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Die Chroniken
der
Stadt Mekka
gesammelt
und
auf Kosten der Deutschen IHorgenländischen Gesellschaft
herausgegeben
von
W^eriHnanii JVÜHtenfeM.
VlEUTiSR BABTP.
Deutsche Bearbeitung.
Leipzig,
in Commission bei F. A. Brociihaus.
1861.
Geschichte
der
8tadt Mekka
Nach den Arabischen Chroniken bearbeitet
und
auf Kosten der Deutschen IHorgenländischen Gesellschafi;
herausgegeben
von
W^erdinana WÜ9tenfeM.
Mit einem Plane dek* Stadt
und einer Stammtafel der Schertfe von Mekka.
Leipzigs
in Commission bei F. A* Brockhaus.
1861.
OS
.HA
Druck der Dieterichschen Universilftls - Bnchdruckerei.
(W. Fr. Kaeslner.)
u^^ -_c-. ^ :.y
Vorrede.
Die vorliegende Bearbeitung hat den Zweck, den Hauptin-
halt der in den drei Text- Bänden enthaltenen Nachrichten
über die Geschichte von Mekka in einen übersichtlichen Zu-
sammenhang zu bringen und besonders den NichtOrientalisten
zugänglich zu machen, und nach mehrfachen Versuchen habe
ich die chFonologische Anordnung für die passendste gehalten,
indem dadurch in die Darstellung einige Abwechselung ge-
bracht und Wiederholungen vermieden werden konnten. Dass
ich die älteste Sagenzeit nur kurz berührt und aus der Menge
der oft einander widersprechenden Erzählungen über densel-
ben Gegenstand immer nur eine aufgenommen habe, wird man
nicht tadeln. Bei el-Azraki, el-Fäkihi und Ibn Dhuheira ist
die Geschichte und Beschreibung der Ka ba und der Moschee
die Hauptsache und wenn diese auch in unsrer Bearbeitung
einen verhältnissmässig grossen Raum einnimmt, so habe ich
doch versucht, mich dabei so kurz als möglich zu fassen und
mich nicht zu sehr in die Einzelnheilen zu verlieren. Auf der
andern Seite weicht Cutb ed-Din zuweit von seinem Thema
ab, dadurch dass er die Geschichte der Herrscher und na-
mentlich der Türkischen Sultane zu ausführlich behandelt, die
hier um so eher übergangen werden konnte, da sie in dem von
de Sacy gelieferten Auszuge als die Hauptsache betrachtet ist.
Dagegen habe ich keine der auf Mekka bezüglichen histori-
schen Angaben ganz unbeachtet gelassen, und wenn auch das
Meiste nur aus den lose an einander gereihten Jahresnachrich-
ten besteht, so ist es doch auch durch die Zusammenstellung
einige Male gelungen grössere Uebersichten zu gewinnen, um
manche Ereignisse in ihren Anfängen und Veranlassungen er-
VI
kennen zu lassen , wodurch auch einzelne Erscheinungen in
der allgemeinen Geschichte der Muhammedanischen Slaaten mehr
aufgeklärt werden.
Der jüngste unsrer Chronisten, Cutb ed-Din, reicht in
den Zusätzen seines Neffen bis zum J. 1000 (1592 Chr.] und
es ist bis jetzt kein Werk bekannt, welches die neuere Ge-
schichte von Mekka im Zusammenhange enthielte ; auch hat die
Stadt immer mehr an Wichtigkeit verloren und ist nur im An-
fange dieses Jahrhunderts vorübergehend zu einiger Berühmtheit
gelangt durch den Aufstand der Wahhabiten, worüber wir aus-
führliche Werke besitzen.
Die äussere Eintheilung nach Paragraphen wurde nur dess-
halb gemacht , um bequem auf Zusammengehöriges verweisen
zu können, und da den drei Text -Bänden bereits ein aus-
führliches Namen - Verzeichniss beigegeben ist, so schien es
mir genügend , den Inhalt dieses Bandes in einer gedrängten
Uebersicht darzulegen.
Dem Plane der Stadt Mekka liegt der von Burckhardt
aufgenommene zum Grunde, der in allen wesentlichen Punkten
mit den älteren Nachrichten übereinstimmt. Ich habe darin die
Umgebung der Ka'ba so gezeichnet, wie sie zu Muhammeds
Zeit war, und die jetzige Ausdehnung der Moschee, der zu-
rückverlegte Rennweg und überhaupt alle neuere Bauten sind
durch punctirte Linien angedeutet.
Die Stammtafel der Scherife von Mekka wird zur leichte-
ren Uebersicht und Kenntniss des verwandtschaftlichen Ver-
hältnisses derselben dienen können , besonders in den Fällen,
wo mehrere von ihnen sich den Besitz der Herrschaft streitig
zu machen suchen.
Göttingen 1. JuU 1861.
F. WAstenfeld.
Vebersiciit des Inhaltes.
Die älteste Sagenzeit.
Das „besuchte Haus'' der Engel §. 1. Adam baut den
ersten Tempel 2.
Abraham und Ismä'il^
Abraham in Aegypten §. 3. Abraham bringt Hdgar und
Ismd'll nach Mekka 4. Niederlassung der Amalikiter 5. Ein-
wanderung der 'Gurhum und Catüra; Ismä'fls Verheirathung ;
Erbauung der Ka'ba 6. Ceremonien; der Stein Abrahams 7.
Ismä'fls Nachkomnieii and die 'Gnrham.
Näbit ben Ismail und Mudhädh ben 'Amr §. 8. Die Ca-
türa werden verdrängt 9. Murihädh der jüngere verlässt Mekka 10.
Die Chazd'a.
Einwanderung der Chuzd*a und Vertreibung' der Gurhum
§. 11. Luheij ben Häritha 12. 'Amr ben Luheij 13. Hubal
und die übrigen Götzen 14.
Die Ismä'iliten toh 'Adnän bis Careisch.
Die Ismä'lliten bleiben in der Nähe von Mekka §.15.
Nizär ben Ma'add und seine Söhne 16. Ijäd und sein Uren-
kel Wakf 17. Die Mudhar vertreiben die Ijäd, überlassen die
Aufsicht über die Ka'ba den Chuzä'a 18. Asad ben Chuzeima
und die anderen Häuptlinge 19.
Die Careisch.
Cureisch §• 20. Der Tubba von Jemen 21. Cu^eij
vni
ben Kil^b 22 , erlangt die Aufsicht über die Ka*ba 23, gründet
die Stadt Mekka 24, baut die Ka'ba 25, eignet sich alle Aem-
ter und Würden an 26, auch das Looswerfen 27, Iheill seine
Aerater unter seine Söhne 28. Die Partheien in seiner Familie 30.
Ha seh im ben Abd Manaf 31 , ordnet die Handelsreisen 32,
verheirathet sich mit Salmä 33, hebt die Hungersnoth 34 ; sein
Rangstreit mit Omajja 35 , sein Tod 36. Abd e 1 - M u 1 1 a 1 i b
ben Häschim in Medina erzogen 37, grfibt den Brunnen Zam-
zam 38 ; sein Rangstreit mit (Sundub 39 ; will seinen Sohn
Abdallah opfern 40, verbündet sich mit den Chuzä'a 41, ver-
heirathet seinen Sohn Abdallah mit Amina 42; sein Rangstreit
mit Harb ben Omajja 43. Zug der Aethiopier gegen Mekka
44. Muhammeds Geburt 45. el-'Abbäs ben Abd el-Mut-
talib 46.
Kriege der Mekkaner. Die Ahäbisch §. 47. Rei-
bungen zu 'Okädh 48; der Krieg el-Figär 49; das Bündniss
hilf el-fudhül 50. Der Götzendienst gewährt keine Befriedi-
gung 51. 'Othniän ben el-Huweirith 52.
Beschreibung der Stadt Mekka nach den Stadtvierteln §.
51—87. Die Ober- und Unterstadt 88; die Berge 89; die
Plätze 90; die Zugänge 91. — Bau der Ka'ba durch die Cu-
reisch 92—95. Die Hums 96.
nahammed and seine Zeit.
Das Bündniss der Mekkaner gegen Muhammed und seine
Anhänger §. 97; sein Bekanntwerden mit den Medinensern
und seine Flucht 98« Schlacht bei ßadr, bei Ohod und am
Graben 99. Der Vertrag von el-Hudeibia 100, wird von den
Mekkanern gebrochen 101; Abu Sufjän ben Harb sucht ihn
wieder herzustellen 102 — 3. Muhammed zieht gegen Mekka
104—7. Einzug in die Stadt 108; erste Anordnungen daselbst
109—111; die Geächteten 112. Die Marken des heiligen Ge-
bietes 113. Ausrottung des Götzendienstes 114. Zug nach
Hunein 115. Muhammeds letzte Wallfahrt und Tod 116.
Mekka unier den vier ersten Chalifen.
Abu Bekr§.117. 'OmarllB. Ueberschwemmung 119;
der obere Damm; el-Mudda'ä 120. Erweiterung der Moschee
IX
121. 'Omars Pilgerfahrten 122. 'Othmän; der Haren von
Gidda 123; die Statthalter 124. 'Ali 125.
IHekka witer den Omajjaden.
Mu'dwias Statthalter §. 126, seine erste Wallfahrt, er
kauft das Versammlungshaus 127; zweite Wallfahrt 128. Ja-
zid und Abdallah ben el-Zubeir 129. Revolution in Medina
130, Belagerung und Eroberung der Stadt durch Muslim 131 ;
Muslims Tod 132. Belagerung von Mekka 133 wird aufgeho-
ben 134. Ihn eUZubeir baut die Ka'ba 135 — 136, wird
als Chalif anerkannt, bleibt aber ruhig in Mekka 137. Ibn el-
Hanefia 138. Erweiterung der Moschee 139, die Familie el-
Azrak 140. Abdel-Malik schickt el-HaggAg gegen Mekka,
welcher die Stadt belagert 141—142; Ibn el-Zubeirs Tod 143.
el-Haggäg verändert die Ka'ba wieder 144. Abd el-Malik
macht die Wallfahrt 145. Ueberschwemmung 146. Der Statt-
halter Chälid el-Casri 147, die übrigen Statthalter 148. el-
Walid und seine Statthalter Omar ben Abd el-'Aziz und Mas-
lama 149 — 150. Ausschmückung der Moschee 151. Sulei-
mans Statthalter Chälid muss el-Haggdg verfluchen 152, legt
eine Wasserleitung an 153, sein Character 154. Omar ben
Abd el-Azfz 155. Jazid ben Abd el-Halik bis Hischäm 156.
el-Wal!d IL bis Marwan, Aufstand und Unterdrückung der
'Aliden 157.
IHekka zur Zeit der 'Abbasident
Abul-'Abbäs und seine Statthalter 158. el-Man^ür
erweitert die Moschee 159; Aufstand der 'Aliden 160; die
Statthalter in Mekka 161. el-Manpür stirbt in Mekka 162.
el-Mahdi macht die Wallfahrt 163, lässt die alten Umhänge
der Ka'ba abnehmen 164, vergrössert die Moschee 165, rich-
tet an die Mekkaner ein Ermahnungsschreiben 166; zweite
Erweiterung der Moschee 167, ihr Umfang 168, ihre Thore
169, weitere Beschreibung derselben 170, die anstossenden
Häuser 171, die nächste Reihe 172. el-Hadi; Kampf gegen
die 'Aliden 173. Harun el-Raschtd, seine Statthalter, seine
Wallfahrten 174; seine Mutter el-Cheizuran 175; die Barma-
kiden 176. Vertrag über die Theilung des Reiches unter seine
Söhne 177. Vernichtung der Barmakiden 178. Haruns letzte
Wallfahrt 179. el-Amtn verschönert die Ka'ba 180; seine
Mutter Zubeida lässt den Kanal von Hunein anlegen 181; der
Statthalter Däwüd ben 'Isä 182. el-Hämün, Aufstand der
'Aliden, Husein ben Aftas 183. Muhammed el-Dibäg zum
Chalifen ausgerufen, dankt ab 184* Unruhen in Mekka 185.
Geschenk des Königs von Tübet 186. Ueberscfawemmung 187.
Verbesserung der Wasserleitungen 189. Erleuchtung der Mo-
schee 190. el-Mu'tagim 191. el-Wäthik 192. el-
Hutawakkil ernennt seinen Sohn Muntagir zum Statthalter
von Arabien, entledigt sich des Itäch, vermehrt die Bekleidung
der Ka*ba 193, lässt dieselbe durch Ishäk ben Salama ausbes-
Sern und verschönern 194 — 196; seine Statthalter 197. el-
Musta'in. Aufstand der 'Aliden unter Ismä'll ben Jüsuf 198.
el-Mu'tazz. Ueberschwemmung 199. el-Mu'tamid. Seine
Statthalter in Mekka; die Zing; Kampf zwischen den Fleischern
und Kornhändlern 200. Ahmed ben Tulün versucht in Mekka
festen Fuss zu fassen ^ seine Truppen werden geschlagen ; der
Statthalter Jüsuf ben Abul-Säg unterliegt den Medinensern 201.
el-Mu'tadhid erhält Berichte über wünschenswerlhe Verbes-
serungen in Mekka 202, lässt den Rest des Versammlungshau-
ses zur Moschee ziehen und andere Neubauten vornehmen 203.
el-Muktafis Statthalter' Agg ben Hagg 204. el-Muctadir.
Aufstand der Banu Harb ; Veränderung der Moschee, Geschenke
205. Einfall der Carmaten 206; sie entführen den schwarzen
Stein 207. Verminderte Zahl der Pilger. el-Multaki 208.
el-Mutf. Die Carmaten bringen den schwarzen Stein zu-
rück 209. Die Fatimiden suchen ihre Macht in Mekka geltend
zu machen 210» Durch Käfür wird das Gebet für den Cha-
lifen el-Muti' in Mekka abgeschafft. Der 'Alide 'Ga'far ben
Muhammed bemächtigt sich der Regierung und erkennt el-
Mu'izz als Oberherrn an 211. Reise der Prinzessin 'Gamila
212. el-Tä'i' hat keinen Einfiuss mehr in Mekka, sondern
el-'Aziz 213. Die Beduinen belästigen die Pilger 214. Der
Statthalter Abul-Fatüh von el-Hakim begünstigt 215, lässt sich
durch dessen flüchtigen Wezir Ibn Magribi bereden sich zum
Chalifen ausrufen zu lassen 216. Die Beduinen halten die
Heerstrassen besetzt; blutige Auftritte in Mekka 217. Der
Statthalter Schakr; Pest und Theurung 218. Die Banu Abui-
XI
Tajjib bemächtigen sich der Regierung, ziehen sich aber vor
dem Jemenischen Sultan 'Ali ei-^uleihi zurück 219.
Muhammed ben Abu Hdschim, Stammvater der Sehe*
rffe von Heicka, hält es mit dem Meistbietenden und plündert
die Pilger aus 220. Sein Sohn C ä s i ra besteht einen Kampf
mit Ispahbad 22 1 . F ü 1 e i t a ben Cäsim ; H ä s c h i m ben Füleita
plündert die Pilger 222. Cäsim ben Häschim flüchtet vor
Nur ed-Dtn Mahmud 223. '1 s ä ben Fuleita ^ Kampf mit den
Pilgern aus 'Irak 224. Mdlik ben Füleita; grosse Theurung
225. Däwüd ben 'Isä von seinem Bruder Mukaththir auf
kurze Zeit verdrängt 226. ^aläh ed - D!n steuert den Bedrü-
ckungen der Pilger. Gründung mehrerer Hospize und einer
hohen Schule 227. Mukaththir regiert mit Däwüd gemein-
schaftlich. Kampf zwischen den Emiren der Pilger aus 'Mk
und Syrien. Errichtung einiger Hospiize 228. Mukaththir wird
von Catäda ben Idris vertrieben 229.
Catida von den Syrern auf der Wallfahrt angegriffen,
bleibt Sieger 230. el-Malik eUMu'adhdhim in Mekka 231.
Hasan ben Catäda befürchtet, dass sein Bruder Rägih von
dem Emir Acbäsch begünstigt werde ; in einem Kampfe der
Partheien kommt Acbäsch um 232. el-Malik el-Mas'üd be-
mächtigt sich der Regierung 233, vertreibt Hasan 235. Die
Scherffe, der Sultan von Jemen und der von Aegypten ma-
chen sich die Oberherrschaft streitig 236. Bauten in Mekka
237. Die Scherife unter sich im Kampfe uno die Regierung
238. Die Aegypter sind noch nicht stark genug , um sich auf
die Dauer in Mekka zu behauplen; letzte Anerkennung der
Hoheitsrechte des Chalifen von Bagdad 239. Der Sultan von
Jemen sucht zur Herrschaft von Mekka zu gelangen 240.
IHekka imter den Snltanen Ton Aegyyten.
Bibars wallfahrtet nach Mekka und gewinnt dort Einfluss
durch Vermehrung der Einkünfte der dortigen Statthalter Abu
Numeij und Idris; diese beiden gerathen in Streit, Idrts
wird getödtet 241. Streitigkeiten zwischen den Emiren von
Mekka und Medina 242. Kampf zwischen den Aegyptern und
Mekkanern 243. Wallfahrten fürstlicher Personen 244. Hu-
meid ha und Rumeitha als Statthalter, von ihren Brüdern
Abul-Geith und Oteifa zeitweise verdrängt ; Theurung in Mekka
XU
245. Des Sultans el-Halik el-Nä^ir erste Wallfahrt 246, zweite
Wallfahrt ; grosse Theurung 247. Der Emir 'Gübän lässt die
Wasserleitungen herstellen 248. 'Oteifa als Statthalter ; Kampf
gegen die Pilger 249. Ein Elephant in Mekka 250. 'Oteifa
streitet mit Rumeitha um die Regierung, beide begeben sich
nach Cähira, wo 'Oteifa zurückgehalten wird 251. Der Sultan
von Jemen el-Mugähid gründet eine hohe Schule und wird
den Aegyptern vorgezogen; Kampf dieserhalb 252. Thucba
und 'Aglän als Statthalter 253. el-Mugdhid wird in Mekka
gefangen genommen und nach Aegypten gebracht 254. Thucba
und 'Agiän im Streit 255, werden beide abgesetzt und Mu-
hammed ben 'Oteifa zum Statthalter ernannt 256. Kampf
der Scherffe gegen die Türkisch- Aegyptische Besatzung, Mu-
hammed zieht sich zurück und Thucba übernimmt wieder die
Regierung 257, doch wird statt seiner sein Bruder 'Aglän
wieder eingesetzt 258. Theurung in Mekka, AbschafTung der
Abgaben von Lebensmitteln 259. Oweis, Sultan von 'Iräk^ in
das öffentliche Gebet zu Mekka aufgenommen; el-Afdhal, Sul-
tan von Jemen , stiftet die Afdhalia 260. 'Agiän ernennt sei-
nen Sohn Ahmed zum Nachfolger 261. Ahmed nimmt seinen
Sohn Muhammed zum Mitregenten an 262. Muhammed wird
ermordet, 'Indn bemächtigt sich der Herrschaft und lässt sei-
nen Neffen. an der Regierung Theil nehmen 263. Von Ae-
gypten wird 'AU ben 'Aglän zum Statthalter von Mekka er-
nannt, daher Streit mit Inän 264, bis 'Ali ermordet und sein
Bruder Hasan Statthalter wird 265. Kampf der Mekkaner
gegen die Pilger aus Syrien 266. Ueberschwemmung 267.
Brand in der Moschee 268; der Aegyptische Emir Beisak baut
sie wieder auf 269. Barakät und nachher auch Ahmed wer-
den zu Mitregenten ihres Vaters Hasan und dieser zum Statt-
halter von ganz Higäz ernannt 270. Der Befehl zu ihrer Ab-
setzung wird widerrufen 271. Der Sultan von Aethiopien wall-
fahrtet 272. Der Sultan von Bengalen lässt eine hohe Schule
bauen 273. Dem Chalifen eI-Musta1n wird in Mekka gehul-
digt, bis Abu Nagr Scheich die Regierung in Aegypten über-
nimmt 274. Preise der Lebensmittel 275. Erfolgloser Auf-
stand des Rumeidha. Ausbesserung der Stadtmauern 276.
Kampf der Mekkaner gegen die Aegyptischen Pilger 277.
Raubanfälle auf der Wallfahrt 278. Hasan wird mit seinem
XIII
Sohne abgesetzt und Rumeitha zum Statthalter ernannt 279,
welcher aber nach einem heftigen Kampfe die Stadt wieder an
Hasan tiberlässt 280. Wohlfeile und theure Zeiten 281. Ha-
san und Barakät von el-Mudhaffar bestätigt 282, erhalten eine
feste Einnahme ; wogegen die Abgaben in Mekka abgeschafft
werden. Ueberschwemmung 283. Der Sultan BarsabM lässt
die dadurch veranlassten Beschädigungen ausbessern 284. 'A I i
ben 'Indn wird zum Statthalter ernannt, 'Hasan zieht sich vor
ihm zurück 285, wird dann wieder eingesetzt, reist nach Ae-
gyplen , wo er stirbt ; seine Verdienste um Mekka 286. B a-
rakät wird als Statthalter bestätigt; öffentliche Bauten in
Mekka 287. Barakät behält gegen seine Brüder die Ober-
hand 288, ist aber selbst von dem Aegyptischen Sultane ganz
abhängig 289. Ihm folgt sein Sohn Muhammed 290. Parthei-
lichkeit des Sultans Cajitbäi 291^ welcher indess der Stadt ge-
wogen bleibt 292, die hohe Schule Aschrafia bauen lässt 293
und selbst die Wallfahrt macht 295« Ba rakät ben Muham-
med wird Statthalter, muss aber nach einander gegen seine
Brüder ankämpfen , che er sich dauernd festsetzt 296. Der
Sultan el-Güri lässt das Ibrahim Thor neu bauen 297. Die
Hafenstadt iSidda als Station für die Aegjptische Flotte, welche
unter Husein el-Kurdi nach Indien segelt; Husein erobert auf
der Rückkehr Jemen , wird aber in Mekka festgenommen und
in 'Gidda ertränkt 298.
Mekka unter den Türkischen Sultanen.
Sei im beweisst sich gegen die Mekkaner sehr gnädig
§. 299, er bestätigt Barakät und seinen Sohn Abu Numeij als
Statthalter, lässt durch Muglih ed-Dtn Geschenke austheilen und
eine Liste der Einwohner aufnehmen 300, wonach die jährli-
chen Unterstützungen an Getreide und Geld vertheilt werden
sollen 301 — 2. Muglih ed-Din verbessert die Wasserleitungen
und andere Anlagen 303. Abu Numeij 304 schickt seinen
Sohn Ahmed nach Constantinopel 305. Die Ka'ba wird aus-
gebessert 306 — 7. Die Wasserleitung von Hunein wird mit
unsäglicher Mühe und Kosten wieder hergestellt 308 — 10.
Gründung der hohen Schule Suleimänia 311. Selim II. ver-
XIV
mehrt die Zufohren nach Mekka 312, lässt die Moschee gro-
ssentheils neu bauen 313. Anzahl der Säulen 314. Thore
der neuen Moschee 315. Die Thürme 316. Die an die Mo-
schee anstossenden Häuser. Murdd stiftet eine neue Grie-
chische Zufuhr 317.
Topographischer Anhang.
Das Gebiet von Mekka §. 318. Die Ostseite 319. Die
Nordseite 320. Die Südseite 321. Die Westseite 322. Die
Wallfahrtsorte 323.
8eherife Ton Mekkiu
Idrts
€at4da
599-617
bu Sa'd 'Ali Rägih Idrts
639-651 651—652 652-669
Ibu Numeij Gänim Muhammed
, 652-701 652 654
! ^ .
dha Abul-Geith 'Oteifa
|r20 701-714 701
'AgJdn Muhammed
746-774 760
Muhammed 'Ali Hasan
794 789-797 798-829
Rumeitha Barakät Ahmed Ibrahim 'Ali Abul-Cdsim
816 809-859 811 829 845 846
! Muhammed
! 859-903
I ^
'Hizä' Ahmed tiäzdn Humeidha Cäjitbdi
— -^ 906 * 908-909 * 909 910-918
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GeseMehte
der Stadt Mekka.
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ie Atteste Sageueit.
§. 1. Als Gott beschlossen hatte, die Erde zu schaffen
und ihr Bewohner zu geben, theilte er seine Absicht den En-
geln mit, die darüber sehr bestürzt waren und sprachen: o
HerrI sollen denn diese Bewohner andere Geschöpfe sein als
wir? etwa solche, die Böses thun, Blut vergiessen und dir un-
gehorsam sind? gieb sie uns zur Wohnung, wir werden auf
ihr kein Böses thun, kein Blut vergiessen; wir werden dich
loben und preisen und dir gehorsam sein. — Sprach Gott:
Ich weiss, was ihr nicht wisset. — Da glaubten die Engel,
ihre Rede sei eine Widersetzlichkeit gegen ihren Herrn gewe-
sen und er zürne darüber; sie stellten sich desshalb um den
Thron mit erhobenen Händen und demüthigen Geberden, wein-
ten, um seinen Zorn zu mindern, und hielten einen dreimali-
gen Umgang um den Thron. Als Gott dies sah, hatte er Mit-
leid mit ihnen; er stellte unter seinem Throne einen Tempel
auf, der auf vier Säulen von Smaragd ruhte und einen Rubin-
stein zum Dache hatte; dieser Tempel heisst el-dhuräh.
Dann sprach Gott zu den Engeln : Verlasst meinen Thron und
haltet euren Umgang um diesen Tempel. Das thaten sie und
wurden beruhigt, und dies ist das im Corän Sure 52, 4 er-
wähnte „besuchte Haus^, welches täglich von 70,000 Engeln
betreten wird, ohne dass je einer derselben wiederkehrt.
§. 2. Nachdem dann Adam aus dem Paradiese vertrieben
und auf die Erde herabgelassen war, klagte er zu Gott: was
ist mir? ich höre die Stimme der Engel nicht mehr. Das ist,
sprach Gott, die Folge deiner Sünde; aber gehe hin und baue
mir einen Tempel, umwandle ihn und gedenke dabei meiner,
so wie du die Engel um meinen Thron hast wandeln sehen.
Da kam Adam in die Gegend von Mekka und legte den Grund
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zu dem heiligen Tempel, wozu ihm die Engel grosse Fels-
stücke herbeibrachten aus den fünf Bergen Lubnän, Tür Zeitd,
Tür Sinäj el-iSüdi und Hirä, und auf dieses Fundament wurde
7)das besuchte Haus^ herabgelassen. Adam erhielt aus dem
Paradiese auch ein Zelt, welches aus einem rothen Hyacinth
bestand, und darin als Ruhesitz den ^Eckstein^, der damals
ein weisser Hyacinth war und erst durch die Berührung der
sündhaften Menschen zum „schwarzen Stein^ geworden ist.
Als dann die Sintfluth kam y wurde der Tempel mit dem Zelte
wieder in den Himmel gehoben, der schwarze Stein aber in
dem nahen Berge Abu Cubeis verborgen; Noahs Schiff mit sei-
nen achtzig Bewohnern fuhr 150 Tage auf dem Wasser und
umkreiste die Stelle des Tempels 40 Tage lang, dann lenkte es
Gott nach dem Berge el-iSüdi, auf dem es stehen blieb ^ und
nachdem Noah das Schiff verlassen hatte, baute er am Fusse
dieses Berges eine Stadt, die den Namen Thamänin d. i. Achtzig
erhielt. Eines Tages waren die Sprachen in achtzig Mundar-
ten verwirrt, so dass keiner den anderen verstand^ und Noah
trennte sich von den übrigen. Der Platz des Tempels blieb
den Menschen bekannt und wurde fortwährend als heiliger Ort
besucht; Bedrückte und Verfolgte suchten dort eine Zuflucht
und ihre Gebete fanden dort Erhörung.
Abraham uid Ismä'il.
§. 3. Abraham verheirathete sich, nachdem er aus dem
Feuer Nimrods gerettet war, mit Sära, der Tochter seines
Oheims, und zog mit ihr nach Aegypten, \^o damals einer der
ersten Pharaonen regierte. Sära war ein schönes Weib und
ihrem Manne treu; aber Iblis (der Teufel) ging zu Pharao und
sagte ihm : da ist ein Mann der eine der schönsten Frauen hat.
Der Tyrann liess Abraham rufen und fragte ihn: in welchem
Verhältniss steht dieses Weib zu dir? er antwortete: sie ist
meine Schwester. Er fürchtete nämlich, dass wenn er sagte,
sie sei seine Frau, er ihn umbringen würde. Er befahl ihm
dann, sie schön zu kleiden und zu ihm zu schicken. Abraham
kam zu Sära und sprach zu ihr: dieser Tyrann hat mich nach
dir gefragt und ich habe ihm erzählt^ du seist meine Schwe-
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ster; nun mach mich bei ihm nicht zum Lügner, denn du bist
meine Schwester' nach dem Buche Gottes; es ist ja kein Gläu-
biger in diesem Lande ausser mir und dir. S^ra ging nun zu
dem Tyrannen, während Abraham stand und betete; durch eine
Veranstaltung Gottes, der ihn beruhigen wollte, konnte er sie
sehen, seit sie ihn verliess, bis sie zurückkam. Der Tyrann
ward über die Schönheit Säras so erstaunt , dass er sich nicht
enthalten konnte, seine Hand nach ihr auszustrecken; da ver-
trocknete sie. Nun sprach er zu ihr: bitte deinen Herrn ^ dass
er mir den Gebrauch meiner Hand wiedergiebt, so werde ich
dir nichts zu Leide thun. Da sprach Sära: o Gott! wenn er
aufrichtig ist, so gieb ihm den Gebrauch seiner Hand wieder.
So geschah es und er schenkte ihr die Hdgar, eine schöne
Coptische Sklavin, und Hess sie zu Abraham zurückkehren. Als
er sie bemerkte, hörte er auf zu beten und sagte: wie ist es
dir ergangen? Sie antwortete: Gott hat mich vor der Nach-
stellung des Bösewichts bewahrt; er hat mir die Hdg'ar ge-
schenkt, ich schenke sie dir, vielleicht wirst du durch Gottes
Gnade einen Sohn von ihr bekommen. Sära war nämlich bis
dahin kinderlos und hatte auch die Hoffnung auf Nachkommen-
schaft aufgegeben. Abraham kehrte nach Palästina zurück und
wohnte zwischen Ramla und Aelia; er nahm alle, die zu ihm
kamen, gastfrei auf, und Gott segnete ihn und schenkte ihm
zahlreiche Heerden und eine grosse Dienerschaft.
§. 4. Als dann Gott das Volk Lot^s vertilgen wollte, sandte
er seine Boten, um Abraham zu befehlen aus ihrer Mitte fort-
zuziehen; zugleich sollten sie ihm die Geburt des Ishdk und
nach diesem die des Jacob verkünden. Abraham war sehr er-
freut über ihre Ankunft und sprach: diese Leute soll niemand
anders bedienen^ als ich selbst; er ging hinaus und holte ein
fettes Kalb, briet es auf Steinen und setzte es ihnen vor; aber
sie langten nicht zu und er schöpfte Verdacht, da sie von sei-
ner Speise nicht essen wollten. Da sprachen sie : fürchte dich
nicht, wir sind zu dem Volke Lot's gesandt; seine Frau Sära
stand aber dabei, um sie zu bedienen; sie verkündeten ihm
dann die Geburt Ishäks und nach ihm die Geburt Jacobs, da
lachte Sära, weil sie schon neunzig Jahre und Abraham 120
Jahre alt war. Danach aber gebar Sära den Ishäk und Hägar
gebar den Ismail, die beiden Knaben wuchsen auf und wenn
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sie sich im Laufen übten , war Ismft'tl stets voran. Abraham
nahm ihn und setzte ihn auf seinen Schooss, während Ishftk
zur Seite stand; das ärgerte Sdra und sie sprach: den Sohn
der Magd lassest du auf dem Schoosse sitzen und mein Sohn
muss zur Seite stehen; sie wurde eifersüchtig, wie Frauen zu
werden pflegen, und da Ism&'ll und Ishäk fortfuhren nach Kna-
benart sich zu raufen, wurde sie gegen Hägar so aufgebracht,
dass sie schwur, nicht mehr an einem Orte mit ihr wohnen zu
wollen, und sie befahl Abraham, sie aus ihrer Nähe zu ent-
fernen. Abraham erhielt nun auch von Gott den Befehl, die
Hftgar und ihren Sohn fortzuschafl'en und^ er führte sie unter
dem Geleite des Engels Gabriel durch die Wüste, bis er in die
Gegend von Mekka kam , wo er sie an der Stelle des Higr
($. 6) im Schatten von Salam - Bäumen sich niederlassen hiess.
Er kehrte dann um, aber Hägar folgte ihm und fragte: hat
Gott dir das befohlen ? Er antwortete : ja ! Nun gut dann,
sprach sie, er wird uns nicht umkommen lassen; und sie
kehrte zu ihrem Sohne zurück. Sie hatte einen kleinen
Schlauch mit Wasser bei sich und als dies zu Ende war, fing
sie und ihr Sohn an zu dursten; soweit sie blickte, sah sie
kein lebendes Wesen, und um sich weiter umzusehen, erstieg
sie den nahen Hügel el-(yafd, dann auch die gegenüberliegende
Höhe el-Marwa, aber sie entdeckte nichts, und als sie zurück-
kam, fand sie ihren Sohn dem Verschmachten nahe. Theils um
sich noch einmal nach Hülfe umzusehen, theils um ihren Sohn
nicht sterben sehen zu müssen, eilte sie nochmals auf jene Hü-
gel und lief zwischen ihnen verzweiflungsvoll mehrere Male hin
und her, und als sie dann hofl'nungslos zurückkehrte, sah sie
neben ihrem Sohne Wasser hervorquellen, welches sie eilig mit
Sand einschloss, damit es nicht verrinne, bevor sie ihren
Schlauch gefüllt hätte. Sie tranken nun und wurden gerettet,
und diese Quelle war an der Stelle, wo später der Brunnen
Zamzam (§. 38] gegraben wurde, und, sagte Muhammed ein-
mal, hätte Hdgar nicht so voreilig das Wasser eingeschlossen ,
so würde es eine stetsfliessende Quelle geworden sein.
$. 5. Gleich darauf izog eine Caravane von 'Amalikitern,
die aus Syrien zurückkehrte, in der Nähe vorüber; sie bemerk-,
ten einen Vogel, der nur da, wo Wasser ist, zu kreisen pflegt,
und einer von ihnen sagte: In diesem Thale ist doch kein
Wasser und kein Mensch gewesen. Indess schickten sie zwei
Kundschafter aus, die kamen zu Hdgar und redeten mit ihr,
dann kehrten sie zu den Ihrigen zurück und berichteten, was
sie erfahren hatten, worauf die ganze Caravane sich dorthin
begab und Hdgar um Erlaubniss bat , sich neben ihr bei der
Quelle niederlassen zu dürfen. Sie willigte ein und die 'Ama-
likiter schickten zu ihren in det Nähe wohnenden Familien und
Hessen sie ebenfalls dorthin kommen. Sie wohnten unter den
Bäumen und bauten sich Zelte; sie lebten von der Jagd und
als Ism4'!l 'heranwuchs, jagte er mit ihnen ausserhalb des hei-
ligen Gebietes, Hdgai* starb und wurde an der Stelle vou el-
Higr begraben.
§. 6« Um diese Zeit kamen zwei Stämme, JSurhum und
Katüra, aus Jemen und siedelten sich ebenfalls in jener Gegend
an. Ismail nahm sich eine Frau von den iSurhum Namens
'Omära, eine Tochter des Sdd ben Osama. Bald nachher kam
Abraham um seinen Sohn zu besuchen; er traf ihn nicht zu
Hause und die Frau nahm ihn unfreundlich auf; da sprach er
zu ihr: sage doch zu Ismft'tl, ein alter Mann so und so ausse-
hend sei dagewesen,, er Hesse ihn grüssen und ihm sagen.*
verändere . die Schwelle deines Hauses , denn sie gefällt mir
nicht. Als Ismail zu Hause kam und die Bestellung^ hörte,
wusste er, dass sein Vater sie gemacht habe und er sprach:
du bist die Schwelle meines Hauses, kehre zu deiner Familie
zurück. Er schickte sie fort und nahm Ri1a (oder Zaia), eine
Tochter des Mudhädh ben 'Amr, des Häuptlings der iSurhum,
zur Frau. Nach einiger Zeit kam Abraham wieder und fand
seinen Sohn wieder nicht zu Hause, er war auf die Jagd ge-
gangen. Die iweiXe Frau nahm ihn aber sehr freundlich auf,
hiess ihn einkehren und setzte ihm Essen und Trinken vor; er
fragte: was habt ihr zu essen und zu trinken? sie antwortete:
Fleisch und Wasser. — ^ Habt ihr kein Brod? — Nein! — So
gebe euch Gott seinen Segen zum Fleisch und Wasser. *— Hu-
bammed sagt zu dieser Erzählung,, welche Ihn 'Abbfts über-
lieferte: Wenn er damals bei ihr Brod gefunden hätte, würde
er ihnen den Segen dazu erfleht haben und es würde ein ge-
treidereiches Land geworden sein. — Beim Abschied sprach
Abraham: sage doch zu Ismail, ein alter Mann Hesse ihm sa-
gen, er habe die Schwelle des Hauses vortrefflich gefunden,
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er solle sie behalten; und die Frau richtete diese Besteilong
aus* «^ Beim dritten Besuche traf Abraham seinen Sohn, wie
er unter dem hohen Baume stand und Pfeile schnitzte^ nach
einem herzlichen Empfange, wie er zwischen Vater und Sohn
statt zu finden pflegt, sprach Abraham: o Ismd'tl! Gott hat
mir einen Befehl gegeben. Ismd'tl erwiederte: so gehorche
deinem Herrn in dem, was er dir befohlen hat. „Er hat mir
befohlen , dass ich ihm einen Tempel baue. — Und wo ? —
Dort auf jener kleinen Erhöhung. — Sogleich machten sich
beide an die Arbeit, sie gruben den Grund auf und fanden die
alten Fundamente aus Adams Zeit; Ismail trug dann Steine
herbei, und Abraham baute täglich eine Lage auf, weil die Hitze
damals so gross war, dass er nicht mehr arbeiten konnte. Auf
einer Ecke wünschte Abraham einen besonders kenntlichen
Stein einzufügen, um die Stelle zu bezeichnen, wo der Um-
gang um den Tempel angefangen werden sollte, und während
Ismd'tl fortging, um einen solchen Stein zu suchen, brachte der
Engel Gabriel den schwarzen Stein aus dem Berge Abu Cubeis
zu Abraham, und dieser setzte ihn an die Ecke. Als die
Mauer so hoch war, dass er nicht mehr hinaufreichen konnte,
legte ihm Ismä'21 einen grossen Stein unter , auf den er auf-
trat, und schob ihn rings herum immer weiter, bis der Bau
vollendet war. Das Gebäude war auf der nordwestlichen Seite
32 Ellen lang, auf der nordöstlichen 22 Ellen breit, auf den
gegenüberstehenden Seiten 31 Ellen lang und 20 Ellen breit,
und neun Ellen hoch mit einem offenen Eingang und ohne Dach
und es erhielt von seiner Form den Namen Ka'ba d.i. Wür-
fel, da es aus der Ferne einem grossen Würfel ähnlich sah.
An einer Seite machten sie eine Umzäunung el-Higr von
Baumzweigen als Stall für Ismä'ils Schaafe, die später von
Steinen aufgeführt wurde , ohne noch zu diesem Zwecke zu
dienen. Im Inneren der Ka'ba grub Abraham eine Vertiefung
zur Aufbewahrung der Geschenke, welche derselben gemacht
wurden.
S. 7. Nachdem der Bau vollendet war, hielt Abraham mit
Ismä'tl auf Geheiss des Engels Gabriel einen siebenmaligen Um-
gang um den Tempel, indem sie jedesmal die vier Ecken des-
selben berührten ; hierauf sprachen sie unter einer zweimaligen
Verbeugung das Gebet hinter dem grossen Steine, den Abra-
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ham als Unterlage benutzt hatte, und dann unterwies sie Ga-
briel in den Ceremonien bei dem Besuche der entfernter lie-
genden heiligen Orte. Zuerst mussten sie den Weg zwischen
den beiden Hügeln el-(^afä und el-Marwa in raschem Schritt
siebenmal zurücklegen zum Andenken an das ängstliche Hin-
und Herlaufen der Hägar zwischen denselben, dann führte sie
Gabriel nach Hinä, Mnzdalifa und 'Arafa. Als sie nach Minä
kamen und das Thal hinabgingen, erschien Iblis und Gabriel
sprach zu Abraham : wirf nach ihm ! und er warf nach ihm mit
sieben Steinchen, da verschwand er; in der Mitte des Thaies
kam er dann wieder zum Vorschein und Abraham warf aber-
mals mit sieben Steinchen nach ihm, und unten im Thale wie-
derholte sich dasselbe zum dritten Haie« Das Steinwerfen in
jenem Thale gehört seitdem zu den Ceremonien der Wallfahrt
und ist durch Muhammed in den Islam herübergenommen und
davon heissen noch jetzt die drei Stellen das obere, mittlere
und untere tiamra d. i. Steinchen. Am Ende fragte Gabriel
den Abraham: a'arafta d. i. hast du begriffen diese Ceremo-
nien? er antwortete: ja: Davon führen diese heiligen Orte
zusammen den Namen 'Arafdt, während die äusserste Station
allein 'Arafa genannt wird ^). Zuletzt erhielt Abraham den
Befehl, alle Menschen aufzufordern , die Wallfahrt zur Ka'ba
und nach diesen heiligen Orten zu machen ; er erwiederte :
meine Stimme wird nicht zu ihnen gelangen. Da sprach Gott :
an dir ist's zu verkünden, an mir, deine Worte zu ihnen ge-
langen zu lassen. Abraham stellte sich nun auf den grossen
Stein, welcher sich alsbald erhob, so dass er alle Berge über-
ragte, die ganze Erde und das Meer lag vor ihm ausgebreitet,
er wandte sich nach den vier Himmelsgegenden und rief: o ihr
Menschen I die Wallfahrt nach dem alten Hause ^) ist euch vor-
geschrieben, gehorchet eurem Herrn I da antworteten sie aus
den sieben Zonen, aus allen Ländern, die zwischen Morgen
und Abend liegen: zu Befehl 1 o Gott! zu Befehl! Wiewohl
die Steine damals ebenso beschaffen waren, wie jetzt, liess
1) Dieser Unterschied des Singular und Plural wird zwar yon den
Arabern nicht ausdrucklich angegeben, ist aber stehender Sprachge-
brauch.
2) So nennt Muhammed die Ra*ba im Cor^n Sure 22, 30, 34.
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Gott doch zum ewigen Andenken die Spuren der Fttsse Abra-
hams sich tief in diesen Stein eindrücken und er heisst noch
jetzt der Stein Abrahams oder gewöhnlich nur el-macAm
d.i. der Standort. Seitdem sind alle Propheten dorthin gewall-
fahrtet und neun und neunzig derselben , die als Pilger dahin
kamen» liegen in dem Räume zwischen dem schwarzen Steine,
dem Standorte und dem Brunnen Zamzam begraben.
ImA'lb NicU^mm mi4 die Giriknb
$. 8. Ismft'tl behielt, so lange er lebte, die Aufsicht über
die Ka'ba und damit die Oberhoheit nicht nur in seiner Fami-
lie, sondern auch über den durch seine Frau mit ihm verwand-
ten Stamme der JGfurhnm. Er starb 130 Jahre alt und wurde
neben seiner Mutter in dem Higr begraben. Er hinterliess
zwölf Söhne, und seine Nachkommen werden Musfariba oder
Muta'arriba genannt d. h. zu Arabern -gewordene, im Gegen-
satz zu den von Cahtän abstammenden eingebornen Arabern,
welche eWArab el^^arbä oder el-'Aribd heissen. Der älteste
Sohn Nftbit folgte seinem Vater im Amte, aber nach seinem
Tode übernahm sein Grossvater Hudhftdh ben 'Amr, IsmA'tls
Schwiegervater, die Aufsicht über den Tempel tfnd überliess
den Ismä'iliten noch einige Zeit die sonstige Führung des Stam-
mes, bis er endlich alle Gewalt an sich riss. Die 'Amalikiter
nämlich, wiewohl sie die Hoheitsrechte in jener Gegend aus-
übten, hatten sich um den Tempel nie recht bekümmert, desto-
mehr aber Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die ihn
Besuchenden sich zu Schulden kommen lassen; während sie
selbst ein sorgenfreies Leben führten , da die fruchtbare Ge-
gend ihnen und ihren Heerden reichlichen Unterhalt gewährte,
legten sie den Fremden noch Abgaben auf, so dass diese
selbst ' das Wasser bezahlen mussten. Zwar stand einer Na-
mens 'Amük unter ihnen auf und suchte sie durch Ermahnun-
gen und durch die Erinnerung an das Schicksal älterer Stämme
zu warnen, welche auf ähnliche Weise durch Vernachlässigung
der Gottesverehrung und durch Ungerechtigkeiten sich die Strafe^
der Gottheit zugezogen hatten. Aber seine Worte fanden kein
Gehör und es währte nicht lange , da geriethen die 'Amalikiter
— 11 -
mit den Gurhum und Catürä, die sich inzwischen sehr ver-
mehrt hatten, in einen Streit und wurden von diesen ganz aus
dem heiligen Gebiete vertrieben.
§. 9. Die ISurham hatten sich hiernach in dem Thale
oberhalb der Ka'ha und an dem Berge Ku'eikiän niedergelassen^
während die CatürA unter ihrem Oberhaupte el-Sumeidft' den
unteren Theil mit den beiden Plätzen Agjäd in Besitz nahmen;
Hudhädh zehntete alle^ die von oben zu dem Tempel kamen^
el-Sumeidft' die, welche von unten kamen; keiner von beiden
Stämmen betrat das Gebiet des anderen, indess hatten die
Catürft keinen Theil an der Aufsicht über den Tempel Endlich
entstand doch unter ihnen ein Streit und sie zogen einander
entgegen ; Hudhddhs Leute ka'ka'a d. i. machten Geräusch mit
ihren Lanzen, Schilden, Schwerdtern und Köchern, davon soll
der Berg Ku'eikiän den Namen haben; el-Sumeldä' brach von
dem Platze Agjäd auf mit seiner Reiterei und danach (gijäd
d.i. edle Pferde) soll jener Platz benannt sein. Bei Fädhih
stiessen sie auf einander und nach einem heftigen Kampfe,
worin el-Sumeidä' getödtel wurde, erlitten die Catürd eine
schmähliche Niederlage, daher der Name jenes Ortes von
fadhaba d. i. mit Schmach bedecken. Als die Catürä um Frie-
den baten, zogen beide Partheien nach eUMatäbich, einem
Thale oberhalb Mekka, welches später das Thal des Abdallah
ben 'Ämir hiess, von einem Zeitgenossen Muhammeds Namens
Abdallah ben 'Amir ben Kureiz ben Rabt'a ben Habfb ben Abd
Schams so benannt. Hier wurde der Frieden abgeschlossen
und Hudhädh die Oberhoheit zugestanden, welcher dann Vieh
schlachten und labacka kochen liess und davon ist der Platz
el^maiäbich die Küchen benannt *). — Hudhädh und seine
Nachkommen waren nun allein Herrscher in dem heiligen Ge-
biete, da die Ismä'iliten^ deren Zahl sich sehr vermehrte, in
dem engen Thale nicht Raum genug hatten und fruchtbarere
Gegenden aufsuchten. Sie bliieben aber der Religion Abrahams
treu und es gelang ihnen sogar, derselben unter mehreren
anderen Stämmen der Araber ,^ zu denen sie kamen, Eingang
zu verschaffen. — . Nach einiger Zeit wurde die Ka'ba durch
eine Ueberschwemmung so stark beischädigt, däss sie von den
*) Vergl. S. 21.
- 1« -
iSurhum musste neu gebaut werden, sie stellten sie aber ganz
nach der alten Form wieder her. Der Baumeister soll 'Amir
ben 'Aror gewesen sein , welcher davon den Beinamen el~Gddir
d. i. der Maurer erhielt und dessen Nachkommen Banu 'Gadara
heissen.
§. 10. Unter der Regierung des gleichnamigen Urenkels
jenes Hudhädh, nämlich des Hudhddh ben 'Amr ben Härith ben
Hudhddh, hatten die JSurhum den Gipfel ihrer Macht erreicht,
zugleich war ihr Uebermuth und ihre Verachtung des Heiligsten
aufs höchste gestiegen, so dass Mudhddh einst sich veranlasst
0ah, ihnen eine warnende Strafrede zu halten, indem er sagte:
ihr habt gesehen, wie es vor euch den 'Amalikitern ergangen
ist, als sie das heilige Gebiet gering schätzten und nicht mehr
achteten; ihr selbst seid gegen sie aufgestanden und habt sie
mit Gottes Hülfe vertrieben, so dass sie in alle Länder zerstreut
sind. Darum setzet die Achtung vor dem heiligen Gebiete und
dem Hause Gottes nicht aus den Augen, thut denen kein Un-
recht, die als fromme Verehrer zu ihm kommen, oder die als
Kaufleute Waaren zu euch bringen, oder die euren Schutz er-
bitten wollen; denn wenn ihr es thut, so fürchte ich, ihr
werdet einmal mit Schimpf nnd Schande vertrieben werden, so
dass keiner von euch je wieder wird den heiligen Boden be-
treten und das Gotteshaus besuchen können, welches euch jetzt
Sicherheit und Schutz gewährt. Hierauf erwiederte ihm einer
der Uebermüthigsten Namens Mugadsdsa' : Wer wird uns daraus
vertreiben? sind wir nicht die stärksten und zahlreichsten unter
den Arabern an Mannschaft und Waffen? Mudhädh sprach:
Wenn die Zeit kommt, werdet ihr sehen, wie thöricht und eitel
eure Reden sind. Sie Hessen sich aber von ihrer schlechten
Gesinnung und Handlungsweise nicht abbringen. Einst ver-
abredeten sich fünf junge Leute, die Kostbarkeilen und Geräthe
des Tempels zu stehlen; an jeder Ecke stellte sich einer als
Wache auf, während der fünfte die Mauer hinanstieg, um von
oben in das Innere zu gelangen, da die Ka'ba kein Dach hatte.
Aber Gott stürzte ihn herab, dass er auf der Stelle todt war,
worauf die anderen die Flucht ergriffen. Nun sandte Gott eine
Schlange, welche 500 Jahre lang den Tempel bewachte, sodass
Niemand, der in böser Absicht kam, ungestraft ihm nahen
konnte (§.93). Dennoch wusslen die Gurhum die der Ka'ba
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gemachten Geschenke sich anzueignen und verzehrten sie heim-
lich und öffentlich, und die Uebelthäter^ welche etwa von
bessergesinnten verfolgt wurden, fanden bei den Vornehmere^
und Mächtigern Schutz und Hülfe. Auch die Unsittlichkeit hatte
unter ihnen den höchsten Grad erreicht: ein Mann Namens Isaf
und eine Frau Namens Ndila hatten die Ka'ba als Ort ihrer
verbotenen Zusammenkünfte ausersehen ; aber Gott verwandelte
sie in Steine, diese wurden aus der Ka'ba herausgebracht und
zum warnenden Beispiel auf den beiden Hügeln el-(^afä und
el-Marwa aufgestellt. — Mudhädh sab ein, dass seine Ermah-
nungen und Warnungen nichts fruchteten und beschloss (jeshalb
den heiligen Ort zu verlassen, damit nicht auch ihn die gött-
liche Strafe ereile, wovon er schon ein Zeichen darin zu sehen
glaubte, dass der Brunnen Zamzam versiegt war. Er nahm die
beiden goldenen Gazellen, welche in der Ka'ba standen, und
einige schöne Schwerdter aus Cala'a in Indien, ging damit in
Begleitung eines seiner Söhne in einer finstern Nacht zu dem
Brunnen und vergrub diese Gegenstände in demselben (§.38),
dann zog er mit seiner ganzen Familie fort und Hess sich zwi-
schen den nach Jemen hin mehrere Tagereise entfernten Orten
Canünä und Halj nieder.
Die Chuä'a.
$.11. Unterdess hatten sich in Jemen wichtige Ereignisse
vorbereitet, die auf das Schicksal des heiligen Gebietes der
Ka'ba einen so entscheidenden Einfluss haben sollten. Die
Friesterin Tureifa hatte dem Oberhaupte des grossen und mäch-
tigen Stammes el-Azd, Namens 'Amr Muzeikiä ben 'Amir Ma-
el-samä, den Durchbruch des Dammes von Märib, einer gross-
artigen Bewässerungsanstalt, vorhergesagt, wodurch ihr ganzes
Land würde überschwemmt und verwüstet werden , und 'Amr
von der Richtigkeit dieser Aussage überzeugt, verheimlichte sie
nur so lange, bis er seine Liegenschaften veräussert hatte,
dann brach er mit dem grössten Theile seinem Stammes auf um
auszuwandern, ungewiss wo sie sich wieder niederlassen soll-
ten. So kamen sie in die Nähe von Mekka und erbaten von
den 'Gurhum die Erlaubniss, solange bei ihnen verweilen zu
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dürfen, bis die von ihnen ausgesandten Kundschafter einen
passenden Wohnsitz für sie würden ermittelt haben. Als ihnen
dies in hochmüthigem Tone abgeschlagen wurde, machte Tha'laba
ben 'Amr ernstlichere Vorstellungen , indem er sagte: Ich werde
jetzt mit Gewalt so lange bleiben, bis die von mir ausge-
schickten Boten zurückkommen; wenn ihr uns freiwillig und
ungestört hier lassen wollt, werde ich es mit Dank anerkennen,
ihr sollt an Weiden und Wasser hinreichend genug behalten;
wenn ihr aber nicht gutwillig wollt, werde ich euch zum Trotz
bleiben, aber dann werdet ihr nur die Weideplätze, welche
wir euch übrig lassen wollen, und nur trübes Wasser behalten;
wollt ihr es auf einen Kampf ankommen lassen, so sind wir
bereit, siegen wir, so werden eure Frauen zu Gefangenen
gemacht und die Männer umgebracht, sodass nicht einer übrig
bleibt, der das heilige Gebiet wieder betreten wird. Auch
diese Drohungen fruchteten nichts, die tiurhum wollten die
Fremdlinge nicht gutwillig auf ihrem Gebiete dulden, sie zogen
gegen sie aus, es kam zum Kampfe, der nach drei Tagen
damit endete, dass die burhum gänzlich geschlagen wurden
und nur wenige von ihnen durch die Flucht sich retteten.
Tha'laba nahm Besitz von dem heiligen Gebiete, indess währte
es nicht lange, so wurde ein grosser Theil seines Gefolges
von einer Fieberkrankheit befallen, die ihnen in ihrer Heimath
unbekannt gewesen war. Ihre Priesterin, die sie befragten,
rieth ihnen, den Ort wieder zu verlassen, und da mittJerweile
auch die ausgesandten Kundschafter zurückgekehrt waren, bra-
chen sie auch auf, trennten sich aber nach verschiedenen Sei-
ten: ein Theil zog wieder dem Süden zu nach 'Qmän, woher
sie in der Folge zum Unterschiede als die Azd von 'Oman
bezeichnet werden ; Tha'laba ben 'Amr ging weiter nach Syrien
zu und von ihm stammen el-Aus und el-Chazrag, die Söhne
des Häritha ben Tha'laba, welche sich in Jatbrib (Hedina) nie-
derliessen und später als diejenigen, an denen Huhammed eine
Hauptstütze fand, von ihm den gemeinschaftlichen Namen el-
Angär d. i. die Helfer erhielten; eine dritte Abtheilung unter
tiafna ben 'Amr zog nach Syrien und gründete dort das Reich
der 'Gafniden oder Gassaniden. Nur Rabt'a ben Häritha ben
'Amr,^ genannt Luheij, blieb mit seinem Anhange in dem eben
erworbenen Lande und breitete sich irorzüglich in den frucht-
— 15 —
baren Ebenen von Batn Harr aus, und diese erhielten eben
desshalb^ weil sie sich von ihren Stammgenossen inchaui'a
trennten y den Namen Chuz^a d. i. abgetrennter Theil.
§• 12. Luheij übernahm die Regierung des Gebietes und
die Ismfl'iliten, die bei diesem Kampfe nicht betheiligt waren,
kamen jetzt zu Luheij und baten um die Erlaubniss in seiner
Nähe wohnen zu dürfen, die er ihnen auch gewährte. Nun
hoffte Hudhädh wegen seiner grossen Anhänglichkeit an den
heiligen Ort, dass auch ihm die Rückkehr dahin würde gestattet
werden, und er liess den Chuzft'a durch einen Gesandten seinen
Wunsch vortragen, indem er vorstellte, dass er die 'Gurhum
von jeher wegen ihres schlechten Lebenswandels getadelt und
dass er und seine Familie an dem Kampfe gegen die Chuzä'a
nicht Theil genommen habe, er wünsche sich unter ihren
Schutz zu stellen und sie mit seinem Rathe zu unterstützen.
Allein sie schlugen sein Gesuch ab und Luheij liess bekannt
machen^ dass jeder 'Gurhum, der sich dem Heiligthume zu
nähern wage, sein Leben verwirkt habe. Einst entliefen dem
Mndbftdh mehrere Garnele aus seinem Wohnsitze bei Canünä,
und als er der Spur folgte, fand er^ dass sie ihren Weg nach
Mekka genommen hatten ; er erstieg von der Seite von Agjäd
die Berge, bis er oben auf den Abu Cubeis kam, von wo er
in das Thal hinuntw sehen konnte. Hier war er Zeuge, wie
dort seine Garnele geschlachtet und verzehrt wurden , und da
er wohl wusste^ dass er würde getödtet werden, wenn er
hinabginge, trat er betrübt den Rückweg an, indem er die
Veim sprach:
Als wenn zwischen el-Hagün and el-^afä kein Mensch wäre,
und kein Erzähler in Mekka die nächtliche Versammlung
unterhielte;
Und keiner bei Wäsit sässe und die Gegend entlang
bis el-Munhanft bei Dsul-Ar&ka zur Stelle.
Ja! wir waren seine Bewohner, nun hat uns vertrieben
der Wechsel der Tage und das veränderliche Glück.
Und mein Herr hat uns eine Wohnung in der Fremde gegeben,
wo der Wolf heult und der Pemd uns umlagert.
Denn die ganze Welt ist uns zu eng geworden,
und nadi unserm Abzüge ein feindlicher Zustand entstanden.
Wir vMren doch die Htüer des Hauses nach Näbit's Tode,
— lö -
wir wandelten um dieses Haus in offenbarem Glück.
Mein Grossvater gab den besten Mann, den ich kenne, zur Ehe,
und unsre Söhne stammen von ihm, wir sind die nächsten
Verwandten.
Nun hat uns daraus der König mit Gewalt vertrieben;
so, ihr Leute, ist des Schicksals Lauf«
Ich spreche, wenn der Sorgenfreie schläft und ich nicht schlafe:
verehrt nicht der Canopus und der Hundstern den Herrn
des Thrones?
Ich bin von ihnen in Zustände versetzt, die ich nicht liebe;
auch Himjar und Juhäbir erlitten diesen Wechsel.
Wir sind zur Sage geworden, und waren im Wohlstande,
so haben die vergangenen Jahre uns erfasst.
Nun fliessen des Auges Thränen, es weint um die Gegend,
wo das schützende Heiligthum und die geweihten Plätze sind,
In dem traulichen Thal, dessen Tauben nichts zu Leid geschieht
die nicht verscheucht werden bei Tage, und wo die Sper-
linge sind.
Dort sind wilde Thiere, von denen Kinder nicht erschreckt
werden,
wenn sie hinausgehen; sie sind nie treulos.
Ach! wird wohl nach uns noch bestehen trijäd
und sein Wasserweg und die Aussensitze?
Minä's Bezirk ist nun öde, als zöge dahin
Mudhädh nicht mehr, und Wobnplätze, die ich liebte, sind
verlassen.
§. 13. Indess verheirathete sich Luheij mit einer wahr-
scheinlich in Gefangenschaft gerathenen Bruders Tochter des
Mudhädh Namens Fuheira, der Tochter des 'Ämir ben 'Amr
ben el-Härith, und daher mag es gekommen sein, dass sein
Befehl in Be2ug auf die 'Gurhum nicht so streng beachtet
wurde; wenigstens finden wir einige derselben schon bald
nachher wieder in der Nähe der Ka'ba. Aus jener Ehe stammte
'Amr ben Luheij y welcher in mehrfacher Beziehung einer der
berühmtesten und einflussreichsten Häuptlinge der Araber wurde.
Zunächst besass er einen unermesslichen Reichthum an Vieh-
heerden, so dass er einmal in einem unfruchtbaren Jahre
10,000 Garnele unter die Araber vertheilt und zwanzig Gamet-
hengsten ein Auge ausgerissen hatte, was ein Zeichen war
— 17 —
dass die Anzahl seiner Camele sich auf ebensoviel Tausende
belief. Br war der erste, welcher den Pilgern die besonders
wohlschmeckenden Camelhöcker als Speise vorsetzte und grosse
Fleischstücke unter sie austheilen Hess, und in jene(n Jahre er-
hielt jeder von den zur Wallfahrt Anwesenden drei Jeineni-
sehe Kleider. Sein Ansehn stieg dadurch unter den Arabern
aufs höchste und sie leisteten ihm unbedingten Gehorsam. In
Bezug auf seine Heerden hatte er mehrere Gebräuche einge-
führt, welche von den Arabern nachgeahmt und dann allge-
mein eingeführt wurden. Wenn eine Camelin zehnmal nach
einander ein weibliches Junges zur Welt gebracht hatte, so
wurde es nicht mehr zum Reiten oder Lasttragen benutzt, son-
dern man Hess es frei umherlaufen, und selbst seine Milch
diente nur noch ausnahmsweise für Gastfreunde zum erqui-
ckenden Tranke. Wenn dann ein solches Camel, welches el-
sätba das frei umherlaufende hiess, noch weiter weibUche Junge
bekam, so wurden diese sofort ebenso behandelt, wie die Mut-
ter, und zum Zeichen wurde ihnen ein Ohr geschUtzt (bahara
schützen] und davon wurde ein solches bdhtra genannt. Diese
Gebräuche und ähnliche, welche er für die Camelhengste und
für die Schaafe einführte, wurden von Muhammed abgeschafft
und verboten.
§. 14. Ungleich folgenschwerer waren aber die Einrich-
tungen, welche 'Amr ben Luheij in Bezug auf die Gottesver«-
ehrung traf, indem dadurch die Religion Abrahams, der Glaube
an Einen Gott für mehrere Jahrhunderte bis auf die letzte Spur
verwischt und der Götzendienst in einem Umfange eingeführt
wurde, den er bis dahin in Arabien nicht gehabt hatte. Die
Ismä'iliten hatten freilich hierzu selbst Veranlassung gegeben;
bei ihrem unstäten Leben pflegten sie anfangs aus AnhängUch-
keit an die Ka'ba einen Stein aus deren Nähe auf ihren Zügen
als Andenken mit sich zu führen, den sie dann auf ihren Hal-
teplätzen aufstcHten und unwandeUen, wie wenn sie um die
Ka'ba den Umgang hielten. AUmälig verlor sich die Erinne-
rung daran, dass diese Steine nur als Sinnbild ihres heimath-
lichen Heiiigthums dienen sollten und das Beispiel der sie um-
gebenden Araber, von denen jeder Stamm sein eignes Götzen-
bild hatte, brachte sie endlich dahin, auch ihren Steinen gött-
Uche Verehrung zu erweisen. — Auf einer Handelsreise hatte
2
— 18 —
'Amr ben Luheij in der Stadt Htt in Mesopotamien dem Dien-
ste eines Götzen beigewohnt und Gefallen dai an gefunden, und
auf seinen Wunsch schenkten ihm die Einwohner einen Gö-
tzen, den 8}e Hubal nannten ; er nahm ihn mit sich, stellte ihn
in derKa'ba auf neben der Vertiefung^ welche die Schatzkammer
bildete, und befahl den Arabern ihn anzubeten. Nun brachten
die Araber auch ihre Götzen und stellten sie um die Ka'ba^
bis jeder Stamm dort sein Bild hatte. Hubal wurde in der
Folge vorzugsweise der Götze der Cureisch ; er bestand aus
einem Carneol oder Agat, und da die rechte Hand abgebro-
chen war, wurde sie von Gold wieder hergestellt. Die beiden
in Stein verwandelten Personen, welche auf el-(^afä und el-
Marwa standen, waren im Laufe der Zeit auch als Götzenbil-
der verehrt und wurden jetzt von 'Amr ben Luheij ebenfalls
in der -Nähe der Ka'ba auf dem Platze el-Hattm aufgestellt.
Dagegen errichtete er auf al-(^afd ein anderes Bild Nahik mti-
gäwid eUrih pder kräftige Windmacher^ genannt und auf el-
Harwa den mit' am el-teir ^^Yogelfresser^. Unten im ThaU
stellte er den Götzen el-Chulaga auf mit Halsketten geschmückt,
ihm wurde Getreide dargebracht, Milch zum Opfer ausgeschüt-
tet, Thiere geschlachtet und Strausseneier umgehangen. An
der Küste des rothen Meeres bei el-Muschallal in der Nähe
von Cndeid bestimmte er einen Platz für die weibliche Gott-
heit Manät, die besonders von dem Stamme Hudseil, von el-
Atts und el-Chazrag zu Medina und von den Gassdn in Syrien
verehrt und auf ihren Wallfahrten besucht wurde. el-Ldt und
el-'üz^ waren die Gottheiten des Stammes Tbakif. An einer
Stelle in ihrem Gebiete, wo die Pilgercaravanen immer vor-
überkamen, lag ein grosser Stein, welchen sich ein Mann als
Station ausersehen hatte, um hier von seinen Heerden an die
Pilger Butter zu verkaufen und ihnen Getränke zu mischen (iatt
mischen), daher wurde der Platz „der Fels des Mischers" ge-
nannt. Als nun der Mann gestorben war und vermisst wurde,
sagte 'Amr ben Luheij zu den Leuten : el-Läti (d. i. der Mi-
scher) war euer Herr (Gott), er hat sich nun ins Innere des
Felsen begeben; damit war der Anlass gegeben, 'den Felsen
anzubeten. ei^'Unzd war eine Gruppe von drei hohen Samura
(Dornen) Bäumen bei Nachla eine Tagereise von Mekka, deren
Verehrung ebenfalls von 'Amr ben Luheij zuerst angeordnet
- 19 -
wurde^ indem er sagte: euer Herr bringt den Sommer bei el-
Lät zu wegen der Kälte von eI*Tä'if und den Winter ist er bei
el-*üzzä wegen der Wärme von Tihäma. Wenn die Pilger die
Wallfahrtsgebräucbe in Mekka vollendet und den Umgang um
die Ka'ba gehalten hatten, begaben sie sich noch zu el-'Uzzä,
hielten hier ebenfalls einen Umgang und verweilten hier einen
Tag. - Dieser Götze wurde von den. Chuzä'a^ Cureisch, Kindna
und allen Mudhar verehrt und seine Priester waren die Banu
Scheibdn vom Stamme Suleim. Ein anderer grosser Baum in
der Nähe von Mekka hiess Dsdt Amodt, bei welchem die Cu-
reisch jährlich ein Fest feierten ; sie hingen ihre Waffen an
die Zweige des Baumes und schlachteten ihm zu Ehren Opfer-
thiere*).
Die Herrschaft der Chuzä'a dauerte 300, nach anderen 500
Jahre ; mehrmals wurden sie von den Jemenischen Königen an-
gegriffen, gingen aber aus den Kämpfen stets als Sieger her-
vor und behaupteten. ihre Unabhängigkeit, bis ihnen die Regie-
rung von den Cureisch entrissen wurde.
Die Ismä'iliten von 'Adnän bis CnreiscL
$. 15. Seitdem die Ismä'iliten von der Herrschaft über
das heilige Gebiet verdrängt waren, streiften sie in der Gegend
umher und einzelne Horden, die sich in der Folge so sehr
vermehrten, dass sie für ihre grossen Viehheerden nicht Weide
genug fanden, zogen weiter fort, einige nach Jemen, andere
nach Syrien zu. Aber der grösste Theil blieb in der Nähe
von Mekka und namentlich der Zweig, von welchem Muham-
med abstammte, behauptete seine Wohnsitze^ gelangte durch
den Handel mit den Nachbaren zu grösserem Wohlstande und
breitete durch eine rasche Vermehrung sein Ansehn und seine
Macht immer weiter aus. Der Stammbaum Muhammeds bis zu
seinem 21sten Ahn hinauf ist selbst bis in seine kleineren Ver-
*) Ueber einige aDdere Götzen yergl. noch §. 114 and den Cor^n
Sure 71, 22 fg. Ibn HischAm, Leben Muhammeds S. 52. Oslan-
der, Stadien über die yorisl^m. Religion der Araber; in der Zeitschr.
der t). M. G. Bd. 7. S« 463. F. W. Bergmann, de religione Ära-
bum anteislamiea. Argentorati 1834*
2*
— 20 —
zweigungen genau bekannt; ein Zweifel an der Richtigkeit
dieser Angaben würde die Glaubwürdigkeit der ganzen vor-
muhammedanischen Geschichte in Frage stellen. Indess wei-
chen die Nachrichten über die ältesten Personen so sehr von
dem bisher Erzählten ab, indem ihnen die fortwährende Auf-
sicht über die Ka'ba zugeschrieben wird, dass sie sich chrono-
logisch durchaus nicht damit vereinigen lassen, und es ist nodi
unentschieden und wird auch schwerlich jemals entschiedeo
werden , welche von beiden Ueberlieferungen die richtige isL
§. 16. 'Adndn nämlich und sein Sohn Ma'add ben 'Adndn
sollen nach der Arabischen Legende Zeitgenossen des Bucht
naQr (Nebukadnezar) gewesen sein, während selbst nach einer
hohen Durchschnittszahl für eine Generation ihr Zeitalter nicht
über das dritte Jahrhundert vor Christus hinaufreichen kann.
Des Ha'add Sohn Nizdr ben Ma'add war Vorsteher der Ka'ba
und hatte vier Söhne: Hudhar und Ij^d, deren Mutter Sauda
eine Tochter des 'Akk ben 'Adnän, und Rabt'a und Anmär,
deren Mutter el-'Gadäla eine Tochter des Wä'län ben Husäin
ben tiaihama . ben 'Gurhum war. Als Nizär sein Ende nahen
fühlte, Hess er seine Söhne zu sich kommen und theilte unter
sie sein Vermögen , indem er sagte : Dieses Zelt von rothem
Leder und was ihm ähnlich ist von meiner Habe, ist für Mu-
dhar bestimmt; dieses Geld und der Sitz gehört 'Anmär; dies
braune Pferd und das schwarze Zelt und was dem ähnlich ist
von meiner Habe, bekommt Rabi'a ; und diese Sklavin mit
grauen Haaren und was ihr ähnlich ist, erhält Ijad; und wenn
ihr Zweifel habt über die Theilung, so fragt den &urhumiden
el-Afä, der zu Nagrdn wohnt* Hierauf starb er, und da sie
über die Erbschaft sich nicht vereinigen konnten ^ gingen sie
zu el-Afä nach Nagrän. Auf dem Wege sahen sie Spuren,
dass hier ein Camel geweidet habe und Mudhar sagte : das
Camel, welches hier geweidet hat, war einäugig; Rabi'a setzte
hinzu: und auf einem Fasse lahm; und ohne Schwanz, bemerkte
Ijäd ; und flüchtig , ergänzte Anmär* Bald darauf begegnete
ihnen ein Mann, der ein Camel suchte; sie machten ihm die
Beschreibung, und er sagte: das ist das meinige, wo ist es?
Sie aber versicherten, es nicht gesehen zu haben, und er folgte
ihnen desshalb nach NagVän, um sie bei dem Häuptling el-
Afä zu verklagen. AU sie auch hier betheuerten, dass sie
- 21 —
das Cnmel nicht gesehen hätten^ fragte der Richler den Hu-
dhar: woher weisst du denn, dass es einäugig war? Er ant-
wortete: weil ich bemerkte, dass es immer nur nach einer
Seite das Futter abgefressen hatte. — Und du, Rabt'a, woher
weisst du, dass es lahm war ? — Weil es mit dem einen Vor-
derfusse eine weit stärkere Spur eingedrückt hatte, als mit dem
anderen. — Und woher weisst du, Ijäd, dass es keinen Schwanz
hatte? — Weil sein Unrath auf einem Haufen lag; hätte es
einen Schwanz gehabt, so würde es ihn damit auseinander ge-
wedelt haben. — Und wesshalb hast du es für flüchtig gehal-
ten, Anmdr? — Weil es auf einer schlechten Weide geblie-
ben war und sich nicht lieber eine bessere gesucht hatte. —
Diese bier^ wandte sich der Richter zu dem Manne, haben dein
Camel nicht ; suche es auf.
Nachdem el-Ai'ä sie hierauf willkommen geheissen und
erfahren hatte, wesshalb sie zu ihm kämen, sagte or : ihr wollt
euch bei mir Riath holen und seid so kluge Leute ! — Er Hess
ihnen dann durch seinen Verwalter ein Mahl zurichten und be-
gab sich an einen Ort, wo er sie während des Essens belau-
schen konnte. Rabi'a machte die Bemerkung: ich habe noch
nie so vortreffliches Fleisch gegessen , nur schade ! dass das
Schaaf mit Hundemilch aufgefüttert ist. Mudhar sagte: ich
habe noch nie so köstlichen Wein getrunken, nur schade ! dass
die Rebe auf einem Grabe gewachsen ist. Ijäd lobte die vor-
trefflichen Eigenschaften ihres Wirthes und setzte hinzu: schade!
dass der nicht sein Vater ist, der dafür gehalten wird. An-
mär bemerkte, ich habe noch nie eine Unterredung gehabt,
die unserem Zwecke so förderlich gewesen wäre. — el-Af ä,
der dies alles angehört hatte, sagte : das sind Teufelskerle ; er
liess seinen Verwalter rufen und erfuhr von ihm, dass der Reb-
stock auf dem Grabe seines Vaters gewachsen sei; der Hirt
sagte aus, dass das Lamm allerdings von einer Hündin gesäugt
sei, da seine Mutter gestorben und kein anderes Hutterschaaf
in der Heerde war. Nun ging er zu seiner Mutter und diese
bekannte, dass er der Sohn eines Gastfreundes seines vermeint-
lichen Vaters sei, da dieser keine Kinder gehabt und sie be-
fürchtet habe, dass sein grosses Vermögen ohne Erben bleiben
würde. Hiernach entschied er ihren Streit: Was dem rothen
Zelte ähnlich ist, gehört Mudhar, er bekommt also die Gold-
- 22 —
stücke und die Camele; daher heisst er Mudhar el-Hamrft
d. i. Mudhar vom rothcn Zelt *] ; was dem schwarzen Zelte
und dem braunen Pferde gleicht , ist für Rabfa ; daher heisst
er Rabi'a el-faras d. i. Rabfa mit dem Pferde; das Silber-
geld und das Land ist für Anmär, und Ij&d gehören die bun-
ten Camele und die Schaafe. Hierauf kehrten sie zurück.
§. 17. Ijäd war nachher Vorstand der Ka'ba und von
seinen Nachkommen wird wieder als solcher sein Urenkel Wakf
ben Salama ben Zuhr ben Ijäd genannt. Dieser baute sich ei-
nen Thurm in dem untern Theile von Mekka, wo später der
Getreidemarkt war ; hier hielt er eine Sklavin Namens el-Haz-
wara, nach welcher in der Folge der Platz Hazwara benannt
. wurde. In dem Thurme hatte er eine Leiter angebracht , die
' er öfter hinahstieg, um, wie er vorgab, heimlich mit Gott zu
reden , und er wusste von solchen Unterredungen viel zu er-
zählen. Er wird allgemein als ein frommer Mann beschrieben,
der die Menschen zum Guten ermahnte, da Gott das Gute be-
lohnen und das Böse bestrafen werde. Als er sein Ende nahe
fühlte, liess er seine Familie zusammen kommen und sprach:
Höret mein Vermächtniss ; eure Rede sei kurz (zwei Worte],
euer Handeln nach Ueberlegung ; wer auf dem rechten Wege
ist^ dem folgt, wer in die Irre geht, den verlasst; jedes Schaaf
wird bei den Beinen aufgehängt. Die letzten Worte sind zum
Sprüchwort geworden in dem Sinne: Jedem wird nach seinen
Handlungen vergolten. Der Tod des Wakf wurde auf den
Spitzen der Berge ausgerufen und Bischr.ben el-Hagr spielt
auf ihn an in dem Verse :
Wir sind Ijäd, die Verehrer Gottes, aus der Familie dessen,
der auf der Leiter heimlich (mit Gott) redete.
Wir waren die Thürhüter des alten Hauses zur Zeit,
Als über iSurhum das Schleimfieber kam.
§. 18. Hiernach entstanden zwischen den verwandten -Stäm-
men Streitigkeiten; ein Mann von Ijäd und einer von Mudhar
waren auf die Jagd gegangen, sie stiessen auf einen Hasen,
den sie alsbald in ihre Mitte nahmen , - der Ijädi schoss zu,
fehlte aber und sein Pfeil ging dem Mudhari mitten durchs
Herz, so dass er starb. Als die Mudhar hiervon Nachricht er-
*) Vergl indess $.19.
- 23 —
hielten, riefen sie andere zu Hülfe und die 'Adwän wollten für
ihren Verwandten Rache nehmen ; zwar wurde ihnen vorge-
stellt, dass es nicht absichtlich geschehen sei, allein Fahm und
'Adwän Hessen sich nicht beruhigen und verlangten den Tod
des Thäters. Es kam zwischen den beiden Partheien bei el-
Madür zum Kampfe , in welchem die Mudhar über die Ijäd die
Oberhand behielten ; ""die letzteren baten um eine Frist von drei
Tagen, dann wollten sie das Land vorlassen, und nachdem ih-
nen dies bewilligt war, wanderten sie am dritten Tage vor
Sonnenaufgang aus. Als sie einen Tag fort waren, eilten ih-
nen die Fahm und 'Adwän nach, holten sie ein und verlang-
ten, dass sie die Frauen von Mudhar, welche unter ihnen ver-
heirathet wären, zurückschicken sollten. Die Ijäd meinten^ sie
sollten die Ehen nicht mit Gewall trennen, sondern den Frauen
die Wahl lassen, ob sie zu ihren Familien zurückkehren , oder
bei ihren Männern bleiben wollten, und als diess zugestanden
wurde, war die einzige, welche sich für die Rückkehr entschied,
eine Frau aus den Chuzä'a. Die Ijäd hatten aber in der Nacht
vor ihrem Abzüge den schwarzen Stein von der Ka'ba, dessen
Besitz sie den Mudhar nicht gönnten^ heimlich weggeholt und
mit sich genommen, allein so oft sie auch das Camel, welches
ihn trug, wechselten, immer fiel dasselbe vor Ermattung nie-
der, so dass sie sich genöthigt sahen, ihn unter einem Baume
zu~ vergraben und nach Irak weiter zu ziehen. Erst zwei
Tage nachher vermissten ihn die Mudhar, nachdem sie schon
eingewilligt hatten, dass die Ijäd ihre Frauen behalten dürften.
Indess jene Frau von Chuzd'a, die zu ihrer Familie zurück-
gekehrt war, (die Chuzä'a rechneten sich zur Familie des 'Amr
ben Jahjä ben Cam'a ben el-Jäs ben Mudhar], hatte mit ange-
sehen, wie die Ijäd den Stein vergruben, unii als sie bemerkte,
welche Betrübniss der Verlust desselben den Mudhar machte,
beredete sie ihre Verwandten, von den Mudhar das Aufsichts-
recht über die Ka'ba zu fordern, wenn sie den Stein wieder
herbeischaffte* Dies wurde bewilligt, sie zeigte ihnen dann
den Platz, wo der Stein vergraben war, er wurde zurückge-
bracht und seit jener Zeit hatten die Chuzä'a die Aufsicht über
die Ka'ba bis auf CuQeij.
§. 19. Es ist wahrscheinlich 9 dass noch vor dieser Ver-
änderung Asad ben Chuzeima das Vorsteheramt bekleidete
— 24 —
denn er wird als Priester und Schatzmeister der Ka'ba be-
zeichnet, zugleich war er Häuptling und hatte als solcher drei
Vorgänger ; nämlich Muhallim ben Suweid *} wird der erste
Häuptling der Ma'add genannt, er war der erste, welcher seine
Truppen in einen linken und rechten Flügel und (im Centrom)
die Fahne eintheilte; der Dichter el-Farazdak nennt in einem
Verse die Helden der Banu Dhabba:
Von ihnen sind Zeid el-Fawäris, Ibn Zeid,
Abu Cabt^a und der erste Häuptling.
Dieser Ibn Zeid ist Hugein ben Zeid ben (^ubäh el - Dhabbi.
Der Stammvater Dhabba wohnte zu Mekka und war von Sa-
lomo dem Sohne Davids (I) zum Statthalter von Higdz und Je-
men ernannt, worauf sich der Vers eines Dichters bezieht :
Dhabba ist der Herr von Higdz, zu ihm wird dort der Tribut gebracht,
von jedem Besitzer einer Camelheerde ein Camel und
von jedem Besitzer einer Schaafheerde ein Schaaf.
Nach Dhabba kam die Regierung**) an seinen Sohn Sa'd ben
Dhabba und ging dann auf Asad ben Chuzeima über ; als die-
ser starb, folgte Tamtm ben Murr, dann dessen Sohn 'Amr
ben Tamim, dann Osajjid ben 'Amr ; nach ihm blieben die
Mudhar ohne Häuptling, bis Abul-Chafäd el-Asadi herange-
wachsen war. Er erreichte ein hohes Alter und für ihn sam-
melte el-Härith ben 'Amr ben Tamtm die Abgaben ; wenn
dieser bei einer Familie einkehrte, liess er sich jedesmal et-
was zu essen vorsetzen, und eines Tages hatte er so viel ge-
gessen, dass ihm der Leib ganz dick geworden war, wovon
er den Beinamen el-Habat d. i. Dickwanst erhielt, der auf
seine Nachkommen überging. Als Abul-Chafäd starb , kam die
Regierung an Himmln ben 'Abd el-'Uzzä, hierauf an el-Adh-
bal ben Curei', der durch die den Himjar beigebrachte Nieder-
lage berühmt geworden ist***); nach ihm ging sie an die
*) Oder Saweit. Hamasa p. 168.
**) el-F^kihi wechselt in diesem Abschnitte mit den Ausdrücken
„Haus** und „Hoheit", so dass man bei „Haus** an den Tempel , die
Ka'ba, zu denken hat Aus dem weiteren Verfolg geht aber her?or,
dass nicht die Vorsteher der Ra*ba , sondern die Häuptlinge im Kriege
gemeint sind«
***) Vergl. das Register zu meinen Genealog. Tabellen. 8. 43. Ha-
masa p. 168.
— 25 —
Banu Handhala auf Ddrim (ben Mdlik) ben Handhala über, der
sich ein rothes Zelt aufschlagen Hess, woher „das rothe Zelt
der Mudhar^ und },die rothen Mudhar^ den Namen haben.
Nach ihm folgte in ununterbrochener Reihe der Sohn dem Va-
ter : Abdallah ben Därim , Jaztd (oder Zeid) ben Abdallah,
'Odos ben Zeid^ Zurära ben 'Odos, Hägib ben Zurära, 'Ata
(oder 'Otärid) ben Hägib, 'Amr ben 'Otärid und Bugeid ben
'Amr, welcher unter dem Chalifen Mu'äwia Statthalter von
Adserbeigän war.
Die Häuptlinge der Banu Dhabba nach dem oben genann-
ten Hugein ben Zeid waren : Dhirdr ben 'Amr, welcher in der
Schlacht zwischen den Banu KinAna und Gatafän bei el-Cur-
natän den Oberbefehl führte, dann dessen Enkel Zeid el-Fa-
wäris ben el-Hugein ben Dhirdr, welcher sich in mehreren
Feldzügen auszeichnete, bis er in der Schlacht bei el-Chau'
gegen die Banu Bekr blieb ; ihm folgte sein Oheim Cabiga ben
Dhirär, welcher die Dhabba bei el-Kuldb anführte, hierauf ei-
Mundsir ben Hassan ben Dhirär, welcher den Persischen Feld-
herrn Mihrän bei Cadesia erlegte, dann Geiiän ben Charascha
ben Amr ben Dhirär und dessen Sohn Makhül ben Geilän.
Die Careischt
§• 20. Die bauptstämme der Ismä'iliten, welche in der
Nähe von Mekka wohnten, waren die Hudseil und Kinätia,
welche letztere durch Kinäna ben Chuzeima von 'Adnän im
achten Gliede in der geraden Linie auf Muhammed abstammten ;
und die Cureisch, von Fihr genannt Cureisch, im elften Glieder
welche das eigentliche Territorium von Mekka inne hatten,
lieber den Ursprung und die Bedeutung des Beinamens Cu-
reisch giebt es verschiedene Meinungen: Nach einigen war
ein Enkel des Fihr, Cureisch ben Badr, oder ein Urenkel des-
selben. Cureisch ben Jachlud, ein auf den Handelsreisender
Kinäna weit und breit bekannter Caravanenführer, dessen Name
auf den ganzen Stamm übertragen wurde ; nach anderen er-
hielt der Stamm den Namen ^ weil er die Handels waaren zum
Verkauf von allen Seiten tacarrascha zusammenbrachte. Wenn
andere behaupten, dass erst der im sechsten Gliede von Fihr
abstammende Cugeij auch Cureisch genannt sei (§. 23), so müs-
— 26 —
sen sie annehmen, dass der Name als Stammesname auch rück-
wärts gerechnet sei, denn soviel steht fest, dass alle von Fihr
abstammenden Araber unter Cureisch begriffen werden.
§. 21. In die erste Zeit der Cureisch, wahrscheinlich un-
ter Fihr ben Hdlik selbst, fällt der Zug des Himjaritischen Tubba'
(Königs) As'ad Abu Karib nach 'Irdk. Bei seinem Auszuge
hatte er einen Sohn in Jathrib (Medina) zurückgelassen, wel-
cher in seiner Abwesenheit getödtet war, wesshalb er umkehrte
um an den Jüdischen Stämmen von Jathrib Rache zu nehmen.
Als er sich dann wieder nach Jemen wandte, kamen, während
er Mekka gegenüber am rothen Meere zwischen Amag und
'Osfän vorbeizog, mehrere Hudseil von der Linie Lihjän ben
Hudseil zu ihm und erzählten ihm von dem zu Mekka befind-
lichen Tempel mit seinen Schätzen und von den Wallfahrten
der Araber dahin ; er solle doch diesen Tempel zerstören und
einen ähnlichen in seinem Reiche erbauen, dann würden die
Araber zu ihm wallfahrten und er die ihm weit eher zukom-
mende Ehre und Achtung geniessen. Kaum hatte der König
beschlossen diesem Rathe zu folgen, so erdröhnte die Erde,
eine dichte Finsterniss bedeckte sie, es erhob sich ein heftiger
Wind und die Thiere wollten nicht aus der Stelle; er Hess
desshalb zwei Jüdische Gelehrte, die er von Jathrib mitgenom^-
men hatte, zu sich rufen, um ihre Meinung zu hören. Diese
fragten ihn : hast du etwa gegen diesen Tempel Böses im
Sinne? Er erzählte ihnen dann, was ihm die Hudseil gera-
then hatten und was er zu thun Willens sei. Sie erwieder-
ten : die wollen nur dich und dein Heer vernichten ; denn
wisse, dies ist der heilige Tempel Gottes, dem sich noch Nie-
mand in böser Absicht genähert hat, ohne vernichtet zu werden.
— Was ist aber nun zu machen? fragte der König. — Nimm
dir vor, antworteten sie, ihm Gutes zu thun, erweise ihm deine
Ehrfurcht, bekleide ihn, opfere bei ihm und erzeige den Ein-
wohnern Wohlthaten. — Alsobald verschwand die Finsterniss,
der Wind legte sich und die Thiere zogen weiter ; da lies der
König den Hudseil die Köpfe abschlagen und sie kreuzigen ;
sie hatten dies aber nur gethan, weil sie die Cureisch wegen
der Aufsicht über den Tempel beneideten. Der Tubba' zog
dann nach Mekka und von dem Klirren der Waffen erhielt der
Berg Ku'eiki'ftn den Namen ; der Platz , wo die vortrefflichen
— 27 —
Pferde slanden, wurde Agjäd , und das Thal, wo die Speisen
bereitet wurden, el-Matäbich genannt (vergl. §. 9). Der Kö-
nig blieb mehrere Tage in Mekka, Hess täglich hundert Camele
schlachten , von tienen aber weder er noch seine Leute etwas
nahmen, damit sie ganz den Einwohnern zu Gute kämen, und
was diese übrig Hessen, verzehrten die Vögel und wilden
Thiere. In Folge eines Traumes behing er die Ka'ba ganz
mit Decken, die er nach einem zweiten Traume mit schöneren
gestreiften seidenen Jemenischen Teppichen vertauschte , ein
Gebrauch , der sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat ;
auch Hess er eine Thür für die Ka'ba und dazu einen Persi>
sehen Schlüssel anfertigen. Hierauf kehrte er in sein Reich
zurück und zwang die Himjar, die Jüdische Religion, zu der
er sich nun bekannte, ebenfalls anzunehmen.
Cufeij ben Kiläbt
§. 22. In der sechsten Generation von Fihr, der sech-
zehnten von 'Adnän, erscheint der eigentliche Gründer der
Stadt Mekka Cugeij ben Kiläb. Er hatte seinen Vater Ki-
läb ben Murra verloren, als er noch ein Säugling war, und
seine Mutter Fätima bint ['Amr ben] Sa'd ben Sajai verheira-
thete sich bald nachher wieder mit Rabf a ben Haräm, welcher
mit seinen Stammgenossen von Cudhd'a von der Linie MJdsra
die Wallfahrt zur Ka'ba gemacht und sie hier kennen gelernt
hatte. Dieser führte sie nach seinem Wohnsitze Sarg in der
Nähß von el-Jarmük an der Syrischen Gränze und sie nahm
ihren Säugling Cu^eij mit sich, während sie dessen altern Bru-
der Zuhra bei seinen Verwandten zürückHess. Cu9eij hiess
eigentlich Zeid, und bekam erst in seiner zweiten Heimath den
Namen Cugeij d. i. der kleine Fremdling, und er wuchs unier
den Cudhä'a auf in dem Glauben, dass er zu ihrem Stamme ge-
höre ; er bekam einen Stiefbruder Rizäh (oder Darrägj ben
Rabf'a, und von einer anderen Frau hatte sein Stiefvater Ra-
bf a noch drei Söhne: Hunn, Hahmüda und balhama. Als Cu-
Qeij herangewachsen war, gerieth er einst mit einem der Cu-
dhä'a in Streit und bezwang ihn, und dieser suchte sich durch
die Bemerkung zu rächen, dass er gar nicht zu ihnen gehöre,
er soHe sich doch zu seiner Familte scheren. Cu^eij fragte
— 28 —
nun seine Mutter ^ die ihn «iamit tröstete, dass er aus einer
weit angescheneren Familie stamme, welche bei dem heiligen
Tempel ihren Wohnsitz habe. Da wollte er nicht länger blei-
ben und seine Mutter sachte ihn nur noch so lange zu halten,
bis in dem heiligen Monate die jährliche Wallfahrt stattfand,
dann reiste er mit den Pilgern der Cudh&'a zur Ka'ba und
blieb dort bei seiner Familie.
§. 23. Damals hatte die Oberaufsicht über die Ka'ba der
letzte Nachkomme des 'Amr ben Luheij Namens Huleil ben Ha-
baschia (oder Hubschia) ben SaI61 ben Ka'b ben 'Amr. Cu^eij,
ein ebenso schöner, als gewandter und unternehmender Mann,
bewarb sich um dessen Tochter Hubbä und nachdem sich Hu-
leil von seiner guten Abkunft überzeugt hatte, gab er sie ihm
zur Frau. Sie schenkte ihm vier Söhne: Abd el-Där, Abd
Manäf, Abd el-'Uzzä und 'Abd, und als Huleil alt und schwach
wurde, übergab er den Schlüssel zur Ka'ba seiner Tochter
und diese überliess ihn wiederum ihrem Manne oder einem
ihrer Söhne. Huleil selbst hatte keine Söhne, wünschte aber,
dass sein Amt dermaleinst auf seine Enkel übergehe, und über-
trug desshalb, als er sein Ende nahe fühlte, das Schlüsselamt
der Ka'ba seinem Schwiegersohne Cugeij. Allein die Chuzä'a
wollten, sobald Huleil gestorben war, Cugeij nicht als seinen
Nachfolger anerkennen ; er ging desshalb bei seinen Verwand-
ten von Cureisch und Kinäna umher und forderte sie auf ihm
beizustehen und Hülfe zu leisten , was sie ihm auch zusagten.
Zugleich schickte er zu seinem Stiefbruder Rizäh ben Rabi'a,
benachrichtigte ihn über den Stand seiner Sache und bat ihn,
mit einiger Mannschaft ihm zu Hülfe zu kommen. Dieser ging
gern darauf ein und erschien auf der nächsten Wallfahrt mit
seinen drei Brüdern und einer Anzahl von Cudhd'a. Die Wall-
fahrtsgebräuche gingen ohne Störung vorüber, aber am letzten
Tage der Versammlung zu Minä sandten die Cudhä'a zu den
Chuzä'a und liessen sie ersuchen, den Cugeij ungestört in dem
Besitze des ihm von Huleil übertragenen Amtes zu lassen, in-
dem sie die Warnung hinzufügten, die heilige Stätte nicht durch
einen Kampf zu entweihen, damit sie nicht ein ähnliches Schick-
sal erlebten, als ihre eigenen Vorfahren einst den 'Gurhum
bereitet hätten. Allein die Chuzä'a wollten sich darauf nicht
einlassen und es kam zu einem heftigen Kampfe in der Ebene,
— 29 —
die zwischen den beiden Engpässen von Minä liegt und davon
den Namen el-Mafgar ^der entweihte Platz^ erhalten hat. Auf
beiden Seiten gab es eine Menge Todte und Verwundete, bis
die übrigen Stämme von Mudhar und Jemen, die bis dahin
müssige Zuschauer gewesen waren , sich zwischen die Strei-
tenden drängten und einen Waffenstillstand vermittelten, um
die Sache durch einen Schiedsrichter entscheiden zu lassen.
Man wählte als solchen den Ja'mar ben 'Auf, einen Häuptling
der Kinäna, welcher die Partheien auf den anderen Morgen
nach dem Platze vor der Ka'ba beschied. Man bestattete hier-
auf die Todten und es fand sich, dass die Chuzä'a weit mehr
verloren hatten, als die verbündeten Cureisch, Cudhä'a und Ki-
näna zusammengenommen; von den Kinäna hatten sich indess
nur wenige an dem Kampfe betheiligt, z. b. der ganze Stamm
Bekr ben Abd Manät, welchem Ja'mar angehörte, war nicht
dabei gewesen. Als am andern Morgen das Volk auf dem
Platze vor der Ka'ba versammelt war, erhob sich Ja'mar und
that den Ausspruch: ^ Alles Blut, welches zwischen euch ge-
flossen ist, schadachtu d. i. trete ich unter meine Füsse, es
soll desshalb keiner den andern verfolgen dürfen; dem Cugeij
spreche ich das Thürhüteramt bei der Ka'ba und die Regierung
von Mekka zu und schliesse die Chuzä'a davon aus , weil ihm
Huleil dieses Amt übergeben hat, indess sollen die Chuzä'a
nicht genöthigi sein, ihre Wohnungen bei Mekka zu verlas-
sen.^ Ja'mar erhielt von diesem Ausspruche den Namen Schud-
däch, und nachdem die Partheien sich damit einverstanden er-
klärt hatten, übernabi# Cugeij sein Amt und wurde von den
Cureisch zum Könige ausgerufen. Um sich als solcher noch
mehr zu befestigen, befahl er seinen nächsten Stammgenossen^
sich in der Nähe der Ka'ba anzubauen , damit sie durch die
Heiligkeit des Ortes vor weiteren Angriffen gesichert wären.
Einige Schriftsteller sind der Ansicht, dass damals zuerst Cupeij
den Namen Cureisch erhalten habe, welcher so wie e/-mtt-
gammi wie er auch wohl genannt wird, r^^ev Sammler^' be-
deutet, da er die zerstreuten Familien seines Stammes um sich
versammelte, und dass jener Name dann auf die verwandten
Stämme übertragen sei.
§. 24. Durch diese 'Ansiedelung wurde der Grund zu
der Stadt Mekka gelegt zu Anfange des fünften Jahrhunderts
— 30 —
unsrer Zeitrechnung. Bis dahin standen in der Nähe der Ka'ba
gar keine oder nur sehr wenige vereinzelte Wohnungen; filr
die angränzenden Stämme war aber die Ka'ba der gemein-
schaftliche Ort für ihre gottesdienstlichen Zusammenkünfte, and
der sie umgebende Platz diente ihnen den Tag über für ihren
geschäftlichen und geselligen Verkehr, Abends zogen sich alle
zurück zu ihren Heerden und Zelten, die ausserhalb des hei-
ligen Gebietes standen. Der Name Mekka kann gleichwohl
viel älter gewesen und damit die Umgebung der Ka'ba be-
zeichnet sein ; einige machen den Unterschied , dass das Thal
Bekka und die Stadt Mekka genannt sei.
Der Aufbau der Stadt richtete sich nach der Ka'ba, wel-
che zum Mittelpunkt genommen wurde, so dass Cugeij zuerst
auf allen vier Seiten derselben für seine nächsten Verwandten
Wohnungen errichtete ; für sich selbst wählte er den der Nord-
seite *) der Ka'ba gegenüberliegenden Platz und baute hier ein
Haus, welches zugleich als Versammlungsort diente und davon
Dar el-nadwa hiess, indess durfte es ausser von den Gliedern
seiner Familie nur von Männern betreten werden, welche das
vierzigste Jahr erreicht hatten. Hier wurde Gericht gehalten,
über Krieg und Frieden und andere wichtige Angelegenheiten
berathen , hier wurden die jungen Mädchen unter besonderen
Ceremonien für heirathsfähig erklärt, indem ihre Jugendkleider
zerrissen und sie dafür mit andern bekleidet wurden ; ihre An-
gehörigen führten sie dann nach Hause und sie blieben von
nun an eingeschlossen, bis ein Freier erschien und die Hoch-
zeit ebenfalls in dem VersammlungshAise gefeiert wurde. —
Jede Wohnung bildete ein abgeschlossenes Viereck, sodass
zwischen je zweien ein Durchgang blieb ,^ um zu der Ka'ba zu
gelangen ; ein solches Viereck %j. umfasste aber mehrere Häu-
ser yv> für verschiedene Familien. Die Erweiterung der Stadt
konnte dann in der Folge fast nur in dem Thale auf- und ab-
wärts erfolgen, da von beiden Seiten die Berge dicht heran-
treten; auf der Ostseite erhebt sich der Abu Cubeis sosteil,
*) Genauer Nordwestseite, iodem die vier Ecken der Ka'ba fast
genau mit den vier Himmelsgegenden zusammentreffen ; desshalh schwankt
bei den Arabern der Sprachgebrauch, in(]em bald die nordwestliche, bald
die nordöstliche Seite die Nordseite genannt wird ; die vier Ecken da-
gegen werden immer genau nach den Tter Himmelsgegenden onterschied<Sa.
— 31 —
dass er von hieraus kaum zu ersteigen ist und an dem gegen-
überliegenden Berge el-gabal el-ahmar besetzte schon Abd
Manäf ben Cupeij den bis an den Vorsprung Ku'eiki'än noch
freien Platz mit Wohnungen für seine Familie.
§. 25. Wahrscheinlich schon vor dieser Gründung der
Stadt hatte Cupeij die Ka'ba neu aufgebaut, nachdem sie seit
Abraham auch schon von den 'Amalikitern und den trurhum
war restaurirt worden. Um die Stadt mit Wasser zu versor-
gen, da der alte Brunnen Zamzam damals verschüttet war,
Hess Cugeij neue Brunnen graben, den Brunnen 'Agül auf dem
Platze el-Hazwara, welcher später zur Moschee gezogen wurde,
und einen anderen oberhalb, da wo nachher der obere Damm
aufgeworfen wurde vor dem Hause des Abdn ben 'Othman,
welchen zu Muhammeds Zeit tiubeir ben Mut'im reinigen und
wieder in Gang bringen liess.
§. 26. CuQeij dehnte seine Macht soweit aus, dass er
sämmtliche geistliche und weltliche Aemter und Würden für
sich selbst in Anspruch nahm. Es waren deren sechs: l.^üL^t
el-higäba das Priesteramt, sowohl beim Gottesdienst, als auch
bei der Beaufsichtigung des Tempels als Schlüsselbewahrer. 2.
xjLfiwMJt el-sicdja die Aufsicht über die Brunnen, besonders bei
der Vertheilung des Wassers an die Pilger, welches zur Zeit
der Wallfahrt aus der Ferne, vorzüglich aus dem Adams Brun-
nen kurr Adam in einem Thale des Berges Hird in der Nähe
von el-Mafgar und aus dem Brunnen Chumm, in Schläuchen
mit Camelen herbeigeschafft und in Cisternen neben der Ka'ba
aufbewahrt und hier den Pilgern, zuweilen mit Honig versüsst,
gereicht wurde. 3. Hi>l3^t el-rifäda die Vertheilung der Le-
bensmittel an die Pilger, welche von den Cureisch geliefert
oder für ihre Beisteuer angeschafft waren. Diese Einrichtung
war erst von Cugeij eingeführt, indem er einst an die Cureisch
folgende Anrede hielt: y^Männer von Cureisch! ihr seid die
Nachbaren Gottes und die Bewohner seines Heiligthums, aber
die Pilger sind die Gastfreunde Gottes und die Besucher sei*
nes Tempels, sie verdienen unter allen Gästen die grösste
Ehre; darum bereitet ihnen Speise und Trank für die Tage
ihrer Wallfahrt bis sie euch wieder verlassen.^ Das thatensie,
indem sie jährlich beim Herannahen der Wallfahrtszeit von ih-
rem Vermögen dem Cugeij eine Abgabe entrichteten, wofür
— 32 —
dieser Speisen für die Pilger zubereiten Hess, welche sowohl
in Mekka als auch in Hinä an sie ausgetbeilt wurden. Diese
Einrichtung wurde von Huhammed gut geheissen und bestä-
tigt, sie erhielt sich im IsMm mehrere Jahrhunderte, indem die
Chalifen bedeutende Beiträge zu diesem Zwecke nach Mekka
schickten, und sie scheint erst mit dem Ende des Cbalifats
aufgehört zu haben. 4. B^AÄJt el-nadwa der Vorsitz im Yer-
sammlungshause beim Gerichte und anderen Berathungen. 5.
pj^Ut el-liwd das Fahnenamt, die Entfaltung der Standarte,
welche im Versammlungshause aufbewahrt wurde, und die Er-
nennung des Fahnenträgers beim Auszüge in den Krieg. 6.
8^lASJt el-kijäda der Oberbefehl über die Armee. — Eine an-
dere Einrichtung, welche ebenfalls von Cugeij zuerst eingeführt
wurde und sich im Islam lange erhielt, war das Anzünden von
Feuer bei el-Muzdalifa in der Nacht, wenn die Pilger von
'Arafa aufbrachen, damit sie die Richtung des Weges sicherer
finden konnten.
$. 27. Mit dem Priesteramte kam auch das Looswerfen
in seine Hände, welches bis dahin der Bruder seines Schwie-
gervaters, Gädira ben Hubschia, verwaltet hatte. Für die ver-
schiedenen Fragen, welche man durch den Götzen Hubai be-
antwortet wissen wollte, waren auf Pfeile verschiedene ein-
zelne Worte geschrieben ; wollte z. b. Jemand eine Reise oder
sonst ein wichtiges Geschäft unternehmen und darüber das Ora-
kel fragen, so nahm der Priester zwei Pfeile, auf dem einen
stand ^erlaubt^, auf dem andern ^verboten^, daneben einige
unbeschriebene Pfeile ; kam nun beim Schütteln einer von je-
nen beiden heraus, so war demnach die Frage entschieden,
kam ein unbeschriebener heraus, so konnte die Frage nach
einiger Zeit wiederholt werden. So hatte man für verschie-
dene Fälle Pfeile mit den Worten: jal nein! Rachel oder „von
euch^, „nicht von euch^, wenn es sich um die Aufnahme ei-
nes Fremden in die Familie handelte ; auch bei Verheirathun-
gen, Beschneidungen, Todesfällen und anderen Veranlassungen
wurde das Orakel befragt, und der dem Priester zu entrich-
tende Preis betrug hundert Dirhem und ein Camel zum Opfer.
§. 28. Als Cugeij alt und schwach wurde, musste er zu
seiner Betrübniss bemerken, wie sein ältester Sohn 'Abd el-
Där, der Liebling der Eltern, bei seinen Stammgenossen nicht
- 33 —
die Ehre und das Ansehen genoss, wie sein zweiter Sohn 'Abd
Manäf, und seine Frau Hubbä erklärte, sie habe keine Ruhe,
bis er den *Abd el-Där in seinen Rechten gegen seinen Bru-
der geschützt habe. Cu^eij versicherte, er werde ihn schon
zu schützen wissen, weder ein Cureisch, noch ein anderer
solle die Ka'ba betreten ohne seine Erlaubniss, keine Berathung
solle gepflogen^ keine öffentliche Angelegenheit entschieden, die
Fahne nicht entfaltet werden ohne seine Einwilligung. Um also
dem Bruderzwiste yorzubeugen, bestimmte er in seinem letzten
Willen, dass die sechs Regierungs- und Ehrenämter nach sei-
nem Tode unter die beiden Brüder getheilt werden sollten und
er übertrug dem 'Abd el-Där das Priester- und Schlüsselamt,
den Vorsitz in dem Versammlungshause und das Fahnenamt,
Abd Manäf erhielt die Aufsicht über die Brunnen, die Bewir-
thung der Pilger und den Oberbefehl über die Truppen.
§. 29. Als Cugeij hochbejahrt starb, wurde er auf dem
Begräbnissplatze am Hügel el-Hagün oberhalb Mekka begra-
ben und die beiden Söhne übernahmen die ihnen überwiesenen
Aemter. 'Abd el-Där nahm dann mit dem seinigen eine aber-
malige Theilung vor, indem er bei seinem Tode seinem Sohne
'Othmän das Priesteramt vermachte und seinen Sohn 'Abd Manäf
zum Erben des Versammlungshauses und der Richterwürde ein-
setzte, und von da an folgte immer der Sohn dem Vater: 'Abd
el-'Uzzä ben 'Othmän, Abu Talha ben 'Abd el-'Uzzä , Talha ben
Talha und 'Othmän ben Talha, welcher von Muhammed für sich
und seine Nachkommen die Bestätigung in seinem Amte als
Schlüsselbewahrer erhielt (§. 109). Auf 'Abd Manäf ben Abd
el-Där folgte sein Sohn Häschim und auf diesen nur noch sein
Sohn 'Amir ben Häschim, da mit Muhammeds Herrschaft die
Richterwürde in dieser Weise als oberstes Regierungsamt auf-
hörte; 'Ämir blieb indess mit seinem Bruder 'Omeir ben Hä-
schim im Besitz des Versammlungshauses (§. 73). Dies ist die
Darstellung, wie sie el-Azraki giebt.
§. 30. Abweichend davon erzählen Ihn Sa'd und Ihn Hi-
schäm, dass Cugeij noch sämmtliche Aemter seinem Sohne Abd
cl-Där übergeben habe und sie bis auf 'Amir ben Häschim fort-
geerbt seien; erst gegen diesen, der damals wahrscheinlich
noch sehr jung war, sei Häschim ben 'Abd Mänaf ben Cugeij
aufgetreten, unterstützt« von seinen Brüdern 'Abd Schams., el-
^ 34
MuUalib und Naufal, da sie in Mekka ein grösseres Ansehes
genossen und sich für würdiger hielten die Regierung zu füh-
ren. Auf ihre Seite traten die Banu Asad ben Abd el-'Uzsä
ben Cugeij, Banu Zuhra ben Kii4b, Teim ben Hurra und ei-
Hlirith ben Fihr ; 'Amir dagegen wurde in seinen Rechten ilurek
die Banu Machzüm, Sahm, JGrumak und *Adi ben Ka'b unter-
stützt; die Banu 'Amir ben Luweij und Muhdrib ben Fihr blie-
ben neutral. Die Mitglieder beider Partheien verbanden sich
durch einen Eidschwur, sich gegenseitig zu unterstützen und
sich nicht zu verlassen, und es wurde dabei eine feierliche
symbolische Handlung verrichtet: die Anhänger des Hdscbim
brachten einen Schlauch mit wohlriechenden Essenzen zar
Ka'ba, in welchen ein Jeder, indem er den Schwur leistete,
die Hönde eintauchte, womit er dann die Ka'ba bestrieb, ond
sie erhielten davon den Namen ;,die Duftenden^; 'Amir ond
seine Anhänger brachten einen Schlauch mit Blut zur Ka'ba,
in welches sie, indem sie schworen, die Hände tauchten, und
sie wurden y,die Verschworenen^ oder „die Blutiecker^ genannt.
Während so alle Vorbereitungen zu einem blutigen Kampfe
gemacht wurden, kam unter ihnen ein Vergleich zu Stande^
dass die 'Abd Manftf ben Cu^eij das Ehrenamt der Beköstigun^f
der Pilger mit Speise und Trank bekommen, die 'Abd el-D^r
aber die übrigen Aemter behalten sollten, und in ihrem Be-
sitze blieb auch das Gerichtshaus, bis es 'Ikrima, ein Sohn
des oben genannten 'Amir, an den Chalifen Mu'äwia verkaoRe;
welcher es zur Wohnung des Emir von Mekka bestimmte.
Hisdiim ben 'Abd Mm&f.
§.31. Da 'Abd Schams, der älteste Sohn des 'Abd Ma-
näf, viele Reisen unternahm und selten in Mekka auf die Dauer
anwesend war, auch eine grosse Anzahl von Kindern hatte,
die ihm die kostspielige Bewirthung der Pilger schwer oder unr
möglich machte, so kamen „die Duftenden^ überein, seinem
Zwiliingsbruder Häschim das Ehrenamt ihrer Beköstigung zu
übertragen , und dieser pflegte jedes Jahr , wenn die Zeit der
Wallfahrt herannahte, an die Cureisch eine eindringliche Rede
zu halten, worin er ihnen einschärfte, wie sie von Gott durch
den Besitz der Ka'ba begnadigt und bevorzugt seien und dass
— 35 —
es daher ihre Pflicbl sei, die fremden Pilger mit allen Ehren
zu empfangen und nach Kräften zu bewirthen. Er selbst ver-
wandte dazu jährlich eine bedeutende Summe und von den Cu->
reisch, die nicht sehr yermögend waren, schickte ihm doch
jeder zu diessm Zwecke jährlich hundert Griechische Ducaten.
Häschim liess in der Nähe der Ka'ba eine Cisteme anlegen, in
welche das Wasser aus den Brunnen von Mekka geleitet wurde,
damit die Fremden für sich und ihre Thiere einen hinreichen-«
den Vorrath hätten; die Beköstigung nahm ihren Anfang am
8. Dsul-Higga, welcher davon der Tag der Börnung el-tanoia
hiess, und erfolgte in Mekka ^ Minä, Garn' d. i. Muzdalifa und
auf dem Berge 'Arafa ; die Speisen , welche gereicht wurden,
bestanden in Brod und Fleisch, Brod und Butter, Butter und
Graupen oder Graupen und Datteln. Auch in Minä, wo es damals
noch wenig Wasser in Cisternen gab , wurde ■ solches darge-*^
reicht, bis die Fremden von dort zurückkehrten, dann hörte
die Bewirthung auf und alle machten sich auf den Heimweg.
§. 32. Um die für. so bedeutende Auslagen nöthigen Geld-
mittel herbeizuschaffen, suchte Häschim seine Handelsgeschäfte
zu erweitern,' er war der erste, welcher die Handelsreisen
der Cureisch regelmässig ordnete, so dass sie im Winter nach
Jemen und Habessinien, und im Sommer nach Syrien zogen,
wo sie bis Gazza, oft auch bis Ancyra kamen. Hier war er
mit dem Griechischen Kaiser zusammengetroffen, hatte sich ihm
vorgestellt, ihm Geschenke überreicht und dann für die Cu-
reisch mit ihm einen Handelsvertrag abgeschlossen , welcher
schriftlich abgefasst war. Zugleich suchte er seine Stammes-
genossen daran zu gewöhnen, dass sie selbst ihre Waaren an
die grösseren Märkte brachten und nicht bloss auf den durch
ihr Gebiet führenden Landstrassen feil boten. Auch an el-Na-
gäschi, König von Habessinien, richtete er ein Schreiben, um
die Erlaubniss zu erwirken, dass die Cureisch sein Land be-
treten durften.
§. 33. Auf einer solchen Reise kam Häschim einst mit
einer Caravane nach Jathrib (Hedina), wo jährlich ein Markt
abgehalten wurde ; sie stiegen auf dem Markte der Nabatäer
ab, kauften und verkauften Waaren und Häschim bemerkte hier
unter der Menge der Käufer und Verkäufer eine durch ihre
Gewandtheit und Schönheit ausgezeichnete Frau ,. und bei nä-r
3*
— 36 —
berer Erkundiprung , ob sie ledig oder verheirathet sei, erfahr
er, sie sei Salmä, die Tochter des 'Amr ben Zeid vom Stamme
el- Naggar und mit dem Fürsten Oheitia ben el-Guldh verhei-
rathet gewesen, von dem sie sich aber getrennt habe, nacbden
sie ihm zwei Söhne 'Amr und Ma*bad geboren hatte; denn
wegen des hohen Ansehens, in welchem sie bei ihrer Familie
stand, habe sie sich bei der Verheirathung das sonst nur den
Mftnnern zustehende Recht vorbehalten, ihrerseits die Ehe auf-
lösen zu können. Hdschim hielt also um sie an, und als «e
erfuhr, dass er von edler Abkunft sei und einen hohen Rang
einnehme, verheiratbete sie sich selbst mit ihm. Zu dem Hoch-
zeitsmahle, welches er veranstaltete, lud er seine Reisegefährten
ein, vierzig Cureischiten aus den Familien 'Abd Man&f, Mach-
zum und Sahm, sowie die Verwandten der Braut vom Stamme
el-Chazrag; dann blieb er noch einige Tage, worauf er mit
seiner Frau nach Mekka zurückkehrte. Salmä gebar ihm einen
Sohn, welcher, da er mit grauem Kopfhaar scheiba zur Welt
kam, Scheiba genannt wurde und später den Namen 'Abd el-
Huttalib erhielt. ,
§. 34. Bei einer Hisserntc und daraus entstandener Theu-
rung zog Häschim nach Syrien, liess dort eine Menge Brod
backen, that es in grosse Säcke, belud damit seine Camele und
brachte es nach Mekka. Hier haschama zerbrach er das Brod
in Stücke, liess Schlächter kommen, welche die Camele schlach-
teten und kochten, schüttete die Kessel in hölzerne Schüsseln
aus und speiste die Bewohner von Mekka. Dies war die erste
ordentliche Mahlzeit nach dem Hungerjahre, und er erhielt da-
mals erst den Namen Häschim d. i. Zerbrecher des Brodes,
während sein eigentlicher Name 'Amr war, wie ihn der Dichter
'Abdallah ben el-ZibaVä in einem Lobgedichte nennt:
'Amr der edle hat zerbrochen die Brodstücke für sein Volk,
Als die Männer von Mekka in einem Hungerjahre abge-
magert waren.
Von ihm sind die Reisen beide eingerichtet.
Die Reise im Winter und die Reise in den Sommertagen.
$. 35. Das Ansehen und die Achtung, worin Häschim
immer mehr stieg, erregte den Neid seines Neffen Omajja ben
'Abd Schams, welcher einiges Vermögen besass; er gab sich
alle Mühe, es dem Häschim gleich zu thun, war aber nicht dazu
— 3/ —
im Stande, sondern erregte nur die Schadenfreude einiger Cureisch.
Aus Aerger fing er nun an, Häschim zu schmähen, und for-
derte ihn zu einem Wettstreite heraus, welchen dieser aber
wegen seines höheren Alters und Ansehens ablehnte. Indess
hörten die Cureisch nicht auf, ihn anzureizen, bis er sich bereit
erklärte, um den Preis von fünfzig schwarzäugigen Camelen,
welche in Mekica geschlachtet werden sollten, und unter der
Bedingung einer zehnjährigen Verbannung aus der Stadt für
den Unterliegenden, sich in einen Wettstreit um die grössere Ehre
einzulassen. Omajja war damit einverstanden und sie wählten
zum Schiedsrichter den Priester der Chuzä'a, Abu Hamhama
Habtb ben *Amfra, dessen Mutter Kiläba eine Schwester des
Häschim war. Der von diesem gefällte Urtheilsspruch lautete:
Bei dem glänzenden Mond und dem leuchtenden Sterne!
Bei der Regenwolke und dem Vogel in der Lüfte Ferne!
Bei allem, was den Wandrer leitet durch Berg und Thal!
Wahrhaftig! Häschim übertrifft den Omajja allzumal
An guten Eigenschaften von Anfang bis zu Ende benannt.
Abu Hamhama ist damit wohl bekannt.
