur Var. spinosa Math. gehören. 

Vorkommen: Häufig im Hofer- und Tiefengraben, seltener bei Piesting und Muth- 
mannsdorf. Ausserdem in der südeuropäischen Kreidezone, namentlich in der Etage Coniacien 
zu Millionen verbreitet und an vielen Orten in den Departements Charente, Dordogne, 
Bouches du Rhöne, Vaucluse und in Algier nachgewiesen. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Ostrea cfr. columba Lam. 
(D’Orb. Pal. fr. Cret. III, p. 721, t. 477.) 
Taf. XIX, Fig. 2. 


Von Losenstein in Ober-Österreich befinden sich in der Sammlung der k. k. geologischen 
Reichsanstalt einige Exemplare einer Auster, die ich nur mit Ostrea columba vergleichen 
kann. Die Wirbel derselben sind sehr stark eingerollt, frei und ohne Anheftstelle; die Unter- 
schale hochgewölbt, glatt und der ganze Habitus übereinstimmend mit Stücken aus Le Mans. 
Die dunkeln schiefrigen Kalke von Losenstein werden allgemein für gleichaltrig mit den 
Gosauschichten gehalten, doch bedürfte diese Bestimmung noch einer genaueren Prüfung, da 
von den spärlichen und schlecht erhaltenen Versteinerungen aus jener Localität nur wenige 
mit Gosauarten übereinstimmen. 


Ostrea cfı. sigmoidea Reuss. 
(Reuss Böhm. Kr. II, p. 44, t. 27, £. 1—4. 
Taf. XIX, Fig. 5. 


Eine einzige Schale aus dem Hofergraben stimmt recht gut mit Exogyra sigmordea 
Reuss überein, doch möchte ich durchaus kein Gewicht auf diese Bestimmung legen, da 
dieselbe möglicher Weise auch eine sehr flache Oberschale der Ostrez Matheroniana d’Orb. 
sein könnte. 


2. Section GRYPHAFA. 


Ostrea vesicularis Lam. 
Taf. XIX, Fig. 6 a—ı. 


Syn. 1799. Huätre Faujas de St. Fond. Hist. nat. Montg. de St. Pierre 5. ser. t. 22, f. 4 und t. 25, f. 5. 
1810. Ostrea deltoides Lam. Ann. Mus. VIII, p. 160, XIV, p. 374 (non Sow. nec Goldf£.), t. 21, £. 3. 
1810. „ vesicularıs Lam. l.c.p.160, XIV, p. 375, t. 22, £. 3. 

1813. Ostraeites mystieus Schloth. Leonh. Taschenb. f. Min. VII, p. 112. 
1819. Ostrea vesicularis Lam. Hist. nat. an. sans vert. VI, 1, p. 219. 

1819. Podopsis gryphaeoides Lam. l.c. VI, p. 195. 

1820. Gryphites truncatus Schloth. Petref. p. 289. 

1822. Gryphaea globosa Sow. Min. Conch. IV, p. 127, t. 392. 

1822. Ostrea vesieularis Brongn. Env. Par. p. 353, t. 4, f. 5. 

1822. „ convexa Say in Sillim Journ. II, p. 42 (fide Morton). 

1827. „ ?lateralis Nilss. Petref. Suec. p. 29, t. 7, f. 7—10. 


48 Karl Zittel. [124] 


1827. Ostrea vesieularis Nilss. l. ce. p. 29, t. 7, f. 3, 4,5; t. 8, £.5, 6. 
1827. „ clavata Nilss. l.c.p. 30, t.7, f. 2. 
1827 „  ineurva Nilss. 1. c. p. 30, t. 7, £. 6. 


1828. Gryphaea convexa Mort. Philad. Journ. Vol. VI, t. 4, £. 1, 2. 
1828. = mutabilis Mort. 1. c.t.4, f.3 und t. 5, f. 1, 2, 3. 
1830. Ostrea vesieularis Desh. Encycl. meth. 2, p. 291. 

1830. „  pseudochama Desh. 1. e. 2, p. 292. 

1831. Gryphaea expansa Sow. in Murch. u. Sedgw. Trans. III, 2, p. 349, 418, t. 38, f. 5. 
1831. 5 elongata Sow. l.c. p. 418, t. 38, f. 6. 

1534. 5 convexa Mort. Syn. p. 53, t.4, f. 1,2. 

1834. 5) mutabilis Mort. 1.'c. p. 53, t. 4, f. 3. 

1834. 5 vesicularis Goldf. Petref. Germ. II, p. 23, t. 31, f. 2. 
1836. 5 4 Desh. in Lam. Hist. nat. anim. sans vert. 2. Ed. VII, p. 246. 
1837. Ostrea vesicularis His. Leth. Suec. p. 46, t. 13, f. 2. 

1837. „ elavata His. l.c.p.AT, t.13, £.3. 

1837. „ znceurva His. 1. c.p. 47, t. 13, £. 5. 

1837. „ vesieularis d’Arch. M&m. Soc. g£ol. II, p. 183. 

1837. ,„  ?proboseidea dArch. 1. c. p. 184, t. 11, f. 9. 

1837. Gryphaea vesiceularis Bronn Leth. geogn. a. p. 670, t. 32, f. 1. 
1837. Ostrea vesieularis Duj. Me&m. Soc. g&ol. Fr. Vol. II, p. 229. 
1838. Gryphaea ineurva Klöden Brandenburg, p. 188 (exel. syn.). 
1841. Ostrea vesicularis A. Roem. Nordd. Kr. p. 46 (exel. syn.). 

1841. „ “ Gein. Char. Kr. I, p. 19. 

1842, , n Hag. Jahrb. Leonh. Br. p. 548. 

1842. „  ungula eguina Has. 1. c. p. 548. 

1842. „  wesieularis Leym. M&m. Soc. geol. Vol. V, p. 29. 

1844. „ n d’Orb. Pal&ontologie du Voy. de Hom. p. 441. 
1844. „  marginata Reuss Geogn. Skizze Böhm. p. 178. 

1846. „  vesicularis d’Orb. Pal. fr. eret. III, p. 742, t. 487. 


1546. „ n) Reuss Böhm. Kr. II, p. 37, t. 29, f. 21, 22, t. 30, f£. 18. 
1846. „ " Gein. Grundr. Verst. p. 483, t. 20, £. 18. 

1847. „ s Müll. Aach. Kr. I, p. 37. 

1548. „ 5 Gein. Quader u. Kr. p. 200. 

1849. Gryphaea aucella F.Roem. Texas, p. 395. 

1852 5 vesieularis Bronn u. Roem. Leth. 3. Aufl. II, p. 264. 

1852. nr n var. aucella F.Roem. Kr. Texas, p. 75, t. 9, f. 4. 

1859. Ostrea vesieularis Cogq. Bull. Soc. g&ol. Fr. Vol. XVI, p. 1007. 

ee n Gümb. Geogn. Beschr. bayr. Alpen, p. 370. 

1863. „ r Cogq. Ge£ol. et Pal. Const. p. 306. 


1863. „ proboseidea Cogq. 1. c. p- 303. 
1863. ,„  wesieularis v. Stromb. Zeitschr. deutsch. geol. Ges. XV, p. 127, 157. 

Char. Testa ovato-globosa, gibbosa, incurva, rarius truncata; valva inferior ventricosa, laewis 
vel lamellis concentrieis paucis, irregularibus ornata, latere analı plus minusve distinete 
lobata; lobus plerumque sinu separatus; valva superior concava vel planiuscula, operculi- 
‚Formis, laevis. 


Form der Schale in der Regel eiförmig oder kugelig; Unterschale bauchig gewölbt, 
entweder glatt oder mit entfernten concentrischen Linien und blättrigen Absätzen versehen; 
an der Hinterseite mit einem Flügel, der durch eine vertiefte Bucht von der übrigen Schale 
geschieden ist. Der Wirbel ist entweder gekrümmt oder durch eine flache Anheftstelle abge- 
plattet. Die deckelartige Oberschale ist rund oder verlängert, concav oder ganz flach mit 
einzelnen vom Wirbel ausstrahlenden Radiallinien versehen. 

Unter dem Namen Gryphaea expansa hat Sowerby ') die grosse typische Form der 
Gryphaea vesicularis beschrieben, die sich nicht sehr häufig im Gosauthal findet, aber auf 





1) Murch. und Sedgw. Geol. Trans. III, p. 418, t. 38, f. 5. 


[125] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 49 


das genaueste mit norddeutschen und französischen Exemplaren übereinstimmt. Viel öfter 
begegnet man, namentlich im Hofer- und Edelbachgraben, einer viel kleineren Form, die in 
einzelnen Schichten zu Tausenden vorkömmt und von Sowerby unter dem Namen Gryphaea 
elongata beschrieben wurde. Auch diese gehört ohne allen Zweifel zu Gryphaea vesieularis 
und lässt sich nicht von gleichgrossen französischen Stücken unterscheiden. 

Vorkommen: Die vorliegende Art ist eine der gemeinsten Leitmuscheln der Kreide- 
formation, die jedoch auf keinen engen Horizont beschränkt ist, sondern fast in allen Abthei- 
lungen der mitteren und oberen Kreide auftritt. Sie findet sich im Turonien und Senonien 
von Frankreich, in der weissen Kreide von England und Skandinavien; in der oberen Kreide 
von Nord-Deutschland, Aachen, Polen und Russland, im Pläner von Böhmen und Sachsen; 
an vielen Orten in Nord-Amerika, Süd-Amerika und in Algier. In den Gosauschichten kommt 
sie vor: im Hofer-, Tiefen-, Wegscheid-, Edelbach- und Neferaben; Traunwand, Gams, 
Grünbach, Stollhof, Breitensohl bei Buchberg, Hetmannsdorf bei Neunkirchen, Piesting und 
am Hauskogl bei Stahremberg. 

RK. k. Hof-Mineraliencabinet. 


3. Section OSTREA. 


Ostrea Madelungi Zitt. 
Taf. XIX, Fig. 7 ac. 


Ohar. Testa guadrangularis, gibbosa, apice truncata, infra sinuata, biauriculata; valva infe- 
rior modice convexa, lamellis pauecis concentriecis gibbosa, infra in medio resupinata, umbone 

vix prominulo; valva superior planiuscula concentrice striata, ad marginem inferiorem 

profunde sinuosa. 

Höhe 22 Millim., Breite 21 Millim. 

Schale viereckig, schwach gewölbt, mit langem, geradem Schlossrand und auf den Seiten 
mit ohrförmigen Flügeln. Unterschale mässig gewölbt, mit entfernt stehenden coneentrischen 
Lamellen bedeckt, am Unterrand in der Mitte stark zurückgekrümmt. An dem kleinen, kaum 
über den Schlossrand vorragenden Wirbel lässt sich keine Anheftstelle erkennen. Die Ober- 
schale ist viel flacher als die Unterschale, concentrisch gestreift und am Stirnrand tief aus- 
gebuchtet. 

Östrea tetragona Bayle') aus Algier steht der vorliegenden Art sehr nahe und unter- 
scheidet sich nur durch den Mangel der Zuwachslamellen und viel bedeutendere Grösse. 
Auch Ostrea biaurieulata Lam. hat einige Ähnlichkeit, doch fehlt ihr die charakteristische 
Zurückbiegung des Unterrandes. 

Vorkommen: Selten im gelben Sandstein von Buchberg am Schneeberg. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Ostrea indifferens Zitt. 
Taf. XVII, Fig. 9 a, b. 
Char. Testa ovato-elongata, depressa, tenuis, fere aeqwivalvis, extus concentrice rugosaz pars 
cardinalis attenuata, inferior producta, vix dilatata, rotundata; margines intus eleganter 





1) Cog. Pal. et G&ol. de la Prov. Const. p. 229, t. 20, f. 11, 12. 


50 Karl Zittel. [126] 


erenulati; umbones parum prominuli, obtusi; area cardinalis lata recta fossula vix inca- 
vata. 


Höhe 18—30 Millim., Breite 10—20 Millim. 


Schale länglich-eiförmie, flach gewölbt, dünn, fast gleichklappig, oben etwas ver- 
schmälert, auf der Aussenseite mit concentrischen Falten bedeckt; die Wirbel sind abgerun- 
det und kaum angeschwollen, unter ihnen liegt das breite quergestreifte dreieckige 
Schlossfeld mit einer äusserst schwach vertieften Bandgrube. Nach unten verlängert sich die 
Schale, ohne sich jedoch beträchtlich auszubreiten. Die Ränder sind auf der Innenseite zier- 
lich gekerbt. 

Ostrea curvirostris Nilss. unterscheidet sich durch die spitzen, etwas gekrümmten Wirbel 
und die viel schwächer gekerbten Innenränder. 

Vorkommen: In schwarzen Schiefern, welche die Kohlenflötze in der Neuen Welt 
begleiten, namentlich häufig auf den Halden bei Stollhof. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


5. Familie ANOMIADAER Gray. 
Anomia Linne. 


Das Genus Anomia, dessen zahlreiche lebende Arten gegenwärtig in allen Meeren zer- 
streut sind, tritt in den Gosauschichten mit drei Arten auf, die indess in der Regel schlecht 
erhalten sind und kein besonderes Interesse bieten. Eine derselben ist, so weit sich wenig- 
stens nach den äusseren Merkmalen entnehmen lässt, mit Anomia semiglobosa Gein. identisch, 
von den beiden übrigen stammt A. intercostata Zitt. aus den brakischen Schichten von Stoll- 
hof in der Neuen Welt. 


Anomia Coquandi Zitt. 


Taf. XIX, Fig. 8. 


Ohar. Testa ovato-suborbieularis, pellucida, fragilis, laevis vel tenuiter concentrice striata ; valva 
dextra superior planiuscula, depressa umbone excentrico. 


Höhe 20 Millim., Breite 21 Millim. 


Schale quer eirund, nur wenig breiter als hoch, glänzend, glatt oder äusserst fein 
gestreift, in der Regel auf fremden Körpern festgewachsen. Die allen bekannte Oberschale 
ist sehr schwach gewölbt, am Schlossrand gerundet, mit kaum erhöhtem, etwas zurückliegen- 
dem Wirbel. 

Die zur Vergleichung vorliegenden Anomia papyracea d’Orb. aus Le Mans unterscheidet 
sich immer durch ihre dickere Schale und beträchtlichere Grösse. Anomia excentrica Cogq. und 
Anomia tellinoides M ort. sind sehr ähnliche, möglicher Weise sogar identische Formen. 

Vorkommen: Selten bei Hornegg und Stöcklwald im Russbachthal. 

RK. k. Hof-Mineraliencabinet. 


[127] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 51 


Anomia semiglobosa Gein. 
Taf. XIX, Fig. 9 a, 2. 


Syn. 1849. Anomia semiglobosa Gein. Quader u. Kr. Geb. p. 206, t. 11, f. 6—9. 


Char. Valva dextra oblique semiglobosa, ventricosa, umbone tumido; superficies strüs concentri- 
eis ornata; valva sinistra ignota. 


Zwei Oberschalen einer kleinen eoncentrisch gestreiften, stark gewölbten Anomia stim- 
men auf’s genaueste mit Exemplaren der A. semiglobosa Gein. aus Kieslingswalda überein; 
ich bin jedoch nicht ganz sicher, ob dieselben nicht möglicher Weise noch zu Anomia Co- 
quandi Zitt. gehören und nur eine höher gewölbte und stärker gestreifte Varietät derselben 
darstellen. 

Vorkommen: Selten im Wegscheidgraben. Im Quader von Quedlingburg und Kies- 
lingswalda. ) 


Anomia intercostlata Zitt. 
Taf. XIX, Fig. 10 a—c. 


Ohar. Testa irrequlariter ovata, orbieularis, margaritacea; valva superior tumidula, umbone 
prominulo acuto, radiatim costata. Üostae distantes, satis elevatae, inaequales, rectae vel 
subundulatae, interstitüs latis ad marginem inferiorem costulis brevibus instructis separatae. 
Pagina interna pellucida, margaritacea. 


Höhe 15 Millim., Breite 14 Millim. 


Schale von sehr veränderlicher Form, bald kreisförmig, bald breiter als hoch, bald mehr 
verlängert-eiförmig, perlmutterglänzend. Die allein bekannte Oberschale ist hoch gewölbt, 
der ziemlich spitze, hervorragende Wirbel randlich gebogen. Auf der Oberfläche befinden 
sich etwa 12—16 gerade oder wellenförmig gebogene Radialrippen, in deren Zwischen- 
räumen sich zuweilen am unteren Rand eine nur bis zur Mitte reichende Zwischenrippe ein- 
schiebt. Die Unterschale ist unbekannt. 

Vorkommen: Sehr häufig, aber immer schlecht erhalten im schwarzen Schieferthon 
und Sandstein auf den Halden der Steinkohlengruben von Stollhof in der Neuen Welt. 

R. k. geologische Reichsanstalt. 


6. Familie RUDISTAE Lamarck emend. Deshayes. 


Keine Familie unter den Bivalven der Kreidegebilde kann sich an Häufigkeit und geo- 
logischer Wichtigkeit mit den Rudisten vergleichen. Sie charakterisiren die verschiedenen 
Horizonte dieser Formation und dienen in den meisten Fällen als untrügliche Leitsterne zur 
Örientirung. Trotz ihres massenhaften Vorkommens sind jedoch die Rudisten in auffallender 
Weise von den Geologen und Zoologen vernachlässigt worden; erst im Jahre 1781 beschrieb 
Picot de Lapeirouse ') zum ersten Male eine Anzahl dieser merkwürdigen Geschöpfe, 
welche er in den Corbiören zu sammeln Gelegenheit hatte, und erläuterte seine Beschreibung 
durch eine Anzahl für die damalige Zeit wohlgelungener Abbildungen. Diese Monographie 


!) Pieot de Lapeirouse, Description de plusieurs nouvelles especes d’Orthoc£ratites et d’Ostraeites. Erlangen 1731. 


52 Karl Zittel. [128] 


umfasste einige Arten aus unseren heutigen Geschlechtern Hippurites und Radiolites, von 
denen jedoch Lapeirouse die ersteren als Cephalopoden (Orthoceras), die letzteren als eine 
Abtheilung der Ostraciden betrachtete. Im Anfange unseres Jahrhunderts mehrten sich die 
Abhandlungen über die Rudisten beträchtlich, allein, da sich die meisten derselben nur mit 
den oberflächlichen Merkmalen der Schalen beschäftigten und die allerdings sehr schwer 
zugänglichen Charaktere des Schlosses gänzlich vernachlässigten, so finden wir die jetzt 
unter dem Namen Audistae zusammengefasste gänzlich ee Familie in die ver- 
schiedensten Abtheilungen der Mollusken, ja sogar in die verschiedensten Thierkreise einge- 
reiht. Wie schon erwähnt, hielt ah die Hippuriten für gekammerte Cephalopoden, 
welche Ansicht von Lamarck und mit einigen Änderungen von Denys de Montfort, Par- 
kinson und selbst von Cuvier angenommen wurde. Leopold v. Buch betrachtete die Hip- 
puriten als Korallen, und Steenstrup erklärte dieselben noch im Jahre 1850 für Anneliden. 

Während auf diese Weise die Organisation der Hippuriten selbst von den hervorragend- 
sten Forschern verkannt wurde, erfreuten sich die Radioliten von Anfang an einer verhält- 
nissmässig richtigeren Würdigung ihrer Charaktere und fanden allenthalben ihren Platz 
hinter den Austern. Lamarck ') bildete aus den Radioliten und den mittlerweile bekannt 
gewordenen Geschlechtern: Sphaerulites, Birostrites, Calceola, Discina und Orania eine beson- 
dere Familie, welche er Rudisten nannte und an das Ende der Conchiferen stellte. 

Deshayes’) war der erste, der im Jahre 1825 die Verwandtschaft der Hippuriten mit 
den Radioliten und Sphäruliten erkannte. Er nahm eine vollständige Umgestaltung der 
Familie der Rudisten vor und entfernte aus derselben die heterogenen Elemente, welche 
Lamarck zusammengefasst hatte. Trotzdem Deshayes mit gewohntem Scharfsinn den 
Beweis geliefert hatte, dass die Rudisten den Üonchiferen am nächsten verwandt seien, wur- 
den dieselben doch von Desmoulins °) in einer sonst trefflichen Monographie für eine 
besondere Ulasse erklärt, welche zwischen den Tunicaten und Cirrhipeden ihren Platz finden 
müsse und .eine ähnliche Ansicht findet man in Carpenter’s Report of the structure of 
shells. 

Zwei der hervorragendsten Paläontologen, Goldfuss und d’Orbigny, stellten fast 
gleichzeitig die Rudisten als eine den Brachiopoden verwandte Molluskenfamilie auf und 
beschrieben bereits bei einigen Arten den complieirten Schlossapparat. Dieser Ansicht 
schlossen sich noch neuerdings Philippi und Pietet an und standen dadurch einer Anzahl 
Paläontologen gegenüber, von denen die Einen, wie Rang, Lamarck, Blainville und 
später Bronn die Rudisten als eine selbstständige zwischen den Lamellibranchiaten und Bra- 
chiopoden stehende Unterabtheilung der Mollusken betrachteten, während die Anderen, unter 
denen vorzugsweise Deshayes, Roquan de Rolland, Saemann, Quenstedt und 
neuerdings besonders Woodward und Bayle zu nennen sind, dieselben einfach als eme 
Familie der Lamellibranchiaten den Chamaceen anschlossen. 

Hatte die erstere Ansicht ihre Begründung in der eigenthümlichen Schalenstructur der 
Rudisten, welche man mit der der Brachiopoden zu vergleichen suchte, so haben anderseits 
Woodward und Bayle so überzeugende Gründe für die Verwandtschaft mit den Chama- 


!) Lamarck, Histoire naturelle des animaux sans vertebres. Vol. VI. 
2) Deshayes, Annales des sciences naturelles. Vol. V, p. 205. 
3) Desmoulins, Essai sur les sph£rulites. 1827. 


[129] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 53 


ceen angeführt, dass ihre Ansicht heute ziemlich als die alleemein angenommene betrachtet 
werden kann. Es würde eine unnütze Wiederholung sein, alle die Gründe, welche Wood- 
ward und Bayle zur Bekräftigung ihrer Ansicht anführen, abermals aufzuzählen. Neue von 
erheblicher Bedeutung habe ich nicht beizufügen, und so schliesse ich mich unbedingt den 
beiden Forschern an, deren scharfsinnigen Studien die Paläontologie so viel Dank schul- 
dig ist‘). 

In einer Reihe von monographischen Abhandlungen, welche im Bulletin de la Societe 
geologique erschienen, hatte Bayle den verwickelten innern Schlossapparat beinahe aller 
Rudisten-Geschlechter in einer Weise dargelegt und beschrieben, die Nichts zu wünschen 
übrig lässt. Er wurde in seiner Arbeit wesentlich erleichtert durch den günstigen Erhaltungs- 
zustand der Rudisten an einzelnen Localitäten der Charente, der ihm gestattete eine Anzahl 
von Präparaten herzustellen, die jetzt eine Zierde der paläontologischen Sammlung der 
Ecole des mines bilden. Der Mergel, mit dem das Innere der Wohnkammer ausgekleidet zu 
sein pflegt, liess sich dort ohne grosse Mühe durch Meissel und Gravirnadel entfernen, und 
auf diese Weise erhielt Bayle seine Prachtexemplare, an denen jedes Zähnchen, jede Ver- 
tiefung, jeder Muskeleindruck auf das deutlichste sichtbar ist. 

Die Rudisten der Gosaugebilde boten leider keinen so günstigen Erhaltungszustand dar, 
sie sind gewöhnlich zu Millionen auf einander gehäuft, dann fest mit einander verwachsen, 
so dass es fast unmöglich ist, sie vollständig herauszuschlagen. Die ganze Masse ist in kry- 
stallinischen Kalkspath umgewandelt und das Innere mit Krystallen ausgekleidet. Solche 
Individuen, welche meistens den Arten: Hippurites cornu-vaceinum, H. organisans und etwa 
H. suleatus angehören, lassen sich zwar an ihren äusseren Merkmalen noch mit Sicherheit 
bestimmen, eine Präparation des Schlosses jedoch ist stets unmöglich. Etwas günstiger ver- 
halten sich die vereinzelten in versteinerungsreichen Mergeln, namentlich in den Korallen- 
schichten vorkommende Stücke, welche zwar in der Regel durch die Oberschale geschlossen 
und im Innern mit einem sehr harten Mergel ausgefüllt sind, allein derselbe lässt sich in 
glücklichen Fällen durch feine Meissel und Gravirnadel entfernen. Die Schwierigkeiten übri- 
gens, den innern Apparat blosszulegen, ist selbst an solchen Stücken immer noch so gross, 
dass Zekeli, der sich seiner Zeit viel mit den Rudisten der Gosau beschäftigte, gänzlich 
davon abstand und durch ein eigenthümliches Verfahren zum Ziele zu gelangen suchte. 

Er liess eine Menge von Durchschnitten nach den verschiedensten Richtungen anferti- 
gen; die hierdurch erzielten Ansichten wurden auf Strohpapier fixirt und auf dünne, den 
Zwischenräumen der Durchschnitte entsprechende Wachsschichten übertragen. Durch Ent- 
fernung der von Mergeln ausgefüllten Partien in diesen Wachstafeln erhielt Zekeli nach und 
nach eine Form, welche die verschiedenen Zähne und Vertiefungen der beiden Schalen dar- 
stellte. Die auf diese Weise angefertieten Präparate wurden in den Sitzungen der geologi- 
schen Reichsanstalt vorgezeigt *), allein es sind jenen Mittheilungen leider keine Abbildungen 
beigereben, so dass sich kein Urtheil über den Grad der Vollkommenheit derselben bilden 


» 


1) Wenn trotzdem die in den Gosauschichten vorkommenden Rudisten erst hier am Ende der Bivalven beschrieben werden, so ist 
dies Verhältnissen zuzuschreiben, welche es mir wünschenswerth erscheinen liessen, die übrigen Bivalven, welche einen viel 
grösseren Apparat von Vergleichsmaterial und Literatur erforderten, noch während meines Aufenthaltes am Wiener Hof-Mine- 
raliencabinete zum Abschluss zu bringen, während die Rudisten, welche voraussichtlich mühsame und zeitraubende Präparate 
nothwendig machten, leichter in meinem gegenwärtigen Wohnorte vollendet werden konnten. 

?) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1854, Bd. V, p. 199. 


F7 


(Zittel.) 


54 Karl Zittel. [130] 


lässt. Immerhin aber konnten bei dieser Methode schwere Irrthümer unterlaufen, und nament- 
lich musste die Lage der Muskeleindrücke stets verborgen bleiben. 

Da die von Zekeli durchschnittenen Exemplare, welche sich grösstentheils in den 
Sammlungen der geologischen Reichsanstalt und des k. k. Hof-Mineraliencabinets befinden, 
demnach nur geringen Werth besassen, so versuchte ich von Neuem mein Glück mit Meissel 
und Gravirnadel und gelangte freilich nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen dahin, für fast 
alle Arten den innern Schlossapparat darzulegen. Da sich meine Untersuchungen fast ohne 
Ausnahme auf andere Species bezogen, als welchen Bayle seine Aufmerksamkeit vorzugs- 
weise zugewendet hatte, so darf ich hoffen, dass meine mühsame Arbeit die Kenntniss über 
die Organisation der Rudisten erweitern und nicht ganz fruchtlos sein dürfte. 

Von den bis jetzt bekannten Rudisten-Geschlechtern, deren Zahl durch die Untersuchun- 
gen Bayle und Woodward'’s beträchtlich reducirt wurde, finden sich in den Gosaugebilden: 
Wippurites, Radiolites, Sphaerulites und Caprina. 


Hippurites Lam. 


Als Lamarck im Jahre 1801 das Genus Fippurites gründete, war über die innere Orga- 
nisation dieser Thiere kaum etwas bekannt. Lamarck selbst stellte dieselben, dem Beispiele 
Picot de Lapeirouse folgend, zu den gekammerten Uephalopoden, woselbst es auch in 
späteren Auflagen der Histoire des animaux sans vertebres verblieb, obwohl dem gelehrten 
Bearbeiter der Mollusken die Verwandtschaft mit den übrigen Rudisten bereits vollkommen 
bekannt war. In d’Orbigny’s Pal&ontologie francaise und in Goldfuss’ Petrefacta Germa- 
niae sind zum ersten Male Abbildungen des innern Schlossapparates der Unterschale von eini- 
gen Hippuriten-Arten gegeben, doch ist die ganze Organisation dieser Thiere erst durch 
Woodward’s trefflichen Aufsatz über die Structur der Hippuriten ') und noch später durch 
Bayle’s bewunderungswürdige Präparate, welche in scharfsinniger Weise interpretirt wur- 
den ?), befriedigend erklärt. 

Bei der Verschiedenheit der Rudisten von den übrigen Bivalven und der eigenthüm- 
lichen Nomenclatur, welche diese bedingt, scheint es nicht überflüssig, den einzelnen Arten 
eine Beschreibung der Sippe vorauszuschicken, um so mehr, als zwischen Woodward und 
Bayle immer noch einige Meinungsdifferenz existirt und als die von mir hergestellten Präpa- 
rate wenigstens einzelne neue Thatsachen den bereits bekannten beifügen. 

Die Hippuriten sind zweischalige, sehr ungleichklappige Muscheln von unregelmässiger 
eylindrischer oder kreiselförmiger Gestalt, mit der grösseren, geraden oder gebogenen, am 
unteren Ende spitz zulaufenden Schale aufgewachsen. Die einzelnen Arten sind höchst wan- 
delbar in der Form, in der Jugend gewöhnlich kegelförmig, im Alter eylindrisch. Die Ober- 
schale ist flach deckelförmig, auf der Oberfläche mit feinen Poren bedeckt und fast immer mit 
zwei runden oder länglichen Gruben versehen, welche entweder den Deckel durchbohren 
oder auch namentlich bei alten Exemplaren geschlossen sind. Der Buckel der Deckelschale 
ist in der Regel nahezu mittelständig und sehr wenig erhöht. 

Die Hippuriten bilden häufig mächtige Bänke und finden sich dann zu Tausenden auf 
einander geschichtet in langen Reihen zusammengewachsen oder in unförmlichen Massen 


1) Quarterly Journal of the Geologieal Soc. Vol. X, p. 40—61. 


r„ 


2) Bulletin de la Soc, g&ol. de France. 2. ser. Vol. XI, p. 772—807. 


[131] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 55 


angehäuft und bilden Ablagerungen, welche einige Ähnlichkeit mit Austernbänken oder noch 
mehr mit Korallenriffen besitzen. Diese Art des Vorkommens macht es höchst wahrscheinlich. 
dass die Rudisten nur in seichten Gewässern, in der Nähe der Gestade sich aufhielten; sie 
liegen zudem allenthalben in den österreichischen Nordost-Alpen unmittelbar auf den älteren 
Alpenkalken und sind in der Regel von Conglomeratbänken begleitet, welche offenbar die 
Ufer der ehemaligen Meerbusen bezeichnen. 

Die grössere aufgewachsene Unterschale der Hippuriten besteht aus zwei Schichten 
von durchaus verschiedener Structur; einer äussern, gewöhnlich braun gefärbten und einer 
weissen innern. Die:Dicke der beiden ist nach den einzelnen Arten wechselnd, sie lösen sich 
in der Regel durch einen Schlag mit dem Hammer leicht von einander ab und es bleibt nach 
Entfernung der äussern Schicht ein fast glatter, mit schwachen Längsfurchen und feiner Zu- 
wachsstreifung versehener Kern zurück. 

Die Textur der äusseren braunen Schicht ist gitterförmig (verel. Taf. XX, 
Fig. 3 und 4), sie ist bis jetzt einzig und allein bei den Rudisten nachgewiesen und hat einige 
Ähnlichkeit mit dem Gewebe der Knochen. Die Schicht besteht aus aufrecht stehenden. 
gewöhnlich unregelmässig sechsseitigen kleinen Säulchen, welche gemeinschaftliche Zwischen- 
wände besitzen, bei den fossilen Exemplaren mit Kalkspath ausgefüllt sind, bei Lebzeiten 
des Thieres aber vermuthlich hohl waren; diese aufrechten Prismen werden durch horizon- 
tale Querböden, welche den äusseren Zuwachsstreifen entsprechen, gewissermassen in ein- 
zelne Kammern abgetheilt und bilden auf diese Weise ein eisenthümliches Maschennetz. Nach 
den Querböden lässt sich die äussere Schicht leicht spalten, man erhält dann Ablösungsstücke, 
die den verschiedenen Entwickelungsstadien des Thieres entsprechen, und bei welchen die 
Bruchfläche, ganz wie der Oberrand der Unterschale von vielen Gefässcanälen durchzogen 
ist (vergl. Taf. XX, Fig. 3). Diese zahlreichen, mannigfaltig verzweigten Gefässeindrücke am 
oberen Rande und auf den horizontalen Bruchflächen beweisen, dass der äussere Rand des 
Mantels des Thieres, welcher diese Schicht absetzte, mit einem sehr verwickelten Gefässsystem 
eingefasst war. 

Die innere, gewöhnlich in krystallinischen Kalkspath umgewandelte Schicht ist weiss und 
blättrig; sie kleidet fast die ganze Schale aus und lässt nur eine im Verhältniss zu der gewal- 
tigen Schale winzig kleine Wohnkammer frei. Die äusserst dünnen Blättchen dieser Schicht 
legen sich nicht immer dicht auf einander, sondern bilden wie bei manchen Ostrea-, Etheria- 
und Spondylus-Arten ein zelliges Gewebe, zuweilen sogar ziemlich grosse unregelmässig 


1g€ 


Hohlräume, sogenannte Wasserkammern (vergl. Taf. XX, Fig. 2), welche zur V a 
mit den vielkammerigen Cephalopoden Veranlassung gegeben haben. Fast immer sind die 
Wasserkammern mit Kalkspathkrystallen ausgefüllt, selten leer. 

Der Schlossapparat der Unterschale ist bei den verschiedenen Arten mancherle; 
Modificationen unterworfen, immer aber lassen sich bei allen echten Hippuriten auf der Aus- 
senseite drei, bei einzelnen Arten nur zwei mehr oder weniger vertiefte Furchen beobachten. 
denen im Innern eben so viele hervorspringende Falten entsprechen. Diese Falten entstehen 
durch eine Einschnürung der äusseren Schalenschicht (Taf. XX, Fig. 3), und sie bestehen 
daher, wie schon Woodward nachwies, ihrer Hauptmasse nach aus der braungefärbten 
gegitterter Substanz und sind nur von einer dünnen Lage der inneren Schicht umgeben '). 





!) Die Angabe Bayle's, dass die drei hervorspringenden Falten im Innern der Hippuritenschalen aus der innern glasigen Scha- 
lenschicht gebildet seien („sont form&es par le depöt vitreux“) ist unrichtig. 


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a 


Karl Zittel. [132] 


Die schmälste und gewöhnlich am weitesten in die Wohnkammer hineinreichende Falte 
ist die „Schlossfalte“ (arte cardinale Bayle, ligamental infleetion Woodw., vergl. 
Taf. XX, Fig. 6 A); rechts von ihr treten die viel stärkeren, rundlichen „Säulchen*“ (eolum- 
nae, piliers Bayle) hervor, welche oben mit einem kleinen Knöpfehen gekrönt sind, die in 
die beiden den Säulchen entsprechenden Gruben der Oberschale hereinragen. Das der 
Schlossfalte am nächsten stehende Säulchen soll als vorderes (Taf. XX, Fig. 6 B) (muscular 
infleetion Woodw.), das andere als hinteres (siphonal infleetion Woodw.) (Taf. XX, 
Fig. 6 ©) bezeichnet werden. Das vordere Säulchen ist mit dem Ende der Schlossfalte durch 
eine Querwand (Fig. 6 M) verbunden, wodurch eine vertiefte Grube entsteht, die durch eine 
zweite Querwand (Fig. 6 Q) in zwei ungleiche Hälften (Taf. XX, Fig. 6 O) getheilt ist, 
welche zur Aufnahme der Zahnfortsätze der Oberschale bestimmt sind. Eine weitere Scheide- 
wand (Fig. 6 N) geht ebenfalls vom Ende der Schlossfalte nach der schräg gegenüber liegen- 
den Wand der Wohnkammer; dieselbe trägt die vorderen Muskeleindrücke und schneidet 
eine zweite gewöhnlich viel grössere Grube als die erstere von der Wohnkammer ab. Auch 
diese Vertiefung wird durch eine ebenfalls vom Ende der Schlossfalte ausgehende Querwand 
(Fig. 1 P) in zwei je nach den Arten sehr verschieden gestaltete Gruben getheilt, von denen 
die der Schlossfalte zunächst liegende (Fig. le) niemals durch einen Zahnfortsatz der Ober- 
schale ausgefüllt wird '), sondern wie Bayle vermuthet, zur Aufnahme von weichen inneren 
Gefässen dient. Woodward nennt dieselbe cartilage pit und hält sie für die Aufnahme eines 
innerlichen Schlossbandes bestimmt. Bayle bestreitet das Vorhandensein eines Bandes, und 
in der That vermochte ich auch an keinem meiner Präparate Anhaftstellen zu beobachten, 
welche auf ein Schlossband hinweisen könnten. Die genannte Grube ist bei einzelnen Arten 
sehr gross (Hippurites cornu-vaceinum), bei anderen (H. radiosus) sehr klein. 

Wie das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein eines Schlossbandes Streitfrage zwischen 
Woodward und Bayle ist, so sind auch deren Ansichten über die Lage der Muskeleindrücke 
getheilt. An der der Schlossfalte gegenüberliegenden Wand der Wohnkammer befindet sich 
fast bei allen Arten ein sehr kräftig markirter Muskeleindruck, der immer in zwei deutlich 
geschiedene Hälften zerfällt, von welchen Bayle die der Schlossfalte zunächst liegende 
(Taf. XX, Fig. 6 a) mit dem vorderen Muskeleindruck der normalen Bivalven (adducteur 
anterieur) vergleicht, während die hintere, gewöhnlich etwas kleinere (Fig. 6 «) dem hinte- 
ren Muskeleindruck entsprechen soll und desshalb addueteur posterieur genannt wird. Ein 
weiterer Muskeleindruck ist nach Bayle nicht vorhanden und es wären demnach die zwei 
sonst weit entfernten, an den entgegengesetzten Enden der Schale liegenden Muskeleindrücke 
neben einander in den vorderen Theil der Schale verlegt. 

Woodward ist anderer Ansicht. Er fand einen zweiten, freilich viel schwächeren 
Muskeleindruck am Grunde einer der Gruben, welche sich zwischen der Schlossfalte und 
dem vorderen Säulchen befinden (Taf. XX, Fig. 6 a”); derselbe musste einerseits auf der 
Unterschale, andererseits aber an dem Ende des grossen zweitheiligen Zahnes angeheftet 
sein, welcher aus der Deckelschale in die beiden Gruben herabhängt. Bayle fand zwar bei 
Hippurites radiosus an diesem Zahne hervorstehende Rauhigkeiten, da sich jedoch, an einer 
grossen Zahl von ihm untersuchter Exemplare, ähnliche Eindrücke auch auf den übrigen 


1) Eine weitere der letztgenannten Querwand entsprechende Leiste befindet sich bei Hippurites radiosus noch zwischen der 
Schlossfalte und dem vorderen Säulchen, so dass nach Woodward das Band in zwei getrennten Gruben läge. Bei den in der 
Gosau vorkommenden Arten fehlt diese Querleiste vollständig. 


[133] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 


‘ 


[5 


Zähnen an beliebigen Stellen vorfanden und er niemals wirkliche Anhaftstellen eines Mus- 
kels beobachten konnte, da dieselben ferner bei einzelnen Exemplaren vorhanden sind, bei 
anderen fehlen, so erklärte sie Bayle für Fortsätze, welche dazu bestimmt sind, das Auf- 
und Abwärtsgleiten der Oberschale zu regeln. 

Ein sehr gut gelungenes Präparat von Hippurites cornu-vaceinum (Taf. XX, Fig. 6) ver- 
anlasst mich der Meinung Woodward’s beizutreten. Die Seitenwände der vorderen, von 
den beiden zwischen der Schlossfalte und dem vorderen Säulchen liegenden Gruben sind 
nämlich mit kräftisen Vertiefungen versehen, welche sich nur als Muskeleindrücke erklären 
lassen. Diesen Eindrücken entsprechen auf dem in dieser Grube herabhängenden Zahne 
Rauhigkeiten, die ich ebenfalls an einem Bruchstücke dieses Zahnes auf das deutlichste beob- 
achten konnte. Saemann, der zuerst versuchte das Innere des Hippurites cornu-vaccinum 
blosszulegen, kam zu einem gleichen Resultate, wie aus folgenden Worten seiner Beschreibung 
hervorgeht '): „Ü’est dans le sillon form& par la carene centrale (Schlossfalte) et la premiere 
ar&te (vorderes Säulchen) qu’etait enfoncde la seconde attache, tout aussi faible et petite que 
l’autre &tait grande et forte. Il m’&tait impossible de trouver quelque chose de semblable 
dans le sillon qui est form& par la premiere et la seconde arete*. Ein weiterer Muskelein- 
druck, den Saemann an einer anderen Art zwischen den zwei Säulchen zu bemerken ver- 
meinte, ist von Bayle als eine Täuschung nachgewiesen °). 

Es scheint demnach, dass bei dem Genus Hippurites der grosse vordere Muskeleindruck 
zweitheilig und an der Wand der Wohnkammer gegenüber der Schlossfalte gelesen ist; 
der hintere viel schwächer entwickelte Muskel dagegen befindet sich in einer der Gruben 
zwischen der Schlossfalte und dem vorderen Säulchen und ist an das Ende der Oberschale 
angeheftet. 

