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DIE
BÄUME UND STRÄUCHER
DES
ALTEN GRIECHENLANDS
BEARBEITET
VON
KARL KOCH,
DR. MED. ET PHIL.,
PROFESSOR DER BOTANIK A. D. FRIEDRICH -WILHELMS -UNIVERSITÄT ZU BERLIN.
STUTTGART*
VERLAG VON FERDINAND ENKE.
1879.
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SEINER MAJESTÄT
DEM DEUTSCHEN KAISER
UND
KÖNIG VON PREUSSEN
WILHELM l
IN TIEFSTER EHRFURCHT
GEWIDMET
FRAU THBRESE KOCH.
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Mit warmem Herzen geleite ich das Werk meines theuern
Gatten in das Leben, dem Wunsche der Gelehrten und Freunde
folgend, es so schnell als möglich erscheinen zu lassen, was nur
durch die Güte derselben ermöglicht wurde. Es ist die letzte
Geistesgabe des Verklärten, die ihn in seinem friedlich stillen
Studirzimmer bei seinen dendrologischen und systematischen Stu-
dien immer befriedigte und freudigst beglückte. Die herrlichen
alten Bäume waren ihm von seiner Kiqdheit an von der höchsten
verehrungswürdigsten Bedeutung. Wunderbar, dass der Schluss
seiner Studien, die durch Mythe und Sage geweiheten, geheiligten
mythologischen Bäume des schönen alten Griechenlands umfasste.
So weit vollendete er das Werk am Vorabend seines Lebens in
wahrer Freudigkeit.
— Nun ist für ihn über allen Wipfeln Ruh'.
Reiche Silberblicke traten stets im treuen Gedanken -Aus-
tausch entgegen. Seine Forschungen hatten ihm ja in höchster
Fülle und Schönheit die Natur gezeigt; im vollen Glanz hatte er
sie auf seinen orientalischen Reisen auf sich einwirken lassen.
Li den Urwäldern Lnerethiens, bei dem Anblick der höchsten
Spitzen des Elbrus und Kasbeks, des Ararats und bei den hoch
auftodemden Flammen der Naphtaquellen in Baku, wo fast natür-
lich die Feueranbeter ihren Kultus treiben müssen. Ansehend
in der Natur war auch sein Scheiden, im Uebergang zum Jen-
seits, denn fast verklärt, rief er hoch begeistert die Worte aus:
„Nun bin ich in Gottes schöner freier Natur!" Ln sanftesten
Schlaf, im wahrsten Gottesfirieden trat geheiligt das Entschlum-
mern für die Ewigkeit ein.
Durch die hohe Gnade Sr. Majestät unseres allgeliebten
Kaisers, darf ich das theure Buch in die höchsten und würdigsten
Hände, am Fusse des Thrones niederlegen, was mich mit wah-
rem Stolz und innigster Dankbarkeit erfüllt; von Sr. Majestät
vmrde mein Gatte in seinen hohen Bestrebungen und tiefem
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wissenschaftlichem Sinn verstanden und gewürdigt, was ihn glück-
lich machte. Die Entstehung dieses Werkes ist auch ihm zu ver-
danken. Wie der Verklärte in seiner Einleitung mit den besten
Worten sagt, Deutschland ist glücklich zu preisen, weil sein Monarch
eingeht in die hohen grossartigen Ideen eines Fürsten Pü ekler,
die vermöge 2pjähriger inniger Freimdschaffc mit denen meines Gatten
eng verschmolzen waren. Harmonisch fanden sie sich im feinsten
Kunstsinn und im hohen Gefühl für die Schönheit in der Natur, die
alles zu Gebote stellt. Das alte Griechenland verwirklicht diese
Idee. Auch Deutschland sollte in einen einzigen Garten ver-
wandelt werden, die Landschaftsgärtnerei dazu dienen, von einem
Besitzthum zum andern den Park zu gestalten; Waldungen, der
Gesundheit so nothwendig, sollten immer mehr angepflanzt werden.
Mitten hinein legte der nun Verklärte zum Wohl der Menschen und
für den Dienst seiner Wissenschaft die Gründung seines dendrologi-
schen Gartens, die er sich zur Leben8au%abe und Denkmal gestellt
hatte. Derselbe sollte zum Selbststudium für Geist und Gemüth dienen,
um durch eigene Anschauung das Heim eines Jeden dadurch zu ver-
schönern. Die werthvollen Pläne die auch schon die Huld Sr. Majestät
würdigte, sind als treues Vermächtniss niedergelegt. Im weite-
sten Sinne sind sie ausgeführt, um jeden Baum, jeden Zierstrauch
in klimatischer und ästhetischer Hinsicht am rechten Platz zu
wissen. Die Wahl der Bäume war vollendet, weit über die deut-
schen Grenzen hinaus waren sie meinem Gatten für ihm zu sein
uneigennütziges Streben zur Verfügung gestellt und streng in sei-
nem Herbarium verzeichnet worden. Doch wenn das Leben köst-
lich gewesen, war es Mühe und Arbeit, der Segen aber bleibt.
Den Grund zu dieser für das Pflanzenreich aufdämmernden
gewissermassen neuen Aera legte er in tief wissenschaftlicher Weise
während einer Reihe, Von für das Vaterland bedeutungsvollen
Jahren, die durch den Thatenruhm eines unvergleichlichen Mon-
archen erfüllt, zuerst Preussen, später das so glücklich geeinigte
Deutschland, den höchsten Zielen staatlicher Vollendung entgegen
geführt haben.
Therese Koch.
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Vorwort.
Ochwer nur und zögernd mag sich die deutsche Baumkunde
von dem Verlust erholen, welchen sie jetzt vor einem halben
Jahre durch den plötzlich eingetretenen Tod des Professors Karl
Koch erlitten hat; fOr immer aber wird sein so vielfachen Ge-
bieten der Botanik mit Auszeichnung aufgeprägter Name in den
Annalen derselben ein gefeierter bleiben.
Gemeinsame Bestrebungen und langjährige Freundschaft,
welche mich dem Dahingeschiedenen verbanden, legten vereint
mit dem Wunsche einer grossen gärtnerischen Korporation und
mit dem gleichen seiner Familie, mir die als Ehre empfundene
Pflicht nahe, die glimmenden Funken dankbarer Erinnerung über
seinem Grabe zur Flamme anzufachen. Was ist natürlicher, als
dass ich auf dem Pfade der Pflege eines so theuem Andenkens
einen Schritt weiter thue, indem ich dem letzten nahezu druck-
fertig hinterlassenen Werke des Verewigten einige einleitende
Sätze voranschicke.
Die Bedeutsamkeit Karl Koch's darf nicht nach seiner, sei
es noch so hervorragenden Stellung in der positiven Wissenschaft
allein beurtheilt werden. Sein Wirken erscheint uns vielmehr als
ein sehr verschiedenartige Regionen menschlicher Intelligenz durch-
geistigendes. Nach zahlreichen Richtungen hin praktisch thätig,
des lebendigen, zündenden Wortes in seltenem Grade mächtig,
hatte er sich, vermöge der eigenartigen Frische seiner Anschauun-
gen und vermöge der konsequenten Rastlosigkeit seines Strebens,
im Laufe eines für die ihm Befreundeten nicht lang genug aus-
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gesponnenen Daseins, eine Stellung erobert, die in seinem Fache
den einst auf einen Melanchthon so glücklich angewendeten Aus-
druck Praeceptor Germaniae für ihm zur Wahrheit werden liess.
Ja, weit hinaus über die Grenzen unseres Vaterlandes, unseres
Welttheils, zollte man ihm freudig den Tribut der Verehrung.
Seine Schüler, seine Leser leben zerstreut hin über den Erdkreis;
selbst im fernen, mit so wundersam schönem Baumwuchs ge-
schmückten Japan werden Jünger um ihn trauern, die einst theil-
nahmsvoU lauschend zu seinen Füssen gesessen • haben.
Darf die Stimme eines solchen Mannes mit der gewaltsamen
Dissonanz des Todes verhallen? Gewiss nicht! Man muss ihr
von Nachklängen abzulauschen suchen soviel nur irgend möglich.
Auf dergestalter Ueberzeugung fasst die Berechtigung dieser
posthumen Publikation, welche, wie wohl anzunehmen, von allen
Freunden und Verehrern Karl Koch's gern willkommen geheissen
werden wird. Der Fluss seiner Rede ist sein Lebelang ein über-
aus reich und fruchtbringend strömender gewesen ; wenn einige
Tropfen desselben, durch die Schrift fixirt, jetzt, nachdem die
segenspendende Wolke vorübergezogen, noch niederthauen, wird es
an schöpfenden Händen für dieselben bestimmt nicht fehlen.
Die Tannenforsten Thüringens, die Urwälder des Kaukasus,
der pontische immergrüne Busch, die seeumspülten Haiden der
Mark — das sind die grossen Etappen in Karl Koch's Wander-
leben gewesen. Von hier aus trug die ihm angeborene Liebe zu
den Bäumen den Flug seines Forschergeistes durch alle Zonen,
überall da vorzugsweis verweilend, wo dem Silvan noch Altäre
stehen oder der Pomona deren neue errichtet werden. Die Holz-
gewächse des gemässigten Erdgürtels waren es, welche seine
Aufmerksamkeit am dauerndsten gefesselt haben. Dieselben sind
in eingehendster Weise der Gegenstand überaus gründlicher Stu-
dien für ihn gewesen. Alle dadurch gewonnenen Resultate liegen
in dem Hauptwerke seiner Laufbahn, in den zwei starken Bänden
der Dendrologie uns vor. Allein, obgleich nach der Veröffent-
lichung das weitere Fortarbeiten an derselben sein Nachdenken
unausgesetzt in Anspruch nahm, und er Materialien auf Materialien
häufte, um dieser seiner Lieblingsschöpfung einen wo möglich
noch höheren Grad der Vollendung und Feile zu geben, so liess
sich sein Wissensdrang doch nicht in jene immerhin sehr weit-
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gezogenen Schranken festbannen, welche uns, innerhalb ihrer selbst,
nur einen dem deutschen mehr oder weniger verwandten Baum-
schlag zeigen. Auf Reisen und Villeggiaturen wiederholt ge-
wonnene Auschauung südeuropäischer Natur, vom reben- und
burgenumkränzten Etschlande bis zu dem bröckelnden Sänlen-
gestein Pästums, führte i^eue, von jenen ersteren stark abweichende
Vegetationsbilder vor seine Seele, welche vereint mit nie ganz
verblassten Jugendeindrücken seiner Orientfahrten, die Dendrologie
auch des Südens zu einem mächtig anziehenden Magnet für ihn
machten. Das zwischen Italien und der Levante mitten inne
gelegene Griechenland, uns Allen, die wir eine klassische Schul-
bildung genossen haben, ein so vertrautes Erdreich, bot sich ihm
da wie von selbst als ein Objekt der Prüfung, als eine zwar
reichlich ausgebeutete aber immer noch neue Schätze der Be-
lehrung verheissende Mine dar, jenen Schlackenhalden des atti-
schen Laurions vergleichbar, aus welchen die Montanindustrie der
Gegenwart Silber zu Tage fordert, welches für die Alten unaus-
nutzbar geblieben war.
Seiner von Grund aus didaktischen Veranlagung gehorchend,
hat Karl Koch dem einmal gewählten Thema, welches dem bota-
nischen Interesse das philologische und historische ebenbürtig an-
zureihen versprach, abzugewinnen versucht, was nur eifriges
Studium, Gelehrsamkeit und hochentwickelte Kombinationsgabe
vermögen. Sollte er nicht im Stande gewesen sein, alle Zweifel
zu lösen, alles Dunkel zu verscheuchen, so diene ihm zur Ent-
schuldigung, dass er der selbsteigenen Anschauung hellenischer
Natur entbehrte und bei Abwägung modemer gegen antike Dinge
und Verhältnisse, sich vielleicht von noch grösseren Schwierig-
keiten umringt sah als manche seiner landeskundigeren Vorgänger
auf gleichem Gebiete.
Immerhin hat es etwas Verlockendes an Karl Koch's Hand
durch jene im Licht historischer Verklärung schimmernden Ge-
filde zu wandeln, uns nach Blüthen und Wurzeln — letztere
manchmal auch im etymologischen Sinne genommen — auf einem
Boden zu bücken, dem Andere nur Marmorreste zu entnehmen
gewohnt sind. Inunerhin ist es lohnend, den Faden unseres
Wissens an Urkenntnisse anzuknüpfen, welche zu den frühesten
und anmuthigsten gehören, deren die der BUdung entgegen-
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strebende Menschheit überhaupt sich rühmen darf. Immerhin end*
lieh besitzt es Reiz, jenen Hintergrand die Landschaft zum grossen
Theil bedingender Vegetation, von welchem die hehren wohlbe-
kannten Gestalten so vieler Helden der That und des Gedankens
sich abheben, in konkreter Weise, oftmals auch linguistisch, näher
kennen zu lernen.
Die Absicht, eine vollständige dendrologische Flora von
Hellas zu liefern, hat unser Koch bei Abfassung des vorliegenden
Buche« wohl nicht gehabt, auch unter den obwaltenden Umstanden
nicht leicht haben können. Ihm genügten in BetrefP dieses Unter-
nehmens ein engerer Rahmen und ein etwas eingeschränkteres
Maass der Anschaulichkeit, welchen sich beständig das Begehren
zugesellte, auf den höheren .Jugendunterricht vermittelst seiner
Schrift fördernd und veredelnd einzuwirken. Ob er bei längerem
Leben nicht den Wunsch, Griechenland mit eigenen Augen zu
schauen, stärker gefühlt und demnächst vielleicht ihn auch ver-
wirklicht hätte, wer vermag das zu sagen? Jetzt, wo er nicht
mehr unter uns weilt, erstreckt sich die eben berührte anregende
E>aft dieses Theils seiner literarischen Hinterlassenschaft mög-
licherweise noch weiter als man denkt. Es wäre ein nicht hoch
genug zu veranschlagender Gewinn für die Wissenschaft, wenn
das von unserem theuem Verewigten hier Begonnene etwa für
den eifrigsten Forscher und gediegensten Kenner hellenischer
Vegetation, für einen Theodor von Heldreich Veranlassung würde,
die obeu genannte Sache weiter in seine energische Hand zu
nehmen, die formulirte Aufgabe in einer nicht weniger der Wich-
tigkeit des Gegenstandes, wie seinem Talente und dem Reichthum
seiner Erfahrungen gemässen Weise endgültig zu lösen. Ist er
ja doch so bevorzugt, im schönen Athen, in täglichem Umgang
mit griechischen Pflanzen und mit Hellenen als seinen Mitbürgern,
nicht wie Karl Koch, unter „anders redenden Menschen" seine
Tage hinfliessen zu sehen.
Es ist für mich eine angenehme Pflicht und eine Acrt melan-
cholischen Vergnügens gewesen, auf Wunsch meiner nie genug
zu verehrenden Freundin, der Frau Professorin Therese Koch,
die zerstreuten Blätter der Handschrift zu sichten und für den
Druck zu ordnen. Oft wenn ich mit ehrfurchtsvoller Hand die-
selben umwendete, erschienen sie mir noch warm von der Be-
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Tührang und yom Athem des Vollendeten, der die beste Kraft
seiner letzten Lebensmonde an sie gesetzt and erst am Vorabende
seines Scheidens sie fär buchgemass vollendet erklärt hatte. Die
Frage drängt sieb auf, ob er, wäre der traurige Ausgang nicht
eingetreten, denselben eine vielleicht noch sorgfiiltigere Feilung
hätte angedeihen lassen, ob er ihnen noch weiteren Umfang ver-
liehen haben würde? Dies bleibe dahingestellt. Was vorhanden
war und gegeben werden kann, muss jetzt genügen. Mein ge-
lehrter Freund, Professor Paul Ascherson, hat der Ueberwachung
des Druckes seine schätzbare Mitwirkung und ein wenig von
jener jetzt doppelt kostbaren Zeit, die ihm sein bevorstehender
Aufbruch zu einer dritten afrikanischen Forschungsreise übrig
lässt, gewidmet. Wir Beide haben nur äusserst Weniges und
Unerhebliches, dabei auch dieses fast nur der Form nach zu än-
dern uns für berechtigt gehalten. Die Verantwortlichkeit für eine
oder die andere der verfochtenen Behauptungen überlassen wir
selbstredend dem Verfasser und der Autorität seines eigenen
berühmten Namens.
Was mich angeht, so bin ich überall und zu jeder Zeit mir
der Pflicht bewusst geblieben, dem botanischen Leserkreise einen
seiner Lieblinge, seinen Karl Koch unverfälscht und ohne jedwede
Zuthat oder Weglassung in jener scharf ausgeprägten formalen
Eigenthümlichkeit vorzuführen, welche den Stempel seiner im
besten Sinne des Wortes eigenartigen Persönlichkeit auf der
Stirn trägt.
Den Antheil der Philologie an diesem Werke betrefFend, so
haben in Hinsicht auf das vorwaltend hierbei in Betracht kom-
mende Griechische der Schwiegersohn Karl Koch 's, Herr Dr.
Bormann, in Hinsicht auf das Semitische, eine der grössten
Autoritäten auf diesem Felde, Herr Dr. Wetzstein, die eventuell
nöthigen Berichtigungen übernommen. Der letzgenannte Gelehrte,
welcher über seine Beziehungen zum Buche und dessen Verfasser
selbst sich auszusprechen gesonnen ist, bereicherte dasselbe ausser-
dem mit nicht minder gediegenen als dankenswerthen Beiträgen
aus seiner Feder.
Der ursprüngliche Titel des Werkes sollte sein: Die Bäume
und Sträucher Griechenlands und deren ästhetische Verwendung.
Es musste derselbe dem Wortlaute nach in den kürzeren: „Die
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XII
Bäame und Skäucher des alten Griechenlands" umgewandelt
werden, da dem erstgew&hlten vom Autor nur annäherungsweise
entsprochen worden, die weitere Ausführung und Erläuterung des
angedeuteten Ideenganges dagegen unterblieben war.
In der Gestalt, wie es im Pult des Verewigten gefunden
wurde und jetzt dargeboten wird, gehe dies Büchlein denn hinaus
in alle Welt und suche vermöge der ihm zweifelsohne inwohnen-
den Anziehungskraft sich selbst seinen Leserkreis. Die vielen
Freunde des Autors werden sich, dessen bin ich gewiss, gern und
bereitwillig auch als die seinigen bekennen. Im Uebrigen mag
und wird es das Loos der meisten posthumen Werke theilen,
denen vielleicht hie und da die letzte rein äusserliche Sorgfalt der
pflegenden Vaterhand ein wenig mangelt, die sich dafür aber des
vollen und kostbaren Maasses jener Zärtlichkeit zu erfreuen haben,
welche das Publikum mit Recht von der Person ihres Schreibers
auf sie selbst überträgt.
Geschrieben zu Berlin am 11. Oktober 1879.
Carl Bolle.
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JJer Unterzeichnete wird beim Niederschreiben dieser Zeilen
lebhaft an ein boshaftes arabisches Sprichwort erinnert. Wenn
Leute irgend einen wichtigen Gegenstand als Sachverständige be-
sprechen, und ein Unberufener drängt sich hinzu, um auch seine
Meinung zur Geltung zu bringen, so ruft der Damascener: elän
kemil en-nukl bi-zarür, ,jetzt wird das Dessert durch Mehlfäss-
chen vervollständigt". Das Dessert einer Mahlzeit besteht in
Damask &st das ganze Jahr hindurch aus frischen Früchten der
edelsten Art: schon im Mai kommt die Aprikose in einer Menge
von Varietäten, im Juni die Kirsche vom Antilibanon, die Sommer-
pflaume und Pfirsich, darauf die Birne und der Apfel nebst der
gelben Baal-Feige vom Gebirge, im August die Traube, voran
die durchsichtigen „Mädchenfinger", eine kostbare Tafeltraube aus
den Gärten der Stadt, die von der Form der Beeren ihren Namen
hat, im Spätsommer die gelbe und rothe Melone zugleich mit
der Granate, im Herbste die Dattel vom Euphrat und rothen
Meere, und später die riesige Hilwäni- Traube mit pflaumen-
grossen hellbraunen Beeren und die Banane aus Sidon, im Win-
ter endlich die süssen Beeren der Edelmyrthe und die strausseier-
ia kopfgrossen Apfelsinen aus Jäfä. Man soUte nun meinen, dass
ein aus solchen Früchten bestehendes Dessert Jedermann genügen
könnte; aber nein — eine diensteifrige Hand schiebt noch eine
Schüssel voU Mehlfasschen auf die Tafel. Ja, wenn die dortigen
Mehlfasschen wenigstens noch jener grösseren Art glichen, wie
ich sie als Eiiabe in meiner Heimath, dem Vogtlande, von der
Hecke gepflückt habe, aber die Fruchtbüschel des Crataegus
Zarür tragen eine kleine fleisch- und geschmacklose Beere, der zu
Liebe nicht einmal der Hirtenknabe einen Stock oder Stein auf
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XIV
den hohen Waldbaum wirft, Die Deutlichkeit des Sprichworts
lässt, glaube ich, nichts zu wünschen übrig.
Auch diese meine Zuthat zur vorliegenden Schrift wird —
ich bin mir dessen bewusst — als etwas Ungehöriges angesehen
werden. Herr Dr. Bolle hat in seiner Vorrede Alles gegeben,
was Fachkenntniss und die Pietät der Freundschaft dem jüngsten
und letzten Erzeugnisse der wissenschaftlichen Thätigkeit des
Verfassers mit auf den Weg geben konnte. Wir Anderen be-
gleiten das verwaiste Kind mii unseren besten Wünschen und
dem zuversichtlichen Glauben, dass es bei Allen, welche Karl
Koch verehrt haben, eine liebevolle Au&ahme finden werde.
Die letzten Worte, welche der Verfasser geschrieben hat,
waren ein Brief an mich, welcher durch einige Mittheilungen,
die ich ihm gemacht und auf die ich unten zurückkommen werde,
veranlasst worden war. Der Brief fand sich nach seinem Tode
auf dem Arbeitstische. Während der Bearbeitung seiner letzten
Schrift hat er häufiger Anfragen an mich gerichtet; sie betrafen
in der Regel irgend einen arabischen oder hebräischen Pflanzen-
namen, mitunter aber auch die Damascener Baumkultur und dass
er ungeachtet seines gefeierten Namens und seiner Vertrautheit
mit dem behandelten Gegenstande es nicht verschmähte, auf die
Beobachtungen eines Nichtbotanikers einigen Werth zu legen, be-
weist, wie ernst er es mit seiner Aufgabe nahm. Dieser schrift-
liche Verkehr war neben der Freundschaft, welche uns und unsere
Familien seit langen Jahren verband, die Veranlassung, dass seine
hochverehrte Gattin mich aufforderte, mein bisheriges Interesse
an der entstehenden Schrift auch an der vollendeten durch eine
schriftliche Beigabe zu beihätigen, welcher ebenso ehrenvollen
wie unabweislichen Aufforderung ich hiermit nachzukommen suche,
wenn ich mich auch als Laie auf neutralem Boden halten muss
und nur berühren kann, was zur vorliegenden Schrift in einem
entfernten und nebensächlichen Zusammenhang steht.
In jenem letzten Briefe sagt der Verfasser, dass er meine
jüngsten Mittheilungen mit Angabe der Quelle seinem Buche ein-
verleiben würde. Diese Absicht, welche er nicht mehr verwirk-
lichen konnte, beweist, dass er meine Notizen entweder f&r zutreffend
oder doch für werth hielt, bekannt zu werden, und dies bestimmt
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XV
mich, sie hier wenn auch in kürzerer Fassang zvl wiederholen.
Sie waren eine Beantwortung folgender Anfragen:
1. Wie nennt man in Damask die sogenannte Damascener
Rose (die Moschusrose)?
2. Ist adelfa, der spanische Name des Oleanders, arabisch,
und gilt der Oleander in Syrien für giftig?
3. Wie heisst die Quitte im alttestamenüichen Hebr&isch
und wie die Pfirsich im Arabischen?
4. Wie heisst im hebräischen Bibeltexte der Baum von
Mamre, bei welchem Abrahams Zelt stand, und bedeutet
das betreffende Wort nicht vielmehr den Baum überhaupt?
Die Anfrage 1 beantwortete ich wie folgt. Wenn die Moschus-
rose in Damask vorkommt, was ich nicht in Abrede stellen will,
so muss sie mir, da mir keine Erinnerung an sie geblieben ist,
selten vorgekommen sein. Einen arabischen Namen für sie kenne
ich folglich auch nicht. Häufig findet man dort in den garten-
ähnlichen Höfen der Häuser unsere Monatsrose; sie blüht das
ganze Jahr, und man hat im Winter das seltsame Bild, mit Schnee
und Kosen zugleich bedeckte Büsche zu sehen. Sie heisst die
europäische Rose (warda frendj!a). Sodann sieht man in Damask
eine schöne dunkelrothe Rose, die. warda djürla „die Rose von
Djür^. Die in Persien liegende Stadt Djür heisst gegenwärtig
Firtzabäd. Auch findet man wiewohl seltener die weisse Nisrini-
Rose, welche sich nicht durch Stärke des Aroms, wohl aber
durch ihre grossen, oft von mehr als 20 Rosen gebildeten Blüthen-
büschel und noch mehr durch ihre üppigen und laugen Triebe
auszeichnet. Man hat sie nur in den Höfen der Häuser, wo sie
zuweilen einen Blumenbogen über den ganzen Hof bildet. Sie
blüht den grössten Theil des Jahren hindurch wie die Monatsrose,
mit der sie auch in dem glatten, glänzenden und spitz auslaufenden
Laub einige Aehnlichkeit hat. Zwar findet man in den Häusern
auch die Centifolie, doch nicht häufig, weil sie bei ihrer kurzen
Blüthezeit nicht als Zierpflanze angesehen wird. Aber alle diese
Arten sind kaum erwähnenswerth neben der „Edelrose von Da-
mask^ (warda beledla). Sie ist einfach (5 blättrig) und im Laub
und der Farbe der Blumenblätter wie im Geruch unserer Centi-
folie — für deren Mutter ich sie halte — durchaus identisch.
Nur ist ihr Arom starker und sind die Blätter (der Blume) sehr
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XVI
dick und safbreich. Exemplare derselben befinden sich zugleich
mit der Nisrlni-Rose in meiner Pflanzensammlung auf dem hiesigen
Eönigl. Herbarium. Sie ist es, welche zur Bereitung des Rosen-
wassers im Grossen kultivirt wird, denn drei Dörfer 1 J Stunde nörd-
lich von Damask treiben fast ausschliesslich Rosenkultur. Von
Mitte April (alten Styls) an bis Mitte Mai a. St., der Blüthezeit
der Beledta, kommen taglich eine Menge Pferde- und Eselslasten
Rosenblätter nach der Stadt, wo sie auf den Märkten — ein
reizender Anblick — wie Heuhaufen aufgeschichtet liegen, um yon
den Hausfrauen centnerweise aufjgekauft zu werden. Da keine
Damascenerin von guter Familie sich mit blossem Wasser wäscht,
ihr Vorrath an Rosenwasser also von Jahr zu Jahr reichen muss,
so sieht man in mancher Yorrathskammer ein halbes Dutzend
tonnengrosse Thongef&sse voll Rosenwasser, das übrigens von den
Hausfrauen, die alle mit der Retorte zu manipuliren verstehen,
selbst bereitet wird. In diesem Monate der Rosenblüthe verzeichnet
der damasc. Kalender zwei Rosenfeste, das eine am 4., das andere
am 14. Mai (a. St). Der mosim-el-ward d. h. die Rosen-
Saison ist für Damask die Zeit der Lust. Die Hausväter (natür-
lich solche die es haben können) ziehen mit Weib und Kind auf
die Flur eines jener drei Dörfer, wo sie an den zahlreichen Gebirgs-
bächen, — je eine Familie unter einem grossen Wallnussbaum —
ihre Zelte aufschlagen, um sich 8 Tage lang angesichts der Rosen-
felder mit Singen, Spielen, Schwatzen, Essen und Trinken die
Zeit zu vertreiben. Ich meine nun, dass, wenn man von einer
Rosa Damascena sprechen wdU, diese doch nur die Beledla sein
könnte. Ob sie es ursprünglich nicht auch gewesen und nur durch
ein Missverständniss nicht geblieben, dies zu untersuchen ist Sache
der Fachleute. Eeinenfalls würde die aus Persien stammende
Nisrtni-Rose diesen Namen verdienen.
Zu Anfrage 2. Das spanische adel f a ist aus dem arabischen
difla und dieses aus dem griechischen dafii^ entstanden. Die
Araber vertauschen die verwandten Laute 1 und n häufig. Yor
dem Islam nannte man den Oleander in Syrien ordodafni, was
aus rhododafn§ entstanden. Ein semitischer Name ist für den Ole-
ander nicht nachweisbar, obschon es kaum zweifelhaft ist, dass er
in Syiien und Palästina — in dessen Gründen er heute mit seltener
Pracht wuchert, — schon frühzeitig heimisch war. Die Perser nennen
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ihn „Eselgift^ CCharzahra), weil wenige Blätter, die ein Esel £risst,
genagen, um ihn zu tödten. Im Mai 1860 habe ich so mein
kräftigstes Pferd, einen 4jährigen Hengst, verloren. Auf einem Ritte
von Salt nach Jericho hatten wir Nachmittags | Stunde am Jordan
gerastet, wobei das Thier unbeachtet an Oleanderzweigen frass,
aus denen sich Leute, welche früher dort übernachtet, Lagerstätten
bereitet hattten; abends bei unserer Ankunft in Jericho zeigten
sich die Symptome der Oleandervergiftung und morgens 5 ühr
war es todt. Der Thierarzt der dortigen Landreiterstation ver-
richtete auf meinen Wunsch die Section, wobei sich fand, dass es
etwa 30 Blätter waren, die das Thier gefressen hatte. Das
arabische Lezicon „Eämüs^ sagt: Difla, im Persischen Charzahra,
ist eine tödtliche Pflanze, ihre Blühte ähnelt der rothen Rose, ihre
Frucht der Johannisbrodschote und das Decoct der Pflanze wird
gegen Erätze und Aussatz angewendet. Aber die medizinischen
Wörterbücher der Araber besprechen weit ausführlicher die Eigen-
schaften des Oleanders.
Zu Anfrage 3. Die Quitte wird im Alt^i Testamente nicht
erwähnt. Einige Exegeten glaubten, das biblische taffüah sei die
Quitte, aber mit Unrecht, denn dieses Wort entspricht dem
arabischen tuffäh und bezeichnet nur den Apfel resp. den Apfel-
baum, welcher sich in Syrien und Palästina überall findet, obschon
er nicht das Aroma der Aepfel nördlicherer Länder besitzt. Doch
baut man in den Dörfern des Hermon Aepfel, die auch ein
Europäer köstlich findet. Die Quitte heisst im Arabischen sefer-
gela, ein Wort, für welches sich in den semitischen Sprachen
kein Etymon findet; es mag also ein Fremdwort sein.
Was die Pfirsich anlangt, so heisst sie in Aegypten chöcha,
mit welchem Worte man in Syrien nur die Pflaume benennt.
Dagegen heisst die Pfirsich in Damask duräkina, im coUectiven
Sinne duräkin, wofür in manchen Gegenden Syriens auch dura 1^
gehört wird. Es ist das ein interessantes Wort, das schon bei
den Römern im Gebrauche war; bei Plinius (XV, 39) heisst es:
persicorum palma duracinis ; post autumnum maturescunt. Es war
also die vorzüglichste den Römern bekannte Pfirsichart. Als solche
steht sie auch in dem bekannten Edict des Diocletian (einem
Preiscourant) oben an: erst kommt Dur acina erster und zweiter
QuaUtät, darauf Persica erster und zweiter Qualität. Auch der
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XVIII
heutige Italiener braucht noch das Wort, obschon in erweiterter
Bedeutung; in einem italienischen Wörterbuche heisst es: „duricuia
spätreifes Obst, das sich hält". Man leitet also das W. von durus
ab. Indessen glaube ich, dass diese Etymologie nur eine unter-
geschobene und das Wort kein lateinisches ist. In der durch die
KöstUchkeit ihrer Baumfrüchte und Trauben noch heute berühmten
persischen Provinz Chüzistän (der alten Susiana), deren West-
grenze der vereinigte Euphrat und Tigris ist, liegt eine ehemals
bedeutende Stadt Duräk, und von dieser wird die duracina den
Namen haben. In dieser Annahme bestärkt mich der Umstand,
dass die Römer (nach Apic. I, 26) auch eine uva duracina
hatten, die gleichfalls nach jener Stadt benannt sein wird, denn
sie ist ohne Zweifel identisch mit der oben erwähnten, durch die
Grösse und Härte ihrer Beeren merkwürdigen, im Spätherbste
reifenden Hilwäni-Traube, welche von der Stadt Hilwän den Namen
hat. Hilwän liegt aber ebenso wie Duräk in Chüzistän.
Zu Anfrage 4. In den drei hierher gehörigen Bibelstellen
(1 Mos. 13, 18; 14, 13; 18, 1) ist nicht von einem Baum (§16n)
sondern von Bäumen (M6n§) Mamre's die Rede, weshalb Luther
geradezu „Hain von Mamre" übersetzt. — Das Wort M6n (von
dem Zeitworte ^1 hoch und gross sein) bedeutet den grossen
Baum, oder, als ein Intensivum genommen, den Riesenbaum, denn
es wird nur von einigen wenigen, im Lande allbekannten Bäumen
gebraucht, so 1 Sam. 10, 3: vom Riesenbaum am Grabe der
Rahel, Jos. 4, 11: vom Riesenbaum bei Saanaim, desgl. Rieht. 9, 6,
wo statt der Luther'schen Uebersetzung „die hohe Eiche, welche
bei Sichem steht" zu lesen ist „der Riesenbaum des Denkmals,
welches bei Sichem steht" (über die Errichtung dieses Denk-
mals siehe Jos. 24, 26). Solche Riesenbäume trifPt man in
Syrien und Palästina noch heute bei uralten Heiligen-
gräbem; zuweilen ist es eine Platane (dulba) oder Terebiethe
(botma), aber in der Regel ist es eine Eiche. Auch das
biblische Mön konnte Platane oder Terebinthe sein, (in Damask
steht an einem heiligen Brunnen eine weit und breit bekannte
Platane, welche vielleicht fünf Männer nicht umklaftem), aber in
den meisten Fällen bezeichnete es wohl eine Eiche, wie es Luther
auch gewöhnlich übersetzt. — Die Eiche, im Syro-arabischen
Sindiana genannt, heisst im A. Test, allön. Das Wort findet sich
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z. B. 1 Mos. 35, 8: „und Debora starb und ward begraben unter
der (bekannten) Eiche bei Bethel, die seitdem die Elageeiche
heisst." — Auch die Bäume von Mamre dachte man sich meistens
als Eichen. Noch heute steht dort eine prachtvolle Sindiana,
deren Umfang ich in Ermangelung eines Fadens mit der Spanne
gemessen und mit ca. 25 rhein. Fuss in meinem Tagebuche ver-
merkt habe; doch mag sie noch dicker sein. Der Baum ist
kerngesund, und unter seinem gewaltigen Schattendache möchte
sich leicht eine Compagnie Soldaten lagern können. Diese Eiche
wird viel genannt; um 1300 sah sie der Engländer John Mannde-
ville, um 1102 der Reisende Säwxdf, imd die Worte des Josephus
(Antiq. I, 9, 4) — ^/J^a^og öi y.atwitei fi€v neqi Tr\v ^£lyvyr)v
xaXovfiivriv dgvv, ov no^^w T^g ^Eßgovicov nolecog — machen
es wahrscheinlich, dass sie schon zu Christi Zeiten ein sehr grosser
Baum war. — Wie kommt es aber, dass man so häufig von einer
Terebinthe von Mamre liest? Auch eine solche hat existirt.
Josephus (beU. jud. IV, 9, 7) berichtet, 6 Stadien von Hebron
stehe eine Eiesenterebinthe (teQeßivd'OQ fieyiotrj)^ welche von
ErschafPung der Welt datire. Dreihundert Jahre später standen
nach Eusebius (Onom. s. 'Agßd) noch beide, Eiche und Terebinthe ;
doch verschwand die letztere nach dem Zeugnisse des Hieronymus
unter der Regierung des Kaisers Constantius. Jetzt giebt es
wohl Terebinthen-Gesträuch dort, aber keinen bemerkenswerthen
Baum. Neuere Reisende, die das Gegentheil behaupten, sind nicht
dort gewesen. — Sollte die Genesis, wie Viele wollen, um 800
V. Chr. geschrieben sein, wo die beiden genannten Bäume schon
existiren mochten, so konnten dieselben wirklich die ^16n^
Mamr^ der israelitischen Sage sein, denn diese Worte (^lön^
als Dual nicht als Plural genommen) können auch „die beiden
Riesenbäume von Mamr^" bedeuten.
Soviel über den Inhalt meiner letzten Mittheilungen an den
verstorbenen Freund.
Zum Schluss noch ein Wort über diejenigen griechischen
Pflanzennamen bei Theophrast und Dioscorides, von denen sich
wegen imgenügender Definition nur vermuthungsweise oder auch
gar nicht sagen lässt, welche Pflanzen sie bezeichnen. Von Diosco-
rides besitzen wir arabische üebersetzungen, desgleichen finden
sich in den medizinisch-botanischen Wörterbüchern der Araber,
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XX
deren die Eönigl. Bibliothek in Berlin mehrere besitzt, auch aus
Theophrast viele, oft längere Entlehnungen in fast wörtlicher
üebertragung: in botanischen Dingen blieben die Araber stets
die unselbständigen Schüler der Griechen. Es ist daher grosse
Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass sich durch Vergleidiung der
Araber die Bedeutung manches griechischen Pflanzennamens sicher
stellen lasse. Von einem günstigen Ergebnisse dieser Yergleichung
würde eine Schrift wie die vorliegende in erster Reihe gewinnen. Hoffen
wir also, dass das Buch unsers Freundes unter einem glücklichen
Gestirn in die Welt tritt Für eine zweite Auflage fände sich
unt)er den Yerehrem des Yerfiassers gewiss auch der Arabist,
welcher sich der Mühe einer solchen Yergleichung willig unter-
ziehen würde.
Berlin, d. 16. October 1879.
Johann Gottfried Wetzstein.
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Einleitung.
In dem ersten Theile meiner Vorlesungen über Dendrologie
habe ich die Gaiiienstyle der verschiedenen Völker des Alterthumes
und der jetzigen Zeit zu schildern versucht. Die Gartenstyle
lassen sich, wie dort ausfuhrlich erläutert wird, schliesslich auf
zwei Grundtypen, zwischen denen sich aber wiederum in einander
übergehende Modifikationen zur Geltung bringen, zurückfuhren.
Bei dem einen Typus ist der Gartenstyl von der Architektur
abhängig, bei dem andern hingegen wird die letztere von dem
ersteren beherrscht. Nach der BeschafiFenheit des Materiales, was
im ersteren Falle der den Ton angebenden Architektur zu Grunde
liegt und demnach in ihrer Durchführung massgebend sein muss,
also nach der Beschafienheit der Steine, nennt man den in diesem
Falle von der Architektur abhängigen Gartenstyl den der gera-
den Linie, wo hingegen die Pflanzen in den Vordergrund treten
und die Architektur mit ihren Gebäuden von diesen abhängig ist,
spricht man von dem Gartenstyl der geschwungenen Linie.
Das Material der Architektur sind, wie gesagt, die Steine.
In ihrer ursprünglichen Gestalt kommen diese als Krystalle vor.
Die Krystalle werden durch grade Flächen begrenzt und spalten
sich auch nur in Flächen. Es darf demnach das aus ihnen er-
baute Haus ursprünglich auch nur grade Mauern besitzen, inso-
fern es sich mit dem Material, aus dem es entstanden, in Harmo-
nie befinden soll. Bringt man Verschönerungen in der Umgebung
des Hauses durch Pflanzen an, so müssen nicht weniger diese
konform sein und stylgerecht ebenfalls grade Linie bilden.
Anders verhält es sich mit dem Gttrtenstyle der geschwunge-
nen Linie, wo die Pflanzen in den Vordergrund treten. Der
Koch. I
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Stamm des Baumes ist mit seinen Aesten und Zweigen rund,
aber auch die in Folge ihrer physiologischen Bestimmung meist
flachen Blätter haben einen nicht durch grade, sondern durch
geschwungene Linien begrenzten Umfang. Einem Gartenstyl, wo
also die Pflanzen das Massgebende sind und das Ganze beherrschen,
muss demnach im Gegensatz zu dem, wo das Haus mit den
Steinen das Maassgebende ist, umgekehrt die geschwungene Linie
zu Grunde liegen, die gerade Linie würde dem Grundtypus der
Pflanze widersprechen.
Man kann im Allgemeinen annehmen, dass, je wärmer die
Länder sind, in denen die Völker wohnen, der Gartenstyl der
geraden Linie, je kühler hingegen, der der geschwungenen Linie
vorherrscht. Diese Erscheinung lässt sich einigermassen dadurch
erklären, dass in wärmeren Ländern Vegetationszustände mit nur
krautartigen Pflanzen, wie sie unsere Wiesen und Matten dar-
stellen, nicht existiren, sondern nur Gegensätze von grossen
waldartigen Ausbreitungen, wie sie die sogenannten Urwälder der
Tropen, darbieten und von ebenfalls einen grossen Umfang ein-
nehmenden Wüsten. Diese letzteren sind freilich in der Regel
nicht das ganze Jahr hindurch Wüsten, d. h, fast ohne alle
Vegetation, sondern eine kurze Zeit lang, die man Regenzeit
nennt, erscheinen sie im Gegentheil mit den schönsten blühenden
Pflanzen bedeckt. Diese Pflanzen von sehr kurzer Vegetation sind
natürlich für diesen ihren Aufenthalt besonders organisirt und er-
scheinen meist in Form von Zwiebel- und Knollenpflanzen aus
der grossen Abtheilung der Monokotylen. Von ihnen, die übrigens
in einzelnen Fällen bei uns im Norden ebenfalls vertreten sind,
will ich nur die bei uns sehr beliebten, aber nur in Gewächs-
häusern gezogenen Amaryllis nennen.
Fünf Theile des Jahres liegen in den eben näher bezeichneten
Wüsten die Zwiebeln und Knollen, auf die sich die ganze Pflanze
zurückgezogen hat, wie todt in dem völlig ausgetrockneten Boden,
und nur einen Theil (kaum 2 Monate) des Jahres bedürfen sie, um
ihren Lebenslauf zu vollenden. Interessant ist, dass die Bluthen
solcher Pflanzen nur ausnahmsweise Früchte und Samen hervor-
bringen, dagegen sich die Pflanzen um desto reichhcher durch
Zwiebeln und Knollen vermehren.
Da die grossen Wälder der wärmeren Länder aus verschie-
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denen Gründen, wie sie in meinen Vorlesungen über Dendrologie
angegeben wurden, sehr ungesund sind und daher den Menschen
nicht zur Wohnung dienen können, so sind diese auf die baum-
leeren Gegenden angewiesen. Hier bauen die Menschen ihre
Häuser und nicht in den Wäldern. Um gegen die brennenden
Strahlen der Sonne sich einigermassen zu schützen, pflanzten sie
Bäume in der Nähe ihrer Wohnung und unterhielten sie öfter ver-
mittelst Wasserleitungen, auch mit ungeheuren Kosten. Waren Berge
oder nur Hügel vorhanden, so machten die Menschen sich auch
Wohnungen in dieselben. Um diese noch kühler zu erhalten, wurden
über ihnen Terrassen angelegt und mit Bäumen bepflanzt. So mag
es beispielsweise bei den berühmten hängenden Gärten der Semira-
mis der Fall gewesen sein. Der gänzliche Verfall der Kultur in der-
gleichen Ländern, in der späteren Zeit besonders in Syrien, Baby-
lonien und Aegypten, ist allein die Ursache, dass dergleichen
Gärten jetzt nicht mehr angelegt werden, während sie im Alter-
thume ziemlich verbreitet gewesen zu sein schienen.
In weniger wärmeren und durch Gebirge auch kühleren
Ländern sind die Wälder der Gesundheit des Menschen nicht
schädlich, sondern im Gegentheil um so zuträglicher, je niedriger
die Temperatur ist. Die Menschen verlegten daher ihre Wohnungen,
wie es vor Allem in dem alten Griechenland, in Persien und in China
der Fall war, mitten in diese Wälder, und sahen sich mit Zu-
nahme der Bevölkerung schliesslich immer mehr gezwungen, diese
für Wohnungen auszuhauen. Ausserdem legten sie, als ihre
geistige Kultur zunahm und allerhand Ansprüche an das Leben
gemacht wurden, in den die Wohnung umgebenden Wäldern Wege
in geschwungener Linie an, und suchten hierin der nicht durch
Geschäfte in Anspruch genommenen Zeit Erholung. Diese der
Erholung gewidmeten Theüe des ursprünglichen Waldes oder
wohl auch erst angelegten Anpflanzungen nannten die Perser
Paradiese. Ueber sie haben wir durch die alten Griechen, vor
Allem durch Xenophon, bestimmtere Nachrichten erhalten. Die
Alleen und Avenuen, welche zu Xenophons Zeit neben den ge-
schlungenen Wegen in den Paradiesen bereits existirten, mögen
erst in einer späteren Zeit entstanden sein.
In Griechenland waren die persischen Paradiese bei der
eigenthümlichen Konfiguration und bei dem geringen Breiten-
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durchinesser der Halbinsel unmöglich, um so mehr dachten die
Griechen aber daran, als in Folge des Zwangs der Verhältnisse die
Wälder zu sehr gelichtet worden waren, von Neuem Gehölze,
d. h. Bäume und Sträucher anzupflanzen zur Verschönerung ihrer
Wohnstätten, andemtheils aber auch um Schatten gegen die bren-
nenden Strahlen der Sonne zu erhalten und vorhandene Quellen
gegen das Austrocknen zu schützen. Der den Griechen an-
geborene Kunstsinn sprach sich dabei nicht weniger in der
Art und Weise der Verwendung der Gehölze als ausserdem
aus. Leider ging in einer späteren Zeit mit der Ueberbildung
und mit der Vorliebe für omamentale Gebäude der ursprüng-
liche gärtnerische Schönheitssinn der Griechen hier und da in
den Städten, z. B. in Athen, mehr oder weniger verloren, trat
aber um desto hervorragender in der Architektur in den Vorder-
grund. Um aber auch femer den nöthigen Schatten zu haben,
wurden in der Stadt die Bäume durch bedeckte Säulengänge
ersetzt.
Der Gartenstyl der geschwungenen Linie, wie er zuerst in
Persien und China zur Geltung gekommen und in dem alten
Griechenland von selbst entstanden war, ist nach den grossen
Verirrungen, die er nach Verlauf des Mittelalters, in dem alle
Kultur bis auf wenige Lichtpunkte verschwunden war, vor Allem
in Italien und Holland bis fast auf die neueste Zeit durchgemacht
hat, zuerst wiederum in England zur Geltung gekommen. Es
musste der beissende Witz eines Bacon erst vorbereiten, bevor
der Gartenstyl der geschwungenen Linie in genanntem Inselreiche
eine Vollendung erhielt. Der Verfasser der Abhandlung über den
guten Geschmack verlangte schon zu seiner Zeit, also vor länger
als 2 Jahrhunderten, dass England einen einzigen grossen Garten,
der vom Meere umspült würde, bilden sollte.
Was Bacon also schon lange ausgesprochen, ist leider ein
frommer Wunsch geblieben, wurde aber im alten Griechenland
von selbst durchgeführt. Griechenland stellte im Alterthume einen
einzigen grossen Garten, der zwar nicht von allen, aber doch auf
drei Seiten vom Meere umspült wurde, dar.
Der Park oder der Englische Garten, welche Namen der
Gartenstyl der geschwungenen Linie jetzt erhielt, weicht aber da-
durch wesentlich vom Paradies der alten Perser ab, dass er mit
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einer Mauer, wie diese bei den Gärten der Chinesen vorhanden,
mnschlossen ist. Diese Mauer fand aber auch in England selbst,
und zwar bei bedeutenden Gartenkünstlem , Widerspruch. Nicht
ummauerte Parks existirten zwar auch schon theilweise in Eng-
land, waren aber auf die öffentlichen Anlagen, wie den Kensington-
Garden, den Hydepark u. s. w. beschränkt.
Einen Schritt in der Vollendung des Gartenstyles der ge-
schwungenen Linie weiter ging man in Deutschland. Der Eng-
lische Garten ohne Mauer blieb in England selbst immer noch
ein Kunstwerk des Menschen, weil er sich von der Umgebung
deutlich abgrenzt. Er bildete noch nicht einen Theil dieser. Erst
Sek eil in München, einem der geistreichsten Männer des 2. und
3. Jahrzehnts unseres Jahrhunderts, war es vorbehalten, seine künst-
lichen Anlagen und Gärten nicht als solche erkennen zu lassen,
sondern sie in einer Weise anzulegen, dass sich der Laie der
Meinung hingeben konnte, sie gehörten schon ursprünglich zum
Ganzen und wären kein Kunstwerk des Menschen. Der Englische
Garten steht noch als erstes Beispiel dieser Vollendung des Garten-
styls der geschwungenen Linie da, wird leider aber sehr vernach-
lässigt. Die Gründe dieser Vernachlässigung liegen in schwierig
wegzuräumenden Ursachen, bei denen die Geldfrage leider auch
mitspricht. Sollte es aber nicht möglich sein, gerade in München,
wo der Kunstsinn des herrschenden Hauses der Witteisbacher
sich auf anderem Gebiete in glänzender Weise ausgesprochen hat,
dass der englische Garten zum Gedächtniss der nachkommenden
Generation in seiner ursprünglichen Reinheit hergestellt wird?
Auf gleiche Weise ist es in hohem Grade wünschens werth , dass
die beiden einzig dastehenden Schöpfungen des Fürsten Pückler-
Muskau, dis Parks von Muskau und Branitz, in ihrer Reinheit er-
halten werden. Die jetzigen Besitzer derselben würden sich da-
durch ein grosses Verdienst erwerben.
Was Sek eil angebahnt und durchgeführt hat, dem suchte
Fürst Pückler- Muskau seine höchste Vollendung zu geben, Er
rief die Landschafts-Gärtnerei, ein Wort, was dem, was es
soU, vollständig Ausdruck giebt, in's Leben. Seine Gedanken sind
im ganzen Deutschland bereits vielfach verkörpert worden. Als
sein Echo, dem es beschieden war, seit 1848, wo man den geist-
reichen Verfasser der Briefe eines Verstorbenen verschollen
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glaubte, während er in aller Stille Grosses in's Leben rief, mit
dem selten hochbegabten und leider sehr verkannten Manne in
näherer Verbindung zu stehen, der feruer das Glück hatte, den
Park von Branitz aus einer erbärmlichen Sand wüste entstehen zu
sehen, fühle ich mich gedrungen, hier auszusprechen, was in dieser
Weise nicht allgemein bekannt sein dürfte. Noch fehlt uns der
Mann, der sich berufen fühlt, eine Geschichte dessen, was in dieser
Hinsicht von Seiten des Fürsten geschehen ist, zu schreiben und
der Oefifentlichkeit zu übergeben.
Es ist jetzt unsere Aufgabe dahin zu streben, die Gedanken
des Fürsten, aus ganz Deutschland eben so einen grossen Garten
zu bilden, wie er durch glückliche Verhältnisse und durch den an-
geborenen Kunstsinn der Bewohner des Landes in dem alten
Griechenland vorhanden war, in Ausführung zu bringen. Wir
Deutsche sind so glücklich, einen Mann als den Lenker unserer
Geschicke an der Spitze zu haben, der nicht weniger auch von
dem Gedanken, Deutschland allmälig zu einem einzigen grossen
Garten zu machen, tief ergriffen ist und ihn zur Ausführung zu
bringen möglichst beitragen wird. So geht unser erhabener
Kaiser in Allem, also auch in diesem Werke des tiefsten Friedens,
seinem Volke voran.
Bevor ich mich über die Bäume und Sträucher des alten
Griechenlands ausspreche, möchte es nothwendig sein, die Hilfs-
mittel, welche mir dabei zu Gebote standen, zu nennen. Es sind
dieses eigentlich nur zwei: Homer's und Theophrast's Werke.
Homer's IHade imd Odyssee mögen im 12. Jahrhunderte v. Ohr.
geschrieben worden sein, während Theophrast im 3. Jahrhunderte
V. Ohr. lebte. Wenn ich ausserdem noch in einzelnen Fällen
Dioskorides hinzugezogen habe, so ist es nur geschehen, um den
Ansichten anderer besonders späterer Forscher auf dem dendrologi-
schem Gebiete des alten Griechenlands ebenfalls Rechnung zu
tragen. Dioskorides wurde im 1. Jahrhundert n. Ohr. in Anar-
zabates, einer kiliki sehen Stadt geboren und erhielt seine erste
Bildung in der Hauptstadt Kilikiens, in Tarsos, wo damals eine
höhere geistige Bildung vorhanden war Von da ging er nach
Alexandrien in Aegypten, besuchte hierauf Italien und fast
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alle diunals bekannten Länder Europas. Griechenland, das gerade
der Gegenstand meiner dendrologischen Forschungen sein soll,
blieb dem Dioskorides fast ganz unbekannt.
Dazu kommt nun noch, dass Dioskorides Arzt war und die
Pflanzen nur insofern ein Interesse für ihn hatten, als sie Arznei-
mittel lieferten. Beschreibungen von Pflanzen finden wir in seinem
berühmten Werke de materia medica libri VI. (^negi vlrjg lavQixrjg
Idyoi ?f) nur sehr selten. Italienische Pflanzen mit ägyptischen
spielen bei ihm auch stets eine grosse Rolle.
Es ist zu bedauern, dass Dioskorides weder die Werke des
Aristoteles, noch die des Theophrast gekannt zu haben scheint.
Zu seiner Zeit liebte man Pflanzennamen aus der klassischen Zeit
des Alterthumes ohne Kritik auf andere zu übertragen; eine Ueber-
einstimmung in der Bedeutung mit den früheren SchriftsteUem
sucht man daher bei Dioskorides und den übrigen griechischen
Schriftstellern seiner Zeit sehr oft vergebens. Der Werth seiner
materia medica liegt darin, dass er die verschiedenen Naraen,
welche zu Anfang unserer Zeitrechnung eine Pflanze hatte, auf-
führt und die lateinischen hinzufügt. Wenn man aber meint, dass
die Pflanzen des lateinischen Alterthumes, was uns allerdings viel
näher steht, besser bekannt gewesen waren, als die des grie-
chischen Alterthumes, so hat man nur zum Theil recht. Die
Römer haben wohl ausgezeichnete Landwirthe gehabt, aber keine
Botaniker, wie sie Griechenland in Aristoteles und Theophrast
besass. Gute Beschreibungen von Pflanzen sucht man vergebens
bei ihnen.
Es versteht sich von selbst, dass ich auch ausserdem auf die
Namen von Gehölzen bei den griechischen Schriftstellern, beson-
ders denen der klassischen Zeit (kurz vor und zur Zeit des Perikles)
Rücksicht genommen habe. Hier ist es natürlich oft schwierig
mit Bestimmtheit zu sagen, welches Gehölz unter einem bestimmten
Namen verstanden worden ist, besonders wenn der Name nicht häufig
vorkommt. In diesem Falle blieb mir schliesslich nichts weiter
übrig, als die Bestimmung in der Weise anzunehmen, wie es bis-
her geschehen.
Nach Dioskorides haben wir nur wenige Schriftsteller zu ver-
zeichnen, welche in griechischer oder lateinischer Sprache über
Pflanzen geschrieben haben. In ersterer verdienen zunächst Arria-
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DOS aus Nikomedien in Bithynien, der um das Jahr 100 n. Chr.
lebte, und der Arzt Galenos aus Pergamos (131 bis 203 n. Chr.)
genannt zu werden, welche über griechische Pflanzeunamen Auskunft
geben. Später werden die Mittheilungen von Jahrhundert zu Jahr-
hundert spärlicher, aber auch geringer und unzuverlässiger, bis
schliesslich mit der Völkerwanderung eine finstere, jeder wissen-
schaftlichen Forschung abholde Zeit eintritt, die bis zum Ende des
Mittelalters und selbst noch darüber hinaus dauert.
Das erste Werk von Bedeutung für die Erkennung griechi-
scher Pflanzennamen 5 und zwar speziell des Dioskorides, ist das
von Matthiolus „Pedacii Dioscoridis de materia medica libri sex,
interprete Petro Andreo Matthiolo, cum ejusdem Commentariis.
Venetiis 1554, folio." Eine zweite sehr vermehrte Auflage wurde
schon im Jahre 1558 herausgegeben. Darauf erschien ein zweites
nicht minder gewichtiges Werk in Lyon, was unter dem Namen
Historia generalis plantarum von Dalechamp verfasst, aber ano-
nym, also ohne Nennung des Verfassers, im Jahre 1586 oder 1587
herausgegeben wurde. Das dritte Werk von Bedeutung, und zwar
für Pflanzenkenntniss im Allgemeinen, ist von Johann Bauhin in
Basel bearbeitet, aber erst nach seinem 1613 erfolgten Tode in den
Jahren 1650 und 1651 von Chabraeus dem Druck übergeben
worden.
Nach diesen drei genannten Werken erschien bis auf Linn^
(geboren 1707, gestorben 1778), keins mehr von Bedeutung. Mit
diesem gewaltigen Reformator der Botanik trat auch in der Be-
nennung der Pflanzen, also in der Nomenklatur, eine Aenderung
durch den bis jetzt festgehaltenen Grimdsatz ein, dass jede
Pflanze zwei Namen , einen Geschlechts- und einen Art - Namen,
haben musste. Für seine Geschlechter oder Genera liebte Linn^
Namen, welche schon im griechischen und lateinischen AI terthume
Pflanzen bezeichnet hatten, schrieb sie aber leider nicht immer
korrekt, eben so wenig hatte er kritisch untersucht, was dieses
darunter verstanden. Es scheint, als wenn es ihm nur um den
Namen zu thun gewesen wäre und er sich deshalb absichtlich gar
nicht weiter um die ursprüngliche Bedeutung bekümmert hätte. So
nannte Linnö beispielsweise ein Genus, von dem die Lateiner viel-
leicht die betreffenden Arten selbst nicht einmal gekannt haben. Hex,
obwohl die Lateiner nur die immergrüne Eiche darunter verstan-
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den; für amerikanische Eichen mit abfallenden Blättern gebrauchte
Linn^ femer Prinos, ein Wort, mit dem die Griechen wiederum
die immergrüne Eiche bezeichneten.
Die früheren Erklärer von Namen griechischer Pflanzen von
Matthiolus bis auf Linn^ kannten die Flora Griechenlands nicht,
das Land wurde von den Türken furchtbar heimgesucht, die wenigen
Botaniker der Zeit hatten nicht Lust, ihr Leben durch eine Erfor-
schung Griechenlands aufs Spiel zu setzen. Sie waren der Mei-
nung, da SS Griechenland dieselben Pflanzen besässe, wie Deutsch-
land, Frankreich und Italien. Es gilt dieses selbst von dem ge-
lehrten Kurt Sprengel noch. Aufi^allen kann es deshalb nicht,
wenn bei der Angabe über Bedeutung altgriechischer Pflanzen-
Namen nicht griechische, sondern Pflanzen aus genannten drei Län-
dern berücksichtigt wurden.
Leider ist eine nicht geringe Verwirrung in der Nomenklatur
auch dadurch entstanden, dass einige Botaniker in einzelnen FäUen,
wo Linn^ entweder absichtlich oder auch aus Versehen dem Na-
men eine andere Bedeutung gegeben hatte, Linn^ insofern korri-
girten, als sie für die Namen die Bedeutung der Griechen oder
Lateiner wieder herstellten. Ich erinnere nur an Abies und Picea.
Während die Botaniker Englands und Amerikas die Nomenklatur
Linn^'s in diesem Falle festhalten, nennen die Botaniker des euro-
päischen Festlandes zum grössten Theil die Rothtanne oder Fichte,
wie die alten Römer Picea, die Weisstanne aber Abies. Zum
Glück ist man bei dem einen Falle stehen geblieben und hat nicht
weiter korrigirt, was doch bei einiger Konsequenz hätte geschehen
müssen.
Auf gleiche Weise sind einige Botaniker bemüht gewesen,
besonders griechische Namen in ihrer Reinheit wieder herzustellen,
obwohl die Griechen selbst nicht selten für dasselbe Wort mehrere
Schreibarten besassen. So soll man jetzt nicht mehr Ocymum,
wie Linn^, schreiben, sondern Ocimum, obwohl Ocimum der Alten
ganz andere Pflanzen bedeutet, als Ocymum Linne's. Warum
schreibt man aber denn immer noch Andrachne und nicht An-
drachle, Glechoma und nicht Glechon oder Blechon etc. etc.?
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Erster Theil.
Griechenland im Allgemeinen.
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1. Absclmitt.
Beschaffenheit und Bodenverhältnisse Griechenlands.
iXrieclienland bildet im Süden der europäischen Türkei eine
Halbinsel und hatte im Alterthum einen Flächeninhalt von gegen
860, jetzt, wo man Thessalien abgetrennt hat, von etwa 650
□ Meilen.
Wollen wir hofPen und wünschen, dass die Zeit nicht mehr
fernliegt, wo Griechenland nicht allein seine alten Grenzen im
Norden wieder erhält, sondern auch die in alten Zeiten ihm zugehö-
rigen Inseln, vor Allem Kreta, wieder mit ihm vereinigt werden.
Trotz seiner geringen Breite, wo im Norden 1 Meile Küstenlänge
6 Meilen Areal, im Süden aber nur 3 Meilen entspricht, ist
Griechenland sehr gebirgig und besitzt nicht wenig Berge mit
ewigem Schnee. Die Steinart, welche die Gebirge zusammen-
setzten, ist ein graulich- oder gelblich-weisser und dichter Kalk-
stein, der Kreideformation angehorig. Nur im äussersten Süden
des Peloponnes ist ein kömiger Kalkstein, im Osten (auf der Insel
Euböa) aber Thon und mehr noch Glimmerschiefer an seine Stelle
getreten.
Wie die meisten dichten Kalksteine der Kreideformation, so
ist auch der griechische im hohen Grade in Folge unterirdischer
Revolutionen verworfen und dadurch ausserordentlich zerklüftet,
so dass die meteorischen Wasser in die unterirdischen Spalten
und Höhlen rasch abfliessen und sich im Innern ansammeln, um
Bäche und Flüsse zu bilden, aber auch bisweilen an sehr
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entfernten Orten erst wieder zum Vorschein zu kommen. Allent-
halben in Griechenland giebt es mit der Aussenwelt in Verbinduug
stehende Grotten und unterirdische Höhlen, aus deren Decke das
viel Kalk enthaltende Wasser herabträufelt und fortwährend so-
genannte Stalaktiten bildet. Alluvial-, weniger Diluvial-Boden
bedeckt zum Theil mit tertiären jüngsten Gebilden die grösseren
und kleineren Gebirgskessel. Das Alluvium erscheint hier meist
als ein fetter und fruchtbarer Thonboden. Es ist dieses be-
sonders in den Gebirgskesseln und Ebenen im Innern des Landes,
so in Böotien der Fall. Im Sommer, vom Juni bis Ende Sep-
tember, haben in diesen Kesseln und Ebenen Bäche und kleinere
Flüsse weniger, bisweilen gar kein Wasser. Ursache ist, dass
es während dieser Zeit in Griechenland gar nicht regnet und eine
hohe Temperatur herrscht. Selbst grössere Flüsse werden, bevor
sie sich ins Meer ergiessen, schliesslich so wasserarm, dass sie
kaum oder gar nicht mehr zum Bewässern der Gärten und
Felder dienen können. Es ist dieses auf der Ostseite Griechen-
landsy wo mß^ ein schmaler, mit Alluvialboden bedeckter Küsten-
strich vorhanden ist, der Fall. Auf der Westseite fällt da-
gegen das Gebirge steil ab und fehlen derlei ebene Küstenstriche
ganz und gar. Im Frühjahre werden, wenn der im Winter ange-
sammelte Schnee schmilzt, vor Allem in den engen Gebirgsthälem,
die Bäche dagegen zu reissenden Strömen, für die die alten Griechen
schon einen besonderen Namen xaQaÖQOLi hatten. Die ganzen
Thäler sind in diesem Falle meist mit Wasser angefüllt.
2. Abscliniti
Die Einwanderungen in Griechenland und deren Folgen.
Mit sehr geringen Ausnahmen scheinen alle Gebirge Griechen-
lands, insoweit es die Steilheit der Abhänge erlaubte, in der
ältesten Zeit mit Wald bedeckt gewesen zu sein, so dass das
Land vom thessalischen Olymp bis zu den äussersten Spitzen
Lakoniens einen einzigen zusammenhängenden Wald bildete. In
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ihm waren die pelasgischen Ureinwohner, wie (allerdings in einer
weit späteren Zeit) die alten Deutschen, noch dem ursprüng-
lichen Baumkultus ergeben. Nicht in Tempeln, sondern in den
rauschenden Gipfeln grosser Bäume wurde Gott verehrt.
Später, gewiss aber lange Zeit vor Homer, kamen in der
Kegel von andern Völkern aus ihren Wohnsitzen vertrieben, haupt-
sächlich vom Norden her, aber auch aus Kleinasien über das
Meer, fremde Einwanderer und brachten ihre Götter mit. Die
Führer dieser eingewanderten Stämme bemächtigten sich des ganzen
Landes und wurden damit die ersten Könige; in einer noch spä-
teren Zeit verehrte man sie aber als Heroen d. h. Gölter zweiten
Ranges. Solche Führer waren Perseus, der Grossvater des
Herakles und AhnheiT der Heraklidcn. sowie Pelops, der
Stammvater der Atriden, der erstere kam aus dem Norden, der
andere aus Kleinasien
Die mitgebrachten Götter wurden allmälig mit der Geschichte
des in Besitz genommenen Landes und seiner Kultur auf eine
Weise verwebt, dass man später glaubte, sie seien in Person ge-
kommen. Diesen Göttern schrieb man auch die Einführung der
wichtigsten Nährpflanzen, welche die FüLB«r i^r emgewanderten
Stämme mitgebracht haUeM, zo, so der Athene oder Pallas
ckat OiilbwiBii^ der Demeter oder Ceres den Feigenbaum und
dem Dionysos oder Baccho's den Weinstock. Im Erechtheon
von Athen zeigte man noch sehr spät den Oelbaum, den Athene
selbst gepflanzt haben sollte. Alle anderen heiligen Oelbäume
in und bei Athen, insofern sie aus hohem Alterthum stammten,
galten als Ableger dieses ersten Oelbaumes. Auch der Feigen-
baum, den Demeter dem Athener PhytaJos für seine gastfreund-
liche Aufuahme geschenkt hatte, und der an der Strasse nach
Eleusis nicht weit von der Akademie stand, war lange Zeit noch
zu sehen und wurde ebenfalls als heiliger Baum verehrt.
Die ersten aus dem Norden gekommenen Einwanderer Griechen-
lands nannte man Hellenen. Mit ihrem Erscheinen hatte, wie
bereits mitgetheilt ist, der Baumkultus aufgehört. Wo es den Hellenen
auf ihrer Wanderung nach dem Süden des Landes gefiel, siedelten
sie sich an, wurden aber oft wiederum von nachkommenden Stamm-
genossen weiter nach Süden gedrängt. Sobald bleibende Nieder-
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lassungen geschahen, wurde natürlich Wald ausgehauen. Die mit-
gebrachten Götter erhielten in der ersten Zeit ihr Unterkommen
in den vorhandenen Grotten und Höhlen, erst weit später erbaute
man ihnen steinerne Tempel.
Nicht zu gleicher Zeit, sondern später kamen unter Führung
eines Häuptlings, den man in der folgenden Zeit ebenfalls als
König bezeichnete, andere Einwanderer über das Meer, und zwar
von Südosten her aus Syrien, oder von Süden her aus Aegypten und
bemächtigten sich bestimmter Stellen des Landes, hauptsächlich an
der Küste. Die daselbst bereits wohnenden Hellenen wurden
verdrängt oder wohl häufiger unterworfen. In letzterem Falle
vermischten sich die früheren und späteren Einwanderer bald auf
eine Weise miteinander, dass beide später nicht mehr zu unter-
scheiden waren.
Auch diese neuen Einwanderer hatten ihre Götter mitgebracht
und deren Kultus eingeführt. Die wichtigste Gottheit der syrischen
Einwanderer ist Aphrodite, oder Venus. Durch die rasch aufein-
ander folgenden Einwanderungen nahm die Bevölkerung in ent-
sprechender Weise zu und wurde Ursache, dass der Wald immer
mehr gelichtet und das Land oflfen gelegt wurde. Es scheint
dieses aber schon in sehr früher Zeit zu viel geschehen zu sein,
so dass, wie es in allen Ländern auch später der Fall gewesen
ist, durch Versiegung der offengelegten Quellen und Bäche, Trocken-
heit mit ihren schädlichen Folgen sich sehr bald schon fühlbar
machte. Zum Glück sah der intelligente Grieche dieses zeitig
ein und traf alsbald die nöthigen Vorkehrungen, diesen Uebel-
stand zu beseitigen. Das Erste, was er that, war, dass er die
Stellen, wo früher Quellen und Bäche vorhanden, von Neuem mit
schattengebenden Bäumen bepflanzte. Vor Allem verwendete er
seine Aufmerksamkeit auf die zu Tage tretenden Grotten und
Höhlen, besonders wenn aus ihnen früher Quellen hervorgesprudelt
waren. Es kam dabei der religiöse Glaube zu Hülfe. In derlei
Grotten hatten die Einwanderer in der ersten Zeit ihre mit-
gebrachten Götter untergebracht, die Grotten waren also dem
Volke heilig. Priester und noch häufiger Priesterinnen behüteten
die neue Anpflanzungen, die den Namen Alsos (d. i. Hain) er-
hielten; eine grosse Strafe traf denjenigen, welcher einen solchen
Hain beschädigte.
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In der spätem nachchristlichen Zeit, zur Zeit des Pausanias,
erhielten dergleichen von Jungfrauen bewohnte Grotten erst den
Namen Nymphäen, sie waren aber schon in den ältesten Zeiten
vorhanden, wo die verschiedenen Stämme erst anfingen, allmälig
ein besonderes Volk zu bilden. Die in den Grotten wohnenden
priesterlichen Jungfrauen besassen in der Regel die Gabe der
Weissagung. Einige hatten sich mit der Zeit einen grossen Ruf
erworben. Aus entfernten Gegenden kamen die Bewohner des
Landes, ja selbst Abgesandte von Staaten, um dergleichen Jung-
frauen zu befragen. Das berühmteste Orakel dieser Art war zu
Delphi.
Diese Alsen oder Haine bestanden hauptsächlich aus Laub-
holz. Es waren Platanen und ausserdem Erlen, die man am
Liebsten verwendete. Nadelholzer scheint man nur ausnahmsweise
gebraucht zu haben. Li diesem Falle beschränkte man sich
auf die Cypressen. Es waren in der Regel auch nur Haine, die
der syrischen Aphrodite, mit der die in Syrien heimische Cypresse
auch eingeführt worden, gewidmet waren. Doch lässt Homer auch
in dem Haine der Kalypso Cypressen wachsen.
Li dergleichen Hainen wurden in der spätem Zeit, wo die
geistig bevorzugten Griechen allmälig eine feinere Bildung er-
hielten, den Göttern auch steinerne Tempel erbaut. Tempel und
Hain, die beide in der Regel von einer Mauer umschlossen waren,
erhielten jetzt die Bezeichnung Temeni. Diese Temenen spielten
in der Geschichte Griechenlands, vor Allem Athens, eine sehr
gewichtige Rolle. Von ihnen wird später noch ausfuhrlich ge-
sprochen werden.
Anpflanzungen von Bäumen galten schon zu Homer's Zeit
für ein grosses Verdienst. Homer berichtet schon aus seiner Zeit,
dass Menelaus sich ein Verdienst erworben, dass er zu Kephyre
in Arkadien einen Platanenbaum geflanzt habe. Dieser Platanen-
baum nahm allmälig grosse Dimensionen an und wurde lange noch
bewundert.
Koch.
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3. Absclmitt.
Die Wälder Griechenlands und ihr Aussehen.
In dem früheren Abschnitt habe ich bereits mitgetbeilt, dass
in der allerältesten Zeit Griechenland ganz mit Wäldern bedeckt
war, dass die Wälder aber von den verschiedenen Einwanderern
allmälig in einer Weise gehchtet wurden, dass schädliche Folgen
daraus entstanden- Wie diese aber auch wiederum nach und
nach ausgeglichen wurden, ist ebenfalls gesagt. Es bleibt mir
nun noch übrig, im Allgemeinen ein Bild des Waldes, wie er sich
bis zur Zeit der höchsten Blüthe Griechenlands gestaltet hatte,
zu geben.
Da in den höheren Gebirgen, mit Ausnahme der Mitte des
Peloponnes, also Arkadiens, keine grösseren Niederlassungen von
Einwanderern geschehen waren, so erhielten sich auch die dorti-
gen Wälder mehr oder weniger unversehrt.
So gross auch das Bedür&iss der besonders an der Ost- und
Südküste wohnenden Griechen, namentlich nach Schiffsbauholz,
war, so hielt man es doch für vortheilhaffcer, dieses sich aus oft
fernen Ländern und Inseln zu holen. Selbst das ferne SiciHen
und Unteritalien, welche beide wegen ihrer ursprünglich griechi-
schen Bevölkerung den Namen „Grossgriechenland" erhalten hatten,
wurden beansprucht. Die Flüsse, welche aus dem Hochgebirge
kommen, sind so unbedeutend, dass sie nicht einmal zum Flössen
gebraucht werden können. Die Unbrauchbarkeit solcher Flüsse
wird noch dadurch erhöht, dass die Abfalle tiefer im Gebirge in
der Regel sehr steil sind. Wasserfalle, wie man sie sich nur
wünschen kann, sind in den Gebirgen Griechenlands keine seltene
Erscheinung.
In tiefer gelegenen Theilen des Gebirges können wegen der
eben besprochenen steilen Abhänge keine Bäume wachsen, es
kommt nur eine mehr oder weniger verkrüppelte Strauchvegetation
vor. Aber auch diese Strauchvegetation lag in der Regel zum
grössten Theil zu entfernt, um benutzt werden zu können; befand
sie sich der Küste aber näher und konnte, ohne zu grosse Kosten
zu machen, benutzt werden, so wurde aus ihr schon an Ort
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und Stelle Kohle angefertigt, welche wie in Athen, den Metall-
arbeitern zur Feuerung diente.
Zur Schonung Schatten werfender Bäume in der Nähe von
Städten und Dörfern trug in erster Linie bei, dass man, wie in
allen wärmeren Ländern, so auch in Griechenland das Bedürfniss
nach Schatten selbst besass. Wie noch heut' zu Tage im. Orient,
brachte auch die Bevölkerung des alten Griechenlands den Tag
weniger in Häusern als vielmehr gern im Freien, und zwar im
Schatten breitgipfeliger Bäume zu. Die italienische Sitte, am
Tage in den gegen das Eindringen der Wärme sehr verwahrten
Häusern zu leben und die Nacht zum Tage zu machen, war im
alten Griechenland und ist auch heute noch im ganzen Oriente
unbekannt. Man zog in den alten Zeiten in Griechenland und
auch heute noch im Oriente den Aufenthalt im Freien, zumal
wenn man dabei noch das Murmeln eines Baches oder eines
Springbrunnens hören konnte, dem im geschlossenen Hause vor.
Als Athen zu gross wurde, erbaute man sich Wohnungen
ausserhalb der Stadt und umgab sie mit Gärten, in denen grosse
Bäume vorhanden waren. Die alten Griechen legten deshalb auch
auf ihre Wohnung in der Stadt keinen grossen Werth und be-
trachteten sie vielmehr als Lagerräume. Sie schliefen auch nur
in den Häusern, wenn das Wetter zu schlecht war, um die Nacht
im Freien zuzubringen. Als zur Zeit der höchsten Bluthe
Griechenlands in Athen ein Baum nach dem andern dem Luxus
gefallen war, wurden überbaute Hallen errichtet, um in ihnen
bei dem Lustwandehi gegen die brennende Sonne geschützt zu sein.
Im Gegensatz zu den einfachen Wohnhäusern in Athen, wur-
den daselbst in der späteren Zeit die öffentlichen Gebäude, be-
sonders die Tempel, prunkvoll hergestellt. Die grösseren Städte
des alten Griechenlands, wie etwa Athen, besassen während ihrer
Bluthe ziemlich das Ansehen der grossen Städte des heutigen
Orients, nicht Italiens. Es scheint nur in den Wohnhäusern des
alten Griechenlands mehr Sauberkeit geherrscht zu haben, als bei
den heutigen Orientalen. Neben kleinen Häusern und Häuschen
des Volkes befanden sich im alten Griechenland, vor Allem in
Athen, die prachtvollsten omamentalen Gebäude. Diese standen
auch meistens in einer Weise isolirt, dass sie von allen Seiten
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umgangen werden konnten. Ausser den Göttern besassen nur
Machthaber und Könige prächtige Gebäude als Wohnung.
Vielleicht war es in der ältesten Zeit Roms auch nicht anders,
aber später, als die Reichthümer der damaligen bekannten Welt
in Rom zusammenflössen und der Römer sich als Herr und Ge-
bieter von dieser betrachtete, wusste man gar nicht, was man mit
dem Gelde anfangen sollte und verschwendete es auf eine maass-
lose Weise. Man erbaute sich Häuser, wie die alten Griechen sie
nur far ihre Götter besassen, und stattete sie im Aeusseren wie
im Innern auf das GlanzvoUste aus.
4. Abscimitt.
Die Gehölze der griechischen Wälder.
Die Vegetation der Länder bleibt nie dieselbe; sie wechselt
in den Zeiten mit den Bewohnern. Es können, was das Seltenere
ist, Pflanzen verloren gehen, aber auch noch häufiger neue ein-
geführt werden. Gleich ist es, ob diese Pflanzen krautartig oder
mehr in die Augen fallende Gehölze sind. Wir besitzen hierüber
ein auch für Botaniker nicht genug zu beachtendes Werk eines
gelehrten Philologen, der früher in Dorpat Professor an der dorti-
gen Universität war, sich aber jetzt Berlin zu seinem stetigen
Aufenthalt erwählt hat und mit dem einfachen Namen Victor
Hehn sich unterzeichnet. Das Werk führt den Namen
„Die Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Uebergange
aus Asien nach Griechenland und Italien"
und hat in der sehr kurzen Zeit von 8 Jahren eben jetzt die
dritte Auflage erhalten. Dieses Buch führt in nicht geringer
Menge Pflanzen an, die Griechenland und Italien erst aus Asien
erhalten haben. Die Einwanderer brachten nicht allein ihre Götter
mit, sondern auch ihre Lieblings- und Kulturpflanzen. Für den
Oliven- und Feigenbaum, so wie für den Weinstock, hat es Victor
Hehn mit grosser Gewissheit nachgewiesen. Will der gelehrte
Verfasser genannten Buches doch selbst den ächten Kastanien-
baum, der jetzt in allen südlichen Ländern Europas Wälder von
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grossem Umfange bildet, in Griechenland erst später eingeführt
haben.
Abgesehen von den Menschen haben auch andere Ursachen
vielfach eingewirkt, dass fortwährend Pflanzen in Griechenland
eingeführt wurden. Solche Ursachen sind vor Allem Meeres-
strömungen, der Wind, hauptsächlich aber Vögel, die bisweilen
aus weiter Feme kommen. Auf diese Weise hat auch die Anzahl
der Pflanzen von der ältesten bis zu der Zeit, wo Barbaren von
Norden her eindrangen und das Land verwüsteten und selbst später
noch, bis auf die neueste Zeit zugenonmien. Die Zahl derer, die
erst seit der Befreiung Griechenlands eingeführt wurden, ist selbst
nicht unbedeutend und zwar nicht allein an Kultur- und Nutz-
pflanzen, auch an andern, besonders an Unkräutern. Es wird im
Folgenden meine Hauptaufgabe sein, bei den einzelnen Gehölzen
möglichst anzugeben, ob diese ursprünglich in Griechenland oder
erst, und zwar ohngefahr zu welcher Zeit, später eingeführt
wurden.
Was in der alten Pelasger Zeit von Gehölzen vorhanden ge-
wesen ist, lässt sich nicht mehr sagen, die ersten Nachrichten
über die griechischen Gehölze finden wir in den gesammelten
Gesängen des Homer. Auf sie müssen wir daher einen besonders
grossen Werth legen. Die spätem griechischen Schriftsteller sind
mit wenigen Ausnahmen leider ausserordentlich karg in ihren
Nachrichten darüber. Von Aristoteles sind die Abhandlungen
über Pflanzen leider zum grössten Theil verloren gegangen, da-
gegen hat sein Schüler Theophrast ein Werk von Bedeutung
hinterlassen. Es liegt hauptsächlich meinen Angaben zu Grunde.
Die Flor Griechenlands in dem Hochgebirge unterscheidet
sich wesentlich von der der niedem Regionen und der Ebenen.
Während sie im Hochgebirge eigenthümlich erscheint oder der
Flor Eleinasiens sich anschliesst, stimmt die der niederen Regionen
mit der der übrigen Mittelmeerländer Europas überein. Man kann
annehmen, dass die jetzigen Bäume des Hochgebirges, vielleicht
ohne Ausnahme, ursprünglich schon vorhanden gewesen und keine
neuen dazu gekommen sind.
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Zweiter Theil.
Griechenlands Bäume und Sträucher.
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Zweiter Theil.
Griechenlands Bäume und Sträucher.
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Erste Abtheilung.
Die Zapfenträger. Coniferae.
Jjine grosse Anzahl grösserer und kleinerer Gehölze, welche
in der Vorwelt in weit grösserer Anzahl vorhanden waren, sind
zum Theil und in Form von Kohlen noch vorhanden. Die Zapfen-
trager unterscheiden sich wesentlich von allen andern phanero-
gamen Pflanzen in der ganzen Art und Weise ihrer äusseren Er-
scheinung, hauptsächlich aber durch ihre Befruchtung. Doch
schliessen sie keineswegs ab, sondern gehen in allen Verhält-
nissen in die anderen phanerogamen Pflanzen über. Man nennt
sie auch wohl Nacktsämler, Gymnospermae, weil ein Theil der
Botaniker der Ansicht ist, dass die einfache Hülle, welche den
Embryo einschliesst, eine Ei- und nicht eine FruchthüUe sei; es
fehlt nach diesen demnach die letztere.
Alle Zapfenträger haben das Eigenthümliche, dass sie einen
harzigen Stoff bilden und nicht in den Zwischen zellen- oder
Intercellular-Räumen ausscheiden. In grösserer Menge angehäuft,
sucht der harzige und noch flüssige Stoff sich einen Ausweg
und kommt dann als Harz (QrjTivrj) nach aussen. Ueber diese
Hai'ze, welche in einigen Familien eine wichtige Rolle spielen,
hat sich Theophrast in seiner Geschichte der Pflanzen ausführlich
ausgesprochen (IX, 2, 1 — 8).
Gerade dieses hat mich bestimmt, zum besseren Verständniss
des Ganzen mich jetzt über die Natur dieser Harze und über
ihre Verschiedenheit von anderen gewöhnlichen Erzeugnissen noch
etwas näher auszusprechen und sie zu unterscheiden. Man hat
in der organischen Chemie zweierlei Oele, fette und flüchtige.
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Die letzteren können zwar auch flüssiger Natur sein, an der
Lufb verflüchtigen sie sich aber sehr leicht mit Hinterlassung
eines meist angenehmen Geruches. Eine Reihe dieser ätherischen
Oele, die sogenannten Terpenthine, sind schwerflüssig, verflüchtigen
sich weit schwieriger und verdichten sich leicht zu einer festen
Masse, welche man als Harz, Qrjtlvrjy bezeichnet. Diese Harze
sind es nun, welche fast nur in 2 Familien, in der Familie der
ächten Nadelhölzer und in der Familie der Terpenthinpflanzen,
zweien ausserdem ausserordentlich verschiedenen und im Systeme
sehr fem von einander stehenden Familien, vorkommen. Es wird
daher, wenn von der Familie der Terpenthinpflanzen die Rede
sein wird, nochmals von diesen Harzen gesprochen werden.
Die Bildung der Harze geschieht nur durch Verflüchtigung des
Wassers, der Rückstand nimmt aber verschiedene Formen, die beson-
dere Namen erhalten haben, an. Interessant ist es, dass wir uns
in unseren Apotheken und Droguen-Handlungen derselben Namen
bedienen. Fliesst der Terpenthin in sehr grosser Menge, wie bei
Verwundung milchender Pflanzen, z. B. der Euphorbiaceen {ägneg
Twv 6n(judiüv\ so bildet er grosse zusammenhängende Stücke,
die Theophrast als Rindenstücke belegt ((pi^oirj)^ geschieht das
Ausfliessen aber langsam und bleibt die Masse an der Rinde
hängen oder fallt auf den Boden und zwar in Form rundlicher
oder vielmehr länglicher kleinerer und grösserer Stücke, so nannte
Theophrast sie ddxQva und wir nennen sie Thränen. Sind die ein-
getrockneten Stücke noch kleiner, so führen sie bei Theophrast
den Namen xovx^qoi (d. i. Graupen, nicht guttae also Tropfen,
wie Wimmer sagt), jetzt nennt man sie aber grana oder Kömer.
Es giebt aber wiederum von den Thränen so grosse Stücke dass
sie die Hand ausfüllen.
In dem Kapitel über die Harze bespricht Theophrast auch die
Güte der verschiedenen Harze. Damach verdient das, was von Tcq^
fuivx^og (Pistacia Terebinthus L.), einer Terpenthinpflanze, gewonnen
wird, den Vorzug als bei Weitem das beste. Nach diesem folgt
erst das, was die ächten Nadelhölzer, vor Allem nevxr] liefert.
Die Zapfenträger bilden 4 grosse Familien:
1. Die ächten Nadelhölzer oder Abietaceen.
2. Die Cjrpressartigen oder unächten Nadelhölzer, Cupres-
saceae.
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3. Die Eibenbäume oder Taxaceen.
4. Die den Uebergang eu den übrigen Gehölzen machenden
Gnetaceen.
Die beiden ersten Arten sind in Griechenland vertreten, von
den beiden Andern ist dagegen nur je eine Art daselbst vor-
Jbanden.
Erste Familie.
Die Nadelhölzer, Abietaceae.
Wenn schon bei uns dieKenntniss der Nadelhölzer noch eine
Crux der Laien nicht aUein, sondern auch der Botaniker dar-
stellt, so darf man sich nicht wundem, wenn der grösste Theil
der griechischen Schriftsteller sie ebenfalls oft mit einander ver-
wechselt hat. Homer und noch mehr Theophrast kannten jedoch
die 4 Nadelhölzer, welche zu ihrer Zeit in Griechenland wuchsen
und noch daselbst vorkommen, sehr gut. 'Ekdtri^ mzvg^ navxrj
sind die Namen, die sie führen.
I. ^EkazT] ist das Nadelholz mit hochaufstrebendem und die
Wolken berührendem Gipfel bei Homer, eine Weiss- und Edel-
tanne, nicht aber, wie man irriger Weise hier und da glaubt, eine
Rothtanne oder Fichte, die garnicht in Griechenland und über-
haupt nicht im südlichen Europa, sowie im Oriente, wächst, wohl
aber ausserhalb Griechenlands durch eine Art mit kleineren und
gar nicht stechenden Nadeln vertreten wird, durch Abies orien-
talis (Pinus) L. In Pontus, dem Reiche des Mithridates, bildet
sie jetzt noch ungeheure Wälder, die ich 1843 kennen lernte.
'EXazri wird in Griechenland durch zwei einheimische, ihm
eigenthümliche Arten : Abies Apollinis (Picea) Lk. und cephalonica
(Pinus) Endl. vertreten. Beide wachsen im Hochgebirge, die
letztere aber nur im Peloponnes und auf einigen Inseln. Wenn
griechischer Seits behauptet wird, dass man aus ihrem Holze Ruder
anfertige, so ist dieses ein Irrthum und beruht auf einer Ver-
wechselung mit der nixvg d. h. Aleppoföhre (Pinus Aleppica L.).
Leider vertragen beide Arten nicht unser norddeutsches
Elima, da sie zu &üb im Jahre ausschlagen und dann durch
Nachtfröste leideaü. La Südwest-Deutschland sieht man dagegen
schöne, oft schon grosse Exemplare, welche allgemein Zapfen
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tragen. Abies Apollinis (Picea) Lk. besitzt ziemlich stampfe
Nadeln und hat vor allen andern Tannen überhaupt die Eigen-
thümlicbkeit, dass sie Stockausschläge macht. Unter Stockaus-
schlägen versteht man das Neubilden von Zweigen und Aesten am
Stamme, wenn die Krone verletzt oder auch ganz und gar weg-
genommen ist. Theophrast hat sie als die weibliche Weisstanne
(^HaTTj d^^lvg) unterschieden und beschreibt sie auch sehr genau,
so dass über die Identität gar kein Zweifel sein kann.
Abies cephalonica (Pinus) Endl. besitzt dagegen spitze und
selbst stechende Nadeln, die auch keineswegs so regelmässig auf
zwei Seiten stehen, wie es bei der Apollotanne der Fall ist. Sie
ist die männliche Elate.