Der Sieger Häschim nahm die fünfzig Camele des Omajja
und liess sie in Mekka schlachten und austheilen, während Omajja
auf zehn Jahre in die Verbannung nach Syrien ging. Dies ist
der Ursprung der Feindschaft zwischen Häschim und Oiuajja
und ihren Nachkommen, den Häschimiden (*Abbasiden) und
Omajjaden.
§, 36» Häschim liess den Brunnen el-SagIa graben zwi-
schen el-^^fA und el-Marwa, welchen sein Sohn Asad ben
Häschim dem Mut'im ben 'Adi schenkte, als 'Abd el-Muttalib
den Zamzam wieder ausgrub und sie dann jenen entbehren
konnten ; in der Folge war er als der Brunnen des 'Gubeir ben
Mut'im bekannt, bis er von Hammäd el-Berberi zu dem Plats^e
der Moschee gezogen wurde. Auch der Brunnen Badsdsar
war von Häschim angelegt am Fusse des Mustandsar auf dem
Grundeigenthume des Abu Lahab und el-Mucawwam, der Söhne
des 'Abd el-Muttalib, hinter dem Hause der Tallöb, der Sklavin
der Zubeida. — Häschim erkrankte auf einer Handelsreise
nach Syrien; seine Begleiter blieben bei ihm in Gazza, bis er
gestorben war, begruben ihn dort, und Abu Ruhm ben 'Abd
— 38 —
el- Uzzä el-'Ämirl, damals ein junger Mann von zwanzig Jahren,
brachte seinen Nachlass seinen Kindern nach Mekka zurück.
Scheiba ben Häschim gen« Abd el-lattalib.
§. 37. Nach dem Tode des Häschim zog seine Frau
Salmä mit ihrem Sohne Scheiba wieder zu ihrer Familie nach
Medina, und el-Muttalib, der jüngere Brüder des Häschim*],
übernahm dessen Amt in Mekka, worauf sich seine eigenen
Verse beziehen :
Verkünde bei dir den Söhnen Häschims, was wir unge-
heissen gethan haben,
Wir sind aufgestanden um die Pilger des Heiligthums zu
tränken, als der Ruhm (der Väter) unerwähnt vergessen war.
Wir haben die Pilger in unsern Häusern versammelt ,
als wären sie Rinder, die zusammengetrieben werden.
'Abd Schams starb bald nachher nnd wurde in el-Hagün
begraben. Naufal ben 'Abd Man&f hatte sich um die Cureisch
verdient gemacht, indem er in ihrem Auftrage mit dem Könige
von Persien« einen Vertrag wegen ihrer Handelsreisen nach 'Irak
abgeschlcssen hatte. Er starb auf einer solchen Reise bei dem
Gewässer Salmän auf dem Wege voji 'Irak nach Mekka« —
Als Thäbit ben el-Mundsir, der Vater des Dichters Hassl^n ben
Thäbit, aus Medina einst' zur Wallfahrt nach Mekka kam, er-
zählte er seinem Freunde el-Muttalib, wie sein Neffe Scheiba
durch seinen schönen Anstand und seine Geschicklichkeit im
Bogenschiessen sich so vortheilhaft vor seinen* Vettern in Me-
dina auszeichnete, dass keiner seiner Pfeile das handgrosse
Ziel verfehlte, und so oft er träfe, riefe er aus: »ich bin der
Sohn 'Amr's des edlen^^ el-Muttalib wollte ihn desshalb so-
bald als möglich wieder nach Mekka holen, und wiewohl Thä-
bit bemerkte, dass seine Mutter und seine Oheime in nicht so
leicht würden ziehen lassen, machte er sich doch nach Medina
auf den Weg. In der Nähe der Stadt angekommen, erkundigte
er sich nach ihm und fand ihn bald mit seinen Cameraden
beim Pfeilschiessen; er erkannte ihn an der Aehnlichkeit mit
seinem Vater, umarmte ihn mit thränenden Augen und zog ihm
ein Jemenisches seidenes Kleid an; er beschreibt dies selbst
in Versen also:
*) Nach Ibn Säd war er älter als *Abd Schams und Häschim.
- 39 —
Ich erkannte Scheibe, als die Söhne der Naggär (Medinenser)
sich um ihn sammelten^ um im Bogenschiessen sich zu
üben.
Ich erkannte ihn, wie er an Gestalt und Fertigkeit uns
glich;
da flössen mir um ihn die Thränen wie ein Regenguss.
Seine Mutter .Salmä liess el- Mutlalib zu sich in ihre
Wohnung einladen, und als sie den Grund seiner Reise erfuhr^
sträubte sie sich lange ^ bis jener erklärte, dass er nicht ohne
den Knaben gehen wurde. ^Er ist jetzt erwachsen, sagte er,
und lebt in einer fremden Familie, während wir, seine nächsten
Verwandten, im höchsten Ansehen stehen; der Aufenthalt in
seiner Vaterstadt ist für ihn besser als der hiesige, er bleibt
darum dein Sohn, wo er auch sein mag^. Salmä bat nun nur
um einen Aufschub von drei Tagen, und nachdem diese ver-
flossen waren, reiste er mit ihm nach Meklia zurück. Als sie
dort einzogen, hielten die Leute den Scheiba für einen Sklaven
'abd el- MuUalib's und sagten: der ist 'Abd el- Muttalib, und
nachdem ihnen ei- Muttalib gesagt hatte, dass es sein NefTe
Scheiba sei, erkannten sie ihn ebenfalls an der Aohnlichkeit
mit seinem Vater; indess wurde er seitdem 'Abd el- Muttalib
genannt.
§. 38. el- Muttalib unternahm öflers Handelsreisen nach
Jemen und Habessinien und hatte den von seinem Bruder Hä-
schim eingeleiteten Handelsvertrag mit el-Nagäschi zu Gunsten
der Cureisch abgeschlossen ; auf einer solchen Reise starb er
in der Festung Radmän in Jemen und 'Abd ei- Muttalib erbte
seine Aemter, er speiste die Pilger und tränkte ihre Camele
aus den Cisternen der bisherigen Vorsteher, bis er den alten
Brunnen Zamzam wieder herstellte. Der Ort war ihm in einer
Vision angezeigt und nachdem er seine Arbeit einmal begonnen
hatte, setzte er sie ungeachtet des Widerspruches der Cureisch
unablässig fort, bis er die Gegenstände wiederfand, welche
einst MudhAdh bei i^ein^m Auszuge aus Mekka (§. 10] hier
vergraben hatte: zwei goldene Gazellen, sieben Schwerter aus
Cala'a und andere Waffen und Rüstungen. Die Cureisch er-
hoben darüber einen Streit, indem sie Antheil daran zu haben
behaupteten, und 'Abd el- Muttalib schlug ihnen dessbalb vor,
darum zu loosen; er mache zwei grüne Pfeile für die Ka'ba
— 40 —
zwei schwarze für sich selbst und zwei weisse für die Cureisch,
damit gingen sie zu dem Götzen Hubai und es fielen auf die
beiden grünen Pfeile die beiden Gazellen für die Ka^ba, auf
die beiden schwarzen die Schwerdter und Rüstungen für 'Abd
el- Muttalib und die Cureisch gingen leer aus. Er machte
nun aus einer der Gazellen Goldplatten, womit er die Thür
der Ka*ba beschlog, deneben hing er die Schwerdter; die
andere Gazelle stellte er im Innern der Ka*ba neben dem Bilde
des Hubal auf. Er fuhr dann fort den Brunnen auszugraben
und traf nach einer langen mühevollen Arbeit endlich in der
Tiefe auf Quellwasser und ein lautes ^^Allah akbar^ (Gott ist
gross 1) verkündete den Cureisch, dass er seinen Zweck erreicht
habe. Jetzt erhoben diese aufs Neue einen Streit über den
Besitz des Brunnens, indem sie behaupteten, dass er gemein-
schaftliches Eigenthum sei, da er schon von ihrem Ahnherrn
Ismail gegraben sei. *Abd el- Muttalib nahm ihn dagegen
für sich allein in Anspruch, wollte sich aber einem beliebigen
Schiedsrichter unterwerfen, und man kam überein, dass die
Priesterin der Banu Sa'd Hudseim in Mu'än, einem festen Platze
an der Syrischen Gränze fünf Tagereisen von Damascus, den
Streit entscheiden solle. Er brach desshalb mit zwanzig Mann
von 'Abd Manäfs Nachkommen dahin auf, während zwanzig
Cureisch für sich des Weges zogen; als sie zu dem Brunnen
el- Fakir kamen, fanden sie kein Wasser darin und sahen
mitten in der Wüste einem qualvollen Tode entgegen. Die
Cureisch, die in ihrer Nähe lagerten, hatten zwar noch einigen
Vorrath, weigerten sich aber ihnen davon etwas abzugeben,
um nicht selber dann dem Mangel ausgesetzt zu sein. 'Abd
el- Muttalib berieth sich nun mit seinen Leuten und schlug
ihnen endlich vor, dass sich jeder sein Grab selbst graben
solle und sobald einer stürbe, sollten ihn die anderen hinein-
legen, dann würde doch zuletzt nur einer unbeerdigt übrig
bleiben. Als die Gräber fertig waren» setzten sie sich daneben
und erwarteten ihr Ende; da fiel es 'Abd el- Muttalib ein,
dass es doch noch besser sei, die letzten Kräfte ihrer Thiere
zusammen zu nehmen und weiter zu ziehen um Wasser zu
suchen, und indem er zuerst aufstieg und sein Camei dabei
hart auftrat, sprang unter seinem Hufe eine Quelle süssen Was-
sers hervor. Sie priesen Gott für ihre Rettung, tranken und
— 41 —
füllten ihre Schläuche und riefen auch die Cureisch herbei um
sich zu stärken ; diese erkannten hier die göttliche Ftigung und
wollten nun den Streit nicht weiter fortsetzen^ indem sie sag-
ten: „der Gott, weicher dir hier in der Wüste das Wasser
schenkt, hat dir auch den Zamzam geschenkt<<. Sie kehrten
um und störten ihn nicht weiter im Besitz des Brunnens.
§. 39. Auch mit den Einwohnern von el-Tält hatte 'Abd
el-Muttalib einen Streit um eine Quelle Dsul-Harim genannt.
Längere Zeit war sie von ihm selbst nicht benutzt worden und
die Bewohner von el-TM hatten sie in Besitz genommen; als
er sie nun zurückforderte, wollte sie ihm der Häuptling der
Thaktf, 'Gundub ben el-Härisch, nicht wieder überlassen und
dies führte zu einem Rangstreite zwischen ihnen beiden, wel-
chen 'Uzzä Salama, der Priester der Banu 'Udsra in Syrien
entscheiden sollte. Auf dem Wege dahin ging der Wasser-
vorrath des 'Abd el-Muttalib und seiner Begleiter zu Ende
und er bat dieThaktf ihnen von dem ihrigen etwas abzugeben;
als sie dies abschlugen, Hess Gott unter dem Reisesacke seines
Cameies eine Quelle hervorsprudeln, wovon sie tranken und
ihre Schläuche wieder füllten. Später ging der Vorrath der
Thakff zu Ende und da sie 'Abd el-Huttalib darum ansprachen,
theilte er ihnen gern etwas mit. Der Priester entschied den
Rangstreit zu Gunsten des 'Abd el-Huttalib, welcher dann die
eingesetzten Camele schlachten liess und das kleine Vieh mit
sich nahm.
$. 40. Während der wiederholten Belästigungen der Cu-
reisch hatte 'Abd eUMuttalib nur seinen einzigen Sohn el-H&-
risch, der damals noch jung war, als Hülfe und Beistand gehabt,
und er hatte von seinem Vetter 'Adi ben Naufal die Worte
hören müssen: „wie kannst du einzelner Mann dir etwas gegen
uns herausnehmen?^ Da hatte 'Abd el-Muttalib gelobt, wenn
Gott ihm zehn Söhne schenke, so wolle er ihm einen derselben
zum OpEer bringefi. Nachdem ihm nun zehn Söhne geboren
waren, liess er sie zusammenkommen and erzählte ihnen, was
er gelobt hatte ; alle stimmten überein , dass er sein Gelübde
halten müsse, er solle den Namen eines jeden von ihnen auf
einen Pfeil schreiben und das Loos entscheiden lassen. Dies
geschah, er nahm die Pfeile, ging in das Innere der Ka'ba and
sprach zu dem Priester: ^wirf die Pfeile''; und als er warf.
— 42 —
kam der Pfeil des Abdallah heraus, den er besonders lieb hatte.
Er nahm ihn bei der Hand , führte ihn zur Schlachtbank und
hatte das Hesser schon bereit. Da traten ihm seine Verwand-
ten von Hachzüm und andere angesehene Cureisch in den Weg
und machten ihm Vorstellungen, welche Folgen ein solches
Beispiel haben würde, auch seine Söhne und Töchter vereinig-
ten sich mit ihnen und er liess sich bereden, den Fall einer
Wahrsagerin in Hedina Namens Tucheibir vorzulegen, welche
mit einem Geiste in Verbindung zu stehen vorgab. Er begab
sich also zu ihr, erzählte ihr seine Geschichte und sie beschied
ihn auf den andern Horgen , damit sie erst ihren Geliebten
fragen könne. Als'Abd el-Huttaiib wieder zu ihr kam, fragte
sie ihn: wieviel beträgt bei euch die Sühne? er antwortete:
zehn Camele. — So gehe hin, fuhr sie fort, nimm zehn Ca-
male und wirf das Loos um sie und deinen Sohn; trifft es auf
die Camele, so oplere sie, triifl es auf deinen Sohn, so füge
solange noch zehn Camele hinzu, bis es auf sie trifft, dann
ist die Gottheit befriedigt und dein Sohn gerettet. Er kehrte
nun nach Hekka zurück, nahm zehn Camele und warf bei dem
Götzen Hubal das Loos, da traf es auf Abdallah; dann setzte
er zehn hinzu, es traf wieder auf Abdallah; dann immer zehn
mehr, bis es hundert waren , da traf das Loos auf die Camele
und' nachdem er dies dreimal wiederholt hatte, um sich zu.
vergewissern, dass es der Wille der Gottheit sei, war er sehr
froh und die Leute mit ihm; während seine Töchter ihren
Bruder Abdallah mit sich nahmen, holte er die Camele, schlach-
tete sie zwischen el-Qafä und el-Harwa und liess das Fleisch
in der Umgegend von Hekka unter die Araber vertheilen und
die Ueberbleibsel ungestört von den Vögeln und wilden Thieren
aufzehren. Seitdem wurde die Sühne für einen Getödteten
bei den Arabern auf hundert Camele bestimmt und dies too
Huhammed bestätigt.
$. 41. Das Ansehen des 'Abd el-Huttalib war durch alle
diese Vorfälle, durch seine Freigebigkeit und seinen Edelmuth
so gestiegen, dass er allgemein als das Oberhaupt seines Stam-
mes anerkannt wurde, und selbst eine Abtheilung von den Chu-
zä'a stellte sich unter seinen Schutz, um ungestört die Ka'ba
besuchen zu können, und es war ihm um so lieber, sich durdi
diese zu verstärken, als die Cureisch nicht aufhörten, eine.
- 43 —
feindliche Stellung gegen ihn einzunehmen. Er versammelte
dessbalb sieben von el-Muttalib's Nachkommein, dazu el-Arcam
ben Nadhla, el-Dhahbäk und 'Amr, die beiden Söhne des Abu
(^eifi ben Häschim (von 'Abd Schams. und Naufal war keiner
dabei], begab sich mit ihnen in das Versammlungshaus und
schloss mit den Chuzä'a ein Schutz- und Trutz-Bündniss , wor-
über eine Urkunde aufgenommen wurde, die sie in der Ka'ba
aufbängten, und er sprach dazu die Verse:
Ich werde, wenn mein Ende naht, Zubeir verpflichten«
an dem, was zwischen mir und 'Amr^) festzuhalten,
Dass er den Schwur, den einst sein alter Vater that, bewahre,
und nie darin durch Druck und List vom Rechten weiche.
Sie hielten treu den alten Bund und schwuren deinem Vater,
und waren besser, als die näheren Verwandten Fihr^).
Er verpflichtete auch in seinem Testamente zur Aufrecht-
haltung dieses Vertrages seinen Sohn el -Zubeir, dieser wieder
bei seinem Tode seinen Bruder Abu Tälib, und dieser seinen
Bruder el-'Abbäs«
§. 42. Auf seinen Handelsreisen nach Jemen pflegte 'Abd
el-MuUalib bei einem der Himjarischen Fürsten einzukehren;
eiilimal traf er dort einen sehr bejahrten Mann, welcher ihm
vorhersagte > dass unter ihnen ein Prophet und König aufstehen
würde, und zwar aus dem Geschlechte Zuhra; er nahm dess-
balb bei seiner Rückkehr aus diesem Geschlechte die Häla
bint Wuheib zur Frau nnd verheirathete seinen Sohn 'Abdallah
mit Ämina bint Wahb, welche Muhammeds Mutter wurde. —
Ein ander Mal fragte ihn der Himjarische Fürst, ob er nicht
sein weisses Haar zu ändern und als jugendlicher Mann nach
Mekka zurückzukehren wünsche? — Das vermöchtest du?
fragte, er erstaunt. — Der Fürst liess ihm nun das Haar erst
mit Hinna färben und dann Waid darüber streichen, wodurch
es rabenschwarz wurde. 'Abd el-Muttalib nahm von diesen
Stofien eine grosse Quantität mit sich; er kam bei Nacht in
Mekka an, und als er am andern Morgen mit seinem gefärbten
Haare in seiner Familie erschien, sagte seine Frau Nuteila;
^o Scheiba! wenn das doch immer so bliebe, wie schön wäre
das!^ r— Abd el-Muttalib erwiederte in Versen:
*) d. h. die rom 'Amr Mnzeikia abstammenden ChazA'a.
2) d. h. die Cureiacb, hier mit Aasschlusa der HAachimiden.
- 44 —
Wenn diese Schwftrze mir bliebe, ich wollte es loben,
es wSre doch ein Ersatz für die schon entschwandene Jugend.
Du freust dich darüber, das Leben ist auch nur kurz,
und vor Tod und Vergang kein Entrinnen, o Nateilal
Was nützt auch dem Mann sein behagliches und bequemes Leben
am Tage da sein hoher Sitz in Nichts zerföllt.
Auf diese Weise kam die Sitte, das Haar schwarz zu filr-
ben, nach Mekka.
§. 43. 'Abd el-Muttalib war mit Harb ben Omajja lange
Zeit befreundet, bis dieser ihm einen Wettkampf anbot, wem
die grössere Ehre gebühre, und nachdem el-Nagäscbi, König
von Habessinien, es abgelehnt hatte, diesen Streit zu entschei-
den, wählten sie Nufeil ben 'Abd ei-*Uzzi zum Schiedsrichter.
Dieser wies den Harb zurecht mit den Worten: „Wie kannst
du dich mit einem Manne messen wollen, der dich in jeder
Hinsicht übertrifft?'^ Harb schloss sich nun an Abdallah ben
iSud'dn , welcher damals als Partheiführer in Mekka in Ansehen
stand, und hierdurch erhielt der Familienhass zwischen den
Omajjaden und Häschimiden neue Nahrung.
§. 44. In diese Zeit fftUt der Zug der Aethiopier gegen
Mekka. Nachdem Abraha, der Habessinische Feldherr and
Statthalter von Jemen, seine Herrschaft in der Hauptstadt Qan'd
befestigt hatte, baute er dort einen Tempel von solcher Pracht,
wie sie bis dahin in Arabien nicht gesehen war, in der Absicht
die Wallfahrten der Araber, die sie alljährlich nach Mekka un-
ternahmen , nach Qan'ä zu lenken. Als dies die Mekkaner er-
fuhren, waren sie sehr aufgebracht, und einer von den Fukeim
aus dem Stamme Mälik ben Kinäna beredete zwei junge Leute
nach Qan*ä zu gehen und den Tempel zu verunreinigen « um
ihre Verachtung an den Tag zu legen. Dies wurde ausgeführt
und die Thäter blieben auch nicht unbekannt , . und sobald
Abraha davon Kenntniss erhielt und erfuhr» dass es von Mek-
kanern geschehen sei, schwor er nach Mekka zu ziehen und
ihren Tempel zu zerstören; er sammelte auch sogleich eine
Armee von 60^000 Mann und stellte sich selbst, auf einem
Elephanten reitend, an die Spitze. Die Araber säumten nicht
sich zum Widerstände zu rüsten, da es die Beschützung ihres
allgemeinen hochverehrten Heiligthums galt, und zuerst stellte
sich ihm der Fürst Dsü Nafr mit dem von ihm aufgebotenen
— 45 —
Heere entgegen ; allein er wurde geschlagen und gefangen ge-
nommen^ indess schenkte ihm Abraha das Leben irnd behielt
ihn als Gefangenen bei sich. Er rückte nun weiter vor in das
Gebiet der Chath'am, deren beide Stämme Schahrän und Ndhis
damals tinter Nufeil ben Habib standen; auch dieser wurde ge-
schlagen und gefangen genommen, erhielt aber die Freiheit
wieder, indem er sich für das fernere Verhalten seiner Slamm-
genossen verbürgte und sich erbot, als Wegweiser zu dienen.
Von da kam Abraha nach el-Täüf; die Einwohner, der Stamm
Thaktf unter ihrem Anführer Mas'üd ben Mu'attib, kamen ihm
entgegen, erklärten ihre Unterwürfigkeit und stellten ihm vor,
dass es nicht ihr Tempel, das Haus der Göttin el-Lät sei, wel-
chen er suche, sondern der zu Mekka, wohin sie ihm einen
Führer mitgeben wollten. Als solcher erbot sich Abu Rigäl,
der sie bis ei-Mugammis einige Meilen von Mekka geleitete,
wo er plötzlich starb; sein Grab wurde hier in der Folge von
den vorüberziehenden Arabern unter Verwünschungen mit Stei-
nen beworfen. Yi^ährend Abraha mit seiner Armee bei ei-
Hugammis lagerte, schickte er den Habessinier el-Aswad ben
MafQÜd an der Spitze einer Reiterschaar gegen Mekka, welche
alles Vieh der Umgegend zusammen und ins Lager trieben,
darunter zweihundert Camele, die dem 'Abd el-Muttalib gehör-
ten. Die Cureisch, Chuzä'a, Kinäna, Hudseil und die übrigen
Bewohner des heiligen Gebietes dachten zwar anfangs sich zur
Yi^ehre zu setzen, standen aber davon ab, da sie die Erfolg-
losigkeit voraussahen. Hierauf sandte Abraha den Himjariten
Hunäta nach Mekka mit dem Auftrage, dem Fürsten der Stadt
zu sagen, der König sei nicht gekommen um Krieg gegen sie
zu führen, sondern nur um den Tempel zu zerstören, wenn sie
sich ihm nicht zur Wehre setzten, so habe auch er nicht nö-
thig Blut zu vergiessen ; wenn der Fürst den Krieg nicht wolle,
so solle er ins Lager kommen. Als nun Hunslta nach Mekka
kam und sich nach dem Fürsten erkundigte, wurde er zu 'Abd
el-Muttalib beschieden, denn dieser galt damals wegen seines
hohen Ansehens für das Oberhaupt der Cureisch. Hunäta ent-
ledigte sich seines Auftrags und 'Abd el-Muttalib erwiederte:
„Wir wollen den Krieg nicht, sind auch nicht im Stande einem
solchen Heere Widerstand zu leisten; dies ist das heilige Haus
Gottes, der Tempel Abrahams, mag Gott ihn schützen, er ist
— 46 —
sein Tempel und sein Heiliglhum, giebt er ihn preis, so kön-
nen wir ihn nicht vertheidigen''.« go komm mit mir, sprach Ho-
näta, denn der König hat mir befohlen, dich zn ihm zo führen.'
'Abd el - Huttalib ging nun mit ihm in Begleitung einiger sei-
ner Söhne, bis sie ins Lager kamen; hier erkundigte er sich
nach dem gefangenen Dsü Nafr, der sein Freund war, und als
er ihn im Gefängnisse traf, sagte er: o Dsü Nafrl weisst du
kein Mittel gegen dieses Unglück, das uns betroffen hat? Dso
Nafr erwiederte: Was fär Mitte] hat ein Gefangener in dm
Händen eines Königs, der nur noch nicht weiss, ob er ihn
morgens oder abends will iödten lassen? ich habe kein Mittel
gegen irgend etwas von dem, was dich betroffnen hat, auss^
dass Oneis der Elephautenwfirter mein Freund ist, den will ieh
rufen lassen, dich ihm empfehlen, ihm dein gutes Recht ?or*
stellen und ihn bitten, dass er dir beim Könige eine Audiem
verschaffe, mit ihm über deine Angelegenheit rede und bei ihm
eine Fürbitte zu deinen Gunsten einlege, wenn er dazu in
Stande ist. Als Oneis erschien, sprach Dsü Nafr:. v,IIier ist
'Abd el-Muttalib, Fürst der Cureisch und Anführer der Car»-
vane von Mekka, der die Menschen in den Thälern und aof
den Bergen speist und die wilden Thiere auf den Gjpfeln der
Berge; der König hat ihm zweihundert Camele abgenommen,
suche ihm eine Audienz zu verschaffen und ihm nützlich zu seiDj
so gut du kannst^^ Oneis versprach es und redete mit Abraha
und sagte ihm: „o König! da ist der Fürst der Cureisch vor
deiner Thür und lässt dich um eine Audienz bitten; er ist der
Anführer der Caravane von Mekka und speist die Menschen
in den Thälern und auf den Bergen und die wilden Thiere auf
den Gipfeln der Berge; erlaube, dass er eintrete, damit er Air
sein Anliegen vortrage ^^ Abraha Hess ihn eintreten und als
er ihn sah, (er war ein grosser, schöner Mann), empfing er ihn
ehrenvoll und wollte ihn nicht unter sich sitzen lassen, und bot
die Scheu vor den Habessiniern hielt ihn zurück , sonst hätte
er ihn neben sich auf seinen Thron sitzen lassen; er stieg
desshalb hinab, setzte sich auf seinen Polster und liess 'Abd
el^Muttalib an seiner Seite Platz nehmen. Denn sprach Abraha
zu seinerh Dolmetsch: frage ihn, was sein Anliegen sei? Der
Dollnietsch wandte sich zu ihm und sprach: der König lässt
dich fragen, welches dein Anliegen sei ?. Er antwortete: meine
- 47 —
Bitte ist, dass der König mir die zweihundert Camele zurück-^
gebe, welche seine Leute mir abgenommen haben. Als der
König dies hörte, sprach er: du hast mich in Bewunderung ge-
setzt, als ich dich sah, jetzt habe ich von dir genug, nachdem
du geredet hast; du sprichst mit mir von zweihundert Camelen,
welche meine Leute dir abgenommen haben , und schweigst
von dem Tempel, wo du und deine Väter euren Gott verehrt
habt, und den zu zerstören ich gekommen bin; darüber sagst
du nichts. Sprach 'Abd el-Muttalib: siehe! ich bin der Herr
meiner Camele, die ich schützen muss^ und der Tempel hat
auch einen Herrn, der ihn beschützen wird. — Was kann
ihn denn vor mir schützen? — Das wirst du schon sehen. —
Abraha gab ihm die geraubten Camele zurück und entliess
ihn. Es waren aber mit 'Abd el-Mu|talib noch zwei Häupt-
linge ins Lager gekommen, Ja'mar ben Nufätha, Häuptling der
Banu Bekr ben 'Abd Manät, und Chuweilid ben Wälhila, Häupt-
ling der Hudseil, die boten dem Abraha den dritten Theil aller
Heerden von Tihäma, wenn er umkehren und den Tempel nicht
zerstören wolle; doch er schlug es aus. 'Abd el*Muttalib kam
dann nach Mekka jsurück, erzählte, was vorgefallen war, und
befahl den Cureisch die Stadt zu verlassen und sich auf die
Höhen der. Berge zurückzuziehen, um gegen die Belästigungen
der Soldaten gesichert zu sein; dann trat er mit einigen weni-
gen vor die Ka'ba, sie beteten zu Gott und flehten ihn an um
Hülfe gegen Abraha .und sein Heer, und indem 'Abd el-Mut-
talib den Ring an der Thür cfrgrifT, sprach er :
Herrl der Mensch beschützt sein Haus» schütz du dein
Heiligthum!
Dass nicht ihr Kreuz ^) und ihre Macht besiege deinen Ruhm.
Lässt du es zu, mag's besser sein, befiePs nach deiner Macht;
Lässt du es zu, so wird dadurch dein Wille nur vollbracht.
Hierauf liess er den Ring los und zog sich mit seinen Beglei-
tern 'Amr ben 'Aids, Mut'im ben 'Adl und Abu Mas'üd el-
Thakefi' auf den Berg Hirä zurück, wo sie erwarteten, was
Abraha bei seiner Ankunft in Mekka beginnen würde. Dieser
ordnete nun sein Heer um in Mekka einzuziehen und liesss einen
Elephanten, der den Namen Mahmud hatte, vorführen, fest ent-
*) Die Standarte der ChrisÜicben Habessinicr.
— 48 —
schlössen die Ka'ba zu zerstören und dann nach Jemen zurück-
zukehren. In dem Augenblicke, als sie den Elephanten nach
der Gegend von Mekka hinwandten, trat der gefangene Nufeil
ben Habtb an seine Seite, legte sich mit dem Gesichte unier
sein Ohr und sprach: „knie nieder, Mahmud I und kehre gra-
des Weges dahin zurück, woher du gekommen bist, denn da
bist in Gottes heiligem Lande ^. Dann Hess er das Ohr los,
lief davon und flüchtete auf den Berg, während der £lephant
sich niederlegte; sie suchten nun vergebens ihn zum Aufstehen
zu bringen, bis sie ihn sogar mit Aexten auf den Kopf schlu-
gen und ihn mit spitzen Stöcken in die Weichen stiessen, aber
ohne Erfolg. Endlich wandten sie ihn um nach Jemen zu, da
stand er auf und schritt rasch vorwärts, und ebenso machte er
es, als sie ihn nach Norden und nach Osten drehten; aber als
sie ihn wieder nach Mekka hin wandten, fiel er wieder nieder.
Zu gleicher Zeit sandte Gott über sie Vögel vom Heere her
wie Schwalben und Balasän, jeder Vogel trug drei Steine, ei-
nen im Schnabel und in jeder Kralle einen, wie Erbsen und
Linsen, die Hessen sie herabfallen, und Jeder, welcher davon
getroffen wurde, starb, die anderen ergriffen die Flucht, eilten
den Weg zurück, den sie gekommen waren, und fragten nach
Nufeil, um ihnen den Weg nach Jemen zu zeigen; dieser aber
sprach, als er Gottes Rache über sie kommen sah:
Wo ist die Rettung, wenn Gott der Verfolger ist?
Der mit dem Streifschuss ^) ist der Besiegte, nicht der Sieger.
Die Habessinier zogen nun fort*, aber sie fielen überall am
Wege um, aUe Lagerplätze waren mit Todten bedeckt; auch
Abraha war von der Krankheit betroffen, sie nahmen ihn mit
sich, da fiel ihm ein Glied nach dem andern ab, und wo eins
abfiel, entstand ein Geschwür, aus welchem Eiter und Blut floss;
als sie mit ihm nach Qan'ä kamen, war er wie ein junger Vo-
gel, bis sich die Brust vom Herzen ablöste. Der Rest des
Heeres, etHche Sklaven und Trossknechte waren in Mekka ge-
blieben und wurden als Arbeiter und Hirten gebraucht, und
'Aischa erzählte, dass sie den Führer und den Wärter des
*) D. i. Abraha, welcher in dem Zweikampfe mit Ari^t Ton dessen
Lanze im Gesicht stark gestreift wurde, aber Sieger bHeb. Vgl. Ibn
Hiichäm Leben Aluhammeds. S. 29.
— 49 —
Elephanten noch in Mekka gesehen habe, wie sie beide blind
und lahm ihr Essen sich erbettelten. — Man behauptet, dass
in jenem Jahre (569 nach Chr.) zum ersten Male in Arabien
sich die Blattern und Varioliden gezeigt hätten, und ebenso
auch das Bitterkraut Raute, die Koloquinthe und Asklepias.
Jene Vögel sollen vom Meere bei iSidda hergekommen sein
und von ihnen die Tauben abstammen, die nachher in so gros-
ser Zahl in Mekka vorhanden waren und für heilig gehalten
wurden.
nahaimiied's Geburt
$. 45. In dieses Jahr des Elephanten, wie es als Beginn
einer neuen Aera genannt wurde, föllt die Geburt des Pro-
pheten Muhammed, während sein Vater Abdallah mit mehreren
anderen Cureisch eine Handelsreise nach Gazza machte. Die-
ser erkrankte* auf der Rückkehr und musste in Medina zurück-
bleiben, wo er von seinen Oheimen aus der Familie *Adi ben
el-Naggär aufgenommen und gepflegt wurde. Seine Begleiter
brachten seinem Vater 'Abd el-Muttalib die Nachricht nach Mekka
und dieser schickte seinen ältesten Sohn el-Härith nach Medina,
bei dessen Ankunft aber Adallah schon gestorben und in dem
Hause des Näbiga gleich links am Eingange der Stadt begra-
ben war« Er war erst 25 Jahre alt und- hinterliess seinem
Sohne Muhammed als Erbtheil eine Sklavin, Umm Aiman, fünf
Camele und einige Schaafe. Als dann auch Muhammeds Mut-
ter Amina in seinem sechsten Jahre starb, nahm ihn sein Gross-
vater 'Abd el-Muttalib zu sich und bewies gegen ihn eine Zärt-
lichkeit, wie gegen keins seiner Kinder; er Hess ihn zu sich
bringen und er durfte zu ihm kommen , wenn er allein war
oder schlief; bei ihren Zusammenkünften vor der Ka*ba hatte
'Abd el-Muttalib seinen bestimmten Platz, wo ihm sein Teppich
ausgebreitet wurde, auf den sich Niemand ausser ihm setzen
durfte. Wenn aber der kleine Muhammed sich darauf setzte
und die anderen ihn davon zurückwiesen, sagte 'Abd el-Mut-
talib : lasst ihn, er muss sich gewöhnen den Herrschersitz ein-
zunehmen; er weiss, dass er zu etwas grossem bestimmt ist,
und ich hoffe, er wird eine« Berühmtheit erlangen, wie noch
kein Araber. — Nach zwei Jahren, da 'Abd el-Muttalib sein
4
- 50 --
Ende nahe fühlte, übergab er Muhammed der Obhat seines
Sohnes Abu Tdlib, da dieser der leibliche Bruder seines Vaters
Abdallah war, dann liess er seine Töchter zu sich kommen und
sagte: ^singet mir Klagelieder vor, ich will zuhören^; sie tru-
gen nun nach einander Trauergedichte vor, worin sie seine
vortrefflichen Eigenschaften lobten und als die Reihe an Umeimt
kam, war ihm die Zunge schon schwer, er nickte aber noch
beifällig mit dem Kopfe, als wollte er sagen: ^jal so war ich<^,
und verschied sanft. Er erreichte ein Alter von achtzig Jahrei
und wurde am Berge el-Hagün begraben.
§. 46. Das Amt, den Pilgern zu trinken zu reichen, ging
auf seinen Sohn el-'^bäs ben *Abd el-Muttalib über: dieser
besass Weinberge in el-Täif und liess von dort die Trauben
nach Mekka bringen und schloss mit den Einwohnern von *el-
Tä'if Contracte, von den ihrigen noch mehr zu liefern; dann
presste er sie aus und reichte den Pilgern den Most. Bei der
Einnahme von Mekka bestätigte ihn Muhammed in seinem Amte,
welches nach ihm auf seinen Sohn Abdallah , dann auf dessen
Sohn *Ali u. s. w. forterbte.
Kriege der Hekkanert
$. 47. Wichtiger war in jener Zeit die Stellung der An-
führer, da nicht nur die inneren Zwistigkeiten einige Male in
blutige Händel übergingen, sondern auch die Cureisch nach
auswärts in mehrere Fehden verwickelt wurden. Auf 'Abd
Manäf ben Cupeij war sein Sohn 'Abd Schams, diesem sein
Sohn Omajja gefolgt, es ist aber aus ihrer Regierungszeit kein
Ereigniss berichtet. — Um sich gegen mächtigere Feindß zu
schützen, hatten sich die Cureisch mit den die Umgegend von
Mekka bewohnenden Nomaden -Stämmen der Banu cl-Härith
ben 'Abd Manät ben Kinäna, el-Haun ben Chuzeima ben Mu-
drika und Banu el-Mugtalik von Chuzä'a verbündet und dies
Bündniss war auf dem Berge el-Hubschi (oder Habisch oder
el-Ahbasch) zehn Meilen von Mekka geschlossen; in dem Eid-
schwur war die Formel gebraucht: ^so laiige der Hubschi
steht",. und davon erhielten die Verbündeten den Namen „die
Ahäbisch der Cureisch*)". Dies hielt sie indess nicht ab,
*) Andere leiten das Wort ab yon dem Verbum hahascha verainigen.
- 51 —
schon bald darauf ihren nächsten Verwandten , den Banu Bekr
ben 'Abd Manät ben KinAna, gegen die Cureisch zu Hülfe zu
kommen, so dass diese unter Anführung des Harb ben Omajja
bei Dsät Naklf eine Niederlage erlitten.
S. 48. Von grösserer Bedeutung waren die Kämpfe, welche
nicht lange nachher zwischen den Cureisch und den Keis *Ailän
ausbrachen. 'Okddh ist eine weite Sandebene im Gebiete von
el-Täif und eine Station von dieser Stadt entfernt nach dem
'Arafa zu; die in der Nähe befindliche Quelle Nac^ä ist nicht
sehr stark, hat aber immer Wasser. Hier wurde jährlich ein
grosser Markt abgehalten, der zwanzig Tage dauerte und wozu
die Araber aus weiter Ferne herbeikamen. Einige muthwillige
junge Leute von Cureisch umringten einmal auf einem solchen
Markte eine junge Frau von Hawäzin, einem Hauptzweige des
Stammes Keis 'Aiiän, aus der Familie 'Amir ben (^a'ga'a, und
verlangten von ihr, dass sie ihr Gesicht entschleiern solle, sie
weigerte sich indess und setzte sich neben die Waaren, die
sie feil bot; einer der Cureiscb schlich sich hinter sie und
heftete ihr das Kleid auf dem Rücken fest^ so dass, als sie
aufstand, sie zum allgemeinen Gelächter wurde. Auf ihren
Hülferuf: herbei, ihr 'Amir l erschienen sogleich ihre Stammge-
nossen um die Beschimpfung zu rächen, es kam zum Blutver-
giessen, bis Harb ben Omajja durch seine Dazvvischenkunft dem
Streite ein Ende machte. Dieser Vorfall in Verbindung mit
anderen Reibungen war das Vorspiel zu einem erbitterten
Kampfe, welcher ein Jahr später an demselben Orte entbrannte.
§. 49. el-Barrädh ben Keis, ein übermüthiger Mensch,
der wegen seiner schlechten Streiche aus seinem Stamme
Dhamra ausgestossen war> hatte sich nach Mekka begeben und
unter den Schutz des Harb ben Omajja gestellt; er sah aber
bald selbst ein, dass er durch sein Benehmen seinem Schutz-
berrn lästig sei, verliess desshalb Mekka und begab sich nach
Hlra an den Hof des Nu*män ben el -Mundsir, wo er mit'Orwa
ben 'Otba, genannt el-Rahhäl d. i. der Reisende, Oberhaupt der
Hawäzin, zusammentraf. el-Nu'män schickte jährlich wohlrie-
chende Sachen, besonders Moschus, auf den Markt nach 'Okädh
und liess dafür Waffen und andere Gegenstände eintauschen,
und da die Zeit nahe war, suchte er eben einen Führer, wel-
cher seine Caravane sicher durch die verschiedenen Arabischen
4«
— 52 —
Stämme hindurch geleite, und 'Orwa erbot sich daiu mit der
etwas verächtlichen Bemerkung, dass er sie auch dareh das
Gebiet der Kinäna, zu denen el-Barrädh gehörte, hindurch fftk-
ren werde. el-Barrädh fühlte die Beleidigung, folgte der Ca-
ravane in einiger Entfernung und als sie bei OwAra in Thale
Teiman lagerte, überfiel er den *Orwa im Schlafe, ersclilogihi
und seine Begleiter und flüchtete nach Cheibar, wo er sich Ter-
borgen hielt. Bald traf er mit dem Dichter Biscbr ben Aiw
Häzim el-Asadi zusammen, erzählte ihm, was vorgefallen war,
und gab ihm den Auftrag sich nach 'Okädh zu begeben und
die dort anwesenden Häupter der Cureisch: Abdallah ben bud'än,
Hischäm ben el-Mug!ra, Harb ben Omajja, Naufal ben Mo'äwia '
el-Dtli und Bal'a ben Keis davon zu benachrichtigen. Kaum
war dies geschehen, so versammelten diese ihre Angehörigen
und verliessen eiligst 'Okädh, weil ihnen ihre Gegner Von Kais
'Ail&n an Zahl überlegen waren. Der Anführer von diesea,
Abu Barä 'Amir ben Hälik, mit dem Beinamen mmUfik eU
asinna d. i. der mit Lanzenspitzen spielt, erfuhr erst gegen
Abend den Grund dieses plötzlichen Aufbruches und sagte:
die Cureisch haben uns hintergangen ; er setzte ihnen noch
nach, erreichte sie bei Nachla^ wo sie eben das heilige Gebiet
betreten hatten und nun sicher zu sein glaubten, und drSngte
sie noch weiter zurück, und el-Adram ben Schu'eib, einer der
Banu 'Ämir, rief ihnen mit lauter Stimme nach: „fit>ers Jahr
sind wir wieder am Platze, um unsre Sache weiter auszu-
fechten^, und in einem Verse sagte er:
Wir haben die Cureisch, da es ihnen nicht gelegen war,
wiederbestellt, dass sie kommen zum Rockausklopfen.
Beide Partheien rüsteten sich nun zum Kampfe: die Cureiaeb,
Kinäna und Asad ben Chuzeima mit ihren Verbündeten ei-
Ahäbtsch übertrugen den Oberbefehl dem Abdallah ben ijud'in,
während die einzelnen Corps besondere Anführer hatten, iiäm-
lieh Hischäm ben el-Mug!ra el-Machzümi, Harb ben Omqja,
Abu Oheiha Said ben el-'Ä^i, 'Otba ben Rabi'a, el-'Ä^i ben
Wäll el-Sahmf, Ma'mar ben Habtb el-'Gumahf und 'Ämir ben
'Ikrima ben Häschim ben 'Abd Manäf. Unter den Keis veran-
lassten die beiden *Amir, nämlich Abu Barä *Ämir ben Mälik
- 53 —
und sein Neffe 'Amir ben el-Tufeil, eine grosse Zusammenkunft
bei Jem Wasser el-Nadhim und brachten eine allgemeine Aus-
söhnung und Verbindung der verschiedenen Stämme zu Stande,
indem sie alle unte/ ihnen noch rückständigen Sühnen für Ge-
tödtete und Verwundete aus ihrem eigenen Vermögen bezahlten.
Abu Barä erhielt den Oberbefehl und die Anführer der einzel-
nen Corps waren Suniei* ben Rabi'a ben Mu'äwia el-Na^ri,
Dureid beu el-^imma, Mas'üd ben-Mu'attib el-Thakefi, 'Auf ben
Abu Häritha el-Murri und *Abbäs ben Zai el-Sulemi. Der
Markt von 'Okftdh wurde in dem nächsten Jahre nicht gehalten,
aber die beiden feindlichen Heere trafen sich dort; die Cu-
reisch lagerten sich bei dem Orte Schamdha und wurden hier
von den Hawdzin angegriffen und zurückgedrängt^ indess blieb
dabei keiner von den Angesehenen der Cureisch und ihre Ver*
bündeten el-Ahftbisch zogen sich unter BaFä ben Keis auf die
Höbe Dachm zurück. Das zweile Treffen wurde dann bei el-
'Abift seitwärts von 'Okddh geliefert, wo ebenfalls die Ha-
wäzin siegten. Das dritte Treffen bei Scharib war das hart-
näckigste; Abu Sufjän ben Omajja hatte sich mit mehreren
seiner Brüder zusammengebunden, damit keiner entfliehen könnte,
um vereint zu sterben oder zu siegen, und von dem an die-
sem Tage bewiesenen Huthe erhielten sie den Beinamen 'Ana-
bis d. i. Löwen. Auch BaFa mit seiner Schaar Ahäbtsch foch\
tapfer, sodass endlich die Keis und Hawäzin weichen mussten;
nur die BanuNagr undThaktf hielten noch einigen Stand, weil
sie in jener Gegend Anpflanzungen von Palmen besassen, die
sie zu schützen dachten; aber es gelang ihnen nicht und sie
mussten in wilder Flucht das Feld räumen. Zuletzt war noch
eine Schlacht auf dem Steinfeld el-Hureira auf der Südseite
von *Okädh, wo wiederum die Hawäzin über die Cureisch und
Kinäna den Sieg davontrugen. Da jetzt beide Partheien sich
nach Ruhe sehnten, so kam der Friede leicht zu Stande; man
rechnete die in diesen Gefechten auf beiden Seiten Gebliebenen
gegenseitig ab und da die Cureisch mehr getödtet hatten, so
bezahlten sie für die Ueberzähligen die Sühne an die Keis und
damit war der Krieg beendigt^ welcher davon, dass er in den
heiligen Monaten und einmal auf dem heiligen Gebiete geführt
war, der Krieg el-^ßgär d. i. der Entweihung genannt wurde.
Die Araber zählen verschieden zwei, drei oder vier Kriege el-
— 54 —
^g^^i j^ nachdem sie die ersten Anränge schon mürcchaeii
oder nicht; an einem derselben, wahrscheinlich an dem hei
dem ersten Rückzuge der Cureisch aus 'Okddh, hatte Moham-
med Theil genommen, indem er die von den Feinden herQber-
fliegenden Pfeile auflas und seinen Oheimen reichte, om sie
wieder zu gebrauchen; auch soll er einige Pfeile selbst abfre-
Schossen und später sich darüber geäussert haben: ich möchte
nicht, dass ich es unterlassen hätte. Die letzten vier Treffet
wurden wahrscheinlich in kurzen Zwischenräumen innerhilb
eines Jahres geliefert, wiewohl einige den Anfang dieser Kriege
in das sechzehnte und das Ende in das zwanzigste Jahr nach
dem Elephantenjahre setzen.
S. 50. Um dem fast gesetzlosen Zustande, welcher da-
mals in Mekka herrschte, besonders den Bedrückungen und
Angrifien auf Leben und Eigenthum der Fremden ein Ende zo
machen, vereinigten sich die Besseren nach der im Monat
Schawwäl erfolgten Rückkehr aus dem Kriege und stifteten im
Monat Dsul-Ca'da ein neues Bündniss. el-Zubeir ben 'Abd el-
Muttalib war es, welcher die erste Aufforderung daza eriiess,
und in Folge davon versammelten sich die Banu Hdschim,
Zuhra und Teim in der Wohnung des Abdallah ben tiud'än,
dieser richtete ihnen ein Mahl zu, dann verbündeten sie sich,
„so lange das Meer noch Wolle tränken kann^ den Unter-
drückten beizustehen, bis ihm sein Recht wiederfahre, und keine
Anmassung fadhl gegen Personen und Eigenthum zu duldea;
daher wurde es hilf el-fudhül das Bündniss gegen Anmas-
sungen genannt. Dass Muhammed, welcher damals zwanzig
Jahre zählte, hierbei zugegen gewesen war, rechnete er sich
in der Folge zur Ehre an.
Der GötzeHdienst gewäiirt keine Befriedigiuig«
§.51. Bei einem der Feste, welches die Cureiscb jedes
Jahr zu Ehren eines ihrer Götzen feierten, wobei sie Opfer
brachten und Umzüge hielten, hatten sich vier Männer zusam-
mengefunden, welche sich gegenseitig darüber aussprachen,
dass diese Ceremonien eitle Thorheit seien, und das Verlangen
nach einer besseren Religionserkeniitniss und Gottesverehrung
ausdrückten. Diese waren Waraca ben Naufal ben Asad, des-
- 55 —
sen Vetter 'Othmän ben el-Huweirith ben Asad, 'Obeidallah ben
ijrahsch ben Ridb und Zeid ben 'Amr benNufeil. Sie stimmten
alle darin überein, dass die Religion Abrahams verderbt sei,
der Stein, um den sie wandelten, er höre nicht und sehe nicht,
er schade nicht und nütze nicht; sie wollten für sich nach ei-
ner anderen Religion suchen, denn die gegenwärtige sei für
nichts. Waraca machte sich mit den Lehren der heiligen Schrift
bekannt und wurde Christ. — 'Obeidallah verblieb in seinen
Zweifeln, bis er beim Auftreten Muhammeds dessen Lehre an-
nahm, als er aber dann nach Habessinien auswanderte^ trat er
dort zum Christenthum über und starb bald nachher. — Zeid
ben 'Amr fand weder im Judenthum, noch im Christenthum
seine Befriedigung, aber er entsagte dem Götzendienste, enthielt
sich von dem Genüsse gefallener Thiere, des Blutes und der
Opfer, die den Götzen geschlachtet wurden, er verbot, die neu-
gebornen Mädchdn lebendig zu begraben, eine Unsitte, die da-
mals unter den Arabern eingerissen war, und indem er sagte:
ffich verehre den Gott Abrahams^, hielt er seinem Volke seine
Fehler geradezu vor. Man sah ihn, wie er als betagter Mann
mit dem Rücken an die Ka*ba gelehnt das Volk anredete: „ihr
Männer von Cureisch! bei dem, in dessen Hand mein Leben
isti von euch handelt keiner nach der Religion Abrahams^.
Dann fuhr er fort: „o Gott! wenn ich wüsste, welche Vi^eise
dir die liebste ist, ich würde dich danach verehren, aber ich
weiss es nicht ^ ; und damit warf er sich gekrümmt zur Erde
nieder. Er hatte die Absicht Mekka zu verlassen, aber seine
Familie hinderte ihn daran, und er musste von ihr viel Unge-
mach ertragen, bis er endlich Gelegenheit fand zu entkommen;
er durchzog Mesopotamien und Syrien und fragte überall die
Mönche und Jüdischen Schriftgelehrten nach der wahren Re-
ligion Abrahams, bis er in Meifa'a im Gebiete von el-Balcä
einen Christlichen Gelehrten traf, welcher ihm verkündete, dass
jetzt in Arabien ein Prophet aufgestanden sei, welcher die
wahre Religion predige; nun eilte Zeid zurück, wurde aber
unterwegs erschlagen.
§. 52. 'Othmän ben el-Huweirtth war ein kluger und fein
berechnender Mann und wollte den Versuch machen, die Herr-
schaft über die Cureisch an sich zu bringen. Er ging nach
Syrien, nahm hier das Christenthum an und begab sich dann
- 56 -
zum Griechischen Kaiser, erzählte ihm von Mekka und sachte
bei ihm den Wunsch nach dessen Besitz rege zu machen, in-
dem er ihm vorstellte, es würde ein schöner Zuwachs su sei-
nem Reiche sein, ebenso wie Qan'A für den König von Pernea.
Der Kaiser Hess sich bereden, ernannte ihn zum König von
Mekka und liess ihn auf seinem Maulthiere mit einem vergol-
deten Sattel umherführen; dann übergab er ihm ein ontersie-
geltes Schreiben, womit sich 'OthmAn nach Mekka begab. Bei
seiner Ankunft hielt er an die Einwohner eine Anrede, in wel-
cher er sagte: „Ihr wisst, welchen Schutz ihr in den Ländern
des Kaisers geniesset und welchen Yortheil ihr aus dem Han-
del in seinem Gebiete zieht; er ^at mich jetzt zum König
über euch ernannt, aber ich bin nur einer aus eurer Mitte und
will nur die Säcke mit Caradh (eine Frucht zum Gerben des
Leders), die Schläuche mit Oel und die Felle von euch in Em-
pfang nehmen, sammeln und dem Kaiser zuschicken ; ich fürchte
aber, wenn ihr das nicht wollt, so wird er euch den Eintritt
nach Syrien verwehren, sodass ihr dahin eure Waaren nicht
bringen und eure Bedürfnisse von dort nicht holen könnt^.
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, die Mekkaner
fürchteten den Kaiser und es ging ihnen zu Herzen, was 'Oth-
mftn über ihre Handelsverhältnisse gesagt hatte, desshalb be-
schlossen sie, am nächsten Morgen ihm die Krone aufs Haupt
zu setzen. Als sie aber am anderen Morgen ihren Umgang
um die Ka*ba hielten, sandte Gott zu ihnen den Abu Zam'a
el-Aswad ben el-^Muttalib ben Asad, einen Neffen des 'Othmftn,
der überschrie die Cnreisch, so viele ihrer auf dem Platze ver-
sammelt waren, und sagte: „ihr Diener Gottes! einen König
vonTihftma?!^ Da fuhren sie erschrocken zusammen wie wilde
Esel und sagten: „du hast Recht, bei el-LAt undel-Uzzä! über
Tihäma ist noch nie ein König gewesen^. Damit brachen die
Cureisch das gegebene Versprechen und 'Othmän begab sich
zum Kaiser, um ihn davon zu benachrichtigen. Die Cureischi-
tischen Kaufleute in Syrien beredeten nun den Gassaniden Für-
sten 'Amr ben 'Gafna, den 'Othmftn beim Kaiser verdächtig sn
machen, und 'Amr liess durch den Dollmetsch den Kaiser war-
nen, dass 'Othmftn den Plan hege, sich plötzlich der Regierung
zu bemächtigen, worauf der Kaiser den 'Othmän von seinem
Hofe verbannte. Dieser irrte nun in den Berger umher, bis
— 57 —
er Gelegenheit fand, dem Kaiser auf der Jagd zu begegnen;
er ging auf ihn zu und setzte ihm auseinander, dass der Doll-
metsch ihn belogen habe. Er wurde jetzt wieder in Gnaden
aufgenommen und 'Amr ben bafna erhielt vom Kaiser schrift-*
lieh den Befehl, die Cureischitischen Kaufleute in Syrien, soviel
als 'Othm&n verlangte, ins Geföngniss zu werfen. Dies geschah,
indess wurde *OthmAn bald darauf vergiftet und damit die ganze
Sache beigelegt.
Beschreibiuig der Stadt Hekkt.
§. 53. Die Stadt Mekka hatte zur Zeit Muhammeds ihre
völlige Ausdehnung erhalten und man unterschied darin sowohl
nach der äusseren Lage, als noch mehr nach den Familien,
die sie inne hatten, zwei Haupttheile; der eine ol-bathä oder
el-bitäh d. i. die Niederung, auch el-dftchila die innere
Stadt genannt, hatte die Ka'ba zum Mittelpunkte und erstreckte
sich aufwärts bis an den Damm der Banu 'Gumah und abwärts
m
bis zu der Strasse der Kornhändler (el-hannAtün). Hier wohn-
ten die edleren Geschlechter der Cureisch, wegen ihrer näheren
Verwandtschaft mit Cugeij, dem Gründer der Stadt, deren
Stammbaum, mit Ausnahme einer einzigen Familie, nicht über
die Linie von , dessen Grossvater Ka*b ben Luwey ausweicht.
Sie sind: Häschim ben *Abd Manäf, el-Muttalib ben 'Abd Ma-
näf, el-HArisch ben 'Abd el-MuUalib, Omajja ben *Abd Schams
ben 'Abd Manäf, Naufal ben 'Abd ManM, Asad ben 'Abd el-
'Uzzäy 'Abd el-Där ben Cugeij, Zuhra ben Kiläb, Teim ben
Murra, Machzüm ben Jacadha ben Murra, 'Adi ben Ka'b, Sahm
ben 'Amr, Gumah ben 'Amr und die entfernter verwandten el*
Härisch ben Fihr. Der andere Haupttheil, el-dhawähir die
äussere Stadt, seitwärts und in dem höher gelegenen Theile
des Thaies, umfasste die Wohnungen der niedern Geschlechter'
M&Iik ben Hisl, Ma'tf ben 'Amir ben Luweij, Munkids ben 'Ämir
ben Luweij, Nizftr ben 'Amir ben Luweij, SAma ben Luweij,
Teim el-*Adram ben Gälib, Muhärib ben Fihr, el-HArisch ben
Abdallah ben Kinäna, Banu 'Ai'dsa von Chuzeima ben Luweij
und Banu Bunäna von Sa'd ben Luweij. Mehrere Jahrhunderte
hindurch haben diese Geschlechter dieselben Wohnungen be-
— 58 —
hauptet, etwa mit Ausnahme von denen, welche bei der Flucht
Muhammeds ihre Häuser preisgaben und sich in Medina nie-
derliessen, und el-Azraki hat uns eine vollstdndigo Uebersidkt
hinterfassen , wie die einzelnen Familien zu Muhammeda Zeit
und zu Anfange des dritten Jahrhunderts in den verschiedenea
Stadtvierteln verlheilt waren.
§. 54. Das Viertel der Banu *Abd el-MuUalib ben Hftschia.
Dies ist das Haus, welches dem Ihn Suleim el-Azrak gehörte,
neben demjenigen der Banu Marhab; es kam an Ismft'il ben
Ibrahim el-Hagab( und liegt dem Hause des Huweitib ben 'Abd
el-'Uzzä gegenüber bis ans Ende des Hauses des Ibrahim ben
Muhammed ben Talha ben Abdallah. Im Einzelnen bewohnte
• • •
el-Härisch ben *Abd el-Muttalib das äusserste Ende des Besitz-
thums und dies ist das Haus, welches Ihn Abul-Kulfth el-Ba^
gekauft hat. Hieran grenzt die Gasse des Ihn Jtisaf und ein
Theil von dem Hause des Ibn Jüsuf gehörte dem Abu T4lib,
der andere war das Geburtshaus des Propheten und
gehörte mit seiner Umgebung dessen Vater Abdallah ben 'Abd
el-Muttalib und bei seiner Flucht eignete es sich sein Vetter
'Aktl ben Abu T^iib an. Hieran stösst das Besitzthum des
'Abbäs ben *Abd el-Muttalib, das ist das Haus der Chäli^a^ der
Sklavin der Cheizurän, dann das Besitzthum des Hucawwam
ben 'Abd el-Muttalib, das ist das Haus der Tallüb, der Sklavin
der^Zubeida. Zuletzt kommt das Besitzthum des Abn Lahab,
das ist das Haus des Abu Jazfd el-Lahabi. Mehrere Makkaner
erzfthlen, dass die Gasse des Ibn Jüsuf dem HAschim ben 'Abd
Manäf auschliesslich gehört habe; 'Abd el-Muttalib habe noch
bei seinen Lebzeiten, als er erblindete, sein Besitzthum unter
seine Söhne getheilt und so sei dem Propheten das Erbtheil
seines Vaters Abdallah ben 'Abd el-Huttalib zugefallen, el-
'Abbfts ben 'Abd el-Huttalib besass auch noch das Haus zwi-
sehen el-(^afft und el-Marwa, welches die Söhne des Müsä ben
'Isä innehaben neben dem Hause des 'Ga'far ben Suleim&n, und
dieses Haus des 'Abbfts ist das angestrichene, neben welchem
das Zeichen steht, wo man in der Richtung von el-Harwa nach
el-Qafft anfängt zu laufen; es soll schon dem H^him ben
'Abd Manftf gehört haben und an der Ecke desselben befinden
sich zwjßi grosse Steine, welche die beiden Götzen Isdf and
Ndila gewesen sein sollen. Dieser Familie gehörte. auch noch
— 59 —
das Haus der Umm Häni, Tochter des Abu Tälib, bei den
Kornhändlern neben dem Thurme, welches bei dem letzten
Umbau unter el-Hahdi im J. 167 zur Moschee gezogen wurde
($. 169).
Unter dem Schutze der Banu Häschim stand eine Familie
der Chuz&'a^ von Muleih ben 'Amr ben Luhey abstammend^
und hatte ihr besonderes Viertel^ welches zu Muhammeds Zeit
▼on eI<*Aswad ben Chalaf el-Chuzä'f bewohnt wurde, dann an
dessen Vetter Talha el-TaIhflt kam und zuletzt von Abdallah
• • • •
ben el-Cäsim ben 'Obeida ben Chalaf el-Chuzä'i an iSa'far ben
Jahja el-Barmaki für 100,000 Dinare verkauft wurde ; worauf
Hammäd el-Berberi unter Härün el-Raschid dasselbe abbrechen
•
und an die Stelle die Wohnung für die Emire von Mekka
bauen liess; daneben war das Quartier der htid&dsaifi Schuh-
macher. Den Banu Muleih gehörte auch das dar el-lddr Kes-
selhaus auf der Gasse der a^h6h el^schirac Hosthändler, wel-
ches Abd el-Rahman ben el-Cdsim, Bruder des eben genannten
Abdallah, für 20,000 Dinare an el-Fadhl ben el-Rabt' el-Bar-
maki verkaufte; ferner das Haus der Umm Ibrahim auf der
Schuhmacher-Gasse, auch das Haus des Aus genannt, welches
Mu'äwia von ihnen kaufte; auch das Haus des Ibn Mahan eben
da und ein Haus am Eingange in das Thal Ibn 'Amir. Der
Familie des Haktm Ibn el-Aucag el-Sulemi, welche ebenfalls
unter dem Schutze der Bdnu Hdschim stand, gehörte das nach-
her so genannte Haus Hamza auf der Strasse el-Suweica und
das Haus Dirham daselbst. Das Haus der Banu 'Otwära ben
'Ämir, von den Banu Bekr ben 'Abd Manät ben Kinäna, kam
in den Besitz des 'Amr el-Aschdak ben Sa'fd ben el-'A^i.
S. 55. Das Viertel der Banu el-Muttalib ben 'Abd Manäf
lag am Eingange des Thals Ibii 'Amir und wurde noch von
Keis ben Machrama ben el-Muttalib bewohnt; auch das Haus
des 'Amr ben Sa'td ben el-'Agi hinter dem des Sa'td soll ihnen
gehört haben, wahrscheinlicher aber war es im Besitz der
Banu Bekr, mit denen Sa'td verwandt war und von denen er
es kaufte. — Ihre Schutzgenossen, die Familie des 'Otba ben
Farcad el-Sulemf, wohnten bei el-Marwa an der schwarzen
Ecke des Marwa in dem angestrichenen Hause el-Haraschi, und
die Gasse Abu Meisara heisst auch Haus Ibn Farcad.
§. 56. Das Viertel der Banu 'Abd Schams ben 'Abd Ma-
- 60 -
näf. Die Wohnung des Abu SuQän ben Harb lag „zwischen
den beiden Häusern^ (§. 57) und kam später in den BesiU
der Reita, Tochter des Abul-*AbbAs, Gemahlin des Chalifen el-
Mahdi. Bei der Einnahme Mekkas sagte Muhammed: wer das
Haus des Abu Sufj^n betritt, ist sicher (§. 105). Der Chalif
'Omar ben el-ChatUb kam einst auf einem Geschfinswege, der
ihn in die obere Stadt führte, an dem Hause des Abu Sufjiüi
vorüber, als dieser damit beschäftigt war, sein Gamet mit Pech
za beschmieren; er bemerkte vor dem Hause Steine, welche
Abu Sufj4n wie eine Verkaufsbude hergerichtet hatte, wo er
des Morgens im Schatten sitzen konnte. Da fragte ihn 'Omar:
was ist das für eine neue Anlage, die du da auf dem Wege
der Pilger gemacht hast? Er antwortete: eine Bude, wo wir
des Morgens im Schatten sitzen. Sprach 'Omar: wenn ich
zurückkomme, muss das hier wieder weggeräumt sein. Er
ging dann seinem Geschäfte nach und als er wiederkam, stand
die Bude noch an ihrer Stelle; da sagte er: habe ich dir nicht
gesägt 9 dass dies weggeräumt sein müsse, wenn ich zarück-
käme? Abu Sufjän erwiederte: ich warte nur, o Fürst der
Gläubigen, dass einer von unsrer Dienerschaft käme, am es
wegzuräumen. Sprach 'Omar: ich heisse dir, dass du es ei-
genhändig wegräumst. Ohne zu widersprechen nahm jetzt Abo
Sufjän die Steine auf seine Schulter und trug sie ins Haus.
Seine Frau Hind bint 'Otba kam heraus und sprach: o Omar!
einem Manne wie Abu Sufjän heissest du eine so saure Arbeit
und lassest ihm nicht einmal Zeit, bis einer von seiner Diener-
schaft kommt ? Da schlug er mit «einem Stocke auf ihren lieber-
wurf, worauf Hind erwiederte : hättest du das zu einer anderen
Zeit gethan, so würden sich die Ahäbtsch ($. 47] versammelt
haben. Als Abu Sufjän die Steine weggerämt hatte, wandte
sich 'Omar nach der l^ibla und sprach: „Gelobt sei Gott, der
den Islftm und seine Anhänger stark gemacht hat! 'Omar ben
el-Chatt Ab , einer von den Banu 'Adi ben Ka'b , befiehlt dem
Abu SufjAn ben Harb, dem Häuptling der Banu 'Abd ManAf zu
Mekka, da gehorcht er ihm^. Damit ging er fort. — Einst
stand Abu Sufjän auf dem Damme in der Schuhmacher- Gasse
und sprach, indem er mit dem Fusse auf die Erde stampfte:
/Otba ben Farcad behauptet, dass ich mein Besitzthum von
dem seinigen nicht unterscheiden könne; ihm gehört das
— 61 —
Schwarze von el-*Marwa und mir das Weisse, und mir geliört
alles von dem Platze, wo ich hier siehe, bis an den Hügel
TugnA bei el-Täif.<< Als 'Omar dies erfuhr, sagte er: Abu
SufjAn ist ein alter Tyrann, Niemand hat ein Recht auf etwas,
ausser auf das, was seine Mauern umschliessen.
§. 57. Mu*Awia baute in Mekka mehrere Häuser, unter
anderen sechs in einer Reihe ohne Zwischenraum, deren erstes
das weisse Haus auf el-Marwa, dessen Thür nach der Seite
von el-Marwa hin ist mit der Fronte nach der Hauptstrasse
„zwischen den beiden Häusern^; es hatte einen Durchgang
nach dem Berge des Deilomiter, welcher immer benutzt wurde,
bis es el-'Abbäs ben Huhammed ben 'Ali zu einer Familien-
Stiftung machte und den Durchgang zumauern Hess. Es erhielt
den Namen „weisses Haus^, weil es mil Gyps gebaut und dann
damit angestrichen war, sodass es ganz weiss war. Das da-
neben stehende „bunte Haus^ umzog Mu'äwia mit einer Mauer;
den Namen hatte es davon, weil es von rothen Backsteinen
mit weissem Gyps gebaut war; el-Gitr!f ben 'AtÄ hatte eine
Familienstiftung daraus gemacht, es wurde ihm aber abgenom-
men und die Stiftung ist aufgehoben. An das bunte Haus stösst
das Ueius el-mar agil der Kochtöpfe, so genannt', weil Mu'dwia,
der es von der Familie des Muammal gekauft haben soll, darin
in messingernen Kesseln zur Wallfahrtszeit für die Pilger und
auch im Monat Ramadhän Speisen kochen liess. Suleimän bea
'Ali, Statthalter von Ba^ra unter el-Manpür, in dessen Besitz
es kam, machte daraus eine Stiftung, für seine Nachkommen.
Nach anderen gehörte das bunte und das weisse Haus der Fa-
milie des Asid ben Abul-Ig ben Omajja, und Mu'äwia kaufte
beide von ihr. Neben dem Hause der Kochtöpfe steht das des
Babba d. i. Abdallah ben el-Härisch ben Naufal ben el-Hdrisch
ben 'Abd el-Muttalib auf der Ecke des Dammes 'Omars, wel-
ches nachher an 'Isä ben Mftsä, Statthalter von Küfa unter dem
ersten 'Abbasiden, kam. Hierauf folgte das Haus des Suleim
ben ZijAd, dann das Badehaus, zwischen beiden liegt die Feuer-
gasse. Das Badehaus soll dem Abdallah ben 'Amir ben Kureiz
g^ehört haben und von Mu'äwia gegen eins in dem Thale Ibn
'Amir, welches nach diesem Abdallah benannt ist, umgetauscht
sein. Ihm gegenüber liegt das Haus Räbiga, von wo^man ai^f
die Häuser der Banu Gazwän sieht am Fusse des Hügels Ma^-
- 62 —
kala*). Dann das Haus der Familie des Aus el-ChuzA'i, wei-
ches Mu*dwia von ihr kaufte und neu bauen liess; der Eingang
ist von der Schuhniacher-Gasse und es hiess In der Folge das
Haus der Saisabtl^ Mutter der Zubeida. Das Haas des Sa'd,
d. i. Sa*d der kurze, ein Freigelassener des Mu'äwia, welcher
es von bunten Steinen erbaute und mit Bildern in Stein ver-
zierte; es hatte einen Durchgang, den man für Lastthiere imd
hoch aurgethürmte Sachen benutzte^ wenn man von der Strasse
el-Suweica nach el-Marwa wollte, da zwischen ihm und dem
Hause des 'Isä ben 'Ali und der Salsabtl nur eine enge Gasse
war. Als es in den Besitz des Abdallah ben Mdiik ben el-
Heitham ei-Cbuzä'i kam, liess er es niederreissen, den Dircb-
gang durch das Innere zumauern, dann aber statt der engen
Gasse eine breite Strasse anlegen. Das Haus des 'Isä bes 'AK,
nachher dem Abdallah ben MAlik gehörig, liegt neben dem des
'Isä ben 'Ali auf der Fleischergasse, und es wird behauptet,
dass es dem Sa'd ben Talha ben 'Abd el-'Uzzä el-'Adawi ge-
hört habe, von dessen Familie es Mu'Äwia kaufte. Das Haus
el-Scha'b auf der Höhe „zwischen den beiden Häusern^', nach-
her das Haus der Zing d. i. Aethiopier genannt, soll im Besitz
der Banu 'Adi oder der Banu 'Gnmah gewesen, von Mu'Awia
angekauft und neu gebaut sein. Das Haus des 'Ga'far auf der-
selben Höhe neben dem des 'Amr ben 'OthmAn mit einem sehr
betretenen Durchgange soll den Banu 'Adi oder den Banu Hd-
schim gehört haben und von Mu'äwia neu gebaut sein. Das
Haus der Bachftti-Camelo« auf der Reihe el-Hizdmia, wo Mn'd-
wias Camele standen, wenn er die Wallfahrt machte, mit einem
Brunnen, gehörte dann den Kindern des Secretärs Abu Abdal-
lah. Das Haus der Schmiede auf dem säe el-leil Nacht-Markt,
gegenüber dem Obst- und Datteln-Markt, in der Gasse, welche
zwischen dem Hause des Huweitib und dem eines Vetters des
Sufjän ben 'Ojeina durchgeht, hiess ehedem das Haus des Got-
tesschatzes; hier wurden Kranke gepflegt und Arme aus dem
Gottesschatze gespeist; es gehörte zu dem Viertel der Banu
'Amir ben Luweij, von denen es Mu'Awia kaufte.
*) Von hier an scheinen die Häaser nicht mehr in ihrer Reihe zu
folgen, soudern diejenigen, welche Mu'Awia in yerechiedciien Stadttheiten
ankaafte und zum Theil neu bauen lieas.
— 63 —
Die Familie des Harb besass auch das Haus der Lubl^ba
bint 'Ali ben Abdallah ben 'Abbäs neben den Bogen -Verferti-
gern, welches dem Handhala ben Abu Sufjän und dessen Fa-
milie schon in der heidnischen Zeit gehörte. — Das Haus
des ZijÄd ben Sumajja war ehedem ein freier Platz zwischen
dem Hause des Abu Sufjl^n und dem seines Sohnes Handhala,
der davon „zwischen den beiden Häusern'^ hiess, gegenüber
den Häusern des Sa'id ben el-'Agi und des Hakam ben Abul-
'Agi; wenn die Caravanen von el-Sarät und el-TM mit Ge-
treide, Butter und Honig ankamen, wurden die Waaren „zwi-
schen den beiden Häusern'^ abgeladen und dort verkauft. Als
nun Mu'Awia den Zij&d ben Sumajja adoptirte, hielt dieser bei
Said ben el-'Api um dessen Schwester an, wurde aber von
ihm abgewiesen. Darüber beschwerte sich Zijäd bei Mu'&wia
und dieser Siagte zu ihm ; ich will dir doch das schönste Viertel
von Mekka zutheilen und ihm die Aussicht seines Hauses ver-
bauen. Er überwies ihm jenen freien Platz, wo nun ein neues
Haus vor denen des Sa'td und eUHakam aufgeführt wurde. Für el-
Hakam legte noch MarwAn ein gutes Wort ein, sodass vor seinem
Hause 9 Ellen frei blieben, aber vor dem des Said blieb der Weg
nur 3 Ellen breit, sodass man ihn nicht einmal mit einer Tracht Holz
passiren konnte. Das Haus des Zijäd heisst davon auch das Haus
der Eifersucht. — Zu den Häusern des Hu'äwia gehörte auch
das Haus des Deilomiters auf dem Deilomiter Berge, so benannt
nach einem Freigelassenen des Mu'äwia, der es baute. — Das
Haus des Hamza an dem kleinen Markt, el-Suweica, welche»
mit dem Besitzthum der Familie Ndfi' ben 'Abd el-Härisch el-
Chuaä'i in Verbindung steht, kaufte Mu'Awia von der Familie
des Abul-A'war el-Sulemi und behielt es bis zu der Empörung
des Ibn el-Zubeir, da nahm es dieser in Besitz und schenkte
es seinem Sohne Hamza, dessen Namen es dann erhielt; jetzt
gehört es dem Fiscus.
$. 58. Das Viertel der Familie des Sa'id ben el-'Api ben
Omajja. Das Haus des Abu Oheiha Sa'id ben el-'Api neben
dem des Hakam war schon in heidnischer Zeit ihre Wohnung
und ihr gehört auch das Haus des 'Amr ben Said el-Aschdak,
welches sie von einer verwandten Familie der Banu Bekr ge-
kauft hat.
§. 59. Das Viertel der Familie des Abul-'A^i ben Omajja*
— 64 —
Die Familie des *Othrodn ben 'Aflftn bestss das Haus der 6e-
Ireidehftndler, weiches nacli seinem Sohne aocb das Hans des
'Amr ben 'OtbmAn heisst. Einige MeUaner behaupten dass es
der Familie des SabbAk ben 'Abd el-DAr, andere, dass es der
Familie des Omajja ben el-Hugtra gehört habe. Eia anderes
Haas des 'Amr ben 'Othmtin auf der Höhe soll im Besits der
Familie des CudAma ben Madh*ün el-'Gumahi gewesen seio.
Der Familie des Hakam ben Abnl- Api gehört das Haas el-lb-
kam neben dem des Sa'ld ben el-'Api ,,zwischen den bddei
Häusern'^ am Eingange in die Gasse el -Hakam. Dieses Haas
el -Hakam soll dem Wahb ben 'Abd Man&f ben Zahra, den
Grossvater des Propheten Muhammed mütterlicher Seils, gehört
haben and dem Omajja ben 'Abd Schams als Sühne für einen
Schlag auf einen empfindlichen Tbeil übergeben sein. Von den
Banu el-HArisch ben 'Abd Manäf hatte 'Omar ben 'Abd el-'Aztz
ein Haus gekauft ond liess es auf Kosten des Chalifen el*Wa-
lid ben 'Abd el-Malik neu bauen, während er Statthalter von
Mekka und Medina war. el-Waltd starb, ehe der Bau beendigt
war, und 'Omar liess ihn vollenden, kam dann unter dem Cha-
lifen Suleimän als Anführer der Pilgercaravane nach Mekka ond
als er das Haus sah, stieg er nicht darin ab, sondern bestimmte
es zur Aufnahme der Pilger in der Wallfahrtszeit and im Laofe
des Jahres, und setzte über diese Schenkung eine von Zeugen
unterschriebenen Urkunde auf, die in der Schatzkammer der
Ka'ba bei den Thürhütern niedergelegt wurde, welchen er
die Aufrechterhaltung der Stiftung anbefahl. Die Pilger wohnten
dann auch darin, bis alle Besitzungen der Omajjaden von den
'Abbasiden eingezogen wurden und Abu iSa'far jenes Haus
dem Thürhüter Jazld ben Man^ür el-Himjari, einem Oheim des
Hahdi, vermachte. Als aber el-Mahdi zur Regierung kam,
nahm er es dem Jazid wieder ab und gab es den Kindern des 'Omar
ben 'Abd el-'AzIz zurück, welche es wiederum zu seinem frfi«
heren Zwecke den Thürhütern übergaben. Es befand sich
darin die grosse Lade der Ka'ba und es blieb im Besitz der
Thürhüter, bis unter Härün el- Raschid die Kinder des Jaztd
ben Man^Qr ihre Ansprüche daran geltend machten und es
ihnen wiedergegeben wurde; sie stellten es aber zum Verkauf,
Uärün kaufte es ihnen ab und gab es den Thürhütern zurück.
Später nahm es ihnen Hammäd el-Berberi wieder ab. und es
«W}j
— 65 —
blieb Eigenthum der Regierung, bis es endlich durch den Cha-
lifen el-Hu'ta^im im J. 227 die Kinder des 'Omar ben 'Abd el-
'Azfz wiedererhielten. — Das Haus desMarwän ben Muham-
med ben Marwän auf der Höhe war von den Banu Sahm erkauft.
§. 60. Das Viertel der Familie des Astd ben Abul-'lQ.
Das Haus des Abdallah ben ChÄlid ben Astd liegt an dem
oberen Damme, darüber auf der Ecke des Dammes die Woh-
nung des 'Aitäb ben Astd, welches Abu *Othmän ben Abdallah
ben Cblilid ben Astd erbte ; zwischen beiden gehi die Gasse
Ibn Hirbids hindurch. Das Haus hinter dem des Abu 'OthmAn
in der Gasse mit der Inschrift des Schullehrers Abu 'Omar
über der Thür haben sie durch Kauf erworben. Die Kinder
des 'Othmän ben Abdallah ben Ch^lid ben Astd besassen das
Haus neben dem der Lubäba, welches sie an Hammäd el-Ber-
beri verkauften; auch gehörte ihnen das Haus el-Härith und
das Haus el-Hucein in der oberen Stadt am Markte SA'a am
Eingange in das Thal Ibn 'Amir; dieser el-Hugein war ein
Sohn des Abdallah ben Chälid.
S. 61. Das Viertel der Familie des Rabfa ben 'Abd
Schams. Das Haus des 'Otba ben Rabfa ben *Abd Schams
zwischen denen des Abu Suijdn und Ibn 'Alcama kam an seinen
Sohn el-Waltd ben 'Otba, welcher es neu bauen Hess; hier
wohnte Hakim ben Omajja ben Häritha ben el-Aucag el-Sulemi,
den die Cureisch zum Aufseher über die Wasserleitungen ge-*
macht hatten. 'Otba ben Rabl'a besass auch ein Haus an dem
grossen AgjAd Platze hinter dem Hause des Chälid ben el-'AQi
ben Hischäm el-Hachzümi^ es ist das Haus des Hüsä ben 'Isä,
welches zum Badehause für den Chalifen el-Manpür eingerich-
tet wurde, und soll dem 'Abd Schams ben *Abd Manäf gehört
haben. — Die Familie des 'Adi ben Rabfa ben 'Abd Schams
besass das Haus am Eingange zu dem grossen Agjäd, welches
'Ga'far ben Jahja ben Chälid ben Barmak von der Umm el-Säib
bint 'Gami' aus der Familie Omajja für 80,000 Dinare kaufte
und aus bunten Steinen und Platanenholz neu aufbaute. Früher
war es von Abul-'Ägi ben el-Rabf ben 'Abd el- Uzzä ben 'Abd
Schams bewohnt, dessen Frau Zeinab, die Tochter des Prophe-
ten Muhammed, es von ihrer Mutter Chadtga bint Chuweilid
zum Geschenk erhalten hatte. Hier wurde Omäma bint Abul-
5
— 66 —
'A^i geboren, und als Abul-'A^i nachMedina flüchtete, nabmea
seine Vettern von dem Hanse Besitz.
S. 62. Das Viertel der Familie 'Ocba ben Abu Mo'ett.
Das so genannte Haus el-Haräbidsa von der Gasse, die nach
den Ziromerleuten führt, neben dem Viertel des Kureiz ben
Rabfa ben Habtb ben 'Abd Schams, bis zu der Wohnang des
Abd el-Magtd ben 'Abd eU'Aztz ben Abu Rawwüd, bis zv
nächsten unteren Gasse, die ebenfalls nach dem ebenen Stadt-
theile el-bathd führt* bei dem Bade des Gewürzhftndlera Ibn
Imrän, dies wird das Viertel des Abu Mu*eit genannt.
§. 63. Das Viertel des Kureiz ben Rabfa ben Habtb ben
*Abd Schams. Das Haus hinter dem des Abän ben 'Othmio
von dem Wasserwege bei den Zimmerleuten bis zur Gasse
Ibn Hirbids und bis zu dem Viertel des Abu Mu'eit, dies war
das Viertel des Kureiz in der heidnischen Zeit. Seinem Enkel
Abdallah ben 'Amir ben Kureiz gehörte das Haus in dem Thale,
welches nach ihm Thal Ibn *Amir genannt wird, von dem Hause
des Keis ben Hacbrama bis zu dem des Hugeir, hinter diesem
weiter bis an die Höhe Abu Marhab bis an die Stelle, wo der
Berg wie eine Statue hervortritt. Diese steht noch wie ein
Wegweiser und soll ein Merkzeichen zwischen dem Besitzthom
des Mu'äwia und des Abdallah ben *Amir gewesen sein, sodass
der Theil rückwärts bis in das Thal dem Abdallah, und der
vorwärts bis an den Garten des *Auf ben M&Iik dem Ho'Awia
gehörte.
$. 64. Die Nachkommen des jüngeren Omajja ben 'Abd
Schams besitzen das Haus auf dem grossen AgjftJ bei den Vh-
schern (?], welches das Haus der 'Abia (Frau des 'Abd Schams)
heisst; dahinter liegt das Haus el-Dauma, welches dem Hftritb
ben Omajja ben 'Abd Schams gehört. Einige Mekkaner be-
haupten, es sei Eigenthnm des Abu iGfahl ben Hischäm gewesen
und er habe es dem Härith geschenkt für ein Gedicht, welches
er auf ihn gemacht habe; nach anderen soll es Härith ihn
für einen Schlauch Wein abgekauft haben. Die 'Abaiät (d. i.
drei Söhne des 'Abd Schams und der 'Abia) hatten noch ein
Besitzthum auf der Höhe in dem Bezirk der Banu 'Adi, wo
man den Hügel el-Hazana hinabsteigt (§. 84). — Der Familie
Samura ben Habtb ben 'Abd Schams gehören zwei Häuser ni
der unteren Stadt bei den Buden des 'Ancüd, welcher dort
— 67 —
Kdpfe von Schlachtvieh feil hält; auch gehört ihr das Hans
Samara in der oberen Stadt gegenüber dem Thale Ihn 'Amir
und der Feuergasse auf dem Platze des alten Yiehmarktes.
§• 65. Das Viertel der Schutzgenossen der 'Abd Schams.
Das Haus des &ahsch ben Riäb el-Asadi stand an dem Damme
'Omars, die Frau des JGrahsch war Omeima bint 'Abd el-Muttalib,
eine Tante des Propheten Muhammed, bei dessen Flucht auch
die ganze Familie JSahsch nach Mediha zog und ihr Haus in
Mekka leer stehen Hess. Abu Sufjan ben Harb, unter dessen
Schutz sie gestanden hatten^ nahm alsbald Besitz davon und
verkaufte es für 400 Dinare an 'Amr ben 'Alcama el-*Amiri^
worüber Abu Ahmed ben tiahsch, der die Färi'a, eine Schwe-
ster des Harb, zur Frau hatte, ein Spottgedicht machte. Ais
nun bei der Einnahme von Mekka Abu Ahmed seine Wohnung
von Hubammed zurückforderte, beruhigte ihn dieser mit dem
Versprechen, dass er dafür im Paradiese ein Haus erhalten
werde, was zur Folge hatte, dass nun keiner der Geflüchteten
auf seine frühere Wohnung Ansprüche erhob, ebensowenig
als Muhammed selbst seine beiden Hduser^ das von seinem
Grossvater ererbte, wo er geboren war, und das seiner Frau
Chadtga, wo er gewohnt hatte, wiederverlangte. Das Haus
des bahsch kaufte nachher Ja'lä ben Hunja el-Tamimi, welchen
'Othmdn ben *Afilln zum Statthalter von Qan'ä ernannte, und
als er abgesetzt wurde und 'Othmän seine Güter einziehen
Hess, wie er es immer mit den abgesetzten Statthaltern machte,
nahm er auch von jenem Hau&e Besitz, worin von nun. an
sein Sohn Abän ben 'OthmÄn immer seine Wohnung nahm^ so
(tft er zur Wallfahrt nach Mekka kam, sodass es den Namen
Haus Abän erhielt. — 'Othmän hatte den Ja'lä bei seiner Ab-
setzung gefragt, wie viele Häuser er in Mekka besässe. Er
antwortete: Vier. — *OthmAn gestattete ihm, sich eins davon
auszuwählen und er wählie das Haus des Gazwdn bep iSäbir
ben Schabtb ben *Otba Y,das mit zwei Vorderseiten^', welches
in der Nähe der Moschee am Thore der.Banu Scheiba lag.
Der Urgrossvater 'Otba ben Gazwän hatte dasselbe bei seiner
Flucht nach Medina dem Omajjfi ben Obeij ben 'Obeida ben
Hammäm, dem Vater des Ja'iä ben Munja, übergeben, erhielt
es aber nicht zurück. — Die Familie tiahscb besass auch das
Haus mit dem Bogenfenster auf der Höhe in dem Bezirk der
5*
- 68 —
Familie Matf bon el-Aswad, welches ihr rar Zeil des liUn
Kathtr ben el-Qalt abkaatte.
S. 66. Das Yierlel der Familie eUAzrak ben 'Amr bei
el-Härith ben Abu Schimr el - Cassini, die ttnter dem Schalte
des Mug^tra ben Abul-'Ä^i ben Omajja stand. Das Hnoa el-
Azrak , welches in der Folge zor Moschee hinittgezogen wvde
(S. 140), halte mit dieser eine gemeinschaftliche Mauer aad
die Fronte war nach demThore der Banu Scheiba hin; dahialer
links vom Eingange in die Moschee lag das Haus der Cheira
bint Sib4* von Cbuz4'a. *Ocba ben el-Azrak liess an der Maner
seines Hauses nach der Seite der Ka'ba eine grosse Leuchte
anbringen für die, welche bei Nacht ihren Umgang hiellen. —
Die Familie el-Azrak besass auch ein Hans bei el-Marwa nebei
dem des Talha ben Däwüd el-HadhramL Zur Zeit der Eia-
• • •
nähme Mekkas hatte Muhammed in diesem Hause ein GescUA
und el Azrak benutzte die Gelegenheit, ihm vorzusleUeo, dass
er aus Syrien, wo seine Familie wohnte, nach Mekka gekommen
sei, um hier seinen beständigen Aurenthalt zu nebmen, er
wünsche desshalb hier Familien - Verbindungen anzukoQpfea.
Muhammed stellte ihm hierauf ein Schreiben aus* wmn er
ihm gestattete, sich und seine Söhne mit jeder beliebigen Fa-
milie von Cureisch zu verhcirathen, und dieses Schreiben wurde
in der Familie aufbewahrt, bis es im J. 80 bei der grossen
Ueberschwemmung ($. 146) mit ihrer ganzen Habe verloren ging.
S. 67. Das Viertel des Abul-A'war 'Amr ben Sufj&n ben
el-AucaQ el-Sulemi hftngt mit dem Bezirk der' Familie Nu'
ben *Abd el-Härlth el-Chuz&'i zusammen und ist mit der Vor-
derseite auf dem kleinen Markte, el-Suweica, nach dem Brun-
nen zugekehrt, welcher mitten auf dem Platze ist; es heisst
jetzt Haus Hamza ($. 57). Das Haus des Ja'lä benMunja ^xkX
zwei Vorderseiten^ ist oben beschrieben ($.65); es hatte swei
Eingänge und hier hatten die Gewürzbflndler ihr Lager.. Jalä
ben Munja besass auch ein Haus bei den Getreidehändlern,
welches er von der Familie (^oifi gekauft hatte, er wurde aber
durch die Ameisen daraus vertrieben; später gehörte es der
Zubeida und hing mit der Moschee zusammen.
S* 68. Das Viertel der Familie Däwüd Ihn el-Hadhrami,
unter dem Schutze des 'Otba ben Rabfa. Ihr gehörte das
Haus Talha bei el-Marwa zwischen denen des Azrak ben 'Aoir
— 69 —
el<-68Si$4ni und des 'Otba ben Farcad eI>Sulemi, auch das Haus
daneben bei der Tbür des Hauses el-Azrak, Haus Haf^a oder
Haus el-Zaurä genannt. Ferner gehörte zu ihren Wohnungen
das Haus bei el-Marwa^ welches in der Reihe des Hauses des
'Omar ben 'Abd el-'Aztz liegt und von diesem bis an die Be-
sitzung der Umm Anmslr el-Cäria reicht, mit der Fronte nach
el-Marwa gekehrt, vor welchem die Bader ihren Stand haben.
Jlamla^ die Tochter des Abdallah ben Abd el-Malik ben Mar-
wdn und Frau des Abd el-Wähid ben Suleimän ben Abd el^
•
Malik bea Harwftn, hatte es gekauft und eine Stiftung gemacht,
dass es zu Wohnungen für Pilger dienen solle; im Vorhofe
war eine Trinkhalle» wo zur Wallfahrtszeit süsses, und salziges
Wasser ausgeschenkt wurde. Hischftm ben Abd el-Malik Hess
als Chalif eine eben solche Trinkhalle auf el-Harwa in einem
Zelte an dem Platze el-JSunbud anlegen, wo ebenfalls zur
Wallfahrtszeit Wasser ausgeschenkt wurde, und nun verbot
Mahmud ben HischAm ben Ismä'tl el-Machzümi, Oheim des Hi<-
schäm ben Abd el -Malik und damals Commandant von Mekka,
der Ramla bint Adallah ihre Getränke auf el~Marwa zu verab-
reichen. Hierüber beschwerte sie sich bei ihrem Oheim Hi-
schäm ben Abd el- Malik und dieser schrieb ihr zurück, dass
sie nach beendigter Wallfahrt nach der Rückkehr der Pilger
von Minä Wasser austheilen dürfe. Dieses Haus mit der Trink-
balle der Ramla, zu dessen Unterhaltung sie noch Stiftungen
in Syrien machte, bestand und die Pilger wohnten darin, bis
es beim Untergange des Chalifats der Banu Marwän eingezogen
wurde. — Das Haus am Damme des Abdallah, wo die Esel-
treiber ihren Stand haben, und welches mit der Wohnung der
Familie JSahsch ben Riäb in Verbindung steht, bestand aus kleinen
Hflusern, die einigen Leuten von el-Azd gehörten, welche el-
Barähima hiessen, in el-Sarät ihren Wohnsitz hatten und
Schützlinge der Familie lUarb ben Omajja waren; Chälid ben
Abdallah el-Casri kaufte sie ihnen ab und das Haus führte
seinen Namen, bis es eingezogen wurde.
§. 69. Das Viertel der Banu Naufal ben *Abd Manäf.
Ihnen gehörte das Haus des iSabeir ben Mut'im zwischen el^
(^afä und el-Marwa^ welches el-Mahdi zur Erweiterung der
Moschee von ihnen kaufte; ein Theil desselben wurde zur
Moschee gezogen , der ander« Theil blieb ein freier Platz, bis
— 70 —
ihn JSaYar ben Jahji et-Barmaki sich aneignete niid daraaf eia
Haus bauen Hess. Dann nahm es ihm Hammäd el-Berberi ab,
liess es aussen mit Marmor und Muscheln, innen mit KrystaUea
und rothem und gelbem Glase verzieren, und daher erhielt es
den Namen Krystallhaus. Das Haus der Tochter des Caradba,
welches ihnen auch gehörte, wurde gleichfalls zur Moachee ge-
zogen. — Ein anderes ihrer Häuser neben dem des Ihn 'Al-
cama, welches dem Näfi' ben 'Gubeir allein gehörte, kaufte ei-
Fadhl ben el-Rabf von dessen Familie und liess es neu bauea;
dies ist es, welches verbrannte bei den Apothekern. — Das
Haus des 'Adi ben el-Chijär ben 'Adi ben Naufal stand nebea
dem Zeichen, wo diejenigen, welche den Gang von el-Marwa
nach el-Qafä machen, anfangen zu laufen. Es wurde xn aiil-
den Zwecken bestimmt und der Familie Chijär ben 'Adi endere
Häuser für denselben Preis gekauft, die sie noch bewohnen.
Ebenso ist es geschehen mit dem Hause des Walld ben Abul-
Husein ben el-Hanth ben 'Amir ben Naufal.
$. 70. Das Viertel der Schützlinge der Bann Naufal bea
Abd Manäf. Das oben beschriebene Haus des 'Otba ben Gaz-
wän „mit zwei Vorderseiten^' wurde zur Moschee gezogen. —
Das Haus des Hiigeir ben Abu Ihäb bea 'Aziz ben Keia ben
Abdallah ben Darim el-TamSni gehörte vor ihm der Familie
Ma'mar ben Hitl el-tiumahi und hat zwei Tbüren, die eine
nach dem Eingange in die Ku'eiki'än-Strasse , die andere nach
der Strasse, welche auf die Moschee zu nach dem Ka'eiki'4n-
Thore führt; dann kaufte es Jahjä ben Chälid benBarroak von
der Familie Hugeir für 36,000 Dinare und es ist mit dem Un-
tOTgange der Barmakiden dem Fiscus verfallen, sodass es jetzt
dem Sultan gehört.
$. 71. Das Viertel der Bann el-Harith ben Fihr liegt
hinter dem Hügel el-Caradh zwischen dem Viertel der FamiUe
Murra ben 'Amr el-tiumahi und dem Vk^ege, welcher der Fa-
milie Wabi^a gehört neben dem Canale. el->Dhahh&k hen JKeis
el-Fibri besass das Haus zwischen dem der Familie 'Afif el-
Sahmi und dem Besitz der Familie el-Murtafi\ Die Bann Cu-
räd von Fihr bewohnen das Haus am Damme der Banu &u-
roah, weicher nach ihnen auch Damm Gurad genannt wird
S. 72. Das Viertel der Banu Asad ben 'Abd eWHuL
— 71 —
Humeid ben Znhoir bewohnte das Haus hinter der Ka'ba, wel*
ches mit der Moschee zusammenhing; es beschattete Abends
die Kaba und wurde am Morgen von ihr beschattet; unter
Abu iSa'far wurde es zur Moschee gezogen. Das Haus des
Abul-Bachtari ben Häschim ben Asad ist in das der Zubeida
bei den Getreidehändlern aufgenommen, worin desshalb auch
der Brunnen des Aswad ben el-Muttalib ben Asad eingeschlos-
sen ist. Auf der Strasse el-Hizftmia gehören ihnen das Haus
des Zubeir ben el-'Awwäm und das des Haiiim ben Hizäm: in
dem letzteren war die Wohnung der Chadiga bint Chuweilid,
der Frau des Propheten Muhammed, mit einer Vorhalle und
einem Garten, aus dem man durch eine Thür auch in das
Haus des Zubeir gelangen konnte. Hier wohnte Muhammed
seit seiner Verheirathnng und hier wurden alle seine Kinder
geboren ; bei seiner Flucht nahm sein Vetter Mu'atlib ben Abu
Lahab von dem Hause Besitz und verkaufte es später für 100,000
Dirhem an Ma'4wia. Abdallah ben el- Zubeir besass die drei
in einer Reihe liegenden Häuser am Berge Ku'eiki'an, welche
die Häuser des Zubeir genannt werden, sie gehörten aber
nicht dem Zubeir, sondern Abdallah hatte sie von der Familie
'Aflf ben Nubeih el-Sahmi gekauft. Ein Theil davon hiess die
Wohnung des Zing d. i. AethiopierSi weil ein Aethiopischer
Sklav des Abdallah darin wohnte. In dem Hauptgebäude Hess
er einen Brunnen graben und durch dieses Haus führt ein
Weg nach dem rothen Berge zu einem freien Platze, cararat
el-madhä genannt, wo die Mekkaner zum Ball- und Kreisel-
Spiel sich zu versammeln pflegen. Dem Abdallah ben el- Zu-
beir gehörte auch das Hau^ el-Cbusefaeni an dem Ku'eiki'än
und das Haus der BachlUi'^ Garnele , die dort in den Stallungen
untergebracht wurden, wenn sie mit den Zufuhren aus 'Ir4k
kamen ($. 89); es lag 2;wischen dem Hause el-A^ala und denn
Versammlungsbause ; daneben stand 0in Haus, worin der öffent-
liche Schatz von Mekka aufbewahrt wurde, «ins der Häuser
der Banu Sahm, welches Abd ^l*<Malik ben Marwän nach dem
Tode deslbn el-Zubeir sich aneignete; es wurde dann zu dem
Hause el-Agala hinzugezogen, als es Jak}in ban Müsä für el-
Mahdi nen baute, und das Bachäti-Haus wurde nachher als
Regierungsgebäude die Wohnung des Postmeisters. Mug'ab
ben el-* Zubeir besass neben dem Hause el-'Agala die beiden
— 72 -^
Häuser, welche dem Chatt&b beii Nufeil, dem Valer des Chi-
lifen 'Omar, gebort hatten. Das Haus el-'Agala halle Abdal-
lah ben el-Zubeir von der Familie Sumeir ben Maubaba et-
Sahmi gekauft und es erhielt den Namen , weil mil grosser
Eile ('agala) Tag und Nacht daran gebaut war, oder nacbaa-.
deren, weil die Steine dazu auf Wagen fagala) mit Camelcn
und Ochsen herbeigeschafit waren.
S. 73. Das Viertel der Banu Abd el-Dftr ben CuQeij. Das
allgemeine Versammlungshaus , die Wohnung des Ca^eij ist
oben ($. 24) beschrieben, es blieb im Besitz der Familie, bis
es von Ihn el-Bahtn el- Abdari an Mu'äwia für 100,000 Dirheo)
verkauft wurde, und wie es nach und nach der grossen Mo-
schee einverleibt wurde, wird weiter unten ($. 127) ernfthit
werden. In dem daneben stehenden Hause des Scheiba ben
'Othmdn wird der Schatz der Ka'ba aufbewahrt; es war die
Wohnung des Abu Talha Abdallah ben 'Abd el- Uzzä ben Olh-
mdn ben Abd el-Där und hat eine Thtir nach der grossen
Moschee. — Ein anderes Viertel beginnt am Berge Scheiba
hinter dem Hause des Abdallah ben MAlik ben el-Heitham el-
Chuzft'i und erstreckt sich bis an das Haus des Azrak ben 'Amr
ben el-Hftrith el-Gassdni, bis an den Abfluss von der Hoch-
ebene auf dem Berge Scheiba, bis an das Haus des Dirhem
und den Bezirk der Banu el-Murtafi*, dies alles gehört den
Banu Scheiba ben 'Othmdn; auch das Haus des Abdallah ben
Mdlik soll ihnen gehört haben und von Sa'd ben Aba Talha
an Mu'Äwia gekommen sein. Das Viertel der Banu el-Murtafi'
am kleinen Markte bis an das kleinere Haus des Ihn el-Zubeir
am Ku*eiki'ftn soll der Familie el-Nabbäsch ben Zurära el-Ta-
mfmi oder nach anderen dem Abul-Haggdg beb 'Ildt el-Su<-
lemi gehört haben, der es durch 'seine Frau Fdtima bin! el-
H&rith ben 'Alcama ben Kaiada ben Abd Man&f ben Abd el-
•
Ddr erhielt, und als er flüchtete, eigneten es sich seine Ver-
wandten an. Ausserdem soll das Haus des 'Amr ben 'Othmäo
bei den Getreidehdndlem. der Familie el-Sabbäk ben Abd el-
Dftr gehört haben, oder nach anderen dem Abu Omajja ben
el-Mugtra el-Machzümi.
$. 74. Das Viertel der Schützlinge der Banu Abd el-Dftr
ben Cu^eij. Die Familie Näfi' ben Abd el-Hirith el-Chuzft'i be-
wohnt das Viertel, welches mit dem Hause des Scheiba ben
— 73 —
'Othmdn und dem Versa mmlungshause in Verbindung steht, bis
an das Haus des Hamza am kleinen Markte und weiterhin bis
an die Strasse, wo man nach dem Hause des Abdallah ben
MÄlik und el-Marwa kommt; durch diese Strasse wird ihr Vier-
tel bei der Wohnung der Umm Ibrdhtm im Hause des Aus be-
grfins^t und es schliesst den Besitz der Familie Huleih ein, wel-
cher an Ibn Hdhdn gekommen ist
S* 75. Das Viertel der Banu Zuhra. Sie besassen neben
dem Hause des Ja'lä ben Munja ^mit zwei Vorderseiten^ eine
Wohnung, die zur grossen Moschee gezogen ist; dann das
Haus des Machrama ben Naufal bei el-Marwa, welches an Isi
ben 'Ali gekommen ist. Der Besitz der Familie Azhar ben
'Abd 'Auf, am Eingange in die Gasse der Gewürzhändler, ist
noch in ihren Händen, aber das Haus des 'Auf ben 'Abd 'Auf,
des Vaters des Abd el-Rahman ben 'Auf el-Zuhri, in der ge-
nannten Gasse ist an iSa'far ben SuleimAn übergegangen.
$. 76. Das Viertel der Schützlinge der Banu Zuhra. Das
Haus der Cheira bint SibÄ' ben 'Abd el-'Uzzä aus der Familie
Moleih von Chuzä'a stand in Verbindung mit den Häusern des
iSubeir ben Mut'im und el-Azrak ben 'Amr el-Gassdni, und
wurde zur Moschee gezogen; die Gassänier hatten auch ein
Haus; welches an die des Aus und des 'Isä ben 'Ali anstioss,
worin die Schuhmacher wohnten ; es wurde nach Ibn 'A^im be-
nannt und die vordere Seite kam an JSa'far ben Abu iSa'far,
dann kaufte es Härün el-Rasch!d ; die hintere Seite hat die Fa-
milie 'A^im behalten.
§. 77. Das Viertel der Familie Cäridh el-Cftri ist das so
genannte dar el^chuld bei den Apothekern zwischen 8l-(^afft
und el-Marwa; es wurde von Hftrün el-Raschtd angekauft und
von HammÄd el-Berberi neu gebaut und später für die Mutter
des Chalifen el-Muctadir eingerichtet zwischen den Häusern der
Familie el-Azhar und el-FadhI ben el-Rabf.
S. 78. Das Viertel der Familie Anmär el-Cäri ist nach
el-Marwa zugekehrt bei den Schlauchhändlern von dem Vier-
tel der Familie el-Hadbrami bis an den Platz des 'Omar ben
el-Chattftb gegenüber der Fleischer- Gasse, welche nach dem
Hause des Abdallah ben MAlik führt. Die Fronte dieses Vier-
td steht „zwischen den beiden Häusern^ bei den Verfertigern
der Steintöpfe und darin war die Wohnung der Umm Anmär
— 74 —
el-Cdri, einer ehrbaren klugen Frau, zu der sich die Coreiscb
auf den Vorplatz ihre« Hauses setzten um sich mit ihr zu un-
terhalten; auch Muhammed soll dies geihan haben. ^Zwischen
den beiden Häusern^ bei den Töpfern steht eine kleine Mo-
schee, worin Muhammed gebetet haben soll. Einen Theii die-
ses Viertels kaufte el-Sari ben Abdallah ben Kathtr ben 'Ab-
bds, während er Commandant von Mekka war, und als er in
Ungnade fiel und abgesetzt wurde, nahm es der Chalif Aba
tia'far in Beschlag; auch einige Omajjaden hatten einen Ao-
lheil daran, der ihnen abgenommen wurde und das übrige
kaufte Abu iSa'far von Leuten aus der Familie el-CAri, sodass
es jetzt der Regierung gehört mit Ausnahme eines Stückes,
welches ein Sohn des Hammäd el-Berberi und der Secretlr
Jahjä ben Suleim besassen, dies kaufte Ihn Imrän ei-Nacha'i,
dann kam es an Abd el-Rohman ben IshAk, den Cftdbi von
• • • *
Bagdad.
S* 79. Das Viertel der Familie el-Achnas ben Scharik.
Das Haus des Achnas auf der Gasse der Gewürzhändler er-
streckt sich von dem Hause, welches Hammlid el-Berberi ftlr
H&rün el- Raschid baute, bis nach dem Kesselhause, welches
dem FadhI ben el-Rabt' gehörte; es stammt noch aus derheid^
nischen Zeit« Die Familie el-Achnas hat auch ein Besitzlbum
auf dem Nacht-Markt säe el'^leil bei den Schmieden, dem Hause
el^Hawftr gegenüber, durch Kauf von den Banu 'Aniir ben
Luweij erworben.
$. 80. Das Viertel der Familie 'Adi ben Abul-^^amra a)-
Thakefi. Ihr gehört aus der Heidenzeit her das Haas hinter
dem des Ihn *Alcama auf der Gasse der Oelhdndler, welches
nach der Familie 'A^im benannt wird, von dem Keasalhause,
welches dem Fadhl ben el-Rabi' geb^ört, bis zu den Hauae der
Chadtga, wo Muhammed wohnte.
S. 81. Das Viertel der Banu Teim. Die Wohnung des
Abu Bekr lag auf der Strasse der Baau JSumali ; von hier aus
trat Muhammed seine Flucht nach Medina an. Das Haus des
Abdallah ben Gad'&n war nach dem Wasserwege zugekehrt an
den Eingängen der . beiden Strassen des grossen und kleinen
Agj&d-Platzes; hier wurde das Büadniss hilf el-fudhül ($.50)
geschlossen. Bei der Erweiterung der Moschee wurde der
Wasserweg an jener Stelle zu derselben hinzugezogen und
— 75 —
•
selbst dann weiter zurück an die Stelle jenes Hauses verlegt;
es standen dort an dem Wasserwege noch mehrere Hlluser,
es ist aber von allen nur ein Stück des Hauses des Ibn tiud'An
stehen geblieben und dies ist jetzt die Wohnung des Ibn 'Azdra.
Die Familie el-Muleiki d. h. die Nachkommen des Abu Mu-
leika ben Abdallah ben 'Gud'An, hatte dann ihre Wohnung bei
den Webern neben dem Hause des 'Abb4s ben Muhammed bei
den Wechslern. — Ihnen gehörte ferner die Besitzung des
Abu Hu'äds bei el-Marwa und 'Othmän ben Abdallah ben
'Othmdn ben Ka'b ben Sa'd ben Teim ben Murra hatte ein Ei*
genthiun an der Strasse nach dem AgjAd - Platze , welches zu
dem Wasserwege gezogen ist. Das Haus Dirhem am kleinen
Markte haben sie durch Kauf erworben.
$. 82. Das Viertel der Banu Machzüm und ihrer Schütz-
linge. Die Häuser am grossen und kleinen AgjÄd- Platze von
dem Wasserwege bis ans Ende, mit Ausnahme der eben er-
wähnten Wohnungen der Banu tiud'än und des 'Othmän el--
Teimi, gehören den Banu el-Mugtra ben Abdallah ben Omar
ben Machzüm; davongehen nur ab das Haus desSäüb, genannt
saktfa d. i. Ruhebank, und das Haus des 'Abbäs ben Muham-
med bei den Wechslern, die zu dem Viertel der Banu 'Abid
von Machzüm gehören. Die Familie Habbar hat bei ihnen ein
Besitzlhum am kleinen Agjäd; dieser Habbär stammte von Asad,
war im Heidenthume als Kind von el-Walid ben Mugtra adoptirt
und erhielt von ihm das Grundstück zwischen dem Viertel des
Chaltd ben el-'Ägi ben Hischäm und dem Hause des Zuheir
ben Abu Oniajja. Auf dem grossen AgjAd lag auch noch das
Haus der 'Abia ($. 64). Von den Banu Machzüm besass Hi-
schliai ben el- Mugtra das Haus des Chälid ben el-'A^i ben
Hiscfaäm und das Haus el-dawma d. i. Palmenhaus; in dem
letzteren wohnte Abu 'Gahl ben Hischäm und es erhielt seinen
Namen davon, dass eine Tochter des AbuI-'Addä, eines Frei-
gelassenen des Chälid ben el-'Ä^i, mit Dattelkernen spielte und
eines derselben vergrub, indem sie sagte: „das Grab meiner
Puppe''. Da Wasser darüber floss, ging der Kern auf und es
wuchs eine hohe Palme daraus. Das Haus des Abu 'Gahl ist
das, worin Hischäm ben Suleimän wohnte, und der FauHÜe die-
ses Hischäm gehörte auch das Platanenhaus iiuf dem kleinen
Agjäd. Abd el-Rahman ben el-Härith ben Hischäm ben el-
- 76 —
Mugtra war im Besitz des Platzes el-Mirbad. Das Vereins-
Haus gehörte der Familie Hischftm ben el-Mogtra; auf dem
Agjftd gab es wenig Wasser, desshalb vereinigte sich die Fa-
milie Salima ben Hischftm mit anderen und sie groben gemcio-
scbafllich in deren Hause einen Brunnen, der davon der Ver-
eins-Brunnen biess; dann wurde der Name auf das Haus übei^
tragen und dasselbe das Vereins-Haus genannt. Das Haus el-
'Ulüg, da wo die beiden Agjftd zusammenstossen, gehörte den
Chftlid ben el-'A^i ben Hischftm; es erhielt den Namen von
den 'ulüg d. i. Eseln, die dort gehalten wurden. Ferner das
Haus des Aucag neben dem des Zuheir auf dem kleinen AgjM
und das Haus el-Schatawi, welches der Familie des 'Ajjdsph
ben Abu Rabi'a ben el- Mugtra gehörte. — Die Familie des
Hischäm ben el-Hugtra hat auch ein Besitzthum in der unteren
Stadt bei dem Hause des Samura ben Habtb, wo Hischdm ben
el- Mugtra begraben sein soll. Die Familie des Hischdm hat
darüber mit der des Murra ben 'Amr el-'6umahi einen Streit
gehabt, den el-Aucag Muhammed ben Abd el*Rahman ben Hi-
schdmy der damalige C4dhi von Mekka, entscheiden sollte.
'Othmän ben Abd el-Rahman ben el-HArith ben Hischftm be-
zeugte darüber, dass er den Chdlid ben Salima habe erzählen
hören, Mu'äwia ben Abu SufjAn habe dem Chdiid ben el-*Ä(;i
ben Hischdm für dieses Viertel einen Preis geboten, worauf er
erwiedert habe: ^Verkauft wohl Jemand den Platz, wo sein
Vater begraben liegt? <^ el-Auca^ theilte nun das Grundstück
zwischen den beiden Familien Murra und Machzüm und schickte
den Muslim ben Chdiid el-Zingi hin, um die Theilung vorzu-
nehmen. Das Haus Zuheir am Agjäd gehört der Familie
Zuheir ben Abu Omajja ben el-^Mug!ra und einige Mekkaner
behaupten, dass das Haus 'Amr ben 'OthmAn bei den Getreide-
händlern dem Abu Omajja ben el- Mugtra gehört habe. Das
Besitzthum der Familie Haf^ ben el-Mugira liegt bei der Treppe
an dem grossen A^jdd, und das Besitzthum der Familie Abu
Rabt'a ben el- Mugtra ist das Haus des Hdrith ben Abdallah
ben el- Mugtra; einige Mekkaner behaupten, es habe der Fa-
milie Wdhi^a gehört und sei von el-Hdrith b^n Abdallah an-
gekauft, oder es sei Eigenthum eines Freigelassenen von
Chuzft'a Namens Rftfi* gewesen und von dessen Nachkommen
verkauR.
— 77 —
S. d3. Das Yiwtel d^r Banu 'Abid von Machzüm. Das
Haus des Abu Nahtk ist grössten Theils zu dem Wasserwege
genommen; übrig geblieben ist davon das Haus des 'Abbfts
ben Huliammed am Eingange nach dem iileinen Agjdd bei den
Wechslern, welches einer der Nachkommen des Mutawakkil ben
Abu Nahtk verkauft ha^ Von dem Hause des Sdib ben Abnl-
Sd'ib el- Abidi ist ein Thoil zu dem Wasserwege gezogen, das
übrige ist das so genannte Haus Saktfa , worin die Kleider-
händler ihre Lager haben neben den Wechslern. Darin ist
das Besitzthum des 'Abd el-'Aztz ben el-Mug!ra ben 'Atft ben
Abul-Sdib, dessen Vorderseite an Muhammed ben Jahjä ben
Ch&lid ben Barmak kam. In diesem Hause befindet sich die
Wohnung, worin der Prophet Muhammed mit seinem Com-
pagnon el-SMb ben Abul-Sdüb in der Heidenzeit Waaren zu
verkaufen halte; Muhammed lobte ihn, indem er sagte: el-Sdib
ist ein vortrefflicher Compagnon, kein Zänker, kein Rechthaber,
kein Schreier auf den Märkten. — Das Haus des 'Abbäd ben
iSa'far ben Rifä'a ben Omajja ben 'Abid liegt am Fui^se des
Berges Abu Cubeis von dem Hause des C&dhi Muhammed ben
Abd el-Rahman ei-SufjÄni bis zum Hause des Ibn Qeifi, das an
Jahjä ben Chdiid ben Barmak kam, bis zu dem Thurme der
grossen Moschee, der nach dem Wege für den Schnellgang
hin liegt; der Eingang desselben war bei diesem Thurme und
bei diesem Eingange fing derjenige schneller zu gehen an,
welcher den Weg von el-QafA n^ach el-Marwa machte. Als
el-Mahdi die Moschee im J. 197 erweiterte, und der davor lie-
gende Wasserweg zur Moschee kam, wurde das Haus des
'AbbAd angekauft und zum Wasserwege benutzt, sodass davon
nur der am Berge Abu Cubeis liegende Thcil, die Häuser des
Ibn Rauh und Ibn Handhala bis zum Hause des Ibn Barmak,
noch übrig ist. In dem oben erwähnten Hause des Ibn Qeifi
wohnen die Kleiderhändler. — Zu dem Viertel der Banu
Machzüm gehört noch das Besitzthum der Familie Hantab,
welches mit dem Hause des Sdib in Verbindung steht, von
den Wechslern bis nach eU^^fft; alle diese Wohnungen bis
nach el-<^afä bilden das Besitzthum der Nachkommen des Mut-
talib ben Hantab ben el-Härith ben 'Obeid ben 'Amr ben
• • • •
Machzüm. Ihnen gehört auch das Besitzthum der Familie Sufjän;
das Haus des Cädhi Muhammed ben Abd el-Rahman von dem
— 78 —
A
Haose des Arcam bis an das Hans des Ibn Rauh el-'Abidi
dies Viertel gehört dem SuQftn und el-Aswad^ den Söhnen des
Abd el-Asad ben Hildl ben Abdallah ben Omar ben Machidm
Das Haus in der Gewürzhftndler - Gasse, gegenüber deui Hanse
des Achnas ben Schartic, worin ein Vetter des ^imma wokat,
hat den Namen Haus el-Härilh und ist Bigenthum der Fanilie
Abu Caz'a yon Sufjdn, die ihren Wohnsitz in ei-SarftI hat —
Das Viertel des Arcam ben Abul-Arcam 'Abd Manftf ben Aba
Gundub Asad ben Abdallah ben Omar ben Machzüm isl das
Haus der Cheizurdn; hier in der Wohnung des Arcam, die io
eine Moschee umgebaut ist, fand Muhammed mit seinen ersten
Anhängern einen Zufluchtsort, wo er vor den Nachstellungen
der Ungläubigen sicher war, wo er ihnen den Cor&n vorlas
und erklärte , hierher kam 'Omar ben el-Chattäb , um seinen
Beitritt zum IsIäm zu erklären. — Den Banu Machzüm gehört
auch das Besitzthum der Familie Wäbiga auf der Strasse el-K-
zämia zwischen den Häusern des Häritii ben Abdallah ben Abo
Rabfa und des Zubeir ben el-Awwäm; ebenso auch das Hans
Churdba bei den Backstein - Verfertigern am Eingange in die
Strasse cl-Hizämia dem Wasserwege zugekehrt, wovon ein Theil
an die Chäli^a, ein anderer an 'Isä ben Muhammed ben IsnäH
el-Hachzümi, ein dritter an Ibn Gazwdn el tiundi gekom-
men ist.