Die Oberschale der Hippuriten ist immer flach oder schwach gewölbt, deckelförmig, 
mit centralem, kaum hervörragendem Buckel. Auch sie besteht aus zwei verschiedenen 
Schalenschichten, wovon die äussere die gegitterte, die innere die gewöhnliche porcellan- 
artige Structur besitzt und sich von der Unterschale nur dadurch unterscheidet, dass die 
einzelnen Blättchen sehr dicht und fest auf einander liegen und niemals Wasserkammern 
bilden. Die ganze äussere Oberfläche erscheint durch feine Poren wie punktirt und diese 
Poren stehen mittelst feiner Röhrchen mit Canälen in Verbindung, die von dem Buckel nach 
dem Rande laufen und äusserlich in der Regel durch eine Furche bemerkbar sind. Diese 
Canäle verzweigen sich häufig in mehrere Arme und münden auf der Innenseite der Ober- 
schale in dem durch den Manteleindruck scharf begrenzten Rande. Diese Canäle dienten 
wohl zur Aufnahme von Capillargefässen, die wahrscheinlich die Bewegung der beiden Rlap- 
pen erleichterten. Bei den meisten Arten befinden sich auf der Oberfläche der deckelförmiaen 
Schale zwei rundliche oder elliptische Öffnungen, welche entweder den Deckel ganz oder 
theilweise durchbohren und sich gerade über den beiden Säulchen der Unterschale befinden 
(Taf. XX, Fig. 4 B, O). Diese Öffnungen (ocelli) fehlen jedoch gar nicht selten voll- 
ständig. 

Der Zahnapparat ist ziemlich complieirt und nur mit der grössten Schwierigkeit 
gelang es mir zwei etwas unvollständige Präparate von Hippurites dilatatus herzustellen, 


1) Bulletin de la Soeiete g&ol de France. 2. ser. Vol. VI, p. 282 etc. 
> 
) 


g 
Bulletin de la Societe ge&ol. de France. 2. ser, XII, p. 709. 


58 Karl Zittel. [134] 


da derselbe wenig von Hippurites radiosus abweicht und die Abbildung von Bayle') den 
ganzen Schlossapparat dieser Species vollständig darstellt, so ist dieselbe in Taf. XX, Fig. 1 
wiedergegeben und das Wichtigste der folgenden Beschreibung jener classischen Arbeit 
über Hippurites entnommen. 

Die Schlossfalte (Fig. 1, A) bildet auch hier einen schwach hervortretenden Kiel, an 
dessen Ende sich rechts und links Vertiefungen befinden, welche Woodward für Band- 
eruben hält, doch sind niemals Eindrücke in denselben nachzuweisen. Vor der Schlossfalte 
hängt ein mächtiger zapfenförmiger Zahn herab (F), der sich in eine Grube (r) der Unter- 
schale einsenkt. An der Basis dieses Zapfens sind zwei polsterartige weiche Erhöhungen, 
welche dem getheilten vorderen Muskeleindruck der Unterschale entsprechen und durch 
eine deutliche Vertiefung von einander getrennt sind. Auf der nach innen gerichteten Seite des 
Zahnes befindet sich eine tiefe Grube, wodurch die Basis desselben sehr verschmälert wird. 
Der Zahn selbst ist lang, pyramidenförmig, bei den einzelnen Arten sehr verschiedenartig 
geformt, gerade und mit hervorspringenden Rauhigkeiten versehen. Bayle nennt ihn „den 
ersten Schlosszahn“. 

In die Gruben « und o der Unterschale senken sich ebenfalls zwei zapfenförmige 
Zähne der Oberschale ein, welche eine gemeinsame Basis besitzen, die mit der des ersten 
verbunden ist. Der vordere von diesen (G) ist pyramidenförmig (bei Hippurites cornu-vacei- 
num länger als der hintere, sonst in der Regel kürzer) und zeigt an seinem unteren Theile 
bei einzelnen Arten (Hipp. cornu-vaccinum und dilatatus) Anheftstellen des hinteren Muskel- 
eindruckes. Bayle nennt diesen den zweiten und den daneben liesenden hinteren (H) 
den dritten Schlosszahn. Letzterer ist seitlich abgeplattet, häufig länger als der zweite 
(Hipp. radiosus und sulcatus) und trägt in diesem Falle die Anheftstellen des hinteren Mus- 
keleindruckes. 

Die bisherige Beschreibung bezieht sich auf eine Anzahl von typischen Formen des 
Genus Hippurites. Viele Arten sind jedoch keineswegs genau in dieser Weise gebaut, son- 
dern sowohl in Beziehung auf die Schalenstructur als auch auf den inneren Schlossapparat 
sehr mannigfaltig gestaltet, so dass es zweckmässig erscheint, nach dem Vorgange Wood- 
ward's eine Anzahl von Unterabtheilungen aufzustellen. 

Die erste derselben umfasst die typischen Arten, bei welchen die Schlossfalte stark 
entwickelt ist und weit in die Wohnkammer hereinragt (Hippurites cornu-vaccinum Bronn). 

Bei der zweiten Unterabtheilung, für welche Woodward den Subgenus- Namen 
D’Orbignia vorschlägt?), ist die Schlossfalte nur durch eine schwache Einbiegung entwickelt 
und ragt kaum in die Bauchhöhle herein, wodurch der ganze Schlossapparat der Unterschale 
nicht unbedeutend verändert wird (Hippurites radiosus Desm., H. bioculatus Lam.) 

- Eine noch viel abweichendere Organisation der Unterschale zeigt Hippurites dilatatus 
Defr. (vgl. Taf. XXIV, Fig. 1). Der grosse vordere Muskeleindruck liegt hier theilweise 
auf einem sonderbaren löffelartigen Fortsatz, der durch eine starke Querwand mit dem Ende 
der Schlossfalte in Verbindung steht, theilweise befindet sich derselbe unter diesem Appen- 
dix und wird von diesem, namentlich an dem von der Schlossfalte entferntesten Theile über- 
ragt. Zwischen diesem Muskelträger und der Schlossfalte liegt eine grosse Grube, die wahr- 
scheinlich zur Aufnahme von weichen Theilen des Thieres diente. 


1) Bulletin de la Soci6te geol. de France. 2. ser. XII, t. 18, £. 6. 
2) Geologist. Oct. 1862, p. 5. 





[135] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 59 


Eine weitere Gruppe bildet Hippurites organisans Montf. sp. Die Schlossfalte ist hier 
kaum von den beiden Säulchen zu unterscheiden, sehr kurz, dick und verhältnissmässig wenig 
entwickelt, dagegen ragen ausser den Säulchen einzelne den Rippen entsprechende Vorsprünge 
in die grosse Wohnkammer hinein. Die äussere Schalenschicht bildet keine gleichdicke Lage, 
welche die ganze Unterschale umhüllt, sondern besteht aus eben so vielen Einschnürungen, 
als Rippen vorhanden sind, und diese sind durch eine dünne Lage mit einander verbunden. 

Bei der letzten Unterabtheilung endlich, welche Woodward mit dem Namen Barettia 
belegte!), ist die äussere Schalenschicht auf eine den Rippen entsprechende Anzahl perl- 
schnurartiger Einschnürungen reducirt, die unter einander gar nicht mehr in Verbindung 
stehen. 

Das Genus Hippurites Lamarck liesse sich demnach in folgende Unterabtheilungen 
zerlegen: 

a) die typischen Hippuriten-Arten mit wohl entwickelter Schlossfalte (Hrppurites 
cornu-vaceinum Bronn., H. sulcatus Defr., H. Toucasianus d’Orb., H. Loftusi Woodw., 
H. vesiculosus Woodw., ? H. Requwienianus Math.). 

b) D’Orbigni Woodw., Schlossfalte kaum in die Wohnkammer hervorragend (Hip- 
purites bioculatus Lam., H. collieiatus Woodw., H. radiosus Desm., H. exzaratus Zitt.). 

c) Schlossfalte wohl entwickelt. Vorderer Muskeleindruck theils auf, theils unter einem 
löffelförmigen Fortsatz der Unterschale gelegen (Hippurites dilatatus Defr.). 

d) Schlossfalte sehr rudimentär, kurz und dick. Äussere Schalenschicht schwach ent- 
wickelt, mit vielen den Rippen entsprechenden Einschnürungen versehen (Hhppurites organi- 
sans Montf£.). 

e) Baretta Woodw. Schlossfalte fehlt. Äussere Schalenschichte auf unzusammen- 
hängende, perlschnurartige Einschnürungen reducirt (Barettia monilifera W oodw.). 

Mit Ausnahme von Barettia sind sämmtliche Unterabtheilungen des Genus Hippurites 
in den Gosaugebilden repräsentirt. 


Hippurites cornu-vaceinum Bronn. 
Taf. XX, Fig. 2 u. 6; Taf. XXI, Fig. 1—8. 


Syn. 1826. Sphaerulites bioculata Desm. Essai sur les Spher. p. 115, t. 5. 


1826. cn imbricata Desm. 1. ce. p. 116. 

1827. Hippurites sulcatus Keferst. Deutschl. 1827, V, 3, p. 503. 

1830. a eornu-vaceinum Bronn, Ersch und Gruber’'s Enceyklopädie. Art. Hrppurites. 
1832. cn > = Bronn Jahrb. p. 171. 

1837. n 5 2 Bronn Lethaea geogn. a. p. 635, t. 31, f. 2. 

1837. 5 gigantea Hombre Firmas Recueil de mem. Nismes, p. 181 und 198, t. 4, £. 1, 2. 
1537. " Moulinsii Hombre Firmas l.c. p. 200, t. 4, £. 6. 

1840. n cornu-vaccinum Goldf. Petref. Germ. 3, p. 302, t. 165, £. 1. 

1840. = radiosus Goldf. Petref. Germ. 3, p. 300, t. 164, f. 2a, b. 

1840. =) costulatus Goldf. Petref. Germ. 3, p. 302, t. 165, f.2 a (non d, c,d, e). 

1843. ” g’gantea Math. Cat. meth. p. 128. 

1842. h Zata Math. 1. c. p. 128, t. 9, f. 4. 

1842. a Galloprovincialis Math. 1. ce. p. 127, t. 9, £. 1,2, 3. 

1842. m dentata Math. 1. ce. p. 127, t. 9, £. 6. 

1842. 4 radiosa Math. ]. c. p. 125. 

1847. ” cornu-vaccinum d’Orb. Pal. france. Cret. 4, p. 162, t. 526, 527. 

1849. n ” n Saemann Bull. Soe. g6ol. Fr. 2. sEr. vol. VI, p. 280. 








!) Woodward in Geologist. 1862, Oct. p. 3, t.1, 2. 


60 Karl Zittel. [136] 


1852. Hippurites eornu-vacenum Bronn Leth. geogn. 3. Aufl. II, 2, p. 246. 


1855 5 . 5 Woodw. Quart. Journ. geol. Soc. X, p. 42, f. 2,5, t.4, f. 2,3. 
1855. H arborea Lanza Bull. Soc. g&ol. XIII, p. 127, t. 8, f£. 9. 

1855. = intrieata Lanza ]l.c. p. 133, t.8, f. 8. 

1859. n cornu-vaceinum, intricata et gigantea Lanza Viaggio in Inghilterra, p. 297. 
1859. " Bayle Bull. Soc. g&ol. 2. ser. XIV, p. 665, t. 15, £. 1, 2, 3. 
1861. > 5 ’ Gümb. Geogn. Beschr. bayr. Alpen, p. 570. 

1862. = a n Coq. Geol. et Pal. Constant. p. 301. 

1864. S n " Guiscardi Studii sulla famiglia delle Rudiste, p. 2. 

1564. 5 Taburnei Guise. l.c. p. 2, t.1, £. 1. 

1864. 5 Bayleö Guisc. 1. e. p- 3, t. 1, f. 2,3. 

1864. - Arduinü Guisc. l.c. p.4,.t.1,f.4,5, t. 2. 


Char. Testa forma varvabili, elongata, turbinata vel eylindrica, basi attenuata, inflexa, rarius 
recta. Valva major affixa in aetate juvenili dilatata, turbinata, deinde saepissime eylindrieca, 
praelonga. Superfieies longitudinaliter costulis mumerosis obtusis non valde elevatis striato- 
sulcata et strüs concentrieis incrementitüs undulata. Sulei tres externi valde approximati et 
aequaliter inter se distantes, plus minusve impressi, in nucleis maxime perspicw. Valva 
superior opercularis, plana, poris polygonis instructa et canalibus numerosis ab umbone cen- 
trali orientibus, versus marginem bifurcatis, collinibusque elevatioribus eleganter ornata. 
Ocelli bini angusti operculum non perforant. 


Länge sehr wechselnd von 20—600 Millim., Durchmesser von 15—130 Millim. 


Schale länglich, entweder kreiselförmig oder eylindrisch, an der Basis verschmälert. 
Die äussere braune Schalenschicht ist verhältnissmässig dünn, während die stark entwickelte 
innere den ganzen unteren Theil der Schale ausfüllt und häufig sogenannte Wasserkammern 
bildet. Die Unterschale ist von höchst veränderlicher Form, bei jugendlichen Exemplaren 
gewöhnlich kreiselförmig, rasch an Umfang zunehmend, später jedoch vergrössert sich ihre 
Weite nur sehr unbedeutend und sie wird mehr und mehr eylindrisch. Fast immer ist sie 
sebogen, namentlich an ihrem unteren Theile, wo sie mit ziemlich breiter Anheftstelle auf- 
gewachsen ist, hin und wieder finden sich aber auch fast ganz gerade Exemplare. Die Ober- 
fläche ist mit zahlreichen, nur schwach erhabenen stumpfen Längsrippen bedeckt, welche 
durch Furchen geschieden sind, und über diese läuft eine wellenförmige concentrische 
Zuwachsstreifung. Die drei, den beien Säulchen und der Schlossfalte entsprechenden äusser- 
lichen Furchen liegen nahe bei einander (näher als bei allen bisher bekannten Hippuriten- 
Arten, da der von ihnen eingeschlossene Raum nur etwa den siebenten Theil des Schalen- 
umfanges beträgt) und sind fast gleich stark vertieft. Die deckelförmige, entweder flache 
oder nur schwach gewölbte Oberschale ist mit zahlreichen, ziemlich grossen, vieleckigen 
Poren versehen, welche namentlich an etwas verwitterten Exemplaren deutlich hervortreten 
und nach innen mit Canälen in Verbindung stehen, die am inneren Rande ausmünden. Von 
dem mittelständigen schwach erhöhten Buckel laufen strahlenförmig eine grosse Anzahl 
vertiefter, gegen den Rand hin verzweigter Canäle herab, welche durch etwas erhöhte 
Zwischenräume geschieden sind und welche an verwitterten Exemplaren als tiefe Furchen 
erscheinen. Die beiden augenartigen Vertiefungen auf der Oberschale sind zwar bei Hippu- 
rites cornu-vaceinum vorhanden, allein ziemlich klein, kreisrund oder etwas verlängert und 
durchbohren nur höchst selten die ganze Schale. 

Sehr häufig findet man Exemplare, an denen die obere Schalenschicht abgesprungen 
ist, solche Steinkerne sind alsdann glatt oder nur äusserst zart concentrisch getreift, sie zeigen 


[137] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 61 


eine Anzahl schwach vertiefter Längsfurchen und drei tief eingeschnittene Rinnen, welche 
den drei Furchen auf der Oberfläche entsprechen; gewöhnlich liegt auf solchen Kernen noch 
die Deckelklappe, deren äussere Schalenschichte entweder theilweise oder ganz erhalten ist. 

Der innere Schlossapparat wurde bereits von Saemann, d’Orbigny, Wood- 
ward und besonders ausführlich von Bayle!) beschrieben und von den drei letzteren abge- 
bildet. Ein sehr vollständiges Präparat, das in Taf. XX, Fig. 6, dargestellt ist, weicht etwas 
von den genannten Abbildungen ab. Die Schlossfalte A tritt weiter, als bei irgend einer 
anderen Art in die Bauchhöhle hinein, wodurch die Grube e, welehe durch die Querwand P 
und die Schlossfalte umschlossen ist, eine aussergewöhnlich grosse Ausdehnung erhält. Das 
vordere Säulchen steht der Schlossfal.e sehr nahe, ist abgerundet, kurz und dick, und raet 
kaum erheblich in die Wohnkammer herein, während das hintere Säulechen © mit sehr 
dünner Basis beginnt, weiter nach innen an Dicke zunimmt und eben so weit als die Schloss- 
falte in die Wohnkammer reicht. Das Ende der Schlossfalte ist mit dem vorderen Säulchen B 
durch die Querwand M verbunden, von dieser zweigt sich eine zweite Q) ab, welche die Wand 
der Schale erreicht, während sie nach der Abbildung in der Pal&ontologie francaise®) und der 
oben eitirten von Bayle mit der Schlossfalte in Verbindung käme. Der zweitheilige vordere 
Muskeleindruck wird von zwei Querwänden N und P begrenzt und die hierdurch gebildete 
Grube ist unter dem Muskeleindruck mit eigenthümlichen vertieften Parallelrinnen versehen, 
welche in der Abbildung d’Orbigny’s und Bayle’s fehlen, obwohl ich dieselben auch an 
einem französischen Exemplar deutlich erkennen konnte. Überhaupt bemerke ich an der 
Bayle’schen Abbildung gerade an dieser Partie einige Abweichungen, die ich mir nur 
dadurch erklären kann, dass sein Präparat weniger vollständig als das meiniee ist. 

Der Zahnapparat der Oberschale weicht wenig von Hippurites radiosus ab. Es gelang 
mir zwar nicht ein vollkommenes Präparat derselben herzustellen, doch gibt der in Fig. 7 
auf Taf. XXI abgebildete Durchschnitt ein ziemlich deutliches Bild der zapfenartigen Fort- 
sätze mit ihrer Einfüsung in die Unterschale. 

Hippurites cormu vaccinum ist eine so veränderliche Species, dass ihre Erkennung 
zuweilen nicht ganz leicht wird. Da wo dieselbe an den Rändern der früheren Meeresbecken 
zu Millionen lebte und jetzt mit ihren Schalen riffartige Anhäufungen bildet, ist die Ober- 
fläche gewöhnlich stark abgerieben, die Verzierungen kaum mehr sichtbar und die ganze 
Aussenseite fast glatt. Sie sind an solchen Orten nur mit Mühe aus dem Gesteine heraus- 
zulösen, stets in Kalkspath umgewandelt, oft von beträchtlicher Grösse (ich habe 2—2'/, Fuss 
lange Exemplare gesehen) gerade oder gebogen und nicht selten in so eigenthümlicher 
Weise aus den Ralkfelsen hervorragend, dass sie von den Bewohnern des Salzkammergutes 
den Namen „Kuhhörner“ erhalten haben. In viel besserem Erhaltungszustand, als die 
gesellig lebenden Individuen, befinden sich die vereinzelt in versteinerungsreichen Mergeln, 
namentlich in den Korallenschichten vorkommenden Exemplare, welche Goldfuss unter 
dem Namen Hippurites costulatus beschrieben hat. Die Rippen auf der Oberfläche sind bei 
diesen oft so kräftig, dass es einiger Vorsicht bedarf, um keine Verwechselung mit H. swl- 
catus Defr. zu begehen (solche stark gerippte Formen wurden von Math£ron als H. den- 
tata beschrieben); anderseits aber finden sich wieder nicht selten Stücke, bei denen die 





1) Bulletin de la Soeiet& g&ol. de France. 2. Ser. Vol. XIV, p. 665, t. 15, f. 1, 2, 3. 
2) D’Orbigny Pal. fr. Cret. 4, t. 526, 527. 
(Zittel.) 9 


62 Karl Zittel. [158] 


Rippen, namentlich am oberen Theile, fast ganz verschwinden und diese besitzen alsdann in 
der Regel eine kreiselförmige Gestalt, so dass sie in ihrem Äusseren dem H. dilatatus nahe 
kommen. 

Hippurites radiosa Goldf., H. lata Math. und H. gigantea Hombres-Firmas, 
H. Moulinsii Hombres-Firmas Sphaerulites bioculata Desm. stellen diese schwach gerippten 
oder fast glatten Varietäten dar. 

Die ziemlich verwickelte Synonymik dieser Species ist von Bayle') mit einer Vollstän- 
digkeit und Gründlichkeit gegeben, die nichts zu wünschen übrig lässt. Es standen ihm 
hierzu fast überall die Originalexemplare der französischen Autoren zu Gebote, so dass man 
sich, was französische Literatur anbelangt, unbedingt auf die Richtigkeit seiner Angaben ver- 
lassen kann. 

Hippurites inaequicostatus Goldf. dagegen gehört nicht hieher, wie Bayle glaubte, 
sondern zu H. sulcatus Defr. 


In einer erst kürzlich erschienenen Abhandlung 


g, stellte Guiscardi°’) drei neue Species: 


Hippurites Baylei, Taburnii und Ardwind auf, die alle auf vereinzelte, höchst mangelhaft 
erhaltene Stücke gegründet sind. Die beiden ersteren sind nichts Anderes als etwas zer- 
drückte Unterschalen von H. cornu vaceinum, während ich in H. Ardwinii nur eine verwitterte 
und übel zugerichtete Oberschale der gleichen Species zu erkennen vermag. Alle die Merk- 
male, welche Herr Guiscardi zur Unterscheidung seiner drei Arten anführt, könnte ich an 
typischen Exemplaren des H. cornu vaceinum aus dem Salzkammergute nachweisen und ich 
bin überzeugt, dass, wenn dem neapolitanischen Forscher ein hinreichendes Material zur Dispo- 
sition gestanden hätte, die Aufstellung seiner Species gewiss unterblieben wäre. 

Eine gleiche Beurtheilung müssen auch die meisten Arten von Lanza°) erfahren. Es 
ist zu bedauern, dass das schöne Material, welches Herr Professor Lanza in Spalato durch 
langjährige, ausdauernde Bemühungen zusammengebracht hat, nicht durch bessere Beschrei- 
bungen, Abbildungen und Präparate verwerthet wurde. Die Lanza’schen Species sind kaum 
besser begründet als die von Guiscardi und Catullo, welch’ letztere überhaupt nur mit 
Hilfe der Originalexemplare des Autors enträthselt und daher bei Aufstellung De er 
nymik kaum in Betracht gezogen werden können. 

Vorkommen: Fast Falberall, wo Gosauschichten entwickelt sind, liegen mächtige Bänke 
von Hippurites cormu vaccmum unmittelbar auf dem Alpenkalk. Der Untersberg bei Salzburg 
ist längst bekannt wegen seines Reichthums an Rudisten, doch lassen sich jetzt dort nur 
noch sehr schwer wohlerhaltene Exemplare gewinnen. Im Russbachthal liegt unterhalb der 
Traunwand ein mächtiges Rudistenriff, das fast ausschliesslich aus H. cornu vacceinum besteht; 
ähnliche finden sich an den Ufern des Wolfgangsees, namentlich bei Strobl-Weissenbach und 
St. Wolfgang selbst. In fast allen Gräben des Gosau- und Russbachthales in der Gams, am 
Zlambach, bei Weisswasser, St. Gallen und im Scharergraben bei Piesting ist unsere Species 
häufig; doch ist in der Neuen Welt, namentlich bei Grünbach H. swlcatus Defr. viel ver- 
breiteter. Ausserdem findet sich H. cornu vaceınum in Tirol bei Brandenberg und bei Röthen- 
bach in Baiern, in Süd-Frankreich sehr häufig, namentlich bei La Oadiere, Candelon und 
Le Beausset (Var), Martigues, Allauch (Bouches du Rhone), Piolen (Vaucluse), Sougraines, 





1) Bayle Bull. Soc. g&ol. de France. 2. Ser. Vol. XIV, p. 665. 
2) Guiscardi Studii sulla famiglia delle Rudiste. Napoli 1864. 
3) Lanza Viaggio in Inghilterra und Bull. de la Soe. g&ol. de France. 2. Ser. Vol. XIII, p. 127, 153. 


[139] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 63 


Montagne des Cornes, Bains de Rennes (Aude), Gatigues (Gard), Lavelanet (Ariege), Gourd 
de l’ Arche (Dordogne). In Spanien bei Oviedo, in Algier bei Tebessa. In Istrien und Dalma- 
tien (Verpoglie bei Sebenico), in den Apenninen, am Parnass in Griechenland und zu Amasia 
in Klein-Asien. 

Die Originalstücke im k. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Hippurites sulcatus Defr. 
Taf. XXII, Fig. 1—7; Taf. XX, Fig. 8. 


Syn. 1781. Orthoceratites Picot de Lapeirouse, t.4, f.6, 1.5, t.6, £.1,2,3, 1.7, 2.3, t.8, £. AD > 
1819. Radiolites turbinata Lam. Hist. nat. an. sans vert. vol. VI, p. 233. 
1821. Hippurites sulcata Defr. Diet. Sciences nat. XXI, p. 196. 


1521. n striata Defr. ]. c. p. 196. 

1825. ” 5 Desh. Dict. elass. d’hist. nat. VIII, p. 229. 

1825. „ sulcata Desh. |. ce. p. 229. 

1825. = „  Blainy. Malacozoologie, t. 58 bis fig. 8. 

1826. n striata et suleata Desm. Essai sur les Spher. p. 144, 145. 

1830. . sulcata Desh. Encyel. meth. Verst. Vol. II, p. 281, Nr. 2. 

1837. ” bioculata Bronn Leth. geogn. p. 653, t. 31, f. 1. 

1840. 5 sulcata Goldf. Petref. Germ. III, p. 302, t. 165, f. 3 a, 5 (non f. ce, d). 
1840. 5 ecostulatus Goldf. 1. c. p. 302, t. 165, f. 2 c, d,e (non 2a, B). 

1840. 5, inaequwieostatus Münst. Goldf. Petref. Germ. III, p. 303, t. 165, £. 4. 
1841. - sulcata Rolland du Roquan Rud. p. 53, t.4, £.2,t.7, f. 4. 

1841. ” striata Roll.d. Rog. 1. c. p. 52, t.4, f.3, t. 7, £. 6. 

1841. 5 canalieulata Roll. d. Rog. |. c.p. 50, t. 3, f.2,3,4, 1.7, f. 2. 

1842. ” sulcata d’Orb. Ann. Se. nat. p. 184. 

1842. n canalieulata d’Orb. ]. c. p. 184. 

1847. a sulcata d’Orb. Pal. fr. Cr&t. IV, p. 170, t. 530, £. 1, 2, t. 531. 

1847. n eanaliculata d’Orb. Pal. fr. Cret. IV, p. 168, t. 530, f. 3—8. 

1852. n canaliceulatus Bronn u. Roem. Leth. geogn. II, p. 245, t. 31, £.1. 
1357. > sulcatus Bayle Bull. Soc. g&ol. de Fr. vol. XIV, p. 697. 

1861. 5 n Gümb. Geogn. Beschr. bayr. Öst-Alpen, p. 570. 


Char, Testa cylindrica, valde elongata, nonmınquam etiam conica, recta vel inflexa, basi atte- 
nuata affixa. Valva inferior extus profunde longitudinaliter sulcato-costata et concentrice 
striata. Costae aequales validae, acutae, rarius obtusae lineis plus minusve perspiewis longi- 
tudinalibus ornatae sunt. Striae inerementales sulcos costasque concentrice percurrunt. 
Margo superior erenatus. Valva superior opercularis converiuscula, umbone centrali, poris 
confertis, canalibus parum notatis radiantibus ocellisgue vi impressis instructa est. 
Dimensionen sehr wandelbar, jedoch meist geringer als bei Ihppurites cornu vaceinum. 
Die eylindrische oder kegelförmige, oft sehr lange Unterschale ist gewöhnlich gekrümmt, 

zuweilen aber auch gerade, unten verschmälert und mit einer verhältnissmässig kleinen 

Anheftstelle versehen. Auf der Oberfläche befinden sich 30—35 sehr kräftige, scharfe, nur 

selten abgerundete Längsrippen, welche durch feinere parallele Längslinien mehr oder 

weniger deutlich gestreift sind. Die Rippen sind durch vertiefte Furchen geschieden und 
über die ganze Schale läuft eine etwas wellige horizontale Zuwachsstreifung, die manchmal 
so kräftig ist, dass die Rippen fast runzelig werden. Die drei Furchen auf der Aussenseite 
sind schwach entwickelt und nur selten durch eine Einschnürung angedeutet; der obere 
vand der Unterschale grob gekerbt und die sehr feinen Gefässeindrücke nur schwach vertieft. 

Der Schlossapparat der Unterschale (Taf. XX, Fig. 8) weicht von Hrppurites cornu 


vaceinum erheblich ab. Die Wohnkammer ist verhältnissmässig grösser und die Schlossfalte 


g%* 


64 Karbrötel.\ [140] 


(A) reicht nicht sehr weit in dieselbe herein; der vordere Muskeleindruck (a) befindet sich 
an der gegenüberliegenden Wand und ist nur wenig erhöht. An der Stelle der grossen 
Grube (e) vor der Schlossfalte bei A. cornu vaccinum befindet sich hier eine sehr viel klei- 
nere, nicht sehr vertiefte und auch die Gruben (« und 0) zwischen Schlossfalte und dem sehr 
kurzen vorderen Säulchen (B) sind beträchtlich seichter als die Wohnkammer. Das hintere 
Säulchen (©) ragt am weitesten hervor; beide sind mit einem Knöpfchen gekrönt. 

Die Oberfläche der schwach conischen Deckelschale ist gleichmässig mit dichtstehenden 
Poren bedeckt, und wird von einer Anzahl Radialcanälen, welche vom centralen Buckel 
auseehen, durchfurcht. Die den beiden Säulchen entsprechenden Vertiefungen sind kaum 
angedeutet, allein nicht selten ist der Aussenrand der Oberschale, an der Stelle, wo die 
Säulchen hervortreten, tief eingebuchtet. 

Die Längsstreifung der Rippen ist für die in den Gosauschichten vorkommende Form 
des Hippurites suleatus durchaus charakteristisch, obwohl sie nur an wohlerhaltenen Exempla- 
ren deutlich wahrnehmbar ist. Es gibt freilich auch zuweilen Stücke, bei denen diese Längs- 
streifung fehlt, allein ich konnte stufenweise alle Übergänge von glattgerippten und längs- 
eestreiften Individuen beobachten, so dass ich nicht darüber im Zweifel bin, dass sämmtliche 
Formen zur gleichen Species gehören. Es frägt sich nun, ob der Name AH. inaeqwieostatus 
Münst. oder sulcatus Defr. für die vorliegende Art anzunehmen ist. Es lässt sich aller- 
dings nicht läugnen, dass kein französischer Autor die Längsstreifung bei H. sulcatus erwähnt 
und ich selbst konnte sie bei einerReihe von südfranzösischer Exemplare, die mir zur Verglei- 
chung vorlagen, nicht nachweisen. Es scheint mir dies aber leicht erklärlich durch den ver- 
hältnissmässig ungünstigen Erhaltungszustand der französischen Rudisten, wenigstens war 
bei sämmtlichen mir zu Gebote stehenden Stücken die Oberfläche der Rippen abgerieben und 
liess weder eine Spur von Zuwachs- noch Längsstreifung erkennen. Im Übrigen stimmen 
jedoch die Abbildungen von d’Orbigny, Rolland du Roquan und Picot de Lapei- 
rouse so auffallend mit der Gosauer Form überein, dass ich mich nicht entschliessen konnte 
den Münster’schen Namen H. inaegweostatus aufrecht zu erhalten. 

Vorkommen: Hippurites sulcatus ist nächst H. cornu vaccinum die verbreitetste Art, 
und findet sich besonders häufig in den versteinerungsreichen Mergeln allerwärts im Gosau- 
und Russbachthal, bei St. Wolfgang, am Untersberg und bei Brandenberg in Tirol. In der 
Neuen Welt ist sie häufig und beiGrünbach bildet sie an den Gehängen der „Wand“ ganze Ritfe. 
In dem westlichen Theil der Gosaugebilde findet sie sich bei Röthenbach, Nierenthal und an 
der Nagelwand in Baiern und bei Brandenburg in Tirol. Ausserhalb der nordöstlichen Alpen 
ist sie vorzugsweise verbreitet im südlichen Frankreich bei Sougraignes, Bains de Rennes 
(Aude), Le Beausset, la Cadiere (Var), Roussargues (Äuriol), Piolen (Vaucluse). 

K.k. geologische Reichsanstalt und Hof-Mineraliencabinet. 


Hippurites Toucasianus d’Orb. 


Taf. XXI, Fig. 1—6. 


Syn. 1847. Hippurites Toucasianus d’Orb. Pal. fr. Cr&t. A, p. 172, t. 532. 
1855. P 5 Woodw. Quarterly Journ. geol. Soc. vol. X, p. 44, f. 6, 7. 
1357. 5) organisans Bayle Bull. Soc. geol. de Fr. vol. XIV, p. 698. 


Ohar. Testa conica, saepius elongata et basi vel lateribus connexa, rarüıs turbiniformis ad mar- 
ginem superiorem dilatata. Valva inferior inflexa vel recta longitudinaliter costato-suleata. 


[141] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 65 


Oostae satis mumerosae lineis incrementalibus distinctis rugosae. Margo superior dentatus, 
sulei exteriores aequaliter distantes modice impressi. Valva superior convexa, poris et cana- 
libus radiantibus furcatis instructa. Tubereula elevata, porifera sparsim in superficie valvae 
superioris dispersa sunt. 


Die äussere Form der Schale ist meist länglich, beinahe eylindrisch, ohne jedoch 
allzudünn zu sein, gerade oder gebogen, manchmal auch kreiselförmig, von der Basis an 
rasch an Umfang zunehmend und alsdann bei geringer Höhe am oberen Rande weit aus- 
gebreitet. Die länglichen Exemplare, welche der Beschreibung d’Orbigny’s offenbar als 
Grundlage dienten, sind nicht selten seitlich verwachsen und stehen in Gruppen beisammen, 
die kurzen kreiselförmigen dagegen scheinen mehr vereinzelt vorzukommen. Die Unter- 
schale ist aussen mit ziemlich zahlreichen, meist etwas ungleichen Rippen versehen, welche 
bei den eylindrischen Stücken zuweilen mit hervorspringenden stumpfen Stacheln verziert 
sind, welche durch die Kreuzung der kräftigen Zuwachslinien mit den Längsrippen hervor- 
gerufen werden; bei den conischen Stücken sind die Rippen fast glatt. Die drei äusserlichen 
Furchen, welche den Säulchen und der Schlossfalte entsprechen, sind namentlich an schwach 
gerippten Exemplaren stark vertieft, bei anderen aber kaum noch zu erkennen. Der nicht 
sehr dicke Oberand wird durch die Längsrippen gezähnt. Die Oberschale ist gewölbt, von 
dem centralen Wirbel laufen viele, mehr oder weniger vertiefte, verzweigte Canäle gegen 
den Rand hin. Die Poren bilden ein maschiges Netz und sind von gleicher Form und Grösse. 
In unregelmässigen Abständen erheben sich hin und wieder tuberkelartige Erhöhungen, 
welche entweder einfach mit Poren bedeckt oder oben offen sind und gewissermassen kleine 
Röhren bilden. Die beiden Öffnungen über den Säulchen der Unterschale sind bald vorhan- 
den, bald fehlen sie gänzlich. 

Die eigenthümliche Verzierung der Oberschale lässt den Hippurites Toucasianus leicht 
von allen bekannten Hippuriten-Arten unterscheiden. In der Beschreibung der Pal&ontologie 
frangaise findet sich jedoch eine Ungenauigkeit, die leicht zu Irrthümern Veranlassung 
geben könnte. Die beiden Öffnungen (oseules, ocelk) in der Oberschale fehlen zwar, wie 
d’Orbigny angibt, häufig, indess konnte ich dieselben recht deutlich nicht allein bei ein- 
zelnen meiner Exemplare aus der Gosau wahrnehmen, sondern auch an solchen aus Süd- 
Frankreich. 

Der Hippurites Toucasianus d’Orb. zerfällt übrigens in zwei Varietäten, deren äussere 
Gestalt bedeutend von einander abweicht. Die typische Form (Pal. frang. Cret. 4, Taf. 532, 
Fig. 4, 5) ist eylindrisch, sehr verlängert, häufig in Gruppen zusammengewachsen, auf der 
Oberschale nicht selten mit den zwei Öffnungen (oscules) versehen. Die Rippen sind entweder 
glatt oder auch mit den oben beschriebenen Stacheln bedeckt, welche durch die Verwitterung 
immer stärker hervortreten. 

Die zweite Varietät, welche man var. turbinata nennen könnte, ist kreiselförmig, breiter 
als hoch, auf der Aussenseite der Unterschale ohne die drei Furchen und mit glatten Rippen. 
Diese stimmt ziemlich gut überein mit Fig. 3 auf Taf. 532 in der Pal&ontologie frangaise, 
und diente sicherlich als Original zuWoodward’s Abbildung im Quarterly Journal of the 
geological Society. 

Wären die Rudisten nicht so höchst wandelbar in ihrer äusseren Gestalt, so könnte 
man sich freilich nicht entschliessen, zwei so verschiedenartige Formen unter gleichem 


66 Karl Zittel. [142] 


Namen zu belassen. Bayle') vereinigte Hippurites Toucasianus d’Orb. mit MH. organisans 
Montf.; ein Beweis, dass ihm die innere Organisation der beiden Species unbekannt war, 
denn abgesehen von den eigenthümlichen Einschnürungen der äusseren Schalenschichte bei 
H. organisans, gehört H. Toucasianus zu der ersten typischen Abtheilung des Genus Hrppu- 
rites mit weit vorstehender Schlossfalte, während dieselbe bei MH. organisans ganz rudimentär 
entwickelt ist. 

Vorkommen: Hippurites Toucasianus gehört zu den selteneren Rudisten-Arten und 
kommt gewöhnlich nur vereinzelt vor. Er liest mir vor aus dem Russbach- und Gosauthal 
(Brunnsloch, Nefgraben), ausserdem von Adrigan bei Grünbach. In der Provence findet er 
sich bei Martigues, Le Beausset, La Cadiere und bei Vaucluse. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet. 


Hippurites dilatatus Defr. 
Taf. XXIV, Fig. 1-5; Taf. XX, Fig. 3, 4, 5, 7. 


Syn. 1781. Orthoceratites Picot. de Lap. t. 3, f. 1, 1.7, £.5, 1.8, £. 1-3, t. 9. 
1808. Hippurites bioculatus Montf. (non Lam.) Conch. Syst. p. 286. 


1821. n >) Parkinson Org. Rem. vol. III, p. 118, t. 8, £. 1. 

1821. h dilatata Defr. Diet. Se. nat. XXI, p. 197. 

1826. n ” Desm. Essai sur les Spher. p. 145. 

1830. n 5 Desh. Encyel. meth. Vers. t. 2, p. 283. 

1841. n zurgida Roll.d. Rog. Rud. p. 55, t.4, f. 1, t.5, t. 7, £.5. 

1842. = sublaevis Math. Cat. meth. p. 128, t.10, £. 1,2. 

1847. n dilatata d’Orb. Pal. fr. Cret. IV, p. 165, t. 528. 

1854. ” bioculata Reuss Char. Östl. Alpen, p. 39. 

1857. = dilatatus Bayle Bull. Soc. g&ol. de Fr. 2. ser. XIV, p. 700, t. 15, f. 4. 


(Non Hippurites dilatatus Catullo.) 


Char. Testa crassissima, ponderosa, vel turbinata vel cylindraceo-conica, basi acuta, affıza. 
Valva inferior extus concentrice rugosa plerumque laewüuseula, rarius praesertim in aetate 
Juvenili longitudinaliter costata. Sulci tres exteriores non profunde impressi sunt, semper 
vero facile conspielumtur. Margo superior percrassus tuberculis radiantibus, confluentibus 
praeditus. Valva superior plana vel concava, radiata et poris confertis versus marginem 
acervatim collocatis instructa. Ocelli pyriformi totam testam perforant. 


Die massige, sehr dichte Schale ist von sehr veränderlicher Gestalt; sie wird manchmal 
ausserordentlich gross und ist dann cylindrisch-kegelförmig, gewöhnlich jedoch nimmt sie 
von der spitzen Basis an sehr rasch an Weite zu und besitzt dann am oberen Rand einen 
Umfang, der die Höhe nicht selten übertrifft. Die Unterschale ist mit concentrischen 
Zuwachsstreifen bedeckt, die manchmal runzelig hervorstehen; Längsrippen fehlen bei 
vielen Exemplaren gänzlich, bei anderen sind sie namentlich am unteren Theil der Schale 
kräftig entwickelt. Die drei äusseren Furchen sind immer zu erkennen, wenn auch nicht 
stark vertieft, und zwar sind die zwei den Säulchen entsprechenden durch einen weiteren 
Abstand von der Furche der Schlossfalte getrennt. Der dicke Oberrand ist bedeckt mit einer 
Menge ganz kleiner und einer geringen Anzahl stärkerer Wärzchen, welch’ letztere radial 
geordnet sind und in einander übergehen. 

Die Oberschale ist flach oder selbst concav; von dem vertieften centralen Wirbel 
strahlen Canäle aus, die sich gegen den Rand hin vielfach vergabeln. Die beiden über den 


1) Bulletin de la Socidte g&ol. de France. Vol. XIV, p. 669. 


[143] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 67 


Säulchen befindlichen Öffnungen sind länglich-birnenförmig und durchbohren selbst bei alten 
Individuen die ganze Dicke der Schale. Die Poren sind von gleichmässiger Grösse, stehen 
ziemlich dicht und bilden namentlich gegen den Rand hin einzelne Gruppen, welche von 
schwach vertieften, glatten Canälchen umgeben sind. 

