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Full text of "Die embryonale Entwickelung von Salmosalar .."

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THE  UNIVERSITY 


OF  ILLINOIS 


LIBRARY 

59T.5 

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R10LOG& 


DIE  EMBRYONALE  ENTWICKELUNG 


VON 

SALMO  SALAR. 


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INAÜGÜRAL-  DISSERTATION 

ZUR  ERLANGUNG  DER 

PHILOSOPHISCHEN  DOCTORWÜRDE 

VORGELEGT  DER 

HOHEN  PHILOSOPHISCHEN  FACE  ETAT 

DER 

UNIVERSITÄT  FREIBURG  IM  BREISGAU 

VON 

ERNST  ZIEGLER 

AUS  FREIBURG  I.  B. 


FREIBURG  I.  B. 

UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI  VON  CHR.  LEHMANN. 
Unveränderlicher  Lichtdruck  von  J.  Baeckmann  in  Karlsruhe. 

1882. 


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Es  freut  mich,  dass  mir  hier  bei  meiner  ersten  Veröffent- 
lichung eine  Gelegenheit  gegeben  ist,  meinem  hochverehrten  Lehrer, 
2"  dem  Herrn  Geh.  Hofrath  Professor  Dr.  Weis  mann  für  den  anre- 
genden und  leitenden  Einfluss,  welchen  er  immer  auf  meine  Studien 
hatte,  meinen  besten  Dank  auszudrücken. 


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Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2016  with  funding  from 

University  of  Illinois  Urbana-Champaign  Alternates 


https://archive.org/details/dieembryonaleentOOzieg 


t/s  liegen  über  die  Entwicklung  der  Knochenfische  eine  ziem- 
liche Anzahl  mehr  oder  weniger  umfassender  Arbeiten  vor,  aber  es 
findet  sich  darin  so  viel  Widerspruch,  dass  man  über  die  wichtigsten 
Vorgänge  keine  sichere  Ansicht  gewinnen  kann. 

Ich  möchte  hier  einen  fortlaufenden  kurzen  Abriss  der  Ent- 
wicklungsgeschichte des  Lachses  bis  zur  Anlage  der  wichtigsten 
Organe  geben,  diejenigen  strittigen  Punkte  aber,  in  welchen  mich 
meine  Untersuchungen  zu  einer  sicheren  Ueberzeugung  geführt  haben, 
einer  ausführlicheren  Darstellung  unterwerfen.  So  soll  insbesondere 
die  Schichtenbildung  eingehender  erörtert  werden.  Neue  Entdeckun- 
gen waren  in  einem  so  viel  durchforschten  Gebiet  nicht  zu  erwarten, 
aber  ich  glaube  doch,  dass  es  für  die  Wissenschaft  nicht  ganz  werthlos 
ist,  dass  ich  die  Summe  der  empirischen  Beobachtungen  etwas  ver- 
mehrt habe. 


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lljyi  vor  1 1 1 {/v'oib 

Vorbemerkungen  über  das  Material  und  die  Behandlungsmethode 

desselben. 

Die  Lachseier  erhielt  ich  durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn 
Oberbürgermeister  Schuster,  von  der  Fischzuchtanstalt  auf  dem 
Selzenhof  bei  Freiburg  i.  Br.  Dieselben  kamen  erst  einige  Stunden 
nach  der  am  Rhein  vorgenommenen  Befruchtung  in  meine  Hände 
und  wurden  in  einen  sogenannten  californischen  Bruttrog  gesetzt, 
dessen  Wasser  durch  einen  aus  der  Wasserleitung  fortwährend  zu- 
fliessenden  Strahl  von  Bleistiftdicke  erneuert  wurde.  Die  Tempe- 
ratur in  dem  Apparate  betrug  etwa  10°  C.  Nach  einigen  Tagen 
jedoch  begannen  Pilze  die  Eier  zu  tödten,  so  dass  die  erste  Abthei- 
lung nach  12,  die  zweite  nach  15  Tagen  zu  Ende  ging.  Aeltere 
Stadien  erhielt  ich  aus  der  Fischzuchtanstalt. 

Zur  Härtung  der  Lachseier  wurde,  nachdem  verschiedene  andere 
Härtungsmittel  ebenfalls  versucht  worden  waren , Lösungen  von 


6 


Chromsäure  und  chromsaurem  Kali  verwendet  und  zwar  meistens 
1/2°/o  Chromsäurelösung  zwei  Tage  lang  ein  wirkend.  l°/0  Chrom- 
säurelösung, während  24  Stunden  wirkend,  gibt  den  gleichen  Erfolg, 
aber  sie  wurde  nur  zuweilen  gebraucht,  weil  die  Gefahr  der  Defor- 
mation des  Eies  und  des  Embryo’s  durch  das  Härtungsmittel  grösser 
ist.  Zu  stark  gehärtete  Eier  zerbröckelten  leicht  in  pyramidenähnliche 
Stücke  und  zwar  in  Folge  radiärer  Hisse,  deren  Form  zeigte,  dass 
der  in  der  Mitte  des  Eies  befindliche  Dotter  stärker  contrahirt  wurde, 
als  der  protoplasmareichere  in  der  peripheren  Zone.  5°/oiges  chrom- 
saures Kali,  welches  für  die  jungen  Stadien  ebenfalls  benützt  wurde, 
gibt  nach  8 Tagen  eine  den  Dotter  eher  lederartig  als  bröckelig 
machende  Härtung.  Nachdem  die  Chromsäure  während  2 — 3 Tagen 
in  Wasser  ausgezogen  war,  kamen  die  Eier  zur  Färbung  in  eine 
wässrige  Cochenille-Alaunlösung  (angegeben  im  Archiv  für  mikrosc. 
Anatomie  Bd.  18,  p.  412)  oder  in  Picrocarmin.  Nach  einer  weiteren 
Härtung  in  Alkohol  wurden  sie  in  die  Calberla’sche  Masse  (Morpholog. 
Jahrbuch,  2.  Band  1876,  S.  445)  eingebettet  und  mit  einem  Schlit- 
tenmicrotom  in  vollständige  und  geordnete  Schnittserien  zerlegt. 
Die  Dicke  der  Schnitte  hing  vor  Allem  von  dem  Gelingen  der  Här- 
tung ab  und  betrug  bei  den  bessern  Schnittserien  durchschnittlich 
etwa  0,05  m/m. 

Die  Eier  von  Bhodeus  amarus,  die  ich  zur  Vergleichung  mit 
der  Salmonidenentwicklung  untersuchte,  waren  das  einzige  frische 
Material,  welches  ich  im  verflossenen  Sommer  hier  in  Freiburg  er- 
halten konnte.  Sie  wurden  aus  den  Kiemen  von  Muscheln  (Anadonta 
und  Unio)  herausgenommen,  welche  theils  aus  den  Aquarien  des  zoo- 
logischen Instituts,  theils  aus  einem  Bache  bei  Neuershausen  an  der 
Dreisam  stammten.  Die  Eihaut  ist  hier  zwar  durchsichtig,  der  Dotter 
aber  undurchsichtig;  in  Folge  dessen  lässt  sich  während  der  frühen 
Stadien  am  unverletzten  Ei  wenig  beobachten,  so  dass  auch  hier 
fast  nur  von  Schnittserien  ein  Resultat  zu  erwarten  war.  Die  Eier 
wurden  ähnlich  wie  die  Lachseier  behandelt. 

Durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Prof.  Wiedersheim 
erhielt  ich  Eier  von  Syngnathus  acus  in  verschiedenen  Entwicklungs- 
phasen, welche  Calberla  in  Messina  gesammelt,  durch  Chromsäure 
gehärtet  und  in  Alkohol  conservirt  hatte.  Ich  konnte  sie  leider  nur 
wenig  verwerthen,  weil  sie  etwas  zu  hart  waren. 


7 


I. 

Das  reife  unbefruchtete  Ei  und  die  Befruchtung.*) 

Das  reife  Ei  des  Lachses  hat  einen  Durchmesser  von  6,  das 
der  Forelle  von  4 — 5 m/m.  Beide  sind  von  einer  Kapsel  umgeben, 
welche  dem  frischen  Ei  leicht  gefaltet  dicht  anliegt ; dieselbe  ist  von 
feinen  Poren  durchbrochen,  welche  dem  Querschnitt  ein  radiär  ge- 
streiftes, der  Oberfläche  ein  fein  punktirtes  Aussehen  geben.  Eine 
in  einer  flachen  uhrglasförmigen  Einsenkung  gelegene  Micropyle, 
deren  Oeffnung  genau  wie  ein  Trichter  aus  konischem  oberen  Theil 
und  engem  Kanal  besteht,  gestattet  den  Samenelementen  den  Eintritt. 
Beim  Lachs  kann,  wie  dies  auch  H offmann  bei  mehreren  Fischen 
aus  verschiedenen  Familien  fand,  auf  einmal  nur  ein  einziges  Sper- 
matozoon in  die  Micropyle  eindringen,  bei  der  Forelle  aber  ist  nach 
Balbiani  (No.  2 S.  41)  der  Kanal  im  Vergleich  zum  Kopf  eines 
Samenfadens  weiter  und  es  finden  sich  mehrere  Spermatozoen  gleich- 
zeitig in  demselben. 

Am  Ei  selbst  lässt  sich  wie  bei  einer  Amöbe  eine  mehr  proto- 
plasmatische Rindenschichte  von  dem  an  Nahrungsmaterial  reicheren 
Innern  unterscheiden. 

Die  erstere  besteht  aus  einer  halhflüssigen,  zähen  Masse,  die 
fein  granulirt  erscheint.  Sie  enthält  eine  grosse  Anzahl  blasse  rund- 
liche Körper  (heim  Lachsei  8—20  ft  gross),  welche  His  als  „Rinden- 
kerne“ bezeichnet.  Er  sieht  sie  als  Kerne  von  jenen  Leucocyten 
an,  die  während  der  Eientwicklung  in  das  Ei  eindringen  und  den 
Dotter  desselben  liefern  sollen.  Diese  Ansicht  hat  namentlich  in  Bezug 
auf  das  Hühnerei,  für  welches  sie  in  homologer  Weise  aufgestellt 
worden  war,  von  einer  Reihe  gründlicher  Forscher  energischen  Wider- 
spruch erfahren.  Von  der  Genese  des  Fischeies  haben  Waldeyer, 
Eimer,  Hoff  mann  und  speziell  in  Bezug  auf  das  Forellenei 
Lereboullet  Darstellungen  gegeben,  die  mit  der  so  allgemein 

*)  Mit  Benützung  der  Arbeiten  von  His,  Ransom,  Oellacher  und  Balbiani 
(12,  25,  22,  23,  2). 


8 


bestätigten  Auffassung  des  Eies  als  einer  Zelle  ganz  im  Einklang 
und  daher  mit  den  Deutungen  von  His  im  Widerspruch  stehen. 

Professor  Miesch  er  behauptet,  dass  diese  Rindenkerne  das 
chemische  Verhalten  der  Zellkerne  zeigten,  indem  sie  sich  durch 
ganz  besonders  hohen  Phosphorgehalt  auszeichneten  und  gegen  Ver- 
dauungsflüssigkeit widerstandsfähig  seien ; aber  auch  wenn  dies  richtig 
ist,  dürfte  bei  dem  niedern  Stand  unserer  chemischen  Kenntnisse 
hinsichtlich  der  Eiweisskörper  überhaupt  daraus  kaum  die  Identität 
dieser  Elemente  mit  Kernen  geschlossen  werden.  Wenn  diese  Körper 
eine  so  hohe  morphologische  Bedeutung  hätten,  so  wäre  es  sehr  auf- 
fallend, dass  sie  nur  bei  Salmo  gefunden  sind,  während  von  manchen 
Teleostiereiern  ausdrücklich  behauptet  wird,  dass  der  klare  Dotter 
mit  der  Rindenschicht  ausser  einer  oder  mehrerer  Oelkugeln  keine 
Einschlüsse  enthalte.  (S.  van  Beneden  No.  4,  Haeckel  No.  8, 
H offmann  No.  11.)  Nach  His  sollen  diese  Kerne  das  chemische 
Material  liefern  für  die  Kerne  der  Zellen,  die  später  im  Dotter  ge- 
funden werden;  es  könnte  dies  nur  eine  physiologische,  aber  sicher 
keine  morphologische  Bedeutung  haben ; denn  den  späteren  Kernen 
im  Dotter  kommt  nach  den  neuesten  Untersuchungen  ein  anderer 
Ursprung  zu.  Ich  schliesse  mich  daher  Balbiani  an,  wenn  er 
sagt:  „il  est  bien  plus  probable  que  ces  pretendus  noyaux  ne  sont 
que  des  vßsicules  de  nature  albuminoide.“ 

In  und  unter  der  Rindenschicht  liegen  zahlreiche  Oeltropfen 
von  verschiedener  Grösse  (beim  Lachs  von  0,02 — 0,25  m/m).  Lässt 
man  den  Inhalt  eines  Eies  ausfliessen,  so  sieht  man  diese  theil weise 
von  Fetzen  der  Rindenschicht  („Tropfenträger“  nach  His)*),  theil- 
weise  nur  einfach  von  der  Dotterflüssigkeit  umgeben.  Nach  einiger 
Zeit  sieht  man  die  grösseren  Tropfen  plötzlich  bedeutend  grösser  und 
heller  werden.  His,  der  diese  Erscheinung  besonders  bei  Beobach- 
tung des  Inhalts  in  Jodserum  oder  Salz wasser  gesehen  hat,  schreibt 
dieselbe  einer  Aufnahme  von  Wasser,  einer  Quellung  zu  und  be- 
zweifelt die  Fettnatur  der  Kugeln.  Da  aber  das  gleiche  auch  statt- 
flndet,  wenn  keine  wässrige  Flüssigkeit  zugesetzt  wurde  und  da,  wie 
Balbiani  behauptet  und  meine  Erfahrungen  bestätigen,  die  Substanz 


*)  Man  kann  im  ausgeflossenen  Eiinhalt  durch  passende  Bewegung  einer 
Nadel  die  Oeltropfen  zur  Theilung  oder  zum  Zusammenflüssen  bringen;  die 
neuen  Oeltropfen  zeigen  wie  die  alten  das  Phänomen  des  Platzens.  Es  kann 
aber  kein  „Tropfenträger“,  der  „gesprengt“  würde,  existiren. 


9 


mit  Wasser  sich  nicht  mischt,  so  ist  diese  Auffassung  unhaltbar. 
Eine  Reihe  von  Versuchen  hat  mir  gezeigt,  dass  die  folgende  Erklä- 
rung die  richtige  ist,  und  ich  sah  dann,  dass  Balbiani  zu  einem 
ganz  ähnlichen  Resultat  gekommen  war.  Die  Schichte  der  Rinden- 
oder Dottersubstanz,  welche  hei  der  Entleerung  des  Eies  jeden  Oel- 
tropfen  umgiebt,  verhindert,  dass  sich  die  Kugel  abflache,  wie  sie  es 
in  Folge  ihres  geringeren  spezifischen  Gewichtes  an  der  Oberfläche 
zu  thun  bestrebt  ist.  Allmälig  fliesst  aber  die  zähe  Masse  seitlich 
über  die  Kugel  herunter,  oder  wird  in  Folge  einer  wässrigen  Zusatz- 
flüssigkeit dünnflüssiger;  daher  vermag  sie  in  einem  bestimmten 
Moment  die  Abflachung  der  Kugel  nimmer  hintanzuhalten  und  man 
sieht  plötzlich  den  Tropfen  zerfliessen,  d.  h.  den  Umfang  des  Kreises 
grösser  und  die  Farbe  heller  werden. 

Der  Keim  des  reifen  Eies  kann  aufgefasst  werden  als  eine 
Verdickung  der  Rindenschicht,  welche  nur  am  untern  Rande  Rinden- 
kerne und  Oeltropfen  enthält.*)  Er  liegt  unter  der  Mikropyle. 

Die  Dotterflüssigkeit  ist  eine  klare  dickflüssige  Substanz,  die 
bei  der  Berührung  mit  Wasser  sofort  gerinnt;  Ransom  (25)  und 
namentlich  Valenciennes  und  Fremy  (Comptes  rendus  de  FAcad. 
des  sc.  T.  38,  1834,  S.  528  u.  ff.)  haben  ihre  Zusammensetzung  zu 
erkennen  versucht,  aber  über  die  eigentliche  chemische  Natur  existirt 
nur  die  Angabe  von  His,  dass  die  bei  Wasserzusatz  entstehende 
weisse  Trübung  durch  ausfallendes  Vittelin  bewirkt  wird.  (Vittelin 
lässt  sich  in  Albumin  und  Lecithin  zerlegen  und  das  letztere  ist 
einer  der  wenigen  Eiweisskörper  von  bekannter  Constitution.) 

Sobald  das  Ei  in’s  Wasser  kommt,  hebt  sich  die  Eikapsel  ab 
und  wird  prall  gespannt.  Sie  bildet  so  eine  elastische  Umhüllung 
innerhalb  welcher  das  Ei  beweglich  ist  und  durch  die  unter  dem 
Keim  sich  ansammelnden  Oeltropfen  immer  so  gedreht  wird,  dass 
der  Keim  nach  oben  liegt.  Die  Gewichts-  und  Volumzunahme  des 
Eies  zeigt  an,  dass  Wasser  unter  die  Kapsel  eingetreten  ist.  Wäre 
aber  die  zwischen  Ei  und  Kapsel  sich  ansammelnde  Flüssigkeit  reines 
Wasser,  so  würde  weder  die  etwas  räthselhafte  „absorption  capil- 
laire  des  tubes  de  la  membrane  coquilliere“  von  Vogt  (No.  30) 


*)  Bei  weniger  dotterreichen  Eiern  umgibt  die  Keimmasse  am  reifen  Ei 
kappenförmig  einen  mehr  oder  weniger  grossen  Theil  des  Eies;  sie  geht  dann 
in  eine  dünne  Rindenschicht  über,  welche  am  entgegengesetzten  Pole  sich 
manchmal  ebenfalls  etwas  verdickt  (s.  No.  11  u.  16). 


10 


noch  irgend  welche  der  neueren  Erfahrungen  über  Endosmose  eine 
Erklärung  für  ein  derartiges  Eindringen  von  Wasser  abgeben,  dass 
dadurch  die  bedeutende  Spannung  der  Kapsel  entstehen  könnte. 
Vogt  (No.  30  S.  10  u.  27),  ebenso  wie  Lereboullet,  Oellacher 
und  His  (No.  20,  p.  460,  No.  23,  p.  373,  No.  12,  p.  9)  nehmen 
an,  dass  nur  Wasser  sich  zwischen  Ei  und  Kapsel  befindet  und 
fragen  sich,  wodurch  der  Dotter  vor  der  verderblichen  Wirkung  des- 
selben geschützt  ist.  Vielmehr  auf  die  a priori  gewonnene  Ueber- 
zeugung  von  der  Nothwendigkeit  derselben,  denn  auf  Beobachtungen 
gestützt  nehmen  die  beiden  ersten  der  genannten  Forscher  eine 
structurlose  Membran  an,  die  dem  Dotter  aufliege.  Oellacher  und 
H i s theilen  die  Rolle  der  von  ihnen  beschriebenen  Rindenschicht  zu. 
Es  ist  aber  auffallend,  dass  das  abgetrocknete  und  entleerte  Ei  keine 
Trübung  in  Folge  der  Berührung  mit  dem  intracapsulären  Wasser 
erfährt;  ebenso  dass  die  aus  einem  Riss  der  Rindenschicht  hervor- 
quellende Dottermasse  nicht  sofort  gerinnt  und  trüb  wird,  sondern 
dass  die  Trübung,  wenn  das  Ei  im  Wasser  liegt,  nur  allmälig  und 
in  scharf  umschriebenen  Streifen  und  Flecken,  wenn  das  Ei  aber 
ausserhalb  des  Wassers  liegt,  überhaupt  nicht  eintritt.  (His  12  S.  10.) 