S. 84. Das Viertel der Banu 'Adi ben Ka'b. Zur Heiden-
zeil hatten die Baau 'Adi eine Fehde mit den 'Abd Schams
ben 'Abd Manäf, und nachdem es wiederholt zu blutigen Bän-
deln gekommen war und die 'Adi sahen, dass sie ihren Geg-
nern nicht gewachsen seien, verbündeten sie sich mU den
Banu Sabm, die damals eins der stärksten Geschlechter der
Cureisch waren, verkauften an sie ihr Viertel, welches sich von
el-^afä bis zur Ka'ba erstreckte, bis auf weniges, und zogen
in ihre Nähe. Zu denen, die nicht verkauften, gehört die Fa-
milie Qadd&d; dagegen Nufeil ben 'Abd el-'Uzzä, 'Omar ben
el-Chattlib und Zeid ben el-ChatUb hatten ihre Besitzungen auf
dem Hügel Kudä; auch Mutf ben el-Aswad hatte seine Woh-
nungen verkauft. Auf der Strasse am Hügel Kudä gehörte ih-
nen also die rechte Seite, wenn man zur Stadt hinausgeht, bis
zum Besitz der Sch&fi'iten auf der Höhe des Kudä, und von
der linken Seite der Besitz der Familie Abu-Tarafa von Hu-
— 79 —
dseil auf der Höhe ; hier steht am Wege ein ArAk-Ba[Uin; wo->
nach das Haus el-Ardka benannt ist. Auf der linken Seite
liegen mehrere Besitzungen , die nicht zu ihnen gehören , wie
die der Familie Kathir ben el-Qalt eUKindi, neben dem Hause
des Mutt', welche der Familie 'Gahsch ben Ridb el-Asadi gehört,
und eine Besitzung der Familie 'Abla am Fusse des Hazana.
el-Chattdb ben Nufeil besass zwei Häuser, welche an Mug'ab
ben el-Zubeir kamen und theils zu dem Hause el- Agala, theils
zu der grossen Moschee gezogen wurden. Einige Mekkaner
behaupten, dass das Haus el'-mardgil der Familie el-Huammal
von 'Adi gehört habe und von Mu'äwia angekauft und neu ge-
baut sei. ^I-Chattäb ben Nufeil besass auch ein Haus» wel*
ches sein Sohn 'Omar erbte, zwischen dem Hause des Mach-
rama ben Naufal, welches an 'Isä ben *Ali kam, und dem des
Walld ben H)cba, zwischen el-(^afd und el-Marwa mit zwei
Fronten, die eine nach der Seite von el-(^afd und el-Marwa,
die andere nach einer Schlucht „zwischen den beiden Häusern/^
'Omar ben el-ChattÄb liess, als er Chalif wurde, dieses Haus
abbrechen und daraus zum allgemeinen Besten einen freien
Platz machen zur Lagerstelle für die Camele der Pilger; in ei-^
nigen Buden, die davon stehen geblieben sind, werden Schläu-
che verkauft. Es sollen diese Buden indess nach anderen
ebenfalls zu dem freien Platze gehört haben; zuerst waren es
Stände, wo Leute ihre Waare feil hielten, die sie bei Nackt
rn Kisten legten, welche sie an der Mauer stehen hatten ; dann
wurden aus den Ständen Zelte von Palmzweigen und nach ei-
niger Zeit fingen sie an aus gebrannten und ungebrannten
Backsteinen kleine Häuser zu bauen, die sie zur Wallfahrtszeit
an die Schlauchhändler für schweres Geld vermietheten. Einst
kamen einige von den Nachkommen des 'Omar ben el-Chatläb
aus Medina und erhoben bei dem C&dhi von Mekka ihre An-
sprüche an diese Buden gegen jene Leute; derCädhi entschied
zu ihren Gunsten, nur mussten sie jenen einen Theil der an-
gewandten Baukosten vergüten, und so sind die Nachkommen
des 'Omar im Besitz geblieben.
$. 85. Das Viertel der Banu 'Gumah. Auf der Strasse
der Banu Gumah an dem nach ihnen benannten Damme (S.
120), der auch Damm der Banu Curäd heisst, liegt das Haus
des Obeij ben Chalaf und das des ^afwän ben Omajja, welches
— 80 —
er an NAfi' bcn 'Abd eUH&rith el-Chuxft'i, Cominandanleii von
Mekka, und dieser an 'Omar ben el-CbalUb für 4000 Diriien
verkaufte, der es zum Gefangenhause für Mekka herstellen üess.
Ein anderes Haus des QafwAn lag neben dem des Moodair beo
el-Zubeir und das unlere Haus des QafwAn bei dem des Sa-
mura ; das Haus Higr in der unteren Stadt, wo die Papier-
händier wohnen, gehörte ebenfalls dem ^^fwÄn ben Omajja.
Ihnen gehörten beide Seiten der Strasse der Bano tSumah rechts
und links, das Haus Hugeir ben Abu* Ihäb, welches sie an Aim
Mb ben 'Aztz el-Tamtmi, den Schützling des Mut'im ben
'Adi ben Naufal, verkauften ; das Haus des Cudäma ben Madh'fto
im Bezirk der Banu Sahm, das Haus des *Amr ben 'Othnuin
auf dem Hügel und die Besitzung der Familie 'Gudseim im Be-
zirk der Banu Sahm. Die letztere Wohnung soll der Familie
Madh'ün gehört haben und als sie bei ihrer Flucht leer stehen
blieb, nahmen die 'Gudseim Besitz davon. Endlich das Haas
des Abu Mahdsüra bei den Banu Sahm.
$• 86. Das Viertel der Banu Sahm reicht voji dem Hause
des 'AHf am kleinen Markt bis an den Ku'eiki'dn vorüber vom
Hause des 'Amr ben el-'Agi bis zum Hause des GabAt el-Sabni
über die Strasse hinaus, die nach dem Hause des Abn Mab-
dsüra führt, bis an den Hügel; auch gehörte ihnen das Haus
el- Agala und die Familie Hubeira von 'Guscham hatte bei ih-
nen eine Besitzung an der Seite des Berges. Zurzur; ferner
das Haus des Keis ben 'Adi, des Grossvaters des Dichters Ab-
dallah ben el-ZibaVä war das, welches zu Bädern eingerichtet
und dann an Ja'cüb ben DAwüd el-Mitbaki gekommen ist; das
Haus des JAsir, des Dieners der Zubeida, von dem Hause des
Obeidallah ben el-Hasan bis zu dem des Gabftt el-Sahmi; und
das Besitzthum der Familie Camta. ~ Zu dem Viertel der
Schützlinge der Banu Sahm gehört auch das Haus des. Budeil
ben Waracä el-Chuzä'i an der Seite des Hügels.
S. 87. Das Viertel der Banu *Amir ben Luweij erstreckt
sich längs des Vk^asservi'eges zur Linken, wenn man daran
hinaufgeht, von dem Hause des 'Abbäs ben 'Abd el-Muttalib
am Rennwege, wo das Haus des 'Ga'far ben Suleimdn und das
des Ihn Ha war liegt, aufwärts bis zum Hause des Abu Oheiha
Sa'td ben el-Agi; unter ihnen hat die Familie des Abu Tarafa
von Hudseil eine Besitzung, nämlich das Haus Rabi', dasjenige
— 81 —
der Frinrilie Taleihe, die Bttder and das Haus des Abn Tarar«.
Den Anfang ihres Besitzthumes am oberen Ende des Wasser-
weges macht das Haus der Hind bint Suheil in dem Bezirk des
Suheil ben 'Amr/ und dieses Haus war das erste in Mekka,
an welches zwei Thüren gemacht wurden. Hind hatte darum
bei Omar nachgesucht, welcher es anfangs abschlug, indem er
sagte: „ihr wollt nur eure Häuser vor den Pilgern und Besu-
chern des Tempels verschliessen^ ; diese pflegten nämlich in
den Vorhöfen der Häuser von Hekka ihre Quartiere zu neh-
men. Da erwiederte Hind; „bei Gott! o Emir der Gläubigen I
ich will weiter nichts , als den Pilgern ihre Geräthschaften
schttzen und sie ihnen gegen Diebstahl verschliessen.'^ Er er-
laubte ihr nun Thüren zu machen* Weiter hinunter folgt dar-
auf das Haus des Gitrif ben 'At& und dahinter der freie Platz
hinter dem Hause des Hakam, welches dem 'Amr ben Abd
Wudd gehörte und dann an die Familie Huweitib kam. Unter
diesem liegt das Haus des Huweitib ben Abd el-Uzzä^ dann
das Haus der Schmiede , welches Mu'äwia von einem der Banu
'Amir kaufte und neu bauen liess; auf dieses folgen abwärts
die Bäder. Das Haus el-SalmAni über dem des Rabf gehörte
einem der Banu 'Amir ben Luweij Namens el-'AbbÄs ben 'Al-
cama. Dann kommt das Haus des Rabf , die Bäder der Banu
'Abid, das Haus des Abu Tarafa und das der Familie Tuleiha,
welches der Familie Abu Tarafa von Hudseil gehörte, und wei-
ter hinunter das Haus des Mubammed ben Suleimän, welches
dem Machrama ben 'Abd el-Uzzä, dem Bruder des Huweitibi
gehörte. Das Haus des Ibn el-HawAr, eines Freigelassenen der
Banu 'Amir zur Heidenzeit, gehört jezt den Nachkommen des
Abd el-Rafaman ben Zam'a, darunter liegt das Haus des Ga'far
ben Suleimän. Den Banu 'Amir ben Luweij gehört auch die
Seite des Wasserweges von Hekka, welche mit dem Abu Cu-
beis am Nacht-Markt zusammenhängt, von dem Besitzthum des
Härith ben Abd el-Muttalib am Eingange in das Thal Ibn Jü^
suf abwärts bis zum Hause des Qeifi, und welche an Jahjä
ben GhÄlid ben Barmak gekommen ist; darin hat die Familie
el-Achnas ben Scharik eine Besitzung durch Kauf von den
Banu 'Amir erworben, nämlich das Haus des Hu^ein bei el-
Marwa in der Fleischer- Gasse. Ferner das Haus des Abu
Sabra ben Abu Ruhm ben 'Abd el-'Uzza, zwischen dem Hause
6
— 82 —
des Abu Labab und dem desHaweitib: ViasHaus der Sdmiiade
• • •
und das des Hakam ben Abul-'A^i, worin die Mehihftndler ind
Maler wohnen. Das Haus des Ibn Abu Dstb unterhalb des
Hauses des Abu Lahab in der Gasse der Chadtga -Moschee
ist noch jezt in ihren Hfinden.
§. 88. Ihrer Lage nach wird die Stadt Mekka auch in
die obere und untere Stadt eingetheilt^ sodass beide Thefle
ihre bestimmte Grftnze haben und auch hier die Ka'ba den
Hittelpunkt bildet. Die Grfinze der oberen Stadt el^Mafläihe-
ginnt auf der rechten Seite der Ka'ba bei dem Haose des
Arcam ben Abul-Arcam^ läuft in der Gasse nach el-Qafil fort
aufwärts bis an den Abu Cobeis , dazu kommt die Fronte der
Ka'ba, der Abrahams Platz , der Brunnen Zamzam und der
obere Theil der Moschee; auf der linken Seite macht die
Gränze die Rinder-Gasse bei der Mühle bei den beiden Häu-
sern des Abd el-^Ainid ben 'Ali gegenüber dem Hause des
Jaztd ben Mangür el-HimJari, welches dar el-'arüs das Haus
der Braut heisst , aufwärts an dem Ku'eiki'än , dazu das Hans
des Ga'far ben Muhammed, das Haus el-^Agala, was über den
Wassergange des Ku*eikiän liegt bis zum kleinen Markte nod
der Ku*eiki*dn selbst. Die Gränze der unteren Stadt el^Ma»fala
geht auf der rechten Seite von el-(^afd nach den beiden Ag-
jäd-Plätzen hinüber, auf der linken Seite von der Rinder-Gasse
abwärts nach den Häusern des 'Amr ben el-'Ägi, des Ibn Abd
el-Razzäk eUGumahi und der Zubeida.
S. 89. Die beiden Berge, von denen Mekka eingeschlos-
sen wird, haben den gemeinschaftlichen Namen el-ÄchschaM»
d. i. die beiden rauhen Berge; der auf derOstsette heisst Abo
Cubeis, der gegenüberliegende auf der Westseile el-tümar der
rothe Berg. Der Abu Cubeis soll nach einem Manne dieses
Namens benannt sein, der sich zuerst dort oben anbaute; es
haben zu verschiedenen Zeiten auf dem Gipfel desselben
Häuser gestanden, aber, wie es scheint , nie von langer Dauer.
Die höchste Spitze , von welcher man dicht unter sich fast die
ganze Stadt übersehen kann, liegt über el-Qafä, ein etwas
iieferer Punkt heisst el-Suweidä, und hinter dem Abu Cubeis
erhebt «ich der Bergrücken el-Chandama, welcher sich im Sü-
— 83 —
dm Bach dem kleinen Agjftd- Platze hinabzieht and im Nor-
den längs des Weges nachMind fortläuft. Einzelne Vori^rfinge
und Spitzen haben noch besondere Namen , wie der weisse
.Berg, HurAzim j daneben der Berg Nabhftn über dem Thale des
Abu Zijädy daran stösst der Berg Zikiä bis zum Garten des
'Auf; dann der Berg el-A'rag und der Hügel AbuHarhab*). —
Der rothe Berg, in der Heidenzeit el-AVaf, gegenwärtig iSizall
genannt, höher als der Ku'eiki'An, ragt über den Häusern des
Abdallah ben el-Zubeir empor; dort sind zwei Becken, worin
sich das Wasser sammelt, über einander, sodass sich das Was-
ser aus dem einen in das andere ergiesst, davon heisst das
obere el-trurr d. i. der Krug, das untere el-H!zäb d. i. der
Kanal. Dahinter liegt eine Stelle, genannt die Spitze Abu
Rtsch, und auf dem Gipfel sind hervorragende Steine, die den
Namen el«*Kabsch d. i. Widder führen und daneben auf der
Hochebne der Spielplatz der Mekkaner cmrärat el^madhd ge-
nannt. — Der Ku'eiki*än und einzelne höher gelegene Punkte
der Stadt selbst sind bereits oben erwähnt, so der Berg des
Deilomiters über el-Marwa und der dahinter liegende Berg
Scheiba. Ibn el-Zubeir Hess am j^u'eiki'än einen Einschnitt
machen und den Weg ebnen; er sah es nämlich höchst ungern,
dass seine mit Waaren beladenen Caravanen den Weg mitten
durch die Stadt nehmen mussten, wenn aber jetzt ein Zug
eintraf, Hess er ihn bei Nacht von der oberen Stadt den neu
angelegten Weg einschlagen und er gelangte so in seine Häu-
sw am Ku'eiki'än, ohne dass Jemand etwas davon gewahr wurde.
$. 90. Die Stadt hat drei Eingänge. Im Norden vereini-
gen sich die beiden Heerstrassen von Hedina und von 'Arafa
und kurz vor der Stadt kommt ein Weg von tSidda herüber
für diejenigen, welche gleich in die obere Stadt wollen, in
welche man dann über den Hügel Kadft gelangt, von Osten her
führt die Hauptstrasse von iSidda über den Hügel Kudd. zur Stadt in
die Schobeika-Gasse und im Süden kommt die Strasse von Jemen in
die Unterstadt. Um die Stadt gegen plötzliche Ueberfälle zu
schützen, sind diese Eingänge zu verschiedenen Zeiten und an
verschiedenen Stellen durch Mauern und Thore geschlossen
*) Die nähere Beschreibung dieser Oertlichkeiten findet sich in
dem topographischen Anhange $.319.
6*
- 84 —
gewesen, die aber, da wie bei allen öffentGchen Baoten ftr
ihre Eirhaltang niobls geschah, immer sehr baM wieder TerCri-
len und zum Theil spurlos verschwunden sind.
$. 91. Die Länge der Stadt von dem oberen Thore dareh
die Hauptstrasse über den Platz, wo man zuerst die Ka'ba er-
blickte und wo desshalb auf dem Damme die Pilger noch jetzt
bei ihrem Einzüge das erste Gebet sprechen (f. 120), dana
längs des Rennweges und des Wasserweges, Wftdi Ibraima
genannt, über den kleinen Markt, wo die Futterhändier ihr
Geschäft treiben, bis an das Thor el-Hdgin, welches auf die
Heerstrasso nnch Jemen führt, beträgt 4472 Ellen*), oder
wenn man von jenem Wddi in die Strasse abbiegt , wo das
Haus Ihn 'Arafa steht, bis an das Thor el-Schubeika auf deai
Wege nach 'Gidda 4672 Eilen ; in der andern Richtung vea
dem Damme über den Milch- und Futter -Markt und ei Sa-
weica nach dem Schubeika Thore ist die ganze Entfernaag
4172 Ellen.
Nenban der Ka^ba dweb die Cweisek.
$. 92. Das Jahr 605 nach Chr. war für Mekka verfaäog^
nissvoll durch die Zerstörung der Ka'ba. Eine Frau von Ca-
reisch ging mit einem Kohlenbecken um die Ka'ba- um 2ü räu-
chern, da flog ein Funken in die Umhänge der Ka'ba, sodass
sie ganz aufbrannten und die Steine mürbe wurden ; bald nach-
her kam eine Ueberschwemmung und lockerte die Steine van
unten, sodass nun nichts anderes übrig blieb, als sie gänzlich
abzubrechen und neu zu bauen. Um dieselbe Zeit war ein
Aegyptisches Schiff in der Nähe von el-Schu'eiba , dem diama-
ligen Hafenplatze von Mekka am rothen Meere, gescheitert und
mehrere Mekkaner zogen dahin, um das Holz zu kaufen ; zu»
gleich gestatteten sie einigen der Schiffbrüchigen mit ihnen sa
gehen, und sie erstanden von ihnen ihre Gerätbschaftaii , da-
mit sie nicht nötUg hatten, den Zehnten davon zu bezahlen,
wie es gewöhnlich war, ebenso wie die Griechen von dea
Arabern beim Eintritt in ihr Land den Zehnten forderten. Un-
ter der Mannschaft befand sich ein Griechischer oder Kopti-
*) Bei Gutb ed-Dtn pag. 15 ist die Zahl 400 AUsaelaMea.
— 85 —
scher Zimmerinann Namens Bäcüm, welcher bereit war^ ihnen
ein Dach auf die Ka'ha zu bauen. Bei ihrer Rückkehr nach
Mekka schafilen sie nun zunächst die nöthigen Steine von ver-
schiedenen Bergen herbei, von dem Hirä und Thabtr, aus den
Steinbrüchen bei el-Huschäsch auf dem Wege nach 'Irak, von
der Rückseite des Chandama auf dem Wege nach Hinä, von
dem Berge Halhala auf dem Wege nach 'Gidda, von dem so-
genannten Steinbruche der Ka'ba micla' el-Ka'ha unterhalb
Mekka und von Muzdalifa, wo der sogenannte Stein el-nmfgari
gebrochen wird. Beim Herzutragen der Steine war Muhammed,
damals 35 Jahr alt, sehr thätig und als ihm dabei sein Mantel
zurückschlug, rief ihm eine Stimme zu : „o Muhammed ! deine
Bli^ssel^ das war das erste Mal, dass er übernatürlich angeru-
fen wurde. Er fiel darüber vor Schreck zu Boden und el-'Ab-
bäs ben 'Abd ei-Muttalib richtete ihn wieder in die Höhe, in-
dem er ihm den Rath gab, ein Ende seines Mantels über die
Schulter zu legen; Muhammed band nun sein Unterkleid fest
und fuhr fort Steine zu tragen.
S. 93. Als sie das Baumaterial zusammengebracht hatten
und anfangen wollten das alte Gebäude abzubrechen, überkam
sie doch einige Besorgniss, ob sie ungestraft anP die heilige
Ka'ba die Hand anlegen dürften. Da erhob sich eI-Wal!d ben
el-Mugira und fragte die Cureisch: wollt ihr sie in guter oder
in böser Absicht zerstören? Sie erwiederten: in guter Ab-
sicht. — Da fuhr er fort: Gott straft die nicht, die das Gute
wollen; indess verwendet für den Bau des Hauses eures Got-
tes nur rechtlich Erworbenes, nicht was durch Wucher oder
Spiel gewonnen^ oder als Mitgift erpresst ist. — Aber wer
wird den Anfang machen? fragten sie. Er antwortete: ich
will hinaufsteigen. — Als er sich aber der Mauer näherte,
erschien oben auf derselben die Schlange, weiche seit 500
Jahren die Ka'ba und ihre Schätze behütet hatte ($. 10), da
ging er bis an den Abrahams-Stein zurück unds prach; „o Gottl
wir kommen in guter Absicht, wenn es dir wohlgefÜliUg ist,
dass wir den Tempel abbrechen, so entferne von uns die
Schlange.'^ Alsobald erschien ein Vogel aus heiterer Luft wie
ein Adler , auf dem Rücken schwarz , mit weisser Brust und
gelben Füssen, der fasste die Schlange an Kopfe, flog mit ihr
fort und brachte sie nach dem kleinen A^ftd-Platze. Als auch
— 86 —
jezt noch die üureisch zögerten und rieh filrchteleii , sprach
el-Waltd: „ich bin ein alter Mann, trifft mich ein Unglfick, so
macht es nichts aus, da mein Ende doch schon nahe ist; geht
es gut von statten, so habe ich keinen Schaden davon.^ Nun
stieg er hinauf und fing an einen Stein, nach dem andern ab-
zubrechen, nnd arbeitete so den ganzen Tag, während die Co-
reisch noch immer ängstlich warteten, ob ihm nichts widerfah-
ren würde, und erst als er am andern Morgen wohlbehalten
wieder erschien und seine Arbeit fortsetzte, griffen aach sie
zu und zerstörten die Mauer bis auf den Grund, den Abrahm
und IsmÄ'tl gelegt hatten und sie trafen hier auf entsetzlich
grosse Steine wie trächtige Camele, deren einen dreissig Mami
nicht im Stande waren zu bewegen. el-Waltd ben el— Muglri
steckte seine Hacke zwischen zwei Steine, da spaltete ein gro-
sses Stück davon ab, Abu Wahb ben 'Amr ben 'Aids ben 'Ibh
rän ben Machzüm hob es in die Höhe, aber es sprang ihn
aus der Hand und -kehrte an seinen Platz zurück ; ein Blitz
flog unter ihm heraus , der fast ihre Augen geblendet hätte,
ganz Mekka wurde erschüttert. Als sie das sahen, verzichte-
ten sie darauf zu sehen, was darunter wäre.
§• 94. »Die Stämme von Cureisch hatten sich in vier Par^
theien getheilt, von denen eine jede den Aufbau einer Seite
der Ka'ba besorgen sollte; durch das Loos, welches bei dem
Götzen Hubal geworfen wurde, war den Banu 'Abd ManAf und
Zuhra die Seite mit der Thür d. i. die Ostseite zugefallen ; die
Banu 'Abd el-Ddr, Asad ben 'Abd el-'Uzzä und *Adf ben Ka'h
erhielten die Seite, an welche der Higr (§. 6) anstösst d. i. ifie
Nordseite , die Banu Sahm , Gumah und 'Ämir ben Luweij er-
hielten die Rück- oder Westseite, und die BanuTamfm, Mach-
züm und einige mit ihnen verbundenen Stämme die Südseite,
welche nach el-Qafä zu liegt. Da sie beschlossen hatten, die
Ka'ba höher zu bauen, so mussten sie weil ihre Geldmittel (zur
Anschaffung von Holz) nicht ausreichten, an der bisherigen Länge
sechs Ellen abziehen und dies geschah auf der Seite des Higr,
welcher um so viel näher angebaut wurde; übrigens sezte
man die Mauern genau auf die alten Fundamente und «lachte
auf den Rath des Abu Hudseifa ben el-Mugtra nur die Verin^
derung, dass die Thür nicht wieder zu ebener Erde, sondern
in der Höhe angebracht und eine Treppe davor gelegt vnurde»
— 87 -
theils am das Innere gegen Ueberfluthung zu schützen , ibeits
fremden Eindringlingen den Zutritt leichter wehren zu können.
So bauten sie abwechselnd eine Lage von Steinen , dann eine
Lage von Holz, bis die Maur so hoch war^ dass der schwarze
Stein eingefügt werden sollte; die 'Abd Hanlif und Zuhra nah-
men diese Ehre für sich allein in Anspruch, da ihnen diese
Seite durchs Loos zugefallen sei, wogegen die übrigen behaup-
teten, dass sich das Loosen nicht auf diesen Punkt bezogen
habe. Der Streit drohte schon von allgemeinem Wortwechsel
und gegenseitiger Erbitterung zu etwas noch Schlimmeren
überzugehen, da erhob sich Abu Omajja ben el-Mug!ra und
sprach: „lieben Leute! wir haben nur das Gute gewollt und
nicht 'das Böse, darum seid nicht auf einander eifersüchtig und
erbittert euch nicht; wenn ihr euch zankt ^ wird eure ganze
Sache zerfallen und andere werden es sich gegen euch zu
Nutze machen; darum wählt lieber einen Schiedsrichter und
zwar den ersten, welcher diese Strasse zu euch herauf kommt.^
Damit waren alle einverstanden, und es währte nicht lange, so
sahen sie Muhammed die Strasse heraufkommen; da sprachen
sie das ist el^-amtn d. i. der Vertrauensmann, (so war er we-
gen seiner Zuverlässigkeit schon immer genannt], mit dem
sind wir zufrieden. Sie wählten ihn also zum Schiedsrichter,
und er breitete seinen eignen oder des Walid ben el - Mugtra
seidenen Hantel aus und legte den Stein darauf; dann wählte
er aus jeder der vier Partheien den angesehensten Mann,
von 'Abd Manäf den 'Otba ben Rabfa, von der zweiten Par-
thei den Abu Zam'a ben el-Aswad, der damals der älteste un-
ter den Anwesenden war, von der dritten el-'AQi ben Wäil
und von der vierten Abu Hudseifa ben el-Mugira; von diesen
vier musste jeder an eine Ecke des Mantels anfassen , so ho-
ben sie den Stein in die Höhe, und Muhammed, welcher oben
auf der Mauer stand, legte ihn zurecbt. Während so der
Streit zur allgemeinen Zufriedenheit beigelegt wurde , kam ein
Mann aus Nagd vorüber, der reichte Muhammed einen Stein,
um damit den schwarzen Stein zu befestigen , aber el- *Abbas
ben 'Abd el-Muttalib trat dazwischen und sprach: „nein! den
nicht !^ und reichte Muhammed einen anderen, womit er ihn
befestigte. Darüber erztirnte der Mann, weil er sich zurück-
gewiesen sah, und sagte: dO Wunder! so berühmte, verstau-
- 88 —
dige, alte und vermögende Leute stellen sich anler den jOiig-
sten und ärmsten yon ihnen , sodass sie ihn in ihrer heiligstea
und wichtigsten Sache su ihrem Oberhaupte machen, ab wfireo
sie seine Diener; bei Gottl er wird sie sicher alle ttberbolea
und ihnen ihr Leos zutheilen.^ Das soll Iblis der Satan gewe-
sen sein.
f. 95. Der Baumeister BAcüm hatte sie gefragt , ob sie
lieber ein hervorragendes, oder ein flaches Dach haben woll-
ten, und sie entschieden sich für das leztere. Im Innerea
richteten sie sechs Sflulen auf in zwei Reihen, und das gaase
Gebäude wurde achlzehn Ellen oder doppelt so hoch , als «
gewesen war und bestand aus fünfzehn Lagen von Stein uad
sechzehn Lagen von Holz; die Decke wurde vergoldet und die
Säulen und Wände mit Bäumen und Bildnissen der Engel und
Propheten bemalt, darunter das Bild Abrahams, wie er mit
Pfeilen das Loos wirft und das der Mutter Maria mit dem Je-
sus Kinde auf dem Schosse ($. 109). In der nördlichen Ecke
stand eine Treppe , um auf das Dach zu gelangen , und zun
Abfluss des Regenwassers führte eine Rinne an der Seite des
Higr hinab. Die goldene Gazelle*) nebst den übrigen Weih-
geschenken und Kostbarkeiten der Ka'ba waren während des
Baues bei dem ThürhüterAbuTalha Abdallah ben 'Abd el-'Uzzi
niedergelegt und der Götze neben dem Brunnen Zamzam auf-
gestellt; dies Alles wurde nach vollendetem Bau wieder an
seine Stelle gebracht, da auch die Vertiefung im Innern aaf
der Nordseite zur Aufbewahrung jener Gegenstände in alter
Weise wieder hergestellt war, und zum Schlüsse wurde die
Ka'ba aussen wreder wie früher mit Jemenischen gestreiften
Decken behangen. Für die Besucher wurde sie nun regelmä-
ssig jeden Montag und Donnerstag geöffnet, die Thürfaüter
sezten sich bei die Thür und wenn sie Jemandem den Eingang
nicht gestatten wollten, stiessen sie ihn die Treppe hinunter,
sodass einige Male einer auf der Stelle todt war. Um seine
grosse Verehrung auszudrücken, hatte el-Waltd ben el-Mu-
gtra zuerst angefangen, vor dem Betreten der Ka'ba seine
Schuhe auszuziehen und unter die Treppe zu stellen und dies
*) Vergl. J. 38. Die Sage macht hier Widderhöroer daraus, tob
dem Widder, den Abraham statt Isaac snm Opfer brachte.
~ 89 —
wurde von nun an aUgemeiner Gebrauch , der sich im IsUm
erhalten hat. — Eine andere Sitte bestand schon seit lAnge-
r«r Zeit. Ni^mlich die auswörtigen Pilger, welche schon beim
Betreten des heiligen Gebietes von Mekka nur ein einziges
besonderes Pilgerkleid anlegten, waren genöthigt, nachdem sie
den ersten Umgang um den Tempel und den Gang zwischen
et-Qaf& und el-Marwa gemacht hatten, dies Kleid auszuziehen
und auf dem Platze zwischen den Götzenbildern Isaf und NÄila
liegen zu lassen, wo es von Niemand aufgehoben wurde und
unter den Füssen und durch Wind und Wetter verkam. In-
dess konnte man auch von einem Cureisch für Geld ein Kleid
leihen und dies während des Umganges umbehalten, indem die
Cureisch selbst sich das Vorrecht anmassten, stet« bekleidet zu
erscheinen. Wer aber ein solches Kleid nicht geliehen erhal*
ten konnte und doch sein eigenes Kleid nach der Ceremonie
nicht preisgeben wollte, der musste dasselbe vorher ausziehen
und den Umgang unbekleidet machen. Dies geschah sehr
häufig, besonders von den Banu 'Amir ben Qa'ga'a und 'Akk,
und selbst von Frauen, wiewohl von diesen gewöhnlich bei
Nacht; selbst die angesehene Frau DhubA'a bint 'Amir ben
Curt musste, da sie kein Kleid geliehen erhalten konnte, un-
bekleidet den Umgang machen und sprach deshalb den Vers:
Heute mag ein Theil oder Alles sichtbar sein !
Was aber sichtbar ist, ich gebe es nicht preis.
Sie war vom Stamme 'Amir ben Qa'^a'a und mit Haudsa ben
Thumäma verheirathet , nach dessen Tode §ie Abdallah ben
JGrud'än ehelichte; als dieser sieh von ihr schied, nahm sie
Hischdm ben el-Mugtra zur Frau, dem sie den Salima gebar.
Nachdem Hischäm gestorben war, hielt der Prophet Muham-
med bei ihrem Sohne um sie an, stand aber nachher von ei-
ner Verheirathung mit ihr ab, als er erfuhr, dass sie schon zu
alt sei, und sie soll aus Gram hierüber gestorben sein. Durch
die Coranstelle Sure 7, 29 fg. verordnete Muhammed, dass je-
der anständig gekleidet zum Tempel kommen solle, und schaffie
damit jene heidnische Sitte ab.
S. 96. Die Cureisch und ihre näheren Verwandten und
Verbündeten Kinäna, Chuzä'a, el-Aus, el<^Chazrag, iStischam,
Rabfa ben 'Amir, Azd Schanüa, 'Gudsam, Zubeid, DsakwÄn von
Suleim, 'Amr el^L&t, Thaktf, GatafAn, el-Gauth, 'Adw^n, 'AllAf
- 90 —
und Cadhd'a nannten sich selbst in Bezog anf diese angeoiass-
ten Vorrechte vnd ihre Gebrauche el-Ahanas lau Plaral el-
H u m s d. i. die starken , die fest an ihrer Religion hingen,
und wenn sie ihre Töchter mit Beduinen Arabern yerhei-
ratheten, machten sie immer die Bedingung, dass die Kinder
die Sitten und Religionsgebrftuche der Cureisch annehmen muss-
tea, um zu den Hu ms gerechnet werden zu können. So
verheirathete z. B. Teim el-Adram ben Gftiib ben Fihr seine
Tochter Magd mit Rabt'a ben 'Ämir ben Qa'fa'a unter dieser
Bedingung und auch aus andern Stämmen traten einzelne zn
den Cureisch über. Man^ür ben 'Ikrima hatte sich mit Sataai,
einer Tochter des Dhubei'a ben JsQur (A'^ur), verheirathet,
welche ihm den HawÄzin gebar, und als dieser schwer er-
krankte, gelobte die Mutter, sie wolle ihn ahmas werden laft-
sen, wenn er wieder gesund, würde , und so geschab es. Die
Frauen der Hums durften nicht spinnen, nicht weben, niehl
buttern, sobald sie das heilige Gebiet betraten; die Minner
assen dann weder saure Milch, noch Butter, noch Rahm, sie
kleideten sich nicht in weiche Kleider aus Wolle oder Haares
und lebten nicht in Zelten aus diesen Stoffen, sondern aas
Fellen, so lange sie auf dem heiligen Gebiete verweilten, aach
assen sie nichts, was auf dem heiligen Gebiete gewachsen war.
Die heiligen Monate wurden von ihnen streng beachtet und sie
waren nie wortbrüchig oder ungerecht gegen diejenigen, de-
nen sie ihren Schutz zugesagt hatten. Dass sie bei dem Un-
gang um den Tempel ihre Kleider nicht ablegten, ist oben be-
merkt, und bei der Wallfahrt überschritten sie die Gränze des
heiligen Gebietes nicht, so dass sie dieselbe nie bis zaai
Berge 'Arafa ausdehnten, da dieser ausserhalb des heiligen Ge-
bietes liegt, sondern sie gingen nur bis Namira in der Erwei-
terung des Thaies zwischen den beiden Schluchten el^mdaimä»,
wo sie im Schatten der Bäume lagerten, bis die andern Pilger
von dem 'Arafa zurückkamen und nach el-Huzdalifa binunter-
eilten. Auch gingen sie während der heiligen Zeit nie durch
die Thüren in ihre Häuser ein und aus, sondern durch Oefi-
nungen, welche sie auf der Rückseite derselben machten und
auch diese Sitte ist erst von Muhammed im Corän verworfen
durch die Worte Sure 2, 185: die Gottesverehrung besteht
nicht darin, dass ihr in eure Häuser von hinten hineingeht,
— 91 —
sondern sie besteht darin, dass ihr Gfoti fürchtet; dmm gehet
in eure Häuser zur Thür hinein und fürchtet Gott, vielleicht
werdet ihr dann des Heils tbeilhafUg werden.
Hvliaiiimed und seine Zdt.
§. 97. Aus der Geschichte Muhammeds, welche hier fol-
gen müsste, können wir hier nur einige Züge herausheben,
welche allgemeine Verhältnisse .der Stadt Mekka und ihrer Be-
wohner betreffen. Muhammed hatte an seinem Ohdim Abu Tä-
lib eine kräftige Stütze ; obgleich dieser sich nicht zur Annahme
seiner Lehre entschliessen konnte^ auch seinen Neffen nicht ge-
gen mancherlei Beschimpfungen und selbst Misshandlungen zu
schützen vermochte^ so wagte doch Niemand sein Leben ernst-
lich zu bedrohen. Die Anhänger der neuen Lehre , welche
nach Habessinien geflüchtet waren, hatten dort bei dem Könige
el-Nagftschi eine sichere Zuflucht gefunden, da er aus einzel-
nen Sätzen, die sie ihm von ihrem Glauben vortrugen, den
Schluss zog, dass der IsUm vom Christenthume nicht sehr
verschieden sei, und eine Gesandtschaft der Cureisch, welche
die Flüchtlinge zurückfordern sollte , musste mit Schimpf wie-
der abziehen. Nachdem dann aber sogar Hamza und Abu
Bekr auf Huhammeds Seite getreten waren und sich öffentlich
zu seiner Lehre bekannten , stieg der Hass der Cureisch aufs
höchste und sie vereinigten sich zu einem neuen Bündniss,
wodurch sie sich verpflichteten, mit der ganzen Familie Mu-
hammeds in ihren beiden Hauptzweigen den Banu Häschim und
Banu Abd el-Huttalib jeden Verkehr abzubrechen, keine Ver-
heirathungen mit ihnen einzugehen und keine Handelsgeschäfte
mit ihnen zu machen. Sie sezten hierüber ein schriftliches
Document auf, welches sie in der Ka'ba aufhingen; Han^ür
ben 'Ikrima ben 'Ämir oder el-Nadfar ben el-Hftrith ben 'AI-
cama, beide von Abd el-Där stammend, werden als Verfasser
dieser Schrift genannt. Hierdurch sahen sich die Bekenner
des IsUm genöthigt , ihrer persönlichen Sicherheit wegen sich
ebenfalls enger an einander zu schliessen, und Muhammed zog
mit seiner Frau Chadtga und mit seiner ganzen Familie und
seinen Anhängern in das Stadtviertel des Abu Tftlib und sie
- 92 —
v^mieden es, die andern Stadttheile zu befreien. Nor eia
Oheim MuhaminedSy Abu Lahab, einer feiner erbittertsten Geg-
ner, schloss sich davon aus und machte mit den Cureisch ge-
meinschaftliche Sache. Einzelne suchten zwar aus verwandt*
schaftlichen Rücksichten und aus Mitleid die Lage der Muslim n
erleichtern, indem sie ihnen dann und wann heimlich frische
Nahrungsmittel zuführten, aber die Cureisch hinderten auch die-
ses, wo sie nur konnten, mit der grOsslen Strenge. Dieser
Zustand währte über zwei Jahre, bis zuerst HisM^hltm el-
'Amiri den Plan fasste, demselben ein Ende zu macheB. Er
WQssto alsbald vier andere Männer dafür zu gewinnen: Zokeir
ben Abu Omajjja, el-Mut*im ben 'Adi, Abttl*6achtari ben Hi-
schim und Zam'a ben el-Aswad. Sie kamen in einer Nacht
an dem Vorsprunge des Berges el-Hagün zusammen und var-
abredüten , am andern Morgen in der Versammlung auf dis
Aufhebung des Vertrages zu dringen, und Zuheir wurde aal
seinen Wunsch gestattet, dabei zuerst das Wort zu nehmen.
Er erschien also am folgenden Morgen in einem feinen An-
züge und nachdem er den Umgang um die Ka'ba gemacht
hatte, trat er zu den versammelten Cureisch und hielt an sie
eine Anrede, worin er schliesslich erklärte, dass er nicht eher
ruhen werde, bis das unheilvolle Blatt zerrissen sei. Des
wollte Abu bahl sich widersetzen, aber sogleich fuhr Zam'a
dazwischen, dass er von vorn herein mit der Abfassung dieses
Vertrages nicht zufrieden gewesen seit Abul<- Baöhtari und
Mut 'im gaben ähnliche Erklärungen ab, sodass Abu iiraiil meriite,
dass unter ihnen eine Verabredung stattgefunden habe; Abu
TÄlib war in einiger Entfernung ruhig sitzen geblieben. Jetzt
erhob sich el-Mut'im und ging nach der Ka'ba, um das BiatI
zu zerreissen, allein er fand, dass es mit Ausnahme der An-
fangsbuchstaben „in deinem Namen, o Gottl^ von den Wör^
mern verzehrt war.
S. 96. Damit hörte zwar das Bündniss der Cureisch auf,
nicht aber die Verfolgungen gegen Muhammed und seine An*
bänger^ die im Gegentheil i(och heftiger wurden, nachdem kurz
darauf Abu Tälib gestorben war ; auch seine Frau Chadtgm
verlor Muhammed um dieselbe Zeit Indess hatte er uiiAl
lange nachher die Freude, auf dem Markte zu 'Okädh^ wo er
— 93 —
schon seit mehreren Jahren ohne Erfolg seine Lehre voi^getra-^
gen hatte , jetzt willige Ohren zu finden , indem einige Med»-
nenser ihm mit Aufmerksamkeit zuhörten. Auf der nächsten
Wallfahrt kamen sie in noch grösserer Anzahl in Mekka zu
ihm und ein Jahr darauf sah er in einer Zusammenkunft Sieti-
zig um sich versammelt» welche seine Lehre annahmen und
ihm einen förmlichen Huldigungseid leisteten, der nach dem
Orte der Zusammenkunft >) Huldigung von el-'Acaba^ genannt
wird. Von nun an wusste Huhammed, wo er eine sichere
Zuflucht finden konnte, und da die Cureiseh, als sie erfuhren,
welche Erfolge er bei den Medinensern gehabt habe, nur um desto
erbitterter wurden, schickte er nach und nach alle seine Ver^
wandten und Anbänger nach Medina, bis er selbst am ersten
Rabr (13. Sept. 622) mitAbuBekr aus Mekka flüchtete. Von
dieser Flucht el-Higra, mit Zurückverlegung auf den An-
fang des Jahres, beginnt die Huhammedanische Zeitrechnung
und der erste Muharram des ersten Jahres fällt mit dem 16.
Juli 622 zusammen.
§. 99. Zwar hatte Muhammed auch in Hedina anfangs
einen schweren Stand, besonders gegen die zahlreiche und
mächtige Parthei der dortigen Juden, aber er liess sich dadurch
nicht abschrecken, jetzt seinerseits die Feindseligkeiten gegen
die Mekkaner ofien fortzusetzen« Wenn auch der Zweck sei*
nes ersten grossen Zuges, eine reich beladene Carawane der
Cureisch, die aus Syrien kam, aufzuheben, nicht erreicht wurdO)
so war doch der Erfolg in sofern ein glänzender zu nennen,
als er den Angriff der ihm an Zahl weit überlegenen Feinde
bei Badr siegreich zurückschlug. Die zweite grosse Schlacht
bei Ohod, wo 3000 Mekkaner gegen 700 Medinenser fochten,
blieb unentschieden, jede Parthei schrieb sich den Sieg zu ; wäh-
rend Muhammed, selbst schwer verwundet, sich zurückzog^
wagten die Mekkaner nicht ihren vermeintlichen Sieg zu ver-
folgen; hatte jener den Verlust seines tapfern Streiters, Hamza
ben 'Abd el-Muttalib » zu beklagen und überhaupt 69 Mann
verloren, während die Mekkaner nur 22 Todte zählten, so
waren unter diesen doch, verhältnissmässig mehr angesehene
Personen aus den ersten Familien: Talha ben Abu Talha und
seine beiden Brüder Abu Sa'd und 'Othmän, welche nach ein-
ander die Fahne getragen hatten, nebst vier Söhnen des etr<
— 94 -
stoD, Mnsfttf, el-btilfts^ KiUb and el-HArith ; ferner HischAm bea
Abu O.Tiaija ben ei-Mugtra, el-Waltd ban el-'A^i ben Hiachä«,
Abu Omajja ben Abu Hudseifa ben el-Mugtra , alle . drei aas
der Familie Machzüm, waren geblieben, und die Mekkaner hat-
ten so wenig Selbstvertrauen v dass, während sie am zweiten
Tage nach der Schlacht noch beriethen, ob sie gegen Medial
ziehen wollten, und erfahren, dass Mubammed selbst ihnen be-
reits nachfolge, sie sich schleunigst nach Mekka zurttckzogen.
— Sie bitten nun auch wohl so bald nichts wieder gegen Mo-
hammed unternommen, wenn sie nicht durch die aus Mediaa
Tertriebenen Juden dazu angereizt wären. Mit diesen ymi-
nigten sie sich, riefen ihre froheren Bundesgenossen und n-
dere Arabische Stämme zu Hülfe und rückten mit einer
Macht von 10,000 Mann im SchawwftI des Jahres 5 (Febr.
627) gegen Medina. Hier hatte Muhammed einen Graben um
die Stadt ziehen lassen, sodass die Feinde keinen entseheiden-
den Angriff wagten, und nachdem sie zwanzig Tage davor ge-
legen und nur einzelne Zweikämpfe stattgefunden hatten, ho-
ben sie die Belagerung plötzlich auf«
S. 100. Es verging nun ein volles Jahr, dass die Mekka-
ner nichts mit Muhammed zu schaffen hatten , bis dieser aof
den Gedanken kam , eine Pilgerreise nach Mekka machen za
wollen; denn da seine Lehre den Besuch der Ka'ba nicht aar
nicht ausschloss, sondern sogar gebot, und er auch in den da-
bei zu beobachtenden Gebräuchen fast ganz mit den heidai-
schen ArabeTU übereinstimmte, so hoffte er, die Mekkaaer
würden ihm kein Hinderniss in den Weg legen, wenn er in
so friedlicher Absiebt zu ihnen käme. Sein Plan fand bei sei-
nen Anhängern ungetheilten Beifall, 1400 derselben schlossea
sich ihm an und verliessen Medina im Dsul-Ca'da des J. 6
(Febr. 628). Die Mekkaner rückten ihm indess entgegen, ent-
schlossen ihm den Eintritt in ihre Stadt zu wehren, und als
Muhammed seinen Weg änderte, um ihnen auszuweichen , zo-
gen sie sich nach Mekka zurück, Hessen ihm aber durch einen
Abgesandten aufs bestimmteste erklären, dass sie sich seinem
Vordringen mit Gewalt der Waffen widersetzen würden. Mu-
hammed lagerte bei el-Hudeibia, eine Tagereise von Mekka,
und da die Arabischen Stämme auf seinem Zuge bis dahin
sich doch nicht in der Anzahl ihm angeschlossen hatten, als
— 95 —
er erwartet haben mochte, um seines Erfolges gewiss zn sein,
so verlangte er zunächst von seinen Begleitern eine erneuerte
Huldigung, welche nach dem Orte ndie Huldigung von el-Hu-
deibia^ oder, da sie unter einem hohen Baume stattfand, „die
Huldigung unter dem Baume^ genannt wird ; dann aber zeigte
er sich gegen die Mekkanischen Gesandten immer nachgiebi-
ger, bis zulezt ein Vertrag mit ihnen zu Stande kam, dem zu-
folge Muhammed für dieses Jahr auf den Eintritt in Mekka
verzichtete, während er ihm im nächsten Jahre ungehindert
fttr drei Tage gestaltet sein sollte, zugleich aber verpflichtete
er sich, keine Mekkaner, welche in dieser Zeit zu ihm tiber-
treten wollten, bei sich aufzunehmen. Muhammeds Anbänger
waren freilich über diesen Vertrag sehr unzufrieden, indess
erwiess sich der zweite Punkt, welchen Muhammed mit aller
Strenge hielt, indem er mehrere Ueberläufer zurückschickte,
bald für die Mekkaner selbst als nachtheilig. Die Flüchtlinge
nämlich, anstatt sich zu Muhammed nach Medina zu begeben,
sammelten sich an der Meeresküste bei el-'l^ und verstärkten
sich bald zu einer Bande von dreihundert Mann, unter dem
Befehle des Abu Baglr, welche den Carawanen der Cureiscb
auflauerten und sie ausplünderten, sodass diese selbst Muham-
med baten, diesen Punkt des Vertrages aufzuheben und die
Flüchtlinge nach Medina zu berufen, was er um so lieber that,
als er dadurch seine Streitmacht bedeutend verstärkte. — Genau
ein Jahr nach dem Abscbluss des Vertrages von el-Hudeibia zog
Muhammed von 2000 Muslim begleitet als Pilger in Mekka ein,
verrichtete die gewöhnlichen Gebräuche, besuchte die heiligen
Orte, und zog auf die Erinnerung der Mekkaner, welche die
dreitägige Frist nicht verlängern wollten^ am vierten Tage wie-
der ab. Indess hatte dieser Besuch die Bekehrung mehrerer
angesehener Mekkaner zur Folge, welche sich, wenn auch
nicht von der Richtigkeit seiner Lehre, so doch von seiner
Uebermacht überzeugt hatten und jezt nach Medina kamen und
sich ihm unterwarfen.
$. 101. In dem Vertrage von el-Hudeibia war auch fest-
gesezt, dass es den einzelnen Stämmen frei stehen sollte, ob
sie sich an Muhammed oder an die Cureisch anschliessen woll-
ten, und infolge dessen hatten sich die Chuzä'a für Muham-
med und die Bann Bekr ben Abd Manftf ben Kinäna für die
- 96 —
Careisch erklärt. Beide Stämme wobnten in der Ungegend
von Mekka neben einander y und hatten kurz zuvor in einer
Fehde gelebt, in welcher auf beiden Seiten einzelne Personea
umgebracht waren. Die Banu el-Duil, ein Zweig der Bana
Bekr, wollten sich jezt de^ allgemeinen Frieden, wo Jeder
sich für sicher hielt, zu Nutze machen und Oberfielen unter ih-
rem Anführer Naufal ben Hu'dwia ben Nufiltha die Chuzli'a
bei ihrem Wasser el-Wattr unterhalb Mekka, achlagen sie in
die Flacht und tödteten eihen Mann Namens Munabbih , wel-
cher, weil er eine schwache Brust hatte, nicht so schnell halte
entfliehen kOnnen. Die Cureisch hatten dabei die Angreifen-
den nicht nur mit einer Lieferung von Waffen und Mehl un-
terstützt, sondern einige von ihnen hatten an dem Ueberfall
selbst Theil genommen, da sie in der Dunkelheit der Nacht
unerkannt zu bleiben hofften, namentlich werden genannt ^f-
wftn ben Omajja, Scheiba ben 'Othmän , Suheil ben Amr , Ha-
weitib ben Abd el-'Uzzd und Mikraz ben HafQ ben el-Achj>f.
Die Chuzä'a retteten sich nach Mekka und fanden Schutz in
der Wohnung des Budeil ben Warcft, welcher sich alsbald
selbst mit einem von Chuzä'a auf den Weg nach Medina machte
um sich bei Muhammed über den Friedensbruch zu bescdiwe-
ren. Schon war ihnen 'Amr ben Sälim el-Chuzä'i voraafge-
eilt und hatte Mohammed in einem Gedichte von dem Vorge-
fallenen in Kenntniss gesetzt und von ihm zur Antwort erhal-
ten : Dir soll geholfen werden , o 'Amr ben SAIim. Als Mo-
hammed dann durch Budeil die Bestätigung der von 'Amr ge-^
brachten Nachrichten erhielt, stand sein Entschluss fest; er
sagte ihm beim Abschiede, dass ihm Abu Sufjdn begegnen
werde, welcher komme, um den Vertrag wieder bündig zu
machen und die Zeit desselben zu verlängern. Auf dem Röck-
wege begegneten Budeil und seine Begleiter bei 'Osfftn wirk-
lich dem Abu Sufjän, welcher von den Cureisch zu dem von
Muhammed angegebenen Zwecke abgeschickt war, weil sie we-
gen des Geschehenen sehr in Angst waren. Abu Sufjftn ver-
muthete sogleich, dass Budeil bei Muhammed gewesen seij und
fragte ihn, woher er komme? Er antwortete: ich bin unter
den Chuzä'a hier am Ufer und dort im Lande umhergezogen;
dass er bei Muhammed gewesen sei, leugnete er ab. Abo
Sufjän aber dachte, als Budeil weiter zog, wenn er in Medina
— 97 —
gewesen ist, so hat er dort Datteln gefüttert; er ging zu dem
Lagerplatze seines Cameies, untersuchte dessen Excremente,
und da er daraus seine Vermuthung bestätigt fand, rief er aus:
ich schwöre bei Gott, dass Budeil bei Muhammed gewesen ist.
S. 102. Abu SufjSn eilte nun nach Medina und begab
sich zu seiner Tochter Umni Habiba, der Frau Muhammeds;
indem er sich hier auf Muhammeds Teppich niederlassen wollte,
zog sie ihn weg und wickelte ihn zusammen; er sprach zu
ihr: ich weiss nicht, ob du mich für den Teppich oder den
Teppich für mich zu gut hälst. Sie antwortete: ja! es ist der
Teppich des GottgesanJten und du bist ein unreiner Ungläu-
biger; ich mag nicht, dass du dich daraufsetzest. Er sprach:
bei Gottl du hast, seit wir uns getrennt haben, einen bösen
Sinn bekommen. Er begab sich hierauf zu Muhammed und
redete ihn an, erhielt aber kein Wort als Erwiederung; dann
ging er zu Abu Bekr und bat ihn, ein gutes Wort für ihn bei
Muhammed einzulegen ; der aber erwiederte kurz : das werde
ich bleiben lassen. Als er hierauf gar zu 'Omar ben el-Chat-
täb mit derselben Bitte kam, entgegnete er: ich soll für euch
bei Muhammed gute Worte geben? bei Gott! wenn ich nichts
als Ameisen fände, würde ich mit ihnen gegen euch in den
Kampf ziehen. Bei 'Ali, zu dem er sich nun begab, traf er
dessen Frau Fätima, die Tochter Muhammeds, und ihren kleinen
Sohn Hasan, der vor ihr auf der Erde krocht o 'Ali! redete
er ihn an, du bist immer sehr gütig gegen mich gewesen, ich
komme in einer dringenden Angelegenheit und kann nicht so
hoffnungslos 9 wie ich gekommen bin, wieder umkehren; lege
bei dem Gesandten Gottes ein gutes Wort für mich ein. Er
antwortete: 7, wehe dir, o Abu SufjÄn! bei Gott! wenn der
Gottgesandte etwas beschlossen hat, so können wir nicht wei-
ter mit ihm darüber reden.^ Er wandte sich jetzt an Fätima
und sprach: o Tochter Muhammeds! kannst du nicht deinem
Söhnchen heissen, zwischen den Menschen als Beschützer zu
erscheinen? er wird so der Fürst der Araber werden bis ans
Ende der Zeit. Sie erwiederte: Mein Sohn ist noch nicht alt
genug, um als Beschützer zwischen die Menschen zu treten,
auch kann das Niemand gegen den Willen des Gottgesandten.
Zu 'Ali gewandt sprach er dann: o Abu Hasan! ich sehe mich
in einer sehr schwierigen Lage> rathe mir! Er antwortete:
7
- 98 —
bei Gotl! ich weiss nicht, was dir helfen könnte; indess du
bist der Fürst der Banu Kinäna , tritt auf und erkläre dich
zum Beschützer zwischen den Menschen, dann begieb dich in
dein Land zurück. Glaubst du , fragte Abu Sufjän , dass mir
das etwas nützen werde? Nein, bei Gottl erwiederte 'AU, das
glaube ich nicht, aber ich weiss keinen andern Rath für dich.
Abu Surjän eilte nun nach der Moschee und machte dort be-
kannt: ihr Leute! ich erkläre mich zum Beschützer zwischen
den Menschen; dann bestieg er sein Camel und zog abv
§. 103. Als er zu den Cureisch kam, fragten sie: was
hast du ausgerichtet ? Er erzahlte : ich ging zu Muhammed
und redete ihn an, aber er erwiederte mir auch gar nichts;
bei dem Sohne des Abu Cuhdfa (Abu Bekr] fand ich nichts
gutes; Ibn el-Chattäb war der feindseligste von allen; nur
'Ali zeigte sich milder gesinnt und gab mir einen Rath, den
ich befolgt habe, doch weiss ich nicht, ob es etwas nützen
wird. — Was rieth er dir denn? — Er befahl mir» mich
für den Beschützer zwischen den Menschen zu erklären, das
habe ich gethan. — Hat denn Muhammed seine Einwiliigong
dazu gegeben? — Nein! — So hat der Mann nur noch
sein Spiel mit dir gßtrieben und was du gesagt hast, wird dir
nichts nützen. — Ja wohl! aber ich wusste keinen an-
deren Rath.
§. 104. Muhammed liess nun Alles zu einem Zuge ge-
gen Mekka vorbereiten und wünschte , dass es^ den Cureisch
nicht bekannt werden möchte, um sie unvermuthet zu über-
fallen. Indess schrieb H&tib ben Abu Balta'a einen Brief, wo-
rin er den Mekkanern Nachricht davon gab und schickte eine
Sklavin Sftra oder Umm Sära damit ab, die ihn in ihre Haar-
flechten versteckte. Muhammed erfuhr dies durch eine Kund-
gebung vom Himmel und sandte ihr den 'Ali ben Abu TAIib
und el-Zubeir ben el-'Awwäm nach, die sie drei oder vier
Stationen von Medina einholten; sie leugnete anfangs, einen
Brief bei sich zu haben, allein auf 'Ali's Drohung band sie ihr
Haar los und gab den Brief heraus. Sie eilten damit zu Mu-
hammed und dieser liess Hätib rufen, welcher sich damit entr
schuldigte, dass er in Mekka noch seine Familie und Verwandte
habe, für welche er dadurch die Cureisch habe gut stimmen
• wollen. 'Omar bat um die Erlaubniss, ihm sogleich den Kopf
— 99 —
abschlagen zu dürfen, da er ein Heuchler sei; allein Huham-
med begnadigte ihn, da er ein Kftmpfer von Badr war. Am
11. Ramadhdn (2. Jan. 630) brach Muhammed von Medina auf
und hielt mit seinem Heere das Fasten dieses Monats während
des Marsches, bis sie nach el-Kadid kamen, eine Stunde hin-
ter Amag und drei Stunden vor 'Osfdn, wo das Fasten auf-
hörte. Sein Oheim el- Abbäs ben 'Abd el-Muttalib, welcher
bis dahin in Mekka geblieben war und sein Amt, den Pilgern
Wasser zu reichen, versehen hatte, war ihm schon einige Sta-
tionen früher .bei el-Guhfa, etwa auf der Mitte des Weges zwi-
schen Mekka und Medina, mit seiner ganzen Familie entgegen-
gekommen, und während er diese nach Medina weiter schickte,
kehrte er selbst mit Muhammed um. Unterwegs waren noch
bedeutende Verstärkungen zu ihm gestossen, namentlich von
den Stämmen Suleim, Muzeina, Chuzä'a und Cudhd'a, sodass
sich seine Armee auf 10,000 Mann belief, mit denen er in der
kurzen Zeit von neun Tagen bis nach Marr el-Dhahrftn, nur
noch etwa sechs Stunden von Mekka, gelangte, wo sie Abends
eintrafen und ihr Lager aufschlugen, um hier einen Ruhetag
zu halten. Bis dahin hatten die Cureisch nichts von dem gan-
zen Zuge erfahren, und auch jetzt waren es nur erst unbe-
stimmte Gerüchte, die zu ihnen gelangten, sodass ihr Ober-
haupt Abu Sufjdn ben Harb in Begleitung von Haktm ben Hi-
zäm und Budeil ben Warcd sich aufmachten um zu sehen, ob
sie etwas bestimmtes erfahren könnten. Um dieselbe Zeit
hatten draussen im Lager el-Abbäs mit grosser Besorgniss an
das Schicksal der Cureisch gedacht, wenn sie Widerstand lei^
sten und Muhammed die Stadt im Sturm erobern würde; er
bestieg deshalb noch denselben Abend Muhammeds weissen
Maulesel und ritt auf dem Wege nach Mekka zu , um zu se-
hen, ob er nicht einen Holzträger, Milchverkäufer odec Bettler
träfe, der nach der Stadt wollte , durch den er die Bewohner
benachrichtigen könnte, dass Muhammed schon so nahe sei,
damit sie kämen und seine Gnade anflehten. Als er in der
Dunkelheit bis el-Aräk am 'Arafa gekommen war, hörte er
Männer reden und erkannte an der Stimme, dass es Abu Suf-
jan und Budeil waren, welche aus der Ferne die Lagerfeuer
beobachteten; Abu Sufjftn sagte: ich habe noch nie so viele
Feuer und ein solches Lager gesehen wie diese Nacht; Budeil
7*
- 100 —
meinte, es müssten die Chuzft'a sein , welche sich zum Angrü
versammelt hätten, aber Abu SufjAn bemerkte, dass diese liir
solche Feuer uod ein solches Lager nicht zahbraich genof
wären. Jetzt rief sie el- AbbAs an : „o Abu Handhala 1^ Abi
Sufjlin erkannte die Stimme und dass er gemeint sei and er-
wiederte: „Abul-Fadhl?« — Ja! — ^Was ist dir? Viltf
und Mutter geb ich für dich!<< — Wehe dir, AbuSufjAnl dort
steht Huhammed mit seinen Leuten , mit den Careisch ist es
vorbei. — i^Wie kann ich mich retten?^ — Wenn er cüek
trifft, schlägt er dir den Kopf ab; aber setz dich kinlen auf
mein Maulthier, ich will dich zu Muhammed bringen und ibi
um Gnade für dich bitten. — Er setzte sich also auf und itt
mit ihm fort, die beiden andern folgten; so oft sie an eiaeiD
Feuer vorbei kamen, riefen die Wachen: ^wer da?^ wennsif
aber das Maulthier Muhammeds erkannten, sagten sie: «der
Oheim des Gottgesandten,^ und Hessen sie weiter ziehen. Ais
sie aber an dem Feuer des 'Omar ben el-Chatt&b vorfiberka-
men, rief er sie ebenfalls an und trat näher; da erkannte er
Abu Sufjftn und rief: Abu Sufjän, der Feind Gottes I gelobt
sei Gott der dich in unsre Hände führt, ohne dass ein Btnd-
niss oder ein Vertrag besteht. Damit lief er fort zu Huham-
med, el- Abbäs trieb sein Thier an und kam ihm nur eben so-
viel zuvor, als ein schwerfälliges Thier einem schwerfälligen
Mann zuvorkommen kann; er war kaum abgesprungen ttod
bei Huhammed eingetreten , als Omar auch schon eintrat und
sprach : o Gesandter Gottes 1 hier ist Abu SufjAn , den Golt in
unsre Hände führt, ohne dass ein Bündniss oder Vertrag be-
steht, erlaube, dass ich ihm den Kopf abschlage. el-'Abblis
trat aber dazwischen, erklärte sich für seinen Beschützer, setzte
sich zu Muhammed und streichelte ihm den Kopf, indem er
sagte : diese Nacht soll ausser mir Niemand allein mit ihm re-
den; und als 'Omar immer heftiger wurde, sprach er: nur ge-
mach, Omarl wenn es einer von deinem Stamme 'Adi ben
Ka'b wäre, würdest du nicht so reden , aber du weissl, dass
es einer von 'Abd Manäf ist. Omar erwiederte: nur gemacbi
'Abbäs! bei Gottl deine Bekehrung war mir lieber als die mei-
nes Vaters el-Chattäb^ wenn er sich bekehrt hätte, und ich
weiss sehr wohl, dass deine Bekehrung auch dem Gottgesandten
lieber war, als die Bekehrung meines Vaters. Jetzt erhob sieb
— 101 —
u Muhammed und sprach : Bringe ihn fort, 'Abb&s, in dein Quar-
tier und komm morgen früh mit ihm wieder.
^. 105. el-Abbäs nahm ihn mit und behielt ihn die Nacht
bei sich. Als er am andern Morgen mit ihm zu Muhammed
kam, redete ihn dieser an: ,,wehe dir Abu Sufjänl ist jetzt die
Zeit gekommen, wo du erkennst, dass kein Gott ist ausser Al-
lah ?^^ — Er antwortete: wie Vater und Mutter bist du mir!
wie gütig, edel uud freundlich bist du! bei Gott! ich sehe jetzt
ein, wenn es ausser Allah noch einen Gott gäbe, so würde er
mir geholfen haben. — „Wehe dir, Abu Sufjdn! ist jetzt die
Zeit gekommen, wo du erkennst, dass ich der Gesandte Gottes
bin? — Wie Vater und Mutter bist du mir! wie gütig, edel
und freundlich bist du! was dies betrifft, so habe ich bis jetzt
»och einigen Zweifel daran. — Da fiel ihm 'Abbäs ins Wort:
wehe dir! bekehre dich und bekenne, dass kein Gott sei au-
sser Allah und Muhammed sein Gesandter, bevor dir der Kopf
abgeschlagen wird. Jetzt legte er das Glaubensbekenntniss
ab und wurde Muslim, el - 'Abbas bat für ihn noch um eine
Auszeichnung, um seinem Ehrgeize zu genügen, und Muham-
med erklärte desshalb, wer sich in Abu Sufjäns Wohnung be-
giebt ($. 56), soll sicher sein, und ebenso wer sich in seinem
Hause einschliesst oder den Tempel betritt, soll sicher sein.
el-AbbUs machte nun mit Abu Sufjän einen Gang durchs
Lager und als dieser die Leute bei ihren gewöhnlichen Be-
schäftigungen sah, da der Feind nicht in der Nähe war, sprach
er: mit diesen wollte mich Muhammed besiegen? Im Laufe
des Gespräches sagte er: o 'Abbäs! kannst du mir erklären,
wer die Welt geschaffen hat? Er that noch einige ähnliche
Fragen, woraus el-'Abbäs merkte, dass der rechte Glaube noch
nicht in sein Herz gedrungen war ; er trennte sich von ihm
und ging zu Muhammed, um ihm davon weitere Nachricht zu
geben. Dieser befahl^ den Abu Sufjän noch zurückzuhahen,
um ihm das ganze Heer sehen zu lassen^ wenn es sich auf
den Marsch begebe. el-'Abbäs eilte ihm daher nach und als
er ihn einholte und festhielt rief Abu Snfjan: ist das Verrath,
ihr Banu Häschim? el-Abb&s antwortete: du wirst schon sehen,
dass wir keine Verräther sind, aber ich muss dich noch hier
behalten , damit du morgen die Kriegsschaaren Gottes siehst
und was er gegen die Ungläubigen gerüstet hat; er führte ihn
— 102 —
dann auf dem Wege nach Mekka durch die Borgschlachi oad
dem Vorsprunge el-Gam!m, ehe man nach el-Arftk kommt
$. 106. Am andern Morgen erliesa Muhammed beim Anf-
bruch den Befehl , dass jeder sich zu seinem Führer loter
seine Fahne stelle ^ und so marschirte das ganze Heer in ge-
ordnetem Zuge an Abu Suf|An vorüber; zuerst kam die Rei-
terei unter el-Chftlid ben el-Walid, dann die einzelnen Con»
der verschiedenen Stämme unter dem Oberbefehl des Abi
'Obeida Ibn el-iSarr&h, zuletzt die aus Mekka geflüchteten nd
die Medinenser von Muhammed selbst geführt in geecblosseBei
Reihen mit eisernen Panzern, daher die grünen genannt , bei
deren Anblick Abu Sufj&n ausrief: diesen kann Niemand Wi-
derstand leisten, o Abul-Fadhl I ja, morgen wird die Herrsckafl
deines Neffen in ihrem vollen Glänze erscheinen. — Da meiast
das Prophetenthum, o Abu SufjAnI sagte el-Abbte. — Ja m!
erwiederte er. — Darauf entliess er ihn mit den Worten:
„Nun mach, dass du zu deinen Leuten kommst,^ and Aba
Sufjdn eilte nun dem Heere voraus und als er nach IfeUu
kam, rief er, so laut er nur konnte : ihr Männer von Careiseb!
Muhammed kommt mit einem Heere, dem ihr keinen Wider-
stand leisten könnt, wer aber Abu Sufjäns Haas betritt, ia
ist sicher! — Da erhob sich seine Frau Hind bint 'Otba,
fasste ihn beim Schnurrbart und rief: tödtet den schmatzigen,
nichtsnutzigen Butterschlauch , der sich durch einen Kondschaf-
ter hat bethören lassen. — Er erwiederte: wehe euch 1 hsst
euch durch diese nicht zu unbed achtsamen Schritten verieiteB;
es zieht ein Heer heran, dem ihr nicht widerstehen kdnat;
wer aber Abu Sufjäns Haus betritt, der ist sicher. — Dass
dich Gott vernichte! riefen sie, was nützt uns dein Hans. —
Er fuhr fort: und wer sich in sein Haus einschliesst, Ist si-
cher, und wer sich nach dem Tempel begiebt, ist sieber. —
Da zerstreuten sich die Leute und gingen in ihre Häoser oad
nach dem Tempel.
§; 107. Unterdess war Muhammed bis Dsu Taw an vor-
gerückt. Hier vertheilte er seine Truppen, um von verschie-
denen Seiten in die Stadt einzudringen ; el Zubeir ben ei-'Aw-
wdm, der den linken Flügel commandirte, nahm die Ricbtüag
über den Hügel Kadd, einen Theil des 'Arafa, auf den Be-
gräbnissplatz am Hügel el-Hagün zu nach der oberen Stadt,
- 103 —
wohin Abu 'Obeida mit dem Hauptcorps und hinter ihm Hu-
hammed durch das Thal der Familie el-Achnas und über den
Hügel AdsAchir seinen Marsch richtete; Chdlid wurde mit der
Reiterei und dem rechten Flügel, der vorzüglich aus den Stäm-
men Asiam, Suleim, Gifär y Muzeina und 'Guheina bestand , auf
einem Umwege auf die entgegengesetzte Seite der Stadt ge-
schickt und drang von el-Ltt ein; Sa'd ben 'Obeida sollte
mit den Huhägir und Angär über den Hügel Kudä in die un-
tere Stadt einrücken. Dieser aber äusserte sich auf dem
Wege dorthin, dass er eben nicht gesonnen sei, sehr scho-
nend gegen die Cureisch zu verfahren, indem er den Vers
machte:
Heute ist ein heifger Streit, der uns vom Gesetz befreit.
Dies wurde Muhammed hinterbracht, der ihm sogleich den 'Ali
ben Abu Tälib nachschickte um ihm die Fahne und das Com-
mando abzunehmen; nach anderen übertrug er seinem Sohne
Keis ben Sa'd ben 'Obäda das Commando. Abu Cuhäfa,
Omars blinder Vater, hatte sich von seiner Tochter auf den
Abu Cubeis führen lassen, wo sie ihm das Anrücken der Rei-
terei beschrieb, und als sie dann schnell wieder hinunter
wollte, kamen sie schon ins Gedränge, ehe sie ihr Haus er-
reichten, wobei der Tochter ihr Halsband abgerissen wurde.
$. 108. Der Einzug in die Stadt erfolgte fast ganz ohne
Widerstand und nur eine kleine Schaar unter (^afwän ben
Omajja, 'Ikrima ben Abu 'Gahl und Suheil ben 'Amr, die sich
auf den Bergrücken el-Chandama zurückgezogen hatte, ver-
suchte es, sich dem ihr von Chälid ben el-Walid nachgeschick-
ten Trupp zur Wehre zu setzen. Zwei von ChAlid's Leuten,
die von den übrigen abgekommen waren, Kurz ben iSäbir und
Chuneis ben Chälid, wurden von den Cureisch angegriffen,
und als Chuneis zuerst fiel, stellte sich Kurz vor ihn und kämpfte
so lange, bis auch er getödtet wurde. Auch Salama ben el-
MeilA von iSuheina, ein Reiter Chälids blieb dort, während auf
Seiten der Cureisch zwölf oder dreizehn getödtet wurden und
die übrigen die Flucht ergriffen.
Muhammed hatte befohlen, nur gegen diejenigen die Waf-
fen zu gebrauchen, welche Widerstand leisten würden, allein
Ch&lid hatte diesen Befehl nicht befolgt und unnöthig Blut yer-
gossen; als darüber bei Muhammed Klage geführt wurde
— 104 —
schickte er einen der An<;är su ChAlid und liess ihn sagen,
keinen mehr in Mekka su lödten. Allein der Bote kehrte dies
Qin und brachte ihm die Ordre y Jeden zu tödten, den er träfe,
und das befolgte Chälid nur su gern und su eifrige so dass
alsbald siebzig Mekkaner erlegt waren. Einer der Coreiseh
brachte Muhammed die Nachricht : wenn das so fort geht, wird
heute kein Cureisch mehr übrig bleiben. -— 9,Wie so?^ fragte
Muhammed. — Der ChAiid tödtet Jeden ^ der ihm vorkomnt
— „Rufe mir ChAlid herbei*^ — Als er erschien, sprach Mo-
hammed: ^,habe ich dir nicht sagen lassen, keinen mehr so
tödten?'' — Im Gegentheil du hast befohlen Jeden zu tödten,
den ich träfe. — Muhammed liess nun den An^Arier rufeo
und fragte ihn : ,,habe ich dir nicht befohlen , dem Chdlid die
Ordre zu bringen, keinen mehr zu tödten?^^ — AJierdings,
antwortete er, du wolltest den Befehl geben , aber Gott hat es
anders gewollt, und es ist geschehen, was Gott gewollt bat —
Muhammed entliess ihn ohne ihm ein Wort weiter zu sagen.
Nur den Chuz&'a hatte er gestattet, ihre Rache an den
Banu Bekr (§. 101) noch zu kühlen und sie bis zum Abend-
gebet zu verfolgen, dann aber sollten sie die Waffen ru-
hen lassen.
$. 109. Bis dahin hatte Muhammed die Stadt nicht betre-
ten, sondern am obern Eingange sein Zelt aufschlagen lassen,
und er blieb hier, bis der Kriegslärm aufhörte und die Ruhe
hergestellt war; dann bestieg er sein Camel wieder und ritt
gerade auf die Ka'ba zu und machte unter Gebeten den ge-
bräuchlichen siebenmaligen Umgang reitend , indem er mit ei-
nem Stabe, den er in der Hand hielt, bei jedem Umgange den
schwarzen Stein berührte. Zugleich zeigte er mit den Stabe
auf die Götzenbilder, welche rings um die Ka'ba aufgeatdlt
und mit Blei befestigt waren, indem er sagte; „die Wahrheit
ist gekommen , verschwinden muss die Lüge ;'' da fielen alle,
auf die er von vorn zeigte, rücklings, und auf die er von hinten
zeigte, vorwärts nieder. Dann stieg er ab» liess das Camel
wegführen und schickte seinen Sklaven Biläl zu 'OthmAn. ben
Taiha, um von ihm die Schlüssel zur Ka'ba zu holen; dieser
versprach ihn glekh selbst zu bringen, ging ins Haus. und
sagte seiner Mutter SulAfa bint Sa*d ben Subeid, die ihn. in
Verwahrung hatte » dass Muhammed zu ihm geschickt hab^^ er
— 105 —
solle ihm die Schlüssel bringen ; sie weigerte sich aber » ihn
herauszugeben, indem sie sagte : Bewahre Gott, dass du. das Erb-
stück deiner Familie aus den Händen giebst. Er erwiederte:
du giebst ihn sogleich heraus, oder es komml ein anderer, der
ihn von dir holen wird. Da steckte sie ihn in ihren Busen
und sprach: welcher Mann wird ihn da wegnehmen? Indem
hörte sie die Stimmen von Abu Bekr und Omar im Hause und
Omar sprach sehr laut, da 'Othmän so lange ausblieb : *Olhmftn,
komm heraus! Da sagte seine Mutter: lieber Sohn! nimm den
Schlüssel; wenn du ihn nimmst, ist es mir doch lieber, als
wenn ihn der von Teim (Abu Bekr) oder der von 'Adi (Omar)
nimmt. 'Othmän tiberbrachte ihn nun an Muhammed,. dieser
schloss die Ka'ba auf und Hess Osama ben Zeid, Biläl ben Ra-
bäh und *0thm4n ben Talha mit sich eintreten und dann wie-
der zuschliessen ; Chdlid ben ei-Waltd hielt draussen Wache,
um die Leute zurückzuhalten. Zuerst fiel Muhammed einehöU
zerne Taube in die Hfinde, die zerbrach er und warf sie zu
Boden ; dann traf sein Blick auf die Gamälde an den Wänden
und Pfeilern und er gab Befehl, sie mit nassen Tüchern auszu-
wischen, nur das Bild der Mutter Maria mit dem Jesuskinde
bedeckte er mit seinen Händen und sprach : „wischet alle Bilder
aus mit Ausnahme dessen , welches unter meinen Händen ist ;''
und es blieb erhaltea, bis es bei dem Brande der Ka'ba unter
Ibn el-Zubeir zerstört wurde. Selbst das Bild Abrahams, wel-
cher dargestellt war, wie er mit Pfeilen das Loos warf, wollte
er nicht stehen lassen, indem er sagte: was hat Abraham mit
den Pfeilen zum Loosen zu schaffen. Nachdem alle Bilder
verwischt waren, trat er zwischen zwei Säulen, sprach ein
kurzes Gebet und verliess dann den Tempel , den er selbst
wieder schloss. Draossen trat el-*AbbAs (nach anderen 'M
ben Abu Tälib), Uls er den Schlüssel noch in Muhammeds Hand
sah) Mxd ihn zu und sprach : o Gesandter Gottes I vereinige in
unsrer Familie das Schlttsselamt und das Tränkamt; aber Mu-
hammed rief den 0thm4n ben Talha und übergab ihm den
Schlüssel wieder mit den Worten: nehmt ihn zurück. Söhne
Abu Talha's, als ewiges Erbtheil, und nur mit Gewalt soll er
euch entrissen werden. — Als *OthmAn bald nachher Mekka
verliess und mit Muhammed nach Medina zog , übernahm sein
Vetter Scheib» bon *OtbmAn ben Abu Talha das Schlüsselamt,
— 106 —
nach ihm dessen Söhne und die Söhne von daMan Bruder
Wahb ben 'Othmän; nach vielen Jahren kamen die Nachkom-
men des 'Othmän ben Talha und seines Bmders MuAfi' ben
Talha ans Medina nach Mekka surück und erhielten TheU am
SchlQsselamte, welches dann in ihrer Familie immer forterbte.
Muhammed Hess sich dann eine Schaale mit Wasser ans
dem Brunnen Zamzam reichen, trank und wusch sich daraus
und die Muslim haschten nach dem übrigbleibendeD Wasser,
um es sich ins Gesicht zu giessen; die UngUubigea standen
zum Theii auf höher jgelegenen Punkten, wie dem Berge Cha-
Itfa, der über dem grossen Agjäd- Platze liegt, und sahen dies
verwundert mit an und sagten: wir haben noch nie einen Kö-
nig gesehen , dem so etwas oder ähnliches widerfahren wäre.
Von da begab sich Muhammed nach el-^afft um zu beten ; die ihn
umgebenden Medinenser sprachen unter einander, dasa er nun
wohl nicht wieder mit ihnen ziehen, sondern in seiner Vater-
stadt bleiben werde; nachdem Muhammed sein Gebet beendigt
hatte, fragte er sie, was sie unter einander geredet hfttten, und
da sie nicht mit der Sprache heraus wollten, bestand er dar-
auf es zu wissen, bis sie es ihm sagten. Da erwiederte er:
Gott bewahre I mit euch lebe ich, mit euch sterbe ich I — Er
hielt dann an die vor der Ka'ba versammelte Menge folgende
Anrede : „Kein Gott ist ausser Allah 1 er ist Einer und hat kei-
nen Milgenossen. Gelobt sei Gott, der sein Versprechen er-
füllt, der seinem Diener geholfen und die Schaaren allein in
die Flucht geschlagen hat. Seht! allen unrechtmässigen Er-
werb aus der Heidenzeit, alles Gut und Blut, das gefordert
wird, hier tret ich*s unter meine Füsse; nur das Priesteramt
der Ka*ba und das Amt der Tränkung der Pilger soll besteben
bleiben und darin habe ich die bisherigen Besitzer bestätigt.
Den Hochmuth aus der Heidenzeit und den Ahnenstolz hat Gott
von euch genommen ; ihr alle stammt von Adam und Adam war
von Staub. Gott spricht: o ihr Menschen I wir haben euch er-
schaffen von Einem Manne und Einem Weibe und haben euch
in Völker und Stämme getheilt, damit ihr euch gegenseitig
kennen könnt ; der ist am meisten bei Gott geehrt , der am
gottesfürchtigsten ist (Sure 49, 13). — Dann fuhr er fort:
Ihr Männer von Cureisch I was sagt ihr nun, und was glaubt
ihr nun? — Sie antworteten: wir sagen Gutes und glauben
— 107 —
Gutes, edler Bruder ! lieber Vetter 1 du hast die Macht, so ver-
zeihe. — So spreche ich, wie mein Bruder Joseph sprach :
heute will ich euch keinen Vorwurf machen, Gott yerzeiht
'0uch, und er ist der allerbarmherzigste (Sure 12, 92). —
Mittlerweile hatten sich hier die Mekkaner in grösserer Anzahl
versammelt und er liess sich von ihnen huldigen. Auf eine
Anfrage seiner aus Mekka geflüchteten Anhänger rieth er ih-
nen, die von ihnen verlassenen und seitdem von ihren Ver-
wandten in Besitz genommenen Häuser nicht zurück zu for-
dern, ebensowenig als er selbst auf seine eigenen Wohnungen
einen Anspruch erhob ; er wollte aber auch nicht einmahl in
einem Hause der Stadt übernachten, sondern kehrte in sein
Zelt vor der Stadt zurück. Auf dem Wege dahin versam-
melte sich wiederum eine grosse Menge Volks bei dem Schaaf-
markte vor dem Thale Ibn 'Amir und von der Höhe Magkala
aus nahm er ihre Huldigung entgegen. Hier am oberen Ende
ist auch der Platz, wo Muhammed seine Lanze in die Erde
stiess und damit gleichsam die Eroberung für vollendet er-
klärte; dort wurde „die Moschee der Lanze'^ erbaut.
$. 110. Ungeachtet des Verbotes hatten doch die Chu-
zä*a noch nach der ihnen zur Verfolgung ihrer Feinde ge-
statteten Zeit ein Paar von diesen getödtet; einen hatten sie
am 'Arafa getroffen und ermordet, ein anderer Fall erregte
noch mehr Aufsehen. Nämlich iSuneidib ben el-Auka' von Hu-
dseil hatte vor längerer Zeit den tapfern Ritter Ahmarr-bäsan
von Aslam ben Cbuzä'a meuchlings umgebracht und kam am Mor-
gen nach der Einnahme von Mekka dahin, um zu sehen, wie
es dort hergehe, da er wegen der von Muhammed anbefohle-
nen Aussöhnung der Stämme sich für sicher hielt. Hier wurde
er von Gundub ben el-A'gam el-Aslami erkannt, welcher sich
sogleich aufmachte, um seine Stammgenossen herbei zu holen.
Der erste, den er traf, war Chiräsch ben Omajja el-Ka'bi, wel-
cher auf die Nachricht sofort zu seinem Schwerdte griff und
sich zu ihm begab. Er fand ihn von Leuten umgeben, denen
er erzählte, wie er den Ahmarr-bäsan umgebracht habe, und
rief ihnen zu : fort von dem Manne I Die Leute meinten , dass
er ihn von den Umstehenden frei machen wolle, und wichen
desshalb zurück; indem stürtzte sich aber Chiräsch auf ihn und
rannte ihm sein Schwerdt in den Leib, dass die Eingeweide
— 108 —
beriuskamen ; iSaneidib war an eine Mauer angelehnt, seine Au-
gen blitzten, er sprach noch die Worte: so oaachl ihr es also?
ihr Minner Ton ChazA'a! und sank dann todt nieder. — Diese
Vorgfin|3re veranlassten Muhammcd, an demselben Tage gleich
nach Mittag folgende Rede an das Volk zuhaltoi: O ihr Leute!
Gott hat Mekka für heilig erklärt am Tage, da er Hinniel und
Erde und Sonne und Mond erschuf und diese beiden Berge
gründete, und es bleibt heilig bis zum Tage der Aafersfehung;
keinem, der an Gott und den jüngsten Tag glaubt, ist es ge-
stattet darin Blut zu vergiessen oder einen Baum zu füllen; es
war Niemandem vor mir frei gegeben und wird nach mir Nie-
mandem frei gegeben sein, und selbst mir war es nur eine
Stunde am Tage freigegeben, dann ist es zu seiner früheren
Heiligkeit zurückgekehrt. Die Anwesenden mögen die Abwe-
senden hiervon benachrichtigen. Wenn Jemand sagen sollte,
der Gottgesandte habe selbst darin getödtet, so erwiedert : Gott
hat es seinem Gesandten frei gegeben, aber nicht euch/
ihr Männer von ChuzA'al Lasset ab vom Morden, es ist schon
zuviel geschehen, für diesen Ermordeten will ich die Sühne
bezahlen; wenn aber nach dieser Versammlung Jemand ge-
tödtet wird, so hat seine Famlie die Wahl, entweder das Bhit
des Mörders zu fordern, oder die Sühne für den Ermordeten
anzunehmen.
$.111. An jenem Nachmittage hatte Muhammeds Diener
Biläl zum ersten Male von der Ka'ba herab zum Gebete ge-
rufen; die Cureisch standen noch in der Ferne auf den Spit-
zen der Berge, ihre Anführer waren geflohen aus Furcht ge-
tödtet zu werden, einige hatten um Gnade gebeten, andere
waren bereits begnadigt. Eine Gruppe hatte sich indess auf
dem Platze der Ka*ba gebildet, die sich über die Ereignisse
des Tages unterhielt, und als B\\ä\ seinen Ruf mit den Wor-
ten endigte: r,ich bekenne, dass Muhamroed der Gesandte Ciot-
tes ist,^ sagte 'Guweiria , die Tochter des Abu JSahl : ,, wahr-
haftig I deinen Ruhm verkündigt er laut genug, das Grebet wol-
len wir wohl schon verrichten, aber lieben werden wir den,
der unsre Liebsten getödtet bat, niemals. Auch mein Vat«r
hatte, so wie Huhammed, die Prophetengabe empfangen , aber
er gab sie zurück, um sich nicht mit seinem Volke zu ver-
feinden.^ Chälid ben Asfd bemerkte zu dem Rufe BiUrs:
— 109 —
;,Gott sei gelobt, der meinem Vater die Ehre erzeigt hat, yon
diesem Tage nichts mehr zu hören^; Asfd war nSmlich am
Tage vor der Einnahme Mekka's gestorben. Darauf erwie-
derte el-Härith ben Hischäm : Verweister I wäre ich doch
gestorben, ehe ich Biläl von der Ka*ba herab wie einen Esel
hätte schreien hören. Dem stimmte el-Hakam ben Abal-'A^i
bei mit den Worten: Das ist, bei GoU! eine schöne Neuerung,
dass ein Sklav der Banu iSumah *) von dem Gebäude des Abu
Talha wie ein Esel herunter schreit/' Suheil ben 'Amr äu*-
sserte sich: ,,Wenn dies Gott missfäliig ist, wird er es schon
ändern",' und Abu SufjAn ben Harb sprach: „ich sage gar nichts^
denn wenn ich etwas sagte, würden es diese Steine verrathee.^
Diese Unterredung war Muhammed durch den Engel Gabriel
mitgetheilt; er ging auf die Gruppe zu und sagte einem Je-
den, was er geäussert hatte, und als Abu Sufjän bemerkte:
„ich habe nichts gesagt,'^ wandte sich Muhammed lächelnd von
ihnen ab. — Statt Chälid nennen andere seinen Bruder 'At-
täb ben Asid, weicher dann mit el-Härith ben Hischäm auf
der Stelle Muhammed als Gottes Gesandten anerkannt habe^ da
er die Kenntniss ihrer Unterredung nur von Gott erhalten ha*
ben könne.
$. 112. Als Muhammed beim Vorrücken gegen die Stadt
den Befehl gegeben hatte, nur gegen diejenigen die Waffen zu
gebrauchen, welche sich mit Gewall widersetzen würden, hatte
er doch mehrere Personen von der allgemeinen Amnestie aus-
geschlossen, die selbst die Heiligkeit der Ka'ba nicht schützen
sollte, wenn sie sich in dieselbe flüc(iten würden; indess wur-
den von diesen doch nachher noch die meisten begnadigt und
nur vier erlitten den Tod. Nämlich
Abdallah ben Sa'd ben Abu Sarh war von Mekka nach
Medina geflüchtet, hatte den Islam angenommen und war von
Muhammed als Schreiber gebraucht; er erlaubte sich aber in
dem, was Muhammed ihm vom Corftn dictirte, willkürliche Aen-
«) BiUl war als Sklav yoo der Familie el-SabbAk beo Abd el-DAr
dem Omajja ben Ghalaf el-'Gumahi yermacht , der ihn wegen seines
Uebertrittes zu Mohammeds Lebre entsetzlich folterte, bis ihn Abu
Bekr gegen einen andern Sklaven umtauschte und in Freiheit setzte.
Ihn Hisekdtnj Leben Muhammeds. S. 205.
- 110 -
derungen za machen ^ indem er z. B. anstatt ,^llmftchtig und
gerecht^' geschrieben hatte „verzeihend und barmherzig/' Ab
dies entdeckt wurde , ergriff er die Flucht und fiel vom IsMm
wieder ab, und dies war der Grund seiner Verurtheilung. In-
dess suchte er Schutz bei 'OthmAn ben 'Affftn, der seia Milch-
bruder war, und nachdem die Ruhe einigermassen hergestellt
war, ging 'OthmAn mit ihm zu Muhammed und bat, ihn zu be-
gnadigen. Muhammed schwieg lange, endlich verzieh er ih»,
und nachdem die beiden sich entfernt hatten» sagte er zu den
Umstehenden: „ich wartete so lange, ob nicht einer von euch
ihn umbringen würde''; und als Jemand erwiederte: „du hat-
test uns nur einen Wink geben sollen,^' sagte er : ein verstoh-
lener Blick geziemt sich für einen Propheten nicht.
Abdallah ben Chatal von den Banu Teim ben GAlib war
von Muhammed mit einem Medinenser und einem Diener, der
auch Muslim war, ausgesandt um Almosen zu sammeln; auf
einer Haltestelle befahl er dem Diener, einen Bock zu schlach-t
ten und das Essen zuzurichten, und legte sich schlafen. Beim
Erwachen fand er, dass nichts geschehen war^ stürtzte deshalb
auf den Diener los und tödtcte ihn und ging dann zu den Un-
gläubigen über. Er hielt auch zwei Sängerinnen, Fortanä und
Arnab, welche Spottgedichte auf Muhammad sangen. Abdallah,
der sich in die Ka'ba geflüchtet hatte, wurde von Sa'td ben
Hureith el-Hachzümi und Abu Barza el-Aslami herausgeschleppt
und getödtet; auch eine der beiden Sängerinnen wurde um-
gebracht, die andere begnadigt.
el-Huweirith ben Nukeids ben Wahb ben Abd ben Cu^eij
hatte Muhammed, solange er in Mekka war, vielfach gekrftnkt
und ihm Schaden zugefügt; als Muhammed dann seine teiden
Töchter F^tima und Umm Kulthüm durch eWAbbäs ben 'Abd
el-Muttalib wollte nach Medina kommen lassen , hatte . sich el-
Huweirith ihrer Abreise widersetzt, sie gestossen uud zur Erde
geworfen; er wurde jetzt von 'Ali ben Abu Tälib getödtet.
Auf dem Zuge gegen die Banu el-Mugtalik hatte ein Mus-
lim einen andern Namens Hischäm ben Qubftba aus Versehen
getödtet, da er ihn für einen Feind hielt; der Bruder des 6e-
tödteten, Mikjas ben Qubftba, kam deshalb zu Muhammed, stellte
sich, als habe er den Islam angenommen, und verlangte die
Sühne für seinen Bruder. Muhammed Hess sie ihm auch an-
— lll —
weisen und Mikjas blieb noch einige Zeit in Hedina, bis er
Gelegenheit fand, den, der seinen Bruder aus Versehen ge-
tödtet hatte, doch noch umzubringen, worauf er als Abtrünni-
ger nach Mekka zurückkehrte und sich der doppelten Treulo-
sigkeit in Gedichten noch rühmte. Er gehörte deshalb zu den
Proscribirten und wurde von Numeila ben Abdallah getddtet.
Die Sklavin Sära, die Briefträgerin (§. 104) wurde, unge-
achtet Muhammed von ihr in Mekka viel hatte ausstehen müs-
sen, doch begnadigt.
*Ikrima ben Abu 'Gahl, einer der, erbittertsten Gegner Mu-
hammeds und auch jetzt noch an der Spitze derer , die auf
dem Chandama Widerstand geleistet hatten, war nach der See-
küste entkommen und zu Schiff gegangen; als aber ein Sturm
sich erhob, gelobte er, wenn er gerettet würde, sich Muham-
med zu unterwerfen. Seine Frau Umm Hakim bint el-Hftrith
ben HischAm, die unterdess zum Isldm übergetreten war, ver-
mittelte seine Begnadigung und holte ihn aus Jemen zurück
und er legte vor Muhammed das Glaubensbekenntniss ab.
Zu Umm Häni bint Abu Talib, der Nichte Muhammeds,
welche mit Hubeira ben Abu Wahb ei-Machzümi verheirathet
war, kamen zwei nahe Verwandte ihres Mannes ins Haus ge-
flüchtet, el-Härilh ben Hischäm ben el-Mug!ra und Zubeir ben
Abu Omajja ben el-Mugira (oder der zweite war Abdallah ben
Abu Rabfa ben el-Mugtra); sie wurden von *Ak ben Abu Tä-
lib verfolgt, der sie umbringen wollte. Umm Häni nahm sie
unter ihren Schutz, schloss sie in ihrem Hause ein und begab
sich zu Muhammed in dessen Zelt; sie fand ihn beschäftigt,
sich aus einem hölzernen Kübel zu waschen, seine Tochter
Fätima reichte ihm die Kleider zu und alsi. er fertig war, betete
er in acht Verbeugungen das Morgengebel, dann wandte er
sich zu Umm Häni und redete sie an: was führt dich hierher?
Sie erzählte Ihm, was vorgefallen war, worauf Muhammed er-
wiederte: Wen du unter deinen Schutz nimmst, den nehme
auch ich in Schutz, und wen du begnadigst, den begnadige
auch ich.
Muhammed hatte auf 'Verwendung seiner Frau Chadt^a de-
ren Neffen Abul- A9i ben el-Rabf , einen angesehenen reichen
Kaufmann in Mekka, seine Tochter Zeinab zur Frau gegeben;
bei seinem öffentlichen Auftreten nahm Zeinab seine Lehre an,
— 112 —
nicht so ihr Mann Abul-'Agi, welcher dann sogar bei Badr ge-
gen Huhammed focht, aber hier gefangen genommen wurde.
Zeinab schickte für ihn das Lösegeld nach Hedina , Huham-
med machte aber noch die Bedingung, dass er seine Frau an-
gehindert abziehen lasse, und sein Bruder Kintna ben el-Rabf
führte sie auch auf einem Camele bei hellem Tage aus der
Stadt. Die Cureisch wollten dies indess nicht zugeben, und
mehrere eilten ihnen nach und erreichten sie bei Dsu Tuwao.
Habbär ben el-Aswad ben el-Huttalib und N&fi' ben 'Abd Keis
• • •
waren voran und fuhren so ungestüm mit der Lanze auf sie
los» dass Zeinab vor Schreck eine Fehlgeburt halte. KinAoa
setzte sich zur Wehre, indem kam aber Abu Safjftn herbei und
redete ihm zu, jetzt seine Schwägerin zurückzubringen, um sie
nach einiger Zeit heimlich wegzuführen , und so geschah es.
Gegen Habbdr und Ndfi' sandte Huhammed nach der Einnahme
von Mekka einen Trupp aus mit der Weisung, sie zu verbren-
nen, wenn sie betroffen würden, am andern Horgen nahm er
aber diesen Befehl zurück und bestimmte für sie nur die ein-
fache Todesstrafe. Indess entkamen sie und Habbdr wurde
nachher begnadigt, als er seine Unterwerfung und Bekehroo;
anzeigte, allein der gegen ihn ausgesprochene Fluch , dass er
seinen Sohn verlieren und erblinden möchte, ging in Erfüllung,
^afwdn ben Omajja hatte sich durch seine feindseligen Gesin-
nungen gegen Huhammed und dessen Anhänger bei mehreren Ge-
legenheiten besonders bemerklich gemacht; er war auch unter den
Hekkanern gewesen, welche deuBanu Bekr gegen die Chuzä'a
thätige Hülfe geleistet halten (§. 101), und jetzt war durch
seinen bewaffneten Widerstand auf dem Chandama sein Leben
verwirkt. Er war iiuless entkommen und man wusste dass es
seine Absicht sei, sich in JSidda einzuschiffen, um sich nach
Jemen zu begeben. Da Hess sich Huhammed bereden ihn zu
begnadigen, indem ihm 'Omeir ben Wahb vorstellte, ^afwin
sei doch das Oberhaupt seines Stammes und sei geflohen um
sich ins Heer zu stürtzen. Sobald Huhammed seine Begnadi-
gung ausgesprochen hatte, verlangte 'Omeir von ihm ein Äu-
sseres Kennzeichen und er gab ihm den schwarzen Turban,
den er am Tage seines Einzuges in Hekka getragen hatte.
'Omeir eilte damit nach tiidda und traf Qafwän, als er sich
eben einschiffen wollte ; du bist begnadigt, rief er ihm xu, biet
^ 113 —
bringe ich dir das Zeichen Muhatnmeds. — Fort von mir, ant-
wortete er, rede nicht mit mir. — „0 (^afwän! dtJr vortreff-
lichste, geachtetste, mildeste und beste Mensch ist dein Vetter;
seine Macht ist deine Macht, sein Ruhm ist dein Ruhm, seine
Herrschaft ist deine Herrschaft." — Ich fürchte für mein Le-
ben. — ,^Er ist zu milde, zu edel^ um sein Wort nicht zu
halten. — Qafwftn kehrte endlich mit ihm um, und als er zu
Muhammed kam, sagte er: dieser behauptet, du habest mich
begnadigt. — „Er hat recht gesagt," erwiederte Muhammed.
— So bewillige mir zwei Monate Bedenkzeit, ob ich deinen
Glauben annehme. — „Ich bewillige dir vier Monate." —
Qafwdn machte dann als Ungläubiger mit Muhammed den Feld-
zug nach Hunein, nahm nach der Schlacht den Islam an und
erhielt fünfzig Camele von der Beute.
§. 113. Ein besonderes Geschäft, welches Muhammed in
den nächsten Tagen anordnete, war die Erneuerung der Gränz-
marken des heiligen Gebietes, welche aus Abrahams Zeit stamm-
ten und von Cugeij wiederhergestellt waren. Er hatte zu
diesem Geschäfte den Tamtm ben Asad el-Chuzä*f ausersehen,
welcher die Grätizen bereisen und die Gränzsteine aufrichten
musste ; sie stehen auf der Strasse nach Medina 1 V2 Stunde
von Mekka bei den Wohnungen der Gifär vor el-Tan'!m ; auf
der Strasse nach Jemen 3V2 Stünde weit bei dem stagniren-
den Wasser am Berge Libin mit zwei Spitzen, wo gleichfalls
die Banu Gifär eine Station hatten ; auf der Strasse nach JSidda
fünf Stunden weit an der Gränze von eI-A*schäsch ; auf der
Strasse nach el-TM 5V2 Stunde weit am *Arafa bei Namira ;
auf der Strasse nach 'Irak 3V2 Stunde weit bei dem Stein-
bruche am Hügel Cball und auf der Strasse nach el-GiVäna
4V2 Stunde weit in dem Thale der Familie Abdallah ben Chd-
lid ben AsiJ. — Diese Gränzmarken wurden unter *Omar ben
el-Chattftb wieder erneuert, indem er vier Cureisch dazu aus-
sandte: Machrama ben Naufal, Abu Büd Sa'td ben Jarbü' el-
Machzümi, Huweitib ben 'Abd el-'Uzzä 1 nd Azhar ben *Abd
*Auf el-Zuhri. Eine abermalige Erneuerung erfolgte unter
'Othmän ben ^Affän, welcher dem Anführer der Pilgercarawane
Abd el-*Rahm9h ben 'Auf den Auftrag dazu ertheilte; dieser
übertrug das Geschäft wieder dem genannten Huweitib und
dem Abd el-Rahman ben Azhair, da dessen Vater unterdess
8
-> 114 —
wahrscheinlich gestorben, S»'!d aber schon anler 'Omar's and
Macbraroa unter 'Olbmän's Chalifat erblindet war, und von da
an wurde jährlich eine Gränzbesichtigung gehalten. Mu'ftwia
liess sie durch seinen Statthalter von Mekka anstellen undAbd
el-Malik ben Marwän wählte dazu auf seiner Pilgerfahrt die
ftitesten Männer von den Chuzä'a, Cureisch und Banu Bekr.
Diese Marken hatten den Zweck theils die Grftnzen des heili-
gen Gebietes zu bestimmen, theils die Punkte zu bezeichnen,
wo auf der Wallfahrt die Pilgerkleider angelegt werden mfls-
sen uud die üblichen Gebräuche und Gebete ihren Anfang
nehmen.
'Omar hatte zugleich angeordnet, auf alle Wasserwege
(Wädi) zu achten und diejenigen, deren Wasser in das heilige
Gebiet fliesst, wurden durch ein aufgerichtetes Zeichen kennt-
lich gemacht und für heilig erklärt, und die, deren Wasser in
das profane Gebiet fliesst, wurden für profan erklärt; aus dem
profanen in das heilige Gebiet . soll aber nach el-AzraU nur
ein Wädi bei el-Tan'tm bei den Wohnungen der Gifftr sich
ergiessen, während nach et-Fäkihi nur der Wädi el-Nab'a un-
terhalb Mekka aus dem heiligen Gebiete in das profane flie-
ssen soll. Dieser giebt auch die Berge an, welche so auf der
Gränze liegen, dass sie den Abfluss des Regenwassers auf der
einen Seite nach dem heiligen, auf der andern nach dem pro-
fanen Gebiete haben, nämlich der Berg el-Gurräb unterhalb
Mekka mit dem Abfluss in den eben genannten Wädi el-Nab'a;
der Berg Libin mit dem stillstehenden Wasser Baschäm; zwei
kleine Ausläufer des Gurräb, die einander gegenüber liegen,
links am Wege von iSidda, mit dem stillstehenden Wasser el-
tGrufl*a; Dsanab el-SaI!m, der Berg zwischen el-Muzdalifa und
Dsu Muräch, auf welchem die Gränzsteine des heiligen Gebie-
tes stehen ; der Hügel Kardam hinter den beiden Höhen el-Sa-
laf rechts am Wege nach Gidda ; IStrat el-Mamdara , btrat el-
AQfar und el-Ra*bä liegen nach el - Dhahrän zu auf profanen),
nach el-Mudird zu auf heiligem Gebiete*
§. 114. Muhammeds nächste Sorge während seines jetzi-
gen Aufenthaltes in Mekka und sein grösstes Verdienst war
die vollständige Ausrottung des Götzendienstes In Arabien. Er
sandle zu diesem Zweck nach den verschiedenen Punkten Trup-
penabtheilungen um die Götzenbilder und ihre Tempel zu zer-
— 115 —
stören: Chdlid ben el-Waltd zog mit dreissig Reitern nach
Nachia, wo der Tempel der 'Uzzä (§. 14) stand, welchen er
zerstörte. Als er wieder zu Mubammed kam , fragte dieser :
hast du ihn zerstört? — „Ja" ! — Hast du etwas gesehen? —
„Nein ! " — So hast du deine Arbeit nicht beendigt , kehre
um und zerstöre ihn yollends. — Voll Aerger ging nun Chä-
lid noch einmal hin und als er ankam, zog er sein Schwerdt,
da stürtzte ein schwarzes, naktes Weib heraus mit aufgelösten
Haaren und der Priester schrie , dass Chdiid ein Schaudern
überlief:
'Uzzäl stürtze dich mit aller Macht
auf Chdiid, wirf die Schleuder, beeile dich I
'Uzzä! tödtest du diesen Chälid nicht,
so magst du zur Strafe gleich selbst getödtet werden
oder zum Christenthume dich bekehren.
Aber Chälid stürtzte mit dem Schwerdte auf das Weib, indem
er sprach :
dein Unglaube! nicht dein Lob!
ich sehe, dass Gott dich zu Schanden macht.
Damit schlug er zu und spaltete sie in zwei Stücke. Als er
dann wieder zu Mubammed kam und seinen Bericht abstattete,
sagte Mubammed: ^Jal das war el-'Uzzä; sie zerzweifelte,
dass sie jemals in eurem Lande wieder verehrt würde. —
Gesandter Gottes! fuhr Chälid fort, gelobt sei Gott, welcher
uns durch dich zu Ehren gebracht und uns von dem Unter-
gange befreit hat! wie oft habe ich gesehen, dass mein Vater
mit den besten Camelen und Schaafen, die er besass, zur
*Uzzä ging und sie ihr opferte; er blieb bei ihr drei Tage,
dann kehrte er vergnügt zu uns zurück, ich sehe jetzt ein,
wie sehr mein Vater bei aller seiner Vortrefflichkeit in dem
Glauben, in welchem er lebte und gestorben ist, sich getäuscht
haty da er einem Wesen opferte, das nicht hörte und nicht
sah, nicht schadete und nicht nützte. — Ja! das ist Gottes
Werk, erwiederte Mubammed, wer sich auf den rechten Weg
führen lässl , wird dadurch glücklich , wer in die Irre geht,
verbleibt darin. — Diese Zerstörung fand am 25. Ramadhän
des Jahres 8 statt; der Priester der 'Uzzä war Afiah ben el-
Hadhr el-Sulemi. Als sein Ende nahe war, besuchte ihn Abu
Lahab und fand ihn sehr traurig; er fragte ihn: was macht
8*
- 116 —
dich so traurig ? er erwiederte : ich fflrchte, nach meinem Tode
wird es mit el-Uzzä aus sein. — Sprach 2u ihm Abu Lahab:
Darüber sei nicht traurig, ich werde nach dir ihren Dienst
übernehmen. Abu Lahab sagte dann allen Leuten, denen er
begegnete: wenn el-Uzzä siegt, so habe ich mich schon yer-
pflichtet, den Dienst bei ihr zu übernehmen; siegt Muhammed
über el-*Uzzi, was ich nicht glaube, so ist er ja mein Neffe ^.
Der Stamm Daus hatte zwei Götzenbilder, Dsul-Schari
und Dsul-Kaffein d. i. das zweihändige; das letztere stand bei
ihrem Oberhaupte 'Amr ben Humama, und el Tufeil ben 'Amr
el-Dausi, der schon früher zu Muhammeds Lehre übergetreten
war, bat es sich aus dasselbe zu vernichten; er ging hin und
verbrannte es, wozu er die Verse sprach:
Dsul-KaSein I ich gehöre nicht zu deinen Verehrern,
Wir sind weit früher geboren, als du.
Sieh I ich lege Feuer in dein Inneres.
Sa'td ben 'Obeid el-Aschhali oder Abu Sufj4n ben Harb
erhielt den Auftrag, die Mandt bei el-Muschallal zu zerstören.
Nach SuwA', dem Götzen der Hudseil in dem Dorfe RuhM
IV2 Stunde von Mekka, wurde 'Amr ben el-'A^i geschickt;
der Priester fragte: was willst du? — Er antwortete: Sawd'
zerstören. — „Was hast du mit ihm zu schaffen?'^ — Der
Gesandte Gottes hat es mir befohlen. — „Du wirst ihn nicht
zerstören können." — Warum nicht? — „Weil er sich weh-
ret." — Du bist noch immer in dem Wahne? wehe dir!
kann er hören und sehen ? — Er schritt nun anf ihn zo
und zerbrach ihn und befahl seinen Begleitern, seine Schatz-
kammer zu zerstören , aber sie fanden nichts darin. Was
meinst du nun? fragte er den Priester. Er antwortete: ich
bekehre mich zu Allah.
S. 115. Muhammed sandte auch einige Streifcorps aus,
um die Arabischen Stämme in der Umgegend von Mekka vol-
lends zu unterwerfen , wie den Chdiid ben Sa*td ben el-'Ä^i
mit 300 Mann nach 'Orana , einem Theil des *Arafa und Hi-
schftm ben el-'Ä^i mit 200 Mann nach dem Berge Jalamlam
*) Die Wahrheit dieser Erifihlong yoraosgeselzt» mnss sie in eine
frühere Zeit verlegt werden , da Abu Lahab . schon einige Tage nach
der Schlacht von Badr gestorben ist.
— 117 —
in Tihäma^ zwei Tagereisen vqp Mekka ^ welchem Chdlid ben
el-Waltd bald mit einer grösseren Schaar folgte, der dann
treuloser Weise unter den schon bekehrten Banu 'Gadsfma ein
grässliches Blutbad anrichtete. Den Hauptzug aber unternahm
Muhammed selbst fünfzehn Tage nach der Einnahme Mekkas
n^ch Hunein, dem Sitze des mächtigen Stammes Hawäzin, den
er vollständig unterwarf; dagegen gelang die Eroberung von
el-Tdif; der Stadt der Thaklf, nicht, er musste wieder abzie-
hen, nachdem er sie drei Wochen belagert. hatte, und auf der
Rückkehr nach Mekka vertheilte er in dem Lager bei el-Gi'-
räna die den Hawdzin abgenommene Beute , wobei viele der
erst jüngst bekehrten Mekkaner gegen seine älteren Anhänger
und die Medinenser sehr bevorzugt wurden. Muhammed be-
suchte Mekka von jenem Lager aus nur zum Zweck der 'Omra
d. i. der kleinen Wallfahrt, die zu jeder Zeit des Jahres ge-
macht werden kann , und kehrte in den letzten Tagen des
Dsul-Ca'da nach Medina zurück. Mekka hörte von jetzt an
auf, eine selbstständige Regierung zu besitzen; schon bei dem
Auszüge nach Hunein hatte Muhammed den *Attäb ben Asfd,
damals erst zwanzig Jahre aft, zum Statthalter von Mekka er-
nannt und dieser führte als solcher schon in diesem Jahre die
Pilger auf der grossen Wallfahrt el-Higga nach den heiligen
Orten. Ihm zur Seite stand Mu'&ds ben JSabal , welcher als
einer der besten Kenner des Corän von Muhammed in Mekka
zurückgelassen wurde, um die Bewohner in der neuen Lehre
zu unterrichten.
§. 116. Im nächsten Jahre führte Abu Bekr die grosse
Pilgercarawane nach Mekka und Muhammed kam nur noch einmal
dahin zu seiner letzten Wallfahrt im Jahre 10, welche die
Abschieds- Wallfahrt genannt wird. Er besuchte alle heiligen
Orte, wie Minä, 'Arafa und ol-Muzdalifa, hielt überall längere
Reden an das Volk und bestimmte durch seinen Vorgang für
f
alle Zeiten, welche Ceremonien zu beobachten sind ; dann kehrte
er nach Medina zurück und starb drei Monate nachher am 12.
des ersten Rabf im J. 11 d. i. 7. Juni 632.
Hekka unter den vier ersten Chalifen«
§. 117. Abu Bekr bestätigte den 'Attäb als Statthalter
- 118 —
von Mekka, indess war er wegen seiner grossen Jagend
der Steile nicht gewachsen , zumal da die allgemeinen Unru-
hen , welche nach Muhammeds Tode ansbrachen, sich auch
nach Mekka ausbreiteten, wo eine ansehnliche Pailhei grosse
Lust zeigte, dem Beispiele mehrerer Arabischen Stämme zu
folgen, Muhammeds Lehre wieder zu verlassen und zu den
heidnischen Gebräuchen zurückzukehren. *AttAb hielt sichver-
sleckt, während Suheil ben *Amr, ein ebenso gläubiger ^ from-
mer und eifriger Anhänger des neuen Glaubens, als er früher
Muhammed entgegen gewesen war , auftrat und eine lange
Rede an das Volk hielt, welche begann: ihr Männer von
Cureisch I seid nicht die letzten, die sich zum IslAm bekehrten,
und die ersten, die wieder abfallen I bei Gott! die^ Religion
wird sich ausbreiten, soweit Sonne und Mond reichen^ u. s. w.
Dadurch wurden die Gemüther beruhigt ^ 'Attäb kam wieder
zum Vorschein und Abu Bekr wurde als Chalif anerkannt.
Dieser machte dann im J. 12 an der Spitze der Pilgercarawane
die Wallfahrt nach Mekka und starb sechs Monate nach seiner
RückHehr im JSumädä II. des J. 13 (August 634), und an dem-
selben Tage, oder an dem Tage, wo die Nachricht von seinem
Tode nach Mekka kam, war auch der Statthalter 'Att&b gestor-
ben, dessen Stelle für einige Zeit, während er eine Reise uo-
ternabm, el-Muhriz ben Häritha versehen hatte.
S. 118. el-Muhriz ben Häritha wurde hierauf von 'Omar
zum wirklichen Statthalter ernannt ^ ihm folgte Canfud ben
'Omeir ben Gud'än el-Teimi, welcher später Anfährer der
Leibwache des Chalifen 'Othmän wurde; dann TArik ben el-
Murtafi' und Mfi* ben 'Abd el-Harith el-Chuzä'i. Dieser war
einst dem Chalifen bis 'Osfäu entgegen gereist, und als er ihn
traf, fragte ihn 'Omar: wem hast du deine Stelle übertragen?
— Dem 'Abd el-Rahman ben Abzä el-Chuzä4 , meinem Freige-
lassenen. — Wie? entgegnete *Omar erstaunt, indem er sich
in dem Steigbügel in die Höhe hob, einen Freigelassenen hast
du über die Mekkaner gesetzt? — Näfi' entschuldigte diese
Wahl damit, dass Ibn Abzä ein ganz vorzüglicher Vorleser des
Coräii und in Religionssachen sehr erfahren sei, wodurch 'Omar
sich beruhigen liess, indem er sich auf einen Aiu»pruch Mu-
hammeds bezog: Gott wird durch diese Religion manche er-
höhen und andere erniedrigen.
- 119 -
el-Hdrilh ben Naufal, welcher schon von Muhammed mit
der Verwaltung der Armenpflege in Mekka beauftragt war, be-
kleidete diese Stelle noch unter Abu Bekr, 'Omar und Othmdn.
§. 119. Aus dem Heidenthume erzählte man sich in
Mekka von einer grossen Ueberschwemmung , welche unter
der Herrschaft der Chuz&'a plötzlich über die Stadt hereinge-
brochen war^ die Ka*ba unter Wasser gesetzt, unterhalb Mekka
Bäume entwurzelt, aber auch eine Frau und einen Mann mit
sich fortgerissen hattO) die Frau Namens Fdra, nach welcher
die Ueberschwemmung „die Fluth der Fära^ benannt war,
hatte oben in der Stadt gewohnt, der Mann war unbekannt,
beide wurden als Leichen unterhalb der Stadt aufgefunden.
Die Chuzd'a hatten damals zum Schutz für den Tempel einen
Damm rings um denselben aufgeführt, welcher bis zur Erneue-
rung der Ka*ba durch die Cureisch stehen geblieben war. Zu
anderen Zeiten hatten heftige Regengüsse ebenfalls den Platz
der Ka*ba überfluthet und den Abrahams Stein von seiner Stelle
gerissen und an die Mauer des Tempels hingeworfen. Unter
'Omars Regierung fand im J. 17 eine ähnliche Ueberschwem-
mung statt, welche gleichfalls einer Frau Umm Nahschal,
Tochter des 'Obeida ben Abu Oheiha, das Leben kostete. Aber
auch der Abrahams Stein war diesmal durch die Fluth bis
zur Stadt hinaus fortgerissen, und wiewohl man ihn wieder
herbeischaffte, war doch die Spur, wo er gelegen hatte, gänz-
lich vertilgt; man lehnte ihn vorläufig an die Mauer der Ka'ba
und machte einen Bericht an den Chalifen Omar nach Medina.
Dieser war über den Vorfall sehr bestürtzt und entschloss sich
sogleich, sich selbst in der kleinen Wallfahrt ('Omra] im Ra-
madhän nach Mekka zu begeben. Als er ankam ^ begab er
sich sofort an Ort und Stelle und redete die Umstehenden in
grösster Besorgniss an: „ich beschwöre euch, ist denn Nie-
mand unter euch, der den Platz mit Sicherheit bestimmen kann?
— ja! Emir der Gläubigen, antwortete el -Muttalib ben
Abu Wadd'a el-Sahmi, ich besitze ein sicheres Kennzeichen;
ich habe ein solches Unglück befürchtet und desshalb die Ent-
fernungen mit einer Schnur nach verschiedenen Seiten gemes-
sen, nach der Ecke des schwarzen Steines, nach der Thür des
Higr und nach dem Zamzam; die Schnur liegt bei mir zu
Hause. — „So se^ze dich her zu mir, und schicke hin und
— 120 -
lass sie holen. ^. — Dies geschah und danach wurde der
Punkt wieder genau ausgemessen, wo der Stein gelegen hatte,
und da alle Anwesenden bekannten, dass es die alte Stelle
sei, wurde ein Unterbau gemacht und der Stein darauf gelegt.
An dem Tage, wo dies geschehen sollte, hatte 'Omar heftige
Kopfschmerzen und er beauftragte desshalb den Abdallah ben
el-Sdib, bei der Feier seine Stelle zu versehen; dieser liess
also den Stein zurecht legen und sprach dann ein Gebet, wäh-
rend dessen *Omar hinzukam , welcher dann das Abendgebet
hielt. Nach beendigter Feier sagte Omar zu Abdallah: „Da
hast deine Sache gut gemacht^ ; und dieser that sieb nachher
etwas darauf zu gute , dass er zuerst hinter dem Steine das
Gebet gehalten habe , als er wiederum an seine Stelle ge-
legt sei.
S. 120. Um für die Folge fthnliche Ueberschwemmungen
zu verhüten, liess 'Omar dann im obern Theile der Stadt über
der Feuergasse einen Damm anlegen aus Quadersteinen und
grossen Felsstücken mit Erde ausgefüllt, welcher von dem
Hause des JSahsch ben Ridb d. i. das Haus des Abän ben
'Othmän bis an das Haus des Babba reichte ($. 57) und be-
wirkte, dass das von oben kommende Wasser am Nacht-Markt
hinunter in den W&di Ibrahim fliesscn musste , wodurch zu-
gleich der Gang zwischen el-(^afä und el-Marwa geschützt
wurde. Man nannte ihn den Damm des 'Omar oder der Banu
'Gumah , in deren Viertel er lag, oder den obern Damm, im
Gegensatz zu dem, welcher später weiter unten angelegt wurde.