Im Innern der Unterschale sind die beiden Säulchen sehr kräftig entwickelt, das hin- 
tere ragt weiter vor als das vordere und beide sind oben mit einem Knöpfchen geziert. Die 
Schlossfalte reicht weit in die Bauchhöhle herein und steht durch eine starke Querwand 
mit dem löffelförmigen Appendix in Verbindung, welcher wenigstens einen Theil des vor- 
deren Muskeleindruckes zu tragen bestimmt ist. Die Grube (e), welche durch die Schloss- 
falte und die Querwand P eingeschlossen wird, ist weit grösser und tiefer als bei irgend 
einer anderen bekannten Hippuriten-Art, und wenn Bayle') auf Grund eines Horizontal- 
durchschnittes angibt, dass dieselbe gänzlich fehlt, so ässt sich dieser Irrthum leicht dadurch 
erklären, dass der Durchschnitt zu tief gemacht wurde und die Grube nicht mehr treffen 
konnte. 

Von der Querwand M, welche die Schlossfalte A mit dem vorderen Säulchen 5 ver- 
verbindet, geht eine zweite Querwand () nach der gegenüberliegenden Wand und theilt den 
zwischen Schlossfalte und vorderen Säulchen liegenden Raum in zwei Gruben « und o ein, 
von denen die hintere o viel grösser und tiefer ist und zur Aufnahme des hinteren Schloss- 
zahnes der Oberschale und des hinteren Muskels dient. 

In der Oberschale ist der mit breiter Basis beginnende vordere Schlosszahn aussen mit 
polsterförmigen Erhöhungen umgeben, welche als Anheftstellen des vorderen Muskels die- 
nen, er spitzt sich nach unten zu und steht oben mit seiner Basis in Zusammenhang mit den 
beiden hinteren Zähnen, die sehr viel schmäler und kleiner sind als der erste. Die ganze 
Wohnkammer des Thieres ist im Vergleich zu der gewaltigen Schale winzig klein, so dass 
innere Abdrücke, die zuweilen vorkommen, als kleine Kegel erscheinen, die man viel eher 
einer andern Art von geringerer Grösse zuschreiben möchte. 

Die gegenwärtige Species ist oft mit Mippurites bioculatus Lam. verwechselt worden, 
obwohl die innere Organisation bei den beiden sehr wesentliche Verschiedenheiten zeigt. 
H. bioculatus unterscheidet sich von allen übrigen Arten durch das Fehlen einer der drei Fur- 
chen auf der Oberfläche der Unterschale und wenn auch Roquan du Rolland°) bemerkt, dass 
diese Furchen bei H. dilatatus entweder nicht existirten oder doch kaum wahrnehmbar seien 
und auch d’Orbigny?°) nur von zwei Furchen spricht, so waren doch alle drei nicht allein 
bei sämmtlichen aus der Gosau stammenden, sondern auch bei den aus Süd-Frankreich vor- 
liegenden Exemplaren ganz deutlich zu erkennen. 

Eine weitere Verschiedenheit von 7. bioculatus Lam. bildet die gruppenweise Anord- 
nung der Poren auf der Oberschale, die zahlreichen Wärzchen auf dem oberen Rande der 
Unterschale und endlich die viel beträchtlichere Grösse und Dicke der Schale selbst. 

Von Catullo*) ist der Name Hippurites dilatatus zum zweiten Male verwendet worden; 
derselbe ist jedoch um so mehr zu unterdrücken, als seine mangelhafte Zeichnung von einer 


ungenügenden Beschreibung beeleitet ist. 





1) Bulletin de la Soeiete geol. de France. Vol. XIV, p. 669, t. 15, f£. 4. 

?) Roquan du Rolland Descript. des Rud. p. 57. 

3) Paleontologie francaise Cr6t. 4. p. 165. 

4) Memoria geognostica zoolog. sopra aleune conchylie fossile di Belluno, p. 17, t. 2, f. 1. 


68 Karl Zittel. 144] 


Vorkommen: Ziemlich häufig im Gosauthal und im Scharergraben bei Piesting. In 
Süd-Frankreich bei Martigues, Le Beausset, La Cadiere (Var), Alais (Gard), Bains de 
Rennes (Aude). 


K. k. geologische Reichsanstalt und Hof-Mineraliencabinet. 


Hippurites exaratus 7 itt. 


Taf. XXII, Fig. 8—11. 


Char. Valva inferior eylindrica, elongata, longitudinaliter sulcato-costata. Sulei profundı, 
costis acutis (12—15) valldis, subaequalbus separat! sunt. Margo superior profunde denta- 
tus, stratum testae externum crassum, internum tenue. Intus columellae validae parum pro- 
minentes instructae sunt, inflectio cardinalis deest., Volumellae posteriori extus costula alüs 


multo minor opposita est. 


Länge der etwas abgebrochenen Exemplare 60— 70 Millim., Durchmesser 23>— 30 Millim. 

Unterschale vollkommen eylindrisch, sehr verlängert, auf der Aussenseite stark längs- 
gerippt. Zwischen den 12—15 scharfrückigen Rippen befinden sich tiefe Furchen von unge- 
fähr gleicher Breite. Die dem hinteren Säulchen entsprechende Rippe auf der Aussenseite 
unterscheidet sich von allen übrigen durch ihre geringere Stärke. Der linke Oberrand, wel- 
cher fast ganz von der äusseren Schalenschichte gebildet ist, wird durch die hervorsprin- 
senden Rippen grob gezähnt und bildet im Durchschnitt gewissermassen einen vielzackigen 
Stern. Der innere Schlossapparat wird einfach aus den beiden, ziemlich nahestehenden dicken, 
wenig hervortretenden Säulchen gebildet; die Schlossfalte fehlt gänzlich. Die Zähne der 
Oberschale senken sich in Vertiefungen ein, welche sich an der Schlossseite in der verdickten 
inneren Schalenschichte befinden. Die Wohnkammer ist ziemlich tief; der untere Theil der 
Schale mit der inneren Schalenschichte ausgefüllt, die im der Regel eine grosse Anzahl von 
sogenannten Wasserkammern bildet. 

Die Oberschale ist unbekannt. 

Die äussere Verzierung und der innere Schlossapparat dieser Species sind dem Zippu- 
rites colliciatus Woodw. so ausserordentlich ähnlich, dass ich kein Bedenken getragen hätte 
beide Arten zu vereinigen, wenn nicht die Gestalt der Schale bei /7. collieiatus kegelförmig, 
bei H. exaratus stets eylindrisch wäre; bei ersterem steht der Umfang der Höhe gleich, wäh- 
rend bei unserer Art die Längenausdehnung bei weitem vorwiegt. 

Vorkommen: Bis jetztnur im Waaggraben bei Hieflau in meist schlecht erhaltenen 
Exemplaren gefunden. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Hippurites organisans Monttf. sp. 
Taf. XXIII, Fig. 7—14. 


Syn. 1781. Orthoceratites sp. Picot de Lapeirouse t. 2, t. 10, £. 5, 6, t. 11. 
1308. Batholites organisans Montf. Conch. Syst. 1, p. 334. 
1321. Heppurites cornu copiae Defr. Diet. se. nat. XXI, p. 196. 
1821. 5 resecta Defr. 1. c. p-196. 
1821. = fistulae Def£r. 1. c. p. 197. 
1825. Batholites Blainv. Dict. sc. nat. IV, Supplem, p. 47. 


[145] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 69 


1326. Heppurites resecta, organisans, cornu copiae, fistulae Desm. Essai sur les Sph£rulites, p- 144, 146. 


1530. „ organisans Desh. Enceyel. meth. Vers. II, p. 283. 

1834. > ?contortus Catullo Mem. geogn. terr. Belluno, p. 16, t. 2, f. 3. 
1837. = ‚fistulae Homb. Firm. Rec. de mem. vol. IV, p. 179, t. 2, f. 3. 
1557. 5 organisans Bronn Lethaea geogn. p. 635, t. 31, f. 8. 

1840. ” sulcata (pars) Goldf. Petref. germ. II, p. 302, t. 165, f. 3 c, d (non a, b). 
1541. n organisans Roll. du Rogq. Rud. p. 58, t. 6, f. 1-4, t. 7, £. 1. 
1842. „ rn Math. Cat. meth. p. 126. 

1812. 2 P d’Orb. An. se. nat. p. 184 

1847. n > d’Orb. Pal. fr. Cret. 4, p. 173, t. 533. 

1855. r 6 Bayle Bull. Soc. geol. de Fr. XIV, p. 698. 

1862. = en Coq. Geol. et Pal. Const, p. 301. 


Char. Testa angusta, praelonga, cylindrica, gracilis, basıi plerumgque etiam lateribus seriatim 
affixa. Valva inferior infra attenuata, saepius inflexa, costulis numerosis inaequalibus lon- 
güudinalibus et strüs inerementalibus ornata. Sulei tres exteriores praesertim in exemplari- 
bus leniter costatis valde impressi, in alüs vix conspicw. Margo superior dentatus. Valva 
superior convexiuscula, poris distantibus perforata, ocellis carens sed costulis ab umbone 
orientibus versus marginem diehotomis rugosa. 


Es gibt kaum eine Rudisten-Art, welche allenthalben unter so ähnlichen Verhältnissen 
auftritt, wie Hoppurites organisans. Sie findet sich immer in Tausenden oder Millionen von 
Individuen zusammengehäuft, deren Schalen gewöhnlich in paralleler Richtung so innig mit 
einander verwachsen sind, dass förmliche feste Riffe entstehen. 

Die Unterschale ist von entschieden eylindrischer Form, entweder gerade oder gekrümmt, 
sehr lang und schlank, doch kommen auch hin und wieder kürzere, dickere Exemplare vor. 
Ist die Schale mit der Basis aufgewachsen, so ist eine deutliche Anheftstelle vorhanden, bei 
seitlich zusammengewachsenen Individuen dagegen läuft das untere Ende spitz zu. Die Ober- 
fläche ist mit zahlreichen, ungleichen, bald scharfen, bald gerundeten Längsrippen versehen, 
von denen einzelne breitere stärker hervortreten, zuweilen sind dieselben nur schwach ent- 
wiekelt und dann in der Regel gerundet, zuweilen aber auch sehr kräftig und scharf. Eine 
deutliche Zuwachsstreifung läuft über die Rippen weg und bildet hin und wieder eine rauhe 
Kerbung. Rolland du Roquan erwähnt ausserdem noch eine feine Längsstreifung, doch 
kann ich dieselbe weder an französischen noch an österreichischen Exemplaren beobachten, 
Die drei den inneren Falten entsprechenden äusseren Furchen sind bei den schwach 
gerippten Schalen tief eingeschnitten, bei den übrigen sind sie nur wenig entwickelt, manch- 
mal kaum wahrnehmbar. Der obere Rand ist durch stark hervorspringende Einschnürungen 
der Aussenwand mit groben Zähnen versehen, von denen einzelne ganz besonders stark 
hervorstehen. Auf der kleinen gewölbten, mit Poren bedeckten Oberschale fehlen die beiden 
rundlichen Öffnungen gänzlich, dagegen laufen vom mittelständigen Wirbel etwa 6—8 her- 
vorragende, mit rauhen Erhöhungen versehene, unregelmässige, verästelte Radialrippen nach 
dem äusseren Rande hin. 

Die Schalentextur des Hippurites organisans weicht von allen typischen Hippuriten- 
Arten ab und nähert sich in vieler Beziehung dem Subgenus Barettia. Die äussere gegitterte 
Schicht legt sich nicht als eine gleichmässig dieke Hülle um die porcellanartige innere 
Lage, sondern sie bildet eine grosse Anzahl von Einschnürungen, welchen jeweils her- 
vortretende Leistchen im Innern entsprechen. Diese Einschnürungen sind häufig durch ihre 
braune Farbe von der inneren Schalenschicht ausgezeichnet und bilden strahlenförmig 


(Zittel.) 10 


0 Karl Zittel. 1146] 


geordnete Leisten, von denen einzelne, namentlich die drei den Säulchen und die der 
Schlossfalte entsprechenden viel weiter hereinragen, als die übrigen. Alle diese Einschnü- 
rungen stehen durch eine dünne Lage der Aussenschicht mit einander im Zusammenhang. 

Diese eigenthümliche Textur der Schale gibt nicht allein ein vortreffliches Merkmal ab, 
um Hippurites organisans von jugendlichen Exemplaren des H. sulcatus zu unterscheiden, 
sondern es wird hierdurch auch die ungewöhnliche 'Structur des Genus Barettia Woodw. 
mit den übrigen Hippuriten vermittelt. 

Der Schlossapparat der Unterschale ist höchst einfach, die Schlossfalte bildet eine her- 
vorspringende Leiste, die kaum von den beiden Säulchen zu unterscheiden ist; ausserdem 
aber treten noch vier weitere leistenartige Vorsprünge, welche mit den hervorragenden 
Zähnen am Oberrand in Verbindung stehen, in die sehr grosse und tiefe Bauchhöhle herein. 
Anhaftstellen für Muskeln, Querwände oder besondere Gruben für die Aufnahme der sehr 
kurzen und schwachen Zähne der Oberschale konnte ich nirgends bemerken. 

Obwohl Hippurites organisans zu den gemeinsten Rudisten-Arten gehört, so existiren 
bis jetzt doch wenig recht charakteristische Abbildungen. Auf Tat. X, Fig. 5 und 6 bei 
Picot de Lapeirouse ist der gezähnte Rand der Unterschale sehr gut dargestellt und es 
gehören jene Figuren ohne allen Zweifel zur vorliegenden Art. Die Abbildungen in der 
Paleontologie frangaise weichen beträchtlich von denen Rolland du Roquan’s ab, obwohl 
sie zuverlässig die gleiche Species darstellen. Die Figuren im Dietionnaire des sciences 
naturelles sind ganz undeutlich , und die auf Taf. 165, Fig. 3 e, dim Goldfuss’schen Werke 
unter dem Namen H. sulcatus abgebildeten Exemplare stellen nur die kurze dicke Varietät 
des AM. organisans dar. Die viel schwächer gerippte lange Varietät kommt vorzugsweise 
häufig in Süd-Frankreich vor und ist in der Pal&ontologie frangaise gut abgebildet. 

Die Wohnkammer dieser Species ist auffallend gross, sie geht tief herab und scheint 
fast ganz von den weichen Theilen des Thieres ausgefüllt gewesen zu sein, da die Zähne 
der Oberschale kürzer und schwächer entwickelt sind, als bei irgend einer anderen Hippu- 
riten-Art. Die Exemplare, welche Rolland du Roquan vor sich hatte, scheinen mit Kalk- 
spath ausgefüllt gewesen zu sein, da er die Wohnkammer als sehr klein angibt. 

Vorkommen: Eine der gemeinsten Arten, welche an einzelnen Stellen am Gosauthal 
gewaltige Riffe bildet (Schriekpalfen, Wegscheidgraben), mehr vereinzelt findet sie sich 
allenthalben häufig in den Gosauschichten bei Gams (Steiermark), am Wolfgang-See, bei 
Grünbach an der Wand, Piesting, Brandenberg (Tirol). 

Ausserdem an vielen Orten in Siid-Frankreich: Le Beausset, La Cadiöre, Auriol, Carry 
(Var), Piolen (Vaucluse), Martigues, Allauch (Bouches du Rhöne), Sougraigne, Montagne 
des Cornes, Bains de Rennes (Aude), Alais (Gard), Jonzac (Oharente). In Algier bei Tebessa 
(Constantine); in Ober-Italien bei Belluno; in den Apenninen, Dalmatien und am Sinai in 


Syrien. 


Radiolites Lam. emend. Bayle. 


Im Jahre 1801 gründete Lamarck das Genus Radiobites für einen Rudisten, welcher 
von Picot de Lapeirouse unter dem Namen Östracites angeiodes beschrieben war. Vier 
Jahre später legte Dölametherie einer ganz ähnlichen Art, welche von Bruguiöre') 


I) Encyel. meth. Vers. 192, 2.7, 3, 9. 


[147] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 71 


bereits abgebildet aber nicht beschrieben war, den Namen Sphaerulites bei, so dass nun 
für die früheren Östraeiten von Picot de Lapeirouse zwei neue Namen existirten. 

Lamarck ') behielt später die beiden Namen bei, indem er für die Sphäruliten als 
generisches Merkmal das Vorhandensein einer Schlossfalte (cr&te saillante) hervorhob, welche 
bei den Radioliten fehle. Die Vertheilung der Arten in die beiden Geschlechter ist bei 
Lamarck freilich nicht dieser Eintheilung entsprechend, denn seine sämmtlichen Radioliten 
besitzen die innerliche Schlossfalte, während dieselbe gerade bei zweien seiner Sphäruliten 
(Sphaerulites Jouanett und erateriformis) fehlt, so dass diese econsequenter Weise zu Radiolites 
gehören. 

Aus dieser Vertheilung der Arten ging nun allerdings hervor, dass Lamarck den 
inneren Schlossapparat in durchaus ungenügender Weise kannte und es war daher die Unter- 
drückung eines derart begründeten Geschlechtes gerechtfertigt. Charles Desmoulins, Des- 
hayes, Rolland du Roquan wählten den Namen Sphaerulites, während d’Orbigny, 
Matheron, Pictet und Woodward dem Namen Radiolites den Vorzug gaben. Gold- 
fuss endlich verwarf beide Geschlechter und vereinigte alle hierher gehörigen Arten mit Hrp- 
‚purites. 

Im Jahre 1855 wies Bayle°) nach, dass unter den Radioliten oder Sphäruliten, wie 
sie bald von den einen, bald von den anderen Autoren genannt wurden, in der That zwei 
verschiedene Geschlechter vereinigt seien, die sich durch ihren Schlossapparat unterscheiden 
lassen. Bayle nannte das eine derselben Sphaerulites und fasste unter diesem Namen alle 
die Arten zusammen, welche im Innern der Unterschale eine hervorspringende Schlossfalte 
besitzen, neben welcher sich jederseits eine vertical gestreifte Vertiefung befindet, die nach 
aussen durch Querwände begrenzt wird, welche sich vor der Schlossfalte vereinigen. Die 
beiden gleich grossen Muskeleindrücke liegen an der Wand der Wohnkammer in der Nähe 
des oberen Randes, rechts und links gleichweit von der Schlossfalte entfernt. 

Bei den Radioliten ist die Lage der Muskeleindrücke die gleiche, dagegen fehlt die 
Schlossfalte und die beiden Querwände bei Spheerulites sind zu leistenartigen Vorsprüngen 
reducirt, welche am inneren Ende der Muskeleindrücke beginnen, fast mit der Wand ver- 
wachsen sind und sich nicht in der Mitte vereinigen, sondern die von ihnen begrenzte Grube 
nach innen völlig offen lassen. 

Die beiden Geschlechter in der von Bayle vorgeschlagenen Umgrenzung stimmen, 
wie man sieht, ziemlich gut mit dem Wortlaut der Diagnosen der Geschlechter Sphaerulites 
und Radiolites von Lamarcek überein, so dass die Wahl der beiden Namen durchaus gerecht- 
fertigt erscheint. 

Mit Hippurites sind beide nicht zu verwechseln wegen des Mangels der beiden Säulchen. 
Auch schon äusserlich lassen sich die Radioliten unschwer von Hippurites unterscheiden. 
Ihre Oberfläche ist blätterig oder schuppig, selten längsgestreift und ohne die drei für 
Hippurites so charakteristischen Furchen. Die Oberschale ist nicht mit Poren bedeckt, son- 
dern im Wesentlichen von gleicher Structur wie die Unterschale. Die sehr dieke äussere 
Schalenschichte besteht aus ziemlich grossen, hohlen prismatischen Zellen, welche parallel 
der Längsaxe senkrecht auf horizontalen Querblättern stehen, die von zahlreichen, gegen 





1) Hist. nat. anim. sans vert. 1. Ed. Vol. VI. 
>) Bulletin de la Soeiete geol. 2. Ser. p. 793. 


72 Karl Zittel. [148] 


den Aussenrand hin verzweigten Canälen bedeckt sind. Die innere Schalenschichte ist auf 
eine dünne Haut redueirt, welche die Wohnkammer auskleidet. 

Die Radioliten sind verhältnissmässig wenig zahlreich, denn bei weitem die meisten 
der in der Paleontologie frangaise abgebildeten Arten sind echte Sphäruliten. In der Gosau 
sind bis jetzt nur Bruchstücke einer einzigen Art nachgewiesen worden, die übrigens durch 


ihre weite Verbreitung ausgezeichnet ist. 


Radiolites Mortoni Mant. 
Tab. XXV, Fig. 1, 2,3. 


Syn. 1833. Zlieippurites Morton? Mant. Geol. South East Engl. p. 150. 
1836. Coniae sp. Lyellin Huds. Mag. Nat. Hist. IX, p. 104. 
1838. Hippurites Morton? Gray Mag. Zool. Bot. vol. II, p. 228. 


1849. e Austinensis F. Roem. Texas, p. 410. 

1350. = Mortoni Dix. Geol. of Sussex, t. 26. 

1852. Radiolites Austinensis F. Roem. Kr. Texas, p. 77, t. 6, f. 1a—d. 

1855. a Morton? Woodw. Quart. Journ. geol. Soc. vol. XI, p. 59, t. 5, £. 1, 2. 


Char. Valhra inferior conica extus longitudinaliter costata (Woodw.). Testa crassissima, hori- 
zontaliter laminosa et cellulis perpendieularibus latis polygonis versus marginem externum 
minoribus composita. Laminae horizontales tenuissimae canalibus distantibus versus periphe- 


ram dichotomis instructae. 
Dieke der äusseren Schalenschichte 50—70 Millim. 


Die beiden vorliegenden Bruchstücke stimmen sicherlich mit Zadiolites Mortoni Mant. 
überein, wie dies schon von Woodward vermuthet wurde. Über die äussere Form der 
Unterschale geben unsere Stücke keinen Aufschluss, doch ist dieselbe nach Woodward 
eylindrisch, verlängert und längsgerippt. Die Oberschale ist unbekannt. 

Charakteristisch ist die ausserordentliche Dicke der äusseren Schalenschichte, so wie 
ihre schöne zellige Structur. Sie besteht aus zahlreichen horizontalen Blättern, die in Abstän- 
den von etwa °/, Millim. über einander liegen. Senkrecht auf diesen Blättern stehen dünn- 
wandige grosse, polygone Zellen, welche gegen ‚den äusseren Rand hin schmäler und sehr 
viel gedrängter werden. Auf den horizontalen Blättern befinden sich breite, entfernt ste- 
hende, vertiefte Canäle, welche sich gegen den Rand hin ein-, zwei- oder mehrmals ver- 
zweigen. Die innere Schalenschichte besteht aus einer 1 Millim. dieken dichten Ralklage, 
welche die Wohnkammer auskleidet. 

Die Übereinstimmung der beiden vorliegenden Bruchstücke mit Radkolites Morton? 
Mant. und R. Austinensis Roem. ist so auffallend, dass ich nicht zaudere, beide Arten mit 
einander zu vereinigen. 

Vorkommen: Immer nur in Bruchstücken ziemlich selten im Gosauthal. Ausserdem 
in der weissen Kreide von Kent und Sussex; zu Austin in Texas und wahrschemlich auch 
in der oberen Kreide von Alabama. 

K. k. geologische Reichsanstalt. 


Sphaerulites Delametherie emend. Lam., Bayle. 


Wie schon bei Radiolites bemerkt, wurde die Sippe Sphaerulites erst von Bayle test 
begründet und dadurch der grössere Theil der in der Pal&ontologie frangaise abgebildeten 


[149] Die Bivalven der Gosaugebrlde in den nordöstlichen Alpen. 73 


Radioliten zu dem vorliegenden Genus gezogen. Äusserlich lassen sich übrigens beide Sippen 
kaum von einander unterscheiden; kreisel- oder kegelförmige Schalen aus horizontalen Blät- 
tern zusammengesetzt, mit längsgerippter, manchmal auch glatter Aussenseite, herrschen 
bei beiden vor. Die Oberschale ist immer klein deckelförmig, manchmal auch kegelförmig, 
ohne Poren. Auch die zellige Structur der Sphärulitenschalen stimmt genau mit Radiolites 
überein, so dass nur der Schlossapparat und vor Allem das Vorhandensein der hervorsprin- 
genden Schlossfalte generische Unterschiede abgeben können. Das Schloss selbst ist bei den 
verschiedenen Sphäruliten- Arten vieler Abweichungen unterworfen , doch besteht es bei 
allen im Wesentlichen in der Unterschale aus einer hervorspringenden Schlossfalte, welche 
etwa bis in den dritten Theil der Wohnkammer hineinragt. Mehrere Querwände, die gewöhn- 
lich am Ende der Schlossfalte oder an der Wand der Wohnkammer beginnen, bilden abge- 
schlossene Gruben, in welche sich die Schlosszähne der Oberschale einsenken; diese Quer- 
wände, welche namentlich bei Sphaerulites eylindrieus und foliaceus ausgebildet sind, scheinen 
übrigens bei manchen Arten entweder so zart zu sein, dass sie bei der Fossilisation nicht 
erhalten blieben, manchmal fehlen dieselben sogar ganz und auch die Anheftstellen der Mus- 
keleindrücke, welche gewöhnlich mit groben Rinnen versehen sind, erscheinen zuweilen 
als kaum bemerkbare Vertiefungen. Es bleibt in solchen Fällen vom ganzen Schlossapparat 
nur noch die Schlossfalte übrig, welche durch eine Duplicatur der inneren Schalenschichte 
entsteht, und immer wenigstens theilweise erhalten ist. Bei dem in der Gosau so häufig vor- 
kommenden Sphaerulites angeiodes konnte ich, obwohl mir eine grosse Zahl offener Unter- 
schalen vorlagen, nie mehr als die Schlossfalte beobachten. 

Der Schlossapparat der Oberschale besteht ebenfalls aus einer hervorspringenden Schloss- 
falte, neben welcher zwei sehr kräftige gerade, etwas zusammengedrückte, mit Längsrinnen 
versehene Schlosszähne in die Unterschale herabreichen. Sie stehen beide in der Regel nahe 
zusammen und sind unter der Schlossfalte nur durch eine schmale Rinne von einander ge- 
trennt. Neben den Schlosszähnen beginnt jederseits ein kräftiger Fortsatz, der die Gestalt 
eines verlängerten, liegenden Dreiecks besitzt, auf der Oberfläche mit Rauhigkeiten versehen 
ist und als Träger des Muskels dient. 

Obwohl die beiden Zähne und Muskelfortsätze ziemlich gleichartig gestaltet sind, so 
weichen die beiden Seiten doch fast immer entweder an Grösse oder in der Lage der ein- 
zelnen Theile von einander ab, so dass das Schloss nicht ganz symmetrisch ist. Das Schloss 
umschliesst auf diese Weise einen etwas concaven Raum, dessen grösste Vertiefung unter 
dem Wirbel liest und welcher der Wohnkammer der Unterschale entspricht. Ist die ganze 
Wohnkammer mit Mergel ausgefüllt und wird die Kalkschale später zerstört, so erhält man 
eigenthümliche Steinkerne, die aus einem grossen Kegel bestehen, auf welchem ein viel 
niedrigerer mit seitlicher Spitze aufgesetzt ist, und welche unter dem Namen Birostrites oder 
Jodamia lange Zeit als besondere Sippe angesehen wurden. 

Die Sphäruliten sind in den Gosaugebilden nur durch zwei Arten vertreten, von denen 
die häufigere mit Sphaerulites angeiodes Lap. übereinstimmt, während die zweite viel seltenere 
Art mit keiner bekannten Form identificirt werden konnte. Reuss') führt zwar noch Radiolites 
mammullarıs Math., R. acuticostatus d’Orb. und Palletana d’Orb. an, allein wie ich mich 
an seinen mir vorliegenden Originalexemplaren überzeugen konnte, beruhen diese ange- 
gebenen Arten nur auf verschiedenen Formen des vielgestaltigen Sphaerulites angeiodes. 


1) Charact. Kreidegeb. östl. Alp. 1854, p. 40 und 58 und Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. XI, p. 925. 


74 Karl Zittel. [150] 


Sphaerulites angeiodes Pic. de Lap. sp. 
Taf. XXV, Fig. 4—12; Taf. XXVI, Fig. 1—4. 


Syn. 1781. Ostraeites angeiodes Picot de Lap. Dese. d’Orth. t. 12, f. 2—5, t. 13. 
1782. Acardo Brug. Eneyel. meth. Vers. t. 172, f. 1—6. ; 
1801. Kadiolites angeiodes Lam. Syst. An. sans vert. p. 130. 


1811. n Ey Parkinson Org. Rem. vol. III, p. 206, t. 16, £. 1 
1819. ” rotularis Lam. An. sans vert. VI, p. 233. 

1819. n ventricosa Lam. 1]. ce. p. 233. 

1524 n rotularis et turbinata Blainv. Diet. se. nat. XXXII, p. 305. 
1826. Sphaerulites rotularis, ventricosa, eristata et turbinata Desm. Essai sur les Spher. p. 111, 112. 
1841. > ventricosa Roll. du Rog. Rud. p. 61, t. 8. 

18342. Radiolites ventricosa d’Orb. An. sc. nat. p. 184. 

1842. m Galloprovincialis Math. Cat. meth. p. 121, t. 7, f. 3. 

1842. > elegans Math. |. ce. p. 120. 

1842. n Lamarcki Math. 1. c. p. 121, t. 7, f.4,5. 

1842. ” mamillaris Math. ]. c. p. 122, t. 7, £.6, 7. 

1347. 3 angeiodes d’Orb. Pal. fr. Cret. 4, p. 206, t. 549. 

1547. n mamillaris d’Orb. 1. c. t. 560, f. 1, 2, 3, 5, 6 (non £. 4.) 


1853. ? Caprotina exrigua Reuss Sitzungsb.d.k. Ak. Wiss. XI, p. 926, f. 3a, b. 
1854. Radiolites angeiodes, mammillaris, Pailletana et aeutieostata Reuss Char. Ost-Alp. p. 40, 48. 


1855. +, turbinata Lanza Bull. Soc. geol. Fr. 2. ser. XIII, p. 132, t. S, f. 1—4. 
1855. Sphaerulites angeiodes Bayle Bull. Soc. geol. 2. ser. XIII, p. 77. 

1857. > R Bayle Bull. Soe. geol. de Fr. 2. ser. XIV, p. 690. 

1362. Cogq. G£ol. et Pal. de Const. p. 301. 


Char. Testa turbiniformis, conica, rarius subeylindrica. Valva inferior conica, superne dilatata, 
bas! angusta, affiva, suleis costisqgue numerosis longitudinalibus laevibus vel striatis confor- 
mibus et lamellis horizontalibus imbricatis ornata. Valva superior multo minor, conoidea, 
obtusa, foliacea, ad peripheriam vel laevis vel radiatim costata, in individuis optime conser- 
vatıs ad marginem cellulis magnis polygonis quasi retieulata, in medio semper laevis. 


Höhe 30-—40 Millim. Der Durchmesser am oberen Rande der Unterschale verhält sich 
zur Höhe wie 4:5, oft auch wie 5:5 oder gar 6:5. 


Erst bei Vergleichung einer grossen Anzahl von Exemplaren dieser höchst veränderlichen 
Art ist es möglich alle vorkommenden Varietäten als zusammengehörig zu erkennen und 
dadurch der Aufstellung überflüssiger Species vorzubeugen. Die Gestalt der Unterschale 
ist kreisel- oder kegelförmig, seltener verlängert und dann konisch-cylinderförmig, mit der 
spitz zulaufenden Basis aufsitzend, oder auch durch seitliches Zusammenwachsen zu Grup- 
pen veremigt. Auf der Aussenseite trägt dieselbe Längsfurchen und Rippen, welche bald 
glatt, bald von einer feinen alternirenden Längsstreifung bedeckt sind. Ausserdem treten 
eine Anzahl horizontaler, durch die Rippen stark gezähnter Lamellen absatzförmig hervor, 
wodurch die Schale, wie aus einer Reihe von an einander geschachtelter Stockwerke zusam- 
mengesetzt erscheint. Der obere Rand ist gewöhnlich durch die Längsstreifung gezähnt, bei 
alten Exemplaren auch glatt, sehr dick, ganz aus der äusseren zelligen Schalenschicht 
bestehend, auf welcher sich manchmal feine, etwas vertiefte Gefässcanäle erkennen lassen. 

Die Oberschale ist ebenfalls kegelförmig, jedoch immer viel niedriger als die Unter- 
schale, blättrig, mit stumpfem, nicht ganz centralem Wirbel, an der Peripherie entweder 
gerippt oder glatt, und in seltenen Fällen mit einer wohlerhaltenen dünnen Lage bedeckt, 
welche aus polygonen Zellen besteht, wodurch alsdann der Rand ein der porösen Oberfläche 
der Hippuritenschalen ähnliches Aussehen erhält. 


[151] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 75 


Von dieser Species liegen mir zahlreiche Stücke, sowohl aus der Gosau, als aus Grünbach 
vor. Die ersteren stimmen auf das genaueste mit südfranzösischen Exemplaren überein, die 
letzteren dagegen besitzen in der Regel einen so abweichenden Habitus, dass ich anfänglich 
geneigt war dieselben als besondere Species abzuscheiden und mich erst bei genauerer 
Untersuchung von der Identität mit Sphaerulites angeiodes überzeugen konnte. Die Grün- 
bacher Form, von der die geologische Reichsaustalt mehr als 200 Exemplare besitzt, ist 
durchschnittlich ziemlich gross, auf der Unterschale aussen stark gerippt, häufig jedoch so 
verwittert, dass die Rippen verschwinden und die Oberfläche alsdann mit feinen Längs- 
streifen bedeckt erscheint, welche den Wänden der Zellen der äusseren Schalenschichte ent- 
sprechen. Der sehr dicke Oberrand ist fast immer glatt, selten gerippt. Die Oberschale ist 
an keinem einzigen Exemplare vollkommen erhalten, sie ist stets eingedrückt, flach oder 
schwach kegelförmig und lässt sich in einzelne dünne Lamellen abblättern. Diese eben be- 
schriebene Varietät stimmt übrigens vortrefllich mit den Figuren auf Taf. XII bei Picot de 
Lapeirouse überein. 

Vorkommen: Sphaerulites angeiodes ist der beständigste Begleiter von Hippurites 
cormu vaceinum, sulcatus und organisans; er findet sich jedoch im Gosauthal meist vereinzelt 
in den Korallenbänken oder in den Riffen des H. organisans und ist nicht gerade sehr häufig. 
Er liegt ferner vor: aus Abtenau, Zlambach, St. Wolfgang und Grünbach an der Wand. 
An letzterem Orte ist er bei weitem am häufigsten. In Süd-Frankreich ist unsere Art weit 
verbreitet und findet sich zu Allauch, Martigues, Le Beausset, La Cadiere, Piolen, Bains 
de Rennes ete.; im Rudistenkalk von Dalmatien ist sie häufig, und ausserdem wurde sie 
neuerdings von Coquand in Algier nachgewiesen. 

K. k. Hof-Mineraliencabinet und k. k. geologische Reichsanstalt. 


Sphaerulites Styriacus Zitt. 


Tab. XXVI, Fig. 5, 6, 7. 


Char. Testa irregulariter subeylindrica, basi affixa. Valva inferior elongata, comica, extus costis 
longitudinalibus , lamellosis ornata, quarum tres validiores swleis profundis latioribus 
distinetae sunt. Valva superior conica, elevata, apice subcentrali. 

Höhe 100—130 Millim., grösster Durchmesser 30—50 Millim. 

Eine kleine Anzahl schlecht erhaltener Exemplare eines beinahe eylindrischen, mit breiter 
Basis aufgewachsenen Sphäruliten, lassen sich mit keiner, bekannten Species identificiren. 
Die Unterschale ist beträchtlich verlängert, etwa 2'/,mal länger als breit, aussen mit blättri- 
gen Längsrippen versehen, zwischen welchen sich ziemlich tiefe Furchen befinden. Drei von 
diesen Rippen ragen viel stärker hervor und sind durch sehr tiefe und breite Furchen von 
einander geschieden. Die äussere zellige Schalenschichte springt leicht von dem mit krystal- 
linischen Ralkspath ausgefüllten Kerne ab, der alsdann fein längsgestreift erscheint. Der 
Oberrand ist ziemlich breit und gerippt; die Oberschale hoch, kegelförmig, etwas blätterig 
und bei den vorliegenden Stücken nur an Steinkernen erhalten. 

Das Schloss ist unbekannt, doch beweisen die Steinkerne das Vorhandensein einer 
Schlossfalte. 

Vorkommen: St. Gallen, Waaggraben bei Hieflau, Plahberg bei Windischgarsten. 

R. k. geologische Reichsanstalt. 


-1 
(or) 


Karl Zittel. [152] 


Caprina d’Orb. 


Das Genus Caprina wurde von Dessaline d’Orbigny im Jahre 1822 aufgestellt und 
dessen oberflächliche Mermale beschrieben. Eine genauere Kenntniss der Schalenstructur 
und des Schlossapparates fehlte jedoch dem Gründer der Sippe und auch in späteren Wer- 
ken von Bronn'), Geinitz°’), Pietet®), Matheron ‘), wird die Existenz eines Schlos- 
ses entweder bezweifelt, oder dasselbe doch nur unvollkommen und theilweise unrichtig 
beschrieben. 

In eingehender Weise beschäftigte sich Alcide d’Orbigny’°) mit den Caprinen, allein 
seine Charakteristik des Genus ist höchst einseitig auf eine einzelne Species (Oaprina adversa) 
gegründet und, wie weiter unten gezeigt werden soll, in Beziehung auf den Schlossapparat 
ganz irrig. Manche Irrthümer hätte d’Orbigny vermeiden können, wenn er die Abhandlung 
von Franz von Hauer‘) über (aprina Partschl etwas mehr berücksichtigt hätte, in welcher 
das Schloss weit vollständiger und richtiger beschrieben war, als in irgend einer früheren 
Mittheilung. 

In der ausgezeichneten Abhandlung Woodward’s über die Rudisten ‘), sind die ein- 
zelnen Theile der Oberschale von Caprina Aguilloni, namentlich die Lage der Muskel- 
eindrücke und des Schlosses zum erstenmal richtig erläutert, von der Unterschale dagegen 
findet sich mit Ausnahme der Hauer’schen Abbildung keine nur einigermassen deutliche 
Zeichnung. Da die bereits im Jahre 1856 angekündigten Untersuchungen von Bayle über 
die Organisation des Genus Öaprina bis heute noch nicht erschienen sind, so ist es nicht zu 
verwundern, dass gerade diese Sippe, welche verhältnissmässig leichter zu studiren ist, als 
die meisten übrigen Rudisten, bis jetzt noch am unvollkommensten bekannt ist. 

Die zoologische Stellung der Caprinen und ihre Verwandtschaft mit Diceras und (hama 
ist von verschiedenen Autoren so vielfach nachgewiesen worden, dass es überflüssig er- 
scheint, abermals darauf zurück zu kommen. Die Untersuchung der einzelnen Schlosstheile 
ist wohl desswegen so mangelhaft geblieben, weil der Erhaltungszustand nur in seltenen 
Fällen eine Präparation des Schlosses gestattet, da in der Regel beide Schalen fest mit 
einander verwachsen sind. Zuweilen finden sich aber in der Gosau, namentlich im Nefgraben, 
vereinzelte Schalen, aus welchen sich die auf Taf. XXVII abgebildeten Präparate her- 
stellen liessen. 

Die Oaprinen besitzen sehr dieke, höchst ungleichklappige und ungleichseitige Scha- 
len, und sind mit der rechten, häufig etwas unförmlich gestalteten Klappe festgewachsen. 
Beide Schalen sind von ganz ungleicher Form und Struetur. Die aufgewachsene Unterschale, 
welche bei Oaprina adversa kleiner, bei den übrigen Arten aber grösser als die linke Ober- 
schale ist, ist entweder kegelförmig verlängert oder eingerollt, am Ende stets mit einer 
Anheftstelle und auf der inneren oder Gewindseite mit einer ziemlich breiten, vertieften, 


1) Lethaea geognostica, p. 640. 

2) Geinitz, Petrefaetenkunde, p. 888. 

3) Pietet, Traite de Pal&ontologie, Vol. IV, p. 82. 

1) Mathe&ron, Catalogue meth. p. 114, 115. 

5) D'Orbigny, Paleontologie frangaise Terr. Cret. 4, p. 179. 
6) Haidinger, Naturwissensch. Abhandlungen I, p. 109. 
7) Woodward, Quarterly Journ. Geol. Soe. Vol. XI. 


[153] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 77 


bandartigen Rinne versehen, Taf. XXVII, Fig. 5, 6 Z, die am Schlossrand beginnt, bis zum 
äussersten Ende fortsetzt und mit hornartiger Substanz ausgefüllt ist. Diese Rinne, welche 
bereits von d’Orbigny erwähnt wird, und in welcher sich bei mehreren Exemplaren aus 
der Gosau noch die braune Hornsubstanz vollständig erhalten findet, diente offenbar zur 
Aufnahme des äusserlichen Schlossbandes. 

Die Schale selbst besteht aus zwei verschiedenen Schichten, von denen die äussere 
die gewöhnliche gegitterte Structur der Rudisten zeigt, und von der viel dickeren porcellan- 
artigen weissen Innenschichte durch eine dunklere Färbung unterschieden ist. Bei sehr 
grossen Exemplaren füllt sich der untere Theil der Schale mit der kalkigen inneren Schicht 
aus und es können alsdann eben solche sogenannte Wasserkammern entstehen, wie bei 
Hippurites oder Sphaerulites. 