Kupfer  hat  am  Ei  des  Härings  und  Reichert  am  Hechtei 
beobachtet,  dass  aus  der  zwischen  Eikapsel  und  Ei  befindlichen  Flüs- 
sigkeit durch  Salpetersäure  ein  Gerinsel  ausgefällt  werden  kann; 
nimmt  man  auch  für  das  Ei  von  Salmo,  wo  die  schlechte  Durch- 
sichtigkeit der  Eihaut  die  direkte  Beobachtung  erschwert,  hypothe- 
tisch an,  dass  sich  in  dem  eindringenden  Wasser  eine  leim-  oder 
eiweissartige,  schwer  diffundirende  Substanz  löst,  welche  vielleicht 
als  sehr  feine  Schicht  dem  Ei  aufgelagert  war,  so  erklärt  dies  alle 
in  Betracht  kommenden  Erscheinungen.  In  Folge  der  Endosmose 
entsteht  die  bedeutende  Spannung  der  Kapsel;  der  bei  Verletzungen 
der  Rindenschicht  ausquellende  Dotter  trübt  sich  erst  dann,  wenn 
er  nach  Verdrängung  der  intracapsulären  Flüssigkeit  direkt  mit  dem 
diffundirenden  reinen  Wasser  in  Berührung  kommt;  ferner  wird  er- 
sichtlich, warum  der  Samen  nur  dann  befruchten  kann,  wenn  er 
sogleich  zu  dem  frisch  abgesetzten  Laich  kommt;  denn  die  Mikro- 
pyle  ist  so  auf  einer  Einsenkung  der  Eikapsel  und  ihre  innere  Oeff- 
nung  auf  einer  papillenförmigen  Erhebung  gelegen,  dass  sie  durch 
den  Druck  von  innen  zusammengepresst  und  verschlossen  wird.*) 

*)  Dies  vermuthet  auch  Hoffmann  (il)  in  Bezug  auf  das  Ei  von  Heliasis. 
No.  11  a.  S.  76. 


11 


Wenn  das  Ei  in\s  Wasser  gekommen  ist,  so  beginnt  der  Keim, 
er  mag  befruchtet  werden  oder  nicht,  an  Volum  bedeutend  zuzu- 
nehmen ; gleichzeitig  bewegt  er  sich  rythmisch  in  langsamer  Zusam- 
menziehung und  Abflachung  ;*)  es  zieht  sich  Protoplasma  aus  dem 
Ei,  und  zwar  wie  es  scheint,  hauptsächlich  aus  der  Rindenschichte 
in  denselben  hinein. 

Auch  sammeln  sich  in  dieser  Periode  mehr  Oelkngeln  unter 
dem  Keime  an,  so  dass  sie  dann  in  einer  schüsselförmigen  Schichte 
gehäuft  liegen,  deren  Dicke  ein  Drittel  oder  ein  Viertel  des  Ei- 
durchmessers beträgt.**)  (S.  Taf.  I.  Fig.  1 u.  2.) 

Die  Oberfläche  des  Keimes  treibt  nach  der  Beschreibung  von 
0 eilach  er  bis  gegen  den  Beginn  der  Furchung  Buckeln  und  Aus- 
wüchse, welche  wieder  in  das  Niveau  zurücksinken.***) 


*)  Solche  rythmische  Contraktionen  sind  in  intensiverer  Form  an  durch- 
sichtigen Eiern,  die  weniger  dotterreich  waren,  gesehen  worden.  Am  Stich- 
lingsei entsteht  nach  der  Beobachtung  von  Ransom  (2ö)  in  der  Gegend  des 
Aequators  rings  um  das  Ei  eine  Einschnürung,  welche  wie  ein  Wellenthal  nach 
dem  Keimpol  fortschreitet.  Aehnliche  Contraktionen  sind  am  Hechtei  von 
Ramson  und  His  gefunden.  Auch  die  „Fluctuationen“  des  Bildungsdotters, 
welche  Kupffer  am  Iläringsei  beobachtete,  gehören  hieher  (16  S.  185).  Ran- 
som bringt  diese  Bewegung  auch  mit  der  Ansammlung  des  Keimes  in  ursäch- 
lichen Zusammenhang.  Am  Aeschenei,  am  Hechtei  (Ransom  und  His)  und 
am  Forellenei  (His)  findet  auch  eine  regelmässige  Rotation  des  ganzen  Eies 
statt,  indem  seine  Axe  den  Mantel  eines  auf  der  Spitze  stehenden  Kreiskegels 
beschreibt.  Ich  beobachtete  am  Forellenei  18  Stunden  nach  der  Befruchtung 
eine  Rotationsdauer  von  7 Minuten.  Diese  Bewegung  hängt  wahrscheinlich  mit 
der  obengenannten  zusammen  und  dauert  bei  der  Forelle  mehrere  Tage.  Die 
Ansammlung  des  Keimes  zu  dieser  Zeit  ist  eine  bei  allen  untersuchten  Teleo- 
stiereiern beobachtete  Erscheinung. 

**)  van  Bambeke  beschreibt  von  Tinea  eine  ganz  homologe,  sehr  rasch 
sich  vollziehende  Ansammlung  der  elements  vittellins  unter  dem  Keim.  Rei- 
chert, Lereboullet  und  Ransom  (23)  erwähnen  die  Ansammlung  von 
Oelkügelchen  unter  dem  Keim  des  Hechteies.  Ransom  sah  Aehnliches  am 
Ei  des  Stichlings  (25),  Owsjannikow  am  Ei  des  Corregonus  (24a). 

***)  Diese  gaben  Stricker  (29)  Veranlassung  zu  glauben,  die  Furchungs- 
zellen entständen  durch  successive  Abschnürung  einzelner  Theile  vom  Keim. 
Ransom  beobachtete  am  unbefruchteten  Hechtei  ähnliche  Bewegungen  und 
unterscheidet  diese  „fissile  contractilityu  von  den  oben  erwähnten  rythmischen 
Eicontraktionen  (^rythmic  contractility“).  van  Bambeke  sah  die  gleiche  Er- 
scheinung an  den  unbefruchteten  Eiern  von  Tinea.  His  (12  S.  5)  erklärt, 
solche  Bewegungen  am  Hecht-  und  Salmonidenei  nie  gefunden  zu  haben. 


12 


Das  Verhalten  des  Eikerns  vor  und  bei  der  Befruchtung  ist 
bei  den  Salmoniden  nicht  mit  befriedigender  Genauigkeit  und  Sicher- 
heit bekannt.  Für  andere  Teleostier,  deren  Eier  durchsichtig  sind, 
hat  Hoff  mann  (11)  ausführlichen  Bericht  gegeben;  der  Vorgang 
stimmt,  so  wie  er  ihn  darstellt,  mit  den  Befunden  bei  Vertretern 
anderer  Typen  [Echinodermen  (Fol  und  Hertwig),  Cölenteraten, 
Mollusken,  Würmern]  so  überein  und  ist  dem  Verlauf  bei  Petro- 
myzonten  (nach  Kupffer  und  Benecke)  und  Amphibien  (nach 
Hertwig,  Morphol.  Jahrbuch  III.)  so  ähnlich,  dass  ein  homologes 
Verhalten  auch  für  die  Salmoniden  angenommen  werden  muss. 

Alle  Forscher  geben  an,  dass  das  Keimbläschen  gegen  die  Zeit 
der  Iteife  des  Eies  an  die  Peripherie  rücke  und  dabei  eine  Schrum- 
pfung erleide,  so  dass  die  Membran  sich  in  Falten  lege.  Nach 
Hoffman  n löse  sich  aber  die  letztere  auf  und  der  Inhalt  des  Bläs- 
chens mische  sich  mit  dem  Ei.  Lereboullet  (19)  fand  an  der 
Oberfläche  des  reifen  Eies  der  Forelle  eine  kleine  wcisse  Scheibe, 
die  er  als  einen  leeren  Sack  erkannte  und  für  die  Membran  des  Keim- 
bläschens erklärte.  Manchmal  seien  Fetzen  der  Membran  im  Ei 
zerstreut;  der  Inhalt  mische  sich  mit  der  Masse  des  Eies.  Oel- 
1 ach  er  (22)  stellt  den  Vorgang  so  dar,  dass  die  Membran  des  Keim- 
bläschens oben  an  ihrer  freiliegenden  Seite  schwinde  und  der  Inhalt 
in  Folge  von  Contraktionen  des  Keimes  herausgehoben  werde;  man 
sehe  dann  die  Membran  als  ein  Häutchen,  ein  „Schleierchen“  auf 
dem  Keime  ausgebreitet.  Balfour  (No.  1)  hat  bei  den  Selachiern 
genau  das  umgekehrte  Verhalten  gefunden:  der  an  der  Unterseite 
des  Bläschens  gelegene  Theil  der  Membran  schwindet,  der  Inhalt 
vereinigt  sich  mit  dem  Keim , die  Membran  zieht  sich  nach  oben 
heraus  und  breitet  sich  dabei  flach  aus.  G ötte  sah  bei  Bombinator 
(6  c.),  dass  der  Inhalt  des  Keimbläschens  sich  mit  dem  Eiinhalt  mische, 
nachdem  die  Membran  in  einzelne  Fetzen,  die  im  Ei  schwimmen, 
sich  aufgelöst  hatte.  Da  die  Beobachtung  von  0 eil  ach  er  völlig 
isolirt  dasteht  und  da  seine  Zeichnungen,  welche  seine  sämmtlichen 
Befunde  darstellen,  auch  im  Sinne  der  B alfo  ur ’schen  Ansicht  auf- 
gefasst werden  können  (wenn  man  annimmt,  dass  die  Membran  bei 
der  Mischung  des  Keimbläscheninhalts  mit  dem  Ei  etwas  in  die 
Oberfläche  des  Eies  hineingezogen  werde),  so  ist  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  auch  hier  wie  überall  der  Inhalt  des  Keimbläschens 
mit  dem  Eiinhalt  sich  vereinige.  Die  Beobachtungen  Oellachers 


13 


sind  auch  dadurch  zweifelhaft  geworden,  dass  Balbiani  (2)  das 
„Schleierchen“  als  eine  gestreifte  Schichte  des  Keimes  deutet  und 
überhaupt  als  Resultat  seiner  eigenen  Nachuntersuchung  behauptet: 
„je  n’ai  jamais  observe  rien  de  semblable  a ce  qu’il  (Oellacher) 
decrit.“ 

Während  der  Mischung  des  Keimbläscheninhaltes  mit  der  Masse 
des  Eies  beginnt  nach  den  Beobachtungen  Ho  ff  mann ’s  eine  Kern- 
spindel zu  entstehen  und  die  Masse  des  Keimes  wächst  durch  Heran- 
ziehung weiterer  protoplasmatischer  Elemente  des  Eies.  Von  den 
beiden  Kernen,  welche  aus  der  Spindel  hervorgehen,  wird  der  peripher 
gelegene  als  „Richtungskörperchen“  abgeschnürt,  während  der  cen- 
tralere  zum  Eikern  wird;  der  letztere  conjugirt  sich  mit  dem  Kerne 
des  Samenelementes,  und  so  entsteht  der  definitive  Eikern,  der  Fur- 
chungskern. Um  diese  Zeit  ist  die  Ansammlung  des  Keimes  vollendet. 

Ich  habe  mich  vergeblich  bemüht,  in  gehärteten  Lachskeimen 
vor  der  Furchung  Kernfiguren  zu  finden. 


— \i  — 


II. 

Die  Furchung. 

Die  innern  Vorgänge  im  Anfang  der  Furchung  sind  wieder 
nur  von  Hoff  mann  an  durchsichtigen  Teleostiereiern  beobachtet  und 
genau  beschrieben  worden.  Noch  während  der  Verschmelzung  von 
Spermakern  und  Eikern  zum  ersten  Furchungskern  sah  er  aus  dem 
letzteren  eine  Spindel  hervorgehen,  die  in  der  Axe  des  Eies  lag.  Es 
entstehen  zwei  Kerne,  von  denen  der  eine  „ungefähr  auf  der  halben 
Höhe  des  Keimes,  der  andere  nahe  dem  Nahrungsdotter“  liegt.  Da- 
durch wird  die  Theilung  der  Eizelle  in  zwei  ungleiche  Furchungs- 
zellen eingeleitet,  von  welchen  die  obere  kleinere  den  ersten  Kern 
enthält,  fast  nur  aus  Protoplasma  besteht  und  als  eigentlicher  Keim, 
von  Ho  ff  mann  als  „Archiblast“  bezeichnet  wird ; die  zweite  untere 
Zelle  enthält  den  andern  Kern  und  ist  bedeutend  grösser,  da  sie  aus 
dem  untersten  Theil  der  bisher  als  Keim  bezeichneten  protoplasma- 
tischen Masse,  und  aus  der  Rindenschicht  mit  dem  Nahrungsdotter 
gebildet  ist.  Hoffman n bezeichnet  dieselbe  als  Parablast. 

Die  erste  Theilung  der  neuen  Kerne  sei  in  beiden  Zellen  eine 
horizontale,  am  Keim  erfolge  darauf  die  Bildung  der  ersten  Furche; 
erst  während  der  folgenden  Theilung,  bei  der  im  Keim  vier  Segmente 
angelegt  werden  und  im  Dotter  vier  freie  Kerne  entstehen,  trenne 
sich  der  Archiblast  an  seiner  Basis  vom  Parablast  ab.  Diese  Beobach- 
tungen bestimmen  die  morphologische  Bedeutung*)  der  Dotterkugel 
mit  der  Rindenschichte,  worauf  ich  später  zurückkomme. 

Es  ist  auffallend,  dass  die  erste  Eitheilung  bei  keinem  der  den 
Knochenfischen  nahestehenden  Vertebraten  in  dieser  Weise  beobachtet 
wurde.  Beim  Amphioxus  entstehen  nach  Hatschek  (No.  7)  vier 
in  einer  Ebene  liegende  gleichgrosse  Furchungszellen,  und  diese  wer- 
den durch  eine  horizontale  Furche  in  vier  obere  kleinere  und  vier 
grössere  untere  zerlegt.  Ebenso  erfolgen  bei  den  Batrachiern  und 

*)  Van  Bene  den  (No.  4 S.  704)  hatte  zwei  Jahre  vor  IToffmann’s  Be- 
obachtung ein  solches  Verhalten  hypothetisch  vermuthet. 


4 k 

lo 


den  Ganoiden  (nach  Sale  ns ky)  die  beiden  ersten  Theilungen  des 
Furchungskernes  in  der  horizontalen  Ebene,  und  die  so  entstandenen 
vier  Kerne  theilen  sich  gleichzeitig  vertikal,  wobei  also  vier  Dotter- 
zellen und  vier  Keimzellen  entstehen. 

Von  den  ersten  Kerntheilungen  beim  Salmonidenei*)  ist  nur 
die  erste  in  horizontaler  Ebene  erfolgende  Theilung  des  Keimkernes 
von  Oellacher  (Ko.  23)  an  Querschnitten  in  ihrem  Verlaufe  be- 
obachtet worden.  Er  verfolgte  das  Auseinanderrücken  der  Radiär- 
systeme. Auch  glaubt  Oellacher  in  einem  Forellenkeim  den  ersten 
Keimkern  gesehen  zu  haben  mit  einem  Durchmesser  von  0,08  m/m 
und  ein  Kernkörperchen  von  0,04  m/m  enthaltend. 

Der  Verlauf  der  Furchung  des  Keims  ist  bei  den  Salmoniden 
folgendermassen  beobachtet:  die  erste  Furche  liegt  in  einem  Durch- 
messer des  Keims , die  zweite  schneidet  die  erste  im  Centrum  des 
Keimes  unter  rechtem  Winkel.  Die  nächstfolgenden  beiden  Furchen 
gehen  nicht  durch  das  Centrum  und  liegen  zur  ersten  Furche  wie 
auf  dem  Durchmesser  senkrechte  Sehnen ; alle  diese  F urchen  schneiden 
nur  bis  in  eine  gewisse  Tiefe  in  den  Keim  ein;  ihr  inneres  Ende 
pflegt  vacualenartig  erweitert  zu  sein.  Durch  Zusammenfliessen  sol- 
cher Räume  entsteht  im  Stadium  von  acht  Furchungszellen  im  Innern 
des  Keimes  eine  horizontale  Spalte ; **)  von  dieser  gehen  dann  die 
Furchen  aus,  welche  die  untern  Zellen  abtheilen  (s.  Taf.  I.  Fig.  2). 
Diese  anfängliche  Verschiedenheit  einer  untern  und  obern  Keimhälfte 
zeigt-  sich  im  weitern  Verlauf  der  Furchung  nur  darin,  dass  die 
Grösse  der  Zellen  von  oben  nach  unten  etwas  zunimmt. 


*)  Iloffmann  berichtet  (No.  11a.  S.  72  u.  S.  105),  dass  bei  den  Eiern 
von  Julis  zur  Zeit  der  Verschmelzung  des  Ei-  und  Spermakerns,  bei  denen 
von  Scorpaena  zur  Zeit  der  ersten  Theilung  des  Furchungskerns  die  Form  des 
Keimes  sich  in  der  Art  verändert,  dass  die  gegen  den  Dotter  gerichtete  Con- 
vexität  sich  abflacht;  von  der  Forelle  hat  Oellacher  beobachtet,  dass  kurze 
Zeit  vor  dem  Auftreten  der  ersten  oberflächlichen  Furche  der  Keim  unten  sich 
abflacht  und  mit  stark  convexer  Oberfläche  über  die  Dotterkugel  heraustritt ; 
dabei  kann  er  fast  aussehen , als  sei  er  im  Begriff  sich  von  seiner  Unterlage 
abzuschnüren;  den  Umriss  eines  Lachskeimes  in  dieser  Form  vom  zweiten 
Tage  habe  ich  in  Fig.  1 gegeben.  Es  ist  sehr  naheliegend,  in  diesen  Keim 
sich  die  erste  Theilung  des  Eikerns  in  vertikaler  Richtung  hinein  zu  denken. 

**)  Auch  bei  den  Batrachiern  tritt  in  dem  Ecker’ sehen  Schema  die 
zweite  horizontale  Furche  nach  vier  vertikalen  auf;  ebenso  nach  Hatschek 
beim  Amphioxus. 


16 


Während  der  Bildung  der  ersten  Furchen  grenzt  sich  der  Keim 
auch  äusserlich  am  Bande  deutlich  gegen  die  Rindenschicht  ah. 
Wir  wollen  jetzt  die  andere  der  beiden  ersten  Furchungszellen,  die 
Dotterkugel  mit  der  Bindenschichte  in’s  Auge  fassen. 