Er durchschnitt die Hauptstrasse und wenn die Pilger von dem
Hügel Kadä am Berge el-Hagün vorüber in die Stadt einzo-
gen und auf die Höhe des Dammes kamen, erblickten sie zum
ersten Male die Ka'ba, wesshalb es Gebrauch wurde, an die-
ser Stelle anzuhalten und ein Gebet zu sprechen, welches, wie
man glaubt, erhört wird, und diese Stelle heisst davon el-Mud- .
da'A d. i. der Ort der Anrufung. In der Folge blieb durch
die Verschiebung der Häuser bei Neubauten die Ka'ba an je-
ner Stelle nicht mehr sichtbar, allein der alte Gebrauch dort
anzuhalten und zu beten hat sich bis jetzt erhalten und die
Stelle ist durch Markzeichen zu beiden Seiten kenntlich gemacht.
$.121. Zu gleicher Zeit hatte sich das Bedürfniss her*
ausgestellt, dass der Platz um die Ka*ba erweitert werden
- 121 —
müsse, da er die vielen Tausende von Pilgern, welche zur
Wallfahrtszeit. dort zusammenkamen, nicht fassen konnte. Bei
der ersten Anlage der Stadt durch Cn^eij waren die Häuser
zu nahe an die Ka'ba gerückt, sodass der Raum um dieselbe
zu eng war, 'Omar Hess desshalb mehrere der nächsten Häu-
der ankaufen und ganz oder zum Theil niederreissen. Da
mehrere Besitzer die ihrigen nicht gutwillig hergeben wollten,
wurden sie ihnen mit Gewalt abgenommen, indem ihnen 'Omar
sagte: „die Ka'ba hat früher gestanden, als euro Häuser, die
auf dem heiligen Boden aufgebaut sind , der euch nicht ge*
hörte/^ Indess liess er die Häuser abschätzen und das Geld
dafür in dem öffentlichen Schatze niederlegen, wo es dann
auch nach und nach von den Eigenthümern abgefordert wurde.
Der also besonders auf der Vorderseite der Ka'ba erweiterte
Platz wurde mit einer nicht voll mannshohen Mauer einge-
schlossen mit ebensoviel Eingängen, als bisher Zugänge zwi-
schen den Häusern hindurch gewesen waren ^ und rings auf
der Mauer wurden Laternen aufgestellt.
§.122. 'Omar führte während seiner Regierung jährlich
die grosse Pilgercarawane selbst nach Mekka, ausgenommen
im ersten Jahre, wo er Abd el-Rahman ben 'Auf an die Spitze
stellte. Im Jahre 16 begleitete ihn dahin der kürzlich unter«-
worfene und zum Islam übergetretene letzte Gassaniden Fürst
iSabala ben el-Eiham und in Mekka ereignete sich der Vor-
fall, welcher diesen veranlasste , wieder abtrünnig zu werden
und nach Constantinopel zu flüchten. — Das Jahr vorher
hatte 'Omar von den Kostbarkeiten^ die ihm nach der Erobe-
rung von Madäin (Ctesiphon) aus dem Pallaste des Persischen
Königs zugesandt worden waren, zwei goldene Monde ausge-
wählt und nach Mekka geschickt, um in der Ka'ba aufgehan-
gen zu werden. — Uebrigens hatte 'Omar in Bezug auf den
schwarzen Stein eine keineswegs rechtgläubige Ansicht; denn
wenn Muhammed lehrte, dass derselbe am Tage der Auferste-
hung die Gabe der Sprache empfangen und Jedem bezeugen
würde , wer als Rechtgläubiger an ihm vorübergegangen sei,
so äusserte sich 'Omar einst in einer Anrede: Du bist nur ein
Stein, du nützest nicht und schadest nicht, und wenn ich nicht
gesehen hätte, dass Muhammed dich küste, so würde ich dich
nicht küssen.
— I» —
f. t23. Aorb 'OlhnAn bea 'Äffte BMcMe ia jeden Jthre
seiner Regierueg die Wallfahrt mä AasaahaM 4ea ersten (J. 24),
wo Abd el-Rahaiaa ben 'Aaf, uad des ietslea (J. 35), wo
AMaUah bea ei-'Abbfts ben 'Abd ei-Moltalib des Zog ffehrte.
Als er iai J. 26 nacb Mekka kaan, befaU er den Platz aai die
Ka'bs noch mehr xu vergrössem, and da wiiNlemni awhrere
Besitzer der lunichst gelegenen Hiaser dieselben nickt Ter-
kanfcn wollten, liest er sie ins GefiUigniss werCon , entliess sie
aber der Haft auf die Fürsprache des Stattballers Abdallah bei
Ch41id ben Asid. Bei diesen Nenbaa warden aom erstei
Male bedeckte Siolengftnge am den Piatx erricfalet.
Auf die Vorstellung mehrerer Einwohner Ton Mekka, dei
Hafenplatz für die Stadt am rothen Meere tob denn bisherigen
Orte el-Scbo'eiba nach dem näher liegeadea 'Gidda za Yerie-
gen, begab sich 'Oihmftn im J. 26 selbst dahia , nahm Alles ii
Augenschein und genehmigte dann die Verlegnng. Ein See-
bad, weiches er dort nahm, gefiel ihm so gat^ dass er aadi
seine Begleiter dazu einlud, die dann in Badeanzügen daraa
Theil nahmen, und er kehrte dann über 'Osfln nach Medina
zurück. Dea Weg von 'Gidda nach Mekka kaan ein guter Rei-
ter, und selbst ein guter Fussgftnger in einer Nachl aorüdde-
gen, während beladene Gamete zwei volle Tage daso gebrta-
chen. bidda war nach der Sage der Araber der Aufenthalts-
ort der Eva, deren Grab dort noch gezeigt wird. Eine Moschee
daselbst führte den Namen des Chalifen 'Omar ben el-ChatUb.
f. 124. Da 'Omar bei seinem Tode bestimmt halte, dass
alle seine Statthalter noch ein Jahr auf ihren Posten bleiben
sollten, so blieb auch Näfi' ben Abd et-Uärith Statthalter foo
Mekka; dann folgte ihm 'Ali ben 'Adi benRabt'a el-Abschami,
Cbälid ben el-A^i ben Hischftm el-Machzümi, Abdallah beo
ChAlid ben Asfd, Abdallah ben 'Amir el-Hadhrami, über deren
Reihenfolge die Nachrichten verschieden lauten, indem d&
letztgenannte Abdallah bei 'Othmftns Tode im Amte gewesen,
nach anderen dagegen ChAlid ben el-'Ägi von 'OthmAn er-
nannt und erst von 'Ali ben Abu Tälib abgesetzt seui soll
§. 125. 'Ali ben Abu TäUb (reg. 35—40) ernannte bei
seinem Regierungsantritt den Abu CatUda el-Härith ben Rib'i
el-An^&ri zum Statthalter und setzte im folgenden Jahre den
Cutham ben el-'Abbäs ben 'Abd el-Muttalib an dessen Stelle,
- 123 —
welcher bis zum Tode 'Alfs diesen Posten bekleidete. Wie-
wohl das Bündniss zwischen der herrschsüchtigen 'Aischa,
Talha und el-Zubeir gegen 'All zu Mekka gestiftet war, so
hatte es doch für die Stadt weiter keine Folgen, da die Ver-
bündeten nach Bagra zogen, in dessen Nähe die sogenannte
Camelschlacht im Jahre 36 geschlagen wurde. Während dann
der Kampf um das Chalifat zwischen 'Ali und Mu'äwia sich
bereits ^u Gunsten des letzteren zu entscheiden begann, schickte
dieser im J. 39 den Jaztd el-Rah&wi zur Walifahrtszeit nach
Mekka mit dem Befehle ^ sich dort bei den Feierlichkeiten an
die Spitze der Pilger zu stellen und dadurch die Oberhoheit
Mu'dwias anerkennen zu lassen; allein Cutham liess sich diese
Zurücksetzung und Verdrängung von seiner Stelle nicht gefal-
len , und es wäre zu einem blutigen Kampf gekommen, wenn
sie sich nicht dahin vereinigt hätten, beide auf diese Ehre zu
verzichten und es der versammelten Menge zu überlassen,
wen sie zu ihrem Führer wählen wollte ; die Wahl fiel auf
den Vorsteher der Ka'ba Schciba ben 'Othmän, welcher dann
die üblichen Gebete sprach und die Pilger nach den heiligen
Orten führte. Indess musste Cutham bald darauf dem Busr
ben Abu Artä weichen, welcher von MuWia mit einem Heere
nach Arabien gesandt wurde und zuerst Medina» dann Mekka
und Jemen unterwarf, und nachdem 'AU am 15. Ramadhän 40
durch den Dolch des Meuchelmörders gefallen war, erschien
el-Mug!ra ben Schu'ba, welcher seit 'Othmdns Ermordung in
seiner Vaterstadt el-Tdif in Zurückgezogenheit gelebt hatte,,
zur Wallfahrtszeit in Mekka und gab vor, von Mu'äwia ein
Schreiben erhalten zu haben, welches ihn ermächtige, sich an
die Spitze der Pilger zu stellen, indem er zugleich die Anwe-
senden aufforderte, sich Mu'äwia zu unterwerfen. Da er aber
bei der Bevölkerung nicht den gehofflen Anklang fand, wagte
er es nicht, entschiedener aufzutreten, und setzte sogar den
Beginn der Ceremonien einen Tag früher an aus Besorgniss,
dass noch ein anderer Emir erscheinen möchte, und machte
mit seinem Anhange vom 7. bis 9. Dsul-Higga die Wallfahrt
nach dem 'Arafa und nach Minä, während der grössere Theil
der Pilger, der sich an Abdallah ben 'Omar ben el-Chattäb
angeschlossen hatte, die gewöhnlichen Tage vom 8. bis 10.
des heiligen Monates das Fest feierte.
— 124 —
Hekka mter den •Mqjtdeit
S« 126. Mu'liwia bewies sieb dankbar gegen el-Mngln
und ernannte ihn zam StaUhaller von Kufa» und irchickte sei-
nen eigenen Bruder 'Otba ben Abu Sufjftn als Statthalter nach
Mekka, und als dieser nach Aegypten versetzt vi^urde , kam
ChAlid ben el- Agi ben Hiscbftm an seine Stelle für die Jahre
42 und 43 , im Jahre 44 Abdallah ben ChAlid ben Astd und
im J. 45 — 48 wiederum ChAlid ben el-Agi; dann folgte Mar-
wän ben el-Hakam ben Abul-Agi auf kurze Zeit, da er in
Medina an die Spitze der Truppen trat. Sein Nachfolger Sa'id
ben el-'A^i ben Sa*td ben el-Ägi war zugleich Statthalter von
Medina und ebenso dessen Sohn 'Amr ben Sa'td genannt el-
Aschdak vom J. 53 bis 60.
S. 127. Im J. 44 machte Mu'äwia die Wallfahrt nach
Mekka und kaufte damals von Ibn el-Rahtn el-'Abdari 3as
Versammlungshaus (§. 73) für 100,000 Dirhem, wogegen der
Vorsteher der KaH)a Scheiba ben 'Othmän den Einwand machte,
dass er als Miteigenthttmer das Vorkaufsrecht habe. ,^So bringe
das Geld her/^ sagte Mu'ftwia. ,,Ich werde den Abend wiedw-
kommen und es mitbringen/' erwiederte Scheiba. Die Wall-
fahrtsceremonien waren bereits beendigt und Hu'ftwia hatte
sich schon zur Abreise g<Tüstet, er ging jetzt nur noch um
vor der Versammlung das Abendgebet zu sprechen ^ dann
machte er den siebenmaligen Umgang um den Tempel, sprach
sein Gebet hinter dem Abrahams Stein in zwei Verbeugungen
und kehrte hierauf in seine Wohnung nach dem Versamm-
lungshause zurück. Hier stand Scheiba bereits am Eingange
und redete ihn an ; ^,o Fürst der Gläubigen \ ich habe das Geld
herbeigeschaft/^ — So bleibe, bis Jemand kommt, der es
nachsieht, erwiederte Mu'Awia, liess die Thür schliessen, den
Vorhang herunterlassen, bestieg eitigst sein Camel und ritt auf
der entgegen gesetzten Seite des Hauses zur Stadt hinaus.
Scheiba blieb am Thore sitzen, bis der Muadsin zum Nachtge*
bet rief; da kam der Statthalter Abdallah ben Chälid. heraus
und Scheiba trat ihm entgegen und fragte: „wo ist der Cha*
Iif7« — Der ist nach Syrien abgereist. — „Bei Gott! so
werde ich nie wieder ein Wort mit ihm sprechen/' sagte
Scheiba.
— 125 —
§. 128. Im Jahre 50 unternahm Mu'äwia zum zweiten
Male die Wallfahrt nach Mekka aber unter militärischer Be-
gleitung und mit der besonderen Absicht, seine Hauptgegner
el-Husein ben 'All , Abdallah ben el-Zubeir , Abd el - Rahman
ben Abu Bekr und Abdallah ben 'Omar, die sich dahin zurück-
gezogen hatten , wenn es nöthig sein sollte y mit Gt^walt zu
zwingen, ihn als Chalifen anzuerkennen. Bei seiner Ankunft
schickte er nach Scheiba, um ihm die Ka'ba zu öffnen, worin
er sein Gebet verrichten wollte ^ Scheiba hatte nicht Lust dem
Chalifen seine Aufwartung zu machen und gab seinem Enkel
Scheiba ben tiubeir ben Scheiba den Schlüssel. Als Mu'äwia
ihn kommen sah und bemerkte, dass er noch ein junger Burseh
sei, fragte er ihn : „wer bisl du ? " — Ich bin Scheiba ben
trubeir. — „Thut nichts, lieber Vetter! dein Grossvater zürnt
noch, eiii Scheiba für den andern. "^ — Jener öffnete nun die
Ka'ba^ Hess den Chalifen, nur von seinem Thürsteher Abu Jü-
suf el-Himjari begleitet, eintreten und schloss hinter ihm wie-
der zu. Während nun Mu'äwia betete , wurde mit dem Ringe
leise an die Thür geklopft, und er sagte: ,,Sieh doch zu, o
Scheiba, ob es 'Othmän ben Muhammed ben Abu Sufjän ist,
und wenn er es ist so lass ihn herein.^ — Der Burseh sah
zu, er war es wirklich, und er Hess ihn eintreten. Hierauf
wurde mit dem Ringe stärker als das erste Mal geklopft, und
Mu'äwia sagte: ^Sieh doch zu, ob es el-Walid ben 'Otba ben
Abu Sufjän ist, und wenn er es ist, so lass ihn herein." Er
war es und wurde eingelassen. Jetzt sprach er zu Abu Jüsuf :
Sieh dich doch nach Abdallah ben 'Omar um, ich habe ihn
vorhin hinter dem Abrahams Platz gesehen, ich wollte ihn fra-
gen, an welcher Stelle der Ka'ba der Prophet sein Gebet ver-
richtet habe. Abu Jüsuf entfernte sich und kam mit Abdallah
ben *Omar zurück, und Mu'äwia fragte ihn: ^o Abu Abd el-
Rahmanl an welcher Stelle hat der Prophet sein Gebet ver-
richtet, als er bei der Einnahme der Stadt die Ka'ba betrat?"
— Hier zwischen den beiden vordem Säulen , wenn du dich
zwei bis drei Schritt von der Mauer hinstellst. — Indem
wurde an die Thür gestossen und heftiger als vorher mit dem
Ringe geklopft, da sagte Mu'äwia : „Sieh zu, ob es Ibn el - Zu-
beir ist, und wenn er es ist, so lass ihn herein«" Er war es,
trat ein, ging ganz aufgebracht auf den Chalif zu und redete
<
— 126 —
ihn an: ^ Warum, o Ibn Abu SuQÄnt schickst du zu Abdallah
ben *Oma'r, um ihn über etwas zu fragen, was ich besser weiss
als du und er? aus Neid gegen mich und um mich zurflck zu
letzen! — Nur gemach, o Abu Bekrl erwiederle Ma'Awia,
ich will dich gern zufrieden stellen , selbst mit einem Theile
meines Vermögens. — Hierauf verrichtete er sein Gebet mil
ihm, verliess dann die Ka'ba und begab sich nach dem Zaai-
zam, wo er einen Krug Wasser schöpfte, wovon er trank und
das übrige sich über seinen Kopf und über seine Kleider goss.
Dann ging er an Abd el-Rahman ben Abu Bekr vorüber, wel-
cher hinter dem Abrahams Platz stand und einen Kreis voii
Menschen um sich hatte, und da er ihn scharf ansah ^ fragte
ihn Abd el-Rahman: ,, Warum siehst du mich an? bei Gott!
mein Vater war besser als dein Vater und meine Mutter bes-
ser als die deine, und ich bin besser als du.'' — Er ant-
wortete nichts und ging in seine Wohnung in dem Versamn-
lungshause, und als er sich hier niedergelassen hatte, befahl
er, den Abd el-Rahman ben Abu Bekr sogleich zu ihm zu
rufen , und indem er hereingeführt wurde, redete er ihn an:
,)Sei willkommen, o Sohn des frommen Alten! ich weiss, dass
dir die Aeusserungen vorhin entfahren sind , weil ich dir Un-
recht gethan habe, und dies ist daher gekommen, weU unser
Haus von dem deinigen soweit entfernt ist; jetzt gieb mir nun
an, was du nöthig hast.'' — Er antwortete: ich habe so ind
so viel Schulden und bedarf so und so viel zu meinem Unter-
halte ; bezahle also so und so viel und setze mir für die Folge
so und so viel aus." — ^Ich werde dich in Allem zufrieden
stellen." — Ich bin dir sehr verbunden, o Fürst der Glftubi-
gen ! du bist doch der freigebigste und gütigste gegen uns. —
Dass dem Chalifen diese Bestechung des Abd el-Rahman ge-
lungen sei; wie el-Azrakl berichtet, scheint von el-Nawawi
geradezu geleugnet zu werden, indem dieser erzfthlt, dass er
eine Summe von 100,000 Dirhem, die ihm zugeschickt sei, am
Jaztd als Nachfolger des Mu'dwia anzuerkennen, zurückgewie-
sen habe mit den Worten: „Ich verkaufe meinen Glauben nkht
für irdisches Gut." Hingegen erreichte Mu'äwia seinen Zweck
dadurch, dass seine Gegner, durch Drohungen eingeschüchtert,
ihm nicht zu widersprechen wagten, als er öffentlich Erklärte,
— 127 —
sie hätten sich ihm unterworfen, worauf die Mekkaner und die
versammelten Pilger ihm huldigten.
$. 129. Indess war dies auch nur zum Schein geschehen
und sobald Mu'&wia im Ragab 60 gestorben war und sein Sohn
Jazfd in Damascus die Regierung angetreten hatte, traten el-
Husein ben All und Abdallah ben cl Zubeir offen als Kronprä-
tendenten auf. Ibn el- Zubeir sah es gern und redete noch
zu, dass el-Husein mit seinen Anhängern nach Küfa zog, um
von dort aus seine Sache zuführen, damit er in Mekka für sich
selbst desto thätiger wirken könnte ; — schon am zehnten Mu-
harram 61 erlag el- Husein bei Kerbela. •— Im Dsul-Higga
60 führte noch der von Jaztd bestätigte Statthalter 'Amr el-
Aschdak den Zug der Pilger in Mekka und er blieb dort bis zum
Ramadhän, dann wurde er nach Medina berufen und er rüstete
hier ein Heer von etwa 2000 Mann aus, an dessen Spitze er
den 'Amr ben el-Zubeir , einen Bruder des Abdallah , der sich
mit ihm verfeindet hatte , und den Oneis ben 'Amr el-Aslami
stellte. Diese zogen gegen Mekka, es kam in der Nähe der
Stadt bei Dsu-Tuwan zu einem Kampfe , worin Oneis getödtet
und Amr ben el- Zubeir gefangen genommen wurde; verge-
bens nahm ihn sein Bruder *Obeida unter seinen Schutz, um
ihn mit Abdallah auszusöhnen , dieser wollte an 'Amr Rache
nehmen für die grausamen Behandlungen, deren er sich in
Medina schuldig gemacht hatte, und Hess ihn peitschen , bis er
unter den Hieben seinen Geist aufgab. Jetzt schwur Jazid,
dass Ibn el-Zubeir nicht anders als in Ketten wieder vor ihm
erscheinen solle, und da er 'Amr el-Aschdak für zu schwach
und nachsichtig, oder gar des Einverständnisses mit jenem
verdächtig hielt, weil er nach dem Tode des Husein ben 'Ali
Widersetzlichkeit gezeigt hatte, so ernannte er wiederum el-
Waiid ben 'Otba zum Statthalter von Medina und Mekka und
dieser begab sich noch im J. 61 selbst nach Mekka , um mit
Ibn el-Zubeir zu unterhandeln. Er hoffte ihn zur Nachgiebig-
keit zu überreden oder durch List in seine Gewalt zu bekom-
men, fand ihn aber zu bestimmt in seinen Vorsätzen uud zu
vorsichtig gegen einen Angriff auf seine Person Ja Ibn el-
Zubeir schrieb sogar selbst an den Chalifen, dass el-Walfd zu
dumm für solche Unterhandlungen sei und auf vernünftige Vor-
stellungen nicht eingehe, wenn er einen gewandteren Mann
— 128 —
schiekte, so wftre zu hoffen, dass allo Schwierigkeilen geho-
ben und die Streitigkeiten ausgeglichen worden. Jaztd ging
darauf ein und schickte im J. 62 an die Stelle des Walid den
'Othmfin ben Huhammed ben Abu Sufjftn nach Medina und
eine besondere Gesandtschaft an Ibn el-Zubeir, an deren Spitie
e]-Nu'män ben Baschtr stand. Dieser stellte ihm die Folgen
vor, welche sein längerer Widerstand haben werde , dass ihn
die Heiligkeit des Gebietes von Mekka nicht weiter schfitzen
würde, dass er jetzt noch den Zorn des Chalifen besftnfiigen
und sogar dessen Schwur erfüllen könne, wenn er sich eine
silberne Kette machen liesse, diese um den Hals legte und den
Mantel darüber zöge; Friede sei der beste Aasgang und für
beide Theile ehrenvoll. Ibn eUZubeir bat sich bis zum andern
Tage Bedenkzeit aus und fragte seine alte Mutter Asmä, eine
Tochter des Abu Bekr, um Rath ; diese verwarf die gemach-
ten Vorschlfige und sagte; ^mein Sohn! lebe edel und stirb
edel I gieb dich nicht in die Hfinde der Omaijaden , dass sie
mit dir ihr Spiel treiben ; der Tod wäre schöner als dies.^
Er lehnte also alle weitern Verhandlungen ab , iodero er in
Bezug auf jenen Vorschlag erklärte : „ ein kräftiger Hieb mit
dem Schwerdte ist mir lieber, als ein erniedrigender Schhg
mit der Peitsche,^ und die Gesandten mussten unverrichteler
Sache wieder abziehen. . .
$. 130. Unterdess war in Medina eine Revolution gegen
Jaztd zum Ausbruche gekommen und der Statthalter 'Othniln
ben Muhamnied nebst allen Omajjaden, mit Ausnahme der
Nachkommen des Ch&lifen 'Othmän ben 'Afiän, aus der Stadt
vertrieben. Nun sammelte Jaztd ein Heer von 12,000 Syrern,
stellte einen alten Krieger Muslim ben 'Ocba el-Murri an die
Spitze und gab ihm den Befehl, zuerst Medina, dann Mekka
zu unterwerfen. Da Muslim an der Gallenkrankbeit litt und
sein Ende nahe bevorstehen konnte, wurde ihm el-Hugein ben
Numeir el-Saküni el~Kindi an die Seite gestellt, um, wenn je-
ner stürbe, das Commando zu übernehmen. In Medina war
Abdallah ben Handhala an die Spitze der Bewegung getreten
und hielt an die versammelte Menge folgende Anrede: ^aBör*
gerl vertraut auf Gott den alleinigen, der keinen Genossen bat
Bei Gott 1 wir sind nicht eher gegen Jaztd aufgestanden , . bis
wir fürchten mussten, vom Himmel mit Steinen geworfen za
— 129 -.
werden; er gestattet ^e Verheirathirflg mit der Stiefmutter,
Tochter und Schwesi^r, trinkt Wein und versfiumt das Gebet;
gewiss, wenn auch kein Mensch mich unterstützte, würde ich
allein mir bei Gottan ihm ein grosses Verdienst erwerben.^^ Die
Leute strömten lun von allen Seiten herbei um ihm zu huldi-
gen und er hate in jenen Tagen seinen beständigen Aufent-
halt in der MDschee, wohin ihm des Morgens ein Trunk ge-
bracht wuri^ I sonst fastete er die ganze Zeit , und man sah
nicht, das^ er das Haupt zum Himmel erhob, aus Demuth«
Als die «lyrische Armee in die Nähe von WMi-Curä kam,
hielt Abdallah das Mittagsgebet, bestieg dann die Rednerbühne,
lobte ind dankte Gott und sprach: „Männer I ihr seid entrüstet
für eiren Glauben aufgestanden , ihr werdet Gott eine grosse
WoMthat erweisen, wofür ihr seiner Gnade und seines Wohl-
gefallens gewis^scin könnt. Wie ich erfahren habe, standen
d^ Feinde gestern bei el-Suweidä, heute lagern sie einen Ta-
i;emarsch von hier bei Dsu Chuschub, unter ihnen befindet sich
Marwän ben el-Hakam ; wenn Gott will, dass seine letzte Stunde
gekommen ist, so mag er hier am Pulte des, Gesandten Gottes
den Pact abschliessen*^ Nun schrien die Leute durch einander
spotteten über Marw&n und sagten: „der Schwächling, Sohn eines
Schwächlings.^ Aber Ihn Handhala wies sie zur Ruhe und
sagte: „ Schmähreden helfen zu nichts, bereitet euch lieber vor,
sie zu empfangen; wer sich bereit hält, der hat noch immer
mit Gottes Hülfe den Sieg errungen/^ Dann erhob er seine
Hände gen Himmel , wandte sich nach der Kibla und sprach :
„0 Gottl auf dich vertrauen wir^ an deinen Beistand glauben
wir, auf deine Hülfe rechnen wir, von dir hoffen wir den Sieg.<'
S. 131. Der Feind erschien nun vor der Stadt undschloss
sie ein, nachdem Muslim eine fruchtlose Aufforderung sich zu
ergeben gemacht hatte. Um dem Angriff zuvor zu kommen,
beschlossen ' die Medinenser am Morgen des vierten Tages auf
das Syrische Lager, welches in der Ebene von el-Harra stand,
einen allgemeinen Ausfall zu machen, und fast wäre er ge-
glückt, da die Syrer sich schon zurückzogen, wenn nicht
el-FadhI ben el-'Abbäs, der die Reiter commandirte, den Fah-
nenträger, den er vor Muslims Zelt erlegte, für Muslim selbst
und den Sieg für entschieden gehalten hätte , während es nur
ein Sklav war , welcher bei, dem kranken Muslim Wache hielt.
9
— 130 —
Alsbald erschien nun Muslim selbst witjer onler den Seineo
und brachte die Medinenser zum Weichet^ sodass die Syrer
bald von allen Seiten in die Stadt eindrangen. Um Mittag sog sick
Ihn Handhala aus dem Kampfe zurück, um dasGebet zu Terrieh-
ten; er legte seine beiden Panzer ab und zo|^ nur die seide-
nen Bedeckungen über die Arme, dann feuerte >r die Einwoh-
ner noch einmal zum Kampfe an, die aber wie flü^itige Schlafe
von den Syrern verfolgt '.und niedergemacht wurdin. Abdal-
lahs Fahne war noch die einzig sichtbare; endlici warf er
auch die Armbekleidung von sich und focht noch ii blossei
Armen, bis er von zwei Syrischen Soldaten zugleich aigegfi(-
fen, mit der Lanze durchbohrt und mit dem Schwerdte t« der
Schulter herab durchgehauen wurde, sodass die Lange ickt-
bar wurde und er entseelt niederstürzte. — Drei Tagewirde
nach des Chalifen Befehl die Stadt dem Gemetzel and der Pl6i-
derung preisgegeben; noch am dritten Tage, den 1. Moharra«
64, drang ein Trupp Syrer in dem am Thore von el^Harra
zunftchst gelegenen Quartiere der Banu Abd el-Aschhal in das
Haus des Zeid ben Muhammed ben Maslama, die Weiber lie"
fen mit Geschrei davon , Zeid stellte sich ihnen mit einer An-
zahl seiner Verwandten entgegen, es entspann sich ein Kampf
am Eingänge und im Inneren des Hauses, welcher damit en-
dete, dass alle Syrer getödtet wurden. Sie nahmen ihnen oon
die geraubten Sachen wieder ab» warfen alles entbehrliche Ge-
rith in einen Brunnen, in welchem kein Wasser war, und
schütteten Erde darüber. Bald nachher drang ein anderer
Trupp ein, man focht an derselben Stelle, bis Zeid, Salama ben
'Abbäd und tia'far ben Jazfd erlagen; Zeid hatte 14 Hiebwunden
bekommen, davon vier im Gesicht. Die Zahl der angesehenen
Medinenser, welche in dieser Katastrophe ihr Leben verloren,
wird auf neunzig angegeben, und von den Nachkommen derer,
die einst mit dem Propheten Huhammed aus Mekka nach Me-
dina geflüchtet waren, blieben über dreihundert.*)
$. 132. Muslim, welcher von diesem Gemetzel den Na-
men Musrif d. i. (Blut-)Verschwender erhielt, verfolgte hier-
auf seinen Marsch gegen Mekka ; unterwegs aber verschlim-
merte sich sein Zustand und da er sein Ende nahe fühtie, Hess
*) Vergl. hierzu SamhAdi, Geschichte dar Stadt Media«. S. 13—17.
— 131 —
er el-Hu^cin ben Numeir zu sieh rufen und empfing ihn mit der
Anrede : du Eselsdecke ! wenn ich mich nicht scheute, im Ster-
ben noch den Ungehorsam gegen den Chalifen mit auf den
Weg zu nehmen, so würde ich dir das Commando nicht über-
geben; nun pass auf! wenn du nach Mekka kommst, so hüte
dich, mit den Cureisch dich in Verhandlungen einzulassen , son-
dern behandle sie mit der grössten Verachtung; du hast weiter
nichts zu thun , als Soldaten aufstellen , niedersäbeln , umkeh-
ren. — Muslim starb und wurde auf dem Hügel el-Muschallal
bei Cudeid beerdigt, nach einigen Tagen wieder ausgegraben
und an ein Kreuz geschlagen.
$. 133. el-Hugein führte nun die Syrischen Truppen nach
Mekka, wo er am 26. Muharram ankam. el-Hiswar ben Mach-
rama hatte schon am ersten des Monats die Nachricht von der
Belagerung von Medina dahin gebracht , worauf Ibn el-Zubeir
sich zum Chalifen ausrufen Hess und sich zur Gegenwehr rü-
stete; bald kamen auch die Flüchtlinge aus Medina zu seiner
Verstärkung. Wiewohl nun die Mekkaner, so oft sie sich aus
der Stadt wagten, jedesmal mit Verlust zurückgeschlagen wur-
den, und Ibn el-Zubeir selbst einmal in grösster Gefahr war
und nur durch die äusserste Tapferkeit eines kleinen Haufens
sieh in die Stadt zurückziehen konnte^ so waren doch die Sy-
rer wegen der bei Medina erlittenen Verluste nicht stark ge-
nug, um* einen Sturm mit Aussicht auf Erfolg unternehmen zu
können, zumal. da die Lage der Stadt nur von drei schmalen
Eingängen einen Angriff gestattet. el-Hugein schritt desshalb
zu einer förmlichen Belagerung und brachte auf den Abu Cu-
beis und den rothen Berg Wurfmaschienen , womit er Steine
und Brennstoffe mitten in die Stadt schleuderte, wodurch die
Häuser grossen Schaden erlitten und viele Menschen getödtet
und verwundet wurden, und um sich theils hiergegen, theils
gegen die Sonnenhitze zu schützen, Hess Ibn el-Zubeir auf
dem Platze um die Ka*ba Zelte und Bedachungen aufschlagen;
auch wurde hier ein Lazaret eingerichtet, worin die Verwun-
delen von den Frauen verbunden und gepflegt wurden, und
eine Speiseanstalt, worin für die Soldaten das Essen zubereitet
wurde. Unglücklicherweise brach in diesen Zeiten Feuer aus,
es ist ungewiss, ob durch die Unvorsichtigkeit der Belagerten,
oder durch die hereingeschleuderten Brennstoffe, kurz euch die
9*
— 132 -
Umhänge der Ka'ba geriethen in Brand , die Flamme theitte
sich auch dem Holzwerk mit und die Ka*ba wurde in einen
Schutthaufen verwandelt *). Dies geschah am Tierten des er-
sten Rabf. — Der oben erwähnte Miswar worde, während
er bei der Ka*ba neben dem Higr sein Gebet verrichlete^ fon
einem Steine aus der Schleuder getroffen , sodass er starb.
Unter denen, weiche auf der Seite des Ibn el-Zubeir fielen,
wird auch der tapfere Mu9*ab ben Abd el-Rahman ben 'Alf
genannt, welcher einmal in einem Kampfe fünf Leute des Ha-
meln getödtet hatte. Eine Nubische Sklavin hatte in Beglei-
tung ihres Herrn schon mehrmals an den Gefechten Theil ge-
nommen und sich durch ihre Entschlossenheit ausgezeichnet;
einst drang ein Trupp Syrer in die Stadt und verfolgte einen
Haufen Mekkaner, unter denen ihr Herr war, und sie wa-
ren schon bis nach el-(^afä vorgedrungen, wo die Sklavin am
Feuerherd stand und das Essen bereitete, da wurde sie von
ihrem Herrn angerufen, sie griff zu ihrem FeuerschOrer und
setzte damit den Syrern so zu, dass sie die Flucht ergriffen.
%. 134. Die Belagerung hatte bereits zwei volle Monate
gedauert, als Ibn el-Zubeir am ersten des zweiten Rabt* die
Nachricht erhielt, dass der Chalif Jazld am 14. des ersten Rabf
rn Damascus gestorben sei; er theilte dies sogleich seinem
Gegner el-Hu^ein mit, und nachdem dieser am folgenden Tage
die Bestätigung erhielt, hob er die Belagerung auf und würde
mit seinen Truppen zu Ibn el-Zubeir übergegangen sein^ wenn
sich dieser hätte entschliessen können, ihn zu begleiten; da
er dies aber ablehnte, zog el-Hugein am sechsten des zweiten
Rabf ab und Ibn el-Zubeir begnügte sich, seine Generäle aus-
zuschicken und durch diese die Länder für sich erobern zu
lassen, sodass bald ganz Arabien, *Irdk und Aegypten ihn als
Chalifcn anerkannten, während er selbst ruhig in Mekka blieb,
damit beschäftigt, die Ka'ba wieder aufbauen zu lassen.
$.135« In dieser Absicht berief er die angesehensten
Männer zu einer Beralhung und legte ihnen seinen Plan vor
*) Am aowahrscheiDlichsten ist die Nachricht , dass ein Sjrischer
Reiter in eioer finstern Nacht eine Wachskerze auf seine Lanze ge-
steckt habe , damit in die SihAi geritten sei und die Zelte in Brand
gesteckt habe.
— 133 —
dass er die Ka*ba bis auf den Grund abbrechen und ganz neu
aufbauen wolle; bierin stimmten ihm indess nur wenige bei,
die meisten, besonders Abdallah ben el-Abbäs, suchten dage-
gen geltend zu machen, dass er dadurch ein böses Beispiel
gebe, da bald wieder ein anderer kommen und sie niederrei-
ssen und wieder bauen würde, dass durch diesen steten Wech-
sel der Tempel in den Augen der Menge an seiner Heiligkeit
verlieren werde; er solle desshalb nur das Zerstörte wieder
herstellen. Hierauf erwiederte Ihn el-Zubeir : „Keiner von euch
begnügt sich ein verfallenes Haus seines Vaters oder seiner
Mutter nur auszubessern, wie sollte ich das Haus Gottes nur
ausbessern wollen? ich sehe, dass es von oben bis unten
schadhaft ist» wenn sich nur die Tauben darauf setzen, fallen
die Steine einer nach dem andern herunter.^ — Unter de-
nen, die ihm beistimmten, waren JSäbir ben Abdallah, ein hoch-
betagter Greis, der Cädbi 'Obeid ben 'Omeir und Abdallah ben
Qafwän ben Omajja, und nachdem die Sache noch einige Tage
hin und her erwogen war, stand sein Entschluss fest, die
Ka*ba ganz abzubrechen. Er verfolgte dabei auch den Plan,
sie in ihrem alten Umfange wieder herzustellen und zwei Thü-
ren daran zu machen, indem er sich auf eine Unterredung
berief, welche der Prophet mit seiner Tochter *Aischa gehabt
haben sollte , worin er sich äusserte : „ Die Cureisch haben
den Tempel beim letzten Aufbau verkürzt, da ihnen die Geld-
mittel ausgingen, und haben an der Seite des Higr mehrere
Ellen weggelassen (§. 94); wenn sie nicht erst kürzlich den
heidnischen Glauben verlassen hätten , so würde ich die Ka'ba
zerstören und das wieder hinzufügen, was sie davon weggelas*
sen haben und würde zwei Thüren zu ebner Erde macheu,
eine auf der Ostseite als Eingang und eine auf der Westseite
als Ausgang; denn die Cureisch haben nur desshalb die Thür
in der Höhe angebracht, um ihre Uebermacht fühlbar zu ma-
chen, da sie nun Jedem nach Belieben den Eintritt gestatten,
oder ihn die Treppe hinunterwerfen konnten ; wenn dein Volk
es für gut findet, so möge es sie zerstören, sieh, soviel haben
sie davon weggelassen;^ er zeigte dabei fast sieben Ellen weit.
§. 136. Ibn el-Zubeir Hess nun von denselben Orten neue
Steine herbeischaffen, von wo sie bei dem vorigen Bau geholt
waren ($. 92), und da ihm statt Lehm, womit er anfangs bauen
— 134 —
wollte, Gyps als haltbarer vorgeschlagen und der von ^an*a
in Jemen als vorzüglich gut empfohlen warde, machte er ei-
nen Contract zu einer Lieferung fttr 400 Dinare. Als er dann
den Tag bestimmt hatte, an welchem das Zerslörungswerk be-
ginnen sollte, verliess ein grosser Theil der Einwohner die
Stadt und zog nach Hin& aus Furcht dasa die Strafe Gottes
über sie kommen könne, und weil keiner den Anfang zu ma-
chen wagte, stieg Ibn el-Zubeir selbst auf die Hauer und warf
die Steine herunter , bis die Arbeiter nach und nach mit Zu-
griffen, da sie sahen dass sich nichts auasergewöhnlichea er-
eignete, und am dritten Tage kamen auch die Ausgezogeaen
zurück. Der Abbruch wurde an einem Sonnabend in der
Mitte des zweiten 'Gum&dä 64 unternommen und damit die
Frommen doch die gewöhnlichen Umgänge halten und ihre
Andacht verrichten könnten, wurde rund um den Bauplatz ein
Verschlag gemacht, sodass nur im Innern die Arbeiter be-
schäftigt waren. Sobald die alten Fundamente bloss gelegt
waren, liess Ibn el-Zubeir fünfzig der Angesehensten einladen,
und zeigte ihnen, wie die Felsblöcke ähnlich den Fingern beim
Falten der Hände in einandergefügt waren, und ein sehr star-
kor Mann, Abdallah ben Hutf *), schlug mit der Hacke zwi-
schen zwei Felsstücke ^ da bewegte sich das Ganze und in
ganz Mekka wurde eine Erschütterung verspürt, sodass die
Leute von einer grossen Furcht befallen wurden. Der schwarze
Stein war in ein seidenes Tuch gewickelt und in einem ver-
schlossenen Kasten in dem Versammlungshause hingestellt^ die
Kostbarkeiten der Ka'ba aber in der Schatzkammer im Hause
des Scheiba ben 'Otbmän aufbewahrt Diesmal wurde die
Mauer ganz von Quadersteinen aufgeführt, deren jeder zwei
Eilen breit und zwei Ellen tief war, und als sie so ho^h war,
dass der schwarze Stein wieder eingefügt werden sollte, liess
Ibn el - Zubeir zwei Steine so aushauen , dass der schwarze
Stein von unten und oben genau dazwischen passte, und die
drei Stücke, in welche er bei dem Brande durch die Hitse
zersprungen war, wurden mit Silber an einander befestigt;
ein kleines Stückchen blieb davon zurück, welches viele Jahre
*) Er hatte in Medina an der Spitze eines Corps gestanden und
war nach dem rerunglnckten Ausfalle nach Medina geflüchtet.
— 135 — .
lang in der Familie Scheiba aufbewahrt wurde. Um ihn wie-
der an seinen Platz xu legen , verabredete Ibn el-Zubeir mit
seinem Sohne 'Abbild ben Abdallah und mit 'Gubeir ben Scheiba,
dass ihnen diese Ehre zu Theil werden solle; er wählte dazu
an einem heissen Tage die Zeit des Nachmittagsgebetes , wo
nicht violt!teenschen zugegen waren, und während er das Ge-
bet sprach, welches er etwas in die Länge zog, holten die
, beiden den Stein aus dem Versammlungshause, gingen damit
hinter den Reiben der Betenden her, bis sie in den Verschlag
kamen, legten ihn zurecht und riefen dann: »Allah akbarl^
d. i. Gott ist gross I dies war das verabredete Zeichen, dass
sie fertig wären, worauf Ibn el*Zubeir das Gebet sqhloss.
Die Cureisch waren indess sehr aufgebracht, als sie diesen
Hergang erfuhren. — Da die bei dem letzten Bau auf der
Seite des Higr verkürzten sechs Ellen jetzt wieder hinzuge-
nommen wurden, so schien das Gebäude, als es wieder wie
bisher 18 Ellen hoch gemauert war zu niedrig gegen die Länge
und es wurden noch! neun Ellen aufgesetzt, sodass es 27 El-
len hoch war und aus ebensoviel Steinlagen bestand. Als
der Higr wieder angebaut werden sollte, stiess man in dem
Fundamente auf ein Behältniss von grünen Steinen; die Cu-
reisch wussten nicht was es sei, allein Abdallah ben Qafw^n,
welchen Ibn el-Zubeir fragen Hess , erklärte , es sei das Grab
Ismäirs, welches nicht angerührt werden dürfe. — Wahr-
scheinlich war das Betreten des Innern der Ka'ba zu jener
Zeit mehr Sitte geworden als früher, wesshalb Ibn el-Zqbeir
zwei Thüren zu ebner Erdo machen Hess, die eine als Ein-
gang, die andere als Ausgang, die erstere hatte zwei Flügel
von elf Ellen Höhe. Im Innern standen nich^ sechs , sondern
nur drei Säulen, die das Dach trugen, in welchem Fenster von
glänzendem Ba las -Marmor aus ^an'ä angebracht waren, eine
gewundene Treppe von Holz in der nördlichen Ecke führte
hinauf und dureh eine Rinne wurde das Wasser auf der Seite
des Higr hinabgeleitet, und als das Ganze fertig war, wurden
die Mauern innen und aussen »bfolmt, mit Moschus bestrichen
und mit Coptischen Leinenzeugen behangen. Ibn el-Zubeir
forderte dann Alle auf, die ibm tr^u anhingen; di^ kleine
JWallfahrt nach el-Tan'im mit ihm zu inachf^n und Jeder solle
nach seinem Vermögen ein Camel oder ein Schaaf schlachten
. _ 136 —
oder Almosen zum Opfer bringen , er selbtt liess hondert Ga-
rnele schlachten und es wurde lu keiner Zeil mehr Sklaven die
Freibeil geschenkt, mehr Thiere geopfert, mehr Almosen dar-
gebracht als damals. — Bei dem Umgange um den Tempel
neigte er sich zum Gruss gegen alle vier Ecken desselben,
indem er sagte , die nördliche und südliche Ecke svfen bisher
vernachlässigt, weil das Gebftude nicht ganz fertig gewesen
sei. Der Tag der Vollendung, 27. Ragab 65 *) wurde seildem
als ein Festtag jährlich durch einen ähnlichen Auficag nach el-
Tan'tm gefeiert, bis im Jahre 599 die Abwesenheit der mei-
sten Einwohner an jenem Tage zur Ueberrumpelang der Stadt
und zum Sturze der bestehenden Regierung benutzt wurde
(S. 229).
Da von den Steinen noch eine Menge übrig geblieben
war, liess Ibn cl-Zubeir den Umgang um die Ka'ba etwa zehn
Ellen breit pflastern; zur Zeit der Wallfahrt wurde Lehm und
Sand darüber gestreut, zu welchem Zwecke die Tempelhäter
ein Lager am Hügel el-Ramidha unterhalb Mekka angekauft
hatten, dann wurde Wasser darüber gegossen, sodass eine
zusammenhängende Masse entstand, auf der es sieb weich ge-
hen liess* Zur Ausbesserung wurde immer etwas Sand bei
dem Thore der Banu Sahm vorräthig gehalten, und wenn im
Sommer der Fussboden durch die Sonnenhitze beiss wurde^
mussten die Diener am Zamzam und an der Ka'ba in Schlea-
chen Wasser aus dem Zamzam herbeiholen und darüber gie-
ssen, bis der Boden abgekühlt war.
§. 137. Ibn el-Zubeir übte jetzt als Chalif alle Hoheits-
rechte aus und ernannte im J, 66 den HArith ben Hfttib el-
• • •
iSumahi zu seinem Statthalter von Mekka. — Ein merkwür-
diges, nur im Islam mögliches Schauspiel, wo die erbittertsten
Feinde in Mitten der blutigsten Kämpfe ohne vorherigen Frie-
densschluss nur durch die Heiligkeit des Ortes und die Hei-
lighaltung ihrer religiösen Satzungen beschützt, die Waffen
ruhen lassen und wie im tiefsten Frieden neben einander ste-
hen ^ um ihren Religionspflichten zu genügen, — ein solches
I
*) Gutb ed-Dtn schreibt iwar „im Jahre 64," dann möiite aber
der ganze Bau in weniger als sechs Wochen ganz ausgeführt sein,
was unmöglich ist.
— 137 —
Schauspiel bot die Wallfahrtszeit des J. 66 dar. Da standen
auf dem *Arafa zum Opferfeste vier Fahnen und unter ihnen
die Schaaren der vier Partheien ^ die damals um die Ober-
herrschaft im Islamitischen Reiche stritten: die Fahne des Ab-
dallah ben el-Zubeir mit der grössten Schaar, da ihm um diese
Zeit der grösste Theii der Muslimischen Völker gehuldigt hatte,
er führte auch den ganzen Zug der Pilger; daneben die Fahne
des Ihn 'Amir mit seinen Charigiten, dann die Fahne des Mu-
hammed Ibn el-Hanefia an der Spitze der Schi'iten, die mit je-
nen um den Vorrang im Fanatismus stritten, und die Fahne
der Syrer zumeist aus dem Stamme Mudhar, welche die Omaj-
jaden als ihre rechtmässigen Herrscher erkannten. Nach dem
Feste trennten sich die Partheien, um das alte Kriegsspiel von
Neuem zu beginnen , öfter zwei gegen einen verbündet, um
nach dessen Besiegung die Waffen gegen einander zu kehren.
Und Ibn el-Zubeir — es ist nicht recht klar, warum er Mekka
nicht verliess und sich nicht selbst an die Spitze seiner sieg-
reichen Armeen stellte, fast scheint es, als wenn bei aller
Herrschsucht, Habgier, Ehrgeitz und selbst bei grosser Körper-
kraft ihm doch der persönliche Muth gefehlt habe^ um sich den
Kriegsgefahren auszusetzen, — er blieb in Mekka und setzte
seine Bauunternehmungen fort.
§. 138. Nur gegen zwei seiner Gegner, Muhammed ben
'Ali Ihn el-Hanefia und Abdallah ben el-'Abbäs, musste er
selbst handelnd einschreiten, da sie in seiner unmittelbaren
Nähe sich aufhielten und nicht nur sich weigerten, sich ihm zu
unterwerfen, sondern auch eine bedeutende Parthei auf ihrer
Seite hatten und Ibn el-Hanefia sogar von den Schfiten als
Staatsoberhaupt anerkannt wurde, für welches sie unter dem
Befehle des Huchtär ben Abu *Obeid in Küfa gegen die Trup-
pen des Ibn el - Zubeir, die sein Bruder Mu^'ab befehligte,
im oiTenen Kampfe begriffbn waren. Als daher jene beiden
sich in Mekka aufhielten und fortwährend die Huldigung ver-
weigerten, liess sie Ibn el-Zubeir mit ihren Familien in das
Gefängniss *Arim in Mekka einstecken. Auf die Nachricht,
welche. Abul-Tufeil davon nach *Irdk brachte, brachen dort
4000 Mann zu ihrer Hülfe auf unter den drei Anführern *Atia
ben Sa'd , Ibn Häni und Abu Abdallah *Abda el-iSadeli , allein
der Statthalter von Küfa sandte ihnen eine Armeenach, welche
— 138 —
sie bei WAki^a einholte und zur Umkehr zwang. Indesfl zo-
gen sie gleich darauf in kleineren Ablheilungen unbewaffnet
nach Mekka, bis sie sich dort atark genug fühUen, um etwas
zur Befreiung ihres Oberhauptes unternehmen lu können. Um
el-Zubeir erfuhr es zu spftt, ab sie schon gegen die Moschee
anrückten, wo er sich eben befand ; er flüchtete in seine Woh-
nung und liess Holz um das Gefdngniss aufhftufen, um die Ge-
fangenen darin zu verbrennen, wenn sie ihm nicht sogleich
huldigen wollten. Indess wurde er durch seine eigenen An-
hänger an der Ausführung verhindert und musste die Gefan-
genen frei lassen, welche nun mit ihren 4000 Mann nach el-
TM zogen, wo Ibn el-'Abbäs bald darauf starb. Ibn el-Hane-
fia kam dann wieder nach Mekka und schloss sich in das Thai
A
Abdallah ben 'Amir ein ohne etwas Entscheidendes zu unter«
nehmen, da er es nicht zu einem offenen Kampfe wollte kooi-
men lassen, und ibn el-Zubeir — beschäftigte sich mit sei-
nen Bauten.
$. 139. Es war ihm daran gelegen, die Moschee d. h.
den Platz um die Ka'ba noch mehr zu erweitern und er kaufte
dazu wie 'Omar und 'Qthmän die nächstgelegenen Häuser an;
auf der Südost -Seite waren dies die Wohnungen der Banu
Hachzüm, sodass jetzt schon die Moschee nach el-^afü hin bis
an den Wasserwog ganz frei stand, jedoch lag dieser Weg
damals noch etwas näher nach der Ka'ba hin als später (S.
165). Auf dieser Seite ging die Ringmauer so nahe hinter
der Trinkhalle her, dass zwischen beiden kaum Jemand von
der Seite durchgehen konnte, und hier wurde die Mauer etwa
sieben Ellen hinausgerückt; die Ecke der Trinkhalle nach dem
Rennwege hin war von der östlichen Ecke der Moschee etwa
sieben Ellen entfernt, jetzt wurde der Platz in gerader Rich-
tung bis an die Thür des Hauses des Scheiba ben 'Othmän
erweitert und von da die Mauer nach der Fronte des Ver-
sammlungshauses geführt, dessen Eingang mitten in dem Vor-
hofe war. Ibn el-Zubeir liess auch bedeckte Säulenhallen an-
legen, aber gewiss nicht rings um den Platz, deren Bedachung
von Platanenholz in einer schönen Bauart ausgeführt ward.
S. 140. Unter den zu der Moschee hinzugezogenen Häu-
ser befand sich auch die Wohnung der Familie el-Azrak, wel-
che dicht an die Moschee anstiess an der Stelle, wo nachher
- 139 —
das grosse Thor der Banu Sciieiba ($. 169) stand. Die eine'
Hälfte dieser Familien - Wohnung hatte Abdallah Ibn el-Zubeir
für 18000 Dinare gekauft und darüber einen Wechsel auf sei-
nen Bruder Mu^'ab Ibn el-Zubeir aufgestellt , welcher damals
in Irdk den Oberbefehl führte und seines Bruders Ansprüche
gegen den Chalifen Abd el-Malik zu vertheidigen suchte. Ei-
nige aus der Familie el-Azrak begaben sich nun zu Hug'ab^
um das Geld von ihm zu erheben, fanden ihn aber schon in
einer sehr bedrängten Lage, und da er von Abdallah keiner-
lei Unterstützung erhielt, so dauerte es nicht lange, bis seine
sehr zusammen geschmolzene Armee bei Maskin am Tigris ge-
schlagen und er selbst am 13. 'GumMä U. 71 getödtet wurde.
Die Azrak kehrten nun nach Mekka zurück und wollten ihre
Forderung bei Abdallah geltend machen , dieser aber suchte
die Zahlung immer weiter hinaus zu schieben, bis auch er ge-
tödtet wurde, und jene nichts erhielten, da el- Haggig ihre
Forderung nicht anerkannte.
S. 141. Die Thatlosigkeit des Abdallah Ibn el-Zubeir
führte nämlich dahin, dass seine Feldherrn einer nach dem an-
dern geschlagen wurden und er eine Provinz nach der andern
verlor, sodass der Chalif Abd el-Malik daran denken konnte,
gegen ihn selbst eine Armee nach Mekka zu schicken. Einst
erliess er desshalb von der Kanzal herab eine Aufforderung,
wer zu einem Zuge gegen Ibn el-Zubeir bereit sei? Sogleich
meldete sich el-Haggäg ben Jüsuf, damals dreissig Jahre alt^
welcher dem Chalifen schon wegen seiner Tapferkeit empfoh-
len war; er wiess ihn indess zurück und wiederholte seine
Frage. Da trat el-Haggäg abermals vor und erzählte, er habe
einen Traum gehabt, dass er dem Ibn ei-Zubeir den Mantel
ausgesogen und sich damit bekleidet habe. Der Chalif stellte
ihn nun an die Spitze eines Corps von 2000 Syrern und er
brach im zweiten JSumädä oder im Ragab 72 von Damascus
auf, nahm aber nicht den Weg über Medina, sondern über el-
TMf , seine Geburtsstadt. Von hier schickte er eine Abtheilung
Reiter zum Recognosciren auf dem Wege nach Mekka weiter,
die stiessen am Berge 'Arafa auf einen Reiterhaufen, welchen
Ibn el-Zubeir ausgesandt hatte; dieser ergriff aber nach einem
kiirzen Gefechte die Flucht und jene kehrten als Sieger nach
el-Täif zurück. Abdallah ben Muhammed ben Abu Bekr rieth
- 140 -
Hlein Ibn el-Zubcir, dort el-Haggdg anzugreifen und zurück-
zutreiben^ bevor er Verstärkung bekäme, allein Ibn el-Zubeir
lehnte dies ab, und el-Haggdg erkannte aus den eingezogenen
Erkundigungen, dass er es mit Ibn el-Zubeir würde aufnehmen
können, und berichtete an den Chalifen, dass dessen Macht
gebrochen sei und er von seinen Anhängern verlassen werde,
er möge nur einige Hülfstruppen schicken und ihm die Erlaub-
niss ertheilen, in dem heiligen Gebiete und gegen die beilige
Stadt den Krieg führen zu dürfen. Der Chalif sandte sogleicä
an T&rik ben 'Amr, der mit einem Corps von 5000 Mann zwi-
schen Hedina und Aila stand und nach Aegypten marschiren
sollte, den Befehl zu el-Haggäg zu stossen; das Schreiben
traf ihn bei Sucjä-l-6azl , er marschirte sofort gegen Mediaa,
vertrieb daraus den Talha bcn Abdallah ben 'Auf. Statthalter
des Ihn el-Zubeir, und traf im Scha*bÄn bei el-Haggüg in el-
TAif ein. Am 1. Dsul-Ca*da rückten sie dann gegen Mekka
vor, schlugen in der Nähe bei Bir Meimün ihr Lager auf und
schlössen die Stadl ein; Ihn el-Zubeir hatte die Höben der
Stadt, den Abu Cubeis und den rothen Berg besetzen lasseo,
es dauerte jedoch nicht lange, bis seine Truppen von dort
vertrieben und wie -bei der vorigen Belagerung die Wurfma-
schienen wieder aufgestellt wurden, welche der Stadt und dem
Tempel grossen Schaden zufügten. Indess trafen bald darauf
die fremden Pilger ein und es scheint desshalb zeitweise eine
Waffenruhe eingetreten zu sein, da die Pilger ungehindert die
Stadt betraten; nur die Syrischen Truppen wagten sieb nicht
hinein und ebensowenig die Mekkaner heraus, daher leitete
Ibn el-Zubeir in den Festtagen die Aufzüge und Feierlichkei-
ten in der Stadt, während auf der Wallfahrt nach Minä und
'Arafa el-Haggäg an die Spitze trat. Wahrscheinlich war es
bei dieser Gelegenheit, dass eine Deputation, bestehend aas
Gitbir ben Abdallah, R4fi' ben Chadfg;, Salima Ibn el-Akwa'
und Abu Sa'id el-Chudri, sich zu el-Haggäg begab i um ihm
vorzustellen, er möchte doch den heiligen Tempel schonen und
die Andächtigen nicht an ihrem Gottesdienste verhindern. Er
Hess auch sogleich dem Tärik ben 'Amr, welcher dieWurfma-
schienen leitete, den Befehl zukommen, mit dem Schleudern ein-
zuhalten, bis die Pilger ihren Umgang gehalten hätten, zu-
gleich sagte er aber den Deputirten: »Ich habe keinen Gefel-
— 141 —
len an dem^ was ihr da seht, aber Ibn el-Zubeir flüchtet sich
in den Schutz des Tempels; doch kann der Tempel einen Re-
bellen, der den Gehorsam verweigert, nicht schützen^ und wenn
er noch so gottesfürchtig wäre ; er mag herauskomm<*n und
auf offenem Felde eine Schlacht liefern, dann wird es sich zei-
gen, ob wir oder er den Sieg davon trägt, jedenfalls werden
dann die Leute von der Belagerung befreit werden.^ Als
dies Ibn el-Zubeir hinterbracht wurde, erwiederte er: ,)Wenn
er keinen Gefallen daran hätte, würde er nicht gerade die
Ka'ba beschiessen, aber bei Gott! es fällt kein Stein ausser auf
sie.^ Die Leute überzeugten sich auch, dass die Ka*ba von
den geschleuderten Steinen stark beschädigt war.
S. 142. Nach dem Abzüge der Pilger stieg die Noth der
Belagerten mit jedem Tage höher, da ihnen alle Zufuhren ab-
geschnitten wurden^ während Caravanenzüge von allen Seiten
die Belagerer mit allen Bedürrnissen reichlich versahen. Zwar
hatte Ibn el-Zubeir in seinen Häusern für Vorräthe an Datteln,
Gerste, Hirse und Spelz gesorgt, aber er war auch jetzt noch
zu g^itzig, um denen ^ die sich für ihn aufopferten, reichlich
davon mitzutheilen. Eine Abtheilung, die in einem Hause ein-
quartiert war, darunter Talha ben Abdallah ben Abd el-Rah-
man ben Abu Bekr , Hess ihm einst sagen , dass ihre Lebens-
mittel zu Ende wären , sie hätten wohl noch Geld , aber es
wäre nirgends etwas zu kaufen; er versprach ihnen, auf die
Nacht etwas zu schicken, und als es Abend war, sandte er
ihnen, es waren ihrer zwanzig Mann, einen Sack mit etwa
zwei Scheffel mit der Bestellung, dass sie damit auskommen
müssten, bis ihnen Gott mehr gäbe. — Ein Huhn war mit
zehn Dirhem, ein Maas Hirse mit zwanzig Dirhem bezahlt wor-
den^ aber zuletzt war nichts mehr zu kaufen ; einem Kaufmann
war es gelungen aus 'Gidda mit Eseln eine Ladung Hirse in
die Stadt zu bringen und er konnte fordern, soviel er wollte,
es wurde ihm bezahlt; ein anderer brachte abgezogene Fische
und verkaufte das Stück mit einem Dirhem. Ibn el-Zubeir sah
sich am Ende genöthigt sein Pferd zu schlachten und das
Fleisch unter die Soldaten zu vertheilen, und es kamen dann
auch die schlechten Last -Pferde an die Reihe, ja sogar ein
Hund, der aufgefangen war, wurde geschlachtet und das Fleisch
in einen Kessel mit Hir^e gesteckt , um das Essen etwas nähr-
- 142 -
haßer zu machen. Dabei nahmen die Kriße der Krieger im-
mer mehr ab, sodass sie die Waffen nicbl mehr tragen konn-
ten, und ihre Reihen wurden tfiglich lichter , weil eie einer
nach dem andern sich aus der Stadt entfernten und an el-
Ha^gfig übergingen. Da dieser endlich einen allgemeinen
Sturm unternehmen wollte, liess er zuvor durch einen Herold
noch bekannt machen, dass allen ^ welche die Stadt Terlassen
und sich in Minä unter den Schutz des gewesenen Stallhalten
el-Hftrith ben Chftlid ben el-Agi stellen oder auch sich in das
Haus des Tempelvorstehers Scheiba begeben wfirdeti , völlige
Sicherheit zu Theil werden solle. Nun strömten die Einwoh-
ner schaarenweise nach Minä und es versammelte sich dort
eine Monge, wie sonst zur Zeit der Wallfahrt, und el-Uiritk
hielt vor ihnen das Gebet in der Moschee el-Cheif. Am
schmerzlichsten für Ihn eUZubelr war es, daaa swei seiner
Söhne, Hamza und Chubeib, sich unter den Ueberiiafern be-
fanden.
$. 143. Am Morgen des letzten Tages ging Ibn el-Zu-
beir zu seiner Mutler Asmä, die damab hundert Jahre alt,
aber noch im Besitz aller Kräfte war; sie fragte, wie es mit
dem Kampfe stehe; er antwortete: die Feinde sind eo und
so weit vorgedrungen; und lächelnd setzte er hinzu: ja! iai
Tode ist Ruhe. Sprach sie : Mein lieber Sohn , yielleicht machst
du noch einen Versuch, ich möchte nicht gern eterben , ohne
dich herrschen zu sehen, und meine Freude daran lo haben,
oder dich fallen zu sehen und kinderlos zu sein. Und als er
Abschied nahm, sagte sie: o mein Sohn! hüte dich, dass da
nicht aus Furcht vor dem Tode deinen Glauben dahin giebsti
— Er veriiess sie dann, begab sich nach der Hoacbee, und
suchte nach etwas, womit er den schwarzen Stein bedecken
könnte, damit er nicht von den Wurfgeschossen getroffen
würde, und als ihn Jemaud anredete, ob sie nicht um Frieden
bitten wollten , erwiederte er : mit diesen Menschen Frieden
schliessen? bei Gott! wenn sie euch im Innern' der Ka'ba fän-
den, würden sie euch alle zusammen schlachten« Hierauf
wandte er sich zu seinen Freunden, ermahnte sie und sprach:
„Jedem von euch sei sein Schwerdt wie sein Gesicht (inuner
vorn). Niemand zerbreche sein Schwerrt, um dadurch sein Le-
ben zu erhalten, als wenn er ein Weib wäre; bei Gottl ich
~ 143 —
habe niemals an einem Kampfe Theil genommen , ohne in der
ersten Reibe zu stehen, ich habe nie über den Schmerz einer
Wunde geklagt, ausser wenn das Heilmittel schmerzte." Als
ihn jetzt Jemand an das Morgengebet erinnerte, sagte er: „ich
komme, wenn es Zeit i^t ; " und dies wiederholte er dreimal.
Die Syrischen Truppen standen schon an den Thoren der Mo-
schee in den Waffen und erwarteten das Horgengebet, und
als die Zeit kam, stellte sich Ihn el-Zubeir hin und sprach das
Gebet vor der Versammlung und Niemand wagte es, ihn bei
seinen Ausrufungen, Verbeugungen und Gebeten zu stören.
Nachdem er geendigt hatte, trat er in denHigr, zog sein blit-
zendes Schwerdt aus der Scheide, indem er sagte: „an dieser
Stelle zu sterben, ist am wünschenswerthesten ; " dann rief er :
wo sind die Aegypter? wo sind die Mörder *Othmdns? In
diesem Augenblicke kam ein Haufe durch das Thor der Banu
Gumah herein, ein Schwarzer an ihrer Spitze; er fragte: „wer
sind die ?" Die Leute aus Himg (Emessa) , erhielt er zur Ant-
wort. Da siürtzte er auf sie los, der erste, auf den er traf,
war der Schwarze, dem versetzte er einen Schlag und hieb
ihm den Fuss ab. Sprach der Schwarze: ohi du Hurkind I —
Ja, warte nur, Sohn Harns I erwiederte Ihn el-Zubeir, ist Asmft
eine Hure? Mit diesen Worten warf er ihn zur Moschee hin-
aus, verfolgte die andern bis an das Haus der Umm H&ni in
der Fieischerslrasse und kehrte dann zurück und sprach ein
Gebet bei dem schwarzen Steine. Da drang ein anderer Hau-
fen durch das Thor der Banu Sahm ; wer sind die? fragte er.
Die Leute vom Jordan, war die Antwort. Er stürtzte sich
auf sie, indem er sprach:
Ich kenne die Reiter vom Strome nicht.
Deren Staub nicht weicht^ bis die Nacht anbricht.
Damit trieb er sie aus der Moschee. Kaum war er zurück,
da kamen schon wieder andere durch das Thor der Bann
Machzüm, die griff er an, indem er sagte:
Ja, hätt* ich einen Gegner nur, dem wollt ich schon genügen.
Von beiden Seiten wurde mit grossen Steinen geworfen , und
die von den Bergen herabgeschleuderlen Steine schlugen auf
den Tempel, sodass Ibn el-Zubeir in die Worte ausbrach : „lie-
ber will ich mein Leben verlieren, als dass meinetwegen die
Ka*ba zerstört wird , " und indem auf jenen Haufen eindrang,
— 144 —
traf ihn ein Backstein mitten auf den Scheitel, sodass ihm der
Kopf gespalten wurde ; er hielt sich noch einen Augenblick
aufrecht und sprach:
Nicht auf den Fersen bluten unsre Wunden,
Nur auf den Füssen vorn wird Blut gefunden.
Dann sank er nieder, zwei seiner Sklaven suchten ihn noch
zu vertheidigen , wurden aber zurückgedrängt und ihm der
Kopf abgeschnitten. Abdallah ben (^afwftn wurde aus dem In-
nern der Ka'ba hervorgeholt und niedergemacht, wiewohl er
sich zu entschuldigen suchte, dass er nicht für Ibn el-Zubeir,
sondern nur für seinen Glauben gefochten habe; auch Abdal-
lah ben Mut!' fand seinen Tod und die KOpfe dieser drei
sandte el-Haggdg an den Chalifen Abd el-Malik, der sie im
Lande zur Schau herumtragen liess; den Körper des Ihn el-
Zubeir aber liess el-Haggäg oberhalb Mekka am Hügel el-Ha-
gün oder Hügel der Medinenser bei dem Begrftbnissplatze ver-
kehrt ans Kreuz schlagen« Er begab sich dann zu Asmä, der
Mutter des Ibn el-Zubeir, und sprach zu ihr: liebe Mutter!
der Cbälif hat mir befohlen für dich zu sorgen, bedarfst du
etwas ? Sie antwortete : Ich bedarf nichts und bin übrigens
deine Mutter nicht, sondern die Mutter dessen, der dort oben
auf dem Hügel gekreuzigt ist; nua warte nur, damit ich dir
erzählen kann, was ich von dem Gesandten Gottes gehört
habe ; ich habe ihn sagen hören : „von Tbaktf wird ein Lügner
und ein Verderber ausgehen;'^ den Lügner haben wir bereits
gesehen *) und der Verderber bist du* Ja , erwiederte el-
Haggäg, ein Verderber der Heuchler. — Der blinde Abdal-
lah ben 'Omar liess sich von seinem Sklaven NAfi' unter das
Kreuz geleiten und sprach dort ein kurzes Gebet: ^Friede sei
dir, Abu Chubeib! und Gottes Erbarmen und sein Segen 1 die
welche am Tage deiner Geburt sprachen: Gott ist gross! wa-
ren besser als die, welche dasselbe ausriefen, als du getöd-
tet wurdest.^ Er traf nachher die Asmä in der Moschee und
*) Ohne Zweifel meiDt sie el-Mocht^r ben Abu 'Obeid, der
ebenso wie el-Ha^Ag dem Stamme Thaktf angehört, er war einer der
gefährlichsten Gegner des Ibn el-Zubeir, wollte selbst für einen Pro-
pheten gehallen sein, und war desshalb yon diesem ein Lügner ge-
nannt. Vergl. Weü Geschichte der Chalifen. Bd. I. S. 381. 392.
— 145 —
wollte sie trösten :-Sieh, dieser Leichnam ist nichts mehr, aber
die Geister kommen zu Gott'; vertraue auf Gott und ertrage
dein Schicksal standhaft! Sie erwiederte: Wie sollte ich mein
Schicksal nicht standhaft ertragen? ist doch auch das Haupt
Johannes (des Täufers] zu dem Tyrannen von Israel gebracht. >-
Später begab sich Ihn Omar zu el-Haggäg und bat um die
Erlaubniss, Ibn el-Zubeir begraben zu dürfen, die ihm auch
ertheilt wurde. Asmä starb bald nachher. Die Belagerung
hatte sechs Monat und siebzehn Tage gedauert.
§. 144. Zum Lohne, erhielt el-Haggftg die Statthalterschaft
von Mekka und Medina, und nachdem die Ruhe hergestellt
war, machte er einen Bericht an den Chalifon über die Verän-
derung, welche Ibn el-Zubeir mit der Ka'ba hatle vornehmen
lassen (§. 135], worauf Abd el-Maiik den Befehl gab, sie in
der vorigen Weise wieder herzustellen. el-Haggdg liess daher
die Seite nach dem Higr abbrechen und die Mauern hier wie-
der um sechs Ellen verkürzen ; das Ausgangsthor wurde ganz
und von dem Eingangsthor vier Ellen vom Boden an zuge-
mauert und eine Treppe davor gelegt und zwei neue Thüren
von etwas über sechs Ellen Höhe gemacht; alles Uebrige blieb
unverändert. — Die Ka'ba war also 27 Ellen hoch , auf der
Vorderseite von dem schwarzen Steine bis zur nördlichen Ecke
und auf der Rückseite von der südlichen nach der westlichen
Ecke 25 Ellen lang, die Südseite von dem schwarzen Steine
nach der südlichen Ecke 20 Ellen und die Seite des Higr von der
nördlichen nach der westlichen Ecke 21 Ellen breit, und wenn da-
nach der Flächeninhalt zu 418 Quadratellen angegeben wird, so
stimmt dies ziemlich genau für den Innern Raum, wenn man
für die Dicke der Mauer zwei Ellen abrechnet. Die Ka'ba
hatte ein doppeltes Dach, bis zum ersten waren im Innern 18
Ellen, bis zum zweiten zwanzig Ellen , beide waren mit vier
Fenstern von Balac-Marmor vorsehen und zwischeh beiden ein
Zwischenraum ; über dem zweiten ragte die Ringmauer noch
2V2 EWc empor mit einer Unterlage von Balken, worin die ei-
sernen Ringe befestigt waren, an denen die Bekleidung der
Ka'ba aufgehängt wurde. Die obere Seite des Daches war mit
Muscheln ausgelegt, da diese aber durch den Regen verwit-
terten, ersetzten sie die Tempelhüter im J. 200 durch Mar-
morplatten , die mit Gyps festgelegt wurden. Die Dachrinne
10
— 146 —
von vier Eilen Lunge ergoss sieh mitten in den Hi^r. — Die
drei Sfiulen im Innern hatten ein Fugsgestell von rothem Mar-
mor sieben Zoll hoch und eine Elle und acht Zoll ins Crevierte,
darOber eine Holzlage von gleicher GrOsse IV3 Elle hoch und
von den darauf stehenden Säulen hatten die beiden ersten drei
Ellen, die dritte 2V2 Elle im Umfang; die FussfiresUdUe waren
mit Gold beschlagen, worüber eine seidene Decke hing, die
Sttulen bis zu ein Drittel der Höhe ebenfalls mit Gold und Sil-
ber belegt, das Uebrige mit Goldfarbe angestrichen. Den ober-
sten Theil der Sftulen bildeten wieder viereckige hölzerne Ge-
simse, auf welche die Balken gelegt waren, die mit dem an-
dern Ende auf der Aussenmauer ruhten. Fries und Decke
*
waren vergoldet und unter dem Fries Bogen von Muscheln
eingelegt. Zwischen den Sfiulen waren silberne Ketten ausge-
spannt, an denen verschiedene Kostbarkeiten hingen , die der
Ka'ba zum Geschenk gemacht waren, darunter zwei goldene
Kronen.
S. 145. Im folgenden Jahre 75 machte der Cbalif Abd
el-Malik die Wallfahrt nach Mekka; in seiner Begleitung be-
fand sich el-Hdrith ben Abdallah ben Abu Rabf a el-Machzdmi,
vormals Statthalter des Ihn el*Zubeir in Bagra, gegen wekhen
sich der Chalif in einer Unterredung Äusserte, er glaube nicht,
dass Ibn el-Zubeir das von der 'Äischa gehört habe, was er
in Bezug auf die Ka'ba behauptete. Da erwiederte el-Ittrith:
Ich selbst habe es von ihr gehört. — Was hast du von ihr
gehört ? — Ich habe sie sagen hören : Der Gesandte Gottes
hat mir gesagt, deine Leute haben bei dem letzten Aufbau den
Tempel verkürzt, und wenn sie nicht erst kürzlich den li«d-
nischen Glauben verlassen hätten, so würde ich wieder, hinzu-
fügen, was sie davon weggelassen haben; wenn die Leute es
für gut finden, so mögen sie es wiederbauen, komm her, ich
will dir zeigen, wieviel sie davon weggelassen haben; er
zeigte ihr fast sieben Ellen weit und fuhr dann fort: i<nd ich
würde zwei Thüren zu ebener Erde machen, eine auf der Ost-
seite als Eingang und eine auf der Westseile als Ausgang. —
Hast du das wirklich von ihr gehört? — Ja! Fürst der Giöu-
bigen, das habe ich von ihr gehört. — Der Chalif senkte
den Kopf und zog mit seinem Stocke lange Zeit Linien auf
der Erde, dann sprach er: ich wollte, bei Gott ! ich biltte den
— 147 —
Ibn el-Zubeir und was er hier aufgeführt hat in Ruhe gelas-
sen. — Auch im Jahre 78 war Abd el-Malii( zur Wallfahrt in Mekka.
S. 146. Das Jahr 80 brachte über die Pilger und die
Stadt Mekka ein grosses Unglück. Am ersten Festtage^ 8.
Dsul-Higga, waren sie in dem Thale oberhalb Mekka ganz
sorglos gelagert und gingen von einem Zelte zum anderen ;
in dem Thale aufwärts standen einige Regenwolken, über ih-
nen war nur leichtes Gewölk und es fing ein w«nig an zu
regnen. Aber gegen das Ende der Nacht vor dem Frühgebet
kam in dem Thale herab eine solche Fluth, dass ihre ganze
Habe fortgeschwemmt wurde und mehrere Menschen , die sich
nicht schnell genug auf die Berge retten konnten , umkamen.
In Mekka waren kaum einige Tropfen gefallen, aber das Was-
ser stieg so hoch, dass es den Platz der Ka'ba ganz über-
schwemmte, und die Strömung war so heftig, dass längs des
Wasserweges mehrere Häuser fortgerissen und viele Menschen
unter ihren Trümmern begraben wurden. Der Chalif Abd el-
Malik sandte grosse Summen und einen Christlichen Baumei-
ster nach Mekka , um die Moschee und die zerstörten Häuser
wieder herzustellen ; zu beiden Seiten des Wasserweges wur-
den Mauern von Quadersteinen aufgeführt, welche auf Wagen
von Camelen und Ochsen gezogen herbeigeschaft wurden, und
oft überstieg das, was zum Schutze eines kleinen Hauses ver-
wandt wurde, den Werth desselben mehrere Male. Um den
Lauf des Wassers zu regeln, wurden damals auch mehrere
Dämme angelegt, wie der Damm am Eingange in die Strasse
el-Hizi^mia und der Damm der Banu 'Gumah. Das Jahr dieses
unglücklichen Ereignisses wird in den Annalen n<^<ts Jahr der
Fluth^ genannt. Der mit der Leitung dieser Bauten beauf-
tragte Statthalter soll Abdallah ben Sufjän el-Machzümi oder
el-Hlirith ben Chdiid el-Machzümi gewesen sein; vielleicht war
jener der Verwalter des Fiscus und der Steuern, dieser der
Statthalter des Cbalifen.
Ungeachtet jener Vorkehrungen wurde schon im J. 84
wiederum die Ka'ba durch eine Ueberschwemmung unter Was-
ser gesetzt, worauf eine bösartige Krankheit folgte, welche be-
sonders Lähmung der Glieder und der Zunge zurückliess , und
daher wurde sie „die Fluth der Lähmungen^ genannt.
S. 147. Es ist ungewiss, in welchem Jahre zuerst Cbdlid
10*
— 148 -
ben Abdallah el-Casri zam Statthalter von Mekka ernannt
wurde. Abd el - Malik schickte durch ihn als Weihgeschenk
für die Ka'ba zwei goldene Sonnen und zwei Becher vonKry-
atallglas und soviel Gold , dass die mittlere SHale ganz mit
Goldblfittchen beschlagen und für jede der drei Säulen zur
Vergoldung des Gesimses fünfzig Mithci^l verwandt werden
konnten. Ein gewisser Farwa leitete diese Arbeit.
Bisher waren beim Umgange um die Ka*ba die Männer
mit den Frauen zusammen gegangen und bei zahlreichem Be-
suche ^ur Wallfahrlszeit ein starkes Gedränge gewesen , und
ein Dichter hatte darauf die Verse gemacht :
Wie schön ist's doch zur Wallfahrt hinzueilen !
Wie schön ist's bei der Ka'ba zu verweilen I
Wie gern lässt man von Frauen dort sich drücken,
Wenn wir uns vor dem schwarzen Steine bücken!
Als diese Verse dem strengen Statthalter Chftlid zu Ohren ka-
men , sprach er : Sie sollen dich in der Folge gewiss nicht
mehr drücken. Er befahl nun , dass die Männer von den
Frauen getrennt in regelmässigen Reihen ihren Umgang halten
sollten, und stellte an jeder Ecke der Ka'ba eine Wache mit
Feilschen auf, um darauf zu achten , dass sie nicht zusammen
kämen. — Auch in anderer Weise orcfnete Chälid die öffent-
lichen Andachten, besonders im Monat Ramadhftn. Bis dahin
war hinter dem Abraham -Stein auf einer kleinen Erhöhung
eine Lanze in die Erde gesteckt, wo der Imäm das Gebet
sprach, und es stand Jedem frei, sich hier anzuschliessen, oder
unterdess den Umgang zu halten und nachher dort zu beten.
Chälid bcslimiiite nun, dass Alle einerlei Regeln befolgen soll-
ten und zuerst wurde unter dem Vortritt der Coranleser dei*
siebenmalige Umgang gehalten, wobei die Diener des Teinpels
den Ruf „Gelobt sei Gott I Gott ist gross !^ hören Hessen. Un
nun den entfernter Stehenden bemerklich zu machen, dass die
Umgänge bald beendigt seien , Hessen die . Diener, wenn sie
zum sechsten Haie an den schwarzen Stein kamen, von jenem
Doppelrufe nur die erste Hälfte „ Gelobt sei Gott I ^ hören und
fuhren nach einer kurzen Pause fort, den siebten Umgang zu
halten , nach dessen Beendigung ein Ausrufer ausrief : n^um
Gebet! Gott erbarme sich eurer !^ In dieser Weise warde diese
— 149 —
„Tarwiha^ genannte Feier im Ramadhän seit jener Zeit be-
gangen.
'Ocba ben el-Azrak hatte an der Ecke seines Hauses,
welches dicht an die Moschee anstiess, eine grosse La-
terne aufhängen lassen , um den Platz für diejenigen , welche
bei Nacht ihren Umgang hielten, zu erleuchten; Chälid dage-
gen liess beim Brunnen Zamzam dem schwarzen Steine ge-
genüber eine solche Laterne aufstellen und verbot nun der
Familie Azrak, die ihrige ferner anzuzünden. — Was es mit
der Austheilung von Brod, die nach ChAlid benannt wurde, für
eine Bewandniss gehabt habe, wird in den Chroniken nicht
weiter auseinander gesetzt.
§. 148. Als Statthalter des Abd el-Malik werden noch
erwähnt: Abd el-'Aztz ben Abdallah ben Chälid ben Astd, Näfi'
ben 'Alcama el-Kinäni, Jahjä ben el-Hakam ben Abul-'Agi,
Hischäm ben Ismdll el-Machzümi und Abän ben 'Othmdn ben
'Affftn, welche indess nicht alle die oberste Regierung, sondern
in gewissen Verwallungszweigen die obersten Stellen bekleidet
zu haben scheinen. Der Ausdruck Wäli Statthalter wird oft
gleichbedeutend gebraucht mit Amil Verwalter, und wenn
beide Stellen durch zwei verschiedene Personen besetzt waren,
so scheinen sie zuweilen nicht unter einander, sondern neben
einander gestanden zu haben.
S. 149. Als el-Walld ben Abd el-Malik im J. 86 zur
Regierung kam, ernannte er seinen Vetter 'Omar ben Abd el-
'Az!z (den nachherigen Chalifen] zum Statthalter von* Mekka
und Medina, sodass, wenn er in letzterer Stadt residirte, in er-
sierer Maslama ben Abd el-Malik, ein Bruder des Chalifen el-
Walid, seine Stelle versah. Im Jahre 88 machte Omar die
Pilgerreise und als er in der Nähe von Mekka nach el-Scha'lr
oder el-TanIm kam, begegneten ihm mehrere Leute aus Mekka,
unter anderen Ibn Abu Maleika, und erzählten, dass es in Mekka
wenig geregnet habe und für die Pilger Wassermangel zu be-
sorgen stehe. Omar ordnete nun unter seinem Gefolge ein
allgemeines Gebet an, und noch an demselben Tage, ehe sie
den Tempel erreichten , regnete es in Mekka und den Wall-
fahrtsorten 'Arafa, Minä und Muzdalifa, sodass man fast fürch-
tete'^ es möchte zuviel werden, und es folgte ein sehr frucht-
- 150 —
bares Jahr. Die Bauten Omars in Mekka sind oben ($. 59)
erwähnt.
$. 150. el-Haggäg war schon von Abd el-Malik nach
'Irak versetzt, wo er fast unumschrSnkt regierte, alle Gegner
uiiterwarr und besonders gegen die Sektirer mit unnachsichtli-
cher Strenge verfuhr. Einer der letzten, der sich noch ge-
gen Abd ei-Malik empört liatte, aber unterdrückt wurde, war
Abd el-Rahman ben Muhammed ben el-Asch'ath gewesen, des-
sen berühmtester Anhänger, einer der besten Traditions- und
Coranslehrer zu Küfa, Said ben tiubeir el-Wftlibf, sich nach
Mekka geflüchtet hatte, wo er unter der milden Regierang des
Omar ben Abd el-'Aztz und seines Stellvertreters Maslaroa mit
anderen Flüchtlingen mehrere Jahre unangefochten lebte. In-
dess ruhte el-HaggAg nicht, bis er den Chalifen dahin ge-
bracht hatte, strengere Massregeln gegen sie zu ergreifen.
Er ernannte also wieder den ChAlid ben Abdallah el-Casri im
J. 93 zum Statthalter von Mekka, welcher dort ankam in dem
Augenblicke, wo Maslama auf der Kanzel stand, und nachdem
dieser seinen Vortrag beendigt hatte, stieg Chftlid zwei Stufen
hinan, zog ein Blatt hervor und las der versammelten Menge
ein Schreiben des Chalifen vor des Inhaltes : y, Ich habe den
Chälid ben Abdallah el-Casri zum Statthalter über euch er-
nannt, darum gehorchet ihm; Niemand soll irgend Jemandem
bei sich eine Zuflucht gestatten bei unerbittlicher Todesstrafe,
besonders ist demjenigen alle Gnade entzogen, welcher den
Sa'id ben tiubeir bei sich aufnimmt.^ Hierauf wandte er sich
zum Volke und setzte hinzu: yfiei dem, bei welchem geschwo-
ren und zu welchem gewallfahrtet wird! Gnde ich ihn in dem
Hause irgend eines, den lasse ich tödten, sein und seiner
Schutzgenossen Häuser zerstören und seine Weiber preisge-
ben ; ich bewillige dazu noch eine Frist von drei Tagen."
Dann stieg er von der Kanzel undMaslaraa Hess sogleich seine
Camele vorführen und reiste nach Syrien ab. — Bald darauf
kam zu Chdlid ein Mann und machte ihm die Anzeige, dass
Sa'fd ben iSubeir sich in einem der Thäler von Mekka ver-
steckt aufhalte, und Chdlid schickte hin um ihn aufsuchen zu
lassen. Der Abgesandte fand ihn und erklärte ihm, er habe
den Auftrag ihn fest zu nehmen und mit sich zu führen, er
sei aber bereit mit ihm die Flucht zu ergreifen, wohin er
— 151 —
wolle. Sa'fd fragte ihn: „Hast du in Mekka Verwandte und
Kinder?" — Ja! — „So werden sie ergriffen werden und
die Strafe erleiden, die mir zugedacht ist." — Ich vertraue
sie dem Schutze Gottes an. — „Auch ich vertraue auf Gott I"
— Er fährte ihn nun zu Chälid und dieser schickte ihn gefes-
selt an el-Hagg^g, welcher ihn 49 Jahre alt im Jahre 94 um-
bringen Hess *).
$. 151. el-Waltd machte die Wallfahrt in den Jahren
91 und 95 und beauftragte seinen Statthalter Chälid mit der
Verschönerung der Ka'ba und der Moschee. Er schickte ihm
36,000 Dinare, weiche zu Goldblättchen geschlagen wurden,
womit er die beiden Thüren der Ka'ba , die Säulen im Innern
und die Dachrinne belegen liess. Dies soll der Erlös aus dem
sogenannten Tische Salomos gewesen sein, welchen der Ero-
berer Spaniens Tlirik ben Zijdd bei der Einnahme von Toledo
erbeutet und an den Chalifen gesandt hatte. Zwei Krystallbe-
cher wurden den Weihgeschenken hinzugefügt. An der Mo-
schee, dem Säulengange, wurde mehreres neu und fester ge-
baut, viele Säulen von Marmor aufgeführt und die Gesimse
mit Goldblättchen belegt , das Dach von Platanenholz gemacht
und vergoldet, die Bogen mit Muscheln verziert und die Seiten
mit Marmorptatlen bekleidet.
§. 152. Der Cbalif Suleimän ben Abd el-Malik bestätigte
den Chälid el-Casri in seinem Amte, befahl ihm aber zugleich
ebenso wie allen seinen übrigen Statthaltern, den Haggäg,
der ihm von jeher verhasst gewesen war, von der Kanzel
herab zu verfluchen. Chälid gerieth dadurch in grosse Ver-
legenheit, da er bisher immer die Verdienste des Haggäg her-
Torgehoben hatte, und sagte: „was soll ich anfangen? wie
*] el-Fäfli erzählt diese Geschichte aus einer Schrift des Ihn Cu-
teiba als zur Zeit des Chalifen Abd el-Malik rorgefallen und am
Schlüsse seiner Rede sag^te Chälid noch : „Wenn ich wüste, dass Abd
el-Malik seinen Wohlgefallen daran hätte, wenn ich diese Ka*ba
Stein für Stein oiederrisse, so würde ich sie niederreissen.'* Es
steht aber fest, dass Maslama erst unter el-Walid Statthalter yon
Mekka geworden ist, und es ist auch kaum glaublibh , dass el-Haggäg
den Sa'td noch bis zum Jahre 94 sollte am Leben gelassen haben,
wenn er ihn schon unter Abd el-Malik , also yor dem Jahre 87 , in
•eine Gewalt bekam.
- 152 —
kann ich mich selbst für einen Lügner erklären und in der
nächsten Versammlung den Mann tadeln, den ich in der vori-*
gen Verffeimmlung gelobt habe? ich weiss nicht , wie ich es
machen soll." Als nun der Tag der Versammlang kam, hielt
er seine Predigt und sagte darin : ,,0 ihr Menschen ! Iblis war
einer von den Engeln Gottes im Himmel und soviel die übri-
gen Engel von ihm sahen , schien er ihnen Gott gehorsam zu
sein und zu dienen; aber Gott sah in sein Inneres und ahs er
ihn entlarven wollte, befahl er ihm , vor Adam anbetend nie-
derzufallen; dessen weigerte er sich und wurde desshalb ver-
flucht. So schien auch el-Hagg4g b^n Jüsüf dem Chalifen ge-
horsam zu sein und wir haben keinen Hochmuth an ihm be-
merkt, sondern ihn für aufrichtig gehalten; aber Gott hat dem
Fürsten der Gläubigen Suleimdn sein Inneres and seinen
schlechten Lebenswandel ofl'enbart, wie er es uns nicht offen-
bart hat, und da Gott den Hagglig entlarven wollte, hat, uns
der Fürst der Gläubigen SuleimAn befohlen , ihn zu verfluchen,
darum sprechet den Fluch über ihn aus: Gott verfluche ihn!^
S. 153. Suleiman ertheilte dem Chdlid den Auftrag, eine
Quelle süssen, frischen Wassers nach Mekka bis zwischen den
Zamzam und den schwarzen Stein zu leiten zum Ersatz für
das widrige Wasser des Zamzam. Chfilid liess desshalb in
dem Thale el-Thucba am Fusse des Berges Thabtr-gcinä bei
dem Brunnen Meimün einen Teich anlegen und mit grossen
behauenen Steinen ausmauern , der nach ihm Teich el-Casri
oder el-Bardi (el-Baradi) genannt wird; von hier wurde das
Wasser unter der Erde in Bleiröhren bis an den bezeichne-
ten Ort der Moschee geleitet, wo es sich in ein Becken
QUfjü^ piscina) von Marmor ergoss. Als die Röhrenleitung
fertig war und das Wasser üoss, liess er Garnele schlachten
und vertheilen und lud die Einwohner zu einer Mahlzeit ein;
dann liess er durch einen Ausrufer zum Gebet auffordern, be-
stieg die Kanzel, die er mitten vor dieKa'ba hatte setzen las-
sen, und nach dem allgemeinen Lob- und Dankgebete fuhr er
fori: „0 ihr Menschen! lobet Gott den höchsten und betet für
das Wohl des Fürslen der Gläubigen, welcher euch das süsse,
frische, klare Wasser hierher geleitet hat für das salzige, bit-
tere, widrige Wasser, welches man nur mit Widerstreben
trinken kann \^ er meinte den Zamzam. — Aus jenem Becken
-^ 153 —
floss das Wasser in Bleiröhren nach dem gegen el - Qstä ge-
kehrten Thore der Moschee in einen Teich am Markte, wel-
cher zu einer Badeanstalt eingerichtet wurde. Allein die Ein-
wohner von Mekka waren mit der ganzen Anlage nicht zufrie-
den, weil dadurch die Heiligkeit des Zamzam herabgesetzt
wurde; nicht einer von ihnen kam zu dem Becken^ sondern
alle tranken begieriger wie vorher das Wasser des Zamzam,
sodass Chälid sich veranlasst -fand, in einer Rede von der Kan-
zel sie wegen ihres Undankes mit scharfen Worten zu ta-
deln (§. 158).
§. 154. Ueberhaupt hingen die Einwohner von Mekka an
dem Alten und waren sehr hartnäckig, dabei auch sehr schwaz-
haft^ sodass sie gern stehen blieben und sich unterhielten; da
sie nun auch mit manchen andern Neuerunoren des Ch^lid
nicht zufrieden waren, so bildeten diese oft den Gegenstand
ihrer Unterhaltungen. Auf der andern Seite hatte Chälid eine
Abneigung gegen die Cureisch und verfuhr gegen sie oft mit
grösster Härte. Einst hatte er eine Massregei angeordnet,
womit der Tcmpelvorsteher Abdallah ben Scheiba nicht ein-
verstanden war; er ging desshalb zu ihm und verlangte, dass
er seinen Befehl zurücknähme; Chälid wurde dadurch sehr
aufgebracht und schüchterte den Abdallah so ein, dass dieser
sich zu dem Chalifen Suleimftn begab und sich über ihn be-
schwerte. Der Chaiif gab ihm nun ein Schreiben an Chälid
mit, worin er ihm befahl, nichts von Ab(iallah zu verlangen,
womit dieser nicht einverstanden sei ; Chälid legte das Schrei-
ben uneröffnet bei Seite und schickte nach einigen Tagen zu
Abdallah, dass er die Ka'ba aufschliessen solle, zu einer un-
gewöhnlichen Zeit, wo er keine Lust dazu hatte und sich wei-
gerte es zu thun. Chälid Hess ihn darauf zu sich holen und
ihm hundert Hiebe auf den Rücken aufzählen. Abdallah begab
sich nun wieder zum Chalifen und zeigte ihm seinen Rücken
mit den Worten: so hat er deinen Auftrag ausgeführt. Der
Chaiif gab in der ersten Aufwallung den Befehl, dass dem Chä-
lid die Hand abgehauen werden solle; durch die Dazwischen-
kunft des Jaztd ben el-Muhallab machte er dann die Einschrän-
kung, wenn er das letzte Schreiben des Chalifen gelesen habe,
bevor er den Abdallah geissein Hess, solle ihm die Hand ab-
gehauen werden, wo nichts so solle Muhammed ben Hischäm
— 154 -
dem Abdallah volle Genugthuang verschaffen. Muhamneil
Hess, als er dies Schreiben des Chalifen erhielt, den ChÜid za
sich kommen und lass es ihm vor, worauf ChÜid ausrief:
nGott ist gross I Sklav, hole das Schreiben hcrbei.<^ Als es
gebracht wurde, war es noch versiegelt, er hatte es nicht ge-
lesen. Er wurde hierauf nach der Moschee geführt, in Ge-
genwart der Cureisch und anderer Leute entkleidet und mit
hundert Hieben gegeisselt; nachdem dies geschehen war, zog
er seine Kleider wieder an und kehrte in die Slattbalterei
zurück.
S. 155. Wahrscheinlich waren diese Vorfälle die Haupt-
ursache, warum Chdiid in der zweiten HSifte des Jahres 97
abgesetzt und Talha ben Dftwüd el-Hadhrami zum Statthalter
von Mekka ernannt wurde. Nachdem aber der Chalif Suleimln
in diesem Jahre die Wallfahrt gemacht hatte und nach Damas-
cus zurückgekehrt war, wurde Talha von seinem Posten ent-
lassen, den er sechs Monate bekleidet hatte, und Abd el- Aziz
ben Abdallah ben Cbdlid ben Astd kam an seine Stelle, wel-
cher auch während der zweijährigen Regierung des Chalifen
'Omar ben Abd el-'Aztz (J. 99—101) dort blieb, sodass an-
dere, welche ausser ihm noch als Statthalter von Mekka in
dieser Zeit genannt werden, andere hohe Aemter verwaltet
haben müssen. Diese sind: Muhammed ben Talha ben Abdal-
Iah ben Abd el-Rahroan ben Abu Bekr, 'Orwa ben 'Ijädh ben
*Adi el-Naufali, Abdallah ben Keis ben Machrama ben el^Mat-
talib und 'Othmän ben Abdallah ben Surdca. — Im Jahre
100 kam von Omar der Befehl, dass die Einwohner von Mekka
für ihre Wohnungen von den Pilgern keine Miethe mehr for-
dern und dass auch die Häuser in Hinä für Jedermann offen
stehen sollten, dies hatte die Folge, dass nun die Miethcon-
tracte heimlich abgeschlossen wurden, und es änderte in der
Sache nichts. — Der genannte Abdallah ben Keis hatte einen
etwas beschränkten Verstand; einen Bericht an den Chalifen
begann er: ^von Abdallah ben Keis an Omar, den Fürsten
der Gläubigen;^ als er darauf aufmerksam gemacht wurde,
dass er seinen Namen voraufgesetzt habe, erwiederte er : pdiese
Ehre kommt uns vor ihnen zu.^ Omar, der dies erfuhr,
sagte dazu : ^ der ist der dümmste aus einer dummen Fami-
— 155 —
lic;^ die Familie el-Huttaüb hiess nämlich allgemein el-Naukä
die Dummen.
§. 156. Abd el-Aztz ben Abdallah blieb noch die bei-
den ersten Jahre der Regierung des Jazid ben Abd el-Malik
(101 und 102) auf seinem Posten in Mekka, dann kam im Jahre
103 Abd el-Rahman ben el-Dhahhdc ben Keis el-Fihri an
• • •
seine Stelle, der schon seit 101 Statthalter von Medina gewe-
sen war, und im Jahre 104 folgte diesem Abd el-Wähid ben
Abdallah el-Nagri, der dann noch die Verwaltung von el-TA'if
dazu erhielt und unter dem Cbalifen Hischdm ben Abd el-Ma-
lik (reg. 105 bis 125] noch so lange im Amte Brjieb, dass die
ganze Zeit seiner Statthalterschaft ein Jahr und acht Monat
betrug. Hierauf ernannte Hischdm im Jahre 106 seinen Oheim
Ibrahim ben Hischdm ben Ismä'il el - Machzümi zum Statthalter
von Mekka, Medina und el-Tdif bis zum Jahre 113 oder 114,
wo ihm sein Bruder Muhammed ben Hischäm ($. 68) folgte,
dessen Stellvertreter Mfi' ben 'Alcama el-Kinäni war. Der
Chalif Hischdm machte im J. 106 die Wallfahrt und ernannte
im J. 119 seinen Sohn Abu Schäkir Maslama ben Hischäm zum
Anführer der Pilgercaravane , und da bald nach der Wallfahrt
im Jahre 120 eine grosse Ueberschwemmung erfolgte, so
wurde sie nach ihm die Fluth des Abu Schäkir genannt
§. 157. Während der einjährigen Regierung des Walid
ben Jaztd (125 — 126] war Jüsuf ben Muhammed ben Jüsuf el-
Thakefi Statthalter in den drei genannten Städten, und unter
Jazfd ben el-Waltd (126) folgte ihm Abd el-'Azfz ben Omar
ben Abd el-Azfz^ welcher im Amte blieb^ bis Harwän ben Mu-
hammed , der letzte Omajjade (reg. 126—132), im J. 128 die
Wallfahrt machte und den Abd el-Wähid ben Suleimän ben
Abd el^Malik zum Statthalter ernannte. Bald darauf empörte
sich Abdallah ben Jahja el-A'war el-Kindi, gen. T4lib el-hacc
(d. i. der das Recht sucht,) in Hadhramaut und Qan'ä, vertrieb
von dort den Statthalter Marwans, el-Cäsim ben Omar el-Tha-
kefi, und schickte den Abu Hamza el-Muchtär ben 'Auf el-
Chärigi el -'Ibädhi mit einer Armee von 4000 Mann gegen
Mekka. Von diesen erschienen plötzlich 700 Mann zur Wall-
fahrtszeit des J. 129 bei dem Feste auf dem 'Arafa mit schwar-
zen Fahnen und schwarzen Turbanen auf den Lanzenspilzen,
wodurch die Versammelten in grossen Schrecken geriethenj
— 156 —
als sie libpr ihre Absicht befragt wurden , erklärten sie sich
offen gegen den Chalifen Marwdn und dessen Familie; die
Geschenke, welche ihnen dann der Statthalter Abd el-Wähid
anbieten Hess, um sie zu bestechen, wiesen sie zurück, indem
sie Zugleich bemerkten, dass sie die Heiligkeit der Wallfahrts-
zeit in jeder Weise achten würden. Man kam also überein,
sich gegenseitige Sicherheit zuzugestehen, bis die letzten Pilger
abgezogen sein würden, und die Ch&rigiten blieben auf dem
*Arafa in ihrer abgesonderten Stellung. Abd el-Wfthid führte
dann die Pilger weiter nach Minä, wo er den gewöhnlichen
Lagerplatz des Sultans einnahm, während Abu Hamza mit sei-
nen Leuten bei Curein el-Tha'dlib (dem kIcinenFuchsberge) lagerte.
Als aber die Pilger zum Abzüge aufbrachen, ergriff Abd el-WAhid
schon mit dem ersten Zuge die Flucht und gab Mekka preis, wo
dann Abu Hamza ohne Schwerdtstreich seinen Einzug hielt.
Nach einem kurzen Aufenthalte brach er gegen Medina aof,
in(lc>m er den Abraha ben el-(^abblih als seinen Stellvertreter
in Mekka zurückliess , und bei Cudeid stiess er im Monat ^a-
far 130 auf die Armee, welche Abd el-Wähid von Medina
aus gegen ihn ausgeschickt hatte. Es kam zur Schlacht, Abo
Hamza siegte und zog in Medina ein, wo er eine Menge Ein-
wohner, darunter vierzig Männer aus den Nackommen des
'Abd el-'üzza ben Cu^eij umbringen liess. Jetzt rüstete der
Chalif Marwdn ein Heer gegen ihn aus, an dessen Spitze er
den Abd el-Malik ben Muhammed ben 'Atijja el-Sa'di stellte;
dieser erreichte mit 4000 Reitern in der Nähe von* Medina bei
Wädil-Curä den Yortrab des Abu Hamza , welchen Mulg com-
mandirte, der hier mit vielen seiner Leute das Leben verlor,
worauf Ibn 'Atijja den Abu Hamza bis Mekka verfolgte, wo
dieser 15,000 Mann zusammengebracht hatte. Ibn 'Afijja liess
durch seine Reiterei die Stadt von ihren drei Haupteingängen
angreifen und sie musste sich ergehen, nachdem der Kampf
bis Mittag gedauert hatte und Abu Hamza sammt seinem Stell-
vertreter Abraha ben el-Qabbäh bei Bir Meinen gefallen war.
Nach andern soll Abu Hamza schon in dem Treffen bei Wftdil-
Curä geblieben sein. Ibn 'Atijja liess einen gewissen Ibn
Mä'iz als Commandanten in Mekka zurück und zog weiter nach
Jemen, um Tftlib el-hacc zu unterwerfen; dieser wurde auch
ge-'Milagen und sein Kopf dem Chalifen zugeschickt , welcher
- 157 —
dann an Ibn 'Atijja schrieb, dass er sich zur Wallfahrtszeit
nach Mekka begeben und sich an die Spitze der Pilger stellen
solle. Er nahm nur wenige Leute zur Begleitung mit und
unterwegs wurden sie von Beduinen Arabern überfallen, und
ungeachtet Ibn 'Atijja ihnen das Schreiben des Chalifen vor-
zeigte, worin ihm der Auftrag zur Pilgerfahrt ertheilt war,
wurde er von den Arabern getödtet, da sie ihn und seine Be-
gleiter für Räuber erklärten. Desshalb führte Muhamnied ben
Abd cl-Malik ben Harwän in diesem Jahre 130 den Zug der
Pilger an, und für das Jahr 131 wurde el-Walid ben 'Orwa
el-Sa'di, ein Neffe des Ibn 'Atijja, zum Statthalter ernannt.
IHekka rar Zeit der ^Abbäsiden.
§. 158. Von den politischen Umtrieben und den Drang-
salen des Krieges, welche dem Sturze der Omajjaclen vorauf-
gingen, waren die Einwohner von Mekka im Ganzen wenig
berührt worden, da der Kampf um die Herrschaft grössten
Theils in Syrien und 'Irak geführt wurde; indess war ihnen
der Uebergang des Chalifats an die 'Abbasiden sehr erwünscht
und mit Freuden begrüssten sie den Ddwüd ben 'Ali ben Ab-
dallah ben el-Abbds, welchen der neue Chalif Abul-Abbds im
J. 132 als Statthalter nach Mekka schickte, indem er ihm zu-
gleich auch Medina, Jemen und Jemäma übertrug. Die erste
Anordnung welche er traf, war, dass er das den Mekkanern
so anstössige Wasserbecken (§. 153) wieder entfernen und die
vorhandene Röhrenleitung zur Moschee hinaus in einen Teich
fortführen liess. Nachdem er, dem Beispiele des Chalifen fol-
gend, in Mekka und Medina die Omajjaden verfolgt und eine
grosse Zahl hatte umbringen lassen, starb er in Medina im er-
sten Rabf 133 und ihm folgte Zijäd ben 'Obeidallah ben Abd
el-Madän , ein Oheim des Chalifen , in denselben Gebieten bis
zum Jahre 136, wo el-'Abbäs ben Abdallah ben Ma'bad ben
el-'AbbAs an seine Stelle kam. Als Stellvertreter für den ei-
nen oder den anderen, während dessen Abwesenheit in He-
dina, fungirte in Mekka 'Omar ben Abd el-Ham!d beu Abd el-
Rahman ben Zeid ben el-Chatt^b, der als ein rechtschaffener
Mann gelobt wird.
§. 159. Im Jahre 136 führte Abu JSaTar el-Man^ür die
Pilgercaravane von Damascus nach Mekka und erhielt auf Ov n
— 158 —
Rückwege die Nachricht von dem Tode des Chalifen Abal- Ab-
blis, seines Bruders, sodass er unmittelbar nachher die Regie-
rung antrat. Er bestdtigte den Statthalter el-'Abbäs ben Ab-
dallah, welcher nbor schon im nächsten Jahre 137 gleich nach
Beendigung der Wallfahrtsfeier starb, worauf der oben er-
wähnte Zijät) ben 'Obeidallah wieder an seine Stelle kam.
Durch ihn Hess el-Man^ür wieder einen bedeutenden Bau an der
Moschee vornehmen, wodurch der Platz indess nur auf der Nord-
westseite vergrössert wurde, da eine Erweiterung auf der Süd-
ostseite wegen des daran vorbeigehenden Wasserweges grössere
Schwierigkeiten halte. Es wurden su diesem Zwecke wieder meh-
rere der zunächst gelegenen Häuser angekauft und unter an-
deren ein Theil des Yersammlungshauses (S. 127) und der
Wohnung des vormaligen Tempelvorstehers Scheiba ben 'Olh-
mdn hinzugenommen. Die Vernu^ssungen leitete Abd eWAih
ben Abdallah ben Muslifi' el-Scheibi, und da durch die neue Maoer,
wenn man sie, wie beabsichtigt war, in gerader Richtung fort-
geführt hätte, der übrigbleibende Theil von der Wohnung des
Scheiba zu sehr würde benachtheiligt sein, so gestattete Zi-
jäd ben 'Obeidallah auf die Vorstellung des Abd el-'Aztz, dtss
hier eine Einbucht in die Moschee gemacht wurde. Auf die-
ser Seite wurde damals auch zum ersten Male ein Thurm (Mi-
ndret) gebaut und dann über dem Thore der Bann 'Gumsh
eine Inschrift angebracht, worin die Zeit des Baues vom Md-
harram 137 bis zum Dsul-Higga 140 angegeben war. In dem
letzteren Jahre machte der Chalif el-Man^ür die Wallfahrt nnd
nachdem er bei seiner Ankunft den Umgang um den Tempel
gehalten hatte, liess er den Zij^d rufen und sagte ihm: ^Ich
habe bemerkt, dass an dem Higr die rohen Steine zu sehen
sind ; wenn ich morgen wiederkomme, müssen sie mit Marmor
bedeckt sein." Sogleich liess Zijäd die Arbeiter herbeirufen,
sie arbeiteten bei Lampenschein und ehe es Tag wurde, war
^ie Mauer mit Marmor bedeckt. — Im Jahre 141 ward el-
Hischäm ben Mu'äwia el-'Atiki zum Stalthalter von Mekka er-
nannt, bis er im Jahre 143 abgesetzt wurde und el-Sari ben
Abdallah ben el-Hdrith ben el- Abbds an seine Stelle kam.
§. 160. Im lahre 144 machte el-Mangür wieder die Pil-
gerfahrt, aber bald nach seiner Rückkehr nach Damascus brach
inr^rabien ein Aufstand der Aliden aus, den er durch seine
- 159 —
unmenschliche Graasamkeit selbst heraufbeschworen hatte. Die
Einwohner von Medina^ unter deren Augen die Verfolgung
der 'Aliden noch fortwährend statt fand, empörten sich und
erklärten sich für Muhammed ben Abdallah ben el-Hasan, gen.
die fromme Seele, welchem el-Manpür schon lange als seinem
gefährlichsten Gegner vergebens hatte nachstellen lassen und
dessen Vater seit mehreren Jahren im Kerker schmachtete.
Muhammed ben Abdallah Hess sich in Medina huldigen und
schickte den Muhammed ben el-Hasan ben Mu'äwia oder dessen
•
Vater als Statthalter nach Mekka und el-Cäsim ben Ishäk nach
Jemen. el-Sari ben Abdallah suchte sich ihnen zu widerset-
zen und zog ihnen entgegen ; er traf sie auf der Gränze von
Adsächir, ergiff aber nach einem kurzen Gefechte die Flucht
und Muhammed ben el-Hasan hielt seinen Einzug in Mekka.
Aber schon bald darauf kam von Muhammed ben Abdallah der
Befehr an Muhammed ben el-Hasan und el-Cdsim mit ihren
Truppen wieder zu ihm zu stossen, da der Chalif eine grosse
Armee aus Syrien unter dem Befehle seines Vetters 'Isä ben
Müsä gegen Medina entsandt hatte und mehrere Arabische
Stämn»e von Muhammed ben Abdallah wieder abgefallen wa-
ren, weil er es nicht verstand, sie alle an sich zu fesseln, und
während er die einen bevorzugte, die andern sich von ihm
abwandten. Jedoch schon unterwegs bei Cudeid erhielten sie
die Nachricht, dass Muhammed ben Abdallah geschlagen und
getödtet sei (Mitte Ramadhän 155), desshalb zerstreuten sich
ihre Truppen und Muhammed ben Hasan begab sich zu Ibra-
him ben Abdallah, dem Bruder des Muhammed ben Abdallah
nach Bagra und blieb bei ihm, bis auch dieser in der Schlacht
gegen 'Isä das Leben verlor.
$. 161. ei-Sari ben Abdallah war als Statthalter nach
Mekka zurückgekehrt und blieb dort bis zum Jahre 146, wo
ihm Abd el-Qamid ben 'Ali ben Abdallah, ein Oheim des Man-
<;ür, folgte. Dieser Hess zuerst die steinernen Treppen nach
el-Qafä und el-Marwa hinauf anlegen und zwar bei el-Qafä
zwölf Stufen und bei el-Marwa fünf Stufen; die Ertfernung
zwischen beiden beträgt 766 Ellen und von der Ecke des
.schwarzen Steines bis nach el-Qafä sind 202 Ellen. — Im
Jahre 149 oder 150 ernannte el-Mangür seinen Nefien Mu-
hammed ben Ibrahim ben Muhammed zum Statthalter von
— 160 —
Mekka. — Im lahrc 154 erschlug der Blitz fünf Personen in
der Moschee.
§. 162. cl-Mangür war in den Jahren 147 und 152 zur
Wallfahrt nach Mekka gekommen, und machte auch im Jahre
158 die Reise dahin. Von der letzten Station bei Btr Meimün
schickte er ein Paar Henker vorauf in die Stadt mit dem Auf-
trage, den SufjAn ben Sa'td el-Thauri aus Küfa, einen der
grössten Gelehrten seiner Zeit, welcher jährlich zur Wallfahrt
nach Mekka zu kommen pflegte, zu ergreifen, wenn sie ihn
iiänden, und zu kreuzigen. Die Henker richteten ihr Holz auf,
konnten ihn aber nicht finden , weil er , noch zeitig benach-
richtigt , sich unter die Kleider seiner Freunde el-Fudheil ben
'IjAdh und SufjAn ben 'Ojeina, die vorn auf dem Platze der
Ka'ba sassen, versteckt hatte. Indess ermuthigten sie ihn und |
sprachen : ^ Vertraue auf Gott und lass uns nicht zum Gespött
unsrer Feinde werden.^ Er erhob sich nun, schritt auf die
Ka'ba zu, ergriß* den Umhang und sprach: „Ich bin sicher,
dass Abu iSa'far nicht hierher kommt ;^ dann kehrte er an
seinen Platz zurück. Unterdess war el-Mangür von Bir Mei-
mün aufgebrochen , um seinen Einzug in die Stadt zu lialten,
und als er an den Hügel el-Hegün kam, stürzte er vom Pferde
und brach das Genick, sodass er auf der Stelle todt war, am
7. Dsul-Higga früh morgens ; es wurden in jener Gegend hun-
dert Gräber gegraben und el-Mangür in eins derselben hinein-
gelegt, um die rechte Stelle nicht bekannt werden zu lassen,
damit es ihm nicht einmal so ergehe, wie er und seine Brü-
der es mit den Omajjaden machten , deren Gebeine sie wieder
ausgegraben und in alle Winde zerstreut hatten.
§. 163. In Folge einer letztwilligen Bestimmung des Cha-
lifen el-Man^ür ernannte sein Sohn und Nachfolger Muhammed
el-Mahdi bei seiner Thronbesteigung seinen Vetter Ibrahim ben
Jahjä ben Muhammed zum Statthalter von Mekka und el-Täff
unter dessen Verwaltung ei-Mahdi im Jahre 160 die Wallfahrt
nach Mekka machte. Kaum war er hier in dem Versamm-
lungshause abgestiegen, als der Tempelhüter 'Obeidällah ben
'Olhniän ben Ibrahim sich melden Hess und beim Eintritt den
Chalifen anredete: ,, Ich habe etwas bei mir, was bis jetzt
noch zu Niemandem gebracht ist.^ Es war der Abrahams-
Stein, den er in einer Decke hatte herbeitragen lassen und
— 161 —
jetzt vor dem Chalifen aufdeckte, welcher dadurch so erfreut
war^ dass er den Stein küssle und streichelte und Wasser in
die Vertiefung schütten Hess, wovon er und seine Kinder und
seine Hausgenossen tranken, dann wurde er an seine Stelle
zurückgebracht. el-Mahdi vergalt diese Aufmerksamkeit da-
durch, dass er dem 'Obeidallah grosse Geschenke machte und
ihm ein Grundstück bei Nachia überwies, welches den Namen
Dsftt el-Cauba' oder Dsdt el-Farf hatte und von 'Obeidallah
nachher an Muntra, eine Freigelassene des Mahdi, für 7000
Dinare verkauft wurde. — Der Emir Muhammed ben Sulei-
m&n hatte el- Mahdi zur Erfrischung Schnee (Eis) mitgebracht,
was bis dahin in Mekka unerhört war*).
§. 164. Die Tempelbüter machten den Chalifen darauf
aufmerksam, dass die Masse der Teppiche, mit welchen die
Ka'ba jährlich behangen wurde, nachgerade so dicht und schwer
sei, dass die Mauer unter dem Drucke leide. — Zur Zeit
des Heidenthumes hatte man die Teppiche einen über dem an-
dern hüngen lassen; Omar ben el-Chatt&b dagegen vertheilte
die alten jährlich unter die Armen und dies geschah auch un-
ter Mu'ftwia ben Abu Sufjän, bis der Tempelhüter Scheiba ben
'Othmän anfing sie zu vergraben, damit sie nicht zu jedem be-
liebigen Zwecke verwandt und durch Verunreinigungen ent-
weiht würden; er wurde aber darüber von 'Äiijcha getadelt,
indem sie bemerkte: ^^VITenn die Teppiche von der Ka'ba ab-
genommen sind, so ist es einerlei, zu welchem Zwecke sie
benutzt werden ; verkaufe sie und verwende den Eslös für den
heiligen Krieg oder für die Armen und Pilger.^ — Die neuen
Teppiche waren früher immer bald nach Beendigung derVITall-
fahrt am 10. Muharram aufgehängt, sodass sie zur Wallfahrts-
zeit elf Monate gehangen hatten und dann sehr abgenutzt wa-
ren , unter den Omajjaden fing man desshalb an, am Ende des
Monats Ramadhän einen seidenen Teppich aufzuhängen, damit
er den Pilgern besser in die Augen leuchte, und am ]0. Mu-
harram wurde ein anderer darüber gezogen. — el- Mahdi
*) Es ist indess bekannt, dass auf den Bergen yoq el-T^üf, zehn
Meilen yon Mekka , nicht selten Schnee und Eis Torkam. Vergl.
iQtachri, über climatum ed. Möller, p. 10. Aboulföda geogr.
par Reinaud. pag. 94.