Das Schloss der Unterschale ist verhältnissmässig einfach. Es besteht aus einem einzigen 
übermässig grossen Zahne, Taf. XXVII, Fig. 5, 6, der übrigens ziemlich wandelbar in seiner 
Form ist;. vor demselben befindet sich eine ziemlich tiefe und grosse Grube, Fig. 5 und 6. M, 
welche zur Aufnahme des Schlosszahnes der Oberschale dient und hinter demselben ganz 
am oberen T'heile des Schlossrandes, da wo die Bandrinne mündet, ist eine zweite Vertie- 
fung (N) für den hinteren Seitenzahn der linken Schale. Der vordere Muskeleindruck, Fig. 5 
und 6 a, liegt auf einem etwas erhöhten, rauhen Polster vor dem Schlosszahn, und der viel 
grössere hintere Muskel («’) befindet sich auf einer vertieften Scheidewand, welche vom 
Schlosszahn beginnt und bis zum hinteren Rande läuft. Diese Scheidewand hat fast genau 
die Form, wie bei Caprotina und Diceras, und auf ihr befindet sich der etwas erhöhte Muskel. 

Alcide d’Orbigny hatte von dem Vorhandensein eines grossen Schlosszahnes in der 
Unterschale keine Ahnung, und aus seiner Beschreibung des Schlossapparates der Unter- 
schale‘) („appareil interne form€ sur la valve inferieure d’une grande cavite conique et sur 
le bord cardinal de chaque cöte et en dedans de la rainure exterieure d’un nombre assez 
grand de cavitds coniques en cornet, formdes par des cloisons verticales“) geht hervor, dass 
er die Abdrücke der Rauhigkeiten der beiden Muskeleindrücke bei (aprina adversa für 
Schlosszähne hielt. 

Die Oberschale ist hoch gewölbt, mit seitlich eingerolltem Buckel, in der Regel klei- 
ner, bei Caprina adversa aber viel grösser als die Unterschale und aus mehreren Spiral- 
windungen bestehend. Ihre Structur ist ganz verschieden von der Unterschale. 

Sie besteht aus drei verschiedenen Schalenschichten, von denen die oberste nur etwa 
1 Millim. dick, braun gefärbt und wie es scheint von gitterförmiger Structur ist. Diese 
blättert sich leicht ab und entblösst alsdann eine eigenthümlich radial gestreifte, ziemlich 
dicke Lage, welche aus einer grossen Anzahl von kalkigen Lamellen besteht, die am Buckel 
beginnen, radial die ganze Schale durchsetzen und sich gegen aussen zwei bis dreimal ganz 
regelmässig in je zwei neue Lamellen vergabeln. Die Zwischenräume dieser Lamellen waren 
ursprünglich leer und mündeten sämmtlich am Stirnrande aus. Dieselben waren vermuthlich 
zur Aufnahme von Öapillargefässen bestimmt und sind in versteinertem Zustande fast immer 
mit Thonmasse ausgefüllt, so dass Schliffe eine höchst zierliche Zeichnung darstellen. An 
verwitterten Exemplaren ist häufig die oberste Schichte abgeblättert und dann treten die 
Radiallamellen als eine höchst charakteristische Streifung der Oberfläche deutlich hervor. 


!) Paleontologie francaise Cröt. 4, p. 180. 


(Zittel.) 11 


= Karl Zittel. [154] 


Die Wohnkammer selbst ist von einer dritten, etwa 2—5 Millim. dicken Schicht ausge- 
kleidet. welche aus compacter Kalksubstanz besteht. 

Etwa in der Mitte des breiten, dicken Schlossrandes ragt ein konischer Schlosszahn her- 
vor, Taf. NXVII, Fig. 7 G, der jedoch niemals eine sehr bedeutende Grösse erreicht; von 
diesem entspringt eine ziemlich starke Querwand (A), welche in gerader Richtung bis an 
den Unterrand fortsetzt und dadurch die Schale in zwei ungleiche Kammern theilt, wovon 
die kleinere, Fig. 7 und 4 X, fast gänzlich von dem grossen Schlosszahn der anderen Schale 
ausgefüllt wird, während die grössere vordere (Y) als Wohnkammer des Thieres zu be- 
trachten ist. Am hinteren Theil des Schlossrandes befindet sich ein kleiner Seitenzahn 9, 
unter welchem der erhöhte hintere Muskeleindruck (w‘) liegt. Das theilweise äussere Liga- 
ment beginnt über dem mittleren Schlosszahn und zieht sich über dem Schlossrand nach 
hinten fort. Vor dem mittleren Zahn ist das Schloss mächtig diek und dient zur Aufnahme 
des polsterartig erhöhten, etwas rauhen, sehr grossen vorderen Muskels «. Über dem Zahn 
befindet sich eine etwas vertiefte Rinne, die von Franz von Hauer für die Bandgrube ange- 
sehen’ wurde. 

Der vordere Muskel ist manchmal ziemlich stark erhöht, so dass es nicht zu verwundern 
ist, wenn Hauer durch ein etwas unvollständiges Präparat getäuscht, denselben für einen 
Seitenzahn ansehen konnte, dagegen ist es fast unbegreiflich, wie ’Orbigny, der doch 
eine recht schön erhaltene Oberschale der Uaprina Aguwilloni abbildet und die Schloss- 
zähne derselben recht gut kennen musste, in seiner Beschreibung des Genus (aprina eben- 
falls wieder die Abdrücke der Rauhigkeiten der Muskeleindrücke für die Schlosszähne ansah 
(„La valve sup6rieure est divisde interieurement en deux grandes cavites coniques, et de 
plus pourvue sur la region cardinale d’une serie de cavites coniques en cornet correspondant 
aux cavites de l’autre valve*). 

Die Stelle, an welcher sich das Band der Oberschale befindet, wurde von Woodward 
bereits bestimmt und an einzelnen der vorhandenen Exemplare aus der Gosau glaube ich das- 
selbe ebenfalls erkennen zu können. 

Obwohl die Verbindung der beiden Schalen bei: Oaprina eine äusserst innige ist und 
namentlich der gewaltige Zahn der Unterschale tief in die andere hineinragt, so lässt die 
ganze Organisation des Schlosses, so wie das Vorhandensein des Bandes kaum noch Zweifel 
übrig, dass ein Öffnen und Schliessen der Schale ganz in derselben Weise bewerkstelliet 
wurde, wie bei den übrigen Öonchiferen und dass sich in dieser Beziehung das Genus 
Caprina von allen andern bisher betrachteten Rudisten, bei denen die Oberschale nur in 
verticaler Richtung auf- und abwärts gleiten kann, unterscheidet. 


Caprina Ayuilloni Orb. 
Taf. XXVI, Fig. S-10; Taf. XXVII, Fig. 1—8. 


Syn. 1839. Caprina Agwlloni d’Orb. Revue Cuyerienne p. 169. 


1839. n Coguandiana d’Orb. ]. e. p. 169. 

1842, „  Agwlloni et Coguandians d’Orb. An. des Seiences nat. p. 184. 
1342. Plagioptychus paradoxus Math. Cat. meth. p. 116, t.5 

1842. > Toucasianus Math. Cat. meth. p. 117, t. 6. 


1547. Caprina Partschi F. v. Hauer in Haid. nat. Abhandl. I, p. 109, t. 3, £. 1—9. 
1847. > Aguwlloni d’Orb. Pal. fr. Cret. IV, p. 184, t. 538. 
1847. 5, Coquandiana d’Orb. Pal. fr. Cret. IV, p. 155, t. 539. 


—1 
le) 


[155] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 


1853. Caprina exogyra Reuss Sitzungsb. d. k. Ak. Wissensch. XI, p. 924, f. 1, 2. 
1855. = Aguillon?’W oodw. Quart. Journ. geol. Soc. XI, p. Sl, f. 21. 
1857. E Aguillon’ Piet. Trait de Pal. vol. IV, p. 83, t. 89, f. 14. 

Char. Testa crassa, irregularis, elongata vel ovato-rotundata, mazime inaequivalvis, maegquwla- 
tera; valva inferior major vel conica vel contorta vel difformis, saepius valde producta, 
nonnunguam etiam abbreviata, extus laevis vel tenuiter concentrice striata. Non raro irregu- 
lariter rugosa, affıza et sulco ligamenti satis incavato instructa. Valva superior obligua, 
convexa, umbone contorto, laewis wel, strato externo destituto, radiatim striata. 


Grösster Durchmesser bei den mittleren Exemplaren etwa 100—160 Millim., doch gibt 
es auch grosse Stücke von 200 Millim. Länge. 

Die dicke Schale dieser Art ist sehr unregelmässig und ihre Gestalt im Wesentlichen 
bedingt durch die aufgewachsene rechte Unterschale, die entweder mehr oder weniger 
kegelförmig ist und alsdann an ihrer Spitze die Anheftstelle trägt, oder aber auch mit 
emem kurzen, seitlich eingerollten Buckel versehen sein kann. Sehr häufig befindet sich 
auf dem Rücken der Schale eine abgeplattete Fläche, die von einer kielartieen Kante 
nach einer Seite begrenzt wird. Die normale Gestalt der Oberschale ist gerade, verlängert, 
stumpf-kegelförmig, etwas seitlich zusammengedrückt, doch kommen sehr viele Exemplare 
vor, die offenbar in ihrer Entwickelung durch die Unterlage gehemmt waren und alsdann 
nach Art der Diceras-Arten einen kurzen, seitlich eingerollten Buckel besitzen. Die vertiefte 
rinnenartige, äusserliche Bandgrube beginnt an der Anheftstelle und läuft auf der inneren 
(Gewindseite bis zum Schlossrand. Auf der Oberfläche ist die Schale entweder glatt oder 
schwach concentrisch gestreift, manchmal sogar gerunzelt. 

Die kleinere Oberschale ist sehr viel stärker gewölbt, namentlich in der Nähe des 
Buckels, oval, mit angeschwollenem, seitlich einfach eingekrümmtem Buckel. Ist auch die 
Unterschale eingerollt, so geht die Einkrümmung der Oberschale nach der gleichen Rich- 
tung. Auf der Oberfläche ist sie glatt, oder doch nur sehr schwach concentrisch gestreift; 
allein sehr häufig blättert sich die fast papierdünne Schalenschichte ab und dann tritt die 
radiale Streifung der darunter liegenden Schicht, welehe durch die diehtgedrängten Lamellen 
hervorgerufen wird, sehr deutlich hervor. Diese Lamellen beginnen an dem Buckel und 
endigen auf der Innenseite des Stirnrandes, nachdem sie sich gegen aussen dreimal gespalten 
haben. Die freien Zwischenräume sind in der Regel mit Thon ausgefüllt, so dass dann die in 
Fig. 4 auf Taf. XXVII dargestellte Zeichnung des Schalendurchschnittes hervorgerufen wird. 

Das Schloss wurde bereits oben, bei der Besprechung der Sippe, ausführlich beschrieben. 

Ich habe unter dem Namen (aprna Agullon? d’Orb. nicht allein die unter dieser 
Bezeichnung bekannte Art, sondern auch (. Coguandiana d’Orb. und (. exogyra Reuss 
zusammengefasst und ich glaube, dass Jeder, der in der Lage ist, eine grössere Anzahl von 
üxemplaren zu vergleichen, dieser Ansicht beistimmen wird. Nach d’Orbigny beruht der 
ganze Unterschied der ©. Coguandiana in der spiral-sekrümmiten Unterschale und in den 
Lamellen der Oberschale, die sich nur einmal spalten und auf diese Weise eine Reihe von 
gleich grossen Canälen bilden sollen, wovon je zwei zu einer Lamelle gehörten. Dies letztere 
Merkmal beruht auf einem Irrthume und ohne Zweifel ist die Zeichnung in der Pal&ontologie 
francaise nach einem Schliffe des äusseren Theiles des Unterrandes gemacht, wo allerdings 
nur die letzte Abzweigung der Lamellen sichtbar ist, und sowohl bei ©. Agwilloni, Coquan- 
dhiana und exogyra jene Form der Canäle entsteht. Hätte d’Orbigny einen Schliff etwa in 


LE 


so Karl Zittel. [156] 


der halben Höhe der Schale gemacht, so hätte er sich überzeugen können, dass die Structur 
seiner ©. Coguandiana nicht im mindesten von ©. Agwvllon abweicht. Es bleibt nun noch die 
Form der Unterschale als Unterscheidungsmerkmal übrig, allein ist es an und für sich höchst 
misslich, eine Species nach der Form einer aufgewachsenen Schale bestimmen zu wollen, 
deren Gestalt von allen Zufälliekeiten der Unterlage abhängig ist, so wird dies bei ©. Agasl- 
loni durchaus unstatthaft. Ich versuchte öfters vergeblich meine vorliegenden Exemplare 
nach den d’Orbigny’schen Beschreibungen zu ordnen, allein ich erhielt, selbst bei den fran- 
zösischen, immer einzelne Mittelformen, die sowohl auf der einen, wie auf der andern Seite 
untergebracht werden konnten, so dass ich schliesslich die beiden Arten unter einem Namen 
vereinigte. 

Auch die Caprina exogyra Keuss gehört ohne Zweifel zur gleichen Species, obwohl 
einzelne Stücke in der That eine höchst eigenthümliche abweichende Gestalt besitzen ; 
sie umfasst die zusammengedrückten, schwach gewölbten Formen mit beiderseits einge- 
krümmten Buckeln, ist aber durch alle erdenklichen Übergänge wieder mit ©. Aguilloni 
verknüpft. 

Es mag vielleicht zweckmässig sein, die drei Formen als Varietäten zu unterscheiden, 
als selbstständige Arten dagegen können sie unmöglich bestehen. 

Vorkommen: Sehr verbreitet in den Gosaugebilden,, gewöhnlich in Gesellschaft 
mit den übrigen Rudisten-Arten, zuweilen aber auch wie bei Grünbach für sich allein 
ganze Bänke zusammensetzend. Im Gosau- und Russbachthal (Nefgraben, Wegscheid-, 
Stöcklwald-, Neudegggraben, Brunnsloch). Am Wolfgang-See und im Scharergraben bei 
Piesting, Brandenberg-Alpe und Ladoi-Alpe am Abhange des Sonnwendjoches in Tirol. 
Ausserdem ist dieselbe bekannt aus Süd-Frankreich von Le Beausset, La Oadiere (Var), 
Allauch und Martigues (Bouches du Rhöne), Uchaux, Piolen (Vaucluse), Bains de Ren- 


nes (Aude). 6 


Die Brachiopoden der Gosaubildungen. 
Von Ed. Suess. 


Wie neben einem grossem Reichthume an Gastropoden und Lamellibranchiaten über- 
haupt nur selten ein grosser Reichthum an Brachiopoden angetroffen wird, so tritt auch hier 
diese Familie sehr zurück neben der grossen Mannigfaltigkeit, welche andere Abtheilungen 
der Weichthiere bieten. In der Umgegend von Piesting allein, am Fusse der Ruine Stahrem- 
berg, trifft man häufig Reste von Brachiopoden (T. biplicata, Terebratulina striata und Ith. 
compressa) an. Waldh. tamarındus kömmt in einiger Menge an der Traunwand und in der 
Abtenau vor, von wo sie zuerst Professor Reuss brachte. Alle sonstigen Vorkommnisse sind 
Seltenheiten, und die kleinen Reste der Terebratulina gracilis und der neuen Argiope ornata 
würden unbekannt geblieben sein, ohne den Eifer, mit welchem Dr. Rolle und Dr. Stoliezka 
die Schlemmrückstände untersucht haben. 

Es gestattet schon die geringe Zahl der Arten nicht, dass man aus den Brachiopoden 
einen genaueren Schluss auf das Alter der Gosaubildungen ziehe, doch lässt sich behaupten, 
dass hier weder die bezeicehnenden Formen des Neocom oder Gault, wie Waldh. celtica, Ich. 


[157] Die Brachiopoden der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. s1 


parvirostris u. s. w., noch jene der oberen Kreide wie T. carnea, T. semiglobosa, Ih. vesper- 
tilio u. s. w. jemals gefunden worden sind. Die vergleichbaren Arten sind entweder solche, 
die aus dem Neocom bis in's Cenoman und Turon aufsteigen. wie Waldh. tamarindus, oder 
solche, die vom Cenoman in’s Turon reichen, wie Ah. compressa und T. biplicata, dann eine 
solche, die vom Cenoman bis in die weisse Kreide autsteigt ( Terebratulina striata), endlich 
eine welche im Turon zuerst auftritt (Terebratulina gracilis). Hievon bietet aber Terebratu- 
lina striata jene Varietät, welche im Cenoman häufiger ist. 

1. Terebratula biplicata Sow. (non Brocchi). Diese wohlbekannte Art findet sich 
in ziemlicher Menge in den Mergelschichten an den Abhängen des Felsens, welcher die 
Ruine Stahremberg bei Piesting trägt, so wie nahe unter dem Gipfel nicht weit von den 
Wällen der alten Veste, wo diese Schichten unmittelbar an den Dachsteinkalk gelehnt sind. 
Vergleicht man eine grössere Anzahl typischer Exemplare, z. B. aus dem oberen Grünsande 
von Warminster, so finden sich unter denselben stets einzelne Stücke, welche bei wohl- 
erhaltener Schalenoberfläche zu beiden Seiten des Schnabels und des Scheitels, insbesondere 
in der Gegend der Schnabelkanten und oft rings um die Öffnung für den Haftmuskel, eine 
feine Verzierung der Oberfläche verrathen, die aus Radiallinien besteht oder sich in kleine. 
verlängerte Tropfen auflöst und welche an T. capillaris erinnert; es ist dies dieselbe Er- 
scheinung, welche ihr Maximum in T. Vernewli Arch. (aus der Tourtia) erreicht. Es liegen 
mir nun einige wenige, unvollkommen erhaltene Terebrateln aus dem Russbachthal und der 
Abtenau vor, welche alle die besagte Ornamentirung besitzen, jedoch durch ihre verlängerte 
Form und die geringe Entwickelung der Biplication sich einigermassen von der typischen 
T. biplicata entfernen. Weitere Funde müssen lehren, ob man es mit einer neuen, etwa der 
T. Robertoni nahe stehenden Art zu thun habe. 

Das Hauptlager der T. biplicata ist der obere Grünsand, sie findet sich jedoch in Eng- 
land in allen Abtheilungen vom Gault bis in die chloritische Kreide; in Frankreich fehlt 


sie sowohl den tiefsten als auch den höchsten Gliedern der Kreideformation. Auch im nörd- 
lichen Deutschland ist sie weit verbreitet. 

2. Terebratulina gracilis Schloth sp. Nur zwei kleine Exemplare sind in den 
Schlemmrückständen von der Traunwand aufgefunden worden. Diese Art kömmt in England 
in der oberen und unteren Kreide, niemals im Grünsande vor. d’Orbigny setzt sie in die 
oberen Schichten des Turon; in Deutschland kommt sie nicht nur in diesem, sondern, wie in 
England, auch in höheren Horizonten vor. 


[2} 7 


3. Terebratulina striata Wahlb. sp. kommt mit 7. biplicata bei Stahremberg nicht 
selten vor. Der Verbreitungsbezirk dieser Art reicht vom Cenoman bis in die obere Kreide, 
doch ist schon von mehreren Autoren, z. B. auch von Davidson, darauf aufmerksam ge- 
macht worden, dass gewisse Varietäten den einzelnen Schichtengruppen eigenthümlich sind. 
Die Exemplare von Stahremberg sind durch die regelmässige und stärkere Wölbung der 
kleinen Klappe und den Mangel einer Einkerbung an der Stirn von den Exemplaren aus der 
weissen Kreide verschieden. Beiläufig dieselben Merkmale hebt Davidson für die Vor- 
kommnisse des oberen Grünsandes hervor, doch sollen solehe Formen auch in der unteren oder 
Grey Chalk noch vorkommen; die mir vorliegenden Exemplare zeigen auch wirklich im 
oberen Grünsande von Warminster, in der unteren Kreide von Folkestone, der Tourtia von 
Tournay und dem unteren Pläner Sachsens übereinstimmende Formen, während die Jüngeren 
Vorkommnisse länglicher, an der Stirn eingekerbt und in der Regel ein wenig zarter gebaut 


s2 Ed. Suess. [158] 


sind. Ich darf aber nicht vergessen zu sagen, dass eines von den Exemplaren von Stahrem- 
berg, obwohl von besonders rundem Umrisse, in der Mitte der kleinen Klappe eine Furche 
besitzt, welche sich in ganz ähnlicher Weise an den Stücken der weissen Kreide wie- 
derfindet. 

4. Waldheimia tamarindus Sow. sp. Diese leicht kennbare Art wird in der Regel 
als bezeichnend für die unteren Schichten des Neocom angesehen, doch hat schon Davidson 
Stücke aus dem oberen Grünsande von Farringdon angeführt und abgebildet (Monogr. p. 74, 
pl. IX, Fig. 29, 30) und glaube ich annehmen zu müssen, dass sie auch in den Red chalk 
von Speeton und in die untere Kreide hinauf reicht. Es liegen mir beiläufig einhundert 
Stücke vor, und zwar aus dem Neocom von Auxerre (Yonne), Castellane (Basses Alpes), les 
Lattes (Var), dem hohen Sentis, von Klien bei Hohenems (Vorarlberg), von mehreren Punkten 
des norddeutschen Neocom (Schöppenstädt, Neindorf u. s. w.), aus dem Aptien der Montagne 
de la Olape (bei Narbonne), und ich zähle ferner hieher ein Stück aus dem Red chalk von 
Speeton und vier Stücke aus dem Lower chalk von Folkestone. Unter diesen lässt sich nun 
allerdings ein ziemlich weites Schwanken der Form von dem einen Extrem, bei welchem die 
Kanten alle in derselben Ebene liegen und der Umriss fünfeckig ist, bis zu dem anderen Extrem 
erkennen, dessen Schalen gewölbter sind, bei länglich-ovalem Umriss und gegen die Rücken- 
schale vorgreifender Stirnkante , aber zahlreiche Übergänge und ein gemeinschaftlicher 
(resammtcharakter verbinden sie alle. 

In der Abtenau und an der Traunwand nun sind ziemlich viele Exemplare von W. 
tamarindus gefunden worden, fast ohne Ausnahme flach und fünfeckig, und nicht zu unter- 
scheiden von solchen Vorkommnissen, wie sie Leymerie als 7. lentoödea abgebildet hat'). 
So wie aber schon Davidson die auf derselben Tafel dargestellte 7. subtrilobata sammt ihren 
Varietäten zu W. tamarindus gezogen hat, muss ohne Zweifel auch 7. Zentoidea mit dieser 
älteren Art vereinigt werden. 

5. Argiope ornata Suess Tat. XXVIIL, Fig. 9, 10. In dem grauen Mergel des Hofer- 
grabens sind fünf geschlossene (sehäuse eines sehr kleinen Brachiopoden gefunden worden, 
welche einer neuen Art angehören. Das grösste Stück ist kaum eineLinie lang; zwei sind schief 
mit verzerrtem Umrisse, die drei übrigen Exemplare aber ziemlich symmetrisch. Das Schloss- 
feld ist bei den meisten Exemplaren ziemlich hoch, bei allen auf der vorderen Fläche nur 
auf eine unkenntliche Weise erhalten, und geht, wie es scheint, oben in eine knopfartige 
Spitze aus, etwa so, wie man sie an guten Stücken der T'hee. papillatım oder an Bosquet's 
schöner Abbildung?) bemerkt. Beide Klappen sind mit starken, strahlenförmigen Rippen 
versehen, welche auf der Deckelschale genau wie bei Thec. papillatum von einem Punkte 
ausstrahlen, welcher tief unter der Schlosslinie liegt. 

Während jedoch in Thec. paprllatum nur gabelnde oder einschaltende Reihen von Dor- 
nen sichtbar sind, besitzt Arg. ornata stets wahre (abelfalten von geringerer Zahl, auf 
welchen sich wie bei Arg. decollata und anderen Arten, stellenweise knopfartige Höcker 
erheben. Das besterhaltene Stück (Taf. XXVI, Fig. 10) zeigt, wie von dem herabeerückten 
Scheitel des Deckels nach links und nach rechts je drei Falten in gebogener Linie abschwen- 
ken, welche am Scheitel selbst zu je einem Bündel veremigt sind. Zwischen diesen und 
in ihrer Richtung ziemlich abweichend, treten zwei gerade Falten auf, die zum Stirnrand 


1) Mein. Soc. geol. 1. Ser. tome V, pl. XV, fig. 10. 


®) .Monogr. des Brachiop. du terr. er&t. sup. du Limbourg, t. 5, f. 1a. 


[159] Die Brachiopoden der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 85 


herablaufen, so dass im ganzen acht starke Falten sichtbar sind. Auf der grossen Klappe 
ist die Vertheilung eine solche, dass zwischen den beiden Bündeln der rechten und der 
linken Seite nur eine gerade Mittelfalte entsteht. Diese Anordnung lehrt, dass man es nicht. 
wie bei den meisten Arten von Argiope, mit umfassenden Rippen, d. h. nicht mit einer 
„Oineta* zu thun habe. Auch sind die Kanten wirklich gezähnelt, diese Zähnelungen sind 
aber in der Regel viel feiner und zahlreicher als die Hauptfalten. was wahrschemlich daher 
rührt, dass auf der Innenseite des Gehäuses starke Knoten längs den Kanten stehen. Die 
starken Falten scheinen eher, wie bei so vielen Exemplaren der Arg. decollata, gegen den 
Rand hin zu verflachen. 

Die Oberfläche ist mit groben Punkten überstreut. Es ist zu bedauern, dass die vor- 
liegenden Exemplare eine genauere Beobachtung des Schnabels und des Schlossfeldes nicht 
zulassen. 

6. Thecidium Wetherelli? Morris, Ann. Mag. nat. hist. 1851, pl. IV, Fig. 1—3. 
Davidson, Monogr. Brit. Cret. Brachiop. p. 14 und 104, pl. I, Fig. 15—26, pl. XI, 
Fig. 39. Auf den Korallenmassen der Traunwand im Russbachthal finden sich zuweilen 
Gruppen eines kleinen, mit fast der ganzen Fläche der Bauchschale aufgewachsenen Bra- 
chiopoden, welcher ein spitz zulaufendes Schlossfeld besitzt und in jeder Beziehung dem 
Thec. Wetherelli gleicht, welches in England zuerst von Morris aus dem Upper Chalk von 
Gravesend beschrieben wurde; Davidson zog hieher auch Stücke aus dem Sande von 
Farringdon, welcher den oberen Grünsand oder der Tourtia gleichzustellen ist. Ich setze 
darum ein Fragezeichen hinter diesen Namen, weil ich fürchte, dass die Aussenseite eines 
Gehäuses, wenn sie so arm an Merkmalen ist wie in dem vorliegenden Falle, nicht hinreichen 
kann, um eine Identification zu rechtfertigen. 

7. Rhynchonella compressa Lam. (T. difformis Lam., T. dimidiata So w., T. gallina 
Brong., T. contorta d’Orb. u. s. w.). Diese im oberen Grünsande Frankreichs und Englands, 
im Chloritic Marl und im unteren Pläner häufig auftretende Art ist von Davidson (Monogr. 
Brit. eret. Brach. p. 80) so ausführlich besprochen worden, dass ich mich damit begnügen 
mag, auf dieses treffliche Werk hinzuweisen, wo übrigens auch schon (p. 83) zugegeben ist, 
dass Rh. latissima Sow. vielleicht ebenfalls hieher zu ziehen sei, eine Ansicht, welcher ich 
beistimme. Es ist dies der häufigste Brachiopode in den Kreideschichten unserer Alpen und 
er findet sich in Menge in den rothen Schichten von Stahremberg und der weiteren Um- 
gebung Piestings; seltener ist derselbe im Gosau- und Russbachthal und der Abtenau, wo man 
ihn im Rondograben, im Nefgraben und an der Traunwand in geringer Menge angetroffen 
hat. Fast alle unsere Stücke sind nach einer Seite hin verzerrt; einzelne Stücke von Piesting 
sind mehr aufgebläht und vielleicht schon der gewöhnlichen Begleiterin der Ah. compressa, 
nämlich der Rh. nuciformis So w. zuzuzählen. Bin einzelnes, von Peters und Zittel aus den 
Caprinen-Schichten von Adrigan bei Grünbach mitgebrachtes Exemplar besteht aus zwei 
schmäleren und mehr aufgeblähten, verschobenen Hälften, und ist daher jenen Formen 
ähnlich, welche Coquand in seinem Etage Santonien als Ah. Eudesi bezeichnet hat. 

Das häufige Auftreten dieser Art in den rothen Schichten von Piesting, so wie ihre Ver- 
gesellschaftung mit T. biplicata erinnert lebhaft an gewisse typische Fundorte der Cenoman- 
stufe, wie Mans oder Warminster. 

8. Crania? Einige zweifelhafte Stücke aus dem Hofergraben und dem Tiefengraben. 


84 Karl Zittel. [160] 


N. THEIL. 


4. Verbreitung und Lagerung der Gosaugebilde. i 
1. Verbreitung. 


Wenn man vom Hallstätter See die enge Schlucht des Gosauzwangs hinaufwandert, 
und am Ende derselben zur rechten Seite des Weges den Rosenkogl oder Kahlenberg be- 
steigt, so liegt vor dem Auge ein prachtvolles, beckenartig gestaltetes Thal, in dessen Mitte 
sich die Gosau durch smaragdgrüne Wiesen hinschlängelt. Das schmale, etwa 1’/, Stunden 
lange Becken, ist rings umschlossen von mächtigen steilen Kalkbergen; am Südost-Rande 
treten in wilden kühnen Zacken die Donnerkogl mit ihren kahlen Steilwänden hervor und 
verdecken wenigstens theilweise die Aussicht auf die Eisfelder des Dachsteins, dessen 
schneegekrönter Gipfel alle Nachbarberge überragt. Kaum weniger schroff als diese, fallen 
die grauen Kalkwände auf der Ost- und Südseite des Thales ab und nur nach Westen, da wo 
der Weg nach Abtenau über den Pass Gschütt führt, zieht sich ein sanfter Hügelzug von 
der Zwieselalpe herab und bildet die Wasserscheide zwischen dem Gosau- und Russbachthal. 
Ein ftlüchtiger Blick auf das Gosaubecken lehrt, dass hier zwei geologisch verschiedene 
(Gebilde vorhanden sind, deren Grenze sich schon von Weitem erkennen lässt. Die schroffen 
Kalkwände im Osten, Süden und Norden des Thales sind ihrer Lage nach die ältern Gebilde 
und gehören grossentheils in die Rhätische Formation; sie bilden die Ränder eines Beckens, 
in dem mergelige, sandsteinartige und kalkige Gesteine von geringerer Härte und viel jugend- 
licherem Alter sich absetzten und jetzt theils die Thalsohle ausfüllen, theils aber auch in 
sanften Hügeln ansteigend, sich unmittelbar an die Kalkberge anlegen. Die Oberfläche 
dieser Hügel, welche nur auf der Westseite des Thales am Hornspitz und Hennarkogl eine 
Höhe von 4524 Fuss erreichen, ist mit dunklem Nadelholzwald bedeckt und sticht durch das 
tiefe Grün schroff gegen die kahlen, grauen Felswände des benachbarten Kalkgebirges ab. 
Eine Menge von Wasserfäden, die im Frühling zu wilden Giessbächen werden, haben in den 
weichen Mergeln der Gehänge tiefe Gräben eingerissen und diesem glücklichen Umstande 
verdankt das Gosauthal seine zahlreichen Autschlüsse und seinen unversiegbaren Reichthum 
an Versteinerungen. 

Einen ganz ähnlichen Anblick, wie das (rosauthal, das gegenwärtig einer der besuchte- 
sten Punkte im Salzkammergut geworden ist, gewährt die sogenannte „Neue Welt“ bei Wie- 
ner-Neustadt. 

Die Muldenform ist hier vielleicht noch ausgezeichneter entwickelt und die Grenze 
gegen den älteren Alpenkalk nicht weniger scharf markirt, als im Gosauthal. 

Zwischen der langen Wand einerseits, die als ein mächtiger Gebirgsrücken mit fast voll- 
kommen senkrechten Gehängen von Dreistätten bis Zweiersdorf tfortzieht, um dort in das 
Grünbacher Thal umzubiegen, und andererseits zwischen einem inselartigen Kalksteinzug, 
der nach Osten von der Neustädter Ebene berührt wird und von den schön gelegenen Ruinen 
Emmersberg und Dachenstein geziert ist, lagern sich die Gosaugebilde ein, hier ausge- 
zeichnet durch ihren Reichthum an Steinkohlen, auf welche sowohl in der Neuen Welt, als 
auch namentlich bei Grünbach Bergbau getrieben wird. Die Ablagerung der Neuen Welt, 


[161] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 85 


steht in unmittelbarem Zusammenhange mit den gleichartigen Gebilden bei Grünbach und 
Piestinge, ein weiterer Arm reicht durch die schmale Thalöffnung am Strelzhof hinaus in 
die Neustädter Ebene und bildet bei Dörfles, Willendorf, Würflach, Hettmannsdorf und 
St. Lorenzen allenthalben den Rand der Kalkalpen. Alle diese Fortsätze, denen noch die 
entlegeneren Ablagerungen im Buchberger Thal, am Raitzenberg, bei Wiesenbach und Lan- 
zing zuzurechnen sind, bildeten ursprünglich einen zusammenhängenden Meerbusen, der erst 
durch spätere Störungen seine heutige Gestalt erhalten hat. 

Die beiden beschriebenen Mulden können als Muster dienen für eine Anzahl ähnlicher 
Becken, unter denen ich nur das Russbachthal, die Abtenau, das kleme Zlamthal 
am Weissenbach bei Aussee, das Becken von St. Wolfgang (das bei St. Gilgen beginnt 
und bis Ischl fortsetzt), die Gams in Steiermark und das Brandenberger Thal in Tirol 
erwähnen will. Überall ist hier die Ablagerung normal entwickelt, die vollständige Schich- 
tenreihe mit ihrem ganzen Reichthum an Versteinerungen vertreten und sie können daher 
als die typischen Localitäten für die Gosaugebilde gelten. 

Aber nicht immer treten dieselben in solchen abgeschlossenen Mulden auf, sondern gar 
häufig füllen sie lange Spaltenthäler in den Kalkalpen aus; der Petrefactenreiehthum 
ist dann in der Regel viel geringer, Sandsteine mit sehlecht erhaltenen organischen Über- 
resten wechseln mit versteinerungsleeren Conglomeraten und die Regelmässigkeit im Schich- 
tenbau wird hier vergeblich gesucht. Ein solcher Zug lässt sich verfolgen von Petersdorf 
unfern Wien, wo eine Bank voller Actäonellen am Rande des Gebirges zu Tage tritt, bis 
weit hinein in die Kalkalpen bei Altenmarkt; hier spaltet sich derselbe in zwei Arme, von 
denen der eine nach Süd-Süd-West bis in die Gegend von Furt zieht, während der andere 
westwärts gegen Hainfeld bis in das Traisengebiet streicht. 

Ähnlich scheinen sich die Ablagerungen bei Windischgarsten, Spitalam Pyhrn und 
im Steinachthal, ferner die von Altenmarkt, St. Gallen und Hieflau zu verhalten, und 
fügt man diesen noch die isolirten Partien von Breitensohl bei Buchberg, Neuberg 
am Krampen, Lunz bei Gaming, Losenstein in Ober-Österreich, die Eisenau am 
Gmundnersee und die Flecken bei Salzburg und Golling bei, so sind die wichtigeren 
Punkte, an denen Gosaugebilde in den österreichischen Alpen vorkommen, erschöpft. 

Weiter nach Westen lassen sich unsere Schichten verfolgen in Bayern und Tirol. 

Die Gegend von Reichenhall mit der berühmten Nagelwand ist längst bekannt 
wegen ihrer schönen Marmorkalke und des Reichthums an Rudisten. Die Gosaugebilde liegen 
dort in einer ziemlich umfangreichen Mulde, die theilweise von jüngeren Formationen be- 
deckt ist. Kleinere isolirte Partien finden sich nahe dabei im Nierenthal und bei Roth- 
öfen und hoch oben auf dem Lattenberg und auf der Reutalpe füllen Rudistenbreeeien, 
Sandsteine, Kalke und Mergel kesselförmige Vertiefungen aus. 

Westlich davon bei Ruhpolting liegen an der Steinbach und der Urschlauer 
Achen zwei getrennte Ablagerungen, die an einzelnen Stellen reich an wohlerhaltenen 
Versteinerungen sind. Herr Professor Oppel in München hatte die Güte, mir eine kleine 
Sammlung von Petrefacten zu übersenden, die er dicht am Ufer der Urschlauer Achen in 
einem dunkeln Mergel gefunden hatte, und unter denen ich folgende Arten bestimmen konnte: 

Corbula angustata S.ow., Orassatella maerodonta Sow. sp., Limopsis calvus Sow. sp., 
Astarte similis Münst., Janira substriato costata Orb., Plicatula sp., Astraea lepida Reuss, 
so wie eine Anzahl kleiner Gastropoden, die grossentheils auch in der Gosau nachgewiesen 


(Zittel.) 13 


86 Karl Zittel. [162] 


sind. Diese versteinerungsreichen Mergel werden nach Dr. Oppel’s Mittheilung von Orbi- 
tulitenkalken überlagert und ruhen auf lichten Neocomienmergel mit Oroceras, die ihrer- 
seits wieder Kimmeridgekalke bedecken. Ich kenne keine Bayer’sche Localität, wo der 
Erhaltungszustand der Versteinerungen so genau mit denen aus dem Gosauthal übereinstimmt, 
und ausserdem ist dies der einzige Punkt, wo die ältere Kreide in unmittelbare Be- 
rührung mit den sonst stets isolirten Gosaugebilden tritt. 

Nördlich von Ruhpolting im Gerhartsreuter Graben bei’Obersiegsdorf stossen 
mitten in Nummulitengebirge graue Mergel hervor, mit einer Fülle von Versteinerungen, 
die durch die unermüdlichen Nachgrabungen des Herrn Jos. Pauer in Traunstein der 
Wissenschaft zugänglich gemacht wurden und als die Grundlage für die Vergleichung der 
bayerischen und österreichischen Gosaugebilde gelten können. G ümbel') erwähnt von dieser 
Localität nicht weniger als 44 Foraminiferen, 2 Korallen, 3 Echinodermen, 29 Bivalven, 
34 Gastropoden, 4 Uephalopoden, 1 Annulate, 6 Crustaceen und 4 Fischen, und von diesen 
genannten Formen finden sich nicht wenige in den österreichischen Alpen wieder. 

Wenn man von den drei ganz kleinen Flecken bei Grassau und weit davon bei Nie- 
deraschau absieht, so tritt der nördliche Zug der Gosauschichten erst wieder in der Nähe 
des Kochelsees am Röthelstein und Illingstein bei Ohlstatt auf. Hier sind es horn- 
steinreiche Kalkbreceien und krystallinische, schmutzig gelbe Kalke voll von Orbituliten, 
die sich bis zu beträchtlichen Höhen erheben. In einzelnen Gräben (Schwarzrain und 
Kirehgraben) finden sich auch buntfärbige Mergel mit Versteinerungen, unter denen 
Gümbel Rostellaria Reussi Gein., Pleurotoma Roemeri Reuss und Pecten laevigatus (wohl 
P. laevis Nilss.?!) bestimmt. 

Die Fortsetzung dieses Zuges reicht jenseits der Loisach fort über den Laberberg und 
Sonnenberg bei Ettal und von da an Ober-Ammergau vorbei längs dem Linder Gries- 
bach bis in die Gegend von Hohenschwangau. Die äussersten westlichen Ausläufer 
endlich beginnen am Weissensee und endigen an der Südostseite des Pfrontner Kien- 
berg’s im Vilsthal. Dieser ganze Zug besteht grossentheils aus graulichen und gelblich- 
weissen Mergeln, Dolomitbreecien und in den östlichen Theilen wie am Brunnenkopf und 
Hennenkopf aus Conglomeraten. Abgesehen von Orbituliten sind die Gesteine höchst arm an 
Versteinerungen und nur hie und da schieben sich weichere Mergelschichten ein. die eine 
Anzahl schlecht erhaltener Korallen und Gastropoden beherbergen. 

Westlich vom Vilsthal sind die Gosauschichten bis jetzt nicht beobachtet; sie scheinen 
von hier an entweder gänzlich zu fehlen oder aber, wie Gümbel vermuthet, durch die obere 
Abtheilung der Sewerkalke vertreten zu sein. Da die paläontologischen Funde diese Ansicht 
noch keineswegs mit Sicherheit belegen, so sind weitere Untersuchungen über diese Frage 
abzuwarten. 

Der bisher erwähnte bayerische Zug folgt allenthalben dem Aussenrand der Kalkalpen, 
indem er sich in die steilen Thäler der Jura- oder Triaskalke einschmiegt. Wenn man jedoch 
der breiten Querspalte folgt, durch welche der Inn dahinfliesst und bis tief in das Herz der 
Kalkalpen nach Tirol gelangt, so beobachtet man an beiden Ufern des Flusses, meist in be- 
deutender Höhe, isolirte Partien von Gosauschichten, die beinahe die Centralkette der Alpen 
erreichen und vermuthlich losgerissene Theile eines ehemaligen Golfes darstellen. 


!) Gümbel, Geognostische Beschreibung des bayrischen Alpengebirges, p. 567—575. 


[163] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 8m 


Schon am Eingang des Innthales, am linken Flussufer, liegen auf der Regenauer 
Alpe und am Rossstein zwei Flecken sandiger Kalke und Mergel, in denen Gümbel 
Orbituliten, Cardium hillanum var. bifrons Reuss, Myoconcha mimina Reuss, Arca Geinitzi 
Reuss, Arca Albertina d’Orb., Arca carinifera Gümb., Arca Mailleana d’Orb. und Neithea 
sp. anführt. Weiter oben in der Nähe von Kufstein bei Schwaich sind grosse Steinbrüche, 
welche grobe Conglomerate und grauliche Cementmergel erschlossen haben. In den letzteren 
fand Gümbel /noceramus sp., Venus Rotomagensis und Membranipora Marticensis. Auf der 
andern Seite des Inns bei Thiersen findet sich Oyrena solitaria Zitt. in grosser Häufigkeit. 