Beide Tannen zeichnen sich, wie unsere Weiss- und Edel-
tanne, Abies Picea (Pinus), durch ihr weisses, geradfaseriges und
leicht zu bearbeitendes Holz aus. Wie bei uns z. B. in Sonnen-
burg jenseits des Thüringer Waldes und in Nürnberg, wurde es
schon bei den alten Griechen vielfach zu allerhand Geräthschaften,
aber auch zu feineren Gegenständen, z. B. Malertafeln, Schreib-
tafeln, Oodicillen u. s. w. Tcivdxia twyQ(ig)(ov, yga^tfiavaiv j;ä
noXXa III, 9, 7) benutzt. Besonders fest und dauerhaft ist das
noch weissere Kernholz, was den Namen Xovaaov führt. Es
scheint, als wenn es von den Arkadiem, die mit den verschiede-
nen Qualitäten des Holzes der Nadelhölzer sehr vertraut gewesen
zu sein scheinen, viel verarbeitet worden wäre.
n. Unter nitvg und nevxrj hat man nur Kiefern oder
Föhren zu verstehen. Tannen und Föhren oder Kiefern unter-
scheiden sich sehr leicht von einander. Die ersteren besitzen die
kürzeren Nadeln einzeln, die letzteren zu 2 bis 5 in einer Scheide
(bei den unsrigen und griechischen nur zu 2). Das Holz hat
keine weisse, sondern gelbliche Farbe und lässt sich wegen vielen
Harzes nicht so leicht verarbeiten, als das Tannenholz. Von ihm
noch später ausführlicher.
Die Unterscheidung der beiden Föhren ist den Griechen ebenso
schwer gefallen, wie es auch noch unseren Laien schwer fallen
wird. Homer verstand unter nitvg nur Pinus Laricio Poir, wenn
er (II. XTTT, 390 und XVI, 483) sie hoch im Gebirge wachsen
und ihr Holz als Balken der Schi£Fe gebrauchen lässt; neintr]
hingegen ist ihm die am Meere wachsende Aleppoföhre (Pinus
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Aleppica L.), welche von aus dem Gebirge kommenden Strömen
mit fortgerissen wird (IL XI, 494) oder von der das Holz wegen
des Harzgehaltes zu Pföhlen in der Erde verbraucht wird
(D. XXTTT, 328.).
Es unterliegt auch kaum einem Zweifel, dass die griechischen
Schriftsteller kurz vor und in der Glanzperiode unter nevxrj ebenfalls
nur sie verstanden haben. Tthvg war ihnen dagegen mit Homer
die im Gebirge wachsende Pinus Laricio Poir. Durch Abhauen
beschädigt geht diese zu Grunde, jene aber nicht und macht keine
neuen Ausschläge. Darauf bezieht sich das sprichwörtliche Gleich-
niss eines Menschen mit diesem Baume bei Herodot und Anderen.
Auch Theophrast kennt diesen Unterschied im Wachsthum beider
Föhren (III, 9, 5).
Es ist jedoch zu bemerken, dass ausser diesen beiden Föhren
im äussersten Norden Griechenlands auch noch unsere gemeine
Föhre, Pinus sylvestris L. beobachtet worden ist.
Zur Zeit des Theophrast muss sich die Bedeutung der beiden
Worte nicvg und Tievxrj geändert haben ; denn unter dem ersteren
Namen versteht dieser die Aleppoföhre, Pinus Aleppica L., am
Meere, unter letzterem Pinus Laricio Poir im Gebirge. Heber
sie spricht Theophrast im 9. Kapitel des 3. Buches (1 — 7) aus-
führlich.
Beide Worte sind aber nur in Arkadien gebräuchlich, auf
dem Festlande, vor Allem in Athen, wo Theophrast die grösste
Zeit seines Lebens zugebracht hat, bediente man sich für beide
Bäume nur des Wortes nevxj] und unterschied die einzelne Art
als männlich und weiblich (ciQQrjv und x^r^lvg). Doch davon später.
Theophrast giebt von nixvg und nevxrj sehr genaue Be-
schreibungen (III, 9, 4 und 5), die von der noch oft zu be-
sprechenden scharfen Beobachtungsgabe des altgriechischen Bota-
nikers lautes Zeugniss ablegen. Seine besonders über die Föhren
höchst interessanten Mittheilungen werden alle die, welche sich
speciell mit der Naturgeschichte derselben beschäftigt haben, be-
stätigt finden.
Die nevxrj des Gebirges besitzt einen weit höheren, glatteren und
dickeren Stamm, die Blätter sind in grösserer Menge vorhanden
und glänzend. Besonders charakteristisch ist ihr Holz mit dem
Inhalte, dem Harze. Das Holz unterscheidet sich zunächst von
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dem der Tannen dadurch, dass es sich, selbst das Kernholz, was hier
den Namen aty/c führt, wegen der meist grösseren Menge von Harz,
wie bereits gesagt, schlecht verarbeiten lässt. Es hat bei navxTj
eine gelbliche, bei nkvg eine mehr weissliche Farbe, ähnlich dem
Holze der Tannen. Wenn W immer in seiner sonst so vorzug-
lichen Ausgabe des Theophrast iyxaQÖwv mit meduUa (also Mark)
übersetzt, so ist dies ein Irrthum, da das Wort dem ctiyig gleich
ist und Kernholz bedeutet. Nadelhölzer verlieren sehr frühzeitig
ihr Mark.
Bei nvcvg sind die Blätter dünner, trockener und in weit
geringerer Anzahl vorhanden, der Stamm bleibt dagegen niedriger
und steigt nicht so grade in die Höhe, wie bei Tteixfj. Er ent-
hält auch weit weniger Harz, was einen etwas bitteren Geschmack
hat und bildet keinen Kien (dtföog).
Umgekehrt entwickelt sich, besonders in günstigen und sonni-
gen Lagen, bei nevarj so viel Harz, dass der Baum davon er-
sticken, völlig zu Kien sich umwandeln und ganz und gar zu
Grunde gehen kann. Die Bildung des Kiens ist bei nsvxrj am
unteren T heile des Stammes und an den Aesten am stärksten.
Darauf beruht ein Verfahren, was zur Gewinnung von flüssigem
Harze, dem sogenannten Terpenthin, (^Qfjrivf] und nivta, d. h.
feinerer und gröberer Masse), was aber auch bei Harz und
Pech, besonders auf Kreta in Anwendung gebracht wurde und
auch von Theophrast genau beschrieben worden ist (IX 2, 7 und
3, 1) Interessant ist, dass dasselbe Verfahren, wenig verbessert,
noch jetzt vor Allem im südwestlichen Frankreich (im Departe-
ment des Landes*)) in Anwendung kommt. Auf Kreta, wie
in Südwest- Frankreich, ist das Klima zur Erzeugung eines vor-
züglichen Terpenthins und Harzes besonders günstig, während in
Deutschland, vor Allem im Thüringer Walde, die Sonne nicht im
Stande ist dergleichen feinere Stoffe in den Föhren hervorzulocken.
Hier wird der sogenannte Theer in besonders dazu erbauten Theer-
öfen gewonnen. Aber auch selbst diese waren zur Gewinnung
einer feineren Sorte dem Theophrast bekannt, und werden von
ihm genau beschrieben (IX, 3, 1 — 4).
•) Vergl. Koch, Wochenschrift für Gärtuerei und Pflanzenkunde, 9. Jahr-
gang, 330.
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Wenn ich oben gesagt habe, dass Pinus Laricio Poir. die
Mutterpflanze des Cretischen, aber auch griechischen Terpenthin,
sowie des feineren Harzes, aber auch des dortigen schlechteren
Peches ist, so bemerke ich noch, dass wir von dieser im Süd-
osten Europas viel verbreiteten Föhre eine Abart besitzen, welche
besonders reich an Harz ist und desshalb im Erzherzogthum
Oesterreich zur Gewinnung von harzigen StofFen kultivirt wird.
Link hat diese Abart wegen ihrer dunkeln Farbe als Pinus nigra
beschrieben. Einige Jahre hierauf erhielt sie auch den Namen
Pinus austriaca Hoess. Sie ist so reich an harzigen Stoffen, dass
ein Kubikfuss Holz 2 Pfund schwerer ist, als das der gewöhn-
lichen Kiefer. Möglicher Weise ist diese Abart der Pinus Laricio
Poir. und nicht die Hauptart selbst auf Kreta und in Griechen-
land vertreten.
Die südwestlich in Frankreich wachsende Föhre, welche den
feinen Terpenthin liefert, ist aber nicht Pinus Laricio Poir., son-
dern P. Pinaster SoL, eine Art, welche bei uns in Deutschland
erfriert und seit Anfang dieses Jahrhunderts in allen wärmeren
Landern der ganzen Erde, auch jenseits des Aequators, wegen
ihrer Nützlichkeit verbreitet wurde. Möghcher Weise wächst sie
auch in Griechenland und ist von neueren Reisenden nur noch
nicht unterschieden vorden.
Dass die harzigen Stoffe der nevxr] sich unter günstigen Ver-
hältnissen besonders entwickeln und selbst das Ersticken des
Baumes herbeiführen können, habe ich schon gesagt, bisweilen
verändern sie sich aber auch auf eine Weise, dass sie fast gar
nicht mehr brennen und eine ganz andere Beschaffenheit erhalten.
Theophrast beschreibt die Umänderung sehr genau (HI., 9, 3).
Nach ihm nennen die Fackelmacher das umgeänderte Harz Feige
(jjvxfj\ in Thüringen hat man die Bezeichnung „Speck" dafür
(wegen des äusseren Ansehens).
Die Fackelmacher (JadovQyoi) bildeten in Griechenland eine
besondere Zunft, welche harzreiche Spähne von einer gewissen
Länge auf den Markt brachte. Diese Spähne mussten unsere
Lichter und Kerzen vertreten und bildeten daher, weniger in
Städten, wo man schon Lampen besass, einen nicht geringen
Handelsartikel. In den Föhrenwäldem selbst fertigte man sie
sich an. Das geschieht noch heut zu Tage im Oriente auch mit
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anderen harzreichen Nadelhölzern. Als ich mich 1843 in der
Region des Pontischen Gebirges befand , wo Abies orientalis
(Pinus) L. grossartige Wälder bildet, leuchteten mir 2 Eingeborene,
wenn ich spät am Abend mein Tagebuch niederschreiben wollte.
fiiTvg, also die Aleppoföhre, wuchs und wächst heut zu Tage
hauptsächlich noch vorherrschend im Peloponnes, weniger in
Attika und wird seltener, je weiter man nach Norden kommt.
Abgesehen von der Umgegend von Pityusa wuchs sie in grösserer
Menge im Nordwesten des Peloponnes, vor Allem in Elis und in
Messenien. Ein zweites Pityusa wurde später an der Westküste
des Kaukasus gegründet und ist noch in den Ruinen von Pitzend
vorhanden. Dort ist es aber eine Abart der Pinus Laricio Poir.,
welche noch in grosser Menge daselbst wächst.
Es bleibt mir noch eine dritte Föhre zu beschreiben übrig.
Sie wird als iifi^Qog^ also als Kulturpflanze, betrachtet und ist
ohne Zweifel unsere Pinie, Pinus Pinea L. An anderen Stellen
hat sie auch den Beinamen nizvq xcovoipoQog.
Das Wort xwvog bedeutet ursprünglich Kegel und ist wegen
der Aehnlichkeit (grösser noch im unreifen Zustande) auf den
Zapfen übertragen worden. Für diesen Fruchtzustand besitzen
die Griechen aber noch den Ausdruck OTQoßikog^ was ursprüng-
lich Kreise] bedeutet und ebenfalls, wie xwvog^ wegen der Aehn-
lichkeit übertragen wurde. Wenn in einigen griechischen Wörter-
büchern geschrieben ist, dass die Griechen unter arQoßikog den
Zapfen der Arve (Pinus Cembra L.), also die Zürbelnuss, ver-
standen hätten, so beruht dieses auf einem Irrthum, da diese gar
nicht in Griechenland wächst.
An einigen Stellen kommen die Piniennüsse auch als xoxxco-
vag vor, darunter versteht man aber sonst überhaupt Fruchtkern.
Später wurden sie auch nvQrjveg^ worunter man ebenfalls Kerne,
besonders des Kernobstes, aber auch den Stein der OUve u. s. w.
verstand, genannt. Nach Fiedler kommen jetzt Piniennüsse gar
nicht auf dem Markt in Athen, dafür aber merkwürdiger Weise
die eben erwähnten Zürbelnüsse (s. Aug. Mommsen, griechische
Jahreszeiten, im 3. Hefte S. 509). Möglicherweise mag dieser
Umstand Veranlassung zur Annahme, dass die Arve in Griechen-
and vorkomme, gegeben haben.
Woher kam die Pinie nach Griechenland? Leider erfahren
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wir gar nichts darüber. Allenthalben, wo wir sie bis jetzt ge-
fanden haben, war sie Kulturpflanze, auch in Italien, wo sie die
alten Römer im Gegensatz zu den wilden Föhren eine Garten-
pflanze nennen. Grisebach wiU sie auf der Halbinsel Athos,
also in Thrazien, vorgefunden haben, ich fand sie im Jahre 1843
im Pontus-Gebiete, und zwar im heutigen Lazistan, nicht weit
von Batum den Fluss Tschoruk aufwärts, in einem völlig wilden
Zustande, aber doch nicht sehr verbreitet. Aufliallend war es
mir, dass sich auf dem Markte der nahen und nicht unbedeutenden
Stadt Artwin keine Piniennüsse vorfanden. Auf jeden Fall sind
die Untersuchungen über das Vaterland der Pinie noch nicht ab-
geschlossen.
Ich komme noch einmal auf die griechischen Föhren zurück.
Dass nur die Arkadier sich der beiden Ausdrücke nhvg und-
newri bedienten, habe ich anfangs ausgesprochen, in Athen scheint
man nach Theophrast nur einen Namen — dem gemeinen Mann
war die Unterscheidung zu schwierig — gebraucht und beide
Föhren nevxrj genannt zu haben. Wer sie jedoch unterscheiden
wollte, nannte die mtvg mänlich (ccqqtjv), die netxrj aber weiblich
Schliesslich bleibt mir noch Weniges über die bei den echten
Nadelhölzern übliche Nomenklatur zu sagen übrig. Linn4 vereinigte
sie sämmtlich noch in seinem Genus Pinus, und der im vorigen
Jahre verstorbene Professor Pariatore in Florenz vereinigt sie
wiederum in seiner neuesten Monographie, mit Recht oder Unrecht,
will ich nicht entscheiden. Soviel ist gewiss, dass die Zapfen,
also die Blüthenstande allein zur Unterscheidung bestimmter
Genera bei den Nadelhölzern nicht genügen, die der Vegetation,
besonders den Blättern entnommenen Merkmale sind weit sicherer.
Auf sie habe ich daher bei meiner Unterscheidung der Genera
das Hauptgewicht gelegt.
Pinus ist ein altrömisches Wort, was bei den Römern nur
die Föhren bedeutet, die Weiss- oder Edeltannen nannte man in
Rom Abies, die Rothtannen oder Fichten Picea. Linn^ be-
kümmerte sich, wie oft in seiner Nomenklatur, nicht weiter um
die ursprüngliche Bedeutung und nannte umgekehrt die Weiss-
tanne Picea, die Rothtanne Abies. Leider glaubte ein Braun-
schweiger Arzt und tüchtiger Botaniker in der zweiten Hälfte des
Koch. 3
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vorigen Jahrhunderts, Duroi, Linn^ in seiner Verkennung korri-
giren zu müssen und nannte nun die Weisstanne Pinus Abies,
die Rothtanne Pinus Picea. Dadurch ist eine heillose Verwirrung
entstanden, so dass Niemand mehr weiss, was man unter Abies
und unter Picea zu verstehen hat. Ein Theil der Deutschen, die
Engländer und die Nordamerikaner haben die Linn^'sche Nomen-
klatur behalten, während der grössere Theil der Deutschen, die
Franzosen und neuerdings die Italiener mit Pariatore die Um-
drehung der Namen Abies und Picea hinsichtlich ihrer Bedeutung
angenonunen haben.
Zweite Familie.
Unächte Nadelhölzer oder Cupressaceen.
Die hierher gehörigen Pflanzen haben zweierlei verschiedene
Lebensstadien. Im ersten sind nur Nadehi vorhanden, in dem
zweiten verwandeln sich diese in kurze, etwas fleischige und kreuz-
weise einander gegenüberstehende, sogenannte Schuppenblätter, so
dass die Aeste mit den jung^i Zweigen in einer Ebene liegen und
Blättern ähnlich erscheinen. Nur die Wachholder-Arten machen
eine Ausnahme, da sie ihre Nadeln ihr ganzes Leben hindurch
behalten. Die Zapfen erscheinen hier in Form von falschen
Beeren, bei den übrigen Cupressaceen werden sie dagegen Beeren-
zapfen oder Zapfenbeeren (Galbuli) genimnt.
1. Die Cypresse, Cypressus sempervirens. Nicht die
wilde Pflanze mit abstehenden Aesten, sondern nur die erst später
in der Kultur entstandene Abart mit einem schlanken, dem der
Itahenischen Pappel ähnlichen Wüchse, kannten die Griechen.
Von ihr ist hier nur die Rede. Sie hat in der botanischen
Wissenschaft den Beinamen Fastigiata erhalten und wurde wohl
zugleich mit der Aphrodite, obwohl der Baum dieser Göttin nicht
geweiht war, eingeführt.
Die Phönizier, das älteste Handelsvolk, gebrauchten die Cy-
presse, wie ich später noch mittheilen werde, vielfach, besonders
zum Schiffsbau. Wohin dieses Volk auf seinen oft weiten See-
fahrten im mittelländischen Meere kam, brachte es auch die aus
Persien erhaltene Cypresse mit und versuchte nicht umsonst, sie
weiter zu verbreiten.
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Auf der im Winkel Syriens und Eleinasiens liegenden Insel
Cypern fand die Cypresse zu ihrem Gedeihen vortrefflichen Boden
und nicht weniger ein günstiges Elima, so dass sie sich in kurzer
Zeit über die ganze Insel ausbreitete und selbst Veranlassung zu
ihrer Benennung wurde. Noch weiter westlich, ziemlich in der
Mitte zwischen Cypern und Griechenland, liegt die Insel Kreta.
Auch auf ihr gedieh die Cypresse ungemein, so dass Theophrast
die Insel wohl für ihr Vaterland halten konnte. Aus ihrem Holze
wurden Götterstatuen angefertigt und in grösster Menge auf den
Markt nach Athen, wo sie rasch Absatz fanden, gebracht.
Wahrscheinlich ist es, dass die schlanke Cypresse in den
ältesten Zeiten Griechenlands nur auf den Peloponnes und die süd-
lichen Inseln beschrankt war, jetzt wächst sie aber auch in Attika
und sonst in wärmeren Gegenden des griechischen Festlandes. Wenn
aber trotzdem Homer von einer Cypressenstadt am Parnass in
Phokis spricht (IL H, 519), so mögen die hier angegebenen Cy-
pressen nicht Cypressen, sondern einer Cypresse ähnliche und mit
gleichen Eigenschaften versehene Sadebäume gewesen sein. Wahr-
scheinlich verwechselten die Sänger der Ilias, die selbst nicht nach
dem Norden Griechenlands gekommen waren, die Cypresse mit
der ähnlichen Juniperus phoenizea.
In der späteren Griechenzeit dachte man sich, wie schon ge-
sagt, die Cypresse auf Kreta oder selbst im Peloponnes ein-
heimisch. Nach der Sage lebte auf Kreta ein so schöner Jüng-
ling mit Namen Cyparissos, dass sich selbst Apollo (nach Andern
Zephyr) in ihn verliebte. Da der keusche Jüngling umsonst sich
den Verfolgungen des Gottes zu entziehen suchte, so verwandelte
Zeus ihn in den Baum, der von nun an seinen Namen trug.
Die Cypresse kam hauptsächlich nur an Stellen des Peloponnes
vor, wo man die Aphrodite verehrte, und wurde daselbst zu Hainen
verwendet. Der grösste Cypressenhain war in Krannion bei
Korinth. Schon Homer lässt im Haine der Kalypso Cypressen
wachsen. Polyphemos hatte femer nach Theokritos, der allerdings
erst im 3. Jahrhundert vor Christus lebte, auch seine Grotte unter
Anderem mit Cypressen bepflanzt.
Die Sitte, sie als Trauerbaum auf Gräbern zu pflanzen, wie
es noch heut zu Tage im Orient der Fall ist, scheint lateinischen
Ursprunges zu sein. In der späteren nachchristlichen Zeit kannten
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36
aber auch die Griechen diese Sitte, wenigstens erzählt Pausanias,
dass auf dem Grabe des Alkmäon, Sohn des berühmten Sehers
und Königs von Argos, Amphiaraos, Cypressen von solcher Schön-
heit gestanden hätten, dass sie den Namen der Jungfrauen erhielten
und als besonders heilig und unantastbar betrachet wurden.
Abgesehen davon, dass die Cypresse nur zwei Mal von
Homer genannt wird, spielt sie, wenn man Pindar ausnimmt, bei
den griechischen Schriftstellern bis auf die spätere Zeit keine
Rolle. In der Nähe von Athen wuchs sie nicht und was aus
Cypressenholz angefertigt in Athen verkauft wurde, hatte man erst
aus der Feme, besonders aus Kreta eingeführt. Grössere Be-
deutung erhält die Cypresse erst mit dem 3. Jahrhundert v. Chr.
Die Perser hielten die schlanke Cypresse noch heiliger, als
die Griechen. Sie war in der Zendreligion das Sinnbild des
Feuers, d. h. der spitz zulaufenden Flamme, und hatte ihren Ur-
sprung im Paradiese, wohin sie Zoroaster selbst gepflanzt hatte.
Sie ward — um mich der Worte Victor Hehn's zu bedienen —
die Zeugin für Ormuzd und dessen reines Wort und prangte
durch ganz Iran in alten ehrwürdigen Exemplaren vor den Feuer-
tempeln, in den Höfen der Paläste und im Mittelpunkte der
medopersischen Baumgärten.
Die Stammform mit horizontal ausgebreiteten Aesten, welche
in der botanischen Wissenschaft mit dem Beinamen horizontalis
belegt wird, kam in Persien ebensowenig, wie in Griechenland
vor. Dagegen kannte Plinius beide in Italien. Er bezeichnete
die eine mit horizontalen Aesten, also die ursprüngliche Form,
als Cupressus mas, die andere schlanke dagegen als Cupressus
femina. Ritter und Humboldt geben, auf diese sich stützend,
das heutige Afganistan, als Vaterland der Cypresse an, sie kannten
aber nur die schlanke Form, die dort wachsen mag. Von grösserer
Bedeutung für das Vaterland der Cypresse sind die Nachrichten
vom Freiherm von Hügel aus Wien, der sie inKashmir, Wälder
bildend fand. Royle, der berühmte Forscher der Flora des west-
lichen Himalaya, lässt sie etwas weiter nach Osten auf gleiche
Weise grosse Wälder bilden. Samen, die vom Himalaya nach
Europa gebracht wurden, gaben nur Exemplare mit horizontalen
Aesten. Unter den Namen Cupressus Whitleyana, Doniana und
Royleana befinden sich diese Pflanzen seit langer Zeit schon im Handel.
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Victor Hehn hält in seinem klassischen, bereits näher be-
zeichneten Werke auch die ßQad-v des Dioskorides für eine
Cypresse und macht dabei Schlüsse über den Zusammenhang des
Wortes mit dem altphönizischen ßerut. ßgad^v des Dioskorides
ist aber eine ganz andere Pflanze und zwar nach genanntem
Griechen selbst Juniperus Sabina, also der Sadebaum. Diosko-
rides sagt, dass ßgad^v der Cypresse wohl ähnlich (to [lev yccQ
avToi soti Tolg (pvlloig ofioiov xvTtaQiaacp) sei aber doch nicht
eine und dieselbe Pflanze.
Ich habe zum Schluss noch zu bemerken, dass das Cypressen-
holz wegen seiner langen Dauer, man möchte sagen, wegen seiner
ünverwüstlichkeit und wegen seiner Eigenschaft, nicht von In-
sekten angegriffen zu werden bei den alten Griechen nicht allein
in grossem Ansehen stand, sondern die Phönizier verwendeten es
schon zu ihrem Schiffsbau. Auch Alexander der Grosse benutzte
es nebst Cedernholz, welche beiden Hölzer er schon fertig ge-
zimmert über Land vom Libanon bezog, zu seiner Eufratflotte.
Endlich wurde Cypressenholz beim Bau des grössten Schiffes,
was von den Alten gebaut worden ist, zum Transport von Getreide
diente und den Namen Alexandria besass, verwendet. Dieses
Schiff erbaute der Mathematiker Archimedes auf Befehl des
Königs Hieron vonSyrakus aufSicilien und es war so gross, dass
es in den meisten Häfen gar nicht einlaufen konnte. Sein Inhalt
betrug 97 500 englische Kubikfuss. Es konnte im Ganzen 4200
englische Tonnen, von Getreide allein 3000 Tonnen aufiiehmen.
Die Sage geht aber auch femer noch, dass Noah ebenfalls sein
Schiff, auf dem er der Sündfluth sich entzog, hauptsächlich aus
Cypressenholz angefertigt habe.
Ausserdem verwendete man das Cypressenholz da, wo eine
lange Dauer nothwendig war, so zu Schränken und Kistchen, in
denen man wichtige Gegenstände verwahren wollte. Schon Homer
kennt seine Verwendung, besonders zu Thüren. Plato verlangte
(de legg. V, 741), dass die Landloose der Bürger in den Tempeln
auf Gedenktafeln aus Cypressenholz für die Nachwelt verzeichnet
würden. Die Thüren des Tempels der Diana zu Ephesus, so wie
die des Tempels zu Delphi, bestanden ebenfalls zum grossen Theil
aus Cypressenholz.
In Rom und überhaupt in Italien war die Verwendung des
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Cypressenholzes vielleicht noch bedeutender. Gutes Cypressenhok
galt als ein theurer Artikel, man baute den Baum deshalb viel-
fach an, und hatte dann nach Verlauf einer längeren oder kürzeren
Zeit einen nicht unbedeutenden Gewinn. Um den Töchtern zu
ihrer Verheirathung eine gute Aussteuer zu verschaffen, wurde
schon bei ihrer Geburt eine bestimmte Fläche Landes mit Cy-
pressen bepflanzt, die kurz vor der Hochzeit abgeschlagen und
verkauft wurden, um den Erlös der jungen Frau zur Verfügung
zu stellen. In Italien muss die Cypresse schneller als bei uns
wachsen, denn in 15, höchstens in 18 bis 20 Jahren würden wir
noch keine Pflanzen erhalten, die brauchbares Holz liefern würden.
2. und 3. Juniperus phoenizea und Oxycedrus. Da
die alten Griechen diese beiden Gehölze trotz ihrer grossen Ver-
schiedenheit im äusseren Ansehen — die erstere hat Schuppen-
blätter und sieht einer Cypresse ähnlich, die andere dagegen,
wie unser Wachholder, stechende Nadeln — ganz gewöhnlich
unter dem Namen xeÖQog mit einander verwechselten, so sehe ich
mich auch gezwungen, beide Arten zusammen zu besprechen.
Homer kannte beiderlei Gehölze schon, wenn er in dem
5. Buche vom 59. bis 61. Vers singt:
, Lodernd brannte auf dem Heerde die Flamm' und fern in das Eiland
Wallte der Ceder Gedüft, der gespaltenen, wallte des Thyon's
Würzige Gluth*'
und unterschied sie als xeögog und dviov. Welche der beiden
Arten Homer xeÖQog und welche er ^viov nannte, wissen wir
nicht, da er sich nicht weiter darüber ausspricht. Es muss ge-
nügen, dass beide Juniperus -Arten, phoenizea und Oxycedrus,
Holz zum Räuchern lieferten.
Das Vorkommen beider Arten war im Peloponnes ziemlich
gleich, ein Umstand, der Homer veranlasst haben mag, sich
nicht weiter darüber auszusprechen. Auf dem griechischen Fest-
lande verhält es sich dagegen anders. Wir haben hier nicht, wie
im Peloponnes, zum grössten Theil nur Hochland, sondern breitere
Ebenen wechseln mit Gebirgen ab. Juniperus phoenizea herrscht
in den Niederungen vor, J. Oxycedrus wächst aber nur im Gebirge.
Juniperus phoenizea wurde von den alten Griechen, wie es übrigens
auch jetzt noch der Fall sein soll, gewöhnlich zugleich mit Erica
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arborea zur Anfertigung von Kohle benutzt, aber auch überhaupt
zum Verbrennen.
Zur Zeit des Theophrast wurde das Wort ^viov nicht mehr
fiir eine Juniperus- Art gebraucht, sondern für eine ganz andere
Cupressacee, welche noch jetzt, aber nur in Nordafrika, wächst
und ein zum Rauchern vorzügliches Harz, den Sandarak liefert.
Diesen kannte übrigens schon Aristoteles unter diesem Namen. Calli-
tris articulata (Thuya a. L.) ist dieselbe Cupressacee, deren Holz
wegen seiner Schönheit und seiner ünzerstörbarkeit, auch in Be-
treff der fast Alles benagenden Insekten, in Rom um sehr hohe
Preise gekauft wurde, um Tische daraus anfertigen zu lassen.
Unter xiÖQog verstand auch Theophrast, dem wir nächst
Homer genauere Nachrichten über die griechischen Gehölze ver-
danken, im Allgemeinen Juniperus Oxycedrus und phoenizea, doch
bezeichnet er die letztere auch als ÜQxsv&og^ fügt aber alsbald
selbst hinzu, dass beide Gehölze gewöhnlich miteinander ver-
wechselt würden. Es konnte dieses auch umsomehr geschehen,
als nur das Holz, was von beiden Pflanzen ein gleiches Ansehen
besitzt, auf den Markt kam.
Man nimmt gewöhnlich an, dass den alten Griechen die Ceder
des Libanon nicht bekannt war, und doch unterliegt es keinem
Zweifel, dass sie sie kannten, sie aber für riesige Exemplare der
xiÖQog^ also der einen oder anderen Jnniperus-Art, hielten. Die
Bäume selbst hatte Theophrast, wie man ersieht, freilich nicht
gcseheu, abgehauene Stämme, die man zu den triremes gebrauchte,
müssen aber doch zu seiner Zeit aus Syrien nach Griechen-
land gekommen sein. Nach Mittheilungen, die Theophrast ge-
macht worden waren, wachsen die Bäume der ächten Ceder in
Syrien auf den Bergen, werden aber auch in Gärten kultivirt.
Es gibt deren sehr hohe Exemplare mit einem Stamme, den drei
Männer nicht umfassen können. Solche Stämme macht keine
Juniperus- Art.
Theophrast war es ebenfalls schon bekannt, dass diese ächten
Cedem auch iu Kilikien, wo sie neuerdings der bekannte Reisende
Kotschy noch in grosser Menge gefunden hat, vorkommen. Er
lässt sie aber auch auf der Insel Cypern wachsen, wo man sie
neuerdings nicht wieder aufjgefunden hat. "Vielleicht wird man
jetzt, wo die Engländer von der Insel Besitz genommen haben,
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Bestimiutes darüber erfahren. Nach Theophrast wuchsen daselbst
Bäume, deren Stamme von 39 Klaftern Länge keine Knoten
besessen und deshalb Bauholz zu den Undecirimes liefern konnten.
Von der gewöhnlichen KiÖQog^ die Theophrast im äusseren
Ansehen mit der Cypresse vergleicht, also von der Juniperus phoe-
nizea, hatte man im alten Griechenland zwei Formen, welche nach
dem Vaterlande, wo sie hauptsächlich vorkamen, Lycia undPhoe-
nizea genannt wurden. Näher beschrieben wurden sie nicht. Liun^
bediente sich beider Namen ebenfalls zur Bezeichnung zweier
Juniperus-Arten, welche später von der Wissenschaft als unter
einander nicht spezifisch verschieden bezeichnet und mit dem Namen
Juniperus phoenizea aufgestellt worden sind; beide Formen Linn^'s
haben aber nichts mit denen Theophrast's gemein, da sie weder
in Lycien, noch in Phönizien, sondern nur in Europa vorkommen.
Bei Juniperus phoenizea giebt zwar Linn^ aus Irrthum auch den
Orient als Vaterland an, bei J. Lycia dagegen aber nicht, sondern
Frankreich und Sibirien. Dieses letztere Land war den alten
Griechen gar nicht bekannt. Da beide Linn^'sche Arten, wie
gesagt, weder in Phönizien, noch in Lycien wachsen, so müsste
man die Namen eigentlich ganz und gar verwerfen und einen
neuen Namen an ihre Stelle setzen. Der Beiname phoenizea dürfte
nur insofern eine Berechtigung haben, wenn man ihn nicht auf
das Vaterland der Pflanze, sondern auf die Farbe der Beeren
bezieht.
Theophrast hat neben dem KeÖQog noch eine KeÖQig. Das
Wenige, was er über die Pflanze sagt — sie soll nämUch klein
bleiben und nie hoch werden und ausserdem die Frucht einen
angenehmen Geruch besitzen — reicht nicht aus, um einige Ge-
wissheit darüber zu erhalten. Gewöhnlich hält man sie für Juni-
perus communis oder nana. Beiderlei Arten sind bis jetzt, so viel
mir bekannt ist, im eigentlichen Griechenland noch nicht auf-
gefunden worden, wohl aber nach Grisebach in Makedonien. Sie
kommen aber daselbst nur in höherem Gebirge vor und bleiben
so klein, dass sie Theophrast, wenn er sie auch gesehen, nicht
weiter beobachtet hätte. Ich halte Kedris für eine Zwergform der
Juniperus Oxycedrus.
Wenn Fraas nach seiner Synopsis plantarum florae classicae
Juniperus excelsa auch in Griechenland gefunden haben will, so
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berulit diese Angabe auf einem Irrthum. Besagte Art wächst
nur auf den nördlichen Terrassen des armenischen Hochlandes im
heutigen russischen Transkaukasien, sowie in wärmeren Gegenden
Kleinasiens.
Dritte Familie.
Eibenbäume, Taxaceae.
Der Eibenbanm, Taxus baceata.
Wiederum beweist der Eibenbaum, was ich früher schon aus-
gesprochen, dass Griechenland in dem Gebirge entweder eine ihm
eigenthümliche Flor besitzt oder dass diese mit der Kleinasiens
und des Kaukasus übereinstimmt. Die Flor der niedriger gele-
genen Gegenden schliesst sich dagegen den übrigen Mittelmeer-
ländem an. Der Eibenbaum ist ursprünghch eine Gebirgspflanze
und fehlt den Mittelmeerländem, wohl kommt er aber eines Theils
sehr häufig im Kaukasus, andern Theils auch im Norden des Bal-
kan (fehlt aber dagegen wiederum nach Grisebach in Rumelien),
sowie im westlichen Europa vor und geht ostwärts bis zum Himä-
laya-Gebirge. Obwohl man ihn in der neueren und neuesten Zeit
nur sparsam im Hochgebirge Griechenlands gefunden hat, so scheint
er doch im Alterthume häufiger vorhanden gewesen zu sein.
Homer kannte den Eibenbaum nicht. Zuerst wird er von
Theophrast unter dem Namen Ofulog und f.ulog^ und zwar sehr
genau beschrieben; a^ilXa^ und (tiila^ (III, 16, 2), ist ihm dagegen
eine Pflanze mit sehr weichem Holze, was keineswegs bei dem
Holze des Eibenbaumes der Fall ist. Was man unter Smilax zu
verstehen hat, lässt sich keineswegs mit Bestimmtheit sagen, viel-
leicht SmiJax aspera. Das Wort kommt ausserdem noch bei Plato
und Euripides vor und mag dasselbe bedeuten.
Theophrast unterscheidet zwei Formen des Eibenbaumes, eine
mit gelblichem, dem des Kedros ähnlichem Holze auf dem Berge
Ida auf Kreta und eine mit schwarzem oder rothem Holze in
Arkadien. Das gelbe Holz von der ersten Form wurde nach ihm
betrügerischer Weise von Kaufleuten als Cedernholz (d. h. als
Holz der J. phoenizea und Oxycedrus) verkauft. Auf dem Berge
Ida wuchs der Eibenbaum nur selten, desto häufiger in Makedo-
nien, wo aber wiederum Grisebach neuerdings ihn nicht gefunden
hat, und in Arkadien.
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Während der EibeDbaum ein sehr langsames Wachstham
besitzt, giebt ihn Theophrast aufEallender Weise als schnell wach-
send an. In BetrefF seiner Eigenschaften, besonders der giftigen,
drückt Theophrast sich weit richtiger aus als die Römer, wenn er
sagt, dass mit Ausnahme der Wiederkäuer, der Eibenbaum dem
Yieh sehr schädlich sei und dieses von dem Genuss der Zweige
sterbe. Was seine Ansicht über den Genuss der sogenannten
Beeren des Eibenbaumes anbelangt, so stimmt sie mit meinen
Erfahrungen und denen des bekannten Dendrologen Rossmäsler
darin überein, dass die Menschen sie ohne Nachtheil essen können.
Anders verhält es sich mit der Ansicht der alten Römer und der
heutigen Franzosen. Nach den letzteren ist der Eibenbaum mit
seinen Früchten sehr giftig. Erst neuerdings sind wieder Kinder
von dem Genuss der Beeren gestorben.
In wie weit die Angaben der Römer der Wahrheit ent-
sprechen, wenn sie behaupten, dass die Ausdünstung schon (wenig-
stens zur Zeit der Blüthe) den Tod herbeiführe, dass, wer femer
des Nachts unter einem Eibenbaume schlafe, sterben müsse, ist
noch keineswegs festgestellt. Sie werden aber dadurch widerlegt, dass
der Eibenbaum grade bei den Römern sich einer grossen Verwen-^
düng in Gärten erfreute. Er diente nicht allein, wie bei uns jetzt noch,
zu Hecken, sondern man gebrauchte ihn auch, gleich dem Buchs-
baum, zur Anfertigung von allerhand Figuren. Würde man dieses
zu thun gewagt haben, wenn der Eibenbaum wirklich so giftig
gewesen wäre, als andererseits angegeben wird?
Das Wort Taxos wird griechischerseits zuerst von Dioskori-
des, und zwar als ein ursprünglich lateinisches Wort, zur Anwen-
dung gebracht; wenn griechische Lexika daher dem berühmten
Arzte Galen es zuschreiben, so ist dieses nicht richtig, denn Galen
lebte erst im 2. Jahrhunderte n. Chr., Dioskorides aber im ersten.
Vierte Familie.
Gnetaceen, Gnetaceae.
Von dieser aus im Ansehen sehr verschiedenen Gehölzen
bestehenden Familie wächst eine Art, Ephedra fragilis, in Grie-
chenland und mag schon im Alterthume daselbst vorgekommen
sein, es ist nur schwierig oder vielmehr gar nicht zu ermitteln,
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unter welchem Namen die Griechen die Ephedra fragilis verstan-
den haben. Dass die Ghriechen unter d^QatmaXog Ephedra fragilis L.
verstanden haben sollen, wie Fraas behauptet, lässt sich nach den
zwei Stellen, wo das Wort bei Theophrast vorkommt, nicht nach-
weisen. Bei einem anderen griechischen Schriftsteller kommt das
Wort ^QatnaXog aber nicht vor. Meiner Ansicht kann man, da
man nichts weiter weiss, als dass genannte Pflanze nur an schat-
tigen Stellen wächst und sehr viele Wurzeln schlägt, über i^Qav-
naXog gar keine Vermuthung aufstellen, was Theophrast unter
diesem Worte verstanden hat, auf keinem Fall die mehr an offenen
Stellen wachsende Ephedra fragilis L. Nach Orphanides, Pro-
fessor der Botanik an der Universität Athen, wächst genannte
Art an Felsen, die in der Regel nicht beschattet sind.
Die Ephedra-Arten fuhren im Deutschen den Namen Meer-
träubel und sind ohne Ausnahme Gehölze. Sie haben einiger-
massen das Ansehen unseres Schachtelhalmes, der aber stets
krautartig ist. Wie Fraas dazu kommt, zu behaupten, dass dieses
Gehölz gegen das Meer zu an Bäumen hoch hinaufranken soll,
verstehe ich nicht, da die Ephedra-Arten grade umgekehrt ohne
Ausnahme steife und aufrechte Sträucher sind.
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Zweite Abtheilung.
Gehölze mit 2 Keimblättern, Dicotyleae.
Erste Klasse.
Gehölze deren ßlüthen nur eine sehr unvollkommene
oder gar keine Blüthenhülle haben, Apetalae.
Erste Familie.
Schüsselträger, Cupuliferae.
Die ßluthen sind hier nie Zwitter, sondern stets getrennten
Geschlechts, aber männliche und weibliche Bluthen befinden sich
auf einer und derselben Pflanze, und zwar auf denselben oder
auf verschiedenen Aesten oder Zweigen, neben oder übereinander.
Die weiblichen Blüthen werden von einem verschieden geformten,
mehr oder weniger sie umgebenden Organe (der Schüssel, Cupula)
eingeschlossen. Dieses enthält entweder nur eine Frucht, wie bei
der Eichel- und Haselstaude, oder mehrere, wie bei der Kastanie
und Rothbuche. Yiele unserer beliebtesten und bekanntesten
Waldbäume gehören hierher.
I« Eichen und Kastanien«
jQvg^ nQivog^ 0rjyng^ Jiogßdlavog,
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die alten Griechen unter
z/(jtg im Grossen und Ganzen anfangs und auch zum Theil spä-
ter noch jeden Waldbaum und Baum überhaupt verstanden.
Wenn aber Sophokles in seinen Trachinierinnen die Tanne, Euripides
sogar den Oelbaum JQtg nennen, so haben beide Tragiker nicht
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sagen wollen, dass sie die genannten Bäume verstanden haben
wollen, sondern 'sie bedienten sich beider Ausdrücke auf gleiche
Weise, wie etwa heut zu Tage Besitzer von Obstbaumschulen
von ihren Bäumen, d. h. Obstbäumen sprechen.
Homer versteht unter Jqvq nur Eichen mit abfallenden Blät-
tern, während die mit immergrünen den Namen flfjlvog fuhren.
Die Eicheln der ersteren heissen (idlavoL\ die der letzteren axulog.
Neben ^qvc; und TlQivog hat Homer noch fprjyog. Aus dem
Wenigeu, was Homer über q>rjy6g sagt, sind wir keineswegs im
Stande zu behaupten, dass unter diesem Namen der Kastanien-
baum zu verstehen sei. Weder in den Gesängen der Ilias noch
in denen der Odyssee kommen überhaupt Waldbäume mit essbaren
Früchten vor.
^Qvg ,und cprjyog liefern bei Homer vorzügliches Holz,
das von ÖQvg wurde zum Schiffsbau oder auch vom Sauhirten zu
Schweinekofen (Od. XIX, 12) verwendet, aus dem von cprjyog ver-
fertigte man dagegen die Achsen der Wagen. Dass man später
unter cprjyog allgemein den Eastanienbaum zu verstehen hat, unter-
liegt keinem Zweifel. Doch davon später.
Woher weiss aber Seiler in seinem sonst so vorzüglichem
Wörterbuche zu Homer's Werken, dass cprjyog des Homer eine
Speiseeichel ist? Die von ihm zitirte Stelle der Ilias lautet (ein-
schliesslich einiger vorausgehenden und einiger nachfolgenden Verse)
in der Voss'schen Uebersetzung :
»Wie wenn der Ost und der Süd zugleich anstrengen im Wettstreit
An des Gebirgs Abhängen den tiefen Wald zu erschüttern,
Buch' {(fTjyog) und erhabene £sch' und zähumwachsene Kranelle,
Dass sie wild aneinander die ragenden Aeste zerschlagen
Mit grauenvollem Getös' und der Sturz der gebrochnen umherkracht:
Also stürmten die Trojer und Danaer gegen einander u. s. w/
Es wird doch kein Wort hier von einer essbaren Frucht, von
einer Speise-Eichel gesagt. Aber auch an andern Stellen der
Hias, welche Seiler citirt, ist immer nur von einem Baume die
Rede, der vor dem Skäischen Thore von Ilion stand. Von diesem
Baume war auch zur Zeit des Theophrast noch die Rede,
wenigstens ging die Sage davon (noQcc t(Zv fAVd^oXoywv).
Dass Homer unter ^Qvg ganz bestimmt nur Eichen mit ab-
fallenden Blättern verstand, ersieht man auch daraus, dass schon
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zu seiner Zeit im Herbste, wo die Eicheln reif sind und abfallen,
die Schweine, das nützlichste Mastvieh auch der altgriechischen
Landwirthe, wie der alten Deutschen und der heutigen Serben,
in die Eichenwälder getrieben wurden, um dort an den abgefalle-
nen Eicheln eine gute Nahrung zu finden. Welche wichtige
Rolle deshalb der Sau- oder Schweinehirt (vq>0Qß6g) in einer alt-
griechischen oder altdeutschen Landwirthschaft gespielt hat und
heut zu Tage noch in Serbien spielt, sieht man daraus. Dem
Sauhirt war ein grosser Theil des Reichthums einer altgriechischen
Landwirthschaft anvertraut.
Was verstand Homer aber unter Phegos? Kastanien gevriss
nicht, denn diese wuchsen weder im grauen Alterthume, noch
wachsen sie jetzt im Peloponnes. Zu ihrem Gedeihen gehört
ein kühleres Klima, als selbst das höher gelegene Arkadien
besitzt.
Wenn trotzdem aber vriederum Herodot (I, 66) erzählt, dass
die Pythia der Lakedämonischen Gesandtschaft, welche sie befrag,
eine Antwort gegeben habe, in der von Eichelessem (ßaXavoqxiyoC)
in Askadien die Rede ist, so wohnte die Pythia im äussersten
Norden Griechenlands, wo es viele Kastanienwälder gab und ihre
Früchte die hauptsächlichste Nahrung darboten. Dass in einem
anderen Lande, wie etwa Arkadien, keine Kastanien existiren
sollten, konnte sie sich wahrscheinlich gar nicht denken. Sie
schloss demnach von ihrem Lande auch auf die übrigen.
So viel steht aber fest, dass die Kastanien zu Hesiod's Zeit, also
200 Jahre nach Homer in Griechenland bekannt gewesen sein
müssen, wenn in den Werken und Tagen gesungen wird (232
und 233;:
qihnen (d. b. den Menschen) gewährt yiel Nahrung die Erd\ im Gebirge die Eiche
Tragt hoch oben die Eicheln (d. h. Eiistanien) and mehr zur Mitte die Bienen u. s. w.''
Neben dqvg kennt Hesiod allerdings auch noch (priyoqx was
er darunter versteht, weis ich nicht, das Wort kommt nur in mir
unbekannten Fragmenten vor. Hesiod war aber in einem kleinen
Orte von Aeolis geboren und hatte Gelegenheit, die Kastanien
seines Vaterlandes kennen und würdigen zu lernen. Dass Kasta-
nien eine beliebte Speise der alten Griechen waren, ersieht man
aus dem Lustspieldichter Aristophanes, der in der zweiten
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Hälfte des 5. Jahrhunderts lebte. Hier fuhrt die Frucht und
nicht wie sonst der Baum den Namen Phegos. Aristophanes
schildert sie als einen Leckerbissen, der bei Gelegenheit eines
feinen Gastmahles nicht fehlen durfte.
Nochmehr wird es von Plato in seiner Republik (II, 273)
bestätigt, wenn es heisst:
,,fiVQTa xai (prjyovg anodtovai nQog %o nvQ^
(Myrten und Kastanien werden vom Feuer gerostet).
Das Rösten der Kastanien kennt man noch heut zu Tage im
südwesthchen Kaukasus, wo sehr grosse Kastanienwälder vor-
kommen. Bereits im Herbste 1836 überzeugte ich mich selbst
davon.
Der Name Speise-Eichel, schon bei den Römern als Esculus
oder später Aesculus (von vesca, Speise) bekannt, hat zu grosser
Verwirrung, und zwar bis auf den heutigen Tag, Veranlassung
gegeben. Plinius, ein Stubengelehrter, wie ihn die Neuzeit nicht
besser aufführen kann, spricht in seiner Naturgeschichte ausfuhr-
lich von ihr und lässt sie in seinem Vaterlande Italien wild
wachsen, hat sie aber nicht gesehen. Die essbar sein sollenden
Eicheln hat er sicher nicht selbst gegessen, denn sonst möchte er
wohl bald anders belehrt worden sein.
Diese Eiche mit essbaren Früchten (Quercus Esculus) spielt
später bei den Vätern der Botanik nach dem Ende des Mittel-
alters fortwährend eine grosse Rolle. Die beiden Bauhin's
nennen sie Quercus parva s. Fagus Graecorum et Esculus. Joh.
Bauhin giebt von ihr in seiner Historia plantarum auch eine gute
Abbildung, die gar keinen Zweifel übrig lässt, dass sie Qu. conferta
darstellt (Qu. Fametto im De CandoUe'schen Prodromus). Sie
wird kein grosser Baum und wächst sogar nicht selten strauch-
artig. Da sie in Italien eben so gut vorkommt, wie in Ungarn,
so könnte sie immerhin die Quercus Esculus des Plinius sein.
Auffallend ist, dass Linne sie nur im Südosten Europas wachsen
lässt. Nadi Sibthorp wächst Qu. Esculus auch in Griechenland
und sie wäre demnach eine echte griechische Pflanze. Dieses
wird auch von Kotschy und Boissier bestätigt.
Die Frage, ob die Eicheln dieses Baumes auch von den Ein-
geborenen gegessen werden, muss ich wenigstens für die jetzige
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Zeit verneinen, ich bezweifle aber auch, dass sie früher gegessen
wurden. Die Eichebi haben ohne Ausnahme einen so wider-
wärtigen Geschmack, dass sich wohl unser Gaumen kaum daran
gewöhnen dürfte. Die Ansicht, dass unsere alten Deutschen sich
ebenfalls von Eicheln ernährt haben sollen, gehört gewiss auch
zu den Fabeln. Ich habe auf meinen mannigfachen Reisen im
südöstlichen Europa und im Orient bei den Bewohnern der be-
treflfenden Länder vielfach nach solchen essbaren Eicheln mich
erkundigt, aber nirgends deren gefunden. Die Bewohner stellten
es ebenfalls stets in Abrede. Wenn bei den Alten von Speise-
eicheln die Rede ist, können es nur Kastanien gewesen sein.
Was den Namen „Kastanie" als essbare Frucht anbelangt,
so erscheint er nach Victor Hehn in der Sprache der Griechen
sehr spät. Die Stelle in Theophrast, wo das Wort vorkommt, ist
nach genanntem Gelehrten unecht, also erst später dazu gekom-
men. Der erste griechische Schriftsteller, der sich wirklich des
Wortes Kastanie bedient, ist der Epiker Nikandros von Kolophon,
der um das Jahr 146 v. Chr. lebte.
Es kommt aber bereits ein Kaox^avaia bei Herodot im 5. Jahr-
hundert V. Chr. vor. Es bedeutet aber hier keinen Baum, son-
dern eine Stadt in Thessalien, wo jetzt noch grosse Kastanien-
wälder vorkommen. Der genannte Gelehrte lässt aber auch hier
die Kastanienbäume erst aus den Kaukasusländem und aus Klein-
asien ebenso einwandern, wde sie später nach Italien kamen, um
rasch zu waldartigen Ausbreitungen zu gelangen. Nach meiner
Ansicht sind die Kastanien aber ursprünglich auf dem festen
Lande Griechenlands, vor Allem im Norden, zu Hause. Ich be-
rufe mich, wie Victor Hehn, auf Hesiod, aber um das Gegen-
theil zu beweisen. Die darauf bezügliche Stelle habe ich früher
citirt und berufe mich von Neuem darauf. Die Früchte seiner
Drys ernährten die ersten Menschen und konnten nur Kasta-
nien sein.
Die Kastanienwälder im Norden Griechenlands haben schon
im grauen Alterthum eine grosse Rolle gespielt. In ihnen liessen
sich die ersten Hellenen nieder und scheinen auch eine Zeit lang
daselbst gewohnt zu haben, bis sie von nachkommenden Lands-
leuten gedrängt weiter nach Süden wandelten. Gewiss haben die
pelasgischen Ureinwohner insofern einen Einfluss auf die Hellenen
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ausgeübt, als ihrem Baumkultus bei der Verehrung des Zeus mehr
oder weniger Rechnuug getragen wurde. Es gab, wie ich schon
früher ausgesprochen, im Anfange der hellenischen Einwanderer
noch keine steiuernen Tempel, sondern diese wurden durch von
schönen Bäumen beschattete Höhlen ersetzt. Eine Priesterin
(die Pythia) war die Trägerin des Zeuskultus und verkündigte zu
gleicher Zeit, wenn sie befragt wurde, ihre in mysteriöse Worte
gehüllten Weissagungen. Sie wurde anfangs auf ihrem, einer
Erdspalte aufgesetzten Dreifusse von dem Rauschen im hohen
Gipfel eines mächtigen Baumes imd durch das Murmeln eines in
der Nähe entspringenden Baches begeistert. Vielleicht hat auch
die Eigenthümlichkeit alter Eichen, wenn ein massiger Wind die
Erone durchzieht, den Stimmen der Menschen ähnliche Töne her-
vorzubringen, den Orakeln, welche unter den Bäumen gesprochen
wurden, eine grössere Heiligkeit gegeben. Man spannte schon
in alter Griechenzeit Saiten harfenähnlich auf und hing sie an
geeigneten Stellen des Baumes auf^ die sogenannten Aeolsharfen,
um dergleichen Töne hervorzulocken. Dass diese Eigenthümlich-
keit auch alte Eastanienbäume (d. h. der Baum der Euböischen
Nuss) besitzen, berichtet uns aber Theophrast. Jenen Baum beim
Orakel nannten die Griechen, je nachdem sie den allgemeinen oder
speciellen Namen gebrauchten, Drys oder Phegos. So oft die
Rede von Dodona oder Delphi ist, wird bald der eine, bald der
andere Name gebraucht. Es wäre aber auch möglich, dass der
Baum, da die Orakel-Stelle gewechselt hat, nicht immer ein
Eastanienbaum, sondern bisweilen auch ein Eichbaum gewesen
wäre.
Dass bei den Bäumen der Orakel und der nächsten Umgebung
nie von den essbaren Früchten die Rede ist (so viel mir wenigstens
bekannt), muss auffallen. Andererseits weist Ji>dg ßakavog^ also
Eichel des Zeus, der spätere Name der Eastanie, und wohl ent-
standen bei dem Zeusdienste in Dodona, mit Bestimmtheit auf
ihren vorzüglichen Geschmack hin, insofern das Wort nicht
den göttlichen Ursprung selbst aussprechen soll. Dass die Latei-
ner später das Wort Jiog ßdkavog mit Juglans (eigentlich Jovis
glans) übersetzten, ist eine bekannte Thatsache. Aber die An-
sicht einiger Philologen, dass man unter ^log ßaXavog auch Ju-
glans und die Wallnuss und unter letzterem das Erstere verstehen
Koch. 4
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könne, ist ein Irrthum. Die alten Griechen haben unsere Wall-
nuss gar nicht gekannt.
Sehr ausführlich wird von Theophrast über die Eichen des
alten Griechenland berichtet. Nach ihm gehört Phegos, also der
Eastanienbaum, zu dem grossen Geschlechte der £ichen (^JQvg),
Es kann dieses nicht weiter auffallen, da wir in der That auch
Eichen besitzen, wie Qu. Aegilops und noch mehr die aber nicht
in Griechenland wachsende Qu. castaneaefolia, welche auch im
Aeusseren eine grosse Aehnlichkeit mit Kastanienbäumen besitzen.
Nach Theophrast war die Unterscheidung der Eichen sehr
schwierig. Auch heut' zu Tage bilden sie noch für Laien und
nicht weniger für unsere Botaniker eine Cnix. Die Widersprüche
bei ihrer Bestimmung, wie es z. B. bei zwei unserer tüchtigsten
Botaniker, zwischen A. De Candolle und Grisebach der Fall
ist, erschweren auch mir die Feststellung der griechischen Eichen
ungemein. Theophrast war bei ihrer Bestimmung selbst nicht
klar und verwickelt sich leider bisweilen bei ihrer Unterscheidung
in Widersprüche. Phegos, der schöne grosse Eastanienbaum im
Norden Griechenlands, wird von ihm beispielsweise auch als ein
Strauch mit auseinander stehenden Aesten geschildert. In Betreff
der Namen scheint er sich deshalb auch einigermassen zu ent-
schuldigen, wenn er sagt, dass diese keineswegs immer bei den
Eingeborenen gleichbedeutend gewesen wären. Yiele Bäume hatten
auch gar keine Namen.
Die Bewohner Eretas berichteten ihn anders als die Make-
doniens. Nach den ersteren gehören nur die Eichen mit abfallen-
den Blättern zu ^Qvg, die mit immer grünen, wie es auch schon
vor ihm angenommen wurde, zu nQlvog, bezw. zu q)€XkodQvg.
In EJreta kannte man 5, in Makedonien nur 4 verschiedene Eichen
mit abfallenden Blättern: ^fieglg^ aiyUcotp^ uXavvfpvXlog, g>ijy6g
und aliq>Xoiog^ welche letztere auch ivdvq)Xoiog genannt vrird.
Phegos wächst nur im Hochgebirge und hat die schmackhaftesten
Früchte. Dass das Wort wiederum den Eastanienbaum bedeutet,
unterliegt keinen Zweifel. Theophrast nennt ausser den essbaren
Früchten seiner Phegos noch Euböische Nüsse (xaQva svßoix^)^
als wenn diese etwas Anderes wären, als Eastanien. Und doch
müssen es, vielleicht eine bessere Sorte, deren gewesen sein. Noch
weit später, als Athen zwar Weltstadt geblieben, obgleich Griechen-
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land seine Freiheit verloren hatte, wurden die Kastanien als sar-
dische Nüsse auf den Markt gebracht. Lydien in Eleinasien, wo
Sardes Hauptstadt war, muss demnach damals vorzügliche Kasta-
nien in den Handel gebracht haben.
Von Aegilops, die nur in südlicheren und wärmeren Gegenden
Griechenlands gedeiht, sind die Früchte am schlechtesten und
bittersten, wie es auch heut' zu Tage noch der Fall ist, denn
Theophrast's Aegilops ist die heutige Quercus Aegilops. Wenn
aber Linnö seine Pflanze nur in Spanien wachsen lässt, so ist
dieses eiu Irrthum oder Linn^'s Qu. Aegilops ist eine andere
Pflanze, als die, welche die heutigen Botaniker darunter verstehen.
Die Fruchtbecher der Quercus Aegilops und anderer ähnlicher
Arten sind die sogenannten Yallonen (Yelani) oder orientalischen
Knoppem, welche bei uns kaum, desto mehr aber im südlichen
Osteuropa und in Kleinasien ähnlich den Galläpfeln zum Gerben
benutzt werden ; die halbkugeligen Fruchtbecher haben einen Zoll
im Durchmesser und sind auf der Aussenseite mit sperrig ab-
stehenden und harten Schuppen besetzt. Diese von den übrigen
Eichenarten hinsichtlich der Fruchtbecher (Cupula) abweichende
Erscheinung bei den Eicheln genannten Baumes kannte schon
Theophrast, wenn er sagt, dass die Früchte der Aegilops und der
Phegos wesentlich von den übrigen Eicheln abwichen.
Platyphyllos ist ohne Zweifel Qu. lanugiuosa (Thuill. und
meiner Dendrologie), die im ganzen Südosten Europa's und dem-
nach auch in Griechenland sehr verbreitet ist. Zu ihr gehören
Quercus sessiliflora und pedunculata (Qu. Robur Sibth.) der
Autoren, welche beide Arten oder nur eine derselben in Griechen-
land, wachsen lassen. Die Behaarung der Blätter ist sehr schwankend
und kann bei einer Abart, welche Willdenow Qu. pubescens nennt,
selbst ganz verschwinden, um in diesem Falle gewöhnlich mit
Qu. sessiliflora verwechselt zu werden. Die gewöhnliche mehr
behaarte Form kommt dagegen auch strauchartig vor und führt
dann bei den Botanikern oft den Namen Qu. Dalechampii und
apennina.
Haliphloios ist die Zim- oder Zerreiche, auch Oesterreichische
Eiche genannt, Quercus Cerris, welche sich mit Qu. Aegilops von
den übrigen griechischen Eichen so unterscheidet, dass die Früchte
zu ihrer Beife 2 Jahre bedürfen. Sie wuchs zu Theophrast's Zeit
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und auch heut' zu Tage noch nur in kälteren Regionen des Nor-
dens. Ihr Holz steht dem der yorigen Art weit nach. Nach
Theophrast hat Haliphloios häufig einen dicken, schwammigen imd
hohlen Stamm und wird häufig vom Blitze getroffen. Auch die
Würmer suchen sie gern heim, weshalb das Holz auch zum Schiffs-
bau nichts taugt.
Hemeris des Theophrast sind, wie der Name, der „angebaut*'
bedeutet, auch sagt, zunächst alle Kultur-Eichen, ganz speziell
wird aber das Wort gebraucht, nur um die Galleiche (Quercus
infectoria) damit zu bezeichnen.
Die Makedonier kannten nach Theophrast nur 4 Eichen mit
abfallenden Blättern : itv/noÖQvg, nXatifcpvXkog, <pi]yo9 und aartQig.
Sie sind nur* im Allgemeinen angedeutet, so dass ihre Erklärung
fast unmöglich ist. Etymodrys hat süsse Eicheln, musste also
den Eastanienbaum bedeuten. Daneben steht aber Phegos, das
sonst bei den Griechen für diesen Baum gebraucht wird. Bedeutet
hier das Wort eine andere Eiche? Man erfährt von Phegos nur,
dass sie rundliche Eicheln besitzt, was allerdings der Form der
Kastanien entspräche. PlatyphyUos ist wahrscheinlich wieder Qu.
pubescens WiUd., während endlich unter Aspris die Eichen mit
2jährigen Früchten, also Qu. Cerris und Aegilops zu verstehen sind.
Ausser diesen Eichen mit abfallenden Blättern hat Theophrast
auch noch (V, 3, 1) ein inelavÖQVov, also eine Schwarz-Eiche.
Es ist dieses aber keine besondere Eichenart, sondern eine Eiche
mit festem und dunkelem Kernholz. (pTjXQa ist keineswegs, wie
Wimmer es stets übersetzt, MeduUa d. h. Mark bei den Pflanzen,
sondern der innerste Theil eines Pflanzenstengels oder Stammes,
der in Farbe oder Dichtigkeit von dem Uebrigen abgesondert ist,
also auch das, was wir Kernholz nennen.
Was die immer grünen Eichen anbelangt, so sind sie vielleicht
die in Griechenland jetzt noch, wie im grauen Alterthum, am
Meisten verbreiteten Gehölze. Sie bilden eine besondere Region
zwischen dem Hochgebirge und den tiefer gelegenen Gegenden
am Meere, die man auch als immer grüne bezeichnet. Die engen
Thäler mit den meist steil aufsteigenden Felswänden auf beiden
Seiten haben nicht fruchtbare Erde genug, dass auch hohe Eichen
und andere Bäume hier wachsen könnten, es kommen hier nur
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strauchartige Geholze, auch nicht wenig mit abfallenden Blättern,
vor. Dass ihr Holz sehr hart war, wusste schon Hesiod, denn
nach ihm wurden die am meisten angegriffenen Theile des Pfluges
und des Wagens daraus angefertigt.
Zu der gewöhnlichen immer grünen Eiche, Quercus Hex, wie
sie in seltener malerischen Schönheit auch am Albaner See
in Italien vorkommt, gehört auch die Korkeiche (Quercus Suber).
Theophrast ist der erste, der sie als (pBlXoÖQvg kennt und giebt
auch an, dass die Abnahme des Korkes alle 3 Jahre geschieht.
Wenn er aber weiter berichtet, dass Lastwagen (afid^a) aus dem
Korke angefertigt wurden, so verstehe ich dieses nicht. Nach
Theophrast stammt sie aus Tyrrhenien (Etrurien) in Italien und
wurde von da erst im Peloponnes, wo sie hauptsächlich in Elis
und in Lakonien des Korkes halber angebaut wurde, eingeführt.
Die Arkadier nannten sie auch oQia. Da nach Theophrast bei
keinem Griechen die Korkeiche wieder erwähnt wird, so muss
man vermuthen, dass ihre Kultur bald au%egeben wurde.
Wenn das Wort (peXXog schon bei Pindaros (518 bis 442),
Aeschylos (528 bis 456) gebraucht, so hat es hier eine andere
Bedeutung, als die, welche Theophrast ihm, speziell zur Bezeichnung
der Rinde seiner q>ekl63Qvg beilegte.
Ausser dieser gewöhnlichen Eiche mit immer grünen Blättern
kannte Theophrast auch die Scharlacheiche Qu. coccifera (baum-
artig als Qu. calliprinos beschrieben), welche tov (poivixixovv
xoxxov d. h. die Scharlachköruer trägt. Diese rothfarbenden
Schailachkömer sind aber keine Körner, sondern eine Art Schild-
läuse (Coccus Ilicis), und zwar die ausgewachsenen und vollkommen
entwickelten Weibchen. Sie werden mit Essig befeuchtet und in
die Sonne gelegt. Getrocknet erhalten sie erst die Scharlachfarbe.
Aehnlich in ihrem Entstehen sind die Cochenille-Kömer, nur dass
hier die Schildläuse auf Opuntien (eine Art Cactus, die in Mexiko
und den südlichen Staaten Nordamerika's vorkommt) leben. Linne
nennt schon diese Schildlaus Coccus Cacti. Sehr ähnlich ist sie
auch den verheerenden Blutläusen unserer Birnbäume, welche zer-
drückt den Finger blutroth färben.
Jetzt werden die Scharlacheichen zum Zweck der Gewinnung
von Scharlachkömem besonders kultivirt und geben dem Staate
eine sehr bedeutende Einnahme.
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n. Haselstanden, Corylns-Arten.
Dass im Norden des griechischen Festlandes Haselstauden
vorkommen, unterliegt wohl kaum einem Zweifel. Die Angabe
der französischen Expedition, dass eine Haselstaude auch im Pelo-
ponnes wachse, beruht wohl auf einem Irrthum. Die erste einiger-
massen sichere Nachricht von der Haselnuss erhalten wir bei So-
phokles. Euer ist unter KaQva schon die Haselnuss zu verstehen.
Wahrscheinlich war sie aber nicht aus dem Hochgebirge im Nor-
den Griechenlands gebracht, sondern aus fernen Gegenden und
über das Meer aus nicht griechischen Ländern.
Erst Theophrast war es bekannt, dass die Haselstaude im
Norden Griechenlands wild wächst, er nennt sie bestimmt eine
Gebirgspflanze (lU, 3, 1) und unterscheidet sogar zweierlei Arten
mit länglichen und mit rundlichen Fruchten. Möglicher Weise wäre
dann die erstere unsere Corylus Avellana und die andere Corylus
maxima oder tubulosa, die häufig in Italien kultivirte Lamberts-
nuss, die auch Grisebach in seiner rumelischen Flor in Rumelien
wild wachsen lässt.
Die alten Griechen verstanden zwar unter Kvgva alle harten
und nussartigen Früchte, ja selbst bisweilen weiche, zu Theophrast's
Zeit aber war Kagva^ wenn nicht bestimmt ein Epitheton es anders
erklärte, nur die Haselnuss. Man sieht dies besonders aus einer
Stelle (I, 12, 1), wo die Haselnuss ölig angegeben wird. Keine
andere Nuss eines Waldbaumes hat einen fettes Oel enthaltenden
Kern.
Als Pontische Nüsse sind in Athen stets nur Haselnüsse aus
dem Pontischen Gebirge im Süden des Schwarzen Meeres zu ver-
stehen. Im Jahre 1843 befand ich mich im Pontischen Gebirge,
um wegen der Nüsse, welche die Zehntausend daselbst fanden,
aber auch um den von Pompejus Zug nach Iberien bekannten
giftigen Honig festzustellen. Meine erste Aufgabe wegen der
Haselnüsse löste ich bald, denn ich fand in der That eine bis dahin
noch unbekannte Haselstaude, der ich deshalb den Namen Corylus
pontica gegeben habe. Diese Pontische Haselnuss kam schon vor
300 Jahren nach Wien, ist aber daselbst wiederum verloren ge-
gangen. In neuerer Zeit kultivirte man sie aber wiederum in der
Krim und sie wurde von da als Trebisond-Fundukly in den Handel
gebracht.
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Man streitet sich noch über die nkavia xdgva^ welche Xeno-
phon's Zehntausend beim Uebersteigen des pontischen Gebirges
fanden, ob dieses Haselnüsse oder Kastanien gewesen sind? Meiner
Ansicht nach unterliegt es gar keinem Zweifel, es waren Hasel-
nüsse und zwar dieselben, wie sie heut zu Tage noch daselbst
vorkommen und von da stets einen so bedeutenden Handelsartikel
gebildet hatten, dass später die Vorstadt in Pera, von wo aus
früher hauptsächlich der Handel betrieben wurde, den Namen
Fundukly (d. h. Haselnussstadt) erhielt. Diese pontische Hasel-
nuss ist grösser, als die übrigen, und hat keine längliche, sondern
eine rundliche Gestalt, welche dem Beiworte nkaria entspricht.
Wenn von Einigen die Behauptung aufgestellt wird, dass unter
den pontischen Nüssen und den Carya platea die Nüsse der baum-
artigen Haselstaude (Corylus Columa) zu verstehen sei, so ist
dieses ebenfalls nicht richtig. Als ich, wie gesagt, 1843 die pon-
tische Küste besuchte, fand ich Corylus pontica allein wild, die
Baumhasel hingegen nur einzeln, und zwar hauptsächlich in den
Höfen alter Burgruinen, bisweilen von einer enormen Grösse, selbst
nicht einmal verwildert, sondern nur angepflanzt.
Die Corylus pontica (nicht wie Einige, auch Victor Hehn
meinen, jede Haselnuss) ist es in den späteren Zeiten, als Athen
seinen Bedarf an Früchten öfter aus der Feme, als aus dem
eigenen Lande bezog, wie ich es auch bei den Kastanien nach-
gewiesen habe, welche nach den Bezugsorten ihren besonderen
Namen erhielt. Ein paar Jahrhunderte vor und vielleicht eben
so lang nach Christus sprach man von Herakleischen, Sinopischen
Haselnüssen, je nachdem man sie von Heraklea oder von Sinope
an der pontischen Küste bezogen hatte. Sie hatten auch wohl
den Namen der persischen oder Königlichen Nüsse, weil der König
von Persien in den früheren Zeiten den ganzen Pontus unterworfen
hatte.
III. Die Roth- und Weissbnelien.
Nach den neuesten Untersuchungen wachsen jetzt in Grie-
chenland nur eine Weissbuche und zwar nicht, wie wohl nur
irrthümlich in der Beschreibung der französischen Expedition nach
Morea behauptet wird, Carpinus Betulus, sondern C. Duinensis,
und ausserdem die Hopfenbuche, Ostrya carpinifolia. Auch Aug.
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Mommsen giebt io dem 3. Hefte der griechischen Jahreszeiten
Weiss- und Hopfenbuche als häufig in der submontanen Region
von Attika wachsend an. Die Rothbuche, Fagus sylvatica ist bis
jetzt von Sibthorp und von Havrkins nur im äussersten Norden
Griechenlands am Pindus, wo sie jedoch wiederum Fraas nicht
sah, gefunden worden.
So unähnlich auch Weiss-, einschliesslich Hopfenbuchen und
Rothbuchen in ihrer äusseren Gestalt sind, so werden doch bei-
derlei Bäume fortwährend auch bei uns noch von Laien verwech-
selt, es kann deshalb nicht auffallen, wenn es von Seiten des Theo-
phrast's ebenfalls geschah. Frühere griechische Schriftsteller haben
sich, Homer ausgenommen, zu wenig mit den Bäumen ihres
Vaterlandes beschäftigt, als dass man die Namen derselben mit Be-
stimmtheit aus ihren Angaben jetzt feststellen konnte.
Theophrast hatte zwei Worte für Roth- und Weissbuche, o^a
und oatQva oder ooTQvg, Von ihnen war das letztere vor seiner
Zeit unbekannt, das erstere aber bedeutete einen Speer, der aber
auch wegen seiner scharfen Spitzen den Namen o^va erhalten
haben könnte und nicht weil er aus Weissbuchenholz angefertigt
war. In der Bedeutung als Speer kommt das Wort o^va schon
im 7. Jahrhundert v. Chr. bei dem Lyriker Archilochos von
Faros vor.
Obwohl nun die Rothbuche nicht im alten Griechenland vor-
kam und noch heut zu Tage nicht daselbst wächst, unterliegt es
doch keinem Zweifel, dass Theophrast die Rothbuche gekannt
haben muss. Leider sagt er nicht, wo er sie gefunden hat. Ob
sie auf Lcsbos, wo er geboren wurde, oder auf einer anderen
Insel des ägeischen Meeres wächst, ist mir unbekannt. Der auf-
rechte Baum von der Höhe der Elate (also der Weisstanne) mit
glatter Rinde kann nur die Rothbuche gewesen sein, zumal weiter
gesagt wird, dass das Holz gefärbt (selbst schwarz, wie später
noch ergänzend hinzugefügt wird) sei, die Frucht hingegen, von
einer stachlichen Hülle eingeschlossen, einen dem der Kastanie gleich
süsslichen und angenehmen Geschmack habe.
Einer Elate im geschildertem Wachsthume imd in der Höhe
sehr ähnlich sah auch ich während meiner zweiten Reise nach
dem Oriente im Jahre 1843 in dem pontischen Gebirge im Süden
des schwarzen Meeres die Rothbuche einzeln wachsend und aus
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dem übrigen Geböke weit herausragend, so dass ich sie, aus der
Feme gesehen, wirklich anfangs für eine Tanne hielt, bis ich mich
selbst an dem Gebirge aufsteigend überzeugt hatte, was es war.
Dieser so geschilderte Baum wuchs nach Theophrast aber nur
in der Ebene (ev Talg n6Öioig\ im Gebirge (svti^ 0Q€i) ist das
Holz der Oxya weiss und wird wegen seiner Härte sehr viel zu
allerhand Möbel gebraucht. Das ist aber nicht mehr Roth-, son-
dern Weiss- oder Hopfenbuche. Wenn Theophrast weiter sagt,
dass die Frucht beider Bäume (der Ebene imd des Gebirges) ein-
ander gleich wäre, so ist das ein Irrthum.
Der Baum des Gebirges, der bei Theophrast den Namen
oatQva oder ootqvti führt, soll der Oxya (aber nur der des Ge-
birges) sehr ähnlich sein. SoUte es Ostrya carpinifolia, die soge-
nannte Hopfenbuche sein, dann wäre Oxya die orientalische Weiss-
buche, Carpinus Duinensis. Dass Ostrya eine Weiss- oder Hopfen-
buche ist, ersieht man aus der Beschreibung des Baumes, besonders
der Früchte, die nicht gegessen werden, obwohl sie Theophrast
selbst mit der Gerste vergleicht.
Zweite Familie.
Birkengehölze. Betulaceae.
Die Eller oder Erle, Alnus oblongata.
Ich habe bereits in meiner Dendrologie (2. Band I, 630) mich
dahin ausgesprochen, dass unsere Schwarzeller (Alnus glutinosa)
in Italien durch eine andere wenn auch ähnliche Art, welche den
Namen A. oblongata erhalten hat und im Süden ostwärts bis nach
den Eaukasusländem und dem pontischen Gebiete sich erstreckt,
vertreten ist. Ohne Zweifel ist es diese Alnus oblongata, welche
auch in Griechenland wächst und noch heut zu Tage daselbst den
Namen xAij»*^^« führt. Nach Fraas kommt die Erle jedoch jetzt
in Griechenland nur selten vor, nach Sibthorp häufiger und
zwar nicht nur im Peloponnes, auch in Böoticn
Wenn auch Alnus oblongata eine Mittelhöhe von 40—50 Fuss
erreichen kann, so bleibt sie doch immer ein schmächtiger Baum,
der nicht einmal zum Häuser-, geschweige denn zum SchifPsbau
gebraucht werden kann. Diese Thatsache widerspricht aber den
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Angaben Homers über seine xXtj&qtj. Nach ihm ist xXi^&qtj ein
grosser und starker Baum. Der Name wird übrigens bei Homer
und zwar our in der Odyssee zwei Mal, und zwar im 5. Gesänge
erwähnt. In dem 64. Vers ist xXri&Qrj unter den stattlichen Bäu-
men des Haines der Kalypso aufgeführt, in dem 239. Vers hin-
gegen gehört xXfjxyQYj zu den grossen Bäumen des Waldes der
Insel, wo ausserdem noch die wolkenberührende Tanne und die
Pappel wuchsen, aus denen Odysseus sein Schiff bauen sollte.
Beide Stellen sind keinesfalls dazu geeignet, die strauchartige Alnus
oblongata darunter zu verstehen.
Dass Homer überhaupt bei den Bauhölzern für Schiffe nicht
die Eiche und Liude nennt, die beide noch jetzt sehr viel in Grie-
chenland wachsen, ist auffallig. Man könnte deshalb fast der Mei-
nung sein, dass er unter seiner xItj^qt] die Eiche und ooch mehr
die Linde verstanden hat. Ich bin daher geneigt, unter xXrj&Qa
Tilia tomentosa Manch, (alba W. et K.), unter q)XvQa hingegen, wie
ich später ausführlicher auseinandersetzen werde, Tilia vulgaris
Hayne zu verstehen. Noch wahrscheinlicher ist, dass wenigstens
Homer unter seiner xX'^d^Qtj einen Ahombaum verstanden hat, da
nicht weniger als 8 Ahorn- Arten in Griechenland wachsen und da-
selbst eine grosse Verbreitung besitzen, ohne von Homer nur ein-
mal genannt zu werden.
xlrix^Qa ist später auch ein Baum, der von den griechischen
Tragikern, auch von Aristophanes erwähnt wird. Was diese
für einen Baum darunter verstanden haben, lässt sich, da keine
Beschreibung vorhanden ist, nicht ermitteln. Auffallend ist dabei,
dass weder Herodot, noch Plato oder ein anderer griechischer
Schriftsteller der klassischen Zeit xXjjd^Qrj oder xlijx^Qa nennt.
Auffallend ist es, dass der Name xkrjd^Qa nach Theophrast
nicht mehr erwähnt wird. Dioscorides kennt eben so wenig das
Wort, als dass er etwas über das Vorkommen der Eller weiss.
Auch die Römer, welche gern die Namen griechischer Bäume
in ihre Sprache einführten, kennen keine Clethra. Erst Linn^
hat das Wort wiederum als Genus -Namen in seinem Systeme,
und zwar, um die Verwirrung möglichst voll zu machen, für eine
Anzahl nordamerikanischer Pflanzen eingeführt.
Noch einige Worte über or^fAvda. Da der Name unmittelbar
auf xlij^Qa bei Theophrast folgt (III, 14, 4), so hat man geglaubt,
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dass er auch eine der Klethra ähnliche Pflanze bedeuten müsse.
Das ist aber keineswegs der Fall. Nach Theophrast werden die
ruthenförmigen Zweige der Semyda zu Stöcken (elg ßay.vrj()iag)
für Kinder gebraucht. Daraus hat man hier und da wiederum
schliessen wollen, dass man die Birke unter Semyda zu verstehen
hätte. Es wächst aber gar keine Birke weder in Griechenland,
noch überhaut im südöstlichen Europa. Das Blatt der Semyda
soll dem der persischen Nuss ähnlich, nur noch schmäler sein.
Aus einer solchen Beschreibung lässt sich nichts entnehmen imd
wir müssen die Fesstellung der Pflanze auf sich beruhen lassen.
Unbegreiflich ist es aber, dass nach dem Einen der Erklärer des
Theophrast unter Semyda Sambucus Ebulus, nach dem Andern
aber Cercis Siliquastrum verstanden werden soll.
Dritte Familie.
Weidenartige Pflanzen, Salicaceae.
Unter diesem Namen versteht man 2 Gruppen von Gehölzen,
welche zwar im Blüthenbau und noch mehr im äusseren Aus-
sehen sehr von einander abweichen, aber darin übereinstimmen,
dass ihre Früchte Balgkapseln sind und eine grosse Anzahl feiner,
mit einem haarigen Schopf versehener Samen einschliessen. Wenn
diese im ersten Frühsommer aus den Balgkapseln herausgeworfen
und vom Winde weitergeführt werden, so erscheinen die Wege
bald ganz damit bedeckt und es hat das Ansehen, als wenn frischer
Schnee gefallen wäre.
Die eine dieser beiden Gruppen bilden vorzugsweise die Wei-
den, die andere die Pappeln. Erstere haben meist in die Länge
gezogene aber spitze Blätter, bei den andern sind diese rundlich
und breit, ihr Blattstiel ist aber in der Regel seitlich zusammen-
gedrückt.
I. Die Weide, Salix.
Wenige Pflanzen des alten Griechenlands sind so genau
charakterisirt und haben von den ältesten Zeiten bis auf den heu-
tigen Tag denselben Namen bebalten, als die Weide, hei] schon
bei Homer, itea bei Theophrast, ivid jetzt. Homer spricht nur
von Weidengebüsch, gewiss hat er aber auch die Baumweide,
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von denen Salix fragilis und alba noch heute in Grriechenland
häufig wachsen, gekannt.
Sehr beliebt waren die Purpurweiden (die Abtheiluug der
Bachweiden), vor Allem Salix purpurea und Helix, weil sie das
beste Material zum Flechten und vor Allem zur Anfertigung der
Schilde lieferten. Wird doch bei Euripides der aus Weidenruthen
geflochtene Schild hea genannt. Homer liess dagegen die grossen
Schilde seiner Helden aus starkem Rindsleder anfertigen, welche
mehr im Stande waren den Stössen der Angreifer zu wider-
stehen.
Um die übrigen Strauchweiden, welche keinen specieUen
Nutzen hatten, bekümmerten sich die alten Griechen nicht weiter,
obwohl nach Theophrast ihre Anzahl sehr gross war. Bis auf die-
sen werden keine specieUen Arten unterschieden, aber auch nach
ihm kommen die von ihm aufgeführten Sorten Weiden nicht
wieder mit besonderen Namen vor. ^Itia ist auch ihm die zum
Flechten benutzte Weide. Die beste Flechtweide ist die mit
glatter blutrother oder schwarzer Binde, also die schon erwähnte
Salix purpurea und Helix. Nach Theophrast nannten die Arkadier
diese Weiden aber wiederum sliS, ein Name, der die Benutzung
ausspricht.
Von den übrigen strauchartigen Weiden unterscheidet Theo-
phrast noch die elaiayvog^ eine sehr behaarte Form, welche in
grosser Menge in Böotien am Orchomenischen See, aber auch
auf überschwemmten Inseln Aegyptens wuchs. Unter alaiayvog
ist wahrscheinlich die ganze Gruppe der Viminales oder Korb-
weiden (vergl. m. Dendrol. H, 1. 538) zu verstehen. Die Alten
scheinen nicht g^wusst zu haben, dass auch diese Korbweiden, wenn
auch zu gröberem Flechtwerk, benutzt werden konnten. Jetzt
führt noch eine sehr schmalblättrige Art den Namen Sahx
Elaeagnus.
Eine zweite strauchartige Weide hat den Namen xaloitia
und soll Blätter ähnlich denen des Lorbeers besitzen. Man ist
geneigt, diese allerdings sehr unvollkommen beschriebene Weide
für unseren Biohnenbaum (Labumum vulgare), zu halten. Wahr-
scheinlich ist es aber Salix nigricans oder Salix laurina, nicht
Salix Caprea, wie Sprengel meint.
Dass wir nicht wissen, mit welchen Namen die alten Griechen
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die baumartigen Weiden belegt haben, ist von mir schon ausge-
sprochen worden. Nur von Theophrast ist es nachzuweisen, dass
er sie unter dem Namen xokvtia verstanden hat, denn er sagt
dsvdQov SX(og ^liya. Andere Erklärer des Theophrast verstehen
dagegen Colutea arborescens, einen Strauch darunter.
IL Die Pappel, Populns.
Pappeln spielen bei den Griechen eine grosse Rolle, sie finden
sich in allen Hainen von Bedeutung vor. Vor Allem gilt dieses
von der Silberpappel, Populus alba. Wie zu Homers Zeit, so
wurde sie das ganze klassische Alterthum hindurch bis auf die
neueste Zeit viel erwähnt, wo man in der Nähe von Athen präch-
tige Alleen aus ihr hergestellt hat. Mehrere Umstände, vor
Allem ihr rasches Wachsthum und eine weiten Schatten wer-
fende Krone, mögen vor Allem zu ihrem Ansehen beigetragen
haben, am Meisten war es ihr ganz ausserordentlich dicker und
deshalb imposanter Stamm, welcher ihre Schönheit und das Inter-
esse für sie erhöhte. Ich fand auf der Ostseite Transkaukasiens
im Jahre 1844 in der Nähe des kaspischen Meeres Exemplare
von 10 Fuss Stamm-Durchmesser. Selbst bei uns in Norddeutsch-
land kann sie unter Umständen eine bedeutende Grösse erhalten.
Es ist nicht lange her, wo im Thiergarten bei Berlin, und zwar
dem früheren Ho^äger gegenüber, eine Silberpappel stand, deren
Stamm 8 Fuss im Durchmesser besass.
Ihr ältester Name ist bei deü Griechen aXyeiqog. Möglicher
Weise mag man in den ältesten Zeiten darunter auch die Schwarz-
pappel verstanden und beide Pappeln nicht weiter unterschieden
haben. Homer nannte sie aXyaiQog imd lies sie vor Allem in den
Hainen eine Rolle spielen. In dem Haine der Persephone (Pro-
serpina) stand nach Homer eine Silberpappel (Aegeiros) am Ein-
gange in die Unterwelt.
Man nimmt nach Fraas gewöhnlich an, dass Homer unter
a%eQmg ebenfalls die Silberpappel verstanden habe. In diesem
Falle wäre es wahrscheinlich, dass Homer unter aXyeiQog die
Schwarzpappel verstanden hätte. Liest man aber über Acherois
die beiden betreffenden Stellen in der Iliade (XIII, 389 u. XVI, 482),
von denen die letztere nur eine Wiederholung der ersteren ist,
nach, so ist es gar nicht möglich, daraus zu ersehen, dass Homer
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unter Acherois die Silberpappel verstanden habe. Das Wort
Acherois konnte jeden grossen, einiger Massen imponirenden
Baum, wie Esche, Linde, Ahorn u. s. w., freilich aber auch die
Schwarzpappel bedeuten. Eine Beschreibung ist nicht vorhanden,
sondern es wird nur gesagt, dass der Held vom Speere getroffen
dahinsank, wie die Eiche dahinsinkt oder die ax^Qcoig oder
die stattliche Tanne. Ein schöner grosser Baum muss es aller-
dings gewesen sein, wenn 6r den Yergleicb mit der Eiche und
Tanne aushält.
Von welcher Zeit an die Griechen für Weiss- und Schwarzpappel
zwei verschiedene Namen hatten: kevx?] für die Silber- und den
schon seit Homer bekannten avyeiQog für die Schwarzpappel, lässt
sich nicht genau bestimmen. Beide Namen kommen seit Homer
nicht mehr häufig vor. Aristophanes (427 bis 388 v. Chr.)
scheint der erste gewesen zu sein, der sich des Wortes kevxrj be-
diente, fast 500 Jahre später spricht auch Demosthenes von einer
Leuke. Theophrast beschreibt beide Bäume sehr genau (lU, 14, 2),
an derselben Stelle bespricht er aber auch die Espe oder Zitter-
pappel unter dem Namen xeQxig in einer Weise, dass kein Zweifel
über die Bedeutung des Wortes bleibt, was übrigens Theophrast's
Lehrer, Aristoteles, schon früher gebraucht hat.
Vierte Familie.
Wolfsmilchblüthlgr, Euphorbiaceen.
Die hierher gehörigen Pflanzen zeichnen sich durch einen so-
genannten Lebens- oder Milchsaft aus (Latex). Er geht durch
alle ihre Theile und stehn die ihn einschliessenden Gefasse (Vasa-
propria) in Verbindung. Macht man einen Einschnitt in die Rinde,
so fliesst der meist weiss, roth u. s. w., aber auch wasserhell ge-
färbte Inhalt heraus. Er enthält Kautschuk, was bei vielen
Pflanzen, wie von unserem Feigen- oder Gummibaum im Zimmer,
Urostigma elasticum (Ficus) L., gewonnen wird. Die Zusammen-
setzung des Saftes ist mannigfach und der Art, dass sich in ihm
ausser Gummiharz oder Kautschuk bestimmte, den Menschen be-
sonders schädliche, also giftige Körper gebildet haben. Bisweilen
sind die Stoffe, welche in diesem Lebenssafte sich vorfinden, aber
mild und dienen den Menschen in diesem Falle bisweilen als
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NahruDgsmittel. Als Beispiel gehören hierher der amerikanische
£ulibaum (Galactodendron utile Kunth) und der Quellenbaum in
Hinterindien.
Die sehr grosse Familie hat man in grössere und kleinere
Gruppen gebracht. Ich werde des Umfanges halber auch hier
eintheilen müssen, in so fem Arten in den Abtheilungen zu be-
besprechen sind.