11
— 162 —
liess jetzt alle Teppiche abnehmen, in seiner Gegenwart die
Hauern der Ka'ba von oben bis unten mit Moschas und Ambra
bestreichen und dann drei Decken darüber hftngen, eine so ge-
nannte Coptische d. i. eine leinene ans Aegypten^ eine seidene
und eine goldgestickte. Bei der Gelegenheit sah el-Azraki's
Gross vater, als er um die entblösste Ka'ba herumging^ dieThür
auf der hintern Seite, welche Ibn el-Zubeir hatte machen las-
sen (S. 135); sie war mit 28 Steinen in neun Lagen zuge-
mauert ($. 144), in jeder Lage drei, in der obersten Tier
Steine. —
§. 165. Nachdem die Ka'ba auf diese Weise hergestellt
war, befahl el-Mahdi wiederum, den Platz um dieselbe, die
Moschee, zu erweitern, und ertheilte hierzu den Auftrag dem
Cddhi von Mekka Muharomed ben Abd el-Rahman ben Hi-
schäm el-Machzümi mit dem Beinamen el-AucaQ d. i. der
kurzhalsige. Diesmal sollte die östliche Seite erweitert wer-
den, und el-Aucag kaufte die dort der Ka'ba zunächst gelege-
nen Häuser; da einige derselben von ihren früheren Besitzern
zu frommen Zwecken als Wohnung für Arme und Pilger ver-
macht waren, so kaufte er dafür andere Häuser zu gleichen
Preisen in andern Strassen der Stadt. Da der Platz soweit
ausgedehnt werden sollte, dass der bisherige Wasserweg noch
zur Moschee gezogen würde, so musste der Wasserweg selbst
und der dahinter liegende Rennweg weiter zurück gelegt wer-
den und hier wurde bei der Expropriation ein eigenthQmlicher
Grundsatz aufgestellt, wonach die abzutretenden Grundstücke
nach dem Zwecke, wozu sie verwandt werden sollten , bezahlt
wurden, nämlich für jede Quadrat-Elle, welche bei der Erwei-
terung in den Raum der Moschee zu liegen kam, wurden 25
Dinare, und für jede Quadrat-Elle, die in den neuen Wasser-
weg fiel, nur 20 Dinare berechnet. Zu den damals angekauf-
ten und abgebrochenen Häusern gehörte die andere Hälfte der
Wohnung der Familie el-Azrak, deren erste grössere Hälfte
vou Ibn el-Zubeir zur Moschee gezogen war ($i 140); för
den abgeschätzten Werth von 18,000 Dinaren wurden andere
Häuser angekauft. Nach dem Rennwege hin mussten alle Häu-
ser niedergerissen werden und es gehörte dazu unter anderen
auch das Haus der Cheira bint Sibd' vom Stamme Chuzä'a,
wofür 43,000 Dinare haar ausbezahlt wurden, und das Haus
— 163 —
der Familie JSubeir ben Mut'im (§. 76); auch ein Theil der
Wohnung des Scheiba ben 'Othmftn wurde damals zur Mo-
schee gezogen. Die neue Seite derselben erhielt einen drei-
fachen Säulengang und auf den andern Seiten, wo Abu JSa'far
nur einen Bogen gebaut hatte, wurden noch zwei daneben
gesetzt. Die dazu verwandten Marmorblöcke wurden aus Sy-
rien und Aegypten zu Schiffe nach äidda und von da zu Wa-
gen nach Mekka gebracht. Die Summen, welche el-Mahdi
überhaupt auf dieser Wallfahrt in Mekka und Medina ver-
wandte, betrugen dreissig Millionen Dirhem, die er aus IrÄk
mitgenommen halte, 300,000 Dinare, die aus Aegypten, und
200,000 Dinare, die aus Jemen herbeigeschafft wurden, dazu
noch 150,000 Kleider.
§. 166. In den Jahren Ijßl bis 163 wm* tia'far ben Su-
leim^n ben 'Ali ben Abdallah Statthalter von Mekka und el-
Tdif, dann folgte ihm bei seiner Versetzung nach Medina *Obei-
dallah ben Cutham ben el-*Abbäs, welcher sich vermuthlich eine
Zeit lang durch seinen Vater Cutham ben el-'Abbäs vertreten Hess.
In dieser Zeit war ein allgemeines Sittenverderbniss in
Mekka eingerissen, und el-Mahdi fand sich veranlasst, durch
seinen Sekrelair Abul-Wezir 'Omar ben Mutarrif an seinen
Statthalter 'Obeidallah und die Einwohner von Mekka ein Schrei-
ben KU richten, worin er ihnen zunächst die Heiligkeit ihres
Wohnortes ans Herz legt und wie sie dadurch von Gott aus-
gezeichnet und bevorzugt seien; dann hält er ihnen ihr üppi-
ges und sittenloses Leben vor, dass sie Sänger und Sängerin-
nen hielten, allen Arten von Spielen und verderblichen Tände-
leien ergeben seien , wodurch sie vom Gebet und vom Besuch
der Moschee abgehalten würden; dass sie aus Wucher die
Preise der Lebensmittel steigerten und durch geringes Maass
und Gewicht betrögen , wodurch sie die Gnade Gottes verlie-
ren und seinen Zorn erregen würden ; und schliesslich ermahnt
er sie zur Besserung. — Dieses unzweifelhaft ächte Schrei-
ben, welches Abu Mubammed el-Chuzä'i seiner Ausgabe der
Chronik des Azraki angehängt hat, scheint wichtig genug, um
es hier im Original mitzutheilen *^.
*) Wie m der Ausgabe des Axraki .bezeichDet G den Petersbur-
ger Codex, D den Pariser Nr. 843 und E den Pariser Nr. 723. —
11*
— 164 -
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1) Snre 24, 36-38. — 2) Sure 3, 90. — c) DE SjjJ- —
3) Sure 32, 27. — 4) Sure 2, 121. — d) CD U,^** —
e) CE "i^
— 166 -
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^ ,^Jül ^üOI, ^l wUp-I^ ^JUfi «i^iü^ ^»i^iOJ fcÄ^ >rf/Ä^
f) C cß^Tr^' - g) C l^-uÄj — 5) Sure 9. 33. -
6) Sure 62, 2>>4. 7) Sure 26, 214. — h) G Jjit D ß^ —
8) Sure 14, 40. — 9) Sure 14, 42. —
— 167 —
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— 168 —
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12) Sure 29, 67.
— 169 —
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— 170 —
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^\, ^\y UUÜ?, ^4«J«5 ^>i^S C^^» J^'i (J^'i 8l-a«J's
i^ u jJLi?, fc.Ui' .i*»«, «Dt ^ ^A^^ j* ii|,«{ äu-^!^ x^jj,
Ä<:^t g^i— i^> »/S v«^ *M' vJ>r> er* e*^''* r!j* *-• H;*5
vUr <JJ viKX;^, oj*^"^' Oj'^^' ? '^'^ ^fi O^^*"^^^ O^'^'
^•l^l, lk**jf pa\y «y.? glAJt, «Ut Ja. isiSb »J i(,S, 8j*Aa#^ JUÄP.,
^\y^\y M«Jt^ .»UJ^t J^t (^A S«X^t^ aO^ioM ^ c^'» «^^l^
— 171 —
§. 167. Im Jahre 164 machte el-Mahdi wiederum die Wall-
fahrt und als er den Neubau sah, war er damit nicht zufrie-
den, weil die Ka'ba jetzt ganz nach einer Seite des grossen
Platzes stand und er befahl abermals eine Vergrösseruug des-
selben, damit sie in die Mitte der Moschee zu stehen käme.
Die Bauleute erhoben dagegen allerlei Bedenken und erklärten,
dass es unmöglich sei, einen solchen Bau auszuführen, da der
Wasserweg, welcher hier ganz dicht vorbeiführt, verlegt wer-
den müsste, und die Fundamente dann bei eintretender Ueber-
schwemmung doch nicht halten würden. Allein el-Mahdi be-
stand auf seinem Willen und erklärte: yjich befehle dass diese
Erweiterung gemacht werde, und wenn das Geld aus allen
meinen Schatzkammern dazu verwandt werden müsste^. Die
Maurer fingen nun an in seiner CTegenwart Vermessungen zu
machen, sie steckten Stangen aus, besonders auf den platten
Dächern der Häuser, und der Chalif begab sich auf den Berg
Abu Cttbeis, um von oben die Richtungen zu beobachten, bis
sie den Platz genau im Viereck abgesteckt hatten, sodass die
Ka*ba in die Mitte zu stehen kam , und nachdem die Versuche
mehrmals wiederholt waren, erklärte sich d-Mahdi endlich da-
mit zufrieden und reiste ab , nachdem er für den Ankauf der
Häuser und für den Neubau die nöthigen Gelder angewiesen
hatte. Jenseits des Wasserweges nach el-Qafä zu lag die
Wohnung des Muhammed ben 'Abb&d ben 'Ga'far el-'Abidi ($.
83); diese wurde zuerst beim Beginn des Baues im Jahre 167
abgebrochen und dahin der Rennweg und daneben der neue
Wasserweg verlegt, sodass für den Platz, welcher von der
Ka'ba bis zur Ringmauer bisher nur 49 Ellen breit gewesen
war, jetzt noch 90 Ellen breit gewonnen wurden. Auch das
Haus der Umm Häni bint Abu Tälib mit dem Brunnen, wel-
chen Cugeij gegraben hatte, kam zur Moschee und es wurde
ein neuer Brunnen gegraben an der Ecke der Moschee neben
dem Thore der Kohlhändler. — Als el-Mahdi am 22. Muhar-
ram 169 starb, war der Bau noch nicht ganz vollendet, er
wurde nun beschleunigt, aber nicht ^ so solide als bisher fort-
gesetzt; an die Stelle der Marmorsäulen, welche grösstentheils
aus Ichmtm in Aegypten bezogen waren, traten jetzt Säulen
aus gewöhnlichen Steinen mit Gyps überzogen, und auch das
Dach wurde nicht so schön und dauerhaft gemacht.
— 172 —
§. 168. In der Ausdehnung, welche die Moschee unter
el-Mahdi bekommen hatte, betrug ihre Linge von demThore
der Banu tSumab bis an das Thor der Banu Hftschim bei dem
grOnen Zeichen 404 Ellen und ihre Breite 278 Ellen. Ton den
484 Säulen, welche zu Azraki*s Zeit in drei Reihen die Mo-
schee einschlössen, standen 103 auf der Oslseite, 105 auf der
Westseite, 135 auf der Nordseite und 141 auf der Südseite;
sie waren zehn Ellen hoch und hatten drei Ellen im Umfange,
einige waren etwas höher und dicker, und die Entfernung von
einer Säule zur andern betrug sechs Ellen und dreizehn Zoll.
Von ihnen standen zwanzig Säulen in dreien der grösseren
Thore. Die Zahl der nach dem Tode des Chalifen el-Mahdi
nur von gewöhnlichen Steinen aufgeführten und mit 6yps
überzogenen Säulen belief s*ich auf 44. Die Vorbaue von vier
Thoren zählten dann zusammen noch 151 Säulen, und über
sämmtliche Säulen waren 498 Bogen gespannt.
§• 169. Die Moschee hatte 23 Thore von verschiedener
Grösse mit einem, zwei oder drei Durchgängen, so dass sie
von 43 Bogen überspannt waren; fast alle führten die Namen
der Personen oder Familien, deren Wohnungen früher an der
Stelle derselben gestanden hatten, nämlich auf der Ostseite
waren fünf Thore mit elf Bogen, von der nördlichen Ecke an-
fangend 1. das Thor der Banu Scheiba oder der Banu 'Abd
Schams mit zwei Säulen und drei Bogen von zehn Ellen Span-
nung, vorn mit eingelegten Muscheln verziert, in der Höhe
von 17 Ellen mit einem Gitterfenster aus vergoldetem Plata-
nenholz 27 Ellen lang und drei Ellen breit versehen, die bei-
den Seitenwände von 24 Ellen aus weissem und rothen Mar-
mor; vier Stufen führen hinan. — 2. Das Thor am so gen.
Krystallhause ein Bogen von zehn Ellen Höhe und sieben El-
len breit. — 3. Das Thor des Propheten von derselben Grösse
mit fünf Stufen. Es hatte seinen Namen daher, weil es an
der Stelle errichtet war, welche Muhammed, wenn er von der
Ka'ba wegging, immer in der Richtung nach seiner Wohnung
passirte; er ging von hier über den Rennweg hinüber zwi-
schen den Häusern des 'Abbds und des Ibn Azhar durch an
dem des Achnas ben Schartk vorüber und kam dann in die
Strasse der Gewürzhändier, in welcher das Haus seiner Frau
Chadfga lag. — 4. Das Thor des *Abb«s ben Abd el-Mut-
— 173 —
talib drei Bogen 13 Ellen hoch, vorn und im Innern mit Mu-
scheln verziert , darüber in einer Höhe von 23 Ellen ein Git-
terfenster aus vergoldetem Platanenholz 26 Ellen lang und
3V2 Elle breit, die Seiten wände von weissem, rothem und grü«*
nem Marmor und mit Vergoldung; sieben Stufen führen hin*
auf. — 5« Das Thor der Banu H&schim, ebenso wie das vo-
rige gebaut.
Auf der Südseite nach dem Wasserwege zu waren 7
Thore mit 17 Bogen : 1. Das Thor der Banu 'Abid mit einer
Säule uad zwei Bogen I3V2 Elle hoch und 14% Ellen breit
mit zwölf Stufen nach dem Wasserwege. — 2. Das Thor der
Banu Sufjän ben 'Abd el-Asad in gleicher Weise gebaut. —
3. Das Thor von el-Qafä, vier Säulen mit fünf Bogen und
I3V2 Elle, der mittelste 14 Ellen hoch, aussen mit Muscheln
verziert ; die beiden mittleren Säulen waren bis zur Hälfte mit
goldenen Inschriften versehen, die beiden Seitenwände, welche
36 Ellen aus einander lagen, bestanden aus weissen, rothen,
grünen und bläulichen Marmorplatten und waren vergoldet ;
der Aufgang hat zwölf Stufen. An der Stelle dieses Thores
war zu Muhammeds Zeit eine enge Strasse, die nach el- Qafft
hinführte und in deren Mitte sich ein Stein mit eingegossenem
Blei befand, welcher dann zu der Treppe verwandt wurde;
an jener Strasse lagen die Wohnungen der Banu 'Adi ben
Ka'b (§. 84), woher das Thor auch Thor der Banu 'Adi ge-
nannt wurde. — 4 und 5. Zwei ganz gleiche Thore mit ei-
ner Säule und zwei Bogen von I3V2 EH^ Höhe und 15 Ellen
weit mit zwölf Stufen von dem Wasserwege herauf, führen
mit dem vorigen den Namen der Banu Machzüm. — 6. Das
Thor der Banu Teim ist den beiden vorigen ganz gleich.
Hier war der Wasserweg zurück verlegt an die Stelle, wo die
Häuser des Abdallah ben tlud'fin und Abdallah ben Ma'mar
standen; von dem ersteren ist noch ein Theil stehen geblieben
(§. 81). — 7. Das Thor der Umm Häni von gleicher Grösse
an der Stelle des Hauses derselben (§. 54).
Auf der Westseite, wo die Wohnungen der Banu JSu-
mah standen, sind sechs Thore mit zehn Bogen: 1. Das Thor
neben dem Thurme, welcher dem grossen Agj^d Platze ge-
genüber steht, mit einer Säule und zwei Bogen von 13 Ellen
Höhe und 15 Ellen weit und mit acht Stufen , heisst das Thor
— 174 —
der Banu Hdkim ben HizAm und der Banu el-Zobeir ben el-
'Awwftm, gewöhnlich aber das Thor von el-Hiz&mia nach der
dahin führenden Strasse. — 2. Das Thor der Kornhändler dem
Hause des *Omar ben *OthmAn ben 'Afiftn gegenüber^ hatte zwei
Säulen und drei Bogen von 13 Ellen Höhe und 21 Ellen Weite
und sieben Stufen. — 3. Das vorzugsweise so genannte Thor
der Banu tiumah mit einer Säule und zwei Bogen von 10 Ellen Höhe
und 15 Ellen breit mit 7 Stufen, war durch den Chalifen el-Man^ür
vorn mit Muscheln verziert, und auf dieser Seite erstreckt sich
bis hierher der Bau dieses Chalifen (§. 159). — 4. Das Thor
vor dem Hause des Abul-Bachtari ben Hftschim, 10 Ellen hoch
und 5 Ellen breit, führte ursprünglich auf die Strasse; später
wurde dieses Haus mit dem der Zubeida vereinigt und bis an
die Moschee erweitert, sodass jenes Thor in das Haus führte
und desshalb mit einer Thür verschlossen wurde [§. 72]. —
5. Ein ähnliches Thor, 10 Ellen hoch und 4V2 Elle breil,
führte auf die Strasse des Hauses der Zubeida und war gleich-
falls mit einer Thür versehen. — • 6. Das Thor der Banu
Sahm ein Bogen von zehn Ellen Höhe und 4 Ellen breit mit
zehn Stufen.
Auf der Nord Seite, wo das Versammlungshaus stand,
waren sechs Thore : 1. Das Thor des 'Amr ben el-'A^i neben
dem Thurme bei den Wohnungen der Banu Sahm, von gleicher
Grösse wie das vorige , mit sechs Stufen. — 2. Ein Thor in
dem Hause el- Agala (§. 72], welches zugemauert ist. — 3. Das
Thor neben dem Hause el- Agala. — 4. Das Thor nach dem Berge
Ku'eiki*än, das Thor des Hugeir ben Abu Ihäb genannt (§. 70],
ein Bogen 10 Ellen hoch und 9V4 Elle breit, davor ist ein
mit Steinen geebneter Platz und man geht durch dasselbe sechs
oder acht Stufen in die Moschee hinunter Zwischen den Häu-
sern des Hugeir hindurch führt die Strasse nach dem Ku'eikrän
und der eine Theil dieser Häuser ist zum Marstall für den
Regenten eingerichtet, der andere aber mit dem Hause der
Braut (§. 88] und dem des ba'far ben Muhammed vereinigt,
und wird noch bewohnt. — 5. Das Thor des Versamralungs-
hauses. — 6, Das kleine Thor der Banu Scheiba ben 'Othmdn
führt auf die Strasse el-Suweica; es besteht aus einem Bogen
von 9 Ellen Höhe und 5 Ellen Breite, und man gebt durch
dasselbe acht Stufen hinab in die Mosche.e (VgL §. 315).
— 175 —
§. 179. Die Ringmauer der Moschee war auf der Ost-
seite 18, auf der Südseite 22, auf der Westseite 22 V2 und
auf der Nordseite 19 Ellen hoch; sie hatte aussen an den
frei stehenden Stellen 272 kleine Zinnen, im Innern waren auf
der Ostseite 31 Bogen und darüber 100 kleine Zinnen, auf
der Nordseite 46 Bogen mit 174 Zinnen, auf der Südseite 45 Bogen
mit 150 Zinnen und auf der Westseite 29 Bogen mit 94 Zinnen.
Das Dach war ein doppeltes, das obere mit Holz von dem Baume
Darm aus Jemen bedeckt, das untere von schönem Platanenholz ;
zwischen beiden war ein Zwischenraum von 2 V2 l^U^* Di^ Decke
war vergoldet und mit Versen aus dem Coran, Segenssprüchen für
den Propheten und Gebeten für den Chalifen el-Mahdi beschrie-
ben. — In früheren Zeiten wurden die Todten vor der Be-
erdigung in das Innere der Moschee gebracht und dort das
Todtengebet gesprochen, später stellte man sie nur vor die
Thore der Moschee, (vielleicht weil es zu beschwerlich war,
sie die Treppen hinauf zu tragen , ) und vor drei Thoren war
für die Leichenbahren ein besonderer Platz eingerichtet, vor
dem Thore des 'Abbäs oder der Banu Häschim, vor dem gro-
ssen Thore der Banu Scheiba und vor dem Thore el-(^afä.
Auf den vier Ecken der Moschee standen vier Thürme (Mind-
ret) ; von dem westlichen am Thore der Banu Sahm wurden
die Gebetstunden ausgerufen und nur im Monat Ramadhän ge-
schah dies von dem südlichen Thurme am Kornmarkte; der
östliche neben der Wohnung der Banu Sufjän hiess besonders
derThurm der Mekkaner. — Die Gebetausrufer sassen Freitags,
während der Imäm auf der Kanzel stand, Winter und Sommer
auf dem Dache der Moschee unter freiem Himmel, bis der
Statthalter Abdallah ben Muhammed ben ImrÄn el-Talhi unter
dem Chalifen Härün für sie dort ein Schutzzelt errichten Hess
so dass sie im Schatten sitzen konnten. Dies blieb so, bis
el-Hutawakkil im Jahre 240 beim Neubau der Moschee auch
dieses Zelt neu machen liess.
§. 171. Die an die Mauer der Moschee anstossenden
Häuser waren zur Zeit des Fäkihi: Die Residenz der Chalifen
am Thore der Banu Abd Schams, mit einer Oeffnung, durch
welche man von el-Marwa aus die Ka*ba sehen konnte ; dann
das Haus des Fadhl ben el- Rabt' und das Yersammlungshaus,
— 176 —
hinter welchem die Strasse nach el*Suweica führt und wel-
ches jetzt dem Abu Ahmed el*Huwaffik, Bruder des Chalifen
gehört, der es von el-Härith ben IsA erhalten hat. Dann folgt
das Thor, welches nach dem Ku*eiki'än führt, and auf der an-
dern Seite desselben das Haus el-*Agala, früher dem Chalifen
el-Mahdi, jetzt dem Chalifen el-Mutawakkii gehörig, daneben
ein Haus des Bakkär ben Ribäh, Freigelassenen des Achnas
ben Schartk. Dieses hatte ihm el*Hahdi abkaufen wollen, um
es mit dem Hause el-'Agala zu vereinigen, und er schickte zu
ihm und liess ihm 4000 Dinare dafür bieten; Bakkär erwie-
derte aber: die Nachbarschaft des Chalifen ist mir um keinen
Preis feil el-Hahdi schenkte ihm für diese Aeusserung die
4000 Dinare und liess ihm seine Wohnung. — Auf der
Westseite stösst an die Moschee das grosse Haus der Zubeida,
weiches sie baute, dann das Haus des 'Ga'far ben Jahjü ben
Chfliid, welches Zubeida an sich brachte. An die Seite des
Wasserweges stösst nur das von Hammäd ei -Berber! für Hi-
rün el-Raschld erbaute Krystallhaus, welches jetzt dem Müsä
ben BugÄ gehört, dem es von dem Statthalter von Hedina
Ishdk ben Huhammed el-Ga'fari überwiesen ist.
$. 172. Die Häuser, welche nach der Vergrösserung der
Moschee durch el-Hahdi, die nächste Reihe um dieselbe bil-
deten, waren nach el-Fäkihi: Auf der Nordseite das Haus
des Scheiba ben *Othmän, die Schatzkammer der Ka*ba neben
der Statthalterei, das Haus des Fadhl ben el-Rabf, jetzt dem
Fiscus gehörig bei dem Hause des Hugeir ben Abu Ihftb, dann
die Wohnung des Postmeisters von Mekka und das Haus des
Masrür, des Dieners der Zubeida. — Auf der Westseite
das Haus des 'Obeidallah ben el-Hasan , welches an IshUi ben
Ibrahim kam und dann dem 'Ali ben 'Ga*far el-Barmaki ge-
hörte; das Haus des 'Amr ben el-A9i und das des Ihn Abd
el-Razzäc el-6umahi. — Auf der Südseite das Haus des
'Amr ben 'OthmÄn dem Thore der Kornhändler gegenüber, du-
neben das Haus des Ibn Bazf, des Sa'id ben Muslim el-Bähili,
der Tochter des Asch'ath bei den Datieihändlern , des Schrei-
bers Ibrahim ben Mudabbir, des Isä ben Muhammed el-Mach-
zümi am Eingange in die Strasse Hizftmia , welches Ibn Abul-
Sä^ zerstört hat, sodass es noch in Trümmern liegt; dann das
Haus des Ma'badf am Eingange nach dem grossen Agjftd Platze,
— 177 ~
welches an iSa*far ben Chälid ben Barmak kam und jetzt dem
Muhammed ben Ahmed ben Soheil gehört^ aber während der
Streitigkeiten zwischen den Kornbändlern und den Schlächtern
verwüstet ist. — Auf der Ostseite das Haus des Isä ben
Hüsä, welches der Gelehrte Sufjän ben 'Ojeina bewohnte und
jetzt von Zübeida zu Bädern eingerichtet ist; daneben das
Haus eines der Söhne des Muhammed ben Abd el-Rahman bei
den Seifensiedern , das Haus des Abu 'Azära ($. 81 Ibn 'Azära)^
des Muhammed ben Ibrahim el-Muleiki^ welches von dem
Hause noch übrig ist, worin das Bündniss hilf el-fudhül
(§. 50) geschlossen wurde, und jetzt dem ^ä'id ben Muchallad
gehört ; das Haus des *Abbäs ben Muhammed neben dem Thore
des kleinen Agjäd Platzes; dann das Haus des Jahjä ben Chä-
lid ben Barmak, jetzt unter dem Namen des Ahmed ben el-Ra-
schtd bekannt; dann das Haus Schakffa (%. 83 Sakifa), worin
die Kleiderhändler wohnen und vor welchem die Wechsler ih-
ren Stand haben. Hierauf das Haus des Hultalib ben Hantab»
welches die Machzümitin Umm Isä, Tochter des Saht ben
Abd el-'Uzzä ben el-Muttalib. an Muhammed ben DAwüd ver-
kauft hat, der es neu ausbaute und seinem Sohne Abdallah ben
Muhammed hinterliess, dessen Namen es jetzt trägt, mit dem
Ausgange nach dem (^afä und dem Wasserwege; dann das
Haus des Arcam ben AbuI*Arcam el-Machzümi hinter dem des
Ahmed ben Ismä'll ben 'Ali bei el-QafA, dann das Haus der
Qabijja, einer Sklavin der *Abbäsiden, das Haus der Cheizurän,
den Nachkommen des Chalifen Müsä gehörig und jetzt theil-
weise im Besitz des Abu 'Omära ben Abu Meisara, das Haus
des Cädhi Muhammed ben Abd el-Rahman el-SuQäni mit dem
Ausgange nach dem Thurme der Moschee und dem Wasser-
wege, das Haus des *Abbäd ben 'Ga'far bei dem grünen Zei-
chen, das Haus des Jahjä ben Chälid ben Barmak mit dem
Ausgange nach dem Nacht-Markt und dem Wasserwege; er
soll es für 80,000 Dinare gekauft und 120,000 Dinare darauf
verwandt haben und es ist jetzt im Besitz der Erben eines
Bedienten; das Haus des Hüsä ben Isä, an welchem das
grüne Zeichen sich befindet, das Haus des 'GaTar ben Sulei-
m&n bei der Strasse der Spezereihändler, das Haus der Familie
Azhar, die von Hammäd el-Berberi gebaute Residenz der Cha-
lifen bei den Apothekern , welche verbrannte und jetzt dem
12
— 178 —
Abu ls6 ben el-Matawakkil gehört; das Haus des Fadhl ben
el-Rabf; er wollte es mit dem Hause des Ibn 'Alcama in eine
Linie bringen und da ihm dies nicht gestattet wurde» setzte
er an die Ecke des Hauses eine Säule; der Chalif soll, als er
dies sah, zu ihm gesagt haben: dein Haus gleicht einer alten
Frau, die am Stocke geht. Dann das Haus des Näfi' ben 'Al-
cama el-Kinäni, welches zum Theil der Familie Talha ben
'Obeidallah gehört hatte, der es M&\ als er Statthalter von
Mekka wurde,' abnahm; nach NdC hatte es der Chalif in Be-
sitz genommen, gab es aber dann zurück; gegenüber liegt
das Haus des *Isä ben ^Ali, daneben die Wohnung des Abu
Gubschän el*Chuzft'i und dann das Haus des 'IsA ben 'GaTar^
in welchem die Schuhmacher wohnen und welches jetzt den
Erben des Fremdlings Ahmed gehört ; zwischen ihm und der
Statthalterei Tührt der Weg nach el-Suweica. Neben dem
Hause des Ibn 'Alcama liegt das des Ahmed ben Sahl, welches
zu denen gehört, die Muhammed meinte, als er sagte: wer
sich in das Haus des Abu Sufjdn begiebt, ist sicher ($. 105).
$. 173. Die kurze Regierung des Chalifen el-Hftdi (160—
170] war /ür Mekka doch merkwürdig durch einen Kampf ge-
gen die 'Aliden. el-Husein ben 'Ali ben el-Hasau III. hatte
schon seit einiger Zeit mit seinen Anhängern den Plan gefasst,
eine Auflehnung gegen die 'Abbäsiden zu wagen, und durch
einige Verhaftungen, welche der Statthalter von Medina 'Omar
ben 'Abd el-'Aztz unter ihnen wegen Trunkenheit hatte vor-
nehmen lassen, wurden sie veranlasst, die Ausführung ihrer
Absicht zu beschleunigen. Sie überfielen plötzlich die Besat-
zung von Medina^ machten sich zu Herren der Stadt und be-
mächtigten sich der öffentlichen Kassen ; el - Husein Hess sich
auf das Buch Gottes und die Lehre seines Propheten huldigen
und zog dann kurz vor der Wallfahrtszeit am 24. Dsul*Ca'da
mit seinem Anhange nach Mekka , wo er ausrufen Hess , dass
er allen Sklaven, die sich ihm anschliessen würden, die Frei-
heit schenke, wodurch er einen grossen Zulauf bekam. Der
Chalif hatte aber bereits dem Muhammed ben Suleimftn ben
'Alf, welcher die Pilgercarawane führte und eine grosse Zahl
seiner Verwandten wohl bewaffnet und beritten in seinem 6e-
- 179 —
folge hatte, den Befehl nachgeschickt , gegen el-Husein einzu-
schreiten. Nachdem also Muhammed ben Suleimän in Mekiia
angekommen war und die ersten Wallfahrtsgebräuche beendigt
hatte, bezog er in der Nähe der Stadt bei Dsu Tuwan ein
Lager, wo die Pilger seiner Parthei sich sammelten; er rückte
dann gegen ei-Husein vor, es kam zum Treffen, el-Huscin fiel
mit mehr als hundert seiner Anhänger, die übrigen entkamen
grössten Theils nach Aegypten, unter ihnen Idrfs ben Abdal-
lah, der Stammvater der Dynastie der Idrisiteu in Africa. Der
Kampf hatte am 9. Dsul-Higga bei Fachch hinter Mekka statt
gefunden (§. 322), el-Huseins Grab ward dort an dem Platze
el-Zähir rechts vom Wege nach Mekka mit einem Denkmal
versehen und sein Kopf dem Chalifen el-Hädi zugeschickt.
Dieser war darüber nicht sehr verwundert und sagte den
Ueberbringern : Ihr habt eure Schuldigkeit gethan , ihr bringt
den Kopf eines Rebellen, kaum kann ich euch eine andere
Belohnung geben , als dass ich euch die Reisekosten ersetze ;
und sie erhielten auch weiter nichts. el-Hädi war sonst sehr
freigebig : einst hatte ihm sein Vater el-Mahdi 40,000 Dinare
geschenkt, die vertheilte er in Bagdad und Küfa, sodass er
letztere Stadt nur mit einem Oberkleide bekleidet verliess. —
Muhammed ben Abd el-Rahman el-Sufjdni bekleidete unter
el-Hftdi und el-Mangür das Amt eines C&dhi von Mekka.
§. 174. Härün el- Raschid (reg. 170 — 193) wechselte
häufig mit den Stallhaltern von Mekka und ihre Reihenfolge
und die Dauer ihres Amtes ist nicht genau bekannt. Fol-
gende dreizehn werden als solche genannt : 'Obeidallah ben
Cutham, der aus el-Hädis Regierung herüberkam; Muhammed
ben Ibrahim im J. 178 und dessen beide Söhne el-'Abbäs
und 'Obeidallah; Hammäd el-Berberi, Muhammed ben Abdal-
lah ben Sa'id el-Othmäni; Suleimän ben iSa'far ben Suleimän
ben 'Ali, el-FadhI ben el-'Abbäs ben Muhammed, Ahmed ben
Ismä*il ben *Ali^ Müsä ben 'Isä ben Müsä ben Muhammed und
dessen beide Söhne el-'Abbäs ben Müsä und 'Ali ben Müsä,
und Abdallah. ben Muhammed ben 'Imrän el-Tamimi.
Gleich im ersten Jahre seiner Regierung 170 machte HA-
lün die Wallfahrt nach Mekka und ebenso in den Jahren 173
174, 175, 177, 179, 181, 186 und 188; auf diesen Zügen be-
wies er immer die grösste Freigebigkeit und Verschwendung
12*
^ 180 —
sowohl gegen die ihn begleitenden Gelehrten , Dichter und
übrigen Pilger, als auch gegen die Einwohner von Mekka und
Medina, um so auffallender ist es, dass er für die Erhaltung
und Verschönerung des Tempels nicht das Geringste gethan
hat. Eine von diesen Reisen, entweder die erste» oder die im
J. 177 machte er ganz zu Fuss, der Weg wurde aber von
einer Station zur andern mit wollenen Decken belegt^ auf de-
nen er einherging. — Einmal traf ihn Abu Abd el-Rahman
Abdallah ben 'Omar ben 'Abd el- Aztz ben Abdallah ben 'Omar
ben el-Chattäb auf dem Gange zwischen el-(^afd und el-Harwa
und forderte ihn auf mit ihm nach el-i^afä hinauf zu kommeB,
und als sie oben waren, sprach er: Wirf einen Blick naeh
dem Tempel, wie viel Pilger sind dort? — Die zählt nur Gotl,
erwiederte Härün. — So wisse denn, fuhr jener fort, dass
jeder einzelne von diesen Menschen über sich selbst Recheo-
schaft geben muss, wenn er einzeln gefragt wird am Tage der
Auferstehung; aber du, du wirst über sie alle gefragt werden,
darum bedenke, was du antworten willst, wenn du gefragt
wirst am Tage der Auferstehung. — Hdrün fing bitterlich an
zu weinen und setzte sich nieder, und seine Diener reichten
ihm ein Tuch nach dem andern, um seine Thrftnen damit
abzuwischen. Indess sprach Abdallah ben Omar weiter: Ich
will dir noch mehr sagen , wenn Jemand einen schlechten Ge-
brauch von seinem Vermögen macht , wird er unter Cnratel
gestellt; wie hast du nun das Vermögen der Muslim ver-
schwendet und schlecht angewandt! du wirst vor Gott über
das Alles zur Rechenschaft gezogen werden. — Da weinte
Hdrün noch mehr und schluchzte sehr und seine Diener woll-
ten den Mann von ihm entfernen, der Chalif aber verwehrte
es ihnen, bis er seine Ermahnungen ganz beendigt hatte and
von selbst fortging. HArün weinte , warf sich zum Gebet nie-
der und bat um Vergebung seiner Sünden.
§. 175. Harun soll in seiner Verschwendung fast noch
übertroHen sein von seiner Mutter el-Cheizurdn , als sie im J.
171 die Wallfahrt machte; sie kaufte in Mekka das Haus de«
Arcam ben Abul-Arcam, worin Muhammed die ersten heimli-
chen Zusammenkünfte mit seinen Anhängern gehabt hatte, wo-
von es den Namen el-Muchtabi d. i. der Versteck (Kryple)
erhalten hat; sie Hess es zu einem Bethause einrichten, wel-
- 181 —
ches nächst dem Hause der Chadfga, Huhammeds Wohnung,
für den heiligsten Ort in Mekka gehalten wird. In ähnlicher
Weise Hess sie auch Muhammeds Geburtshaus herstellen; die-
ses hatte sich nach Muhammeds Flucht sein Vetter *Akil ben
Abu Tälib angeeignet (§. 54] und war von dessen Nachkom-
men an Muhammed ben Jüsuf, einen Bruder des Statthalters el-
Hflggdg ben Jüsuf; verkauft worden^ der es zu seiner Woh-
nung, das weisse Haus genannt , hinzuzog , und es behielt
den Namen Haus des Ihn Jüsuf, bis es el-Cheizurfln ankaufte.
Es wurde nun von der andern Wohnung wieder abgesondert
und zu einem Bethause eingerichtet und liegt am Eingange
der Strasse, welche davon die Geburtshaus-Strasse heisst.
$. 176. In dieser Zeit standen die Barmakiden auf dem
Gipfel ihrer Macht und ihres Ansehens; da sie den Chalifen
auch auf seinen häufigen Wallfahrten immer begleiteten , so '
kauften sie sich in Mekka eigene Häuser, die sie prächtig ein-
richten, oder ganz neu aufbauen Hessen; so kaufte Jahjä ben
Chälid von der Familie Hugeir ben Abu IhÄb ein Haus am
Berge Ku'eiki'än für 36,000 Dinare; JSa'far ben Jahja, der
Günstling des Chalifen, erhielt von ihm einen Platz in Mekka,
welcher bei dem Bau unter el-Mahdi zwischen der Moschee
und el - (^afä frei geblieben war , zum Geschenk , und liess
hier ein grosses Haus aufführen, welches unmittelbar an die
Moschee anstiess und eine Thfir nach derselben erhielt.
Im Jahre 179 hatten sich die Charigiten in Mesopotamien
unter Anführung des Waltd ben Tarif empört und schlugen
die Truppen des Chalifen mehrmals in die Flucht, bis el-Waltd
endlich von Jazid ben Mazjad im Zweikampfe erlegt wurde.
Aus Freude hierüber unternahm Härün imRamadhän die kleine
Wallfahrt und hielt sich dann in Medina so lange auf, dass er am
Schlüsse des Jahres auch die grosse Wallfahrt machen konnte,
auf welcher er alle heiligen Orte zu Fusse besuchte.
§. 177. Als Härün dann im Jahre 186 die Wallfahrt ma-
chen wollte, brach er im Ramadhän von el-Racca auf und be-
gab sich zunächst nach el-Däräb , einer Station , die er sieben
Parasangen von Bagdad am Euphrat für sich hatte erricbten
lassen. Er hatte damals schon beschlossen, sein Reich unter
seine beiden Söhne Bfuhammed el-Amin und Abdallah el-Mä-
mün zu theilen und wollte ielzl seinen Willen durch einen öf-
— 182 —
fentlichen Act bekannt machen. Er liess sie also zu sich kom-
men und nahm sie mit sich in Begleitung aller seiner Wezire
und ejnes grossen Tbeiles seiner Verwandten , und zog über
el-Rabadsa nach Medina, wo er zwei Tage bloss im Gebet
zubrachte und dann Geschenke austheilte. Hierauf reiste er
weiter nach Mekka, wo er zunächst seinen Schwager Muham-
med ben Abdallah ben Sa'td ben el-Hugtra ben Amr ben
'Othmän ben *Affftn absetzte und an seine Stelle den Sulanin
ben tiaYar ben Suleimän ben 'Ali ben Abdallah ben 'Äbbäs
zum Statthalter ernannte. Am 7. Dsul-Higga nach dem Mor-
gengebete bestieg er die Kanzel und hielt die Wallfahrtspre-
digl, dann liess er sich die Thür der Ka'ba öffnen und ging
ganz allein hinein, während sein Diener Masrür Wache hielt
und die eine Flügelthür geschlossen blieb. Er verweilte lange
im Innern der Ka'ba, dann liess er seinen Sohn cI-Anitn ru-
fen und hatte mit ihm eine lange Unterredung, und hieraof
ebenso mit el-Mämün. Alsdann wurden noch nach einander
die angesehensten Männer herbeigeholt: Suleimftn ben Abo
tiaYar, el-Fadhl ben el-Rabt', Isä ben 'GaYar, Wfar ben '6a'-
far, tia'far ben Müsäj ferner el-Hflrith und Abfln die beiden
Freigelassenen des Chalifan, Muhammed ben Chälid und 'Obeid
ben Jactim ; Jahjä ben Chftlid , welcher sich entfernt hatte,
wurde eiligst zurückgerufen; ba'far ben Jahjä, auch Hnhnm-
med ben Abd el-Rahman el-Machzümi, Cädhi von Mekka,
Asad ben 'Amr, CAdhi von Medina, und mehrere aus der Fa-
milie der Tempelhüter. Nun liess er von jedem seiner beiden
Söhne eigenhändig einen Vertrag aufschreiben, worin Muham-
med el-Amtn versprach , wenn er nach dem Tode seines Va-
ters zur Regierung käme, seinen Bruder Abdallah el-Mäorfkn
in dem ungestörten Besitze von Choräsän zu lassen, AbdaUah
dagegen, dass er seinen Bruder Muhammed als Chalifen aner-
kennen wolle*). Nachmittags verrichtete HArün das Gebet
und kehrte dann in die Ka'ba zurück, bis gegen Abend die
beiden Schriften fertig und mit den beiderseitigen Siegeln ver-
sehen waren; hierauf hielt Härün das Abendgebet, machte
noch einen siebenmaligen Umgang um die Ka*ba und kehrte
*) Bei el-Airakl S. 161—168 sind diese Verträge wörtlick
mitgetheilt.
— 183 —
dann in seine Wohnung im Hause el-*Agala zurück. Nun liess
er alle Häschimiden und sonstige angesehene Personen zu-
sammenkommen , um Zeugen zu sein ; Suleimän ben Abu JSa -
far, Isä ben '6a*far und &a*far ben Müsä» die sich schon ent-
fernt hatten» wurden zurückgerufen; und nachdem die beiden
Verträge vor der versammelten Menge vorgelesen waren, wur-
den sie von denen , die bei der Abfassung in der Ka'ba zu-
gegen gewesen waren, unterschrieben. Die Namen dieser
Zeugen sind: Suleimän ben el-Han^ür, 'Isi ben 'GaTar, JSaYar
ben Ga'far, Abdallah ben el-Mahdi, tiaYar ben Müsä, Isä ben
Müsi, Ishdk ben Müsä, Ishdk ben Isä ben 'Ali, Ahmed ben
Ismä'il ben *Ali, Suleim ben JSa'far ben Suleimdn, Isä ben ^ä-
lih ben 'Ali, Dflwüd ben 'Isä ben Müsä, Jahjä ben Isi ben
Müsä, Däwüd ben Suleimän ben JSa'far, Chuzeima ben Häzim,
Harthama ben A'jan, Jahjä ben ChMid, el-Fadhl ben Jahjä, tia -
far ben Jahjä, el-Fadhl ben el-Rabf, el-'AbbAs ben el-Fadhl
ben ei-Rabf, Abdallah ben el-Rabf, el-Cäsim ben el-Rabt',
Dacäca ben Abd el-*Az!z el-'Absi, Suleimän ben Abdallah ben
el-A^amm, el-Rabt* ben Abdallah el-Hdrithi, Abd el-Rahman
ben Abul-Samrä el-Gassäni, Muhammed ben Abd el-Rahman,
Cädhi von Mekka, sieben Mitglieder der Familie der Tempel-
hüter: Abd el-Karlm ben Schu'eib, Ibrahim ben Abdallah, Ab-
dallah ben Schu*eib, Muhammed ben Abdallah ben 'Othmdn,
Ibrahim ben Abd el-Rahman ben Nubeih , Abd eI-W4hid ben
Abdallah und Ismail ben Abd el-Rahman ben Nubeih ; ferner
Muhammed ben Man^ür, Ismdll ben Dhubeih, und drei Freige-
lassene des Chalifen Härün: Abän, el - Häriih und Chälid. Ge-
schrieben im Dsul-Higga des Jahres 186. Zwei Kapseln von
Gold mit Edelsteinen und Perlen besetzt dienten zur Aufbe-
wahrung dieser Verträge, und sie wurden neben den Weih-
geschenken in der Ka'ba aufgehängt.
§. 178. Alle diese Vorsichtsmassrcgeln, um einem Bru-
derkriege vorzubeugen, erwiesen sich in der Folge als frucht-
los , bildeten aber den Uebergang zu jener furchtbaren Kata-
strophe, welche allen Grausamkeiten Härüns des gerechten (I)
das Siegel aufdrückte, der Vernichtung des Geschlechtes der
Barmakiden, die auf eben dieser Wallfahrt beschlossen wurde,
HArün besass eine Schwester el- AbbAsa, die er sehr lieb hatte
und der er einen sehr grossen Einflusa auf sich gestaltete;
- 184 —
um sie nun nit dem ihm gleichfalls unentbehrlichen Günstling
JSa'far ben Jahj4 el-Barmaki zugleich um sich haben zu kön-
nen, verheirathete er beide mit einander, doch nur zum Schein
und unter der Bedingung, dass sie sich nur in seiner Gegen-
wart sehen sollten. Indess fand el-'Abbftsa bald Mittel und
Wege, um als Sklavin verkleidet zu JSa'far zu kommen, und
sie gebar ihm heimlich einen Sohn und eine Tochter, die sie
nach Mekka schickte. Indess wurde das Geheimniss demCha-
lifen verrathen und er wartete nur, bis er selbst nach Mekka
kam, um sich furchtbar zu rächen, nachdem er sich die Kinder
hatte bringen lassen, die wegen ihrer Aehnlichkeit ihre Eltern
nicht verleugnen konnten, sodass er von deren Schuld überzeugt
war. Er Hess sich indess nichts merken, bis die Wallfahrt
beendigt war, und trat den Rückweg an. Da, als er in der
Nähe von el-Anbär bei dem Kloster el-Umr lagerte , schickte
er in der Nacht seinen Diener Masrür mit einigen Soldaten zu
iSa'far, Hess ihn herbeischleppen und ihm den Kopf abschlagen;
sein Vater und seine Brüder wurden eingekerkert und starben
im Geföngniss.
§• 179. Härün war der letzte Chalif, der als Pilger nach
Mekka kam; zum letzten Male machte er im Jahre 189 die
kleine Wallfahrt und liess damals die beiden Steine, zwischen
denen der schwarze Stein liegt, durchbohren und mit Silber
ausgiessen; diese Arbeit wurde von Ihn el-Tahhäm und einem
Sklaven des Ihn el - Muschma'il ausgeführt. — Alle Chalifen
hatten, wenn sie zur Wallfahrt nach Mekka kamen, in demal-
ten Yersammlungshause logirt, obgleich ein grosser Theil des-
selben schon zur Moschee genommen war; da es aber all-
mählig ganz verfallen war, kaufte Härün ein anderes Haus von
der Familie Chalaf von Chuzä'a und liess es für sich einrich-
ten, und dies war in der Folge die Wohnung der Statthalter.
%. 180. Sobald Muhammed el-Amin im Jahre 193 zur
Regierung gelangte, begann er die Feindseligkeiten gegen sei-
nen Bruder el-Mämün und zeigte alsbald durch die That, dass
er Willens sei, den von Härün gestifteten Erb vertrag zu bre-
chen, und um das verhasste Document zu vernichten, scbickte
der Wezir el-Fadhl ben el-Rabt' nach Mekka, einer der Tom-
— 185 —
pelfaiüter, Mahammed ben Abdallah^ holte die beiden Urkunden aus
der Ka'ba, kam damit nach Bagdad und übergab sie el-FadhI, wel-
cher sie augenblicklich verbrannte. Wahrscheinlich geschah es
in Folge davon, um die Mekkaner, welche über dies Verfahren
sehr erbittert waren, zu beschwichtigen, dass el-Amtn einen
ihrer Wünsche erhörte. Es war nämlich die Vergoldung an
der Thür der Ka'ba, die aus der Zeit des Waltd ben Abd el-
Malik herrührte, abgesprungen, und die Mekkaner richteten
desshalb an el-Amln ein Gesuch um Wiederherstellung der-
selben, und der Chalif schickte seinem Verwalter Sälim ben
el-iSflrrah zu diesem Zwecke 18,000 Dinare. Dieser Hess
nun zuerst alles Gold von der Thür abnehmen, was auf 28,000
Mithcdl angegeben wird, nahm dann 15,000 Dinare hinzu, und
aus dem Ganzen wurden Goldblättchen geschlagen und damit
die Thür, die während dem mit grünem Tuche behangen war,
neu belegt; auch die beiden Ringe an der Thür und die Nä-
gel wurden aus Gold gemacht, die Angeln und die Schwelle
übergoldet, sodass der Goldwerth an der Thür auf 33,000 Di-
nare berechnet wurde. Auch im Innern wurde die Ka'ba mit ei-
nem Goldstreifen geschmückt, der wie ein Gürtel rings an der
Mauer herumlief; die Arbeit ward aber nicht zu Ende geführt,
da vor der Vollendung el- Amins Absetzung ausgesprochen
wurde.
$. 181. Es ist nicht zu bezweifeln, dass el- Amins Mut-
ter Zubeida die Triebfeder gewesen war, dass er seinem älte-
ren Bruder el-Mftmün vorgezogen wurde; Hftrün hatte sich
um so eher bereden lassen, weil Zubeida eine Enkelin el-Man-
Qürs war, während el-Mämün nur eine Persische Küchenmagd
Namens Maräg'il zur Mutter hatte, welche bei seiner Geburt
gestorben war. Zubeida hat durch ihre übertriebene Freige-
bigkeit eine noch grössere Berühmtheit erlangt, als ihre Schwie-
germutter el*Cheizuran y vieles verwandte sie aber auch zu
wohlthätigen Zwecken, besonders für die Pilger, und nament-
Ucb durch Anlegung von Brunnen und Wasserleitungen auf den
Caravanenstrassen und in Mekka hat sie sich ein bleibendes
Verdienst erworben« Die grossartigste Anlage dieser Art ist
die Wasserleitung von Hunein nach Mekka, wozu sie selbst
den Plan angab, und als die Baulneister ihr von der Schwie-
rigkeit und den Kosten eines solchen Unternehmenis sprachen.
_ 186 —
erwiederte sie : Ich will, dass es ausgertthrt werde , und wenn
jeder Spatenstich einen Dacaten kosten sollte, Sie war dazu
dadurch veranlasst, dass man die filteren Leitungen wieder
ganz hatte yerfallen lassen, sodass zur Zeit der Wallfahrt das
Wasser so rar war» dass in Mekka ein Schlauch voll mit zehn
Dirhem und darüber bezahlt wurde.
Auf dem Wege von Mekka nach el - T&Kf liegt ein hoher
Berg mit Namen Täd , hier , entspringt eine Quelle , welche
nach den Umzäunungen d. i, Gärten von Hunein hinunter
fltesst, wo Palmen und Fruchtfelder davon bewässert wurden.
Diese Gärten kaufte Zubeida, Hess die darin liegenden Pflan-
zungen eingehen und an den Bergen hin einen Kanal anle-
gen, welcher das Wasser zwölf Meilen weit nach Mekka führte,
indem alle Quellen^ welche in dieser Richtung, wenn auch nur
zur Regenzeit, einen kleinen Beitrag liefern konnten, in die-
sen Kanal geleitet wurden. Es waren dies besonders die
Quellen von Muschäscb, Meimün, el-Za*far^n, el-Barüd, el-Ta-
riki, Thucba und el-Gureindt (oder besser el-tiubÄnia). Ebenso
liess sie eine andere Quelle, die gleichfalls bei el-TÄif auf dem
sehr hohen Berge Kadd entspringt, nach dem Orte el«-Augfar
in Wadi Na'mAn leiten, von wo der Kanal zwischen zwei stei-
len Bergen auf der Höhe von 'Arafat fortläuft, bis er sich
um den Berg cl-Rahma herumzieht an der Stelle, wo die Wall-
fahrtsfeier am 'Arnfa begangen wird. Einige Seitenkanäle füh-
ren hier Wasser in vier Cisternen für die Pilger, der Haupt-
kanal aber wendet sich nach dem Berge, welcher die beiden
Schluchten el-Mäzimän bildet, links wenn man von 'Araföt
kommt auf dem Wege Dhabb, jetzt el-Mudhlima genannt, bis
nach el-Muzdalifa , geht dann zu einem Berge südlich hinler
MinA hinüber und ergiesst sich in einen weiten, mit sehr gro-
ssen Steinen ausgemauerten Teich, welcher Brunnen der Zu-
beida genannt wird, dessen Ausfluss sich dann mit dem Ke-
nale von Hunein vereinigt. Diese Anlagen wurden im J. 194
unternommen und kosteten 1,700,000 Mithcäl; als sie been-
digt waren, gingen die Baumeister zu Zubekia mit ihren Rech-
nungen, die sie ohne Revision auszahlen liess und aus ihrem
Pallaste hinab in den Euphrat warf, indem sie sagte: die Ab-
rechnung wird am Tage der Abrechnung (Auferstehung) ge-
— 187 —
macht werden. Zudem erhielten die Bauleute noch Ehrenklei-
der und andere Geschenke ($. 248. 309).
§. 182. Zum Statthalter von Mekka hatte el-Am!n gleich
bei seinem Regierungsantritte den DAwüd ben 'Isä ben Müsä
ernannt; allein sobald el-Mftm&ns Truppen aus Chorftsän vor-
rückten und einige Vortheile in Chiizistftn errungen hattea,
sprach Däwüd selbst schon im Ragab 196 in Mekka und Me-
dina die Absetzung el-Amtns aus und begab sich zu el-Mä-
mün, um ihn persönlich davon zu benachrichtigen. In Aner-
kennung seiner Verdienste bestätigte ihn el-Mämün nicht nur
in seinem Amte, sondern fügte ausser einem Geschenke von
500,000 Dirhem auch noch das Gebiet von 'Akk seinem Ver-
waltungsbezirke hinzu , worauf Dftwüd nach Mekka zurück-
kehrte.
§. 183. el-Mämün sah sich kaum nach der Ermordung
el- Amins im J. 198 als Alleinherrscher anerkannt, als schon
wieder ein Aufstand der *Aliden ausbrach, der von Abul-Sa-
räjä el-Sari ben Man^ür angestiftet wurde. Dieser war von
el-Amtn zu el-Mämün übergegangen, und da er nach Beendi-
gung des Bruderkrieges keine Beschäftigung fand, trieb er
sich mit einer Horde raubend und plündernd umher, bis er in
Rakka mit Muhammed Ibn Tabätabä zusammentraf, welchen er
beredete, sich an die Spitze der 'Aliden zu stellen und sich
zum Chalifen ausrufen zu lassen. Sie bemächtigten sich der
Stadt Küfa und Abul-Saräjä schickte von dort den Husein ben
*Ali genannt el-Aftas nach Mekka, um den Aufstand in Ara-
bien zu organisiren. Es war kurz vor der Wallfahrtszeit und
als der Statthalter Däwüd von dem Anzüge el-Huseins Nach-
richt erhielt, gab er vor , von dem Chalifen ein Schreiben er-
halten zu haben, dass sein Sohn Muhammed ben Däwüd bei
den Wallfahrtsgebeten seine Stelle versehen solle. Diesem gab
er dann die Weisung, die Pilger nach Minä zu führen , dort
die üblichen Gebete zu sprechen und zu übernachten und am
andern Tage nach dem Morgengebete sein Camel zu besteigen
und den Weg nach dem 'Arafa einzuschlagen, aber rechts ab-
zubiegen nach dem Thale *Amr, bis er auf den Weg nach el-
Muschflsch gelange^ wo er ihn bei dem Garten Ibn 'Ämir er-
warten wolle. . So geschah es, und die Pilger, welche weiter
nach *Arafa gezogen waren, hatten dort keinen Führer, wel-
für
— 191 -
von Gold mil Perlen and Edelsteinen eingefagsl und sass anf
einem bohen viereckigen Throne von Silber, Ober welchen ein
seidener Teppich hing , sn dessen Enden goldene und silberne
GIdckchen hingen. Als nun dieser König sich zum Islam be-
kehrle, besliramte er den Thron mit dem Gfitzen zum Weih-
geschenk fdr die Ka'ba und sandte ihn nach Harw zu el-Hö-
mAn, welcher ihn weiter nach Wäsit an el-Hasan ben Sahl
schickte, and dieser beauftragte einen seiner Hauptleule aus
Balcb Namens Nagtr ben Ibrahim, ihn nach Mekka zu beglei-
ten. Er kam dort im 3. 201 zur Wallfahrtszeit an, wahrend
Ishäk ben Hftsd ben 'Ui die Pilger nach den heiligen Orten
fährte, und als sie von Uinä zurückkamen, stellte Na^tr ben
Ibrahim den Thron mit dem Teppich und dem GAtzenbilde mit-
ten auf dem Platze 'Omars ben el-Chaltäb zwischen el-^eßi und
el-Marwa auf, wo er drei Tage stehen blieb. Auf einer sil-
bernen Tafel, die daneben hing, stand zu lesen: „Im Namen
Gottes des barmherzigen , des erbarmenden t Dies ist der
Thron des und des Königs von Tttbet, welcher sich znm Islim
bekehrt und diesen Thron als Geschenk für die Ka'ba geschickt
bat ; darum preiset Gott, welcher ihn dem Isidm zugeführt bat".
Huhammed ben Sa'td, ein Schweslersohn des Na^lr, stand ne-
ben dem Throne und las den Leuten Morgens und Abends die
Inschrift vor und pries Gott, welcher den König von Tttbet
dem Islflm zugeführt hatte. Hierauf wurde der Thron den
Tempelhütern übergeben, welche ihn in die Schatzkammer der
Ka'ba im Hause des Scheiba ben 'Othmftn brachten und die
Krone in der Ka'ba anfhingen.
$. 167. Hamdün ben 'Ali kt^nle seine Stelle in Jemen
nicht antreten, da ihm Ibrahim ben Müsä nicht weichen wollte,
und blieb desshalb als Statlhallcr in Mekka nnd Hedina, nnd
. ernannte zu seinem Slellverlreter in Mekka den Jaztd ben Hn-
bammed ben Handhala el-MachzOmf, unter welchem sich im J.
.202 eine grosse Ueberschwemmung in Mekka ereignete, die
nach ihm benannt wird, Das Wasser überfluthete die ganze
^Hoschee und stieg an der Ka'ba bis eine Elle unter dem
gen Steine; den Abrahams - Stein hatte man zeilig in
«bracht, damit er nicht fortgeführt würde. Viele
sden zerstört und eine Menge Menschen kamen um,
— 192 —
und hinterher folgte die Pest und andere ansteckende Krank-
heiten.
Bei der Schwäche und Nachgiebigkeit , welche el-HÄmün
gegen die 'Aliden bewies, trieb Ibrahim ben Müsä seine An-
massung soweit, das» er gegen Mekka heraufzog und sich der
Stadt mit Gewalt bemächtigte, wobei der Vice-Statth alter Ibn
Handhala das Leben verlor und zur Wallfahrt des J. 202 stand
Ibrahim an der Spitze der Pilger.
§. 188. Vom J. 204 bis 209 war der 'Alide 'Obeidallah
(oder Abdallah) ben Hasan ben Obeidallah ben el- Abbfts ben
'Ali Statthalter von Mekka und Medina, und im J. 208 Hess
Zubeida die beiden grossen Häuser an der Ka'ba, die den Bar-
makiden gehört hatten und von ihr angekauft waren, neu auf-
bauen (§. 171).
In demselben Jahre kam im Schawwäl unerwartet wieder
eine grosse Ueberschwemmung. Durch den Regen waren die
Teiche bei el-Thucba sehr überfüllt, sodass der Damm brach;
das Wasser vereinigte sich mit dem, welches von el-Sidra und
Hinä kam, und stürzte in die Stadt, überfluthete die Moschee und
stieg an der Ka'ba bis an den schwarzen Stein; viele Häuser
stürzten ein und eine Menge Menschen verloren das Leben;
die Buden der Kaufleute sammt ihren Kisten waren von den
Märkten fort- und zur Stadt hinaus geschwemmt und in der
Moschee viel Schlamm und Steine zurückgeblieben. Kurz vor-
her im Ramadhän war eine grosse Carawane aus Choräsän zur
Wallfahrt angekommen, und die Pilger legten jetzt mit den
Einwohnern von Mekka selbst Hand an , um den Platz wieder
zu reinigen, oder sie bezahlten dafür eine Beisteuer, und man
sah Frauen und Mädchen bei Nacht für Geld oder für Gottes-
lohn dabei helfen. Als el-Mämün davon Nachricht erhielt,
schickte er eine bedeutende Summe nach Mekka, um die Mo-
schee mit Grand bedecken und den Wasserweg durch die Stadt
gründlich reinigen zu lassen.
§. 189. Im J. 210 kam QkWh ben el-'Abbäs ben Muham-
med als Statthalter nach Mekka und machte sogleich einen
Bericht an el-Mdmün über die mangelhaften Wasserleitungen
und Vorschläge zu deren Verbesserung, welche von dem Cha-
lifen genehmigt wurden. In Folge davon legte er in den Haupt-
strassen fünf Cisternen an , damit die Einwohner aus der mitt-
- 193 —
leren und unteren Stadt und von den beiden Agjäd Plätzen
nicht immer den weiten Weg in die Oberstadt zu dem Teiche
der Zubeida zu machen nöthig hatten; die erste Cisterne kam
in das Thal 'AU vor das Haus des Ibn Jüsuf, die zweite bei
el-(^afä, die dritte bei die Kornhändler, die vierte an den Ein-
gang der Hügelstrasse- unter dem Hause des Oweis und die
fünfte auf den Holzmarkt in die Unterstadt; von hier verlief
sich das Wasser in einen Behälter des Abu Qaläja und in zwei
andere in dem Garten des Ibn Tärik unterhalb Mekka. Als die
ganze Anlage fertig war , ritt (^&lih mit den angesehensten
Einwohnern von Mekka von einer Cisterne zur andern, blieb
bei jeder halten, bis das Wasser fioss, und schlachtete bei je-
der ein Camel, dessen Fleisch er an die Leute verth'eilte. Bei
der Nachricht hiervon war Zubeida sehr ungehalten , und als
sie im J. 211 zur Wallfahrt nach Mekka kam^ machte sie dem
(^älih Vorwürfe, indem sie sagte: Hast du mir nicht geschrie-
ben, dass ich den Chalifen um Erlaubniss fragen sollte, dies
machen zu lassen , damit ich auch die Kosten dafür bezahlte,
wie ich sie für den obern Theil bezahlt habe, um damit zu
vollenden, was ich für die Bewohner der heiligen Stadt im
Sinne hatte? (^dlih suchte sich bei ihr zu entschuldigen, und
nachdem Zubeida noch eine Marmortafel mit einer Inschrift hatte
aufrichten lassen, worin gesagt war, dass sie die Wasserlei-
tung durch ihren Freigelassenen Jäsir im J. 194 angelegt habe,
stellte sie an dem obern Teiche auch einen Wächter an , der
für die Instanderhaltung Sorge tragen sollte, und bestimmte
für dessen Unterhalt die Einkünfte mehrerer Besitzungen in
den Distrikten von Mekka, in Bagdad und andern Orten.
§. 190. Aus dem Jahre 214 wird Suleimän ben Abdallah
ben Suleimän als Statthalter von Mekka und Medina genannt,
welcher dann abwechselnd mit seinem Sohne Muhammed ben
Suleimän eUZeinabi diese Stelle bekleidete, sodass der letztere
im J. 216 in Mekka residirte und dort die Erleuchtung der
Moschee verbesserte , indem er auf der westlichen Ecke der
Ka'ba eine zweite Säule mit einer Laterne aufrichten liess;
auch liess er im J. 217 in dem Hintergrunde des kleinen Ag-
jäd Platzes am Fusse des Chandama einen Brunnen graben.
§. 191. Der Chalif el-Mu'tfi^im (reg. 218-227) schickte
13
— 194 —
im J. 219 an (^alih ben el-Abbäs, den er wieder zum Stall-
halter von Mekka ernannt halte, einen goldenen Schlüssel für
die Ka'ba lausend Hilhcäl schwer; (^dlih liess die Tempelhüter
zu sich rufen y um ihnen denselben zu überreichen , machte
aber die Bedingung, dass sie dafür den alten Schlüssel ablie-
liefern sollten , um ihn dem Chalifen zu übersenden. Darauf
wollten sie sich indess nicht einlassen , wandten sich vielmehr
nach Bagdad , und nach einer Unterredung mit el - Mu'ta^iai
liess er ihnen den alten Schlüssel und schenkte ihnen den
neuen dazu , den sie unter sich theilten. — In demselben J.
machte Tähir ben Abdallah, der Sohn des Wezirs Abdallah ben
Tähir die Wallfahrt, und um ihm eine Ehre zu erweisen, be-
fahl der Chalif den Rennweg zwischen el-Qafä und el-Marwa,
sowie den Weg zwischen eUMäzimän und *Arafa mit Naphtha-
feuer zu erleuchten, was dann für die Folge beibehalten
wurde. — Im J. 221 liess el-Mu'tagim das Haus el-'Agala
(S« 72j wiederherstellen und die Gitterfenster von Eisen ma-
chen mit runden Laden, welche zusammengeschlagen und aus-
einander gebreitet werden konnten.
§. 192. Nachdem Babek el-Cborrami im J. 222 getödtet
und sein Schloss in Armenien zerstört war, wurden von dort
vierzehn gelbe Säulen mitgenommen, von denen vier in den
Pallast des Chalifen nach Sämirra, die andern zehn nach Mekka
kamen, wo sie um die Ka'ba aufgerichtet und mit Laternen
versehen wurden. — In demselben Jahre war Muhammed
ben Däwüd ben 'Isä zum Slatthalter von Mekka ernannt und
er blieb auch unter el-Wätbik (227 — 233) und in der ersten
Zeit der Regierung el-Mutawakkils auf diesem Posten. Im J.
228 war zur Wallfahrtszeit eine grosse Hitze und während die
Pilger auf dem 'Arafa waren , fing es an zu regnen und es
trat in Zeit von einer Stunde eine sehr empfindliche Kälte ein;
auch stürzte ein Stück von dem Berge» wo die Steine gewor-
fen werden, herunter und erschlug eine Anzahl Pilger.
§. 193. Im Ramadbän des J. 233 ernannte eI*-Mutawakkil
(reg. 233—247) seinen Sohn Muhammed el-Muntagir , der zu
seinem Nachfolger bestimmt war, zum Statthalter von Mekka,
Medina, el-Täif und Jfemen. Zu denen , welche el-Mutawakkil
auf den Thron gehoben hatten, gehörte auch Itach el-Chüzi,
ein Freigelassener des Chalifen el-MuHa9im und Anführer der
— 195 —
Türkischen Leihwache; da sich el-Mutawakkil jetzt seiner ent-
ledigen wollte, wusste er ihm durch einen dritten die Lust
beizubrigen^ die Wallfahrt nach Mekka mit zu machen, sodass
Itdch selbst darum nachsuchte ; der Chalif gewährte nicht nur
diese Bitte, sondern beschenkte ihn noch beim Abschiede mit
Ehrenkleidern und ernannte ihn zum Befehlshaber aller Städte,
welche er betreten würde. Unterdess wurden alle Vorkehrun-
gen getroffen, um ihn bei seiner Rückkehr durch List festzu-
nehmen, und er starb im Gefängnisse im zweiten tiumädä
235. — Die von dem Chalifen el-Mahdi herrührende Ver-
goldung des Abraham-Steines wurde von el - Mutawakkil zur
Wallfahrt des J. 236 sehr verschönert. — SchagÄ', die Mut-
ter des Chalifen el-Mutawakkii schickte im J. 237 nach Mekka
12,000 Dinare, um den Wasserweg gründlich zu reinigen und
ausbessern zu lassen. — Im J. 238 wurde 'Ali ben 'Isä ben
el-Mangür zum Statthalter von Mekka ernannt, starb aber
schon im folgenden Jahre, worauf ihm Abul-'Abbds Abdallah
ben Muhammed ben Ddwüd folgte, welcher die damals verfal-
lene Moschee der 'Äüscha bei el-Tan'!m wiederherstellen und
über dem Brunnen daneben eine Kuppel errichten Hess.
Auf eine Vorstellung, dass der rothe seidene Umhang der
Ka'ba durch das Scheuern an derselben und durch das Anfas-
sen schon vor dem Ragab schlecht und abgenuzt werde, Hess
el-Mutawakkil noch zwei andere aufhängen und den seidenen
bis auf die Erde hinablassen, und im J. 240 wurde sogar alle
zwei Monate eine neue Bekleidung darüber gehängt; die Tem-
peldiener fanden aber, dass der zweite Umhang nicht nöthig
sei , legten ihn in den Kasten der Ka'ba und schrieben an den
Chalifen, dass einer genüge ; er schickte also in der Folge nur
einen, womit sie nach drei Monaten bekleidet wurde. el-Az-
raki gibt die Zahl der Teppiche, womit die Ka'ba zwischen
den Jahren 200 bis 244 bekleidet wurde, auf 170 an.
§. 194. Gegen das Ende des Jahres 240 machte der
Unterstatthalter von Mekka an el-Munta^ir, Oberstatthalter von
el-Higäg, einen Bericht des Inhalts: „Bei einem Besuche der
Ka*ba habe ich mich tiberzeugt, dass die Platten auf dem Fuss-
boden derselben sämmtHch in Stücke zerbrochen, auch die
Harmorplatten an den Wänden aus den Fugen gegangen sind^
zugleich habe ich mit den Rechtsgelehrten und frommen Män-
13*
— 196 —
nern der Stadt eine Berathung gehalten , und sie waren ein-
stimmig der Meinung, dass die Bekleidung der Ka'ba jetzt für
die Mauern zu schwer sei, und es würde gerathen sein, die
alten Teppiche herunter zu nehmen. Dies wollte ich dem Cha-
lifon zur Kenntniss bringen, und erwarte darüber seine Be-
fehle.^ Einen fthnlichen Bericht machte auch der Postmeister
an den Chalifen und bemerkte ausserdem noch, dass der Früh-
lings «Regen in dem Jahre in Mekka und Hinä an den Mo-
scheen und Wohnungen grossen Schaden angerichtet und meh-
rere Teiche und Cisternen zerstört habe ; es würden zur Aas-
#
besserung mehrere Monate erforderlich sein und man müsse
sich desshalb beeilen, bevor die Regenzeit wiederkehre, damit
nicht der Schaden noch grösser würde. — Dagegen machten
mehrere Tempelhüter an den Chalifen eine Gegenvorstellung:
Mit den Platten in der Ka'ba würde es sich nicht ändern las-
sen , sie würden liurch das Betreten der Pilger und Besucher
immer wieder zerbrochen werden; mit der Harmorbekleidung
sei es so schlimm nicht und für die Mauern habe die Last der
Teppiche noch keine Gefahr ; hingegen seien im Innern der
Ka'ba zwei Seiten mit Gold und zwei mit Silber verziert, es
würde doch schöner sein, wenn alles von Gold gemacht würde;
auch sei der Goldgürtel, welchen der Chalif el-Amtn habe
machen lassen, nicht ganz fertig geworden, es würde sich
besser ausnehmen, wenn dieser ganz herumgeführt würdci au-
sserdem sei das Gestell, auf welchem der Abraham-Stein ruhe,
nur mit Zinn beschlagen, und Silber würde angemessener und
weit schöner sein.
el-Mutawakkil befahl nun, allen diesen Uebelsländen abza-
faelfen und beauftragte damit einen geschickten Künstler Na-
mens Ishdk ben Salama. Dieser wählte sich verschiedene Ar-
beiter aus, Goldschmiede, Mauerpolirer und andere. Ober drei-
ssig Leute, erhielt das nöthige Gold und Silber, schaffte Hand-
werkszeug an und nahm hundert dicke Marmorplatten mit, de-
ren jede in Mekka in zwei gelheilt werden konnte. Die Tem-
pelhüter hatten dem Chalifen noch vorgestellt, wenn der Statt-
halter mit Isbäk ben Salama das Ganze leiten würde, so würde
ihre Sache darunter leiden , denn sie hätten Beweise^ dass er
bei mehreren Gelegenheiten nicht unpartheiisch gewesen sei;
desshalb erhielt Ishäk die Instruction, nach seinem eigenen Er-
— 197 —
messen Alles aufs Beste einzurichten. Am letzten Ragab 241
kam dann Ishdk mit seinen Leuten in Mekka an und über-
brachte ein versiegcites Schreiben des Chalifen an den Statt*
halter und die Werkmeister der StadI, worin diese angewiesen
wurden, denselben in Allem zu unterstützen und ihm in Her-
beischafiFung alles dessen, was er nölhig haben würde, um seine
Arbeit zu beschleunigen, behülflich zu sein, und keinen Streit
unter sich anzufangen. — Einige Tage nach seiner Ankunft
begab sich nun Ishäk in Begleitung des Statthalters, des Post*
meisters, mehrerer Tempelhüter, einiger Cureischiten und einer
Anzahl der mit ihm gekommenen Arbeiter in die Ka'ba, er
Hess ein hohes Gerüst an der Hauer aufrichten, stieg hinauf
und mass mit Schnur und Senkblei von oben und so an allen
vier Seiten und fand Alles noch ganz fest und wohlerhalten;
er fragte also die Tempelhüter, ob es erlaubt sei in derKa'ba
„Allah akbar^ zu rufen, und da sie dies bejahten, rief er laut
n Allah akbar I ^ und sowohl die im Innern Anwesenden , als
auch die Aussenstehenden wiederholten diesen Ruf; die im In-
nern fielen nieder und dankten Gott, dann erhob sich Ishäk,
stellte sich in die Thür der Ka'ba und sprach: „o ihr Leute!
lobet Gott für die gute Erhaltung seines Tempels; wir finden
keinen Grund zu der Besorgniss, die in dem Schreiben an den
Chalifen ausgedrückt ist, im Gegentheil sind die Mauern und
der ganze Bau der Ka'ba noch so fest und dauerhaft, als es
nur möglich isl.^ Ishäk liess nun die Arbeiten in Gold, Silber
und Marmor in der Wohnung der Chäliga im Hause der Schatzkam-
mer neben den Kornhändiern beginnen und begab sich unterdess
selbst nach Minä und liess Quadersteine herbeischaffen, welche
oberhalb der Moschee und der Wohnung des Emir auf die
hohe Kante gestellt und mit Steinen, Kalk und Asche verbun-
den wurden, sodass das von oben kommende Wasser zur
Seite nach der Hauptslrasse von Minä abgeleitet wurde, und
nachdem der Platz erweitert war, wurde die Moschee und die
Wohnung des Emir abgebrochen und neu aufgebaut. Auch
der Weg wurde verbessert, welcher von Minä in das Thal
hinabführt, wo Muhammed die Huldigung der Medinenser ent-
gegen genommen hatte; er war mit der Zeit ganz unwegsam
geworden und nicht mehr betreten, sodass das Steinwerfen aus
Uukenntniss an einem ganz falschen Orte stattgefunden hatte
- 198 —
und jetzt erst wieder an die richtige Stelle verlegt wurde.
Um für die Folge jede Irrung zu vermeiden y Hess Ishdk hier
eine Mauer aufluhren und oberhalb eine Moschee errichten;
wer nun die Steine werfen will, muss unten stehen bleiben,
sodass er Mekka zur Rechten und Minä zur Linken hat.
$. 195. Das Gestell des Abraham-Steines wurde statt
des Zinnes mit Silber beschlagen und eine Kuppel von Piata-
nenholz darüber gesetzt, inwendig mit Leder und oben mit ei-
sernen Spitzen versehen^ während vorher die obere Seite flach
gewesen war. Diese Veränderung hatte ihren besondern Grund
darin, dass der Statthalter öfters dieses Gestell dazu benntzt
hatte, um seinen Sekretair oben darauf treten zu lassen, wenn
er Bekanntmachungen des Chalifen verlesen sollte; die Gläubi-
gen hatten dies mit grossem Unwillen bemerkt und die Tem-
pelbüter hatten desshalb ein Schreiben an den Chalifen gerich-
tet, welcher dann befahl, zum Ablesen solcher Bekanntmaehun-
gen ein besonderes Gestell machen zu lassen und den Abra-
ham-Stein nicht dadurch zu entweihen. —
Im Innern der Ka'ba liess Isbäk dem ausgesprochenen
Wunsche gemäss auf zwei Seiten die silbernen Verzierungen
mit goldenen vertauschen und auch von den beiden andern
Seiten das Gold abnehmen und neu machen, sodass nun Alles
gleichmässig schön hergerichtet wurde. Alif die Bekleidung
der Ka'ba setzte er an allen vier Seiten einen ^/^ Ellen brei-
ten Gürtelstreifen von Silber, auf welchen an der Stelle, wo
dem Eintretenden gegenüber die Muschel in der Wand war,
ein Bogen von Gold zu stehen kam über diese Muschel und
den schon vorhandenen Bogen, welchen er unangerührt liess,
damit die Muschel, welche einen kleinen Riss hatte, nicht wei-
ter zu Schaden käme. — Die wenigen Marmorplatten, welche
aus der Ka'ba ausgewichen waren, wurden ganz herausgenom-
men und ausgebessert ; Ishftk hatte dazu durch den Statthalter
aus Qan'ä zwölf Last ächten gebrannten Gyps in Stücken kom-
men lassen , welcher nun gestossen , gesiebt und mit Wasser
aus dem Brunnen Zamzam vermischt wurde. Die Muscheln
an den Wänden und Säulen der Ka'ba wurden mit Rosenwas-
ser und Citronensaft abgewaschen, die bunten Anstriche unter
der Decke und über den Muscheln wurden entfernt und Cop-
tische Teppiche an die Stelle gesetzt, welche die Tempeldiener
— 199 —
aus dem Schatze der Ka'ba hergaben, und diese Teppiche wur-
den mit dünnem Gold und bunten Farben verziert. — Die
Thürschwelie der Ka'ba i)e8tand aus zwei Stücken von Plata-
nenholz, die durch die Länge der Zeit ausgetreten und ver-
schabt waren, diese nahm Ishäk heraus und machte eine neue
Schwelle aus einem Stück, welches mit Silberblättchen belegt
wurde aus dem Silber von den beiden Seiten der Ka'ba, an
dessen Stelle Gold gekommen war; die beiden Thüren der
Ka'ba brauchten dabei nicht entfernt zu werden. Hinter der
Thür war ein Haken an einem Ring von Eisen, womit sie fest-
gestellt wurde, wenn sie offen stehen sollte; Haken und Ring
liess IshSk von Silber machen.
Der Marmor, welchen er mitgebracht hatte, war von der
gestreiften Art, genannt el-Badsang^and, und von dem
in der Ka'ba verschieden ; er verwandte ihn zur Verschönerung
der Moschee hinter den Kasten, in welchen die Kostbarkeiten
und Decken der Ka'ba aufbewahrt werden, und zu der Hauer
zwischen dem Thore von el-Qafä und dem Thore der Butter-
händler. Die Weihgeschenke, welche zwischen den Säulen auf-
gehängt waren, wurden abgenommen*, vom Staube gereinigt,
gewaschen und geputzt, die eisernen Stangen zwischen den
Säulen mit dünnem Gold überzogen und dann die Sachen in
ihrer Ordnung wieder aufgehängt. — Auch an dem Higr
wurden die Harmorplatten erneuert und der Fussboden etwas
höher gelegt, damit das Regenwasser über die westliche Thür-
schwelie abfiiessen konnte. Diese Platten von grünem Mar-
mor waren durch Muhammed ben Tartf, einem Freigelassenen
des 'Abbäs ben Muhammed , aus Aegypten herübergesandt und
damit wurde auch das Dach der Ka'ba bei der Dachrinne
belegt.
S. 196. Alle diese Arbeilen und die zu Minä waren in
der Mitte des Monats Scha'bän 242 beendigt; an diesem Tage
schafften die Tempeldiener die Cordn-Hefte herbei, vertheilten
sie unter sich und lasen in Ishäks Beisein den Corän von Anfang
bis zu Ende; zugleich brachten sie Rosenwasser, Moschus,
Aloö und Räucherpulver und bestrichen damit die Mauern und
den Fussboden der Ka'ba und schlössen die Thür zu, sobald
das Vorlesen des Corftn beendigt war. Hierauf vereinigten sie
sich mit denen, die den. Umgang um die Ka'ba machten, zum
— 200 —
Gebet ^ riefen zu Gott unter demuthigen Verbeogangren und
Weinen und beteten für den Chaiifen und die Statthalter, für
sich selbst und alle Gläubige; das war ein hoher herrlicher
Tag. — Der Berichterstatter el-Azraki hatte mit IsfaAk ben
Salama Bekanntschaft gemacht und erfuhr von ihm, dass die
vier innern Seiten der Ka'ba und der Bogen gegen 8000 Mith-
cäl Gold, und der Gürtel, die Thürschwelle und der Abraham-
Stein gegen 70,000 Dirhem Silber gekostet habe und zu den
übrigen Vergoldungen noch gegen zweihundert Büchsen Gold,
jede zu fünf MithcAl, verwandt seien. Was von dem Gyps aus
^an'4 übrig geblieben war, die zerbrochenen Harmorplatten
aus der Ka'ba, die nicht wieder benutzt werden konnten, drei
Büchsen mit feinem Gold, selbst einen Sack voll Schutt, der von
den Hauern der Ka'ba abgekrazt war, und einige silberne Nä-
gel Hess IshAk den Tempelfaütern zurück, wenn sie vielleicht
noch etwas davon verwenden könnten, und nachdem er noch
die Wallfahrt mitgemacht hatte, kehrte er am Ende des Jahres
242 nach Bagdad zurück. — Im J. 241 hatte Ishäk auch ei-
nen Teich anlegen lassen gegen zwei Heilen von Mekka auf
der Station el-Ha^hä^, wenn man hier den Hügel .erstiegen
hat und nach el-Tan'!m will; das Wasser leitete er von el-
Fachch herüber.
§. 197. Im J. 242 wurde Abd el-<;!amid ben Hüsä ben
Ibrahim el-Imim zum Statthalter von Hekka ernannt und führte
als solcher im nächsten Jahre den Zug der Pilger; ihm folgte
Huhammed ben Suleimän ben Abdallah ben Huhammed ben
Ibrahim , gen. el-Zeinabi , welcher im J. 245 als Statthalter an
der Spitze der Pilger stand und wahrscheinlich auch in dem
folgenden Jahre und nach der Ermordung des Hutawakkil
während der sechsmonatlichen Regierung des Huntagir (247—
248) diesen Posten bekleidete.
§. 198. el-Husta'in (reg. 248—252) hatte seinem Statt-
halter von 'Irak, Huhammed ben Abdallah ben Tähir, im Jahre
248 auch die Verwaltung der beiden heiligen Städte übertra-
gen und im J. 249 seinem Sohne el- Abbäs, den er jetzt schon
zu seinem Nachfolger im Chalifat würde haben ausrufen lassen,
wenn ihn nicht dessen jugendliches Alter davon abgehalten
hätte, wenigstens die Regierung in Hekka , Hedina , Ba^ra und
Küfa zttgetheilt. Beide erschienen aber nicht selbst in Mekka,
- 201 —
sondern hier residirte im J. 248 der vorhin genannte Abd el-
^amid ben Hüsä und im J. 250 folgte ihm 'Ga'far ben el-Fadhl
ben Isä ben Müsä^ gen. Sehäschät, bis er im Anfange des
Jahres bei einem Aufstande der 'Aliden die Stadt räumen
musste. Nämlich Ismft'tl ben Jüsnf ben Ibrahim ben Müsä er-
schien mit einer Bande, die er in der Wtiste zusammengebracht
hatte, vor Mekka und brachte den Truppen des Chalifen eine
Jfiederlage bei, nachdem der Statthalter 'Ga'iar geflohen war,
er bemächtigte sich der Stadt, tödtete eine Menge der Einwoh-
ner, plünderte die Wohnung JSa'fars und der Anhänger des
Chalifen und erpresste eine Beisteuer von 200,000 Dinaren;
auch nahm er die Umhänge der Ka'ba und die dort aufge-
häuften Schätze und Kostbarkeiten, darunter die Summen, wel-
che schon zu einer Verbesserung der Wasserleitungen zu-
sammengebracht waren. So hauste er fünfzig Tage und nach-
dem er die Stadt ausgeplündert und einen Theil niedergebrannt
hatte , marschirte er im ersten Rabf nach Hedina. Hier zog
sich der Statthalter vor ihm zurück, da aber Truppen gegen
ihn im Anmarsch waren, kehrte er im Ragab nach Mekka zu-
rück und fing an die Stadt zu belagern , sodass die Einwoh-
ner Hunger und Durst litten und ein Brod von drei Unzen ei-
nen Dirhem, ein Pfund Fleisch vier Dirbem und ein Trunk
Wasser drei Dirhem kostete. Allein trotz ihrer so sehr be-
drängten Lage ergab sich die Stadt nicht und nachdem die
Belagerung 57 Tage gedauert hatte, wandte sich IsmA'tl nach
Gidda, bemächtigte sich hier der Lebensmittel und nahm den
Kaufleuten und Schifiseignern ihre Güter ab. Dann zog er
zur Wallfahrt jiach dem 'Arafa, wohin el-Mu'tazz, der damals
mit seinem Bruder el-Musta*in um das Chalifat stritt, den Mu-
hammed ben Ahmed (oder Ismä'il) ben 'Isä ben el-Mangür,
gen. Ka'b el-bacar d. i. der vierschrötige Ochse, und den 'Isä
ben Muhammed el-Machzümi geschickt hatte, um für ihn thätig
zu sein. Ismä'il lieferte ihnen ein Treffen, tödtete gegen
ilOO Pilger und plünderte diejenigen aus, die nicht schnell
genug nach Mekka entkommen konnten , sodass keiner in
'Arafa blieb und er allein mit seiner Bande die dortige Feier
beging. Hierauf kehrte er nach Gidda zurück, und plünderte
die Stadt zum zweiten Male; indess starb er gegen das Ende
des Jahres 252 an den Blattern 22 J. alt — Den Abzug
— 202 —
Ibrahims feierte 'Isä dadurch, dass er die Spiele, an denen sich
schon im Heidenthume die Hekkaner an den Festtagen zu er-
götzen pflegten, die aber seit dem Jahre 210 onterblieben wa-
ren, wieder einführte, indess wurden die Tänze Kurrak nur
auf dem Agjäd Platze gehalten , während sie in früheren Zei-
ten auf allen öfi'entlichen Plätzen aufgeführt zu werden pfleg-
ten, auch kamen sie bald gänzlich wieder ab. ^
§. 199. Vielleicht hatte el-Hu'tazz (reg. 252—255) dea
Isä ben Muhammed (el-Kurdi) el-Machzümi schon im J. 251,
als er ihn nach Mekka sandte, zum dortigen Stallhalter be-
stimmt; gewiss ist, dass er im J. 253 als solcher dort war,
aber noch in demselben Jahre durch den genannten Muham-
med ben Ahmed ersetzt wurde. In diesem Jahre war In
Mekka durch anhaltenden Regen eine grosse Ueberschwem-
mung veranlasst; das Wasser überstieg die Moschee und stieg
an der Ka*ba bis dicht an den schwarzen Stein, es führte das
Hausgeräth der Leute mit sich fort, riss in der untern Stadt
einige Häuser ein, richtete an andern Wohnungen grossen
Schaden an und liess in der Moschee soviel Unrath und Schlamm
zurück, dass es mit Wagen fortgeschafi't werden musste. —
Der Statthalter Muhammed führte eine bessere Erleuchtung ein,
indem er in der Mitte der Moschee Pfähle aufrichten und da-
zwischen Stricke ausspannen liess, an welche Laternen gehängt
wurden. Indess schon im folgenden Jahre 254 kam wieder
'Isä ben Muhammed an seine Stelle und liess die Pfähle wie-
der ausreissen. — Jener Muhammed wird dann im Jahre 256
und 257 als Anführer der Pilger genannt, ob er auch wieder
Statthalter von Mekka geworden war, ist ungewiss, wenigstens
war von el-Muhtadi für die ersten Monate des Jahres 256 'Ali
ben el-Hasan el-Häschimi dazu ernannt, welcher die Neuerung
einführte, dass in der Moschee die Frauen ganz von den Män-
nern abgesondert wurden, indem er zwischen den Säulen
Stricke ziehen liess, und die Männer auf der einen, die Frauen
auf der andern Seite Platz nehmen mussten. 'Ali ben el-Ha-
san starb in Mekka.
§. 200. Unter der 23jährigen Regierung des Chalifen
el-Mu'tamid (256 — 279) hatte Mekka acht oder neun ver-
schiedene Statthalter. Der erste war Abu Ahmed el-Muwaffac
der Bruder und nachherige Hitregent des Chalifen, welchen er
— 203 —
im J. 257 aus Mekka herbeirief, damit er den Oberberehl über
die Truppen in Küfa tibernähme, welche geg^en die aufstän-
digen Zing in Ba^ra marschiren sollten. Nur ans dem Um-
stände, dass er aus Mekka herbeigerufen wurde, schliesst el-
Fäsi auf einen längeren Aufenthalt daselbst, welcher aber keinen
anderen Grund gehabt haben könne, als dass er dort Statthalter
gewesen sei. Uebrigens übertrug ihm der Chalif ausser Küfa
auch die oberste Leitung in den beiden heiligen Städten und
in Jemen, sowie in allen östlichen Provinzen, während er sei-
nen Sohn JGra'far , der noch sehr jung war , unter Beilegung
des Namens el-Mufawwidh ilä Allah zum Statthalter über Africa,
Syrien und Mesopotamien ernannte. Zugleich bestimmte er,
dass bei seinem Tode sein Sohn folgen solle, wenn er dann
alt genug sein würde, um die Regierung zu übernehmen, wo
nicht, so solle sein Bruder el-Muwaffac Chalif werden. Ein
von den beiden Betheiligten und von den Cädhis und Würden-
trägern unterzeichneter Vertrag hierüber wurde nach Mekka
geschickt und in der Ka'ba aufgehängt. — Der Umstand, dass
el-Fadhl ben el-Abbäs ben el-Husein ben Ismd'tl von 258 bis
•
263 jährlich ohne Unterbrechung die Pilgercarawane anführte,
spricht dagegen, dass er den Posten eines Statthalters beklei-
det habe, weil in dieser Zeit andere diese Stelle inne hatten.
Im J. 260 wird Ibrahim ben Huhammed ben Ismä'll als Statt-
halter von Mekka genannt, welcher auch schon das Jahr zuvor dort
gewesen sein muss, denn er verliess Mekka wegen der grossen
Theurung, welche im J. 260 viele Einwohner zur Auswanderung
zwang. — Um den Platz der Moschee in gutem Zustande zu erhal-
ten, waren jährlich 400 Dinare verwandt ; dies unterblieb aber seit
dem Aufstande des Ismd'il im J. 251 bis ein gewisser Bischr im J.
256 nach Mekka kam und den Platz wieder mit Kies bedecken
liess. Indess ein Regenguss, welcher im J. 262 die Moschee
überfluthete, spülte den ganzen Kies davon hinweg, wodurch
sich Muhammed ben Ahmed ben Sahl el-Lat!fi veranlasst sah,
den ganzen Platz wieder mit Kies bedecken zu lassen, wel-
chen er mit seinen Camelen von einem Orte Namens 'Ali her-
beischaffen liess. — Wegen eines erbitterten Streites, der am
Tage Tarwia, 8. Dsul-Higga desselben Jahres zwischen den
Fleischern und Kornhändlern zum Ausbruch gekommen war,
wobei 19 Personen das Leben verloren hatten, befürchtete
— 204 —
man, dass die Wallfahrt nicht stattfinden würde, indess vertru-
gen sie sich wieder, sodass der Zug nach dem 'Arafa unter-
nommen werden konnte. Gleich nachher muss Abu 'Isä Mu-
hammed ben Jahjä zum Statthalter von Mekka ernannt sein,
jedoch nur für kurze Zeit^ denn noch im J. 263 kam Abul-
Mugira Muhammed ben 'Isä el-Machzümi an seine Stelle. In-
dess wollte Abu 'Isä diesem nicht gutwillig weichen und zog
ihm mit seinen Truppen entgegen, es kam vor der Stadt zu
einem Treffen , in welchem Abu 'Is^ blieb , und Abul-Mugfra
hielt seinen Einzug in Mekka , indem ihm dessen Kopf vorauf-
getragen wurde. — Ein heftiger Regen verursachte auch
in diesem Jahre eine grosse Ueberschwemmung in Mekka;
man hatte den Abraham-Stein aus Besorgniss, dass er weg-
geschwemmt werden könnte, eiligst in die Ka*ba gebracht und
das Wasser stieg bis dicht an den schwarzen Stein. — In
Folge eines Schreibens von dem Mitregenten el-MuwaiTac, wel-
ches Abul-Mugira am 20. Dsul-Higga in dem Commandanten-
hause vorlas, wurden die Umhänge der Ka'ba abgenommen.
Das wechselnde Glück , womit um diese Zeit der Krieg in el-
Ahwäz gegen die Zing geführt wurde, brachte den Abul-Mu-
gira sogar in die Lage, deren Oberhaupte 'Ali ben Muhammed
im J. 265 huldigen zu müssen. Vielleicht aber stand er mit
ihm im Einvernehmen, sodass dies der Grund war, wesshalb
er gleich darauf abgesetzt wurde; denn sonst wäre es den
Beduinen Arabern wohl nicht so leicht gelungen, Mekka zu
überrumpeln und die Umhänge der Ka'ba wegzuholen, von
denen sie einen Theil dem Oberhaupte der Zing zusandten.
Es kommt noch hinzu, dass sich Abul-Mugira seinem Nachfol-
ger Muhammed ben Abul-Säg, welcher mit der Pilgercarawane
im Dsul-Higga 266 eintraf, zur Wehre setzte, und es kam am
Tage el-Tarwia zu einem Gefechte; Abul-Mugira musste die
Flucht ergreifen und wurde seines ganzen Vermögens beraubt,
indess trieb er sich noch lange in Higäz umher, kam sogar
im Jahre 268 noch einmal nach Mekka, wo unterdess H^rün
ben Muhammed ben Ishäk el-Häschimi Statthalter von Mekka
geworden war, mit dem er eine Zusammenkunft hatte, wo-
nach er sich nach el-Muschäsch eine halbe Tagereise von der
Stadt zurückzog und die dortigen Quellen zerstörte; dann zog
er nach tiidda, steckte hier mehrere Häuser in Brand und
— 205 —
nahm besonders die Lebensmittel weg, sodass bei dem Mangel
an Zufuhren in Mekka ein Brod von zwei Unzen einen Dirhem
kostete« Im J. 269 sandte aber Ibn Abul-Säg von Mekka aus
Truppen nach Gidda und liess dem Abul-Mugtra zwei Schiffe
mit Yorräthen und Waffen wegnehmen.
§. 201. In demselben Jahre war aber auch Mekka zur
Wallfahrtszeit der Schauplatz ernster Kriegsscenen. Ahmed
ben Tülün , der damals Aegypten und Syrien sich unterworfen
hatte, schickte 470 Reiter und 2000 Fussgänger nach Mekka,
die am 28 Dsul-Ca'da dort einrückten und die Fleischer und
Kornhändler auf ihre Seite brachten, indem jeder derselben ei-
nen und ihre Vorsteher sieben Dinare erhielten. Der Statt-
halter Härün hatte nur 120 Reiter und 200 Schwarze zu sei-
ner Verfügung, aber tia'far ben el-B^gmerdi erschien noch
am 3. Dsul-Uigga mit etwa 200 Reitern aus 'Irak und dieser
griff mit jenen vereint bei dem Garten des Ibn 'Amir die Ae-
gypter an und tödtete von ihnen gegen 200 Mann, die übri-
gen flohen in die Berge, nachdem sie ihre Thiere und ihr
Gepäck im Stich gelassen hatten. iSa'far schloss dann Frieden
mit den Aegyptern, den Fleischern und Kornhändlern, und es
wurde in der Moschee eine Bekanntmachung verlesen, worin
Ahmed ben Tülün verflucht, sonst aber jedem, besonders den
Kaufleuten, Sicherheit des Lebens und Eigenthums zugesichert
wurde. — Im Jahre 271 war Jüsuf ben Abul-Sag als Statt-
haller nach Mekka geschickt, und Ahmed ben Muhammed el-
Täi war Statthaller von Medina ; dieser hatte seinen jungen
Günslling Badr zum Anführer der Pilgercarawane ernannt, als
er aber nach Mekka kam, wurde er von Jüsuf angegriffen,
seine Begleitung in die Flucht geschlagen und er selbst ge-
fangen genommen. Indess wollten die Soldaten und Pilger
sich an Jüsuf rächen und es kam vor den Thoren der Mo-
schee zu einem erneuerten Kampfe, Badr wurde wieder be-
freit und dagegen Jüsuf gefangen genommen vnd nach Bag-
dad abgeführt. — Im J. 271 ereignete sich ein Unglück in
der Moschee, indem dass in der Nähe des Thores der Frucht-
händler an dieselbe anstossende Haus der Zubeida einstürzte
und auf das Dach der Moschee fiel, dessen Balken zerbrachen
und zwei Säulen umwarfen, von denen zehn fromme Leute
erschlagen wurden. Der damalige Verweser der Stadt, Härftn
— 206 —
ben Mahammed ben Ishäk und der Cftdhi Jüsiif ben Ja'cüb
machten einen Bericht nach Bagdad, worauf ei-Muwaffac so-
gleich die Wiederherstellung des Schadens anordnete und das
dazu nöthige Geld einschickte. Hdrün wurde mit der Leitung
des Baues beauftragt und Hess einen grossen Vorhang aus-
spannen, hinter welchem die Maurer und Zimmerleute arbeite-
ten, ohne von den Besuchern der Moschee gesehen zu wer-
den, und nach der Vollendung des Baues wurden zwei Ge-
denktafeln aufgehängt , welche beide den Namen el-Muwaffac
und die Jahreszahl 272, dann die eine den Namen des Hdrün
und die andere den des Cädhi Jüsuf und des Baumeisters
Muhammed ben el-'Alä ben Abd el-iGrabbär enthielt. — Hl-
rün blieb auf seinem Posten, bis er im Jahre 278 in einem
Auüstande flüchten musste und sich nach Aegypten begab, wo
er starb; er ist der Verfasser eines Werkes über die Genea-
logien der 'Abbasiden. — Durch den häufigen Regen in den
Jahren 279 und 380 stieg das Wasser in dem Brunnen Zam-
zam zu einer ausserordentlichen Uöhe, sodass bis an den obern
Rand nur noch sieben Ellen waren, weil in dieser Zeit in al-
len Thälern und Bergschluchten Wasser floss, und nur die
hohe Lage des Brunnens hinderte, dass er überfloss, da die
Moschee höher liegt als der Wesserweg, und der Zamzam
höher als die Moschee; dabei war das Wasser süss, sodass es
zum Trinken gern benutzt wurde, und erst im Jahre 283 fing
es an wieder salzig zu werden.
§. 202. Zur Zeit des Chalifen el-Mu'tadhid (reg. 279—
289) war der noch übrige Theil des Versammlungshauses
(S. 159] so verfallen, dass es nicht mehr bewohnt werden
konnte, die Zimmer der Frauen waren in den letzten Jahren
noch an Fremde vermiethet und das Zimmer der Männer von
den Statthaltern als Stall für ihre Thicre , höchstens als Woh-
nung für ihre schwarzen Sklaven benutzt worden, die darin
ihre Kurzweil trieben und dadurch die Nachbaren belästigten;
zuletzt wurde nur noch der Kehricht und Unrath dorthin ge-
worfen zum Nachtheil der angränzenden Moschee. Dies ver-
anlasste im Jahre 281 den Postmeister von Mekka, einen ein-
sichtigen und iür das Beste der Moschee und der ganzen
Stadt besorgten Mann, der in der Nähe der Moschee wohnte,
«n den Wezir Obeidaliah ben Suleimdn ben Wahb einen Be-
— 207 -
rieht za machen, worin er auseinandersetzte, dass das alle
Versammlungshaus bereits sehr verfallen und zerstört und viel
Unrath darin aufgehäuft sei, sodass es der Moschee und den
Nachbaren zum Schaden gereiche , besonders auch weil das
Wasser bei eintretendem Regen von dort bis mitten in die
Moschee fliesse; wenn es ganz niedergerissen und mit der
Moschee verbunden und diese dadurch vergrössert würde, so
würde dies ein so verdienstliches Werk sein, wie es von kei-
nem der Chalifen nach el-Mahdi ausgeführt sei. Auch in der
Moschee selbst sei vieles verfallen, das Dach so schadhaft, dass
es durchregne und das Flussbett so mit Schlamm angefüllt,
dass bei Regenwetter die Fluth in die Moschee komme. Der
Postmeister wusste dann auch den Emir 'Agg ben Hägg und
den Cädhi Muhammed ben Ahmed ben Abdallah zu veranlassen
einen ähnlichen Rericht an den Wezir zu machen, welche, um
sich in Gunst zu setzen , gern dazu bereit waren. Während
dann diese Reriehte dem Chalifen el-Mu'tadhid unterbreitet
wurden, erschien auch eine Deputation der Tempeldiener aus
Mekka in Bagdad und stellte vor, dass das Innere der Ka'ba
sehr gelitten habe, die Marmorplatten aus den Wänden seien
ausgewichen und die auf dem Fussboden zerbrochen; auch
habe einer der Statthalter von Mekka in dem Aufstande der
'Aliden im J. 251 die Goldblättchen von beiden Thüren der
Ka'ba abnehmen und Dinare daraus schlagen lassen , um Geld
zu haben, womit er sich gegen die Rebellen helfen könnte,
die Thüren seien seit jener Zeit mit seidenen Teppichen
verhangen; ebenso habe ein anderer Statthalter in dem Auf-
stande der Kornhändler und Fleischer im J. 268 sich nicht
anders zu helfen gewusst, als dass er das noch übrige Gold
von den Thüren habe abnehmen und übergoldetes Silber habe
an die Stelle treten lassen, diese Vergoldung werde aber durch
die Berührung der Pilger immer wieder abgegriffen^ ungeach-
tet sie jährlich erneuert werde. Ausserdem bedürften auch die
Marmorplatten an dem Higr (§.195) und das Steinpflaster um
die Ka'ba einer gründlichen Ausbesserung.
§. 202. Der Chalif gab hierauf dem Wezir Obeidallah
und seinem anwesenden Diener Badr Befehl, dass diesen Ue-
belständen an der Ka'ba und der Moschee abgeholfen werden
solle, dass das Versammlungshaus zur Moschee gezogen, das
— 208 —
Flassbett, der Rennweg und die ganze Umgebung der Mo-
schee ausgegraben werde, und wies dazu eine bedeutende
Summe an. Der Cftdhi von Bagdad Jüsuf ben Ja'cüb erhielt
den Auftrag, die Geldsendungen zu besorgen, und er that
dies theils durch Wechsel, theils durch baares Geld, welches
er zur Wallfahrtszeit seinem Sohne Abu Bekr Abdallah ben
Jüsuf mitgab. Dieser kam dann zur Wallfahrt nach Mekka
und brachte einen zuverlässigen und gewissenhaften Mann mit,
Namens Abul-Hajj&g 'Omeir ben Hajjän el-Asadi, welrhem er
die Leitung der Geschäfte und die Aufsicht über die Arbeiter
übertrug. Zunächst wurde der Wasserweg gründlich gerei-
nigt, sodass alle zwölf Stufen, die zur Moschee hinaufführten,
wieder zu Tage kamen, von denen nur noch fünf sichtbar
gewesen waren; dann wurde der Unrath aus dem Versamm-
lungshause fortgeschafft, dieses ganz abgerissen und von Grund
auf ein Neubau begonnen, der sich mit Säulen, Bogen und
Hallen und einem bunt vergoldetem Dache von Platanenholz
an die Moschee anschloss. Hierauf wurden in die Mauer der
Moschee zwölf Thore gebrochen , sechs grosse fünf Ellen breit
und elf Ellen hoch und dazwischen sechs kleine 2V2 Elle breit
und 8% Ellen hoch, dazu drei Thore nach der Hauptstrasse,
eins von zwei Bogen auf einer Säule in der Nähe der Thür
des Tabari, dem Hause des Postmeisters gegenüber, IOV4. Elle
breit und IP/3 Ellen hoch, das zweite weiter oben von einem
Bogen fünf Ellen breit und zwölf Ellen hoch , und das dritte
zwischen den Häusern der Banu Chuzä'a, Nachkommen des
Näfi' ben Abd el-HÄrith, zu dem man von el-Suweica und
Ku'eiki'än her gelangte, von zwei Bogen auf einer Säule IIV2
Elle breit und IÜV4 ^^^^ hoch. Die Mauern, Dächer und Zin-
nen wurden der grossen Moschee ganz gleich gemacht und
an die beiden Ecken der hinteren Seite zwei Thüren und Nie-
derlagen gebaut; die Länge betrug von der grossen Moschee
bis an die äusserste Halle 84 Ellen, die Breite 76 Ellen > der
Hof war 49 Ellen lang und 47 Ellen breit ; 67 Säulen trugen
das Dach und dazwischen waren ebenso viele Ketten, an de-
nen die Leuchter hingen. Der ganze Bau wurde in drei Jah-
ren vollendet, nachdem im J. 283 auch die Marmorplatten des
Higr ausgebessert waren ; man legte damals den Fussboden
noch höher als die Thürschwelle ^ es wäre aber angemesse-
— 209 —
ner gewesen, ihn nach der allen Weise wieder mil der Schwelle
egal zu machen.
§. 204. 'Agg ben Hägg scheint auch unter dem Chalifen
el-Muktafl (reg. 289 — 295) ohne Unterbrechung Statthalter in
Mekka gewesen zu sein, denn er war noch dort, als die Nach-
richt von dessen am 12. Dsul-Ca'da 295 erfolgten Tode nach
Mekka kam^ und als die zur Wallfahrt anwesenden Truppen
sich weigerten, dem in Bagdad zum Nachfolger ausgerufenen
el-Muctadir zu huldigen, entspann sich in Minä am 12. Dsul*
Higga ein Kampf, worin mehrere gelödtet wurden ; die Pilger
flüchteten sich nach dem Garten Ibn 'Amir und hatten auf der
Rückreise viel von Durst zu leiden, sodass eine Menge von
ihnen starb.
§. 205. Unter el-Muctadir (reg. 295—320) war im Jahre
297 eine solche Ueberschweminung in Mekka, dass die Ka'ba
ringsum im Wasser stand und der Zamzam überfloss. — Im
J. 300 war Münis Statthalter von Mekka ^ Medina und den
Gränzprovinzen. Ueber die Kämpfe, welche um diese Zeit in
Arabien stattfanden , findet sich kaum eine Andeutung ; die
Banu Harb scheinen einen Aufstand erregt und zuerst in der
Nähe von Medina bei el-Harra eine Schlacht geliefert und sich
dann gegen Mekka gewandt zu haben , von wo ihnen der
Statthalter Ibn Mulähidh entgegenzog; dieser wurde bei el-
Othäja sieben Meilen von Mekka geschlagen und gefangen ge-
nommen, aber nach einiger Zeit begnadigt und wieder in Frei-
heit gesetzt. — Im J. 302 wurde auf Befehl des Chalifen el-
Muctadir und seiner Mutter die Wasserleitung el-Chaugä an-
gelegt.
Im J. 30i5 Hess Muhammed ben Müsä, Statthalter des Cha-
lifen el-Muctadir, an der zuletzt gemachten Erweiterung der
Moschee eine Veränderung vornehmen. Das Thor der Korn-
händler und das Thor der Banu tiumah zwischen den beiden
Häusern der Zubeida (§• 169), an deren Stelle jetzt das Hospiz
el-Chüzi und das Hol^piz des Rämuscht stehen mit einem freien
Platze zwischen beiden, wurde abgebrochen und dafür ein ein-
ziges grosses Thor errichtet, welches den Namen Ibrahims
Thor erhielt, aber nicht nach dem Patriarchen, sondern nach
einem Schneider so benannt, welcher lange Zeit vor demsel-
ben seinen Sitz hatte. Dabei erhielt die Moschee wieder eine
14
- 210 —
Vergrösserung von 57 Ellen in der Länge und 52 Ellen in
der Breite, mit einer doppelten Halle auf der Osl- und Nord-
seite und einem Kanal auf der Nordseite.
Zu den vielen wohlthätigen Verordnungen, welche el-Muc-
tadir für das ganze Reich erliess, kamen für Mekka noch die
reichen Gaben, die er ihm zufliessen liess, indem z. B. jährlich
zur Wallfahrt am Tage von 'Arafa 40,000 Kamele und Rinder
und 50,000 Schaafe verlheilt wurden, und für die beiden hei-
ligen Städte soll er jedes Jahr 315,000 Dinare verwandt ha-
ben*]. Die Mutter des Chalifen liess im Jahre 315 auf dem
Wege nach dem *Arafa fünf grosse Teiche anlegen.
§. 206. Indess vermochten die Armeen des Muctadir
die Carmalen nicht aufzuhalten, welche nach den glänzenden
*) Der ungeheure Luxus und die gränzenlose Verschwendung
des Muctadir beschreibt el-Sujüti in folgender Weise: „el-Muctadir
liess sich ganz ron seinen Frauen beherrschen und übergab ihnen alle
Edelsteine und Kostbarkeiten aus dem Schatze des Chalifats; eine
seiner Geliebten erhielt eine ächte Perle , die drei MithcAl schwer
war ; dem Haushofmeister Zeid^n schenkte er einen Rosenkranz tod
Edelsteinen, der seines Gleichen nicht hatte. In seinem Pallaste wa-
ren 11,000 junge Eunuchen ausser den Slavischen , Griechischen uod
Aegjptischen Sklaven; für das Krankenhaus seiner Mutter yerwandte
er jährlich 7000 Dinare und die Festlichkeiten bei der Beschneidung
seiner fünf Rinder kosteten 600,000 Dinare. Als die Gesandten des
Griechischen Kaisers mit Geschenken zu ihm kamen , um Frieden zu
schliessen, ordnete er einen grossen Aufzug an, um den Feind in
Furcht zu setzen: er stellte 160,000 Krieger in yoller Rüstung Tom
Thoie cl-Schamm^sia bis zu seinem Pallaste in ßagd^d in zwei Rei-
hen auf, zwischen denen die Gesandten hindurchgehen 'mussten; die-
sen selbst folgten 7000 Diener und 700 Thürsteher; die Wände des
Pallastes waren mit 38,000 seidenen Decken behangen und 22,000
kostbare Teppiche wurden auf der Erde ausgebreitet; hundert wilde
Thiere lagen im Schlosshofe an goldenen und silbernen Ketten.
Hierzu kam ein mit dem höchsten Glänze künstlich gemachter Baom
aus Gold, Silber und Edelsteinen, der sich in 18 Zweige theilte, die
Blätter Ton Gold und toq Silber , sowie die Zweige bewegten sich
durch eine künstliche Vorrichtung ; darin sassen Vögel yon Gold und
Silber , von denen jeder in seiner Weise sang und zwitscherte. Und
das war in der Zeit des Verfalls und der Schwäche des ^Abbasiden-
Reiches, welche Pracht muss da in den Tagen der Blnthe und Macht
geherrscht haben!*'
- 211 —
Erfolgen, die sie in Bahrein und 7rSk gehabt hatten, nun auch
Mekka bedrohten. Aus Furcht vor ihnen war schon vom Jahre
314 an kein einziger Pilger aus *Iräk nach Mekka gekommen,
und die Mekkaner selbst hatten nur in geringer Zahl den Weg
nach dem 'Arafa gemacht, um die Wallfahrtsgebräuche zu
verrichten. Im J. 317 war die Pilgercarawane aus Bagdad
unter Mangür el-Deiluml glücklich nach Mekka gekommen,
aber die Ceremonien hatten noch nicht begonnen, als der Car-
maten- Fürst Abu Tähir am 8. Dsul-Higga mit einer Schaar
von 700 Mann die Stadt überfiel und alles niedermachte , was
ihm vorkam. Seine Reiter sprengten auf den Platz der Mo-
schee, hieben mit den Säbeln unter die frommen Pilger, wel-
che eben den Umgang um die Ka'ba machten , und tödteten
von ihnen gegen 1900, sodass der ganze Platz um die Ka'ba
damit bedeckt war ; die Leichen wurden in den Brunnen Zam-
zam geworfen. Aber in der ganzen Stadt wurde ein furcht-
bares Blutbad angerichtet,' besonders unter den Pilgern aus
Chorasän und Mauritanien, und es sollen ihrer 30,000 in den
Strassen von Mekka umgebracht und eine gleiche Zahl Frauen
und Kinder zu Gefangenen gemacht sein. Der Scheich 'AU
ben Bäbweih el-(^üfi wollte sich in seinem Umgange nicht
stören lassen und recitirte den Vers :
Du siehst die Geliebten hingestreckt in ihren Wohnungen
wie die Siebenschläfer, sie wissen nicht, wie lange sie
warten müssen.
Da wurde ihm mit dem Säbel der Hinterkopf gespalten, dass
er todt niederstürzte. Abu Tähir erschien selbst zu Pferde
betrunken in der Moschee, ritt auf die Ka'ba zu und schlug
gegen die Thür, indem er sprach :
Ich wende mich zu Gott, ja ! zu Gott wende ich mich,
er schuf die Geschöpfe und ich vernichte sie.
Dann schrie er den Pilgern zu: ihr Esel! ihr sagt: wer den
Tempel betritt, soll sicher sein (Sure 3, 91); wo ist nun die
Sicherheit, da ich hier thue , was ich will? Da griff ein Mann
seinem Pferde in die Zügel und sprach , indem er sich dem
Tode weihte: das ist nicht der Sinn des heiligen Verses, was
du meinst, sein Sinn ist: wer ihn betritt, den sollt ihr be-
schützen. Da wandte Abu Tähir sein Pferd von ihm ab, ohne
sich gegen ihn zu wenden ; so schützte Gott den Mann , der
14*
— 212 -
es wagte, sich diesem Ketzer zu widersetzen. — Unter den
Getödteten befand sich der Emir von Mekka Ibn Muhärib (oder
Ibn Muchallib), der Coränlehrer Abul-Fadhl Muhammed ben el-
Husein ben 'Ali el-Gärüdi el-Harawi, welcher von Säbelhiebe«
getroffen sich an dem Ringe der Thür der Ka'ba festhielt, bis
sein Kopf auf die Thürschwelle fiel; ferner dessen Bruder der
oberste Rechtslehrer der Hanifiten Abu Said, Ahmed ben el-
Husein el-Barda'^, die Scheiche Abu Bekr ben Abd el-Rahman
ben Abdallah el-Ruhäwi, Muhammed ben Chdiid ben Zeid el-
Barda'i, der sich in Mekka niedergelassen hatte, und viele an-
dere fromme und gelehrte Männer.
§. 207. Der Cädhi von Mekka Jahjä ben Abd el-Rah-
man ben Härün eUCureschi war mit seiner Familie entkommen
und flüchtete nach Wadi Rahgdn, aber die Carmaten plünderten
sein Haus und nahmen alle seine Habe , die einen Werth von
100,000 Dinaren hatte. In gleicher Weise wurde die ganze
Stadt und die Pilger ausgeplündert und die Ka'ba aller ihrer
Kostbarkeiten beraubt; Abu Tähir wollte auch die goldene
Dachrinne abreissen lassen, aber den ersten, dßm er den Be-
fehl dazu gab , traf ein von dem Abu Cubeis abgeschossener
Pfeil, sodass er todt niederstürzte, der zweite fiel von dem
Dache herunter auf den Kopf, da befiel den dritten eine sol-
che Furcht vor dem Abreissen, dass Abu Tähir sich entfernte,
indem ei sagte: lass es gut sein, bis der Herr (d. i. el-Mahdi)
kommt. — Seine Absicht, den Abraham-Stein mitzunehmen,
wurde dadurch vereitelt, dass die Vorsteher der Ka'ba aus
Besorgniss ihn heimlich fortgebracht und in eins der Thäler
von Mekka versteckt hatten. Darüber wurde aber Abu Tahir
so aufgebracht 9 dass er den Baumeister JGa'far ben 'Iläg rufen
Hess und ihm befahl, den schwarzen Stein aus der Mauer der
Ka*ba herauszubrechen, was dann auch am 14. Dsul-Higga ge-
schah^ sowie auch die Kuppel über dem Zamzam und die Thür
der Ka'ba zerbrochen wurde. Nachdem er in dieser Weise
sechs oder elf Tage in Mekka gehaust hatte , verliess er die
Stadt, nahm aber den schwarzen Stein mit sich fort in der
Absicht, ihn in seinem Lande Hagar aufzustellen und die Wall-
fahrten dahin zu ziehen, und in dem Gottesdienste, den er
dort einrichtete, liess er in dem Gebete für Obeidallah, den
ersten Fatimiden-'Chalifen in Aegypten, als Oberhaupt der Giäu-
- 213 —
bigcn beten. Allein Obeidallah erwiederte auf das Schreiben,
welches Abu Tähir dieserhalb an ihn gerichtet hatte: rt^^^
wundre mich sehr aus deiner Zuschrift zu sehen, dass du
glaubst etwas Gutes damit gethan zu haben, was du in der
Stadt Gottes verübt hast, indem du bis zu dem Heiligthume
des Hauses Gottes vorgedrungen bist, welches im Heidenthume
und im IsIäm nie aufgehört hat heilig geachtet zu werden,
dass du darin das Blut der Gläubigen vergossen und die Pil-
ger und Andächtigen umgebracht und dann es gewagt hast,
dich an dem Hause Gottes selbst zu vergreifen, indem du den
schwarzen Stein herausgebroehen hast, der die rechte Hand
Gottes auf Erden ist, die er seinen Verehrern darreicht, und
hast ihn mit dir in dein Land genommen und hoffst, ich werde
mit dir darin gemeinschaftliche Sache machen. Im Gegentheil,
Gott verfluche dich! und nochmals, Gott verfluche dich! Und
Heil sei dem, durch dessen Wort und That die Gläubigen zum
Heil geführt werden, der heute (in dieser Welt) das thut, wo-
durch er morgen gerettet wird." Als Abu Tähir diesen Brief
erhielt, kündigte er dem Obeidallah den Gehorsam auf; aber
Gott strafte ihn durch eine langwierige Krankheit, in der ihm
ein Glied nach dem andern abflel, bis er im J. 332 starb.
§. 208. Wenn nun auch die Carmaten Mekka selbst nicht
wieder heimsuchten, so wirkte doch die Furcht vor ihnen noch
lange nach, zumal da sie die Hauptstrassen von 'Irak fortwäh-
rend besetzt hielten; desshalb kamen bis zum J. 334 immer
nur sehr wenige Pilger und in vielen Jahren aus 'Irak gar
keine, und aus dieser Zeit fehlen alle weitere Nachrichten über
Mekka, bis im J. 331 Muhammed ben Tugg el-Ichschidi von
dem Chalifen el-Muttaki (reg. 329 — 333] zum Statthalter von
Mekka, Medina, Aegypten und Syrien ernannt wurde. Die Pil-
gercarawanen wurden dann wieder zahlreicher und kamen
regelmässig, und die aus 'Irak führte der von dem Chalifen
el-Mustakfi (333) ernannte Anführer, der 'Alide 'Omar ben
Jahjä , und hernach unter el-Muti^ fünf Jahre hinter einander
von 335 bis 339.