Weit mächtiger ist die Verbreitung der Gosaugebilde südlich davon im Branden- 
berger Achenthal und am Sonnwendjoch. Die Gegend von Brandenberg ist wegen 
ihres Reichthums an Versteinerungen längst als einer der ausgezeichnetsten Fundorte bekannt 
und von Prof. Pichler‘) in Innsbruck ausführlich beschrieben. Drei durch schmale Berg- 
rücken getrennte Mulden (die Brandenberger, Krummbacher und Breitenbacher) 
sind ausgefüllt mit Gesteinen, die denen des Gosauthales zum Verwechseln ähnlich sind und 
mit ihnen an Versteinerungsreichthum wetteifern. Der Brandenberger Kessel ist der grösste 
und scheint vorzugsweise graue, thonige Mergel zu enthalten, welcher ausser den gewöhnlichen 
Gosaupetrefacten auch jene interessanten Süsswasserversteinerungen der Neu-Alpe (Tanalia 
Pichleri Hörnes sp., Melamia granulato-eineta Stol. und Ohemnitzia Beyrichi Zekeli) führt 
und wie dort von schwachen, unbauwürdigen Kohlenflötzen begleitet ist. Die Rudistenkalke 
mit Hippurites cornu vaccinum und H. sulcatus liegen nach Pichler in der Breitenbacher 
Mulde unmittelbar auf dem Alpendolomit, und werden bedeckt von korallenführenden Mer- 
geln und Nerineenkalken. 

In der Krummbacher Mulde sind die kohlenführenden Schichten ebenfalls entwickelt 
und unmittelbar an den Alpendolomit des Heuberges lehnen sich Actäonellenkalke an. 

Durch die Güte des Herrn Prof. Pichler in Innsbruck erhielt ich eine Anzahl Ver- 
steinerungen aus dem Gebirgsstock des Sonnwendjochs zwischen Rattenberg und 
dem Achensee, über deren Lagerungsverhältnisse jedoch noch keine näheren Angaben 
veröffentlicht sind. Die reichste Localität scheint hier die Alpe Ladoi bei Münster zu sein, 
von wo ich in einem grauen, versteinerungsreichen Mergel folgende Arten zu erkennen 
vermochte: 5 

Natica bulbiformis Sow. (hh), Actaeonella Renauxiana WOrb., Pterocera pinnipenna 
Zekeli sp. (kh), Trochus plicato-granulosus Münst. (h), Turbo decoratus Zekeli (s), Delphi- 
nula aculeata Zekeli, Fusus sp., Oerithium millegranum Münst. (h), Cyrena sohitaria Zitt. (h), 
Fimbria coarctata Zitt. (s), Pecten laevis Nilss. (hh), Caprina Aguilloni d’Orb. 

Am Südostgehänge des Sonnwendjochs, unfern Eben, liegen am Kirchjoch und 
an der Pletzacher Alm ebenfalls Gosaugebilde. Der sandsteinartige Charakter derselben ist 
jedoch für die Erhaltung der Versteinerungen so ungünstig, dass ich in einer Kiste von Ver- 
steinerungen, welche ich Herrn Prof. Pichler verdankte, nur folgende Arten zu erkennen 
vermochte: 

a) Pletzacher Alm. 


Natica bulbiformis Sow., Cyrena solitaria Zitt. und Janira sp. 





1) Pichler, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst. 1856, p. 735; vgl. auch Gümbel, Geogn. Beschr. d. bayr. Alpengeb. p. 552. 


128 


db) Kirehjoch. 

Natica efr. Iyrata Sow., Turritella efr. convexiuseula Zekeli, Voluta Bronni Zek., Rostellaria 
crebrieostata Zek., Duceinum turritum, Cerithium cfr. trifidum Zek., Cardium Hillanum 
Sow., Astarte similis Münst., Trigonia limbata d’Orb. 

Die südlichste Ablagerung des Innthaler Golfes findet sich tief im Innern des Gebirges, 
nahe an der Centralkette am Muttekopf bei Imst, wo dieselbe bis zu einer Höhe von 
8521 Fuss emporgehoben ist und nach Gümbel') aus einem bunten Wechsel versteinerungs- 
loser Conglomerate, Sandsteine und Mergel zusammengesetzt ist. 

Schliesslich ist noch eine ganz isolirte Partie an der Glemm bei Kössen zu erwähnen, 
von wo in der Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien eine grosse Anzahl 
meist sehr schlecht erhaltener Versteinerungen vorliegen. 

Aus der vorausgeschickten Betrachtung über die Verbreitung der Gosaugebilde in den 
nordöstlichen Alpen ergibt sich, dass dieselben allenthalben entweder in mehr oder weni- 
ger abgeschlossenen Mulden zur Ablagerung kamen, oder aber als Ausfüllung von 
Spaltenthälern in den Kalkalpen auftreten, dass dieselben mit einer einzigen Ausnahme 
(Ober-Siegsdorf) durchaus auf die nördliche Kalkalpenzone beschränkt sind und weder 
in die Sandsteinzone noch in das Gebiet der Oentralkette übergreifen. Fast überall treten 
die Gosaugebilde isolirt auf, ohneim Zusammenhang weder mit jüngeren nochälteren 
Glieder der Kreideformation zu stehen, und nur an einem einzigen Punkte bei Ruhpolting 
in Bayern ruhten die Gosauschiehten nicht unmittelbar auf dem Alpenkalk, sondern auf der 
älteren Kreide. Es drängt sich bei der Betrachtung dieser isolirten Ablagerungen jedem 
Beobachter unwillkürlich der Gedanke auf, dass dieselben einst Buchten oder Fjorde eines 
Meeres waren, dessen Haupterstreckung gegenwärtig durch jüngere Gebilde der Untersuchung 
gänzlich entrückt ist, das sich aber in dem südlichen Theile des alpinen Armes des Wiener 
Beckens und in der weiten Ebene zwischen Wien, Passau und Regensburg ausgedehnt 
haben dürfte. Die Lage dieser jetzt noch allein vorhandenen Buchten und Fjorde stimmt 
fast überall mit den heutigen Hauptthälern der Kalkalpen überein, und es beweisen dieselben 
daher, dass zur Zeit der Kreideablagerungen die Alpen bereits als ein mächtiger Gebirgszug 
vorhanden, dass Centralkette und Kalkzone bereits durch Höhe geschieden waren und dass 
in den letzteren bereits der grössere Theil der jetzigen Thäler existirten, in welche die 
Gewässer des Kreidemeeres eindringen konnten. Wenn man freilich bedenkt, welche Stö- 
rungen die Gosauablagerungen erlitten haben, wie sie in vereinzelte Partien zerrissen wur- 
den, wenn man erwägt, dass dieselben an einzelnen Stellen in eine Höhe von 5000, ja sogar 
bis zu 8000 Fuss gehoben wurden, dann ergibt sich mit nicht weniger Sicherheit der Schluss, 
dass auch nach Ablagerung der oberen Kreide gewaltige Erschütterungen die Alpen be- 
rührten, und dass eine Reihe von grossartigen Veränderungen nach dieser Zeit stattgefunden 
haben musste. 


2. Lagerung. 


Über die Lagerung und Gliederung der Gosaugebilde in den österreichischen Alpen 
existirt eine umfangreiche Literatur, die von Zekeli’) bis zum Jahre 1852 mit scrupu- 





1) Gümbel, Geogn. Beschr. hair. Alpengeb. p. 5593. 
2) Zekeli, Die Gastropoden der Gosaugebilde. Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. I. Bd. 2. Abth. Nr. 2. 1552. 


[165] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 89 
löser Genauigkeit zusammengestellt wurde, so dass ich hier einfach auf diese Abhandlung 
verweisen kann. Weitere Nachrichten über die Untersuchungen in späteren Jahren finden 
sich in der Monographie der Gosaukorallen von Reuss'), worin im allgemeinen Theile die 
geologischen Verhältnisse des Gosauthales und der Gegend von St. Wolfgang einer ein- 
gehenden Untersuchung unterzogen werden. Seit dem Erscheinen des letztgenannten Werkes 
sind nur noch einige Abhandlungen von Stoliezka°), Reuss’), und Hauer‘) hervorzuhe- 
ben, die jedoch wesentlich paläontologischen Inhalts sind. 

Die werthvollsten Angaben über die Larerungsverhältnisse finden sich ausser der 
Reuss’schen Monographie in den älteren Abhandlungen von Ami Bou&°), Murehison 
und Sedgwick‘), Peters’) und CzjzZek®). Leider stimmen aber die Resultate dieser zahl- 
reichen Forschungen keineswegs vollständig überein, so dass noch jetzt über die Lagerung der 
Gosaugebilde vielfach widerstreitende Ansichten bestehen. Obwohl es keineswegs in meiner 
Absicht liegen kann eine eingehende stratigraphische Abhandlung an diesem Orte einzuflechten. 
zu welcher mir ohnehin das vollständige Material fehlt, da ich nur einen Theil der Localitäten 
aus eigener Anschauung kenne, und mir meine Ansicht nur durch die Untersuchung der 
Ablagerungen in der Neuen Welt und bei Grünbach, im Gosau- und Russbachthal, am Wolt- 
gangsee und an einigen Orten in Bayern bilden konnte. Da übrigens gerade die strittige 
Stellung der Hippuritenkalke ein Moment ist, das entscheidend für das Alter der ganzen 
Ablagerung wirken muss, so kann ich doch nicht umhin, einige Worte über die Lagerungs- 
verhältnisse, die übrigens voraussichtlich baldigst einer eingehenderen Untersuchung unter- 
zogen werden, beizufügen. 

Der am Ostrand der Kalkalpen, unfern Wiener-Neustadt, längs der sogenannten „Wand“ 
hinziehende Zug von Gosauschichten ist meiner Ansicht nach, wegen seiner regelmässigen 
Entwickelung, leichten Zugänglichkeit und der zahlreichen bergmännischen Aufschlüsse vor- 
zugsweise geeignet, Licht in die Lagerungsverhältnisse der Gosaugebilde zu werfen. In der 
werthvollen Abhandlung von C2jzek°), sind dieselben bereits meisterlich beschrieben, und 
namentlich die kohlenführende Süsswasserbildung besonders berücksichtigt. Ich hatte Gelegen- 
heit, mit meinem verehrten Freunde Prof. Peters diese Gegend wiederholt zu besuchen und 
schliesse hier die Hauptergebnisse unserer gemeinsamen Untersuchung an, die im Wesentlichen 
mit O2jZek’s Resultaten übereinstimmen. Die schöne Karte, welche von Professor Suess bei 
Gelegenheit der Quellenuntersuchungen in der Gegend von Wiener-Neustadt entworfen und 
mit dem Bericht der Wiener Wasserversorgungs-Commission erschienen ist, erleichtert jetzt 
weitere Untersuchungen wesentlich, und gibt ein klares Bild über die Ausdehnung dieser 
Ablagerungen. 

In dem kleinen Kesselthal von Hörnstein treten die nördlichsten Partien der Mulde zu 
Tage, um sogleich wieder von jüngeren Conglomeraten bedeckt zu werden, und erst im 
Thale von Piesting beginnt der ununterbrochene Zug, der von hier längs der Wand durch 


1) Charakteristik der Kreideschichten in den Ost-Alpen. Abhandl. d. k. Akad. d. Wiss. 1854. 
2) Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. 1859, XXVIII, S. 482 und 1865, XXXVIII, S. 482. 

3) Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. XI, p. 923. 

4) Beiträge zur Paläontographie Österreich’s. I. Bd. 1. Heft, 1858. 

5) Bou&, M&moires g&ologiques et pal&ontologiques. 1832, I. Bd. 

6) Transactions of the geological Society. 2. ser. III. 2. 1832. 

?) Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. I. Bd. 1. Abth. 2. 1852. 

$) Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1851, II, p. 107. 

9) Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1851 II, p. 107. 





90 Karl Zittel. [166] 


die Neue Welt über Grünbach fortsetzt und bis nach Lanzing, Raitzenberg, Wiesenbach und 
Buchberg reicht. Überall lehnt sich derselbe an den Alpenkalk der hohen Wand an und 
füllt eine Mulde aus, die einerseits durch die Wand, andererseits durch einen inselartig 
hervorragenden Kalkrücken begrenzt ist, der bei Wöllersdorf beginnt und sich bei Dörfles 
und Netting an den Hauptzug der Kalkalpen anschliesst. 

Im Piestinger Thal sieht man die Schichten allenthalben bei nordnordöstlichem oder 
nordöstlichem Streichen unter steilem Winkel (30—40°, manchmal sogar 60—70°) in süd- 
östlicher Richtung der Neustädter-Ebene zufallen. Das Thal ist grossentheils mit Gosau- 
gebilden ausgefüllt und nur in der Nähe von Wöllersdorf am Ausgange desselben legte sich 
der Leithakalk fast horizontal darüber und bildet mit seinen mächtigen weissen Schichten 
die hohen Gehänge des kalten Ganges. 

Folgt man von Wöllersdorf dem Laufe des Flusses bis zur Ruine Stahremberg, so 
erhält man einen Durchschnitt durch die Gesammtmächtigkeit der Ablagerung, indem man 
zuerst die jüngeren Schichten durchwandert und gegen das Gebirge hin nach und nach auf 
das ältere Gebilde gelangt. Etwas vor der Hälfte des Weges zwischen Wöllersdorf und Pie- 
sting, sieht man die Schichten der Gosauformation ziemlich steil dem Beobachter entgegen 
unter den Leithakalk einschiessen und von nun an bleiben dieselben die steten Begleiter zu 
beiden Seiten des Weges. Es kommen zuerst als oberstes Glied der Reihe: 

1. Sehr mächtige versteinerungslose, braun gefärbte, mergelige Sandsteine (in welchen 
übrigens nach Bou&') fast unkenntliche Orbituliten liegen sollen), die allmählich in eine nicht 
sehr grobe Breceie übergehen, welche aus Trümmern von Alpenkalk, Werfener Schiefer, Do- 
lomit und Quarz zusammengesetzt ist. Diese Breccie wird gegen Piesting zu immer fein- 
körniger und nimmt wieder einen sandsteinartigen Charakter an. Am Kranzlkogl bei Piesting 
enthält der mergelige Sandstein spärliche Versteinerungen (Trigonia limbata d’Orb., Panopaea 
Royana d’Orb.) und westlich von dieser Kuppe bildet der tief eingeschnittene Scharer- 
graben eine trefiliche Entblössung, in welcher man unter den Sandsteinen 

2. die berühmte Korallenbank beobachtet, die trotz ihrer geringen Mächtigkeit 
einen ausserordentlichen Reichthum an Versteinerungen, namentlich an Korallen birgt. Bei- 
nahe jedes der lose umherliegenden Stücke ist des Aufhebens werth und binnen wenigen 
Stunden gelingt es hier eine reiche Sammlung der schönen Korallen des Scharergrabens 
zusammen zu bringen. Mollusken sind ziemlich selten und nur hin und wieder findet man 
Stücke von Modiola Oppeli Zitt., Janira quadricostata d’Orb.; Bruchstücke von Rudisten 
und die schönen Delphinula muricata und granulata Zekeli. Auf die Korallenbank folgen 

3. 1—2' mächtige sandige Mergelkalke, mit zahlreichen Actäonellen und vereinzelten 
Hippuriten (Hippurites cornu vaccinum Br. und H. dilatatus Defr. ete.), dann sehr mächtige 
sandige, gelblich-graue Mergel, in denen häufig Gerölle von Alpenkalk und Hornstein 
eingebacken sind. Der Steinkampl bei Piesting besteht ganz aus dieser Schicht und ist an 
seinem Nordabhang durch einen Steinbruch aufgeschlossen. Wir fanden hier einzelne Schicht- 
flächen ganz bedeckt mit verkohlten Pflanzenresten, ausserdem eine Menge Steinkerne von 
Trigonia limbata d’Orb., Inoceramus Oripsi Mant., Pecten virgatus Nilss., Gryphaea vesi- 
cularis Lam., Natica bulbiformis Sow., Turritella, kleine Gastropoden, sehr häufig Actäo- 
nellen, die man nicht selten in ein und demselben Stück mit Inoceramus Orips’ erhalten kann, 


1) Bou& M&moires g£ol. et pal. I, p. 231. 


[167] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 91 


und ein Bruchstück von Scaphites multinodosus Hauer. Die versteinerungsführenden sand- 
steinartigen Mergel werden unterteuft von 

4. weichen, blättrigen Mergeln, die sich in der Thalsohle bis an die Spinnerei in 
Salzmann hinziehen und vermuthlich die schwachen Kohlenflötze führen, auf welche nach 
Cijzek mehrere Versuchsstollen getrieben wurden. 

Bei Salzmann wird das Profil durch einen vorspringenden Rücken aus Dachsteinkalk, 
der bis an den Bach herantritt, unterbrochen, und erst jenseits desselben am Fusse des Hau s- 
oder Stixkogls stehen 

6. weiche graue Mergel mit zahlreichen Brachiopoden (Terebratula biplicata Sow.. 
T. striata Wahlb. und Rhynchonella compressa Lam.), Ostrea vesicularis Lam., Inoceramus 
Öripsi und Korallen zu Tage, die 

7. auf einer sehr festen röthlichen Kalkbreceie ruhen, in welcher Brachiopoden, Hip- 
puriten, Caprina Agwlloni und Echinodermen eingeschlossen sind. Diese Breceie liegt unmit- 
telbar auf dem Dachsteinkalk und bildet den Fuss der Ruine Stahremberg. 

Wendet man sich jetzt nach der Neuen Welt, so lassen sich am Rande der Wand allent- 
halben die von Actäonellen begleiteten kohlenführenden Schichten verfolgen, welche bei 
Dreistätten, Frankenhof, Muthmannsdorf, Stollhof, Mahrersdorf, Zweiersdorf, Grünbach 
u.s. w. durch Bergbau aufgeschlossen sind. 

Bei Dreistätten fallen die Schichten genau wie im Piestinger Thal nach Südost, und 
zwar werden die Actäonellenbänke, welche auf der sogenannten Dreistätter Halde (vielfach 
irrthümlich mit dem Schneckengarten verwechselt) zu Tausenden umherliegen, überlagert 
von Inoceramen-Mergel und Conglomeraten. 

Zwischen Dreistätten und Felbering drehen sich die Schichten um und fallen 
von jetzt an in steiler Neigung gegen die Wand ein. Diese eigenthümliche Störung, durch 
welche die Gosauschichten den Alpenkalk zu unterteufen scheinen, hat Veranlassung 
zu Irrthümer gegeben und die richtige Auffassung der Schichtenfolge erheblich erschwert. 
Diese Umbiegung scheint jedoch nur ganz oberflächlich statt zu finden, denn schon in einer 
Tiefe von 10—12 Klafter unter der Oberfläche sieht man im Karlsstollen bei Stollhof und in 
den Reiher’schen Gruben bei Felbering eine Kniekung der Flötze und eine Rückkehr in die 
normale Fallrichtung. 


Kohlenflötze, begleitet Inoceramen- 
Schutt von Schieferthon Felbering Sandstein Conglomerat mergel Muthmannsdorf 
l 


Wand , , 


| 
| 


> | hd 
TÜÄREER 3 
70 


WWN, 





Eine ganz ähnliche aber noch viel gewaltigere Störung und Umbiegung ist neuerdings 
durch den Richardstollen bei Grünbach nachgewiesen, so dass sich vermuthen lässt, dass 


dieselbe in einer unbestimmten Tiefe im ganzen Verlauf der Mulde eintritt. 


99 Karl Zittel. [168] 


Die tiefer gelegenen Theile der Neuen Welt bestehen aus Sandstein, Conglomerat und 
Mergeln, in denen /noceramus Oripsi die wichtigste Versteinerung ist. Auch am jenseitigen 
Rand der Mulde (auf der Ostseite) bei der Teichmühle und Netting stehen die Inoceramen- 
Mergel an und lehnen sich dort unmittelbar an den älteren Alpenkalk. 

Die zahlreichen Halden bei Felbering, Stollhof, Frankenhof, Mahrersdorf und Zweiers- 
dorf bieten Gelegenheit zum Sammeln von Omphalien, Actäonellen, Nerineen und zahl- 
reicher anderer Gastropoden , Bivalven und Korallen ; bei Zweiersdorf sind in einem 
Hohlwege wellenförmige Faltungen der Inoceramenmergel zu bemerken, allein instructive 
Profile sind hier schwierig zu erhalten, weil fast überall die Grenze der Gosaugebilde und 
des Alpenkalkes der Wand durch eine mächtige Schuttdecke verhüllt ist. 

Um so besser dagegen lässt sich die Gliederung der Gosaugebilde da studiren, wo durch 
die Drasche’schen und v. Reyer’schen Gruben namentlich der untere kohlenführende Schich- 
tencomplex aufgeschlossen ist. Ein Profil in der Richtung von Nord nach Süd, von der Wand 
beginnend bis zum Dorfe Grünbach gibt folgende Schichtenreihe: 

Oberhalb des Adrigan Bauer in einer Thalschlucht fallen die Gosauablagerungen steil 
gegen die Wand ein und beginnen 

1. mit einem festen röthlichen groben Conglomerat, über dem 

2. rothgefärbte, eisenschüssige lockere Rudistenkalke liegen, die fast ausschliesslich 
aus Caprina Aguilloni dX’Orb., Hippurites sulcatus Defr., H. cornu vaccinum Br. und Sphae- 
rulites angeiodes Pic. de Lap. bestehen. Korallen und Rhynchonella compressa Lam. sind hier 
ebenfalls nicht selten. Es folgen alsdann abermals 

3. mächtige grobe Conglomerate, die vorzugsweise aus Schiefer, Kalk und spär- 
licheren Quarzgeröllen bestehen. 

Die Fortsetzung des Profils lässt sich an der Oberfläche weiter verfolgen und ist ausser- 
dem durch den Johannistollen aufgeschlossen. An diesen schliesst dann unmittelbar der etwas 
tiefer gelegene Heinrichsstollen an, so dass sich folgendes Profil ergibt: 

4. Fester grünlich-grauer Sandstein mit Pflanzenresten und dünnen Lagen bituminösen 
Mergelschiefers 6° (Rlafter). 

5. Actäonellenkalk ganz erfüllt von Actäonellen, die auch zu Tage an der Oberfläche 
des Gebirgsabhanges in Menge herumliegen 4°. 

6. Hippuritenkalk voll grosser Exemplare von Hippurites cornu vaceinum Bronn 12°. 
7. Sandstein mit vereinzelten Hippuriten 4°. 

8. Kalkbank fast ausschliesslich aus Schalen der Nerinea bieincta Bronn gebildet 1°. 
9. Schieferthon 2°. 

10. Sandstein 2°. 

11. Kohlenschiefer 1‘. 

12. Schieferthon mit Turbo acinosus Zek. und Natica 5. 

13. Kohlenschiefer 1’. 

14. Schieferthon 1° 3. 

15. Antoniflötz 3. 

16. Es folgen alsdann noch 22 schwache Kohlenflötze, unter denen sich das Jodelhofer- 
flötz (3—4') und das Oaroliflötz (2—3’) durch stärkere Mächtigkeit auszeichnen und bergmän- 
nisch abgebaut werden. In den schieferigen dunkelgefärbten Zwischenmitteln finden sich 
Pflanzenreste, und einzelne Bänke sind ganz bedeckt mit('yclas gregaria und Cyelas ambigua Zitt. 


[169] 


17. Über dem hangendsten 
Aloisiflötz folet dann, wie im 
Heinrichstollen zu sehen ist, ein 
Schichtencomplex vonabwechseln- 
den Kohlenschiefer, Sandstein und 
Schieferthon mit Fusus sp., Circe 
discus Math. sp., Turritella, Peeten, 
Limopsis calvus u. Ss. w. 14°. 

18. Actäonellenkalk 2°. 

19. Sandstein, wechselnd mit 
Schiefer voll Oyclas gregaria Zitt., 
Boyssia Reussi Stol., Unio ereta- 
ceus Zitt., Chemnitzia Beyrichi 
Zek., Melanopsis dubia Stol. 
u. s. w. 42. 

20. Sandstein und Schiefer- 
thon (durch Bergbau nicht mehr 
aufgeschlossen) 70°. 

21. Röthlicher Sandstein mit 
Orbituliten, der seiner Festig- 
keit halber als ein hervorragender 
Riff mit steilen Abhängen fortsetzt 
und daher vortrefflich zur Orien- 
tirung dienen kann 10°. 


>92 


un 


Mergel mit /noceramus 
Oripsi. Aus diesen Mergeln, die 
häufig ganz petrefactenleer sind, 
stammen die schönen Ammoniten, 
welche Herr Grubendirector Tun- 
ner auf der Klaus bei Grünbach 
besitzt. 

Die sehr mächtigen Ino- 
ceramusmergel setzen den Ab- 
hang bis zum Dorf Grünbach 
zusammen und sind in mehreren 
Gräben deutlich entblösst; da der 
ganze Schichtencomplex ziemlich 
steil gegen die Wand einfällt, so 
bilden diese Mergel scheinbar das 
tiefste Glied und liegen in der 
Thalsohle, während die älteren 
Schichten in Folge der Umkip- 
pung regelmässig darüber liegen 
und ein höheres Niveau einnehmen. 


(Zittel.) 


Die Bivalven der 


-4xX9,L uepuagajsusgeu usp Ju® yaıs uooTzog wIowumN PIC 


-u9][049-sydraurapf SOp yoojpunw 'T 


-su9]]04$-Tuuwyorf sap yaojpunw 'Y 
'TeyL goyoequnın sep yoınp Tyordasnd 


Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 








95 


Breccie 


Schwache Kohlenflötze im Südflügel der Mulde 


>= Kalkige rothbraune Sandsteine 


Dorf Grünbach 


An a an Inoceramenmergel 
= — 
ZN 
ZEN 
S BN 
DS G \ 
— e> S 
2  — Orbituliten Sandstein 






Actäonellenbank 


Kohlenflötze und 
Schieferthon 


Nerineenbank 
Hippuritenkalk 


Actäonellenbank 


Hippuriten- 
kalk 


SS Alpenkalk 
\ der Wand 


13 


94 Karl Zittel. [170] 


Jenseits des Dorfes Grünbach treten die Inoceramenmergel abermals zu Tage, es folgen 
dann sehr harte röthliche Kalksandsteine, die dem Orbitulitensandstein petrographisch sehr 
ähnlich sind, darauf ein Zug von Schieferthon mit einzelnen sehr dünnen Kohlenflötzen und 
endlich eine mächtige Masse röthlicher Kalkbreecien ohne Versteinerungen. Es ist höchst 
wahrscheinlich, dass diese letztgenannten Schichten den Südflügel der Mulde repräsentiren. 
wofür auch die Zusammensetzung des liegenden Flötzzuges auf der Klaus sprechen würde. 
Eine starke Verwerfung lässt sich dort in den Kohlenbauen zwischen dem nördlichen Flötz- 
zug, der die genaue Fortsetzung der Grünbacher Flötze bildet und dem sogenannten liegen- 
den Zug auf der Südseite des Thales beobachten und diese Verwerfung dürfte vielleicht der 
Muldenaxe entsprechen. Die im Profil angegebenen schwachen Koblenflötze auf der Südseite 
des Thales nehmen gegen die Klaus hin an Stärke zu, so dass sie hier mit Vortheil berg- 
männisch abgebaut und unter dem Namen „liegender Zug“ von den Wandflötzen unterschie- 
den werden. 

Als Resultate der vorausgeschickten Lagerungsverhältnisse lassen sich für die Gosau- 
gebilde der Gegend von Wiener-Neustadt folgende Sätze aufstellen: 

1. Die ältesten Schichten der Mulde lehnen sich überall an den steil abfallenden älteren 
Alpenkalk der sogenannten „langen Wand“ an und fallen im nördlichen Theil der Mulde im 
Piestinger Thal gegen Südost der Ebene zu, so dass die obersten Glieder die unteren in 
regelmässiger Folge überlagern. Von Dreistätten an sind die unteren Randgebilde überkippt 
und fallen steil gegen die Wand ein, so dass scheinbar die jüngeren Schichten die älteren 
unterteufen. 

2. Die ganze Ablagerung bildet eine Mulde, deren tiefste Schichten im östlichen Flügel 
in der neuen Welt nirgends zu Tage treten, wohl aber bei Grünbach und in der Klaus durch 
den liegenden Flötzzug vertreten zu sein scheinen. 

3. Die Rudistenkalke liegen zwar in der Regel am Rande der Mulde und bilden nebst 
den Conglomeraten die Basis der ganzen Ablagerung, doch sind sie keineswegs auf einen 
einzigen Horizont beschränkt. sondern finden sich in verschiedenen Zonen der ganzen 
unteren Abtheilung. 

4. Obwohl die Actäonellen vorzugsweise die Rudistenbänke und kohlenführenden 
Schichten begleiten, so fehlen sie doch nicht in den versteinerungsreichen Mergeln und kom- 
men sogar noch häufig mit Jnoceramus Oripsi vor; in gleicher Weise findet sich J. Oripsd in 
der unteren Abtheilung der Mulde in den verstemerungsreichen Mergeln unter der Korallen- 
bank. Es lassen sich daher durchaus keine Gruppen mit streng geschiedener Fauna unter- 
scheiden, sondern es ist die ganze Ablagerung als eine zusammengehörige Bildung 
zu betrachten. 

Es lässt sich übrigens in dem ganzen Schichtenbau der Wandmulde eine gewisse Regel- 
mässigkeit nicht verkennen, die sich an mehreren Punkten, namentlich bei Grünbach, Drei- 
stätten und Piesting deutlich nachweisen lässt und bereits von Özjzek') im Ganzen richtig 
erkannt wurde. Die Gliederung der Gosaugebilde in diesem östlichsten Theile der Kalkalpen 
lässt sich nach dem Vorausgeschickten durch folgendes Schema ausdrücken: 


1) Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1851, II, p. 107. 


171] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 95 


Conglomerate oder Breecien, zuweilen unterbrochen durch mächtige Rudistenriffe 
mit Hippurites cornu vaceinum, H. sulcatus, Caprina Aguilloni, Sphaerulites angeiodes, 


1. Brachiopoden, Korallen und Seeigel. 
Actäonellenkalk. ee 
Rudistenkalk mit Hippurites cornu vaccinum. = 
Nerineenkalk. e 
Schieferthon mit Sandstein, Kohlenschiefer und Kohlenflötzen. In den Zwischenmit- 3 
> teln Landpflanzen, Süsswasserconchylien und in einzelnen Bänken marine Über- & 
Z reste (Omphalia, Astarte, Circe, Turbo ete.). © 
Actäonellenkalk. I 
| Versteinerungsreiche Mergel mit Korallen, Gastropoden, Bivalven und Zppurites 
3.1  cornu vaccinum, H. dilatatus, Caprina Aguilloni etc. (Scharergraben, Dreistätten. 
| Muthmannsdorf). / 


? Orbituliten-Sandstein. 


\ 1 

[eb EZ] . 

: = Or e E SOFT 

4. Inoceramus-Mergel, bei Grünbach mit Cephalopoden, sonst nicht reich an (52 =] 
£ a2 
Versteinerungen. \o 


Die Stellung des Orbituliten-Sandsteines und dessen Beziehung zu der unteren Gruppe, 
namentlich den versteinerungsreichen Mergeln und Korallenbänken ist noch etwas unsicher, 
da derselbe bei Piesting wenigstens nicht mit Sicherheit nachgewiesen ist. 

Im Gosau- und Russbachthal lassen sich fast alle Schichten genau in der gleichen 
Ordnung wiederfinden, nur sind dort die kohlenführenden Schichten viel weniger ent- 
wickelt, sie fehlen wie es scheint im Gosauthal vollständig und sind bis jetzt nur oberhalb 
Russbach auf der Neu-Alpe nachgewiesen, wo sie von einer Anzahl interessanter und cha- 
rakteristischer Süsswasserconchylien begleitet werden. Die versteinerungsreichen Mergel 
dagegen sind um so besser ausgebildet und an zahlreichen Punkten durch Gräben auf- 
geschlossen; die Rudisten, welche in denselben bei Piesting nur spärlich vorkamen , bil- 
den hier gewaltige Riffe und namentlich zeichnet sich Hrippurites organisans durch sein 
massenhaftes Auftreten aus, während die übrigen Arten mehr in vereinzelten Indivuen zeı- 
streut sind. 

Die Lagerungsverhältnisse im Gosauthal sind in den schon mehrfach genannten Ab- 
handlungen von Bou&, Murchison und Sedgwick bereits ziemlich ausführlich beschrie- 
ben und namentlich in der trefflichen Monographie der Gosaukorallen von Reuss so ein- 
gehend geschildert, dass ich für alle Details auf dieselbe verweisen kann. 

Die Gosaugebilde lagern sich auch hier muldenförmig zwischen Alpenkalk ein und zwar 
in der Weise, dass die älteren Schichten nur auf dem Nordrand der Mulde in unmittelbarer 
Nähe der Dörfer Gosau und Russbach zu Tage treten, während der entgegengesetzte Flügel 
schroff an dem steilen Kalkgebirge abstösst und nur noch mit seinen obersten Schichten zu 
sehen ist. 

Wenn ich auch darin vollständie mit Herrn Professor Reuss übereinstimme, dass die 
Gosaugebilde ein zusammengehöriges Ganze ausmachen, so muss ich doch bemerken, dass 
die Riffe mit Hippurites cornu vaccinum überall entweder auf den unteren Conglo- 
meraten oder unmittelbar auf dem Alpenkalk liegen und die Basis der ganzen Abla- 
gerung bilden ; dieselben sind namentlich an der Traunwand entwickelt, wo sie einen 


13 # 


96 Karl Zittel. [172] 


mächtigen Rücken zusammensetzen , der sich weit fortzieht und oberhalb Russbach steil 
abfällt. 

Die jüngeren versteinerungsreichen Mergel enthalten zwar ebenfalls häufig vereinzelte 
Exemplare von Hippurites cornu vaccinum, allein die daselbst befindlichen Rudistenriffe sind 
fast ausschliesslich von MH. organisans gebildet. 

Die untere Abtheilung ist bei Gosau und Russbach durch eine Reihe von Gräben aufge- 
schlossen und namentlich sieht man im Wegscheidgraben und an der Traunwand die Schich- 
tenfolge deutlich entwickelt. An der letzteren liegen unmittelbar über dem Alpenkalk in der 
Nähe der Alpenhütten Conglomerate und Hippuritenkalke, die fast ausschliesslich aus grossen 
Exemplaren des Hippurites cornu vaccinum gebildet sind, aber auch zahlreiche Brachiopoden, 
Korallen und Echinodermen enthalten; etwas tiefer sieht man Kalkmergel, in denen Millionen 
von Actaeonella conica Zek., so wie eine Anzahl kleiner Gastropoden, namentlich Cerithium 
Minsteri Zek., Oerithium Simonyi Zek., Aectaeonella laevis d’Orb. und Nerita Goldfussi Kefst. 
liegen. Eine Strecke weit verdecken jetzt abgerollte Blöcke und Schuttmassen die Fortsetzung 
des Profils und erst am verlassenen Stollen auf der Neu-Alpe sieht man unmittelbar unter einer 
anstehenden Nerineenkalkbank Kohlenflötze, begleitet von Schieferthon mit Süsswassercon- 
chylien zu Tage streichen. Weiter unten folgen dann graue Mergel mit Korallen, Muscheln 
und Schnecken, die in den Gräben des (Grosauthales überall entwickelt sind und ausser den 
genannten Versteinerungen auch vereinzelte Individuen von Hippuriten, so wie ganze Bänke 
von Hippurites organisans führen. | 

Die Bedeckung dieser versteinerungsführenden Mergel lässt sich recht deutlich im 
Hofergraben auf der Ostseite des Gosauthales beobachten. In den weichen kalkigen Mergeln, 
welche durch Gräben und Abrutschungen entblösst sind, liegen vorzugsweise zweischalige 
Muscheln (Trigonia limbata d’Orb., Janira quadricostata Sow. sp., Crassatella macrodonta 
Sow. sp., Gryphaea vesicularis Lam. (kleine Varietät), Lima Haidingeri Zitt., Limopsis 
calvus Sow. sp., Oucullaea Chiemiensis Gumb., Oirce discus Math. sp., Panopaea frequens 
Zitt., Inoceramus Cripsi Mant. ete.); ausserdem eine Anzahl Gastropoden (Natica bulbiformis 
Sow., Rostellaria Partschi Zek., Üerithium reticosum So w., Ö. Münsteri Kefst.) und Korallen 
(Diploetenium lunatum M. Edw., Trochosmilia complanata M. Edw., COyclolites elliptica Lam., 
Öyelolites discoidea Blv. u. s. w.). 

Die Schichten fallen anfänglich steil (unten von 50—60°) gegen Westen, nach oben wird 
aber der Fallwinkel immer schwächer, die Mergel werden sandstein-, zuweilen sogar con- 
slomeratartig, sehr fest und vollständig petrefactenleer; weiter oben sondern sich die nun fast 
flach liegenden Sandsteine in grosse Platten ab; auf der sogenannten Ressen folgen sehr 
quarzreiche feste Sandsteine, die in Steinbrüchen als Schleifsteine gewonnen werden und zu 
oberst endlich von dünnblättrigen glimmerreichen Mergeln und wenig mächtigen Conglo- 
meraten überlagert werden, die nunmehr mit flacher Neigung in entgegengesetzter Richtung 
(SSO.) dem Alpenkalk zufallen. 

Diese oberen versteinerungsleeren Sandsteine, Mergel und Conelomerate sind im süd- 
lichen Theil des Gosauthales am Abhang des Zwieselberges, am Hennarkogl, an der Brunn- 
kahr und am Hornspitz mächtig entwickelt, und werden überall durch das Randgebirg scharf 
abgeschnitten. 

Die ganze Reihenfolge der Schichten im Gosau- und Russbachthal lässt sich in folgender 
Weise feststellen: | 


[173] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 97 


onglomerate und Hippuritenkalke, fast ausschliesslich aus Hippurites cornu vacci- 
num bestehend. 


Nerineenkalk. 
5) 


Weiche graue Mergel mit Korallen, Bivalven. (Gastropoden, Hippuriten, Caprina 


E n 
| Actäonellenkalk mit Gastropoden. 
\ 
\ 
>) und mächtigen Riffen von Hippurites organisans. 


Untere A ee 


N 
Süsswasserschichten der Neu-Alpe mit Schieferthon und Kohlenflötzen. \ 


Graue und rothe harte versteinerungsleere Mergel, wechselnd mit Sandstein 
4. und Conglomerat, sandige feinkörnige Sandsteine und graue elimmerige 
Mergel. \ 
Die untere Abtheilung dieses Schema’s stimmt genau mit der Wandmulde bei Wiener- 
Neustadt überein, dagegen scheinen die Orbituliten-Sandsteine in der Gosau gänzlich zu 
fehlen und die Inoceramenmergel sind vermuthlich durch die versteinerungslosen Mergel und 
Sandsteine vertreten, obwohl Jnoceramus Orips? Mant. auch in den Korallenschichten und 
den versteinerungsführenden Mergeln allenthalben häufie vorkommt. 


Obere 


Abthei- 


lung. 


Es lässt sich allerdings nicht läugnen, dass das Profil aus der Gosau nach mancher 
Verbesserung und Vervollständigung fähig ist, weil einerseits die Gehänge in der Regel mit 
Schuttmassen oder Wald bedeckt sind und die verschiedenen Gräben immer nur einzelne 
unzusammenhängende Partien entblösst zeigen, deren Zusammengehörigkeit eben nur durch 
vielfältige Vergleichung erkannt werden kann, andererseits fehlen hier bergmännische Ver- 
suche, die bei Grünbach die Schichtenreihe in so vollständiger Weise erschlossen haben. 
Trotzdem scheint mir die Richtigkeit der obigen Gliederung im Grossen und Ganzen nicht 
mehr zweifelhaft und ich bin überzeugt, dass sich dieselbe in der Folge auch an den bis 
jetzt weniger bekannten Ablagerungen von Gosaugebilden in ähnlicher Weise wird nach- 
weisen lassen. 

Die Conglomerate und Sandsteine, die mergeligen und kalkigen Gesteine der Gosau- 
bildungen, setzen eine mächtige Ablagerung zusammen, die als ein zusammengehöriges 
(Ganze betrachtet werden muss und von ein und derselben Fauna erfüllt ist. In der unte- 
ren Abtheilung an den Rändern der Mulde ist der bunteste Wechsel von Gesteinen und 
zugleich die grösste Mannigfaltigkeit in der Fauna. Uonglomerate und Meeresbildungen wer- 
den bedeckt von Süsswasserablagerungen, diese wieder von marinen Schichten, und wenn 
schon der petrographische Charakter der ersteren für eine Uferbildung spricht, so beweist 
die Fülle von Gastropoden, Bivalven und Korallen, so wie der Wechsel von marinen, braki- 
schen und Süsswasserschichten die geringe Tiefe des Wassers. Die Hippuriten, welche fast 
überall über oder mit Conglomeraten auftreten und in grösserer Menge nur in der unteren 
Abtheilung auftreten, waren offenbar Bewohner von seichten Gewässern, die in ähnlicher Weise 
wie heute die wallförmigen Korallenriffe mit ihren mächtigen Schalenanhäufungen die Gestade 
der Kreidemeere umsäumten. Aber auch die eigentlichen Korallenriffe fehlten nicht, vielerorts 
hinterliessen sie Spuren ihres Daseins und auch hier waren sie bewohnt von einer Fülle von 
Conchylien der mannigfaltigsten Art, deren ganzer Charakter, so weit sich durch den Ver- 
gleich mit lebenden Formen feststellen lässt, auf ein tropisches Klima hinweist. Zur Zeit des 
Absatzes der Inoceramenmergel waren die Gewässer offenbar ruhiger und sehr viel tiefer 
als zuvor; Versteinerungen werden spärlich oder verschwinden ganz; das ganze Gebilde 
nimmt einen pelagischen Charakter an, in welchem sich nur zuweilen vereinzelte Mollusken 


98 Karl Zittel. [174] 


namentlich Inoceramen und Cephalopoden finden und erst am Ende stellen sich wieder Con- 
glomerate ein, als Zeugen stürmischer Bewegung beim Zurückweichen der Gewässer aus 
dem gehobenen Meeresgrund. 