Der  Keim  ruht  auf  einem  Lager  in  Gestalt  einer  flachen  Schale, 
welche  das  meiste  Protoplasma  der  Dotterkugel  enthält  und  Dotter- 
theile  und  Oelkugeln  in  verschiedenen  Stufen  des  Zerfalls  zeigt.  (Taf.  I. 
Fig.  2.  S.  z.  D.)  Da  dasselbe  durch  die  feinen  Dottertheilchen  getrübt 
ist  und  von  Carmin  nur  ziemlich  schlecht  gefärbt  wird,  ist  es  deutlich 
vom  Keime  abgegrenzt;  hier  scheinen  die  Dotterbestandtheile  zur 
endosmotischen  Aufnahme  in  den  Keim  vorbereitet  zu  werden.  Diese 
Schichte  enthält  eine  mit  dem  Verlauf  der  Furchung  wachsende  An- 
zahl von  Kernen  ; nach  den  Beobachtungen  von  Hoffmann  stammen 
dieselben  von  dem  ersten  Dotterkern  ab,  welcher  aus  der  ersten 
Theilung  des  Eikerns  hervorging;  bei  den  von  ihm  untersuchten 
Knochenfischen  erfolgt  die  Theilung  dieser  Kerne  während  der  ersten 
Zeit  der  Furchung  gleichzeitig  und  in  gleichem  Tempo  mit  der  Thei- 
lung der  Kerne  im  Keime.  Hoffmann  glaubt,  dass  die  Kerne  hier 
bei  dem  Umwandlungsprozess  des  Dotters  und  der  Oeltropfen  wirksam 
seien.  Dieses  Lager  geht  an  der  Peripherie  des  Keims  in  die  Binden- 
schichte über,  die  von  einer  geringen  Entfernung  vom  Keim  ab  sehr 
verdünnt  ist;  unter  demselben  liegen  die  Oelkugeln  in  grosser  Zahl 
gehäuft.  Im  Uebrigen  wird  die  Dotterkugel  von  Dotterflüssigkeit 
gebildet,  die  von  der  sehr  zarten  Bindenschichte  umhüllt  ist.*) 

Am  zweiten  Tage  bildet  sich  in  der  Rindenschicht  am  Bande 
des  Keimes  um  denselben  ein  trüber  Ring,  dessen  äusseres  Aussehen 
der  Keimsubstanz  ähnlich  ist  und  der  auch  vorwiegend  aus  Proto- 
plasma besteht.  His  hat  ihn  als  „Keimwall“  bezeichnet.  Er  nimmt 
während  der  nächsten  Tage  an  Dicke  zu  und  setzt  sich  weiter  nach 
dem  Centrum  des  Keimes  hin  fort.  Es  liegt  dann  unter  dem  ganzen 
Keim  eine  dünne  Platte  fein  granulirter  Substanz,  welche  am  Bande 
des  Keimes  in  den  dickeren  Bing  übergeht.  Diese  schliesst  sich 
nach  unten  an  jenes  obengenannte  Lager  an,  wo  in  protoplasmatischer 

*)  Die  Salmonideneier  können  bekanntlich  nur  in  den  ersten  Stunden 
nach  der  Befruchtung  ohne  Gefahr  transportirt  werden;  zu  dieser  Zeit  ist  der 
Keim  noch  nicht  ganz  concentrirt  und  die  Dotterkugel  noch  von  mehr  Proto- 
plasma umgeben.  Gewöhnlich  versendet  man  die  Eier,  wenn  die  Augen  sichtbar 
werden ; zu  dieser  Zeit  aber  ist  der  Dotter  von  der  Keimhaut  und  von  den 
Parietalplatten  umwachsen. 


— 17  — 

Grundsubstanz  die  mannigfachen  Zersetzungsgebilde  der  verschiedenen 
Dotterelemente  sich  finden;  sie  ist  nur  ein  differencirter  Theil  des- 
selben, wie  der  Keimwall  nur  ein  differencirter  Theil  der  Rinden- 
schicht ist.  Der  Keimwall  und  die  Platte  enthalten  die  Kerne  der 
Dotterkugel ; sie  entsprechen  der  „ couche  intermediaire  “,  welche 
van  Bambeke  (3)  am  Ei  vom  Tinea  und  Leuciscus  beobachtete 
und  beschrieb;  sie  wurden  von  van  Beneden  (4)  an  einem  Ga- 
doiden,  von  Kupffer  (16)  am  Hiiring  in  homologer  Form  gesehen; 
es  ist  die  „membrane  sousjacente“  Lereboullet’s  (19,  20).  Bei 
Gasterosteus  und  Spinachia  hat  Kupffer  die  Kerne  an  der  Oberfläche 
des  Keimwalls  sehr  zahlreich  und  in  regelmässiger  Anordnung  ge- 
funden und  beobachtet,  dass  sich  hier  Zellen  um  dieselben  bilden; 
da  der  Keimwall  bei  der  Umwachsung  des  Eies  vorgeschoben  wird, 
so  entsteht  aus  der  intermediären  Schichte  eine  Zellenlage  um  das 
ganze  Ei.  An  den  Eiern  von  Rhodeus  amarus  fand  ich  die  inter- 
mediäre Schichte  in  der  durch  Taf.  I.  Fig.  3 dargestellten  Form; 
sie  ist  hier  relativ  etwas  breiter  und  deutlicher  als  beim  Lachs.  Auch 
bei  Syngnathus  habe  ich  dieselbe  gesehen. 

An  den  Schnitten  mehrerer  Keime  vom  vierten  und  fünften 
Tage  habe  ich  den  Eindruck  gehabt,  dass  sich  an  der  Unterseite  des 
Keimes  noch  Zellen  aus  dem  intermediären  Lager  abfurchen.  Zellen, 
welche  der  intermediären  Schichte  anlagen,  zeigten  mehr  die  gleich- 
mässige  Granulirung  der  letztem,  während  bei  den  übrigen  Keimzellen 
eine  helle  Randzone  die  den  Kern  enthaltende  dunkle  Mitte  umgab. 
Auch  sah  man  zuweilen  zwischen  die  Furchungszellen  Fortsätze  der 
intermediären  Schichte  hineinragen,  in  denen  aber  kein  Kern  zu  finden 
war.  Da  ich  überzeugende  Bilder  nicht  gefunden  habe,  und  da  man 
auch  an  die  Wirkung  eines  etwa  auf  den  Keim  ausgeübten  Druckes 
oder  eines  ungewöhnlichen  Ernährungsvorganges  denken  kann,  so 
glaube  ich  kaum,  dass  wirklich  eine  Abfurchung  stattfindet.  Für  die 
Selachier  wird  bekanntlich  von  Balfour  die  Bildung  und  Abfur- 
chung  von  Zellen  um  Kerne  des  Dotters  behauptet  (Ko.  1),  von 
Hoffmann  aber  bestritten  (Contributions  ä Phistoire  du  developpe- 
ment  des  Plagiostomes.  Archives  Neerlandaises  T.  XYI). 

H i s hat  auf  Grund  annähernder  Messungen  ausgerechnet,  dass 
die  Theilung  der  Zellen  immer  langsamer  erfolgt,  *)  dass  am  zweiten 


*)  Gelegentlich  bemerke  ich,  dass  van  Hencden  bei  frei  schwimmenden 
rasch  sich  entwickelnden  Eiern  das  Entgegengesetzte  beobachtete. 


2 


iä 


Tage  etwa  drei,  zwischen  dem  dritten  und  vierten  Tage  etwa  zwölf, 
am  Tage  vor  dem  Auftreten  der  Furchungshöhle  etwa  IS  Stunden 
zu  einer  Theilung  nöthig  sind. 

Im  Verlaufe  der  Furchung  differenzirt  sich  allmälig  an  der 
Oberfläche  des  Keimes  eine  Lage  von  Zellen ; während  die  übrigen 
Furchungskugeln  ziemlich  rund  sind  und  lose  aneinander  liegen, 
schliessen  sich  die  an  der  Oberfläche  gelegenen  fester  zusammen,  Aa- 
chen sich  etwas  ab  und  theilen  sich,  wie  es  scheint,  vorwiegend  in 
tangentialer  Richtung.  So  entsteht  die  „Deckschichte“. 

Kurz  vor  dem  Auftreten  der  Furchungshöhle  hat  der  Keim 
die  Gestalt  eines  durch  Abdachung  an  der  Unterseite  und  Anschwel- 
lung der  Oberseite  deformirten,  Aachen  Rotationsellipsoids.  Er  besteht 
aus  gleichartigen  Zellen,  die,  ohne  Zwischenräume  zu  lassen,  anein- 
ander liegen.  Die  Deckschicht  ist  über  die  Zellenmasse  gespannt  und 
am  Rande  mit  dem  Keimwall  fest  verbunden;  das  letztere  Verhält- 
nis, welches  ich  aus  verzerrten  Präparaten  erkannt  habe,  ist  für  die 
Mechanik  der  , folgenden  Vorgänge  wichtig.  His  behauptet,  dass  die 
Deckschichte  „mit  freiem  Rande  an  der  UnterAäche  des  Keimes“ 
endige;  ich  kann  mich  dieser  Auffassung  nicht  anschliessen  und  halte 
die  in  seinen  Fig.  1 u.  2,  Taf.  II  (No.  13)  dargestellten  Befunde  in 
dieser  Hinsicht  nicht  für  normal. 

Nach  den  Messungen  von  His  ist  das  Gesammtvolumen  des 
Keimes  am  Ende  der  Furchung  beinahe  doppelt  so  gross,  als  b<iim 
Beginne  derselben. 

Die  Kerntheilung  erfolgt  bei  den  ersten  Theilungen,  wie  bei 
den  spätem  nach  dem  durch  die  neuern  Untersuchungen  so  allgemein 
aufgewiesenen  Schema.  Bei  einem  Keim  vom  vierten  Tage  (etwa 
Fig.  15  bei  Oellacher  entsprechend;  Grösse  der  Zellen  von  0,08 
bis  0,05  m/m)  fand  ich  die  auf  Taf.  I.  Fig.  5 gezeichneten  Thei- 
lungsAguren,  welche  einen  mit  den  Darstellungen  Strasburgers 
und  Anderer  übereinstimmenden  Vorgang  andeuten;  besonders  deut- 
lich sind  die  Kernplatte,  die  Verbindungsfäden  und  die  beiden 
Sonnensysteme  der  auseinander  weichenden  Kerne. 


19 


III. 

Die  Furchungshöhle  und  die  Bildung  der 
Keimblätter. 

In  einem  Lachskeitn  vom  sechsten  Tage  von  1,5  m/m  Durch- 
messer fand  ich  eine  Höhle,  deren  Durchmesser  0,5  m/m  und  deren 
Höhe  0,02  m/m  betrug;  sie  lag  im  Keim  excentrisch  und  so  hoch, 
dass  nur  wenige  Zellenlagen  ihre  Decke  bildeten  und  unter  ihr  durch- 
weg ein  dickes  Lager  von  Zellen  war  (Taf.  I.  Fig.  9). 

Dieser  Befund  bestätigt  die  alte  vielbesprochene  und  von  den 
neuern  Autoren  mehr  oder  weniger  bestimmt  abgelehnte  Behauptung 
Lereboullet’s,  dass  der  Forellenkeim  zu  gewisser  Zeit  eine  hohle 
Blase  darstelle.  Er  schien  mir  aber  auch  besonders  deswegen  interes- 
sant, weil  Balfour  bei  einem  Selachierei  eine  Höhle  im  Keim  ge- 
funden hat,  welche  der  oben  beschriebenen  in  ganz  überraschender 
Weise  ähnlich  ist;  Balfour  glaubt,  dass  die  Zcllenschichte,  welche 
den  Boden  der  Höhle  bildet,  nach  den  Seiten  hin  auseinander  weiche, 
so  dass  die  Höhle  zwischen  Dotter  und  Keim  zu  liegen  komme. 

Van  Bambeke  hat  bei  Leuciscus  eine  Höhle  im  Keim  ge- 
funden; er  meinte,  dass  dieselbe  wieder  verschwinde,  und  unterschied 
sie  als  Furchungshöhle  von  der  unter  dem  Keim  auftretenden  Keim- 
höhle. 

Ueber  diese  Frage  nach  dem  Verhältniss  der  beiden  Höhlen 
gab  mir  ein  anderer  Keim  von  genau  dem  gleichen  Alter,  wie  der 
vorhin  besprochene,  den  gewünschten  Aufschluss  (Taf.  II.  Fig.  1). 
In  demselben  war  nämlich  der  Boden  der  Höhle  nimmer  ganz  durch 
Keimzellen,  sondern  in  einem  kleinen  Bezirk  vom  Dotter  gebildet; 
zur  einen  Seite  der  excentrischen  Keimhöhle  lag  die  Hauptmasse  der 
Keimzellen  und  ein  keilförmiger  Streifen  setzte  sich  unter  die  Keim- 
höhle bis  über  deren  Mitte  hinaus  fort;  die  Decke  und  die  peri- 
phere Wandung  war  nur  wenige  Zellenlagen  dick.  Der  Durchmesser 
des  Keimes  betrug  1,5  m/m,  die  Breite  der  Höhle  (in  der  Schnitt- 

2* 


20 


richtung)  0,7  m/m,  die  Grösse  der  Zellen  0,013 — 0,017  m/m.  Der 
Keim  war  nach  der  Höhle  zu  in  scharfen  Linien  begrenzt.  Ein 
anderer  Lachskeim  vom  gleichen  Alter  liess  erkennen,  dass  dieser 
Befund  ein  für  den  bestimmten  Zeitpunkt  typischer  und  nicht  etwa 
die  Folge  irgend  einer  individuellen  Anormalität  des  betreffenden 
Keimes  ist.  Die  Lachskeime  des  folgenden  Tages  zeigten  unter  dem 
Keime  eine  flache  Höhle;  der  Keim  bildete  ein  schwach  gewölbtes 
Dach  von  beinahe  gleichmässiger  Dicke. 

An  einem  Forellenkeime  vom  vierten  Tage  fand  ich  eine  Keim- 
höhle in  ganz  ähnlicher  Lage,  wie  bei  dem  erstbeschriebenen  Lachsei ; 
in  dem  Keim  von  1 m/m  Durchmesser  lag  eine  kleine,  rundliche 
Höhlung  von  y4  m/m  Durchmesser,  von  welcher  aus  eine  Spalte  von 
etwa  0,1  m/m  Lichtweite  nach  dem  Dotter  sich  erstreckte.  Hier 
war  der  Keim  gegen  die  Höhle  nicht  scharf  begrenzt,  sondern  die 
Ränder  machten  den  Eindruck,  dass  die  Höhlung  durch  einen  Riss 
entstanden  war  (Taf.  I.  Fig.  6).  Ein  Keim  vom  nächstfolgenden  Tage 
(Taf.  I.  Fig.  7)  zeigte  die  Furchungshöhle  unter  dem  Keim,  ähnlich 
wie  Oellacher  sie  beschrieben  und  in  Fig.  1 (Ko.  24)  gezeichnet 
hat.  Aber  bei  einem  Keim  vom  siebten  Tage  war  nicht  nur  eine 
breite,  flache,  durch  einseitige  Verdickung  des  Keimes  etwas  excen- 
trische Höhle  unter  dem  Keim  vorhanden,  sondern  auch  eine  kleine 
runde  im  Keime,  die  in  der  ununterbrochenen  Schnittserie  nirgends 
eine  Communication  mit  der  untern  bemerken  liess,  aber  stellenweise 
nur  durch  wenige  Zellen  davon  getrennt  war  (Taf.  I.  Fig.  8).  Es  ist 
unwahrscheinlich,  dass  diese  Höhle  künstlich  während  der  Präpara- 
tion entstanden  sei. 

An  einem  Ei  vom  Rhodeus  amarus  fand  ich  die  Keimhöhle  in 
der  häufig  beschriebenen  Lage  unter  dem  Keim  (Taf.  I.  Fig.  3); 
ebenda  auch  an  Eiern  von  Syngnathus. 

Ich  glaube,  dass  folgende  Ansicht  über  die  Vorgänge  der  Keim- 
höhlenbildung bei  den  Knochenfischen  dem  gegenwärtigen  Stand 
unserer  empirischen  Kenntnisse  entspricht.  Wahrscheinlich  als  mecha- 
nische Folge  des  in  den  obern  Regionen  stärkeren  Wachsthums  tritt 
in  den  tiefem  eine  Trennung  auf;  sie  beginnt  bei  manchen  Genera 
im  Innern  des  Keimes  und  erweitert  sich  gegen  den  Dotter.  In  ihrem 
Anfangsstadium,  also  noch  ganz  im  Keim  gelegen,  wurde  sie  beobachtet 
bei  Leuciscus  (v  a n B a m b e k e)  und  bei  Salmo.  Indem  dann  die  Keim- 
zellen, welche  den  Boden  der  Höhle  bilden , nach  den  Seiten  zurück- 
weichen, tritt  die  Höhle  unter  den  Keim.  Ist  dieser  Verlauf  auch 


21 


der  wahrscheinlichste,  so  ist  doch  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen, 
dass  nicht  allein  im  Keim  eine  Höhlung  sich  bildet,  sondern  auch 
unter  dem  Keim  ein  freier  Kaum,  eine  „Keimhöhle“  auftritt  mit  wel- 
cher die  erstere  verschmilzt  (Forellenkeim  vom  siebten  Tage)  (Taf.  I. 
Fig.  8),  oder  doch  zeitweilig  zusammenhängt ; in  diesem  Fall  könnte 
die  gleiche  mechanische  Ursache  für  die  Bildung  beider  Höhlen  ange- 
nommen werden.  Ich  glaube  daher  nicht,  dass  die  beiden  Höhlen 
in  morphologischer  Hinsicht  getrennt  werden  müssen.  Immer  ent- 
steht schliesslich  eine  zwischen  Keim  und  Dotterkugel  gelegene  flache 
Höhle;  diese  fasse  ich  als  das  Homologon  der  Furchungshöhle  der 
Ganoiden,  Selachier,  Cyclostomen  und  Batrachier,  kurz  als  Blastula- 
höhle auf;  man  sollte  sie  daher,  wie  van  Bene  den  sagt,  eher  Fur- 
chungshöhle als  Keimhöhle  nennen ; ich  werde  aber  doch  in  Zukunft 
den  letzten  Namen  verwenden,  weil  er  allgemein  dafür  gebraucht  ist. 

Jedenfalls  spielen  sich  alle  diese  Vorgänge  sehr  rasch  ab;  die 
im  Keim  gelegene  oder  nur  theilweise  auf  dem  Dotter  aufstehende 
Keimhöhle  war  bei  Knochenfischen  nur  von  L erebo  ulle  t gesehen 
worden;  ich  habe  mich  auch  vergeblich  bemüht,  bei  den  Lachseiern 
meiner  zweiten  Abtheilung  das  Stadium  wieder  aufzufinden. 