S. 209. Da die Carmaten sahen , dass der Besitz des
schwarzen Steines für sie gar keinen weitern Erfolg und Nut-
zen hatte, entschlossen sie sich endlich denselben gutwillig zu-
rückzugeben, nachdem sie ihn 22 Jahre bei sich gehabt hatten:
— 214 —
Der Aegypiische Chalif cl-HanQdr ben el-Cä'im hatte zu Ahmed
ben Aba Sa'td, dem Bruder und Nachfolger des Abu TAhir
geschickt und ihm 50^000 Golddinare für die Zurückgabe des
schwarzen Steines geboten, aber vergebens ; ebensowenig Er-
folg hatte Hakam el-Turki, der Commandant von Bagdad, wel-
cher eine gleiche Summe dafür bieten Hess ; die Carmalen
sagten: wir haben ihn auf höheren Befehl (Gottes) genommen
und bringen ihn auf höheren Befehl wieder. Gegen die Wall-
fahrtszeit des Jahres 339 erschienen sie also damit in Küfa,
indem sie ihn nnbedeckt auf ein Camel geladen hatten, sodass
ihn jeder sehen konnte ; von hier brachte ihn der Häuptling
der Carmaten, Sunbur ben el-Hasan , nach Mekka, wo er an
dem Opferfeste den 10. Dsul-Hi^ga eintraf. Als er damit auf
dem Platze vor der Ka'ba ankam, erschien der damalige Statt-
halter von Mekka, Abu Wfar Muhammed ben el-Hasan ben
Abd el- Aziz el- Abbäsi, und der Stein wurde aus einem Sacke
hervorgeholt; er war in der Länge und Breite mit silbernen
Klammern versehen, um die Stücke, welche beim Herausrei-
ssen davon abgebrochen waren , zusammenzuhalten. Sunbur
hatte auch Gyps mitgebracht und er oder der Baumeister Ha-r
San ben el-Marzük legte ihn wieder an seine Stelle und be-
festigte ihn. Indess besorgten die Tempelhüter, dass eine
verruchte Hand sich nochmals an ihm vergreifen könnte, weil
die Befestigung nicht recht dauerhaft gemacht war, sie nahmen
ihn desshalb nach einiger Zeit wieder heraus und Hessen von
zwei Goldarbeitern ein silbernes Band, 3037 Dirhem schwer,
herumlegen und ihn damit an seinem Platze befestigen.
§. 210. Die steigende Macht der Fatimiden in Aegypfen
suchte sich auch in Mekka geltend zu machen, und wir sehen
von jetzt an die heilige Stätte oftmals als den Schauplatz blu-
tiger Kämpfe, in denen sich die Anführer der Pilgercarawanen
aus 'Irak und Aegypten die Hoheitsrechte streitig machten.
Im J. 340 war Ahmed ben el-Fadhl ben Abd el-Malik Statt-
halter von Mekka , und ihm kam das Recht zu , den Festzug
der Pilger anzuführen und die Gebete zusprechen; dies wollten
ihm indess die Aegypter unter Abu Haf9 'Omar ben el-Hasan
ben Abd el-'Aztz el-Hftschimi nicht zugestehen; von Bagdad
war 'Omar ben Jahjä el-Alawi als Anführer der Carawane
aus 'Irftk erschienen. Auf dem Zuge nach dem 'Arafa kam
— 215 —
es dann zu einem heftigen Kampfe ; an Omar ben Jahjä hatte
sich der 'Alide Abul-Hasan ben Muhammed ben Abdallah, der
unter den Pilgern war, angeschlossen; Ahmed ben el-Fadhi
stellte sich auf Kisten, um die Predigt zu halten, da die Aegyp-
ter den Minbar weggenommen hallen ; indess behielt *Omar
ben el Hasan mit den Türkischen Truppen aus Aegypten die
Oberhand und führte die Pilger weiter. Aehnliche Scenen
wiederholten sich in den folgenden Jahren. Im J. 341 ent-
stand zwischen den Truppen des Mu*izz ed-Daula ben Buweih
und denen des Muhammed Ibn Tugg^ welche die Pilgercara-
wane begleiteten» ein Kampf » in welchem die ersteren siegten.
Im J. 342 waren die beiden 'Aliden Scherife Abul-Husein Mu-
hammed ben Abdallah und Abu Abdallah Ahmed ben 'Omar
ben Jahjä Anführer der Pilger ; sie wurden von den Soldaten
des Ibn Tugg angegriffen, behielten aber die Oberhand und
das Gebet wurde in Mekka für Mu'izz ed-Daula gesprochen;
als sie dann die Stadt verlicssen, erfolgte von den Aegyptern
ein erneuter Angriff, welchen jene mit gleichem Erfolge zu-
rückschlugen. Im folgenden Jahre waren die Aegyptischen
Truppen sogar von der Theilnahme an den beiden Gebeten und
der Predigt ausgeschlossen, sie hatten dagegen die Stadt be-
setzt und verwehrten den andern bei ihrer Rückkehr den Ein-
tritt und damit den Umgang um die Ka'ba zum Abschiede; es
kam indess zwischen den beiden Partheien ein Vergleich zu
Stande , dem zufolge in dem Gebete zu Mekka und Medina
nach dem Chalifen el-Mutf zunächst die drei Buweihiden Sul-
tane Rukn ed-Daula, Mu'izz ed-Daula und 'Izz ed-Daula, dann
aber auch Muhammed Ibn Tugg genannt werden sollte.
S. 211. Der Einfluss des Chalifen nahm nun in Mekka
immer mehr ab , auch Abul-Hasan 'Ali und Abul-Cäsim Ungür,
die Söhne des Muhammed Ibn Tugg, welche nach einander un-
ter der Leitung ihres Hofmeisters Käfür auf dem Throne sa-
ssen, wurden in dem Gebete genannt, bis nach dem Tode des
Ungür im J. 355 Käfür die Regierung von Aegypten an sich
riss und zugleich den Chalifen el-Muti' aus dem Gebete in
Mekka verdrängte. Indess starb Käfür schon im folgenden
Jahre und etwa gleichzeitig mit seinem Tode bemächtigte sich
ein 'Alide, iSa'far ben Muhammed ben el-Hasan, der Regierung
in Mekka, und da er klug genug war, den neuen Herrscher in
— 216 —
Aegyplen, el-Mu'izz Abu Tamim el- Obeidi, auch als Herrn von
Mekka anzuerkennen , dadurch dass er seinen Namen in dem
Gebete nannte, wurde er als Statthalter bestätigt und der An-
führer der Aegyptischen Pilger verlheille im J. 358 in den
beiden heiligen Städten grosse Summen. Die Annäherung der
Carmaten machte aber wieder alle Zustände sehr zweifelhafl,
sodass im J. 359 in Mekka für sie und für den Chalifen el-
Mutf, in Medina für el-Mu'izz und ausserhalb der Stadt von
Abu Ahmed el-Müsawi, der die Pilgercarawane aus Irak an-
führte, ebenfalls für el-Mult' das Gebet gehalten wurde. In
den folgenden Jahren war wegen der Unsicherheit der Wege
der Besuch zu den Wallfahrten fast |[anz unterbrochen, bis im
J. 363 in Mekka und Medina el-Mu'izz allein als Oberherr an-
erkannt wurde. In denselben Jahren machten aber die Banu Hiläl
in Verbindung mit andern Arabischen Stämmen einen Angriff
auf die Pilger und tödteten eine grosse Anzahl derselben , und
nur diejenigen, welche unter dem Schutze des genannten Ah-
med die Reise machten, kamen glücklich durch. Da im fol-
genden Jahre 364 die Umstände sich eher verschlimmert, als
verbessert hatten, indem das Oberhaupt der Carmaten, Ibn el-
Camr, selbst sich an die Spitze der Pilger stellte, so war der
Zuzug aus andern Gegenden nicht nur sehr gering, sondern
die Syrische Carawane wagte sich nicht einmal über Medina
hinaus und kehrte von dort nach Hause zurück. Auch im J.
365 war die Wallfahrt von 'Irak und aus dem Osten ganz
unterbrochen, während die Carawane aus Aegjpten mit einer
starken militärischen Begleitung unter der Anführung eines
'Aliden erschien; Isä ben Ga'far, der Sohn und Nachfolger des
vorigen Statthalters, hatte sich geweigert, dem neuen Chalifen
el-*Aztz ben el-Mu'izz zu huldigen, aber dieAegypter erzwan-
gen jetzt nach einer kurzen Belagerung den Eintritt in Mekka
und das Gebet wurde im Namen des 'Aziz gehalten.
§. 212. Das Jahr 366 war für Mekka und die ganze
Carawanenstrasse merkwürdig durch die Reise der Prinzessin
iSamila, Tochter des Nä^ir ed-DauIa Abu Muhammed el-Hasan
Ibn Hamdän, sodass diese Wallfahrt wegen des dabei entwi-
ckelten Glanzes und der reichen Geschenke zum Sprichwort
geworden ist. Ihr Zug bestand aus 400 Camelen, alle von
gleicher Farbe und in gleicher Weise ausgeschmückt, damit
— 217 —
Niemand merke, auf welchem die Prinzessin sässe. Alle, wel-
che sich ihr unterwegs anschlössen, erhieUen freie Bekösti-
gung, und als sie zum ersten Male die Moschee in Mekka be-
trat, liess sie 10,000 Dinare unter das Volk ausstreuen ; dop-
pelt soviel verwandte sie noch während ihres Aufenthaltes in
Mekka und die dort vorhandenen Brautpaare der 'Aliden wur-
den von ihr ausgesteuert und verheirathet. In Medina gab
sie ebensoviel aus , und die Kosten der ganzen Reise werden
auf 150,000 Dinare angegeben. Bei ihrer Rückkehr nach Bag-
dad verlangte sie der Sultan 'Adhad ed-DauIa Ibn Buweih
zur Frau, er hatte es indess nur auf ihr grosses Vermögen
abgesehen; sie wusste dies gut genug und hatte wegen ih-
rer frommen Richtung eine Abneigung gegen jede Verbindung,
rousste aber einwilligen. Als nun der Hochzeitstag kam, wurde
sie in einem festlichen Zuge aus ihrer Wohnung abgeholt, und
indem dieser die Brücke des Tigris passirte, stürzte sie sich in
den Fluss und ertrank. ,
§. 213. Im Jahre 367 ernannte el-'Az!z den Bädts ben
Zirt^, den Bruder seines Statthalters von Africa Abu Jüsuf Bu-
lukktn, zum Anführer der Aegyptischen Pilgercarawane und in
Mekka wurde das Gebet im Namen des 'Aztz gesprochen. Zu
Bädis kamen Abgeordnete einer Räuberbande und erboten sich
für eine Summe von 50,000 Dlrhem den. Pilgern sicheres Ge-
leit zu geben und sie nicht weiter zu belästigen, wenn er selbst
nicht gegen sie einschreiten wolle ; Bädis ging auf den Vor-
schlag ein , verlangte aber , dass alle ihre Cameraden zu ihm
kämen, um mit allen den Vertrag zu schliessen; nachdem ih-
rer dann etliche dreissig erschienen und versicherten, dass
keiner von ihnen zurückgeblieben sei, liess er allen die Hände
abhauen. — Im J. 370 wurde in Mekka und Medina der
Name des Chalifen el-Täi^ aus dem Gebete weggelassen und
nur el- Aztz genannt.
§. 214. Auf 'Isä folgte im J. 374 sein Bruder AbuUFa-
tüh el-Hasan ben tia'far als Statthalter von Mekka. Wegen
der beständigen Feindseligkeiten zwischen den Aegyptern und
Irakanern fanden in dieser Zeit mehrere Jahre lang keine
Wallfahrten statt; nach anderen Nachrichten soll Abu Abdallah
ben Ahmed ben Muhammed ben Jahjä ben Obeidallah el- Alawi
als Stellvertreter des Abu Ahmed el-Müsawi von 371 bis 380
— 218 —
jährlich die Carawane nach Mekka geführt haben. Zu den
Gefahren und Schwierigkeiten einer solchen Reise kamen jetzt
noch die Raubanfälle der Arabischen Horden, wenn sie nicht
zuvor durch grosse Summen abgekauft waren, und im Jahre
384 kamen die Pilger aus Irak und Syrien nur bis Tha'labia,
wo ihneir die Araber unter ihrem Oberhaupte el-A^far entge-
gentraten, weil sie behaupteten, dass das Geld , welches ihnen
der Sultan das Jahr zuvor geschickt hatte, verfälscht gewesen
sei, wofür sie Entschädigung verlangten. Die Verhandlungen,
welche dieserhalb geführt wurden, zogen sich so in die Länge,
dass die Zeit zu knapp wurde, um noch zu den Festtagen nach
Mekka zu kommen, sie kehrten desswegon um und es erschie-
nen in dem Jahre nur Pilger aus Aegypten, da die aus Jemen
gleichfalls ausgeblieben waren.
§. 215. Im J. 390 nahm Abul-Fatüh auf Befehl des Sul-
tans el-Häkim von Medina Besitz und machte dort der Statt-
halterschaft der Banu el-Muhannä el-Huseini ein Ende. — Im
J. 392 fand keine Wallfahrt statt, weil der Sultan abwesend
und die Araber unter sich im Streit swaren. — Auch im J.
393 kamen keine Pilger aus 'Irak aus Furcht vor el-A^farj
nach anderen indess war Abul-Härilh Muhammed ben Muham-
•
med ben 'Omar ben Jahjä el-'Alawi im J. 393 und 394 An-
führer der Pilgercarawane aus 'Irak. — Im J. 397 waren die
Pilger von Irak aufgebrochen, wurden aber bei Tha'labia von
Hassan ben Mufrig Ibn el-GarrSh angehalten, der ihnen für
den Durchzug durch sein Gebiet einen Tribut abforderte; da
ihnen wegen des verursachten Aufenthaltes die Zeit zu knapp
wurde, kehrten sie nach Bagdad zurück. Aus Aegypten schickte
el*Häkim mit der Pilgercarawane den Umhang um die Ka'ba
und Geld für die Einwohner von Mekka und Meuina. — Im
J. 398 fand keine Wallfahrt aus 'Irak statt.
§. 216« Als el-Häkim im J. 401 seinen Wezir 'AU Ibn
el-Magribi hatte umbringen lassen, ergriff dessen Sohn Abul-
Cäsim el-Husein Ibn el-Magribi, der gleichfalls schon Wezir
war, die Flucht und wandte sich zunächst nach Ramla an den
Hof des genannten Hassan Ibn el-iSarräh; el-HÄkim schickte
ihm Truppen nach, die aber zurückgeschlagen wurden, und
nun beredete Abul*CAsim den Hassan , dass er sich von el-
HAkim ganz lossagen und dem Abul-Fatüh als Chalifen buldi-
- 219 --
gen solle. Da er ein geneigtes Ohr fand, begab sich AbuU
Casim selbst nach Mekka , um den Abul-Fatüh zu bewegen,
sich zum Cbalifen ausrufen zu lassen, und als dieser noch
Bedenken hatte, dass seine Mittel nicht ausreichen würden,
überredete er ihn, sich des Schatzes der Ka'ba zu bemäch-
tigen. Er that dies und zog zugleich das grosse Vermögen
ein, welches ein in JGIidda verstorbener Kaufmann hinterlassen
hatte , erklärte sich im J. 402 von der Kanzel herab selbst
zum Cbalifen und Hess sich von den Hasaniden Truppen und
anderen in den beiden heiligen Städten unter dem Titel eU
Raschid huldigen. Hierauf brach er nach Ramla auf, um dem
Hassan Ibn eUtiarräh zu Hülfe zu kommen, von einer Anzahl sei-
ner Verwandten und tausend schwarzen Sklaven begleitet und
mit dem Schwerdle des Propheten, Dsul-Facär, umgürtet. In
der Nähe von Ramla kamen ihm die Beduinen Araber entge-
gen , küsten vor ihm die Erde und begrüssten ihn als Cbali-
fen; er hielt dann seinen Einzug in Ramla und erliess einen
Aufruf, nur Gerechtigkeit zu üben und von Gewalthat sich zu
enthalten. el-Häkim, welcher schon den Abul-Tajjib ben Abd
el-Rahman, einen Vetter des abtrünnigen Abul-Fatüh ^ zum
Statthalter von Mekka ernannt hatte, hielt es unter diesen
Umständen für angemessen, sich gegen die Familie el-tiarräh
nachgiebig zu zeigen, und sie sich wieder geneigt zu machen,
und Hassan und seine Brüder Hessen sich durch sehr bedeu-
■
tende Summen bestechen, die Sache des Abul-Fatüh wieder
zu verlassen. Sobald aber dieser hiervon Kunde erhielt^
wandte er sich an Mufrig, den Vater des Hassan, welcher an
el-Häkim schrieb und eine allgemeine Aussöhnung vermittelte,
worauf Ibn el-Magribi das Weite suchte, Abul-Fatüh dagegen
wieder in seine SteHe eingesetzt wurde und im Rabf H. 403
nach Mekka zurückkehrte.
§. 217. In demselben Jahre erschien ein Corps Carma-
ten unter Anführung eines gewissen Abu 'Isä, dem sich auch
Beduinen Araber angeschlossen hatten, vor Küfa ; sie belager-
ten die Stadt , zogen sich aber wieder zurück , ohne etwas
erreicht zu haben; indess waren dadurch die Pilger zu lange
aufgehalten und kehrten von Küfa nach Bagdad zurück. —
In den Jahren 406 bis 408 fanden aus 'Irak keine Wallfahr-
ten statt 9 weil die Strasse nach Mekka durch die Beduinen
— 220 —
besetzt war und die Pilger aus Choräsän, durch welche sich
der Zug hätte verstärken können, zu spät eintraf. Im J. 409
waren sie unter 'Omar ben Maslama von Bagdad aufgebrochen,
wurden aber zwischen el-Ca9r und el-Hagir von den Bedui-
nen angehalten, welche für den ungehinderten Durchzug eine
grössere Summe als früher verlangten. Es fand also keine
Wallfahrt statt und ebensowenig in den nächsten Jahren, zu-
mal da die Chorasaner wieder zu spät kamen. — Am Wall-
fahrtsfeste des J. 414, als eben der Imäm das Gebet beendigt
hatte, sprang einer der Aegyptischen Ketzer, die von dem
Chalifen eUHäkim verleitet und vom rechten Glauben abge-
wichen waren, in einer Hand ein blankes Schwerdt, in der
andern einen Stock haltend auf den schwarzen Stein los und
schlug mit dem Stocke dreimal darauf, indem er sprach: wie
lange soll der schwarze Stein und Muhammed und 'Ali noch
verehrt werden ? jetzt hält mich Niemand ab , ich will den
Tempel zerstören !'' Die meisten der Anwesenden zogen sich
aus Furcht vor ihm zurück und fast wäre er ungestraft ent-
kommen, aber ein Mann stürzte sich auf ihn und stiess ihn
mit einem Messer nieder, worauf ihn andere in Stücke hie-
ben; dann fielen sie über mehrere andere her, die sie für
seine Helfershelfer hielten, denn am Thore der Moschee hiel-
ten auch zehn Reiter, die dem Frevler hatten zu Hülfe kom-
men wollen, und es blieben mehr als zwanzig Todte auf dem
Platze. An demselben Tage wurden die Mauritanier, Aegyp-
ter und andere Pilger auf dem Wege von Minä nach der
Stadt angefallen und ausgeplündert und am andern Morgen
wogte das Volk hin und her, bis noch vier Genossen jenes
Mannes, welche geäussert hatten, dass ihrer Hundert wäreo^
«rgriiTen und geköpft wurden. — Einen ähnlichen Auftritt
verursachten in diesen Jahren auch mehrere Persische Kattf-
leute, welche die Leute zu täuschen wussten und zur Zeit der
Mittagsruhe sich in die Moschee schlichen und den schwar-
zen Stein herausrissen und in drei Stücke zerschlugen; sie
wurden aber ergriffen, man haute ihnen die Hände ab und
kreuzigte sie an den Thoren der Moschee und brachte den
Stein wieder an seinen Platz.
§. 218. In den nächsten vierzig Jahren waren wegen
der Unsicherheit der Wege die Wallfahrten sehr wenige von
— 221 —
'Ir&k aus meistens gar nicht besucht ; nur aus Aegypten ka-
men die Pilger ziemlich regelmässig und von dort sandte der
Chalif im J. 423 einen Umhang um die Ka*ba, Unterstützun-
gen für die Armen und Geschenke für den Emir von Mekka,
und als Abul-Fatüh im J. 430 starb , kam sein Sohn Schakr
als Statthalter von Mekka und Medina an seine Stelle , die er
bi3 an seinen Tod im J. 453 bekleidete. — Das Jahr 440
war denkwürdig durch die Pest und Hungersnoth, welche ein
ganzes Jahr nicht nur in Mekka, sondern auch in 'Irak, Me-
sopotamien, Syrien und Aegypten herrschten. Auch im Jahre
447 war in Mekka eine grosse Theurung und Mangel an
Lebensmitteln , da. der Nil in den Jahren nicht ausgetreten
und desshalb in Aegypten nichts geerntet war und die Zu-
fuhren von dort ausblieben , sodass ein Brod von zehn Rat!
einen Magribinischen Dinar kostete. Nachher war es ganz
unmöglich , etwas zu bekommen und die Einwohner und Pil-
ger waren dem Hungertode nahe, da sandte Gott Heuschre-
cken, die das ganze Land bedeckten und den Leuten zur
Speise dienten, und als dann die Carawanen wiederkamen,
wurde die Lage der Mekkaner etwas erleichtert.
§. 219. Da Schakr keinen Sohn hinterliess, übernahm
einer seiner Sklaven die Regierung, bis er von den Hasaniden
Banu Abul-Tajjib verdrängt .wurde. Diese Hessen sich man-
che Ungerechtigkeit zu Schulden kommen und griffen den
Schatz des Tempels an; sie zogen sich desshalb auch aus
Mekka zurück, als 'Ali ben Muhammed el-(^uleihi, Beherrscher
von Jemen, im J. 455 dorthin kam. Er suchte durch Gerech-
tigkeit und Wohlthaten den Zustand der Stadt zu bessern;
die Ka'ba erhielt von ihm einen neuen weissen Umhang, den
Tempelhütern Banu Scheiba verwies er ihr schlechtes Betra-
gen und legte soviel wieder in den Schatz, als die Banu Abul-
Tajjib daraus genommen hatten; allmählig beruhigten sich die
Gemüther, das Vertrauen kehrte wieder und die Lebensmittel
wurden wohlfeiler. Leider! brach die Pest unter seinen Leu-
ten aus und raffle 700 derselben weg, wodurch seine Macht
sehr geschwächt wurde, sodass die Hasaniden ihm in drohen-
dem Tone konnten sagen lassen, er möge die Stadt verlassen
und einen aus ihrer Mitte zum Statthalter ernennen. Er wählte
also den Muhammed ben Abu Haschlm,. den Schwiegersohn
— 222 —
des Schakr , übertrug ihm die Regierung , stellte die Truppen
unter seinen Befehl, gab ihm noch Geld und überliess ihm
fünfzig Reiter und Waffen und kehrte dann im ersten Rabr
456 nach Jemen zurück. Sobald er abgezogen war, erhob
sich gegen den neuen Herrscher ein anderer Zweig der Ha-
saniden, die Familie Banu Suleimän, unter Hamza ben Abu
Wahhäs, dem man wegen seiner persönlichen Körperkraft
nichts anhaben konnte. Ais er Mekka verliess und man ihm
nachsetzte, wandte er sich gegen einen seiner Verfolger und
schlug ihm in einem Hiebe den Arm ab und sein Pferd zu
Boden; vor Schrecken standen die übrigen von der weiteren
Verfolgung ab und er begab sich in die Gegend von Janbu'
wo er die Strasse nach Mekka besetzt hielt und die Vorüber-
ziehenden ausplünderte. Die Banu Suleimdn scheinen indess
längere Zeit ihr Unwesen in Mekka getrieben zu haben , ehe
es Abu Häschim gelang, sie zum Abzüge zu zwingen, da sie
die Stadt ausplünderten und der Sultan el-Quleihi sich veran-
lasst fand, die Wallfahrt und Ausfuhr von Getreide aus Je-
men zu verbieten, sodass hier durch die Theurung die all-
gemeine Noth noch vermehrt worden war.
§. 220. Muhammed ben Abu Häschim der Stamm-
vater der Scherffe von Mekka , welche von nun an fast an-
derthalb Jahrhunderte dort herrschten ^), war indess nicht viel
besser, als seine Vorgänger, da er sich im J. 462 alle Kost-
barkeiten der Ka'ba aneignete, und dass er am Ende dieses
Jahres nach einer Unterbrechung von hundert Jahren das Ge-
bet für die 'Abbasiden wieder einführte, geschah in der ei-
gennützigsten Absicht, denn er that es aufAnrathen des Abul-
Ganäim, welcher die Pilgercarawane von Bagdad hergeführt
hatte, und nahm den Selgüken Sultan Alp Arslän in sein Ge-
bet auf, und als er dann seinen Sohn mit einer Gesandtschaft
nach Bagdad schickte, erhielt er von dem Sultan ein Geschenk
von 30,000 Dinaren und das Versprechen , dass er jährlich
10,000 Dinare und ein Ehrenkleid bekommen solle. Dies
dauerte indess nur vier Jahre und fünf Monate; da zur Wall-
fahrt 467 der Chalif ei-Mustangir aus Aegypten eine grössere
Summe schickte, als er aus Bagdad erhielt, wurde das Gebet
*) Vgl. die Stammtafel.
— 223 —
für die 'Abbasiden wieder abgeschafft, und er betete wieder
fiir die Fätimiden. Im n£ichsten Jahre wechselte er aber schon
wieder und betete für die 'Abbasiden , und schon glaubte der
Wezir Fachr ed-Daula der Sache ganz sicher zu sein und
schickte im J. 470 einen prächtigen neuen Minbar nach Mekka,
auf dem das Gebet für die *Abbasiden gehalten werden sollte,
als sie aber damit nach Mekka kamen, war das Gebet schon
wieder für die Fätimiden gesprochen und der Minbar wurde
zerbrochen und verbrannt. Im J. 472 wurde wieder für den
'Abbasiden ei-Muctadi und den Selgüken Sultan gebetet und
wahrscheinh'ch wurde in den folgenden Jahren noch mehrmals
gewechselt und desshalb im J. 484 eine grössere Zahl Tür-
kischer Truppen hingeschickt, welche von Ihn Abu Häschini
die der Ka'ba geraubten Schätze wiederfordern sollten , und
da er sich ihnen durch die Flucht entzogen hatte, plünderten
sie Mekka und zogen dann wieder ab. Als in den nächsten
Jahren keine Pilger aus *Iräk kamen, suchte Ihn Abu Häschim
sich an den Syrern zu rächen und schadlos zu halten, die im
J. 486 unter einem von Tdg ed-Daula Tutusch, Beherrscher
von Damascus, ernannten Emir gekommen waren. Nachdem
diese die Wallfahrt vollendet und den Rückweg angetreten
hatten, schickte er ihnen einige Truppen nach, die sie nicht
weit von Mekka einholten und ihnen den grössten Theil ihrer
Habe und ihrer Camele abnahmen. Die Pilger kamen in die
Stadt zurück und baten, ihnen ihre Sachen wiederzugeben, da sie
noch einen so weilen Weg bis in ihre Heimath zu machen hät-
ten , sie erhielten aber nur weniges wieder und mussten
in der traurigsten Lage ihre Rückreise machen, zumal da sie
auch von den Beduinen unterwegs noch viel Ungemach zu
ertragen hatten.
§. 221. Als Ihn Abu Häschim im Anfange des Jahres
487 starb, folgte ihm sein Sohn Cäsim ben Muhammed, der
aber nach einigen Wochen flüchtig werden musste, da Ispah-
bad ben Säratkin sich der Stadt bemächtigte. Jedoch schon
im Schawwäl hatte Cdsim eine Armee zusammen gebracht und
lieferte dem Ispahbad eine Schlacht bei 'Osfän , worin dieser
geschlagen wurde, worauf er nach Syrien floh und Cäsim in
Mekka einzog, wo er bis zu seinem Tode im J. 518 im un-
gestörten Besitz der Regierung blieb. — Im J. 492 Hess die
— 224 -
Wärterin des Chalifen el-Muctadi das Hospiz el-FuccIi'ia „zur
Bierschenlce'' erbauen und bestimmte die Einkünfte desselben
zum Unterhalte für einzeln stehende Frauenzimmer. — Im
J. 489 überraschte die Pilger, als sie in Wädi Nachia lager-
ten, eine grosse Fluth, worin alle ihre Habe, ihre Thiere und
ihre Reisevorräthe verloren gingen und selbst viele Menschen
umkamen, die sich nicht auf die Berge hatten retten können.
Uebrigens waren die Wallfahrten von jetzt an wieder regel-
mässiger und während der langen Zeit der Regierung des
Cd,sim wird ausser den beiden ersten Jahren nur das Jahr
516 angemerkt, wo keine Pilger aus Irak kamen.
§. 222. Auf Cäsim folgte sein Sohn Fuleita (oder Falta) ben
Cäsim, welcher bis zum J. 527 regierte, worauf dessen Sohn
Häschim ben Fuleita zur Regierung kam. Ein Regen, der im
J. 528 sieben Tage anhielt, verursachte grossen Schaden und
es stürzten davon mehrere Häuser zusammen. — Im J. 529
wurden zum Besten Qufitischer Gelehrten zwei Hospize ge-
gründet, dass eine am Thore el-Hazwara von dem Scheich
Abul-Cäsim Ibrahim ben el-Husein el-Färisi mit dem Beina-
•
men Rämuscht und danach Hospiz des R&muscht genannt
(§. 268), das andere im Ragab dieses Jahres in der Strasse
eI-Hiz0mia für Qufiten aus Damascus, dem Arabischen und
Persischen 'Irak und daher das Hospiz der Damascener ge-
nannt. — In den Jahren 530 und 532 waren keine Wall-
fahrer aus Irak erschienen und im J. 539 wurden die Pilger
während sie in der Moschee ihren Umgang hielten und bete-
ten, von den Leuten des Häschim überfallen und ausgeplün-
dert ohne Rücksicht auf Versprechungen und Verträge ; der
Grund davon war, weil Häscbim und der Anführer der Pil«-
gercarawane einander nicht trauten. Im J. 544 hatten dage-
gen die Beduinen eine bedrohliche Stellung gegen die Pilger
angenommen, welche desshalb nach dem Ablauf der Festlich-
keiten noch in Mekka verweilten; sie wurden aber doch noch
bei ihrer Rückkehr am 13. Muharram 545 von den Arabern
•
überfallen und ausgeplündert. — Im J. 549 fielen in Mekka
Schlössen in Stücken von hundert Dirhem und von dem sie
begleitenden Regen wurde das Wädi Ibrahim g^nz unter
Wasser gesetzt.
§. 223. Vielleicht hatte Häscbim noch bei seinen Leb-
— 225 —
Zeiten die Regierung an seinen Sohn Cäsim ben Häschim ab-
getreten, denn während Hischim erst im J. 551 gestorben
sein soll, wird berichtet, dass Cäsim als Beherrscher von
Mekka schon im Anfange des Jßhres 550 den Dichter 'Om&ra
el-Jemeni als Gesandten mit einem Auftrage an den Chalifen
el-Fäiz nach Aegypten abgeschickt habe; im J* 552 erhielt
dann 'Omftra eine zweite Mission nach Aegypten. — Im J.
556 kam der Sultan Nur ed - Dtn Mahmud ben Zanki auf der
Pilgerfahrt nach Mekka; vor ihm hatte Cäsim seiner Schlech-
tigkeiten sich bewusst , die Flucht ergriffen und sein Oheim 'Isä
ben Fuleita übernahm die Regierung von Mekka. Im Rama-
dhftn des folgenden Jahres kam zwar Cäsim zurück und be-
mächtigte sich der Stadt, wurde aber nach wenigen Tagen er-
mordet und Isä wieder eingesetzt.
§. 224. In demselben Jahre 557 kam es zwischen den
Bewohnern von Mekka und den Pilgern aus Irak zu einem
blutigen Kampfe. Die Veranlassung dazu gab eine Anzahl
Sklaven ans Mekka, welche sich in Minä gegen die Pilger un-
gebührlich betrugen; einige Begleiter des Anführers der Pil-
gercarawane nahmen sich ihrer an und tödteten mehrere Skla-
ven, die anderen entkamen in die Stadt, versammelten hier eine
grössere Anzahl um sich und machten einen Angriff auf die
Camele der Pilger, von denen sie gegen tausend Stück weg-
führten. Jetzt rief der Anführer seine Soldaten zu den Waf-
fen und es entstand ein allgemeiner Kampf, in welchem von
beiden Seiten viele getödtet und ausgeplündert wurden. Die
Carawane trat sogleich den Rückweg an , ohne Mekka wieder
zu betreten, sodass die meisten die Wallfahrtsgebräuche nicht
bis zu Ende mitgemacht hatten, sie hielten sich auch nur ei-
nen Tag in el-Z&hir auf, wo sich die Pilger zur Abreise sam-
meln und ordnen, und viele mussten die Rückreise zu Fuss
machen, da es an Camelen fehlte, und sie hatten viel Unge-
mach zu ertragen. 'Isä hatte zwar zu dem Anführer geschickt
um ihn auszusöhnen und zur Umkehr zu bewegen, jedoch ver-
gebens; die Einwohner von Mekka kamen dann mit blutigen
Lappen zu Isä um ihn zu reitzen, dass er für die Getödteten
Rache nehmen solle, er aber Hess die Trommeln schlagen um
ihnen bemerklich zu machen, dass sie ruhig sein und gehor-
chen müssten. — Im J. 561 wurden den Pilgern die Abga-
15
— 226 —
ben für den Eintrill in Mekka erlassen, um dadurch dem Für-
sten von 'Aden, 'Imrdn ben Muhainmed ben el-Zarf el-Ham-
dAnl, eine letzte Ehre zu erweisen , welcher für seinen beab-
sichtigten Besuch eine sehr hohe Abgabe bezahlt hatte; er war
aber unterwegs am Fieber gestorben, wurde dann wfihrend
der Wallfahrt auf dem 'Arafa und bei el-Masch'ar ausgestellt
und, nachdem hinter dem Abrahamsplatze d^ß Todtengebet ge-
halten war, an der Hauptstrasse in der obern Stadt begraben. —
Im J. 564 gründete der Sultan el-Ma!ik el- Ädil Nur ed-Dtn
das Badehaus el-Wlisiti.
§. 225. In den Streitigkeiten, welche zwischen 'Isä ben
Faleita und seinem Bruder HAlik ausgebrochen waren , hatte
der letztere die stärkere Parthei auf seiner Seite und stellte
sich desshalb im J. 565 an die Spitze der Wallfahrer, während
'IsA in Mekka zurückblieb ; die Pilger übernachteten aus Furcht
vor grösseren Unruhen auf dem 'Arafa und zogen erst am
hellen Tage weiter, um die andern Wallfahrtsorte zu besu-
chen. Erst nach dem Abzüge der Pilger am 10. Muharram
566 machte M&lik einen förmlichen Angriff auf die Stadt und
behauptete sich darin den ganzen Tag über, allein mit Sonnen-
untergang zog er sich aus derselben wieder zurück und es
kam zu einer friedlichen Verständigung zwischen den beiden
Brüdern. — Im J. 567 herrschte in Mekka eine grosse Theurung
da die gewöhnlichen Zufuhren weder im Ragab, noch im Scha-
bdn eintrafen , sodass fünf Scheffel Getreide mit einem Dinar
bezahlt wurden, bis zwei grosse Ladungen als Geschenk des
Sultans Qaläh ed-Dtn eintrafen, wodurch die Mekkancr aus ih-
rer Noth befreit wurden*). Aber schon im Anfange des Jah-
res 569 war der Mangel wieder so gross, dass eine allge-
meine Hungersnoth entstand; ein pLo (}k' Maass Getreide ko-
*) el-FAsi, weleher diese Nachricht aus den AofzeichnuDgen des
'Gamäl ed-Dtn Muhammed Ihn cl -BurhAn el-Taberi genommen hat,
ist über das Maass nicht ganz sicher, ob der Scheffel von el-Tüif oder
der des Stammes Bagtla gemeint bei, welcher auch der Zabeirische
Scheffel genannt wird ; letzteres ist ihm das wahrscheinlichere , weil
die Banu Ba^tla die gewöhnlichen Getreidelieferanten für Mekka sind.
Ein solcher Scheffel ist der vierte Theil eines Mekkanischen Seheffets,
womit zu VäsVB Zeit in Mekka gemessen wurde.
— 227 —
siele einen Dinar *), die Leute versuchten Blut, Felle und Knd'-
chen zu essen und es kamen viele vor Hunger um, bis zur
allgemeinen Freude am 28. Gumädä II. eine Zufuhr als Ge-
schenk des Chalifen ei-Mustadhi eintraf. Nicht lange nachher
entstand durch den anhaltenden Regen eine grosse Ueber-
schwemmung, sodass das Wasser durch das Thor der Banu
Scheiba in die Moschee und auch in die Wohnung des Emir
eindrang, was früher nie geschehen war. Im Ragab kamen
dann die Fruchthändler und verkauften drei Qä* oder zwei
Scheffel für einen Dinar. — Nachdem el-Malik el-Mu'addhim
Türän Schah, der Bruder des Sultans QMh ed-Din, im J. 568
Jemen erobert hatte, wurde in Mekka und Medina das Gebet
für Nur ed-D!n Mahmud ben Zanki gehalten. — Im J. 570
regnete es soviel, dass das Wädi Ibrahim fünfmal hohes Was-
ser hatte.
§. 226. 'Isä ben Fuleita starb im J. 570 und ihm folgte
sein Sohn Däwüd ben 'Isä. Die Pilger aus Irak, welche der
Emir Tdschtekfn führte, hatten von den Hekkanern während der
Wallfahrt viel zu dulden, und als sie zum Abschied nach der
Stadt zurückkamen, sollten sie wegen der vorgefallenen Strei-
tigkeiten umzingelt werden; Täschtekin führte sie noch glück-
lich heraus bis nach dem Lagerplatze el-Zdhir, wo es aber
zwischen den beiden Fartheien zu einem kurzen Kampfe kam,
in welchem zwei Begleiter des Emir getödlet und mehrere
Mekkaner verwundet wurden. — Sieben Monat nachher am
15. Ragab 571 wurde Däwüd von seinem Bruder Mukaththir ben
'Isä verdrängt , welcher sich auf dem Abu Cubeis ein festes
Schloss erbaute. Allein mit der Pilgercarawane aus 'Irak kam
wieder der Emir Täschtektn mit den gemessensten Befehlen
des Chalifen el-Mustadhi, und wegen der Reibungen, die als-
bald zwischen den Partheien entstanden, wurde die Wallfahrt
nicht in herkömmlicher Weise gehalten, sondern die Pilger zo-
gen bei el-Muzdalifa vorüber, ohne dort zu übernachten, und
nur wenige warfen die Steine in 'Acaba. Als sie in die Nähe
der Stadt kamen, waren ihnen die Mekkaner entgegen gezo-
2) gd' ist soviel als ein Zubeirischer Scheffel oder ein Viertel ei-
nes Mekkanischea Scheffels ; ein Ca' zu el-Täif ist aber etwa ein hal-
ber Mekkanischer Scheffel.
15*
-- 228 —
gen und griffen sie an, auf beiden Seiten gab es Todte, aber
die Pilger riefen ihre militörische Begleitung zuHülfe^ die beim
ersten Angrifft sich der Stadt bemächtigte, worauf Mukaththir
sich in sein Schloss auf dem Abu Cubeis zurückzog, und da
er eine Belagerung nicht aushalten zu können glaubte , suchte
er das Weite. Taschtekin erklärte ihn für abgesetzt und er-
nannte im Namen des Chalifen den Emir von Medina, Cäsim
ben Huhannä el-Huseini, zum Statthalter von Mekka. Dieser
sah nach drei Tagen die Unmöglichkeit sich behaupten zu kön-
nen, da Däwüd ben 'Isä die Bevölkerung von Mekka auf sei-
ner Seite hatte, und die Pilger und Kaufleute ausplünderte und
viele Häuser in der obern Stadt verbrennen liess. Dabei er-
eignete sich folgender Vorfall : Ein Mann hatte mit einem
Topf voirNaphtha ein Haus angesteckt, welches einem Waisen-
kinde gehörte, und es brannte mit allem was darin war nie-
der; dann holte er einen andern Topf um ein anderes Haas
anzustecken, in dem wurde ihm der Topf mit einem Steine
entzwei geworfen, seine Kleider fingen Feuer und er verbrannte
so, dass er nach drei Tagen starb. — Däwüd ben 'IsA wurde
dann wieder eingesetzt unter der Bedingung, dass er von den
Pilgern und von den Waaren, die sie mit sich führten, keine
Abgaben mehr erheben dürfe.
§. 227. Von Aegypten her war (^aläh ed-D!n bemüht,
den Bedrückungen der Pilger zu steuern. Hier hatten die Fft-
timiden Chalifen ihre Statthalter von Mekka auf diese Abgabe
als ihre Haupteinahme angewiesen, die entweder schon bei
der Einschiß'ung in 'Aidsäb oder bei der Landung in ISidda
erhoben wurde, und zur Zeil des Ihn bubeir für jede Person
7 Aegyptische Dinare betrug, und wer diese Summe nicht be-
zahlen konnte, und wäre er noch so arm gewesen, der wurde
80 lange zurückgehalten, bis er die Zeit versäumt hatte und
zur Wallfahrt nach dem 'Arafa zu spät kam. Ja zu Zeiten
wurden den Zahlungsunflhigen harte Strafen auferlegt, z. B.
dass sie an den Testikeln aufgehängt wurden, und wer in tfidda
ankam, ohne dass er bei der Abfahrt in 'Ai'dsäb die Abgabe
schon entrichtet hatte und der Empfang hinter seinem Namen
bescheinigt war, und dann nicht bezahlen konnte, wurde dop-
pelt so hart bestraft. Es erregte desshalb allgemein die grösste
Freude, als Qaläh ed-Dfn im J. 572 diese Abgaben «bschafle
— 229 —
und den Statthalter von Mekka mit 8000 Malter Getreide oder
mit 2000 Dinaren und 1000 Halter entschädigte, welche jähr-
lich in dem Hafen von Gidda abgeliefert wurden. — Im J.
575 stiftete der Obercädhi Abu Bekr Muhammed ben Abdallah
ben Abd el-Rahim el-Marägi neben der Moschee bei dem so-
genannten Leichenthore ein Hospiz für die Qufiten, die nach
Mekka kamen, welches nach einem späteren Bewohner dessel-
ben el-Keiläni heisst. Zu gleichem Zwecke wurde im J. 577
das Hospiz el-chdtän „der Edelfrau^ gegründet von Fdtima
der Tochter des Emir Abu Leilä Muhammed ben Anuschir-
wän. Der Emir Cä'imdz ben Abdallah baute im J. 578 ein
Hospiz für die Hanifiten, welches den Namen des Abu Samäha»
der darin wohnte, erhielt. Im J. 579 errichtete der Emir Fachr
ed-D!n 'Othmän ben 'Ali el-Zangabtli, Statthalter von 'Aden,
eine hohe Schule für die HaniGten neben der Moschee am
Wallfahrtsthore, die jetzt das Kettenhaus xLJL^Jt ^b heisst, und
gegenüber ein Hospiz; auch Hess er bei eI-Tan'!m eine Was-
serleitung anlegen.
§. 228. Wann der Name des (^aläh ed-D!n zuerst in das
Kanzelgebet aufgenommen wurde, ist nicht gewiss; Ibn bubeir
berichtet nur, dass bei seiner Anwesenheit in Mekka im Jahre
579 in dem Gebete zuerst der Name des Chalifen ei-NSgir,
dann der des Statthalters Hukaththir und zuletzt der des Sul-
tans ^allih ed-Din genannt sei. Nämlich Mukathlhir regierte
um diese Zeil mit seinem Bruder Däwüd abwechselnd und je-
ner erst in den letzten zehn Jahren allein, bis mit seiner Ver-
treibung im J. 599 die Herrschaft der Scherife Banu Abu H&-
schim aufhörte. — Im J. 581 entstand einmal unter den Pil-
gern ein solches Gedränge, dass 34 Personen erdrückt wur-
den. — Auf der Wallfahrt im J. 583 stritten die beiden Emirci
welche die Carawane aus 'Irak und aus Syrien hergeführt
hatten, um den Vorrang; Täschtektn nahm als der Abgesandte
des Chalifen für sich die Ehre in Anspruch, an der Spitze des
Zuges von 'Arafa zu stehen, was ihm der Syrische Emir
Schams ed-Din Ibn el-Mucaddam nicht zugestehen wollte. Es
kam zwischen ihnen und ihrem Gefolge zum Kampfe, die Sy-
rer wurden zurückgeschlagen und mehrere von ihnen getödtet,
die Pilger ihrer Habe beraubt, die Frauen gefangen genom-
men,, indess nachher zurückgegeben. Ibn el-Mucaddam selbst
— «30 —
erhielt mehrere Wunden, denen er am folgenden Tage , dem Opfer-
feste, erlag. — In den nächsten Jahren wurden wieder mehrere
Hospize errichtet, so im J. 589 eins von der Frau des Taki ed-Dtn;
Neffen des Sultan Qaläh ed-D!n ; ein anderes im J. 590 an dem Platze
el-Dureiba von zwei Schwestern UmmChaltlChadtga und Umm
'Is* Marjam, den Töchtern des Anführers Abu Thftmir Abdal-
lah el-Clisimi gegründet für ledige Frauen deri^ufiten von der
Secte des Schdfi'i; vom Jahre 590 bis 591 drei Hospize, von
denen eins für Frauen der Hanifiten und eins für Einwohner
aus Achldt, die nach Mekka kamen, bestimmt war ; ferner das
Hospiz des Abu Rukoiba, der darin wohnte, von 'Aßf ed-Din
Abdallah ben Muhammed el-Orsufi im J. 591 gemeinschaftlich
mit dem Cädhi Abd el-Rah!m ben 'Ali el-Beisäni ausschliesslich
für Männer gestiftet, die darin drei Jahre wohnen konnten;
ilieser 'Aftf ed-Din Hess auch in der Nähe des Wallfahrtstbo-
res eine hohe Schule bauen. — Im J. 593 war in Mekka
eine grosse Ueborschwemmung ; das Wasser trat in die Mo-
schee und stieg an der Ka'ba zwei Ellen über den schwarzen
Stein, es riss die beiden Thürflügel des Ibrahim Thores^, den
Minbar und die Treppe der Ka'ba mit sich fort, sowie auch
mehrere Häuser zu beiden Seiten des Stromes. — el-Malik
el-Mudhaffar, Fürst von Arbela, Hess im J. 594 auf dem Wege
nach dem 'Arafa mehrere Teiche anlegen und in demselben
Jahre baute Rabf das nach ihm benannte Hospiz für arme
Fremde auf Befehl des Sultans el-Malik el-Afdhal Nur ed-Dtn
'Ali, des Sohnes des QMh ed-Dtn, und die Mutter des Chali-
fen el-Nägir Hess im Jahre 599 ein Hospiz für arme ^ufiten
errichten, welches in der Folge nach dem Emir 'Oteifa, der
darin wohnte, den Namen el- Oteifia erhielt (§. 247).
$. 229. Die Herrscher-Familie der Banu Abu Häscbim,
welche für nichts Sinn hatte als für Lustbarkeiten und Ver-
gnügungen und sich ganz den Zerstreuungen der Welt fiber-
liess, wobei die Staatsgeschäfte ganzlich vernachlässigt wurden
und ihre Sklaven sich gegen andere jede Art der Ungereditig-
keit erlauben durften, hatte sich dadurch längst Aller Herzen
entfremdet, und es wurde daher dem Emir von Janbu', GatAda
ben Idrts ben Mut&'im, aus einer verwandten Familie der 'Ali-
den, nicht schwer, den Plan zu ihrer Vertreibung, den er im
Stillen vorbereitet hatte, auszuführen. Während nämlich Ma-
— 231 —
kaththir am 27. Ragab 599 mit seinen Anhängern und einem*
grossen Theile der Bevölkerung von Mekka hinausgezogen
war, um das jährliche Fest der kleinen Wallfahrt nach el-Tan-
Im zu feiern ($. 136)^ benutzte Catäda die günstige Gelegen-
heit, kam in aller Eile mit seinen Leuten , die er in der Nähe
versammelt hatte, herbei, drang ohne Widerstand von dem
oberen Theile in die Stadt und besetzte die Thore; denn
Mekka war damals schon mit einer Mauer umgeben ; und als
dann Mukaththir zurückkehrte und' Catäda ihm den Eintritt
verweigerte, sah er sich alsbald von allen verlassen und ge-
nöthigt nach Jemen zu flüchten. Auf diese Weise kam Catäda
ohne Blutvergiessen zu der Regierung von Mekka und verei-
nigte damit seine bisherige Besitzung den Küstonstrich von
Janbu' bis nach Halj, der Hafenstadt an der Gränze von Je-
men. — Die Kriege, welche Catäda mit dem Emir von Me-
dina führte, waren von abwechselndem Erfolge, sodass er zu
Zeiten auch diese Stadt besetzt hielt, dann aber wieder von
dort vertrieben wurde. Gleich in seinem ersten Regierungs-
jahre herrschte in Higäz eine Theurung, da in Aegypten nichts
gewachsen war, und als im J. 600 der Regen kam, brach die
Pest aus^ welche fast zwei Jahre dauerte. — In demselben
Jahre Hess el-Malik el-'Adil Muhammed ben 'Ali, Sultan von
tiabäl, Gür und Bind, in Mekka für die dorthin kommenden
Qufiten ein Hospiz errichten, welches den Namen des Ihn Ga-
näjim führt.
§. 230. Nachdem schon im J. 607 auf der Wallfahrt
nach Minä zwischen den Pilgern aus 'Irak und den Mekkanern
blutige Händel stattgefunden hatten, wobei Biläl, ein Sklav des
Catäda, getödtet war, kam es im nächsten Jahre zu schlimme-
ren Auftritten. Die Carawane aus 'Irak führte diesmal 'Alä ed-
Dtn Muhammed ben Jäcüt als Stellvertreter seines Vaters in
Begleitung seines Lehrers und Erziehers Ibn Abu Firäs ; aus
Syrien kam Ismä'll, ein Bruder des Schärüch el-Nagmi, ander
Spitze der f ilger von Damascus ; die Carawane aus Jerusalem
stand unter 'Ali ben Sallär; auch Rabfa Chätün, die Schwester
des Malik el-'Adil, befand sich in dem Zuge. Als nun auf der
Wallfahrt nach Minä das Opferfest vorüber war und das Stein-
werfen seinen Anfang genommen hatte, fielen die Begleiter
des Ism&'ll über Abu 'Aztz Harun, einen Vetter des Catäda,
- 232 —
her, weil er diesem auffallend ähnlich war und von ihnen für
diesen gehalten wurde , und ein gewisser Cuscheisch aus der
Begleitung der Muller des 'Galftl ed-Dtn stiess ihn nieder. So-
gleich erhoben sich die Sklaven von Mekka mit einigen Ange-
schenen zur Rache; sie erstiegen die beiden Berge bei Minä
und fingen an unter dem Rufe Allah akbarl mit Steinen und
Pfeilen nach den Fremden zu werfen und sie auszupIünderD;
der Kampf dauerte die Nacht hindurch und den folgenden Tag
und es blieben auf beiden Seiten viele Todte. Da gab Ibn
Abu Firäs dem Muhammed ben J&cüt den Rath^ sich nach dem
Lag<.Tplatze der Syrer zurückzuziehen; als sie aber das Ge-
pfick auf die Camele geladen hallen, machte Catäda mit seinen
Sklaven einen Angriff und nahm ihnen ihre ganze Habe bis
auf weniges ab, indem er sagte: Es war auf keinen andern
als auf mich abgesehen, aber bei Gott! ich werde von den
Pilgern aus Irak nicht einen übrig lassen. RabfaCbitftn hatte
sich unterdess mit Ibn Sallär und mit dem Bruder des Schft-
rüch und der Syrischen Carawane nach el-Zfthir begeben und
hier trat der Irakische Emir in ihr Zelt mit der Mutter des
Galäl ed-Dtn und bat um ihren Schutz. Sie schickte dann
den Ibn Sallär an Catäda und liess ihm sagen: Was haben
denn die Menschen verbrochen? du hast den Mörder getddtet
und noch dazu die Gläubigen aasgeplündert, hast dir in dem
heiligen Monate Blut zu vergiessen und zu rauben erlaubt; do
weisst, wer wir sind, bei Gottl wenn du nicht aufhörst, werde
ich es doppelt entgelten. Ibn Sallftr schüchterte ihn dadurch
ein und setzte noch hinzu, er solle von jeder weiteren Ver-
folgung abstehen, wonicht, so würde er von dem Chalifen aus
Irftk und von ihnen aus Syrien einen Angriff zu gewttrtigen
haben. Catftda gab jetzt nach, verlangte aber noch 100,000
Dinare, es konnten aber von dem 'Irakischen Emir und der
Mutter des 'GalÄl ed - Dtn nur 30,000 zusammengebracht wer-
den und während der dreitägigen Verhandlungen war das Zelt
der Rabfa Chätün von Todten, Verwundeten , Ausgeplünderten,
Hungrigen und Nackten umlagert. Catäda sprach es offen ans,
dass kein anderer als der Chalif selbst daran schuld sei, und
^venn in der nächsten Zeit sich einer aus Bagdad wieder bli-
cken lasse, werde er ihn sicher umbringen. Der Werth der
geraubten Gegenstände wird auf eine Million Dinare angegeben.
— .233 —
Zuletzt erlaubte CatAda denen, die noch Kraft dazu besassen,
die Stadt noch einmal zu betreten, um zum Abschied den Um-
gang um die Ka'ba zu halten, dann brachen sie nach Hedina
auf und kamen in der grössten Armuth und im ftussersten
Elend nach Bagdad , und hier sticssen sich nicht zwei Ziegen
desshalb *]. Im Gegentheil als Catida seinen Sohn Rägih an
der Spitze einer Gesandtschaft nach Bagdad schickte und diese
mit gezogenen Schwerdtern und in ihrer gewöhnlichen Klei-
dung bei Hofe erschienen, die Schwelle ktissten und sich we-
gen dessen, was den Pilgern widerfahren war , entschuldigten,
ward diese Entschuldigung angenommen und der Chalif schickte
mit der nächsten Pilgercarawane im J. 609 noch Greld und ein
Ehrenkleid für Catdda, ohne den geringsten Unwillen merken
zu lassen, nur mit der Einladung selbst nach Bagdftd zu kom-
men , was Catäda natürlich bleiben Hess , worauf sich das be-
kannte (?) Gedicht von ihm bezieht.
$. 23L Im J. 611 machte el-Halik el-Mu'adhdham 'Isi
ben el-'Adil Abu Bekr ben Ajjüb die Pilgerfahrt; er sorgte
für den Unterhalt der Unbemittelten, welche mit ihm zugleich
die Reise machten, spendete in den beiden heiligen Städten be-
deutende Summen für die Armen und liess die Teiche und
Wasserleitungen wieder in Stand setzen. In Hedina hatte ihn
der Statthalter mit allen Ehren empfangen, ihm die Schlüssel
der Stadt überreicht, ihm eine Wohnung in seinem Palais ein-
geräumt und sich ganz zu seinen Diensten gestellt. Als er
dann nach Hekha kam, verrichtete er auf der Wallfahrt nach
HinA und 'Arafa aufs gewissenhafteste alle Gebräuche und bei
der Rückkehr in die Stadt ritt ihm CatAda entgegen und bot
ihm seine Dienste an. Auf seine Frage, wo er logiren werde?
erwiederte CatAda : hier 1 indem er mit der Peitsche auf die
offene Strasse zeigte. Das nahm el-Uu'adhdham gewaltig übel
und dies war der Grund, wesshalb er den Emir von Hedina
mit einem Corps unterstützte, um gegen CatAda Krieg zu füh-
ren. Ob diese Unterstützung, wenn auch nur vorübergehend,
irgend einen Erfolg gehabt habe, ist nicht bekannt, indess steht
*) Arabisches Sprichwort in dem Sinne : es kümmerte sich Nie-
mand darum.
- 234.—
soviel fest, dass in einem der nfichsten Jahre das öffentliche
Gebet zu Mekka für el-Halik el-'Adil ben Abu Bekr, den Va-
ter des Mu'adhdham, gehalten wurde, nachdem dessen Enkel
el-Malik el-Hds'üd ben el-Kämil ben el-'Adil sieb im J. 612
Jemen unterworfen hatte.
§. 232. CatAda starb im 617 wahrscheinlich kurz vor
der Wallfahrt, denn Acb&sch el-Näpiri, ein junger Günstling
des Chalifen el-Ndgir, welcher zum Anfiihrer der Pilgercara-
wane ernannt war und den Auftrag hatte, Catftda abzusetzen
und seinem Sohne Hasan die Investitur zu überbringen , fand
jenen nicht mehr am Leben und Hasan hatte bereits die Re-
gierung übernommen. Auf der Wallfahrt nach 'Arafat sehloss
sich Rligih ben Catäda, der Bruder des Hasan, an AcbÄsch und
bat ihn, die Stalthalterschaft von Mekka ihm zu übertragen,
und wiewohl dieser ein solches Ansinnen zurückwies, glaubte
doch Hasan, dass sein Bruder begünstigt werde; er sehloss die
Thore , wehrte den rückkehrenden Pilgern den Eintritt in die
Stadt und es kam zu einem Kampfe zwischen Anhängern der
beiden Brüder. Acbäsch hatte' sich unterdess nach der andern
Seite der Stadt zurückgezogen und begab sich dann zu Pferde
durch das Thor von el-Schubeika in die Stadt um die Par-
theien zu beruhigen und die Brüder auszusöhnen ; aber Ha-
sans Soldaten kamen ihm entgegen von dem obern Thore her
und griffen ihn an, und wiewohl er erklärte, dass er keinen
Kampf beabsichtige, hörten sie nicht auf ihn , sondern drangen
weiter auf ihn ein, seine Begleiter ergriffen die Flucht und er
blieb allein; in dem wurde sein Pferd verwundet, er stürzte
zu Boden und ward auf der Stelle getödtet, sein Kopf wurde
auf eine Lanze gesteckt und auf dem Rennwege vor dem Hause
des 'Abb&s aufgepflanzt. Während dem hatte sich Hasan mit
dem ehrwürdigen Abu Man^ür Abd el-Rahman Ibn 'Asäkir und
andern Pilgern aus Damascus in seine Wohnung begeben und
drückte gegen jenen die Hoffnung und den Wunsch aus, dass
durch seine Vermittlung der Streit beigelegt werden möchte,
sie wollten nur einige Erfrischungen zu sich nehmen. In die-
ser kurzen Zwischenzeit war Acbftsch zu Tode gekommen und
Hasan war sehr bestürzt, als er davon Nachricht erhielt; er
schickte sogleich zu seinen Anhängern um ihnen zu befehlen,
die Feindseligkeiten augenblicklich einzustellen, und es war
— 235 —
hohe Zeit, denn sie hatten bereits die Pilger umzingelt in der
Absicht sie auszuplündern ; um sie zu vergewissern , dass der
Befehl wirklich von ihm komme, musste der Ueberbringer des-
selben seinen Turban mitnehmen, sie zogen sich dann auch
sogleich zurück und die Ruhe wurde wieder hergestellt. Ha-
san gestattete dann den Pilgern in die Stadt zu kommen , die
Wallfahrtsgebräuche zu beendigen und Einkäufe für die Rück-
reise zu machen ; sie blieben auch noch zehn Tage in Mekka,
worauf sie den Rückweg antraten und wohlbehalten nach 'Irak
kamen, wo sie bei dem Chalifen Beschwerde erhoben; indess
der Gesandtschaft, welche Hasan schickte, um sich entschuldi-
gi^n zu lassen, wurde völlige Verzeihung zugesichert. — Ans
Persien hatte in diesem Jahre aus Furcht vor den Tataren
keine Wallfahrt stattgefunden , es war aber ein Persischer
Emir Namens Carämiz ben Mahnt^d el-Afzari, welcher in die-
ser Zeit zu Mekka das Hospiz el-Chüzi für fremde Qufiten
gründete.
§. 233. Im J. 619 war die Zahl der Pilger, die aus 'Irik
und Syrien nach Mekka kamen, so bedeutend, dass in dem
Gedränge, welches auf dem Rennwege entstand, mehrere Per-
sonen erdrückt wurden. Aus Jemen kam aber auch el-Halik
el-Mas'üd Jüsuf gen. Acsts ben el-Kämil mit einem grossen
Heere und es kam ebenfalls auf dem Rennwege zwischen ihm
und dem Statthalter Hasan zu einem blutigen Zusammenstoss ;
Hasan musste sich zurückziehen und die Stadt verlassen und
•
el-Mas*üd Acsts bemächtigte sich der Regierung. Sogleich
zeigte er aber auch seine feindseligen Gesinnungen gegen die
Pilger aus Irak und die Truppen des Chalifen ; denn während
er mit den Seinen in voller Rüstung nach Minä zog und dort
die Fahne seines Vaters el-Kämil und seine eigne aufpflanzte,
verbot er jenen, die Fahne des Chalifen dort aufzuwickeln und
sagte zu seinen Leuten , wenn die Bagdadenser ihre Fahne
blicken lassen, so zerbrecht sie und plündert sie selbst aus.
Sie blieben bis zum Sonnenuntergänge unten am Berge stehen,
schlugen die Trommeln, verhöhnten die Träkaner und riefen:
Rache 1 wo ist der Anführer? Da schickte Ibn Abu Firäs
seinen hochbetagten Vater zu Acsts und Hess ihn erinnern,
dass er dem ChaUfen Gehorsam schuldig sei und dass sein
ganzes Benehmen nicht ehrenvoll sei, worauf er kurz nach
— 236 —
Sonnenuntergang die Erlaubniss gegeben haben soll^ die Fahne
aufzustecken. Aber auch in anderer Weise machte sich Acsis
in den Augen der Huslim verächtlich und verhasst: er stieg
auf den Brunnen Zamzam und schoss mit Kugeln nach den
Tauben auf der Ka'ba; seine Sklaven gingen auf dem Renn-
wege, wo er seine Wohnung hatte, hinter den Leuten her,
schlugen sie mit den Degen in die Beine, dass ihnen das Blut
an den Waden herunterfloss, und sagten: Eilt euch ein wenig,
der Sultan hat zuviel getrunken und schläft. — Gleichwohl
war die Zeit seiner sechsjährigen Regierung für Mekka eioe
glückliche, da sich sein Hass nur auf die Anhänger des Cha-
iifen erstreckte, und nach dem Abzüge der Pilger traf er man-
che gute Einrichtung. Er duldete keine Schlechtigkeit und hob
alle complottmässige Verbindungen auf; die Zufuhren aus Ae-
gypten und Jemen mehrten sich zu seiner Zeit, das Getreide
wurde billiger, und weil er wegen seiner Strenge gefürchtet
war, verminderten sich die Verbrechen und die Hauptstrassen
wurden sicherer. Auch in Medina fühlten sich die durchzie-
henden Pilger in den nächsten Jahren besonders sicher, da
der dortige Emir jede Nacht durch eine besondere Wache die
Runde um ihr Lager machen liess. In Mekka wurde ihnen
noch eine besondere Erleichterung in dem Besuche der Ka'ba
zu Theil; bisher hielten die Tempelhüter Banu Scheiba die
Thüren verschlossen und öffneten sie nur zu Zeiten und na-
türlich gegen Entrichtung eines hohen Eintrittsgeldes, dann war
immer ein entsetzliches Gedränge entstanden, einer kletterte
über den andern hinweg um die Treppe hinaufzukommen, ood
Quetschungen und zerbrochene Glieder waren dabei nichts^ sel-
tenes. Dies wurde jetzt dahin abgeändert, dass die Bana
Scheiba eine bestimmte Summe erhielten und dafür während
der Wallfahrt die Thüren der Ka'ba Tag und Nacht für Jeder-
mann offen halten mussten.
§ 235. el-Haiik el-Mas'üd hatte zu seinem Stellvertreter
in Mekka den Nur ed-Din 'Omar ben 'Ali ben Rasül ernannt;
Hasan ben Catftda, der sich nach Janbu' zurückgezogen halle,
machte noch einen Versuch, Mekka wieder zu gewinnen, al-
lein Nur ed-Din zog ihm entgegen und schlug ihn. — Im
J. 620 gründete Abul- AbbJis Ahmed ben Ibrahim ben Abd el-
Malik el-Tamimi das Hospiz bei el-Marwa für würdige Arme
— 237 —
und bestimmte zur Unterhaltung desselben die Einkünfte aus
der Badeanstalt auf dem Platze Agjftd. Das Hospiz Gazi
wurde im J. 622 von 'Ali ben Huhammed el-Migri für arme
Muslim aller Nationen gestiftet, und das Hospiz zur Linken
auf der Strasse nach el-Qafä von Fachr ed-Dfn Abbär ben
Abdallah el-Bäniäsi im J. 625. — In einer Urkunde über ei-
nen Hauskauf vom zweiten tSumädä 625 wird ein Emir Hu-
sdm ed-Dtn J&cüt ben Abdallah als erster Befehlshaber von
Mekka genannt.
§• 236. Nachdem el-Malik el-Mas'üd im J. 626 gestor-
ben war, ging die Oberhoheit von Mekka auf seinen Vater
el-Malik el-Kämil über bis zum zweiten Rabt' 629, wo Nur
ed'Dtn Ibn Rasül, der sich zum Sultan von Jemen hatte aus-
rufen lassen, eine Armee, in der sich auch RAgih ben Catdda
befand, nach Mekka schickte und den Tugtekin, Statthalter des
Malik el-Kämil, vertriet), der nach Janbu' flüchtete. Sobald
el-Malik el-Kämil hiervon Nachricht erhielt, rüstete er ein gro-
sses Heer aus, welches der Emir Fachr ed-Din Ibn el-Scheich
commandirlc, mit dessen Hülfe Tugtektn Mekka im Ramadhän
desselben Jahres wieder eroberte und die Einwohner wegen
ihres Abfalles von ihm züchtigte , von denen viele in dem
Strassenkampfe ihren Tod fanden. Im Qafr 630 nahmen die
Truppen des Sultans von Jemen unter Rd^ih ohne Schwerdt-
schlag wieder Besitz von der Stadt, mussten aber am Ende
des Jahres einem Corps, welches el-Malik el-Kämil unter dem
Emir el-Zähid sandte, weichen; dieser Hess den Emir Ibn
Mugli als Commandanten zurück, und nach ihm wird die in
diesem Jahre herrschende Theurung benannt. Im J. 631 zog
Rftgih wieder dort ein, bis el-KAmil eine grosse Armee schickte,
in der sich 900 bis 1000 Reiter und fünfEmire befanden, de-
ren oberster Emir tSafril war. Dieser hielt sich dort, bis im
Ragab 635 der Sultan el-Malik el-Mangür aus Jemen in Per-
son ein Heer, worin 1000 Reiter, nach Mekka führte und JSa-
frtl daraus vertrieb. el-Mangür stellte jetzt eine öffentliche
Schutzwacbe an unter dem Befehle des Ibn el-Walid und Ibn
el-Tagri, und er hielt sich dort, bis el-Malik el-Q&lih Ajjüb,
Sohn des Malik el-Kämil, aus Aegypten ein Corps von 1000
Reitern schickte unter Anführung des Befehlshabers von Me-
dina Scherlf Schiha, welcher im J. 637 ohne Kampf in Mekka
— 238 —
einzog; Schtha räuinle aber bald nachher die Stadt wieder, als
er hörte, dass die Jemenischen Truppen zurückkämen, und wie-
derum zogen sich diese zurück, als die Aegypter unter dem
Emir Schihäb ed-Dtn Ahmed el-Turkomäni sich der Stadt nä-
herten. Im Ramadhän 639 hielt dann et-Halik el-Man^ür in
Person dort seinen Einzug, nachdem die Aegypter die Stadt
verlassen hatten; er ernannte seinen Freigelassenen den Emir
Fachr ed-Din el-Schallfth und Ibn Feirüz zu Befehlshabern von
Mekka und rief den Scherif Abu Sa'd 'AU ben Cat^da aus
Janbu' herbei um sein Heer bei seinen Unternehmungen zu
unterstützen, und kaufte ihm sein Schloss in Janbu' ab, gab
ihm aber sogleich Befehl es zu zerstören, damit es nicht den
Aegyptern zum Stützpunkt dienen könne. el-Hanpür erliess
damals eine Verordnung, wonach alle Steuern, Tribute und
drückende Abgaben, die besonders den Pilgern auferlegt wa-
ren, abgeschafft wurden. el-Schailäh blieb auf seinem Posten,
bis er im J. 646 abgesetzt wurde und Ibn ei-Musajjib an seine
Stelle kam, welcher jene Verordnung über die Steuerfreiheit
wieder aufhob.
§. 237. Da, wie begreiflich, während der ganzen Zeit
dieser Unruhen keine Pilger nach Mekka kamen, so wird es
besonders hervorgehoben, dass doch der Sultan von Majjäfdri-
k!n el-Schihäb Gäzi ben el- Ädit ben Abu Bekr ben AJjüb im
J« 627 mit einer Carawane von 600 Camelen die Wallfahrt
machte. Auch wurden in diesen Jahren mehrere grosse Bau-
ten ausgeführt, wie im J. 628 von dem Chalifen el-Mustan^ir
das Krankenhaus auf der Nordseite der Moschee, im J. 633
von dem Scherif Icbäl el-Scharäbi ein grosser Teich bei Minä,
im J. 635 die hohe Schule des 'Ali ben Zikri, welche den
Namen des Ifuadsdsin Abul-Tähir führt; im J. 638 eine hohe
Schule für die Malikiten von Ibn el-Haddäd el-Mahdawi, wel-
che jetzt die Idrisiten Scherife im Besitz haben ; im J. 641 von
dem genannten Emir Icbäl ein Hospiz neben dem Thore der
Banu Scheiba; in demselben Jahre von Fachr ed-Din el-Schal-
Idh im Auftrage des Sultans el-Malik eUMangür *Omar Ibn
Rasül eine hohe Schule für die Schäfi'iten und Traditionsbe-
flissenen; im J. 644 das Hospiz des Scheich Abul-Cäsim Ibn
Kuldia el-Tibi an dem Rennwege und im J. 645 ein Brunnen
bei Mini von der Gemahlin des Sultans el-Malik el^Han^ür.
— 239 -
§. 238. Im Schawwäl oder Dsul-Ca'da 647 bemächtigte
sich Aba Sa'd 'Ali ben CatAda der Person des Ibn el-Musajjib
und der Regierung von Mekka und behauptete sich, bis er im
Scha'bdn oder Ramadhän 651 ermordet wurde. Einer der
Mörder, sein Neffe 'Gammäz ben Hasan ben Catdda, trat an die
Spitze der Verwaltung'', musste aber am letzten Tage des Jah-
res seinem Oheim Rägih ben Catäda weichen, welchen der
Sultan von Jemen zum Statthalter wieder einsetzte, und ihm
folgte im RabI' I, 652 sein Sohn Gämim ben Rägih , bis er im
Schawwäl desselben Jahres von seinem Oheim Idris ben Ca-
täda und dessen Neffen Abu Numeij ben Abu Sa'd 'Ali ben
Catäda nach einem Kampfe, worin drei Personen das Leben
verloren, verdrängt wurde. Aber bereits am 25. Dsul-Ca'da
erschien ein Corps von 200 Reitern, welches der Sultan von
Jemen el-Malik el-Mudhaffar ben el-Malik el-Mangür unter
Anführung des 'Ali ben el-Husein ben Bartäs schickte; Idris
und Abu Numeij wurden geschlagen und verliessen die Stadt,
kehrten aber schon am 26. Muharram 653 zurück und nah-
•
men nach einem hartnäckigen Strassenkampfe , wobei in der
Moschee viel Blut vergossen wurde, den Ibn Bartäs gefangen,
welcher sich dann selbst loskaufte und mit den Seinen die
Stadt räumte. Hierauf führte Abu Numeij im J. 654 einige
Zeit allein die Regierung, während Idrts sich zu Rägih ben
Catäda begeben hatte, nach seiner Rückkehr trat dieser wie-
der als Mitregent ein, nachdem Rägih und Muhammed ben
Idrts sich vereinigt hatten und so unter diesem Theile der
Familie der Friede abgeschlossen war. Allein die Söhne des
Hasan ben Catäda erhoben sich im J. 656 und vertrieben den
Idrts, konnten sich aber nur sechs Tage behaupten, bis Abu
Numeij die Stadt wieder in Besitz nahm, ohne dass einer ge-
tödtet wäre«
§. 239. Diese schwankenden Zustände waren eine na-
türliche Folge der Eroberungszüge der Tataren, welche das
ganze Islamitische Reich aus seinen Fugen rissen, denn hier-
durch wurden die Chalifen hinlänglich mit sich selbst beschäf-
tigt, sodass sie nicht daran denken konnten, ihr Ansehen in
den Provinzen aufrecht zu erhalten; die Sultane von Jemen
aber waren nicht mächtig genug, um auf die Dauer ihren Ein-
fluss auf die Regierung von Mekka geltend zu machen. Im J.
~ 240 —
652 war in Mekka das Gebet für den Sultan von Aegyplen
el-Malik el-Aschraf Hüsä ben ei-Nd^ir Jüsuf gehalten und da-
bei auch der Atabek ei-Malik el-Mu'izz Eibek genannt, welcher
in diesem Jahre den Thron bestieg; wenn man aber auch da-
rin eine Anerkennung der Hoheitsrechte der Aegypter sehen
will, so war doch ihre Einwirkung auf die Verhältnisse von
Arabien um diese Zeit noch nicht von Bestand. — Im Jahre
653 drohto ein Streit zwischen den Hekkanern und den Pil-
gern aus Irak zum Ausbruch zu kommen, wurde aber durch
die Dazwischenkunft des Sultans von el-Karak, el-Malik et-
Nftfir Ddwüd ben el-Mu'adhdham 'Isä, beigelegt; der Anführer
der Carawane aus Irfik hatte sich schon zum Kampfe gerüstet,
als el-Näfir sich zu dem Statthalter Abu Numeij begab und
ihm vorstellte ) dass er dem Abgeordneten des Chalifen nach-
geben müsse. Zum Zeichen seiner Unterwürfigkeit Uess nun
auch Abu Numeij seinen Turban am Halse herunterhängen und
der Emir der Pilger erklärte sich zufrieden gestellt und über-
reichte ihm nicht nur das mitgebrachte Ehrenkleid, sondern
auch noch mehr Geschenke, als sonst üblich waren; die Pilger
aber dankten dem Malik el-Nftfir für seine Vermittlang und
konnten ungestört die Wallfahrt vollenden. Dies war das
letzte Hai, dass die Hoheitsrechte des Chalifen von Bagdad io
Mekka anerkannt wurden und im J. 656 machten die Tataren
dem Reiche der Chalifen ein Ende.
§. 240. Der Sultan von Jemen el-Halik el-Mudhaffar Jft-
suf machte jetzt einen Versuch, auf friedlichem Wege zar
Herrschaft von Mekka zu gelangen. Er erschien dort im J.
659 zur Wallfahrt, wusch und salbte die Ka'ba eigenhändig
und verwandte für sie viel Gold und Silber; auch war er der
erste, welcher nach dem Sturz der 'Abbasiden einen neuen
Umhang um die Ka'ba schenkte und er erreichte es, dass sein
Name in Mekka im Gebet genannt wurde. Auch wurde dort
in den nächsten Jahren die Ruhe nicht gestört, wiewohl von
663 bis 668 wegen anhaltender Dürre und Misswachs in ganz
Arabien und Aegypten eine allgemeine Theurung und Hungers-
noth herrschte, sodass Fälle vorkamen, wo Menschen umge-
bracht und verzehrt waren. — Im Jahre 667 hatten sich die
beiden Brüder Abu Numeij und Idris entzweit und der erste
regierte eine kurze Zeit allein, bis sie sich wieder aussdhnteo.
— 241 —
IHekka unter den Sultanen Ton Aegypten.
§. 241. Die Abhängigkeit Mekkas von der Aegyptischen
Regierung beginnt mit der Wallfahrt des Sultans Bibars Bun-^
ducdäri am Ende des J. 667 ; er kam mit 300 Hamluken und
einem grossen Gefolge, vertheilte in den beiden heiligen
Städten «grosse Summen und bewies sich gegen die dortigen
Emire sehr gnädig mit Ausnahme des Emir von Medina 'Gam-
mäz ben Schlha und seines Neffen Mälik ben Miinlf, weil sie
aus Furcht ihm nicht entgegen gekommen waren. Bibars
wusch die Ka'ba eigenhändig und vermehrte die jährlichen
Einkünfte der beiden Statthalter von Mekka, Idris und Abu Nu-
meij, damit sie für das Beste des Tempeis sorgen sollten, und
auf ihr eigenes Ersuchen ernannte Bibars seinen Vice-Haus-
hofmeister Schams ed-D!n Harwän zum Befehlshaber von Mekka,
der über ihnen beiden stand und bis zum folgenden Jahre
dort blieb. — Die beiden Brüder vertrugen sich bis zum
Rabf I. 669 , wo ein neuer Streit entstand und Idris allein
vierzig Tage lang die Oberhand hatte, dann aber von Abu
Numeij bei Chulei^ auf der Strasse nach Medina geschlagen
und getödtet wurde. Dieser herrschte nun allein und unter dem
Aegyptischen Schutze wurde es ihm nicht schwer, sich im Qafr 670
auch von JGrammliz ben Schlha, Herrn von Medina, und von Gä-
nim ben Idris ben Hasan ben Catäda, Herrn von Janbu', ganz
frei zu machen. — Am 14. Scha'bän 669 trat ein so star-
ker Regen ein, dass Mekka ganz überschwemmt, alier Unrath
aus der obern Stadt nach dem Platze der Moschee hingeführt
und dieser ganz von der Fluth bedeckt wurde, in welcher der
Minbar in den Wellen hin und her trieb. Kein Muadsdsin
Hess sich hören , aus Angst wurden die Stunden des Gebets
nicht beachtet und der Umgang war unmöglich ; nur ein Mann
liess sich dadurch nicht beirren und machte zum allgemeinen
Erstaunen den Weg um die Ka'ba im Schwimmen. — Im J.
671 herrschte in Mekka eine so grosse Sterblichkeit, dass die
Zahl der Todten täglich zwischen 22 bis 50 betrug, und in
dem einen Monat Ragab starben gegen tausend Personen.
Indess vergrösserten sich von nun an wegen der Sicherheit
des Landes die Züge der Pilger sehr bedeutend, und es wird
als etwas unerhörtes hervorgehoben , dass sie im J* 674 in
16
- 242 —
Mekka achtzehn Tage und in Medina zehn Tage verweilten,
und im J. 677 war der Zudrang so gross, dass bei dem Auf-
bruch zur Abschiedswallfahrt nach el-Tan'!m am Tbore el-
'Omra achtzig Personen erdrückt wurden ; ein Augenzeuge
versichert, dass er selbst 45 Leichen gezählt habe.
§. 242. Aber nur zu bald traten die früheren unsiche-
ren Zustände wieder ein ; schon im J. 679 entstand in Mekka
eine dauernde Theurung, weil wegen der Feindseligkeiten zyr'i-
schen den Emiren von Mekka und Medina die Zufuhren, die
aus Jemen, 'Aidsäb und Sawäkin in iSidda angekommen wa-
ren, nicht in die Stadt gebracht werden konnten; im J. 680
wagten die Pilger nicht von der Wallfahrt nach Mekka zu-
rückzukehren und blieben zwei Tage auf dem 'Arafa aus Be- 1
sorgniss vor den Reibungen, welche zwischen den Emiren
stattgefunden hatten. Im J. 683 kamen die Unruhen wirklich
zum Ausbruch, wie der Scheich Ahmed ben Müsä Ibn el-'Agil
aus Jemen unschwer vorausgesehen hatte, als er es dem Badr
ed-D!n Ibn 'Gamft'a abschlug, ihn auf der Pilgerreise zu be-
gleiten. Ein Emir der Banu 'Ocba, mit welchem Abu Numeij
auf feindlichem Fusse stand, machte in diesem Jahre die Wall-
fahrt, und da Abu Numeij argwöhnte, dass er hur desshaib
komme, um ihm den Besitz von Mekka streitig. zu machen,
verschloss er die Thore und wollte keinen Pilger einlassen,
selbst nicht den Eniir 'Um ed-Din el-Bäschcardi , den Anfüh-
rer der Aegyptischen Carawane. Allein am Tage el-Tarwia
den 8. Dsul-Higga, wo die Wallfahrtsfeierlichkeiten beginnen,
verbrannten die Pilger das obere Thor, zerstörten die Mauern
und drangen in die Stadt ein; Abu Numeij ergriflf mit seinem
Anhange die Flucht und zwischen den Pilgern und iien Be-
wohnern von Mekka wurde durch Vermittlung des Oberen
Badr ed-Din el-Singäri der Friede hergestellt. Auf ähnliche
Weise wurde am Ende des Jahres 687 dem Abu Numeij durch
den Statthalter von Medina JSammäzben Schiha auf einige Tage
der Besitz von Mekka streitig gemacht.
§. 243. Im J. 688 traf aus 'Irak ein zahlreicher Zug von
Pilgern ein, dagegen aus Jemen kamen sie nur einzeln; $ie
blieben auf dem 'Arafa zwei Tage, !den Freitag und Sonn-
abend , wegen einer Meinungsverschiedenheit über den Mond-
wechsel zwischen dem Cädhi tialäl ed-D!n, Sohn des Cädbi
— 243 —
Husdm ed-Din, von der Syrischen Carawane , und zwischen
dem Oberlehrer von Mekka und Rechtsgelehrten von Higäz,
da jener behauptete, der erste des Monats söi am Donnerstag^
der andere, er sei am Freitag gewesen. — Im J. 689 ent-
stand zwischen Aegyptisehen Soldaten und Einwohnern von
Mekka wegen eines Pferdes ein Streit , der in einen offenen
Kampf überging ; gegen 10^000 Schwerdter wurden ge^ogen^
von beiden Seiten floss Blut, über vierzig Personen blieben
todt auf dem Platze, eine grosse Anzahl wurde verwundet und
viele ausgeplündert, und hätte der Statthalter Abu Numeij ge-
wollt, so würde er 'den Pilgern Alles haben abnehmen kön-^
nen« — Im J. 691 herrschte wieder eine solche Theurung in
Mekka, dass ein Viertel Getreide (d6r vierte Theil eines Mek-
kanischen Scheffels) mit einem Dinar bezahlt wurde.
§. 244. Im J. 694 machten zwei fürstliche Personen die
Wallfahrt nach Mekka. el-Malik el-Mugähid Anas ben el-Ma-
iik eWAdil Katbügä, Sultan von Aegypten und Syrien, er-
schien mit einer grossen Menge von Bmiren und einem zahl-
reichen Gefolge; sein ganzes Benehmen, besonders seine Frei-
gebigkeit wird sehr gerühmt, und Abu Numeij allein soll von
ihm 70,000 Dirhem zum Geschenk erhalten haben. Mit der
Syrischen Carawane kam eine Tante des Sultans von Märadin
in einem äusserst prächtigen Aufzuge ; auch sie vertheilte gro-
sse Summen und machte den Pilgern und den Einwohnern und
Emiren von Mekka bedeutende Geschenke. — In der Theu-
rung, welche im J. 695 entstand, kostete ein Sack Spelz 1200
Dirhem; wahrscheinlich ist ein grosser Syrischer Sack ge-
meint, weicher 2V2 Mekkanische Säcke enthält. — Im J. 697
pilgerte der zweite 'Abbasidische Schein-^Chalif von Aegypten
el-Hftkim Abul-Abbäs Ahmed mit seinen Hausgenossen, wozu
ihm der Sultan eNMangür Lägin 700,000 Dirhem gegeben
hatte. Auch der Arabische Emir Muhannä ben 'Isä ben Mu-
hanna kam in diesem Jahre zur Wallfahrt nach Mekka; er
hatte für den Unterhalt aller derer gesorgt, die sich seinem
Zuge anschlössen, und spendete grosse Summen. — Im J.
698 entstand bei der Wallfahrt auf dem 'Arafa und in der
Stadt selbst ein grosser Tumult und gewaltsamer Eingriff in
das Eigenthum der Pilger; viele wurden ausgeplündert, meh-
reren sogar die Kleider vom Leibe abgenommen, und ausser
16*
— 244 —
einer Menge von Verwundeten zählte man elf Todte. Der
Antheil, welcher dem Statthalter Abu Numeij von dem Geraub-
ten zufiel, betrug 500 Garnele. — Im J. 699 kamen keine
Pilger aus Syrien, sondern nur die aus Aegypten; wahrschein-
lich machten die Beduinen Araber die. Strassen unsicher, denn
auch im folgenden Jahre zog die Carawane aus Damascus nach
Gazza und von hier nach Aila, wo sie sich den Aegyptern anschloss.
§. 245. Am 2. Qafr 701, da Abu Numeij wahrscheinlich
erkrankt war, wurden seine beiden Söhne Huweidha und Ru-
meitha von der Kuppel des Zamzam herab zu seinen Nachfol-
gern ausgerufen, und zwei Tage nachher starb Abu Numeij;
er hatte im Ganzen gegen fünfzig Jahre und davon etwas über 30
Jahre allein die Herrschaft ; sein Bruder Idris hatte mit ihm 18 Jahre
und für sich allein nur vierzig Tage regiert. Aber schon zur Wail-
iahrtszeit desselben Jahres wurden jene beiden durch ihre Brüder
Abul-Geith und *Oteifa verdrängt; es geschah dies auf Veranlassung
und mit Unterstützung des Emir der Aegyptischen Pilgercara-
wane, Bibars el-'Gäschneg!r (Vorschmecker)» Haushofmeister des
Sultans el-Malik el-Nä^ir. Der Sultan selbst war nicht darum
gefragt worden und missbiltigte diese Massregel, desshalb sandte
er mit dem Pilgerzuge im J. 703 den Reichsverweser Emir
Seif ed-Dln Salldr mit fünf und zwanzig anderen Emiren nach
Mekka und liess Huweidha und Rumeitha wieder einsetzen.
Sallär hatte schon zu Schiffe 10,000 Halter Spelz voraufge-
schickt und vertheille in Mekka noch bedeutende Summen^ und
die anderen Emire folgten seinem Beispiele; sie kehrten dann
über Medina und Jerusalem nach Aegypten zurück, wo sie zu-
gleich mit der Pilgercarawane wieder eintrafen. Die erhaltenen
Geschenke veranlassten die beiden Brüder schon für die Wall-
fahrt und dann für das nächste Jahr 704 einen Theil der Ab-
gaben zu erlassen. — Im J. 705 war der Zuzug aus Aegyp-
ten, Arabien, ^Iräk und Persien so bedeutend, wie seit langer
Zeit nicht, aber es kam in Minä zwischen den Aegyptern und
Arabern wieder zu blutigen Händeln. Der Aegyptische Emir
Seif ed-Din el-Gijja (?) Kipgak war ein Heuchler und blutdür-
stiger Mensch; er benutzte eine augenblickliche Verwirrung,
die auf dem Markte zu Minä entstanden war , um mit seinen
Leuten über die Mekkaner herzufallen, wobei mehrere getödtet
und ausgeplündert wurden , während die andern sich auf die
— 245 —
Berge flüchteten ; der Entschlossenheit und Festigkeit einiger
weniger gelang es zwar, die Ruhe wieder herzustellen, aber
Angst und Furcht blieben zurück. — In der Mitte des Jahres
707 war eine grosse Theurung entstanden: ein Syrischer Sack
Weizen kostete 1500 Dirhem, Spelz über 900 Dirhem. Der
Grund hiervon war ein Streit zwischen den Emiren Humeidha
und Rumeitha und zwischen dem Sultan von Jemen el-Malik
el-Muajjid , in Folge dessen der letztere die Zufuhren von Je-
men nach Mekka abgeschnitten hatte ; es kam hinzu , dass es
wenig regnete, sodass das Wasser mehrere Stunden weit von
Batn Marr und dem Brunnen 'Orwa nach Mekka geschafi^t wer-
den musste. Die Noth hörte erst auf, als eine am 27. Ragab
aus Aegypten abgegangene Carawane mit 2000 Last Getreide
im Ramadhän in Mekka ankam und dann auch die Zufuhren
aus Jemen wieder eintrafen. — Das J. 709 führte keine Pil-
ger aus Syrien nach Mekka; nur eine geringe Anzahl von
Kaufleuten waren von Damascus über Gazza nach Aila gereist
und hatten sich hier mit den Aegyptischen Pilgern vereinigt.
$. 246. Im J. 712 machte der Sultan el-Malik cl-Nagir
Muhammed ben Calawün die Wallfahrt mit einer Begleitung
von hundert Reitern auf edlen Pferden und 6000 Mamluken
auf gewöhnlichen Pferden, darunter befanden sich gegen vier-
zig Emire aus seiner Armee; der Weg von Damascus nach
Mekka wurde in 22 Tagen zurückgelegt. Die vielen Klagen,
welche dem Sultan über Humeidha und Rumeitha zu Ohren
kamen, veranlassten ihn sie abzusetzen und ihren Bruder Abul-
Geith zum Statthalter von Mekka zu ernennen, zu dessen Un-
terstützung er mit der Pilgercarawane im J. 713 eine Armee
aus Aegypten und Syrien hinschickte ; indess wagte Abul-Geith
mit seinen Hülfstruppen nicht eher in Mekka einzuziehen, bis
jene beiden sich daraus entfernt hatten. Nun that er aber gar
nichts um sich beliebt zu machen, sondern vernachlässigte we-
gen seiner schlechten Verwaltung selbst die Truppen und fürch-
tete sich vor ihnen; endlich schrieb er ihnen, dass er sie ent-
behren könne, und so verliessen sie Mekka zwei Monate nach
ihrer Ankunft. Kaum war nach ihrem Abzüge eine Woche
verflossen, als Humeidha wieder erschien und den Abul-Geith
vertrieb, der sich nach Nachia zu den Banu Hudseil flüchtete.
Humeidha sandte dann zu el^Malik el-Nögir, um seine Gunst
- 246 —
lu. gewinnen , dieser war ihm aber nicht gewogen und ver-
sprach vielmehr dem Abul-Geith, der ihn um Hülfe bat., sei-
nen Beistand. In einer Sehlacht, welche hierauf die- beiden
Brüder anr4. Dsat-Higga 714 lieferten, nahm Humeidha den
Abol-Geith gefangen und tödtete ihn. Nun. ernannte eUNäpir
den Rumeitha zum Statthalter von Mekka und schickte eine
grosse Armee dorthin ; vor ihrer Ankunft im Scha'bän 715
halte aber Humeidha bereits die Stadt verlassen, sie verfolgtes
ihn zwar bis nach Chalaf und Chuleif, wohin er sich zurück-
gezogen und verschanzt hatte, indess trafen sie ihn dort nicht
mehr , da er sich weiter nach 'Irak zu dem Sultan CharbendA
geflüchtet hatte. Rumeitha regierte nun bis zum Scbluss der
Wallfahrt des Jahres 717 oder bis zu Anfang des Jahres 718;
da kehrte Humeidha aus Irak zurück, vertrieb mit Hülfe der
Einwohner von Mekka seinen Bruder Rumeitha, der sich nacii
Nachia begab, und schaffte das Gebet für el-Malik el-Ni9ir ab
und verrichtete es für den Sultan von 'Irak Abu Sa'fl Ibo
Charbendd. Sobald el-Nägir hiervon Nachricht bekam, sandte
er ein Heer mit dem Befehle, nicht anders als mit Humeidha
zurückzukehren. Sie konnten indess seiner nicht habhaft, wer-
den und er trieb sich allein in der Wüste umher , bis er im
J. 720 getödtet wurde. Nach Beendigung der Wallfahrt de$
J. 718 wurde noch der Befehlshaber der Armee in Mekka, der
Emir Bah&dir el-Ibrdhimi, festgenommen, weil man ihn im Ver-
dac.hl hatte, dass es ihm mit der Habhaftwerdung des Humeidha
kein rechter Ernst sei» und ebenso Rumeitha» weil man Grund
hatte zu vermuthen, dass er selbst seinem Bruder zur Wie-
dererlangung der Herrschaft behülflich gewesen sei; beide
wurden nach Cdhira gebracht.
§. 247. Hierauf ernannte cl-Malik el-NA^ir den /Oteifa
ben Abu Numeij zum Statthalter von Mekka und schickte im
Muharram 719 eine Armee dorthin; hierdurch wurde Rohe und
Sicherheit und ein geordneter Rechtszustand hergestellt und
die bisherige Theurung hörte auf. 'Oteifa bezog das von der
Mutter des Chalifen el-Nägir gestiftete Hospiz, welches nach
ihm el-Oteifia genannt wurde ($. 228). — Gegen das Ende
dieses Jahres machte el*N&Qir zum zweiten Male die Wallfahrt
nach Mekka von etwa fünfzig Emiren und den ersten Wür-
denträgern des Reiches begleitet; auch Abul-Fidd, Fürst von
— 247 —
Hainät, war dazu eingeladen und er beschreibt in seinem Ge-*^
scbichtswerke diese Reise '^). Der Sultan vertbeiite unter die
Bewobner der beiden beiligen Städte ansebnlicbe Gesebenke
und wuscb die Ka'ba eigenbändig. — Im folgenden Jabre
720 wurde auf der Wallfabrt eine seit langer Zeit vernach-
lässigte Regel wieder eingeführt, dass nämlich am 8. Dsul-
Higga und in der Nacht auf den neunten in Minä die fünf Ge-
bete gehalten wurden und die Pilger dort solange verweilten,
bis die Sonne über dem Berge Thabtr aufging. Das Fest auf
dem 'Arafa fiel in diesem Jahre seit der Flucht (richtiger seit
Muhammeds Tode) zum hundertsten Male auf einen Freitag und
war seit Menschen Gedenken nicht so stark besucht gewesen;
besonders die Carawane aus Irak zeichnete sich durch ihre
grosse Pracht aus und sie brachte einen Umhang für die Ka'ba
mit Gold, Perlen und Edelsteinen geschmückt im Werthe von
250,000 Aegypt« Golddinaren. — Im J. 721 trat in Mekka und ganz
Higäz eine solche Theurung ein , dass der Preis eines Malter
Weizen auf 240 Dirhem stieg; an Datteln fehlte es gänzlich
und die Butter war so rar, dass jede Unze mit fünf Dirhem
bezahlt wurde, ebenso Fleisch ein Mann mit fünf Dirhem**].
Um dieser Noth etwas entgegen zu wirken, schaffte el-Nägir
im J. 722 die Bestenrung. der Lebensmittel in Mekka ab und
entschädigte den Statthalter 'Oteifa durch Einkünfte, die er aus
Aegypten bezog. — Hiernach kam für Mekka eine unerhört
wohlfeile Zeit, da im J. 725 in dem Hafen von 'Gidda ein Mal-
ter Weizen nur 18 bis 19 Dirhem, Gerste 12 Dirhem kostete;
auch im J. 728 war alles sehr billig in Mekka : ein Malter
Weizen galt 40 Dirhem, Mehl 18 Dirhem , Fleisch jedes Mann
4 Mas'üdische Dirhem, bester Honig das Mann 2 Dirhem, But-
ter die Unze drei Dirhem , Käse das Mann zwei Dirhem. —
Im J. 724 war Müsa, Beherrscher von el-Takrür in Africa,
mit mehr als 15,000 seiner Unterthanen zur Wallfahrt nach
Mekka gekommen; im J. 725 war die Pilgercarawane aus 'Irak
sehr zahlreich, dagegen die aus Aegypten kekrte grösstentheils
*] Ahulfed. Anna!. Muglein. Tom. V. p. 33i.
**) Eine Mekkanische Unze ist soviel als 2^2 Aegypti&cbe Ratl
und ein Ratl gleich 144 Dirhem; dagegen eine Syrische Unze wiegt
nur 50 Dirhem. Eia Mann ist soviel »I» drei Aegjptische Ratl.
— 248 —
unterwegs wieder um, da wegen Mangel an Regen auf den
meisten Stationen kein Wasser vorhanden war. Die Pilger
verweilten in diesem Jahre zwei Tage, Sonnabend und Sonn-
tag, bei der Wallfahrt auf dem *Arafa wegen der verschiede-
nen Meinung über das Eintreten des Neumondes im Dsul-
H^gga* — Der Emir Seif ed-Din Argün, Reichsverweser in
Cähira, hatte in den Jahren 716, 720 und 726 die Wallfahrt
gemacht und in Mekka in einem dieser Jahre eine hohe Schule
für die Hanifiten gegründet.
§• 248. Um diese Zeit waren die Brunnen in Mekka
aehr in Verfall gerathen und dadurch das Wasser so theuer
geworden, dass ein Schlauch voll während der Wallfahrt zehn
Mas'üdische Dirhem kostete, der zu andern Zeiten mit sechs
bis sieben Dirhem bezahlt war. Nun wünschte der Emir 'Gfi-
bän ben Teiek, Reichsverweser des Tataren Sultan Abu Sa'd
Ibn Charbendli in 'Irftk, ein gutes Werk in Mekka zu stiften
und der Scheich Nagm ed-D!n Challfa ben Mahmud el-Kinlüu
gab ihm den Rath, eine der Wasserleitungen wieder her-
stellen zu lassen ; iSüban ertheilte also dem Bäzän den Auftrag
dazu, übergab ihm 50,000 Dinare und schickte ihn mit der
Pilgercarawane im J. 725 nach Mekka. Nachdem die Wall-
fahrtsfeier vorüber und seine Absicht bekannt geworden war,
wurde er auf die Wasserleitung von Hunein her über 'Arafa
(S. 181) aufmerksam gemacht und er Hess daher ausrufen, dass
Jeder, welcher daran arbeiten wolle, täglich drei Dirhem be-
kommen solle. Alsbald eilten Ylie Arbeiter herbei und er
machte sich mit ihnen ans Werk; er war nicht strenge und
unbillig gegen sie, sondern liess sie nach ihrem Gefallen ar-
beiten, und daher kam eine grosse Menge von Beduinen, selbst
Frauen , um zu helfen , bis nach vier Monaten der Bau fertig
war und das Wasser am 28. JSumädä II. 726 mitten in der
Stadt zwischen el-Qafd und el-Marwa ausfloss zum grossen
Segen der Einwohner, welche es unterhalb noch nach ihren
Feldern hinleiteten. Die Kosten dieser Anlage hatten 150,000
Dirhem betragen. Nach Beendigung des Baues begab sich
Bdzän nach Aegypten und staltete dem Sultan Bericht darüber
ab; dieser war sehr ungehalten und sprach: wer hat dir 'dazu
die Erlaubniss gegeben? warum hast du mich nicht vorher
gefragt? Er antwortete: JSübän hat ein gutes Werk gethan.
- 249 —
aber es bleibt dem Sultan überlassen, es wieder zu zerstören
oder bestehen zu lassen ; die Sache ist einmal geschehen,
gleich viel von wem, und geht von ihm an euch über. Der
Sultan schwieg. Dies war indess vielleicht die Veranlassung,
wesshalb er im J. 728 eine andere Wasserleitung aus dem
Berge von Thucba unter Aufsicht des Ibn Hiläl ed-Daula her-
stellen und mit jener des iSübän vereinigen Hess , wofür nur
die geringe Summe von 15,000 Dirhem erforderlich war. In
demselben Jahre brachten die Pilger aus Irak die Leiche des
Emir iSubän mit nach Mekka und führten sie dann nach He-
dina, wo sie begraben wurde *).
§. 249. 'Oteifa regierte ausser einer kurzen Zeit, wo
sein Bruder Rumeitha seine Stelle versah, ohne Unterbrechung
bis zum Ende des Jahres 730. Die Wallfahrt war in diesem
Jahre ohne Störung vorübergegangen und am 14. Dsul-Higga
versammeilen sich die Pilger eben zur Abschiedspredigt in der
Moschee, da entstand ein anfangs unbedeutendes Gedränge,
weil der Pöbel, die nichtsnutzigen Buben und Sklaven wie ge-
wöhnlich von den vornehmen Pilgern aus 'Irdk Geschenke er-
bettelten. Der Anführer aus 'Irak sass neben dem aus Aegyp-
ten Seif ed-Din el-Damir; der Prediger stand schon auf der
Kanzel; als der Lörm zunahm, erhob sich der Irakische Emir,
um die Menge in Ordnung zu bringen, so oft er aber an ei-
ner Stelle die Ruhe hergestellt hatte, fing der Tumult an einer
anderen Stelle wieder an. Nun erhob sich auch der Aegyp-
tische Emir, um jenen in seinen Bemühungen zu unterstützen,
doch die Unordnung nahm immer zu und wurde gewiss durch
einige Böswillige, die es auf Plünderung abgesehen hatten,
noch vermehrt; die anderen Aegyptischen Emire, welche in
der Entfernung gehalten und auf die Predigt gewartet hatten,
ritten davon, einzelne Pilger suchten noch im Laufe den Weg
um die Ka'ba zum Abschiede zurückzulegen , während schon
Alles wild durch einander lief und jeder sich seiner Haut
wehrte. Aus der Plünderung, welche jetzt der Pöbel und die
Sklaven begannen, entstand bald ein allgemeiner Kampf und
die Pilger eilten mit Zurücklassung ihres Gepäckes zur Stadt bin-
*) Vergl. Samhddi, Gesch. v. Medio«. Gap. IV. Abscha. 32.
S. 107. >
— 250 —
ans. Vor dem Thore sammeUen sich die Emire und machten
dann, um sich zu rftchen, einen erneuten Angriff^ kamen aber
nach einer Stunde in voller Flucht zurück, von den Banu Ha-
san, und ihren Sklaven verfolgt; die Carawane erhielt den Be-
fehl zum Aufbruch und dankte Gott, dass sie von ihren Ver-
folgern nicht noch weiter beunruhigt wurde.
§. 250. Mit der Carawane aus 'Irak, welche in die-
sem Jahre nicht zahlreich gewesen war, hatte der Sultan Abu
Said Ihn Charbendä einen Elephanten nach Mekka geschickt,
der dort nach allen Stationen der Wallfahrt mitgeführl wurde.
Was der Sultan dabei für eine Absicht hatte, ist nicht bekannt,
die Leute prophezeiten aber daraus nichts Gutes, und so kam
es denn auch, wie wir gesehen haben. Man war dann auch
für die weitere Reise nach Hedina besorgt, doch zogen sie
weiter mit ihm, bis sie am 24. Dsul-Higga nach el-Farsch ka-
men kurz vor el-BeidA, wo es nach dem Brunnen el-Muhar-
ram bei Dsul-Huleifa hinabgeht. Hier blieb der Elephant plötz-
lich stehen und alles Antreiben und Schlagen half nichts; wenn
er den Fuss aufhob, und man glaubte, er würde vorwärts ge-
heu, ging er mehrere Schritte rückwärts, bis er endlich todt
zu Boden stürzte. Auf der Reise von 'Irdk her sollen zu sei-
nem Unterhalte über 30,000 Dirhem verwandt sein. — We-
nige Tage nach der Wallfahrt, in der Nacht des 26. Dsul-Higga,
kim^ ohne dass es in Mekka selbst geregnet hatte, eine solche
Flutb, dass die Teiche in der obern Stadt, die Gegend um das
Geburtshaus Muhammeds und die Moschee zwei Tage lang un-
ter Wasser gesetzt und die Gärten zerstört wurden.
S* 251. Unter den in dem oben beschriebenen Kampfe
Getödteten befand sich der Emir el-Damir mit seinem Sohne
Chaül, einem seiner Sklaven und einem Hauptmann Namens
Ihn el-Tligi , ausser einer Menge anderer Männer und Frauen,
und merkwürdiger Weise war an demselben Tage in CÄhira
das Gerücht verbreitet, dass in Mekka ein Kampf stattgefundea
habe und der Emir el-Damir getödtet sei*). Sobald dann die
bestimmte Nachricht hiervon am 3. Mnharram 731 nach CA-
hira kam» sandte der Sultan el-Malik el-N&^ir Muhammed ein
*)Macrizi, Geschiobte Ton Aegjpten; Bulaker Aufgabe Tb.
I. S. 49.
— 251 —
Corps von 600 Reitern nach Mekka, vor denen Rumeitba und
'Oteifa die Fluciii ergriffen ; die fremden Emire schickten aber
zu Rumeitha» versprachen ihm Sicherheit und übertrugen ihm
bei seiner Rückkehr die Regierung; dies geschah im 2. Rabi'
oder im ersten tiumädäi und Rumeitba regierte nun drei Jahre
aliein. — Im J. 732 machte el-Malik el - Nägir zum dritten
Haie die Wallfahrt in Begleitung von beinahe siebzig Emiren
und einer Menge der berühmtesten Rechtskundigen und ande-
rer Gelehrten. — Am letzten Tage dieses Jahres kam ein
heftiges Grewitter über Mekka ; der Blitz erschlug einen Mann
auf dem Abu Cubeis, einen anderen bei der Moschee el-Cheif
und zwei bei el-iSi'irräna. — Im J. 734 war 'Oteifa ohne
weiteren Kampf Mitregent in Mekka geworden , als aber die
Wallfahrt dieses Jahres vorüber war, zog auch er mit den
Pilgern in der Nacht fort und überliess seinem Bruder dieRe-
gierung wieder allein bis zur nächsten Wajlfahrt im J. 735.
In Folge eines Streites verliess dann Rumeitba um die Mitte
des Jahres 736 Mekka und bagab sich nach el-Hadld in Wftdi
Marr; hier. brachte er eine Armee zusammen, mit welcher er
Mekka im Ramadhän überfiel, er wurde aber zurückgeschlagen
und kehrte , nachdem sein Wezir el-Zabä und mehrere seiner
Begleiter gefallen waren, nach et-Hadtd zurück. — Wegen
des in diesem Jahre erfolgten Todes des Sultans Abu Said
Ibn Charbendä und der nachfolgenden Sireiligkeiten unterblieb
die Wallfahrt aus IrAk viele Jahre lang. — Die beiden Brü-
der schlössen dann im J. .737 Frieden und begaben sich zu-
sammen nach Cähira zum Sultan el-Malik el-Näpir, welcher
ihren Streit schlichten sollte ; er entschied sich zu Gunsten
des Rumeitba, den er als Statthalter nach Mekka zurückschickte,
während er den 'Oteifa bei sich zurückhielt. — In der Nacht
des 10. iSumädä IL 738 entlud sich über Mekka ein furchtba--
res Gevvitter, Blitze zackten, Donner krachten und der Regen
goss lA Strömen, sodass alsbald die ganze Stadt überschwemmt
war; das Wasser drang durch mehrere Thore in die Moschee
and wühlte hier Lücher in die Tiefe von zwei Manneslängen,
und es ist nur der Festigkeit des Fundamentes zuzuschreiben,
dass die Säulen nicht einstürzten. Die Fluth stieg, bis über
die Schwelle der Ka*ba, und die IVeppe derselben und die
Kanzel schwammen wie Schiffe au^dem Platze umher. Meb-
— 252 —
rere fremde Fraaen ertranken in den Herbergen und viele
Häuser stürzten ein, deren Bewohner theils in den Wellen,
theils unter den Trümmern ihren Tod fanden.
§. 252. Im J. 739 gründete der Sultan von Jemen el-
Malik el-Mug&hid für die Schäfi'itischen Rechtslehrer die hohe
Schule el-Mugähidia und traf dann selbst am 1. Dsul - Higga
742 zur Wallfahrt in Mekka ein. Als er sich nach dem 'Arafa
begeben wollte, stellten sich die Scherlfe und Würdenträger
von Mekka zu seinen Diensten und schützten ihn gegen die
Aegypter, sodass er seine Fahne auf dem 'Arafa aufpflanzen
konnte. Dies hatten nämlich die Aegypter zu verhindern ge-
sucht, sowie sie auch nicht leiden wollten , dass er beim Hin-
absteigen und beim Steinwerfen den Zug anführte; aber die
Schertfe blieben bei ihm, bis er alle Ceremonien beendigt hatte
und er vertheilte dafür unter die Einwohner Geschenke. Er
hatte auch gewünscht, die Ka'ba mit einem neuen Umhange
zu versehen und die Thür derselben wegnehmen und eine an-
dere an die Stelle setzen zu lassen^ das wollten indess die
Scherlfe nicht zugeben und er war desshalb gegen sie etwas
ungehalten und verliess Mekka nach dem 20. Dsul-Higga. —
Vermuthlich geschah es in Folge dieser Zurücksetzung der
Aegypter, dass auf der Wallfahrt des folgenden Jahres 743 am
'Arafa zwischen ihnen und den Mekkanern ein heftiger Kampf
entstand, in welchem jedoch die Letzteren die Oberhand be-
hielten, wiewohl mehrere von ihnen blieben; die Türken hat-
ten siebzehn Todte. Nach dem Kampfe, welcher in der Abend-
stunde bis zum Sonnenuntergänge dauerte und während des-
sen die Menschen in der grössten Verwirrung waren, zogen sich
die Schertfe nach Mekka zurück, wo sie sich verschanzten, und
kamen nicht nach Mina. Sämmtliche Pilger brachen von Mina
schon am ersten Opfertage gleich nach Mittag auf und lager-
ten sich am Thore Schubeika , wo sie die Nacht blieben ; am
zweiten Opfertage zogen sie ab, ohne die Abschiedswallfahrt
und den letzten Umgang gemacht zu haben. Dies Jahr er-
hielt den Namen el-Mudhlima, weil der Zug vom 'Arafa nicht
den gewöhnlichen Weg, sondern den über el-Mudhlima ge-
nommen hatte.
§. 253. Rumeitha übertrug im J. 744 die Regierung sei-
nen beiden Söhnen Thucba und 'Agidn, indess wurde diese
— 253 —
Anordnung von dem Sultan von Aegypten nicht gut geheissen
und Rumeilha musste in seinem Amte bleiben. Erst im J.
746 ernannte el-Halik el-Qälih Ismä'il den 'Aglän zum alleini-
gen Statthalter von Mekka und dieser wurde auch von el-Ma~
lik el-Kämil Scha'b&n, dem Bruder und Nachfolger des Malik
el-^älih, bestätigt^ nachdem 'Agidn sich persönlich zur Huldi-
gung nach Cähira begeben hatte. Er kehrte von dort im 2.
Gumädä 746 zurück und unterliess es seitdem , seinen Vater
in das öffentliche Gebet einzuschli essen, welcher dann im Dsul-
CaMa dieses Jahres starb. — Im J« 748 musste 'Agian sei-
nen Bruder Thucba zum Mitregenlen annehmen ; vielleicht war
dies eine Folge davon , dass Thucba sich an den Emir von
'Irak anschloss, welcher in diesem Jahre zum ersten Male nach
einer Unterbrechung von elf Jahren mit einer sehr zahlreichen
Carawane von dort eintraf, während aus Aegypten und Syrien
nur sehr wenige Pilger kamen, wahrscheinlich wegen der gro-
ssen Theurung, welche zur Zeit der Wallfahrt herrschte. —
Im J. 749 wülhete die Pest in Mekka und anderen grossen
Städten und in ganz Aegypten. Im Ragab dieses Jahres er-
richtete Ibrahim ben Muhammed el-I^pahäni, ein Enkel des
Scheich Cutb ed-Din el-Castaläni, auf der Steinstrasse .^\ äIs:
ein Hospiz für arme Araber und Perser. — Im J. 750 über-
nahm Thucba die Regierung allein^ während 'Aglän nach Ae-
gypten verreist war, und als dieser am 5. Schawwäl zurück-
kam, musste Thucba ganz abtreten.
§. 254. Im J. 751 machte der Sultan von Jemen el-Ma-
lik el-Mugähid zum zweiten Male die Wallfahrt und wurde
dabei gefangen genommen. Der Grund hiervon war, dass er
sich weder dem Stalthalter von Mekka, noch dem Aegypti-
schen Emir unterordnen wollte, wiewohl er weiter keine Feind-
seligkeiten gegen sie beabsichtigte und wegen der Heiligkeit
der Zeit und des Ortes jeden Kampf zu vermeiden sachte. Er
hatte desshalb weder einen berittenen Zug nach Minä anord-
nen, noch eine Fahne dort aufpflanzen, noch die Trommeln
schlagen lassen, sondern hatte eine Anhöhe bei Minä bestie-
gen; hier schlössen sie ihn ein bis kurz vor Sonnenuntorgang,
wo er sich freiwillig ergab. Nachdem ihm der Degen abge-
nommen war, wurde er auf ein Maulthier gesetzt und unter
Bedeckung von den Aegyptern abgeführt, sodass er an dem
— 254 —
Steinwerfen nicht mehr Theil nehmen konnte. Seine Begleiter
zogen sich in ihr Lager zurück , wo sie noch einen kurzen
Widerstand leisteten, als sie aber die überlegene Zahl ihrer
Gegner sahen, gaben sie das Lager preis, welches dann gänz-
lich ausgeplündert wurde. el-Mugdhid wurde hierauf' nach
Aegypten gebracht, dort von dem Sultan ehrenvoll empfangen
und sollte unter Begleitung eines Emir auf dem Landwege
durch Higäz in sein Reich zurückgesandt werden. Als sie
nach el-Dahnä kamen nahe bei Janbu', erhielt der Emir in
Folge eines Berichtes, den er an den Hof in Cöhira gemacht
hatte , den Befehl , den Sultan wieder in sicheren Gewahrsam
zu nehmen» und er brachte ihn desshalb nach el-«Karak, wo
er mit dem Emir Jalbugä, Reichsverweser aus Cfthira, einge-
kerkert wurde. Nachdem dann JalbugA seine Freiheit wieder
erlangt hatte, verwandte er sich auch für die Freilassung deg
Sultans, welcher hierauf Jerusalem und Hebron besuchte und
über Aegypten und 'AidsSb zu SchiiTe nach Jemen zurück-
kehrte, wo er im Dsul-Higga 752 anlnngte. Um sich un den
Hekkanern zu rächen, untersagte er seinen Unterthanen jegli-
chen Handelsverkehr mit ihnen.
§. 255. el-Thuoba hatte im J. 752 eine Zeit taug die
Regierung in Händen gehabt, während 'Aglftn abwesend war,
und als dieser im Dsul-Ca'da zurückkehrte, wehrte ihm Thucba
den Erntritt in die Stadt, und 'Agiän vei*weilte in Chuleig bis
die Pilgercarawane ans Aegypten kam, deren Emir den Frie-
den zwischen den beiden Brüdern herstellte ■- unter der Bedin-
gung, dass sie gemeinschaftlich regieren sollten. Um die Mitte
des J. 753 nahm aber Thuäba seinen Bruder 'Agldn fest und
regierte allein , bis er zur Wallfahrtszeit 754 selbst gefangen
genommen wurde und 'Agidn allein die Regierung übernahm.
Dies dauerte bis zum 19. Muharram 757, wo sie sich wieder
vereinigten; doch schon am 13. Gumadä II. war Thücba allein
am Ruder und wurde zur Wallfahrt dieses Jahres wieder von
'Aglän verdrängt. Die Pilger verweilten in diesem Jahre zwei
Tage auf dem 'Arafa und wurden am Ende des ersten Tages
durch einen erquickenden Regen erfreut ; die Carawane aus
Irak war so zahlreich, wie seit tätige nicht, auch einige Per-
ser waren darunter und in Mekka und Medina wurden viele
Geschenke vertheilt.
— 255 —
§. 256 Im J.. 758 liess der Emir Scheichün el-'Omari auf dem
Wege nach Minä zwei Brunnen wieder herstellen, den Adams-
Brunnen rechts etwas ' seitwärts von der Hauptstrasse und den
Brunnen des Naggär, welcher auch unter dem Namen des Leh-
rers Abd el^Rahman ben 'Ocba aus Mekka bekannt ist, auf
der linken Seite der Strasse. — Im J. 759 wurde von Qar-
gatmisch, einem der angesehensten Emire des Sultans el-Ma-
lik el-NdQJr Hasan , zwischen dem Krankenhause des Mustan^ir
und dem Hospiz der Mutter des Chalifen el-Ndgir ($. 228) eine
Badeanstalt angelegt. Gegen das Ende dieses Jahres trat eine
Theurung aller Lebensmittel ein, wesshalb auch die Pilger aus
allen Gegenden nur in sehr geringer Zahl sich einfanden und
schon am Nachmittag des dritten Festtages sämmtlich wieder
abzogen. Die Theurung dauerte im Anfange des nächsten Jah-
res 760 noch fort und es kamen dazu die Bedrückungen und
Ungerechtigkeiten der Statthalter, sodass viele Einwohner sich
veranlasst sahen, die Stadt zu verlassen. Dies bewog aber
auch den Sultan von Aegypten el-Malik el-Nägir im zweiten
iSumädä oder im Ragab eine Armee, unter dem Emir iSirktimur
el-Marid!ni hinzuschicken, die beiden bisherigen Statthalter ab-
zusetzen und an ihre Stelle ihren Neffen Muhammed ben
'Oteifa , der in Aegypten gewesen war und jetzt mit der Ar-
mee zurückkam, und ihren Bruder Sind ben Rumcitha, der mit
den anderen nach Jemen gegangen war , aber jetzt umkehrte
und sich unterwarf, zu Statthaltern zu ernennen; zugleich
wurden alle Abgaben von Lebensmitteln aufgehoben und ein
geordneter Rechtszustand wiederhergestellt. Nach dem Ein-
züge der Truppen in Mekka kostete der Sack Weizen noch
60 Kämilische Dirhem.
§. 257. Zur Wallfahrtszeit des nächsten Jahres 761 wurde
die alte Besatzung von Mekka durch ein neues Corps Türken
unter dem Befehle des Emir Cundus abgelöst. Die Festlich-
keiten gingen ohne Störung vorüber, aber einen oder zwei
Tage nach dem Abzüge . der Pilger und der alten Besatzung
entstand ein Aufruhr. Die Veranlassung war, dass einer der
Seherife Banu Hasan , aus der Familie 'Alf ben Catäda , einen
Türkischen Soldaten , der sich in dem so gen. Gasthsuse beim
Thore el-Qafä befand, zu seiner Zielscheibe genommen hatte und
mit Kugeln nach ihm warf; es entstand darüber ein Streit, der
— 256 —
soweit kam, dass der Türke aaf den Emir einschlug, dieser
aber den andern lodt zu Boden streckte , worauf die Türken
zur Rache herbei eilten. Nach einer anderen Nachricht hätten
mehrere Scherife aus jener Familie eine Anzahl Türken , die
sich in jenes Gasthaus begeben wollten, im Vorbeigehen in-
sultirt; die Türken beschwerten sich darüber bei Ibn Gar&
Sancor, in dessen Compagnie sie standen, und der gerade den
Umgang um die Ka'ba hielt. , Er brach sogleich hiervon ab
und legte die Waffen an, um Rache zu nehmen. Die Scherife
setzten sich sofort zu Pferde, um den Türken, deren noch
mehrere zur Andacht in der Moschee versammelt waren , zu-
vorzukommen; es gelang ihnen, sich in den Besitz der Ca-
serne des Ibn Carä Soncor zu setzen, sodass die Türken ihre
Pferde nicht holen konnten, und die Wohnung des andern
Commandanten Emir Cundus am Agj^d-Platze zu umzingeln.