B. Vergleichung der Gosauschichten mit den übrigen Kreidebildungen. 


Wenn aus den Lagerungsverhältnissen und aus der Vertheilung der Versteinerungen 
hervorgeht, dass die Gosaugebilde ein einziges, untrennbares Ganze ausmachen, so erhebt 
sich nunmehr die Frage, welches Alter dieselben besitzen und welche Stellung dieselben 
unter den übrigen Etagen der Kreideformation einnehmen. ; 

Es sind zwei Gesichtspunkte, nach welchen diese Frage gelöst werden könnte, einmal 
durch die Stratigraphie, dann aber durch die Paläontologie. 

Die erstere lässt uns jedoch hier vollständig im Stiche, denn wie in dem Abschnitt, welcher 
über die Verbreitung der Gosaugebilde handelt, ausführlicher entwickelt ist, liegen dieselben 
fast überall unmittelbar auf dem älteren Kalkgebirg auf und sind nur an einer einzigen Stelle, 
bei Ruhpolting von älteren Kreideschichten unterteuft. Obwohl sich durch das Profil an der 
Urschlauer Achen bei Ruhpolting in Ober-Baiern feststellen lässt, dass die Gosaugebilde jünger 
sind als der Gault, so ist damit so viel wie nichts gewonnen. 

Da demnach die Stratigraphie keinerlei Aufschluss gewährt, so sind wir genöthigt, aus- 
schliesslich mit Hilfe der Paläontologie das Alter der Gosaugebilde zu bestimmen. 

Die reichhaltige und höchst eigenthümliche Fauna, die grosse Anzahl von unbekannten 
Formen und der verhältnissmässig günstige Erhaltungszustand hatte schon früher die Aut- 
merksamkeit der Geologen auf die Gosaugebilde gelenkt und Veranlassung zu den verschie- 
densten Ansichten gegeben. 

Ami Boue&'), welcher im Jahre 1822 zuerst die Ablagerungen an der Wand bei Grün- 
bach studirte, hielt sie anfänglich für jurassisch, änderte jedoch seine Ansicht schon im 
Jahre 1824°), und parallelisirte dieselben mit Grünsand, Quader oder Liassandstein. 

Keferstein°) vereinigte die Gosaugebilde mit dem Wiener Sandstein und stellte beide 
in den Flysch, obwohl Graf Münster‘) bereits eine Anzahl unzweifelhafter Kreidever- 
steinerungen constatirt hatte. 

Lill von Lilienbach°) rechnete sie dem Grünsand zu, während Murchison und 
Sedgwick®) mit Entschiedenheit eine Eintheilung der petrefactenführenden Mergel in die 
Trertiärformation und zwar in die Molasse beanspruchten, und den Hippuritenkalken an der 
Basis derselben ein viel höheres Alter zuerkannten. 

A. Bou&') trat dieser Ansicht entgegen, indem er, gestützt auf eine sorgfältige Unter- 
suchung der Gosaugebilde in dem grössten Theile der nordöstlichen Alpen, auf seiner schon 
früher ausgesprochenen Eintheilung beharrte und sie mit dem Grünsand vereinigte. 


1) M&moire g&ologique sur l’Allemagne. Journ. de Phys. Mai 1822, p. 52. 

2) Annales des Mines IX, p. 508. 

3) Keferstein, Teutschland V, III, 1827. 

4) Keferstein, Teutschland VI, 8, p. 98. 

5) Leonhard und Bronn, Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Petrefactenkunde, 1830, p. 192. 
6) Geological Transaetions, 2. ser. III, 1852. 

7) M&moires geologiques et pal&ontologiques I, 1832, p. 115 — 15l. 


[175] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 99 


Goldfuss, der eine Anzahl Versteinerungen aus dem Gosauthal beschrieb, liess die 
Frage über das Alter der Schichten offen und auch Bronn konnte sich im Jahre 1832 zu 
keiner bestimmten Meinung bekennen. 

Vom Jahre 1836 an stimmten zwar alle Geologen. welche sich mit den Gosaugebil- 
den beschäftigten, darin überein. dass sie der Kreideformation zuzurechnen seien. allein 
da jede genauere Kenntniss der reichhaltiren Fauna fehlte. so findet man dieselben bald 
dem Gault, bald dem Turonien, bald dem Senonien zugetheilt. 

Im Jahre 1552 endlich veröffentlichte Zekeli ') eine Monographie der Gastropoden, 
in welcher er nachwies, dass unter 190 Species nur 23 ausserhalb der nordöstlichen Alpen 
vorkommen, dass daher die Fauna einen höchst eigenthümlichen Charakter besitze und sich 
schwer mit den bisher bekannten Kreideablagerungen vergleichen lasse. Da jedoch von den 
23 bereits bekannten Arten 11 im Turonien, 7 im Senonien,. 3 im Turonien und Senonien 
zugleich, und 2 im Gault vorkommen. so schloss Zekeli. dass die Gosauschichten das 
Senonien und Turonien gleichmässig vertreten. Zekeli suchte diese Ansicht noch 
weiter zu begründen durch die Vertheilung der Inoceramen. von welchen er acht verschie- 
dene Species erkennen wollte. 

Zu anderen Resultaten gelangte Reuss’) durch die Bearbeitung der Foraminiferen, Ko- 
rallen, Bryozo@n und Entomostraceen der Gosaugebilde. Aus den tabellarischen Zusammen- 
stellungen der Versteinerungen, welche übrigens auf die gesammte Fauna ausgedehnt sind. 
und nicht allein die genannten Thierelassen umfassen, sondern sich auch auf die Gastropoden, 
Oephalopoden, Bivalven und Anneliden erstrecken geht hervor, dass bei weitem der grössere 
Theil der anderwärts bekannten Arten im Turonien auftreten, und dass demnach die Gosau- 
gebilde das Turonien d’Orb. repräsentiren. Der Charakter des Turonien spricht sich nach 
Reuss vorzugsweise in den kalkigen und mergeligen Bänken aus, „welche sich durch die 
grosse Menge von Rudisten, Korallen, Nerineen oder Actäonellen auszeichnen, und desshalb 
auch bald mit den Namen Hippuritenkalke oder Korallenkalke. bald mit jenem der Nerineen- 
und Actäonellen-Schichten bezeichnet werden“. 

Dem Ausspruche Zekeli's, dass das Turonien und Senonien gleichmässig in den Gosau- 
schichten vertreten seien, tritt Reuss entschieden entgegen, obwohl er zuerkennt, dass: 
„da die Gosaugebilde eine Anzahl der weissen Kreide angehörige, fossile Reste umschlies- 
sen, auch das Systeme senonien — wenigstens theilweise, nämlich die tieferen Schichten des- 
selben — dadurch repräsentirt werden. 

Darin jedoch stimmen Reuss und Zekeli überein. dass die Gosaugebilde ein untheil- 
bares, zusammengehöriges Ganzes ausmachen, in welchem sich keine weiteren Unteretagen 
unterscheiden lassen, und Reuss formulirt seine Ansicht am Schlusse des allgemeinen '"Thei- 
les folgendermassen: „die Gosaugebilde setzen einen einzigen zusammengehö- 
rigen Schichtencomplex zusammen, in welchem Mergel, Kalksteine, kalkige 
Sandsteine und Conglomerate regellos mit einander wechseln. und welcher 
vorzugsweise dem System Turonien und höchstens auch dem unteren Theile 
des Systems Senonien gleichgestellt werden muss‘. 

Obwohl sich nicht läugnen lässt, dass eine erhebliche Anzahl von Arten aus dem Turo- 
nien in das Senonien übergehen, und dass überhanpt die Grenzlinie dieser beiden Etagen 


1) Die Gastropoden der Gosaugebilde. Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt, I. Bd. 2. Abth. Nr. 2. 
2) Reuss, Beiträge zur Charakteristik der Kreideschichten in den nordöstlichen Alpen, 1854. 


100 Karl Zittel. [176] 


keineswegs so scharf gezogen werden kann, wie etwa die zwischen Gault und Cenomanien, 
so ist bis jetzt doch keine Localität bekannt, wo eine wirkliche Vermengung der beiden 
Faunen mit Sicherheit nachgewiesen wäre. 

Die Resultate von Reuss mussten daher immerhin etwas befremdend erscheinen und 
um so mehr zu einer abermaligen Vergleichung auffordern, als die Basis der Reuss’schen 
Untersuchung theilweise wenigstens etwas unsicher war, weil zu jener Zeit noch keine 
Beschreibung der Cephalopoden, Bivalven und Brachiopoden vorlag. 

Bei dem Versuche, die Fauna der Gosaugeschlechter mit den übrigen Kreidegebilden 
zu vergleichen, traten jedoch sogleich Schwierigkeiten hervor, die ein sehr eingehendes 
Studium der gesammten mittleren und oberen Kreide erheischten, und mich zu dem Versuche 
veranlassten, eine synchronische Tabelle für dieselbe zu entwerfen. 

Dass die alten Etagen von d’Orbigny nicht geeignet seien, um das Alter der Gosau- 
versteinerungen mit gewünschter Schärfe zu bestimmen, musste sofort klar werden, wenn 
man sieht, wie kaum noch ein einziger französischer Geologe die Etagen Turonien und 
Senonien in der Weise begrenzt, wie dies von d’Orbigny geschah. Noch schlimmer ist 
dies in Belgien und Nord-Deutschland, wo d’Orbigny in ganz willkürlicher Weise, ohne 
Berücksichtigung der Lagerungsverhältnisse und Faunen, seine Etagen einzuführen versuchte. 
Die Versteinerungen des norddeutschen Quadersandsteines, Pläners und Kreidemergels, wer- 
den in ziemlich beliebiger Weise im Uenomanien, Turonien und Senonien vertheilt, wäh- 
rend in d’Orbigny’s Cours &elementaire de Geologie obere Kreide, Kreidemergel, untere 
Kreide und Pläner, Kreide im Senonien figuriren. 

Trotz dieser Unsicherheit wurden die Namen Turonien und Senonien auch in Deutsch- 
land eingeführt, und für den Pläner, oberen Quader und oberen Kreidemergel verwendet: 
vergleicht man aber die Arbeiten von Strombeck, F. und A. Roemer, Beyrich, Gei- 
nitz, Reuss u. a., so sieht man sofort, dass die Grenze zwischen Turonien und Senonien 
beinahe bei jedem der genannten Forscher in anderer Weise gezogen wird. 

Nicht weniger dehnbar als der Begriff Turonien, sind die Bezeichnungen Pläner und 
Quadersandstein, in welchen, wie namentlich die neueren Arbeiten Strombeck’s gelehrt 
haben, drei verschiedene Faunen enthalten sind. 

Zieht man endlich noch die Kreideablagerungen im südlichen und südwestlichen Frank- 
reich mit in Betracht, so verlieren die Worte Turonien und Senonien überhaupt jede Bedeu- 
tung, ua sich über den Umfang der beiden Etagen unter den französischen Geologen ein 
Streit erhoben hat, der von beiden Seiten mit Erbitterung geführt wird. Eine nähere Be- 
stimmung der Lagerung ist daher hier nicht minder nothwendig als bei den nordeuropäischen 
Kreidegebilden, und aus diesen Gründen wurde ich veranlasst, in der nebenstehenden syn- 
chronistischen Tabelle die nord- und südeuropäischen Kreideablagerungen scharf zu schei- 
den. Die ersteren setzten sich in einem weiten zusammenhängenden Meere ab, das sich über 
das ganze gallo-britische Becken, Belgien, Limburg und Aachen erstreckte, von hier mit 
einem breiten Busen die westphälische Mulde ausfüllte, an dem weit vorspringenden Teuto- 
burger Wald sich nach Osten wandte, den Nordrand des Harzes bespülte und in weiter Aus- 
dehnung Hannover, Mecklenburg, Brandenburg, Pommern, kurz, die ganze norddeutsche Ebene 
überfluthete und bis nach Schweden und Dänemark heraufreichte. Nach Sachsen und Böh- 
men erstreckte sich ein breiter Meerbusen, der offenbar in Verbindung stand mit den gleich- 
zeitigen Gebilden in der Grafschaft Glatz; die Sudeten und das Riesengebirg begrenzten 


[177] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 101 


diesen sächsisch-böhmischen Golf nach Nordost und ragten als eine lange Halbinsel in das 
nordische Kreidemeer herein, das sich an ihrem Nordostrand herabzog, und in weiter Aus- 
dehnung Schlesien, Galizien und Polen bedeckte. 

Ein grosse Übereinstimmung in den Ablagerungen dieses grossen nordeuropäischen 
Kreidemeeres ist allenthalben unverkennber. Trotz der verschiedenartigsten petrographischen 
Ausbildung lässt sich die Fauna der oberen Kreide mit Belemnitella mueronata überall leicht 
erkennen. Der mittlere und obere Pläner enthält fast genau dieselben Versteinerungen, wie 
die Kreide mit Spondylus spinosus in der Touraine und der Lower Chalk in England, und der 
Grünsand von Essen stimmt nicht allein in seiner Fauna mit der glauconitischen Kreide von 
Rouen überein, sondern sogar auch im petrographischen Charakter. 

Für das Pariser Becken wurde die im Jahre 1863 erschienene Arbeit von H&bert') zu 
Grunde gelegt, und für den südwestlichen Theil desselben (die Touraine) die von Abb& 
Bourgeois’) aufgestellte Gliederung beigefügt; beide Ulassificationen stimmen im Wesent- 
lichen überein, nur schlägt Bourgeois vor, die Grenze zwischen Turonien und Senonien 
zwischen die Zone des Spondylus truncatus und die des Sp. spinosus zu legen. 

Für Limburg und Aachen, wo die obere Kreide mit Belemnitella mueronata allein ent- 
wickelt ist, wurden die Abhandlungen von Binkhorst’) und F. Roemer') benützt, für 
Westphalen die trefflichen Monographien von Strombeck’) und F. Roemer‘). 

Die Gliederung der Kreidegebilde in Hannover und am Harz ist ausschliesslich den 
Arbeiten Strombeck’s ') entlehnt und die von Schlesien den erst in neuerer Zeit erschie- 
nenen Abhandlungen von Drescher‘), Kunth’) und der etwas älteren von Beyrich'‘) ent- 
nommen. Für Sachsen und Böhmen waren die Arbeiten von Geinitz'") und Reuss '*) mass- 
gebend. 

Über die Gliederung des Cenomanien herrscht in Frankreich wenig Zweifel mehr, seit- 
dem durch die wiederholten Arbeiten von Hebert, Triger, Coquand und Saemann 
die Stellung des gr&s vert du Maine über der Kreide von Rouen festgestellt ist. Auch in 
Deutschland ist die Trennung des Grünsandes und unteren Quaders von den darüberliegen- 
den Schichten überall ziemlich scharf gezogen, und durch Strombeck’s Verdienst das 
Cenomanien auch im Hannover’schen Pläner nachgewiesen. Ein besonderes Interesse nimmt 
die erste Hippuritenbank im unteren Quader von Sachsen und Böhmen in Anspruch, da 
dieselbe ausserhalb dieser Länder nirgends nachgewiesen ist. 

Viel schwankender sind die Ansichten über die Grenze des Turonien und Senonien. Die 
einfache mittlere Horizontallinie in der nebenstehenden Tabelle zeigt, dass H&bert erst mit der 


1) Note sur la eraie blanche et la craie marneuse dans le bassin de Paris. Bull. Soc. geol. Fr. XX, p. 605. 

2) Distribution des &speces dans les terrains er&tacös de Loir et Cher. Bull- Soc. geol. Fr. XIX, p. 652. 

3) Esquisse g&ologique et pal&ontologique des couches de Limbourg, I, 1859. 

4) F.Roemer, Zeitschr. deutsche geol. Gesellsch. VII, p. 534 fl. 1855. 

5) Strombeck, Zeitschr. deutsche geol. Gesellsch. XI, p. 27 ft. 

6) F.Roemer, Zeitschr. deutsche geol. Ges. VI, p. 99. fi.; IV, p. 698 und 728. Jahrb. für Min., Geol. u. Petr. 1545, p. 756. 

7) Strombeck, Zeitschr. deutsch. geol. Ges. IX, p. 415, XI, p. 64, XV, p. 97; Leonh. u. Bronn, Jahrb. für Min., Geol. 
1857, p. 785. 

8) Drescher, Zeitschr. deutsch. geol. Ges. XV, p. 291. 

9) Kunth, dessgleichen XV, p. 714. 

10) Beyrich, Abhandlungen d. königl. Akad. d. Wiss. Berlin 1854, p. 67-70. 

11) Geinitz, Quadersandstein oder Kreidegebirg in Deutschland, 1850. 

12) Reuss, Versteinerungen der böhmischen Kreide 1845 und Geognostische Skizze von Böhmen 1844. 


(Zittel.) 


102 Karl Zittel. [178] 


Kreide mit Belemnitella mueronata und quadrata das Senonien, Bourgeois die gleiche Etage 
schon mit der Zone des Spondylus spinosus beginnt. Strombeck ') rückt den Anfang des 
Senonien tief herab in den Pläner und lässt dasselbe mit den Schichten mit Scaphites Gei- 
nitzi und Spondylus spinosus anfangen. Beyrich, Geinitz und Reuss schliessen das Turo- 
nien mit dem Pläner ab und stellen den gesammten oberen Quader in das Senonien. 

Ich möchte mit H&bert und F. Roemer die Senonbildung als die Kreide mit Belem- 
nitella quadrata und mucronata bezeichnen und erst mit diesen Schichten die obere Kreide 
beginnen. Auf der Tabelle gibt die obere Doppellinie die Grenze zwischen Turonien und 
Senonien, wie ich diese beiden Etagen auffasse an, und es würde danach die obere Kreide 
in Schlesien, Sachsen und Böhmen gänzlich fehlen. 

Ganz anders sind die Verhältnisse im südlichen Europa. Oentral-Europa bestand zur 
Kreidezeit aus einem schmalen aber sehr langgestreckten Festland, dessen nördliche Küste 
von dem oben geschilderten nordeuropäischen Meere bespült wurde. Das Festland selbst 
beginnt in den Karpathen, der grössere Theil von Böhmen bis zur Donau herab gehört 
dazu, und von Krems an, bis etwa nach Ulm und die badische Bodenseegegend bildet 
vermuthlich die Donau nahezu die Linie, auf welcher die Südküste dieses Festlandes zu 
suchen ist. Am Schweizer Jura entlang zieht sich dieselbe fort bis nach Lyon, erreicht bei 
Montpellier beinahe das Mittelmeer, zieht sich aber dann nördlich von Oarcassonne wieder 
in schräger Linie am Rand des Auvergnischen Berglandes entlang, durch die Dordogne und 
Charente gegen Nordwest und erreicht nahe bei La Rochelle den atlantischen Ocean. 

Durch dieses Central-europäische Festland sind die nord- und südeuropäischen Kreide- 
ablagerungen gänzlich geschieden, und standen, so weit wenigstens bis jetzt bekannt, an 
keiner Stelle mit einander in Verbindung. Der Zusammenhang zwischen dem nord- und süd- 
europäischen Meere, der noch zur Jurazeit im westlichen und östlichen Frankreich existirte, 
ist in der Kreidezeit gänzlich aufgehoben, und daher ist wohl auch die verschiedenartige 
Ausbildung dieser Formation im Norden und Süden von Europa zu erklären. 

Das südeuropäische Kreidemeer, dessen Nordküste eben geschildert wurde, bedeckte 
das ganze aquitanische Becken bis zu den Pyrenäen. In der Mitte ist es durch Tertiär- 
schiehten verschlossen, aber sowohl im Süden am Rande der Pyrenäen, und namentlich an 
der Nordküste in den Departements Charente und Dordogne sind die Ablagerungen des- 
selben anstehend und ausgezeichnet entwickelt. Durch den Golf, welcher sich durch das 
Aude-Departement zieht, steht das aquitanische Becken in Verbindung mit dem Proven- 
calischen. Hier theilt sich das Meer in zwei Arme; der schmälere nördliche geht durch die 
Dauphinde nach dem Genfer See in den Jura, bildet einen schmalen Golf längs der ganzen 
Kalkzone der Schweizer Alpen, reicht bis nach Vorarlberg und zieht sich nun entweder 
längs oder in den Kalkalpen durch Ober-Bayern, Tirol, Salzburg, Ober-Österreich, bis in 
die Gegend von Wien. Der südliche Arm geht nach Nizza, stand offenbar in Zusammen- 
hang mit den Kreidegebilden in der Lombardei und Venetien, die ihrerseits unmittelbar in 
das Karstland von Görz, Istrien, Croatien, Dalmatien und Griechenland übergehen. Unsere 
heutigen Alpen wurden demnach von beiden Seiten vom Meere umschlossen und bildeten 
eine schmale, lange Halbinsel, welche Heer als penninisch-carnische bezeichnet. 


1) Die einfache Horizontallinie der Tabelle gibt jeweils die Grenze zwischen Turonien und Senonien, welche von den betref- 
fenden Autoren angenommen wurde. 


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A 





Zu Seite 103. 


Pariser Becken 
nach Höbert 
1808 


[Oraie de Masstricht 








nata \ eronasa 













mm mytiloiden (I, 
labiatus) er Echi- 
noconus _subrotun. 
dus 









Cönomanien 


(ziuet,) 


Grös 
Maine 


vers du) 


1. Craie do Rouen 








Craie /2. Assise A Belemni- 
dlanehe| talla murronata, Mi 
ou 
[Craio ä 


nitella |1. Assisc A Belemmi- 
muero-| tella guadrata et mu] 





1. Auiso & Inowera| 1. 


Touraine 


(Beurgenie 


fehlt 








(4. Craie & Micrasterid. Zone des 
cor-anguinum Spondylus 
pincaus 
3. Craio ä& Micrast, 
cor-testudinarium |3. Zone des 
Spondylus 
fruneatus u. 
©. Craie de) IAynch. me 
Oraie Villedieu | sprrtitio 
mar- 2. Zone des 
6. Craie A) 
AEUX Ip, Orale) Ontraa en-| Am Peram- 
rate | de Tow-\ Zumda var.| PM 
a \raine zo i 
Bpon- | 6. Craie mi- 
dplus Br & 
pin» ee 
sus e 






| 


1. Zone der 
Onrea biau- 
rieulata 


(2. Zone der 
Seaphiten 











Chalk 


| 


‚Lower 
Chalk 


Chalk 
marl 


Chlo 
ritio 
warl 
Upper 
Green» 
sand 





mequalis 
8. Zone des 
| Besen as 
\per 








Limburg und 
Aachen 


stricht 





Feuerstein von F' 










rand 






mus Oripsi 


feblt 


fehlt 








nach Binkhorst (1850) 
und F. Rosmer (INS) 
4. KreidetuffvonMac- 
8. Kreidomergel mit|6. 
kenberg und Kun- 
2. Morgel und Grün- 
hand von Vails mit 


Betemnitello mucro-) 
mars und JInocera- 





1. Sand von Aachen] 
| mit Trigonia limbata| 


er | 


we 


Nordeuropäische Kreide-Ablagerungen 








Westphalen 
nach v. Strombock 
und F. Koamer 


1859 


Kreldesand mit 
‚Belemnitella muero- 
nata 

5. Kalkig-thonigeGe- 
steine mit Belemni- 
tella quadrata u. mu- 





orata «ie. 


4. Graue, thonigo 
Plänermergel mit 
Micraster corangul- 
num, Inoceramus 
Oneieri, Nautilus 
eleyanız 
sa 
und Sandstein mil 
Micrauser eur-ungu 
num, Spondylus spi- 
nosus , Terebrasula 
sarıca 














eronata, Ananchyies, 


| 
ikonitmergel 6. Plänerkalk mit 
Seaphiten 


Hannover und 


Harz 
nach v. Strombeck 
1563 





9. Kreide mit Belem- 
nitella mucronata 
|. (Blankenburg, Lü- 
\ neburg, Ahlten cte.) 
8. Kreide u, Quader- 
| Sandstein mit Belem-| 
nit, quadrata (Gchr- 
den , Sudmerberg, 
Quedlinburg, Wer- 
nigerode, Lüneburg, 
Osterfeld, Halber 
stadt) 


7. Oberer Pläner mit [© 
Inoesramus Cunieri, 

| Mieraster cor-angui- 

| num 









Geinitai ‚|, 
Ammonites peram- | 
plus, Spondylus epi- 


nosus 


rin, 





2, Vorsteinerungsar- 


Plänermergel 
Inserremus Brong- 
narti und mytiloides 
1. Graue Plänormer- 


mytiloides und Ahyn- 
chonells Cuwieri 





GlaukonitreicherMer- 
gelsand und Sand- 
stein 

Grünsand von Essen 
mit Ammoniten va 
rianıs und Mantelli 














gel mit Inoeeramus| Mergel mit Inocera- 

















/5. Weisser Pläner 


| Terites 


Lam. 
#. Rotho oder graue 2. 


Pastorin 


| mus mytiloiden | 


Am. Rothomagenai 
| und Turrilites costa- 
Aus 








Am. variına 
Tourtia 


Schlesien 


nach Beyrich (1850), 
Drescher (1803) und 
Kunen (1608) 


Omphalia ornata ete. 
. Oberer Quader. 
sandstein (Sandstein 


und Löwenberg) mit 
Ann. Orbigı 
| subtricarinadus, Ne- 
rinea Buchi, Actaeo- 
nella Beyrich 
Sandstein 
rihau mit ı 
Schulsi, Bacu- 
Tites ineurvafus, Am. 
Orbignyanus ete. 


! Mergelkalkstein 
me gelblieh-weisse) kalk mit /noreramus| (Pläner) mit Inoee- 
mit) Brongniartiund Ga- ramus Bronyniarti 
albogalerus| und Radiolites cornu 


Kalktlıongesteine 
mit Fischresten 





Unt. Pläner mit/1, Unterer Quader- 
sandstein mit Preten 
asper, Janira asqui- 
costata, Ammoniten 
®, Unt. Pläner mit| Zothomagensis ote. 


Un N 


6. Über Quader, tho- 
niger Sandstein mit 
plastischem Thon u: 

| Kohlen. Oyrena ere-) 

| tacsa, Cardium Ottoi, 





Sachsen 
nach Oolnlts 
1850 





Oberer Quader- 
sandstein mit Arte 


\ rias Sehulei, Inoce-| bitz und Triebitz 


ramı 
Spongin 
ie. 


mutiloides , 
[7 


3.  Plänerkalkstein 
(Strehlen und Wei 
böhla) Micraster cor-) 
anguinum, Terebru- 
tula carnea, Spon- 
dylus spinonus, Ino- 
ceramus Brongniarti 
und Qurieri, Scaph 
tes Geinitei, Am, per- 
amplus eto. 






















2. Plänermergel mit 
Hippurites elliptieus 
iermari, Ostrea 
jaurieulata, coniea,| 
Am, Mantelli, Am. 
Rothomagensis 
1. Unterer Quader u, 
Glaukonitgesteine 
(Oberan, Plauen) mit; 
Kohlen, Hippurites 
Sazoniae, Osfres ©0- 
fumba, Perten asper, 













2. Plänersandstein u. 





P. aegnicostatus, Aw. 
Mantelli 














Zone des Hadlolites, 


nach Bayle 
1887 





Bournoni mit Sphae 


rulites 


cylindrace 


Toucasi, Hadiolites 





mach‘ 
16. Zone des 








gens, Jowanetti, Uip- 
Furiten radiorus, La- 


‚Sphaoruli- 


tes Hoeninghausi mit) 
SphaerulitesSaemannı) 
alatus, Badiolites fir- 


weortaus , 


Oberer Quader-| 
sandatein von Krei- 


arus 
5. Zone des 










4. Zone des 





4. Baculitenthon Hedlohus; 


(Inun, Luschitz 
etc.) 

. Plänerkalk (Tep- 
litz, Bilin, Pardu- 
bitz) Micranter cor- 
anguinum, Am. per- 
amplus, Nautilus ele- 
gans , ZIerebratula 
carnea , Spondylus 
spinosus , Scayhites] 
Geinitzi 


ganisanı, 





18. Zone dos 






Beaumonti, 








Morgel mit wenig] tes foli 
Versteinerungen. 
Hippuritenschichten 
1. Unterer Quader- 
sandstein (glaukoni- 
tisch) mit Kohlen, 
Rnynehonella com. 
proma, Lims multi 
eostata, Osten co-] 
lumba, Janira aequi- 
onstatır, Cardium Aiz- 
Tan eio. 






















gularis 
1. Zone des 
Mantelli 

















eratenformir, acutlco-) 


‚cornu - vacelnum 
Sphaeruliten rudiosus, 


cornu - pastoris 
Sphaerulitee ponsiamus 


Royannı, 


Sphaeruli- 


Kippuri 


Moulins: 





Sauragısi etc, Radio: 
ten erencatus, cand- 


Hippuriten 


auZcalus, dilatatus, or- 


bioeulutus, 


Toueasianus, Coprina 
Aguilloni, Boisyi 


Badiolite: 
zit) 


Radiotiten 


Tumbricalis, angulosus 


mitSpäne 


ruliter Fleuriausi, tri 


Badiolites 





















{ 


Aquitanisches 
Becken 
nach Ooquand 

1850 





8. Dordonien. Weisse 
Kreide mit Hippuriten 
radiosus, Badioliten 
Jouanetti etc. 

7. Campanien. Weisse 
Kreide mit Outreo me 
weularis und larsa, 
Sphaerulites Hoening-| 
haus 


euersteinen, Alm 
chomella _eespertilio, 
Rh. Intermedia, Janira! 
Trueilei, Heomiaster! 
stella etc, 

‚5. Conlaclen, Sand und 
‚chlor. Kalk mit Ostrea! 
aurieularıs, Ammoni- 
tes polgopais, A. Bour-) 
geeisi, Bhynchonella 
Bangasi, Sphaerulites 
Coyuandi , Mieraster 
dreris 

































1. Provenelon, Schwach! 
entwickelt, plattiger| 
Mergelkalk und sehr 
fester Kalk (obaudron) 
mit 
us und Hippmziten 
vornu raceinum 

















3. Angoumien, Foster) 
dünnschichtiger Kalk 
mit diolites Iumdri- 
calis, Sphxeruliten pon- 
wianus 





8, Zone des Sphaerali- 2, Carentonien, Sphäre 


rulites follueens mit 
Oustrea olumbaplicata,, 


Gardonion. Morgel 





phaerulites radlio-, angeioden , 


P carinatı, Aranrieulata| 
na adeersa, |. 
eostata, atriale, trian-) mit Ligaitlötsen 


nah Bey 
Coquand (162) 


tella mucronata (m 

in den Dop. Basses u. 
Hautes Alpes, Dröme 
Isöro u. Savoyen ent- 
wickelt) 


ide 
mit Spondylus spine- 
sus, Janira quadrico 
stata, Micraster brevi 

Ostrea frona atc. 








fohlt 


6. Provenelen, Hippu- 


| ritenkalk mit Hippu-| 
rites eornu eacolnum,, 

sulcatun, Sphaeruliten 

Mowudirnd 
etc. (La Cadiöre, Le) 
Beausset, Corbitres, 
Allauch etc.) 

6. Mornasion. Sand- 
stein von Uchaux mit, 
Trigonia seabra, Vo- 
Inta elongata, Cueul-| 



















storis und Zumbrieali) 








Mergel mit Ostrea co- 
nica, olumdo, Caprina 
adeersa eto. 

2. Gardonien. Mergel 
mit Lignit (St. Pauler, 
Montdragen) 





fehlt 


1. Rotomagien. Mergel- 
kalkmit.Ammoniter.to- 
tomagemen, rarians, 
Mantelli, Durrilites co- 
status 








Soweor-Kalk 








13. Gruppe des ip 
‚Puriten carnu euce. 
num und der Orkitu- 
lina concara Lam. 
(Gosauschichten) 


12.7 Sewermergel mit 
Inoceramus 
































S Mergel mit ehr. 
nodermen vom 
Gschllefgraben bei 
Gmunden 





1. Gosauschichten 






fehlt 


fehlt 





[179] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 103 


Die Ablagerungen des südeuropäischen Kreidemeeres, zu denen auch die Gosaugebilde 
gehören, zeigen unter einander kaum weniger Übereinstimmung als die nordischen, sind 
aber erheblich von jenen verschieden. Diese Verschiedenheit bezieht sich aber nicht allein 
auf die petrographischen Charaktere, die überhaupt ganz ausser Betracht kommen, sondern 
namentlich auch auf die organischen Überreste. Für die mittlere und obere Kreide bildet 
das massenhafte Auftreten der Rudisten in verschiedenen Horizonten der südeuropäischen 
Kreide und das höchst spärliche Vorkommen derselben in den gleichalterigen Schichten 
Nord-Europa’s den augenfälligsten Unterschied zwischen den beiden Territorien, in denen 
die Kreidegebilde zur Entwickelung gelangten. 

Fast alle Rudisten treten gesellig auf und setzen in der Regel ganze Schichten mit ihren 
Schalen zusammen, sie bewegen sich, was verticale Verbreitung betrifft, innerhalb sehr enger 
Grenzen, finden sich aber fast überall in demselben Niveau in den entferntesten Theilen 
des südeuropäischen Kreidemeeres. Es gibt daher keine Versteinerungen, die mehr geeignet 
wären die verschiedenen Horizonte innerhalb einer gegebenen Formation zu präcisiren, und 
es ist nur die natürliche Folge dieser Thatsache, wenn alle Olassificationen der südeuro- 
päischen Kreide die Rudisten als Rahmen annehmen, in welche sich die übrigen Versteine- 
rungen am leichtesten und sichersten eintheilen lassen. 

In der nebenstehenden Tabelle sind die Rudistenzonen, welche Bayle') auf Grund ein- 
gehender Untersuchungen entworfen hatte, den südeuropäischen Kreidegebilden vorangestelit. 

Für das aquitanische Becken wurden vor Allem die werthvollen Arbeiten von Coquand 
benützt, die in einer Reihe von Abhandlungen veröffentlicht sind’). Für das Dep. de l’Aude 
und die Pyrenäen diente d’Archiac's Histoire du progres de G&ologie, so wie dessen Mono- 
graphie der Corbieren®) als Grundlage. 

Das versteinerungsreiche,, provengalische Becken wurde in neuester Zeit durch Co- 
quand*) und Reyn&s°) studirt, und die Parallelen mit dem aquitanischen Becken dar- 
gethan. 

In der Schweiz ist die mittlere Kreide nur durch die Sewerkalke vertreten, und auch 
in Bayern sind diese, wie Gümbel in seiner geognostischen Beschreibung des bayerischen 
Alpengebirges nachgewiesen hat, bis zum Vilsthal die einzigen Repräsentanten der mittleren 
Kreide. Von hier an beginnen alsdann die Gosaugebilde, und an einzelnen Stellen auch die 
obere Kreide mit Belemnitella mucronata. 

Über die Grenze der oberen und mittleren Kreide besteht zwischen Coquand, Bayle 
und Reyn&s einerseits, und H&bert und d’Archiac andererseits ein mit Heftigkeit geführ- 
ter Streit. Die ersteren schliessen mit dem Provencien die mittlere Kreide ab und rechnen 





1) Bayle, Bulletin Soc. g&ol. Fr. 2. ser. XIV, p. 701 ff. 

2) Coquand, Sur la formation eretac&e de la Charente. Bull. Soc. geol. France. 2. ser. XIV, p. 55. Sur la eraie superieure de 
l’Aquitaine. Bull. Soc. geol. Fr. 2. ser. XIV, p. 743. Position des Ostrea columba et biaurieulata 1. c. p. 745. Etudes sur 
les terrains du d&partement de la Charente ]. c. p. 841. Synopsis des animaux et des v&getaux fossiles observ&s dans la forma- 
tion er&tac&e du S. O. de la France. Bull. Soc. geol. de France. 2. ser. XVI, p. 945. Description geologique et pal&ontologique 
du Departement de la Charente. 

3) D’Archiae, Me&m. de la Soc. geol. de France, 1856, 2. ser. VI, 2; vergl. auch Coquand Terrains eretaces des Corbieres. 

Bull. Soc. geol. Fr. 2. ser. XIV, p. 879. 

Coquand, Rapports qui existent entre les groupes de la craie moyenne et de la craie sup£rieure de la Provence et du Sud- 

Quest de la France. Bull. Soc. ge&ol. France. XVIII, p. 133. 

Reynes, Etudes sur le synchronysme des terrains er&tac&s du Sud-Est de la France. 


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5 


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14* 


104 Karl Zittel. [180] 


alle höheren Etagen zum Senonien, indem das Campanien der weissen Kreide von Meudon 
und das Dordonien der Tuffkreide von Mastricht entsprechen soll; für die anderen reprä- 
sentirt die Kreide mit Spondylus spinosus und Inoceramus mytiloides alle Etagen von Angou- 
mien bis zum Dordonien, und es würde demnach die weisse Kreide im aquitanischen Becken 
gänzlich fehlen und in der Provence nur durch die wenig ausgedehnten Schichten mit Delem- 
nitella mucronata vertreten sein. 

Nach dieser Auseinandersetzung bedarf die nebenstehende tabellarische Übersicht über 
die Verbreitung der Gosaubivalven nur noch weniger Worte der Erläuterung. 

In den sechs ersten Reihen sind die Localitäten der nordöstlichen Alpen verzeich- 
net, und zwar bedeutet hier kh sehr häufig, h ziemlich häufig, s ziemlich selten, ss sehr 
selten. 

In den vier nächsten Reihen, ist die Verbreitung der Arten in der deutschen und nieder- 
ländischen Kreide angegeben, und es umfasst die erste derselben die Tourtia von Belgien, 
den Grünsand von Essen, den cenomanen Pläner von Hannover und den unteren Quader 
vom Harz, Sachsen, Böhmen und Schlesien. 

Die zweite Reihe begreift die Schichten 1—4 (vgl. Tabelle) in Westphalen, 4—7 in 
Hannover, 2 und 3 in Schlesien, 3 in Sachsen, und 3 und 4 in Böhmen. 

In der dritten Reihe ist der obere Quadersandstein vom Harz, Schlesien (4—6), Sach- 
sen (4), und Böhmen (5) zusammengefasst. 

Die vierte Reihe endlich entspricht der oberen Kreide von Aachen, der Kreide mit 
belemmitella mucronata von Westphalen (5 und 6) und Hannover (8 und 9), und der weissen 
Schreibkreide von Norddeutschland und Rügen. 

Unter den Reihen welche die Verbreitung der Gosaubivalven in Frankreich andeuten 
sollen, bezieht sich die dritte, mit Mornasien bezeichnete, ausschliesslich auf Süd-Frankreich, 
und zwar auf den Sandstein von Uchaux; eben so sind unter den Reihen Provencien, Cam- 
panien und Dordonien nur süd-französische Localitäten verzeichnet. „m. b. ©.“ in der vierten 
Reihe, bedeutet „marnes bleues de Corbieres“, über deren Stellung weiter unten das Nöthige 
bemerkt ist. 

Die erste Reihe begreift das Oenomanien im Pariser Becken und das Öarentonien in 
Süd-Frankreich, und eben so umfasst die zweite Colonne den unteren Theil der mittleren 
Kreide der Touraine, und die Zone des Radiolites cormu pastoris und lumbricalis in der Cha- 
rente und Provence. 

In der fünften Colonne ist die Kreide mit Spondylus spinosus aus dem Pariser Becken 
vereinigt mit den Etagen Coniacien und Santonien. 

Die siebente Reihe begreift nur nordeuropäische Fundorte in sich, die der weissen Kreide 
mit Belemnitella mucronata entsprechen. 


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[185] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 109 


Aus vorstehender Tabelle geht hervor, dass unter 140 bis jetzt bekannten Bivalven 
53 Arten (oder 63 Proc.) ausschliesslich auf die Gosaugebilde beschränkt sind und 52 (oder 
37 Proe.) bereits anderwärts nachgewiesen wurden. 

Diese 52 bekannten Arten vertheilen sich folgendermassen: 

In der unteren Kreide (Neocomien und Gault) finden sich 

Inoceramus Orips! Mant. (Gault.), | Modiola aequalis So w. (Neocomien), 
von diesen hat der erstere seine Hauptverbreitung in der obern Kreide und Modiola aequalis 
Sow. ist auch aus dem Quadersandstein von Böhmen bekannt. 

20 Arten kommen vor im Cenomanien (Carentonien, Grünsand, unterer Quadersand- 


stein) und zwar: 





Arcopagıa semiradiata Math. sp. Gervellia solenordes Defr. 
Psammobra impar Zitt. Inoceramus Orrps! Mant. 
Tapes fragilis d’Orb. » latus Mant. 
Oirce discus Math. sp. | Pecten membranaceus Nilss. 
Cardium produetum Sow. | ». laewis Nilss. 
Protocardıa hillana Sow. sp. | „  tirgatus Nilss. 
Trigonia scabra Lam. Janira quadrieostata Sow. sp. 
Modiola siligua Math. | Spondylus striatus Sow. sp. 

„  aequalis Sow. Gryphaea vesicularıs Lam. 

„ sphenoeides Reuss 5 columba Lam. 


