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Full text of "Die Chroniken der Stadt Mekka"

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Die Chroniken 



der 



Stadt Mekka 



gesammelt 



und 



auf Kosten der Deutschen IHorgenländischen Gesellschaft 

herausgegeben 



von 



W^eriHnanii JVÜHtenfeM. 



VlEUTiSR BABTP. 



Deutsche Bearbeitung. 



Leipzig, 

in Commission bei F. A. Brociihaus. 

1861. 



Geschichte 



der 



8tadt Mekka 



Nach den Arabischen Chroniken bearbeitet 



und 



auf Kosten der Deutschen IHorgenländischen Gesellschafi; 

herausgegeben 



von 



W^erdinana WÜ9tenfeM. 



Mit einem Plane dek* Stadt 
und einer Stammtafel der Schertfe von Mekka. 



Leipzigs 

in Commission bei F. A* Brockhaus. 

1861. 



OS 
.HA 



Druck der Dieterichschen Universilftls - Bnchdruckerei. 
(W. Fr. Kaeslner.) 



u^^ -_c-. ^ :.y 



Vorrede. 



Die vorliegende Bearbeitung hat den Zweck, den Hauptin- 
halt der in den drei Text- Bänden enthaltenen Nachrichten 
über die Geschichte von Mekka in einen übersichtlichen Zu- 
sammenhang zu bringen und besonders den NichtOrientalisten 
zugänglich zu machen, und nach mehrfachen Versuchen habe 
ich die chFonologische Anordnung für die passendste gehalten, 
indem dadurch in die Darstellung einige Abwechselung ge- 
bracht und Wiederholungen vermieden werden konnten. Dass 
ich die älteste Sagenzeit nur kurz berührt und aus der Menge 
der oft einander widersprechenden Erzählungen über densel- 
ben Gegenstand immer nur eine aufgenommen habe, wird man 
nicht tadeln. Bei el-Azraki, el-Fäkihi und Ibn Dhuheira ist 
die Geschichte und Beschreibung der Ka ba und der Moschee 
die Hauptsache und wenn diese auch in unsrer Bearbeitung 
einen verhältnissmässig grossen Raum einnimmt, so habe ich 
doch versucht, mich dabei so kurz als möglich zu fassen und 
mich nicht zu sehr in die Einzelnheilen zu verlieren. Auf der 
andern Seite weicht Cutb ed-Din zuweit von seinem Thema 
ab, dadurch dass er die Geschichte der Herrscher und na- 
mentlich der Türkischen Sultane zu ausführlich behandelt, die 
hier um so eher übergangen werden konnte, da sie in dem von 
de Sacy gelieferten Auszuge als die Hauptsache betrachtet ist. 
Dagegen habe ich keine der auf Mekka bezüglichen histori- 
schen Angaben ganz unbeachtet gelassen, und wenn auch das 
Meiste nur aus den lose an einander gereihten Jahresnachrich- 
ten besteht, so ist es doch auch durch die Zusammenstellung 
einige Male gelungen grössere Uebersichten zu gewinnen, um 
manche Ereignisse in ihren Anfängen und Veranlassungen er- 



VI 

kennen zu lassen , wodurch auch einzelne Erscheinungen in 
der allgemeinen Geschichte der Muhammedanischen Slaaten mehr 
aufgeklärt werden. 

Der jüngste unsrer Chronisten, Cutb ed-Din, reicht in 
den Zusätzen seines Neffen bis zum J. 1000 (1592 Chr.] und 
es ist bis jetzt kein Werk bekannt, welches die neuere Ge- 
schichte von Mekka im Zusammenhange enthielte ; auch hat die 
Stadt immer mehr an Wichtigkeit verloren und ist nur im An- 
fange dieses Jahrhunderts vorübergehend zu einiger Berühmtheit 
gelangt durch den Aufstand der Wahhabiten, worüber wir aus- 
führliche Werke besitzen. 

Die äussere Eintheilung nach Paragraphen wurde nur dess- 
halb gemacht , um bequem auf Zusammengehöriges verweisen 
zu können, und da den drei Text -Bänden bereits ein aus- 
führliches Namen - Verzeichniss beigegeben ist, so schien es 
mir genügend , den Inhalt dieses Bandes in einer gedrängten 
Uebersicht darzulegen. 

Dem Plane der Stadt Mekka liegt der von Burckhardt 
aufgenommene zum Grunde, der in allen wesentlichen Punkten 
mit den älteren Nachrichten übereinstimmt. Ich habe darin die 
Umgebung der Ka'ba so gezeichnet, wie sie zu Muhammeds 
Zeit war, und die jetzige Ausdehnung der Moschee, der zu- 
rückverlegte Rennweg und überhaupt alle neuere Bauten sind 
durch punctirte Linien angedeutet. 

Die Stammtafel der Scherife von Mekka wird zur leichte- 
ren Uebersicht und Kenntniss des verwandtschaftlichen Ver- 
hältnisses derselben dienen können , besonders in den Fällen, 
wo mehrere von ihnen sich den Besitz der Herrschaft streitig 
zu machen suchen. 

Göttingen 1. JuU 1861. 

F. WAstenfeld. 



Vebersiciit des Inhaltes. 



Die älteste Sagenzeit. 

Das „besuchte Haus'' der Engel §. 1. Adam baut den 
ersten Tempel 2. 

Abraham und Ismä'il^ 

Abraham in Aegypten §. 3. Abraham bringt Hdgar und 
Ismd'll nach Mekka 4. Niederlassung der Amalikiter 5. Ein- 
wanderung der 'Gurhum und Catüra; Ismä'fls Verheirathung ; 
Erbauung der Ka'ba 6. Ceremonien; der Stein Abrahams 7. 

Ismä'fls Nachkomnieii and die 'Gnrham. 

Näbit ben Ismail und Mudhädh ben 'Amr §. 8. Die Ca- 
türa werden verdrängt 9. Murihädh der jüngere verlässt Mekka 10. 

Die Chazd'a. 

Einwanderung der Chuzd*a und Vertreibung' der Gurhum 
§. 11. Luheij ben Häritha 12. 'Amr ben Luheij 13. Hubal 
und die übrigen Götzen 14. 

Die Ismä'iliten toh 'Adnän bis Careisch. 

Die Ismä'lliten bleiben in der Nähe von Mekka §.15. 
Nizär ben Ma'add und seine Söhne 16. Ijäd und sein Uren- 
kel Wakf 17. Die Mudhar vertreiben die Ijäd, überlassen die 
Aufsicht über die Ka'ba den Chuzä'a 18. Asad ben Chuzeima 
und die anderen Häuptlinge 19. 

Die Careisch. 

Cureisch §• 20. Der Tubba von Jemen 21. Cu^eij 



vni 

ben Kil^b 22 , erlangt die Aufsicht über die Ka*ba 23, gründet 
die Stadt Mekka 24, baut die Ka'ba 25, eignet sich alle Aem- 
ter und Würden an 26, auch das Looswerfen 27, Iheill seine 
Aerater unter seine Söhne 28. Die Partheien in seiner Familie 30. 
Ha seh im ben Abd Manaf 31 , ordnet die Handelsreisen 32, 
verheirathet sich mit Salmä 33, hebt die Hungersnoth 34 ; sein 
Rangstreit mit Omajja 35 , sein Tod 36. Abd e 1 - M u 1 1 a 1 i b 
ben Häschim in Medina erzogen 37, grfibt den Brunnen Zam- 
zam 38 ; sein Rangstreit mit (Sundub 39 ; will seinen Sohn 
Abdallah opfern 40, verbündet sich mit den Chuzä'a 41, ver- 
heirathet seinen Sohn Abdallah mit Amina 42; sein Rangstreit 
mit Harb ben Omajja 43. Zug der Aethiopier gegen Mekka 
44. Muhammeds Geburt 45. el-'Abbäs ben Abd el-Mut- 
talib 46. 

Kriege der Mekkaner. Die Ahäbisch §. 47. Rei- 
bungen zu 'Okädh 48; der Krieg el-Figär 49; das Bündniss 
hilf el-fudhül 50. Der Götzendienst gewährt keine Befriedi- 
gung 51. 'Othniän ben el-Huweirith 52. 

Beschreibung der Stadt Mekka nach den Stadtvierteln §. 
51—87. Die Ober- und Unterstadt 88; die Berge 89; die 
Plätze 90; die Zugänge 91. — Bau der Ka'ba durch die Cu- 
reisch 92—95. Die Hums 96. 

nahammed and seine Zeit. 

Das Bündniss der Mekkaner gegen Muhammed und seine 
Anhänger §. 97; sein Bekanntwerden mit den Medinensern 
und seine Flucht 98« Schlacht bei ßadr, bei Ohod und am 
Graben 99. Der Vertrag von el-Hudeibia 100, wird von den 
Mekkanern gebrochen 101; Abu Sufjän ben Harb sucht ihn 
wieder herzustellen 102 — 3. Muhammed zieht gegen Mekka 
104—7. Einzug in die Stadt 108; erste Anordnungen daselbst 
109—111; die Geächteten 112. Die Marken des heiligen Ge- 
bietes 113. Ausrottung des Götzendienstes 114. Zug nach 
Hunein 115. Muhammeds letzte Wallfahrt und Tod 116. 

Mekka unier den vier ersten Chalifen. 

Abu Bekr§.117. 'OmarllB. Ueberschwemmung 119; 
der obere Damm; el-Mudda'ä 120. Erweiterung der Moschee 



IX 

121. 'Omars Pilgerfahrten 122. 'Othmän; der Haren von 
Gidda 123; die Statthalter 124. 'Ali 125. 

IHekka witer den Omajjaden. 

Mu'dwias Statthalter §. 126, seine erste Wallfahrt, er 
kauft das Versammlungshaus 127; zweite Wallfahrt 128. Ja- 
zid und Abdallah ben el-Zubeir 129. Revolution in Medina 
130, Belagerung und Eroberung der Stadt durch Muslim 131 ; 
Muslims Tod 132. Belagerung von Mekka 133 wird aufgeho- 
ben 134. Ihn eUZubeir baut die Ka'ba 135 — 136, wird 
als Chalif anerkannt, bleibt aber ruhig in Mekka 137. Ibn el- 
Hanefia 138. Erweiterung der Moschee 139, die Familie el- 
Azrak 140. Abdel-Malik schickt el-HaggAg gegen Mekka, 
welcher die Stadt belagert 141—142; Ibn el-Zubeirs Tod 143. 
el-Haggäg verändert die Ka'ba wieder 144. Abd el-Malik 
macht die Wallfahrt 145. Ueberschwemmung 146. Der Statt- 
halter Chälid el-Casri 147, die übrigen Statthalter 148. el- 
Walid und seine Statthalter Omar ben Abd el-'Aziz und Mas- 
lama 149 — 150. Ausschmückung der Moschee 151. Sulei- 
mans Statthalter Chälid muss el-Haggdg verfluchen 152, legt 
eine Wasserleitung an 153, sein Character 154. Omar ben 
Abd el-Azfz 155. Jazid ben Abd el-Halik bis Hischäm 156. 
el-Wal!d IL bis Marwan, Aufstand und Unterdrückung der 
'Aliden 157. 

IHekka zur Zeit der 'Abbasident 

Abul-'Abbäs und seine Statthalter 158. el-Man^ür 
erweitert die Moschee 159; Aufstand der 'Aliden 160; die 
Statthalter in Mekka 161. el-Manpür stirbt in Mekka 162. 
el-Mahdi macht die Wallfahrt 163, lässt die alten Umhänge 
der Ka'ba abnehmen 164, vergrössert die Moschee 165, rich- 
tet an die Mekkaner ein Ermahnungsschreiben 166; zweite 
Erweiterung der Moschee 167, ihr Umfang 168, ihre Thore 
169, weitere Beschreibung derselben 170, die anstossenden 
Häuser 171, die nächste Reihe 172. el-Hadi; Kampf gegen 
die 'Aliden 173. Harun el-Raschtd, seine Statthalter, seine 
Wallfahrten 174; seine Mutter el-Cheizuran 175; die Barma- 
kiden 176. Vertrag über die Theilung des Reiches unter seine 
Söhne 177. Vernichtung der Barmakiden 178. Haruns letzte 



Wallfahrt 179. el-Amtn verschönert die Ka'ba 180; seine 
Mutter Zubeida lässt den Kanal von Hunein anlegen 181; der 
Statthalter Däwüd ben 'Isä 182. el-Hämün, Aufstand der 
'Aliden, Husein ben Aftas 183. Muhammed el-Dibäg zum 
Chalifen ausgerufen, dankt ab 184* Unruhen in Mekka 185. 
Geschenk des Königs von Tübet 186. Ueberscfawemmung 187. 
Verbesserung der Wasserleitungen 189. Erleuchtung der Mo- 
schee 190. el-Mu'tagim 191. el-Wäthik 192. el- 
Hutawakkil ernennt seinen Sohn Muntagir zum Statthalter 
von Arabien, entledigt sich des Itäch, vermehrt die Bekleidung 
der Ka*ba 193, lässt dieselbe durch Ishäk ben Salama ausbes- 
Sern und verschönern 194 — 196; seine Statthalter 197. el- 
Musta'in. Aufstand der 'Aliden unter Ismä'll ben Jüsuf 198. 
el-Mu'tazz. Ueberschwemmung 199. el-Mu'tamid. Seine 
Statthalter in Mekka; die Zing; Kampf zwischen den Fleischern 
und Kornhändlern 200. Ahmed ben Tulün versucht in Mekka 
festen Fuss zu fassen ^ seine Truppen werden geschlagen ; der 
Statthalter Jüsuf ben Abul-Säg unterliegt den Medinensern 201. 
el-Mu'tadhid erhält Berichte über wünschenswerlhe Verbes- 
serungen in Mekka 202, lässt den Rest des Versammlungshau- 
ses zur Moschee ziehen und andere Neubauten vornehmen 203. 
el-Muktafis Statthalter' Agg ben Hagg 204. el-Muctadir. 
Aufstand der Banu Harb ; Veränderung der Moschee, Geschenke 
205. Einfall der Carmaten 206; sie entführen den schwarzen 
Stein 207. Verminderte Zahl der Pilger. el-Multaki 208. 
el-Mutf. Die Carmaten bringen den schwarzen Stein zu- 
rück 209. Die Fatimiden suchen ihre Macht in Mekka geltend 
zu machen 210» Durch Käfür wird das Gebet für den Cha- 
lifen el-Muti' in Mekka abgeschafft. Der 'Alide 'Ga'far ben 
Muhammed bemächtigt sich der Regierung und erkennt el- 
Mu'izz als Oberherrn an 211. Reise der Prinzessin 'Gamila 
212. el-Tä'i' hat keinen Einfiuss mehr in Mekka, sondern 
el-'Aziz 213. Die Beduinen belästigen die Pilger 214. Der 
Statthalter Abul-Fatüh von el-Hakim begünstigt 215, lässt sich 
durch dessen flüchtigen Wezir Ibn Magribi bereden sich zum 
Chalifen ausrufen zu lassen 216. Die Beduinen halten die 
Heerstrassen besetzt; blutige Auftritte in Mekka 217. Der 
Statthalter Schakr; Pest und Theurung 218. Die Banu Abui- 



XI 

Tajjib bemächtigen sich der Regierung, ziehen sich aber vor 
dem Jemenischen Sultan 'Ali ei-^uleihi zurück 219. 

Muhammed ben Abu Hdschim, Stammvater der Sehe* 
rffe von Heicka, hält es mit dem Meistbietenden und plündert 
die Pilger aus 220. Sein Sohn C ä s i ra besteht einen Kampf 
mit Ispahbad 22 1 . F ü 1 e i t a ben Cäsim ; H ä s c h i m ben Füleita 
plündert die Pilger 222. Cäsim ben Häschim flüchtet vor 
Nur ed-Dtn Mahmud 223. '1 s ä ben Fuleita ^ Kampf mit den 
Pilgern aus 'Irak 224. Mdlik ben Füleita; grosse Theurung 
225. Däwüd ben 'Isä von seinem Bruder Mukaththir auf 
kurze Zeit verdrängt 226. ^aläh ed - D!n steuert den Bedrü- 
ckungen der Pilger. Gründung mehrerer Hospize und einer 
hohen Schule 227. Mukaththir regiert mit Däwüd gemein- 
schaftlich. Kampf zwischen den Emiren der Pilger aus 'Mk 
und Syrien. Errichtung einiger Hospiize 228. Mukaththir wird 

von Catäda ben Idris vertrieben 229. 

Catida von den Syrern auf der Wallfahrt angegriffen, 

bleibt Sieger 230. el-Malik eUMu'adhdhim in Mekka 231. 
Hasan ben Catäda befürchtet, dass sein Bruder Rägih von 
dem Emir Acbäsch begünstigt werde ; in einem Kampfe der 
Partheien kommt Acbäsch um 232. el-Malik el-Mas'üd be- 
mächtigt sich der Regierung 233, vertreibt Hasan 235. Die 
Scherffe, der Sultan von Jemen und der von Aegypten ma- 
chen sich die Oberherrschaft streitig 236. Bauten in Mekka 

237. Die Scherife unter sich im Kampfe uno die Regierung 

238. Die Aegypter sind noch nicht stark genug , um sich auf 
die Dauer in Mekka zu behauplen; letzte Anerkennung der 
Hoheitsrechte des Chalifen von Bagdad 239. Der Sultan von 
Jemen sucht zur Herrschaft von Mekka zu gelangen 240. 

IHekka imter den Snltanen Ton Aegyyten. 

Bibars wallfahrtet nach Mekka und gewinnt dort Einfluss 
durch Vermehrung der Einkünfte der dortigen Statthalter Abu 
Numeij und Idris; diese beiden gerathen in Streit, Idrts 
wird getödtet 241. Streitigkeiten zwischen den Emiren von 
Mekka und Medina 242. Kampf zwischen den Aegyptern und 
Mekkanern 243. Wallfahrten fürstlicher Personen 244. Hu- 
meid ha und Rumeitha als Statthalter, von ihren Brüdern 
Abul-Geith und Oteifa zeitweise verdrängt ; Theurung in Mekka 



XU 

245. Des Sultans el-Halik el-Nä^ir erste Wallfahrt 246, zweite 
Wallfahrt ; grosse Theurung 247. Der Emir 'Gübän lässt die 
Wasserleitungen herstellen 248. 'Oteifa als Statthalter ; Kampf 
gegen die Pilger 249. Ein Elephant in Mekka 250. 'Oteifa 
streitet mit Rumeitha um die Regierung, beide begeben sich 
nach Cähira, wo 'Oteifa zurückgehalten wird 251. Der Sultan 
von Jemen el-Mugähid gründet eine hohe Schule und wird 
den Aegyptern vorgezogen; Kampf dieserhalb 252. Thucba 
und 'Aglän als Statthalter 253. el-Mugdhid wird in Mekka 
gefangen genommen und nach Aegypten gebracht 254. Thucba 
und 'Agiän im Streit 255, werden beide abgesetzt und Mu- 
hammed ben 'Oteifa zum Statthalter ernannt 256. Kampf 
der Scherffe gegen die Türkisch- Aegyptische Besatzung, Mu- 
hammed zieht sich zurück und Thucba übernimmt wieder die 
Regierung 257, doch wird statt seiner sein Bruder 'Aglän 
wieder eingesetzt 258. Theurung in Mekka, AbschafTung der 
Abgaben von Lebensmitteln 259. Oweis, Sultan von 'Iräk^ in 
das öffentliche Gebet zu Mekka aufgenommen; el-Afdhal, Sul- 
tan von Jemen , stiftet die Afdhalia 260. 'Agiän ernennt sei- 
nen Sohn Ahmed zum Nachfolger 261. Ahmed nimmt seinen 
Sohn Muhammed zum Mitregenten an 262. Muhammed wird 
ermordet, 'Indn bemächtigt sich der Herrschaft und lässt sei- 
nen Neffen. an der Regierung Theil nehmen 263. Von Ae- 
gypten wird 'AU ben 'Aglän zum Statthalter von Mekka er- 
nannt, daher Streit mit Inän 264, bis 'Ali ermordet und sein 
Bruder Hasan Statthalter wird 265. Kampf der Mekkaner 
gegen die Pilger aus Syrien 266. Ueberschwemmung 267. 
Brand in der Moschee 268; der Aegyptische Emir Beisak baut 
sie wieder auf 269. Barakät und nachher auch Ahmed wer- 
den zu Mitregenten ihres Vaters Hasan und dieser zum Statt- 
halter von ganz Higäz ernannt 270. Der Befehl zu ihrer Ab- 
setzung wird widerrufen 271. Der Sultan von Aethiopien wall- 
fahrtet 272. Der Sultan von Bengalen lässt eine hohe Schule 
bauen 273. Dem Chalifen eI-Musta1n wird in Mekka gehul- 
digt, bis Abu Nagr Scheich die Regierung in Aegypten über- 
nimmt 274. Preise der Lebensmittel 275. Erfolgloser Auf- 
stand des Rumeidha. Ausbesserung der Stadtmauern 276. 
Kampf der Mekkaner gegen die Aegyptischen Pilger 277. 
Raubanfälle auf der Wallfahrt 278. Hasan wird mit seinem 



XIII 

Sohne abgesetzt und Rumeitha zum Statthalter ernannt 279, 
welcher aber nach einem heftigen Kampfe die Stadt wieder an 
Hasan tiberlässt 280. Wohlfeile und theure Zeiten 281. Ha- 
san und Barakät von el-Mudhaffar bestätigt 282, erhalten eine 
feste Einnahme ; wogegen die Abgaben in Mekka abgeschafft 
werden. Ueberschwemmung 283. Der Sultan BarsabM lässt 
die dadurch veranlassten Beschädigungen ausbessern 284. 'A I i 
ben 'Indn wird zum Statthalter ernannt, 'Hasan zieht sich vor 
ihm zurück 285, wird dann wieder eingesetzt, reist nach Ae- 
gyplen , wo er stirbt ; seine Verdienste um Mekka 286. B a- 
rakät wird als Statthalter bestätigt; öffentliche Bauten in 
Mekka 287. Barakät behält gegen seine Brüder die Ober- 
hand 288, ist aber selbst von dem Aegyptischen Sultane ganz 
abhängig 289. Ihm folgt sein Sohn Muhammed 290. Parthei- 
lichkeit des Sultans Cajitbäi 291^ welcher indess der Stadt ge- 
wogen bleibt 292, die hohe Schule Aschrafia bauen lässt 293 
und selbst die Wallfahrt macht 295« Ba rakät ben Muham- 
med wird Statthalter, muss aber nach einander gegen seine 
Brüder ankämpfen , che er sich dauernd festsetzt 296. Der 
Sultan el-Güri lässt das Ibrahim Thor neu bauen 297. Die 
Hafenstadt iSidda als Station für die Aegjptische Flotte, welche 
unter Husein el-Kurdi nach Indien segelt; Husein erobert auf 
der Rückkehr Jemen , wird aber in Mekka festgenommen und 
in 'Gidda ertränkt 298. 



Mekka unter den Türkischen Sultanen. 

Sei im beweisst sich gegen die Mekkaner sehr gnädig 
§. 299, er bestätigt Barakät und seinen Sohn Abu Numeij als 
Statthalter, lässt durch Muglih ed-Dtn Geschenke austheilen und 
eine Liste der Einwohner aufnehmen 300, wonach die jährli- 
chen Unterstützungen an Getreide und Geld vertheilt werden 
sollen 301 — 2. Muglih ed-Din verbessert die Wasserleitungen 
und andere Anlagen 303. Abu Numeij 304 schickt seinen 
Sohn Ahmed nach Constantinopel 305. Die Ka'ba wird aus- 
gebessert 306 — 7. Die Wasserleitung von Hunein wird mit 
unsäglicher Mühe und Kosten wieder hergestellt 308 — 10. 
Gründung der hohen Schule Suleimänia 311. Selim II. ver- 



XIV 

mehrt die Zufohren nach Mekka 312, lässt die Moschee gro- 
ssentheils neu bauen 313. Anzahl der Säulen 314. Thore 
der neuen Moschee 315. Die Thürme 316. Die an die Mo- 
schee anstossenden Häuser. Murdd stiftet eine neue Grie- 
chische Zufuhr 317. 

Topographischer Anhang. 

Das Gebiet von Mekka §. 318. Die Ostseite 319. Die 
Nordseite 320. Die Südseite 321. Die Westseite 322. Die 
Wallfahrtsorte 323. 



8eherife Ton Mekkiu 



Idrts 
€at4da 

599-617 



bu Sa'd 'Ali Rägih Idrts 

639-651 651—652 652-669 

Ibu Numeij Gänim Muhammed 

, 652-701 652 654 

! ^ . 

dha Abul-Geith 'Oteifa 

|r20 701-714 701 



'AgJdn Muhammed 

746-774 760 



Muhammed 'Ali Hasan 

794 789-797 798-829 



Rumeitha Barakät Ahmed Ibrahim 'Ali Abul-Cdsim 

816 809-859 811 829 845 846 

! Muhammed 

! 859-903 

I ^ 

'Hizä' Ahmed tiäzdn Humeidha Cäjitbdi 

— -^ 906 * 908-909 * 909 910-918 

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527 

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-^ Hasan 

«»1 974 

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1 

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GeseMehte 



der Stadt Mekka. 



1 



ie Atteste Sageueit. 

§. 1. Als Gott beschlossen hatte, die Erde zu schaffen 
und ihr Bewohner zu geben, theilte er seine Absicht den En- 
geln mit, die darüber sehr bestürzt waren und sprachen: o 
HerrI sollen denn diese Bewohner andere Geschöpfe sein als 
wir? etwa solche, die Böses thun, Blut vergiessen und dir un- 
gehorsam sind? gieb sie uns zur Wohnung, wir werden auf 
ihr kein Böses thun, kein Blut vergiessen; wir werden dich 
loben und preisen und dir gehorsam sein. — Sprach Gott: 
Ich weiss, was ihr nicht wisset. — Da glaubten die Engel, 
ihre Rede sei eine Widersetzlichkeit gegen ihren Herrn gewe- 
sen und er zürne darüber; sie stellten sich desshalb um den 
Thron mit erhobenen Händen und demüthigen Geberden, wein- 
ten, um seinen Zorn zu mindern, und hielten einen dreimali- 
gen Umgang um den Thron. Als Gott dies sah, hatte er Mit- 
leid mit ihnen; er stellte unter seinem Throne einen Tempel 
auf, der auf vier Säulen von Smaragd ruhte und einen Rubin- 
stein zum Dache hatte; dieser Tempel heisst el-dhuräh. 
Dann sprach Gott zu den Engeln : Verlasst meinen Thron und 
haltet euren Umgang um diesen Tempel. Das thaten sie und 
wurden beruhigt, und dies ist das im Corän Sure 52, 4 er- 
wähnte „besuchte Haus^, welches täglich von 70,000 Engeln 
betreten wird, ohne dass je einer derselben wiederkehrt. 

§. 2. Nachdem dann Adam aus dem Paradiese vertrieben 
und auf die Erde herabgelassen war, klagte er zu Gott: was 
ist mir? ich höre die Stimme der Engel nicht mehr. Das ist, 
sprach Gott, die Folge deiner Sünde; aber gehe hin und baue 
mir einen Tempel, umwandle ihn und gedenke dabei meiner, 
so wie du die Engel um meinen Thron hast wandeln sehen. 
Da kam Adam in die Gegend von Mekka und legte den Grund 

1* 



- 4 — 

zu dem heiligen Tempel, wozu ihm die Engel grosse Fels- 
stücke herbeibrachten aus den fünf Bergen Lubnän, Tür Zeitd, 
Tür Sinäj el-iSüdi und Hirä, und auf dieses Fundament wurde 
7)das besuchte Haus^ herabgelassen. Adam erhielt aus dem 
Paradiese auch ein Zelt, welches aus einem rothen Hyacinth 
bestand, und darin als Ruhesitz den ^Eckstein^, der damals 
ein weisser Hyacinth war und erst durch die Berührung der 
sündhaften Menschen zum „schwarzen Stein^ geworden ist. 
Als dann die Sintfluth kam y wurde der Tempel mit dem Zelte 
wieder in den Himmel gehoben, der schwarze Stein aber in 
dem nahen Berge Abu Cubeis verborgen; Noahs Schiff mit sei- 
nen achtzig Bewohnern fuhr 150 Tage auf dem Wasser und 
umkreiste die Stelle des Tempels 40 Tage lang, dann lenkte es 
Gott nach dem Berge el-iSüdi, auf dem es stehen blieb ^ und 
nachdem Noah das Schiff verlassen hatte, baute er am Fusse 
dieses Berges eine Stadt, die den Namen Thamänin d. i. Achtzig 
erhielt. Eines Tages waren die Sprachen in achtzig Mundar- 
ten verwirrt, so dass keiner den anderen verstand^ und Noah 
trennte sich von den übrigen. Der Platz des Tempels blieb 
den Menschen bekannt und wurde fortwährend als heiliger Ort 
besucht; Bedrückte und Verfolgte suchten dort eine Zuflucht 
und ihre Gebete fanden dort Erhörung. 



Abraham uid Ismä'il. 

§. 3. Abraham verheirathete sich, nachdem er aus dem 
Feuer Nimrods gerettet war, mit Sära, der Tochter seines 
Oheims, und zog mit ihr nach Aegypten, \^o damals einer der 
ersten Pharaonen regierte. Sära war ein schönes Weib und 
ihrem Manne treu; aber Iblis (der Teufel) ging zu Pharao und 
sagte ihm : da ist ein Mann der eine der schönsten Frauen hat. 
Der Tyrann liess Abraham rufen und fragte ihn: in welchem 
Verhältniss steht dieses Weib zu dir? er antwortete: sie ist 
meine Schwester. Er fürchtete nämlich, dass wenn er sagte, 
sie sei seine Frau, er ihn umbringen würde. Er befahl ihm 
dann, sie schön zu kleiden und zu ihm zu schicken. Abraham 
kam zu Sära und sprach zu ihr: dieser Tyrann hat mich nach 
dir gefragt und ich habe ihm erzählt^ du seist meine Schwe- 



— 5 — 

ster; nun mach mich bei ihm nicht zum Lügner, denn du bist 
meine Schwester' nach dem Buche Gottes; es ist ja kein Gläu- 
biger in diesem Lande ausser mir und dir. S^ra ging nun zu 
dem Tyrannen, während Abraham stand und betete; durch eine 
Veranstaltung Gottes, der ihn beruhigen wollte, konnte er sie 
sehen, seit sie ihn verliess, bis sie zurückkam. Der Tyrann 
ward über die Schönheit Säras so erstaunt , dass er sich nicht 
enthalten konnte, seine Hand nach ihr auszustrecken; da ver- 
trocknete sie. Nun sprach er zu ihr: bitte deinen Herrn ^ dass 
er mir den Gebrauch meiner Hand wiedergiebt, so werde ich 
dir nichts zu Leide thun. Da sprach Sära: o Gott! wenn er 
aufrichtig ist, so gieb ihm den Gebrauch seiner Hand wieder. 
So geschah es und er schenkte ihr die Hdgar, eine schöne 
Coptische Sklavin, und Hess sie zu Abraham zurückkehren. Als 
er sie bemerkte, hörte er auf zu beten und sagte: wie ist es 
dir ergangen? Sie antwortete: Gott hat mich vor der Nach- 
stellung des Bösewichts bewahrt; er hat mir die Hdg'ar ge- 
schenkt, ich schenke sie dir, vielleicht wirst du durch Gottes 
Gnade einen Sohn von ihr bekommen. Sära war nämlich bis 
dahin kinderlos und hatte auch die Hoffnung auf Nachkommen- 
schaft aufgegeben. Abraham kehrte nach Palästina zurück und 
wohnte zwischen Ramla und Aelia; er nahm alle, die zu ihm 
kamen, gastfrei auf, und Gott segnete ihn und schenkte ihm 
zahlreiche Heerden und eine grosse Dienerschaft. 

§. 4. Als dann Gott das Volk Lot^s vertilgen wollte, sandte 
er seine Boten, um Abraham zu befehlen aus ihrer Mitte fort- 
zuziehen; zugleich sollten sie ihm die Geburt des Ishdk und 
nach diesem die des Jacob verkünden. Abraham war sehr er- 
freut über ihre Ankunft und sprach: diese Leute soll niemand 
anders bedienen^ als ich selbst; er ging hinaus und holte ein 
fettes Kalb, briet es auf Steinen und setzte es ihnen vor; aber 
sie langten nicht zu und er schöpfte Verdacht, da sie von sei- 
ner Speise nicht essen wollten. Da sprachen sie : fürchte dich 
nicht, wir sind zu dem Volke Lot's gesandt; seine Frau Sära 
stand aber dabei, um sie zu bedienen; sie verkündeten ihm 
dann die Geburt Ishäks und nach ihm die Geburt Jacobs, da 
lachte Sära, weil sie schon neunzig Jahre und Abraham 120 
Jahre alt war. Danach aber gebar Sära den Ishäk und Hägar 
gebar den Ismail, die beiden Knaben wuchsen auf und wenn 



— 6 — 

sie sich im Laufen übten , war Ismft'tl stets voran. Abraham 
nahm ihn und setzte ihn auf seinen Schooss, während Ishftk 
zur Seite stand; das ärgerte Sdra und sie sprach: den Sohn 
der Magd lassest du auf dem Schoosse sitzen und mein Sohn 
muss zur Seite stehen; sie wurde eifersüchtig, wie Frauen zu 
werden pflegen, und da Ism&'ll und Ishäk fortfuhren nach Kna- 
benart sich zu raufen, wurde sie gegen Hägar so aufgebracht, 
dass sie schwur, nicht mehr an einem Orte mit ihr wohnen zu 
wollen, und sie befahl Abraham, sie aus ihrer Nähe zu ent- 
fernen. Abraham erhielt nun auch von Gott den Befehl, die 
Hftgar und ihren Sohn fortzuschafl'en und^ er führte sie unter 
dem Geleite des Engels Gabriel durch die Wüste, bis er in die 
Gegend von Mekka kam , wo er sie an der Stelle des Higr 
($. 6) im Schatten von Salam - Bäumen sich niederlassen hiess. 
Er kehrte dann um, aber Hägar folgte ihm und fragte: hat 
Gott dir das befohlen ? Er antwortete : ja ! Nun gut dann, 
sprach sie, er wird uns nicht umkommen lassen; und sie 
kehrte zu ihrem Sohne zurück. Sie hatte einen kleinen 
Schlauch mit Wasser bei sich und als dies zu Ende war, fing 
sie und ihr Sohn an zu dursten; soweit sie blickte, sah sie 
kein lebendes Wesen, und um sich weiter umzusehen, erstieg 
sie den nahen Hügel el-(yafd, dann auch die gegenüberliegende 
Höhe el-Marwa, aber sie entdeckte nichts, und als sie zurück- 
kam, fand sie ihren Sohn dem Verschmachten nahe. Theils um 
sich noch einmal nach Hülfe umzusehen, theils um ihren Sohn 
nicht sterben sehen zu müssen, eilte sie nochmals auf jene Hü- 
gel und lief zwischen ihnen verzweiflungsvoll mehrere Male hin 
und her, und als sie dann hofl'nungslos zurückkehrte, sah sie 
neben ihrem Sohne Wasser hervorquellen, welches sie eilig mit 
Sand einschloss, damit es nicht verrinne, bevor sie ihren 
Schlauch gefüllt hätte. Sie tranken nun und wurden gerettet, 
und diese Quelle war an der Stelle, wo später der Brunnen 
Zamzam (§. 38] gegraben wurde, und, sagte Muhammed ein- 
mal, hätte Hdgar nicht so voreilig das Wasser eingeschlossen , 
so würde es eine stetsfliessende Quelle geworden sein. 

$. 5. Gleich darauf izog eine Caravane von 'Amalikitern, 
die aus Syrien zurückkehrte, in der Nähe vorüber; sie bemerk-, 
ten einen Vogel, der nur da, wo Wasser ist, zu kreisen pflegt, 
und einer von ihnen sagte: In diesem Thale ist doch kein 



Wasser und kein Mensch gewesen. Indess schickten sie zwei 
Kundschafter aus, die kamen zu Hdgar und redeten mit ihr, 
dann kehrten sie zu den Ihrigen zurück und berichteten, was 
sie erfahren hatten, worauf die ganze Caravane sich dorthin 
begab und Hdgar um Erlaubniss bat , sich neben ihr bei der 
Quelle niederlassen zu dürfen. Sie willigte ein und die 'Ama- 
likiter schickten zu ihren in det Nähe wohnenden Familien und 
Hessen sie ebenfalls dorthin kommen. Sie wohnten unter den 
Bäumen und bauten sich Zelte; sie lebten von der Jagd und 
als Ism4'!l 'heranwuchs, jagte er mit ihnen ausserhalb des hei- 
ligen Gebietes, Hdgai* starb und wurde an der Stelle vou el- 
Higr begraben. 

§. 6« Um diese Zeit kamen zwei Stämme, JSurhum und 
Katüra, aus Jemen und siedelten sich ebenfalls in jener Gegend 
an. Ismail nahm sich eine Frau von den iSurhum Namens 
'Omära, eine Tochter des Sdd ben Osama. Bald nachher kam 
Abraham um seinen Sohn zu besuchen; er traf ihn nicht zu 
Hause und die Frau nahm ihn unfreundlich auf; da sprach er 
zu ihr: sage doch zu Ismft'tl, ein alter Mann so und so ausse- 
hend sei dagewesen,, er Hesse ihn grüssen und ihm sagen.* 
verändere . die Schwelle deines Hauses , denn sie gefällt mir 
nicht. Als Ismail zu Hause kam und die Bestellung^ hörte, 
wusste er, dass sein Vater sie gemacht habe und er sprach: 
du bist die Schwelle meines Hauses, kehre zu deiner Familie 
zurück. Er schickte sie fort und nahm Ri1a (oder Zaia), eine 
Tochter des Mudhädh ben 'Amr, des Häuptlings der iSurhum, 
zur Frau. Nach einiger Zeit kam Abraham wieder und fand 
seinen Sohn wieder nicht zu Hause, er war auf die Jagd ge- 
gangen. Die iweiXe Frau nahm ihn aber sehr freundlich auf, 
hiess ihn einkehren und setzte ihm Essen und Trinken vor; er 
fragte: was habt ihr zu essen und zu trinken? sie antwortete: 
Fleisch und Wasser. — ^ Habt ihr kein Brod? — Nein! — So 
gebe euch Gott seinen Segen zum Fleisch und Wasser. *— Hu- 
bammed sagt zu dieser Erzählung,, welche Ihn 'Abbfts über- 
lieferte: Wenn er damals bei ihr Brod gefunden hätte, würde 
er ihnen den Segen dazu erfleht haben und es würde ein ge- 
treidereiches Land geworden sein. — Beim Abschied sprach 
Abraham: sage doch zu Ismail, ein alter Mann Hesse ihm sa- 
gen, er habe die Schwelle des Hauses vortrefflich gefunden, 



— 8 — 

er solle sie behalten; und die Frau richtete diese Besteilong 
aus* «^ Beim dritten Besuche traf Abraham seinen Sohn, wie 
er unter dem hohen Baume stand und Pfeile schnitzte^ nach 
einem herzlichen Empfange, wie er zwischen Vater und Sohn 
statt zu finden pflegt, sprach Abraham: o Ismd'tl! Gott hat 
mir einen Befehl gegeben. Ismd'tl erwiederte: so gehorche 
deinem Herrn in dem, was er dir befohlen hat. „Er hat mir 
befohlen , dass ich ihm einen Tempel baue. — Und wo ? — 
Dort auf jener kleinen Erhöhung. — Sogleich machten sich 
beide an die Arbeit, sie gruben den Grund auf und fanden die 
alten Fundamente aus Adams Zeit; Ismail trug dann Steine 
herbei, und Abraham baute täglich eine Lage auf, weil die Hitze 
damals so gross war, dass er nicht mehr arbeiten konnte. Auf 
einer Ecke wünschte Abraham einen besonders kenntlichen 
Stein einzufügen, um die Stelle zu bezeichnen, wo der Um- 
gang um den Tempel angefangen werden sollte, und während 
Ismd'tl fortging, um einen solchen Stein zu suchen, brachte der 
Engel Gabriel den schwarzen Stein aus dem Berge Abu Cubeis 
zu Abraham, und dieser setzte ihn an die Ecke. Als die 
Mauer so hoch war, dass er nicht mehr hinaufreichen konnte, 
legte ihm Ismä'21 einen grossen Stein unter , auf den er auf- 
trat, und schob ihn rings herum immer weiter, bis der Bau 
vollendet war. Das Gebäude war auf der nordwestlichen Seite 
32 Ellen lang, auf der nordöstlichen 22 Ellen breit, auf den 
gegenüberstehenden Seiten 31 Ellen lang und 20 Ellen breit, 
und neun Ellen hoch mit einem offenen Eingang und ohne Dach 
und es erhielt von seiner Form den Namen Ka'ba d.i. Wür- 
fel, da es aus der Ferne einem grossen Würfel ähnlich sah. 
An einer Seite machten sie eine Umzäunung el-Higr von 
Baumzweigen als Stall für Ismä'ils Schaafe, die später von 
Steinen aufgeführt wurde , ohne noch zu diesem Zwecke zu 
dienen. Im Inneren der Ka'ba grub Abraham eine Vertiefung 
zur Aufbewahrung der Geschenke, welche derselben gemacht 
wurden. 

S. 7. Nachdem der Bau vollendet war, hielt Abraham mit 
Ismä'tl auf Geheiss des Engels Gabriel einen siebenmaligen Um- 
gang um den Tempel, indem sie jedesmal die vier Ecken des- 
selben berührten ; hierauf sprachen sie unter einer zweimaligen 
Verbeugung das Gebet hinter dem grossen Steine, den Abra- 



— 9 — 

ham als Unterlage benutzt hatte, und dann unterwies sie Ga- 
briel in den Ceremonien bei dem Besuche der entfernter lie- 
genden heiligen Orte. Zuerst mussten sie den Weg zwischen 
den beiden Hügeln el-(^afä und el-Marwa in raschem Schritt 
siebenmal zurücklegen zum Andenken an das ängstliche Hin- 
und Herlaufen der Hägar zwischen denselben, dann führte sie 
Gabriel nach Hinä, Mnzdalifa und 'Arafa. Als sie nach Minä 
kamen und das Thal hinabgingen, erschien Iblis und Gabriel 
sprach zu Abraham : wirf nach ihm ! und er warf nach ihm mit 
sieben Steinchen, da verschwand er; in der Mitte des Thaies 
kam er dann wieder zum Vorschein und Abraham warf aber- 
mals mit sieben Steinchen nach ihm, und unten im Thale wie- 
derholte sich dasselbe zum dritten Haie« Das Steinwerfen in 
jenem Thale gehört seitdem zu den Ceremonien der Wallfahrt 
und ist durch Muhammed in den Islam herübergenommen und 
davon heissen noch jetzt die drei Stellen das obere, mittlere 
und untere tiamra d. i. Steinchen. Am Ende fragte Gabriel 
den Abraham: a'arafta d. i. hast du begriffen diese Ceremo- 
nien? er antwortete: ja: Davon führen diese heiligen Orte 
zusammen den Namen 'Arafdt, während die äusserste Station 
allein 'Arafa genannt wird ^). Zuletzt erhielt Abraham den 
Befehl, alle Menschen aufzufordern , die Wallfahrt zur Ka'ba 
und nach diesen heiligen Orten zu machen ; er erwiederte : 
meine Stimme wird nicht zu ihnen gelangen. Da sprach Gott : 
an dir ist's zu verkünden, an mir, deine Worte zu ihnen ge- 
langen zu lassen. Abraham stellte sich nun auf den grossen 
Stein, welcher sich alsbald erhob, so dass er alle Berge über- 
ragte, die ganze Erde und das Meer lag vor ihm ausgebreitet, 
er wandte sich nach den vier Himmelsgegenden und rief: o ihr 
Menschen I die Wallfahrt nach dem alten Hause ^) ist euch vor- 
geschrieben, gehorchet eurem Herrn I da antworteten sie aus 
den sieben Zonen, aus allen Ländern, die zwischen Morgen 
und Abend liegen: zu Befehl 1 o Gott! zu Befehl! Wiewohl 
die Steine damals ebenso beschaffen waren, wie jetzt, liess 



1) Dieser Unterschied des Singular und Plural wird zwar yon den 
Arabern nicht ausdrucklich angegeben, ist aber stehender Sprachge- 
brauch. 

2) So nennt Muhammed die Ra*ba im Cor^n Sure 22, 30, 34. 



— 10 — 

Gott doch zum ewigen Andenken die Spuren der Fttsse Abra- 
hams sich tief in diesen Stein eindrücken und er heisst noch 
jetzt der Stein Abrahams oder gewöhnlich nur el-macAm 
d.i. der Standort. Seitdem sind alle Propheten dorthin gewall- 
fahrtet und neun und neunzig derselben , die als Pilger dahin 
kamen» liegen in dem Räume zwischen dem schwarzen Steine, 
dem Standorte und dem Brunnen Zamzam begraben. 



ImA'lb NicU^mm mi4 die Giriknb 

$. 8. Ismft'tl behielt, so lange er lebte, die Aufsicht über 
die Ka'ba und damit die Oberhoheit nicht nur in seiner Fami- 
lie, sondern auch über den durch seine Frau mit ihm verwand- 
ten Stamme der JGfurhnm. Er starb 130 Jahre alt und wurde 
neben seiner Mutter in dem Higr begraben. Er hinterliess 
zwölf Söhne, und seine Nachkommen werden Musfariba oder 
Muta'arriba genannt d. h. zu Arabern -gewordene, im Gegen- 
satz zu den von Cahtän abstammenden eingebornen Arabern, 
welche eWArab el^^arbä oder el-'Aribd heissen. Der älteste 
Sohn Nftbit folgte seinem Vater im Amte, aber nach seinem 
Tode übernahm sein Grossvater Hudhftdh ben 'Amr, IsmA'tls 
Schwiegervater, die Aufsicht über den Tempel tfnd überliess 
den Ismä'iliten noch einige Zeit die sonstige Führung des Stam- 
mes, bis er endlich alle Gewalt an sich riss. Die 'Amalikiter 
nämlich, wiewohl sie die Hoheitsrechte in jener Gegend aus- 
übten, hatten sich um den Tempel nie recht bekümmert, desto- 
mehr aber Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die ihn 
Besuchenden sich zu Schulden kommen lassen; während sie 
selbst ein sorgenfreies Leben führten , da die fruchtbare Ge- 
gend ihnen und ihren Heerden reichlichen Unterhalt gewährte, 
legten sie den Fremden noch Abgaben auf, so dass diese 
selbst ' das Wasser bezahlen mussten. Zwar stand einer Na- 
mens 'Amük unter ihnen auf und suchte sie durch Ermahnun- 
gen und durch die Erinnerung an das Schicksal älterer Stämme 
zu warnen, welche auf ähnliche Weise durch Vernachlässigung 
der Gottesverehrung und durch Ungerechtigkeiten sich die Strafe^ 
der Gottheit zugezogen hatten. Aber seine Worte fanden kein 
Gehör und es währte nicht lange , da geriethen die 'Amalikiter 



— 11 - 

mit den Gurhum und Catürä, die sich inzwischen sehr ver- 
mehrt hatten, in einen Streit und wurden von diesen ganz aus 
dem heiligen Gebiete vertrieben. 

§. 9. Die ISurham hatten sich hiernach in dem Thale 
oberhalb der Ka'ha und an dem Berge Ku'eikiän niedergelassen^ 
während die CatürA unter ihrem Oberhaupte el-Sumeidft' den 
unteren Theil mit den beiden Plätzen Agjäd in Besitz nahmen; 
Hudhädh zehntete alle^ die von oben zu dem Tempel kamen^ 
el-Sumeidft' die, welche von unten kamen; keiner von beiden 
Stämmen betrat das Gebiet des anderen, indess hatten die 
Catürft keinen Theil an der Aufsicht über den Tempel Endlich 
entstand doch unter ihnen ein Streit und sie zogen einander 
entgegen ; Hudhddhs Leute ka'ka'a d. i. machten Geräusch mit 
ihren Lanzen, Schilden, Schwerdtern und Köchern, davon soll 
der Berg Ku'eikiän den Namen haben; el-Sumeldä' brach von 
dem Platze Agjäd auf mit seiner Reiterei und danach (gijäd 
d.i. edle Pferde) soll jener Platz benannt sein. Bei Fädhih 
stiessen sie auf einander und nach einem heftigen Kampfe, 
worin el-Sumeidä' getödtel wurde, erlitten die Catürd eine 
schmähliche Niederlage, daher der Name jenes Ortes von 
fadhaba d. i. mit Schmach bedecken. Als die Catürä um Frie- 
den baten, zogen beide Partheien nach eUMatäbich, einem 
Thale oberhalb Mekka, welches später das Thal des Abdallah 
ben 'Ämir hiess, von einem Zeitgenossen Muhammeds Namens 
Abdallah ben 'Amir ben Kureiz ben Rabt'a ben Habfb ben Abd 
Schams so benannt. Hier wurde der Frieden abgeschlossen 
und Hudhädh die Oberhoheit zugestanden, welcher dann Vieh 
schlachten und labacka kochen liess und davon ist der Platz 
el^maiäbich die Küchen benannt *). — Hudhädh und seine 
Nachkommen waren nun allein Herrscher in dem heiligen Ge- 
biete, da die Ismä'iliten^ deren Zahl sich sehr vermehrte, in 
dem engen Thale nicht Raum genug hatten und fruchtbarere 
Gegenden aufsuchten. Sie bliieben aber der Religion Abrahams 
treu und es gelang ihnen sogar, derselben unter mehreren 
anderen Stämmen der Araber ,^ zu denen sie kamen, Eingang 
zu verschaffen. — . Nach einiger Zeit wurde die Ka'ba durch 
eine Ueberschwemmung so stark beischädigt, däss sie von den 



*) Vergl. S. 21. 



- 1« - 

iSurhum musste neu gebaut werden, sie stellten sie aber ganz 
nach der alten Form wieder her. Der Baumeister soll 'Amir 
ben 'Aror gewesen sein , welcher davon den Beinamen el~Gddir 
d. i. der Maurer erhielt und dessen Nachkommen Banu 'Gadara 
heissen. 

§. 10. Unter der Regierung des gleichnamigen Urenkels 
jenes Hudhädh, nämlich des Hudhddh ben 'Amr ben Härith ben 
Hudhddh, hatten die JSurhum den Gipfel ihrer Macht erreicht, 
zugleich war ihr Uebermuth und ihre Verachtung des Heiligsten 
aufs höchste gestiegen, so dass Mudhddh einst sich veranlasst 
0ah, ihnen eine warnende Strafrede zu halten, indem er sagte: 
ihr habt gesehen, wie es vor euch den 'Amalikitern ergangen 
ist, als sie das heilige Gebiet gering schätzten und nicht mehr 
achteten; ihr selbst seid gegen sie aufgestanden und habt sie 
mit Gottes Hülfe vertrieben, so dass sie in alle Länder zerstreut 
sind. Darum setzet die Achtung vor dem heiligen Gebiete und 
dem Hause Gottes nicht aus den Augen, thut denen kein Un- 
recht, die als fromme Verehrer zu ihm kommen, oder die als 
Kaufleute Waaren zu euch bringen, oder die euren Schutz er- 
bitten wollen; denn wenn ihr es thut, so fürchte ich, ihr 
werdet einmal mit Schimpf nnd Schande vertrieben werden, so 
dass keiner von euch je wieder wird den heiligen Boden be- 
treten und das Gotteshaus besuchen können, welches euch jetzt 
Sicherheit und Schutz gewährt. Hierauf erwiederte ihm einer 
der Uebermüthigsten Namens Mugadsdsa' : Wer wird uns daraus 
vertreiben? sind wir nicht die stärksten und zahlreichsten unter 
den Arabern an Mannschaft und Waffen? Mudhädh sprach: 
Wenn die Zeit kommt, werdet ihr sehen, wie thöricht und eitel 
eure Reden sind. Sie Hessen sich aber von ihrer schlechten 
Gesinnung und Handlungsweise nicht abbringen. Einst ver- 
abredeten sich fünf junge Leute, die Kostbarkeilen und Geräthe 
des Tempels zu stehlen; an jeder Ecke stellte sich einer als 
Wache auf, während der fünfte die Mauer hinanstieg, um von 
oben in das Innere zu gelangen, da die Ka'ba kein Dach hatte. 
Aber Gott stürzte ihn herab, dass er auf der Stelle todt war, 
worauf die anderen die Flucht ergriffen. Nun sandte Gott eine 
Schlange, welche 500 Jahre lang den Tempel bewachte, sodass 
Niemand, der in böser Absicht kam, ungestraft ihm nahen 
konnte (§.93). Dennoch wusslen die Gurhum die der Ka'ba 



- 13 — 

gemachten Geschenke sich anzueignen und verzehrten sie heim- 
lich und öffentlich, und die Uebelthäter^ welche etwa von 
bessergesinnten verfolgt wurden, fanden bei den Vornehmere^ 
und Mächtigern Schutz und Hülfe. Auch die Unsittlichkeit hatte 
unter ihnen den höchsten Grad erreicht: ein Mann Namens Isaf 
und eine Frau Namens Ndila hatten die Ka'ba als Ort ihrer 
verbotenen Zusammenkünfte ausersehen ; aber Gott verwandelte 
sie in Steine, diese wurden aus der Ka'ba herausgebracht und 
zum warnenden Beispiel auf den beiden Hügeln el-(^afä und 
el-Marwa aufgestellt. — Mudhädh sab ein, dass seine Ermah- 
nungen und Warnungen nichts fruchteten und beschloss (jeshalb 
den heiligen Ort zu verlassen, damit nicht auch ihn die gött- 
liche Strafe ereile, wovon er schon ein Zeichen darin zu sehen 
glaubte, dass der Brunnen Zamzam versiegt war. Er nahm die 
beiden goldenen Gazellen, welche in der Ka'ba standen, und 
einige schöne Schwerdter aus Cala'a in Indien, ging damit in 
Begleitung eines seiner Söhne in einer finstern Nacht zu dem 
Brunnen und vergrub diese Gegenstände in demselben (§.38), 
dann zog er mit seiner ganzen Familie fort und Hess sich zwi- 
schen den nach Jemen hin mehrere Tagereise entfernten Orten 
Canünä und Halj nieder. 



Die Chuä'a. 

$.11. Unterdess hatten sich in Jemen wichtige Ereignisse 
vorbereitet, die auf das Schicksal des heiligen Gebietes der 
Ka'ba einen so entscheidenden Einfluss haben sollten. Die 
Friesterin Tureifa hatte dem Oberhaupte des grossen und mäch- 
tigen Stammes el-Azd, Namens 'Amr Muzeikiä ben 'Amir Ma- 
el-samä, den Durchbruch des Dammes von Märib, einer gross- 
artigen Bewässerungsanstalt, vorhergesagt, wodurch ihr ganzes 
Land würde überschwemmt und verwüstet werden , und 'Amr 
von der Richtigkeit dieser Aussage überzeugt, verheimlichte sie 
nur so lange, bis er seine Liegenschaften veräussert hatte, 
dann brach er mit dem grössten Theile seinem Stammes auf um 
auszuwandern, ungewiss wo sie sich wieder niederlassen soll- 
ten. So kamen sie in die Nähe von Mekka und erbaten von 
den 'Gurhum die Erlaubniss, solange bei ihnen verweilen zu 



— 14 — 

dürfen, bis die von ihnen ausgesandten Kundschafter einen 
passenden Wohnsitz für sie würden ermittelt haben. Als ihnen 
dies in hochmüthigem Tone abgeschlagen wurde, machte Tha'laba 
ben 'Amr ernstlichere Vorstellungen , indem er sagte: Ich werde 
jetzt mit Gewalt so lange bleiben, bis die von mir ausge- 
schickten Boten zurückkommen; wenn ihr uns freiwillig und 
ungestört hier lassen wollt, werde ich es mit Dank anerkennen, 
ihr sollt an Weiden und Wasser hinreichend genug behalten; 
wenn ihr aber nicht gutwillig wollt, werde ich euch zum Trotz 
bleiben, aber dann werdet ihr nur die Weideplätze, welche 
wir euch übrig lassen wollen, und nur trübes Wasser behalten; 
wollt ihr es auf einen Kampf ankommen lassen, so sind wir 
bereit, siegen wir, so werden eure Frauen zu Gefangenen 
gemacht und die Männer umgebracht, sodass nicht einer übrig 
bleibt, der das heilige Gebiet wieder betreten wird. Auch 
diese Drohungen fruchteten nichts, die tiurhum wollten die 
Fremdlinge nicht gutwillig auf ihrem Gebiete dulden, sie zogen 
gegen sie aus, es kam zum Kampfe, der nach drei Tagen 
damit endete, dass die burhum gänzlich geschlagen wurden 
und nur wenige von ihnen durch die Flucht sich retteten. 
Tha'laba nahm Besitz von dem heiligen Gebiete, indess währte 
es nicht lange, so wurde ein grosser Theil seines Gefolges 
von einer Fieberkrankheit befallen, die ihnen in ihrer Heimath 
unbekannt gewesen war. Ihre Priesterin, die sie befragten, 
rieth ihnen, den Ort wieder zu verlassen, und da mittJerweile 
auch die ausgesandten Kundschafter zurückgekehrt waren, bra- 
chen sie auch auf, trennten sich aber nach verschiedenen Sei- 
ten: ein Theil zog wieder dem Süden zu nach 'Qmän, woher 
sie in der Folge zum Unterschiede als die Azd von 'Oman 
bezeichnet werden ; Tha'laba ben 'Amr ging weiter nach Syrien 
zu und von ihm stammen el-Aus und el-Chazrag, die Söhne 
des Häritha ben Tha'laba, welche sich in Jatbrib (Hedina) nie- 
derliessen und später als diejenigen, an denen Huhammed eine 
Hauptstütze fand, von ihm den gemeinschaftlichen Namen el- 
Angär d. i. die Helfer erhielten; eine dritte Abtheilung unter 
tiafna ben 'Amr zog nach Syrien und gründete dort das Reich 
der 'Gafniden oder Gassaniden. Nur Rabt'a ben Häritha ben 
'Amr,^ genannt Luheij, blieb mit seinem Anhange in dem eben 
erworbenen Lande und breitete sich irorzüglich in den frucht- 



— 15 — 

baren Ebenen von Batn Harr aus, und diese erhielten eben 
desshalb^ weil sie sich von ihren Stammgenossen inchaui'a 
trennten y den Namen Chuz^a d. i. abgetrennter Theil. 

§• 12. Luheij übernahm die Regierung des Gebietes und 
die Ismfl'iliten, die bei diesem Kampfe nicht betheiligt waren, 
kamen jetzt zu Luheij und baten um die Erlaubniss in seiner 
Nähe wohnen zu dürfen, die er ihnen auch gewährte. Nun 
hoffte Hudhädh wegen seiner grossen Anhänglichkeit an den 
heiligen Ort, dass auch ihm die Rückkehr dahin würde gestattet 
werden, und er liess den Chuzft'a durch einen Gesandten seinen 
Wunsch vortragen, indem er vorstellte, dass er die 'Gurhum 
von jeher wegen ihres schlechten Lebenswandels getadelt und 
dass er und seine Familie an dem Kampfe gegen die Chuzä'a 
nicht Theil genommen habe, er wünsche sich unter ihren 
Schutz zu stellen und sie mit seinem Rathe zu unterstützen. 
Allein sie schlugen sein Gesuch ab und Luheij liess bekannt 
machen^ dass jeder 'Gurhum, der sich dem Heiligthume zu 
nähern wage, sein Leben verwirkt habe. Einst entliefen dem 
Mndbftdh mehrere Garnele aus seinem Wohnsitze bei Canünä, 
und als er der Spur folgte, fand er^ dass sie ihren Weg nach 
Mekka genommen hatten ; er erstieg von der Seite von Agjäd 
die Berge, bis er oben auf den Abu Cubeis kam, von wo er 
in das Thal hinuntw sehen konnte. Hier war er Zeuge, wie 
dort seine Garnele geschlachtet und verzehrt wurden , und da 
er wohl wusste^ dass er würde getödtet werden, wenn er 
hinabginge, trat er betrübt den Rückweg an, indem er die 
Veim sprach: 

Als wenn zwischen el-Hagün and el-^afä kein Mensch wäre, 
und kein Erzähler in Mekka die nächtliche Versammlung 

unterhielte; 

Und keiner bei Wäsit sässe und die Gegend entlang 
bis el-Munhanft bei Dsul-Ar&ka zur Stelle. 

Ja! wir waren seine Bewohner, nun hat uns vertrieben 
der Wechsel der Tage und das veränderliche Glück. 

Und mein Herr hat uns eine Wohnung in der Fremde gegeben, 
wo der Wolf heult und der Pemd uns umlagert. 

Denn die ganze Welt ist uns zu eng geworden, 
und nadi unserm Abzüge ein feindlicher Zustand entstanden. 

Wir vMren doch die Htüer des Hauses nach Näbit's Tode, 



— lö - 

wir wandelten um dieses Haus in offenbarem Glück. 
Mein Grossvater gab den besten Mann, den ich kenne, zur Ehe, 
und unsre Söhne stammen von ihm, wir sind die nächsten 

Verwandten. 
Nun hat uns daraus der König mit Gewalt vertrieben; 

so, ihr Leute, ist des Schicksals Lauf« 
Ich spreche, wenn der Sorgenfreie schläft und ich nicht schlafe: 
verehrt nicht der Canopus und der Hundstern den Herrn 

des Thrones? 
Ich bin von ihnen in Zustände versetzt, die ich nicht liebe; 

auch Himjar und Juhäbir erlitten diesen Wechsel. 
Wir sind zur Sage geworden, und waren im Wohlstande, 

so haben die vergangenen Jahre uns erfasst. 
Nun fliessen des Auges Thränen, es weint um die Gegend, 
wo das schützende Heiligthum und die geweihten Plätze sind, 
In dem traulichen Thal, dessen Tauben nichts zu Leid geschieht 
die nicht verscheucht werden bei Tage, und wo die Sper- 
linge sind. 
Dort sind wilde Thiere, von denen Kinder nicht erschreckt 

werden, 
wenn sie hinausgehen; sie sind nie treulos. 
Ach! wird wohl nach uns noch bestehen trijäd 

und sein Wasserweg und die Aussensitze? 
Minä's Bezirk ist nun öde, als zöge dahin 
Mudhädh nicht mehr, und Wobnplätze, die ich liebte, sind 

verlassen. 
§. 13. Indess verheirathete sich Luheij mit einer wahr- 
scheinlich in Gefangenschaft gerathenen Bruders Tochter des 
Mudhädh Namens Fuheira, der Tochter des 'Ämir ben 'Amr 
ben el-Härith, und daher mag es gekommen sein, dass sein 
Befehl in Be2ug auf die 'Gurhum nicht so streng beachtet 
wurde; wenigstens finden wir einige derselben schon bald 
nachher wieder in der Nähe der Ka'ba. Aus jener Ehe stammte 
'Amr ben Luheij y welcher in mehrfacher Beziehung einer der 
berühmtesten und einflussreichsten Häuptlinge der Araber wurde. 
Zunächst besass er einen unermesslichen Reichthum an Vieh- 
heerden, so dass er einmal in einem unfruchtbaren Jahre 
10,000 Garnele unter die Araber vertheilt und zwanzig Gamet- 
hengsten ein Auge ausgerissen hatte, was ein Zeichen war 



— 17 — 

dass die Anzahl seiner Camele sich auf ebensoviel Tausende 
belief. Br war der erste, welcher den Pilgern die besonders 
wohlschmeckenden Camelhöcker als Speise vorsetzte und grosse 
Fleischstücke unter sie austheilen Hess, und in jene(n Jahre er- 
hielt jeder von den zur Wallfahrt Anwesenden drei Jeineni- 
sehe Kleider. Sein Ansehn stieg dadurch unter den Arabern 
aufs höchste und sie leisteten ihm unbedingten Gehorsam. In 
Bezug auf seine Heerden hatte er mehrere Gebräuche einge- 
führt, welche von den Arabern nachgeahmt und dann allge- 
mein eingeführt wurden. Wenn eine Camelin zehnmal nach 
einander ein weibliches Junges zur Welt gebracht hatte, so 
wurde es nicht mehr zum Reiten oder Lasttragen benutzt, son- 
dern man Hess es frei umherlaufen, und selbst seine Milch 
diente nur noch ausnahmsweise für Gastfreunde zum erqui- 
ckenden Tranke. Wenn dann ein solches Camel, welches el- 
sätba das frei umherlaufende hiess, noch weiter weibUche Junge 
bekam, so wurden diese sofort ebenso behandelt, wie die Mut- 
ter, und zum Zeichen wurde ihnen ein Ohr geschUtzt (bahara 
schützen] und davon wurde ein solches bdhtra genannt. Diese 
Gebräuche und ähnliche, welche er für die Camelhengste und 
für die Schaafe einführte, wurden von Muhammed abgeschafft 
und verboten. 

§. 14. Ungleich folgenschwerer waren aber die Einrich- 
tungen, welche 'Amr ben Luheij in Bezug auf die Gottesver«- 
ehrung traf, indem dadurch die Religion Abrahams, der Glaube 
an Einen Gott für mehrere Jahrhunderte bis auf die letzte Spur 
verwischt und der Götzendienst in einem Umfange eingeführt 
wurde, den er bis dahin in Arabien nicht gehabt hatte. Die 
Ismä'iliten hatten freilich hierzu selbst Veranlassung gegeben; 
bei ihrem unstäten Leben pflegten sie anfangs aus AnhängUch- 
keit an die Ka'ba einen Stein aus deren Nähe auf ihren Zügen 
als Andenken mit sich zu führen, den sie dann auf ihren Hal- 
teplätzen aufstcHten und unwandeUen, wie wenn sie um die 
Ka'ba den Umgang hielten. AUmälig verlor sich die Erinne- 
rung daran, dass diese Steine nur als Sinnbild ihres heimath- 
lichen Heiiigthums dienen sollten und das Beispiel der sie um- 
gebenden Araber, von denen jeder Stamm sein eignes Götzen- 
bild hatte, brachte sie endlich dahin, auch ihren Steinen gött- 
Uche Verehrung zu erweisen. — Auf einer Handelsreise hatte 

2 



— 18 — 

'Amr ben Luheij in der Stadt Htt in Mesopotamien dem Dien- 
ste eines Götzen beigewohnt und Gefallen dai an gefunden, und 
auf seinen Wunsch schenkten ihm die Einwohner einen Gö- 
tzen, den 8}e Hubal nannten ; er nahm ihn mit sich, stellte ihn 
in derKa'ba auf neben der Vertiefung^ welche die Schatzkammer 
bildete, und befahl den Arabern ihn anzubeten. Nun brachten 
die Araber auch ihre Götzen und stellten sie um die Ka'ba^ 
bis jeder Stamm dort sein Bild hatte. Hubal wurde in der 
Folge vorzugsweise der Götze der Cureisch ; er bestand aus 
einem Carneol oder Agat, und da die rechte Hand abgebro- 
chen war, wurde sie von Gold wieder hergestellt. Die beiden 
in Stein verwandelten Personen, welche auf el-(^afä und el- 
Marwa standen, waren im Laufe der Zeit auch als Götzenbil- 
der verehrt und wurden jetzt von 'Amr ben Luheij ebenfalls 
in der -Nähe der Ka'ba auf dem Platze el-Hattm aufgestellt. 
Dagegen errichtete er auf al-(^afd ein anderes Bild Nahik mti- 
gäwid eUrih pder kräftige Windmacher^ genannt und auf el- 
Harwa den mit' am el-teir ^^Yogelfresser^. Unten im ThaU 
stellte er den Götzen el-Chulaga auf mit Halsketten geschmückt, 
ihm wurde Getreide dargebracht, Milch zum Opfer ausgeschüt- 
tet, Thiere geschlachtet und Strausseneier umgehangen. An 
der Küste des rothen Meeres bei el-Muschallal in der Nähe 
von Cndeid bestimmte er einen Platz für die weibliche Gott- 
heit Manät, die besonders von dem Stamme Hudseil, von el- 
Atts und el-Chazrag zu Medina und von den Gassdn in Syrien 
verehrt und auf ihren Wallfahrten besucht wurde. el-Ldt und 
el-'üz^ waren die Gottheiten des Stammes Tbakif. An einer 
Stelle in ihrem Gebiete, wo die Pilgercaravanen immer vor- 
überkamen, lag ein grosser Stein, welchen sich ein Mann als 
Station ausersehen hatte, um hier von seinen Heerden an die 
Pilger Butter zu verkaufen und ihnen Getränke zu mischen (iatt 
mischen), daher wurde der Platz „der Fels des Mischers" ge- 
nannt. Als nun der Mann gestorben war und vermisst wurde, 
sagte 'Amr ben Luheij zu den Leuten : el-Läti (d. i. der Mi- 
scher) war euer Herr (Gott), er hat sich nun ins Innere des 
Felsen begeben; damit war der Anlass gegeben, 'den Felsen 
anzubeten. ei^'Unzd war eine Gruppe von drei hohen Samura 
(Dornen) Bäumen bei Nachla eine Tagereise von Mekka, deren 
Verehrung ebenfalls von 'Amr ben Luheij zuerst angeordnet 



- 19 - 

wurde^ indem er sagte: euer Herr bringt den Sommer bei el- 
Lät zu wegen der Kälte von eI*Tä'if und den Winter ist er bei 
el-*üzzä wegen der Wärme von Tihäma. Wenn die Pilger die 
Wallfahrtsgebräucbe in Mekka vollendet und den Umgang um 
die Ka'ba gehalten hatten, begaben sie sich noch zu el-'Uzzä, 
hielten hier ebenfalls einen Umgang und verweilten hier einen 
Tag. - Dieser Götze wurde von den. Chuzä'a^ Cureisch, Kindna 
und allen Mudhar verehrt und seine Priester waren die Banu 
Scheibdn vom Stamme Suleim. Ein anderer grosser Baum in 
der Nähe von Mekka hiess Dsdt Amodt, bei welchem die Cu- 
reisch jährlich ein Fest feierten ; sie hingen ihre Waffen an 
die Zweige des Baumes und schlachteten ihm zu Ehren Opfer- 
thiere*). 

Die Herrschaft der Chuzä'a dauerte 300, nach anderen 500 
Jahre ; mehrmals wurden sie von den Jemenischen Königen an- 
gegriffen, gingen aber aus den Kämpfen stets als Sieger her- 
vor und behaupteten. ihre Unabhängigkeit, bis ihnen die Regie- 
rung von den Cureisch entrissen wurde. 

Die Ismä'iliten von 'Adnän bis CnreiscL 

$. 15. Seitdem die Ismä'iliten von der Herrschaft über 
das heilige Gebiet verdrängt waren, streiften sie in der Gegend 
umher und einzelne Horden, die sich in der Folge so sehr 
vermehrten, dass sie für ihre grossen Viehheerden nicht Weide 
genug fanden, zogen weiter fort, einige nach Jemen, andere 
nach Syrien zu. Aber der grösste Theil blieb in der Nähe 
von Mekka und namentlich der Zweig, von welchem Muham- 
med abstammte, behauptete seine Wohnsitze^ gelangte durch 
den Handel mit den Nachbaren zu grösserem Wohlstande und 
breitete durch eine rasche Vermehrung sein Ansehn und seine 
Macht immer weiter aus. Der Stammbaum Muhammeds bis zu 
seinem 21sten Ahn hinauf ist selbst bis in seine kleineren Ver- 



*) Ueber einige aDdere Götzen yergl. noch §. 114 and den Cor^n 
Sure 71, 22 fg. Ibn HischAm, Leben Muhammeds S. 52. Oslan- 
der, Stadien über die yorisl^m. Religion der Araber; in der Zeitschr. 
der t). M. G. Bd. 7. S« 463. F. W. Bergmann, de religione Ära- 
bum anteislamiea. Argentorati 1834* 

2* 



— 20 — 

zweigungen genau bekannt; ein Zweifel an der Richtigkeit 
dieser Angaben würde die Glaubwürdigkeit der ganzen vor- 
muhammedanischen Geschichte in Frage stellen. Indess wei- 
chen die Nachrichten über die ältesten Personen so sehr von 
dem bisher Erzählten ab, indem ihnen die fortwährende Auf- 
sicht über die Ka'ba zugeschrieben wird, dass sie sich chrono- 
logisch durchaus nicht damit vereinigen lassen, und es ist nodi 
unentschieden und wird auch schwerlich jemals entschiedeo 
werden , welche von beiden Ueberlieferungen die richtige isL 
§. 16. 'Adndn nämlich und sein Sohn Ma'add ben 'Adndn 
sollen nach der Arabischen Legende Zeitgenossen des Bucht 
naQr (Nebukadnezar) gewesen sein, während selbst nach einer 
hohen Durchschnittszahl für eine Generation ihr Zeitalter nicht 
über das dritte Jahrhundert vor Christus hinaufreichen kann. 
Des Ha'add Sohn Nizdr ben Ma'add war Vorsteher der Ka'ba 
und hatte vier Söhne: Hudhar und Ij^d, deren Mutter Sauda 
eine Tochter des 'Akk ben 'Adnän, und Rabt'a und Anmär, 
deren Mutter el-'Gadäla eine Tochter des Wä'län ben Husäin 
ben tiaihama . ben 'Gurhum war. Als Nizär sein Ende nahen 
fühlte, Hess er seine Söhne zu sich kommen und theilte unter 
sie sein Vermögen , indem er sagte : Dieses Zelt von rothem 
Leder und was ihm ähnlich ist von meiner Habe, ist für Mu- 
dhar bestimmt; dieses Geld und der Sitz gehört 'Anmär; dies 
braune Pferd und das schwarze Zelt und was dem ähnlich ist 
von meiner Habe, bekommt Rabi'a ; und diese Sklavin mit 
grauen Haaren und was ihr ähnlich ist, erhält Ijad; und wenn 
ihr Zweifel habt über die Theilung, so fragt den &urhumiden 
el-Afä, der zu Nagrdn wohnt* Hierauf starb er, und da sie 
über die Erbschaft sich nicht vereinigen konnten ^ gingen sie 
zu el-Afä nach Nagrän. Auf dem Wege sahen sie Spuren, 
dass hier ein Camel geweidet habe und Mudhar sagte : das 
Camel, welches hier geweidet hat, war einäugig; Rabi'a setzte 
hinzu: und auf einem Fasse lahm; und ohne Schwanz, bemerkte 
Ijäd ; und flüchtig , ergänzte Anmär* Bald darauf begegnete 
ihnen ein Mann, der ein Camel suchte; sie machten ihm die 
Beschreibung, und er sagte: das ist das meinige, wo ist es? 
Sie aber versicherten, es nicht gesehen zu haben, und er folgte 
ihnen desshalb nach NagVän, um sie bei dem Häuptling el- 
Afä zu verklagen. AU sie auch hier betheuerten, dass sie 



- 21 — 

das Cnmel nicht gesehen hätten^ fragte der Richler den Hu- 
dhar: woher weisst du denn, dass es einäugig war? Er ant- 
wortete: weil ich bemerkte, dass es immer nur nach einer 
Seite das Futter abgefressen hatte. — Und du, Rabt'a, woher 
weisst du, dass es lahm war ? — Weil es mit dem einen Vor- 
derfusse eine weit stärkere Spur eingedrückt hatte, als mit dem 
anderen. — Und woher weisst du, Ijäd, dass es keinen Schwanz 
hatte? — Weil sein Unrath auf einem Haufen lag; hätte es 
einen Schwanz gehabt, so würde es ihn damit auseinander ge- 
wedelt haben. — Und wesshalb hast du es für flüchtig gehal- 
ten, Anmdr? — Weil es auf einer schlechten Weide geblie- 
ben war und sich nicht lieber eine bessere gesucht hatte. — 
Diese bier^ wandte sich der Richter zu dem Manne, haben dein 
Camel nicht ; suche es auf. 

Nachdem el-Ai'ä sie hierauf willkommen geheissen und 
erfahren hatte, wesshalb sie zu ihm kämen, sagte or : ihr wollt 
euch bei mir Riath holen und seid so kluge Leute ! — Er Hess 
ihnen dann durch seinen Verwalter ein Mahl zurichten und be- 
gab sich an einen Ort, wo er sie während des Essens belau- 
schen konnte. Rabi'a machte die Bemerkung: ich habe noch 
nie so vortreffliches Fleisch gegessen , nur schade ! dass das 
Schaaf mit Hundemilch aufgefüttert ist. Mudhar sagte: ich 
habe noch nie so köstlichen Wein getrunken, nur schade ! dass 
die Rebe auf einem Grabe gewachsen ist. Ijäd lobte die vor- 
trefflichen Eigenschaften ihres Wirthes und setzte hinzu: schade! 
dass der nicht sein Vater ist, der dafür gehalten wird. An- 
mär bemerkte, ich habe noch nie eine Unterredung gehabt, 
die unserem Zwecke so förderlich gewesen wäre. — el-Af ä, 
der dies alles angehört hatte, sagte : das sind Teufelskerle ; er 
liess seinen Verwalter rufen und erfuhr von ihm, dass der Reb- 
stock auf dem Grabe seines Vaters gewachsen sei; der Hirt 
sagte aus, dass das Lamm allerdings von einer Hündin gesäugt 
sei, da seine Mutter gestorben und kein anderes Hutterschaaf 
in der Heerde war. Nun ging er zu seiner Mutter und diese 
bekannte, dass er der Sohn eines Gastfreundes seines vermeint- 
lichen Vaters sei, da dieser keine Kinder gehabt und sie be- 
fürchtet habe, dass sein grosses Vermögen ohne Erben bleiben 
würde. Hiernach entschied er ihren Streit: Was dem rothen 
Zelte ähnlich ist, gehört Mudhar, er bekommt also die Gold- 



- 22 — 

stücke und die Camele; daher heisst er Mudhar el-Hamrft 
d. i. Mudhar vom rothcn Zelt *] ; was dem schwarzen Zelte 
und dem braunen Pferde gleicht , ist für Rabfa ; daher heisst 
er Rabi'a el-faras d. i. Rabfa mit dem Pferde; das Silber- 
geld und das Land ist für Anmär, und Ij&d gehören die bun- 
ten Camele und die Schaafe. Hierauf kehrten sie zurück. 

§. 17. Ijäd war nachher Vorstand der Ka'ba und von 
seinen Nachkommen wird wieder als solcher sein Urenkel Wakf 
ben Salama ben Zuhr ben Ijäd genannt. Dieser baute sich ei- 
nen Thurm in dem untern Theile von Mekka, wo später der 
Getreidemarkt war ; hier hielt er eine Sklavin Namens el-Haz- 
wara, nach welcher in der Folge der Platz Hazwara benannt 
. wurde. In dem Thurme hatte er eine Leiter angebracht , die 
' er öfter hinahstieg, um, wie er vorgab, heimlich mit Gott zu 
reden , und er wusste von solchen Unterredungen viel zu er- 
zählen. Er wird allgemein als ein frommer Mann beschrieben, 
der die Menschen zum Guten ermahnte, da Gott das Gute be- 
lohnen und das Böse bestrafen werde. Als er sein Ende nahe 
fühlte, liess er seine Familie zusammen kommen und sprach: 
Höret mein Vermächtniss ; eure Rede sei kurz (zwei Worte], 
euer Handeln nach Ueberlegung ; wer auf dem rechten Wege 
ist^ dem folgt, wer in die Irre geht, den verlasst; jedes Schaaf 
wird bei den Beinen aufgehängt. Die letzten Worte sind zum 
Sprüchwort geworden in dem Sinne: Jedem wird nach seinen 
Handlungen vergolten. Der Tod des Wakf wurde auf den 
Spitzen der Berge ausgerufen und Bischr.ben el-Hagr spielt 
auf ihn an in dem Verse : 
Wir sind Ijäd, die Verehrer Gottes, aus der Familie dessen, 

der auf der Leiter heimlich (mit Gott) redete. 
Wir waren die Thürhüter des alten Hauses zur Zeit, 

Als über iSurhum das Schleimfieber kam. 

§. 18. Hiernach entstanden zwischen den verwandten -Stäm- 
men Streitigkeiten; ein Mann von Ijäd und einer von Mudhar 
waren auf die Jagd gegangen, sie stiessen auf einen Hasen, 
den sie alsbald in ihre Mitte nahmen , - der Ijädi schoss zu, 
fehlte aber und sein Pfeil ging dem Mudhari mitten durchs 
Herz, so dass er starb. Als die Mudhar hiervon Nachricht er- 



*) Vergl indess $.19. 



- 23 — 

hielten, riefen sie andere zu Hülfe und die 'Adwän wollten für 
ihren Verwandten Rache nehmen ; zwar wurde ihnen vorge- 
stellt, dass es nicht absichtlich geschehen sei, allein Fahm und 
'Adwän Hessen sich nicht beruhigen und verlangten den Tod 
des Thäters. Es kam zwischen den beiden Partheien bei el- 
Madür zum Kampfe , in welchem die Mudhar über die Ijäd die 
Oberhand behielten ; ""die letzteren baten um eine Frist von drei 
Tagen, dann wollten sie das Land vorlassen, und nachdem ih- 
nen dies bewilligt war, wanderten sie am dritten Tage vor 
Sonnenaufgang aus. Als sie einen Tag fort waren, eilten ih- 
nen die Fahm und 'Adwän nach, holten sie ein und verlang- 
ten, dass sie die Frauen von Mudhar, welche unter ihnen ver- 
heirathet wären, zurückschicken sollten. Die Ijäd meinten^ sie 
sollten die Ehen nicht mit Gewall trennen, sondern den Frauen 
die Wahl lassen, ob sie zu ihren Familien zurückkehren , oder 
bei ihren Männern bleiben wollten, und als diess zugestanden 
wurde, war die einzige, welche sich für die Rückkehr entschied, 
eine Frau aus den Chuzä'a. Die Ijäd hatten aber in der Nacht 
vor ihrem Abzüge den schwarzen Stein von der Ka'ba, dessen 
Besitz sie den Mudhar nicht gönnten^ heimlich weggeholt und 
mit sich genommen, allein so oft sie auch das Camel, welches 
ihn trug, wechselten, immer fiel dasselbe vor Ermattung nie- 
der, so dass sie sich genöthigt sahen, ihn unter einem Baume 
zu~ vergraben und nach Irak weiter zu ziehen. Erst zwei 
Tage nachher vermissten ihn die Mudhar, nachdem sie schon 
eingewilligt hatten, dass die Ijäd ihre Frauen behalten dürften. 
Indess jene Frau von Chuzd'a, die zu ihrer Familie zurück- 
gekehrt war, (die Chuzä'a rechneten sich zur Familie des 'Amr 
ben Jahjä ben Cam'a ben el-Jäs ben Mudhar], hatte mit ange- 
sehen, wie die Ijäd den Stein vergruben, unii als sie bemerkte, 
welche Betrübniss der Verlust desselben den Mudhar machte, 
beredete sie ihre Verwandten, von den Mudhar das Aufsichts- 
recht über die Ka'ba zu fordern, wenn sie den Stein wieder 
herbeischaffte* Dies wurde bewilligt, sie zeigte ihnen dann 
den Platz, wo der Stein vergraben war, er wurde zurückge- 
bracht und seit jener Zeit hatten die Chuzä'a die Aufsicht über 
die Ka'ba bis auf CuQeij. 

§. 19. Es ist wahrscheinlich 9 dass noch vor dieser Ver- 
änderung Asad ben Chuzeima das Vorsteheramt bekleidete 



— 24 — 

denn er wird als Priester und Schatzmeister der Ka'ba be- 
zeichnet, zugleich war er Häuptling und hatte als solcher drei 
Vorgänger ; nämlich Muhallim ben Suweid *} wird der erste 
Häuptling der Ma'add genannt, er war der erste, welcher seine 
Truppen in einen linken und rechten Flügel und (im Centrom) 
die Fahne eintheilte; der Dichter el-Farazdak nennt in einem 
Verse die Helden der Banu Dhabba: 

Von ihnen sind Zeid el-Fawäris, Ibn Zeid, 
Abu Cabt^a und der erste Häuptling. 
Dieser Ibn Zeid ist Hugein ben Zeid ben (^ubäh el - Dhabbi. 
Der Stammvater Dhabba wohnte zu Mekka und war von Sa- 
lomo dem Sohne Davids (I) zum Statthalter von Higdz und Je- 
men ernannt, worauf sich der Vers eines Dichters bezieht : 

Dhabba ist der Herr von Higdz, zu ihm wird dort der Tribut gebracht, 
von jedem Besitzer einer Camelheerde ein Camel und 
von jedem Besitzer einer Schaafheerde ein Schaaf. 
Nach Dhabba kam die Regierung**) an seinen Sohn Sa'd ben 
Dhabba und ging dann auf Asad ben Chuzeima über ; als die- 
ser starb, folgte Tamtm ben Murr, dann dessen Sohn 'Amr 
ben Tamim, dann Osajjid ben 'Amr ; nach ihm blieben die 
Mudhar ohne Häuptling, bis Abul-Chafäd el-Asadi herange- 
wachsen war. Er erreichte ein hohes Alter und für ihn sam- 
melte el-Härith ben 'Amr ben Tamtm die Abgaben ; wenn 
dieser bei einer Familie einkehrte, liess er sich jedesmal et- 
was zu essen vorsetzen, und eines Tages hatte er so viel ge- 
gessen, dass ihm der Leib ganz dick geworden war, wovon 
er den Beinamen el-Habat d. i. Dickwanst erhielt, der auf 
seine Nachkommen überging. Als Abul-Chafäd starb , kam die 
Regierung an Himmln ben 'Abd el-'Uzzä, hierauf an el-Adh- 
bal ben Curei', der durch die den Himjar beigebrachte Nieder- 
lage berühmt geworden ist***); nach ihm ging sie an die 



*) Oder Saweit. Hamasa p. 168. 

**) el-F^kihi wechselt in diesem Abschnitte mit den Ausdrücken 
„Haus** und „Hoheit", so dass man bei „Haus** an den Tempel , die 
Ka'ba, zu denken hat Aus dem weiteren Verfolg geht aber her?or, 
dass nicht die Vorsteher der Ra*ba , sondern die Häuptlinge im Kriege 
gemeint sind« 

***) Vergl. das Register zu meinen Genealog. Tabellen. 8. 43. Ha- 
masa p. 168. 



— 25 — 

Banu Handhala auf Ddrim (ben Mdlik) ben Handhala über, der 
sich ein rothes Zelt aufschlagen Hess, woher „das rothe Zelt 
der Mudhar^ und },die rothen Mudhar^ den Namen haben. 
Nach ihm folgte in ununterbrochener Reihe der Sohn dem Va- 
ter : Abdallah ben Därim , Jaztd (oder Zeid) ben Abdallah, 
'Odos ben Zeid^ Zurära ben 'Odos, Hägib ben Zurära, 'Ata 
(oder 'Otärid) ben Hägib, 'Amr ben 'Otärid und Bugeid ben 
'Amr, welcher unter dem Chalifen Mu'äwia Statthalter von 
Adserbeigän war. 

Die Häuptlinge der Banu Dhabba nach dem oben genann- 
ten Hugein ben Zeid waren : Dhirdr ben 'Amr, welcher in der 
Schlacht zwischen den Banu KinAna und Gatafän bei el-Cur- 
natän den Oberbefehl führte, dann dessen Enkel Zeid el-Fa- 
wäris ben el-Hugein ben Dhirdr, welcher sich in mehreren 
Feldzügen auszeichnete, bis er in der Schlacht bei el-Chau' 
gegen die Banu Bekr blieb ; ihm folgte sein Oheim Cabiga ben 
Dhirär, welcher die Dhabba bei el-Kuldb anführte, hierauf ei- 
Mundsir ben Hassan ben Dhirär, welcher den Persischen Feld- 
herrn Mihrän bei Cadesia erlegte, dann Geiiän ben Charascha 
ben Amr ben Dhirär und dessen Sohn Makhül ben Geilän. 

Die Careischt 

§• 20. Die bauptstämme der Ismä'iliten, welche in der 
Nähe von Mekka wohnten, waren die Hudseil und Kinätia, 
welche letztere durch Kinäna ben Chuzeima von 'Adnän im 
achten Gliede in der geraden Linie auf Muhammed abstammten ; 
und die Cureisch, von Fihr genannt Cureisch, im elften Glieder 
welche das eigentliche Territorium von Mekka inne hatten, 
lieber den Ursprung und die Bedeutung des Beinamens Cu- 
reisch giebt es verschiedene Meinungen: Nach einigen war 
ein Enkel des Fihr, Cureisch ben Badr, oder ein Urenkel des- 
selben. Cureisch ben Jachlud, ein auf den Handelsreisender 
Kinäna weit und breit bekannter Caravanenführer, dessen Name 
auf den ganzen Stamm übertragen wurde ; nach anderen er- 
hielt der Stamm den Namen ^ weil er die Handels waaren zum 
Verkauf von allen Seiten tacarrascha zusammenbrachte. Wenn 
andere behaupten, dass erst der im sechsten Gliede von Fihr 
abstammende Cugeij auch Cureisch genannt sei (§. 23), so müs- 



— 26 — 

sen sie annehmen, dass der Name als Stammesname auch rück- 
wärts gerechnet sei, denn soviel steht fest, dass alle von Fihr 
abstammenden Araber unter Cureisch begriffen werden. 

§. 21. In die erste Zeit der Cureisch, wahrscheinlich un- 
ter Fihr ben Hdlik selbst, fällt der Zug des Himjaritischen Tubba' 
(Königs) As'ad Abu Karib nach 'Irdk. Bei seinem Auszuge 
hatte er einen Sohn in Jathrib (Medina) zurückgelassen, wel- 
cher in seiner Abwesenheit getödtet war, wesshalb er umkehrte 
um an den Jüdischen Stämmen von Jathrib Rache zu nehmen. 
Als er sich dann wieder nach Jemen wandte, kamen, während 
er Mekka gegenüber am rothen Meere zwischen Amag und 
'Osfän vorbeizog, mehrere Hudseil von der Linie Lihjän ben 
Hudseil zu ihm und erzählten ihm von dem zu Mekka befind- 
lichen Tempel mit seinen Schätzen und von den Wallfahrten 
der Araber dahin ; er solle doch diesen Tempel zerstören und 
einen ähnlichen in seinem Reiche erbauen, dann würden die 
Araber zu ihm wallfahrten und er die ihm weit eher zukom- 
mende Ehre und Achtung geniessen. Kaum hatte der König 
beschlossen diesem Rathe zu folgen, so erdröhnte die Erde, 
eine dichte Finsterniss bedeckte sie, es erhob sich ein heftiger 
Wind und die Thiere wollten nicht aus der Stelle; er Hess 
desshalb zwei Jüdische Gelehrte, die er von Jathrib mitgenom^- 
men hatte, zu sich rufen, um ihre Meinung zu hören. Diese 
fragten ihn : hast du etwa gegen diesen Tempel Böses im 
Sinne? Er erzählte ihnen dann, was ihm die Hudseil gera- 
then hatten und was er zu thun Willens sei. Sie erwieder- 
ten : die wollen nur dich und dein Heer vernichten ; denn 
wisse, dies ist der heilige Tempel Gottes, dem sich noch Nie- 
mand in böser Absicht genähert hat, ohne vernichtet zu werden. 
— Was ist aber nun zu machen? fragte der König. — Nimm 
dir vor, antworteten sie, ihm Gutes zu thun, erweise ihm deine 
Ehrfurcht, bekleide ihn, opfere bei ihm und erzeige den Ein- 
wohnern Wohlthaten. — Alsobald verschwand die Finsterniss, 
der Wind legte sich und die Thiere zogen weiter ; da lies der 
König den Hudseil die Köpfe abschlagen und sie kreuzigen ; 
sie hatten dies aber nur gethan, weil sie die Cureisch wegen 
der Aufsicht über den Tempel beneideten. Der Tubba' zog 
dann nach Mekka und von dem Klirren der Waffen erhielt der 
Berg Ku'eiki'ftn den Namen ; der Platz , wo die vortrefflichen 



— 27 — 

Pferde slanden, wurde Agjäd , und das Thal, wo die Speisen 
bereitet wurden, el-Matäbich genannt (vergl. §. 9). Der Kö- 
nig blieb mehrere Tage in Mekka, Hess täglich hundert Camele 
schlachten , von tienen aber weder er noch seine Leute etwas 
nahmen, damit sie ganz den Einwohnern zu Gute kämen, und 
was diese übrig Hessen, verzehrten die Vögel und wilden 
Thiere. In Folge eines Traumes behing er die Ka'ba ganz 
mit Decken, die er nach einem zweiten Traume mit schöneren 
gestreiften seidenen Jemenischen Teppichen vertauschte , ein 
Gebrauch , der sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat ; 
auch Hess er eine Thür für die Ka'ba und dazu einen Persi> 
sehen Schlüssel anfertigen. Hierauf kehrte er in sein Reich 
zurück und zwang die Himjar, die Jüdische Religion, zu der 
er sich nun bekannte, ebenfalls anzunehmen. 

Cufeij ben Kiläbt 

§. 22. In der sechsten Generation von Fihr, der sech- 
zehnten von 'Adnän, erscheint der eigentliche Gründer der 
Stadt Mekka Cugeij ben Kiläb. Er hatte seinen Vater Ki- 
läb ben Murra verloren, als er noch ein Säugling war, und 
seine Mutter Fätima bint ['Amr ben] Sa'd ben Sajai verheira- 
thete sich bald nachher wieder mit Rabf a ben Haräm, welcher 
mit seinen Stammgenossen von Cudhd'a von der Linie MJdsra 
die Wallfahrt zur Ka'ba gemacht und sie hier kennen gelernt 
hatte. Dieser führte sie nach seinem Wohnsitze Sarg in der 
Nähß von el-Jarmük an der Syrischen Gränze und sie nahm 
ihren Säugling Cu^eij mit sich, während sie dessen altern Bru- 
der Zuhra bei seinen Verwandten zürückHess. Cu9eij hiess 
eigentlich Zeid, und bekam erst in seiner zweiten Heimath den 
Namen Cugeij d. i. der kleine Fremdling, und er wuchs unier 
den Cudhä'a auf in dem Glauben, dass er zu ihrem Stamme ge- 
höre ; er bekam einen Stiefbruder Rizäh (oder Darrägj ben 
Rabf'a, und von einer anderen Frau hatte sein Stiefvater Ra- 
bf a noch drei Söhne: Hunn, Hahmüda und balhama. Als Cu- 
Qeij herangewachsen war, gerieth er einst mit einem der Cu- 
dhä'a in Streit und bezwang ihn, und dieser suchte sich durch 
die Bemerkung zu rächen, dass er gar nicht zu ihnen gehöre, 
er soHe sich doch zu seiner Familte scheren. Cu^eij fragte 



— 28 — 

nun seine Mutter ^ die ihn «iamit tröstete, dass er aus einer 
weit angescheneren Familie stamme, welche bei dem heiligen 
Tempel ihren Wohnsitz habe. Da wollte er nicht länger blei- 
ben und seine Mutter sachte ihn nur noch so lange zu halten, 
bis in dem heiligen Monate die jährliche Wallfahrt stattfand, 
dann reiste er mit den Pilgern der Cudh&'a zur Ka'ba und 
blieb dort bei seiner Familie. 

§. 23. Damals hatte die Oberaufsicht über die Ka'ba der 
letzte Nachkomme des 'Amr ben Luheij Namens Huleil ben Ha- 
baschia (oder Hubschia) ben SaI61 ben Ka'b ben 'Amr. Cu^eij, 
ein ebenso schöner, als gewandter und unternehmender Mann, 
bewarb sich um dessen Tochter Hubbä und nachdem sich Hu- 
leil von seiner guten Abkunft überzeugt hatte, gab er sie ihm 
zur Frau. Sie schenkte ihm vier Söhne: Abd el-Där, Abd 
Manäf, Abd el-'Uzzä und 'Abd, und als Huleil alt und schwach 
wurde, übergab er den Schlüssel zur Ka'ba seiner Tochter 
und diese überliess ihn wiederum ihrem Manne oder einem 
ihrer Söhne. Huleil selbst hatte keine Söhne, wünschte aber, 
dass sein Amt dermaleinst auf seine Enkel übergehe, und über- 
trug desshalb, als er sein Ende nahe fühlte, das Schlüsselamt 
der Ka'ba seinem Schwiegersohne Cugeij. Allein die Chuzä'a 
wollten, sobald Huleil gestorben war, Cugeij nicht als seinen 
Nachfolger anerkennen ; er ging desshalb bei seinen Verwand- 
ten von Cureisch und Kinäna umher und forderte sie auf ihm 
beizustehen und Hülfe zu leisten , was sie ihm auch zusagten. 
Zugleich schickte er zu seinem Stiefbruder Rizäh ben Rabi'a, 
benachrichtigte ihn über den Stand seiner Sache und bat ihn, 
mit einiger Mannschaft ihm zu Hülfe zu kommen. Dieser ging 
gern darauf ein und erschien auf der nächsten Wallfahrt mit 
seinen drei Brüdern und einer Anzahl von Cudhd'a. Die Wall- 
fahrtsgebräuche gingen ohne Störung vorüber, aber am letzten 
Tage der Versammlung zu Minä sandten die Cudhä'a zu den 
Chuzä'a und liessen sie ersuchen, den Cugeij ungestört in dem 
Besitze des ihm von Huleil übertragenen Amtes zu lassen, in- 
dem sie die Warnung hinzufügten, die heilige Stätte nicht durch 
einen Kampf zu entweihen, damit sie nicht ein ähnliches Schick- 
sal erlebten, als ihre eigenen Vorfahren einst den 'Gurhum 
bereitet hätten. Allein die Chuzä'a wollten sich darauf nicht 
einlassen und es kam zu einem heftigen Kampfe in der Ebene, 



— 29 — 

die zwischen den beiden Engpässen von Minä liegt und davon 
den Namen el-Mafgar ^der entweihte Platz^ erhalten hat. Auf 
beiden Seiten gab es eine Menge Todte und Verwundete, bis 
die übrigen Stämme von Mudhar und Jemen, die bis dahin 
müssige Zuschauer gewesen waren , sich zwischen die Strei- 
tenden drängten und einen Waffenstillstand vermittelten, um 
die Sache durch einen Schiedsrichter entscheiden zu lassen. 
Man wählte als solchen den Ja'mar ben 'Auf, einen Häuptling 
der Kinäna, welcher die Partheien auf den anderen Morgen 
nach dem Platze vor der Ka'ba beschied. Man bestattete hier- 
auf die Todten und es fand sich, dass die Chuzä'a weit mehr 
verloren hatten, als die verbündeten Cureisch, Cudhä'a und Ki- 
näna zusammengenommen; von den Kinäna hatten sich indess 
nur wenige an dem Kampfe betheiligt, z. b. der ganze Stamm 
Bekr ben Abd Manät, welchem Ja'mar angehörte, war nicht 
dabei gewesen. Als am andern Morgen das Volk auf dem 
Platze vor der Ka'ba versammelt war, erhob sich Ja'mar und 
that den Ausspruch: ^ Alles Blut, welches zwischen euch ge- 
flossen ist, schadachtu d. i. trete ich unter meine Füsse, es 
soll desshalb keiner den andern verfolgen dürfen; dem Cugeij 
spreche ich das Thürhüteramt bei der Ka'ba und die Regierung 
von Mekka zu und schliesse die Chuzä'a davon aus , weil ihm 
Huleil dieses Amt übergeben hat, indess sollen die Chuzä'a 
nicht genöthigi sein, ihre Wohnungen bei Mekka zu verlas- 
sen.^ Ja'mar erhielt von diesem Ausspruche den Namen Schud- 
däch, und nachdem die Partheien sich damit einverstanden er- 
klärt hatten, übernabi# Cugeij sein Amt und wurde von den 
Cureisch zum Könige ausgerufen. Um sich als solcher noch 
mehr zu befestigen, befahl er seinen nächsten Stammgenossen^ 
sich in der Nähe der Ka'ba anzubauen , damit sie durch die 
Heiligkeit des Ortes vor weiteren Angriffen gesichert wären. 
Einige Schriftsteller sind der Ansicht, dass damals zuerst Cupeij 
den Namen Cureisch erhalten habe, welcher so wie e/-mtt- 
gammi wie er auch wohl genannt wird, r^^ev Sammler^' be- 
deutet, da er die zerstreuten Familien seines Stammes um sich 
versammelte, und dass jener Name dann auf die verwandten 
Stämme übertragen sei. 

§. 24. Durch diese 'Ansiedelung wurde der Grund zu 
der Stadt Mekka gelegt zu Anfange des fünften Jahrhunderts 



— 30 — 

unsrer Zeitrechnung. Bis dahin standen in der Nähe der Ka'ba 
gar keine oder nur sehr wenige vereinzelte Wohnungen; filr 
die angränzenden Stämme war aber die Ka'ba der gemein- 
schaftliche Ort für ihre gottesdienstlichen Zusammenkünfte, and 
der sie umgebende Platz diente ihnen den Tag über für ihren 
geschäftlichen und geselligen Verkehr, Abends zogen sich alle 
zurück zu ihren Heerden und Zelten, die ausserhalb des hei- 
ligen Gebietes standen. Der Name Mekka kann gleichwohl 
viel älter gewesen und damit die Umgebung der Ka'ba be- 
zeichnet sein ; einige machen den Unterschied , dass das Thal 
Bekka und die Stadt Mekka genannt sei. 

Der Aufbau der Stadt richtete sich nach der Ka'ba, wel- 
che zum Mittelpunkt genommen wurde, so dass Cugeij zuerst 
auf allen vier Seiten derselben für seine nächsten Verwandten 
Wohnungen errichtete ; für sich selbst wählte er den der Nord- 
seite *) der Ka'ba gegenüberliegenden Platz und baute hier ein 
Haus, welches zugleich als Versammlungsort diente und davon 
Dar el-nadwa hiess, indess durfte es ausser von den Gliedern 
seiner Familie nur von Männern betreten werden, welche das 
vierzigste Jahr erreicht hatten. Hier wurde Gericht gehalten, 
über Krieg und Frieden und andere wichtige Angelegenheiten 
berathen , hier wurden die jungen Mädchen unter besonderen 
Ceremonien für heirathsfähig erklärt, indem ihre Jugendkleider 
zerrissen und sie dafür mit andern bekleidet wurden ; ihre An- 
gehörigen führten sie dann nach Hause und sie blieben von 
nun an eingeschlossen, bis ein Freier erschien und die Hoch- 
zeit ebenfalls in dem VersammlungshAise gefeiert wurde. — 
Jede Wohnung bildete ein abgeschlossenes Viereck, sodass 
zwischen je zweien ein Durchgang blieb ,^ um zu der Ka'ba zu 
gelangen ; ein solches Viereck %j. umfasste aber mehrere Häu- 
ser yv> für verschiedene Familien. Die Erweiterung der Stadt 
konnte dann in der Folge fast nur in dem Thale auf- und ab- 
wärts erfolgen, da von beiden Seiten die Berge dicht heran- 
treten; auf der Ostseite erhebt sich der Abu Cubeis sosteil, 

*) Genauer Nordwestseite, iodem die vier Ecken der Ka'ba fast 
genau mit den vier Himmelsgegenden zusammentreffen ; desshalh schwankt 
bei den Arabern der Sprachgebrauch, in(]em bald die nordwestliche, bald 
die nordöstliche Seite die Nordseite genannt wird ; die vier Ecken da- 
gegen werden immer genau nach den Tter Himmelsgegenden onterschied<Sa. 



— 31 — 

dass er von hieraus kaum zu ersteigen ist und an dem gegen- 
überliegenden Berge el-gabal el-ahmar besetzte schon Abd 
Manäf ben Cupeij den bis an den Vorsprung Ku'eiki'än noch 
freien Platz mit Wohnungen für seine Familie. 

§. 25. Wahrscheinlich schon vor dieser Gründung der 
Stadt hatte Cupeij die Ka'ba neu aufgebaut, nachdem sie seit 
Abraham auch schon von den 'Amalikitern und den trurhum 
war restaurirt worden. Um die Stadt mit Wasser zu versor- 
gen, da der alte Brunnen Zamzam damals verschüttet war, 
Hess Cugeij neue Brunnen graben, den Brunnen 'Agül auf dem 
Platze el-Hazwara, welcher später zur Moschee gezogen wurde, 
und einen anderen oberhalb, da wo nachher der obere Damm 
aufgeworfen wurde vor dem Hause des Abdn ben 'Othman, 
welchen zu Muhammeds Zeit tiubeir ben Mut'im reinigen und 
wieder in Gang bringen liess. 

§. 26. CuQeij dehnte seine Macht soweit aus, dass er 
sämmtliche geistliche und weltliche Aemter und Würden für 
sich selbst in Anspruch nahm. Es waren deren sechs: l.^üL^t 
el-higäba das Priesteramt, sowohl beim Gottesdienst, als auch 
bei der Beaufsichtigung des Tempels als Schlüsselbewahrer. 2. 
xjLfiwMJt el-sicdja die Aufsicht über die Brunnen, besonders bei 
der Vertheilung des Wassers an die Pilger, welches zur Zeit 
der Wallfahrt aus der Ferne, vorzüglich aus dem Adams Brun- 
nen kurr Adam in einem Thale des Berges Hird in der Nähe 
von el-Mafgar und aus dem Brunnen Chumm, in Schläuchen 
mit Camelen herbeigeschafft und in Cisternen neben der Ka'ba 
aufbewahrt und hier den Pilgern, zuweilen mit Honig versüsst, 
gereicht wurde. 3. Hi>l3^t el-rifäda die Vertheilung der Le- 
bensmittel an die Pilger, welche von den Cureisch geliefert 
oder für ihre Beisteuer angeschafft waren. Diese Einrichtung 
war erst von Cugeij eingeführt, indem er einst an die Cureisch 
folgende Anrede hielt: y^Männer von Cureisch! ihr seid die 
Nachbaren Gottes und die Bewohner seines Heiligthums, aber 
die Pilger sind die Gastfreunde Gottes und die Besucher sei* 
nes Tempels, sie verdienen unter allen Gästen die grösste 
Ehre; darum bereitet ihnen Speise und Trank für die Tage 
ihrer Wallfahrt bis sie euch wieder verlassen.^ Das thatensie, 
indem sie jährlich beim Herannahen der Wallfahrtszeit von ih- 
rem Vermögen dem Cugeij eine Abgabe entrichteten, wofür 



— 32 — 

dieser Speisen für die Pilger zubereiten Hess, welche sowohl 
in Mekka als auch in Hinä an sie ausgetbeilt wurden. Diese 
Einrichtung wurde von Huhammed gut geheissen und bestä- 
tigt, sie erhielt sich im IsMm mehrere Jahrhunderte, indem die 
Chalifen bedeutende Beiträge zu diesem Zwecke nach Mekka 
schickten, und sie scheint erst mit dem Ende des Cbalifats 
aufgehört zu haben. 4. B^AÄJt el-nadwa der Vorsitz im Yer- 
sammlungshause beim Gerichte und anderen Berathungen. 5. 
pj^Ut el-liwd das Fahnenamt, die Entfaltung der Standarte, 
welche im Versammlungshause aufbewahrt wurde, und die Er- 
nennung des Fahnenträgers beim Auszüge in den Krieg. 6. 
8^lASJt el-kijäda der Oberbefehl über die Armee. — Eine an- 
dere Einrichtung, welche ebenfalls von Cugeij zuerst eingeführt 
wurde und sich im Islam lange erhielt, war das Anzünden von 
Feuer bei el-Muzdalifa in der Nacht, wenn die Pilger von 
'Arafa aufbrachen, damit sie die Richtung des Weges sicherer 
finden konnten. 

$. 27. Mit dem Priesteramte kam auch das Looswerfen 
in seine Hände, welches bis dahin der Bruder seines Schwie- 
gervaters, Gädira ben Hubschia, verwaltet hatte. Für die ver- 
schiedenen Fragen, welche man durch den Götzen Hubai be- 
antwortet wissen wollte, waren auf Pfeile verschiedene ein- 
zelne Worte geschrieben ; wollte z. b. Jemand eine Reise oder 
sonst ein wichtiges Geschäft unternehmen und darüber das Ora- 
kel fragen, so nahm der Priester zwei Pfeile, auf dem einen 
stand ^erlaubt^, auf dem andern ^verboten^, daneben einige 
unbeschriebene Pfeile ; kam nun beim Schütteln einer von je- 
nen beiden heraus, so war demnach die Frage entschieden, 
kam ein unbeschriebener heraus, so konnte die Frage nach 
einiger Zeit wiederholt werden. So hatte man für verschie- 
dene Fälle Pfeile mit den Worten: jal nein! Rachel oder „von 
euch^, „nicht von euch^, wenn es sich um die Aufnahme ei- 
nes Fremden in die Familie handelte ; auch bei Verheirathun- 
gen, Beschneidungen, Todesfällen und anderen Veranlassungen 
wurde das Orakel befragt, und der dem Priester zu entrich- 
tende Preis betrug hundert Dirhem und ein Camel zum Opfer. 

§. 28. Als Cugeij alt und schwach wurde, musste er zu 
seiner Betrübniss bemerken, wie sein ältester Sohn 'Abd el- 
Där, der Liebling der Eltern, bei seinen Stammgenossen nicht 



- 33 — 

die Ehre und das Ansehen genoss, wie sein zweiter Sohn 'Abd 
Manäf, und seine Frau Hubbä erklärte, sie habe keine Ruhe, 
bis er den *Abd el-Där in seinen Rechten gegen seinen Bru- 
der geschützt habe. Cu^eij versicherte, er werde ihn schon 
zu schützen wissen, weder ein Cureisch, noch ein anderer 
solle die Ka'ba betreten ohne seine Erlaubniss, keine Berathung 
solle gepflogen^ keine öffentliche Angelegenheit entschieden, die 
Fahne nicht entfaltet werden ohne seine Einwilligung. Um also 
dem Bruderzwiste yorzubeugen, bestimmte er in seinem letzten 
Willen, dass die sechs Regierungs- und Ehrenämter nach sei- 
nem Tode unter die beiden Brüder getheilt werden sollten und 
er übertrug dem 'Abd el-Där das Priester- und Schlüsselamt, 
den Vorsitz in dem Versammlungshause und das Fahnenamt, 
Abd Manäf erhielt die Aufsicht über die Brunnen, die Bewir- 
thung der Pilger und den Oberbefehl über die Truppen. 

§. 29. Als Cugeij hochbejahrt starb, wurde er auf dem 
Begräbnissplatze am Hügel el-Hagün oberhalb Mekka begra- 
ben und die beiden Söhne übernahmen die ihnen überwiesenen 
Aemter. 'Abd el-Där nahm dann mit dem seinigen eine aber- 
malige Theilung vor, indem er bei seinem Tode seinem Sohne 
'Othmän das Priesteramt vermachte und seinen Sohn 'Abd Manäf 
zum Erben des Versammlungshauses und der Richterwürde ein- 
setzte, und von da an folgte immer der Sohn dem Vater: 'Abd 
el-'Uzzä ben 'Othmän, Abu Talha ben 'Abd el-'Uzzä , Talha ben 
Talha und 'Othmän ben Talha, welcher von Muhammed für sich 
und seine Nachkommen die Bestätigung in seinem Amte als 
Schlüsselbewahrer erhielt (§. 109). Auf 'Abd Manäf ben Abd 
el-Där folgte sein Sohn Häschim und auf diesen nur noch sein 
Sohn 'Amir ben Häschim, da mit Muhammeds Herrschaft die 
Richterwürde in dieser Weise als oberstes Regierungsamt auf- 
hörte; 'Ämir blieb indess mit seinem Bruder 'Omeir ben Hä- 
schim im Besitz des Versammlungshauses (§. 73). Dies ist die 
Darstellung, wie sie el-Azraki giebt. 

§. 30. Abweichend davon erzählen Ihn Sa'd und Ihn Hi- 
schäm, dass Cugeij noch sämmtliche Aemter seinem Sohne Abd 
cl-Där übergeben habe und sie bis auf 'Amir ben Häschim fort- 
geerbt seien; erst gegen diesen, der damals wahrscheinlich 
noch sehr jung war, sei Häschim ben 'Abd Mänaf ben Cugeij 
aufgetreten, unterstützt« von seinen Brüdern 'Abd Schams., el- 



^ 34 

MuUalib und Naufal, da sie in Mekka ein grösseres Ansehes 
genossen und sich für würdiger hielten die Regierung zu füh- 
ren. Auf ihre Seite traten die Banu Asad ben Abd el-'Uzsä 
ben Cugeij, Banu Zuhra ben Kii4b, Teim ben Hurra und ei- 
Hlirith ben Fihr ; 'Amir dagegen wurde in seinen Rechten ilurek 
die Banu Machzüm, Sahm, JGrumak und *Adi ben Ka'b unter- 
stützt; die Banu 'Amir ben Luweij und Muhdrib ben Fihr blie- 
ben neutral. Die Mitglieder beider Partheien verbanden sich 
durch einen Eidschwur, sich gegenseitig zu unterstützen und 
sich nicht zu verlassen, und es wurde dabei eine feierliche 
symbolische Handlung verrichtet: die Anhänger des Hdscbim 
brachten einen Schlauch mit wohlriechenden Essenzen zar 
Ka'ba, in welchen ein Jeder, indem er den Schwur leistete, 
die Hönde eintauchte, womit er dann die Ka'ba bestrieb, ond 
sie erhielten davon den Namen ;,die Duftenden^; 'Amir ond 
seine Anhänger brachten einen Schlauch mit Blut zur Ka'ba, 
in welches sie, indem sie schworen, die Hände tauchten, und 
sie wurden y,die Verschworenen^ oder „die Blutiecker^ genannt. 
Während so alle Vorbereitungen zu einem blutigen Kampfe 
gemacht wurden, kam unter ihnen ein Vergleich zu Stande^ 
dass die 'Abd Manftf ben Cu^eij das Ehrenamt der Beköstigun^f 
der Pilger mit Speise und Trank bekommen, die 'Abd el-D^r 
aber die übrigen Aemter behalten sollten, und in ihrem Be- 
sitze blieb auch das Gerichtshaus, bis es 'Ikrima, ein Sohn 
des oben genannten 'Amir, an den Chalifen Mu'äwia verkaoRe; 
welcher es zur Wohnung des Emir von Mekka bestimmte. 

Hisdiim ben 'Abd Mm&f. 

§.31. Da 'Abd Schams, der älteste Sohn des 'Abd Ma- 
näf, viele Reisen unternahm und selten in Mekka auf die Dauer 
anwesend war, auch eine grosse Anzahl von Kindern hatte, 
die ihm die kostspielige Bewirthung der Pilger schwer oder unr 
möglich machte, so kamen „die Duftenden^ überein, seinem 
Zwiliingsbruder Häschim das Ehrenamt ihrer Beköstigung zu 
übertragen , und dieser pflegte jedes Jahr , wenn die Zeit der 
Wallfahrt herannahte, an die Cureisch eine eindringliche Rede 
zu halten, worin er ihnen einschärfte, wie sie von Gott durch 
den Besitz der Ka'ba begnadigt und bevorzugt seien und dass 



— 35 — 

es daher ihre Pflicbl sei, die fremden Pilger mit allen Ehren 
zu empfangen und nach Kräften zu bewirthen. Er selbst ver- 
wandte dazu jährlich eine bedeutende Summe und von den Cu-> 
reisch, die nicht sehr yermögend waren, schickte ihm doch 
jeder zu diessm Zwecke jährlich hundert Griechische Ducaten. 
Häschim liess in der Nähe der Ka'ba eine Cisteme anlegen, in 
welche das Wasser aus den Brunnen von Mekka geleitet wurde, 
damit die Fremden für sich und ihre Thiere einen hinreichen-« 
den Vorrath hätten; die Beköstigung nahm ihren Anfang am 
8. Dsul-Higga, welcher davon der Tag der Börnung el-tanoia 
hiess, und erfolgte in Mekka ^ Minä, Garn' d. i. Muzdalifa und 
auf dem Berge 'Arafa ; die Speisen , welche gereicht wurden, 
bestanden in Brod und Fleisch, Brod und Butter, Butter und 
Graupen oder Graupen und Datteln. Auch in Minä, wo es damals 
noch wenig Wasser in Cisternen gab , wurde ■ solches darge-*^ 
reicht, bis die Fremden von dort zurückkehrten, dann hörte 
die Bewirthung auf und alle machten sich auf den Heimweg. 

§. 32. Um die für. so bedeutende Auslagen nöthigen Geld- 
mittel herbeizuschaffen, suchte Häschim seine Handelsgeschäfte 
zu erweitern,' er war der erste, welcher die Handelsreisen 
der Cureisch regelmässig ordnete, so dass sie im Winter nach 
Jemen und Habessinien, und im Sommer nach Syrien zogen, 
wo sie bis Gazza, oft auch bis Ancyra kamen. Hier war er 
mit dem Griechischen Kaiser zusammengetroffen, hatte sich ihm 
vorgestellt, ihm Geschenke überreicht und dann für die Cu- 
reisch mit ihm einen Handelsvertrag abgeschlossen , welcher 
schriftlich abgefasst war. Zugleich suchte er seine Stammes- 
genossen daran zu gewöhnen, dass sie selbst ihre Waaren an 
die grösseren Märkte brachten und nicht bloss auf den durch 
ihr Gebiet führenden Landstrassen feil boten. Auch an el-Na- 
gäschi, König von Habessinien, richtete er ein Schreiben, um 
die Erlaubniss zu erwirken, dass die Cureisch sein Land be- 
treten durften. 

§. 33. Auf einer solchen Reise kam Häschim einst mit 
einer Caravane nach Jathrib (Hedina), wo jährlich ein Markt 
abgehalten wurde ; sie stiegen auf dem Markte der Nabatäer 
ab, kauften und verkauften Waaren und Häschim bemerkte hier 
unter der Menge der Käufer und Verkäufer eine durch ihre 
Gewandtheit und Schönheit ausgezeichnete Frau ,. und bei nä-r 

3* 



— 36 — 

berer Erkundiprung , ob sie ledig oder verheirathet sei, erfahr 
er, sie sei Salmä, die Tochter des 'Amr ben Zeid vom Stamme 
el- Naggar und mit dem Fürsten Oheitia ben el-Guldh verhei- 
rathet gewesen, von dem sie sich aber getrennt habe, nacbden 
sie ihm zwei Söhne 'Amr und Ma*bad geboren hatte; denn 
wegen des hohen Ansehens, in welchem sie bei ihrer Familie 
stand, habe sie sich bei der Verheirathung das sonst nur den 
Mftnnern zustehende Recht vorbehalten, ihrerseits die Ehe auf- 
lösen zu können. Hdschim hielt also um sie an, und als «e 
erfuhr, dass er von edler Abkunft sei und einen hohen Rang 
einnehme, verheiratbete sie sich selbst mit ihm. Zu dem Hoch- 
zeitsmahle, welches er veranstaltete, lud er seine Reisegefährten 
ein, vierzig Cureischiten aus den Familien 'Abd Man&f, Mach- 
zum und Sahm, sowie die Verwandten der Braut vom Stamme 
el-Chazrag; dann blieb er noch einige Tage, worauf er mit 
seiner Frau nach Mekka zurückkehrte. Salmä gebar ihm einen 
Sohn, welcher, da er mit grauem Kopfhaar scheiba zur Welt 
kam, Scheiba genannt wurde und später den Namen 'Abd el- 
Huttalib erhielt. , 

§. 34. Bei einer Hisserntc und daraus entstandener Theu- 
rung zog Häschim nach Syrien, liess dort eine Menge Brod 
backen, that es in grosse Säcke, belud damit seine Camele und 
brachte es nach Mekka. Hier haschama zerbrach er das Brod 
in Stücke, liess Schlächter kommen, welche die Camele schlach- 
teten und kochten, schüttete die Kessel in hölzerne Schüsseln 
aus und speiste die Bewohner von Mekka. Dies war die erste 
ordentliche Mahlzeit nach dem Hungerjahre, und er erhielt da- 
mals erst den Namen Häschim d. i. Zerbrecher des Brodes, 
während sein eigentlicher Name 'Amr war, wie ihn der Dichter 
'Abdallah ben el-ZibaVä in einem Lobgedichte nennt: 

'Amr der edle hat zerbrochen die Brodstücke für sein Volk, 
Als die Männer von Mekka in einem Hungerjahre abge- 
magert waren. 
Von ihm sind die Reisen beide eingerichtet. 
Die Reise im Winter und die Reise in den Sommertagen. 
$. 35. Das Ansehen und die Achtung, worin Häschim 
immer mehr stieg, erregte den Neid seines Neffen Omajja ben 
'Abd Schams, welcher einiges Vermögen besass; er gab sich 
alle Mühe, es dem Häschim gleich zu thun, war aber nicht dazu 



— 3/ — 

im Stande, sondern erregte nur die Schadenfreude einiger Cureisch. 
Aus Aerger fing er nun an, Häschim zu schmähen, und for- 
derte ihn zu einem Wettstreite heraus, welchen dieser aber 
wegen seines höheren Alters und Ansehens ablehnte. Indess 
hörten die Cureisch nicht auf, ihn anzureizen, bis er sich bereit 
erklärte, um den Preis von fünfzig schwarzäugigen Camelen, 
welche in Mekica geschlachtet werden sollten, und unter der 
Bedingung einer zehnjährigen Verbannung aus der Stadt für 
den Unterliegenden, sich in einen Wettstreit um die grössere Ehre 
einzulassen. Omajja war damit einverstanden und sie wählten 
zum Schiedsrichter den Priester der Chuzä'a, Abu Hamhama 
Habtb ben *Amfra, dessen Mutter Kiläba eine Schwester des 
Häschim war. Der von diesem gefällte Urtheilsspruch lautete: 

Bei dem glänzenden Mond und dem leuchtenden Sterne! 
Bei der Regenwolke und dem Vogel in der Lüfte Ferne! 
Bei allem, was den Wandrer leitet durch Berg und Thal! 
Wahrhaftig! Häschim übertrifft den Omajja allzumal 
An guten Eigenschaften von Anfang bis zu Ende benannt. 
Abu Hamhama ist damit wohl bekannt. 

Der Sieger Häschim nahm die fünfzig Camele des Omajja 
und liess sie in Mekka schlachten und austheilen, während Omajja 
auf zehn Jahre in die Verbannung nach Syrien ging. Dies ist 
der Ursprung der Feindschaft zwischen Häschim und Oiuajja 
und ihren Nachkommen, den Häschimiden (*Abbasiden) und 
Omajjaden. 