L Abtheilnng«
Aecbte Wolfsmilchpflanzen, Euphorbieae.
Die Familie hat ihren Namen von dem Genus Euphorbia und
dieses wiederum von einem Gummiharze, was alle Arten in Form
einer schwerflüssigen Flüssigkeit, dem Euphorbium besitzen, er-
halten. Bei allen Euphorbien, die wir in Deutschland mit den
Namen der Wolfemilch (wegen ihrer giftigen Eigenschaften) be-
legen, ist der Lebenssaft milchweiss und verdient daher den Namen
Milchsaft. Auch in Griechenland wächst viel Wolfsmilch und
war auch schon im Oriente vorhanden, ihre Anwendung als Arznei-
mittel beginnt aber erst mit der Zeit des Theophrast, vielleicht noch
etwas früher mit der des Büppokrates. Die Euphorbien oder
Wolfsmilcharten sind keineswegs hohe, aber auch nicht niedrige
Bäume, bisweilen haben sie aber die fleischige Gestalt unserer
bekannten Säulen-Kaktus und damit eine Höhe von nicht selten
20 und 25 Fuss. Die meisten Wolfsmilchpflanzen erscheinen als
niedrige Sträuch er, als Halb sträucher, als Stauden und als Sommer-
gewächse.
Die Wolfsmilcharten nicht allein, sondern auch alle Euphor-
biaceen haben insofern eine eigenthümliche Frucht, als ihre
drei Theile knopfartig, wie Theophrast schon mittheilt, als xoxxog
zusammengestellt sind und hier auch wieder auseinander fallen
(Hist. pl. IX, 11, 7). Eine solche Frucht nennt man jetzt Capsula
tricocca und sie ist charakteristisch für die ganze Familie.
Die wenigen Wolfsmilchpflanzen, welche Theophrast kannte,
nannte er Tidvfxallog und sie bildeten damals beliebte Abführmittel.
Später scheint man schnell aufeinander noch mehrere Arten des
Genus Euphorbia kennen gelernt zu haben, bis zur Zeit des
Dioskorides ihre Zahl bis auf 15 stieg.
Da die Zahl der Wolfsmilcharten, welche überhaupt oder
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auch nur in Griechenland existiren, immer noch gross ist, so
bringe ich sie in bestimmt von einander unterschiedene Gruppen:
I. Die interessantesten Euphorbien sind die, welche die Gestalt
eines riesigen Säulenkaktus haben und anstatt der Blätter an den
Kanten kurze Domen besitzen. Sie wurden erst zur Zeit des
Augustus, wo Nordafrika bereits römische Provinz geworden war,
bekannt. In dem heutigen Algerien, dem damaligen Mauritanien
(oder griechisch Libyen) herrschte der König Juba und hatte
einen vorzüglichen Arzt Namens Euphorbos. Dieser war es, der das
aus dem Stamme durch Einschnitte erhaltene, nicht aber von selbst
ausfliessende Harz zuerst in Anwendung brachte, und der dankbare
König gab demselben seinen Namen.
Dioskorides war dagegen der Erste, welcher vielleicht auf
seinen vielen Reisen auch in Nordafrika das Euphorbium kennen
lernte, auf jeden Fall es aber in seiner Materia medica beschrieb
(im 86. Kapitel des 3. Buches), Ueber die das Euphorbium
liefernden Pflanzen erfahren wir nichts weiter, als das sie Bäume
(devÖQo) sind. Hätte man nicht aus anderen Quellen noch später
Mittheilungen erhalten, so würden wir durch die Alten selbst
(Griechen und Römer) nicht viel über die Mutterpflanzen des
Euphorbium erfahren haben. König Juba schrieb zwar eine Ab-
handlung oder vielmehr ein Buch (Volumen) darüber, wie uns
Plinius mittheilt, sie ist aber für uns verloren gegangen.
Nach Dioskorides ist die Euphorbiumpflanze dem NdQ&f]^
ähnlich und dieser wiederum bedeutet einen hohlen Stengel, mit
dem Prometheus nach der Sage das Feuer vom Himmel gestohlen
und den Menschen gebracht habe. Aus solchen Mittheilungen
kann freilich ein Botaniker gar nichts machen, am allerwenigsten
lassen sich Pflanzen feststellen.
Von Plinius erhalten wir eine etwas ausfuhrlichere Beschrei-
bung der Pflanze des Euphorbiums, die aber keineswegs mit der
Wirklichkeit übereinstimmt. Wenn der sonst noch gelehrte König
Juba von Mauritanien das Material auch erst Plinius geliefert
hat, so besitzt er doch nicht im Geringsten die Gabe der Natur-
beachtung und Naturbeschreibung, wie etwa Theophrast, der Man-
ches beobachtet hat, was von keinem Botaniker bis auf die heutige
Zeit wieder gesehen ist. Die besagte Stelle des Plinius heisst:
„specie thyrsi, foliis acanthinis, incisa, conto subitur excipulishaedino.
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ümor lactis videtur defluere. Siccatus cum coiit turis effigiem
habet (hist. nat. XXV, 78).
In den früheren Zeiten, wo zwar die Römer auch schon ko-
lonisirten, aber nicht, wie die Franzosen jetzt, durch Fremde,
sondern durch Einheimische, scheinen im Atlas die Euphorbien
eine weit grössere Verbreitung gehabt zu haben, als jetzt, wo sie
in das Innere des grossen Gebirges mehr und mehr zurück-
gedrängt werden, so dass man wenig von ihnen hört Dass mehrere
Arten Euphorbium lieferten, unterliegt keinem Zweifel ; von denen
die beschrieben sind, verdient vor Allem Euph. officinarum L.
als Mutterpflanze genannt zu werden. Neuerdings will aber der
Pharmakolog Berg nachgewiesen haben, dass das heutige Euphor-
bium von keiner der bis jetzt beschriebenen Arten stammt, son-
dern von E. resinifera Berg, welche im Nordwesten Afrikas, also
in Marokko wächst. Auch Hooker hat in Marokko vor einigen
Jahren neue Euphorbien gefunden.
Den Namen Euphorbium zur Bezeichnung der Pflanzen,
welche das sogenannte Gummiharz liefern, hat der Professor
Isnard zu Paris in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein-
geführt, aber nur für diese kaktusähnlichen Arten, Linn^ ge-
brauchte hingegen das Wort für sein grosses Genus, in dem er
auch die oben bezeichneten, noch so sehr abweichenden Arten
ebenfalls mit einschloss, er änderte nur später (in den Genera
plantarum) den Namen in Euphorbia um.
Ueber Linn^ und seine Euphorbien theile ich schliesslich
noch mit, dass er die Namen, welche bei Theophrast und bei
Dioskorides einzelne Euphorbien bedeuteten, gern als Artnamen
benutzte, z. B. Euphorbia Characias, Peplis u. s. w. Bisweilen war
er so glücklich die Identität seiner und der griechischen Pflanze
nachzuweisen, häufiger aber nicht. Euphorbia Peplis L. ist ein
gemeines einjähriges Sommergewächs, Tienkig der Griechen hin-
gegen ein Strauch.
n. Ich wende mich zu den kleineren Sträuchem, den Halb-
sträuchem und Kräutern. Theophrast hatte für sie die Bezeich-
nung %i&v^aXXoQ,
Von der einen der 4 Arten, welche er aufführt, nennt er das
Gummiharz Hippophaes (xai o Ti^v/xaXXog i^ ov to lTtnoq>aig),
Koch. ö
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Bei Dioskorides wird aber nicht das Gummiharz Innotpaeg ge-
naiiDt, sondern die Pflanze. Zuerst von dieser.
a) Besser, man konnte ausnahmsweise sagen, sehr gut, unter-
scheidet Dioskorides die genannten Pflanzen als Innncpaig und
hat sogar noch eine zweite Art, das \Tin6q>aiaTov. Beide sind
einander so ähnlich beschrieben, dass man beide auch für eine
und dieselbe Pflanze halten könnte. Die eine blüht, die andere
nicht. Es sind niedrige, aber weitumfassende Straucher (J>afjivog
q)(}vyavcidrig^ af4qiilaq>i]g) mit Blättern, denen des Oelbaumes
(auch filzig) ähnlich, besetzt. Zwischen ihnen befinden sich Dor-
nen, welche beim Vertrocknen der ganzen Pflanze übrig bleiben
und gutes Material zum Aufkrempeln und Walken (ganz ähnlich
den Weberkarden, die Fruchtstände des Dipsacus Fullonum)
liefern. Sie wurden wahrscheinlich schon vor Dioskorides dazu
benutzt und werden, wie Fraas mittheilt, noch heut' zu Tage
auf gleiche Weise verwendet. Nach Dioskorides wächst die
Pflanze auf dem Sand und am Meere, nach Fraas aber wiederum
auf Felsen bis auf 2000 Fuss Höhe.
Das Wort Hippophaö hat Linn^ ganz willkürlich für einen
bisher als Rhamnoides bezeichneten meist dornigen Strauch (Hippo-
phae Rhamnoides L.) in der Flora lapponica zuerst eingeführt.
b) Schliesslich gehe ich zu den kleineren halbstrauchigen
oder krautigen, beziehungsweise jährigen Euphorbien über und
zwar zunächst zu denen, welche Theophrast speciell vi&v/iaXlog
nennt.. Theophrast kennt, die Mutterpflanze der innorpaig ab-
gerechnet, noch 3 Arten und unterscheidet sie so genau, dass
man den Meister des griechischen Alterthums daran erkennt.
Diese 3 liefern in dem Samen ein vorzügliches gelind abführendes
Ajrzneimittel, was damals ebenso allgemein gebraucht wurde, wie
das alsbald zu erwähnende Ricinus-Oel, die Samen des Ricinus
communis L.
Theophrast beschreibt die 3 offizinellen Pflanzen als Halb-
sträucher mit zahlreichen Stengeln.
Die eine wuchs am Meere und fährte deshalb den Namen
naQaXiog. Sie hatte ein rundliches Blatt. Die zweite besass den
Namen der männlichen und wurde eine Elle hoch. Die dritte end-
lich hatte wegen der Aehnlichkeit eines Stengels mit einem Myrten-
zweige den Namen (xvqxitrig erhalten. Sie wuchs hoch im Ge-
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birge und besass das Eigenthümliche, dass sie zweierlei verschie-
deDalterlicbe Stengel hat, von denen nur die älteren und im zweiten
Jahre stehenden Früchte und Samen tragen, die anderen aber
überwintern.
Dioskorides kannte 13 domenlose und niedrige Wolfemilch-
arten oder Euphorbien als officinelle Pflanzen, d. h. solche, die
Abführmittel lieferten. Nur einige von ihnen waren Strauch- oder
halbstrauchartig, andere jährig. Wenn es auch möglich sein möchte
einen und den andern Namen mit einer bestimmten Wolfsmilchpflanze
zu identificiren, so kann es doch im Allgemeinen nicht geschehen.
1) Die wichtigste Pflanze ist Ricinus communis L. Wie weit
hinauf die Pflanze im Alterthume bekannt war, ist nicht mehr zu
bestimmen. Dioskorides spricht (im 159. Kapitel des 4. Buches)
zuerst von ihr unter den Namen xixv oder xqotwv^ Plinius hin-
gegen kennt sie schon unter dem Namen Ricinus, aber auch als
Groton, im Volksgebrauch nennt man bei uns die Pflanze Wunder-
baum, auch Palma Christi. Dioskorides schildert die Pflanze
ziemlich genau, so dass die Identität aller dieser Namen keinem
Zweifel unterliegen kann. Ich will nur noch hinzufügen, dass sie
auch einen Baum von oft 12 und selbst bis zu 20 und mehr Fuss
darstellen kann und wirklich im Oriente nicht selten darstellt,
heisse Sommer können aber auf sie bei guter Kultur einen solchen
Einfluss ausüben, dass sie auch bei uns blüht und selbst noch
ausnahmsweise reife Samen hervorbringt. In diesem FaUe wird
der xixi zur einjährigen Pflanze.
2) XaQaxiag wächst in rauhen und gebirgigen Gegenden und
treibt eine Elle hohe Stengel, welche sich röthlich färben. Die
Blätter sind schmal und denen des Oelbaumes ähnlich. Die dicke
Wurzel ist holzig.
3) O^lvg^ auch fiVQOivitfjg genannt, stimmt mit der Pflanze
d. N. des Theophrast in Betreff der Lebensweise überein, die
Blätter sollen aber nach Dioskorides noch mit einer dornigen
Spitze endigen.
4) JlaQalwg ist ein Strauch (J^afJivog) und wächst am Meere.
Wahrscheinlich von der Theophi-ast'schen Pflanze d. N. nicht ver-
schieden.
5) 'HXioaxoTtiog soll dem Portulak (avdQaxvrj der Griechen,
Portulacea oleracea L.) ähnlich sein, die rundlichen Blätter aber
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etwas düELDer, besitzen; 4 oder 5 eine Spanne hohe Triebe (xAc5-
veg^ wahrscheinlich die Strahlen der Blüthendolde, die aber nicht
aus der Wurzel kommen) sind vorhanden. Ohne Zweifel ist die
Helioscopia des Dioskorides, da sie ebenfalls auf Schutthaufen in
der Nähe von bewohnten Orten wächst, die Euphorbia Heliosco-
pia L., zumal das Drehen der Blüthen nach dem Stande der Sonne
ebenfalls von Dioskorides beobachtet wurde.
6) KvuaQiooiag. Obwohl nur kurz, aber wegen der eigen-
thümlichen nadeiförmigen Blätter (volg trjg nitvog ofjLOia) charak-
teristisch beschrieben, wird es leicht, in Euphorbia Oyparissias L.
die besagte Pflanze wieder zu finden. Der Name xvnaQioaiag
wurde übrigens nicht, wie man glauben sollte, von den nadei-
förmigen Blättern, sondern von dem Cypressen ähnlichen Ansehen
der Pflanze entlehnt.
7) JsvdQhrig ist nach den sehr kurzen und keineswegs ge-
nügenden Angaben nicht zu erkennen und scheint zur Zeit des
Dioskorides eine sehr untergeordnete Stelle unter den Arznei-
pflanzen gespielt zu haben. Die Blätter hatten die Form der
liVQTiTTig, nur erschienen sie dünner. Felsen waren ihr Standort,
wo sie nur die Höhe einer Spanne erhielten. Der Name wurde
von Linnö als dendroides in Anwendung gebracht, widerspricht
aber ihrer Kleinheit.
8) nXaxvq)vXXog ist leider noch kürzer besprochen als dav^
ÖQizTjg^ das Wort wurde aber von Linnö ebenfalls angewendet,
freilich ob richtig, lässt sich gar nicht mehr sagen. Der Name
ist von der Aehnlichkeit der grossen Blätter mit denen der Wurzel
des q>X6fiog (Wollkerze, Verbascum Thapsus L, im weiteren Sinne)
gegeben werden.
9) Tlid-iovaa ist, wie aus dem Namen hervorgeht, wegen der
nadeUormigen Blätter gegeben. Die Pflanze wird weit höher als
eine Elle und ihre kleinen Blüthen haben eine purpurrothe Farbe.
Ausgezeichnet ist die Wurzel (xovqtibx genannt) durch ihre Grösse
und ihre weisse Farbe im Innern. Ob die Linnö'sche E. Pi-
thyusa L. der des Dioskorides entspricht, vermag ich nicht zu
entscheiden.
10) AaSvQig. Die eigenthümliche Wolfinilchs-Frucht ist bei
dieser Art besonders entwickelt, so dass die dreiknöpfige Frucht
(Capsula tricocca) als solche noch schärfer hervortritt. Der ein-
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zelne Theil (xoxxog) der Frucht ähnelt einem oQoßo^y d. i. einer
Kirchenerbse (Cicer arietinum L.) und hat die Veranlassung zur
Benennung der ganzen Pflanze (^xx&VQig) gegeben. Die Samen,
welche die Frucht einschliesst, sind klein.
Die Pflanze ist ein Strauch, der einfach mit Milchsaft gefüllt
ist, und besitzt eine unbedeutende Wurzel, also gerade umgekehrt,
wie es bei der vorigen Art der Fall war. Der Stengel hat die
Starke eines Fingers und wird über eine Elle hoch. Besetzt ist
er mit grossen mandelähnlichen Blättern. Als Arzneimittel ge-
braucht man die Samen.
11) Ilenkog wird vielfach in der Medizin angewendet. Dass
die Pflanze von Linn^, also Euphorbia Peplus L., mit dem grie-
chischen niulog identisch sei, möchte ich verneinen. Die letztere
ist nach Dioskorides ein niedriger Strauch (^i^afivioxog)^ also kein
Sommergewächs, wie die Linn^^sche Pflanze, und mit Rauten
ähnlichen Blättern besetzt. Die kleine Frucht steckt zwischen den
Blättern und ist geringer als ein Mohnkopf durjxojv). Leider ist
diese Stelle nicht klar und begreife ich nicht, was verglichen
werden soll, da Mohnköpfe immer im Verhältniss zur grössten
Wolfsmilchfrucht bedeutend grösser sind. Wollte vielleicht Dios-
korides die Samen mit einander vergleichen?
12) IJenlig soll schon dem Hippokrates bekannt gewesen
sein. Dioskorides schildert die Pflanze als ein mehr Raum als
gewöhnlich in Anspruch nehmender Strauch (^dfivog äfiqulaßrig).
Schon deshalb kann die Pflanze nicht das allenthalben als Unkraut
wachsende Wolfmilchskraut, was Linn^ imter Euphorbia Peplis
versteht, gewesen sein, flenlig wächst am Meere. Wenn man
irgend einen Theil der Pflanze auf die Zunge bringt, so wird auf
der Zimge ein heftig brennendes Gefühl, was seinen Grund in dem
Milchsaft hatte, hervorgerufen. Das thun freilich mehr oder weni-
ger alle Euphorbien. Die Blätter waren rund und imten roth,
die Wurzel hingegen hatte keinen weiteren Werth. Man sammelte
für den Gebrauch nur die Früchte. Auch das Wort Peplis hat
Linn^ ohne allen Grund für zwei kleine Wasserpflanzen aus der
Familie der Portulaceen in der Flora lapponica zuerst als Genus-
Namen in Anwendung gebracht, es hat also hier mit Euphorbien
nichts zu thun.
13. Xafiaiavxtjg wörtlich übersetzt „niedrige Feige" soll nachf
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Diöskorides seinen Namen wegen der Aelmliclikdit mit Feige und
Mohnkopf zugleich erhalten haben. Die Pflanze scheint der vorigen
sehr ähnlich zu sein, besonders in Betreff der Blätter und Früchte.
Unverständlich sind nur die beiden Stellen, wo von Doldenstrahlen
und Blättern angegeben wird, dass sie zur Erde in Beziehung
stehen (^xlwveg eni yrjg iggifievoi und q)vkla Tigog tfj yfj),
II. Abtheilnng.
Bucb&gebölze, Buxeae.
II. Es i8t hier von unserem gewöhnlichen Buchsbaum, Buxus
sempervirens L. die Rede. Obwohl er auch nach Theophrast nur
im äussersten Norden Griechenlands, auf dem Pindus, und hier
von schlechter Qualität, wächst, sonst aber in Menge in Paphla-
gonien, also in Kleinasien, und auf der Insel Korsika (/£i>(»'og),
vorkommt, das warme Klima besonders des Peloponnes auch gar
nicht vertragen würde, {cpvexai 6* er toig ipvxQoig xonoig xai
TQa%iai)^ so halten doch die Philologen das t^vyov nv^ivov des
Homer für Bachsbaumholz (IL XXIV, 269). Ich bezweifle es.
Der Buchsbaum wuchs weder zur Zeit des Homer im Peloponnes,
noch kommt jetzt daselbst vor. Wenn man sagt, dass die be-
treffende Stelle in der Iliade aus einer sehr späten Zeit stamme,
so ändert dieses doch nicht die Sache.
Der erste Schriftsteller des griechischen Alterthums, der als
ni^og auch den Buchsbaum kennt, ist Aristoteles. Sein Schüler
Theophrast beschreibt ihn sehr genau. Wo er den Buchsbaum
kennen gelernt haben mag, habe ich nicht finden können. Dass
Theophrast aber viele Gehölze, welche nicht in Griechenland vor-
kommen, nach Mittheilungen beschrieben, habe ich schon bei der
Ceder des Libanon und bei der Rothbuche nachgewiesen.
Nach Christi Geburt scheint der Buchs bäum bei den Griechen
allgemeiner bekannt geworden zu sein, sein Holz kam als Handels-
artikel noch viel mehr als früher nach Athen. Es kommt noch
dazu, dass viele der griechischen Schriftsteller dieser Zeit, wie
Artemidoros aus Ephesos, Athenaios aus Naukratis (in Aegypten
u. s. w. gar nicht in Griechenland, vielleicht sogar in Ländern,
wo er wirklich wuchs, wohnten. Das Buchsbaumholz war zur
Zeit des Dioskorides, wie heut zu Tage, einsehr nützliches und
deshalb gesuchtes Holz. Allgemein brauchte man es zu Schreib-
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tafeln, ja selbst (nach Hagias) zum Malen. Man verfertigte aller-
hand Büchsen, besonders zara Aufbewahren von Arzneimitteln
daraus. Nach dem jüdischen Schriftsteller Josephus, der im Jahre
36 n. Chr. lebte, machte man auch Tintenfasser aus dem Buchs-
baumholze. Interessant ist seine Verwendung zu Kämmen, wie
es noch heut' zu Tage bei uns der Fall ist.
Ueber das eigentliche Vaterland des Buchsbaumes ist nichts
bekannt. Wir wissen nur, dass er jetzt eine sehr grosse Ver-
breitung im südlichen Europa besitzt und von da nach den Kau-
kasusländern bis zu dem Himalaya-Gebirge reicht. Im Westen
Europa's, vor Allem auf der P3rrenäischen Halbinsel möchte er
erst eingeführt sein, vielleicht auch selbst in Südfrankreich, wo er
jetzt verwildert vorkommt, so wie in Italien. Hier entstand aber
ohne Zweifel schon im römischen Alterthum die zwergige Abart,
welche wir noch zu Einfassungen von Beeten benutzen. Den
grossen baumartigen Bucbsbaum fand ich in grösster Menge im
Südwesten des kaukasischen Isthmus, nicht aber nördlich vom
Kion (dem alten Phasis) an der Küste und noch weniger landein-
wärts. In der Nähe von Tiflis und weiter nach dem Kaspischen
Meere habe ich den Buchsbaum nicht gefunden. Seit Jahren sind
leider am Schwarzen Meere von Seiten der Engländer so grosse
Aufkäufe von Buchsholz gemacht worden, dass die dortigen
schönen Wälder gar nicht mehr, wie ich sie 1836 noch gesehen,
daselbst existiren. Bereits beziehen die Engländer es mit dem
Wallnussholz aus Gilan, der persischen * Provinz im Süden des
Kaspischen Meeres. Allein im Jahre 1875 bezog man 8000 Tonnen
Holz vom Buchsbaum aus Gilan.
Fünfte Fsmülie.
Brodfruchtblüthler, Artocarpaceae.
Die wichtigsten Nahrungsmittel wurden den alten Griechen
von drei Bäumen, von den Feigen- und Oelbäumen, sowie von dem
Weinstock, geliefert. Die alten Griechen lebten abgesehen von
ihrem Getreide und einigen Gemüsepflanzen, hauptsächlich von
frischen oder getrockneten Feigen, von Oel und von Wein. Feigen-
und Oelbaum hatten nach der griechischen Sage ihren Ursprung
in Griechenland selbst. Und wiederum war es Athen, was sich
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die Entstellung beider Bäume zuschrieb. Der Oelbaum war, wie
ich später berichten werde, ein Geschenk der Athene, der Feigen-
baum ein Geschenk der Demeter oder Ceres. Die Sage erzählt,
dass ein Athener mit Namen Phytalos die Demeter, welche um
ihre geraubte Tochter Persephone aufzusuchen, auch nach Athen
kam, gastfreundlich au&ahm und als Geschenk einen Feigenbaum
erhielt. Die Feige wurde besonders für den armen Athener bald
eine beliebte Nahrung, wie heut' zu Tage noch die eingesalzene
Lupine oder Bohne dem Neapolitaner, und reichte aus, um dem
Nichtsthun, dem Dolce far niente, sich zu übergeben. In der
Sonne liegend genügten ihm täglich einige Feigen als Nahrang.
Ohne Zweifel ernährte sich Diogenes in seiner Tonne ebenfalls
nur von Feigen und war zufrieden damit, so dass er dem mäch-
tigen macedonischen König Alexander dem Grossen, auf dessen
Anerbieten, sich eine Gnade auszubitten, wohl sagen durfte, er
möge ihm keinen Schatten machen.
Welche Bedeutung die Feigen für Athen hatten, sieht man
auch daran, dass es verboten war, Feigen auszuführen und dass
das Wort Sykophant (der Feigen angibt) später überhaupt den
böswilligen Angeber bedeutet.
Aber nicht allein in Athen wurden die Feigen gern gegessen,
auch ausserdem, besonders in den wärmeren Küstenländern des
Peloponnes, wo der Feigenbaum gedieh. Im Innern der Halb-
insel, in Arkadien, gedieh er ebensowenig, wie im Norden Griechen-
lands. Es kann daher nicht auffallen, dass Hesiod in seinem
kälteren Geburtslande Aeolis ihn ebensowenig kannte, wie den
Oelbaum. Wohl aber war der Feigenbaum dem zu gleicher Zeit
lebenden Dichter Archilochos von Paxos bekannt, da dessen Ge-
burtsinsel ein sehr mildes Klima hatte, wo der Feigenbau besonders
gedieh. Auch Homer kannte den Feigenbaum mit seinen an-
genehm schmeckenden Früchten, nach Victor Hehn sind jedoch
die Stellen, besonders in der Odyssee, wo der Feigenbaum oder
seine Früchte erwähnt werden, späteren Ursprunges. Nach ihm
st zur Zeit und im Kreise der Ilias der Feigenbaum weder auf
den kleinasiatischen Inseln, noch in Griechenland bekannt gewesen.
Trotz der athenischen Sage, dass der Feigenbaum in Athen
entstanden, also in Griechenland einheimisch sei, stimme ich Victor
Hehn vollständig bei, dass er eingewandert ist. Auch ich bin
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der Ansicht, dass das Vaterland in semitischen Ländern, vielleicht
in Syrien zu suchen ist. Unterstützt wird diese Ansicht dadurch,
dass die Feigen auch den Verfassern des Alten Testamentes, ebenso
Tvie der Oelbaum, sehr bekannt waren und dass beide bei den
alten Juden eine grosse Rolle spielten. Da der Feigenbaum sehr
leicht verwildert, (ich fand ihn allenthalben auf meinen Reisen im
Oriente, wo ein mildes Klima sein Gedeihen fördeiiie), so ist keine
Spur mehr zu verfolgen, wie er gewandert sein mag.
Der Feigenbaum ist schon sehr zeitig, ohne Zweifel schon
durch die ersten Phönizier, nach Italien gekommen und steht mit
der Gründung Roms in Verbindung. Nach der Sage gab die
Wölfin, welche Remus und Romulus ernährte, unter einem Feigen-
baume die Nahrung. Die Feige blieb seitdem und ist noch eine
beliebte Speise Italiens. Von Italien aus ist wahrscheinlich der
Feigenbaum unter den Hohenstaufen erst in Deutschland zur wei-
teren Verbreitung gekommen. Trotz des rauhen Klimans von
Norddeutschland wird der Feigenbaum doch an mehreren Orten
im Freien angebaut und liefert dann nicht selten wohlschmeckende
Früchte. Im Winter wird er auf die Erde gelegt und mit Erde,
Laub oder Stroh gedeckt.
Linn^ hat dem Feigenbaum den Namen Ficus Carica ge-
geben. Der Geschlechtsname ist dem lateinischen Ficus, entstan-
den aus dem griechischen üvxrj^ entnommen, als Carica bezeich-
neten die Römer aber besondere getrocknete Feigen, welche wahr-
scheinlich aus Karien in Kleinasien eingeführt waren.
Sechste Familie.
Maulbeerblüthler, Moraceae.
Unseren Maulbeerbaum mit weissen Früchten (Morns alba)
kannten weder die alten Griechen, noch die alten Römer, er
wurde sehr spät (in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts),
zuerst in Italien, mit Einfühi'ung der Seidenzucht bekannt.
Die Frage, ob die alten Griechen den Maulbeerbaum mit
schwarzen Früchten schon gekannt haben, ist schwierig zu beant-
worten. Nach Victor Hehn, der sprachlich hierüber Alles zu-
sammengestellt hat, datirt sich seine erste Einführung schon aus
der Zeit der attischen Komiker, vielleicht auch ein Jahrhundert
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später. Ob Moqov des Aeschylos wirklich schon die Maulbeere
gewesen ist, geht übrigens keineswegs aas der betreffenden Stelle
hervor. Wie Victor Hehn richtig bemerkt, haben stets Ver-
wechselungen der Maulbeere (JVIoqov) mit der Brombeere (ßazog)
bei den griechischen Schriftstellern stattgefunden.
Erst mit Theophrast wird es gewiss, dass die Griechen den
Maulbeerbaum mit schwarzen Früchten (Morus nigra L.) kannten.
Dass die Seidenwurmer zuerst mit den Blättern der Monis
nigra ernährt worden wären, wie Victor Hehn meint, ist nicht richtig,
es geschah wohl nur dann, wenn aus irgend einem Grunde keine
Blätter des weissfrüchtigen Maulbeerbaums mehr vorhanden waren.
Die 2vxaittivog des Theophrast ist die Sycomore (Ficus Syco-
morus) Aegyptens. Ihre Frucht wurde zu seiner Zeit mannigfach zu-
bereitet, von den Einwohnern gegessen. An zwei Stellen jedoch,
aber nicht der Historia plantarum, sondern in de Causis bedeutet
2vxa/iivog bestimmt eine fleischige Frucht, die wahrscheinlich die
schwarze Maulbeere ist; am wichtigsten ist die Stelle: II, 11, 11,
wo es heisst: 'H de ^vxdfiivog ^eltxcpQov Tiva xai ida^wörj xal
^ixQov (d. h. die Sykaminos ist leicht, wässrig und im Verhältniss
zu dem grossen Baum klein). Sicher hat aber Theophrast den
Baum mit solchen Früchten nicht selbst in Griechenland gesehen,
sondern hat sich von ihm aus irgend einem anderen Lande, viel-
leicht aus Syrien selbst erzählen lassen, ^vxafnvog in der Be-
deutung des Schwarzen Maulbeerbaumes kommt erst bei den
späteren griechischen Schriftstellern des 1. und 2. Jahrhunderts
nach Chr. vor und scheint erst von den Gelehrten dieser Zeit
nach der damaligen Sitte, alte Pflanzennamen zur Bezeichnung
beliebiger Pflanzen zu benutzen, auf (hoqov übertragen worden zu
sein. Nach Victor Hehn ist das Wort aus dem jüdischen oder
vielmehr aus dem syrischen und nieder-ägyptischen Schikmim
und Schikmot, worunter die Juden die Sykomore verstanden,
gebildet worden.
Dass die Römer schon frühzeitig den schwarzen Maulbeerbaum
gekannt haben, unterliegt keinem Zweifel; Cato, Columella und
andere landwirthschaftliche Schriftsteller nannten ihn ebenso wie die
Griechen Morus, die Beere Morum. Ovid lässt selbst die rothe
Farbe der Beere aus dem Blute des Pyramus entstehen, als dieser
sich wegen des Todes der Thisbe unter diesem Baume entleibte.
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Aber auch die Römer verwechselten bisweilen, wie die Griechen,
die Maulbeere mit der Brombeere, so vor Allem Plinius, aber auch
Ovid.
Der schwarze Maulbeerbaum spielt im alten Testamente eben-
falls eine grosse Rolle, ein Umstand, der wiederum darauf hin-
weist, dass sein Vaterland in Syrien zu suchen ist In der Ge-
schichte der Makkabäer (1, 6, 34) werden die Rüssel der Elephan-
ten vor dem Beginn der Schlacht mit dem bluthrothen Safte der
Maulbeere bestrichen, um die Elephanten damit blutdurstiger zu
machen.
Der schwarze Maulbeerbaum kommt allerdings noch in Skan-
dinavien vor und trägt daselbst auch Früchte, bei uns in Nord-
deutschland ist er dagegen sehr empfindlich und friert bei un-
günstigem Winter meist bis zur Wurzel ab.
Das Vaterland des Maulbeerbaumes mit schwarzen Früchten
ist wahrscheinlich Syrien. Um Gewissheit darüber zu erhalten,
habe ich meinen geehrten Freund, Herrn Dr. Wetzstein, der
lange Zeit in Damaskus Konsul war und mir schon oft aus dem
Füllhorn seiner vielen Kenntnisse Mittheilungen gemacht hat, er-
sucht, von Neuem mich in meinen Untersuchungen zu unterstützen.
Nicht lange darauf erhielt ich eine Antwort, die interessant genug
ist, um hier abgedruckt zu werden.
Morns« Sycomoms.
Der Maulbeerbaum, arabisch tüta, ist in Syrien häufig. Der
schwarze, tüta schämla „der syrische Maulbeerbaum" genannt,
scheint dort zu Lande der ältere zu sein. Seine Früchte, im
arabischen Alterthume firsäd genannt, werden gern gegessen. Der
weisse Maulbeerbaum, tüta b^da, wird der Seidenzucht halber
auf dem Libanon in Menge kultivirt. Seine Frucht ist fade und
wird nur von den Armen gegessen.
In den kanonischen Schriften des alten Testaments wird der
Maulbeerbaum nicht erwähnt, denn das hebräische Wort schikma
(wovon in der Bibel nur die zweiPlurale schikmim und schikmot
vorkommen) bezeichnet den Maulbeerfeigenbaum, arabisch gum-
meiza, sycomoraea, sycomorus, Ficus aegyptiaca. Mit Unrecht
übersetzt die Vulgata einigemal und Luther in der Regel dieses
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hebräische Wort durch morus, Maulbeere; nur 1. Köd. 10, 27
übersetzt es Luther mit „wilden Feigenbaum'^ , worunter also die
gummeiza zu verstehen ist. In dieser Bibelstelle heisst es richtig
übersetzt: zu Salomo's Zeit sei die Ceder als Bauholz in Jerusalem
so gemein gewesen, wie die gummeiza (Sycomore) in der Sefela,
d. h. in dem philistaischen Eüstenlande Palästina's. Bis auf den
heutigen Tag ist dieser niedrige Küstenstrich der eigentliche Fund-
ort der Sycomore in Syrien. In der um 1000 nach Christo ver-
fassten Geographie des Jerusalemers Ibn el-Bennä heisst es, dass
die Umgegend von Askalon die eigentliche Heimath der Syko-
more sei.
Das griechische sykaminos ist eine vox hybrida, d. h. eine
Verquickung des phöniko-hebräischen schikma mit dem griechischen
sykos „Feige", und bezeichnete ursprünglich nur die gummeiza.
Als man aber anfing, mit diesem Worte auch den Maulbeerbaum
zu bezeichnen, weil die gummeiza, wie schon Plinius 13, 14 sagt,
arbor folio, magnitudine et adspectu moro similis est, so wurde
eine Unterscheidung nöthig: man bildete also das neue Wort
sykomoros für die gummeiza, und beschrankte nun das ältere
sykaminos auf den Maulbeerbaum. Dass sykomoros wirklich ein
sehr spätes Wort, ist den Philologen nicht zweifelhaft. Nichts-
destoweniger schied der Sprachgebrauch erst sehr allmählig
zwischen diesen beiden Wörtern, So gebrauchte noch Theophrast
um 350 vor Christo das Wort sykaminos von beiden (der gum-
meiza und tüta), und die Bibelübersetzimg der LXX übersetzt
schikma meistens mit sykaminos; nur an zwei Stellen, Amos 7, 14
und Psalm 78, 47 hat sie dafür sykomoros. Der Evangelist Lucas
braucht sykaminos und sykomoraea promiscue von der gummeiza.
Siebente Familie.
Platanengehölze, Platanaceae.
Früher und von vielen Botanikern jetzt noch mit den Hama-
melidaceen vereinigt, werden Platanen und Styraxbäume (Liqui-
dambar) jetzt in dem vorletzten Bande des Prodromus von De-
candolle (XVI, pag. 156) mit Recht wohl als eine besondere,
wenn auch sehr kleine Familie aufgestellt Beide hierhergehörige
Genera Platanus und Liquidambar haben unter den Gehölzen
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Griechenlands ein so grosses Gewicht, das jedes Genus für sich be-
trachtet werden muss.
I. Platane, Platanns L«
Die Platane ist keineswegs den alten Griechen so lange be-
kannt, als man gewöhnlich annimmt. Die Sänger der Ilias und
der Odyssee kannten sie sicher nicht, denn es müsste sonst be-
fremden, dass ein so auffallend schöner Baum, bei deren Vorliebe
für besonders zu Hainen sich eignende Bäumen nicht erwähnt
worden wäre. Wenn man aber trotzdem den Baum, den der
Seher Ealcbas bei seinen Verzückungen (oder Weissagungen, wie
man will) im Geiste sah, von Seiten der Philologen für eine
Platane gehalten hat, so mag wohl nur die Aehnlichkeit des
Wortes nlaravioTog mit nXdiavog daran Schuld gewesen imd die
Ansicht noch dadurch verstärkt worden sein, dass Herodot in der That
sich des Wortes nlaTaviOTog zur Bezeichnung der Platane bedient
hat Auch Theognis aus Megara (der um 544 v. Chr. lebte) hatte
das Adjektiv nXaTavLOxovg gebraucht, ob aber gerade für Platane,
lässt sich wiederum keineswegs mit Gewissheit sagen.
Ist es leicht möglich und sogar wahrscheinhch, dass Herodot,
als ihm erzählt wurde, dass der Perserkönig auf seinem Heeres-
zuge zu dem selten schönen Exemplare der ihin von früher wohl
bekannten Platane kam imd es durch Behängeu mit allerhand
Luxusgegenständen auszeichnete, um es den Bewohnern der Um-
gegend gegenüber gleichsam heilig und unverletzbar zu machen,
sich des bereits vorhandenen und ihm bekannten Wortes Plata-
nista für die Platane bediente? Die persische Bezeichnung Platane
war zu Herodot's Zeit ebenfalls schon vorhanden; der erste
Grieche, der sie gebraucht, ist der nur wenig später als Herodot
lebende Komiker Aristophanes (427 — 388 v. Chr.) in seinen
Wolken, und zwar im 1009. Vers. Ebenso hat der fast zu gleicher
Zeit lebende Plato (430 — 348 v. Chr.) in seinem berühmten Gespräch
des Sokrates mit Phaedros das Wort Platanos und nicht Platanista.
Interessant ist Plato's Beschreibung des Baumes, unter dem So-
krates und Phaedros sich unterhielten, in so fem, als sich schon
die Mittheilung findet, dass von einem schädlichen Blüthen-
duft, den die Platane ausgehaucht haben soll, gesprochen wird.
Dieser Blüthenduft sind wahrscheinlich die feinen Haare, welche
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beim Entfalten der Blätter von der unteren Seite abfallen und
wohl den Augen schädlich sein und in der Speiseröhre ein unan-
genehmes kratzendes Gefühl hervorrufen können.
Das Resultat meiner Forschungen über die Zeit, wo die Pla-
tane den Griechen bekannt wurde, kommt zu dem Schluss, dass
dieses erst mit den Perserkriegen geschah; das Wort selbst ist
nach Victor Hehn nicht griechischen, sondern iranischen, d. h.
persischen Ursprunges. Die Ableitung von nXazvg d. h. gross,
breit, ist willkürlich und hat keinen tieferen Grund. Ebensowenig
hat das iranische Wort Platanus etwas mit dem griechischen
Platanistos zu thun, die Aehnlichkeit beider Worte ist eben so
zufällig, als das Homerische nv^ivvg und das viel spätere nv^og
(d. h. Buchsbaum).
Um noch einmal auf das Homerische Platanistos zurück zu
kommen, so erwähnt es Homer nur einmal, und zwar in der
Iliade (im 2. Buche 307 u. s. w.). Hier ist aber nicht, wie gleich
anfangs gesagt, von einem wirklichen Baume Platanistos die Rede,
sondern der Seher sah ihn nur im Geiste und schildert ihn als
einen hohen Baum mit einem Vogelneste im Gipfel. An diesem
Baume klettert eine Schlange empor, um die 8 jungen Vögel und
schliesslich die Mutter zu fressen. Nach Kalchas sind die
9 Vögel die 9 JtJhre, welche es dauern würde, bevor es den
Griechen gelänge, Ilion einzunehmen. Aus solchen Mittheilungen
lässt sich nicht die Natur des Baumes erkennen, abgesehen davon,
dass der Baum an und für sich ein fingirter ist. Auffallend und
meine Ansicht bekräftigend ist, dass Hesiod, der ungeföhr 200 Jahre
nach Homer gelebt haben mag, den Platanenbaum nicht erwähnt,
was gewiss der Fall gewesen sein würde, wenn er bereits in
Griechenland bekannt gewesen wäre. Dagegen spricht das Vor-
handensein eines Platanenhaines in Lacedämon, nach dem sogar
eine Vorstadt genannt wurde, wiederum für das frühere Vorhan-
densein der Platane, wenigstens im Peloponnes.
Wenn ich ausgesprochen habe, dass der Platanenbaum aus
Persien in Griechenland eingeführt worden ist, so behaupte ich
noch nicht, dass Persien das Vaterland ist. Ich habe während
meiner beiden Reisen im Oriente (1836 bis 1838 und 1843 und
1844) mich speciell mit Untersuchungen über das Vaterland der
Platane beschäftigt, und bin schliesslich dahin gekcMDoonen, dass
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der Platanenbaam wenigstens in den Ländern, welche ich durch-
reist bin, stets angepflanzt war, denn er befand sich nur in der
nächsten Nähe menschlicher Wohnungen. Damit stimmt auch
mein Freimd, Herr Professor Haussknecht in Weimar, der das
südliche Kleinasien und einen grossen Theil Persiens durchforschte,
überein. Die Angaben neuerer Reisenden, die aber nicht Bota-
niker sind und ihn in Kilikien, also im südlichen Kleinasien, wild
gefunden haben wollen, sind nicht richtig, denn nach speciellen
Mittheilungen zweier derselben haben diese die Platane daselbst,
ebenso wie ich, nur vereinzelt in der nächsten Nähe menschlicher
Wohnungen gefunden.
Wirklich fand ich eine, aber nur strauchartige Platane, Bäche
gleich der Weide einschliessend, in dem südlichen Dagestan, d. h.
in den Ebenen der südöstlichen Abfalle des Kaukasus. Diese
Platane hatten wir früher in Kultur, Willdenow hat sie auch
bereits als Platanus cuneata beschrieben. Leider ist noch nicht
festgestellt, ob diese Art auch baumartig werden kann.
Wenn man bedenkt, dass die Platane unsere härtesten Win-
ter ohne allen Schaden aushält und selbst noch in Skandinavien
zu Alleen benutzt wird, so muss ihr Vaterland auch ein kaltes
Klima haben, dieses kann demnach das im Allgemeinen warme
Persien nicht sein, auch nicht einmal die kühleren üebirgsländer
genannten Landes. Nach meiner Ansicht hat man es, wie gewiss
auch von der, ihr in dieser Hinsicht ähnlichen Rosskastanie, im
südlichen Centralasien, wo sich Engländer imd Russen, wie es
scheint, jetzt bald die Hand reichen werden, zu suchen.
IJ. Stjraxbaum, Liquidambar L.
Um Verwirrungen zu vermeiden, sind wir jetzt gezwungen,
die Storaxbäume von den Styraxbäumen zu imterscheiden, da die
Wissenschaft neuerdings die irrige Ansicht, dass der Storax des
Handels von Styrax officinalis L. abstamme, widerlegt hat. Er
stammt dagegen von Liquidambar Orientale Mill. Damit ist aber
noch keineswegs gesagt, von welcher Pflanze die Alten ihren
ofVQoB erhielten.
Von der Mutterpflanze des a%vQa^ der Alten erfahren wir
von Herodot und Aristoteles bis auf Theophrast gar nichts.
Theophrast nennt ozvqa^ nur einmal (IX, 7, 3) bei der Auf-
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Zählung der gewürzhaften Stoflfe (apcJ/uorra). Man erfahrt aber
nichts weiter, als dass diese alle, wie Zinxmt, Eassia (hier xaaia)^
Eardamomen u. s. w. mit Ausnahme von Iris, nicht in Europa
vorkommen. Der erste griechische Schriftsteller, von dem wir
etwas Bestimmteres über OTVQa^ erfahren, ist Dioskorides (im
79. Eap. des 1. Baches).
Damach kommt der oxvQa^ als Thräne {ßdxQvov) vor,
imd wird von einem Baume, der dem Quittenbaum ähnlich
ist, gewonnen. Er selbst ist gelb, harzig und stellt eine geronnene
Masse (^Qo/^ßog) dar. Er zeichnet sich ausserdem durch einen
sehr angenehmen und lange anhaltenden Geruch aus und nimmt,
wenn er weich ist, die Eonsistenz von Honig an. So kommt er
in Spanien, in Pisidien und in Kilikien, nach Plinius auch auf
Cypern und in Syrien vor. Daraus möchte man schliessen, dass
verschiedene Pflanzen ihn liefern. Von einer bestimmten, wie
etwa der Styrax officinalis L., wie man bisher bis auf Victor
Hehn allgemein glaubte, kann gar keine Rede sein, wir müssen
die Bestimmung, aus Mangel des durchaus nothwendigen Materials,
überhaupt aufgeben.
Man hatte aber auch häufiger dafür einen schlechten OTVQa^
in mehliger form oder wenigstens doch leicht zerreibbar und
äusserlich von schwarzer Farbe, der gute hingegen war sehr sel-
ten und ähnelte der Myrrhe. Er ist auch selten echt, sondern
wird meist mit anderen Stoffen, z. B der Iriswurzel, ausserdem
mit Honig, Wachs u. s. w. vermengt, um als eine Art Panacee
in den Handel zu kommen und dabei bisweilen andere, am häu-
figsten wurmförmige Gestalten anzunehmen. Der axvQa^ wurde
wohl auch, gleich dem Weihrauch, verbrannt und diente dann
wiederum in Form von Russ {ai^ctlrf) vor Allem zu Salben.
Etwas später als Dioskorides spricht auch der Biograph
Plutarch in dem Leben von Lysander von Styraxbäumen in
Böotien. Plutarch scheint garnicht in Haliartos, in dessen Nähe
diese wachsen sollen, gewesen zu sein, oder vielmehr sich in sei-
nem Leben garnicht mit Pflanzenkenntniss beschäftigt zu haben,
denn sonst würde er selbst nicht mit seiner Darstellung zufrieden
gewesen sein. Der Styraxbaum des Plutarch ist, wenn man sich
überhaupt die Mühe geben will, auf ihn Rücksicht zu nehmen,
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wahrscheinlich eine der griechischen x^dpog- Arten, also ein Wach-
holder oder vielmehr ein Sadebaum.
Wenn also nach der Mutterpflanze des altgriechischen Styrax
zu suchen eine ganz vergebliche Mühe ist, so möchte es aber
doch interessiren, über die Mutterpflanze des heutigen Styrax oder
Storax etwas Näheres zu wissen. Dieser war früher Arzneimittel,
wird aber jetzt fast nur noch zur Anfertigung von Raucher-
kerzchen benutzt.
Nach dem bekannten englischen Droguisten Hanbury wird
der jetzige flüssige Storax oder Styrax durch Auspressen oder
Auskochen der innem Rinde des Liquidambar Orientale Mill. er-
halten, während man früher den Rückstand als Cortex Thymiamatis
in den Handel brachte,* später erhielt er jedoch als besonderer
Press-Rückstand den Namen gemeiner Storax oder Styrax Cala-
mita und wurde von Palm- und Schilfblättem umwickelt auf den
Markt gebracht. Erwärmt wurde er weich und verbreitete einen
angenehmen Geruch. Jetzt kommen dagegen diese Press-Rück-
stände kaum noch vor, sondern man erhält ein Kunstprodukt von
Sägespänen, die nicht immer mit flüssigen Storax-, sondern oft
von ganz anderen, völlig fremden balsamischen Stoffen angefertigt
sind. Diese Unsicherheit in der Zusammensetzung ist wohl auch
Ursache, dass der Styrax schon lange gamicht mehr als Arznei-
mittel gebraucht wird. Man verwendet ihn jetzt einzig und allein
zur Anfertigung von Räucherkerzchen.
Nicht weniger interessant ist die Mutterpflanze des heutigen
Storax oder Styrax, Liquidambar Orientale Mill. Sie wächst in
grosser Menge auf der Südküste Kleinasiens und vereinzelt in
dem angrenzenden Syrien. Nach den mündlichen Mittheilungen
des Professor und früheren Direktors des botanischen Gartens in
Wien Fenzl ist sie aber nicht ursprünglich daselbst zu Hause,
sonder in einer bis jetzt noch nicht bestimmten Zeit, vielleicht zu
gleicher Zeit mit Asclepias syriaca, jetzt A. Comuti Dne., einge-
führt worden. Schon deshalb kann das Produkt genannter
Pflanze der Styrax der Alten nicht gewesen sein.
Schliesslich noch Einiges über das Wort Liquidambar. Das-
selbe wurde zuerst 1569 von Monardes in seiner Naturgeschichte
Westindiens in Anwendung gebracht und von Caesalpin auf Ar-
ten dieses Geschlechtes übertragen. C. Bauhin gebrauchte das
Koch.
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Wort bestimmt für L. styraciflua L. und Linn^ fahrte es in der
heutigen Systematik als Genus-Namen ein.
Zweite Klasse.
Gehölze, welche nur eine, aber deutlich entwickelte
ßlüthenhülle besitzen, Monochlamydeae.
Erste Familie.
Ulmenblüthter, Ulmaceae.
I« Btlster, Ulmns.
Der Rüster war den Griechen seit den ältesten Zeiten des
Homer bekannt, sein Mtester Name n'^ele?] (bei Homer) und
ntiled (bei den späteren Schriftstellem) ist noch heut zu Tage
in Griechenland gebräuchlich. Sein Holz ist eins der besten Nutz-
hölzer und wurde schon zur Zeit Hesiod's zu Wagendeichseln
empfohlen. Noch ausfQhrlicher über seinen Gebrauch spricht sich
Theophrast aus. Nach diesem gab es zweierlei Rüstern: der
baumartige wuchs im Gebirge, der strauchartige in Niederungen
(HI, 14, 1.) So ist es auch jetzt noch in allen Ländern, wo der
Rüster überhaupt vorkommt.
Der Rüster war bei alten Griechen als Baum zu Anpflanzungen
sehr beliebt, noch mehr aber sein Holz. In trockener freier Luft
verwendet widerstand efi der Fäulniss weit mehr als alles andere.
Es hatte eine gelbe Farbe, war fest, zäh und gut gefasert. Grün
spaltete es sich leicht, trocken hingegen schwieriger. Man
gebrauchte es allenthalben, wo es in irgend einer Hinsicht viel
aushalten musste, so z. B. zu Speichen an Rädern, zu grösseren
und kleineren Thüren. Auffallend ist die Angabe Theophrast's,
dass der Rüstet" auch im Stamme, aber nicht in der Rinde, son-
dern in den Gefasaen {ayyeiov)^ ein Gummi einschliesst (IX, 1. 2).
Ob eine oder mehrere Arten des Rüsters in Griechenland
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wacbeeo und welche Art? ist so lange nicht zu beantworten, als
bi3 man nicht Original-Exeo^plare in den Händen hat. Der Rüster
gehört za den Gehölzen, welche von Botaniker^ ziemlich all«
gemein nicht gut unterschieden werden. Als Ulmu$ campestria L.
versteht man die eigentliche Pflanze d. N. wid U. soabra MiU.
ist der sogenannte Bergrüster. Ulmus campesiris L. kenne
ich bis jetzt nur aus Italien, wo sie schon in den ältesten Zeiten,
besonders bei der Weinkultur, eine gewichtige Bolle spielt. Ihre
Früchte werden bei uns nicht reif. Sie is.t die einzige Art, welche
Wurzelausläufer macht und deshalb an diesem Merkmal im Leben
sehr leicht zu erkennen. U. scabra wächst dagegeii im Gebirge
und scheint eine bedeutendere Grösse zu erhalten, als U* cam-
pestris L. Dazu kommt nun noch eine häufig in Norddeutschland
wachsende Art, Ulmus laevis Fall, (effusa Willd.) welche in ganz
Europa bis zum Ural vorkommt.
Wenn man auf die Beschreibung der Blätter bei Theophrast
grossen Werth legt, so deuten die rauhen und scharfen Blätter
(TQoxea q>vlla) auf U. scabra Mill. hin. Es könnte möglicher-
weise aber auch in Ghriechenland eine besondere, noch nicht
beschriebene Art wachsen, dafür spricht Manches.
Das Wort Ptelea wurde von lAimi benatzt, um es für eine
im Allgemeinen sehr unähnliche Pflanze, die aber ziemlich gleich-
gestaltete Früchte besitzt, als Genus-Namen anzuwenden, obwohl
sie gar nicht den Griechen bekannt war, da sie in Nordamerika
wächst Also wiederum ein Beispiel, wie Linn4 Pflanzen-Namen
des Alterthums ganz willkürlich in Anwendung brachte.
U^ Zfirgelstranck, Celtte*
Die Flügelfrüohte unterscheiden den Rüster yon dem mit
steinfiruchtähnlichen Früchten versehenen Zürgelstrauch. Eine
der 4 orientalischen Arten, Celtis aostralis wird, als jetzt häufig
in Griechenland wachsend, angegeben; wohl ohne Zweifel wachs
sie auch schon im Alterthume daselbst, es ist mir aber nicht
gelungen, den Namen au entziffern, unter dem der Züigelstrauch
den alten Griechen bekannt war. Und doch sollte man glauben,
dass ein solcher in die Augen fallender baumiurtiger Strauch mit
Yor^ügUchem Bolze nicht h^tte übersehen werden könne».
Man ninpit mit Sibthorp und Fraas an, dass die Alten
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den Zürgelstrauch als hotog dsvÖQOv bezeichnet hätten, eine völlig
irrige Ansicht, welche auf Unkenntniss der Fruchte und des
Holzes beruht. Besagter Xwxog divÖQOv hat weiche, essbare
Früchte und ein schwarzes Holz, ohne Zweifel ist eine Zizyphus-
Art, vielleicht Z. vulgaris oder Lotus darunter zu verstehen. Von
Celtis australis werden dagegen die ziemlich harten Früchte nicht
gegessen und das ausserordentlich zähe und feste Holz besitzt eine
gelblich-weisse Farbe. Aus ihm verfertigt man jetzt im Trentino
die feinsten Peitschenstiele, welche um ziemlich hohen Preis auch
zu uns kommen.
In Griechenland führt der Zürgelstrauch jetzt die Namen
Microcuculi und Glykokokka. Dieser bedeutet aber eine süsse
Frucht. Man möchte deshalb glauben, dass auch der heutige
Name auf einer Verwechslung beruht.
Zweite Familie.
Meldenblüthler, Chenopodiaceae.
Von den strauchartigen Meldenblüthlem wachsen mehrere in
Griechenland und waren wohl ohne Zweifel schon im grauen Alter-
thume vorhanden. Bei ihrer geringen Grösse und sonstigen unbe-
deutenden Eigenschaften wurden sie aber nicht weiter beachtet,
wie es heut zu Tage noch der Fall ist. Ob sie mit anderen nicht
weiter in die Augen fallenden Sträuchem einen gemeinschaftlichen
Namen gehabt haben, lässt sich nicht sagen, obgleich man geneigt
ist anzunehmen, dass man unter dem Namen iQsixrj auch sie mit
begrifFen hätte. Was man imter diesem Namen zu verstehen hat,
kann man erst aus sehr späten griechischen Schriftstellern, wie
aus Dioskorides, ersehen. Damach sind es allerdings nur Erica-
Arten.
Aeschylos gebraucht das Wort iQelxrj zuerst, was er aber
darunter verstanden hat, ist ebensowenig zu entziffern, als was
Theophrast gemeint hat. Das Wort i()€ixT] kommt überhaupt bei
den griechischen Schriftstellern sehr wenig in Anwendung.
Es möchte demnach genügen, wenn ich angebe, welche
strauchartigen Meldenblüthler jetzt in Griechenland wachsen, da
man wohl dann auch annehmen kann, dass diese auch im alten
Griechenland vorhanden waren. Aber doch sind grade Melden-
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blüthler .Pflanzen, welche gern und leicht sich verbreiten und
daher erst später eingeschleppt sein könnten. Leider giebt die
Monographie der Meldenblüthler in De Candolle's Prodromus
nur geringen Aufschluss, Sibthorp's Prodromus der Flora Grie-
chenlands und seine vorzüglichen Abbildungen mögen mich daher
in der Aufzählung zunächst leiten. Abgebildet sind Salsola fru-
ticosa, jetzt Suaeda fruticosa, und Atriplex graeca, jetzt Obione
graeca. Ausserdem kennt Sibthorp: Atriplex Halimus und Sali-
comia fruticosa. Dieselben Meldenblüthler nennt auch Tk v.
Heldreich in Aug. Mommsen's griechischen Jahreszeiten als in
Attica^ wachsend, fugt ihnen aber noch Obione portulacoides
(Atriplex L.) hinzu.
Dritte Familie.
Oelweidenblüthler, £laeagnaceae.
Der Name ilaiayvog für eine Pflanze kommt nur bei Theo-
phrast, und auch hier nur einmal (IV, 10, 2) vor. Die Pflanze
ähnelt dem Eeuschlammstrauch (Vitex Agnus castus), hat Blätter,
denen der Silberpappel ähnlich, bringt keine Früchte hervor und
wächst auf überschwemmten Inseln Aegyptens, sowie in den thes-
protischen Sümpfen, also in Epirus. Aus dieser kurzen Beschrei-
bung ist es unmöglich zu entziffern, welchen Strauch Theophrast
unter seinem Elaeagnos zu verstehen hat.
Das Wort selbst hat Linn^ zur Bezeichnung des Genus
Elaeagnus benutzt, das mit einigen anderen Geschlechtern jetzt die
kleine Familie der Elaeagnaceae bildet. Von den dazugehörigen
Sträuchem und Bäumen wächst keine Art in Sümpfen und auf
überschwemmten Inseln, wohl aber längs der Bäche und an dem
Ufer des Meeres. Eine Art hat insofern im Oriente eine Bedeu-
tung, als sie Kulturpflanze geworden ist und ihre mehligen Früchte
gegessen werden. Linn^ nannte sie in diesem Zustande E. orien-
talis, während die wilde Form den Namen E. angustifolia erhielt.
Ich habe für beide Formen den letzteren Namen gewählt, wäh-
rend in dem Prodromus von De Candolle der keineswegs bezeich-
nende Name Elaeagüus hortensis gegeben worden ist.
Zur Zeit Sibthorps (also im ersten Jahrzehnt von diesem
Jahrhundert) wurde die Oelweide noch nicht in dem eigentlichen
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Griechenland angebaut^ wohl aber auf der Insel Samös, Ferras
hatte «e aber bereit» in Griechenland, jedoch nur an der Küste,
der essbaren JBVüöhte halber, angebaut gefunden, ebenso schliess-
lidi noch Th. v. Heldreich.
Vierte Familie.
Santelblüthler, Santalaceae.
Griechische Wörterbücher geben rwar den Dioskorides an,
wo das Wort odiftalop zuerst genannt sein soll, vergebens habe
ich es aber in der mir zur Verfügung stehenden Ausgabe (als
25. Band der Medicorum graecorum opera, quae exstant) gesucht.
Wohl aber erwähnt Arrian, der um das Jahr 100 n^ Chr. lebte,
in seinem Periplus das Sandelholz.
In diese Familie gehört ein unbedeutender Strauch, den Dios-
korides oavQig nennt. Ob unsere Osyris alba dieselbe ist, welche
Dioskorides meint^ konnte tnan bezweifeln; die Früchte seiner
Päan&se sind nämlich anfangs schwarz und werden erst später
roth, was bekanntlich bei unserer Pflanze nicht der Fall ist
Osyris alba wächst in Griechenland jetzt keineswegs selten.
Fraas hat den kleinen, aber aufrechten Strauch vielfach , beson-
ders an der Küste auf sternigen Hügeln und Bergen bis zu einer
Höhe von 1500 Fuss gefunden. Auch v. Heldreich föhii; sie
unter den in Attika wachsenden Pflanzen auf.
Fünfte Familie.
Seidelbastblüthler, Thymelaeaceae.
Unter S^vfieXma verstand Dioskorides wahrscheinlich Daphne
Gnidium L., deren Früchte Theophrast xvidiog xoxxog nennt.
Linn^ trug es auf ein hierher gehöriges Genus über, dessen Name
wiederum Ursache zur Benennung der Familie wurde. Auch das
Wort daffvt]^ was bei den Griechen den Lorbeer bedeutet (siehe
nächste Familie S. 89) benutzte Linn^ für ein zu dieser Familie
gehöriges Genus, von dem alsbald gesprochen werden soll.
Die Zahl der Seidelbastblüthler, welche Sibthorp in seinem
Prodromus aufzählt, beträgt 14; davon wachsen aber nur 8 in
Griechenland selbst, während die übrigen auf Kreta, am Helles-
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pont u. 8. w. beobachtet "wurden. Zwei von den 8 Arten möch-
ten jedoch zweifelhaft sein und ihre Angabe auf nicht richtiger
Beobachtung beruhen. Es betrifft dieses unseren gewöhnlichen
Seidelbast (Daphne Mezereum L.), der bis jetzt noch nicht im süd-
lichen Osteuropa aufgefunden, von Sibthorp aber in Lakonien
unter der speciellen Benennung fie^atQeov beobachtet wurde, und
Thymelaea dioica, welche man ebenfalls nur aus dem Westen
Europas kennt. Sollte Sibthorp in Betreff der ersteren nicht
durch die Aehnlichkeit des einheimischen Namens mit Mezereum
zur Annahme bestinxmt worden sein ? Dass Dioskorides ihn kannte,
und zwar unter dem Namen Jafvoeideg^ unterliegt keinem Zweifel,
niur die schwarz sein sollenden Beeren widersprechen der ursprüng-
lichen oraBgenrothen, selten weissen Farbe der Wirklichkeit. Dios-
korides theilt aber nicht mit, wo er ihn gefunden, bestimmt nicht
in Griechenland.
Auch D. alpina ist mir für Griechenland zweifelhaft, da sie
ausser von Sibthorp von keinem anderen Botaniker im Südosten
Eur(4)as aufjgefunden worden ist. Fraas sagt sogar mit Be-
stimmlieit, dass D. alpina nicht in Griechenland wächst. Die
Seidelbastblüthler sind, was besonders die beiden in Griechenland
vertretenen Genera Thymelaea und Daphne anbelangt, nicht leicht
zu bestimmen. Die gewöhnliche Unterscheidung in Arten mit
end- und seitenstandigen Blüthen ist insofern nicht sicher, als
gipfelstandige Blüthen unter Umständen auch seitenständig werden
können.
Wenn v. Heldreich für Attika nur zwei Seidelbastblüth-
ler Thymelaea Tartonraira, zu der Thymelaea argentea nur als
Abart gehört, und T. hirsuta (unter den Namen Chlamydanthus
Tartonraira und hirsuta) angiebt, so liegt die Ursache darin, dass
die übrigen Gebirgspflanzen sind. Fraas kennt daselbst nur die
eine Daphne Gnidium, im Hochgebirge des Peloponnes und des
griechischen Festlandes. Von den beiden andern Arten, welche
Sibthorp aufführt, möchte Daphne oleoides, und zwar die Ab-
art jasminoides, zumal sie nach Grisebach auch von Sprunner
in Griechenland wirklich beobachtet wordai ist, doch als eine
griechische Pflanze angenommen werden müssen. Daphne coUina
ist und bleibt f&r Griechenland so lange eine zweifelhafte Pflanze,
als sie nicht wirklich daselbst beobachtet wird.
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Zu den beiden mit Bestimmtheit in Griechenland wachsenden
Daphne- Arten, (D.Gnidium und oleoides) hat nach SibthorpAucher-
Eloy auf Euböa noch eine dritte, nämlich Daphne gnidioides,
aufgefunden.
Nachdem ich festgestellt habe, welche Thymeläaceen in dem
heutigen Griechenland wachsen, will ich versuchen anzugeben,
welche Namen die alten Griechen dafür hatten. Das ist aber
nicht leicht, zumal sich die alten Griechen mit Unterschddung
naturhistorischer Gegenstande gar nicht oder nur ausnahmsweise
beschäftigten. Es kommt noch dazu, dass sie fast alle kleine,
wenig in die Augen fallende, zum Theil auch im Hochgebirge
wachsende Sträucher und Halbsträucher darstellen. Vor Theo-
phrast erwähnt kein griechischer Schriftsteller eine Thymeläacee,
dass dieser aber imter xvicoQov und xvecogog dergleichen verstan-
den hat, ist wahrscheinlich, keineswegs aber so bestimmt, als man
glaubt Theophrast kennt zwei Kneorum -Arten, eine weisse und
eine schwarze. Die letztere ist fleischig und soll Thymelaea hir-
suta oder Th. Tartonraira darstellen, die erstere möchte hingegen
mit grösserer Gewissheit eine Daphne-Art (D. Gnidium oder
oleoides) sein. Die Beschreibung der Früchte {xviäiog xoxxog
IX, 20, 2) lässt kaum einen Zweifel übrig.
Seoliste Familie.
Lorbeerblüthler, Lauraceae.
Eine grosse Familie fast nur aus Gehölzen mit gewürzhaften
Eigenschaften bestehend und besonders unter den Tropen und
jenseits derselben heimisch. Nur eine Art, der edle Lorbeer,
Laurus nobilis, findet sich in den warmen Ländern der gemässigten
nördlichen Zone der Alten Welt vof, als Vaterland sind jedoch
nur Eleinasien und das südöstliche Europa zu betrachten. Der
Lorbeer verlangt nicht zu viel Wärme und liebt die Gebirge.
In Griechenland kommt er angepflanzt in den wärmeren
Küstengegenden vor, wie v. Heldreich ebenfalls bestätigt, wild
aber im Norden des griechischen Festlandes, besonders in Thessa-
lien. Im Peloponnes war und ist der Lorbeer noch selten. In
der Ilias wird er gar nicht, in der Odyssee nur einmal, ebenso
in einer dem Homer zugeschriebenen Hymne genannt, dagegen
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kennt ihn Hesiod in seinem gebirgigen nördlichen Vaterlande
sehr gut.
Wenn der Lorbeer auch die kälteren Gegenden Griechenlands
liebt, so hält er immer noch nicht bei ims im Freien, ja nicht
einmal geschützt, aus und ist überhaupt sehr empfindlich gegen
unser rauhes Elima. Diese Empfindlichkeit kannten auch die
alten Griechen, da nach ihnen der Lorbeer selbst nicht in dem
Eimmerischen Bospor, also in der heutigen Krim, fortkam. Dagegen
gedeiht er vorzüglich in Italien, wo ihn bereits die Römer kannten
und nicht weniger als die Griechen hochschätzten imd auf gleiche
Weise verwendeten. Man kannte schon im Alterthum mehrere
Abarten des Lorbeers, er war selbst wegen seines Gebrauches zu
Kränzen Kulturpflanze geworden. Theophrast theilt mit, dass
der wilde aus Samen erzogene Lorbeer viel schlechter sei. Es
gab auch eine Abart, die gar keine Früchte hervorbrachte. Den
Saft der Frucht nennt Theophrast ölartig, nicht gewürzhaft. Die
Körner kultivirten vom Lorbeer noch mehr Abarten und nannten
ihn Laurus, ein Name, der auch von Linn^ in der systematischen
Botanik eingeführt wurde. Bei den alten Griechen hiess er da-
gegen ddq)vr]^ ein Name, der noch heut' zu Tage allgemein ge-
braucht wird.
Wenn der Lorbeer schon in den geschichtlichen Zeiten des
alten Griechenlands eine wichtige Rolle, aber nur wegen seines
Gebrauches zu Kränzen und nicht wegen seiner gewürzhaften
Eigenschaften, spielte und wohl ähnlich wie die Linde (nicht wie
man sagt, die Eiche) den Baum der Deutschen darstellt, der
Nationalbaum der Griechen genannt werden kann, so vermehrte
sich sein Sagenkreis in den beiden Jahrhimderten nach Christus
erst zu einem bedeutenden Umfange. Es kann zwar nicht meine
Aufgabe sein, auch über diesen zu berichten, so interessant er
auch für die Geschichte des Lorbeers sein würde. Da aber Victor
Hehn in seinem bereits mehrmals genannten Buche es in bestimmter
und vorzüglicher Weise gethan, so fühle ich doch mich veranlasst,
wenigstens Einiges daraus mitzutheilen.
Der Lorbeer steht mit dem Apollodienste im innigsten Zu-
sammenhange und ist zunächst der Baum der Sühne. Als Apollo
den Python erlegt hatte, eilte er auf Zeus Geheiss in das ihm
geweihte Tempe in Thessalien, brach einen Zweig des Lorbeers
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und zog damit auf der Pythisdien Strasse in Delphi ein, um das
vergossene Blut zu sühnen. Aber auch Orestes, auf dem die
grause Ermordung der eigenen Mutter haftete, musste (nach Homer)
in Trözen in Argolis ein eigenes Haus bewohnen, da ihn wegen
dieser Blutschuld kein Bewohner aufnehmen wollte, bis diese
schliesslich gesühnt wurde.
Apollo war aber auch der Gott der Weissagung und wiederum
war ihm deshalb der Lorbeer geheiligt. Die Pythia sprach an
des Gottes Statt. Was sie sagte, war dem griechisdien Volke in
seiner Gesammtheit heilig. Bei allen wichtigen Angelegenheiten
der verschiedensten Stämme wurden Abgeordnete nach Delphi ge-
sendet, um Rath zu fragen. Um den Dreifuss waren Lorbeer-
zweige angebracht; aber auch soöst schmückte Lorbeer die Um-
gebung der geheiligten Statten.
Die eigentliche und geschichtliche Bedeutung des Lorbeers
war aber, wie bereits ausgesprochen, eine andere, eine edlere, die
wohl Linn^ Veranlassung geben konnte, ihm den Namen Laurus
nobilis zu geben. Apollo war der Gott des Gesanges, man sieht
ihn deshalb oft mit der Lyra dargestellt. Von dem ihm geheiligten
Baume, dem Lorbeer, werden Zweige für die Sieger abgebrochen
oder Kränze zum Bedecken ihres Hauptes angefertigt. Die spätere
Sage erzählt, dass die Musen dem Hesiod einen Lorbeerzweig ge-
geben, damit er singe. 'Atmxxog nannte man d^i Lorbeerzweig,
itn die Sänger beim Absingen feierlicher Lieder in der Hand
hatten, nicht war er aber, wie Victor Hehn berichtet, ein Lorbeer-
stab, der dem Seher oder Weissager die Kraft verlieh, das Ver-
borgene zu erschauen.
Die Sitte der Lorbeerkränze mag von Griechen selbst, welche
sidi in sehr alter Zeit, besonders in Unteritalien und auf Sicilien
niedergelassen hatten, bereits nach Italien gebracht und von den
ursprünghchen Bewohnern des Landes angenommen worden sein,
denn in Italien spielte der Lorbeer bereits in den ältesten Zeiten
eine wichtige Rolle, selbst noch mehr als in Griechenland. Man be-
diente sieh seiner femer als eines gewichtigen Arzneimittels
gegen eine grosse Reihe von Krankheiten. Man bereitete, vor
Allem aus den Beeren ein gewürzhaftes Oel and setzte dieses auch
dem Weine zu, um letzteren dann weiter als beliebtes Arznei-
mittel zu verwenden.
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»1
Es ist auffall^ad, dass die alten Oriecfaen Von einer medizuoi-
sehen AnwendiiBg des Lorbeers gar nichts gewusst zu haben
scheinen. Weder in Hippokrates' hinterlassenen Werken, noch bei
Theophrast findet sich etwas darüber vor. Erst nach Christi Ge-
burt f&hrt Dioskorides den Lorbeer als Arzneipflanze auf u&d be-
zeichnet besonders die grünen Blätter, die Beeren und das aus
beiden gepresste Oel, was nebst der Wurzelrinde medizinische
Anwendung findet.
Diese gewürzhaften Eigenschaften des Lorbeers kommen den
meisten übrigen Gehölzen juis der Familie der Lauraceen zum
grossen Theil in noch höherem Grade zu. Den ächten Zimmet
und die Zinametkassia, welche letztere gewöhnlich bei uns als
Zimmet yod den Materiali^nhändlern verkauft wird, kannte schon
Herodot und bezei<^hnet ihn als xa^ia (jtaoeia) und ntw^fioupiov
ziemlich genau. Der erstere stammt von Cinnamomum zeylanicum
N. V. E., der letztere von C. Cassia N. v. E.
Dritte Klasse.
Pflanzen, welche 2 Buthenhüllen und die innere oder
die Blumenkrone einblättrig haben. Monopetalae.
Erste Familie.
Lippenblüthler, Labiatae.
Die Lippenblüthler haben in Griechenland, wie in allen wär-
meren und in wenig geringerem Grade auch in kälteren Ländern
oder gemässigten nördlichen Zonen eine sehr grosse Verbreitung.
Meine Aufgabe betriflft zwar nur die Pflanzen, welche durchaus
oder doch zum Theil (q>{)vyava bei den Griechen) holzig sind,
ich sehe mich aber hier gezwungen, insofern auch jetzt von krau-
tigen Arten zu sprechen, als es des besseren Verständnisses hal-
ber nothwendig wird, auch eine Unterscheidung zwischen beiden
hier schwierig ist. Die weaigsten Arten dieser grossen Familie
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n
sind durchaus hokig; hohe Sträucher und Bäume giebt es unter
den Lippenbluthlern gar nicht. Alle stimmen aber darin überein
und erhalten eine Bedeutung, dass sie fast ohne Ausnahme einen
mehr oder weniger gewurzhaften Geruch und Geschmack besitzen
und daher auch zum Tbeil schon von den Griechen als Arznei-
mittel, aber auch als Gewürz benutzt wurden.
Es unterUegt wohl kaum einem Zweifel, dass die Worte
-^v/j-og und -dvfißQa, die bei den Griechen die ältesten Bezeichnungen
für Lippenblüthler überhaupt sind, einen und denselben Ursprung
haben und von „^i'fi^v, opfern" abzuleiten sind.
Die Aehnlichkeit der Arten unter und mit einander macht
noch jetzt ihre Unterscheidung sehr schwierig, so dass den alten
Griechen, vor allen dem Theophrast, die bisweilen hervortretende
Unsicherheit in der Benennung nicht angerechnet werden darf.
Erste Abtheilnntir*
Die Lippenblüthler des Theophrast.
I. Ich werde zuerst versuchen zu erklären, was dieser grosse
Kenner der altgriechischen Flora unter den beiden, wie bereits
ausgesprochen, vom griechischen Volk auch schon lange vor ihm
allgemein gebrauchten Worten d^v/aog und ^iiißqa speciell ver-
standen hat.
Schon Aristophanes hat seine dv^tßQOCpdym (also Thymian-
esser) und hält die i>v/Liß()a für geeignet, als Nachtisch zum
besseren Verdauen (enidemvov) zu dienen. Nach Schneider
bereiteten die Griechen als Nachtisch ein besonderes Gemisch (ich
möchte sagen einen itaUenischen Salat) aus Thymian, Essig und
Honig bestehend, was allgemein beliebt war. Zu Dioskorides
Zeit hatte man auch Weine, denen man durch Zusatz von Lippen-
bluthlern einen gewürzhaften Geschmack gegeben hatte. Alle
übrigen Bezeichnungen der Griechen für Lippenblüthler sind spä-
teren Ursprungs und stammen aus der Zeit des Theophrast oder
gar erst des Dioskorides. Nicht aber stimmen diese beiden mit
einander überein; daher ich es für nothwendig erachte, die An-
sichten jedes einzelnen für sich zu betrachten.
Am deutlichsten spricht Theophrast über dv^iog und d-vfxßga^
sowie über die meisten anderen Lippenblüthler im 6. Buche seiner
Geschichte der Pflanzen (2, 3 bis 5). Sehr interessant ist seine
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Angabe und bezeugt zugleich seine grosse Beobachtungsgabe,
wenn er sagt, dass Thymus an der Küste unfruchtbar sei und nur
Blüthen hervorbringe. Er giebt es dem schlechten Wetter schuld,
was die Pflanzen oft zu Grunde gehen lasse. Wir wissen aber
jetzt, dass Thymus Serpyllum L., unser wilder Thymian oder
Quendel, obwohl Staubgefasse und Stengel in einer Blüthe vorhan-
den, doch in so fem zweihäusig oder diöcisch ist, als Selbstbe-
fruchtung nicht geschieht und in der einen Pflanze nur die Staub-
gefasse befruchtuDgsfähig, in der andern nur die Stempel kon-
ceptionsfahig sind. Im ersteren Falle kann natürlich die Pflanze
keine Früchte hervorbringen*
Wegen ihrer sehr reichlichen und honigreichen Blüthen ist
besonders die männliche Blüthe (wie heute noch) ein vorzügliches
Bienenfutter. MehTT6q)vlXov (d. i. Bienenblatt) des Theokrit
u. A. sind Pflanzen, aus deren Blüthen die Bienen viel Honig ent-
nehmen.
Theophrast unterscheidet bei seinem Thymus eine weisse und
schwarze Abart. Möglicher Weise hat er darunter Thymus Ser-
pyllum L. und glaber Mill. (angustifolius Pers.) verstanden.
Nach Fraas soll die weisse Abart des d'Vfiog Thjrmus capitatus
(Satureja)L. sein, welche noch heut zu Tage in Griechenland den
Namen Thymio und Thymari führt.
^i^ßqa (x^viußQog, ^v/ußQov, ^vfißgia) ist ein Halbstrauch
(j[pQvyavov) und wächst nur im Gebirge, besonders in Arkadien
(wo xHVog wiederum nicht vorkommt). Es ist die scharfbitterste
Pflanze (d'V^ßqa dQifWTdzrj), so dass man bei dem Genuss wohl
den Mund, wie man sich bei uns ausdrückt, zusammenziehen kann.
Droysen übersetzt daher eine betreffende Stelle des Aristopha-
nes in dessen Achamern nicht richtig, wenn er Thymbra Sauer-
ampfer sein lässt.
Interessant ist die Bemerkung des Theophrast, dass Thymbra
auf Kulturboden nicht gut gedeiht, und dass sie, wie überhaupt
wilde oder verwilderte Pflanzen im Gebirge, gedrängter wachsen,
und dass auch ihre gewürzhaften Eigenschaften um desto schärfer
hervortreten. Was Theophrast unter seiner Thymbra Arkadiens
verstanden hat, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber
wahrscheinlich war es eine von den Micromerien, die noch jetzt
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M
dort vorkommen, wie M. Julisna imd graec% vielleicht aber «ach
Satareja Thymbra L. oder inoDtana L.
Leider gehen wohl kaum bei einem Pflanzen-Genus die An-
sichten der Botaniker über Art so weit auseinander, wie bei
Thymus. Was hier Art und Abart darstellt, darüber ist man heut
zu Tage noch nicht klar. Unter der Benennung Th. Serpyllum
vereinigen einige Botaniker eine Reihe von Formen, die Andere
wiederum als gute Arten aosehen.
Die einjährigen Arten abgerechnet, führt Sibthorp in seinem
Prodromus 14 Arten von Thymus auf, 9 kommen aber nur in
Griechenland vor. Davon werden wiederum 3 Arten Thymus
Zygis, jetzt Thymus hirtus Willd., (nach Bentham ist Thymus
Zygis Sibth. identisch mit Thymus striatus Yahl), T. Mastichina, jetzt
Miromeria venosa (Satareja Desf.) und T. incanus, jetzt Calaminiha
incana (Thymus) Sibth. bei Althen angegeben. Th. v. Heldreich
kennt dagegen nur die Art Thymus capitatus (Satureja) L», also
eine von den drei eben genannten Arten verschiedene Pflaazen.
Die Zahl der halbstrauchigen Thymus-Arten, welche jetzt in
Griechenland wachsen, beträgt zehn, nämlich: Th. Serpyllum L.,
glaber Mill. (angustifolius Willd,), capitatus (Satureja) L., integer
Gris. (villosus Sibth.), lanceolatus Desf., hirsutus Bieb., hirtus Willd.,
pannonicus AU., tencrioidesBoiss, (graveolens Sibth.) und vulgaris L,
n. Nächst Thymus und Thymbra werden von Theophrast o(>£-
yavov oder oqLyavog und dann nQa(^iov am meisten genannt. ^Ogi-
yavog ist wie ^tpßQa wieder eine Gebirgspflanze, besonders Arka-
diens. 'OQiyavov oder oQlyavog (Dosten) war aber schon zur Zeit des
Aristophanes (427 — 388 v. Chr.) bei den Griechen wiederum, wie
d^ifaßgce^ ein bitteres, nicht saures Kraut, ein Umstand, warum
man oQiyavov ßlin^^v nicht uait „sauer aussehen^ übersetzen
kann, sondern mit „bitter aussehen" übersetzen muss.
Welche Art des heutigen Gewus Origanum Theophrast unter
OQiytp^v verstanden hat, ist aus seinen Mittheilungen nicht zu
ersehen. Wenn er die Pflanze immergrün nennt, was unsere
Arten nicht sind, so ist zu bemerken, dass viele südländische
Lippenblüthler, auch Dosten, wie unser Himbeerstrauch zu den
zweijährigen Gehölzen gehören. Es giebt aber auch unter den
Lippenblüthlem Halbsträucher ((pQvyava)^ welche bekaDntlich im
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Winter ihre unteren holzigen Theile unversehrt behalten, wäharend
die oberen abfrieren und im Frühjahre durch neue ersetzt werden.
Von den 10 Arten, welche Sibthorp in seinem Prodromus der
Flora Griechenlands aufFährt, wächst nur die Hälfte im eigent-
lichen Griechenland. Von diesen ist aber wiederum O. vulgare L.,
vras Sibthorp im Peloponnes als wildwachsend angiebt, bis jetzt
noch nicht wieder daselbst aufjgefunden worden. Es bleiben dem-
nach nur vier Arten für Griechenland übrig, von denen man sagen
kann, dass sie wirklich einheimisch sind; Origanum scabrum
Boiss. und Heldr. (auf dem Taygetus), sipyleum L., hirtum Lk.
und Onites L.
m. Ich gehe zu ÜQuaiov über. Was Theophrast darunter
verstanden hat, möchte kaum noch zu entziffern sein. Es war
nach der kurzen Beschreibung eine Pflanze mit rundüchen und
ringsum gesägten Blättern. Dergleichen besitzen, besonders wenn
man die krautartigen mit einrechnet, sehr viele Lippenblüthler.
Linn6 nannte zwar einen Halbstrauch Prasium majus. Damit ist
aber auch noch gar nicht, nicht einmal annährend, bewiesen, dass
er die Pflanze, welche die alten Griechen unter diesem Namen
verstanden, auch hat bezeichnen wollen. Eben so wenig ist die
Ansicht Sprcngels, Wimmer's und Anderer gerechtfertigt,
wenn sie unter nqaaiov eine Art des Genus Marrubium verstehen
wollen.
IV. ^A^ccQaxog ist eine Gewürzpflanze ersten Ranges. Der
aus ihr bereitete wohlriechende Stoff (odeur der Neuzeit) wird
unter den übrigen von den Griechen des Alterthoms benutzten
Wohlgerüchen (IX, 6, 3) speziell aufgeführt. Das grosse Ansehen,
in dem dieser Wohlgeruch bei den Griechen stand, geht besonders
aus der Abhandlung des Theophrast über die Wohlgerüche (de
odoribus) hervor, wo er den Beinamen xqrionoq d. h. des vorzüg-
lichen erhalten hat. Welche Pflanze Theophrast unter Amarakos
verstanden hat, ist keineswegs mit Bestimmheit zu sagen, die
Wahrscheinlichkeit spricht aber dafür, dass es ein halbstrauchiger
Lippenblüthler aus dem Genus Origanum ist, aber keinesfalls unser
Majoran, den wir bei Bereitung von Blutwürsten allgemein in
Anwendung bringen (Origanum majorana L.), sondern das sehr
gewürzhafte Or. Dictamnus, wahrscheinlicher noch Or. Toumefortii
Ait., da dieser in Griechenland einheimisch sein soll. Uebrigens
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würde dieses gar nichts zur Sache thun, da Theophrast selbst sich
über das Vaterland des Amarakos nicht weiter ausspricht. Vielleicht
lieferten auch mehre Lippenblüthler, speziell Origanum- Arten, vor
Allem auch das in Griechenland einheimische O. Onites das dazu
nothwendige Material. Vielleicht gab es auch mehrere solcher
Wohlgerüche. Theophrast spricht selbst von einem zweiten in
Phrygien, also in Eleinasien, gebräuchlichen Wohlgeruch dieses
Namens.
V. JixTafAvog (IX., 16, 1 — 3) stellt eine Pflanze rauher
Gegenden dar. Abweichend von dem Verfahren des Theophrast,
gute Beschreibungen von den Pflanzen zu geben, wird bei Dik-
tamnus an genannter Stelle nur und zwar ziemlich ausführlich,
von ihren medizinischen Eigenschaften gesprochen. Als Arznei-
mittel dienten nur die Blätter, welche, um nicht zu sehr zu ver-
dunsten und ihren Wohlgeruch zu behalten, in hohlen Stengeln
des Nardex und des Ealamos aufbewahrt wurden. Theophrast hat
als Abart (die wild wachsende Pflanze) noch einen xpeväoäixTafivog
mit geringeren Eigenschaften. Als Vaterland beider Pflanzen
wird Kreta genannt; aber auch hier wurde sie nur selten gefunden.
Dass JixTaiuvog des Theophrast einen Lippenblüthler dar-
stellt, möchte man vermuthen. Verglichen wird er von Theophrast
selbst mit ßXrjxiü^ einer Pflanze, die aber sonst von Theophrast
gar nicht, wohl aber von Dioskorides, erwähnt ist, und nach
Christi Geburt nicht selten vorkommt. Sollte demnach die ganze
Stelle nicht überhaupt auch einer späteren Zeit angehören und
von Theophrast gar nicht verfasst sein? Es kommt noch dazu,
dass dieselbe Fabel von den wilden Ziegen, wie sie uns von
Dioskorides bei seinem Diktamnus erzählt wird, auch hier vor-
kommt (vergl. bei den Lippenblüthlem des Dioskorides S. 103).
Der Name Diktamnus wurde im 16. Jahrhundert als Dictamum
album von Caesalpin auf eine ganz andere sehr gewürzhafte Pflanze,
welche in Mittel- und Süddeutschland wild wächst und mit weisser
Wurzel versehen ist übertragen und von Linnö als Dictamnus
albus besprochen. Diesen Dictamnus vergleiche man später bei
den Rutaceen.
VI. ^'EgnvXXog ist eine sehr wohlriechende und bitter
schmeckende Pflanze, welche viele Stengel bildet und sich dess-
halb leicht vermehren lässt. Im Aeusseren ist die Pflanze dem
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S'ifiog ähnlich und, wie dieser, mehr oder weniger immergrün,
besonders in wärmeren Ländern, wie in Griechenland. Sie wächst
ursprünglich nur im Gebirge, wurde aber vom Hymettus in die
Ebene Attikas verpflanzt, um als Gewürzpflanze zu dienen. Die
Gebirgspflanze wird mit der d^ifißqa verglichen und hat bald einen
scharf gewürzhafiten, bald einen angenehmeren Geschmack. Diese
Angaben Theophrast's weisen auf Thymus vulgaris, welcher auch
noch jetzt bei uns als Gewürzpflanze viel kultivirt wird und auf
die Märkte kommt. Auffallend ist nur die Angabe Theophrast's
(de caus. 11., 18, 2), dass sein ^Qm^lXog ranken soll, eine Angabe,
die mit einer anderen des Dioskorides aber übereinstimmt und
auf den wahrscheinlichen Ursprung des Namens, von ^qtibiv^
kriechen, hinweist
Vn. 'Eliviov ist ebenfalls ein Halbstrauch ((pQvyavov^ suffru-
tex), der stets mit aiavfißQiov zusammen genannt wird. Welche
Lippenblüthler man unter beiden Namen zu verstehen hat, ist aus
dem, was Theophrast darüber sagt, nicht zu erkennen. Wahr-
scheiulich sind es wiederum Thymus-Arten, welche, wie ich be-
reits früher gesagt, in reichlicher Anzahl in Griechenland wachsen.
2iaifißQiov hat nach Theophrast eine grosse Aehnlichkeit mit
liiv^a^ einer krautartigen, mit einer dicken Wurzel versehenen
Pflanze. ^EXiviov soll selbst in fiiv&a übergehen (H, 4, 1 und de
caus. II, 16, 2). In diesem Falle verhert aber Sisymbrion sein
starkes Gewürz (de caus. VI, 5, 6). Wenn unter (Jilv^a eine
unserer Minzen, d. h. Mentha- Arten zu verstehen ist, so könnte
es nur die auch in Griechenland vorkommende Mentha Pulegium
sein. Vielleicht verstand Theophrast auch unsere offizinelle Me-
lisse (Melissa officinalis L. und altissima Sibth.), gewiss uralte
Arzneipflanzen darunter.