Von diesen 20 Arten sind nur 
Psammobia impar Zitt. | Modiola sphenoeides Reuss 
Tapes fragilis d’Orb. sp. | Spondylus striatus Goldf. 
auf das Öenomanien beschränkt, alle anderen finden sich auch höher, und zwar haben die 


meisten ihre Hauptverbreitung im Turonien. 
Mit dem Pläner von Norddeutschland, Sachsen, Böhmen und Schlesien sind folgende 


17 Arten gemeinsam: 


Cardium productum Sow. | Lima decussata Münst. 
Modhiola aequalis Sow. | Pecten membranaceus Nilss. 
= siligua Math. „ laeves Nilss. 
»„  radıata Münst. » virgatus Nilss. 
Pinna eretacea Schloth. „  eretosus Defr. 
Gervillia solenordes Defr. Janira quadricostata Bow. sp. 
Inoceramus Orips?! Mant. Östrea vesicularıs Lam. 
5 Lamarcki Park. „  eolumba Lam. 
A latus Mant. 





Keine einzige dieser Arten findet sich ausschliesslich im Pläner; die meisten gehen durch 
alle Schichten der mittlern und obern Kreide. 
Im obern Quadersandstein kommen 17 Arten vor und zwar: 





Circe diseus Math. sp. Gervillia solenordes Defr. 
Cardium produetum Sow. Inoceramus Cripsi Mant. 

- Otto Gein. | 5 Lamarcki Park. 
Protocardia hillana Sow. sp. a latus Mant. 
Modiola siligua Math. | Pecten membranaceus Nilss. 

„  radiata Münst. | „  laevis Nilss. 

Pinna ceretacea Schloth. »  tirgatus Nilss. 


(Zittel.) 15 


110 


Janira quadricostata Sow. 
Ostrea vesieularıs Lam. 


Karl Zittel. [186] 


OÖstrea columba Lam. 
Anomia subglobosa Gein. 


Auch hier sind es allgemein verbreitete Formen, von denen nur Anomia subglobosa auf 


den obern Quader beschränkt ist. 


Die obere Kreide mit Belemmitella mucronata von Norddeutschland und Nord-Frankreich 


enthält folgende 18 Arten: 

(ardium produetum Sow. 
er Ottor Gein. 

Astarte simib's Münst. 
Trigonia limbata d’Orb. 
Modıiola radiata Münst. 
Pinna eretacea Sehloth. 
Gervillia solenoides Detr. 
Inoceramus Oripsi Mant. 


Lamarcki Park. 


P,] 





Inoceramus latus Mant. 
Lima decussata Münst. 
Pecten membranaceus Nilss. 
„ laewis Nilss. 
„  virgatus Nilss. 
„  eretosus Defr. 
Janira quadricostata Sow. sp. 
„  substriato-costata d’Orb. 
Ostrea vesieularıs Lam. 


Säimmtliche obenstehende Arten sind bereits mehrfach aus tieferen Schichten erwähnt. 


Mit der Etage Campanien sind folgende 13 Arten gemeinsam, die sich übrigens mit 


Ausnahme des Peetumeulus Marrotianus alle auch in höheren oder tieferen Kreideschichten 


tinden. 


Anatina Royana d’Orb. + 
Pholadomya rostrata Math. 
Oardium produetum Sow. 
Pınna eretacea Scehloth. 
Inoceramus Oripsi Mant. 


Lamarcki Park. 


n 


| 


Pecten Royanus d’Orb. 

Janira quadricostata So w. sp. 
„  substriato-costata d’Orb. 

Phieatula aspera Sow. 

Ostrea vestceularis Lam. 


» Matheroniana d’Orb. 


In der Kreide mit Radiolites cornu pastoris (Angoumien) finden sich 7 Arten: 


Oirce discus Math. sp. 
Oardium produetum Sow. 
Protocardia hillana Sow. sp. 
Trigonia scabra Lam. 


| 


Pecten laevis Nilss. 
„ virgatus Nilss. 
Ostrea eolumba Sow. 


Keine dieser Arten ist auf die Etage Angoumien beschränkt. 
Der Sandstein von Uchaux (Et. Mornasien) enthält folgende 15 Arten: 


Corbula angustata SoWw. 
Arcopagia semiradıata Math. 
Oirce diseus Math. sp. 
(ardium produetum Sow. 
Protocardia hillana Sow. 
Orassatella macrodonta Sow. 
Trigonia scabra Lam. 
Öueullaea semisulcata Math. 





Pinna eretacea Schloth. 
Gervillia solenoides Defr. 
Inoceramus latus Mant. 
Pecten laews Nilss. 

»  virgatus Nilss. 
Spondylus Requienranus Math. 
Östrea vesteulare.s Lam. 


Unter diesen sind Corbula angustata, Queullaea semisulcata und Spondylus Reqwienianus 


auf die Etage Mornasien beschränkt. 


In der Zone des Hippurites cornu vaceinum (Provencien) und den wahrscheinlich dazu 
gehörigen blauen Mergel der Oorbigres finden sich: 


Anatina Royana d’Orb. 
Cardium hillanum Sow. 


| 


Crassatella macrodonta Sow. ((. regularıs d’Orb.). 
Astarte similis Münst. 


[187] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. all 


Pinna eretacea Schloth. IHhppurites Toucasianus d’Orb. 
Lima Marticensis Math. 5 delatatus Defr. 
Janıra quadrieostata Sow. sp. A organisans Montf. 
Ostrea vesieularıs Lam. Sphaerulites angeiodes Pic. de Lap. 
Hippurites cornu-vaccınum Br. Caprina Agulloni d’Orb. 

# suleatus Defr. 





Von diesen 15 Arten sind sämmtliche (7) Rudisten bis jetzt ausschliesslich in diesem 
Horizont gefunden worden. 

Die Kreide mit Spondylus spinosus der Touraine nebst den Etagen Coniacien und San- 
tonien Cog. haben folgende 18 Arten mit den Gosauschichten gemein, von denen übrigens 
nur Tapes Martiniana Math. ausschliesslich auf diese Abtheilung beschränkt ist. 





Pholadomya rostrata Math. Inoceramus Lamarckı Park. 

Anatina Royana d’Orb. Lima Marticensis Math. 

Tapes Martiniana Math. sp. Pecten Royanıus d’Orb. 

Cardium productum Sow. Jantira quadrrcostata Sow. sp. 

Trigonia limbata d’Orb. „  substriato-costata d’Orb. 

Modıiola siligua Math. Ostrea Matherontana d’Orb. (0. aurieularıs Br gt.) 
„  Jlagellifera Forb. »  tesieularıs Lam. 

Gervillia solenorides Defr. „  eolumba Sow. 

Inoceramus Uripsi Mant. Plicatula aspera Sow. 


Fasst man die Verbreitung der Bivalven übersichtlich zusammen, so ergeben sich fol- 
sende Resultate: 

Von 140 Bivalven sind 88 Arten neu, 52 bereits bekannt; von diesen letzteren finden 
sich im: 


Ausschliesslich in den 


Ausschliesslich Gleichzeitig 
nebenstehenden Etagen Z 5 


Neoeomien und Gault .... .» 2 _ im Neocomien, Gault und Cenomanien 2 


rn 


N 
GenomManiens a a ran ref? im Cenomanien 4 im Cenomanien und Turonien 7 


En oe een im Cenomanien, Turonien u.Senonien 9 
Oberer Quader 
Angoumien . 

im Turonien 21 im Turonien und Senonien 15 


Mornasien . 


Proveneien . . 





Coniaeien und Santonien . 
Campanien .... 


Kreide mit Belemnitella mueronata im Senonien 





Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass die Gosaugebilde allerdings eine Anzahl 
von Arten aus dem Cenomanien, Turonien und Senonien enthalten, dass jedoch die meisten 
derselben bei einer Vergleichung ganz ausser Betracht kommen, weil sie in der ganzen 
mittleren und oberen Kreide verbreitet sind und keinen bestimmten Horizont bezeichnen. 
Die obere Senonkreide ist durch keine einzige ausschliesslich chararakteristische Art ver- 
treten, das Cenomanien durch 4 und das Turonien (zu dem die Etagen Coniacien bis Cam- 
panien gezählt wurden) durch 21. 


1012 Karl Zittel. [188] 


Die Gosaugebilde wären demnach in das Turonien zu rechnen. Dieser 
dehnbare und umfangreiche Begriff Turonien erfordert jedoch eine nähere Bestimmung, und 
vergleicht man die einzelnen Etagen, so können nur Mornasien mit 4, vor allem aber Pro- 
vencien mit 7 eigenthümlichen Arten (von 15) überhaupt in Betracht kommen. 

Die 4 Arten aus dem Mornasien sind in der Gosau Seltenheiten, während die 7 eigen- 
thümlichen Species aus dem Provencien nicht allein zu den häufigsten Bivalven der Gosau- 
oebilde, sondern auch zu den bezeichnendsten Formen der Zone des Hippurites cornu 
vaccinum gehören, welche, wie Bayle') bemerkt, „den beständigsten Horizont bildet, den 
man in der Kreideformation überhaupt angeben kann“. 

Die Vertheilung der Gosaubivalven führt demnach zu dem Schlusse, dass die Gosau- 
zebilde der Zone des Hippurites cornu vaccinum oder der Etage Provencien 
Jog. angehören, nicht aber dem gesammten Turonien und Senonien ent- 


sprechen. 


Vertheilung der Brachiopoden. 


Verbreitung in den Gosaugebilden Anderweitige Fundorte 


Terebratula biplicata So w Stixkogl am Fusse der Ruine Star- 
hemberg; Russbachthal; Abtenau|In England im Gault und Upper Greensand; in Frank- 

reich in Cenomanien und Carentonien; in Deutsch- 

land im Grünsand von Essen und Unt. Quader von 

Sachsen und Böhmen. 

Terebratulina gracilis Sehloth. sp.|Traunwand.. . >. 2.0.0.0. |In England im Lower und Upper Chalk; in Frankreich 

im Turonien von Valmy (Marne); in Deutschland sehr 

häufig im Pläner und der oberen Kreide mit Bel. mu- 

eronata 

striata Wahlbg. sp.|Stixkogl am Fusse der Ruine Star- 
hemberg . » 2... 2... „|Im Cenomanien von England und Frankreich; im Plä- 

ner und obern Quadersandstein; im Turonien von 

Frankreich und in der weissen Kreide mit Bel. muero- 

nata von Frankreich, England und Deutschland 

Waldheimia tamarıindus Sow. sp..|Traunwand; Abtenau . . . . . |Neocomien in Frankreich, England, Norddeutschland, 

Schweiz; im Cenomanien von Farringdon und im Lo- 

wer Chalk von Folkestone 

Theeidium ornatum Suess Hofergraben . EBSEn LE Er — 

? Wetherelli Davids. ...|Traunwand. . 2 2. 2... . „Upper Chalk von Gravesand; Cenomanien von Far- 

ringdon 

Rihymehonella compressa Lam. ...|Traunwand, Grünbach. . . . . |Im Cenomanien von Frankreich, England und Deutsch- 

land und im Santonien der Charente 

Hofer- und Tiefengraben . .. . _ 


n 








Wie aus der vorstehenden Tabelle hervorgeht, gehören die Brachiopoden vorzugsweise 
solchen Arten an, die durch ihre weite Verbreitung ausgezeichnet sind und keinen Horizont 
mit Sicherheit charakterisiren. Die Formen aus dem Cenomanien wiegen übrigens entschieden 
vor, und keine einzige Art ist ausschliesslich der oberen Kreide angehörig. 


2 im Neocomien und Gault, 
Die 8 Arten vertheilen sich fol-\ ° an 
RO e 2 ım Pläner, 
genderweise in den verschie- nee Dal, 
denen Etagen der Kreide: 2 im Santonien, 
3 in der obern Kreide mit Belemnitella mueronata. 


1) Bull. Soc. g£ol. Fr. 2. ser. XIV, p. 710. 


[189] 


5) 


Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 1191) 


Die Gastropoden sind sehr reichlich in den Gosaugebilden vertreten, doch wurde 
die Zahl der Arten durch die neueste Abhandlung von Stoliezka') von nahezu 200 auf 124 
reducirt. Bei weitem der grösste Theil derselben ist auf die nordöstlichen Alpen beschränkt, 


und nur eine geringe Anzahl findet sich vorzüglich im südlichen Frankreich wieder. 


Legt man die Bestimmungen von Stoliezka zu Grunde, so lassen sich folgende Arten 


auch ausserhalb der österreichischen Alpen namhaft machen: 


ik. 


9) 


5) 


oO. 


108 


2: 
1lo% 


14. 


an © 


. 


@) 


© 


Hr HM 
-1 


Ne) 


20. 


“) 


= 


J92 


32 


u). 


24. 


9: 
26. 


Turritella Hagenowiana Münst. (Kreide mit Bel. mucronata); Haldem, Westphalen. 
Omphalia conoidea Sow. (Turritella Requieniana d’Orb.), (Mornasien); Uchaux. 
= Keferstein! Münst. sp. (Turritella Coquandiana d’Orb.), (Mornasien und 
Provencien); Plan d’Aups, Soulage, La Cadiere, Martigues, Le Beausset. 
Omphalia Renauxiana d’Orb.; Montdragon, Uchaux, Plan d’Aups, La Cadiere. 
Actaeonella gigantea Sow. sp.; Le Beausset, St. Beaume, Uchaux (Provencien und 
Mornasien). 
Actaeonella Lamarcki Sow. sp.; Soulage, Uchaux. 
Volvulina laevis Sow. sp.; Soulage, Corbieres (m. b.), Angouleme. 
x crassa Duj.; Le Beausset, La Cadiere, Soulage, Cognac, Pons, Villedieu, 
Saint Georges etc. 
Volutilithes Gasparini d’Orb.; Uchaux. 
elongata d’Orb. (Pyrula fenestrata); Uchaux, Blankenburg (Harz), Kies- 
lingswalda; Böhmen, Nagorzany. 
Nerinea Buchi Kefst. sp. (Nerinea bieineta Br.); Martigues, La Cadiere, Corbieres, 
Piolen ete. ob. Quader von Böhmen und Schlesien. 
Natica Iyrata Sow.; Uchaux, Corbieres (m. b.). 
„  angulata Sow.; Corbieres (m. b.). 
Ampullina (Natica) bulbiformis Sow. sp.; Uchaux, Martigues, Sougraigne (m. b.), 
Mont-Richard. 
Pseudo-Melania turrita Zek. sp. (ob. Quader) ; Schlesien. 
Fusus eingulatus Sow.; Üorbieres (m. b.). 
Alaria costata Sow. sp. (Rostellaria laeviuscula d’Orb.); Corbieres (m. b.). 
„  granulata Sow. sp.; Corbißres (m. b.). 
Astralium (Delphinula) radiatum Zek. sp.; Corbieres (m. b.). 
Phasianella gosauica Zek.; Corbieres (m. b.). 
Cerithium furcatum Zek. (Üer. disjunetum Arch.); Corbieres (m. b.). 


B] 


2 crebriforme Zek.; ÜCorbieres (m. b.). 

„ .  reticosum Sow. sp. (Üer. erenatum Br.); Corbiöres (m. b.), Eseragnolles. 
R provinciale d’Orb.; Le Beausset, Corbieres. 

b Prosperianum d’Orb.; Uchaux. 

5 Pseudocoronatum d’Orb.; Corbiöres (m. b.). 


Von diesen genannten 26 Arten finden sich, so weit sich aus den Fundorten schliessen 
lässt: 4 im obern Quader und in der Kreide von Norddeutschland, 3 im Turonien des nörd- 
lichen Frankreichs, 10 im Mornasien von Uchaux, 7 im Provencien (Hippuritenkalk) und 14 
in den Marnes bleues der Corbieres, die ebenfalls dem Provencien angehören. 





!) Stoliezka, Revision der Gastropoden der Gosaugebilde. Sitzungsber. k. Akad. Wiss. XXXVIIT, 1865. 


114 Karl Zittel. [190] 


Unter den 7 von Franz von Hauer') beschriebenen Cephalopoden finden sich: 


Hamites eylindraceus Defr. sp. in der obersten Kreide von Valognes im Cotentin. 

Scaphites aequalis Sow. in Cenomanien. 

Ammonites Texanus Roem. in Texas (in oberer Kreide). 

Nautilus Sowerbyanus d’Orb. im Turonien (in der Zone des Am. peramplus), 
die übrigen 3 Arten sind neu. 

Die Bryozoen der Gosauschichten sind von Reuss beschrieben; unter 14 Arten sind 
10 auf die nordöstlichen Alpen beschränkt; 

3 finden sich im Pläner von Böhmen und 

1 in der weissen Kreide von Rügen und Mastricht. 

Die Foraminiferen und Entomostraceen kommen bei der Vergleichung kaum in 
Betracht, da aus der französischen Kreide bis jetzt nur wenige Arten beschrieben sind. Um 
so wichtiger aber sind die Korallen, von welchen, wie bei den Bivalven und Gastropoden, 
eine grössere Anzahl von Arten auch ausserhalb der Gosaugebilde nachgewiesen ist. 

Nach Reuss finden sich von 140 Arten 7 (wovon 3 ausschliesslich) im Mornasien von 
Uchaux und 20 an Localitäten (Le Beausset, Bains des Rennes, Soulage, Figuieres, Mar- 
tigues), die ohne Zweifel in das Provencien gehören. 

Eine einzige Art kommt im Pläner und der oberen Kreide von Westphalen vor, und 
eine weitere zu Royan in der Charente im Campanien. 

Die ganze bis jetzt bekannte Fauna der Gosauschichten vertheilt sich demnach folgen- 


dermassen: 


storis (Angou- 


mien) 
Uchaux (Mor- 


nasien) 
mit Belemni- 
tella muero- 


Sachsen und 
nata 


Cenoman-Plä- 
lites cornu pa- 
deutschland, 
Böhmen 


ner 
Kreide der 


(Carentonien) 

Grünsand und 

Touraine 

von Nord- 

sandstein 
Campanien 


Coniacien und 
Sautonien 


Neocomien und 
Cenomanien 
Zone des Radio- 
Sandstein von 
Provencien 
Turon-Pläner 
Oberer Quader- 
Obere Kreide 


Foraminiferen . 


Anthozoen 





Bryozoen . 
Brachiopoden . 
Biyalvenn.., wet ne b | 15 
Gastropoden . .n u.. are 21 
(inclus, mar- 


nes bl, de 
Corbi£res) 








Cephalopoden. ..... == 


Entomostraceen . .... —r 


Zusammen . 




















Auch aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass bei weitem die grösste Quote der 
auswärts bekannten Versteinerungen in die Etage Proveneien fällt. Dieselbe erhält aber 
um so mehr Gewicht, wenn man nicht allein die Zahl sondern auch die Häufigkeit der Arten 
abwiegt, und wenn man weiter bedenkt, dass bis jetzt aus Süd-Frankreich erst eine, im 
Vergleich mit anderen Etagen ziemlich kleine Fauna aus dem Provencien bekannt ist. 





1) Beiträge zur Paläontographie von Österreich, Bd. I, 1. Heft. 


[191] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 115 


Dieser letztere Umstand erklärt auch die Eigenthümlichkeit, dass so viele Species auf die 
Gosauschichten beschränkt sind, und es ist daher der Schluss um so mehr berechtigt, dass 
die Gosauschichten einzig und allein der Zone des Hippurites cornu vaccinum 
oder dem Provencien (Coquand) angehören, und dass sie durch ihren Reich- 


thum an Versteinerungen zugleich die ausgezeichnetste Entwickelung dieses 
Horizontes darstellen. 


0. Verbreitung und Lagerung der Etage Provencien. 


Nachdem ich durch die Vertheilung der Versteinerungen nachzuweisen gesucht habe, 
dass die Gosaugebilde dem Provencien angehören, bleibt mir noch übrig, einige Worte über 
die Verbreitung dieser Etage beizufügen. 

In den nordeuropäischen Kreideablagerungen ist bis jetzt Höppurites cornu vaccınum nur 
als grosse Seltenheit bei St. Christophe in der Touraine nachgewiesen, und auch von deu 
übrigen höchst charakteristischen Rudisten-Arten, die den H. cornu vaccinum begleiten, 
kennt man bis jetzt nur Radiolites Morton? in England und Texas. Die Etage Provencien 
fehlt demnach gänzlich in Nord-Europa, doch dürfte der obere Quadersandstein in Schle- 
sien, aus welchem Drescher neuerdings Omphalien, Actäonellen und Nerineen beschrie- 
ben hat, vielleicht noch am ehesten der Ort sein, wo H. cornu vaccinum gefunden werden 
könnte. 

In den süd-europäischen Kreidegebilden gibt es keine Ablagerung, die gleichmässiger 
und weiter verbreitet wäre als die Zone des Hippurites cornu vaccinum. Im südlichen Frank- 
reich ist die Provence das Land, wo dieselbe in ausgezeichneter Weise entwickelt ist, und 
wo sich gleichzeitig auch ihre Beziehungen zu den übrigen Etagen der mittleren Kreide 
vortrefilich feststellen lassen. 

Die Untersuchungen von Coquand') und Reyn£s?) lassen in dieser Beziehung nichts 
zu wünschen übrig, und es genügt, aus der grossen Zahl von Profilen ein einziges hervor- 
zuheben, um an demselben die Stellung der Etage Provencien zu erläutern. 

Der nebenstehende Durchschnitt, der Abhandlung von Reyn&s entnommen, zeigt die 
Lagerungsverhältnisse des Hippuritenkalkes in der Nähe von Martigues im Dep. Bouches 


du Rhöne. 


Etang de Berre Gueule d’Enter 





Provencien Mornasien Angoumien Carentonien 


1) Coquand, Bull. Soc. geol. de France. 2. ser. XVII, p. 133 ff. 
2) Reynes, Etudes sur le synehronisme des terrains eretaces du Sud-Est de la France. 


116 Karl Zittel. [192] 


Zu unterst liegen die Schrattenkalke (Calcaire & Chama, Urgonien) mächtig entwickelt 
als fester halbkrystallinischer Marmor, der zahllose Exemplare von Ohama ammonia, Ch. 
Lonsdalei, Oh. varians ete. enthält. 

Das Aptien besteht aus Kalkmergeln mit einer geringen Anzahl Versteinerungen, die 
jedoch den Horizont genügend charakterisiren. 

Es folgt dann eine sandsteinartige Kalkbank voll Ostrea columba und etwas seltener 
Hemiaster bufo; dieselbe entspricht dem gres vert du Maine und gehört zur Etage Caren- 
tonien Oogq. 

Unmittelbar darüber liegen sehr feste, weisse halbkrystallinische Kalke , erfüllt mit 
Caprina adversa, Sphaerulites foliaceus, Nerineen und Korallen, die ebenfalls noch zum 
Carentonien gehören und die zweite Rudistenzone d’Orbigny's bilden. 

Die Etage Angoumien Cogq. besteht aus Kalkbänken, in denen Radiolites cornu pastoris, 


Sphaerulites Ponsianus und Radiolites lumbricalis vorkommen. 
Darüber lagern dann in enormer Mächtigkeit Sandsteine mit Trigonia scabra, Cueullaea 


glabra, Voluta elongata, Terebratula dimidiata u. s. w. (Ktage Mornasien Cogq.) und diese sind 


von festem Hippuritenkalk (Et. Provencien) bedeckt. 


In der Nähe des Etang de 


® a: = 

2 Sehe = . - 

s Sg: 8 3a Caroute bei Martigues besteht 
S 22 8 =: » ; . 

- BE 5 23 die Etage Provencien aus einer 
= MS 5 s3 : 5 s 

= BSIan Ä Reihe verschiedenartiger Gre- 









steinsschichten, die in neben- 





/ 


WERT stehendem Profile ') verzeichnet 
4 sind. 


Über dem eisenschüssigen Sandstein mit Trigonia seabra (Et. Mornasien) folgt dort zu- 


X -——- Santonien 





erst ein fester Kalk der ausser 


Hippurites cornu vaccinum Br. | Sphaerulites Moulins‘ Math. sp. 
r dılatatus Defr. 5 angeiodes Pic. de Lap. 
a organisans Montf. sp. 5 Toucası d’Orb. sp. ete. 
Sphaerulites radiosus d’Orb. sp. (aprina Aguilloni d’Orb. 


eine grosse Anzahl Korallen, Nerineen und (?) Pleurotomen enthält. Nach oben verändern 
sich diese Kalke allmählich und gehen in einen eisenschüssigen Sandstein über, der von 
molasseartigem Mergelsandstein bedeckt wird; diese Sandsteine sind gekrönt durch eine 
abermalige Kalkbank mit Hippurites organisans und einem Theil der oben verzeichneten Ver- 
steinerung der tieferen Hippuritenkalke. 

Die Etage Proveneien wird am Etang de Caroute überlagert durch einen grauen körni- 
oen Kalkstein, in dem Radiolites fissicostatus, Sphaerulites sinuatus, Lima Marticensis, Mi- 
craster brevis und eine Reihe von Versteinerungen vorkommen, welche sämmtlich der Etage 


Santonien oder der oberen Kreide der Touraine angehören. 


1) Reynes Etudes sur le synchronisme ete. p. 36. 


[193] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 100 


Die zahlreichen Durchschnitte, welche Coquand und Reynös aus den verschiedensten 
Gegenden der Provence veröffentlicht haben, ergeben allenthalben die gleiche Schichtenfolge. 
Überall ruhen die Hippuritenkalke auf der Etage Mornasien, oder wenn diese fehlt auf der 
Zone des Kadiolites cornu pastoris (Angoumien) und werden bedeckt von den Etagen Conia- 
eien und Santonien. Sie finden sich trefflich entwickelt im Dep. Bouches du Rhöne bei Mar- 
tigues; im Dep. Var bei la Cadiere und le Beausset; im Vaucluse bei Uchaux, Mornas und 
Piolen; im Gard bei St. Paulet, Gatigues und Alais; im Ard&che am Ufer der Rhone bei 
Montelimart und Saint-Montant, und endlich in ganz ungewöhnlich starker Entwickelung im 
Dep. de l’Aude in dem kleinen Gebireszug der Corbieren. 

Diese letztere Gegend wurde von d’Archiac zum Gegenstand einer ausführlichen Mono- 
graphie gemacht‘) und darin die Kreideformation in eine obere und eine untere Abtheilung 
geschieden. Die erstere tritt in zwei getrennten Partien auf, von welchen die eine das Pla- 
teau von Fontfroide und die Hügel bei Boutenac bedeckt, während die südliche sich vom 
linken Ufer der Sals bei Quillan über Bains les Rennes und Soulatge bis nach Padern erstreckt. 

Wenn man die Beschreibung der Gegend von Fontfroide liest, so ist man betroffen 
von der Analogie, welche dort die Hippuritenkalke mit den Gosaubildungen zeigen. Nach 
d’Archiae ruhen die fraglichen Schichten, welche vorzugsweise aus braunem oder grauem 
versteinerungsarmen Sandstein bestehen, in einer Mächtigkeit von mehr als 500 Mätres 
unmittelbar auf dem Neocomien; 9 Kalkbänke angefüllt mit Höppurites cornu vaccinum oder 
organisans unterbrechen in verschiedenen Horizonten den mächtigen Schichtencomplex und 
bieten somit die eigenthümliche Erscheinung der neunmalisen Wiederkehr ein und der- 
selben Fauna. Jüngere Gebilde fehlen auch hier wie in der Gosau, so dass die Verhältnisse 
in dieser nördlichen Ablagerung des Dep. de l’Aude sehr viel einfacher sind, als in der 
Umgebung der Bains les Rennes und Sougraigne in den Corbieren. 

D’Archiac unterscheidet hier in seiner oberen Kreide 4 Etagen: 

1. Marnes bleues; 

2. Sandstein, Mergel, erstes Rudistenniveau und Schichten von Sougraigne; 

a) graue, gelbe oder braune Mergelkalke mit Echiniden; 
b) feste, graue oder braune Kalke und zweites Rudistenniveau; 

4. Kalke und Sandsteine mit Exogyra columba etc. 

Die 4. Etage gehört ohne allen Zweifel in das Carentonien Üogq. und entfällt daher 
unserer Betrachtung. 

Die „marnes bleues“ bilden nach d’Archiac das oberste Glied der jünzeren Kreide in 
den Corbiören und enthalten einen grossen Reichthum an Versteinerungen, deren Ähnlich- 
keit mit denen der Gosau schon von d’Archiac hervorgehoben wurde. Mehr als ein Drittel 
der anderwärts bekannten Arten stimmt mit solchen aus der Gosau überein, so dass d’Archiac 
mit Bestimmtheit für die beiden Gebilde Gleichaltrigkeit beansprucht. 

Die 2. Etage besteht aus Sandstein, Mergeln und Rudistenkalken. Sämmtliche Schichten 
zeichnen sich durch ihren Reichthum an Korallen aus und die Kalkbänke sind an der Mon- 
tagne des Cornes erfüllt von Rudisten, unter denen d’Archiac: Hippurites cornu vaccinum, 
sulcatus, dilatatus, bioculatus, organisans, Sphaerulites angeiodes und Caprinula Boissyi erwähnt. 
5 von diesen Arten finden sich auch in der Gosau, ausserdem sind 21 Korallen und 3 Gastro- 


1) M&m. de la Soc. g&ol. de France. 2. Ser. VI. 


(Zittel.) 16 


a8 Karl Zittel. [194] 


poden beiden Ablagerungen gemeinsam, so dass auch hier die Gleichaltrigkeit nicht bezwei- 
felt werden kann und der Ausspruch d’Archiac's: „tout tend done & rapprocher les deux 
premiers etages de la formation eretacdes de ce pays“ volle Anerkennung verdient. 

Die 3. Etage besteht nach d’Archiac aus zwei Gliedern: 

1. aus Kalkmergeln mit Micraster brevis, M. cor-testudinarium, Cardium productum, 
Ostrea frons, O. proboscidea, Spondylus spinosus etc. und 

2. aus festen Kalkbänken mit Hippurites organisans. 

Die Mergel mit Echiniden treten meist ganz unabhängig von den beiden oberen Etagen 
d’Archiac's auf, und nur in dem Profil vom Bach Sougraigne nach der Montagne des Cornes 
glaubte d’Archiae die unmittelbare Bedeckung derselben durch die oberen Hippuritenkalke 
nachweisen zu können. Feste Kalkbänke mit Rudisten, unter denen nur MHrppurites organisans 
namentlich aufgeführt wird, bilden die Unterlage der Mergel mit Echiniden, und es lässt 
sich die unmittelbare Aufeinanderfolge beider Schichten an mehreren Punkten bei Montfer- 
rand, Bains les Rennes und Vialasse nachweisen. 

Das massenhafte Vorkommen des Hrppurites organisans bei Vialasse beweist, dass dieses 
zweite Rudistenniveau eben so gut in die Etage Provencien gehört, wie der obere Hippu- 
ritenkalk und die Marnes bleues. 

Vergleicht man jedoch die Fauna der Echinidenmergel mit den Kreideschichten der Cha- 
rente und der Touraine, so ergeben sich alle charakteristischen Leitversteinerungen, welche 
die Etage Santonien Ooquand’s charakterisiren, und man hätte demnach den höchst merk- 
würdigen Fall, dass die Etage Santonien vom Provencien unterteuft und überlagert würde. 

Diese Thatsache musste gerechten Zweifel erregen an der Richtigkeit des Profiles bei 
Sougraigne, und in der That wurde dasselbe von Coquand und Reynds') angegriffen und 
von letzterem in anderer Weise interpretirt. 

Während die bedeutende Verwerfung der Schichten an der Montagne des Cornes 
d’Archiae veranlasste, die Echinidenmergel unter die Hippuritenkalke zu stellen, erklärt 
sie Reyn&s einfach für angelehnt oder abgerutscht und sucht zu beweisen, dass sie zwar 
über den Hippuritenkalken aber unter den Marnes bleues liegen. Die letzteren zieht Reyn&s 
ebenfalls zum Santonien und vereinigt sie mit den Echinidenmergeln, weil er in denselben 
Mieraster brevis zu finden glaubte. 

Obwohl ich aus theoretischen Gründen gerne annehme, dass die Echinidenmergel über 
den Hippuritenkalken liegen, so scheint mir das einzige Vorkommen des Micraster brevis in 
den Marnes bleues keineswegs genügend, um die grosse Analogie, welche d’Archiaec zwi- 
schen ihnen und den Hippuritenkalken constatirt hat, zu ignoriren und sie mit den Echi- 
nidenmergeln zu vereinigen. 

In den Vergleichstabellen sind desshalb auch die Versteinerungen der Marnes bleues 
der Corbiören stets zum Provencien gerechnet, jedoch besonders bezeichnet. 

Die mächtige Entwickelung der Etage Provencien in den Corbieren, die Mannigfaltig- 
keit der Gesteine und der Reichthum an Petrefaeten, namentlich an Korallen und Gastropoden 
weist darauf hin, dass dieselbe in diesem entlegenen Theile des südeuropäischen Kreide- 
meeres in ähnlicher Weise zum Absatz gelangte, wie die gleichaltrigen Gosaugebilde in den 
Golfen des nördlichen Meeresarmes. 


1) Reynes, Etude sur le synchronisme des terr. er&t. du Sud-Est de la France, p. 97 fl. 


[195] Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 1:2) 


Im aquitanischen Kreidebecken ist die Etage Provencien in den Dep. Charente und 
Dordogne durch kalkige Schichten vertreten, unter denen der sehr feste dickbankige soge- 
nannte Chaudron einen ganz ausgezeichneten Baustein liefert. Die Fauna ist nicht reich: 
ausser Hippurites cornu vaccınum und organisans, Sphaerulites Moulinsi, Trigeri, Sauvagesi 
und radiosus führt Coquand') noch eine Anzahl von Korallen auf, die sich theilweise auch 
in der Gosau finden, so wie 7 Gastropoden und 2 Bivalven. Die Lagerungsverhältnisse sind 
dort überall sehr klar: Die Hippuritenkalke ruhen allenthalben auf den weissen Kalken mit 
Radiolites eornu-pastoris und lumbriecalis, und werden unmittelbar von den Etagen Coniacien 
und Santonien bedeckt, da der Sandstein von Uchaux (Et. Mornasien), welcher in der Pro- 
vence zwischen den Hippuritenkalken und der Etage Angoumien liegt, in der Charente fehlt. 

Vergleicht man die Faunen der Etagen Angoumien, Coniacien und Santonien mit der 
von Gosau, so findet man zwar ebenfalls eine Anzahl von gemeinsamen Arten, doch besitzen 
die meisten derselben eine weite Verbreitung und gehören keinem bestimmten Horizont an. 
Die wichtigeren Leitversteinerungen und namentlich alle Rudisten aus den genannten Eta- 
gen fehlen in den österreichischen Alpen, so dass eine Vereinigung der Gosauschichten nur 
mit der Etage Provencien statthaft erscheint. 

Der Vollständigkeit halber will ich zum Schlusse noch erwähnen, dass die Zone des 
Hippurites cornu vaccinum nachgewiesen ist bei Oviedo in Spanien, in ausgezeichneter Weise 
in der Provinz Constantine in Algier, in Ober-Italien, in den Apenninen, in Istrien, Dal- 
matien, Griechenland, endlich in Klein-Asien an der türkisch-persischen Grenze und ver- 
muthlich auch im Kaukasus. Es bilden demnach unsere Gosaugebilde oder die Etage Pro- 
vencien Coq. den verbreitetsten und ausgezeichnetsten Horizont in der mittleren Kreide, 
für dessen Existenz in Ostindien bei Pondicherry und Trinchinopolis gar mancherlei Anzei- 
chen zu sprechen scheinen. 


1) Coquand, Description geologique et pal&ontologique de la Charente. TI. Synopsis des fossiles. 


Berichtigung: Pag. 37 Zeile 1 von unten muss wegfallen. 


162 


120 


Karl Zittel. 


[196] 


Verzeichniss der Arten und Synonyme. 


Seite | 
—_— 
Anatinaproducta Zitt. 10 
n Royana d’Orb. 9 
Anomia Coquandi Zitt. .. .126 
n intercostata Zitt. . . 126 
= semiglobosaGein.. .126 
Arca Guerangeri d’Orb.. . 65 
„» inaequidentata Zitt.. 71 
„ LommeliZitt. . 72 
„  Matheroniana d’Orb. 65 
„ d’Orbignyana Math. . 65 
„ Schwabenaui Zitt. 70 
„ semisulcata Math... 67 
„ trigonula Zitt. 72 
Arcopagiabiradiata Zitt. 14 
e Cenomaniensis d’Orb.. 24 
= fenestrata Zitt. . 15 
2 nummismalis d’Orb. 24 
= radiata d’Orb.. 14 
n semiradiata Math. 14 
Argiope ornata Suess . 158 
Astarte formosa Stol. 53 
3 Gümbeli Zitt. 53 
” laticostata Desh. 52 
3 maerodonta Sow. . 46 
" similis Münst. . 53 
Avicula caudigera Zitt. . ./. 8 
> Jissicosta Reuss a: 
- raricosta Reuss. 90 
Awinaea elava Gabb. 61 
Batholites organisans Montf. 144 
Caprina Aguilloni d’Orb. 152 
= Coquandiana d'Orb. 152 
> exogyra Reuss 152 
=) Partschi v. Hauer . 152 
Caprotina exigua Reuss 150 
Capsa elegans d’Orb. > 16 
Cardita granigera Gümb.sp.. 48 
& Reynesi Zitt. 49 
Cardium alternans Reuss. 38 
n asperum Goldf.. 38 
r bispinosum Du). . 37 
" bifrons Reuss 42 
" Faujasii Desm. . 37 
c Goldfussi Math. . 38 
= Gosaviense Zitt. 39 
= granigerum Gümb. . 48 
- gutiiferum Math. 38 
a hillanum Sow. . 42 
h incomplum Sow. 40 











Seite 
Cardium intermedium Reuss 38 
” Martieense Math. 42 
R Ottoi Gein.. 40 
n Ottonis Gein.. 40 
” Petersi Zitt. 41 
4 producetum Sow. 37 
& Reguienianum Math.. 42 
- Reussi Zitt. 40 
Catillus Lamarcki Cuv. 99 
Chama detrita Zitt. 43 
3 Haueri Zitt. . 43 
Circe concentrica Zitt. 26 
„ discus Math. sp. 24 
„ Aubiosa Zitt. 26 
Clavagella exigua Zitt. 3 
Corbula angustata Sow.. 8 
3 subangustata d’Orb. 3 
Crania sp. . ö 159 
Crassatella Austriaca Zitt. 47 
“ impressa Sow. . 46 
r macrodonta Sow. 46 
5 regularis d’Orb. 46 
Cucullaea Austriaca Zitt. 68 
2 bifascieulata Zitt. 69 
5 carinata SoWw.. . 65 
- Chiemiensis Gümb. 65 
= erassitesta Zitt. 67 
3 Gosaviensis Zitt.. 69 

ei semisulcata Math. 
SD = 67 
Cyelasambigua Zitt. 31 
5 gregaria Zitt. 30 
Cyelinaprimaeva Zitt. 27 
Cypricardiatestacea Zitt.. 32 
Cyprina bjida Zitt. 2 33 
n crassidentata Zitt. 34 
5 eyeladiformis Zitt. . 34 
Cyrena solitaria Zitt. 29 
Cytherea Hoernesi Zitt.. 22 
5 laevigata Mureh. . 19 
5 polymorpha Zitt. 22 
Dianchora striata Sow.. ai 
Dosinia cretacea Zitt.. . 28 
Exogyra aurieularis C og. . 121 
> Matheroniana d’Orb. . . . 121 
= Matherons Gogern 2 e 
ne plieata Golat. er rle 
4 spinosa Math. ... . . . 121 
Fimbria coarctata Zitt. .. 44 





Seite 
IE 


Fistulana asperglloides Forb. . 5 


5 tubulosa Zitt. 2... 4 
Gervillia aweulordes d’Orb. 91 
> solenoides Defr.. 91 
Gryphaea aurieularis Brongt.. „121 
a aucella Roem. . . 124 
” convexa Mort. 124 
elongata Sow. . 124 
5 expansa Sow. 
5 globosa Sow.. . „u. . „123 
5 mutabilis Mort.. „124 
Gryphites truncatus Schloth. . . 123 
Hippuritesarbdorea Lanza. . 156 
= Arduinü Guise. . . 136 
; Austinenss Roem. .146 
2 Baylei Guise. . 136 
n bioeulatus Montf. .142 
2 bioeulata Bronn . 139 
a canalieulata Roll. .139 
= eontortus Cat. . . 145 
n cornu-copiae Defr. . 144 
- cornu-vaceinum 
Br. 135 
> costulatus Goldf.. . 135 
= costulatus Goldf. . . 139 
5 dentata Math. . 135 
al dilatatus Defr. .142 
2 exaratus Zitt. ...IJ44 
s Jistulae Defr. . . 144 
5 Galloprovineialis Mat. 135 
= gigantea Hombre-F. 135 
n inaequecostatusMün st. 139 
h intrieata Lanza . 136 
n lata Math. „1355 
& Mortoni Mant.. . 146 
S; Moulinsiäi Hombr.-F. 135 
n organisans Bayle. .140 
organisans Montf. 
BP REEL „144 
5 radiosus Goldf. . 155 
. reseeta Defr. . 144 
+ striata Defr. . . 139 
= sublaevis Math. . 142 
n suleatus Defr. . . 139 
> sulcatus Goldf. 195) 
3 n Kefst. . 135 
> Taburnei Guise. . . 136 
n Touecasianus d’O. 140 
„ turgida Roll. .142 


[197] 


Janiraquadrieostata Sow. sp. 
striatoeostata d’Orb.. . . 
substriatocostata d'’O. 
imeosiata God. ....». 


” 
” 


n 


Inoceramus alafus Zek. 
5 BRRMICKREN.. 


„ Brongniart! Mant. . 


> » var. undu- 


Latan ek 
concentricus Gein. . 