§, 36» Häschim liess den Brunnen el-SagIa graben zwi- 
schen el-^^fA und el-Marwa, welchen sein Sohn Asad ben 
Häschim dem Mut'im ben 'Adi schenkte, als 'Abd el-Muttalib 
den Zamzam wieder ausgrub und sie dann jenen entbehren 
konnten ; in der Folge war er als der Brunnen des 'Gubeir ben 
Mut'im bekannt, bis er von Hammäd el-Berberi zu dem Plats^e 
der Moschee gezogen wurde. Auch der Brunnen Badsdsar 
war von Häschim angelegt am Fusse des Mustandsar auf dem 
Grundeigenthume des Abu Lahab und el-Mucawwam, der Söhne 
des 'Abd el-Muttalib, hinter dem Hause der Tallöb, der Sklavin 
der Zubeida. — Häschim erkrankte auf einer Handelsreise 
nach Syrien; seine Begleiter blieben bei ihm in Gazza, bis er 
gestorben war, begruben ihn dort, und Abu Ruhm ben 'Abd 



— 38 — 

el- Uzzä el-'Ämirl, damals ein junger Mann von zwanzig Jahren, 
brachte seinen Nachlass seinen Kindern nach Mekka zurück. 

Scheiba ben Häschim gen« Abd el-lattalib. 

§. 37. Nach dem Tode des Häschim zog seine Frau 
Salmä mit ihrem Sohne Scheiba wieder zu ihrer Familie nach 
Medina, und el-Muttalib, der jüngere Brüder des Häschim*], 
übernahm dessen Amt in Mekka, worauf sich seine eigenen 
Verse beziehen : 

Verkünde bei dir den Söhnen Häschims, was wir unge- 

heissen gethan haben, 

Wir sind aufgestanden um die Pilger des Heiligthums zu 

tränken, als der Ruhm (der Väter) unerwähnt vergessen war. 

Wir haben die Pilger in unsern Häusern versammelt , 
als wären sie Rinder, die zusammengetrieben werden. 

'Abd Schams starb bald nachher nnd wurde in el-Hagün 
begraben. Naufal ben 'Abd Man&f hatte sich um die Cureisch 
verdient gemacht, indem er in ihrem Auftrage mit dem Könige 
von Persien« einen Vertrag wegen ihrer Handelsreisen nach 'Irak 
abgeschlcssen hatte. Er starb auf einer solchen Reise bei dem 
Gewässer Salmän auf dem Wege voji 'Irak nach Mekka« — 
Als Thäbit ben el-Mundsir, der Vater des Dichters Hassl^n ben 
Thäbit, aus Medina einst' zur Wallfahrt nach Mekka kam, er- 
zählte er seinem Freunde el-Muttalib, wie sein Neffe Scheiba 
durch seinen schönen Anstand und seine Geschicklichkeit im 
Bogenschiessen sich so vortheilhaft vor seinen* Vettern in Me- 
dina auszeichnete, dass keiner seiner Pfeile das handgrosse 
Ziel verfehlte, und so oft er träfe, riefe er aus: »ich bin der 
Sohn 'Amr's des edlen^^ el-Muttalib wollte ihn desshalb so- 
bald als möglich wieder nach Mekka holen, und wiewohl Thä- 
bit bemerkte, dass seine Mutter und seine Oheime in nicht so 
leicht würden ziehen lassen, machte er sich doch nach Medina 
auf den Weg. In der Nähe der Stadt angekommen, erkundigte 
er sich nach ihm und fand ihn bald mit seinen Cameraden 
beim Pfeilschiessen; er erkannte ihn an der Aehnlichkeit mit 
seinem Vater, umarmte ihn mit thränenden Augen und zog ihm 
ein Jemenisches seidenes Kleid an; er beschreibt dies selbst 
in Versen also: 



*) Nach Ibn Säd war er älter als *Abd Schams und Häschim. 



- 39 — 

Ich erkannte Scheibe, als die Söhne der Naggär (Medinenser) 

sich um ihn sammelten^ um im Bogenschiessen sich zu 

üben. 

Ich erkannte ihn, wie er an Gestalt und Fertigkeit uns 

glich; 

da flössen mir um ihn die Thränen wie ein Regenguss. 

Seine Mutter .Salmä liess el- Mutlalib zu sich in ihre 
Wohnung einladen, und als sie den Grund seiner Reise erfuhr^ 
sträubte sie sich lange ^ bis jener erklärte, dass er nicht ohne 
den Knaben gehen wurde. ^Er ist jetzt erwachsen, sagte er, 
und lebt in einer fremden Familie, während wir, seine nächsten 
Verwandten, im höchsten Ansehen stehen; der Aufenthalt in 
seiner Vaterstadt ist für ihn besser als der hiesige, er bleibt 
darum dein Sohn, wo er auch sein mag^. Salmä bat nun nur 
um einen Aufschub von drei Tagen, und nachdem diese ver- 
flossen waren, reiste er mit ihm nach Meklia zurück. Als sie 
dort einzogen, hielten die Leute den Scheiba für einen Sklaven 
'abd el- MuUalib's und sagten: der ist 'Abd el- Muttalib, und 
nachdem ihnen ei- Muttalib gesagt hatte, dass es sein NefTe 
Scheiba sei, erkannten sie ihn ebenfalls an der Aohnlichkeit 
mit seinem Vater; indess wurde er seitdem 'Abd el- Muttalib 
genannt. 

§. 38. el- Muttalib unternahm öflers Handelsreisen nach 
Jemen und Habessinien und hatte den von seinem Bruder Hä- 
schim eingeleiteten Handelsvertrag mit el-Nagäschi zu Gunsten 
der Cureisch abgeschlossen ; auf einer solchen Reise starb er 
in der Festung Radmän in Jemen und 'Abd ei- Muttalib erbte 
seine Aemter, er speiste die Pilger und tränkte ihre Camele 
aus den Cisternen der bisherigen Vorsteher, bis er den alten 
Brunnen Zamzam wieder herstellte. Der Ort war ihm in einer 
Vision angezeigt und nachdem er seine Arbeit einmal begonnen 
hatte, setzte er sie ungeachtet des Widerspruches der Cureisch 
unablässig fort, bis er die Gegenstände wiederfand, welche 
einst MudhAdh bei i^ein^m Auszuge aus Mekka (§. 10] hier 
vergraben hatte: zwei goldene Gazellen, sieben Schwerter aus 
Cala'a und andere Waffen und Rüstungen. Die Cureisch er- 
hoben darüber einen Streit, indem sie Antheil daran zu haben 
behaupteten, und 'Abd el- Muttalib schlug ihnen dessbalb vor, 
darum zu loosen; er mache zwei grüne Pfeile für die Ka'ba 



— 40 — 

zwei schwarze für sich selbst und zwei weisse für die Cureisch, 
damit gingen sie zu dem Götzen Hubai und es fielen auf die 
beiden grünen Pfeile die beiden Gazellen für die Ka^ba, auf 
die beiden schwarzen die Schwerdter und Rüstungen für 'Abd 
el- Muttalib und die Cureisch gingen leer aus. Er machte 
nun aus einer der Gazellen Goldplatten, womit er die Thür 
der Ka*ba beschlog, deneben hing er die Schwerdter; die 
andere Gazelle stellte er im Innern der Ka*ba neben dem Bilde 
des Hubal auf. Er fuhr dann fort den Brunnen auszugraben 
und traf nach einer langen mühevollen Arbeit endlich in der 
Tiefe auf Quellwasser und ein lautes ^^Allah akbar^ (Gott ist 
gross 1) verkündete den Cureisch, dass er seinen Zweck erreicht 
habe. Jetzt erhoben diese aufs Neue einen Streit über den 
Besitz des Brunnens, indem sie behaupteten, dass er gemein- 
schaftliches Eigenthum sei, da er schon von ihrem Ahnherrn 
Ismail gegraben sei. *Abd el- Muttalib nahm ihn dagegen 
für sich allein in Anspruch, wollte sich aber einem beliebigen 
Schiedsrichter unterwerfen, und man kam überein, dass die 
Priesterin der Banu Sa'd Hudseim in Mu'än, einem festen Platze 
an der Syrischen Gränze fünf Tagereisen von Damascus, den 
Streit entscheiden solle. Er brach desshalb mit zwanzig Mann 
von 'Abd Manäfs Nachkommen dahin auf, während zwanzig 
Cureisch für sich des Weges zogen; als sie zu dem Brunnen 
el- Fakir kamen, fanden sie kein Wasser darin und sahen 
mitten in der Wüste einem qualvollen Tode entgegen. Die 
Cureisch, die in ihrer Nähe lagerten, hatten zwar noch einigen 
Vorrath, weigerten sich aber ihnen davon etwas abzugeben, 
um nicht selber dann dem Mangel ausgesetzt zu sein. 'Abd 
el- Muttalib berieth sich nun mit seinen Leuten und schlug 
ihnen endlich vor, dass sich jeder sein Grab selbst graben 
solle und sobald einer stürbe, sollten ihn die anderen hinein- 
legen, dann würde doch zuletzt nur einer unbeerdigt übrig 
bleiben. Als die Gräber fertig waren» setzten sie sich daneben 
und erwarteten ihr Ende; da fiel es 'Abd el- Muttalib ein, 
dass es doch noch besser sei, die letzten Kräfte ihrer Thiere 
zusammen zu nehmen und weiter zu ziehen um Wasser zu 
suchen, und indem er zuerst aufstieg und sein Camei dabei 
hart auftrat, sprang unter seinem Hufe eine Quelle süssen Was- 
sers hervor. Sie priesen Gott für ihre Rettung, tranken und 



— 41 — 

füllten ihre Schläuche und riefen auch die Cureisch herbei um 
sich zu stärken ; diese erkannten hier die göttliche Ftigung und 
wollten nun den Streit nicht weiter fortsetzen^ indem sie sag- 
ten: „der Gott, weicher dir hier in der Wüste das Wasser 
schenkt, hat dir auch den Zamzam geschenkt<<. Sie kehrten 
um und störten ihn nicht weiter im Besitz des Brunnens. 

§. 39. Auch mit den Einwohnern von el-Tält hatte 'Abd 
el-Muttalib einen Streit um eine Quelle Dsul-Harim genannt. 
Längere Zeit war sie von ihm selbst nicht benutzt worden und 
die Bewohner von el-TM hatten sie in Besitz genommen; als 
er sie nun zurückforderte, wollte sie ihm der Häuptling der 
Thaktf, 'Gundub ben el-Härisch, nicht wieder überlassen und 
dies führte zu einem Rangstreite zwischen ihnen beiden, wel- 
chen 'Uzzä Salama, der Priester der Banu 'Udsra in Syrien 
entscheiden sollte. Auf dem Wege dahin ging der Wasser- 
vorrath des 'Abd el-Muttalib und seiner Begleiter zu Ende 
und er bat dieThaktf ihnen von dem ihrigen etwas abzugeben; 
als sie dies abschlugen, Hess Gott unter dem Reisesacke seines 
Cameies eine Quelle hervorsprudeln, wovon sie tranken und 
ihre Schläuche wieder füllten. Später ging der Vorrath der 
Thakff zu Ende und da sie 'Abd el-Huttalib darum ansprachen, 
theilte er ihnen gern etwas mit. Der Priester entschied den 
Rangstreit zu Gunsten des 'Abd el-Huttalib, welcher dann die 
eingesetzten Camele schlachten liess und das kleine Vieh mit 
sich nahm. 

$. 40. Während der wiederholten Belästigungen der Cu- 
reisch hatte 'Abd eUMuttalib nur seinen einzigen Sohn el-H&- 
risch, der damals noch jung war, als Hülfe und Beistand gehabt, 
und er hatte von seinem Vetter 'Adi ben Naufal die Worte 
hören müssen: „wie kannst du einzelner Mann dir etwas gegen 
uns herausnehmen?^ Da hatte 'Abd el-Muttalib gelobt, wenn 
Gott ihm zehn Söhne schenke, so wolle er ihm einen derselben 
zum OpEer bringefi. Nachdem ihm nun zehn Söhne geboren 
waren, liess er sie zusammenkommen and erzählte ihnen, was 
er gelobt hatte ; alle stimmten überein , dass er sein Gelübde 
halten müsse, er solle den Namen eines jeden von ihnen auf 
einen Pfeil schreiben und das Loos entscheiden lassen. Dies 
geschah, er nahm die Pfeile, ging in das Innere der Ka'ba and 
sprach zu dem Priester: ^wirf die Pfeile''; und als er warf. 



— 42 — 

kam der Pfeil des Abdallah heraus, den er besonders lieb hatte. 
Er nahm ihn bei der Hand , führte ihn zur Schlachtbank und 
hatte das Hesser schon bereit. Da traten ihm seine Verwand- 
ten von Hachzüm und andere angesehene Cureisch in den Weg 
und machten ihm Vorstellungen, welche Folgen ein solches 
Beispiel haben würde, auch seine Söhne und Töchter vereinig- 
ten sich mit ihnen und er liess sich bereden, den Fall einer 
Wahrsagerin in Hedina Namens Tucheibir vorzulegen, welche 
mit einem Geiste in Verbindung zu stehen vorgab. Er begab 
sich also zu ihr, erzählte ihr seine Geschichte und sie beschied 
ihn auf den andern Horgen , damit sie erst ihren Geliebten 
fragen könne. Als'Abd el-Huttaiib wieder zu ihr kam, fragte 
sie ihn: wieviel beträgt bei euch die Sühne? er antwortete: 
zehn Camele. — So gehe hin, fuhr sie fort, nimm zehn Ca- 
male und wirf das Loos um sie und deinen Sohn; trifft es auf 
die Camele, so oplere sie, triifl es auf deinen Sohn, so füge 
solange noch zehn Camele hinzu, bis es auf sie trifft, dann 
ist die Gottheit befriedigt und dein Sohn gerettet. Er kehrte 
nun nach Hekka zurück, nahm zehn Camele und warf bei dem 
Götzen Hubal das Loos, da traf es auf Abdallah; dann setzte 
er zehn hinzu, es traf wieder auf Abdallah; dann immer zehn 
mehr, bis es hundert waren , da traf das Loos auf die Camele 
und' nachdem er dies dreimal wiederholt hatte, um sich zu. 
vergewissern, dass es der Wille der Gottheit sei, war er sehr 
froh und die Leute mit ihm; während seine Töchter ihren 
Bruder Abdallah mit sich nahmen, holte er die Camele, schlach- 
tete sie zwischen el-Qafä und el-Harwa und liess das Fleisch 
in der Umgegend von Hekka unter die Araber vertheilen und 
die Ueberbleibsel ungestört von den Vögeln und wilden Thieren 
aufzehren. Seitdem wurde die Sühne für einen Getödteten 
bei den Arabern auf hundert Camele bestimmt und dies too 
Huhammed bestätigt. 

$. 41. Das Ansehen des 'Abd el-Huttalib war durch alle 
diese Vorfälle, durch seine Freigebigkeit und seinen Edelmuth 
so gestiegen, dass er allgemein als das Oberhaupt seines Stam- 
mes anerkannt wurde, und selbst eine Abtheilung von den Chu- 
zä'a stellte sich unter seinen Schutz, um ungestört die Ka'ba 
besuchen zu können, und es war ihm um so lieber, sich durdi 
diese zu verstärken, als die Cureisch nicht aufhörten, eine. 



- 43 — 

feindliche Stellung gegen ihn einzunehmen. Er versammelte 
dessbalb sieben von el-Muttalib's Nachkommein, dazu el-Arcam 
ben Nadhla, el-Dhahbäk und 'Amr, die beiden Söhne des Abu 
(^eifi ben Häschim (von 'Abd Schams. und Naufal war keiner 
dabei], begab sich mit ihnen in das Versammlungshaus und 
schloss mit den Chuzä'a ein Schutz- und Trutz-Bündniss , wor- 
über eine Urkunde aufgenommen wurde, die sie in der Ka'ba 
aufbängten, und er sprach dazu die Verse: 

Ich werde, wenn mein Ende naht, Zubeir verpflichten« 
an dem, was zwischen mir und 'Amr^) festzuhalten, 
Dass er den Schwur, den einst sein alter Vater that, bewahre, 
und nie darin durch Druck und List vom Rechten weiche. 
Sie hielten treu den alten Bund und schwuren deinem Vater, 
und waren besser, als die näheren Verwandten Fihr^). 
Er verpflichtete auch in seinem Testamente zur Aufrecht- 
haltung dieses Vertrages seinen Sohn el -Zubeir, dieser wieder 
bei seinem Tode seinen Bruder Abu Tälib, und dieser seinen 
Bruder el-'Abbäs« 

§. 42. Auf seinen Handelsreisen nach Jemen pflegte 'Abd 
el-MuUalib bei einem der Himjarischen Fürsten einzukehren; 
eiilimal traf er dort einen sehr bejahrten Mann, welcher ihm 
vorhersagte > dass unter ihnen ein Prophet und König aufstehen 
würde, und zwar aus dem Geschlechte Zuhra; er nahm dess- 
balb bei seiner Rückkehr aus diesem Geschlechte die Häla 
bint Wuheib zur Frau nnd verheirathete seinen Sohn 'Abdallah 
mit Ämina bint Wahb, welche Muhammeds Mutter wurde. — 
Ein ander Mal fragte ihn der Himjarische Fürst, ob er nicht 
sein weisses Haar zu ändern und als jugendlicher Mann nach 
Mekka zurückzukehren wünsche? — Das vermöchtest du? 
fragte, er erstaunt. — Der Fürst liess ihm nun das Haar erst 
mit Hinna färben und dann Waid darüber streichen, wodurch 
es rabenschwarz wurde. 'Abd el-Muttalib nahm von diesen 
Stofien eine grosse Quantität mit sich; er kam bei Nacht in 
Mekka an, und als er am andern Morgen mit seinem gefärbten 
Haare in seiner Familie erschien, sagte seine Frau Nuteila; 
^o Scheiba! wenn das doch immer so bliebe, wie schön wäre 
das!^ r— Abd el-Muttalib erwiederte in Versen: 



*) d. h. die rom 'Amr Mnzeikia abstammenden ChazA'a. 
2) d. h. die Cureiacb, hier mit Aasschlusa der HAachimiden. 



- 44 — 

Wenn diese Schwftrze mir bliebe, ich wollte es loben, 
es wSre doch ein Ersatz für die schon entschwandene Jugend. 
Du freust dich darüber, das Leben ist auch nur kurz, 
und vor Tod und Vergang kein Entrinnen, o Nateilal 
Was nützt auch dem Mann sein behagliches und bequemes Leben 
am Tage da sein hoher Sitz in Nichts zerföllt. 
Auf diese Weise kam die Sitte, das Haar schwarz zu filr- 
ben, nach Mekka. 

§. 43. 'Abd el-Muttalib war mit Harb ben Omajja lange 
Zeit befreundet, bis dieser ihm einen Wettkampf anbot, wem 
die grössere Ehre gebühre, und nachdem el-Nagäscbi, König 
von Habessinien, es abgelehnt hatte, diesen Streit zu entschei- 
den, wählten sie Nufeil ben 'Abd ei-*Uzzi zum Schiedsrichter. 
Dieser wies den Harb zurecht mit den Worten: „Wie kannst 
du dich mit einem Manne messen wollen, der dich in jeder 
Hinsicht übertrifft?'^ Harb schloss sich nun an Abdallah ben 
iSud'dn , welcher damals als Partheiführer in Mekka in Ansehen 
stand, und hierdurch erhielt der Familienhass zwischen den 
Omajjaden und Häschimiden neue Nahrung. 

§. 44. In diese Zeit fftUt der Zug der Aethiopier gegen 
Mekka. Nachdem Abraha, der Habessinische Feldherr and 
Statthalter von Jemen, seine Herrschaft in der Hauptstadt Qan'd 
befestigt hatte, baute er dort einen Tempel von solcher Pracht, 
wie sie bis dahin in Arabien nicht gesehen war, in der Absicht 
die Wallfahrten der Araber, die sie alljährlich nach Mekka un- 
ternahmen , nach Qan'ä zu lenken. Als dies die Mekkaner er- 
fuhren, waren sie sehr aufgebracht, und einer von den Fukeim 
aus dem Stamme Mälik ben Kinäna beredete zwei junge Leute 
nach Qan*ä zu gehen und den Tempel zu verunreinigen « um 
ihre Verachtung an den Tag zu legen. Dies wurde ausgeführt 
und die Thäter blieben auch nicht unbekannt , . und sobald 
Abraha davon Kenntniss erhielt und erfuhr» dass es von Mek- 
kanern geschehen sei, schwor er nach Mekka zu ziehen und 
ihren Tempel zu zerstören; er sammelte auch sogleich eine 
Armee von 60^000 Mann und stellte sich selbst, auf einem 
Elephanten reitend, an die Spitze. Die Araber säumten nicht 
sich zum Widerstände zu rüsten, da es die Beschützung ihres 
allgemeinen hochverehrten Heiligthums galt, und zuerst stellte 
sich ihm der Fürst Dsü Nafr mit dem von ihm aufgebotenen 



— 45 — 

Heere entgegen ; allein er wurde geschlagen und gefangen ge- 
nommen^ indess schenkte ihm Abraha das Leben irnd behielt 
ihn als Gefangenen bei sich. Er rückte nun weiter vor in das 
Gebiet der Chath'am, deren beide Stämme Schahrän und Ndhis 
damals tinter Nufeil ben Habib standen; auch dieser wurde ge- 
schlagen und gefangen genommen, erhielt aber die Freiheit 
wieder, indem er sich für das fernere Verhalten seiner Slamm- 
genossen verbürgte und sich erbot, als Wegweiser zu dienen. 
Von da kam Abraha nach el-Täüf; die Einwohner, der Stamm 
Thaktf unter ihrem Anführer Mas'üd ben Mu'attib, kamen ihm 
entgegen, erklärten ihre Unterwürfigkeit und stellten ihm vor, 
dass es nicht ihr Tempel, das Haus der Göttin el-Lät sei, wel- 
chen er suche, sondern der zu Mekka, wohin sie ihm einen 
Führer mitgeben wollten. Als solcher erbot sich Abu Rigäl, 
der sie bis ei-Mugammis einige Meilen von Mekka geleitete, 
wo er plötzlich starb; sein Grab wurde hier in der Folge von 
den vorüberziehenden Arabern unter Verwünschungen mit Stei- 
nen beworfen. Yi^ährend Abraha mit seiner Armee bei ei- 
Hugammis lagerte, schickte er den Habessinier el-Aswad ben 
MafQÜd an der Spitze einer Reiterschaar gegen Mekka, welche 
alles Vieh der Umgegend zusammen und ins Lager trieben, 
darunter zweihundert Camele, die dem 'Abd el-Muttalib gehör- 
ten. Die Cureisch, Chuzä'a, Kinäna, Hudseil und die übrigen 
Bewohner des heiligen Gebietes dachten zwar anfangs sich zur 
Yi^ehre zu setzen, standen aber davon ab, da sie die Erfolg- 
losigkeit voraussahen. Hierauf sandte Abraha den Himjariten 
Hunäta nach Mekka mit dem Auftrage, dem Fürsten der Stadt 
zu sagen, der König sei nicht gekommen um Krieg gegen sie 
zu führen, sondern nur um den Tempel zu zerstören, wenn sie 
sich ihm nicht zur Wehre setzten, so habe auch er nicht nö- 
thig Blut zu vergiessen ; wenn der Fürst den Krieg nicht wolle, 
so solle er ins Lager kommen. Als nun Hunslta nach Mekka 
kam und sich nach dem Fürsten erkundigte, wurde er zu 'Abd 
el-Muttalib beschieden, denn dieser galt damals wegen seines 
hohen Ansehens für das Oberhaupt der Cureisch. Hunäta ent- 
ledigte sich seines Auftrags und 'Abd el-Muttalib erwiederte: 
„Wir wollen den Krieg nicht, sind auch nicht im Stande einem 
solchen Heere Widerstand zu leisten; dies ist das heilige Haus 
Gottes, der Tempel Abrahams, mag Gott ihn schützen, er ist 



— 46 — 

sein Tempel und sein Heiliglhum, giebt er ihn preis, so kön- 
nen wir ihn nicht vertheidigen''.« go komm mit mir, sprach Ho- 
näta, denn der König hat mir befohlen, dich zn ihm zo führen.' 
'Abd el - Huttalib ging nun mit ihm in Begleitung einiger sei- 
ner Söhne, bis sie ins Lager kamen; hier erkundigte er sich 
nach dem gefangenen Dsü Nafr, der sein Freund war, und als 
er ihn im Gefängnisse traf, sagte er: o Dsü Nafrl weisst du 
kein Mittel gegen dieses Unglück, das uns betroffen hat? Dso 
Nafr erwiederte: Was fär Mitte] hat ein Gefangener in dm 
Händen eines Königs, der nur noch nicht weiss, ob er ihn 
morgens oder abends will iödten lassen? ich habe kein Mittel 
gegen irgend etwas von dem, was dich betroffnen hat, auss^ 
dass Oneis der Elephautenwfirter mein Freund ist, den will ieh 
rufen lassen, dich ihm empfehlen, ihm dein gutes Recht ?or* 
stellen und ihn bitten, dass er dir beim Könige eine Audiem 
verschaffe, mit ihm über deine Angelegenheit rede und bei ihm 
eine Fürbitte zu deinen Gunsten einlege, wenn er dazu in 
Stande ist. Als Oneis erschien, sprach Dsü Nafr:. v,IIier ist 
'Abd el-Muttalib, Fürst der Cureisch und Anführer der Car»- 
vane von Mekka, der die Menschen in den Thälern und aof 
den Bergen speist und die wilden Thiere auf den Gjpfeln der 
Berge; der König hat ihm zweihundert Camele abgenommen, 
suche ihm eine Audienz zu verschaffen und ihm nützlich zu seiDj 
so gut du kannst^^ Oneis versprach es und redete mit Abraha 
und sagte ihm: „o König! da ist der Fürst der Cureisch vor 
deiner Thür und lässt dich um eine Audienz bitten; er ist der 
Anführer der Caravane von Mekka und speist die Menschen 
in den Thälern und auf den Bergen und die wilden Thiere auf 
den Gipfeln der Berge; erlaube, dass er eintrete, damit er Air 
sein Anliegen vortrage ^^ Abraha Hess ihn eintreten und als 
er ihn sah, (er war ein grosser, schöner Mann), empfing er ihn 
ehrenvoll und wollte ihn nicht unter sich sitzen lassen, und bot 
die Scheu vor den Habessiniern hielt ihn zurück , sonst hätte 
er ihn neben sich auf seinen Thron sitzen lassen; er stieg 
desshalb hinab, setzte sich auf seinen Polster und liess 'Abd 
el^Muttalib an seiner Seite Platz nehmen. Denn sprach Abraha 
zu seinerh Dolmetsch: frage ihn, was sein Anliegen sei? Der 
Dollnietsch wandte sich zu ihm und sprach: der König lässt 
dich fragen, welches dein Anliegen sei ?. Er antwortete: meine 



- 47 — 

Bitte ist, dass der König mir die zweihundert Camele zurück-^ 
gebe, welche seine Leute mir abgenommen haben. Als der 
König dies hörte, sprach er: du hast mich in Bewunderung ge- 
setzt, als ich dich sah, jetzt habe ich von dir genug, nachdem 
du geredet hast; du sprichst mit mir von zweihundert Camelen, 
welche meine Leute dir abgenommen haben , und schweigst 
von dem Tempel, wo du und deine Väter euren Gott verehrt 
habt, und den zu zerstören ich gekommen bin; darüber sagst 
du nichts. Sprach 'Abd el-Muttalib: siehe! ich bin der Herr 
meiner Camele, die ich schützen muss^ und der Tempel hat 
auch einen Herrn, der ihn beschützen wird. — Was kann 
ihn denn vor mir schützen? — Das wirst du schon sehen. — 
Abraha gab ihm die geraubten Camele zurück und entliess 
ihn. Es waren aber mit 'Abd el-Mu|talib noch zwei Häupt- 
linge ins Lager gekommen, Ja'mar ben Nufätha, Häuptling der 
Banu Bekr ben 'Abd Manät, und Chuweilid ben Wälhila, Häupt- 
ling der Hudseil, die boten dem Abraha den dritten Theil aller 
Heerden von Tihäma, wenn er umkehren und den Tempel nicht 
zerstören wolle; doch er schlug es aus. 'Abd el*Muttalib kam 
dann nach Mekka jsurück, erzählte, was vorgefallen war, und 
befahl den Cureisch die Stadt zu verlassen und sich auf die 
Höhen der. Berge zurückzuziehen, um gegen die Belästigungen 
der Soldaten gesichert zu sein; dann trat er mit einigen weni- 
gen vor die Ka'ba, sie beteten zu Gott und flehten ihn an um 
Hülfe gegen Abraha .und sein Heer, und indem 'Abd el-Mut- 
talib den Ring an der Thür cfrgrifT, sprach er : 

Herrl der Mensch beschützt sein Haus» schütz du dein 
Heiligthum! 

Dass nicht ihr Kreuz ^) und ihre Macht besiege deinen Ruhm. 

Lässt du es zu, mag's besser sein, befiePs nach deiner Macht; 

Lässt du es zu, so wird dadurch dein Wille nur vollbracht. 
Hierauf liess er den Ring los und zog sich mit seinen Beglei- 
tern 'Amr ben 'Aids, Mut'im ben 'Adl und Abu Mas'üd el- 
Thakefi' auf den Berg Hirä zurück, wo sie erwarteten, was 
Abraha bei seiner Ankunft in Mekka beginnen würde. Dieser 
ordnete nun sein Heer um in Mekka einzuziehen und liesss einen 
Elephanten, der den Namen Mahmud hatte, vorführen, fest ent- 



*) Die Standarte der ChrisÜicben Habessinicr. 



— 48 — 

schlössen die Ka'ba zu zerstören und dann nach Jemen zurück- 
zukehren. In dem Augenblicke, als sie den Elephanten nach 
der Gegend von Mekka hinwandten, trat der gefangene Nufeil 
ben Habtb an seine Seite, legte sich mit dem Gesichte unier 
sein Ohr und sprach: „knie nieder, Mahmud I und kehre gra- 
des Weges dahin zurück, woher du gekommen bist, denn da 
bist in Gottes heiligem Lande ^. Dann Hess er das Ohr los, 
lief davon und flüchtete auf den Berg, während der £lephant 
sich niederlegte; sie suchten nun vergebens ihn zum Aufstehen 
zu bringen, bis sie ihn sogar mit Aexten auf den Kopf schlu- 
gen und ihn mit spitzen Stöcken in die Weichen stiessen, aber 
ohne Erfolg. Endlich wandten sie ihn um nach Jemen zu, da 
stand er auf und schritt rasch vorwärts, und ebenso machte er 
es, als sie ihn nach Norden und nach Osten drehten; aber als 
sie ihn wieder nach Mekka hin wandten, fiel er wieder nieder. 
Zu gleicher Zeit sandte Gott über sie Vögel vom Heere her 
wie Schwalben und Balasän, jeder Vogel trug drei Steine, ei- 
nen im Schnabel und in jeder Kralle einen, wie Erbsen und 
Linsen, die Hessen sie herabfallen, und Jeder, welcher davon 
getroffen wurde, starb, die anderen ergriffen die Flucht, eilten 
den Weg zurück, den sie gekommen waren, und fragten nach 
Nufeil, um ihnen den Weg nach Jemen zu zeigen; dieser aber 
sprach, als er Gottes Rache über sie kommen sah: 
Wo ist die Rettung, wenn Gott der Verfolger ist? 
Der mit dem Streifschuss ^) ist der Besiegte, nicht der Sieger. 
Die Habessinier zogen nun fort*, aber sie fielen überall am 
Wege um, aUe Lagerplätze waren mit Todten bedeckt; auch 
Abraha war von der Krankheit betroffen, sie nahmen ihn mit 
sich, da fiel ihm ein Glied nach dem andern ab, und wo eins 
abfiel, entstand ein Geschwür, aus welchem Eiter und Blut floss; 
als sie mit ihm nach Qan'ä kamen, war er wie ein junger Vo- 
gel, bis sich die Brust vom Herzen ablöste. Der Rest des 
Heeres, etHche Sklaven und Trossknechte waren in Mekka ge- 
blieben und wurden als Arbeiter und Hirten gebraucht, und 
'Aischa erzählte, dass sie den Führer und den Wärter des 



*) D. i. Abraha, welcher in dem Zweikampfe mit Ari^t Ton dessen 
Lanze im Gesicht stark gestreift wurde, aber Sieger bHeb. Vgl. Ibn 
Hiichäm Leben Aluhammeds. S. 29. 



— 49 — 

Elephanten noch in Mekka gesehen habe, wie sie beide blind 
und lahm ihr Essen sich erbettelten. — Man behauptet, dass 
in jenem Jahre (569 nach Chr.) zum ersten Male in Arabien 
sich die Blattern und Varioliden gezeigt hätten, und ebenso 
auch das Bitterkraut Raute, die Koloquinthe und Asklepias. 
Jene Vögel sollen vom Meere bei iSidda hergekommen sein 
und von ihnen die Tauben abstammen, die nachher in so gros- 
ser Zahl in Mekka vorhanden waren und für heilig gehalten 
wurden. 

nahaimiied's Geburt 

$. 45. In dieses Jahr des Elephanten, wie es als Beginn 
einer neuen Aera genannt wurde, föllt die Geburt des Pro- 
pheten Muhammed, während sein Vater Abdallah mit mehreren 
anderen Cureisch eine Handelsreise nach Gazza machte. Die- 
ser erkrankte* auf der Rückkehr und musste in Medina zurück- 
bleiben, wo er von seinen Oheimen aus der Familie *Adi ben 
el-Naggär aufgenommen und gepflegt wurde. Seine Begleiter 
brachten seinem Vater 'Abd el-Muttalib die Nachricht nach Mekka 
und dieser schickte seinen ältesten Sohn el-Härith nach Medina, 
bei dessen Ankunft aber Adallah schon gestorben und in dem 
Hause des Näbiga gleich links am Eingange der Stadt begra- 
ben war« Er war erst 25 Jahre alt und- hinterliess seinem 
Sohne Muhammed als Erbtheil eine Sklavin, Umm Aiman, fünf 
Camele und einige Schaafe. Als dann auch Muhammeds Mut- 
ter Amina in seinem sechsten Jahre starb, nahm ihn sein Gross- 
vater 'Abd el-Muttalib zu sich und bewies gegen ihn eine Zärt- 
lichkeit, wie gegen keins seiner Kinder; er Hess ihn zu sich 
bringen und er durfte zu ihm kommen , wenn er allein war 
oder schlief; bei ihren Zusammenkünften vor der Ka*ba hatte 
'Abd el-Muttalib seinen bestimmten Platz, wo ihm sein Teppich 
ausgebreitet wurde, auf den sich Niemand ausser ihm setzen 
durfte. Wenn aber der kleine Muhammed sich darauf setzte 
und die anderen ihn davon zurückwiesen, sagte 'Abd el-Mut- 
talib : lasst ihn, er muss sich gewöhnen den Herrschersitz ein- 
zunehmen; er weiss, dass er zu etwas grossem bestimmt ist, 
und ich hoffe, er wird eine« Berühmtheit erlangen, wie noch 
kein Araber. — Nach zwei Jahren, da 'Abd el-Muttalib sein 

4 



- 50 -- 

Ende nahe fühlte, übergab er Muhammed der Obhat seines 
Sohnes Abu Tdlib, da dieser der leibliche Bruder seines Vaters 
Abdallah war, dann liess er seine Töchter zu sich kommen und 
sagte: ^singet mir Klagelieder vor, ich will zuhören^; sie tru- 
gen nun nach einander Trauergedichte vor, worin sie seine 
vortrefflichen Eigenschaften lobten und als die Reihe an Umeimt 
kam, war ihm die Zunge schon schwer, er nickte aber noch 
beifällig mit dem Kopfe, als wollte er sagen: ^jal so war ich<^, 
und verschied sanft. Er erreichte ein Alter von achtzig Jahrei 
und wurde am Berge el-Hagün begraben. 

§. 46. Das Amt, den Pilgern zu trinken zu reichen, ging 
auf seinen Sohn el-'^bäs ben *Abd el-Muttalib über: dieser 
besass Weinberge in el-Täif und liess von dort die Trauben 
nach Mekka bringen und schloss mit den Einwohnern von *el- 
Tä'if Contracte, von den ihrigen noch mehr zu liefern; dann 
presste er sie aus und reichte den Pilgern den Most. Bei der 
Einnahme von Mekka bestätigte ihn Muhammed in seinem Amte, 
welches nach ihm auf seinen Sohn Abdallah , dann auf dessen 
Sohn *Ali u. s. w. forterbte. 

Kriege der Hekkanert 

$. 47. Wichtiger war in jener Zeit die Stellung der An- 
führer, da nicht nur die inneren Zwistigkeiten einige Male in 
blutige Händel übergingen, sondern auch die Cureisch nach 
auswärts in mehrere Fehden verwickelt wurden. Auf 'Abd 
Manäf ben Cupeij war sein Sohn 'Abd Schams, diesem sein 
Sohn Omajja gefolgt, es ist aber aus ihrer Regierungszeit kein 
Ereigniss berichtet. — Um sich gegen mächtigere Feindß zu 
schützen, hatten sich die Cureisch mit den die Umgegend von 
Mekka bewohnenden Nomaden -Stämmen der Banu cl-Härith 
ben 'Abd Manät ben Kinäna, el-Haun ben Chuzeima ben Mu- 
drika und Banu el-Mugtalik von Chuzä'a verbündet und dies 
Bündniss war auf dem Berge el-Hubschi (oder Habisch oder 
el-Ahbasch) zehn Meilen von Mekka geschlossen; in dem Eid- 
schwur war die Formel gebraucht: ^so laiige der Hubschi 
steht",. und davon erhielten die Verbündeten den Namen „die 
Ahäbisch der Cureisch*)". Dies hielt sie indess nicht ab, 

*) Andere leiten das Wort ab yon dem Verbum hahascha verainigen. 



- 51 — 

schon bald darauf ihren nächsten Verwandten , den Banu Bekr 
ben 'Abd Manät ben KinAna, gegen die Cureisch zu Hülfe zu 
kommen, so dass diese unter Anführung des Harb ben Omajja 
bei Dsät Naklf eine Niederlage erlitten. 

S. 48. Von grösserer Bedeutung waren die Kämpfe, welche 
nicht lange nachher zwischen den Cureisch und den Keis *Ailän 
ausbrachen. 'Okddh ist eine weite Sandebene im Gebiete von 
el-Täif und eine Station von dieser Stadt entfernt nach dem 
'Arafa zu; die in der Nähe befindliche Quelle Nac^ä ist nicht 
sehr stark, hat aber immer Wasser. Hier wurde jährlich ein 
grosser Markt abgehalten, der zwanzig Tage dauerte und wozu 
die Araber aus weiter Ferne herbeikamen. Einige muthwillige 
junge Leute von Cureisch umringten einmal auf einem solchen 
Markte eine junge Frau von Hawäzin, einem Hauptzweige des 
Stammes Keis 'Aiiän, aus der Familie 'Amir ben (^a'ga'a, und 
verlangten von ihr, dass sie ihr Gesicht entschleiern solle, sie 
weigerte sich indess und setzte sich neben die Waaren, die 
sie feil bot; einer der Cureiscb schlich sich hinter sie und 
heftete ihr das Kleid auf dem Rücken fest^ so dass, als sie 
aufstand, sie zum allgemeinen Gelächter wurde. Auf ihren 
Hülferuf: herbei, ihr 'Amir l erschienen sogleich ihre Stammge- 
nossen um die Beschimpfung zu rächen, es kam zum Blutver- 
giessen, bis Harb ben Omajja durch seine Dazvvischenkunft dem 
Streite ein Ende machte. Dieser Vorfall in Verbindung mit 
anderen Reibungen war das Vorspiel zu einem erbitterten 
Kampfe, welcher ein Jahr später an demselben Orte entbrannte. 

§. 49. el-Barrädh ben Keis, ein übermüthiger Mensch, 
der wegen seiner schlechten Streiche aus seinem Stamme 
Dhamra ausgestossen war> hatte sich nach Mekka begeben und 
unter den Schutz des Harb ben Omajja gestellt; er sah aber 
bald selbst ein, dass er durch sein Benehmen seinem Schutz- 
berrn lästig sei, verliess desshalb Mekka und begab sich nach 
Hlra an den Hof des Nu*män ben el -Mundsir, wo er mit'Orwa 
ben 'Otba, genannt el-Rahhäl d. i. der Reisende, Oberhaupt der 
Hawäzin, zusammentraf. el-Nu'män schickte jährlich wohlrie- 
chende Sachen, besonders Moschus, auf den Markt nach 'Okädh 
und liess dafür Waffen und andere Gegenstände eintauschen, 
und da die Zeit nahe war, suchte er eben einen Führer, wel- 
cher seine Caravane sicher durch die verschiedenen Arabischen 

4« 



— 52 — 

Stämme hindurch geleite, und 'Orwa erbot sich daiu mit der 
etwas verächtlichen Bemerkung, dass er sie auch dareh das 
Gebiet der Kinäna, zu denen el-Barrädh gehörte, hindurch fftk- 
ren werde. el-Barrädh fühlte die Beleidigung, folgte der Ca- 
ravane in einiger Entfernung und als sie bei OwAra in Thale 
Teiman lagerte, überfiel er den *Orwa im Schlafe, ersclilogihi 
und seine Begleiter und flüchtete nach Cheibar, wo er sich Ter- 
borgen hielt. Bald traf er mit dem Dichter Biscbr ben Aiw 
Häzim el-Asadi zusammen, erzählte ihm, was vorgefallen war, 
und gab ihm den Auftrag sich nach 'Okädh zu begeben und 
die dort anwesenden Häupter der Cureisch: Abdallah ben bud'än, 
Hischäm ben el-Mug!ra, Harb ben Omajja, Naufal ben Mo'äwia ' 
el-Dtli und Bal'a ben Keis davon zu benachrichtigen. Kaum 
war dies geschehen, so versammelten diese ihre Angehörigen 
und verliessen eiligst 'Okädh, weil ihnen ihre Gegner Von Kais 
'Ail&n an Zahl überlegen waren. Der Anführer von diesea, 
Abu Barä 'Amir ben Hälik, mit dem Beinamen mmUfik eU 
asinna d. i. der mit Lanzenspitzen spielt, erfuhr erst gegen 
Abend den Grund dieses plötzlichen Aufbruches und sagte: 
die Cureisch haben uns hintergangen ; er setzte ihnen noch 
nach, erreichte sie bei Nachla^ wo sie eben das heilige Gebiet 
betreten hatten und nun sicher zu sein glaubten, und drSngte 
sie noch weiter zurück, und el-Adram ben Schu'eib, einer der 
Banu 'Ämir, rief ihnen mit lauter Stimme nach: „fit>ers Jahr 
sind wir wieder am Platze, um unsre Sache weiter auszu- 
fechten^, und in einem Verse sagte er: 

Wir haben die Cureisch, da es ihnen nicht gelegen war, 
wiederbestellt, dass sie kommen zum Rockausklopfen. 

Beide Partheien rüsteten sich nun zum Kampfe: die Cureiaeb, 
Kinäna und Asad ben Chuzeima mit ihren Verbündeten ei- 
Ahäbtsch übertrugen den Oberbefehl dem Abdallah ben ijud'in, 
während die einzelnen Corps besondere Anführer hatten, iiäm- 
lieh Hischäm ben el-Mug!ra el-Machzümi, Harb ben Omqja, 
Abu Oheiha Said ben el-'Ä^i, 'Otba ben Rabi'a, el-'Ä^i ben 
Wäll el-Sahmf, Ma'mar ben Habtb el-'Gumahf und 'Ämir ben 
'Ikrima ben Häschim ben 'Abd Manäf. Unter den Keis veran- 
lassten die beiden *Amir, nämlich Abu Barä *Ämir ben Mälik 



- 53 — 

und sein Neffe 'Amir ben el-Tufeil, eine grosse Zusammenkunft 
bei Jem Wasser el-Nadhim und brachten eine allgemeine Aus- 
söhnung und Verbindung der verschiedenen Stämme zu Stande, 
indem sie alle unte/ ihnen noch rückständigen Sühnen für Ge- 
tödtete und Verwundete aus ihrem eigenen Vermögen bezahlten. 
Abu Barä erhielt den Oberbefehl und die Anführer der einzel- 
nen Corps waren Suniei* ben Rabi'a ben Mu'äwia el-Na^ri, 
Dureid beu el-^imma, Mas'üd ben-Mu'attib el-Thakefi, 'Auf ben 
Abu Häritha el-Murri und *Abbäs ben Zai el-Sulemi. Der 
Markt von 'Okftdh wurde in dem nächsten Jahre nicht gehalten, 
aber die beiden feindlichen Heere trafen sich dort; die Cu- 
reisch lagerten sich bei dem Orte Schamdha und wurden hier 
von den Hawdzin angegriffen und zurückgedrängt^ indess blieb 
dabei keiner von den Angesehenen der Cureisch und ihre Ver* 
bündeten el-Ahftbisch zogen sich unter BaFä ben Keis auf die 
Höbe Dachm zurück. Das zweile Treffen wurde dann bei el- 
'Abift seitwärts von 'Okddh geliefert, wo ebenfalls die Ha- 
wäzin siegten. Das dritte Treffen bei Scharib war das hart- 
näckigste; Abu Sufjän ben Omajja hatte sich mit mehreren 
seiner Brüder zusammengebunden, damit keiner entfliehen könnte, 
um vereint zu sterben oder zu siegen, und von dem an die- 
sem Tage bewiesenen Huthe erhielten sie den Beinamen 'Ana- 
bis d. i. Löwen. Auch BaFa mit seiner Schaar Ahäbtsch foch\ 
tapfer, sodass endlich die Keis und Hawäzin weichen mussten; 
nur die BanuNagr undThaktf hielten noch einigen Stand, weil 
sie in jener Gegend Anpflanzungen von Palmen besassen, die 
sie zu schützen dachten; aber es gelang ihnen nicht und sie 
mussten in wilder Flucht das Feld räumen. Zuletzt war noch 
eine Schlacht auf dem Steinfeld el-Hureira auf der Südseite 
von *Okädh, wo wiederum die Hawäzin über die Cureisch und 
Kinäna den Sieg davontrugen. Da jetzt beide Partheien sich 
nach Ruhe sehnten, so kam der Friede leicht zu Stande; man 
rechnete die in diesen Gefechten auf beiden Seiten Gebliebenen 
gegenseitig ab und da die Cureisch mehr getödtet hatten, so 
bezahlten sie für die Ueberzähligen die Sühne an die Keis und 
damit war der Krieg beendigt^ welcher davon, dass er in den 
heiligen Monaten und einmal auf dem heiligen Gebiete geführt 
war, der Krieg el-^ßgär d. i. der Entweihung genannt wurde. 
Die Araber zählen verschieden zwei, drei oder vier Kriege el- 



— 54 — 

^g^^i j^ nachdem sie die ersten Anränge schon mürcchaeii 
oder nicht; an einem derselben, wahrscheinlich an dem hei 
dem ersten Rückzuge der Cureisch aus 'Okddh, hatte Moham- 
med Theil genommen, indem er die von den Feinden herQber- 
fliegenden Pfeile auflas und seinen Oheimen reichte, om sie 
wieder zu gebrauchen; auch soll er einige Pfeile selbst abfre- 
Schossen und später sich darüber geäussert haben: ich möchte 
nicht, dass ich es unterlassen hätte. Die letzten vier Treffet 
wurden wahrscheinlich in kurzen Zwischenräumen innerhilb 
eines Jahres geliefert, wiewohl einige den Anfang dieser Kriege 
in das sechzehnte und das Ende in das zwanzigste Jahr nach 
dem Elephantenjahre setzen. 

S. 50. Um dem fast gesetzlosen Zustande, welcher da- 
mals in Mekka herrschte, besonders den Bedrückungen und 
Angrifien auf Leben und Eigenthum der Fremden ein Ende zo 
machen, vereinigten sich die Besseren nach der im Monat 
Schawwäl erfolgten Rückkehr aus dem Kriege und stifteten im 
Monat Dsul-Ca'da ein neues Bündniss. el-Zubeir ben 'Abd el- 
Muttalib war es, welcher die erste Aufforderung daza eriiess, 
und in Folge davon versammelten sich die Banu Hdschim, 
Zuhra und Teim in der Wohnung des Abdallah ben tiud'än, 
dieser richtete ihnen ein Mahl zu, dann verbündeten sie sich, 
„so lange das Meer noch Wolle tränken kann^ den Unter- 
drückten beizustehen, bis ihm sein Recht wiederfahre, und keine 
Anmassung fadhl gegen Personen und Eigenthum zu duldea; 
daher wurde es hilf el-fudhül das Bündniss gegen Anmas- 
sungen genannt. Dass Muhammed, welcher damals zwanzig 
Jahre zählte, hierbei zugegen gewesen war, rechnete er sich 
in der Folge zur Ehre an. 

Der GötzeHdienst gewäiirt keine Befriedigiuig« 

§.51. Bei einem der Feste, welches die Cureiscb jedes 
Jahr zu Ehren eines ihrer Götzen feierten, wobei sie Opfer 
brachten und Umzüge hielten, hatten sich vier Männer zusam- 
mengefunden, welche sich gegenseitig darüber aussprachen, 
dass diese Ceremonien eitle Thorheit seien, und das Verlangen 
nach einer besseren Religionserkeniitniss und Gottesverehrung 
ausdrückten. Diese waren Waraca ben Naufal ben Asad, des- 



- 55 — 

sen Vetter 'Othmän ben el-Huweirith ben Asad, 'Obeidallah ben 
ijrahsch ben Ridb und Zeid ben 'Amr benNufeil. Sie stimmten 
alle darin überein, dass die Religion Abrahams verderbt sei, 
der Stein, um den sie wandelten, er höre nicht und sehe nicht, 
er schade nicht und nütze nicht; sie wollten für sich nach ei- 
ner anderen Religion suchen, denn die gegenwärtige sei für 
nichts. Waraca machte sich mit den Lehren der heiligen Schrift 
bekannt und wurde Christ. — 'Obeidallah verblieb in seinen 
Zweifeln, bis er beim Auftreten Muhammeds dessen Lehre an- 
nahm, als er aber dann nach Habessinien auswanderte^ trat er 
dort zum Christenthum über und starb bald nachher. — Zeid 
ben 'Amr fand weder im Judenthum, noch im Christenthum 
seine Befriedigung, aber er entsagte dem Götzendienste, enthielt 
sich von dem Genüsse gefallener Thiere, des Blutes und der 
Opfer, die den Götzen geschlachtet wurden, er verbot, die neu- 
gebornen Mädchdn lebendig zu begraben, eine Unsitte, die da- 
mals unter den Arabern eingerissen war, und indem er sagte: 
ffich verehre den Gott Abrahams^, hielt er seinem Volke seine 
Fehler geradezu vor. Man sah ihn, wie er als betagter Mann 
mit dem Rücken an die Ka*ba gelehnt das Volk anredete: „ihr 
Männer von Cureisch! bei dem, in dessen Hand mein Leben 
isti von euch handelt keiner nach der Religion Abrahams^. 
Dann fuhr er fort: „o Gott! wenn ich wüsste, welche Vi^eise 
dir die liebste ist, ich würde dich danach verehren, aber ich 
weiss es nicht ^ ; und damit warf er sich gekrümmt zur Erde 
nieder. Er hatte die Absicht Mekka zu verlassen, aber seine 
Familie hinderte ihn daran, und er musste von ihr viel Unge- 
mach ertragen, bis er endlich Gelegenheit fand zu entkommen; 
er durchzog Mesopotamien und Syrien und fragte überall die 
Mönche und Jüdischen Schriftgelehrten nach der wahren Re- 
ligion Abrahams, bis er in Meifa'a im Gebiete von el-Balcä 
einen Christlichen Gelehrten traf, welcher ihm verkündete, dass 
jetzt in Arabien ein Prophet aufgestanden sei, welcher die 
wahre Religion predige; nun eilte Zeid zurück, wurde aber 
unterwegs erschlagen. 

§. 52. 'Othmän ben el-Huweirtth war ein kluger und fein 
berechnender Mann und wollte den Versuch machen, die Herr- 
schaft über die Cureisch an sich zu bringen. Er ging nach 
Syrien, nahm hier das Christenthum an und begab sich dann 



- 56 - 

zum Griechischen Kaiser, erzählte ihm von Mekka und sachte 
bei ihm den Wunsch nach dessen Besitz rege zu machen, in- 
dem er ihm vorstellte, es würde ein schöner Zuwachs su sei- 
nem Reiche sein, ebenso wie Qan'A für den König von Pernea. 
Der Kaiser Hess sich bereden, ernannte ihn zum König von 
Mekka und liess ihn auf seinem Maulthiere mit einem vergol- 
deten Sattel umherführen; dann übergab er ihm ein ontersie- 
geltes Schreiben, womit sich 'OthmAn nach Mekka begab. Bei 
seiner Ankunft hielt er an die Einwohner eine Anrede, in wel- 
cher er sagte: „Ihr wisst, welchen Schutz ihr in den Ländern 
des Kaisers geniesset und welchen Yortheil ihr aus dem Han- 
del in seinem Gebiete zieht; er ^at mich jetzt zum König 
über euch ernannt, aber ich bin nur einer aus eurer Mitte und 
will nur die Säcke mit Caradh (eine Frucht zum Gerben des 
Leders), die Schläuche mit Oel und die Felle von euch in Em- 
pfang nehmen, sammeln und dem Kaiser zuschicken ; ich fürchte 
aber, wenn ihr das nicht wollt, so wird er euch den Eintritt 
nach Syrien verwehren, sodass ihr dahin eure Waaren nicht 
bringen und eure Bedürfnisse von dort nicht holen könnt^. 
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, die Mekkaner 
fürchteten den Kaiser und es ging ihnen zu Herzen, was 'Oth- 
mftn über ihre Handelsverhältnisse gesagt hatte, desshalb be- 
schlossen sie, am nächsten Morgen ihm die Krone aufs Haupt 
zu setzen. Als sie aber am anderen Morgen ihren Umgang 
um die Ka*ba hielten, sandte Gott zu ihnen den Abu Zam'a 
el-Aswad ben el-^Muttalib ben Asad, einen Neffen des 'Othmftn, 
der überschrie die Cnreisch, so viele ihrer auf dem Platze ver- 
sammelt waren, und sagte: „ihr Diener Gottes! einen König 
vonTihftma?!^ Da fuhren sie erschrocken zusammen wie wilde 
Esel und sagten: „du hast Recht, bei el-LAt undel-Uzzä! über 
Tihäma ist noch nie ein König gewesen^. Damit brachen die 
Cureisch das gegebene Versprechen und 'Othmän begab sich 
zum Kaiser, um ihn davon zu benachrichtigen. Die Cureischi- 
tischen Kaufleute in Syrien beredeten nun den Gassaniden Für- 
sten 'Amr ben 'Gafna, den 'Othmftn beim Kaiser verdächtig sn 
machen, und 'Amr liess durch den Dollmetsch den Kaiser war- 
nen, dass 'Othmftn den Plan hege, sich plötzlich der Regierung 
zu bemächtigen, worauf der Kaiser den 'Othmän von seinem 
Hofe verbannte. Dieser irrte nun in den Berger umher, bis 



— 57 — 

er Gelegenheit fand, dem Kaiser auf der Jagd zu begegnen; 
er ging auf ihn zu und setzte ihm auseinander, dass der Doll- 
metsch ihn belogen habe. Er wurde jetzt wieder in Gnaden 
aufgenommen und 'Amr ben bafna erhielt vom Kaiser schrift-* 
lieh den Befehl, die Cureischitischen Kaufleute in Syrien, soviel 
als 'Othm&n verlangte, ins Geföngniss zu werfen. Dies geschah, 
indess wurde *OthmAn bald darauf vergiftet und damit die ganze 
Sache beigelegt. 



Beschreibiuig der Stadt Hekkt. 

§. 53. Die Stadt Mekka hatte zur Zeit Muhammeds ihre 
völlige Ausdehnung erhalten und man unterschied darin sowohl 
nach der äusseren Lage, als noch mehr nach den Familien, 
die sie inne hatten, zwei Haupttheile; der eine ol-bathä oder 
el-bitäh d. i. die Niederung, auch el-dftchila die innere 
Stadt genannt, hatte die Ka'ba zum Mittelpunkte und erstreckte 
sich aufwärts bis an den Damm der Banu 'Gumah und abwärts 

m 

bis zu der Strasse der Kornhändler (el-hannAtün). Hier wohn- 
ten die edleren Geschlechter der Cureisch, wegen ihrer näheren 
Verwandtschaft mit Cugeij, dem Gründer der Stadt, deren 
Stammbaum, mit Ausnahme einer einzigen Familie, nicht über 
die Linie von , dessen Grossvater Ka*b ben Luwey ausweicht. 
Sie sind: Häschim ben *Abd Manäf, el-Muttalib ben 'Abd Ma- 
näf, el-HArisch ben 'Abd el-MuUalib, Omajja ben *Abd Schams 
ben 'Abd Manäf, Naufal ben 'Abd ManM, Asad ben 'Abd el- 
'Uzzäy 'Abd el-Där ben Cugeij, Zuhra ben Kiläb, Teim ben 
Murra, Machzüm ben Jacadha ben Murra, 'Adi ben Ka'b, Sahm 
ben 'Amr, Gumah ben 'Amr und die entfernter verwandten el* 
Härisch ben Fihr. Der andere Haupttheil, el-dhawähir die 
äussere Stadt, seitwärts und in dem höher gelegenen Theile 
des Thaies, umfasste die Wohnungen der niedern Geschlechter' 
M&Iik ben Hisl, Ma'tf ben 'Amir ben Luweij, Munkids ben 'Ämir 
ben Luweij, Nizftr ben 'Amir ben Luweij, SAma ben Luweij, 
Teim el-*Adram ben Gälib, Muhärib ben Fihr, el-HArisch ben 
Abdallah ben Kinäna, Banu 'Ai'dsa von Chuzeima ben Luweij 
und Banu Bunäna von Sa'd ben Luweij. Mehrere Jahrhunderte 
hindurch haben diese Geschlechter dieselben Wohnungen be- 



— 58 — 

hauptet, etwa mit Ausnahme von denen, welche bei der Flucht 
Muhammeds ihre Häuser preisgaben und sich in Medina nie- 
derliessen, und el-Azraki hat uns eine vollstdndigo Uebersidkt 
hinterfassen , wie die einzelnen Familien zu Muhammeda Zeit 
und zu Anfange des dritten Jahrhunderts in den verschiedenea 
Stadtvierteln verlheilt waren. 

§. 54. Das Viertel der Banu *Abd el-MuUalib ben Hftschia. 
Dies ist das Haus, welches dem Ihn Suleim el-Azrak gehörte, 
neben demjenigen der Banu Marhab; es kam an Ismft'il ben 
Ibrahim el-Hagab( und liegt dem Hause des Huweitib ben 'Abd 
el-'Uzzä gegenüber bis ans Ende des Hauses des Ibrahim ben 
Muhammed ben Talha ben Abdallah. Im Einzelnen bewohnte 

• • • 

el-Härisch ben *Abd el-Muttalib das äusserste Ende des Besitz- 
thums und dies ist das Haus, welches Ihn Abul-Kulfth el-Ba^ 
gekauft hat. Hieran grenzt die Gasse des Ihn Jtisaf und ein 
Theil von dem Hause des Ibn Jüsuf gehörte dem Abu T4lib, 
der andere war das Geburtshaus des Propheten und 
gehörte mit seiner Umgebung dessen Vater Abdallah ben 'Abd 
el-Muttalib und bei seiner Flucht eignete es sich sein Vetter 
'Aktl ben Abu T^iib an. Hieran stösst das Besitzthum des 
'Abbäs ben *Abd el-Muttalib, das ist das Haus der Chäli^a^ der 
Sklavin der Cheizurän, dann das Besitzthum des Hucawwam 
ben 'Abd el-Muttalib, das ist das Haus der Tallüb, der Sklavin 
der^Zubeida. Zuletzt kommt das Besitzthum des Abn Lahab, 
das ist das Haus des Abu Jazfd el-Lahabi. Mehrere Makkaner 
erzfthlen, dass die Gasse des Ibn Jüsuf dem HAschim ben 'Abd 
Manäf auschliesslich gehört habe; 'Abd el-Muttalib habe noch 
bei seinen Lebzeiten, als er erblindete, sein Besitzthum unter 
seine Söhne getheilt und so sei dem Propheten das Erbtheil 
seines Vaters Abdallah ben 'Abd el-Huttalib zugefallen, el- 
'Abbfts ben 'Abd el-Huttalib besass auch noch das Haus zwi- 
sehen el-(^afft und el-Marwa, welches die Söhne des Müsä ben 
'Isä innehaben neben dem Hause des 'Ga'far ben Suleim&n, und 
dieses Haus des 'Abbfts ist das angestrichene, neben welchem 
das Zeichen steht, wo man in der Richtung von el-Harwa nach 
el-Qafft anfängt zu laufen; es soll schon dem H^him ben 
'Abd Manftf gehört haben und an der Ecke desselben befinden 
sich zwjßi grosse Steine, welche die beiden Götzen Isdf and 
Ndila gewesen sein sollen. Dieser Familie gehörte. auch noch 



— 59 — 

das Haus der Umm Häni, Tochter des Abu Tälib, bei den 
Kornhändlern neben dem Thurme, welches bei dem letzten 
Umbau unter el-Hahdi im J. 167 zur Moschee gezogen wurde 
($. 169). 

Unter dem Schutze der Banu Häschim stand eine Familie 
der Chuz&'a^ von Muleih ben 'Amr ben Luhey abstammend^ 
und hatte ihr besonderes Viertel^ welches zu Muhammeds Zeit 
▼on eI<*Aswad ben Chalaf el-Chuzä'f bewohnt wurde, dann an 

dessen Vetter Talha el-TaIhflt kam und zuletzt von Abdallah 

• • • • 

ben el-Cäsim ben 'Obeida ben Chalaf el-Chuzä'i an iSa'far ben 
Jahja el-Barmaki für 100,000 Dinare verkauft wurde ; worauf 
Hammäd el-Berberi unter Härün el-Raschid dasselbe abbrechen 

• 

und an die Stelle die Wohnung für die Emire von Mekka 
bauen liess; daneben war das Quartier der htid&dsaifi Schuh- 
macher. Den Banu Muleih gehörte auch das dar el-lddr Kes- 
selhaus auf der Gasse der a^h6h el^schirac Hosthändler, wel- 
ches Abd el-Rahman ben el-Cdsim, Bruder des eben genannten 
Abdallah, für 20,000 Dinare an el-Fadhl ben el-Rabt' el-Bar- 
maki verkaufte; ferner das Haus der Umm Ibrahim auf der 
Schuhmacher-Gasse, auch das Haus des Aus genannt, welches 
Mu'äwia von ihnen kaufte; auch das Haus des Ibn Mahan eben 
da und ein Haus am Eingange in das Thal Ibn 'Amir. Der 
Familie des Haktm Ibn el-Aucag el-Sulemi, welche ebenfalls 
unter dem Schutze der Bdnu Hdschim stand, gehörte das nach- 
her so genannte Haus Hamza auf der Strasse el-Suweica und 
das Haus Dirham daselbst. Das Haus der Banu 'Otwära ben 
'Ämir, von den Banu Bekr ben 'Abd Manät ben Kinäna, kam 
in den Besitz des 'Amr el-Aschdak ben Sa'fd ben el-'A^i. 

S. 55. Das Viertel der Banu el-Muttalib ben 'Abd Manäf 
lag am Eingange des Thals Ibii 'Amir und wurde noch von 
Keis ben Machrama ben el-Muttalib bewohnt; auch das Haus 
des 'Amr ben Sa'td ben el-'Agi hinter dem des Sa'td soll ihnen 
gehört haben, wahrscheinlicher aber war es im Besitz der 
Banu Bekr, mit denen Sa'td verwandt war und von denen er 
es kaufte. — Ihre Schutzgenossen, die Familie des 'Otba ben 
Farcad el-Sulemf, wohnten bei el-Marwa an der schwarzen 
Ecke des Marwa in dem angestrichenen Hause el-Haraschi, und 
die Gasse Abu Meisara heisst auch Haus Ibn Farcad. 

§. 56. Das Viertel der Banu 'Abd Schams ben 'Abd Ma- 



- 60 - 

näf. Die Wohnung des Abu SuQän ben Harb lag „zwischen 
den beiden Häusern^ (§. 57) und kam später in den BesiU 
der Reita, Tochter des Abul-*AbbAs, Gemahlin des Chalifen el- 
Mahdi. Bei der Einnahme Mekkas sagte Muhammed: wer das 
Haus des Abu Sufj^n betritt, ist sicher (§. 105). Der Chalif 
'Omar ben el-ChatUb kam einst auf einem Geschfinswege, der 
ihn in die obere Stadt führte, an dem Hause des Abu Sufjiüi 
vorüber, als dieser damit beschäftigt war, sein Gamet mit Pech 
za beschmieren; er bemerkte vor dem Hause Steine, welche 
Abu Sufj4n wie eine Verkaufsbude hergerichtet hatte, wo er 
des Morgens im Schatten sitzen konnte. Da fragte ihn 'Omar: 
was ist das für eine neue Anlage, die du da auf dem Wege 
der Pilger gemacht hast? Er antwortete: eine Bude, wo wir 
des Morgens im Schatten sitzen. Sprach 'Omar: wenn ich 
zurückkomme, muss das hier wieder weggeräumt sein. Er 
ging dann seinem Geschäfte nach und als er wiederkam, stand 
die Bude noch an ihrer Stelle; da sagte er: habe ich dir nicht 
gesägt 9 dass dies weggeräumt sein müsse, wenn ich zarück- 
käme? Abu Sufjän erwiederte: ich warte nur, o Fürst der 
Gläubigen, dass einer von unsrer Dienerschaft käme, am es 
wegzuräumen. Sprach 'Omar: ich heisse dir, dass du es ei- 
genhändig wegräumst. Ohne zu widersprechen nahm jetzt Abo 
Sufjän die Steine auf seine Schulter und trug sie ins Haus. 
Seine Frau Hind bint 'Otba kam heraus und sprach: o Omar! 
einem Manne wie Abu Sufjän heissest du eine so saure Arbeit 
und lassest ihm nicht einmal Zeit, bis einer von seiner Diener- 
schaft kommt ? Da schlug er mit «einem Stocke auf ihren lieber- 
wurf, worauf Hind erwiederte : hättest du das zu einer anderen 
Zeit gethan, so würden sich die Ahäbtsch ($. 47] versammelt 
haben. Als Abu Sufjän die Steine weggerämt hatte, wandte 
sich 'Omar nach der l^ibla und sprach: „Gelobt sei Gott, der 
den Islftm und seine Anhänger stark gemacht hat! 'Omar ben 
el-Chatt Ab , einer von den Banu 'Adi ben Ka'b , befiehlt dem 
Abu SufjAn ben Harb, dem Häuptling der Banu 'Abd ManAf zu 
Mekka, da gehorcht er ihm^. Damit ging er fort. — Einst 
stand Abu Sufjän auf dem Damme in der Schuhmacher- Gasse 
und sprach, indem er mit dem Fusse auf die Erde stampfte: 
/Otba ben Farcad behauptet, dass ich mein Besitzthum von 
dem seinigen nicht unterscheiden könne; ihm gehört das 



— 61 — 

Schwarze von el-*Marwa und mir das Weisse, und mir geliört 
alles von dem Platze, wo ich hier siehe, bis an den Hügel 
TugnA bei el-Täif.<< Als 'Omar dies erfuhr, sagte er: Abu 
SufjAn ist ein alter Tyrann, Niemand hat ein Recht auf etwas, 
ausser auf das, was seine Mauern umschliessen. 

§. 57. Mu*Awia baute in Mekka mehrere Häuser, unter 
anderen sechs in einer Reihe ohne Zwischenraum, deren erstes 
das weisse Haus auf el-Marwa, dessen Thür nach der Seite 
von el-Marwa hin ist mit der Fronte nach der Hauptstrasse 
„zwischen den beiden Häusern^; es hatte einen Durchgang 
nach dem Berge des Deilomiter, welcher immer benutzt wurde, 
bis es el-'Abbäs ben Huhammed ben 'Ali zu einer Familien- 
Stiftung machte und den Durchgang zumauern Hess. Es erhielt 
den Namen „weisses Haus^, weil es mil Gyps gebaut und dann 
damit angestrichen war, sodass es ganz weiss war. Das da- 
neben stehende „bunte Haus^ umzog Mu'äwia mit einer Mauer; 
den Namen hatte es davon, weil es von rothen Backsteinen 
mit weissem Gyps gebaut war; el-Gitr!f ben 'AtÄ hatte eine 
Familienstiftung daraus gemacht, es wurde ihm aber abgenom- 
men und die Stiftung ist aufgehoben. An das bunte Haus stösst 
das Ueius el-mar agil der Kochtöpfe, so genannt', weil Mu'dwia, 
der es von der Familie des Muammal gekauft haben soll, darin 
in messingernen Kesseln zur Wallfahrtszeit für die Pilger und 
auch im Monat Ramadhän Speisen kochen liess. Suleimän bea 
'Ali, Statthalter von Ba^ra unter el-Manpür, in dessen Besitz 
es kam, machte daraus eine Stiftung, für seine Nachkommen. 
Nach anderen gehörte das bunte und das weisse Haus der Fa- 
milie des Asid ben Abul-Ig ben Omajja, und Mu'äwia kaufte 
beide von ihr. Neben dem Hause der Kochtöpfe steht das des 
Babba d. i. Abdallah ben el-Härisch ben Naufal ben el-Hdrisch 
ben 'Abd el-Muttalib auf der Ecke des Dammes 'Omars, wel- 
ches nachher an 'Isä ben Mftsä, Statthalter von Küfa unter dem 
ersten 'Abbasiden, kam. Hierauf folgte das Haus des Suleim 
ben ZijAd, dann das Badehaus, zwischen beiden liegt die Feuer- 
gasse. Das Badehaus soll dem Abdallah ben 'Amir ben Kureiz 
g^ehört haben und von Mu'äwia gegen eins in dem Thale Ibn 
'Amir, welches nach diesem Abdallah benannt ist, umgetauscht 
sein. Ihm gegenüber liegt das Haus Räbiga, von wo^man ai^f 
die Häuser der Banu Gazwän sieht am Fusse des Hügels Ma^- 



- 62 — 

kala*). Dann das Haus der Familie des Aus el-ChuzA'i, wei- 
ches Mu*dwia von ihr kaufte und neu bauen liess; der Eingang 
ist von der Schuhniacher-Gasse und es hiess In der Folge das 
Haus der Saisabtl^ Mutter der Zubeida. Das Haas des Sa'd, 
d. i. Sa*d der kurze, ein Freigelassener des Mu'äwia, welcher 
es von bunten Steinen erbaute und mit Bildern in Stein ver- 
zierte; es hatte einen Durchgang, den man für Lastthiere imd 
hoch aurgethürmte Sachen benutzte^ wenn man von der Strasse 
el-Suweica nach el-Marwa wollte, da zwischen ihm und dem 
Hause des 'Isä ben 'Ali und der Salsabtl nur eine enge Gasse 
war. Als es in den Besitz des Abdallah ben Mdiik ben el- 
Heitham ei-Cbuzä'i kam, liess er es niederreissen, den Dircb- 
gang durch das Innere zumauern, dann aber statt der engen 
Gasse eine breite Strasse anlegen. Das Haus des 'Isä bes 'AK, 
nachher dem Abdallah ben MAlik gehörig, liegt neben dem des 
'Isä ben 'Ali auf der Fleischergasse, und es wird behauptet, 
dass es dem Sa'd ben Talha ben 'Abd el-'Uzzä el-'Adawi ge- 
hört habe, von dessen Familie es Mu'Äwia kaufte. Das Haus 
el-Scha'b auf der Höhe „zwischen den beiden Häusern^', nach- 
her das Haus der Zing d. i. Aethiopier genannt, soll im Besitz 
der Banu 'Adi oder der Banu 'Gnmah gewesen, von Mu'Awia 
angekauft und neu gebaut sein. Das Haus des 'Ga'far auf der- 
selben Höhe neben dem des 'Amr ben 'OthmAn mit einem sehr 
betretenen Durchgange soll den Banu 'Adi oder den Banu Hd- 
schim gehört haben und von Mu'äwia neu gebaut sein. Das 
Haus der Bachftti-Camelo« auf der Reihe el-Hizdmia, wo Mn'd- 
wias Camele standen, wenn er die Wallfahrt machte, mit einem 
Brunnen, gehörte dann den Kindern des Secretärs Abu Abdal- 
lah. Das Haus der Schmiede auf dem säe el-leil Nacht-Markt, 
gegenüber dem Obst- und Datteln-Markt, in der Gasse, welche 
zwischen dem Hause des Huweitib und dem eines Vetters des 
Sufjän ben 'Ojeina durchgeht, hiess ehedem das Haus des Got- 
tesschatzes; hier wurden Kranke gepflegt und Arme aus dem 
Gottesschatze gespeist; es gehörte zu dem Viertel der Banu 
'Amir ben Luweij, von denen es Mu'Awia kaufte. 



*) Von hier an scheinen die Häaser nicht mehr in ihrer Reihe zu 
folgen, soudern diejenigen, welche Mu'Awia in yerechiedciien Stadttheiten 
ankaafte und zum Theil neu bauen lieas. 



— 63 — 

Die Familie des Harb besass auch das Haus der Lubl^ba 
bint 'Ali ben Abdallah ben 'Abbäs neben den Bogen -Verferti- 
gern, welches dem Handhala ben Abu Sufjän und dessen Fa- 
milie schon in der heidnischen Zeit gehörte. — Das Haus 
des ZijÄd ben Sumajja war ehedem ein freier Platz zwischen 
dem Hause des Abu Sufjl^n und dem seines Sohnes Handhala, 
der davon „zwischen den beiden Häusern'^ hiess, gegenüber 
den Häusern des Sa'id ben el-'Agi und des Hakam ben Abul- 
'Agi; wenn die Caravanen von el-Sarät und el-TM mit Ge- 
treide, Butter und Honig ankamen, wurden die Waaren „zwi- 
schen den beiden Häusern'^ abgeladen und dort verkauft. Als 
nun Mu'Awia den Zij&d ben Sumajja adoptirte, hielt dieser bei 
Said ben el-'Api um dessen Schwester an, wurde aber von 
ihm abgewiesen. Darüber beschwerte sich Zijäd bei Mu'&wia 
und dieser Siagte zu ihm ; ich will dir doch das schönste Viertel 
von Mekka zutheilen und ihm die Aussicht seines Hauses ver- 
bauen. Er überwies ihm jenen freien Platz, wo nun ein neues 
Haus vor denen des Sa'td und eUHakam aufgeführt wurde. Für el- 
Hakam legte noch MarwAn ein gutes Wort ein, sodass vor seinem 
Hause 9 Ellen frei blieben, aber vor dem des Said blieb der Weg 
nur 3 Ellen breit, sodass man ihn nicht einmal mit einer Tracht Holz 
passiren konnte. Das Haus des Zijäd heisst davon auch das Haus 
der Eifersucht. — Zu den Häusern des Hu'äwia gehörte auch 
das Haus des Deilomiters auf dem Deilomiter Berge, so benannt 
nach einem Freigelassenen des Mu'äwia, der es baute. — Das 
Haus des Hamza an dem kleinen Markt, el-Suweica, welche» 
mit dem Besitzthum der Familie Ndfi' ben 'Abd el-Härisch el- 
Chuaä'i in Verbindung steht, kaufte Mu'Awia von der Familie 
des Abul-A'war el-Sulemi und behielt es bis zu der Empörung 
des Ibn el-Zubeir, da nahm es dieser in Besitz und schenkte 
es seinem Sohne Hamza, dessen Namen es dann erhielt; jetzt 
gehört es dem Fiscus. 

$. 58. Das Viertel der Familie des Sa'id ben el-'Api ben 
Omajja. Das Haus des Abu Oheiha Sa'id ben el-'Api neben 
dem des Hakam war schon in heidnischer Zeit ihre Wohnung 
und ihr gehört auch das Haus des 'Amr ben Said el-Aschdak, 
welches sie von einer verwandten Familie der Banu Bekr ge- 
kauft hat. 

§. 59. Das Viertel der Familie des Abul-'A^i ben Omajja* 



— 64 — 

Die Familie des *Othrodn ben 'Aflftn bestss das Haus der 6e- 
Ireidehftndler, weiches nacli seinem Sohne aocb das Hans des 
'Amr ben 'OtbmAn heisst. Einige MeUaner behaupten dass es 
der Familie des SabbAk ben 'Abd el-DAr, andere, dass es der 
Familie des Omajja ben el-Hugtra gehört habe. Eia anderes 
Haas des 'Amr ben 'Othmtin auf der Höhe soll im Besits der 
Familie des CudAma ben Madh*ün el-'Gumahi gewesen seio. 
Der Familie des Hakam ben Abnl- Api gehört das Haas el-lb- 
kam neben dem des Sa'ld ben el-'Api ,,zwischen den bddei 
Häusern'^ am Eingange in die Gasse el -Hakam. Dieses Haas 
el -Hakam soll dem Wahb ben 'Abd Man&f ben Zahra, den 
Grossvater des Propheten Muhammed mütterlicher Seils, gehört 
haben and dem Omajja ben 'Abd Schams als Sühne für einen 
Schlag auf einen empfindlichen Tbeil übergeben sein. Von den 
Banu el-HArisch ben 'Abd Manäf hatte 'Omar ben 'Abd el-'Aztz 
ein Haus gekauft ond liess es auf Kosten des Chalifen el*Wa- 
lid ben 'Abd el-Malik neu bauen, während er Statthalter von 
Mekka und Medina war. el-Waltd starb, ehe der Bau beendigt 
war, und 'Omar liess ihn vollenden, kam dann unter dem Cha- 
lifen Suleimän als Anführer der Pilgercaravane nach Mekka ond 
als er das Haus sah, stieg er nicht darin ab, sondern bestimmte 
es zur Aufnahme der Pilger in der Wallfahrtszeit and im Laofe 
des Jahres, und setzte über diese Schenkung eine von Zeugen 
unterschriebenen Urkunde auf, die in der Schatzkammer der 
Ka'ba bei den Thürhütern niedergelegt wurde, welchen er 
die Aufrechterhaltung der Stiftung anbefahl. Die Pilger wohnten 
dann auch darin, bis alle Besitzungen der Omajjaden von den 
'Abbasiden eingezogen wurden und Abu iSa'far jenes Haus 
dem Thürhüter Jazld ben Man^ür el-Himjari, einem Oheim des 
Hahdi, vermachte. Als aber el-Mahdi zur Regierung kam, 
nahm er es dem Jazid wieder ab und gab es den Kindern des 'Omar 
ben 'Abd el-'AzIz zurück, welche es wiederum zu seinem frfi« 
heren Zwecke den Thürhütern übergaben. Es befand sich 
darin die grosse Lade der Ka'ba und es blieb im Besitz der 
Thürhüter, bis unter Härün el- Raschid die Kinder des Jaztd 
ben Man^Qr ihre Ansprüche daran geltend machten und es 
ihnen wiedergegeben wurde; sie stellten es aber zum Verkauf, 
Uärün kaufte es ihnen ab und gab es den Thürhütern zurück. 
Später nahm es ihnen Hammäd el-Berberi wieder ab. und es 



«W}j 



— 65 — 

blieb Eigenthum der Regierung, bis es endlich durch den Cha- 
lifen el-Hu'ta^im im J. 227 die Kinder des 'Omar ben 'Abd el- 
'Azfz wiedererhielten. — Das Haus desMarwän ben Muham- 
med ben Marwän auf der Höhe war von den Banu Sahm erkauft. 

§. 60. Das Viertel der Familie des Astd ben Abul-'lQ. 
Das Haus des Abdallah ben ChÄlid ben Astd liegt an dem 
oberen Damme, darüber auf der Ecke des Dammes die Woh- 
nung des 'Aitäb ben Astd, welches Abu *Othmän ben Abdallah 
ben Cblilid ben Astd erbte ; zwischen beiden gehi die Gasse 
Ibn Hirbids hindurch. Das Haus hinter dem des Abu 'OthmAn 
in der Gasse mit der Inschrift des Schullehrers Abu 'Omar 
über der Thür haben sie durch Kauf erworben. Die Kinder 
des 'Othmän ben Abdallah ben Ch^lid ben Astd besassen das 
Haus neben dem der Lubäba, welches sie an Hammäd el-Ber- 
beri verkauften; auch gehörte ihnen das Haus el-Härith und 
das Haus el-Hucein in der oberen Stadt am Markte SA'a am 
Eingange in das Thal Ibn 'Amir; dieser el-Hugein war ein 
Sohn des Abdallah ben Chälid. 

S. 61. Das Viertel der Familie des Rabfa ben 'Abd 
Schams. Das Haus des 'Otba ben Rabfa ben *Abd Schams 
zwischen denen des Abu Suijdn und Ibn 'Alcama kam an seinen 
Sohn el-Waltd ben 'Otba, welcher es neu bauen Hess; hier 
wohnte Hakim ben Omajja ben Häritha ben el-Aucag el-Sulemi, 
den die Cureisch zum Aufseher über die Wasserleitungen ge-* 
macht hatten. 'Otba ben Rabl'a besass auch ein Haus an dem 
grossen AgjAd Platze hinter dem Hause des Chälid ben el-'AQi 
ben Hischäm el-Hachzümi^ es ist das Haus des Hüsä ben 'Isä, 
welches zum Badehause für den Chalifen el-Manpür eingerich- 
tet wurde, und soll dem 'Abd Schams ben *Abd Manäf gehört 
haben. — Die Familie des 'Adi ben Rabfa ben 'Abd Schams 
besass das Haus am Eingange zu dem grossen Agjäd, welches 
'Ga'far ben Jahja ben Chälid ben Barmak von der Umm el-Säib 
bint 'Gami' aus der Familie Omajja für 80,000 Dinare kaufte 
und aus bunten Steinen und Platanenholz neu aufbaute. Früher 
war es von Abul-'Ägi ben el-Rabf ben 'Abd el- Uzzä ben 'Abd 
Schams bewohnt, dessen Frau Zeinab, die Tochter des Prophe- 
ten Muhammed, es von ihrer Mutter Chadtga bint Chuweilid 
zum Geschenk erhalten hatte. Hier wurde Omäma bint Abul- 

5 



— 66 — 

'A^i geboren, und als Abul-'A^i nachMedina flüchtete, nabmea 
seine Vettern von dem Hanse Besitz. 

S. 62. Das Viertel der Familie 'Ocba ben Abu Mo'ett. 
Das so genannte Haus el-Haräbidsa von der Gasse, die nach 
den Ziromerleuten führt, neben dem Viertel des Kureiz ben 
Rabfa ben Habtb ben 'Abd Schams, bis zu der Wohnang des 
Abd el-Magtd ben 'Abd eU'Aztz ben Abu Rawwüd, bis zv 
nächsten unteren Gasse, die ebenfalls nach dem ebenen Stadt- 
theile el-bathd führt* bei dem Bade des Gewürzhftndlera Ibn 
Imrän, dies wird das Viertel des Abu Mu*eit genannt. 

§. 63. Das Viertel des Kureiz ben Rabfa ben Habtb ben 
*Abd Schams. Das Haus hinter dem des Abän ben 'Othmio 
von dem Wasserwege bei den Zimmerleuten bis zur Gasse 
Ibn Hirbids und bis zu dem Viertel des Abu Mu'eit, dies war 
das Viertel des Kureiz in der heidnischen Zeit. Seinem Enkel 
Abdallah ben 'Amir ben Kureiz gehörte das Haus in dem Thale, 
welches nach ihm Thal Ibn *Amir genannt wird, von dem Hause 
des Keis ben Hacbrama bis zu dem des Hugeir, hinter diesem 
weiter bis an die Höhe Abu Marhab bis an die Stelle, wo der 
Berg wie eine Statue hervortritt. Diese steht noch wie ein 
Wegweiser und soll ein Merkzeichen zwischen dem Besitzthom 
des Mu'äwia und des Abdallah ben *Amir gewesen sein, sodass 
der Theil rückwärts bis in das Thal dem Abdallah, und der 
vorwärts bis an den Garten des *Auf ben M&Iik dem Ho'Awia 
gehörte. 

$. 64. Die Nachkommen des jüngeren Omajja ben 'Abd 
Schams besitzen das Haus auf dem grossen AgjftJ bei den Vh- 
schern (?], welches das Haus der 'Abia (Frau des 'Abd Schams) 
heisst; dahinter liegt das Haus el-Dauma, welches dem Hftritb 
ben Omajja ben 'Abd Schams gehört. Einige Mekkaner be- 
haupten, es sei Eigenthnm des Abu iGfahl ben Hischäm gewesen 
und er habe es dem Härith geschenkt für ein Gedicht, welches 
er auf ihn gemacht habe; nach anderen soll es Härith ihn 
für einen Schlauch Wein abgekauft haben. Die 'Abaiät (d. i. 
drei Söhne des 'Abd Schams und der 'Abia) hatten noch ein 
Besitzthum auf der Höhe in dem Bezirk der Banu 'Adi, wo 
man den Hügel el-Hazana hinabsteigt (§. 84). — Der Familie 
Samura ben Habtb ben 'Abd Schams gehören zwei Häuser ni 
der unteren Stadt bei den Buden des 'Ancüd, welcher dort 



— 67 — 

Kdpfe von Schlachtvieh feil hält; auch gehört ihr das Hans 
Samara in der oberen Stadt gegenüber dem Thale Ihn 'Amir 
und der Feuergasse auf dem Platze des alten Yiehmarktes. 

§• 65. Das Viertel der Schutzgenossen der 'Abd Schams. 
Das Haus des &ahsch ben Riäb el-Asadi stand an dem Damme 
'Omars, die Frau des JGrahsch war Omeima bint 'Abd el-Muttalib, 
eine Tante des Propheten Muhammed, bei dessen Flucht auch 
die ganze Familie JSahsch nach Mediha zog und ihr Haus in 
Mekka leer stehen Hess. Abu Sufjan ben Harb, unter dessen 
Schutz sie gestanden hatten^ nahm alsbald Besitz davon und 
verkaufte es für 400 Dinare an 'Amr ben 'Alcama el-*Amiri^ 
worüber Abu Ahmed ben tiahsch, der die Färi'a, eine Schwe- 
ster des Harb, zur Frau hatte, ein Spottgedicht machte. Ais 
nun bei der Einnahme von Mekka Abu Ahmed seine Wohnung 
von Hubammed zurückforderte, beruhigte ihn dieser mit dem 
Versprechen, dass er dafür im Paradiese ein Haus erhalten 
werde, was zur Folge hatte, dass nun keiner der Geflüchteten 
auf seine frühere Wohnung Ansprüche erhob, ebensowenig 
als Muhammed selbst seine beiden Hduser^ das von seinem 
Grossvater ererbte, wo er geboren war, und das seiner Frau 
Chadtga, wo er gewohnt hatte, wiederverlangte. Das Haus 
des bahsch kaufte nachher Ja'lä ben Hunja el-Tamimi, welchen 
'Othmdn ben *Afilln zum Statthalter von Qan'ä ernannte, und 
als er abgesetzt wurde und 'Othmän seine Güter einziehen 
Hess, wie er es immer mit den abgesetzten Statthaltern machte, 
nahm er auch von jenem Hau&e Besitz, worin von nun. an 
sein Sohn Abän ben 'OthmÄn immer seine Wohnung nahm^ so 
(tft er zur Wallfahrt nach Mekka kam, sodass es den Namen 
Haus Abän erhielt. — 'Othmän hatte den Ja'lä bei seiner Ab- 
setzung gefragt, wie viele Häuser er in Mekka besässe. Er 
antwortete: Vier. — *OthmAn gestattete ihm, sich eins davon 
auszuwählen und er wählie das Haus des Gazwdn bep iSäbir 
ben Schabtb ben *Otba Y,das mit zwei Vorderseiten^', welches 
in der Nähe der Moschee am Thore der.Banu Scheiba lag. 
Der Urgrossvater 'Otba ben Gazwän hatte dasselbe bei seiner 
Flucht nach Medina dem Omajjfi ben Obeij ben 'Obeida ben 
Hammäm, dem Vater des Ja'iä ben Munja, übergeben, erhielt 
es aber nicht zurück. — Die Familie tiahscb besass auch das 
Haus mit dem Bogenfenster auf der Höhe in dem Bezirk der 

5* 



- 68 — 

Familie Matf bon el-Aswad, welches ihr rar Zeil des liUn 
Kathtr ben el-Qalt abkaatte. 

S. 66. Das Yierlel der Familie eUAzrak ben 'Amr bei 
el-Härith ben Abu Schimr el - Cassini, die ttnter dem Schalte 
des Mug^tra ben Abul-'Ä^i ben Omajja stand. Das Hnoa el- 
Azrak , welches in der Folge zor Moschee hinittgezogen wvde 
(S. 140), halte mit dieser eine gemeinschaftliche Mauer aad 
die Fronte war nach demThore der Banu Scheiba hin; dahialer 
links vom Eingange in die Moschee lag das Haus der Cheira 
bint Sib4* von Cbuz4'a. *Ocba ben el-Azrak liess an der Maner 
seines Hauses nach der Seite der Ka'ba eine grosse Leuchte 
anbringen für die, welche bei Nacht ihren Umgang hiellen. — 
Die Familie el-Azrak besass auch ein Hans bei el-Marwa nebei 

dem des Talha ben Däwüd el-HadhramL Zur Zeit der Eia- 

• • • 

nähme Mekkas hatte Muhammed in diesem Hause ein GescUA 
und el Azrak benutzte die Gelegenheit, ihm vorzusleUeo, dass 
er aus Syrien, wo seine Familie wohnte, nach Mekka gekommen 
sei, um hier seinen beständigen Aurenthalt zu nebmen, er 
wünsche desshalb hier Familien - Verbindungen anzukoQpfea. 
Muhammed stellte ihm hierauf ein Schreiben aus* wmn er 
ihm gestattete, sich und seine Söhne mit jeder beliebigen Fa- 
milie von Cureisch zu verhcirathen, und dieses Schreiben wurde 
in der Familie aufbewahrt, bis es im J. 80 bei der grossen 
Ueberschwemmung ($. 146) mit ihrer ganzen Habe verloren ging. 

S. 67. Das Viertel des Abul-A'war 'Amr ben Sufj&n ben 
el-AucaQ el-Sulemi hftngt mit dem Bezirk der' Familie Nu' 
ben *Abd el-Härlth el-Chuz&'i zusammen und ist mit der Vor- 
derseite auf dem kleinen Markte, el-Suweica, nach dem Brun- 
nen zugekehrt, welcher mitten auf dem Platze ist; es heisst 
jetzt Haus Hamza ($. 57). Das Haus des Ja'lä benMunja ^xkX 
zwei Vorderseiten^ ist oben beschrieben ($.65); es hatte swei 
Eingänge und hier hatten die Gewürzbflndler ihr Lager.. Jalä 
ben Munja besass auch ein Haus bei den Getreidehändlern, 
welches er von der Familie (^oifi gekauft hatte, er wurde aber 
durch die Ameisen daraus vertrieben; später gehörte es der 
Zubeida und hing mit der Moschee zusammen. 

S* 68. Das Viertel der Familie Däwüd Ihn el-Hadhrami, 
unter dem Schutze des 'Otba ben Rabfa. Ihr gehörte das 
Haus Talha bei el-Marwa zwischen denen des Azrak ben 'Aoir 



— 69 — 

el<-68Si$4ni und des 'Otba ben Farcad eI>Sulemi, auch das Haus 
daneben bei der Tbür des Hauses el-Azrak, Haus Haf^a oder 
Haus el-Zaurä genannt. Ferner gehörte zu ihren Wohnungen 
das Haus bei el-Marwa^ welches in der Reihe des Hauses des 
'Omar ben 'Abd el-'Aztz liegt und von diesem bis an die Be- 
sitzung der Umm Anmslr el-Cäria reicht, mit der Fronte nach 
el-Marwa gekehrt, vor welchem die Bader ihren Stand haben. 
Jlamla^ die Tochter des Abdallah ben Abd el-Malik ben Mar- 
wdn und Frau des Abd el-Wähid ben Suleimän ben Abd el^ 

• 

Malik bea Harwftn, hatte es gekauft und eine Stiftung gemacht, 
dass es zu Wohnungen für Pilger dienen solle; im Vorhofe 
war eine Trinkhalle» wo zur Wallfahrtszeit süsses, und salziges 
Wasser ausgeschenkt wurde. Hischftm ben Abd el-Malik Hess 
als Chalif eine eben solche Trinkhalle auf el-Harwa in einem 
Zelte an dem Platze el-JSunbud anlegen, wo ebenfalls zur 
Wallfahrtszeit Wasser ausgeschenkt wurde, und nun verbot 
Mahmud ben HischAm ben Ismä'tl el-Machzümi, Oheim des Hi<- 
schäm ben Abd el -Malik und damals Commandant von Mekka, 
der Ramla bint Adallah ihre Getränke auf el~Marwa zu verab- 
reichen. Hierüber beschwerte sie sich bei ihrem Oheim Hi- 
schäm ben Abd el- Malik und dieser schrieb ihr zurück, dass 
sie nach beendigter Wallfahrt nach der Rückkehr der Pilger 
von Minä Wasser austheilen dürfe. Dieses Haus mit der Trink- 
balle der Ramla, zu dessen Unterhaltung sie noch Stiftungen 
in Syrien machte, bestand und die Pilger wohnten darin, bis 
es beim Untergange des Chalifats der Banu Marwän eingezogen 
wurde. — Das Haus am Damme des Abdallah, wo die Esel- 
treiber ihren Stand haben, und welches mit der Wohnung der 
Familie JSahsch ben Riäb in Verbindung steht, bestand aus kleinen 
Hflusern, die einigen Leuten von el-Azd gehörten, welche el- 
Barähima hiessen, in el-Sarät ihren Wohnsitz hatten und 
Schützlinge der Familie lUarb ben Omajja waren; Chälid ben 
Abdallah el-Casri kaufte sie ihnen ab und das Haus führte 
seinen Namen, bis es eingezogen wurde. 

§. 69. Das Viertel der Banu Naufal ben *Abd Manäf. 
Ihnen gehörte das Haus des iSabeir ben Mut'im zwischen el^ 
(^afä und el-Marwa^ welches el-Mahdi zur Erweiterung der 
Moschee von ihnen kaufte; ein Theil desselben wurde zur 
Moschee gezogen , der ander« Theil blieb ein freier Platz, bis 



— 70 — 

ihn JSaYar ben Jahji et-Barmaki sich aneignete niid daraaf eia 
Haus bauen Hess. Dann nahm es ihm Hammäd el-Berberi ab, 
liess es aussen mit Marmor und Muscheln, innen mit KrystaUea 
und rothem und gelbem Glase verzieren, und daher erhielt es 
den Namen Krystallhaus. Das Haus der Tochter des Caradba, 
welches ihnen auch gehörte, wurde gleichfalls zur Moachee ge- 
zogen. — Ein anderes ihrer Häuser neben dem des Ihn 'Al- 
cama, welches dem Näfi' ben 'Gubeir allein gehörte, kaufte ei- 
Fadhl ben el-Rabf von dessen Familie und liess es neu bauea; 
dies ist es, welches verbrannte bei den Apothekern. — Das 
Haus des 'Adi ben el-Chijär ben 'Adi ben Naufal stand nebea 
dem Zeichen, wo diejenigen, welche den Gang von el-Marwa 
nach el-Qafä machen, anfangen zu laufen. Es wurde xn aiil- 
den Zwecken bestimmt und der Familie Chijär ben 'Adi endere 
Häuser für denselben Preis gekauft, die sie noch bewohnen. 
Ebenso ist es geschehen mit dem Hause des Walld ben Abul- 
Husein ben el-Hanth ben 'Amir ben Naufal. 

$. 70. Das Viertel der Schützlinge der Bann Naufal bea 
Abd Manäf. Das oben beschriebene Haus des 'Otba ben Gaz- 
wän „mit zwei Vorderseiten^' wurde zur Moschee gezogen. — 
Das Haus des Hiigeir ben Abu Ihäb bea 'Aziz ben Keia ben 
Abdallah ben Darim el-TamSni gehörte vor ihm der Familie 
Ma'mar ben Hitl el-tiumahi und hat zwei Tbüren, die eine 
nach dem Eingange in die Ku'eiki'än-Strasse , die andere nach 
der Strasse, welche auf die Moschee zu nach dem Ka'eiki'4n- 
Thore führt; dann kaufte es Jahjä ben Chälid benBarroak von 
der Familie Hugeir für 36,000 Dinare und es ist mit dem Un- 
tOTgange der Barmakiden dem Fiscus verfallen, sodass es jetzt 
dem Sultan gehört. 

$. 71. Das Viertel der Bann el-Harith ben Fihr liegt 
hinter dem Hügel el-Caradh zwischen dem Viertel der FamiUe 
Murra ben 'Amr el-tiumahi und dem Vk^ege, welcher der Fa- 
milie Wabi^a gehört neben dem Canale. el->Dhahh&k hen JKeis 
el-Fibri besass das Haus zwischen dem der Familie 'Afif el- 
Sahmi und dem Besitz der Familie el-Murtafi\ Die Bann Cu- 
räd von Fihr bewohnen das Haus am Damme der Banu &u- 
roah, weicher nach ihnen auch Damm Gurad genannt wird 

S. 72. Das Viertel der Banu Asad ben 'Abd eWHuL 



— 71 — 

Humeid ben Znhoir bewohnte das Haus hinter der Ka'ba, wel* 
ches mit der Moschee zusammenhing; es beschattete Abends 
die Kaba und wurde am Morgen von ihr beschattet; unter 
Abu iSa'far wurde es zur Moschee gezogen. Das Haus des 
Abul-Bachtari ben Häschim ben Asad ist in das der Zubeida 
bei den Getreidehändlern aufgenommen, worin desshalb auch 
der Brunnen des Aswad ben el-Muttalib ben Asad eingeschlos- 
sen ist. Auf der Strasse el-Hizftmia gehören ihnen das Haus 
des Zubeir ben el-'Awwäm und das des Haiiim ben Hizäm: in 
dem letzteren war die Wohnung der Chadiga bint Chuweilid, 
der Frau des Propheten Muhammed, mit einer Vorhalle und 
einem Garten, aus dem man durch eine Thür auch in das 
Haus des Zubeir gelangen konnte. Hier wohnte Muhammed 
seit seiner Verheirathnng und hier wurden alle seine Kinder 
geboren ; bei seiner Flucht nahm sein Vetter Mu'atlib ben Abu 
Lahab von dem Hause Besitz und verkaufte es später für 100,000 
Dirhem an Ma'4wia. Abdallah ben el- Zubeir besass die drei 
in einer Reihe liegenden Häuser am Berge Ku'eiki'an, welche 
die Häuser des Zubeir genannt werden, sie gehörten aber 
nicht dem Zubeir, sondern Abdallah hatte sie von der Familie 
'Aflf ben Nubeih el-Sahmi gekauft. Ein Theil davon hiess die 
Wohnung des Zing d. i. AethiopierSi weil ein Aethiopischer 
Sklav des Abdallah darin wohnte. In dem Hauptgebäude Hess 
er einen Brunnen graben und durch dieses Haus führt ein 
Weg nach dem rothen Berge zu einem freien Platze, cararat 
el-madhä genannt, wo die Mekkaner zum Ball- und Kreisel- 
Spiel sich zu versammeln pflegen. Dem Abdallah ben el- Zu- 
beir gehörte auch das Hau^ el-Cbusefaeni an dem Ku'eiki'än 
und das Haus der BachlUi'^ Garnele , die dort in den Stallungen 
untergebracht wurden, wenn sie mit den Zufuhren aus 'Ir4k 
kamen ($. 89); es lag 2;wischen dem Hause el-A^ala und denn 
Versammlungsbause ; daneben stand 0in Haus, worin der öffent- 
liche Schatz von Mekka aufbewahrt wurde, «ins der Häuser 
der Banu Sahm, welches Abd ^l*<Malik ben Marwän nach dem 
Tode deslbn el-Zubeir sich aneignete; es wurde dann zu dem 
Hause el-Agala hinzugezogen, als es Jak}in ban Müsä für el- 
Mahdi nen baute, und das Bachäti-Haus wurde nachher als 
Regierungsgebäude die Wohnung des Postmeisters. Mug'ab 
ben el-* Zubeir besass neben dem Hause el-'Agala die beiden 



— 72 -^ 

Häuser, welche dem Chatt&b beii Nufeil, dem Valer des Chi- 
lifen 'Omar, gebort hatten. Das Haus el-'Agala halle Abdal- 
lah ben el-Zubeir von der Familie Sumeir ben Maubaba et- 
Sahmi gekauft und es erhielt den Namen , weil mil grosser 
Eile ('agala) Tag und Nacht daran gebaut war, oder nacbaa-. 
deren, weil die Steine dazu auf Wagen fagala) mit Camelcn 
und Ochsen herbeigeschafit waren. 

S. 73. Das Viertel der Banu Abd el-Dftr ben CuQeij. Das 
allgemeine Versammlungshaus , die Wohnung des Ca^eij ist 
oben ($. 24) beschrieben, es blieb im Besitz der Familie, bis 
es von Ihn el-Bahtn el- Abdari an Mu'äwia für 100,000 Dirheo) 
verkauft wurde, und wie es nach und nach der grossen Mo- 
schee einverleibt wurde, wird weiter unten ($. 127) ernfthit 
werden. In dem daneben stehenden Hause des Scheiba ben 
'Othmdn wird der Schatz der Ka'ba aufbewahrt; es war die 
Wohnung des Abu Talha Abdallah ben 'Abd el- Uzzä ben Olh- 
mdn ben Abd el-Där und hat eine Thtir nach der grossen 
Moschee. — Ein anderes Viertel beginnt am Berge Scheiba 
hinter dem Hause des Abdallah ben MAlik ben el-Heitham el- 
Chuzft'i und erstreckt sich bis an das Haus des Azrak ben 'Amr 
ben el-Hftrith el-Gassdni, bis an den Abfluss von der Hoch- 
ebene auf dem Berge Scheiba, bis an das Haus des Dirhem 
und den Bezirk der Banu el-Murtafi*, dies alles gehört den 
Banu Scheiba ben 'Othmdn; auch das Haus des Abdallah ben 
Mdlik soll ihnen gehört haben und von Sa'd ben Aba Talha 
an Mu'Äwia gekommen sein. Das Viertel der Banu el-Murtafi' 
am kleinen Markte bis an das kleinere Haus des Ihn el-Zubeir 
am Ku*eiki'ftn soll der Familie el-Nabbäsch ben Zurära el-Ta- 
mfmi oder nach anderen dem Abul-Haggdg beb 'Ildt el-Su<- 
lemi gehört haben, der es durch 'seine Frau Fdtima bin! el- 
H&rith ben 'Alcama ben Kaiada ben Abd Man&f ben Abd el- 

• 

Ddr erhielt, und als er flüchtete, eigneten es sich seine Ver- 
wandten an. Ausserdem soll das Haus des 'Amr ben 'Othmäo 
bei den Getreidehdndlem. der Familie el-Sabbäk ben Abd el- 
Dftr gehört haben, oder nach anderen dem Abu Omajja ben 
el-Mugtra el-Machzümi. 

$. 74. Das Viertel der Schützlinge der Banu Abd el-Dftr 
ben Cu^eij. Die Familie Näfi' ben Abd el-Hirith el-Chuzft'i be- 
wohnt das Viertel, welches mit dem Hause des Scheiba ben 



— 73 — 

'Othmdn und dem Versa mmlungshause in Verbindung steht, bis 
an das Haus des Hamza am kleinen Markte und weiterhin bis 
an die Strasse, wo man nach dem Hause des Abdallah ben 
MÄlik und el-Marwa kommt; durch diese Strasse wird ihr Vier- 
tel bei der Wohnung der Umm Ibrdhtm im Hause des Aus be- 
grfins^t und es schliesst den Besitz der Familie Huleih ein, wel- 
cher an Ibn Hdhdn gekommen ist 

S* 75. Das Viertel der Banu Zuhra. Sie besassen neben 
dem Hause des Ja'lä ben Munja ^mit zwei Vorderseiten^ eine 
Wohnung, die zur grossen Moschee gezogen ist; dann das 
Haus des Machrama ben Naufal bei el-Marwa, welches an Isi 
ben 'Ali gekommen ist. Der Besitz der Familie Azhar ben 
'Abd 'Auf, am Eingange in die Gasse der Gewürzhändler, ist 
noch in ihren Händen, aber das Haus des 'Auf ben 'Abd 'Auf, 
des Vaters des Abd el-Rahman ben 'Auf el-Zuhri, in der ge- 
nannten Gasse ist an iSa'far ben SuleimAn übergegangen. 

$. 76. Das Viertel der Schützlinge der Banu Zuhra. Das 
Haus der Cheira bint SibÄ' ben 'Abd el-'Uzzä aus der Familie 
Moleih von Chuzä'a stand in Verbindung mit den Häusern des 
iSubeir ben Mut'im und el-Azrak ben 'Amr el-Gassdni, und 
wurde zur Moschee gezogen; die Gassänier hatten auch ein 
Haus; welches an die des Aus und des 'Isä ben 'Ali anstioss, 
worin die Schuhmacher wohnten ; es wurde nach Ibn 'A^im be- 
nannt und die vordere Seite kam an JSa'far ben Abu iSa'far, 
dann kaufte es Härün el-Rasch!d ; die hintere Seite hat die Fa- 
milie 'A^im behalten. 

§. 77. Das Viertel der Familie Cäridh el-Cftri ist das so 
genannte dar el^chuld bei den Apothekern zwischen 8l-(^afft 
und el-Marwa; es wurde von Hftrün el-Raschtd angekauft und 
von HammÄd el-Berberi neu gebaut und später für die Mutter 
des Chalifen el-Muctadir eingerichtet zwischen den Häusern der 
Familie el-Azhar und el-FadhI ben el-Rabf. 

S. 78. Das Viertel der Familie Anmär el-Cäri ist nach 
el-Marwa zugekehrt bei den Schlauchhändlern von dem Vier- 
tel der Familie el-Hadbrami bis an den Platz des 'Omar ben 
el-Chattftb gegenüber der Fleischer- Gasse, welche nach dem 
Hause des Abdallah ben MAlik führt. Die Fronte dieses Vier- 
td steht „zwischen den beiden Häusern^ bei den Verfertigern 
der Steintöpfe und darin war die Wohnung der Umm Anmär 



— 74 — 

el-Cdri, einer ehrbaren klugen Frau, zu der sich die Coreiscb 
auf den Vorplatz ihre« Hauses setzten um sich mit ihr zu un- 
terhalten; auch Muhammed soll dies geihan haben. ^Zwischen 
den beiden Häusern^ bei den Töpfern steht eine kleine Mo- 
schee, worin Muhammed gebetet haben soll. Einen Theii die- 
ses Viertels kaufte el-Sari ben Abdallah ben Kathtr ben 'Ab- 
bds, während er Commandant von Mekka war, und als er in 
Ungnade fiel und abgesetzt wurde, nahm es der Chalif Aba 
tia'far in Beschlag; auch einige Omajjaden hatten einen Ao- 
lheil daran, der ihnen abgenommen wurde und das übrige 
kaufte Abu iSa'far von Leuten aus der Familie el-CAri, sodass 
es jetzt der Regierung gehört mit Ausnahme eines Stückes, 
welches ein Sohn des Hammäd el-Berberi und der Secretlr 
Jahjä ben Suleim besassen, dies kaufte Ihn Imrän ei-Nacha'i, 

dann kam es an Abd el-Rohman ben IshAk, den Cftdbi von 

• • • * 

Bagdad. 

S* 79. Das Viertel der Familie el-Achnas ben Scharik. 
Das Haus des Achnas auf der Gasse der Gewürzhändler er- 
streckt sich von dem Hause, welches Hammlid el-Berberi ftlr 
H&rün el- Raschid baute, bis nach dem Kesselhause, welches 
dem FadhI ben el-Rabt' gehörte; es stammt noch aus derheid^ 
nischen Zeit« Die Familie el-Achnas hat auch ein Besitzlbum 
auf dem Nacht-Markt säe el'^leil bei den Schmieden, dem Hause 
el^Hawftr gegenüber, durch Kauf von den Banu 'Aniir ben 
Luweij erworben. 

$. 80. Das Viertel der Familie 'Adi ben Abul-^^amra a)- 
Thakefi. Ihr gehört aus der Heidenzeit her das Haas hinter 
dem des Ihn *Alcama auf der Gasse der Oelhdndler, welches 
nach der Familie 'A^im benannt wird, von dem Keasalhause, 
welches dem Fadhl ben el-Rabi' geb^ört, bis zu den Hauae der 
Chadtga, wo Muhammed wohnte. 

S. 81. Das Viertel der Banu Teim. Die Wohnung des 
Abu Bekr lag auf der Strasse der Baau JSumali ; von hier aus 
trat Muhammed seine Flucht nach Medina an. Das Haus des 
Abdallah ben Gad'&n war nach dem Wasserwege zugekehrt an 
den Eingängen der . beiden Strassen des grossen und kleinen 
Agj&d-Platzes; hier wurde das Büadniss hilf el-fudhül ($.50) 
geschlossen. Bei der Erweiterung der Moschee wurde der 
Wasserweg an jener Stelle zu derselben hinzugezogen und 



— 75 — 

• 

selbst dann weiter zurück an die Stelle jenes Hauses verlegt; 
es standen dort an dem Wasserwege noch mehrere Hlluser, 
es ist aber von allen nur ein Stück des Hauses des Ibn tiud'An 
stehen geblieben und dies ist jetzt die Wohnung des Ibn 'Azdra. 
Die Familie el-Muleiki d. h. die Nachkommen des Abu Mu- 
leika ben Abdallah ben 'Gud'An, hatte dann ihre Wohnung bei 
den Webern neben dem Hause des 'Abb4s ben Muhammed bei 
den Wechslern. — Ihnen gehörte ferner die Besitzung des 
Abu Hu'äds bei el-Marwa und 'Othmän ben Abdallah ben 
'Othmdn ben Ka'b ben Sa'd ben Teim ben Murra hatte ein Ei* 
genthiun an der Strasse nach dem AgjAd - Platze , welches zu 
dem Wasserwege gezogen ist. Das Haus Dirhem am kleinen 
Markte haben sie durch Kauf erworben. 

$. 82. Das Viertel der Banu Machzüm und ihrer Schütz- 
linge. Die Häuser am grossen und kleinen AgjÄd- Platze von 
dem Wasserwege bis ans Ende, mit Ausnahme der eben er- 
wähnten Wohnungen der Banu tiud'än und des 'Othmän el-- 
Teimi, gehören den Banu el-Mugtra ben Abdallah ben Omar 
ben Machzüm; davongehen nur ab das Haus desSäüb, genannt 
saktfa d. i. Ruhebank, und das Haus des 'Abbäs ben Muham- 
med bei den Wechslern, die zu dem Viertel der Banu 'Abid 
von Machzüm gehören. Die Familie Habbar hat bei ihnen ein 
Besitzlhum am kleinen Agjäd; dieser Habbär stammte von Asad, 
war im Heidenthume als Kind von el-Walid ben Mugtra adoptirt 
und erhielt von ihm das Grundstück zwischen dem Viertel des 
Chaltd ben el-'Ägi ben Hischäm und dem Hause des Zuheir 
ben Abu Oniajja. Auf dem grossen AgjAd lag auch noch das 
Haus der 'Abia ($. 64). Von den Banu Machzüm besass Hi- 
schliai ben el- Mugtra das Haus des Chälid ben el-'A^i ben 
Hiscfaäm und das Haus el-dawma d. i. Palmenhaus; in dem 
letzteren wohnte Abu 'Gahl ben Hischäm und es erhielt seinen 
Namen davon, dass eine Tochter des AbuI-'Addä, eines Frei- 
gelassenen des Chälid ben el-'Ä^i, mit Dattelkernen spielte und 
eines derselben vergrub, indem sie sagte: „das Grab meiner 
Puppe''. Da Wasser darüber floss, ging der Kern auf und es 
wuchs eine hohe Palme daraus. Das Haus des Abu 'Gahl ist 
das, worin Hischäm ben Suleimän wohnte, und der FauHÜe die- 
ses Hischäm gehörte auch das Platanenhaus iiuf dem kleinen 
Agjäd. Abd el-Rahman ben el-Härith ben Hischäm ben el- 



- 76 — 

Mugtra war im Besitz des Platzes el-Mirbad. Das Vereins- 
Haus gehörte der Familie Hischftm ben el-Mogtra; auf dem 
Agjftd gab es wenig Wasser, desshalb vereinigte sich die Fa- 
milie Salima ben Hischftm mit anderen und sie groben gemcio- 
scbafllich in deren Hause einen Brunnen, der davon der Ver- 
eins-Brunnen biess; dann wurde der Name auf das Haus übei^ 
tragen und dasselbe das Vereins-Haus genannt. Das Haus el- 
'Ulüg, da wo die beiden Agjftd zusammenstossen, gehörte den 
Chftlid ben el-'A^i ben Hischftm; es erhielt den Namen von 
den 'ulüg d. i. Eseln, die dort gehalten wurden. Ferner das 
Haus des Aucag neben dem des Zuheir auf dem kleinen AgjM 
und das Haus el-Schatawi, welches der Familie des 'Ajjdsph 
ben Abu Rabi'a ben el- Mugtra gehörte. — Die Familie des 
Hischäm ben el-Hugtra hat auch ein Besitzthum in der unteren 
Stadt bei dem Hause des Samura ben Habtb, wo Hischdm ben 
el- Mugtra begraben sein soll. Die Familie des Hischdm hat 
darüber mit der des Murra ben 'Amr el-'6umahi einen Streit 
gehabt, den el-Aucag Muhammed ben Abd el*Rahman ben Hi- 
schdmy der damalige C4dhi von Mekka, entscheiden sollte. 
'Othmän ben Abd el-Rahman ben el-HArith ben Hischftm be- 
zeugte darüber, dass er den Chdlid ben Salima habe erzählen 
hören, Mu'äwia ben Abu SufjAn habe dem Chdiid ben el-*Ä(;i 
ben Hischdm für dieses Viertel einen Preis geboten, worauf er 
erwiedert habe: ^Verkauft wohl Jemand den Platz, wo sein 
Vater begraben liegt? <^ el-Auca^ theilte nun das Grundstück 
zwischen den beiden Familien Murra und Machzüm und schickte 
den Muslim ben Chdiid el-Zingi hin, um die Theilung vorzu- 
nehmen. Das Haus Zuheir am Agjäd gehört der Familie 
Zuheir ben Abu Omajja ben el-^Mug!ra und einige Mekkaner 
behaupten, dass das Haus 'Amr ben 'OthmAn bei den Getreide- 
händlern dem Abu Omajja ben el- Mugtra gehört habe. Das 
Besitzthum der Familie Haf^ ben el-Mugira liegt bei der Treppe 
an dem grossen A^jdd, und das Besitzthum der Familie Abu 
Rabt'a ben el- Mugtra ist das Haus des Hdrith ben Abdallah 
ben el- Mugtra; einige Mekkaner behaupten, es habe der Fa- 
milie Wdhi^a gehört und sei von el-Hdrith b^n Abdallah an- 
gekauft, oder es sei Eigenthum eines Freigelassenen von 
Chuzft'a Namens Rftfi* gewesen und von dessen Nachkommen 
verkauR. 



— 77 — 

S. d3. Das Yiwtel d^r Banu 'Abid von Machzüm. Das 
Haus des Abu Nahtk ist grössten Theils zu dem Wasserwege 
genommen; übrig geblieben ist davon das Haus des 'Abbfts 
ben Huliammed am Eingange nach dem iileinen Agjdd bei den 
Wechslern, welches einer der Nachkommen des Mutawakkil ben 
Abu Nahtk verkauft ha^ Von dem Hause des Sdib ben Abnl- 
Sd'ib el- Abidi ist ein Thoil zu dem Wasserwege gezogen, das 
übrige ist das so genannte Haus Saktfa , worin die Kleider- 
händler ihre Lager haben neben den Wechslern. Darin ist 
das Besitzthum des 'Abd el-'Aztz ben el-Mug!ra ben 'Atft ben 
Abul-Sdib, dessen Vorderseite an Muhammed ben Jahjä ben 
Ch&lid ben Barmak kam. In diesem Hause befindet sich die 
Wohnung, worin der Prophet Muhammed mit seinem Com- 
pagnon el-SMb ben Abul-Sdüb in der Heidenzeit Waaren zu 
verkaufen halte; Muhammed lobte ihn, indem er sagte: el-Sdib 
ist ein vortrefflicher Compagnon, kein Zänker, kein Rechthaber, 
kein Schreier auf den Märkten. — Das Haus des 'Abbäd ben 
iSa'far ben Rifä'a ben Omajja ben 'Abid liegt am Fui^se des 
Berges Abu Cubeis von dem Hause des C&dhi Muhammed ben 
Abd el-Rahman ei-SufjÄni bis zum Hause des Ibn Qeifi, das an 
Jahjä ben Chdiid ben Barmak kam, bis zu dem Thurme der 
grossen Moschee, der nach dem Wege für den Schnellgang 
hin liegt; der Eingang desselben war bei diesem Thurme und 
bei diesem Eingange fing derjenige schneller zu gehen an, 
welcher den Weg von el-QafA n^ach el-Marwa machte. Als 
el-Mahdi die Moschee im J. 197 erweiterte, und der davor lie- 
gende Wasserweg zur Moschee kam, wurde das Haus des 
'AbbAd angekauft und zum Wasserwege benutzt, sodass davon 
nur der am Berge Abu Cubeis liegende Thcil, die Häuser des 
Ibn Rauh und Ibn Handhala bis zum Hause des Ibn Barmak, 
noch übrig ist. In dem oben erwähnten Hause des Ibn Qeifi 
wohnen die Kleiderhändler. — Zu dem Viertel der Banu 
Machzüm gehört noch das Besitzthum der Familie Hantab, 
welches mit dem Hause des Sdib in Verbindung steht, von 
den Wechslern bis nach eU^^fft; alle diese Wohnungen bis 
nach el-<^afä bilden das Besitzthum der Nachkommen des Mut- 

talib ben Hantab ben el-Härith ben 'Obeid ben 'Amr ben 

• • • • 

Machzüm. Ihnen gehört auch das Besitzthum der Familie Sufjän; 
das Haus des Cädhi Muhammed ben Abd el-Rahman von dem 



— 78 — 

A 

Haose des Arcam bis an das Hans des Ibn Rauh el-'Abidi 
dies Viertel gehört dem SuQftn und el-Aswad^ den Söhnen des 
Abd el-Asad ben Hildl ben Abdallah ben Omar ben Machidm 
Das Haus in der Gewürzhftndler - Gasse, gegenüber deui Hanse 
des Achnas ben Schartic, worin ein Vetter des ^imma wokat, 
hat den Namen Haus el-Härilh und ist Bigenthum der Fanilie 
Abu Caz'a yon Sufjdn, die ihren Wohnsitz in ei-SarftI hat — 
Das Viertel des Arcam ben Abul-Arcam 'Abd Manftf ben Aba 
Gundub Asad ben Abdallah ben Omar ben Machzüm isl das 
Haus der Cheizurdn; hier in der Wohnung des Arcam, die io 
eine Moschee umgebaut ist, fand Muhammed mit seinen ersten 
Anhängern einen Zufluchtsort, wo er vor den Nachstellungen 
der Ungläubigen sicher war, wo er ihnen den Cor&n vorlas 
und erklärte , hierher kam 'Omar ben el-Chattäb , um seinen 
Beitritt zum IsIäm zu erklären. — Den Banu Machzüm gehört 
auch das Besitzthum der Familie Wäbiga auf der Strasse el-K- 
zämia zwischen den Häusern des Häritii ben Abdallah ben Abo 
Rabfa und des Zubeir ben el-Awwäm; ebenso auch das Hans 
Churdba bei den Backstein - Verfertigern am Eingange in die 
Strasse cl-Hizämia dem Wasserwege zugekehrt, wovon ein Theil 
an die Chäli^a, ein anderer an 'Isä ben Muhammed ben IsnäH 
el-Hachzümi, ein dritter an Ibn Gazwdn el tiundi gekom- 
men ist. 