Die  so  wichtige  und  fundamentale  Frage  nach  dem  Modus  der 
Bildung  der  untern  Keimschichte  ist  vielleicht  die  schwierigste  in 
der  Entwicklungsgeschichte  der  Knochenfische.  In  der  Literatur 
finden  sich  beinahe  ebenso  viele  verschiedene  Ansichten,  als  Autoren 
darüber  geschrieben  haben ; ich  will  zuerst  die  Ansicht  darlegen,  zu 
welcher  ich  auf  Grund  meiner  Schnittserien  von  Lachskeimen  gekom- 
men bin;  ich  bemerke  im  Voraus,  dass  ich  von  den  in  der  Literatur 
gegebenen  Darstellungen  die  Beobachtungen  Götte’ s am  Forellen- 
keim am  meisten  habe  bestätigen  können. 

Mit  der  Bildung  der  Keimhöhle  beginnt  die  Abflachung  und 
Ausbreitung  des  Keimes.  Die  mechanische  Verursachung  ist  dabei 
folgende:  Die  oberen  Zellschichten,  welche  anfangs  ein  stark  gebo- 
genes Gewölbe  bilden,  sind  während  ihres  Wachsthums  von  der 
darüber  ausgespannten  Deckschicht  nach  oben  auszuweichen  verhin- 
dert und  drücken  daher  die  Widerlager  nach  unten  und  aussen  zurück; 
dadurch  flacht  sich  das  Gewölbe  ab ; der  Band  der  Keimscheibe  drückt 
sich  in  den  Keimwall  ein  und  letzterer  tritt  bis  an  die  Oberfläche 


der  Scheibe  herauf,  wo  er  von  der  Deckschicht  gefasst  ist.  Dieser 
mechanische  Vorgang  ist  daraus  am  deutlichsten  zu  erkennen,  dass 
jene  oberen  Zellschichten  während  der  Abflachung  des  Keimes  dicht 
gedrängte,  durch  seitlichen  Druck  in  der  Höhendimension  verlän- 
gerte, pallisadenförmige  Zellen  zeigen  (s.  Taf.  I.  Fig.  7,  8,  10,  Taf.  II. 
Fig.  2,  3). 

Wenn  der  Keim  als  flaches  Gewölbe  über  der  Keimhöhle  liegt, 
so  ist  die  einseitige  Verdickung,  die  während  der  ersten  Stadien  der 
Höhle  so  deutlich  war  und  von  der  man  ein  direktes  Uebergehen  in 
die  Embryonalanlage  erwartet  hätte,  nur  noch  in  sehr  geringem 
Maasse  zu  bemerken ; ein  Keim  dieses  Stadiums  war  überall,  in  der 
Mitte  wie  am  Hände  beinahe  gleich  dick,  nur  an  einer  kleinen  Stelle 
des  Randes  war  die  Dicke  um  V3 — */4  des  normalen  Betrages  grösser; 
in  diesem  Stadium  nehmen  die  gedrängten,  dunkleren  Zellen  etwa 
2/3  der  Keimdicke  ein,  und  es  befinden  sich  darunter  einige  Lagen 
heller  runder  Zellen. 

Der  Keim  hat  die  Tendenz  sich  auszubreiten ; als  mechanische 
Ursachen  derselben  müssen  vor  allem  Zelltheilung  und  Zellwachs- 
thum angesehen  werden,  doch  kommt  auch  das  Bestreben  des  Keims, 
sich  über  der  Keimhöhle  zu  verdünnen,  in  Betracht,  dessen  mecha- 
nische Verursachung  später  besprochen  werden  wird.  Die  in  den 
Handzonen  gelegenen  Zellen  werden  gegen  die  Peripherie  gedrückt; 
hier  steht  ihnen  der  Keimwall  entgegen;  sie  weichen  daher  nach 
unten  aus;  es  rücken  an  der  Peripherie  immer  mehr  Zellen  nach 
unten  und,  indem  diese  nachdrängen,  werden  die  bereits  unter  der 
ersten  Schichte  angesammelten  Zellen  centralwärts  vorgeschoben, 
d.  h.  die  secundäre  Schichte  wächst  vom  Hand  aus  in  die  Keimhöhle 
hinein.  Da  wo  dieser  Vorgang  beginnt,  bildet  sich  die  Embryonal- 
anlage; von  hier  aus  greift  der  Prozess  allmälig  am  Rande  weiter. 
Wenn,  was  ich  nicht  entscheiden  will,  in  der  That  der  später  em- 
bryonale Bezirk  der  Keimscheibe  zur  Zeit  der  Umstülpung  schon 
etwas  dicker  als  der  übrige  Hand  war,  so  erklärt  sich  leicht,  dass 
die  Umstülpung  hier  beginnt,  da  hier  der  Widerstand  des  Keimwalles 
am  grössten  war,  und  dass  die  untere  Schichte  hier  am  dicksten  und 
grössten  sich  entwickelt,  da  die  Verdickung  doppelt  zur  Geltung 
kommt.  Die  Zellen  der  untern  Schichte  zeigen  den  dunklen  Habitus 
der  gedrängten  Zelllagen  in  der  primitiven  Schichte;  jene  Lagen 
hellerer  Zellen  an  der  Unterseite  der  primitiven  Schichte  Hessen  sich 
über  der  untern  Schichte  noch  erkennen  (Taf.  I.  Fig.  10;  Taf.  II.  Fig.  3). 


23 


Ich  behaupte  also  für  den  Lachs  eher  in  strengerem  als  in  abgeschwäch- 
terem Sinne  als  Götte*)  für  die  Forelle,  dass  die  untere  Schichte 
durch  eine  Einstülpung  der  oberen  zu  Stande  komme.  Da  bei  der 
Bildung  der  unteren  Schichte  der  Keim  annähernd  die  doppelte  Dicke 
erhält,  die  am  Keimwall  befestigte  Deckschicht  aber  einer  Erhebung 
nach  oben  entgegenwirkt,  so  wird  die  untere  Schichte  gegen  den  Dotter 
auf  die  intermediäre  Schichte  gedrückt;  dieser  Umstand  scheint  in  der 
embryonalen  Gegend  eine  Fixirung  der  untern  Schichte  in  ihrer  rela- 
tiven Lage  zur  intermediären  Schichte  zu  bewirken,  und  so  eine  weitere 
Ursache  zur  Umstülpung  der  über  den  Dotter  weiter  sich  hinwälzenden 
obern  Schichte  hervorzubringen.  Durch  dieses  Verhältnis  der  secun- 
dären  Schichte  zur  intermediären  Platte  erkläre  ich  mir  auch,  dass 
ich  häufig  den  Eindruck  hatte,  dass  sich  derselben  in  der  embryonalen 
Gegend  Zellen  aus  der  intermediären  Schichte  heraus  anschliessen ; 
ich  hatte  dabei  anfangs  an  die  Darstellung  van  Beneden’s  ge- 
dacht, welcher  die  secundäre  Schichte  aus  der  „couche  intermediaire“ 
entstanden  glaubt. 

Bei  der  Forelle  gestaltet  sich  der  Vorgang  etwas  weniger  deut- 
lich. Wenn  der  Keim  sich  abgeflacht  hat,  ist  er  nicht  wie  beim 
Lachs  eine  Scheibe  von  beinahe  gleichmässiger  Dicke;  ich  fand  ihn 
in  der  einen  Hälfte  mehr  als  doppelt  so  dick  wie  in  der  andern,  so 
dass  die  Keimhöhle  unter  dieser  Hälfte  nur  eine  feine  Spalte  war. 
Er  zeigte,  wie  der  Lachskeim  die  Platte  gedrängter  länglicher  Zellen 
(s.  Taf.  I.  Fig.  5).  An  einem  Keim  vom  folgenden  Tage  sah  ich 
am  Bande  hinter  der  grossen  Zellmasse  die  Schichte  gedrängter  Zellen 
aus  derselben  hervor-  und  unter  dieselbe  treten  (s.  Taf.  I.  Fig.  8); 
da  diese  Zellen  der  secundären  Schichte  an  manchen  Stellen  nur 
schwer  von  der  anliegenden  Zellmasse  abzugrenzen  waren,  so  liess 
manchmal  nur  die  Gestalt  der  Zellen  den  thatsächlich  stattfindenden 
Vorgang  erschliessen.  Bei  einem  andern  Ei  vom  gleichen  Tage 
hatte  die  Verdickung  auf  der  einen  Seite  des  Keims  bedeutend  ab- 
genommen, die  Bildung  der  unteren  Schichte  war  fortgeschritten. 
Die  Keime  der  folgenden  Tage  zeigten  dann  eine  Scheibe,  welche  mit 
Ausnahme  des  Randes  und  der  zweischichtigen  Embryonalanlage  gleich- 
mässig  dünn  war.  Es  ist  also  bei  der  Forelle  der  Vorgang  der  Schich- 


*)  Niemals  aber  habe  ich  die  Deckschicht  an  der  Umstülpung  sich  be- 
theiiigen  sehen,  wie  in  Gütte’s  Fig.  6 (No.  Gj. 


24 


tenbildung  verdunkelt  durch  den  gleichzeitig  noch  stattfindenden  Vor- 
gang der  Ausgleichung  der  Dicke  der  Keimscheibe,  welche  beim 
Lachs  schon  vorher  stattgefunden  hatte. 

Die  Verdünnung  des  Keimes  zu  einer  gleichmässigen  »Scheibe 
kann  ich  mir  nur  so  denken,  dass  die  untern  runden,  lockeren  Zellen 
in  die  Schichte  der  gedrängteren  einrücken.  His  glaubt  hinsichtlich 
dieses  Vorganges,  wie  hinsichlich  der  später  noch  erfolgenden  Ver- 
dünnung der  Keimscheibe,  dass  „den  Verhältnissen  am  besten  Rech- 
nung getragen  wird,  wenn  man  den  Zellen  das  Bestreben  zuschreibt, 
in  grösstmöglicher  Ausdehnung  der  obern  Fläche  sich  zuzuwenden; 
wo  die  Schicht  dick  ist.  da  drängen  sich  tiefer  liegende  Zellen  zwi- 
schen die  oberflächlichen  ein  und  treiben  sie  auseinander.“  Diese 
Erklärung  würde  mich  völlig  befriedigen,  wenn  ich  mir  jenes  „Be- 
streben“ etwas  mehr  mechanisch  vorstellen  könnte.  Auch  folgende 
Auffassung  dieser  Erklärung  ist  denkbar:  Man  betrachtet  die  obere 
Schichte  als  den  Ort,  wo  die  Verhältnisse  der  endosmotischen  Äth- 
in ung  und  Ernährung  für  das  Zellleben  am  günstigsten  sind  und  wo 
die  Zellen  den  Druk  in  horizontaler,  seitlicher  Richtung  erzeugen; 
tritt  in  Folge  dessen  eine  Verdünnung  der  Zellmasse  ein,  welche  in 
einem  gegebenen  Moment  die  Schichte  (geometrisch  als  Ort  gedacht) 
einnahm,  so  kommt  ein  entsprechender  Theil  der  untern  Zellen  in 
dieselbe  zu  liegen  und  nimmt  ihre  Charaktere  an. 

Ich  habe  weder  beim  Lachs  noch  bei  der  Forelle  eine  wirkliche 
deutliche  Spalte  zwischen  den  beiden  Schichten  gefunden.  Neuerdings 
hat  ein  englischer  Beobachter,  Henneguy  (No.  9),  der  in  einer 
Notiz  die  Richtigkeit  der  Götte’sehen  Umstülpungstheorie  behauptete, 
angegeben,  dass  bei  Osmiumpräparaten,  aber  nicht  bei  Chromsäure- 
präparaten eine  deutliche  Spalte  zu  sehen  sei.  Nach  den  Zeichnungen 
von  Götte  und  His  müsste  sie  auch  an  Chromsäurepräparaten  ge- 
funden werden  können.  Wenn  dieser  Spalt  ein  normaler  Befund  ist, 
so  spricht  er  mehr  für  die  eben  dargelegte  Theorie,  als  für  irgend 
eine  andere.  Zur  Zeit  der  Bildung  der  sekundären  Schichte  findet 
man  auf  dem  Boden  der  Keimhöhle  auf  der  Oberfläche  des  Dotters 
einzelne  Zellen,  welche  den  Keimzellen  sehr  ähnlich  sind.  Oe  11  ach  er 
glaubte,  dass  sie  vom  Keim  sich  losgelöst  hätten,  bei  dessen  Erhe- 
bung auf  dem  Boden  zurückgeblieben  oder  nachträglich  auf  denselben 
herabgefallen  seien.  Die  Lockerheit  des  Gewebes  und  die  etwas 
unregelmässige  Begrenzung  an  der  Unterseite  der  Keimscheibe  spre- 
chen für  diese  Auffassung.  Aber  0 eil  ach  er  ist  im  Irrthum  mit 


der  Meinung,  dass  sich  diese  Zellen  in  den  Dotter  eingraben,  und  dass 
die  Dotterkerne,  welche  er  für  Zellen  hält,  auf  sie  zurückzu  führen 
seien.  H äckel  spricht  mit  Beziehung  auf  sein  Gadoidenei  von  Zellen, 
die  der  untern  Schichte  entstammen  und  auf  dem  Boden  der  Keim- 
höhle  umherkriechen.  Beim  Lachs  sehen  wir  zu  gewisser  Zeit  die 
innere  Schichte  centralwärts  in  ein  lockeres  Gewebe  übergehen  und 
es  wäre  denkbar,  dass  jene  Zellen  von  hier  weggewandert  seien. 
Van  Beneden  fand  bei  seinem  Gadoidenei  alle  wiinschenswerthen 
Stufen  der  Zellbildung  um  freie  Kerne  der  intermediären  Schichte 
und  der  Loslösung  dieser  Zellen.  Ich  glaube  kaum,  dass  die  Zellen 
beim  Lachs  durch  Abschnürung  aus  der  intermediären  Schichte  ent- 
stehen. Etwas  bestimmtes  kann  ich  über  den  Ursprung  dieser  Zellen 
nicht  angeben.  Vermuthlich  werden  dieselben  von  der  secundären 
Schichte  aufgenommen;  ihre  Zahl  ist  so  gering  und  ihre  Lage  so 
unregelmässig,  dass  ihnen  kaum  eine  Bedeutung  für  den  Aufbau  des 
Embryo  oder  ein  morphologischer  Werth  zukommen  dürfte. 

Bei  einem  Ei  von  Rhodeus  amarus  zeigte  der  Keim  an  einer 
Stelle  seiner  Peripherie  eine  Verdickung  (s.  Taf.  I.  Fig.  4),  welche 
ich  auf  die  Bildung  der  unteren  Schichte  beziehe;  man  erkennt,  dass 
gleichzeitig  mit  der  Verdünnung  der  Keimscheibe  die  Zellen  am  Rande 
des  Keimes  nach  unten  und  centralwärts  gegen  den  Eipol  vorgescho- 
ben wurden,  dass  also  eine  ähnliche  Einstülpung  wie  die  bei  den 
Salmoniden  beobachtete,  sich  eingeleitet  hat.  Der  Keimwall  scheint 
hier  ebenso,  wie  beim  Lachsei  der  Ausbreitung  des  Keimes  Wider- 
stand zu  bieten;  er  scheint  auch  mit  der  Deckschicht  oberhalb  des 
Keimes  fest  verbunden  zu  sein.  Es  gelang  mir  leider  nicht,  bei 
etwas  älteren  Stadien  Schnitte  von  beweisender  Deutlichkeit  zu  er- 
halten. Die  untere  Schichte  flacht  sich  sehr  bald  ab.  Diejenigen 
Forscher,  welche  durchsichtige  Eier  von  aussen  beobachteten,  dürfen 
daraus,  dass  sie  die  Einstülpung  nicht  bemerkten,  nicht  folgern,  dass 
sie  nicht  vorhanden  sei,  denn  dieselbe  kann,  wie  ich  aus  dem  Befunde 
bei  Rhodeus  schliesse,  manchmal  von  aussen  nur  als  eine  zeitweilige 
Verdickung  des  Keimrandes  erscheinen;  wenn  vielleicht  auch  bei 
manchen  Teleostiern  die  Bildung  der  untern  Schichte  durch  eine  Ab- 
spaltung in  dem  verdickten  Keimrande  sich  einleitet,  so  ist  es  mir 
doch  sehr  wahrscheinlich,  dass  diese  Erscheinung  und  die  weitere 
Bildung  der  untern  Schichte  ihren  Grund  darin  hat,  dass  Zellen  am 
Keimwall  aus  der  obern  Schichte  in  die  untere  treten  und  dass  eine 
entgegengesetzte  Bewegungsrichtung  in  den  beiden  Schichten  existirt; 


26 


ein  solcher  Vorgang  darf  und  muss  aber  mit  der  morphologisch  so 
wichtigen  Bezeichnung  „Einstülpung“  belegt  werden.  Ich  vermuthe 
überhaupt,  dass  der  Vorgang  der  Bildung  der  secundären  Schichte 
bei  allen  Knochenfischen  in  einer  homologen  „Umstülpung“  der  pri- 
mären Schichte  bestehe,  wie  bei  den  Salmoniden.  Es  hatte  dies 
Häckel  auf  seine  Beobachtungen  an  dem  Gadoidenei  und  die  Arbeit 
Götte’s  hin  ganz  apodictisch  behauptet.  Aber  diese  Ansicht  ist 
keineswegs  seither  zur  allgemeinen  Ucberzeugung  der  wissenschaft- 
lichen Welt  geworden;  es  scheint  mir  deshalb  nicht  ganz  ohne  Werth 
zu  sein,  dass  die  Frage  gerade  an  dem  Salmonidenei,  auf  welches 
sich  die  verschiedensten  Auffassungen  beziehen,  ohne  Voreingenom- 
menheit wieder  untersucht  und  zu  Gunsten  der  obigen  Auffassung 
entschieden  wurde. 


Historische  Uebersicht. 

In  diesem  Abschnitt  finden  die  verschiedenen  Beobachtungen 
und  Auffassungen  der  einzelnen  Forscher  Erwähnung  oder  kurze 
Darlegung.  Es  wird  sich  daraus  auch  einigermassen  ersehen  lassen, 
wieviel  ich  für  die  Bildung  meiner  eigenen  Anschauungen  den  ange- 
führten Autoren  verdanke. 

Die  nach  primitiven  Methoden  gewonnenen  Beobachtungen  von 
Rathke,  Rusconi,  v.  Bär,deFilippi  dürften  den  späteren  Ar- 
beiten gegenüber  kaum  noch  Bedeutung  haben  und  werden  daher 
nicht  besprochen.  Vogt  hat  die  Entwicklung  von  Corregonus  palaea 
eingehend  untersucht;  seine  Arbeit  ist  in  einzelnen  Theilen,  z.  B. 
was  die  Entstehung  des  Gefässsystemes  betrifft,  auch  heute  noch  von 
Interesse.  Seine  Angaben  über  die  ersten  Entwicklungsvorgänge 
sind  durch  die  spätem  Untersuchungen  entbehrlich  gemacht,  doch 
will  ich  hervorheben,  dass  er  ganz  deutlich  die  zweischichtige  Em- 
bryonalanlage charakterisirt,  deren  obere  Schichte  in  die  Decke  der 
Keimhöhle  („Dotterblase“)  sich  fortsetzt. 