Hier entspann sich ein Kampf, Cundus musste sich zurückzie-
hen, doch entkam er durch einen Nebeneingang aus dem Hause
und stellte sich persönlich unter den Schutz eines der Sche-
rife. Die Türken hatten sich unlerdess bei der hohen Schule
Mugdhidia und in der Moschee versammelt, deren Thore sie
schlössen; bei der hohen Schule legten sie eine hölzerne
Brücke an, um sich hier gegen einen Angriff zu vertheidigen,
und brachen das Schutzdach an der Ecke der Strasse nach
dem Agjäd Platze ab. Jetzt kam eine Abiheilung der Banu
Hasan von der Seite der Mug&hidia heran, wurde aber mit ei-
nem Pfeilregen empfangen und musste sich zurückziehen ; bei
einem zweiten Angriff, den eine andere Abtheilung der Banu
Hasan versuchte, wurden viele derselben getödtet, darunter der
Scberif Mugftmis ben Rumeitha. Während der Kampf noch im
Gange war, kam der frühere Statthalter Thucba ben Rumeitha
in Mekka an ; es gelang ihm die Ruhe wieder herzustellen,
den Türken wurde freier Abzug bewilligt, indess konnten sie
nur ihr leichtes Gepäck mitnehmen und sie holten die Pilger-
carawane noch bei Janbu' wieder ein. — Muhammed ben
'Oteifa hatte an dem Kampfe keinen Theil genommen und
merkte nun zuspät ^ dass er ohne den Schutz der Türken sich
gegen Thucba nicht werde behaupten können ; er folgte ihnen
desshalb auf dem Fusse nach und überliess dem Thucba und
Sind die Regierung. — Eine Schwester des Sultans ei-Malik
— 257 —
el-Ndgir Hasan hatte irn J. 761 auf dem Wege nach Minä eine
Wasserleitung anlegen lassen, welche nach ihr den Namen
Canal el-Sitt d. h. Canal der Prinzessin erhielt.
§. 258. In Cdhira hatte inzwischen der Reichsverweser
Jalbugft alle Gewalt an sich gerissen und da er mit der neuen
Anordnung in Mekka keines weges einverstanden war, entliess
er den früheren Statthalter 'Agl4n seiner Haft und' setzte ihn
wieder in sein Amt ein ; auf 'Agidns eigenen Wunsch sollte indess
Thucba noch an der Regierung Tfaeil nehmen, er starb indess
schon im SchawwÄI 762, bevor 'Aglän in Mekka eintraf, und
dieser nahm nun seinen Sohn Ahmed ben 'Aglän zum Mitre-
genten an, welcher den vierten Tbeil der Einkünfte für sich
allein beziehen sollte, wogegen der Vater allein für den Unter-
halt der Truppen zu sorgen hatte. Sind hatte sich der Stadt
'Gidda bemächtigt und suchte die Herrschaft wieder zu erlan-
gen, wurde aber bald durch den Tod weggerafft. — Im J.
765 wurde von Zeinab, der Tochter des CItdhi SchihAb ed-Dtn
el-Tibari, nach einem Vermächtniss ihres Bruders des Gädhi
Na^m ed-Dtn Muhammed , die Wasserleitung angefangen , die
den Namen der Tochter des CAdhi Abd el-Rahman ben 'Ocba
führt; sie ist jetzt verfallen.
§. 259. Im J. 766 herrschte in Mekka eine grosse Theu-
rung, wodurch die Menschen in die änsserste Noth gerie-
then, sodass sie selbst von gefallenem Vieh assen, denn man
sah auf der Strasse einen todten Esel liegen, von welchem
mit Messern Stücke Fleisch abgeschnitten waren; dazu wurde
das Vieh von der Reude befallen und davon hiess dieses Jahr
noch später das Jahr der Reude. Am empfindlichsten war der
Mangel an frischem Wasser, und die Leute kamen in die Mo-
schee, um Regen vom Himmel zu erflehen; selbst das Vieh wurde
in die Moschee getrieben nnd stand von dem Wallfahrt«thore
bis an den Stand der Malikiten. Der Reichsverweser JalbugÄ
hatte um diese Zeit einen Mann nach Mekka geschickt, um
einige Ausbesserungen in der Moschee vorzunehmen, und als
dieser nach Gähira zurückkam und die grosse Noth der Mek-
kaner schilderte, schickte Jalbugd sofort tausend Malter Wei-
zen zu Lande hin, denen bald noch mehr zu Wasser nach-
folgte, und es wurde Alles auf eine zweckmässige Weise ver-
äieitt. Ausserdem schaffte er aber die Abgaben von allen
17
— 258 —
Waaren, welche die Pilger gewöhnlich mitbrachten, mit Aus-
nahme der Kaafleute aus Indien und 'Irak, und überhaupt alle
Eingangszölle von Lebensmitteln ab. Bis dahin musste nSmlich
von jeder Last Getreide, die aus Gidda eingeführt wurde, ein
Giddiscber Scheffel^ von dem, was aus el-Täif uöd von den
Banu Bagtla kam, IV4 Mckkanischer Scheffel abgegeben wer-
den; von einer Last Datteln wurden für die Sorte ^LJ libdn
acht Mas'üdi Dinare, für die Sorte ,^JL^ mukscki drei Dinare
Steuer bezahlt; ein Scbaaf war mit sechs Masüdi besteuert^
von Butter, Honig und den verschiedenen Kohlarten wurde der
sechste Theil ihres abgeschätzten Werthes erhoben; sogar von
jedem Korbe, worin die Datteln gebracht wurden, musste ein
Mas*üdi Dinar entrichtet werden, wenn er an demselben Tage
auf dem Markte verkauft wurde ; die Abgabe von den Datteln selbst
wurde gleich bei der Einfuhr erhoben. In gleicher Weise war
alles besteuert, was in Mekka zum Verkauf. auf den Markt ge-
bracht wurde, und welche Härten bei der Abschätzung vorka-
men, mag das eine Beispiel zeigen, dass ein Mann ein Schaaf
einführte, wovon er mehr bezahlen sollte, als es überhaupt
werth war, und als er das Schaaf als Steuer anbot, wurde es
nicht angenommen. Diesen drückenden Verhältnissen machte
Jalbugä ein Ende, indem er alle Steuern abschaffte und den
Statthalter aus dem Staatschatze in Cähira mit 68,000 Dirhein
und tausend Malter Getreide entschädigte. Die betreffende
Verordnung hierüber wurde in dem Diwan des Sultans aus-
gefertigt, den Behörden in Aegypien zur Kenntniss gebracht,
und eine schriftliche Bekanntmachung an den Säulen der Mo-
schee zu Mekka bei dem Thore el-Qaf& angeheftet; der Statt-
halter erklärte sich vollkommen damit einverstanden und es
wurde in der Folge danach verfahren.
§. 260. Um diese Zeit schickte Scheich Qweis b^n Ha-
san, Sultan von IrAk und Herr von Bagdad, nach Mekka kost-
bare Leuchter für die Ka'ba und reiche Geschenke für den
Statthalt^T 'Aglän , welcher desshalb dem damaligen Prediger
und Cädhi Abul-Fadhl el-Nuweiri, dum Grossvaler des .Chro-
nisten el-Fäsi mütterlicher Seits, den Befehl g^b, den Oweis
in das öffentliche Gebet aufzunehmen; wie lange dies gesche-
hen sei, hat el-Fäsi nicht in Erfahrung bringen können, wie
er denn überhaupt aus den nächste» drei Jahrzehnten, zumal
^ 259 —
über die Frequenz der Wallfahrten^ fast gar keine Nachrichten
aufgefunden bat. — Im J. 770 begann der Unterricht in der
kurz zuvor von dem Sultan von Jemen el-Malik el«Afdhal 'Ab-
bäs ben el-Mug4hid für die Schdfi*iten gestifteten hohen Schule.
— Der Sultan von Persien Schah Schugä' stiftete Im J. 771
das am Thore el-(^afä belegene Hospiz, welches auch nach
dem Arzte Scheich Gijdlh ed - Dtn el-Abarcühl benannt wird,
da er mit dem Bau desselben beauftragt war; es war nur für
die Aufnahme von Persern bestimmt, und Inder davon ausge-
schlossen. *
§. 261.^ Im jf. 774 zog sich 'Agldn von den Geschäften
zurück und auf seinen Wunsch übernahm sein Sohn Ahmed
die Regierung allein, nur machte 'Ag'län die Bedingung, dass
sein Name aus der Predigt und dem öffentlichen Gebete bei
dem Zamzam nicht ausgeschlossen werden solle. — Im Jahre
777 kamen nur sehr wenige Pilger aus Aegypten ; zwar hatte
der Sultan eUMalik el-Aschraf Schä'bän selber die Absicht die
Wallfahrt zu machen und er war auch mit grossem Pomp von
Cdhira ausgezogen, allein als er nach Aila kam,' erhielt er die
Nachricht, dass die von ihm zurückgelassenen Emire seinen
Sohn 'Ali zum Sultan ausgerufen hätten; er eilte desshalb mit
seinem Gefolge zurück*], und nur eine kleine Zah) setzte di^
Reise nach Mekka fort.
$. 262. Auf Ahmeds Wunsch wurde im J. 780 sein Sohn
Huhämmed zum Mitregenten ernannt , um ihm die Nachfolge
zu sichern, denn die Regierung behielt der Vater aliein, da
der Sohn hoch sehr jung war. — Im J. 781 sandte der Sul-
tan von Jemen el-Malik el-Aschraf Ismä'II ben el-Malik el-
Afdhal *Abbäs mit der Pilgercar^ane unter dem Emir Ibn el-
Sunbuli zu Lande einen Umhang um die Ka*ba nach Mekka;
einer der Aegyptischen Emire wollte versuchen , die Heiligkeit
dieses Umhanges herabzuwürdigen, wurde aber von dem Statt-
halter Ahmed daraii verhindert. Es war dies nicht der eri^te
Umhang, der aus Jemen kam, da bereits der Sultan el-Malik
el-Muajjid bei seiner Thronbesteigung im J. 696 einen solchen
*) Diese Darstellung des FAsi weicht etwas ab ton der des Ibn
Tagri Bardi, Maured allatafet ed. Carlyle, plag. 87, da dieser nichts Ton
der Wallfahrt erwähnt.
17*
— 260 ~
geschickt hatle. — In demselben Jahre 781 war der Bau ei-
ner Badeanstalt begonnen , welche der Emir Zein ed-Dtn Ba--
raka el-'Othmäni^ erster Reichsverwescr in Clhira und Kriegs-
camerad des Sultans el-Halik ed^DhÄhir errichten liess \ es ist
die am Markte der Gewürzhttndler oder dem Ausraf-Markte
belegene Anstalt bei dem Thore der Banu Schaiba. — Im
Scha'bdn des J. 784 stiriete Umm el-Husein, Toc^hter des
Cidhi Schihäb ed-D!n el-Tabari, auf der Steinstrasse ein Hos-
piz für Arme, und im J. 787 JGramAI ed-Dtn Mabammed ben
Farag, gen. Ibn Ba*algad, am Thore el-Hazwara ein öbnliches
Hospiz.
§. 263. Als Ahmed ben 'Aglftn am 21. Scba'blin 788
starb, wurde sein Sohn Muhammed Alleinherrscher; aber we-
gen seiner Jugend übernahm sein Oheim Kubeisch ben 'AgUn
die Regierung. Dieser hatte ihn gewarnt, an dem gewöhnli-
chen Festzuge zum Einholen des neuen Umhanges für die
Ka'ba, den die Aegyptische Pilgercarawane mitzubringen pflegte,
sich nicht zu betheiiigen; indess hatte sich Muhammed nicht
warnen lassen und er wurde hierbei im Anfange des Monats
Dsul-Higga 788 von einem Fanatiker ermordet. Es entstand
hierdurch ein allgemeiner Kampf, in welchem sich 'Inän beo
Mugftmis ben Rumeitha mit dem Aegyptisehen Emir el-Märt-
dtni vereinigte und seine Verwandten, die Familie 'AgUn, ao
deren Spitze Kubeisch stand, nach kurzem Widerstände aus
Mekkd verjagte. 'Indn bemächtigte sich nun der Regierung
in Mekka und nahm auch tiidda in Besitz, überliess dieses je-
doch bald an Kubeisch und seine Anhänger, die dann nicht
säumten, die Stadt auszuplündern und namentlich Alles, kost-
bare und geringfügige Sachen, welche Aegyptisehen Untertha-
nen gehörten, sich anzueignen, wozu sich einige Anhänger
des 'Inän mit ihnen vereinigten ; die Sklaven ergriffen die
Flucht und trieben sich als Wegelagerer umher, während Inäß
sich ruhig in Mokka hielt. Er nahm zwei seiner Neffen^ Ah-
med ben Thucba und 'Aktl ben Mubärik ben Rumeitha, m
Mitregenten an und bald nachher einen dritten, 'Ali ben Mu-
bärik, der sich von Kubeisch und seiner Parthei lossagte und
zu ihm überging. Alle drei wurden mit ihm in das Gebet am
Brunnen Zamzam aufgenommen und *Inän hoffte dadurch seine
Regierung zu stärken, im Gegentheile schwächte er sie aber,
- 261 —
da sie nun am so öfter rerschiedener Helnangr waren und um
80 leichter Streitigkeiten unter ihnen entstanden.
§. 264. Nachdem der Sultan von Aegypten hiervon In Kenntniss
gesetzt war, erklärte er 'In&n für abgesetzt und ernannte an
seine Stelle den 'AH ben *Agldn ben Rumeitha zum Statthalter
von Mekka, und sobald dieser im Scha^bdn 789 die Ernennung
erhielt, brach er mit Kubeisch und der ganzen Familie *Ag'l&r)
mit ihrem Anhange nach Mekka auf. Allein 'InAn verweigerte
ihnen den Eintritt In die Stadt, es knm am unteren Thore bei
dem Berge Adsäcbir aiii 29. Scha'bAn zu einem Treffen, worin
Kubeisch und mehrere seiner Begleiter getödtet wurden, worauf
die Banu 'A^ldn sich nach Wddi Marr zurückzogen, bis sie
ziir Wallfahrtszoit dieses Jahres aus Aegypten Unterstützung
erhielten. Als sie nun wieder gegen Mekka vorrückten, zog
sich 'Indn mit seinen Anhängern daraus zurück und lagerte
sich bei el-Zeima in Wädi Nachia, und 'Ali hielt seinen Einzug
in Mekka. Der Sultan hatte gehoffi eine Aussöhnung herbei-
führen zu können und der Aegyptische Emir hatte den Auf-
trag, 'Inftn die Theilnahme an der Regierung d. h. die Hälfte
der Einkünfte anzubieten nnter der Bedingung, dass er zu dem
Einzüge der Aegyptischen Carawane und zur feierlichen Ent-
hüllung des von ihr mitgebrachten neuen Umhanges für die
Ka'ba erscheine und damit die Oberhoheit des Sultans von
Aegypten anerkenne;' 'Inän war auch bereit auf diese Bedin*
gung einzugehen, als er aber in die Nähe von Mekka kam,
fürchtete er sich doch vor der Familie 'Agiän und eilte mit
seinen Anhängern nach el-Zeima zurück. Nach dem Abzüge
der Pilger aus Mekka kamen sie nach el-Wädi und nahmen
den 'All ben 'Agldn als Mitregenten von ISidda an. Hierauf
reiste 'Indn in der Mitte des J. 790 nach Aegypten und wurde
dort zwei Jahre als Gefangener festgehalten, und unterdessen
regierte 'Ali allein. Nachdem alsdann der entthronte Sultan
el-Malik el-Dhdhir Barkük aus seinem Kerker zu Karak ent-
kommen und wieder zur Regierung gelangt war, wurde 'Inän
um die Mitte des Jahres 792 seiner Haft entlassen und in seine
Stelle als Mitregent von Mekka wieder eingesetzt, wo er um
die Mitte des Scha'bän eintraf. — Es herrschte um diese Zeit
in Mekka eine so grosse Theurung, dass ein Sack Getreide
mit 540 Dirhem bezahlt wurde und die Leute selbst die Hül-^
-^ 262 —
sen zu essen Tersachten ; 'durch die Zufuhren, welche der Sul-
tan schickte, wurde die Noth etwas gemindert. Aber auch die
Pest wüthete schrecklich und an manchen Tagen starben vier-
zig Personen in der Stadt.
S. 265, Die beiden Hauptpartheien» 'In^n mit der Familie
'Agiän und den ersten Beamten und * AU mit den übrigen Scheri-
fen , schlössen nun zwar Frieden , aber sie waren nicht im
Stande die Ruhe in der Stadt auf die Dauer zu erhalten^ weil
die Banu Hasan ihnen beständig entgegen arbeiteten. Am 24.
Qafr 794 kam es soweit, dass einige Partheigänger auf dem
Rennwege einen Angriff auf 'In4n zu machen im Begrifi' stan-
den; es gelang ihnen aber nicht seiner habhaft zu werden,
da er sich vor ihnen flüchtete, und er kam auch nicht nach
Mekka zurück, bis von dem Sultan der Befehl eintraf, datt
beide Statthalter persönlich vor ihm erscheinen sollten. 'Inän
kehrte jetzt in die Stadt zurück, um sich zu der Reise zu rü-
sten» und brach nach kurzer Zeit nach Aegypten auf, wohm
ihm alsbald *Ali ben 'Agldn folgte, nachdem er seinem Bruder
Muhammed mit den Sklaven die Regierung übertragen hatte.
Inän wurde in CAhira zurückgehalten , während *Ali mit der
Pilgercarawane des J. 794 als Alleinherrscher nach Mekka zu-
rückkehrte. Einen Monat nach seiner Ankunft Hess er meh-
rere der angesehensten Scherlfe und Beamten festnehmen,
schenkte ihnen aber bald wieder die Freiheit, nachdem er
durch falsche Berichte über ihre Ergebenheit war getäuscht
worden. Nun fingen sie erst recht an , die Leute gegen ihn
aufzureizen, und boten alles auf einen Zustand herbeizuführen,
dem seine Macht nicht gewachsen war; es kam auch soweiti
dass durch ihre Aufwiegelungen alle Sicherheit in Mekka und
Gidda aufhörte und die Kaufleute nach Janbu' zogen, sodass
die Mekkaner ohne Zufuhren blieben^ und in die grösste Noth
geriethen, bis am 9. Schawwäl 797 *Ali ermordet wurde. Sein
Bruder Hasan ben ^AglÄn, mit dem er in Streit gelebt hatte,
war schon früher nach Aegypten gereist » um sich, bei dem
Sultan zu beschweren , wurde aber dort als Gefangener zu-
rückgehalten; nach der Ermordung des 'AU begnadigte der.
Sultan den Hasan nicht nur, sondern ernannte ihn auch zum
SUtthalter, und er traf am 24. Rabf H. 796 in Mekka ein,
wo unterdessen der andere Bruder Muhammed mit den Skia-»
— 263 -
ven die Regierung geführt hatte. Hasan suchte in der Stadt
Ruhe und Ordnung herzusteilen und den Grund und die Ver-
anlassungen der schlechten Zustände zu beseitigen; vor allem
aber hielt er für nöthig, die Mörder seines Bruders zu bestra-
fen , und er zog gegen sie zu Felde und brachte ihnen am
28. Scbawwftl bei el-Zibära in Wädi Marr eine Niederlage bei,
wobei vierzig Mann von den Scherifen und ihrem Anhange
getödtet wurden, während er selbst nur einen oder zwei
Mann verlor.
$. 266. In der Zwischenzeit vor Hasans Ankunft war
nach langer Unterbrechung wieder einmal eine Pilgercaraw^ne
aus 'Irak angekommen, doch nur in sehr geringer Anzahl
von etwa 500 Camelen; mit der Syrischen Carawane traf aus
Haleb ein heuer Umhang für die Ka*ba ein , woher in frühem
Zeiten , soviel bekannt i3t, nur einmal ein solcher im J. 787
gesandt worden war. Aber es kam während der Wallfahrt
797 wieder zu ernsten Unruhen. Einer der Beamten hatte in
der Moschee etwas entwandt und es enstand darüber zwischen
seinen Begleitern und den Pilgern ein Wortwechsel, der als«
bald in Thätlicbkeiten überging; in und vor der. Moschee Wurde
gekämpft und die Habe der Pilger geplündert; der Emir aus
Haleb ^ Ibn el-Zein, eilte aus der obern Stadt mit Reitern und
Fussvolk herbei und stiess in der Unterstadt nach el-Schu-
beika hin auf die Mekkaner , welche in dem hier entstandenen
Kampfe die Oberhand behielten und ihre Plünderungen eiligst
fortsetzten und bei dem Abzüge nach Minä und in der Nacht
auf dem 'Arafa noch ausdehnten , wobei in der Schlucht, zwi-
schen *Arafa und Mus^dalifa mehrere Pilger getödtet wurden,
sodass sie sämmtlich schon am ersten Opfertage aufbrachen
und Mekka verliessen. Nach ihrem Abzüge nahm die Theurung
wieder so zu, dass ein Sack Weizen 330 Dirheni kostete, wäh-
rend er zur Zeit der vorigjährigen Wallfahrt unerhört billig nur
mit 70 Dirhom war bezahlt worden.
S. 267. Im J. 800 sandte der Sultan von Jemen el-Ma-
lik el-Aschraf einen Umhang für die Ka'ba unter Begleitung
von Eunuchen; in dem Zuge befand sich auchMuhammed ber^
'AgIAn, der in seine Dienste getreten war, und eine Menge an-
gesehener Kaufleute und Gelehrten aus Mekka ; als die Cara-
wane nicht mehr weit von der Stadt entfernt war, gingen ihre
-^ 264 —
Wasservorräthe zu Ende und es starben viele vor Dorsf. —
Am 8. iSumädä U. 801 gegen Abend stiegen Wolken über
Mekka auf, und es fing alsbald an zu regnen und goss in
Strömen zwei volle Tage bis zum zehnten nach Sonnenuntergang ;
der durch Mekka fliessende Wädi Ibrahim vereinigte sich mit
dem Wasser, welches von dem Platze Agjäd kam, und es ent-
stand, ein grosser See; die Fluth trat durch mehrere Thore in
die Moschee und erreichte hier eine Höhe von fttnf Ellen, so-
dass sie eine Elle höher stieg als die Schwelle der Ka'ba, de-
ren Treppe fortgetrieben wurde und bei dem Ibrahims Thore
an einer Säule hängen blieb ; zwei Säulen am Thore el-'Agala
wurden umgerissen, sodass die Bögen mit dem Dache einfie-
len. Auch viele Häuser in Mekka stürzten zusammen and un-
ter ihren Trümmern wurden gegen sechszig Menschen be-
graben ; die Leute verloren einen grossen Theil ihres Hausge-
räthes und in der Moschee gingen viele Corän Handschriften
zu Grunde. Am anderen Morgen rief der Muadsdsin aus, das
Frflhgebet in den Häusern zu halten, da man vor Schmutz und
Schlamm nicht in die Moschee kommen konnte, und aus dem-
selben Grunde wurde auch die Freitagspredigt nicht an dem
gewöhnlichen Platze bei der nördlichen Ecke de> Ka'ba, son-
dern auf der Nordseite der Moschee gehalten, und noch zwei
Tage nachher konnte der Umgang um die Ka'ba nicht gemacht
werden.
§. 268. Ein noch grösseres Unglück für die Moschee ent^
stand am 28. Schaww&l desselben Jahres. In dem bei dem
Thore el-Hazwara an sie anstossenden Hospiz des Rdmuscbt
($• 222) brach Feuer aus; ein Bedienter hatte in seinem Zim-
mer ein brennendes Licht stehen lassen und eine Maus hatte
den Leuchter nach ihrem Locho hingezogen , dadurch war das
Zimmer in Brand gerathen, und alsbald schlug die Flamme zu
den Fenstern heraus und zu dem Dache der Moschee empor.
Es brannte nicht nur ein grosser Theil jenes Hospizes ab, son-
dern auch das Dach der Moschee an der Westseite, da man
so hoch nicht hinaufreichen konnte um zu löschen, und so
dehnte sich das Feuer rasch weiter nach der Nordseite aus,
bis es an das Thor el-'Agala kam, wo man es als ein Glück
betrachten musste, dass mit den beiden durch das hohe Was-
ser umgeworfenen Säulen auch das Dach eingefallen war, so-
1
— 265 —
dass bei dieser Unterbrechung dem Feuer Einhalt gethan wer-
den konnte. Einhundert und dreissig Söulen waren durch die
Gluth zusammengestürzt und die Trümmer lagen so hoch, dass
man die Ka'ba von dieser Seite nicht sehen und den Umgang
nicht halten konnte (§. 286).
S. 269. Da Timurlenk im J. 803 Damascus einnahm und
die Kriegsunruhen den höchsten Grad erreichten, wobei zu-
gleich jede Sicherheit für Reisende aufhörte, so kamen in die-
sem Jahre gar keine Pilger aus Syrien ; dagegen führte der
Emir Beisak eine Carawane aus Aegypten her und brachte
von dem Sultan el-Malik el-Nd^ir Farag den Auftrag mit, die
Moschee wieder aufzubauen. Er blieb desshalb nach beendig-
ter Wallfahrt in Mekka und begann zunächst damit, den Platz
von dem Schulte zu reinigen und auf der Westseite und einem
Theile der Nordseile die Fundamente der Mauern und der Säu-
len aufzugraben ; die letzteren waren wie lauter einzelne Kreuze
gemauert und er liess sie jetzt fester in Form eines Schach-
brettes herstellen 9 bis sie mit dem Erdboden in gleicher Höhe
waren. An dem Berge el-Schubeika , zur Rechten wenn man
nach Mekka zu geht, wurden sehr harte Steine gebrochen und
in einem Halbkreise behauen , sodass je zwei einen vollen
Kreis bildeten, V^ Ellen hoch; diese wurden auf einen vier-
eckigen Grundstein, der zunächst auf dem Fundamente ruhte,
aufgelegt und mit eisernen Bolten an einander befestigt und
das Ganze mit Blei übergössen und damit fortgefahren, bis
man die Höhe der Säulen an der andern Seite der Moschee
erreicht hatte, und ein Kapital von Marmor darauf gesetzt.
Hierüber wurde ein viereckig behauenes Holz gelegt und bis
zur nächsten Säule ein Bogen gespannt und der Zwischenraum
von Backsteinen und Gyps gemauert, bis man an das Dach
kam. Die Säulen auf der Nordseite wurden aus Stücken von
weissem Marmor errichtet, die mit eisernen Bolten verbunden
waren. Mit diesem Bau war man gegen den Schluss des Mo-
nats Scha'bän 804 zu Ende gekoii^men und es war nur noch
das Dach darauf zu setzen ; dazu fehlte es aber an passendem
Holze, da in der Nähe von Mekka höchstens Palmen und kleine
Berg-Cypressen vorkommen, die zum Bauen benutz werden
können , die aber meist zu solchem Zwecke nicht lang genug
und nicht stark genug sind. Platanenholz kann aber nur aus
^■^ 266 —
Indien, oder Fichten • und Cedernholz nur aus Kleinasien be-
zogen werden; die Vollendung des Baues musste also aufge-
schoben werden, bis das erforderliche Holz herbeigeschaflt sein
würde, und Beisak, nachdem er noch die Wallfahrt mitgemacht
hatte, reiste nach Aegypten zurück um dafür Sorge zu tragen,
von dem Danke der Mekkaner begleitet für seine eifrigen Be-
mühungen, durch welche die Moschee so schnell gereinigt und
wenigstens soweit wieder hergestellt war. — Im J. 807 kam
Beisak wieder nach Mekka um das Dach fertig machen zu
lassen, nahm aber noch von den Bergen in Higaz aus der Ge-
gend von el-Täif viele Cypressen hinzu, die sich dazu eigne-
ten. Hiervon wurde das Dach gebaut und auch die drei an-
dern Seilen ausgebessert, wo mehrere Balken gebogen und
zerbrochen waren, sodass der Regen durchschlug; das Holz-
werk wurde bunt bemalt und vergoldet und zwischen den
Sftulen Ketten ausgespannt, um die Leuchter daran zu hän-
gen. — In dem genannten Jahre erschien nach einer Unter-
brechung von drei Jahren wieder eine Pilgercarawane aus Sy-
rien auf dem gewöhnlichen Wege und brachte einen Umhang
für die Ka'ba mit, ebenso im J. 807, in welchem auch der
Statthalter von Bagdad, ein Nachkomme des am 20. Scfaa'bäo
dieses Jahres verstorbenen Timurlenk, mit den Pilgern aus
Ir&k einen Umhang sandte; dagegen kamen im J. 808 aas
Syrien nur einige Kaufleute von Damascus über Gazza. und Aila.
§.270. Hasan ben 'Agiän regierte allein, bis im J. 809
sein Sohn Barakät zum Mitregenten ernannt wurde; das Di-
plom für ihn war vom Schu'b&n datirt und langte mit der
Aegyptischen Pilgercarawane in Mekka an; zugleich vvaren die
Syrer auf dem gewöhnlichen Wege gekommen und hatten eir
nen Umhang für die Ka'ba mitgebracht und man fürchtete, dass
es zwischen den beiden Emiren zu Reibungen kommen würde,
indess blieb es ruhig. Der Grund dieser Besorgniss war, weil
der Emir Uakam sich den Titel eines Sultans und den Beina-
men el-Malik el- Adil beigelegt hatte und sich in Haleb und
anderen Syrischen Städten in dem Kanzelgebete so nennen
liess, selbst in. Damascus eine kurze Zeit, bis nach kaum ei-
nem Monate hier wieder für el-Malik el-N&gir Farag, Sultan
von Aegypten, gebetet wurde. Hakam hatte, um sein Hobeits-
recht auszuüben, auch Münzen mit seinem Namen schlagen
— 267 —
lassen, el-Fdsi sah noch solche Dirhem. Da sich also Hakam
gegen el-Malik el-lfdgir ofTßn aufgelehnt hatte, so konnte die-
ser auch den von jenem ernannten Anführer der Pilger nicht
anerkennen, und man musste darauf gefasst sein, dass die
«Feindseligkeiten begönnen. Indess hatte der Aegyptische Emir
noch keine Verhaltungsbefehle für diesen Fall mitgebracht, und
erst auf der Wallfahrt des nächsten Jalires 810 wurde der Sy-
rische Emir festgenommen , nachdem die Aegypter mit dem
Statthalter von Mekka einen besonderen Plan dazu verabredet
hatten. Sobald nämlich der Syrer am Tage seiner Ankunft in
der Moschee erschien, um den ersten Umgang zu halten, be-
gab sich der Statthalter dahin, noch ehe jener den Schnell-
gang zwischen el-Qafä und el-Harwa gemacht hatte, und for-
derte ihn auf mit ihm zu gehen, um den Aegyptischen Emir
zu begrttssen ; er konnte dies nicht abschlagen , da er allein
war und seine Truppen noch vor. dem Thore standen, und als
er dorthin kam, wurde er festgenommen , d«nn als Gefange-
ner auf der Wallfahrt mitgeführt und unter Bedeckung nach
Aegypten geschafft. Dieses Verfahren hatte aber zur Folge,
dass schon am ersten Opfertage sämmtliche Pilger aufbrachen
und die Rückreise antraten , und dass von den Aegyptern nur
sehr wenige Medina besuchten, während der grösste Theil sich
zu dem Aegyptischen Emir hielt, der sich nach Janbu' wandte,
weil er auf der andern Strasse einen AngriiT der Syrer be-
fürchtete. Als Belohnung für den geleisteten Dienst erfüllte
el-Malik el-Näpir den Wunsch des Hasan und ernannte dessen
zweiten Sohn Schihäb ed-D!n Ahmed ebenfalls zum Mitregen-
ten neben seinem Bruder und übertrug dem Vater im ersten
Rabf 811 die Statthalterschaft von ganz Higäz, worüber das
Diplom gleich nach der Mitte des zweiten Rabf in Mekka ein-
traf, sodass in dem Kanzelgebete zu Mekka Hasan mit seinen
beiden Söhnen, in Medina Hasan allein genannt wurde. Zu
seinem Stellvertreter in Medina hatte er den ThÄbit ben Nu-
'air ben Mangür ben Cfamm&z bestimmt^ und da dieser starb,
ehe er. auf seinen Posten kam; ernannte er dazu, dessen Bru-
der *Aglftn ben Nu'air*), bis dieser im J. 812 durch seinen
'*') Vgl. SamhUdi, Geich. ▼. Medina. Cap. IV, 25, S. 83 fg.
— 268 —
Vetter Suleimdn ben Hibatallah ben JSammdz ben Mao^ür er-
setzt wurde.
§. 271. Im J. 812 sollte aber Hasan selbst nebst seinen
beiden Söhnen Ton der Regieninf; entfernt werden. Der SuU
tan eI->Malik el-Nägir war gegen sie aufgereizt und gab dem
Emir Beisak, als Anführer der Pilgercarawane , den Befehl sie
ihrer Aemter zu entsetzen. Beisak, der einen grösseren Wi-
derstand befürchtete^ rüstete sich wie zu einem Kriege und
nahm alle Gattungen von Waffen, Flinten , Kanonep und dgl.
mit sich und gab sich den Schein, als wolle er einen Zug nach
Jemen unternehmen. Sobald aber Hasan am 10. Dsul-Ca'da
hierTon Nachricht erhielt, sammelte er alle streitbaren Beduinen
aus der Umgegend von Mekka, aus el-Tft'iT, Ujja und anderen
Orten^ dazu seine sämmllichen Verwandten von den Banu Ha-
San mit ihrem Anhange, die Sklaven seines Bruders Ahmed
ben 'Aglän und die Bevölkerung von Mekka und brachte über
6000 Mann zusammen, darunter 4000 Beduinen und 600 Be-
rittene. Hasan wollte indess einen Kampf vermeiden und
wünschte vor allem, dass die Pilger nicht gegen seinen Willen
von seinen Soldaten zu leiden haben möchten: er ging also
auf den Ratb eines seiner Begleiter ein und wollte zu dem
Aegyptischen Emir schicken und ihn an die Heiligkeit des Ge-
bietes erinnern und ihm sagen lassen , wenn er in feindlicher
Absicht komme, so möge er die Pilger voraufschicken, oder
selbst einen Tag vor ihnen eintreffen. Während sie noch be-
riethen, wer diese Bestellung dem Emir überbringen solle^ kam
am 29, Dsul-Ca'da die erfreuliche Nachricht nach Mekka, dass
der Sultan sich eines anderen besonnen und beschlossen habe,
Hasan und seine Söhne in ihren Aemtern zu lassen, sein Kam-
merherr Feirüz werde den neuen Belehnungsbrief und die Ek«
renkleider mitbringen und für den Aegyptischen Emir den Be«-
fehl, sich aller Feindseligkeiten zu enthalten. Am folgenden
Tage kamen eine Menge Pilger an, denen Hasan entgegen ging
und in der Nacht auf den ersten Dsui-Higga schickte Feirds
einen Boten zu ihm und liess ihm sagen, dass er noch diese
Nacht eintreffen werde. Hasan sandte ihm eine Deputation ent-
gegen nach dem Thore von el-Schubeika» allein unglücklicher
Weise hatte Feirüz den Weg nach dem ob^rn Thore einge-
schlagen und als ihn hier die Thorwacben ankommen sahen.
— 269 —
erhoben sie ein Geschrei^ da sie einen feindlichen Angriff ver-
mutheten, die ganze Stadt kam in Bewegung and die Leute
meinten, die Nachricht von Feirüz sei nur aus List ersonnen.
In dem ersten Lärm wurden sogar einige. seiner Begleiter ge-
tödtet und Feirüz betrat die Stadt ganz niedergeschlagen ; in^-
dess Hasan wusste ihn sogleich zu beruhigen und versprach
ihm alles Gute. Nachdem dann der neue Belehnungsbrief vor*
gelesen war, kam man gegenseitig überein, alle Feindseligkeilen
einzustellen, der Aegyptische Emir solle die Waffen und Kriegs-
werkzeuge entfernen und seine Wohnung in dem Hospiz Habt'
am Platze Agjdd nehmen. Nun zogen zunächst die Pilger am
2. Dsul-Higga Nachmittags in die Stadt ein und am 3. folgte
der Emir Beisak ; er hielt seinen Umgang um den Tempel, be-
gab sich dann zu Hasan nach dem Agjäd und begrüsste ihn
mit Ehrerbietung und verweilte in Mekka, bis er am 8. nach
Minä aufbrach, wohin ihm eine Abtheilung der Pilger vorauf-
gegangen war. Hasan hatte in Erfahrung gebracht, dass ei-
nige seiner Beduinen einen Angriff auf die Pilger zu machen
beabsichtigten, und schickte dessiialb Leute nach ihnen, die sie
daran verhindern sollten; sie Hessen sich aber nicht abhalten^
sondern mordeten, plünderten und schnitten den Camelen die
Sehnen an den Füssen durch bei eKMäzimän oder den Eng-»
passen. Hasan und der grösste Theil seiner Begleiter hatte
desshalb die Wallfahrt nicht mitgemacht, weil auch die meisten
Einwohner von Mekka zu Hause blieben, aus Furcht, dass es
zwischen ihnen und dem Emir der Pilger zum Kampfe kom-
men könnte, und die Pilger waren daher in grosser Angst;
nur sein Sohn Ahmed zog mit einigen wenigen aus seiner
Dienerschaft aus. Der Chronist ei Fisi war selbst unter den
Wallfahrern und erzählt über diese Voriälle Folgendes: „Als
wir nach dem Orte von el-Hftzimän kamen, fanden wir die Ca-
aiele mit abgeschnittenen Sehnen und waren nahe daran aus
Furcht wieder umzukehren, allein Gott stärkte unsern Willen.
Was uns dann noch mehr auf den Gedanken brachte zurück-
zukehren , war, dass uns nahe bei el-Huzdahfa einige Leute
begegneten, die uns erzählten, dass die Pilger ihnen auf dem
Fusse nachfolgten. Der Grund hiervon war, dass die Pilger
bei ihrem Auszuge aus Mekka nicht bei Minä lagerten, son-
dern nach dem 'Arafa zogen, weil der Hanifitische Cädhi von
— 270 —
Mekka diesen Tag^ den 9. Dsul-Higga , für den Festlag hielt;
der Aegyptische Emir wollte aber auch den folgenden Tag
auf dem 'Arafa sein und ging desshalb an diesem Tage bis an
die Gränzsteine des 'Arafa nach Mekka zurück. Dies geschah
in der Nacht auf den Opfertag und da wir in el-Mnzdalifa
nicht hatten übernachten können, waren wir weiter gezogen,
nachdem wir uns nur solange aufgehalten hatten, als es die
Regel erfordert Am anderen Morgen verbreitete sich die
Nachricht, dass der Schertf 'Ali ben Mubftrik ben Rumeitha
aus Aegypten angekommen und , wie er sage , mit dem Emir
der Pilger zum Statthalter von Mekka ernannt sei. Es ent-
stand darüber eine grosse Aufregung unter den: Leuten, die
sich erst dann legte, als sich jene Nachricht als falsch erwies.
Gegen Abend kam Beisak nach Mekka zurück, machte den
Umgang zum Abschied und schon am zweiten Opfertage bra-
chen sämmtliche Pilger auf; der Emir befahl den Aegyptefn
auf der Hauptstrasse den- Weg nach Adsächir einzuschlagen
und von da zogen sie nach dem grossen Lagerplatze. el-Z&hjr,
wo die Waffen zurückgelassen waren. Wenn nicht Hasan mit
grosser Umsicht verfahren hätte, so wäre die Sache für die
Pilger weit schlimmer geworden.«
$. 272. Im J. 813 kam der Beherrscher von Kilwa in
Aetbiopien el-Malik ei-Mangür Hasan ben el«-Muajjid Suleimän
ben ei-Husein nach Mekka, vertheilte ansehnliche Geschenke aad
blieb noch einige Zeit nach der Wallfahrt, dann kehrte er ilber
Jemen zu Schiff in sein Reich zurück. Aus Bagdad, woher ia
den Jahren 807 bis 812 jährlich ein Umhang fürdieKa'ba ge-
sandt worden war, erschienen in diesem Jahre gar keine Pil-
ger, weil Ahmed ben Oweis, Sultan von Bagdad, mit Carä J4-
suf im Kriege begriffen war und getödtet wurde; aus dem
Persischen 'Irak kam eine Carawane, welche ihren Weg über
el-Hasä und el-Cat!f quer durch Arabien genommen hatte.
Da diesmal keine Partheiungen entstanden und allerseits die
friedlichsten Gesinnungen herrschten, blieben die Pilger auf
den Wunsch der Kaufleute, welche gute Geschäfte dabei mach-
ten, noch den nächsten Tag nach dem zweiten Opfertage
in Minä.
$. 273. Im J. 813 hatte der Sultan von Bengalen elr
Malik el-Manpür GijMh ed-DSn Abul-Mudhaffar A*dham ScMih
— 271 —
ben Iskander Scb&h auf Veranlassang seines Wezirs Chftn Gi-
hAn beschlossen » sich in Mekka ein i)leibendes Denkmal zu
setzen und schickte einen seiner Beamten Jdcüt el»Gijäthi mit
grossen Summen Geldes dahin, um seinen Plan auszuführen.
Bei seiner Ankunft in Mekka machte jÄcül zunächst dem Statt-
halter Hasan seine Aufwartung und überreichte ihm bedeu-
tende Geschenke, wofür er die Erlaubniss erhielt, die Aufträge
seines Herrn in Ausführung zu bringen;. von diesen Geschen-
ken behielt indess 'Hasan nur den dritten Theil für sich , das
übrige vertheiite er an die Armen. Nachdem dann Jäcüt den
Entschluss gefasst hatte^ eine hohe Schule und ein Hospiz zu
bauen, kaufte er zwei Häuser, welche am Thore Umm Häni an
die Moschee anstiessen, worüber der Contract am 1. Rama-
dhAn 813 abgeschlossen wurde; die Häuser wurden sofort ab-
gerissen und der Neubau begonnen. Umstände machten *es
erforderlich, dass der Kaufcontract im Monat Schawwäl noch
einmal aufgenommen wurde und nachdem die untere Etage
der hohen Schule und der grösste Theil der obern fertig war,
wurde am 17. Muharram 814 die Stiftungsurkunde aufgesetzt.
Die hohe Schule war für vier Lehrer bestimmt nach den vier
Rauptsecten und dazu die damaligen vier Cädhi's von Mekka
ernannt, und für 60 Studirende eingerichtet , nämlich zwanzig
Schäfi'iten, zwanzig Hanifiten, zehn M&likiten und zehn Haoba-
liten; der östliche Flügel würde den SchäC'lten und Hanifiten,
der westliche den Mälikiten und Hanbaliten angewiesen , ein
Zimmer war für gemeinschaftliche Zusammenkünfte eingerich-
tet und zehn Zellen zu Wohnungen verschiedener Armen. Am
letzten ^afr war der äussere, nach dem Urtheile der Sachver-
ständigen sehr solide Bau ganz vollendet und in den drei fol-
genden Monaten wurde das Gebäude noch von Aussen und In-
nen weiss übertüncht und ein Bassin im Hofe angelegt, und
Sonnabend den 7. 'Gumüdä 814 nahm der Unterricht seinen
Anfang nach folgendem Stundenplane für jede Woche : Für die
Schäfi'iten Sonnabend und Montag Morgens, für die Hanifiten
Sonntag» Mittwoch und Donnerstag Morgens, für die Malikiten
Sonnabend, Sonntag und Montag Nachmittags, für die Hanba-
liten Mittwoch und Donnerstag Nachmittags; der Chronist und
damalige Cädhi el-Fiksi war ,der erste Malikitische Lehrer an
dieser Anstalt. Zum Unterhalte derselben kaufte Jäcüt noch
— 272 —
zwei grosse Gfirten mit Palmen in der Fiur tod el-Hokäni in
WAdi Marr, welche die Namen Salima and el-Hnll fahren,
nebst vier Trfinken in jener Gegend und für diese Grundstöcke
und die beiden zoerst angekauften Hfiuser hatte er 12000Mith-
cAl Gold bezahlt. Ausserdem übergab er dem Statthalter noch
30,000 Mithcal um dafür die Wasserleitung in Mekka herstel-
len zu lassen.
Der Wezir ChAn JSihän hatte mit Jdcüt eisen seiner Un-
tergebenen Namens HAggi Icbftl abgeschickt, um auch den Be-
wohnern Medinas und dem dortigen Emir tiammlüE Geschenke
zn bringen, und ihm bedeutende Summen übergelieD, am auch
dort eine hohe Schule und ein Hospiz zu iMiuen. Das Schiff,
welches diese Gelder überbringen sollte, scheiterte in der Nfibe
▼on 'Gidda und Hasan nahm dem üblichen Rechte gemfiss tob
deft gestrandeten Gute den vierten Theil; aber das für tSam-
ouiz eignete er sich ganz an, weil dieser sich gegen ihn auf-
gelehnt und sich in Medina grosse Ungerechtigkeiten hatte zn
Schulden kommen lassen^ — Bei einem heftigen Regen im
J. 814 zeigte sich das Dach der Ka'ba sehr schadhaft, da das
Wasser an mehreren Stellen durchfloss; es wurde desshali^
einer gründlichen Ausbesserung unterzogen und mehrere neu!
Balkeii eingesetzL
S. 274. Nachdem der Sultan von Aegypten el-Malik el-
Niigir am 17. Qafr 815 in Damascos ermordet worden war,
gebngte der 'Abbasidische Schein -Chalif el-Mastatn billihi
Abul-Fadhl zu ^nem Ansehen, wie keiner seiner Vorgtnger
in Aegypten, sodass er auch von ihnen der einzige ist, unter
dessen Namen Münzen geprigl sind. In Mekka wurde ihn
teerst am 21. iSnmidi IL in dem Gebete bei deaa Brennea
Zamzam gehaJdigt und das Gebet dann tigtidi gesprochen, bis
am t7. Scha'b&n das Schreabea des neuen Snttaa U-Malik el-
Mnajjid Abu Na^ Scheich eintraf, worin er seine am 1. Scha-
hin erfolgte Thronhesteignng anzeigte, nachdem er von den
Chalifen und den ersten Beamten des Reiches ab rechtnissi-
ger Nachfolgte^r seia«« Vaters anerkannt sei. Jenes besondere
Gebet für den Chalifen höHe nun auf nnd es wnrde ftr ihn
*) Vgl« S i m kkü a. «. O. S. dt, wdcbcr iadaai aagiabt. dam 'G
mit tchoa im 1« 811
— 273 —
■
in der Predigt vor dem Sultan eine kurze Se^ensformel gespro-
chen; auch dies unterblieb seit dem 19. Schawwäl 816, da
ein anderer Prediger an die Stelle kam ; der frühere Prediger
führte am 2. Dsui-Higga den vorigen Gebrauch noch einmal
wieder kurze Zeit ein, dann wurde er im 2. Rabf 817 ganz
abgeschafft.
$• 275. Wir haben aus dieser Zeit eine ausführliche Nach-
richt über die Preise der Lebensmittel in Mekka , die wir hier
im Zusammenhange wiedergeben wollen. In der Mitte des J.
805 war die Theurung so hoch gestiegen, dass ein Sack Ge-
treide mit nahe an 500 Kämilischen Dirhem bezahlt wurde,
ein Sack Hirse kostete gegen 350, ein Mann d. i. zwölf Un-
zen Butter 150 Dirhem; dies sind die höchsten Preise, deren
man sich nur erinnern kann, und sie dauerten nur einige Tage,
bis Zufuhren aus Sawdkin ankamen. Als die niedrigsten Preise
für Butter sind notirt das Mann zu 30 Dirhem, und manche,
die sie zu di<;sem Preise nicht abgeben wollten, haben Vorräthe
davon gesammelt, doch ist sie in einzelnen Fällen selbst zur
Wallfahrtszeit in Minä noch billiger verkauft, sogar das Mann
zu zwölf Dirhem, also eine Unze zu 'einem Dirhem. Oben ist
als der niedrigste Preis für Weizen 70 Dirhem für den Sack
angemerkt, er ist aber einmal auf 40 Dirhem herunter ge-
wesen ; Hirse war in den 790er Jahren der Sack äusserst bil-
lig zu 40 Dirhem und je drei Sack sogar zu 100 Dirhem
verkauft, zu Anfange des 9. Jahrhunderts war der Preis 60 bis
70 Dirhem, dann stieg er am Ende des J. 811 beinahe auf
150 Dirhem und Ende 815 und Anfangs 816 erreichten die
Preise aller Getreidearten eine ganz ausserordentliche Höhe,
indem ein Sack Weizen nach Mekkanischem Maasse für 20
Florin *) und auf dem 'Arafa noch theurer verkauft wurde.
*) Es ist wohl Dicht zu bezweifelo, das unter dem Worte K^Äi^t
i5^j^', welches bei dieser Angabe yod el-F^si zum ersten Male und
dano stehend gebraucht wird, die Florentinische Goldmünze zu yer-
stehen und der Name selbst aus Flor in nach einer ahnlichen Um-
bildung wie Firenze aus Florenz entstanden sei, so dass aus firentimli
dem im Arabischen häufigen Vorschlage ifrenH geworden ist. „Ur-
sprünglich war es eine Goldmünze, ungefähr 1 Ducaten an Werth,
woraus auch die Deutsche Benennung guldener Thaler, Gülden, Gul-
18
— 274 —
Die Tbeurung nahm ihren Anfang gleich nach dem Feste der
beendigten Fasten des RamadhÄn 815, wo das Viertel Korn
von acht Mas'üdis bald auf zwölf stieg, dann ging es allmäh-
lig bis Zü 18 Mas*üdis in die Höhe und hielt sich so bis ge-
gen die Zeit der Wallfahrt, wo es 27 kostete ; bei der Ankunft
der Carawane aus Jemen fiel es plötzlich unter 18, doch nur
für wenige Tage, und hielt sich dann auf 18 und etwas höher.
Nämlich der Anführer der Jemenischen Carawano, der Cftdhi
Amin ed-Dln Muflih el->Turki, hatte Anfangs einige der mitge-
brachten Lebensmittel billig verkauft, einige sogar an die Ar-
men verschenkt, dann aber damit inne gehalten, um nicht sel-
ber in Noth zu gerathen. Seit dem 10. Schawwfti hatte der
Imäm in seinem öffentlichen Vortrage auch um Abwendung
der Theurung gebetet, sobald aber die Preise etwas gesunken
waren, hörte das Gebet wieder auf. Als nun aber die Pilger
eintrafen, fielen sie förmlich über alle Lebensmittel her und
desshalb stiegen die Preise wieder zu einer beispiellosen Höhe.
Nachdem die Bagtla und andere Araber alle ihre Zufuhren
eingebracht hatten , war am 6. Dsul-Higga der billigste Preis
des Getreides zehn Florin für den Hekkanischen Sack und er
stieg auf der Wallfahrt nach dem 'Arafa und Minä , sodass je-
der Aegyptische Scheffel Mehl für zwei Florin und zehn bis
zwanzig Dirhem, Gerste der Scheffel für zwei Florin , Weizeo
ein Viertel Mekkanischer Scheffel für 27 Mas'üdiscbe Dirhem
verkauft wurde, wonach sich der Sack auf etwa 19 Florin be-
rechnet, weil ein Florin zur Zeit der Wallfahrt mit etwa 57
Mas'üdis verwechselt wurde und ein Sack 40 Mekkanische
Viertel enthält. Nach dem Abzüge der Pilger aus Mekka hielt
sich der Preis auf etwa 27 Mas*üdis, aber der Cours der Flo-
rin sank auf etwa SO Mas'üdis, sodass sich der Sack auf mehr
als 21 Florin oder 18 Mithcäl berechnet, und es wurde auch
unmittelbar nach der Abreise der Pilger auf dem Markte am
Rennvvege der Sack für 20 Florin verkauft. Dieser Preis von
27 Mas'üdis und der Cours des Goldes erhielt sich bis in die
den eDtsUnden ist." Vgl. Magazin für die Lit. des Auslandes. 1849. —
Fleischer, Gatalog. libb. mss. bibl. senaU Lips. pag. 539 , wo das
W^irt im Türkischen io der ursprunglichereD Form ^ « Jld vorkommt.
— 275 —
MiUe des Muharram 816, dann sank er um ein bis zwei Dirhem und so
fort in diesem und dem folgenden Monate Qafr in der Aus-
sicht auf eine gute Dattelnerndte in dem bevorstehenden Som-
mer, sodass das Viertel um diese Zeit schon zu 20 Mas'üdis
verkauft wurde, weil viele Menschen sich schon mit den halb-
reifen Datteln begnügten. Hierauf sank der Preis auf etwa
16 Mas'üdis^ was den Leuten schon billig schien im Yerhält-
niss zu den Preisen zur Zeit der Wallfahrt im J. 815, und es
war doch immer noch theuer im Yerhältniss zu den Preisen
im Anfange des Jahres. Nach der Berechnung des J. 816
kam also der Sack auf etwa zehn Florin, weil der Cours der
Florin im Ramadhdn 816 zu etwa 60 Mas'üdis stand. Buch-
weizen kostete unmittelbar nach der Wallfahrt das Viertel 12
Mas'üdis, Gerste ebensoviel, Durra und Hirse soviel als Wei-
zen ; Datteln wurden gleich nach der Wallfahrt das Mann mit
neun Mas'üdis bezahlt, während der Wallfahrt noch höher.
Reis das Maass mit vier Florin, Dattelnkerne als Futter für die
Camele das Aegyptische Maass mit 1 V4 Fiorin. Die Theurung
erstreckte sich während dieser Wallfahrt auch auf frische
Früchte, eine grosse Melone kostete auf dem 'Arafa und in
Hinä einen Florin und mehr, ein unerhörter Preis I Der Grund
der Theurung lag darin , dass es in der Gegend von Mekka
im J. 815 zu wenig geregnet hatte und aus Jemen und Sawä-
kin kein Getreide eingeführt werden konnte, weil dort selbst
Theurung herrschte, denn in Jemen hatte es ebenfalls an Re-
gen gefehlt und in SawAkin waren die Früchte von Heuschre-
cken vernichtet, sodass hier ein Mekkaniscber Sack Durra 30
Mithcäl Gold kostete. Ans dem Dorfe Cauünä in der Nähe
von Halj war nach Jemen und Sawäkin und auch nach Mekka
Getreide gebracht, und es ist zu verwundern, dass ein so klei-
ner Ort soviel zu liefern im Stande war.
§. 276. Am 24. 'Gumädä U. 816 zur Mittagszeit gelang
es dem Rumeitha ben Muhammed ben 'Agldn, einem Vetter
des Sultans Hasan, mit einer kleinen Parthei, die er auf seiner
Seite halte, die Stadt zu überrumpeln, und es schlössen sich
ihm einige Fremde ah, die eben in Mekka anwesend waren.
Hasan befand sich gerade ausserhalb der Stadt, und als er da-
von benachrichtigt wurde ^ eilte er schnell herbei und rückte
mit seinen Truppen von der obern Strasse in die Stadt vor;
18*
-- 276 —
die Vordersten sahen noch, wie Rumeitha mit seinen Anhän^
gern, die bei ihrer geringen Zahl keinen Widerstand mit Er-
folg leisten konnten, auf der andern Seite sich aus der Stadt
entfernte. Hasan verfolgte sie noch eine Strecke Weges,
wandte sich dann aber aus Mitleid von ihnen ab^ und der
ganze Vorfall mochte nicht viel über eine Stunde gedauert
haben.
Indess fand sich Hasan hierdurch doch veranlasst, mit den
Mauern der Stadt eine gründliche Ausbesserung vorzunehmen.
Wer die Mauern zuerst angelegt hat, ist nicht bekannt, es
kommen Andeutungen vor, nach denen schon zur Zeit des
Chalifen el-Huctadir eine Mauer vorhanden war; da die Berge
zu beiden Seiten schon natürliche Mauern bilden, so war es
nur nöthig, die drei Zugänge zu der Stadt zu schliessen, und
es war desshalb am obern Ende derselben die Mauer von ei-
nem Berge zum andern gezogen mit zwei Thoren y yon denen
aber das eine fast beständig verschlossen war. Von den bei-
den Mauern am untern Ende schloss die eine in Südwest das
Thal el-Schubeika ab und danach war das Thor el*Schubeika
genannt, die andere im Süden sperrte die Strasse nach Jemea
und das Thor hiess davon das Thor von Jemen oder das Thor
el-Mägin, nach einem Teiche, der gleich in der Nähe lag.
Die obere Mauer war schon einmal von dem Scherif Abu-'Aziz
Catftda ben Idrts ausgebessert, und während seiner Regierung
Hess der Fürst von Arbela el-Malik el-Mudhaffar das Thal el-
Schubeika ebnen und die dortige Mauer im J. 607 aufführen.
Die Länge der Stadt von dem oberen Thore bis nach dem
von el-Schubeika beträgt 4271 Ellen. Für die obere Mauer
war im J. 687 zu Kanbäja (Campäja) in Indien ein neues Thor
angefertigt, dem Sultan Ahmed ben 'Agiän zum Geschenk ge-
macht und von 'Inän ben Mugämis aufgerichtet, während er im
J. 789 die Regierung führte. Hasan Hess also die Mauern
ausbessern, die Oeffnung, die sich noch in der Nähe des obera
Thores bei dem Teiche eU(^ärim fand, ganz schliessen, die
Mauern theilweise erhöhen und mit Zinnen versehen.
$. 277. Zur Wallfahrt des J. 816 erschien eine Carawane
aus Bagdad von Ibn Carä Jüsuf abgesandt, der sich viele Pil-
ger angeschlossen hatten; sie brachte einen Umhang für die
Ka'ba mit und am 16. Dsul-Higga wurde nach der Vorlesung
— 277 —
des Abschnittes aus dem Corän^ welcher für den Beherrscher
von Bagdad vorgelesen zu werden pflegt, für Ibn Carä Jüsuf
und seinen Vater das Gebet gehalten. — Nachdem die Pil-
ger im J. 817 frühzeitig Bingelroffen waren, entstand am 5.
Dsul-Higga in der Moschee ein Kampf, wodurch die Heiligkeil
des Ortes im höchsten Grade entweiht wurde. Die Veranlas-
sung dazu war, dass der Aegyptische Emir einen Sklaven von
der Mekkanischen Schutzwache zurechtgewiesen und ins Ge-
fängniss hatte abführen lassen, weil er seinem Verbot zuwider
Walfen trug. Während nun der allgemeine Gottesdienst ge-
halten wurde, stürtzte eine Anzahl der Schutzwache zu Pferde
durch das Ibrahims Thor in die Moschee , einige mit Panzern
bekleidet, andere ohne dieselben ; sie drangen bis zu dem
Platze der Hanifiten vor, wo ihnen die Türken und Pilger ent-
gegen traten, es entspann sich ein Kampf, die Mekkaner wur-
den aus der Moschee hinausgetrieben, die Türken folgten ih-
nen bis auf den Harkt der Kornhändler in der unteren Stadt,
wo noch die Aegypter zu ihnen stiessen, und der Aegyplische
Pöbel fing an, hier und auf dem Markte am Rennwege und in
einigen Häusern der Mekkaner zu plündern. Gegen Abend
Hess der Emir die Thore der Moschee bis auf drei zunageln
und seine Pferde in die Moschee bringen, wo sie in die öst-
liche Halle gestellt wurden nahe bei seiner Wohnung im Hos-
piz el-Scharäbi, dem gewöhnlichen Absteigequartiere der Ae-
gyptischen Emire. Die Pferde blieben die Nacht in der Mo-
schee, das Haus des Emir wurde erleuchtet und an den vier
Betplätzen in der Moschee Lichter angezündet; auch viele Ae-
gyptische Pilger brachten die Nacht in grosser Angst in der
Moschee zu. Die Schutzwache mit ihrem Anhange hatte die
Absicht die Pilger, die sich auf der Hauptstrasse el-Abtah
und ausserhalb der Moschee befanden, auszuplündern, wurden
aber durch den Scherif Hasan ben 'Agie^n davon zurückgehal-
ten. Am anderen Morgen begab er sich zu ihnen nach dem
Platze am Brunnen von el-Tunbuddwia in der unteren Stadt,
wo sich auch die angesehensten Männer der Stadt versammel-
ten, und er gab ihnen deutlich zu erkennen, dass er ihr Be-
nehmen missbillige und sehr wünsche den Streit beigelegt zu
sehen. Er veranlasste sie selbst zu dem Emir zu gehen und
die Hand zum Frieden zu bieten^ wozu dieser gern bereit war;
-- 278 —
auf Hasans Wunsch Hess er den Gefangenen frei und erhielt
dagegen das Versprechen, dass die Wachen in keiner Welse
ihre Untergebenen gegen die Pilger aufreizen wollten, und
nachdem Hasans Sohn Ahmed dem Emir noch einen Besuch
gemacht und von diesem ein Ehrenkleid erhalten hatte, wurde
der Streit beigelegt , die Gemüther beruhigten sich ond der
Verkehr fing wieder an. Es waren aber viele Verwundun-
gen vorgekommen , an deren Folgen von beiden Seiten meh-
rere starben, und seit dem Tumult unter dem Emir Cundus
im J. 761 war die Moschee nicht in ähnlicher Weise ent-
weiht worden.
$. 278. In diesem Jahre 817 herrschte eine Meinungs-
verschiedenheit über den Tag, an welchem das Fest auf dem
'Arafa zu feiern sei ; eine grosse Zahl der Pilger, die zu W^as-
scr und zu Lande nach Mekka kamen, und selbst einige Mek-
kaner behaupteten, den Neumond des Dsul-Higga schon in
der Montagsnachl gesehen zu haben , während der grösste
Theil der Hekkaner und der Aegyptischen Pilger das Eintref-
fen desselben erst für den folgenden Tag annahmen. Man
vereinigte sich dahin , Dienstag Morgens den 8. Dsul - Higga
nach dem 'Arafa aufzubrechen und die. meisten Pilger zogen
dahin, ohne sich in Minä aufzuhalten, und kamen zur Zeit des
Abendgebetes dort an; der grösste Theil der Mekkaner war
aber erst Nachmittags gefolgt und ebenfalls ohne in Minä xu
bleiben nach dem 'Arafa gezogen. Als sie in den Engpässen
el-Mäzimän waren, wurden sie von Räubern überfallen und
ausgeplündert, mehrere verwundet, einige getödtet und den
Cameien die Fusssehnen durchschnitten. Der Chronist el-Fäsi
befand sich mit einigen Mekkanern in der Nähe , kam aber
glücklich davon. Sie blieben in 'Arafa bei den Pilgern die
Nacht auf den Mittwochen und den folgenden Tag bis Sonnen-
untergang und flüchteten dann nach Muzdalifa, wo.sie wieder
die Nacht bis kurz vor der Morgendämmerung zubrachten und
dann nach Minä aufbrachen, wo sie mit dem hellen Tage ein-
trafen, in Minä wurde in den beiden Nächten auf dem Mitt-
wochen und Donnerstag viel gestohlen und es kamen dabei
mehrere Verwundungen vor; Mekkaner hatten sich nur we-
nige an der Wallfahrt betheiligt und am Morgen des zweiten
Opfertages brachen säuimtliche Pilger auf und bezogen das La-
~ 279 —
ger in der Nähe von el-Tan'im. Nach dem Abschiedsumgange
hatten sie nur aus dem oberen Thore hinausziehen können,
da das Thor von el-Schubeika ihnen verschlossen war, worü-
ber der Emir und die angesehensten Pilger bei ihrer Abreise
sehr ungehalten waren. Die Carawane aus Bagdad hatte wie
gewöhnlich einen Umhang für die Ka'ba mitgebracht, aber die
Bagdadenser Hessen nicht wie sonst in der Moschee für ihren
Sultan aus dem Cordn vorlesen , sondern schlössen sich so-
gleich den Aegyptern und Syrern an^ aus Furcht dass ihnen
mehr Abgaben abgefordert werden möchten.
S. 279. In Folge der über diese Vorfälle bei dem Sul-
tan von Aegypten el-Malik el-Huajjid vorgebrachten Beschwer-
den wurde Hasan mit seinen beiden Söhnen abgesetzt und
seinem Neffen Rumeitha ben Muhammed ben 'AglÄn ben Ru-
meitha die Regierung übertragen; das darüber ausgefertigte
Decret war schon vom 24. Qafr 818 datirt und darin bestimmt
ausgesprochen , dass Rumeitha an die Stelle seines Oheims
zum Vice-Sultan von Higäz und an die Stelle von dessen bei-
den Söhnen zum Emir von Mekka ernannt sei; aber er wagte
nicht eher nach Mekka zu gehen, bis er der Unterstützung der
Aegyptischen Carawane gewiss war, und deshalb wurde seine
Ernennnng erst am 1. Dsui-Higga bekannt gemacht und in der
ersten Woche dieses Monats in der Predigt und in dem Gebet
bei dem Brunnen Zamzam zum ersten Male sein Name ge-
nannt. — Der SuUan schickte mit der Pilgercarawane eine
neue Treppe für die Ka'ba und einen neuen Minbar, auf wel-
chem der Prediger am 7. Dsul-Hig^a die erste Predigt hielt,
auch kamen reichliche Geschenke, mit deren Vertheilung der
Emir Tagri Barmasch, Commandant der Türkischen Besatzung,
beauftragt wurde. Die Wallfahrt verlief sehr ruhig, die Pil-
ger verweilten in Minä bis die Sonne über dem Berge Thabir
aufging, und auf dem 'Arafa wurden nach altem Gebrauche^
der lange Jahre nicht beobachtet war, die fünf Gebete ge-
halten. —
§. 280. Indess schon am 18. Ramadhän 819 erschien
ein neues Decret, nach welchem Rumeitha seinen Platz wie-
der an Hasan abtreten sollte, und da er nicht gutwillig wei-
chen wollte, wurde er am 25. Schawwäl angegriffen. Hasans
.Truppen näherten sich der Stadt am obern Thore und trieben
— 280 —
die Wache zurück, wurden aber dann von Rumeiibas Anhän-
gern mit Lanzen, Pfeilen und Steinen empfangen; einer von
ihnen war auf das Thor geklettert , hatte es mit Oel bestri-
chen und Feuer darunter gelegt, sodass es verbrannte und zu-
sammenstürzte; andere erstiegen die Hauer auf der Seite des
nördlichen Berges neben dem Todtenhofe, aber eine Abthei-
lung Türken gewann einen höher gelegenen Punkt an dem
Berge und warf von da mit Pfeilen und Steinen auf die Sol-
daten in den Strassen, welche davon viel auszustehen hatten.
Unterdessen hatte 'eine andere Abtheilung eine zehn Ellen
breite Oeffnung in die Hauer gebrochen bis auf die Erde
herab, und hier machte die Reiterei einen Angriff, wurde aber
mit Verlust wieder aus der Stadt hinausgeworfen, wiewohl
auf Seiten Rumeithas weit mehr Leute gefallen waren. Auch
bei dem Teiche el-(^ärim ward die Mauer durchbrochen, allein
der Teich hinderte das Vordringen in die Stadt. Wiewohl
nun Hasan an Truppenzahl seinem Gegner weit überlegen war,
und die Stadt hätte erobern können , wenn er sie mit seiner
ganzen Macht angegriffen hätte, so war er doch abgeneigt,
den Kampf weiter fortzusetzen, um die Einwohner und die
Anhänger Rumeithas zu schonen, und es kam ihm desshalb
sehr gelegen, dass mehrere gelehrte und fromme Männer aus
der Stadt bei ihm erschienen und ihn baten von dem Kampfe
abzustehen, und er war gern dazu bereit, wenn seine Gegner
die Stadt räumen wollten. Als sie diese Nachricht zurück-
brachten, fielen die Einwohner von Rumeitha ab, er musste
sich in das Innere der Stadt zurückziehen und Hasan rückte
mit allen seinen Truppen ein; er Hess bei den beiden Teichen
in der Obersladt Zelte aufschlagen und blieb dort fünf Tage,
um allen seinen Gegnern Zeit zu lassen , sich zu entfernen,
und sie wandten sich nach Jemen. Im Qafr 820 kehrte Ru-
meitha zurück um sich seinem Oheim zu unterwerfen, und
sie kamen sich mit gegenseitiger Hochachtung entgegen. —
Vom J. 818 bis 820 waren die Pilger aus Bagdad regelmässig
erschienen ; vom J. 821 an blieben sie aber mehrere Jahre
ganz aus wegen der Unruhen, welche durch den Krieg des
Sultans von Bagdad gegen Schäroch veranlasst wurden.
§. 281. Auf die theuren Jahre folgte eine ungemein
wohlfeile Zeit und im J. 8l9 kostete der Sack des besten Vi^ei-
— 281 —
zens aus dem Orte Lukeiin bei el-TM fflnf Florin, der Sack
SO gen. Katzen, d. i. eine Art Korn, die dem Weizen ähnlich
ist, 4V4 Florin und ein Sack Durra drei Florin und in Wädi
Marr sogar nur zwei Florin und sechs, Has'üdische Dinare;
der Cours der Florin stand in dem Wädi zu 15 Mas'üdischen
Dinaren; Butter die Unze sieben Mas'üdis oder ein Mann für
1 V5 Florin ; Fleisch jedes Mann für sechs Mas'üdis, Datteln je-^
des Mann für zwei Mas'üdische Dirhem und der Cours der
Florin stand zu Mekka etwas über 44 Mas'üdis. Zur Zeit der
Wallfahrt und im Anfange des J. 820 waren dagegen die Le-
bensmittel sehr theuer und es wurde der Sack Durra zu 13
Florin verkauft. Dies dauerte indess nicht lange und im J.
821 kostete der Sack Durra zu Mekka drei Florin, zu ddda
2V4. bis 2V2 Florin; Honig wurde unerhört billig sieben Mann
für einen Fiorin verkauft. Gegen das Ende des Jahres stiegen
die Preise und im J. 822 wurde der Sack Durra mit acht
Florin bezahlt, Buchweizen eben so theuer, und die Preise
hielten sich auf dieser Höhe bis in den ersten 'Gumädä ; Wei-
zen war der Sack auf zwölf Florin gestiegen, fiel dann aber
auf zehn Florin und darunter.
Am 7. Rabf I. 822 wurde die Bedachung über dem Zam-
zam, wo die Muadsdsin im Schatten zu sitzen pflegten , abge-
rissen, weil das Holzwerk zerfressen war, und von behauenen
Steinen wieder aufgeführt, auch die Bassins am Zamzam er-
weitert, womit man im Ragab fertig wurde. Der Kanal der
Quelle Bäzän, welcher bei einer Ueberfluthung zerstört war,
wurde ausgebessert und dadurch die Theurung des Wassers
gehoben.
§. 282. Nachdem el - Malik el - Muajjid am 2. Muharram
824 gestorben und ihm sein Sohn el -Malik el-Mudhafiar Ah-
med unter der Vormundschaft des Emir Tatar gefolgt war^
stellte dieser für die Regierung von Mekka eine neue Beleh-
nungsurkunde für Hasan und seinen Sohn Barakät aus, die vom
14. Qafr datirt am 12. Rabf I. in Mekka eintraf Und am Mor-
gen des 14. öfi'entlich bei dem Brunnen Zamzam in Gegen-
wart der Cddhis und angesehensten Einwohner verlesen wurde ;
hiernach wurde noch ein besonderes Schreiben vorgelesen»
worin der Tod des Muajjid angezeigt war, und dass von ihm
sein Sohn zum Nachfolger ernannt und als solcher von sei-
— 282 —
nen getreuen Unterthanen anerkannt sei und nun den Thron
bestiegen habe u. s. w«, dass er den Hasan und seinen Sohn
Barak&t als Stalthalter von Mekka besttttigt habe und diese
auffordere, für das Wohl der Unterthanen, der Kaufleute und
aller Muslimen Sorge zu tragen. Für einen jeden von beiden
war zugleich ein Ehrenkleid aus dem Schatze des Sultans ge-
schickt, Barakät zog das seinige sogleich an, machte den Um-
gang um die Ka'ba, wtthrend die Muadsdsin dem Gebrauche
gemäss auf dem Zamzam das Gebet für ihn sprachen , worauf
er durch das Thor von el-Qafä sich aus der Moschee ent-
fernte und durch die Hauptstrassen von Mekka ritt ; sein Va-
ter war damals abwesend in der Gegend von WAdijAn im Di-
strictc von Zabtd in Jemen.
§. 283. Die Unruhen in Syrien und Aegypten, wo von
824 bis 825 in der Zeit von 15 Monaten vier Herrscher nach
einander den Thron bestiegen, hatten für Mekka kaum eine
andere Folge, als dass eben so oft der Name des Sultans
in dem Kanzelgebete gewechselt wurde* Indess erneuerte
und erweiterte el-Malik el-Dbähir Abul-Fath Tatar die ältere
• • •
Verordnung, dass von Lebensmitteln wie Kohl, Früchten, Korn
u. d. gl. bei der Einfuhr in Mekka kerne Abgabe erhoben
werden solle, wogegen dem Statthalter Hasan jährlich 1000
Dinare aus dem Staatsschatze in Aegypten angewiesen wur-
den; die betreffende Bekanntmachung war an dem Tempel in
Mekka in Stein ausgehauen. — Der 27. Dsul-Higga 825
brachte durch Gewitterregen eine grosse Ueberschwemmung
über Mekka; das Morgengebet konnte schon nicht mehr an
der gewöhnlichen Stelle am Abrahams Stein gehalten werden,
da hier die Moschee schon ganz unter Wasser stand, der
Schäfi'itische Imäm hatte sich auf die nördliche Seite gestellt;
nach beendigtem Gebete konnte der Diener die Wachskensen
nur noch mit grosser Noth nach dem Aufbewahrungsorte brin-
gen, der zwischen der Tränke des 'Abbfts und dem Zamzam
liegt. In der Trinkhalle war ein Diener zurückgeblieben, und
als das Wasser immer höher stieg, trat er erst auf eine Er-
höhung, dann auf eine Lade, die dort stand, zuletzt miisste er
froh sein, dass er sich mit grosser Anstrengang noch nach
der Seite von el-Qafä retten konnte. Das Wasser stand zu-
letzt mannshoch in der Moschee bis über den schwarzen Stein,
— 283 —
erreichte die Thür der Ka'ba und trieb die Treppe nach dem
Hazwara Thore. Ein Mann setzte sich in einen Kasten, wel-
cher bei der Ausbesserung einiger Säulen benutzt war und in
der Halle stand, und fuhr damit umher und rettete mehrere
Menschen, welche in den Fenstern hingen und in Gefahr wa-
ren zu ertrinken. Im Wasser war keiner umgekommen, aber
vier Personen wurden in jener Nacht auf dem Platze von
Tunbudäwia in der Unterstadt vom Blitz erschlagen. In der
Moschee blieb, als sich das Wasser verlaufen hatte, viel Schmutz
und Schlamm zurück, was sehr schwer wieder zu reinigen
war, auch hatten besonders die Kaufleute in den Häusern an
dem Wasserwege, auf dem Nachtmarkt, in der Gegend von
el-Qafä und in der Unterstadt grossen Schaden erlitten und in
der Oberstadt war das neue Thor und die Strecke der Mauer
bis zum alten Thore 28 Ellen lang eingerissen.
$. 284. el-Malik el-Aschraf Abul-Nagr Barsabäi, welcher
sich am 8. Rabf II. 825 des Thrones von Aegypten bemäch-
tigt hatte, schickte gleich im ersten Jahre seiner Regierung
den Emir Hucbil el-Cudeidi nach Mekka mit dem Auftrage,
die nöthigen Ausbesserungen an der Moschee vorzunehmen ;
besonders wurden hier mehrere Balken in dem Dache, welche
zerfressen und morsch geworden waren, durch neue ersetzt,
ebenso auch in dem Dache der Ka'ba, wo auch die Balken,
an denen der Umhang aufgehängt wird, erneuert und mit gro-
ssen eisernen Nägeln sehr dauerhaft befestigt Wurden. Im J.
826 erhielt derselbe Emir Mucbil den Auftrag, die Marmor-
platten im Inneren der Ka'ba auf dem Fussboden und an den
Wänden nachzusehen; an die Stelle der schadhaften wurden
neue gesetzt und bei der Gelegenheit auch eine Säule im In-
nern, welche oben etwas ausgewichen war, wieder in die rich-
tige Lage gebracht. Der Name des Sultans Barsabäi wurde
in eine Marmorplatte an der Wand eingehauen und vergoldet.
Hiernach wurde auch der Higr von Marmor neu hergerichtet
und das so gen. Leichenthor neu gebeut und mehrere andere
Thore und die ganze Moschee ausgebessert. Auch wurde der
rothe Umhang im Innern der Ka'ba, der von el-Malik el-Nägir
Hasan ben Caläwün herstammte, abgenommen, da Barsabäi
durch den Emir Zein ed-Din Abd el-Bäsit ben Chalil einen
neuen sandte. Dies ist derselbe.Abd el-Bäsit, welcher bald nach-
- 284 —
her in Mekka die hohe Schule el-Bäsitia erbauen Hess, für
welche er in Aegypten bedeutende Vermttchtnisse stiftete, die
leider I durch schlechte Verwaltung ganz in Vergessenheit ge-
rathen sind; er selbst ist am 25. Schawwftl 854 gestorben.
S- 285. Im Anfange des J. 827 ernannte Barsabfti den
'Ali ben Inftn ben HugAmis, der sich in CAhira aufgehalten
hatte , zum Statthalter von Mekka , und er hielt unter dem
Schutze eines Corps, das er aus Aegypten mitbrachte, am 6.
tiumädä I. drei Tage nach einer grossen Ueberschwemmung
ohne Kampf seinen Einzug in Mekka , da Hasan und sein Sohn
mit ihrem Anhange vorher die Stadt verlassen hatten. 'Ali
hatte seinen Belehnungsmantel angelegt und hielt den sieben-
maligen Umgang um die Ka'ba, während der Muadsdsin auf
dem Zamzam seinen Ruf für ihn erschallen liess ; nach been-
digtem Gebete wurde die Belehnungsurkunde bei dem Zamzam
verlesen, worauf er vom Thore el-^afä aus seinen Umzug durch
die Strassen der Stadt hielt. Am dritten Tage begab er sich
nach tridda, um das, was aus Indien und anderen Gegenden
angekommen war, in Augenschein zu nehmen; er benahm sich
gegen die Fremden sehr gnädig und kehrte mit den Truppen
am 7. iSumädä II. nach Mekka zurück. Es sind Münzen mit
seinem Namen geschlagen. — In diesem Jahre wüthete die
Pest in Mekka; oft sah man am Leichenthore sieben und mehr
Todte zugleich, für welche das Gebet gehalten werden sollte,
an manchen Tagen starben über zwanzig Menschen und im
Ganzen erlagen ihr nahe an 200 namhafte Personen.
S. 286. Im Anfange des Dsul -Higga 828 erschien unter
dem Schutze der Aegyptischen Pilgercarawane der vorige
Statthalter Hasan ben 'Agiän und hielt am 4. des Monats sei-
nen Einzug in. Mekka 9 bekleidet mit dem Belehnungsmantel,
den ihm Barsabäi gesandt hatte; er übernahm die Regierung,
das Gebet wurde für ihn gehalten, aber nach beendigter Wall-
fahrt begab er sich nach Aegypten, wo ihn der Sultan mit
hohen Ehren empfing. »Am 20. iSumädä 1. 829 wurde ihm
aberiQals die Statthalterschaft von Mekka übertragen , er war
aber erkrankt und während die Vorbereitungen zur Abreise ge-
macht wurden, starb er am 16. JSumadäll. in Cähira. — 1^-
San war, wie wir aus mehrfachen Zügen sehen, ein frommer,
friedliebender Mann, der nur einige Male durch seine Gegner
— 285 —
und durch seine eigne Parthei zu Gewaltmassregeln gedrängt
wurde; dass er sonst für das Wohl seiner Unterthanen bedacht
war, geht unter anderm aus den vielen Bauten hervor, wel-
che während seiner Regierung ausgeführt wurden. Schon im
J. 803 baute er in der Nähe der hohen Schule el-HugAhidia
ein Hospiz, welches in Mekka seines Gleichen nicht hatte; es
wurde mit Besitzungen in Minä und Wädi Marr dotirt. Im J.
811 Hess er die grosse Wasserleitung vonHunein her wieder-
herstellen, welche jetz auch noch unterhalb Mekka den Teich
el-Mägin füllte; ein Schlauch Wasser wurde nun für V4 Mas-
'üdi verkauft, während er früher zwei Mas'üdische Dirhem ge-
kostet hatte; in den beiden folgenden Jahren wurden noch ei-
nige Verbesserungen in der Leitung gemacht, und im J. 812
bei Minä auch eine Tränke von ihm angelegt. Auf dem Ag-
jäd Platze hatte er sich einen Pallast bauen lassen, womit im
J. 816 noch ein Hospiz verbunden wurde. In den Jahren
814 bis 816 wurde das grosse Krankenhaus des Hustangir
wieder in Stand gesetzt. Da es ganz verfallen war, machte
Hasan mit dem Cädhi von Mekka iSamäl ed-D!n Ibn Dhuheira
einen Contract, dass es ihm für 40,000 Dirhem auf hundert
Jahre überlassen würde, dass er aber diese Summe für die
Wiederherstellung verwenden dürfe. Es wurde nun fast ganz
abgetragen und aufs schönste wieder aufgebaut und mit einer
Säulenhalle und einem Wasserbassin versehen. Nach einer
darüber aufgenommenen Urkunde sollte es zur Aufnahme ar-
mer, verlassener Kranken dienen, die von Niemand sollten hin-
ausgewiesen werden, sondern bis zu ihrer völligen Genesung
und wenn Stellen darin offen wären, selbst dann noch länger
darin bleiben könnten. Die Aufsicht sollten zunächst seine
beiden Söhne Barakät und Ahmed führen, dann deren männ-
liche Nachkommen in gerader Linie mit Ausschluss der weib-
lichen und Seiten - Verwandten. Diese Urkunde wurde zur
Beglaubigung auch von dem CAdhi der Malikiten Radhi ed-Dln
Abu HÄmid Muhammed ben Abd el-Aahman el-Fäsi am 10.
Qafr 816 unterzeichnet. — Noch immer lag aber das Hospiz
des Rftmuscht, von welchem im J. 802 der grosse Brand der
Moschee ausgegangen war ($. 268], in Schutt, nur ein kleiner
Theil, der unmittelbar an die Moschee anstiess, war aufgeräumt
und wieder aufgebaut; endlich im Anfange des J. 818 ver-
— 2b6 —
wandte Hasan 200 Hithcäl Gold , um das übrige wiederherzu-
stellen.
S. 287. Nach Hasans Tode wurde sein Sohn Barakät ben
Hasan nach Aegypten beschieden, wo er am 23. Ramadhän
829 eintraf; am 26. fand die Belehnung statt und sein Bruder
Ibrahim wurde zu seinem Stellvertreter ernannt; beide erhiel-
ten die Investitur und reisten am 10. Schawwäl nach Mekka
ab, wo sie in der zweiten Woche des Dsui-Ca'da eintrafen
und die Regierung antraten. — Die von dem Emir Qargat-
misch angelegte Badeanstelt, welche schon im J. 808 und von
einem Persischen Kaufmann im J. 811 wiederhergestellt war,
Hess der oben genannte Emir Mucbil im J. 833 gründlich wie-
der in Stand setzen und gründete für ihren ferneren Unter-
halt neue Stiftungen in Cähira.
Sobald el-Malik el-Dhfthir tiakmak im J, 842 die Regie-
rung von Aegypten an sich gerissen hatte, schickte erden
Emir Südün nach Mekka, um dem Statthalter Barakät die Be-
stätigung in seinem Amte zu überbringen und das Coinmando
der dortigen Besatzung von fünfzig Türkischen Reitern zu
übernehmen. Südün erhielt zugleich als Inspector der beiden
heiligen Städte die Leitung der öffentlichen Bauten und unter-
zog zunächst im J. 843 das Dach der Ka'ba einer Ausbesse-
rung, da der Regen durchschlug; die Balken, an denen die
Umhänge festgebunden werden, sowie die Bekleidung der 4
Fenster, waren von Würmern zerfressen, und mussten neu
gemacht werden ; desshalb wurden die Umhänge abgenommen
und in die Ka'ba niedergelegt, sodass diese zwei Tage und
zwei Nächte bloss stand, bis die Mauern ausgebessert waren,
dann wurden die Umhänge am 21. Qafr wieder befestigt.
Hierauf wurden die Marmorplatten im Innern der Ka'ba und
am. Higr hergestellt , drei Thürme der Moschee geweisst und
das Steinpflaster um dieselbe verbessert, danach die Merkzei-
chen am Hause des 'Abbäs und auf der Ecke der Moschee
wo der Schnellgang beginnt, neu angestrichen und bei jedem
Zeichen eine Laterne aufgehängt, die im Ragab, Scha'bAn und
Ramadhän und zur Wallfahrtszeit im Dstil-Higga für diejenigen
sollten angesteckt werden^ welche bei Nacht den Schnellgang
machen wollten, und ebenso wurde bei el-^afä und el-Marwa
eine Laterne angebracht. Auch auf den Wallfahrts ^ Stationen
— 287 —
zu Hinä, *Arafa und Huzdalifa wurden viele Ausbesserungen
gemacht, besonders auch die Büsche und Dornen in den Eng-
pässen nach dem 'Arafa abgehauen, wo die Camele nicht aus-
weichen konnten, ohne dass die Satteldecken zerrissen wttren,
und wo die Mekkaner sich versteckten, um den vorüberziehen-
den Pilgern aufzulauern und sie zu berauben; auch die gro-
ssen Felsen wurden entfernt und der Weg eben und breiter
gemacht, wofür ihm der Dank der Pilger zu Theil wurde.
§. 288. Barakftt behielt die oberste Leitung der Geschäfte
bis in die Mitte des J. 845 wo er abgesetzt und für ihn sein
Bruder 'Ali ben Hasan zum Statthalter ernannt wurde; dieser
hatte sich in CAhira aufgehalten und traf von dort am 1. Scha -
bän ein , wurde aber ein Jahr nachher am 4. Scha'bän 846
mit seinemBruder Ibrahim festgenommen und ein anderer Bruder
Abui-CAsim ben Hasan kam aus Aegypten an seine Stelle und
hielt am 27. DsuI-CaMa 846 seinen Einzug in Mekka. — Mil
der Aegyptischen Pilgercarawane kam im J. 848 ein Gesandter
des Sultans von Persien Schähroch Mirza und überbrachte ei-
nen Umhang für die Ka'ba, womit sie am Opfertage den 10.
Dsul-Higga bekleidet wurde, und Geschenke ; die er an die
Armen vertheilte.
Abul-Cäsim wurde zu Anfang des J. 850 abgesetzt und
BarakAt ben Hasan kam wieder an seine Stelle. Zum Inspec-
tor der Moschee wurde in diesem Jahre Beiram Chogä er-
nannt, welcher am oberen Thore eine neue Wasserleitung und
eine Cisterne anlegte links vom Wege nach den heiligen Orten,
zum grossen Nutzen für Menschen und Thiere. Zur Wallfahrt
erschien ein Wezir des Sultans Muräd H. und brachte bedeu-
tende Geschenke für die beiden heiligen Städte ; er liess 360
Köpfe (Brode) Zucker und viele Kannen Honig in die Trinkan-
stalt des 'Abbäs werfen, woraus dann Krüge mit süssem Was-
ser gefüllt und den Leuten auf dem Rennwege zum Trinken
verabreicht wurden. Beiram liess im J. 852 ein Stück der
östlichen Mauer an der Moschee neir bauen, ferner ein Git-
terfenster zur Klause des Scheich 'Aftf , ed - Din Muhan^med
ben As'ad el-Jdfi'i und eins zur Klause des Scheich iSamäl
ed-Din Muhammed ben Ibrahim el-Murschidi; in der südlichen
Halle wurden sieben Pfeiler erneuert und der Kanal der Quelle
von Hunein gründlich ausgebessert. In diesem Jahre kam
— 288 —
auch ein Umhang, womit der Higr bekleidet werden sollte,
was bis dahin noch nicht geschehen war; er wurde aber ein
volles Jahr im Innern der Ka'ba aufbewahrt und erst in der
letzten Woche des Dsul-Higga 853 aufgehängt. Die Teiche
auf dem 'Arafa liess Beiram von Schlamm reinigen und die
dahin führenden Quellen in Stand setzen ; die Moschee Namira
auf dem 'Arafa und die Moschee el-Cheif in Minä wurden re-
staurirt.
S. 289. Am 26. Scha'bAn 854 traf der Emir Burdbek el-
Tftgi aus Aegypten in Mekka ein; nachdem er den Umgao^r
um die Ka'ba und den Schnellgang gemacht hatte, kehrte er
nach dem Lagerplatze el-Zähir zurück und hielt am anderen
Morgen seinen feierlichen Einzug; die Beamten und angese-
hensten Einwohner der Stadt gingen ihm entgegen, er war mit
dem Ehrenmantel des Sultans bekleidet und las auf dem Platze
el-Hatlm ein vom 12. 'Gumädä datirtes Dekret desselben vor,
wonach er zum Inspector des Heiligthumes , der Hospize, Stif-
tungen und Vermächtnisse ernannt war und von seinen Vor-
gängern eine Rechnungsablage fordern und für die Folge das
Rechnungswesen in Mekka führen sollte; er war ein Mann von
festem Willen und durchgreifenden Massregeln. — Im J. 856
wurde die von 'Atijja Ibn Dhuheira oberhalb Mekka angelegte
Wasserleitung von dem Cädhi Abul-Sa'ädät Ihn Dhuheira aus-
gebessert. — In demselben Jahre kam von dem Sultan JSak-
mak der Befehl, die Umhänge im Innern der Ka'ba, weiche
von Schäroch und Barsabfti herrührten, zu entfernen und nur
die von ihm selbst gesandten hängen zu lassen. Da sich der
Anführer der Türkischen Besatzung Emir tränibek el-Nanrüzi
in diesem Jahre auf Reisen begab, ernannte er den Burdbek
zu seinem Stellvertreter. Sobald aber el-Malik el- Aschraf
Inäl am 8. Rabf 1.857 den Sohn des iSakmak verdrängt und
sich des Thrones von Aegypten bemächtigt hatte, wurde Burd-
bek abgesetzt und Jaschbek eUQüfi zum Commandanten der
Besatzung von Mekka, ^ttgän zum Inspector des Heiligthumes
und Rechnungsführer und iSänibek zum Präfecten von tiidda
ernannt. Aus der Art der Besetzung dieser Stellen geht ziem-
lich deutlich hervor, dass die Macht des eigentlichen Statthal-
ters zu Mekka auf ein sehr geringes Maass beschränkt war.
S. 290. Als Barakät im J. 859 erkrankte und beständig
— 289 —
am Fieber litt, schickte iSdnibek zum Sultan und Hess ihn er-
suchen y an seiner Steile seinen Sohn Muhammed ben Barakät
zum Statthalter zu ernennen. Dies geschah, das Decret wurde
am 16. Ragab in Ctlhira ausgefertigt und kam am 20. Scha'-
bän gegen Abend in Mekka an; aber am Morgen desselben
Tages war Barakät bereits beerdigt, nachdem er am Tage vor-
her auf dem Landgute des Ghälid in Wädi Marr gestorben und
von Männern auf den Schultern nach Mekka hereingetragen
war. Muhammed war nicht in der Stadt anwesend, wurde
aber am 21. Scha'bän neben dem Zamzam zum Statthalter aus-
gerufen und als er am 7. Ramadbdn eintraf, wurde auch das
Ernennungsdecret öffentlich verlesen. Bevor man indess von
dem Tode des Vaters in Cfthira Nachricht haben konnte , war
er wieder in seine Stelle eingesetzt und ^Muhammed entlassen;
als jedoch dies neue Decret am 4. Schawwäl nach Mekka kam,
blieb Muhammed auf seinem Posten. Er zeichnete sich durch
Gerechtigkeitsliebe, Wohlthätigkeit und Leutseligkeit gegen seine
Unteithanen aus und nahm sich der Regierungsgeschäfle mit
Eifer an. — Die Gemahlin des Sultan Inäi iiess im J. 665 an
der Strasse nach el-(^afä ein Hospiz bauen, da aber Inäl in
demselben Jahre starb, wurde es nicht vollendet. Sein Sohn
und Nachfolger el-Halik el-Muajjid Ahmed wurde nach fünf
Monaten von el-Malik el-Dhfthir Chuschkadam verdrttngt. Die-
ser schickte einen neuen Minbar nach Mekka , auf welchem,
nachdem er in zwei Tagen zusammengesetzt war, Freitags den
2. Dsul-Higga 866 zum ersten Male gepredigt wurde. Aus
der Regierungszeit seiner beiden nächsten Nachfolger el-Malik
ei-Dhähir Balabäi und el-Malik el-Dhähir Timurbogd ist nichts zu
berichten, da jeder von ihnen nur zwei Monate den Thron be-
hauptete, bis er am 6. Ragab 872 von el-Malik el-Aschraf Cdjitbäi
bestiegen «wurde. Gleich nach seinem Regierungsantritte sandte
er nach Mekka die Ehrenkleider für Muhammed ben Barakät
und die Bestätigung in seinem Amte, ebenso für den Ober-
cädhi Burhän ed-Din Ibrahim ben 'Ali Ihn Dhuheira, zugleich
auch die Decrete , wodurch alle Abgaben und Auflagen für
die Pilger aufgehoben wurden ; die Bekanntmachung hierüber
Iiess er an einer Säule des Friedensthores in der Moschee in
Stein einhauen. — Im J. 874 wurde die Moschee el-Cheif
neu gebaut und erweitert und daneben ein Haus für die An-
19
— 290 —
Führer der Pilgerzüge errichtet; dann wurde die Moschee von
Namira auf dem 'Arafa und die zu Huzdalifa auf dem Berge
Cuzah hergestellt, die Gränzmarken des heiligen Gebietes er-
neuert und die Quellen und Brunnen auf dem 'Arafa frisch
ausgegraben.
S. 291. Einen auffallenden Gegensatz zu diesen vielfa-*
chen Beweisen des grössten Wohlwollens des Sultans gegen
die Stadt Mekka bildet folgender Vorfall. Zwischen den bei-
den Marken am Rennwege , wo der Schnellgang begonnen
wird, hatte der Sultan el-Malik eUAschraf Scha'bän im J. 776
der Moschee am Thore *Alis gegenüber durch den Emir Abu
Bekr ben Soncor iSamäli eine Badeanstalt errichten lassen, die
im Osten von Wohnhäusern, im Westen von dem Rennwege,
im Süden von dem Wasserwege Wädi Ibrahim und dem Nacht-
Markt und im Norden von dem Hause des *Abbfts, jelzi ein
Hospiz für Arme, begränzt war. Dieses Badebaus hatte
Schams ed-D!n Muhammed ben Omar Ibn ei-Zamin , der Ver-
walter und Hoflieferant des Sultans Cäjitbfti, angekauft und ab-
reissen lassen, um an der Stelle ein Hospiz zu erbauen. Als
die neuen Grundmauern gelegt werden sollten, Hess er die-
selben drei Ellen nach dem Rennwege vorrücken , wogegen
der Obercädhi Burhän ed-Din Ibrahim ben 'Ali Ibn Dhuheira
ei-Schftfi'i Einsprache erhob. Er berief eine grosse Versamm-
lung> namentlich die Cädhis der drei anderen orthodoxen Sek-
ten : den Hanifiten Scheich Zein ed - Diu Casim ben Cutlüboga,
den Malikiten Scheich Scharaf ed-D!n Müsä ben 'Obeid aod
den Hanbaliten *A\k ed-Din el-ZawAwi, und die übrigen Ge-
lehrten^ Cädhis und Fäkihs von Mekka, welche sich einstimnug
gegen Ibn el-Zamin aussprachen und ihm ins Gesichi sagten,
dass die Breite des Rennweges 35 Ellen betragen müsse, wie
in der Chronik des Fakthi überliefert sei, dass er aber jetzt
von der Ecke der Moschee bis an die Stelle, wo er das Fun-
dament legen Hess, nur 27 Ellen breit sei. Nach einem hefti-
gen Wortwechsel erklärte der Cädhi dem Ibn el-Zamin, dass
er ihm ebenso wie jedem anderen verbiete, den Platz zu be-
engen und er begab sich selbst auf den Bauplatz und unter-
sagte den Bauleuten und Arbeitern in dieser Weise fortzufah-
ren ; hiernach entwarf er eine Beschwerdeschrift, welche von
allen Gelehrten unterschrieben und an den Sultan abgeschickt
— 291 —
wurde. Zu gleicher Zeit machte aber auch Ihn el-Zamin ei-
nen Bericht an den Sultan, und da die Tscherkessen sich nicht
im Stich lassen, sondern sich gegenseitig unterstützen, selbst
wenn der, welcher die Hülfe eines anderen in Anspruch nimmt,
im Unrecht ist, so entschied sich der Sultan zu Gunsten des
Ibn el-Zamin, setzte den Cädhi Ibrahim ab und übertrug seine
Stelle seinem Gegner und befahl dem Emir der nächsten Pil-
gercarawane, das Fundament so zu legen, wie es Ibn el-Zamin
haben wolle, und selbst dabei zugegen zu sein. Dieser Emir
war Jaschbek el-'Gamdli, welcher mit dem Zuge des J. 875
nach Mekka kam und dann Nachts beim Scheine der Laternen
von den Arbeitern den Grund legen Hess, aus Furcht dass das
Volk sich ihm widersetzen werde. Ibn el-Zamin errichtete
nun ein Hospiz und legte eine Wasserleitung an und baute
daneben ein Haus, worin die Badeanstalt wiederhergestellt
wurde mit dem Ausgange nach der Seite des Nacht-Marktes;
daneben wurde eine Küche eingerichtet, in welcher Mehlsuppe
gekocht und an die Armen vertheilt wurde. Zum Unterhalte
stiftete er Vermächtnisse an Häusern in Mekka und Grundstü-
cken in Aegypten, und diese Anstalt bestand, bis die Küche
zur Zeit jdes Chronisten Cutb ed>Dtn verfiel und erst die Kes-
sei, dann selbst das Haus verkauft wurde.
§. 292. Dieser Vorgang hatte indess für Mekka weiter
keine nachtheilige Folgen, der Sultan erhielt der Stadt fort-
während seine wohlwollenden Gesinnungen und sandte unter
anderen im J. 879 einen neuen Minbar, welcher am 25. Dsul-
Ca*da in Mekka ankam und auf der Seite des Friedenstkores
aufgeschlagen und dann an seinen Platz geschoben wurde,
sodass am 1. Dsul-Higga die erste Fredigt auf demselben ge-
halten werden konnte. — Im J. 881 wurden die Dachspar-
ren in der östlichen Halle der Moschee, sowie die Marmor-
platten des Higr von innen und aussen und im Innern dos
Tempels ausgebessert.
§. 293. Im J. 882 gab der Sultan Cäjitbäi seinem Ver-
walter Ibn el-Zamin und seinem Bauinspector Emir Soncor el-
iSamlili den Befehl, in Mekka einen Platz ausfindig zu machen,
wo er eine hohe Schule und ein Hospiz könnte bauen lassen.
Sie erwarben also für ihn das Hospiz el-Sidra, welches vor
dem J. 400 an dem Thore der Banu Scheiba links vom Ein-
19*
— 292 —
gange in die Moschee erbaut worden war, dann das damit in
Verbindung stehende Hospiz des Hardgi und das an dieses an-
stossende Haus der Scharnsia, einer Edeifrau aus der Familie
der Banu Hasan. Alle diese Gebttude wurden abgerissen und
ein Haus von buntem Marmor mit 72 Zellen und einem gro-
ssen Saale aufgeführt mit der Fronte nach der Moschee and
dem Rennwege gerichtet, nebst einer Schreibschule und einem
Thurme. Dies ist die hohe Schule, welche nach dem Sultan
den Namen el-Aschrafia bekommen hat; sie war für vier
Hauptlehrer und für 40 Schüler eingerichtet und wurde mit
einer schönen Bibliothek versehen* In jenem Saale mossten
sich die vier Cädhis mit den übrigen Fakths jeden Abend ein-
finden, um beim Vorlesen des Coräns zugegen zu sein, und
ein besonderer Fakth ' war angestellt um ausserdem noch 40
Waisenkinder zu unterrichten. Für diese und die Zellenbewoh-
ner wurde jedes Jahr das nöthige Korn geliefert , die Haupt-
lehrer, Gebetausrufer und Coranleser erhielten ihre Besoldung
in Geld. Ausserdem wurden noch andere Wohnungen und
Häuser zum Vermiethen gebaut, von denen jährlich gegen
2000 Goldstücke an Mithztns erhoben wurden, dazu kam der
Ertrag von mehreren Dörfern und vielen Ländereien in Ae-
g-ypten, was Alles stiftungsmässig für den Unterhalt dieser ho-
hen Schule bestimmt war. Der Bau der hohen Schule, des
Hospizes und der beiden anderen Gebäude, von denen eins
nach dem Fridensthore , das andere nach dem Thore der S&-
denhändler zu liegt, wurde durch den Emir Soncor im J. 884
4)eendigt. Kaum 70 Jahre später klagt der Chronist Cutb ed-
D!n schon über den Verfall dieser grossartigen Anstalt; das
Hauptgebäude war als Wohnung für die Anführer der Pilger-
carawanen und anderer Emire, die im Laufe des Jahres nach
Mekka kamen, benutzt worden, das Holzwerk hatten die Wür-
mer zernagt, manche Tbeile drohten den Einsturz. Culb ed-
D!n selbst erhielt ums J. 845 die Aufsicht über die Bibliothek,
fand aber nur noch 300 Bände vor, von denen noch ein gro-
sser Theil durch die Entleiher verdorben war; er liess es sich
angelegen sein, wenigstens diese zu erhalten, die Defecle zu
ergänzen und die Einbände wiederherzustellen , und forderte
die Bücher, welche ihr gehört hatten, zurück, wo er sie fand.
S. 294. Im J. 882 war noch ein Schreiben des Sultans
— 293 —
Cfiijitbäi an den Statthalter JSamäl ed-Din Huhammed ben Ba-
rakdt gelangt des Inhaltes, dass er einen Traum gehabt habe,
welchen ein Traumdeuter dahin ausgelegt habe, dass es nöthig
sei, die Ka'ba von innen und aussen, sowie den Fussboden
um dieselbe abzuwaschen. Muhammed erschien also selbst,
Hess den Obercddhi Burhdn ed-Din Ibrahim ben 'Ali Ibn Dhu-
heira, der inzwischen wieder in sein Amt eingesetzt war, den
Befehlshaber der Türkischen Besatzung Emir Cänibäi el-Jüsnfi,
den Emir Soncor el-tramäli, den Oberst-Cämmerer Emir 'Gä-
nibek Präfecten von 'Gidda, die übrigen Cädhis und Angese-
henen der Stadt^ den Schliesser des Tempeis 'Omar ben Abu
Ragfh el-Scheibi und die übrigen Glieder der Familie Scheiba
und die Tempeldiener zusammenkommen und sie wuschen die
Ka'ba innen und aussen mannshoch, den Fussboden im Innern
und auf dem Umgange, und bestrichen dann alles mit wohl^
riechenden Essenzen; dies geschah am 21. Dsul-Higga 882.
S. 295. Im J. 884 beschloss der Sultan Cdjitbfti die Wall-
fahrt zu machen; er ernannte desshalb den Grossemir Jasch-
bek zum Statthalter von Aegypten für die Zeit seiner Abwe-
senheit und den Emir Ghuschkadam zum Anführer der Pilger-
carawane, welche mit dem neuen Umhange für die Ka'ba vor-
aufzog, und der Sultan folgte drei Tage nachher. Der Statt-
balter von Mekka Muhammed ben Barak&t wurde durch Eil-
boten davon in Kenntniss gesetzt und bereitete sich mit dem
Cddhi Burhän ed-Dtn Ibn Dhuheira zum Empfange vor. Gegen
die gewöhnliche Sitte besuchte der Sultan zuerst Medina, wo
er drei Tagie verweilte*), und brach dann nach Mekka auf.
Muhammed ben Barakftt war ihm mit einem grossen Gefolge
bis BaJr entgegen gezogen und sobald er von der Annähe-
rung des Sultans benachrichtigt wurde, stieg er zu Pferde und
traf mit ihm bei ei-(^afrft zusammen. Nachdem sie sich die
Hand gereicht hatten, nahm Muhammed seinen Platz zur Lin-
ken des Sultans, der Cädhi Burhän ed-Dln schloss sich zur
Rechten an, die übrige Begleitung hatte in einiger Entfernung
Halt gemacht und den Sultan begrüsst, und zog nun vorauf.
Der Sultan zeigte sich sehr herablassend, erkundigte sich nach
allen ihren Verhältnissen, dankte ihnen, dass sie ihm .entgegen
*) Vgl. S a m h ü di Gesch. tou Mediua. Gap. IV. Absch. 33. S.199.
— 294 —
gekommen waren, flösste ihnen Vertrauen ein und hörte ihnen
aufmerksam zu, wenn sie sprachen, bis sie auf den Statiooen
an sein Zeit kamen, dann verliessen sie ihn um sich ebeafislls
in ihre Zelte zu begeben. Auf diese Weise begleiteten sie
ihn auf der Reise und er gab ihnen seine vollkommene Zu-
friedenheit und aufrichtige Freude zu erkennen und beschenkte
sie zu verschiedenen Malen 'mit kostbaren Ehrenkleidern. Bei
Badr verliessen sie ihn und eilten ihm vorauf nach dem Tbale
Marr el-Dhahrän, wo sie ihm und seiner Begleitung ein glän-
zendes Mahl bereiteten. Als er dort früh Morgens am 1.
Dsul-Higga ankam, waren die Teppiche bereis ausgelegt und
die Speisen aufgetragen, er nahm Platz und Hess es sich
wohlschmecken und vertheilte davon an seine Leibwache ; die
Diener und Personen, welche bei der Aufwartung behülflicli
t^aren, wurden von ihm mit schönen Kleidern besoheukU Hier-
her waren auch die übrigen Cftdhis, die Prediger und vornehn-
sten Personen von Mekka gekommen, um den Sultan zu be-
grüssen, und sie kehrten dann zurück ihm voran. Dem Scheich
el-IslAm Burhän ed-Din Ibrahim Ibn Dhuheira hatten sich
seine beiden Söhne die Cädhis Abul-*Su*üd und Abul-Barakftl
angeschlossen, der Scheich Burhän ed-Dln Ibrahim el-Karaki
el-Hanefi ritt voran und so hielt der Sultan seinen Einzug in
Mekka vom oberen Thore her. Als er an das Friedensthor
kam, ritt er die Stufen hinan, indem aber sein Pferd ansprengte,
fiel ihm der Turban ab und er blieb mit unbedecktem Kopfe,
bis sein oberster Kammerdiener Ramadhän herbeikam, den
Turban aufhob und ihm hinreichte; dies war gewissermassen
eine Zurechtweisung, die er von Gott erhielt, um ihn daraof
aufmerksam zu machen, dass er hätte zu Fuss gehen und als
Pilger mit entblösslem Haupte die Moschee betreten sollen. An
der inneren Schwelle des Friedensthores stieg der Sultan ab
und wurde hier von dem obersten Coranleser empfangen, wel-
cher die Coranstelle Sure 48, 27 und 28 vorlas: „Schon hat
Gott seinem Gesandten den Traum in Wahrheit erfüllt; ge-
wiss ihr werdet den heiligen Tempel, so Gott will, sicher be-
treten mit abgeschorenen Häuptern oder abgeschnittenen Haa-
ren ohne euch zu fürchten; denn er weiss, was ihr nicht wis-
set, und hat euch schon ausserdem einen baldigen Sieg be-
stimmt. Er ist es, welcher seinen Gesandten geschickt hat
- 295 -
mit der Führung und der wahren Religion, damit er sie über
alle Religionen siegen lasse; und Gott genügt als Zeuge!''
Dann erhob er seine Hand zum Segeii über den Sultan und
alle Umstehenden riefen: Amen. Unter dem Vortritt des Ibra-
him Ihn Dhuheira machte hierauf der Sultan den Umgang um
die Ka'ba und sprach die üblichen Gebete, die ihm jener vor-
sagte, während der Vorsteher oben auf der Kuppel des Zam-
zam das Gebet für ihn ausrief und die übrigen Menschen sieh
dem Umgange anschlössen und für ihn beteten, bis er die Ce-
remonie und das Gebet hinter dem Abrahams Steine beendigt
hatte. Alsdann ging er zum Thore von el-Qafä hinaus und
machte den Schnellgang zu Pferde, wobei Ibn Dhuheira eben-
falls voranschritt und die Gebete vorsprach. Nachdem auch
dies beendigt war, ritt er nach el-Zähir zurück und über-
nachtete dort in seinem Zelte. Am anderen Morgen begab
sich der Statthalter Mohammed ben Barakät mit seinem Sohne
und der Oberc&dhi Ibn Dhuheira mit seinem Sohne Abul-Su'üd,
seinem Bruder dem GAdhi Fachr ed - DIn und seinem Neffen,
sowie die Frediger, die vornehmsten Personen und angesehen-
sten Kaufleute hinaus, und nachdem sie alle mit Ehrenkleidern
beschenkt waren, bildeten sie einen grossen Festzug, um den
Sultan in die Stadt zu führen. Da blieb kein Mensch zu
Hause, selbst die Mädchen mit Schleiern kamen, um ihn zu
sehen, er grüsste alle freundlich und wurde nach der von ihm
erbauten hohen Schule Aschrafia geführt, wo der Statthalter
ihm ein köstliches Mahl zul>ereitet hatte. Hier nahm er nun
seine Wohnung und jeden Morgen und Abend wurde die Ta-
fel servirt; am zweiten Tage hatte der Obercädhi Ibn Dhu-
heira die Bewirthung übernommen. Der Sultan zeigte sich
nun nicht weiter öffentlich, Hess aber bei Nacht viele Gaben
austheilen, nur einmal ritt er noch nach der Landstrasse von
Jemen, um dori die Camele und Pferde zu sehen, welche ihm
der Statthalter als Geschenk vorführte, wofür er ihm seinen
Dank aussprach. Zur gewöhnlichen Zeit wurde dann die Wallfahrt
nach dem 'Arafa angetreten, in der nächsten Umgebung des Sul-
tans befanden sich der Scheich Burhdn ed-Din el-Karaki, der
Emir Jaschbek el-Gamäli, die Söhne des C&dhi und Geheimse-
cretärs Jahjä Ibn el-JSei'&n mit dessen Enkel dem Cädhi Abul-
Bacä Ibn el-'Gei'An, und der oberste Kammerdiener RamadhAn;
- 296 —
es wurden alle heiligen Orte besucht und der Sultan liess eine
Menge Schaafe zum Opfer schlachten und viele Geschenke aus-
theilen, und kam am dritten Tage nach dem Opferfeste nach
Mekka zurück. Die Aegyptische Carawane trat dann den Röck-
weg an, er aber blieb noch einige Tage, um den Dienst und
das Einkommen alier bei seiner hohen Schule angestellten Per-
sonen zu ordnen^ nämlich für die Professoren und Schüler^ für
die Vorleser der Traditionen des BochAri, die Vorleser des Co-
rftn, die Aufseher über die Corän Handschriften , die Teppicb-
diener, Thürsteher, Heizer, Bäcker, Wasserträger, für die Klei-
nen und Waisen 9 den Schulmeister und Fakth, die Muadsdsin,
den Verwalter der hohen Schule und der Stiftungen^ den Ein-
nehmer, den Wechsler und die Stalibedienten , für jeden be-
stimmte er, wieviel er an Getreide, Oel und baarem Gelde er-
halten solle, worüber eine von ihm selbst beglaubigte Urkunde
aufgenommen wurde. Am 13. Dsul-Higga kam er dann in
die nördliche Halle der Moschee^ an der^n Eingänge der Ober-
cädhi stand, vor sich einen Corftn Codex auf einem Gestelle;
an die Anwesenden wurden andere Exemplare vertheilt, von
denen auch der Sultan eins nahm, worauf sie mitlasen^ bis der
Cädhi geendigt hatte; dem Sultan wurde sein Exemplar nicht
eher abgenommen, bis er es selbst hinlegte und alle wieder
in die Kasten gesammelt wurden. Nach dem Gebete für den
Sultan lud der Cädhi die Anwesenden zur Mahlzeit ein, die in
der hohen Schule servirt war, der Sultan nahm an der Seite
des Cädhi Platz, welcher zu dem Essen Zucker und Wein
herumreichen Hess. Am folgenden Tage .machte der Sultan
zum Abschiede den Umgang um die Ka'ba, dann wurde er
von dem Statthalter mit seinen Söhnen und von dem C&dhi Ibn
Dhuheira hinaus nach dem Lagerplatze el-Zfthir begleitet, wo
er sie entliess, und er kehrte nach Aegypten zurück^ wo er
nach einer Abwesenheit von drei Monaten wieder eintraf, ohne
dass in den Regierungsgeschäften die geringste Störung vor-
gefallen wäre, da sie aufs beste geordnet waren.
Im J. 888 zu Anfang des Dsul-Ca'da war in Mekka eine
grosse Ueberschwemmung, sodass das Wasser über Mannshöhe
in der Moschee stand , und es sollen dabei über 2000 Woh-
nungen beschädigt sein ; viele Menschen kamen dabei ums Le-
— 297 —
ben und allein beim Aufräumen der Moschee wurden 80 bis
100 Leichen unter den Trümmern hervorgezogen.
§. 296. Mubammed ben Barakät starb nach einer 43jäh-
rigen Regierung am 21. Muharram 903 in WÄdil-Abjftr und
wurde nach Mekka gebracht und hier begraben. Ihm folgte
als Statthalter sein Sohn Barakät ben Mubammed» weicher am
4. Rabf II. von dem Sultan el-Mallk ei-Nägir Mubammed ben
Cäjitbäi seine Bestätigung erhielt und bis zur Walifahrtszeit
des J. 906 auf seinem Posten blieb, wo er von seinem Bru-
der Hizä' ben Mubammed nach einem offenen Kampfe vertrie-
ben wurde. HizA' zog in Mekka ein und führte die Pilger zu
den heiligen Orten , sobald aber die Wallfahrtsfeier vorüber
war, verliess er die Stadt wieder aus Furcht vor seinem Bru-
der Barakät, da er nur wenige Truppen hatte» und begab sich
nach Janbu'. Barakät kehrte nun zurück und behauptete sich,
bis im zweiten 'Gumädä 907 Hizä' mit einer grösseren Armee
aus Janbu' heranzog und ihn nach einem Gefechte bei Taraf
el-Barcä in die Flucht schlug und sich zum zweiten Male der
Regierung bemächtigte. Indess trat noch ein anderer Bruder
Ahmed gen. 'Gäzän gegen ihn auf und schon am Ende des
Dsul-Higga* 907 hatte ein Treffen stattgefunden, aber erst
nachdem tiäzän ein zahlreicheres Ueer aus Janbu' besonders
von den Banu Ibrahim angeworben hatte, gelang es ihm am
25« Schawwäl 908 seinen Bruder Barakät aus Mekka zu ver-
treiben. Seine Soldaten plünderten die Stadt und Hessen sich
schändliche Dinge zu Schulden kommen, indem sie den heili-
gen Tempel entweihten und die Einwohner schmählich behan-
delten. Am letzten Dsul-Ca*da traf der Grossemir Kit el-Ra-
gabi in Mekka ein mit einem Decret des Sultans el-Malik ei-
Aschraf Cängüh el-Güri, welches die Absetzung des 'Gäzän
verfügte ; dieser ergriff die Flucht und als jetzt Barakät nach
Mekka zurückkehrte, nahm ihn der Emir fest und führte ihn
gleich im Anfange des Jahres 909 mit sich nach Cähira. 'Gä-
zän kam noch einmal zurück, bis er am 10. Ragab 909 beim
Umgange um die Ka'ba von der Türkisch-Tscherkessischen Be-
satzung getödtet wurde. Jetzt bemächtigte sich ein anderer
Bruder Humeidha ben Mubammed der Regierung, der aber
von dem Sultan nicht anerkannt wurde, vielmehr ernannte er
auf den Vorschlag des Barakät einen anderen Bruder Cäjitbäi
- 298 —
ben Muhammed am Ende des Maharram oder im Anfange
des ^afr 910 zum Statthalter von Mekka, welcher in gutem
Einvernehmen mit Barakät und durch dessen Rath unterstätzt
die Herrschaft behielt, bis er am 21. ^afr 918 auf dem Land-
gute des Hass&n in WAdi Marr starb und nach Mekka gebracht
und hier begraben wurde. Nun übernahm Barakät noch einmal
die Regierung, schickte im Scha'b&n dieses Jahres seinen sie-
benjährigen Sohn Abu Numeij Muhammed nach Aegypten,^ wo
er von dem Sultan el-Güri sehr ehrenvoll empfangen und dann
mit der Statthalterschaft von Mekka belehnt wurde; am Ende
des Dsul-Ca'da traf er dort mit der Aegyptischen Pilgercara-
wane wieder ein und regierte von nun an mit seinem Vater
gemeinschaftlich.