Zur Zeit des klassischen Alterthums existirten weder Pfeffer-
noch Krause -Minze. Was Sibthorp M. crispa nennt, ist mir nicht
klar. Caspar Bauhin führt in seinem Pinax, der 1623 erschien,
ebenfalls eine Mentha crispa auf. Dieses ist aber eine Art mit
quirlformigem Blüthenstande, und zwar unsere jetzige Mentha
sativa L. (nach Bentham nur Abart seiner M. arvensis), aber
keineswegs, wie man aus dem Namen vermuthen sollte, eine
Kulturpflanze. In Griechenland wächst dafür eine andere Abart
(M. gentilis L.). Mentha piperita ist noch späteren, und wie eg
Koch. 7
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scheint, englischen Ursprungs. Sie wird zuerst von dem Englän-
der Rajus (Ray), der in der 2. Hiüfte des 17. Jahrhunderts lebte,
erwähnt.
VIII. TIoliov wird von Theophrast drei Mal, aber so dürftig
und selbst widersprechend erwähnt, dass man nicht einmal er-
fahren kann, ob Theophrast überhaupt einen Lippenblüthler dar-
unter verstanden hat oder nicht? Einmal ist noXiov eine kraut-
artige Pflanze mit fleischigen Blättern und später wiederum immer-
grün (I, 10, 4 und Vn, 10, 5). Sollte der Name nicht wegen
der grauen Farbe der betreffenden Pflanze gegeben worden sein?
IX. Noch weniger ist etwas Bestimmtes über oQ^tvov zu
sagen. Man erfahrt nur, wann es ausgesäet wird, und dass es
bitter schmeckt Trotzdem behauptet man, dass es Salvia Hor-
minum L. sei (VIII, 1, 4 und Vm, 7,3).
X. ^EXeXlo(paxog und cr^xxxogsind ein und derselbe Halb-
strauch, indem der erstere die wilde, der letztere die Kulturpflanze
darstellt. (VI, 1, 4 und VI, 2, 5). Aus diesen kurzen Mitthei-
lungen kann man gar nicht sagen, was für eine Pflanze Theo-
phrast darunter verstanden hat. Man vermag wohl daraus zu
schliessen, weil beide Namen stets nur mit andern halbstrauchigen
Lippenblüthlem aufgeführt werden, dass sie selbst zu diesen ge-
hören. 2q)axog wird übrigens schon früher von dem Komiker
Aristophanes genannt, aus der einen Stelle aber, wo das Wort
verkommt, erkennen zu wollen, was er darunter verstanden, ist
unmöglich. Möglicher Weise ist es aber doch eine Salvia- Art.
Unter den strauchigen Salbei-Arten, welche Th. v. Heldreich
als bei Athen vorkommend aufführt, werden Salvia triloba L. und
calycina Sibth., welche letztere nur eine Abart der S. pomifera L.
darstellen möchte, genannt, ausserdem aber noch von Sibthorp
unter den strauchartigen S. officinalis L., von den Stauden hin-
gegen S. ringens Sibth., pratensis L., Sibthorpii Sm., Verbenaca L,
sylvestris L. und verticillata L.
Eine derselben müsste demnach die Theophrast'sche Pflanze
sein, insofern nicht mehrere Arten darunter zu verstehen sind.
Der Umstand, dass Theophrast von einer wilden und kultivirten
Pflanze spricht, möchte wiederum einerseits auf unsere Garten-
Salbei (Salvia officinaUs L.) hinweisen.
XI. Ich schliesse (oxifiov des Theophrast an. Wie man
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dazu kommt, diese Pflanze mit dem bei uns ziemlich spät einge-
führten und zuerst von Camerarius als Ocymum aufgeführten Oey-
mum Basilicum zu identifiziren, kann man nicht begreifen. Wenn
man nur einigermassen die Stellen im Theophrast, wo er von
seinem äxifiov spricht, nachgelesen hätte, so wäre es, abgesehen
davon, dass die Pflanze überhaupt erst 15 J Jahrhundert n. Chr.
nach Europa gekommen ist, unmöglich, die Gemüsepflanze (läxcc^
vov) äxifiov mit unserem Basilikenkraute (Ocymum Basilicum),
einer Gewürzpflanze ersten Ranges für identisch zu halten. Theo-
phrast sagt sehr bestimmt, dass sein Okimon eine holzige Wurzel
(YQ, 2, 8) besitzt, deren Blätter als Gemüse dienen. Sie kann
am Boden abgeschnitten werden, ohne zu Grunde zu gehen, denn
sie treibt wiederum aus. Der Stengel blüht an seinem oberen
Ende, und zwar von unten nach oben und trägt reichlich Samen,
welche einzeln von einer Hülle umschlossen werden.
An Gemüsen waren die alten Griechen sehr reich, wie man
auch aus Theophrast's Geschichte der Pflanzen ersieht. Theophrast
unterscheidet Blatt- und Wurzel-Gemüse genau. Wenn man daher
bis jetzt der Meinung gewesen, dass lana&ov des Theophrast der
Spanische oder Englische Spinat (Rumex Patientia L.) gewesen ist,
so irrt man sich auch hier; denn Xdnad'ov wird von Theophrast
zu den Wurzelgemüsen gerechnet und hat demnach, wie der Rettig
o. s. w. eine fleischige Wurzel. Es mochte dagegen nach meiner
Ansicht sein äxi/nov unsem eben genannten Englichen Spinat, der
vor 50 Jahren noch in allen Bauergärten Thüringens angebaut
wurde, jetzt aber seltener geworden ist, darstellen.
Das Vaterland genannten Spinates sind ohne Zweifel die
Hochgebirge des südöstlichen Europa und des vorderen Orientes.
Ich fand bereits im Jahre 1836 während meiner ersten Reise im
Hochgebirge des E^ukasus (nicht sauer schmeckende) Ampfer-
blätter, welche allgemein daselbst gegessen wurden und für den
Gebrauch im Winter auf eine künstliche Weise in Zöpfe gefloch-
ten waren. Leider sind mir diese Zöpfe auf der Rückreise im
Jahre 1838 von Würmern zerfressen worden, so dass ich nicht
mehr im Stande war, sie mit den Blättern unseres Englischen
Spinates zu vergleichen, ob beide Pflanzen von einander verschie-
den waren oder nicht.
In der irrigen Meinung, dass das aus Ostindien im 16. Jahr-
7»
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100
hundert eingeführte Basilikenkraut mit (oxifiov des Theophrast
identisch ist, haben auch die Botaniker sich veranlasst gefunden,
die Linn^'sche Schreibweise Ocymum in Ocimum umzuändern.
Linn^ schreibt übrigens in seiner Methodus sexualis vom Jahre
1737 ebenfalls Ocimum. Ich glaube nicht, dass man zu dieser
Veränderung ein Recht hatte, da Linn^'s Ocymum etwas ganz
Anderes ist, als Theophrast's loxifiov.
Ich bemerke schliesslich noch, dass der Name Basilikenkraut,
also auch das Wort Basilicum ostindischen Ursprungs ist und erst
von dem gelehrten Kaufinann aus Hanau, Georg Eberhardt
Rumpf, dem Verfasser des berühmten Herbarium Amboinense,
was in den Jahren 1741—1755 herausgegeben ist, eingeführt wor-
den ist. Auch wird Ocymum Basilicum L. jetzt in den Gärten
der Wohlhabenderen Griechenlands wegen seines Wohlgeruches
ebenfalls wie bei uns angebaut.
Es bleiben noch einige halbstrauchige Lippenblüthler zu nennen
übrig, welche jetzt in Griechenland, und zwar ziemlich häufig
wachsen, aber von den alten Griechen (bis auf die Zeit des Theo-
phrast) nicht erwähnt werden, obgleich sie zum Theil wenigstens
zu den gewürzhafteren unter den Lippenblüthlem gehören. Oben
an steht in dieser Hinsicht Lavandula Stoechas L., ferner Teucrium
fruticans L., T. brevifolium Schreb. und T. Polium L. mit der
Abart capitatum L., endUch PUomis fruticosa L. und Rosmarinus
officinalis L.
Zweite Abtheilnng.
Die Lippenblüthler des Dioskorides.
üeber Arzneimittel aus der Familie der Lippenblüthler und
hier und da auch über die Mutterpflanzen, welche sie lieferten,
hat Dioskorides sich im 3. Buche, und zwar in dem 27. bis 43.
und dann wiederum im 99. bis 102. Kapitel ausgesprochen. Es
sind im Ganzen 22 Lippenblüthler, welche Arzneimittel liefern.
1. ^'YaaaTiog (Kap. 27). Ohne Zweifel unser Ysop, Hyssopus
officinalis L., der damals auch schon kultivirt wurde und den
Römern ebenfalls unter diesem Namen bekannt war. Die Pflanze
besitzt in den wärmeren Ländern der nördlichen gemässigten Zone,
von den Mittelmeerländem bis nach Persien und den Himalaya-
ländem hi» eine sehr* grosse Verbreitung, wächst aber nicht i»
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101
Griechenland. Der beste Hyssopus kam zur Zeit des Dioskorides
aus Eilikien.
2. 2Toixdg (Kap. 28) ist Lavandula Stoechas L. und hat
seinen Namen von den Stoechaden, einer Inselgruppe im Süden
Frankreichs, welche jetzt Hyferes'sche Inseln genannt werden. Dios-
korides kannte sie nur von dort, obwohl sie ziemlich häufig in allen
Mittelme^rländem, auch in Griechenland wächst. Das Wenige, was
Dioskorides über die Pflanze sagt (sie soll dem d^v/nog ähnlich
sein und weniger bitter schmecken), stimmt nicht mit ihr überein.
Sie war auch den Römern unter diesem Namen bekannt.
3. ^OQiyavov'HQaielswTixilj (Kap. 29). Was Dioskorides
darunter verstanden hat, lässt sich aus seinen Mittheilungen nicht
ermitteln, dagegen spricht er sehr viel über seine medizinische
Anwendung. ^ÖQiyavov fuhrt den Beinamen 'HQaxXewTixi^^ man
erfahrt aber nicht, welches Heraklea Dioskorides gemeint hat.
Er nennt die Pflanze auch xovilrj. Beide Namen waren auch den
Römern bekannt und bedeuteten ebenfalls Origanum-Arten und
zwar aus der Gruppe unseres O. vulgare L. Cato kennt einen
mit Origanum gewürzten Wein.
4. ^OvTJTig (Kap. 30). Die Pflanze soll silbergrau (levxoT€Qa
Tolg fpvlXoig) sein und in einer Doldentraube (xoQi^f^ßog) blühen,
sonst ist sie dem Ysop ähnhch, der aber wiederum einen ähren-
förmigen Blüthenstand besitzt. Welcher Lippenblüthler aber,
speziell welcher Dosten (Origanum) unter ovrjvig zu verstehen
ist, lässt sich umsoweniger sagen, als Dioskorides nicht sagt,
welchen Namen seine Onetis bei den Römern besitzt. Vielleicht
aber ist es Onitis der Römer? Damit hätten wir auch noch nichts
gewonnen. Denn wir wissen ebensowenig, was darunter zu ver-
stehen ist. Origanum Onitis L. kann es nicht sein, da diese Art,
gleich dem Majoran, zu den wirksamsten Mitteln gehört^ ovqTig
des Dioskorides aber minder wirksam sein soll als oQcyavov tiqcl'
5. ^AyQioQLyavov (Kap. 31) hat wiederum bei Nikander
den Namen xovHtj. Er mag wohl ebenfalls einen Dosten mit
doldentraubigem Blüthenstande bedeuten. Die Pflanze zeichnet
sich aber durch weisse Blüthen aus, während die anderen Arten
zum allergrössten Theil hellröthliche Blüthen besitzen. Das dar-
aus angefertigte Arzneimittel muss in grossem Ansehen gestanden
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haben, da es auch den Namen der Panacea (Aller Heilkraut) des
Herakles führte. Wahrscheinlich ist ayQioQcyavov die Cnnila der
Römer und wegen seiner weissen Bluthen Origanum hirtum Lk.,
eine in aUen Mittelmeerländem, auch in Griechenland sehr ver-
breitete Art.
6. TQayoQlyavov (Kap. 32) muss einen starken Bocks-
geruch gehabt haben. Das Wort kennt ebenfalls schon 200 Jahre
früher der Epiker Nikander. Die Pflanze hat breite, klebrige
Blätter. Einige nennen sie auch ngaatov. Dass sie deshalb
mit dem nqaavov des Theophrast zu identificiren ist, bezweifle ich.
Satureja Thymbra L., zu der man in der Regel das Tragoriganon
bringt, kann es schon deshalb nicht sein, weil die Blätter hier
nicht klebrig sind, ein Umstand, auf den Dioskorides selbst grosses
Gewicht zu legen scheint Das Tragoriganum der Lateiner kann
es aus gleicher Ursache auch nicht gewesen sein.
Lippenblüthler mit klebrigen Blättern giebt es nur wenige und
kommen dieselben hauptsächlich bei den mit Drüsen besetzten Salbei-
Arten vor, ausserdem aber auch, jedoch in weit geringerem Grade,
bei einigen Satureja- vielleicht auch Micromeria-Arten. Mir ist
jedoch kein Lippenblüthler bekannt, der einen so eigenthümlichen
Geruch, der an den des Bocks erinnerte, besitzt. Thymus Tragoriga-
num L., eine Art, die sehr spät erst angestellt und wiederum
mit Satureja Thymbra L. vereinigt wurde, ist Tgayogiyavov des
Dioskorides sicher nicht. Was die Römer unter Tragoriganum
verstanden, weiss man ebenfalls nicht.
7. rXtjxtov (Kap. 33) wird nach Dioskorides von den Römern
noXaiovfi genannt. Diese kennen aber keine Pflanze dieses
Namens, wohl aber Polion; sonst führt es auch den Namen ßi'ijxci.
Es soll eine allgemein verbreitete Pflanze sein. Wohl möglich,
dass man einen Gamander (Teucrium-Art) darunter zu verstehen
hat, da dieser, vor Allem T. Chamaedrys L., noch heut' zu Tage
in mehreren Gegenden Deutschlands gegen viele Krankheiten ge-
braucht wird. Vielleicht ist es auch, wie man gewöhnlich annimmt,
Teucrium Polium L. Die Pflanze hat dieselbe grosse Verbreitung als
Teucrium Chamaedrys, wächst nur südlicher und bedarf zu ihrem
Gedeihen eine grössere Wärme. Von Chamaedrys spricht aber
Dioskorides noch besonders.
Da yli]x^^ z^Ach Dioskorides ein Kraut (noa) ist, so möchte
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108
es doch eine andere Pflanze sein, viell^clit eine Art von Acinos
Mönch, was man mit Calamintha vereinigt hat und nur aus kleinen
Standen und Sommergewächsen besteht. 4 Arten dieses Subgenus
zeichnen sich durch angenehmen Geruch aus und wachsen auch
in Griechenland, eine Calamintha graveolens (Thymus Bieb.) nach
V. Heldreich auch in Attika. Die 3 übrigen Arten sind:
Calamintha Acinos (Thymus) L., C. Patavina (Thymus Jacq.)
und C. alpina (Thymus) L. Sollte demnach nicht yXiffjüiv des
Dioskorides und Polion der Römer eine von diesen 4 Arten oder
alle 4 zusammen sein?
8. dluTa^vog (Kap. 34.) ist ein Kraut (tto«) und stand zur
Zeit des Dioskorides in noch höherem Ansehen, als yk^xiav^ führte
aber auch den Namen yiijx^y ayQia (d. h. also wilder Glechon),
und lieferte eins der gewichtigsten Arzneimittel. Um todte Kinder
im Mutterleibe abzutreiben, hatten die Frauen gar nicht noth-
wendig, sich einen Thee daraus anfertigen zu lassen, sie brauchten
sich nur damit zu beräuchem und selbst nur die Pflanze neben sich
zu legen. Wilde Ziegen, welche vom Pfeile angeschossen waren,
frassen instinktmässig die Pflanze, damit die in ihrem Fleische
noch steckenden Pfeile herausschwären konnten. Dasselbe erzählt
Dioskorides freilich auch von einer anderen, ebenfalls auf Kreta
wachsenden Pflanze, die er vQayiov nennt, die aber nicht zu bestim-
men ist. Ebenso vnrksam war dixta/ivog gegen Schlangenbiss
und viele andere Uebel (vergl. S. 96).
Nach Dioskorides hiess die Pflanze bei den Römern Ustilago
rustica, ein Name, der aber erst (im 2. Jahrh. n. Chr.) spät bei
Apulejus, und auch hier nur einmal, vorkommt. Apulejus kennt
aber auch den Namen Glechon, von der nach Columella in Rom«
ein Wein, der den Namen Glechonites führte, angefertigt wurde.
Was Apulejus unter Ustilago verstanden hat, weiss man ebenso-
wenig, als was sein Name Glechon bedeutet.
Diktanmos war dicht mit Wolle besetzt, ein Umstand, der
geeignet wäre, auf die Spur zu kommen, was Dioskorides viel-
leicht darunter verstanden haben könnte. Die Zahl der dicht-
woUigen Lippenblüthler ist nämlich nicht gross. Es kommen hier
vor Allem zwei Pflanzen zur Sprache, welche früher zu dem Genus
Marrubium gehörten, jetzt aber zu Ballota gebracht sind: Ballota
Acetabulosa (Marrubium) L. und Ballota Pseudodictamnus (Marru
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bium) L. Letztere ist eine Pflanze, welche noch nach Fraas
heut zu Tage auf trockenen Ebenen und auf Hugehi der Ostseite
Griechenlands wächst. Th. v. Heldreich hat dafür (in Attika)
die weit geringer, auf der Blatt-Oberseite bisweilen nicht behaarte
Ballota Acetabulosa (Marrubium) L. Fraas behauptet wiederum,
dass genannte Pflanze mit q)Xoiiig ayqia^ welche im 102. Kapitel
des 4. Buches der Materia medica als eine Pflanze abweichend
von den übrigen Phlomis- oder Phlomos-Arten, der Salbei (^Xc-
Uaq>a)eog) am nächsten stehend, und mit Stengeln von holziger
Beschaffenheit versehen, beschrieben wird, identisch ist.
Diktanmos hatte nach Dioskorides weder Blüthen noch Früchte
bei Theophrast bringt sie aber die letzteren hervor, wurde aber
nur als Blätter auf den Markt gebracht.
Diktamnus wuchs nur auf der Insel Kreta und hier aucli
selten. Siie ist ausserordentlich scharf und beissend {ÖQi^ela llav).
Es giebt aber eine Abart, welche umgekehrt einen sehr ange-
nehmen Geruch besitzt (^öiaTrj). Endlich hat Dioskorides noch
einen ipevdodLxxa[xvog mit geringeren Eigenschaften. Die Pflanze
ist allgemein verbreitet und wächst in vielen Gegenden.
9. *El ellaq)axov (Cap. 35) ist Salvia der Römer und heutigen
Italiener. Die Pflanze des Dioskorides wächst an rauhen Orten
und stellt einen ziemlich hohen Strauch dar. Sie hat ausserdem
von ihrer Jfilzi gen Behaarung eine weissliche Farbe. Ihre Blätter
ähneln zwar denen des Quittenstrauches, sind aber grösser, rauher
und dicker. Was sie aber besonders auszeichnet, ist der pene-
trante stinkende Geruch. Sie blüht ähnlich dem oQfxivov. Welche
Art Dioskorides unter seinem eXeXiacpnxov verstanden hat, lässt
'sich nach diesen Mittheilungen nicht erkennen. Man kann wohl,
wenn man sonst noch Manches berücksichtigt, zu der Ansicht
kommen,', dass es eine Salbeiart war, aber nicht welche. Legt
man auf die stinkenden Eigenschaften der Blätter einen besonderen
Werth, so muss eleXiacpaxov eine strauchartige Salbei- Art von
bedeutender Höhe, wie mir keine bekannt ist, gewesen sein, üebel-
riechende Arten kenne ich nur unter krautartigen wie S. glutinosa
und viscosa L., die beide auch im Oriente vorkommen. Bis jetzt
hat man eine Art darunter verstanden, die die hier angegebenen
Eigenschaften nicht besitzt, nämlich Salvia pomifera L., die es
deshalb auch gewiss nicht ist.
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Die Zahl der in Griechenland wachsenden Arten des Genus
Salvia ist sehr gross, am meisten sind die krautartigen vertreten.
Sibthorp kennt in Griechenland wachsend 11 Salbei -Arten,
darunter 4 strauchartige: Salvia officinalis L., calycina Sibthorp,
pomifera L. und triloba L. und 7 Kräuter oder Sommergewächse :
Horminum L., Sibthorpii Sm. Verbenaca L., verticillata L., argen-
tea L, Aethiopis L. und ringens Sibthorp. Th. v. Heldreich
hat allein in Attika 7 Arten beobachtet, von denen 2 strauchartig
sind. Unter ihnen ist auch S. viridis L. zu nennen, die Sibthorp
nicht kennt. Endhch ist noch S. sylvestris L., die ebenfalls in
Griechenland beobachtet wurde, zu nennen. Die Zahl aller in
Griechenland wachsenden Arten Salbei beträgt demnach 13.
Elelisphakos des Dioskorides fahrt auch den Namen iXaq>0'
ßoaxov, wörtlich übersetzt: Hirschfutter. Wie man nun wieder
dazu kommt, diesen Beinamen der Elelisphakos als eine besondere
Pflanze zu betrachten und sie mit dem Pastinak (Pastinaca sativa)
zu identifiziren, verstehe ich nicht
10. '^Hövoüfiog '^iLiiga (Kap. 36) ist nach Dioskorides
ein allgemein bekanntes, sehr kleines Kraut, was gegen viele
Krankheiten, hauptsächlich aber in Form von Umschlägen zur
Zertheilung von Geschwülsten, zum Blntstillen und gegen mancher-
lei Krankheiten des Magens, gebraucht wird. Es hat aber wie
Elelisphakos einen übelen stinkenden Geruch, weshalb Gesunde
die Pflanze nicht haben wollen. Die wilde Form der Hedyosmos
nennen die Römer Menthastrum, ein Name, der aber beiTteinem
römischen Schriftsteller vorkommt. Möglicher Weise ist es eine
der kleinen Salbei-Arten, deren es in den südlichen Ländern der
nördhchen gemässigten Zone viele giebt. Leider bin ich aber mit
dem Gerüche derselben nicht hinlänglich vertraut, um daran die
Art feststellen zu können. Eine Minze (Mentha-Art) ist es auf
keinen Fall, denn diese haben einen angenehmen Geruch. Noch
mehr möchte ich Hedyosmos des Dioskorides unter den Lamium-
Arten suchen, da diese zum Theil, wie unser allgemein verbrei-
tetes, auch in Griechenland wachsendes L. purpureum L. gerieben
einen unangenehmen Geruch besitzen. Vielleicht ist selbst ge-
nannte Taubnessel (Lamium) oder das ähnliche L. bifidum Cyr.,
was eben so häufig in Italien als in Griechenland wächst, Hedyos-
mos des Dioskorides. Aber wiederum spricht dagegen, dass
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Hedyosmos nach Dioskorides angebaut wurde, jedoch auch wild
wuchs.
Wie das kleine Kräutchen (yvwQiinov ßoTotviov) zu dem wohl-
klingenden Namen "^Hdiog^xog^ der süsser Geruch bedeutet, kommt,
verstehe ich nicht. Griechische Wörterbücher lassen den Namen
auch bei Theophrast vorkommen, in der Wimmer'schen Ausgabe
der Werke des genannten griechischen Naturforschers suche ich
das Wort jedoch vergebens. Hedyosmos kannten auch die Römer.
Plinius verstand aber eine nicht zu bestimmende Pflanze darunter.
Bei Dioskorides besitzt es auch den Namen f^ivd-fj und xalaf^ivd-i].
Die beiden Namen sind vielleicht nicht lateinischen Ursprungs,
wie man glaubt, sondern griechischen, aber, da sie von Theophrast
nicht gebraucht werden, späteren Ursprungs. In diesem Falle
möchte man geneigt sein, anzunehmen, dass der Name fiiv&a
wegen des stinkenden Geruches der betreflfenden Pflanzen mit
^LvSog^ Menschenkoth zusammenhängt. Die Römer schreiben für
Mintha, Manta und Mentha und verstehen, wie auch jetzt noch
die Italiener, die wohlriechenden Minzen, deren viele in Italien
wachsen, darunter.
Der Name Nepeia, den Hedyosmos ebenfalls nach Dios-
korides bei den Römern führen soll, kann keinesfalls Nepeta der
Römer sein, denn diese verstanden unter diesem Namen eine Reihe
wohlriechender Lippenblüthler von angenehmem Geruch, die Linn^
auch in seinem Genus Nepeta vereinigt hat. Gewöhnlich halt
man die Nepeta der Römer für Nepeta italica L.; diese wächst
aber (gegen die Angabe Linn^'s) nach den neuesten Forschun-
gen gar nicht in Italien, sondern nur in Spanien. Nepeta-Arten,
sämmtlich aber Kräuter, kommen nur wenige in Griechenland vor.
Sibthorp kennt nur 2 Arten in Griechenland, N. nuda L. auf
dem Pamass und die nach ihm von Bentham N. Sibthorpii
(N. italica Sibth. nee L., N. argolica Bor.) genannte Art. Zu
dieser ist noch neuerdings auf dem Taygetus im Peloponnes ge-
funden N. camphorata Boiss. et Heldr. zu nennen.
11. Kala (xivx^T] (Kap. 37) ist wiederum ein ausgezeichnetes
Arzneimittel von tief eingreifender Wirkung. Es hilft gegen Schlan-
genbiss, treibt todte Kinder ab, ebenso aber auch Würmer. Die
Pflanze besitzt Blätter, denen des wxifiov ähnlich imd blüht röth-
lich. Im Geschmack ist sie scharf und beissend zugleich. Ihr
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!0T
Standort sind 'offene, etwas feuchte und zagleich rauhe Stellen.
Dioskorides unterscheidet 3 Arten oder Abarten, die gewöhnliche,
eine zweite, welche der y?.ijx^^ äyQia ähnlich ist und von den
Römern ebenfalls Nepeta genannt wird, und eine dritte, dem Men-
thastnun ahnlich.
Das Wort kommt schon bei Aristophanes imd Aristoteles
vor, nicht aber, wie einige Wörterbücher sagen (wenigstens nicht
nach der mir vorliegenden Wimmer' sehen Ausgabe) bei Theo-
phrast, und bedeutet nach dem Namen, im Gegensatz zu der
stinkenden Minze (Hdvoofiog ^fi€Qa\ eine gute, d. h. wohlriechende
Minze. Welcher Lippenblüthler darunter zu verstehen ist, möchte
jetzt noch schwer zu entziffern sein, auf jeden Fall aber ein
krautartiger, wahrscheinlich eine Art des heutigen Genus Gala-
mintha, vielleicht selbst Galamintha officinalis Mönch (Melissa Gala-
mintha L.) Th. v. Heldreich nennt ausserdem noch als in
Attika wachsend G. incana (Thymus) Sibth. und G. Sprunneri Boiss.
Dazu kommen schliesslich Galamintha Nepeta (Melissa) L. und
grandiflora (Melissa) L.
Was die Römer unter Galamintha verstanden, ist ebenfalls
nicht sicher, wohl kaum eine Minze, sondern eine der genannten
Galamintha- Arten, wahrscheinlich ebenfalls Galamintha officinalis
Mönch oder G. grandiflora (Melissa) L.
12. 0t;fiOs(Gap. 38) ist eine allenthalben wachsende Gewürz-
pflanze, welche gegen sehr viele Krankheiten gute Dienste leistet,
aber auch als Gewürz in der Küche dient Es ist ein kleiner
Halbstrauch mit röthlichen, zu Köpfchen vereinigten Blüthen und
dichtstehenden schmalen Blättern. Gerade dieses Letztere möchte
vermuthen lassen, dass Dioskorides unter seinem x^vfiog nicht
Thymus Serpyllum L., sondern Thymus glaber Mill. (Th. angusti-
folius Wüld.) verstanden hat.
13. Qviißqa (Gap. 39) ist eben so verbreitet, wie x^vf^og, be-
sonders auf rauhem und magerem Boden imd unterscheidet sich
von dieser durch in einer Aehre stehende grünliche Blüthen. Sie
\?ird gerade so benutzt wie ^vftog^ man kultivirt aber eine Form
oder Abart, welche milder im Geschmack ist und deshalb zu
Küchenzwecken für Gesunde benutzt wird. Dass unter d^ifißga
eine der vielen Formen des Thymus Serpyllum L. zu verstehen
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ist, möchte kaum einem Zweifel unterliegen. (Vergl. auch Theo-
phrast's Angaben S. 92.)
14:/'E(}nvkkog (Cap. 40) ist nach Dioskorides Serpyllum der
Römer. Die Pflanze wächst auf Felsen kräftiger und
führt dann den Namen ^vylg ayQia. In diesem Falle kriecht sie
auch nicht auf der Erde, wie die Hauptart, sondern steigt in die
Höhe und macht dünne halbstrauchige Stengel, die vielfach zu
Kränzen verwendet werden. Der Geschmack der Blüthen ist
scharf, der Geruch aber angenehm. Die Pflanze besitzt die Blätter
und Aeste von oQiyavov^ ist aber noch weisser, ein Umstand, der
ihr wohl auch den Namen Iloliov verschafft hat.
Nach diesen Mittheilungen lässt sich uur entnehmen, dass
eQnvXkog einen der vielen halbstrauchigen Lippenblüthler von silber-
grauem Ansehen darstellt, einen auf der Erde in der Weise
kriechenden Lippenblüthler, dass man aus ihm Kränze flechten
kann, kenne ich aber nicht. Ich wäre wohl geneigt, sie für das
€Qnvklov des Theophrast, nämlich für Thymus vulgaris L., za
halten, obwohl dieser bei uns in Kultur nie eine solche silberweisse
Farbe erhält und auch nicht kriecht. Die Angabe des Dioskorides,
dass ^QTivXXor Serpyllum der Römer darstellt, ist eine irrige, da
die Römer ohne Zweifel Thymus Serpyllum L. und glaber MilL
(angustifoUus Willd.) darunter verstanden haben. Zygis der Römer
soll ebenfalls der wilde Thymian sein, das Wort kommt aber bei
diesen nur bei Apulejus in einer Weise vor, dass man nichts
daraus entnehmen kann.
15. ^ctfixpvxnv (Cap. 41) ist ein ausländisches Kraut (Troa),
was ebenfalls auf der Erde kriecht, sich sehr verästelt und dicht
behaarte, rundliche Blätter besitzt. AehnUchkeit hat es mit der
schmalblättrigen Calaminthe, besonders wegen ihres angenehmen
Geruches. Die besten Sorten liefern die Inseln Kyzikene in der
Propontis und Cypem, dann erst folgt die aus Aegypten. Das
mag die Ursache sein, warum die Pflanze auf Sicilien auch den
Namen eines der berühmtesten Wohlgerüche (odeurs) in Griechen-
land dfiaQayov führte.
Die Römer nennen die Pflanze nach Dioskorides ^ai^ovQova^
ein Wort, was dem jetzigen Namen Majoran sehr entspricht, aber
den Römern selbst unbekannt war. Diese kennen dagegen
das Wort Sampsuchon, welches nach der gewöhnlichen Annahme Ori-
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ganum Majorana L. gewesen sein soll. Die jetzigen Italiener nennen
den Majoran (Origanum Majorana L.) aber noch heut zu Tage Mag-
giorana. Trotzdem zweifle ich, dass die (.taitpvQava des Dios-
korides Origanum Majorana L. gewesen ist.
Unser Majoran ist meiner Ansicht nach weder eine italienische,
noch nordafrikanische, auch nicht griechische Pflanze, sondern
erst aus Ostindien, oder auch aus Arabien und zwar nach der
Entdeckung des Seeweges um Afrika herum, vielleicht mit dem
Basilikenkraute (Ocymum Basilicum L.), zu gleicher Zeit, nach
Europa gekommen. Zuerst wird der Majoran im 16. Jahrhundert
von Dodoens und Lobel genannt. Viel früher wird er auch nicht
in Italien gewesen sein. Sampsychon fuhrt auch den Namen
TQitpvXlov' diese Bezeichnung, die dreiblättrig bedeutet, könnte
über die Pflanze, welche man darunter zu verstehen hat, nur noch
unsicherer machen.
16. MSqov (Cap. 42) ist wiederum ein Kraut (Trdor),
was allgemein verbreitet ist. Nach den sehr kargen Mittheilungen
des Dioskorides lässt sich gar nicht feststellen, was man darunter
verstanden hat. Die Romer kannten das Wort Mccqov gar nicht,
aber wohl war es Athenaeus bekannt.
Man hält Molqov allgemein für das Katzenkraut, Teucrium
Marum L. Dieses ist aber kein Kraut, sondern ein sehr verästel-
ter Strauch, dessen Geruch so sehr von Katzen geliebt wird, dass
diese sich gern in seiner Nähe aufhalten und ihn bald so be-
schädigen, dass er zu Grunde geht. Im Freien muss man die
Pflanze desshalb durch ein Drahtgitter einschliessen.
n,''Axivog (Cap. 43) ist wiederum ein Kraut (jioa) mit
dünnen Aesten, was deshalb gut zu Kränzen verwendet werden
kann. Es ist dieses ein Gebrauch, den auch Athenaeus bestätigt.
"^Axivog soll dem aixi^ov ähnlich, aber behaarter sein und gut
riechen. Die Römer nannten es deshalb auch nach Dioskorides
axLvaaQovf.1 ^ ein Name, der den alten Römern ebenso unbekannt
war, als axivog. Diese Pflanze heisst aber auch oqiov ßaailixov,
lAnni führte das Wort in der systematischen Botanik als
Artnamen ein und zwar für ein im ganzen Europa wildwachsen-
des Sommergewächs von angenehmem Gerüche, was deshalb auch
in manchen Gegenden als stärkender Thee getrunken wird. Es
wäre doch ein sonderbarer Zufall, wenn Dioskorides in der That
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unter seinem axvog den Linn^'schen Thymus Acinos, jetzt
Calamintha Acinos Benth., verstanden hätte.
18. Klivouodiov (CB,p.99) ist ein kleiner Strauch (J^a^viov
q>Qvyavwdeg) von 2 Spannen Lange imd wächst auf Felsen. Die
Blätter sind denen des ^QnvXXog ähnlich, die Blüthen hingegen
gleichen dem Fusse eines Bettes in Zwischenräumen, wie bei /r^a-
aiov (ix öiaatfjficiTwv ifig)€Qfj ngaoL^i).
Nach diesen Mittheilungen ist es nicht möglich, die Pflanze
zu ermitteln, soviel ist aber sicher, dass sie mit unseren Clinopo-
dium-Arten aber so wenig, wie mit dem Clinopodium der Bömer,
die beide Kräuter, also keine holzigen Pflanzen sind, nichts zu
thun haben. Dass xhvonoöiov auch den Namen wxiiiosideg
führt, erklärt auch nichts.
19. TevxQiov (Cap. 101) bildet Ruthen und ist ein Kraut
mit Blüthen ähnlich dem iQeßiv&og (der Kichererbse Cicer arieti-
num L). Auch mit der xaiiaiÖQvg, deren Namen es ebenfalls
fuhrt, wird es verglichen. Aus diesen Mittheilungen die Pflanze
ermitteln zu wollen, ist wiederum unmöglich; da sie in Kilikien,
also nicht in Griechenland wachsend angegeben wird, muss sie
auch dort gesucht werden. Leider giebt wiederum Bentham in
seinen ausserdem so vorzüglichen Bearbeitungen der Lippenblüth-
1er deren Verbreitungsbezirk sehr ungenügend an, so dass wir
auch durch ihn keinen Auischluss erhalten.
Das Wort Tsvxqiov ist in die lateinische Sprache über-
gegangen und kommt als Teucrium bei Plinius vor. Wir dürfen
deshalb wohl annehmen, dass auch die Römer unter Teucrium die-
selben Pflanzen verstanden, welche Dioskorides für sein Tbvxqlov
verstanden haben wollte. Welche Teucrium -Arten es aber ge-
wesen, möchte kaum zu bestimmen sein, so viel lässt sich aber
wohl mit einiger Gewissheit sagen, dass es Teucrium-Arten waren
und Linn^ Recht hatte, auf diese sein Genus Tencrium zu
gründen.
Schliesslich mag mir TavxQiov Gelegenheit geben, über die
Teucrium-Arten, welche in Griechenland wachsen, mich auszu-
sprechen. Nach Sibthorp wachsen daselbst drei Halbsträucher:
T. Orientale L., fruticans L. und T. PoUum L., dagegen aber vier
Stauden und Sommergewächse: T. Scorodonia L., Chamaedrys L.,
lucidum L. und montanum L. Fraas kennt in Griechenland nur
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5 Arten überhaupt: T. Scordium L. in stehenden und fliessenden
Gewässern fast überall; T. flavum L. nur am Fusse der Hoch-
gebirge; T. lucidum L., T. Polium L. und das nicht riechende
T. capitatum L. August Mommsen endlich führt allein für
Attika 5 Arten auf: T. scordioides Schreb., brevifolium Schreb.,
flavum L., divaricatum Sibth. und Polium L.
20. XafxaiÖQvg (Cap. 102) wächst an rauhen und felsigen
Orten und ist ein Halbstrauch (tpQvyavnv) mit kleinen, bitter
schmeckenden Blättern, welche denen einer Eiche gleichen. Sie
ist dem TevxQtov ähnlich. Dieses ist aber ein Kraut, während,
wie gesagt, xa^aldQvg ein Halbstrauch ist. Die Blüthen sind klein
und roth. Die Römer nennen die Pflanze Trixago, kennen aber
auch den Namen Chamaedrys. Aus diesen wenigen Mittheilungen
könnte wohl vermuthet werden, dass Dioskorides unter seiner
Xccfialdgvg ebenfalls eine Teucrium-Arb, vielleicht T. Chamaedrys
L., welche in wärmeren Ländern halbstrauchig wird, verstan-
den hat.
21. ytevxag (Cap. 103) ist wiederum ein Lippenblüthler, der
auch kultivirt und dadurch in seiner Wirkung kräftiger wird. Der
Samen schmeckt sehr bitter und beissend, aber unangenehm. Die
Römer kennen den Namen nicht, wohl aber eine Pflanze als Leuce,
die vielleicht ein Lamium, wenn auch nicht Lamium maculatum
L., wie man meint, sondern viel eher L. album sein dürfte. Dass
^evxdg des Dioskorides ebenfalls ein Lamium ist, möchte ich
aber bezweifeln, man kann aus den Mittheilungen gar nicht ent-
nehmen, ob man überhaupt einen Lippenblüthler darunter verstehen
kann. Der Name Leucas wurde durch Caesalpin wiederum zur
Bezeichnung von Pflanzen eingeführt. Dieser ausgezeichnete Bo-
taniker des 16. Jahrhunderts verstand Lamium amplexicaule L.
und Galeobdolon (Galeopsis) L. darunter, während neuerdings
R. Brown wiederum den Namen für eine grosse Anzahl asiati-
scher und afrikanischer Lippenblüthler benutzt hat, die von der
Xevxdg des Dioskorides sehr verschieden sind und also gar nichts
dlamit zu thun haben.
22. "Slxi^iov (Cap. 152). Es ist mehr als wahrscheinlich,
dass Dioskorides unter diesem Namen keinen Lippenblüthler ver-
standen hat. ^'Qxiiiov des Theophrast und des Dioskorides sind
ganz verschiedene Pflanzen. Yon der Pflanze des letzteren er-
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fahren wir fast weiter nichts, als dass sie gegessen die Sehkraft
schwächt, dagegen als ein vorzügliches Niessmittel gebraucht
wurde. Man hat von ihr eine Salbe unter dem Namen wxifiivov^
deren Bereitung Dioskorides im 59. Kapitel des 1. Buches genau
beschreibt Diese Salbe ist weit wirksamer als die, welche aus
dem 2äfj.tpvxov bereitet wird. Vielleicht weist diese Stelle auf
eine Verwandtschaft des wxi/nov mit dem ^df^xpvxoVy einem ent-
schiedenen Lippenblüthler, hin.
Zweite Familie.
Eisenkräuter, Verbenaceae.
Das Wort Verbena hatte bei den Römern eine ganz andere
Bedeutung als heute. Der oder die Fetialen (Kriegsherold oder das
Kollegium der Priester, welche die Aufrechthaltung des Völkerrechts
zu bewachen hatten) trugen Zweige geheiligter Bäume, wie des
Lorbeers, der Myrte u. s. w. auf dem Kopf, wenn Bündnisse ab-
geschlossen oder Genugthuung verlangt wurde. Celsus verstand
dieselben Pflanzen, welche zugleich medizinische, vor Allem zu-
sammenziehende Eigenschaften besassen, darunter. Eingeführt in
der botanischen Wissenschaft zur Bezeichnung bestimmter Pflanzen
wurde dies Wort durch den Baseler Botaniker C. Bauhin in
seinem Pinax, der 1623 zuerst erschien.
Die Familie der Verbenaceen ist sehr gross und enthält die ver-
schiedenartigsten Pflanzen, kleine unbedeutende Kräuter und die
grössten Bäume, wie das berühmte Schiffsbauholz Ostindiens, das
Teakholz, (Tectona grandis L.). Von den Gehölzen, welche in
Griechenland wachsen, hat die Keuschlammpflanze (Vitex Agnus
castus L.) eine sehr grosse Bedeutung. Sie wächst in ganz Süd-
europa von Spanien bis an die Küste von Kleinasien, ^yvog zur
Bezeichnung einer bestimmten Pflanze kommt schon bei Hippokrates
(460—372 V. Chr.) und Plato (430—348 v. Chr.) vor, hat aber
mit Agnus d. i. Lamm der Römer gamichts zu thun.
Keuschlammstrauch, Yitex Agnus castus L«
Dass die alten Griechen unter ayvog wirklich unseren
Keuschlammstrauch verstanden haben, geht wenigstens aus den
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Worten Plato's (Phaedr. 280), wenn er seinen ayvog hoch und
schattig nennt, nicht hervor. Auch Theophrast giebt in seiner
Geschichte der Pflanzen leider ebenfalls keine Beschreibung und
nennt den iiyvog nur nebenbei. Die Vergleichung mit xQaveiov
passt gamicht, wohl aber die mit iXaiayvog^ also einer Weiden-
art. Dagegen möchte es keinem Zweifel unterliegen, dass Dios-
korides unter seinem ayvog den Eeuschlammstrauch verstanden
hat. Interessant ist seine Mittheilung, dass schon zu seiner Zeit
die pfefferartigen Früchte auch als Pfeffer benutzt wurden, ein
Umstand, der zur Benennung Mönchspfeffer Veranlassung gab.
Wimmer und Andere halten olaog oder olaov des Theophrast
ebenfalls für Vitex Agnus castus L. Das Wenige, was aber über
das Wort gesagt ist, widerspricht. (S. unter Ribes.)
Dritte Familie.
Tollkräutler, Solanaceae.
Eine fast nur aus krautartigen Pflanzen bestehende Familie,
welche in unseren kälteren Regionen nur in wenig Arten ver-
treten ist. Diese haben aber mit den ausländischen gemein, dass
sie einen narkotischen und giftigen Saft enthalten, der auf Men-
schen und Thiere den verderblichsten Einfluss ausübt, ja selbst
in kürzester Zeit den Tod hervorrufen kann. Ich nenne Stech-
apfel, Bilsenkraut, vor Allem die Tollkirsche u. s. w. Trotzdem
haben wir, wenn der giftige Stoff bis auf ein nicht mehr nach-
weisbares Minimum vorhanden ist, auch die schätzbarsten Nähr-
pflanzen in dieser Familie. Ich nenne vor Allem die Eartoffel-
pflanze (Solanum tuberosum L.), dann den Liebesapfel (Lycoper-
sicum esculentum Mill., Solanum Lycoperscium L.) und die Eier-
fruchtpflanze (Solanum Melongena L.).
Unter dem Namen Solanum verstanden die Römer eine oder
wohl vielmehr alle krautartigen und einjährigen Nachtschatten-
Arten, welche in Italien noch in grösserer Anzahl als bei uns
vorkommen und hauptsächUch durch Solanum nigrum L. vertreten
sind. Ueber die Ableitung des Wortes habe ich vergebens bei
lateinischen Schriftstellern Belehrung gesucht. Zur Bezeichnung
bestimmter Pflanzen wurde das Wort zuerst von den Botanikern
des 16. Jahrhunderts gebraucht, aber keineswegs für die Nacht-
Koch. 8
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114
schatten- Arten, sondern für unsere Tollkirsche (Atropa Belladonna
L.). Glnsins nannte sie wegen ihrer giftigen Eigenschaften Sola-
num letbale. Zum Genusnamen erhoben wurde das Wort Solanum
zuerst durch Toumefort.
In Griechenland wachsen jetzt zwei strauchartige Solanaceen,
Solanum Dulcamara L., unser Bittersüss und Lycium europaeum L.
(mediterraneum Dun.). Von dem ersteren dürfte man wohl als
sicher annehmen, dass es auch im klassischen Alterthum in Grie-
chenland Torkam, aber nicht besonders unterschieden wurde. Theo-
phrast hat wohl bestimmt keinen Namen för die Pflanze, aber
eben so wenig ist sie, wie Fraas meint, von Dioskorides als eine
Art seines tqvxvoq bezeichnet worden.
Lycium europaeum L., der gemeine Bocksdom, ist ursprüng-
lich in Griechenland vorhanden, wie in vielen Ländern, wo es
heut zu Tage noch in grösserer Menge wächst. Die Ansicht, dass
der Strauch erst aus Afrika, und zwar in später Zeit, in Deutsch-
land eingewandert sei, ist gewiss eine irrige. Dort wächst nur
eine von unserem verschiedene Art. Nach Dioskorides (Lib. I.
Kap. 132) führt ^vxiov auch den Namen nv^axav&a^ d. h. domiger
Buchsbaum. Damach müsste man auch meinen, dass man darunter
ein domiges Gehölz mit immergrünen Blättern zu verstehen hätte.
Ausserdem zeichnet sich Avxiov durch zahlreiche und starke
Wurzeln und Früchte ähnlich dem Pfeffer aus, die bitter und von
schwarzer Farbe sind. Der Baum wächst nach Dioskorides häufig
in Lykia und Eappadokia, also in Eleinasien, aber auch sonst an
rauhen Orten.
Den Namen Lykion führt aber auch das aus ihm angefertigte
hoehangesehene Arzneimittel in Form eines bis zur Honigstärke
eingedickten Saftes.
Der Strauch mit den Wurzeln wird zu diesem Zwecke zer-
stossen und mehrere Tage an der Sonne in Wasser macerirt, dann
aber gekocht, um schliesslich den durch Auspressen erhaltenen
Saft weiter einzukochen. Aber auch aus der ausgepressten Frucht
gewinnt man dasselbe Arzneimittel. Das wirksamste wird durch
Verbrennen hergestellt und bildet ein innen rostfarbenes, aussen
schwarzes Pulver. Damit übereinstimmend ist die Mittheilung des
Plinius, dass die Indier ein aus Erde bestehendes Pulver, innen
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rostroth, aussen schwarz, als Lycium, besonders gegen Geschlechts^
Krankheiten, anwenden (XXIV, 127).
Aber auch nach Dioskorides (an oben citirter Stelle) wird in
Indien aus der Pflanze lo)'xlTig ein Arzneimittel, was den Namen
Lykion hat, angefertigt.
Diese Pflanze loyxizig darf jedoch wiederum nicht mit den
beiden Pflanzen d. N. verwechselt werden, über die Dioskorides
an andern Stellen seiner Materia medica und zwar im 151. und
152. Cap. des 3. Buches spricht, unter denen aber Farne zu ver-
stehen sind.
Um sich mehr Klarheit über das zur Zeit des Dioskorides
gewichtige Arzneimittel Lykion oder Lycium und dessen Mutter-
pflanze zu verschaffen, möchte es gut, ja selbst nothwendig sein,
auch das, was die Römer und vor Allem was Pünius darüber
gesagt haben, kennen zu lernen. Nach Plinius ist Lycium kei-
neswegs ein Arzneimittel einer bestimmten, sondern verschiedener
Abstammung und besitzt nur eine und dieselbe äussere Gestalt,
die wir jetzt als Latwerge bezeichnen. Nach unseren jetzigen
Begriffen würde Lycium unter den Universalmitteln etwa ebenso,
wie] die sogenannten Strahl'schen PiUen, eingereiht werden
müssen.
Adulteratur (sc. Lycium) amaris succis, etiam amurca et feile
bubulo sagt Plinius mit bestimmten Worten (XXIV, 125 und
126). Abgesehen von fremden Beimengungen liegt dem Arznei-
mittel Lycium bisweilen auch die Pflanze Lycium gar nicht zu
Ghrunde, sondern den Hauptbestandtheil bildet eine andre. So
heisst es bei Plinius (XXIV, 124) wiederum an einer Stelle:
huius (Rhamni) radice decocta in aqua fit medicamentum, quod
vocatur Lycium. An einer dritten Stelle (XXV, 67) wird gesagt;
in Lycia quidem et ex ea herba (sc. ex Chironio) Lycium faciunt,
nach einer vierten (XXVI, 140) wird auch aus Gentiana Lycium
verfertigt.
Wenn ich nach diesen Mittheilungen noch einmal auf die
Mutterpflanze zurückkomme, so unterliegt es nach meiner Ansicht
gar keinem Zweifel mehr, dass keine unserer Lycium- Arten zu den
betreffenden Pflanzen gehören können. Es sind immergrüne Bäume
von mehreren Klaftern Höhe. Wir haben es auch mit zweierlei
Gehölzen zu thun, von denen das eine in Lykien und Eappado-
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kien, das andere in Ostindien wächst. Was das erstere anbelangt,
so liegt wohl eine der vielen Rhamnus-Arten mit immergrünen
Blättern, welche im Oriente wachsen, zu Grunde. Sagt doch
Plinius mit bestimmten Worten, dass man bei ihnen ebenfalls
aus einem Rhamnus ein ^vxiov anfertigt. Besonders die Früchte
der Rhamnus- Arten, die reif stets einem Pfefferkorn ähnlicher sehen,
als die Beeren des Bocksdornes, wurden von jeher als Arznei-
mittel benutzt.
Man hat versucht die Mutterpflanze des indischen Arzneimittels
^i;x4ov festzustellen, und zwar geschah dies zuerst in der erstenHälfte
des 17. Jahrhunderts durch den Amsterdamer Seba. Sein Lycium
indicum ist von Linn^ als Barleria Hystrix L. und Prionitis L.
festgestellt worden. Beide Pflanzen gehören zur Familie der
Acanthaceen, die fast nur aus tropischen Pflanzen besteht. Wahr-
scheinlicher ist es mir jedoch, dass zu Dioskorides Zeit schon die
Gewürznelken, d. h. die Blüthenknospen des Caryophyllus aroma-
ticus L., einer in Ostindien wachsenden Myrtacee bekannt waren
und die Mutterpflanze des indischen Lycium's, die Lonchitis des
Dioskorides darstellten.
Was schliesshch das Wort Lycium anbelangt, so wurde es
von C. Bauhin für die jetzigen Lycium- und einige Rhamnus-
Arten gebraucht, Linnö führte es aber nur für die ersteren ein.
Vierte Familie.
Hundstödter, Apocynaceae.
Eine grosse Anzahl wohl ohne Ausnahme mehr oder weniger
giftiger Pflanzen, wie der Name Apocynum, d. i. Hundstod, auch
andeutet. Das giftige Prinzip befindet sich, wie bei den Wolfs-
milchblüthlem in eigenthümhchen, durch die ganze Pflanze gehen-
den und mit einander in Verbindung stehenden zarten Röhren,
welche man als Milchsaft- oder Lebensgefasse (vgl. S. 62) be-
zeichnet.
Dioskorides spricht im 81. Kapitel des 4. Buches seiner Mate-
ria medica von einer Pflanze ^Anoxvvov^ die besonders den Bun-
den sehr giftig sein soll. Da sie 17 Namen besitzt, muss sie eine
grosse Verbreitung haben. Aus ihr fliesst, wenn man sie ver-
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wnndet, ein gelber Saft heraus; Ausserdem ist sie etwas klebrig
und hat Blätter, denen des Epheu's ähnlich. Die letzte Angabe
widerspricht der Annahme, dass das ^Anonvvov des Dioskorides
eine Apocynacee oder Asklepiadacee ist, da in beiden Familien, so-
weit ich die Glieder derselben kenne, nur ganzrandige oder
wenigstens nicht gelappte Blätter vorkommen. Man muss dem-
nach vermuthen, dass viel eher eine der vielen Euphorbiaceen,
die in Griechenland und überhaupt im südöstlichen Europa vor-
kommen, unter ^Anoxvvov zu verstehen ist.
Zu den Apocynaceen gehört
unser Oleander, Nerinm Oleander L.
Die alten Griechen kannten diesen schönen Blüthenstrauch
nicht, da nicht der Osten, sondern der Westen Europa's, und
zwar die pyrenäische Halbinsel, das Vaterland ist, ich würde ihn
daher gar nicht in diesen Blättern zur Sprache gebracht haben,
wenn nicht Victor Hehn in seinem schon früher angeführten
Werke „Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Uebergange aus
Asien nach Griechenland und Italien" was, da es in kürzester
Zeit 3 Auflagen erlebt hat, einer, und gewiss mit Recht, allge-
meinen Anerkennung sich erfreut, den Oleander zum Gegenstand
einer besonderen Besprechung (von Seite 359 bis 361) gemacht
und über sein Vaterland irrige Ansichten verbreitet hätte. Ich
bin weit entfernt, den grossen Werth sprachlicher Forschungen,
auch für Naturwissenschaften, nicht anerkennen zu wollen, ver-
lange aber, dass Sprachforscher, sobald sie Gegenstände der Natur
in den Bereich ihrer Forschungen ziehen, die, um mich eines vul-
gären Ausdrucks zu bedienen, greifbar sind, auch der Natur, d. h.
der Wirklichkeit, Rechnung tragen und sich nicht in Spekulationen,
mit denen die Naturwissenschaften, demnach auch die Botanik,
sich nicht einlassen dürfen, wenn sie sich nicht ihres festen Grund
und Bodens berauben will, verlieren.
Victor Hehn behauptet in seinem genannten Buche, dass
der Oleander im Pontischen Gebirge in grösster Menge wachse,
und dass er demnach das NrjQiov des Dioskorides sei, eine An-
sicht, der leider auch viele Philologen beipflichten.
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Vom naturhistorischen Standpunkt aus wäre es vor
Allem notbwendig gewesen, vorher die Geschichte und Natur-
geschichte des Oleanders zu studiren und nach erlangter Eenntniss
sich zu fragen, ob diese allgemeine Ansicht auch durch er-
haltene Resultate bestätigt wird. Sprachforschung kann hier
nichts thun.
Herr Victor Hehn würde in diesem Falle sehr bald
erfahren haben, was ich gleich anfangs gesagt, dass der Oleander
nicht aus dem Osten, sondern aus dem äussersten Westen Europa's,
aus Spanien, gekommen und dort sein Vaterland zu suchen ist.
Herr Professor Willkomm in Prag, der mehrere Jahre lang
der Erforschung von Spaniens Flor gewidmet hat, schreibt mir
hierüber :
Prag, den 30. Dezember 1878.
Verehrter Freund und Kollege!
Der Oleander ist in Spanien sicherlich heimisch, aber nicht
allein dort, sondern auch im Süden von Portugal und im nord-
westlichen Afrika (Marocco, Algerien), wo er nach den Angaben
von Durieu, Oosson u. A. unter ganz ähnlichen Verhältnissen,
wie auf der Pyrenäenhalbinsel vorkommt. Als die eigentliche
Heimat des Oleanders möchte ich die seitwärts geofBieten Thäler
des Marianischen Gebirgssystems (der Sierra Morena u. a. Gebirge)
betrachten, wo er noch gegenwärtig an den Ufern aller Flüsse
und Bäche massenhaft auftritt und dort vollkommen unsere Ufer-
weiden ersetzt. Das marianische Gebirgssystem bildet einen über
60 geogr. Meilen langen und sehr breiten, aber nicht hohen Ge-
birgszug, welcher im Norden der Provinz Murcia beginnt und
mit dem Oabo de S. Vicente, der Südwestspitze Portugals, endet.
Dieses lange und breite, höchst spärlich bevölkerte Gebirge ist
ursprünglich jedenfalls mit mächtigen Wäldern von immergrünen
und Korkeichen bedeckt gewesen, wovon im Westen (in den Pro-
vinzen von Sevilla und Huelva und im Königreich Algarbe) noch be-
trächtliche Reste und zwar urwaldähnliche Bestände vorhanden
sind. Aber noch jetzt muss jenes ganze Gebirge als ein Wald-
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gebirge bezeichnet werden, da es in seiner Totalität fast nnunter-
brochen mit immergrünem Gebüsch (in der Hauptsache aus Cistus
ladanifer L., bestehend) dicht bedeckt ist. Tage lang kann man
durch diese Buscheinöde wandern, ohne ein Haus zu treflfen, ja
ohne einem Menschen zu begegnen und glaube ich kaum, dass
dieses Gebirgsland in früheren Zeiten, wo^ es mit Wäldern be-
deckt war, mehr bewohnt gewesen seiix sollte. Gerade hier
nun tritt der Oleander in den menschenleeren, unbewohnten
Waldthälem als üferstrauch der Bäche und Flüsse in ungeheurer
Menge auf, klafterhohe und höhere Büsche mit bis 4 Zoll star-
ken Stämmen bildend. Auf erhabenen Punkten stehend, die eine
weite Aussicht in Thäler gestatten, kann man im Juli imd August
deu Lauf der dann meist versiegten Flüsse und Bäche meilen-
weit an den breiten purpurrothen Streifen erkennen, welchen die
in voller Blüthe stehenden Oleander-Büsche bilden. In den Thä-
lem selbst ist die Luft ganz erfüllt von dem wahrhaft betäubend
süssen Duft der schönen Pflanze, die gar nicht selten auch mit
weissen Blumen vorkommt. Von den Thälem des marianischen
Gebirgsystems ist der Oleander südwärts durch ganz Andalusien
und Algarbien sowie durch Murcia und an den Meeresküsten ver-
breitet, überall an Flussufem und feuchten, sumpfigen Plätzen
wachsend. Auch in den Thälem der Provinzen von Alicante,
Valencia, Castellon (dem ehemal. Königreiche Valencia) und Tara-
gona mag der Oleander noch ursprünglich heimisch sein Nörd-
lich und östlich von dem marianischen System, d. h. in ganz
Central-, Ost- und Nordspanien (ob auch in Mittel-Portugal?)
kommt der Oleander spontan gewiss nicht vor, findet sich aber
in der Nähe von Ortschaften häufig verwildert, da er überall auch
als Zierstrauch kultivirt wird. Auch auf den Balearen scheint
er nicht heimisch zu sein. In Andalusien benutzt man seine
schlanken Stockausschläge zu Reifstäben. Noch sei erwähnt, dass
die Spanier den Oleander Adelfa nennen. Dieses Wort kommt
keineswegs aus dem Griechischen, sondern ist ein corrumpirtes
arabisches Wort, welches eigentlich Adefla lauten soll. Ob das-
selbe eine Bedeutung hat, habe ich nicht erfahren können. Man
könnte aber aus dieser arabischen Benennung schliessen, dass die
Araber, welche zumeist von Marocco über Gibraltar nach Spanien
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gekommen sind, den Oleander bereits gekannt haben, weil sie ihn
in Nordafrika angetroffen hatten.
Ihr ergebenster
Moritz Willkomm.
Zu welcher Zeit der Oleander seine Wandenmg nach Osten be-
gonnen hat, ist noch nicht ermittelt. Wahrscheinlich geschah es ziem-
lich spät, wohl nicht vor dem 15. und 16. Jahrhundert. Zuerst wird
er in Lobeis Plantarum seu stirpium icones im Jahre 1581, und
zwar schon unter dem Namen Oleander erwähnt. Als er einmal
seine Wanderung nach Osten begonnen hatte, scheint er rasch
sich weiter verbreitet zu haben. In Italien mag er zuerst als
Zierstrauch angebaut worden und von hier rasch nach Konstanti-
nopel und selbst nach Syrien gekommen sein, denn der Augs-
burger Rauwolf erwähnt ihn schon 1573—76 in der Beschreibung
seiner morgenländischen Beise.
Soviel steht fest, dass der Oleander nirgends im Oriente wild
wächst; auch Gxisebach in Göttingen, gewiss ein zuverlässiger
und tüchtiger Botaniker, hat ebenfalls auf seinen R^sen in Rume-
lien und Bithynien keinen Oleander selbst gesehen, sondern nur von
ihm sprechen hören. Man findet ihn nur an jetzigen und frühe-
ren Kulturstätten, wie z. B. in Griechenland, wo er in Boden und
Klima besonders günstige Verhältnisse fand, und in der Umgegend
von Konstantinopel. Vielleicht wurde der Oleander schon zur Zeit
der venetianischen Herrschaft aus Italien in Griechenland einge-
führt, ein Umstand, der in diesem Falle die grosse Verbreitung,
wie sie in keinem anderen Lande des Ostens vorhanden ist, einiger
Maassen erklärte.
Während eines längeren Aufenthaltes in Konstantinopel und
in Trebisond, besonders aber im Pontischen Gebirge im Jahre 1843,
habe ich nur in der Residenz des früher mächtigen Padischah's,
jetzt aber kranken und allmählich absterbenden Mannes und in
seiner weiteren Umgebung den Oleander angebaut gefunden, in
Trebisond und längs der ganzen Nordküste Kleinasiens jedoch ihn
eben so wenig gesehen, als die Orangenhaine, in denen Fall-
merayer, der berühmte Verfasser der Geschichte des Trapezunter
Kaiserreiches gesessen haben will.
War denn die Beschreibung dieser meiner Reise, und zu-
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nächst der erste Theil derselben Victor Hehn gänzlich unbe-
kannt geblieben? Man kann freilich in der heutigen schreibseligen
Zeit nicht Alles lesen, wenn es auch noch so wissenswerthe
Gegenstande enthalt, die Kritik hatte sich aber damals mit grosser
Anerkennung über meine ^Wanderungen im Oriente" ausgesprochen.
Es musste doch Victor Hehn, da er über die Flor des Pontus
etwas schreiben wollte und wirklich geschrieben hat, wichtig sein,
von einem Augenzeugen zu erfahren, wie die dortige Flor aus-
sieht. Meine Bearbeitung des Zuges der Zehntausend, die in den
neueren Ausgaben der Anabasis, so viel ich ersehen, Anerkennung
gefunden, ist Victor Hehn unbegreiflicherweise ebenfalls unbe-
kannt geblieben.
Ich machte 1843 in das Reich des Mithridates eine Reise
mit dem bestimmten Zwecke, die dortige Vegetation, und vor
Allem die Pflanzen, welche den in der Anabasis und später in der
Beschreibung von des Pompejus' Heereszug nach Iberien erwähn-
ten gifdgen Honig geliefert haben sollen, kennen zu lernen. Diese
sehr go&hriiche Reise, wobei ich das vor und nach mir ziemlich
unbekannte Pontische Gebirge drei Mal überstieg, wurde durch
reiche wissenschaftliche Ausbeute, von der ich noch manchmal
in diesen Blättern Gelegenheit zu berichten haben werde, gekrönt.
Wären Victor Hehn diese meine Berichte bekannt gewesen,
so hätte er erfahren, dass es Oleander-Gebüsche, von denen nach
ihm dort alle Wälder voll sein sollen, im ganzen Pontus-Reiche
nicht giebt, dass aber das Rhododendron, von dem Plinius und
die Lateiner sagen, dass es aus Griechenland zu ihnen gekommen
sei, noch heut' zu Tage in grösster Menge dort wächst. Linn^
hat diesem Rhododendron deshalb auch den Beinamen ponticum
gegeben.
Nachdem ich nun nachgewiesen, dass die alten und späteren
Grriechen den Oleander gamicht gekannt haben, werde ich ver-
suchen, festzustellen, was wohl Dioskorides unter seinem Ntjqiov
verstanden haben mag. Es ist dieses keineswegs eine leichte
Aufgabe. Was Dioskorides darüber mittheilt, ist sehr kärglich,
und keineswegs, wie Victor Hehn meint, genau. Dioskorides
bespricht sein NjJqiov im 82. Kapitel des 4. Buches, nachdem er
Anoxvvov besprochen. Er giebt zuerst 8 Namen an, welche er
auf seinen Reisen von seinem Nvqiov gefunden^ und behauptet.
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daas die Romer den Strauch auch ^Podavdgovfx^ nach einer ande-
ren späteren und, wie es mir scheint, sehr unsicheren Lesart
^OkaavdQovf,i^ genannt hätten. Es ist eigenthümlich , dass die
Römer, wie ich früher schon mitgetheilt habe, in der Regel den
ihnen von Dioskorides in den Mund gelegten Namen gamicht
kannten. So auch in diesem Falle.
Nach Dioskorides ist N^qiov sehr giftig. Es hat Blätter,
ähnlich denen des Mandelbaumes, sie sind aber länger und dicker.
Die Blüthe ist den Rosen ähnlich Qodoeiöig), Die Frucht be-
steht aus Hörnern (xaQudv de ffcQei ojg xigara) und schliesst,
wenn sie sich öffiiet, eine wollige Substanz ein, welche dem
Ilannog der ^Axdv^a^ also des echten Bärenklau' s, entspricht. Die
Wurzel ist lang, holzig und hat einen salzigen Geschmack. Die
medizinische Anwendung des NriQiov blieb Dioskorides, wie immer,
Hauptsache. Vielleicht hat er die Pflanze, wie es sehr oft gewesen
sein muss, gamicht selbst gesehen, sondern er theilte nur mit,
was ihm erst von Anderen gesagt worden war.
Der Botaniker muss in Fällen, wo er nach schlechten oder
kurzen Beschreibungen eine Pflanze bestimmen soll, sich haupt-
sächlich auf charakteristische Merkmale, wenn sie vorhanden,
stützen. Ein solches Merkmal liefert scheinbar die wollige Sub-
stanz in der Frucht. Wir haben nur 3 Familien, wo in der
kapselartigen Frucht Wolle eingeschlossen ist: die Salicaceae, die
Asclepiadaceae und die Apocynaceae. Zu der ersten Familie kann
N-qQiov aus vielen Gründen nicht gehören, wohl aber zu einer
der beiden zuletzt genannten Familien. Es ist nicht zu leugnen,
dass man auf unseren Oleander kommen konnte, wenn nicht
andere und triftige Gründe, besonders sein Vaterland, dagegen
sprächen.
Abgesehen davon haben wir aber noch keine Erfahrungen
darüber, ob der Oleander in der Tbat so giftig ist, als Dioskorides
von seinem Nijqvov berichtet. Dass er giftig ist, kann man nur
aus seiner Verwandtschaft mit sehr giftigen Pflanzen entnehmen.
Wir haben aber auch hier, wie in der Familie der ToUblütbler,
die KartofPeln, und selbst noch mehr Beispiele, dass zwischen den
giftigsten Pflanzen wiederum deren vorkommen, die den Menschen
eine gesunde und gute Nahrung liefern. Ich erinnere an die
schmackhaften Früchte von Arten aus der Unt^rfamilie der„ Ca-
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risseen. Eine der giftigsten Pflanzen der Apocynaceen ist bekannt-
lich Tanghinia madagascariensis (früher zu dem ominösen Genus
Cerbera gehörig), von einer sehr nah verwandten Art, die des-
halb auch den Namen T. salutaris Lour. fahrt, schmecken aber
wiederum die ölreicfaen Samen, wie Hasehiüsse, und werden auch
gegessen. Im britischen Guiana wächst Tabemaemontana utilis
W. et Am., eine Apocynacee, die einen so milden und gleich
unserer Kuhmilch angenehm schmeckenden Milchsaft enthält, dass
die Pflanze den Namen Milchbaum erhalten hat.
Durch die Freundlichkeit meines geehrten Kollegen, Herrn
Professor Dr. Ascherson, habe ich Gelegenheit gehabt, ein
Fruchtezemplar des Oleanders aus Algerien zu erhalten. An
ihm ersehe ich, was ich bisher noch nicht wusste, dass die Frucht
eine bedeutende Grösse (über 7 Centimeter oder 4J Zoll Länge)
besitzt. Hätte Dioskorides in der That, wie man meint, unter
seinem NfJQiov unseren Oleander verstanden, so würde er wahr-
scheinlich nur von 2 Hörnern und nicht von Hörnern überhaupt
gesprochen haben.
Wenn man das unbedingt wichtige Merkmal der Wolle in
der Frucht festhält, so könnte auch eine andere Pflanze aus der
Familie der Apocynaceen oder auch der Asclepiadaceen das
NijQiov des Dioskorides gewesen sein. Aus beiden Familien haben
wir aber in Europa und im vorderen Oriente nicht viele holzige
Arten. Mir ist nur eine Art als aufrechte Pflanze, Cionura erecta
(Apocynum) L. bekannt Diese ist aber nur halbstrauchig und
kann deshalb nicht das Ni^giov des Dioskorides gewesen sein.
Man könnte vielleicht auch das Pharmaceuten und Medizinern
wohl bekannte Solenostemma Argel (Cynanchum) L. unter
NiJQiov vermuthen, wenn diese Pflanze nicht auf Aegypten allein
beschränkt wäre, Dioskorides aber sein NfJQiov allenthalben ge-
funden haben muss, denn er fährt aus 8 verschiedenen Ländern
die Namen an.
Wenn demnach Nijqwv weder eine Apocynacee noch eine
Asclepiadacee sein kann, so muss wohl das wichtige Merkmal der
Wolle innerhalb der Frucht nach den Angaben des Dioskorides
anders interpretirl werden. Diese Wolle entspricht nach ihm dem
Uannog des echten Bärenklaues (Acanthus mollis L. und Dios-
corides L.). Die Frucht des Bärenklaues hat aber gleich den
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anderen Acanthaceen gar keine Wolle, sondern nur die bekannten
Haken, an denen die Samen befestigt sind. Wenn diese auch
den Rhododendren in der Weise fehlen, so sind doch ähnliche
Bildungen eines Samenstieles vorhanden. Meine Ansicht ist dem-
nach schliesslich, dass Nijqiov des Dioskorides Rhododendron pon-
ticnm, was noch heut' zu Tage ganz in der Weise, wie Victor Hehn
von dem Oleander angiebt, in den engen und schroff aufsteigenden
Thalem des pontischen Gebirges wächst. Der Anblick dieser Rhodo-
dendron-Gebüsche, wenn sie in Blüthen stehen, ist grossartig, besonders
wenn man ausserdem noch das Romantische dabei berücksichtigt.
Vergleicht man schliesslich ein solches Rhododendron ponti-
cum L. mit der kargen Beschreibung des Ntjqiov^ wie sie Dios-
korides gegeben hat, so mochten wohl die wenigen Merkmale
weit mehr mit unserer Pflanze übereinstimmen, als mit jedem an-
deren Blüthenstrauche. Vor Allem entsprechen die 5 Klappen
der Frucht mit der Mittelsäule den (nicht 2, sondern mehr)
Hörnern.
Fünfte PamiUe.
Oelblüthler, Oleaceae.
Reichlich im Oriente und auch im südlichen Osteuropa ver-
treten, enthält diese Familie auch sehr wichtige und zugleich
interessante Pflanzen. Alle sind Gehölze. Von den hierher ge-
hörigen Geschlechtem, welche in Griechenland wachsende Arten
enthalten, sind zu nennen: Olea L., Phillyrea L., Ligustrum L.
imid Fraxinus.
L Der Oelbaum^ Olea L.
Hier ist es wiederum die gewöhnliche, das unter verschie-
denen Namen vorkommende Baumöl liefernde Olea europaea L.,
welche gleich dem Weinstock eins der wichtigsten Eultui^ehölze
darstellt. Von beiden kennen wir das Vaterland eben so wenig,
wie von unserem Weizen. Doch giebt wiederum Theophrast an
(IV, 4, 1), dass der Oelbaum in Asien, jenseits Syrien wachse.
Nach der griechischen Sage hat Athene den Oelbaum (ilaia) auf
der Burg ( Akropolis) von Athen, und zwar da, wo das Erechtheion
stand, gepflanzt und als besonderes Geschenk den Athenern über-
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geben. Hier ist aber but von einem kultiTirten Oelbaiun die
Rede. In Griechenland wuchs aber auch ein wilder, der wiederum
als xoTivog bezeichnet wird. Von ihm wurden die Zweige ge-
nommen, wenn die Sieger bei den Eampfspielen gekrönt werden
sollten. Dass der kultivirte Oelbaum von diesem wilden, xoTivog
genannten Ölbaume abzuleiten sei, wird nirgends gesagt, im
Gegentheil wir müssen annehmen, dass der letztere aus ersterem
durch Verwilderung entstanden ist. Ich habe, ebenso wie mein
geehrter Freund, Herr Professor Haussknecht in Weimar, den
Oelbaum im Oriente nirgends wild, nicht einmal verwildert ge-
funden.
Der Oelbaum gedeiht nur in warmen Gegenden, wie in Attika
in der Nahe von Atheu, nicht aber im Gebirge. Es darf daher
auch Dicht auffallen, wie Victor Hehn meint, dass Hesiod ihn
nicht kannte, da er in dessen rauher Heimath nicht gedieh.
Wüssten wir, woher Atheue nach Athen gekommeu, so könnten
wir vielleicht über das Vaterland des Oelbaumes Auskunft erhal-
ten, so ist aber Athene aus dem Haupte des Zeus entsprungen.
Der berühmte Afrika-Reisende, Herr Dr. Schweinfurth, jetzt
in Kairo lebend, fand ihn in den gebirgigen Ländern des süd-
lichen Nubiens und zwar in der Gegend der Hafenstadt Suakin in
einem Zustande, als sei er nicht verwildert, sondern hier ein-
heimisch. Ich stimme dieser Meinung des genannten Forschers
bei. In Nubien war eine uralte Kulturstätte, von der aus später
Aegypten seine Kultur erst erhalten haben mag. In meiner
Abhandlung über die Paradiesfeigen und ihr Vaterland habe ich
ebenfalls zu beweisen gesucht, dass diese erste Speise der Men-
schen in heissen Ländern ihr Vaterland ebenfalls in Nubien habe.
Vielleicht könnte man aus der Heiligen Schrift, wo der Oel-
baum mit seinem Oele ebenfalls eine grosse Rolle spielt, etwas
Näheres über das Vaterland des Oelbaumes erfahren.
Der Oelbaum spielt aber nicht allein in der Geschichte
Athens wegen seines in der FruchthüUe befindlichen, allgemein
als Nahrungsmittel gebrauchten Oeles eine grosse Rolle, auch das
Holz war wegen seiner Härte und anderer sonstigen guten Eigen-
schaften schon bei den Helden der Iliade und der Odyssee sehr beliebt
und wurde viel verwendet. Das Oel ist ein fettes, ohne allen
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126
Geruch und viel leichter als Wasser, mit dem es sich nie ver-
mischt, daher es auch stets oben schwimmt. Die Griechen ver-
wendeten es auch technisch, um die Fäden der Gewebe geschmei-
diger zu machen, sie bestrichen wohl auch ihrai Körper damit,
um ihm ein glänzendes Ansehen zu geben, aber wohl auch, damit
die von der Sonne gebrannte harte Baut weicher und milder
würde.
Das fette Oel hat, wie gesagt, nicht den geringsten
Geruch, wenn daher Victor Hehn auch von wohlriechendem
Baum- oder Olivenöl spricht, so scheint ihm unbekannt zu sein,
dass das die Nerven der Nase nicht immer auf eine angenehme
Weise in Anspruch nehmende ätherische Oel, was deshalb im
gewöhnlichen Leben auch als flüchtiges bezeichnet wird, damit es
sich nicht so rasch verflüchtigen kann, durch fettes Oel gebunden
wird. Es kommt in Form von Wohlgerüchen, Essenzen, Salben
u. s. w. in den Handel und hat stets einen hohen Preis. Wenn
die Helden der Ilias daher und der Odyssee sich mit duftendem
Oel salbten, wie man heut' zu Tage sich mit Eau de Gologne
und anderen Wohlgerüchen bespritzt, oder wenn die Leichname
mit dergleichen duftendem Oele gesalbt wurden, so war es kein
reines Olivenöl mehr, wie Victor Hehn meint, sondern irgend
ein an fettes Oel gebundenes, vielleicht auch reines ätherisches
Oel. Nach Victor Hehn ist zur Zeit des trojanischen Krieges
das ätherisches Oel enthaltende Baumöl selten und theuer gewesen,
und es hatten nur die Reicheren und Angeseheneren. Grade wie
bei uns, wo die Bauern ebenfalls nicht daran denken können, für
Wohlgerüche ihr Geld auszugeben.
Welche Dehnbarkeit in der Verbreitung das ätherische Oel
besitzt, ersieht man daraus, dass das Schweinefett, an das das ätheri-
sche Oel gebunden ist, nicht leichter wird, wenn es wieder ent-
zogen ist. Wir sind also gar nicht im Stande, durch unsere
jetzigen Instrumente sein Gewicht auch nur annähernd anzugeben.
Man erzählt, dass ein Sklave des Harems in Konstantinopel mit
einem Fläschchen Rosenöl entfloh und sich nach Adrianopel flüchtete.
Unglücklicher Weise zerbrach ihm auf dem Wege das Fläschchen
und das ätherische Oel verflüchtigte sich in der Weise, dass er
rasch verfolgt und bald ergriffen werden konnte.
Jetzt benutzt man zum Binden eines ätherischen Oeles im
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Oriente nicht mehr das Baumöl, sondera das fette Oel einer
deshalb allgemein angebauten Oelpflanze, des Sesamum indicum
L., S. Orientale Cham. Ganz besonders wird es benutzt, um das
sehr flüchtige Jasminöl zu binden und damit in den Handel zu
bringen. Die allgemeine Meinung, dass das Jasminöl ein fettes
sei, hat daher ihren Ursprung. Die Sesampflanze wird in Grie-
chenland jetzt ebenfalls angebaut, zumal sie auch ein vorzügliches
Speiseöl liefert.
Dieses aus dem Samen des Sesamum indicum angefertigte
Speiseöl scheint dasselbe zu sein, was schon die alten Griechen
von Herodot, Aristophanes und Xenophon an kannten und dessen
Pflanze von Theophrast vielfach genannt, aber nirgends einiger-
massen verständlich beschrieben wird. Bei Herodot und den
anderen mit ihm genannten altgriechischen Schriftstellern wird das
Sesamöl stets mit einem Getreide, dem xiyxQoc:^ der fieUvri u. s. w.,
auffallender Weise aber nicht mit dem Weizen, genannt, wenn
Kuchen gebacken werden sollten. Die Kuchen waren so gross,
dass sie, wie man Herodot erzählt hatte, er aber nicht glauben
wollte, bisweilen die Grösse eines Baumes hatten (Herod. I, 193)
und deshalb unmittelbar an unsere Baumkuchen erinnern.
Der Angabe, dass das Sesamöl schon den Griechen bekannt
war, widerspricht einigermassen, dass die Sesampflanze in Ost-
indien einheimisch ist und von da sich westwärts über die heissen
Länder des Orientes ausbreiten musste, um nach dem Oriente zu
kommen. Warum sollte dieses aber nicht auch schon zur Zeit
der alten Griechen geschehen sein können? Allerdings haben wir
kein zweites Beispiel von einer anderen ursprünglich ostindischen
Pflanze, dass sie sich von selbst schon in alten Zeiten westwärts
ausgebreitet hätte, wir haben ausserdem alle übrigen ostindischen
Pflanzen, wie das Basilikenkraut u. s. w., erst mit der leichteren
Verbindung mit Ostasien durch die Entdeckung des Seeweges um
Afrika erhalten.
U. Phillyrea L.
Wir haben, insofern die zweifelhafte P. indica oder Lowii
ausgeschlossen wird, 4 Arten dieses Geschlechtes, sämmtlich immer-
grün. Nach Boi ssiers genauen Forschungen kommt von diesen
nur P. media L. in Griechenland vor. Sie ist als P. latifolia in
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128
der Flora graeca (Tab. 2) abgebildet und wächst häufig in der
immergrünen Region. Die ächte P. latifolia L. hingegen ist nur im
Westen der Mittelmeerländer, nämlich auf der Pyrenäischen Halb-
insel und in Italien zu Hause, ebenso P. angustifolia L. Aus
Jrrthum ist daher letztere auch in Griechenland wild angegeben,
so selbst von Aug. Mommsen.
Theophrast schreibt qptii'p^a, Dioskorides (pillvqia^ Linn^
hat die letztere Schreibart in der systematischen Botanik eroge-
fuhrt Theophrast nennt (piXvQia nur ein Mal (I,, 9, 3), nicht
zwei Mal, wie Wimmer will, und giebt von dem Strauche gar
keine Beschreibung.
Mit ihr hat er in seiner Naturgeschichte noch zwei Pflanzen
zusammengestellt, von denen er nur sehr oberflächliche Kunde
giebt: (pvXUrj und x^Xaovgog. Alle drei kommen darin überein,
dass sie immergrüne dornige Gehölze sind. Wenn demnach
(piXvqia unsere jetzige Philyrea media bedeutet, so hat man wohl
unter g>vXixri Rhamnus Alatemus L., und unter xTJlaoTQog Tlex
Aquifolium zu verstehen. Die letzte kommt nur im Hochgebirge
des Nordens von Griechenland und in Makedonien wild vor, wäh-
rend die beiden anderen durch ganz Griechenland verbreitet,
einander aber so ähnlich sind, dass man sie sehr leicht mit ein-
ander verwechseln kann und sie auch in der That oft verwechselt
werden.
Als domige immergrüne Gehölze wären als in Ghriechenland
wildwachsend schliesslich noch einige Rhamnus-Arten zu ver-
zeichnen. Von ihnen werde ich später noch ausführlich berichten.
Nach Dioskorides ist (piXXvqia ein Baum ähnlich dem xvnqog
in der äusseren Erscheinung, unter diesem Namen beschreibt
wiederum zuerst Nicander (um 146 v. Chr.) einen Gewürzstrauch,
aus dessen gelblich-weissen Blüthen unter Zusatz von Sesam und
Myrrhen ein wohlriechendes Oel bereitet wurde. Der Baum
xvTiQogj der die beste Arznei liefert, wuchs bei Askalon und
bei Kanopus, also in Syrien und Aegypten.
Man glaubt ziemlich allgemein, dass unter xvrtQog der echte
Alkannastrauch, Lawsonia spinosa L., womit die Orientalen noch
heut' zu Tage sich Haare, Augenbrauen und Nägel färben, zu
verstehen sei, verwechselt aber diesen Strauch wiederum mit der
Alkanna-Staude, Alkanna tinctoria (Lithospennum) L., einFärber-
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kraut, was in Griecheiüand sehr viel verbreitet und auch von
Aug. Mommsen unter den in Atdka wachsenden Pflanzen auf-
geführt ist. Lawsonia spinosa L. hingegen verlangt zu ihrem Ge-
deihen sehr warme Lander und würde selbst in Griechenland nicht
gedeihen. Vaterland des Alkannastrauches ist wahrscheinlich Be-
lutschistan oder auch Arabien, in Syrien wurde er seit schon langer
Zeit nur angebaut.
Leider ist (pilXvQia des Dioskorides nur sehr kurz beschrie-
ben, um darnach entzifPem zu können, welche Pflanze er darunter
verstanden hat. Sie hat die Blätter etwas breiter, als der Oel-
baum. Die schwarzen Früchte schmecken etwas süss. Ihr Vor-
kommen ist auf rauhe Orte beschränkt. Das sind die aufgeführ-
ten Merkmale, welche aber nicht auf Phillyrea media passen.
Diese verlangt umgekehrt ein warmes Klima und wächst in Grie-
chenland auch nur an warmen Orten. Die Beeren sind femer
bei diesem Strauche auch nicht schwarz, sondern so viel ich deren
gesehen, roth. Es wäre demnach dagegen wohl möglich, zumal
auch die Form der Blätter noch mehr den Angaben des Dios-
korides entspricht und die anfangs grünen Früchte schliesslich
schwarz werden, dass unser Ligustrum vulgare L. die (piXlvQaa
des Dioskorides gewesen wäre. Wir haben in wärmeren Ländern
auch eine Abart unseres gewöhnlichen Ligusters, wo die Blätter
erst im nächsten Frühjahre abfallen. Diese Abart war schon
Philipp Miller, dem bekannten englichen Freunde Linn^'s,
bekannt und hat von ihm wegen dieser Eigenschaft einen beson-
deren Namen, Ligustrum italicum erhalten.
IIL Bainweide^ Ligrnstrum L.
Ligustrum ist ein altes lateinisches Wort, was die Römer
schon zur Bezeichnung desselben Strauches benutzten. Linn^
führte es in der systematischen Botanik ein, während es schon
die Väter der Botanik vom 15. Jahrhundert aäi für unsere Rain-
weide gebraucht hatten, üeber den Strauch ist e^en gesprochen
worden. Ich füge diesem nur noch hinzu, dass er zwar in Grie-
chenland wild wächst, aber nur sparsam in den höher gelegenen
Gegenden des Nordens von Griechenland.
IT. Esehe^ Fraxinus.
Auch Fraxinus ist ein altes lateinisches Wort, worunter die
Koch. 9
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Römer bereits unsere Eschen yerstanden. Sie bildeten schon in
den ältesten Zeiten wichtige Bäume, die in der Landwirthschaft,
vor Allem bei dem Weinbau Italiens eine wichtige Rolle spielten.
Die Väter der Botanik bedienten sich des Wortes ebenfalls schon
zur Bezeichnung der Eschen und Linn^ führte das Wort in
gleichem Sinne in der systematischen Botanik ein. Philologischer
Seits hält man das schon in den ältesten griechischen Werken
vorkommende Wort ^lelirj und f^eXia ebenfalls für die Esche. In
wie weit diese Annahme richtig ist, werde ich zeigen.
Bei Homer spielt f^eXiTj eine wichtige Rolle. Es ist ein hoher
Baum an zwei Stellen der Iliade. Im 13. Buche heisst es vom
178. Verse an (nach der Voss'schen üebersetzung:)
,Da taumelt er hin (der Troier Imbrios) wie die Esche,
Die auf luftigem Gipfel des weitgesehenen Berge6
Nieder vom Erze gehauen, zur Erd' ihr zartes Gespross senkt.^
Hingegen lautet es im 16. Buche vom 767. Vers, wo der
heftige Kampf zwischen Troiem und Danaem geschildert wird:
,Wie wenn der Ost und der Süd zugleich sich anstrengen im Wettstreit
An des Gebirgs Abhänge den tiefen Wald zu erschüttern
Buch' und erhabene Esch' und zäh' umwachsne Kornelle,
Dass sie wild an einander die ragenden Aeste zerschlagen
Mit graunyoUem Getos' und der Sturz der zerbrochnen umherkracht.''
Das hier gebrauchte Epitheton Tavvq)loiog entspricht dem
Linn^'schen Namen Fraxinus excelsior. Da aber diese gar nicht
in Griechenland wächst und auch ohne Zweifel früher nicht da-
selbst vorgekommen ist, so kann fielirj des Homer auch gar nicht
unsere Esche gewesen sein. Wohl aber kommt die Blüthenesche,
Fraxinus Omus L., von der besonders auf Sicilien die medizini-
sche Manna gewonnen wird, in Griechenland, aber nur im hohen
Norden vor. Diese wird aber höchstens ein kleiner Baum und
bleibt in der Kegel strauchartig, kann also ebenfalls nicht die
fielitj TavvcpXoiog des Homer gewesen sein.
Aus dem Holze der (xeXiri liess aber Homer auch die Lanzen-
schäfte machen. Daraus geht hervor, dass seine fieXiri in Griechen-
land allgemeine Verbreitung gehabt haben muss. Das Holz unse-
rer Esche möchte dagegen kaum ein passendes Material zu Lan-
zenschaften geliefert haben, da es zu leicht ist, doch findet es
jetzt auch allgemein Verwendung zu den Speichen der Wagen-
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r&der. Besser möchte sich allerdings die Blüthen- oder Manna-
Esche dazu geeignet haben, da deren HoLb weit fester ist.
Auch nach Homer wird das Wort fieXuj oder viehnehr von
nun an fteXia von griechischen Schriftstellern, freilich ohne alle
nähere Bezeichnung, viel gebraucht, so von Hesiod, den Tragikern
und Komikern, nicht aber von Herodot und Plato. Theophrast
ist erst wiederum der einzige griechische Schriftsteller, der von
^€lia eine Beschreibung giebt (III, 11, 3 und 4). Nach ihm
giebt es sogar zweierlei Eschen, eine niedrige und eine hohe, die
letztere nennt er auch ßovfiihog. Beide unterscheiden sich aber
auf eine Weise von einander, dass man glauben sollte, er habe
zwei ganz von einander verschiedene Gehölze vor sich gehabt.
Gemeinschaftlich haben beide nur die gefiederten Blätter, die sich
aber wiederum von denen unserer Eschen dadurch unterscheiden,
dass die Blättchen stechende Randzähne besitzen.