Lereboul  let’s  Darstellung  ist,  wie  ich  oben  schon  erwähnte, 
in  Bezug  auf  die  erste  Lage  der  Keimhöhle  von  besonderem  Interesse; 
er  sagt  vom  Hechtei  (No.  20):  A la  fin  de  la  Segmentation,  le  germe, 
redevenu  lisse,  est  entierement  compose  de  grosses  cellules  globuleuses 


27 


ä noyau,  qui  proviennent  des  derniers  globales  de  fractionnernent. 
Le  germe  ainsi  modifie  est  une  sphere  creuse  (la  vesicule  blasto- 
dermique),  aplatie,  qui  se  deprime  de  plus  en  plus  et  finit  par  s’ap- 
pliquer  sur  le  vitellus  ä la  maniere  d’une  membrane  sereuse,  pour 
former  le  „blastoderme.“  Ganz  ähnlich  spricht  er  sich  auch  über 
das  entsprechende  Stadium  des  Eies  vom  Barsch  aus;  für  die  Forelle 
(No.  19,  S.  130)  findet  sich  folgendes:  Le  germe  forme  alors  (au 
commencemcnt  du  troisieme  jour)  une  petite  sphere  tres-aplatie  ou 
disque  renfle  dans  son  milieu,  aininci  sur  ses  bords  (de  1,3  m/m  ä 
1,  m/m  de  diametre),  Ce  disque  est  creux;  il  constitue  donc  une 
veritable  vesicule  que  nous  appellerons,  comme  dans  los  precedents 
memoires,  „vesicule  blastodermique.“  Es  passt  das  ganz  gut  auf 
meinen  Eorellenkeim  vom  vierten  Tage  und  den  Lachskeim  vom 
fünften  Tage.  Da  aber  Lereboullet  sich  denkt,  dass  die  Blase 
durch  einfache  Abflachung  (d.  h.  eine  Art  Gastrulation)  zu  einer 
doppelsichtigen  Haube  werde,  und  dabei  unzweifelhaft  das  obere  Blatt, 
sein  feuillet  epidermique,  bei  der  Forelle  nichts  als  die  Deckschicht*) 
ist,  so  kann  ich  mir  seine  Angaben,  soweit  sie  sich  auf  die  Forelle 
beziehen,  nur  dann  erklären,  wenn  ich  annehmc,  dass  er  im  Verlaufe 
der  Untersuchung  jene  ersterwähnte,  wirkliche  Furchungshöhle  mit 
Spalten  verwechselte,  welche  künstlich  in  Folge  des  Härtungsmittels 
zwischen  der  Deckschicht  und  den  übrigen  Keimzellen  entstanden 
waren.  Lereboullet  beschreibt  für  die  Forelle  wie  für  den  Hecht 
und  den  Barsch  die  durch  Metamorphose  von  „Dotterkügelchen“  er- 
folgende Bildung  einer  neuen  Membran  unter  dem  Keim;  sie  bestehe 
aus  Zellen , welche  in  eine  verbindende  Masse  angebettet  sind ; 
Lereboullet  nennt  sie  feuillet  muqueux  oder  vegetatif  und  glaubt, 
dass  der  Darm  daraus  hervorgehe;  wahrscheinlich  ist  das  Gebilde 
nichts  anderes,  als  die  intermediäre  Schichte  mit  ihren  Kernen. 

Stricker  (No.  29)  war  der  erste,  welcher  die  unter  dem  Keim 
befindliche  Höhle  auf  Querschnitten  sah  und  deutlich  beschrieb.  Diese 
Höhle  haben  alle  späteren  Autoren  wieder  gefunden.  Rieneck 
(No.  26),  Stricker  und  Weil  (No.  31)  vermuthen  für  den  Salino- 
nidenkeim  auf  Grund  einzelner  weniger  Durchschnitte,  dass,  wenn 
der  Keim  als  flaches  Gewölbe  über  der  Furchungshöhle  liegt , die 
untern  grossem  Zellen  des  Keimes  auf  den  Boden  der  Höhle  herab- 


*)  No.  19,  S.  132.  J’ai  trouve  le  feuillet  superieur  forme  d'une  simple 
couche  de  globes  generateurs. 


28 


fallen  und  dann  aktiv  zur  Peripherie  wandern,  um  die  untere  Schichte 
zu  bilden.  Es  ist  mir  fraglich,  ob  die  von  Weil  geschilderten  Be- 
wegungen der  auf  dem  Boden  der  Keimhöhle  gelegenen  Zellen  den  Be- 
wegungen einer  Amöbe  homolog  sind,  oder  nicht  vielmehr  in  die  Categorie 
der  Zerfliessungserscheinungen  gehören,  wie  sie  der  ungefurchte  Keim 
und  die  Furchungskugeln  unter  anormalen  Verhältnissen  zeigen. 

Kupffer  (No.  15  u.  16)  schildert  nach  seinen  Beobachtungen 
an  Gasterosteus,  Gobius  und  Clupea  den  Vorgang  der  Embryo bil düng 
folgendermassen : Bei  der  Ausbreitung  des  Keimes  über  die  Dotter- 
kugel verdünnt  sich  die  Mitte  des  Keimes  und  verdickt  sich  sein 
Rand  ringsum  glcichmässig;  gleichzeitig  differenziren  sich  die  Zellen 
des  Mittelfeldes  durch  Abflachung  und  Aneinanderlagern  von  den 
runden  Zellen  des  Randwulstes.  Sodann  werde  der  Randwulst  auf 
einer  Seite  dünner,  und  es  entstehe  auf  der  andern  die  Embryonal- 
anlage als  eine  Verdickung,  welche  in  meridionaler  Richtung  in  das 
Mittelfeld  hineinwachse  und  auch  gegen  den  Dotter  sich  vorwölbe. 
Die  Bildung  des  Rand wulstes  und  seine  einseitige  Verdickung  haben 
ihren  Grund  in  aktiven  Wanderungen  der  Keimzellen;  bei  dem  letzte- 
ren Vorgang  mag  auch  gesteigerte  Zellen  Vermehrung  in  loco  Antheil 
haben.  Kupffer  hatte  in  seiner  altern  Arbeit  die  Vermuthung 
aufgestellt,  dass  die  Embryonalanlage  durch  eine  zu  beiden  Seiten 
der  Axe  auftretende  Spaltung  zweiblättrig  werde  ; in  der  Axe  seien  nie 
zwei  Blätter  zu  unterscheiden.  In  seinem  Werke  über  die  Häringsent- 
wicklung gibt  er  das  Bild  eines  Durchschnittes,  bei  welchem  am  Rande 
des  Keimes  in  der  Gegend  des  Aequators  des  Eies  die  obere  Schichte 
umbiegt,  sich  nach  oben  einschlägt  und  verdünnt  auf  dem  Dotter 
endet;  er  betont  die  Uebereinstimmung  derselben  mit  den  Figuren 
Götte’s,  aber  er  acceptirt  dessen  Theorie  von  der  Rückstauung  des 
Keimes  und  der  in  Folge  dessen  entgegengesetzten  Wachsthumsrich- 
tung der  beiden  Schichten  nicht  und  bleibt  bei  der  Auffassung,  dass 
die  untere  Schichte  durch  Abspaltung  entstehe;  Kupffer  behauptet 
mit  Sicherheit,  dass  aus  der  intermediären  Lage  eine  Zellenschichte  her- 
vorgehe; diese  bezeichnet  er,  da  er  sie  keinem  andern  Blatte  homolog 
setzen  kann,  als  Entoderm;  jene  secundäre  Schichte,  die  zwischen  diesem 
Blatte  und  dem  Entoderm  liegt,  hält  er  deshalb  für  das  Mesoderm. 

Mittelst  zahlreicher  Serien  von  Durchschnitten  haben  0 eil  ach  er, 
Götte  und  His  den  Lachs-  und  Forellenkeim  studirt  und  von  den 
Vorgängen  der  vorliegenden  Periode  drei  wesentlich  verschiedene 
Auffassungen  gewonnen. 


29 


Oellaclier  (No.  24),  welcher  das  Forellenei  als  Untersuchungs- 
objekt hatte,  fand  unter  dem  Keim  eine  kleine,  niedrige,  excentrisch 
gelegene  Höhle , welche  am  peripheren  Tlieil  etwas  sich  erweiterte, 
centralwärts  aber  spaltförmig  wurde.  Die  Höhle  sei  entstanden, 
indem  der  Keim  sich  in  dieser  vordem  Hälfte  verdünnt  und  dem 
entsprechend  vom  Dotter  abgehoben  habe.  Sie  breite  sich  dann 
während  des  Flächenwachsthums  des  Keimes  unter  denselben  so  aus, 
dass  der  Keim  eine  dünne  Platte  darstelle,  die  am  Rand  etwas  ver- 
dickt sei;  in  die  hintere  Keimhälfte  aber  dringe  die  Keimhöhle  nicht 
so  weit  als  sonst  vor,  und  es  bleibe  hier  eine  beträchtliche  Zellen- 
masse, die  als  Verdickung  des  Randwulstes  erscheine  und  die  Em- 
bryonalanlage darstelle.  Am  Schwanzende  der  letzteren  bleibe  die 
Keimperipherie  bei  der  Umwachsung  auf  dem  Ei  fest  und  unverrückt. 
In  der  Keimscheibe  differenziren  sich  die  der  Deckschichte  benach- 
barten Zellenlagen , indem  die  einzelnen  Zellen  länglicher  werden ; 
im  Randwulst  und  hauptsächlich  in  der  Embryonalanlage  bleibe  unter 
dieser  Schichte  eine  zweite  aus  runden  Zellen.  Im  hintern  Theil  der 
Embryonalanlage  gingen  in  der  Nähe  der  Medianebene  die  beiden 
Schichten  allmälig  ineinander  über  und  bildeten  gemeinsam  den  Axen- 
strang,  die  einheitliche  Anlage  für  Chorda  und  Rückenmark.  Die 
Deckschicht  wird  als  Hornblatt,  die  obere  Schichte  als  Sinnesblatt, 
die  untere  als  vegetatives  Blatt  bezeichnet.  Aus  der  untern  Schichte 
entstehe  durch  eine  zweite  Differenziation  das  Mesoderm  und  das 
Entoderm. 

Götte  (No.  6b.)  fand  bei  der  Forelle  unter  dem  mittleren 
Theile  des  Keimes  einen  spaltartigen  Raum,  welcher  in  der  einen 
dickeren  Hälfte  des  Keimes  weniger  weit  als  sonst  gegen  die  Peri- 
pherie hin  reicht.  In  Folge  einer  centrifugalen  Zellenverschiebung, 
welche  nach  allen  Seiten  wirke,  breite  sich  dann  der  Keim  aus,  ver- 
dünne sich  im  mittleren  Theile  und  erhalte  einen  Rand wulst,  da  der 
Dotter  der  Ausbreitung  des  Randes  einen  Widerstand  entgegensetzt ; 
der  Randwulst  werde  in  der  dickeren  Keimhälfte  breiter  und  dicker 
als  in  der  andern  ; so  verwandle  sich  der  Keim  in  eine  Scheibe  mit 
verdünnter  Mitte  und  einem  verdickten  Rand,  an  welchem  eine  Stelle 
durch  besondere  Dicke  und  Breite  als  Embryonaltheil  ausgezeichnet 
ist.  Dann  löse  sich  die  untere  Hälfte  des  Randwulstes  zuerst  im 
Embryonaltheil  und  von  da  aus  weiter  in  der  Weise  von  der  obern 
ab , dass  sie  nach  innen  gegen  die  Keimhöhle  einen  freien  Rand 
erhält ; die  so  angedeutete  untere  Schichte  wachse  centripetal  an  der 


— 3Ö  — 


untern  Fläche  der  Keimhöhlendecke  weiter.  Die  Bildung  der  un- 
tern Schichte  erscheint  wie  ein  „Umschlag“  des  ursprünglichen 
Keimrandes.  Die  secundäre  Schichte  enthält  das  mittlere  und  das 
Darmblatt. 

His  (No.  13  u.  14)  bezeichnet  die  beim  Lachs  im  Anfang  der 
Furchung,  wenn  acht  oberflächliche  Segmente  vorhanden  sind,  im 
Innern  des  Keimes  auftretende  Spalte  als  Furchungshöhle  und  ver- 
gleicht sie  mit  der  Furchungshöhle  im  Batrachierei.  In  der  Form, 
in  welcher  ich  diese  Spalte  gesehen  und  (Taf.  I.  Fig.  2)  gezeichnet 
habe,  durfte  sie  kaum  den  Namen  einer  Höhle  verdienen.  Sie  scheint 
mir  ebensowenig  morphologischen  Werth  zu  haben,  als  dieVacuolen, 
welche  sich  häufig  am  Ende  und  im  Verlaufe  der  die  Theilungen 
vollziehenden  Furchungsspalten  finden.  Die  Keimhöhle  entsteht  nach 
His,  indem  von  den  kleinen  Zwischenräumen  zwischen  den  Furchungs- 
kugeln die  an  der  Basis  des  Keimes  gelegenen  zunehmen  und  zur 
Keimhöhle  sozusagen  Zusammenflüssen.  Der  Keim  hebe  sich  dabei 
in  seiner  ganzen  Ausdehnung  mit  Ausnahme  des  äussersten  Randes 
von  dem  Dotter  ab  und  sei  von  einzelnen  Zellhaufen  wie  von  Füss- 
chen  gestützt.  Ich  habe  bei  keinem  von  den  Lachskeimen,  die  ich, 
um  die  erste  Gestalt  der  Furchungshöhle  zu  eruiren,  in  Schnitte  zer- 
legt habe,  ein  Stadium  gefunden,  welches  seiner  Beschreibung  und 
Abbildung  entsprochen  hätte.  Wenn  die  Furchungshöhle  in  der  eben- 
besprochenen Gestalt  sich  gebildet  hat,  unterscheidet  His  am  Keim 
eine  aus  gedrängten  Zellen  bestehende  Aussenzone,  den  Gewölbtheil 
von  der  innern  und  untern  Schichte,  der  Füllungsmasse;  bei  der  Ab- 
flachung des  Keimes  entstehe  in  der  untern  Schichte  ein  hufeisen- 
förmiger Riss;  der  in  der  Höhlung  des  Hufeisenbogens  befindliche 
Theil  der  Füllungsmasse  werde  zur  untern  Schichte  der  Embryonal- 
anlage, der  ausserhalb  gelegene  Streifen  zur  untern  Schichte  des  Rand- 
wulstes; über  dem  Riss,  der  sich  immer  mehr  vergrössere,  bleibe  nur 
die  obere  Schichte;  dieser  Theil,  die  Mittelscheibe,  dehne  sich  bei 
der  Umwachsung  enorm  aus.  Die  untere  Schichte  lege  sich  an  den 
Dotter  an,  sei  an  ihrem  centralwärts  gelegenen  Rande  dünner  und 
lockerer  und  werde  durch  eine  keilförmige  Spalte  von  der  oberen 
Schichte  getrennt.  (S.  No.  13,  Taf.  II.  F.  3.) 

Van  Bambeke  (No.  3)  entdeckte  bei  Leuciscus  rutilus  eine 
ganz  im  Keim  gelegene  Höhle,  welche  er  zum  Unterschied  von  der 
unter  dem  Keim  gelegenen,  später  auftretenden  Keimhöhle,  als  Fur- 
chungshöhle bezeichnet;  dieselbe  sei  der  gleichnamigen  Höhle  im 


Ratrachierei  homolog  und  verschwinde  wieder  ähnlich  wie  eine  rudi- 
mentäre Organanlage  ohne  Bedeutung  für  die  weitere  Entwicklung 
zu  haben ; der  Keim  überzogen  von  der  Deckschicht  wird  als  primäres 
äusseres  Blatt  bezeichnet;  daraus  entstehe  durch  Differentiation  das 
Sinnesblatt  und  das  Mesoderm.  Durch  Zellbildung  um  Kerne  der 
intermediären  Schichte  entstehe  eine  Lage  flacher  Zellen,  das  Entoderm. 

Häckel  (No.  8)  beobachtete  am  Mittelmeer  ein  Teleostierei, 
das  wahrscheinlich  einem  Gadoiden  angehörte;  der  Keim  ruhe  auf 
einer  Dotterkugel,  welche  zu  keiner  Zeit  der  Entwicklung  irgend 
welche  andere  Formbestandtheile  als  eine  einzige  Oelkugel  erkennen 
lasse;  der  nach  der  Furchung  linsenförmige  Keim  werde  durch  eine 
„centrifugale  Zellenwanderung“  in  der  Mitte  verdünnt  und  am  Rande 
verdickt,  so  dass  er,  nachdem  in  Folge  der  Verdünnung  eine  cen- 
trale Furchungshöhle  entstanden  sei,  eine  gewölbte  Scheibe  mit  ver- 
dicktem Rand  darstelle;  „jetzt  schlägt  sich  der  verdickte  Saum  der 
Keimscheibe  nach  innen  um,  und  eine  dünne  Zellenschicht  wächst 
wie  ein  immer  enger  werdendes  Diaphragma  in  die  Keimhöhle  hinein ;“ 
die  Zellen  derselben  rücken  auf  der  Eiweisskugel  des  Nahrungsdotters 
bis  in  die  Mitte  der  Keimhöhle  vor  und  bilden  dann  eine  „zusammen- 
hängende, einschichtige  Zellenlage  auf  dem  ganzen  Keimhöhlenboden  ;“ 
diese  „wölbe  sich  in  die  Keimhöhle  hinein,“  ihr  folge  die  „innig  an- 
hängende Dotterkugel,“  und  die  Flüssigkeit  in  der  Keimhöhle  werde 
resorbirt.  Der  Keim  ruhe  dann  als  eine  doppelwandige  Kappe  der 
Dotterkugel  auf  und  umwachse  dieselbe;  das  obere  Blatt,  das  Ecto- 
derm  sei  aus  drei  Schichten  kleinerer,  das  untere  Blatt,  das  Entoderm 
aus  einer  einzigen  Schichte  grösserer  Zellen  gebildet.  Das  Mesoderm 
entstehe  wahrscheinlich  durch  Abspaltung  der  Urwirbelstränge  vom 
Ectoderm  und  durch  bewegliche,  amöbenartige  Wanderzellen , welche 
von  der  untern  Seite  des  Entoderms  sich  ablösen,  durch  dasselbe 
hindurch  wandern,  theils  auf  der  Oberfläche  des  Nahrungsdotters, 
tlieils  im  Embryokörper  seihst  sich  ausbreiten  und  schliesslich  theils 
zu  ßlutzellen,  theils  zu  Bindegewebszellen  und  Pigmentzellen  werden. 