S. 84. Das Viertel der Banu 'Adi ben Ka'b. Zur Heiden- 
zeil hatten die Baau 'Adi eine Fehde mit den 'Abd Schams 
ben 'Abd Manäf, und nachdem es wiederholt zu blutigen Bän- 
deln gekommen war und die 'Adi sahen, dass sie ihren Geg- 
nern nicht gewachsen seien, verbündeten sie sich mU den 
Banu Sabm, die damals eins der stärksten Geschlechter der 
Cureisch waren, verkauften an sie ihr Viertel, welches sich von 
el-^afä bis zur Ka'ba erstreckte, bis auf weniges, und zogen 
in ihre Nähe. Zu denen, die nicht verkauften, gehört die Fa- 
milie Qadd&d; dagegen Nufeil ben 'Abd el-'Uzzä, 'Omar ben 
el-Chattlib und Zeid ben el-ChatUb hatten ihre Besitzungen auf 
dem Hügel Kudä; auch Mutf ben el-Aswad hatte seine Woh- 
nungen verkauft. Auf der Strasse am Hügel Kudä gehörte ih- 
nen also die rechte Seite, wenn man zur Stadt hinausgeht, bis 
zum Besitz der Sch&fi'iten auf der Höhe des Kudä, und von 
der linken Seite der Besitz der Familie Abu-Tarafa von Hu- 



— 79 — 

dseil auf der Höhe ; hier steht am Wege ein ArAk-Ba[Uin; wo-> 
nach das Haus el-Ardka benannt ist. Auf der linken Seite 
liegen mehrere Besitzungen , die nicht zu ihnen gehören , wie 
die der Familie Kathir ben el-Qalt eUKindi, neben dem Hause 
des Mutt', welche der Familie 'Gahsch ben Ridb el-Asadi gehört, 
und eine Besitzung der Familie 'Abla am Fusse des Hazana. 
el-Chattdb ben Nufeil besass zwei Häuser, welche an Mug'ab 
ben el-Zubeir kamen und theils zu dem Hause el- Agala, theils 
zu der grossen Moschee gezogen wurden. Einige Mekkaner 
behaupten, dass das Haus el'-mardgil der Familie el-Huammal 
von 'Adi gehört habe und von Mu'äwia angekauft und neu ge- 
baut sei. ^I-Chattäb ben Nufeil besass auch ein Haus» wel* 
ches sein Sohn 'Omar erbte, zwischen dem Hause des Mach- 
rama ben Naufal, welches an 'Isä ben *Ali kam, und dem des 
Walld ben H)cba, zwischen el-(^afd und el-Marwa mit zwei 
Fronten, die eine nach der Seite von el-(^afd und el-Marwa, 
die andere nach einer Schlucht „zwischen den beiden Häusern/^ 
'Omar ben el-ChattÄb liess, als er Chalif wurde, dieses Haus 
abbrechen und daraus zum allgemeinen Besten einen freien 
Platz machen zur Lagerstelle für die Camele der Pilger; in ei-^ 
nigen Buden, die davon stehen geblieben sind, werden Schläu- 
che verkauft. Es sollen diese Buden indess nach anderen 
ebenfalls zu dem freien Platze gehört haben; zuerst waren es 
Stände, wo Leute ihre Waare feil hielten, die sie bei Nackt 
rn Kisten legten, welche sie an der Mauer stehen hatten ; dann 
wurden aus den Ständen Zelte von Palmzweigen und nach ei- 
niger Zeit fingen sie an aus gebrannten und ungebrannten 
Backsteinen kleine Häuser zu bauen, die sie zur Wallfahrtszeit 
an die Schlauchhändler für schweres Geld vermietheten. Einst 
kamen einige von den Nachkommen des 'Omar ben el-Chatläb 
aus Medina und erhoben bei dem C&dhi von Mekka ihre An- 
sprüche an diese Buden gegen jene Leute; derCädhi entschied 
zu ihren Gunsten, nur mussten sie jenen einen Theil der an- 
gewandten Baukosten vergüten, und so sind die Nachkommen 
des 'Omar im Besitz geblieben. 

$. 85. Das Viertel der Banu 'Gumah. Auf der Strasse 
der Banu Gumah an dem nach ihnen benannten Damme (S. 
120), der auch Damm der Banu Curäd heisst, liegt das Haus 
des Obeij ben Chalaf und das des ^afwän ben Omajja, welches 



— 80 — 

er an NAfi' bcn 'Abd eUH&rith el-Chuxft'i, Cominandanleii von 
Mekka, und dieser an 'Omar ben el-CbalUb für 4000 Diriien 
verkaufte, der es zum Gefangenhause für Mekka herstellen üess. 
Ein anderes Haus des QafwAn lag neben dem des Moodair beo 
el-Zubeir und das unlere Haus des QafwAn bei dem des Sa- 
mura ; das Haus Higr in der unteren Stadt, wo die Papier- 
händier wohnen, gehörte ebenfalls dem ^^fwÄn ben Omajja. 
Ihnen gehörten beide Seiten der Strasse der Bano tSumah rechts 
und links, das Haus Hugeir ben Abu* Ihäb, welches sie an Aim 
Mb ben 'Aztz el-Tamtmi, den Schützling des Mut'im ben 
'Adi ben Naufal, verkauften ; das Haus des Cudäma ben Madh'fto 
im Bezirk der Banu Sahm, das Haus des *Amr ben 'Othnuin 
auf dem Hügel und die Besitzung der Familie 'Gudseim im Be- 
zirk der Banu Sahm. Die letztere Wohnung soll der Familie 
Madh'ün gehört haben und als sie bei ihrer Flucht leer stehen 
blieb, nahmen die 'Gudseim Besitz davon. Endlich das Haas 
des Abu Mahdsüra bei den Banu Sahm. 

$• 86. Das Viertel der Banu Sahm reicht voji dem Hause 
des 'AHf am kleinen Markt bis an den Ku'eiki'dn vorüber vom 
Hause des 'Amr ben el-'Agi bis zum Hause des GabAt el-Sabni 
über die Strasse hinaus, die nach dem Hause des Abn Mab- 
dsüra führt, bis an den Hügel; auch gehörte ihnen das Haus 
el- Agala und die Familie Hubeira von 'Guscham hatte bei ih- 
nen eine Besitzung an der Seite des Berges. Zurzur; ferner 
das Haus des Keis ben 'Adi, des Grossvaters des Dichters Ab- 
dallah ben el-ZibaVä war das, welches zu Bädern eingerichtet 
und dann an Ja'cüb ben DAwüd el-Mitbaki gekommen ist; das 
Haus des JAsir, des Dieners der Zubeida, von dem Hause des 
Obeidallah ben el-Hasan bis zu dem des Gabftt el-Sahmi; und 
das Besitzthum der Familie Camta. ~ Zu dem Viertel der 
Schützlinge der Banu Sahm gehört auch das Haus des. Budeil 
ben Waracä el-Chuzä'i an der Seite des Hügels. 

S. 87. Das Viertel der Banu *Amir ben Luweij erstreckt 
sich längs des Vk^asservi'eges zur Linken, wenn man daran 
hinaufgeht, von dem Hause des 'Abbäs ben 'Abd el-Muttalib 
am Rennwege, wo das Haus des 'Ga'far ben Suleimdn und das 
des Ihn Ha war liegt, aufwärts bis zum Hause des Abu Oheiha 
Sa'td ben el-Agi; unter ihnen hat die Familie des Abu Tarafa 
von Hudseil eine Besitzung, nämlich das Haus Rabi', dasjenige 



— 81 — 

der Frinrilie Taleihe, die Bttder and das Haus des Abn Tarar«. 
Den Anfang ihres Besitzthumes am oberen Ende des Wasser- 
weges macht das Haus der Hind bint Suheil in dem Bezirk des 
Suheil ben 'Amr/ und dieses Haus war das erste in Mekka, 
an welches zwei Thüren gemacht wurden. Hind hatte darum 
bei Omar nachgesucht, welcher es anfangs abschlug, indem er 
sagte: „ihr wollt nur eure Häuser vor den Pilgern und Besu- 
chern des Tempels verschliessen^ ; diese pflegten nämlich in 
den Vorhöfen der Häuser von Hekka ihre Quartiere zu neh- 
men. Da erwiederte Hind; „bei Gott! o Emir der Gläubigen I 
ich will weiter nichts , als den Pilgern ihre Geräthschaften 
schttzen und sie ihnen gegen Diebstahl verschliessen.'^ Er er- 
laubte ihr nun Thüren zu machen* Weiter hinunter folgt dar- 
auf das Haus des Gitrif ben 'At& und dahinter der freie Platz 
hinter dem Hause des Hakam, welches dem 'Amr ben Abd 
Wudd gehörte und dann an die Familie Huweitib kam. Unter 
diesem liegt das Haus des Huweitib ben Abd el-Uzzä^ dann 
das Haus der Schmiede , welches Mu'äwia von einem der Banu 
'Amir kaufte und neu bauen liess; auf dieses folgen abwärts 
die Bäder. Das Haus el-SalmAni über dem des Rabf gehörte 
einem der Banu 'Amir ben Luweij Namens el-'AbbÄs ben 'Al- 
cama. Dann kommt das Haus des Rabf , die Bäder der Banu 
'Abid, das Haus des Abu Tarafa und das der Familie Tuleiha, 
welches der Familie Abu Tarafa von Hudseil gehörte, und wei- 
ter hinunter das Haus des Mubammed ben Suleimän, welches 
dem Machrama ben 'Abd el-Uzzä, dem Bruder des Huweitibi 
gehörte. Das Haus des Ibn el-HawAr, eines Freigelassenen der 
Banu 'Amir zur Heidenzeit, gehört jezt den Nachkommen des 
Abd el-Rafaman ben Zam'a, darunter liegt das Haus des Ga'far 
ben Suleimän. Den Banu 'Amir ben Luweij gehört auch die 
Seite des Wasserweges von Hekka, welche mit dem Abu Cu- 
beis am Nacht-Markt zusammenhängt, von dem Besitzthum des 
Härith ben Abd el-Muttalib am Eingange in das Thal Ibn Jü^ 
suf abwärts bis zum Hause des Qeifi, und welche an Jahjä 
ben GhÄlid ben Barmak gekommen ist; darin hat die Familie 
el-Achnas ben Scharik eine Besitzung durch Kauf von den 
Banu 'Amir erworben, nämlich das Haus des Hu^ein bei el- 
Marwa in der Fleischer- Gasse. Ferner das Haus des Abu 
Sabra ben Abu Ruhm ben 'Abd el-'Uzza, zwischen dem Hause 

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des Abu Labab und dem desHaweitib: ViasHaus der Sdmiiade 

• • • 

und das des Hakam ben Abul-'A^i, worin die Mehihftndler ind 
Maler wohnen. Das Haus des Ibn Abu Dstb unterhalb des 
Hauses des Abu Lahab in der Gasse der Chadtga -Moschee 
ist noch jezt in ihren Hfinden. 



§. 88. Ihrer Lage nach wird die Stadt Mekka auch in 
die obere und untere Stadt eingetheilt^ sodass beide Thefle 
ihre bestimmte Grftnze haben und auch hier die Ka'ba den 
Hittelpunkt bildet. Die Grfinze der oberen Stadt el^Mafläihe- 
ginnt auf der rechten Seite der Ka'ba bei dem Haose des 
Arcam ben Abul-Arcam^ läuft in der Gasse nach el-Qafil fort 
aufwärts bis an den Abu Cobeis , dazu kommt die Fronte der 
Ka'ba, der Abrahams Platz , der Brunnen Zamzam und der 
obere Theil der Moschee; auf der linken Seite macht die 
Gränze die Rinder-Gasse bei der Mühle bei den beiden Häu- 
sern des Abd el-^Ainid ben 'Ali gegenüber dem Hause des 
Jaztd ben Mangür el-HimJari, welches dar el-'arüs das Haus 
der Braut heisst , aufwärts an dem Ku'eiki'än , dazu das Hans 
des Ga'far ben Muhammed, das Haus el-^Agala, was über den 
Wassergange des Ku*eikiän liegt bis zum kleinen Markte nod 
der Ku*eiki*dn selbst. Die Gränze der unteren Stadt el^Ma»fala 
geht auf der rechten Seite von el-(^afd nach den beiden Ag- 
jäd-Plätzen hinüber, auf der linken Seite von der Rinder-Gasse 
abwärts nach den Häusern des 'Amr ben el-'Ägi, des Ibn Abd 
el-Razzäk eUGumahi und der Zubeida. 

S. 89. Die beiden Berge, von denen Mekka eingeschlos- 
sen wird, haben den gemeinschaftlichen Namen el-ÄchschaM» 
d. i. die beiden rauhen Berge; der auf derOstsette heisst Abo 
Cubeis, der gegenüberliegende auf der Westseile el-tümar der 
rothe Berg. Der Abu Cubeis soll nach einem Manne dieses 
Namens benannt sein, der sich zuerst dort oben anbaute; es 
haben zu verschiedenen Zeiten auf dem Gipfel desselben 
Häuser gestanden, aber, wie es scheint , nie von langer Dauer. 
Die höchste Spitze , von welcher man dicht unter sich fast die 
ganze Stadt übersehen kann, liegt über el-Qafä, ein etwas 
iieferer Punkt heisst el-Suweidä, und hinter dem Abu Cubeis 
erhebt «ich der Bergrücken el-Chandama, welcher sich im Sü- 



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dm Bach dem kleinen Agjftd- Platze hinabzieht and im Nor- 
den längs des Weges nachMind fortläuft. Einzelne Vori^rfinge 
und Spitzen haben noch besondere Namen , wie der weisse 
.Berg, HurAzim j daneben der Berg Nabhftn über dem Thale des 
Abu Zijädy daran stösst der Berg Zikiä bis zum Garten des 
'Auf; dann der Berg el-A'rag und der Hügel AbuHarhab*). — 
Der rothe Berg, in der Heidenzeit el-AVaf, gegenwärtig iSizall 
genannt, höher als der Ku'eiki'An, ragt über den Häusern des 
Abdallah ben el-Zubeir empor; dort sind zwei Becken, worin 
sich das Wasser sammelt, über einander, sodass sich das Was- 
ser aus dem einen in das andere ergiesst, davon heisst das 
obere el-trurr d. i. der Krug, das untere el-H!zäb d. i. der 
Kanal. Dahinter liegt eine Stelle, genannt die Spitze Abu 
Rtsch, und auf dem Gipfel sind hervorragende Steine, die den 
Namen el«*Kabsch d. i. Widder führen und daneben auf der 
Hochebne der Spielplatz der Mekkaner cmrärat el^madhd ge- 
nannt. — Der Ku'eiki*än und einzelne höher gelegene Punkte 
der Stadt selbst sind bereits oben erwähnt, so der Berg des 
Deilomiters über el-Marwa und der dahinter liegende Berg 
Scheiba. Ibn el-Zubeir Hess am j^u'eiki'än einen Einschnitt 
machen und den Weg ebnen; er sah es nämlich höchst ungern, 
dass seine mit Waaren beladenen Caravanen den Weg mitten 
durch die Stadt nehmen mussten, wenn aber jetzt ein Zug 
eintraf, Hess er ihn bei Nacht von der oberen Stadt den neu 
angelegten Weg einschlagen und er gelangte so in seine Häu- 
sw am Ku'eiki'än, ohne dass Jemand etwas davon gewahr wurde. 
$. 90. Die Stadt hat drei Eingänge. Im Norden vereini- 
gen sich die beiden Heerstrassen von Hedina und von 'Arafa 
und kurz vor der Stadt kommt ein Weg von tSidda herüber 
für diejenigen, welche gleich in die obere Stadt wollen, in 
welche man dann über den Hügel Kadft gelangt, von Osten her 
führt die Hauptstrasse von iSidda über den Hügel Kudd. zur Stadt in 
die Schobeika-Gasse und im Süden kommt die Strasse von Jemen in 
die Unterstadt. Um die Stadt gegen plötzliche Ueberfälle zu 
schützen, sind diese Eingänge zu verschiedenen Zeiten und an 
verschiedenen Stellen durch Mauern und Thore geschlossen 



*) Die nähere Beschreibung dieser Oertlichkeiten findet sich in 
dem topographischen Anhange $.319. 

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gewesen, die aber, da wie bei allen öffentGchen Baoten ftr 
ihre Eirhaltang niobls geschah, immer sehr baM wieder TerCri- 
len und zum Theil spurlos verschwunden sind. 

$. 91. Die Länge der Stadt von dem oberen Thore dareh 
die Hauptstrasse über den Platz, wo man zuerst die Ka'ba er- 
blickte und wo desshalb auf dem Damme die Pilger noch jetzt 
bei ihrem Einzüge das erste Gebet sprechen (f. 120), dana 
längs des Rennweges und des Wasserweges, Wftdi Ibraima 
genannt, über den kleinen Markt, wo die Futterhändier ihr 
Geschäft treiben, bis an das Thor el-Hdgin, welches auf die 
Heerstrasso nnch Jemen führt, beträgt 4472 Ellen*), oder 
wenn man von jenem Wddi in die Strasse abbiegt , wo das 
Haus Ihn 'Arafa steht, bis an das Thor el-Schubeika auf deai 
Wege nach 'Gidda 4672 Eilen ; in der andern Richtung vea 
dem Damme über den Milch- und Futter -Markt und ei Sa- 
weica nach dem Schubeika Thore ist die ganze Entfernaag 
4172 Ellen. 



Nenban der Ka^ba dweb die Cweisek. 

$. 92. Das Jahr 605 nach Chr. war für Mekka verfaäog^ 
nissvoll durch die Zerstörung der Ka'ba. Eine Frau von Ca- 
reisch ging mit einem Kohlenbecken um die Ka'ba- um 2ü räu- 
chern, da flog ein Funken in die Umhänge der Ka'ba, sodass 
sie ganz aufbrannten und die Steine mürbe wurden ; bald nach- 
her kam eine Ueberschwemmung und lockerte die Steine van 
unten, sodass nun nichts anderes übrig blieb, als sie gänzlich 
abzubrechen und neu zu bauen. Um dieselbe Zeit war ein 
Aegyptisches Schiff in der Nähe von el-Schu'eiba , dem diama- 
ligen Hafenplatze von Mekka am rothen Meere, gescheitert und 
mehrere Mekkaner zogen dahin, um das Holz zu kaufen ; zu» 
gleich gestatteten sie einigen der Schiffbrüchigen mit ihnen sa 
gehen, und sie erstanden von ihnen ihre Gerätbschaftaii , da- 
mit sie nicht nötUg hatten, den Zehnten davon zu bezahlen, 
wie es gewöhnlich war, ebenso wie die Griechen von dea 
Arabern beim Eintritt in ihr Land den Zehnten forderten. Un- 
ter der Mannschaft befand sich ein Griechischer oder Kopti- 

*) Bei Gutb ed-Dtn pag. 15 ist die Zahl 400 AUsaelaMea. 



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scher Zimmerinann Namens Bäcüm, welcher bereit war^ ihnen 
ein Dach auf die Ka'ha zu bauen. Bei ihrer Rückkehr nach 
Mekka schafilen sie nun zunächst die nöthigen Steine von ver- 
schiedenen Bergen herbei, von dem Hirä und Thabtr, aus den 
Steinbrüchen bei el-Huschäsch auf dem Wege nach 'Irak, von 
der Rückseite des Chandama auf dem Wege nach Hinä, von 
dem Berge Halhala auf dem Wege nach 'Gidda, von dem so- 
genannten Steinbruche der Ka'ba micla' el-Ka'ha unterhalb 
Mekka und von Muzdalifa, wo der sogenannte Stein el-nmfgari 
gebrochen wird. Beim Herzutragen der Steine war Muhammed, 
damals 35 Jahr alt, sehr thätig und als ihm dabei sein Mantel 
zurückschlug, rief ihm eine Stimme zu : „o Muhammed ! deine 
Bli^ssel^ das war das erste Mal, dass er übernatürlich angeru- 
fen wurde. Er fiel darüber vor Schreck zu Boden und el-'Ab- 
bäs ben 'Abd ei-Muttalib richtete ihn wieder in die Höhe, in- 
dem er ihm den Rath gab, ein Ende seines Mantels über die 
Schulter zu legen; Muhammed band nun sein Unterkleid fest 
und fuhr fort Steine zu tragen. 

S. 93. Als sie das Baumaterial zusammengebracht hatten 
und anfangen wollten das alte Gebäude abzubrechen, überkam 
sie doch einige Besorgniss, ob sie ungestraft anP die heilige 
Ka'ba die Hand anlegen dürften. Da erhob sich eI-Wal!d ben 
el-Mugira und fragte die Cureisch: wollt ihr sie in guter oder 
in böser Absicht zerstören? Sie erwiederten: in guter Ab- 
sicht. — Da fuhr er fort: Gott straft die nicht, die das Gute 
wollen; indess verwendet für den Bau des Hauses eures Got- 
tes nur rechtlich Erworbenes, nicht was durch Wucher oder 
Spiel gewonnen^ oder als Mitgift erpresst ist. — Aber wer 
wird den Anfang machen? fragten sie. Er antwortete: ich 
will hinaufsteigen. — Als er sich aber der Mauer näherte, 
erschien oben auf derselben die Schlange, weiche seit 500 
Jahren die Ka'ba und ihre Schätze behütet hatte ($. 10), da 
ging er bis an den Abrahams-Stein zurück unds prach; „o Gottl 
wir kommen in guter Absicht, wenn es dir wohlgefÜliUg ist, 
dass wir den Tempel abbrechen, so entferne von uns die 
Schlange.'^ Alsobald erschien ein Vogel aus heiterer Luft wie 
ein Adler , auf dem Rücken schwarz , mit weisser Brust und 
gelben Füssen, der fasste die Schlange an Kopfe, flog mit ihr 
fort und brachte sie nach dem kleinen A^ftd-Platze. Als auch 



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jezt noch die üureisch zögerten und rieh filrchteleii , sprach 
el-Waltd: „ich bin ein alter Mann, trifft mich ein Unglfick, so 
macht es nichts aus, da mein Ende doch schon nahe ist; geht 
es gut von statten, so habe ich keinen Schaden davon.^ Nun 
stieg er hinauf und fing an einen Stein, nach dem andern ab- 
zubrechen, nnd arbeitete so den ganzen Tag, während die Co- 
reisch noch immer ängstlich warteten, ob ihm nichts widerfah- 
ren würde, und erst als er am andern Morgen wohlbehalten 
wieder erschien und seine Arbeit fortsetzte, griffen aach sie 
zu und zerstörten die Mauer bis auf den Grund, den Abrahm 
und IsmÄ'tl gelegt hatten und sie trafen hier auf entsetzlich 
grosse Steine wie trächtige Camele, deren einen dreissig Mami 
nicht im Stande waren zu bewegen. el-Waltd ben el— Muglri 
steckte seine Hacke zwischen zwei Steine, da spaltete ein gro- 
sses Stück davon ab, Abu Wahb ben 'Amr ben 'Aids ben 'Ibh 
rän ben Machzüm hob es in die Höhe, aber es sprang ihn 
aus der Hand und -kehrte an seinen Platz zurück ; ein Blitz 
flog unter ihm heraus , der fast ihre Augen geblendet hätte, 
ganz Mekka wurde erschüttert. Als sie das sahen, verzichte- 

ten sie darauf zu sehen, was darunter wäre. 

§• 94. »Die Stämme von Cureisch hatten sich in vier Par^ 

theien getheilt, von denen eine jede den Aufbau einer Seite 
der Ka'ba besorgen sollte; durch das Loos, welches bei dem 
Götzen Hubal geworfen wurde, war den Banu 'Abd ManAf und 
Zuhra die Seite mit der Thür d. i. die Ostseite zugefallen ; die 
Banu 'Abd el-Ddr, Asad ben 'Abd el-'Uzzä und *Adf ben Ka'h 
erhielten die Seite, an welche der Higr (§. 6) anstösst d. i. ifie 
Nordseite , die Banu Sahm , Gumah und 'Ämir ben Luweij er- 
hielten die Rück- oder Westseite, und die BanuTamfm, Mach- 
züm und einige mit ihnen verbundenen Stämme die Südseite, 
welche nach el-Qafä zu liegt. Da sie beschlossen hatten, die 
Ka'ba höher zu bauen, so mussten sie weil ihre Geldmittel (zur 
Anschaffung von Holz) nicht ausreichten, an der bisherigen Länge 
sechs Ellen abziehen und dies geschah auf der Seite des Higr, 
welcher um so viel näher angebaut wurde; übrigens sezte 
man die Mauern genau auf die alten Fundamente und «lachte 
auf den Rath des Abu Hudseifa ben el-Mugtra nur die Verin^ 
derung, dass die Thür nicht wieder zu ebener Erde, sondern 
in der Höhe angebracht und eine Treppe davor gelegt vnurde» 



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theils am das Innere gegen Ueberfluthung zu schützen , ibeits 
fremden Eindringlingen den Zutritt leichter wehren zu können. 
So bauten sie abwechselnd eine Lage von Steinen , dann eine 
Lage von Holz, bis die Maur so hoch war^ dass der schwarze 
Stein eingefügt werden sollte; die 'Abd Hanlif und Zuhra nah- 
men diese Ehre für sich allein in Anspruch, da ihnen diese 
Seite durchs Loos zugefallen sei, wogegen die übrigen behaup- 
teten, dass sich das Loosen nicht auf diesen Punkt bezogen 
habe. Der Streit drohte schon von allgemeinem Wortwechsel 
und gegenseitiger Erbitterung zu etwas noch Schlimmeren 
überzugehen, da erhob sich Abu Omajja ben el-Mug!ra und 
sprach: „lieben Leute! wir haben nur das Gute gewollt und 
nicht 'das Böse, darum seid nicht auf einander eifersüchtig und 
erbittert euch nicht; wenn ihr euch zankt ^ wird eure ganze 
Sache zerfallen und andere werden es sich gegen euch zu 
Nutze machen; darum wählt lieber einen Schiedsrichter und 
zwar den ersten, welcher diese Strasse zu euch herauf kommt.^ 
Damit waren alle einverstanden, und es währte nicht lange, so 
sahen sie Muhammed die Strasse heraufkommen; da sprachen 
sie das ist el^-amtn d. i. der Vertrauensmann, (so war er we- 
gen seiner Zuverlässigkeit schon immer genannt], mit dem 
sind wir zufrieden. Sie wählten ihn also zum Schiedsrichter, 
und er breitete seinen eignen oder des Walid ben el - Mugtra 
seidenen Hantel aus und legte den Stein darauf; dann wählte 
er aus jeder der vier Partheien den angesehensten Mann, 
von 'Abd Manäf den 'Otba ben Rabfa, von der zweiten Par- 
thei den Abu Zam'a ben el-Aswad, der damals der älteste un- 
ter den Anwesenden war, von der dritten el-'AQi ben Wäil 
und von der vierten Abu Hudseifa ben el-Mugira; von diesen 
vier musste jeder an eine Ecke des Mantels anfassen , so ho- 
ben sie den Stein in die Höhe, und Muhammed, welcher oben 
auf der Mauer stand, legte ihn zurecbt. Während so der 
Streit zur allgemeinen Zufriedenheit beigelegt wurde , kam ein 
Mann aus Nagd vorüber, der reichte Muhammed einen Stein, 
um damit den schwarzen Stein zu befestigen , aber el- *Abbas 
ben 'Abd el-Muttalib trat dazwischen und sprach: „nein! den 
nicht !^ und reichte Muhammed einen anderen, womit er ihn 
befestigte. Darüber erztirnte der Mann, weil er sich zurück- 
gewiesen sah, und sagte: dO Wunder! so berühmte, verstau- 



- 88 — 

dige, alte und vermögende Leute stellen sich anler den jOiig- 
sten und ärmsten yon ihnen , sodass sie ihn in ihrer heiligstea 
und wichtigsten Sache su ihrem Oberhaupte machen, ab wfireo 
sie seine Diener; bei Gottl er wird sie sicher alle ttberbolea 
und ihnen ihr Leos zutheilen.^ Das soll Iblis der Satan gewe- 
sen sein. 

f. 95. Der Baumeister BAcüm hatte sie gefragt , ob sie 
lieber ein hervorragendes, oder ein flaches Dach haben woll- 
ten, und sie entschieden sich für das leztere. Im Innerea 
richteten sie sechs Sflulen auf in zwei Reihen, und das gaase 
Gebäude wurde achlzehn Ellen oder doppelt so hoch , als « 
gewesen war und bestand aus fünfzehn Lagen von Stein uad 
sechzehn Lagen von Holz; die Decke wurde vergoldet und die 
Säulen und Wände mit Bäumen und Bildnissen der Engel und 
Propheten bemalt, darunter das Bild Abrahams, wie er mit 
Pfeilen das Loos wirft und das der Mutter Maria mit dem Je- 
sus Kinde auf dem Schosse ($. 109). In der nördlichen Ecke 
stand eine Treppe , um auf das Dach zu gelangen , und zun 
Abfluss des Regenwassers führte eine Rinne an der Seite des 
Higr hinab. Die goldene Gazelle*) nebst den übrigen Weih- 
geschenken und Kostbarkeiten der Ka'ba waren während des 
Baues bei dem ThürhüterAbuTalha Abdallah ben 'Abd el-'Uzzi 
niedergelegt und der Götze neben dem Brunnen Zamzam auf- 
gestellt; dies Alles wurde nach vollendetem Bau wieder an 
seine Stelle gebracht, da auch die Vertiefung im Innern aaf 
der Nordseite zur Aufbewahrung jener Gegenstände in alter 
Weise wieder hergestellt war, und zum Schlüsse wurde die 
Ka'ba aussen wreder wie früher mit Jemenischen gestreiften 
Decken behangen. Für die Besucher wurde sie nun regelmä- 
ssig jeden Montag und Donnerstag geöffnet, die Thürfaüter 
sezten sich bei die Thür und wenn sie Jemandem den Eingang 
nicht gestatten wollten, stiessen sie ihn die Treppe hinunter, 
sodass einige Male einer auf der Stelle todt war. Um seine 
grosse Verehrung auszudrücken, hatte el-Waltd ben el-Mu- 
gtra zuerst angefangen, vor dem Betreten der Ka'ba seine 
Schuhe auszuziehen und unter die Treppe zu stellen und dies 



*) Vergl. J. 38. Die Sage macht hier Widderhöroer daraus, tob 
dem Widder, den Abraham statt Isaac snm Opfer brachte. 



~ 89 — 

wurde von nun an aUgemeiner Gebrauch , der sich im IsUm 
erhalten hat. — Eine andere Sitte bestand schon seit lAnge- 
r«r Zeit. Ni^mlich die auswörtigen Pilger, welche schon beim 
Betreten des heiligen Gebietes von Mekka nur ein einziges 
besonderes Pilgerkleid anlegten, waren genöthigt, nachdem sie 
den ersten Umgang um den Tempel und den Gang zwischen 
et-Qaf& und el-Marwa gemacht hatten, dies Kleid auszuziehen 
und auf dem Platze zwischen den Götzenbildern Isaf und NÄila 
liegen zu lassen, wo es von Niemand aufgehoben wurde und 
unter den Füssen und durch Wind und Wetter verkam. In- 
dess konnte man auch von einem Cureisch für Geld ein Kleid 
leihen und dies während des Umganges umbehalten, indem die 
Cureisch selbst sich das Vorrecht anmassten, stet« bekleidet zu 
erscheinen. Wer aber ein solches Kleid nicht geliehen erhal* 
ten konnte und doch sein eigenes Kleid nach der Ceremonie 
nicht preisgeben wollte, der musste dasselbe vorher ausziehen 
und den Umgang unbekleidet machen. Dies geschah sehr 
häufig, besonders von den Banu 'Amir ben Qa'ga'a und 'Akk, 
und selbst von Frauen, wiewohl von diesen gewöhnlich bei 
Nacht; selbst die angesehene Frau DhubA'a bint 'Amir ben 
Curt musste, da sie kein Kleid geliehen erhalten konnte, un- 
bekleidet den Umgang machen und sprach deshalb den Vers: 
Heute mag ein Theil oder Alles sichtbar sein ! 
Was aber sichtbar ist, ich gebe es nicht preis. 
Sie war vom Stamme 'Amir ben Qa'^a'a und mit Haudsa ben 
Thumäma verheirathet , nach dessen Tode §ie Abdallah ben 
JGrud'än ehelichte; als dieser sieh von ihr schied, nahm sie 
Hischdm ben el-Mugtra zur Frau, dem sie den Salima gebar. 
Nachdem Hischäm gestorben war, hielt der Prophet Muham- 
med bei ihrem Sohne um sie an, stand aber nachher von ei- 
ner Verheirathung mit ihr ab, als er erfuhr, dass sie schon zu 
alt sei, und sie soll aus Gram hierüber gestorben sein. Durch 
die Coranstelle Sure 7, 29 fg. verordnete Muhammed, dass je- 
der anständig gekleidet zum Tempel kommen solle, und schaffie 
damit jene heidnische Sitte ab. 

S. 96. Die Cureisch und ihre näheren Verwandten und 
Verbündeten Kinäna, Chuzä'a, el-Aus, el<^Chazrag, iStischam, 
Rabfa ben 'Amir, Azd Schanüa, 'Gudsam, Zubeid, DsakwÄn von 
Suleim, 'Amr el^L&t, Thaktf, GatafAn, el-Gauth, 'Adw^n, 'AllAf 



- 90 — 

und Cadhd'a nannten sich selbst in Bezog anf diese angeoiass- 
ten Vorrechte vnd ihre Gebrauche el-Ahanas lau Plaral el- 
H u m s d. i. die starken , die fest an ihrer Religion hingen, 
und wenn sie ihre Töchter mit Beduinen Arabern yerhei- 
ratheten, machten sie immer die Bedingung, dass die Kinder 
die Sitten und Religionsgebrftuche der Cureisch annehmen muss- 
tea, um zu den Hu ms gerechnet werden zu können. So 
verheirathete z. B. Teim el-Adram ben Gftiib ben Fihr seine 
Tochter Magd mit Rabt'a ben 'Ämir ben Qa'fa'a unter dieser 
Bedingung und auch aus andern Stämmen traten einzelne zn 
den Cureisch über. Man^ür ben 'Ikrima hatte sich mit Sataai, 
einer Tochter des Dhubei'a ben JsQur (A'^ur), verheirathet, 
welche ihm den HawÄzin gebar, und als dieser schwer er- 
krankte, gelobte die Mutter, sie wolle ihn ahmas werden laft- 
sen, wenn er wieder gesund, würde , und so geschab es. Die 
Frauen der Hums durften nicht spinnen, nicht weben, niehl 
buttern, sobald sie das heilige Gebiet betraten; die Minner 
assen dann weder saure Milch, noch Butter, noch Rahm, sie 
kleideten sich nicht in weiche Kleider aus Wolle oder Haares 
und lebten nicht in Zelten aus diesen Stoffen, sondern aas 
Fellen, so lange sie auf dem heiligen Gebiete verweilten, aach 
assen sie nichts, was auf dem heiligen Gebiete gewachsen war. 
Die heiligen Monate wurden von ihnen streng beachtet und sie 
waren nie wortbrüchig oder ungerecht gegen diejenigen, de- 
nen sie ihren Schutz zugesagt hatten. Dass sie bei dem Un- 
gang um den Tempel ihre Kleider nicht ablegten, ist oben be- 
merkt, und bei der Wallfahrt überschritten sie die Gränze des 
heiligen Gebietes nicht, so dass sie dieselbe nie bis zaai 
Berge 'Arafa ausdehnten, da dieser ausserhalb des heiligen Ge- 
bietes liegt, sondern sie gingen nur bis Namira in der Erwei- 
terung des Thaies zwischen den beiden Schluchten el^mdaimä», 
wo sie im Schatten der Bäume lagerten, bis die andern Pilger 
von dem 'Arafa zurückkamen und nach el-Huzdalifa binunter- 
eilten. Auch gingen sie während der heiligen Zeit nie durch 
die Thüren in ihre Häuser ein und aus, sondern durch Oefi- 
nungen, welche sie auf der Rückseite derselben machten und 
auch diese Sitte ist erst von Muhammed im Corän verworfen 
durch die Worte Sure 2, 185: die Gottesverehrung besteht 
nicht darin, dass ihr in eure Häuser von hinten hineingeht, 



— 91 — 

sondern sie besteht darin, dass ihr Gfoti fürchtet; dmm gehet 
in eure Häuser zur Thür hinein und fürchtet Gott, vielleicht 
werdet ihr dann des Heils tbeilhafUg werden. 



Hvliaiiimed und seine Zdt. 

§. 97. Aus der Geschichte Muhammeds, welche hier fol- 
gen müsste, können wir hier nur einige Züge herausheben, 
welche allgemeine Verhältnisse .der Stadt Mekka und ihrer Be- 
wohner betreffen. Muhammed hatte an seinem Ohdim Abu Tä- 
lib eine kräftige Stütze ; obgleich dieser sich nicht zur Annahme 
seiner Lehre entschliessen konnte^ auch seinen Neffen nicht ge- 
gen mancherlei Beschimpfungen und selbst Misshandlungen zu 
schützen vermochte^ so wagte doch Niemand sein Leben ernst- 
lich zu bedrohen. Die Anhänger der neuen Lehre , welche 
nach Habessinien geflüchtet waren, hatten dort bei dem Könige 
el-Nagftschi eine sichere Zuflucht gefunden, da er aus einzel- 
nen Sätzen, die sie ihm von ihrem Glauben vortrugen, den 
Schluss zog, dass der IsUm vom Christenthume nicht sehr 
verschieden sei, und eine Gesandtschaft der Cureisch, welche 
die Flüchtlinge zurückfordern sollte , musste mit Schimpf wie- 
der abziehen. Nachdem dann aber sogar Hamza und Abu 
Bekr auf Huhammeds Seite getreten waren und sich öffentlich 
zu seiner Lehre bekannten , stieg der Hass der Cureisch aufs 
höchste und sie vereinigten sich zu einem neuen Bündniss, 
wodurch sie sich verpflichteten, mit der ganzen Familie Mu- 
hammeds in ihren beiden Hauptzweigen den Banu Häschim und 
Banu Abd el-Huttalib jeden Verkehr abzubrechen, keine Ver- 
heirathungen mit ihnen einzugehen und keine Handelsgeschäfte 
mit ihnen zu machen. Sie sezten hierüber ein schriftliches 
Document auf, welches sie in der Ka'ba aufhingen; Han^ür 
ben 'Ikrima ben 'Ämir oder el-Nadfar ben el-Hftrith ben 'AI- 
cama, beide von Abd el-Där stammend, werden als Verfasser 
dieser Schrift genannt. Hierdurch sahen sich die Bekenner 
des IsUm genöthigt , ihrer persönlichen Sicherheit wegen sich 
ebenfalls enger an einander zu schliessen, und Muhammed zog 
mit seiner Frau Chadtga und mit seiner ganzen Familie und 
seinen Anhängern in das Stadtviertel des Abu Tftlib und sie 



- 92 — 

v^mieden es, die andern Stadttheile zu befreien. Nor eia 
Oheim MuhaminedSy Abu Lahab, einer feiner erbittertsten Geg- 
ner, schloss sich davon aus und machte mit den Cureisch ge- 
meinschaftliche Sache. Einzelne suchten zwar aus verwandt* 
schaftlichen Rücksichten und aus Mitleid die Lage der Muslim n 
erleichtern, indem sie ihnen dann und wann heimlich frische 
Nahrungsmittel zuführten, aber die Cureisch hinderten auch die- 
ses, wo sie nur konnten, mit der grOsslen Strenge. Dieser 
Zustand währte über zwei Jahre, bis zuerst HisM^hltm el- 
'Amiri den Plan fasste, demselben ein Ende zu macheB. Er 
WQssto alsbald vier andere Männer dafür zu gewinnen: Zokeir 
ben Abu Omajjja, el-Mut*im ben 'Adi, Abttl*6achtari ben Hi- 
schim und Zam'a ben el-Aswad. Sie kamen in einer Nacht 
an dem Vorsprunge des Berges el-Hagün zusammen und var- 
abredüten , am andern Morgen in der Versammlung auf dis 
Aufhebung des Vertrages zu dringen, und Zuheir wurde aal 
seinen Wunsch gestattet, dabei zuerst das Wort zu nehmen. 
Er erschien also am folgenden Morgen in einem feinen An- 
züge und nachdem er den Umgang um die Ka'ba gemacht 
hatte, trat er zu den versammelten Cureisch und hielt an sie 
eine Anrede, worin er schliesslich erklärte, dass er nicht eher 
ruhen werde, bis das unheilvolle Blatt zerrissen sei. Des 
wollte Abu bahl sich widersetzen, aber sogleich fuhr Zam'a 
dazwischen, dass er von vorn herein mit der Abfassung dieses 
Vertrages nicht zufrieden gewesen seit Abul<- Baöhtari und 
Mut 'im gaben ähnliche Erklärungen ab, sodass Abu iiraiil meriite, 
dass unter ihnen eine Verabredung stattgefunden habe; Abu 
TÄlib war in einiger Entfernung ruhig sitzen geblieben. Jetzt 
erhob sich el-Mut'im und ging nach der Ka'ba, um das BiatI 
zu zerreissen, allein er fand, dass es mit Ausnahme der An- 
fangsbuchstaben „in deinem Namen, o Gottl^ von den Wör^ 
mern verzehrt war. 

S. 96. Damit hörte zwar das Bündniss der Cureisch auf, 
nicht aber die Verfolgungen gegen Muhammed und seine An* 
bänger^ die im Gegentheil i(och heftiger wurden, nachdem kurz 
darauf Abu Tälib gestorben war ; auch seine Frau Chadtgm 
verlor Muhammed um dieselbe Zeit Indess hatte er uiiAl 
lange nachher die Freude, auf dem Markte zu 'Okädh^ wo er 



— 93 — 

schon seit mehreren Jahren ohne Erfolg seine Lehre voi^getra-^ 
gen hatte , jetzt willige Ohren zu finden , indem einige Med»- 
nenser ihm mit Aufmerksamkeit zuhörten. Auf der nächsten 
Wallfahrt kamen sie in noch grösserer Anzahl in Mekka zu 
ihm und ein Jahr darauf sah er in einer Zusammenkunft Sieti- 
zig um sich versammelt» welche seine Lehre annahmen und 
ihm einen förmlichen Huldigungseid leisteten, der nach dem 
Orte der Zusammenkunft >) Huldigung von el-'Acaba^ genannt 
wird. Von nun an wusste Huhammed, wo er eine sichere 
Zuflucht finden konnte, und da die Cureiseh, als sie erfuhren, 
welche Erfolge er bei den Medinensern gehabt habe, nur um desto 
erbitterter wurden, schickte er nach und nach alle seine Ver^ 
wandten und Anbänger nach Medina, bis er selbst am ersten 
Rabr (13. Sept. 622) mitAbuBekr aus Mekka flüchtete. Von 
dieser Flucht el-Higra, mit Zurückverlegung auf den An- 
fang des Jahres, beginnt die Huhammedanische Zeitrechnung 
und der erste Muharram des ersten Jahres fällt mit dem 16. 
Juli 622 zusammen. 

§. 99. Zwar hatte Muhammed auch in Hedina anfangs 
einen schweren Stand, besonders gegen die zahlreiche und 
mächtige Parthei der dortigen Juden, aber er liess sich dadurch 
nicht abschrecken, jetzt seinerseits die Feindseligkeiten gegen 
die Mekkaner ofien fortzusetzen« Wenn auch der Zweck sei* 
nes ersten grossen Zuges, eine reich beladene Carawane der 
Cureisch, die aus Syrien kam, aufzuheben, nicht erreicht wurdO) 
so war doch der Erfolg in sofern ein glänzender zu nennen, 
als er den Angriff der ihm an Zahl weit überlegenen Feinde 
bei Badr siegreich zurückschlug. Die zweite grosse Schlacht 
bei Ohod, wo 3000 Mekkaner gegen 700 Medinenser fochten, 
blieb unentschieden, jede Parthei schrieb sich den Sieg zu ; wäh- 
rend Muhammed, selbst schwer verwundet, sich zurückzog^ 
wagten die Mekkaner nicht ihren vermeintlichen Sieg zu ver- 
folgen; hatte jener den Verlust seines tapfern Streiters, Hamza 
ben 'Abd el-Muttalib » zu beklagen und überhaupt 69 Mann 
verloren, während die Mekkaner nur 22 Todte zählten, so 
waren unter diesen doch, verhältnissmässig mehr angesehene 
Personen aus den ersten Familien: Talha ben Abu Talha und 
seine beiden Brüder Abu Sa'd und 'Othmän, welche nach ein- 
ander die Fahne getragen hatten, nebst vier Söhnen des etr< 



— 94 - 

stoD, Mnsfttf, el-btilfts^ KiUb and el-HArith ; ferner HischAm bea 
Abu O.Tiaija ben ei-Mugtra, el-Waltd ban el-'A^i ben Hiachä«, 
Abu Omajja ben Abu Hudseifa ben el-Mugtra , alle . drei aas 
der Familie Machzüm, waren geblieben, und die Mekkaner hat- 
ten so wenig Selbstvertrauen v dass, während sie am zweiten 
Tage nach der Schlacht noch beriethen, ob sie gegen Medial 
ziehen wollten, und erfahren, dass Mubammed selbst ihnen be- 
reits nachfolge, sie sich schleunigst nach Mekka zurttckzogen. 
— Sie bitten nun auch wohl so bald nichts wieder gegen Mo- 
hammed unternommen, wenn sie nicht durch die aus Mediaa 
Tertriebenen Juden dazu angereizt wären. Mit diesen ymi- 
nigten sie sich, riefen ihre froheren Bundesgenossen und n- 
dere Arabische Stämme zu Hülfe und rückten mit einer 
Macht von 10,000 Mann im SchawwftI des Jahres 5 (Febr. 
627) gegen Medina. Hier hatte Muhammed einen Graben um 
die Stadt ziehen lassen, sodass die Feinde keinen entseheiden- 
den Angriff wagten, und nachdem sie zwanzig Tage davor ge- 
legen und nur einzelne Zweikämpfe stattgefunden hatten, ho- 
ben sie die Belagerung plötzlich auf« 

S. 100. Es verging nun ein volles Jahr, dass die Mekka- 
ner nichts mit Muhammed zu schaffen hatten , bis dieser aof 
den Gedanken kam , eine Pilgerreise nach Mekka machen za 
wollen; denn da seine Lehre den Besuch der Ka'ba nicht aar 
nicht ausschloss, sondern sogar gebot, und er auch in den da- 
bei zu beobachtenden Gebräuchen fast ganz mit den heidai- 
schen ArabeTU übereinstimmte, so hoffte er, die Mekkaaer 
würden ihm kein Hinderniss in den Weg legen, wenn er in 
so friedlicher Absiebt zu ihnen käme. Sein Plan fand bei sei- 
nen Anhängern ungetheilten Beifall, 1400 derselben schlossea 
sich ihm an und verliessen Medina im Dsul-Ca'da des J. 6 
(Febr. 628). Die Mekkaner rückten ihm indess entgegen, ent- 
schlossen ihm den Eintritt in ihre Stadt zu wehren, und als 
Muhammed seinen Weg änderte, um ihnen auszuweichen , zo- 
gen sie sich nach Mekka zurück, Hessen ihm aber durch einen 
Abgesandten aufs bestimmteste erklären, dass sie sich seinem 
Vordringen mit Gewalt der Waffen widersetzen würden. Mu- 
hammed lagerte bei el-Hudeibia, eine Tagereise von Mekka, 
und da die Arabischen Stämme auf seinem Zuge bis dahin 
sich doch nicht in der Anzahl ihm angeschlossen hatten, als 



— 95 — 

er erwartet haben mochte, um seines Erfolges gewiss zn sein, 
so verlangte er zunächst von seinen Begleitern eine erneuerte 
Huldigung, welche nach dem Orte ndie Huldigung von el-Hu- 
deibia^ oder, da sie unter einem hohen Baume stattfand, „die 
Huldigung unter dem Baume^ genannt wird ; dann aber zeigte 
er sich gegen die Mekkanischen Gesandten immer nachgiebi- 
ger, bis zulezt ein Vertrag mit ihnen zu Stande kam, dem zu- 
folge Muhammed für dieses Jahr auf den Eintritt in Mekka 
verzichtete, während er ihm im nächsten Jahre ungehindert 
fttr drei Tage gestaltet sein sollte, zugleich aber verpflichtete 
er sich, keine Mekkaner, welche in dieser Zeit zu ihm tiber- 
treten wollten, bei sich aufzunehmen. Muhammeds Anbänger 
waren freilich über diesen Vertrag sehr unzufrieden, indess 
erwiess sich der zweite Punkt, welchen Muhammed mit aller 
Strenge hielt, indem er mehrere Ueberläufer zurückschickte, 
bald für die Mekkaner selbst als nachtheilig. Die Flüchtlinge 
nämlich, anstatt sich zu Muhammed nach Medina zu begeben, 
sammelten sich an der Meeresküste bei el-'l^ und verstärkten 
sich bald zu einer Bande von dreihundert Mann, unter dem 
Befehle des Abu Baglr, welche den Carawanen der Cureiscb 
auflauerten und sie ausplünderten, sodass diese selbst Muham- 
med baten, diesen Punkt des Vertrages aufzuheben und die 
Flüchtlinge nach Medina zu berufen, was er um so lieber that, 
als er dadurch seine Streitmacht bedeutend verstärkte. — Genau 
ein Jahr nach dem Abscbluss des Vertrages von el-Hudeibia zog 
Muhammed von 2000 Muslim begleitet als Pilger in Mekka ein, 
verrichtete die gewöhnlichen Gebräuche, besuchte die heiligen 
Orte, und zog auf die Erinnerung der Mekkaner, welche die 
dreitägige Frist nicht verlängern wollten^ am vierten Tage wie- 
der ab. Indess hatte dieser Besuch die Bekehrung mehrerer 
angesehener Mekkaner zur Folge, welche sich, wenn auch 
nicht von der Richtigkeit seiner Lehre, so doch von seiner 
Uebermacht überzeugt hatten und jezt nach Medina kamen und 
sich ihm unterwarfen. 

$. 101. In dem Vertrage von el-Hudeibia war auch fest- 
gesezt, dass es den einzelnen Stämmen frei stehen sollte, ob 
sie sich an Muhammed oder an die Cureisch anschliessen woll- 
ten, und infolge dessen hatten sich die Chuzä'a für Muham- 
med und die Bann Bekr ben Abd Manftf ben Kinäna für die 



- 96 — 

Careisch erklärt. Beide Stämme wobnten in der Ungegend 
von Mekka neben einander y und hatten kurz zuvor in einer 
Fehde gelebt, in welcher auf beiden Seiten einzelne Personea 
umgebracht waren. Die Banu el-Duil, ein Zweig der Bana 
Bekr, wollten sich jezt de^ allgemeinen Frieden, wo Jeder 
sich für sicher hielt, zu Nutze machen und Oberfielen unter ih- 
rem Anführer Naufal ben Hu'dwia ben Nufiltha die Chuzli'a 
bei ihrem Wasser el-Wattr unterhalb Mekka, achlagen sie in 
die Flacht und tödteten eihen Mann Namens Munabbih , wel- 
cher, weil er eine schwache Brust hatte, nicht so schnell halte 
entfliehen kOnnen. Die Cureisch hatten dabei die Angreifen- 
den nicht nur mit einer Lieferung von Waffen und Mehl un- 
terstützt, sondern einige von ihnen hatten an dem Ueberfall 
selbst Theil genommen, da sie in der Dunkelheit der Nacht 
unerkannt zu bleiben hofften, namentlich werden genannt ^f- 
wftn ben Omajja, Scheiba ben 'Othmän , Suheil ben Amr , Ha- 
weitib ben Abd el-'Uzzd und Mikraz ben HafQ ben el-Achj>f. 
Die Chuzä'a retteten sich nach Mekka und fanden Schutz in 
der Wohnung des Budeil ben Warcft, welcher sich alsbald 
selbst mit einem von Chuzä'a auf den Weg nach Medina machte 
um sich bei Muhammed über den Friedensbruch zu bescdiwe- 
ren. Schon war ihnen 'Amr ben Sälim el-Chuzä'i voraafge- 
eilt und hatte Mohammed in einem Gedichte von dem Vorge- 
fallenen in Kenntniss gesetzt und von ihm zur Antwort erhal- 
ten : Dir soll geholfen werden , o 'Amr ben SAIim. Als Mo- 
hammed dann durch Budeil die Bestätigung der von 'Amr ge-^ 
brachten Nachrichten erhielt, stand sein Entschluss fest; er 
sagte ihm beim Abschiede, dass ihm Abu Sufjdn begegnen 
werde, welcher komme, um den Vertrag wieder bündig zu 
machen und die Zeit desselben zu verlängern. Auf dem Röck- 
wege begegneten Budeil und seine Begleiter bei 'Osfftn wirk- 
lich dem Abu Sufjän, welcher von den Cureisch zu dem von 
Muhammed angegebenen Zwecke abgeschickt war, weil sie we- 
gen des Geschehenen sehr in Angst waren. Abu Sufjftn ver- 
muthete sogleich, dass Budeil bei Muhammed gewesen seij und 
fragte ihn, woher er komme? Er antwortete: ich bin unter 
den Chuzä'a hier am Ufer und dort im Lande umhergezogen; 
dass er bei Muhammed gewesen sei, leugnete er ab. Abo 
Sufjän aber dachte, als Budeil weiter zog, wenn er in Medina 



— 97 — 

gewesen ist, so hat er dort Datteln gefüttert; er ging zu dem 
Lagerplatze seines Cameies, untersuchte dessen Excremente, 
und da er daraus seine Vermuthung bestätigt fand, rief er aus: 
ich schwöre bei Gott, dass Budeil bei Muhammed gewesen ist. 
S. 102. Abu SufjSn eilte nun nach Medina und begab 
sich zu seiner Tochter Umni Habiba, der Frau Muhammeds; 
indem er sich hier auf Muhammeds Teppich niederlassen wollte, 
zog sie ihn weg und wickelte ihn zusammen; er sprach zu 
ihr: ich weiss nicht, ob du mich für den Teppich oder den 
Teppich für mich zu gut hälst. Sie antwortete: ja! es ist der 
Teppich des GottgesanJten und du bist ein unreiner Ungläu- 
biger; ich mag nicht, dass du dich daraufsetzest. Er sprach: 
bei Gottl du hast, seit wir uns getrennt haben, einen bösen 
Sinn bekommen. Er begab sich hierauf zu Muhammed und 
redete ihn an, erhielt aber kein Wort als Erwiederung; dann 
ging er zu Abu Bekr und bat ihn, ein gutes Wort für ihn bei 
Muhammed einzulegen ; der aber erwiederte kurz : das werde 
ich bleiben lassen. Als er hierauf gar zu 'Omar ben el-Chat- 
täb mit derselben Bitte kam, entgegnete er: ich soll für euch 
bei Muhammed gute Worte geben? bei Gott! wenn ich nichts 
als Ameisen fände, würde ich mit ihnen gegen euch in den 
Kampf ziehen. Bei 'Ali, zu dem er sich nun begab, traf er 
dessen Frau Fätima, die Tochter Muhammeds, und ihren kleinen 
Sohn Hasan, der vor ihr auf der Erde krocht o 'Ali! redete 
er ihn an, du bist immer sehr gütig gegen mich gewesen, ich 
komme in einer dringenden Angelegenheit und kann nicht so 
hoffnungslos 9 wie ich gekommen bin, wieder umkehren; lege 
bei dem Gesandten Gottes ein gutes Wort für mich ein. Er 
antwortete: 7, wehe dir, o Abu SufjÄn! bei Gott! wenn der 
Gottgesandte etwas beschlossen hat, so können wir nicht wei- 
ter mit ihm darüber reden.^ Er wandte sich jetzt an Fätima 
und sprach: o Tochter Muhammeds! kannst du nicht deinem 
Söhnchen heissen, zwischen den Menschen als Beschützer zu 
erscheinen? er wird so der Fürst der Araber werden bis ans 
Ende der Zeit. Sie erwiederte: Mein Sohn ist noch nicht alt 
genug, um als Beschützer zwischen die Menschen zu treten, 
auch kann das Niemand gegen den Willen des Gottgesandten. 
Zu 'Ali gewandt sprach er dann: o Abu Hasan! ich sehe mich 
in einer sehr schwierigen Lage> rathe mir! Er antwortete: 

7 



- 98 — 

bei Gotl! ich weiss nicht, was dir helfen könnte; indess du 
bist der Fürst der Banu Kinäna , tritt auf und erkläre dich 
zum Beschützer zwischen den Menschen, dann begieb dich in 
dein Land zurück. Glaubst du , fragte Abu Sufjän , dass mir 
das etwas nützen werde? Nein, bei Gottl erwiederte 'AU, das 
glaube ich nicht, aber ich weiss keinen andern Rath für dich. 
Abu Surjän eilte nun nach der Moschee und machte dort be- 
kannt: ihr Leute! ich erkläre mich zum Beschützer zwischen 
den Menschen; dann bestieg er sein Camel und zog abv 

§. 103. Als er zu den Cureisch kam, fragten sie: was 
hast du ausgerichtet ? Er erzahlte : ich ging zu Muhammed 
und redete ihn an, aber er erwiederte mir auch gar nichts; 
bei dem Sohne des Abu Cuhdfa (Abu Bekr] fand ich nichts 
gutes; Ibn el-Chattäb war der feindseligste von allen; nur 
'Ali zeigte sich milder gesinnt und gab mir einen Rath, den 
ich befolgt habe, doch weiss ich nicht, ob es etwas nützen 
wird. — Was rieth er dir denn? — Er befahl mir» mich 
für den Beschützer zwischen den Menschen zu erklären, das 
habe ich gethan. — Hat denn Muhammed seine Einwiliigong 
dazu gegeben? — Nein! — So hat der Mann nur noch 
sein Spiel mit dir gßtrieben und was du gesagt hast, wird dir 
nichts nützen. — Ja wohl! aber ich wusste keinen an- 
deren Rath. 

§. 104. Muhammed liess nun Alles zu einem Zuge ge- 
gen Mekka vorbereiten und wünschte , dass es^ den Cureisch 
nicht bekannt werden möchte, um sie unvermuthet zu über- 
fallen. Indess schrieb H&tib ben Abu Balta'a einen Brief, wo- 
rin er den Mekkanern Nachricht davon gab und schickte eine 
Sklavin Sftra oder Umm Sära damit ab, die ihn in ihre Haar- 
flechten versteckte. Muhammed erfuhr dies durch eine Kund- 
gebung vom Himmel und sandte ihr den 'Ali ben Abu TAIib 
und el-Zubeir ben el-'Awwäm nach, die sie drei oder vier 
Stationen von Medina einholten; sie leugnete anfangs, einen 
Brief bei sich zu haben, allein auf 'Ali's Drohung band sie ihr 
Haar los und gab den Brief heraus. Sie eilten damit zu Mu- 
hammed und dieser liess Hätib rufen, welcher sich damit entr 
schuldigte, dass er in Mekka noch seine Familie und Verwandte 
habe, für welche er dadurch die Cureisch habe gut stimmen 
• wollen. 'Omar bat um die Erlaubniss, ihm sogleich den Kopf 



— 99 — 

abschlagen zu dürfen, da er ein Heuchler sei; allein Huham- 
med begnadigte ihn, da er ein Kftmpfer von Badr war. Am 
11. Ramadhdn (2. Jan. 630) brach Muhammed von Medina auf 
und hielt mit seinem Heere das Fasten dieses Monats während 
des Marsches, bis sie nach el-Kadid kamen, eine Stunde hin- 
ter Amag und drei Stunden vor 'Osfdn, wo das Fasten auf- 
hörte. Sein Oheim el- Abbäs ben 'Abd el-Muttalib, welcher 
bis dahin in Mekka geblieben war und sein Amt, den Pilgern 
Wasser zu reichen, versehen hatte, war ihm schon einige Sta- 
tionen früher .bei el-Guhfa, etwa auf der Mitte des Weges zwi- 
schen Mekka und Medina, mit seiner ganzen Familie entgegen- 
gekommen, und während er diese nach Medina weiter schickte, 
kehrte er selbst mit Muhammed um. Unterwegs waren noch 
bedeutende Verstärkungen zu ihm gestossen, namentlich von 
den Stämmen Suleim, Muzeina, Chuzä'a und Cudhd'a, sodass 
sich seine Armee auf 10,000 Mann belief, mit denen er in der 
kurzen Zeit von neun Tagen bis nach Marr el-Dhahrftn, nur 
noch etwa sechs Stunden von Mekka, gelangte, wo sie Abends 
eintrafen und ihr Lager aufschlugen, um hier einen Ruhetag 
zu halten. Bis dahin hatten die Cureisch nichts von dem gan- 
zen Zuge erfahren, und auch jetzt waren es nur erst unbe- 
stimmte Gerüchte, die zu ihnen gelangten, sodass ihr Ober- 
haupt Abu Sufjdn ben Harb in Begleitung von Haktm ben Hi- 
zäm und Budeil ben Warcd sich aufmachten um zu sehen, ob 
sie etwas bestimmtes erfahren könnten. Um dieselbe Zeit 
hatten draussen im Lager el-Abbäs mit grosser Besorgniss an 
das Schicksal der Cureisch gedacht, wenn sie Widerstand lei^ 
sten und Muhammed die Stadt im Sturm erobern würde; er 
bestieg deshalb noch denselben Abend Muhammeds weissen 
Maulesel und ritt auf dem Wege nach Mekka zu , um zu se- 
hen, ob er nicht einen Holzträger, Milchverkäufer odec Bettler 
träfe, der nach der Stadt wollte , durch den er die Bewohner 
benachrichtigen könnte, dass Muhammed schon so nahe sei, 
damit sie kämen und seine Gnade anflehten. Als er in der 
Dunkelheit bis el-Aräk am 'Arafa gekommen war, hörte er 
Männer reden und erkannte an der Stimme, dass es Abu Suf- 
jan und Budeil waren, welche aus der Ferne die Lagerfeuer 
beobachteten; Abu Sufjftn sagte: ich habe noch nie so viele 
Feuer und ein solches Lager gesehen wie diese Nacht; Budeil 

7* 



- 100 — 






meinte, es müssten die Chuzft'a sein , welche sich zum Angrü 
versammelt hätten, aber Abu SufjAn bemerkte, dass diese liir 
solche Feuer uod ein solches Lager nicht zahbraich genof 
wären. Jetzt rief sie el- AbbAs an : „o Abu Handhala 1^ Abi 
Sufjlin erkannte die Stimme und dass er gemeint sei and er- 
wiederte: „Abul-Fadhl?« — Ja! — ^Was ist dir? Viltf 
und Mutter geb ich für dich!<< — Wehe dir, AbuSufjAnl dort 
steht Huhammed mit seinen Leuten , mit den Careisch ist es 
vorbei. — i^Wie kann ich mich retten?^ — Wenn er cüek 
trifft, schlägt er dir den Kopf ab; aber setz dich kinlen auf 
mein Maulthier, ich will dich zu Muhammed bringen und ibi 
um Gnade für dich bitten. — Er setzte sich also auf und itt 
mit ihm fort, die beiden andern folgten; so oft sie an eiaeiD 
Feuer vorbei kamen, riefen die Wachen: ^wer da?^ wennsif 
aber das Maulthier Muhammeds erkannten, sagten sie: «der 
Oheim des Gottgesandten,^ und Hessen sie weiter ziehen. Ais 
sie aber an dem Feuer des 'Omar ben el-Chatt&b vorfiberka- 
men, rief er sie ebenfalls an und trat näher; da erkannte er 
Abu Sufjftn und rief: Abu Sufjän, der Feind Gottes I gelobt 
sei Gott der dich in unsre Hände führt, ohne dass ein Btnd- 
niss oder ein Vertrag besteht. Damit lief er fort zu Huham- 
med, el- Abbäs trieb sein Thier an und kam ihm nur eben so- 
viel zuvor, als ein schwerfälliges Thier einem schwerfälligen 
Mann zuvorkommen kann; er war kaum abgesprungen ttod 
bei Huhammed eingetreten , als Omar auch schon eintrat und 
sprach : o Gesandter Gottes 1 hier ist Abu SufjAn , den Golt in 
unsre Hände führt, ohne dass ein Bündniss oder Vertrag be- 
steht, erlaube, dass ich ihm den Kopf abschlage. el-'Abblis 
trat aber dazwischen, erklärte sich für seinen Beschützer, setzte 
sich zu Muhammed und streichelte ihm den Kopf, indem er 
sagte : diese Nacht soll ausser mir Niemand allein mit ihm re- 
den; und als 'Omar immer heftiger wurde, sprach er: nur ge- 
mach, Omarl wenn es einer von deinem Stamme 'Adi ben 
Ka'b wäre, würdest du nicht so reden , aber du weissl, dass 
es einer von 'Abd Manäf ist. Omar erwiederte: nur gemacbi 
'Abbäs! bei Gottl deine Bekehrung war mir lieber als die mei- 
nes Vaters el-Chattäb^ wenn er sich bekehrt hätte, und ich 
weiss sehr wohl, dass deine Bekehrung auch dem Gottgesandten 
lieber war, als die Bekehrung meines Vaters. Jetzt erhob sieb 



— 101 — 

u Muhammed und sprach : Bringe ihn fort, 'Abb&s, in dein Quar- 
tier und komm morgen früh mit ihm wieder. 

^. 105. el-Abbäs nahm ihn mit und behielt ihn die Nacht 
bei sich. Als er am andern Morgen mit ihm zu Muhammed 
kam, redete ihn dieser an: ,,wehe dir Abu Sufjänl ist jetzt die 
Zeit gekommen, wo du erkennst, dass kein Gott ist ausser Al- 
lah ?^^ — Er antwortete: wie Vater und Mutter bist du mir! 
wie gütig, edel uud freundlich bist du! bei Gott! ich sehe jetzt 
ein, wenn es ausser Allah noch einen Gott gäbe, so würde er 
mir geholfen haben. — „Wehe dir, Abu Sufjdn! ist jetzt die 
Zeit gekommen, wo du erkennst, dass ich der Gesandte Gottes 
bin? — Wie Vater und Mutter bist du mir! wie gütig, edel 
und freundlich bist du! was dies betrifft, so habe ich bis jetzt 
»och einigen Zweifel daran. — Da fiel ihm 'Abbäs ins Wort: 
wehe dir! bekehre dich und bekenne, dass kein Gott sei au- 
sser Allah und Muhammed sein Gesandter, bevor dir der Kopf 
abgeschlagen wird. Jetzt legte er das Glaubensbekenntniss 
ab und wurde Muslim, el - 'Abbas bat für ihn noch um eine 
Auszeichnung, um seinem Ehrgeize zu genügen, und Muham- 
med erklärte desshalb, wer sich in Abu Sufjäns Wohnung be- 
giebt ($. 56), soll sicher sein, und ebenso wer sich in seinem 
Hause einschliesst oder den Tempel betritt, soll sicher sein. 

el-AbbUs machte nun mit Abu Sufjän einen Gang durchs 
Lager und als dieser die Leute bei ihren gewöhnlichen Be- 
schäftigungen sah, da der Feind nicht in der Nähe war, sprach 
er: mit diesen wollte mich Muhammed besiegen? Im Laufe 
des Gespräches sagte er: o 'Abbäs! kannst du mir erklären, 
wer die Welt geschaffen hat? Er that noch einige ähnliche 
Fragen, woraus el-'Abbäs merkte, dass der rechte Glaube noch 
nicht in sein Herz gedrungen war ; er trennte sich von ihm 
und ging zu Muhammed, um ihm davon weitere Nachricht zu 
geben. Dieser befahl^ den Abu Sufjän noch zurückzuhahen, 
um ihm das ganze Heer sehen zu lassen^ wenn es sich auf 
den Marsch begebe. el-'Abbäs eilte ihm daher nach und als 
er ihn einholte und festhielt rief Abu Snfjan: ist das Verrath, 
ihr Banu Häschim? el-Abb&s antwortete: du wirst schon sehen, 
dass wir keine Verräther sind, aber ich muss dich noch hier 
behalten , damit du morgen die Kriegsschaaren Gottes siehst 
und was er gegen die Ungläubigen gerüstet hat; er führte ihn 



— 102 — 

dann auf dem Wege nach Mekka durch die Borgschlachi oad 
dem Vorsprunge el-Gam!m, ehe man nach el-Arftk kommt 

$. 106. Am andern Morgen erliesa Muhammed beim Anf- 
bruch den Befehl , dass jeder sich zu seinem Führer loter 
seine Fahne stelle ^ und so marschirte das ganze Heer in ge- 
ordnetem Zuge an Abu Suf|An vorüber; zuerst kam die Rei- 
terei unter el-Chftlid ben el-Walid, dann die einzelnen Con» 
der verschiedenen Stämme unter dem Oberbefehl des Abi 
'Obeida Ibn el-iSarr&h, zuletzt die aus Mekka geflüchteten nd 
die Medinenser von Muhammed selbst geführt in geecblosseBei 
Reihen mit eisernen Panzern, daher die grünen genannt , bei 
deren Anblick Abu Sufj&n ausrief: diesen kann Niemand Wi- 
derstand leisten, o Abul-Fadhl I ja, morgen wird die Herrsckafl 
deines Neffen in ihrem vollen Glänze erscheinen. — Da meiast 
das Prophetenthum, o Abu SufjAnI sagte el-Abbte. — Ja m! 
erwiederte er. — Darauf entliess er ihn mit den Worten: 
„Nun mach, dass du zu deinen Leuten kommst,^ and Aba 
Sufjdn eilte nun dem Heere voraus und als er nach IfeUu 
kam, rief er, so laut er nur konnte : ihr Männer von Careiseb! 
Muhammed kommt mit einem Heere, dem ihr keinen Wider- 
stand leisten könnt, wer aber Abu Sufjäns Haas betritt, ia 
ist sicher! — Da erhob sich seine Frau Hind bint 'Otba, 
fasste ihn beim Schnurrbart und rief: tödtet den schmatzigen, 
nichtsnutzigen Butterschlauch , der sich durch einen Kondschaf- 
ter hat bethören lassen. — Er erwiederte: wehe euch 1 hsst 
euch durch diese nicht zu unbed achtsamen Schritten verieiteB; 
es zieht ein Heer heran, dem ihr nicht widerstehen kdnat; 
wer aber Abu Sufjäns Haus betritt, der ist sicher. — Dass 
dich Gott vernichte! riefen sie, was nützt uns dein Hans. — 
Er fuhr fort: und wer sich in sein Haus einschliesst, Ist si- 
cher, und wer sich nach dem Tempel begiebt, ist sieber. — 
Da zerstreuten sich die Leute und gingen in ihre Häoser oad 
nach dem Tempel. 

§; 107. Unterdess war Muhammed bis Dsu Taw an vor- 
gerückt. Hier vertheilte er seine Truppen, um von verschie- 
denen Seiten in die Stadt einzudringen ; el Zubeir ben ei-'Aw- 
wdm, der den linken Flügel commandirte, nahm die Ricbtüag 
über den Hügel Kadd, einen Theil des 'Arafa, auf den Be- 
gräbnissplatz am Hügel el-Hagün zu nach der oberen Stadt, 



- 103 — 

wohin Abu 'Obeida mit dem Hauptcorps und hinter ihm Hu- 
hammed durch das Thal der Familie el-Achnas und über den 
Hügel AdsAchir seinen Marsch richtete; Chdlid wurde mit der 
Reiterei und dem rechten Flügel, der vorzüglich aus den Stäm- 
men Asiam, Suleim, Gifär y Muzeina und 'Guheina bestand , auf 
einem Umwege auf die entgegengesetzte Seite der Stadt ge- 
schickt und drang von el-Ltt ein; Sa'd ben 'Obeida sollte 
mit den Huhägir und Angär über den Hügel Kudä in die un- 
tere Stadt einrücken. Dieser aber äusserte sich auf dem 
Wege dorthin, dass er eben nicht gesonnen sei, sehr scho- 
nend gegen die Cureisch zu verfahren, indem er den Vers 
machte: 

Heute ist ein heifger Streit, der uns vom Gesetz befreit. 
Dies wurde Muhammed hinterbracht, der ihm sogleich den 'Ali 
ben Abu Tälib nachschickte um ihm die Fahne und das Com- 
mando abzunehmen; nach anderen übertrug er seinem Sohne 
Keis ben Sa'd ben 'Obäda das Commando. Abu Cuhäfa, 
Omars blinder Vater, hatte sich von seiner Tochter auf den 
Abu Cubeis führen lassen, wo sie ihm das Anrücken der Rei- 
terei beschrieb, und als sie dann schnell wieder hinunter 
wollte, kamen sie schon ins Gedränge, ehe sie ihr Haus er- 
reichten, wobei der Tochter ihr Halsband abgerissen wurde. 

$. 108. Der Einzug in die Stadt erfolgte fast ganz ohne 
Widerstand und nur eine kleine Schaar unter (^afwän ben 
Omajja, 'Ikrima ben Abu 'Gahl und Suheil ben 'Amr, die sich 
auf den Bergrücken el-Chandama zurückgezogen hatte, ver- 
suchte es, sich dem ihr von Chälid ben el-Walid nachgeschick- 
ten Trupp zur Wehre zu setzen. Zwei von ChAlid's Leuten, 
die von den übrigen abgekommen waren, Kurz ben iSäbir und 
Chuneis ben Chälid, wurden von den Cureisch angegriffen, 
und als Chuneis zuerst fiel, stellte sich Kurz vor ihn und kämpfte 
so lange, bis auch er getödtet wurde. Auch Salama ben el- 
MeilA von iSuheina, ein Reiter Chälids blieb dort, während auf 
Seiten der Cureisch zwölf oder dreizehn getödtet wurden und 
die übrigen die Flucht ergriffen. 

Muhammed hatte befohlen, nur gegen diejenigen die Waf- 
fen zu gebrauchen, welche Widerstand leisten würden, allein 
Ch&lid hatte diesen Befehl nicht befolgt und unnöthig Blut yer- 
gossen; als darüber bei Muhammed Klage geführt wurde 



— 104 — 

schickte er einen der An<;är su ChAlid und liess ihn sagen, 
keinen mehr in Mekka su lödten. Allein der Bote kehrte dies 
Qin und brachte ihm die Ordre y Jeden zu tödten, den er träfe, 
und das befolgte Chälid nur su gern und su eifrige so dass 
alsbald siebzig Mekkaner erlegt waren. Einer der Coreiseh 
brachte Muhammed die Nachricht : wenn das so fort geht, wird 
heute kein Cureisch mehr übrig bleiben. -— 9,Wie so?^ fragte 
Muhammed. — Der ChAiid tödtet Jeden ^ der ihm vorkomnt 
— „Rufe mir ChAlid herbei*^ — Als er erschien, sprach Mo- 
hammed: ^,habe ich dir nicht sagen lassen, keinen mehr so 
tödten?'' — Im Gegentheil du hast befohlen Jeden zu tödten, 
den ich träfe. — Muhammed liess nun den An^Arier rufeo 
und fragte ihn : ,,habe ich dir nicht befohlen , dem Chdlid die 
Ordre zu bringen, keinen mehr zu tödten?^^ — AJierdings, 
antwortete er, du wolltest den Befehl geben , aber Gott hat es 
anders gewollt, und es ist geschehen, was Gott gewollt bat — 
Muhammed entliess ihn ohne ihm ein Wort weiter zu sagen. 
Nur den Chuz&'a hatte er gestattet, ihre Rache an den 
Banu Bekr (§. 101) noch zu kühlen und sie bis zum Abend- 
gebet zu verfolgen, dann aber sollten sie die Waffen ru- 
hen lassen. 

$. 109. Bis dahin hatte Muhammed die Stadt nicht betre- 
ten, sondern am obern Eingange sein Zelt aufschlagen lassen, 
und er blieb hier, bis der Kriegslärm aufhörte und die Ruhe 
hergestellt war; dann bestieg er sein Camel wieder und ritt 
gerade auf die Ka'ba zu und machte unter Gebeten den ge- 
bräuchlichen siebenmaligen Umgang reitend , indem er mit ei- 
nem Stabe, den er in der Hand hielt, bei jedem Umgange den 
schwarzen Stein berührte. Zugleich zeigte er mit den Stabe 
auf die Götzenbilder, welche rings um die Ka'ba aufgeatdlt 
und mit Blei befestigt waren, indem er sagte; „die Wahrheit 
ist gekommen , verschwinden muss die Lüge ;'' da fielen alle, 
auf die er von vorn zeigte, rücklings, und auf die er von hinten 
zeigte, vorwärts nieder. Dann stieg er ab» liess das Camel 
wegführen und schickte seinen Sklaven Biläl zu 'OthmAn. ben 
Taiha, um von ihm die Schlüssel zur Ka'ba zu holen; dieser 
versprach ihn glekh selbst zu bringen, ging ins Haus. und 
sagte seiner Mutter SulAfa bint Sa*d ben Subeid, die ihn. in 
Verwahrung hatte » dass Muhammed zu ihm geschickt hab^^ er 



— 105 — 

solle ihm die Schlüssel bringen ; sie weigerte sich aber » ihn 
herauszugeben, indem sie sagte : Bewahre Gott, dass du. das Erb- 
stück deiner Familie aus den Händen giebst. Er erwiederte: 
du giebst ihn sogleich heraus, oder es komml ein anderer, der 
ihn von dir holen wird. Da steckte sie ihn in ihren Busen 
und sprach: welcher Mann wird ihn da wegnehmen? Indem 
hörte sie die Stimmen von Abu Bekr und Omar im Hause und 
Omar sprach sehr laut, da 'Othmän so lange ausblieb : *Olhmftn, 
komm heraus! Da sagte seine Mutter: lieber Sohn! nimm den 
Schlüssel; wenn du ihn nimmst, ist es mir doch lieber, als 
wenn ihn der von Teim (Abu Bekr) oder der von 'Adi (Omar) 
nimmt. 'Othmän tiberbrachte ihn nun an Muhammed,. dieser 
schloss die Ka'ba auf und Hess Osama ben Zeid, Biläl ben Ra- 
bäh und *0thm4n ben Talha mit sich eintreten und dann wie- 
der zuschliessen ; Chdlid ben ei-Waltd hielt draussen Wache, 
um die Leute zurückzuhalten. Zuerst fiel Muhammed einehöU 
zerne Taube in die Hfinde, die zerbrach er und warf sie zu 
Boden ; dann traf sein Blick auf die Gamälde an den Wänden 
und Pfeilern und er gab Befehl, sie mit nassen Tüchern auszu- 
wischen, nur das Bild der Mutter Maria mit dem Jesuskinde 
bedeckte er mit seinen Händen und sprach : „wischet alle Bilder 
aus mit Ausnahme dessen , welches unter meinen Händen ist ;'' 
und es blieb erhaltea, bis es bei dem Brande der Ka'ba unter 
Ibn el-Zubeir zerstört wurde. Selbst das Bild Abrahams, wel- 
cher dargestellt war, wie er mit Pfeilen das Loos warf, wollte 
er nicht stehen lassen, indem er sagte: was hat Abraham mit 
den Pfeilen zum Loosen zu schaffen. Nachdem alle Bilder 
verwischt waren, trat er zwischen zwei Säulen, sprach ein 
kurzes Gebet und verliess dann den Tempel , den er selbst 
wieder schloss. Draossen trat el-*AbbAs (nach anderen 'M 
ben Abu Tälib), Uls er den Schlüssel noch in Muhammeds Hand 
sah) Mxd ihn zu und sprach : o Gesandter Gottes I vereinige in 
unsrer Familie das Schlttsselamt und das Tränkamt; aber Mu- 
hammed rief den 0thm4n ben Talha und übergab ihm den 
Schlüssel wieder mit den Worten: nehmt ihn zurück. Söhne 
Abu Talha's, als ewiges Erbtheil, und nur mit Gewalt soll er 
euch entrissen werden. — Als *OthmAn bald nachher Mekka 
verliess und mit Muhammed nach Medina zog , übernahm sein 
Vetter Scheib» bon *OtbmAn ben Abu Talha das Schlüsselamt, 



— 106 — 

nach ihm dessen Söhne und die Söhne von daMan Bruder 
Wahb ben 'Othmän; nach vielen Jahren kamen die Nachkom- 
men des 'Othmän ben Talha und seines Bmders MuAfi' ben 
Talha ans Medina nach Mekka surück und erhielten TheU am 
SchlQsselamte, welches dann in ihrer Familie immer forterbte. 
Muhammed Hess sich dann eine Schaale mit Wasser ans 
dem Brunnen Zamzam reichen, trank und wusch sich daraus 
und die Muslim haschten nach dem übrigbleibendeD Wasser, 
um es sich ins Gesicht zu giessen; die UngUubigea standen 
zum Theii auf höher jgelegenen Punkten, wie dem Berge Cha- 
Itfa, der über dem grossen Agjäd- Platze liegt, und sahen dies 
verwundert mit an und sagten: wir haben noch nie einen Kö- 
nig gesehen , dem so etwas oder ähnliches widerfahren wäre. 
Von da begab sich Muhammed nach el-^afft um zu beten ; die ihn 
umgebenden Medinenser sprachen unter einander, dasa er nun 
wohl nicht wieder mit ihnen ziehen, sondern in seiner Vater- 
stadt bleiben werde; nachdem Muhammed sein Gebet beendigt 
hatte, fragte er sie, was sie unter einander geredet hfttten, und 
da sie nicht mit der Sprache heraus wollten, bestand er dar- 
auf es zu wissen, bis sie es ihm sagten. Da erwiederte er: 
Gott bewahre I mit euch lebe ich, mit euch sterbe ich I — Er 
hielt dann an die vor der Ka'ba versammelte Menge folgende 
Anrede : „Kein Gott ist ausser Allah 1 er ist Einer und hat kei- 
nen Milgenossen. Gelobt sei Gott, der sein Versprechen er- 
füllt, der seinem Diener geholfen und die Schaaren allein in 
die Flucht geschlagen hat. Seht! allen unrechtmässigen Er- 
werb aus der Heidenzeit, alles Gut und Blut, das gefordert 
wird, hier tret ich*s unter meine Füsse; nur das Priesteramt 
der Ka*ba und das Amt der Tränkung der Pilger soll besteben 
bleiben und darin habe ich die bisherigen Besitzer bestätigt. 
Den Hochmuth aus der Heidenzeit und den Ahnenstolz hat Gott 
von euch genommen ; ihr alle stammt von Adam und Adam war 
von Staub. Gott spricht: o ihr Menschen I wir haben euch er- 
schaffen von Einem Manne und Einem Weibe und haben euch 
in Völker und Stämme getheilt, damit ihr euch gegenseitig 
kennen könnt ; der ist am meisten bei Gott geehrt , der am 
gottesfürchtigsten ist (Sure 49, 13). — Dann fuhr er fort: 
Ihr Männer von Cureisch I was sagt ihr nun, und was glaubt 
ihr nun? — Sie antworteten: wir sagen Gutes und glauben 



— 107 — 

Gutes, edler Bruder ! lieber Vetter 1 du hast die Macht, so ver- 
zeihe. — So spreche ich, wie mein Bruder Joseph sprach : 
heute will ich euch keinen Vorwurf machen, Gott yerzeiht 
'0uch, und er ist der allerbarmherzigste (Sure 12, 92). — 
Mittlerweile hatten sich hier die Mekkaner in grösserer Anzahl 
versammelt und er liess sich von ihnen huldigen. Auf eine 
Anfrage seiner aus Mekka geflüchteten Anhänger rieth er ih- 
nen, die von ihnen verlassenen und seitdem von ihren Ver- 
wandten in Besitz genommenen Häuser nicht zurück zu for- 
dern, ebensowenig als er selbst auf seine eigenen Wohnungen 
einen Anspruch erhob ; er wollte aber auch nicht einmahl in 
einem Hause der Stadt übernachten, sondern kehrte in sein 
Zelt vor der Stadt zurück. Auf dem Wege dahin versam- 
melte sich wiederum eine grosse Menge Volks bei dem Schaaf- 
markte vor dem Thale Ibn 'Amir und von der Höhe Magkala 
aus nahm er ihre Huldigung entgegen. Hier am oberen Ende 
ist auch der Platz, wo Muhammed seine Lanze in die Erde 
stiess und damit gleichsam die Eroberung für vollendet er- 
klärte; dort wurde „die Moschee der Lanze'^ erbaut. 

$. 110. Ungeachtet des Verbotes hatten doch die Chu- 
zä*a noch nach der ihnen zur Verfolgung ihrer Feinde ge- 
statteten Zeit ein Paar von diesen getödtet; einen hatten sie 
am 'Arafa getroffen und ermordet, ein anderer Fall erregte 
noch mehr Aufsehen. Nämlich iSuneidib ben el-Auka' von Hu- 
dseil hatte vor längerer Zeit den tapfern Ritter Ahmarr-bäsan 
von Aslam ben Cbuzä'a meuchlings umgebracht und kam am Mor- 
gen nach der Einnahme von Mekka dahin, um zu sehen, wie 
es dort hergehe, da er wegen der von Muhammed anbefohle- 
nen Aussöhnung der Stämme sich für sicher hielt. Hier wurde 
er von Gundub ben el-A'gam el-Aslami erkannt, welcher sich 
sogleich aufmachte, um seine Stammgenossen herbei zu holen. 
Der erste, den er traf, war Chiräsch ben Omajja el-Ka'bi, wel- 
cher auf die Nachricht sofort zu seinem Schwerdte griff und 
sich zu ihm begab. Er fand ihn von Leuten umgeben, denen 
er erzählte, wie er den Ahmarr-bäsan umgebracht habe, und 
rief ihnen zu : fort von dem Manne I Die Leute meinten , dass 
er ihn von den Umstehenden frei machen wolle, und wichen 
desshalb zurück; indem stürtzte sich aber Chiräsch auf ihn und 
rannte ihm sein Schwerdt in den Leib, dass die Eingeweide 



— 108 — 

beriuskamen ; iSaneidib war an eine Mauer angelehnt, seine Au- 
gen blitzten, er sprach noch die Worte: so oaachl ihr es also? 
ihr Minner Ton ChazA'a! und sank dann todt nieder. — Diese 
Vorgfin|3re veranlassten Muhammcd, an demselben Tage gleich 
nach Mittag folgende Rede an das Volk zuhaltoi: O ihr Leute! 
Gott hat Mekka für heilig erklärt am Tage, da er Hinniel und 
Erde und Sonne und Mond erschuf und diese beiden Berge 
gründete, und es bleibt heilig bis zum Tage der Aafersfehung; 
keinem, der an Gott und den jüngsten Tag glaubt, ist es ge- 
stattet darin Blut zu vergiessen oder einen Baum zu füllen; es 
war Niemandem vor mir frei gegeben und wird nach mir Nie- 
mandem frei gegeben sein, und selbst mir war es nur eine 
Stunde am Tage freigegeben, dann ist es zu seiner früheren 
Heiligkeit zurückgekehrt. Die Anwesenden mögen die Abwe- 
senden hiervon benachrichtigen. Wenn Jemand sagen sollte, 
der Gottgesandte habe selbst darin getödtet, so erwiedert : Gott 
hat es seinem Gesandten frei gegeben, aber nicht euch/ 
ihr Männer von ChuzA'al Lasset ab vom Morden, es ist schon 
zuviel geschehen, für diesen Ermordeten will ich die Sühne 
bezahlen; wenn aber nach dieser Versammlung Jemand ge- 
tödtet wird, so hat seine Famlie die Wahl, entweder das Bhit 
des Mörders zu fordern, oder die Sühne für den Ermordeten 
anzunehmen. 

$.111. An jenem Nachmittage hatte Muhammeds Diener 
Biläl zum ersten Male von der Ka'ba herab zum Gebete ge- 
rufen; die Cureisch standen noch in der Ferne auf den Spit- 
zen der Berge, ihre Anführer waren geflohen aus Furcht ge- 
tödtet zu werden, einige hatten um Gnade gebeten, andere 
waren bereits begnadigt. Eine Gruppe hatte sich indess auf 
dem Platze der Ka*ba gebildet, die sich über die Ereignisse 
des Tages unterhielt, und als B\\ä\ seinen Ruf mit den Wor- 
ten endigte: r,ich bekenne, dass Muhamroed der Gesandte Ciot- 
tes ist,^ sagte 'Guweiria , die Tochter des Abu JSahl : ,, wahr- 
haftig I deinen Ruhm verkündigt er laut genug, das Grebet wol- 
len wir wohl schon verrichten, aber lieben werden wir den, 
der unsre Liebsten getödtet bat, niemals. Auch mein Vat«r 
hatte, so wie Huhammed, die Prophetengabe empfangen , aber 
er gab sie zurück, um sich nicht mit seinem Volke zu ver- 
feinden.^ Chälid ben Asfd bemerkte zu dem Rufe BiUrs: 



— 109 — 

;,Gott sei gelobt, der meinem Vater die Ehre erzeigt hat, yon 
diesem Tage nichts mehr zu hören^; Asfd war nSmlich am 
Tage vor der Einnahme Mekka's gestorben. Darauf erwie- 
derte el-Härith ben Hischäm : Verweister I wäre ich doch 
gestorben, ehe ich Biläl von der Ka*ba herab wie einen Esel 
hätte schreien hören. Dem stimmte el-Hakam ben Abal-'A^i 
bei mit den Worten: Das ist, bei GoU! eine schöne Neuerung, 
dass ein Sklav der Banu iSumah *) von dem Gebäude des Abu 
Talha wie ein Esel herunter schreit/' Suheil ben 'Amr äu*- 
sserte sich: ,,Wenn dies Gott missfäliig ist, wird er es schon 
ändern",' und Abu SufjAn ben Harb sprach: „ich sage gar nichts^ 
denn wenn ich etwas sagte, würden es diese Steine verrathee.^ 
Diese Unterredung war Muhammed durch den Engel Gabriel 
mitgetheilt; er ging auf die Gruppe zu und sagte einem Je- 
den, was er geäussert hatte, und als Abu Sufjän bemerkte: 
„ich habe nichts gesagt,'^ wandte sich Muhammed lächelnd von 
ihnen ab. — Statt Chälid nennen andere seinen Bruder 'At- 
täb ben Asid, weicher dann mit el-Härith ben Hischäm auf 
der Stelle Muhammed als Gottes Gesandten anerkannt habe^ da 
er die Kenntniss ihrer Unterredung nur von Gott erhalten ha* 
ben könne. 

$. 112. Als Muhammed beim Vorrücken gegen die Stadt 
den Befehl gegeben hatte, nur gegen diejenigen die Waffen zu 
gebrauchen, welche sich mit Gewall widersetzen würden, hatte 
er doch mehrere Personen von der allgemeinen Amnestie aus- 
geschlossen, die selbst die Heiligkeit der Ka'ba nicht schützen 
sollte, wenn sie sich in dieselbe flüc(iten würden; indess wur- 
den von diesen doch nachher noch die meisten begnadigt und 
nur vier erlitten den Tod. Nämlich 

Abdallah ben Sa'd ben Abu Sarh war von Mekka nach 
Medina geflüchtet, hatte den Islam angenommen und war von 
Muhammed als Schreiber gebraucht; er erlaubte sich aber in 
dem, was Muhammed ihm vom Corftn dictirte, willkürliche Aen- 



«) BiUl war als Sklav yoo der Familie el-SabbAk beo Abd el-DAr 
dem Omajja ben Ghalaf el-'Gumahi yermacht , der ihn wegen seines 
Uebertrittes zu Mohammeds Lebre entsetzlich folterte, bis ihn Abu 
Bekr gegen einen andern Sklaven umtauschte und in Freiheit setzte. 
Ihn Hisekdtnj Leben Muhammeds. S. 205. 



- 110 - 

derungen za machen ^ indem er z. B. anstatt ,^llmftchtig und 
gerecht^' geschrieben hatte „verzeihend und barmherzig/' Ab 
dies entdeckt wurde , ergriff er die Flucht und fiel vom IsMm 
wieder ab, und dies war der Grund seiner Verurtheilung. In- 
dess suchte er Schutz bei 'OthmAn ben 'Affftn, der seia Milch- 
bruder war, und nachdem die Ruhe einigermassen hergestellt 
war, ging 'OthmAn mit ihm zu Muhammed und bat, ihn zu be- 
gnadigen. Muhammed schwieg lange, endlich verzieh er ih», 
und nachdem die beiden sich entfernt hatten» sagte er zu den 
Umstehenden: „ich wartete so lange, ob nicht einer von euch 
ihn umbringen würde''; und als Jemand erwiederte: „du hat- 
test uns nur einen Wink geben sollen,^' sagte er : ein verstoh- 
lener Blick geziemt sich für einen Propheten nicht. 

Abdallah ben Chatal von den Banu Teim ben GAlib war 
von Muhammed mit einem Medinenser und einem Diener, der 
auch Muslim war, ausgesandt um Almosen zu sammeln; auf 
einer Haltestelle befahl er dem Diener, einen Bock zu schlach-t 
ten und das Essen zuzurichten, und legte sich schlafen. Beim 
Erwachen fand er, dass nichts geschehen war^ stürtzte deshalb 
auf den Diener los und tödtcte ihn und ging dann zu den Un- 
gläubigen über. Er hielt auch zwei Sängerinnen, Fortanä und 
Arnab, welche Spottgedichte auf Muhammad sangen. Abdallah, 
der sich in die Ka'ba geflüchtet hatte, wurde von Sa'td ben 
Hureith el-Hachzümi und Abu Barza el-Aslami herausgeschleppt 
und getödtet; auch eine der beiden Sängerinnen wurde um- 
gebracht, die andere begnadigt. 

el-Huweirith ben Nukeids ben Wahb ben Abd ben Cu^eij 
hatte Muhammed, solange er in Mekka war, vielfach gekrftnkt 
und ihm Schaden zugefügt; als Muhammed dann seine teiden 
Töchter F^tima und Umm Kulthüm durch eWAbbäs ben 'Abd 
el-Muttalib wollte nach Medina kommen lassen , hatte . sich el- 
Huweirith ihrer Abreise widersetzt, sie gestossen uud zur Erde 
geworfen; er wurde jetzt von 'Ali ben Abu Tälib getödtet. 

Auf dem Zuge gegen die Banu el-Mugtalik hatte ein Mus- 
lim einen andern Namens Hischäm ben Qubftba aus Versehen 
getödtet, da er ihn für einen Feind hielt; der Bruder des 6e- 
tödteten, Mikjas ben Qubftba, kam deshalb zu Muhammed, stellte 
sich, als habe er den Islam angenommen, und verlangte die 
Sühne für seinen Bruder. Muhammed Hess sie ihm auch an- 



— lll — 

weisen und Mikjas blieb noch einige Zeit in Hedina, bis er 
Gelegenheit fand, den, der seinen Bruder aus Versehen ge- 
tödtet hatte, doch noch umzubringen, worauf er als Abtrünni- 
ger nach Mekka zurückkehrte und sich der doppelten Treulo- 
sigkeit in Gedichten noch rühmte. Er gehörte deshalb zu den 
Proscribirten und wurde von Numeila ben Abdallah getddtet. 

Die Sklavin Sära, die Briefträgerin (§. 104) wurde, unge- 
achtet Muhammed von ihr in Mekka viel hatte ausstehen müs- 
sen, doch begnadigt. 

*Ikrima ben Abu 'Gahl, einer der, erbittertsten Gegner Mu- 
hammeds und auch jetzt noch an der Spitze derer , die auf 
dem Chandama Widerstand geleistet hatten, war nach der See- 
küste entkommen und zu Schiff gegangen; als aber ein Sturm 
sich erhob, gelobte er, wenn er gerettet würde, sich Muham- 
med zu unterwerfen. Seine Frau Umm Hakim bint el-Hftrith 
ben HischAm, die unterdess zum Isldm übergetreten war, ver- 
mittelte seine Begnadigung und holte ihn aus Jemen zurück 
und er legte vor Muhammed das Glaubensbekenntniss ab. 

Zu Umm Häni bint Abu Talib, der Nichte Muhammeds, 
welche mit Hubeira ben Abu Wahb ei-Machzümi verheirathet 
war, kamen zwei nahe Verwandte ihres Mannes ins Haus ge- 
flüchtet, el-Härilh ben Hischäm ben el-Mug!ra und Zubeir ben 
Abu Omajja ben el-Mugira (oder der zweite war Abdallah ben 
Abu Rabfa ben el-Mugtra); sie wurden von *Ak ben Abu Tä- 
lib verfolgt, der sie umbringen wollte. Umm Häni nahm sie 
unter ihren Schutz, schloss sie in ihrem Hause ein und begab 
sich zu Muhammed in dessen Zelt; sie fand ihn beschäftigt, 
sich aus einem hölzernen Kübel zu waschen, seine Tochter 
Fätima reichte ihm die Kleider zu und alsi. er fertig war, betete 
er in acht Verbeugungen das Morgengebel, dann wandte er 
sich zu Umm Häni und redete sie an: was führt dich hierher? 
Sie erzählte Ihm, was vorgefallen war, worauf Muhammed er- 
wiederte: Wen du unter deinen Schutz nimmst, den nehme 
auch ich in Schutz, und wen du begnadigst, den begnadige 
auch ich. 

Muhammed hatte auf 'Verwendung seiner Frau Chadt^a de- 
ren Neffen Abul- A9i ben el-Rabf , einen angesehenen reichen 
Kaufmann in Mekka, seine Tochter Zeinab zur Frau gegeben; 
bei seinem öffentlichen Auftreten nahm Zeinab seine Lehre an, 



— 112 — 

nicht so ihr Mann Abul-'Agi, welcher dann sogar bei Badr ge- 
gen Huhammed focht, aber hier gefangen genommen wurde. 
Zeinab schickte für ihn das Lösegeld nach Hedina , Huham- 
med machte aber noch die Bedingung, dass er seine Frau an- 
gehindert abziehen lasse, und sein Bruder Kintna ben el-Rabf 
führte sie auch auf einem Camele bei hellem Tage aus der 
Stadt. Die Cureisch wollten dies indess nicht zugeben, und 
mehrere eilten ihnen nach und erreichten sie bei Dsu Tuwao. 

Habbär ben el-Aswad ben el-Huttalib und N&fi' ben 'Abd Keis 

• • • 

waren voran und fuhren so ungestüm mit der Lanze auf sie 
los» dass Zeinab vor Schreck eine Fehlgeburt halte. KinAoa 
setzte sich zur Wehre, indem kam aber Abu Safjftn herbei und 
redete ihm zu, jetzt seine Schwägerin zurückzubringen, um sie 
nach einiger Zeit heimlich wegzuführen , und so geschah es. 
Gegen Habbdr und Ndfi' sandte Huhammed nach der Einnahme 
von Mekka einen Trupp aus mit der Weisung, sie zu verbren- 
nen, wenn sie betroffen würden, am andern Horgen nahm er 
aber diesen Befehl zurück und bestimmte für sie nur die ein- 
fache Todesstrafe. Indess entkamen sie und Habbdr wurde 
nachher begnadigt, als er seine Unterwerfung und Bekehroo; 
anzeigte, allein der gegen ihn ausgesprochene Fluch , dass er 
seinen Sohn verlieren und erblinden möchte, ging in Erfüllung, 
^afwdn ben Omajja hatte sich durch seine feindseligen Gesin- 
nungen gegen Huhammed und dessen Anhänger bei mehreren Ge- 
legenheiten besonders bemerklich gemacht; er war auch unter den 
Hekkanern gewesen, welche deuBanu Bekr gegen die Chuzä'a 
thätige Hülfe geleistet halten (§. 101), und jetzt war durch 
seinen bewaffneten Widerstand auf dem Chandama sein Leben 
verwirkt. Er war iiuless entkommen und man wusste dass es 
seine Absicht sei, sich in JSidda einzuschiffen, um sich nach 
Jemen zu begeben. Da Hess sich Huhammed bereden ihn zu 
begnadigen, indem ihm 'Omeir ben Wahb vorstellte, ^afwin 
sei doch das Oberhaupt seines Stammes und sei geflohen um 
sich ins Heer zu stürtzen. Sobald Huhammed seine Begnadi- 
gung ausgesprochen hatte, verlangte 'Omeir von ihm ein Äu- 
sseres Kennzeichen und er gab ihm den schwarzen Turban, 
den er am Tage seines Einzuges in Hekka getragen hatte. 
'Omeir eilte damit nach tiidda und traf Qafwän, als er sich 
eben einschiffen wollte ; du bist begnadigt, rief er ihm xu, biet 



^ 113 — 

bringe ich dir das Zeichen Muhatnmeds. — Fort von mir, ant- 
wortete er, rede nicht mit mir. — „0 (^afwän! dtJr vortreff- 
lichste, geachtetste, mildeste und beste Mensch ist dein Vetter; 
seine Macht ist deine Macht, sein Ruhm ist dein Ruhm, seine 
Herrschaft ist deine Herrschaft." — Ich fürchte für mein Le- 
ben. — ,^Er ist zu milde, zu edel^ um sein Wort nicht zu 
halten. — Qafwftn kehrte endlich mit ihm um, und als er zu 
Muhammed kam, sagte er: dieser behauptet, du habest mich 
begnadigt. — „Er hat recht gesagt," erwiederte Muhammed. 
— So bewillige mir zwei Monate Bedenkzeit, ob ich deinen 
Glauben annehme. — „Ich bewillige dir vier Monate." — 
Qafwdn machte dann als Ungläubiger mit Muhammed den Feld- 
zug nach Hunein, nahm nach der Schlacht den Islam an und 
erhielt fünfzig Camele von der Beute. 

§. 113. Ein besonderes Geschäft, welches Muhammed in 
den nächsten Tagen anordnete, war die Erneuerung der Gränz- 
marken des heiligen Gebietes, welche aus Abrahams Zeit stamm- 
ten und von Cugeij wiederhergestellt waren. Er hatte zu 
diesem Geschäfte den Tamtm ben Asad el-Chuzä*f ausersehen, 
welcher die Grätizen bereisen und die Gränzsteine aufrichten 
musste ; sie stehen auf der Strasse nach Medina 1 V2 Stunde 
von Mekka bei den Wohnungen der Gifär vor el-Tan'!m ; auf 
der Strasse nach Jemen 3V2 Stünde weit bei dem stagniren- 
den Wasser am Berge Libin mit zwei Spitzen, wo gleichfalls 
die Banu Gifär eine Station hatten ; auf der Strasse nach JSidda 
fünf Stunden weit an der Gränze von eI-A*schäsch ; auf der 
Strasse nach el-TM 5V2 Stunde weit am *Arafa bei Namira ; 
auf der Strasse nach 'Irak 3V2 Stunde weit bei dem Stein- 
bruche am Hügel Cball und auf der Strasse nach el-GiVäna 
4V2 Stunde weit in dem Thale der Familie Abdallah ben Chd- 
lid ben AsiJ. — Diese Gränzmarken wurden unter *Omar ben 
el-Chattftb wieder erneuert, indem er vier Cureisch dazu aus- 
sandte: Machrama ben Naufal, Abu Büd Sa'td ben Jarbü' el- 
Machzümi, Huweitib ben 'Abd el-'Uzzä 1 nd Azhar ben *Abd 
*Auf el-Zuhri. Eine abermalige Erneuerung erfolgte unter 
'Othmän ben ^Affän, welcher dem Anführer der Pilgercarawane 
Abd el-*Rahm9h ben 'Auf den Auftrag dazu ertheilte; dieser 
übertrug das Geschäft wieder dem genannten Huweitib und 
dem Abd el-Rahman ben Azhair, da dessen Vater unterdess 

8 



-> 114 — 

wahrscheinlich gestorben, S»'!d aber schon anler 'Omar's and 
Macbraroa unter 'Olbmän's Chalifat erblindet war, und von da 
an wurde jährlich eine Gränzbesichtigung gehalten. Mu'ftwia 
liess sie durch seinen Statthalter von Mekka anstellen undAbd 
el-Malik ben Marwän wählte dazu auf seiner Pilgerfahrt die 
ftitesten Männer von den Chuzä'a, Cureisch und Banu Bekr. 
Diese Marken hatten den Zweck theils die Grftnzen des heili- 
gen Gebietes zu bestimmen, theils die Punkte zu bezeichnen, 
wo auf der Wallfahrt die Pilgerkleider angelegt werden mfls- 
sen uud die üblichen Gebräuche und Gebete ihren Anfang 
nehmen. 

'Omar hatte zugleich angeordnet, auf alle Wasserwege 
(Wädi) zu achten und diejenigen, deren Wasser in das heilige 
Gebiet fliesst, wurden durch ein aufgerichtetes Zeichen kennt- 
lich gemacht und für heilig erklärt, und die, deren Wasser in 
das profane Gebiet fliesst, wurden für profan erklärt; aus dem 
profanen in das heilige Gebiet . soll aber nach el-AzraU nur 
ein Wädi bei el-Tan'tm bei den Wohnungen der Gifftr sich 
ergiessen, während nach et-Fäkihi nur der Wädi el-Nab'a un- 
terhalb Mekka aus dem heiligen Gebiete in das profane flie- 
ssen soll. Dieser giebt auch die Berge an, welche so auf der 
Gränze liegen, dass sie den Abfluss des Regenwassers auf der 
einen Seite nach dem heiligen, auf der andern nach dem pro- 
fanen Gebiete haben, nämlich der Berg el-Gurräb unterhalb 
Mekka mit dem Abfluss in den eben genannten Wädi el-Nab'a; 
der Berg Libin mit dem stillstehenden Wasser Baschäm; zwei 
kleine Ausläufer des Gurräb, die einander gegenüber liegen, 
links am Wege von iSidda, mit dem stillstehenden Wasser el- 
tGrufl*a; Dsanab el-SaI!m, der Berg zwischen el-Muzdalifa und 
Dsu Muräch, auf welchem die Gränzsteine des heiligen Gebie- 
tes stehen ; der Hügel Kardam hinter den beiden Höhen el-Sa- 
laf rechts am Wege nach Gidda ; IStrat el-Mamdara , btrat el- 
AQfar und el-Ra*bä liegen nach el - Dhahrän zu auf profanen), 
nach el-Mudird zu auf heiligem Gebiete* 

§. 114. Muhammeds nächste Sorge während seines jetzi- 
gen Aufenthaltes in Mekka und sein grösstes Verdienst war 
die vollständige Ausrottung des Götzendienstes In Arabien. Er 
sandle zu diesem Zweck nach den verschiedenen Punkten Trup- 
penabtheilungen um die Götzenbilder und ihre Tempel zu zer- 



— 115 — 

stören: Chdlid ben el-Waltd zog mit dreissig Reitern nach 
Nachia, wo der Tempel der 'Uzzä (§. 14) stand, welchen er 
zerstörte. Als er wieder zu Mubammed kam , fragte dieser : 
hast du ihn zerstört? — „Ja" ! — Hast du etwas gesehen? — 
„Nein ! " — So hast du deine Arbeit nicht beendigt , kehre 
um und zerstöre ihn yollends. — Voll Aerger ging nun Chä- 
lid noch einmal hin und als er ankam, zog er sein Schwerdt, 
da stürtzte ein schwarzes, naktes Weib heraus mit aufgelösten 
Haaren und der Priester schrie , dass Chdiid ein Schaudern 
überlief: 

'Uzzäl stürtze dich mit aller Macht 

auf Chdiid, wirf die Schleuder, beeile dich I 
'Uzzä! tödtest du diesen Chälid nicht, 

so magst du zur Strafe gleich selbst getödtet werden 
oder zum Christenthume dich bekehren. 
Aber Chälid stürtzte mit dem Schwerdte auf das Weib, indem 
er sprach : 

dein Unglaube! nicht dein Lob! 
ich sehe, dass Gott dich zu Schanden macht. 
Damit schlug er zu und spaltete sie in zwei Stücke. Als er 
dann wieder zu Mubammed kam und seinen Bericht abstattete, 
sagte Mubammed: ^Jal das war el-'Uzzä; sie zerzweifelte, 
dass sie jemals in eurem Lande wieder verehrt würde. — 
Gesandter Gottes! fuhr Chälid fort, gelobt sei Gott, welcher 
uns durch dich zu Ehren gebracht und uns von dem Unter- 
gange befreit hat! wie oft habe ich gesehen, dass mein Vater 
mit den besten Camelen und Schaafen, die er besass, zur 
*Uzzä ging und sie ihr opferte; er blieb bei ihr drei Tage, 
dann kehrte er vergnügt zu uns zurück, ich sehe jetzt ein, 
wie sehr mein Vater bei aller seiner Vortrefflichkeit in dem 
Glauben, in welchem er lebte und gestorben ist, sich getäuscht 
haty da er einem Wesen opferte, das nicht hörte und nicht 
sah, nicht schadete und nicht nützte. — Ja! das ist Gottes 
Werk, erwiederte Mubammed, wer sich auf den rechten Weg 
führen lässl , wird dadurch glücklich , wer in die Irre geht, 
verbleibt darin. — Diese Zerstörung fand am 25. Ramadhän 
des Jahres 8 statt; der Priester der 'Uzzä war Afiah ben el- 
Hadhr el-Sulemi. Als sein Ende nahe war, besuchte ihn Abu 
Lahab und fand ihn sehr traurig; er fragte ihn: was macht 

8* 



- 116 — 

dich so traurig ? er erwiederte : ich fflrchte, nach meinem Tode 
wird es mit el-Uzzä aus sein. — Sprach 2u ihm Abu Lahab: 
Darüber sei nicht traurig, ich werde nach dir ihren Dienst 
übernehmen. Abu Lahab sagte dann allen Leuten, denen er 
begegnete: wenn el-Uzzä siegt, so habe ich mich schon yer- 
pflichtet, den Dienst bei ihr zu übernehmen; siegt Muhammed 
über el-*Uzzi, was ich nicht glaube, so ist er ja mein Neffe ^. 

Der Stamm Daus hatte zwei Götzenbilder, Dsul-Schari 
und Dsul-Kaffein d. i. das zweihändige; das letztere stand bei 
ihrem Oberhaupte 'Amr ben Humama, und el Tufeil ben 'Amr 
el-Dausi, der schon früher zu Muhammeds Lehre übergetreten 
war, bat es sich aus dasselbe zu vernichten; er ging hin und 
verbrannte es, wozu er die Verse sprach: 

Dsul-KaSein I ich gehöre nicht zu deinen Verehrern, 

Wir sind weit früher geboren, als du. 

Sieh I ich lege Feuer in dein Inneres. 

Sa'td ben 'Obeid el-Aschhali oder Abu Sufj4n ben Harb 
erhielt den Auftrag, die Mandt bei el-Muschallal zu zerstören. 
Nach SuwA', dem Götzen der Hudseil in dem Dorfe RuhM 
IV2 Stunde von Mekka, wurde 'Amr ben el-'A^i geschickt; 
der Priester fragte: was willst du? — Er antwortete: Sawd' 
zerstören. — „Was hast du mit ihm zu schaffen?'^ — Der 
Gesandte Gottes hat es mir befohlen. — „Du wirst ihn nicht 
zerstören können." — Warum nicht? — „Weil er sich weh- 
ret." — Du bist noch immer in dem Wahne? wehe dir! 
kann er hören und sehen ? — Er schritt nun anf ihn zo 
und zerbrach ihn und befahl seinen Begleitern, seine Schatz- 
kammer zu zerstören , aber sie fanden nichts darin. Was 
meinst du nun? fragte er den Priester. Er antwortete: ich 
bekehre mich zu Allah. 

S. 115. Muhammed sandte auch einige Streifcorps aus, 
um die Arabischen Stämme in der Umgegend von Mekka vol- 
lends zu unterwerfen , wie den Chdiid ben Sa*td ben el-'Ä^i 
mit 300 Mann nach 'Orana , einem Theil des *Arafa und Hi- 
schftm ben el-'Ä^i mit 200 Mann nach dem Berge Jalamlam 



*) Die Wahrheit dieser Erifihlong yoraosgeselzt» mnss sie in eine 
frühere Zeit verlegt werden , da Abu Lahab . schon einige Tage nach 
der Schlacht von Badr gestorben ist. 



— 117 — 

in Tihäma^ zwei Tagereisen vqp Mekka ^ welchem Chdlid ben 
el-Waltd bald mit einer grösseren Schaar folgte, der dann 
treuloser Weise unter den schon bekehrten Banu 'Gadsfma ein 
grässliches Blutbad anrichtete. Den Hauptzug aber unternahm 
Muhammed selbst fünfzehn Tage nach der Einnahme Mekkas 
n^ch Hunein, dem Sitze des mächtigen Stammes Hawäzin, den 
er vollständig unterwarf; dagegen gelang die Eroberung von 
el-Tdif; der Stadt der Thaklf, nicht, er musste wieder abzie- 
hen, nachdem er sie drei Wochen belagert. hatte, und auf der 
Rückkehr nach Mekka vertheilte er in dem Lager bei el-Gi'- 
räna die den Hawdzin abgenommene Beute , wobei viele der 
erst jüngst bekehrten Mekkaner gegen seine älteren Anhänger 
und die Medinenser sehr bevorzugt wurden. Muhammed be- 
suchte Mekka von jenem Lager aus nur zum Zweck der 'Omra 
d. i. der kleinen Wallfahrt, die zu jeder Zeit des Jahres ge- 
macht werden kann , und kehrte in den letzten Tagen des 
Dsul-Ca'da nach Medina zurück. Mekka hörte von jetzt an 
auf, eine selbstständige Regierung zu besitzen; schon bei dem 
Auszüge nach Hunein hatte Muhammed den *Attäb ben Asfd, 
damals erst zwanzig Jahre aft, zum Statthalter von Mekka er- 
nannt und dieser führte als solcher schon in diesem Jahre die 
Pilger auf der grossen Wallfahrt el-Higga nach den heiligen 
Orten. Ihm zur Seite stand Mu'&ds ben JSabal , welcher als 
einer der besten Kenner des Corän von Muhammed in Mekka 
zurückgelassen wurde, um die Bewohner in der neuen Lehre 
zu unterrichten. 

§. 116. Im nächsten Jahre führte Abu Bekr die grosse 
Pilgercarawane nach Mekka und Muhammed kam nur noch einmal 
dahin zu seiner letzten Wallfahrt im Jahre 10, welche die 
Abschieds- Wallfahrt genannt wird. Er besuchte alle heiligen 
Orte, wie Minä, 'Arafa und ol-Muzdalifa, hielt überall längere 
Reden an das Volk und bestimmte durch seinen Vorgang für 

f 

alle Zeiten, welche Ceremonien zu beobachten sind ; dann kehrte 
er nach Medina zurück und starb drei Monate nachher am 12. 
des ersten Rabf im J. 11 d. i. 7. Juni 632. 

Hekka unter den vier ersten Chalifen« 

§. 117. Abu Bekr bestätigte den 'Attäb als Statthalter 



- 118 — 

von Mekka, indess war er wegen seiner grossen Jagend 
der Steile nicht gewachsen , zumal da die allgemeinen Unru- 
hen , welche nach Muhammeds Tode ansbrachen, sich auch 
nach Mekka ausbreiteten, wo eine ansehnliche Pailhei grosse 
Lust zeigte, dem Beispiele mehrerer Arabischen Stämme zu 
folgen, Muhammeds Lehre wieder zu verlassen und zu den 
heidnischen Gebräuchen zurückzukehren. *AttAb hielt sichver- 
sleckt, während Suheil ben *Amr, ein ebenso gläubiger ^ from- 
mer und eifriger Anhänger des neuen Glaubens, als er früher 
Muhammed entgegen gewesen war , auftrat und eine lange 
Rede an das Volk hielt, welche begann: ihr Männer von 
Cureisch I seid nicht die letzten, die sich zum IslAm bekehrten, 
und die ersten, die wieder abfallen I bei Gott! die^ Religion 
wird sich ausbreiten, soweit Sonne und Mond reichen^ u. s. w. 
Dadurch wurden die Gemüther beruhigt ^ 'Attäb kam wieder 
zum Vorschein und Abu Bekr wurde als Chalif anerkannt. 
Dieser machte dann im J. 12 an der Spitze der Pilgercarawane 
die Wallfahrt nach Mekka und starb sechs Monate nach seiner 
RückHehr im JSumädä II. des J. 13 (August 634), und an dem- 
selben Tage, oder an dem Tage, wo die Nachricht von seinem 
Tode nach Mekka kam, war auch der Statthalter 'Att&b gestor- 
ben, dessen Stelle für einige Zeit, während er eine Reise uo- 
ternabm, el-Muhriz ben Häritha versehen hatte. 

S. 118. el-Muhriz ben Häritha wurde hierauf von 'Omar 
zum wirklichen Statthalter ernannt ^ ihm folgte Canfud ben 
'Omeir ben Gud'än el-Teimi, welcher später Anfährer der 
Leibwache des Chalifen 'Othmän wurde; dann TArik ben el- 
Murtafi' und Mfi* ben 'Abd el-Harith el-Chuzä'i. Dieser war 
einst dem Chalifen bis 'Osfäu entgegen gereist, und als er ihn 
traf, fragte ihn 'Omar: wem hast du deine Stelle übertragen? 
— Dem 'Abd el-Rahman ben Abzä el-Chuzä4 , meinem Freige- 
lassenen. — Wie? entgegnete *Omar erstaunt, indem er sich 
in dem Steigbügel in die Höhe hob, einen Freigelassenen hast 
du über die Mekkaner gesetzt? — Näfi' entschuldigte diese 
Wahl damit, dass Ibn Abzä ein ganz vorzüglicher Vorleser des 
Coräii und in Religionssachen sehr erfahren sei, wodurch 'Omar 
sich beruhigen liess, indem er sich auf einen Aiu»pruch Mu- 
hammeds bezog: Gott wird durch diese Religion manche er- 
höhen und andere erniedrigen. 



- 119 - 

el-Hdrilh ben Naufal, welcher schon von Muhammed mit 
der Verwaltung der Armenpflege in Mekka beauftragt war, be- 
kleidete diese Stelle noch unter Abu Bekr, 'Omar und Othmdn. 

§. 119. Aus dem Heidenthume erzählte man sich in 
Mekka von einer grossen Ueberschwemmung , welche unter 
der Herrschaft der Chuz&'a plötzlich über die Stadt hereinge- 
brochen war^ die Ka*ba unter Wasser gesetzt, unterhalb Mekka 
Bäume entwurzelt, aber auch eine Frau und einen Mann mit 
sich fortgerissen hattO) die Frau Namens Fdra, nach welcher 
die Ueberschwemmung „die Fluth der Fära^ benannt war, 
hatte oben in der Stadt gewohnt, der Mann war unbekannt, 
beide wurden als Leichen unterhalb der Stadt aufgefunden. 
Die Chuzd'a hatten damals zum Schutz für den Tempel einen 
Damm rings um denselben aufgeführt, welcher bis zur Erneue- 
rung der Ka*ba durch die Cureisch stehen geblieben war. Zu 
anderen Zeiten hatten heftige Regengüsse ebenfalls den Platz 
der Ka*ba überfluthet und den Abrahams Stein von seiner Stelle 
gerissen und an die Mauer des Tempels hingeworfen. Unter 
'Omars Regierung fand im J. 17 eine ähnliche Ueberschwem- 
mung statt, welche gleichfalls einer Frau Umm Nahschal, 
Tochter des 'Obeida ben Abu Oheiha, das Leben kostete. Aber 
auch der Abrahams Stein war diesmal durch die Fluth bis 
zur Stadt hinaus fortgerissen, und wiewohl man ihn wieder 
herbeischaffte, war doch die Spur, wo er gelegen hatte, gänz- 
lich vertilgt; man lehnte ihn vorläufig an die Mauer der Ka'ba 
und machte einen Bericht an den Chalifen Omar nach Medina. 
Dieser war über den Vorfall sehr bestürtzt und entschloss sich 
sogleich, sich selbst in der kleinen Wallfahrt ('Omra] im Ra- 
madhän nach Mekka zu begeben. Als er ankam ^ begab er 
sich sofort an Ort und Stelle und redete die Umstehenden in 
grösster Besorgniss an: „ich beschwöre euch, ist denn Nie- 
mand unter euch, der den Platz mit Sicherheit bestimmen kann? 
— ja! Emir der Gläubigen, antwortete el -Muttalib ben 
Abu Wadd'a el-Sahmi, ich besitze ein sicheres Kennzeichen; 
ich habe ein solches Unglück befürchtet und desshalb die Ent- 
fernungen mit einer Schnur nach verschiedenen Seiten gemes- 
sen, nach der Ecke des schwarzen Steines, nach der Thür des 
Higr und nach dem Zamzam; die Schnur liegt bei mir zu 
Hause. — „So se^ze dich her zu mir, und schicke hin und 



— 120 - 

lass sie holen. ^. — Dies geschah und danach wurde der 
Punkt wieder genau ausgemessen, wo der Stein gelegen hatte, 
und da alle Anwesenden bekannten, dass es die alte Stelle 
sei, wurde ein Unterbau gemacht und der Stein darauf gelegt. 
An dem Tage, wo dies geschehen sollte, hatte 'Omar heftige 
Kopfschmerzen und er beauftragte desshalb den Abdallah ben 
el-Sdib, bei der Feier seine Stelle zu versehen; dieser liess 
also den Stein zurecht legen und sprach dann ein Gebet, wäh- 
rend dessen *Omar hinzukam , welcher dann das Abendgebet 
hielt. Nach beendigter Feier sagte Omar zu Abdallah: „Da 
hast deine Sache gut gemacht^ ; und dieser that sieb nachher 
etwas darauf zu gute , dass er zuerst hinter dem Steine das 
Gebet gehalten habe , als er wiederum an seine Stelle ge- 
legt sei. 

S. 120. Um für die Folge fthnliche Ueberschwemmungen 
zu verhüten, liess 'Omar dann im obern Theile der Stadt über 
der Feuergasse einen Damm anlegen aus Quadersteinen und 
grossen Felsstücken mit Erde ausgefüllt, welcher von dem 
Hause des JSahsch ben Ridb d. i. das Haus des Abän ben 
'Othmän bis an das Haus des Babba reichte ($. 57) und be- 
wirkte, dass das von oben kommende Wasser am Nacht-Markt 
hinunter in den W&di Ibrahim fliesscn musste , wodurch zu- 
gleich der Gang zwischen el-(^afä und el-Marwa geschützt 
wurde. Man nannte ihn den Damm des 'Omar oder der Banu 
'Gumah , in deren Viertel er lag, oder den obern Damm, im 
Gegensatz zu dem, welcher später weiter unten angelegt wurde. 
Er durchschnitt die Hauptstrasse und wenn die Pilger von dem 
Hügel Kadä am Berge el-Hagün vorüber in die Stadt einzo- 
gen und auf die Höhe des Dammes kamen, erblickten sie zum 
ersten Male die Ka'ba, wesshalb es Gebrauch wurde, an die- 
ser Stelle anzuhalten und ein Gebet zu sprechen, welches, wie 
man glaubt, erhört wird, und diese Stelle heisst davon el-Mud- . 
da'A d. i. der Ort der Anrufung. In der Folge blieb durch 
die Verschiebung der Häuser bei Neubauten die Ka'ba an je- 
ner Stelle nicht mehr sichtbar, allein der alte Gebrauch dort 
anzuhalten und zu beten hat sich bis jetzt erhalten und die 
Stelle ist durch Markzeichen zu beiden Seiten kenntlich gemacht. 

$.121. Zu gleicher Zeit hatte sich das Bedürfniss her* 
ausgestellt, dass der Platz um die Ka*ba erweitert werden 



- 121 — 

müsse, da er die vielen Tausende von Pilgern, welche zur 
Wallfahrtszeit. dort zusammenkamen, nicht fassen konnte. Bei 
der ersten Anlage der Stadt durch Cn^eij waren die Häuser 
zu nahe an die Ka'ba gerückt, sodass der Raum um dieselbe 
zu eng war, 'Omar Hess desshalb mehrere der nächsten Häu- 
der ankaufen und ganz oder zum Theil niederreissen. Da 
mehrere Besitzer die ihrigen nicht gutwillig hergeben wollten, 
wurden sie ihnen mit Gewalt abgenommen, indem ihnen 'Omar 
sagte: „die Ka'ba hat früher gestanden, als euro Häuser, die 
auf dem heiligen Boden aufgebaut sind , der euch nicht ge* 
hörte/^ Indess liess er die Häuser abschätzen und das Geld 
dafür in dem öffentlichen Schatze niederlegen, wo es dann 
auch nach und nach von den Eigenthümern abgefordert wurde. 
Der also besonders auf der Vorderseite der Ka'ba erweiterte 
Platz wurde mit einer nicht voll mannshohen Mauer einge- 
schlossen mit ebensoviel Eingängen, als bisher Zugänge zwi- 
schen den Häusern hindurch gewesen waren ^ und rings auf 
der Mauer wurden Laternen aufgestellt. 