Nach Theophrast wachsen die hohen Eschen nur in der
Ebene am häufigsten aaf feuchten Stellen, während die niedrige
Art nur im Gebirge vorkommt und zwar hauptsächlich an trocke-
nen Stellen. Die letztere hat ein schönes frisches Ansehen, lauch-
grünes Laub und ziemlich hartes und festes Holz von gelblicher
Farbe, während die feuerrothe Kinde sich rauh anfühlt, dagegen
fallt die hohe Esche nicht angenehm in die Augen, da ihre
Blätter weissf arbig (ja selbst nicht gefärbte dxQooc) sind. Da-
gegen erscheint die Rinde glatt und das Holz weiss und weich.
Die Unterschiede zwischen der hohen und niedrigen fuelia
des Theophrast sind hinsichtlich der Früchte noch grösser. Die
erstere hat Flügelfrüchte, wie unsere Esche, die andere hingegen
Früchte von der Gestalt einer Kugel. Sie sind aber meist zu-
sammengesetzt und werden deshalb mit denen der Platane ver-
glichen.
Dass (üeXirj des Homer und fueUa des Theophrast dieselben
Gehölze darstellen, unterliegt woU keinem Zweifel, die (neUa des
Dioskorides ist jedoch ein ganz anderes Gehölz, aber auch nicht
unsere Esche. Nach Dioskorides (1. Buch 108. Kap.) wurden
die Blätter seiner inelia ausgepresst und den dadurch erhaltenen
Saft wendete man hauptsächlich gegen Schlangenbiss an, die bei
der Benutzung des harten Holzes dagegen abfallenden Spähne gal-
ten für giftig (avaiQBTixa), Diese Angaben passen nicht auf
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unsere E^hen, deren Holz völlig unschädlich ist und deren Blät-
ter sogar von den Schafen gern gefressen werden.
Nach dem, was ich über f^elir] und f^eUa der Griechen ge-
sagt habe, fahle ich mich völlig ausser Stande zu bestimmen, was
einerseits Homer und Theophrast, andererseits Dioskorides darunter
verstanden haben, auf keinem Fall darf man aber, wie es bisher
geschehen, unsere Esche darunter verstehen.
Secliste Familie.
Stecheichen, Aquifoliaceae.
Aus dieser aus immergrünen Gehölzen bestehenden Familie
habe ich nur die gewöhnliche Stecheiche, Hex Aquifolium L. zu
verzeichnen. Der Genus -Name Hex bedeutet, wie ich schon
(S. 8) früher mitgetheilt habe, bei den alten Römern die immer-
grüne Eiche, Quercus Hex L., und ist das griechische TiQivog.
Die Aehnlichkeit im Aeusseren, besonders die domigen Zähne am
Rande der Blätter mag Linn^ bestimmt haben den lateinischen
Namen der immergrünen Eiche auf die Stecheiche überzutragen.
Was den zweiten, den Art-Namen anbelangt, so verstanden
die Römer, und besonders Plinius, nicht unser heutiges Hex Aqui-
folium L. darunter, sondern, wie es scheint, verschiedene, aber stets
domige Gehölze. So soll Aquifolium einmal (XXVII, 63) das Cra-
taegon des Theophrast sein, ein anderes Mal werden die Milaces
der Ghriechen, d. i. Smilax aspera L. von den Landbewohnern
Aquifoliae genannt (XVI, 19). An einer dritten (XVI, 230)
heisst es: Bato vectis aquifolios laureos, ulmeos fieri jubet etc., an
einer vierten (XXIV., 116) wird noch ausführlicher mitgetheilt,
wozu Aquifolium gebraucht wird.
Aus der Römerzeit ging das Wort Aquifolium (hier und da
auch als Agrifoliura) zu den Vätern der Botanik im 16. und
17. Jahrhundert über, man verstand aber verschiedene Pflanzen
darunter, am häufigsten die Cochenill-Eiche Quercus coccifera L.
(Vergl. unter den Eichen S. 53.) Was Linnö bestimmt hat, das
Wort Aquifolium als Artnamen für seine Stecheiche (Hex Aqui-
folium) zu gebrauchen, lässt sich nicht weiter bestimmen, wohl
nur die domigen Blätter.
Die Stecheiche gehört zu den Gehölzen, welche sich im Ver-
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laufe einer langen Zeit rasch, besonders nach Westen, weiter ver-
breitet haben. Für das ursprüngliche Vaterland halte ich das alte
Kolchis, vor Allem die Küstengegenden am Schwarzen Meere und
vielleicht die Gebirgsländer des alten Thraziens und Makedoniens
bis in den Norden Griechenlands. Ob trotzdem die alten Griechen
die Stecheiche gekannt haben, ist zwar wahrscheinlich, aber
keineswegs gewiss. Sie ist wohl eine der immergrünen und dor-
nigen Gehölze, welche Theophrast (I, 9, 3) als einander nahe
stehend {(piXvQea^ qvlixrj und xijXaazQog) bezeichnet (vergl. S. 128
unter q>ilvQia)j imd zwar xjjXaatQog. Was später Theophrast
über den Gebrauch des sehr festen Holzes (V, 7, 7), sowie über
die späte Fruchtreife (III, 4, 5) sagt, stimmt ziemlich genau mit
der Stecheiche überein.
Siebente Familie.
Storaxgehölze, Styraceae.
unter Styrax L. versteht man jetzt verschiedene Gehölze aus
der alten und neuen Welt, die Väter der Botanik hatten das Wort
aber für Styrax officinalis L., einem auch in Griechenland wachsen-
den Strauch eingeführt. Von ihm war willkürlich angenommen,
dass er schon den Alten das wohlriechende Harz, was ebenfalls
den Namen OTvga^ führte, geliefert habe. Das ist aber eine durch-
aus irrige Ansicht, denn Styrax officinalis L. liefert, wie Fraas
zuerst nachgewiesen und der berühmte englische Pharmakolog
Hanbury bestätigt hat, gar kein Harz. Die Mutterpflanze des
Harzes Styrax ist noch keineswegs ermittelt, man nimmt aber
allgemein an, dass es von einem Geholze stamme, was in die
Familie der Platanaceae gehört und jetzt den Namen Liquidambar
Orientale Mill. führt. Bei der Besprechung der griechischen Pflan-
zen aus genannter Familie habe ich mich (S. 79 £F.) bereits aus-
führlich darüber ausgesprochen und muss demnach dorthin ver-
weisen. Ich wiederhole nur, dass das Harz Styrax der Griechen
nur Handels- Artikel war, und gar nicht in Griechenland gewonnen
wurde. Am Bestimmtesten spricht dieses Dioskorides im 79. Kap.
des 1. Buches seiner Materia medica aus.
Aus welcher Pflanze der Styrax der Alten gewonnen wurde,
lässt sich jetzt gamicht mehr ermitteln, wahrscheinlich möchte es aber
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ein Gehölz aus der Familie der TerpenthinpflaDzeD gewesen sein
and das Harz selbst der Myrrhe oder dem Weihrauch, wie auch
behauptet wird, ähnlich gewesen sein.
Achte Familie.
Eisenholzer, Ebenaceae.
Unter eßevog verstand schon Herodot (III, 97) das schwarze
Ebenholz, dessen Mutterpflanze (Diospyros Ebeuus L.) ein grosser
in Ostindien wachsender Baum ist; es muss also das Ebenholz
schon sehr frühzeitig nach Griechenland als Handelsartikel ge-
kommen und eine beliebte, aber auch theure Waare gewesen sein.
Herodot spricht oft von ihm. Auch Theophrast kennt das Holz
und beschreibt es (IV, 4, 6). Nach ihm giebt es zweierlei Sor-
ten: eine gute, theure (die echte) und eine schlechte, weil ver-
fälschte, und wohlfeile (J^dxBQov de noXv), Dasselbe sagt auch
Dioskorides (im 29. Kap. des 1. Buches). Die Verfälschung des
schwarzen Ebenholzes geschieht aber auch noch heut' zu Tage
durch das Kernholz unseres Bohnenbaumes oder Goldregens (La-
bumum vulgare Gris., Cytisus Laburnum L.), was deshalb auch
bei dem deutschen Volke den Namen Falsch-Ebenholz besitzt;
das schwarze Ebenholz hat wegen seiner Schwere und Härte, so
dass es im Wasser untersinkt, auch den Namen Eisenholz er-
halten.
Linn^ bedieute sich des altgriechischen Namens Ebenes ganz
beliebig für 2 Sträucher aus der Abtheilung der Schmetterlings-
blüthler oder Papilionaceen, welche den Namen Loteae führt
und die kleeartigen Pflanzen enthält, die Mutterpflanze des
schwarzen Ebenholzes nannte er dagegen Diospyros Ebenus
L. Nicht alle Diospyros-Arten haben aber ein schweres Holz.
Es giebt eine Art, welche im Oriente als Fruchtpflanze wild
und angebaut vorkommt. Wegen der Aehnlichkeit nennt man
es daselbst Schwarze Dattel (Kara - Churma). Die schmutzig-
gelbe, fleischige Frucht ist aber reif vom Baume genommen, nicht
geniessbar, sondern muss erst eine Zeit lang liegen, um teig zu
werden (ähnlich unserer Mispel) und damit auf den Markt zu
kommen.
Wenn Wimmer und Andere die Jioanvqog des Theophrast
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für die eben näher bezeichnete Diospyros Lotus L. halten, so ist
dieses wiederum um so mehr eine irrige Ansicht, als der Baum
gar nicht in Griechenland wächst und es darnach auch nicht sein
kann. JiooTivQog des Theophrast ist eine Abart seiner xegaoog
und unterscheidet sich von dieser nur dadurch, dass der Kern
{nvQijv) der Frucht hart erscheint, während er bei xsQaaog weich
ist. (Vergl. das Genus Cerasus in der Familie der Steinobst-
gehölze.)
Wie Liunö dazu kommt, den Namen Diospyros für die Ge-
hölze des schwarzen Ebenholzes zu gebrauchen, das altgriechische
Wort dagegen für ganz andere Gehölze, fär Schmetterlingspflanzen
in Anwendung zu bringen, versucht man umsonst zu erklären.
Man darf sich deshalb nicht wundem, wenn auf diese Weise der
herrschende Wirrwarr, wie wir ihn jetzt haben, über die Bedeu-
tung griechischer Pflanzen-Namen entstanden ist.
Neunte Familie.
Haideblüthler, Fricaceae.
Die Arten dieser grossen Familie haben eine eigenthumliche
Bildung der Bluthen, insofern sich an den Staubbeuteln hömer-
oder grannenähnliche Anhängsel befinden, ein Umstand, der auch
Linne veranlasste, der Familie den Namen Bicomes zu geben.
Nur die wenigsten Ericaceen besitzen schmale, nadeiförmige,
denen unserer Haiden ähnliche Blätter, bei den meisten sind diese
breit, aber ebenfalls immergrün. Obwohl die Haideblüthler in
der nördlichen gemässigten Zone meist, besonders in Nordamerika,
sehr verbreitet sind, so ist die Zahl derer, welche in Griechenland
wachsen, verhältnissmässig gering. Wir haben nur die beiden Erd-
beerbäume (Arbutus- Arten); drei echte Erica- Arten und Brucken-
thalia spiculifolia Rchb. (nicht spicuMora Boiss. und Andere),
so wie die Halbsträucher Pyrola chlorantha Swartz und secunda L.
Rhododendron, von denen ich schon früher berichtet habe
(S. 121 ff.) kommen, wie gesagt, nicht in Griechenland vor.
!• Erdbeerbaum^ Irbutns«
Zu den Pflanzen, welche von ihrer ürsprungsgegend sich
leicht weiter verbreiten und schliesslich einen grossen Verbreitungs-
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bezirk einnehmen, gehören auch unsere beiden Erdbeerbäume
Arbutus ünedo L. und Andrachne L. Die Ausgangspunkte für
beide sind wahrscheinlich das warme südöstliche Europa mit
Griechenland, Arbutus ünedo L. wanderte nach Westen, A. An-
drachne L. nach Osten. Die alten Römer scheinen nach meinen
Untersuchungen nur Arbutus Unedo gekannt zu haben, obwohl
ihnen beide Namen Arbutus und ünedo geläufig waren. Dagegen
habe ich auf meinen Reisen im Oriente, ebenso andere Reisende
fast nur Arbutus Andrachne L. gefunden. Sie wächst jetzt weit
nach Osten hin, bis nach Persien und Syrien, ja selbst, wie mir
berichtet wurde, bis nach Ostindien.
Bevor ich zu den beiden Erdbeerbäumen übergehe, möchte
es nothwendig sein, einen Wirwarr, der sich in den mir zu Ge-
bote stehenden griechischen Wörterbüchern vorfindet, aufzulösen.
Die beiden Worte avdQax'^rj und dvÖQctxv^t] bedeuten zwei ganz
verschiedene Pflanzen, nicht aber, wie aus diesen hervorgeht, nur
eine und zwar den Erdbeerbaum. ^AvÖQayyri wird zwei Mal von
Theophrast, aber nicht in der Geschichte der Pflanzen,* sondern
in de causis (I, 10, 4 und IV, 3, 2) erwähnt, und ist unzweifel-
haft ein Gemüse und wahrscheinlich unser Portulak. ^AvöqaxXrj
ist dagegen der Erdbeerbaum.
Theophrast hat für die Erdbeerbäume Griechenlands 3 Na-
men: xofiaQOv^ oivdQa%Xrj und dq)dQxr]y so viel Arten wuchsen
auch in Griechenland in der alten klassischen Zeit und wachsen
noch daselbst. Alle haben ziemlich breite immergrüne Blätter
und an den Enden der Zweige schöne umenförmige und schwach
röthliche oder weisse in Rispen gestellte Blüthen, die sich später
in Beeren von hellrother Farbe umwandeln.
1 KofxaQov ist Arbutus ünedo L. Sie ist die grösste und
kommt auch baumartig vor. Ihre breitlänglichen Blätter sind
gesägt und stehen an rostfarbigen, mehr oder weniger behaarten
Zweigen. Die Rinde löst sich in dicken blattartigen Stücken, wie
bei der Platane (IV, 15, 2 xal yaQ g)loi.o^Qayfj svia xüv davÖQiov
iüTiv üoneQ xat ij dv3()äxXr] xai ij Tildvavog) ab und charakte-
risirt sich dadurch leicht. xoitiaQov fangt frühzeitig zu blühen
an und blüht bis spät in den Herbst hin, so dass an einem und
demselben Baume im Sommer Blüthen und Früchte vorhanden
sind. Die letzteren Qisfiaixvlov) haben die Grösse und Gestalt
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einer grossen runden Walderdbeere und sind mit kleinen rund-
lichen Warzen bedeckt, die ihr das Aussehen einer Erdbeere
geben. Ihr Geschmack ist zwar sauer^ sie werden aber vom ge-
meinen Volke allgemein gegessen, und wurden schon im Aher-
thum gegessen (DI, 16, 4 sdaidifiov). Zur Zeit des Dioskorides
(mat. med. im 125. Eap. des 1. Buches) standen sie aber als
Genussmittel in schlechtem Rufe, da sie der Magen nicht vertrüge
und sie ausserdem Kopfweh machten (xaxoatofiaxov öi xai
xeq>alalyrf). Die Meinung hatte man im alten Rom nicht, im
Gegentheil, man hielt die Frucht für so ausgezeichnet, dass Varro
sie gleich den Eicheln, Brombeeren und Aepfeln, für eine uralte
Nahrung des Menschen hielt. Die Römer kannten nur einen Erd-
beerbaum, Arbutus Unedo L., aber unter zwei Namen, Arbutus
und Unedo. Beide Namen bedeuten aber bei Plinius (XXIII, 151)
ein und dieselbe Pflanze. Plinius f&hrt auch die griechischen
Namen Cornaron und Memecylon als in Rom bekannt auf (XV, 99)
und hält ebenfalls den Genuss der Früchte für schädlich.
2. ^AvdQaxkr} ähnelt nach Theophrast dem xo^aQOv in Allem
(III, 15, 5), ist nur etwas kleiner, und stellt ohne Zweifel eben-
falls eine Arbutus Unedo L. dar, von dem es gewiss damals, wie
jetzt, mehre Abarten gab. Das Holz der l^vdQcixlrj ist so vor-
züglich, dass es die Frauen gewohnlich zu ihren Webstühlen ver-
wenden (V, 7, 6).
3. l^cpaQxrj ist der zweite Erdbeerbaum Arbutus Andrachne
L., der in Griechenland wächst. Da die Früchte hart (auch ohne
Warzen, also glatt) sind und das Holz keinen weiteren Werth
besitzt, weil es nur zu Pfählen und zum Brennen benuzt wird
(V, 7, 7. Tfj de äcpaQxrj elg x^Q^^f^S ^^ ^^^ ^^^ xaiev)^ so
spricht Theophrast auch nur wenig von ihm. Der Arbutus An-
drachne L. bin ich auf meinen Querzügen im Oriente, selbst in
grossen waldartigen Ausbreitungen, viel begegnet. Die helle rost-
farbige ganz glatte Rinde nimmt sich zu dem freudigen Grün
der nicht gesägten und daher ganzrandigeii Blätter und den weissen
Blüthentrauben wunderschön aus.
Linne gebrauchte als Genus-Namen der Erdbeerbäume das
lateinische, besonders von Vergil für den Erdbeerbaum mit Früch-
ten denen der Erdbeere (Arbutus Unedo L.) ähnlich viel ange-
wendete Wort Arbutus, als Artnamen bediente er sich aber nicht
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des Wortes Andrachle, sondern wiederum eines der beiden Namen,
welchen die Römer für ihren Erdbeerbaum hatten, ünedo.
Für den andern Erdbeerbaum mit heller glatter Kinde und
härtlichen Früchten nahm er als Artnamen anstatt des Wortes
Andrachle, was Erdbeerbaum bedeutet, das ähnliche Wort An-
drachne, worunter aber die Griechen ein Gemüse und zwar den
Portulak verstanden.
Das griechische Wort Cornaron benutzte Linn^ als Genus-
Namen für eine krautige Sump^flanze, dem heutigen Gomarum
palustre, Memaikylon, lat. Memecylon aber für ein ceylonisches
Gehölz. Was schliesslich Apharke anbelangt, so wurde es von
Linn^ gar nicht angewendet.
U. Echte Haide, Erica.
In Griechenland wachsen 3 Haiden, und zwar E. multiflora
L., verticillata Forsk. u. E. arborea L. Die beiden ersteren sind
die häufigsten, besonders auf dem Festlande und dienen beson-
ders in Attika als Brennmaterial und zur Anfertigung von Kohlen
für die Metallarbeiter Athens. E. arborea L. wächst hauptsäch-
lich im Peleponnes. Die Angabe Sibthorp's, dass auch E. camea
L.' in Griechenland wächst, ist nach Fraas und Boissier eine
irrige, da diese Art auf den Westen Europas beschränkt ist und
ostwärts nur bis Dalmatien geht. Wenn aber Fraas eine andere
Form der E. carnea L., welche Linn^ als selbständige Art unter
dem Namen E. mediterranea beschrieben hat, unter seinen 4 in
Griechenland wachsenden Haiden aufführt, so begreift man diesen
Widerspruch nicht.
Der griechische Name für Haide ist eQeixri. Das Wort kommt
zuerst bei Aeschylos, aber nur einmal, vor, dann wiederum erst
bei Theophrast und etwas später bei Theokrit. Theophrast spricht
nur zwei Mal von einer Pflanze egeUrj^ bezeichnet sie aber nicht
weiter, so dass man aus beiden Stellen auch nicht im Entfern-
testen errathen kann, was er darunter verstanden hat. Auch
Dioskorides spricht von der Haide, aber nur sehr kurz, weiss
aber doch, dass sie ein vorzügliches Bienenfutter darstellt. Damit
giebt er aber uns erst die Gewissheit, dass wir unter FQsixrj wirk-
lich die Haiden zu verstehen haben.
Zu den Haiden gehört auch Bruckenthalia spiculifolia
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189
(Erica) Sibth. von dem älteren Reichenbach in Dresden zum
selbständigen Genus erhoben. Sie hat eine ziemlich grosse Ver-
breitung vom Banate Ungarns über Makedonien und Griechen-
land bis nach Eleinasien. Leider ist sie in unseren Gärten noch
nicht eingeführt.
Wenn früher schon behauptet wurde, dass man unter iQeixij
auch andere ähnlich wachsende Pflanzen, wie besonders strauchige
Meldenblüthler ( Chenopodiaceae ) zu verstehen habe, so lässt
sich nichts dagegen einwenden. Man mag daher das, wlEis ich
bei den Meldenblüthlem darüber gesprochen, nachlesen und ver-
gleichen.
Schliesslich komme ich noch auf die Behauptung der Erklärer
des Theophrast, dass dieser auch die Heidel- oder Blaubeere
(Vaccinium Myrtillus L.) gekannt habe. Nach Theophrast (III,
17, 6) wächst nämlich auf dem Berge Ida auf Kreta eine ccfineXog
strauchartig mit kleinen Aesten oder Ruthen von der Länge eines
Ellbogens, an denen sich schwarze Beeren von süssem Geschmack
befinden. Sie enthalten weiche, denen der Weinbeere ähnliche
Kömer. Das kleine Blatt ist rund und ganzrandig.
Auf Kreta ist zwar nach Boissier der Heidelbeerstrauch
noch nicht aufgefunden worden, wohl aber im Kaukasus, im Pon-
tischen Gebirge, auf dem bithynischen Olymp und schliesslich
auch in Makedonien, warum sollte er aber nicht daselbst wachsen
können? Die Beschreibung des Theophrast ist aber trotz der
Kürze so bestimmt, dass man gar keine andere Pflanze darunter
verstehen kann.
Zelmte Familie.
Gaisblatt pflanzen, Caprifoliaceae.
Unter diesem Namen hat man zwei Gruppen von Pflanzen,
meistens Gehölze, zum Theil auch Lianen, d. h. Schlingpflanzen
zusammengefasst, die eine sehr geringe Verwandtschaft zu einan-
der haben. Die eine Gruppe, Lonicereae, enthält die eigentlichen
Gaisblattpflanzen oder Heckensträucher, zur anderen, den Sam-
buceae oder Schlingen, gehören dagegen auch der schwarzfrüchtige
Flieder (Sambucus nigra).
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140
I. Oaisblatt und Heokenstranch, Lonieera.
Was zunächst die in Griechenland wachsenden Lianen aas
dieser Gruppe der Caprifoliaceen anbelangt, so sind bis jetzt Lonieera
etrusca Santi, L. implexa Ait. und L. Periclymenum L. in Griechen-
land aufgefunden worden. Sie waren zu unbedeutend und be-
sassen keine medizinischen Kräfte, um von den alten Griechen
mit besonderen Namen unterschieden zu werden.
Dasselbe gilt nicht weniger von den aufrechten Hecken-
sträuchem aus der Abtheilung Xylosteum. Von diesen besitzt
Griechenland eine ihm eigenthümliche Art, die deshalb auch von
Orphanides, Professor der Botanik in Athen, den Namen Loni-
eera Hellenica erhalten. Ausser ihr wächst aber noch Lonieera
nummulariaefolia J. et Sp. in Griechenland.
2, Schlinge, Tibnmnm.
Hier ist als in Griechenland, besonders im gebirgigen Norden
wachsend, unsere gewöhnliche Schlinge, V. Lantana L., zu ver-
zeichnen. Nach einigen Erklärem des Theophrast soU d^QavTtaXog
diese Pflanze, nach anderen Ephedra fragilis L. sein. Wir haben
bereits schon über diesen Strauch, von dem Theophrast selbst
nichts weiter sagt (HI, 6, 4 und IV, 1, 3) als dass er viel
Wurzeln macht und im Schatten wächst, gesprochen (s. Ephedra
S. 43). Beide Merkmale passten wohl auf Vibumum Lantana L.,
aber auch auf manchen anderen Strauch. Dass bei den vielen
Sträuchem, welche in Griechenland wachsen, die alten Griechen
für Vibumum Lantana L. einen besonderen Namen gehabt hätten,
ist nicht wahrscheinlich. Will man aber für d^QCtvJiakog des
Theophrast durchaus einen bekannten Strauch haben, so passt
immer noch Vibumum Lantana L. am Meisten.
8. Sehwarzfrfiehtiger Flieder, Sambncus nigra L.
Wächst jetzt in Griechenland nur in der Nähe von Wohnun-
gen, und zwar keineswegs häufig, Aug. Mommsen hält ihn
deshalb in Attika nicht für einheimisch, sondern lässt ihn eine
kultivirte Pflanze sein. Theophrast beschreibt ihn als axifj
(HI, 13, 4—6) so gut, dass über die Identität gar kein Zweifel
sein kann. Nur dass axTri am Wasser und im Schatten wachsen
soll, ist nicht recht verständlich.
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Ul
Das Wort «xt^ ist als solches nur Theophrast bekannt und
kommt dann wiederum bei Dioskorides, also nach Christi Geburt
vor. Ob oixTTJ des Hippokrates dieselbe Pflanze ist, lässt sich
nicht sagen, obwohl es wahrscheinlich sein möchte. Die aufge-
löste Form axTea kommt erst sehr spät bei Lucianos vor und
wurde von Linn^ zur Bezeichnung eines Genus von narkotisch-
giftigen Pflanzen aus der Familie der Hahnfussblüthler oder
Banunculaceen gebraucht. Das Genus Actea hat demnach mit
der axTTj des Theophrast gar nichts zu thun.
Dioskorides hat auch eine xctfiaiaxTri^ die die Romer Ebulum
nennen (im 172. Kap. des 4. Buches). Dass diese krautartige
Pflanze Sambucus Ebulus L. darstellt, unterliegt auch nach dem,
was die Lateiner über ihr Ebulus oder Ebulum sagen, keinem
Zweifel. xo^iWoiaxT?^ hat nach Dioskorides als Arzneimittel eine
grosse Verwendung. Auffallend ist es, dass Dioskorides gar nichts
von ihren sehr giftigen Eigenschaften sagt. Nach Fraas wächst
sie nur im nördlichen Hochgebirge Griechenlands wild.
Wie Sprengel dazu kommt, unter Srjfivöa (wenn auch mit
dem Fragezeichen) Sambucus Ebulus L, zu verstehen, ist nicht
zu begreifen, da ein Botaniker doch wissen muss, dass Kräuter
kein Holz besitzen und bei 2rjiitvda des Theophrast von der An-
wendung des Holzes gesprochen wird. ; Welche Pflanze unter 2rif,wdci
zu verstehen ist, lässt sich, wie ich mich schon früher (S. 58)
ausgesprochen habe, gar nicht mehr bestimmen.
Elfte Familie.
Körbchenträger, Compositae.
Der zehnte Theil aller Pflanzen, welche man bis jetzt auf der
Erde kennen gelernt hat, sind Körbchenträger. Wenn auch
Bäume von grossem Umfange keineswegs in dieser Familie viel
vorkommen, so sind doch auch Gehölze, besonders Sträucher,
aber fast nur auf der Südhälfte der Erde, zahlreich vorhanden.
Auf der Nordhälfte der Erde wachsen fast nur krautartige Pflan-
zen. Dieselben Gestalten von Blüthen kommen bei uns im Nor-
den als Kräuter, im Süden aber als Sträucher vor. Unsere krau-
tigen Hunds-KamiUen und Astern (Anthemis L. und Aster L.)
erscheinen im Süden fast nur in Form von Sträuchem, sind aber
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142
aUerdings in besonderen Geschlechtern, wie Cosmophyllum und
Olearia, unterschieden. Linn^ hatte noch eine grosse Menge
der strauchartigen Astern Südafrikas in seinem Genus Aster ver-
einigt.
Da nur holzartige Gewächse in diesen Blattern besprochen
werden sollen, diese aber nur sehr vereinzelt als Halbsträucher
vorkommen, so wird stets ihre Anzahl gering sein müssen. Auch
in Griechenland wachsen einige derselben nnd waren zum Theil
auch schon den alten Grieben bekannt. Ueber sie soll jetzt be-
richtet werden.
In dem neuesten Werke von Bentham und Hooker werden
die Körbchenträger in 13 grössere Abtheilungen oder Unterfamilien
gebracht, während früher deren nur 8 vorhanden waren. Jussieu
unterschied dagegen, und ich bin sehr geneigt ihm zu folgen,
die Körbchenträger mit Milchsaft xmd die mit Distelköpfen von
den andern, den Corymbiferen, als besondere Familien. In diesen
3 Familien kommen auf der Nordhälfte der Erde halbstrauchige
und selbst strauchige Arten vor, welche in geringer Anzahl auch
in Griechenland wachsen.
Erste Unterfamilie«
Distelpflanzen, GynarocephaUe.
Theophrast führt in seiner Geschichte der Pflanzen eine Art
unter dem Namen axavog auf und erzählt von ihr, dass sie domig
sei. Kein Erklärer des Theophrast, bei dem nur allein der Name
vorkommt, hat versucht sich über sie auszusprechen. In allen
griechischen Wörterbüchern wird sie einfach als Stachelpflanze
aufgeführt. Und doch ist es bei den meist charakteristischen
Mittheilungen des Theophrast keineswegs so schwierig axavog
mit jetzigen Pflanzen zu identifiziren. Theophrast beschreibt an
einer SteUe (I, 13, 3) die Blüthe so genau, dass ein Botaniker
das Blüthenkörbchen erkennen muss (t6 av&og en avtwv aneg^
fidtwv u. s. w.). Ebenso bespricht Theophrast die Art und Weise
des Domigseins im Allgemeinen und sagt, dass bei axavog die
Blätter in eine stechende Spitze auslaufen (I, 10, 6). An einer
anderen Stelle (VI, 4, 3) spricht er von den Akanos-Pflanzen
überhaupt {axavwdeg yivog). Aus ihr geht hervor, dass nicht
allein Halbsträucher unter axavog zu verstehen sind, sondern auch
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US
Erauter, wie sie auch heut' zu Tage noch sehr zahlreich im
ganzen Oriente wachsen und in dem Blüthenboden, ganz ähnlich
wie wir es von der Artischocke (Cynara Sccdymua L.) hab^i,
ein gesundes Nahrungsmittel darbieten. Welche Distdn Theophrast
verstanden hat, ist allerdings schwer festzustellen, zumal wenn
man sich nicht auf die halbstrauchigen beschränken sollte. Thut
man dieses, so wäre es selbst möglich nach der jetzigen Kenntniss
der Flora Griechenlands zwei griechische Disteln festzustellen, welche
strauchig sind: Chamaepeuce Alpini Jaub. et. Sp. (Staehelina
Chamaepeuce L.) und Ch. fruticosa (Carduus) Desf. Die stechen-
den Spitzen der einzelnen Blätter sind freilich hier sehr wenig
entwickelt.
Es sei mir erlaubt, hier einige Worte über eine andere, wenn
auch krautartige Distel mitzutheilen, welche Theophrast nur ein-
mal in seiner Geschichte der Pflanzen (VI, 4, 10) als xaxTog
auffahrt, aber allgemein bis jetzt nicht richtig von den Erklärem
des Theophrast bestimmt wurde. Und doch ist sie ziemlich genau
beschrieben, so dass mir wenigstens kein Zweifel bleibt, dass
xdxiog unsere heutige Kardy oder Kardone, Cynara Cardunculus L.
darstellt. Nach Theophrast kommt sie nur kultivirt auf Sicilien
vor und scheint daselbst schon seit mehreren Jahrhunderten kul-
tivirt worden zu sein. Die Pflanze macht nach Theophrast kurze
Stengel, aber grosse domige Blätter. Eigentlich belegt man mit
dem Namen xdxzog nur die Stengel, d. h. die dicken fleischigen
Blattstiele, welche man geschält einmacht und dann aufbewahrt.
So geschieht es noch heut' zu Tage in allen wärmeren Ländern,
wo die Pflanze gedeiht, besonders in Frankreich und England.
Linn^ hat sich des Wortes Cactus ohne alle und jede Be-
ziehung (nach dem Beispiele Tourneforts) bedient, um fleischige
Pflanzen Amerikas damit zu benennen und in seinem Systeme
einzufuhren.
Zweite Unterfamilie.
Schirm doldenpflanzen, Corymbiferae.
Ihre Anzahl übertrifft bei Weitem die der beiden anderen
Unterfamilien an Arten. So gross sie aber auch ist, und so viele
krautige in Griechenland auch wachsen, so kommt in Griechenland
aber doch nur eine einzige Art mit überwinterndem Stengel vor, unser
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gewöhnlicher Beifass (Artemisia campestris L.), aber noch holziger
als bei uns. Er gehört, ähnlich wie der Himbeerstrauch, die be-
kannte Kerria japonica (Corchorus) L., neben Lippenblüthlern
und Wolfsmilchpflanzen, zu den zweijährigen Gehölzen, wo zu
gleicher Zeit zweierlei Stengel, ein- und zweijährige, vorhanden
sind, von denen die letzteren nur Blüthen und Früchte hervor-
bringen.
Unser Beifuss (Artemisia campestris L.) war den Griechen
unter dem Namen aßQoxovov bereits bekannt. Theophrast spricht
an verschiedenen Stellen, besonders in der Abhandlung de causis
von ihm, an keiner giebt er aber eine deutliche Beschreibung,
man erfährt nur nebenbei, dass er wegen seines bittern Stofifes
ziemlich allgemein als Arzneimittel angewendet wurde.
Dioskorides verstand dagegen unter aßQOTovov nicht unseren
Beifuss , sondern einen strauchartigen Wermuth von höherem
Wüchse und silberweisser Bekleidung, die Blüthenkörbchen waren
aber goldgelb. Unter den 12 Namen, welche Dioskorides aus
verschiedenen Ländern nennt, befindet sich auch Apsinthium pon-
ticum der Römer. Es giebt zweierlei Arten, die als männlich
und weiblich bezeichnet werden. Der letztere soll auf Sicilien
wachsen, der erstere aber hauptsächlich in Kappadokien und Ga-
latien, aber auch in Syrien in der Nähe von Jerusalem. Beide
sind bitterstoffige Arzneimittel von vorzüglicher Güte. Wie jetzt
noch bei uns, so verfertigte man auch zu Dioskorides Zeit aus
äßQozovov ein besonderes Magenmittel in Form eines Liqueurs.
Welche Art Wermuth hier zu verstehen ist, ist schwer zu er-
mitteln. Auf jeden Fall sind es nach den verschiedenen Ländern
auch verschiedene Arten. Eine sehr hohe ist Artemisia persica
Boiss.
Neben diesen beiden hohen Wermutharten führt Dioskorides aber
noch 3 krautige als oxpivd^iov auf, welche eine weit intensivere
Wirkung als aßQOTOvov^ und darnach bestimmtere Anwendung
haben. Auch von ihnen macht man einen Liqueur gegen Magen-
schwäche. Die eine sehr verbreitete Art bezeichnet er als das bitterste
Kraut, ßadvTiixQov (23. Kap. des 3. Buches). Auffallend ist
es, dass von dem einen axplvd^iov in Kappadokien das Vieh ge-
mästet wird, indem man Pflanzen davon unter ihr Futter mischt.
Das beste axpiv&iov wächst in Pontus und in Kappadokien.
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Zwischen Kleider gelegt, vertreibt es die Motten. Eine andere
Art ist hauptsächlich auf das Meeresufer genannter Länder und
aof Aegypten angewiesen und fuhrt auch den Namen aiQiq)ov,
Ein Absud der Pflanze tödtet im Magen die grossen und kleinen
Würmer. Das dritte aiplv&iov kommt nur in Spanien vor und
heisst daher nach einer dortigen Völkerschaft das Santonische.
Die Pflanze wächst aber auch in Gallien über den Alpen. ^Aifjlv"
x^ioy muss aber schon weit früher den Griechen zur Bezeichnung
einer krautartigen Pflanze bekannt gewesen und nur zufallig nicht
von anderen griechischen Schriftstellern gebraucht worden sein,
denn es kommt schon in der Anabasis von Xenophon (I, 5, 1)
vor, leider aber ohne alle weitere Bemerkung, als dass die Pflanze
vorhanden war.
Feststellen zu wollen, welche Arten zu verstehen seien, möchte
wohl eine nicht lohnende Arbeit sein, da Wermuthpflanzen, be-
sonders im Osten bis nach Ostindien hin, eine grosse Verbreitung
haben, aber nicht dieselben, sondern verschiedene Arten sind.
Die Absinthien ähneln dem aßQotavov des Dioskorides, sind aber
krautartiger Natur, zum Theil selbst Sommergewächse, wie die
Artemisia scoparia W. et K., welche im Oriente eine sehr grosse
Verbreitung besitzt.
Ausser den beiden Namen aßQOTOvov und atpiv&iov kennt
Dioskorides auch äQTefiiaia (im 117. Kap. des 3. Buches). Es
ist eine noa d'afivosidijg^ also ein Halbstrauch, der sonst bei den
Griechen q>Qvyavov genannt wird, ähnelt zwar den in der Regel
stets filzigen oder doch behaarten Wermuth- Arten (atpivx^iov)
ungemein, ist aber grösser und hat glänzende Blätter ((pvXla
XtnaQtüt^Qo). Aus diesen Mittheilungen ersieht man, dass Dios-
• korides unter seiner aore/maia das ißQoxovov des Theophrast
verstand, aber auch die neueste Systematik versteht unter der
Artemisia- Abtheilung Abrotanum, d. h. die Eberrauten, von denen
freilich keine im Oriente zu wachsen scheinen, jedoch in
Italien, wie aus Plinius (XXV, 74) hervorgeht, aber auch den
schon besprochenen Beifuss (Artemisia campestris), dem sich Arte-
misia arenaria DC, sonst im Oriente wachsend, anschliesst.
Ueber den Ursprung des Wortes uQTe^iaia zur Bezeichnung
einer Arzneipflanze berichtet Plinius (XXV, 73): Mulieres hanc
gloriam adfectavere in quibus Artemisia uxor Mausoli adoptata
Koch. 10
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146
herba, quae antea p&rthenis vocabator. Wahrscheinlicher ist mir
aber die darauf folgende Mittheilung: sunt qui ab Artemide
Bithyia cognominatam putent, quouiam privatim medeatur femi-
narum malis.
Was das hier erwähnte griechische Wort Parthenis anbe-
langt, so wurde es auch von dem späteren Grammatiker PoUux,
der 180 n. Chr. lebte, benutzt.
Die 3 Namen aßqoxovov^ axpiv&iov und ägTSfiiaia wurden
von den Tätern der Botanik zur Bennung von entsprechenden
Pflanzen benutzt. Toumefort bildete bestimmte Genera daraus,
was anfangs auch Linn^ that. Später machte er es ab^, wie
bei Euphorbia: er vereinigte alle zu einem grossen Genus, für
das er den Namen Artemisia wählte. Die anderen Namen dien-
ten ihm zur Bezeichnung des Artnamens.
Ich bemerke schliesslich noch, dass schon die Römer Ab-
sinthium für Apsinthium schrieben, während die Schreibart Abro-
tanum erst bei den Vätern der Botanik vorkommt
Zwölfte Familie.
Holzige Baumschmarotzer, Loranthaceae.
Unter diesem Namen hat man zwei von einander sehr ver-
schiedene Gruppen von Pflanzen vereinigt, welche nur das eine
Merkmal des Schmarotzens auf Bäumen gemeinschaftlich haben.
Die einen, welche die Abtheilung der Mistelpflanzen, Visceae bil-
den, haben unvollkommene Blüthen mit getreimtem Geschlechte
und bleibenden Blättern von gelbgrüner Farbe, die anderen hin-
gegen, die Biemenblüthler, Lorantheae, besitzen vollkommene
Blüthen und abfallende, aber grüne Blätter. Beiderlei Pflanzen,
besonders aber unsere gewöhnliche Mistelpflanze (Viscum album L.)
werden und wurden von jeher von fast allen Völkern Europas^
wo sie wuchsen, als heilige Pflanzen betrachtet, aber nicht von
den Griechen im Alterthum.
unter vipeaa verstanden nach Theophrast (de caus. 11, 17, 1 — 3)
die Arkadier, unter OTalig die Bewohner von Euböa zwar beiderlei
Baumschmarotzer, jedoch hauptsächlich den, der auf Koniferen
vorkommt '/§/« und i^og war dagegen der allgemeine Name für
beide oder bezeichnete nur den auf Eichen und anderen das
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m
Laab abwerfenden Grehölzen. Die Mieielpflanze wächst nach
Fraas nur im Hochgebirge auf Koniferen, besonders auf der
Apollotanne (Abies ApolHnis Lk.), die Biemenpflanze hingegen
hauptsächlich auf dem Eastanienbaum des Nordens, kommt nach
Sibthorp aber auch im Peloponnes vor.
Nach Theophrast verwechselte man in den verschiedenen
Gegenden Griechenlands i^ia (l^og) und vq^eaQ oft miteinander.
Dass Theophrast aber selbst beiderlei Schmarotzer sehr gut ge-
kannt hat, ersieht man daraus, dass er bestimmt von der i^ia
(als Eollektiv-Namen) ausspricht, sie habe bleibende und ab-
fallende Blätter. Nach ihm wächst i^ia (oder i§6g) im Norden,
vfpeag im Süden Griechenlands (IQ, 16, 1), wie es auch jetzt
noch der Fall ist.
Das Wort i^ia wird zur Zeit des Theophrast und später
weniger för die Pflanze, als vielmehr für die Beeren und den
daraus bereiteten Vogelleim benutzt. Es gab i^o€()yoi\ also
Männer, welche sich mit Anfertigung von Leimruthen beschäf-
tigten. Wie bei uns, wurden femer schon zur Zeit des Theophrast
die Vögel mit dergleichen Leimruthen gefangen. Theophrast war
auch bekannt, dass die Drosseln die Mistelbeeren fressen und
deshalb als iioq>ayoi und i^oßoQoi (nach Athenaeus schon von
Aristoteles) bezdchnet wurden. Dass so eine Erscheinung eines
Schmaroteers auf Bäumen von den Griechen, denen es keineswegs
an Beobachtungsgabe fehlte, vor Theophrast nicht bemerkt sein
sollte, muss auffallen. Wir wissen nur, dass Euripides (Cycl. 432)
das Wort in der Bedeutung von Leim kennt.
Verschieden von der Viscum album L. bedeutenden i§ia ist
die, welche auf Ereta wächst und auch TQayaxav^^a genannt wird.
Von ihr wird später noch ausführlicher gesprochen werden.
Auffallend ist jedoch femer die Angabe, dass das Hornvieh
die Blätter der i^ia ohne allen Nachtheil frisst, während bei uns
Viscum album L. für eine giftige Pflanze gehalten wird.
Bei Dioskorides (im 93. Kap. des 3. Buches) bedeutet i^og
ein aus Viscum album L. angefertigtes Arzneimittel von energischer
Wirkung, was zu verschiedenen Zwecken benutzt wird.
Als Genus-Namen hat schon nach den Vätem der Botanik
Toumefort die lateinische Form des Wortes t§/a, Viscum für
unser Viscum album L. gebraucht und Linn^ hat es beibehalten.
10*
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14S
Das Wort areUg hingegen hat Linn^ als Beinamen far einen
Loranthus benutzt. Was schliesslich dieses Wort anbelangt, so
ist es neueren Ursprungs und erst im Jahre 1720 von Vaillant
in der systematischen Botanik eingeführt.
Vierte Klasse.
Vielkrönler, Polypetalae.
Pflanzen, welche 2 BlOthenhüUen und die innere oder
die Blumenkrone mebrblättrig haben.
Erste Abtheilung.
Fruchtbecher-Pflanzen, Hypanthiocarpae.
Pflanzen, wo die Eichen oder Samen nicht von einer durch
mit einander verwachsene Frucht- oder KarpeUenblättem entstan-
denen Hülle, dem Stempel oder später der Frucht, eingeschlossen
sind, sondern sich in einer Höhlung, dem Fruchtbecher (Hypan-»
thium) befinden. Gewöhnlich betrachtet man auch die Wand die-
ser Höhlung mit dem besonderen Namen des unteren Frucht-
knotens als aus früher getrennten Fruchtblättern zusammen-
gewachsen. Jede Entwickelungsgeschichte zeigt aber das Falsche
dieser Ansicht.
Ich schUesse hier auch die Pflanzen an, wo nicht die Eichen
als solche, sondern die Fruchtknoten (der untere Theil des Stem-
pels) in diesem Fruchtbecher eingeschlossen sind und zu einem
fleischigen Ganzen verwachsen. Es gehören hierher die Myrtaceen
und Pomaceen.
Erste Familie.
Hartriegelgehölze, Cornaceae.
Nur 2 Gehölze wachsen aus dieser Familie in Griechenland:
der gemeine Hartriegel und der Komeb'uskirschen- oder Dürrlitzen-
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Strauch (Coraus sanguinea L. und C. mascula L.), aber selten
und hauptsächlich im Norden Griechenlands, ausnahmsweise und
vereinzelt C. sanguinea L. (nach Fraas) auch im Peloponnes, wo
jedoch umgekehrt Sibthorp beide nur wachsen lässt. Boissier hat
in seiner Flora des Orientes Exemplare der C. sanguinea L. nur
aus dem Peloponnes und aus Böotien, C. mas L. dagegen ist ihm
aus Griechenland überhaupt nicht bekannt.
Mit diesen beiden Comus- Arten stehen wir vor einem Rathsel.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die alten Griechen unter «(>a-
vua und xQavea unseren Eomelkirschbaum (Comus mas L.) und
unter ^r]Xvx()dveia den Hartriegel (Comus sanguinea) verstanden
haben. Der erste hatte das härteste Holz, wurde aber keines-
wegs zu Drechsler- Arbeiten, sondern einzig und allein zur An-
fertigung von Lanzen benutzt. Man verstand unter xgaveia wohl
auch die Lanze selbst. Wenn aber der Eomelkirschbaum
jetzt nur im Norden Griechenlands wächst und überhaupt auf
kältere Gebirgsgegenden angewiesen ist, so konnte er auch in
Küstenländern gamicht vorkommen, wohl aber in Arkadien, wo
die Helden Homers zum Theil wohnten. Dass diese ihn, wie
Fraas meint, erst aus dem Norden bezogen haben sollten, ist bei
der damaligen schwierigen Verbindung nicht wahrscheinlich. Wir
müssen annehmen, dass er in Arkadien anfangs selbst sehr häufig
vorkam, aber bei der grossen Verwendung des Holzes allmähg
seltner wurde. Das dürfte umso weniger auffallen, als wir aus
der neuesten Zeit ein ganz ähnliches Beispiel haben. Aus dem
Holze dieses Baumes wurden früher, hauptsächlich in der Zeit meiner
Jugend die sogenannten Ziegenhainer Stöcke verfertigt, die kein Stu-
dent der damaligen Zeit missen konnte. Li dem Dorfe Ziegenhain bei
Jena lebten Familien nur von der Anfertigung dieser Stöcke. Da man
etwas schonungslos dabei verfuhr, so wurden im Saalthale die Komel-
kirschgehölze immer seltener, so dass, wenn nicht die Mode der
Studenten aus anderem Holze angefertigte , meist aus dem
Auslande eingeführte Stöcke gebracht hätte, er dem Aussterben
im Saalthale nahe gebracht worden wäre.
Faktisch steht fest, dass in der späteren Zeit der alten Grie-
chen der Korneliuskirschbaum von Jahrhundert zu Jahrhundert
um so seltner wurde, als auch die rohen einfallenden Völker sein
Holz ebenfalls zu ihren Lanzen bedurften und dabei zur Ver-
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tilgung des Baumes beigetragen haben mögen. Es scheint £ast,
als wenn es dem Eornelkirschbaum in der alten Zeit schon ebenso
gegangen wäre, als jetzt bei uns dem Taxbaume (Taxus baccata
L.), er kam, wie ein geistreicher Botaniker unserer Zeit, der erst
vor Kurzem gestorben ist, sich ausdrückte, auf den Aussterbe-
Etat. In Thüringen, wo noch in meiner Jugend grosse Bestände
des Taxbaumes vorhanden waren, gehört er jetzt zu den seltenen
Gehölzen. Sein vorzügliches Holz wird hoch bezahlt, man schlägt
die alten, meist hochbejahrten Bäume ab, sorgt aber nicht für
neue Anpflanzung, da diese bei dem sehr langsamen Wachsthum
forstlich nicht lohnen.
Die etwas zusammenziehenden, einer Oelfrucht nicht unähn-
lichen, aber scharlachrothen Früchte wurden zu Homers Zeiten
nicht gewürdigt — es ist dieses auch jetzt noch der Fall — , son-
dern dienten mit den Eicheln den Schweinen als Futter. Später
mag es anders geworden sein, denn Theophrast spricht von der
süssen und angenehm schmeckenden Frucht, der er selbst noch
einen vorzüglichen Geruch zuschreibt.
Dass aus xQaveia das lateinische Comus, sowie das deutsche
Kornel entstanden ist, liegt klar vor. Der Name Cornus wurde
schon sehr frühzeitig von den Vätern der Pflanzenkunde in der
wissenschaftlichen Botanik eingeführt und auch von Linn^ für
dieselben Pflanzen, welche die alten Griechen unter ihrer xQaveia
verstanden, als Genus-Name benutzt.
Zweite Familie.
Epheublüthler, Araliaceae.
Der Name Aralia wurde von Toumefort als Genus-Name
hauptsächlich für nordamerikanische Pflanzen eingeführt und der
einheimischen Benennung einer in Kanada wachsenden Art ent-
lehnt. Die hierher gehörigen holzigen Pflanzen haben das Eigen-
thümliche, dass sie, so lange sie sich in dem Zustande der ersten,
sogenannten vegetativen Ausbildung befinden, auf der Erde sich
ausbreiten oder an Mauern, an Bäumen u. s. w. vermittelst eigen-
thümlicher Kletterorgane emporsteigen und in diesem Zustande
eine sehr lange, bisweilen viele Jahrzehnte dauernde Zeit, ver-
bleiben können, bevor sie blühen. Wenn dieses geschehen soll,
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reisst sich der Epheu aber von dem Gegenstande (Mauer, Fel-
sen u. s. w.)) wo er bisher befestigt war, los und bildet von nun
an einen aufrechten, sich sehr verästelnden Strauch, der nach
kurzer Zeit Blüthen und Früchte hervorbringt. Stecklinge in
diesem blühenden Zustande aus ihm gemacht, werden nie klettern,
sondern nur aufrechte Sträucher bilden.
Epheu wächst in ganz Griechenland und spielte daselbst im
Dionysos- oder Bakchos-Dienste eine grosse Rolle. Der Wein-
gott und seine Priester und Priesterionen bekränzten sich damit
nicht allein, sondern hüllten sich sogar ganz und gar darin ein. Vor
Allem war aber der Thyrsusstab damit umwimden. Man kannte auch
schon die bereits erwähnte Eigenthümlichkeit von zweierlei Lebens-
zuständen, wenigstens in der späteren Zeit des Theophrast. Auf-
fallend ist, dass dieser gamichts über den Gebrauch des Epheuholzes
sagt, es wird deshalb zweifelhaft, dass das in der Odyssee drei
Mal erwähnte hölzerne Gefass xiaatßiov wirklich seinen Nameu,
weil es aus Epheuholz angefertigt war, erhalten hatte. Epheu-
stämme mit so dickem Stamme, um Trinkbecker daraus anzu-
fertigen, giebt es heut' zu Tage nicht viel uud mag auch davon
im alten Griechenland nur wenige gegeben haben.
Theophrast theilt in seiner Naturgeschichte der Pflanzen mit,
dass der Weingott selbst, Dionysos, seine Heimath in Indien, und
zwar auf dem Berge Meros, wo Epheu reichlich wachse, habe.
Alexander der Grosse bekränzte sich und seine Soldaten, als er
bis dahin vorgedrungen war, mit Epheu. Dieser kann aber nur
im Gebirge fort, denn vergebens versuchte Harpalos, Alexander's
Befehlshaber der Flotte, ihn in den Gärten Babyloniens zu kul-
tiviren. Ob dieser Epheu freilich eine Art darstellt, welche auch
in Europa und im vorderen Oriente wächst, ist eine Frage, die
ich verneinen möchte. Vielleicht ist die Art, von der Theo-
phrast in Indien spricht, gar keine Hedera, sondern vielleicht eine
andere Araliacee.
Die Kenntniss des Epheus bei den Griechen ist für die erste
Honverische Zeit sehr zweifelhaft, denn abgesehen von dem Worte
xiOGvßiov^ kommt xiaoog oder (attisch) xlttoq nur in den Hym-
nen vor. Desto häufiger nennen ihn die späteren Griechen. Es
kann nicht Wunder nehmen, dass eine so viel in Anwendung ge-
brachte und so sehr geliebte Pflanze, die ohne Zweifel auch in
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152
Griechenland kaltivirt wurde, allmälig auch in ihrer äusseren
Erscheinung abänderte und dadurch eine Reihe von Abarten und
Formen entstanden, so dass Theophrast ihn mit Uecht den viel-
gestaltigen nennen konnte. Es kommt noch dazu, dass der Epheu
an und für sich in Folge seiner beiden unter einander sehr ver-
schiedenen Lebenszustände zu Veränderungen geneigt ist. Hat
doch auch Virgil die Form-Veränderungen der Bllttter des Epheus
besungen. Interessant ist es, dass zu Theophrast's Zeit schon
buntblättrige Formen existirten.
Theophrast (HI, 16, 6 — 10) schildert den Epheu sehr genau.
In dem ersten Lebensstadium, wo der Epheu auf der Erde kriecht
oder an Mauern, Bäumen u. s. w. emporrankt, nennt er ihn ?A£f,
in dem zweiten Stadium, wo er xiaaog oder xirtog heisst, unter-
scheidet er eine Art mit schwarzen, und eine mit weissen Fruch-
ten. Nur die Einen von ihnen haben einen süsslichen Geschmack
und werden von den Vögeln gefressen.
Nach den neuesten Mittheilungen über die Flor des heutigen
Griechenlands wissen wir, dass ausser Hedera Helix L. noch
Hedera poetarum Bert, in Griechenland vorkommt. Die letztere
ist in allen ihren Theilen grösser und besitzt gelbe (bei Theophrast
weisse) Früchte. Es könnte aber auch möglicherweise meine in
Colchis von mir entdeckte Hedera colchica in Griechenland wachsen,
denn Theophrast spricht von einem Epheu mit rundlichen Blättern.
Dergleichen besitzen weder H. Helix L. noch H. poötarum Bert.,
sondern nur meine H. colchica.
Dritte Familie,
Doldenträger, ümbelliferae.
Die Botaniker bezeichnen als Dolde oder UmbeUa einen
Blüthenstand, wo aus der Spitze eines allgemeinen Blüthenstieles
eine meist grössere Anzahl von Stielen mit Blüthen am Ende,
entspringen. Hierher gehören zum allergrössten Theil nur kraut-
artige Pflanzen und sehr wenige Sträucher oder kleine Bäume.
Von den letzteren ist eine in Südeuropa vielverbreitete Art auch
in Griechenland allgemein verbreitet, Bupleurum fruticosum L.
Wegen ihrer Kleinheit, und weil sie sonst zu nichts gebraucht
werden konnte, hatten die alten Griechen keinen besonderen Na-
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158
men für sie. Es scheint mir jedoch keinem Zweifel unterworfen,
dass Theophrast sie unter seinem Javxov öafpvoeideg verstanden
hat, obwohl er nur an einer einzigen Stelle (111, 15, 5) von ihr
einige Worte sagt. Wenn Fraas in seiner Flora classica behauptet,
das es ^eoaXi avdionixov des Dioskorides sei, so beruht dieses
auf einem Irrthum.
Vierte Familie.
Onagrariaceen, Onagrariaceae.
Was Dioskorides unter ovayQa verstanden hat, weiss man
nicht. Da der Name einen baumartigen Strauch mit grossen
rosafarbigen Blüthen und mit einer nach Wein riechenden weissen
Wurzel bedeuten soll, so kann es, wie man allgemein annimmt,
nicht unser Weiderich, Epilobium angustifolium L. gewesen sein.
Zu der Familie der Onagrariaceen bringe ich als Unterfamilie
unsere Stachel- und Johannisbeersträucher, welche bisher unter
dem Namen Ribesiaceae und Grossulariaceae als eine besondere
Familie betrachtet wurden. Einige Arten wachsen auch, wie
Orphanides in Athen neuerdings mitgetheilt hat, in Griechenland
und müssen demnach ebenfalls hier eine Besprechung finden.
Ob die alten Griechen unsere Stachel- und Johannisbeeren
gekannt haben, ist nicht zu entscheiden. Nach Casp. Bauhin
(Piu. 455) war es der Fall, denn nach ihm sind sie unter olaog
des Theophrast zu verstehen. Leider kommt das Wort bei ihm
nur zwei Mal und ausserdem garnicht vor. Nach Theophrast ist
olaog eine Pflanze, die als Flechtwerk gebraucht wird. Ausser-
dem unterscheidet Theophrast (III, 18, 2) nach der Farbe der
Blüthe und der Frucht eine weisse und eine schwarze Art; es
giebt aber auch Abarten, wo Blüthe und Frucht in der Farbe
dazwischen stehen und purpurfarbig sind. Die weisse Art besitzt
zartere und glattere Ruthen. Da olaog mit dem dornigen Qa/Avog
zugleich genannt wird, so konnte man wohl auch einen domigen
Strauch unter olaog voraussetzen, wie den Stachelbeerstrauch,
aber zum Flechten liesse olaog sich dann nicht verwenden. Vitex
Agnus castus ist olaog aber, wie Wimmer meint, auf keinen Fall,
ebensowenig aber eine Weidenart, wie andere Erklärer meinen,
denn keine Weide hat gefärbte Blumen, wie olaog haben soll
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154
Bei uns sind Stachel- und Johannisbeeren sehr spät bekannt
geworden, die rauhfrüchtige Stachelbeere (Ribes Grossularia)
wächst zwar auf den Alpen Piemonts, wo ich sie selbst gefanden,
wild, kam aber vor dem 12. Jahrhundert wohl kaum in unsere
Gärten. Die Johannisbeere kannte man zur Zeit EarFs des Grossen
noch nicht. Im 16. Jahrhundert war sie aber schon eine allge-
mein verbreitete Gartenpflanze und scheint von da auch rasch
verwildert zu sein. Von den 3 Arten Stachelbeeren sind von den
beiden noch nicht erwähnten Arten, die glattfrüchtige (Ribes üva
crispa L.) in Skandinavien, die rothfrüchtige (Ribes reclinatum L.)
im Kaukasus zu Hause. Das Vaterland der Johannisbeere (Ribes
rubrum L.) sind zweifellos die Gebirge des sudöstlichen Europas,
auch Griechenlands und des vordem Orientes.
üeber die Ableitung des Wortes Grossularia haben neuere
Sprachforscher uns bestimmte Aufklärung gegeben. Damach hat
es nicht, wie man früher glaubte, mit dem lateinischen Grossulus,
einer kleinen Feige, etwas zu thun, sondern mit all' den Namen der
Stachelbeeren, deren sich die europäischen Völker von den Russen
und Polen bis nach der pyrenäischen Halbinsel hin bedienen, eine
und dieselbe Radix. Uva crispa. Kraus- und Klosterbeere, Goose-
berry, Groseille, Ejrusbar, Ejruschownik und Agresch sind eines
und desselben Ursprungs.
Anders verhält es sich mit dem Worte Ribes. Mit diesem
Namen wurde von den Arabern eine Rheum-Art, welche deshalb
auch als Rheum Ribes von Linn^ beschrieben ist, bezeichnet.
Aus den Stengeln bereitete man bei den Arabem schon seit sehr
langer Zeit einen kühlenden Syrup, Roob genannt, der auch in
der Arzneikunde angewendet wurde. Ausserdem genoss man
aber auch die oben hervorkommenden Pflanzen, sowie die fleischi-
gen Blattstiele, ganz ähnlich, wie jetzt bei uns, vor Allem in
England dieselben Theile von den deshalb angebauten Rhabarber^
pflanzen, als Gemüse, wandte sie aber ausserdem noch zu man-
cherlei Speisen an.
Mit der Ausbreitung der Araber nach Norden fehlte ihnen
der ihnen unentbehrlich gewordene Roob, fand aber bald in den
säuerhchen Beeren unserer Johannisbeere, die allenthalben in den
Gebirgen der nach Norden hin eroberten Länder vorkamen, einen
geeigneten Ersatz. Den Roob bereitete man aus ihnen und
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155
brachte ihn auch als Roob Ribes iu den Handel. Als die geistige
Finsterniss des Mittelalters allmälig, hauptsächlich durch die Ent-
deckung Amerikas, gewichen war, kam der Johaonisbeer-Koob
mit der Pflanze, aus deren Beeren er angefertigt wurde, nach
Europa, also auch nach Deutschland. Die Pflanze wurde bald
allgemein in Gärten kultivirt und behielt ihren ausländischen
Namen Ribes. Nur zur Unterscheidung von ähnlichen alsbald
damit zu einem Genus vereinigten Arten fügte man die Beinamen
offlcinarum oder hortense hinzu.
Ausser diesem Ribes rubrum L. wachsen von denen, welche
keine Dornen und die Bläthen in Trauben haben, in Griechen-
land: Ribes multiflorum Kit. und Orientale Poir., von den mit
Domen versehenen aber dieselbe schon genannte Ribes Grossu-
laria L. Schliesslich bemerke ich noch, dass Orphanides Ribes
multiflorum Kit. als eine neue Art unter dem Namen Ribes Oeseri
ausgegeben hat.
Fünfte Eamilie.
Myrtenblüthler, Myrtaceae.
Die einzige Art dieser grossen, vor Allem in tropischen unii
subtropischen Ländern, sowie in Australien wachsenden Familie
ist die auch jetzt noch bei uns sehr beliebte Myrte (Myrtus com-
munis L.) mit air den vielen Abarten. Wo sie zu Hause ist und
demnach wild wächst, weiss man nicht, wahrscheinlich sind es
die südlichen Länder des eigentlichen Persiens, vielleicht auch
das alte Mesopotamien. Jetzt wird die Myrte in allen wärmeren
Ländern der nordlichen gemässigten Zone, wo einigermassen Kul-
tur ist, im Freien angepflanzt, wie besonders bei Konstantinopel
und längs des ganzen Bospor, während man sie in kälteren
Ländern, wie bei uns in Deutschland, in Gewächshäusern in
grosser Menge heranzieht, um den vielseitigen Bedurfnissen zu
entsprechen.
Li Griechenland, aber auch in Italien, scheint die Myrte vor
der Zeit Theophrast's nicht bekannt gewesen zu sein, vielleicht
in Italien etwas früher. Theophrast führt sie zuerst als iivQQivtj
und fÄVQQivog auf und beschreibt sie sehr genau. Die wohl-
riechendste wächst in Aegypten und wurde von hier aas nach
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156
Cypem und anderen wärmeren Inseln und Küstenländern ver-
breitet. So wuchs sie selbst waldartig in den Bergen an der
Propontis und in Latium, bauptsächlich auf dem nach der Eirke
genannten Vorgebirge.
Wenn auch nicht, wie in Italien, so spielte die Myrte doch
auch in Griechenland wegen ihrer gewärzhaften Eigenschaften eine
gewichtige Rolle. Theophrast bespricht diese weniger, als dass
er eine genaue natur-Jiistorische Beschreibung gibt. Doch spricht
er sich auch in seiner Abhandlung über die Wohlgerüche, über
das ätherische Oel, was er fxvQxog nennt, aus. Bei den Römern
hatte die Myrte, wie gesagt, eine weit grössere Bedeutung. Plinius
bespricht sie mit ihren Präparaten ausfuhrlich (XV., 119—126).
Nicht die Blüthen gaben, wie es sonst der Fall ist, bei der
Myrte die Wohlgerüche, sondern die Blätter. Hält man diese
gegen das Licht, so sieht man in ihrer Substanz durchsichtige
Punkte. Es sind dieses Drüsen mit einem wohlriechenden äthe-
rischen Oele gefüllt. Reibt man daher die Blätter, so werden die
Drüsen zerdrückt, und das ätherische Oel wird frei, um einen an-
genehmen Geruch ringsum zu verbreiten.
Linnö bediente sich des lateinischen Wortes Myrtus, was
übrigens wohl erst aus dem griechischen fxvQQlvrj gebildet wurde,
gleich den Vätern der Botanik, zur Aufstellung eines besonderen
Genus zu der die Myrte gehört. Spätere griechische Schrift-
steller, vor Allem Dioskorides, schreiben anstatt fÄVQQivrj — wvp-
aivTj^ Andere auch fivQxivrj. MvQoivr] benutzte Linn^ aber
wiederum für ein besonderes Genus ostafrikanischer Sträucher, die
mit der Myrte in keiner Hinsicht auch nicht eine entfernte Aehn-
lichkeit haben.
Schliesslich bemerke ich noch, dass eine zweite Myrtacee,
Caryophyllus aromaticus L., wahrscheinlich das Aoyx^irtg des Dios-
korides, was das ostindische Lycium lieferte, darstellt. Darüber
ist schon früher gesprochen worden.
Seohste Familie.
Rosenblüthler, Rosaceae.
Zu den Rosenblüthlem, zum allergrössten Theil nur Sommer-
gewächse und Stauden, rechnen viele Botaniker auch das Stein-
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157
und Kernobst, Drapaceae und Pomaceae; des besseren Verständ-
nisses und der grossen Bedeutung halber habe ich beides hier aber
als besondere Familien betrachtet. Die wenigen niedrigen Gehölze
dieser grossen Familien beschranken sich in Betreff der griechi-
schen Flor auf die Genera Rosa, ßubus und Poterium. Gross, ja
selbst sehr gross, ist aber die Zahl der krautartigen Pflanzen der
Rosenblüthler in Ghiechenland.
L Rose, Rom L.
Die Namen Rose, Rosa und ^odov sind eines und desselben
Ursprungs. An einer Stelle des Theophrast (VI, 1, 3) wird die
Rose Qodfavia (nicht ^odov) genannt. Diese Rose unterscheidet sich
jedoch von den anderen Rosen dadurch, dass sie auch domige Äeste
besitzt, was bei den übrigen Rosen nicht der Fall ist. Das Wort
Qodov^ zur Bezeichnung der Pflanzen, kommt zuerst in Homer's
Hymne an die Ceres vor, später wird es von Theognis aus Me-
gara, der um das Jahr 540 v. Chr. gelebt haben soll, erwähnt.
Homer kannte die Rose (d. h. die Kulturrose) wahrscheinlich nicht,
er kannte nur das Oel oder die daraus bereitete wohlriechende
Salbe, womit der Leichnam gesalbt wurde (II. XXTTI, 186).
Wir hätten demnach, wie bei dem Safi^an (Crocus), ein Beispiel,
dass man das Produkt früher kannte, als die Pflanze. Safran
und Rosenöl gehören ohne Zweifel zu den ältesten Handelsartikeln
bei den Griechen und spielten stets eine sehr grosse Rolle.
Wenn aber bei Homer schon Epitheta omantia, wie QodO'
ddittvXog bei der Morgenröthe, der Eos vorhanden sind, so sollte
man meinen, dass zu seiner Zeit auch die Edel- oder Kulturrosen
bereits bekannt gewesen wären. Darüber ein ürtheil abzugeben,
wage ich nicht, mögen es andere thun, die mehr mit dem
Gegenstande vertraut sind, als ich; es ist aber sehr zu wünschen,
dass diese Frage einmal erledigt würde.
Die Rose als Gartenpflanze zur Zierde gezogen, also die Edel-
rose, fand mit der Zeit, wo sie einmal in Griechenland vorhanden
war, sehr grossen Beifall. Dass sie bei anderen Völkern des
Alterthums, wie namentlich bei den Persem, Chinesen und
Hindus nicht so früh vorhanden gewesen ist, als angenommen
wird, haben meine letzten Untersuchungen, welche ich im zweiten
Jahrgange der Wiener Obst- und Gartenzeitung (S. 179. 233
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158
und 279) vom Jabre 1877 veröffentKcht habe, nachgewiesen. Die
Hindus sprechen erst im 3. Jahrhundert v. Chr. von Edelrosen,
die Perser erst lange Zeit nach Christi Geburt und die Chinesen,
sowie Japanesen, sogar erst in der neuesten Zeit, seitdem diese
beiden Völker mit den Europäern in Verbindung getreten sind.
Die Japanesen bedienen sich, wenn sie Vergleiche in Beü'eff der
Schönheit junger Mädchen mit Blumen madien wollen, der Blu-
men des Pirus spectabilis Ait., eines wegen seiner Schönheit bei
uns viel kultivirten Apfelbaumes. Die Griechen hatten dagegen
bereits in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. sogar an Anakreon
einen besonderen Rosendichter.
Abgesehen von den 12 wildwachsenden Rosen, von denen
ich alsbald besonders sprechen werde, existirten in Griechenland
2 Edelrosen, die Damascener Rose im Süden und die CentifoUe
im Norden.
1. Die Damascener Rose, Rosa Damascena.
Sie wurde von einem englischen Gärtner Philipp Miller,
Zeitgenossen und Freunde linn^'s, als besondere Art zuerst
aufgestellt und war auch bisher nur Gärtnern bekannt, ob-
wohl sie, ganz besonders für die Geschichte Englands, eine
grosse Bedeutung hatte. Sie blüht in der Regel zwei Mal
im Jahr und wurde, bevor die heutigen sogenannten Remon-
tauten, welche fast den ganzen Sommer hindurch blühen,
sie verdrängten, unter dem Namen Monatsrose, Rosa omnium
Calendarum, allgemein kultivirt. Wegen ihrer grossen, meist
rothgestreiften Blumenblätter erhielt sie auch den Namen Band-
rose. Die Fälle sind aber auch nicht selten, dass an demselben
Rosenstocke die eine Blume roth, die andere weiss ist. Zur Zeit
der blutigen Kämpfe der beiden Königsfamilien, der York und
der Lancaster, in England, hatte die eine die weisse, die andere
die rothe Rose im Wappen. Als schliesslich von beiden Familien
nur noch ein Glied, bei der einen ein Mädchen, bei der andern
ein Eiiabe vorhanden war, wurde allgemein dahin vermittelt, dass
die letzten Glieder beider Familien sich mit einander vermählten,
um dadurch ihren gänzlichen Untergang zu verhindern. Seitdem
sah man, wie die Sage spricht, auch ein und dieselbe Blume in
zwei Farben. Dergleichen Rosen erhielten damit den Namen
York^Lancaster Rose,
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159
Die Damascener Rose war ohne Zweifel früher, als die Centi-
folie, in Griechenland und wurde direkt aus Syrien , wie es scheint,
zugleich mit dem Aphrodite-Dienst, zuerst im Peloponnes und auf
den wärmeren Inseln eingeführt. Auf der Insel Samos gedieh sie
ganz besonders. Es wird von ihr besonders bemerkt, dass sie
zwei Mal im Jahre blühe. Nächstdem brachten Phönizier die
Damascener Kose, wahrscheinlich nicht viel später, nach Pästum
in Untcritalien. Als ich vor 3 Jahren Pästum besuchte, um
vielleicht noch Damascener Rosen aufeufinden, war sie aber nicht
vorhanden. Unsere jetzigen Monatsrosen (Rosa bengalensis Pers.)
waren an ihre Stelle getreten.
Von iPästum aus breitete sie sich weiter nach dem Norden
Italiens aus und wurde mit der von Jahrhundert zu Jahrhundert
sich steigernden Macht Roms ausserdem auch in vielen der ihm
unterworfenen Länder eingeführt. Aber schon früher, seit der
Herrschaft der Ptolemäer in Aegypten, wo sie bisher nach Mit-
theilungen des Herrn Professors Lepsius (gegen die Behauptung
Schleidens) nicht vorhanden gewesen war, kam die Damascener
Rose auch nach Nordafrika. Hier fand sie besonders in den
Oaaen, in Kyrene und in Marokko geeignetes Klima. Theophrast
berichtet ebenfalls, dass in Kyrene vorzüghches Rosenöl ange-
fertigt wurde (VI, 6, 5). Nach Herrn Professor Ascherson in
Berlin hat jetzt die Rosenkultur in Fajum (Aegypten) sehr nach-
gelassen, desto mehr aber wird sie nach Jos. Dalt. Hooker in
Kew in Marokko betrieben.
Die Damascener Rose wächst jetzt noch in grosser Menge
nach Herrn Dr. Wetzstein, der 12 Jahre preussischer Konsul da-
selbst war, in Damaskus und zwar die einfache, nicht die gefüllte,
wie wir sie kultiviren. Man verfertigt daselbst jetzt Rosenwasser,
auch zur Ausfuhr, aber kein Oel. Am 5. Mai jeden Jahres vnrd
in Damaskus ein besonderes Rosenfest gefeiert, was auf die Be-
deutung der Rose hinweist.
lieber die Damascener Rose und die aus ihr angefertigten
Oele und Spezereien erhalten wir im Anfange des 16. Jahrhun-
derts unserer Zeitrechnung durch den Spanier Monardes bestimm-
tere Nachrichten. Nach ihm soll aber Persien das Vaterland der
Damascener Rose sein, eine Angabe, die sich dadurch erklärt,
dass die mongolischen Beherrscher Persiens sich auch Syrien
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160
unterworfen hatten. In Persien, erzählt Monardes, werden das
Oel und die Spezereien angefertigt, von Alexandrien aus aber erst
in den Handel gebracht.
Wenig später als Monardes schrieb, in der 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts erhielt die Damascener Rose wegen des aus ihr
angefertigten, etwas nach Moschus riechenden Oeles und Wassers,
auch den Namen Moschusrose und wurde schon damals als solche
ziemlich ausführlich von dem Lyoner Botaniker Dalechamp be-
schrieben. Diese Rosa moschata darf man nicht mit einer an-
deren, welche der Wiener Botaniker N. Jaquin angestellt hat,
wie Crepin, der neueste Monograph des Genus Rosa gethan hat,
verwechseln.
Interessant ist, dass die Rosen bei Adrianopel, aus denen das
bei uns gebräuchliche Rosenöl angefertigt wird, nicht Centifolien
sind, wie man bishef glaubte, sondern nach englischen Unter-
suchungen ebenfaUs Damascener Rosen. Aus Centifolien und von
ihnen abgeleiteten Abarten, sowie aus dunkelgefarbten Essigrosen
(Rosa gallica L.), welche letztere deshalb auch den Namen Rosa
officinalis erhielt, wurde in Frankreich aber ebenfalls Rosenwasser
und Rosenöl angefertigt, aus denen man allerhand Spezereien
und Wohlgerüche gewann. Berühmt war deshalb bis zur grossen
französischen Revolution der Kalvarienberg in Paris.
Schliesslich bemerke ich noch, dass das Rosenöl aus Kasch-
mir und aus Ostindien überhaupt, nicht von Rosa Damascena,
sondern hauptsächlich von Rosa macrophylla und Webbiana ge-
wonnen wird.
2. Die Centifolie, Rosa Centifolia.
Sie vertritt die Damascener Rose im Norden Griechenlands
und hat ihren Ursprung im Rhodope- (dem heutigen Barmion-)
Gebirge Makedoniens, vielleicht wurde sie aber auch erst aus
Kleinasien daselbst eingeführt. Sie war der Ceres und dem Dio-
nysos geheiligt — die Damascener Rose der Aphrodite — , und
kam mit deren Kultus über Kleinasien nach Griechenland. Auf
dem Thyrsusstab des Dionysos befand sich eine Rose. Persephone,
die Tochter des Ceres, sammelte Rosen auf der Wiese, wo sie
spielte, als Pluto sie rauhte. So oft griechische Schriftsteller, die
zum grössten Theil in Athen lebten, von Rosen sprechen, hat
man Centifolien darunter zu verstehen. Herodot wusste auch, dass
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es mehrerlei Rosen gab, wenn er sagt, dass seine 60 blättrige Rose
einen schöneren Geruch habe, als andere Rosen. Die Rosen des
Anakreon, der hauptsachlich in Kleinasien lebte, waren ohne
Zweifel ebenfalls Centifolien, ebenso die des Theophrast (VI, 6,
4 bis 6), der sich ziemlich ausfuhrlich über sie ausspricht. Nach
ihm giebt es 5-, 10-, 20- und 100 blättrige Rosen.
Nach der Sage kam die Rose mit dem phrygischen Könige
Midas nach dem Rhodope-Gebirge, wo heut' zu Tage die Be-
wohner von 7 Dörfern sich hauptsächlich mit der Anzucht von
Rosen und mit der Anfertigung von Rosenöl und Rosen-Specereien
beschäftigen. Das kann aber im Alterthum noch nicht an der
Stelle geschehen sein, da kein Schriftsteller im Alterthum davon
spricht. Theophrast nennt das Rhodope-Gebirge Pangaleon und
den Hauptort daselbst Philippoi, jetzt Felab. Hier oder doch in
seiner Nähe befand sich wahrscheinlich auch der berühmte Rosen-
garten des Midas.
Rosen wurden in der Blüthezeit des Perikles viel angebaut
und bildeten einen nicht unbedeutenden Handelsartikel in Athen.
Es wurde Mode, Kränze, hauptsächlich aus Rosen bestehend, an-
zufertigen. Das geschah von besonderen Frauen und Mädchen,
die sich damit eine gute Einnahme verschafften.
Ich möchte noch bemerken, dass Theophrast an einer Stelle
seiner Naturgeschichte (I, 13, 2) von einem godov diavd-eg spricht,
wo eine Blume aus der anderen hervoitommt (liyo) de diav&ig^
Ott hsQov av&og iv tu avd'ei). Nach meiner Ansicht ist dieses
nicht, wie Wimmer meint, eine gefüllte Rose (duplicata rosa),
sondern ein Rosenkönig, wie sie auch bei uns noch nicht selten
bei der Centifolie vorkommen.
Was die Centifolie und ihre Stellung zu den übrigen Rosen
anbelangt, so ist sie keineswegs eine bestimmte Rosenart, sondern
eine in der Kultur hervorgegangene sehr interessante Abart der
Essigrose, Rosa gallica L., mit helleren Blüthen und kürzeren
Ausläufern. Die Hauptart, welche dunkle, fast blutrothe Blüthen
und in der Erde weit hinlaufende Ausläufer oder Stolonen be-
sitzt, mag ursprünglich in Frankreich, Deutschland und im öster-
reichischen Kaiserstaate zu Hause und dann erst nach Spanien,
Italien und dem südöstlichen Europa, aber auch nach den Kau-
kasusländem und Kleinasien weiter gewandert sein. In Griechen-
Koch. 11
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land wächst sie besonders im PelapcMmes, mehr noch im Noiv
den wild.
Ich gehe jetzt zu den 12 in Griechenland wildwachsend^i,
also einfachen Rosen über, muss aber bemerken, dass in ihrer
Nomenklatur eine grosse Verwirrung herrscht. Sie wurde beson-
ders dadurch hervorgerufen, dass die Rosen an und für sich leicht
zu Yeränderungen neigen und yom Boden und Klima ungemein
abhängen. In jeder Gegend, wo diese sich eigenthümlich ent-
wickeln, entstehen auch besondere Formen bei den Rosen, die
bisweilen in der äusseren Gestalt von denen anderer Gegenden
sehr abweichen. Oberflächliche Botaniker beschrieben sie als be-
sondere Arten. Man darf sich deshalb nicht vnmdem, wenn die
verschiedenen Gegenden ihre 10, 20 und 100 besondere Rosen
haben. Leider ist das auch von dem neuesten Rosen-Mono-
graphen, Herrn Professor Cr^pin in Brüssel, der auss^dem sich
aber um die botanische Wissenschaft sehr grosse Verdienste er-
worben hat, geschehen. Dass diese 12 Arten von den alten
Griechen nicht weiter unterschieden und beachtet wurden, kann
man sich bei ihrer geringen Bedeutung denken.
1. Rosa spinosissimaL. wurde bisjetzt nur von Sibthorp im
Peloponnes beobachtet, ist aber in der neueren und neuesten Zeit
seitdem nicht wieder gefunden worden. Nach Fraas wächst sie
aber in den nordischen Gebirgen Griechenlands sehr häufig. Linn^
hat die Pflanze 2 Mal beschrieben und zwar die Formen mit
rauhen Blüthenstielen und Früchten schon im Jahre 1753 als
Rosa spinosissima, die mit glatten Blüthenstielen und Früchten
dagegen erst im Jahre 1757 als Rosa pimpinellifolia. Da einer
der beiden Rosen-Namen für beide Abarten angenommen werden
kann, so ist es natürlich der ältere, also Rosa spinosissima und
die Bezeichnung pimpinellifolia darf nur für die Abart gelten.
Leider haben aber die meisten Botaniker, auch Boissier, den letz-
teren Namen für die Hauptart angenommen.
Rosa spinosissima L. ist bei uns eine beliebte Heckenpflanze
m Gärten und in Anlagen geworden. Ihre Blüthen ändern in
Farbe und Grösse mannigfach und sie kommen auch gefüllt vor.
Wild wächst sie besonders im mittleren, zum Theil auch im süd-
lichen Europa, ferner in Klein^sien, in den Kaukasusländem und
im südlichen Russland bis i^ach Sibirien hin.
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2. Rosa alpina L. ist neuerdfegs auf dem gti^hischen Olyni|^,
sonst aber nirgends in Griechenland aufgefunden Vordren. EWfe
PÄÄöze hat ftosserdem aber in den Gebirgen Mittel- und Süd-
europas eine grosse Verbreitung.
3. und 4. Rosa gallicaL. und CentifoliaL. Ueb^r beide
Arten ist bereits gesprochen worden (S. 100, 161).
5. Rosa glutinosa Sibth. et Sm. Ich halte diese faiedrigfe,
kaum mehr lals fusshohe Rose mit Dfecfandolle fCb- eihte Zwefgform
der Wfeinrose (Rosa rubiginosa L.). Es würde dieses si^ch rasch
herausstellen, wenn man Aussaaten machte. In Griechenltod
wächst sie nur in den Gebirgen des PeloponlieÄ und itn Norden
des FesÜMides, ausserdem kommt sie abet* noch im ganzeti süd-
östlichten Europa, in Rleinasien und in den transkaukasischen
Gebirgen (von Bieberstein, dem Floristen Cis- und Transfcalikä-
siens, Rosa pulverulenta genannt) vor.
6. Rosa Heckeliana Tratt. (nicht Hecleliana ßoiss.) ist eine
nicht genau getiug charakterisirte und deshalb ssWeifelhiaft^ Rose
des österreichischen Rosen-Monographen Trattinick, die wahr-
scheinlich von der Rose dieses Namelis von Boissifer verschieden
ist Nach den Beschreibungen ähnebi beiderlei Ros^n der Rosa
glntinosÄ S. et Sm. ungemein, so dass man geneigt öein könnte,
sie nicht für verschieden zu halten. Dass eine und dieselbe Rose
zugleich auf Gebirgen der Insel SiciL'en, wo sie Trattinick als
trildwachsend angiebt, und in Griechenland, daÄwischfen aber nicht,
wädisen sollte, ist nicht wahrscheinlich.
7. Rosa Orphanidis Boiss. nttd Reut. Diese, dem Ptofessor
der Botanik in Athen zu Ehren genannte Rose ist bisjetzt nur
auf dem griechischen Olymp gefunden worden und ist Wahrschein-
lich von der vorigen nicht verschieden.
8. Rosa Heldreichii Boiss. et Reut, ist ebenfalls bisjetzt nur
an dem griechischen Olymp beobachtet worden. Sie v^urde zu
Ehren des Königlichen Gartendirektors Th. v. Heldrmch in Athön
genannt.
9. Rosa Canina L. wächst besonders in der Form coUina
Jacq. in Griechenland und ist eine durch alle Länder Europa^,
mögen sie kalt, milde oder warm sein, verbreitete Pflanze. Ausser-
dem kommt sie noch in Kleinasien, in den Kaükasusländem, in
11*
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Syrien, in Persien und selbst bis nach Ostindien hin, aber hier
nur in Gebirgen, vor.
Rosa canina L. ist sehr zu Veränderungen geneigt und hängt
in ihrer äusseren Erscheinung ungemein vom Boden und Elima
ab. Auf sie bezieht sich hauptsächlich das, was ich über die
Geneigtheit in den verschiedenen Gegenden abweichende Formel
anzunehmen, gesagt habe.
Theophrast ist der Erste und Einzige, der von wilden Bösen
im Allgemeinen spricht (VI, 2, 1 ayQiov qoöov). Daneben be-
sitzt er aber noch zum ersten Mal in der griechischen Literatur
einen Namen für eine oder mehre wilde Rosen: xwogßavog.
Darunter versteht er verschiedene Rosenformen der Rosa cauina L.
Das Wort xvvogßaTog wird nur zwei Mal von ihm erwähnt. An
der einen Stelle (lH., 18, 4) hat xvvogßaxog dem äyvof, (Vitex
Agnus castus L.) gleichende, also fingerförmige Blätter und rothe
der Qoa (dem Granatstrauche Punica Granatum L.) ähnliche
Früchte und bildet ein ziemlich hohes Gehölz, halb Strauch, halb
Baum. So sieht aber kein Rosenstrauch aus. Man möchte des-
halb glauben, dass Theophrast unter xvvogßazog gar keinen Rosen-
strauch, sondern vielmehr einen Brombeerstrauch verstanden habe.
Fingerförmige Blätter besitzt keine Art des grossen Genus Rosa.
Die zweite Stelle, wo Theophrast das Wort xvvogßcctog er-
wähnt (IX, 8, 5), sagt, dass darüber viel gefabelt, man möchte
fast lieber sagen: „gefaselt" wird. Als Arzneimittel hänge seine
Wirkung von verschiedenen Umständen ab, je nachdem man z. B.
die Pflanze mit oder gegen den Wind, des Nachts u. s. w. schneide.
Eine Ansicht, welche Pflanze Theophrast hier gemeint habe, lässt
sich hier noch weniger aussprechen.
Der nächste griechische Schriftsteller, der über xvvogßatog
spricht, ist Theokrit aus Syrakus, der um 275 v. Chr. lebte. Die
Stelle, wo Theokrit sich des Wortes xvvogßazog bedient (Re-
liquiae V, 92, Ausgabe von Reiske, Viennae et Lipsiae 1765)
ist ebenfalls keineswegs der Art, dass man unter xvvogßatog
durchaus die Hundsrose verstehen musste, aber immerhin weist
die citirte Stelle auf eine wilde Rose hin, wenn es heisst:
aX)^ ov ov^ßXrix eazl xvvogßazog ovS* ävafiiiva
TiQog Qoda zcSv äv&rjQot naq' aifxazialoi 7ie(pvxsi,
Dioskorides (im 1. Jahrhundert n. Chr.) spricht sich über
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165
xvvogßazog schon bestimmter aus (im 123. Kap. des 1. Buches).
Was er über die Pflanze sagt stimmt aber ebenfalls mit einer
wilden Rose nicht in allen Stücken überein, besonders, wenn es heisst:
sie bilde einen baumartigen Strauch, weit grösser als der Brom-
beerstrauch, und habe viel breitere Blätter als die Myrte (ßVQolvif)^
starke Stacheln rings um die Zweige und eine weisse Blüthe.
Wenn dagegen von der Frucht bemerkt wird, dass sie in
ihrem Innern wollig und diese Wolle, sobald sie in die Speise-
röhre gelange, sehr unangenehm sei, d. h. kratze, so passt dieses
nur auf eine Rosenfrucht, aber wiederum nicht auf eine der Rosa
canina L., deren Frucht sich nicht zum Genuss eignet, sondern
auf eine Rosenart, deren Frucht reif weich wird und dann, wie
bei unserer Rosa pomifera Herrn., gegessen werden kann.
Endlich wird xwogßatog noch bei Athenaeus aus Naukratis
(um 215 n. C!hr.) besprochen. Damach heisst es in der Aus-
gabe von Casaubonus vom Jahre 1657 (Seite 70 C. D.), dass
Hvvogßatog in der äusseren Gestalt zwischen Baum und Strauch
stehe und rothe Früchte wie die Granate besitze. Wenn er aber
weiter die Blätter ähnlich der OLyvog (dem Keuschlammstrauch,
Vitex Agnus castus) und damit den Fusstapfen des Menschen
sein lässt (p. 70 D. eo%v de 6 xvvogßavog /ueza^v d^afxvov xai
diydQov, oig (priai GeotpQceOTog ^ xat tov xaQTtov a%Bi bqv-
d^Qov naQanXrioiov tfj ^oi^. exei de xal to q>vXXov dyvwdeg) so
möchte man wiederum unter xwogßarog ^her einen Brombeer-
strauch {ßatog) vermuthen als einen Rosenstrauch. Femer theilt
Athenaeus (p. 70 C.) mit, dass die Pythia den xvvogßaxog einen
hölzernen Hund genannt habe. Es mag sich dieser Ausspruch auf
die zahlreichen Rosen- und Brombeersträuchen zukommenden
Stacheln an Stengeln und Blätter, die die Pflanze gegen Unbilden
schützen, gerade so, wie ein bissiger Hund, beziehen.
Das Wort xvvogßarog ist auch in die lateinische Sprache
übergegangen und Plinius spricht an drei Stellen von der Pflanze.