Van  Beneden  (No.  4)  untersuchte  ein  Gadoidenei,  welches  dem 
von  Häckel  beobachteten  sehr  ähnlich  und  wahrscheinlich  von  einer 
nahverwandten  Spezies  war;  seine  Resultate  sind  aber  mit  denen 
Häckels  wenig  übereinstimmend;  er  sah  unter  der  Scheibe  von 
Keimzellen  eine  zweite  Schichte,  welche  am  Rande  derselben  ohne 
scharfe  Grenze  in  der  intermediären  Schichte  ruhe  und  centralwärts 
eine  Strecke  weit  unter  der  Keimscheibe  ansteige ; die  Zellen  dieser 


32 


Schichte  seien  den  in  der  intermediären  Schichte  um  diese  Zeit  zahl- 
reich gebildeten  Zellen  so  ähnlich  und  von  den  Keimzellen  so  ver- 
schieden und  deutlich  abgegrenzt,  dass  man  annehmen  müsse,  sie 
entstammen  der  intermediären  Schichte.  Er  bezeichnet  die  letztere 
als  Entodermblatt  und  die  ebenbesprochene  Schichte  als  inneres  mitt- 
leres Blatt;  aus  dem  Entodermblatt  soll  auch  später  das  Epithel  des 
Darmtractus  hervorgehen ; das  entodermale  innere  mittlere  Blatt  gehe 
Blut,  Gefässe  und  Bindegewebe;  das  von  der  Deckschicht  überzogene 
Blastoderm  heisst  ectodermales  Blatt  und  spalte  sich,  wie  er  ver- 
muthet,  später  in  das  Sinnesblatt  und  das  äussere,  mittlere  Blatt. 
Diese  Darstellung  van  Beneden’s  mit  den  Fig.  6 und  9 ist  von 
allen  Arbeiten  über  die  Knochenfischentwicklung  die  einzige,  welche 
mir  Bedenken  erregt  hat  gegen  die  Verallgemeinerung  der  am  Lachs 
gemachten  Beobachtung,  dass  die  untere  Schichte  durch  Einstülpung 
der  oberen  entstehe.  Aber  so  lange  die  unmittelbar  vorhergehenden 
und  die  späteren  Stadien  nicht  genau  bekannt  sind,  muss  zwar  als 
sehr  wahrscheinlich  festgehalten  werden,  dass  hier  Zellen  aus  der 
intermediären  Schichte  sich  abfurchen,  um  der  untern  Schichte  sich 
anzuschliessen , kann  aber  die  Vermuthung,  dass  auch  hier  ein  Um- 
stülpungsvorgang auftrete,  nicht  für  unberechtigt  erklärt  werden.*) 


Ich  füge  diesem  Abschnitt  einige  Bemerkungen  über  die  üm- 
wachsung  im  Allgemeinen  bei. 

Bei  der  Umwachsung  schiebt  der  Band  des  Keimes  den  Keim- 
wall vor  sich  her,  so  dass  die  intermediäre  Schichte  ebenfalls  über 
die  Dotterkugel  hingezogen  wird  und  ihre  Kerne  später  über  deren 
ganze  Oberfläche  zerstreut  liegen.  Die  Oelkugeln , welche  in  einer 

*)  Die  jüngste  Arbeit  über  Knocbenfischentwickelung  ist  die  von  Iloff- 
niann  (No.  II a).  Nach  ihm  verdicke  sich  der  Keim  am  Rande,  und  zwar  be- 
sonders in  der  embryonalen  Gegend.  „Gleichzeitig“  trenne  ein  Spalt  den  untern 
Theil  der  Verdickung  als  unteres  Blatt  ab.  Dieses  werde  durch  eine  spätere 
Spalte  in  Mesoderm  und  Entoderm  getbeilt.  Diese  Vorgänge  beobachtete  er  be- 
sonders deutlich  an  den  durchsichtigen  Eiern  von  Fierasfer  und  Heliasis.  Wenn 
II  off  mann  keine  jüngeren  Forellenkeime  geschnitten  hat,  als  die  von  ihm 
abgebildeten,  so  ist  es  begreiflich,  dass  er  auch  bei  der  Forelle  nur  den  An- 
schein einer  Abspaltung  fand. 


breiten  schüsselförmigen  Schichte  unter  der  intermediären  Platte  und 
dem  Keim  wall  lagen,  rücken  theil  weise  mit  den  letzteren  vor,  theil- 
weise  gruppiren  sie  sich  unter  der  Embryonalanlage  und  gewähr- 
leisten ihr  die  Lage  an  der  Oberseite  des  Eies. 

Die  im  ganzen  Umfang  des  Keimes  eingeleitete  Bildung  der 
untern  Schichte  geht  nur  in  der  Gegend  der  Embryonalanlage  weiter ; 
am  übrigen  Rande  wird  sie  gleich  wieder  sistirt  und  es  bleibt  hier 
nur  eine  einfache,  im  Verlauf  der  Umwachsung  abnehmende  Ver- 
dickung des  Keimscheibenrandes.  In  der  Embryonalanlage  wird  der 
Umschlag  immer  grösser;  die  obere  Schichte  schiebt  sich  über  die 
untere  weg,  wobei  der  Einfaltungsprozess  fortschreitet;  dadurch  ver- 
längert sich  die  Embryonalanlage  am  peripheren  Ende;  die  untere 
Schichte  wird  auch  etwas  nach  innen  in  die  Keimhöhle  hinein  vor- 
geschoben und  dadurch  der  doppelschichtige  Bezirk  am  centralwärts 
gelegenen  Ende  verlängert.  Sowohl  durch  diesen  letzteren  Vorgang, 
als  in  Folge  der  Ueberstülpung  der  Keimscheibe  über  die  Dotter- 
kugel verschwindet  die  Keimhöhle;  mit  Rücksicht  auf  die  morpho- 
logische Deutung  dieser  Erscheinung  sagt  man  richtiger:  die  Keim- 
liöhle  geht  verloren  bei  der  Einstülpung  der  Dotterkugel  und  der 
secundären  Schichte  in  die  primäre. 

Bei  der  Umwachsung  verdünnt  sich  der  über  der  Keimhöhle 
gelegene  Theil  der  Scheibe,  bis  nur  noch  eine  einzige  Zellenlage 
unter  der  Deckschicht  ist.  *) 

Die  Keimscheibe  behält  bei  der  Umwachsung  ihre  kreisrunde 
Circumferenz ; nur  tritt  zuweilen  das  Hinterende  der  Embryonalan- 
lage ein  wenig  über  die  Peripherie  heraus. 

Aus  meiner  ganzen  bisherigen  und  folgenden  Darstellung  geht 
hervor,  dass  ich  mich  der  Ansicht  von  His  über  die  Bildung  des 
Embryonalleibes  nicht  anscliliesse.  His  meint  nämlich,  dass  die 
Embryonalanlage,  wie  wir  sie  bisher  haben  enstehen  sehen,  zum 
Kopf  des  Embryos  werde  und  dass  der  weitere  Körper  dadurch  zu 
Stande  komme,  dass  sich  der  Randwulst  am  jeweiligen  Hinterende 
der  Embryonalanlage  von  beiden  Seiten  zum  Embryonalkörper  zu- 

*)  Bie  mechanischen  Ursachen  der  Vorgänge  zu  dieser  Zeit  sind  schwierig 
zu  verfolgen;  es  scheint  dass  von  einem  bestimmten  Zeitpunkt  ab  die  untere 
Schichte  in  Folge  ihrer  besseren  Ernährung  stärker  als  das  Ectoderm  wächst; 
daraus  könnte  man  Gründe  für  die  Verdünnung  der  Keimhöhlendecke,  für  die 
weitere  Umwachsung  und  für  die  Verdünnung  des  Ectoderms  im  hintern  Theil 
der  Embryonalanlage  abieiten. 


3 


34 


sammenlege,  so  dass  aus  dem  Randvvulst  jeder  Seite  die  entsprechende 
laterale  Hälfte  des  Embiyos  werde. 

Ebensowenig  billige  ich  die  Angabe  Oellachers,  dass  bei  der 
Umwachsung  des  Dotters  der  in  der  Axe  des  Embryos  gelegene  Punkt 
des  Randes  der  Keimscheibe  auf  der  Dotterkugel  fixirt  sei ; sie  scheint 
mir  ganz  willkürlich. 

Bei  den  Salmoniden  leitet  sich,  wie  wir  gesehen  haben,  die  Bil- 
dung der  untern  Schichte  bald  nach  dem  Beginn  der  Ausbreitung 
des  Keimes  ein;  bei  denjenigen  Eiern,  bei  welchen  die  Quantität  des 
Nahrungsdotters  relativ  zu  der  des  Keimes  kleiner  ist,  tritt  sie  später 
auf,  d.  h.  wenn  die  Keimscheibe  an  der  Eiperipherie  über  einem 
grösseren  Winkel  liegt;  bei  Clupea  wird  sie  nahe  am  Aequator  des 
Eis  bemerklich;  ebenso  bei  Leuciscus  rutilus  (wie  ich  aus  den  Ab- 
bildungen von  van  Bambeke  entnehme);  bei  Gobius  (Abbildungen 
von  Kup  ff  er)  wahrscheinlich  etwas  jenseits  des  Aequators.  Dem- 
gemäss erfolgen  auch  die  Anlage  des  Embryos  und  alle  damit  zu- 
sammenhängenden Erscheinungen  später.  In  diesen  Fällen  kann,  wie 
Kupffer  ganz  richtig  hervorgehoben  hat,  bis  zur  Bildung  der  secun- 
dären  Schichte  absolut  kein  Grund  gedacht  werden,  warum  die  Um- 
wachsung des  Dotters  nicht  gleichförmig  in  der  ganzen  Peripherie 
der  Keimscheibe  erfolgen  solle;  Kupffer  glaubt,  dass  der  Schluss 
der  Umwachsung  an  dem  Gegenpole  des  ursprünglichen  und  bleiben- 
den Keimcentrums  erfolge.  Ich  habe  die  Umwachsung  an  dem  Ei 
von  Rhodeus  amarus  verfolgt,  wo  bei  der  länglichen  Gestalt  des 
Dotters  die  Axe  desselben  immer  unzweifelhaft  festgelegt  ist.  Der 
Keim  lag  vor  der  Ausbreitung  über  dem  obern  Ende  (zuweilen  etwas 
schief  und  excentrisch);  die  Ebene  des  Keimrandes  war  bis  gegen 
das  Ende  der  Umwachsung  senkrecht  auf  der  Längsaxe  des  Dotters; 
dann  aber  trat  eine  Assymetrie  in  der  Art  ein,  dass  das  Dotterloch 
etwas  seitlich  zu  liegen  kam.  Ich  glaube  daher,  dass  die  Ausbrei- 
tung der  Keimscheibe  bei  allen  Knochenfischen  eine  allseitige  sei, 
dass  sie  aber  von  einem  für  die  einzelnen  Spezies  verschiedenen  Sta- 
dium ab  im  embryonalen  und  im  nicht  embryonalen  Tlieil  nimmer 
gleichförmig  bleibe. 


35 


IV. 

Die  Entwicklung  des  Medullarrohres. 

Von  Bär,  Vogt  und  Lereboullet  nehmen  an , dass  das 
Med  ullarrohr  der  Teleostier  sich  in  der  gewöhnlichen  Weise  durch 
Ueberwölhung  der  Medullarfurche  und  Verschmelzung  ihrer  Ränder 
bildet.  Kupffer  lässt  beim  Stichling  das  Medullarrohr  als  eine  solide 
kielförmig  nach  unten  vorspringende  Verdickung  des  obern  Blattes 
entstehen;  unter  der  Deckschicht  bildet  sich  eine  Furche,  welche 
nach  unten  vordringend  und  nach  oben  sich  schliessend  den  Kiel 
aushöhlt.  Ebenso  wird  nach  Schapringer  (Wiener  Sitz.-Ber.  64. 
II.  1871)  und  nach  Weil  (No.  31)  das  Medullarrohr  durch  einen 
soliden,  dem  oberen  Blatt  angehörigen  Strang  angelegt.  Die  spätere 
Höhle  soll  aber  ohne  Zusammenhang  mit  der  oberflächlichen  Furche 
durch  eine  Spaltung  im  Inneren  des  Kiels  entstehen.  Nach  0 eilach  er 
sind  in  dem  Kiele  die  Zellen  beider  Schichten  um  eine  als  Axe  des 
Embryo  gedachte  Linie  gruppirt ; aus  dem  oberen  Theile  dieses  Axen- 
stranges  bildet  sich  die  solide  Anlage  des  Markrohres,  aus  dem  unteren 
die  Chorda.  „Zur  Zeit  der  Entstehung  der  Höhlung  ist  der  Medullar- 
strang  mehr  und  mehr  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  auf  zwei  ein- 
fache Zellreihen  reducirt,  welche  den  früheren  äussersten  Cylinder- 
zellenschichten  des  Sinnesblattes  oder  Medullarstranges  entsprechen.“ 
Stellenweise  können  auch  noch  Zellen  im  Innern  liegen,  die  sich  auf- 
lösen  und  so  das  Hohlwerden  des  Stranges  unterstützen , welches 
durch  Auseinanderweichen  der  beiden  Zellschichten  erfolgt. 

Götte  ist  nach  eingehenden  Untersuchungen  an  Forellenem- 
bryonen zu  folgenden  Resultaten  gekommen:  Die  erste  Anlage  des 
Centralnervensystems  erscheint  als  breite  Verdickung  des  oberen 
Keimblattes  (Axenplatte) ; diese  zieht  sich  von  beiden  Seiten  zu  einem 
medianen  Kiel  zusammen,  indem  die  in  der  Medianebene  gegeneinan- 
der gestauten  Zellenmassen  nach  unten  ausweichen;  die  Axenplatte 
schlägt  so  gewissermassen  eine  geschlossene  Falte,  was  auch  durch 

3* 


36 


die  vergängliche,  oberflächliche  Falte  angedeutet  wird.  Wird  dann 
die  Falte  oben  zusammengeschnürt,  so  weichen  ihre  Platten  unten 
auseinander,  so  dass  in  der  Medianebene  eine  Spalte  entsteht.  Die 
von  Götte  gegebene  Darstellung  der  Entstehung  des  Kiels  ist  auch 
von  His  acceptirt;  sie  scheint  vollständig  den  objektiven  Verhält- 
nissen zu  entsprechen.  Die  „pallisadenförmigen  Zellen  des  Ectoderms, 
die  ihre  Gestalt  dem  Seitendrucke  verdanken  und  in  der  Nähe  der 
Medianlinie  von  beiden  Seiten  abwärts  Vordringen“  sind  leicht  zu  sehen 
(s.  Taf.  III);  auch  die  von  Calberla  für  Syngnathus  gegebenen  Ab- 
bildungen lassen  die  gleiche  Anordnung  der  Zellformen  erkennen. 

Viel  schwieriger  als  seine  Erklärung  des  Kiels  ist  Götte’s 
Darstellung  von  dem  Entstehen  der  Höhlung  zu  begreifen.  Da  der 
Kiel  durch  eine  Art  Einfaltung  entstanden  ist,  so  kommt  die  Höhlung 
durch  „Auseinanderweichen  der  Wände  der  geschlossenen  Falte“  zu 
Stande.  Es  wäre  dies  sehr  einleuchtend,  wenn  man  die  Innenseite 
der  Wände  der  Falte  als  die  früheren  Aussenseiten  der  muldenför- 
migen Vertiefung  auffassen  und  während  der  Einfaltung  immer  abge- 
grenzt denken  dürfte.  Aber  „ich  muss  entschieden  bestreiten,“  sagt 
Götte,  „dass  die  Deckschichte  oder  eine  andere  continuirliche  Zell- 
schicht sich  von  oben  her  faltenförmig  in  den  von  den  übrigen  Zell- 
schichten gebildeten  Kiel  einsenkt , und  so  zur  Auskleidung  einer 
continuirlichen,  wenn  auch  noch  so  engen  Spalte  wird,  die  sich  später 
zum  Centralkanal  der  Röhre  erweiterte.“  Götte  schliesst  nur  aus 
der  gesetzmässigen  Erscheinung  der  Spalte , „ dass  in  der  Richtung 
der  Medianebene  der  Zusammenhang  der  Zellen  beständig  lockerer 
ist,  also  zwischen  beiden  Seitenhälften  des  Kiels  eine  gewisse  Scheide- 
grenze besteht;“  „dies  gestattet  aber  gerade  den  Vergleich  derselben 
mit  einer  geschlossenen  Falte,  welche  sich  alsdann  von  der  offenen 
Falte  anderer  Wirbelthierembryonen,*)  die  auch  zuweilen  theilweise 
spaltförmig  eng  wird,  nicht  mehr  unterscheidet.“  Diese  Auffassung 
ist,  wie  ich  glaube,  für  die  Erkenntniss  des  wirklichen  Sachverhaltes 
sehr  werthvoll.  Die  Entstehung  der  Höhle  ist  aber  dadurch  nicht 
mechanisch  erklärt;  denn  die  erklärende  Ursache,  nämlich  der  lockerere 
Zusammenhang,  welcher  die  beiden  Schichten  trennt,  ist  nicht  be- 
obachtet, sondern  nur  hypothetisch  vorausgesetzt. 


*)  Neuere  Untersuchungen  an  Vogelembryonen  (Braun  am  Wellenpapagei, 
Gasser  am  Huhn  und  der  Gans)  haben  gezeigt,  dass  hier  der  hinterste  Theil 
des  Medullarrohres  sich  solid  anlegt. 


37 


Calberla  hat  den  betreffenden  Vorgang  ebenfalls  auf  Durch- 
schnitten untersucht  und  zwar  an  Embryonen  von  Salmo  und  beson- 
ders von  Syngnathus ; er  stellt  der  Auffassung  G ötte’s  folgende  sehr 
klar  entwickelte  Ansicht  gegenüber.  Die  Bildungsweise  der  Ausklei- 
dung des  Medullarrohres  ist  ebenfalls  derjenigen  der  übrigen  Wirbel- 
thiere  homolog.  Zur  Zeit  des  Auftretens  der  Bückenfurche  werden 
durch  die  Vermehrung  der  lateral  derselben  gelegenen  Zellen  der 
oberen  Schichte  („  innere  Schichte  des  Ectoderms  “)  die  Zellen  der 
Deckschicht  („obere  Schichte  des  Ectoderms“),  welche  die  Rücken- 
furche auskleiden,  „ gegeneinander  und  zugleich  weiter  in’s  Innere 
der  vorerst  soliden,  kielförmigen  Anlage  des  Medullarrohres  gedrängt.“ 
„Nach  der  Abschnürung  der  soliden  Medullarrohranlage  durch  das 
inzwischen  bedeutend  verdickte  Mesoderm  befinden  sich  die  von 
der  Deckschicht  abstamraenden  Zellen  in  zwei  Schichten  im  Innern 
der  Medullarrohranlage  gelagert;  indem  sie  auseinanderweichen,  ent- 
steht das  Lumen.“ 

Leider  hat  Calberla  die  Einzelheiten  seiner  Beobachtungen 
über  die  Einstülpung  bei  den  Salmoniden  nicht  veröffentlicht  und 
auch  keine  Zeichnung  davon  gegeben.  Da  nun  Götte  das  Einfalten 
der  Deckschicht  auf  das  Entschiedenste  bestreitet,  so  bleibt  das  wirk- 
liche Verhalten  fraglich.  Gerade  bei  den  Salmoniden  ist  durch  die 
grosse  Zahl  der  Zellen  die  Beobachtung  erschwert;  die  Deckschicht 
besteht  um  diese  Zeit  aus  flachen  Zellen  und  ist  in  der  Gegend  der 
Medianebene  nur  schwer  zu  erkennen.  Ich  habe  an  keinem  Schnitte 
mit  Sicherheit  das  Eindringen  der  Deckschicht  beobachten  können, 
aber  an  Präparaten  jeden  Alters  den  einfachen  ununterbrochenen 
Verlauf  der  Deckschicht  verfolgt  (s.  Taf.  III.  Eig.  1,  2,  5,  6,  11). 