§.122. 'Omar führte während seiner Regierung jährlich 
die grosse Pilgercarawane selbst nach Mekka, ausgenommen 
im ersten Jahre, wo er Abd el-Rahman ben 'Auf an die Spitze 
stellte. Im Jahre 16 begleitete ihn dahin der kürzlich unter«- 
worfene und zum Islam übergetretene letzte Gassaniden Fürst 
iSabala ben el-Eiham und in Mekka ereignete sich der Vor- 
fall, welcher diesen veranlasste , wieder abtrünnig zu werden 
und nach Constantinopel zu flüchten. — Das Jahr vorher 
hatte 'Omar von den Kostbarkeiten^ die ihm nach der Erobe- 
rung von Madäin (Ctesiphon) aus dem Pallaste des Persischen 
Königs zugesandt worden waren, zwei goldene Monde ausge- 
wählt und nach Mekka geschickt, um in der Ka'ba aufgehan- 
gen zu werden. — Uebrigens hatte 'Omar in Bezug auf den 
schwarzen Stein eine keineswegs rechtgläubige Ansicht; denn 
wenn Muhammed lehrte, dass derselbe am Tage der Auferste- 
hung die Gabe der Sprache empfangen und Jedem bezeugen 
würde , wer als Rechtgläubiger an ihm vorübergegangen sei, 
so äusserte sich 'Omar einst in einer Anrede: Du bist nur ein 
Stein, du nützest nicht und schadest nicht, und wenn ich nicht 
gesehen hätte, dass Muhammed dich küste, so würde ich dich 
nicht küssen. 



— I» — 

f. t23. Aorb 'OlhnAn bea 'Äffte BMcMe ia jeden Jthre 
seiner Regierueg die Wallfahrt mä AasaahaM 4ea ersten (J. 24), 
wo Abd el-Rahaiaa ben 'Aaf, uad des ietslea (J. 35), wo 
AMaUah bea ei-'Abbfts ben 'Abd ei-Moltalib des Zog ffehrte. 
Als er iai J. 26 nacb Mekka kaan, befaU er den Platz aai die 
Ka'bs noch mehr xu vergrössem, and da wiiNlemni awhrere 
Besitzer der lunichst gelegenen Hiaser dieselben nickt Ter- 
kanfcn wollten, liest er sie ins GefiUigniss werCon , entliess sie 
aber der Haft auf die Fürsprache des Stattballers Abdallah bei 
Ch41id ben Asid. Bei diesen Nenbaa warden aom erstei 
Male bedeckte Siolengftnge am den Piatx erricfalet. 

Auf die Vorstellung mehrerer Einwohner Ton Mekka, dei 
Hafenplatz für die Stadt am rothen Meere tob denn bisherigen 
Orte el-Scbo'eiba nach dem näher liegeadea 'Gidda za Yerie- 
gen, begab sich 'Oihmftn im J. 26 selbst dahia , nahm Alles ii 
Augenschein und genehmigte dann die Verlegnng. Ein See- 
bad, weiches er dort nahm, gefiel ihm so gat^ dass er aadi 
seine Begleiter dazu einlud, die dann in Badeanzügen daraa 
Theil nahmen, und er kehrte dann über 'Osfln nach Medina 
zurück. Dea Weg von 'Gidda nach Mekka kaan ein guter Rei- 
ter, und selbst ein guter Fussgftnger in einer Nachl aorüdde- 
gen, während beladene Gamete zwei volle Tage daso gebrta- 
chen. bidda war nach der Sage der Araber der Aufenthalts- 
ort der Eva, deren Grab dort noch gezeigt wird. Eine Moschee 
daselbst führte den Namen des Chalifen 'Omar ben el-ChatUb. 

f. 124. Da 'Omar bei seinem Tode bestimmt halte, dass 
alle seine Statthalter noch ein Jahr auf ihren Posten bleiben 
sollten, so blieb auch Näfi' ben Abd et-Uärith Statthalter foo 
Mekka; dann folgte ihm 'Ali ben 'Adi benRabt'a el-Abschami, 
Cbälid ben el-A^i ben Hischftm el-Machzümi, Abdallah beo 
ChAlid ben Asfd, Abdallah ben 'Amir el-Hadhrami, über deren 
Reihenfolge die Nachrichten verschieden lauten, indem d& 
letztgenannte Abdallah bei 'Othmftns Tode im Amte gewesen, 
nach anderen dagegen ChAlid ben el-'Ägi von 'OthmAn er- 
nannt und erst von 'Ali ben Abu Tälib abgesetzt seui soll 

§. 125. 'Ali ben Abu TäUb (reg. 35—40) ernannte bei 
seinem Regierungsantritt den Abu CatUda el-Härith ben Rib'i 
el-An^&ri zum Statthalter und setzte im folgenden Jahre den 
Cutham ben el-'Abbäs ben 'Abd el-Muttalib an dessen Stelle, 



- 123 — 

welcher bis zum Tode 'Alfs diesen Posten bekleidete. Wie- 
wohl das Bündniss zwischen der herrschsüchtigen 'Aischa, 
Talha und el-Zubeir gegen 'All zu Mekka gestiftet war, so 
hatte es doch für die Stadt weiter keine Folgen, da die Ver- 
bündeten nach Bagra zogen, in dessen Nähe die sogenannte 
Camelschlacht im Jahre 36 geschlagen wurde. Während dann 
der Kampf um das Chalifat zwischen 'Ali und Mu'äwia sich 
bereits ^u Gunsten des letzteren zu entscheiden begann, schickte 
dieser im J. 39 den Jaztd el-Rah&wi zur Walifahrtszeit nach 
Mekka mit dem Befehle ^ sich dort bei den Feierlichkeiten an 
die Spitze der Pilger zu stellen und dadurch die Oberhoheit 
Mu'dwias anerkennen zu lassen; allein Cutham liess sich diese 
Zurücksetzung und Verdrängung von seiner Stelle nicht gefal- 
len , und es wäre zu einem blutigen Kampf gekommen, wenn 
sie sich nicht dahin vereinigt hätten, beide auf diese Ehre zu 
verzichten und es der versammelten Menge zu überlassen, 
wen sie zu ihrem Führer wählen wollte ; die Wahl fiel auf 
den Vorsteher der Ka'ba Schciba ben 'Othmän, welcher dann 
die üblichen Gebete sprach und die Pilger nach den heiligen 
Orten führte. Indess musste Cutham bald darauf dem Busr 
ben Abu Artä weichen, welcher von MuWia mit einem Heere 
nach Arabien gesandt wurde und zuerst Medina» dann Mekka 
und Jemen unterwarf, und nachdem 'AU am 15. Ramadhän 40 
durch den Dolch des Meuchelmörders gefallen war, erschien 
el-Mug!ra ben Schu'ba, welcher seit 'Othmdns Ermordung in 
seiner Vaterstadt el-Tdif in Zurückgezogenheit gelebt hatte,, 
zur Wallfahrtszeit in Mekka und gab vor, von Mu'äwia ein 
Schreiben erhalten zu haben, welches ihn ermächtige, sich an 
die Spitze der Pilger zu stellen, indem er zugleich die Anwe- 
senden aufforderte, sich Mu'äwia zu unterwerfen. Da er aber 
bei der Bevölkerung nicht den gehofflen Anklang fand, wagte 
er es nicht, entschiedener aufzutreten, und setzte sogar den 
Beginn der Ceremonien einen Tag früher an aus Besorgniss, 
dass noch ein anderer Emir erscheinen möchte, und machte 
mit seinem Anhange vom 7. bis 9. Dsul-Higga die Wallfahrt 
nach dem 'Arafa und nach Minä, während der grössere Theil 
der Pilger, der sich an Abdallah ben 'Omar ben el-Chattäb 
angeschlossen hatte, die gewöhnlichen Tage vom 8. bis 10. 
des heiligen Monates das Fest feierte. 



— 124 — 

Hekka mter den •Mqjtdeit 

S« 126. Mu'liwia bewies sieb dankbar gegen el-Mngln 
und ernannte ihn zam StaUhaller von Kufa» und irchickte sei- 
nen eigenen Bruder 'Otba ben Abu Sufjftn als Statthalter nach 
Mekka, und als dieser nach Aegypten versetzt vi^urde , kam 
ChAlid ben el- Agi ben Hiscbftm an seine Stelle für die Jahre 
42 und 43 , im Jahre 44 Abdallah ben ChAlid ben Astd und 
im J. 45 — 48 wiederum ChAlid ben el-Agi; dann folgte Mar- 
wän ben el-Hakam ben Abul-Agi auf kurze Zeit, da er in 
Medina an die Spitze der Truppen trat. Sein Nachfolger Sa'id 
ben el-'A^i ben Sa*td ben el-Ägi war zugleich Statthalter von 
Medina und ebenso dessen Sohn 'Amr ben Sa'td genannt el- 
Aschdak vom J. 53 bis 60. 

S. 127. Im J. 44 machte Mu'äwia die Wallfahrt nach 
Mekka und kaufte damals von Ibn el-Rahtn el-'Abdari 3as 
Versammlungshaus (§. 73) für 100,000 Dirhem, wogegen der 
Vorsteher der KaH)a Scheiba ben 'Othmän den Einwand machte, 
dass er als Miteigenthttmer das Vorkaufsrecht habe. ,^So bringe 
das Geld her/^ sagte Mu'ftwia. ,,Ich werde den Abend wiedw- 
kommen und es mitbringen/' erwiederte Scheiba. Die Wall- 
fahrtsceremonien waren bereits beendigt und Hu'ftwia hatte 
sich schon zur Abreise g<Tüstet, er ging jetzt nur noch um 
vor der Versammlung das Abendgebet zu sprechen ^ dann 
machte er den siebenmaligen Umgang um den Tempel, sprach 
sein Gebet hinter dem Abrahams Stein in zwei Verbeugungen 
und kehrte hierauf in seine Wohnung nach dem Versamm- 
lungshause zurück. Hier stand Scheiba bereits am Eingange 
und redete ihn an ; ^,o Fürst der Gläubigen \ ich habe das Geld 
herbeigeschaft/^ — So bleibe, bis Jemand kommt, der es 
nachsieht, erwiederte Mu'Awia, liess die Thür schliessen, den 
Vorhang herunterlassen, bestieg eitigst sein Camel und ritt auf 
der entgegen gesetzten Seite des Hauses zur Stadt hinaus. 
Scheiba blieb am Thore sitzen, bis der Muadsin zum Nachtge* 
bet rief; da kam der Statthalter Abdallah ben Chälid. heraus 
und Scheiba trat ihm entgegen und fragte: „wo ist der Cha* 
Iif7« — Der ist nach Syrien abgereist. — „Bei Gott! so 
werde ich nie wieder ein Wort mit ihm sprechen/' sagte 
Scheiba. 



— 125 — 

§. 128. Im Jahre 50 unternahm Mu'äwia zum zweiten 
Male die Wallfahrt nach Mekka aber unter militärischer Be- 
gleitung und mit der besonderen Absicht, seine Hauptgegner 
el-Husein ben 'All , Abdallah ben el-Zubeir , Abd el - Rahman 
ben Abu Bekr und Abdallah ben 'Omar, die sich dahin zurück- 
gezogen hatten , wenn es nöthig sein sollte y mit Gt^walt zu 
zwingen, ihn als Chalifen anzuerkennen. Bei seiner Ankunft 
schickte er nach Scheiba, um ihm die Ka'ba zu öffnen, worin 
er sein Gebet verrichten wollte ^ Scheiba hatte nicht Lust dem 
Chalifen seine Aufwartung zu machen und gab seinem Enkel 
Scheiba ben tiubeir ben Scheiba den Schlüssel. Als Mu'äwia 
ihn kommen sah und bemerkte, dass er noch ein junger Burseh 
sei, fragte er ihn : „wer bisl du ? " — Ich bin Scheiba ben 
trubeir. — „Thut nichts, lieber Vetter! dein Grossvater zürnt 
noch, eiii Scheiba für den andern. "^ — Jener öffnete nun die 
Ka'ba^ Hess den Chalifen, nur von seinem Thürsteher Abu Jü- 
suf el-Himjari begleitet, eintreten und schloss hinter ihm wie- 
der zu. Während nun Mu'äwia betete , wurde mit dem Ringe 
leise an die Thür geklopft, und er sagte: ,,Sieh doch zu, o 
Scheiba, ob es 'Othmän ben Muhammed ben Abu Sufjän ist, 
und wenn er es ist so lass ihn herein.^ — Der Burseh sah 
zu, er war es wirklich, und er Hess ihn eintreten. Hierauf 
wurde mit dem Ringe stärker als das erste Mal geklopft, und 
Mu'äwia sagte: ^Sieh doch zu, ob es el-Walid ben 'Otba ben 
Abu Sufjän ist, und wenn er es ist, so lass ihn herein." Er 
war es und wurde eingelassen. Jetzt sprach er zu Abu Jüsuf : 
Sieh dich doch nach Abdallah ben 'Omar um, ich habe ihn 
vorhin hinter dem Abrahams Platz gesehen, ich wollte ihn fra- 
gen, an welcher Stelle der Ka'ba der Prophet sein Gebet ver- 
richtet habe. Abu Jüsuf entfernte sich und kam mit Abdallah 
ben *Omar zurück, und Mu'äwia fragte ihn: ^o Abu Abd el- 
Rahmanl an welcher Stelle hat der Prophet sein Gebet ver- 
richtet, als er bei der Einnahme der Stadt die Ka'ba betrat?" 
— Hier zwischen den beiden vordem Säulen , wenn du dich 
zwei bis drei Schritt von der Mauer hinstellst. — Indem 
wurde an die Thür gestossen und heftiger als vorher mit dem 
Ringe geklopft, da sagte Mu'äwia : „Sieh zu, ob es Ibn el - Zu- 
beir ist, und wenn er es ist, so lass ihn herein«" Er war es, 
trat ein, ging ganz aufgebracht auf den Chalif zu und redete 



< 



— 126 — 

ihn an: ^ Warum, o Ibn Abu SuQÄnt schickst du zu Abdallah 
ben *Oma'r, um ihn über etwas zu fragen, was ich besser weiss 
als du und er? aus Neid gegen mich und um mich zurflck zu 
letzen! — Nur gemach, o Abu Bekrl erwiederle Ma'Awia, 
ich will dich gern zufrieden stellen , selbst mit einem Theile 
meines Vermögens. — Hierauf verrichtete er sein Gebet mil 
ihm, verliess dann die Ka'ba und begab sich nach dem Zaai- 
zam, wo er einen Krug Wasser schöpfte, wovon er trank und 
das übrige sich über seinen Kopf und über seine Kleider goss. 
Dann ging er an Abd el-Rahman ben Abu Bekr vorüber, wel- 
cher hinter dem Abrahams Platz stand und einen Kreis voii 
Menschen um sich hatte, und da er ihn scharf ansah ^ fragte 
ihn Abd el-Rahman: ,, Warum siehst du mich an? bei Gott! 
mein Vater war besser als dein Vater und meine Mutter bes- 
ser als die deine, und ich bin besser als du.'' — Er ant- 
wortete nichts und ging in seine Wohnung in dem Versamn- 
lungshause, und als er sich hier niedergelassen hatte, befahl 
er, den Abd el-Rahman ben Abu Bekr sogleich zu ihm zu 
rufen , und indem er hereingeführt wurde, redete er ihn an: 
,)Sei willkommen, o Sohn des frommen Alten! ich weiss, dass 
dir die Aeusserungen vorhin entfahren sind , weil ich dir Un- 
recht gethan habe, und dies ist daher gekommen, weU unser 
Haus von dem deinigen soweit entfernt ist; jetzt gieb mir nun 
an, was du nöthig hast.'' — Er antwortete: ich habe so ind 
so viel Schulden und bedarf so und so viel zu meinem Unter- 
halte ; bezahle also so und so viel und setze mir für die Folge 
so und so viel aus." — ^Ich werde dich in Allem zufrieden 
stellen." — Ich bin dir sehr verbunden, o Fürst der Glftubi- 
gen ! du bist doch der freigebigste und gütigste gegen uns. — 
Dass dem Chalifen diese Bestechung des Abd el-Rahman ge- 
lungen sei; wie el-Azrakl berichtet, scheint von el-Nawawi 
geradezu geleugnet zu werden, indem dieser erzfthlt, dass er 
eine Summe von 100,000 Dirhem, die ihm zugeschickt sei, am 
Jaztd als Nachfolger des Mu'dwia anzuerkennen, zurückgewie- 
sen habe mit den Worten: „Ich verkaufe meinen Glauben nkht 
für irdisches Gut." Hingegen erreichte Mu'äwia seinen Zweck 
dadurch, dass seine Gegner, durch Drohungen eingeschüchtert, 
ihm nicht zu widersprechen wagten, als er öffentlich Erklärte, 



— 127 — 

sie hätten sich ihm unterworfen, worauf die Mekkaner und die 
versammelten Pilger ihm huldigten. 

$. 129. Indess war dies auch nur zum Schein geschehen 
und sobald Mu'&wia im Ragab 60 gestorben war und sein Sohn 
Jazfd in Damascus die Regierung angetreten hatte, traten el- 
Husein ben All und Abdallah ben cl Zubeir offen als Kronprä- 
tendenten auf. Ibn el- Zubeir sah es gern und redete noch 
zu, dass el-Husein mit seinen Anhängern nach Küfa zog, um 
von dort aus seine Sache zuführen, damit er in Mekka für sich 
selbst desto thätiger wirken könnte ; — schon am zehnten Mu- 
harram 61 erlag el- Husein bei Kerbela. •— Im Dsul-Higga 
60 führte noch der von Jaztd bestätigte Statthalter 'Amr el- 
Aschdak den Zug der Pilger in Mekka und er blieb dort bis zum 
Ramadhän, dann wurde er nach Medina berufen und er rüstete 
hier ein Heer von etwa 2000 Mann aus, an dessen Spitze er 
den 'Amr ben el-Zubeir , einen Bruder des Abdallah , der sich 
mit ihm verfeindet hatte , und den Oneis ben 'Amr el-Aslami 
stellte. Diese zogen gegen Mekka, es kam in der Nähe der 
Stadt bei Dsu-Tuwan zu einem Kampfe , worin Oneis getödtet 
und Amr ben el- Zubeir gefangen genommen wurde; verge- 
bens nahm ihn sein Bruder *Obeida unter seinen Schutz, um 
ihn mit Abdallah auszusöhnen , dieser wollte an 'Amr Rache 
nehmen für die grausamen Behandlungen, deren er sich in 
Medina schuldig gemacht hatte, und Hess ihn peitschen , bis er 
unter den Hieben seinen Geist aufgab. Jetzt schwur Jazid, 
dass Ibn el-Zubeir nicht anders als in Ketten wieder vor ihm 
erscheinen solle, und da er 'Amr el-Aschdak für zu schwach 
und nachsichtig, oder gar des Einverständnisses mit jenem 
verdächtig hielt, weil er nach dem Tode des Husein ben 'Ali 
Widersetzlichkeit gezeigt hatte, so ernannte er wiederum el- 
Waiid ben 'Otba zum Statthalter von Medina und Mekka und 
dieser begab sich noch im J. 61 selbst nach Mekka , um mit 
Ibn el-Zubeir zu unterhandeln. Er hoffte ihn zur Nachgiebig- 
keit zu überreden oder durch List in seine Gewalt zu bekom- 
men, fand ihn aber zu bestimmt in seinen Vorsätzen uud zu 
vorsichtig gegen einen Angriff auf seine Person Ja Ibn el- 
Zubeir schrieb sogar selbst an den Chalifen, dass el-Walfd zu 
dumm für solche Unterhandlungen sei und auf vernünftige Vor- 
stellungen nicht eingehe, wenn er einen gewandteren Mann 



— 128 — 

schiekte, so wftre zu hoffen, dass allo Schwierigkeilen geho- 
ben und die Streitigkeiten ausgeglichen worden. Jaztd ging 
darauf ein und schickte im J. 62 an die Stelle des Walid den 
'Othmfin ben Huhammed ben Abu Sufjftn nach Medina und 
eine besondere Gesandtschaft an Ibn el-Zubeir, an deren Spitie 
e]-Nu'män ben Baschtr stand. Dieser stellte ihm die Folgen 
vor, welche sein längerer Widerstand haben werde , dass ihn 
die Heiligkeit des Gebietes von Mekka nicht weiter schfitzen 
würde, dass er jetzt noch den Zorn des Chalifen besftnfiigen 
und sogar dessen Schwur erfüllen könne, wenn er sich eine 
silberne Kette machen liesse, diese um den Hals legte und den 
Mantel darüber zöge; Friede sei der beste Aasgang und für 
beide Theile ehrenvoll. Ibn eUZubeir bat sich bis zum andern 
Tage Bedenkzeit aus und fragte seine alte Mutter Asmä, eine 
Tochter des Abu Bekr, um Rath ; diese verwarf die gemach- 
ten Vorschlfige und sagte; ^mein Sohn! lebe edel und stirb 
edel I gieb dich nicht in die Hfinde der Omaijaden , dass sie 
mit dir ihr Spiel treiben ; der Tod wäre schöner als dies.^ 
Er lehnte also alle weitern Verhandlungen ab , iodero er in 
Bezug auf jenen Vorschlag erklärte : „ ein kräftiger Hieb mit 
dem Schwerdte ist mir lieber, als ein erniedrigender Schhg 
mit der Peitsche,^ und die Gesandten mussten unverrichteler 
Sache wieder abziehen. . . 

$. 130. Unterdess war in Medina eine Revolution gegen 
Jaztd zum Ausbruche gekommen und der Statthalter 'Othniln 
ben Muhamnied nebst allen Omajjaden, mit Ausnahme der 
Nachkommen des Ch&lifen 'Othmän ben 'Afiän, aus der Stadt 
vertrieben. Nun sammelte Jaztd ein Heer von 12,000 Syrern, 
stellte einen alten Krieger Muslim ben 'Ocba el-Murri an die 
Spitze und gab ihm den Befehl, zuerst Medina, dann Mekka 
zu unterwerfen. Da Muslim an der Gallenkrankbeit litt und 
sein Ende nahe bevorstehen konnte, wurde ihm el-Hugein ben 
Numeir el-Saküni el~Kindi an die Seite gestellt, um, wenn je- 
ner stürbe, das Commando zu übernehmen. In Medina war 
Abdallah ben Handhala an die Spitze der Bewegung getreten 
und hielt an die versammelte Menge folgende Anrede: ^aBör* 
gerl vertraut auf Gott den alleinigen, der keinen Genossen bat 
Bei Gott 1 wir sind nicht eher gegen Jaztd aufgestanden , . bis 
wir fürchten mussten, vom Himmel mit Steinen geworfen za 



— 129 -. 

werden; er gestattet ^e Verheirathirflg mit der Stiefmutter, 
Tochter und Schwesi^r, trinkt Wein und versfiumt das Gebet; 
gewiss, wenn auch kein Mensch mich unterstützte, würde ich 
allein mir bei Gottan ihm ein grosses Verdienst erwerben.^^ Die 
Leute strömten lun von allen Seiten herbei um ihm zu huldi- 
gen und er hate in jenen Tagen seinen beständigen Aufent- 
halt in der MDschee, wohin ihm des Morgens ein Trunk ge- 
bracht wuri^ I sonst fastete er die ganze Zeit , und man sah 
nicht, das^ er das Haupt zum Himmel erhob, aus Demuth« 
Als die «lyrische Armee in die Nähe von WMi-Curä kam, 
hielt Abdallah das Mittagsgebet, bestieg dann die Rednerbühne, 
lobte ind dankte Gott und sprach: „Männer I ihr seid entrüstet 
für eiren Glauben aufgestanden , ihr werdet Gott eine grosse 
WoMthat erweisen, wofür ihr seiner Gnade und seines Wohl- 
gefallens gewis^scin könnt. Wie ich erfahren habe, standen 
d^ Feinde gestern bei el-Suweidä, heute lagern sie einen Ta- 
i;emarsch von hier bei Dsu Chuschub, unter ihnen befindet sich 
Marwän ben el-Hakam ; wenn Gott will, dass seine letzte Stunde 
gekommen ist, so mag er hier am Pulte des, Gesandten Gottes 
den Pact abschliessen*^ Nun schrien die Leute durch einander 
spotteten über Marw&n und sagten: „der Schwächling, Sohn eines 
Schwächlings.^ Aber Ihn Handhala wies sie zur Ruhe und 
sagte: „ Schmähreden helfen zu nichts, bereitet euch lieber vor, 
sie zu empfangen; wer sich bereit hält, der hat noch immer 
mit Gottes Hülfe den Sieg errungen/^ Dann erhob er seine 
Hände gen Himmel , wandte sich nach der Kibla und sprach : 
„0 Gottl auf dich vertrauen wir^ an deinen Beistand glauben 
wir, auf deine Hülfe rechnen wir, von dir hoffen wir den Sieg.<' 
S. 131. Der Feind erschien nun vor der Stadt undschloss 
sie ein, nachdem Muslim eine fruchtlose Aufforderung sich zu 
ergeben gemacht hatte. Um dem Angriff zuvor zu kommen, 
beschlossen ' die Medinenser am Morgen des vierten Tages auf 
das Syrische Lager, welches in der Ebene von el-Harra stand, 
einen allgemeinen Ausfall zu machen, und fast wäre er ge- 
glückt, da die Syrer sich schon zurückzogen, wenn nicht 
el-FadhI ben el-'Abbäs, der die Reiter commandirte, den Fah- 
nenträger, den er vor Muslims Zelt erlegte, für Muslim selbst 
und den Sieg für entschieden gehalten hätte , während es nur 
ein Sklav war , welcher bei, dem kranken Muslim Wache hielt. 

9 



— 130 — 

Alsbald erschien nun Muslim selbst witjer onler den Seineo 
und brachte die Medinenser zum Weichet^ sodass die Syrer 
bald von allen Seiten in die Stadt eindrangen. Um Mittag sog sick 
Ihn Handhala aus dem Kampfe zurück, um dasGebet zu Terrieh- 
ten; er legte seine beiden Panzer ab und zo|^ nur die seide- 
nen Bedeckungen über die Arme, dann feuerte >r die Einwoh- 
ner noch einmal zum Kampfe an, die aber wie flü^itige Schlafe 
von den Syrern verfolgt '.und niedergemacht wurdin. Abdal- 
lahs Fahne war noch die einzig sichtbare; endlici warf er 
auch die Armbekleidung von sich und focht noch ii blossei 
Armen, bis er von zwei Syrischen Soldaten zugleich aigegfi(- 
fen, mit der Lanze durchbohrt und mit dem Schwerdte t« der 
Schulter herab durchgehauen wurde, sodass die Lange ickt- 
bar wurde und er entseelt niederstürzte. — Drei Tagewirde 
nach des Chalifen Befehl die Stadt dem Gemetzel and der Pl6i- 
derung preisgegeben; noch am dritten Tage, den 1. Moharra« 
64, drang ein Trupp Syrer in dem am Thore von el^Harra 
zunftchst gelegenen Quartiere der Banu Abd el-Aschhal in das 
Haus des Zeid ben Muhammed ben Maslama, die Weiber lie" 
fen mit Geschrei davon , Zeid stellte sich ihnen mit einer An- 
zahl seiner Verwandten entgegen, es entspann sich ein Kampf 
am Eingänge und im Inneren des Hauses, welcher damit en- 
dete, dass alle Syrer getödtet wurden. Sie nahmen ihnen oon 
die geraubten Sachen wieder ab» warfen alles entbehrliche Ge- 
rith in einen Brunnen, in welchem kein Wasser war, und 
schütteten Erde darüber. Bald nachher drang ein anderer 
Trupp ein, man focht an derselben Stelle, bis Zeid, Salama ben 
'Abbäd und tia'far ben Jazfd erlagen; Zeid hatte 14 Hiebwunden 
bekommen, davon vier im Gesicht. Die Zahl der angesehenen 
Medinenser, welche in dieser Katastrophe ihr Leben verloren, 
wird auf neunzig angegeben, und von den Nachkommen derer, 
die einst mit dem Propheten Huhammed aus Mekka nach Me- 
dina geflüchtet waren, blieben über dreihundert.*) 

$. 132. Muslim, welcher von diesem Gemetzel den Na- 
men Musrif d. i. (Blut-)Verschwender erhielt, verfolgte hier- 
auf seinen Marsch gegen Mekka ; unterwegs aber verschlim- 
merte sich sein Zustand und da er sein Ende nahe fühtie, Hess 

*) Vergl. hierzu SamhAdi, Geschichte dar Stadt Media«. S. 13—17. 



— 131 — 

er el-Hu^cin ben Numeir zu sieh rufen und empfing ihn mit der 
Anrede : du Eselsdecke ! wenn ich mich nicht scheute, im Ster- 
ben noch den Ungehorsam gegen den Chalifen mit auf den 
Weg zu nehmen, so würde ich dir das Commando nicht über- 
geben; nun pass auf! wenn du nach Mekka kommst, so hüte 
dich, mit den Cureisch dich in Verhandlungen einzulassen , son- 
dern behandle sie mit der grössten Verachtung; du hast weiter 
nichts zu thun , als Soldaten aufstellen , niedersäbeln , umkeh- 
ren. — Muslim starb und wurde auf dem Hügel el-Muschallal 
bei Cudeid beerdigt, nach einigen Tagen wieder ausgegraben 
und an ein Kreuz geschlagen. 

$. 133. el-Hugein führte nun die Syrischen Truppen nach 
Mekka, wo er am 26. Muharram ankam. el-Hiswar ben Mach- 
rama hatte schon am ersten des Monats die Nachricht von der 
Belagerung von Medina dahin gebracht , worauf Ibn el-Zubeir 
sich zum Chalifen ausrufen Hess und sich zur Gegenwehr rü- 
stete; bald kamen auch die Flüchtlinge aus Medina zu seiner 
Verstärkung. Wiewohl nun die Mekkaner, so oft sie sich aus 
der Stadt wagten, jedesmal mit Verlust zurückgeschlagen wur- 
den, und Ibn el-Zubeir selbst einmal in grösster Gefahr war 
und nur durch die äusserste Tapferkeit eines kleinen Haufens 
sieh in die Stadt zurückziehen konnte^ so waren doch die Sy- 
rer wegen der bei Medina erlittenen Verluste nicht stark ge- 
nug, um* einen Sturm mit Aussicht auf Erfolg unternehmen zu 
können, zumal. da die Lage der Stadt nur von drei schmalen 
Eingängen einen Angriff gestattet. el-Hugein schritt desshalb 
zu einer förmlichen Belagerung und brachte auf den Abu Cu- 
beis und den rothen Berg Wurfmaschienen , womit er Steine 
und Brennstoffe mitten in die Stadt schleuderte, wodurch die 
Häuser grossen Schaden erlitten und viele Menschen getödtet 
und verwundet wurden, und um sich theils hiergegen, theils 
gegen die Sonnenhitze zu schützen, Hess Ibn el-Zubeir auf 
dem Platze um die Ka*ba Zelte und Bedachungen aufschlagen; 
auch wurde hier ein Lazaret eingerichtet, worin die Verwun- 
delen von den Frauen verbunden und gepflegt wurden, und 
eine Speiseanstalt, worin für die Soldaten das Essen zubereitet 
wurde. Unglücklicherweise brach in diesen Zeiten Feuer aus, 
es ist ungewiss, ob durch die Unvorsichtigkeit der Belagerten, 
oder durch die hereingeschleuderten Brennstoffe, kurz euch die 

9* 



— 132 - 

Umhänge der Ka'ba geriethen in Brand , die Flamme theitte 
sich auch dem Holzwerk mit und die Ka*ba wurde in einen 
Schutthaufen verwandelt *). Dies geschah am Tierten des er- 
sten Rabf. — Der oben erwähnte Miswar worde, während 
er bei der Ka*ba neben dem Higr sein Gebet verrichlete^ fon 
einem Steine aus der Schleuder getroffen , sodass er starb. 
Unter denen, weiche auf der Seite des Ibn el-Zubeir fielen, 
wird auch der tapfere Mu9*ab ben Abd el-Rahman ben 'Alf 
genannt, welcher einmal in einem Kampfe fünf Leute des Ha- 
meln getödtet hatte. Eine Nubische Sklavin hatte in Beglei- 
tung ihres Herrn schon mehrmals an den Gefechten Theil ge- 
nommen und sich durch ihre Entschlossenheit ausgezeichnet; 
einst drang ein Trupp Syrer in die Stadt und verfolgte einen 
Haufen Mekkaner, unter denen ihr Herr war, und sie wa- 
ren schon bis nach el-(^afä vorgedrungen, wo die Sklavin am 
Feuerherd stand und das Essen bereitete, da wurde sie von 
ihrem Herrn angerufen, sie griff zu ihrem FeuerschOrer und 
setzte damit den Syrern so zu, dass sie die Flucht ergriffen. 

%. 134. Die Belagerung hatte bereits zwei volle Monate 
gedauert, als Ibn el-Zubeir am ersten des zweiten Rabt* die 
Nachricht erhielt, dass der Chalif Jazld am 14. des ersten Rabf 
rn Damascus gestorben sei; er theilte dies sogleich seinem 
Gegner el-Hu^ein mit, und nachdem dieser am folgenden Tage 
die Bestätigung erhielt, hob er die Belagerung auf und würde 
mit seinen Truppen zu Ibn el-Zubeir übergegangen sein^ wenn 
sich dieser hätte entschliessen können, ihn zu begleiten; da 
er dies aber ablehnte, zog el-Hugein am sechsten des zweiten 
Rabf ab und Ibn el-Zubeir begnügte sich, seine Generäle aus- 
zuschicken und durch diese die Länder für sich erobern zu 
lassen, sodass bald ganz Arabien, *Irdk und Aegypten ihn als 
Chalifcn anerkannten, während er selbst ruhig in Mekka blieb, 
damit beschäftigt, die Ka'ba wieder aufbauen zu lassen. 

$.135« In dieser Absicht berief er die angesehensten 
Männer zu einer Beralhung und legte ihnen seinen Plan vor 



*) Am aowahrscheiDlichsten ist die Nachricht , dass ein Sjrischer 
Reiter in eioer finstern Nacht eine Wachskerze auf seine Lanze ge- 
steckt habe , damit in die SihAi geritten sei und die Zelte in Brand 
gesteckt habe. 



— 133 — 

dass er die Ka*ba bis auf den Grund abbrechen und ganz neu 
aufbauen wolle; bierin stimmten ihm indess nur wenige bei, 
die meisten, besonders Abdallah ben el-Abbäs, suchten dage- 
gen geltend zu machen, dass er dadurch ein böses Beispiel 
gebe, da bald wieder ein anderer kommen und sie niederrei- 
ssen und wieder bauen würde, dass durch diesen steten Wech- 
sel der Tempel in den Augen der Menge an seiner Heiligkeit 
verlieren werde; er solle desshalb nur das Zerstörte wieder 
herstellen. Hierauf erwiederte Ihn el-Zubeir : „Keiner von euch 
begnügt sich ein verfallenes Haus seines Vaters oder seiner 
Mutter nur auszubessern, wie sollte ich das Haus Gottes nur 
ausbessern wollen? ich sehe, dass es von oben bis unten 
schadhaft ist» wenn sich nur die Tauben darauf setzen, fallen 
die Steine einer nach dem andern herunter.^ — Unter de- 
nen, die ihm beistimmten, waren JSäbir ben Abdallah, ein hoch- 
betagter Greis, der Cädbi 'Obeid ben 'Omeir und Abdallah ben 
Qafwän ben Omajja, und nachdem die Sache noch einige Tage 
hin und her erwogen war, stand sein Entschluss fest, die 
Ka*ba ganz abzubrechen. Er verfolgte dabei auch den Plan, 
sie in ihrem alten Umfange wieder herzustellen und zwei Thü- 
ren daran zu machen, indem er sich auf eine Unterredung 
berief, welche der Prophet mit seiner Tochter *Aischa gehabt 
haben sollte , worin er sich äusserte : „ Die Cureisch haben 
den Tempel beim letzten Aufbau verkürzt, da ihnen die Geld- 
mittel ausgingen, und haben an der Seite des Higr mehrere 
Ellen weggelassen (§. 94); wenn sie nicht erst kürzlich den 
heidnischen Glauben verlassen hätten , so würde ich die Ka'ba 
zerstören und das wieder hinzufügen, was sie davon weggelas* 
sen haben und würde zwei Thüren zu ebner Erde macheu, 
eine auf der Ostseite als Eingang und eine auf der Westseite 
als Ausgang; denn die Cureisch haben nur desshalb die Thür 
in der Höhe angebracht, um ihre Uebermacht fühlbar zu ma- 
chen, da sie nun Jedem nach Belieben den Eintritt gestatten, 
oder ihn die Treppe hinunterwerfen konnten ; wenn dein Volk 
es für gut findet, so möge es sie zerstören, sieh, soviel haben 
sie davon weggelassen;^ er zeigte dabei fast sieben Ellen weit. 
§. 136. Ibn el-Zubeir Hess nun von denselben Orten neue 
Steine herbeischaffen, von wo sie bei dem vorigen Bau geholt 
waren ($. 92), und da ihm statt Lehm, womit er anfangs bauen 



— 134 — 

wollte, Gyps als haltbarer vorgeschlagen und der von ^an*a 
in Jemen als vorzüglich gut empfohlen warde, machte er ei- 
nen Contract zu einer Lieferung fttr 400 Dinare. Als er dann 
den Tag bestimmt hatte, an welchem das Zerslörungswerk be- 
ginnen sollte, verliess ein grosser Theil der Einwohner die 
Stadt und zog nach Hin& aus Furcht dasa die Strafe Gottes 
über sie kommen könne, und weil keiner den Anfang zu ma- 
chen wagte, stieg Ibn el-Zubeir selbst auf die Hauer und warf 
die Steine herunter , bis die Arbeiter nach und nach mit Zu- 
griffen, da sie sahen dass sich nichts auasergewöhnlichea er- 
eignete, und am dritten Tage kamen auch die Ausgezogeaen 
zurück. Der Abbruch wurde an einem Sonnabend in der 
Mitte des zweiten 'Gum&dä 64 unternommen und damit die 
Frommen doch die gewöhnlichen Umgänge halten und ihre 
Andacht verrichten könnten, wurde rund um den Bauplatz ein 
Verschlag gemacht, sodass nur im Innern die Arbeiter be- 
schäftigt waren. Sobald die alten Fundamente bloss gelegt 
waren, liess Ibn el-Zubeir fünfzig der Angesehensten einladen, 
und zeigte ihnen, wie die Felsblöcke ähnlich den Fingern beim 
Falten der Hände in einandergefügt waren, und ein sehr star- 
kor Mann, Abdallah ben Hutf *), schlug mit der Hacke zwi- 
schen zwei Felsstücke ^ da bewegte sich das Ganze und in 
ganz Mekka wurde eine Erschütterung verspürt, sodass die 
Leute von einer grossen Furcht befallen wurden. Der schwarze 
Stein war in ein seidenes Tuch gewickelt und in einem ver- 
schlossenen Kasten in dem Versammlungshause hingestellt^ die 
Kostbarkeiten der Ka'ba aber in der Schatzkammer im Hause 
des Scheiba ben 'Otbmän aufbewahrt Diesmal wurde die 
Mauer ganz von Quadersteinen aufgeführt, deren jeder zwei 
Eilen breit und zwei Ellen tief war, und als sie so ho^h war, 
dass der schwarze Stein wieder eingefügt werden sollte, liess 
Ibn el - Zubeir zwei Steine so aushauen , dass der schwarze 
Stein von unten und oben genau dazwischen passte, und die 
drei Stücke, in welche er bei dem Brande durch die Hitse 
zersprungen war, wurden mit Silber an einander befestigt; 
ein kleines Stückchen blieb davon zurück, welches viele Jahre 



*) Er hatte in Medina an der Spitze eines Corps gestanden und 
war nach dem rerunglnckten Ausfalle nach Medina geflüchtet. 



— 135 — . 

lang in der Familie Scheiba aufbewahrt wurde. Um ihn wie- 
der an seinen Platz xu legen , verabredete Ibn el-Zubeir mit 
seinem Sohne 'Abbild ben Abdallah und mit 'Gubeir ben Scheiba, 
dass ihnen diese Ehre zu Theil werden solle; er wählte dazu 
an einem heissen Tage die Zeit des Nachmittagsgebetes , wo 
nicht violt!teenschen zugegen waren, und während er das Ge- 
bet sprach, welches er etwas in die Länge zog, holten die 

, beiden den Stein aus dem Versammlungshause, gingen damit 
hinter den Reiben der Betenden her, bis sie in den Verschlag 
kamen, legten ihn zurecht und riefen dann: »Allah akbarl^ 
d. i. Gott ist gross I dies war das verabredete Zeichen, dass 
sie fertig wären, worauf Ibn el*Zubeir das Gebet sqhloss. 
Die Cureisch waren indess sehr aufgebracht, als sie diesen 
Hergang erfuhren. — Da die bei dem letzten Bau auf der 
Seite des Higr verkürzten sechs Ellen jetzt wieder hinzuge- 
nommen wurden, so schien das Gebäude, als es wieder wie 
bisher 18 Ellen hoch gemauert war zu niedrig gegen die Länge 
und es wurden noch! neun Ellen aufgesetzt, sodass es 27 El- 
len hoch war und aus ebensoviel Steinlagen bestand. Als 
der Higr wieder angebaut werden sollte, stiess man in dem 
Fundamente auf ein Behältniss von grünen Steinen; die Cu- 
reisch wussten nicht was es sei, allein Abdallah ben Qafw^n, 
welchen Ibn el-Zubeir fragen Hess , erklärte , es sei das Grab 
Ismäirs, welches nicht angerührt werden dürfe. — Wahr- 
scheinlich war das Betreten des Innern der Ka'ba zu jener 
Zeit mehr Sitte geworden als früher, wesshalb Ibn el-Zqbeir 
zwei Thüren zu ebner Erdo machen Hess, die eine als Ein- 
gang, die andere als Ausgang, die erstere hatte zwei Flügel 
von elf Ellen Höhe. Im Innern standen nich^ sechs , sondern 
nur drei Säulen, die das Dach trugen, in welchem Fenster von 
glänzendem Ba las -Marmor aus ^an'ä angebracht waren, eine 
gewundene Treppe von Holz in der nördlichen Ecke führte 
hinauf und dureh eine Rinne wurde das Wasser auf der Seite 
des Higr hinabgeleitet, und als das Ganze fertig war, wurden 
die Mauern innen und aussen »bfolmt, mit Moschus bestrichen 
und mit Coptischen Leinenzeugen behangen. Ibn el-Zubeir 
forderte dann Alle auf, die ibm tr^u anhingen; di^ kleine 

JWallfahrt nach el-Tan'im mit ihm zu inachf^n und Jeder solle 
nach seinem Vermögen ein Camel oder ein Schaaf schlachten 



. _ 136 — 

oder Almosen zum Opfer bringen , er selbtt liess hondert Ga- 
rnele schlachten und es wurde lu keiner Zeil mehr Sklaven die 
Freibeil geschenkt, mehr Thiere geopfert, mehr Almosen dar- 
gebracht als damals. — Bei dem Umgange um den Tempel 
neigte er sich zum Gruss gegen alle vier Ecken desselben, 
indem er sagte , die nördliche und südliche Ecke svfen bisher 
vernachlässigt, weil das Gebftude nicht ganz fertig gewesen 
sei. Der Tag der Vollendung, 27. Ragab 65 *) wurde seildem 
als ein Festtag jährlich durch einen ähnlichen Auficag nach el- 
Tan'tm gefeiert, bis im Jahre 599 die Abwesenheit der mei- 
sten Einwohner an jenem Tage zur Ueberrumpelang der Stadt 
und zum Sturze der bestehenden Regierung benutzt wurde 
(S. 229). 

Da von den Steinen noch eine Menge übrig geblieben 
war, liess Ibn cl-Zubeir den Umgang um die Ka'ba etwa zehn 
Ellen breit pflastern; zur Zeit der Wallfahrt wurde Lehm und 
Sand darüber gestreut, zu welchem Zwecke die Tempelhäter 
ein Lager am Hügel el-Ramidha unterhalb Mekka angekauft 
hatten, dann wurde Wasser darüber gegossen, sodass eine 
zusammenhängende Masse entstand, auf der es sieb weich ge- 
hen liess* Zur Ausbesserung wurde immer etwas Sand bei 
dem Thore der Banu Sahm vorräthig gehalten, und wenn im 
Sommer der Fussboden durch die Sonnenhitze beiss wurde^ 
mussten die Diener am Zamzam und an der Ka'ba in Schlea- 
chen Wasser aus dem Zamzam herbeiholen und darüber gie- 
ssen, bis der Boden abgekühlt war. 

§. 137. Ibn el-Zubeir übte jetzt als Chalif alle Hoheits- 
rechte aus und ernannte im J, 66 den HArith ben Hfttib el- 

• • • 

iSumahi zu seinem Statthalter von Mekka. — Ein merkwür- 
diges, nur im Islam mögliches Schauspiel, wo die erbittertsten 
Feinde in Mitten der blutigsten Kämpfe ohne vorherigen Frie- 
densschluss nur durch die Heiligkeit des Ortes und die Hei- 
lighaltung ihrer religiösen Satzungen beschützt, die Waffen 
ruhen lassen und wie im tiefsten Frieden neben einander ste- 
hen ^ um ihren Religionspflichten zu genügen, — ein solches 



I 



*) Gutb ed-Dtn schreibt iwar „im Jahre 64," dann möiite aber 
der ganze Bau in weniger als sechs Wochen ganz ausgeführt sein, 
was unmöglich ist. 



— 137 — 

Schauspiel bot die Wallfahrtszeit des J. 66 dar. Da standen 
auf dem *Arafa zum Opferfeste vier Fahnen und unter ihnen 
die Schaaren der vier Partheien ^ die damals um die Ober- 
herrschaft im Islamitischen Reiche stritten: die Fahne des Ab- 
dallah ben el-Zubeir mit der grössten Schaar, da ihm um diese 
Zeit der grösste Theii der Muslimischen Völker gehuldigt hatte, 
er führte auch den ganzen Zug der Pilger; daneben die Fahne 
des Ihn 'Amir mit seinen Charigiten, dann die Fahne des Mu- 
hammed Ibn el-Hanefia an der Spitze der Schi'iten, die mit je- 
nen um den Vorrang im Fanatismus stritten, und die Fahne 
der Syrer zumeist aus dem Stamme Mudhar, welche die Omaj- 
jaden als ihre rechtmässigen Herrscher erkannten. Nach dem 
Feste trennten sich die Partheien, um das alte Kriegsspiel von 
Neuem zu beginnen , öfter zwei gegen einen verbündet, um 
nach dessen Besiegung die Waffen gegen einander zu kehren. 
Und Ibn el-Zubeir — es ist nicht recht klar, warum er Mekka 
nicht verliess und sich nicht selbst an die Spitze seiner sieg- 
reichen Armeen stellte, fast scheint es, als wenn bei aller 
Herrschsucht, Habgier, Ehrgeitz und selbst bei grosser Körper- 
kraft ihm doch der persönliche Muth gefehlt habe^ um sich den 
Kriegsgefahren auszusetzen, — er blieb in Mekka und setzte 
seine Bauunternehmungen fort. 

§. 138. Nur gegen zwei seiner Gegner, Muhammed ben 
'Ali Ihn el-Hanefia und Abdallah ben el-'Abbäs, musste er 
selbst handelnd einschreiten, da sie in seiner unmittelbaren 
Nähe sich aufhielten und nicht nur sich weigerten, sich ihm zu 
unterwerfen, sondern auch eine bedeutende Parthei auf ihrer 
Seite hatten und Ibn el-Hanefia sogar von den Schfiten als 
Staatsoberhaupt anerkannt wurde, für welches sie unter dem 
Befehle des Huchtär ben Abu *Obeid in Küfa gegen die Trup- 
pen des Ibn el - Zubeir, die sein Bruder Mu^'ab befehligte, 
im oiTenen Kampfe begriffbn waren. Als daher jene beiden 
sich in Mekka aufhielten und fortwährend die Huldigung ver- 
weigerten, liess sie Ibn el-Zubeir mit ihren Familien in das 
Gefängniss *Arim in Mekka einstecken. Auf die Nachricht, 
welche. Abul-Tufeil davon nach *Irdk brachte, brachen dort 
4000 Mann zu ihrer Hülfe auf unter den drei Anführern *Atia 
ben Sa'd , Ibn Häni und Abu Abdallah *Abda el-iSadeli , allein 
der Statthalter von Küfa sandte ihnen eine Armeenach, welche 



— 138 — 

sie bei WAki^a einholte und zur Umkehr zwang. Indesfl zo- 
gen sie gleich darauf in kleineren Ablheilungen unbewaffnet 
nach Mekka, bis sie sich dort atark genug fühUen, um etwas 
zur Befreiung ihres Oberhauptes unternehmen lu können. Um 
el-Zubeir erfuhr es zu spftt, ab sie schon gegen die Moschee 
anrückten, wo er sich eben befand ; er flüchtete in seine Woh- 
nung und liess Holz um das Gefdngniss aufhftufen, um die Ge- 
fangenen darin zu verbrennen, wenn sie ihm nicht sogleich 
huldigen wollten. Indess wurde er durch seine eigenen An- 
hänger an der Ausführung verhindert und musste die Gefan- 
genen frei lassen, welche nun mit ihren 4000 Mann nach el- 
TM zogen, wo Ibn el-'Abbäs bald darauf starb. Ibn el-Hane- 
fia kam dann wieder nach Mekka und schloss sich in das Thai 

A 

Abdallah ben 'Amir ein ohne etwas Entscheidendes zu unter« 
nehmen, da er es nicht zu einem offenen Kampfe wollte kooi- 
men lassen, und ibn el-Zubeir — beschäftigte sich mit sei- 
nen Bauten. 

$. 139. Es war ihm daran gelegen, die Moschee d. h. 
den Platz um die Ka'ba noch mehr zu erweitern und er kaufte 
dazu wie 'Omar und 'Qthmän die nächstgelegenen Häuser an; 
auf der Südost -Seite waren dies die Wohnungen der Banu 
Hachzüm, sodass jetzt schon die Moschee nach el-^afü hin bis 
an den Wasserwog ganz frei stand, jedoch lag dieser Weg 
damals noch etwas näher nach der Ka'ba hin als später (S. 
165). Auf dieser Seite ging die Ringmauer so nahe hinter 
der Trinkhalle her, dass zwischen beiden kaum Jemand von 
der Seite durchgehen konnte, und hier wurde die Mauer etwa 
sieben Ellen hinausgerückt; die Ecke der Trinkhalle nach dem 
Rennwege hin war von der östlichen Ecke der Moschee etwa 
sieben Ellen entfernt, jetzt wurde der Platz in gerader Rich- 
tung bis an die Thür des Hauses des Scheiba ben 'Othmän 
erweitert und von da die Mauer nach der Fronte des Ver- 
sammlungshauses geführt, dessen Eingang mitten in dem Vor- 
hofe war. Ibn el-Zubeir liess auch bedeckte Säulenhallen an- 
legen, aber gewiss nicht rings um den Platz, deren Bedachung 
von Platanenholz in einer schönen Bauart ausgeführt ward. 

S. 140. Unter den zu der Moschee hinzugezogenen Häu- 
ser befand sich auch die Wohnung der Familie el-Azrak, wel- 
che dicht an die Moschee anstiess an der Stelle, wo nachher 



- 139 — 

das grosse Thor der Banu Sciieiba ($. 169) stand. Die eine' 
Hälfte dieser Familien - Wohnung hatte Abdallah Ibn el-Zubeir 
für 18000 Dinare gekauft und darüber einen Wechsel auf sei- 
nen Bruder Mu^'ab Ibn el-Zubeir aufgestellt , welcher damals 
in Irdk den Oberbefehl führte und seines Bruders Ansprüche 
gegen den Chalifen Abd el-Malik zu vertheidigen suchte. Ei- 
nige aus der Familie el-Azrak begaben sich nun zu Hug'ab^ 
um das Geld von ihm zu erheben, fanden ihn aber schon in 
einer sehr bedrängten Lage, und da er von Abdallah keiner- 
lei Unterstützung erhielt, so dauerte es nicht lange, bis seine 
sehr zusammen geschmolzene Armee bei Maskin am Tigris ge- 
schlagen und er selbst am 13. 'GumMä U. 71 getödtet wurde. 
Die Azrak kehrten nun nach Mekka zurück und wollten ihre 
Forderung bei Abdallah geltend machen , dieser aber suchte 
die Zahlung immer weiter hinaus zu schieben, bis auch er ge- 
tödtet wurde, und jene nichts erhielten, da el- Haggig ihre 
Forderung nicht anerkannte. 

S. 141. Die Thatlosigkeit des Abdallah Ibn el-Zubeir 
führte nämlich dahin, dass seine Feldherrn einer nach dem an- 
dern geschlagen wurden und er eine Provinz nach der andern 
verlor, sodass der Chalif Abd el-Malik daran denken konnte, 
gegen ihn selbst eine Armee nach Mekka zu schicken. Einst 
erliess er desshalb von der Kanzal herab eine Aufforderung, 
wer zu einem Zuge gegen Ibn el-Zubeir bereit sei? Sogleich 
meldete sich el-Haggäg ben Jüsuf, damals dreissig Jahre alt^ 
welcher dem Chalifen schon wegen seiner Tapferkeit empfoh- 
len war; er wiess ihn indess zurück und wiederholte seine 
Frage. Da trat el-Haggäg abermals vor und erzählte, er habe 
einen Traum gehabt, dass er dem Ibn ei-Zubeir den Mantel 
ausgesogen und sich damit bekleidet habe. Der Chalif stellte 
ihn nun an die Spitze eines Corps von 2000 Syrern und er 
brach im zweiten JSumädä oder im Ragab 72 von Damascus 
auf, nahm aber nicht den Weg über Medina, sondern über el- 
TMf , seine Geburtsstadt. Von hier schickte er eine Abtheilung 
Reiter zum Recognosciren auf dem Wege nach Mekka weiter, 
die stiessen am Berge 'Arafa auf einen Reiterhaufen, welchen 
Ibn el-Zubeir ausgesandt hatte; dieser ergriff aber nach einem 
kiirzen Gefechte die Flucht und jene kehrten als Sieger nach 
el-Täif zurück. Abdallah ben Muhammed ben Abu Bekr rieth 



- 140 - 

Hlein Ibn el-Zubcir, dort el-Haggdg anzugreifen und zurück- 
zutreiben^ bevor er Verstärkung bekäme, allein Ibn el-Zubeir 
lehnte dies ab, und el-Haggdg erkannte aus den eingezogenen 
Erkundigungen, dass er es mit Ibn el-Zubeir würde aufnehmen 
können, und berichtete an den Chalifen, dass dessen Macht 
gebrochen sei und er von seinen Anhängern verlassen werde, 
er möge nur einige Hülfstruppen schicken und ihm die Erlaub- 
niss ertheilen, in dem heiligen Gebiete und gegen die beilige 
Stadt den Krieg führen zu dürfen. Der Chalif sandte sogleicä 
an T&rik ben 'Amr, der mit einem Corps von 5000 Mann zwi- 
schen Hedina und Aila stand und nach Aegypten marschiren 
sollte, den Befehl zu el-Haggäg zu stossen; das Schreiben 
traf ihn bei Sucjä-l-6azl , er marschirte sofort gegen Mediaa, 
vertrieb daraus den Talha bcn Abdallah ben 'Auf. Statthalter 
des Ihn el-Zubeir, und traf im Scha*bÄn bei el-Haggüg in el- 
TAif ein. Am 1. Dsul-Ca*da rückten sie dann gegen Mekka 
vor, schlugen in der Nähe bei Bir Meimün ihr Lager auf und 
schlössen die Stadl ein; Ihn el-Zubeir hatte die Höben der 
Stadt, den Abu Cubeis und den rothen Berg besetzen lasseo, 
es dauerte jedoch nicht lange, bis seine Truppen von dort 
vertrieben und wie -bei der vorigen Belagerung die Wurfma- 
schienen wieder aufgestellt wurden, welche der Stadt und dem 
Tempel grossen Schaden zufügten. Indess trafen bald darauf 
die fremden Pilger ein und es scheint desshalb zeitweise eine 
Waffenruhe eingetreten zu sein, da die Pilger ungehindert die 
Stadt betraten; nur die Syrischen Truppen wagten sieb nicht 
hinein und ebensowenig die Mekkaner heraus, daher leitete 
Ibn el-Zubeir in den Festtagen die Aufzüge und Feierlichkei- 
ten in der Stadt, während auf der Wallfahrt nach Minä und 
'Arafa el-Haggäg an die Spitze trat. Wahrscheinlich war es 
bei dieser Gelegenheit, dass eine Deputation, bestehend aas 
Gitbir ben Abdallah, R4fi' ben Chadfg;, Salima Ibn el-Akwa' 
und Abu Sa'id el-Chudri, sich zu el-Haggäg begab i um ihm 
vorzustellen, er möchte doch den heiligen Tempel schonen und 
die Andächtigen nicht an ihrem Gottesdienste verhindern. Er 
Hess auch sogleich dem Tärik ben 'Amr, welcher dieWurfma- 
schienen leitete, den Befehl zukommen, mit dem Schleudern ein- 
zuhalten, bis die Pilger ihren Umgang gehalten hätten, zu- 
gleich sagte er aber den Deputirten: »Ich habe keinen Gefel- 



— 141 — 

len an dem^ was ihr da seht, aber Ibn el-Zubeir flüchtet sich 
in den Schutz des Tempels; doch kann der Tempel einen Re- 
bellen, der den Gehorsam verweigert, nicht schützen^ und wenn 
er noch so gottesfürchtig wäre ; er mag herauskomm<*n und 
auf offenem Felde eine Schlacht liefern, dann wird es sich zei- 
gen, ob wir oder er den Sieg davon trägt, jedenfalls werden 
dann die Leute von der Belagerung befreit werden.^ Als 
dies Ibn el-Zubeir hinterbracht wurde, erwiederte er: ,)Wenn 
er keinen Gefallen daran hätte, würde er nicht gerade die 
Ka'ba beschiessen, aber bei Gott! es fällt kein Stein ausser auf 
sie.^ Die Leute überzeugten sich auch, dass die Ka*ba von 
den geschleuderten Steinen stark beschädigt war. 

S. 142. Nach dem Abzüge der Pilger stieg die Noth der 
Belagerten mit jedem Tage höher, da ihnen alle Zufuhren ab- 
geschnitten wurden^ während Caravanenzüge von allen Seiten 
die Belagerer mit allen Bedürrnissen reichlich versahen. Zwar 
hatte Ibn el-Zubeir in seinen Häusern für Vorräthe an Datteln, 
Gerste, Hirse und Spelz gesorgt, aber er war auch jetzt noch 
zu g^itzig, um denen ^ die sich für ihn aufopferten, reichlich 
davon mitzutheilen. Eine Abtheilung, die in einem Hause ein- 
quartiert war, darunter Talha ben Abdallah ben Abd el-Rah- 
man ben Abu Bekr , Hess ihm einst sagen , dass ihre Lebens- 
mittel zu Ende wären , sie hätten wohl noch Geld , aber es 
wäre nirgends etwas zu kaufen; er versprach ihnen, auf die 
Nacht etwas zu schicken, und als es Abend war, sandte er 
ihnen, es waren ihrer zwanzig Mann, einen Sack mit etwa 
zwei Scheffel mit der Bestellung, dass sie damit auskommen 
müssten, bis ihnen Gott mehr gäbe. — Ein Huhn war mit 
zehn Dirhem, ein Maas Hirse mit zwanzig Dirhem bezahlt wor- 
den^ aber zuletzt war nichts mehr zu kaufen ; einem Kaufmann 
war es gelungen aus 'Gidda mit Eseln eine Ladung Hirse in 
die Stadt zu bringen und er konnte fordern, soviel er wollte, 
es wurde ihm bezahlt; ein anderer brachte abgezogene Fische 
und verkaufte das Stück mit einem Dirhem. Ibn el-Zubeir sah 
sich am Ende genöthigt sein Pferd zu schlachten und das 
Fleisch unter die Soldaten zu vertheilen, und es kamen dann 
auch die schlechten Last -Pferde an die Reihe, ja sogar ein 
Hund, der aufgefangen war, wurde geschlachtet und das Fleisch 
in einen Kessel mit Hir^e gesteckt , um das Essen etwas nähr- 



- 142 - 

haßer zu machen. Dabei nahmen die Kriße der Krieger im- 
mer mehr ab, sodass sie die Waffen nicbl mehr tragen konn- 
ten, und ihre Reihen wurden tfiglich lichter , weil eie einer 
nach dem andern sich aus der Stadt entfernten und an el- 
Ha^gfig übergingen. Da dieser endlich einen allgemeinen 
Sturm unternehmen wollte, liess er zuvor durch einen Herold 
noch bekannt machen, dass allen ^ welche die Stadt Terlassen 
und sich in Minä unter den Schutz des gewesenen Stallhalten 
el-Hftrith ben Chftlid ben el-Agi stellen oder auch sich in das 
Haus des Tempelvorstehers Scheiba begeben wfirdeti , völlige 
Sicherheit zu Theil werden solle. Nun strömten die Einwoh- 
ner schaarenweise nach Minä und es versammelte sich dort 
eine Monge, wie sonst zur Zeit der Wallfahrt, und el-Uiritk 
hielt vor ihnen das Gebet in der Moschee el-Cheif. Am 
schmerzlichsten für Ihn eUZubelr war es, daaa swei seiner 
Söhne, Hamza und Chubeib, sich unter den Ueberiiafern be- 
fanden. 

$. 143. Am Morgen des letzten Tages ging Ibn el-Zu- 
beir zu seiner Mutler Asmä, die damab hundert Jahre alt, 
aber noch im Besitz aller Kräfte war; sie fragte, wie es mit 
dem Kampfe stehe; er antwortete: die Feinde sind eo und 
so weit vorgedrungen; und lächelnd setzte er hinzu: ja! iai 
Tode ist Ruhe. Sprach sie : Mein lieber Sohn , yielleicht machst 
du noch einen Versuch, ich möchte nicht gern eterben , ohne 
dich herrschen zu sehen, und meine Freude daran lo haben, 
oder dich fallen zu sehen und kinderlos zu sein. Und als er 
Abschied nahm, sagte sie: o mein Sohn! hüte dich, dass da 
nicht aus Furcht vor dem Tode deinen Glauben dahin giebsti 
— Er veriiess sie dann, begab sich nach der Hoacbee, und 
suchte nach etwas, womit er den schwarzen Stein bedecken 
könnte, damit er nicht von den Wurfgeschossen getroffen 
würde, und als ihn Jemaud anredete, ob sie nicht um Frieden 
bitten wollten , erwiederte er : mit diesen Menschen Frieden 
schliessen? bei Gott! wenn sie euch im Innern' der Ka'ba fän- 
den, würden sie euch alle zusammen schlachten« Hierauf 
wandte er sich zu seinen Freunden, ermahnte sie und sprach: 
„Jedem von euch sei sein Schwerdt wie sein Gesicht (inuner 
vorn). Niemand zerbreche sein Schwerrt, um dadurch sein Le- 
ben zu erhalten, als wenn er ein Weib wäre; bei Gottl ich 



~ 143 — 

habe niemals an einem Kampfe Theil genommen , ohne in der 
ersten Reibe zu stehen, ich habe nie über den Schmerz einer 
Wunde geklagt, ausser wenn das Heilmittel schmerzte." Als 
ihn jetzt Jemand an das Morgengebet erinnerte, sagte er: „ich 
komme, wenn es Zeit i^t ; " und dies wiederholte er dreimal. 
Die Syrischen Truppen standen schon an den Thoren der Mo- 
schee in den Waffen und erwarteten das Horgengebet, und 
als die Zeit kam, stellte sich Ihn el-Zubeir hin und sprach das 
Gebet vor der Versammlung und Niemand wagte es, ihn bei 
seinen Ausrufungen, Verbeugungen und Gebeten zu stören. 
Nachdem er geendigt hatte, trat er in denHigr, zog sein blit- 
zendes Schwerdt aus der Scheide, indem er sagte: „an dieser 
Stelle zu sterben, ist am wünschenswerthesten ; " dann rief er : 
wo sind die Aegypter? wo sind die Mörder *Othmdns? In 
diesem Augenblicke kam ein Haufe durch das Thor der Banu 
Gumah herein, ein Schwarzer an ihrer Spitze; er fragte: „wer 
sind die ?" Die Leute aus Himg (Emessa) , erhielt er zur Ant- 
wort. Da siürtzte er auf sie los, der erste, auf den er traf, 
war der Schwarze, dem versetzte er einen Schlag und hieb 
ihm den Fuss ab. Sprach der Schwarze: ohi du Hurkind I — 
Ja, warte nur, Sohn Harns I erwiederte Ihn el-Zubeir, ist Asmft 
eine Hure? Mit diesen Worten warf er ihn zur Moschee hin- 
aus, verfolgte die andern bis an das Haus der Umm H&ni in 
der Fieischerslrasse und kehrte dann zurück und sprach ein 
Gebet bei dem schwarzen Steine. Da drang ein anderer Hau- 
fen durch das Thor der Banu Sahm ; wer sind die? fragte er. 
Die Leute vom Jordan, war die Antwort. Er stürtzte sich 
auf sie, indem er sprach: 

Ich kenne die Reiter vom Strome nicht. 
Deren Staub nicht weicht^ bis die Nacht anbricht. 
Damit trieb er sie aus der Moschee. Kaum war er zurück, 
da kamen schon wieder andere durch das Thor der Bann 
Machzüm, die griff er an, indem er sagte: 
Ja, hätt* ich einen Gegner nur, dem wollt ich schon genügen. 
Von beiden Seiten wurde mit grossen Steinen geworfen , und 
die von den Bergen herabgeschleuderlen Steine schlugen auf 
den Tempel, sodass Ibn el-Zubeir in die Worte ausbrach : „lie- 
ber will ich mein Leben verlieren, als dass meinetwegen die 
Ka*ba zerstört wird , " und indem auf jenen Haufen eindrang, 



— 144 — 

traf ihn ein Backstein mitten auf den Scheitel, sodass ihm der 
Kopf gespalten wurde ; er hielt sich noch einen Augenblick 
aufrecht und sprach: 

Nicht auf den Fersen bluten unsre Wunden, 
Nur auf den Füssen vorn wird Blut gefunden. 
Dann sank er nieder, zwei seiner Sklaven suchten ihn noch 
zu vertheidigen , wurden aber zurückgedrängt und ihm der 
Kopf abgeschnitten. Abdallah ben (^afwftn wurde aus dem In- 
nern der Ka'ba hervorgeholt und niedergemacht, wiewohl er 
sich zu entschuldigen suchte, dass er nicht für Ibn el-Zubeir, 
sondern nur für seinen Glauben gefochten habe; auch Abdal- 
lah ben Mut!' fand seinen Tod und die KOpfe dieser drei 
sandte el-Haggdg an den Chalifen Abd el-Malik, der sie im 
Lande zur Schau herumtragen liess; den Körper des Ihn el- 
Zubeir aber liess el-Haggäg oberhalb Mekka am Hügel el-Ha- 
gün oder Hügel der Medinenser bei dem Begrftbnissplatze ver- 
kehrt ans Kreuz schlagen« Er begab sich dann zu Asmä, der 
Mutter des Ibn el-Zubeir, und sprach zu ihr: liebe Mutter! 
der Cbälif hat mir befohlen für dich zu sorgen, bedarfst du 
etwas ? Sie antwortete : Ich bedarf nichts und bin übrigens 
deine Mutter nicht, sondern die Mutter dessen, der dort oben 
auf dem Hügel gekreuzigt ist; nua warte nur, damit ich dir 
erzählen kann, was ich von dem Gesandten Gottes gehört 
habe ; ich habe ihn sagen hören : „von Tbaktf wird ein Lügner 
und ein Verderber ausgehen;'^ den Lügner haben wir bereits 
gesehen *) und der Verderber bist du* Ja , erwiederte el- 
Haggäg, ein Verderber der Heuchler. — Der blinde Abdal- 
lah ben 'Omar liess sich von seinem Sklaven NAfi' unter das 
Kreuz geleiten und sprach dort ein kurzes Gebet: ^Friede sei 
dir, Abu Chubeib! und Gottes Erbarmen und sein Segen 1 die 
welche am Tage deiner Geburt sprachen: Gott ist gross! wa- 
ren besser als die, welche dasselbe ausriefen, als du getöd- 
tet wurdest.^ Er traf nachher die Asmä in der Moschee und 



*) Ohne Zweifel meiDt sie el-Mocht^r ben Abu 'Obeid, der 
ebenso wie el-Ha^Ag dem Stamme Thaktf angehört, er war einer der 
gefährlichsten Gegner des Ibn el-Zubeir, wollte selbst für einen Pro- 
pheten gehallen sein, und war desshalb yon diesem ein Lügner ge- 
nannt. Vergl. Weü Geschichte der Chalifen. Bd. I. S. 381. 392. 



— 145 — 

wollte sie trösten :-Sieh, dieser Leichnam ist nichts mehr, aber 
die Geister kommen zu Gott'; vertraue auf Gott und ertrage 
dein Schicksal standhaft! Sie erwiederte: Wie sollte ich mein 
Schicksal nicht standhaft ertragen? ist doch auch das Haupt 
Johannes (des Täufers] zu dem Tyrannen von Israel gebracht. >- 
Später begab sich Ihn Omar zu el-Haggäg und bat um die 
Erlaubniss, Ibn el-Zubeir begraben zu dürfen, die ihm auch 
ertheilt wurde. Asmä starb bald nachher. Die Belagerung 
hatte sechs Monat und siebzehn Tage gedauert. 

§. 144. Zum Lohne, erhielt el-Haggftg die Statthalterschaft 
von Mekka und Medina, und nachdem die Ruhe hergestellt 
war, machte er einen Bericht an den Chalifon über die Verän- 
derung, welche Ibn el-Zubeir mit der Ka'ba hatle vornehmen 
lassen (§. 135], worauf Abd el-Maiik den Befehl gab, sie in 
der vorigen Weise wieder herzustellen. el-Haggdg liess daher 
die Seite nach dem Higr abbrechen und die Mauern hier wie- 
der um sechs Ellen verkürzen ; das Ausgangsthor wurde ganz 
und von dem Eingangsthor vier Ellen vom Boden an zuge- 
mauert und eine Treppe davor gelegt und zwei neue Thüren 
von etwas über sechs Ellen Höhe gemacht; alles Uebrige blieb 
unverändert. — Die Ka'ba war also 27 Ellen hoch , auf der 
Vorderseite von dem schwarzen Steine bis zur nördlichen Ecke 
und auf der Rückseite von der südlichen nach der westlichen 
Ecke 25 Ellen lang, die Südseite von dem schwarzen Steine 
nach der südlichen Ecke 20 Ellen und die Seite des Higr von der 
nördlichen nach der westlichen Ecke 21 Ellen breit, und wenn da- 
nach der Flächeninhalt zu 418 Quadratellen angegeben wird, so 
stimmt dies ziemlich genau für den Innern Raum, wenn man 
für die Dicke der Mauer zwei Ellen abrechnet. Die Ka'ba 
hatte ein doppeltes Dach, bis zum ersten waren im Innern 18 
Ellen, bis zum zweiten zwanzig Ellen , beide waren mit vier 
Fenstern von Balac-Marmor vorsehen und zwischeh beiden ein 
Zwischenraum ; über dem zweiten ragte die Ringmauer noch 
2V2 EWc empor mit einer Unterlage von Balken, worin die ei- 
sernen Ringe befestigt waren, an denen die Bekleidung der 
Ka'ba aufgehängt wurde. Die obere Seite des Daches war mit 
Muscheln ausgelegt, da diese aber durch den Regen verwit- 
terten, ersetzten sie die Tempelhüter im J. 200 durch Mar- 
morplatten , die mit Gyps festgelegt wurden. Die Dachrinne 

10 



— 146 — 

von vier Eilen Lunge ergoss sieh mitten in den Hi^r. — Die 
drei Sfiulen im Innern hatten ein Fugsgestell von rothem Mar- 
mor sieben Zoll hoch und eine Elle und acht Zoll ins Crevierte, 
darOber eine Holzlage von gleicher GrOsse IV3 Elle hoch und 
von den darauf stehenden Säulen hatten die beiden ersten drei 
Ellen, die dritte 2V2 Elle im Umfang; die FussfiresUdUe waren 
mit Gold beschlagen, worüber eine seidene Decke hing, die 
Sttulen bis zu ein Drittel der Höhe ebenfalls mit Gold und Sil- 
ber belegt, das Uebrige mit Goldfarbe angestrichen. Den ober- 
sten Theil der Sftulen bildeten wieder viereckige hölzerne Ge- 
simse, auf welche die Balken gelegt waren, die mit dem an- 
dern Ende auf der Aussenmauer ruhten. Fries und Decke 

* 

waren vergoldet und unter dem Fries Bogen von Muscheln 
eingelegt. Zwischen den Sfiulen waren silberne Ketten ausge- 
spannt, an denen verschiedene Kostbarkeiten hingen , die der 
Ka'ba zum Geschenk gemacht waren, darunter zwei goldene 
Kronen. 

S. 145. Im folgenden Jahre 75 machte der Cbalif Abd 
el-Malik die Wallfahrt nach Mekka; in seiner Begleitung be- 
fand sich el-Hdrith ben Abdallah ben Abu Rabf a el-Machzdmi, 
vormals Statthalter des Ihn el*Zubeir in Bagra, gegen wekhen 
sich der Chalif in einer Unterredung Äusserte, er glaube nicht, 
dass Ibn el-Zubeir das von der 'Äischa gehört habe, was er 
in Bezug auf die Ka'ba behauptete. Da erwiederte el-Ittrith: 
Ich selbst habe es von ihr gehört. — Was hast du von ihr 
gehört ? — Ich habe sie sagen hören : Der Gesandte Gottes 
hat mir gesagt, deine Leute haben bei dem letzten Aufbau den 
Tempel verkürzt, und wenn sie nicht erst kürzlich den li«d- 
nischen Glauben verlassen hätten, so würde ich wieder, hinzu- 
fügen, was sie davon weggelassen haben; wenn die Leute es 
für gut finden, so mögen sie es wiederbauen, komm her, ich 
will dir zeigen, wieviel sie davon weggelassen haben; er 
zeigte ihr fast sieben Ellen weit und fuhr dann fort: i<nd ich 
würde zwei Thüren zu ebener Erde machen, eine auf der Ost- 
seite als Eingang und eine auf der Westseile als Ausgang. — 
Hast du das wirklich von ihr gehört? — Ja! Fürst der Giöu- 
bigen, das habe ich von ihr gehört. — Der Chalif senkte 
den Kopf und zog mit seinem Stocke lange Zeit Linien auf 
der Erde, dann sprach er: ich wollte, bei Gott ! ich biltte den 



— 147 — 

Ibn el-Zubeir und was er hier aufgeführt hat in Ruhe gelas- 
sen. — Auch im Jahre 78 war Abd el-Malii( zur Wallfahrt in Mekka. 

S. 146. Das Jahr 80 brachte über die Pilger und die 
Stadt Mekka ein grosses Unglück. Am ersten Festtage^ 8. 
Dsul-Higga, waren sie in dem Thale oberhalb Mekka ganz 
sorglos gelagert und gingen von einem Zelte zum anderen ; 
in dem Thale aufwärts standen einige Regenwolken, über ih- 
nen war nur leichtes Gewölk und es fing ein w«nig an zu 
regnen. Aber gegen das Ende der Nacht vor dem Frühgebet 
kam in dem Thale herab eine solche Fluth, dass ihre ganze 
Habe fortgeschwemmt wurde und mehrere Menschen , die sich 
nicht schnell genug auf die Berge retten konnten , umkamen. 
In Mekka waren kaum einige Tropfen gefallen, aber das Was- 
ser stieg so hoch, dass es den Platz der Ka'ba ganz über- 
schwemmte, und die Strömung war so heftig, dass längs des 
Wasserweges mehrere Häuser fortgerissen und viele Menschen 
unter ihren Trümmern begraben wurden. Der Chalif Abd el- 
Malik sandte grosse Summen und einen Christlichen Baumei- 
ster nach Mekka , um die Moschee und die zerstörten Häuser 
wieder herzustellen ; zu beiden Seiten des Wasserweges wur- 
den Mauern von Quadersteinen aufgeführt, welche auf Wagen 
von Camelen und Ochsen gezogen herbeigeschaft wurden, und 
oft überstieg das, was zum Schutze eines kleinen Hauses ver- 
wandt wurde, den Werth desselben mehrere Male. Um den 
Lauf des Wassers zu regeln, wurden damals auch mehrere 
Dämme angelegt, wie der Damm am Eingange in die Strasse 
el-Hizi^mia und der Damm der Banu 'Gumah. Das Jahr dieses 
unglücklichen Ereignisses wird in den Annalen n<^<ts Jahr der 
Fluth^ genannt. Der mit der Leitung dieser Bauten beauf- 
tragte Statthalter soll Abdallah ben Sufjän el-Machzümi oder 
el-Hlirith ben Chdiid el-Machzümi gewesen sein; vielleicht war 
jener der Verwalter des Fiscus und der Steuern, dieser der 
Statthalter des Cbalifen. 

Ungeachtet jener Vorkehrungen wurde schon im J. 84 
wiederum die Ka'ba durch eine Ueberschwemmung unter Was- 
ser gesetzt, worauf eine bösartige Krankheit folgte, welche be- 
sonders Lähmung der Glieder und der Zunge zurückliess , und 
daher wurde sie „die Fluth der Lähmungen^ genannt. 

S. 147. Es ist ungewiss, in welchem Jahre zuerst Cbdlid 

10* 



— 148 - 

ben Abdallah el-Casri zam Statthalter von Mekka ernannt 
wurde. Abd el - Malik schickte durch ihn als Weihgeschenk 
für die Ka'ba zwei goldene Sonnen und zwei Becher vonKry- 
atallglas und soviel Gold , dass die mittlere SHale ganz mit 
Goldblfittchen beschlagen und für jede der drei Säulen zur 
Vergoldung des Gesimses fünfzig Mithci^l verwandt werden 
konnten. Ein gewisser Farwa leitete diese Arbeit. 

Bisher waren beim Umgange um die Ka*ba die Männer 
mit den Frauen zusammen gegangen und bei zahlreichem Be- 
suche ^ur Wallfahrlszeit ein starkes Gedränge gewesen , und 
ein Dichter hatte darauf die Verse gemacht : 

Wie schön ist's doch zur Wallfahrt hinzueilen ! 
Wie schön ist's bei der Ka'ba zu verweilen I 
Wie gern lässt man von Frauen dort sich drücken, 
Wenn wir uns vor dem schwarzen Steine bücken! 

Als diese Verse dem strengen Statthalter Chftlid zu Ohren ka- 
men , sprach er : Sie sollen dich in der Folge gewiss nicht 
mehr drücken. Er befahl nun , dass die Männer von den 
Frauen getrennt in regelmässigen Reihen ihren Umgang halten 
sollten, und stellte an jeder Ecke der Ka'ba eine Wache mit 
Feilschen auf, um darauf zu achten , dass sie nicht zusammen 
kämen. — Auch in anderer Weise orcfnete Chälid die öffent- 
lichen Andachten, besonders im Monat Ramadhftn. Bis dahin 
war hinter dem Abraham -Stein auf einer kleinen Erhöhung 
eine Lanze in die Erde gesteckt, wo der Imäm das Gebet 
sprach, und es stand Jedem frei, sich hier anzuschliessen, oder 
unterdess den Umgang zu halten und nachher dort zu beten. 
Chälid bcslimiiite nun, dass Alle einerlei Regeln befolgen soll- 
ten und zuerst wurde unter dem Vortritt der Coranleser dei* 
siebenmalige Umgang gehalten, wobei die Diener des Teinpels 
den Ruf „Gelobt sei Gott I Gott ist gross !^ hören Hessen. Un 
nun den entfernter Stehenden bemerklich zu machen, dass die 
Umgänge bald beendigt seien , Hessen die . Diener, wenn sie 
zum sechsten Haie an den schwarzen Stein kamen, von jenem 
Doppelrufe nur die erste Hälfte „ Gelobt sei Gott I ^ hören und 
fuhren nach einer kurzen Pause fort, den siebten Umgang zu 
halten , nach dessen Beendigung ein Ausrufer ausrief : n^um 
Gebet! Gott erbarme sich eurer !^ In dieser Weise warde diese 



— 149 — 

„Tarwiha^ genannte Feier im Ramadhän seit jener Zeit be- 
gangen. 

'Ocba ben el-Azrak hatte an der Ecke seines Hauses, 
welches dicht an die Moschee anstiess, eine grosse La- 
terne aufhängen lassen , um den Platz für diejenigen , welche 
bei Nacht ihren Umgang hielten, zu erleuchten; Chälid dage- 
gen liess beim Brunnen Zamzam dem schwarzen Steine ge- 
genüber eine solche Laterne aufstellen und verbot nun der 
Familie Azrak, die ihrige ferner anzuzünden. — Was es mit 
der Austheilung von Brod, die nach ChAlid benannt wurde, für 
eine Bewandniss gehabt habe, wird in den Chroniken nicht 
weiter auseinander gesetzt. 

§. 148. Als Statthalter des Abd el-Malik werden noch 
erwähnt: Abd el-'Aztz ben Abdallah ben Chälid ben Astd, Näfi' 
ben 'Alcama el-Kinäni, Jahjä ben el-Hakam ben Abul-'Agi, 
Hischäm ben Ismdll el-Machzümi und Abän ben 'Othmdn ben 
'Affftn, welche indess nicht alle die oberste Regierung, sondern 
in gewissen Verwallungszweigen die obersten Stellen bekleidet 
zu haben scheinen. Der Ausdruck Wäli Statthalter wird oft 
gleichbedeutend gebraucht mit Amil Verwalter, und wenn 
beide Stellen durch zwei verschiedene Personen besetzt waren, 
so scheinen sie zuweilen nicht unter einander, sondern neben 
einander gestanden zu haben. 

S. 149. Als el-Walld ben Abd el-Malik im J. 86 zur 
Regierung kam, ernannte er seinen Vetter 'Omar ben Abd el- 
'Az!z (den nachherigen Chalifen] zum Statthalter von* Mekka 
und Medina, sodass, wenn er in letzterer Stadt residirte, in er- 
sierer Maslama ben Abd el-Malik, ein Bruder des Chalifen el- 
Walid, seine Stelle versah. Im Jahre 88 machte Omar die 
Pilgerreise und als er in der Nähe von Mekka nach el-Scha'lr 
oder el-TanIm kam, begegneten ihm mehrere Leute aus Mekka, 
unter anderen Ibn Abu Maleika, und erzählten, dass es in Mekka 
wenig geregnet habe und für die Pilger Wassermangel zu be- 
sorgen stehe. Omar ordnete nun unter seinem Gefolge ein 
allgemeines Gebet an, und noch an demselben Tage, ehe sie 
den Tempel erreichten , regnete es in Mekka und den Wall- 
fahrtsorten 'Arafa, Minä und Muzdalifa, sodass man fast fürch- 
tete'^ es möchte zuviel werden, und es folgte ein sehr frucht- 



- 150 — 

bares Jahr. Die Bauten Omars in Mekka sind oben ($. 59) 
erwähnt. 

$. 150. el-Haggäg war schon von Abd el-Malik nach 
'Irak versetzt, wo er fast unumschrSnkt regierte, alle Gegner 
uiiterwarr und besonders gegen die Sektirer mit unnachsichtli- 
cher Strenge verfuhr. Einer der letzten, der sich noch ge- 
gen Abd ei-Malik empört liatte, aber unterdrückt wurde, war 
Abd el-Rahman ben Muhammed ben el-Asch'ath gewesen, des- 
sen berühmtester Anhänger, einer der besten Traditions- und 
Coranslehrer zu Küfa, Said ben tiubeir el-Wftlibf, sich nach 
Mekka geflüchtet hatte, wo er unter der milden Regierang des 
Omar ben Abd el-'Aztz und seines Stellvertreters Maslaroa mit 
anderen Flüchtlingen mehrere Jahre unangefochten lebte. In- 
dess ruhte el-HaggAg nicht, bis er den Chalifen dahin ge- 
bracht hatte, strengere Massregeln gegen sie zu ergreifen. 
Er ernannte also wieder den ChAlid ben Abdallah el-Casri im 
J. 93 zum Statthalter von Mekka, welcher dort ankam in dem 
Augenblicke, wo Maslama auf der Kanzel stand, und nachdem 
dieser seinen Vortrag beendigt hatte, stieg Chftlid zwei Stufen 
hinan, zog ein Blatt hervor und las der versammelten Menge 
ein Schreiben des Chalifen vor des Inhaltes : y, Ich habe den 
Chälid ben Abdallah el-Casri zum Statthalter über euch er- 
nannt, darum gehorchet ihm; Niemand soll irgend Jemandem 
bei sich eine Zuflucht gestatten bei unerbittlicher Todesstrafe, 
besonders ist demjenigen alle Gnade entzogen, welcher den 
Sa'id ben tiubeir bei sich aufnimmt.^ Hierauf wandte er sich 
zum Volke und setzte hinzu: yfiei dem, bei welchem geschwo- 
ren und zu welchem gewallfahrtet wird! Gnde ich ihn in dem 
Hause irgend eines, den lasse ich tödten, sein und seiner 
Schutzgenossen Häuser zerstören und seine Weiber preisge- 
ben ; ich bewillige dazu noch eine Frist von drei Tagen." 
Dann stieg er von der Kanzel undMaslaraa Hess sogleich seine 
Camele vorführen und reiste nach Syrien ab. — Bald darauf 
kam zu Chdlid ein Mann und machte ihm die Anzeige, dass 
Sa'fd ben iSubeir sich in einem der Thäler von Mekka ver- 
steckt aufhalte, und Chdlid schickte hin um ihn aufsuchen zu 
lassen. Der Abgesandte fand ihn und erklärte ihm, er habe 
den Auftrag ihn fest zu nehmen und mit sich zu führen, er 
sei aber bereit mit ihm die Flucht zu ergreifen, wohin er 



— 151 — 

wolle. Sa'fd fragte ihn: „Hast du in Mekka Verwandte und 
Kinder?" — Ja! — „So werden sie ergriffen werden und 
die Strafe erleiden, die mir zugedacht ist." — Ich vertraue 
sie dem Schutze Gottes an. — „Auch ich vertraue auf Gott I" 
— Er fährte ihn nun zu Chälid und dieser schickte ihn gefes- 
selt an el-Hagg^g, welcher ihn 49 Jahre alt im Jahre 94 um- 
bringen Hess *). 

$. 151. el-Waltd machte die Wallfahrt in den Jahren 
91 und 95 und beauftragte seinen Statthalter Chälid mit der 
Verschönerung der Ka'ba und der Moschee. Er schickte ihm 
36,000 Dinare, weiche zu Goldblättchen geschlagen wurden, 
womit er die beiden Thüren der Ka'ba , die Säulen im Innern 
und die Dachrinne belegen liess. Dies soll der Erlös aus dem 
sogenannten Tische Salomos gewesen sein, welchen der Ero- 
berer Spaniens Tlirik ben Zijdd bei der Einnahme von Toledo 
erbeutet und an den Chalifen gesandt hatte. Zwei Krystallbe- 
cher wurden den Weihgeschenken hinzugefügt. An der Mo- 
schee, dem Säulengange, wurde mehreres neu und fester ge- 
baut, viele Säulen von Marmor aufgeführt und die Gesimse 
mit Goldblättchen belegt , das Dach von Platanenholz gemacht 
und vergoldet, die Bogen mit Muscheln verziert und die Seiten 
mit Marmorptatlen bekleidet. 

§. 152. Der Cbalif Suleimän ben Abd el-Malik bestätigte 
den Chälid el-Casri in seinem Amte, befahl ihm aber zugleich 
ebenso wie allen seinen übrigen Statthaltern, den Haggäg, 
der ihm von jeher verhasst gewesen war, von der Kanzel 
herab zu verfluchen. Chälid gerieth dadurch in grosse Ver- 
legenheit, da er bisher immer die Verdienste des Haggäg her- 
Torgehoben hatte, und sagte: „was soll ich anfangen? wie 



*] el-Fäfli erzählt diese Geschichte aus einer Schrift des Ihn Cu- 
teiba als zur Zeit des Chalifen Abd el-Malik rorgefallen und am 
Schlüsse seiner Rede sag^te Chälid noch : „Wenn ich wüste, dass Abd 
el-Malik seinen Wohlgefallen daran hätte, wenn ich diese Ka*ba 
Stein für Stein oiederrisse, so würde ich sie niederreissen.'* Es 
steht aber fest, dass Maslama erst unter el-Walid Statthalter yon 
Mekka geworden ist, und es ist auch kaum glaublibh , dass el-Haggäg 
den Sa'td noch bis zum Jahre 94 sollte am Leben gelassen haben, 
wenn er ihn schon unter Abd el-Malik , also yor dem Jahre 87 , in 
•eine Gewalt bekam. 



- 152 — 

kann ich mich selbst für einen Lügner erklären und in der 
nächsten Versammlung den Mann tadeln, den ich in der vori-* 
gen Verffeimmlung gelobt habe? ich weiss nicht , wie ich es 
machen soll." Als nun der Tag der Versammlang kam, hielt 
er seine Predigt und sagte darin : ,,0 ihr Menschen ! Iblis war 
einer von den Engeln Gottes im Himmel und soviel die übri- 
gen Engel von ihm sahen , schien er ihnen Gott gehorsam zu 
sein und zu dienen; aber Gott sah in sein Inneres und ahs er 
ihn entlarven wollte, befahl er ihm , vor Adam anbetend nie- 
derzufallen; dessen weigerte er sich und wurde desshalb ver- 
flucht. So schien auch el-Hagg4g b^n Jüsüf dem Chalifen ge- 
horsam zu sein und wir haben keinen Hochmuth an ihm be- 
merkt, sondern ihn für aufrichtig gehalten; aber Gott hat dem 
Fürsten der Gläubigen Suleimdn sein Inneres and seinen 
schlechten Lebenswandel ofl'enbart, wie er es uns nicht offen- 
bart hat, und da Gott den Hagglig entlarven wollte, hat, uns 
der Fürst der Gläubigen SuleimAn befohlen , ihn zu verfluchen, 
darum sprechet den Fluch über ihn aus: Gott verfluche ihn!^ 
S. 153. Suleiman ertheilte dem Chdlid den Auftrag, eine 
Quelle süssen, frischen Wassers nach Mekka bis zwischen den 
Zamzam und den schwarzen Stein zu leiten zum Ersatz für 
das widrige Wasser des Zamzam. Chfilid liess desshalb in 
dem Thale el-Thucba am Fusse des Berges Thabtr-gcinä bei 
dem Brunnen Meimün einen Teich anlegen und mit grossen 
behauenen Steinen ausmauern , der nach ihm Teich el-Casri 
oder el-Bardi (el-Baradi) genannt wird; von hier wurde das 
Wasser unter der Erde in Bleiröhren bis an den bezeichne- 
ten Ort der Moschee geleitet, wo es sich in ein Becken 
QUfjü^ piscina) von Marmor ergoss. Als die Röhrenleitung 
fertig war und das Wasser üoss, liess er Garnele schlachten 
und vertheilen und lud die Einwohner zu einer Mahlzeit ein; 
dann liess er durch einen Ausrufer zum Gebet auffordern, be- 
stieg die Kanzel, die er mitten vor dieKa'ba hatte setzen las- 
sen, und nach dem allgemeinen Lob- und Dankgebete fuhr er 
fori: „0 ihr Menschen! lobet Gott den höchsten und betet für 
das Wohl des Fürslen der Gläubigen, welcher euch das süsse, 
frische, klare Wasser hierher geleitet hat für das salzige, bit- 
tere, widrige Wasser, welches man nur mit Widerstreben 
trinken kann \^ er meinte den Zamzam. — Aus jenem Becken 



-^ 153 — 

floss das Wasser in Bleiröhren nach dem gegen el - Qstä ge- 
kehrten Thore der Moschee in einen Teich am Markte, wel- 
cher zu einer Badeanstalt eingerichtet wurde. Allein die Ein- 
wohner von Mekka waren mit der ganzen Anlage nicht zufrie- 
den, weil dadurch die Heiligkeit des Zamzam herabgesetzt 
wurde; nicht einer von ihnen kam zu dem Becken^ sondern 
alle tranken begieriger wie vorher das Wasser des Zamzam, 
sodass Chälid sich veranlasst -fand, in einer Rede von der Kan- 
zel sie wegen ihres Undankes mit scharfen Worten zu ta- 
deln (§. 158). 

§. 154. Ueberhaupt hingen die Einwohner von Mekka an 
dem Alten und waren sehr hartnäckig, dabei auch sehr schwaz- 
haft^ sodass sie gern stehen blieben und sich unterhielten; da 
sie nun auch mit manchen andern Neuerunoren des Ch^lid 
nicht zufrieden waren, so bildeten diese oft den Gegenstand 
ihrer Unterhaltungen. Auf der andern Seite hatte Chälid eine 
Abneigung gegen die Cureisch und verfuhr gegen sie oft mit 
grösster Härte. Einst hatte er eine Massregei angeordnet, 
womit der Tcmpelvorsteher Abdallah ben Scheiba nicht ein- 
verstanden war; er ging desshalb zu ihm und verlangte, dass 
er seinen Befehl zurücknähme; Chälid wurde dadurch sehr 
aufgebracht und schüchterte den Abdallah so ein, dass dieser 
sich zu dem Chalifen Suleimftn begab und sich über ihn be- 
schwerte. Der Chaiif gab ihm nun ein Schreiben an Chälid 
mit, worin er ihm befahl, nichts von Ab(iallah zu verlangen, 
womit dieser nicht einverstanden sei ; Chälid legte das Schrei- 
ben uneröffnet bei Seite und schickte nach einigen Tagen zu 
Abdallah, dass er die Ka'ba aufschliessen solle, zu einer un- 
gewöhnlichen Zeit, wo er keine Lust dazu hatte und sich wei- 
gerte es zu thun. Chälid Hess ihn darauf zu sich holen und 
ihm hundert Hiebe auf den Rücken aufzählen. Abdallah begab 
sich nun wieder zum Chalifen und zeigte ihm seinen Rücken 
mit den Worten: so hat er deinen Auftrag ausgeführt. Der 
Chaiif gab in der ersten Aufwallung den Befehl, dass dem Chä- 
lid die Hand abgehauen werden solle; durch die Dazwischen- 
kunft des Jaztd ben el-Muhallab machte er dann die Einschrän- 
kung, wenn er das letzte Schreiben des Chalifen gelesen habe, 
bevor er den Abdallah geissein Hess, solle ihm die Hand ab- 
gehauen werden, wo nichts so solle Muhammed ben Hischäm 



— 154 - 

dem Abdallah volle Genugthuang verschaffen. Muhamneil 
Hess, als er dies Schreiben des Chalifen erhielt, den ChÜid za 
sich kommen und lass es ihm vor, worauf ChÜid ausrief: 
nGott ist gross I Sklav, hole das Schreiben hcrbei.<^ Als es 
gebracht wurde, war es noch versiegelt, er hatte es nicht ge- 
lesen. Er wurde hierauf nach der Moschee geführt, in Ge- 
genwart der Cureisch und anderer Leute entkleidet und mit 
hundert Hieben gegeisselt; nachdem dies geschehen war, zog 
er seine Kleider wieder an und kehrte in die Slattbalterei 
zurück. 

S. 155. Wahrscheinlich waren diese Vorfälle die Haupt- 
ursache, warum Chdiid in der zweiten HSifte des Jahres 97 
abgesetzt und Talha ben Dftwüd el-Hadhrami zum Statthalter 
von Mekka ernannt wurde. Nachdem aber der Chalif Suleimln 
in diesem Jahre die Wallfahrt gemacht hatte und nach Damas- 
cus zurückgekehrt war, wurde Talha von seinem Posten ent- 
lassen, den er sechs Monate bekleidet hatte, und Abd el- Aziz 
ben Abdallah ben Cbdlid ben Astd kam an seine Stelle, wel- 
cher auch während der zweijährigen Regierung des Chalifen 
'Omar ben Abd el-'Aztz (J. 99—101) dort blieb, sodass an- 
dere, welche ausser ihm noch als Statthalter von Mekka in 
dieser Zeit genannt werden, andere hohe Aemter verwaltet 
haben müssen. Diese sind: Muhammed ben Talha ben Abdal- 
Iah ben Abd el-Rahroan ben Abu Bekr, 'Orwa ben 'Ijädh ben 
*Adi el-Naufali, Abdallah ben Keis ben Machrama ben el^Mat- 
talib und 'Othmän ben Abdallah ben Surdca. — Im Jahre 
100 kam von Omar der Befehl, dass die Einwohner von Mekka 
für ihre Wohnungen von den Pilgern keine Miethe mehr for- 
dern und dass auch die Häuser in Hinä für Jedermann offen 
stehen sollten, dies hatte die Folge, dass nun die Miethcon- 
tracte heimlich abgeschlossen wurden, und es änderte in der 
Sache nichts. — Der genannte Abdallah ben Keis hatte einen 
etwas beschränkten Verstand; einen Bericht an den Chalifen 
begann er: ^von Abdallah ben Keis an Omar, den Fürsten 
der Gläubigen;^ als er darauf aufmerksam gemacht wurde, 
dass er seinen Namen voraufgesetzt habe, erwiederte er : pdiese 
Ehre kommt uns vor ihnen zu.^ Omar, der dies erfuhr, 
sagte dazu : ^ der ist der dümmste aus einer dummen Fami- 



— 155 — 

lic;^ die Familie el-Huttaüb hiess nämlich allgemein el-Naukä 
die Dummen. 

§. 156. Abd el-Aztz ben Abdallah blieb noch die bei- 
den ersten Jahre der Regierung des Jazid ben Abd el-Malik 
(101 und 102) auf seinem Posten in Mekka, dann kam im Jahre 
103 Abd el-Rahman ben el-Dhahhdc ben Keis el-Fihri an 

• • • 

seine Stelle, der schon seit 101 Statthalter von Medina gewe- 
sen war, und im Jahre 104 folgte diesem Abd el-Wähid ben 
Abdallah el-Nagri, der dann noch die Verwaltung von el-TA'if 
dazu erhielt und unter dem Cbalifen Hischdm ben Abd el-Ma- 
lik (reg. 105 bis 125] noch so lange im Amte Brjieb, dass die 
ganze Zeit seiner Statthalterschaft ein Jahr und acht Monat 
betrug. Hierauf ernannte Hischdm im Jahre 106 seinen Oheim 
Ibrahim ben Hischdm ben Ismä'il el - Machzümi zum Statthalter 
von Mekka, Medina und el-Tdif bis zum Jahre 113 oder 114, 
wo ihm sein Bruder Muhammed ben Hischäm ($. 68) folgte, 
dessen Stellvertreter Mfi' ben 'Alcama el-Kinäni war. Der 
Chalif Hischdm machte im J. 106 die Wallfahrt und ernannte 
im J. 119 seinen Sohn Abu Schäkir Maslama ben Hischäm zum 
Anführer der Pilgercaravane , und da bald nach der Wallfahrt 
im Jahre 120 eine grosse Ueberschwemmung erfolgte, so 
wurde sie nach ihm die Fluth des Abu Schäkir genannt 

§. 157. Während der einjährigen Regierung des Walid 
ben Jaztd (125 — 126] war Jüsuf ben Muhammed ben Jüsuf el- 
Thakefi Statthalter in den drei genannten Städten, und unter 
Jazfd ben el-Waltd (126) folgte ihm Abd el-'Azfz ben Omar 
ben Abd el-Azfz^ welcher im Amte blieb^ bis Harwän ben Mu- 
hammed , der letzte Omajjade (reg. 126—132), im J. 128 die 
Wallfahrt machte und den Abd el-Wähid ben Suleimän ben 
Abd el^Malik zum Statthalter ernannte. Bald darauf empörte 
sich Abdallah ben Jahja el-A'war el-Kindi, gen. T4lib el-hacc 
(d. i. der das Recht sucht,) in Hadhramaut und Qan'ä, vertrieb 
von dort den Statthalter Marwans, el-Cäsim ben Omar el-Tha- 
kefi, und schickte den Abu Hamza el-Muchtär ben 'Auf el- 
Chärigi el -'Ibädhi mit einer Armee von 4000 Mann gegen 
Mekka. Von diesen erschienen plötzlich 700 Mann zur Wall- 
fahrtszeit des J. 129 bei dem Feste auf dem 'Arafa mit schwar- 
zen Fahnen und schwarzen Turbanen auf den Lanzenspilzen, 
wodurch die Versammelten in grossen Schrecken geriethenj 



— 156 — 

als sie libpr ihre Absicht befragt wurden , erklärten sie sich 
offen gegen den Chalifen Marwdn und dessen Familie; die 
Geschenke, welche ihnen dann der Statthalter Abd el-Wähid 
anbieten Hess, um sie zu bestechen, wiesen sie zurück, indem 
sie Zugleich bemerkten, dass sie die Heiligkeit der Wallfahrts- 
zeit in jeder Weise achten würden. Man kam also überein, 
sich gegenseitige Sicherheit zuzugestehen, bis die letzten Pilger 
abgezogen sein würden, und die Ch&rigiten blieben auf dem 
*Arafa in ihrer abgesonderten Stellung. Abd el-Wfthid führte 
dann die Pilger weiter nach Minä, wo er den gewöhnlichen 
Lagerplatz des Sultans einnahm, während Abu Hamza mit sei- 
nen Leuten bei Curein el-Tha'dlib (dem kIcinenFuchsberge) lagerte. 
Als aber die Pilger zum Abzüge aufbrachen, ergriff Abd el-WAhid 
schon mit dem ersten Zuge die Flucht und gab Mekka preis, wo 
dann Abu Hamza ohne Schwerdtstreich seinen Einzug hielt. 
Nach einem kurzen Aufenthalte brach er gegen Medina aof, 
in(lc>m er den Abraha ben el-(^abblih als seinen Stellvertreter 
in Mekka zurückliess , und bei Cudeid stiess er im Monat ^a- 
far 130 auf die Armee, welche Abd el-Wähid von Medina 
aus gegen ihn ausgeschickt hatte. Es kam zur Schlacht, Abo 
Hamza siegte und zog in Medina ein, wo er eine Menge Ein- 
wohner, darunter vierzig Männer aus den Nackommen des 
'Abd el-'üzza ben Cu^eij umbringen liess. Jetzt rüstete der 
Chalif Marwdn ein Heer gegen ihn aus, an dessen Spitze er 
den Abd el-Malik ben Muhammed ben 'Atijja el-Sa'di stellte; 
dieser erreichte mit 4000 Reitern in der Nähe von* Medina bei 
Wädil-Curä den Yortrab des Abu Hamza , welchen Mulg com- 
mandirte, der hier mit vielen seiner Leute das Leben verlor, 
worauf Ibn 'Atijja den Abu Hamza bis Mekka verfolgte, wo 
dieser 15,000 Mann zusammengebracht hatte. Ibn 'Afijja liess 
durch seine Reiterei die Stadt von ihren drei Haupteingängen 
angreifen und sie musste sich ergehen, nachdem der Kampf 
bis Mittag gedauert hatte und Abu Hamza sammt seinem Stell- 
vertreter Abraha ben el-Qabbäh bei Bir Meinen gefallen war. 
Nach andern soll Abu Hamza schon in dem Treffen bei Wftdil- 
Curä geblieben sein. Ibn 'Atijja liess einen gewissen Ibn 
Mä'iz als Commandanten in Mekka zurück und zog weiter nach 
Jemen, um Tftlib el-hacc zu unterwerfen; dieser wurde auch 
ge-'Milagen und sein Kopf dem Chalifen zugeschickt , welcher 



- 157 — 

dann an Ibn 'Atijja schrieb, dass er sich zur Wallfahrtszeit 
nach Mekka begeben und sich an die Spitze der Pilger stellen 
solle. Er nahm nur wenige Leute zur Begleitung mit und 
unterwegs wurden sie von Beduinen Arabern überfallen, und 
ungeachtet Ibn 'Atijja ihnen das Schreiben des Chalifen vor- 
zeigte, worin ihm der Auftrag zur Pilgerfahrt ertheilt war, 
wurde er von den Arabern getödtet, da sie ihn und seine Be- 
gleiter für Räuber erklärten. Desshalb führte Muhamnied ben 
Abd cl-Malik ben Harwän in diesem Jahre 130 den Zug der 
Pilger an, und für das Jahr 131 wurde el-Walid ben 'Orwa 
el-Sa'di, ein Neffe des Ibn 'Atijja, zum Statthalter ernannt. 

IHekka rar Zeit der ^Abbäsiden. 

§. 158. Von den politischen Umtrieben und den Drang- 
salen des Krieges, welche dem Sturze der Omajjaclen vorauf- 
gingen, waren die Einwohner von Mekka im Ganzen wenig 
berührt worden, da der Kampf um die Herrschaft grössten 
Theils in Syrien und 'Irak geführt wurde; indess war ihnen 
der Uebergang des Chalifats an die 'Abbasiden sehr erwünscht 
und mit Freuden begrüssten sie den Ddwüd ben 'Ali ben Ab- 
dallah ben el-Abbds, welchen der neue Chalif Abul-Abbds im 
J. 132 als Statthalter nach Mekka schickte, indem er ihm zu- 
gleich auch Medina, Jemen und Jemäma übertrug. Die erste 
Anordnung welche er traf, war, dass er das den Mekkanern 
so anstössige Wasserbecken (§. 153) wieder entfernen und die 
vorhandene Röhrenleitung zur Moschee hinaus in einen Teich 
fortführen liess. Nachdem er, dem Beispiele des Chalifen fol- 
gend, in Mekka und Medina die Omajjaden verfolgt und eine 
grosse Zahl hatte umbringen lassen, starb er in Medina im er- 
sten Rabf 133 und ihm folgte Zijäd ben 'Obeidallah ben Abd 
el-Madän , ein Oheim des Chalifen , in denselben Gebieten bis 
zum Jahre 136, wo el-'Abbäs ben Abdallah ben Ma'bad ben 
el-'AbbAs an seine Stelle kam. Als Stellvertreter für den ei- 
nen oder den anderen, während dessen Abwesenheit in He- 
dina, fungirte in Mekka 'Omar ben Abd el-Ham!d beu Abd el- 
Rahman ben Zeid ben el-Chatt^b, der als ein rechtschaffener 
Mann gelobt wird. 

§. 159. Im Jahre 136 führte Abu JSaTar el-Man^ür die 
Pilgercaravane von Damascus nach Mekka und erhielt auf Ov n 



— 158 — 

Rückwege die Nachricht von dem Tode des Chalifen Abal- Ab- 
blis, seines Bruders, sodass er unmittelbar nachher die Regie- 
rung antrat. Er bestdtigte den Statthalter el-'Abbäs ben Ab- 
dallah, welcher nbor schon im nächsten Jahre 137 gleich nach 
Beendigung der Wallfahrtsfeier starb, worauf der oben er- 
wähnte Zijät) ben 'Obeidallah wieder an seine Stelle kam. 
Durch ihn Hess el-Man^ür wieder einen bedeutenden Bau an der 
Moschee vornehmen, wodurch der Platz indess nur auf der Nord- 
westseite vergrössert wurde, da eine Erweiterung auf der Süd- 
ostseite wegen des daran vorbeigehenden Wasserweges grössere 
Schwierigkeiten halte. Es wurden su diesem Zwecke wieder meh- 
rere der zunächst gelegenen Häuser angekauft und unter an- 
deren ein Theil des Yersammlungshauses (S. 127) und der 
Wohnung des vormaligen Tempelvorstehers Scheiba ben 'Olh- 
mdn hinzugenommen. Die Vernu^ssungen leitete Abd eWAih 
ben Abdallah ben Muslifi' el-Scheibi, und da durch die neue Maoer, 
wenn man sie, wie beabsichtigt war, in gerader Richtung fort- 
geführt hätte, der übrigbleibende Theil von der Wohnung des 
Scheiba zu sehr würde benachtheiligt sein, so gestattete Zi- 
jäd ben 'Obeidallah auf die Vorstellung des Abd el-'Aztz, dtss 
hier eine Einbucht in die Moschee gemacht wurde. Auf die- 
ser Seite wurde damals auch zum ersten Male ein Thurm (Mi- 
ndret) gebaut und dann über dem Thore der Bann 'Gumsh 
eine Inschrift angebracht, worin die Zeit des Baues vom Md- 
harram 137 bis zum Dsul-Higga 140 angegeben war. In dem 
letzteren Jahre machte der Chalif el-Man^ür die Wallfahrt nnd 
nachdem er bei seiner Ankunft den Umgang um den Tempel 
gehalten hatte, liess er den Zij^d rufen und sagte ihm: ^Ich 
habe bemerkt, dass an dem Higr die rohen Steine zu sehen 
sind ; wenn ich morgen wiederkomme, müssen sie mit Marmor 
bedeckt sein." Sogleich liess Zijäd die Arbeiter herbeirufen, 
sie arbeiteten bei Lampenschein und ehe es Tag wurde, war 
^ie Mauer mit Marmor bedeckt. — Im Jahre 141 ward el- 
Hischäm ben Mu'äwia el-'Atiki zum Stalthalter von Mekka er- 
nannt, bis er im Jahre 143 abgesetzt wurde und el-Sari ben 
Abdallah ben el-Hdrith ben el- Abbds an seine Stelle kam. 

§. 160. Im lahre 144 machte el-Mangür wieder die Pil- 
gerfahrt, aber bald nach seiner Rückkehr nach Damascus brach 
inr^rabien ein Aufstand der Aliden aus, den er durch seine 



- 159 — 

unmenschliche Graasamkeit selbst heraufbeschworen hatte. Die 
Einwohner von Medina^ unter deren Augen die Verfolgung 
der 'Aliden noch fortwährend statt fand, empörten sich und 
erklärten sich für Muhammed ben Abdallah ben el-Hasan, gen. 
die fromme Seele, welchem el-Manpür schon lange als seinem 
gefährlichsten Gegner vergebens hatte nachstellen lassen und 
dessen Vater seit mehreren Jahren im Kerker schmachtete. 
Muhammed ben Abdallah Hess sich in Medina huldigen und 
schickte den Muhammed ben el-Hasan ben Mu'äwia oder dessen 

• 

Vater als Statthalter nach Mekka und el-Cäsim ben Ishäk nach 
Jemen. el-Sari ben Abdallah suchte sich ihnen zu widerset- 
zen und zog ihnen entgegen ; er traf sie auf der Gränze von 
Adsächir, ergiff aber nach einem kurzen Gefechte die Flucht 
und Muhammed ben el-Hasan hielt seinen Einzug in Mekka. 
Aber schon bald darauf kam von Muhammed ben Abdallah der 
Befehr an Muhammed ben el-Hasan und el-Cdsim mit ihren 
Truppen wieder zu ihm zu stossen, da der Chalif eine grosse 
Armee aus Syrien unter dem Befehle seines Vetters 'Isä ben 
Müsä gegen Medina entsandt hatte und mehrere Arabische 
Stämn»e von Muhammed ben Abdallah wieder abgefallen wa- 
ren, weil er es nicht verstand, sie alle an sich zu fesseln, und 
während er die einen bevorzugte, die andern sich von ihm 
abwandten. Jedoch schon unterwegs bei Cudeid erhielten sie 
die Nachricht, dass Muhammed ben Abdallah geschlagen und 
getödtet sei (Mitte Ramadhän 155), desshalb zerstreuten sich 
ihre Truppen und Muhammed ben Hasan begab sich zu Ibra- 
him ben Abdallah, dem Bruder des Muhammed ben Abdallah 
nach Bagra und blieb bei ihm, bis auch dieser in der Schlacht 
gegen 'Isä das Leben verlor. 

$. 161. ei-Sari ben Abdallah war als Statthalter nach 
Mekka zurückgekehrt und blieb dort bis zum Jahre 146, wo 
ihm Abd el-Qamid ben 'Ali ben Abdallah, ein Oheim des Man- 
<;ür, folgte. Dieser Hess zuerst die steinernen Treppen nach 
el-Qafä und el-Marwa hinauf anlegen und zwar bei el-Qafä 
zwölf Stufen und bei el-Marwa fünf Stufen; die Ertfernung 
zwischen beiden beträgt 766 Ellen und von der Ecke des 
.schwarzen Steines bis nach el-Qafä sind 202 Ellen. — Im 
Jahre 149 oder 150 ernannte el-Mangür seinen Nefien Mu- 
hammed ben Ibrahim ben Muhammed zum Statthalter von 



— 160 — 

Mekka. — Im lahrc 154 erschlug der Blitz fünf Personen in 
der Moschee. 

§. 162. cl-Mangür war in den Jahren 147 und 152 zur 
Wallfahrt nach Mekka gekommen, und machte auch im Jahre 
158 die Reise dahin. Von der letzten Station bei Btr Meimün 
schickte er ein Paar Henker vorauf in die Stadt mit dem Auf- 
trage, den SufjAn ben Sa'td el-Thauri aus Küfa, einen der 
grössten Gelehrten seiner Zeit, welcher jährlich zur Wallfahrt 
nach Mekka zu kommen pflegte, zu ergreifen, wenn sie ihn 
iiänden, und zu kreuzigen. Die Henker richteten ihr Holz auf, 
konnten ihn aber nicht finden , weil er , noch zeitig benach- 
richtigt , sich unter die Kleider seiner Freunde el-Fudheil ben 
'IjAdh und SufjAn ben 'Ojeina, die vorn auf dem Platze der 
Ka'ba sassen, versteckt hatte. Indess ermuthigten sie ihn und | 
sprachen : ^ Vertraue auf Gott und lass uns nicht zum Gespött 
unsrer Feinde werden.^ Er erhob sich nun, schritt auf die 
Ka'ba zu, ergriß* den Umhang und sprach: „Ich bin sicher, 
dass Abu iSa'far nicht hierher kommt ;^ dann kehrte er an 
seinen Platz zurück. Unterdess war el-Mangür von Bir Mei- 
mün aufgebrochen , um seinen Einzug in die Stadt zu lialten, 
und als er an den Hügel el-Hegün kam, stürzte er vom Pferde 
und brach das Genick, sodass er auf der Stelle todt war, am 
7. Dsul-Higga früh morgens ; es wurden in jener Gegend hun- 
dert Gräber gegraben und el-Mangür in eins derselben hinein- 
gelegt, um die rechte Stelle nicht bekannt werden zu lassen, 
damit es ihm nicht einmal so ergehe, wie er und seine Brü- 
der es mit den Omajjaden machten , deren Gebeine sie wieder 
ausgegraben und in alle Winde zerstreut hatten. 

§. 163. In Folge einer letztwilligen Bestimmung des Cha- 
lifen el-Man^ür ernannte sein Sohn und Nachfolger Muhammed 
el-Mahdi bei seiner Thronbesteigung seinen Vetter Ibrahim ben 
Jahjä ben Muhammed zum Statthalter von Mekka und el-Täff 
unter dessen Verwaltung ei-Mahdi im Jahre 160 die Wallfahrt 
nach Mekka machte. Kaum war er hier in dem Versamm- 
lungshause abgestiegen, als der Tempelhüter 'Obeidällah ben 
'Olhniän ben Ibrahim sich melden Hess und beim Eintritt den 
Chalifen anredete: ,, Ich habe etwas bei mir, was bis jetzt 
noch zu Niemandem gebracht ist.^ Es war der Abrahams- 
Stein, den er in einer Decke hatte herbeitragen lassen und 



— 161 — 

jetzt vor dem Chalifen aufdeckte, welcher dadurch so erfreut 
war^ dass er den Stein küssle und streichelte und Wasser in 
die Vertiefung schütten Hess, wovon er und seine Kinder und 
seine Hausgenossen tranken, dann wurde er an seine Stelle 
zurückgebracht. el-Mahdi vergalt diese Aufmerksamkeit da- 
durch, dass er dem 'Obeidallah grosse Geschenke machte und 
ihm ein Grundstück bei Nachia überwies, welches den Namen 
Dsftt el-Cauba' oder Dsdt el-Farf hatte und von 'Obeidallah 
nachher an Muntra, eine Freigelassene des Mahdi, für 7000 
Dinare verkauft wurde. — Der Emir Muhammed ben Sulei- 
m&n hatte el- Mahdi zur Erfrischung Schnee (Eis) mitgebracht, 
was bis dahin in Mekka unerhört war*). 

§. 164. Die Tempelbüter machten den Chalifen darauf 
aufmerksam, dass die Masse der Teppiche, mit welchen die 
Ka'ba jährlich behangen wurde, nachgerade so dicht und schwer 
sei, dass die Mauer unter dem Drucke leide. — Zur Zeit 
des Heidenthumes hatte man die Teppiche einen über dem an- 
dern hüngen lassen; Omar ben el-Chatt&b dagegen vertheilte 
die alten jährlich unter die Armen und dies geschah auch un- 
ter Mu'ftwia ben Abu Sufjän, bis der Tempelhüter Scheiba ben 
'Othmän anfing sie zu vergraben, damit sie nicht zu jedem be- 
liebigen Zwecke verwandt und durch Verunreinigungen ent- 
weiht würden; er wurde aber darüber von 'Äiijcha getadelt, 
indem sie bemerkte: ^^VITenn die Teppiche von der Ka'ba ab- 
genommen sind, so ist es einerlei, zu welchem Zwecke sie 
benutzt werden ; verkaufe sie und verwende den Eslös für den 
heiligen Krieg oder für die Armen und Pilger.^ — Die neuen 
Teppiche waren früher immer bald nach Beendigung derVITall- 
fahrt am 10. Muharram aufgehängt, sodass sie zur Wallfahrts- 
zeit elf Monate gehangen hatten und dann sehr abgenutzt wa- 
ren , unter den Omajjaden fing man desshalb an, am Ende des 
Monats Ramadhän einen seidenen Teppich aufzuhängen, damit 
er den Pilgern besser in die Augen leuchte, und am ]0. Mu- 
harram wurde ein anderer darüber gezogen. — el- Mahdi 



*) Es ist indess bekannt, dass auf den Bergen yoq el-T^üf, zehn 
Meilen yon Mekka , nicht selten Schnee und Eis Torkam. Vergl. 
iQtachri, über climatum ed. Möller, p. 10. Aboulföda geogr. 
par Reinaud. pag. 94. 

11 



— 162 — 

liess jetzt alle Teppiche abnehmen, in seiner Gegenwart die 
Hauern der Ka'ba von oben bis unten mit Moschas und Ambra 
bestreichen und dann drei Decken darüber hftngen, eine so ge- 
nannte Coptische d. i. eine leinene ans Aegypten^ eine seidene 
und eine goldgestickte. Bei der Gelegenheit sah el-Azraki's 
Gross vater, als er um die entblösste Ka'ba herumging^ dieThür 
auf der hintern Seite, welche Ibn el-Zubeir hatte machen las- 
sen (S. 135); sie war mit 28 Steinen in neun Lagen zuge- 
mauert ($. 144), in jeder Lage drei, in der obersten Tier 
Steine. — 

§. 165. Nachdem die Ka'ba auf diese Weise hergestellt 
war, befahl el-Mahdi wiederum, den Platz um dieselbe, die 
Moschee, zu erweitern, und ertheilte hierzu den Auftrag dem 
Cddhi von Mekka Muharomed ben Abd el-Rahman ben Hi- 
schäm el-Machzümi mit dem Beinamen el-AucaQ d. i. der 
kurzhalsige. Diesmal sollte die östliche Seite erweitert wer- 
den, und el-Aucag kaufte die dort der Ka'ba zunächst gelege- 
nen Häuser; da einige derselben von ihren früheren Besitzern 
zu frommen Zwecken als Wohnung für Arme und Pilger ver- 
macht waren, so kaufte er dafür andere Häuser zu gleichen 
Preisen in andern Strassen der Stadt. Da der Platz soweit 
ausgedehnt werden sollte, dass der bisherige Wasserweg noch 
zur Moschee gezogen würde, so musste der Wasserweg selbst 
und der dahinter liegende Rennweg weiter zurück gelegt wer- 
den und hier wurde bei der Expropriation ein eigenthQmlicher 
Grundsatz aufgestellt, wonach die abzutretenden Grundstücke 
nach dem Zwecke, wozu sie verwandt werden sollten , bezahlt 
wurden, nämlich für jede Quadrat-Elle, welche bei der Erwei- 
terung in den Raum der Moschee zu liegen kam, wurden 25 
Dinare, und für jede Quadrat-Elle, die in den neuen Wasser- 
weg fiel, nur 20 Dinare berechnet. Zu den damals angekauf- 
ten und abgebrochenen Häusern gehörte die andere Hälfte der 
Wohnung der Familie el-Azrak, deren erste grössere Hälfte 
vou Ibn el-Zubeir zur Moschee gezogen war ($i 140); för 
den abgeschätzten Werth von 18,000 Dinaren wurden andere 
Häuser angekauft. Nach dem Rennwege hin mussten alle Häu- 
ser niedergerissen werden und es gehörte dazu unter anderen 
auch das Haus der Cheira bint Sibd' vom Stamme Chuzä'a, 
wofür 43,000 Dinare haar ausbezahlt wurden, und das Haus 



— 163 — 

der Familie JSubeir ben Mut'im (§. 76); auch ein Theil der 
Wohnung des Scheiba ben 'Othmftn wurde damals zur Mo- 
schee gezogen. Die neue Seite derselben erhielt einen drei- 
fachen Säulengang und auf den andern Seiten, wo Abu JSa'far 
nur einen Bogen gebaut hatte, wurden noch zwei daneben 
gesetzt. Die dazu verwandten Marmorblöcke wurden aus Sy- 
rien und Aegypten zu Schiffe nach äidda und von da zu Wa- 
gen nach Mekka gebracht. Die Summen, welche el-Mahdi 
überhaupt auf dieser Wallfahrt in Mekka und Medina ver- 
wandte, betrugen dreissig Millionen Dirhem, die er aus IrÄk 
mitgenommen halte, 300,000 Dinare, die aus Aegypten, und 
200,000 Dinare, die aus Jemen herbeigeschafft wurden, dazu 
noch 150,000 Kleider. 