Seite 
= 
115 
116 
116 


115 


95 
99 
99 


95 
100 


eonvezusHall&Meek 95 


Cripsi Mant.. 
Cuvieri Zek.. 
Cuvieri Sow. .. 


95 
95 
101 


Ffragilis Hall&Meek 95 


= Goldfussianus d’Orb. 95 

. Goldfussi Coq. . 95 

ä impressus d’Orb. . 95 

n Lamarcki Park... 99 

r Lamarcki Zek.. 95 

= latus Mant. . . 100 

. mytiloides Zek. . 95 

r regularis d’Orb. 95 

n siliqua Math. .. 82 

” tenuis Roem. . 100 
Isocardiaplanidorsata Zitt.. 36 
Ledadiseors Gümb. 60 
Leguminaria Peters Reuss. BER) 
Lima angusta Reuss. . 106 
„ decussata Münst. .. .105 

„  Haidingerı Zıtt .. . 104 

„ Hoernesi Zitt. . 103 

„ Marticensis Math. . . . 102 

„  ovata d’Orb. . . 102 
nBiichlern Zıtt... . 104 

„ rarispina Zitt. . 102 

„ striatissima Reuss 08 
Limopsis calvus Sow. .. 61 
Lithodomus alpinus Zitt. 87 
Lueina diseus Math. 24 
Lyriodon aliforme Goldf. . 57 
= scaber Bronn ... 57 
Modiola aequalisSow.. ... 80 
5 angustissima Reuss. 84 

n areuata Gein.. .... 83 

. bipartita Leym. 80 

n capitata Zitt. . . . s0 

r flagellifera Forb.. 82 

n laevigata Gein. SD, 

” Ohne Varna oe) 

& BardıawanMiümete 000 83 

n reversa Gein. : s0 

n Erligjur Ktelehe do ou oe 

"N sphenoeides Reuss „ 81 

rn typica Forb. . 78 
Myoconchadilatata Zitt. . 50 


(Zittel.) 





Mytilus aequalis d’Orb. .... 
> anthrakophilus Zitt. 

fissiecosta Reuss 

5 Ragelliferus Forb. 

ineurvus Reuss ... 

radiatus Münst. . £ 

= siligua d’Orb. Gein.. 

= striatissimus Zitt. 

„ strigilatus Zitt... 

” subradiatus d’Orb. 
Nueculaeconeinna Sow... 
deeussata Reuss 
peetinata Gümb. 


” 


” 


redempta Zitt.. . 
Stachei Zitt.. 


n 


) 


Ostraeites angeoides Lam. . 

„ mysticus Schloth. 
Ostrea elavata Nilss. . 
columba Lam. 
convexza Say. - .- 
deltoidea Lam. . . . s 
ineurva Nilss. 
indifferens Zitt. 
lateralis Nilss. . 
Madelungi Zitt. 
marginata Reuss.... - 
Matheroniana d’Orb. . 


Seite 


—_— 


80 
85 
86 
82 
84 
83 
81 
36 
85 
83 
59 
60 
59 
60 
59 


= proboscidea d’Arch. . 124 

= pseudochama Desh. 124 

- sigmoidea Reuss. . .123 

= umgula equina Hag. . . . 124 

= vesieularis Lam... .123 
Panopaea frequens Zitt.. 7 
a ? plieata Sow. . 9 

S rustiea Zitt. 6 
Pecten arachnoides Defr. . 112 
arenatus Goldf. . . . 109 


orleio/sıuemD/ietr es 


112 


s eurvatus Gein. . . 110 
” divaricatus Reuss. . 110 
exilis Reuss . 108 


fraudator Zitu 0... 
LaleivaisuN Deister Ken, 
membranaceus Nilss. 


111 


. 108 


107 


> Nilsson: Gümb.. . . . .107 
” nitidus Mant. . . 112 
5 oceulte-striatus Zitt. 109 
” orbieularis d’Orb. . . . „107 
. ptychodes Goldf. hl 
e pulchellus Math. . 108 
quadrieostatus Sow. . . „115 
= quinquecostatus Sow. zahle 
5) Royanus d’Orb.. . 113 
” septemplicatus Nilss. 115 
r sparsinodosus Zitt. .114 
= spathulatus Roem. . 107 
= striato-costatus Goldf. . . 116 
n siriato-punctatus Gein. .110 








Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 


121 


Seite 

Pecten sudvirgatus d’Orb.. B 110 
” Texanus Gabb. . LO) 

7 virgatus Nilss.. »u109 

” Zeiszneri Alth. . „112 
Pectunculus drewrostris Sow. 63 
= calvus Sow. 61 

5 Marottianus d’O. 63 

n Norieus Zitt. 63 

> obsoletus Math. 63 

e PlumsteadiensisSow. 63 

5 pulvinatus Sow. . . 63 
Pernaacuminata Zitt. 92 
„  expansa Zitt. 92 
Deteleatan Zt: 92 


Pholadomya granulosa Zitt... . 


12 

5 praegnans Zitt. 11 

” rostrata Math. 11 

5 Royana d’Orb. . 11 

Pinna bcarinata Math... . . 37 

»  eretacea Schloth.sp. . 87 

„  dilumwana Gein. . . . 88 

” restituta Hoeningh. 87 

Plagioptychus paradoxzus Math. . 154 

5 Toucasianus Math. .154 

Plagiostoma granulatum His. . . . 105 

Plieatulaaspera Sow...... 2120 

en urtieosa Mort. . . 120 

Podopsis gryphaeoides Lam.. . . . 193 

n striata Brongt.. ... .118 

Psammobia impar Zitt. 216 

= Suessi Zitt. 17 

Radiolites acuticostatas Reuss . 150 

" angeiodes Lam. . . . 150 

" Austinensis Roem. .146 

” elegans Math. . 150 

GalloprovineialisM ath. 150 

= Lamarcki Math. . .150 

” mammillaris Math. . 150 

= Mortoni Mant. . 146 

f: Parlletana Reuss . . 150 

% rotularis Lam. . 150 

= turbinata Lam. . . 159 

” e Biss 00150 

5 ventricosa Lam. . 150 

Rhynehonella compressa Lm. 159 

” contoria d’Orb. .159 

n difformis Lam. .159 

E dimidiata Sow. .159 

c gallina Lam. . . 159 

Sanguinolaria Hallowaysi Sow. . . 18 

Siliqua Petersi Reusssp.. 5 
Sphaerulites angeiodes Pic. 

de Lap. sp. . . 150 

eristata Desm.. . 150 

R rotularis Desm. .150 

= Styriacus Zitt. 151 

- turbinata Desm. . 150 

ventricosa Desm. . 150 


17 


122 


Karl Zittel. Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. 


Seite 
= 


Spondylus Aystrix d’Orb. . . „118 


Tapeseximia Zitt. . 


” 


n 


” 


pulvinatus Zitt. . 119 
radiatus Goldf. . . 118 
Requienianus Math. 118 
striatus Sow. sp. .118 


E 20 
a lify Ann or oa 
Martiniana Math.sp. . 19 
Rochebruni Zitt. .... 20 


Seite 
SS 


Tellina Stoliezkai Zitt.. . .'. 15 
Terebratula biplicata Sow. .157 
Terebratulinagraeilis Schlt. 


SPMMeReE 2 10 
5 striata Whlbg. 
1b, © „157 


Theeidium Wetherelli Morris 159 
Trigonia akformis Sow. .... 56 
diszans log en. 156 
limbata.d’Orb. -. . . 56 


n 


» 





Trigoniascabra Lam. 


Unio ceretaceus Zitt.. 


Venus (enomaniensis d’Orb. . 


n 


” 


” 


fragikis d’Orb.... . 
Matheroni Zitt... 
Renauxiana d’Orb. . 
semiradiata Math. 


[198] 


Seite 


37° 


54 





[0] 


a re ww 


2 


Erklärung der Tafel 1. 


a Fistulana tubulosa Zitt. Röhren in natürlicher Grösse. 

b Fistulana tubulosa Zitt. Schale in der Röhre eingeschlossen, 1'/,mal vergrössert. 

e Schale in natürlicher Grösse; d, e 2mal vergrössert. 

f Basis der Röhre in natürlicher Grösse. 

a, b Olavagella exigua Zitt. von Stollhof; e das gleiche Exemplar 1'/,mal vergrössert. 
Siliqua Peters? Reuss natürliche Grösse. 

a, b Panopaea rustica Zitt. Hofergraben. 

a Panopaea frequens Zitt. Stollhof. 

b— f Panopaea frequens Zitt. Gosau. 

a, b, e Anatina produeta Zitt. Stöcklwald, natürliche Grösse; d vergrössertes Schalenstück. 
a, b, e Anatina Royana d’Orb. Gosau. 

a, b Corbula angustata Sow. var. Tiefengraben. 

c, d Corbula angustata Sow. Edelbachgraben. 


e, f Vergrösserte Exemplare. 


Zittel. Die Bivalven der Gosausebilde. Tat! 


{ n 
y ,F 9a. 





Bad. Sehonn n d.lat.gez u lıth. Tith.u.ged.i.d RA, Hof_ u. Saatsdruckerer. 
Denkschriften der k.Akad.d Wissensch math.naturw. CI XAIV. Bd 186%. 








Fig. 


1 


(S), 


1 


Ne) 


10 


Erklärung der Tafel II. 


Pholadomya rostrata var. Royana d’Orb. Hofergraben. 
a, b Pholadomya rostrata Math. Rondograben. 

ce Junges Fxemplar. 

a—c Pholadomya granulosa Zitt. Wegscheidgraben. 
d Schalenstückehen, vergrössert. 

Psammobva impar Zitt. Hofergraben. 

a—c Psammobria Suess! Zitt. Muthmannsdorf. 
a—deTellina Stoliezkal Zitt. Stollhof. 

a Arcopagia fenestrata Zitt. St. Wolfgang. 

b Oberfläche vergrössert, um die Gitterung zu zeigen. 
a—e Arcopagia biradiata Zitt. Strobl-Weissenbach. 
a, b Arcopagia semiradiata Math. sp. Netting. 


a—e Tapes eaimia Zitt. Hofergraben. 


Zittel Die Bivalven der Gosausebilde Tat 





Bud Schonn n.d.Nat.gez.u. Vith Lrtlhuged.i d.h Hof u Steurtscdruchkerer 


Denkschriften der k.Akad.d Wissensch .math .naturw.C].XXIV.Pd.1864 








Erklärung der Tafel II. 


g. 1 a, b Venus Matheroni Zitt. Gosau. 
3 a—e Tapes Martiniana Math. sp. Gosau. Leg: 


5; 9 Tapes Martiniana Math. sp. Stollhof. 


oo 


a—f Tapes fragilis d’Orb. sp. Strobl-Weissenbach. 7“ 
4 a—c Tapes Rochebruni Zitt. Hofergraben. 


a—d Oytherea Hörnes! Zitt. Piesting. 


oO 


6 a—d Üytherea polymorpha Zitt. Hofergraben. 


u | 


a—f Circe diseus Math. sp. Gosau. 


Zittel. Die Bivalven der Gosaugebilde, Tarıl, 





Bud Sthönn n.d Nat gez.u Vet Lrth, . ved id RA Hof u, Stuatsdrucherer, 
Denkschriften der k. Akad. d Nissensch math naturw. UI. NNIV Bd 1864. 












ae vn. . 
“ 
R E 
\ 
De p I ur I) 
| = r r 
its, ir d W Kraul ı 
e m ad A 
PR r PET alleBrier FE a N. 
Fe > Y ö ve ir 
5 uno Ik; LEER AR ef. nz M 
N B u {) 
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IDıM "Ra i EIFEL TE dr 
u er r Bi '} \ 
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en a A 6) ’ 
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j j Er ie 2.74 ö RIESEN uart 
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E Le? j Da Re w - 4 
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De ı f Be TEE RT Tau 
En - r h - i Is . af 
u - f 
I \ z r 
€ 
Fr = . 
4 
B & 
"ri 
F 5 





Erklärung der Tafel IV. 


Fig. 1 ae Üirce eoncentrica Zitt. Stöcklhof. 


„ 2 a-e Ütrce dubiosa Zitt. Nefgraben. 
„ 3 a—e Dosinia eretacea Zitt. Muthmannsdorf. 
5 a—d Oyclina primaeva Zitt. Hofergraben. 


4 
„ 5a, b, e, e Oyrena solitaria Zitt. St. Wolfgang. 
d, g Cyrena solitaria Zitt. Stollhof. 
f Cyrena solitaria Zitt. Thiersen, Tirol. 
„ 6 Oyelas ambigua Zitt. Grünbach. 


„Ta, b Cyelas gregaria Zitt. Grünbach. 


»„ 8 af Uypriecardia testacea Zitt. Gosau. 


Zittel. Die Bivalven der Gosausebilde. 






u 





Pud Schonn nd. lat.gez. udlıth. Zithugedtdk AMHoL u Staatsdruckeret, 


Denkschriften der K Akad.d Wissensch.math.naturw.C1.XAIN, Bd 1664. 








= % 


Pr 





Erklärung der Tafel V. 


ig. 1 a—e Üyprina bifida Zitt. Strobl-Weissenbach. 


d, e Junge Exemplare, die Radialstreifung zeigend. 

2 a, b Oyprina erassidentata Zitt. Strobl-Weissenbach. 
e Steinkern aus dem Gosauthal. 

3 a—c Uyprina eyeladiformes Zitt. Nefgraben. 

4 a—e Isocardia planıdorsata Zitt. Gosau. 


d, e Isocardia planıdorsata Zitt. Stollhof. 


Zıattel. Die Bivalven der Gosaugebilde. TaeN 





PudSchönn n d.Sat. gez u: lıth. , 54 ; 2m R Zith.u.aed.ı.d 4. #. Hof. u. Staatsdruckeret 
Denkschriften der k.Akad.dNissensch.math.natımw. ELXXIV. Bd.196%. 





u 
\ aaa 





Erklärung der Tafel VI. 


Fig. 1a, d,d, e Cardium produetum Bow. Gosau. 
ce Cardium produetum Sow. Strobl-Weissenbach. 
9 a—e (ardium Gosawiense Zitt. Hofergraben. 
3 a—e (ardıum Reussi Zitt. Stollhof. 
4 ad (ardium Ottoi Gein. Stollhof. 
5 a, b Protocardia Peters‘ Zitt. Edelbachgraben. 


"Zattel. Die Bivalven der Gosaugebilde. Taf.V1. 





Bud Schonn rn. d.Nabgez.n. Irth. Zith u.ged. ı.d. kb Hof_u. Staatsdruckeree: 


Denkschriften der k.Akad. d Wissensch math.natıurw. ULXXI. Bd.1864. 








Fig. 


180) 


— 


zu 


Erklärung der Tafel VII. 


a, b Cardıium (Protocardia) hillanum Sow. Hofergraben. 


a, b Cardium (Protocardia) hillanum var. bifrons Reuss. Billmannsgraben. 


a—ec (hama Hauer Zitt. Hofergraben. 

a, b Chama detrita Zitt. Gosau. 

a—e Fimbria eoaretata Zitt. Strobl-Weissenbach. | 
d—g Fimbria eoaretata Zitt. Hofergraben. [ 
a—d Cardita Reynes! Zitt. Nefgraben. 

a—c (ardita granigera Gümb. sp. Hofergraben. 


d, e Cardıta granigera Gümb. sp. Siegsdorf, Bayern. 


Zittel Die Bivalven der Gosaugebilde. Tat.VI. 








Bud Schonn n.d Jat.gez. u. lith. Lith.u. ged. td h.J&.Hof u. StaatsÄdruckherer 


Denkschritten der k Akad.d.Wissen sch .mathnaturw OLXXIV Bd.A1864. 








Erklärung der Tafel VIIL 


a—c (rassatella Austriaca Zitt. Muthmannsdorf. 

a—f Crassatella macrodonta var. sulerfera Zitt. Strobl-Weissenbach. 

a—d Crassatella macrodonta S-o w. sp. Hofergraben. 

a, b Astarte Gümbel Zitt. Hofergraben. 

a—ec Astarte laticostata Desh. Hofergraben. 

a, b Astarte semalis Münst. Edelbachgraben, natürliche Grösse; d 2mal vergrössert. 
e Astarte similis Münst. Klaus bei Grünbach. 


e, f Astarte similis Münst. Stollhof. 


Intel. Die Bivalven der Gosausebille Tar.\I. 





Heinn Becher n.d. Val gez ulılh Vutb.u.ged. id %.AHol uStaatsdruckerer 


Denksehrilten der k Akad.dWissenschmath.naturw €] \XIV. Bd.1864. 








Erklärung der Tafel IX. 


Fig. 1 a, b, e Trigonia limbata d’Orb. Hofergraben. 
» 2 a Trigonia scabra Lam. Gosau. 
b, e Trigonia scabra Lam., Varietät mit stärkeren Knoten von der Gams in Steiermark. 
3 a—c Unio cretaceus Zitt. Mayersdorf, Neue Welt. 
„ 4a, b Leda discors Gümb. Gosau. 
»„ 5 a—d. Nueula redempta Zitt. Gosau. 
a, b Nucula Stachel Zitt. Tiefengraben. 


a—d Nucula concinna Sow. Hofergraben. 


a—d Limopsis calvus Sow. sp. Edelbachgraben. 


do io Keen) 


a—c Pectuneulus Norvews Zitt. Buchberg. 
„ 10 a—e Peetunculus Marrotianus d’Orb. Hofergraben. 
f Schloss eines jungen Exemplars von Losenstein. 


„11a, 5 Arca Lommeli Zitt. Hofergraben. 


Zuittel. Die Bivalven der Gosaugebilde. Tal 





Bud Schonn n.d. Nat. gez. ulıth Lithu. ged.ı.d Ie.k. Hof u Staatsdruch: 


Denkschriften der k Akad.dWissensch matlunaturw O1. XXIV Bd 186% 





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Erklärung der Tafel X. 


a—d Cwveullaea Austriaca Zitt. Losenstein. 

a, b Oueullaea erassitesta Zitt. Muthmannsdorf, Neue Welt. 
a—g QCucullaea Chiemiensis Gümb. sp. Hofergraben. 

a—c (ueullaea Gosaviensis Zitt. Wegscheidgraben. 

a—e (ueullaea bifasereulata Zitt. Scharergraben bei Piesting. 
a—c (ueullaea semisuleata Math. sp. Edelbachgraben, Netting. 
a, b Arca Schwabenaut Zitt. Wegscheidgraben. 

a, e Arca tinaegwdentata Zitt. Grünbach. 


b Arca inaeqgwdentata Zitt. Gosau. 


a—e Arca trigonula Zitt. Wegscheidgraben. 


TarX. 


Zittel. Die Bivalven der Gosaugebilde 





Heinn Becker n.d Jatıye 2.0. lıtlı Iuth.u.ged.t.d. khHol_uStautsdruckeret, 


Denkschriften der k.Akad.d.Wissensch.math.naturw. OLN XIV. Bd 186%, 








Erklärung der Tafel XI. 


Fig. 1a, b. Myoconcha dilatata Zitt. Strobl-Weissenbach. 


» 2a,b. Modiola Oppels‘ Zitt. Muthmannsdorf und Gosau. 
» 3@,b,c. Modiola sihqua Math. Gosau. 


» ta, b. Modiola aequalis Sow. Stollhof, Neue Welt. 
»„ Da, b,c. Modiola typica Forbes. Gosau. 


Zittel. 


Zittel. Die Bivalven der Gosaugebilde. TarXt. 





Denkschriften der k.Akad.d Wissensch.mathem.naturw.OI.XNXV. Bd.1865 





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Erklärung der Tafel XII. 


Fig. 1 a—d. Modiola capitata Zitt. Gosau. 
2a, b: Modiola flagellifera Forbes. Gosau. 


e. Jugendliches Exemplar von Stollhot. 


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» :3a,b. Modiola radıata Münst. Gosan. 
» 4. Modtola cfr. sphenoeides Reuss. Dreistätten, Neue Welt. 
» Da. Modtola angustissima Reuss. Gams. 
b. das gleiche Exemplar 4fach vergrössert. 
» 65a,b. Mytlus strigllatus Zitt. Stollhof, Neue Welt. 
» Ta. Mytilus fissieosta Reuss sp. Gams. 
b. das gleiche Exemplar 2'/,fach vergrössert. 
» Sa,b,c. Mytılus anthrakophrlus Zitt. Karlsstollen, Neue Welt. 
d, e. ein Exemplar 3fach vergrössert, 
9a. Mytilus striatissimus Reuss. Gams. 
b. öfach vergrössert. 


10 a. Mytilus ineurvus Reuss. St. Wolfgang. 


Ss 


b. 6fach vergrössert. 

» 11a, b. Lithodomus alpinus Zitt. Gosau. 
c. 2fach vergrössert. 

„ 12a. Awveula eaudigera Zitt. Plahberg. 


b, c. Avicula caudigera Zitt. Strobl-Weissenbach. 


Zittel. 


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tel. Die Bivalven der Gosaugebilde 





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Denkschriften der k. Akad.d.Wissensch.mathem. naturw. C1.XXV.Bd. 1865. 








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Erklärung der Tafel XIII. 


. 1a, b. Pinna eretacea Schloth. sp. Gosau. 


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2 a,b. Gervillia solenordes Detr. St. Wolfgang. 

3 a—e. Perna acuminata Zitt. Stollhof, Neue Welt. 
4a,b,c. Perna falcata Zitt. Gosau. 

„ Da,b. Perna expansa Zitt. Piesting. 

» ba. Ameula rarıcosta Neuss. St. Wolfgang. 

b. vergrössert. 


7. Imoceramus latus Mant. Meiersdorf, Neue Welt. 


Zittel. 


Zittel. Die Bivalven der Gosaugebilde TAuXH. 





Rud. Schönn n.d Nat. gen u. lith Lith.u ‚ged id.kk Hof uw. Staatsdruckerei 
Denkschriften der k. Akad.d.Wissensch.mathem. naturw. (1.XXV.Bd. 1865. 









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Erklärung der Tafel XIV. 


Fig. 1. Inoceramus Orips? Mant. var. typiea. Muthmannsdorf, Neue Welt. I 
» 2. Inoceramus Crips? Mant. var. typica Muthmannsdorf. 
» 9 Jmoceramus Cripsi! Mant. var. regularıs d’Orb. Gosau. 


. Inoceramus Orips? Mant. Mit deutlich erhaltenem Schlossrand. Hofergraben. 


ou 


. Jnoceramus Urips! Mant. var. alaeformes Zekeli. Grünbach. 


Zittel. 


Zuttel. Die Bivalven der Gosaugebilde. TalXIN. 





Denkschriften der k.Akad.d Wissensch.mathem.naturw.CINXNV. Bd.1865. 








Erklärung der Tafel XV. 


Fig. 1. Inoceramus Orips! Mant. var. deerpiens Zitt. Grünbach. 


Der 


4. Inoceramus Orips! Mant. Muthmannsdorf. Verschiedene Altersstufen 
5. Inoceramus Orips? Mant. var. regularıs d’Orb. Gosau. 
» 6. Inocerammus Lamarckı Park. Gosau. 


» 7. Inoceramus efr. Owner! Sow. Muthmannsdorf. 


Zittel. 


Tuttel. Die Bivalven der Gosaugebilde 





Denkschriften der k.Akad.d Wissenseh. marhem.naturw. CI.XNV. Bd. 1865 








Erklärung der Tafel XVI. 


Fig. 1 a—d. Lima Marticensis Math. Hofergraben. 


2 a. Lima striatissima Reuss Gams. 


n 
b. fach vergrössert. 
» 3a,b. Lima Hoernesi Zitt. Strobl-Weissenbach. 
» *a. Lima deeussata Münst. Scharergraben bei Piesting. 


b, e. Vergrösserungen. 


„ed a—e. Lima Haidingert Zitt. Gosau. 


Zittel. 


Zittel. Die Bivalven der Gosaugebilde. 


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Erklärung der Tafel XVII. 


Fig. 1a—e. Lima Pichler‘ Zitt. Gosau. 
» 2a—ec. Lima rarıspina Zitt. Muthmannsdorf. 
» 9. Pecten membranaceus Nils. Siegsdorf, Bayern. 
» *a,b. Pecten laevis Nils. Tiefengraben. 


e. vergrössertes Exemplar. 


“51 


> a,b. Pecten exilis Reuss. Gams. 
c. fach vergrössert. 

» 6a,b. Peeten oceulte-striatus Zitt. Tiefengraben. 
e. vergrössertes Bruchstück. 

» 1. Pecten sparsinodosus Zitt. Muthmannsdorf. 

» 3a. Pecten virgatus Nils. Tiefengraben. 
b. Pecten virgatus. Scharergraben. 
c. 8'/,fach vergrössert. 

» 9 a,b. Pecten fraudator Zitt. St. Wolfgang. 


c. fach vergrössert. 


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Die Bivalven der Gosaugebilde 


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Denkschriften der k.Akad.d.Wissensch.mathem.naturw. CLXNXV Bd.1865. 








Erklärung der Tafel XVIIL 


Fig. la. Pecten Royanus d’Oyb. St. Wolfgang. 
b. Vergrösserte Ansicht der Mittelrippen. 


e. Vergrösserte Ansicht der Seitenrippen. 


[0] 


a. Pecten eretosus Defr. St. Wolfgang. 

b Vergrösserte Ansicht der Schale. 

ce, d. Peeten eretosus Defr. Breitensol bei Buchberg. 
„ Ba-—e. Pecten septemplieatus Nils. Gosau. 

4 a—h. Janira quadricostata Sow. Gosau. 


» Da,b. Janira substriato-costata d’ Orb. Hofergraben. 


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a, b. Spondylus BRequienianus Math. Scharergraben bei Piesting. 
» Ta. Spondylus striatus Lam. Gosau. 
b, e. Spondylus striatus Lam. Hofergraben. 
„ Sa,b. Spondylus pulvinatus Zitt. Scharergraben. 
» 9a,b. Ostrea indifferens Zitt. Stollhof. 


Zittel. 


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Die Bivalven der Gosaugebilde. 


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Erklärung der Tafel XIX. 


. la-e. Plicatula aspera Sow. Gosau. - 
2. Exogyra eolumba Lam. sp. Losenstein. 
3 a—e. Exogyra Matheroniana d’Orb.; var. aurieularıs Lam. Hofergraben. 
4 a,b. Exogyra Matheroniana d’Orb. Muthmannsdorf. 
5. Exogyra sp. (efr. sigmoidea Reuss.) Hofergraben. 
ba. Gryphaea vestcular's Lam. Breitensol bei Buchberg. 
b—k. Gryphaea vesieularıs Lam. var. Hofergraben. 
7 a—c. Ostrea Madelung‘ Zitt. Breitensol. 
8. Anomra Coquandi Zitt. Hofergraben. 
9 a,b. Anomia semiglobosa Gein. Gosau. 


10. a—c. Anomia intercostata Zitt. Stollhof. 


Zittel. 


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Zittel. Die Bivalven der Gosau 





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Erklärung der Tafel XX. 


Fig. 1. Hippurites radiosus. Des Moul. sp. aus der oberen Kreide der Charente. Oberschale (Copie nach 


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Zittel. 


Bayle) von der Vorderseite gesehen. 
B. Öffnung dem vorderen Säulchen entsprechend. 
C. Öffnung dem hinteren Säulchen entsprechend. 
F. Vorderer Schlosszahn, oben mit der polsterartigen Erhöhung für den vorderen Muskeleindruck /«). 
@. Zweiter Schlosszahn. 
H. Dritter Schlosszahn. 


. Durchschnitt der Unterschale von Hippurites cornu-vaceinum aus dem Gosauthal, die Einlenkung 


der Zähne der Oberschale in die untere zeigend. Die Wohnkammer ist mit grauem Thon ausge- 


füllt; im unteren Theile der Schale sind Wasserkammern zu sehen. 


. Bruchstück der Unterschale eines grossen Hrppurztes dilatatus Defr. aus Gosau. Die horizontale Bruch- 


fläche der äusseren Schalenschicht ist mit zahlreichen Wärzchen und Oappillareindrücken versehen. 


. Vertiealer Schnitt durch die Unterschale von Hippurites dılatatus Defr. 


. Oberschale von Hippurites dilatatus Defr. aus dem Scharergraben, in natürlicher Grösse, von der 


Seite gesehen. (Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets.) 


. Unterschale von Hippurites cornu-vaccinum Bronn., aus Piesting. Vollständig präparirt, die aus- 


füllende Mergelmasse entfernt. Die Schale in natürlicher Grösse, von oben gesehen. 

4A. Schlossfalte. 

B. Vorderes Säulchen. 

©. Hinteres Säulchen. 

M. Querwand zwischen dem vorderen Säulchen und der Schlossfalte. 

N. Querwand zwischen dem Ende der Schlossfalte und der Schalenwand. 

P. Querwand, welche die beiden Gruben e und trennt. 

a und a’. Zweitheiliger vorderer Muskeleindruck. 

a". Hinterer Muskeleindruck. 

e. Grube vor der Schlossfalte, wahrscheinlich zur Aufnahme von weichen Gefässen bestimmt. 

u. Alveole des zweiten Schlosszahnes der Oberschale. 

o. Alveole des dritten Schlosszahnes der Oberschale. 

r. Alveole des grossen vorderen Schlosszahnes. Die Seitenwände derselben sind mit Rinnen 

versehen. 

Z. Wohnkammer des Thieres. (Das Originalstück befindet sich im k. k. Hof-Mineraliencabinet.) 
Oberschale von Heppurites dilatatus Defr. von oben gesehen. 

A. Schlossfalte. 

B und €. Runde Öffnungen, welche den beiden Säulchen der Unterschale entsprechen. 

Die gemeinsame Basis des zweiten und dritten Schlosszahnes ist abgebrochen. (Das Originalstück 

ist im Besitze des k. k. Hof-Mineraliencabinets.) 

Unterschale von Hippurites suleatus Defr. von oben gesehen. Das ausfüllende Gestein ist voll- 
ständig entfernt und die Querwände blossgelegt. (Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets. 

A. Schlossfalte. 

B und ©. Vorderes und hinteres Säulchen. 

a. Vorderer Muskeleindruck. 


e. Grube vor der Schlossfalte, welche durch keinen Zahn der Oberschale ausgefüllt wird. 


hittel. Die Bivalven der Gosangebilde. 
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Erklärung der Tafel XXI. 


Hippurites cornu - vaceinum Bronn. 


- Cylindrisches Exemplar in natürlicher Grösse, aus dem Gosauthal. 


. Unterschale aus dem grossen Rudistenriff der Traunwand im Russbachthale. Die äussere Schalen- 


schicht ist grösstentheils abgesprungen und die Verzierung an den erhaltenen Theilen sehr abge- 


rieben. Auf dem Steinkerne sind die drei äusseren Furchen tief eingeschnitten. 


3. Vollständiges Exemplar mit Oberschale und kräftig gerippter Unterschale aus dem Nefgraben. 


Natürliche Grösse. 


4. Jugendliches Stück von kreiselförmiger Gestalt, etwas zerdrückt; Nefgraben. 


Zittel. 


Oberfläche der Oberschale (in natürlicher Grösse). Ein Theil derselben ist verwittert, so dass die 
Canäle, welehe vom Wirbel ausstrahlen, deutlich zu sehen sind. 


B und (sind die beiden den Säulchen entsprechenden Öffnungen der Oberschale. 


. Ansicht eines polirten horizontalen Durchschnittes der Unterschale. 


A. Schlossfalte. B und ©. Vorderes und hinteres Säulchen. 


. Polirter Längsschnitt durch ein vollständiges Exemplar von Hrppurites cornu-vaceinum, die Ein- 


lenkung der Schlosszähne in die Unterschale zeigend. 


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Die Bivalven der Gosaudebilde 


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Fig. 1. 


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3. 


Erklärung der Tafel XXI. 


Fig. 1—7. Hippurites suleatus Defr. 


Grosses vollständiges Exemplar in natürlicher Grösse aus dem Brunnsloch. (K. k. geologische 
Reichsanstalt.) 

Bruchstück eines Stückes aus dem Nefgraben mit sehr deutlich entwickelter Radialstreifung auf den 
Rippen: stimmt genau mit Hippurztes inaequrcostatus Münst. überein. 


Kleines Exemplar in natürlicher Grösse, von Grünbach an der Wand. 


4 und 5. Jugendliche Individuen in natürlicher Grösse, von der Traunwand. 


6. 
de 


Oberschale in natürlicher Grösse. 


Polirter horizontaler Querschnitt durch die Unterschale. 


Fig. S—11. Hippurites exaratus Zitt. vom Waaggraben bei Hiflau. 


8. Unterschale von der Seite gesehen, in natürlicher Grösse. 


9. Zwei zusammengewachsene Individuen; das eine ist unten gebrochen und zeigt recht deutlich die 


10. 


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Zittel. 


Wasserkammern. 

Polirter horizontaler Querschnitt durch die Unterschale. 

b. ©. Vorderes und hinteres Säulchen. 

a und «@'. Enden der in den Alveolen sitzenden Zähne der Oberschale. 
x. Die kleine, dem Säulchen entsprechende äussere Rippe. 


Die Unterschale von oben gesehen, nachdem der ausfüllende feste Mergel entfernt ist. 


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Erklärung der Tafel XXIIL 


Fig. 1—6. Hippurites Toueasianus d’Orb. 


Fig. 1 und 2. Zwei eylindrische Exemplare aus dem Nefgraben. Bei Fig. 1 sind die beiden Öffnungen in 


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8. 


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14. 


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der Oberschale deutlich entwickelt, die drei Furchen der Unterschale sind vertieft und die Rippen 
einfach. Bei Fig. 2 sind die Rippen mit hervorspringenden Knötchen bedeckt. 

Oberschale eines kurzen kreiselförmigen Exemplares von oben gesehen, in natürlicher Grösse. 
Oberschale der eylindrischen Varietät. 

Polirter Horizontaldurehschnitt der Unterschale eines eylindrischen Exemplares. 


Die Varietät turbinata aus Gosau, von der Seite gesehen. 


Fig. 7—14. Hippurites organisans Montt. 


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Zwei zusammengewachsene, lange eylindrische Exemplare vom Brunnsloch, in natürlicher Grösse. 

Die kurze, dieke, stark gerippte Varietät, welche von Goldfuss unter dem Namen Heppurstes 


suleatus beschrieben wurde. 


. Die gleiche Varietät noch stärker gerippt. 


Schwachgeripptes Stück mit den drei vertieften Furchen auf der Aussenseite. 

Oberschale von oben gesehen, in natürlicher Grösse. 

Horizontaler, polirter Querschnitt durch die Unterschale. 

Eine Unterschale vollkommen präparirt, von oben gesehen. (Sammlung des k. k. Hof-Mineralien- 
cabinets). 


Horizontaler Durchschnitt der Unterschale, um die eigenthümlichen Einsehnürungen der äussern, 
an dem abgebildeten Exemplare braun gefärbten Schalenschichte zu zeigen. 


Tar.xXl 


Die Bivalven der Gosaugebilde. 


Zuttel. 





Denkschriften der k Akad. d Wissensch.malhem.naturw. ÜL.AXV. Bd 1865 


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Erklärung der Tafel XXIV. 


Hippurites dilatatus Defr. 


Fig. 1. Unterschale aus dem Nefgraben, in natürlicher Grösse. (Das Original befindet sich in der Sammlung 


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der k. k. geologischen Reiehsanstalt.) Der Oberrand an der linken Seite ist gebrochen, eben so ein 
Theil der Querwand M. 


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Schlossfalte. 

und ©. Vorderes und hinteres Säulchen, beide mit Knöpfehen gekrönt. 

(Querwand zwischen dem vorderen Säulehen und dem Ende der Schlossfalte; dieselbe zerbrach 
beim Präpariren, scheint sich jedoch ziemlich tief unten an das Säulehen anzuschliessen. 
Scheidewand zwischen den beiden Zahn-Alveolen # und o zwischen der Schlossfalte und dem 
vordern Säulehen. Die Grube o ist viel tiefer als die andere und lässt schwache Eindrücke des 
hintern Muskels erkennen. e ist die tiefe, grosse, von keinem Zahne ausgefüllte Grube vor 
der Schlossfalte. 

Querwand am Ende der Sehlossfalte beginnend und allmählich in den grossen Muskelträger D 
übergehend. 

a, a’. Eindrücke von Muskeln. 


Wohnkammer des Thieres. 


2. Oberschale eines kleinen Exemplares, in natürlicher Grösse. 


3. Kreiselförmiges Stück von oben gesehen,. Auf der Deckelschale sind die in Gruppen gestellten 


Poren deutlich zu sehen. 


4. Unterschale eines jugendlichen gerippten Exemplares. 


5. Glatte Unterschale aus dem Nefgraben so gestellt, dass die drei äusserlichen Furchen zu sehen sind. 


Zittel. 


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Zuittel. Die Bivalven 


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Erklärung der Tafel XXV. 


Fig. 1—3. Radiolites Mortoni Mant. 


. Bruchstück der Schale, in natürlicher Grösse. Auf der obern Bruchfläche befinden sich mehrere 


vertiefte Canäle. 


. Vergrösserte Ansicht eines Schalenstückes, das in horizontaler Riehtung abgesprengt wurde. 


Vergrösserte Ansicht eines Vertiealdurchschnittes dureh die äussere Schalenschichte, 


Fig. 4—12. Sphaerulites angeoides Lapeirouse sp. 


. Wohlerhaltenes Exemplar, in natürlicher Grösse, von Grünbach an der Wand. 
. Deekelschale mit stark geripptem Rande, in natürlicher Grösse von oben gesehen. 


. Ein verwittertes Stück aus Grünbach, bei dem die äusseren Rippen und Lamellen gänzlich abge- 


rieben sind und nach deren Beseitigung eine feine Radialstreifung auf der Unterschale hervor- 
getreten ist. 

Stark geripptes Exemplar, in natürlicher Grösse, von Gosau. 

und 9. Ein junges, aber sehr schön erhaltenes Stück, von der Seite und von oben gesehen. Die 
Deckelschale ist am Rande mit einer dünnen, aus polygonen Zellen bestehenden Lage bedeckt, 


die in Fig. 10 vergrössert dargestellt ist. 


11 und 12. Jugendliche Exemplare von der Traunwand. 


12. 


Zittel. 


Steinkern, wahrscheinlich zu Sphaerulites angeiodes gehörig, von Reuss unter dem Namen (apro- 


tina ewigua beschrieben. 


Taf. X XV. 


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Die Bivalven der Gos 


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Erklärung der Tafel XXVI. 


Fig. 1—4. Radiolites angeiodes Pieot de Lapeirouse sp. | 
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1. Zwei zusammengewachsene Stücke aus Abtenau, in natürlicher Grösse. 
2—4. Deckelschale von oben, von der Seite und von vorn gesehen. 

A. Schlossfalte. 

F. Erster Schlosszahn mit eannelirter Oberfläche. 

@. Zweiter Schlosszahn. 

d. Fortsatz zur Aufnahme des vordern Muskeleindruckes. 

e. Fortsatz für den hintern Muskeleindruck. 


M. Wohnkammer des Thieres. 


Fig. 5—7. Sphaerulites Styriacus Zitt. 


5. Das Originalexemplar so gestellt, dass die drei stärkeren Rippen sichtbar sind. 
» 6. Dasselbe Stück von der entgegengesetzten Seite gesehen. 


» 7. Steinkern mit der durch die Sehlossfalte hervorgerufenen Rinne. 


Fig. 8—10. Caprina Aguilloni d’Orb. 


» 3. Das ÖOriginalstück in natürlicher Grösse dargestellt. 
. Auf der Oberschale ist die dünne äussere, gerippte Schalenschichte grossentheils erhalten und nur 
an einzelnen abgeblätterten Stellen erscheint die radial gestreifte Mittelschichte. 


10. Ist nach einem sehr verwitterten Stücke gezeichnet. 


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Die Bivalven der Gosausebilde. 


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Erklärung der Tafel XXVIL 


Caprina Aguilloni d’Orb. 


Ist nach dem Originalexemplar von Reuss gezeichnet und stellt die Var. exogyra dar. 


. Exemplar mit beiderseits eingerollten Buckeln (Caprina Coquandıana d’Orb.). 
. Typische Varietät mit verlängerter Unterschale. 
. Oberschale in der Mitte durchgeschliffen und polirt, um die Verzweigungen der Radiallamellen der 


mittleren Schalenschicht zu zeigen. (Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt.) 


. Unterschale eines Exemplars aus dem Nefgraben, vollständig präparirt. 


L. Schlossband. 

F. Grosser Schlosszahn. 

M. Grube für den Vorderzahn der Oberschale. 

N. Grube für den kleinen Hinterzahn der Oberschale." 


a. Vorderer, @’ hinterer Muskeleindruck. 


. Eine etwas grössere und regelmässiger gestaltete Unterschale. 


Der Schlosszahn F ist etwa in der Mitte seiner Länge abgebrochen. 
Oberschale aus dem Nefgraben. 
@. Konischer Schlosszahn, in die Vertiefung M der Unterschale passend. 
g. Kleiner hinterer Seitenzahn. 
X. Tiefe Grube zur Aufnahme des grossen Schlosszahnes der Unterschale. 
Y. Wohnkammer des Thieres. 
A. Querwand zwischen den beiden Kammern X und Y. 
a‘. Hinterer, « vorderer Muskeleindruck. 
(Die Originalien zu Fig. 5, 6 und 7 befinden sich in der Sammlung des k. k. Hof-Mineraliencabinets.) 
Vergrösserte Ansicht eines Theiles des Schalendurchschnittes von Fig. 4, um die Verzweigung der 


Lamellen zu verdeutlichen. 


» 9 und 10. Argiope ornata Suess. Hofergraben. 


Zittel. 


hittel. Die Bivalven der Gosaugebilde Taf. XXVI 




















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