Nachdem  ich  soeben  Götte ’s  Ansicht  über  die  Bildung  des 
Medullarrohres  besprochen  habe,  will  ich  im  Anschluss  daran  seine 
eigenthümliche  Darstellung  der  Anlagen  der  Sinnesorgane  aus  der 
„Sinnesplatte“  erwähnen.  Nach  G ötte’s  Beobachtungen  bei 
der  Forelle  verdünnt  sich  die  Axenplatte  zu  beiden  Seiten  des  Kiels 
bis  nur  eine  einzige  Zellschicht  unter  der  Deckschicht  bleibt,  und 
dieser  Vorgang  erfährt  im  Kopftheil  der  Embryonalanlage  eigenthüm- 
liche Modificationen.  Wenn  die  Axenplatte  in  der  Medianlinie  sich 
zur  Bildung  des  Kieles  einfaltet,  werden  jederseits  vom  Kiel  die  von 
diesem  Prozess  noch  unberührten  „Seitentheile  der  Axenplatte“  unter- 
schieden (s.  Taf.  III.  Fig.  1,  2,  3).  Im  vorderen  Theile  der  Em- 
bryonalanlage sind  dieselben  besonders  breit  und  durch  leichte 


38 


Anschwellung  der  Axenplatte  ausgezeichnet.  Götte  nannte  sie 
hier  Sinnesplatten;  er  bemerkte  an  diesen  eine  ganz  leicht  ange- 
deutete Dreitheilung.  Die  Seitenplatten  ziehen  sich  in  die  Medullar- 
anlage  hinein,  d.  h.  sie  verdünnen  sich,  indem  die  Zellen  in  den  Kiel 
gedrängt  werden.  Von  diesem  Prozess  werden  die  drei  Theile  der 
Sinnesplatten  in  folgender  Weise  ergriffen.  Aus  dem  vordersten  der- 
selben gehe  die  verdickte  Stelle  des  Ectoderms  hervor,  welche  die 
Anlage  des  Geruchsorganes  bilde;  der  zweite,  welcher  der  dickste 
und  grösste  ist,  werde  in  den  Kiel  hineingezogen  und  bewirke  die 
den  spätem  Augenblasen  des  Gehirns  entsprechende  Verdickung  des- 
selben; der  dritte  trete  wie  der  erste  nicht  in  die  Medullaranlage 
ein,  sondern  bereite  als  Verdickung  des  Ectoderms  an  der  Einstül- 
pungsstelle das  Ohrbläschen  vor.  Ein  solches  Verhalten  der  Axen- 
platte zu  den  Sinnesorganen  ist  nur  bei  den  Knochenfischen  deutlich 
zu  bemerken. 

Ich  theile  keineswegs  die  Ansicht  Götte’s,  dass  wir  „die 
einfache,  ursprünglich  vielleicht  dreitheilige  Sinnesplatte,  insofern  sie 
die  grossen  Verschiedenheiten  der  differenzirten  Anlage  der  Sinnes- 
organe auf  eine  gemeinsame,  einfache  Grundlage  zurückführt,  unbe- 
dingt auch  für  eine  phyletisch  primitive  Bildungsstufe  dieser  Anlage 
erklären,  die  sich  bei  den  Teleostiern  allein  deutlich  erhalten  hat.“ 
Selbst  wenn  ich  mich  der  Darstellung  Götte’s  hinsichtlich  der  Befunde 
vollständig  anschliessen  könnte,  so  würde  ich  diese  Vorgänge  nur 
als  sehr  früh  schon  eintretende  Vorbereitungen  für  die  Bildung  der 
Sinnesorgane  ansehen  und  sie  nach  der  allgemeinen  Erfahrung  erklären, 
dass  die  biologischen  Anpassungen,  unter  welche  vor  allen  die  Sin- 
nesorgane gehören,  bei  den  phylogenetisch  jüngeren  Formen  früher 
und  bedeutender  in  der  Ontogenese  sich  anlegen ; so  würde  ich  es 
auffassen,  wenn  schon  vor  und  während  der  Ausbildung  des  Kiels 
die  zu  seiner  Bildung  bestimmten  Zellen  da  massiger  liegen,  wo  die 
Augenblasen  entstehen  sollen,  oder  wenn  die  Stelle,  wo  das  Ohrbläs- 
chen liegen  wird,  sich  nicht  erst  wie  der  übrige  Hauttheil  des  Ecto- 
derms verdünnt,  und  daher  die  phylogenetisch  secundäre  Verdickung 
von  Anfang  an  besitzt.  Ich  habe  beim  Lachs  die  Dreigliederung 
der  Sinnesplatten  nicht  bemerkt  und  kann  wie  aus  dem  Folgenden 
hervorgehen  wird,  Götte’s  Lehre  nach  meinen  Präparaten  nicht 
bestätigen. 


39 


Ich  werde  jetzt  die  Bildung  des  Medullarrohres  so,  wie  ich 
mir  dieselbe  vorstelle,  in  zusammenhängender  Weise  darlegen.  Die 
Keimscheibe,  wie  wir  sie  früher  haben  sich  entwickeln  sehen,  besteht 
aus  der  sehr  verdünnten  Decke  der  Furchungshöhle,  aus  dem  Rand- 
wulst, welcher  durch  die  ringsum  eingeleitete  aber  sistirte  Bildung 
der  untern  Schichte  entstanden  ist  und  aus  der  Embryonalanlage,  in 
welcher  unter  der  verdickten  Ectodermplatte  die  ungefähr  gleich 
dicke  untere  Schichte  liegt;  die  Embryonalanlage  ragt  vom  Rand- 
wulst aus  gegen  das  Centrum  so  vor,  dass  ihre  vordere  Begrenzung 
im  Grundriss  einem  kleinen  Kreissegment  gleicht.  Wenn  die  Keim- 
höhlendecke während  der  Präparation  eingesunken  ist,  kann  man  die 
Embryonalanlage  an  der  Oberfläche  des  Keimes  als  eine  vom  Rand- 
wulst vorspringende,  schildförmige  Verdickung  bemerken. 

Bei  einem  Keim  von  2,2  m/m  Durchmesser  sah  ich  dagegen 
die  ganze  Embryonalanlage  so  eingesunken,  dass  sie  äusserlich  durch 
eine  breite,  etwas  mehr  als  ein  Dritttheil  des  Durchmessers  lange, 
vorn  in  flachem  Bogen  begrenzte  Vertiefung  angedeutet  war;  wenn 
dieser  Befund  kein  anormaler  ist,  so  ist  er  daraus  zu  erklären,  dass 
in  F olge  der  seitlichen  Spannung,  welche  um  diese  Zeit  im  Ectoderm 
entsteht,  die  ganze  Embrynalanlage  nach  unten  gedrückt  wurde. 
Ich  zerlegte  diesen  Keim  in  Längsschnitte;  Ectoderm  und  Entoderm 
konnten  an  demselben  noch  sehr  gut  getrennt  werden. 

Ein  etwas  grösserer  Keim  (2,5  m/m)  hat  die  von  His  in  Fig.  5 
gezeichnete  Form ; es  erhob  sich  nämlich  das  Ectoderm  der  Embryonal- 
anlage seitlich  von  einer  breiten  Einsenkung  in  zwei  vorn  conver- 
girende  Falten,  die  Medullarwülste , während  das  Hinterende  der 
Embryonalanlage  in  Folge  der  hier  erfolgenden  Bildung  der  Chorda 
etwas  her  vor  ragte.  An  den  vordem  Schnitten  dieses  Embryos  war 
es  schwer  Ectoderm  und  Entoderm  zu  scheiden ; die  beiden  Schichten 
sind  überhaupt  nur  in  Folge  geringer  Unterschiede  der  Zellformen 
trennbar,  und  diese  werden  in  der  Medianebene  zeitweilig  durch  die 
eigenthümlichen  Druckverhältnisse  verwischt;  ich  glaube  nicht,  dass 
diese  Erscheinung  eine  physiologische  oder  morphologische  Bedeutung 
hat,  aber  sie  ist  wichtig,  weil  sie  zur  Stütze  jener  Lehre  gedient 
hat,  nach  welcher  das  Mesoderm  ganz  oder  theilweise  aus  dem  Ecto- 
derm entstehe.  Es  scheint,  dass  die  Bildung  der  Rückenwülste  nicht 
immer  im  gleichen  Stadium  des  Prozesses  der  Kielbildung  erfolgt; 
denn  während  in  dem  eben  besprochenen  Keim  die  Medullarplatte 
in  der  Medianebene  durch  die  Chorda  eingedrückt  und  noch  nicht 


40 


zum  Kiel  verdickt  war,  aber  doch  deutliche  Medullarwülste  besass, 
zeigte  ein  Keim  von  3,5  m,m  Durchmesser  die  Rückenwülste  noch 
sehr  schwach  entwickelt,  obgleich  die  Kielbildung  im  hintern  Theil 
der  Embryonalanlage  schon  ziemlich  weit  fortgeschritten  war;  ich 
will  diesen  Keim  genauer  besprechen,  weil  er  mit  den  Foi  ellenkeimen 
des  entsprechenden  Stadiums  Aehnlichkeit  hat  und,  wie  ich  glaube, 
unentstellt  durch  die  Härtung  das  Wesentliche  am  deutlichsten  zeigt 
(s.  Taf.  II.  Eig.  4).  An  demselben  bemerkt  man  als  äusserliche 
Spuren  der  Embryonalanlage  eine  kleine  runde  Anschwellung  auf 
dem  Randwulste  („die  Schwanzknospe“)  und  zwei  flache  Erhebungen, 
welche  von  der  letztem  ausgehen,  nach  vorn  hin  unter  allmähliger 
Erhöhung  sich  von  einander  entfernen  und  dann  medianwärts  zusam- 
men neigen;  zwischen  denselben  liegt  die  nach  vorn  verbreiterte 
Rückenfurche.  Die  Länge  dieser  Figur  beträgt  etwas  weniger  als 
die  Hälfte  des  Keimdurchmessers.  In  diesem  Keime  stellt  das  Ecto- 
derm  der  Embryonalanlage  eine  dicke,  nach  den  Seiten  hin  sieh  ver- 
dünnende Platte  dar  (s.  Taf.  III.  Fig.  1,  2,  3),  welche  aus  seitlich 
komprimirten,  pallisadenartigen  Zellen  besteht;  dieses  Aussehen  der 
Zellen  ist  in  der  untersten  Zellenlage  am  deutlichsten,  und  diese 
scheint  bei  dem  nun  folgenden  Einfaltungsprozess  sozusagen  die  Füh- 
rung zu  haben.  Im  hintersten  Theile  der  Embryonalanlage  zeigt 
die  Axenplatte  den  Kiel  und  ist  seitlich  von  demselben  beinahe 
gleichmässig  dünn  (s.  Taf.  III.  Fig.  1);  die  unterste  Zellenlage  des 
Ectoderms  biegt  von  beiden  Seiten  in  den  Kiel  nach  unten  und 
nimmt  nahe  der  Mittelebene , wo  der  Kiel  durch  die  Chorda  abge- 
flacht ist,  einen  horizontalen  Verlauf.  An  den  Schnitten,  welche  den 
hintern  Theil  der  Rückenfurche  getroffen  haben,  werden  seitlich  von 
einer  seichten  Einsenkung  die  obenerwähnten  flachen  Erhebungen 
wahrgenommen;  sie  resultiren  aus  dem  Gegendruck  der  nach  unten 
vordringenden  Zellschichten  (s.  Taf.  III.  Fig.  2).  Durch  die  Kiel- 
bildung des  Ectoderms  wird  auch  die  untere  Schichte,  in  welcher  zu 
dieser  Zeit  die  Differenzirung  in  Chorda,  Entoderm  und  Mesoderm 
statt  hat,  nach  unten  gedrückt,  so  dass  die  ganze  Embryonalanlage 
in  der  Mitte  kielförmig  gegen  den  Dotter  vorspringt.  Bei  den  noch 
etwas  weiter  nach  vorn  gelegenen  Schnitten  ist  die  Kielbildung  nur 
durch  eine  flache  Ausbauchung  der  Ectodermplatte  angedeutet;  seit- 
lich von  derselben  zeigt  die  Axenplatte  wieder  eine  flache  Anschwel- 
lung („  Seitentheile u der  Axenplatte).  Die  Rückenfurche  hat  hier 
einen  breiten  Boden  und  es  lassen  sich  daher  allmälig  an  derselben 


41 


zwei  seitliche  Ränder  unterscheiden.  Der  Boden  der  Rückenfurche 
ist  auf  den  wieder  etwas  weiter  nach  vorn  liegenden  Schnitten  etwas 
erhoben;  es  sind  nämlich  hier,  wo  die  Axenplatte  sehr  dick  ist,  noch 
nicht  alle  Zellen  derselben  von  dem  seitlichen  Druck  und  der  kiel- 
bildenden  Bewegung  ergriffen,  sondern  unter  der  breiten  Rücken- 
furche, also  zwischen  den  Umknickungsrändern  der  Axenplatte  befindet 
sich  eine  Masse  runder  Zellen,  welche  etwas  in  die  breite  Rücken- 
furche vor  ragt  (s.  Taf.  III . Fig.  3 a). 

Betrachten  wir  einen  etwas  älteren  Embryo  [Keimdurchmesser 
4 m/m]  (s.  Taf.  III.  Fig.  4,  5,  6).  Die  Embryonalanlage  erscheint 
äusserlich  als  eine  längliche,  schmal  lancettlichc  Erhöhung,  welche 
aus  zwei  Wülsten  besteht,  die  eine  tiefe,  breite  Furche  begrenzen; 
die  letztere  verschmälert  sich  etwas  nach  hinten  und  verflacht  sich 
im  letzten  Drittel  der  Embryonalfigur.  Die  Querschnittserie  zeigt 
von  hinten  nach  vorn  eine  Strecke  weit  das  gleiche  Aussehen,  wie 
der  hinterste  Theil  der  Embryonalanlage  im  frühem  Stadium.  Die 
Axenplatte  bildet  den  Kiel  und  ist  zu  dessen  Seiten  nahezu  gleich- 
förmig verdünnt.  Ein  Querschnitt  durch  den  hintern  flacheren  Theil 
der  Rückenfurche  aber  zeigt  seitlich  vom  Kiel  eine  leichte  abermalige 
Verdickung  des  Ectoderms,  welche  eine  etwas  schräge  Stellung  hat 
und  die  Rückenfurche  nach  aussen  begrenzt  (Taf.  III.  Fig.  5).  Etwas 
weiter  vorn,  wo  die  Rückenfurche  breiter  und  seitlich  durch  die 
markirten  und  nach  innen  steil  abfallenden  Rücken wiilste  eingeschlos- 
sen ist,  findet  man  diese  Anschwellungen  grösser  und  nach  innen 
und  aussen  schärfer  abgesetzt;  wir  erkennen  darin  die  „Seitentheile 
der  Axenplatte“  des  früher  besprochenen  Stadiums  wieder;  die  seit- 
her erfolgten  Veränderungen  der  Axenplatte  sind  folgende:  die  Mitte 
der  Axenplatte  wurde  zur  Bildung  des  Kiels  nach  unten  gedrängt; 
dabei  wurden  die  vorhin  noch  am  Boden  der  Furche  vorhandenen 
runden  Zellen  ebenfalls  dem  Druck  von  der  Seite  und  von  oben  unter- 
worfen, und  nahmen  die  platte  Form  der  übrigen  Zellen  des  Kiels 
an.  Die  Rückenfurche  wurde  vertieft,  die  Seitentheile  der  Axenplatte 
erhielten  eine  schräge  Stellung;  die  letzteren  wurden  dadurch  scharf 
abgesetzt  von  den  noch  weiter  seitlichen  Theilen  des  Ectoderms,  welche 
medianwärts  und  (in  Folge  des  Gegendrucks)  aufwärts  Vordringen ; 
durch  den  Druck  dieser  seitlichen  Theile  wurden  sie  gebogen  und 
theilweise  scharf  eingeknickt  (Taf.  III.  Fig.  6).  Die  Umbiegungs- 
stelle derselben  in  die  äusseren  seitlicheren  Theile  bildet  den  MeduD 
larwulst  (Taf.  III.  Fig.  3,  4,  5,  6 p). 


42 


Bei  den  etwas  älteren  Embryonen  sehen  wir  das  Medullarrohr 
sieh  sehliessen.  Meine  Quersehnitte  durch  einen  Embryo,  dessen 
Medullarfurche  vorn  noch  ziemlich  breit  offen  war,  dann  sich  voll- 
ständig schloss,  und  dann  wieder  auf  eine  kurze  Strecke  sich  öffnete, 
zeigten  mir,  dass  die  Medullarwtilste  sich  nähern,  indem  die  Zellen 
der  Seitenplatten  theilweise  nach  unten  in  den  Kiel  gedrückt  werden 
(Taf.  II.  Eig.  5;  Taf.  III.  Fig.  7,  8,  9,  10,  11);  die  Stelle,  wo  die 
Medullarwiilste  sich  berührten  (Fig.  9),  zeigte  den  Kiel  durch  die 
Zellen  der  Seitenplatten  verbreitert,  die  Furche  aber  eine  kleine 
Strecke  weit  durch  ein  wirkliches  Aneinanderlegen  ihrer  Ränder 
geschlossen;  ebenso  scheint  auch  der  Verschluss  der  Furche  im  vor- 
deren Embryonaltheile  durch  Näherung  und  Aneinanderlegung  der 
Ränder  zu  erfolgen.  Hier  wird  also  in  der  That  eine  geschlossene 
Falte  gebildet;  es  wäre  naheliegend  zu  glauben,  dass  von  ihr  die 
Bildung  der  Höhlung  ausgeht.  Es  war  mir  aber  nicht  möglich,  auf 
den  Querschnitten  eines  etwas  älteren  Embryo’s,  der  äusserlich  kaum 
noch  eine  Spur  der  Medullarfurche  zeigte,  eine  unzweifelhafte,  mediane 
Trennungslinie  zu  verfolgen,  welche  den  oberen  Theil  des  Kieles  in 
zwei  Hälften  getheilt  hätte  (Taf.  III.  Fig.  12  u.  13).  Der  Kiel  war 
gegen  früher  bedeutend  nach  unten  verlängert;  er  war  nach  den 
Seiten  durch  die  schon  oben  erwähnte  Schichte  platter  Zellen  deut- 
lich abgegrenzt;  an  manchen  Stellen  in  der  Tiefe  des  Kiels  bestand 
der  letztere  nur  aus  diesen  beiden  Lagen,  deren  Zellen  keilförmig 
gegeneinander  verschränkt  waren;  wo  der  Kiel  breiter  war,  lagen 
gleichmässige,  flache  Zellen  im  Innern. 