§. 166. In den Jahren Ijßl bis 163 wm* tia'far ben Su- 
leim^n ben 'Ali ben Abdallah Statthalter von Mekka und el- 
Tdif, dann folgte ihm bei seiner Versetzung nach Medina *Obei- 
dallah ben Cutham ben el-*Abbäs, welcher sich vermuthlich eine 
Zeit lang durch seinen Vater Cutham ben el-'Abbäs vertreten Hess. 

In dieser Zeit war ein allgemeines Sittenverderbniss in 
Mekka eingerissen, und el-Mahdi fand sich veranlasst, durch 
seinen Sekrelair Abul-Wezir 'Omar ben Mutarrif an seinen 
Statthalter 'Obeidallah und die Einwohner von Mekka ein Schrei- 
ben KU richten, worin er ihnen zunächst die Heiligkeit ihres 
Wohnortes ans Herz legt und wie sie dadurch von Gott aus- 
gezeichnet und bevorzugt seien; dann hält er ihnen ihr üppi- 
ges und sittenloses Leben vor, dass sie Sänger und Sängerin- 
nen hielten, allen Arten von Spielen und verderblichen Tände- 
leien ergeben seien , wodurch sie vom Gebet und vom Besuch 
der Moschee abgehalten würden; dass sie aus Wucher die 
Preise der Lebensmittel steigerten und durch geringes Maass 
und Gewicht betrögen , wodurch sie die Gnade Gottes verlie- 
ren und seinen Zorn erregen würden ; und schliesslich ermahnt 
er sie zur Besserung. — Dieses unzweifelhaft ächte Schrei- 
ben, welches Abu Mubammed el-Chuzä'i seiner Ausgabe der 
Chronik des Azraki angehängt hat, scheint wichtig genug, um 
es hier im Original mitzutheilen *^. 



*) Wie m der Ausgabe des Axraki .bezeichDet G den Petersbur- 
ger Codex, D den Pariser Nr. 843 und E den Pariser Nr. 723. — 

11* 



— 164 - 

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- 165 — 

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v*j^- <>tj'* «0^^-J. "Il sLxLJt^ 8.iJttj eUxil^ S;«La;^* er !^>^ <><>V er* 



1) Snre 24, 36-38. — 2) Sure 3, 90. — c) DE SjjJ- — 
3) Sure 32, 27. — 4) Sure 2, 121. — d) CD U,^** — 

e) CE "i^ 



— 166 - 

Ü/f, \'^yi^ UliU>\y «I ^:A>< ^yjii\y K^t^ e^^'^ iUUCX«^t, 

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(^(:j>rjmt O^A«. jkitL« I ji4.^ «J^M; ^t v£aaj^ tLb) (pl> 14)^ vOÜt 

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(8 fj^\ m5wUj uUa g^^ ^3 ^ ^1^ ^y er la;*^^' ^' i-S; 

^ ,^Jül ^üOI, ^l wUp-I^ ^JUfi «i^iü^ ^»i^iOJ fcÄ^ >rf/Ä^ 



f) C cß^Tr^' - g) C l^-uÄj — 5) Sure 9. 33. - 

6) Sure 62, 2>>4. 7) Sure 26, 214. — h) G Jjit D ß^ — 

8) Sure 14, 40. — 9) Sure 14, 42. — 



— 167 — 

»J<r aßi"^ »jüA Xj.jIj, mI^W. J^S^ ia«Lbj ^LaÄ«*Jt^ vy\ cLjt^ 
gi, K*«lfl JülO- i,Ä«U (10 A:!*\AJ ^1,<J^ ,yJ >yi' 1^5 ^<i»XHj'S 
i ,^a.8Äi< ,»4^- ^\f ^\ J^S ?jL-*-5 liUilx.», ^^5 X«^l 

«JÜJ vy vl-*^»-'? I^^5 er i^lftJ' j^3 ^y' er '5«>''^» U: fLftJÜ«, 
^^.> M l^:> iXä Uj ^/U^ ^j>^ mIs «IUc!, ia£U»t ^{U^ "K U 

L^jij, l^j«*>S> L4«iyWij ^^^y M^ J r*^'' tr ^* V^. 
S*Ä^-J»5^Sy^ L^l, gi^ U>«U4^ya»-5 L»j*^> l4«**^> l*.;««^'» 

i) D Ä9^1t — k) C ^i^^O D /v> L4i^ — 10) Sure 14, 7. - 
1) CD qV^^^ — m) C ^t*^^> 



— 168 — 

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gOs^l^ *^';«^3 ^^^^^ *^LX^'> »^^vX:>. er ^^^ CÄ:^3 *^*^ er r^ 



n) CD jiilA^dtj - o) E ^^\ - 1 1) Sure 28, 57. - 

12) Sure 29, 67. 



— 169 — 

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Ü*5 CT*/*^ »"^S^^ «a^**-^ ;** C&**** jjjpkl*«lt KftU^ JtSSUa; 
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P) D ^^yÄwJU — 13) Sare 7,95-97. - q) D ä^üC^I E iUÄÄil 



— 170 — 

1^ (^ f^S^\ ,^/ixiy ;^<«>«g4 



ffjA\ i {jOU- ^1 gjXJJ, »y^J J*» qU »ii J4 J,^ ^ luu fcyj: 
j;^^ ^\J»t^\ 1^ jSjl ^."f,? ö^Lx»! J* J^BI, j^J^äLö »J l^läj 

•JUp^H, ^y-b» 8^5 ,*-N, lUe^» g-ai<, cf^« g^i«^ 45;j> ^ 
^\, ^\y UUÜ?, ^4«J«5 ^>i^S C^^» J^'i (J^'i 8l-a«J's 

i^ u jJLi?, fc.Ui' .i*»«, «Dt ^ ^A^^ j* ii|,«{ äu-^!^ x^jj, 
Ä<:^t g^i— i^> »/S v«^ *M' vJ>r> er* e*^''* r!j* *-• H;*5 

vUr <JJ viKX;^, oj*^"^' Oj'^^' ? '^'^ ^fi O^^*"^^^ O^'^' 

^•l^l, lk**jf pa\y «y.? glAJt, «Ut Ja. isiSb »J i(,S, 8j*Aa#^ JUÄP., 
^\y^\y M«Jt^ .»UJ^t J^t (^A S«X^t^ aO^ioM ^ c^'» «^^l^ 



— 171 — 

§. 167. Im Jahre 164 machte el-Mahdi wiederum die Wall- 
fahrt und als er den Neubau sah, war er damit nicht zufrie- 
den, weil die Ka'ba jetzt ganz nach einer Seite des grossen 
Platzes stand und er befahl abermals eine Vergrösseruug des- 
selben, damit sie in die Mitte der Moschee zu stehen käme. 
Die Bauleute erhoben dagegen allerlei Bedenken und erklärten, 
dass es unmöglich sei, einen solchen Bau auszuführen, da der 
Wasserweg, welcher hier ganz dicht vorbeiführt, verlegt wer- 
den müsste, und die Fundamente dann bei eintretender Ueber- 
schwemmung doch nicht halten würden. Allein el-Mahdi be- 
stand auf seinem Willen und erklärte: yjich befehle dass diese 
Erweiterung gemacht werde, und wenn das Geld aus allen 
meinen Schatzkammern dazu verwandt werden müsste^. Die 
Maurer fingen nun an in seiner CTegenwart Vermessungen zu 
machen, sie steckten Stangen aus, besonders auf den platten 
Dächern der Häuser, und der Chalif begab sich auf den Berg 
Abu Cttbeis, um von oben die Richtungen zu beobachten, bis 
sie den Platz genau im Viereck abgesteckt hatten, sodass die 
Ka*ba in die Mitte zu stehen kam , und nachdem die Versuche 
mehrmals wiederholt waren, erklärte sich d-Mahdi endlich da- 
mit zufrieden und reiste ab , nachdem er für den Ankauf der 
Häuser und für den Neubau die nöthigen Gelder angewiesen 
hatte. Jenseits des Wasserweges nach el-Qafä zu lag die 
Wohnung des Muhammed ben 'Abb&d ben 'Ga'far el-'Abidi ($. 
83); diese wurde zuerst beim Beginn des Baues im Jahre 167 
abgebrochen und dahin der Rennweg und daneben der neue 
Wasserweg verlegt, sodass für den Platz, welcher von der 
Ka'ba bis zur Ringmauer bisher nur 49 Ellen breit gewesen 
war, jetzt noch 90 Ellen breit gewonnen wurden. Auch das 
Haus der Umm Häni bint Abu Tälib mit dem Brunnen, wel- 
chen Cugeij gegraben hatte, kam zur Moschee und es wurde 
ein neuer Brunnen gegraben an der Ecke der Moschee neben 
dem Thore der Kohlhändler. — Als el-Mahdi am 22. Muhar- 
ram 169 starb, war der Bau noch nicht ganz vollendet, er 
wurde nun beschleunigt, aber nicht ^ so solide als bisher fort- 
gesetzt; an die Stelle der Marmorsäulen, welche grösstentheils 
aus Ichmtm in Aegypten bezogen waren, traten jetzt Säulen 
aus gewöhnlichen Steinen mit Gyps überzogen, und auch das 
Dach wurde nicht so schön und dauerhaft gemacht. 



— 172 — 

§. 168. In der Ausdehnung, welche die Moschee unter 
el-Mahdi bekommen hatte, betrug ihre Linge von demThore 
der Banu tSumab bis an das Thor der Banu Hftschim bei dem 
grOnen Zeichen 404 Ellen und ihre Breite 278 Ellen. Ton den 
484 Säulen, welche zu Azraki*s Zeit in drei Reihen die Mo- 
schee einschlössen, standen 103 auf der Oslseite, 105 auf der 
Westseite, 135 auf der Nordseite und 141 auf der Südseite; 
sie waren zehn Ellen hoch und hatten drei Ellen im Umfange, 
einige waren etwas höher und dicker, und die Entfernung von 
einer Säule zur andern betrug sechs Ellen und dreizehn Zoll. 
Von ihnen standen zwanzig Säulen in dreien der grösseren 
Thore. Die Zahl der nach dem Tode des Chalifen el-Mahdi 
nur von gewöhnlichen Steinen aufgeführten und mit 6yps 
überzogenen Säulen belief s*ich auf 44. Die Vorbaue von vier 
Thoren zählten dann zusammen noch 151 Säulen, und über 
sämmtliche Säulen waren 498 Bogen gespannt. 

§• 169. Die Moschee hatte 23 Thore von verschiedener 
Grösse mit einem, zwei oder drei Durchgängen, so dass sie 
von 43 Bogen überspannt waren; fast alle führten die Namen 
der Personen oder Familien, deren Wohnungen früher an der 
Stelle derselben gestanden hatten, nämlich auf der Ostseite 
waren fünf Thore mit elf Bogen, von der nördlichen Ecke an- 
fangend 1. das Thor der Banu Scheiba oder der Banu 'Abd 
Schams mit zwei Säulen und drei Bogen von zehn Ellen Span- 
nung, vorn mit eingelegten Muscheln verziert, in der Höhe 
von 17 Ellen mit einem Gitterfenster aus vergoldetem Plata- 
nenholz 27 Ellen lang und drei Ellen breit versehen, die bei- 
den Seitenwände von 24 Ellen aus weissem und rothen Mar- 
mor; vier Stufen führen hinan. — 2. Das Thor am so gen. 
Krystallhause ein Bogen von zehn Ellen Höhe und sieben El- 
len breit. — 3. Das Thor des Propheten von derselben Grösse 
mit fünf Stufen. Es hatte seinen Namen daher, weil es an 
der Stelle errichtet war, welche Muhammed, wenn er von der 
Ka'ba wegging, immer in der Richtung nach seiner Wohnung 
passirte; er ging von hier über den Rennweg hinüber zwi- 
schen den Häusern des 'Abbds und des Ibn Azhar durch an 
dem des Achnas ben Schartk vorüber und kam dann in die 
Strasse der Gewürzhändier, in welcher das Haus seiner Frau 
Chadfga lag. — 4. Das Thor des *Abb«s ben Abd el-Mut- 



— 173 — 

talib drei Bogen 13 Ellen hoch, vorn und im Innern mit Mu- 
scheln verziert , darüber in einer Höhe von 23 Ellen ein Git- 
terfenster aus vergoldetem Platanenholz 26 Ellen lang und 
3V2 Elle breit, die Seiten wände von weissem, rothem und grü«* 
nem Marmor und mit Vergoldung; sieben Stufen führen hin* 
auf. — 5« Das Thor der Banu H&schim, ebenso wie das vo- 
rige gebaut. 

Auf der Südseite nach dem Wasserwege zu waren 7 
Thore mit 17 Bogen : 1. Das Thor der Banu 'Abid mit einer 
Säule uad zwei Bogen I3V2 Elle hoch und 14% Ellen breit 
mit zwölf Stufen nach dem Wasserwege. — 2. Das Thor der 
Banu Sufjän ben 'Abd el-Asad in gleicher Weise gebaut. — 
3. Das Thor von el-Qafä, vier Säulen mit fünf Bogen und 
I3V2 Elle, der mittelste 14 Ellen hoch, aussen mit Muscheln 
verziert ; die beiden mittleren Säulen waren bis zur Hälfte mit 
goldenen Inschriften versehen, die beiden Seitenwände, welche 
36 Ellen aus einander lagen, bestanden aus weissen, rothen, 
grünen und bläulichen Marmorplatten und waren vergoldet ; 
der Aufgang hat zwölf Stufen. An der Stelle dieses Thores 
war zu Muhammeds Zeit eine enge Strasse, die nach el- Qafft 
hinführte und in deren Mitte sich ein Stein mit eingegossenem 
Blei befand, welcher dann zu der Treppe verwandt wurde; 
an jener Strasse lagen die Wohnungen der Banu 'Adi ben 
Ka'b (§. 84), woher das Thor auch Thor der Banu 'Adi ge- 
nannt wurde. — 4 und 5. Zwei ganz gleiche Thore mit ei- 
ner Säule und zwei Bogen von I3V2 EH^ Höhe und 15 Ellen 
weit mit zwölf Stufen von dem Wasserwege herauf, führen 
mit dem vorigen den Namen der Banu Machzüm. — 6. Das 
Thor der Banu Teim ist den beiden vorigen ganz gleich. 
Hier war der Wasserweg zurück verlegt an die Stelle, wo die 
Häuser des Abdallah ben tlud'fin und Abdallah ben Ma'mar 
standen; von dem ersteren ist noch ein Theil stehen geblieben 
(§. 81). — 7. Das Thor der Umm Häni von gleicher Grösse 
an der Stelle des Hauses derselben (§. 54). 

Auf der Westseite, wo die Wohnungen der Banu JSu- 
mah standen, sind sechs Thore mit zehn Bogen: 1. Das Thor 
neben dem Thurme, welcher dem grossen Agj^d Platze ge- 
genüber steht, mit einer Säule und zwei Bogen von 13 Ellen 
Höhe und 15 Ellen weit und mit acht Stufen , heisst das Thor 



— 174 — 

der Banu Hdkim ben HizAm und der Banu el-Zobeir ben el- 
'Awwftm, gewöhnlich aber das Thor von el-Hiz&mia nach der 
dahin führenden Strasse. — 2. Das Thor der Kornhändler dem 
Hause des *Omar ben *OthmAn ben 'Afiftn gegenüber^ hatte zwei 
Säulen und drei Bogen von 13 Ellen Höhe und 21 Ellen Weite 
und sieben Stufen. — 3. Das vorzugsweise so genannte Thor 
der Banu tiumah mit einer Säule und zwei Bogen von 10 Ellen Höhe 
und 15 Ellen breit mit 7 Stufen, war durch den Chalifen el-Man^ür 
vorn mit Muscheln verziert, und auf dieser Seite erstreckt sich 
bis hierher der Bau dieses Chalifen (§. 159). — 4. Das Thor 
vor dem Hause des Abul-Bachtari ben Hftschim, 10 Ellen hoch 
und 5 Ellen breit, führte ursprünglich auf die Strasse; später 
wurde dieses Haus mit dem der Zubeida vereinigt und bis an 
die Moschee erweitert, sodass jenes Thor in das Haus führte 
und desshalb mit einer Thür verschlossen wurde [§. 72]. — 
5. Ein ähnliches Thor, 10 Ellen hoch und 4V2 Elle breil, 
führte auf die Strasse des Hauses der Zubeida und war gleich- 
falls mit einer Thür versehen. — • 6. Das Thor der Banu 
Sahm ein Bogen von zehn Ellen Höhe und 4 Ellen breit mit 
zehn Stufen. 

Auf der Nord Seite, wo das Versammlungshaus stand, 
waren sechs Thore : 1. Das Thor des 'Amr ben el-'A^i neben 
dem Thurme bei den Wohnungen der Banu Sahm, von gleicher 
Grösse wie das vorige , mit sechs Stufen. — 2. Ein Thor in 
dem Hause el- Agala (§. 72], welches zugemauert ist. — 3. Das 
Thor neben dem Hause el- Agala. — 4. Das Thor nach dem Berge 
Ku'eiki*än, das Thor des Hugeir ben Abu Ihäb genannt (§. 70], 
ein Bogen 10 Ellen hoch und 9V4 Elle breit, davor ist ein 
mit Steinen geebneter Platz und man geht durch dasselbe sechs 
oder acht Stufen in die Moschee hinunter Zwischen den Häu- 
sern des Hugeir hindurch führt die Strasse nach dem Ku'eikrän 
und der eine Theil dieser Häuser ist zum Marstall für den 
Regenten eingerichtet, der andere aber mit dem Hause der 
Braut (§. 88] und dem des ba'far ben Muhammed vereinigt, 
und wird noch bewohnt. — 5. Das Thor des Versamralungs- 
hauses. — 6, Das kleine Thor der Banu Scheiba ben 'Othmdn 
führt auf die Strasse el-Suweica; es besteht aus einem Bogen 
von 9 Ellen Höhe und 5 Ellen Breite, und man gebt durch 
dasselbe acht Stufen hinab in die Mosche.e (VgL §. 315). 



— 175 — 

§. 179. Die Ringmauer der Moschee war auf der Ost- 
seite 18, auf der Südseite 22, auf der Westseite 22 V2 und 
auf der Nordseite 19 Ellen hoch; sie hatte aussen an den 
frei stehenden Stellen 272 kleine Zinnen, im Innern waren auf 
der Ostseite 31 Bogen und darüber 100 kleine Zinnen, auf 
der Nordseite 46 Bogen mit 174 Zinnen, auf der Südseite 45 Bogen 
mit 150 Zinnen und auf der Westseite 29 Bogen mit 94 Zinnen. 
Das Dach war ein doppeltes, das obere mit Holz von dem Baume 
Darm aus Jemen bedeckt, das untere von schönem Platanenholz ; 
zwischen beiden war ein Zwischenraum von 2 V2 l^U^* Di^ Decke 
war vergoldet und mit Versen aus dem Coran, Segenssprüchen für 
den Propheten und Gebeten für den Chalifen el-Mahdi beschrie- 
ben. — In früheren Zeiten wurden die Todten vor der Be- 
erdigung in das Innere der Moschee gebracht und dort das 
Todtengebet gesprochen, später stellte man sie nur vor die 
Thore der Moschee, (vielleicht weil es zu beschwerlich war, 
sie die Treppen hinauf zu tragen , ) und vor drei Thoren war 
für die Leichenbahren ein besonderer Platz eingerichtet, vor 
dem Thore des 'Abbäs oder der Banu Häschim, vor dem gro- 
ssen Thore der Banu Scheiba und vor dem Thore el-(^afä. 
Auf den vier Ecken der Moschee standen vier Thürme (Mind- 
ret) ; von dem westlichen am Thore der Banu Sahm wurden 
die Gebetstunden ausgerufen und nur im Monat Ramadhän ge- 
schah dies von dem südlichen Thurme am Kornmarkte; der 
östliche neben der Wohnung der Banu Sufjän hiess besonders 
derThurm der Mekkaner. — Die Gebetausrufer sassen Freitags, 
während der Imäm auf der Kanzel stand, Winter und Sommer 
auf dem Dache der Moschee unter freiem Himmel, bis der 
Statthalter Abdallah ben Muhammed ben ImrÄn el-Talhi unter 
dem Chalifen Härün für sie dort ein Schutzzelt errichten Hess 
so dass sie im Schatten sitzen konnten. Dies blieb so, bis 
el-Hutawakkil im Jahre 240 beim Neubau der Moschee auch 
dieses Zelt neu machen liess. 

§. 171. Die an die Mauer der Moschee anstossenden 
Häuser waren zur Zeit des Fäkihi: Die Residenz der Chalifen 
am Thore der Banu Abd Schams, mit einer Oeffnung, durch 
welche man von el-Marwa aus die Ka*ba sehen konnte ; dann 
das Haus des Fadhl ben el- Rabt' und das Yersammlungshaus, 



— 176 — 

hinter welchem die Strasse nach el*Suweica führt und wel- 
ches jetzt dem Abu Ahmed el*Huwaffik, Bruder des Chalifen 
gehört, der es von el-Härith ben IsA erhalten hat. Dann folgt 
das Thor, welches nach dem Ku*eiki'än führt, and auf der an- 
dern Seite desselben das Haus el-*Agala, früher dem Chalifen 
el-Mahdi, jetzt dem Chalifen el-Mutawakkii gehörig, daneben 
ein Haus des Bakkär ben Ribäh, Freigelassenen des Achnas 
ben Schartk. Dieses hatte ihm el*Hahdi abkaufen wollen, um 
es mit dem Hause el-'Agala zu vereinigen, und er schickte zu 
ihm und liess ihm 4000 Dinare dafür bieten; Bakkär erwie- 
derte aber: die Nachbarschaft des Chalifen ist mir um keinen 
Preis feil el-Hahdi schenkte ihm für diese Aeusserung die 
4000 Dinare und liess ihm seine Wohnung. — Auf der 
Westseite stösst an die Moschee das grosse Haus der Zubeida, 
weiches sie baute, dann das Haus des 'Ga'far ben Jahjü ben 
Chfliid, welches Zubeida an sich brachte. An die Seite des 
Wasserweges stösst nur das von Hammäd ei -Berber! für Hi- 
rün el-Raschld erbaute Krystallhaus, welches jetzt dem Müsä 
ben BugÄ gehört, dem es von dem Statthalter von Hedina 
Ishdk ben Huhammed el-Ga'fari überwiesen ist. 

$. 172. Die Häuser, welche nach der Vergrösserung der 
Moschee durch el-Hahdi, die nächste Reihe um dieselbe bil- 
deten, waren nach el-Fäkihi: Auf der Nordseite das Haus 
des Scheiba ben *Othmän, die Schatzkammer der Ka*ba neben 
der Statthalterei, das Haus des Fadhl ben el-Rabf, jetzt dem 
Fiscus gehörig bei dem Hause des Hugeir ben Abu Ihftb, dann 
die Wohnung des Postmeisters von Mekka und das Haus des 
Masrür, des Dieners der Zubeida. — Auf der Westseite 
das Haus des 'Obeidallah ben el-Hasan , welches an IshUi ben 
Ibrahim kam und dann dem 'Ali ben 'Ga*far el-Barmaki ge- 
hörte; das Haus des 'Amr ben el-A9i und das des Ihn Abd 
el-Razzäc el-6umahi. — Auf der Südseite das Haus des 
'Amr ben 'OthmÄn dem Thore der Kornhändler gegenüber, du- 
neben das Haus des Ibn Bazf, des Sa'id ben Muslim el-Bähili, 
der Tochter des Asch'ath bei den Datieihändlern , des Schrei- 
bers Ibrahim ben Mudabbir, des Isä ben Muhammed el-Mach- 
zümi am Eingange in die Strasse Hizftmia , welches Ibn Abul- 
Sä^ zerstört hat, sodass es noch in Trümmern liegt; dann das 
Haus des Ma'badf am Eingange nach dem grossen Agjftd Platze, 



— 177 ~ 

welches an iSa*far ben Chälid ben Barmak kam und jetzt dem 
Muhammed ben Ahmed ben Soheil gehört^ aber während der 
Streitigkeiten zwischen den Kornbändlern und den Schlächtern 
verwüstet ist. — Auf der Ostseite das Haus des Isä ben 
Hüsä, welches der Gelehrte Sufjän ben 'Ojeina bewohnte und 
jetzt von Zübeida zu Bädern eingerichtet ist; daneben das 
Haus eines der Söhne des Muhammed ben Abd el-Rahman bei 
den Seifensiedern , das Haus des Abu 'Azära ($. 81 Ibn 'Azära)^ 
des Muhammed ben Ibrahim el-Muleiki^ welches von dem 
Hause noch übrig ist, worin das Bündniss hilf el-fudhül 
(§. 50) geschlossen wurde, und jetzt dem ^ä'id ben Muchallad 
gehört ; das Haus des *Abbäs ben Muhammed neben dem Thore 
des kleinen Agjäd Platzes; dann das Haus des Jahjä ben Chä- 
lid ben Barmak, jetzt unter dem Namen des Ahmed ben el-Ra- 
schtd bekannt; dann das Haus Schakffa (%. 83 Sakifa), worin 
die Kleiderhändler wohnen und vor welchem die Wechsler ih- 
ren Stand haben. Hierauf das Haus des Hultalib ben Hantab» 
welches die Machzümitin Umm Isä, Tochter des Saht ben 
Abd el-'Uzzä ben el-Muttalib. an Muhammed ben DAwüd ver- 
kauft hat, der es neu ausbaute und seinem Sohne Abdallah ben 
Muhammed hinterliess, dessen Namen es jetzt trägt, mit dem 
Ausgange nach dem (^afä und dem Wasserwege; dann das 
Haus des Arcam ben AbuI*Arcam el-Machzümi hinter dem des 
Ahmed ben Ismä'll ben 'Ali bei el-QafA, dann das Haus der 
Qabijja, einer Sklavin der *Abbäsiden, das Haus der Cheizurän, 
den Nachkommen des Chalifen Müsä gehörig und jetzt theil- 
weise im Besitz des Abu 'Omära ben Abu Meisara, das Haus 
des Cädhi Muhammed ben Abd el-Rahman el-SuQäni mit dem 
Ausgange nach dem Thurme der Moschee und dem Wasser- 
wege, das Haus des *Abbäd ben 'Ga'far bei dem grünen Zei- 
chen, das Haus des Jahjä ben Chälid ben Barmak mit dem 
Ausgange nach dem Nacht-Markt und dem Wasserwege; er 
soll es für 80,000 Dinare gekauft und 120,000 Dinare darauf 
verwandt haben und es ist jetzt im Besitz der Erben eines 
Bedienten; das Haus des Hüsä ben Isä, an welchem das 
grüne Zeichen sich befindet, das Haus des 'GaTar ben Sulei- 
m&n bei der Strasse der Spezereihändler, das Haus der Familie 
Azhar, die von Hammäd el-Berberi gebaute Residenz der Cha- 
lifen bei den Apothekern , welche verbrannte und jetzt dem 

12 



— 178 — 

Abu ls6 ben el-Matawakkil gehört; das Haus des Fadhl ben 
el-Rabf; er wollte es mit dem Hause des Ibn 'Alcama in eine 
Linie bringen und da ihm dies nicht gestattet wurde» setzte 
er an die Ecke des Hauses eine Säule; der Chalif soll, als er 
dies sah, zu ihm gesagt haben: dein Haus gleicht einer alten 
Frau, die am Stocke geht. Dann das Haus des Näfi' ben 'Al- 
cama el-Kinäni, welches zum Theil der Familie Talha ben 
'Obeidallah gehört hatte, der es M&\ als er Statthalter von 
Mekka wurde,' abnahm; nach NdC hatte es der Chalif in Be- 
sitz genommen, gab es aber dann zurück; gegenüber liegt 
das Haus des *Isä ben ^Ali, daneben die Wohnung des Abu 
Gubschän el*Chuzft'i und dann das Haus des 'IsA ben 'GaTar^ 
in welchem die Schuhmacher wohnen und welches jetzt den 
Erben des Fremdlings Ahmed gehört ; zwischen ihm und der 
Statthalterei Tührt der Weg nach el-Suweica. Neben dem 
Hause des Ibn 'Alcama liegt das des Ahmed ben Sahl, welches 
zu denen gehört, die Muhammed meinte, als er sagte: wer 
sich in das Haus des Abu Sufjdn begiebt, ist sicher ($. 105). 



$. 173. Die kurze Regierung des Chalifen el-Hftdi (160— 
170] war /ür Mekka doch merkwürdig durch einen Kampf ge- 
gen die 'Aliden. el-Husein ben 'Ali ben el-Hasau III. hatte 
schon seit einiger Zeit mit seinen Anhängern den Plan gefasst, 
eine Auflehnung gegen die 'Abbäsiden zu wagen, und durch 
einige Verhaftungen, welche der Statthalter von Medina 'Omar 
ben 'Abd el-'Aztz unter ihnen wegen Trunkenheit hatte vor- 
nehmen lassen, wurden sie veranlasst, die Ausführung ihrer 
Absicht zu beschleunigen. Sie überfielen plötzlich die Besat- 
zung von Medina^ machten sich zu Herren der Stadt und be- 
mächtigten sich der öffentlichen Kassen ; el - Husein Hess sich 
auf das Buch Gottes und die Lehre seines Propheten huldigen 
und zog dann kurz vor der Wallfahrtszeit am 24. Dsul*Ca'da 
mit seinem Anhange nach Mekka , wo er ausrufen Hess , dass 
er allen Sklaven, die sich ihm anschliessen würden, die Frei- 
heit schenke, wodurch er einen grossen Zulauf bekam. Der 
Chalif hatte aber bereits dem Muhammed ben Suleimftn ben 
'Alf, welcher die Pilgercarawane führte und eine grosse Zahl 
seiner Verwandten wohl bewaffnet und beritten in seinem 6e- 



- 179 — 

folge hatte, den Befehl nachgeschickt , gegen el-Husein einzu- 
schreiten. Nachdem also Muhammed ben Suleimän in Mekiia 
angekommen war und die ersten Wallfahrtsgebräuche beendigt 
hatte, bezog er in der Nähe der Stadt bei Dsu Tuwan ein 
Lager, wo die Pilger seiner Parthei sich sammelten; er rückte 
dann gegen ei-Husein vor, es kam zum Treffen, el-Huscin fiel 
mit mehr als hundert seiner Anhänger, die übrigen entkamen 
grössten Theils nach Aegypten, unter ihnen Idrfs ben Abdal- 
lah, der Stammvater der Dynastie der Idrisiteu in Africa. Der 
Kampf hatte am 9. Dsul-Higga bei Fachch hinter Mekka statt 
gefunden (§. 322), el-Huseins Grab ward dort an dem Platze 
el-Zähir rechts vom Wege nach Mekka mit einem Denkmal 
versehen und sein Kopf dem Chalifen el-Hädi zugeschickt. 
Dieser war darüber nicht sehr verwundert und sagte den 
Ueberbringern : Ihr habt eure Schuldigkeit gethan , ihr bringt 
den Kopf eines Rebellen, kaum kann ich euch eine andere 
Belohnung geben , als dass ich euch die Reisekosten ersetze ; 
und sie erhielten auch weiter nichts. el-Hädi war sonst sehr 
freigebig : einst hatte ihm sein Vater el-Mahdi 40,000 Dinare 
geschenkt, die vertheilte er in Bagdad und Küfa, sodass er 
letztere Stadt nur mit einem Oberkleide bekleidet verliess. — 
Muhammed ben Abd el-Rahman el-Sufjdni bekleidete unter 
el-Hftdi und el-Mangür das Amt eines C&dhi von Mekka. 

§. 174. Härün el- Raschid (reg. 170 — 193) wechselte 
häufig mit den Stallhaltern von Mekka und ihre Reihenfolge 
und die Dauer ihres Amtes ist nicht genau bekannt. Fol- 
gende dreizehn werden als solche genannt : 'Obeidallah ben 
Cutham, der aus el-Hädis Regierung herüberkam; Muhammed 
ben Ibrahim im J. 178 und dessen beide Söhne el-'Abbäs 
und 'Obeidallah; Hammäd el-Berberi, Muhammed ben Abdal- 
lah ben Sa'id el-Othmäni; Suleimän ben iSa'far ben Suleimän 
ben 'Ali, el-FadhI ben el-'Abbäs ben Muhammed, Ahmed ben 
Ismä*il ben *Ali^ Müsä ben 'Isä ben Müsä ben Muhammed und 
dessen beide Söhne el-'Abbäs ben Müsä und 'Ali ben Müsä, 
und Abdallah. ben Muhammed ben 'Imrän el-Tamimi. 

Gleich im ersten Jahre seiner Regierung 170 machte HA- 
lün die Wallfahrt nach Mekka und ebenso in den Jahren 173 
174, 175, 177, 179, 181, 186 und 188; auf diesen Zügen be- 
wies er immer die grösste Freigebigkeit und Verschwendung 

12* 



^ 180 — 

sowohl gegen die ihn begleitenden Gelehrten , Dichter und 
übrigen Pilger, als auch gegen die Einwohner von Mekka und 
Medina, um so auffallender ist es, dass er für die Erhaltung 
und Verschönerung des Tempels nicht das Geringste gethan 
hat. Eine von diesen Reisen, entweder die erste» oder die im 
J. 177 machte er ganz zu Fuss, der Weg wurde aber von 
einer Station zur andern mit wollenen Decken belegt^ auf de- 
nen er einherging. — Einmal traf ihn Abu Abd el-Rahman 
Abdallah ben 'Omar ben 'Abd el- Aztz ben Abdallah ben 'Omar 
ben el-Chattäb auf dem Gange zwischen el-(^afd und el-Harwa 
und forderte ihn auf mit ihm nach el-i^afä hinauf zu kommeB, 
und als sie oben waren, sprach er: Wirf einen Blick naeh 
dem Tempel, wie viel Pilger sind dort? — Die zählt nur Gotl, 
erwiederte Härün. — So wisse denn, fuhr jener fort, dass 
jeder einzelne von diesen Menschen über sich selbst Recheo- 
schaft geben muss, wenn er einzeln gefragt wird am Tage der 
Auferstehung; aber du, du wirst über sie alle gefragt werden, 
darum bedenke, was du antworten willst, wenn du gefragt 
wirst am Tage der Auferstehung. — Hdrün fing bitterlich an 
zu weinen und setzte sich nieder, und seine Diener reichten 
ihm ein Tuch nach dem andern, um seine Thrftnen damit 
abzuwischen. Indess sprach Abdallah ben Omar weiter: Ich 
will dir noch mehr sagen , wenn Jemand einen schlechten Ge- 
brauch von seinem Vermögen macht , wird er unter Cnratel 
gestellt; wie hast du nun das Vermögen der Muslim ver- 
schwendet und schlecht angewandt! du wirst vor Gott über 
das Alles zur Rechenschaft gezogen werden. — Da weinte 
Hdrün noch mehr und schluchzte sehr und seine Diener woll- 
ten den Mann von ihm entfernen, der Chalif aber verwehrte 
es ihnen, bis er seine Ermahnungen ganz beendigt hatte and 
von selbst fortging. HArün weinte , warf sich zum Gebet nie- 
der und bat um Vergebung seiner Sünden. 

§. 175. Harun soll in seiner Verschwendung fast noch 
übertroHen sein von seiner Mutter el-Cheizurdn , als sie im J. 
171 die Wallfahrt machte; sie kaufte in Mekka das Haus de« 
Arcam ben Abul-Arcam, worin Muhammed die ersten heimli- 
chen Zusammenkünfte mit seinen Anhängern gehabt hatte, wo- 
von es den Namen el-Muchtabi d. i. der Versteck (Kryple) 
erhalten hat; sie Hess es zu einem Bethause einrichten, wel- 



- 181 — 

ches nächst dem Hause der Chadfga, Huhammeds Wohnung, 
für den heiligsten Ort in Mekka gehalten wird. In ähnlicher 
Weise Hess sie auch Muhammeds Geburtshaus herstellen; die- 
ses hatte sich nach Muhammeds Flucht sein Vetter *Akil ben 
Abu Tälib angeeignet (§. 54] und war von dessen Nachkom- 
men an Muhammed ben Jüsuf, einen Bruder des Statthalters el- 
Hflggdg ben Jüsuf; verkauft worden^ der es zu seiner Woh- 
nung, das weisse Haus genannt , hinzuzog , und es behielt 
den Namen Haus des Ihn Jüsuf, bis es el-Cheizurfln ankaufte. 
Es wurde nun von der andern Wohnung wieder abgesondert 
und zu einem Bethause eingerichtet und liegt am Eingange 
der Strasse, welche davon die Geburtshaus-Strasse heisst. 

$. 176. In dieser Zeit standen die Barmakiden auf dem 
Gipfel ihrer Macht und ihres Ansehens; da sie den Chalifen 
auch auf seinen häufigen Wallfahrten immer begleiteten , so ' 
kauften sie sich in Mekka eigene Häuser, die sie prächtig ein- 
richten, oder ganz neu aufbauen Hessen; so kaufte Jahjä ben 
Chälid von der Familie Hugeir ben Abu IhÄb ein Haus am 
Berge Ku'eiki'än für 36,000 Dinare; JSa'far ben Jahja, der 
Günstling des Chalifen, erhielt von ihm einen Platz in Mekka, 
welcher bei dem Bau unter el-Mahdi zwischen der Moschee 
und el - (^afä frei geblieben war , zum Geschenk , und liess 
hier ein grosses Haus aufführen, welches unmittelbar an die 
Moschee anstiess und eine Thfir nach derselben erhielt. 

Im Jahre 179 hatten sich die Charigiten in Mesopotamien 
unter Anführung des Waltd ben Tarif empört und schlugen 
die Truppen des Chalifen mehrmals in die Flucht, bis el-Waltd 
endlich von Jazid ben Mazjad im Zweikampfe erlegt wurde. 
Aus Freude hierüber unternahm Härün imRamadhän die kleine 
Wallfahrt und hielt sich dann in Medina so lange auf, dass er am 
Schlüsse des Jahres auch die grosse Wallfahrt machen konnte, 
auf welcher er alle heiligen Orte zu Fusse besuchte. 

§. 177. Als Härün dann im Jahre 186 die Wallfahrt ma- 
chen wollte, brach er im Ramadhän von el-Racca auf und be- 
gab sich zunächst nach el-Däräb , einer Station , die er sieben 
Parasangen von Bagdad am Euphrat für sich hatte erricbten 
lassen. Er hatte damals schon beschlossen, sein Reich unter 
seine beiden Söhne Bfuhammed el-Amin und Abdallah el-Mä- 
mün zu theilen und wollte ielzl seinen Willen durch einen öf- 



— 182 — 

fentlichen Act bekannt machen. Er liess sie also zu sich kom- 
men und nahm sie mit sich in Begleitung aller seiner Wezire 
und ejnes grossen Tbeiles seiner Verwandten , und zog über 
el-Rabadsa nach Medina, wo er zwei Tage bloss im Gebet 
zubrachte und dann Geschenke austheilte. Hierauf reiste er 
weiter nach Mekka, wo er zunächst seinen Schwager Muham- 
med ben Abdallah ben Sa'td ben el-Hugtra ben Amr ben 
'Othmän ben *Affftn absetzte und an seine Stelle den Sulanin 
ben tiaYar ben Suleimän ben 'Ali ben Abdallah ben 'Äbbäs 
zum Statthalter ernannte. Am 7. Dsul-Higga nach dem Mor- 
gengebete bestieg er die Kanzel und hielt die Wallfahrtspre- 
digl, dann liess er sich die Thür der Ka'ba öffnen und ging 
ganz allein hinein, während sein Diener Masrür Wache hielt 
und die eine Flügelthür geschlossen blieb. Er verweilte lange 
im Innern der Ka'ba, dann liess er seinen Sohn cI-Anitn ru- 
fen und hatte mit ihm eine lange Unterredung, und hieraof 
ebenso mit el-Mämün. Alsdann wurden noch nach einander 
die angesehensten Männer herbeigeholt: Suleimftn ben Abo 
tiaYar, el-Fadhl ben el-Rabt', Isä ben 'GaYar, Wfar ben '6a'- 
far, tia'far ben Müsäj ferner el-Hflrith und Abfln die beiden 
Freigelassenen des Chalifan, Muhammed ben Chälid und 'Obeid 
ben Jactim ; Jahjä ben Chftlid , welcher sich entfernt hatte, 
wurde eiligst zurückgerufen; ba'far ben Jahjä, auch Hnhnm- 
med ben Abd el-Rahman el-Machzümi, Cädhi von Mekka, 
Asad ben 'Amr, CAdhi von Medina, und mehrere aus der Fa- 
milie der Tempelhüter. Nun liess er von jedem seiner beiden 
Söhne eigenhändig einen Vertrag aufschreiben, worin Muham- 
med el-Amtn versprach , wenn er nach dem Tode seines Va- 
ters zur Regierung käme, seinen Bruder Abdallah el-Mäorfkn 
in dem ungestörten Besitze von Choräsän zu lassen, AbdaUah 
dagegen, dass er seinen Bruder Muhammed als Chalifen aner- 
kennen wolle*). Nachmittags verrichtete HArün das Gebet 
und kehrte dann in die Ka'ba zurück, bis gegen Abend die 
beiden Schriften fertig und mit den beiderseitigen Siegeln ver- 
sehen waren; hierauf hielt Härün das Abendgebet, machte 
noch einen siebenmaligen Umgang um die Ka*ba und kehrte 



*) Bei el-Airakl S. 161—168 sind diese Verträge wörtlick 
mitgetheilt. 



— 183 — 

dann in seine Wohnung im Hause el-*Agala zurück. Nun liess 
er alle Häschimiden und sonstige angesehene Personen zu- 
sammenkommen , um Zeugen zu sein ; Suleimän ben Abu JSa - 
far, Isä ben '6a*far und &a*far ben Müsä» die sich schon ent- 
fernt hatten» wurden zurückgerufen; und nachdem die beiden 
Verträge vor der versammelten Menge vorgelesen waren, wur- 
den sie von denen , die bei der Abfassung in der Ka'ba zu- 
gegen gewesen waren, unterschrieben. Die Namen dieser 
Zeugen sind: Suleimän ben el-Han^ür, 'Isi ben 'GaTar, JSaYar 
ben Ga'far, Abdallah ben el-Mahdi, tiaYar ben Müsä, Isä ben 
Müsi, Ishdk ben Müsä, Ishdk ben Isä ben 'Ali, Ahmed ben 
Ismä'il ben *Ali, Suleim ben JSa'far ben Suleimdn, Isä ben ^ä- 
lih ben 'Ali, Dflwüd ben 'Isä ben Müsä, Jahjä ben Isi ben 
Müsä, Däwüd ben Suleimän ben JSa'far, Chuzeima ben Häzim, 
Harthama ben A'jan, Jahjä ben ChMid, el-Fadhl ben Jahjä, tia - 
far ben Jahjä, el-Fadhl ben el-Rabf, el-'AbbAs ben el-Fadhl 
ben ei-Rabf, Abdallah ben el-Rabf, el-Cäsim ben el-Rabt', 
Dacäca ben Abd el-*Az!z el-'Absi, Suleimän ben Abdallah ben 
el-A^amm, el-Rabt* ben Abdallah el-Hdrithi, Abd el-Rahman 
ben Abul-Samrä el-Gassäni, Muhammed ben Abd el-Rahman, 
Cädhi von Mekka, sieben Mitglieder der Familie der Tempel- 
hüter: Abd el-Karlm ben Schu'eib, Ibrahim ben Abdallah, Ab- 
dallah ben Schu*eib, Muhammed ben Abdallah ben 'Othmdn, 
Ibrahim ben Abd el-Rahman ben Nubeih , Abd eI-W4hid ben 
Abdallah und Ismail ben Abd el-Rahman ben Nubeih ; ferner 
Muhammed ben Man^ür, Ismdll ben Dhubeih, und drei Freige- 
lassene des Chalifen Härün: Abän, el - Häriih und Chälid. Ge- 
schrieben im Dsul-Higga des Jahres 186. Zwei Kapseln von 
Gold mit Edelsteinen und Perlen besetzt dienten zur Aufbe- 
wahrung dieser Verträge, und sie wurden neben den Weih- 
geschenken in der Ka'ba aufgehängt. 

§. 178. Alle diese Vorsichtsmassrcgeln, um einem Bru- 
derkriege vorzubeugen, erwiesen sich in der Folge als frucht- 
los , bildeten aber den Uebergang zu jener furchtbaren Kata- 
strophe, welche allen Grausamkeiten Härüns des gerechten (I) 
das Siegel aufdrückte, der Vernichtung des Geschlechtes der 
Barmakiden, die auf eben dieser Wallfahrt beschlossen wurde, 
HArün besass eine Schwester el- AbbAsa, die er sehr lieb hatte 
und der er einen sehr grossen Einflusa auf sich gestaltete; 



- 184 — 

um sie nun nit dem ihm gleichfalls unentbehrlichen Günstling 
JSa'far ben Jahj4 el-Barmaki zugleich um sich haben zu kön- 
nen, verheirathete er beide mit einander, doch nur zum Schein 
und unter der Bedingung, dass sie sich nur in seiner Gegen- 
wart sehen sollten. Indess fand el-'Abbftsa bald Mittel und 
Wege, um als Sklavin verkleidet zu JSa'far zu kommen, und 
sie gebar ihm heimlich einen Sohn und eine Tochter, die sie 
nach Mekka schickte. Indess wurde das Geheimniss demCha- 
lifen verrathen und er wartete nur, bis er selbst nach Mekka 
kam, um sich furchtbar zu rächen, nachdem er sich die Kinder 
hatte bringen lassen, die wegen ihrer Aehnlichkeit ihre Eltern 
nicht verleugnen konnten, sodass er von deren Schuld überzeugt 
war. Er Hess sich indess nichts merken, bis die Wallfahrt 
beendigt war, und trat den Rückweg an. Da, als er in der 
Nähe von el-Anbär bei dem Kloster el-Umr lagerte , schickte 
er in der Nacht seinen Diener Masrür mit einigen Soldaten zu 
iSa'far, Hess ihn herbeischleppen und ihm den Kopf abschlagen; 
sein Vater und seine Brüder wurden eingekerkert und starben 
im Geföngniss. 

§• 179. Härün war der letzte Chalif, der als Pilger nach 
Mekka kam; zum letzten Male machte er im Jahre 189 die 
kleine Wallfahrt und liess damals die beiden Steine, zwischen 
denen der schwarze Stein liegt, durchbohren und mit Silber 
ausgiessen; diese Arbeit wurde von Ihn el-Tahhäm und einem 
Sklaven des Ihn el - Muschma'il ausgeführt. — Alle Chalifen 
hatten, wenn sie zur Wallfahrt nach Mekka kamen, in demal- 
ten Yersammlungshause logirt, obgleich ein grosser Theil des- 
selben schon zur Moschee genommen war; da es aber all- 
mählig ganz verfallen war, kaufte Härün ein anderes Haus von 
der Familie Chalaf von Chuzä'a und liess es für sich einrich- 
ten, und dies war in der Folge die Wohnung der Statthalter. 



%. 180. Sobald Muhammed el-Amin im Jahre 193 zur 
Regierung gelangte, begann er die Feindseligkeiten gegen sei- 
nen Bruder el-Mämün und zeigte alsbald durch die That, dass 
er Willens sei, den von Härün gestifteten Erb vertrag zu bre- 
chen, und um das verhasste Document zu vernichten, scbickte 
der Wezir el-Fadhl ben el-Rabt' nach Mekka, einer der Tom- 



— 185 — 

pelfaiüter, Mahammed ben Abdallah^ holte die beiden Urkunden aus 
der Ka'ba, kam damit nach Bagdad und übergab sie el-FadhI, wel- 
cher sie augenblicklich verbrannte. Wahrscheinlich geschah es 
in Folge davon, um die Mekkaner, welche über dies Verfahren 
sehr erbittert waren, zu beschwichtigen, dass el-Amtn einen 
ihrer Wünsche erhörte. Es war nämlich die Vergoldung an 
der Thür der Ka'ba, die aus der Zeit des Waltd ben Abd el- 
Malik herrührte, abgesprungen, und die Mekkaner richteten 
desshalb an el-Amln ein Gesuch um Wiederherstellung der- 
selben, und der Chalif schickte seinem Verwalter Sälim ben 
el-iSflrrah zu diesem Zwecke 18,000 Dinare. Dieser Hess 
nun zuerst alles Gold von der Thür abnehmen, was auf 28,000 
Mithcdl angegeben wird, nahm dann 15,000 Dinare hinzu, und 
aus dem Ganzen wurden Goldblättchen geschlagen und damit 
die Thür, die während dem mit grünem Tuche behangen war, 
neu belegt; auch die beiden Ringe an der Thür und die Nä- 
gel wurden aus Gold gemacht, die Angeln und die Schwelle 
übergoldet, sodass der Goldwerth an der Thür auf 33,000 Di- 
nare berechnet wurde. Auch im Innern wurde die Ka'ba mit ei- 
nem Goldstreifen geschmückt, der wie ein Gürtel rings an der 
Mauer herumlief; die Arbeit ward aber nicht zu Ende geführt, 
da vor der Vollendung el- Amins Absetzung ausgesprochen 
wurde. 

$. 181. Es ist nicht zu bezweifeln, dass el- Amins Mut- 
ter Zubeida die Triebfeder gewesen war, dass er seinem älte- 
ren Bruder el-Mftmün vorgezogen wurde; Hftrün hatte sich 
um so eher bereden lassen, weil Zubeida eine Enkelin el-Man- 
Qürs war, während el-Mämün nur eine Persische Küchenmagd 
Namens Maräg'il zur Mutter hatte, welche bei seiner Geburt 
gestorben war. Zubeida hat durch ihre übertriebene Freige- 
bigkeit eine noch grössere Berühmtheit erlangt, als ihre Schwie- 
germutter el*Cheizuran y vieles verwandte sie aber auch zu 
wohlthätigen Zwecken, besonders für die Pilger, und nament- 
Ucb durch Anlegung von Brunnen und Wasserleitungen auf den 
Caravanenstrassen und in Mekka hat sie sich ein bleibendes 
Verdienst erworben« Die grossartigste Anlage dieser Art ist 
die Wasserleitung von Hunein nach Mekka, wozu sie selbst 
den Plan angab, und als die Baulneister ihr von der Schwie- 
rigkeit und den Kosten eines solchen Unternehmenis sprachen. 



_ 186 — 

erwiederte sie : Ich will, dass es ausgertthrt werde , und wenn 
jeder Spatenstich einen Dacaten kosten sollte, Sie war dazu 
dadurch veranlasst, dass man die filteren Leitungen wieder 
ganz hatte yerfallen lassen, sodass zur Zeit der Wallfahrt das 
Wasser so rar war» dass in Mekka ein Schlauch voll mit zehn 
Dirhem und darüber bezahlt wurde. 

Auf dem Wege von Mekka nach el - T&Kf liegt ein hoher 
Berg mit Namen Täd , hier , entspringt eine Quelle , welche 
nach den Umzäunungen d. i, Gärten von Hunein hinunter 
fltesst, wo Palmen und Fruchtfelder davon bewässert wurden. 
Diese Gärten kaufte Zubeida, Hess die darin liegenden Pflan- 
zungen eingehen und an den Bergen hin einen Kanal anle- 
gen, welcher das Wasser zwölf Meilen weit nach Mekka führte, 
indem alle Quellen^ welche in dieser Richtung, wenn auch nur 
zur Regenzeit, einen kleinen Beitrag liefern konnten, in die- 
sen Kanal geleitet wurden. Es waren dies besonders die 
Quellen von Muschäscb, Meimün, el-Za*far^n, el-Barüd, el-Ta- 
riki, Thucba und el-Gureindt (oder besser el-tiubÄnia). Ebenso 
liess sie eine andere Quelle, die gleichfalls bei el-TÄif auf dem 
sehr hohen Berge Kadd entspringt, nach dem Orte el«-Augfar 
in Wadi Na'mAn leiten, von wo der Kanal zwischen zwei stei- 
len Bergen auf der Höhe von 'Arafat fortläuft, bis er sich 
um den Berg cl-Rahma herumzieht an der Stelle, wo die Wall- 
fahrtsfeier am 'Arnfa begangen wird. Einige Seitenkanäle füh- 
ren hier Wasser in vier Cisternen für die Pilger, der Haupt- 
kanal aber wendet sich nach dem Berge, welcher die beiden 
Schluchten el-Mäzimän bildet, links wenn man von 'Araföt 
kommt auf dem Wege Dhabb, jetzt el-Mudhlima genannt, bis 
nach el-Muzdalifa , geht dann zu einem Berge südlich hinler 
MinA hinüber und ergiesst sich in einen weiten, mit sehr gro- 
ssen Steinen ausgemauerten Teich, welcher Brunnen der Zu- 
beida genannt wird, dessen Ausfluss sich dann mit dem Ke- 
nale von Hunein vereinigt. Diese Anlagen wurden im J. 194 
unternommen und kosteten 1,700,000 Mithcäl; als sie been- 
digt waren, gingen die Baumeister zu Zubekia mit ihren Rech- 
nungen, die sie ohne Revision auszahlen liess und aus ihrem 
Pallaste hinab in den Euphrat warf, indem sie sagte: die Ab- 
rechnung wird am Tage der Abrechnung (Auferstehung) ge- 



— 187 — 

macht werden. Zudem erhielten die Bauleute noch Ehrenklei- 
der und andere Geschenke ($. 248. 309). 

§. 182. Zum Statthalter von Mekka hatte el-Am!n gleich 
bei seinem Regierungsantritte den DAwüd ben 'Isä ben Müsä 
ernannt; allein sobald el-Mftm&ns Truppen aus Chorftsän vor- 
rückten und einige Vortheile in Chiizistftn errungen hattea, 
sprach Däwüd selbst schon im Ragab 196 in Mekka und Me- 
dina die Absetzung el-Amtns aus und begab sich zu el-Mä- 
mün, um ihn persönlich davon zu benachrichtigen. In Aner- 
kennung seiner Verdienste bestätigte ihn el-Mämün nicht nur 
in seinem Amte, sondern fügte ausser einem Geschenke von 
500,000 Dirhem auch noch das Gebiet von 'Akk seinem Ver- 
waltungsbezirke hinzu , worauf Dftwüd nach Mekka zurück- 
kehrte. 

§. 183. el-Mämün sah sich kaum nach der Ermordung 
el- Amins im J. 198 als Alleinherrscher anerkannt, als schon 
wieder ein Aufstand der *Aliden ausbrach, der von Abul-Sa- 
räjä el-Sari ben Man^ür angestiftet wurde. Dieser war von 
el-Amtn zu el-Mämün übergegangen, und da er nach Beendi- 
gung des Bruderkrieges keine Beschäftigung fand, trieb er 
sich mit einer Horde raubend und plündernd umher, bis er in 
Rakka mit Muhammed Ibn Tabätabä zusammentraf, welchen er 
beredete, sich an die Spitze der 'Aliden zu stellen und sich 
zum Chalifen ausrufen zu lassen. Sie bemächtigten sich der 
Stadt Küfa und Abul-Saräjä schickte von dort den Husein ben 
*Ali genannt el-Aftas nach Mekka, um den Aufstand in Ara- 
bien zu organisiren. Es war kurz vor der Wallfahrtszeit und 
als der Statthalter Däwüd von dem Anzüge el-Huseins Nach- 
richt erhielt, gab er vor , von dem Chalifen ein Schreiben er- 
halten zu haben, dass sein Sohn Muhammed ben Däwüd bei 
den Wallfahrtsgebeten seine Stelle versehen solle. Diesem gab 
er dann die Weisung, die Pilger nach Minä zu führen , dort 
die üblichen Gebete zu sprechen und zu übernachten und am 
andern Tage nach dem Morgengebete sein Camel zu besteigen 
und den Weg nach dem 'Arafa einzuschlagen, aber rechts ab- 
zubiegen nach dem Thale *Amr, bis er auf den Weg nach el- 
Muschflsch gelange^ wo er ihn bei dem Garten Ibn 'Ämir er- 
warten wolle. . So geschah es, und die Pilger, welche weiter 
nach *Arafa gezogen waren, hatten dort keinen Führer, wel- 



für 




— 191 - 

von Gold mil Perlen and Edelsteinen eingefagsl und sass anf 
einem bohen viereckigen Throne von Silber, Ober welchen ein 
seidener Teppich hing , sn dessen Enden goldene und silberne 
GIdckchen hingen. Als nun dieser König sich zum Islam be- 
kehrle, besliramte er den Thron mit dem Gfitzen zum Weih- 
geschenk fdr die Ka'ba und sandte ihn nach Harw zu el-Hö- 
mAn, welcher ihn weiter nach Wäsit an el-Hasan ben Sahl 
schickte, and dieser beauftragte einen seiner Hauptleule aus 
Balcb Namens Nagtr ben Ibrahim, ihn nach Mekka zu beglei- 
ten. Er kam dort im 3. 201 zur Wallfahrtszeit an, wahrend 
Ishäk ben Hftsd ben 'Ui die Pilger nach den heiligen Orten 
fährte, und als sie von Uinä zurückkamen, stellte Na^tr ben 
Ibrahim den Thron mit dem Teppich und dem GAtzenbilde mit- 
ten auf dem Platze 'Omars ben el-Chaltäb zwischen el-^eßi und 
el-Marwa auf, wo er drei Tage stehen blieb. Auf einer sil- 
bernen Tafel, die daneben hing, stand zu lesen: „Im Namen 
Gottes des barmherzigen , des erbarmenden t Dies ist der 
Thron des und des Königs von Tttbet, welcher sich znm Islim 
bekehrt und diesen Thron als Geschenk für die Ka'ba geschickt 
bat ; darum preiset Gott, welcher ihn dem Isidm zugeführt bat". 
Huhammed ben Sa'td, ein Schweslersohn des Na^lr, stand ne- 
ben dem Throne und las den Leuten Morgens und Abends die 
Inschrift vor und pries Gott, welcher den König von Tttbet 
dem Islflm zugeführt hatte. Hierauf wurde der Thron den 
Tempelhütern übergeben, welche ihn in die Schatzkammer der 
Ka'ba im Hause des Scheiba ben 'Othmftn brachten und die 
Krone in der Ka'ba anfhingen. 

$. 167. Hamdün ben 'Ali kt^nle seine Stelle in Jemen 
nicht antreten, da ihm Ibrahim ben Müsä nicht weichen wollte, 
und blieb desshalb als Statlhallcr in Mekka nnd Hedina, nnd 
. ernannte zu seinem Slellverlreter in Mekka den Jaztd ben Hn- 
bammed ben Handhala el-MachzOmf, unter welchem sich im J. 
.202 eine grosse Ueberschwemmung in Mekka ereignete, die 
nach ihm benannt wird, Das Wasser überfluthete die ganze 
^Hoschee und stieg an der Ka'ba bis eine Elle unter dem 
gen Steine; den Abrahams - Stein hatte man zeilig in 
«bracht, damit er nicht fortgeführt würde. Viele 
sden zerstört und eine Menge Menschen kamen um, 




— 192 — 

und hinterher folgte die Pest und andere ansteckende Krank- 
heiten. 

Bei der Schwäche und Nachgiebigkeit , welche el-HÄmün 
gegen die 'Aliden bewies, trieb Ibrahim ben Müsä seine An- 
massung soweit, das» er gegen Mekka heraufzog und sich der 
Stadt mit Gewalt bemächtigte, wobei der Vice-Statth alter Ibn 
Handhala das Leben verlor und zur Wallfahrt des J. 202 stand 
Ibrahim an der Spitze der Pilger. 

§. 188. Vom J. 204 bis 209 war der 'Alide 'Obeidallah 
(oder Abdallah) ben Hasan ben Obeidallah ben el- Abbfts ben 
'Ali Statthalter von Mekka und Medina, und im J. 208 Hess 
Zubeida die beiden grossen Häuser an der Ka'ba, die den Bar- 
makiden gehört hatten und von ihr angekauft waren, neu auf- 
bauen (§. 171). 

In demselben Jahre kam im Schawwäl unerwartet wieder 
eine grosse Ueberschwemmung. Durch den Regen waren die 
Teiche bei el-Thucba sehr überfüllt, sodass der Damm brach; 
das Wasser vereinigte sich mit dem, welches von el-Sidra und 
Hinä kam, und stürzte in die Stadt, überfluthete die Moschee und 
stieg an der Ka'ba bis an den schwarzen Stein; viele Häuser 
stürzten ein und eine Menge Menschen verloren das Leben; 
die Buden der Kaufleute sammt ihren Kisten waren von den 
Märkten fort- und zur Stadt hinaus geschwemmt und in der 
Moschee viel Schlamm und Steine zurückgeblieben. Kurz vor- 
her im Ramadhän war eine grosse Carawane aus Choräsän zur 
Wallfahrt angekommen, und die Pilger legten jetzt mit den 
Einwohnern von Mekka selbst Hand an , um den Platz wieder 
zu reinigen, oder sie bezahlten dafür eine Beisteuer, und man 
sah Frauen und Mädchen bei Nacht für Geld oder für Gottes- 
lohn dabei helfen. Als el-Mämün davon Nachricht erhielt, 
schickte er eine bedeutende Summe nach Mekka, um die Mo- 
schee mit Grand bedecken und den Wasserweg durch die Stadt 
gründlich reinigen zu lassen. 

§. 189. Im J. 210 kam QkWh ben el-'Abbäs ben Muham- 
med als Statthalter nach Mekka und machte sogleich einen 
Bericht an el-Mdmün über die mangelhaften Wasserleitungen 
und Vorschläge zu deren Verbesserung, welche von dem Cha- 
lifen genehmigt wurden. In Folge davon legte er in den Haupt- 
strassen fünf Cisternen an , damit die Einwohner aus der mitt- 



- 193 — 

leren und unteren Stadt und von den beiden Agjäd Plätzen 
nicht immer den weiten Weg in die Oberstadt zu dem Teiche 
der Zubeida zu machen nöthig hatten; die erste Cisterne kam 
in das Thal 'AU vor das Haus des Ibn Jüsuf, die zweite bei 
el-(^afä, die dritte bei die Kornhändler, die vierte an den Ein- 
gang der Hügelstrasse- unter dem Hause des Oweis und die 
fünfte auf den Holzmarkt in die Unterstadt; von hier verlief 
sich das Wasser in einen Behälter des Abu Qaläja und in zwei 
andere in dem Garten des Ibn Tärik unterhalb Mekka. Als die 
ganze Anlage fertig war , ritt (^&lih mit den angesehensten 
Einwohnern von Mekka von einer Cisterne zur andern, blieb 
bei jeder halten, bis das Wasser fioss, und schlachtete bei je- 
der ein Camel, dessen Fleisch er an die Leute verth'eilte. Bei 
der Nachricht hiervon war Zubeida sehr ungehalten , und als 
sie im J. 211 zur Wallfahrt nach Mekka kam^ machte sie dem 
(^älih Vorwürfe, indem sie sagte: Hast du mir nicht geschrie- 
ben, dass ich den Chalifen um Erlaubniss fragen sollte, dies 
machen zu lassen , damit ich auch die Kosten dafür bezahlte, 
wie ich sie für den obern Theil bezahlt habe, um damit zu 
vollenden, was ich für die Bewohner der heiligen Stadt im 
Sinne hatte? (^dlih suchte sich bei ihr zu entschuldigen, und 
nachdem Zubeida noch eine Marmortafel mit einer Inschrift hatte 
aufrichten lassen, worin gesagt war, dass sie die Wasserlei- 
tung durch ihren Freigelassenen Jäsir im J. 194 angelegt habe, 
stellte sie an dem obern Teiche auch einen Wächter an , der 
für die Instanderhaltung Sorge tragen sollte, und bestimmte 
für dessen Unterhalt die Einkünfte mehrerer Besitzungen in 
den Distrikten von Mekka, in Bagdad und andern Orten. 

§. 190. Aus dem Jahre 214 wird Suleimän ben Abdallah 
ben Suleimän als Statthalter von Mekka und Medina genannt, 
welcher dann abwechselnd mit seinem Sohne Muhammed ben 
Suleimän eUZeinabi diese Stelle bekleidete, sodass der letztere 
im J. 216 in Mekka residirte und dort die Erleuchtung der 
Moschee verbesserte , indem er auf der westlichen Ecke der 
Ka'ba eine zweite Säule mit einer Laterne aufrichten liess; 
auch liess er im J. 217 in dem Hintergrunde des kleinen Ag- 
jäd Platzes am Fusse des Chandama einen Brunnen graben. 



§. 191. Der Chalif el-Mu'tfi^im (reg. 218-227) schickte 

13 



— 194 — 

im J. 219 an (^alih ben el-Abbäs, den er wieder zum Stall- 
halter von Mekka ernannt halte, einen goldenen Schlüssel für 
die Ka'ba lausend Hilhcäl schwer; (^dlih liess die Tempelhüter 
zu sich rufen y um ihnen denselben zu überreichen , machte 
aber die Bedingung, dass sie dafür den alten Schlüssel ablie- 
liefern sollten , um ihn dem Chalifen zu übersenden. Darauf 
wollten sie sich indess nicht einlassen , wandten sich vielmehr 
nach Bagdad , und nach einer Unterredung mit el - Mu'ta^iai 
liess er ihnen den alten Schlüssel und schenkte ihnen den 
neuen dazu , den sie unter sich theilten. — In demselben J. 
machte Tähir ben Abdallah, der Sohn des Wezirs Abdallah ben 
Tähir die Wallfahrt, und um ihm eine Ehre zu erweisen, be- 
fahl der Chalif den Rennweg zwischen el-Qafä und el-Marwa, 
sowie den Weg zwischen eUMäzimän und *Arafa mit Naphtha- 
feuer zu erleuchten, was dann für die Folge beibehalten 
wurde. — Im J. 221 liess el-Mu'tagim das Haus el-'Agala 
(S« 72j wiederherstellen und die Gitterfenster von Eisen ma- 
chen mit runden Laden, welche zusammengeschlagen und aus- 
einander gebreitet werden konnten. 

§. 192. Nachdem Babek el-Cborrami im J. 222 getödtet 
und sein Schloss in Armenien zerstört war, wurden von dort 
vierzehn gelbe Säulen mitgenommen, von denen vier in den 
Pallast des Chalifen nach Sämirra, die andern zehn nach Mekka 
kamen, wo sie um die Ka'ba aufgerichtet und mit Laternen 
versehen wurden. — In demselben Jahre war Muhammed 
ben Däwüd ben 'Isä zum Slatthalter von Mekka ernannt und 
er blieb auch unter el-Wätbik (227 — 233) und in der ersten 
Zeit der Regierung el-Mutawakkils auf diesem Posten. Im J. 
228 war zur Wallfahrtszeit eine grosse Hitze und während die 
Pilger auf dem 'Arafa waren , fing es an zu regnen und es 
trat in Zeit von einer Stunde eine sehr empfindliche Kälte ein; 
auch stürzte ein Stück von dem Berge» wo die Steine gewor- 
fen werden, herunter und erschlug eine Anzahl Pilger. 

§. 193. Im Ramadbän des J. 233 ernannte eI*-Mutawakkil 
(reg. 233—247) seinen Sohn Muhammed el-Muntagir , der zu 
seinem Nachfolger bestimmt war, zum Statthalter von Mekka, 
Medina, el-Täif und Jfemen. Zu denen , welche el-Mutawakkil 
auf den Thron gehoben hatten, gehörte auch Itach el-Chüzi, 
ein Freigelassener des Chalifen el-MuHa9im und Anführer der 



— 195 — 

Türkischen Leihwache; da sich el-Mutawakkil jetzt seiner ent- 
ledigen wollte, wusste er ihm durch einen dritten die Lust 
beizubrigen^ die Wallfahrt nach Mekka mit zu machen, sodass 
Itdch selbst darum nachsuchte ; der Chalif gewährte nicht nur 
diese Bitte, sondern beschenkte ihn noch beim Abschiede mit 
Ehrenkleidern und ernannte ihn zum Befehlshaber aller Städte, 
welche er betreten würde. Unterdess wurden alle Vorkehrun- 
gen getroffen, um ihn bei seiner Rückkehr durch List festzu- 
nehmen, und er starb im Gefängnisse im zweiten tiumädä 
235. — Die von dem Chalifen el-Mahdi herrührende Ver- 
goldung des Abraham-Steines wurde von el - Mutawakkil zur 
Wallfahrt des J. 236 sehr verschönert. — SchagÄ', die Mut- 
ter des Chalifen el-Mutawakkii schickte im J. 237 nach Mekka 
12,000 Dinare, um den Wasserweg gründlich zu reinigen und 
ausbessern zu lassen. — Im J. 238 wurde 'Ali ben 'Isä ben 
el-Mangür zum Statthalter von Mekka ernannt, starb aber 
schon im folgenden Jahre, worauf ihm Abul-'Abbds Abdallah 
ben Muhammed ben Ddwüd folgte, welcher die damals verfal- 
lene Moschee der 'Äüscha bei el-Tan'!m wiederherstellen und 
über dem Brunnen daneben eine Kuppel errichten Hess. 

Auf eine Vorstellung, dass der rothe seidene Umhang der 
Ka'ba durch das Scheuern an derselben und durch das Anfas- 
sen schon vor dem Ragab schlecht und abgenuzt werde, Hess 
el-Mutawakkil noch zwei andere aufhängen und den seidenen 
bis auf die Erde hinablassen, und im J. 240 wurde sogar alle 
zwei Monate eine neue Bekleidung darüber gehängt; die Tem- 
peldiener fanden aber, dass der zweite Umhang nicht nöthig 
sei , legten ihn in den Kasten der Ka'ba und schrieben an den 
Chalifen, dass einer genüge ; er schickte also in der Folge nur 
einen, womit sie nach drei Monaten bekleidet wurde. el-Az- 
raki gibt die Zahl der Teppiche, womit die Ka'ba zwischen 
den Jahren 200 bis 244 bekleidet wurde, auf 170 an. 

§. 194. Gegen das Ende des Jahres 240 machte der 
Unterstatthalter von Mekka an el-Munta^ir, Oberstatthalter von 
el-Higäg, einen Bericht des Inhalts: „Bei einem Besuche der 
Ka*ba habe ich mich tiberzeugt, dass die Platten auf dem Fuss- 
boden derselben sämmtHch in Stücke zerbrochen, auch die 
Harmorplatten an den Wänden aus den Fugen gegangen sind^ 
zugleich habe ich mit den Rechtsgelehrten und frommen Män- 

13* 



— 196 — 

nern der Stadt eine Berathung gehalten , und sie waren ein- 
stimmig der Meinung, dass die Bekleidung der Ka'ba jetzt für 
die Mauern zu schwer sei, und es würde gerathen sein, die 
alten Teppiche herunter zu nehmen. Dies wollte ich dem Cha- 
lifon zur Kenntniss bringen, und erwarte darüber seine Be- 
fehle.^ Einen fthnlichen Bericht machte auch der Postmeister 
an den Chalifen und bemerkte ausserdem noch, dass der Früh- 
lings «Regen in dem Jahre in Mekka und Hinä an den Mo- 
scheen und Wohnungen grossen Schaden angerichtet und meh- 
rere Teiche und Cisternen zerstört habe ; es würden zur Aas- 

# 

besserung mehrere Monate erforderlich sein und man müsse 
sich desshalb beeilen, bevor die Regenzeit wiederkehre, damit 
nicht der Schaden noch grösser würde. — Dagegen machten 
mehrere Tempelhüter an den Chalifen eine Gegenvorstellung: 
Mit den Platten in der Ka'ba würde es sich nicht ändern las- 
sen , sie würden liurch das Betreten der Pilger und Besucher 
immer wieder zerbrochen werden; mit der Harmorbekleidung 
sei es so schlimm nicht und für die Mauern habe die Last der 
Teppiche noch keine Gefahr ; hingegen seien im Innern der 
Ka'ba zwei Seiten mit Gold und zwei mit Silber verziert, es 
würde doch schöner sein, wenn alles von Gold gemacht würde; 
auch sei der Goldgürtel, welchen der Chalif el-Amtn habe 
machen lassen, nicht ganz fertig geworden, es würde sich 
besser ausnehmen, wenn dieser ganz herumgeführt würdci au- 
sserdem sei das Gestell, auf welchem der Abraham-Stein ruhe, 
nur mit Zinn beschlagen, und Silber würde angemessener und 
weit schöner sein. 

el-Mutawakkil befahl nun, allen diesen Uebelsländen abza- 
faelfen und beauftragte damit einen geschickten Künstler Na- 
mens Ishdk ben Salama. Dieser wählte sich verschiedene Ar- 
beiter aus, Goldschmiede, Mauerpolirer und andere. Ober drei- 
ssig Leute, erhielt das nöthige Gold und Silber, schaffte Hand- 
werkszeug an und nahm hundert dicke Marmorplatten mit, de- 
ren jede in Mekka in zwei gelheilt werden konnte. Die Tem- 
pelhüter hatten dem Chalifen noch vorgestellt, wenn der Statt- 
halter mit Isbäk ben Salama das Ganze leiten würde, so würde 
ihre Sache darunter leiden , denn sie hätten Beweise^ dass er 
bei mehreren Gelegenheiten nicht unpartheiisch gewesen sei; 
desshalb erhielt Ishäk die Instruction, nach seinem eigenen Er- 



— 197 — 

messen Alles aufs Beste einzurichten. Am letzten Ragab 241 
kam dann Ishdk mit seinen Leuten in Mekka an und über- 
brachte ein versiegcites Schreiben des Chalifen an den Statt* 
halter und die Werkmeister der StadI, worin diese angewiesen 
wurden, denselben in Allem zu unterstützen und ihm in Her- 
beischafiFung alles dessen, was er nölhig haben würde, um seine 
Arbeit zu beschleunigen, behülflich zu sein, und keinen Streit 
unter sich anzufangen. — Einige Tage nach seiner Ankunft 
begab sich nun Ishäk in Begleitung des Statthalters, des Post* 
meisters, mehrerer Tempelhüter, einiger Cureischiten und einer 
Anzahl der mit ihm gekommenen Arbeiter in die Ka'ba, er 
Hess ein hohes Gerüst an der Hauer aufrichten, stieg hinauf 
und mass mit Schnur und Senkblei von oben und so an allen 
vier Seiten und fand Alles noch ganz fest und wohlerhalten; 
er fragte also die Tempelhüter, ob es erlaubt sei in derKa'ba 
„Allah akbar^ zu rufen, und da sie dies bejahten, rief er laut 
n Allah akbar I ^ und sowohl die im Innern Anwesenden , als 
auch die Aussenstehenden wiederholten diesen Ruf; die im In- 
nern fielen nieder und dankten Gott, dann erhob sich Ishäk, 
stellte sich in die Thür der Ka'ba und sprach: „o ihr Leute! 
lobet Gott für die gute Erhaltung seines Tempels; wir finden 
keinen Grund zu der Besorgniss, die in dem Schreiben an den 
Chalifen ausgedrückt ist, im Gegentheil sind die Mauern und 
der ganze Bau der Ka'ba noch so fest und dauerhaft, als es 
nur möglich isl.^ Ishäk liess nun die Arbeiten in Gold, Silber 
und Marmor in der Wohnung der Chäliga im Hause der Schatzkam- 
mer neben den Kornhändiern beginnen und begab sich unterdess 
selbst nach Minä und liess Quadersteine herbeischaffen, welche 
oberhalb der Moschee und der Wohnung des Emir auf die 
hohe Kante gestellt und mit Steinen, Kalk und Asche verbun- 
den wurden, sodass das von oben kommende Wasser zur 
Seite nach der Hauptslrasse von Minä abgeleitet wurde, und 
nachdem der Platz erweitert war, wurde die Moschee und die 
Wohnung des Emir abgebrochen und neu aufgebaut. Auch 
der Weg wurde verbessert, welcher von Minä in das Thal 
hinabführt, wo Muhammed die Huldigung der Medinenser ent- 
gegen genommen hatte; er war mit der Zeit ganz unwegsam 
geworden und nicht mehr betreten, sodass das Steinwerfen aus 
Uukenntniss an einem ganz falschen Orte stattgefunden hatte 



- 198 — 

und jetzt erst wieder an die richtige Stelle verlegt wurde. 
Um für die Folge jede Irrung zu vermeiden y Hess Ishdk hier 
eine Mauer aufluhren und oberhalb eine Moschee errichten; 
wer nun die Steine werfen will, muss unten stehen bleiben, 
sodass er Mekka zur Rechten und Minä zur Linken hat. 

$. 195. Das Gestell des Abraham-Steines wurde statt 
des Zinnes mit Silber beschlagen und eine Kuppel von Piata- 
nenholz darüber gesetzt, inwendig mit Leder und oben mit ei- 
sernen Spitzen versehen^ während vorher die obere Seite flach 
gewesen war. Diese Veränderung hatte ihren besondern Grund 
darin, dass der Statthalter öfters dieses Gestell dazu benntzt 
hatte, um seinen Sekretair oben darauf treten zu lassen, wenn 
er Bekanntmachungen des Chalifen verlesen sollte; die Gläubi- 
gen hatten dies mit grossem Unwillen bemerkt und die Tem- 
pelbüter hatten desshalb ein Schreiben an den Chalifen gerich- 
tet, welcher dann befahl, zum Ablesen solcher Bekanntmaehun- 
gen ein besonderes Gestell machen zu lassen und den Abra- 
ham-Stein nicht dadurch zu entweihen. — 

Im Innern der Ka'ba liess Isbäk dem ausgesprochenen 
Wunsche gemäss auf zwei Seiten die silbernen Verzierungen 
mit goldenen vertauschen und auch von den beiden andern 
Seiten das Gold abnehmen und neu machen, sodass nun Alles 
gleichmässig schön hergerichtet wurde. Alif die Bekleidung 
der Ka'ba setzte er an allen vier Seiten einen ^/^ Ellen brei- 
ten Gürtelstreifen von Silber, auf welchen an der Stelle, wo 
dem Eintretenden gegenüber die Muschel in der Wand war, 
ein Bogen von Gold zu stehen kam über diese Muschel und 
den schon vorhandenen Bogen, welchen er unangerührt liess, 
damit die Muschel, welche einen kleinen Riss hatte, nicht wei- 
ter zu Schaden käme. — Die wenigen Marmorplatten, welche 
aus der Ka'ba ausgewichen waren, wurden ganz herausgenom- 
men und ausgebessert ; Ishftk hatte dazu durch den Statthalter 
aus Qan'ä zwölf Last ächten gebrannten Gyps in Stücken kom- 
men lassen , welcher nun gestossen , gesiebt und mit Wasser 
aus dem Brunnen Zamzam vermischt wurde. Die Muscheln 
an den Wänden und Säulen der Ka'ba wurden mit Rosenwas- 
ser und Citronensaft abgewaschen, die bunten Anstriche unter 
der Decke und über den Muscheln wurden entfernt und Cop- 
tische Teppiche an die Stelle gesetzt, welche die Tempeldiener 



— 199 — 

aus dem Schatze der Ka'ba hergaben, und diese Teppiche wur- 
den mit dünnem Gold und bunten Farben verziert. — Die 
Thürschwelie der Ka'ba i)e8tand aus zwei Stücken von Plata- 
nenholz, die durch die Länge der Zeit ausgetreten und ver- 
schabt waren, diese nahm Ishäk heraus und machte eine neue 
Schwelle aus einem Stück, welches mit Silberblättchen belegt 
wurde aus dem Silber von den beiden Seiten der Ka'ba, an 
dessen Stelle Gold gekommen war; die beiden Thüren der 
Ka'ba brauchten dabei nicht entfernt zu werden. Hinter der 
Thür war ein Haken an einem Ring von Eisen, womit sie fest- 
gestellt wurde, wenn sie offen stehen sollte; Haken und Ring 
liess IshSk von Silber machen. 

Der Marmor, welchen er mitgebracht hatte, war von der 
gestreiften Art, genannt el-Badsang^and, und von dem 
in der Ka'ba verschieden ; er verwandte ihn zur Verschönerung 
der Moschee hinter den Kasten, in welchen die Kostbarkeiten 
und Decken der Ka'ba aufbewahrt werden, und zu der Hauer 
zwischen dem Thore von el-Qafä und dem Thore der Butter- 
händler. Die Weihgeschenke, welche zwischen den Säulen auf- 
gehängt waren, wurden abgenommen*, vom Staube gereinigt, 
gewaschen und geputzt, die eisernen Stangen zwischen den 
Säulen mit dünnem Gold überzogen und dann die Sachen in 
ihrer Ordnung wieder aufgehängt. — Auch an dem Higr 
wurden die Harmorplatten erneuert und der Fussboden etwas 
höher gelegt, damit das Regenwasser über die westliche Thür- 
schwelie abfiiessen konnte. Diese Platten von grünem Mar- 
mor waren durch Muhammed ben Tartf, einem Freigelassenen 
des 'Abbäs ben Muhammed , aus Aegypten herübergesandt und 
damit wurde auch das Dach der Ka'ba bei der Dachrinne 
belegt. 

S. 196. Alle diese Arbeilen und die zu Minä waren in 
der Mitte des Monats Scha'bän 242 beendigt; an diesem Tage 
schafften die Tempeldiener die Cordn-Hefte herbei, vertheilten 
sie unter sich und lasen in Ishäks Beisein den Corän von Anfang 
bis zu Ende; zugleich brachten sie Rosenwasser, Moschus, 
Aloö und Räucherpulver und bestrichen damit die Mauern und 
den Fussboden der Ka'ba und schlössen die Thür zu, sobald 
das Vorlesen des Corftn beendigt war. Hierauf vereinigten sie 
sich mit denen, die den. Umgang um die Ka'ba machten, zum 



— 200 — 

Gebet ^ riefen zu Gott unter demuthigen Verbeogangren und 
Weinen und beteten für den Chaiifen und die Statthalter, für 
sich selbst und alle Gläubige; das war ein hoher herrlicher 
Tag. — Der Berichterstatter el-Azraki hatte mit IsfaAk ben 
Salama Bekanntschaft gemacht und erfuhr von ihm, dass die 
vier innern Seiten der Ka'ba und der Bogen gegen 8000 Mith- 
cäl Gold, und der Gürtel, die Thürschwelle und der Abraham- 
Stein gegen 70,000 Dirhem Silber gekostet habe und zu den 
übrigen Vergoldungen noch gegen zweihundert Büchsen Gold, 
jede zu fünf MithcAl, verwandt seien. Was von dem Gyps aus 
^an'4 übrig geblieben war, die zerbrochenen Harmorplatten 
aus der Ka'ba, die nicht wieder benutzt werden konnten, drei 
Büchsen mit feinem Gold, selbst einen Sack voll Schutt, der von 
den Hauern der Ka'ba abgekrazt war, und einige silberne Nä- 
gel Hess IshAk den Tempelfaütern zurück, wenn sie vielleicht 
noch etwas davon verwenden könnten, und nachdem er noch 
die Wallfahrt mitgemacht hatte, kehrte er am Ende des Jahres 
242 nach Bagdad zurück. — Im J. 241 hatte Ishäk auch ei- 
nen Teich anlegen lassen gegen zwei Heilen von Mekka auf 
der Station el-Ha^hä^, wenn man hier den Hügel .erstiegen 
hat und nach el-Tan'!m will; das Wasser leitete er von el- 
Fachch herüber. 

§. 197. Im J. 242 wurde Abd el-<;!amid ben Hüsä ben 
Ibrahim el-Imim zum Statthalter von Hekka ernannt und führte 
als solcher im nächsten Jahre den Zug der Pilger; ihm folgte 
Huhammed ben Suleimän ben Abdallah ben Huhammed ben 
Ibrahim , gen. el-Zeinabi , welcher im J. 245 als Statthalter an 
der Spitze der Pilger stand und wahrscheinlich auch in dem 
folgenden Jahre und nach der Ermordung des Hutawakkil 
während der sechsmonatlichen Regierung des Huntagir (247— 
248) diesen Posten bekleidete. 

§. 198. el-Husta'in (reg. 248—252) hatte seinem Statt- 
halter von 'Irak, Huhammed ben Abdallah ben Tähir, im Jahre 
248 auch die Verwaltung der beiden heiligen Städte übertra- 
gen und im J. 249 seinem Sohne el- Abbäs, den er jetzt schon 
zu seinem Nachfolger im Chalifat würde haben ausrufen lassen, 
wenn ihn nicht dessen jugendliches Alter davon abgehalten 
hätte, wenigstens die Regierung in Hekka , Hedina , Ba^ra und 
Küfa zttgetheilt. Beide erschienen aber nicht selbst in Mekka, 



- 201 — 

sondern hier residirte im J. 248 der vorhin genannte Abd el- 
^amid ben Hüsä und im J. 250 folgte ihm 'Ga'far ben el-Fadhl 
ben Isä ben Müsä^ gen. Sehäschät, bis er im Anfange des 
Jahres bei einem Aufstande der 'Aliden die Stadt räumen 
musste. Nämlich Ismft'tl ben Jüsnf ben Ibrahim ben Müsä er- 
schien mit einer Bande, die er in der Wtiste zusammengebracht 
hatte, vor Mekka und brachte den Truppen des Chalifen eine 
Jfiederlage bei, nachdem der Statthalter 'Ga'iar geflohen war, 
er bemächtigte sich der Stadt, tödtete eine Menge der Einwoh- 
ner, plünderte die Wohnung JSa'fars und der Anhänger des 
Chalifen und erpresste eine Beisteuer von 200,000 Dinaren; 
auch nahm er die Umhänge der Ka'ba und die dort aufge- 
häuften Schätze und Kostbarkeiten, darunter die Summen, wel- 
che schon zu einer Verbesserung der Wasserleitungen zu- 
sammengebracht waren. So hauste er fünfzig Tage und nach- 
dem er die Stadt ausgeplündert und einen Theil niedergebrannt 
hatte , marschirte er im ersten Rabf nach Hedina. Hier zog 
sich der Statthalter vor ihm zurück, da aber Truppen gegen 
ihn im Anmarsch waren, kehrte er im Ragab nach Mekka zu- 
rück und fing an die Stadt zu belagern , sodass die Einwoh- 
ner Hunger und Durst litten und ein Brod von drei Unzen ei- 
nen Dirhem, ein Pfund Fleisch vier Dirbem und ein Trunk 
Wasser drei Dirhem kostete. Allein trotz ihrer so sehr be- 
drängten Lage ergab sich die Stadt nicht und nachdem die 
Belagerung 57 Tage gedauert hatte, wandte sich IsmA'tl nach 
Gidda, bemächtigte sich hier der Lebensmittel und nahm den 
Kaufleuten und Schifiseignern ihre Güter ab. Dann zog er 
zur Wallfahrt jiach dem 'Arafa, wohin el-Mu'tazz, der damals 
mit seinem Bruder el-Musta*in um das Chalifat stritt, den Mu- 
hammed ben Ahmed (oder Ismä'il) ben 'Isä ben el-Mangür, 
gen. Ka'b el-bacar d. i. der vierschrötige Ochse, und den 'Isä 
ben Muhammed el-Machzümi geschickt hatte, um für ihn thätig 
zu sein. Ismä'il lieferte ihnen ein Treffen, tödtete gegen 
ilOO Pilger und plünderte diejenigen aus, die nicht schnell 
genug nach Mekka entkommen konnten , sodass keiner in 
'Arafa blieb und er allein mit seiner Bande die dortige Feier 
beging. Hierauf kehrte er nach Gidda zurück, und plünderte 
die Stadt zum zweiten Male; indess starb er gegen das Ende 
des Jahres 252 an den Blattern 22 J. alt — Den Abzug 



— 202 — 

Ibrahims feierte 'Isä dadurch, dass er die Spiele, an denen sich 
schon im Heidenthume die Hekkaner an den Festtagen zu er- 
götzen pflegten, die aber seit dem Jahre 210 onterblieben wa- 
ren, wieder einführte, indess wurden die Tänze Kurrak nur 
auf dem Agjäd Platze gehalten , während sie in früheren Zei- 
ten auf allen öfi'entlichen Plätzen aufgeführt zu werden pfleg- 
ten, auch kamen sie bald gänzlich wieder ab. ^ 

§. 199. Vielleicht hatte el-Hu'tazz (reg. 252—255) dea 
Isä ben Muhammed (el-Kurdi) el-Machzümi schon im J. 251, 
als er ihn nach Mekka sandte, zum dortigen Stallhalter be- 
stimmt; gewiss ist, dass er im J. 253 als solcher dort war, 
aber noch in demselben Jahre durch den genannten Muham- 
med ben Ahmed ersetzt wurde. In diesem Jahre war In 
Mekka durch anhaltenden Regen eine grosse Ueberschwem- 
mung veranlasst; das Wasser überstieg die Moschee und stieg 
an der Ka*ba bis dicht an den schwarzen Stein, es führte das 
Hausgeräth der Leute mit sich fort, riss in der untern Stadt 
einige Häuser ein, richtete an andern Wohnungen grossen 
Schaden an und liess in der Moschee soviel Unrath und Schlamm 
zurück, dass es mit Wagen fortgeschafi't werden musste. — 
Der Statthalter Muhammed führte eine bessere Erleuchtung ein, 
indem er in der Mitte der Moschee Pfähle aufrichten und da- 
zwischen Stricke ausspannen liess, an welche Laternen gehängt 
wurden. Indess schon im folgenden Jahre 254 kam wieder 
'Isä ben Muhammed an seine Stelle und liess die Pfähle wie- 
der ausreissen. — Jener Muhammed wird dann im Jahre 256 
und 257 als Anführer der Pilger genannt, ob er auch wieder 
Statthalter von Mekka geworden war, ist ungewiss, wenigstens 
war von el-Muhtadi für die ersten Monate des Jahres 256 'Ali 
ben el-Hasan el-Häschimi dazu ernannt, welcher die Neuerung 
einführte, dass in der Moschee die Frauen ganz von den Män- 
nern abgesondert wurden, indem er zwischen den Säulen 
Stricke ziehen liess, und die Männer auf der einen, die Frauen 
auf der andern Seite Platz nehmen mussten. 'Ali ben el-Ha- 
san starb in Mekka. 

§. 200. Unter der 23jährigen Regierung des Chalifen 
el-Mu'tamid (256 — 279) hatte Mekka acht oder neun ver- 
schiedene Statthalter. Der erste war Abu Ahmed el-Muwaffac 
der Bruder und nachherige Hitregent des Chalifen, welchen er 



— 203 — 

im J. 257 aus Mekka herbeirief, damit er den Oberberehl über 
die Truppen in Küfa tibernähme, welche geg^en die aufstän- 
digen Zing in Ba^ra marschiren sollten. Nur ans dem Um- 
stände, dass er aus Mekka herbeigerufen wurde, schliesst el- 
Fäsi auf einen längeren Aufenthalt daselbst, welcher aber keinen 
anderen Grund gehabt haben könne, als dass er dort Statthalter 
gewesen sei. Uebrigens übertrug ihm der Chalif ausser Küfa 
auch die oberste Leitung in den beiden heiligen Städten und 
in Jemen, sowie in allen östlichen Provinzen, während er sei- 
nen Sohn JGra'far , der noch sehr jung war , unter Beilegung 
des Namens el-Mufawwidh ilä Allah zum Statthalter über Africa, 
Syrien und Mesopotamien ernannte. Zugleich bestimmte er, 
dass bei seinem Tode sein Sohn folgen solle, wenn er dann 
alt genug sein würde, um die Regierung zu übernehmen, wo 
nicht, so solle sein Bruder el-Muwaffac Chalif werden. Ein 
von den beiden Betheiligten und von den Cädhis und Würden- 
trägern unterzeichneter Vertrag hierüber wurde nach Mekka 
geschickt und in der Ka'ba aufgehängt. — Der Umstand, dass 
el-Fadhl ben el-Abbäs ben el-Husein ben Ismd'tl von 258 bis 

• 

263 jährlich ohne Unterbrechung die Pilgercarawane anführte, 
spricht dagegen, dass er den Posten eines Statthalters beklei- 
det habe, weil in dieser Zeit andere diese Stelle inne hatten. 
Im J. 260 wird Ibrahim ben Huhammed ben Ismä'll als Statt- 
halter von Mekka genannt, welcher auch schon das Jahr zuvor dort 
gewesen sein muss, denn er verliess Mekka wegen der grossen 
Theurung, welche im J. 260 viele Einwohner zur Auswanderung 
zwang. — Um den Platz der Moschee in gutem Zustande zu erhal- 
ten, waren jährlich 400 Dinare verwandt ; dies unterblieb aber seit 
dem Aufstande des Ismd'il im J. 251 bis ein gewisser Bischr im J. 
256 nach Mekka kam und den Platz wieder mit Kies bedecken 
liess. Indess ein Regenguss, welcher im J. 262 die Moschee 
überfluthete, spülte den ganzen Kies davon hinweg, wodurch 
sich Muhammed ben Ahmed ben Sahl el-Lat!fi veranlasst sah, 
den ganzen Platz wieder mit Kies bedecken zu lassen, wel- 
chen er mit seinen Camelen von einem Orte Namens 'Ali her- 
beischaffen liess. — Wegen eines erbitterten Streites, der am 
Tage Tarwia, 8. Dsul-Higga desselben Jahres zwischen den 
Fleischern und Kornhändlern zum Ausbruch gekommen war, 
wobei 19 Personen das Leben verloren hatten, befürchtete 



— 204 — 

man, dass die Wallfahrt nicht stattfinden würde, indess vertru- 
gen sie sich wieder, sodass der Zug nach dem 'Arafa unter- 
nommen werden konnte. Gleich nachher muss Abu 'Isä Mu- 
hammed ben Jahjä zum Statthalter von Mekka ernannt sein, 
jedoch nur für kurze Zeit^ denn noch im J. 263 kam Abul- 
Mugira Muhammed ben 'Isä el-Machzümi an seine Stelle. In- 
dess wollte Abu 'Isä diesem nicht gutwillig weichen und zog 
ihm mit seinen Truppen entgegen, es kam vor der Stadt zu 
einem Treffen , in welchem Abu 'Is^ blieb , und Abul-Mugfra 
hielt seinen Einzug in Mekka , indem ihm dessen Kopf vorauf- 
getragen wurde. — Ein heftiger Regen verursachte auch 
in diesem Jahre eine grosse Ueberschwemmung in Mekka; 
man hatte den Abraham-Stein aus Besorgniss, dass er weg- 
geschwemmt werden könnte, eiligst in die Ka*ba gebracht und 
das Wasser stieg bis dicht an den schwarzen Stein. — In 
Folge eines Schreibens von dem Mitregenten el-MuwaiTac, wel- 
ches Abul-Mugira am 20. Dsul-Higga in dem Commandanten- 
hause vorlas, wurden die Umhänge der Ka'ba abgenommen. 
Das wechselnde Glück , womit um diese Zeit der Krieg in el- 
Ahwäz gegen die Zing geführt wurde, brachte den Abul-Mu- 
gira sogar in die Lage, deren Oberhaupte 'Ali ben Muhammed 
im J. 265 huldigen zu müssen. Vielleicht aber stand er mit 
ihm im Einvernehmen, sodass dies der Grund war, wesshalb 
er gleich darauf abgesetzt wurde; denn sonst wäre es den 
Beduinen Arabern wohl nicht so leicht gelungen, Mekka zu 
überrumpeln und die Umhänge der Ka'ba wegzuholen, von 
denen sie einen Theil dem Oberhaupte der Zing zusandten. 
Es kommt noch hinzu, dass sich Abul-Mugira seinem Nachfol- 
ger Muhammed ben Abul-Säg, welcher mit der Pilgercarawane 
im Dsul-Higga 266 eintraf, zur Wehre setzte, und es kam am 
Tage el-Tarwia zu einem Gefechte; Abul-Mugira musste die 
Flucht ergreifen und wurde seines ganzen Vermögens beraubt, 
indess trieb er sich noch lange in Higäz umher, kam sogar 
im Jahre 268 noch einmal nach Mekka, wo unterdess H^rün 
ben Muhammed ben Ishäk el-Häschimi Statthalter von Mekka 
geworden war, mit dem er eine Zusammenkunft hatte, wo- 
nach er sich nach el-Muschäsch eine halbe Tagereise von der 
Stadt zurückzog und die dortigen Quellen zerstörte; dann zog 
er nach tiidda, steckte hier mehrere Häuser in Brand und 



— 205 — 

nahm besonders die Lebensmittel weg, sodass bei dem Mangel 
an Zufuhren in Mekka ein Brod von zwei Unzen einen Dirhem 
kostete« Im J. 269 sandte aber Ibn Abul-Säg von Mekka aus 
Truppen nach Gidda und liess dem Abul-Mugtra zwei Schiffe 
mit Yorräthen und Waffen wegnehmen. 

§. 201. In demselben Jahre war aber auch Mekka zur 
Wallfahrtszeit der Schauplatz ernster Kriegsscenen. Ahmed 
ben Tülün , der damals Aegypten und Syrien sich unterworfen 
hatte, schickte 470 Reiter und 2000 Fussgänger nach Mekka, 
die am 28 Dsul-Ca'da dort einrückten und die Fleischer und 
Kornhändler auf ihre Seite brachten, indem jeder derselben ei- 
nen und ihre Vorsteher sieben Dinare erhielten. Der Statt- 
halter Härün hatte nur 120 Reiter und 200 Schwarze zu sei- 
ner Verfügung, aber tia'far ben el-B^gmerdi erschien noch 
am 3. Dsul-Uigga mit etwa 200 Reitern aus 'Irak und dieser 
griff mit jenen vereint bei dem Garten des Ibn 'Amir die Ae- 
gypter an und tödtete von ihnen gegen 200 Mann, die übri- 
gen flohen in die Berge, nachdem sie ihre Thiere und ihr 
Gepäck im Stich gelassen hatten. iSa'far schloss dann Frieden 
mit den Aegyptern, den Fleischern und Kornhändlern, und es 
wurde in der Moschee eine Bekanntmachung verlesen, worin 
Ahmed ben Tülün verflucht, sonst aber jedem, besonders den 
Kaufleuten, Sicherheit des Lebens und Eigenthums zugesichert 
wurde. — Im Jahre 271 war Jüsuf ben Abul-Sag als Statt- 
haller nach Mekka geschickt, und Ahmed ben Muhammed el- 
Täi war Statthaller von Medina ; dieser hatte seinen jungen 
Günslling Badr zum Anführer der Pilgercarawane ernannt, als 
er aber nach Mekka kam, wurde er von Jüsuf angegriffen, 
seine Begleitung in die Flucht geschlagen und er selbst ge- 
fangen genommen. Indess wollten die Soldaten und Pilger 
sich an Jüsuf rächen und es kam vor den Thoren der Mo- 
schee zu einem erneuerten Kampfe, Badr wurde wieder be- 
freit und dagegen Jüsuf gefangen genommen vnd nach Bag- 
dad abgeführt. — Im J. 271 ereignete sich ein Unglück in 
der Moschee, indem dass in der Nähe des Thores der Frucht- 
händler an dieselbe anstossende Haus der Zubeida einstürzte 
und auf das Dach der Moschee fiel, dessen Balken zerbrachen 
und zwei Säulen umwarfen, von denen zehn fromme Leute 
erschlagen wurden. Der damalige Verweser der Stadt, Härftn 



— 206 — 

ben Mahammed ben Ishäk und der Cftdhi Jüsiif ben Ja'cüb 
machten einen Bericht nach Bagdad, worauf ei-Muwaffac so- 
gleich die Wiederherstellung des Schadens anordnete und das 
dazu nöthige Geld einschickte. Hdrün wurde mit der Leitung 
des Baues beauftragt und Hess einen grossen Vorhang aus- 
spannen, hinter welchem die Maurer und Zimmerleute arbeite- 
ten, ohne von den Besuchern der Moschee gesehen zu wer- 
den, und nach der Vollendung des Baues wurden zwei Ge- 
denktafeln aufgehängt , welche beide den Namen el-Muwaffac 
und die Jahreszahl 272, dann die eine den Namen des Hdrün 
und die andere den des Cädhi Jüsuf und des Baumeisters 
Muhammed ben el-'Alä ben Abd el-iGrabbär enthielt. — Hl- 
rün blieb auf seinem Posten, bis er im Jahre 278 in einem 
Auüstande flüchten musste und sich nach Aegypten begab, wo 
er starb; er ist der Verfasser eines Werkes über die Genea- 
logien der 'Abbasiden. — Durch den häufigen Regen in den 
Jahren 279 und 380 stieg das Wasser in dem Brunnen Zam- 
zam zu einer ausserordentlichen Uöhe, sodass bis an den obern 
Rand nur noch sieben Ellen waren, weil in dieser Zeit in al- 
len Thälern und Bergschluchten Wasser floss, und nur die 
hohe Lage des Brunnens hinderte, dass er überfloss, da die 
Moschee höher liegt als der Wesserweg, und der Zamzam 
höher als die Moschee; dabei war das Wasser süss, sodass es 
zum Trinken gern benutzt wurde, und erst im Jahre 283 fing 
es an wieder salzig zu werden. 

§. 202. Zur Zeit des Chalifen el-Mu'tadhid (reg. 279— 
289) war der noch übrige Theil des Versammlungshauses 
(S. 159] so verfallen, dass es nicht mehr bewohnt werden 
konnte, die Zimmer der Frauen waren in den letzten Jahren 
noch an Fremde vermiethet und das Zimmer der Männer von 
den Statthaltern als Stall für ihre Thicre , höchstens als Woh- 
nung für ihre schwarzen Sklaven benutzt worden, die darin 
ihre Kurzweil trieben und dadurch die Nachbaren belästigten; 
zuletzt wurde nur noch der Kehricht und Unrath dorthin ge- 
worfen zum Nachtheil der angränzenden Moschee. Dies ver- 
anlasste im Jahre 281 den Postmeister von Mekka, einen ein- 
sichtigen und iür das Beste der Moschee und der ganzen 
Stadt besorgten Mann, der in der Nähe der Moschee wohnte, 
«n den Wezir Obeidaliah ben Suleimdn ben Wahb einen Be- 



— 207 - 

rieht za machen, worin er auseinandersetzte, dass das alle 
Versammlungshaus bereits sehr verfallen und zerstört und viel 
Unrath darin aufgehäuft sei, sodass es der Moschee und den 
Nachbaren zum Schaden gereiche , besonders auch weil das 
Wasser bei eintretendem Regen von dort bis mitten in die 
Moschee fliesse; wenn es ganz niedergerissen und mit der 
Moschee verbunden und diese dadurch vergrössert würde, so 
würde dies ein so verdienstliches Werk sein, wie es von kei- 
nem der Chalifen nach el-Mahdi ausgeführt sei. Auch in der 
Moschee selbst sei vieles verfallen, das Dach so schadhaft, dass 
es durchregne und das Flussbett so mit Schlamm angefüllt, 
dass bei Regenwetter die Fluth in die Moschee komme. Der 
Postmeister wusste dann auch den Emir 'Agg ben Hägg und 
den Cädhi Muhammed ben Ahmed ben Abdallah zu veranlassen 
einen ähnlichen Rericht an den Wezir zu machen, welche, um 
sich in Gunst zu setzen , gern dazu bereit waren. Während 
dann diese Reriehte dem Chalifen el-Mu'tadhid unterbreitet 
wurden, erschien auch eine Deputation der Tempeldiener aus 
Mekka in Bagdad und stellte vor, dass das Innere der Ka'ba 
sehr gelitten habe, die Marmorplatten aus den Wänden seien 
ausgewichen und die auf dem Fussboden zerbrochen; auch 
habe einer der Statthalter von Mekka in dem Aufstande der 
'Aliden im J. 251 die Goldblättchen von beiden Thüren der 
Ka'ba abnehmen und Dinare daraus schlagen lassen , um Geld 
zu haben, womit er sich gegen die Rebellen helfen könnte, 
die Thüren seien seit jener Zeit mit seidenen Teppichen 
verhangen; ebenso habe ein anderer Statthalter in dem Auf- 
stande der Kornhändler und Fleischer im J. 268 sich nicht 
anders zu helfen gewusst, als dass er das noch übrige Gold 
von den Thüren habe abnehmen und übergoldetes Silber habe 
an die Stelle treten lassen, diese Vergoldung werde aber durch 
die Berührung der Pilger immer wieder abgegriffen^ ungeach- 
tet sie jährlich erneuert werde. Ausserdem bedürften auch die 
Marmorplatten an dem Higr (§.195) und das Steinpflaster um 
die Ka'ba einer gründlichen Ausbesserung. 

§. 202. Der Chalif gab hierauf dem Wezir Obeidallah 
und seinem anwesenden Diener Badr Befehl, dass diesen Ue- 
belständen an der Ka'ba und der Moschee abgeholfen werden 
solle, dass das Versammlungshaus zur Moschee gezogen, das 



— 208 — 

Flassbett, der Rennweg und die ganze Umgebung der Mo- 
schee ausgegraben werde, und wies dazu eine bedeutende 
Summe an. Der Cftdhi von Bagdad Jüsuf ben Ja'cüb erhielt 
den Auftrag, die Geldsendungen zu besorgen, und er that 
dies theils durch Wechsel, theils durch baares Geld, welches 
er zur Wallfahrtszeit seinem Sohne Abu Bekr Abdallah ben 
Jüsuf mitgab. Dieser kam dann zur Wallfahrt nach Mekka 
und brachte einen zuverlässigen und gewissenhaften Mann mit, 
Namens Abul-Hajj&g 'Omeir ben Hajjän el-Asadi, welrhem er 
die Leitung der Geschäfte und die Aufsicht über die Arbeiter 
übertrug. Zunächst wurde der Wasserweg gründlich gerei- 
nigt, sodass alle zwölf Stufen, die zur Moschee hinaufführten, 
wieder zu Tage kamen, von denen nur noch fünf sichtbar 
gewesen waren; dann wurde der Unrath aus dem Versamm- 
lungshause fortgeschafft, dieses ganz abgerissen und von Grund 
auf ein Neubau begonnen, der sich mit Säulen, Bogen und 
Hallen und einem bunt vergoldetem Dache von Platanenholz 
an die Moschee anschloss. Hierauf wurden in die Mauer der 
Moschee zwölf Thore gebrochen , sechs grosse fünf Ellen breit 
und elf Ellen hoch und dazwischen sechs kleine 2V2 Elle breit 
und 8% Ellen hoch, dazu drei Thore nach der Hauptstrasse, 
eins von zwei Bogen auf einer Säule in der Nähe der Thür 
des Tabari, dem Hause des Postmeisters gegenüber, IOV4. Elle 
breit und IP/3 Ellen hoch, das zweite weiter oben von einem 
Bogen fünf Ellen breit und zwölf Ellen hoch , und das dritte 
zwischen den Häusern der Banu Chuzä'a, Nachkommen des 
Näfi' ben Abd el-HÄrith, zu dem man von el-Suweica und 
Ku'eiki'än her gelangte, von zwei Bogen auf einer Säule IIV2 
Elle breit und IÜV4 ^^^^ hoch. Die Mauern, Dächer und Zin- 
nen wurden der grossen Moschee ganz gleich gemacht und 
an die beiden Ecken der hinteren Seite zwei Thüren und Nie- 
derlagen gebaut; die Länge betrug von der grossen Moschee 
bis an die äusserste Halle 84 Ellen, die Breite 76 Ellen > der 
Hof war 49 Ellen lang und 47 Ellen breit ; 67 Säulen trugen 
das Dach und dazwischen waren ebenso viele Ketten, an de- 
nen die Leuchter hingen. Der ganze Bau wurde in drei Jah- 
ren vollendet, nachdem im J. 283 auch die Marmorplatten des 
Higr ausgebessert waren ; man legte damals den Fussboden 
noch höher als die Thürschwelle ^ es wäre aber angemesse- 



— 209 — 

ner gewesen, ihn nach der allen Weise wieder mil der Schwelle 
egal zu machen. 

§. 204. 'Agg ben Hägg scheint auch unter dem Chalifen 
el-Muktafl (reg. 289 — 295) ohne Unterbrechung Statthalter in 
Mekka gewesen zu sein, denn er war noch dort, als die Nach- 
richt von dessen am 12. Dsul-Ca'da 295 erfolgten Tode nach 
Mekka kam^ und als die zur Wallfahrt anwesenden Truppen 
sich weigerten, dem in Bagdad zum Nachfolger ausgerufenen 
el-Muctadir zu huldigen, entspann sich in Minä am 12. Dsul* 
Higga ein Kampf, worin mehrere gelödtet wurden ; die Pilger 
flüchteten sich nach dem Garten Ibn 'Amir und hatten auf der 
Rückreise viel von Durst zu leiden, sodass eine Menge von 
ihnen starb. 

§. 205. Unter el-Muctadir (reg. 295—320) war im Jahre 
297 eine solche Ueberschweminung in Mekka, dass die Ka'ba 
ringsum im Wasser stand und der Zamzam überfloss. — Im 
J. 300 war Münis Statthalter von Mekka ^ Medina und den 
Gränzprovinzen. Ueber die Kämpfe, welche um diese Zeit in 
Arabien stattfanden , findet sich kaum eine Andeutung ; die 
Banu Harb scheinen einen Aufstand erregt und zuerst in der 
Nähe von Medina bei el-Harra eine Schlacht geliefert und sich 
dann gegen Mekka gewandt zu haben , von wo ihnen der 
Statthalter Ibn Mulähidh entgegenzog; dieser wurde bei el- 
Othäja sieben Meilen von Mekka geschlagen und gefangen ge- 
nommen, aber nach einiger Zeit begnadigt und wieder in Frei- 
heit gesetzt. — Im J. 302 wurde auf Befehl des Chalifen el- 
Muctadir und seiner Mutter die Wasserleitung el-Chaugä an- 
gelegt. 

Im J. 30i5 Hess Muhammed ben Müsä, Statthalter des Cha- 
lifen el-Muctadir, an der zuletzt gemachten Erweiterung der 
Moschee eine Veränderung vornehmen. Das Thor der Korn- 
händler und das Thor der Banu tiumah zwischen den beiden 
Häusern der Zubeida (§• 169), an deren Stelle jetzt das Hospiz 
el-Chüzi und das Hol^piz des Rämuscht stehen mit einem freien 
Platze zwischen beiden, wurde abgebrochen und dafür ein ein- 
ziges grosses Thor errichtet, welches den Namen Ibrahims 
Thor erhielt, aber nicht nach dem Patriarchen, sondern nach 
einem Schneider so benannt, welcher lange Zeit vor demsel- 
ben seinen Sitz hatte. Dabei erhielt die Moschee wieder eine 

14 



- 210 — 

Vergrösserung von 57 Ellen in der Länge und 52 Ellen in 
der Breite, mit einer doppelten Halle auf der Osl- und Nord- 
seite und einem Kanal auf der Nordseite. 

Zu den vielen wohlthätigen Verordnungen, welche el-Muc- 
tadir für das ganze Reich erliess, kamen für Mekka noch die 
reichen Gaben, die er ihm zufliessen liess, indem z. B. jährlich 
zur Wallfahrt am Tage von 'Arafa 40,000 Kamele und Rinder 
und 50,000 Schaafe verlheilt wurden, und für die beiden hei- 
ligen Städte soll er jedes Jahr 315,000 Dinare verwandt ha- 
ben*]. Die Mutter des Chalifen liess im Jahre 315 auf dem 
Wege nach dem *Arafa fünf grosse Teiche anlegen. 

§. 206. Indess vermochten die Armeen des Muctadir 
die Carmalen nicht aufzuhalten, welche nach den glänzenden 



*) Der ungeheure Luxus und die gränzenlose Verschwendung 
des Muctadir beschreibt el-Sujüti in folgender Weise: „el-Muctadir 
liess sich ganz ron seinen Frauen beherrschen und übergab ihnen alle 
Edelsteine und Kostbarkeiten aus dem Schatze des Chalifats; eine 
seiner Geliebten erhielt eine ächte Perle , die drei MithcAl schwer 
war ; dem Haushofmeister Zeid^n schenkte er einen Rosenkranz tod 
Edelsteinen, der seines Gleichen nicht hatte. In seinem Pallaste wa- 
ren 11,000 junge Eunuchen ausser den Slavischen , Griechischen uod 
Aegjptischen Sklaven; für das Krankenhaus seiner Mutter yerwandte 
er jährlich 7000 Dinare und die Festlichkeiten bei der Beschneidung 
seiner fünf Rinder kosteten 600,000 Dinare. Als die Gesandten des 
Griechischen Kaisers mit Geschenken zu ihm kamen , um Frieden zu 
schliessen, ordnete er einen grossen Aufzug an, um den Feind in 
Furcht zu setzen: er stellte 160,000 Krieger in yoller Rüstung Tom 
Thoie cl-Schamm^sia bis zu seinem Pallaste in ßagd^d in zwei Rei- 
hen auf, zwischen denen die Gesandten hindurchgehen 'mussten; die- 
sen selbst folgten 7000 Diener und 700 Thürsteher; die Wände des 
Pallastes waren mit 38,000 seidenen Decken behangen und 22,000 
kostbare Teppiche wurden auf der Erde ausgebreitet; hundert wilde 
Thiere lagen im Schlosshofe an goldenen und silbernen Ketten. 
Hierzu kam ein mit dem höchsten Glänze künstlich gemachter Baom 
aus Gold, Silber und Edelsteinen, der sich in 18 Zweige theilte, die 
Blätter Ton Gold und toq Silber , sowie die Zweige bewegten sich 
durch eine künstliche Vorrichtung ; darin sassen Vögel yon Gold und 
Silber , von denen jeder in seiner Weise sang und zwitscherte. Und 
das war in der Zeit des Verfalls und der Schwäche des ^Abbasiden- 
Reiches, welche Pracht muss da in den Tagen der Blnthe und Macht 
geherrscht haben!*' 



- 211 — 

Erfolgen, die sie in Bahrein und 7rSk gehabt hatten, nun auch 
Mekka bedrohten. Aus Furcht vor ihnen war schon vom Jahre 
314 an kein einziger Pilger aus *Iräk nach Mekka gekommen, 
und die Mekkaner selbst hatten nur in geringer Zahl den Weg 
nach dem 'Arafa gemacht, um die Wallfahrtsgebräuche zu 
verrichten. Im J. 317 war die Pilgercarawane aus Bagdad 
unter Mangür el-Deiluml glücklich nach Mekka gekommen, 
aber die Ceremonien hatten noch nicht begonnen, als der Car- 
maten- Fürst Abu Tähir am 8. Dsul-Higga mit einer Schaar 
von 700 Mann die Stadt überfiel und alles niedermachte , was 
ihm vorkam. Seine Reiter sprengten auf den Platz der Mo- 
schee, hieben mit den Säbeln unter die frommen Pilger, wel- 
che eben den Umgang um die Ka'ba machten , und tödteten 
von ihnen gegen 1900, sodass der ganze Platz um die Ka'ba 
damit bedeckt war ; die Leichen wurden in den Brunnen Zam- 
zam geworfen. Aber in der ganzen Stadt wurde ein furcht- 
bares Blutbad angerichtet,' besonders unter den Pilgern aus 
Chorasän und Mauritanien, und es sollen ihrer 30,000 in den 
Strassen von Mekka umgebracht und eine gleiche Zahl Frauen 
und Kinder zu Gefangenen gemacht sein. Der Scheich 'AU 
ben Bäbweih el-(^üfi wollte sich in seinem Umgange nicht 
stören lassen und recitirte den Vers : 

Du siehst die Geliebten hingestreckt in ihren Wohnungen 
wie die Siebenschläfer, sie wissen nicht, wie lange sie 

warten müssen. 
Da wurde ihm mit dem Säbel der Hinterkopf gespalten, dass 
er todt niederstürzte. Abu Tähir erschien selbst zu Pferde 
betrunken in der Moschee, ritt auf die Ka'ba zu und schlug 
gegen die Thür, indem er sprach : 

Ich wende mich zu Gott, ja ! zu Gott wende ich mich, 
er schuf die Geschöpfe und ich vernichte sie. 
Dann schrie er den Pilgern zu: ihr Esel! ihr sagt: wer den 
Tempel betritt, soll sicher sein (Sure 3, 91); wo ist nun die 
Sicherheit, da ich hier thue , was ich will? Da griff ein Mann 
seinem Pferde in die Zügel und sprach , indem er sich dem 
Tode weihte: das ist nicht der Sinn des heiligen Verses, was 
du meinst, sein Sinn ist: wer ihn betritt, den sollt ihr be- 
schützen. Da wandte Abu Tähir sein Pferd von ihm ab, ohne 
sich gegen ihn zu wenden ; so schützte Gott den Mann , der 

14* 



— 212 - 

es wagte, sich diesem Ketzer zu widersetzen. — Unter den 
Getödteten befand sich der Emir von Mekka Ibn Muhärib (oder 
Ibn Muchallib), der Coränlehrer Abul-Fadhl Muhammed ben el- 
Husein ben 'Ali el-Gärüdi el-Harawi, welcher von Säbelhiebe« 
getroffen sich an dem Ringe der Thür der Ka'ba festhielt, bis 
sein Kopf auf die Thürschwelle fiel; ferner dessen Bruder der 
oberste Rechtslehrer der Hanifiten Abu Said, Ahmed ben el- 
Husein el-Barda'^, die Scheiche Abu Bekr ben Abd el-Rahman 
ben Abdallah el-Ruhäwi, Muhammed ben Chdiid ben Zeid el- 
Barda'i, der sich in Mekka niedergelassen hatte, und viele an- 
dere fromme und gelehrte Männer. 

§. 207. Der Cädhi von Mekka Jahjä ben Abd el-Rah- 
man ben Härün eUCureschi war mit seiner Familie entkommen 
und flüchtete nach Wadi Rahgdn, aber die Carmaten plünderten 
sein Haus und nahmen alle seine Habe , die einen Werth von 
100,000 Dinaren hatte. In gleicher Weise wurde die ganze 
Stadt und die Pilger ausgeplündert und die Ka'ba aller ihrer 
Kostbarkeiten beraubt; Abu Tähir wollte auch die goldene 
Dachrinne abreissen lassen, aber den ersten, dßm er den Be- 
fehl dazu gab , traf ein von dem Abu Cubeis abgeschossener 
Pfeil, sodass er todt niederstürzte, der zweite fiel von dem 
Dache herunter auf den Kopf, da befiel den dritten eine sol- 
che Furcht vor dem Abreissen, dass Abu Tähir sich entfernte, 
indem ei sagte: lass es gut sein, bis der Herr (d. i. el-Mahdi) 
kommt. — Seine Absicht, den Abraham-Stein mitzunehmen, 
wurde dadurch vereitelt, dass die Vorsteher der Ka'ba aus 
Besorgniss ihn heimlich fortgebracht und in eins der Thäler 
von Mekka versteckt hatten. Darüber wurde aber Abu Tahir 
so aufgebracht 9 dass er den Baumeister JGa'far ben 'Iläg rufen 
Hess und ihm befahl, den schwarzen Stein aus der Mauer der 
Ka*ba herauszubrechen, was dann auch am 14. Dsul-Higga ge- 
schah^ sowie auch die Kuppel über dem Zamzam und die Thür 
der Ka'ba zerbrochen wurde. Nachdem er in dieser Weise 
sechs oder elf Tage in Mekka gehaust hatte , verliess er die 
Stadt, nahm aber den schwarzen Stein mit sich fort in der 
Absicht, ihn in seinem Lande Hagar aufzustellen und die Wall- 
fahrten dahin zu ziehen, und in dem Gottesdienste, den er 
dort einrichtete, liess er in dem Gebete für Obeidallah, den 
ersten Fatimiden-'Chalifen in Aegypten, als Oberhaupt der Giäu- 



- 213 — 

bigcn beten. Allein Obeidallah erwiederte auf das Schreiben, 
welches Abu Tähir dieserhalb an ihn gerichtet hatte: rt^^^ 
wundre mich sehr aus deiner Zuschrift zu sehen, dass du 
glaubst etwas Gutes damit gethan zu haben, was du in der 
Stadt Gottes verübt hast, indem du bis zu dem Heiligthume 
des Hauses Gottes vorgedrungen bist, welches im Heidenthume 
und im IsIäm nie aufgehört hat heilig geachtet zu werden, 
dass du darin das Blut der Gläubigen vergossen und die Pil- 
ger und Andächtigen umgebracht und dann es gewagt hast, 
dich an dem Hause Gottes selbst zu vergreifen, indem du den 
schwarzen Stein herausgebroehen hast, der die rechte Hand 
Gottes auf Erden ist, die er seinen Verehrern darreicht, und 
hast ihn mit dir in dein Land genommen und hoffst, ich werde 
mit dir darin gemeinschaftliche Sache machen. Im Gegentheil, 
Gott verfluche dich! und nochmals, Gott verfluche dich! Und 
Heil sei dem, durch dessen Wort und That die Gläubigen zum 
Heil geführt werden, der heute (in dieser Welt) das thut, wo- 
durch er morgen gerettet wird." Als Abu Tähir diesen Brief 
erhielt, kündigte er dem Obeidallah den Gehorsam auf; aber 
Gott strafte ihn durch eine langwierige Krankheit, in der ihm 
ein Glied nach dem andern abflel, bis er im J. 332 starb. 

§. 208. Wenn nun auch die Carmaten Mekka selbst nicht 
wieder heimsuchten, so wirkte doch die Furcht vor ihnen noch 
lange nach, zumal da sie die Hauptstrassen von 'Irak fortwäh- 
rend besetzt hielten; desshalb kamen bis zum J. 334 immer 
nur sehr wenige Pilger und in vielen Jahren aus 'Irak gar 
keine, und aus dieser Zeit fehlen alle weitere Nachrichten über 
Mekka, bis im J. 331 Muhammed ben Tugg el-Ichschidi von 
dem Chalifen el-Muttaki (reg. 329 — 333] zum Statthalter von 
Mekka, Medina, Aegypten und Syrien ernannt wurde. Die Pil- 
gercarawanen wurden dann wieder zahlreicher und kamen 
regelmässig, und die aus 'Irak führte der von dem Chalifen 
el-Mustakfi (333) ernannte Anführer, der 'Alide 'Omar ben 
Jahjä , und hernach unter el-Muti^ fünf Jahre hinter einander 
von 335 bis 339. 