Bei den Römern ist (XVI, 180) Cynosbatus bestimmt kein Rosen-
strauch, wenn es heisst: „Rubi mora ferunt et alio genere simili-
tudinem rosae, qui vocatur cynosbatus'^. An einer anderen Stelle
(Xni, 127) wird sogar mitgetheüt, dass die Kappemstaude von
den römischen Aerzten auch Cynosbatos genannt werde,
10. Rosa rubiginosa L. hat Fraas in Griechenland beobachtet
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166^
und wi^e auch Ojeiierdifigs im Pelopoimeß yqjdl Orplianides aa£-
gefunde]|PL. SijQ T^ächst ausser in Griechenland noch fast in ganz
Europa, in den Kaukasusländem und in Kleinasien.
n. Rosa repens Scop, (1760), R. arven^is Huds. (1762)
ist eine sogenannte Kletterrose und wächst, au£ den Boden hin«-
gestreckt, oft unter dem, Getreide. Zu ihr gehört eine Liebliogs-
rose der Engländer, von der man jetzt eine grosse Menge von
Kulturformen unter dem Namen der Ayrsbire-Rosen besitzt. Die
^de< Pflanze ist erst neuerdings von Orphanides im Pelopcmnes
beobachtet. Eine grosse Verbreitung hat sie ausserdem nicht und
körnet in Sudeuropa und in den wärmeren Ländern Mitteleuropas
von E^glapd im Westen bis zu den Ländern der unteren Donau
vor. Sie unterscheidet $ich von der nächsten xmd letzten Art
dadurch, dass sie in^ Winter ihr Laubx verliert.
12. Rosa sempervirens L. bleibt, wie der Name sagt, im
Wi^r grün, und wächst ebenfalls auf den Boden hinge^
sti:eckt. In Griechfenland hat sie eiue massige Verbreitung, be-
sonders an den Küsten von Attika und des Peloponnes. Ausser-
dem wächst sie ^ber noch in ganz Südeuropa und in Nordafrika,
IL Brombeerstrauch^ Bubus L«
Das^ die Romer schon unter Rubus, und zwar in derselben
Ausdehnung wie Liune unsere Brom- und Himbeersträucher ver-
standen, unterliegt ke^em Zweifel, ebenso dass die Väter dec
Botanik das Wort in gleicher Ausdehnung gebrauchten, ^^ei den
Grieichen hiessen die PflfMwen aber ßdroQ. Wahrscheinlich, ver-
stand m^ anfangs jedoch bei dein Griechen unter ßdfog über-
haupt nur Domgesträuch und uicht speciell einen BrombeersteMich,
Es war diesie^. be8ti»^nt bei 5omer desr Fall (Od. XXIV, 230).
Theophrj^st mag wohl der er3te gewesen, sein, d«pc das, Wonb
ßdtpg für die B^ombeersträupher einfühii;e und auch schon mehre
Art,en untei;sphieden hat. A/^enn (I, 10, 6) es aber beissti. dass
bei eiuigeu Pfl^uzen, so. bei ßfitog auch an der Spitzen der Sten-
gel und Ae9^. Domen voi;ha^den sind,, so kenne ich wenigstens
keiuen. Brombeersti:auch, wo das der Fall, ist Richtig ist aber^
wepu Theophj^st (I, 10,. 7) ausspricht: der ganze Stengel^ ist mit
Stacheln besetzt,
Sehr« genau beschreibt Theopbmst (III, 18, 3) die aufrecht-
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1«7
siebenden Hiiabeersträucher (Kubas Idaeus L.), aber auch die
eckten Brombeersträucber, insofern die Stengel alsbidd zur Erde
sieb neigen, ditöelbst nach unten Wurzebi schlagen, nach oben
aber neue Triebe machen. Diese Art der ßavog belegt Theophrast
auch mit dem Namen x^h^iß^'^^*
Auffallend ist wiederum, weil nicht richtig, die Angabe Theo-
phrast, dass ßdtog auch in Wasser wachse (IV, 8, 1). Bisjetzt
habe ich wenigstens noch keinen Brombeerstrauch im Wasser
gesehen, wohl aber bisweilen an feuchten und besonders schatti-
gen Stellen der Wälder.
Es möchte zum besseren Yerständniss nothwendig sein, auch
für die Folge zu bemerken, dass Linn^ in der von ihm festge-
stellten Terminologie einen Unterschied zwischen Dom (Spina)
und Stachel (Aculeus) in der Weise feststellt, dass der erstere
die Fortsetzung eines Achsengebildes, d. h. des Stengels und der
Aeste, bildet, den Stachel rechnet man aber zu den Haargebilden
(Trichomen), die Auswüchse der Oberhaut sind und daher mit
dem Fiuger leicht ahgestossen werden können. Dergleichen
stechende Triphome kommen bei Rosa und Rubus vor Allem vor.
Domen haben dagegen unsere Weiss- und Schwarzdornarten,
ebenso die meisten Rhamnus-Arten.
Noch mehr als die Rose ist der Brombeerstrauch (d. h. die
Arten des Genus Rubus) zu Veränderungen geneigt und hängt in
seiner äusseren Erscheinung von Boden- und klimatischen Ver-
hältnissen ab. Die Botaniker, welche ihre Aufgabe darin suchen,
dass sie die Verschiedenheiten in der äusseren Erscheinung der
Brombeersträuche eifrig studiren und jede Verschiedenheit als den
Typus einer besonderen Art befrachten, haben demnach für ihre
nächfite Umgebung, für ihre Specialflor, auch bestimmte Namen
gegeben. Man darf sich demnach nicht wundern, wenn auf diese
Weise bereits Tausende von dej^leichen Formen als echte Rubus-
Arten in die Welt geschickt worden sind. Dass sie einen unter-
geordneten Werth und zwar zunächst nur für die Bewohner der
Gegend, wo sie wachsen, haben, ist natürlich.
Wir haben zum Glück in Griechenland noch keinen Botaniker,
der sich für einzelne Gegenden desselben eine gleiche Aufgabe
gestellt hätte. Ich folge daher bei der Aufzählung der griechi-
schen Rubus-Arten hinsichtlich der Nomenklatur dem Meister in
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168
der Kenntniss der orientalischen Flor, Herrn Edmond Boissier in
Genf. Ich kann dieses uin so mehr thun, als auch er ebenfalls
die Rubus- Arten in dem Umfange annimmt, wie ich es in meiner
Dendrologie gethan habe.
Darnach wachsen in Griechenland:
1. Der Himbeerstrauch, Rubus IdaeusL. Er verdankt sei-
nen Beinamen dem Dioskorides (im 38. Kap. des 4. Buches), der
der Ansicht war, dass er hauptsachlich auf dem Berge Ida auf
Kreta vorkomme. Nach neueren Untersuchungen wächst er aber
jetzt gamicht auf der Insel Kreta und wuchs ohne Zweifel auch
im Alterthum nicht auf ihr. Das augebliche Wachsthum des
Himbeerstrauches ist eine der vielen falschen Angaben, die wir
Dioskorides verdanken. Bei Theophrast heisst der Himbeerstrauch
ßccTog OQx^oipvijg und wächst nur vereinzelt im Hochgebirge des
Nordens,, wo ihn auch Sibthorp gefunden haben will. Wenn von
Seiten der französischen Expedition nach Morea der Himbeer-
strauch ebenfalls im Peloponnes angegeben wird, so möchte diese
Angabe, wie manche andere, auf einem Irrthum beruhen.
Wo der Himbeerstrauch ursprünglich vdld wächst, ist schwer
anzugeben, gevnss in einem kälteren Lande, etwa im Westen
Europas , vielleicht sogar in Deutschland, wo alle Laubwälder
reichlich damit versehen sind, oder auch in Gebirgen Trans-
kaukasiens, wo ich ihn nicht selten wild gefunden habe. Von
hier aus könnte er nach Griechenland eingewandert sein. Wegen
seiner wohlschmeckenden Frucht wurde er zeitig allenthalben da-
hin ausgeführt, wo er gedieh. Man findet ihn jetzt wohl in
kühleren Ländern des nördlichen und mittleren, auch im Gebirge
des südlichen Europas bis nach Sibirien und dem Amurgebiete,
ob ursprünglich oder eingeführt, lässt sich nicht mehr ermitteln.
2. Der Acker-Brombeerstrauch, Rubus caesius L.
wurde von Fraas nur am Tymphrestos, und zwar sehr selten,
ausserdem von Orphanides am griechischen Olymp beobachtet.
Auch er verlangt ein kühles Klima, ist aber, abgesehen von küh-
leren Ländern des ganzen Europa auch in hohen Gebirgai, so
im Kaukasus, in den Gebirgen Kleinasiens und des vorderen Per-
siens, sowie in Sibirien aufgefunden worden.
3. Rubus tomentosus Borkh. ist eine dem Süden haupt-
sächlich angehörende Art, welche überwintert und demnach ihr
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169
Laub meist nicht verliert. In Griechenland ist sie ziemlich ver-
breitet, aber doch nur vorherrschend in den Gebirgen, und im
Schatten der Wälder wachsend. Ausser in Griechenland wächst
Rubus tomentostts noch einerseits nach Osten zu in Eleinasien
und in den Eaukasusländem bis nach dem nördlichen Syrien bin,
andererseits nach Westen hin in Mittel- und Südeuropa.
4. Kubus sanctus Schreb. ist in den Niederungen, beson-
ders an den Küsten^ allgemein in Griechenland vertreten und ge-
hört mit seinen auf der Unterfläche silberweissen Blättern zu den
schönsten Arten des Genus. Rubus discolor Weihe, mit dem ihm
Boissier vereinigt, ist eine ganz andere Pflanze, die auch in Län-
dern mit gemässigtem Klima wächst. Kubus sanctus Schreb. er-
friert meist bei uns. Ich habe diesen nur an offenen, sonnigen
Stelleu wachsenden Brombeerstrauch nur im Osten, hauptsächlich
in den Eaukasusländem und in Kleinasien gefunden. Andere auch
in Syrien und Persien. Dass er in Italien wächst, ist zweifelhaft,
Obw(^ krautartig, nenne ich, um die Liste der in Griechen-
land wachsenden Brombeersträucher abzuschliessen, noch als da-
selbst wachsend, Kubus saxatilis L. In Griechenland ist er aber
eine Gebirgspflanze des hohen Nordens, während er in nordischen
Ländern Europas und Asiens bis nach Sibirien hin auch in Wäl-
dern der Ebene vorkommt.
IIL Bibemelly Poterium.
Während sonst zu diesem Genus nur weiche Kräuter, die
deshalb zum Theil ein beliebtes Euchenkraut bilden, gehören,
wächst eine Art im Süden in Form eines domigen Strauches,
welcher deshalb auch den Namen Poterium spinosum L. erhalten
hat. Es ist eine in Griechenland an offenen Stellen allgemein
verbreitete Pflanze. Der Name Poterium, im Griechischen ttot^J-
QioVy bedeutet ursprünglich ein Trinkgefäss und wurde von Dios-
korides auf eine domige Pflanze übertragen, die Gummi aus-
schwitzt, demnach wohl eine Art Astragalus sein muss und
nicht unser Poterium spinosum L. sein kann. Auch bei den
Körnern bedeutet Poterium einen Astragalus.
Die Väter der Botanik, zuerst Caesalpin, waren es, welche
den griechischen Namen not^Qiov auf Poterium spinosum L. über-
trugen und Linnö folgte ihm. Sprengel hält in seiner Geschichte
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ire
der Botanik 9)£€ci$ und atoißr^ für unser Poteriam spinosam L.,
eine Ansicht der Viele folgen, auch Wimmer, die aber durchaus
irrig ist, da nach Theophrast aioiß^ fleischige Blatter besitzen
soll (Theophr. I, 10, 4).
Poterium spinosum L. hat eine ziemlich grosse Yerbreitong
in allen wärmeren Ländern des sädöstlichen Europas, Eleinasiens
und Syriens, ausserdem in Italien einschliesslich der grossen In-
seln Korsika und Sardinien, sowie Dalmatien.
Siebente Familie.
Kernobstgehölze, Pomaceae.
Lindley hat das Wort Pomaceae zur Bezeichnung der Familie
zuerst gebraucht, nachdem Jussieu es nur als eine Abtheilung
seiner Rosaceae gebraucht hatte. Das Wort Pomum dagegen ist
den alten Römern entlehnt, die nicht nur unser Kernobst darunter
verstanden, sondern jede essbare, im Garten gezogene Frudit, auch
Kirschen (also Steinfrüchte), Feigen, Datteln, ja selbst Nüsse.
Ueber die Eintheilung der Kemobstgehölze ist man sehr ver-
schiedener Ansicht. Einige machen viele. Andere wenige Genera.
Wiederum sind die Begriffe über die Ausdehnung und Bedeutung
der einzelnen Genera sehr verschieden. Wie auch ausserdem, so
lege ich hier mein grösseres Werk der Dendrologie zu Grunde.
Zu den Pomaceen rechne ich auch die Granatsträucher,
welche man sonst als eine besondere Familie unter dem Namen
Granataceae aufgestellt hat, aber den Pomaceen im Allgemeinen
eingereiht werden muss.
L (üranatstrauch, Fnnica L*
Mala Granata, quae Punica vocantur sagt schon Golumella.
Das Wort Granatum soll wegen der vielen Kerne, welche die
Frucht einschliesst, gegeben worden sein. Punica grana nannte
deshalb auch Plinius speciell die Kerne. Ad malum punicum
hiess in Rom ein besonderes Stadtviertel. Punicum malum hiess
dagegen der Granatapfel^ weil die Phönizier, also die Punier, ihn
aus ihrem Yaterlande mit sich geführt und die Römer damit be-
kannt gemacht hatten. Vielleicht war aber auch die purpurrothe
Farbe der Frucht die Ursache.
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in
Im alten Tostaoi^nt spielt der Qraiiat»trauch eine wichtige
KoUe. Die Graioateii werden zu den edleren Früchten des Ge-
lobten Landes and Aegyptens gerechnet (5. Buch Mosis 8, 8.
und 5. Buch 5, S), Wie später die Rose bei den Griechen, so
wurde bei den Juden die Granate in ihrem äoeseren Ansehen mit
einem schönen Mädchen verglichen (Hohelied 4, ä. 13).
Aber nicht allein, bei den Römern, auch bei den Griechen,
welche den Baum ^od und ^oia nannten, stand Baum und Frucht
in grossem Ansehen, wie man aus Theophrast und den spätem
Schriftstellern ersieht Ob er schon zu Homer s Z^t bekannt
war, ist zweifelhaft Die beiden Stellen, wo er in der Odyssee
genannt wird, gehören einer spätem Zeil an.
Auch die Homerische Hymne an die Ceres, wo der Granat-
baum ebenfalls erwähnt wird, möchte nicht so frühzeitig geschrie-
ben sein, wie man meint. Bekannt war aber sicher der Granat-
baum zur Zeit Herodot's, aber umsonst suchen wir zu erfahren,
auf welche Weise, und woher der Granal^trauch kam? Etwas
später sprechen Empedokles und Hjppokrates von ihm,, dem letz-
teren ist er aber nur Arzneipflanze. Davon sagt wiederum Theo-
phrast nichtSi obwohl der Granatapfel zu seiner Zeit hauptsächlich
Arzneimittel gewesen sein muss. Nach Theophrasi wurde derGranat-
strauch von Jahrhundert zu Jahrhundert als Kulturpflanae. be-
liebter, verwilderte aber nirgend, wie manche andere in Gneohen-
land eingeführte Pflanze. Wann er nach Italien gekommen ist,
weiss man nicht, wahrscheinlich ziemlich spät; selbst das mittlere
Italien war dem Granatbaumi zu kalt.
Während der Barbarei des Mittelaltetrs finden wis nirgends
den Granatstrauch erwähnt. Erst gegen das Ende hin erscheint
er^ wiederum in Gewächshäusern käiJberer Länder, auch Italiens,
undi bkeb bis ajaf den heutigen Tag ein, vor Allem wegen seiner
reizenden,, oft gefüllten Blumen beliebter Blüthenstrauch, den
man im Sommer in einem Kübel, gleich« der Myrte, in's Freie
setzt. Früchite bringt der Granatstnauch. m der Regel nur in wär-
meren Ländern hervor.
Da die Granaifrucht in der Art und. Weise ihres Genusses
in allein Ländern Asiens, wo. der Baum im. Freien wächst, sich
an4eirs verhält, wie unser, übidges^ Kernobst, so möchte es nodi-
wendig sein, mich zuvor darüber auszusprechen. Mir war auf
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meinen Reisen im Oriente die Granate weniger als Speise, denn
als kühlendes Getränk stets, wo ich sie fand, sehr angenehm. In
der äusseren Gestalt sieht sie der Quitte sehr ähnlich, aber ihr
Bau ist ein ganz anderer, indem in einer lederartigen Schale oder
Rinde grosse Mengen von Samen die voo einer fleischigen Hülle
den kleinen Steinfrüchten der Brom- und Himbeere ziemlich gleich
aussehend, umgeben sind, eingeschlossen werden. Diese fleischigen
Samen werden, indem die Frucht auseinander gerissen ist, an die
Zähne gedrückt und der säuerliche Saft erquickt, je heisser es ist,
um so mehr. Noch beliebter sind die fleischigen Samen zur An-
fertigung eines kühlenden Getränkes, was im ganzen Oriente den
Namen Scherbet führt. Zu diesem Zwecke drückt man den Saft
in ein durch Honig, jetzt auch durch Zucker süss gemachtes
Trinkgefass.
Dass der Granatstrauch in Griechenland und ausserdem in
grossem Ansehen gestanden haben und auch mit den Früchten
Handel getrieben sein muss, ersieht man aus mehreren Stellen
des Theophrast. Die Kultur des Granatstrauches wird ziemlich
deutlich beschrieben (H, 7, 3). Während der Granatstrauch in
unseren Kulturen ohne Domen ist, giebt Theophrast deren an
(VI, 1, 3) und mögen auch da, wo sie im Freien wachsen vor-
kommen.
Auffallend ist, dass nach Theophrast der Granatstfauch rasch
wächst und zeitig altert (IV, 13, 3), während er in unseren Kul-
turen mit den Myrten- und Orangengehölzen zu denen gehört,
welche gerade umgekehrt, ein sehr langes Leben haben. Femer
behauptet Theophrast, dass die Blüthen (xvtivog genannt) leicht
abfallen, während diese gerade bei uns eine verhältnissmässige
Dauer besitzea. Femer stimmt die Angabe Theophrast's, dass
die Granaten dem Wurmfrasse sehr ausgesetzt seien (IV, 14, 10)
nicht mit meinen Erfahrungen überein. So viel ich auch Grana-
ten gegessen, habe ich doch nie einen Wurm gefunden.
Der Granatstrauch muss zur Zeit des Theophrast bereits in
nicht wenigen Sorten vertreten gewesen sein. Es gab herbe,
saure und süsse Granaten, besonders in Aegypten (II, 2, 7), fer-
ner mit und ohne Kerne wie in Kilikien (H, 2, 7 und IV, 13, 2).
Mir ist jedoch ane Granate ohne Kerne nicht recht verständlich.
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178
da niclit die Schale der Granate, sondern gerade die Kerne ge-
nossen werden.
Zur Zeit des Dioskorides, der freilich viel auf Reisen, auch
in sehr warmen Ländern, wie in Aegypten und in Syrien, war,
war sicher der Granatstrauch noch mehr verbreitet. Eine Be-
schreibung erhalten wir, wie gewöhnlich weder vom Baume, noch
von der Frucht, wir erfahren aber, welche Theile des Granat-
apfels in der Medizin zu seiner Zeit gebraucht wurden. Die
süssen Aepfel sollen dem Magen angenehmer und nützlicher sein,
als die sauren. Von Theilen des Apfels kamen ausserdem in An-
wendung die Blüthen des kultivirten und des verwilderten Granat-
strauches (xiaivog und ßakavaTiov)^ sowie die Schale {aidiov^
bei den Römern Malicorium). Das Wort xvzivog war Theophrast
für die Granatblüthe , die er auch schon gefüllt kennt, ebenfalls
bekannt.
Was das Vaterland des Granatstrauches ist, lässt sich nicht
mehr ermitteln, wahrscheinlich ist es Syrien. Nach Boissier
kommt der Granatstrauch jetzt in Griechenland, RumeHen, in
Transkaukasien , (wo ich ihn aber nirgends verwildert gefunden
habe, selbst auch nicht kultivirt), im südöstlichen Persien, in Afga-
nistan, in Belutschistan, so wie im nordwestlichen Ostindien vor.
Dass der Granatstrauch nach Theophrast auch in der Krim in der
Nähe vonPanticapaeon (dem heutigen Kertsch), wenn auch im Winter
gedeckt, fortgekommen sei, bezweifle ich. In den Ländern auf
beiden Seiten des Mittelmeers lässt Boissier den Granatstrauch
subspontan vorkommen. Und doch möchte man, wenn man einen
besonderen Werth auf die Berichte der alten Römer, bei denen
er um Christi Geburt eine sehr bedeutende Rolle spielt, wie man
vor Allen aus Plinius Naturgeschichte ersieht, legt, Nordafrika,
vor Allem die Umgegend von Karthago als die eigentliche Hei-
math des Granatstrauches betrachten. Aus Karthago bezogen
die Römer in ihrer Glanzzeit die besten Granatäpfel zum Genuss.
II« Aechtes Kernobst^ Pims L.
Das Wort Pirus, was falschlich dem Mittelalter entlehnt
Pyrus geschrieben wird, ist ein alt-lateinisches Wort, für den
Birnbaum (Plin. Hist. nat. XIII, 53). Linn^ benutzte das Wort,
um bestimmte Kemobstgehölze zu bezeichnen.
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1. Der Quitiea«traucfa, Pim« Cy^lotiia L.
Persoon war der erste, welcher aus dem QtiittfeüStrJa.uclie,
dessen Fruchte viele Samen in jedem Fache einschliessen, ein
besonderes Genus, -was er Cydonia nannte, aufgestellt hat. Unseren
Quittenstrauch nannte er Cydonia vulgaris. Bei den Griechen
selbst hiess dagegen der Quittenskauch xvdwvia ntld Tivdotvia^
-ein Wort, was aber er«t «ehr spät, in den Geoponen, zuf Bezeich-
nung des Baumes gebraucht wird, desto mehr kannte man aber
in Griechenland <^uittenäpfel als xvifiviov.
Nach Theophrast wuchs die Quitte nur auf der Insel Kreta
wild und wurde von dort später in Griechenland eingefEihrt. Kv-
dwvia hiess aber im Alterthum eine Stadt an der Nordküste
Kreta's, von der der Name entlehnt sein soll. Sonderbarer Weise
ist aber der Quittenstrauch, soviel auch Reisende in neuerer Zeit
die Insel Kreta aufgesucht haben, nicht wieder angefunden wor-
den und man mochte vennuthen, dass der Quittenstrauch auch
im Alterthum nicht auf Kreta wuchs.
Das Vaterland des Quittenstrauches ist wahrscheinlich in
einem von Griechenland östlich gelegenen Lande, was im Allge-
meinen ein kühleres Klima hatte, als Griechenland, zu suchen.
Auf beiden Reisai im Oriente habe ich den Quittenstfauch nur
kultivirt gefunden.
Der Quittenstrauch ist erst neuerdings in Griechenland ein-
geführt worden und scheint nach v. Heldreich besonders in
Atiika zu gedeihen und daselbst eine grössere Verbreitung ge-
funden zu haben (August Momrosen griechische Jahrzeiten,
Heft in, S. 581). Weder Sibthorp, noch Fraas kannten den
Strauch. Wenn er von der französischen Expedition trotzdem
als im Peloponnes wa^^hsend angegeben wird, so widerspricht diese
Angabe^ wie viele andere, den Mittheilungen andere* und zuver-
l&ssiger Boriohterstatter.
Nach Boissier hat der Quittenstrauch keine grosse Verbrei-
tung, da er ihn nur im südöstlichen Europa, in Kleinasien, auf
dem Kaukasischen Isthmus (wo er aber, wie schon gesagt, nur
kultivirt vorkommt) und im nördlichen Persien im Süden des
Kaspischen Meeres angiebt. Im mittleren und westlichen Europa
wird wiederum der Strauch nur kultivirt.
Vielleicht wird me dadurch AufU&rung über daö Vttteriaüd
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175
des Quittenstrauchcs gegeben, dass ein eigenthümlicher Quitten-
strauch, der eine grosse, schöne Frucht von bimförmiger Gestalt be-
sitzt, Cydonia lasitanica, mit der Entdeckung des Seeweges um Sud-
afrika nach Ostindien, von da in Portugal eingeführt und später
auch in unsere Kulturländer wieder verbreitet wurde. Sollte nicht
auch die Angabe im Hohen Liede des Alten Testaments, dass
die Quitte ihres Wohlgeruchs wege« in Palästina kultivirt werde,
auf ein im weiten Osten liegendes Vaterland hinweisen?
Nach Victor Hehn soll der Quittenstrauch den Griechen
schon im 6. Jahrhundert v. Chr. bekannt gewesen sein. Er stützt
sich dabei auf Athenäus, den unzuverlässigsten Berichterstatter
des Alterthums. Unter den Fragmenten, die Athenäus geftmden
haben wül, befinden sich auch die des Alkman und Stesichoros
angeblich aus der genannten Zeit. Was daselbst über die Quitte
gesagt wird, mag für die Zeit in der Athenäus lebte, also für
205 n. Chr., wahr gewesen sein. 800 Jahre früher befand sich
aber der Quittenstrauch ganz bestimmt nicht in Griechenland in
Kultur. Die Mittheilung des Plutarch, dass Solon eine Verord-
nung erlassen hat, wonach die Braut, bevor sie das Brautgemach
betritt, eine Quitte essen soll, stammt ebenfalls aus einer sehr
späten Zeit.
Nehmen wir demnach an, dase die Griechen vor Theophrast
den Quittenstrauch kaum gekannt haben und hören wir, was dieser
über ihn sagt. Daraus ersehen wir vor allem, dass der Strauch zu
seiner Zeit sdbst nur wenig verbreitet war. Nur bei Aristophanes
einem Dichter der alten Komödie, der noch 388 v. Chr. gelebt
haben soll, existirt in den Acharnem (1161) eine Stelle, wo die
Quitte mit dem Busen einer Jungfrau verglichen wird, nach der
er also damals vorhanden gewesen sein muss.
Von dem Quittenstrauche spricht Theophrast nur einmal in seinen
Werken (11, 2, 5) indem er sagt, dass er (^xvdwviog fir]Xia) durch
Aussaat der Frucht (des aiQovr^iov) entstanden sei. Unter atqov-
%^iov versteht aber Theophrast 3 ganz verschiedene Pflanzen: die
ächte Quitte, worüber ich schon gesprochen, eine stachlige Pflanze
(VI, 4, 3) und eine Pflanze, die im Sommer blüht und schöne,
aber nicht riechende Blüthen besitzt (VI, 8, 3). Was Theophrast
unter den beiden letzten Pflanzen verstanden hat, möchte kaum
noch zu bestimmen sein. Nach Wimmer soll die stachlige Pflanze
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176
Cichorium spinosom Ij , eine zwei- und mehrjährige Cichoriacee,
die weit und breit jetzt in Griechenland wächst, sein.
Die Frucht kennt Theophrast nur wenig, da er gar nichts
weiter von ihr sägt, als dass sie ihren Wohlgeruch lange Zeit
behalte (de caus. VI, 14, 9). Das zweite Mal, wo Theophrast
sie nennt (IV, 8, 11) wird sie nur zum Vergleich benutzt.
Besser beschreibt die Quitte Dioskorides (im 160. Kap. des
1. Buches). Nach ihm sind die ächten Quitten xvdiivea fi^ka
sehr gute Magenmittel und haben einen vorzüglichen Geruch. Es
gibt aber auch ausserdem noch grössere, aber an Brauchbarkeit
jenen nachstehend. Diese welche einigermassen den portugiesischen
Quitten (Cydonia lusitanica Hort.) entsprechen, nennt Dioskorides
OTQOV&ia.
Eine weit grössere Rolle, als bei den Griechen, spielen die
Quitten bei den Römern. Ausführlich wird über sie von Plinius,
besonders im 15. Buche gesprochen. Plinius unterscheidet mehrere
Sorten, von denen auch eine den Namen Struthia führt. Damit
ist aber nicht Struthion (Plin. XXIV, 96) zu verwechseln, ein
Wort, was die Wurzel des Seifenkrautes (Saponaria officinalis L.)
bedeutet, Wie die Verfasser griechischer Wörterbücher dazu
kommen dieses Struthium der Römer mit dem atqovd^iov der
Griechen zu verwechseln, begreife ich nicht. In den sonst vor-
züglichen, die ich zur Hand gehabt habe, wird atQov^iov stets
mit Seifenkraut zum Reinigen der Wolle übersetzt.
Victor Hehn behauptet femer noch in seinem ausserdem vor-
züglichen Werke, dass die Quitte roh nicht gegessen werde,
sondern nur, wenn sie mit Wein, Most, Honig, Oel u. s. w. ein-
gemacht werde. Kein Schriftsteller des Alterthums theilt dieses,
so viel ich nachgelesen, mit. Mir ist die Quelle unbekannt, wo-
her Victor Hehn dieses geschöpft hat. Man isst aber heut zu
Tage, besonders wenn es heiss ist, im Oriente die Quitte gem.
Das Fleisch ist zwar ziemlich hart, aber sehr gewürzhaft und er-
quickend. Während meiner beiden Reisen im Oriente habe ich
an heissen Tagen die Quitten gern genossen. Neuerdings ver-
wendet man die Quitte, besonders in Südtyrol und am Rhein, zu
einer sehr wohlschmeckenden Paste und bringt diese auch als
Quittenkäs in den Handel.
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177
2. Der Apfelbaum, Pirus Malus L.
Er besteht in dem Sinne, wie Linn^ ihn als eine einzige Art
unter dem Namen Pirus Malus mit den Tausenden von Blend-
lingen und Formen angestellt hat, aus 5 verschiedenen Typen.
Darüber habe ich zuletzt in meinem den Gegenstand behandeln-
den Werke „Geschichte und Naturgeschichte unserer Obstgehölze"
ausführlich gesprochen. Aus diesem Werke theile ich im Aus-
zuge hier zum besseren Verständniss des Ganzen Folgendes mit.
Wir haben zwei strauchartige Apfelgehölze mit Ausläufer bil-
dendem untersten Theil des Stammes; das Eine, gewöhnlich Para-
diesapfel genannt, ist sehr wahrscheinlich in England zu Hause
und führt daselbst den Namen Grab, das Andere wurde in einer
nicht mehr bestimmbaren Zeit gegen das Ende des Mittelalters
von Sibirien aus in Italien als Doucin eingeführt. Ich habe diese
strauchartige Art als Pirus frutescens, jene als Pirus paradisiaca
bezeichnet.
Von den drei baumartigen Apfelgehölzen kennt man mit voller
Gewissheit nur von dem Eisapfel, Pirus prunifolia Willd, das Vater-
land. Es ist Asien, weniger Sibirien, wie es gewöhnlich heisst,
sondern vielmehr sind die südlich daran gränzenden, jetzt ebenfalls
meist russischen Länder Turkestans das Vaterland. Das zweite
Gehölz habe ich waldartig auf den südlichen Abhängen des Cen-
tralkaukasus, wo dereinst die östliche Gränze des alten Kolchis
war, jetzt aber ein indo -europäischer Volksstamm, die Ossön
oder Osseten wohnen, ich darf wohl sagen, wenn auch nicht
wild, doch verwildert gefunden, und zwar bereits im Jahre 1836.
Später im Jahre 1844 fand ich denselben Apfelbaum in einem
Mischwalde auf dem östlichen Kaukasus im sogenannten Dagestan.
Ich habe ihn als Pirus sylvestris bezeichnet.
Der dritte Apfelbaum entliält unsere Renetten und kommt
vielleicht ebenfalls auf dem kaukasischen Gebirge, wahrscheinlicher
aber in Central-Europa, wo man ihn sehr oft in Wäldern, die
ziemlich intakt geblieben sind, findet, vor und unterscheidet sich
von der vorigen Art hauptsächlich durch besonders auf der ünter-
fläche woUig-filzige Blätter. Ich habe ihn nach Borkhausen
Pirus dasyphylla genannt.
Aus dem Vaterlande der Urtypen unserer 5 Obstgehölze
geht hervor, dass sie ein zwar mildes, aber mehr kühles als
Koch. 12
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178
warmes Klima bedürfen. Die Erfahrung lehrt, dass die besten
Aepfel, wie Borsdorfer, Danziger Kantapfel in Deutschland besser
gedeihen, als in dem warmem Frankreich. Der Borsdorfer Apfel
hat sudlich vom Thüringer Wald nicht mehr den Wohlgeschmack
und das feine Gewürz, wie nördlich. In den Gebirgen Böhmens
und Südtyrols hat er aber wiederum seine guten Eigenschafken.
Borsdorfer Apfelbäume, die ich selbst in einem fast tragfahigen
Zustande nach Paris an Freunde gesendet hatte, trugen nach
mehreren Jahren unschmackhafte Früchte. In Angers wollten die
Bäume gar nicht gedeihen.
Ueber die Aepfel Griechenlands berichtet uns neuerdings
V. Heldreich in Mommsen's griechischen Jahreszeiten (3. Heft
S. 581), dass sie jetzt fiTjh]d genannt werden, dass die Bäume
das Klima nicht vertragen und dass nur einige frühreife Sorten
von sehr massiger Qualität in der attischen Ebene fortkommen. Erst
in einer Höhe von 2 bis 3000 Fuss beginnt ein E^ima in Grie-
chenland, was dem Anbau von Apfelobst einigermassen günstig
ist. Trotzdem gibt es keinen Mangel vorzüglichen Apfelobstes
in Athen, da es von verschiedenen Inseln, aus dem Norden, von
Patras u. s. w. eingeführt wird. Selbst aus Südtyrol erhält man
jetzt über Triest vorzügHches Obst von Aepfeln auf dem Markt
von Athen.
Der Name fifjlov ist uralt, bedeutet aber ursprünglich nicht
Apfel, sondern überhaupt eine essbare Frucht der Kultur, und
zwar nicht allein Kern-, sondern auch Steinobst. Schon der
Scholastiker erklärt die Homer sehen fÄrjka für Obst im Allge-
meinen. Ein zu f^i^lov gesetzter Beiname bestimmt die Kultur-
frucht näher. So haben wir, wie schon erwähnt, einen Quitten-
apfel (xvdcüvcov ixfjlov\ femer die Pfirsiche (Jleqai^ov fi'^kov), die
Aprikose ^Aq^ieviaxav (irjkov) u. s. w.
Die Zeit, wo man das Wort fi^kov in Griechenland speciell
auf den Apfel übertrug, ist sehr spät und beginnt fast erst mit
Anfang unserer Zeitrechnung. Sagen bilden sich in der Regel
in einer späteren Zeit aus, die griechischen Götter- und Heroen-
sagen haben sogar erst in Ovid's Metamorphosen ihre systematische
Abrundung und einen gewissen Zusammenhang imter einander
erhalten. Damals war aber schon das Wort fifjlov Apfel imd
konnte demnach als bestimmte Frucht in Anwendung kommen.
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179
Die Phantasiefrüchte der Hesperiden, der Eris, des Paris u. s. w.
waren keine bestimmten Früchte, sondern wurden nur auf den
Apfel übertragen.
Auf gleiche Weise verhält es sich mit dem Worte Peri
der Juden, was ursprünglich ebeu&lls Frucht im Allgemeinen
war und nur erst später, als man den Apfel kennen gelernt hatte,
auf diesen übertragen wurde. Im Alterthum wuchs sicher der
Apfelbaum nicht im gelobten Lande und wenn er jetzt in den
kälteren Gebirgen Syriens vorkommt, so wurde er erst neuerdings
eingeführt.
Dioskorides verstand unter fi^Xov bestimmt den Apfel, er
unterscheidet schon (im 161. 162. und 163. Kapitel des ersten
Buches) 3 verschiedene Aepfel, die er aber leider nicht weiter
beschreibt.
1. MeliiiirjloVj also Honigapfel, war ein frühzeitiger Süss-
apfel, der früher reifte, als die grosse Hitze kam, und auch jetzt
noch in wärmeren Ländern, wie z. B. in Italien, am besten ge-
deiht. Am besten thut man, unter fieXifirilov überhaupt Sommer-
äpfel zu verstehen. Theokrit nennt sie ylvxv/urjXa,
2. ^ HneiQcoTixbv fX'^lov also Apfel aus Epirus, einem Ge-
birgslande mit kühlerem Klima. Sie wurden nach Dioskorides
von den Römern auch OQßixovlaTa genannt, weü die Blätter
eine kreisförmige Gestalt hatten. Meiner Ansicht nach waren
diese Aepfel aus Epirus Winteräpfel. Man könnte in der That
unsere Renetten darunter verstehen.
3. idyQioiiTjlov ist ein Apfel von einem wilden oder viel-
mehr verwilderten Apfelbaume. Wo er den gesehen hat, sagt
leider Dioskorides nicht. Man möchte fast vermuthen, dass es
Italien gewesen ist.
Wenn in der Odyssee (VII, 115 und XI, 589) von Aepfeln,
die man das ganze Jahr hindurch haben kann, also von Winter-
äpfeln, gesprochen wird, so sieht man daraus, aus welcher sehr
späten Zeit die besagten Stellen, die beide übrigens nur dasselbe
sagen, stammen.
Ich habe alles das, was Theophrast über firiUa und ^rilov
gesagt hat, noch einmal kritisch untersucht, und bin schliesslich
zu der Ansicht gekommen, dass Theophrast wahrscheinlich den
Apfel noch nicht gdkannt hat. Die Beschreibung der /ui/Ärf«,
12*
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180
also des Baumes, passt ebensowenig zu dem Apfelbaum, wie die
des (nfjlov^ also der Frucht zu dem Apfel.
Leider verwechselt Wimmer in seiner sonst so ausgezeich-
neten Uebersetzung des Theophrast die Worte aTtiov (eine der
beiden Birnen, welche in Griechenland schon im Alterthum vor-
kamen) stets mit iLirjkov^ dem vermeintlichen Apfel, eine Ver-
wechslung, die ich gar nicht verstehe. So werden demgemäss
beispielsweise an einer Stelle (III, 3, 2) die Worte tiX^v ax-
QadoQ xäi aniov xal ^rjUag übersetzt mit „exceptis pirastro,
malo et piro."
Zunächst soll firjkea keinen Stamm haben (ov fxovoateXixrjg
I, 3, 3 und I, 9, 1). Er hat femer ein kurzes Leben (IV, 13, 2)
und vermehrt sich auch durch Sprossen (IV, 13, 3 naQaßlaatavei
de ndXiv), Auch sollen die Stecklinge leicht anwachsen (11, 5, 3).
Femer wächst f^rjXia viel leichter in der Ebene, als im Gebirge,
was der Wiiklichkeit widerspricht. Das sind alles Merkmale,
welche dagegen sprechen, dass unter jLirjXia der Apfelbaum zu
verstehen ist Man müsste annehmen, dass eins der beiden strauch-
artigen Apfelgehölze, die aber jetzt nicht in Griechenland vor-
kommen, im Alterthum schon bekannt war.
Die Frucht ^rjXov ist süss (IX, 11, 5) und verfault deshalb
leicht (V, 9, 5). Sie reift auch früher als die Bim (III, 4, 5).
Es giebt frühzeitige und spätreifende (de caus. I, 18, 3; IV, 11,
2), ja eine besondere Sorte des Baumes führt auch deshalb den
Beinamen des frühzeitigen (^iaQivi^), Von diesem Baume spricht
Theophrast besonders, und zwar an 4 verschiedenen Stellen. End-
lich gedenkt Theophrast einer f^ijXeay die zweimal im Jahre trägt
(I, 14, 1 und de caus. I, 13, 9).
Die Frage, was Theophrast unter f.irjXea und fxijXov verstan-
den hat, mochte vielleicht nicht so schwer zu beantworten sein,
als es scheint. Beide Worte imjXia^ sowie firjXov^ kommen in der
Regel mit dfivydaXrj und axQ^9 (Mandel- und Bimbaum) vor
und deuten auf eine gewisse Verwandschaft mit diesen hin. Das
Vorkommen mit äxgig d. h. Birnbaum konnte wohl zu der An-
nahme fuliren, dass die alten Griechen unter i^irjXea den Apfel-
baum verstanden, das aber mit äixvydaXrj d. h. dem Mandel-
baum konnte auf die Bedeutung des Mandel- oder Pfirsichbaums
führen, denn, wie ich später ausführlich (S. 193) auseinander^
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181
setzen werde, ist die Pfirsiche nichts weiter als eine Mandel, die
fleischig geworden ist. Wenn nun schon alle Stellen, wo f^f]l4a
und fjifjXov vorkommen und eine Deutung erlauben, auf die süsse
und safdge Pfirsiche hinweisen, so ist es mit iurjlea iaQtvij ganz
besonders der Fall.
Wenn Theophrast wirklich den Apfel gekannt hat, so könnte
es nur in Betreff desjenigen sein, der nebst der Bim in der Haupt-
stadt des Pontischen Reiches, in Pantikapäon, dem heutigen Kertsch
auf der Halbinsel im Osten der Krim sich vorfand.
Au£Eallend ist, dass sowohl Hesiod wie Herodot, beide Worte
fXTjkia und (.i^Xa gar nicht kennen.
Ganz anders verhält es sich mit den Römern. Im alten Rom
kannte man schon frühzeitig den Apfelbaum mit seinen Früchten,
es ist sogar wahrscheinlich, dass die Griechen ihn erst von den
Uömem erhielten. Während im ersten Jahrhxmderte die Griechen
nur 3 verschiedene Aepfel (Sommer-, Winter- und Holz- d. h.
auf verwilderten Bäumen entstandene) kannten, führt Plinius schon
eine sehr grosse Anzahl ächter Aepfel auf (XV, 49). Die römischen
Landwirthe beschäftigten sich mit Obstzucht überhaupt mit Vor-
liebe und führten aus allen Ländern, die sie sich nach und nach
unterwarfen, die guten Früchte bei sich ein, so dass schliesslich
Varro (I, 2, 6) sagen konnte, dass ganz Italien ein zusammen-
hängender Obstgarten (Pomarium) sei. Wie ganz anders sah es
4 Jahrhunderte firüher, zur Zeit des Peloponnesischen Krieges aus?
Nach einem anderen Berichterstatter (Hermippus) wurden damals
in Italien zur Ausfuhr nur Graupen und Ochsenrippen gewonnen.
Die Römer führten aber nicht allein die guten Aepfelsorten
aus fremden Ländern ein, sie machten schon Aussaaten, um neue
gute Sorten zu gewinnen und theilten diese dann ihren Obstbau
treibenden Freunden mit, die aus Dank die neuen Sorten mit den
Namen der Geber belegten. So entstanden die Appianischen, die
Scantianischen, die Matianischen u. s. w. Aepfel.
Aber auch die Römer gebrauchten das Wort malum als
Kollektiv-Namen für essbare Frucht der Kultur im Allgemeinen,
wenn es (Plin. XV, 39) heisst: Mala appellamus, quamquam di-
versi generis, Persica, Granata, quae in Punicis arboribus novem
generum dicta sunt. Im Alterthum scheinen die Aepfel in Rom
noch weit beliebter gewesen zu sein, als jetzt, wo das Klima durch
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die spätem Abholzungen und Vernichtung der schönen grossen
Wälder ein weit wärmeres geworden ist, bei dem Aepfelbäume
nicht mehr gut gedeihen. Es mögen auch diese durch andere
aus fremden Ländern eingeführte Fruchtbäume, wie vor Allem
durch den japanischen Mispelstrauch Eriobotrya japonica (Mespi-
lus) Thunb,, verdrängt worden sein.
Wenn in Deutschland, sowie im westlichen Europa überhaupt,
in den Sagen der germanischen und gälischen Völker stets der
Apfel eine grosse Rolle gespielt hat, so ist dieses naturlich, da
einige Typen, aus denen unsere Kulturäpfel entstanden sind, da-
selbst einheimisch sind. Seine runde Gestalt und sein ausserdem
schönes Aeussere konnte wohl zu Vergleichungen, vor Allem mit
der Weltkugel, Veranlassung geben.
3. Der Birnbaum, Pirus communis L.
Ueber das Wort Pirus ist bereits gesprochen worden (S. 173).
Linn^ umfasste unter Pirus communis alle unsere Kultur- und ver-
wilderten Birngehölze und unterschied 5 besondere Gruppen nach
der Form der Fruchte, die er mit besonderen, den alten Körnern
entlehnten Namen belegte.
a) Piraster (silvester Bauh.) die verwilderte Bim.
ß) Falema, die Bergamotten^).
y) Pompejana, die Guteobristbimen.
cJ) Favonia, die Muskatellerbimen.
fi) Volema, die übrigen mit der ächten Bimform.
Das sind noch heut zu Tage die Bimgruppen, welche man
m Volke allgemein als solche annimmt. Seit Linn6 ist die Bim,
besonders in Frankreich und in Belgien, die Lieblingsfmcht ge-
worden und hat die Kultur des früher weit mehr angebauten
Apfelgehölzes, mit Ausnahme einiger gewürzhaften Sorten, wie
der Kalwillen fast gänzlich zurückgedrängt. In Deutschland und
England, sowie in Russland und den Vereinigten Staaten Nord-
amerika's, ist der Apfel dagegen noch die Frucht, deren Kultur
man vor Allem betreibt. Wir erhalten fortwährend grosse SchiflFs-
ladungen von Daueräpfeln von jenseits des Ocean's.
Die Zahl der Birn-Sorten betrug zu Linnö's Zeit nur 80, jetzt
1) Nach Plinius (bist. nat. XY, 33( verglichen mit dem Falerner Weine,
weil sie die saftigsten sind.
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183
ist ihre Anzahl auf einige Tausend gestiegen und steigt fort-
während. Es gibt in Frankreich namentlich, aber auch in Bel-
gien, Obstgutner, welche die Züchtung neuer Bimsorten fabrik-
mässig betreiben und jährlich, zum grossen Schaden des Obst-
baues, Hunderte neuer, zum allergrössten Theile völlig werthloser
Birnen in den Handel bringen. Die Sucht nach dem Neuen, vor
Allem in Deutschland, von Seiten der Obstliebhaber fördert leider
diese Charlatanerie nicht wenig und tragt zur Verschlechterung
und zum Verfall des Obstbaues bei.
Dieser Pirus communis L. fügte Linne's Sohn in seinem
Supplement im Jahre 1781 noch ein zweites Bimgehölz mit
schmalen weidenähnlichen Blättern, das er deshalb Pirus salici-
folia nannte, hinzu. Diese in ihrem Vorkommen nur auf Cis-
und Transkaukasien beschränkte Art habe ich nur in den Ebenen
Ciskaukasiens gefunden, Andere auch in Transkaukasien. Ob
diese aber nicht vielmehr zu sehr ähnlichen Formen der nächsten
Pirus elaeagrifolia gehört, möchte noch näher zu untersuchen
sein. Auf keinen Fall hat sie aber zur Entstehung unserer Kultur-
bimen etwas beigetragen.
Seit den letzten drei Jahren, wo mein Buch „Geschichte und
Naturgeschichte der deutschen Obstgehölze* gedruckt ist, habe
ich auch femer in steter Verbindung mit den namhaftesten
Pomologen nicht allein von Deutschland, sondern auch des
Auslandes, vor Allem Belgiens, Frankreichs, Englands und der
Vereinigten Staaten Nordamerika's, sowie als eines der Vor-
standsmitglieder des deutschen Pomologen -Vereins seit seiner Grün-
dung im Jahre 1860 und als Gründer der im Jahre 1853 ins Leben
gerufenen allgemeinen Versammlungen deutscher Pomologen und
Obstzüchter, Gelegenheit gehabt, meine Untersuchungen auch über
die Biragehölze fortzusetzen und bin schliesslich wiederum zu an-
deren Resultaten, die der Wahrheit noch näher stehen möchten, als
die früheren, und die ich daher jetzt mittheilen will, gelangt.
Bisher hatte ich nach Grund- oder Urtypen für unsere Kultur-
bimen gesucht and deren auch 5 zu finden geglaubt. Diese 5
Grundtypen waren aber sämmtlich Sträucher oder doch wenigstens
nur kleine Bäume, die nie bedeutend werden können. Und doch
existiren hohe Birnbäume noch jetzt in Bauergärten diesseits und
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und jenseits des Thüringer Waldes nicht wenig. In meinem väter-
Kchen Gtirten zu Weimar stand ein grade in die Höhe steigender
Birnbaum mit einem bis über 60 Fuss hoch gehenden Hauptstamm
(Primärachse) und trug alle Jahre grosse Ernten des reichsten und
wohlschmeckendsten Bimobstes. Der Stamm besass einige Fuss
über dem Boden über 4 Fuss Durchmesser und war schUesslich,
unbeschadet seiner Fruchtbarkeit, hohl geworden. Ich erinnere
mich auch noch femer aus meiner Jugend, dass man aus derglei-
chen Birnbaumholze gern sich Möbel anfertigen liess, die vor
Allem eine lange Dauer und eine schmutzig hellbraune Naturfarbe
hatten.
Dergleichen Bäume habe ich bisweilen auch am Terek von
seinem Austritt aus dem Kaukasus bis zum Kaspischen Meere
gesehen. Andere beobachteten dergleichen hohe und starke Birn-
bäume hier und da in Kleinasien und im Pontischen Gebirge.
Meinerseits jedoch, obwohl kein Reisender sich solange als ich in
diesem Gebirge aufhielt imd wohl auch keiner es so gut kennt,
habe ich keine Birngehölze im Pontischen Gebirge gefunden.
Auch in Italien kamen dergleichen hohe Birngehölze im Alter-
thum nicht vor und ich habe auch in der neusten Zeit vergebens
darnach geforscht.
Wenn demnach noch jetzt hohe und starke Birnbäume existiren
und auf eine ursprünglich in dieser Weise wachsende und nicht
erst durch die Kultur (wie ich früher glaubte) entstandene Art
hinweisen, so ist es interessant zu erfahren, dass auch die Griechen
schon im hohen Alterthum dergleichen oyx^^ genannte Birnbäume
kennen. Und zwar ist es Homer selbst, der schon von ihnen
spricht, wenn er sagt (Odyssee XXIV, 234)
azäg (XQ^ imd ßXco&Q'^v oyxvrjy ieaia ödxQvov elßsv.
Stand er am mächtigen Stamme des Birnbaums, Thränen
vergiessend (Voss).
Aus dem, was ich hiermit ausgesprochen, geht wohl hervor,
dass dieser hochwerdende Birnbaum für sich eine gute Art dar-
stellt und nicht mit den andern niedriger bleibenden Birnge-
hölzen vereinigt werden kann. Zu Pirus communis Linn^ und
seiner Anhänger kann er ebenfalls nicht gestellt werden, da hier-
unter die Kultur- und verwilderten Birnen zu verstehen sind.
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Ich gebe ihm hiermit als selbständige Art den bezeichnenden
Namen Pirus elata.
Ich gehe jetzt zu den 5 Urtypen, welche ich noch vor drei
Jahren in meiner Geschichte und Naturgeschichte der deutschen
Obstgehölze angenommen hatte, über, habe aber auch hier eine
andere Ansicht gewonnen. Von diesen 5 Urtypen mochten schliess-
lich doch nur 3 als solche, und zwar mit der eben angestellten
neuen Pirus elata, zu betrachten sein: eine mehr im Norden und
eine mehr im Süden des Orients, so wie eine im südlichen Russ-
land wachsende Art: Pirus elaeagrifolia Pall. (nicht elaeagnifolia
DC), Pirus persica Pers. und Pirus Achras Gaertn. Dagegen ist
Pirus cordata Desv. wohl nur erst aus der Kultur hervorgegangen
und später in Frankreich und Deutschland verwildert.
a. Pirus elaeagrifolia Pall. wächst in Griechenland in grosser
Menge, ausserdem in Transkaukasien und in Kleinasien, und liebt
ofiFene und trockne Stellen, auf denen der Strauch ähnlich, wie
bei uns der Schlehen- oder Schwarzdom wächst Auf den Ter-
rassen des nach Norden abfallenden armenischen Hochlandes ist
er oft, wie auch nach Boissier auf den unfruchtbaren Hochebenen
Kleinasiens, das einzige Gehölz was man weit und breit nur
findet. In der Krim wurde er dagegen, obwohl Pallas ihn da-
selbst kennen lernte, sicher erst eingeführt. Pirus elaeagrifolia Pall.
hat in die Länge gezogene Blätter.
b. Pirus persica Pers. Vaterland ist Syrien, was als Mon-
golen den persischen Thron einnahmen zu Persien gehörte. Ob
der Strauch oder kleine Baum mit rundlichen Blättern schon mit
dem Dienst der Aphrodite oder überhaupt durch die an den
Küsten viel Handel treibenden Phönizier, zugleich mit der Da-
mascener Rose, eingeführt wurde oder später erst nach Griechen-
land kam, wissen wir nicht. Kleine, rundliche Blätter, die aber
auch Pirus Achras Gaertn. besitzt, werden nur an einer Stelle
(I, 10, 5), die aber ausserdem sich nicht klar ausspricht, von
Theophrast, angegeben. An dieser Stelle heisst es: lu fiiv yäg
n€Qiq>€Qij xax^dneQ t« t^g äniov^ ta de nQOfirjxiatsQa xa&aneQ
TOL Tilg f^^^^^S' Damach hätte auiog (also der Birnbaum) runde,
f^Tjlea (nach allgemeiner Annahme der Apfelbaum) aber in die
Länge gezogene Blätter. Verstände man mit mir unter fÄrjlia
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aber den Pfirsichbaum, so würde meine Behauptung sogar durch
diese Angabe bestärkt.
Sicher ist es aber, dass Pirus persica Pers., welche zuerst
unter dem Namen Pirus Sinai nach Paris kam, in sehr früher
Zeit nach Unteritalien verpflanzt wurde und besonders in der
Nähe von Paestum, wo auch die Damascener Rose den geeigneten
Boden mit Klima gefunden hatte, kam und von da sich weiter
in Italien verbreitete. Als ich 1874 Paestum besuchte, um die
dort früher sehr gepflanzte Damascener Rose vielleicht wieder
aufzufinden, entdeckte ich dagegen in den Gegenden, wo die be-
kannten Büffel sich aufhalten in grosser Menge Pirus persica.
Dieser Pirus persica scheint man schon im Alterthum beson-
dere Pflege gewidmet zu haben. Die Römer naunten sie um
Christi Geburt die Tarentiner. Sie verbreitete sich, da es mit der
überhand nehmenden Abholzung in Unteritalien zu heiss wurde,
allmälig nach Norden und fand schliesslich in der Nähe der grossen
nordischen Seen ein vorzügliches Klima für ihr Gedeihen. Es
war dieses vor Allem bei Bergamo so sehr der Fall, dass die
allmälig sehr vervollkommnete Bim den Namen Bergamotte er-
hielt und damit ein sehr bedeutender Handelsartikel wurde.
III. Sorbns L.
1. Der Speierlin^, Sorbus domestica L.
Linn^ bediente sich zur Bezeichnung dieses schönen Baumes
und der Eberesche als Genus-Namen des Wortes Sorbus, eines
ursprünglich lateinischen Wortes, was noch jetzt, aber nicht wie
im italienischen Wörterbüchern behauptet wird, den Eisbeerbaum
(S. torminalis (Crataegus) L.), sondern Sorbus domestica L. be-
deutet Vor Theophrast war der Speierling sicher nicht in Grie-
chenland bekannt und wohl auch in seiner Zeit nur Kultur-Frucht-
baum in den kühleren Gegenden. Der Speierling heisst noch
jetzt bei den ItaUenem Sorbo, Sorbo domestico und Sorbo gen-
tile, der Eisbeerbaum dagegen Baccarello, Ciavardello, Man-
giarello, Sorbezzolo und Sorbo salvatico. In wärmeren Gegenden
gedieh er nicht und ging, wie der Gärtner jetzt sagt, nur in's
Kraut d. h. er brachte keine Früchte hervor.
Theophrast nannte den Speierling oirj und oa und beschrieb
ihn so genau, dass es wohl keinem Zweifel unterliegt, er habe
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ihn gekannt. Man kultivirte schon zu seiner Zeit dieselben 3
Abarten, wie noch jetzt. Es muss demnach der Speierling schon
in früher Zeit Obstbaum gewesen sein, kam aber erst im 3., viel-
leicht zu Anfang des 4. Jahrhundertes nach Griechenland. Eigen-
thümlich ist, dass der Speierling in Griechenland sehr bald wie-
derum aus der Mode kam und nicht mehr kultivirt wurde, denn
er wird später nicht wieder genannt.
Was Dioskorides unter ovov verstanden hat, lässt sich nicht
bestimmen. Wenn das Wort aber wirklich den Speierling be-
deuten soll, so war er, da er nur kurz erwähnt wird, gewiss
nicht viel in den Ländern, die Dioskorides besuchte, verbreitet.
Wo er ihn gesehen, sagt er nicht, wohrscheinlich war es der
Südwesten Europa's und der gegenüberliegende Norden Afrika's.
Obwohl die alten Römer ihn aber schon gekannt haben, so glaube
ich doch, dass er erst aus Afrika dahin gebracht wurde. Weder
Plinius noch irgend ein anderer lateinischer Schriftsteller gibt ihn
als Waldbaum an. Er ist sogar heut' zu Tage noch in Italien, eben
so in Frankreich, ein Kultur-Obstbaum. Linn^ war wohl des-
halb berechtigt den Speierling Sorbus domestica zu nennen, eben
so, wie Caspar Bauhin S. sativa und Clusius S. legitima. Sollte
der Speierling nicht erst aus Italien zur Zeit des Theophrast oder
etwas früher nach Griechenland gekommen sein? Neuerdings ist
er von Sibthorp in Messenien und von Orphanides in Lakonien
au%efunden worden. Weiter nach Osten hat ihn kein Reisender
beobachtet, wohl aber noch in Thrazien und in Makedonien.
2. Mehlbirn Strauch, Sorbus Aria (Crataegus) L.
Er besitzt ziemlich denselben Verbreitungsbezirk, als der
Felsenbiinstrauch, kommt aber in Griechenland noch häufiger vor.
Die alten Griechen haben ihn aber nicht gekannt, wenigstens
nicht mit einem bestimmten Namen bezeichnet. Dass Linn6 das
Wort aQia als Beinamen für eine Art der Kemobstgehölze
benutzt, berechtigt uns noch nicht, anzunehmen, dass die alten
•Griechen dieselbe Art ebenfalls darunter verstanden hätten, denn
wir wissen, dass Linn^ sehr häufig sich griechischer Pflanzen-
naraen ganz willkürlich zur Benennung anderer Pflanzen bedient.
Das Wort aQcä wird übrigens nur von Theophrast erwähnt
und ist ein Special-Name der Dorier im Peloponnes.
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Ich bemerke schliesslich, dass wir in der Kultur eine Abart
der Sorbus Aria besitzen, welche von dem Engländer Loddiges
den Beinamen graeca erhalten hat. Dem Nameu nach müsste sie
aus Griechenland stammen.
lY. Mespllns L.
1. Der Mispelstrauch, Mespilus germanica L.
Unter Mespilus vereinigt Linn^ 7 zum Theil sehr von ein-
ander verschiedene Gehölze, welche sich von dem Genus Pirus
nur dadurch unterscheiden, dass sie anstatt eines sogenannten
Kjöbses oder Fruchtgehäuses meist 5 von einer harten und steini-
gen Schale umgebenen Kerne (Pyrenae) einschliessen. Wie Linn^
und Caspar Bauhin, schon vor ihm, dazu kommen, einen Frucht-
strauch, der bestimmt erst in Deutschland eingeführt wurde, als
Mespilus germanica zu bezeichnen, verstehe ich nicht. Wo sein
Vaterland zu suchen, ist noch keineswegs festgestellt, ich fand
ihn auf meinen Reisen im Oriente ohne Zweifel wild auf der
westlichen Seite des kaukasischen Gebirges und im Belgrader
Walde bei Konstantinopel, Grisebach dagegen nicht in Thrazien
und Bithynien, wohl aber wiederum Kotschy und Buhse im süd-
westlichen Ufergebiete der Kaspischen Meeres, wo aber Hauss-
knecht ihn nicht gesehen hat. Im Norden Griechenlands hat ihn
nur Fraas in wenigen Exemplaren gefunden, ob er aber schon im
Alterthum daselbst vorhanden, möchte ich mit Sicherheit ver-
neinen. Er darf daher nicht als ursprünglich griechischer Strauch
betrachtet werden.
Wenn man bei Theophrast die Beschreibung der (.leanllrj und
des fxeanikov^ also des Baumes und der Frucht, nachliest um zu
sehen, was er wohl darunter verstanden haben mag, so ist es
wiederum unbegreiflich, wie man unsere Mespilus germanica dar-
unter verstehen konnte. Theophrast hat unter seiner fieanilr]
Mespilus tanacetifolia Poir. oder eine ihrer vielen Abarten so
genau charakterisirt, dass gar kein Zweifel übrig bleiben kann
flll, 12, 5. 6). Der Gartendirector Th. v. Heldreich in Athen hat'
neuerdings noch im Peloponnes eine besondere Art, die vielleicht
auch nur eine der vielen Abarten der M. tanacetifolia darstellt, in
grosser Menge wachsend aufgefunden und sie Mespilus pycno-
loba (Crataegus) Boiss. und Heldreich genannt. Theophrast selbst
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kannte von fieonili] im Aassehen und namentlich hinsichtlich
Gestalt und Farbe der Frucht verschiedene Arten, wie av^rjdiov,
aardveiog und av&rjdovo€iöi^g. Es theilten ihm dies die Bewoh-
ner Kreta's mit (III, 13, 5).
M. tanacetifolia, welche Toumefort zuerst auf seiner orienta-
lischen Reise aufgefunden und in der Beschreibung derselben auch
abgebildet hat, ist auch die Mutterpflanze unserer, besonders in
Italien beliebten Azarolen. Sollten diese in der Kultur ent-
standenen Obststräucher schon im Alterthum bekannt gewesen
sein?
Dioskorides scheint die Frucht der Mespilus germanica unter
dem Namen stsqov f,iianilov gekannt zu haben, das eigentliche
fisonilov war ihm eine der Mespilus tanacetifolia Poir. ähnliche
Frucht. Es könnte allerdings auch ein Weissdom, deren es viele
im Osten Europa's und im Oriente gibt, gewesen sein.
Schliesslich bemerke ich noch, dass das Wort (.leonikrjy bezw.
fieaniXov vor Theophrast nicht verkommt, häufiger wird es aber
in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus gebraucht.
2. Weissdorn. Mespilus-Arten
aus der Abtheilung Crataegus der Alten Welt.
In der Aufstellung der Genera der Pomaceen herrscht unter
den Botanikern wenig Uebereinstimmung. Für die Arten mit
Steinen, wie sie die bereits besprochene Mispel besitzt, unter-
scheide ich nur 2 Genera: Mespilus und Cotoneaster, während
Andere, besonders der älteste de CandoUe in seinem Prodromus
aus Mespilus 2 Genera: Mespilus und Crataegus gemacht, aber
keine scharfe Gränze zur Unterscheidung angegeben haben. In
dem jetzigen Falle soll nur von Arten des de CandoUe'schen
Genus Crataegus gesprochen werden. Ueber Mespilus bezw.
^Bonih] sind bereits Mittheilungen gemacht.
Linnö hat sich des Wortes Crataegus für andere Sträucher
bedient, als de Candolle, indem er unter Crataegus 9 von ein-
ander sehr verschiedene Arten verstand. Die Hälfte derselben hat
Decandolle in andern Geschlechtem untergebracht.
Das Wort xQoraiyog wird vor Theophrast nicht erwähnt,
und zum ersten Male in seiner Geschichte der Pflanzen (III, 15,
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6) geaanDt. Er ist an besagter Stelle ausführlich beschrieben, so
dass kein Zweifel übrig bleibt, dass Theophrast die noch jetzt in
Griechenland wachsenden Weissdom -Arten darunter verstanden
hat, und zwar weiss- und schwarzfrüchtige, Mespilus monogyna
(Crataegus) Jacq. sowie die Verwandten und M. melanocarpa
(Crataegus) Bieb. Neuerdings hat Heldreich noch eine neue Art
in grosser Menge im Peloponnes gefunden, die dann ebenfalls mit
unter xQ&Taiyog zu verstehen wäre. Boissier hat ihr den Namen
Crataegus Heldreichii gegeben.
Nach Theophrast ist xQaiaiyog der /.isaTcilrj so ähnlich, dass
man sie für eine wilde insamkrj halten könnte. Man möchte fast
daraus schliessen, dass fieanUrj in Griechenland auch angebaut
wurde und in diesem Falle eine Azarole gewesen wäre (s. S 189).
Die Blätter sind grösser und breiter, als bei ineanilrj^ aber nicht
gesägt. Der Baum wird weder hoch, noch nimmt er einen grossen
Raum ein. Das feste und gelbliche Holz wird von einer glatten
Rinde eingeschlossen. Im Geschmacke, aber auch hinsichtlich
seines Fleisches verhalten sich die Früchte denen der (XBanLXri gleich.
Theophrast theilt auch mit, dass Einige den xQcxTacyog auch
xQaraiyciv nennen. Wie Wimmer dazu kommt zu behaupten,
dass Theophrast unter letzterem Namen Polygonum Persicaria L.
oder Crucianella Monspeliaca L., 2 Kräuter, verstanden hat, ver-
mag ich nicht zu beurtheilen.
T. Zwergmispel, Cotoneaster Med.
Es wäre auch möglich, aber nicht wahrscheinlich, dass die
schwarzfrüchtige xQcctaiyog des Theophrast eine Art des späteren
Genus Cotoneaster wäre, zumal da Orphanides auf dem Parnass
eine neue Art gefunden hat, die Boissier Cotoneaster parnassica
nennt. Freilich sind bei diesem Strauche keine fiederspaltigen,
nicht einmal eingeschnittene Blätter vorhanden.
Was die Cotoneaster -Arten im Allgemeinen anbelangt, so
unterscheiden sich diese sehr leicht durch den Mangel der Dornen.
Das Wort Cotoneaster selbst ist späteren Ursprunges und wurde
von Casp. Bauhin ähnlich dem Worte Piraster, von Pirus und
einen wilden Birnbaum bezeichnend, wegen der wolligen Blätter
von Cotoneum (Quittenstrauch) gebildet.
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Der Feuerstrauch, Gotoneaster Pyracantha (Mespilus) L.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass Nikander und Dioskori-
des als JVQcixavx^a (d. h. Feuerdom) genannte Pflanze verstanden
haben. Linn^ übertrug das griechische Wort als Beinamen für
dieselbe Pflanze.
YI. Fekenbim, Amelanohier Med«
Der Felsenbirnstrauch, Amelancbier rotundifolia (Crataegus)
Lam. ß. cretica.
Zunächst bemerke ich, dass das Wort Amelanchier savoyischen
Ursprungs ist und die Felsenbirne bedeutet. Eingeführt in der
botanischen Wissenschaft wurde das Wort durch Lobel im 16.
Jahrhundert. Der Strauch hat eine ziemlich grosse Verbreitung
in Gebirgen des mittleren und südlichen Europa's, Nordafrika's
und des vorderen Orients. Er wächst aber auch im Norden
Griechenlands und auf Kreta in einer sehr filzigen Abart, welche
deshalb auch den Beinamen cretica erhalten hat.
Meiner Ansicht nach gehört der Strauch zu einem der 3 Ge-
hölze, welche Theophrast auf dem kretischen Berge Ida wachsen
lässt und sonderbarer Weise als einen Feigenstrauch (jj öi ovx^
^a^vütörjg f.uv xal ovx vipijXT]) bezeichnet. Im Uebrigen stimmt
er mit der fieanUrj überetn, besonders hinsichtlich der Blüthen
{avl^al afia ttj fisanUrj). Auch die rothe Frucht schmeckt wie
eine Mispel (Jad^iouevog de (.uanikmörjo). Nur die Blätter passen
nicht zu der Theophrast'schen Beschreibung, da sie so gross, wie
die der Linde sein sollen. Da Theophrast aber diese avarj gar
nicht gesehen hat, denn er hat, so viel ich weiss, Kreta nie be-
sucht, so konnte wohl auch einmal eine falsche Angabe mit
unterlaufen (HI, 17, 5).
Wie Wimmer sich auf Sprengel berufen und diese avxri mit
Pirus Pollveria L. fil., einem Blendlinge der im Elsässer Dorfe
Bollwiller zur oder kurz vor der Zeit Caspar Bauhin's, also im
17. Jahrhundert entstanden ist, identificiren kann, begreife ich
nicht. Soweit ich Sprengeis zahlreiche Schriften kenne, behauptet
dieses Sprengel nirgends, im Gegentheil erklärt er ovxi] Idaia für
Pyrus Amelanchier, xoXoxnaa nsQL t'^v "ldf]v aber für Pyrus cre-
tica, die filzige Abart der gemeinen Felsenbim, welche auf Kreta
wächst (Gesch. der Botanik, I. Bd. S. 74).
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192
Ebenso irrten sich Sprengel und Wimmer, wenn sie l^^S des
Theoplirast mit Pirus cretica Willd. identificiren. Das Wort Yipog
kommt bei Theophrast nur ein einziges Mal (III, 4, 2) mit der
Bemerkung, da^s es spät keimt (oipißlaoTOTotov)^ vor. Ausser-
dem nennt das Wort weder ein früherer noch späterer griechi-
scher Schriftsteller. Bei einer solchen Nennung des Namens kann
unmöglich auf eine bestimmte Pflanze geschlossen werden.
Aolite Familie.
Steinobstgehölze, Drupaceae (Amygdalaceae).
Eine kleine Familie, die geeigneter Weise, zugleich mit den
Kemobstgehölzen oder Pomaceen, der grossen Familie der Rosen-
blüthler oder Rosaceen als Unterfamilie zuzustellen ist. Sie ist
charakterisirt durch die Steinfrucht (Drupa) und durch die einer
Rose ähnliche Blüthe. Wir unterscheiden im gewöhnlichen
Leben: Mandeln und Pfirsiche, und Kirschen mit in der Knospe
gefalteten Blättern und Aprikosen und Pflaumen mit in der Knospe
gerollten Blättern.
Erste Abtheilung.
Steinobstgehölze mit in der Knospe gefalteten Blättern.
I. Der MandelbauiUy Amygdalus communis L.
Nach den neuesten Untersuchungen ist Syrien die ursprüng-
liche Heimath unseres Mandelbaumes. Dort und zwar in der
Nähe von Tripolis fand schon der bekannte Augsburger Reisende
Rauwolflf im 16. Jahrhundert den Mandelbaum in grösster Menge
an Zäunen und Hecken wenigstens verwildert, wenn nicht wild.
Der bekannte Orient-Reisende Kotschy fand ihn dagegen im wil-
den Zustande im Antilibanon in einer Höhe von 3 bis 5000 Fuss,
aber baumartig, der Professor Haussknecht in Weimar aber in
Mesopotamien, und zwar in der Umgegend von Mardin und Terek,
aber auch höher im Gebirge im persischen Kurdistan.
Damit stimmen auch die Nachrichten aus dem Alten Testa-
mente, welche sich besonders in den Psalmen befinden, überein.
Die Mandeln waren auch bei den Arabern, so weit unsere Nach-
richten hinaufreichen, besonders bei Avicenna, ein wichtiges
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Arzneimittel. In Persien, sowie in Afghanistan werden die Man-
delbäume auch heut' zu Tage nur kultivirt, ebenso im Himalaya-
Gebirge, besonders in Kaschmir, und im Pendschab, und nach
Dr. Brandis, dem Direktor der britischen Forsten Ostindiens, de-
ren Früchte in sehr grossen Mengen nach den südlichen Ländern
genannter Halbinsel ausgeführt.
Die Mandel und ihr Baum war den Griechen im hohen Alter-
thum noch nicht bekannt. Es kannten ihn weder Homer noch
Hesiod. Erst mit Hippokrates und den Komikern, also mit der
Glanzperiode Athens, werden Frucht und Baum als äfivydalov
und dfivydalrj von Jahrhundert zu Jahrhundert allgemeiner ver-
breitet. Theophrast giebt bereits sehr gute Beschreibungen des
Baumes und der Früchte, sowie von der letzteren Eigenschaften als
Obst und als Arzneimittel. Er kennt bittere und süsse Mandeln,
lässt auch die Bäume, welche die ersteren hervorbringen, durch
Schweinekoth in solche mit süssen Früchten umwandeln (H, 7, 7).
Der Mandelbaum ist bei Theophrast eine Kulturpflanze, denn aus
Samen erzogen giebt er schlechtere Früchte (H, 2, 5). Er kennt
auch den Gummifluss bei dem Mandelbaum und dessen Folgen
(IX, 1, 2. 5). Die Mandelbäume verlieren ihre Blätter vor allen
anderen Bäumen (I, 8, 6). Beide kamen ziemlich spät, im ersten
Jahrhundert v. Chr. nach Rom und führten ganz allgemein, ihren
Ursprung bezeugend, den Namen griechische Nüsse, Plinius be-
schreibt sie aber als Amygdalae eingehender.
Der Name Amygdalus für den Mandelbaum blieb das ganze
Mittelalter hindurch bis in die neueste Zeit. Die Väter der Bo-
tanik gebrauchten das Wort ebenso wie alle späteren Botaniker,
bis auf Linn^.
11.^ Der Pflrsichbanm, Amjgdalns Persioa L.
Die neuesten, besonders von mir angestellten Untersuchungen
über den Pfirsichbaum haben mit einer bestimmten Sicherheit nachge-
wiesen, dass der Pfirsichbaum eine Kulturpflanze und als solche erst
aus dem Mandelbaum hervorgegangen ist. Gefüllte Pflanzen, welche
demnach keine Früchte hervorbringen, werden am Rhein, wo man
sie vielfach als Schmuckbäume anpflanzt, von den Gärtnern bald
Mandel-, bald Pfirsichbäume genannt, halbgefüllte tragen bald
Pfirsiche, bald Mandeln. Es existirt in Berlin noch ein Baum,
Kocb. 13
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der in den verschiedenen Jahren einmal Pfirsiche, das andere
Mal Mandehi, bisweilen aber auch beiderlei Früchte getragen hat
und noch trägt. Einer der tüchtigsten Gärtner der früheren Zeit,
Oberhofgärtner Ferd. Fintelmann, zuletzt in Charlottenburg bei
Berlin, hat aus einer und derselben Aussaat Mandel- und Pfirsich-
bäume erhalten.
Ich habe femer auf meinen Reisen im Oriente (ausser mir aber
noch andere Reisende) einen Baum gefunden, der weder Pfirsich-
noch Mandelbaum war, sondern halbfleischige und aufspringende
Früchte mit einem Steine, der zwischen dem der Pfirsiche und
dem der Mandel in der äusseren Gestalt stand, trug. Dieser sel-
bige Baum wird imter dem Namen Ffirsichmandel ganz allgemein
jetzt in Frankreich, vereinzelt auch hier und da in Deutschland,
angebaut. Einzelne Bäume dieser Pfirsichmandel habe ich in
Frankreich, besonders in Angers, mehrere Jahre beobachtet und
gefunden, dass sie stets dieselben halbfleischigen und aufspringen-
den Früchte, bald der Mandel, bald der Pfirsiche ähnlicher her-
vorbracJiten.
Nach diesem, was ich eben gesagt, darf man sich nicht wun-
dem, dass man den Pfirsichbaum im Alterthum nicht weit hinauf
in der Zeit verfolgen kann. Theophrast kennt ihn schon als fijy-
^6«, die Frucht als fifjlov. Ausführlich spricht Theophrast von
einer Sorte iaQivrj firjXia^ die ihren Namen von der frühen Reife
erhalten hat. Dass keineswegs /.irikov im Alterthum gleich anfangs
„Apfel" bedeutet, habe ich bei dem Apfelbaum (S. 180) ausführ-
lich auseinandergesetzt. Auch Dioskorides kannte den Pfirsich-
baum als HeQaixrj (.iriXia^ (im 164. Kap. des 1. Buches), wahr-
scheinlich aber nur als Arzneimittel, nicht als wohlschmeckendes
Obst. Sichere Nachrichten haben wir erst von den Römern seit
dem 1. Jahrhundert v. Chr., 30 Jahre vor Plinius. Cato kannte
denselben noch nicht.
Nach Plinius ist die Pfirsiche aus Persis eingewandert (pere-
grina) und wird irriger Weise mit der Persea, welche in grosser
Menge bei Memphis in Aegypten wuchs, verwechselt.
Ohne Zweifel entstanden die Pfirsiche in Syrien, wo auch
die Mandelbäume wahrscheinlich wild wachsen, wie ich schon ge-
sagt habe, indem die fasrigen Schalen der Mandeln zufallig oder
durch besondere Kultur aUmälig fleischig wurden und damit ge-
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195
nossen und selbst eine sehr angenehme Speise werden konnten.
Als Rom sich Syrien unterwarf, kamen syrische und arabische
Gärtner mit ihren Früchten und Gemüsen, in deren Kultur sie
einen grossen Ruf hatten, dahin, um wie ein Römer selbst sagte,
bald Italien zu einem grossen Obstgarten zu machen. Die Pfirsiche
waren bei den Reicheren rasch eine beliebte Frucht und um hohe
Preise verkauft (Plin. XV, 40).
Die besten Pfirsiche nennt Plinius Duracina. Sie sind sehr
saftig und das Fleisch löst sich vom Steine. Den Namen Dura-
cina haben aber auch in einem gewissen Falle Kirschen und Wein-
trauben. Ausserdem wurden gute Pfirsiche in Gallien, wie auch
jetzt noch, und in Asien angebaut.
ni. Die Kirgehgehölze) Cerasns Dne.
Abweichend von meinem grösseren Werke der Dendrologie
stimme ich jetzt Decaisne in Paris bei und betrachte alle Steinobst-
gehölze, deren Stein glatt ist, und mit in der Knospe gefalteten
Blättern als ein besonderes Genus unter dem Namen Oerasus.
Die Zahl der hierhergehörigen Arten ist weit grösser als bei
Amygdalus und bei Prunus, aber nur ein geringer Theil von ihnen
wird wegen des Wohlgeschmackes ihrer Fruchte angebaut.
Was das Wort Cerasus anbelangt, so war es zwar schon als
xigaaog dem Theophrast bekannt, es ist aber kein ursprünglich
griechisches Wort, sondern im Vaterlande der Süsskirschen, im
Pontischen Gebirge, entstanden und erst von da in alle Sprachen
für beiderlei Kirschen übergegangen. Noch heut' zu Tage nennen
die dortigen Bewohner die Süsskirschen Kirahs, das „r" ist aber
hier ein Mittel - Consonant zwischen dem »r" und „1", genau
dem polnischen l entsprechend. Es ist auch wahrscheinlich, dass
der Süsskirschbaum der Stadt Kerasus (jetzt Kerasunt und Tara-
busun) den Namen gegeben, auf keinen Fall hat umgekehrt die
Kirsche ihren Namen von der Stadt erhalten.
Dass dieser aus dem Pontus stammende Kirschbaum, wie die
meisten Gelehrten, zuletzt noch Victor Hehn, ohne allen Grund
angenommen haben, ein Sauerkirschbaum gewesen sei, dem wider-
spricht auch Dioskorides in seiner Materia medica (157. Kap. des
1. Buches). So wenig auch hier über xsQctaia gesagt wird, so
^3*
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geht doch deutlich hervor, dass Susskirschen darunter verstanden
sind, v^eil der Baum auch Gummi, was gegen Husten angewendet
wird, ausschwitzt. Das geschieht aber nur vom grossen Süss-
kirsch-, aber nicht von dem dafür zu unbedeutenden Sauerkirsch-
gehölz.
Nur vier Arten des Genus Cerasus wachsen jetzt in Griechen-
land. Von ihnen kam aber unser Süsskirschbaum, Cerasus Avium
(Prunus) L. im Alterthum noch nicht daselbst vor, sondern wurde
ohne Zweifel erst sehr spät und zwar mit unserer Zeitrechnung
eingeführt. Von ihm zuerst.
1. Der Süsskirschbaum, Cerasus Avium (Prunus) L.
Um die Gegend kennen zu lernen, von wo Lukuli den Kirsch-
baum nach Rom verpflanzt haben soll, habe ich im Jahre 1843
eine Reise nach dem Pontischen Gebirge gemacht und theile hier
mit, was ich gefunden. Ausfahrlich habe ich schon früher in
dem 2. Bande meiner Wanderungen im Oriente (S. 14), so wie
in der Beschreibung des Zuges der Zehntausend (S. 197) davon
gesprochen. Auffallend ist, dass Victor Hehn, auch nicht in sei-
ner neuesten (dritten) Auflage, wo er wusste, dass ich die Pontus-
Gegenden zu diesem Zwecke besucht hatte, meines Besuches und
meiner Forschungen überhaupt erwähnt, sondern sich bei seinen
Erörterungen nur auf zum Theil wohl geistreiche Touristen, die
aber gamichts vom Gegenstande verstanden, stützte.
Der Süsskirschbaum wird auf beiden Seiten der Küste des
Schwarzen Meeres ost- und westwärts von Trebisond (Tra-
pezunt) jetzt noch sehr viel angebaut und bildet daselbst schöne
grosse Bäume. Ich habe jedoch nur die Westküste von Trebisond
bis nach Atina besucht und bin dann im Gebirge aufwärts ge-
gangen. Das Gebirge ist daselbst bis zu einer Höhe von über
5000 Fuss mit schönem Laubholz, wo Rothbuchen in Cypressen-
Gestalt eine Rolle spielen, bewachsen. Am Ende dieser Laub-
holzvegetation wurden bei günstigeren Verhältnissen die Wälder
dichter. Mitten in ihnen, wie ich in meinen Wanderungen genau
angegeben habe, fand ich zweimal nicht verwilderte, sondern
wirklich wilde Süsskirschbäume von schönem, aber schlankem
Ansehen und bedeckt mit reifen und unreifen Früchten. Die
ersteren hatten nur sehr wenig Fleisch im Verhältniss zum Steine
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und einen bitterlichen Geschmack. Leider ist mir das hier ge-
sammelte reiche Material bis auf ein Weniges verloren gegangen.
Später fand ich den Süsskirschbaum auch jenseits des Ponti-
schen Gebirges auf dem eigentlichen Hochlande Armeniens, in
dem Gaue Artaundsch (Wander. im Oriente II, 201), aber in
einer Weise, dass er hier nicht wild wuchs, sondern wahrschein-
lich erst angepflanzt war.
Ich bin drei Mal das Pontische Gebirge überstiegen und habe
sorgfaltige Untersuchungen nach Sauerkirschgehölzen angestellt,
aber nirgends von ihnen eine Spur gefunden. Da es anderen
botanischen Reisenden auf gleiche Weise ergangen ist, so darf ich
wohl auch annehmen, dass keiner der zwei oder drei ursprüng-
lichen Sauerkirschgehölze im Pontischen Gebirge wächst und dem-
nach auch nicht von Lukull nach Rom gebracht sein kann. Eben
so wenig wächst der Süsskirschbaum in irgend einem anderen
Lande, als dem Pontischen Gebirge wild, sondern kann nur ver-
wildert vorkommen. Aber selbst dieses ist nicht einmal der Fall,
denn wo ich besonders im Hochgebirge der Alpen und in Italien
aber auch erst im vorigen Jahre bei Ems in einem sehr starken
Exemplare den Süsskirschbaum gefunden habe, wuchs er nur
einzeln und nie in der Weise, wie ich ihn im Pontusgebirge wild
wachsend gefunden hatte. Selbst im Kaukasischen Hochgebirge,
was ich zum ersten Male im Herbste 1836 besuchte, fand ich,
wie auch später Ruprecht, den Süsskirschbaum, wie das Kernobst
nie waldartig, sondern wiederum nur in einzelnen, stets schönen
Exemplaren.
Der Süsskirschbaum ist eine Gebirgspflanze, die auch gar
nicht in warmen Ländern gedeiht. So wenig die Aprikose, welche
wie früher gesagt, von Lukull wahrscheinlich ebenfalls nach Rom
verpflanzt wurde, wegen mangelnder Wärme in Italien ge-
deihen wollte, eben so wenig gedieh, aber umgekehrt, aus zu viel
Wärme der Süsskirschbaum in Italien. Ich habe nur auf dem
Apennin und in Turin, wo die Kirschen aber in dem nahen Ge-
birge der Savoyer Alpen gezogen waren, wohlschmeckende Süss-
kirschen gefunden.
Plinius wusste ebenfalls, dass Kirschbäume keine Wärme
vertragen und deshalb jenseits der Alpen (also in Deutschland)
weit besser gedeihen. Sie haben sich dort auch rascher ausge-
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breitet und seien nach 120 Jahren seit ihrer Einfuhrung in Italien
bereits in England kultivirt worden (XV, 102). An einer andern
Stelle im Plinius (XVI, 138) gedeihen Kastanien und Kirschen
in der Nähe von Rom nur schwierig.
Wir wissen femer, dass Cato die Kirsche noch gar nicht ge-
kannt haben kann, weil er sie nicht erwähut. Varro nennt sie
zuerst und bald darauf wird sie schon in mehreren Sorten kulti-
virt, abgesehen davon, dass auch in anderen Ländern, so in Bel-
gien und am Rhein gute Sorten vorhanden waren (XV, 102 und
103). Im Gegentheil sagt Plinius, ist es wegen zu grosser Wärme
gar nicht möglich, in Aegypten Kirschen anzubauen. Plinius
spricht sogar mit bestimmten Worten aus, dass Kirschen zu ihrem
besseren Gedeihen quellenreiche Gebirge bedürfen. Dieser Aus-
spruch hat auch Geltung für das, was ich früher ausgesprochen,
dass man in Italien nur gute Kirschen auf den Apennin und in
den Savoyer Alpen bei Turin findet. Dass der Süsskirschbaum
keineswegs in Italien ursprünglich wild ist, wie neuere Forscher
behaupten, bestätigt endlich auch Phnius, indem er sehr bestimmt
den Kirschbaum eine planta peregrina nennt (XII, 14).
Ich bemerke noch, dass man neuerdings schöne grosse Süss-
kirschbäume, aber nur einzeln stehend, in den Gebirgen Griechen-
lands beobachtet haben will. Ausserdem wird er besonders in
Afrika vielfach angebaut
Schliesslich geht meine Ansicht dahin, dass die xigaoa des
Theophrast gar keine Kirschen sind, sondern die Früchte einer baum-
artigen Abart der Cerasus Mahaleb L., welche als Cerasus graeca
(Prunus) Desf. beschrieben worden ist und von der alsbald die
Rede sein wird. Victor Hehn behauptet dagegen, dass xiQaaov
des Theophrast von xqaveiov also von der Komeliuskirsche
(Comus mascula L.) nicht verschieden, sondern desselben Ur-
sprunges sei. Eine Ansicht, deren Beweisführung ich ihm als
Sprachforscher überlasse.
Noch weniger kann ich ihm beistimmen, dass die Griechen
nach den Berichten des Athenäus (11 p. 51) die Kirschen bereits
zur Zeit des Königs Lysimachos gekannt hätten. Athenäus aus
Naukratis lebte in der ersten Hälfte des 3. Jahrhundertes und ist
der Verfasser eines Sammelwerkes zu seiner Zeit verloren gegan-
gener Abhandlungen bekannter und unbekannter früherer griechi-
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scher Schriftsteller. Wenn er sie aber sammeln konnte, waren
sie doch noch nicht verloren gegangen! Nach ihm lebte wie ge-
sagt zur Zeit des Königs Lysimachas in Kleinasien ein gewisser
Diphilus aus Siphnus. Nach dessen Schriften existirten aber schon
die Kirschen bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. und waren ein
vorzügliches diätetisches Mittel. Es gab sogar nach ihm schon
mehrere Sorten von Kirschen, als die besten wurden aber die
rötheren und die aus Milet gerühmt. Demnach müssten schon
vor Theophrast eine Reihe ausgesuchter Kirschensorten vorhanden
gewesen sein.
Sollte ein Naturforscher, wie Theophrast gar nichts davon
gewQSSt haben? Den Behauptungen des Athenäus steht auch im
Gegentheil entgegen, dass die Griechen des Alterthams die
Kirschen höchstens erst im letzten Jahrhundert v. Chr. kennen
lernten und sie dann mit Recht anerkannt und rasch verbreitet
wurden. Athenaus schildert daher nicht die vorgeschrittene Kirsch-
kultur einer Zeit von einem halben Jahrtausend vor ihm, sondern
die seiner eigenen Zeit.
2. Die Sauerkirschgeholze, Eucerasi.
Die Feststellung der Sauerkirschgehölze bietet schon deshalb
grössere Schwierigkeiten dar, weil nur sehr wenige Botaniker die
beiden Arten, welche vorhanden sind, zu unterscheiden verstehen,
sondern beide entweder mit Linn^ als Prunus Cerasus oder nach
DecandoUe als Cerasus Caproniana begreifen. Diese beide
sehr leicht zu unterscheidenden Sauerkirschgehölze habe ich vor
3 Jahren in meiner Geschichte und Naturgeschichte unserer Obst-
gehölze (S. 165) genau charakterisirt. Der erste Gelehrte, der
beide Arten unterschied, war der bekannte Pomolog und speciell
Kenner der Steinobstgehölze, Dr. Liegel in Braunau (Erzherzog-
thum Oesterreich). Im 2. Theil der Annalen der Obstkunde
(S. 199), der im Jahre 1827 erschien, nannte er sie nach der Art
und Weise ihres äusseren Erscheinens Prunus recta und Prunus
pendula. Die erstere mit steifen Aesten und die überhaupt kleinere
Pflanze ist grade in die Höhe gerichtet, bei der letzteren hingegen
sind die in die Länge gezogenen Aeste des vorherrschend baum-
artigen Gehölzes überhängend. Beide heissen jetzt nach der von
mir angenommenen Nomenklatur:
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Cerasus recta (Prunus) Lieg, und
Cerasus pendula (Prunus) Lieg.
a. Die erstere ist eine Pflanze des Hochgebirges und scheint
eine grosse Verbreitung von Spanien aus, woher sie durch einen
Offizier im Spanischen Erbfolgekriege in dem Sachsen- Weimar^-
schen Städtchen Ostheim vor der Rhön eingeführt wurde, durch
alle Mittel- und Südeuropa scheidenden Hochgebirge, durch das
südöstliche Europa bis nach Kleinasien zu haben. Herr Dr. Thirke
und Herr Professor Grisebach fanden sie auf dem bithynischen
Olymp. Von grossem Interesse ist, dass schon Athenäus auf
dem bithynischen Olymp eine Kirsche wachsend angiebt. Ohne
Zweifel wächst dieses Kirschgehölz auch in Griechenland und
wuchs immer daselbst. Wahrscheinlich ist es die xa^cti^iQaaog
des Athenäus (H, 50 d).
b. Cerasus pendula (Prunus) Lieg, hat dagegen einen sehr^
beschränkten Verbreitungsbezirk in den eigentlichen Littorale,
scheint jedoch auch in Unteritalien (ob aber wild?) vorzukommen.