S. 297. Gleich im Anfange seiner Regierung im Jahre
906 hatte der Sultan el-Güri das Ibrahim Thor an der Mo-
schee zu Mekica neu bauen lassen; über den hohen Bogen-
gängen war eine prächtige Wohnung eingerichtet , zu beiden
Seiten ein niedliches Haus und mehrere Gebäude; das alles
sollte vermiethet und der Ertrag zu milden Zwecken ver-
wandt werden. Im Grunde war es aber nicht erlaubt^ aus je-
ner Wohnung und den beiden Häusern solche Stiftungen za
machen y da sie grössten Theils auf dem Boden der Moschee
liegen, indess wagten die 'Ulemas während * seiner Regrierung
nicht, sich dagegen auszusprechen , weil er den auf das her-
kömmliche Recht und die Religion gestützten Vorstellungen un-
zugänglich war und die *Ulemas überhaupt den weltlich ge-
sinnten Herrschern nicht gern nahe kommen. Seitwärts von
jenen Häusern zur Linken vom Ausgange aus der Moschee
hatte der Sultan auch eine Badeanstalt errichten lassen, welche
aber schon im J. 908 wieder geschlossen werden musstc, weil
der unangenehme Geruch von da in die Moschee drang und
hier die Andächtigen belästigte. Auf seinen Befehl wurden
auch die Marmorplatten an der Ka'ba hergestellt, und sein
Name mit der Jahrszahl 917 ist daran ausgehauen.
S. 298. Wenn die Stadt Gidda in früheren Zeiten mit
einer Hauer umgeben war , da der Reisende Ibn 'Gubeir er-
zählt, dass er im J. 579 noch Ueberreste davon gesehen habe,
so war dreihundert Jahre später gewiss jede Spur davon ver-
tilgt, und es wurde den Beduinen nicht schwer, die offene
— 299 —
Stadt zu verschiedenen Malen zu überrumpeln und auszuplün-
dern. So hatten auch einige Araber vom Stamme Zubeid ei-
nen angesehenen und reichen Kaufmann Namens Muhammed
ei-Cftri gefangen genommen, indem sie ihn in seinem Hause
überfielen und vom Dache hinabliessen , dann auf ein Pferd
setzten, indem ihn einer der Zubeid hinter sich nahm , und
ihn mit sich nach ihren Wohnsitzen in der Nähe von 'Acaba
ei-SawIk auf der Strasse nach Medina fortgeschleppt; er hatte
hier mehrere Tage bleiben müssen , bis er sich selbst mit
30,000 Goldstücken loskaufte, nach deren Empfang sie ihn in
Mekka in Freiheit setzteu. Ebenso war 'Gidda in den Unruhen
und Kämpfen, welche nach dem Tode des Muhammed ben Ba-
rakAt unter seinen Söhnen inHig'Az stattfanden, mehrmals aus-
geplündert. Die Stadt erhielt jetzt um desto grössere Wich-
tigkeit auch für Aegypten, da sie als der beste Hafen im ro-
then Meere als Station der Flotte dienen musste , welche ge-
gen die Portugisen, die sich von Indien her näherten, ausge-
schickt werden sollte. Als desshalb der Emir Husein el-Kurdi,
welchen der Sultan el-Güri mit einer Armee von Türken und
Freiwilligen in fünfzig Schiffen aussandte, zunächst nach tiidda
kam, Hess er die Stadt im J. 917 mit einer festen Mauer um-
geben. Husein war ein grausamer, blutdürstiger Mann, der
sein Vergnügen daran hatte, die Menschen in beständiger Angst
und Furcht zu halten und sie wegen der geringsten Veranlas-
sung auspeitschen , umbringen , viertheilen oder kreuzigen zu
lassen, wozu von ihm eigene Henker angestellt waren, welche
auf jeder Station sogleich die hölzernen Gerüste und Kreuze
aufrichten mussten. Dazu war %r ein unersättlicher Fresser,
der ein fettes Lamm mit dem nöthigen Zugebröd allein ver-
speiste. Als Kurde konnte er sich mit den Tscherkessen nicht
gut vertragen und der Sultan wollte ihn desshalb aus ihrer
Nähe ontfernen ; da er ihn aber wegen seiner guten militäri-
schen Eigenschaften nicht ganz aus seinem Dienste entlassen
wollte, übergab er ihm als eine Art von Pension den Hafen
von iSidda mit dem Auftrage gegen die Franken, die sich von
Indien her dem rothen Meere näherten, zu operiren. Bei An-
legung der Mauer und Festungsthürme mussten nun viele Häu-
ser abgerissen werden und Husein that dies ohne alle Rück-
sicht und benutzte sogleich die Steine zum Bau der Mauer,
— 300 —
auch zwang er die Leute, ja selbst fremde Kaufleute , Steine
und Lehm herbeizutragen, und gegen die Bauleute verfuhr er
mit solcher Strenge, dass er einen derselben, der sich ein-
mal etwas verspätet hatte, ohne Erbarmen lebendig einmauern
liess. Nachdem die Mauer in weniger als einem Jahre voll-
endet war, suchte Husein auf alle Weise seine Krdfte und
Mittel zu verstärken und zu vermehren und im J. 921 segelte
er mit seiner Flotte nach GugerAt in Indien, wo er von dem
Sultan Chaltl Schah Mudhaffar ben Mahmud Sch&h sehr eh-
renvoll empfangen und mit Geschenken überhäuft wurde. Die
Franken zogen sich bei seiner Annäherung aus den dortigen
Gewässern zurtick nach den Häfen von Dekkdn und verschanz-
ten sich in ihrer Hauptstadt Guwwa (Goa). Husein verfolgte
sie nicht weiter, sondern kehrte nach Arabien zurück und
nahm auf dem Rückwege Besitz von Jemen, nachdem er die
Herrscherfamilie Banu Tähir vertrieben und den Sultan 'Ämir
ben Abd el-Wahhdb und seinen Bruder Abd el-Malik getödtet
hatte, mit denen jenes Geschlecht erlosch. Er ernannte einen
seiner Mamluken, den Tscherkessen Barsabdi, zum Statthalter
von Zabtd und marschirte dann nach Mekka. Unterdess hatte
aber der Türkische Sultan Selfm Chan ben Bäjaztd der Herr-
schaft der Tscherkessen in Syrien und Aegypten ein Ende
gemacht, der Statthalter von Mekka Barakftt hatte bereits sei-
nen nun zwölQährigen Sohn Abu Numeij nach Aegypten ge-
sandt, wo er von dem neuen Herrscher sehr ehrenvoll em-
pfangen und mit seinem Vater in seinem Amte bestätigt war-
Jetzt schickte der Sultan durch 'ArÄr ben 'Igl dem Barakdt den
Befehl zu, den Emir Husein'umzubringen, und er beeilte sich
um so eher diesem Befehle nachzukommen, als schon früher
zwischen ihnen Feindschaft geherrscht hatte. Husein wurde
gefangen genommen und in Fesseln nach 'Gidda gebracht und
hier, nachdem ihm ein grosser Stein an die Füsse gebunden
war, im Meere an der Stelle ümm el-Samak d. i. Fischmutter
ertränkt.
Mekka unter den Türkischen Snltanen.
$. 299. Schon der Sultan Bdjaztd hatte einige Male Ge-
schenke nach Mekka geschickt und sein Sohn Selfm folgte
- 301 —
diesem Beispiele , seit er im J. 918 den Thron bestiegen
hatte; jedes Jahr sandte er eine besondere Rolie ein, in wei*
eher diejenigen Personen verzeichnet waren, an welche die
beifolgenden Summen vertheilt werden sollten. Ausserdem
bewies sich Sellm gegen alle angesehenen Mekkaner, die etwa
auf ihren Reisen an seinem Hofe erschienen, sehr gnädig, er
war sehr erfreut über solche Besuche und erkannte es idurch
besondere Auszeichnungen an; z. B. der Prediger Muhji ed-
Dfn el-'Ir^ki, welcher ihm seine Aufwartung gemacht halle,
war seitdem in der bezeichneten Rolle jährlich mit einem Ge-
schenke von hundert Golddinaren bedacht. Der Sultan eU
Güri hatte den Obercädhi von Mekka Qaläh ed-Dtn Muhammed
ben Abul-Su'üd ben Ibrahim Ibn Dhuheira in Cähira ohne
Grund ins Gefängniss werfen lassen und als er mit seiner Ar-
mee gegen die Türken jufbranh und alle Gefangenen ihrer
Haft entliess, war dieser Cddhi der einzige, weicher nicht
freigelassen wurde, und erst Tümlin Bäi, welcher die Regie-
rung übernahm, schenkte auch ihm die Freiheil. Desshalb
traf ihn der Sultan Seltm, als er bald darauf in C4hira ein-
zog, dort noch anwesend und empfing ihn sehr ehrenvoll,
beschenkte ihn und entliess ihn dann nach Mekka ; in ähnli-
cher Weise wurden mehrere Personen ausUigäz sehr zuvor-
kommend von ihm behandelt. Einem angesehenen Kaufmanne
Cäsim ei-Schirwäni, der sich in Mekka aufhielt und zum Ein-
züge des Sultans nach Aegypten gereist war und ihm seine
Dienste angeboten hatte, übertrug er die Aufsicht und Ver-
waltung des Hafens von JGfidda^ er kehrte desshalb zunächst
nach Mekka zurück und begab sich dann auf seinen Posten
nach iSidda.
§. 300. Nach Mekka schickte Selim im J. 923 den Emir
Mu^lih ed-Dtn Beg mit den Geschenken und dem Umhange
für die Ka'ba aus Griechenland, und er kam dort an in Be-
gleitung des Emir el-'Aläi, welcher die Aegyptische Pilgerca-
rawane führte und wie gewöhnlich den Umhang aus Aegypten
mitbrachte. Der Statthalter zog ihnen mit seinem Sohne Abu
Numeij entgegen bis el-Chaugä^), wo ihnen Ehrenkleider
überreicht wurden , ' die sie anzogen ; sie stellten sich dann
*) Der neuere Name fär dea Lagerplatz der Pilger el-ZAhir.
— 302 — '
mit ihren Fahnen und Trommeln an die Spitie des Zuges
und geleiteten ihn bis nach der Moschee am Friedensthore,
wo sie sich verabschiedeten. Die beiden Umhänge worden
erst in die Moschee gebracht, dann zu beiden Seiten der ho-
hen Schule Aschrafia niedergelegt, in welcher der Emir MuQÜh
ed-Dtn seine Wohnung nahm; der Emir der Aegyptischen
Carawane stieg in dem Hospiz el - Barakia ab , welches der
Sultan von Kulburga in Dekkän rechts vom Ausgange aus dem
Thore el-(^afä hatte erbauen lassen. Freitags den 4. Dsol-
Higga wurden dann die Geschenke aus Griechenland an die
Armen vertheilt, auch mehrere angesehene Fremde erhielten
jeder hundert Goldstücke, unter ihnen Nur ed-Dfn- Hamza ben
MuQlafä el-Caramäni und sein Bruder Zein ed*Dtn 'Ali el-
Caramfini; oben auf der Liste stand aber der Statthalter Abu
Numeij mit 500 Golddinaren, die ihm auch in der Folge jähr-
lich aus dem Staatsschatze in Aegypten ausgezahlt worden.
Ebenso kamen dann die Geschenke aus den Vermächtnissen
in Aegypten zur Yerlheilung, welche jetzt (ums Jahr 988 nach
Cutb ed-Dtn] zwar auch noch bestehen, aber auf den vierten
oder fünften Theil ihres Werthes herabgesunken sind, da theils
die Häuser verfallen, theils die Grundstücke vernachlässigt
sind und die Stiftungen überhaupt durch schlechte oder gar
unrechtmässige Verwaltung an Einkünften viel verloren haben.
Nachdem auch diese Vertheilung beendigt war, wurde im Bei-
sein der Cädhis, Fakihs und Angesehenen der Stadt im Na-
men des Sultans Selfm der Corän gelesen und der BmirMuf-
lih ed-D!n stellte dreissig Männer an, von denen jeder täg-
lich einen Abschnitt lesen musste, sodass täglich der Coran
ganz gelesen wurde, wofür die göttliche Vergeltung dem Sul-
tan zu Gute kommen sollte; eine besondere Person hatte die
Vertheilung der Abschnitte, eine andere die Abrufung derselben
zu besorgen , und jeder von den dabei Angestellten wurde in
der Asiatischen Liste mit zwölf Golddioaren jährlich vorge-
merkt. Hiernach versammelte er eine Abtheilung von Ar-
men, von denen jeder ein sog. Extraordinarium von drei
Golddinaren erhielt und deren Namen er in die Liste eintrug;
alsdann schrieb er die Häuser der Fakths von Mekka auf und
die Namen ihrer Bewohner ond bestimmte für jede Person 3
Golddinare und dieses Verzeichniss wurde der Asiatischen
— 303 —
Liste unter dem Nameii ;,die Häuser^' angefügt; und als die
Zahl der Armen zu gross wurde, Hess er sie in einem gro-
ssen Hofe zusammen kommen und gab jedem einzelnen zwei
Golddinare und das Yerzeichniss ihrer Namen wurde unter
der Bezeichnung ,,das Volk'' ebenfalls jener. Liste angehängt.
§. 30L Am 7. Dsul-Higga hielt der Prediger Scharaf
ed-Dln Jahjä el-Nuweiri die Predigt zu Eröffnung des WalU
fabrtsfestes und am Mittag des 8. setzte sich der Zug nach
dem 'Arafa in Bewegung^ indem die beiden Emire Mu^lih ed-
Din und el-'AIM sich an die Spitze ihrer Carawane stellten,
da die aus Syrien nicht gekommen war; das Abendgebet
wurde auf dem Zuge vor beiden gemeinschaftlich nach Son-
nenuntergang gesprochen, nachdem der Prediger in der Mo-
schee Namira gepredigt hatte. Dann blieben sie zusammen
am Ende des Berges el-Rahma und der Obercädhi Qaläh ed-
Dln Ihn Dhuheira hielt vor der Versammlung die Predigt auf
dem 'Arafa, wobei er für den Sultan Sellm betete, worauf
sie nach el-Huzdalifa hinunter eilten und dort übernachteten*
Am frühen Morgen des Opfertages brachen sie nach Min4 auf
und von hier kehrte der Scheich der Ka'ba mit dem Emir
MuQlih ed-Din nach Mekka zurück, um im Namen des Sultans
die neue Bekleidung der Ka'ba aufzuhängen. Nachdem dann
die übrigen Wallfahrtsgebräuche beendigt waren, trat der Ae-
gyptische Emir mit seiner Carawane die Rückreise an, wäh-
rend Muglih ed-Dfn noch verweilte, um noch einige Aufträge
des Sultans auszuführen. In der Freitagsnacht gegen das
Ende des Monats Dsul-Uigga beschied er dann einige fromme
und gelehrte Männer zu sich, unter ihnen die Scheiche Abd
el-Karim ben J&sln el-Uadhrami, Abdallah ben Ahmed Abu
Kathtr el-Hadhrami , Mubammed ben Abd el-Rahman el-HaUäb
(der Holzhändler) ei-Mäliki, dessen Sohn Muhammed ben Mu-
hammed, Ajjüb el-Azhari und mehrere andere^ er Hess für
sie Reitthiere vorführen und forderte sie auf, für die Sullanin
Mutter mit ihm nach el-Tan'tm zu der Moschee der 'Aischa
zu pilgern. Als sie von dort zurückkamen, hielten sie den
Umgang um die Ka'ba und den Schnellgang zwischen el-(^afä
und el-Marwa, Hessen sich das Haar scheeren und übertru-
gen den Gotteslohn für diese Pilgerfahrt auf die Rechnung
der Sullanin. Der Emir beschenkte sie und bestimmte ihnen
— 304 -
ihren Antheil an den Jahresgeschenkeh und sie erflehten für
ihn, für die hohe Frau und für ihren Sohn den Sullan den
Segen GoUes.
§. 302. Hierauf trafen aus dem Hafen el-Suweis (Suez),
in dem Hafen von JSidda die Schiffe mit Getreide ein, welches
der Grossemir Cheirbeg, Statthalter des Sultans in Aegypten,
auf dessen Befehl herüberschickte; es waren 7000 Malter
von denen 2000 für Hedina und 5000 für Mekka bestimmt
waren, und der Emir Muglih ed-Dtn wurde mit der Yerthei-
lung beauftragt. Er lud nun den Obercädhi der Schdfi'iten
Caldh ed-Din Ibn Dhuheira und die C&dhis der drei andern
Hauptsecten, den Statthalter von iSidda Emir Cäsim el-Schir-
wäni und andere Fakihs und Angesehene zu sich ein, las ih-
nen das Rescript des Sultans vor und fragte sie um ihren
Rath in Betreff der Yertheilung. Sie waren tleir Ansicht, dass
man nicht umhin könne, zunächst auch dem Statthalter Bara-
kät Mittheilung davon zu machen und seine Meinung zu hö-
ren; desshalb wurde ihm schleunig eine Abschrift des Re-
scripts zugestellt und sein Rath erbeten, und er beeilte sich
in der Antwort seine Ansicht dahin auszusprechen, dass die
Yertheilung an die Würdigsten von der dazu berufenen Yer-
sammlung nach Mehrheit der Stimmen vorgenommen werden
müsse. Nach dem Eintreffen dieser Antwort beschloss man
in einer zweiten Zusammenkunft, einen Theil des Getreides zu
verkaufen, um damit die Transportkosten von 'Gidda nach
Mekka zu decken, und ein allgemeines Namensverzeichniss
aufzustellen und für jeden zu bestimmen, wieviel Getreide er be-
kommen solle und wieviel an Geld, welches von dem verkauften
nach Bezahlung der Kosten etwa noch übrig bleibe. Nach-
dem der Notar Scheich Radhi ed-D!n el-Hanftwi ein solches
Namensverzeichniss entworfen hatte, worin er die Häuser je-
des Bezirkes aufgeführt, und wieviel Personen in jedem wohn-
ten, an Männern, Frauen, Kindern und Domestiken, ausgenom-
men die Kaufleute, Markthalter und das Militair, sodass sich
die Zahl auf 12000 belief, übernahm der Obercddhi Ibn Dhu-
heira selbst die weitere Ausführung dieser Liste und jede
Person bekam sechs grosse Viertel nach Aegyptischem Maasse
und einen Golddinar und jeder der vier Cädhis erhielt drei
Malter. Dies war die erste regelmüssige Yertheilung des Ge-
-^ 305 —
•
treides aus Aegypten, welche seitdem so fortgesetzt und noch
vermehrl ist, sodass die Einwohner von Mekka das ganze Jahr
oder doch den grösstcn Theil desselben davon leben , zumal
seitdem in gleicher Weise die Lieferungen der 'Othmanischen
Sultane aus Asien hinzugekommen sind.
$. 303. Der Emir Muflih ed-D!n wünschte auch die
Kanzel der Hanifiten auf dem Moscheenplatze , die im J. 801
auf vier Säulen mit einem Dache errichtet war, zu vergrössern
und von Steinen mit einer Wölbung aufzubauen. Er berief
desshalb die 4 CAdhis und mehrere Gelehrte zu einer Versamm*
lung und legte ihnen seinen Plan vor, und trotz des entschie-
denen Widerspruches, indem ihm nur der Hahifitische Cädhi
Abul-Bacä Ibn el-Dhijä beistimmte, setzte er seine Ansicht
durch und liess für schweres Geld einen hohen Bogen auf-
fuhren von schwarzen und rotheii Steinen, die in der Nähe
beidemDorfe Schumlßis gebrochen wurden. — Die Wasserlei-
tur^en in Mekka waren um diese Zeit' wieder sehr in Verfall gera-
then und das Wasser musste ausserhalb der Stadt in weiter Entfer-
nung geholt werden, oberhalb aus dem Brünnen el-'Oseildt
in der Nähe von el-Munhatiä, unterhalb aus dem Brunnen bei
dem Lagerplatze eUZÄhir, jetzt el-äauch& genannt, auf dem
Wege nach el-Tan^tm. Die Kanäle von 'Arafat her waren
verstopft und namentlich zur Wallfabrtszeit war das Wasser
so theuer, dass die armen Pilger nicht um Brod , sondern um
einen Trunk Wasser baten; ein kleiner Krug voll, den man
mit den Fingern aufheben kann, kostete einen Golddinar. Dess-
halb erhielt HuQlih ed-Dtn noch im J. 931 von dem Sultan
Suleimän^ welcher im J. 926 seinem Vater auf dem Throne
von Constantinopei gefolgt war, den Befehl, die Kanäle von
Hunein her und die Quellen an den Wallfahrtsplätzen wieder
herzustellen, und er nahm sich der Sache mit Eifer an, bis
die Teiche und Brunnen in der Stadt und auf dem 'Arafa
wieder mit Wasser versehen waren. Hierauf kaufte der Brun-'
neninspector aus dem Schatze des Sultans schwarze Scla-
ven zum Dienste bei den Quellen und um die Kanäle immer
von Schlamm frei zu halten, und die Unterhaltungskosten wur-
den aus dem Fiscus bestritten. Nachdem auch diese Bauten
volliendet waren, begab sich Mu^lib ed-Din nach Medina, um
20
— 306 —
aocb hier die Geschenke zu vertheilen und die Namenlisten
aufzunehmen , gehißte sich dann in Janbu* ein und kehrte über
Aegypten nach Griechenland zurück und hinterliess ein gutes
Andenken. — In der Folge machte er dem Suhan noch Vor-
schläge zu weiteren Verbesserungen der Wasserleitungen in
Mekka und nachdem diese in allen Stücken genehmigt waren,
begab er sich nach Aegypten^ um von da nach Mekka znrück-
zukekren ; er schifite sich in dem Hafen el-Suweis ein, ertrank
aber im Meere von Cuizum im J. 937. Seine früheren Anla-
gen bewährten sich vortrefflich, die Teiche lieferten mehr oder
weniger Wasser, je nachdem es viel oder weniger regnete,
und blieben lange Zeit in so gutem Zustande, dass am 'Arafa
Gärten angelegt und Fruchtfelder bestellt wurden und grüne
Wiesen entstanden ($. 308).
S. 304. Als Barakdt am 24. Dsul-Ca*da 9dl starb, über-
nahm sein Sohn Abu Numeij Muhammed allein die Regiemog
und erhielt zu Anfang des J. 932 die Bestätigung des Sultans
Suleimän, welcher dann auch in die Vertheilung des jährlich
nach Mekka und Hedina zu liefernden Getreides noch mdir
Ordnung brachte und die in Verfall gerathenen älteren Stif-
tungen wiederherstellte , nach welchen der Ertrag mehrerer
Ortschaften in Aegypten für diesen Zweck bestimmt war. In
ähnlicher Weise wurden die Abgaben, welche die Schutzge-
nossen im ganzen *Othmanischen Reiche zu bezahlen hatten
und die bisher in den Schatz des Sultans geflossen waren,
jetzt zur Unterstützung der Gelehrten namentlich in Mekka und
Medina verwandt.
§. 305. Im J. 946 reiste der junge Prinz Ahmed ben
Abu Numeij von Mekka nach Constantinopel ; er wurde hier
sehr ehrenvoll empfangen und zum Mitregenten seines Vaters
ernannt und kehrte am 1. Rabf II. 947 nach Mekka zurück.—
Im J. 950 erwarb sich der Commandant von 'Gidda Emir
Chuschkeldi ein grosses Verdienst durch die Verbesserung der
Wege nach den Wallfahrtsorten, namentlich Hess er in den
Schluchten el-Mizimän das Dornengebüsch abhauen, die gro-
ssen Felsblöcke sprengen und an den Seiten der beiden Berge
hinabrollen und den Weg ebener und breiter machen, wo-
durch dem Unwesen der Räuber und Diebe ein Ziel geseUt
— 307 —
wurde, welche hinter den Büschen und Felsen ihren Versteck
hatten^ und er erndtete dafür den Dank der Pilger.
S. 306. Als im J. 958 das Dach der Ka'ba sehr schad-
haft geworden war, sodass der Regen an mehreren Stellen
durchschlug^ berieth sich der Mufti von Aegypten Hamid Efendi,
der. zur Wallfahrt nach Mekka gekommen war, mit dem Cädhi
Muhammed ben Hahmüd gen. Chogä Keini, und sie machten
dann eine Vorstellung an den Sultan , welcher den Grossmufti
Abul-Su'üd Efendi befragte, ob es erlaubt sei, eine Ausbesse-
rung der Moschee vorzunehmen, und da dieser die Frage be-
jahte, erhielt der Wezir von Aegypten 'Ali Pascha den Befehl
das weitere zu besorgen. Nachdem nun 'Ali wiederum den
Zolidirector in Aegypten und damaligen Moschee - Inspeclor zu
Mekka Ahmed Tschelebi damit beauftragt hattet liess dieser die
nötbigen Balken und sonstiges Baumaterial herbeischaffen ; sein
Sekretair war Qülak MuQtafä Tschelebi und sein Werkführer,
der Baumeister Mustafa« Bevor aber etwas unternommen
wurde, hielt man es für passend, die Ansicht der 'Ulemas ken-
nen zu lernen und unter dem Vorsitz des Muhammed ben
Mahmud versammelten sich nach dem Gottesdienste am 14.
Rabf I. 959 der Mufti der Schäfi'iten Scheidi Schihäb ed-Dtn
Ahmed ben Hugr el-Heithami, der Scheich Nur ed-Din 'AU
ben Ibrahim el-'Oseiii, der CAdhi Jahjä ben Fäiz Ibn Dhuheira
und der Chronist Cadhi Cutb ed-Dtn Muhammed ben Ahmed
el-Hanefi zu einer Berathung. Der Baumeister Mugtafä be-
merkte, dass zwei Balken des Daches gebrochen, ein dritter
bedeutend ausgewichen und vielleicht ebenfalls gebrochen sei;
der Gelehrte Ahmed el-Humeimdti aus Aegypten äusserte sich
in der Weise: Wenn die zerbrochenen Baiken nicht durch neue
ersetzt werden, so werden sie bald herunterfallen und auch
noch die Mauer zertrümmern. Die Anwesenden kamen also
insgesamml darin überein, dass das Dach ausgebessert und die
schadhaften Balken durch neue ersetzt werden sollten, und die
Arbeit sollte am anderen Morgen Sonnabend den 15. RabP I.
begonnen werden. Hiergegen erhob sich aber eine Parthei
von Fanatikern, welche behaupteten, dass die Heiligkeit des
Tempels eine solche Ausbesserung nicht gestatte; die Ka'ba
stehe nun schon so lange und werde beständig von allen vier
Seiten von den Winden gerüttelt und geschüttelt; es sei doch
20*
— 308 —
klar, dass die Kaba nicht durch die Fealigkeil ihres Baues,
sondern nur durch den allmächtigen Willen Gottes stehe und
es sei nicht erlaubt, die Balken zu vertauschen, bis sie von
selbst herunterfielen; und was dergleichen Geschwüz und auf-
regende Redensarten mehr waren, wodurch sie den Pöbel
aufreizten 9 sodass es beinahe zu ernstlichen Unruhen gekom-
men wäre. Der Scheich Scbihäb ed-Dtn Ahmed ben Hugr
schrieb eine lange Abhandlung, um diese Eifrer zu widerle-
gen, indem er von der Tradition der 'Aischa über die durch
Muhammed beabsichtigte Vergrösserung der Ka'b« ausging und
zeigte, dass solche Veränderungen sehr wohl gestattet seien,
wenn sie zweckmässig wären oder vorhandene Schflden da-
durch ausgebessert würden. Auf die Nachricht von den dro-
henden Unruhen kam der Statthalter Ahmed ben Abu Numeij
von seinem Landgute herein und berief • den Obersten Scheich
Muhammed ben Abul-Hasan ei-Bekri, den Obercftdhi Tftg' ed-
Dtn Abd el-Wahhäb benJa'cüb el-HAliki und den Moschee-In-
spector Ahmed Tschelebi zu einer Berathung nach dem Abra-
hams Platz in der Moschee und veranlasste den ersten einen
Vortrag an das versammelte Volk zu halten. Er wählte zum
Thema seiner Rede den Coränvers Sure 2, 121: „Als Abra-
ham den Grund 2u diesem Tempel legte mit Ismft'tl, da spra-r
chen sie: o unser Herr! nimm es an von uns, du bist. der
erhörende, der allwissende.'' Er redete in seiner gewöhnlichen
ruhigen, überzeugenden Weise in seiner schönen, fliessenden
Sprache, welche die Anwesenden iii Bewunderung setzte, und
nachdem er seinen Vortrag geendigt hatte ^ zog der Inspector
den Entscheid des Mufti hervor und als ihn der Scheich Mu-
hammed el-Bekri hörte, sprach er: welcher Mensch kann noch
anderer Meinung sein? dies ist das augenscheinlichste Recht
und die laulere Wahrheit. Jetzt befahl der Statthalter Ahmed
den Arbeitern, ihr Werk zu beginnen, ^ie thaten es und die
Unruhen waren gedämpft. Dies alles war so auf den Rath
des €ädhi Tag ed-Dln el-Mälikr geschehen , welcher danach
im J. 961 gestorben ist. Als hierauf die Baiken des Daches
blossgelegt wurden, fand man, dass sie gebrochen waren» wie
man vermuthet hatte , und es wurden neue an die Stelle ge-
legt und alles fest und dauerhaft hergestellt und eine Gedenk-
tafel aufgehängt, wozu Cutb ed-D!n die Inschrift lieferte.
— 309 —
•
$. 307. Hiernach wurde im J« 961 der Umgang um die
Ka'ba ausgebessert, weil viefe .der Steinplatten gesprungen und
die Risse meist nur schlecht mit Gyps zugeschmiert '^ manche
Stücke aber ganz ausgebrochen und Löcher entstanden waren ;
jetzt wurde Alles dieses, sowie auch die Platten in den^ Hallen
der Moschee wieder ganz eben gemacht. Danach kam ein
Befehl des Sultans, die Thür der Ka*ba mit Silber neu zu be-
legen; es wurde also das alte Silber abgenommen, neues hih-
zü^ethan Und davon SHbertafeln gemächt und die Thtir damit
bekleidet. Auch die Dachrinne wurde in dieser Zeit mit Sil-
ber beschlagen und vergoldet, bis bald darauf eine ganz neue
silberne und vergoldete Rinne aus Constantinopel geschickt und
dafür die alte in den Schatz des Sultans zurückgebracht wurde.
Aiich hierzu lieferte Cutb ed-Dtn die Inschrift für eine 6e-
denktafel. — Im J. 967 schuf der Cftdhi von Mekka Keini
Muhammed Efendi den Teich am oberen Thore zu einem schö-
nen Garten um , welchen er der Gemahlin des Grossemir Rus*
tem Pascha zum Geschenk machte.
f. 308. Schon seit dem Jahre 965 waren wegen fort-
währender Dürre die Brunnen erschöpft und die Quellen ver-
siegt , selbst die Quelle von 'Arafat lieferte nur noch wenig
Wasser. Als dies der Sultan erfuhr, ordnete er eine genaue
Untersuchung der Wasserleitungen an und es traten desshalh
der Cftdhi Abd el-BAki ben 'Ali el-'Arabi, der damalige
Cömmandant von JSidda Cheir ed-Dtn Chidhr und einige an-
dere angesehene Personen zu einer Berathung . zusammen und
überzeugten sich, dass die Quelle von 'ArafAt die stärkste sei
und Hir Lauf offen zu Tage liege und der Kanal bis zum Brun-
nen der Zubeida hinter Minä gut gebaut sei ; ferner waren die
meisten der Ansicht, dass auch der von diesem Brunnen nach
Mekka führende unterirdische Kanal wohl gut gebaut sein
könne, allein man kannte die Richtung desselben nicht mehr
und vermuthete, dass er irgendwo verschüttet und vernachläs-
sigt sei. Sie machten nun einen Anschlag, dass wenn sie den
Kanal von dem Ursprünge der Quelle bei el- Augar über Na'-
mdn , 'Arafa, Huzdalifa bis zum Brunnen der Zubeida wieder
in den gehörigen Stand setzen und den verdeckten Theil auf-
graben und ausbessern weihen^ sie die Summe von 30,000
— 310 —
neuen Golddinaren nöthig haben würden, denn die Entfemong
von el-Augar bis in die Mitte von Mekka beträgt 45^000 El-
len WerkniaasSy welches um ein Viertel länger ist als das ge-
setzliche Maass; diese Entfernung hatten sie nach der Lage
der Berge berechnet, da sie über den Lauf des Canales in den
Annaion nichts aufgezeichnet fanden. Sie machten nun einen
Bericht nach Constantinopel und als die Sultanin davon Kennt-
niss erhielt, bat sie darum dies gute Werk ausführen zu dür-
fen, da es ja auch von einer Frau Zubeida angefangen sei
Nachdem der Sultan ihr dies gestattet hatte, fragte sie die er-
sten ihrer Hofbeamten, wer wohl am meisten dazn geeignet
sei um mit der Ausführung beauftragt zu werden , und man
empfahl ihr den Staatssecretair von Aegypten Grossemir Ibra-
him Pascha Ibn Tagri Werdi, der eben seines Amtes entsetzt
war und zur Untersuchung gezogen werden sollte. Dies un-
terblieb nun, sie übergab ihm 50^000 Golddinare, also 20,000
mehr als der Anschlag war, und er begab sich zu Schiffe nach
Mekka. Am 22. Dsul-Ca'da 969 kam er in dem Hafen von
iGridda an und der Chronist Cutb ed-D!n, der mit ihm befreun-
det war, reiste ihm dahin entgegen; er traf ihn in seinem
Zelte vor der Stadt und begleitete ihn von hier zu dem Statt-
halter Muhammed ben Abu Numeij, welcher sich damals auf
seinem Landgute in Marr ei-Dhahr&n aufhielt. Er wurde von
ihm sehr freundlich aufgenommen und zu Tisch geladen und
nachdem er ihm den Zweck seiner Reise mitge^hellt hatte, er-
hielt er die Versicherung, dass sowohl er, als sein Sohn^ seine
Angehörigen und seine Untergebenen alles aufbieten würden,
um seine Wünsche zu erfüllen. Sehr befriedigt von diesem
Empfange begab sich Ibrahim nun nach Mekka, wo ihm der
Bruder des Statthalters, Hasan ben Abu Numeij sehr zuvor-
kommend entgegenkam und ihn unter freundlichen Gesprüchen
bis an das Friedensthor der Moschee geleitete. Ibrahim machte
zur Ankunft den Umgang um die Ka'ba und den Weg zwi-
schen el-Qafä und el-Marwa und kehrte dann in dem Hospiz
des Cäjitblli ein , wo ihm eine Wohnung eingerichtet und ein
grosses Mahl zubereitet war ; er nahm hier mit seinen Beglei-
tern Platz und liess auch an die Bewohner des Hospizes und
an die Armen von den Speisen vertheilen, der Wirth bekam
einen mit Gold gestickten Caftdn und ein ansehnliches Gddge-
- 311 —
schenk. Darauf kam der Scheich el-isläm und Cddhi Husein
el-Huseini um ihn zu begrüssen ; Ibrahim war darüber sehr
erfreut, er empfing ihn mit grosser Auszeichnung y theilte ihm
den Zweck seiner Herkunft mit und erbat sich seinen Ratb,
den ihm auch Husein bereitwilUg in treffender Weise ertheilte*
$. 309. Hiernach fing Ibrahim damit an, einige Brunnen,
aus denen die Leute Wasser zu holen pflegten, reinigen und
tiefer ausgraben zu lassen , damit sie mehr Wasser lieferten ;
dann begab er sich nach dem iussersten Ende des 'Arafa und
untersuchte die Wasserleitungen, Tränken und Kanäle, bis die
Aegyptische Carawane unter Anführung des Emir 'Othmftn Beg
ben Izdemir Pascha*) und die Syrische unter dem zum Cädhi
von Mekka designirten Fudheil Efendi ben 'Ali Tschelebi el^
iSamäli**) eintraf. Ibrahim machte nun erst die ganze Wall-
fahrt mit und nachdem die Pilger wieder abgezogen waren,
fing er sein Werk an; er schlug sein Zelt am Anfange der
Wasserleitung bei el-Augar auf der Höhe des 'Arafa auf und
Hess von da an die Gräben mit der grössten Sorgfalt reinigen.
Er selbst hatte in seinem Gefolge gegen 400 Haipluken, lauter
schöne und gewandte Leute, welche er auf der Strecke von.
el-Augar bis Huzdalifa vertheilte, dazu Hess er nach und nach
gegen tausend Arbeiter kommen, Erdarbeiter, Schmiede, Zim-
merleute, Steinhauer, Brunnenwärter und andere, aus Aegyp-
ten, Syrien, Haleb, Istambul und Jemen. Die nöthigen Ge-
rätbschaften wie Erdkörbe, Hacken und Schaufeln, sowie Ei-
sen, Stahl, Kupfer, Blei und dgl. hatte er schon aus Aegypten
mitgebracht, und er theilte die ganze Mannschaft in mehrere
Abtheilungen , von denen einer jeden eine bestimmte Strecke
angewiesen wurde, und bei dem Eifer, womit er die Sache
betrieb, hoSle er in Jahresfrist damit fertig zu werden. Aber
*) Er folgte seinem Vater als Beglerbeg Yon Habessinien, wurde
▼on da iD gleicher Eigenschaft nach Jemeu yersetsil, wo er sich durch
die Eroberaog der Hauptstadt Ta'iftz ein grosses Verdienst erwarb,
kam dann als Beglerbeg nach el-llasd in Syrien, hierauf nach Ba^ra
und zulutzt nach Gara Amid.
**) Er ist Verfasser mehrerer ▼orzäglicher juristischer Werke,
lebte nachher als Emeritus am Hofe des Sultans zu Conslantinopel und
starbimJ.991. Vgl. Uaji Rhalfa lexicon bibliogr. ed. Flügel.
Tom. VU. index Nr. 2840.
— 312 —
■ •
Gott hatte es anders beschlossen. — Nachdem man bis an
den Brunnen gekommen war, welchen Zobeida hatte anlegen
lassen (§. 181)« fand sich keine Spur, dass der Kanal weiter
ginge, und man kam auf die Vermuthung, dass hier ihr Werk
wegen all zu grosser Schwierigkeiten abgebrochen und man zu
der Leitung von Hunein her übergegangen sei, denn- man stiess
jetzt auf harte Felsen, die man nicht aushauen und noch we-
niger durchbohren konnte, da die Entfernung noch 2000 Ellen
betrug, um die Verbindung mit dem Kanäle herzustellen and
der neue Kanal in einer Tiefe von fünfzig Ellen unter der
Oberfläche der Erde angelegt werden musste. Aber liegen
bleiben sollte das angefangene Werk nicht und man machte
den Versuch, nachdem man die obere Brdschicht abgeräumt
hatte, den Felsen mürbe zu brennen, indem mari die ganze
Nacht Feuer unterhielt und auf einer Strecke von sieben El-
len in der Länge und fünf Ellen in der Breite jedesmal. hun-
dert Tracht trockenes Holz verbrannte ; allein die Wirkung war
so gering, dass man^ nachdem dies geschehen war , am Tage
nur zwei b\^ (Zoll, 24 auf eine Elle) tief den Felsen aus-
bauen konnte und um dies bis zu einer Tiefe von 50 Ellen
und einer Länge von 2000 Ellen durchzuführen, dazu wäre
Noabs Lebensdauer, Crösus Schätze und Hiobs Geduld erfor-
derlich gewesen. Und doch sah Ibrahim kein anderes Mittel
und er fuhr in dieser Weise fort, bis 4as Holz von allen Ber-
gen um Mekk9 und in weiter Ferne verbraucht war, der Preis
desselben sehr theuer wurde und die Menschen dessbalb. in
grosse Noth kamen. Ibrahim Ihat dies sehr leid, er seilte da-
bei sein Vermögen zu, verlor auch durch Krankheiten seioc
Diener, Kinder und Mamluken, aber er blieb standhaft und
setzte die Arbeit fort, bis 1500 Ellen lang ausgehauen waren;
sooft das Geld zu Ende ging, schickte er hin und liess sich
neue Suramen ausbitten, bis er 150,000 Golddinare aus dem
Schatze des Sultans ausgegeben hatte. Dazu war ihm gleich
anfangs ein Schiff zu Grunde gegangen, welches den grössten
Theil seiner Kostbarkeiten, gemjinztes Geld, seine Sklaven und
Habseligkeiten enthielt und auf mehr als 100,000 Goldstücke
geschätzt wurde; dann war ihm ein prächtiger Knabe» den er
sehr lieb hatte, in Aegypten gestorben ; zwei hoffnungsvolle, schon
erwachsene Söhne verlor er in Mekka, sein Oberverwalter, der
— Ä13 —
den Rang. eines Emir Statthalters hattis, und der grösste Theil
seiner Mamluken wurde ihm durch den Tod entrissen ; stand-
haft ertrug er alle diese harten Schicksale ^ bis ihm das Herz
brach und er am 2. Ragab 974 verschied. Er wurde an der
Hauptstrasse in der Oberstadt neben seinen beiden Söhnen
begraben^ wo er sich ein Regräbniss erbaut hatte; er war im
J; 922 geboren und binterliess einen kleinen Sohn und eine
Tochter*
§. 310. Der Statthalter Hasan ben Abu Numeij übertrug
dem Commandant^n von bidda Emir Cdsim Reg die Aufsicht
üt>er den Rau, bis ein neuer Aufseher durch den Sultan er-
nannt würde. Inzwischen war Suleimän drer Monate vorher
gestorben und sein Sohn Seltm H. iiatte am 9. Rabf H. 974
den Thron von Constantinopei bestiegen; diesem wurde der
Staatssecretair von Aegypten Muhammed Reg Ekmektschi Zadeh
empfohlen^ welcher d^nn nach Mekka kam und die Fortsetzung
des Werkes sich angelegen ^ein Hess, aber nicht damit zu
Ende. kam, weil er am 26» tiumädä I. 976 an Dyssenterie starb.
Nun wurde abermals dem Emir Cäsim Reg die Leitung von
dem Statthalter übergeben, und diesmal erhielt er auch die
Restätigung des Sultans, nur dass dem Cädhi Husein el-Huseini
die Oberaufsicht übertragen wurde , welcher iridess jenem alle
Geschäfte übcrliess^ '. da er sich mit Eifer der Sache annahm
und es ihm an der nöthigen Einsicht nicht fehlte. Aber auch
ihm war es nicht beschieden, das Werk zu Ende z.u führen,
er starb am 2. Ragab 979 und wurde neben seinen beiden
Vorgängern begraben. — Jetzt übernahm Husein selbst die
Aufsicht und ihm gelang es , den Bau zu vollenden , am 20.
Dsul-Ca'da 979 floss das Wasser in den Kanälen bis nach
Mekka; der Tag wurde festlich begangen, Husein gab ein gro-
sses Qastmahl in seinem Garten in der Unterstadt, wo Zelte
und Schutzdächer aufgeschlagen waren, er Hess über hundert
Schaafe schlachten und opferte eine Anzahl Camele, welche
nach den Rangklassen an die Leute vertheilt wurden; mehr
als zehn Personen von den Werkmeistern erhielten Ehrenklei-
der, die übrigen Arbeiter wurden mit anderen Geschenken be-
dacht und die Armen bekamen Almosen. Sobald die Nachricht
von der Vollendung des Kanals nach Constantinopei kam, rich-
tete die Sultanin an Husein ein Schreiben, worin sie in den
- 31«^ -
ehrenvollsten Ausdrucken ihre ganze Anerkennung beseugle,
zugleich schickte sie ihm mehrere Ehrenkleider und erhöhte
seinen Gehalt an der hohen Schule Suleimänia auf 100 *Oth*
m&nis täglich.
$. 311. Während der Emir Ibrahim mit dem Bau des Kanals
schon im vollen Gange war, legte er dem Sultan Suleim&n noch
einen anderen Plan vor, dass er in Mekka eine hohe Schule in
vier Abtheilungen nach den vier Hauptsecten gründen möchte,
damit die Rellgions- und Rechtswissenschaften wieder eifriger
betrieben und neu belebt würden. Der Sultan ging daraof
ein und erlheilte dem Emir Cäsim Beg den Auftrag, einen daza
geeigneten Platz auszuwählen und den Bau zu leiten. Die
beiden Emire beriethen sich hierauf mit mehreren angesehenen
Männern und wählte als den besten Platz die Südseite der
Moschee von der Ecke derselben bis an das Thor der Erwei-
terung, wo das Krankenhaus des Han^ür stand, dazu die hohe
Schule, welche Ahmed Schah, Sultan von Gugerät, gestiftet
hatte, mehrere Stiftungen des Aegyptischen Sultans el-Huajjid
Scheich, eine Anzahl anslossender Häuser, die dem Stalthalter
Hasan gehörten» und das Hospiz el-Dhähir. Zum Krankenhanse
wurde ein anderes Haus eingerichtet , die hohe Schule , an
welcher damals Cutb ed*D!n angestellt war, wurde in das Hos-
piz des Jachschdi el-Caramäni verlegt, dessen Stiftungen nicht
erhalten waren, wesshalb es von den Erben verkauft werden
konnte, das Hospiz el-Dhähir wurde gegen ein schöneres und
geräumigeres in der Suweica Strasse umgetauscht, der Statt-
halter Hasan bot seine Häuser unentgeltlich an und an die
Stelle der Stiftungen des Huajjid traten andere in Syrischen
Städten. Auf diese Weise wurde das ganze Stadtviertel filr
die neue Anlage erworben und nachdem sämmtliche Häuser
abgebrochen und das Fundament vierzehn Ellen tief und vier
Ellen breit ausgegraben war, wurde der 3. Ragab 972 für die
Festlichkeit der Grundsteinlegung bestimmt. Der Obercädhi
Ahmed ben Muhammed Beg el-Nischängi machte den Anfiang
und legte den ersten Stein, dann folgten die Emire, Gelehrten
und angesehenen Personen, die sich eingefunden hatten, jeder
legte einen Stein, worauf mit grossen Felsenstücken fortgefah-
ren und alles aufs festeste und dauerhafteste gebaut wurde.
CAsim Beg sah man von Anfang bis zu Ende des Baues mit
— 315 —
einem Stocke mitten zwisclieil den Arbeitern umhergehen und
sie mit Strenge ^ ja mit Hfirte zur Arbeit anhalten; er folgte
seinem eigenen Willen^ ohne Jemand um Rath zu fragen, noch
auf den Rath eines anderen zu hören , während er nicht ein-
mal ordentlich schreiben konnte. Die Stiftungen^ aus denen
die Anstalt unterhalten werden sollte, machte der Sultan in
Syrien und bestimmte für jeden der vier Professoren täglich
fünfzig 'Othmänis 9 fflr den Repetenten vier 'Othmänis; jeder
Professor sollte fünfzehn Schüler bekommen und für jeden von
diesen waren täglich zwei 'Othmänis angesetzt; der Teppich-
diener erhielt gleichfalls zwei 'Othmänis und der Portier halb
soviel. Der Verwalter der Stiftungen sollte die Gelder jähr-
lich mit der Syrischen Carawane zur Vertheilung nach Mekka
schicken. — Die grosse Strenge des Cäsim Beg mochte ih-
ren Grund zum Theil darin haben ^ dass der Sultan befohlen
hatte, den Bau mögliehst zu beschleunigen, und doch erlebte
Suleimän die Vollendung nicht mehr, erst in der Mitte des 2.
iSumäüä 975 wurde die Anstalt eröffnet. ' Die Halikitische Pro-
fessur und die Oberaufsicht über die anderen Lehrer erhielt
der Cädki Husein el-Huseini, dessen Gehall einige Jahre nach-
her durch die Sultanin von 50 auf 100 'Othmänis täglich er-
höht wurde. Zum Hanifitischen Professor wurde Cutb ed-Din
ernannt ; er erklärte einen Theil von Zamachscharis Commentar
zum Corän, die Hidäja über die Institutionen des Hanballti-
schen Rechts nnd ein Stück aus dem Commentar des Abul-
Su'üd el-'Imädi zum Corän, auch hielt er einen medicinischen
Curstts und einen Cursus über die Fundamente der Traditions-
wissenschaft« Durch die Verwendung des Ahmed Cädhi Zädeh
Efendi, GÄdhi des Heeres in Anatolien, wurde der Gehalt des
Cutb ed-D!n später durch den Sultan Muräd auf 60 'Othmänis
erhöht. Der Schäfi'itische Professor erklärte die Schriften des
Schäfi'i, aber für die Hanbalitische Professur fand sich keine
geeignete Person und es wurde statt dessen ein Lehrer der
Traditionswissenschaft angestellt, welcher die sechs grossen
Traditionssammlungen erläuterte.
§. 312. Der Sultan Selim IL, welcher schon als Prinz
jährlich zur Wallfahrt in Minä und auf dem 'Arafa tausend
Goldstücke und eben soviel in Hedina an die Armen hatte
vertheilen lassen und einzelne Gelehrte noch besonders unter-
- 316 ~
stülzte, liesg gleich zo Anfang seiner Regierung die Zufiihr
von Getreide , welche» jährlich aas Aegypten an die beiden
heiligen Städte geliefert werden masste, um 7000 Malter ver-
mehren, wovon Mekka und Medina je 3000 Maller erhiellen
und in JSidda und Janbu' je 500 Maller blieben , um hier an
arme Pilger, welche sonst die Reise nach Mekka nicht fortse-
tzen konnten, vertheilt zu werden. Das herrlichste Denkmtl
aber , welches er . sich setzte , ist der Neubau eines grossei
Theiles der Moschee. An der ösllichi^n Seite nämlich / wo die
hohe Schule des Cjijitbäi und die Afdhalia. anslossen, warei
die Enden der Balken ausgewichen und das Dach der HaDe
hatte sich nach dem Innern der Moschee gesenkt , sodass es
schon zu Suleim&ns Zeit hatte gestützt werdep müssen. B»
jetzt war das Dach ein doppeltes gewesen und der zwei Biiei
hohe Raum zwischen beiden hatte den Schlangen und Vögeh
zum Aufenthalt gedient und das Holzwerk war der Zerstöroif
durch Würmer sehr ausgesetzt. Als nun der Schaden imner
grösser wurde, machte man desshalb im J. 979 an den Sullas
Seltm einen Bericht und er gab Befehl , die ganze Moschee
neu zu bauen und statt des Daches Bogen rings utn die Hatk
zu setzen. Der damalige Beglerbeg von Aegypleii Emir 6i-
nän Pascha erhielt den Auftrag, sich nach einenri^ geeignetea
Manne umzusehen, welchem die Leitung dieses Baues anver-
traut werden könnte, und. seine Wahl fiel auf den Emir Ah-
med Bog, welcher zum Commandanten von 'Gidda ernannt
wurde und sich am Ende des Jahres 979 nach Mekka begab.
Die Oberaufsicht war dem Professor Husein el-Huseini über-
• • • .
tragen , mit welchem Ahmed Beg vollkommen übereinstimmte,
und ihnen stand ein geschickter Baumeister Muhanmed ans
dem Diwan des Sultans zur Seite , welcher mit jenen beiden
dieselben guten Eigenschaften und frommen Gesinnungen tholte.
Zunächst hatten sie einen unbedeutenden Kanal anzulegen, mn
das Wasser von 'Arafa und Hunein aus der oberen Stadt auch
nach der unteren zu leiten ; er führte an der Seite des Mud-
da'ä (§.120) und dem Hospiz des Cäjitbäi vorüber nach el-
Marwa und Suweica und wandte sich dann nach dem kleinen
Markte, dort wurde ein Wasserbehälter gebaut mit kupfernen
Ausgussröhren und eine Cisterne zur Tränke für das Vieh süd-
lich von dem Gärten des Beiram. Die 70,000 'OthmAnis, wel-
— 317 —
che der; Emir hierfür aus deikr Schatze des Sultans bekam,
übßrstiegen die wirklich darauf verwandten Summen nur
um etwas.
S. 313. Hierauf wurde zum Neubau der Moschee ge-
schritten und in der Mitte des ersten Rabf 980 mit dem Ab-
bruch der Anfang gemacht; die Dachbalken wurden zur Erde
herabgelassen und im Innern der Moschee niedergelegt, der
Schutt mit Lastthieren zur unteren Stadt hinaus nach dem
Berge el-Falak geschafft und die Säulen vorsichtig abgetra-*
gen. In dieser Weise wurde zuerst die ganze Ostseite vom
Thore 'Alis bis zum Friedensthore frei gemacht und nun das
Fundament untersucht, und da man es schadhaft fand, wurden
selbst die Grundmauern in der Erde, welche die Form eines
Schachbrettes hatten, ganz herausgenommen. Am 6. JGrumddä
I. 980 wurde dann die Grundsteinlegung festlich gefeiert;, es
hatten sich dazu die Cädhis und Emire, die Gelehrten und viele
angesehene Personen versammelt und nachdem die Anfänge
der Suren des Coräns verlesen waren, wurden Rinder, Camele
und Schaafe geschlachtet und an die Armen und Diener ver^
theilt, und hierauf der Grundstein gelegt. Der ganze Bau er-
hielt dadurch eine besondere Festigkeit, dass man auf je drei
Säulen von Marmor eine vierte von schwarzen Steinen aus
den Brüchen von Schumeis folgen Hess. Der Emir Ahmed war
gegen die Arbeiter und. Diener sehr freundlich und herablas-
send, und erwarb sich die allgemeine Achtung und Liebe. Als
die östliche und nördliche Seite auf diese Weise fertig gebaut
war, traf die Nachricht von dem Hinscheiden des Sultans Se-
Itm ein, der anl 7. RamadhÄn 982 gestorben war. Sein Naqh-
folger Muräd Chäu gab aber sogleich Befehl, den Bau furtzu-^
setzen und so wurde er gegen den Schluss des J. 984 zu
Ende geführt. Der Wasserweg, Wftdi Ibrahim, welcher der
Länge nach mitten durch die Stadt und an de^ Moschee vor-
beiführt, pflegte alle zehn Jahre einmal von Schlamm gerei-
nigt zu werden, um jene Zeit war er aber wohl seit dreissig
Jahren nicht gereinigt, und der Schlamm hatte sich sosehr an-
gehäuft, dass von den fünfzehn Stufen, welche von dieser Seite
nach der Moschee hinaufführen , nur noch etvva drei sichtbar
waren. Daher kam es, dass bei einem heftigen Regen am, 10«
JGrumädä L 983 das Bette das Wasser nicht fassen konnte und
- 318 —
die ganze Moschee überschwemmi wurde und die Ka'ba bis
über den schwarzen Stein im Wasser stand. Dies dauerte ei-
nen vollen Tag und der Emir Ahmed verwandte aus seinen
eigenen Mitteln bedeutende Summen theils un die Moschee
wieder reinigen und mit frischem Grand bedecken zu lassen»
theiis den Abfluss des Wassers besser zu regeln. Etwa zehn
Stufen der grossen Treppe wurden ffei gemacht und dadurch
für das Wasser aus der oberen Stadt ein hinreichender Absog
gewonnen ; auf der Nordseite , wo das Wasser von den Ber-
gen Ku'eiki'dn und cI-Falak und der Hochebene el-Madhä bei
dem Thore der Erweiterung zusammenkam , wurde es durck
einen weiten unterirdischen Kanal, genannt el-'Inaba, aufge-
fangen und nach dem Ibrahim Thore hingeieitel , wo es siel
in den grossen Wädi ergoss. — Für den ganzen Bau unil
diese Kanalanlagen waren aus dem Schatze des Sultans 1 10,000
neue Golddinare verausgabt, ungerechnet das BauholZi welches
aus Aegypten nach Mekka gesandt wurde, und die Kosten for
die hölzernen Stangen zu den Geräthschaften, für die Nigel
und Eisenspitzen, mit denen die Gesimse der Hallen rings be-
schlagen wurden, damit sich die Vögel nichl darauf setzt»,
und für die Halbmonde auf den Kuppeln, weiche in Aegypten
aus Kupfer verfertigt und übergoldet waren und dem Ganzen
ein prächtiges Aussehen verliehen. Mit der Besorgung dieser
Gegenstände war der damalige Beglerbeg von Aegypten Masth
Pascha beauftragt, der sich auch in anderer Weise mehrfach
um die heiligen Stfidte und um Aegypten verdient gemacht hat.
§. 314. Die alte Moschee hatte in ihren vier Hallen 469
Säulen und in ihren Thoren noch 27 Säulen; nämlicll dieHaUe
auf der Ostseite hatte 88 Säulen von Marmor ausser einer beiia
Thore 'Alis von Backsteinen mit Gyps überzogen; die Nord-
seite bestand aus 104 Säulen von Marmor mit Ausnahme der
14 zwischen dem Thore der Eile und dem Thore der Vorhalle
die aus Quadersteinen aufgeführt waren ; auf der Südseite Stau-
den 140 Säulen von Marmor ausgenommen die letzten 25 am
Thore der Umm Häni von Quadersteinen; und die 87 Säulea
auf der Westseite waren nach dem Brande im J. 802 errich-
tet, wie oben (§. 269) beschrieben ist. Der Anbau auf der
Stelle des alten Versammlungshauses hatte 66 Säulen von an-
egalen, unbehauenen Steinen mit Gyps überzogen, der aber
— 319 —
grösslen Theils abgefallen war. — Bei dem Neubau erhielt
die Ostseite 62 Säulen von Marmor und 30 von schwarzen
Schumeis-Steinen , die Nordseite 81 von Marmor und 44 von
schwarzen Steinen, die Westseite 64 Säulen, darunter sechs
von harten Steinen, die übrigen von Marmor, und 36 von
schwarzen Steinen und die Südseite 83, darunter elf von har-
ten Steinen , die übrigen von Marmor und 76 von schwarzen
Steinen. An den vier Ecken stehen ebenfalls Säulen von die-
sen schwarzen Steinen; der Anbau hat 14 Säulen von Marmor,
eine von harten und 36 von schwarzen Steinen und der Vor-
bau am Ibrahims Thore sechs von Marmor und 18 von schwar-
zen Steinen.
S. 315. Die neue Moschee bekam 19 Eingänge von ver-
schiedener Grösse mit einem bis zu fünf Bogen ; sie werden
Nachts mit grossen Thorflügeln geschlossen, sodass nur einige
kleine Thüren unverschlossen bleiben. Auf der Ostseite sind
vier Thore: 1. Das Friedensthor oder das Thor der Banu
Scheiba ; 2. das Leichenthor oder das Thor des Propheten ;
3. das Thor des 'Abbäs, auch wie das vorige das Leichenthor
genannt; 4. das Thor 'Alis oder der Banu Häschim. — Die
Südseite hat sieben Thore: 1. das Thor von Bftzän, nach der
in der Nähe befindlichen Quelle so benannt; 2. das Thor der
Hauleselin ; 3. das Thor von el-Qafä oder der Banu Machzüm ;
4. das Thor des kleinen Agjäd Platzes ; 5. das Thor der hohen
Schule Mugähidia, auch das Thor des Erbarmens genannt; 6.
das Thor der hohen Schule des Scherff 'Aglän; 7. das Thor
der Umm Häni. — Auf der Westseite sind drei Thore: 1.
das Thor < von el-Hazwara ; 2. das Thor des Ibrahim; 3. das
Pilgerthor, weil die nach el-Tan*im Pilgernden durch dieses
gehen und kommen, vormals Thor der Banu Sahm genannt. —
Die Nordseite hat fünf Thore: 1. Das Thor der Vorhalle, frü-
her Thor des'Amr ben el-Ä^i genannt; 2. das Thor el-'Agala
(der Eile), jetzt auch das Thor der B^sitia genannt nach der
von Abd el-Bäsit gestifteten hohen Schule ; 3. das Thor in der
Erweiterung der Moschee durch das Versammlungshaus an der
westlichen Ecke; 4. das Thor an der nördlichen Ecke; 5. das
Thor el-Dureiba nahe bei dem Thurme des Friedensthores.
§. 316. Von den sechs Thürmen der Moschee wurde
der erste am Pilgerthore von dem Chalifen Abu iSa'far el-Man-
- 320 —
^ür angelegt und von dem Wezir Muhummed el-tiaw&d el-I^-
pahdni im J. 551 neu gebaut. Der oberste Muadsdsiii rief hier
zur Zeit des Chronisten el-Fäkihi die Stunden des Gebets ab
und ihm folgten dann die ötirigen Muadsdsin; zur Zeit des
Fdsi geschah dies auf dem Thurme am Friedenathore und zar
Zeit des Cutb ed-Dtn wurden die fünf Gebetszeiten auf der Kuppel
liber . dem Brunnen Zamzam abgerufen ; nur imRieimadhän geschiebt
es noch auf dem Thurme über dem Friedensthore. Jener erstge-
nannte war dann auf Befehl des Sultans Suleimto I. abgebro-
chen und in gleicher Weise von Backsteinen mit einem Um-
gänge im J. 931 wiederaufgebaut, nur dass die Spitze die
Form der Griechischen Thurme erhalten hatte. — Der zweite
Thurm über dem Friedensthore ist von el-Mahdi im J» 168
angelegt und von dem Aegyptischen Sultan el*NA^ir Farag iia
J. 810 abgebrochen und neu gebaut mit zwei» Umgäogeo. —
Der dritte Thurm , der des 'Ali, ist ebenfalls von el-Mahdi mit
einem Umgange angelegt und von SuleimAn neu gebaut vod
schwarzen Schumeis*Steinen mit .zwei Umgängen und einer
Griechischen Spitze. — Der vierte Thurm bei el-Haswara.mit:
zwei Umgängen gleichfalls von el-Mahdi errichtet und zur Zeit
des Sultans el-Aschraf Scha'bän , Herrn voii Mosul , restauriri,
stürzte im J. 771 ein, wobei glücklicher Weise Niemand ums
Leben kam, und wurde dann bis zum Muharram 772 neu ge-
baut. — Der fünfte Thurm am Thore der Erweiterung und viel-
leicht mit diesem von el-Mu'^Uimid erbaut, hatte zwei Umgänge und
wurde, als er einstürzte, von el<-AschrafBarsabdiimJ.838 wieder-
hergestellt.' — Der sechste Thurm bei der hohen Schule des Sul-
tans Cäjitb&i ist mü dieser im J. 880' in äusserst schöner Bau-
art aufgeführt. — Der siebente Thurm an. der hohen Schule
des Suleimän zwischen dem Friedensthore und dem Thore der
Erweiterung von Schumeis-Steinen erbaut, ist. höher .als die
anderen, mit drei Umgängen und. einer Griechischen Spitze
und wurde in der Mitte des J. 973 vollendet
Nach diesem Bau beträgt jetzt die Länge der Moschee in
Aegyptischen Maassen von der Schwelle des Friedensthores bis
an die Schwelle des Piigerthöres 351 Ellen; von der Schwelle
des Thores der Erweiterung bis an das Thor der Umm H&ni
222 Eilen ; von dem Thore der Mauleselin bis an die Mauer
der hohen Schule Suleimania 232 V4 Elle; die Erweiterung
— 321 ~
misst in der Länge der Moschee auf einer Seile oT/^/g, auf der
anderen 53 Ellen, und tritt auf einer Seite 84%, auf der an-
deren 84 EUen vor. >
§. 317. An der ganzen Südseite der Moschee waren nach
und nach Häuser nnd Schulen dicht an die Mauer angebaut,
welche theils den Abflnss des Wassers hinderten , theils durch
den Geruch der Latrinen die Besucher der Moschee sehr be-
lästigten, sie wurden desshalb auf höheren Befehl abgerissen
und die Plätze blieben längere Zeit unbebaut, bis der Sultan
im J. 994 seinen Comuiissär MuQtafä nach Mekka schickte»
weicher dort Buden für obdachlose Arme errichtete, damit sie
nicht mehr in der Moschee übernachten sollten. Er legte auch
links vom Ausgange aus dem Thore von el-Qäfä eine Wasser-
leitung JBin, wo die Ab- und Zugehenden trinken konnten, und
darunter ein Waschbecken ; ein ähnliches Waschbecken wurde
auch neben der hohen Schule des Cäjitbäi auf der Seite des
Marktes aufgestellt. Diese Anlagen, welche im J. 995 vollen-
det wurden, kosteten 20,000 Golddinare. Die grösste Wohl-
that aber, welche der Suftan Muräd der Stadt Mekka erwies,
war die regelmiässige Zufuhr von 5000 Maltern Getreide, wel-
che jährlich aus den Magazinen dorthin geliefert und nach den
aufgestellten Namensregistern an die Emire, Fakihs, Aufseher
und Vorsteher der Moschee vertheilt wurden. Früher hatte
Mekka auch keinen besonders besoldeten Mufti, bis Muräd um
diese Zeit als solchen den Abd el-Karim ben Muhibb ed-D!n *)
*) Dieser A-bd el-Kartm ist es, welcher seines Oheims Gutb ed-
Dtn Geschichte ron Mekka in einen Auszag gebracht und mit einigen
Zusätien vermehrt hat, von denen der ausführlichste als Ergänzung
zu Samhüdis Geschichte yon Medina hier einen PlaU finden möge,
worin er die Dotationen dieser Stadt durrh den Sultan Mordd be-
schreibt.
Die Bauten , Stiftungen und jährlichen Schenkungen für Medina
betrugen das Drei- oder Vierfache von dem, was fär Mekka verwandt
wurde. Elf Hospize,, nämlich vier allgemeine und sieben für beson-
dere Klassen von Fremden, welche ganz in Verfall gerathen waren,
wurden im J. 984 auf Kosten des Sultans wiederhergestellt. Im J.
988 Hess er eine Kochanstalt für Arme errichten; für die dabei an-
gestellte Dienerschaft waren täglich zwei Dinare bestimmt und der
Anstalt wurden jährlich 1000 Malter Getreide geliefert. Vor der
Stadt am Aegyptischen Thorc wurde im J. 990 ein grosser Behälter
21
— 322 —
mit einem Gehalte von tftglich 50 'Othmftnis anstellte. Die
Prediger und der Imdm der Hanifiten erhielten jeder bisher
täglich nur 1/^2 'OihmÄnis; jetzt wurde der Gehalt von vier
Predigern, zwei Hanifiten und zwei Schdfi'tten, auf 40 'Olhmä-
nis für jeden täglich erhöht, und ebensoviel bekamen zwei
Imftme der Hanifiten ; elf SchAfi'iten Imdme , welche 1 V4 'Otb-
mdni gehabt hatten, wurden mit fünf 'Othmänis laglich be-
soldet. —
angelegt, der täglich mit sossem Wasser gefallt wurde, woron die
Voräbergehenden trinken konnten; fnr die Anfseher und die Bedie-
nung waren tiglich 60 'Othm^nis und jährlich 50 Malter Getreide au*
gesetzt. Im J. 991 wurde für jeden der Diener an der grossen Mo-
schee, deren Zahl sich auf 57 belief, und ebenso für jede der 17 aa
der Quelle el-Zarcä angestellten Personen täglich ein Maass Koni
bestimmt und die Lieferung an die bisherigen Empfänger um fünf bii
zehn Malter jährlich erhöht, sodass hieraus der Mehrbedarf jährlicli
1000 Malter betrug. Im J. 994 Hess er zwei Hospize bauen, eines
bei der Moschee des Abu Bekr, das andere bei der Moschee des 'Ali,
und diese beiden Moscheen selbst wurden wiederhergestellt und fir
jede ein Prediger , ein Gebetansrufer und die übrige Bedienung nül
einem entsprechenden Gehalte angestellt. — Im J. 996 wurden 4000
Malter Korn nach Medina geschafft und 500 Malter nach Janbu* für
arme Pilger, welche dort die Reise nicht fortsetzen konnten. In Ae-
gypten wurde das Getreide mit Kamelen nach dem Hafen Ton Snet
gebracht und Yon hier in den Schiffen des Sultans nach dem Hafea
Yon Janbu* gefahren , dort in Scheunen gesammelt und dann wieder
mit Kamelen nach Medina geschafft; für diesen letzteo Transport
wurden die Kosten, die für jede Last Yon drei Maltern auf zwei neos
Golddinare berechnet waren, aus den Einkünften Yon 'Gidda bestrit-
ten. — Im J. 998 wurde das grosse Kloster )jUi^ des Sultans Morid
Yor dem Aegyptischen Thore gebaut mit einer grossen Koehanstall,
einer Scheune , Magazinen , Mühlen , einem Backofen und sonstigeD
Utensilien, sodass hier täglich eine grosse Menge Brod gebacken wer-
den konnte, welches Ycrtheilt wurde, wozu die Einkünfte von mehre-
ren Dörfern und Landgütern in Aegjpten im Betrage Yon 25,000 Gold-
stücken jährlich bestimmt waren, und hiermit lässt sich die Yon der
Yerstorbenen Sultanin in Mekka gestiftete Anstalt gar nicht Yerglei-
chen, wo sich Yier Arme in ein kleines rundes Brod theilen müssen.
Neben diesem Kloster wurden auch acht Häuser für die Yerheirathe-
ten und sechs Häuser für die uuYerheiratheten Diener desselben und
eine Elementarschule errichtet, in welcher 50 Waisenkinder Ton einen
besoldeten Lehrer Unterricht, Kost und Kleidung erhielten.
— 323 —
Einen weiteren Beweis seiner grossen Gnade gab Muräd
durch ,,die neue Griechische'' Schenkung, welche zum ersten
Male im J. 997 durch seinen Schatzmeister Ibrahim Efendi mit
der Pilgercarawane nach Mekka kam und diesmal in 10,000
In demselben Jahre wurde noch ein neues Kloster iCj^l- gebaut für
einen Scheich und zehn Cufiten, welche darin Morgens und Abends
ihre Gebete hielten. Ferner stellte der Sultan 40 fromme und ge-
lehrte Männer an, welche sich täglich bei dem „heiligen Garten'' d. i.
dem Grabe Muhammeds versammelten und die sechste Sure des Go-
ran lasen, um für ihn den Sieg über seine Feinde zu erflehen; jeder
dieser Angestellten erhielt jährlich 12 Dinare auf einmal. Andere 30
Personen mussten täglich bei dem „Garten** einen Abschnitt aus dem
€joran lesen, nack dessen Beendigung sie alle zusammen kamen, im
Gebet ihre Hände erhoben und den Lohn für ihre frommen Hand-
lungen dem Sultan schenkten; jeder yon ihncsn erhielt dafür zwölf
Dinare. Hundert Personen yon Medina, deren jede zehn Dinare be-
kam, mussten jährlich für den Sultan die Pilgerreise nach Mekka ma-
chen, alle Wallfahrtsgebräuche beobachten und für ihn den Sieg er-
flehen. Fünf Profcbsoren, nämlich yier nach den yier Sekten und
einer als Traditionslehrer, erhielten yon dem Saltaa ihre Besoldung
und mit ihren Schülern bestimmte Lieferungen; ausserdem waren 2
Schdfi'itische Prediger jeder mit 14 *Othmänis täglich yon ihm ange-
stellt. — Im J. 994 wurde die Mauer der Moschee yom Frauenthore
bis an den Tburm des Suleimän 95 Ellen lang und 17 Ellen hoch
neu aufgeführt, weil sie schadhaft war und man den Einsturz be-
fürchtete. — Im J. 997 wurde das Dach der grossen Moschee aus-
gebessert, der „Garten** neu gepflastert, die Wände der Moschee ge-
weisst und 300 Säulen mit Oelfarbe bunt angestrichen und mit golde-
nen Sonnen yerziert; für sieben Brunnenwärter wurden sieben Häu-
ser gebaut, worin sie mit ihren Familien wohnten, — Im J. 999
wurde ein Hospiz mit 30 Zimmern für CJnyerheirathete und eins mit
zehn Zimmern für Verheirathete erbaut. Bei der Moschee in der
Vorstadt Cubä wurde eine Wasserleitung mit einem Waschbecken an-
gelegt und an der dortigen Moschee ein Imäm , ein Prediger, ein
Muadsdsin, ein Portier und ein Auskehrer angestellt, die nach ihrem
Range besoldet wurden; das Dach dieser Moschee wurde 50 Ellen
lang mit neuen Balken ausgebessert. — In Janbu' war schon im J.
984 ein Magazin und später ein zweites errichtet, um das aus Aegyp-
ten gelieferte Getreide aufzuspeichern, und in dem Hafen wurde das
Ufer- 53 Ellen lang und 14 Ellen breit neu gebaut. Die dort yon dem
Sultan Suleimän aufgeführte Moschee Hess Muräd, da sie in Verfall
gerieth, bis auf den Grund abbrechen und schöner als yorher wie-
derherstellen.
21«
— 324 —
Goldstücken bestaad, für die Folge aber regelmässig aar 3000
Goldstücke feslgosetzl wurde; der Statthalter Hasan ben Abu
Numeij, der Obercädhi und der Aelteste an der Moschee er-
hielten noch Ehrenkleider und Abd el-Karim ausser seinem re-
gistrirten Antheile noch hundert Dinare und zwei wollene Klei-
der. Man nannte dies ,,die neue* Griechische'^ aus Constanti-
nopel, da die eigentliche Griechische Schenkung aus Aegypten
kam^ und daneben betrugen die Einkünfte aus den Stiftungen
in Syrien für Mekka gegen 3000 Dinare. Murdd stellte auch
eigene Personen an , welche täglich nach dem Morgengebete
der Dachrinne der Ka'ba gegenüber ein Stück aus dem Corin
lesen mussten , dem sich ein Gebet für sein Wohl aoschloss.
Im J, 99äi Hess er das grosse Haus bei ^1- Qafä zu einer ho-
hen Schule einrichten; der dabei angestellte Oberlehrer erhielt
täglich 50 'Othmänis, der Repetent fünf, jeder der 20 Studiren-
den drei, der Thürsteher , Teppichdiener und Auskehrer je fünf
'Othmänis; vorzugsweise wurden hier die Rechts- und Tradi-
tionswissenschaften gelehrt nach der Sammlung des BochärL
Zum Unterhalte wurden Legate in Aegypten gestiftet mit 600
Dinaren jährlicher Einkünfte.
lieber dem Abraham- Steine war vor längerer Zeit ein
hölzernes Gitter errichtet mit einer Thür und einem Dache
darüber und mit Teppichen zugehangen. Mit der Carawane
am Ende des J. 1000 kam nun der Scheich *Ali ben el-Chal-
wati mit einem Befehle dieses Gitter zu untersuchen / da dem
Sultan berichtet war» dass das Dach von Wttrmern zernagt
sei; und als er es dann aufdeckte^ fand er es so sehir zerfiressen,
dass es dem Einstürze nahe war und er liess es im tiumädä
IL 1001 von Platanenholz in sorgfältiger Arbeit und schöner
als das frühere ganz neu machen.
Topographischer Anhang.
§. 318. Das Gebiet von Mekka ^ seine Jurisdiction^ er-
streckte siiph zur Zeit des Fdkihi auf dem Wege nach Medina
zu etwas über eine Tagereise weit bis nach dem Brunnen iSa-
nAbid Ihn Qeifi zwischen 'Osfein und Marr; auf der Hauptstrasse
nach 'Ir&k in gleicher Entfernung bis nach el-'Omeir in der
Nfthe von Dsdt 'Irk; nach Jemen zu auf dj^mWege von Ti-
bäma zehn Tagereisen weit bis zu dem Orte DhankAn ; in frü-
heren Zeiten gehörte zu Mekka auf dieser Seite das Gebiet der
Banu *Akk nach Jemen hinein bis in die Nähe von 'Aden; an
der Seeküste reichte es sieben Stationen weit bis zur Stadt
Nagrän. — Zur Zeit des Fäsi waren die fiussersten Orte, in
denen der Emir von Mekka seine Hoheit geltend machte auf
der Seite von Jemen auf der Strasse nach Tih&ma der Ort 'el-
.Hasaba, eine Tagereise von Canünä und zwei von Halij, wo
er jährlich 100 Mekkanische Säcke Getreide durch einen Ein-
nehmer erheben liess ; ebensoviel bezog er von der Stadt
Daüca eine Tagereise von el-Hasaba und eben soviel von el-
Lhh ; bedeutender sind die Einkünfte , welche er von el-Taif
und yfädi Lijja bezieht^ wo besondere Verwalter angestellt
sind. Nach Medina hin ist der entfernteste Ort Wädil-Hada,
eine Niederlassung der Banu JSdbir eine Station von Marr el-
Dhahrän. Die Strecke an der Seeküste, wo der Emir von
Mekka das Strandgut für sich in Anspruch nimmt, reicht von
'Gidda bis Räbig:
Die Districte von Mekka werden vorzugsweise o^i:^
pl. s^aJU^ genannt'*') und es sind deren nach den Hauptorten in
*) Ebenso die voa Medina und die in Jemen, ygi. Aboulfeld.
G^ogr. par Reimtud, p. 95; wie jcjL^ in Syrien, vLäam >'> Persien
g^ in el-Ahwdz, wo kleinere Bezirke^ ^f n heissen.
— 326 —
Nagd elf: el-Täif, Carn el-Mandzil (Minä), Nagrän, 'Okädb, Ta-
raba, Bischa, Tabäla, el-Hugeira, Katna, iSurasch und el-Sartt,
in Tihama vier: Dhankän, 'Amm, 'Akk und Btn.
$. 319. Von den Plätzen , Bergen und Thälern in Mekka
und der nächsten Umgebung , welche besondere Namen haben,
macht el-Azräki folgende Beschreibung:
Auf der Ostseite liegt Fftdhih am Fasse des Berges
Abu Cubeis der Moschee und demBerawege gegenüber; hier-
her pflegten die Leute zu gehen um ihre Nolhdurft zu ver-
richten und wenn sich einer hingesetzt hatte, zog ihm ein an-
derer zur Schmach das Kieid weg, daher der Name, tw
fadhaha d. i. mit Schmach bedecken. Andere geben an, Fidhik
gehöre zu dem Besitz der Familie des Naufal ben el-Hftritli
ben Abd el-Muttalib bis an die Gränze der Wohnung des Hb-
hammed ben Jüsuf am Eingange in die Strasse, in welcher das
Geburtshaus des Propheten liegt ; in dem Treffen zwischen dei
IBurhum und Catürd , welches an dieser Stelle stattfand (%. 9|,
thaten hier die Sieger iSurhum den Frauen der Besiegtei
Schmach an, daher der Name.
el- Chan dam a ist der Berg zwischen dem Gipfel des
Suweidd und dem Högel bei dem Brunnen des Ibn Abul-Sa-
meir im Thale 'Amr, er ragt empor über dem kleinen AqU
Platze, dem Thale Ibn 'Ämir und der Wohnung des Muhammed
ben Suleimdn auf dem Wege nach Minä zur Rechten, wenn
man an dem Begräbnissplatze vorüber ist.
Der weisse Berg über dem Besitzthum des Abu Lahab
und des Ibrahim ben Muhammed ben Talba ben Obeidallak
hiess im Heidenthume el-Mustandsar.
Muräzim ist der Berg über dem Besitzthum der Familie
Said ben el-'Ägi und trennt das Besitzthum des Abu Labab
von dem des Ibn 'Amir, welches mit dem Besitz der Faailie
Abdallah ben Chälid ben Astd zusammenhängt. Muräzim war
ein Mann von den Banu SaM ben Bekr ben Hawäzin^ der dort
wohnte.
Die Bergspilze Mascala oberhalb Mekka hinter dem
Hause des Samara bei dem Schaafmarkte zwischen dem Thale
Ibn 'Ämir und der Wohnung des Räbiga, hat den Namen von
einem Manne, der im Heidenthume dort wohnte.
— 327 —
Nabhän heisst der Berg über dem Thale Abu Zijdd im
Gebiete der Familie Abdallah ben 'Amir; Nabhdn und Abu
Zijdd waren Freigelassene dieser Familie.
Der Berg Zikiä bangt mit dem Nabhftn zusammen und
reicht bis an den Garten des 'Auf; der Name kommt Yon ei-
nem Freigelassenen der Familie Abu Rabfa von Hachzüm.
Der Berg el-A'rag auf dem Besitzthum der Familie Ab-
dallah ben 'Amir über dem Thale Abu Zijäd und dem Thale Ibn
'Amir hat seinen Namen von einem Freigelassenen des Chalifen
Abu Bekr.
el-Mutftbieh d. i* die Küehen, ist der Name für das
ganze Thal Ibn 'Amir ($. 9 und 21.)
Der Hügel Abu Marhab liegt über dem Thale Abu Zi-
jäd und dem Besitz Ibn 'Amir, wo man nach dem Garten des
'Auf hinabsteigt» ein Richte weg von dem Thale Ibn 'Amir nach
der oberen Stadt und nach Minä.
Das Thal Abu Dubb, in welchem die Schlfichter woh-
nen, hat seinen Namen von einem Manne der Banu Suwära
ben Amir; an der Oeffnung desselben steht eine Bank des
Abu Hüsä el-Asch'ari und am Eingange ist ein Brunnen des-*
selben, welcher in der Folge von Bugä dem älteren^ dem Frei-
gelassenen eines Chalifen , wieder in Stand gesetzt wurde. In
der Heidenzeit waren hier Todte bestattet und als Abu Müsä
als Schiedsrichter zwischen 'Ali und Mu'äwia seinen Ausspruch
gethan hatte, Hess er sich in diesem Thale nieder, indem er
sagte: Ich will in der Nähe derer bleiben^ die nicht mehr
treulos sind (die Todten). Diese Grabstätten lagen vor dem
oberen Eingange in der Stadt am Fusse des Berges el-Hag'ün,
welchem die Moschee der Huldigung oder der Wache gegen-
über steht.
Das Thai el-^ufi genannt Qufi el-Sibüb liegt zwischen
den Bergen el-Rdha und Nazz&'at el-Schawä, auf welchem die
Häuser des Ibn Catar stehen, die nachher dem Abdallah ben
Obeidallah ben el-'Abbäs gehörten. el-Räha d. i. die Ruhe,
war so benannt, weil die Cureisch zur Heidenzeit hier den Sommer
zuzubringen pflegten. Der Name Qufi el-Sibäb d. i. Klarma-
chung der Schmähung, kam daher, weil die Araber, nachdem
sie das Steinwerfen bei Minä und die Wallfahrtsceremonien
beendigt halten, Sich in diesem Thale lagerten und dann Red-<
— 328 —
ner and Dichter in Wettkämpfen aufstanden and die Thaten
ihrer Väter gegenseitig rühmten und schmähten. In diesem
Thale, welches auch nach den Bann Kin&na benannt wird,
hatte Mu'dwia einen Garten.
Das Thal el-Chüz zwi3chen dem Hügel, an dessen Fnssc
die Häuser des Said ben Ibrähtm el-Cheibari stehen, und zwi-
sehen dem Thale der Bann Kindna, in welchem die Hftuser des
Ibn Qeifi liegen, bis an den Hügel, welcher das Thal des 'Amr
ben 'Othmftn ben Abdallah ben Chftlid begrfinzt^ in welchem
der Brunnen des Ibn Abu Sumeir ist, hat seinen Namen von
einiBm gewissen Näfi' ben el-Chftzi.
Das Thal des 'Othmän liegt zwischen dem. Thale el-
Chüz und dem Hügel el-Chadhrft; durch diese beiden Thäler
führt eini von der Hauptstrasse yerschiedener Weg nach Hini
und zwischen beiden läuft noch ein besonderer Richteweg da-
hin, der den Namen el-Caddähia hat.
el-'Aira ist der Berg bei dem Mcilenzeiger rechts am
Wege nach Minä; auf ihm steht das Schloss des Mnhammed
ben Däwüd, gegenüber ist der Berg el-'Air mit dem Schlosse
nes Qälih ben el-'Abbäs ben Huhammed, an dessen Fosse das
Haus der Chäliga liegt.
Dsubab ist eine abgesonderte Spitze amFusse desChan-
dama zwischen den Häusern des 'Othmän ben Abdallah ben
Chälid ben Astd and dem Berge el-**Aira;- das Thal führt den
Namen des Othmän.
el-Mafgar heisst die Strecke von dem Hügel el-Chadhrft
bis hinter das Haus des Jaztd ben Man^ür; man kommt hier
zu den Cisternen des Hischäm, die auf dem freien Platze zwi-
schen den beiden Engpässen von Minä auf dem Hinwege zur
Rechten liegen, und man gelangt von da zu dem Brunnen des
Näfi' ben 'Alcama und seinen Häusern, bis man den Berg Th aar
erreicht. In el-Maf^ar ist der Platz Batha Cureisch, welchen
die Cureisch im Heidenthume und zu Anfang des Isl&m zum
Vergnügen Morgens und Abends zu besuchen pflegten. Im
Hintergrunde fliesst das Wasser von el ^ Fadfada zusammen.
Wenn man von el-Mafgar nach el-Muzdalifa geht, liegt auf
der linken Seite das Eva-Thal inil dem Adams-Brunnen.
Wdsit war eine Bergspitze unterhalb des Platzes, wo die
Steine geworfen werden zwischen den beiden Engpässen ; sie
— 329 —
Ist nach und nach abgetragen und desshalb die Stelle nicht
mehr genau bekannt; am wahrscheinlichsten ist es die Spitze
links vom Wege nach Minä diesseits el-Chadhrä^ wo vorn die
Wohnung des Mubarik ben Jazid , eines Freigelas»senen des
Azrak ben 'Amr, und hinten das Haus des Muhammed ben Omar
beq Ibrahim el-Cheibari steht; diese Gegend ist in dem Ge-
dichte des Mudhddb (§. 12] gemeint.
el-Rabäb ist die Spitze bei dem Hügel el-Chadhrft am
Fusse des Thablr Geinä über den Wohnungen des Ibn Lähik
eines Freigelassenen der Familie Azrak ben Amr, wo Muham-
med ben Chälid ben Barmak ein Scbloss baute unterhalb des
Brunnens des Meimün el-Hadhrami und des Schlosses desCha-
lifen Abu 'Ga'far.
Dsul-Aräka ist die Breite zwischen dem Hügel el-Cha-
dhra nnd den Wohnungen des Oelhändlers Abu Meisara.
Das Thal el-Racham liegt zwischen el-Rabäb und dem
Fusse des Thabir Geind.
Die Berggruppe Thabir (Flur. Athbira] besteht aus sechs
Theilen: 1. Thabir Geinä, im Heidenthume Samträ ge-
nannt , über dem Brunnen des Meimün ragt mit seiner Spitze
über dem Thale 'AI( und dem Thale der Hadbramaut in Minä
empor; die Spitze hat von dem Camelfutter .ca/^(]( (tragacantha)
den Namen Dsät el-catäda. — 2. Der Thabtr el-Zang
oder der Aethiopen, so benahnt, weil die schwarzen Sklaven
von Mekka beim Holzholen dort ihr Spiel trieben , ist ein Theil
des 3. Thabir el-N ach il und heisst auch el-Ochowäna ; zu
ihm gehört der Hügel el-Chadhrä und an seinem Fusse liegen
die Wohnungen der Hdschimiden; der Wasserweg von Minä
führt hier vorbei Dort auf dem Platze el-Lit pflegten die
Mekkaner in rosenfarbigen, duftenden Kleidern Abends sich zu
versammeln und zu unterhalten, und von den schönen Kleidern
erhielt der Ort denName,n Ochowäna, der eine wohlriechende, bunte
Blume bezeichnet. — 4. Th a bi r e I - N i 9' ist der Berg bei el-Muz-
dalifa, wo die Pilger lagern und nicht eher aufbrechen, bis die Sonne
über ihm aufgeht. — 5. Thabir el-A'rag an der Heer-
strasse zwischen el-Mugammis und el-Nachll. — 6. Thabir
el-Ahdab wird nicht näher beschrieben.
el-Thucba ist. der Ausläufer des Thabir Geinä mit der
Schlucht, in welcher das Schloss des FadhI ben el-Rabi' liegt
— 330 —
auf dem Wege nach 'Irak bis an die Wohnungen des Ibn
'Gureig«
In dem Thale des Amr ben Abdallah ben Chälid fliesst
das Wasser von den Bergen aus der Umgegend zusammen
und nimmt seinen Weg nach Mekka, wo es bei plötzlichem
oder anhaltendem Regen oft grossen Schaden anrichtet; dess-
halb hatte el-Haggftg ben Jüsaf in demselben drei Dämme
anlegen lassen , von denen der grösste Othäl genannt wird.
Die beiden anderen Dämme haben ihren Abfluss bei Sidra
Chälid und in jener Gegend hatte einer der Barmakiden den
Garten el-Marba* angelegt. — Die Gränze des heiligen
Gebietes auf der Strasse nach 'Irak ist neun Meilen von Mekka
bei den Steinbrüchen el-Macta', mit dem Hügel el-Chall zur
Seite. — Zwischen den beiden Engpässen des 'Arafa und
zwischen Namira an der Moschee Abrahams vorbei fliesst der
Bach el-Sucjä durch das Thal, in welchem Ibn el-Zubeir ei-
nen grossen Brunnen und einen Garten anlegen liess, am Ein-
gange in das Thal ist ein anderer Brunnen aus der Heiden-
zeit, welchen Chftli^a wiederherstellen Hess, so dass er ih-
ren Namen führt. — el-Sit&r ist der Hügel, der über den
Gränzmarken des heiligen Gebietes liegt.
S. 320. Die Nordseite. Das Thal des Ku'eiki'an er-
streckt sich von .dem Hause des Jaztd ben Mangür an der
Strasse Suweica, auch Haus der Braut genannt, bis zu den
Häusern des Ibn el-Zubeir , bis an den Fuss des rothen Ber-
ges, bis an den Bergeinschnitt des Ibn eUZubeir (S- S9), wel-
cher nach der obern Stadt el-Abtah führt. Am Eingange in
das Ku*eiki'än-Thal bei el - Suweica hat Ibn el - Zubeir einen
Damm angelegt, als er sein Haus dort baute, um das Gefälle
des Wassers von dem Hause des Hugeir ben Abu Ihäb und
anderen abzuleiten, und weiter oben ist ein zweiter Damm
zwischen dem Hause des 'Afif und dem Viertel der Familie el-
Murtafi' zum Schutz für el- Suweica, das Viertel der Chuzli'a,
das Versammlungshaus und das Haus des Scheibe ben Othmän.
Der Berg des Scheiba und der darüber liegende Berg des
Deilomiters hatten im Heidenthume den gemeinschaftlichen Na-
men Wäsit ; der Berg des Scheiba gehörte vor diesem dem
Nabbäsch ben Zurära el-Tam!mi; der Berg des Deilomiters
über el-Marwa hiess zur Heidenzeit Samira und der Deilomi-
— 331 —
ter war ein Freigelassener des Mu'äwia, welcher für diesen
dort ein Haas baute , das nun dem Cbuzeima ben Häzim
gehört.
Der weisse Berg ist der über dem Einschnitt des Ibn
el-Zubeir.
el-Häfidh liegt tiefer als der Einschnitt über dem
Hause des Hammäm; auf der Spitze des Einschnittes war ein
Platz zu einer Windmühle eingerichtet, weil dort immer Wind
weht, sie wurde aber nicht aufgestellt.
Der Berg der Tuff&ha, einer Sklavin des Mu'äwia, die
sich dort zuerst anbaute , liegt über den Häusern des Suleim
ben Zijäd, des Hammäm und der Feuergasse.
el -Ha hascht ist der Berg über dem Hause des Sari
ben Abdallah, welches nachher an el-Harräni gekommen ist.
Alät Jah&mim sind die Abhänge zwischen dem Hause
des Sari und dem Begräbnissplatze bis an den Hügel der Me-
dinenser; Mu'äwia liess sie ebnen, Abd el-Malik ben Marwän
verbessern und el-Hahdi eine Treppe hinauf anlegen. Der
Begräbnissplatz liegt an dem Hügel el-Hagün, dahinter der
Berg Abu Dug&na, auch el-Burm genannt, mit den Abhän-
gen Dsät A'ägir. Die Mekkaner begruben zur Heidenzeit und
im Anfange des Isldm ihre Todten im Thale Abu Dubb, am
Hügel el-Hagün im Thale Qufi el-Sibäb und in dem anstossenden
Thale am Hügel der Medinenser, dann auch bis zu dem Hügel
Adsächir bei dem Garten des Churm&n» wo vorzugsweise
die Familie Asid ben Abul-'Ig ihren Begräbnissplatz hatte, auf
welchem auch Abdallah ben Omar ben el-Chattäb begraben
wurde, als er von Medina zum Besuch nach Mekka gekommen,
bei dieser Familie abgestiegen und dort im J. 74 gestorben
war; auch die Familie Sufjän ben Abd el*Asad von Machzüm
hat hier ihren Begräbnissplatz , während die übrigen Mekkaner
das links von der Hauptstrasse liegende Thal wählten, weil
dieses einmal von Huhammed gelobt worden war.
Das Thal der Familie Cunfud ben Zuheir von Asad ben
Cbuzeima, auch Thal el-Liäm genannt» liegt dem Schlosse des
Muhammed ben Suleiniän gegenüber links am Wege von
Mekka nach Minä über dem Garten des Churmän, wo jetzt
die Familie Chalaf ben Abd Rabbihi von Machzüm wohnt und
zur Wallfahrt die Pilger aus Hadhramaut lagern.
- 332 —
Gurr ab ist ^ie Spitze, auf welcher die Hftuser des Chä-
lid ben 'Ikrima liegen zwischen dem Garten des Churmän und
dem Thale der Familie Cunfud.
Der Berg S a c a r , an dessen Fusse das Schloss des 'Ga -
far ben Jahjä ben Chftlid ben Barmak lag , hiess im Heiden-
Ihume el-Sitdr oder auch Berg des Kinäna von den 'Abaldt;
oben hatte die Familie Cureisch ben 'Abbftd ein Schloss, wel-
ches (^älih ben el-Abbäs ben Muhammed kaufte und vergrö-
ssern Hess, wonach es in den Besitz des CbUifen el-Munta-
9ir kam.
Das Thal der Familie el-Achnas ben Schartfc zwischen
m
Sacar und dem Berge Hirft. mit dem Besitzthume der Familie
Zäraweih, wird auch Thal der Charigiten genannt, weilNagda
el-Harüri mit seinem Heere dort lagerte, als er die Wallfahrt
machte; es heisst auch Thal el-*Aischüm von einer Pflanze,
die dort häufig wächst. Durch dieses Thal gelangt man
nach dem Hügel Adsdchir und diesen Weg nahna Muham-
med bei der Eroberung Mekkas. Der Berg Hirä, welchen Mu-
hammed oft besuchte, liegt an der Pilgei*strasse nach 'Irak zur
Linken und daneben der etwas kleinere Berg el-Cä'id, dann
der schwarze Berg Ad hl am zwischen Ds^t-'Galtltn und el-
Akma. Das Thal D h a n k , welches von dem Adhiam und
Adsächir eingeschlossen wird und durch welches die Strasse
nach 'Irak führt, hat seinen Namen davon, dass an einem wei-
ssen Felsen die Schriftzüge der drei Consonannten dieses Wor-
tes stehen. Weiterhin stehen auf dem Hügel el-Mustaufira
die Gränzmarken des heiligen Gebietes, hinter denen zunächst
der Garten Thureir folgt.
$.321. Die Südseite. Der kleine Agjäd Platz ist
das kleine Thal, welches dem Abu Cubeis zunächst liegt, da-
neben folgt der grosse Agjäd; am Eingange in das Thal
stehen die Häuser des Hischäm ben el-'Ä^i ben Hischftm ben
el-Mugtra und des Zuheir ben Abu Omajja ben el-Miigtra bis
nach el-Muttaka, der Moschee des Propheten^ in deren Nähe
Zeinab bint Suleimän ben 'Ali einen Brunnen hat graben las-
sen; auch von Muhammed ben Suleimän ist in diesem Thale
ein Brunnen angelegt, als er im J. 217 Statthalter von Mekka
war. Ras el-insän d. i. Menschenkopf heisst der Berg
zwischen dem grossen Agjüd und dem Abu Cubeis, und im
— 333 —
äossersten Hinter gründe des kteineti A^äd stehen die so gen.
an^db el-asad d« u Löwenstatoen , eine Felsengruppe/ and
daneben ist der Brunnen des Ikrima am Fusse des Chandama.
Zwischen dem kleinen und grossen AgfAd liegt das Thal el-
Chätim d. i. der Ring^ und zwischen dem Brunnen der Zeinab
und den Löwenstatuen der Berg Nufei, nach einem dortigeii
Gewahrsami gleichen Namehs so benannt , worin el-Härith ben
Obeid ben Omar ben Machzüm die Irren der Bänu Machzüm
eingesperrt hielt.
Der Berg C h alt fa über dem grossen Agjftd, dem Ka-
näle und der Strasse el-Hizdmia hat seinen Namen von Cha-
Itfe ben 'Omeir aus der Familie iSunda' von den Banu Bekr,
welcher dort zuerst sich anbaute. Der Kanal geht durch das
Haus des Haktm ben Hizäm und unter mehreren Häusern her.
In der Heidenzeit, wo dieser Berg^Ktd hiess, war zwischen
dem kleinen Hause des Härith und dem Rinderstande am Fusse
des Berges Chalifa ein Harkt, genannt el-Kathtb.
Der schwarze Berg Gurräb unterhalb Mekka liegt auf
der Gränze des heiligen und profanen Gebietes mit dem Wädi
eUNab'a.
el-M!thab ist ein Theil des Hügels unterhalb Mekka bis
nach el^Ramidha, daneben der Brunnen Chumm, welchen
Muiira ben Ka'b ben Luweij gegraben hätte.
Der Berg des 'Omar ben el- Chattdb über dessen Besitz-
thum hat den Namen el-'Äkin
'Odäfa ist der Berg hinter el-Masrüh bei der Quelle der
Talüb, daneben der Berg el-Hucanna'a,
el-Lähiga liegt hinter el-Ramidha und dem grossen Ag-
jäd bis an die Häuser des Ruzeik ben Wahb el-Machzümi.
el-Fadfada liegt hinter el-Mafgar; Dsu Muräch
zwischein Muzdalifa und dem Landgute des Ihn Ma'mar.
Die beiden Salaf, der südliche und nördliche, sind zwei
Höhen zwischen el-Lähiga und 'Orana.
eNDhahädhih ist der Hügel des Ibn Kurz hinler den
beiden Salaf auf der Gränze des heiligen Gebietes, wo es nach
el-Nab'a hinuntergeht.
Dsätel-Saltmist der Berg zwischen Muzdalifa und
Dsu Murach.
Baschdim ist ein stehendes Wasser auf der Gränze bei
— 334 — '
dem Teiche der Nabatäer, die dort eine Niederbissong hallen;
durch sie liess Mu'dwia zu den Häusern» die er in Mekka
baute, dort die Backsteine formen.
Der Hfigel Umm-Kirdän liegt über el-^aU, wo die Brun-
nen des Aswad ben Sufjän el-Machzümf, weiter unten Iramram.
S. 322. Die Westseite. Der ehemalige Marktplatz
el-Hazwara in der unteren Stadt vor dem Hause der Umm
Hftni bei den Getreidehändlern ist mit zu der grossen Mo-
schee gezogen.
el-Hathma sind Felsen in dem Quartier des Omar ben
el-ChatUb bei der Wohnung des Oweis vor der Haustbür des
Jasär, Freigelassenen der Banu Asad ben Abd el- Uzzä, am un-
teren Ende der Stadt; ein Dichter sagt: ^^zwisöhen el-Hagün
und el-Hathma^' für ,^n ganz Mekka/' Die Feuergasse in der
Nähe bei dem Hause des Bischr ben Ffttik el-Chuzä'i hat ih-
ren Namen davon, weil dort öfter Funken zum Vorschein
kamen.
Der Berg Zurzur über dem Hause des Jaztd ben Man-
(ür el-Himjari in der Suweica Strasse auf dem Besitzlhum der
Familie Nubeih ben el-Haggftg el-Sahmi, hiess zur Heidenzeit
el-Cälfm; Zurzur war ein Weber , der dort zuerst sich an-
baute ; daran stösst der Feuerberg , so genannt , weil die Be-
wohner mehrmals kurz nach einander von Brandunglück be-
troffen waren. Mit dem Zurzur hängt noch der Berg des Aba
Jaztd zusammen über dem Besitzthum der Familie Amr ben
'Othmän, welches an die Strasse des Muhr, eines Schreibleh-
rers, anstösst; jener Abu Zeid stammte aus Kufa und war
Aufseher über die Weber in Mekka.
Der Berg des Omar, nach dem Chalifen Omar ben el-
Chattftb benannt, liegt über der Besitzung seiner Familie und
der des Mutt' ben el - Aswad und Kathtr ben el -Qalt el-
Kindi und hiess zur Heidenzeit Dsu A'äptr. An diesen sto-
ssen die Berge el-Ads&chir über dem Wasserwege in der
Unterstadt, welche zur Heidenzeit el-Mudsahhabät oder
auch el-A'dhäd genannt wurden.
Der Hügel el-Hazana führt von dem Besitzthum des
Omar und der genannten Nachbarn hinunter zu den Lehm-
gruben und dem Brunnen Bakkdr; Jah]k ben Chdlid ben Bar-
mak liess ihn soweit abtragen und ebnen, dass man bequem
— 335 —
zu den Lehmgruben und zu einer Quelle , die. er dort hatte
graben lassen, gelangen konnte; auch einen Garten Hess er
dort anlegen.
Das Thal Ar ran! an dem Hügel auf dem Besitzthum der
Familie el-Aswad hat seinen Namen von einer Sklavin der
Häfga bint Omar Namens Arrani; nach anderen wohnten dort
zur Heidenzeit liederliche Mädchen, die den vorübergehenden
Männern zuriefen : arrani I arrant ! d. h. gieb mir I gieb mir !
Der Hügel Kudä, vod dem man nach Dsu Tuwan hinab-
geht, wird zur Linken von dem weissen Berge und zur Rech-
ten von der Spitze Abul-Asch'ath, einem Theile des re-
ihen Berges überragt. Dsu Tuwan selbst erstreckt sich von
dem Hügel des Begrftbnissplatzes bis an den äussersten Hügel
el-ChadhrA, wo man nach den Gräbern der MuhAgir (Flüchtlinge)
diesseits Fachch hinabgeht. Zur Rechten an der Strasse nach
Medina liegt ein Steinbruch. Fachch ist das Thal am Fusse
des weissen Hügels bis nach Wädi Baldah am Wege nach
JGridda links von Dsu Tuwan, zwischen el-Ltt hinter el-Mam-
dara, Dsu Tuwan und el-Ramidha. Von el-Mamdara in Dsu
Tuwan bei dem Brunnen des Bakk&r holen die Mekkaner den
Lehm zum Bauen.
Der Berg el-Mugaschsch liegt seitwärts von el-Ltt bis
an den Abhang eI-Sch!rak bei 'Orana; dort werden die mei-
sten Steine zum Bauen gebrochen.
Istär heisst der Berg über Fachch.
Der Begräbnissplatz der Christen liegt, hinter
dem Steinbruche am Wege nach dem Brunnen der 'Anbasa in
Dsu Tuwan.
Bei Fachch an dem Berge el-Burüd und dem höher
gelegenen weissen Hügel war das Schlachtfeld, wo Husein ben
'Ali mit seinen Anhängern erlag [%. 173). Dahinter folgt der
Berg el-Hagh&g mit der Hochebene el-Mudawwar bis zur
Tränke des Oheib ben Mdimün.
Der Berg Muslim liegt über dem Hause des Humrän in
Dsu Tuwan auf dem Wege nach 'Gidda.
Der Hügel der Umm el-Härith bint Naufal ben el-Hä-
rith ben Abd el-Muttalib liegt rechts, wenn man von Dsu Tu-
wan nach Fachch hinabsteigt, zwischen el-Haphäp und dem
Wege nach 'Gidda.
— 336 --
Die Ebene des Ibn 'Oljd liegt zwischen dem. Begräbniss-
platze und dem Hügel el-Chadhrft an der Pilgersträsse.
Am Fasse des Berges Abu Lakit bei Fachch liegt der
Garten des Ibn ei-Scbahtd.
Der Hügel A d s A c h i r bei Fachch ist verschieden von
dem oben genannten.
Das Thal des Asch ras, welches sich bei den Häusern
des Ibn WardAn hinzieht , hat seinen Namen von einem Frei-
gelassenen des Huttalib ben el-SAib.
Der Berg Gurr ab hinter dem Thale des Achnas ben
Schartk erstreckt sich bis an den Adsächir.
Das Thal des Muttalib hinter dem Thale des Achnas reicht
bis nach Dsu Tawan hinein; ebenso das Thal desZureik, eines
* Freq[elassencn , welcher in der Schutzwache unter NM' ben
'Alcama stand und wegen eines Verhftitnisses mit einer Sklavia
Namens Dsura sammt dieser in jenem Thale gesteinigt wurde.
Schtk heisst das Thal an der Seite des Baldah, an des-
sen Ende die Bergschlucht Ds&t el-Handhal liegt , rechts
vom Wege nach bidda; am Eingange hat el-Dauraki einen
Garten und eine Quelle angelegt. Die Gränzmarken des heili-
gen Gebietes stehen hier auf der Spitze des Hügels und atn'
Ende des Thaies ist das stehende Wasser el-'Acla; das Thal
el-Arnaba zieht sich nach DsÄt el-Handhal hinein.
el-'Ablä liegt zwischen Dsu Tuwan und el-L!t.
Das Thal el-Libn reicht an deu Garten des Ibn Cha-
rascha am Baldah.
Das Grab des Sklaven im Thale von el-Hudeibia links vom
Wege nach Gidda, ist eine üöhle, in welche sich ein au£( Mekka
entflohener Sklav flüchtete und worin er starb.
el-Tuch&bir liegt rechts vom Wege nach 'Gidda auf der
Gränze dies heiligen Gebietes^ die Sich nach der Marke vonel-
A'schäsch hinüberzieht.
el-R&ha liegt diesseits el-Hudeibia links vom Wege
nach 'Gidda.
— 337 —
Die Wallfahrtsorte.
$. 323. Nachdem die Ceremonien in Mekka beendigt sind,
setzt sich der Zug der Pilger in Bewegung, um die ausserhalb
der Stadt liegenden heiligen Orte zu besuchen. Zuerst bege-
ben sie sich nach dem entferntesten Punkte, dem 'Arafa, ei-
ner Gruppe von Bergen, die über das heilige Gebiet hinaus 12
Arabische Meilen von der Stadt entfernt liegt und von dem
Gebiete 'Orana, dem Garten des Ihn 'Amir und den beiden
Engpässen eingeschlossen ist. Einige legen den Weg dahin
ohne Aufenthalt zurück, andere übernachten in Minä und neh-
men am andern Morgen in aller Frühe, um zeitig genug auf
dem 'Arafa einzutreffen, nach el-Muzdalifa den Richteweg über
Dhabb rechts am Anfange der EngpSsse, wie es Muhammed
that und schon Moses gethan haben soll. Wenn man auf der
Hauptstrasse die Gränzen des heiligen Gebietes, welche, durch
Markzeichen kenntlich gemacht sind , nach dieser Seite hin
überschreitet, so betritt man zunächst das Gebiet 'Orana, in
welchem der Berg Namira liegt mit einer vier bis fünf Ellen
weiten Höhle » worin Muhammed auf seiner Abschiedswallfahrt
die Nacht vor dem Festtage von 'Arafa zubrachte und wo nach-
her eine Moschee errichtet wurde. Von hier gelangt man an
die Marken von 'Arafa, die aus drei Steinsäulen bestehen , von
denen eine umgefallen ist, mit der Inschrift, dass sie von el-
Mudhaffar, Sultan von Arbela, im J. 605 errichtet seien. Von
einigen wird 'Orana noch zum keiligen Gebiete, von andern
schon zum 'Arafa gerechnet. In der Gruppe des 'Arafa erhe-
ben sich vornehmlich die drei Spitzen el-Nab'a, el-Nubei'a
und el-Näbit, letztere auch Iläl, gewöhnlich aber (wie es
scheint erst später) gabal el-rahma d. i. Berg des Erbar-
mens genannt, und auf diesem wird an dem Festtage von
'Arafa die Predigt gehalten. Da er sehr schwer zu ersteigen
war, halte schon der Weztr el-'Gawäd el-Igpahäni ums J. 550
ihn ebnen und Treppen anlegen, auch eine Moschee errichten
lassen, welche von der Höhle bei Namira 2011 Ellen und von
den Marken des 'Arafa 885 Ellen entfernt ist. Nicht weit da-
von steht das so gen. Haus Adams an der Stelle, wo Adam
22
— 338 —
nach einer Trennung von 120 Jahren zuerst seine Frau Eva
wieder erkannte, nachdem beide aus dem Paradiese vertrieben
und er auf der Insel Ceylon, sie in 'Gidda auf die Erde her-
abgelassen waren. Von dem Worte 'arafa erkennen, soll
nach einigen der Berg 'Arafa seinen Namen haben (Tgl. $. 7).
Daneben ist eine Tränke für die Pilger und von hier bis an
den Platz, wo die Escorten aus Syrien, Aegypten nndlrftk mit
den Standarten ihrer Anführer zu halten pflegten , sind tll
Ellen. Von dem grossen Thore der Banu Scheiba an der Mo-
schee zu Mekka bis zu diesem Platze beträgt die Entfernung
43088 Ellen oder etwas über zwölf Arabische Meilen; tob
der Schwelle des oberen Thores der Stadt bis daliin 40961
Ellen ; die Moschee bei Namira ist von diesem Platze 3395
Ellen entfernt.
Auf dem ganzen VITege nach dem 'Arafa waren Heilen-
zeiger errichtet, von denen el-Azraki einige als aus der Zeit
des letzten Omajj'aden Chalifen Marwän herrührend bezeichnet,
Steinsäulen von drei Ellen Höhe« Von dem grossen Thore
der Banu Abd el-Schams oder der Banu Scheiba an gerechnet
stand der erste Meilenzeiger am Berge el-QuH ; der zweite ans
Harwäns Zeit auf der Gränze des Berges 'Aira; der dritte
zwischen den beiden Engpässen von Minä; der vierte diesseits
der Stelle, wo zum dritten Male die Steine geworfen werdeO;
15 Ellen von der Moschee el-Cheif; der fünfte 100 Ellen jen-
seits des curein el^tha'älib kleinen Fuchsberges; der sechste in
einer Mauer bei Muhassir, 545 Ellen von VITädi Muhassir ent-
fernt; der siebente aus Marwäns Zeit 270 Ellen diesseits der
Moschee von el-Muzdalifa ; der achte am Fusse des Berges
diesseits der Engpässe des 'Arafa zur Rechten des Weges
nach dem 'Arafa hin, gegenüber zur Linken ist die Tränke der
Zubeida ; die neunte zwischen den beiden Engpässen des 'Arafa
an der Mündung des Thaies Mabdl, wo die Omajjaden Chalifeo
das Abendgebet zu halten pflegten, gegenüber liegt die Tränke
der Chäliga ; der zehnte gegenüber der Tränke der Barmakiden
am Fusse des Berges el-Mandhar; der elfte auf der Gränze
des ebenen Platzes, welcher die Moschee Abrahams umgiebt,
25 Ellen von deren Mauer ^ der zwölfte auf der Spitze des
Näbit, wo der Imdm die Festpredigt hält.
Sobald die Predigt beendigt ist, werden die Zelte abge-
~ 339 —
schlagen und mit Sonnenuntergang stürzen die Pilger in der
grössten Eile und im wildesten Gedränge den Berg hinunter
durch die beiden Engpässe des 'Arafa nach ei - Muzdalifa , wo
sie übernachten. Von den Säulen auf der Gränze des *Arafa
bis zum Eingange in die Engpässe sind 12093 Ellen; der
Pass selbst war von Dorngebüsch fast zugewachsen, bis er im
Jahre 843 ausgehauen wurde ($• 287). el-Muzdalifa ist eine
grosse Ebene, welche von diesem Passe bis nach Muhassir,
auf der Gränze von Minä 7780 Ellen breit ist und etwa in der
Mitte zwischen Mekka und dem 'Arafa Hegt, indem die Ent*
fernung von dem Thore der Banu Scheiba bis an die Gränze
von el-Muzdalifa 20507 Ellen beträgt. In dieser Ebene, wel^
che auch iSam' d. i. Versammlung genannt wird, weil die
Pilger sich hier wieder sammeln, steht eine kleine Moschee
mit einer Inschrift, dass der Emir JalbugA im Dsui-Ca'da 760
den Platz habe zurecht machen lassen. — Es verstösst ge-
gen die Regeln der Pilgerordnung, von eKMuzdalifa am an-
dern Morgen früher aufzubrechen, als die ersten Sonnenstrah-
len hinter dem Berge Tbablr hervorleuchten, und von dem un-
geduldigen Harren auf diesen Augenblick ist das Arabische
Sprichwort entstanden: „lass die Sonne aufgehen, o Thabtr!
damit wir weiter eilen. '^ Der Zug gebt dann über den Platz
el-Ma'schar el-Harftm an dem Hügel Cuzah vorüber, wo ein
viereckiger 13 Ellen hoher Thurm steht, nach Minä, wo die
Ceremonie des Steinwerfens (§. 7) stattfindet. Von den drei
Stellen, wo die Steinchen geworfen werden , ist die erste von
der Moschee el-Cheif 1254 Ellen entfernt, von der ersten bis
zur mittleren sind 275 Ellen, von der mittleren bis zur untern
Stelle, 'Gamhara el-'Acaba genannt, 208 Ellen. Die
letztere ist auch der Ort, wo Muhammed mit den Medinensern
die nächtliche Zusammenkunft hielt ($. 98). — Die Entfer-
nung von dem Thore der Banu Scheiba bis nach dem Dorfe
Minä beträgt 13368 Ellen oder nahe an vier Meilen. Dort
werden die Opferthiere geschlachtet und an die Pilger verlheilt,
am folgenden Morgen kehren alle nach Mekka zurück und be-
schliessen die Feier durch einen Umgang um die Ka'ba. Die-
jenigen, welche noch einige Zeit in Mekka verweilen können,
begeben sich noch nach anderen Orten , deren Besuch für Gott
wohlgefällig gehalten wird, und schliessen sich zunächst der
22*
— 340 —
nach Norden abziehenden Carawane an, um nach der Mo-
schee bei el-Tan'im zu gehmgen. Dieser Ort liegt anf der
Grinze des heiligen Gebietes an der Hanptstrasse nach Me-
dina drei Meilen Ton Mekka, wo die Ton dieser Seite kos-
toenden Pilger anf der Herreise das Pilgerkleid anlegen; eia
Berg zur Rechten beisst Nu'eim , einer znr Linken Ni'iai aad
das Thal dazwischen Na'nAn. Die WallfahH dabin hatte Mo-
hammed angeordnet, indem er dem Abd el-Rahman ben Abi
Bekr befahl seine Schwester 'Aischa, Mohammeds Fmo, dahia
zu begleiten, und sie erhielt unter Ibn ei-Zubeir noch eine be-
sondere Bedeutung (f. 136). Ausserdem giebt es in der Stadt
selbst und in der nächsten Umgebung noch eine Menge Platze,
welche von den frommen Pilgern besucht werden, um dort
ihre Gebete zu yerrichten. — Zu den entfernteren gehört
el-iSi'rAna, eine Station von Mekka nach el-TAif zu, mit
einer süssen Quelle, der Ort ist berühmt als Lag^^ilatz Ma-
hammeds , wo er auf der Rückkehr von Hunein die Beute
vertheilte, und er machte von dort ganz allein in einer Nacht
die kleine Wallfahrt nach Mekka und war am frühen Morgen
wieder im Lager zurück, so dass die von einigen angegebene
Entfernung von 18 Meilen viel zu gross ist. Die Mekkaner
veranstalten dahin jährlich am 17. Dsul-Ca'da einen Festzug.
Verbesserungen«
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379 3 V. u.
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199, 6 v.u. ,
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202,
Zum vierten Baode.
i Ibrahims lies Ism4lls|244, 9u. 23 Humeidba
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Zn deM Plaie tok Mekka.
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'mS\ die Ka'ba
HjiXüt y^ das Versammlungshaus
U«aJt el - 9afä
9^ji\ el - Marwa
yj-»d\ der Rennweg
iUisl» aJ^ Geburtshaus Fatimas, Wohnhaus Muham-
meds und der Ghadiga
«^' öy^ Nacht - Markt
Muhammeds Geburtshaus
jj*ii^y»\ Berg Abu Gubei»
&*Xi^t Bergrücken el-Ghandama
ytU ^t ...ubiä Thal des Ibn 'Ämir
8^< die Oberstadt
(^t el - Mudda'ä
u. 15. Teiche
^UfixaS der Berg Ku elki'4n
^^t J,.«;^! der rotbe Berg
yp ^y^sf- Berg de6 'Omar
iJLft«at die Unterstadt
jjiiual\ ^yu4 der kleine Markt
KJw,M«&Jt Markt und Strasse el-Schubeika
c>\^ Agjäd Platz
Pallast des Scberlfs
yofiJt die Burg
.^Ut der Teich el-Mäg'in