S. 209. Da die Carmaten sahen , dass der Besitz des 
schwarzen Steines für sie gar keinen weitern Erfolg und Nut- 
zen hatte, entschlossen sie sich endlich denselben gutwillig zu- 
rückzugeben, nachdem sie ihn 22 Jahre bei sich gehabt hatten: 



— 214 — 

Der Aegypiische Chalif cl-HanQdr ben el-Cä'im hatte zu Ahmed 
ben Aba Sa'td, dem Bruder und Nachfolger des Abu TAhir 
geschickt und ihm 50^000 Golddinare für die Zurückgabe des 
schwarzen Steines geboten, aber vergebens ; ebensowenig Er- 
folg hatte Hakam el-Turki, der Commandant von Bagdad, wel- 
cher eine gleiche Summe dafür bieten Hess ; die Carmalen 
sagten: wir haben ihn auf höheren Befehl (Gottes) genommen 
und bringen ihn auf höheren Befehl wieder. Gegen die Wall- 
fahrtszeit des Jahres 339 erschienen sie also damit in Küfa, 
indem sie ihn nnbedeckt auf ein Camel geladen hatten, sodass 
ihn jeder sehen konnte ; von hier brachte ihn der Häuptling 
der Carmaten, Sunbur ben el-Hasan , nach Mekka, wo er an 
dem Opferfeste den 10. Dsul-Hi^ga eintraf. Als er damit auf 
dem Platze vor der Ka'ba ankam, erschien der damalige Statt- 
halter von Mekka, Abu Wfar Muhammed ben el-Hasan ben 
Abd el- Aziz el- Abbäsi, und der Stein wurde aus einem Sacke 
hervorgeholt; er war in der Länge und Breite mit silbernen 
Klammern versehen, um die Stücke, welche beim Herausrei- 
ssen davon abgebrochen waren , zusammenzuhalten. Sunbur 
hatte auch Gyps mitgebracht und er oder der Baumeister Ha-r 
San ben el-Marzük legte ihn wieder an seine Stelle und be- 
festigte ihn. Indess besorgten die Tempelhüter, dass eine 
verruchte Hand sich nochmals an ihm vergreifen könnte, weil 
die Befestigung nicht recht dauerhaft gemacht war, sie nahmen 
ihn desshalb nach einiger Zeit wieder heraus und Hessen von 
zwei Goldarbeitern ein silbernes Band, 3037 Dirhem schwer, 
herumlegen und ihn damit an seinem Platze befestigen. 

§. 210. Die steigende Macht der Fatimiden in Aegypfen 
suchte sich auch in Mekka geltend zu machen, und wir sehen 
von jetzt an die heilige Stätte oftmals als den Schauplatz blu- 
tiger Kämpfe, in denen sich die Anführer der Pilgercarawanen 
aus 'Irak und Aegypten die Hoheitsrechte streitig machten. 
Im J. 340 war Ahmed ben el-Fadhl ben Abd el-Malik Statt- 
halter von Mekka , und ihm kam das Recht zu , den Festzug 
der Pilger anzuführen und die Gebete zusprechen; dies wollten 
ihm indess die Aegypter unter Abu Haf9 'Omar ben el-Hasan 
ben Abd el-'Aztz el-Hftschimi nicht zugestehen; von Bagdad 
war 'Omar ben Jahjä el-Alawi als Anführer der Carawane 
aus 'Irftk erschienen. Auf dem Zuge nach dem 'Arafa kam 



— 215 — 

es dann zu einem heftigen Kampfe ; an Omar ben Jahjä hatte 
sich der 'Alide Abul-Hasan ben Muhammed ben Abdallah, der 
unter den Pilgern war, angeschlossen; Ahmed ben el-Fadhi 
stellte sich auf Kisten, um die Predigt zu halten, da die Aegyp- 
ter den Minbar weggenommen hallen ; indess behielt *Omar 
ben el Hasan mit den Türkischen Truppen aus Aegypten die 
Oberhand und führte die Pilger weiter. Aehnliche Scenen 
wiederholten sich in den folgenden Jahren. Im J. 341 ent- 
stand zwischen den Truppen des Mu*izz ed-Daula ben Buweih 
und denen des Muhammed Ibn Tugg^ welche die Pilgercara- 
wane begleiteten» ein Kampf » in welchem die ersteren siegten. 
Im J. 342 waren die beiden 'Aliden Scherife Abul-Husein Mu- 
hammed ben Abdallah und Abu Abdallah Ahmed ben 'Omar 
ben Jahjä Anführer der Pilger ; sie wurden von den Soldaten 
des Ibn Tugg angegriffen, behielten aber die Oberhand und 
das Gebet wurde in Mekka für Mu'izz ed-Daula gesprochen; 
als sie dann die Stadt verlicssen, erfolgte von den Aegyptern 
ein erneuter Angriff, welchen jene mit gleichem Erfolge zu- 
rückschlugen. Im folgenden Jahre waren die Aegyptischen 
Truppen sogar von der Theilnahme an den beiden Gebeten und 
der Predigt ausgeschlossen, sie hatten dagegen die Stadt be- 
setzt und verwehrten den andern bei ihrer Rückkehr den Ein- 
tritt und damit den Umgang um die Ka'ba zum Abschiede; es 
kam indess zwischen den beiden Partheien ein Vergleich zu 
Stande , dem zufolge in dem Gebete zu Mekka und Medina 
nach dem Chalifen el-Mutf zunächst die drei Buweihiden Sul- 
tane Rukn ed-Daula, Mu'izz ed-Daula und 'Izz ed-Daula, dann 
aber auch Muhammed Ibn Tugg genannt werden sollte. 

S. 211. Der Einfluss des Chalifen nahm nun in Mekka 
immer mehr ab , auch Abul-Hasan 'Ali und Abul-Cäsim Ungür, 
die Söhne des Muhammed Ibn Tugg, welche nach einander un- 
ter der Leitung ihres Hofmeisters Käfür auf dem Throne sa- 
ssen, wurden in dem Gebete genannt, bis nach dem Tode des 
Ungür im J. 355 Käfür die Regierung von Aegypten an sich 
riss und zugleich den Chalifen el-Muti' aus dem Gebete in 
Mekka verdrängte. Indess starb Käfür schon im folgenden 
Jahre und etwa gleichzeitig mit seinem Tode bemächtigte sich 
ein 'Alide, iSa'far ben Muhammed ben el-Hasan, der Regierung 
in Mekka, und da er klug genug war, den neuen Herrscher in 



— 216 — 

Aegyplen, el-Mu'izz Abu Tamim el- Obeidi, auch als Herrn von 
Mekka anzuerkennen , dadurch dass er seinen Namen in dem 
Gebete nannte, wurde er als Statthalter bestätigt und der An- 
führer der Aegyptischen Pilger verlheille im J. 358 in den 
beiden heiligen Städten grosse Summen. Die Annäherung der 
Carmaten machte aber wieder alle Zustände sehr zweifelhafl, 
sodass im J. 359 in Mekka für sie und für den Chalifen el- 
Mutf, in Medina für el-Mu'izz und ausserhalb der Stadt von 
Abu Ahmed el-Müsawi, der die Pilgercarawane aus Irak an- 
führte, ebenfalls für el-Mult' das Gebet gehalten wurde. In 
den folgenden Jahren war wegen der Unsicherheit der Wege 
der Besuch zu den Wallfahrten fast |[anz unterbrochen, bis im 
J. 363 in Mekka und Medina el-Mu'izz allein als Oberherr an- 
erkannt wurde. In denselben Jahren machten aber die Banu Hiläl 
in Verbindung mit andern Arabischen Stämmen einen Angriff 
auf die Pilger und tödteten eine grosse Anzahl derselben , und 
nur diejenigen, welche unter dem Schutze des genannten Ah- 
med die Reise machten, kamen glücklich durch. Da im fol- 
genden Jahre 364 die Umstände sich eher verschlimmert, als 
verbessert hatten, indem das Oberhaupt der Carmaten, Ibn el- 
Camr, selbst sich an die Spitze der Pilger stellte, so war der 
Zuzug aus andern Gegenden nicht nur sehr gering, sondern 
die Syrische Carawane wagte sich nicht einmal über Medina 
hinaus und kehrte von dort nach Hause zurück. Auch im J. 
365 war die Wallfahrt von 'Irak und aus dem Osten ganz 
unterbrochen, während die Carawane aus Aegjpten mit einer 
starken militärischen Begleitung unter der Anführung eines 
'Aliden erschien; Isä ben Ga'far, der Sohn und Nachfolger des 
vorigen Statthalters, hatte sich geweigert, dem neuen Chalifen 
el-*Aztz ben el-Mu'izz zu huldigen, aber dieAegypter erzwan- 
gen jetzt nach einer kurzen Belagerung den Eintritt in Mekka 
und das Gebet wurde im Namen des 'Aziz gehalten. 

§. 212. Das Jahr 366 war für Mekka und die ganze 
Carawanenstrasse merkwürdig durch die Reise der Prinzessin 
iSamila, Tochter des Nä^ir ed-DauIa Abu Muhammed el-Hasan 
Ibn Hamdän, sodass diese Wallfahrt wegen des dabei entwi- 
ckelten Glanzes und der reichen Geschenke zum Sprichwort 
geworden ist. Ihr Zug bestand aus 400 Camelen, alle von 
gleicher Farbe und in gleicher Weise ausgeschmückt, damit 



— 217 — 

Niemand merke, auf welchem die Prinzessin sässe. Alle, wel- 
che sich ihr unterwegs anschlössen, erhieUen freie Bekösti- 
gung, und als sie zum ersten Male die Moschee in Mekka be- 
trat, liess sie 10,000 Dinare unter das Volk ausstreuen ; dop- 
pelt soviel verwandte sie noch während ihres Aufenthaltes in 
Mekka und die dort vorhandenen Brautpaare der 'Aliden wur- 
den von ihr ausgesteuert und verheirathet. In Medina gab 
sie ebensoviel aus , und die Kosten der ganzen Reise werden 
auf 150,000 Dinare angegeben. Bei ihrer Rückkehr nach Bag- 
dad verlangte sie der Sultan 'Adhad ed-DauIa Ibn Buweih 
zur Frau, er hatte es indess nur auf ihr grosses Vermögen 
abgesehen; sie wusste dies gut genug und hatte wegen ih- 
rer frommen Richtung eine Abneigung gegen jede Verbindung, 
rousste aber einwilligen. Als nun der Hochzeitstag kam, wurde 
sie in einem festlichen Zuge aus ihrer Wohnung abgeholt, und 
indem dieser die Brücke des Tigris passirte, stürzte sie sich in 
den Fluss und ertrank. , 

§. 213. Im Jahre 367 ernannte el-'Az!z den Bädts ben 
Zirt^, den Bruder seines Statthalters von Africa Abu Jüsuf Bu- 
lukktn, zum Anführer der Aegyptischen Pilgercarawane und in 
Mekka wurde das Gebet im Namen des 'Aztz gesprochen. Zu 
Bädis kamen Abgeordnete einer Räuberbande und erboten sich 
für eine Summe von 50,000 Dlrhem den. Pilgern sicheres Ge- 
leit zu geben und sie nicht weiter zu belästigen, wenn er selbst 
nicht gegen sie einschreiten wolle ; Bädis ging auf den Vor- 
schlag ein , verlangte aber , dass alle ihre Cameraden zu ihm 
kämen, um mit allen den Vertrag zu schliessen; nachdem ih- 
rer dann etliche dreissig erschienen und versicherten, dass 
keiner von ihnen zurückgeblieben sei, liess er allen die Hände 
abhauen. — Im J. 370 wurde in Mekka und Medina der 
Name des Chalifen el-Täi^ aus dem Gebete weggelassen und 
nur el- Aztz genannt. 

§. 214. Auf 'Isä folgte im J. 374 sein Bruder AbuUFa- 
tüh el-Hasan ben tia'far als Statthalter von Mekka. Wegen 
der beständigen Feindseligkeiten zwischen den Aegyptern und 
Irakanern fanden in dieser Zeit mehrere Jahre lang keine 
Wallfahrten statt; nach anderen Nachrichten soll Abu Abdallah 
ben Ahmed ben Muhammed ben Jahjä ben Obeidallah el- Alawi 
als Stellvertreter des Abu Ahmed el-Müsawi von 371 bis 380 



— 218 — 

jährlich die Carawane nach Mekka geführt haben. Zu den 
Gefahren und Schwierigkeiten einer solchen Reise kamen jetzt 
noch die Raubanfälle der Arabischen Horden, wenn sie nicht 
zuvor durch grosse Summen abgekauft waren, und im Jahre 
384 kamen die Pilger aus Irak und Syrien nur bis Tha'labia, 
wo ihneir die Araber unter ihrem Oberhaupte el-A^far entge- 
gentraten, weil sie behaupteten, dass das Geld , welches ihnen 
der Sultan das Jahr zuvor geschickt hatte, verfälscht gewesen 
sei, wofür sie Entschädigung verlangten. Die Verhandlungen, 
welche dieserhalb geführt wurden, zogen sich so in die Länge, 
dass die Zeit zu knapp wurde, um noch zu den Festtagen nach 
Mekka zu kommen, sie kehrten desswegon um und es erschie- 
nen in dem Jahre nur Pilger aus Aegypten, da die aus Jemen 
gleichfalls ausgeblieben waren. 

§. 215. Im J. 390 nahm Abul-Fatüh auf Befehl des Sul- 
tans el-Häkim von Medina Besitz und machte dort der Statt- 
halterschaft der Banu el-Muhannä el-Huseini ein Ende. — Im 
J. 392 fand keine Wallfahrt statt, weil der Sultan abwesend 
und die Araber unter sich im Streit swaren. — Auch im J. 
393 kamen keine Pilger aus 'Irak aus Furcht vor el-A^farj 
nach anderen indess war Abul-Härilh Muhammed ben Muham- 

• 

med ben 'Omar ben Jahjä el-'Alawi im J. 393 und 394 An- 
führer der Pilgercarawane aus 'Irak. — Im J. 397 waren die 
Pilger von Irak aufgebrochen, wurden aber bei Tha'labia von 
Hassan ben Mufrig Ibn el-GarrSh angehalten, der ihnen für 
den Durchzug durch sein Gebiet einen Tribut abforderte; da 
ihnen wegen des verursachten Aufenthaltes die Zeit zu knapp 
wurde, kehrten sie nach Bagdad zurück. Aus Aegypten schickte 
el*Häkim mit der Pilgercarawane den Umhang um die Ka'ba 
und Geld für die Einwohner von Mekka und Meuina. — Im 
J. 398 fand keine Wallfahrt aus 'Irak statt. 

§. 216« Als el-Häkim im J. 401 seinen Wezir 'AU Ibn 
el-Magribi hatte umbringen lassen, ergriff dessen Sohn Abul- 
Cäsim el-Husein Ibn el-Magribi, der gleichfalls schon Wezir 
war, die Flucht und wandte sich zunächst nach Ramla an den 
Hof des genannten Hassan Ibn el-iSarräh; el-HÄkim schickte 
ihm Truppen nach, die aber zurückgeschlagen wurden, und 
nun beredete Abul*CAsim den Hassan , dass er sich von el- 
HAkim ganz lossagen und dem Abul-Fatüh als Chalifen buldi- 



- 219 -- 

gen solle. Da er ein geneigtes Ohr fand, begab sich AbuU 
Casim selbst nach Mekka , um den Abul-Fatüh zu bewegen, 
sich zum Cbalifen ausrufen zu lassen, und als dieser noch 
Bedenken hatte, dass seine Mittel nicht ausreichen würden, 
überredete er ihn, sich des Schatzes der Ka'ba zu bemäch- 
tigen. Er that dies und zog zugleich das grosse Vermögen 
ein, welches ein in JGIidda verstorbener Kaufmann hinterlassen 
hatte , erklärte sich im J. 402 von der Kanzel herab selbst 
zum Cbalifen und Hess sich von den Hasaniden Truppen und 
anderen in den beiden heiligen Städten unter dem Titel eU 
Raschid huldigen. Hierauf brach er nach Ramla auf, um dem 
Hassan Ibn eUtiarräh zu Hülfe zu kommen, von einer Anzahl sei- 
ner Verwandten und tausend schwarzen Sklaven begleitet und 
mit dem Schwerdle des Propheten, Dsul-Facär, umgürtet. In 
der Nähe von Ramla kamen ihm die Beduinen Araber entge- 
gen , küsten vor ihm die Erde und begrüssten ihn als Cbali- 
fen; er hielt dann seinen Einzug in Ramla und erliess einen 
Aufruf, nur Gerechtigkeit zu üben und von Gewalthat sich zu 
enthalten. el-Häkim, welcher schon den Abul-Tajjib ben Abd 
el-Rahman, einen Vetter des abtrünnigen Abul-Fatüh ^ zum 
Statthalter von Mekka ernannt hatte, hielt es unter diesen 
Umständen für angemessen, sich gegen die Familie el-tiarräh 
nachgiebig zu zeigen, und sie sich wieder geneigt zu machen, 
und Hassan und seine Brüder Hessen sich durch sehr bedeu- 

■ 

tende Summen bestechen, die Sache des Abul-Fatüh wieder 
zu verlassen. Sobald aber dieser hiervon Kunde erhielt^ 
wandte er sich an Mufrig, den Vater des Hassan, welcher an 
el-Häkim schrieb und eine allgemeine Aussöhnung vermittelte, 
worauf Ibn el-Magribi das Weite suchte, Abul-Fatüh dagegen 
wieder in seine SteHe eingesetzt wurde und im Rabf H. 403 
nach Mekka zurückkehrte. 

§. 217. In demselben Jahre erschien ein Corps Carma- 
ten unter Anführung eines gewissen Abu 'Isä, dem sich auch 
Beduinen Araber angeschlossen hatten, vor Küfa ; sie belager- 
ten die Stadt , zogen sich aber wieder zurück , ohne etwas 
erreicht zu haben; indess waren dadurch die Pilger zu lange 
aufgehalten und kehrten von Küfa nach Bagdad zurück. — 
In den Jahren 406 bis 408 fanden aus 'Irak keine Wallfahr- 
ten statt 9 weil die Strasse nach Mekka durch die Beduinen 



— 220 — 

besetzt war und die Pilger aus Choräsän, durch welche sich 
der Zug hätte verstärken können, zu spät eintraf. Im J. 409 
waren sie unter 'Omar ben Maslama von Bagdad aufgebrochen, 
wurden aber zwischen el-Ca9r und el-Hagir von den Bedui- 
nen angehalten, welche für den ungehinderten Durchzug eine 
grössere Summe als früher verlangten. Es fand also keine 
Wallfahrt statt und ebensowenig in den nächsten Jahren, zu- 
mal da die Chorasaner wieder zu spät kamen. — Am Wall- 
fahrtsfeste des J. 414, als eben der Imäm das Gebet beendigt 
hatte, sprang einer der Aegyptischen Ketzer, die von dem 
Chalifen eUHäkim verleitet und vom rechten Glauben abge- 
wichen waren, in einer Hand ein blankes Schwerdt, in der 
andern einen Stock haltend auf den schwarzen Stein los und 
schlug mit dem Stocke dreimal darauf, indem er sprach: wie 
lange soll der schwarze Stein und Muhammed und 'Ali noch 
verehrt werden ? jetzt hält mich Niemand ab , ich will den 
Tempel zerstören !'' Die meisten der Anwesenden zogen sich 
aus Furcht vor ihm zurück und fast wäre er ungestraft ent- 
kommen, aber ein Mann stürzte sich auf ihn und stiess ihn 
mit einem Messer nieder, worauf ihn andere in Stücke hie- 
ben; dann fielen sie über mehrere andere her, die sie für 
seine Helfershelfer hielten, denn am Thore der Moschee hiel- 
ten auch zehn Reiter, die dem Frevler hatten zu Hülfe kom- 
men wollen, und es blieben mehr als zwanzig Todte auf dem 
Platze. An demselben Tage wurden die Mauritanier, Aegyp- 
ter und andere Pilger auf dem Wege von Minä nach der 
Stadt angefallen und ausgeplündert und am andern Morgen 
wogte das Volk hin und her, bis noch vier Genossen jenes 
Mannes, welche geäussert hatten, dass ihrer Hundert wäreo^ 
«rgriiTen und geköpft wurden. — Einen ähnlichen Auftritt 
verursachten in diesen Jahren auch mehrere Persische Kattf- 
leute, welche die Leute zu täuschen wussten und zur Zeit der 
Mittagsruhe sich in die Moschee schlichen und den schwar- 
zen Stein herausrissen und in drei Stücke zerschlugen; sie 
wurden aber ergriffen, man haute ihnen die Hände ab und 
kreuzigte sie an den Thoren der Moschee und brachte den 
Stein wieder an seinen Platz. 

§. 218. In den nächsten vierzig Jahren waren wegen 
der Unsicherheit der Wege die Wallfahrten sehr wenige von 



— 221 — 

'Ir&k aus meistens gar nicht besucht ; nur aus Aegypten ka- 
men die Pilger ziemlich regelmässig und von dort sandte der 
Chalif im J. 423 einen Umhang um die Ka*ba, Unterstützun- 
gen für die Armen und Geschenke für den Emir von Mekka, 
und als Abul-Fatüh im J. 430 starb , kam sein Sohn Schakr 
als Statthalter von Mekka und Medina an seine Stelle , die er 
bi3 an seinen Tod im J. 453 bekleidete. — Das Jahr 440 
war denkwürdig durch die Pest und Hungersnoth, welche ein 
ganzes Jahr nicht nur in Mekka, sondern auch in 'Irak, Me- 
sopotamien, Syrien und Aegypten herrschten. Auch im Jahre 
447 war in Mekka eine grosse Theurung und Mangel an 
Lebensmitteln , da. der Nil in den Jahren nicht ausgetreten 
und desshalb in Aegypten nichts geerntet war und die Zu- 
fuhren von dort ausblieben , sodass ein Brod von zehn Rat! 
einen Magribinischen Dinar kostete. Nachher war es ganz 
unmöglich , etwas zu bekommen und die Einwohner und Pil- 
ger waren dem Hungertode nahe, da sandte Gott Heuschre- 
cken, die das ganze Land bedeckten und den Leuten zur 
Speise dienten, und als dann die Carawanen wiederkamen, 
wurde die Lage der Mekkaner etwas erleichtert. 

§. 219. Da Schakr keinen Sohn hinterliess, übernahm 
einer seiner Sklaven die Regierung, bis er von den Hasaniden 
Banu Abul-Tajjib verdrängt .wurde. Diese Hessen sich man- 
che Ungerechtigkeit zu Schulden kommen und griffen den 
Schatz des Tempels an; sie zogen sich desshalb auch aus 
Mekka zurück, als 'Ali ben Muhammed el-(^uleihi, Beherrscher 
von Jemen, im J. 455 dorthin kam. Er suchte durch Gerech- 
tigkeit und Wohlthaten den Zustand der Stadt zu bessern; 
die Ka'ba erhielt von ihm einen neuen weissen Umhang, den 
Tempelhütern Banu Scheiba verwies er ihr schlechtes Betra- 
gen und legte soviel wieder in den Schatz, als die Banu Abul- 
Tajjib daraus genommen hatten; allmählig beruhigten sich die 
Gemüther, das Vertrauen kehrte wieder und die Lebensmittel 
wurden wohlfeiler. Leider! brach die Pest unter seinen Leu- 
ten aus und raffle 700 derselben weg, wodurch seine Macht 
sehr geschwächt wurde, sodass die Hasaniden ihm in drohen- 
dem Tone konnten sagen lassen, er möge die Stadt verlassen 
und einen aus ihrer Mitte zum Statthalter ernennen. Er wählte 
also den Muhammed ben Abu Haschlm,. den Schwiegersohn 



— 222 — 

des Schakr , übertrug ihm die Regierung , stellte die Truppen 
unter seinen Befehl, gab ihm noch Geld und überliess ihm 
fünfzig Reiter und Waffen und kehrte dann im ersten Rabr 
456 nach Jemen zurück. Sobald er abgezogen war, erhob 
sich gegen den neuen Herrscher ein anderer Zweig der Ha- 
saniden, die Familie Banu Suleimän, unter Hamza ben Abu 
Wahhäs, dem man wegen seiner persönlichen Körperkraft 
nichts anhaben konnte. Ais er Mekka verliess und man ihm 
nachsetzte, wandte er sich gegen einen seiner Verfolger und 
schlug ihm in einem Hiebe den Arm ab und sein Pferd zu 
Boden; vor Schrecken standen die übrigen von der weiteren 
Verfolgung ab und er begab sich in die Gegend von Janbu' 
wo er die Strasse nach Mekka besetzt hielt und die Vorüber- 
ziehenden ausplünderte. Die Banu Suleimdn scheinen indess 
längere Zeit ihr Unwesen in Mekka getrieben zu haben , ehe 
es Abu Häschim gelang, sie zum Abzüge zu zwingen, da sie 
die Stadt ausplünderten und der Sultan el-Quleihi sich veran- 
lasst fand, die Wallfahrt und Ausfuhr von Getreide aus Je- 
men zu verbieten, sodass hier durch die Theurung die all- 
gemeine Noth noch vermehrt worden war. 

§. 220. Muhammed ben Abu Häschim der Stamm- 
vater der Scherffe von Mekka , welche von nun an fast an- 
derthalb Jahrhunderte dort herrschten ^), war indess nicht viel 
besser, als seine Vorgänger, da er sich im J. 462 alle Kost- 
barkeiten der Ka'ba aneignete, und dass er am Ende dieses 
Jahres nach einer Unterbrechung von hundert Jahren das Ge- 
bet für die 'Abbasiden wieder einführte, geschah in der ei- 
gennützigsten Absicht, denn er that es aufAnrathen des Abul- 
Ganäim, welcher die Pilgercarawane von Bagdad hergeführt 
hatte, und nahm den Selgüken Sultan Alp Arslän in sein Ge- 
bet auf, und als er dann seinen Sohn mit einer Gesandtschaft 
nach Bagdad schickte, erhielt er von dem Sultan ein Geschenk 
von 30,000 Dinaren und das Versprechen , dass er jährlich 
10,000 Dinare und ein Ehrenkleid bekommen solle. Dies 
dauerte indess nur vier Jahre und fünf Monate; da zur Wall- 
fahrt 467 der Chalif ei-Mustangir aus Aegypten eine grössere 
Summe schickte, als er aus Bagdad erhielt, wurde das Gebet 



*) Vgl. die Stammtafel. 



— 223 — 

für die 'Abbasiden wieder abgeschafft, und er betete wieder 
fiir die Fätimiden. Im n£ichsten Jahre wechselte er aber schon 
wieder und betete für die 'Abbasiden , und schon glaubte der 
Wezir Fachr ed-Daula der Sache ganz sicher zu sein und 
schickte im J. 470 einen prächtigen neuen Minbar nach Mekka, 
auf dem das Gebet für die *Abbasiden gehalten werden sollte, 
als sie aber damit nach Mekka kamen, war das Gebet schon 
wieder für die Fätimiden gesprochen und der Minbar wurde 
zerbrochen und verbrannt. Im J. 472 wurde wieder für den 
'Abbasiden ei-Muctadi und den Selgüken Sultan gebetet und 
wahrscheinh'ch wurde in den folgenden Jahren noch mehrmals 
gewechselt und desshalb im J. 484 eine grössere Zahl Tür- 
kischer Truppen hingeschickt, welche von Ihn Abu Häschini 
die der Ka'ba geraubten Schätze wiederfordern sollten , und 
da er sich ihnen durch die Flucht entzogen hatte, plünderten 
sie Mekka und zogen dann wieder ab. Als in den nächsten 
Jahren keine Pilger aus *Iräk kamen, suchte Ihn Abu Häschim 
sich an den Syrern zu rächen und schadlos zu halten, die im 
J. 486 unter einem von Tdg ed-Daula Tutusch, Beherrscher 
von Damascus, ernannten Emir gekommen waren. Nachdem 
diese die Wallfahrt vollendet und den Rückweg angetreten 
hatten, schickte er ihnen einige Truppen nach, die sie nicht 
weit von Mekka einholten und ihnen den grössten Theil ihrer 
Habe und ihrer Camele abnahmen. Die Pilger kamen in die 
Stadt zurück und baten, ihnen ihre Sachen wiederzugeben, da sie 
noch einen so weilen Weg bis in ihre Heimath zu machen hät- 
ten , sie erhielten aber nur weniges wieder und mussten 
in der traurigsten Lage ihre Rückreise machen, zumal da sie 
auch von den Beduinen unterwegs noch viel Ungemach zu 
ertragen hatten. 

§. 221. Als Ihn Abu Häschim im Anfange des Jahres 
487 starb, folgte ihm sein Sohn Cäsim ben Muhammed, der 
aber nach einigen Wochen flüchtig werden musste, da Ispah- 
bad ben Säratkin sich der Stadt bemächtigte. Jedoch schon 
im Schawwäl hatte Cdsim eine Armee zusammen gebracht und 
lieferte dem Ispahbad eine Schlacht bei 'Osfän , worin dieser 
geschlagen wurde, worauf er nach Syrien floh und Cäsim in 
Mekka einzog, wo er bis zu seinem Tode im J. 518 im un- 
gestörten Besitz der Regierung blieb. — Im J. 492 Hess die 



— 224 - 

Wärterin des Chalifen el-Muctadi das Hospiz el-FuccIi'ia „zur 
Bierschenlce'' erbauen und bestimmte die Einkünfte desselben 
zum Unterhalte für einzeln stehende Frauenzimmer. — Im 
J. 489 überraschte die Pilger, als sie in Wädi Nachia lager- 
ten, eine grosse Fluth, worin alle ihre Habe, ihre Thiere und 
ihre Reisevorräthe verloren gingen und selbst viele Menschen 
umkamen, die sich nicht auf die Berge hatten retten können. 
Uebrigens waren die Wallfahrten von jetzt an wieder regel- 
mässiger und während der langen Zeit der Regierung des 
Cd,sim wird ausser den beiden ersten Jahren nur das Jahr 
516 angemerkt, wo keine Pilger aus Irak kamen. 

§. 222. Auf Cäsim folgte sein Sohn Fuleita (oder Falta) ben 
Cäsim, welcher bis zum J. 527 regierte, worauf dessen Sohn 
Häschim ben Fuleita zur Regierung kam. Ein Regen, der im 
J. 528 sieben Tage anhielt, verursachte grossen Schaden und 
es stürzten davon mehrere Häuser zusammen. — Im J. 529 
wurden zum Besten Qufitischer Gelehrten zwei Hospize ge- 
gründet, dass eine am Thore el-Hazwara von dem Scheich 
Abul-Cäsim Ibrahim ben el-Husein el-Färisi mit dem Beina- 

• 

men Rämuscht und danach Hospiz des R&muscht genannt 
(§. 268), das andere im Ragab dieses Jahres in der Strasse 
eI-Hiz0mia für Qufiten aus Damascus, dem Arabischen und 
Persischen 'Irak und daher das Hospiz der Damascener ge- 
nannt. — In den Jahren 530 und 532 waren keine Wall- 
fahrer aus Irak erschienen und im J. 539 wurden die Pilger 
während sie in der Moschee ihren Umgang hielten und bete- 
ten, von den Leuten des Häschim überfallen und ausgeplün- 
dert ohne Rücksicht auf Versprechungen und Verträge ; der 
Grund davon war, weil Häscbim und der Anführer der Pil«- 
gercarawane einander nicht trauten. Im J. 544 hatten dage- 
gen die Beduinen eine bedrohliche Stellung gegen die Pilger 
angenommen, welche desshalb nach dem Ablauf der Festlich- 
keiten noch in Mekka verweilten; sie wurden aber doch noch 
bei ihrer Rückkehr am 13. Muharram 545 von den Arabern 

• 

überfallen und ausgeplündert. — Im J. 549 fielen in Mekka 
Schlössen in Stücken von hundert Dirhem und von dem sie 
begleitenden Regen wurde das Wädi Ibrahim g^nz unter 
Wasser gesetzt. 

§. 223. Vielleicht hatte Häscbim noch bei seinen Leb- 



— 225 — 

Zeiten die Regierung an seinen Sohn Cäsim ben Häschim ab- 
getreten, denn während Hischim erst im J. 551 gestorben 
sein soll, wird berichtet, dass Cäsim als Beherrscher von 
Mekka schon im Anfange des Jßhres 550 den Dichter 'Om&ra 
el-Jemeni als Gesandten mit einem Auftrage an den Chalifen 
el-Fäiz nach Aegypten abgeschickt habe; im J* 552 erhielt 
dann 'Omftra eine zweite Mission nach Aegypten. — Im J. 
556 kam der Sultan Nur ed - Dtn Mahmud ben Zanki auf der 
Pilgerfahrt nach Mekka; vor ihm hatte Cäsim seiner Schlech- 
tigkeiten sich bewusst , die Flucht ergriffen und sein Oheim 'Isä 
ben Fuleita übernahm die Regierung von Mekka. Im Rama- 
dhftn des folgenden Jahres kam zwar Cäsim zurück und be- 
mächtigte sich der Stadt, wurde aber nach wenigen Tagen er- 
mordet und Isä wieder eingesetzt. 

§. 224. In demselben Jahre 557 kam es zwischen den 
Bewohnern von Mekka und den Pilgern aus Irak zu einem 
blutigen Kampfe. Die Veranlassung dazu gab eine Anzahl 
Sklaven ans Mekka, welche sich in Minä gegen die Pilger un- 
gebührlich betrugen; einige Begleiter des Anführers der Pil- 
gercarawane nahmen sich ihrer an und tödteten mehrere Skla- 
ven, die anderen entkamen in die Stadt, versammelten hier eine 
grössere Anzahl um sich und machten einen Angriff auf die 
Camele der Pilger, von denen sie gegen tausend Stück weg- 
führten. Jetzt rief der Anführer seine Soldaten zu den Waf- 
fen und es entstand ein allgemeiner Kampf, in welchem von 
beiden Seiten viele getödtet und ausgeplündert wurden. Die 
Carawane trat sogleich den Rückweg an , ohne Mekka wieder 
zu betreten, sodass die meisten die Wallfahrtsgebräuche nicht 
bis zu Ende mitgemacht hatten, sie hielten sich auch nur ei- 
nen Tag in el-Z&hir auf, wo sich die Pilger zur Abreise sam- 
meln und ordnen, und viele mussten die Rückreise zu Fuss 
machen, da es an Camelen fehlte, und sie hatten viel Unge- 
mach zu ertragen. 'Isä hatte zwar zu dem Anführer geschickt 
um ihn auszusöhnen und zur Umkehr zu bewegen, jedoch ver- 
gebens; die Einwohner von Mekka kamen dann mit blutigen 
Lappen zu Isä um ihn zu reitzen, dass er für die Getödteten 
Rache nehmen solle, er aber Hess die Trommeln schlagen um 
ihnen bemerklich zu machen, dass sie ruhig sein und gehor- 
chen müssten. — Im J. 561 wurden den Pilgern die Abga- 

15 



— 226 — 

ben für den Eintrill in Mekka erlassen, um dadurch dem Für- 
sten von 'Aden, 'Imrdn ben Muhainmed ben el-Zarf el-Ham- 
dAnl, eine letzte Ehre zu erweisen , welcher für seinen beab- 
sichtigten Besuch eine sehr hohe Abgabe bezahlt hatte; er war 
aber unterwegs am Fieber gestorben, wurde dann wfihrend 
der Wallfahrt auf dem 'Arafa und bei el-Masch'ar ausgestellt 
und, nachdem hinter dem Abrahamsplatze d^ß Todtengebet ge- 
halten war, an der Hauptstrasse in der obern Stadt begraben. — 
Im J. 564 gründete der Sultan el-Ma!ik el- Ädil Nur ed-Dtn 
das Badehaus el-Wlisiti. 

§. 225. In den Streitigkeiten, welche zwischen 'Isä ben 
Faleita und seinem Bruder HAlik ausgebrochen waren , hatte 
der letztere die stärkere Parthei auf seiner Seite und stellte 
sich desshalb im J. 565 an die Spitze der Wallfahrer, während 
'IsA in Mekka zurückblieb ; die Pilger übernachteten aus Furcht 
vor grösseren Unruhen auf dem 'Arafa und zogen erst am 
hellen Tage weiter, um die andern Wallfahrtsorte zu besu- 
chen. Erst nach dem Abzüge der Pilger am 10. Muharram 
566 machte M&lik einen förmlichen Angriff auf die Stadt und 
behauptete sich darin den ganzen Tag über, allein mit Sonnen- 
untergang zog er sich aus derselben wieder zurück und es 
kam zu einer friedlichen Verständigung zwischen den beiden 
Brüdern. — Im J. 567 herrschte in Mekka eine grosse Theurung 
da die gewöhnlichen Zufuhren weder im Ragab, noch im Scha- 
bdn eintrafen , sodass fünf Scheffel Getreide mit einem Dinar 
bezahlt wurden, bis zwei grosse Ladungen als Geschenk des 
Sultans Qaläh ed-Dtn eintrafen, wodurch die Mekkancr aus ih- 
rer Noth befreit wurden*). Aber schon im Anfange des Jah- 
res 569 war der Mangel wieder so gross, dass eine allge- 
meine Hungersnoth entstand; ein pLo (}k' Maass Getreide ko- 



*) el-FAsi, weleher diese Nachricht aus den AofzeichnuDgen des 
'Gamäl ed-Dtn Muhammed Ihn cl -BurhAn el-Taberi genommen hat, 
ist über das Maass nicht ganz sicher, ob der Scheffel von el-Tüif oder 
der des Stammes Bagtla gemeint bei, welcher auch der Zabeirische 
Scheffel genannt wird ; letzteres ist ihm das wahrscheinlichere , weil 
die Banu Ba^tla die gewöhnlichen Getreidelieferanten für Mekka sind. 
Ein solcher Scheffel ist der vierte Theil eines Mekkanischen Seheffets, 
womit zu VäsVB Zeit in Mekka gemessen wurde. 



— 227 — 

siele einen Dinar *), die Leute versuchten Blut, Felle und Knd'- 
chen zu essen und es kamen viele vor Hunger um, bis zur 
allgemeinen Freude am 28. Gumädä II. eine Zufuhr als Ge- 
schenk des Chalifen ei-Mustadhi eintraf. Nicht lange nachher 
entstand durch den anhaltenden Regen eine grosse Ueber- 
schwemmung, sodass das Wasser durch das Thor der Banu 
Scheiba in die Moschee und auch in die Wohnung des Emir 
eindrang, was früher nie geschehen war. Im Ragab kamen 
dann die Fruchthändler und verkauften drei Qä* oder zwei 
Scheffel für einen Dinar. — Nachdem el-Malik el-Mu'addhim 
Türän Schah, der Bruder des Sultans QMh ed-Din, im J. 568 
Jemen erobert hatte, wurde in Mekka und Medina das Gebet 
für Nur ed-D!n Mahmud ben Zanki gehalten. — Im J. 570 
regnete es soviel, dass das Wädi Ibrahim fünfmal hohes Was- 
ser hatte. 

§. 226. 'Isä ben Fuleita starb im J. 570 und ihm folgte 
sein Sohn Däwüd ben 'Isä. Die Pilger aus Irak, welche der 
Emir Tdschtekfn führte, hatten von den Hekkanern während der 
Wallfahrt viel zu dulden, und als sie zum Abschied nach der 
Stadt zurückkamen, sollten sie wegen der vorgefallenen Strei- 
tigkeiten umzingelt werden; Täschtekin führte sie noch glück- 
lich heraus bis nach dem Lagerplatze el-Zdhir, wo es aber 
zwischen den beiden Fartheien zu einem kurzen Kampfe kam, 
in welchem zwei Begleiter des Emir getödlet und mehrere 
Mekkaner verwundet wurden. — Sieben Monat nachher am 
15. Ragab 571 wurde Däwüd von seinem Bruder Mukaththir ben 
'Isä verdrängt , welcher sich auf dem Abu Cubeis ein festes 
Schloss erbaute. Allein mit der Pilgercarawane aus 'Irak kam 
wieder der Emir Täschtektn mit den gemessensten Befehlen 
des Chalifen el-Mustadhi, und wegen der Reibungen, die als- 
bald zwischen den Partheien entstanden, wurde die Wallfahrt 
nicht in herkömmlicher Weise gehalten, sondern die Pilger zo- 
gen bei el-Muzdalifa vorüber, ohne dort zu übernachten, und 
nur wenige warfen die Steine in 'Acaba. Als sie in die Nähe 
der Stadt kamen, waren ihnen die Mekkaner entgegen gezo- 



2) gd' ist soviel als ein Zubeirischer Scheffel oder ein Viertel ei- 
nes Mekkanischea Scheffels ; ein Ca' zu el-Täif ist aber etwa ein hal- 
ber Mekkanischer Scheffel. 

15* 



-- 228 — 

gen und griffen sie an, auf beiden Seiten gab es Todte, aber 
die Pilger riefen ihre militörische Begleitung zuHülfe^ die beim 
ersten Angrifft sich der Stadt bemächtigte, worauf Mukaththir 
sich in sein Schloss auf dem Abu Cubeis zurückzog, und da 
er eine Belagerung nicht aushalten zu können glaubte , suchte 
er das Weite. Taschtekin erklärte ihn für abgesetzt und er- 
nannte im Namen des Chalifen den Emir von Medina, Cäsim 
ben Huhannä el-Huseini, zum Statthalter von Mekka. Dieser 
sah nach drei Tagen die Unmöglichkeit sich behaupten zu kön- 
nen, da Däwüd ben 'Isä die Bevölkerung von Mekka auf sei- 
ner Seite hatte, und die Pilger und Kaufleute ausplünderte und 
viele Häuser in der obern Stadt verbrennen liess. Dabei er- 
eignete sich folgender Vorfall : Ein Mann hatte mit einem 
Topf voirNaphtha ein Haus angesteckt, welches einem Waisen- 
kinde gehörte, und es brannte mit allem was darin war nie- 
der; dann holte er einen andern Topf um ein anderes Haas 
anzustecken, in dem wurde ihm der Topf mit einem Steine 
entzwei geworfen, seine Kleider fingen Feuer und er verbrannte 
so, dass er nach drei Tagen starb. — Däwüd ben 'IsA wurde 
dann wieder eingesetzt unter der Bedingung, dass er von den 
Pilgern und von den Waaren, die sie mit sich führten, keine 
Abgaben mehr erheben dürfe. 

§. 227. Von Aegypten her war (^aläh ed-D!n bemüht, 
den Bedrückungen der Pilger zu steuern. Hier hatten die Fft- 
timiden Chalifen ihre Statthalter von Mekka auf diese Abgabe 
als ihre Haupteinahme angewiesen, die entweder schon bei 
der Einschiß'ung in 'Aidsäb oder bei der Landung in ISidda 
erhoben wurde, und zur Zeil des Ihn bubeir für jede Person 
7 Aegyptische Dinare betrug, und wer diese Summe nicht be- 
zahlen konnte, und wäre er noch so arm gewesen, der wurde 
80 lange zurückgehalten, bis er die Zeit versäumt hatte und 
zur Wallfahrt nach dem 'Arafa zu spät kam. Ja zu Zeiten 
wurden den Zahlungsunflhigen harte Strafen auferlegt, z. B. 
dass sie an den Testikeln aufgehängt wurden, und wer in tfidda 
ankam, ohne dass er bei der Abfahrt in 'Ai'dsäb die Abgabe 
schon entrichtet hatte und der Empfang hinter seinem Namen 
bescheinigt war, und dann nicht bezahlen konnte, wurde dop- 
pelt so hart bestraft. Es erregte desshalb allgemein die grösste 
Freude, als Qaläh ed-Dfn im J. 572 diese Abgaben «bschafle 



— 229 — 

und den Statthalter von Mekka mit 8000 Malter Getreide oder 
mit 2000 Dinaren und 1000 Halter entschädigte, welche jähr- 
lich in dem Hafen von Gidda abgeliefert wurden. — Im J. 
575 stiftete der Obercädhi Abu Bekr Muhammed ben Abdallah 
ben Abd el-Rahim el-Marägi neben der Moschee bei dem so- 
genannten Leichenthore ein Hospiz für die Qufiten, die nach 
Mekka kamen, welches nach einem späteren Bewohner dessel- 
ben el-Keiläni heisst. Zu gleichem Zwecke wurde im J. 577 
das Hospiz el-chdtän „der Edelfrau^ gegründet von Fdtima 
der Tochter des Emir Abu Leilä Muhammed ben Anuschir- 
wän. Der Emir Cä'imdz ben Abdallah baute im J. 578 ein 
Hospiz für die Hanifiten, welches den Namen des Abu Samäha» 
der darin wohnte, erhielt. Im J. 579 errichtete der Emir Fachr 
ed-D!n 'Othmän ben 'Ali el-Zangabtli, Statthalter von 'Aden, 
eine hohe Schule für die HaniGten neben der Moschee am 
Wallfahrtsthore, die jetzt das Kettenhaus xLJL^Jt ^b heisst, und 
gegenüber ein Hospiz; auch Hess er bei eI-Tan'!m eine Was- 
serleitung anlegen. 

§. 228. Wann der Name des (^aläh ed-D!n zuerst in das 
Kanzelgebet aufgenommen wurde, ist nicht gewiss; Ibn bubeir 
berichtet nur, dass bei seiner Anwesenheit in Mekka im Jahre 
579 in dem Gebete zuerst der Name des Chalifen ei-NSgir, 
dann der des Statthalters Hukaththir und zuletzt der des Sul- 
tans ^allih ed-Din genannt sei. Nämlich Mukathlhir regierte 
um diese Zeil mit seinem Bruder Däwüd abwechselnd und je- 
ner erst in den letzten zehn Jahren allein, bis mit seiner Ver- 
treibung im J. 599 die Herrschaft der Scherife Banu Abu H&- 
schim aufhörte. — Im J. 581 entstand einmal unter den Pil- 
gern ein solches Gedränge, dass 34 Personen erdrückt wur- 
den. — Auf der Wallfahrt im J. 583 stritten die beiden Emirci 
welche die Carawane aus 'Irak und aus Syrien hergeführt 
hatten, um den Vorrang; Täschtektn nahm als der Abgesandte 
des Chalifen für sich die Ehre in Anspruch, an der Spitze des 
Zuges von 'Arafa zu stehen, was ihm der Syrische Emir 
Schams ed-Din Ibn el-Mucaddam nicht zugestehen wollte. Es 
kam zwischen ihnen und ihrem Gefolge zum Kampfe, die Sy- 
rer wurden zurückgeschlagen und mehrere von ihnen getödtet, 
die Pilger ihrer Habe beraubt, die Frauen gefangen genom- 
men,, indess nachher zurückgegeben. Ibn el-Mucaddam selbst 



— «30 — 

erhielt mehrere Wunden, denen er am folgenden Tage , dem Opfer- 
feste, erlag. — In den nächsten Jahren wurden wieder mehrere 
Hospize errichtet, so im J. 589 eins von der Frau des Taki ed-Dtn; 
Neffen des Sultan Qaläh ed-D!n ; ein anderes im J. 590 an dem Platze 
el-Dureiba von zwei Schwestern UmmChaltlChadtga und Umm 
'Is* Marjam, den Töchtern des Anführers Abu Thftmir Abdal- 
lah el-Clisimi gegründet für ledige Frauen deri^ufiten von der 
Secte des Schdfi'i; vom Jahre 590 bis 591 drei Hospize, von 
denen eins für Frauen der Hanifiten und eins für Einwohner 
aus Achldt, die nach Mekka kamen, bestimmt war ; ferner das 
Hospiz des Abu Rukoiba, der darin wohnte, von 'Aßf ed-Din 
Abdallah ben Muhammed el-Orsufi im J. 591 gemeinschaftlich 
mit dem Cädhi Abd el-Rah!m ben 'Ali el-Beisäni ausschliesslich 
für Männer gestiftet, die darin drei Jahre wohnen konnten; 
ilieser 'Aftf ed-Din Hess auch in der Nähe des Wallfahrtstbo- 
res eine hohe Schule bauen. — Im J. 593 war in Mekka 
eine grosse Ueborschwemmung ; das Wasser trat in die Mo- 
schee und stieg an der Ka'ba zwei Ellen über den schwarzen 
Stein, es riss die beiden Thürflügel des Ibrahim Thores^, den 
Minbar und die Treppe der Ka'ba mit sich fort, sowie auch 
mehrere Häuser zu beiden Seiten des Stromes. — el-Malik 
el-Mudhaffar, Fürst von Arbela, Hess im J. 594 auf dem Wege 
nach dem 'Arafa mehrere Teiche anlegen und in demselben 
Jahre baute Rabf das nach ihm benannte Hospiz für arme 
Fremde auf Befehl des Sultans el-Malik el-Afdhal Nur ed-Dtn 
'Ali, des Sohnes des QMh ed-Dtn, und die Mutter des Chali- 
fen el-Nägir Hess im Jahre 599 ein Hospiz für arme ^ufiten 
errichten, welches in der Folge nach dem Emir 'Oteifa, der 
darin wohnte, den Namen el- Oteifia erhielt (§. 247). 

$. 229. Die Herrscher-Familie der Banu Abu Häscbim, 
welche für nichts Sinn hatte als für Lustbarkeiten und Ver- 
gnügungen und sich ganz den Zerstreuungen der Welt fiber- 
liess, wobei die Staatsgeschäfte ganzlich vernachlässigt wurden 
und ihre Sklaven sich gegen andere jede Art der Ungereditig- 
keit erlauben durften, hatte sich dadurch längst Aller Herzen 
entfremdet, und es wurde daher dem Emir von Janbu', GatAda 
ben Idrts ben Mut&'im, aus einer verwandten Familie der 'Ali- 
den, nicht schwer, den Plan zu ihrer Vertreibung, den er im 
Stillen vorbereitet hatte, auszuführen. Während nämlich Ma- 



— 231 — 

kaththir am 27. Ragab 599 mit seinen Anhängern und einem* 
grossen Theile der Bevölkerung von Mekka hinausgezogen 
war, um das jährliche Fest der kleinen Wallfahrt nach el-Tan- 
Im zu feiern ($. 136)^ benutzte Catäda die günstige Gelegen- 
heit, kam in aller Eile mit seinen Leuten , die er in der Nähe 
versammelt hatte, herbei, drang ohne Widerstand von dem 
oberen Theile in die Stadt und besetzte die Thore; denn 
Mekka war damals schon mit einer Mauer umgeben ; und als 
dann Mukaththir zurückkehrte und' Catäda ihm den Eintritt 
verweigerte, sah er sich alsbald von allen verlassen und ge- 
nöthigt nach Jemen zu flüchten. Auf diese Weise kam Catäda 
ohne Blutvergiessen zu der Regierung von Mekka und verei- 
nigte damit seine bisherige Besitzung den Küstonstrich von 
Janbu' bis nach Halj, der Hafenstadt an der Gränze von Je- 
men. — Die Kriege, welche Catäda mit dem Emir von Me- 
dina führte, waren von abwechselndem Erfolge, sodass er zu 
Zeiten auch diese Stadt besetzt hielt, dann aber wieder von 
dort vertrieben wurde. Gleich in seinem ersten Regierungs- 
jahre herrschte in Higäz eine Theurung, da in Aegypten nichts 
gewachsen war, und als im J. 600 der Regen kam, brach die 
Pest aus^ welche fast zwei Jahre dauerte. — In demselben 
Jahre Hess el-Malik el-'Adil Muhammed ben 'Ali, Sultan von 
tiabäl, Gür und Bind, in Mekka für die dorthin kommenden 
Qufiten ein Hospiz errichten, welches den Namen des Ihn Ga- 
näjim führt. 

§. 230. Nachdem schon im J. 607 auf der Wallfahrt 
nach Minä zwischen den Pilgern aus 'Irak und den Mekkanern 
blutige Händel stattgefunden hatten, wobei Biläl, ein Sklav des 
Catäda, getödtet war, kam es im nächsten Jahre zu schlimme- 
ren Auftritten. Die Carawane aus 'Irak führte diesmal 'Alä ed- 
Dtn Muhammed ben Jäcüt als Stellvertreter seines Vaters in 
Begleitung seines Lehrers und Erziehers Ibn Abu Firäs ; aus 
Syrien kam Ismä'll, ein Bruder des Schärüch el-Nagmi, ander 
Spitze der f ilger von Damascus ; die Carawane aus Jerusalem 
stand unter 'Ali ben Sallär; auch Rabfa Chätün, die Schwester 
des Malik el-'Adil, befand sich in dem Zuge. Als nun auf der 
Wallfahrt nach Minä das Opferfest vorüber war und das Stein- 
werfen seinen Anfang genommen hatte, fielen die Begleiter 
des Ism&'ll über Abu 'Aztz Harun, einen Vetter des Catäda, 



- 232 — 

her, weil er diesem auffallend ähnlich war und von ihnen für 
diesen gehalten wurde , und ein gewisser Cuscheisch aus der 
Begleitung der Muller des 'Galftl ed-Dtn stiess ihn nieder. So- 
gleich erhoben sich die Sklaven von Mekka mit einigen Ange- 
schenen zur Rache; sie erstiegen die beiden Berge bei Minä 
und fingen an unter dem Rufe Allah akbarl mit Steinen und 
Pfeilen nach den Fremden zu werfen und sie auszupIünderD; 
der Kampf dauerte die Nacht hindurch und den folgenden Tag 
und es blieben auf beiden Seiten viele Todte. Da gab Ibn 
Abu Firäs dem Muhammed ben J&cüt den Rath^ sich nach dem 
Lag<.Tplatze der Syrer zurückzuziehen; als sie aber das Ge- 
pfick auf die Camele geladen hallen, machte Catäda mit seinen 
Sklaven einen Angriff und nahm ihnen ihre ganze Habe bis 
auf weniges ab, indem er sagte: Es war auf keinen andern 
als auf mich abgesehen, aber bei Gott! ich werde von den 
Pilgern aus Irak nicht einen übrig lassen. RabfaCbitftn hatte 
sich unterdess mit Ibn Sallär und mit dem Bruder des Schft- 
rüch und der Syrischen Carawane nach el-Zfthir begeben und 
hier trat der Irakische Emir in ihr Zelt mit der Mutter des 
Galäl ed-Dtn und bat um ihren Schutz. Sie schickte dann 
den Ibn Sallär an Catäda und liess ihm sagen: Was haben 
denn die Menschen verbrochen? du hast den Mörder getddtet 
und noch dazu die Gläubigen aasgeplündert, hast dir in dem 
heiligen Monate Blut zu vergiessen und zu rauben erlaubt; do 
weisst, wer wir sind, bei Gottl wenn du nicht aufhörst, werde 
ich es doppelt entgelten. Ibn Sallftr schüchterte ihn dadurch 
ein und setzte noch hinzu, er solle von jeder weiteren Ver- 
folgung abstehen, wonicht, so würde er von dem Chalifen aus 
Irftk und von ihnen aus Syrien einen Angriff zu gewttrtigen 
haben. Catftda gab jetzt nach, verlangte aber noch 100,000 
Dinare, es konnten aber von dem 'Irakischen Emir und der 
Mutter des 'GalÄl ed - Dtn nur 30,000 zusammengebracht wer- 
den und während der dreitägigen Verhandlungen war das Zelt 
der Rabfa Chätün von Todten, Verwundeten , Ausgeplünderten, 
Hungrigen und Nackten umlagert. Catäda sprach es offen ans, 
dass kein anderer als der Chalif selbst daran schuld sei, und 
^venn in der nächsten Zeit sich einer aus Bagdad wieder bli- 
cken lasse, werde er ihn sicher umbringen. Der Werth der 
geraubten Gegenstände wird auf eine Million Dinare angegeben. 



— .233 — 

Zuletzt erlaubte CatAda denen, die noch Kraft dazu besassen, 
die Stadt noch einmal zu betreten, um zum Abschied den Um- 
gang um die Ka'ba zu halten, dann brachen sie nach Hedina 
auf und kamen in der grössten Armuth und im ftussersten 
Elend nach Bagdad , und hier sticssen sich nicht zwei Ziegen 
desshalb *]. Im Gegentheil als Catida seinen Sohn Rägih an 
der Spitze einer Gesandtschaft nach Bagdad schickte und diese 
mit gezogenen Schwerdtern und in ihrer gewöhnlichen Klei- 
dung bei Hofe erschienen, die Schwelle ktissten und sich we- 
gen dessen, was den Pilgern widerfahren war , entschuldigten, 
ward diese Entschuldigung angenommen und der Chalif schickte 
mit der nächsten Pilgercarawane im J. 609 noch Greld und ein 
Ehrenkleid für Catdda, ohne den geringsten Unwillen merken 
zu lassen, nur mit der Einladung selbst nach Bagdftd zu kom- 
men , was Catäda natürlich bleiben Hess , worauf sich das be- 
kannte (?) Gedicht von ihm bezieht. 

$. 23L Im J. 611 machte el-Halik el-Mu'adhdham 'Isi 
ben el-'Adil Abu Bekr ben Ajjüb die Pilgerfahrt; er sorgte 
für den Unterhalt der Unbemittelten, welche mit ihm zugleich 
die Reise machten, spendete in den beiden heiligen Städten be- 
deutende Summen für die Armen und liess die Teiche und 
Wasserleitungen wieder in Stand setzen. In Hedina hatte ihn 
der Statthalter mit allen Ehren empfangen, ihm die Schlüssel 
der Stadt überreicht, ihm eine Wohnung in seinem Palais ein- 
geräumt und sich ganz zu seinen Diensten gestellt. Als er 
dann nach Hekha kam, verrichtete er auf der Wallfahrt nach 
HinA und 'Arafa aufs gewissenhafteste alle Gebräuche und bei 
der Rückkehr in die Stadt ritt ihm CatAda entgegen und bot 
ihm seine Dienste an. Auf seine Frage, wo er logiren werde? 
erwiederte CatAda : hier 1 indem er mit der Peitsche auf die 
offene Strasse zeigte. Das nahm el-Uu'adhdham gewaltig übel 
und dies war der Grund, wesshalb er den Emir von Hedina 
mit einem Corps unterstützte, um gegen CatAda Krieg zu füh- 
ren. Ob diese Unterstützung, wenn auch nur vorübergehend, 
irgend einen Erfolg gehabt habe, ist nicht bekannt, indess steht 



*) Arabisches Sprichwort in dem Sinne : es kümmerte sich Nie- 
mand darum. 



- 234.— 

soviel fest, dass in einem der nfichsten Jahre das öffentliche 
Gebet zu Mekka für el-Halik el-'Adil ben Abu Bekr, den Va- 
ter des Mu'adhdham, gehalten wurde, nachdem dessen Enkel 
el-Malik el-Hds'üd ben el-Kämil ben el-'Adil sieb im J. 612 
Jemen unterworfen hatte. 

§. 232. CatAda starb im 617 wahrscheinlich kurz vor 
der Wallfahrt, denn Acb&sch el-Näpiri, ein junger Günstling 
des Chalifen el-Ndgir, welcher zum Anfiihrer der Pilgercara- 
wane ernannt war und den Auftrag hatte, Catftda abzusetzen 
und seinem Sohne Hasan die Investitur zu überbringen , fand 
jenen nicht mehr am Leben und Hasan hatte bereits die Re- 
gierung übernommen. Auf der Wallfahrt nach 'Arafat sehloss 
sich Rligih ben Catäda, der Bruder des Hasan, an AcbÄsch und 
bat ihn, die Stalthalterschaft von Mekka ihm zu übertragen, 
und wiewohl dieser ein solches Ansinnen zurückwies, glaubte 
doch Hasan, dass sein Bruder begünstigt werde; er sehloss die 
Thore , wehrte den rückkehrenden Pilgern den Eintritt in die 
Stadt und es kam zu einem Kampfe zwischen Anhängern der 
beiden Brüder. Acbäsch hatte' sich unterdess nach der andern 
Seite der Stadt zurückgezogen und begab sich dann zu Pferde 
durch das Thor von el-Schubeika in die Stadt um die Par- 
theien zu beruhigen und die Brüder auszusöhnen ; aber Ha- 
sans Soldaten kamen ihm entgegen von dem obern Thore her 
und griffen ihn an, und wiewohl er erklärte, dass er keinen 
Kampf beabsichtige, hörten sie nicht auf ihn , sondern drangen 
weiter auf ihn ein, seine Begleiter ergriffen die Flucht und er 
blieb allein; in dem wurde sein Pferd verwundet, er stürzte 
zu Boden und ward auf der Stelle getödtet, sein Kopf wurde 
auf eine Lanze gesteckt und auf dem Rennwege vor dem Hause 
des 'Abb&s aufgepflanzt. Während dem hatte sich Hasan mit 
dem ehrwürdigen Abu Man^ür Abd el-Rahman Ibn 'Asäkir und 
andern Pilgern aus Damascus in seine Wohnung begeben und 
drückte gegen jenen die Hoffnung und den Wunsch aus, dass 
durch seine Vermittlung der Streit beigelegt werden möchte, 
sie wollten nur einige Erfrischungen zu sich nehmen. In die- 
ser kurzen Zwischenzeit war Acbftsch zu Tode gekommen und 
Hasan war sehr bestürzt, als er davon Nachricht erhielt; er 
schickte sogleich zu seinen Anhängern um ihnen zu befehlen, 
die Feindseligkeiten augenblicklich einzustellen, und es war 



— 235 — 

hohe Zeit, denn sie hatten bereits die Pilger umzingelt in der 
Absicht sie auszuplündern ; um sie zu vergewissern , dass der 
Befehl wirklich von ihm komme, musste der Ueberbringer des- 
selben seinen Turban mitnehmen, sie zogen sich dann auch 
sogleich zurück und die Ruhe wurde wieder hergestellt. Ha- 
san gestattete dann den Pilgern in die Stadt zu kommen , die 
Wallfahrtsgebräuche zu beendigen und Einkäufe für die Rück- 
reise zu machen ; sie blieben auch noch zehn Tage in Mekka, 
worauf sie den Rückweg antraten und wohlbehalten nach 'Irak 
kamen, wo sie bei dem Chalifen Beschwerde erhoben; indess 
der Gesandtschaft, welche Hasan schickte, um sich entschuldi- 
gi^n zu lassen, wurde völlige Verzeihung zugesichert. — Ans 
Persien hatte in diesem Jahre aus Furcht vor den Tataren 
keine Wallfahrt stattgefunden , es war aber ein Persischer 
Emir Namens Carämiz ben Mahnt^d el-Afzari, welcher in die- 
ser Zeit zu Mekka das Hospiz el-Chüzi für fremde Qufiten 
gründete. 

§. 233. Im J. 619 war die Zahl der Pilger, die aus 'Irik 
und Syrien nach Mekka kamen, so bedeutend, dass in dem 
Gedränge, welches auf dem Rennwege entstand, mehrere Per- 
sonen erdrückt wurden. Aus Jemen kam aber auch el-Halik 
el-Mas'üd Jüsuf gen. Acsts ben el-Kämil mit einem grossen 
Heere und es kam ebenfalls auf dem Rennwege zwischen ihm 
und dem Statthalter Hasan zu einem blutigen Zusammenstoss ; 
Hasan musste sich zurückziehen und die Stadt verlassen und 

• 

el-Mas*üd Acsts bemächtigte sich der Regierung. Sogleich 
zeigte er aber auch seine feindseligen Gesinnungen gegen die 
Pilger aus Irak und die Truppen des Chalifen ; denn während 
er mit den Seinen in voller Rüstung nach Minä zog und dort 
die Fahne seines Vaters el-Kämil und seine eigne aufpflanzte, 
verbot er jenen, die Fahne des Chalifen dort aufzuwickeln und 
sagte zu seinen Leuten , wenn die Bagdadenser ihre Fahne 
blicken lassen, so zerbrecht sie und plündert sie selbst aus. 
Sie blieben bis zum Sonnenuntergänge unten am Berge stehen, 
schlugen die Trommeln, verhöhnten die Träkaner und riefen: 
Rache 1 wo ist der Anführer? Da schickte Ibn Abu Firäs 
seinen hochbetagten Vater zu Acsts und Hess ihn erinnern, 
dass er dem ChaUfen Gehorsam schuldig sei und dass sein 
ganzes Benehmen nicht ehrenvoll sei, worauf er kurz nach 



— 236 — 

Sonnenuntergang die Erlaubniss gegeben haben soll^ die Fahne 
aufzustecken. Aber auch in anderer Weise machte sich Acsis 
in den Augen der Huslim verächtlich und verhasst: er stieg 
auf den Brunnen Zamzam und schoss mit Kugeln nach den 
Tauben auf der Ka'ba; seine Sklaven gingen auf dem Renn- 
wege, wo er seine Wohnung hatte, hinter den Leuten her, 
schlugen sie mit den Degen in die Beine, dass ihnen das Blut 
an den Waden herunterfloss, und sagten: Eilt euch ein wenig, 
der Sultan hat zuviel getrunken und schläft. — Gleichwohl 
war die Zeit seiner sechsjährigen Regierung für Mekka eioe 
glückliche, da sich sein Hass nur auf die Anhänger des Cha- 
iifen erstreckte, und nach dem Abzüge der Pilger traf er man- 
che gute Einrichtung. Er duldete keine Schlechtigkeit und hob 
alle complottmässige Verbindungen auf; die Zufuhren aus Ae- 
gypten und Jemen mehrten sich zu seiner Zeit, das Getreide 
wurde billiger, und weil er wegen seiner Strenge gefürchtet 
war, verminderten sich die Verbrechen und die Hauptstrassen 
wurden sicherer. Auch in Medina fühlten sich die durchzie- 
henden Pilger in den nächsten Jahren besonders sicher, da 
der dortige Emir jede Nacht durch eine besondere Wache die 
Runde um ihr Lager machen liess. In Mekka wurde ihnen 
noch eine besondere Erleichterung in dem Besuche der Ka'ba 
zu Theil; bisher hielten die Tempelhüter Banu Scheiba die 
Thüren verschlossen und öffneten sie nur zu Zeiten und na- 
türlich gegen Entrichtung eines hohen Eintrittsgeldes, dann war 
immer ein entsetzliches Gedränge entstanden, einer kletterte 
über den andern hinweg um die Treppe hinaufzukommen, ood 
Quetschungen und zerbrochene Glieder waren dabei nichts^ sel- 
tenes. Dies wurde jetzt dahin abgeändert, dass die Bana 
Scheiba eine bestimmte Summe erhielten und dafür während 
der Wallfahrt die Thüren der Ka'ba Tag und Nacht für Jeder- 
mann offen halten mussten. 

§ 235. el-Haiik el-Mas'üd hatte zu seinem Stellvertreter 
in Mekka den Nur ed-Din 'Omar ben 'Ali ben Rasül ernannt; 
Hasan ben Catftda, der sich nach Janbu' zurückgezogen halle, 
machte noch einen Versuch, Mekka wieder zu gewinnen, al- 
lein Nur ed-Din zog ihm entgegen und schlug ihn. — Im 
J. 620 gründete Abul- AbbJis Ahmed ben Ibrahim ben Abd el- 
Malik el-Tamimi das Hospiz bei el-Marwa für würdige Arme 



— 237 — 

und bestimmte zur Unterhaltung desselben die Einkünfte aus 
der Badeanstalt auf dem Platze Agjftd. Das Hospiz Gazi 
wurde im J. 622 von 'Ali ben Huhammed el-Migri für arme 
Muslim aller Nationen gestiftet, und das Hospiz zur Linken 
auf der Strasse nach el-Qafä von Fachr ed-Dfn Abbär ben 
Abdallah el-Bäniäsi im J. 625. — In einer Urkunde über ei- 
nen Hauskauf vom zweiten tSumädä 625 wird ein Emir Hu- 
sdm ed-Dtn J&cüt ben Abdallah als erster Befehlshaber von 
Mekka genannt. 

§• 236. Nachdem el-Malik el-Mas'üd im J. 626 gestor- 
ben war, ging die Oberhoheit von Mekka auf seinen Vater 
el-Malik el-Kämil über bis zum zweiten Rabt' 629, wo Nur 
ed'Dtn Ibn Rasül, der sich zum Sultan von Jemen hatte aus- 
rufen lassen, eine Armee, in der sich auch RAgih ben Catdda 
befand, nach Mekka schickte und den Tugtekin, Statthalter des 
Malik el-Kämil, vertriet), der nach Janbu' flüchtete. Sobald 
el-Malik el-Kämil hiervon Nachricht erhielt, rüstete er ein gro- 
sses Heer aus, welches der Emir Fachr ed-Din Ibn el-Scheich 
commandirlc, mit dessen Hülfe Tugtektn Mekka im Ramadhän 
desselben Jahres wieder eroberte und die Einwohner wegen 
ihres Abfalles von ihm züchtigte , von denen viele in dem 
Strassenkampfe ihren Tod fanden. Im Qafr 630 nahmen die 
Truppen des Sultans von Jemen unter Rd^ih ohne Schwerdt- 
schlag wieder Besitz von der Stadt, mussten aber am Ende 
des Jahres einem Corps, welches el-Malik el-Kämil unter dem 
Emir el-Zähid sandte, weichen; dieser Hess den Emir Ibn 
Mugli als Commandanten zurück, und nach ihm wird die in 
diesem Jahre herrschende Theurung benannt. Im J. 631 zog 
Rftgih wieder dort ein, bis el-KAmil eine grosse Armee schickte, 
in der sich 900 bis 1000 Reiter und fünfEmire befanden, de- 
ren oberster Emir tSafril war. Dieser hielt sich dort, bis im 
Ragab 635 der Sultan el-Malik el-Mangür aus Jemen in Per- 
son ein Heer, worin 1000 Reiter, nach Mekka führte und JSa- 
frtl daraus vertrieb. el-Mangür stellte jetzt eine öffentliche 
Schutzwacbe an unter dem Befehle des Ibn el-Walid und Ibn 
el-Tagri, und er hielt sich dort, bis el-Malik el-Q&lih Ajjüb, 
Sohn des Malik el-Kämil, aus Aegypten ein Corps von 1000 
Reitern schickte unter Anführung des Befehlshabers von Me- 
dina Scherlf Schiha, welcher im J. 637 ohne Kampf in Mekka 



— 238 — 

einzog; Schtha räuinle aber bald nachher die Stadt wieder, als 
er hörte, dass die Jemenischen Truppen zurückkämen, und wie- 
derum zogen sich diese zurück, als die Aegypter unter dem 
Emir Schihäb ed-Dtn Ahmed el-Turkomäni sich der Stadt nä- 
herten. Im Ramadhän 639 hielt dann et-Halik el-Man^ür in 
Person dort seinen Einzug, nachdem die Aegypter die Stadt 
verlassen hatten; er ernannte seinen Freigelassenen den Emir 
Fachr ed-Din el-Schallfth und Ibn Feirüz zu Befehlshabern von 
Mekka und rief den Scherif Abu Sa'd 'AU ben Cat^da aus 
Janbu' herbei um sein Heer bei seinen Unternehmungen zu 
unterstützen, und kaufte ihm sein Schloss in Janbu' ab, gab 
ihm aber sogleich Befehl es zu zerstören, damit es nicht den 
Aegyptern zum Stützpunkt dienen könne. el-Hanpür erliess 
damals eine Verordnung, wonach alle Steuern, Tribute und 
drückende Abgaben, die besonders den Pilgern auferlegt wa- 
ren, abgeschafft wurden. el-Schailäh blieb auf seinem Posten, 
bis er im J. 646 abgesetzt wurde und Ibn ei-Musajjib an seine 
Stelle kam, welcher jene Verordnung über die Steuerfreiheit 
wieder aufhob. 

§. 237. Da, wie begreiflich, während der ganzen Zeit 
dieser Unruhen keine Pilger nach Mekka kamen, so wird es 
besonders hervorgehoben, dass doch der Sultan von Majjäfdri- 
k!n el-Schihäb Gäzi ben el- Ädit ben Abu Bekr ben AJjüb im 
J« 627 mit einer Carawane von 600 Camelen die Wallfahrt 
machte. Auch wurden in diesen Jahren mehrere grosse Bau- 
ten ausgeführt, wie im J. 628 von dem Chalifen el-Mustan^ir 
das Krankenhaus auf der Nordseite der Moschee, im J. 633 
von dem Scherif Icbäl el-Scharäbi ein grosser Teich bei Minä, 
im J. 635 die hohe Schule des 'Ali ben Zikri, welche den 
Namen des Ifuadsdsin Abul-Tähir führt; im J. 638 eine hohe 
Schule für die Malikiten von Ibn el-Haddäd el-Mahdawi, wel- 
che jetzt die Idrisiten Scherife im Besitz haben ; im J. 641 von 
dem genannten Emir Icbäl ein Hospiz neben dem Thore der 
Banu Scheiba; in demselben Jahre von Fachr ed-Din el-Schal- 
Idh im Auftrage des Sultans el-Malik eUMangür *Omar Ibn 
Rasül eine hohe Schule für die Schäfi'iten und Traditionsbe- 
flissenen; im J. 644 das Hospiz des Scheich Abul-Cäsim Ibn 
Kuldia el-Tibi an dem Rennwege und im J. 645 ein Brunnen 
bei Mini von der Gemahlin des Sultans el-Malik el^Han^ür. 



— 239 - 

§. 238. Im Schawwäl oder Dsul-Ca'da 647 bemächtigte 
sich Aba Sa'd 'Ali ben CatAda der Person des Ibn el-Musajjib 
und der Regierung von Mekka und behauptete sich, bis er im 
Scha'bdn oder Ramadhän 651 ermordet wurde. Einer der 
Mörder, sein Neffe 'Gammäz ben Hasan ben Catdda, trat an die 
Spitze der Verwaltung'', musste aber am letzten Tage des Jah- 
res seinem Oheim Rägih ben Catäda weichen, welchen der 
Sultan von Jemen zum Statthalter wieder einsetzte, und ihm 
folgte im RabI' I, 652 sein Sohn Gämim ben Rägih , bis er im 
Schawwäl desselben Jahres von seinem Oheim Idris ben Ca- 
täda und dessen Neffen Abu Numeij ben Abu Sa'd 'Ali ben 
Catäda nach einem Kampfe, worin drei Personen das Leben 
verloren, verdrängt wurde. Aber bereits am 25. Dsul-Ca'da 
erschien ein Corps von 200 Reitern, welches der Sultan von 
Jemen el-Malik el-Mudhaffar ben el-Malik el-Mangür unter 
Anführung des 'Ali ben el-Husein ben Bartäs schickte; Idris 
und Abu Numeij wurden geschlagen und verliessen die Stadt, 
kehrten aber schon am 26. Muharram 653 zurück und nah- 

• 

men nach einem hartnäckigen Strassenkampfe , wobei in der 
Moschee viel Blut vergossen wurde, den Ibn Bartäs gefangen, 
welcher sich dann selbst loskaufte und mit den Seinen die 
Stadt räumte. Hierauf führte Abu Numeij im J. 654 einige 
Zeit allein die Regierung, während Idrts sich zu Rägih ben 
Catäda begeben hatte, nach seiner Rückkehr trat dieser wie- 
der als Mitregent ein, nachdem Rägih und Muhammed ben 
Idrts sich vereinigt hatten und so unter diesem Theile der 
Familie der Friede abgeschlossen war. Allein die Söhne des 
Hasan ben Catäda erhoben sich im J. 656 und vertrieben den 
Idrts, konnten sich aber nur sechs Tage behaupten, bis Abu 
Numeij die Stadt wieder in Besitz nahm, ohne dass einer ge- 
tödtet wäre« 

§. 239. Diese schwankenden Zustände waren eine na- 
türliche Folge der Eroberungszüge der Tataren, welche das 
ganze Islamitische Reich aus seinen Fugen rissen, denn hier- 
durch wurden die Chalifen hinlänglich mit sich selbst beschäf- 
tigt, sodass sie nicht daran denken konnten, ihr Ansehen in 
den Provinzen aufrecht zu erhalten; die Sultane von Jemen 
aber waren nicht mächtig genug, um auf die Dauer ihren Ein- 
fluss auf die Regierung von Mekka geltend zu machen. Im J. 



~ 240 — 

652 war in Mekka das Gebet für den Sultan von Aegyplen 
el-Malik el-Aschraf Hüsä ben ei-Nd^ir Jüsuf gehalten und da- 
bei auch der Atabek ei-Malik el-Mu'izz Eibek genannt, welcher 
in diesem Jahre den Thron bestieg; wenn man aber auch da- 
rin eine Anerkennung der Hoheitsrechte der Aegypter sehen 
will, so war doch ihre Einwirkung auf die Verhältnisse von 
Arabien um diese Zeit noch nicht von Bestand. — Im Jahre 

653 drohto ein Streit zwischen den Hekkanern und den Pil- 
gern aus Irak zum Ausbruch zu kommen, wurde aber durch 
die Dazwischenkunft des Sultans von el-Karak, el-Malik et- 
Nftfir Ddwüd ben el-Mu'adhdham 'Isä, beigelegt; der Anführer 
der Carawane aus Irfik hatte sich schon zum Kampfe gerüstet, 
als el-Näfir sich zu dem Statthalter Abu Numeij begab und 
ihm vorstellte ) dass er dem Abgeordneten des Chalifen nach- 
geben müsse. Zum Zeichen seiner Unterwürfigkeit Uess nun 
auch Abu Numeij seinen Turban am Halse herunterhängen und 
der Emir der Pilger erklärte sich zufrieden gestellt und über- 
reichte ihm nicht nur das mitgebrachte Ehrenkleid, sondern 
auch noch mehr Geschenke, als sonst üblich waren; die Pilger 
aber dankten dem Malik el-Nftfir für seine Vermittlang und 
konnten ungestört die Wallfahrt vollenden. Dies war das 
letzte Hai, dass die Hoheitsrechte des Chalifen von Bagdad io 
Mekka anerkannt wurden und im J. 656 machten die Tataren 
dem Reiche der Chalifen ein Ende. 

§. 240. Der Sultan von Jemen el-Halik el-Mudhaffar Jft- 
suf machte jetzt einen Versuch, auf friedlichem Wege zar 
Herrschaft von Mekka zu gelangen. Er erschien dort im J. 
659 zur Wallfahrt, wusch und salbte die Ka'ba eigenhändig 
und verwandte für sie viel Gold und Silber; auch war er der 
erste, welcher nach dem Sturz der 'Abbasiden einen neuen 
Umhang um die Ka'ba schenkte und er erreichte es, dass sein 
Name in Mekka im Gebet genannt wurde. Auch wurde dort 
in den nächsten Jahren die Ruhe nicht gestört, wiewohl von 
663 bis 668 wegen anhaltender Dürre und Misswachs in ganz 
Arabien und Aegypten eine allgemeine Theurung und Hungers- 
noth herrschte, sodass Fälle vorkamen, wo Menschen umge- 
bracht und verzehrt waren. — Im Jahre 667 hatten sich die 
beiden Brüder Abu Numeij und Idris entzweit und der erste 
regierte eine kurze Zeit allein, bis sie sich wieder aussdhnteo. 



— 241 — 

IHekka unter den Sultanen Ton Aegypten. 

§. 241. Die Abhängigkeit Mekkas von der Aegyptischen 
Regierung beginnt mit der Wallfahrt des Sultans Bibars Bun-^ 
ducdäri am Ende des J. 667 ; er kam mit 300 Hamluken und 
einem grossen Gefolge, vertheilte in den beiden heiligen 
Städten «grosse Summen und bewies sich gegen die dortigen 
Emire sehr gnädig mit Ausnahme des Emir von Medina 'Gam- 
mäz ben Schlha und seines Neffen Mälik ben Miinlf, weil sie 
aus Furcht ihm nicht entgegen gekommen waren. Bibars 
wusch die Ka'ba eigenhändig und vermehrte die jährlichen 
Einkünfte der beiden Statthalter von Mekka, Idris und Abu Nu- 
meij, damit sie für das Beste des Tempeis sorgen sollten, und 
auf ihr eigenes Ersuchen ernannte Bibars seinen Vice-Haus- 
hofmeister Schams ed-D!n Harwän zum Befehlshaber von Mekka, 
der über ihnen beiden stand und bis zum folgenden Jahre 
dort blieb. — Die beiden Brüder vertrugen sich bis zum 
Rabf I. 669 , wo ein neuer Streit entstand und Idris allein 
vierzig Tage lang die Oberhand hatte, dann aber von Abu 
Numeij bei Chulei^ auf der Strasse nach Medina geschlagen 
und getödtet wurde. Dieser herrschte nun allein und unter dem 
Aegyptischen Schutze wurde es ihm nicht schwer, sich im Qafr 670 
auch von JGrammliz ben Schlha, Herrn von Medina, und von Gä- 
nim ben Idris ben Hasan ben Catäda, Herrn von Janbu', ganz 
frei zu machen. — Am 14. Scha'bän 669 trat ein so star- 
ker Regen ein, dass Mekka ganz überschwemmt, alier Unrath 
aus der obern Stadt nach dem Platze der Moschee hingeführt 
und dieser ganz von der Fluth bedeckt wurde, in welcher der 
Minbar in den Wellen hin und her trieb. Kein Muadsdsin 
Hess sich hören , aus Angst wurden die Stunden des Gebets 
nicht beachtet und der Umgang war unmöglich ; nur ein Mann 
liess sich dadurch nicht beirren und machte zum allgemeinen 
Erstaunen den Weg um die Ka'ba im Schwimmen. — Im J. 
671 herrschte in Mekka eine so grosse Sterblichkeit, dass die 
Zahl der Todten täglich zwischen 22 bis 50 betrug, und in 
dem einen Monat Ragab starben gegen tausend Personen. 
Indess vergrösserten sich von nun an wegen der Sicherheit 
des Landes die Züge der Pilger sehr bedeutend, und es wird 
als etwas unerhörtes hervorgehoben , dass sie im J* 674 in 

16 



- 242 — 

Mekka achtzehn Tage und in Medina zehn Tage verweilten, 
und im J. 677 war der Zudrang so gross, dass bei dem Auf- 
bruch zur Abschiedswallfahrt nach el-Tan'!m am Tbore el- 
'Omra achtzig Personen erdrückt wurden ; ein Augenzeuge 
versichert, dass er selbst 45 Leichen gezählt habe. 

§. 242. Aber nur zu bald traten die früheren unsiche- 
ren Zustände wieder ein ; schon im J. 679 entstand in Mekka 
eine dauernde Theurung, weil wegen der Feindseligkeiten zyr'i- 
schen den Emiren von Mekka und Medina die Zufuhren, die 
aus Jemen, 'Aidsäb und Sawäkin in iSidda angekommen wa- 
ren, nicht in die Stadt gebracht werden konnten; im J. 680 
wagten die Pilger nicht von der Wallfahrt nach Mekka zu- 
rückzukehren und blieben zwei Tage auf dem 'Arafa aus Be- 1 
sorgniss vor den Reibungen, welche zwischen den Emiren 
stattgefunden hatten. Im J. 683 kamen die Unruhen wirklich 
zum Ausbruch, wie der Scheich Ahmed ben Müsä Ibn el-'Agil 
aus Jemen unschwer vorausgesehen hatte, als er es dem Badr 
ed-D!n Ibn 'Gamft'a abschlug, ihn auf der Pilgerreise zu be- 
gleiten. Ein Emir der Banu 'Ocba, mit welchem Abu Numeij 
auf feindlichem Fusse stand, machte in diesem Jahre die Wall- 
fahrt, und da Abu Numeij argwöhnte, dass er hur desshaib 
komme, um ihm den Besitz von Mekka streitig. zu machen, 
verschloss er die Thore und wollte keinen Pilger einlassen, 
selbst nicht den Eniir 'Um ed-Din el-Bäschcardi , den Anfüh- 
rer der Aegyptischen Carawane. Allein am Tage el-Tarwia 
den 8. Dsul-Higga, wo die Wallfahrtsfeierlichkeiten beginnen, 
verbrannten die Pilger das obere Thor, zerstörten die Mauern 
und drangen in die Stadt ein; Abu Numeij ergriflf mit seinem 
Anhange die Flucht und zwischen den Pilgern und iien Be- 
wohnern von Mekka wurde durch Vermittlung des Oberen 
Badr ed-Din el-Singäri der Friede hergestellt. Auf ähnliche 
Weise wurde am Ende des Jahres 687 dem Abu Numeij durch 
den Statthalter von Medina JSammäzben Schiha auf einige Tage 
der Besitz von Mekka streitig gemacht. 

§. 243. Im J. 688 traf aus 'Irak ein zahlreicher Zug von 
Pilgern ein, dagegen aus Jemen kamen sie nur einzeln; $ie 
blieben auf dem 'Arafa zwei Tage, !den Freitag und Sonn- 
abend , wegen einer Meinungsverschiedenheit über den Mond- 
wechsel zwischen dem Cädhi tialäl ed-D!n, Sohn des Cädbi 



— 243 — 

Husdm ed-Din, von der Syrischen Carawane , und zwischen 
dem Oberlehrer von Mekka und Rechtsgelehrten von Higäz, 
da jener behauptete, der erste des Monats söi am Donnerstag^ 
der andere, er sei am Freitag gewesen. — Im J. 689 ent- 
stand zwischen Aegyptisehen Soldaten und Einwohnern von 
Mekka wegen eines Pferdes ein Streit , der in einen offenen 
Kampf überging ; gegen 10^000 Schwerdter wurden ge^ogen^ 
von beiden Seiten floss Blut, über vierzig Personen blieben 
todt auf dem Platze, eine grosse Anzahl wurde verwundet und 
viele ausgeplündert, und hätte der Statthalter Abu Numeij ge- 
wollt, so würde er 'den Pilgern Alles haben abnehmen kön-^ 
nen« — Im J. 691 herrschte wieder eine solche Theurung in 
Mekka, dass ein Viertel Getreide (d6r vierte Theil eines Mek- 
kanischen Scheffels) mit einem Dinar bezahlt wurde. 

§. 244. Im J. 694 machten zwei fürstliche Personen die 
Wallfahrt nach Mekka. el-Malik el-Mugähid Anas ben el-Ma- 
iik eWAdil Katbügä, Sultan von Aegypten und Syrien, er- 
schien mit einer grossen Menge von Bmiren und einem zahl- 
reichen Gefolge; sein ganzes Benehmen, besonders seine Frei- 
gebigkeit wird sehr gerühmt, und Abu Numeij allein soll von 
ihm 70,000 Dirhem zum Geschenk erhalten haben. Mit der 
Syrischen Carawane kam eine Tante des Sultans von Märadin 
in einem äusserst prächtigen Aufzuge ; auch sie vertheilte gro- 
sse Summen und machte den Pilgern und den Einwohnern und 
Emiren von Mekka bedeutende Geschenke. — In der Theu- 
rung, welche im J. 695 entstand, kostete ein Sack Spelz 1200 
Dirhem; wahrscheinlich ist ein grosser Syrischer Sack ge- 
meint, weicher 2V2 Mekkanische Säcke enthält. — Im J. 697 
pilgerte der zweite 'Abbasidische Schein-^Chalif von Aegypten 
el-Hftkim Abul-Abbäs Ahmed mit seinen Hausgenossen, wozu 
ihm der Sultan eNMangür Lägin 700,000 Dirhem gegeben 
hatte. Auch der Arabische Emir Muhannä ben 'Isä ben Mu- 
hanna kam in diesem Jahre zur Wallfahrt nach Mekka; er 
hatte für den Unterhalt aller derer gesorgt, die sich seinem 
Zuge anschlössen, und spendete grosse Summen. — Im J. 
698 entstand bei der Wallfahrt auf dem 'Arafa und in der 
Stadt selbst ein grosser Tumult und gewaltsamer Eingriff in 
das Eigenthum der Pilger; viele wurden ausgeplündert, meh- 
reren sogar die Kleider vom Leibe abgenommen, und ausser 

16* 



— 244 — 

einer Menge von Verwundeten zählte man elf Todte. Der 
Antheil, welcher dem Statthalter Abu Numeij von dem Geraub- 
ten zufiel, betrug 500 Garnele. — Im J. 699 kamen keine 
Pilger aus Syrien, sondern nur die aus Aegypten; wahrschein- 
lich machten die Beduinen Araber die. Strassen unsicher, denn 
auch im folgenden Jahre zog die Carawane aus Damascus nach 
Gazza und von hier nach Aila, wo sie sich den Aegyptern anschloss. 
§. 245. Am 2. Qafr 701, da Abu Numeij wahrscheinlich 
erkrankt war, wurden seine beiden Söhne Huweidha und Ru- 
meitha von der Kuppel des Zamzam herab zu seinen Nachfol- 
gern ausgerufen, und zwei Tage nachher starb Abu Numeij; 
er hatte im Ganzen gegen fünfzig Jahre und davon etwas über 30 
Jahre allein die Herrschaft ; sein Bruder Idris hatte mit ihm 18 Jahre 
und für sich allein nur vierzig Tage regiert. Aber schon zur Wail- 
iahrtszeit desselben Jahres wurden jene beiden durch ihre Brüder 
Abul-Geith und *Oteifa verdrängt; es geschah dies auf Veranlassung 
und mit Unterstützung des Emir der Aegyptischen Pilgercara- 
wane, Bibars el-'Gäschneg!r (Vorschmecker)» Haushofmeister des 
Sultans el-Malik el-Nä^ir. Der Sultan selbst war nicht darum 
gefragt worden und missbiltigte diese Massregel, desshalb sandte 
er mit dem Pilgerzuge im J. 703 den Reichsverweser Emir 
Seif ed-Dln Salldr mit fünf und zwanzig anderen Emiren nach 
Mekka und liess Huweidha und Rumeitha wieder einsetzen. 
Sallär hatte schon zu Schiffe 10,000 Halter Spelz voraufge- 
schickt und vertheille in Mekka noch bedeutende Summen^ und 
die anderen Emire folgten seinem Beispiele; sie kehrten dann 
über Medina und Jerusalem nach Aegypten zurück, wo sie zu- 
gleich mit der Pilgercarawane wieder eintrafen. Die erhaltenen 
Geschenke veranlassten die beiden Brüder schon für die Wall- 
fahrt und dann für das nächste Jahr 704 einen Theil der Ab- 
gaben zu erlassen. — Im J. 705 war der Zuzug aus Aegyp- 
ten, Arabien, ^Iräk und Persien so bedeutend, wie seit langer 
Zeit nicht, aber es kam in Minä zwischen den Aegyptern und 
Arabern wieder zu blutigen Händeln. Der Aegyptische Emir 
Seif ed-Din el-Gijja (?) Kipgak war ein Heuchler und blutdür- 
stiger Mensch; er benutzte eine augenblickliche Verwirrung, 
die auf dem Markte zu Minä entstanden war , um mit seinen 
Leuten über die Mekkaner herzufallen, wobei mehrere getödtet 
und ausgeplündert wurden , während die andern sich auf die 



— 245 — 

Berge flüchteten ; der Entschlossenheit und Festigkeit einiger 
weniger gelang es zwar, die Ruhe wieder herzustellen, aber 
Angst und Furcht blieben zurück. — In der Mitte des Jahres 
707 war eine grosse Theurung entstanden: ein Syrischer Sack 
Weizen kostete 1500 Dirhem, Spelz über 900 Dirhem. Der 
Grund hiervon war ein Streit zwischen den Emiren Humeidha 
und Rumeitha und zwischen dem Sultan von Jemen el-Malik 
el-Muajjid , in Folge dessen der letztere die Zufuhren von Je- 
men nach Mekka abgeschnitten hatte ; es kam hinzu , dass es 
wenig regnete, sodass das Wasser mehrere Stunden weit von 
Batn Marr und dem Brunnen 'Orwa nach Mekka geschafi^t wer- 
den musste. Die Noth hörte erst auf, als eine am 27. Ragab 
aus Aegypten abgegangene Carawane mit 2000 Last Getreide 
im Ramadhän in Mekka ankam und dann auch die Zufuhren 
aus Jemen wieder eintrafen. — Das J. 709 führte keine Pil- 
ger aus Syrien nach Mekka; nur eine geringe Anzahl von 
Kaufleuten waren von Damascus über Gazza nach Aila gereist 
und hatten sich hier mit den Aegyptischen Pilgern vereinigt. 

$. 246. Im J. 712 machte der Sultan el-Malik cl-Nagir 
Muhammed ben Calawün die Wallfahrt mit einer Begleitung 
von hundert Reitern auf edlen Pferden und 6000 Mamluken 
auf gewöhnlichen Pferden, darunter befanden sich gegen vier- 
zig Emire aus seiner Armee; der Weg von Damascus nach 
Mekka wurde in 22 Tagen zurückgelegt. Die vielen Klagen, 
welche dem Sultan über Humeidha und Rumeitha zu Ohren 
kamen, veranlassten ihn sie abzusetzen und ihren Bruder Abul- 
Geith zum Statthalter von Mekka zu ernennen, zu dessen Un- 
terstützung er mit der Pilgercarawane im J. 713 eine Armee 
aus Aegypten und Syrien hinschickte ; indess wagte Abul-Geith 
mit seinen Hülfstruppen nicht eher in Mekka einzuziehen, bis 
jene beiden sich daraus entfernt hatten. Nun that er aber gar 
nichts um sich beliebt zu machen, sondern vernachlässigte we- 
gen seiner schlechten Verwaltung selbst die Truppen und fürch- 
tete sich vor ihnen; endlich schrieb er ihnen, dass er sie ent- 
behren könne, und so verliessen sie Mekka zwei Monate nach 
ihrer Ankunft. Kaum war nach ihrem Abzüge eine Woche 
verflossen, als Humeidha wieder erschien und den Abul-Geith 
vertrieb, der sich nach Nachia zu den Banu Hudseil flüchtete. 
Humeidha sandte dann zu el^Malik el-Nögir, um seine Gunst 



- 246 — 

lu. gewinnen , dieser war ihm aber nicht gewogen und ver- 
sprach vielmehr dem Abul-Geith, der ihn um Hülfe bat., sei- 
nen Beistand. In einer Sehlacht, welche hierauf die- beiden 
Brüder anr4. Dsat-Higga 714 lieferten, nahm Humeidha den 
Abol-Geith gefangen und tödtete ihn. Nun. ernannte eUNäpir 
den Rumeitha zum Statthalter von Mekka und schickte eine 
grosse Armee dorthin ; vor ihrer Ankunft im Scha'bän 715 
halte aber Humeidha bereits die Stadt verlassen, sie verfolgtes 
ihn zwar bis nach Chalaf und Chuleif, wohin er sich zurück- 
gezogen und verschanzt hatte, indess trafen sie ihn dort nicht 
mehr , da er sich weiter nach 'Irak zu dem Sultan CharbendA 
geflüchtet hatte. Rumeitha regierte nun bis zum Scbluss der 
Wallfahrt des Jahres 717 oder bis zu Anfang des Jahres 718; 
da kehrte Humeidha aus Irak zurück, vertrieb mit Hülfe der 
Einwohner von Mekka seinen Bruder Rumeitha, der sich nacii 
Nachia begab, und schaffte das Gebet für el-Malik el-Ni9ir ab 
und verrichtete es für den Sultan von 'Irak Abu Sa'fl Ibo 
Charbendd. Sobald el-Nägir hiervon Nachricht bekam, sandte 
er ein Heer mit dem Befehle, nicht anders als mit Humeidha 
zurückzukehren. Sie konnten indess seiner nicht habhaft, wer- 
den und er trieb sich allein in der Wüste umher , bis er im 
J. 720 getödtet wurde. Nach Beendigung der Wallfahrt de$ 
J. 718 wurde noch der Befehlshaber der Armee in Mekka, der 
Emir Bah&dir el-Ibrdhimi, festgenommen, weil man ihn im Ver- 
dac.hl hatte, dass es ihm mit der Habhaftwerdung des Humeidha 
kein rechter Ernst sei» und ebenso Rumeitha» weil man Grund 
hatte zu vermuthen, dass er selbst seinem Bruder zur Wie- 
dererlangung der Herrschaft behülflich gewesen sei; beide 
wurden nach Cdhira gebracht. 

§. 247. Hierauf ernannte cl-Malik el-NA^ir den /Oteifa 
ben Abu Numeij zum Statthalter von Mekka und schickte im 
Muharram 719 eine Armee dorthin; hierdurch wurde Rohe und 
Sicherheit und ein geordneter Rechtszustand hergestellt und 
die bisherige Theurung hörte auf. 'Oteifa bezog das von der 
Mutter des Chalifen el-Nägir gestiftete Hospiz, welches nach 
ihm el-Oteifia genannt wurde ($. 228). — Gegen das Ende 
dieses Jahres machte el*N&Qir zum zweiten Male die Wallfahrt 
nach Mekka von etwa fünfzig Emiren und den ersten Wür- 
denträgern des Reiches begleitet; auch Abul-Fidd, Fürst von 



— 247 — 

Hainät, war dazu eingeladen und er beschreibt in seinem Ge-*^ 
scbichtswerke diese Reise '^). Der Sultan vertbeiite unter die 
Bewobner der beiden beiligen Städte ansebnlicbe Gesebenke 
und wuscb die Ka'ba eigenbändig. — Im folgenden Jabre 
720 wurde auf der Wallfabrt eine seit langer Zeit vernach- 
lässigte Regel wieder eingeführt, dass nämlich am 8. Dsul- 
Higga und in der Nacht auf den neunten in Minä die fünf Ge- 
bete gehalten wurden und die Pilger dort solange verweilten, 
bis die Sonne über dem Berge Thabtr aufging. Das Fest auf 
dem 'Arafa fiel in diesem Jahre seit der Flucht (richtiger seit 
Muhammeds Tode) zum hundertsten Male auf einen Freitag und 
war seit Menschen Gedenken nicht so stark besucht gewesen; 
besonders die Carawane aus Irak zeichnete sich durch ihre 
grosse Pracht aus und sie brachte einen Umhang für die Ka'ba 
mit Gold, Perlen und Edelsteinen geschmückt im Werthe von 
250,000 Aegypt« Golddinaren. — Im J. 721 trat in Mekka und ganz 
Higäz eine solche Theurung ein , dass der Preis eines Malter 
Weizen auf 240 Dirhem stieg; an Datteln fehlte es gänzlich 
und die Butter war so rar, dass jede Unze mit fünf Dirhem 
bezahlt wurde, ebenso Fleisch ein Mann mit fünf Dirhem**]. 
Um dieser Noth etwas entgegen zu wirken, schaffte el-Nägir 
im J. 722 die Bestenrung. der Lebensmittel in Mekka ab und 
entschädigte den Statthalter 'Oteifa durch Einkünfte, die er aus 
Aegypten bezog. — Hiernach kam für Mekka eine unerhört 
wohlfeile Zeit, da im J. 725 in dem Hafen von 'Gidda ein Mal- 
ter Weizen nur 18 bis 19 Dirhem, Gerste 12 Dirhem kostete; 
auch im J. 728 war alles sehr billig in Mekka : ein Malter 
Weizen galt 40 Dirhem, Mehl 18 Dirhem , Fleisch jedes Mann 
4 Mas'üdische Dirhem, bester Honig das Mann 2 Dirhem, But- 
ter die Unze drei Dirhem , Käse das Mann zwei Dirhem. — 
Im J. 724 war Müsa, Beherrscher von el-Takrür in Africa, 
mit mehr als 15,000 seiner Unterthanen zur Wallfahrt nach 
Mekka gekommen; im J. 725 war die Pilgercarawane aus 'Irak 
sehr zahlreich, dagegen die aus Aegypten kekrte grösstentheils 



*] Ahulfed. Anna!. Muglein. Tom. V. p. 33i. 

**) Eine Mekkanische Unze ist soviel als 2^2 Aegypti&cbe Ratl 
und ein Ratl gleich 144 Dirhem; dagegen eine Syrische Unze wiegt 
nur 50 Dirhem. Eia Mann ist soviel »I» drei Aegjptische Ratl. 



— 248 — 

unterwegs wieder um, da wegen Mangel an Regen auf den 
meisten Stationen kein Wasser vorhanden war. Die Pilger 
verweilten in diesem Jahre zwei Tage, Sonnabend und Sonn- 
tag, bei der Wallfahrt auf dem *Arafa wegen der verschiede- 
nen Meinung über das Eintreten des Neumondes im Dsul- 
H^gga* — Der Emir Seif ed-Din Argün, Reichsverweser in 
Cähira, hatte in den Jahren 716, 720 und 726 die Wallfahrt 
gemacht und in Mekka in einem dieser Jahre eine hohe Schule 

für die Hanifiten gegründet. 

§• 248. Um diese Zeit waren die Brunnen in Mekka 

aehr in Verfall gerathen und dadurch das Wasser so theuer 
geworden, dass ein Schlauch voll während der Wallfahrt zehn 
Mas'üdische Dirhem kostete, der zu andern Zeiten mit sechs 
bis sieben Dirhem bezahlt war. Nun wünschte der Emir 'Gfi- 
bän ben Teiek, Reichsverweser des Tataren Sultan Abu Sa'd 
Ibn Charbendli in 'Irftk, ein gutes Werk in Mekka zu stiften 
und der Scheich Nagm ed-D!n Challfa ben Mahmud el-Kinlüu 
gab ihm den Rath, eine der Wasserleitungen wieder her- 
stellen zu lassen ; iSüban ertheilte also dem Bäzän den Auftrag 
dazu, übergab ihm 50,000 Dinare und schickte ihn mit der 
Pilgercarawane im J. 725 nach Mekka. Nachdem die Wall- 
fahrtsfeier vorüber und seine Absicht bekannt geworden war, 
wurde er auf die Wasserleitung von Hunein her über 'Arafa 
(S. 181) aufmerksam gemacht und er Hess daher ausrufen, dass 
Jeder, welcher daran arbeiten wolle, täglich drei Dirhem be- 
kommen solle. Alsbald eilten Ylie Arbeiter herbei und er 
machte sich mit ihnen ans Werk; er war nicht strenge und 
unbillig gegen sie, sondern liess sie nach ihrem Gefallen ar- 
beiten, und daher kam eine grosse Menge von Beduinen, selbst 
Frauen , um zu helfen , bis nach vier Monaten der Bau fertig 
war und das Wasser am 28. JSumädä II. 726 mitten in der 
Stadt zwischen el-Qafd und el-Marwa ausfloss zum grossen 
Segen der Einwohner, welche es unterhalb noch nach ihren 
Feldern hinleiteten. Die Kosten dieser Anlage hatten 150,000 
Dirhem betragen. Nach Beendigung des Baues begab sich 
Bdzän nach Aegypten und staltete dem Sultan Bericht darüber 
ab; dieser war sehr ungehalten und sprach: wer hat dir 'dazu 
die Erlaubniss gegeben? warum hast du mich nicht vorher 
gefragt? Er antwortete: JSübän hat ein gutes Werk gethan. 



- 249 — 

aber es bleibt dem Sultan überlassen, es wieder zu zerstören 
oder bestehen zu lassen ; die Sache ist einmal geschehen, 
gleich viel von wem, und geht von ihm an euch über. Der 
Sultan schwieg. Dies war indess vielleicht die Veranlassung, 
wesshalb er im J. 728 eine andere Wasserleitung aus dem 
Berge von Thucba unter Aufsicht des Ibn Hiläl ed-Daula her- 
stellen und mit jener des iSübän vereinigen Hess , wofür nur 
die geringe Summe von 15,000 Dirhem erforderlich war. In 
demselben Jahre brachten die Pilger aus Irak die Leiche des 
Emir iSubän mit nach Mekka und führten sie dann nach He- 
dina, wo sie begraben wurde *). 

§. 249. 'Oteifa regierte ausser einer kurzen Zeit, wo 
sein Bruder Rumeitha seine Stelle versah, ohne Unterbrechung 
bis zum Ende des Jahres 730. Die Wallfahrt war in diesem 
Jahre ohne Störung vorübergegangen und am 14. Dsul-Higga 
versammeilen sich die Pilger eben zur Abschiedspredigt in der 
Moschee, da entstand ein anfangs unbedeutendes Gedränge, 
weil der Pöbel, die nichtsnutzigen Buben und Sklaven wie ge- 
wöhnlich von den vornehmen Pilgern aus 'Irdk Geschenke er- 
bettelten. Der Anführer aus 'Irak sass neben dem aus Aegyp- 
ten Seif ed-Din el-Damir; der Prediger stand schon auf der 
Kanzel; als der Lörm zunahm, erhob sich der Irakische Emir, 
um die Menge in Ordnung zu bringen, so oft er aber an ei- 
ner Stelle die Ruhe hergestellt hatte, fing der Tumult an einer 
anderen Stelle wieder an. Nun erhob sich auch der Aegyp- 
tische Emir, um jenen in seinen Bemühungen zu unterstützen, 
doch die Unordnung nahm immer zu und wurde gewiss durch 
einige Böswillige, die es auf Plünderung abgesehen hatten, 
noch vermehrt; die anderen Aegyptischen Emire, welche in 
der Entfernung gehalten und auf die Predigt gewartet hatten, 
ritten davon, einzelne Pilger suchten noch im Laufe den Weg 
um die Ka'ba zum Abschiede zurückzulegen , während schon 
Alles wild durch einander lief und jeder sich seiner Haut 
wehrte. Aus der Plünderung, welche jetzt der Pöbel und die 
Sklaven begannen, entstand bald ein allgemeiner Kampf und 
die Pilger eilten mit Zurücklassung ihres Gepäckes zur Stadt bin- 



*) Vergl. Samhddi, Gesch. v. Medio«. Gap. IV. Abscha. 32. 
S. 107. > 



— 250 — 

ans. Vor dem Thore sammeUen sich die Emire und machten 
dann, um sich zu rftchen, einen erneuten Angriff^ kamen aber 
nach einer Stunde in voller Flucht zurück, von den Banu Ha- 
san, und ihren Sklaven verfolgt; die Carawane erhielt den Be- 
fehl zum Aufbruch und dankte Gott, dass sie von ihren Ver- 
folgern nicht noch weiter beunruhigt wurde. 

§. 250. Mit der Carawane aus 'Irak, welche in die- 
sem Jahre nicht zahlreich gewesen war, hatte der Sultan Abu 
Said Ihn Charbendä einen Elephanten nach Mekka geschickt, 
der dort nach allen Stationen der Wallfahrt mitgeführl wurde. 
Was der Sultan dabei für eine Absicht hatte, ist nicht bekannt, 
die Leute prophezeiten aber daraus nichts Gutes, und so kam 
es denn auch, wie wir gesehen haben. Man war dann auch 
für die weitere Reise nach Hedina besorgt, doch zogen sie 
weiter mit ihm, bis sie am 24. Dsul-Higga nach el-Farsch ka- 
men kurz vor el-BeidA, wo es nach dem Brunnen el-Muhar- 
ram bei Dsul-Huleifa hinabgeht. Hier blieb der Elephant plötz- 
lich stehen und alles Antreiben und Schlagen half nichts; wenn 
er den Fuss aufhob, und man glaubte, er würde vorwärts ge- 
heu, ging er mehrere Schritte rückwärts, bis er endlich todt 
zu Boden stürzte. Auf der Reise von 'Irdk her sollen zu sei- 
nem Unterhalte über 30,000 Dirhem verwandt sein. — We- 
nige Tage nach der Wallfahrt, in der Nacht des 26. Dsul-Higga, 
kim^ ohne dass es in Mekka selbst geregnet hatte, eine solche 
Flutb, dass die Teiche in der obern Stadt, die Gegend um das 
Geburtshaus Muhammeds und die Moschee zwei Tage lang un- 
ter Wasser gesetzt und die Gärten zerstört wurden. 

S* 251. Unter den in dem oben beschriebenen Kampfe 
Getödteten befand sich der Emir el-Damir mit seinem Sohne 
Chaül, einem seiner Sklaven und einem Hauptmann Namens 
Ihn el-Tligi , ausser einer Menge anderer Männer und Frauen, 
und merkwürdiger Weise war an demselben Tage in CÄhira 
das Gerücht verbreitet, dass in Mekka ein Kampf stattgefundea 
habe und der Emir el-Damir getödtet sei*). Sobald dann die 
bestimmte Nachricht hiervon am 3. Mnharram 731 nach CA- 
hira kam» sandte der Sultan el-Malik el-N&^ir Muhammed ein 



*)Macrizi, Geschiobte Ton Aegjpten; Bulaker Aufgabe Tb. 
I. S. 49. 



— 251 — 

Corps von 600 Reitern nach Mekka, vor denen Rumeitba und 
'Oteifa die Fluciii ergriffen ; die fremden Emire schickten aber 
zu Rumeitha» versprachen ihm Sicherheit und übertrugen ihm 
bei seiner Rückkehr die Regierung; dies geschah im 2. Rabi' 
oder im ersten tiumädäi und Rumeitba regierte nun drei Jahre 
aliein. — Im J. 732 machte el-Malik el - Nägir zum dritten 
Haie die Wallfahrt in Begleitung von beinahe siebzig Emiren 
und einer Menge der berühmtesten Rechtskundigen und ande- 
rer Gelehrten. — Am letzten Tage dieses Jahres kam ein 
heftiges Grewitter über Mekka ; der Blitz erschlug einen Mann 
auf dem Abu Cubeis, einen anderen bei der Moschee el-Cheif 
und zwei bei el-iSi'irräna. — Im J. 734 war 'Oteifa ohne 
weiteren Kampf Mitregent in Mekka geworden , als aber die 
Wallfahrt dieses Jahres vorüber war, zog auch er mit den 
Pilgern in der Nacht fort und überliess seinem Bruder dieRe- 
gierung wieder allein bis zur nächsten Wajlfahrt im J. 735. 
In Folge eines Streites verliess dann Rumeitba um die Mitte 
des Jahres 736 Mekka und bagab sich nach el-Hadld in Wftdi 
Marr; hier. brachte er eine Armee zusammen, mit welcher er 
Mekka im Ramadhän überfiel, er wurde aber zurückgeschlagen 
und kehrte , nachdem sein Wezir el-Zabä und mehrere seiner 
Begleiter gefallen waren, nach et-Hadtd zurück. — Wegen 
des in diesem Jahre erfolgten Todes des Sultans Abu Said 
Ibn Charbendä und der nachfolgenden Sireiligkeiten unterblieb 
die Wallfahrt aus IrAk viele Jahre lang. — Die beiden Brü- 
der schlössen dann im J. .737 Frieden und begaben sich zu- 
sammen nach Cähira zum Sultan el-Malik el-Näpir, welcher 
ihren Streit schlichten sollte ; er entschied sich zu Gunsten 
des Rumeitba, den er als Statthalter nach Mekka zurückschickte, 
während er den 'Oteifa bei sich zurückhielt. — In der Nacht 
des 10. iSumädä IL 738 entlud sich über Mekka ein furchtba-- 
res Gevvitter, Blitze zackten, Donner krachten und der Regen 
goss lA Strömen, sodass alsbald die ganze Stadt überschwemmt 
war; das Wasser drang durch mehrere Thore in die Moschee 
and wühlte hier Lücher in die Tiefe von zwei Manneslängen, 
und es ist nur der Festigkeit des Fundamentes zuzuschreiben, 
dass die Säulen nicht einstürzten. Die Fluth stieg, bis über 
die Schwelle der Ka*ba, und die IVeppe derselben und die 
Kanzel schwammen wie Schiffe au^dem Platze umher. Meb- 



— 252 — 

rere fremde Fraaen ertranken in den Herbergen und viele 
Häuser stürzten ein, deren Bewohner theils in den Wellen, 
theils unter den Trümmern ihren Tod fanden. 

§. 252. Im J. 739 gründete der Sultan von Jemen el- 
Malik el-Mug&hid für die Schäfi'itischen Rechtslehrer die hohe 
Schule el-Mugähidia und traf dann selbst am 1. Dsul - Higga 
742 zur Wallfahrt in Mekka ein. Als er sich nach dem 'Arafa 
begeben wollte, stellten sich die Scherlfe und Würdenträger 
von Mekka zu seinen Diensten und schützten ihn gegen die 
Aegypter, sodass er seine Fahne auf dem 'Arafa aufpflanzen 
konnte. Dies hatten nämlich die Aegypter zu verhindern ge- 
sucht, sowie sie auch nicht leiden wollten , dass er beim Hin- 
absteigen und beim Steinwerfen den Zug anführte; aber die 
Schertfe blieben bei ihm, bis er alle Ceremonien beendigt hatte 
und er vertheilte dafür unter die Einwohner Geschenke. Er 
hatte auch gewünscht, die Ka'ba mit einem neuen Umhange 
zu versehen und die Thür derselben wegnehmen und eine an- 
dere an die Stelle setzen zu lassen^ das wollten indess die 
Scherlfe nicht zugeben und er war desshalb gegen sie etwas 
ungehalten und verliess Mekka nach dem 20. Dsul-Higga. — 
Vermuthlich geschah es in Folge dieser Zurücksetzung der 
Aegypter, dass auf der Wallfahrt des folgenden Jahres 743 am 
'Arafa zwischen ihnen und den Mekkanern ein heftiger Kampf 
entstand, in welchem jedoch die Letzteren die Oberhand be- 
hielten, wiewohl mehrere von ihnen blieben; die Türken hat- 
ten siebzehn Todte. Nach dem Kampfe, welcher in der Abend- 
stunde bis zum Sonnenuntergänge dauerte und während des- 
sen die Menschen in der grössten Verwirrung waren, zogen sich 
die Schertfe nach Mekka zurück, wo sie sich verschanzten, und 
kamen nicht nach Mina. Sämmtliche Pilger brachen von Mina 
schon am ersten Opfertage gleich nach Mittag auf und lager- 
ten sich am Thore Schubeika , wo sie die Nacht blieben ; am 
zweiten Opfertage zogen sie ab, ohne die Abschiedswallfahrt 
und den letzten Umgang gemacht zu haben. Dies Jahr er- 
hielt den Namen el-Mudhlima, weil der Zug vom 'Arafa nicht 
den gewöhnlichen Weg, sondern den über el-Mudhlima ge- 
nommen hatte. 

§. 253. Rumeitha übertrug im J. 744 die Regierung sei- 
nen beiden Söhnen Thucba und 'Agidn, indess wurde diese 



— 253 — 

Anordnung von dem Sultan von Aegypten nicht gut geheissen 
und Rumeilha musste in seinem Amte bleiben. Erst im J. 
746 ernannte el-Halik el-Qälih Ismä'il den 'Aglän zum alleini- 
gen Statthalter von Mekka und dieser wurde auch von el-Ma~ 
lik el-Kämil Scha'b&n, dem Bruder und Nachfolger des Malik 
el-^älih, bestätigt^ nachdem 'Agidn sich persönlich zur Huldi- 
gung nach Cähira begeben hatte. Er kehrte von dort im 2. 
Gumädä 746 zurück und unterliess es seitdem , seinen Vater 
in das öffentliche Gebet einzuschli essen, welcher dann im Dsul- 
CaMa dieses Jahres starb. — Im J« 748 musste 'Agian sei- 
nen Bruder Thucba zum Mitregenlen annehmen ; vielleicht war 
dies eine Folge davon , dass Thucba sich an den Emir von 
'Irak anschloss, welcher in diesem Jahre zum ersten Male nach 
einer Unterbrechung von elf Jahren mit einer sehr zahlreichen 
Carawane von dort eintraf, während aus Aegypten und Syrien 
nur sehr wenige Pilger kamen, wahrscheinlich wegen der gro- 
ssen Theurung, welche zur Zeit der Wallfahrt herrschte. — 
Im J. 749 wülhete die Pest in Mekka und anderen grossen 
Städten und in ganz Aegypten. Im Ragab dieses Jahres er- 
richtete Ibrahim ben Muhammed el-I^pahäni, ein Enkel des 
Scheich Cutb ed-Din el-Castaläni, auf der Steinstrasse .^\ äIs: 
ein Hospiz für arme Araber und Perser. — Im J. 750 über- 
nahm Thucba die Regierung allein^ während 'Aglän nach Ae- 
gypten verreist war, und als dieser am 5. Schawwäl zurück- 
kam, musste Thucba ganz abtreten. 

§. 254. Im J. 751 machte der Sultan von Jemen el-Ma- 
lik el-Mugähid zum zweiten Male die Wallfahrt und wurde 
dabei gefangen genommen. Der Grund hiervon war, dass er 
sich weder dem Stalthalter von Mekka, noch dem Aegypti- 
schen Emir unterordnen wollte, wiewohl er weiter keine Feind- 
seligkeiten gegen sie beabsichtigte und wegen der Heiligkeit 
der Zeit und des Ortes jeden Kampf zu vermeiden sachte. Er 
hatte desshalb weder einen berittenen Zug nach Minä anord- 
nen, noch eine Fahne dort aufpflanzen, noch die Trommeln 
schlagen lassen, sondern hatte eine Anhöhe bei Minä bestie- 
gen; hier schlössen sie ihn ein bis kurz vor Sonnenuntorgang, 
wo er sich freiwillig ergab. Nachdem ihm der Degen abge- 
nommen war, wurde er auf ein Maulthier gesetzt und unter 
Bedeckung von den Aegyptern abgeführt, sodass er an dem 



— 254 — 

Steinwerfen nicht mehr Theil nehmen konnte. Seine Begleiter 
zogen sich in ihr Lager zurück , wo sie noch einen kurzen 
Widerstand leisteten, als sie aber die überlegene Zahl ihrer 
Gegner sahen, gaben sie das Lager preis, welches dann gänz- 
lich ausgeplündert wurde. el-Mugdhid wurde hierauf' nach 
Aegypten gebracht, dort von dem Sultan ehrenvoll empfangen 
und sollte unter Begleitung eines Emir auf dem Landwege 
durch Higäz in sein Reich zurückgesandt werden. Als sie 
nach el-Dahnä kamen nahe bei Janbu', erhielt der Emir in 
Folge eines Berichtes, den er an den Hof in Cöhira gemacht 
hatte , den Befehl , den Sultan wieder in sicheren Gewahrsam 
zu nehmen» und er brachte ihn desshalb nach el-«Karak, wo 
er mit dem Emir Jalbugä, Reichsverweser aus Cfthira, einge- 
kerkert wurde. Nachdem dann JalbugA seine Freiheit wieder 
erlangt hatte, verwandte er sich auch für die Freilassung deg 
Sultans, welcher hierauf Jerusalem und Hebron besuchte und 
über Aegypten und 'AidsSb zu SchiiTe nach Jemen zurück- 
kehrte, wo er im Dsul-Higga 752 anlnngte. Um sich un den 
Hekkanern zu rächen, untersagte er seinen Unterthanen jegli- 
chen Handelsverkehr mit ihnen. 

§. 255. el-Thuoba hatte im J. 752 eine Zeit taug die 
Regierung in Händen gehabt, während 'Aglftn abwesend war, 
und als dieser im Dsul-Ca'da zurückkehrte, wehrte ihm Thucba 
den Erntritt in die Stadt, und 'Agiän vei*weilte in Chuleig bis 
die Pilgercarawane ans Aegypten kam, deren Emir den Frie- 
den zwischen den beiden Brüdern herstellte ■- unter der Bedin- 
gung, dass sie gemeinschaftlich regieren sollten. Um die Mitte 
des J. 753 nahm aber Thuäba seinen Bruder 'Agldn fest und 
regierte allein , bis er zur Wallfahrtszeit 754 selbst gefangen 
genommen wurde und 'Agidn allein die Regierung übernahm. 
Dies dauerte bis zum 19. Muharram 757, wo sie sich wieder 
vereinigten; doch schon am 13. Gumadä II. war Thücba allein 
am Ruder und wurde zur Wallfahrt dieses Jahres wieder von 
'Aglän verdrängt. Die Pilger verweilten in diesem Jahre zwei 
Tage auf dem 'Arafa und wurden am Ende des ersten Tages 
durch einen erquickenden Regen erfreut ; die Carawane aus 
Irak war so zahlreich, wie seit tätige nicht, auch einige Per- 
ser waren darunter und in Mekka und Medina wurden viele 
Geschenke vertheilt. 



— 255 — 

§. 256 Im J.. 758 liess der Emir Scheichün el-'Omari auf dem 
Wege nach Minä zwei Brunnen wieder herstellen, den Adams- 
Brunnen rechts etwas ' seitwärts von der Hauptstrasse und den 
Brunnen des Naggär, welcher auch unter dem Namen des Leh- 
rers Abd el^Rahman ben 'Ocba aus Mekka bekannt ist, auf 
der linken Seite der Strasse. — Im J. 759 wurde von Qar- 
gatmisch, einem der angesehensten Emire des Sultans el-Ma- 
lik el-NdQJr Hasan , zwischen dem Krankenhause des Mustan^ir 
und dem Hospiz der Mutter des Chalifen el-Ndgir ($. 228) eine 
Badeanstalt angelegt. Gegen das Ende dieses Jahres trat eine 
Theurung aller Lebensmittel ein, wesshalb auch die Pilger aus 
allen Gegenden nur in sehr geringer Zahl sich einfanden und 
schon am Nachmittag des dritten Festtages sämmtlich wieder 
abzogen. Die Theurung dauerte im Anfange des nächsten Jah- 
res 760 noch fort und es kamen dazu die Bedrückungen und 
Ungerechtigkeiten der Statthalter, sodass viele Einwohner sich 
veranlasst sahen, die Stadt zu verlassen. Dies bewog aber 
auch den Sultan von Aegypten el-Malik el-Nägir im zweiten 
iSumädä oder im Ragab eine Armee, unter dem Emir iSirktimur 
el-Marid!ni hinzuschicken, die beiden bisherigen Statthalter ab- 
zusetzen und an ihre Stelle ihren Neffen Muhammed ben 
'Oteifa , der in Aegypten gewesen war und jetzt mit der Ar- 
mee zurückkam, und ihren Bruder Sind ben Rumcitha, der mit 
den anderen nach Jemen gegangen war , aber jetzt umkehrte 
und sich unterwarf, zu Statthaltern zu ernennen; zugleich 
wurden alle Abgaben von Lebensmitteln aufgehoben und ein 
geordneter Rechtszustand wiederhergestellt. Nach dem Ein- 
züge der Truppen in Mekka kostete der Sack Weizen noch 
60 Kämilische Dirhem. 