Sie ist die Mutterpflanze unseres beliebten Likör's des Maras-
kino. Dass sie in Griechenland wild vorkommen sollte, bezweifle
ich, vielleicht wird sie aber jetzt angebaut.
3. Das Griechische Kirschgehölz, Cerasus graeca (Prunus) Desf.
Seitdem ich Früchte des bei uns in botanischen Gärten mannig-
fach angebauten Griechischen Kirschgehölzes gesehen, zweifle ich
gar nicht mehr daran, dass dieses ein baumartiges Lucienholz oder
Mahaleb-Kirschgehölz, Cerasus Mahaleb (Prunus) L. darstellt,
wie ich es auch bisweilen im Oriente gefunden habe. Wahrschein-
lich ist es, da es auch in Griechenland wächst, die xeQaoog des Theo-
phrast. Das Theophrast seine xegaaog nach eigener Anschauung
beschrieben habe, ist sehr unwahrscheinlich, dass sie aber ein
Steinobstgehölz darstellt, ersehen wir hauptsächlich aus der An-
gabe, dass der Baum Gummi und zwar in Form von Thränen
(dctxQva) ausschwitzt (IX, 1, 2). Die Beschreibung seiner xsQa-
aog passt aber ausserdem eben so wenig zur Wirklichkeit, wie die
der liinde (cpilvQct)^ mit der sie verglichen wird.
Die xtQaaog^ heisst es (III, 13, 1 — 3), ist ein Baum von be-
deutender Grösse, da er 24 Ellen hoch wird und sein Stamm
2 Ellen im Umfange besitzt. Die Blätter gleichen denen der
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201
liBaniXri d. h. der Mespilus tanacetifolia Poir. und sind spröde
(axXrjQog), eine Angabe, welche wie die vorige in BetrefiF der
Grösse auf kein Steinobstgehölz passt. Die Rinde ist glatt und
gleicht der der Linde, so dass man aus ihr ebenfalls kleine Käst-
chen (xiatai) anfertigt. Es werden aber aus der Rinde weder
des xigaang^ noch der (fUvQa Kästchen gemacht. Weiter soll
die Rinde in blattartigön Stücken {hlixrjdov) sich ablösen, wie
etwa bei dem Platanenbaum. Es ist dieses aber ebenfalls weder
bei der Linde, noch bei einem Steinobstgehölz der Fall. Wenn
man gewaltsam Rinde wegnimmt, heisst es ferner bei Theophrast,
fliesst ein Saft (das oben erwähnte Gummi) aus. Das Holz gleicht
in seinem Bau dem der Rinde d. h. verläuft in seinen Fasern
nicht grade. Der ganze Stamm reinigt sich, wie der Forstmann
sagt, d. h. die Aeste werden nach unten am Stamme in der
Weise abgeworfen, als an der Spitze die Krone durch Bildung
neuer Aeste sich verlängert; im Allgemeinen ist aber die Krone
nicht dicht, sondern durchsichtig. Die Bluthen sind weiss, wie
bei fuaniirj^ die rothe Frucht von der Grösse einer Bohne (j^v-
afiog) ähnelt aber der des JiooTtvQog. Dieser Baum soll dem
xeQaaog sehr ähnlich sein, wird aber sonst nirgends weder von
Theophrast, noch sonst von einem griechischen Schriftsteller der
früheren oder späteren Zeit genannt. Während der Kern (ttvqijv)
hart bei Diospyros ist, erscheint er bei xigaoog weich. Dass die
Früchte beider gegessen würden, wird nicht ausgesprochen.
Wenn nach diesem, was ich eben mitgetheilt. Wimmer und
Andere behaupten, dass man unter Jioa/iVQog den Diospyros
Lotus zu verstehen habe, so ist es eine irrige Ansicht. Es kommt
noch dazu, dass genannter Fruchtbaum gar nicht in Griechenland
wächst und man ihn auch nicht unter JcSonvQog verstehen kann.
4. St. Lucienholz, Cerasus Mabaleb (Prunus) L.
Mehr Strauch als Baum zeichnet es sich durch seinen Wohl-
geruch aus. Man baut es ganz besonders in grosser Menge in
der Nähe des Minoriten-Klosters zur heiligen Lucie ohnweit des
Städtchens Michel in den Vogesen an, um aus dem Holze aller-
hand, wie Pfeifenröhre, Schnupftabacksdosen u. s. w. anzufertigen.
Es hat eine grosse Verbreitung im Südosten Europa's, auch in
den Gebirgen Griechenlands, und im Oriente bis nach Persien
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208
und Syrien. Aus dem letzteren Lande wurde es in der 1. Hälfte
des 16. Jahrhunderts bekannt mit der arabischen Beneonung Maka-
leb oder Mahaleb. Die ältesten Väter der Botanik, Matthiolus, Belon
und Anguillara benutzten das Wort schon als Namen für das Gehölz
und Linne gebrauchte es als Artnamen. Sonst führt es im ge-
wöhnlichen Leben auch den Namen der wohlriechenden Weichsel;
Kirschweichsel sind dagegen die feineren Sauerkirschen, vor Allem
die Ostheimer.
Dass die Alten schon das St. Lucienholz kannten, kann man
keineswegs mit Sicherheit annehmen, man vermuthet aber, dass
es Ttädog des Theophrast ist. Das Wort wird nur einmal (IV,
1, 3) erwähnt ixaiQu de acpoÖQa xai ij firjlia loig naXiaxioig
xai 7] Tidöog xai ^ ^QaimaXag), Auch nicht die oberflächlichste
Beschreibung ist gegeben.
5. Kriechende Zwergkirsche, Geras us prostrata (Prunus) Lab.
Wächst im wärmeren Südosteuropa, also auch in Griechen-
land, ausserdem aber in Kleinasien bis nach Persien und Syrien
und scheint bei uns nicht in Kultur zn sein. Ob sie die alten
Griechen schon gekannt haben, ist mehr als zweifelhaft, zumal
sie nur in höheren Gebirgen, wo sie überhaupt weniger zugäng-
lich war, wächst.
Zweite Abtheilung.
Steinobstgehölze mit in der Knospe gerollten Blättern.
I. Aprikosenbanm, Prunus Armeniaca L.
Die Geschichte des Aprikosenbaumes und der Aprikosen ge-
hört zu den schwierigeren, welche wir haben. Als fremdländische
Frucht kennt sie schon Theophrast unter dem Namen xoxxuiarjlsa^
als Kulturpflanze wurden sie aber erst weit später bekannt, als
die Römer sie aus Mesopotamien bei sich eingeführt, uod später
auch nach Griechenland verpflanzt hatten. Noch jetzt wächst
das Aprikosengehölz nach Fraas in Griechenland kultivirt, aber
auch verwildert, im letzteren Falle meist dornig.
Wir kultiviren zweierlei Aprikosen, die echte, und eine aus
Sibirien, Prunus sibirica Fall., (Pr. dasycarpa Ehrh.), diese als
violette, in Frankreich als Abricot du Pape. Dazu kommt noch
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208
eine dritte, welche in SudfraDkreich aus der echten verwildert ist
und den Namen Prunus Brigantiaca Vill. (Aprikose von Brian^on)
erhalten hat.
Nur von der echten kann hier die Rede sein. Sie wächst
zwar selbst im Norden von Deutschland noch, wenn auch kümmer-
lich, wo ihren Früchten der feine Geschmack abgeht, dagegen
gedeiht sie schon mehr im Königreich Sachsen, wo de selbst in
nicht geringer Menge von Dresden aus in den Handel kommt.
Die besser schmeckenden Pfirsiche werden ihnen jetzt aber vor-
gezogen und erhalten in der Kultur die grössere Aufmerksamkeit.
Die Aprikosen verlangen, wenn sie eine hohe Feinheit im
Geschmacke erhalten sollen, sehr viel Wärme in ihrer Kultur.
Daher werden sie erst im südlichen Frankreich vollkonunener und
damit beliebter, und fast den Pfirsichen gleich im Werthe gesetzt.
In dem heissen Syrien bilden sie sich aber zu einer so vorzüg-
lichen Frucht aus, dass sie den Pfirsichen weit vorgezogen wer-
den. Mein gelehrter Freund, Herr Dr. Wetzstein in Berlin, der
12 Jahre preussischer Konsul in Damaskus war, theilte mir femer
mit, dass die Aprikosen in Syrien schon, so weit man geschicht-
lich hinaufreicht, eine beliebte Frucht gewesen wären, und dass
auch jetzt noch starker Handel damit nach ausserhalb getrieben
würde. Das Oel der bittem Samen (Mandeln, wie man im ge-
wöhnlichen Leben sagt) wird durch das Kochen süss und dann
als Bitteröl (Zetmurr) gern gegessen, es gehen aber auch ganze
Schiffsladungen solcher bitteren Samen nach Marseille, um hier
auf gleiche Weise verwandelt zu werden.
Der Wohlgeschmack der in Syrien gezogenen Aprikosen soll
nach dem Ausspruche zweier Reisende des vorigen Jahrhunderts,
des Engländers Pococke und des Schweden Otter, welcher letz-
terer später als Professor der orientalischen Sprachen nach Paris
berufen wurde, so vorzüglich sein, dass sie von ihnen für die
wohlschmeckendsten Früchte der Welt erklärt wurden. Damit
stimmen auch andere Reisende überein. Der bekannte Afrika^
Reisende, Herr Hildebrandt, welcher in diesem Jahre bereits
wieder nach Madagaskar abgereist ist, rühmte die Aprikosen
Arabiens.
Auch ich habe auf beiden Reisen im Oriente die Aprikosen
um so wohlschmeckender gefunden, je wärmer die Gegenden, wo
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204
sie gewachsen, waren. Die Aprikosen und was aus ihnen ange-
fertigt, haben einen arabischen Namen, Mischmisch noch jetzt im
Oriente; Reynier, der Begleiter Napoleons L nach Aegypten,
kannte diesen Namen ebenfalls. Er fand, ebenso wie neuerdings
wiederum Herr Professor Ascherson in Berlin in der kleinen
Oase, schmackhafte Aprikosen, welche ebenfalls einen nicht unbe-
deutenden Handelsartikel bildeten. Es wurde Reynier weiter auch
von Eingeborenen berichtet, dass die Aprikosengehölze in den
anderen ferneren Oasen nicht allein, sondern überhaupt in allen
südlich von der Sahara liegenden fruchtbareren Ländern, so vor
Allem im Königreiche Bornu, nicht allein im Grossen angebaut
würden, sondern auch wild wüchsen. Reynier stützt seine letztere
Behauptung auf die BeschafiFenheit dieser wilden Aprikosengehölze,
besonders der weit weniger saftigen Frucht.
Mit diesen Angaben Reyniers stimmt auch der Engländer
Munby, der viele Jahre hindurch in Algerien gelebt hat, überein.
Ebenso weisen Berichte unserer neueren und neuesten Afrika-
Reisenden mannigfach darauf hin, dass nicht Armenien, aber auch
nicht Syrien, das Vaterland des Aprikosengehölzes sein kann, son-
dern nur das heisse Afrika.
Als afrikanischen Baum kannte auch Theophrast schon das
Aprikosengehölz mit seinen Früchten und zwar unter dem Namen
xaxxvf.iT]l^a y wie ich anfangs schon gesagt. Wenn Theophrast
auch den Baum nicht weiter beschreibt, so ersehen wir doch
aus den Angaben über die Verwendung der Früchte, dass kein
anderer als der Aprikosenbaum darunter verstanden werden kann.
Nach Theophrast entsteinen die Umwohner des ägyptischen The-
bens (/Tß()i TTjv &r]ßatöa xaToixovvzeg) die Früchte und trocknen
sie oder machen eine Marmelade {nalad^ri) daraus, um sie in
den Handel zu bringen (IV, 2, 10). Und sie kamen auch nach
Athen und Griechenland.
Man hat bisher mit Wimmer gemeint, dass unter xoxxvfit]lea
die Sebesten zu verstehen seien. Das dürfte höchstens nur von
einer Sorte, die von Theophrast als die ägyptische bezeichnet
wird, der Fall sein. Was Theophrast von der xoxxvfirjlea im
Allgemeinen sagt, passt garnicht auf das Arzneimittel der Se-
besten, der Früchte der Cordia Myxa L., wohl aber auf die ge-
trockneten Aprikosen. Noch in keinem anderen Lande und zu
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205
keiner Zeit sind wohlschmeckende Früchte der Cordia Myxa L.
im entsteinten und getrockneten Zustande der genannten Pflanze
in den Handel gekommen. Interessant ist eine Stelle in Plinius
Naturgeschichte (XIII, 64) wo als Prunus Aegyptia ein Baum be-
schrieben wird, der kein anderer als die Cordia Myxa L., also die
Mutterpflanze des Arzneimittels der Sebesten sein kann. Nach
Plinius wird der Baum so stark, dass drei Männer ihn kaum
umspannen können.
Unter xoxxv^irjlea versteht aber Dioskorides (im 174. Kap.
des 1. Buches) wiederum etwas Anderes, die Damascener Pflaume
(Prunus syriaca Borkh. s. S. 208, 209).
Wenn aber Afrika das Vaterland der Aprikosen ist, wie
kommen dann diese Früchte zu dem Namen der armenischen
Aepfel? Auch dieses lasst sich nachweisen. Die Aprikosen wur-
den den Römern im 1. Jahrhundert v. Chr. bekannt und sehr
wahrscheinlich von Lukuli nach der Rückkehr vom armenischen
Kriege in Rom eingeführt. Das Königreich Armenien umfasste
damals das ganze Hochland zwischen Mesopotamien und dem
kaukasischen Isthmus. LukuU griff aber den armenischen König
Tigranes nicht auf dem nächsten Wege im Süden des Schwarzen
Meeres, etwa von dem heutigen Batum aus an, weil er hier eine
schlechte Verpflegung gefunden hätte, sondern wählte den weiteren
Weg über Syrien und Mesopotamien, wo eine gangbare Strasse
zu den beiden Hauptstädten des Landes in das Hochland führte
und damit eine weit bessere Verpflegung möglich war.
Hier in Syrien und Mesopotamien also, wo Pococke und
Otter die Aprikosen für die wohlschmeckendsten Früchte der
Welt erklärt hatten, lernte der Feinschmecker LukuU die Apri-
kosen kennen. Sein Verlangen, die Bäume nach Rom zu ver-
pflanzen, um die Früchte auch später noch gemessen zu können
war natürlich. Nirgends finden wir aber eine Nachricht darüber,
dass LukuU wirklich die Aprikose auf seiner Rückkehr nach Rom
gebracht habe. Es ist daher meinerseits nur Vermuthung. Colu-
mella beschreibt sie aber zur selben Zeit zuerst unter dem Namen
Malum armeniacum, weil sie nach dem armenischen Kriege ein-
geführt wurde. Die Geographie Armeniens und der Länder,
welche LukuU vorher hatte durchziehen müssen, war Columella
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806
keineswegs so bekannt, dass er einen geeigneteren Namen
hätte wählen können.
Dass ihre Kultur in Rom Beifall gefunden hätte, scheint aus
den römischen Schriftstellern nicht hervorzugehen. Plinius spricht
sich sehr wenig und ziemlich gleichgültig über sie aus. Sie sind
ihm keine vorzüglichen Früchte. Und wie konnte es auch anders
sein? Das Klima Roms war nicht das Syriens, sondern ist weit
kälter, damit erhielten aber auch die Aprikosen einen schlechteren
Geschmack. Weit später (nach Plinius) bekamen sie erst in Rom,
wo die Pfirsiche mehr Beifall gefunden hatten, von ihrer frühen
Reifeeit den Namen Praecoces, zum Unterschiede von den Pfir-
sichen, welche in der Regel erst im Herbste reifen. Die Ansicht,
dass Plinius unter Praecoces ebenfalls die Aprikosen verstanden
hätte, ist demnach eine irrige; ihm waren Praecoces frühzeitig
reifendes Obst, hauptsächlich Kernobst, also Aepfel und Birnen.
Nur an einer einzigen Stelle des Plinius (XVI, 103) und
zwar da, wo er die Reihenfolge der Obstgehölze in der Blüthe
nach der Jahreszeit angiebt, wird neben den armenischen Aepfeln
noch von Früchten, welche Praecoces heissen, gesprochen. Die
betreffende Stelle heisst: ab ea proxumae florent Armeniaca, dein
tubures et praecoces, illae peregrinae, hae coactae". Die Prae-
coces sind aber hier wiederum keinesfalls Aprikosen, da sie neben
diesen aufgeführt werden, sondern ohne Zweifel eine Art firüh-
zeitiger Pfirsiche, Avant-p^ches, wie sie jetzt noch vorkommen.
Der Name Praecoces für Aprikosen scheint, wie gesagt, in
Rom erst lange nach Plinius eingeführt worden zu sein, während
ihn Dioskorides bereits als Praecoqua kannte (164. Kap. des
1. Buches). Als Praecoqua finden wir den Namen in dem be-
rühmten Edicte des Diocletian, also im 3. Jahrhundert n. Chr.
Victor Hehn bringt das Wort Praecoces mit TVQwi^ früh, in Zu-
sammenhang. Mag dem nun sein, wie ihm wolle, das Wort
Praecoces ist hierauf erst von den Römern in das Griechische,
und zwar mit den verschiedensten Schreibarten, übertragen wor-
den. Herr Dr. Wetzstein war auch hier wiederum so freundlich
mich damit bekannt zu machen. So nannten die Byzantiner die
Aprikosen Berikokkion, die Araber Al-Berkuk, die Spanier Albe-
ricoque und Albarcoque, die Italiener Albicocco, die Franzosen
Abricot, die Deutschen Aprikose u. s. w. Die Ableitung des
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Wortes Aprikose von apricus, sonnig, wie sie hier und da an-
gegeben wird, ist wohl die unsinnigste, welche wir erhalten haben.
Es bleibt mir schliesslich noch übrig, einige Worte über die
Ursachen zu sagen, welche die Bekanntwerdung eines so entfern-
ten Pflanzenproduktes, als die ägyptische KoxycvfxrjXea war, in
Athen und überhaupt in Griechenland möglich machten. Es war
dieses der Zug Alexanders des Grossen nach Ostindien. Damit
wurden eine Reihe von fernen Ländern mit ihren Produkten der
griechischen Kenntniss eröffnet, noch mehr geschah dieses aber
dadurch, dass mitten in Asien griechische Reiche entstanden,
welche die Verbindung mit dem Mutterlande unterhielten und die-
sem Erzeugnisse aller Art zuführten.
Es waren nicht allein die Orangen, das Rosenöl u. s. w., was
die Griechen kennen lernten, auch die Pistazien (vergl. S. 263)
kamen wahrscheinlich zu gleicher Zeit mit den getrockneten und
entsteinten Aprikosen zu ihrer Kenntniss.
II. Die Pflanmengehdlze im engeren Sinne, Pnmns.
Nicht mit einer, sondern mit mehreren Arten haben wir es
hier zu thun, ein Umstand, der die Untersuchung um so mehr
erschwert, als das Vaterland ausserdem verschieden ist. Zu den
Pflaumengehölzen gehört unsere Schlehe oder Schwarzdom (Prunus
spinosa L.) mit einer sehr grossen Verbreitung im Osten und im
Westen, auch jn Griechenland, und die Damascener Pflaume
(Prunus syriaca Borkh.). Die Krieche oder Haferpflaume (Pru-
nus insititia L.) ist eine bei uns und wohl in ganz Europa ver-
wilderte Pflanze und wurde schon deshalb von Linn6 mit dem
Namen insititia als eine nicht einheimische Pflanze bezeichnet.
Unsere Zwetsche (Prunus oeconomica Borkh.) und die Reneklode
(Prunus italica Borkh.) kommen im eigentlichen Oriente gamicht
vor, sondern ihr Vaterland ist in Hochasien, in Turkestan, zu
suchen. Sie sind deshalb hier ganz und gar auszuschliessen.
Linn^ und die meisten Botaniker der jetzigen Zeit vereinigen
sämmtliche Pflaumenarten, auch die Zwetschen (als hungarica
und moravica) und Kirschpflaumen (als Myrobalanus) unter einem
Kollektivnamen als Prunus domestica, den häuslichen Gebrauch
der Fruchte damit bezeichnend.
Ob Zwetschen und Renekloden jetzt in Griechenland kultivirt
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werden, habe icli nicht ersehen können. In meiner Geschichte
und Naturgeschichte der Obstgehölze (S. 147) ist von mir ver-
sucht worden nachzuweisen, dass die Zwetschen von Völkern fin-
nischer Abkunft, vielleicht schon von den Hunnen, auf jeden Fall
von den Madjaren nach dem heutigen Ungarn, nach Serbien und
nach Bosnien gebracht worden sind.
1. Schwarzdorn, Prunus spinosa L. und gracilis Fraas
(Pr. Pseudoarmeniaca Heldr. und Sart.). Die letztere Pflanze
habe ich noch nicht gesehen, möchte aber vermuthen, dass sie
eine unbedomte, völlig unbehaarte Abart darstellt, wie sie auch
sonst vorkommt. Ein und zwei behaarte und unbehaarte Blüthen-
stiele kommen an Exemplaren von einer Aussaat vor, auch sind
unbedornte Exemplare auf fettem Boden keine Seltenheit. Schwarz-
dom wächst nach den neueren Berichten nicht häufig in Griechen-
land, aber nicht in der Ebene, wenig im Hochgebirge, sondern
meist in massigen Höhen.
Dass der Schwarzdorn den alten Griechen bekannt war, ist
wahrscheinlich. Bei Theophrast wird er nur ein Mal und zwar
zugleich mit dem Aprikosenstrauche, dessen wilde Form er sein
soll (ßaneo ciygia xoxxv^if^kaa IV, 6, 4) genannt. Darauf bezieht
sich wohl auch die Benennung, welche Dioskorides (im 163. Kap.
des 1. Buches) für ihn gebraucht: ayQiofÄtjXa. Auch Athenaeus
giebt in dem zweiten Buche seines Sammelwerkes (also im
3. Jahrhundert n. Chr.) Nachricht von anovdtdg. In Italien ist
und war er sehr verbreitet und diente allgemein zum Veredeln
für feinere Pflaumensorten.
2. Das Damascener Pflaumengehölz, Prunus sy-
riaca Borkh. (Pr. domestica Boiss.) ist ohne Zweifel syrischen
Ursprungs, wird aber jetzt fast in allen Kulturländern Europas
kultivirt und kommt auch verwildert vor. Das Damascener Pflau-
mengehölz war zwar zur Zeit des Theophrast als nQovvrj
den Griechen bekannt, scheint aber als Nahrungsmittel noch keine
Bedeutung gehabt zu haben. Durch Theophrast selbst erfehren
wir von seiner nQovvrj gamichts Näheres, er theilt nichts weiter
mit, als dass aus der Pflanze Harz in Form von Thränen fliesst
{daxQviüdrjg IX, 1, 2).
Das Wort selbst kommt (als nQovfivnv für die Frucht«) bis
auf Galen, der in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
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als Arzt in Pergamum lebte, nicht wieder vor und würde deshalb
auch keine Erklärung haben können, wenn nicht ausserdem darauf
zielende Mittheilungen vorhanden gewesen wären. Wohl kennt
aber Dioskorides in der Mitte des 1. Jahrhunderts (im 174. Kap.
des 1. Buches) die Damascener Pflaume, aber unter einem ande-
ren Namen: xoxxvfdriUa^ was aber bei Theophrast, wie ich früher
nachgewiesen (S. 197) das Aprikosengehölz bedeutete. Dioskorides
spricht bei seiner xoxxv^rjXea mit bestimmten Worten aus, dass
sie in Damaskus ihr Vaterland habe. Auffallend ist nur die Be-
merkung, dass die Frucht zwar gegessen werde, aber dem Magen
nicht gut bekomme (xaxooTOfiaxog).
Etwas früher waren die Damascener Pflaumen in Italien, und
vor Allem in Rom, unter dem latinisirten Namen Prunus bekannt.
Es scheint selbst, als wenn es mit der Damascener Pflaume
ebenso gegangen wäre, wie mit der Aprikose, dass sie nämlich
in Griechenland verloren gegangen und erst später von Rom aus
wiederum nach den von ihm eroberten Ländern, demnach auch
nach Griechenland gebracht worden wäre. Plinius spricht ziem-
hch ausführlich über die Damascener Pflaumengehölze. Es gab
zu seiner Zeit in Rom schon eine grosse Menge von Sorten (in-
gens postea turba prunorum XV, 41). Er verwickelt sich aber
in einen Widerspruch, den Andere zu lösen versuchen mögen. Einmal
(XV, 44) sagt er nämlich: „sed pruna silvestria ubique nasci cer-
tum est, quo magis miror huius pomi mentionem a Catone non
habitam, praesertim cum condenda demonstraret quaedam et sil-
vestria''. Während hier die Pflaumen allenthalben in Italien wild
wachsen, heisst es gleich darauf: „sed pruna quoque omnia
post Catonem coepisse manifestum est". Und in der That ist
Cato der Erste, der ihrer gedenkt.
Die Damascener Pflaumengehölze gehören zu denen, welche
in Folge ihrer kriechenden unterirdischen Achsentheile sich rasch
vermehren und damit verwildem können. Es ist dieses insofern
auffallend, als sie aus einem warmen Lande, aus Syrien stammen.
Wahrscheinlich wachsen sie aber dort ursprünglich nur im höhe-
ren Gebirge.
Wo die^Damascener Pflaume kultivirt wird, selbst im höhe-
ren Norden, wie in Schweden, kommt sie auch verwildert vor.
Die spätem. Griechen nach Christi Geburt scheinen dieses gewusst
Ko«b. 14
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zu haben, da, um hauptsächlicli sie zu bezeichnen, ein neuer
Name, ßQaßvlov^ erscheint. Linn^ sah sich deshalb veranlasst,
wie ich bereits schon ausgesprochen habe, eine besondere Art
mit dem bezeichnenden Namen Prunus insititia aufzustellen. Trotz
der grossen Verschiedenheit der einzelnen Exemplare unter ein-
ander und trotzdem sie sehr oft von der Mutterpflanze gamicht ver-
schieden sind, halten doch die meisten Botaniker die Linn^'sche
Prunus insititia für eine selbständige Art.
Was schliesslich den Namen Prunus zur Bezeichnung eines
bestimmten Genus anbelangt, so ist er den Römern entlehnt und
ist wohl im Verlaufe der Zeit in die Sprache des Volkes über-
gegangen, bis die Väter der Botanik nach dem Mittelalter ihn
auch in der Wissenschaft einführten. Tournefort bildete mehrere
Genera, Linn^ hingegen nahm für alle Steinobstgehölze nur zwei
an: Amygdalus und Prunus. Die letztere Bezeichnung war ihm
jedoch ein Kollektiv-Name, während spätere Botaniker nach dem
Vorgange von Decaisne das Linn^'sche Prunus in drei für sich
bestehende Genera (Prunus, Armeniaca und Cerasus) zerlegten.
Umgekehrt haben wiederum Bentham und Hooker in ihrem
neuesten Werke der Genera plantarum alle früheren Genera der
Steinobstgehölze, auch Amygdalus, in einem grossen Genus, dem
sie den Namen Prunus gegeben haben, vereinigt.
Neunte Familie.
Hülsenfrüchtler, Leguminosae.
Legumen nannten die Römer im weitesten Sinne jede Feld-
oder Gartenfrucht, die gekocht wurde, um zur Nahrung zu dienen,
im Gegensatz der nicht in der Kultur entstandenen Früchte, so
wie der Baumfrucht. Siliqua war aber bei den Römern ^eciell
die Hülsenfrucht.
Leider hat man schon seit dem Ende des Mittelalters, wo
allmälig die Wissenschaft sich wieder erholte, die beiden Namen
Legumen und Siliqua oft mit einander verwechselt, im Allge-
meinen wurde aber Schote (Siliqua) wie jetzt auf dem Markt und
in der Küche für Hülsenfrüchte gebraucht. So noch von Tourne-
fort in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Erst Linn^^ der
Restaurator der botanischen Wissenschaft überhaupt und He^-
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steller einer bestimmten Terminologie, d. h. der Lehre der Namen
für die äusseren Gestaltungen, nannte Legumen (d. i, Hülsen-
frucht) eine einfitcbrige, aus 2 Theilen (den Klappen, Valvae)
bestehende Frucht, wie sie zum grössten Theil in der Familie der
Hülsenfrüchtler oder Leguminosen vorkommen, während er unter
Siliqua (d. i. Schote) ebenfalls aus 2 Klappen bestehende, aber
durch eine Scheidewand in 2 Fächer getheilte Früchte, wie sie
bei den Kreuzblüthlem oder Cruciferen vorkommen, verstanden
haben will. Bei der Durchführung seines Systemes bekümmerte
er sich aber gar nicht um seine Definition und nannte Schote
(Siliqua) jede Frucht seiner 15. Klasse (Tetradynamae) oder der
Familie der Cruciferen, mochte sie ein Nüsschen, eine Glieder-
hülse u. s. w. sein, Legumen war ihm aber die Frucht der Pflan-
zen seiner 17. Klasse (Diadelphia) oder der Familie der Legumi-
nosae, mochte sie aussehen, wie sie wollte.
Ln gewöhnlichen Leben nennt man dagegen Hülsenfrüchte
(im Französischen Lögumes) eine Anzahl meist einjähriger Pflan-
zen aus der Abtheilung der Wickenpflanzen (Vicieae) deren
Früchte schon den Alten eine behebte Speise waren und den
Namen x€(J(>07rtf hatten. Die Frucht dieser Kulturpflanzen hiess
bei den Griechen i^oßog oder eXloßog.
Die Familie der Hülsenfrüchtler ist sehr gross und in der
Weise auf der ganzen Erde vertreten, dass die besonderen Ab-
theilungen in einzelnen Ländergruppen vertreten sind. Sie ist zum
grössten Theil leicht in ihren Arten zu erkennen, da diese in der
Regel gefiederte Blätter mit grossen Nebenblättern besitzen.
Man unterscheidet 3 Unterfamilien, die auch in so fern man
unter dem BegrifiFe Leguminosae keine Familie, sondern eine Klasse,
(d. h. Vereinigung mehrerer Familien) verstehen will, von einigen
Botanikern als besondere Familien betrachtet werden.
1) Die Mimoseen kommen hauptsächlich in den heissen
Ländern und auf der südlichen Hemisphäre vor. Sie haben selten
nur 10, meist viele auf dem Blüthenboden stehende (hypogynische)
Staubgefasse und eine kleine regelmässige Blumenkrone.
2) Die Caesalpiniaceen besitzen dagegen in der Regelnur 10
am Rande des Kelches stehende (perigynische) Staubgefasse und
eine grosse unregelmässige Blumenkrone. Sie sind ebenfalls haupt-
sächlich in heissen Ländern vertreten.
14*
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3) Die Schmetterlingsblüthler oder Papilionaceen
zeichnen sich endlich ebenfalls wie die Caesalpinaceen durch 10
am Rande des Kelches stehende (perigynische) Staubgefasse aus,
ausserdem aber haben die 5 Blätter der Blumenkrone eine be^
stimmte Stellung zu einander, die man die Schmetjierlingsblüthe
(Corolla papilionacea) nennt. In sehr grosser Menge wachsen sie
in den Landern der nördlichen gemässigten Zone.
Erste Unterfamilie.
Cäsalpiniaceen, Gaesalpiniaceae.
Eine den Schmetterlingsblüthlem nahe stehende fast nur aus
Gehölzen bestehende Familie; sie ist ebenfalls, wie diese, reich an
Arten, aber nur eine einzige Art, Ceratonia Siliqua L. wächst
jetzt in Griechenland, wuchs aber nicht im Alterthume daselbst.
Die anderen Arten kommen hauptsächlich in den heissen Län-
dern der Alten und Neuen Welt vor.
Theophrast ist der einzige unter den Griechen, der die Pflanze
als xeQCJvia kennt und richtig beschreibt (IV, 2, 4). Damach
ist dies Gehölz immergrün und wird nicht hoch, treibt aber aus
der Wurzel neue Stämme, während die alten Stämme absterben.
Die Blüthen der xegiovia sind weiss, die Früchte aber (xaiJTtcg
elloßoQ oder Schotenfrüchte) kommen kurzgestielt aus dem Haupt-
stamme und aus den Aesten hervor und werden mit dem unge-
eigneten Namen der Aegyptischen Feigen belegt. Der Baum, der
sie hervorbringt, wächst aber nicht in Aegypten, wie man nach
der Benennung glauben sollte, sondern in Syrien und lonien, so
wie auf einer Halbinsel Kariens, auf der die Stadt Knidos liegt
und endlich auf der Insel Rhodus.
Bis auf Strabo, der im Anfange unserer Zeitrechnung lebte
(XVII, 822) und Dioskorides, der kurz darauf seine Materia
medica schrieb, (im 158. Kap. des 1. Buches) wird das Johannis-
brod seit Theophrast nicht wieder von Griechen genannt, diese
beiden Schriftsteller nennen das Johannisbrod aber xsQazlay nicht
)t€QO)via, Nach Dioskorides sind die Früchte frisch aber nicht
dem Magen wohlthuend (xaxoaT6(ia%a)^ getrocknet dagegen be-
kommen sie ihm besser (^hvoTOfiaxdTBQa xat äwvQr]Tixa),
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Das Vaterland des Johannisbrodbaumes ist noch keineswegs
bestimmt, wahrscheinlich ist es aber Syrien und vor Allem Pa-
lästina. Im Neuen Testamente spielt es eine grosse Rolle. Jo-
hannes der Täufer, der Vorläufer von Christus, ernährte sich
von dem Johannisbrode in der Wüste, ein Umstand, der den
Christen Gelegenheit gab, die Frucht Johannisbrod zu nennen.
Nach Victor Hehn in seinem vorzüglichen Buche (3. Aufl. S. 396)
wurden die Samen wegen ihres ziemlich gleichen Gewichts von
den Arabern benutzt, um das Karatgewicht bei Gold einzu-
fuhren.
Ceratonia Siliqua L. wurde zeitig nach Rom verpflanzt und
die Früchte kamen als Siliquae graecae oder syriacae auf den
Markt. Der Name Siliqua ist die wörtliche üebersetzung des
griechischen sXkoßog (sc. xaQnoc) d. Schote und ging in die
meisten romanischen Sprachen über, in so fem wie in Spanien,
ausserdem in Nordafrika, nicht die arabische aus yceQaxia entstan-
dene Benennung Caroben und Algaroben in der Volkssprache
aufgenommen, eingeführt war. Nach dem Ende des Mittelalters
fahrten auch die Väter der Botanik den Namen Siliqua in der
Botanik ein und Linnö gebrauchte das Wort als Beinamen seiner
Ceratonia. Warum Linnö nach Dodonaeus das aus Keronia und
Keratia zusammengesetzte Wort Ceratonia als Genus-Namen für
den Johannisbrodbaum benutzt hat, und nicht das einfache Keronia
oder Keratia, begreife ich nicht.
Das Johannisbrod wird jetzt in mehreren warmen Ländern
in solchen Mengen angebaut, dass ganze Schiffsladungen davon
auch nach Hamburg kommen und zu wohlfeilen Preisen als nahr-
haftes Futter zur Mast für das Vieh empfohlen werden. Man
füttert, wie in Rom im Anfange unserer Zeitrechnung, besonders
die Schweine damit fett.
Zweite Unterfamilie.
Schmetterlingsblatliler, Papilionaceae.
Ueber die Ursache der Benennung habe ich bereits gesprochen,
ich kann deshalb ohne Weiteres zu den einzelnen, wie bereits ge-
sagt, geographisch begrenzten Abtheilungen der Gruppe über-
gehen.
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Erste Gruppe.
Ginsterpflanzen, Genisteae.
Das Wort Genista ist ein altes römisches Wort, unter dem
man schon Pflanzen aus dieser Gruppe verstand, welche schwierig
jetzt noch zu bestimmen sein möchten.
I. Stinkstrauch, Ana^ris L.
Der Name kommt nur bei Dioskorides (im 167. Kap. des
3. Buches) vor und bedeutet einen baumartigen Strauch mit ge-
dreiten Blättern und von starkem Gerüche. Wenn die Blüthe
dem Kohl ähnlich sein soll, so kann sich diese Aehnlichkeit nur
auf die gelbe Farbe beziehen. Die lange Hülse ist nierenförmig
(to oxrjfKx vecpQüJv), Diese wenigen angegebenen Merkmale ent-
sprechen der Anagyris foetida L.; einem Strauche, der in den
wärmereu Ländern des südöstlichen Europas, also auch in Grie-
chenland, in Kleinasien bis nach Syrien hin zu Hause ist. Vor
Dioskorides scheint er den alten Griechen nicht bekannt gewesen
zu sein. Er wurde in Rom zeitig eingeführt, denn Plinius spricht
bereits ein Mal (XXVII, 30) von ihm unter dem Namen Ana-
gyros so deutUch, dass kein Zweifel darüber sein kann.
Die Väter der Botanik kannten den Strauch ebenfalls als
Anagyris und Anagyros. Toumefort führte die erste Bezeichnung
als Genus-Namen ein und Linn6 folgte seinem Beispiele.
II* Drfisenfrncht, Adenocarpns DG.
Der deutsche Name ist die wörtliche Uebersetzung des latei-
nischen. Nur eine Art A. divaricatus (Cytisus) THer., ein ge-
spreizter Strauch, wächst in wärmeren Thälem des nördlichen
Griechenlands und war sicher den alten Griechen nicht bekannt.
Die Ursache der Benennung sind die zahbeichen Drüsenhaare auf
der Hülse.
III. Stielfrucht, Podocytisus Boiss. et Heldr.
Boissier und Heldreich bedienten sich dieses Namens für
einen hübschen Halbstrauch, den der letztere in Karamanien
(Kleinasien) entdeckt hatte und der deshalb auch den Beinamen
caramanicus erhielt. Später ist er auch im Peloponnes aufjgefun-
den worden. Der Genus-Name Podocytisus wurde gegeben, weil
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21^
die ^aclie Hülse mit einem Stiele versehen ist, was bei den ech-
ten Cytisus- Arten nicht der Fall ist. Die Alten haben die Pflanze
sicher nicht gekannt.
IT. Domklee^ Calycotome Lk*
Das Genus wurde von Link für einen zuerst von Poiret in
Nordafrika entdeckten niedrigen Strauch, Spartium villosum auf-
gestellt. Ob er derselbe ist, der auch in den wärmeren Ländern
des südlichen Osteuropa, auch in Griechenland, in Kleinasien und
in Syrien wächst, ist noch näher zu untersuchen. Ursache der
Trennung des Genus war, dass der obere Theil des Kelches
später ringsum sich löst und abfallt. Später wurden noch
einige andere Halbsträucher mit ihm vereinigt.
Calycotome villosa (Spartium) Poir., ist die einzige, welche
wie gesagt, auch in Griechenland vorkommen soll, und stellt gleich
den anderen einen niedrigen, aber domigen Strauch oder Halb-
strauch, der den alten Griechen sicher nicht bekannt war, dar.
Y. Binsenpfrleme^ Spartianthus Lk*
Link war es ebenfalls, der auf die generische Verschieden-
heit der südlichen Pfrieme (Spartium junceum L.) von der nörd-
lichen aufmerksam machte imd für sie das Genus Spartianthus
d. h. Pfriemenblüthe bildete, die Art aber selbst Spartianthus jun-
ceus nannte. Leider fühlte sich weit später Wimmer veranlasst, für
Spartium scoparium einen besonderen Namen, Sarothanmus scopa-
rius, zu geben und dadurch zur Verwirrung der botanischen No-
menklatur ebenfalls einen Beitrag zu liefern.
Das eigentliche Vaterland des Spartianthus lässt sich nicht
mehr bestimmen, jetzt hat sie einen sehr grossen Verbreitungs-
bezirk in den wärmeren Gegenden auf beiden Seiten des Mittel-
meers, also auch in Griechenland, sowie im Oriente bis nach
Syrien hin.
Die Alten kannten die Binsenpfiieme sehr gut und sprechen
häufig von den aus ihnen angefertigten Stricken. Dioskorides
nennt den Strauch anaQtlov^ also unserem Spartium entsprechend,
sonst führt er bei ihm auch den Namen onaQVog und anccQTov^
seltener anaQTrj. So heisst auch der Strick oder das Seil, was
haüjitsächlich aus der südlichen Pfrieme bereitet wurde. SnoQTOv
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ai6
in der Bedeutung von Strick kennt auch Homer (TL ü, 135),
aber es ist gleich aus welchem Material er angefertigt wurde.
Zu Strabo's Zeit wurde der Name and^xog auf eine ganz
andere Pflanze, auf ein Gras (nicht wie es gewöhnlich heisst, auf
einen Strauch), auf das heutige Lygeum Spartum L., übertragen.
Dieses Gras, was hauptsächlich in Nordafrika und Spanien wächst,
spielt neuerdings in England als Material zur Papierfabrikation
eine grosse Rolle.
Was Theophrast unter XivoanaQtov (I, 5, 2) verstanden hat,
ist, da er keine weitere Beschreibung davon gegeben hat, nicht
mehr zu ermitteln. Nach Fraas ist es die südliche Pfrieme,
ich möchte eher vermuthen, dass man unter livoanagvov eine
der in Griechenland wachsenden Binsen zu verstehen habe.
Was den Namen Spartium anbelangt, so war er für denselben
Strauch Spartianthus junceus (Spartium) L. in das Lateinische
übergegangen. Man möchte fast vermuthen, dass, da die Römer
für eine so wichtige und nützliche Pflanze keinen eigenen Namen
hatten, dass Spartium junceum L. erst von Griechenland nach
Italien gebracht worden sei. Die Väter der Botanik nahmen
ebenfalls für dieselbe Pflanze den Namen Spartium an. So ist es
geblieben bis auf Linnö, der noch einige ähnliche Pflanzen in
seinem Genus Spartium damit vereinigte.
YI. Zwergpfrieme^ Enantiosporton ۥ Koch.
Bei der Bearbeitung meiner Dendrologie habe ich mich ver-
anlasst gefohlt, hauptsächlich wegen der einander gegenüberstehen-
den Blätter, aus Spartium radiatum L. ein besonderes Genus,
Enantiosparton, wo schon der Name auf das Abweichende in der
Stellung der Blätter hinweist, aufzustellen. Es ist eine Gebirgs-
pflanze, welche ausser in Griechenland, auch in allen Höhenzügen,
welche Mitteleuropa von Südeuropa scheiden, bis nach dem süd-
lichen Frankreich hin, wächst.
Die alten Griechen haben sicher Enantiosparton radiatum
(Spartium) L. nicht gekannt.
TU. Ginster, Genista L.
Der Name Genista war schon den alten Römern für niedrige,
meist domige Sträucher, die ohne Zweifel auch dem heutigen
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217
Genus Geuista L. angehören, bekannt. Das Wort gebrauchten
auch die Väter der Botanik für dergleichen Pflanzen und ebenso
schliesslich Linn^. Ich habe zu bemerken, dass unter den Bota-
nikern über die Ausdehnung und den Umfang des Genus keine
üebereinstimmung herrscht. Ich habe es in der Ausdehnung an-
genommen, wie es in meiner Dendrologie geschehen ist (1. Band
S. 37).
In Griechenland wachsen vier Arten aus dem Genus Genista:
1. Genista horrida (Spartium) Sibth. et Sm. Genista acan-
thoclada DG. wächst in wärmeren Gegenden des südöstlichen
Europa und ausserdem in Eleinasien und Syrien. Man ist ge-
neigt, diese Pflanze für den 2xnQ7tiog des Theophrast zu halten.
2xoQ7i:iog wird in seiner Geschichte der Pflanzen nur sehr kurz
beschrieben, so dass man nichts daraus schliessen kann. Die an-
fangs weisse, dann in's Purpuifarbige spielende Blüthe soll aus
einem fleischigen Wulste unterhalb des Dornes entspringen (VI,
4, 2). Leider habe ich Genista horrida (Spartium) S. et Sm.
nicht im Leben gesehen, um zu beurtheilen, wie sich diese An-
gaben zur Wirklichkeit verhalten.
2. Genista carinalis Gris. kommt ausser in Griechenland
auch noch in wärmeren Ländern des südöstlichen Europa und in
Eleinasien vor.
3. Genista Sakellariadis Boiss. et Orph. bis jetzt nur auf dem
thessalischen Olymp gefunden.
4. Genista sagittalis L. kommt ausserdem auf beiden Seiten
der Süd- von Mitteleuropa scheidenden Gebirgszüge vor.
YUl. Pfriemenginster, Spartocytisns B. Webb.
Cytisus sessilifolius L. weicht im äusseren Ansehen und im
Blüthenbau von den übrigen Geisklee- Arten ab, sodass B. Webb
sich bewogen fühlte, es mit anderen, aber gamicht zusammen-
gehörigen Pflanzen in einem besonderen Genus, dem er den Namen
Spartocytisns ertheilte, zu vereinigen. Ueber das Wort brauche
ich nichts zu sagen, da über Spartum und Cytisus an anderer
Stelle gesprochen wird (S. 215, 223).
Der Strauch ist übrigens für Griechenland zweifelhaft, da er
seit Sibthorp nicht wieder in Griechenland angefunden ist. Er
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21$
wächst sonst nur in Italien, in dem südwestliclien Deutschland,
in Frankreich und im nördlichen Spanien.
IX. Geisklee, Cytisus L.
üeber den Namen Cytisus wird später ausführlich gesprochen
(S. 223); ich bemerke nur, dass, wie bei Genista, die Botaniker
auch über die Ausdehnung und den Umfang des heutigen Genus
Cytisus sehr verschiedener Ansicht sind. Ich nehme es in dem
Umfange, wie ich es in meiner Dendrologie gethan.
In Griechenland wachsen fünf Arten aus diesem Genus:
1. Cytisus triflorus l'Her. kommt in Griechenland, in Nord-
afrika, in Italien und in Südfrankreich, also in von einander ge-
trennten Ländern vor, es müssten deshalb noch, aber an lebenden
Pflanzen, Untersuchungen angestellt werden, wie sich die Pflanzen
aus den verschiedenen Ländern zu einander verhalten.
2. Cytisus spinescens Sieb, ein niedriger Halbstrauch, der
bis jetzt, ausser im Peloponnes, noch auf Kreta und auf der Eblb-
insel Athos beobachtet worden ist.
3. Cytisus hirsutus L. ein niedriger Strauch mit zahlreichen
ruthenförmigen Aesten, der ausser in Griechenland, noch auf dem
kaukasischen Isthmus, in Kleinasien, im südöstlichen Europa, be-
sonders im Norden, in Ungarn, in Süddeutschland, in Italien und
in der Schweiz vorkommt.
4. Cytisus capitatus Jacq. wächst ausser im Norden Griechen-
lands noch in Bosnien, in Ungarn, in Süddeutschland, Norditalien
und Südfrankreich.
5. Cytisus demissus Boiss. ein unbedeutender Halbstrauch, der
erst in neuerer Zeit auf dem thessalischen Olymp entdeckt wurde.
Xm Stranchklee, Teline Med.
Beide Namen sind erst von mir, der lateinische in der Den-
drologie (I, 30), in dem Umfange und in dieser Bedeutung fest-
gestellt worden. T^Xig bedeutet bei dem Sophisten Lucian
(und zwar in seiner Tragopodagra) eine dem Bockshorn oder
Griechischen Heu (TrigoneUa Foenum graecum L.) ähnliche
Pflanze und wird also in der ersten Hälfte des 2. Jahrhundertes
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n. Chr. zuerst, ausserdem aber nur noch bei lateinischen Schrift-
stellern, wie bei Plinius, genannt. Bei letzterem ist es wahrschein-
lich das Griechische Heu oder Bockshorn (Trigonella Foenum
graecum L.). Aus ihm bereitete man mit Zuziehung von Honig
und gewürzhaften Stoffen, eine Salbe, welche zuerst der Geschichts-
schreiber Polybios (also in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. v.
Chr.) erwähnt und deren Zusammensetzung wiederum Plinius
ziemlich genau beschreibt (bist. nat. XHl, 13). Medikus änderte
den Namen T^Xig in Teline um und gebrauchte ihn als Genus-
Namen für den bisher von Linn^ als Cytisus Monspessulanus und
Genista candicans beschriebenen Strauch.
Der Strauch, jetzt Teline candicans (Genista) L., bleibt für
Griechenland mehr als zweifelhaft. Keiner der neueren Reisenden
hat ihn daselbst, eben so wenig als sonst im Oriente beobachtet.
Lion^ lässt ihn nur in der Nähe von Montpellier und in Italien
wachsen. Wie er sich zu T. canariensis L. verhält, von dem er
nur eine weisshaarige Kulturpflanze zu sein scheint, ist noch nicht
entschieden.
XI. Wnndklee, Anthyllis L.
Der Name Anthyllis wird zuerst von Dioskorides (im 143.
Kap. des 3. Buches) für zwei Pflanzen, eine linsenartige und
eine starkriechende gebraucht. Dieses ist ebenfalls bei den
Römern der Fall. Hier ist es aber nur Plbius der den Na-
men kennt. Was die linsenartige Pflanze des Plinius anbelangt,
so ist es mir völlig unklar, was er darunter verstanden hat, die
starkriechende (und krautartige) ist aber wahrscheinlich Mutter-
kraut oder Kamille, Pyrethrum Parthenium (Matricaria) L. und
Chamomilla officinalis 0. Koch (Matricaria Chamomilla L.), die
beide noch jetzt in Griechenland viel verbreitete Pflanzen sind.
Dioskorides hat aber neben avdvlUg^ die zu seiner Zeit
auch av^ß^ig genannt wurde, (im 154. Kap. des 3. Buches)
noch eine zweite avi^e^iic^ die aber zum Theil aus strauchartigen
Pflanzen besteht. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass man
hierunter stark riechende Santolina-Arten, die mit der Kamille
und dem Mutterkraute sehr nahe verwandt sind, zu verstehen hat.
Strauch- und krautartige Santolinen sind in den meisten Mittel-
m^eerländem viel vertreten, in Griechenland aber nur die krautartigen.
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220
Der Leipziger Professor Rivin, der in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhandertes lebte, war der erste, der den Namen Anthyllis
auf Pflanzen, die bisher den Namen Vulneraria, also Wundkraut,
geführt hatten, übertrug und Linn^ folgte später seinem Beispiele.
Wir haben vier holzige Anthyllis -Arten, die mit dem ge-
wöhnlichen krautartigen Wundklee, Anthyllis Vulneraria L., in
Griechenland wachsen. Sie wurden von den alten Griecchen nicht
weiter beachtet und demnach auch nicht unterschieden.
1. Anthyllis Hermaniae L. (nicht Hermanniae) wurde von
Linn^ auch als Cytisus graecus beschrieben und ist ein hübscher
Strauch mit kleeartigen Blättern. Ueber den Namen Hermaniae,
der nichts mit der Bezeichnung Hermannia, mit der man das
Wort gewöhnlich verwechselt, habe ich nichts erfahren können.
2. Anthyllis Barba Jovis L. Wiederum eine für Griechen-
land zweifelhafte Pflanze, da kein neuerer Reisender sie wieder
beobachtet hat. Bis jetzt ist sie nur als im Peloponnes wild
wachsend von Bory, dem Botaniker der französischen Expedition
nach Morea angegeben. Ausserdem befindet sich aber noch in
Willdenow's Herbar ein getrockneter Zweig, angeblich von der
Insel Kreta stammend, vor.
3. Anthyllis aurea Vis. wächst im nördlichen Griechenland
ziemlich häufig und ist ausserdem nur noch in Dalmatien beob-
achtet worden.
4. Anthyllis montana L. soll nach Sibthorp auf Felsen in
den Bergen Griechenlands vorkommen, ist aber auf jeden Fall
eine mehr als zweifelhafte Pflanze für Griechenland^ da sie
nicht wieder beobachtet wurde. Sie wächst sonst in dem heuti-
gen Rumelien, in Bosnien, in Dalmatien, in Italien, in der
Schweiz, in Frankreich und in Spanien.
Zweite Gruppe.
Kleepflanzen.
L Sttdlftndisehe Kleepflanze^ Doryenium*
Der Name Joqvxviov kommt nur bei Dioskorides (75. Kap.
des 4. Buches) vor, bedeutet aber eine sehr giftige Pflanze, dem
Oelbaume ähnlich. Man hält sie allgemein für eine Strychnos-
Art, die Beschreibung der Blüthe entspricht aber nicht. Was
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221
die Römer anter Dorycniam verstanden, war bestimmt eine an-
dere giftige, aber einheimische Pflanze, über die sich gamichts
sagen lässt.
Dioskorides hatte das giftige Joqvxviov wohl auf seinen Rei-
sen gesehen. Er beschreibt die Pflanze genauer, als er sonst zu
thun pflegt Nach ihm sind die ölbaumähnlichen, sehr festen
Blatter rauh, die Blüthen aber weiss und haben in der Spitze
weisse und dichte Beutel (^^vkaxia) von ebenfalls weisser Farbe.
In Betreff der besagten Beutel möchte man sich den Blüthenstand
ähnlich wie bei der Kichererbse (Cicer arietinum L., sQißiv^og
der Griechen) einer im Süden, auch in Griechenland, allenthalben
angebauten Hülsenfrucht, denken, wo die unteren Blüthen sich
rasch in grosse und angeblasene Hülsen verwandeln, neben denen
die obem Blüthen zu stehen scheinen (äansQ igeßivi^ov). Die
5 und 6 kleinen und abgerundeten Samen gleichen denen des
''OQoßog (wohl Ervum Ervilia L.). Die Pflanze selbst wächst an
Felsen, aber auch am Meere.
Da Dioskorides vom giftigen otqixvov ausserdem noch be-
sonders spricht und darunter wohl ohne Zweifel auch die Mutter-
pflanze des bekannten giftigen Arzneimittels Nux vomica ver-
standen hat, so möchte vielleicht eine giftige Leguminose, deren
wir neuerdings mehrere kennen gelernt haben, die Mutterpflanze
des JoQvxviov des Dioskorides sein.
Das Wort Dorycnium hat Linnä als Artnamen einer be-
stimmten Pflanze, des Lotus Dorycnium (jetzt Dorycnium suffru-
ticosum VilL), benutet, während Toumefort es als Genus-Namen
für eine geringe Anzahl von ähnlichen Arten gebrauchte. Villars
und Willdenow nahmen später Dorycnium zur Bezeichnung eines
Genus an.
Aus dem Genus Dorycnium Vill. wachsen zwei lialbstrauchige
Arten in Griechenland.
1. Dorycnium hirsutum (Lotus) L. wächst in allen Ländern
Südeuropas, demnach auch in Griechenland, bis nach Syrien hin.
Die Pflanze war früher wie auch die folgende in Griechenland
nicht beobachtet worden, ihre Entdeckung verdankt man der
neuesten Zeit. Sie wächst an trocknen dürren Stellen der immer-
grünen Region.
Dorycnium intermedium Led. ist D. herbaceum Vill., ein
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in
Name, der, da die Pflanze nicht krautartig ist, sondern ebenfalls
einen niedrigen Halbstrauch bildet, mit Recht verworfen worden ist.
Die Pflanze ist dieselbe, welche in der Flora graeca von Sibthorp
und Smith als Lotus Dorycnium abgebildet wurde. Heldreich hat
Dorycnium intermedium Led. im Peloponnes, Orphanides auf dem
Pamass gefunden, während sie in Griechenland früher nicht
beobachtet war. Ausserdem wächst sie in Eleinasien, in den
Donauländem und im nördlichen Italien.
IL Luzerne, Medieago L.
Futterpflanzen haben bei allen Ackerbau treibenden Yölkem,
besonders des indoeuropäischen Stammes, eine grosse Rolle ge-
spielt und spielen sie noch. Im Alterthume bei Persem, Griechen
und Römern war es besonders eine krautartige Pflanze, die Lu-
zerne (Mr/dixri, Medicago sativa L.) und ist es bis auf den heu-
tigen Tag geblieben. In dem wärmeren Griechenland, so wie io
Italien, kam aber noch eine holzige Pflanze xvnaog und Cytisus
der Alten (Medicago arborea L.) dazu.
Je wärmer die Länder sind, um so mehr verschwinden die
Abwechslungen von Wiesen und Matten einerseits imd waldartigen
Ausbreitungen andererseits, an die Stelle der ersteren beiden treten
in der heissen Zeit südlicher gelegener, also wärmerer Länder,
pflanzenlose Stellen, selbst Wüsten. Der Grund dieser Erschei-
nung liegt in dem Bedürfnisse der atmosphärischen Luft eine be-
stimmte Menge Wasser in sich aufzunehmen, und zwar um so
mehr, als es wärmer ist Da aber das Wasser auch das organi-
sche Leben bedingt und gleichsam den YermitÜer zwischen den
einzelnen Wechselwirkungen in der Pflanze darstellt, also ihm
ebenfalls unentbehrlich ist, so findet beständig ein Kampf um das
Wasser zwischen der Vegetation und der atmosphärischen Luft statt.
Die Wissenschaft hat schon längst das Gesetz aufgefunden,
wie gross das Bedürfoiss der Luft je nach der herrschenden
Wärme an Wasser ist. Je wärmer, um so mehr muss die Luft
Wasser au&ehmen und um so stärker wird daher der Kampf
zwischen Vegetation und Luft. In unserem Norden werden bei
geringerem Bedürfiiisse an Wasser von Seiten der atmosphärischen
Luft unsere mit krautartigen Pflanzen besetzten Wiesen- bestehen
können^ nicht aW jenseits der Alp«n^, wo die Khift niedriger
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223
Pflanzen nicht mehr ausreicht und nur Gehölze, hauptsächlich
Bäume der Luft den nöthigen Widerstand entgegensetzen können.
Wir brauchen uns daher auch nicht zu wundem, wenn in Grie-
chenland auch Gehölze Futterpflanzen wurden.
Krautige Pflanzen, wie die, welche dem Menschen und dem
Thiere zur Nahrung dienen, wie das Getreide und die Futter-
pflanzen, können in wärmeren Ländern nur gedeihen, wenn ihnen
künstlich Wasser verschafft wird. Das verstanden schon im hohen
Alterthume die Perser vor Allem meisterhaft. Ruinen grossartiger
Wasserleitungen findet man noch allenthalben in Ländern des
Orientes, wo die alten Perser geherrscht haben. Von den Per-
sem lernten die Römer die Wasserleitungen kennen. Den Griechen
waren sie weniger ein Bedurfniss, da nur der schmale Küsten-
strich auf der Ostseite im Sommer sehr heiss war, durch das
nahe Meer aber wiederum die Wärme gemildert werden konnte.
Ln Gebirge wurde es dagegen nie heiss, sondern blieb auch in
den heissen Monaten ziemlich kühl.
Zu Futterkräutem eigenen sich, abgesehen von den Gräsern,
besonders Pflanzen aus einer Abtheilung der Schmetterlingablüthler
oder Papilionaceen, die Loteen oder Kleepflanzen. Ihre Anzahl
ist in den nördlichen und südlichen Ländern der gemässigten
nördlichen Zone sehr gross. Man fand auch bald die Pflanzen
heraus, welche sich am meisten zu Futterkräutern eigneten. Li
den Perserkriegen hatte man die Bekanntschaft mit der gewöhn-
lichen Luzerne (Mrjöixri der Alten, Medicago sativa L.) gemacht
Man lernte aber auch bald eine in Griechenland einheimische
holzige Pflanze (den xmioog, Medicago arborea L.) kennen, die
in Blättern und Blüthe mit der Mtjölx^ noa die grösste Aehnlich-
keit besass und als Futterpflanze dem Vieh eben so zusagte. Der
Strauch hatte bei den Griechen den Namen xvzcoog. Nach Nach-
richten, welche wir einer späteren römischen Zeit, dem Plinius,
verdanken, wuchs dieser Strauch ursprünglich auf der Lisel Kyth-
nos, einer der Cycladen. Er verbreitete sich von hier über die
ganze Liselgruppe aus und kam schliesslich auch nach dem eigent-
lichen Griechenland.
Die Benutzung der jungen Zweige von Bäumen als Futter
des Viehes ist in allen warmen Kulturländern uralt, und zwar
nicht allein für die Sommerzeit, sondern wie schon gesagt, man
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224
trocknete auch die Zweige und benutzte sie als eine Art Heu für
den Winter. Es geschieht dieses noch heut' zu Tage im Oriente
sowohl, wie bei uns hier und da in Deutschland, so in Schlesien
ganz gewöhnlich.
Die beiden in Griechenland als Futter für das Vieh be-
nutzten Pflanzen gehören einem und demselben Genus, was
von Linn^ den Namen Medicago erhalten hat, an. Beide
Pflanzen werden zuerst von Eupolis, einem Dichter der alten
Komödie, der zwischen 446 bis 412 in Athen gelebt haben soll,
genannt. Nach römischen Nachrichten des Plinius lebte aber auch
in Athen ein gewisser Amphilochos, der über beide Futterpflanzen
eine leider veriorene Abhandlung geschrieben hat. Leider er-
fahren wir über die Zeit, wann Amphilochos gelebt hat, gar nichts
(Plin. bist, natur. XHI, 130 und XVIII, 144).
Ich gehe nun zu der Beschreibung der beiden Medicago-
Arten über
1. Mrjdixi^ (Medicago sativa L.) wird ausser von Eupolis,
wie ich bereits gesagt habe, etwas später auch von dem Komiker
Aristophanes, der bis 388 v. Chr. lebte, erwähnt. Nach ihm ist
MfjdixTj ein vorzügliches Pferdefutter. Damit stimmt aber wie-
derum der Naturforscher Aristoteles, der kurze Zeit später über
die Pflanze spricht, nicht überein. Nach ihm soll der Genuss der
M^dixi] Kühen und Schafen die Milch entziehen, dagegen rühmt
er das Kraut als vorzügliches Bienenfutter (Hist. anim. III , 21
und IX, 40).
Theophrast kennt zwar MrjdiX'^ als Viehfutter (VIII, 7, 7 und
de caus. III., 15, 6), beschreibt sie aber nicht. Dagegen rühmt
sie der Geograph Strabo, der im Jahre 60 v. Chr. geboren wurde,
bei Gelegenheit einer Schilderung der sogenannten Kaspischen
Thore, der uralten persischen Stadt Derbend an der Westküste
des Kaspischen Meeres, wo das Kaukasische Gebirge plötzlich
abfallt. Als ich im Jahre 1844 Derbend besuchte, fand ich die
Luzerne in grosser Menge wachsend, ohne dass man von ihr den
geringsten Gebrauch machte.
Nach Strabo ist von den Griechen Dioskorides zu nennen,
der Mrjdixri^ aber nicht allein als Futterpflanze, sondern auch als
Arzneimittel bespricht (im 176. Kap. des 2. Buches).
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225
In noch grösserem Ansehen, als bei den Griechen, stand die
krautartige Luzerne, die Mrjdxi^ der Griechen, bei den Römern
und zwar als Pferdefutter und noch mehr um die Milch bei den
Kühen zu vermehren (Varr. IE, 2, 19). Am Höchsten stellt sie
in letzterer Hinsicht Columella (H, 10, 25).
Die Luzerne erhielt sich ihren Ruf als Futterpflanze das
ganze Mittelalter hindurch bis auf die neueste Zeit. Sie wurde
schon zeitig von den Römern nach Spanien verpflanzt und scheint
dort hauptsächlich in der Zeit, wo die Mauren daselbst festen
Fuss gefasst hatten, als Futterpflanze benutzt worden zu sein.
Geschichtlich weiss man durch Gallo, dass die Luzerne im Jahre
1550 aus Spanien nach Venedig kam und hauptsächlich in der
Nähe von Clauserne oder Lauzeme angebaut wurde. Von hier
wurde sie weiter verbreitet und zwar mit der Bezeichnung der
Lauzemer Futterpflanze, ein Name der später bei uns in Deutsch-
land in Luzerne überging. Das Wort Luzerne hat demnach mit
der Stadt Luzem, von der man hier und da den Namen ableitet,
gar nichts zu thun. Nach anderen Berichten soll jedoch die Lu-
zerne zu genannter Zeit durch Hercules Lucho direkt aus Griechen-
land, was damals venetianisch war, in der Republik Venedig ein-
geführt worden sein.
Schon 1570 befand sich die Luzerne zuerst als Wälscher
Klee auch in Deutschland und war besonders am Rhein, vor
Allem in der Umgegend von Mainz in Kultur. Allgemeiner wurde
ihr Anbau aber erst im 18. Jahrhunderte, wo er von Mainz aus
in der Umgegend der damals Churmainzischen Festung Erfurt
eingeführt wurde.
Hier war es vor Allem das Weimar'sche Dorf Stotternheim,
zwischen Erfurt und Weimar liegend, wo der Anbau im Grossen
geschah und der Samen nach allen Gegenden von Deutschland
versendet wurde.
Wir besitzen in Deutschland eine der ächten Luzerne sehr
ähnliche Pflanze, aber von weit geringerem Futterwerth. Es ist
dieses die Sandluzeme Medicago falcata L. Sie blüht gelb, wäh-
rend die Blüthen der ächten Luzerne, Medicago sativa L. eine
violette Farbe haben. Von dieser Sandluzerne haben wir einen
Blendling oder eine Hybride, wo die ächte Luzerne vorherrscht,
der noch mehr vom Vieh geliebt wird und noch mehr ihm be-
Kocli. 15
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kannt ist und in der Mark hauptsächlich im Grossen zum Futter
angebaut wird.
2. KvTiaog (Medicaga arborea L.). Leider haben wir durch
griechische Schriftsteller nur kärgliche Nachrichten erhalten. Man
muss daraus schliessen, dass man sie nur wenig und vielleicht
auch nur kurze Zeit als Futterpflanze benutzte. Gewöhnlich
nimmt man an, dass sie gleich der Mijdixij^ aus Persien stamme.
Das ist aber ein Irrthum. Weder Herr Dr. Buhse in Riga, noch
Herr Professor Haussknecht in Weimar, die sich in der neueren
Zeit längere Zeit in Persien aufgehalten, haben Medicago arborea
L. daselbst gefunden. Auch sprechen die Angaben des Plinius,
die ich schon mitgetheiit, dagegen. Jetzt wächst Medicago arborea
aber auf eine Weise in Griechenland, dass man annehmen kann,
sie wachse daselbst wild.
Abgesehen von dem, was wir von den beiden Athenern
Eupolis und Amphilochos erfahren und worüber ich schon gesprochen,
haben wir noch andere Mittheilungen aber xvriaog (Medicago
arborea L.). Was zunächst das Wenige anbelangt, was Hippo-
krates über die Pflanze gesagt, so möchte es nach Yictor Hehn
einer späteren Zeit angehören. Wichtiger sind die Mittheilungen
des Theophrast, wenn auch sonst ungenügend.
Nach Theophrast ist xvTiang ein Strauch (IV, 4, 6) mit
einem sehr festen Kernholz (jifitQft I, 6, 1 und V, 3, 1), was mit
dem festen Kernholz (jielavÖQvov^ s. S. 52) der Eiche verglichen
wird. Dasselbe sagt auch weit später Plinius in seiner Natur-
geschichte (XVI, 186 und 204). Demnach wäre es ebenso be-
schafPen, wie das unserer beiden Bohnenbäume, Labumum
vulgare Gris. und alpinum (Cytisus) L. Wegen der schwarzen
Farbe und der Schwere dieses Kernholzes wurde es in den frühe-
ren Zeiten vielfach als Schwarz-Ebenholz in den Handel gebracht
und wurde als unechtes Ebenholz bezeichnet. (Vergl. bei Diospy-
rus Ebenus S. 134).
Ich bemerke hierbei, dass die Griechen unter (iri%Qct keines-
wegs, wie Wimmer meint, das Mark der Pflanzen allein verstan-
den haben, sondern furjtQa ist der innerste Theil eines Stammes,
der sich auf irgend eine Weise von dem übrigen Holze unter-
scheidet, demnach auch wie bei Medicago arborea L. das Kern-
holz, was in diesem Fall das Mark vertritt.
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227
Auffallend ist die Bemei^img des Theophrast, das xvriaog
sich gegen andere in der Nähe stehende Gehölze in so fem feind-
lich zeige, als es sie absterben mache (IV, 16, 5). Es gäbe aber
auch eine Pflanze aXifiog mit Namen, (Atriplex Halimus L.
siehe unter den Chenopodiaceen S. 85), die umgekehrt diesen Ein-
fluss auf xvTiaog ausübe und sie absterben mache. Theophrast
erklärt diese Erscheinung durch den grossen Grehalt an Koch-
salz, den äXifiog habe.
Medicago arborea L. kam mit der griechischen Benennung
Cytisus auch zeitig nach Rom und wurde daselbst ebenfEills nach
Plinius eine beliebte Futter- und Bienenpflanze (hist. nat. XIII,
130 bis 134).
Was die Namen anbelangt, so wurde das Wort xvviaog schon
Yon den Yätem der Botanik im 16. Jahrhundert für eine Reihe
einander nahestehender Sträucher aus der Gruppe der Ginster-
pflanzen oder Genisteen eingeführt. Toumefort machte aus ihnen
mehrere Genera, Linn^ nur drei: Cytisus, Genista und Spartium.
üeber sie ist bereits gesprochen worden. Ich bemerke nur noch,
dass die jetzigen Systematiker über die Ausdehnung und über
den Begriff der genannten Genera sehr verschiedener Ansicht sind.
Was den Namen Medicago, den Linn^ für die Luzerne-Arten
eingeführt hat, betrifft, so wurde er zuerst von Toumefort für
eine kleine Anzahl abweichender krautiger Arten gegeben, wäh-
rend die übrigen als zu Medica gehörig von ihm betrachtet wur-
den. Was Linn^ bestimmt hat, den Toumefort'schen Namen
Medicago gerade für die echten Arten unserer Luzerne zu wäh-
len, lässt sich nur in der Eigenthümlichkeit des grossen Refor-
mators suchen, früheren Namen eine andere Bedeutung unterzulegen.
An den Linn^'schen Namen und ihrer Bedeutung festhaltend, sah
schon der Pisaner Savi sich veranlasst, 1798 in seiner Flora Pi-
sana für die abweichenden wenigen Luzerne-Arten ein besonderes
Genus, Hymenocarpüs, aufzustellen. Der deutsche Name Schnecken-
klee hat seinen Grund in den Schnecken- oder spiralförmig auf-
gerollten Hülsen. Nur bei wenigen Arten, und dazu gehört auch
unsere Sand* Luzerne, machen die Hülsen nur eine halbe
Windung. Ueber den Namen Luzerne ist bereits gesprochen
(S. 225).
16*
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228
Dritte Gruppe.
Gaiskleepflanzen, Galegeae.
I. Blasenstranehy Colntea L.
Der Name xolnvria kommt nur bei Theophrast zugleich mit
xoXoixea vor (III, 17, 2. 3). Damach bedeuten beide Namen
zwei sehr verschiedene Gehölze, ein bäum- und ein strauchartiges,
die nur die Hülse (loßog) gemeinschaftlich haben. Ein Mal lässt
aber Theophrast KolovrSa auf Lipara, einer der äolischen Inseln
(III, 17, 2) wachsen, das andere Mal ist es xoloiTca (I, 11, 2),
was daselbst vorkommen soU. Beide Gehölze, xoXovria und xo-
loiTea werden ausserdem noch an einer und derselben Stelle des
Theophrast, aber sehr ungenügend beschrieben (III, 17, 2 und 3),
1. xoXovzia ist ein grosser umfassender Baum, der auf der
zu der äolischen Gruppe gehörigen Insel Lipara wächst. Seine
Fruchte gleichen denen der Linse und sind besonders geeignet,
die Schafe fett zu futtern. Die Samen keimen auch am Besten
auf Schafmist. Drei Jahre wächst xokovrea gerade in die Höhe
und man schnitzt Stöcke aus seinem Holze. Im Blatte ist xoXoV'
xea der irijiec; einer bereits besprochenen Pflanze (S. 218) ähn-
lich. Sie verträgt endlich keine Verstümmelung und schlägt nicht
wieder aus, wenn sie abgehauen wird, sondern stirbt ab.
2. xoloitia ist ein auf Kreta vorkommender Strauch von
bedeutender Verästelung und kommt nicht häufig vor. Sie hat
ein rundhches, der Ulme ähnliches Blatt, was anfangs grün ist,
aber allmälig in Weiss übergeht. Eigenthümlich ist die Nervatur,
besonders auf der Unterseite. Die Rinde ist ähnlich der der
Weinrebe und schliesst ein trocknes und hartes Holz ein.
Nach diesen Beschreibungen der xolovria und der xoXotxia
bestimmte Pflanzen feststellen zu wollen, ist gamicht möglich.
Eine Leguminose in Gestalt eines so mächtigen Baumes, wie bei
Theophrast angegeben ist, wächst im ganzen Oriente nicht. Am
meisten könnte es noch Gleditschia caspica Desf., die ich im
Vaterlande beobachten konnte, sein, die aber doch nie ein sehr
grosser Baum wird. Nach einer anderen Stelle (HI, 14, 4) soll sie
Blätter, denen der Weiden, an einer dritten Blätter denen des
Pfirsichbaumes ähnlich haben. Wäre dieses richtig, so könnte
xoXovrea gar keine Leguminose sein, am allerwenigsten Colutea
arborescens L., wie Wimmer will. Man könnte viel eher, wie
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229
Andere glauben, an eine Weide, wenn auch nicht an Salix Ca-
prea L., die strauchartig bleibt, sondern an eine Baumweide, un-
serer Salix alba L. etwa entsprechend denken. Die kleinen
Fruchte der Weiden haben auch entfernte Aehnlichkeit mit häu-
tigen Hülsenfrüchten.
xokoitia soll ferner ein Strauch sein mit rundlichen, allmalig
weiss werdenden Blättern, die ausserdem sich noch durch eine
besondere Nervatur auszeichnen. Es sind dieses Merkmale, die
aber nicht auf Colutea arborescens L. passen, wo die Blätter
freudig-grün sind. Eher könnte man an unsere Bohnenbäume,
Labumum vulgare Gris. und alpinum (Cytisus) L. denken, wie
es auch geschehen ist. Diese kommen aber gamicht in Griechen-
land vor.
Colutea arborescens L. wächst in allen Gebirgen des heutigen
Griechenlands und war bestimmt auch im Alterthume daselbst
ein allgemein verbreiteter Blüthenstrauch. Es wäre allerdings
auf&llend, wenn die Ghiechen einen solchen in die Augen fallen-
den schönen Blütlienstrauch gamicht gekannt haben sollten. Der
Strauch wächst jetzt auch im übrigen Südost-Europa, in Trans-
kaukasien und in Kleinasien einerseits, im mittleren und südlichen
Europa bis Frankreich und in Nordafrika andrerseits.
Einen Baum Colutea kannten auch die alten Römer, aber
nur Plautus (Pers. I, 3, 7) nennt ihn ein einziges Mal. Die
Väter der Botanik verstehen unter Colutea ebenfalls den Blasen-
strauch (Colutea arborescens L.). Als Genus-Namen führte ihn
Toumefort ein und Linn6 gebrauchte das Wort ebenfalls in seinem
Systeme zur Bezeichnung derselben Pflanzen.
Vierte Gruppe.
Traganthpflanzeo, Astragaleae.
Der Name aOTQciyaXog bedeutet ursprünglich bei den Grie-
chen einen Wirbelknochen, wnrde aber zur Zeit des Dioskorides
auf eine Pflanze übertragen, warum? wird nicht gesagt. Dios-
korides versteht einen niedrigen kleinen Strauch mit Blättern,
denen der Kichererbse (Cicer arietinum L.) ähnlich, und mit
kleinen purpurrothen Blüthen darunter. Ausserdem soll die Wur-
zel rund, der des Rettig ähnlich sein, und schwarze feste An-
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hangsel haben. Zerrieben bildet sie nach Dioskorides das eigent-
liche AizneimitteL
Was unter Astragalas Dioskorides verstanden hat^ lässt sich
nicht annähernd sagen, auf keinen Fall aber eine Art des heuti-
gen Grenus Astragalus L.
Die Römer hatten ebenfalls nach PUnius (XXVI, 46) eine
Pflanze Astragalus, die vielleicht dieselbe ist, wie die des Dios-
korides. Sie hatte lange Blätter mit vielen Einschnitten und
Blüthen der Hyacinthen. Die Wurzeln waren wollig, roth und
hart. Nach diesen Mittheilungen möchte man geneigt sein, eher
eine Monokotyle, vielleicht aus der Familie der Aronspfianzen,
anzunehmen. Unsere gemeine Aronswurz entspricht einigermassen.
Genannte Pflanze ist aber wiederum kein Strauch, sondern eine
krautartige Pflanze. Die Yäter der Botanik hatten im 16. und
17. Jahrhundert dem Worte Astragalus eine ganz andere Bedeu*
tuDg untergelegt. Wie sie darauf gekommen sind, habe ich ver-
gebens zu erforschen gesucht. Bei ihnen bedeutet Astragalus
Pflanzen und zwar hauptsächlich jährige, die in das Linnä'sdhe
Genus dieses Namens gehören. Toumefort hatte zwei Genera
aus der ausserordentlich grossen Anzahl von Arten gemacht: Astra-
galus und Tragacantha.
Ueber den Namen Tfaydxav^a werde ich mich noch später
aussprechen (S. 266) und muss jetzt dahin verweisen. Ich will
nur bemerken, dass Theophrast dornige Traganthpflanzen (d. h.
Arten des jetzigen Genus Astragalus) bereits kannte, aber nicht
weiter beschrieben hat. Sie wuchsen übrigens nicht allein auf
Kreta, sondern auch im eigentlichen Griechenland, hauptsächlich
im Peloponnes, wo besondere Gegenden, wie Achaja und Arka-
dien, bezeichnet werden. Auffallend ist, dass im Alterthume Tra-
ganthgummi in nicht geringer Menge in Griechenland gewonnen
worden zu sein scheint, was jetzt nicht mehr der Fall ist.
FUnfte Gruppe.
Esparsettpflanzen, Hedysareae.
Die Zahl der holzigen Esparsettpflanzen, welche man in Grie-
chenland angefunden hat, ist nicht gering und beträgt 6. Esp^r^
sette (Onobrychis viciaefolia Scop. 0. sativa Lam. Hedysamm
Onobrychis) ist dagegen eine erst spät, zuerst 1600 als Sparce in
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asi
der Daaplnnö, dtum 1716 in Deutschland als Esparsette einge
führte krautige Futterpflanze.
Das Wort 'HdvaaQov kommt nur bei Dioskorides (im 136. Kap.
des 3. Buches) vor und bedeutet einen Strauch mit kleinen, denen
der Kichererbse (Cicer arietinum L.) ähnlichen Blättern. Die
Fruchte sind Hülsenfrüchte und besitzen die Gestalt von Hörnern
(loßovg de xegarloig ioi^xoTag), Die Samen haben eine Feuer-
farbe (nv^^ov) und die Grestalt eines Beils. Der letztere Um-
stimd ist Ursache, warum die Salbenbereiter (^MvQexpbg) die
Pflanze als Beilpflanze, nelexlvogy bezeichneten. Eine Pflanze
dieses letzten Namens kennt auch Theophrast (VHL, 8, 3) und
es geht aus ihrer Beschreibung hervor, dass es das 'HdvaaQov
des Dioskorides ist. Die Römer übersetzten das Wort mit Secu-
ridaca (Plin. bist. nat. XXVII, 35), beschrieben aber die Pflanze
nicht weiter.
Welche Pflanze Dioskorides als ^HdvaaQov^ Theophrast als
mkeklwog verstanden hat, möchte schwer festzustellen sein. Auf
jeden Fall ist es eine Art ähnlich dem Grriechischen Heu (Tri-
gcmella Foenum graecum L.), vielleicht auch ähnlich dem Stein-
klee (den Melilotus-Arten) und ebenfalls ein Sommergewächs, da
es unter Gerste und Weizen wachsen soll. Die Samen genannter
Pflanzen wurden und werden noch zu Salben verbraucht. ^HöioaQov
soll aber wiederum nach Dioskorides ein Strauch sein, was dem
widerspricht, dass die Pflanze unter Getreide wachsen soll.
Hedysarum und Securidaca wurden als Pflanzennamen bereits
von den Vätern der Botanik in der Wissenschaft eingeführt und
zwar für eine grössere Anzahl von Schmetterlingsblüthlem mit
Gliederhülseu, die aber mit den Hedysaron-Arten des Dioskorides
gar nichts zu thun haben. Linn^ bediente sich wiederum des
Wortes Securidaca für zwei amerikanische Pflanzen als Genus-
Namen.
Nicht weniger als sechs holzige Hedysareen kommen, wie
gesagt, in Griechenland vor, waren aber sämmtUch den alten
Griechen nicht bekannt.
I. Ebenus Sibthorpii DC, als Ebenus pinnata in der Flora
graeoa abgebildet, wurde an offenen sonnigen Stellen der griechi-
schen Gebirge vielfach beobachtet und wächst ausserdem noch
auf der Halbinsel Athos und auf der Insel Rhodus. Ueber den
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Namen Ebenus, den Linn^ ebenfalls ganz willkührlich auf zwei
Schmetterlingsblüthler übertrug, habe ich bei der Familie der
Ebenaceen mich ausgesprochen (S. 134).
II. Alhagi Graecorum Boiss. (Hedysarum Alhagi der griechi-
schen Flor, nicht L.) ist bis jetzt nur am Meeresufer von Attika
und auf den Cycladen beobachtet worden. Der Name Alhagi ist
arabischen Ursprunges und bedeutet die Pflanze, auf der die
Manna der heiligen Schrift entstanden sein soll. Ob auch auf
Alhagi Graecorum Manna entsteht, vermag ich nicht zu sagen.
Durch den berühmten Reisenden Rauwolff aus Augsburg, der
1573 bis 1576 den Orient bereiste und uns über die biblische
Manna zuerst bestimmtere Nachrichten mittheilte, wurde das Wort
Alhagi (Alhadsch eigentlich ausgesprochen) auch bei uns bekannt
und bald darauf durch die Väter der Botanik zur Bezeichnung
der Mutterpflanze der biblischen Manna in der botanischen Wissen-
schaft eingeführt.
in. Vier Kronenwicken, Coronilla L. Das Wort Coronilla
wurde von Lobel zuerst in der Wissenschaft für eine bestiromte
Kronen wicke eingeführt und dann von Rivin, der Professor der
Botanik in Leipzig war und 1723 starb, noch auf einige ähnliche
Pflanzen übertragen. Linn6 entlehnte das Wort in derselben Be-
deutung.
1. Coronilla emeroides Boiss. et Spr. ist die Coronilla Emerus
der Flora graeca, aber nicht L. und ein in Griechenland sehr ver-
breiteter Strauch. Der Name Emerus wurde zuerst von dem Ita-
liener Caesalpin, einem der ausgezeichnetsten Väter der Botanik,
einer ähnlichen Pflanze Coronüla Emerus L. gegeben. CoroniUa
emeroides hat eine grosse Verbreitung nach Osten, während Coro-
nilla Emerus hauptsächlich im Westen Europa's wächst, und
kommt ausserdem in den wärmeren Ländern des südöstlichen
Europa's und in Kleinasien bis nach Syrien und in dem Liba-
non vor.
2. Coronilla glauca L., ein sehr verzweigter Strauch, der
neuerdings auf Felsen Böotieos und Attika's vielfach beobachtet
wurde. Ausserhalb Griechenland wächst er noch im heutigen
Rumelien und in den Mittelmeerländern.
3. Coronilla globosa Lam., ein Halbstrauch, der besonders
auf Kreta beobachtet wurde.
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4. Coronilla vaginalis Lam., ebenfalls nur Halbsta^uch. Für
Griechenland ist er zweifelhaft, da er nur von Sibthorp im Pelo-
ponnes angegeben, aber nicht wieder anfjgefunden wurde. Coro-
nilla vaginalis Lam. wächst ausserdem in den Donauländem, in
Dalmatien, in Italien, in Süddeutschland, in der Schweiz und im
östlichen Frankreich.
Sechste Gruppe.
Sophoreen, Sophoreae.
Sophera ist arabischen Ursprunges und bedeutet eine gelb-
blühende Pflanze.
In dieser Gruppe steht das Genus Cercis zweifelhaft, aber
ebenso wenig ist es bei den Caesalpiniaceen, wohin es andere
Botaniker bringen, an seiner Stelle. Ursache dieser zweifelhaften
Stellung ist, dass die zu Cercis gehörigen Pflanzen Schmetter-
lingsblüthen, aber auch einen gradstehenden Embryo, gleich den
Cäsalpiniaceen, besitzen.
Aus diesem Genus Cercis wächst eine Art sehr häufig in
Griechenland, es ist dieses der Jjidasbaum Cercis Siliquastrum L.
Der schöne vor den Blättern blühende Strauch hat, abweichend
von aodem auf der nördlichen Hemisphäre wachsenden Schmetter-
lingsblüthlem, nicht gefiederte, sondern rundliche Blätter und stellt in
den Gärten einen sehr beliebten Blüthenstrauch dar. Aufliallend wäre
es auf jeden Fall, dass er den alten Griechen nicht bekannt ge-
wesen sein sollte, ich habe ihn aber mit keinem griechischen
Pflanzeunamen identifizifen können, xiqxig ist, wie ich gleich
zeigen werde, eine ganz andere Pflanze, wo seine eigentliche Hei-
math ist, lässt sich nicht mehr sagen. Er wächst ausser in Grie-
chenland, noch in Bulgarien, in Rumelien, bei Konstantinopel, in
Kleinasien, auf der Insel Rhodus, in Syrien und endlich im nörd-
lichen Persien.
Was die Namen Cercis und Siliquastrum anbelangt, so kommt
x€Qxlg nur einmal bei Theophrast (III., 14, 2) vor und wird so
genau beschrieben, dass man den Baum, den er verstanden, sehr
leicht herausfinden kann. Es ist nämlich xeQxlg eine interessante
Pappel mit verschieden gestalteten Blättern, Populus euphratica
Oliv., derselbe Baum, Garab im Alten Testamente genannt, unter
dem die in die babylonische Gefangenschaft geführten Juden nach
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dem 137. Psalm getrauert haben sollen. Wenn Linn^ dagegen
behauptet, dass unsere jetzige babylonische Weide dieses gewesen
sei, so ist dieses ein Irrthum, denn diese wächst gar nicht in
Mesopotanien und wurde wegen der zu grossen Wärme daselbst
auch nicht wachsen können. Ich habe mich auch deshalb bei der
Bearbeitung meiner Dendeologie gezwungen gesehen, den Linn^'-
schen Namen Salix babylonica, um weitere Verwirrungen zu ver-
meiden, ganz und gar zu verwerfen und dafür einen späteren, aber
bereits vorhandenen, Salix pendula Mönch einzuführen.
Den Namen Cercis hat Linn^, wie sehr oft willkürlich auf
den Judasbaum übertragen, während Toumefort diesen Siliqua-
strum nannte. Den letzteren Namen scheint der Judasbaum
hauptsächlich bis in das 18. Jahrhundert auch aUgemein geführt
zu haben. Er wurde durch Belon (Bellonius) in der Mitte des
16. Jahrhunderts (1553) gegeben, hat aber wiederum gar nichts
mit dem altrömischen Siliquastrum zu thun, da dieses Wort zur
Zeit des Plinius einer so sehr gewurzhaften Pflanze gegeben wurde,
dass man sie auch Piperitis nannte.
Den Namen Judasbaum, Arbor Judae, hat das Gehölz, was
eher einen Strauch, als einen Baum darstellt, ebenfalls zuerst von
Belon erhalten; der Name wurde von allen Vätern der Botanik
angenommen. Er soll diesen Namen erhalten haben, weil man
glaubt, Judas habe sich an ihm erhängt
Zweite Abtheihing.
Pflanzen mit bodenständigen Staubgefässen,Hypogynae.
Erste Familie.
Lindenblüthler, Tiliaceae.
Unter diesem Namen vereinigt man Gehölze und Kräuter, die
zum grössten Theil wärmere Länder bewohnen. Nur die holzigen
Linden -Arten des Genus Tilia kommen hauptsächlich in kaltem
Ländern, besonders in Gebirgen vor. Das Wort Tilia kannten
schon die Römer für die Linde und Linn^ führte es auch in der
systematischen Botanik als Genus-Namen für die Linden ein.