§. 257. Zur Wallfahrtszeit des nächsten Jahres 761 wurde 
die alte Besatzung von Mekka durch ein neues Corps Türken 
unter dem Befehle des Emir Cundus abgelöst. Die Festlich- 
keiten gingen ohne Störung vorüber, aber einen oder zwei 
Tage nach dem Abzüge . der Pilger und der alten Besatzung 
entstand ein Aufruhr. Die Veranlassung war, dass einer der 
Seherife Banu Hasan , aus der Familie 'Alf ben Catäda , einen 
Türkischen Soldaten , der sich in dem so gen. Gasthsuse beim 
Thore el-Qafä befand, zu seiner Zielscheibe genommen hatte und 
mit Kugeln nach ihm warf; es entstand darüber ein Streit, der 



— 256 — 

soweit kam, dass der Türke aaf den Emir einschlug, dieser 
aber den andern lodt zu Boden streckte , worauf die Türken 
zur Rache herbei eilten. Nach einer anderen Nachricht hätten 
mehrere Scherife aus jener Familie eine Anzahl Türken , die 
sich in jenes Gasthaus begeben wollten, im Vorbeigehen in- 
sultirt; die Türken beschwerten sich darüber bei Ibn Gar& 
Sancor, in dessen Compagnie sie standen, und der gerade den 
Umgang um die Ka'ba hielt. , Er brach sogleich hiervon ab 
und legte die Waffen an, um Rache zu nehmen. Die Scherife 
setzten sich sofort zu Pferde, um den Türken, deren noch 
mehrere zur Andacht in der Moschee versammelt waren , zu- 
vorzukommen; es gelang ihnen, sich in den Besitz der Ca- 
serne des Ibn Carä Soncor zu setzen, sodass die Türken ihre 
Pferde nicht holen konnten, und die Wohnung des andern 
Commandanten Emir Cundus am Agj^d-Platze zu umzingeln. 
Hier entspann sich ein Kampf, Cundus musste sich zurückzie- 
hen, doch entkam er durch einen Nebeneingang aus dem Hause 
und stellte sich persönlich unter den Schutz eines der Sche- 
rife. Die Türken hatten sich unlerdess bei der hohen Schule 
Mugdhidia und in der Moschee versammelt, deren Thore sie 
schlössen; bei der hohen Schule legten sie eine hölzerne 
Brücke an, um sich hier gegen einen Angriff zu vertheidigen, 
und brachen das Schutzdach an der Ecke der Strasse nach 
dem Agjäd Platze ab. Jetzt kam eine Abiheilung der Banu 
Hasan von der Seite der Mug&hidia heran, wurde aber mit ei- 
nem Pfeilregen empfangen und musste sich zurückziehen ; bei 
einem zweiten Angriff, den eine andere Abtheilung der Banu 
Hasan versuchte, wurden viele derselben getödtet, darunter der 
Scberif Mugftmis ben Rumeitha. Während der Kampf noch im 
Gange war, kam der frühere Statthalter Thucba ben Rumeitha 
in Mekka an ; es gelang ihm die Ruhe wieder herzustellen, 
den Türken wurde freier Abzug bewilligt, indess konnten sie 
nur ihr leichtes Gepäck mitnehmen und sie holten die Pilger- 
carawane noch bei Janbu' wieder ein. — Muhammed ben 
'Oteifa hatte an dem Kampfe keinen Theil genommen und 
merkte nun zuspät ^ dass er ohne den Schutz der Türken sich 
gegen Thucba nicht werde behaupten können ; er folgte ihnen 
desshalb auf dem Fusse nach und überliess dem Thucba und 
Sind die Regierung. — Eine Schwester des Sultans ei-Malik 



— 257 — 

el-Ndgir Hasan hatte irn J. 761 auf dem Wege nach Minä eine 
Wasserleitung anlegen lassen, welche nach ihr den Namen 
Canal el-Sitt d. h. Canal der Prinzessin erhielt. 

§. 258. In Cdhira hatte inzwischen der Reichsverweser 
Jalbugft alle Gewalt an sich gerissen und da er mit der neuen 
Anordnung in Mekka keines weges einverstanden war, entliess 
er den früheren Statthalter 'Agl4n seiner Haft und' setzte ihn 
wieder in sein Amt ein ; auf 'Agidns eigenen Wunsch sollte indess 
Thucba noch an der Regierung Tfaeil nehmen, er starb indess 
schon im SchawwÄI 762, bevor 'Aglän in Mekka eintraf, und 
dieser nahm nun seinen Sohn Ahmed ben 'Aglän zum Mitre- 
genten an, welcher den vierten Tbeil der Einkünfte für sich 
allein beziehen sollte, wogegen der Vater allein für den Unter- 
halt der Truppen zu sorgen hatte. Sind hatte sich der Stadt 
'Gidda bemächtigt und suchte die Herrschaft wieder zu erlan- 
gen, wurde aber bald durch den Tod weggerafft. — Im J. 
765 wurde von Zeinab, der Tochter des CItdhi SchihAb ed-Dtn 
el-Tibari, nach einem Vermächtniss ihres Bruders des Gädhi 
Na^m ed-Dtn Muhammed , die Wasserleitung angefangen , die 
den Namen der Tochter des CAdhi Abd el-Rahman ben 'Ocba 
führt; sie ist jetzt verfallen. 

§. 259. Im J. 766 herrschte in Mekka eine grosse Theu- 
rung, wodurch die Menschen in die änsserste Noth gerie- 
then, sodass sie selbst von gefallenem Vieh assen, denn man 
sah auf der Strasse einen todten Esel liegen, von welchem 
mit Messern Stücke Fleisch abgeschnitten waren; dazu wurde 
das Vieh von der Reude befallen und davon hiess dieses Jahr 
noch später das Jahr der Reude. Am empfindlichsten war der 
Mangel an frischem Wasser, und die Leute kamen in die Mo- 
schee, um Regen vom Himmel zu erflehen; selbst das Vieh wurde 
in die Moschee getrieben nnd stand von dem Wallfahrt«thore 
bis an den Stand der Malikiten. Der Reichsverweser JalbugÄ 
hatte um diese Zeit einen Mann nach Mekka geschickt, um 
einige Ausbesserungen in der Moschee vorzunehmen, und als 
dieser nach Gähira zurückkam und die grosse Noth der Mek- 
kaner schilderte, schickte Jalbugd sofort tausend Malter Wei- 
zen zu Lande hin, denen bald noch mehr zu Wasser nach- 
folgte, und es wurde Alles auf eine zweckmässige Weise ver- 
äieitt. Ausserdem schaffte er aber die Abgaben von allen 

17 



— 258 — 

Waaren, welche die Pilger gewöhnlich mitbrachten, mit Aus- 
nahme der Kaafleute aus Indien und 'Irak, und überhaupt alle 
Eingangszölle von Lebensmitteln ab. Bis dahin musste nSmlich 
von jeder Last Getreide, die aus Gidda eingeführt wurde, ein 
Giddiscber Scheffel^ von dem, was aus el-Täif uöd von den 
Banu Bagtla kam, IV4 Mckkanischer Scheffel abgegeben wer- 
den; von einer Last Datteln wurden für die Sorte ^LJ libdn 



acht Mas'üdi Dinare, für die Sorte ,^JL^ mukscki drei Dinare 
Steuer bezahlt; ein Scbaaf war mit sechs Masüdi besteuert^ 
von Butter, Honig und den verschiedenen Kohlarten wurde der 
sechste Theil ihres abgeschätzten Werthes erhoben; sogar von 
jedem Korbe, worin die Datteln gebracht wurden, musste ein 
Mas*üdi Dinar entrichtet werden, wenn er an demselben Tage 
auf dem Markte verkauft wurde ; die Abgabe von den Datteln selbst 
wurde gleich bei der Einfuhr erhoben. In gleicher Weise war 
alles besteuert, was in Mekka zum Verkauf. auf den Markt ge- 
bracht wurde, und welche Härten bei der Abschätzung vorka- 
men, mag das eine Beispiel zeigen, dass ein Mann ein Schaaf 
einführte, wovon er mehr bezahlen sollte, als es überhaupt 
werth war, und als er das Schaaf als Steuer anbot, wurde es 
nicht angenommen. Diesen drückenden Verhältnissen machte 
Jalbugä ein Ende, indem er alle Steuern abschaffte und den 
Statthalter aus dem Staatschatze in Cähira mit 68,000 Dirhein 
und tausend Malter Getreide entschädigte. Die betreffende 
Verordnung hierüber wurde in dem Diwan des Sultans aus- 
gefertigt, den Behörden in Aegypien zur Kenntniss gebracht, 
und eine schriftliche Bekanntmachung an den Säulen der Mo- 
schee zu Mekka bei dem Thore el-Qaf& angeheftet; der Statt- 
halter erklärte sich vollkommen damit einverstanden und es 
wurde in der Folge danach verfahren. 

§. 260. Um diese Zeit schickte Scheich Qweis b^n Ha- 
san, Sultan von IrAk und Herr von Bagdad, nach Mekka kost- 
bare Leuchter für die Ka'ba und reiche Geschenke für den 
Statthalt^T 'Aglän , welcher desshalb dem damaligen Prediger 
und Cädhi Abul-Fadhl el-Nuweiri, dum Grossvaler des .Chro- 
nisten el-Fäsi mütterlicher Seits, den Befehl g^b, den Oweis 
in das öffentliche Gebet aufzunehmen; wie lange dies gesche- 
hen sei, hat el-Fäsi nicht in Erfahrung bringen können, wie 
er denn überhaupt aus den nächste» drei Jahrzehnten, zumal 



^ 259 — 

über die Frequenz der Wallfahrten^ fast gar keine Nachrichten 
aufgefunden bat. — Im J. 770 begann der Unterricht in der 
kurz zuvor von dem Sultan von Jemen el-Malik el«Afdhal 'Ab- 
bäs ben el-Mug4hid für die Schdfi*iten gestifteten hohen Schule. 
— Der Sultan von Persien Schah Schugä' stiftete Im J. 771 
das am Thore el-(^afä belegene Hospiz, welches auch nach 
dem Arzte Scheich Gijdlh ed - Dtn el-Abarcühl benannt wird, 
da er mit dem Bau desselben beauftragt war; es war nur für 
die Aufnahme von Persern bestimmt, und Inder davon ausge- 
schlossen. * 

§. 261.^ Im jf. 774 zog sich 'Agldn von den Geschäften 
zurück und auf seinen Wunsch übernahm sein Sohn Ahmed 
die Regierung allein, nur machte 'Ag'län die Bedingung, dass 
sein Name aus der Predigt und dem öffentlichen Gebete bei 
dem Zamzam nicht ausgeschlossen werden solle. — Im Jahre 
777 kamen nur sehr wenige Pilger aus Aegypten ; zwar hatte 
der Sultan eUMalik el-Aschraf Schä'bän selber die Absicht die 
Wallfahrt zu machen und er war auch mit grossem Pomp von 
Cdhira ausgezogen, allein als er nach Aila kam,' erhielt er die 
Nachricht, dass die von ihm zurückgelassenen Emire seinen 
Sohn 'Ali zum Sultan ausgerufen hätten; er eilte desshalb mit 
seinem Gefolge zurück*], und nur eine kleine Zah) setzte di^ 
Reise nach Mekka fort. 

$. 262. Auf Ahmeds Wunsch wurde im J. 780 sein Sohn 
Huhämmed zum Mitregenten ernannt , um ihm die Nachfolge 
zu sichern, denn die Regierung behielt der Vater aliein, da 
der Sohn hoch sehr jung war. — Im J. 781 sandte der Sul- 
tan von Jemen el-Malik el-Aschraf Ismä'II ben el-Malik el- 
Afdhal *Abbäs mit der Pilgercar^ane unter dem Emir Ibn el- 
Sunbuli zu Lande einen Umhang um die Ka*ba nach Mekka; 
einer der Aegyptischen Emire wollte versuchen , die Heiligkeit 
dieses Umhanges herabzuwürdigen, wurde aber von dem Statt- 
halter Ahmed daraii verhindert. Es war dies nicht der eri^te 
Umhang, der aus Jemen kam, da bereits der Sultan el-Malik 
el-Muajjid bei seiner Thronbesteigung im J. 696 einen solchen 



*) Diese Darstellung des FAsi weicht etwas ab ton der des Ibn 
Tagri Bardi, Maured allatafet ed. Carlyle, plag. 87, da dieser nichts Ton 
der Wallfahrt erwähnt. 

17* 



— 260 ~ 

geschickt hatle. — In demselben Jahre 781 war der Bau ei- 
ner Badeanstalt begonnen , welche der Emir Zein ed-Dtn Ba-- 
raka el-'Othmäni^ erster Reichsverwescr in Clhira und Kriegs- 
camerad des Sultans el-Halik ed^DhÄhir errichten liess \ es ist 
die am Markte der Gewürzhttndler oder dem Ausraf-Markte 
belegene Anstalt bei dem Thore der Banu Schaiba. — Im 
Scha'bdn des J. 784 stiriete Umm el-Husein, Toc^hter des 
Cidhi Schihäb ed-D!n el-Tabari, auf der Steinstrasse ein Hos- 
piz für Arme, und im J. 787 JGramAI ed-Dtn Mabammed ben 
Farag, gen. Ibn Ba*algad, am Thore el-Hazwara ein öbnliches 
Hospiz. 

§. 263. Als Ahmed ben 'Aglftn am 21. Scba'blin 788 
starb, wurde sein Sohn Muhammed Alleinherrscher; aber we- 
gen seiner Jugend übernahm sein Oheim Kubeisch ben 'AgUn 
die Regierung. Dieser hatte ihn gewarnt, an dem gewöhnli- 
chen Festzuge zum Einholen des neuen Umhanges für die 
Ka'ba, den die Aegyptische Pilgercarawane mitzubringen pflegte, 
sich nicht zu betheiiigen; indess hatte sich Muhammed nicht 
warnen lassen und er wurde hierbei im Anfange des Monats 
Dsul-Higga 788 von einem Fanatiker ermordet. Es entstand 
hierdurch ein allgemeiner Kampf, in welchem sich 'Inän beo 
Mugftmis ben Rumeitha mit dem Aegyptisehen Emir el-Märt- 
dtni vereinigte und seine Verwandten, die Familie 'AgUn, ao 
deren Spitze Kubeisch stand, nach kurzem Widerstände aus 
Mekkd verjagte. 'Indn bemächtigte sich nun der Regierung 
in Mekka und nahm auch tiidda in Besitz, überliess dieses je- 
doch bald an Kubeisch und seine Anhänger, die dann nicht 
säumten, die Stadt auszuplündern und namentlich Alles, kost- 
bare und geringfügige Sachen, welche Aegyptisehen Untertha- 
nen gehörten, sich anzueignen, wozu sich einige Anhänger 
des 'Inän mit ihnen vereinigten ; die Sklaven ergriffen die 
Flucht und trieben sich als Wegelagerer umher, während Inäß 
sich ruhig in Mokka hielt. Er nahm zwei seiner Neffen^ Ah- 
med ben Thucba und 'Aktl ben Mubärik ben Rumeitha, m 
Mitregenten an und bald nachher einen dritten, 'Ali ben Mu- 
bärik, der sich von Kubeisch und seiner Parthei lossagte und 
zu ihm überging. Alle drei wurden mit ihm in das Gebet am 
Brunnen Zamzam aufgenommen und *Inän hoffte dadurch seine 
Regierung zu stärken, im Gegentheile schwächte er sie aber, 



- 261 — 

da sie nun am so öfter rerschiedener Helnangr waren und um 
80 leichter Streitigkeiten unter ihnen entstanden. 

§. 264. Nachdem der Sultan von Aegypten hiervon In Kenntniss 
gesetzt war, erklärte er 'In&n für abgesetzt und ernannte an 
seine Stelle den 'AH ben *Agldn ben Rumeitha zum Statthalter 
von Mekka, und sobald dieser im Scha^bdn 789 die Ernennung 
erhielt, brach er mit Kubeisch und der ganzen Familie *Ag'l&r) 
mit ihrem Anhange nach Mekka auf. Allein 'InAn verweigerte 
ihnen den Eintritt In die Stadt, es knm am unteren Thore bei 
dem Berge Adsäcbir aiii 29. Scha'bAn zu einem Treffen, worin 
Kubeisch und mehrere seiner Begleiter getödtet wurden, worauf 
die Banu 'A^ldn sich nach Wddi Marr zurückzogen, bis sie 
ziir Wallfahrtszoit dieses Jahres aus Aegypten Unterstützung 
erhielten. Als sie nun wieder gegen Mekka vorrückten, zog 
sich 'Indn mit seinen Anhängern daraus zurück und lagerte 
sich bei el-Zeima in Wädi Nachia, und 'Ali hielt seinen Einzug 
in Mekka. Der Sultan hatte gehoffi eine Aussöhnung herbei- 
führen zu können und der Aegyptische Emir hatte den Auf- 
trag, 'Inftn die Theilnahme an der Regierung d. h. die Hälfte 
der Einkünfte anzubieten nnter der Bedingung, dass er zu dem 
Einzüge der Aegyptischen Carawane und zur feierlichen Ent- 
hüllung des von ihr mitgebrachten neuen Umhanges für die 
Ka'ba erscheine und damit die Oberhoheit des Sultans von 
Aegypten anerkenne;' 'Inän war auch bereit auf diese Bedin* 
gung einzugehen, als er aber in die Nähe von Mekka kam, 
fürchtete er sich doch vor der Familie 'Agiän und eilte mit 
seinen Anhängern nach el-Zeima zurück. Nach dem Abzüge 
der Pilger aus Mekka kamen sie nach el-Wädi und nahmen 
den 'All ben 'Agldn als Mitregenten von ISidda an. Hierauf 
reiste 'Indn in der Mitte des J. 790 nach Aegypten und wurde 
dort zwei Jahre als Gefangener festgehalten, und unterdessen 
regierte 'Ali allein. Nachdem alsdann der entthronte Sultan 
el-Malik el-Dhdhir Barkük aus seinem Kerker zu Karak ent- 
kommen und wieder zur Regierung gelangt war, wurde 'Inän 
um die Mitte des Jahres 792 seiner Haft entlassen und in seine 
Stelle als Mitregent von Mekka wieder eingesetzt, wo er um 
die Mitte des Scha'bän eintraf. — Es herrschte um diese Zeit 
in Mekka eine so grosse Theurung, dass ein Sack Getreide 
mit 540 Dirhem bezahlt wurde und die Leute selbst die Hül-^ 



-^ 262 — 

sen zu essen Tersachten ; 'durch die Zufuhren, welche der Sul- 
tan schickte, wurde die Noth etwas gemindert. Aber auch die 
Pest wüthete schrecklich und an manchen Tagen starben vier- 
zig Personen in der Stadt. 

S. 265, Die beiden Hauptpartheien» 'In^n mit der Familie 
'Agiän und den ersten Beamten und * AU mit den übrigen Scheri- 
fen , schlössen nun zwar Frieden , aber sie waren nicht im 
Stande die Ruhe in der Stadt auf die Dauer zu erhalten^ weil 
die Banu Hasan ihnen beständig entgegen arbeiteten. Am 24. 
Qafr 794 kam es soweit, dass einige Partheigänger auf dem 
Rennwege einen Angriff auf 'In4n zu machen im Begrifi' stan- 
den; es gelang ihnen aber nicht seiner habhaft zu werden, 
da er sich vor ihnen flüchtete, und er kam auch nicht nach 
Mekka zurück, bis von dem Sultan der Befehl eintraf, datt 
beide Statthalter persönlich vor ihm erscheinen sollten. 'Inän 
kehrte jetzt in die Stadt zurück, um sich zu der Reise zu rü- 
sten» und brach nach kurzer Zeit nach Aegypten auf, wohm 
ihm alsbald *Ali ben 'Agldn folgte, nachdem er seinem Bruder 
Muhammed mit den Sklaven die Regierung übertragen hatte. 
Inän wurde in CAhira zurückgehalten , während *Ali mit der 
Pilgercarawane des J. 794 als Alleinherrscher nach Mekka zu- 
rückkehrte. Einen Monat nach seiner Ankunft Hess er meh- 
rere der angesehensten Scherlfe und Beamten festnehmen, 
schenkte ihnen aber bald wieder die Freiheit, nachdem er 
durch falsche Berichte über ihre Ergebenheit war getäuscht 
worden. Nun fingen sie erst recht an , die Leute gegen ihn 
aufzureizen, und boten alles auf einen Zustand herbeizuführen, 
dem seine Macht nicht gewachsen war; es kam auch soweiti 
dass durch ihre Aufwiegelungen alle Sicherheit in Mekka und 
Gidda aufhörte und die Kaufleute nach Janbu' zogen, sodass 
die Mekkaner ohne Zufuhren blieben^ und in die grösste Noth 
geriethen, bis am 9. Schawwäl 797 *Ali ermordet wurde. Sein 
Bruder Hasan ben ^AglÄn, mit dem er in Streit gelebt hatte, 
war schon früher nach Aegypten gereist » um sich, bei dem 
Sultan zu beschweren , wurde aber dort als Gefangener zu- 
rückgehalten; nach der Ermordung des 'AU begnadigte der. 
Sultan den Hasan nicht nur, sondern ernannte ihn auch zum 
SUtthalter, und er traf am 24. Rabf H. 796 in Mekka ein, 
wo unterdessen der andere Bruder Muhammed mit den Skia-» 



— 263 - 

ven die Regierung geführt hatte. Hasan suchte in der Stadt 
Ruhe und Ordnung herzusteilen und den Grund und die Ver- 
anlassungen der schlechten Zustände zu beseitigen; vor allem 
aber hielt er für nöthig, die Mörder seines Bruders zu bestra- 
fen , und er zog gegen sie zu Felde und brachte ihnen am 
28. Scbawwftl bei el-Zibära in Wädi Marr eine Niederlage bei, 
wobei vierzig Mann von den Scherifen und ihrem Anhange 
getödtet wurden, während er selbst nur einen oder zwei 
Mann verlor. 

$. 266. In der Zwischenzeit vor Hasans Ankunft war 
nach langer Unterbrechung wieder einmal eine Pilgercaraw^ne 
aus 'Irak angekommen, doch nur in sehr geringer Anzahl 
von etwa 500 Camelen; mit der Syrischen Carawane traf aus 
Haleb ein heuer Umhang für die Ka*ba ein , woher in frühem 
Zeiten , soviel bekannt i3t, nur einmal ein solcher im J. 787 
gesandt worden war. Aber es kam während der Wallfahrt 
797 wieder zu ernsten Unruhen. Einer der Beamten hatte in 
der Moschee etwas entwandt und es enstand darüber zwischen 
seinen Begleitern und den Pilgern ein Wortwechsel, der als« 
bald in Thätlicbkeiten überging; in und vor der. Moschee Wurde 
gekämpft und die Habe der Pilger geplündert; der Emir aus 
Haleb ^ Ibn el-Zein, eilte aus der obern Stadt mit Reitern und 
Fussvolk herbei und stiess in der Unterstadt nach el-Schu- 
beika hin auf die Mekkaner , welche in dem hier entstandenen 
Kampfe die Oberhand behielten und ihre Plünderungen eiligst 
fortsetzten und bei dem Abzüge nach Minä und in der Nacht 
auf dem 'Arafa noch ausdehnten , wobei in der Schlucht, zwi- 
schen *Arafa und Mus^dalifa mehrere Pilger getödtet wurden, 
sodass sie sämmtlich schon am ersten Opfertage aufbrachen 
und Mekka verliessen. Nach ihrem Abzüge nahm die Theurung 
wieder so zu, dass ein Sack Weizen 330 Dirheni kostete, wäh- 
rend er zur Zeit der vorigjährigen Wallfahrt unerhört billig nur 
mit 70 Dirhom war bezahlt worden. 

S. 267. Im J. 800 sandte der Sultan von Jemen el-Ma- 
lik el-Aschraf einen Umhang für die Ka'ba unter Begleitung 
von Eunuchen; in dem Zuge befand sich auchMuhammed ber^ 
'AgIAn, der in seine Dienste getreten war, und eine Menge an- 
gesehener Kaufleute und Gelehrten aus Mekka ; als die Cara- 
wane nicht mehr weit von der Stadt entfernt war, gingen ihre 



-^ 264 — 

Wasservorräthe zu Ende und es starben viele vor Dorsf. — 
Am 8. iSumädä U. 801 gegen Abend stiegen Wolken über 
Mekka auf, und es fing alsbald an zu regnen und goss in 
Strömen zwei volle Tage bis zum zehnten nach Sonnenuntergang ; 
der durch Mekka fliessende Wädi Ibrahim vereinigte sich mit 
dem Wasser, welches von dem Platze Agjäd kam, und es ent- 
stand, ein grosser See; die Fluth trat durch mehrere Thore in 
die Moschee und erreichte hier eine Höhe von fttnf Ellen, so- 
dass sie eine Elle höher stieg als die Schwelle der Ka'ba, de- 
ren Treppe fortgetrieben wurde und bei dem Ibrahims Thore 
an einer Säule hängen blieb ; zwei Säulen am Thore el-'Agala 
wurden umgerissen, sodass die Bögen mit dem Dache einfie- 
len. Auch viele Häuser in Mekka stürzten zusammen and un- 
ter ihren Trümmern wurden gegen sechszig Menschen be- 
graben ; die Leute verloren einen grossen Theil ihres Hausge- 
räthes und in der Moschee gingen viele Corän Handschriften 
zu Grunde. Am anderen Morgen rief der Muadsdsin aus, das 
Frflhgebet in den Häusern zu halten, da man vor Schmutz und 
Schlamm nicht in die Moschee kommen konnte, und aus dem- 
selben Grunde wurde auch die Freitagspredigt nicht an dem 
gewöhnlichen Platze bei der nördlichen Ecke de> Ka'ba, son- 
dern auf der Nordseite der Moschee gehalten, und noch zwei 
Tage nachher konnte der Umgang um die Ka'ba nicht gemacht 
werden. 

§. 268. Ein noch grösseres Unglück für die Moschee ent^ 
stand am 28. Schaww&l desselben Jahres. In dem bei dem 
Thore el-Hazwara an sie anstossenden Hospiz des Rdmuscbt 
($• 222) brach Feuer aus; ein Bedienter hatte in seinem Zim- 
mer ein brennendes Licht stehen lassen und eine Maus hatte 
den Leuchter nach ihrem Locho hingezogen , dadurch war das 
Zimmer in Brand gerathen, und alsbald schlug die Flamme zu 
den Fenstern heraus und zu dem Dache der Moschee empor. 
Es brannte nicht nur ein grosser Theil jenes Hospizes ab, son- 
dern auch das Dach der Moschee an der Westseite, da man 
so hoch nicht hinaufreichen konnte um zu löschen, und so 
dehnte sich das Feuer rasch weiter nach der Nordseite aus, 
bis es an das Thor el-'Agala kam, wo man es als ein Glück 
betrachten musste, dass mit den beiden durch das hohe Was- 
ser umgeworfenen Säulen auch das Dach eingefallen war, so- 



1 



— 265 — 

dass bei dieser Unterbrechung dem Feuer Einhalt gethan wer- 
den konnte. Einhundert und dreissig Söulen waren durch die 
Gluth zusammengestürzt und die Trümmer lagen so hoch, dass 
man die Ka'ba von dieser Seite nicht sehen und den Umgang 
nicht halten konnte (§. 286). 

S. 269. Da Timurlenk im J. 803 Damascus einnahm und 
die Kriegsunruhen den höchsten Grad erreichten, wobei zu- 
gleich jede Sicherheit für Reisende aufhörte, so kamen in die- 
sem Jahre gar keine Pilger aus Syrien ; dagegen führte der 
Emir Beisak eine Carawane aus Aegypten her und brachte 
von dem Sultan el-Malik el-Nd^ir Farag den Auftrag mit, die 
Moschee wieder aufzubauen. Er blieb desshalb nach beendig- 
ter Wallfahrt in Mekka und begann zunächst damit, den Platz 
von dem Schulte zu reinigen und auf der Westseite und einem 
Theile der Nordseile die Fundamente der Mauern und der Säu- 
len aufzugraben ; die letzteren waren wie lauter einzelne Kreuze 
gemauert und er liess sie jetzt fester in Form eines Schach- 
brettes herstellen 9 bis sie mit dem Erdboden in gleicher Höhe 
waren. An dem Berge el-Schubeika , zur Rechten wenn man 
nach Mekka zu geht, wurden sehr harte Steine gebrochen und 
in einem Halbkreise behauen , sodass je zwei einen vollen 
Kreis bildeten, V^ Ellen hoch; diese wurden auf einen vier- 
eckigen Grundstein, der zunächst auf dem Fundamente ruhte, 
aufgelegt und mit eisernen Bolten an einander befestigt und 
das Ganze mit Blei übergössen und damit fortgefahren, bis 
man die Höhe der Säulen an der andern Seite der Moschee 
erreicht hatte, und ein Kapital von Marmor darauf gesetzt. 
Hierüber wurde ein viereckig behauenes Holz gelegt und bis 
zur nächsten Säule ein Bogen gespannt und der Zwischenraum 
von Backsteinen und Gyps gemauert, bis man an das Dach 
kam. Die Säulen auf der Nordseite wurden aus Stücken von 
weissem Marmor errichtet, die mit eisernen Bolten verbunden 
waren. Mit diesem Bau war man gegen den Schluss des Mo- 
nats Scha'bän 804 zu Ende gekoii^men und es war nur noch 
das Dach darauf zu setzen ; dazu fehlte es aber an passendem 
Holze, da in der Nähe von Mekka höchstens Palmen und kleine 
Berg-Cypressen vorkommen, die zum Bauen benutz werden 
können , die aber meist zu solchem Zwecke nicht lang genug 
und nicht stark genug sind. Platanenholz kann aber nur aus 



^■^ 266 — 

Indien, oder Fichten • und Cedernholz nur aus Kleinasien be- 
zogen werden; die Vollendung des Baues musste also aufge- 
schoben werden, bis das erforderliche Holz herbeigeschaflt sein 
würde, und Beisak, nachdem er noch die Wallfahrt mitgemacht 
hatte, reiste nach Aegypten zurück um dafür Sorge zu tragen, 
von dem Danke der Mekkaner begleitet für seine eifrigen Be- 
mühungen, durch welche die Moschee so schnell gereinigt und 
wenigstens soweit wieder hergestellt war. — Im J. 807 kam 
Beisak wieder nach Mekka um das Dach fertig machen zu 
lassen, nahm aber noch von den Bergen in Higaz aus der Ge- 
gend von el-Täif viele Cypressen hinzu, die sich dazu eigne- 
ten. Hiervon wurde das Dach gebaut und auch die drei an- 
dern Seilen ausgebessert, wo mehrere Balken gebogen und 
zerbrochen waren, sodass der Regen durchschlug; das Holz- 
werk wurde bunt bemalt und vergoldet und zwischen den 
Sftulen Ketten ausgespannt, um die Leuchter daran zu hän- 
gen. — In dem genannten Jahre erschien nach einer Unter- 
brechung von drei Jahren wieder eine Pilgercarawane aus Sy- 
rien auf dem gewöhnlichen Wege und brachte einen Umhang 
für die Ka'ba mit, ebenso im J. 807, in welchem auch der 
Statthalter von Bagdad, ein Nachkomme des am 20. Scfaa'bäo 
dieses Jahres verstorbenen Timurlenk, mit den Pilgern aus 
Ir&k einen Umhang sandte; dagegen kamen im J. 808 aas 
Syrien nur einige Kaufleute von Damascus über Gazza. und Aila. 
§.270. Hasan ben 'Agiän regierte allein, bis im J. 809 
sein Sohn Barakät zum Mitregenten ernannt wurde; das Di- 
plom für ihn war vom Schu'b&n datirt und langte mit der 
Aegyptischen Pilgercarawane in Mekka an; zugleich vvaren die 
Syrer auf dem gewöhnlichen Wege gekommen und hatten eir 
nen Umhang für die Ka'ba mitgebracht und man fürchtete, dass 
es zwischen den beiden Emiren zu Reibungen kommen würde, 
indess blieb es ruhig. Der Grund dieser Besorgniss war, weil 
der Emir Uakam sich den Titel eines Sultans und den Beina- 
men el-Malik el- Adil beigelegt hatte und sich in Haleb und 
anderen Syrischen Städten in dem Kanzelgebete so nennen 
liess, selbst in. Damascus eine kurze Zeit, bis nach kaum ei- 
nem Monate hier wieder für el-Malik el-N&gir Farag, Sultan 
von Aegypten, gebetet wurde. Hakam hatte, um sein Hobeits- 
recht auszuüben, auch Münzen mit seinem Namen schlagen 



— 267 — 

lassen, el-Fdsi sah noch solche Dirhem. Da sich also Hakam 
gegen el-Malik el-lfdgir ofTßn aufgelehnt hatte, so konnte die- 
ser auch den von jenem ernannten Anführer der Pilger nicht 
anerkennen, und man musste darauf gefasst sein, dass die 
«Feindseligkeiten begönnen. Indess hatte der Aegyptische Emir 
noch keine Verhaltungsbefehle für diesen Fall mitgebracht, und 
erst auf der Wallfahrt des nächsten Jalires 810 wurde der Sy- 
rische Emir festgenommen , nachdem die Aegypter mit dem 
Statthalter von Mekka einen besonderen Plan dazu verabredet 
hatten. Sobald nämlich der Syrer am Tage seiner Ankunft in 
der Moschee erschien, um den ersten Umgang zu halten, be- 
gab sich der Statthalter dahin, noch ehe jener den Schnell- 
gang zwischen el-Qafä und el-Harwa gemacht hatte, und for- 
derte ihn auf mit ihm zu gehen, um den Aegyptischen Emir 
zu begrttssen ; er konnte dies nicht abschlagen , da er allein 
war und seine Truppen noch vor. dem Thore standen, und als 
er dorthin kam, wurde er festgenommen , d«nn als Gefange- 
ner auf der Wallfahrt mitgeführt und unter Bedeckung nach 
Aegypten geschafft. Dieses Verfahren hatte aber zur Folge, 
dass schon am ersten Opfertage sämmtliche Pilger aufbrachen 
und die Rückreise antraten , und dass von den Aegyptern nur 
sehr wenige Medina besuchten, während der grösste Theil sich 
zu dem Aegyptischen Emir hielt, der sich nach Janbu' wandte, 
weil er auf der andern Strasse einen AngriiT der Syrer be- 
fürchtete. Als Belohnung für den geleisteten Dienst erfüllte 
el-Malik el-Näpir den Wunsch des Hasan und ernannte dessen 
zweiten Sohn Schihäb ed-D!n Ahmed ebenfalls zum Mitregen- 
ten neben seinem Bruder und übertrug dem Vater im ersten 
Rabf 811 die Statthalterschaft von ganz Higäz, worüber das 
Diplom gleich nach der Mitte des zweiten Rabf in Mekka ein- 
traf, sodass in dem Kanzelgebete zu Mekka Hasan mit seinen 
beiden Söhnen, in Medina Hasan allein genannt wurde. Zu 
seinem Stellvertreter in Medina hatte er den ThÄbit ben Nu- 
'air ben Mangür ben Cfamm&z bestimmt^ und da dieser starb, 
ehe er. auf seinen Posten kam; ernannte er dazu, dessen Bru- 
der *Aglftn ben Nu'air*), bis dieser im J. 812 durch seinen 



'*') Vgl. SamhUdi, Geich. ▼. Medina. Cap. IV, 25, S. 83 fg. 



— 268 — 

Vetter Suleimdn ben Hibatallah ben JSammdz ben Mao^ür er- 
setzt wurde. 

§. 271. Im J. 812 sollte aber Hasan selbst nebst seinen 
beiden Söhnen Ton der Regieninf; entfernt werden. Der SuU 
tan eI->Malik el-Nägir war gegen sie aufgereizt und gab dem 
Emir Beisak, als Anführer der Pilgercarawane , den Befehl sie 
ihrer Aemter zu entsetzen. Beisak, der einen grösseren Wi- 
derstand befürchtete^ rüstete sich wie zu einem Kriege und 
nahm alle Gattungen von Waffen, Flinten , Kanonep und dgl. 
mit sich und gab sich den Schein, als wolle er einen Zug nach 
Jemen unternehmen. Sobald aber Hasan am 10. Dsul-Ca'da 
hierTon Nachricht erhielt, sammelte er alle streitbaren Beduinen 
aus der Umgegend von Mekka, aus el-Tft'iT, Ujja und anderen 
Orten^ dazu seine sämmllichen Verwandten von den Banu Ha- 
San mit ihrem Anhange, die Sklaven seines Bruders Ahmed 
ben 'Aglän und die Bevölkerung von Mekka und brachte über 
6000 Mann zusammen, darunter 4000 Beduinen und 600 Be- 
rittene. Hasan wollte indess einen Kampf vermeiden und 
wünschte vor allem, dass die Pilger nicht gegen seinen Willen 
von seinen Soldaten zu leiden haben möchten: er ging also 
auf den Ratb eines seiner Begleiter ein und wollte zu dem 
Aegyptischen Emir schicken und ihn an die Heiligkeit des Ge- 
bietes erinnern und ihm sagen lassen , wenn er in feindlicher 
Absicht komme, so möge er die Pilger voraufschicken, oder 
selbst einen Tag vor ihnen eintreffen. Während sie noch be- 
riethen, wer diese Bestellung dem Emir überbringen solle^ kam 
am 29, Dsul-Ca'da die erfreuliche Nachricht nach Mekka, dass 
der Sultan sich eines anderen besonnen und beschlossen habe, 
Hasan und seine Söhne in ihren Aemtern zu lassen, sein Kam- 
merherr Feirüz werde den neuen Belehnungsbrief und die Ek« 
renkleider mitbringen und für den Aegyptischen Emir den Be«- 
fehl, sich aller Feindseligkeiten zu enthalten. Am folgenden 
Tage kamen eine Menge Pilger an, denen Hasan entgegen ging 
und in der Nacht auf den ersten Dsui-Higga schickte Feirds 
einen Boten zu ihm und liess ihm sagen, dass er noch diese 
Nacht eintreffen werde. Hasan sandte ihm eine Deputation ent- 
gegen nach dem Thore von el-Schubeika» allein unglücklicher 
Weise hatte Feirüz den Weg nach dem ob^rn Thore einge- 
schlagen und als ihn hier die Thorwacben ankommen sahen. 



— 269 — 

erhoben sie ein Geschrei^ da sie einen feindlichen Angriff ver- 
mutheten, die ganze Stadt kam in Bewegung and die Leute 
meinten, die Nachricht von Feirüz sei nur aus List ersonnen. 
In dem ersten Lärm wurden sogar einige. seiner Begleiter ge- 
tödtet und Feirüz betrat die Stadt ganz niedergeschlagen ; in^- 
dess Hasan wusste ihn sogleich zu beruhigen und versprach 
ihm alles Gute. Nachdem dann der neue Belehnungsbrief vor* 
gelesen war, kam man gegenseitig überein, alle Feindseligkeilen 
einzustellen, der Aegyptische Emir solle die Waffen und Kriegs- 
werkzeuge entfernen und seine Wohnung in dem Hospiz Habt' 
am Platze Agjdd nehmen. Nun zogen zunächst die Pilger am 
2. Dsul-Higga Nachmittags in die Stadt ein und am 3. folgte 
der Emir Beisak ; er hielt seinen Umgang um den Tempel, be- 
gab sich dann zu Hasan nach dem Agjäd und begrüsste ihn 
mit Ehrerbietung und verweilte in Mekka, bis er am 8. nach 
Minä aufbrach, wohin ihm eine Abtheilung der Pilger vorauf- 
gegangen war. Hasan hatte in Erfahrung gebracht, dass ei- 
nige seiner Beduinen einen Angriff auf die Pilger zu machen 
beabsichtigten, und schickte dessiialb Leute nach ihnen, die sie 
daran verhindern sollten; sie Hessen sich aber nicht abhalten^ 
sondern mordeten, plünderten und schnitten den Camelen die 
Sehnen an den Füssen durch bei eKMäzimän oder den Eng-» 
passen. Hasan und der grösste Theil seiner Begleiter hatte 
desshalb die Wallfahrt nicht mitgemacht, weil auch die meisten 
Einwohner von Mekka zu Hause blieben, aus Furcht, dass es 
zwischen ihnen und dem Emir der Pilger zum Kampfe kom- 
men könnte, und die Pilger waren daher in grosser Angst; 
nur sein Sohn Ahmed zog mit einigen wenigen aus seiner 
Dienerschaft aus. Der Chronist ei Fisi war selbst unter den 
Wallfahrern und erzählt über diese Voriälle Folgendes: „Als 
wir nach dem Orte von el-Hftzimän kamen, fanden wir die Ca- 
aiele mit abgeschnittenen Sehnen und waren nahe daran aus 
Furcht wieder umzukehren, allein Gott stärkte unsern Willen. 
Was uns dann noch mehr auf den Gedanken brachte zurück- 
zukehren , war, dass uns nahe bei el-Huzdahfa einige Leute 
begegneten, die uns erzählten, dass die Pilger ihnen auf dem 
Fusse nachfolgten. Der Grund hiervon war, dass die Pilger 
bei ihrem Auszuge aus Mekka nicht bei Minä lagerten, son- 
dern nach dem 'Arafa zogen, weil der Hanifitische Cädhi von 



— 270 — 

Mekka diesen Tag^ den 9. Dsul-Higga , für den Festlag hielt; 
der Aegyptische Emir wollte aber auch den folgenden Tag 
auf dem 'Arafa sein und ging desshalb an diesem Tage bis an 
die Gränzsteine des 'Arafa nach Mekka zurück. Dies geschah 
in der Nacht auf den Opfertag und da wir in el-Mnzdalifa 
nicht hatten übernachten können, waren wir weiter gezogen, 
nachdem wir uns nur solange aufgehalten hatten, als es die 
Regel erfordert Am anderen Morgen verbreitete sich die 
Nachricht, dass der Schertf 'Ali ben Mubftrik ben Rumeitha 
aus Aegypten angekommen und , wie er sage , mit dem Emir 
der Pilger zum Statthalter von Mekka ernannt sei. Es ent- 
stand darüber eine grosse Aufregung unter den: Leuten, die 
sich erst dann legte, als sich jene Nachricht als falsch erwies. 
Gegen Abend kam Beisak nach Mekka zurück, machte den 
Umgang zum Abschied und schon am zweiten Opfertage bra- 
chen sämmtliche Pilger auf; der Emir befahl den Aegyptefn 
auf der Hauptstrasse den- Weg nach Adsächir einzuschlagen 
und von da zogen sie nach dem grossen Lagerplatze. el-Z&hjr, 
wo die Waffen zurückgelassen waren. Wenn nicht Hasan mit 
grosser Umsicht verfahren hätte, so wäre die Sache für die 
Pilger weit schlimmer geworden.« 

$. 272. Im J. 813 kam der Beherrscher von Kilwa in 
Aetbiopien el-Malik ei-Mangür Hasan ben el«-Muajjid Suleimän 
ben ei-Husein nach Mekka, vertheilte ansehnliche Geschenke aad 
blieb noch einige Zeit nach der Wallfahrt, dann kehrte er ilber 
Jemen zu Schiff in sein Reich zurück. Aus Bagdad, woher ia 
den Jahren 807 bis 812 jährlich ein Umhang fürdieKa'ba ge- 
sandt worden war, erschienen in diesem Jahre gar keine Pil- 
ger, weil Ahmed ben Oweis, Sultan von Bagdad, mit Carä J4- 
suf im Kriege begriffen war und getödtet wurde; aus dem 
Persischen 'Irak kam eine Carawane, welche ihren Weg über 
el-Hasä und el-Cat!f quer durch Arabien genommen hatte. 
Da diesmal keine Partheiungen entstanden und allerseits die 
friedlichsten Gesinnungen herrschten, blieben die Pilger auf 
den Wunsch der Kaufleute, welche gute Geschäfte dabei mach- 
ten, noch den nächsten Tag nach dem zweiten Opfertage 

in Minä. 

$. 273. Im J. 813 hatte der Sultan von Bengalen elr 
Malik el-Manpür GijMh ed-DSn Abul-Mudhaffar A*dham ScMih 



— 271 — 

ben Iskander Scb&h auf Veranlassang seines Wezirs Chftn Gi- 
hAn beschlossen » sich in Mekka ein i)leibendes Denkmal zu 
setzen und schickte einen seiner Beamten Jdcüt el»Gijäthi mit 
grossen Summen Geldes dahin, um seinen Plan auszuführen. 
Bei seiner Ankunft in Mekka machte jÄcül zunächst dem Statt- 
halter Hasan seine Aufwartung und überreichte ihm bedeu- 
tende Geschenke, wofür er die Erlaubniss erhielt, die Aufträge 
seines Herrn in Ausführung zu bringen;. von diesen Geschen- 
ken behielt indess 'Hasan nur den dritten Theil für sich , das 
übrige vertheiite er an die Armen. Nachdem dann Jäcüt den 
Entschluss gefasst hatte^ eine hohe Schule und ein Hospiz zu 
bauen, kaufte er zwei Häuser, welche am Thore Umm Häni an 
die Moschee anstiessen, worüber der Contract am 1. Rama- 
dhAn 813 abgeschlossen wurde; die Häuser wurden sofort ab- 
gerissen und der Neubau begonnen. Umstände machten *es 
erforderlich, dass der Kaufcontract im Monat Schawwäl noch 
einmal aufgenommen wurde und nachdem die untere Etage 
der hohen Schule und der grösste Theil der obern fertig war, 
wurde am 17. Muharram 814 die Stiftungsurkunde aufgesetzt. 
Die hohe Schule war für vier Lehrer bestimmt nach den vier 
Rauptsecten und dazu die damaligen vier Cädhi's von Mekka 
ernannt, und für 60 Studirende eingerichtet , nämlich zwanzig 
Schäfi'iten, zwanzig Hanifiten, zehn M&likiten und zehn Haoba- 
liten; der östliche Flügel würde den SchäC'lten und Hanifiten, 
der westliche den Mälikiten und Hanbaliten angewiesen , ein 
Zimmer war für gemeinschaftliche Zusammenkünfte eingerich- 
tet und zehn Zellen zu Wohnungen verschiedener Armen. Am 
letzten ^afr war der äussere, nach dem Urtheile der Sachver- 
ständigen sehr solide Bau ganz vollendet und in den drei fol- 
genden Monaten wurde das Gebäude noch von Aussen und In- 
nen weiss übertüncht und ein Bassin im Hofe angelegt, und 
Sonnabend den 7. 'Gumüdä 814 nahm der Unterricht seinen 
Anfang nach folgendem Stundenplane für jede Woche : Für die 
Schäfi'iten Sonnabend und Montag Morgens, für die Hanifiten 
Sonntag» Mittwoch und Donnerstag Morgens, für die Malikiten 
Sonnabend, Sonntag und Montag Nachmittags, für die Hanba- 
liten Mittwoch und Donnerstag Nachmittags; der Chronist und 
damalige Cädhi el-Fiksi war ,der erste Malikitische Lehrer an 
dieser Anstalt. Zum Unterhalte derselben kaufte Jäcüt noch 



— 272 — 

zwei grosse Gfirten mit Palmen in der Fiur tod el-Hokäni in 
WAdi Marr, welche die Namen Salima and el-Hnll fahren, 
nebst vier Trfinken in jener Gegend und für diese Grundstöcke 
und die beiden zoerst angekauften Hfiuser hatte er 12000Mith- 
cAl Gold bezahlt. Ausserdem übergab er dem Statthalter noch 
30,000 Mithcal um dafür die Wasserleitung in Mekka herstel- 
len zu lassen. 

Der Wezir ChAn JSihän hatte mit Jdcüt eisen seiner Un- 
tergebenen Namens HAggi Icbftl abgeschickt, um auch den Be- 
wohnern Medinas und dem dortigen Emir tiammlüE Geschenke 
zn bringen, und ihm bedeutende Summen übergelieD, am auch 
dort eine hohe Schule und ein Hospiz zu iMiuen. Das Schiff, 
welches diese Gelder überbringen sollte, scheiterte in der Nfibe 
▼on 'Gidda und Hasan nahm dem üblichen Rechte gemfiss tob 
deft gestrandeten Gute den vierten Theil; aber das für tSam- 
ouiz eignete er sich ganz an, weil dieser sich gegen ihn auf- 
gelehnt und sich in Medina grosse Ungerechtigkeiten hatte zn 
Schulden kommen lassen^ — Bei einem heftigen Regen im 
J. 814 zeigte sich das Dach der Ka'ba sehr schadhaft, da das 
Wasser an mehreren Stellen durchfloss; es wurde desshali^ 
einer gründlichen Ausbesserung unterzogen und mehrere neu! 
Balkeii eingesetzL 

S. 274. Nachdem der Sultan von Aegypten el-Malik el- 
Niigir am 17. Qafr 815 in Damascos ermordet worden war, 
gebngte der 'Abbasidische Schein -Chalif el-Mastatn billihi 
Abul-Fadhl zu ^nem Ansehen, wie keiner seiner Vorgtnger 
in Aegypten, sodass er auch von ihnen der einzige ist, unter 
dessen Namen Münzen geprigl sind. In Mekka wurde ihn 
teerst am 21. iSnmidi IL in dem Gebete bei deaa Brennea 
Zamzam gehaJdigt und das Gebet dann tigtidi gesprochen, bis 
am t7. Scha'b&n das Schreabea des neuen Snttaa U-Malik el- 
Mnajjid Abu Na^ Scheich eintraf, worin er seine am 1. Scha- 
hin erfolgte Thronhesteignng anzeigte, nachdem er von den 
Chalifen und den ersten Beamten des Reiches ab rechtnissi- 
ger Nachfolgte^r seia«« Vaters anerkannt sei. Jenes besondere 
Gebet für den Chalifen höHe nun auf nnd es wnrde ftr ihn 



*) Vgl« S i m kkü a. «. O. S. dt, wdcbcr iadaai aagiabt. dam 'G 
mit tchoa im 1« 811 



— 273 — 

■ 

in der Predigt vor dem Sultan eine kurze Se^ensformel gespro- 
chen; auch dies unterblieb seit dem 19. Schawwäl 816, da 
ein anderer Prediger an die Stelle kam ; der frühere Prediger 
führte am 2. Dsui-Higga den vorigen Gebrauch noch einmal 
wieder kurze Zeit ein, dann wurde er im 2. Rabf 817 ganz 
abgeschafft. 

$• 275. Wir haben aus dieser Zeit eine ausführliche Nach- 
richt über die Preise der Lebensmittel in Mekka , die wir hier 
im Zusammenhange wiedergeben wollen. In der Mitte des J. 
805 war die Theurung so hoch gestiegen, dass ein Sack Ge- 
treide mit nahe an 500 Kämilischen Dirhem bezahlt wurde, 
ein Sack Hirse kostete gegen 350, ein Mann d. i. zwölf Un- 
zen Butter 150 Dirhem; dies sind die höchsten Preise, deren 
man sich nur erinnern kann, und sie dauerten nur einige Tage, 
bis Zufuhren aus Sawdkin ankamen. Als die niedrigsten Preise 
für Butter sind notirt das Mann zu 30 Dirhem, und manche, 
die sie zu di<;sem Preise nicht abgeben wollten, haben Vorräthe 
davon gesammelt, doch ist sie in einzelnen Fällen selbst zur 
Wallfahrtszeit in Minä noch billiger verkauft, sogar das Mann 
zu zwölf Dirhem, also eine Unze zu 'einem Dirhem. Oben ist 
als der niedrigste Preis für Weizen 70 Dirhem für den Sack 
angemerkt, er ist aber einmal auf 40 Dirhem herunter ge- 
wesen ; Hirse war in den 790er Jahren der Sack äusserst bil- 
lig zu 40 Dirhem und je drei Sack sogar zu 100 Dirhem 
verkauft, zu Anfange des 9. Jahrhunderts war der Preis 60 bis 
70 Dirhem, dann stieg er am Ende des J. 811 beinahe auf 
150 Dirhem und Ende 815 und Anfangs 816 erreichten die 
Preise aller Getreidearten eine ganz ausserordentliche Höhe, 
indem ein Sack Weizen nach Mekkanischem Maasse für 20 
Florin *) und auf dem 'Arafa noch theurer verkauft wurde. 



*) Es ist wohl Dicht zu bezweifelo, das unter dem Worte K^Äi^t 
i5^j^', welches bei dieser Angabe yod el-F^si zum ersten Male und 
dano stehend gebraucht wird, die Florentinische Goldmünze zu yer- 
stehen und der Name selbst aus Flor in nach einer ahnlichen Um- 
bildung wie Firenze aus Florenz entstanden sei, so dass aus firentimli 
dem im Arabischen häufigen Vorschlage ifrenH geworden ist. „Ur- 
sprünglich war es eine Goldmünze, ungefähr 1 Ducaten an Werth, 
woraus auch die Deutsche Benennung guldener Thaler, Gülden, Gul- 

18 



— 274 — 

Die Tbeurung nahm ihren Anfang gleich nach dem Feste der 
beendigten Fasten des RamadhÄn 815, wo das Viertel Korn 
von acht Mas'üdis bald auf zwölf stieg, dann ging es allmäh- 
lig bis Zü 18 Mas*üdis in die Höhe und hielt sich so bis ge- 
gen die Zeit der Wallfahrt, wo es 27 kostete ; bei der Ankunft 
der Carawane aus Jemen fiel es plötzlich unter 18, doch nur 
für wenige Tage, und hielt sich dann auf 18 und etwas höher. 
Nämlich der Anführer der Jemenischen Carawano, der Cftdhi 
Amin ed-Dln Muflih el->Turki, hatte Anfangs einige der mitge- 
brachten Lebensmittel billig verkauft, einige sogar an die Ar- 
men verschenkt, dann aber damit inne gehalten, um nicht sel- 
ber in Noth zu gerathen. Seit dem 10. Schawwfti hatte der 
Imäm in seinem öffentlichen Vortrage auch um Abwendung 
der Theurung gebetet, sobald aber die Preise etwas gesunken 
waren, hörte das Gebet wieder auf. Als nun aber die Pilger 
eintrafen, fielen sie förmlich über alle Lebensmittel her und 
desshalb stiegen die Preise wieder zu einer beispiellosen Höhe. 
Nachdem die Bagtla und andere Araber alle ihre Zufuhren 
eingebracht hatten , war am 6. Dsul-Higga der billigste Preis 
des Getreides zehn Florin für den Hekkanischen Sack und er 
stieg auf der Wallfahrt nach dem 'Arafa und Minä , sodass je- 
der Aegyptische Scheffel Mehl für zwei Florin und zehn bis 
zwanzig Dirhem, Gerste der Scheffel für zwei Florin , Weizeo 
ein Viertel Mekkanischer Scheffel für 27 Mas'üdiscbe Dirhem 
verkauft wurde, wonach sich der Sack auf etwa 19 Florin be- 
rechnet, weil ein Florin zur Zeit der Wallfahrt mit etwa 57 
Mas'üdis verwechselt wurde und ein Sack 40 Mekkanische 
Viertel enthält. Nach dem Abzüge der Pilger aus Mekka hielt 
sich der Preis auf etwa 27 Mas*üdis, aber der Cours der Flo- 
rin sank auf etwa SO Mas'üdis, sodass sich der Sack auf mehr 
als 21 Florin oder 18 Mithcäl berechnet, und es wurde auch 
unmittelbar nach der Abreise der Pilger auf dem Markte am 
Rennvvege der Sack für 20 Florin verkauft. Dieser Preis von 
27 Mas'üdis und der Cours des Goldes erhielt sich bis in die 



den eDtsUnden ist." Vgl. Magazin für die Lit. des Auslandes. 1849. — 
Fleischer, Gatalog. libb. mss. bibl. senaU Lips. pag. 539 , wo das 
W^irt im Türkischen io der ursprunglichereD Form ^ « Jld vorkommt. 



— 275 — 

MiUe des Muharram 816, dann sank er um ein bis zwei Dirhem und so 
fort in diesem und dem folgenden Monate Qafr in der Aus- 
sicht auf eine gute Dattelnerndte in dem bevorstehenden Som- 
mer, sodass das Viertel um diese Zeit schon zu 20 Mas'üdis 
verkauft wurde, weil viele Menschen sich schon mit den halb- 
reifen Datteln begnügten. Hierauf sank der Preis auf etwa 
16 Mas'üdis^ was den Leuten schon billig schien im Yerhält- 
niss zu den Preisen zur Zeit der Wallfahrt im J. 815, und es 
war doch immer noch theuer im Yerhältniss zu den Preisen 
im Anfange des Jahres. Nach der Berechnung des J. 816 
kam also der Sack auf etwa zehn Florin, weil der Cours der 
Florin im Ramadhdn 816 zu etwa 60 Mas'üdis stand. Buch- 
weizen kostete unmittelbar nach der Wallfahrt das Viertel 12 
Mas'üdis, Gerste ebensoviel, Durra und Hirse soviel als Wei- 
zen ; Datteln wurden gleich nach der Wallfahrt das Mann mit 
neun Mas'üdis bezahlt, während der Wallfahrt noch höher. 
Reis das Maass mit vier Florin, Dattelnkerne als Futter für die 
Camele das Aegyptische Maass mit 1 V4 Fiorin. Die Theurung 
erstreckte sich während dieser Wallfahrt auch auf frische 
Früchte, eine grosse Melone kostete auf dem 'Arafa und in 
Hinä einen Florin und mehr, ein unerhörter Preis I Der Grund 
der Theurung lag darin , dass es in der Gegend von Mekka 
im J. 815 zu wenig geregnet hatte und aus Jemen und Sawä- 
kin kein Getreide eingeführt werden konnte, weil dort selbst 
Theurung herrschte, denn in Jemen hatte es ebenfalls an Re- 
gen gefehlt und in SawAkin waren die Früchte von Heuschre- 
cken vernichtet, sodass hier ein Mekkaniscber Sack Durra 30 
Mithcäl Gold kostete. Ans dem Dorfe Cauünä in der Nähe 
von Halj war nach Jemen und Sawäkin und auch nach Mekka 
Getreide gebracht, und es ist zu verwundern, dass ein so klei- 
ner Ort soviel zu liefern im Stande war. 

§. 276. Am 24. 'Gumädä U. 816 zur Mittagszeit gelang 
es dem Rumeitha ben Muhammed ben 'Agldn, einem Vetter 
des Sultans Hasan, mit einer kleinen Parthei, die er auf seiner 
Seite halte, die Stadt zu überrumpeln, und es schlössen sich 
ihm einige Fremde ah, die eben in Mekka anwesend waren. 
Hasan befand sich gerade ausserhalb der Stadt, und als er da- 
von benachrichtigt wurde ^ eilte er schnell herbei und rückte 
mit seinen Truppen von der obern Strasse in die Stadt vor; 

18* 



-- 276 — 

die Vordersten sahen noch, wie Rumeitha mit seinen Anhän^ 
gern, die bei ihrer geringen Zahl keinen Widerstand mit Er- 
folg leisten konnten, auf der andern Seite sich aus der Stadt 
entfernte. Hasan verfolgte sie noch eine Strecke Weges, 
wandte sich dann aber aus Mitleid von ihnen ab^ und der 
ganze Vorfall mochte nicht viel über eine Stunde gedauert 
haben. 

Indess fand sich Hasan hierdurch doch veranlasst, mit den 
Mauern der Stadt eine gründliche Ausbesserung vorzunehmen. 
Wer die Mauern zuerst angelegt hat, ist nicht bekannt, es 
kommen Andeutungen vor, nach denen schon zur Zeit des 
Chalifen el-Huctadir eine Mauer vorhanden war; da die Berge 
zu beiden Seiten schon natürliche Mauern bilden, so war es 
nur nöthig, die drei Zugänge zu der Stadt zu schliessen, und 
es war desshalb am obern Ende derselben die Mauer von ei- 
nem Berge zum andern gezogen mit zwei Thoren y yon denen 
aber das eine fast beständig verschlossen war. Von den bei- 
den Mauern am untern Ende schloss die eine in Südwest das 
Thal el-Schubeika ab und danach war das Thor el*Schubeika 
genannt, die andere im Süden sperrte die Strasse nach Jemea 
und das Thor hiess davon das Thor von Jemen oder das Thor 
el-Mägin, nach einem Teiche, der gleich in der Nähe lag. 
Die obere Mauer war schon einmal von dem Scherif Abu-'Aziz 
Catftda ben Idrts ausgebessert, und während seiner Regierung 
Hess der Fürst von Arbela el-Malik el-Mudhaffar das Thal el- 
Schubeika ebnen und die dortige Mauer im J. 607 aufführen. 
Die Länge der Stadt von dem oberen Thore bis nach dem 
von el-Schubeika beträgt 4271 Ellen. Für die obere Mauer 
war im J. 687 zu Kanbäja (Campäja) in Indien ein neues Thor 
angefertigt, dem Sultan Ahmed ben 'Agiän zum Geschenk ge- 
macht und von 'Inän ben Mugämis aufgerichtet, während er im 
J. 789 die Regierung führte. Hasan Hess also die Mauern 
ausbessern, die Oeffnung, die sich noch in der Nähe des obera 
Thores bei dem Teiche eU(^ärim fand, ganz schliessen, die 
Mauern theilweise erhöhen und mit Zinnen versehen. 

$. 277. Zur Wallfahrt des J. 816 erschien eine Carawane 
aus Bagdad von Ibn Carä Jüsuf abgesandt, der sich viele Pil- 
ger angeschlossen hatten; sie brachte einen Umhang für die 
Ka'ba mit und am 16. Dsul-Higga wurde nach der Vorlesung 



— 277 — 

des Abschnittes aus dem Corän^ welcher für den Beherrscher 
von Bagdad vorgelesen zu werden pflegt, für Ibn Carä Jüsuf 
und seinen Vater das Gebet gehalten. — Nachdem die Pil- 
ger im J. 817 frühzeitig Bingelroffen waren, entstand am 5. 
Dsul-Higga in der Moschee ein Kampf, wodurch die Heiligkeil 
des Ortes im höchsten Grade entweiht wurde. Die Veranlas- 
sung dazu war, dass der Aegyptische Emir einen Sklaven von 
der Mekkanischen Schutzwache zurechtgewiesen und ins Ge- 
fängniss hatte abführen lassen, weil er seinem Verbot zuwider 
Walfen trug. Während nun der allgemeine Gottesdienst ge- 
halten wurde, stürtzte eine Anzahl der Schutzwache zu Pferde 
durch das Ibrahims Thor in die Moschee , einige mit Panzern 
bekleidet, andere ohne dieselben ; sie drangen bis zu dem 
Platze der Hanifiten vor, wo ihnen die Türken und Pilger ent- 
gegen traten, es entspann sich ein Kampf, die Mekkaner wur- 
den aus der Moschee hinausgetrieben, die Türken folgten ih- 
nen bis auf den Harkt der Kornhändler in der unteren Stadt, 
wo noch die Aegypter zu ihnen stiessen, und der Aegyplische 
Pöbel fing an, hier und auf dem Markte am Rennwege und in 
einigen Häusern der Mekkaner zu plündern. Gegen Abend 
Hess der Emir die Thore der Moschee bis auf drei zunageln 
und seine Pferde in die Moschee bringen, wo sie in die öst- 
liche Halle gestellt wurden nahe bei seiner Wohnung im Hos- 
piz el-Scharäbi, dem gewöhnlichen Absteigequartiere der Ae- 
gyptischen Emire. Die Pferde blieben die Nacht in der Mo- 
schee, das Haus des Emir wurde erleuchtet und an den vier 
Betplätzen in der Moschee Lichter angezündet; auch viele Ae- 
gyptische Pilger brachten die Nacht in grosser Angst in der 
Moschee zu. Die Schutzwache mit ihrem Anhange hatte die 
Absicht die Pilger, die sich auf der Hauptstrasse el-Abtah 
und ausserhalb der Moschee befanden, auszuplündern, wurden 
aber durch den Scherif Hasan ben 'Agie^n davon zurückgehal- 
ten. Am anderen Morgen begab er sich zu ihnen nach dem 
Platze am Brunnen von el-Tunbuddwia in der unteren Stadt, 
wo sich auch die angesehensten Männer der Stadt versammel- 
ten, und er gab ihnen deutlich zu erkennen, dass er ihr Be- 
nehmen missbillige und sehr wünsche den Streit beigelegt zu 
sehen. Er veranlasste sie selbst zu dem Emir zu gehen und 
die Hand zum Frieden zu bieten^ wozu dieser gern bereit war; 



-- 278 — 

auf Hasans Wunsch Hess er den Gefangenen frei und erhielt 
dagegen das Versprechen, dass die Wachen in keiner Welse 
ihre Untergebenen gegen die Pilger aufreizen wollten, und 
nachdem Hasans Sohn Ahmed dem Emir noch einen Besuch 
gemacht und von diesem ein Ehrenkleid erhalten hatte, wurde 
der Streit beigelegt , die Gemüther beruhigten sich ond der 
Verkehr fing wieder an. Es waren aber viele Verwundun- 
gen vorgekommen , an deren Folgen von beiden Seiten meh- 
rere starben, und seit dem Tumult unter dem Emir Cundus 
im J. 761 war die Moschee nicht in ähnlicher Weise ent- 
weiht worden. 

$. 278. In diesem Jahre 817 herrschte eine Meinungs- 
verschiedenheit über den Tag, an welchem das Fest auf dem 
'Arafa zu feiern sei ; eine grosse Zahl der Pilger, die zu W^as- 
scr und zu Lande nach Mekka kamen, und selbst einige Mek- 
kaner behaupteten, den Neumond des Dsul-Higga schon in 
der Montagsnachl gesehen zu haben , während der grösste 
Theil der Hekkaner und der Aegyptischen Pilger das Eintref- 
fen desselben erst für den folgenden Tag annahmen. Man 
vereinigte sich dahin , Dienstag Morgens den 8. Dsul - Higga 
nach dem 'Arafa aufzubrechen und die. meisten Pilger zogen 
dahin, ohne sich in Minä aufzuhalten, und kamen zur Zeit des 
Abendgebetes dort an; der grösste Theil der Mekkaner war 
aber erst Nachmittags gefolgt und ebenfalls ohne in Minä xu 
bleiben nach dem 'Arafa gezogen. Als sie in den Engpässen 
el-Mäzimän waren, wurden sie von Räubern überfallen und 
ausgeplündert, mehrere verwundet, einige getödtet und den 
Cameien die Fusssehnen durchschnitten. Der Chronist el-Fäsi 
befand sich mit einigen Mekkanern in der Nähe , kam aber 
glücklich davon. Sie blieben in 'Arafa bei den Pilgern die 
Nacht auf den Mittwochen und den folgenden Tag bis Sonnen- 
untergang und flüchteten dann nach Muzdalifa, wo.sie wieder 
die Nacht bis kurz vor der Morgendämmerung zubrachten und 
dann nach Minä aufbrachen, wo sie mit dem hellen Tage ein- 
trafen, in Minä wurde in den beiden Nächten auf dem Mitt- 
wochen und Donnerstag viel gestohlen und es kamen dabei 
mehrere Verwundungen vor; Mekkaner hatten sich nur we- 
nige an der Wallfahrt betheiligt und am Morgen des zweiten 
Opfertages brachen säuimtliche Pilger auf und bezogen das La- 



~ 279 — 

ger in der Nähe von el-Tan'im. Nach dem Abschiedsumgange 
hatten sie nur aus dem oberen Thore hinausziehen können, 
da das Thor von el-Schubeika ihnen verschlossen war, worü- 
ber der Emir und die angesehensten Pilger bei ihrer Abreise 
sehr ungehalten waren. Die Carawane aus Bagdad hatte wie 
gewöhnlich einen Umhang für die Ka'ba mitgebracht, aber die 
Bagdadenser Hessen nicht wie sonst in der Moschee für ihren 
Sultan aus dem Cordn vorlesen , sondern schlössen sich so- 
gleich den Aegyptern und Syrern an^ aus Furcht dass ihnen 
mehr Abgaben abgefordert werden möchten. 

S. 279. In Folge der über diese Vorfälle bei dem Sul- 
tan von Aegypten el-Malik el-Huajjid vorgebrachten Beschwer- 
den wurde Hasan mit seinen beiden Söhnen abgesetzt und 
seinem Neffen Rumeitha ben Muhammed ben 'AglÄn ben Ru- 
meitha die Regierung übertragen; das darüber ausgefertigte 
Decret war schon vom 24. Qafr 818 datirt und darin bestimmt 
ausgesprochen , dass Rumeitha an die Stelle seines Oheims 
zum Vice-Sultan von Higäz und an die Stelle von dessen bei- 
den Söhnen zum Emir von Mekka ernannt sei; aber er wagte 
nicht eher nach Mekka zu gehen, bis er der Unterstützung der 
Aegyptischen Carawane gewiss war, und deshalb wurde seine 
Ernennnng erst am 1. Dsui-Higga bekannt gemacht und in der 
ersten Woche dieses Monats in der Predigt und in dem Gebet 
bei dem Brunnen Zamzam zum ersten Male sein Name ge- 
nannt. — Der SuUan schickte mit der Pilgercarawane eine 
neue Treppe für die Ka'ba und einen neuen Minbar, auf wel- 
chem der Prediger am 7. Dsul-Hig^a die erste Predigt hielt, 
auch kamen reichliche Geschenke, mit deren Vertheilung der 
Emir Tagri Barmasch, Commandant der Türkischen Besatzung, 
beauftragt wurde. Die Wallfahrt verlief sehr ruhig, die Pil- 
ger verweilten in Minä bis die Sonne über dem Berge Thabir 
aufging, und auf dem 'Arafa wurden nach altem Gebrauche^ 
der lange Jahre nicht beobachtet war, die fünf Gebete ge- 
halten. — 

§. 280. Indess schon am 18. Ramadhän 819 erschien 
ein neues Decret, nach welchem Rumeitha seinen Platz wie- 
der an Hasan abtreten sollte, und da er nicht gutwillig wei- 
chen wollte, wurde er am 25. Schawwäl angegriffen. Hasans 
.Truppen näherten sich der Stadt am obern Thore und trieben 



— 280 — 

die Wache zurück, wurden aber dann von Rumeiibas Anhän- 
gern mit Lanzen, Pfeilen und Steinen empfangen; einer von 
ihnen war auf das Thor geklettert , hatte es mit Oel bestri- 
chen und Feuer darunter gelegt, sodass es verbrannte und zu- 
sammenstürzte; andere erstiegen die Hauer auf der Seite des 
nördlichen Berges neben dem Todtenhofe, aber eine Abthei- 
lung Türken gewann einen höher gelegenen Punkt an dem 
Berge und warf von da mit Pfeilen und Steinen auf die Sol- 
daten in den Strassen, welche davon viel auszustehen hatten. 
Unterdessen hatte 'eine andere Abtheilung eine zehn Ellen 
breite Oeffnung in die Hauer gebrochen bis auf die Erde 
herab, und hier machte die Reiterei einen Angriff, wurde aber 
mit Verlust wieder aus der Stadt hinausgeworfen, wiewohl 
auf Seiten Rumeithas weit mehr Leute gefallen waren. Auch 
bei dem Teiche el-(^ärim ward die Mauer durchbrochen, allein 
der Teich hinderte das Vordringen in die Stadt. Wiewohl 
nun Hasan an Truppenzahl seinem Gegner weit überlegen war, 
und die Stadt hätte erobern können , wenn er sie mit seiner 
ganzen Macht angegriffen hätte, so war er doch abgeneigt, 
den Kampf weiter fortzusetzen, um die Einwohner und die 
Anhänger Rumeithas zu schonen, und es kam ihm desshalb 
sehr gelegen, dass mehrere gelehrte und fromme Männer aus 
der Stadt bei ihm erschienen und ihn baten von dem Kampfe 
abzustehen, und er war gern dazu bereit, wenn seine Gegner 
die Stadt räumen wollten. Als sie diese Nachricht zurück- 
brachten, fielen die Einwohner von Rumeitha ab, er musste 
sich in das Innere der Stadt zurückziehen und Hasan rückte 
mit allen seinen Truppen ein; er Hess bei den beiden Teichen 
in der Obersladt Zelte aufschlagen und blieb dort fünf Tage, 
um allen seinen Gegnern Zeit zu lassen , sich zu entfernen, 
und sie wandten sich nach Jemen. Im Qafr 820 kehrte Ru- 
meitha zurück um sich seinem Oheim zu unterwerfen, und 
sie kamen sich mit gegenseitiger Hochachtung entgegen. — 
Vom J. 818 bis 820 waren die Pilger aus Bagdad regelmässig 
erschienen ; vom J. 821 an blieben sie aber mehrere Jahre 
ganz aus wegen der Unruhen, welche durch den Krieg des 
Sultans von Bagdad gegen Schäroch veranlasst wurden. 

§. 281. Auf die theuren Jahre folgte eine ungemein 
wohlfeile Zeit und im J. 8l9 kostete der Sack des besten Vi^ei- 



— 281 — 

zens aus dem Orte Lukeiin bei el-TM fflnf Florin, der Sack 
SO gen. Katzen, d. i. eine Art Korn, die dem Weizen ähnlich 
ist, 4V4 Florin und ein Sack Durra drei Florin und in Wädi 
Marr sogar nur zwei Florin und sechs, Has'üdische Dinare; 
der Cours der Florin stand in dem Wädi zu 15 Mas'üdischen 
Dinaren; Butter die Unze sieben Mas'üdis oder ein Mann für 
1 V5 Florin ; Fleisch jedes Mann für sechs Mas'üdis, Datteln je-^ 
des Mann für zwei Mas'üdische Dirhem und der Cours der 
Florin stand zu Mekka etwas über 44 Mas'üdis. Zur Zeit der 
Wallfahrt und im Anfange des J. 820 waren dagegen die Le- 
bensmittel sehr theuer und es wurde der Sack Durra zu 13 
Florin verkauft. Dies dauerte indess nicht lange und im J. 
821 kostete der Sack Durra zu Mekka drei Florin, zu ddda 
2V4. bis 2V2 Florin; Honig wurde unerhört billig sieben Mann 
für einen Fiorin verkauft. Gegen das Ende des Jahres stiegen 
die Preise und im J. 822 wurde der Sack Durra mit acht 
Florin bezahlt, Buchweizen eben so theuer, und die Preise 
hielten sich auf dieser Höhe bis in den ersten 'Gumädä ; Wei- 
zen war der Sack auf zwölf Florin gestiegen, fiel dann aber 
auf zehn Florin und darunter. 

Am 7. Rabf I. 822 wurde die Bedachung über dem Zam- 
zam, wo die Muadsdsin im Schatten zu sitzen pflegten , abge- 
rissen, weil das Holzwerk zerfressen war, und von behauenen 
Steinen wieder aufgeführt, auch die Bassins am Zamzam er- 
weitert, womit man im Ragab fertig wurde. Der Kanal der 
Quelle Bäzän, welcher bei einer Ueberfluthung zerstört war, 
wurde ausgebessert und dadurch die Theurung des Wassers 
gehoben. 

§. 282. Nachdem el - Malik el - Muajjid am 2. Muharram 
824 gestorben und ihm sein Sohn el -Malik el-Mudhafiar Ah- 
med unter der Vormundschaft des Emir Tatar gefolgt war^ 
stellte dieser für die Regierung von Mekka eine neue Beleh- 
nungsurkunde für Hasan und seinen Sohn Barakät aus, die vom 
14. Qafr datirt am 12. Rabf I. in Mekka eintraf Und am Mor- 
gen des 14. öfi'entlich bei dem Brunnen Zamzam in Gegen- 
wart der Cddhis und angesehensten Einwohner verlesen wurde ; 
hiernach wurde noch ein besonderes Schreiben vorgelesen» 
worin der Tod des Muajjid angezeigt war, und dass von ihm 
sein Sohn zum Nachfolger ernannt und als solcher von sei- 



— 282 — 

nen getreuen Unterthanen anerkannt sei und nun den Thron 
bestiegen habe u. s. w«, dass er den Hasan und seinen Sohn 
Barak&t als Stalthalter von Mekka besttttigt habe und diese 
auffordere, für das Wohl der Unterthanen, der Kaufleute und 
aller Muslimen Sorge zu tragen. Für einen jeden von beiden 
war zugleich ein Ehrenkleid aus dem Schatze des Sultans ge- 
schickt, Barakät zog das seinige sogleich an, machte den Um- 
gang um die Ka'ba, wtthrend die Muadsdsin dem Gebrauche 
gemäss auf dem Zamzam das Gebet für ihn sprachen , worauf 
er durch das Thor von el-Qafä sich aus der Moschee ent- 
fernte und durch die Hauptstrassen von Mekka ritt ; sein Va- 
ter war damals abwesend in der Gegend von WAdijAn im Di- 
strictc von Zabtd in Jemen. 

§. 283. Die Unruhen in Syrien und Aegypten, wo von 
824 bis 825 in der Zeit von 15 Monaten vier Herrscher nach 
einander den Thron bestiegen, hatten für Mekka kaum eine 
andere Folge, als dass eben so oft der Name des Sultans 
in dem Kanzelgebete gewechselt wurde* Indess erneuerte 

und erweiterte el-Malik el-Dbähir Abul-Fath Tatar die ältere 

• • • 

Verordnung, dass von Lebensmitteln wie Kohl, Früchten, Korn 
u. d. gl. bei der Einfuhr in Mekka kerne Abgabe erhoben 
werden solle, wogegen dem Statthalter Hasan jährlich 1000 
Dinare aus dem Staatsschatze in Aegypten angewiesen wur- 
den; die betreffende Bekanntmachung war an dem Tempel in 
Mekka in Stein ausgehauen. — Der 27. Dsul-Higga 825 
brachte durch Gewitterregen eine grosse Ueberschwemmung 
über Mekka; das Morgengebet konnte schon nicht mehr an 
der gewöhnlichen Stelle am Abrahams Stein gehalten werden, 
da hier die Moschee schon ganz unter Wasser stand, der 
Schäfi'itische Imäm hatte sich auf die nördliche Seite gestellt; 
nach beendigtem Gebete konnte der Diener die Wachskensen 
nur noch mit grosser Noth nach dem Aufbewahrungsorte brin- 
gen, der zwischen der Tränke des 'Abbfts und dem Zamzam 
liegt. In der Trinkhalle war ein Diener zurückgeblieben, und 
als das Wasser immer höher stieg, trat er erst auf eine Er- 
höhung, dann auf eine Lade, die dort stand, zuletzt miisste er 
froh sein, dass er sich mit grosser Anstrengang noch nach 
der Seite von el-Qafä retten konnte. Das Wasser stand zu- 
letzt mannshoch in der Moschee bis über den schwarzen Stein, 



— 283 — 

erreichte die Thür der Ka'ba und trieb die Treppe nach dem 
Hazwara Thore. Ein Mann setzte sich in einen Kasten, wel- 
cher bei der Ausbesserung einiger Säulen benutzt war und in 
der Halle stand, und fuhr damit umher und rettete mehrere 
Menschen, welche in den Fenstern hingen und in Gefahr wa- 
ren zu ertrinken. Im Wasser war keiner umgekommen, aber 
vier Personen wurden in jener Nacht auf dem Platze von 
Tunbudäwia in der Unterstadt vom Blitz erschlagen. In der 
Moschee blieb, als sich das Wasser verlaufen hatte, viel Schmutz 
und Schlamm zurück, was sehr schwer wieder zu reinigen 
war, auch hatten besonders die Kaufleute in den Häusern an 
dem Wasserwege, auf dem Nachtmarkt, in der Gegend von 
el-Qafä und in der Unterstadt grossen Schaden erlitten und in 
der Oberstadt war das neue Thor und die Strecke der Mauer 
bis zum alten Thore 28 Ellen lang eingerissen. 

$. 284. el-Malik el-Aschraf Abul-Nagr Barsabäi, welcher 
sich am 8. Rabf II. 825 des Thrones von Aegypten bemäch- 
tigt hatte, schickte gleich im ersten Jahre seiner Regierung 
den Emir Hucbil el-Cudeidi nach Mekka mit dem Auftrage, 
die nöthigen Ausbesserungen an der Moschee vorzunehmen ; 
besonders wurden hier mehrere Balken in dem Dache, welche 
zerfressen und morsch geworden waren, durch neue ersetzt, 
ebenso auch in dem Dache der Ka'ba, wo auch die Balken, 
an denen der Umhang aufgehängt wird, erneuert und mit gro- 
ssen eisernen Nägeln sehr dauerhaft befestigt Wurden. Im J. 
826 erhielt derselbe Emir Mucbil den Auftrag, die Marmor- 
platten im Inneren der Ka'ba auf dem Fussboden und an den 
Wänden nachzusehen; an die Stelle der schadhaften wurden 
neue gesetzt und bei der Gelegenheit auch eine Säule im In- 
nern, welche oben etwas ausgewichen war, wieder in die rich- 
tige Lage gebracht. Der Name des Sultans Barsabäi wurde 
in eine Marmorplatte an der Wand eingehauen und vergoldet. 
Hiernach wurde auch der Higr von Marmor neu hergerichtet 
und das so gen. Leichenthor neu gebeut und mehrere andere 
Thore und die ganze Moschee ausgebessert. Auch wurde der 
rothe Umhang im Innern der Ka'ba, der von el-Malik el-Nägir 
Hasan ben Caläwün herstammte, abgenommen, da Barsabäi 
durch den Emir Zein ed-Din Abd el-Bäsit ben Chalil einen 
neuen sandte. Dies ist derselbe.Abd el-Bäsit, welcher bald nach- 



- 284 — 

her in Mekka die hohe Schule el-Bäsitia erbauen Hess, für 
welche er in Aegypten bedeutende Vermttchtnisse stiftete, die 
leider I durch schlechte Verwaltung ganz in Vergessenheit ge- 
rathen sind; er selbst ist am 25. Schawwftl 854 gestorben. 

S- 285. Im Anfange des J. 827 ernannte Barsabfti den 
'Ali ben Inftn ben HugAmis, der sich in CAhira aufgehalten 
hatte , zum Statthalter von Mekka , und er hielt unter dem 
Schutze eines Corps, das er aus Aegypten mitbrachte, am 6. 
tiumädä I. drei Tage nach einer grossen Ueberschwemmung 
ohne Kampf seinen Einzug in Mekka , da Hasan und sein Sohn 
mit ihrem Anhange vorher die Stadt verlassen hatten. 'Ali 
hatte seinen Belehnungsmantel angelegt und hielt den sieben- 
maligen Umgang um die Ka'ba, während der Muadsdsin auf 
dem Zamzam seinen Ruf für ihn erschallen liess ; nach been- 
digtem Gebete wurde die Belehnungsurkunde bei dem Zamzam 
verlesen, worauf er vom Thore el-^afä aus seinen Umzug durch 
die Strassen der Stadt hielt. Am dritten Tage begab er sich 
nach tridda, um das, was aus Indien und anderen Gegenden 
angekommen war, in Augenschein zu nehmen; er benahm sich 
gegen die Fremden sehr gnädig und kehrte mit den Truppen 
am 7. iSumädä II. nach Mekka zurück. Es sind Münzen mit 
seinem Namen geschlagen. — In diesem Jahre wüthete die 
Pest in Mekka; oft sah man am Leichenthore sieben und mehr 
Todte zugleich, für welche das Gebet gehalten werden sollte, 
an manchen Tagen starben über zwanzig Menschen und im 
Ganzen erlagen ihr nahe an 200 namhafte Personen. 

S. 286. Im Anfange des Dsul -Higga 828 erschien unter 
dem Schutze der Aegyptischen Pilgercarawane der vorige 
Statthalter Hasan ben 'Agiän und hielt am 4. des Monats sei- 
nen Einzug in. Mekka 9 bekleidet mit dem Belehnungsmantel, 
den ihm Barsabäi gesandt hatte; er übernahm die Regierung, 
das Gebet wurde für ihn gehalten, aber nach beendigter Wall- 
fahrt begab er sich nach Aegypten, wo ihn der Sultan mit 
hohen Ehren empfing. »Am 20. iSumädä 1. 829 wurde ihm 
aberiQals die Statthalterschaft von Mekka übertragen , er war 
aber erkrankt und während die Vorbereitungen zur Abreise ge- 
macht wurden, starb er am 16. JSumadäll. in Cähira. — 1^- 
San war, wie wir aus mehrfachen Zügen sehen, ein frommer, 
friedliebender Mann, der nur einige Male durch seine Gegner 



— 285 — 

und durch seine eigne Parthei zu Gewaltmassregeln gedrängt 
wurde; dass er sonst für das Wohl seiner Unterthanen bedacht 
war, geht unter anderm aus den vielen Bauten hervor, wel- 
che während seiner Regierung ausgeführt wurden. Schon im 
J. 803 baute er in der Nähe der hohen Schule el-HugAhidia 
ein Hospiz, welches in Mekka seines Gleichen nicht hatte; es 
wurde mit Besitzungen in Minä und Wädi Marr dotirt. Im J. 
811 Hess er die grosse Wasserleitung vonHunein her wieder- 
herstellen, welche jetz auch noch unterhalb Mekka den Teich 
el-Mägin füllte; ein Schlauch Wasser wurde nun für V4 Mas- 
'üdi verkauft, während er früher zwei Mas'üdische Dirhem ge- 
kostet hatte; in den beiden folgenden Jahren wurden noch ei- 
nige Verbesserungen in der Leitung gemacht, und im J. 812 
bei Minä auch eine Tränke von ihm angelegt. Auf dem Ag- 
jäd Platze hatte er sich einen Pallast bauen lassen, womit im 
J. 816 noch ein Hospiz verbunden wurde. In den Jahren 
814 bis 816 wurde das grosse Krankenhaus des Hustangir 
wieder in Stand gesetzt. Da es ganz verfallen war, machte 
Hasan mit dem Cädhi von Mekka iSamäl ed-D!n Ibn Dhuheira 
einen Contract, dass es ihm für 40,000 Dirhem auf hundert 
Jahre überlassen würde, dass er aber diese Summe für die 
Wiederherstellung verwenden dürfe. Es wurde nun fast ganz 
abgetragen und aufs schönste wieder aufgebaut und mit einer 
Säulenhalle und einem Wasserbassin versehen. Nach einer 
darüber aufgenommenen Urkunde sollte es zur Aufnahme ar- 
mer, verlassener Kranken dienen, die von Niemand sollten hin- 
ausgewiesen werden, sondern bis zu ihrer völligen Genesung 
und wenn Stellen darin offen wären, selbst dann noch länger 
darin bleiben könnten. Die Aufsicht sollten zunächst seine 
beiden Söhne Barakät und Ahmed führen, dann deren männ- 
liche Nachkommen in gerader Linie mit Ausschluss der weib- 
lichen und Seiten - Verwandten. Diese Urkunde wurde zur 
Beglaubigung auch von dem CAdhi der Malikiten Radhi ed-Dln 
Abu HÄmid Muhammed ben Abd el-Aahman el-Fäsi am 10. 
Qafr 816 unterzeichnet. — Noch immer lag aber das Hospiz 
des Rftmuscht, von welchem im J. 802 der grosse Brand der 
Moschee ausgegangen war ($. 268], in Schutt, nur ein kleiner 
Theil, der unmittelbar an die Moschee anstiess, war aufgeräumt 
und wieder aufgebaut; endlich im Anfange des J. 818 ver- 



— 2b6 — 

wandte Hasan 200 Hithcäl Gold , um das übrige wiederherzu- 
stellen. 

S. 287. Nach Hasans Tode wurde sein Sohn Barakät ben 
Hasan nach Aegypten beschieden, wo er am 23. Ramadhän 
829 eintraf; am 26. fand die Belehnung statt und sein Bruder 
Ibrahim wurde zu seinem Stellvertreter ernannt; beide erhiel- 
ten die Investitur und reisten am 10. Schawwäl nach Mekka 
ab, wo sie in der zweiten Woche des Dsui-Ca'da eintrafen 
und die Regierung antraten. — Die von dem Emir Qargat- 
misch angelegte Badeanstelt, welche schon im J. 808 und von 
einem Persischen Kaufmann im J. 811 wiederhergestellt war, 
Hess der oben genannte Emir Mucbil im J. 833 gründlich wie- 
der in Stand setzen und gründete für ihren ferneren Unter- 
halt neue Stiftungen in Cähira. 

Sobald el-Malik el-Dhfthir tiakmak im J, 842 die Regie- 
rung von Aegypten an sich gerissen hatte, schickte erden 
Emir Südün nach Mekka, um dem Statthalter Barakät die Be- 
stätigung in seinem Amte zu überbringen und das Coinmando 
der dortigen Besatzung von fünfzig Türkischen Reitern zu 
übernehmen. Südün erhielt zugleich als Inspector der beiden 
heiligen Städte die Leitung der öffentlichen Bauten und unter- 
zog zunächst im J. 843 das Dach der Ka'ba einer Ausbesse- 
rung, da der Regen durchschlug; die Balken, an denen die 
Umhänge festgebunden werden, sowie die Bekleidung der 4 
Fenster, waren von Würmern zerfressen, und mussten neu 
gemacht werden ; desshalb wurden die Umhänge abgenommen 
und in die Ka'ba niedergelegt, sodass diese zwei Tage und 
zwei Nächte bloss stand, bis die Mauern ausgebessert waren, 
dann wurden die Umhänge am 21. Qafr wieder befestigt. 
Hierauf wurden die Marmorplatten im Innern der Ka'ba und 
am. Higr hergestellt , drei Thürme der Moschee geweisst und 
das Steinpflaster um dieselbe verbessert, danach die Merkzei- 
chen am Hause des 'Abbäs und auf der Ecke der Moschee 
wo der Schnellgang beginnt, neu angestrichen und bei jedem 
Zeichen eine Laterne aufgehängt, die im Ragab, Scha'bAn und 
Ramadhän und zur Wallfahrtszeit im Dstil-Higga für diejenigen 
sollten angesteckt werden^ welche bei Nacht den Schnellgang 
machen wollten, und ebenso wurde bei el-^afä und el-Marwa 
eine Laterne angebracht. Auch auf den Wallfahrts ^ Stationen 



— 287 — 

zu Hinä, *Arafa und Huzdalifa wurden viele Ausbesserungen 
gemacht, besonders auch die Büsche und Dornen in den Eng- 
pässen nach dem 'Arafa abgehauen, wo die Camele nicht aus- 
weichen konnten, ohne dass die Satteldecken zerrissen wttren, 
und wo die Mekkaner sich versteckten, um den vorüberziehen- 
den Pilgern aufzulauern und sie zu berauben; auch die gro- 
ssen Felsen wurden entfernt und der Weg eben und breiter 
gemacht, wofür ihm der Dank der Pilger zu Theil wurde. 

§. 288. Barakftt behielt die oberste Leitung der Geschäfte 
bis in die Mitte des J. 845 wo er abgesetzt und für ihn sein 
Bruder 'Ali ben Hasan zum Statthalter ernannt wurde; dieser 
hatte sich in CAhira aufgehalten und traf von dort am 1. Scha - 
bän ein , wurde aber ein Jahr nachher am 4. Scha'bän 846 
mit seinemBruder Ibrahim festgenommen und ein anderer Bruder 
Abui-CAsim ben Hasan kam aus Aegypten an seine Stelle und 
hielt am 27. DsuI-CaMa 846 seinen Einzug in Mekka. — Mil 
der Aegyptischen Pilgercarawane kam im J. 848 ein Gesandter 
des Sultans von Persien Schähroch Mirza und überbrachte ei- 
nen Umhang für die Ka'ba, womit sie am Opfertage den 10. 
Dsul-Higga bekleidet wurde, und Geschenke ; die er an die 
Armen vertheilte. 

Abul-Cäsim wurde zu Anfang des J. 850 abgesetzt und 
BarakAt ben Hasan kam wieder an seine Stelle. Zum Inspec- 
tor der Moschee wurde in diesem Jahre Beiram Chogä er- 
nannt, welcher am oberen Thore eine neue Wasserleitung und 
eine Cisterne anlegte links vom Wege nach den heiligen Orten, 
zum grossen Nutzen für Menschen und Thiere. Zur Wallfahrt 
erschien ein Wezir des Sultans Muräd H. und brachte bedeu- 
tende Geschenke für die beiden heiligen Städte ; er liess 360 
Köpfe (Brode) Zucker und viele Kannen Honig in die Trinkan- 
stalt des 'Abbäs werfen, woraus dann Krüge mit süssem Was- 
ser gefüllt und den Leuten auf dem Rennwege zum Trinken 
verabreicht wurden. Beiram liess im J. 852 ein Stück der 
östlichen Mauer an der Moschee neir bauen, ferner ein Git- 
terfenster zur Klause des Scheich 'Aftf , ed - Din Muhan^med 
ben As'ad el-Jdfi'i und eins zur Klause des Scheich iSamäl 
ed-Din Muhammed ben Ibrahim el-Murschidi; in der südlichen 
Halle wurden sieben Pfeiler erneuert und der Kanal der Quelle 
von Hunein gründlich ausgebessert. In diesem Jahre kam 



— 288 — 

auch ein Umhang, womit der Higr bekleidet werden sollte, 
was bis dahin noch nicht geschehen war; er wurde aber ein 
volles Jahr im Innern der Ka'ba aufbewahrt und erst in der 
letzten Woche des Dsul-Higga 853 aufgehängt. Die Teiche 
auf dem 'Arafa liess Beiram von Schlamm reinigen und die 
dahin führenden Quellen in Stand setzen ; die Moschee Namira 
auf dem 'Arafa und die Moschee el-Cheif in Minä wurden re- 
staurirt. 

S. 289. Am 26. Scha'bAn 854 traf der Emir Burdbek el- 
Tftgi aus Aegypten in Mekka ein; nachdem er den Umgao^r 
um die Ka'ba und den Schnellgang gemacht hatte, kehrte er 
nach dem Lagerplatze el-Zähir zurück und hielt am anderen 
Morgen seinen feierlichen Einzug; die Beamten und angese- 
hensten Einwohner der Stadt gingen ihm entgegen, er war mit 
dem Ehrenmantel des Sultans bekleidet und las auf dem Platze 
el-Hatlm ein vom 12. 'Gumädä datirtes Dekret desselben vor, 
wonach er zum Inspector des Heiligthumes , der Hospize, Stif- 
tungen und Vermächtnisse ernannt war und von seinen Vor- 
gängern eine Rechnungsablage fordern und für die Folge das 
Rechnungswesen in Mekka führen sollte; er war ein Mann von 
festem Willen und durchgreifenden Massregeln. — Im J. 856 
wurde die von 'Atijja Ibn Dhuheira oberhalb Mekka angelegte 
Wasserleitung von dem Cädhi Abul-Sa'ädät Ihn Dhuheira aus- 
gebessert. — In demselben Jahre kam von dem Sultan JSak- 
mak der Befehl, die Umhänge im Innern der Ka'ba, weiche 
von Schäroch und Barsabfti herrührten, zu entfernen und nur 
die von ihm selbst gesandten hängen zu lassen. Da sich der 
Anführer der Türkischen Besatzung Emir tränibek el-Nanrüzi 
in diesem Jahre auf Reisen begab, ernannte er den Burdbek 
zu seinem Stellvertreter. Sobald aber el-Malik el- Aschraf 
Inäl am 8. Rabf 1.857 den Sohn des iSakmak verdrängt und 
sich des Thrones von Aegypten bemächtigt hatte, wurde Burd- 
bek abgesetzt und Jaschbek eUQüfi zum Commandanten der 
Besatzung von Mekka, ^ttgän zum Inspector des Heiligthumes 
und Rechnungsführer und iSänibek zum Präfecten von tiidda 
ernannt. Aus der Art der Besetzung dieser Stellen geht ziem- 
lich deutlich hervor, dass die Macht des eigentlichen Statthal- 
ters zu Mekka auf ein sehr geringes Maass beschränkt war. 

S. 290. Als Barakät im J. 859 erkrankte und beständig 



— 289 — 

am Fieber litt, schickte iSdnibek zum Sultan und Hess ihn er- 
suchen y an seiner Steile seinen Sohn Muhammed ben Barakät 
zum Statthalter zu ernennen. Dies geschah, das Decret wurde 
am 16. Ragab in Ctlhira ausgefertigt und kam am 20. Scha'- 
bän gegen Abend in Mekka an; aber am Morgen desselben 
Tages war Barakät bereits beerdigt, nachdem er am Tage vor- 
her auf dem Landgute des Ghälid in Wädi Marr gestorben und 
von Männern auf den Schultern nach Mekka hereingetragen 
war. Muhammed war nicht in der Stadt anwesend, wurde 
aber am 21. Scha'bän neben dem Zamzam zum Statthalter aus- 
gerufen und als er am 7. Ramadbdn eintraf, wurde auch das 
Ernennungsdecret öffentlich verlesen. Bevor man indess von 
dem Tode des Vaters in Cfthira Nachricht haben konnte , war 
er wieder in seine Stelle eingesetzt und ^Muhammed entlassen; 
als jedoch dies neue Decret am 4. Schawwäl nach Mekka kam, 
blieb Muhammed auf seinem Posten. Er zeichnete sich durch 
Gerechtigkeitsliebe, Wohlthätigkeit und Leutseligkeit gegen seine 
Unteithanen aus und nahm sich der Regierungsgeschäfle mit 
Eifer an. — Die Gemahlin des Sultan Inäi iiess im J. 665 an 
der Strasse nach el-(^afä ein Hospiz bauen, da aber Inäl in 
demselben Jahre starb, wurde es nicht vollendet. Sein Sohn 
und Nachfolger el-Halik el-Muajjid Ahmed wurde nach fünf 
Monaten von el-Malik el-Dhfthir Chuschkadam verdrttngt. Die- 
ser schickte einen neuen Minbar nach Mekka , auf welchem, 
nachdem er in zwei Tagen zusammengesetzt war, Freitags den 
2. Dsul-Higga 866 zum ersten Male gepredigt wurde. Aus 
der Regierungszeit seiner beiden nächsten Nachfolger el-Malik 
ei-Dhähir Balabäi und el-Malik el-Dhähir Timurbogd ist nichts zu 
berichten, da jeder von ihnen nur zwei Monate den Thron be- 
hauptete, bis er am 6. Ragab 872 von el-Malik el-Aschraf Cdjitbäi 
bestiegen «wurde. Gleich nach seinem Regierungsantritte sandte 
er nach Mekka die Ehrenkleider für Muhammed ben Barakät 
und die Bestätigung in seinem Amte, ebenso für den Ober- 
cädhi Burhän ed-Din Ibrahim ben 'Ali Ihn Dhuheira, zugleich 
auch die Decrete , wodurch alle Abgaben und Auflagen für 
die Pilger aufgehoben wurden ; die Bekanntmachung hierüber 
Iiess er an einer Säule des Friedensthores in der Moschee in 
Stein einhauen. — Im J. 874 wurde die Moschee el-Cheif 
neu gebaut und erweitert und daneben ein Haus für die An- 

19 



— 290 — 

Führer der Pilgerzüge errichtet; dann wurde die Moschee von 
Namira auf dem 'Arafa und die zu Huzdalifa auf dem Berge 
Cuzah hergestellt, die Gränzmarken des heiligen Gebietes er- 
neuert und die Quellen und Brunnen auf dem 'Arafa frisch 
ausgegraben. 

S. 291. Einen auffallenden Gegensatz zu diesen vielfa-* 
chen Beweisen des grössten Wohlwollens des Sultans gegen 
die Stadt Mekka bildet folgender Vorfall. Zwischen den bei- 
den Marken am Rennwege , wo der Schnellgang begonnen 
wird, hatte der Sultan el-Malik eUAschraf Scha'bän im J. 776 
der Moschee am Thore *Alis gegenüber durch den Emir Abu 
Bekr ben Soncor iSamäli eine Badeanstalt errichten lassen, die 
im Osten von Wohnhäusern, im Westen von dem Rennwege, 
im Süden von dem Wasserwege Wädi Ibrahim und dem Nacht- 
Markt und im Norden von dem Hause des *Abbfts, jelzi ein 
Hospiz für Arme, begränzt war. Dieses Badebaus hatte 
Schams ed-D!n Muhammed ben Omar Ibn ei-Zamin , der Ver- 
walter und Hoflieferant des Sultans Cäjitbfti, angekauft und ab- 
reissen lassen, um an der Stelle ein Hospiz zu erbauen. Als 
die neuen Grundmauern gelegt werden sollten, Hess er die- 
selben drei Ellen nach dem Rennwege vorrücken , wogegen 
der Obercädhi Burhän ed-Din Ibrahim ben 'Ali Ibn Dhuheira 
ei-Schftfi'i Einsprache erhob. Er berief eine grosse Versamm- 
lung> namentlich die Cädhis der drei anderen orthodoxen Sek- 
ten : den Hanifiten Scheich Zein ed - Diu Casim ben Cutlüboga, 
den Malikiten Scheich Scharaf ed-D!n Müsä ben 'Obeid aod 
den Hanbaliten *A\k ed-Din el-ZawAwi, und die übrigen Ge- 
lehrten^ Cädhis und Fäkihs von Mekka, welche sich einstimnug 
gegen Ibn el-Zamin aussprachen und ihm ins Gesichi sagten, 
dass die Breite des Rennweges 35 Ellen betragen müsse, wie 
in der Chronik des Fakthi überliefert sei, dass er aber jetzt 
von der Ecke der Moschee bis an die Stelle, wo er das Fun- 
dament legen Hess, nur 27 Ellen breit sei. Nach einem hefti- 
gen Wortwechsel erklärte der Cädhi dem Ibn el-Zamin, dass 
er ihm ebenso wie jedem anderen verbiete, den Platz zu be- 
engen und er begab sich selbst auf den Bauplatz und unter- 
sagte den Bauleuten und Arbeitern in dieser Weise fortzufah- 
ren ; hiernach entwarf er eine Beschwerdeschrift, welche von 
allen Gelehrten unterschrieben und an den Sultan abgeschickt 



— 291 — 

wurde. Zu gleicher Zeit machte aber auch Ihn el-Zamin ei- 
nen Bericht an den Sultan, und da die Tscherkessen sich nicht 
im Stich lassen, sondern sich gegenseitig unterstützen, selbst 
wenn der, welcher die Hülfe eines anderen in Anspruch nimmt, 
im Unrecht ist, so entschied sich der Sultan zu Gunsten des 
Ibn el-Zamin, setzte den Cädhi Ibrahim ab und übertrug seine 
Stelle seinem Gegner und befahl dem Emir der nächsten Pil- 
gercarawane, das Fundament so zu legen, wie es Ibn el-Zamin 
haben wolle, und selbst dabei zugegen zu sein. Dieser Emir 
war Jaschbek el-'Gamdli, welcher mit dem Zuge des J. 875 
nach Mekka kam und dann Nachts beim Scheine der Laternen 
von den Arbeitern den Grund legen Hess, aus Furcht dass das 
Volk sich ihm widersetzen werde. Ibn el-Zamin errichtete 
nun ein Hospiz und legte eine Wasserleitung an und baute 
daneben ein Haus, worin die Badeanstalt wiederhergestellt 
wurde mit dem Ausgange nach der Seite des Nacht-Marktes; 
daneben wurde eine Küche eingerichtet, in welcher Mehlsuppe 
gekocht und an die Armen vertheilt wurde. Zum Unterhalte 
stiftete er Vermächtnisse an Häusern in Mekka und Grundstü- 
cken in Aegypten, und diese Anstalt bestand, bis die Küche 
zur Zeit jdes Chronisten Cutb ed>Dtn verfiel und erst die Kes- 
sei, dann selbst das Haus verkauft wurde. 

§. 292. Dieser Vorgang hatte indess für Mekka weiter 
keine nachtheilige Folgen, der Sultan erhielt der Stadt fort- 
während seine wohlwollenden Gesinnungen und sandte unter 
anderen im J. 879 einen neuen Minbar, welcher am 25. Dsul- 
Ca*da in Mekka ankam und auf der Seite des Friedenstkores 
aufgeschlagen und dann an seinen Platz geschoben wurde, 
sodass am 1. Dsul-Higga die erste Fredigt auf demselben ge- 
halten werden konnte. — Im J. 881 wurden die Dachspar- 
ren in der östlichen Halle der Moschee, sowie die Marmor- 
platten des Higr von innen und aussen und im Innern dos 
Tempels ausgebessert. 

§. 293. Im J. 882 gab der Sultan Cäjitbäi seinem Ver- 
walter Ibn el-Zamin und seinem Bauinspector Emir Soncor el- 
iSamlili den Befehl, in Mekka einen Platz ausfindig zu machen, 
wo er eine hohe Schule und ein Hospiz könnte bauen lassen. 
Sie erwarben also für ihn das Hospiz el-Sidra, welches vor 
dem J. 400 an dem Thore der Banu Scheiba links vom Ein- 

19* 



— 292 — 

gange in die Moschee erbaut worden war, dann das damit in 
Verbindung stehende Hospiz des Hardgi und das an dieses an- 
stossende Haus der Scharnsia, einer Edeifrau aus der Familie 
der Banu Hasan. Alle diese Gebttude wurden abgerissen und 
ein Haus von buntem Marmor mit 72 Zellen und einem gro- 
ssen Saale aufgeführt mit der Fronte nach der Moschee and 
dem Rennwege gerichtet, nebst einer Schreibschule und einem 
Thurme. Dies ist die hohe Schule, welche nach dem Sultan 
den Namen el-Aschrafia bekommen hat; sie war für vier 
Hauptlehrer und für 40 Schüler eingerichtet und wurde mit 
einer schönen Bibliothek versehen* In jenem Saale mossten 
sich die vier Cädhis mit den übrigen Fakths jeden Abend ein- 
finden, um beim Vorlesen des Coräns zugegen zu sein, und 
ein besonderer Fakth ' war angestellt um ausserdem noch 40 
Waisenkinder zu unterrichten. Für diese und die Zellenbewoh- 
ner wurde jedes Jahr das nöthige Korn geliefert , die Haupt- 
lehrer, Gebetausrufer und Coranleser erhielten ihre Besoldung 
in Geld. Ausserdem wurden noch andere Wohnungen und 
Häuser zum Vermiethen gebaut, von denen jährlich gegen 
2000 Goldstücke an Mithztns erhoben wurden, dazu kam der 
Ertrag von mehreren Dörfern und vielen Ländereien in Ae- 
g-ypten, was Alles stiftungsmässig für den Unterhalt dieser ho- 
hen Schule bestimmt war. Der Bau der hohen Schule, des 
Hospizes und der beiden anderen Gebäude, von denen eins 
nach dem Fridensthore , das andere nach dem Thore der S&- 
denhändler zu liegt, wurde durch den Emir Soncor im J. 884 
4)eendigt. Kaum 70 Jahre später klagt der Chronist Cutb ed- 
D!n schon über den Verfall dieser grossartigen Anstalt; das 
Hauptgebäude war als Wohnung für die Anführer der Pilger- 
carawanen und anderer Emire, die im Laufe des Jahres nach 
Mekka kamen, benutzt worden, das Holzwerk hatten die Wür- 
mer zernagt, manche Tbeile drohten den Einsturz. Culb ed- 
D!n selbst erhielt ums J. 845 die Aufsicht über die Bibliothek, 
fand aber nur noch 300 Bände vor, von denen noch ein gro- 
sser Theil durch die Entleiher verdorben war; er liess es sich 
angelegen sein, wenigstens diese zu erhalten, die Defecle zu 
ergänzen und die Einbände wiederherzustellen , und forderte 
die Bücher, welche ihr gehört hatten, zurück, wo er sie fand. 
S. 294. Im J. 882 war noch ein Schreiben des Sultans 



— 293 — 

Cfiijitbäi an den Statthalter JSamäl ed-Din Huhammed ben Ba- 
rakdt gelangt des Inhaltes, dass er einen Traum gehabt habe, 
welchen ein Traumdeuter dahin ausgelegt habe, dass es nöthig 
sei, die Ka'ba von innen und aussen, sowie den Fussboden 
um dieselbe abzuwaschen. Muhammed erschien also selbst, 
Hess den Obercddhi Burhdn ed-Din Ibrahim ben 'Ali Ibn Dhu- 
heira, der inzwischen wieder in sein Amt eingesetzt war, den 
Befehlshaber der Türkischen Besatzung Emir Cänibäi el-Jüsnfi, 
den Emir Soncor el-tramäli, den Oberst-Cämmerer Emir 'Gä- 
nibek Präfecten von 'Gidda, die übrigen Cädhis und Angese- 
henen der Stadt^ den Schliesser des Tempeis 'Omar ben Abu 
Ragfh el-Scheibi und die übrigen Glieder der Familie Scheiba 
und die Tempeldiener zusammenkommen und sie wuschen die 
Ka'ba innen und aussen mannshoch, den Fussboden im Innern 
und auf dem Umgange, und bestrichen dann alles mit wohl^ 
riechenden Essenzen; dies geschah am 21. Dsul-Higga 882. 

S. 295. Im J. 884 beschloss der Sultan Cdjitbfti die Wall- 
fahrt zu machen; er ernannte desshalb den Grossemir Jasch- 
bek zum Statthalter von Aegypten für die Zeit seiner Abwe- 
senheit und den Emir Ghuschkadam zum Anführer der Pilger- 
carawane, welche mit dem neuen Umhange für die Ka'ba vor- 
aufzog, und der Sultan folgte drei Tage nachher. Der Statt- 
balter von Mekka Muhammed ben Barak&t wurde durch Eil- 
boten davon in Kenntniss gesetzt und bereitete sich mit dem 
Cddhi Burhän ed-Dtn Ibn Dhuheira zum Empfange vor. Gegen 
die gewöhnliche Sitte besuchte der Sultan zuerst Medina, wo 
er drei Tagie verweilte*), und brach dann nach Mekka auf. 
Muhammed ben Barakftt war ihm mit einem grossen Gefolge 
bis BaJr entgegen gezogen und sobald er von der Annähe- 
rung des Sultans benachrichtigt wurde, stieg er zu Pferde und 
traf mit ihm bei ei-(^afrft zusammen. Nachdem sie sich die 
Hand gereicht hatten, nahm Muhammed seinen Platz zur Lin- 
ken des Sultans, der Cädhi Burhän ed-Dln schloss sich zur 
Rechten an, die übrige Begleitung hatte in einiger Entfernung 
Halt gemacht und den Sultan begrüsst, und zog nun vorauf. 
Der Sultan zeigte sich sehr herablassend, erkundigte sich nach 
allen ihren Verhältnissen, dankte ihnen, dass sie ihm .entgegen 



*) Vgl. S a m h ü di Gesch. tou Mediua. Gap. IV. Absch. 33. S.199. 



— 294 — 

gekommen waren, flösste ihnen Vertrauen ein und hörte ihnen 
aufmerksam zu, wenn sie sprachen, bis sie auf den Statiooen 
an sein Zeit kamen, dann verliessen sie ihn um sich ebeafislls 
in ihre Zelte zu begeben. Auf diese Weise begleiteten sie 
ihn auf der Reise und er gab ihnen seine vollkommene Zu- 
friedenheit und aufrichtige Freude zu erkennen und beschenkte 
sie zu verschiedenen Malen 'mit kostbaren Ehrenkleidern. Bei 
Badr verliessen sie ihn und eilten ihm vorauf nach dem Tbale 
Marr el-Dhahrän, wo sie ihm und seiner Begleitung ein glän- 
zendes Mahl bereiteten. Als er dort früh Morgens am 1. 
Dsul-Higga ankam, waren die Teppiche bereis ausgelegt und 
die Speisen aufgetragen, er nahm Platz und Hess es sich 
wohlschmecken und vertheilte davon an seine Leibwache ; die 
Diener und Personen, welche bei der Aufwartung behülflicli 
t^aren, wurden von ihm mit schönen Kleidern besoheukU Hier- 
her waren auch die übrigen Cftdhis, die Prediger und vornehn- 
sten Personen von Mekka gekommen, um den Sultan zu be- 
grüssen, und sie kehrten dann zurück ihm voran. Dem Scheich 
el-IslAm Burhän ed-Din Ibrahim Ibn Dhuheira hatten sich 
seine beiden Söhne die Cädhis Abul-*Su*üd und Abul-Barakftl 
angeschlossen, der Scheich Burhän ed-Dln Ibrahim el-Karaki 
el-Hanefi ritt voran und so hielt der Sultan seinen Einzug in 
Mekka vom oberen Thore her. Als er an das Friedensthor 
kam, ritt er die Stufen hinan, indem aber sein Pferd ansprengte, 
fiel ihm der Turban ab und er blieb mit unbedecktem Kopfe, 
bis sein oberster Kammerdiener Ramadhän herbeikam, den 
Turban aufhob und ihm hinreichte; dies war gewissermassen 
eine Zurechtweisung, die er von Gott erhielt, um ihn daraof 
aufmerksam zu machen, dass er hätte zu Fuss gehen und als 
Pilger mit entblösslem Haupte die Moschee betreten sollen. An 
der inneren Schwelle des Friedensthores stieg der Sultan ab 
und wurde hier von dem obersten Coranleser empfangen, wel- 
cher die Coranstelle Sure 48, 27 und 28 vorlas: „Schon hat 
Gott seinem Gesandten den Traum in Wahrheit erfüllt; ge- 
wiss ihr werdet den heiligen Tempel, so Gott will, sicher be- 
treten mit abgeschorenen Häuptern oder abgeschnittenen Haa- 
ren ohne euch zu fürchten; denn er weiss, was ihr nicht wis- 
set, und hat euch schon ausserdem einen baldigen Sieg be- 
stimmt. Er ist es, welcher seinen Gesandten geschickt hat 



- 295 - 

mit der Führung und der wahren Religion, damit er sie über 
alle Religionen siegen lasse; und Gott genügt als Zeuge!'' 
Dann erhob er seine Hand zum Segeii über den Sultan und 
alle Umstehenden riefen: Amen. Unter dem Vortritt des Ibra- 
him Ihn Dhuheira machte hierauf der Sultan den Umgang um 
die Ka'ba und sprach die üblichen Gebete, die ihm jener vor- 
sagte, während der Vorsteher oben auf der Kuppel des Zam- 
zam das Gebet für ihn ausrief und die übrigen Menschen sieh 
dem Umgange anschlössen und für ihn beteten, bis er die Ce- 
remonie und das Gebet hinter dem Abrahams Steine beendigt 
hatte. Alsdann ging er zum Thore von el-Qafä hinaus und 
machte den Schnellgang zu Pferde, wobei Ibn Dhuheira eben- 
falls voranschritt und die Gebete vorsprach. Nachdem auch 
dies beendigt war, ritt er nach el-Zähir zurück und über- 
nachtete dort in seinem Zelte. Am anderen Morgen begab 
sich der Statthalter Mohammed ben Barakät mit seinem Sohne 
und der Oberc&dhi Ibn Dhuheira mit seinem Sohne Abul-Su'üd, 
seinem Bruder dem GAdhi Fachr ed - DIn und seinem Neffen, 
sowie die Frediger, die vornehmsten Personen und angesehen- 
sten Kaufleute hinaus, und nachdem sie alle mit Ehrenkleidern 
beschenkt waren, bildeten sie einen grossen Festzug, um den 
Sultan in die Stadt zu führen. Da blieb kein Mensch zu 
Hause, selbst die Mädchen mit Schleiern kamen, um ihn zu 
sehen, er grüsste alle freundlich und wurde nach der von ihm 
erbauten hohen Schule Aschrafia geführt, wo der Statthalter 
ihm ein köstliches Mahl zul>ereitet hatte. Hier nahm er nun 
seine Wohnung und jeden Morgen und Abend wurde die Ta- 
fel servirt; am zweiten Tage hatte der Obercädhi Ibn Dhu- 
heira die Bewirthung übernommen. Der Sultan zeigte sich 
nun nicht weiter öffentlich, Hess aber bei Nacht viele Gaben 
austheilen, nur einmal ritt er noch nach der Landstrasse von 
Jemen, um dori die Camele und Pferde zu sehen, welche ihm 
der Statthalter als Geschenk vorführte, wofür er ihm seinen 
Dank aussprach. Zur gewöhnlichen Zeit wurde dann die Wallfahrt 
nach dem 'Arafa angetreten, in der nächsten Umgebung des Sul- 
tans befanden sich der Scheich Burhdn ed-Din el-Karaki, der 
Emir Jaschbek el-Gamäli, die Söhne des C&dhi und Geheimse- 
cretärs Jahjä Ibn el-JSei'&n mit dessen Enkel dem Cädhi Abul- 
Bacä Ibn el-'Gei'An, und der oberste Kammerdiener RamadhAn; 



- 296 — 

es wurden alle heiligen Orte besucht und der Sultan liess eine 
Menge Schaafe zum Opfer schlachten und viele Geschenke aus- 
theilen, und kam am dritten Tage nach dem Opferfeste nach 
Mekka zurück. Die Aegyptische Carawane trat dann den Röck- 
weg an, er aber blieb noch einige Tage, um den Dienst und 
das Einkommen alier bei seiner hohen Schule angestellten Per- 
sonen zu ordnen^ nämlich für die Professoren und Schüler^ für 
die Vorleser der Traditionen des BochAri, die Vorleser des Co- 
rftn, die Aufseher über die Corän Handschriften , die Teppicb- 
diener, Thürsteher, Heizer, Bäcker, Wasserträger, für die Klei- 
nen und Waisen 9 den Schulmeister und Fakth, die Muadsdsin, 
den Verwalter der hohen Schule und der Stiftungen^ den Ein- 
nehmer, den Wechsler und die Stalibedienten , für jeden be- 
stimmte er, wieviel er an Getreide, Oel und baarem Gelde er- 
halten solle, worüber eine von ihm selbst beglaubigte Urkunde 
aufgenommen wurde. Am 13. Dsul-Higga kam er dann in 
die nördliche Halle der Moschee^ an der^n Eingänge der Ober- 
cädhi stand, vor sich einen Corftn Codex auf einem Gestelle; 
an die Anwesenden wurden andere Exemplare vertheilt, von 
denen auch der Sultan eins nahm, worauf sie mitlasen^ bis der 
Cädhi geendigt hatte; dem Sultan wurde sein Exemplar nicht 
eher abgenommen, bis er es selbst hinlegte und alle wieder 
in die Kasten gesammelt wurden. Nach dem Gebete für den 
Sultan lud der Cädhi die Anwesenden zur Mahlzeit ein, die in 
der hohen Schule servirt war, der Sultan nahm an der Seite 
des Cädhi Platz, welcher zu dem Essen Zucker und Wein 
herumreichen Hess. Am folgenden Tage .machte der Sultan 
zum Abschiede den Umgang um die Ka'ba, dann wurde er 
von dem Statthalter mit seinen Söhnen und von dem C&dhi Ibn 
Dhuheira hinaus nach dem Lagerplatze el-Zfthir begleitet, wo 
er sie entliess, und er kehrte nach Aegypten zurück^ wo er 
nach einer Abwesenheit von drei Monaten wieder eintraf, ohne 
dass in den Regierungsgeschäften die geringste Störung vor- 
gefallen wäre, da sie aufs beste geordnet waren. 

Im J. 888 zu Anfang des Dsul-Ca'da war in Mekka eine 
grosse Ueberschwemmung, sodass das Wasser über Mannshöhe 
in der Moschee stand , und es sollen dabei über 2000 Woh- 
nungen beschädigt sein ; viele Menschen kamen dabei ums Le- 



— 297 — 

ben und allein beim Aufräumen der Moschee wurden 80 bis 
100 Leichen unter den Trümmern hervorgezogen. 

§. 296. Mubammed ben Barakät starb nach einer 43jäh- 
rigen Regierung am 21. Muharram 903 in WÄdil-Abjftr und 
wurde nach Mekka gebracht und hier begraben. Ihm folgte 
als Statthalter sein Sohn Barakät ben Mubammed» weicher am 
4. Rabf II. von dem Sultan el-Mallk ei-Nägir Mubammed ben 
Cäjitbäi seine Bestätigung erhielt und bis zur Walifahrtszeit 
des J. 906 auf seinem Posten blieb, wo er von seinem Bru- 
der Hizä' ben Mubammed nach einem offenen Kampfe vertrie- 
ben wurde. HizA' zog in Mekka ein und führte die Pilger zu 
den heiligen Orten , sobald aber die Wallfahrtsfeier vorüber 
war, verliess er die Stadt wieder aus Furcht vor seinem Bru- 
der Barakät, da er nur wenige Truppen hatte» und begab sich 
nach Janbu'. Barakät kehrte nun zurück und behauptete sich, 
bis im zweiten 'Gumädä 907 Hizä' mit einer grösseren Armee 
aus Janbu' heranzog und ihn nach einem Gefechte bei Taraf 
el-Barcä in die Flucht schlug und sich zum zweiten Male der 
Regierung bemächtigte. Indess trat noch ein anderer Bruder 
Ahmed gen. 'Gäzän gegen ihn auf und schon am Ende des 
Dsul-Higga* 907 hatte ein Treffen stattgefunden, aber erst 
nachdem tiäzän ein zahlreicheres Ueer aus Janbu' besonders 
von den Banu Ibrahim angeworben hatte, gelang es ihm am 
25« Schawwäl 908 seinen Bruder Barakät aus Mekka zu ver- 
treiben. Seine Soldaten plünderten die Stadt und Hessen sich 
schändliche Dinge zu Schulden kommen, indem sie den heili- 
gen Tempel entweihten und die Einwohner schmählich behan- 
delten. Am letzten Dsul-Ca*da traf der Grossemir Kit el-Ra- 
gabi in Mekka ein mit einem Decret des Sultans el-Malik ei- 
Aschraf Cängüh el-Güri, welches die Absetzung des 'Gäzän 
verfügte ; dieser ergriff die Flucht und als jetzt Barakät nach 
Mekka zurückkehrte, nahm ihn der Emir fest und führte ihn 
gleich im Anfange des Jahres 909 mit sich nach Cähira. 'Gä- 
zän kam noch einmal zurück, bis er am 10. Ragab 909 beim 
Umgange um die Ka'ba von der Türkisch-Tscherkessischen Be- 
satzung getödtet wurde. Jetzt bemächtigte sich ein anderer 
Bruder Humeidha ben Mubammed der Regierung, der aber 
von dem Sultan nicht anerkannt wurde, vielmehr ernannte er 
auf den Vorschlag des Barakät einen anderen Bruder Cäjitbäi 



- 298 — 

ben Muhammed am Ende des Maharram oder im Anfange 
des ^afr 910 zum Statthalter von Mekka, welcher in gutem 
Einvernehmen mit Barakät und durch dessen Rath unterstätzt 
die Herrschaft behielt, bis er am 21. ^afr 918 auf dem Land- 
gute des Hass&n in WAdi Marr starb und nach Mekka gebracht 
und hier begraben wurde. Nun übernahm Barakät noch einmal 
die Regierung, schickte im Scha'b&n dieses Jahres seinen sie- 
benjährigen Sohn Abu Numeij Muhammed nach Aegypten,^ wo 
er von dem Sultan el-Güri sehr ehrenvoll empfangen und dann 
mit der Statthalterschaft von Mekka belehnt wurde; am Ende 
des Dsul-Ca'da traf er dort mit der Aegyptischen Pilgercara- 
wane wieder ein und regierte von nun an mit seinem Vater 
gemeinschaftlich. 