Li Griechenland wachsen zweierlei Linden: Tilia vulgaris
Hayne und TiUa tomentosa Mnch. Die erstere hat De Candolle
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T. intermedia genannt, weil er sie ftr einen Blendling der gros»-
und kleinblättrigen Linde (T. platyphyllos Scop. und olmifolia
Scop.) hielt. Dass diese Linde, die noch jetzt mit Unrecht viele
Botaniker für einen Blendling halten, eine sehr gute Art aber
darstellt, beweist unter Anderem, dass sie mit der Silberlinde
allein südwärts von der Donau im Osten Eluropa's vorkommt und
selbst grosse Wälder bildet. Sie ist die q>ilvQa des Herodot, des
Theophrast u. s. w. und wird von letzterem mit ihrem Baste ge-
nau beschrieben. Dass der Bast im alten Griechenland schon viel
gebraucht worden ist, ersieht man daraus, dass man unter g>ilvQa
häufig auch nur den Bast verstand. Eine Eigenthümlichkeit der
Linde erzählt Theophrast (I, 10, 1, und de caus. 11, 19, 1), die
ihm von Landbewohnern mitgetheilt worden, und die nicht, ohne sie
hier zu besprechen, übergaogen werden darf, dass nämlich mit dem
Eintritt des Sonuner-Solstitiums die Blätter sich nach der andern
Seite drehen. Es ist diese Mittheilung der alten Griechen so
interessant, dass sie wohl werth ist, auch von uns untersucht zu
werden, in wie weit sie sich bestätigt.
Die Linde ist bekanntlich einer der schönsten Bäume, beson-
ders als Einzelpflanze, wenn es sich um Schatten handelt Sie
ist, wie ich oft schon an andern Stellen ausgesprochen, und nicht
die Eiche, wie man fälschlich hier und da glaubt, der Baum der
Deutschen. Unter Linden sprach die heilige Vehme in West-
phalen ihre Yerdikte. Könnte sie nicht ebenso in den ältesten
Zeiten Griechenlands ein Baum gewesen sein, den man in der
Nähe der Wohnung anpflanzte und unter dem man Schatten
suchte? Allerdings nicht von Homer selbst, wohl aber nach spä-
teren Nachrichten, selbst auch durch Theophrast wiss^i wir, dass
die Helden des trojanischen Krieges Bäume liebten und es für
dae Pflicht hielten, dergleichen anzupflanzen. Dass die Platane
zu Homer's Zeit noch nicht eingefährt war, und demnach auch
in jeier Zeit noch nicht zum Anpflanzen als Einzelbaum benutzt
werden konnte, wissen wir bereits. Könnte es nicht möglich sein,
dass die Homerischen Griechen unter xXfi^Qti dem einen der
Bäume, welche Kalypso vor ihrer Höhle angepflanzt hatte und
welchen auch Pausanias zu den Bäumen der Haine und der
Nymphäen rechnet, eine der beiden in Griechenlfmd wachsenden
Linden verstanden hätten? Es kommt doch oft vor, dass^ im Yer-
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laufe von Jalirhunderten die Namen der Bäume gewechselt haben,
besonders wenn eine Stadt den Ton angiebt und geistig über die
übrigen Städte und Provinzen herrscht, wie es in Griechenland
mit Athen der Fall war? Das griechische Wort g)ilvQa für Linde
hat von den Griechen zuerst Herodot aufgeführt.
Da aber in Griechenland zwei verschiedene Linden wachsen,
so könnte die eine die Herodot'sche q>iXvQ(x^ d. h. Tilia vulgaris
Hayne, sein und die Homer'sche xXr^&Qri wäre die Silberlinde
(Tilia tomentosa Mnch., T. alba W. et K.). Wenn es nun richtig
wäre, was Sprengel in seiner Geschichte der Pflanzen behauptet
(p. 76), dass Theophrast in seiner Abhandlung de causis (nach
ihm II, 26), die Blätter seiner dort erwähnten Linde weiss QipiXXa
exlevxoteQo) sein lässt, so hätten die Griechen auch schon zwei
Linden unterschieden.
Wenn man die leider mangelhafte Beschreibung der xlij&^a
bei Theophrast nachliest, so stimmt diese xXri&Qa ohne allen
Zweifel weit mehr mit der Linde, als mit der Erle überein. In
dieser Beschreibung hat xXij&Qa deutliche Blüthen, die nach dem
Sommer-Solstitium (jUfi^a t,e<pvQOv III, 4, 2), also ohngefähr im
Juli erscheinen, um diese Zeit blüht auch die Silberlinde bei
uns. Femer besitzt der Stamm der xkrjd'Qa eine aufrechte Rich-
tung und weiches Holz, auch weiches Mark, was beides die Erle
nicht besitzt (III, 14, 3).
Die Beschreibung der Blätter und der Rinde von xX'q&Qa
passt dagegen mehr auf die Erle, zumal hierbei wiederum gesagt
wird, dass im Widerspruch mit der obigen Angabe, die Grösse
des Gehölzes der der Haselstande nachstehe. Aber welcher Art
Corylus? Corylus Columa L. wird Baum und meine Corylus
pontica erhält auch eine nicht geringe Höhe.
Nach diesen einander widersprechenden Mittheilungen scheint
es fast, als wenn Theophrast zweierlei Gehölze vor sich gehabt
hätte. In diesem Falle wäre es wohl möglich, dass man unter
letzterem die Erle verstehen könnte, während das erstere dagegen
zumal es mit der xkrä^Qi] des Homer übereinstinunt, eine Linde
darstellt.
Auguste Guillaume Bosc, einer der Freiheitshelden dw
grossen französischen Revolution, und der Landwirthschaft, vor
Allem dem botanischen Theile derselben, sehr ergeben, schliess-
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lieh als Professor der Pflanzenkultaren am Museum d'histolre
Baturelle in Paris angestellt, hat eine Linde unter dem Namen
Tilia Corinthiaca beschrieben (nouv. cours d'hist. d'agric. XIII,
139), die er aus Korinth erhalten haben will. Wegen der schönen
rothen Farbe der jüngeren Aeste gab ihr De Candolle den Namen
Tilia rubra. Nach dem ersteren Namen müsste sie ebenfalls in
Griechenland wachsen. Da sie aber den griechischen Botanikern,
so wie Boissier, dem Verfasser einer Flora des Orients, nicht be-
kannt zu sein scheint, und gar nicht mit Bestimmtheit ihre Ab-
kunft aus Korinth angenommen werden kann, so lässt sich auch
gar nichts weiter über sie sagen.
Zweite Familie.
Sapindaceen, Sapindaceae.
Unter diesem Namen vereinigt man jetzt mehrere kleinere
Familien, wie die Ahomgehölze (Aceraceae), die Rosskastanien
(Hippocastanaceae) u. s. w. zu einer einzigen grossen Familie.
Das Wort Sapindus (d. i. quasi sapo indus) wurde zuerst von
dem Pariser Botaniker und Lehrer Linn^'s, von Tournefort, einer
Pflanze, dem späteren Sapindus Saponaria L , gegeben, weil die
Fruchtschale in ihrem Vaterlande Westindien allgemein als Seife
gebraucht wurde und noch gebraucht wird.
Erste Unterfamilie.
Ahorngehölze, Acereae.
Als Acer bezeichneten schon die alten Lateiner die verschie-
denen in Italien wildwachsenden Ahombäume, aber auch die
Väter der Botanik vom 15. Jahrhundert an benutzten das Wort
für die damals bekannten Arten dieses grossen Geschlechtes.
Linn^ hat endlich das Verdienst das Wort in derselben Bedeu-
tung auch in der neueren Systematik eingeführt zu haben.
Griechenland ist reich an Ahorn-Gehölzen, nicht weniger als
8 Arten hat man bis jetzt daselbst aufgefunden, die alten Grie-
chen unterschieden nach Theophrast aber nur zwei Arten: eine
hohe und baumartige in der Ebene und eine niedrige strauch-
artige im Gebirge. Die erstere nannten sie 2cp€vöafivog^ die
letztere ^vyla. Beide Namen werden aber auch bisweilen mit
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einander yerweohselt oder 2<pivda^vog wird auch f&r die andern
Arten benutzt^ es ist ein Eollektiv-Name. Eine dritte Art wachs
in der N&he von Stageira in Makedonien und hatte den Namen
xkivotQoxog. Da dieser Name aber von Theophrast nur einmal
und ausserdem von keinem anderen Schriftsteller genannt und
nichts weiter über das Gehölz gesagt wird, so lässt sich auch gar
nicht ermitteln, welchen Ahorn Theophrast unter xXivotqoxoq
verstanden hat.
2q>€vda^vog ist kein alt -griechisches Wort. Es wird nur
von Theophrast gebraucht. Das Beiwort aq>evöa^vtvog kommt
jedoch in den Achamem des Aristophanes schon vor und war dem-
nach ein Jahrhundert £rüher bekannt. Auffallend ist, dass so schöne
Gehölze, die bei uns vielfach angepflanzt und vor Allem auch zu
Alleen benutzt werden, in Griechenland, wo sie in einer noch
grösseren Anzahl von Arten wachsen, von älteren griechischen
Schriftstellern bis auf Homer hinauf gar nicht genannt wurden.
Die Wahrscheinlichkeit liegt demnach vor, dass der Ahorn jErüher
einen andern Namen hatte, den die Erklärer der griechischen
Gehölze aaf eine andere Art übertrugen. Bei der früher bespro-
chenen Unsicherheit, was man unter xlijS-ga zu verstehen hat,
könnte es wohl möglich sein, dass man zu Homer's Zeit einen
baumartigen Ahorn unter diesem Namen verstanden hat Es
möchte diese Annahme noch wahrscheinlicher sein, als dass es
eine Linde gewesen, was ich früher ausgesprochen. Dass Homer
den in 8 Arten in Griechenland vertretenen Ahorn gar nicht ge-
kannt haben sollte, ist nicht denkbar.
Neben und zugleich mit 2(pevdafivog gebraucht Theophrast
zur Bezeichnung des Ahorn ein einziges Mal das Wort* O^vdxavd'a
(HI, 3, 1).
Das Wort hat den Erklärern der griechischen Gehölze viel
Gelegenheit gegeben, sich darüber auf eine Weise auszusprechen,
als wenn man ein ganz anderes Gehölz darunter zu verstehen
hätte. Nach dieser Stelle wenigstens unterliegt es keinem Zweifel,
dass er einen Ahorn darunter verstanden hat Aus den übrigen
wenigen Stellen, wo das Wort bei Theophrast ausserdem vorkommt,
läsftt sich nichts folgern. Veranlassung zu Erklärungsversuchen gab
seine Zusammensetzung. Damach heisst * O^vaxav&og spitzer Dom.
Man verlangte, ohne weiter auf die Mittbeilcmgen Theophrast's Rück-
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sieht zu nehmen, dass man unter ^O^vdxav&a nur ein domiges
Gehölz zu verstehen habe. Nach Fraas bedeutet das Wort den
Weissdom (Crataefi^ Oxyacantha L.), nach Fraas den Sauerdom
(Berberis vulgaris), wiederum nach Sprengel und Wimmer den
Feuerdom (Cotoneaster Pyracantha [Mespilus] L.).
Nach zwei Stellen, wo ^O^vdxav^og bei Theophrast vor-
kommt, scheint es, als wenn Theophrast selbst mit demselben
nicht recht klar gewesen wäre. An der einen Stelle (I, 9, 3)
giebt er, widersprechend den übrigen Mittheilungen, an, dass
O^vdxav&og zu den immergrünen Gehölzen gehöre. An der zwei-
ten Stelle (VI, 8, 3) begreift man hingegen nicht, dass das Wort
^O^vdxav&nt; mit Lilienpflanzen (Crocus, Iris, Lilium u. s. w.)
genannt wird, als wenn es selbst eine Lilienpflanze bedeute.
Nach Theophrast wird das Wort ^O^vdxav^a wiederum von
Dioskorides und den Geoponen gebraucht. Hier unterliegt es
keinem Zweifel, dass unser Weissdom, Mespilus Oxyacantha
(Crataegus) li. darunter zu verstehen ist, der auch oder doch sehr
ähnhche Arten in Griechenland wild wachsen. Nach Dioskorides
heisst er auch nvgdxay&a. Es könnte deshalb wohl auch Coto-
neaster Pyracantha (Mespilus) L. darunter zu verstehen sein, wenn
dieser Strauch nicht vereinzelt, und zwar im Norden Griechen-
lands wüchse, ausserdem aber nicht, lieber ihn ist übrigens schon
früher (S. 191) gesprochen worden.
Der hohe Ahorn der Ebene (aiphdafivog) hatte auch den
Namen yXelvogy ein Wort, was sich wiederum bei Theophrast
allein vorfindet und weder den früheren noch den späteren Grie-
chen bekannt war. Nach den Wörterbüchern, aber auch nach
Wimmer soll man aber unter yleivog den Gebirgs-Ahom verstehen,
eine Behauptung, welche der Angabe des Theophrast gradezu
widerspricht (vergl. III, 3, 1 und IH, 11, 2).
Was das Wort ^v/ior, die Bezeichnung für die strauchigen
Gebirgs-Ahom -Arten anbelangt, so wird auch dieses nur von
Theophrast gebraucht. Wenn griechische Wörterbücher die Hain-
buche (Carpinus) oder den Rüster darunter verstanden haben
wollen, so thun sie Unrecht.
Theophrast beschreibt die beiden Ahome aq>hdafivog und
^vyiOj die man besser für Ahomgruppen halten möchte, sehr ge-
nau. Abgesehen davon, dass der eine Baum, der andere Strauch
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ist und der eine in der Ebene, der andere im Gebirge wächst,
unterscheiden sich beide noch sehr durch das Holz: aq)€vdafivog
hat weisses und gradfaseriges mehr weiches Holz, während es bei
^vyla krausfaserig und gelb erscheint.
Nach dieser £intheilung des Theophrast würden gehören:
I. Zu 2q>€vda^vog^ also zu den baumartigen:
1. Acer Pseudoplatanus L., unser stumpf blättriger Ahorn.
2. Acer platanoides L., unser spitzblättriger Ahorn.
3. Acer Heldreichii Orph., eine Griechenland eigenthüm-
liche Art.
n. Zu Zvyia^ also zu den strauchartigen oder nur niedrigen
Bäumen :
4. Acer tataricum L., bis jetzt aber nur auf dem Hämus
im äussersten Norden und in Thrazien beobachtet.
5. Acer campestre L., ebenfalls nur an dem nordischen
Olymp.
6. Acer Monspessulanum L., bis jetzt ebenfalls nur am
Olymp beobachtet.
7. Acer Amaliae Orph , ebenfalls eine Griechenland eigen-
thümliche Art.
8. Acer italum Lauth (A. opulifolium Vill. A. Opalus
Ait.) auf den Inseln Chios und Naxos.
Abweichend von den Angaben des Theophrast, dass Ahorne,
und zwar die baumartigen, in der Ebene, wo es stets sehr warm
ist, vorkommen, wachsen, mit Ausnahme des aach mehr Wärme
verlaugenden Acer italum, alle Ahorne jetzt nur im Gebirge, be-
sonders im Norden, doch aber auch im Peloponnes.
Zweite Unterfamilie.
Rosskastanien, Hippocastaneae.
Nur Hawkins fand unsere gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus
Hippocastanum L.) im Norden Griechenlands am Pindus und am
Pelion.
Dritte Familie.
Meliaceen, Meliaceae.
üeber fteXla der Griechen habe ich bereits (S. 130 ft) Mittheilun-
gen gemacht und auch meine Zweifel ausgesprochen, dass die Griechen,
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vor Allem Theophrast, die Esche darunter verstanden haben.
Ohne irgend einen Grund dazu zu haben, bediente sich Linn^
des Wortes, um einige Blüthensträucher des Orientes, wo sie
noch beliebt sind und gern angepflanzt werden, zu bezeichnen.
Nach Boissier liebt man Melia Azedarach als Schmuckstrauch
auch heut' zu Tage noch, besonders an Spazierwegen, vor Allem
bei Athen.
Vierte Familie.
Coriariaceen, Coriariaceae.
Von dieser kleinen Familie lässt Bory, der Chef der franzö-
sischen Expedition nach Morea, Coriaria myrtifolia L. im Pelo-
ponnes in feuchten Hecken wachsen. Niemand aber seitdem wie-
der. Der Strauch wird jetzt aber auch in Frankreich angebaut,
um die Blätter unter dem Namen Sumac de redou (oder redoul)
als eine geringere Sorte des Sumach's oder Schmack's zum Ger-
ben zu benutzen.
Fünfte Familie.
Drüsenträger, Rutaceae.
Unter diesem Namen hat man neuerdings mehrere kleinere
Familien, wie die Orangenbäume, die Diosmeen u. s. w. zu einer
einzigen vereinigt, die alle, trotz der Verschiedenheit ihrer Blüthen
das Gemeinschaftliche haben, dass stark riechende Drusen in die
Substanz aller grünen Theile eingesenkt sind, sö dass bei vielen
die Blätter durchsichtig-pirnktirt erscheinen. Das Wort Ruta ist
wahrscheinlich lateinischen Ursprungs und wird als QVTrj zuerst
von Nikander erwähnt. Bei den Römern spielte die Herba Ruta
eine grosse Rolle und bedeutete schon in den ältesten Zeiten
unsere Raute (Ruta graveolens).
Erste ünterfamilie«
Orangenbäume, Aurantieae.
Die Namen Orange und Aurantium sind keineswegs, weil sie
eine goldgelbe Farbe besitzen, wie man oft meint, aus Aurura
gebildet, sondern das Wort für die Orange heisst in der San-
skritsprache Nagaianga und ist von da als Narang in das Ära-
Koch. 16
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bische übergegangen. Für die Limone (im gewöhnlichen Leben
bei uns meist Citrone genannt) hat die Sanskritsprache ein eige-
nes Wort Vijapnra, was aber sich nicht weiter nach Westen ver-
breitet hat. Die Araber nennen die Limone aber Limun, ein
Wort, was ebenfalls aus dem Sanskrit entlehnt sein soll. Die
Apfelsinen, d. h. die essbaren Orangen, heissen endlich jetzt in
Griechenland und auch im Oriente Portogallo, ein Wort, was
den Weg bezeichnet, den die Apfelsinen bei ihrer Verbreitung
genommen haben, um zu uns zu kommen. Sie wurden nämlich
zuerst in Europa bekannt und zu ups gebracht, als Vasco de
Gama den Seeweg um Afrika nach Ostindien entdeckte. Dieser
berühmte Seefahrer ist auch der erste gewesen, der der Apfel-
sine in seiner Reisebeschreibung gedenkt, Johann de Castro hin-
gegen der erste, der im Jahre 1520 die Apfelsine nach Portugal
selbst verpflanzte. Der Baum soll noch im Garten von Cintra
existiren. Die süssen Orangen oder Apfelsinen waren den alten
Griechen, aber auch den Römern, völlig unbekannt, und kommen,
wie der Name sagt, anfangs aus China, wo schon seit sehr langer
Zeit eine grosse Menge von Formen kultivirt werden.
Die erste Citrus- Art, welche den Griechen bekannt wurde,
war eine bittere Orange, jetzt Citrus Aurantium fructu amaro ge-
nannt. Als Alexander der Grosse seinen merkwürdigen Zug nach
Ostindien machte, hatte er Gelegenheit jenseits des Indus die
bittere Orange kennen zu lernen. Die süsse wurde damals in
Ostindien, wie es scheint, noch nicht kultivirt, denn sonst würde
Alexander diese nach Griechenland geschickt haben, und nicht
die bittere. Das Sanskritische Nagaranga scheint ebenfalls nur
die bittere Orange gewesen zu sein. Als sicher ist wohl anzu-
nehmen, dass damals überhaupt nur zwei Citrus-Artcn existirt
haben: die bittere Orange und die Limone. Die grossen Mengen
von Formen der Arten von Citrus existirten noch gaamicht, son-
dern entstanden in den letzten Jahrhunderten, besonders in
Italien in einer langen Kultur durch Blendungen unter einander,
vielleicht durch Bodenverhältnisse imd Klima, zum Theil wurden
sie wohl auch aus China später eingeführt.
Nach meiner Ansicht hat Theophrast die bittern Orangen,
welche zur Zeit Alexanders des Grossen nach Athen kamen, wirk-
lich gekannt, und konnte sie auch demnach richtig beschreiben.
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Seine Beschreibung passt noch jetzt auf die bittere Orange. Dar-
nach hat sie (IV, 4, 2) Blätter von der Grösse und Gestalt derer
der Andrachle (Andrachne Unedo L., s. S. 137) mid spitze Domen
wie der wilde Birnbaum (aniog) und die Oxyacantha. Der Apfel
wird nicht gegessen, riecht aber schön, eben so wie die Blätter.
Zwischen Kleider gelegt, schützt der Apfel diese gegen Motten.
Wenn Jemand ihn mit Wein nimmt, wird Gift aus dem ünter-
leibe ausgeschieden. Wenn man ihn in Fleischbrühe kocht und
den Saft in den Mund nimmt, verbessert er den Athem» Dann
folgt eine Beschreibung der Kultur des Modischen Apfels, wie sie
fast heut' zu Tage noch angewendet wird. Der Baum wurde schon
damals (in Indien) in Körben kultivirt. Femer wird schliesslich
noch erzählt, dass der Modische Apfel zu gleicher Zeit Blüthen,
so wie unreife und reife Früchte trage.
Wie man aus diesen Worten folgern will, dass der Modische
oder Persische Apfel des Theophrast die heutige Pampelmus oder
Cedrat-Oraoge (Citrus medica Riss.) sei, begreife ich nicht. Man
könnte im Gegentheil dieser Abart mit ihrer unregelmässigen Ge-
stalt imd mit der dicken Rinde gleich ansehen, dass sie ein Kunst-
produkt darstellt. Es wurde aber einmal von den italienischen
Monographen des Genus Citrus, Ferraro und Risse, aus welchen
Gründen weiss ich nicht, diese Behauptung ausgesprochen und
Niemand hat sich später die Mühe gegeben, die Stelle im Theo-
phrast selbst nachzulesen und selbst Yergleichungen anzustellen.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Römer eine Citrus-
Art, und zwar wie gesagt, die bittere Orange viel früher kulti-
virten, als die Griechen; ein Griechenreich im Innern Asiens
wurde nach dem anderen römische Provinz und gab damit auch
seine Produkte, auch die besseren Pflanzen an die Hauptstadt des
Römischen Reiches ab. Der Baum mit seiner Frucht wird von
Virgil unter dem Namen des Modischen Apfels ziemlich genau
beschrieben (Georg. II, 126). Da man dem Orangenbaum da-
mals noch nicht, wie heut' zu Tage, durch Verschneiden eine
kugelige Krone gab, so mag er mehr in die Höhe gegangen sein,
dass er aber das Beiwort „ingens**, was ihm Virgil gab, verdient
hätte, möchte ich doch bezweifeln. Nach Virgil ist der Ge-
schmack schlecht und nachhaltig (tristis et tardus).
Den lateinischen Namen Citrus für die damals in Rom nur
16*
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bekannte bittere Orange gab Plinius, er wurde nach Schluss des
Mittelalters auch von den Vätern der Botanik angenommen und
schliesslich durch Linne in der heutigen systematischen Botanik
eingeführt Plinius war es aber auch, der grosse Verwirrung in
das, was man unter seinem Citrus zu verstehen habe, brachte,
indem er zwei himmelweit verschiedene Pflanzen unter diesem
Namen, den er aus dem griechischen xeÖQog lateinisirt hatte, ver-
einigte. Als ächter Stubengelehrter bekümmerte sich Plinius gar
nicht um die bereits in Rom kultivirten bittem Orangen, er kannte
nur, was vor ihm über beide Bäume gesagt war. Er hatte ge-
lesen, dass die Wirkung der Orangen gegen Insekten gerade so
wie bei der xiÖQog der alten Griechen sich verhalte, und glaubte,
zumal auch die beiden xEÖgog -Arien der alten Griechen gar
nicht in Italien wachsen, dass diese und die Orangen eine und
dieselbe Pflanze sein müssten. Die Verwirrung wurde um so
grösser, als er ausserdem noch die später bekannte nordafrikani-
sche xsÖQog^ das &vov (Thuja articulata L., jetzt Oallitris qua-
drivalvis Vent.) ebenfalls damit verwechselte und den Baum
dieses theuren Holzes citi-us nannte.
Dagegen kannte Dioskorides, der um dieselbe Zeit (gegen die
Mitte des 1. Jahrhunderts n. Ohr.), wie Plinius schrieb, die me-
dischen Aepfel Mrjöixa und beschreibt ihre Eigenschaften wie
Theophrast, als wenn er diesem die Worte entlehnt hätte. Nur
nennt er sie länglich (iminrjX6g\ was jedoch nur auf einem Irr-
thum beruhen kann. Nach Dioskorides heissen die medischen
Aepfel zu seiner Zeit auch persische, doch haben diese Namen
auch andere Früchte, wahrscheinlich Pfirsiche und Aprikosen.
Endlich gebrauchte man zu seiner Zeit für sie den Namen xeö^o-
fiTjlov^ also Cedem-Apfel (I. Buch, 166. Cap.).
Orangen und Limonen werden heut' zu Tage in Griechenland
allenthalben, wo die nöthige Wärme vorhanden ist, sehr viel kultivirt
und scheinen daselbst weit besser zu gedeihen, wie in Ober- und
Mittel-Italien, wohl ebenso wie in der Umgegend von Neapel und
auf Sicilien. Vor einigen Jahren stellte Professor Orphanides aus
Athen in Petersburg während des gärtnerisch-botanischen Kon-
gresses eine Sammlung der verschiedensten Orangen- und Limonen-
Früchte aus, die an durch gute Kultur und Klima bedingter Schön-
heit nichts zu wünschen übrig liess, so dass sie auch den ersten
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Preis davon trug. Dieses widerspricht der Angabe Victor Hehn's,
wenn er sagt: In Griechenland wird die Agrumi- (Orangen- und
Limonen-) Kultur weder in nennenswerthem Umfange betrieben,
noch sind die gewonnenen Südfrüchte von sonderlicher Güte.
Zweite ünterfamilie.
Raatenblüthler, Ruteae.
Hierher gehören eine grosse Menge von meist starken und
kräftigen Krautern mit sehr entwickelter holziger oder fleischiger
Wurzel, so dass man sie auch als sogenannte Halbsträucher (Suf-
frutices) betrachten könnte und auch in der That betrachtet. Von
diesen wachsen auch einige in Griechenland, waren aber den alten
Griechen nicht besonders bekannt. Zu dieseo gehört vor allem
der weisse Diptam (Dictamnus albus L.), so genannt nicht wegen
der weissen ßlüthen, die nur eine Abart besitzt, während diese
ausserdem eine fleischrothe Farbe haben, sondern wegen der dicken,
fleischigen, mehligen imd gewürzhaften Rindenschicht der Wurzel
von weisser Farbe.
Die Frage, wie kommt die in Deutschland, besonders im
mittleren und südlichen und ausserdem im südlichen und mittleren
Europa wachsende Eschen würz (Fraxinella von den Vätern der
Botanik genannt) zu dem Namen Dictamnus albus, da, wie ich
früher auseinander gesetzt habe, die Griechen unter dlxTafivog^
die Lateiner unter Dictamnus, sehr wirksame Pflanzen besonders
gegen Schlau genbiss und andere Vergiftungen verstanden, ist
schwierig zu beantworten. In Italien nennt man jetzt nicht Ori-
ganum -Arten, zu deneo der griechische Dictamnus gehört, Dit-
tamno, sondern imsere heutige Eschenwurz. Der griechische
Dictamnus wächst gar nicht in Italien, konnte demnach den römi-
schen Schriftstellern auch nicht bekannt sein; was sie, besonders
Plinius, über ihn sagen, haben sie erst den Griechen entlehnt.
Und doch sollte man meinen, dass man römischer Seits annahm,
der griechische Dictamnus wachse in Italien. Sollte demnach
schon in der alten Römerzeit eine Verwechslung mit der in Italien
wachsenden Eschenwurz stattgefunden und man wegen ziemlich
gleicher Arzneikräfte, derentwegen die Wurzel noch heut' zu Tage
in den Apotheken geführt wird, den Namen auf die andere Pflanze
übertragen haben? Die Römer haben keinen Botaniker, wie die
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Griechen den Theophrast, gehabt, der hierüber hätte Auskunft
geben können. Bedenkt man ferner, dass es ein Italiener ist,
Caesalpin, der gleich nach dem Mittelalter sich für die Eschen-
wurz des Wortes Dictamum album bedient, so könnte man schliess-
lich wohl der Ansicht werden, dass schon die alten Römer unter
Dictanmus der Griechen, besonders des Theophrast und Dioskori-
des nicht diesen, sondern eine andere, uHd zwar genannte Pflanze
verstanden.
Ausser der Eschenwurz wachsen aber auch noch einige andere
EÄUtenblüthler jetzt in Griechenland und mögen auch früher in
Griechenland vorgekommen sein, wurden aber als zu unbedeutend
und zu wenig in die Augen fallend nicht weiter beachtet und
imterschieden. Diese jetzt in Griechenland wachsenden Arten sind:
1. Rutq^ graveolens L., unsere gewöhnliche Raute.
2. Ruta sylvestris Mill. (montana Clus.).
3. Ruta Chalepensis L.
4. Haplophylium coronatum Gris.
Seoliste Familie.
Weinblüthler, Ampelideae (Viniferae).
Das Wort afXTielog ist ein. uraltes griechisches Wort, unter
dem man den Weinstock verstand, und gehört zu den wenigen
griechischen Pflanzennamen, von denen Linn^ in seiner Nomen-
klatur keinen Gebrauch gemacht hat; zur Bezeichnung des Wön-
stockes bediente sich Linn^ des lateinischen Wortes Vitis und
nannte die Art als solche Vitis vinifera.
Nähere Mittheilungen über den Weinstock und über den aas
den Trauben bereiteten Wein zu machen, möchte überflüssig sein.
Es ist auch so viel über den Ursprung und das Vaterland des
Weinstockes, schon von den Alten selbst, geschrieben worden,
dass man meinen sollte, es wäre gar nicht mehr nothwendig^ nodbi
etwas weiter zu sagen. Neuerdings hat Victor Hehn erst wiederum
in der neuen Auflage seines oft genannten Buches über den Sagen-
kreis des Weinstockes und des Weines bei Griechen und Lat^nem
iii seiner bekannten poetischen Weise für den, der sich dafür inter-
essirt, ausführlich berichtet.
Da ich aber auf einem andern, ich möchte sagen, praktischen
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Standpunkte stehe und an der Stelle der Sagen und Bilder, mit
nackten Thatsachen mich befasse, so möchte es doch gut sein,
wenn ich umsomehr meine Ansichten über das Vaterland des
Weinstockes ausspreche, als ich wohl mehr als Andere dazu be-
rechtigt bin. Ich habe mich in meiner Jugend schon vier Jahre
lang den grossen Beschwerden und Gefahren zweier Reisen nach
dem Kaukasus, nach Kleinasien, Armenien, einem Theil Kurdi-
stans und Persiens bis an die südwestlichen Länder des Kaspischen
Meeres unterworfen, nur um das Vaterland unserer Obstgehölze,
so wie ihre Art und Weise des Vorkommens, also auch das des
Weinstockes, kennen zu lernen. Ich habe zwar alsbald nach meiner
Rückkehr über die Resultate meiner Reise berichtet, meine wissen-
schaftlichen Untersuchungen haben aber erst vor wenigen Jahren
in einem besonderen Werke „Geschichte und Naturgeschichte
unserer Obstgehölze" ihren Abschluss gefunden.
In England vor Allem, dem Lande alles Praktischen, hat
mein Werk grosse Anerkennung gefunden, man betrachtet es fort-
während als Autorität. Dagegen haben leider Philologen in
Deutschland, welche darüber geschrieben, nicht die geringste
Notiz davon genommen, so dass man sich nicht wundern darf,
wenn nicht wenige selbst sehr grobe Irrungen und Unrichtigkeiten,
wie sie zum Theil, so bei Besprechung des Kernobstes schon dar-
gelegt sind, bei ihnen vorkommen und einer Berichtigung be-
dürfen.
Der Weinstock war, soweit die Geschichte des Menschen
hinaufreicht, wie imser Getreide, bereits in Kultur, nirgends ist
die Spur ihres Anfangs. Wenn ich während meiner Reise einige
Mal an Alex. v. Humboldt berichtet hatte, dass ich Weinstock
und Roggen wild gefunden, und Alex. v. Humboldt in seinen
Ansichten der Natur meine Ansicht zur weiteren Kenntniss ge-
bracht hatte, so belehrten mich doch spätere und strengere Unter-
suchungen, dass es doch nicht der Fall, sondern nur eine Ver-
wilderung in den genannten Gegenden vorhanden gewesen.
Die Weinrebe wächst noch jetzt mitten in den dichtesten
Wäldern des alten Kolchis, eines uralten Kulturlands, in grösster
Freiheit und schlingt sich bis in die höchsten Gipfel, besonders
von Rothbuchen, oft mit Trauben dicht beladen. Oder sie nimmt
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im Lande der Lazen, eines kolchischen Stammes, an Gebirgs-
bächen Hecken bildend und die Beeren fast ohne Fleisch, grosse
Strecken ein. Untersucht man aber im ersteren Falle näher, so
findet man in den Wäldern den Weinstock keineswegs am Stütz-
baume, sondern oft ziemlich entfernt von ihm und von sehr be-
deutender Stammstärke. Zeichnet man sich die Stellen, wo sie
stehen, in Form eines Grundrisses ein, so erhält man eine Quin-
cunx, also eine Figur, die bei der Bepflanzung mit Weinreben
bei den Alten behebt war.
Die Eingebomen gehen zur Zeit der Beerenreife in den Wald
und schneiden sich so viele Trauben ab, als sie Wein für ihre
Familie bedürfen. Um den Wein zu keltern, machen sie in der
dortigen leicht zu bearbeitenden Molasse Löcher in der Gestalt
einer etrurischen Vase (Kuptschinen genannt) und lassen den
durch Treten erhaltenen Beerensaft in diese einlaufen. Hierauf
wird die Oefhung des Gefässes mit einer meist schweren Schiefer-
tafel zugedeckt. So oft sich hinlänglich Kohlensäure gebildet,
wird von dieser der Stein gehoben, und sie entflieht. Geschieht
dieses nicht mehr, so wird Erde auf die Schiefertafel geschüttet
und bleibt solange darauf hegen, bis der Wein trinkbar ist. Es
ist dieses in der Regel schon gegen Weihnachten der Fall. Wie
man ausgeschöpft und in die aus Thierhäuten angefertigten
Schläuche übergefüllt hat, wird die OefEnung wieder mit Erde be-
deckt. Es wiederholt sich, bis die Kuptschine leer ist. So bereitete
man, als ich im Jahre 1836 mich im alten Kolchis zum ersten Male
befand, den Wein und so mag man ihn schon zur Zeit der Zau-
berin Medea auf gleiche Weise angefertigt haben.
Siebente Familie.
Hartheupflanzen, Hypericaceae.
Von dieser hauptsächhch aus^ Kräutern und weniger aus
Halbsträuchem bestehenden Familie kommen von den letztern
nur vier Arten in Griechenland vor. Wie diese wahrscheinlich
auch im alten Griechenland wuchsen, aber nicht weiter beachtet
wurden, so ist es auch jetzt der Fall. Ich werde die Familie daher
nur kurz behandeln. Das Wort Hypericon ist späteren Ursprungs
und wurde zuerst in der Mitte des zweiten Jahrhundertes von
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Nikander für eine der Haide ähnliche Pflanze (^Yjt-iQeixov) ge-
braucht. 200 Jahre später bedeutet es bei Dioskorides eine offizineile
Pflanze, wird aber vnsQixov gesichrieben. Es ist eine von drei
einander ähnhchen Pflanzen, welche das Gemeinschaftliche haben,
dass sie zwischen den Fingern gerieben einen blutrothen Saft
geben. Alle drei Pflanzen werden deshalb auch avdQoaai/Lior ge-
nannt, eine von ihnen mit kleinen gelben Blüthen aaxvQov, Das
eigentliche vnsQixov hat weisse Blüthen und behaarte Früchte,
in denen sich schwarze und starkriechende Samen befinden.
Wollte man diese drei Pflanzen mit Hypericum- Arten, welche
heut zu Tage im Oriente vorkommen, identificiren, so könnte man,
in so fern man von einigen nicht ganz zutreffenden Angaben ab-
sieht, imter avÖQoaai^ov das nach Bock riechende H. hircinum L,
unter aaxvQov Hypericum Androsaemum L. und unter vneQixov
endlich Hypericum calycinum L. verstehen. Auf die letzte Pflanze
passt die Beschreibung des Dioskorides, da sie weisse Blüthen
und behaarte Früchte haben soll, am wenigsten. Die beiden
Namen avdqoaaifxov und aoxvQov kommen nur bei Dioskori-
des vor.
Von den drei hier genannten Arten wächst nur H, hircinum
L. in Griechenland, ausserdem sind aber noch von halbstrauchi-
gen Hypericum-Arten H. empetrifolium Willd. und eine zweite
bisher unbekannte Art H. fragile Heldr. gefunden worden. Man
könnte wegen seines haideähnlichen Ansehens geneigt sein, H.
empetrifolium Willd. für das ächte vtibqixov des Nikander zu
halten.
Linne hat das Wort Hypericum in der wissenschaftlichen
Botanik zur Bezeichnimg eines Genus eingeführt und damit ist
ist es auch als der Typus einer besonderen Familie betrachtet
werden.
Achte Familie.
Malvenblüthler, Malvaceae.
So reichlich auch krautartige Malvenblüthler in Griechenland
wachsen, so sind es doch nur zwei Arten, welche man holzig
nennen kann. Ich werde demnach mich auch kurz fassen. Das
Wort Malva, was als Typus der ganzen Familie betrachtet wor-
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den ist, bedeutete bei den alten Römern ein gelind abführendes
Arzneimittel, aber auch die Pflanze, von der es stammte. Welche
Malvacee dieses gewesen ist, lasst sich wohl kaum bestimmen.
Es ist aus dem Griechischen entlehnt und die Latinisirung aus
fiakaxr] entstanden. Das Wort wurde schon von Hesiod ge-
braucht und zwar für eine Pflanze, die als Gemüse gegessen
wurde und dem Volke eine wohlfeile Nahrung lieferte, aber auch
baumartig wachsen konnte. Es ist dieses besonders bei der fia-
kdxrj der Fall, welche Theophrast beschreibt und auf Lavatera
arborea L. und unguiculata Desf. hinweist. Makdxrj ist aus fia-
kaxog d. i. weich entstanden und zeigt die schleimigen Eigen-
schaften der Pflanze, welche sie besonders zu Gemüse (^kaxavov)
geeignet machen, an. Auch die i^alaxt] des Dioskorides ist eine
Malvacee, ob grade eine Malva, lässt sich nicht sagen. Sie wurde zu
seiner Zeit in Gärten angebaut (ßccldj^^rj xrjnem^) und war eine ge-
achtete Pflanze, die darauf bezügliche hochtönende Namen hatte.
Linnö hat die lateinische Uebersetzung des griechischen fia-
i.dxT]y Malva, in der botanischen Wissenschaft zur Bezeichnung
eines besonderen Genus eingeführt. Es ist später auch als Typus
der ganzen Familie benutzt worden.
Neunte Familie.
Tamarisken, Tamaricaceae.
Die Tamarisken haben in den wärmern Ländern der nörd-
lichen gemässigten Zone, in der Alten Welt eine sehr grosse Ver-
breitung und insofern die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, als
Ehrenberg auf ihnen eine Schildlaus entdeckte, die Ursache der
sogenannten biblischen Manna, von der sich die Juden bei
ihrem Durchzuge durch die Wüste ernährt haben sollen. Da
Arten dieser Familie sowohl in Griechenland, wie in Italien
wachsen imd wohl auch früher wuchsen und durch die BeschaflFen-
heit der fleischigen, denen einer Cypresse nicht imähnlichen
schuppenartigen Blätter sich leicht erkennen lassen, so zogen sie
auch die Aufinerksamkeit beider genannter Völker schon im
Alterthum auf sich. Die Römer nannten sie Tamarix, Tamarice
und wohl auch Tamariscus, die Griechen aber fiVQixrj,
Dass Tamarix aus (xvqUtj entstanden sein soll, wie man hier
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m
und da glaubt, ist mir nicht einleuchtend. Schon die Väter der
Botanik hatten das lateinische Tamarix in der Wissenschaft zur
Bezeichnung derselben Pflanzen eingeführt und Linnö gebrauchte
es auch für die hierher gehörigen Sträucher und Halbsträucher
als Genus-Namen, das griechische Wort Myrica legte er hingegen
ganz anderen sehr aromatischen Sträuchem bei.
Schon Homer kennt fiVQixrj mehrfach in der Iliade imd be-
zeichnet es als eine eigenthümliche Pflanze, die vielfach in Hainen
u. 8. w. vorhanden ist und zu den Lieblingspflanzen der Griechen
gehört. Das ist sie aber auch später, besonders zu Herodot's
Zeiten. Dass Tragiker und Komiker, soweit ich herausgefunden
habe, die in ihrem Bau so eigenthümlichen Tamarisken nicht er-
wähnen, ist aufliallend. Ebenso dass Theophrast sie nur nebenbei,
wenn auch 10 Mal, erwähnt und keine ordentliche Beschreibung
gibt. Ob die fivQixrj des Dioskorides Tamarisken darstellt, lässt
sich nicht mit Gewissheit sagen, ich möchte es bezweifeln.
In Griechenland wachsen jetzt viererlei Tamarisken: Tamarix
Hampeana Boiss., T. tetrandra Paü., T. parviflora DC. und Pal-
lasii Desv. Wie Wimmer dazu kommt, die Tamariske, von der
Theophrast (V, 4, 8) das Holz als sehr brauchbar beschreibt,
als Tamarix articulata Vahl, welche nur in Syrien und Aegypten
also gar nicht in Griechenland wächst, anzusehen verstehe ich nicht.
Zelmte Familie.
Sonnenröschen, Cistaceae.
Eine ia den wärmeren Ländern rings um das Mittehneer sehr
verbreitete Familie von niedrigen Sträuchem, Halbsträuchem und
Kräutern, welche auch in Griechenland in grösserer Artenzahl (in
14 Arten, wobei Kräuter nicht itdtgözählt sind) vorkommt. Das
Wort Cistus oder Cisthus bedeutet bei Plinius ohne Zweifel schon
eine Art des Genus Cistus und ist das griechische ülorog oder
xiox^og^ was vor Theophrast bei den Griechen nicht gebraucht,
von diesem aber nur einmal erwähnt wird (VI, 2, 1). Die Son-
nenröschen waren, so reichlich sie auch in Griechenland wuchsen,
doch zu klein, um ihit besonderen Namen von dem alten Griechen
unterschieden zu werden. Der KoUektiv-Name Blume mag auch
sie mit inbegriffen haben. Nach Theophrast giebt es weiss
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und rothblühende, welche als weiblich und männlich bezeichnet
werden. Dioskorides führt die Sonnenröschen unter den offizinellen
Pflanzen auf, unterscheidet aber eine besondere Art mit langen
und dunkleren Blättern unter dem Namen k^Sog, Von ihr wird
das Xadavov gewonnen, ein Gummiharz, was schon Herodot als
ein fremdes Arzneimittel kennt.
Schon die Väter der Botanik führten das Wort Cistus in der
botanischen Wissenschaft ein und Linnö trug es als Genus-Name
auf alle Sonnenröschen über.
Als xioTog mögen Theophrast und Dioskorides nur die
strauchigen Arten des heutigen Genus Cistus verstanden haben,
während die halbstrauchigen nicht weiter beachtet wurden. Von
den ersteren wachsen in Griechenland an allen sonnigen und
offenen Stellen: Cistus villosus L. mit der Abart creticus, parvi-
florus Lam., salviaefolius L. und Monspeliensis L. Nur halb-
strauchig sind hingegen: Helianthemum umbellatum L., canum
L., Hymettium B. et Heldr., lavandulaefoliura Lam., apenninum
L. und vulgare var. graeca ßoiss , femer Fumana procumbens
Dim., arabica L., glutinosa L. und laevipes L.
Elfte Familie.
Kreuzblüthler, Cruciferae.
Diese grosse, fast aber nur aus Kräutern und Sommer-
gewächsen bestehende Familie wächst auch in Griechenland in.
grosser Menge. Sie hat ihren Namen von den in's Kreuz stehen-
den zum allergrössten Theil gelben, weniger weissen und röth-
lichen Blumenblättern erhalten und ist sehr leicht an dem mehr
oder weniger rettigartigen Geschmack, den alle Theile der Pflanze
haben, zu erkennen. Von den wenigen halbstrauchigen Arten
kommen nur vier auch in Griechenland vor und existirten wohl
auch schon im Alterthume daselbst. Sie waren aber zu unbe-
deutend um mit besonderen Namen unterschieden zu werden,
Diese vier halbstrauchigen Kreuzblüthler sind: Cheiranthus
Senoneri Heldr. et Sart., Alyssum corymbosum Gris. und Orien-
tale, sowie Iberis sempervirens L.
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Zwölfte Familie.
Kapperblüthler, Capparidaceae.
Aus dieser Familie wächst nur die bekannte Kappempflanze,
und zwar sehr häufig, in Griechenland und hat in der heutigen
Systematik den Namen Oapparis spinosa L. erhalten. Der Name
TtctTiTta^ßig kommt zuerst bei Hippokrates vor, die Pflanze wird
aber nicht weiter beschrieben. Dieses geschieht zuerst von Theo-
phrast an verschiedenen Stellen. In Betreff der Dornen ist er
aber mit sich im Widerspruch, wenn er einmal (VI, 1, 3) sagt,
dass die Zweige in Domen (nTOQd-axavd^a) auslaufen, das andere
Mal (VI, 5, 2) aber nur die Blätter, nicht der Stengel, dornig
sein lässt (q)ilXov STraxavd^l^ov ex^i xal rov xavlov otx)- In
Wahrheit ist aber bei der Kappemflanze keines von beiden der
Fall, denn die gekrümmten Domen werden von den Nebenblättern
am Grunde der Blattstiele gebildet.
Theophrasthebt besonders die scharfgewürzhaften Eigenschaften
hervor (de caus. III, 1, 4), wenn es heisst: avdloyov de Tovroig
xai oaa dQifivzriTa, Man muss daraus schliessen, obwohl er
nichts davon sagt, dass man sie auch schon zu seiner Zeit als
Gewürzpflanze verwendet habe.
Als solche haben wir aber von ihr durch Dioskorides (im
204. Kap. des 2. Buches) ausnahmsweise eine ziemlich genaue
Beschreibung erhalten. Es ist ein auf der Erde gestreckter
Strauch mit Domen, ähnlich wie bei den Brombeersträuchern,
und mit Blättern in Form derer des Quittenstrauches. Die Frucht
(xaQTüog) von der Form einer Olive, öfEnet sich und es wird eine
weisse Blüthe sichtbar. Fällt diese ab, so bildet sich allmälig
eine längliche Eichel {ßaXavog inifiijxTig)^ welche seine Samen
einschliesst.
Aus dieser Beschreibimg kann man wohl mit Recht schliessen,
dass die Griechen in den Zeiten des Dioskorides sich der Blüthen-
knospen, die aber xagnog genannt werden, ebenso wie es bei uns
noch vom Volke geschieht, als Gewürz bedient haben. Die eigent-
liche Frucht, da Dioskorides wohl wusste, dass nicht eine Frucht
aus der andern hervorgehen kann, wurde deshalb Eichel (ßalavog)
genannt. Die Frucht, d. h. die Blüthenknospe, muss zu seiner
Zeit sehr beliebt gewesen sein, denn sie wurde mit Salz einge-
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macht und lange Zeit aufbewahrt. Trotzdem behauptet Diosko-
rides, dass ihr Genuss den Magen belästige und Durst hervor-
rufe, gekocht vertrage man sie aber weit besser.
Die Eappempflanze hat eine sehr grosse Verbreitung in allen
warmen Ländern Südeuropas, in Nordafrika, in Kleinasien, Syrien
bis nach Persien hin und ändert demnach auch sehr in ihrer
äusseren Erscheinung. Die griechische Pflanze ist völlig unbe-
haart und hat eine schöne grüne Farbe, Sibthorp hielt sie des-
halb auch für eine besondere Art, die er als Gapparis rupestris
abbilden liess.
Sonderbar ist es, dass die römischen Aerzte die Kappem-
staude auch Cynosbatos nennen (Plin. bist. nat. XXIV, 121).
Aber auch Dioskorides führt unter den 23 Namen, welche die
Kappernstaude in den verschiedenen Ländern haben soll, den
Namen Cynosbatos für die Kappernstaude auf.
Dreizelmte Familie.
Sauerdörner, Berberidaceae.
Eine hauptsächlich aus domigen Sträuchem bestehende Fa-
milie, welche in Deutschland wahrscheinlich erst später in unse-
rem gewöhnlichen Sauerdorn (Berberis vulgaris L.) eingeführt
wurde. Das Wort soll nach meinem verehrten Freund, Herrn
Dr. Wetzstein in Berlin, der viele Jahre als preussischer Konsul
in Damaskus lebte, aus dem Arabischen stammen und als Amar-
baris von dem arabischen Arzte Avicenna für ein Arzneimittel,
was wahrscheinlich einer Berberis-Art entnommen war, zuerst ge-
braucht worden sein. Das Wgrt Berberis als solches gebrauchte
zuerst im 13. Jahrhundert der Italiener Peter de Crescentiis,
während es der Mainzer Botaniker Brunfels zuerst in der
botani$i^hen Wissenschaft in der ersten Hälfte des 16. Jahrhun-
derts einführte.
In Griechenland wächst jetet noch Berberis cretica L. und
wuchs ohne Zweifel schon im Alterthume daselbst, ob der niedrige
Strauch aber schon den alten Griechen mit einem besonderen
Namen bekannt war, bezweifle ich. Weder o^vdxapi^a noch ho-
koiTea bedeuten, wie ich schon früher gesagt habe, unseren Sauer-
dorn, obwohl es die Ansicht einiger Erklärer ist.
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Dritte Abtheiking.
Pflanzen mit perigynischen Staubfäden. Perigynae.
Erste Familie.
Celastraceen, Celastraceae.
Dass Linn^ keine weiteren Untersuchungen über die Bedeu-
tung der griechischen, mehr noch der lateinischen Pflanzennamen
machte, sondern im Gegentheil sie mit grosser Willkür auf jetzige
Pflanzen übertrug, beweist auch xiijlaatQog^ darunter versteht er
nicht, wie Theophrast dornigen immergrüne Gehölze, hier spe-
ciell imsere Stecheiche, Ilex Aquifolium L. (vergl. unter Aqui-
foliaceae S. 132), sondern zum grossen Theil blattabwerfende
Schlinggewächse. Aus dieser Familie wachsen zwei Sträucher in
Griechenland: der gewöhnliche und der breitblättrige Spindel-
strauch, Evonymus europaeus L. und latifolius Scop. keineswegs
selten und mögen auch schon im Alterthume daselbst vorgekom-
men sein. Dass sie mit ivwvvfxog des Theophrast, wde die Er-
klärer allgemein annehmen, identisch sein sollen, könnte man be-
zweifeln. Der Strauch wächst auf der Insel Lesbos imd wird von
Theophrast nur an einer Stelle (III, 18, 13) beschrieben. Dar-
nach soll sie weisse Blüthen, wie ein weisses Veilchen haben,
was nicht der Fall ist. Was dagegen die stinkenden und giftigen
Eigenschaften der Früchte anbelangt, so sind sie auch bei den
beiden genannten Spindelsträuchern unserer Laubwälder vorhanden.
Zweite Familie.
Kreuzdörner, Rhamnaceae,
Das griechische Qccfivog gehört wiederum zu den Wörtern,
welche vor Theophrast bei keinem der griechischen Schriftsteller
vorkommen, wohl aber später, besonders kurz vor und nach
Christus, viel gebraucht wurden. Vergleicht man alles, was über
gd^vog von Theophrast bis auf Dioskorides und weiter gesagt ist,
so möchte man geneigt sein, Rhamnus oleoides L. und graeca
Boiss. et Reut, darunter zu verstehen. Beide schliessen sich den
drei immergrünen und dornigen Gehölzen, welche Theophrast im
ersten Buche (9, 3) nur namentlich als solche aufführt, an, unter-^
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scheiden sich aber wiederum durch einen anderen Habitus und
durch kleinere und in die Länge gezogene Blätter.
Wenn Theophrast unter seinem ^d/iivog zweierlei Arten, einen
weissen und einen schwarzen unterscheidet, so glaube ich, dass
damit nur zweierlei Reifezustände, unter dem ersteren nur
Exemplare mit unreifen, unter dem zweiten dagegen Exemplare
mit reifen Früchten zu verstehen sind. Der ^afxvog des Dios-
korides ist ohne Zweifel Rhamnus oleoides L. mit unreifen
Fruchten.
Keine zweite Familie ist in Griechenland so reichlich mit
Gehölzen vertreten, als die Familie der Rhamnaceen, denn nicht
weniger als 12 Arten wachsen daselbst, aber nur 6 waren schon
im Alterthume bekannt, 6 hingegen scheinen nicht bekannt ge-
wesen zu sein. Die ersteren sind unter anderen Namen beschrie-
ben und zwar:
1. als Qa^vog: Rh. oleoides L. und graeca Boiss. et Reut.
2. als TiaXiovQog: Paliurus australis Gaertn. (Rhamnus Pa-
liurus L.).
3. als lioTog: Zizyphus vulgaris Lam. und Lotus Lam. (Rham-
nus Zipyphus L. und Rhamnus Lotus L.).
4. als (pilvxTjx Rhamnus Alatemus L.
Die 6 Rhamnaceen, welche von den alten Griechen nicht be-
sonders unterschieden wurden, waren auch weniger in die Augen
fallend und hatten , wie Paliurus australis Gaertn , abfallende
Blätter. Es sind:
1. Rhamnus tinctoria W. et K.
2. Rhamnus prunifolia S. et Sm.
3. Rhamnus cathartica L.
4. Rhamnus fallax Boiss.
5. Rhamnus Sibthorpiana DG.
6. Rhamnus rupestris Scop.
Ich gehe zu den bereits den alten Griechen bekannten Rham-
naceen über.
A. UaliovQog hat zwar sehr domige Aeste, aber die Blätter
sind nicht domiggezähnt zu nennen. Die Frucht ist hautartig
(Xoßog) und schliesst mehrere Samen ein. Gequetscht dienen die
letzteren, gleich den Leinsamen, als linderndes Arzneimittel. Dass
naXiovQog nach Theophrast zugleich mit dem nordafrikanischen
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257
Lotasbaam (Zizyphus Spina Christi L.) in Nordafrika wachsen
soll, beruht aaf einem Irrthum, da wenigstens neuere Botaniker
ihn nicht als daselbst wachsend angeben.
B. ^anog. Unter diesem Namen verstehen die Griechen
3 Ton einander verschiedene Pflanzengruppen:
1. Erautartige Pflanzen aus der grossen Familie der Hülsen-
firnchüer oder Leguminosen.
2. Obstbäume ausderFamiliederEreuzdomeroderRhamnaceen.
3. Wasserlilien aus der Familie der Nymphäaceen (im wei-r
teren Sinne).
I. Was zunächst die krautartigen Pflanzen anbetrifft, so ge-
hören sie eigentlich gar nicht hierher und mussten übergangen
werden. Da aber Erklärer des Homer der Ansicht sind, dass die
Pflanze von der in der Odyssee die Lotophagen leben, ein Frucht-
baum gewesen sei, so sehe ich mich doch gezwungen, wie es bis-
weilen schon jfrüher bei ähnlichen Gelegenheiten der Fall war,
auch die krautartigen Lotospflanzen des Homer in den Bereich
meiner Untersuchungen zu ziehen.
Nach der Jliade nimmt der Lotos stets grosse Strecken
(nedia) ein, wie man besonders aus dem 283. Vers des 12. Ge-
sanges ersieht. An einer andern Stelle (Vers 351 des 21. Ge-
sanges) wird vom Hephästos gesagt, dass er die Wälder zugleich
mit den Lotosfeldem verbrannt habe. Der Lotos ist in beiden
Fällen keine bestimmte Pflanze, Lotus comiculatus L., wie man
allgemein annimmt, sondern bedeutet im Gegensatz zu dem Walde
krautartige Pflanzen, eine Art Wiesen oder Matten, wie sie im
Hochlande des Peloponues wohl vorkommen. Da hier aber Hülsen-
früchtler eine grosse Rolle spielen, so wäre man wohl berechtigt,
unter Awtog auch nur die auf Wiesen hauptsächlich vorkommen-
den Eleepflanzen im weiteren Sinne oder in botanischer Sprache
die Loteen zu verstehen.
Die Lotophagen werden in der Iliade gar nicht genannt, son-
dern nur einmal im 9. Gesänge der Odyssee. Liest man die be-
treffende Stelle (Vers 83 und 84) nach, so heisst es
„und am zehnten (Tage) gelangt' ich
hin zu den Lotophagen, die blühende Speise (avd-ivov eldag
gemessen.^
Kooh. 17
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258
Hingegen Vers 94
„Wer das Lotos-Gewächs nun kostete, süsser denn Honig"
Nach diesen beiden einzigen bezüglichen Stellen kann hier
gewiss, wenn man es auch fast allgemein annimmt, nicht von
einem Baume die i:lede sein, sondern nur von einem Kraute.
Unter den Kleepflanzen giebt es in der That Arten, die jetzt noch
in Griechenland wachsen und auch für Menschen eine angenehme
Speise liefern. Ich nenne die Spargelerbse, Tetragonolobus pur-
purens Scop. (Lotus Tetragonolobus L.) und den mit fleischigen
Hülsen versehenen Lotus edulis L.
Ausserdem giebt es noch Kleepflanzen mit gewürzhaften
Eigenschaften in Griechenland, welche gewiss auch im Alterthume
vorhanden waren. Bei einigen sind es die ganzen Pflanzen, wie
bei dem Steinklee (Melilotus -Arten), welche den starken Geruch
verbreiten. Diese werden bei Dioskorides als Arzneipflanzen sehr
gerühmt und einmal als f^elUcorog (im 41. Kap. des 3. Buches),
das andere Mal als Xcoiog aygiog (im 110. Kap. des 4. Buches)
aufgeführt. Unter XwTog rjineQoc:^ der wegen seines häufigen Ge-
brauches als Arzneipflanze in Gärten kultivirt wurde, verstand
Dioskorides ohne Zweifel Lotus edulis L.
Bei anderen Kleepflanzen sind es nur die Samen, welche ge-
würzhaft sind. Die Pflanzen heissen bei Dioskorides TrjXig und
haben jetzt die Namen Trigonella Foenum graecum L. und Tr.
gladiata Stev.; beide Pflanzen wachsen noch heut' zu Tage in
Griechenland. Die Samen spielten auch bei uns während des
ganzen Mittelalters und bis auf die neueste Zeit als Arzneimittel
eine gewichtige Rolle.
Eine Pflanze Lotus spielte auch bei den Römern, besonders
bei Plinius, eine grosse Rolle und umfasste nicht allein Kräuter,
sondern auch Sträucher und Bäume. Einige der letzteren hatten
wegen ihres hohen Alters ein besonderes Ansehen. Li der Area
Lucinae stand ein solcher Baum, der ein Alter von 450 Jahren
besass. Ein anderer in Volcanalis soll von Romulus als Zeichen
seines Sieges über die Sabiner angepflanzt worden sein und war
deshalb so alt wie die Stadt Rom selbst.
Das griechische Wort udwTog vmrde schon von den Vätern
der Botanik auf bestimmte Kleepflanzen übertragen, die zum Theil
noch diesen Namen besitzen. Joseph Pitton, gewöhnlich nach
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259
seinem Geburtsort Toumefort genannt, führte das Wort als Ge-
schlechtsnamen in der systematischen Botanik ein und Linn^ be-
hielt es bei. Der erste Botaniker, welcher den Namen Lotus cor-
niculatus für die jetzige Pflanze d. N. einführte, war Dododn»
(Dodonaeus) aus Mecheln.
IL Nachhomerische Schriftsteller, vor Allem Herodot und
Theophrast, bedienten sich des Wortes Atoxog zur Bezeichnung
von Obstbäumen aus der Familie der Rhamnaceen, bei Linnö
selbst waren sie noch bei dem Genus Rhamnus eingereiht und
führten die Namen Bhamnus Zizyphus und Lotus, nach der neue-
ren Nomenklatur führen sie aber den Namen Zizyphus vulgaris
Lam. und Lotus Lam. Beide Obstgehölze wachsen ziemlich häu-
fig jetzt noch in Griechenland. Der Name Zizyphus hat mit der
mythischen Person d. N. nichts zu thun und kommt erst in den
920 n*. Chr. verfassten Geoponica vor. Anderentheils wird das
Wort aus dem Arabischen des Abulfeda, der im 10, Jahrhunderte
lebte, abgeleitet und heisst daselbst Zizuf.
Diese Lotus-Gehölze verästeln sich nach Th«ophrast wenig
oder gar nicht und haben ein schwarzes, sehr festes Holz, was
deshalb auch zu mancherlei Drechsler-Arbeiten verwendet wird,
zumal es der Fäulniss gar nicht unterworfen ist.
Von diesen beiden Lotos-Gehölzen Griechenlands ist der Lotos
der Lotophagen in Nordafirika, von dem Herodot und Theophrast
ausführlich sprechen, wesentlich verschieden. Der Baum wurde
zuerst von Kurt Sprengel in seiner Geschichte der Pflanzen (im
1. Bande auf der 3. Tafel) als Bhamnus Lotus abgebildet, ist
aber Bhamnus Spina Christi L. Nach Theophrast sind die Früchte
süss und angenehm schmeckend, auch gesund, die Bäume tragen
dagegen so reichlich, dass, als von Alexandrien aus ein Heeres-
zug nach Karthago unternommen wurde, die Soldaten mehrere
Tage lang sich nur von den Lotosfrüchten ernährten. Es gab
daselbst aber verschiedene Arten und zwar um so mehr, als man
nach Westen kam (IV, 3, 2). Theophrast nannte mit Herodot
deshalb die Bewohner Nordafrikas Lotophagen und bezeichnete
sie als ein besonderes Volk.
ni. Wasserlilien aus der Familie der Nymphäaceen (im
weiteren Sinne). Herodot und die späteren griechischen Schrift-
steller nennen auch im Nil wachsende Wasserlilien Lotos. Da
17 ♦
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diese aber nicht in den Bereich der hokigen Grewächse gehören,
so übergehe ich sie hier. Theophrast scheint diese Wasserlilien
des Nil gar nicht selbst gesehen zu haben, denn er beschreibt sie
ganz falsch und verwechselt sie mit einander. Die xvafzoi oder
Bohnen stammen von Nelumbium speciosiun Willd. (Nymphaea
Nelumbo L.).
C. Wilvxrj eines der drei von Theophrast genannten (I, 9,
3) domigen immer grünen Gehölze, über die bereits schon firüher
ausführlich gesprochen worden ist Wahrscheinlich ist es
Rhamnus Alatemus L. Doch spricht wiederum so viel gegen
diese Annahme, dass man geneigt sein könnte, doch einen andern
Dom dafßr zu halten. Nach Theophrast hat qnXvxt] ein hartes
weisses Holz, was zu allerhand Geräthschaften gebraucht wird
(V, 6, 2). Femer soll das reichliche Laub vom Vieh gern ge-
fressen werden (V, 7, 7) und endlich soll sie im Gebirge wachsen
(III, 3, 1), was aber auf R. Alatemus deshalb nicht passt, weil ^e
ein sehr mildes und warmes Klima verlangt und jetzt nur da
wächst, wo dies geboten wird.
Der Name Alatemus wurde von den Römern Columella und
Plinius einem immergrünen Gehölz, was im Aussehen zwischen
der immergrünen Eiche und dem Oelbaam steht, beigelegt u»d
schon von den Vätern der Botanik zur Bezeichnung des Domes
benutzt. Linn^ bediente sich des Wortes als Art-Namen für
seinen Rhamnus Alatemus, unter dem ohne Zweifel auch der Ala-
temus des Columella und des Plinius zu verstehen ist
Dritte Familie.
Terpenthinpflanzen, Terebinthaceae.
Sie haben ihren Namen von einem eigenthümlichen StoflFe
erhalten, den man im gewöhnlichen Leben Terpenthin heisst und
der aus einer Menge der verschiedensten StoflFe besteht. Die neuere
Chemie umfasst sie mit in dem Begriffe der Balsame. Diese StoflTe
sind zum Theil ätherische oder flüchtige Oele, so genannt, weil
sie sich mit Hinterlassung eines mehr oder minder angenehmen
Geruches an der Luft verflüchtigen, was von Seiten der fetten
Oele nicht geschieht. Beiderlei Oele lösen sich nicht in Wasser,
die letzteren aber in Weingeist. Die ersteren können dagegen
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261
von fetten Oekn aufgenommen und damit festgehalten werden,
um sie für weiteren Gebrauch zu reserviren. Es geschieht dieses
z. B. in den grossen Fabriken für unsere sogenannten Wohlge-
rüche (Odeurs) und Essenzen. Hier werden unter Anderem die
wohlriechenden ätherischen Oele unserer Lieblingsblumen z. B.
der Kosen, Veilchen, Orangen, Tuberosen u. s. w. auf diese Weise
festgehalten und, wie eben gesagt, für den weiteren Gebrauch re-
servirt.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass auch die Völker des
Alterthums, vor Allem die Perser, schon ein Verfahren für Wohl-
gerüche kannten, was dem unserigen ähnlich war. Aber auch den
alten Griechen rauss es zum Theil bekannt gewesen sein.
Wir haben zwei Familien, die im Systeme weit auseinander
stehen, ausser den Terpenthinpflanzen noch die bereits besproche-
nen ächten Nadelhölzer oder Abietaceen, welche in ihrem Innern
hauptsächlich Terpenthin erzeugen. Dort ist bereits mitgetheilt
(s. S. 25), dass der Terpenthin von sogenannten SekretionszeUen
gebildet und dann in den sonst nur Luft führenden Intercellular-
Räumen abgelagert wird. Geschieht dieses in grossen Mengen,
so dass er im Lmern nicht mehr Platz genug hat, so sucht er
einen Weg nach aussen und zerreisst auf dem Wege das Zellge-
webe der Rinde. Die Art und Weise des Heraustretens und Ver-
härtens des bis dahin schwerflüssigen Terpenthins zum Harze ist
sehr verschieden, so dass sich die alten Griechen veranlasst fühl-
ten, besondere Namen zu geben und die einzelnen Sorten darnach
zu unterscheiden. Interessant ist es, dass man da der Ter-
penthin und die aus ihm entstandenen Harze noch Arzneimittel
sind und ausserdem eine wichtige Rolle in der Technik spielen,
sich auch bei uns gedrungen gefühlt hat, den verschiedenen
Sorten des Harzes ebenfalls Namen zu geben und dass diese so
ziemlich mit denen, welche Theophrast aufführt übereinstimmen.
Ausführlich ist bereits bei den ächten Nadelhölzern darüber ge-
sprochen (s. S. 26) worden.
Die vier Terpenthinpflanzen, welche noch jetzt in Griechen-
land vorkommen und ohne Zweifel auch im Alterthum vor-
kamen, sind:
1« Der ächte Terpenthinbaum, Pistaeia Terebinthos L.
Wahrscheinlich ursprünglich nur im südöstlichen Europa, be-
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sonders in Griechenland, und von da allmälig in den wärmeren
Ländern des s&dlichen Europa's nach Westen weiter gewandert
und besonders schon zur Zeit der alten Körner vielfach in Italien
vertreten, vor Allem in Uoteritalien, wo das wärmere B^lima ihnen
vorzüglich bekam. Man ass die Fruchte, presste aber auch aus
ihnen, sowie aus den Zweigen, ein flüssiges Harz,das zwar weder dem
Theophrast noch dem Dioskorides bekannt gewesen zu sein scheint,
wohl aber früher als cyprischer Terpenthin in den Handel kam. Es
war vor Allem die Insel Chios, wo nicht allein der Baum gut gedieh
sondern emch. einen vorzüglichen Terpenthin lieferte. Theophrast
erwähnt zwar die Terpenthin-Eultur auf der Insel Chios noch
nicht, wohl aber Dioskorides. Auch war sie den alten Römern
bekannt und ist heut zu Tage noch vorhanden. Der cyprische
Terpenthin hat bei der Konsistenz des Honigs eine grünlich-gelbe
Farbe, einen milden, etwas bittern Geschmack und einen ter-
penthinartigen, etwas fenchelähnlichen Geruch und verharzt sehr
leicht. —
Die alten Griechen kannten den Terpenthinbaum unter dem
]Samen Ti^fÄivl^og, Daö Wort kommt in diesem Sinne aber erst
bei Theophrast vor, bei Dioskorides und seinen Zeitgenossen bat
der Baum oder vielmehr hohe Strauch dagegen den Namen %b-
Qißiv&og. Theophrast verwechselt aber zwei verschiedene Ge-
hölze mit einander. Darauf bezieht sich unter Anderem eine
Stelle (Hl, 15, 3) wo er sagt, Tigf^ivd^og ist in Makedonien und
auf Kreta straudbartig (d^afAvwäijg)^ in der Nähe von Damaskus in
Syrien wird er aber ein grosser Baum (ßsya xaXov dhÖQov). Es
existirt nach ihm dort ein Berg, der dicht mit rip^iy^og-Bäumen
bedeckt ist. Dieser syrische Terpenthinbaum ist keineswegs aber
Pistacia Terebinthus L , sondern P, Palaestina Boiss. Allenthalben
wo bei Theophrast und späteren Schriftstellern, besonders auch
bei Dioskorides, von solchen riesigen Bäumen in Syrien die
Rede ist, muss Pistacia Palaestina Boiss. verstanden werden.
Auf diesen Baum beziehen sich ferner die Mittheilungen an-
derer späterer Schriftsteller, wie des Nikolaos von Damaskus
über die Perser als xsqiiiv^oqicyoi^ des Aelian, wenn er sagt, die
Arkadier essen zum Nachtisch Eicheln, die Perser Terminthen
und Kardamonen. Auch der im 2. Jahihunderte n. Chr. lebende
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Polyaenos berichtet, dass zu den Lieblingsspeisen der Perser-
könige das Oel des zeQfiiv&og gehörte.
Der Terpenthinbaum des Alten Testaments (Elon) ist eben-
falls, wenn man einen bestimmten Baum darunter verstehen will
und nicht, was besser wäre, grosser ßaum überhaupt, Pistacia
Palaestina Boiss. Wenn diesem Terpenthinbaum nicht allein riesige
Grösse, sondern auch sehr hohes Alter zugeschrieben wurde, so
muss man bedenken, dass Syrien mit Damaskus das Vaterland
der Märchen der Tausend und Eine Nacht darstellt. Die Ter-
penthinbäume von Mamre (Elon), imter denen Abrahams Zelt stand,
waren so alt, wie die Welt selbst. Auch Josephus (IV, 9, 7)
spricht von einem Terpenthinbaum, der so alt, als die Welt ist.
Nach Theophrast ist der Tig^ivd^og ein immergrünes wild
wachsendes (otyQtoo) Gehölz, dessen Früchte mit den Weintrauben
reifen und die Gröse einer Linse haben. Unreif sind die Früchte
grün, werden aber allmälig roth. Es gibt — der Baum ist zwei-
häusig — einen männlichen und einen weiblichen. Die Blätter
sind gefiedert, es befinden sich aber ofk, wie auf dem Rüster
durch Insekten hervorgerufene Blasen {xcoQvnddijg) auf ihnen
(in, 15, 4). Interessant ist es, dass diese Blasen auch jetzt bei
uns auf Kulturpflanzen der Gewächshäuser vorkommen.
Das Holz ist zähe (y^ioxQov) und hat eine schwarze Farbe,
ähnlich den Lotosfruchtbäumen, liefert auch reichlich Harz (J^TjTivri)
was besonders von den Früchten gut riecht.
In Baktrien wächst, nach Theophrast (IV, 4, 7) ein anderer
Tiqfiiv^og^ dessen Früchte sehr gut schmecken. Sie sind den
Mandeln ähnlich, unterscheiden sich aber von ihnen, dass der
Stein glatt und nicht grubig ist. Dass dieser TeQf^iv^og keine
Terpenthin - Pistazie ist, unterliegt gar keinem Zweifel; es ist
eine echte Pistazie, die Frucht der gleich zu besprechenden Pista-
cia vera, die gar nicht in Griechenland wächst und dem Theo-
phrast auch gar nicht bekannt war.
Bevor ich zu den zweiten griechischen Baum aus der Fa-
milie der Terpenthinpflanzen übergehe, möchte es nothwendig sein,
mich über den Ursprung von Pistacia dem heutigen Genus-Namen
der vier griechischen Terpenthinpflanzen etwas näher auszusprechen
um so mehr, als von den Pistazien eben gesprochen wurde.
Das Wort maTaaia kommt zuerst bei Nikander (146 v, Chr.)
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und bei dem ziemHch zu gleicher Zeit lebenden Stoiker Posei-
donios zur Bezeichnung der Frucht eines Baumes, der von dem
aber weit später in der Mitte des 3. Jahrhimdertes n. Chr. leben-
den Schriftsteller Alkiphron ntaTcixrj genannt wurde, vor.
Pistazien d. h. die bereits besprochenen Fruchte des baktri-
schen Tegfiiv^og spielten bei den orientalischen Völkera des
Alterthums eine grosse Rolle, wie auch jetzt noch, aber nicht
allein im Oriente, wo sie noch eine der beliebtesten Früchte bil-
den, sondern auch bei uns, namentlich in den Konditoreien. Sie
haben das Eigenthümliche und von andern Fruchten, bezw. Samen
abweichende, dass die Kotyledonen eine hellgrüne Farbe und we-
gen ihres Gehaltes an fettem Oele einen milden angenehmen Ge-
schmack besitzen. Die Konditoren gebrauchen die Kotyledonen
aUgemein und belegen damit wegen der grünen Farbe ihre feinern
Kuchen und Torten. Die Früchte haben im gewöhnlichen Leben
den Namen der Pistaziennüsse oder der grünen Mandeln (Amyg-
dalae virides in den Apotheken).
Das Vaterland der Pistazien ist noch keineswegs genau be-
kannt, wahrscheinlich ist es das südöstliche Persien. Von da aus
haben sie sich wahrscheinlich erst nach Mesopotamien und dem
wärmeren Syrien weiter ausgebreitet. Linn^ hatte zwei ver-
schiedene Mutterpflanzen für die Pistazien, Die eine mit grösse-
ren Früchten liess er auch bei Montpellier im südlichen Frankreich
wachsen und nannte sie deshalb Pistacia Narbonensis, die ge-
wöhnliche wurde dagegen Pistacia vera von ihm genannt. Aber
Plinius spricht schon in seiner Naturgeschichte von einer Pistazie
in Syrien und einer in Italien und Spanien (XIII, 51 und XV,
91). Er vergleicht sie mit den Piniennüssen im Geschmack. Sie
diente zu seiner Zeit in Rom allgemein zu Speise und Trank,
aber auch als Arzneimittel, besonders gegen Schlangenbiss. Ganz
dasselbe hat auch Dioskorides über seine niOTaxia berichtet (im
177. Kap. des 1. Buches).
Eigenthümlich ist, dass die Araber den Pistazienbaum noch
heut zu Tage mit einem ähnlichen Namen, Fustuk, belegen. Sie
mögen ihn wohl gleich im Anfange ihrer Herrschaft im Oriente
den Griechen entlehnt haben. Mit dem Erwachen einer geistigen
Kultur nach dem Mittelalter wurde das Wort Pistacia auch in
der botanischen Wissenschaft eingeführt, Toumefort bediente
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sich seiner nur für den Pistasienbaum, Linn^ hingegen yereinigte
auch die ähnlichen Arten in seinem Genus Pistacia, wie es noch
heut zu Tage angenommen wird, der Bezeichnung des Dioskori-
des TeQißivd^og bediente er sich aber für den Art-Namen, indem
er den ächten TeQfiiv&og Pistacia Terebinthus nannte.
2* Der Mastixbaum^ Pigtaoia Lentiseus L.
Ein ursprünglich wohl nur in Griechenland, so wie überhaupt
in den warmem Ländern des südöstlichen Europa's und in Elein-
asien sehr yerbreiteter Strauch, der sich allmäUg hauptsächlich in
den Mittebneerländem westwärts bis zu den Eanaren ausbreitete
und jetzt zum Theil daselbst verwildert erscheint. Unter dem
Namen axivog war er schon den alten Griechen sehr gut bekannt
und wird zuerst von Herodot (IV, 177) erwähnt. Leider erhalten
wir niagends von ihm eine einiger Massen benügende Beschrei-
bung, nur dass der Mastix (f^aatixr}) von dem Baum axivog
kommt, macht es möglich den Mastixbaum darunter zu erkennen.
Unter axivog verstanden die Griechen aber wiederum auch die
Meerzwiebd, Urginea maritima (Scilla) L., welche ebenfalls im
Alterthum ein wichtiges Arzneimittel war.
Maaiix^ soll nach Victor Hehn seinen Namen von der Sitte
es zu kauen erhalten haben. Diese scheint allerdings uralt zu
sein imd ist noch jetzt im Oriente allgemein. Auch unsere Zahn-
ärzte bedienen sich seiner noch jetzt, um hohle Zähne damit aus-
zufüllen. Der Gebrauch des Holzes zu Zahnstochern u. s. w.
war aber gewiss nicht so alt, alsVictor Hehn annimmt, gewiss kannten
ihn weder Herodot, noch Theophrast. Dioskorides ist der erste,
der des frischen Holzes vom Mastixbaume gedenkt, um Zahn-
stocher (xaAaju/g) daraus anzufertigen (im 39. Eap. des 1. Buches).
Diese Sitte scheint später noch weit allgemeiner geworden zu sein
und lässt sich selbst bis in das zehnte Jahrhundert n. Chr.
verfolgen. Man kaute auch das getrocknete Holz, um den
Geschmack und Geruch im Munde zu verbessern. Wer
sich daran gewöhnt hatte, Mastixholz zn kauen, hiess selbst
ox^votQcixrrjg,
Nach Theophrast gibt es aber noch einen zweiten Mastix,
der von einer krautartigen Pflanze, welche den Namen l§ivrj fuhrt,
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gewonnen wird (VI, 4, 9). Bei dieser l^ivrj kommen die Haupt-
blätter aus der Wurzel und haben (nach Theophrast) im An&nge
die Gestalt eines Apfels d. h. schliessen sich, ** wie es beispiels-
weise bei der Rhabarberpflanze unserer Kulturen der Fall ist,
nach oben zusammen.
Später öffiiet sich diese grosse Wurzelknospe und der eigent-
liche Stengel steigt in die Höhe und bringt an seinem oberen
Ende eine wohlschmeckende Thräne (daxQvov evotoftov s. S. 26)
hervor, welche den Namen Dom-Mastix (axav^ixi/j fiaorlxrj) föhrt.
Wahrscheinlich ist die Mutterpflanze Carlina gumnodfera (Atrac-
tylis) L., eine in botanischen Gärten vielfach angebaute Pflanze,
wo man die Bildung des Harzes unter gewissen Umstanden noch
beobachten kann und die noch jetzt in Griechenland viel ver-
breitet ist.
Auf Creta wächst aber nach Theophrast (IX , 1, 3) noch
eine andere lU^r^^ die ebenfalls domig, aber zugleich auch holzig
ist. Sie fuhrt den Namen Bocksdom, TQayaxavl^a^ wächst jedoch
auch in anderen Ländern, wie im Peloponnes und Griechenland
überhaupt. Von dieser TQaydxav&a finden wir ausnahmsweise
wiederum eine genaue Beschreibung bei Dioskorides (im 20. Kap.
des 3. Buches), welche gar keinen Zweifel übrig lässt, was man
darunter zu verstehen hat Die Traganthpflanzen (domige Arten
des Genus Astragalus) haben in den warmen Ländern des Orien-
tes eine sehr grosse Verbreitung, merkwürdiger Weise nicht
aber in Griechenland, wo sie nur durch Astragalus Veluchensis
Boiss., creticus Lam., Parnassi Boiss., Cyll^ieus Boiss. und Heldr.
und durch A. thracicus Gris., und zwar noch keineswegs in grosser
Menge, vertreten sind. Von diesen domigen Traganthpflanzen
waren zu Theophrast's Zeit Pflanzen bekannt, von denen man
durch freiwilliges Austreten, besonders da, wo der Stengel aus
der Erde hervortritt, ein achtes Gummi, was noch jetzt als Tra-
ganthgummi im Handel ist, erhielt.
Ich komme auf den Mastix und seine Mutterpflanze, Pi^iacia
Lentiscus L., zurück. Auch war schon im Alterthume die Lisel
Chios berühmt, dass man von ihr nicht allein den besten Ter-
penthin, auch den besten Mastix bezog. Der Name Lentiscus
war bereita den alten Römern bekannt und Plinius spricht aus-
führlich von der Pflanze. Die Väter der Botanik trugen ihn in
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die botanische Wissenschaft über und nannten die Pflanze Len-
tiscus vulgaris. Toumefort benutzte das Wort zur Aufstellung
eines besonderen Grenus, Linn^ vereinigte aber, wie bereits gesagt,
alle Toumefort'sdien Genera dieser Gruppe in einem gemein-
schaftlichen Genus, was er Pistacia nannte.
3. Her Gerberstranch, Bhus Coriaria L.
Das ursprüngliche Vaterland des Gerberstrauches möchte jetzt
noch schwer zu bestimmen sein, das Wahrscheinliche ist aber,
dass er von den wärmeren Ländern des südöstlichen Europa^s
ausgegangen und sich weniger nach Osten als vielmehr nach
Westen auf beiden Seiten des Mittelmeeres ebenfalls wie der
Mastixbaum bis nach Madera und zu den Kanaren ausgebreitet
hat. Dass die Alten ihn kannten, unterliegt gar keinem Zweifel,
und zwar unter dem Namen Qovg zuerst bei Hippokrates und
wenig später bei Theophrast (III, 18,5). Gegen seine Gewohn-
heit giebt aber Theophrast hier eine zum Theil falsche Beschrei-
bung, so dass man annehmen muss, er kenne nur das daraus
angefertigte Arzneimittel und habe sich über die Pflanze von
Anderen Mittheilnngen machen lassen. Der Gerberstrauch hat
von Hippokrates an das ganze griechische und nicht weniger
römische Alterthum und dann das ganze Mittelalter hindurch bis
auf die neueste Zeit eine sehr wichtige Rolle gespielt. Dass da-
gegen Dioskorides ihn aus eigener Anschauung kannte, geht aus
seiner verhaltnissmässig guten Beschreibung hervor (im 147. Kap.
des 1. Buches).
Nach Theophrast (III, 18, 5) hat man einen männlichen und
einen weiblichen QOvg. Er treibt weder lange, noch dicke Aeste
und hat Blätter wie der Rüster (?), nur sind diese behaarter. Von
diesen unterscheiden sich aber die Blätter der jungen Schösslinge
(tujv xlwviwv Tcuv V80)v\ die gefiedert sind. Die Blätter haben
aber sämmtlich nur die eine und zwar gefiederte Form. Die Ger
ber gerben damit das Leder weiss. Die Blüthe soll weiss sein,
ist aber röthlich und bildet einen irauben- oder vielmehr rispen-
förmigen Blüthenstand, der sich aber wie bei dem Blüthenstande
der Weinrebe kräuseln soll (rt3 oxijfictTi öi to oloax^Qis Ofliy-
yccg exov oianeQ xal u ßnxQvg). Das geschieht aber nie, im Gegen-
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theil ist der Blüthenstand steif- und kurzästig. Die Frucht röthet
sich zugleich mit der Weintraube und hat die Grösse einer kleinen
Linse. Das Arzneimittel, was den Namen ^otg fuhrt, ist knochen-
hart (oatwdrjg). Die einfache Wurzel liegt oberflächlich und macht
wenig Nebenwurzeln (rko^QiCa), Das Holz schliesst Mark ein
und wird von Würmern gern angegriffen. Der Gerberstrauch
wächst allenthalben, am Besten auf Mergelboden.
Ueber die Frucht sagt noch Dioskorides, dass die äussere
Hülle sehr angenehm {evxQriOTOv) sei. In den späteren griechi-
schen Zeiten rechnete man die Früchte des Gerberstrauches selbst
zu den Gewürzen (J]dva^ia), Sie hat auch in der That einen
säuerlich-gewürzhafken Geschmack, der Ursache ist, dass man ihn
gern als Zusatz, besonders zu Fischspeisen thut.
Den grössten Nutzen bringen die Blätter, welche sich vorzüg-
lich zum Gerben eignen und noch jetzt als Schmack einen be-
deutenden Handelsartikel bilden. Die Mauren brachten den Gerber-
strauch mit nach Spanien, müssen also doch schon in ihrem Vater-
lande Syrien und Arabien den Gebrauch zur Anfertigung dbes
vorzüglichen Leders gekannt haben, und verfertigten das berühmte
Korduanleder, von dem früher die grössten Fabriken in Cordova
(daher auch der Name) sich befanden. Leider ist durch die un-
glückseligen Verhältnisse Spaniens in den letzten Jahrhunderten
die Korduanfabrikation sehr zurückgegangen, soll sich aber neuer-
dings mit besserem Anbau der betreffenden Pflanze wieder sehr
gehoben haben. Auch im südlichen Frankreich baut man jetzt
den Gerberstrauch in nicht geringer Menge an, ausserdem aber
noch in einer geringeren Sorte, Sumac de redou, zu diesem Zwecke
Coriaria myrtifolia L. (s. diese S. 241). Die Korduan- und Saffian-
fabrikation befindet sich dagegen in England in einem am Meisten
blühenden Zustande.
Die grössten Massen von Schmack (Carini genannt) werden
auf Sicilien gewonnen und gehen zum grössten Theil nach Eng-
land, was einen Bedarf von nicht minder als 19 000 Tonnen hat.
Nach Hamburg gehen dagegen im Durchschnitt alljährlich etwa
gegen 10000 Tonnen. Allein aus dem Hafen von Palermo auf
Sicilien wurden nach Theobald Fischer im Jahre 1875 für 15 MiU.
Frank Sumachblätter ausgeführt.
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Das Wort Rhus hatten schon, wie früher ausgesprochen, die
alten Römer in ihrer Sprache eingeführt und wurde auch von
Seiten der Väter der Botanik für den Gerberstrauch benutzt, eben
so von Toumefort. Linn^ war der erste, der unter diesem Namen
alle ähnlichen in der alten und neuen Welt vorkommenden Ge-
hölze zum Genus vereinigte.
4* Der Perrflckenstrauch, Cotlnus Coceygea Seop*
(Khos Cotinos L.)-
Das Vaterland des Perrücken Strauches oder, wie es auch heisst,
Fisethholzes mag wohl das südliche Osteuropa und Kleinasien
sein, in Griechenland gehört er zu den Verbreitetesten Gehölzen.
Von da hat er sich in Südeuropa westwärts bis nach Frankreich
verbreitet, nicht aber auf der Südseite des Mittelmeers, in Nord-
afrika. Die alten Griechen kannten ihn unter den Namen xox-
xvyiay aber nicht vor Theophrast und selbst dieser beschreibt ihn
(III, 16, 6) nur sehr oberflächlich, indem er sein Hauptmerkmal,
was kein anderes Gehölz haben soll, (^Idiov äi k'xei xo BxnctnnovQ"
d^ai TOP xaQTinv) angiebt und nichts weiter erwähnt. Von Roth-
farben, wie in den meisten Wörterbüchern steht, sagt Theophrast
kein Wort, sondern fugt nur noch hinzu, dass der kleine Baum
allgemein verbreitet sei.
Die den Alten besonders bei den Körbchenträgem oder Kom-
positen sehr gut bekannte und auch ndnnog genannte Haarkrone
ist aber bei dem Perrückenstrauche, wie angegeben, nicht vorhan-
den, sondern der Blüthenstand ist polygamisch, die männlichen
Blüthen fallen nach der Befruchtung ab, ihre Stiele verlängern
sich aber und umgeben sich mit Haaren, so dass der Blüthen-
stand einer Perrücke nicht unähnlich aussieht, in der nur wenige
bräunliche Früchte sich befinden.
Als Genus-Namen hat Toumefort das Wort zuerst in der
wissenschaftlichen Welt eingeführt und Scopoli seit der Einfuhrung
der Linn^'schen Nomenklatur den Strauch als Cotinus Coccygea
beschrieben, Linn^ dagegen vereinigte den Strauch mit seinem
Genus Rhus. Wie die Römer dazu kommen, das Wort xovivog^
was bei den Griechen den wilden Oelbaum bedeutet (s. diesen
S. 125) für den Perrückenstrauch zu gebrauchen, sucht man ver-
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gebens zu erklären. Plinius führt sogar den Strauch mit seinem einer
Perrücke nicht unähnlichen Blüthenstande zwei Mal auf. Ein Mal
bezeichnet er ihn als einen kleinen Baum da* Apenninen, niiit dem
man Leiuenzeug pnrpnrroth färbte, mit dem Namen Cotinus
(Plin. XVI, 73), das zweite Mal nennt Plinius den Strauch Coc-
cygea (-XIU, 121) und charakterisirt ihn durch den eigenthüm-
lichen Pappus.
Draek yoo Gebr. ünger (Tb. Qrimm) in Berlin, SctaÖnebergerstrasse 17a.
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