S. 297. Gleich im Anfange seiner Regierung im Jahre 
906 hatte der Sultan el-Güri das Ibrahim Thor an der Mo- 
schee zu Mekica neu bauen lassen; über den hohen Bogen- 
gängen war eine prächtige Wohnung eingerichtet , zu beiden 
Seiten ein niedliches Haus und mehrere Gebäude; das alles 
sollte vermiethet und der Ertrag zu milden Zwecken ver- 
wandt werden. Im Grunde war es aber nicht erlaubt^ aus je- 
ner Wohnung und den beiden Häusern solche Stiftungen za 
machen y da sie grössten Theils auf dem Boden der Moschee 
liegen, indess wagten die 'Ulemas während * seiner Regrierung 
nicht, sich dagegen auszusprechen , weil er den auf das her- 
kömmliche Recht und die Religion gestützten Vorstellungen un- 
zugänglich war und die *Ulemas überhaupt den weltlich ge- 
sinnten Herrschern nicht gern nahe kommen. Seitwärts von 
jenen Häusern zur Linken vom Ausgange aus der Moschee 
hatte der Sultan auch eine Badeanstalt errichten lassen, welche 
aber schon im J. 908 wieder geschlossen werden musstc, weil 
der unangenehme Geruch von da in die Moschee drang und 
hier die Andächtigen belästigte. Auf seinen Befehl wurden 
auch die Marmorplatten an der Ka'ba hergestellt, und sein 
Name mit der Jahrszahl 917 ist daran ausgehauen. 

S. 298. Wenn die Stadt Gidda in früheren Zeiten mit 
einer Hauer umgeben war , da der Reisende Ibn 'Gubeir er- 
zählt, dass er im J. 579 noch Ueberreste davon gesehen habe, 
so war dreihundert Jahre später gewiss jede Spur davon ver- 
tilgt, und es wurde den Beduinen nicht schwer, die offene 



— 299 — 

Stadt zu verschiedenen Malen zu überrumpeln und auszuplün- 
dern. So hatten auch einige Araber vom Stamme Zubeid ei- 
nen angesehenen und reichen Kaufmann Namens Muhammed 
ei-Cftri gefangen genommen, indem sie ihn in seinem Hause 
überfielen und vom Dache hinabliessen , dann auf ein Pferd 
setzten, indem ihn einer der Zubeid hinter sich nahm , und 
ihn mit sich nach ihren Wohnsitzen in der Nähe von 'Acaba 
ei-SawIk auf der Strasse nach Medina fortgeschleppt; er hatte 
hier mehrere Tage bleiben müssen , bis er sich selbst mit 
30,000 Goldstücken loskaufte, nach deren Empfang sie ihn in 
Mekka in Freiheit setzteu. Ebenso war 'Gidda in den Unruhen 
und Kämpfen, welche nach dem Tode des Muhammed ben Ba- 
rakAt unter seinen Söhnen inHig'Az stattfanden, mehrmals aus- 
geplündert. Die Stadt erhielt jetzt um desto grössere Wich- 
tigkeit auch für Aegypten, da sie als der beste Hafen im ro- 
then Meere als Station der Flotte dienen musste , welche ge- 
gen die Portugisen, die sich von Indien her näherten, ausge- 
schickt werden sollte. Als desshalb der Emir Husein el-Kurdi, 
welchen der Sultan el-Güri mit einer Armee von Türken und 
Freiwilligen in fünfzig Schiffen aussandte, zunächst nach tiidda 
kam, Hess er die Stadt im J. 917 mit einer festen Mauer um- 
geben. Husein war ein grausamer, blutdürstiger Mann, der 
sein Vergnügen daran hatte, die Menschen in beständiger Angst 
und Furcht zu halten und sie wegen der geringsten Veranlas- 
sung auspeitschen , umbringen , viertheilen oder kreuzigen zu 
lassen, wozu von ihm eigene Henker angestellt waren, welche 
auf jeder Station sogleich die hölzernen Gerüste und Kreuze 
aufrichten mussten. Dazu war %r ein unersättlicher Fresser, 
der ein fettes Lamm mit dem nöthigen Zugebröd allein ver- 
speiste. Als Kurde konnte er sich mit den Tscherkessen nicht 
gut vertragen und der Sultan wollte ihn desshalb aus ihrer 
Nähe ontfernen ; da er ihn aber wegen seiner guten militäri- 
schen Eigenschaften nicht ganz aus seinem Dienste entlassen 
wollte, übergab er ihm als eine Art von Pension den Hafen 
von iSidda mit dem Auftrage gegen die Franken, die sich von 
Indien her dem rothen Meere näherten, zu operiren. Bei An- 
legung der Mauer und Festungsthürme mussten nun viele Häu- 
ser abgerissen werden und Husein that dies ohne alle Rück- 
sicht und benutzte sogleich die Steine zum Bau der Mauer, 



— 300 — 

auch zwang er die Leute, ja selbst fremde Kaufleute , Steine 
und Lehm herbeizutragen, und gegen die Bauleute verfuhr er 
mit solcher Strenge, dass er einen derselben, der sich ein- 
mal etwas verspätet hatte, ohne Erbarmen lebendig einmauern 
liess. Nachdem die Mauer in weniger als einem Jahre voll- 
endet war, suchte Husein auf alle Weise seine Krdfte und 
Mittel zu verstärken und zu vermehren und im J. 921 segelte 
er mit seiner Flotte nach GugerAt in Indien, wo er von dem 
Sultan Chaltl Schah Mudhaffar ben Mahmud Sch&h sehr eh- 
renvoll empfangen und mit Geschenken überhäuft wurde. Die 
Franken zogen sich bei seiner Annäherung aus den dortigen 
Gewässern zurtick nach den Häfen von Dekkdn und verschanz- 
ten sich in ihrer Hauptstadt Guwwa (Goa). Husein verfolgte 
sie nicht weiter, sondern kehrte nach Arabien zurück und 
nahm auf dem Rückwege Besitz von Jemen, nachdem er die 
Herrscherfamilie Banu Tähir vertrieben und den Sultan 'Ämir 
ben Abd el-Wahhdb und seinen Bruder Abd el-Malik getödtet 
hatte, mit denen jenes Geschlecht erlosch. Er ernannte einen 
seiner Mamluken, den Tscherkessen Barsabdi, zum Statthalter 
von Zabtd und marschirte dann nach Mekka. Unterdess hatte 
aber der Türkische Sultan Selfm Chan ben Bäjaztd der Herr- 
schaft der Tscherkessen in Syrien und Aegypten ein Ende 
gemacht, der Statthalter von Mekka Barakftt hatte bereits sei- 
nen nun zwölQährigen Sohn Abu Numeij nach Aegypten ge- 
sandt, wo er von dem neuen Herrscher sehr ehrenvoll em- 
pfangen und mit seinem Vater in seinem Amte bestätigt war- 
Jetzt schickte der Sultan durch 'ArÄr ben 'Igl dem Barakdt den 
Befehl zu, den Emir Husein'umzubringen, und er beeilte sich 
um so eher diesem Befehle nachzukommen, als schon früher 
zwischen ihnen Feindschaft geherrscht hatte. Husein wurde 
gefangen genommen und in Fesseln nach 'Gidda gebracht und 
hier, nachdem ihm ein grosser Stein an die Füsse gebunden 
war, im Meere an der Stelle ümm el-Samak d. i. Fischmutter 
ertränkt. 

Mekka unter den Türkischen Snltanen. 

$. 299. Schon der Sultan Bdjaztd hatte einige Male Ge- 
schenke nach Mekka geschickt und sein Sohn Selfm folgte 



- 301 — 

diesem Beispiele , seit er im J. 918 den Thron bestiegen 
hatte; jedes Jahr sandte er eine besondere Rolie ein, in wei* 
eher diejenigen Personen verzeichnet waren, an welche die 
beifolgenden Summen vertheilt werden sollten. Ausserdem 
bewies sich Sellm gegen alle angesehenen Mekkaner, die etwa 
auf ihren Reisen an seinem Hofe erschienen, sehr gnädig, er 
war sehr erfreut über solche Besuche und erkannte es idurch 
besondere Auszeichnungen an; z. B. der Prediger Muhji ed- 
Dfn el-'Ir^ki, welcher ihm seine Aufwartung gemacht halle, 
war seitdem in der bezeichneten Rolle jährlich mit einem Ge- 
schenke von hundert Golddinaren bedacht. Der Sultan eU 
Güri hatte den Obercädhi von Mekka Qaläh ed-Dtn Muhammed 
ben Abul-Su'üd ben Ibrahim Ibn Dhuheira in Cähira ohne 
Grund ins Gefängniss werfen lassen und als er mit seiner Ar- 
mee gegen die Türken jufbranh und alle Gefangenen ihrer 
Haft entliess, war dieser Cddhi der einzige, weicher nicht 
freigelassen wurde, und erst Tümlin Bäi, welcher die Regie- 
rung übernahm, schenkte auch ihm die Freiheil. Desshalb 
traf ihn der Sultan Seltm, als er bald darauf in C4hira ein- 
zog, dort noch anwesend und empfing ihn sehr ehrenvoll, 
beschenkte ihn und entliess ihn dann nach Mekka ; in ähnli- 
cher Weise wurden mehrere Personen ausUigäz sehr zuvor- 
kommend von ihm behandelt. Einem angesehenen Kaufmanne 
Cäsim ei-Schirwäni, der sich in Mekka aufhielt und zum Ein- 
züge des Sultans nach Aegypten gereist war und ihm seine 
Dienste angeboten hatte, übertrug er die Aufsicht und Ver- 
waltung des Hafens von JGfidda^ er kehrte desshalb zunächst 
nach Mekka zurück und begab sich dann auf seinen Posten 
nach iSidda. 

§. 300. Nach Mekka schickte Selim im J. 923 den Emir 
Mu^lih ed-Dtn Beg mit den Geschenken und dem Umhange 
für die Ka'ba aus Griechenland, und er kam dort an in Be- 
gleitung des Emir el-'Aläi, welcher die Aegyptische Pilgerca- 
rawane führte und wie gewöhnlich den Umhang aus Aegypten 
mitbrachte. Der Statthalter zog ihnen mit seinem Sohne Abu 
Numeij entgegen bis el-Chaugä^), wo ihnen Ehrenkleider 
überreicht wurden , ' die sie anzogen ; sie stellten sich dann 



*) Der neuere Name fär dea Lagerplatz der Pilger el-ZAhir. 



— 302 — ' 

mit ihren Fahnen und Trommeln an die Spitie des Zuges 
und geleiteten ihn bis nach der Moschee am Friedensthore, 
wo sie sich verabschiedeten. Die beiden Umhänge worden 
erst in die Moschee gebracht, dann zu beiden Seiten der ho- 
hen Schule Aschrafia niedergelegt, in welcher der Emir MuQÜh 
ed-Dtn seine Wohnung nahm; der Emir der Aegyptischen 
Carawane stieg in dem Hospiz el - Barakia ab , welches der 
Sultan von Kulburga in Dekkän rechts vom Ausgange aus dem 
Thore el-(^afä hatte erbauen lassen. Freitags den 4. Dsol- 
Higga wurden dann die Geschenke aus Griechenland an die 
Armen vertheilt, auch mehrere angesehene Fremde erhielten 
jeder hundert Goldstücke, unter ihnen Nur ed-Dfn- Hamza ben 
MuQlafä el-Caramäni und sein Bruder Zein ed*Dtn 'Ali el- 
Caramfini; oben auf der Liste stand aber der Statthalter Abu 
Numeij mit 500 Golddinaren, die ihm auch in der Folge jähr- 
lich aus dem Staatsschatze in Aegypten ausgezahlt worden. 
Ebenso kamen dann die Geschenke aus den Vermächtnissen 
in Aegypten zur Yerlheilung, welche jetzt (ums Jahr 988 nach 
Cutb ed-Dtn] zwar auch noch bestehen, aber auf den vierten 
oder fünften Theil ihres Werthes herabgesunken sind, da theils 
die Häuser verfallen, theils die Grundstücke vernachlässigt 
sind und die Stiftungen überhaupt durch schlechte oder gar 
unrechtmässige Verwaltung an Einkünften viel verloren haben. 
Nachdem auch diese Vertheilung beendigt war, wurde im Bei- 
sein der Cädhis, Fakihs und Angesehenen der Stadt im Na- 
men des Sultans Selfm der Corän gelesen und der BmirMuf- 
lih ed-D!n stellte dreissig Männer an, von denen jeder täg- 
lich einen Abschnitt lesen musste, sodass täglich der Coran 
ganz gelesen wurde, wofür die göttliche Vergeltung dem Sul- 
tan zu Gute kommen sollte; eine besondere Person hatte die 
Vertheilung der Abschnitte, eine andere die Abrufung derselben 
zu besorgen , und jeder von den dabei Angestellten wurde in 
der Asiatischen Liste mit zwölf Golddioaren jährlich vorge- 
merkt. Hiernach versammelte er eine Abtheilung von Ar- 
men, von denen jeder ein sog. Extraordinarium von drei 
Golddinaren erhielt und deren Namen er in die Liste eintrug; 
alsdann schrieb er die Häuser der Fakths von Mekka auf und 
die Namen ihrer Bewohner ond bestimmte für jede Person 3 
Golddinare und dieses Verzeichniss wurde der Asiatischen 



— 303 — 

Liste unter dem Nameii ;,die Häuser^' angefügt; und als die 
Zahl der Armen zu gross wurde, Hess er sie in einem gro- 
ssen Hofe zusammen kommen und gab jedem einzelnen zwei 
Golddinare und das Yerzeichniss ihrer Namen wurde unter 
der Bezeichnung ,,das Volk'' ebenfalls jener. Liste angehängt. 

§. 30L Am 7. Dsul-Higga hielt der Prediger Scharaf 
ed-Dln Jahjä el-Nuweiri die Predigt zu Eröffnung des WalU 
fabrtsfestes und am Mittag des 8. setzte sich der Zug nach 
dem 'Arafa in Bewegung^ indem die beiden Emire Mu^lih ed- 
Din und el-'AIM sich an die Spitze ihrer Carawane stellten, 
da die aus Syrien nicht gekommen war; das Abendgebet 
wurde auf dem Zuge vor beiden gemeinschaftlich nach Son- 
nenuntergang gesprochen, nachdem der Prediger in der Mo- 
schee Namira gepredigt hatte. Dann blieben sie zusammen 
am Ende des Berges el-Rahma und der Obercädhi Qaläh ed- 
Dln Ihn Dhuheira hielt vor der Versammlung die Predigt auf 
dem 'Arafa, wobei er für den Sultan Sellm betete, worauf 
sie nach el-Huzdalifa hinunter eilten und dort übernachteten* 
Am frühen Morgen des Opfertages brachen sie nach Min4 auf 
und von hier kehrte der Scheich der Ka'ba mit dem Emir 
MuQlih ed-Din nach Mekka zurück, um im Namen des Sultans 
die neue Bekleidung der Ka'ba aufzuhängen. Nachdem dann 
die übrigen Wallfahrtsgebräuche beendigt waren, trat der Ae- 
gyptische Emir mit seiner Carawane die Rückreise an, wäh- 
rend Muglih ed-Dfn noch verweilte, um noch einige Aufträge 
des Sultans auszuführen. In der Freitagsnacht gegen das 
Ende des Monats Dsul-Uigga beschied er dann einige fromme 
und gelehrte Männer zu sich, unter ihnen die Scheiche Abd 
el-Karim ben J&sln el-Uadhrami, Abdallah ben Ahmed Abu 
Kathtr el-Hadhrami , Mubammed ben Abd el-Rahman el-HaUäb 
(der Holzhändler) ei-Mäliki, dessen Sohn Muhammed ben Mu- 
hammed, Ajjüb el-Azhari und mehrere andere^ er Hess für 
sie Reitthiere vorführen und forderte sie auf, für die Sullanin 
Mutter mit ihm nach el-Tan'tm zu der Moschee der 'Aischa 
zu pilgern. Als sie von dort zurückkamen, hielten sie den 
Umgang um die Ka'ba und den Schnellgang zwischen el-(^afä 
und el-Marwa, Hessen sich das Haar scheeren und übertru- 
gen den Gotteslohn für diese Pilgerfahrt auf die Rechnung 
der Sullanin. Der Emir beschenkte sie und bestimmte ihnen 



— 304 - 

ihren Antheil an den Jahresgeschenkeh und sie erflehten für 
ihn, für die hohe Frau und für ihren Sohn den Sullan den 
Segen GoUes. 

§. 302. Hierauf trafen aus dem Hafen el-Suweis (Suez), 
in dem Hafen von JSidda die Schiffe mit Getreide ein, welches 
der Grossemir Cheirbeg, Statthalter des Sultans in Aegypten, 
auf dessen Befehl herüberschickte; es waren 7000 Malter 
von denen 2000 für Hedina und 5000 für Mekka bestimmt 
waren, und der Emir Muglih ed-Dtn wurde mit der Yerthei- 
lung beauftragt. Er lud nun den Obercädhi der Schdfi'iten 
Caldh ed-Din Ibn Dhuheira und die C&dhis der drei andern 
Hauptsecten, den Statthalter von iSidda Emir Cäsim el-Schir- 
wäni und andere Fakihs und Angesehene zu sich ein, las ih- 
nen das Rescript des Sultans vor und fragte sie um ihren 
Rath in Betreff der Yertheilung. Sie waren tleir Ansicht, dass 
man nicht umhin könne, zunächst auch dem Statthalter Bara- 
kät Mittheilung davon zu machen und seine Meinung zu hö- 
ren; desshalb wurde ihm schleunig eine Abschrift des Re- 
scripts zugestellt und sein Rath erbeten, und er beeilte sich 
in der Antwort seine Ansicht dahin auszusprechen, dass die 
Yertheilung an die Würdigsten von der dazu berufenen Yer- 
sammlung nach Mehrheit der Stimmen vorgenommen werden 
müsse. Nach dem Eintreffen dieser Antwort beschloss man 
in einer zweiten Zusammenkunft, einen Theil des Getreides zu 
verkaufen, um damit die Transportkosten von 'Gidda nach 
Mekka zu decken, und ein allgemeines Namensverzeichniss 
aufzustellen und für jeden zu bestimmen, wieviel Getreide er be- 
kommen solle und wieviel an Geld, welches von dem verkauften 
nach Bezahlung der Kosten etwa noch übrig bleibe. Nach- 
dem der Notar Scheich Radhi ed-D!n el-Hanftwi ein solches 
Namensverzeichniss entworfen hatte, worin er die Häuser je- 
des Bezirkes aufgeführt, und wieviel Personen in jedem wohn- 
ten, an Männern, Frauen, Kindern und Domestiken, ausgenom- 
men die Kaufleute, Markthalter und das Militair, sodass sich 
die Zahl auf 12000 belief, übernahm der Obercddhi Ibn Dhu- 
heira selbst die weitere Ausführung dieser Liste und jede 
Person bekam sechs grosse Viertel nach Aegyptischem Maasse 
und einen Golddinar und jeder der vier Cädhis erhielt drei 
Malter. Dies war die erste regelmüssige Yertheilung des Ge- 



-^ 305 — 

• 

treides aus Aegypten, welche seitdem so fortgesetzt und noch 
vermehrl ist, sodass die Einwohner von Mekka das ganze Jahr 
oder doch den grösstcn Theil desselben davon leben , zumal 
seitdem in gleicher Weise die Lieferungen der 'Othmanischen 
Sultane aus Asien hinzugekommen sind. 

$. 303. Der Emir Muflih ed-D!n wünschte auch die 
Kanzel der Hanifiten auf dem Moscheenplatze , die im J. 801 
auf vier Säulen mit einem Dache errichtet war, zu vergrössern 
und von Steinen mit einer Wölbung aufzubauen. Er berief 
desshalb die 4 CAdhis und mehrere Gelehrte zu einer Versamm* 
lung und legte ihnen seinen Plan vor, und trotz des entschie- 
denen Widerspruches, indem ihm nur der Hahifitische Cädhi 
Abul-Bacä Ibn el-Dhijä beistimmte, setzte er seine Ansicht 
durch und liess für schweres Geld einen hohen Bogen auf- 
fuhren von schwarzen und rotheii Steinen, die in der Nähe 
beidemDorfe Schumlßis gebrochen wurden. — Die Wasserlei- 
tur^en in Mekka waren um diese Zeit' wieder sehr in Verfall gera- 
then und das Wasser musste ausserhalb der Stadt in weiter Entfer- 
nung geholt werden, oberhalb aus dem Brünnen el-'Oseildt 
in der Nähe von el-Munhatiä, unterhalb aus dem Brunnen bei 
dem Lagerplatze eUZÄhir, jetzt el-äauch& genannt, auf dem 
Wege nach el-Tan^tm. Die Kanäle von 'Arafat her waren 
verstopft und namentlich zur Wallfabrtszeit war das Wasser 
so theuer, dass die armen Pilger nicht um Brod , sondern um 
einen Trunk Wasser baten; ein kleiner Krug voll, den man 
mit den Fingern aufheben kann, kostete einen Golddinar. Dess- 
halb erhielt HuQlih ed-Dtn noch im J. 931 von dem Sultan 
Suleimän^ welcher im J. 926 seinem Vater auf dem Throne 
von Constantinopei gefolgt war, den Befehl, die Kanäle von 
Hunein her und die Quellen an den Wallfahrtsplätzen wieder 
herzustellen, und er nahm sich der Sache mit Eifer an, bis 
die Teiche und Brunnen in der Stadt und auf dem 'Arafa 
wieder mit Wasser versehen waren. Hierauf kaufte der Brun-' 
neninspector aus dem Schatze des Sultans schwarze Scla- 
ven zum Dienste bei den Quellen und um die Kanäle immer 
von Schlamm frei zu halten, und die Unterhaltungskosten wur- 
den aus dem Fiscus bestritten. Nachdem auch diese Bauten 
volliendet waren, begab sich Mu^lib ed-Din nach Medina, um 

20 



— 306 — 

aocb hier die Geschenke zu vertheilen und die Namenlisten 
aufzunehmen , gehißte sich dann in Janbu* ein und kehrte über 
Aegypten nach Griechenland zurück und hinterliess ein gutes 
Andenken. — In der Folge machte er dem Suhan noch Vor- 
schläge zu weiteren Verbesserungen der Wasserleitungen in 
Mekka und nachdem diese in allen Stücken genehmigt waren, 
begab er sich nach Aegypten^ um von da nach Mekka znrück- 
zukekren ; er schifite sich in dem Hafen el-Suweis ein, ertrank 
aber im Meere von Cuizum im J. 937. Seine früheren Anla- 
gen bewährten sich vortrefflich, die Teiche lieferten mehr oder 
weniger Wasser, je nachdem es viel oder weniger regnete, 
und blieben lange Zeit in so gutem Zustande, dass am 'Arafa 
Gärten angelegt und Fruchtfelder bestellt wurden und grüne 
Wiesen entstanden ($. 308). 

S. 304. Als Barakdt am 24. Dsul-Ca*da 9dl starb, über- 
nahm sein Sohn Abu Numeij Muhammed allein die Regiemog 
und erhielt zu Anfang des J. 932 die Bestätigung des Sultans 
Suleimän, welcher dann auch in die Vertheilung des jährlich 
nach Mekka und Hedina zu liefernden Getreides noch mdir 
Ordnung brachte und die in Verfall gerathenen älteren Stif- 
tungen wiederherstellte , nach welchen der Ertrag mehrerer 
Ortschaften in Aegypten für diesen Zweck bestimmt war. In 
ähnlicher Weise wurden die Abgaben, welche die Schutzge- 
nossen im ganzen *Othmanischen Reiche zu bezahlen hatten 
und die bisher in den Schatz des Sultans geflossen waren, 
jetzt zur Unterstützung der Gelehrten namentlich in Mekka und 
Medina verwandt. 

§. 305. Im J. 946 reiste der junge Prinz Ahmed ben 
Abu Numeij von Mekka nach Constantinopel ; er wurde hier 
sehr ehrenvoll empfangen und zum Mitregenten seines Vaters 
ernannt und kehrte am 1. Rabf II. 947 nach Mekka zurück.— 
Im J. 950 erwarb sich der Commandant von 'Gidda Emir 
Chuschkeldi ein grosses Verdienst durch die Verbesserung der 
Wege nach den Wallfahrtsorten, namentlich Hess er in den 
Schluchten el-Mizimän das Dornengebüsch abhauen, die gro- 
ssen Felsblöcke sprengen und an den Seiten der beiden Berge 
hinabrollen und den Weg ebener und breiter machen, wo- 
durch dem Unwesen der Räuber und Diebe ein Ziel geseUt 



— 307 — 

wurde, welche hinter den Büschen und Felsen ihren Versteck 
hatten^ und er erndtete dafür den Dank der Pilger. 

S. 306. Als im J. 958 das Dach der Ka'ba sehr schad- 
haft geworden war, sodass der Regen an mehreren Stellen 
durchschlug^ berieth sich der Mufti von Aegypten Hamid Efendi, 
der. zur Wallfahrt nach Mekka gekommen war, mit dem Cädhi 
Muhammed ben Hahmüd gen. Chogä Keini, und sie machten 
dann eine Vorstellung an den Sultan , welcher den Grossmufti 
Abul-Su'üd Efendi befragte, ob es erlaubt sei, eine Ausbesse- 
rung der Moschee vorzunehmen, und da dieser die Frage be- 
jahte, erhielt der Wezir von Aegypten 'Ali Pascha den Befehl 
das weitere zu besorgen. Nachdem nun 'Ali wiederum den 
Zolidirector in Aegypten und damaligen Moschee - Inspeclor zu 
Mekka Ahmed Tschelebi damit beauftragt hattet liess dieser die 
nötbigen Balken und sonstiges Baumaterial herbeischaffen ; sein 
Sekretair war Qülak MuQtafä Tschelebi und sein Werkführer, 
der Baumeister Mustafa« Bevor aber etwas unternommen 
wurde, hielt man es für passend, die Ansicht der 'Ulemas ken- 
nen zu lernen und unter dem Vorsitz des Muhammed ben 
Mahmud versammelten sich nach dem Gottesdienste am 14. 
Rabf I. 959 der Mufti der Schäfi'iten Scheidi Schihäb ed-Dtn 
Ahmed ben Hugr el-Heithami, der Scheich Nur ed-Din 'AU 
ben Ibrahim el-'Oseiii, der CAdhi Jahjä ben Fäiz Ibn Dhuheira 
und der Chronist Cadhi Cutb ed-Dtn Muhammed ben Ahmed 
el-Hanefi zu einer Berathung. Der Baumeister Mugtafä be- 
merkte, dass zwei Balken des Daches gebrochen, ein dritter 
bedeutend ausgewichen und vielleicht ebenfalls gebrochen sei; 
der Gelehrte Ahmed el-Humeimdti aus Aegypten äusserte sich 
in der Weise: Wenn die zerbrochenen Baiken nicht durch neue 
ersetzt werden, so werden sie bald herunterfallen und auch 
noch die Mauer zertrümmern. Die Anwesenden kamen also 
insgesamml darin überein, dass das Dach ausgebessert und die 
schadhaften Balken durch neue ersetzt werden sollten, und die 
Arbeit sollte am anderen Morgen Sonnabend den 15. RabP I. 
begonnen werden. Hiergegen erhob sich aber eine Parthei 
von Fanatikern, welche behaupteten, dass die Heiligkeit des 
Tempels eine solche Ausbesserung nicht gestatte; die Ka'ba 
stehe nun schon so lange und werde beständig von allen vier 
Seiten von den Winden gerüttelt und geschüttelt; es sei doch 

20* 



— 308 — 

klar, dass die Kaba nicht durch die Fealigkeil ihres Baues, 
sondern nur durch den allmächtigen Willen Gottes stehe und 
es sei nicht erlaubt, die Balken zu vertauschen, bis sie von 
selbst herunterfielen; und was dergleichen Geschwüz und auf- 
regende Redensarten mehr waren, wodurch sie den Pöbel 
aufreizten 9 sodass es beinahe zu ernstlichen Unruhen gekom- 
men wäre. Der Scheich Scbihäb ed-Dtn Ahmed ben Hugr 
schrieb eine lange Abhandlung, um diese Eifrer zu widerle- 
gen, indem er von der Tradition der 'Aischa über die durch 
Muhammed beabsichtigte Vergrösserung der Ka'b« ausging und 
zeigte, dass solche Veränderungen sehr wohl gestattet seien, 
wenn sie zweckmässig wären oder vorhandene Schflden da- 
durch ausgebessert würden. Auf die Nachricht von den dro- 
henden Unruhen kam der Statthalter Ahmed ben Abu Numeij 
von seinem Landgute herein und berief • den Obersten Scheich 
Muhammed ben Abul-Hasan ei-Bekri, den Obercftdhi Tftg' ed- 
Dtn Abd el-Wahhäb benJa'cüb el-HAliki und den Moschee-In- 
spector Ahmed Tschelebi zu einer Berathung nach dem Abra- 
hams Platz in der Moschee und veranlasste den ersten einen 
Vortrag an das versammelte Volk zu halten. Er wählte zum 
Thema seiner Rede den Coränvers Sure 2, 121: „Als Abra- 
ham den Grund 2u diesem Tempel legte mit Ismft'tl, da spra-r 
chen sie: o unser Herr! nimm es an von uns, du bist. der 
erhörende, der allwissende.'' Er redete in seiner gewöhnlichen 
ruhigen, überzeugenden Weise in seiner schönen, fliessenden 
Sprache, welche die Anwesenden iii Bewunderung setzte, und 
nachdem er seinen Vortrag geendigt hatte ^ zog der Inspector 
den Entscheid des Mufti hervor und als ihn der Scheich Mu- 
hammed el-Bekri hörte, sprach er: welcher Mensch kann noch 
anderer Meinung sein? dies ist das augenscheinlichste Recht 
und die laulere Wahrheit. Jetzt befahl der Statthalter Ahmed 
den Arbeitern, ihr Werk zu beginnen, ^ie thaten es und die 
Unruhen waren gedämpft. Dies alles war so auf den Rath 
des €ädhi Tag ed-Dln el-Mälikr geschehen , welcher danach 
im J. 961 gestorben ist. Als hierauf die Baiken des Daches 
blossgelegt wurden, fand man, dass sie gebrochen waren» wie 
man vermuthet hatte , und es wurden neue an die Stelle ge- 
legt und alles fest und dauerhaft hergestellt und eine Gedenk- 
tafel aufgehängt, wozu Cutb ed-D!n die Inschrift lieferte. 



— 309 — 

• 

$. 307. Hiernach wurde im J« 961 der Umgang um die 
Ka'ba ausgebessert, weil viefe .der Steinplatten gesprungen und 
die Risse meist nur schlecht mit Gyps zugeschmiert '^ manche 
Stücke aber ganz ausgebrochen und Löcher entstanden waren ; 
jetzt wurde Alles dieses, sowie auch die Platten in den^ Hallen 
der Moschee wieder ganz eben gemacht. Danach kam ein 
Befehl des Sultans, die Thür der Ka*ba mit Silber neu zu be- 
legen; es wurde also das alte Silber abgenommen, neues hih- 
zü^ethan Und davon SHbertafeln gemächt und die Thtir damit 
bekleidet. Auch die Dachrinne wurde in dieser Zeit mit Sil- 
ber beschlagen und vergoldet, bis bald darauf eine ganz neue 
silberne und vergoldete Rinne aus Constantinopel geschickt und 
dafür die alte in den Schatz des Sultans zurückgebracht wurde. 
Aiich hierzu lieferte Cutb ed-Dtn die Inschrift für eine 6e- 
denktafel. — Im J. 967 schuf der Cftdhi von Mekka Keini 
Muhammed Efendi den Teich am oberen Thore zu einem schö- 
nen Garten um , welchen er der Gemahlin des Grossemir Rus* 
tem Pascha zum Geschenk machte. 

f. 308. Schon seit dem Jahre 965 waren wegen fort- 
währender Dürre die Brunnen erschöpft und die Quellen ver- 
siegt , selbst die Quelle von 'Arafat lieferte nur noch wenig 
Wasser. Als dies der Sultan erfuhr, ordnete er eine genaue 
Untersuchung der Wasserleitungen an und es traten desshalh 
der Cftdhi Abd el-BAki ben 'Ali el-'Arabi, der damalige 
Cömmandant von JSidda Cheir ed-Dtn Chidhr und einige an- 
dere angesehene Personen zu einer Berathung . zusammen und 
überzeugten sich, dass die Quelle von 'ArafAt die stärkste sei 
und Hir Lauf offen zu Tage liege und der Kanal bis zum Brun- 
nen der Zubeida hinter Minä gut gebaut sei ; ferner waren die 
meisten der Ansicht, dass auch der von diesem Brunnen nach 
Mekka führende unterirdische Kanal wohl gut gebaut sein 
könne, allein man kannte die Richtung desselben nicht mehr 
und vermuthete, dass er irgendwo verschüttet und vernachläs- 
sigt sei. Sie machten nun einen Anschlag, dass wenn sie den 
Kanal von dem Ursprünge der Quelle bei el- Augar über Na'- 
mdn , 'Arafa, Huzdalifa bis zum Brunnen der Zubeida wieder 
in den gehörigen Stand setzen und den verdeckten Theil auf- 
graben und ausbessern weihen^ sie die Summe von 30,000 



— 310 — 

neuen Golddinaren nöthig haben würden, denn die Entfemong 
von el-Augar bis in die Mitte von Mekka beträgt 45^000 El- 
len WerkniaasSy welches um ein Viertel länger ist als das ge- 
setzliche Maass; diese Entfernung hatten sie nach der Lage 
der Berge berechnet, da sie über den Lauf des Canales in den 
Annaion nichts aufgezeichnet fanden. Sie machten nun einen 
Bericht nach Constantinopel und als die Sultanin davon Kennt- 
niss erhielt, bat sie darum dies gute Werk ausführen zu dür- 
fen, da es ja auch von einer Frau Zubeida angefangen sei 
Nachdem der Sultan ihr dies gestattet hatte, fragte sie die er- 
sten ihrer Hofbeamten, wer wohl am meisten dazn geeignet 
sei um mit der Ausführung beauftragt zu werden , und man 
empfahl ihr den Staatssecretair von Aegypten Grossemir Ibra- 
him Pascha Ibn Tagri Werdi, der eben seines Amtes entsetzt 
war und zur Untersuchung gezogen werden sollte. Dies un- 
terblieb nun, sie übergab ihm 50^000 Golddinare, also 20,000 
mehr als der Anschlag war, und er begab sich zu Schiffe nach 
Mekka. Am 22. Dsul-Ca'da 969 kam er in dem Hafen von 
iGridda an und der Chronist Cutb ed-D!n, der mit ihm befreun- 
det war, reiste ihm dahin entgegen; er traf ihn in seinem 
Zelte vor der Stadt und begleitete ihn von hier zu dem Statt- 
halter Muhammed ben Abu Numeij, welcher sich damals auf 
seinem Landgute in Marr ei-Dhahr&n aufhielt. Er wurde von 
ihm sehr freundlich aufgenommen und zu Tisch geladen und 
nachdem er ihm den Zweck seiner Reise mitge^hellt hatte, er- 
hielt er die Versicherung, dass sowohl er, als sein Sohn^ seine 
Angehörigen und seine Untergebenen alles aufbieten würden, 
um seine Wünsche zu erfüllen. Sehr befriedigt von diesem 
Empfange begab sich Ibrahim nun nach Mekka, wo ihm der 
Bruder des Statthalters, Hasan ben Abu Numeij sehr zuvor- 
kommend entgegenkam und ihn unter freundlichen Gesprüchen 
bis an das Friedensthor der Moschee geleitete. Ibrahim machte 
zur Ankunft den Umgang um die Ka'ba und den Weg zwi- 
schen el-Qafä und el-Marwa und kehrte dann in dem Hospiz 
des Cäjitblli ein , wo ihm eine Wohnung eingerichtet und ein 
grosses Mahl zubereitet war ; er nahm hier mit seinen Beglei- 
tern Platz und liess auch an die Bewohner des Hospizes und 
an die Armen von den Speisen vertheilen, der Wirth bekam 
einen mit Gold gestickten Caftdn und ein ansehnliches Gddge- 



- 311 — 

schenk. Darauf kam der Scheich el-isläm und Cddhi Husein 
el-Huseini um ihn zu begrüssen ; Ibrahim war darüber sehr 
erfreut, er empfing ihn mit grosser Auszeichnung y theilte ihm 
den Zweck seiner Herkunft mit und erbat sich seinen Ratb, 
den ihm auch Husein bereitwilUg in treffender Weise ertheilte* 
$. 309. Hiernach fing Ibrahim damit an, einige Brunnen, 
aus denen die Leute Wasser zu holen pflegten, reinigen und 
tiefer ausgraben zu lassen , damit sie mehr Wasser lieferten ; 
dann begab er sich nach dem iussersten Ende des 'Arafa und 
untersuchte die Wasserleitungen, Tränken und Kanäle, bis die 
Aegyptische Carawane unter Anführung des Emir 'Othmftn Beg 
ben Izdemir Pascha*) und die Syrische unter dem zum Cädhi 
von Mekka designirten Fudheil Efendi ben 'Ali Tschelebi el^ 
iSamäli**) eintraf. Ibrahim machte nun erst die ganze Wall- 
fahrt mit und nachdem die Pilger wieder abgezogen waren, 
fing er sein Werk an; er schlug sein Zelt am Anfange der 
Wasserleitung bei el-Augar auf der Höhe des 'Arafa auf und 
Hess von da an die Gräben mit der grössten Sorgfalt reinigen. 
Er selbst hatte in seinem Gefolge gegen 400 Haipluken, lauter 
schöne und gewandte Leute, welche er auf der Strecke von. 
el-Augar bis Huzdalifa vertheilte, dazu Hess er nach und nach 
gegen tausend Arbeiter kommen, Erdarbeiter, Schmiede, Zim- 
merleute, Steinhauer, Brunnenwärter und andere, aus Aegyp- 
ten, Syrien, Haleb, Istambul und Jemen. Die nöthigen Ge- 
rätbschaften wie Erdkörbe, Hacken und Schaufeln, sowie Ei- 
sen, Stahl, Kupfer, Blei und dgl. hatte er schon aus Aegypten 
mitgebracht, und er theilte die ganze Mannschaft in mehrere 
Abtheilungen , von denen einer jeden eine bestimmte Strecke 
angewiesen wurde, und bei dem Eifer, womit er die Sache 
betrieb, hoSle er in Jahresfrist damit fertig zu werden. Aber 



*) Er folgte seinem Vater als Beglerbeg Yon Habessinien, wurde 
▼on da iD gleicher Eigenschaft nach Jemeu yersetsil, wo er sich durch 
die Eroberaog der Hauptstadt Ta'iftz ein grosses Verdienst erwarb, 
kam dann als Beglerbeg nach el-llasd in Syrien, hierauf nach Ba^ra 
und zulutzt nach Gara Amid. 

**) Er ist Verfasser mehrerer ▼orzäglicher juristischer Werke, 
lebte nachher als Emeritus am Hofe des Sultans zu Conslantinopel und 
starbimJ.991. Vgl. Uaji Rhalfa lexicon bibliogr. ed. Flügel. 
Tom. VU. index Nr. 2840. 



— 312 — 

■ • 

Gott hatte es anders beschlossen. — Nachdem man bis an 
den Brunnen gekommen war, welchen Zobeida hatte anlegen 
lassen (§. 181)« fand sich keine Spur, dass der Kanal weiter 
ginge, und man kam auf die Vermuthung, dass hier ihr Werk 
wegen all zu grosser Schwierigkeiten abgebrochen und man zu 
der Leitung von Hunein her übergegangen sei, denn- man stiess 
jetzt auf harte Felsen, die man nicht aushauen und noch we- 
niger durchbohren konnte, da die Entfernung noch 2000 Ellen 
betrug, um die Verbindung mit dem Kanäle herzustellen and 
der neue Kanal in einer Tiefe von fünfzig Ellen unter der 
Oberfläche der Erde angelegt werden musste. Aber liegen 
bleiben sollte das angefangene Werk nicht und man machte 
den Versuch, nachdem man die obere Brdschicht abgeräumt 
hatte, den Felsen mürbe zu brennen, indem mari die ganze 
Nacht Feuer unterhielt und auf einer Strecke von sieben El- 
len in der Länge und fünf Ellen in der Breite jedesmal. hun- 
dert Tracht trockenes Holz verbrannte ; allein die Wirkung war 
so gering, dass man^ nachdem dies geschehen war , am Tage 
nur zwei b\^ (Zoll, 24 auf eine Elle) tief den Felsen aus- 
bauen konnte und um dies bis zu einer Tiefe von 50 Ellen 
und einer Länge von 2000 Ellen durchzuführen, dazu wäre 
Noabs Lebensdauer, Crösus Schätze und Hiobs Geduld erfor- 
derlich gewesen. Und doch sah Ibrahim kein anderes Mittel 
und er fuhr in dieser Weise fort, bis 4as Holz von allen Ber- 
gen um Mekk9 und in weiter Ferne verbraucht war, der Preis 
desselben sehr theuer wurde und die Menschen dessbalb. in 
grosse Noth kamen. Ibrahim Ihat dies sehr leid, er seilte da- 
bei sein Vermögen zu, verlor auch durch Krankheiten seioc 
Diener, Kinder und Mamluken, aber er blieb standhaft und 
setzte die Arbeit fort, bis 1500 Ellen lang ausgehauen waren; 
sooft das Geld zu Ende ging, schickte er hin und liess sich 
neue Suramen ausbitten, bis er 150,000 Golddinare aus dem 
Schatze des Sultans ausgegeben hatte. Dazu war ihm gleich 
anfangs ein Schiff zu Grunde gegangen, welches den grössten 
Theil seiner Kostbarkeiten, gemjinztes Geld, seine Sklaven und 
Habseligkeiten enthielt und auf mehr als 100,000 Goldstücke 
geschätzt wurde; dann war ihm ein prächtiger Knabe» den er 
sehr lieb hatte, in Aegypten gestorben ; zwei hoffnungsvolle, schon 
erwachsene Söhne verlor er in Mekka, sein Oberverwalter, der 



— Ä13 — 

den Rang. eines Emir Statthalters hattis, und der grösste Theil 
seiner Mamluken wurde ihm durch den Tod entrissen ; stand- 
haft ertrug er alle diese harten Schicksale ^ bis ihm das Herz 
brach und er am 2. Ragab 974 verschied. Er wurde an der 
Hauptstrasse in der Oberstadt neben seinen beiden Söhnen 
begraben^ wo er sich ein Regräbniss erbaut hatte; er war im 
J; 922 geboren und binterliess einen kleinen Sohn und eine 
Tochter* 

§. 310. Der Statthalter Hasan ben Abu Numeij übertrug 
dem Commandant^n von bidda Emir Cdsim Reg die Aufsicht 
üt>er den Rau, bis ein neuer Aufseher durch den Sultan er- 
nannt würde. Inzwischen war Suleimän drer Monate vorher 
gestorben und sein Sohn Seltm H. iiatte am 9. Rabf H. 974 
den Thron von Constantinopei bestiegen; diesem wurde der 
Staatssecretair von Aegypten Muhammed Reg Ekmektschi Zadeh 
empfohlen^ welcher d^nn nach Mekka kam und die Fortsetzung 
des Werkes sich angelegen ^ein Hess, aber nicht damit zu 
Ende. kam, weil er am 26» tiumädä I. 976 an Dyssenterie starb. 
Nun wurde abermals dem Emir Cäsim Reg die Leitung von 
dem Statthalter übergeben, und diesmal erhielt er auch die 
Restätigung des Sultans, nur dass dem Cädhi Husein el-Huseini 
die Oberaufsicht übertragen wurde , welcher iridess jenem alle 
Geschäfte übcrliess^ '. da er sich mit Eifer der Sache annahm 
und es ihm an der nöthigen Einsicht nicht fehlte. Aber auch 
ihm war es nicht beschieden, das Werk zu Ende z.u führen, 
er starb am 2. Ragab 979 und wurde neben seinen beiden 
Vorgängern begraben. — Jetzt übernahm Husein selbst die 
Aufsicht und ihm gelang es , den Bau zu vollenden , am 20. 
Dsul-Ca'da 979 floss das Wasser in den Kanälen bis nach 
Mekka; der Tag wurde festlich begangen, Husein gab ein gro- 
sses Qastmahl in seinem Garten in der Unterstadt, wo Zelte 
und Schutzdächer aufgeschlagen waren, er Hess über hundert 
Schaafe schlachten und opferte eine Anzahl Camele, welche 
nach den Rangklassen an die Leute vertheilt wurden; mehr 
als zehn Personen von den Werkmeistern erhielten Ehrenklei- 
der, die übrigen Arbeiter wurden mit anderen Geschenken be- 
dacht und die Armen bekamen Almosen. Sobald die Nachricht 
von der Vollendung des Kanals nach Constantinopei kam, rich- 
tete die Sultanin an Husein ein Schreiben, worin sie in den 



- 31«^ - 

ehrenvollsten Ausdrucken ihre ganze Anerkennung beseugle, 
zugleich schickte sie ihm mehrere Ehrenkleider und erhöhte 
seinen Gehalt an der hohen Schule Suleimänia auf 100 *Oth* 
m&nis täglich. 

$. 311. Während der Emir Ibrahim mit dem Bau des Kanals 
schon im vollen Gange war, legte er dem Sultan Suleim&n noch 
einen anderen Plan vor, dass er in Mekka eine hohe Schule in 
vier Abtheilungen nach den vier Hauptsecten gründen möchte, 
damit die Rellgions- und Rechtswissenschaften wieder eifriger 
betrieben und neu belebt würden. Der Sultan ging daraof 
ein und erlheilte dem Emir Cäsim Beg den Auftrag, einen daza 
geeigneten Platz auszuwählen und den Bau zu leiten. Die 
beiden Emire beriethen sich hierauf mit mehreren angesehenen 
Männern und wählte als den besten Platz die Südseite der 
Moschee von der Ecke derselben bis an das Thor der Erwei- 
terung, wo das Krankenhaus des Han^ür stand, dazu die hohe 
Schule, welche Ahmed Schah, Sultan von Gugerät, gestiftet 
hatte, mehrere Stiftungen des Aegyptischen Sultans el-Huajjid 
Scheich, eine Anzahl anslossender Häuser, die dem Stalthalter 
Hasan gehörten» und das Hospiz el-Dhähir. Zum Krankenhanse 
wurde ein anderes Haus eingerichtet , die hohe Schule , an 
welcher damals Cutb ed*D!n angestellt war, wurde in das Hos- 
piz des Jachschdi el-Caramäni verlegt, dessen Stiftungen nicht 
erhalten waren, wesshalb es von den Erben verkauft werden 
konnte, das Hospiz el-Dhähir wurde gegen ein schöneres und 
geräumigeres in der Suweica Strasse umgetauscht, der Statt- 
halter Hasan bot seine Häuser unentgeltlich an und an die 
Stelle der Stiftungen des Huajjid traten andere in Syrischen 
Städten. Auf diese Weise wurde das ganze Stadtviertel filr 
die neue Anlage erworben und nachdem sämmtliche Häuser 
abgebrochen und das Fundament vierzehn Ellen tief und vier 
Ellen breit ausgegraben war, wurde der 3. Ragab 972 für die 
Festlichkeit der Grundsteinlegung bestimmt. Der Obercädhi 
Ahmed ben Muhammed Beg el-Nischängi machte den Anfiang 
und legte den ersten Stein, dann folgten die Emire, Gelehrten 
und angesehenen Personen, die sich eingefunden hatten, jeder 
legte einen Stein, worauf mit grossen Felsenstücken fortgefah- 
ren und alles aufs festeste und dauerhafteste gebaut wurde. 
CAsim Beg sah man von Anfang bis zu Ende des Baues mit 



— 315 — 

einem Stocke mitten zwisclieil den Arbeitern umhergehen und 
sie mit Strenge ^ ja mit Hfirte zur Arbeit anhalten; er folgte 
seinem eigenen Willen^ ohne Jemand um Rath zu fragen, noch 
auf den Rath eines anderen zu hören , während er nicht ein- 
mal ordentlich schreiben konnte. Die Stiftungen^ aus denen 
die Anstalt unterhalten werden sollte, machte der Sultan in 
Syrien und bestimmte für jeden der vier Professoren täglich 
fünfzig 'Othmänis 9 fflr den Repetenten vier 'Othmänis; jeder 
Professor sollte fünfzehn Schüler bekommen und für jeden von 
diesen waren täglich zwei 'Othmänis angesetzt; der Teppich- 
diener erhielt gleichfalls zwei 'Othmänis und der Portier halb 
soviel. Der Verwalter der Stiftungen sollte die Gelder jähr- 
lich mit der Syrischen Carawane zur Vertheilung nach Mekka 
schicken. — Die grosse Strenge des Cäsim Beg mochte ih- 
ren Grund zum Theil darin haben ^ dass der Sultan befohlen 
hatte, den Bau mögliehst zu beschleunigen, und doch erlebte 
Suleimän die Vollendung nicht mehr, erst in der Mitte des 2. 
iSumäüä 975 wurde die Anstalt eröffnet. ' Die Halikitische Pro- 
fessur und die Oberaufsicht über die anderen Lehrer erhielt 
der Cädki Husein el-Huseini, dessen Gehall einige Jahre nach- 
her durch die Sultanin von 50 auf 100 'Othmänis täglich er- 
höht wurde. Zum Hanifitischen Professor wurde Cutb ed-Din 
ernannt ; er erklärte einen Theil von Zamachscharis Commentar 
zum Corän, die Hidäja über die Institutionen des Hanballti- 
schen Rechts nnd ein Stück aus dem Commentar des Abul- 
Su'üd el-'Imädi zum Corän, auch hielt er einen medicinischen 
Curstts und einen Cursus über die Fundamente der Traditions- 
wissenschaft« Durch die Verwendung des Ahmed Cädhi Zädeh 
Efendi, GÄdhi des Heeres in Anatolien, wurde der Gehalt des 
Cutb ed-D!n später durch den Sultan Muräd auf 60 'Othmänis 
erhöht. Der Schäfi'itische Professor erklärte die Schriften des 
Schäfi'i, aber für die Hanbalitische Professur fand sich keine 
geeignete Person und es wurde statt dessen ein Lehrer der 
Traditionswissenschaft angestellt, welcher die sechs grossen 
Traditionssammlungen erläuterte. 

§. 312. Der Sultan Selim IL, welcher schon als Prinz 
jährlich zur Wallfahrt in Minä und auf dem 'Arafa tausend 
Goldstücke und eben soviel in Hedina an die Armen hatte 
vertheilen lassen und einzelne Gelehrte noch besonders unter- 



- 316 ~ 

stülzte, liesg gleich zo Anfang seiner Regierung die Zufiihr 
von Getreide , welche» jährlich aas Aegypten an die beiden 
heiligen Städte geliefert werden masste, um 7000 Malter ver- 
mehren, wovon Mekka und Medina je 3000 Maller erhiellen 
und in JSidda und Janbu' je 500 Maller blieben , um hier an 
arme Pilger, welche sonst die Reise nach Mekka nicht fortse- 
tzen konnten, vertheilt zu werden. Das herrlichste Denkmtl 
aber , welches er . sich setzte , ist der Neubau eines grossei 
Theiles der Moschee. An der ösllichi^n Seite nämlich / wo die 
hohe Schule des Cjijitbäi und die Afdhalia. anslossen, warei 
die Enden der Balken ausgewichen und das Dach der HaDe 
hatte sich nach dem Innern der Moschee gesenkt , sodass es 
schon zu Suleim&ns Zeit hatte gestützt werdep müssen. B» 
jetzt war das Dach ein doppeltes gewesen und der zwei Biiei 
hohe Raum zwischen beiden hatte den Schlangen und Vögeh 
zum Aufenthalt gedient und das Holzwerk war der Zerstöroif 
durch Würmer sehr ausgesetzt. Als nun der Schaden imner 
grösser wurde, machte man desshalb im J. 979 an den Sullas 
Seltm einen Bericht und er gab Befehl , die ganze Moschee 
neu zu bauen und statt des Daches Bogen rings utn die Hatk 
zu setzen. Der damalige Beglerbeg von Aegypleii Emir 6i- 
nän Pascha erhielt den Auftrag, sich nach einenri^ geeignetea 
Manne umzusehen, welchem die Leitung dieses Baues anver- 
traut werden könnte, und. seine Wahl fiel auf den Emir Ah- 
med Bog, welcher zum Commandanten von 'Gidda ernannt 
wurde und sich am Ende des Jahres 979 nach Mekka begab. 

Die Oberaufsicht war dem Professor Husein el-Huseini über- 

• • • . 

tragen , mit welchem Ahmed Beg vollkommen übereinstimmte, 
und ihnen stand ein geschickter Baumeister Muhanmed ans 
dem Diwan des Sultans zur Seite , welcher mit jenen beiden 
dieselben guten Eigenschaften und frommen Gesinnungen tholte. 
Zunächst hatten sie einen unbedeutenden Kanal anzulegen, mn 
das Wasser von 'Arafa und Hunein aus der oberen Stadt auch 
nach der unteren zu leiten ; er führte an der Seite des Mud- 
da'ä (§.120) und dem Hospiz des Cäjitbäi vorüber nach el- 
Marwa und Suweica und wandte sich dann nach dem kleinen 
Markte, dort wurde ein Wasserbehälter gebaut mit kupfernen 
Ausgussröhren und eine Cisterne zur Tränke für das Vieh süd- 
lich von dem Gärten des Beiram. Die 70,000 'OthmAnis, wel- 



— 317 — 

che der; Emir hierfür aus deikr Schatze des Sultans bekam, 
übßrstiegen die wirklich darauf verwandten Summen nur 
um etwas. 

S. 313. Hierauf wurde zum Neubau der Moschee ge- 
schritten und in der Mitte des ersten Rabf 980 mit dem Ab- 
bruch der Anfang gemacht; die Dachbalken wurden zur Erde 
herabgelassen und im Innern der Moschee niedergelegt, der 
Schutt mit Lastthieren zur unteren Stadt hinaus nach dem 
Berge el-Falak geschafft und die Säulen vorsichtig abgetra-* 
gen. In dieser Weise wurde zuerst die ganze Ostseite vom 
Thore 'Alis bis zum Friedensthore frei gemacht und nun das 
Fundament untersucht, und da man es schadhaft fand, wurden 
selbst die Grundmauern in der Erde, welche die Form eines 
Schachbrettes hatten, ganz herausgenommen. Am 6. JGrumddä 
I. 980 wurde dann die Grundsteinlegung festlich gefeiert;, es 
hatten sich dazu die Cädhis und Emire, die Gelehrten und viele 
angesehene Personen versammelt und nachdem die Anfänge 
der Suren des Coräns verlesen waren, wurden Rinder, Camele 
und Schaafe geschlachtet und an die Armen und Diener ver^ 
theilt, und hierauf der Grundstein gelegt. Der ganze Bau er- 
hielt dadurch eine besondere Festigkeit, dass man auf je drei 
Säulen von Marmor eine vierte von schwarzen Steinen aus 
den Brüchen von Schumeis folgen Hess. Der Emir Ahmed war 
gegen die Arbeiter und. Diener sehr freundlich und herablas- 
send, und erwarb sich die allgemeine Achtung und Liebe. Als 
die östliche und nördliche Seite auf diese Weise fertig gebaut 
war, traf die Nachricht von dem Hinscheiden des Sultans Se- 
Itm ein, der anl 7. RamadhÄn 982 gestorben war. Sein Naqh- 
folger Muräd Chäu gab aber sogleich Befehl, den Bau furtzu-^ 
setzen und so wurde er gegen den Schluss des J. 984 zu 
Ende geführt. Der Wasserweg, Wftdi Ibrahim, welcher der 
Länge nach mitten durch die Stadt und an de^ Moschee vor- 
beiführt, pflegte alle zehn Jahre einmal von Schlamm gerei- 
nigt zu werden, um jene Zeit war er aber wohl seit dreissig 
Jahren nicht gereinigt, und der Schlamm hatte sich sosehr an- 
gehäuft, dass von den fünfzehn Stufen, welche von dieser Seite 
nach der Moschee hinaufführen , nur noch etvva drei sichtbar 
waren. Daher kam es, dass bei einem heftigen Regen am, 10« 
JGrumädä L 983 das Bette das Wasser nicht fassen konnte und 



- 318 — 

die ganze Moschee überschwemmi wurde und die Ka'ba bis 
über den schwarzen Stein im Wasser stand. Dies dauerte ei- 
nen vollen Tag und der Emir Ahmed verwandte aus seinen 
eigenen Mitteln bedeutende Summen theils un die Moschee 
wieder reinigen und mit frischem Grand bedecken zu lassen» 
theiis den Abfluss des Wassers besser zu regeln. Etwa zehn 
Stufen der grossen Treppe wurden ffei gemacht und dadurch 
für das Wasser aus der oberen Stadt ein hinreichender Absog 
gewonnen ; auf der Nordseite , wo das Wasser von den Ber- 
gen Ku'eiki'dn und cI-Falak und der Hochebene el-Madhä bei 
dem Thore der Erweiterung zusammenkam , wurde es durck 
einen weiten unterirdischen Kanal, genannt el-'Inaba, aufge- 
fangen und nach dem Ibrahim Thore hingeieitel , wo es siel 
in den grossen Wädi ergoss. — Für den ganzen Bau unil 
diese Kanalanlagen waren aus dem Schatze des Sultans 1 10,000 
neue Golddinare verausgabt, ungerechnet das BauholZi welches 
aus Aegypten nach Mekka gesandt wurde, und die Kosten for 
die hölzernen Stangen zu den Geräthschaften, für die Nigel 
und Eisenspitzen, mit denen die Gesimse der Hallen rings be- 
schlagen wurden, damit sich die Vögel nichl darauf setzt», 
und für die Halbmonde auf den Kuppeln, weiche in Aegypten 
aus Kupfer verfertigt und übergoldet waren und dem Ganzen 
ein prächtiges Aussehen verliehen. Mit der Besorgung dieser 
Gegenstände war der damalige Beglerbeg von Aegypten Masth 
Pascha beauftragt, der sich auch in anderer Weise mehrfach 
um die heiligen Stfidte und um Aegypten verdient gemacht hat. 
§. 314. Die alte Moschee hatte in ihren vier Hallen 469 
Säulen und in ihren Thoren noch 27 Säulen; nämlicll dieHaUe 
auf der Ostseite hatte 88 Säulen von Marmor ausser einer beiia 
Thore 'Alis von Backsteinen mit Gyps überzogen; die Nord- 
seite bestand aus 104 Säulen von Marmor mit Ausnahme der 
14 zwischen dem Thore der Eile und dem Thore der Vorhalle 
die aus Quadersteinen aufgeführt waren ; auf der Südseite Stau- 
den 140 Säulen von Marmor ausgenommen die letzten 25 am 
Thore der Umm Häni von Quadersteinen; und die 87 Säulea 
auf der Westseite waren nach dem Brande im J. 802 errich- 
tet, wie oben (§. 269) beschrieben ist. Der Anbau auf der 
Stelle des alten Versammlungshauses hatte 66 Säulen von an- 
egalen, unbehauenen Steinen mit Gyps überzogen, der aber 



— 319 — 

grösslen Theils abgefallen war. — Bei dem Neubau erhielt 
die Ostseite 62 Säulen von Marmor und 30 von schwarzen 
Schumeis-Steinen , die Nordseite 81 von Marmor und 44 von 
schwarzen Steinen, die Westseite 64 Säulen, darunter sechs 
von harten Steinen, die übrigen von Marmor, und 36 von 
schwarzen Steinen und die Südseite 83, darunter elf von har- 
ten Steinen , die übrigen von Marmor und 76 von schwarzen 
Steinen. An den vier Ecken stehen ebenfalls Säulen von die- 
sen schwarzen Steinen; der Anbau hat 14 Säulen von Marmor, 
eine von harten und 36 von schwarzen Steinen und der Vor- 
bau am Ibrahims Thore sechs von Marmor und 18 von schwar- 
zen Steinen. 

S. 315. Die neue Moschee bekam 19 Eingänge von ver- 
schiedener Grösse mit einem bis zu fünf Bogen ; sie werden 
Nachts mit grossen Thorflügeln geschlossen, sodass nur einige 
kleine Thüren unverschlossen bleiben. Auf der Ostseite sind 
vier Thore: 1. Das Friedensthor oder das Thor der Banu 
Scheiba ; 2. das Leichenthor oder das Thor des Propheten ; 

3. das Thor des 'Abbäs, auch wie das vorige das Leichenthor 
genannt; 4. das Thor 'Alis oder der Banu Häschim. — Die 
Südseite hat sieben Thore: 1. das Thor von Bftzän, nach der 
in der Nähe befindlichen Quelle so benannt; 2. das Thor der 
Hauleselin ; 3. das Thor von el-Qafä oder der Banu Machzüm ; 

4. das Thor des kleinen Agjäd Platzes ; 5. das Thor der hohen 
Schule Mugähidia, auch das Thor des Erbarmens genannt; 6. 
das Thor der hohen Schule des Scherff 'Aglän; 7. das Thor 
der Umm Häni. — Auf der Westseite sind drei Thore: 1. 
das Thor < von el-Hazwara ; 2. das Thor des Ibrahim; 3. das 
Pilgerthor, weil die nach el-Tan*im Pilgernden durch dieses 
gehen und kommen, vormals Thor der Banu Sahm genannt. — 
Die Nordseite hat fünf Thore: 1. Das Thor der Vorhalle, frü- 
her Thor des'Amr ben el-Ä^i genannt; 2. das Thor el-'Agala 
(der Eile), jetzt auch das Thor der B^sitia genannt nach der 
von Abd el-Bäsit gestifteten hohen Schule ; 3. das Thor in der 
Erweiterung der Moschee durch das Versammlungshaus an der 
westlichen Ecke; 4. das Thor an der nördlichen Ecke; 5. das 
Thor el-Dureiba nahe bei dem Thurme des Friedensthores. 

§. 316. Von den sechs Thürmen der Moschee wurde 
der erste am Pilgerthore von dem Chalifen Abu iSa'far el-Man- 



- 320 — 

^ür angelegt und von dem Wezir Muhummed el-tiaw&d el-I^- 
pahdni im J. 551 neu gebaut. Der oberste Muadsdsiii rief hier 
zur Zeit des Chronisten el-Fäkihi die Stunden des Gebets ab 
und ihm folgten dann die ötirigen Muadsdsin; zur Zeit des 
Fdsi geschah dies auf dem Thurme am Friedenathore und zar 
Zeit des Cutb ed-Dtn wurden die fünf Gebetszeiten auf der Kuppel 
liber . dem Brunnen Zamzam abgerufen ; nur imRieimadhän geschiebt 
es noch auf dem Thurme über dem Friedensthore. Jener erstge- 
nannte war dann auf Befehl des Sultans Suleimto I. abgebro- 
chen und in gleicher Weise von Backsteinen mit einem Um- 
gänge im J. 931 wiederaufgebaut, nur dass die Spitze die 
Form der Griechischen Thurme erhalten hatte. — Der zweite 
Thurm über dem Friedensthore ist von el-Mahdi im J» 168 
angelegt und von dem Aegyptischen Sultan el*NA^ir Farag iia 
J. 810 abgebrochen und neu gebaut mit zwei» Umgäogeo. — 
Der dritte Thurm , der des 'Ali, ist ebenfalls von el-Mahdi mit 
einem Umgange angelegt und von SuleimAn neu gebaut vod 
schwarzen Schumeis*Steinen mit .zwei Umgängen und einer 
Griechischen Spitze. — Der vierte Thurm bei el-Haswara.mit: 
zwei Umgängen gleichfalls von el-Mahdi errichtet und zur Zeit 
des Sultans el-Aschraf Scha'bän , Herrn voii Mosul , restauriri, 
stürzte im J. 771 ein, wobei glücklicher Weise Niemand ums 
Leben kam, und wurde dann bis zum Muharram 772 neu ge- 
baut. — Der fünfte Thurm am Thore der Erweiterung und viel- 
leicht mit diesem von el-Mu'^Uimid erbaut, hatte zwei Umgänge und 
wurde, als er einstürzte, von el<-AschrafBarsabdiimJ.838 wieder- 
hergestellt.' — Der sechste Thurm bei der hohen Schule des Sul- 
tans Cäjitb&i ist mü dieser im J. 880' in äusserst schöner Bau- 
art aufgeführt. — Der siebente Thurm an. der hohen Schule 
des Suleimän zwischen dem Friedensthore und dem Thore der 
Erweiterung von Schumeis-Steinen erbaut, ist. höher .als die 
anderen, mit drei Umgängen und. einer Griechischen Spitze 
und wurde in der Mitte des J. 973 vollendet 

Nach diesem Bau beträgt jetzt die Länge der Moschee in 
Aegyptischen Maassen von der Schwelle des Friedensthores bis 
an die Schwelle des Piigerthöres 351 Ellen; von der Schwelle 
des Thores der Erweiterung bis an das Thor der Umm H&ni 
222 Eilen ; von dem Thore der Mauleselin bis an die Mauer 
der hohen Schule Suleimania 232 V4 Elle; die Erweiterung 



— 321 ~ 

misst in der Länge der Moschee auf einer Seile oT/^/g, auf der 
anderen 53 Ellen, und tritt auf einer Seite 84%, auf der an- 
deren 84 EUen vor. > 

§. 317. An der ganzen Südseite der Moschee waren nach 
und nach Häuser nnd Schulen dicht an die Mauer angebaut, 
welche theils den Abflnss des Wassers hinderten , theils durch 
den Geruch der Latrinen die Besucher der Moschee sehr be- 
lästigten, sie wurden desshalb auf höheren Befehl abgerissen 
und die Plätze blieben längere Zeit unbebaut, bis der Sultan 
im J. 994 seinen Comuiissär MuQtafä nach Mekka schickte» 
weicher dort Buden für obdachlose Arme errichtete, damit sie 
nicht mehr in der Moschee übernachten sollten. Er legte auch 
links vom Ausgange aus dem Thore von el-Qäfä eine Wasser- 
leitung JBin, wo die Ab- und Zugehenden trinken konnten, und 
darunter ein Waschbecken ; ein ähnliches Waschbecken wurde 
auch neben der hohen Schule des Cäjitbäi auf der Seite des 
Marktes aufgestellt. Diese Anlagen, welche im J. 995 vollen- 
det wurden, kosteten 20,000 Golddinare. Die grösste Wohl- 
that aber, welche der Suftan Muräd der Stadt Mekka erwies, 
war die regelmiässige Zufuhr von 5000 Maltern Getreide, wel- 
che jährlich aus den Magazinen dorthin geliefert und nach den 
aufgestellten Namensregistern an die Emire, Fakihs, Aufseher 
und Vorsteher der Moschee vertheilt wurden. Früher hatte 
Mekka auch keinen besonders besoldeten Mufti, bis Muräd um 
diese Zeit als solchen den Abd el-Karim ben Muhibb ed-D!n *) 



*) Dieser A-bd el-Kartm ist es, welcher seines Oheims Gutb ed- 
Dtn Geschichte ron Mekka in einen Auszag gebracht und mit einigen 
Zusätien vermehrt hat, von denen der ausführlichste als Ergänzung 
zu Samhüdis Geschichte yon Medina hier einen PlaU finden möge, 
worin er die Dotationen dieser Stadt durrh den Sultan Mordd be- 
schreibt. 

Die Bauten , Stiftungen und jährlichen Schenkungen für Medina 
betrugen das Drei- oder Vierfache von dem, was fär Mekka verwandt 
wurde. Elf Hospize,, nämlich vier allgemeine und sieben für beson- 
dere Klassen von Fremden, welche ganz in Verfall gerathen waren, 
wurden im J. 984 auf Kosten des Sultans wiederhergestellt. Im J. 
988 Hess er eine Kochanstalt für Arme errichten; für die dabei an- 
gestellte Dienerschaft waren täglich zwei Dinare bestimmt und der 
Anstalt wurden jährlich 1000 Malter Getreide geliefert. Vor der 
Stadt am Aegyptischen Thorc wurde im J. 990 ein grosser Behälter 

21 



— 322 — 

mit einem Gehalte von tftglich 50 'Othmftnis anstellte. Die 
Prediger und der Imdm der Hanifiten erhielten jeder bisher 
täglich nur 1/^2 'OihmÄnis; jetzt wurde der Gehalt von vier 
Predigern, zwei Hanifiten und zwei Schdfi'tten, auf 40 'Olhmä- 
nis für jeden täglich erhöht, und ebensoviel bekamen zwei 
Imftme der Hanifiten ; elf SchAfi'iten Imdme , welche 1 V4 'Otb- 
mdni gehabt hatten, wurden mit fünf 'Othmänis laglich be- 
soldet. — 



angelegt, der täglich mit sossem Wasser gefallt wurde, woron die 
Voräbergehenden trinken konnten; fnr die Anfseher und die Bedie- 
nung waren tiglich 60 'Othm^nis und jährlich 50 Malter Getreide au* 
gesetzt. Im J. 991 wurde für jeden der Diener an der grossen Mo- 
schee, deren Zahl sich auf 57 belief, und ebenso für jede der 17 aa 
der Quelle el-Zarcä angestellten Personen täglich ein Maass Koni 
bestimmt und die Lieferung an die bisherigen Empfänger um fünf bii 
zehn Malter jährlich erhöht, sodass hieraus der Mehrbedarf jährlicli 
1000 Malter betrug. Im J. 994 Hess er zwei Hospize bauen, eines 
bei der Moschee des Abu Bekr, das andere bei der Moschee des 'Ali, 
und diese beiden Moscheen selbst wurden wiederhergestellt und fir 
jede ein Prediger , ein Gebetansrufer und die übrige Bedienung nül 
einem entsprechenden Gehalte angestellt. — Im J. 996 wurden 4000 
Malter Korn nach Medina geschafft und 500 Malter nach Janbu* für 
arme Pilger, welche dort die Reise nicht fortsetzen konnten. In Ae- 
gypten wurde das Getreide mit Kamelen nach dem Hafen Ton Snet 
gebracht und Yon hier in den Schiffen des Sultans nach dem Hafea 
Yon Janbu* gefahren , dort in Scheunen gesammelt und dann wieder 
mit Kamelen nach Medina geschafft; für diesen letzteo Transport 
wurden die Kosten, die für jede Last Yon drei Maltern auf zwei neos 
Golddinare berechnet waren, aus den Einkünften Yon 'Gidda bestrit- 
ten. — Im J. 998 wurde das grosse Kloster )jUi^ des Sultans Morid 

Yor dem Aegyptischen Thore gebaut mit einer grossen Koehanstall, 
einer Scheune , Magazinen , Mühlen , einem Backofen und sonstigeD 
Utensilien, sodass hier täglich eine grosse Menge Brod gebacken wer- 
den konnte, welches Ycrtheilt wurde, wozu die Einkünfte von mehre- 
ren Dörfern und Landgütern in Aegjpten im Betrage Yon 25,000 Gold- 
stücken jährlich bestimmt waren, und hiermit lässt sich die Yon der 
Yerstorbenen Sultanin in Mekka gestiftete Anstalt gar nicht Yerglei- 
chen, wo sich Yier Arme in ein kleines rundes Brod theilen müssen. 
Neben diesem Kloster wurden auch acht Häuser für die Yerheirathe- 
ten und sechs Häuser für die uuYerheiratheten Diener desselben und 
eine Elementarschule errichtet, in welcher 50 Waisenkinder Ton einen 
besoldeten Lehrer Unterricht, Kost und Kleidung erhielten. 



— 323 — 

Einen weiteren Beweis seiner grossen Gnade gab Muräd 
durch ,,die neue Griechische'' Schenkung, welche zum ersten 
Male im J. 997 durch seinen Schatzmeister Ibrahim Efendi mit 
der Pilgercarawane nach Mekka kam und diesmal in 10,000 



In demselben Jahre wurde noch ein neues Kloster iCj^l- gebaut für 

einen Scheich und zehn Cufiten, welche darin Morgens und Abends 
ihre Gebete hielten. Ferner stellte der Sultan 40 fromme und ge- 
lehrte Männer an, welche sich täglich bei dem „heiligen Garten'' d. i. 
dem Grabe Muhammeds versammelten und die sechste Sure des Go- 
ran lasen, um für ihn den Sieg über seine Feinde zu erflehen; jeder 
dieser Angestellten erhielt jährlich 12 Dinare auf einmal. Andere 30 
Personen mussten täglich bei dem „Garten** einen Abschnitt aus dem 
€joran lesen, nack dessen Beendigung sie alle zusammen kamen, im 
Gebet ihre Hände erhoben und den Lohn für ihre frommen Hand- 
lungen dem Sultan schenkten; jeder yon ihncsn erhielt dafür zwölf 
Dinare. Hundert Personen yon Medina, deren jede zehn Dinare be- 
kam, mussten jährlich für den Sultan die Pilgerreise nach Mekka ma- 
chen, alle Wallfahrtsgebräuche beobachten und für ihn den Sieg er- 
flehen. Fünf Profcbsoren, nämlich yier nach den yier Sekten und 
einer als Traditionslehrer, erhielten yon dem Saltaa ihre Besoldung 
und mit ihren Schülern bestimmte Lieferungen; ausserdem waren 2 
Schdfi'itische Prediger jeder mit 14 *Othmänis täglich yon ihm ange- 
stellt. — Im J. 994 wurde die Mauer der Moschee yom Frauenthore 
bis an den Tburm des Suleimän 95 Ellen lang und 17 Ellen hoch 
neu aufgeführt, weil sie schadhaft war und man den Einsturz be- 
fürchtete. — Im J. 997 wurde das Dach der grossen Moschee aus- 
gebessert, der „Garten** neu gepflastert, die Wände der Moschee ge- 
weisst und 300 Säulen mit Oelfarbe bunt angestrichen und mit golde- 
nen Sonnen yerziert; für sieben Brunnenwärter wurden sieben Häu- 
ser gebaut, worin sie mit ihren Familien wohnten, — Im J. 999 
wurde ein Hospiz mit 30 Zimmern für CJnyerheirathete und eins mit 
zehn Zimmern für Verheirathete erbaut. Bei der Moschee in der 
Vorstadt Cubä wurde eine Wasserleitung mit einem Waschbecken an- 
gelegt und an der dortigen Moschee ein Imäm , ein Prediger, ein 
Muadsdsin, ein Portier und ein Auskehrer angestellt, die nach ihrem 
Range besoldet wurden; das Dach dieser Moschee wurde 50 Ellen 
lang mit neuen Balken ausgebessert. — In Janbu' war schon im J. 
984 ein Magazin und später ein zweites errichtet, um das aus Aegyp- 
ten gelieferte Getreide aufzuspeichern, und in dem Hafen wurde das 
Ufer- 53 Ellen lang und 14 Ellen breit neu gebaut. Die dort yon dem 
Sultan Suleimän aufgeführte Moschee Hess Muräd, da sie in Verfall 
gerieth, bis auf den Grund abbrechen und schöner als yorher wie- 
derherstellen. 

21« 



— 324 — 

Goldstücken bestaad, für die Folge aber regelmässig aar 3000 
Goldstücke feslgosetzl wurde; der Statthalter Hasan ben Abu 
Numeij, der Obercädhi und der Aelteste an der Moschee er- 
hielten noch Ehrenkleider und Abd el-Karim ausser seinem re- 
gistrirten Antheile noch hundert Dinare und zwei wollene Klei- 
der. Man nannte dies ,,die neue* Griechische'^ aus Constanti- 
nopel, da die eigentliche Griechische Schenkung aus Aegypten 
kam^ und daneben betrugen die Einkünfte aus den Stiftungen 
in Syrien für Mekka gegen 3000 Dinare. Murdd stellte auch 
eigene Personen an , welche täglich nach dem Morgengebete 
der Dachrinne der Ka'ba gegenüber ein Stück aus dem Corin 
lesen mussten , dem sich ein Gebet für sein Wohl aoschloss. 
Im J, 99äi Hess er das grosse Haus bei ^1- Qafä zu einer ho- 
hen Schule einrichten; der dabei angestellte Oberlehrer erhielt 
täglich 50 'Othmänis, der Repetent fünf, jeder der 20 Studiren- 
den drei, der Thürsteher , Teppichdiener und Auskehrer je fünf 
'Othmänis; vorzugsweise wurden hier die Rechts- und Tradi- 
tionswissenschaften gelehrt nach der Sammlung des BochärL 
Zum Unterhalte wurden Legate in Aegypten gestiftet mit 600 
Dinaren jährlicher Einkünfte. 

lieber dem Abraham- Steine war vor längerer Zeit ein 
hölzernes Gitter errichtet mit einer Thür und einem Dache 
darüber und mit Teppichen zugehangen. Mit der Carawane 
am Ende des J. 1000 kam nun der Scheich *Ali ben el-Chal- 
wati mit einem Befehle dieses Gitter zu untersuchen / da dem 
Sultan berichtet war» dass das Dach von Wttrmern zernagt 
sei; und als er es dann aufdeckte^ fand er es so sehir zerfiressen, 
dass es dem Einstürze nahe war und er liess es im tiumädä 
IL 1001 von Platanenholz in sorgfältiger Arbeit und schöner 
als das frühere ganz neu machen. 



Topographischer Anhang. 

§. 318. Das Gebiet von Mekka ^ seine Jurisdiction^ er- 
streckte siiph zur Zeit des Fdkihi auf dem Wege nach Medina 
zu etwas über eine Tagereise weit bis nach dem Brunnen iSa- 
nAbid Ihn Qeifi zwischen 'Osfein und Marr; auf der Hauptstrasse 
nach 'Ir&k in gleicher Entfernung bis nach el-'Omeir in der 
Nfthe von Dsdt 'Irk; nach Jemen zu auf dj^mWege von Ti- 
bäma zehn Tagereisen weit bis zu dem Orte DhankAn ; in frü- 
heren Zeiten gehörte zu Mekka auf dieser Seite das Gebiet der 
Banu *Akk nach Jemen hinein bis in die Nähe von 'Aden; an 
der Seeküste reichte es sieben Stationen weit bis zur Stadt 
Nagrän. — Zur Zeit des Fäsi waren die fiussersten Orte, in 
denen der Emir von Mekka seine Hoheit geltend machte auf 
der Seite von Jemen auf der Strasse nach Tih&ma der Ort 'el- 
.Hasaba, eine Tagereise von Canünä und zwei von Halij, wo 
er jährlich 100 Mekkanische Säcke Getreide durch einen Ein- 
nehmer erheben liess ; ebensoviel bezog er von der Stadt 
Daüca eine Tagereise von el-Hasaba und eben soviel von el- 
Lhh ; bedeutender sind die Einkünfte , welche er von el-Taif 
und yfädi Lijja bezieht^ wo besondere Verwalter angestellt 
sind. Nach Medina hin ist der entfernteste Ort Wädil-Hada, 
eine Niederlassung der Banu JSdbir eine Station von Marr el- 
Dhahrän. Die Strecke an der Seeküste, wo der Emir von 
Mekka das Strandgut für sich in Anspruch nimmt, reicht von 
'Gidda bis Räbig: 

Die Districte von Mekka werden vorzugsweise o^i:^ 
pl. s^aJU^ genannt'*') und es sind deren nach den Hauptorten in 



*) Ebenso die voa Medina und die in Jemen, ygi. Aboulfeld. 
G^ogr. par Reimtud, p. 95; wie jcjL^ in Syrien, vLäam >'> Persien 
g^ in el-Ahwdz, wo kleinere Bezirke^ ^f n heissen. 



— 326 — 

Nagd elf: el-Täif, Carn el-Mandzil (Minä), Nagrän, 'Okädb, Ta- 
raba, Bischa, Tabäla, el-Hugeira, Katna, iSurasch und el-Sartt, 
in Tihama vier: Dhankän, 'Amm, 'Akk und Btn. 

$. 319. Von den Plätzen , Bergen und Thälern in Mekka 
und der nächsten Umgebung , welche besondere Namen haben, 
macht el-Azräki folgende Beschreibung: 

Auf der Ostseite liegt Fftdhih am Fasse des Berges 
Abu Cubeis der Moschee und demBerawege gegenüber; hier- 
her pflegten die Leute zu gehen um ihre Nolhdurft zu ver- 
richten und wenn sich einer hingesetzt hatte, zog ihm ein an- 
derer zur Schmach das Kieid weg, daher der Name, tw 
fadhaha d. i. mit Schmach bedecken. Andere geben an, Fidhik 
gehöre zu dem Besitz der Familie des Naufal ben el-Hftritli 
ben Abd el-Muttalib bis an die Gränze der Wohnung des Hb- 
hammed ben Jüsuf am Eingange in die Strasse, in welcher das 
Geburtshaus des Propheten liegt ; in dem Treffen zwischen dei 
IBurhum und Catürd , welches an dieser Stelle stattfand (%. 9|, 
thaten hier die Sieger iSurhum den Frauen der Besiegtei 
Schmach an, daher der Name. 

el- Chan dam a ist der Berg zwischen dem Gipfel des 
Suweidd und dem Högel bei dem Brunnen des Ibn Abul-Sa- 
meir im Thale 'Amr, er ragt empor über dem kleinen AqU 
Platze, dem Thale Ibn 'Ämir und der Wohnung des Muhammed 
ben Suleimdn auf dem Wege nach Minä zur Rechten, wenn 
man an dem Begräbnissplatze vorüber ist. 

Der weisse Berg über dem Besitzthum des Abu Lahab 
und des Ibrahim ben Muhammed ben Talba ben Obeidallak 
hiess im Heidenthume el-Mustandsar. 

Muräzim ist der Berg über dem Besitzthum der Familie 
Said ben el-'Ägi und trennt das Besitzthum des Abu Labab 
von dem des Ibn 'Amir, welches mit dem Besitz der Faailie 
Abdallah ben Chälid ben Astd zusammenhängt. Muräzim war 
ein Mann von den Banu SaM ben Bekr ben Hawäzin^ der dort 
wohnte. 

Die Bergspilze Mascala oberhalb Mekka hinter dem 
Hause des Samara bei dem Schaafmarkte zwischen dem Thale 
Ibn 'Ämir und der Wohnung des Räbiga, hat den Namen von 
einem Manne, der im Heidenthume dort wohnte. 



— 327 — 

Nabhän heisst der Berg über dem Thale Abu Zijdd im 
Gebiete der Familie Abdallah ben 'Amir; Nabhdn und Abu 
Zijdd waren Freigelassene dieser Familie. 

Der Berg Zikiä bangt mit dem Nabhftn zusammen und 
reicht bis an den Garten des 'Auf; der Name kommt Yon ei- 
nem Freigelassenen der Familie Abu Rabfa von Hachzüm. 

Der Berg el-A'rag auf dem Besitzthum der Familie Ab- 
dallah ben 'Amir über dem Thale Abu Zijäd und dem Thale Ibn 
'Amir hat seinen Namen von einem Freigelassenen des Chalifen 
Abu Bekr. 

el-Mutftbieh d. i* die Küehen, ist der Name für das 
ganze Thal Ibn 'Amir ($. 9 und 21.) 

Der Hügel Abu Marhab liegt über dem Thale Abu Zi- 
jäd und dem Besitz Ibn 'Amir, wo man nach dem Garten des 
'Auf hinabsteigt» ein Richte weg von dem Thale Ibn 'Amir nach 
der oberen Stadt und nach Minä. 

Das Thal Abu Dubb, in welchem die Schlfichter woh- 
nen, hat seinen Namen von einem Manne der Banu Suwära 
ben Amir; an der Oeffnung desselben steht eine Bank des 
Abu Hüsä el-Asch'ari und am Eingange ist ein Brunnen des-* 
selben, welcher in der Folge von Bugä dem älteren^ dem Frei- 
gelassenen eines Chalifen , wieder in Stand gesetzt wurde. In 
der Heidenzeit waren hier Todte bestattet und als Abu Müsä 
als Schiedsrichter zwischen 'Ali und Mu'äwia seinen Ausspruch 
gethan hatte, Hess er sich in diesem Thale nieder, indem er 
sagte: Ich will in der Nähe derer bleiben^ die nicht mehr 
treulos sind (die Todten). Diese Grabstätten lagen vor dem 
oberen Eingange in der Stadt am Fusse des Berges el-Hag'ün, 
welchem die Moschee der Huldigung oder der Wache gegen- 
über steht. 

Das Thai el-^ufi genannt Qufi el-Sibüb liegt zwischen 
den Bergen el-Rdha und Nazz&'at el-Schawä, auf welchem die 
Häuser des Ibn Catar stehen, die nachher dem Abdallah ben 
Obeidallah ben el-'Abbäs gehörten. el-Räha d. i. die Ruhe, 
war so benannt, weil die Cureisch zur Heidenzeit hier den Sommer 
zuzubringen pflegten. Der Name Qufi el-Sibäb d. i. Klarma- 
chung der Schmähung, kam daher, weil die Araber, nachdem 
sie das Steinwerfen bei Minä und die Wallfahrtsceremonien 
beendigt halten, Sich in diesem Thale lagerten und dann Red-< 



— 328 — 

ner and Dichter in Wettkämpfen aufstanden and die Thaten 
ihrer Väter gegenseitig rühmten und schmähten. In diesem 
Thale, welches auch nach den Bann Kin&na benannt wird, 
hatte Mu'dwia einen Garten. 

Das Thal el-Chüz zwi3chen dem Hügel, an dessen Fnssc 
die Häuser des Said ben Ibrähtm el-Cheibari stehen, und zwi- 
sehen dem Thale der Bann Kindna, in welchem die Hftuser des 
Ibn Qeifi liegen, bis an den Hügel, welcher das Thal des 'Amr 
ben 'Othmftn ben Abdallah ben Chftlid begrfinzt^ in welchem 
der Brunnen des Ibn Abu Sumeir ist, hat seinen Namen von 
einiBm gewissen Näfi' ben el-Chftzi. 

Das Thal des 'Othmän liegt zwischen dem. Thale el- 
Chüz und dem Hügel el-Chadhrft; durch diese beiden Thäler 
führt eini von der Hauptstrasse yerschiedener Weg nach Hini 
und zwischen beiden läuft noch ein besonderer Richteweg da- 
hin, der den Namen el-Caddähia hat. 

el-'Aira ist der Berg bei dem Mcilenzeiger rechts am 
Wege nach Minä; auf ihm steht das Schloss des Mnhammed 
ben Däwüd, gegenüber ist der Berg el-'Air mit dem Schlosse 
nes Qälih ben el-'Abbäs ben Huhammed, an dessen Fosse das 
Haus der Chäliga liegt. 

Dsubab ist eine abgesonderte Spitze amFusse desChan- 
dama zwischen den Häusern des 'Othmän ben Abdallah ben 
Chälid ben Astd and dem Berge el-**Aira;- das Thal führt den 
Namen des Othmän. 

el-Mafgar heisst die Strecke von dem Hügel el-Chadhrft 
bis hinter das Haus des Jaztd ben Man^ür; man kommt hier 
zu den Cisternen des Hischäm, die auf dem freien Platze zwi- 
schen den beiden Engpässen von Minä auf dem Hinwege zur 
Rechten liegen, und man gelangt von da zu dem Brunnen des 
Näfi' ben 'Alcama und seinen Häusern, bis man den Berg Th aar 
erreicht. In el-Maf^ar ist der Platz Batha Cureisch, welchen 
die Cureisch im Heidenthume und zu Anfang des Isl&m zum 
Vergnügen Morgens und Abends zu besuchen pflegten. Im 
Hintergrunde fliesst das Wasser von el ^ Fadfada zusammen. 
Wenn man von el-Mafgar nach el-Muzdalifa geht, liegt auf 
der linken Seite das Eva-Thal inil dem Adams-Brunnen. 

Wdsit war eine Bergspitze unterhalb des Platzes, wo die 
Steine geworfen werden zwischen den beiden Engpässen ; sie 



— 329 — 

Ist nach und nach abgetragen und desshalb die Stelle nicht 
mehr genau bekannt; am wahrscheinlichsten ist es die Spitze 
links vom Wege nach Minä diesseits el-Chadhrä^ wo vorn die 
Wohnung des Mubarik ben Jazid , eines Freigelas»senen des 
Azrak ben 'Amr, und hinten das Haus des Muhammed ben Omar 
beq Ibrahim el-Cheibari steht; diese Gegend ist in dem Ge- 
dichte des Mudhddb (§. 12] gemeint. 

el-Rabäb ist die Spitze bei dem Hügel el-Chadhrft am 
Fusse des Thablr Geinä über den Wohnungen des Ibn Lähik 
eines Freigelassenen der Familie Azrak ben Amr, wo Muham- 
med ben Chälid ben Barmak ein Scbloss baute unterhalb des 
Brunnens des Meimün el-Hadhrami und des Schlosses desCha- 
lifen Abu 'Ga'far. 

Dsul-Aräka ist die Breite zwischen dem Hügel el-Cha- 
dhra nnd den Wohnungen des Oelhändlers Abu Meisara. 

Das Thal el-Racham liegt zwischen el-Rabäb und dem 
Fusse des Thabir Geind. 

Die Berggruppe Thabir (Flur. Athbira] besteht aus sechs 
Theilen: 1. Thabir Geinä, im Heidenthume Samträ ge- 
nannt , über dem Brunnen des Meimün ragt mit seiner Spitze 
über dem Thale 'AI( und dem Thale der Hadbramaut in Minä 
empor; die Spitze hat von dem Camelfutter .ca/^(]( (tragacantha) 
den Namen Dsät el-catäda. — 2. Der Thabtr el-Zang 
oder der Aethiopen, so benahnt, weil die schwarzen Sklaven 
von Mekka beim Holzholen dort ihr Spiel trieben , ist ein Theil 
des 3. Thabir el-N ach il und heisst auch el-Ochowäna ; zu 
ihm gehört der Hügel el-Chadhrä und an seinem Fusse liegen 
die Wohnungen der Hdschimiden; der Wasserweg von Minä 
führt hier vorbei Dort auf dem Platze el-Lit pflegten die 
Mekkaner in rosenfarbigen, duftenden Kleidern Abends sich zu 
versammeln und zu unterhalten, und von den schönen Kleidern 
erhielt der Ort denName,n Ochowäna, der eine wohlriechende, bunte 
Blume bezeichnet. — 4. Th a bi r e I - N i 9' ist der Berg bei el-Muz- 
dalifa, wo die Pilger lagern und nicht eher aufbrechen, bis die Sonne 
über ihm aufgeht. — 5. Thabir el-A'rag an der Heer- 
strasse zwischen el-Mugammis und el-Nachll. — 6. Thabir 
el-Ahdab wird nicht näher beschrieben. 

el-Thucba ist. der Ausläufer des Thabir Geinä mit der 
Schlucht, in welcher das Schloss des FadhI ben el-Rabi' liegt 



— 330 — 

auf dem Wege nach 'Irak bis an die Wohnungen des Ibn 
'Gureig« 

In dem Thale des Amr ben Abdallah ben Chälid fliesst 
das Wasser von den Bergen aus der Umgegend zusammen 
und nimmt seinen Weg nach Mekka, wo es bei plötzlichem 
oder anhaltendem Regen oft grossen Schaden anrichtet; dess- 
halb hatte el-Haggftg ben Jüsaf in demselben drei Dämme 
anlegen lassen , von denen der grösste Othäl genannt wird. 
Die beiden anderen Dämme haben ihren Abfluss bei Sidra 
Chälid und in jener Gegend hatte einer der Barmakiden den 
Garten el-Marba* angelegt. — Die Gränze des heiligen 
Gebietes auf der Strasse nach 'Irak ist neun Meilen von Mekka 
bei den Steinbrüchen el-Macta', mit dem Hügel el-Chall zur 
Seite. — Zwischen den beiden Engpässen des 'Arafa und 
zwischen Namira an der Moschee Abrahams vorbei fliesst der 
Bach el-Sucjä durch das Thal, in welchem Ibn el-Zubeir ei- 
nen grossen Brunnen und einen Garten anlegen liess, am Ein- 
gange in das Thal ist ein anderer Brunnen aus der Heiden- 
zeit, welchen Chftli^a wiederherstellen Hess, so dass er ih- 
ren Namen führt. — el-Sit&r ist der Hügel, der über den 
Gränzmarken des heiligen Gebietes liegt. 

S. 320. Die Nordseite. Das Thal des Ku'eiki'an er- 
streckt sich von .dem Hause des Jaztd ben Mangür an der 
Strasse Suweica, auch Haus der Braut genannt, bis zu den 
Häusern des Ibn el-Zubeir , bis an den Fuss des rothen Ber- 
ges, bis an den Bergeinschnitt des Ibn eUZubeir (S- S9), wel- 
cher nach der obern Stadt el-Abtah führt. Am Eingange in 
das Ku*eiki'än-Thal bei el - Suweica hat Ibn el - Zubeir einen 
Damm angelegt, als er sein Haus dort baute, um das Gefälle 
des Wassers von dem Hause des Hugeir ben Abu Ihäb und 
anderen abzuleiten, und weiter oben ist ein zweiter Damm 
zwischen dem Hause des 'Afif und dem Viertel der Familie el- 
Murtafi' zum Schutz für el- Suweica, das Viertel der Chuzli'a, 
das Versammlungshaus und das Haus des Scheibe ben Othmän. 

Der Berg des Scheiba und der darüber liegende Berg des 
Deilomiters hatten im Heidenthume den gemeinschaftlichen Na- 
men Wäsit ; der Berg des Scheiba gehörte vor diesem dem 
Nabbäsch ben Zurära el-Tam!mi; der Berg des Deilomiters 
über el-Marwa hiess zur Heidenzeit Samira und der Deilomi- 



— 331 — 

ter war ein Freigelassener des Mu'äwia, welcher für diesen 
dort ein Haas baute , das nun dem Cbuzeima ben Häzim 
gehört. 

Der weisse Berg ist der über dem Einschnitt des Ibn 
el-Zubeir. 

el-Häfidh liegt tiefer als der Einschnitt über dem 
Hause des Hammäm; auf der Spitze des Einschnittes war ein 
Platz zu einer Windmühle eingerichtet, weil dort immer Wind 
weht, sie wurde aber nicht aufgestellt. 

Der Berg der Tuff&ha, einer Sklavin des Mu'äwia, die 
sich dort zuerst anbaute , liegt über den Häusern des Suleim 
ben Zijäd, des Hammäm und der Feuergasse. 

el -Ha hascht ist der Berg über dem Hause des Sari 
ben Abdallah, welches nachher an el-Harräni gekommen ist. 

Alät Jah&mim sind die Abhänge zwischen dem Hause 
des Sari und dem Begräbnissplatze bis an den Hügel der Me- 
dinenser; Mu'äwia liess sie ebnen, Abd el-Malik ben Marwän 
verbessern und el-Hahdi eine Treppe hinauf anlegen. Der 
Begräbnissplatz liegt an dem Hügel el-Hagün, dahinter der 
Berg Abu Dug&na, auch el-Burm genannt, mit den Abhän- 
gen Dsät A'ägir. Die Mekkaner begruben zur Heidenzeit und 
im Anfange des Isldm ihre Todten im Thale Abu Dubb, am 
Hügel el-Hagün im Thale Qufi el-Sibäb und in dem anstossenden 
Thale am Hügel der Medinenser, dann auch bis zu dem Hügel 
Adsächir bei dem Garten des Churm&n» wo vorzugsweise 
die Familie Asid ben Abul-'Ig ihren Begräbnissplatz hatte, auf 
welchem auch Abdallah ben Omar ben el-Chattäb begraben 
wurde, als er von Medina zum Besuch nach Mekka gekommen, 
bei dieser Familie abgestiegen und dort im J. 74 gestorben 
war; auch die Familie Sufjän ben Abd el*Asad von Machzüm 
hat hier ihren Begräbnissplatz , während die übrigen Mekkaner 
das links von der Hauptstrasse liegende Thal wählten, weil 
dieses einmal von Huhammed gelobt worden war. 

Das Thal der Familie Cunfud ben Zuheir von Asad ben 
Cbuzeima, auch Thal el-Liäm genannt» liegt dem Schlosse des 
Muhammed ben Suleiniän gegenüber links am Wege von 
Mekka nach Minä über dem Garten des Churmän, wo jetzt 
die Familie Chalaf ben Abd Rabbihi von Machzüm wohnt und 
zur Wallfahrt die Pilger aus Hadhramaut lagern. 



- 332 — 

Gurr ab ist ^ie Spitze, auf welcher die Hftuser des Chä- 
lid ben 'Ikrima liegen zwischen dem Garten des Churmän und 
dem Thale der Familie Cunfud. 

Der Berg S a c a r , an dessen Fusse das Schloss des 'Ga - 
far ben Jahjä ben Chftlid ben Barmak lag , hiess im Heiden- 
Ihume el-Sitdr oder auch Berg des Kinäna von den 'Abaldt; 
oben hatte die Familie Cureisch ben 'Abbftd ein Schloss, wel- 
ches (^älih ben el-Abbäs ben Muhammed kaufte und vergrö- 
ssern Hess, wonach es in den Besitz des CbUifen el-Munta- 
9ir kam. 

Das Thal der Familie el-Achnas ben Schartfc zwischen 

m 

Sacar und dem Berge Hirft. mit dem Besitzthume der Familie 
Zäraweih, wird auch Thal der Charigiten genannt, weilNagda 
el-Harüri mit seinem Heere dort lagerte, als er die Wallfahrt 
machte; es heisst auch Thal el-*Aischüm von einer Pflanze, 
die dort häufig wächst. Durch dieses Thal gelangt man 
nach dem Hügel Adsdchir und diesen Weg nahna Muham- 
med bei der Eroberung Mekkas. Der Berg Hirä, welchen Mu- 
hammed oft besuchte, liegt an der Pilgei*strasse nach 'Irak zur 
Linken und daneben der etwas kleinere Berg el-Cä'id, dann 
der schwarze Berg Ad hl am zwischen Ds^t-'Galtltn und el- 
Akma. Das Thal D h a n k , welches von dem Adhiam und 
Adsächir eingeschlossen wird und durch welches die Strasse 
nach 'Irak führt, hat seinen Namen davon, dass an einem wei- 
ssen Felsen die Schriftzüge der drei Consonannten dieses Wor- 
tes stehen. Weiterhin stehen auf dem Hügel el-Mustaufira 
die Gränzmarken des heiligen Gebietes, hinter denen zunächst 
der Garten Thureir folgt. 

$.321. Die Südseite. Der kleine Agjäd Platz ist 
das kleine Thal, welches dem Abu Cubeis zunächst liegt, da- 
neben folgt der grosse Agjäd; am Eingange in das Thal 
stehen die Häuser des Hischäm ben el-'Ä^i ben Hischftm ben 
el-Mugtra und des Zuheir ben Abu Omajja ben el-Miigtra bis 
nach el-Muttaka, der Moschee des Propheten^ in deren Nähe 
Zeinab bint Suleimän ben 'Ali einen Brunnen hat graben las- 
sen; auch von Muhammed ben Suleimän ist in diesem Thale 
ein Brunnen angelegt, als er im J. 217 Statthalter von Mekka 
war. Ras el-insän d. i. Menschenkopf heisst der Berg 
zwischen dem grossen Agjüd und dem Abu Cubeis, und im 



— 333 — 

äossersten Hinter gründe des kteineti A^äd stehen die so gen. 
an^db el-asad d« u Löwenstatoen , eine Felsengruppe/ and 
daneben ist der Brunnen des Ikrima am Fusse des Chandama. 
Zwischen dem kleinen und grossen AgfAd liegt das Thal el- 
Chätim d. i. der Ring^ und zwischen dem Brunnen der Zeinab 
und den Löwenstatuen der Berg Nufei, nach einem dortigeii 
Gewahrsami gleichen Namehs so benannt , worin el-Härith ben 
Obeid ben Omar ben Machzüm die Irren der Bänu Machzüm 
eingesperrt hielt. 

Der Berg C h alt fa über dem grossen Agjftd, dem Ka- 
näle und der Strasse el-Hizdmia hat seinen Namen von Cha- 
Itfe ben 'Omeir aus der Familie iSunda' von den Banu Bekr, 
welcher dort zuerst sich anbaute. Der Kanal geht durch das 
Haus des Haktm ben Hizäm und unter mehreren Häusern her. 
In der Heidenzeit, wo dieser Berg^Ktd hiess, war zwischen 
dem kleinen Hause des Härith und dem Rinderstande am Fusse 
des Berges Chalifa ein Harkt, genannt el-Kathtb. 

Der schwarze Berg Gurräb unterhalb Mekka liegt auf 
der Gränze des heiligen und profanen Gebietes mit dem Wädi 
eUNab'a. 

el-M!thab ist ein Theil des Hügels unterhalb Mekka bis 
nach el^Ramidha, daneben der Brunnen Chumm, welchen 
Muiira ben Ka'b ben Luweij gegraben hätte. 

Der Berg des 'Omar ben el- Chattdb über dessen Besitz- 
thum hat den Namen el-'Äkin 

'Odäfa ist der Berg hinter el-Masrüh bei der Quelle der 
Talüb, daneben der Berg el-Hucanna'a, 

el-Lähiga liegt hinter el-Ramidha und dem grossen Ag- 
jäd bis an die Häuser des Ruzeik ben Wahb el-Machzümi. 

el-Fadfada liegt hinter el-Mafgar; Dsu Muräch 
zwischein Muzdalifa und dem Landgute des Ihn Ma'mar. 

Die beiden Salaf, der südliche und nördliche, sind zwei 
Höhen zwischen el-Lähiga und 'Orana. 

eNDhahädhih ist der Hügel des Ibn Kurz hinler den 
beiden Salaf auf der Gränze des heiligen Gebietes, wo es nach 
el-Nab'a hinuntergeht. 

Dsätel-Saltmist der Berg zwischen Muzdalifa und 
Dsu Murach. 

Baschdim ist ein stehendes Wasser auf der Gränze bei 



— 334 — ' 

dem Teiche der Nabatäer, die dort eine Niederbissong hallen; 
durch sie liess Mu'dwia zu den Häusern» die er in Mekka 
baute, dort die Backsteine formen. 

Der Hfigel Umm-Kirdän liegt über el-^aU, wo die Brun- 
nen des Aswad ben Sufjän el-Machzümf, weiter unten Iramram. 

S. 322. Die Westseite. Der ehemalige Marktplatz 
el-Hazwara in der unteren Stadt vor dem Hause der Umm 
Hftni bei den Getreidehändlern ist mit zu der grossen Mo- 
schee gezogen. 

el-Hathma sind Felsen in dem Quartier des Omar ben 
el-ChatUb bei der Wohnung des Oweis vor der Haustbür des 
Jasär, Freigelassenen der Banu Asad ben Abd el- Uzzä, am un- 
teren Ende der Stadt; ein Dichter sagt: ^^zwisöhen el-Hagün 
und el-Hathma^' für ,^n ganz Mekka/' Die Feuergasse in der 
Nähe bei dem Hause des Bischr ben Ffttik el-Chuzä'i hat ih- 
ren Namen davon, weil dort öfter Funken zum Vorschein 
kamen. 

Der Berg Zurzur über dem Hause des Jaztd ben Man- 
(ür el-Himjari in der Suweica Strasse auf dem Besitzlhum der 
Familie Nubeih ben el-Haggftg el-Sahmi, hiess zur Heidenzeit 
el-Cälfm; Zurzur war ein Weber , der dort zuerst sich an- 
baute ; daran stösst der Feuerberg , so genannt , weil die Be- 
wohner mehrmals kurz nach einander von Brandunglück be- 
troffen waren. Mit dem Zurzur hängt noch der Berg des Aba 
Jaztd zusammen über dem Besitzthum der Familie Amr ben 
'Othmän, welches an die Strasse des Muhr, eines Schreibleh- 
rers, anstösst; jener Abu Zeid stammte aus Kufa und war 
Aufseher über die Weber in Mekka. 

Der Berg des Omar, nach dem Chalifen Omar ben el- 
Chattftb benannt, liegt über der Besitzung seiner Familie und 
der des Mutt' ben el - Aswad und Kathtr ben el -Qalt el- 
Kindi und hiess zur Heidenzeit Dsu A'äptr. An diesen sto- 
ssen die Berge el-Ads&chir über dem Wasserwege in der 
Unterstadt, welche zur Heidenzeit el-Mudsahhabät oder 
auch el-A'dhäd genannt wurden. 

Der Hügel el-Hazana führt von dem Besitzthum des 
Omar und der genannten Nachbarn hinunter zu den Lehm- 
gruben und dem Brunnen Bakkdr; Jah]k ben Chdlid ben Bar- 
mak liess ihn soweit abtragen und ebnen, dass man bequem 



— 335 — 

zu den Lehmgruben und zu einer Quelle , die. er dort hatte 
graben lassen, gelangen konnte; auch einen Garten Hess er 
dort anlegen. 

Das Thal Ar ran! an dem Hügel auf dem Besitzthum der 
Familie el-Aswad hat seinen Namen von einer Sklavin der 
Häfga bint Omar Namens Arrani; nach anderen wohnten dort 
zur Heidenzeit liederliche Mädchen, die den vorübergehenden 
Männern zuriefen : arrani I arrant ! d. h. gieb mir I gieb mir ! 

Der Hügel Kudä, vod dem man nach Dsu Tuwan hinab- 
geht, wird zur Linken von dem weissen Berge und zur Rech- 
ten von der Spitze Abul-Asch'ath, einem Theile des re- 
ihen Berges überragt. Dsu Tuwan selbst erstreckt sich von 
dem Hügel des Begrftbnissplatzes bis an den äussersten Hügel 
el-ChadhrA, wo man nach den Gräbern der MuhAgir (Flüchtlinge) 
diesseits Fachch hinabgeht. Zur Rechten an der Strasse nach 
Medina liegt ein Steinbruch. Fachch ist das Thal am Fusse 
des weissen Hügels bis nach Wädi Baldah am Wege nach 
JGridda links von Dsu Tuwan, zwischen el-Ltt hinter el-Mam- 
dara, Dsu Tuwan und el-Ramidha. Von el-Mamdara in Dsu 
Tuwan bei dem Brunnen des Bakk&r holen die Mekkaner den 
Lehm zum Bauen. 

Der Berg el-Mugaschsch liegt seitwärts von el-Ltt bis 
an den Abhang eI-Sch!rak bei 'Orana; dort werden die mei- 
sten Steine zum Bauen gebrochen. 

Istär heisst der Berg über Fachch. 

Der Begräbnissplatz der Christen liegt, hinter 
dem Steinbruche am Wege nach dem Brunnen der 'Anbasa in 
Dsu Tuwan. 

Bei Fachch an dem Berge el-Burüd und dem höher 
gelegenen weissen Hügel war das Schlachtfeld, wo Husein ben 
'Ali mit seinen Anhängern erlag [%. 173). Dahinter folgt der 
Berg el-Hagh&g mit der Hochebene el-Mudawwar bis zur 
Tränke des Oheib ben Mdimün. 

Der Berg Muslim liegt über dem Hause des Humrän in 
Dsu Tuwan auf dem Wege nach 'Gidda. 

Der Hügel der Umm el-Härith bint Naufal ben el-Hä- 
rith ben Abd el-Muttalib liegt rechts, wenn man von Dsu Tu- 
wan nach Fachch hinabsteigt, zwischen el-Haphäp und dem 
Wege nach 'Gidda. 



— 336 -- 

Die Ebene des Ibn 'Oljd liegt zwischen dem. Begräbniss- 
platze und dem Hügel el-Chadhrft an der Pilgersträsse. 

Am Fasse des Berges Abu Lakit bei Fachch liegt der 
Garten des Ibn ei-Scbahtd. 

Der Hügel A d s A c h i r bei Fachch ist verschieden von 
dem oben genannten. 

Das Thal des Asch ras, welches sich bei den Häusern 
des Ibn WardAn hinzieht , hat seinen Namen von einem Frei- 
gelassenen des Huttalib ben el-SAib. 

Der Berg Gurr ab hinter dem Thale des Achnas ben 
Schartk erstreckt sich bis an den Adsächir. 

Das Thal des Muttalib hinter dem Thale des Achnas reicht 

bis nach Dsu Tawan hinein; ebenso das Thal desZureik, eines 

* Freq[elassencn , welcher in der Schutzwache unter NM' ben 

'Alcama stand und wegen eines Verhftitnisses mit einer Sklavia 

Namens Dsura sammt dieser in jenem Thale gesteinigt wurde. 

Schtk heisst das Thal an der Seite des Baldah, an des- 
sen Ende die Bergschlucht Ds&t el-Handhal liegt , rechts 
vom Wege nach bidda; am Eingange hat el-Dauraki einen 
Garten und eine Quelle angelegt. Die Gränzmarken des heili- 
gen Gebietes stehen hier auf der Spitze des Hügels und atn' 
Ende des Thaies ist das stehende Wasser el-'Acla; das Thal 
el-Arnaba zieht sich nach DsÄt el-Handhal hinein. 

el-'Ablä liegt zwischen Dsu Tuwan und el-L!t. 

Das Thal el-Libn reicht an deu Garten des Ibn Cha- 
rascha am Baldah. 

Das Grab des Sklaven im Thale von el-Hudeibia links vom 
Wege nach Gidda, ist eine üöhle, in welche sich ein au£( Mekka 
entflohener Sklav flüchtete und worin er starb. 

el-Tuch&bir liegt rechts vom Wege nach 'Gidda auf der 
Gränze dies heiligen Gebietes^ die Sich nach der Marke vonel- 
A'schäsch hinüberzieht. 

el-R&ha liegt diesseits el-Hudeibia links vom Wege 
nach 'Gidda. 



— 337 — 



Die Wallfahrtsorte. 

$. 323. Nachdem die Ceremonien in Mekka beendigt sind, 
setzt sich der Zug der Pilger in Bewegung, um die ausserhalb 
der Stadt liegenden heiligen Orte zu besuchen. Zuerst bege- 
ben sie sich nach dem entferntesten Punkte, dem 'Arafa, ei- 
ner Gruppe von Bergen, die über das heilige Gebiet hinaus 12 
Arabische Meilen von der Stadt entfernt liegt und von dem 
Gebiete 'Orana, dem Garten des Ihn 'Amir und den beiden 
Engpässen eingeschlossen ist. Einige legen den Weg dahin 
ohne Aufenthalt zurück, andere übernachten in Minä und neh- 
men am andern Morgen in aller Frühe, um zeitig genug auf 
dem 'Arafa einzutreffen, nach el-Muzdalifa den Richteweg über 
Dhabb rechts am Anfange der EngpSsse, wie es Muhammed 
that und schon Moses gethan haben soll. Wenn man auf der 
Hauptstrasse die Gränzen des heiligen Gebietes, welche, durch 
Markzeichen kenntlich gemacht sind , nach dieser Seite hin 
überschreitet, so betritt man zunächst das Gebiet 'Orana, in 
welchem der Berg Namira liegt mit einer vier bis fünf Ellen 
weiten Höhle » worin Muhammed auf seiner Abschiedswallfahrt 
die Nacht vor dem Festtage von 'Arafa zubrachte und wo nach- 
her eine Moschee errichtet wurde. Von hier gelangt man an 
die Marken von 'Arafa, die aus drei Steinsäulen bestehen , von 
denen eine umgefallen ist, mit der Inschrift, dass sie von el- 
Mudhaffar, Sultan von Arbela, im J. 605 errichtet seien. Von 
einigen wird 'Orana noch zum keiligen Gebiete, von andern 
schon zum 'Arafa gerechnet. In der Gruppe des 'Arafa erhe- 
ben sich vornehmlich die drei Spitzen el-Nab'a, el-Nubei'a 
und el-Näbit, letztere auch Iläl, gewöhnlich aber (wie es 
scheint erst später) gabal el-rahma d. i. Berg des Erbar- 
mens genannt, und auf diesem wird an dem Festtage von 
'Arafa die Predigt gehalten. Da er sehr schwer zu ersteigen 
war, halte schon der Weztr el-'Gawäd el-Igpahäni ums J. 550 
ihn ebnen und Treppen anlegen, auch eine Moschee errichten 
lassen, welche von der Höhle bei Namira 2011 Ellen und von 
den Marken des 'Arafa 885 Ellen entfernt ist. Nicht weit da- 
von steht das so gen. Haus Adams an der Stelle, wo Adam 

22 



— 338 — 

nach einer Trennung von 120 Jahren zuerst seine Frau Eva 
wieder erkannte, nachdem beide aus dem Paradiese vertrieben 
und er auf der Insel Ceylon, sie in 'Gidda auf die Erde her- 
abgelassen waren. Von dem Worte 'arafa erkennen, soll 
nach einigen der Berg 'Arafa seinen Namen haben (Tgl. $. 7). 
Daneben ist eine Tränke für die Pilger und von hier bis an 
den Platz, wo die Escorten aus Syrien, Aegypten nndlrftk mit 
den Standarten ihrer Anführer zu halten pflegten , sind tll 
Ellen. Von dem grossen Thore der Banu Scheiba an der Mo- 
schee zu Mekka bis zu diesem Platze beträgt die Entfernung 
43088 Ellen oder etwas über zwölf Arabische Meilen; tob 
der Schwelle des oberen Thores der Stadt bis daliin 40961 
Ellen ; die Moschee bei Namira ist von diesem Platze 3395 
Ellen entfernt. 

Auf dem ganzen VITege nach dem 'Arafa waren Heilen- 
zeiger errichtet, von denen el-Azraki einige als aus der Zeit 
des letzten Omajj'aden Chalifen Marwän herrührend bezeichnet, 
Steinsäulen von drei Ellen Höhe« Von dem grossen Thore 
der Banu Abd el-Schams oder der Banu Scheiba an gerechnet 
stand der erste Meilenzeiger am Berge el-QuH ; der zweite ans 
Harwäns Zeit auf der Gränze des Berges 'Aira; der dritte 
zwischen den beiden Engpässen von Minä; der vierte diesseits 
der Stelle, wo zum dritten Male die Steine geworfen werdeO; 
15 Ellen von der Moschee el-Cheif; der fünfte 100 Ellen jen- 
seits des curein el^tha'älib kleinen Fuchsberges; der sechste in 
einer Mauer bei Muhassir, 545 Ellen von VITädi Muhassir ent- 
fernt; der siebente aus Marwäns Zeit 270 Ellen diesseits der 
Moschee von el-Muzdalifa ; der achte am Fusse des Berges 
diesseits der Engpässe des 'Arafa zur Rechten des Weges 
nach dem 'Arafa hin, gegenüber zur Linken ist die Tränke der 
Zubeida ; die neunte zwischen den beiden Engpässen des 'Arafa 
an der Mündung des Thaies Mabdl, wo die Omajjaden Chalifeo 
das Abendgebet zu halten pflegten, gegenüber liegt die Tränke 
der Chäliga ; der zehnte gegenüber der Tränke der Barmakiden 
am Fusse des Berges el-Mandhar; der elfte auf der Gränze 
des ebenen Platzes, welcher die Moschee Abrahams umgiebt, 
25 Ellen von deren Mauer ^ der zwölfte auf der Spitze des 
Näbit, wo der Imdm die Festpredigt hält. 

Sobald die Predigt beendigt ist, werden die Zelte abge- 



~ 339 — 

schlagen und mit Sonnenuntergang stürzen die Pilger in der 
grössten Eile und im wildesten Gedränge den Berg hinunter 
durch die beiden Engpässe des 'Arafa nach ei - Muzdalifa , wo 
sie übernachten. Von den Säulen auf der Gränze des *Arafa 
bis zum Eingange in die Engpässe sind 12093 Ellen; der 
Pass selbst war von Dorngebüsch fast zugewachsen, bis er im 
Jahre 843 ausgehauen wurde ($• 287). el-Muzdalifa ist eine 
grosse Ebene, welche von diesem Passe bis nach Muhassir, 
auf der Gränze von Minä 7780 Ellen breit ist und etwa in der 
Mitte zwischen Mekka und dem 'Arafa Hegt, indem die Ent* 
fernung von dem Thore der Banu Scheiba bis an die Gränze 
von el-Muzdalifa 20507 Ellen beträgt. In dieser Ebene, wel^ 
che auch iSam' d. i. Versammlung genannt wird, weil die 
Pilger sich hier wieder sammeln, steht eine kleine Moschee 
mit einer Inschrift, dass der Emir JalbugA im Dsui-Ca'da 760 
den Platz habe zurecht machen lassen. — Es verstösst ge- 
gen die Regeln der Pilgerordnung, von eKMuzdalifa am an- 
dern Morgen früher aufzubrechen, als die ersten Sonnenstrah- 
len hinter dem Berge Tbablr hervorleuchten, und von dem un- 
geduldigen Harren auf diesen Augenblick ist das Arabische 
Sprichwort entstanden: „lass die Sonne aufgehen, o Thabtr! 
damit wir weiter eilen. '^ Der Zug gebt dann über den Platz 
el-Ma'schar el-Harftm an dem Hügel Cuzah vorüber, wo ein 
viereckiger 13 Ellen hoher Thurm steht, nach Minä, wo die 
Ceremonie des Steinwerfens (§. 7) stattfindet. Von den drei 
Stellen, wo die Steinchen geworfen werden , ist die erste von 
der Moschee el-Cheif 1254 Ellen entfernt, von der ersten bis 
zur mittleren sind 275 Ellen, von der mittleren bis zur untern 
Stelle, 'Gamhara el-'Acaba genannt, 208 Ellen. Die 
letztere ist auch der Ort, wo Muhammed mit den Medinensern 
die nächtliche Zusammenkunft hielt ($. 98). — Die Entfer- 
nung von dem Thore der Banu Scheiba bis nach dem Dorfe 
Minä beträgt 13368 Ellen oder nahe an vier Meilen. Dort 
werden die Opferthiere geschlachtet und an die Pilger verlheilt, 
am folgenden Morgen kehren alle nach Mekka zurück und be- 
schliessen die Feier durch einen Umgang um die Ka'ba. Die- 
jenigen, welche noch einige Zeit in Mekka verweilen können, 
begeben sich noch nach anderen Orten , deren Besuch für Gott 
wohlgefällig gehalten wird, und schliessen sich zunächst der 

22* 



— 340 — 

nach Norden abziehenden Carawane an, um nach der Mo- 
schee bei el-Tan'im zu gehmgen. Dieser Ort liegt anf der 
Grinze des heiligen Gebietes an der Hanptstrasse nach Me- 
dina drei Meilen Ton Mekka, wo die Ton dieser Seite kos- 
toenden Pilger anf der Herreise das Pilgerkleid anlegen; eia 
Berg zur Rechten beisst Nu'eim , einer znr Linken Ni'iai aad 
das Thal dazwischen Na'nAn. Die WallfahH dabin hatte Mo- 
hammed angeordnet, indem er dem Abd el-Rahman ben Abi 
Bekr befahl seine Schwester 'Aischa, Mohammeds Fmo, dahia 
zu begleiten, und sie erhielt unter Ibn ei-Zubeir noch eine be- 
sondere Bedeutung (f. 136). Ausserdem giebt es in der Stadt 
selbst und in der nächsten Umgebung noch eine Menge Platze, 
welche von den frommen Pilgern besucht werden, um dort 
ihre Gebete zu yerrichten. — Zu den entfernteren gehört 
el-iSi'rAna, eine Station von Mekka nach el-TAif zu, mit 
einer süssen Quelle, der Ort ist berühmt als Lag^^ilatz Ma- 
hammeds , wo er auf der Rückkehr von Hunein die Beute 
vertheilte, und er machte von dort ganz allein in einer Nacht 
die kleine Wallfahrt nach Mekka und war am frühen Morgen 
wieder im Lager zurück, so dass die von einigen angegebene 
Entfernung von 18 Meilen viel zu gross ist. Die Mekkaner 
veranstalten dahin jährlich am 17. Dsul-Ca'da einen Festzug. 



Verbesserungen« 





Zum erst( 


e n Bande. 




Pag. Zeile 


lies 


Pag. Zeile 


lies 


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360, 14 


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147, 12 


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149, 14 


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445,7 


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153, 17 


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448, 13 


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157, 20 


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449.4 


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158, 15 


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451, 13 


ohne InterpuDction 


180,3 


•• • 

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457,3 


■i^ 460, 15. 


186, 1 1 




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188, 17 


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463, 21 


^.A>3 Garten 


190,4 


li^ 


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192, 18. 


19 0^ 


465, 19 


o^Uo 


209, 13 




468,9 


g^ 


ni, 10 




470, 17 


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275, 11 


i 

^m 


471, 4. 13 


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307,9 


8 


473.19. 


8 

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317,1 


Ubiait 


495, letzte 


• 


348, 12 


• 

• 


496, 20 


9*0' 


351, 1*6 


iütw\«. 


501, 5 


• « « o » 



342 



Zum dritten Bande. 



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lies 




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lies 


18,6 7 


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201, 7 V. u. 


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241, 13 


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33,6 


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242, 5 V. u. 


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100, letzte 


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104,9 


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268,9 


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114, 13 






271, 3 V. u. 


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276,8 


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379 3 V. u. 


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199, 6 v.u. , 


^vXi;^. ^^-^ ^ J^c^« 







202, 



Zum vierten Baode. 
i Ibrahims lies Ism4lls|244, 9u. 23 Humeidba 



^ I ' ' 



Zn deM Plaie tok Mekka. 



1 

2. 
3. 
4. 
5. 
6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11, 
12. 
13. 
14. 
16. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21, 
22. 
23. 
24. 
25, 



jj^;s 



'mS\ die Ka'ba 

HjiXüt y^ das Versammlungshaus 
U«aJt el - 9afä 
9^ji\ el - Marwa 
yj-»d\ der Rennweg 

iUisl» aJ^ Geburtshaus Fatimas, Wohnhaus Muham- 
meds und der Ghadiga 

«^' öy^ Nacht - Markt 

Muhammeds Geburtshaus 
jj*ii^y»\ Berg Abu Gubei» 
&*Xi^t Bergrücken el-Ghandama 
ytU ^t ...ubiä Thal des Ibn 'Ämir 
8^< die Oberstadt 
(^t el - Mudda'ä 
u. 15. Teiche 
^UfixaS der Berg Ku elki'4n 
^^t J,.«;^! der rotbe Berg 
yp ^y^sf- Berg de6 'Omar 
iJLft«at die Unterstadt 
jjiiual\ ^yu4 der kleine Markt 
KJw,M«&Jt Markt und Strasse el-Schubeika 
c>\^ Agjäd Platz 
Pallast des Scberlfs 
yofiJt die Burg 
.^Ut der Teich el-Mäg'in