Zur  mechanischen  Erklärung  des  Hohl  Werdens  genügt  es,  wie 
ich  glaube,  anzunehmen,  dass  die  beiden  obenerwähnten  äussersten 
Zellagen  des  Kiels  wachsen;  eine  etwaige  Ausdehnung  nach  unten 
wird  durch  die  Chorda,  eine  solche  nach  oben  durch  die  (in  Folge 
seitlichen  Druckes)  an  der  frühem  Vereinigungsstelle  der  Medullar- 
wlilste  dichtgedrängte  Zellmasse  erschwert;  daher  müssen  sich  die 
Schichten  nach  der  Seite  ausbiegen  und  von  einander  lösen  (s.  Taf.  III. 
Fig.  17  u.  18).  Es  spricht  für  eine  im  Kiel  vorhandene  Spannung, 
dass  sich  derselbe  kurze  Zeit  vor  dem  llolwerden  sowohl  in  horizon- 
talen, als  in  vertikalen  Ebenen  mannigfach  nach  den  Seiten  krümmt 
(s.  Taf.  III.  Fig.  12). 

Während  der  Ausbildung  des  Medullarrohrs  nimmt  die  Länge 
des  Embryo  bedeutend  zu,  der  Querschnitt  aber  wird  kleiner.  Am 
Meduljarkiel  und  der  Chorda  ist  die  Verschmälerung  besonders  deutlich. 


43 


Zugleich  verdünnt  sich  das  Ectoderm  zu  beiden  Seiten  des  Medullar- 
stranges  in  der  Art,  dass  von  demselben  nur  eine  einzige  Zellenlage 
unter  der  Deckschicht  zurückbleibt;  nimmt  man  mit  His  (14,  S.  216) 
an,  dass  die  dünnsten  Stellen  des  Keimes  die  des  intensivsten  Flä- 
chenwachsthums sind,  so  würde  die  einzellige  Ectodermlage,  welche 
bis  zu  dem  das  Ei  umwachsenden  verdickten  Keimrand  über  das 
Ei  sich  erstreckt,  gegen  die  Ränder  des  Medullarkiels  von  den 
Seiten  einen  Druck  ausiiben,  aus  dem  das  Hineingedrängtwerden  der 
Seitenplatten  in  die  Medullaranlage,  die  Näherung  der  Rückenwülste, 
die  Abschnürung  des  Medullarrohres  und  vielleicht  auch  die  Ver- 
schmälerung und  Verlängerung  des  Embryos  erklärt  werden  könnten. 

Zur  morphologischen  Deutung  dieser  Vorgänge  bei  der  Bildung 
des  Medullarrohres  will  ich  dieselben  mit  den  entsprechenden  Er- 
scheinungen bei  den  Batrachiern  vergleichen;  ich  halte  mich  dabei 
an  die  zahlreichen  Abbildungen  in  dem  bekannten  Werke  Götte’s 
(No.  6 c.).  Bei  der  Bildung  des  Medullarrohres  der  Unke  mögen 
zwei  Prozesse  unterschieden  werden,  nämlich  erstens  die  mediane 
Einfaltung  und  zweitens  die  beiden  lateralen  Auffaltungen.  Die 
äussere  Wirkung  des  ersten  Vorganges  ist  die  Bildung  der  „Rücken- 
rinne“ ; diese  Erscheinung  kennzeichnet  aber  nur  die  Einleitung  des 
medianen  Einstülpungsprozesses;  derselbe  kann  prst  als  beendet  an- 
gesehen werden,  wenn  sich  die  Mitte  der  Medullarplatten  soweit 
gesenkt  hat,  dass  dieselben  von  da  an  schief  aufsteigen,  um  die  seit- 
liche Wand  des  Medullarrohres  zu  bilden.  Diesem  medianen  Ein- 
stülpungsprozess entspricht  bei  den  Salmoniden  die  Bildung  des  Kieles; 
die  Rückenfurche  derselben  muss,  soweit  sie  ein  Ausdruck  der  Kiel- 
einfaltung ist,  der  Rückenrinne  der  Batrachier  homolog  gesetzt  werden, 
also  im  hintern  Theile  des  Embryos  im  Stadium  der  Eig.  4,  Taf.  II; 
auch  im  Stadium  der  Eig.  1 in  der  Arbeit  von  His  (No.  14),  wel- 
ches, wie  ich  glaube,  zwischen  die  beiden  von  mir  beschriebenen 
Stadien  fällt,*)  möchte  ich  die  in  der  Mitte  der  breiten  Medullar- 
grube  liegende  Furche  als  Rückenrinne  bezeichnen.  Gleichzeitig 
mit  der  medianen  Einfaltung  verlauft  bei  der  Unke  der  Prozess  der 
seitlichen  Auffaltung;  ihr  äusserer  Ausdruck  ist  die  Bildung  der  bei- 
den Rückenwülste,  welche  im  vordem  Theil  der  Embryonalanlage  am 
deutlichsten  auftreten,  nach  vorn  Zusammenflüssen,  gegen  das  Hinter- 

*)  Die  absolute  Grösse  der  Keimscheibe  kann  der  individuellen  Schwan- 
kungen wegen  nicht  in  genauer  Weise  zur  vergleichenden  Fixirung  der  Ent- 
wicklungsstadien benützt  werden. 


44 


ende  einander  sich  nähern  und  verstreichen;  sie  entstehen  dadurch, 
dass  die  lateralen  Ränder  der  Medullarplatten  durch  den  medianwärts 
gerichteten  Druck  des  angrenzenden  Ectoderms  aufwärts  gebogen 
werden.  Die  Bildung  des  Medullarrohres  erfolgt  durch  die  Combi- 
nation  der  aufwärtsgehenden  und  der  abwärtsstrebenden  Bewegung; 
dabei  wird  aber  von  jeder  Medullarplatte  ein  breiter,  medianwärts 
gelegener  Theil  fast  ohne  sich  zu  biegen  schräg  gestellt,  während 
der  laterale  Theil  stark  gebogen,  ja  (im  Vorderkopfe)  eingeknickt 
wird.  In  der  Kopfgegend  sind  diese  beiden  Theile  der  Medullarplatte 
an  der  Unterseite  der  letzteren  durch  eine  leichte  Furche  getrennt. 
Die  Schrägstellung  des  medianen  Theiles  der  Axenplatte  entspricht 
der  Kielbildung  der  Salmoniden,  die  Biegung  und  Annäherung  der 
Seitentheile  entspricht  der  Biegung,  Aufrichtung  und  Annäherung 
der  Sinnesplatten.  Diese  Homologisirung  lässt  sich  vollständig  durch- 
führen. Bei  den  Salmoniden  wird  jene  obenbesprochene  feine  Rücken- 
rinne sehr  bald  unkenntlich,  weil  im  vordem  Theil  der  Embryonal- 
anlage sich  dicke  Wülste  erheben,  welche  nach  vorn  zusammen- 
fliessen  und  zwischen  welchen  die  Axenplatte  in  eine  breite  Rücken- 
furche eingesunken  erscheint  (Taf.  II.  Fig.  5);  die  Querschnitte 
zeigen,  dass  ebenso  wie  bei  der  Unke  die  seitlichen  Theile  der  Axen- 
platten  eine  scharfe  Biegung  erfahren  haben,  und  dass  ihre  äussern 
Ränder  zu  jenen  Rückenwülsten  erhoben  sind  (Taf.  III.  Fig.  3,  5,  6(o); 
die  mediane  (Taf.  III.  Fig.  3,  5,  6 mg)  und  die  laterale  Abgrenzungs- 
furche der  Seitenplatten,  welche  schon  früher  angedeutet  waren,  finden 
wir  sehr  ausgeprägt.  Bei  der  Unke  legen  sich  die  äussern  Ränder 
der  Seitentheile  der  Medullarplatten  zum  Abschluss  des  Rohres  zu- 
sammen und  verschmelzen;  ebenso  verhalten  sich  die  äussern  Ränder 
der  Seitenplatten  des  Lachses,  nur  bleibt  hier  unterhalb  des  Ver- 
schlusses kein  Hohlraum,  weil  die  eingefalteten  Schichten  aneinander 
liegen  und  zwar  so,  dass  nicht  einmal  eine  mediane  Trennungsfläche 
verfolgt  werden  kann  (vgl.  Taf.  III.  Fig.  8 — 1 1, 12, 13 ; Taf. IV.  Fig.  14). 

Ich  glaube,  dass  bei  der  Unke  wie  bei  der  Forelle  die  laterale 
Abrenzung  des  Medullartheils  des  Ectoderms  dann  erfolgt,  wenn  an 
der  Unterseite  jene  Furche  auftritt,  welche  in  der  Linie  der  späteren 
Medullarwülste  (Taf.  III.  p)  liegt;  innerhalb  derselben  sind  beim 
Lachs  die  Seitenplatten  und  der  Kiel,  bei  der  Unke  die  lateralen  und 
der  mediane  Theil  der  Axenplatte;  die  Verdickung  des  Ectoderms, 
aus  welcher  das  Ohrbläschen  hervorgeht,  liegt  ausserhalb  dieser  Linie, 
ich  rechne  sie  deshalb  zu  keiner  Zeit  zum  Hirn. 


45 


V. 

Uebersicht  der  Organentwickelung  aus  der  untern  Schichte. 

Aus  der  untern  Schichte  geht  das  Mesoderm,  die  Chorda  und 
das  Entoderm  hervor. 

Die  erste  Anlage  der  Chorda  ist  eine  nahe  dem  hintern  Ende 
des  Embryo  in  der  untern  Schichte  auftretende  concentrische  Anord- 
nung von  Zellen  (s.  Taf.  III.  Fig.  1,  2),  auf  welche  dann  die  Bil- 
dung eines  soliden  Stranges  folgt  (s.  Taf.  III.  Fig.  4,  5,  6).  Dieser 
liegt  nach  oben  dem  Medullarkiel  unmittelbar  an;  unter  ihn  setzt 
sich  das  seitlich  zur  selben  Zeit  deutlich  differenzirte  Entoderm 
fort,  als  ein-  oder  mehrfache  Zellenlage.  Daher  wird  das  Mesoderm 
durch  den  Medullarkiel  und  die  Chorda  in  zwei  seitliche  Lager 
geschieden.  Dieser  Bildungsvorgang  schreitet  immer  weiter  nach 
vorn  vor  und  die  entstandene  Chorda  verlängert  sich  durch  Wachs- 
thum und  durch  mit  Verdünnung  verbundene  Streckung;  ferner 
findet  in  der  Schwanzknospe,  die  den  Embryonaltheil  des  Randwul- 
stes, die  Uebergangstelle  der  oberen  Schichte  in  die  untere  reprä- 
sentirt,  ein  lebhaftes  Wachsthum  statt,  in  Folge  dessen  Chorda, 
Medullarrohr  und  alle  übrigen  Theile  des  Embryonalkörpers  von  hinten 
her  allmälig  verlängert  werden.  Diese  Angaben  über  die  Entstehung 
der  Chorda  sind  auf  meine  Präparate  und  auf  die  Darstellungen 
Calberla’s  (No.  5)  und  Götte’s  (No.  6b)  gegründet. 

Der  Querschnitt  der  seitlichen  Mesodermlager  hat  die  Form 
eines  Dreiecks,  dessen  lateral  gelegener  Winkel  ziemlich  spitz  ist. 
Es  ordnen  sich  allseitig  die  an  der  Grenze  gelegeneu  Zellen  zu 
einer  deutlichen  Lage  an  (Taf.  III.  Fig.  4,  5).  In  dem  medianen 
breiten  Theil  der  Mesodermstreifen  treten  in  bestimmter  Entfernung 
von  einander  Querwände  auf,  indem  die  ebengenannte  Zellenlage 
von  der  medianen  untern  und  obern  Oberfläche  her  faltenartig  herein- 
wächst; dieser  Prozess  beginnt  im  vordem  Rumpftheile  und  schreitet 
von  hier  nach  vorn  bis  zum  Kopf  und  nach  hinten  bis  zur  Schwanz- 
knospe weiter.  Die  so  gebildeten  Urwirbel  werden  auch  lateral- 
wärts  durch  eine  deutliche  Zellenlage  abgeschlossen  (Taf.  III.  Fig. 
17,  19,  20).  Der  laterale,  keilförmige  Theil  der  seitlichen  Meso- 
dermlager wird  gleichzeitig  medianwärts  abgegrenzt;  er  besteht 
theilweise  von  Anfang  an  nur  aus  zwei  Zelllagen,  nämlich  den  bei- 
den Begrenzungsschichten  der  Mesodermlager,  theilweise  enthält  er 
noch  Zellen,  die  sich  bald  diesen  ersten  einordnen;  die  so  entstehen- 


46 


den  beiden  Blätter  sind  die  Parietalplatten  (Taf.  III.  Fig.  17  u.  ff.). 
Zwischen  den  Anlagen  der  Urwirbel  uud  den  Parietalplatten  bleibt 
im  Rumpftheil  ein  unsegmentirter  schmaler  Streifen,  welcher  durch 
die  ganze  Höhe  der  Mesodermplatten  reicht;  es  ist  die  „interme- 
diäre Zellenmasse“.  Dieselbe  wird  bald  nach  unten  und  median- 
wärts  gedrängt,  wobei  die  Parietalplatten  an  die  Urwirbel  heran- 
lücken  (Taf.  III.  Fig.  17).  Die  intermediären  Zellmassen  treffen 
von  beiden  Seiten  her  in  der  Medianebene  über  dem  Darme  zusam- 
men und  verschmelzen  hier  zu  einer  viereckigen  oder  rundlichen 
Zellmasse  (Taf.  III.  Fig.  20;  Taf.  IY.  Fig.  6).  Unterdessen  ist 
zwischen  den  beiden  Blättern  der  Parietalplatten  ein  Ilohlraum,  die 
Parietalhöhle,  entstanden;  die  Bildung  derselben,  welche  in  der 
Kiemengegend  ihren  Anfang  nimmt,  erfolgt  in  der  Weise,  dass  die 
obere  und  die  untere  Parietalplatte  medianwärts  durch  eine  vertikale 
oder  schräge  Wand  ineinander  übergehen,  lateralwärts  aber  zu 
einem  keilförmigen,  scharfen  Rand  sich  Zusammenlegen;  der  letztere 
beginnt  die  Dotterkugel  zu  umwachsen,  wobei  sich  die  obere  Parie- 
talplatte (Somatopleura)  an  das  Ectoderm,  die  untere  an  den  Dotter 
anlegt  (Taf.  III.  Fig.  17,  18,  20;  Taf.  IV.  Fig.  2,  5 u.  a.). 

Nach  den  neuern  Theorien  über  das  Wesen  des  Mesoderms, 
welche  Balfour  und  Hertwig  aufgestellt  haben,  muss  man  die 
seitlichen  Mesodermstreifen  phylogenetisch  als  seitliche  Divertikel 
der  Darmhöhle  ansehen.  Die  ontogenetische  Entstehung  der  Ur- 
wirbel  und  der  Parietalplatten  ist  beim  Lachs  eine  in  mehrfacher 
Hinsicht  durch  Anpassung  veränderte;  die  Mesodermstreifen  ent- 
stehen nicht  als  hohle  Seitentheile  eines  hohlen  Urdarmes,  sondern 
sozusagen  durch  Abschnürung  solider  Massen,  durch  „Differentiation“ 
aus  der  untern  Schichte.  Es  sind  bei  der  Bildung  derselben  noch 
keine  Zellgruppirungen  oder  Vorgänge  nachgewiesen,  welche  sie  als 
Einfaltungen  charakterisirten.  Ferner  entsteht  die  Höhle  nicht,  wie 
es  noch  bei  den  Selachiern  stattfindet,  durch  die  ganze  Breite  der 
Mesodermstreifen,  so  dass  auch  die  Urwirbel  noch  hohl  angelegt 
werden,  sondern  sie  tritt  nur  da  auf,  wo  sie  porsi stirt , nämlich  in 
den  Parietalplatten. 

Im  vordem  Rumpftheil,  wo  die  intermediären  Zellmassen  ver- 
schmälert oder  nicht  mehr  vorhanden  sind,  wächst  der  mediane, 
untere  Rand  der  Urwirbel  um  die  Chorda  herum  und  verschmilzt 
mit  dem  der  andern  Seite  (Taf.  IV.  Fig.  1,  2 u.  7).  In  geringerem 
Maasse  und  weniger  deutlich  schreitet  dieser  Prozess  nach  hinten 


— il  — 

fort,  wenigstens  entsteht  die  Aorta,  wie  ich  glaube,  aus  Zellen  der 
Urwirbel.  In  späterer  Zeit  wachsen  von  der  Innenseite  der  Urwirbel 
Zellen  (nach  Goette  „interstitielles  Bildungsgewebe“)  aus,  welche  die 
Skeletanlagen  (s.  Taf.  IV.  Fig.  9 cp ) und  ein  interstitielles  Netzwerk 
verästelter  Zellen  (s.  Taf.  IV.  Fig.  9,  8 cp ' u.  cp ")  liefern. 

Die  intermediäre  Zellenmasse  bildet  an  dem  Embryo  vom 
19.  Tage  einen  Strang  von  grossem  rundlichem  Querschnitt  (s.  Taf.  IV. 
Fig.  5,  6,  7),  welcher  von  der  Anlage  der  Vorniere  reicht  bis  in  die 
Gegend,  in  welcher  der  Darm  zur  Afterbildung  ausgebuchtet  ist, 
also  bis  zum  Rumpfende;  das  Aussehen  der  Zellen  ist  das  gleiche 
wie  in  den  Anlagen  der  Dottervenen.  Oe  11  ach  er  gibt  an,  dass  sie 
„als  wahre  Darmfaserplatte  sensu  verbi  penitiore  das  Stroma  für  die 
Urniere  und  den  Darm“  liefern,  aber  er  bespricht  keine  Befunde, 
welche  dies  belegen.  Bei  dem  Embryo  vom  42.  Tage  (Taf.  IV. 
Fig.  9,  vergl.  Fig.  5 u.  6)  traten  die  Parietalplatten  über  dem  Darm 
medianwärts  ganz  nahe  zusammen;  darüber  an  der  Stelle  der  inter- 
mediären Zellenmasse  lagen  die  „vena  cava“*)  und  die  Aorta.  Es 
ist  höchst  wahrscheinlich  und  hinsichtlich  des  vordem  Theiles  ganz 
sicher,  dass  die  Aorta  aus  Zellen  hervorgeht,  welche  von  den  Ur- 
wirbeln  her  unter  die  Chorda  vorgedrungen  sind.  Also  muss  ich 
annehmen,  dass  aus  der  intermediären  Zellenmasse  die 
„vena  cava“  mit  einer  grossen  Menge  Blutkörperchen 
entstanden  ist.  Die  durch  den  ganzen  Körper  einheitliche  vena  cava 
wird  eine  kleine  Strecke  hinter  der  Urniere  getheilt  durch  ein  Septun, 
in  welchen  Blutgefässe  aus  der  Aorta  nach  dem  Darm  gehen;  die 
beiden  Aeste  weichen  weiter  nach  vorn  auseinander,  verlaufen  in 
der  Gegend  der  Vorniere  seitlich  von  derselben  unter  den  Urnieren- 
gängen  (Taf.  IV.  -Fig.  10,  vergl.  Fig.  7)  und  münden  dann  durch 
den  Ductus  Cuvieri  in  den  Sinus  venosus  des  Herzens  ein.  Ferner 
ist  die  vena  cava  im  hintersten  Theile  des  Rumpfes  von  kleinen 
arteriellen  Gefässen  in  der  Medianebene  durchsetzt  (s.  Taf.  IV.  Fig.  9); 
dieselben  scheinen  den  Darm  zu  umlaufen  und  in  die  Subintestinal- 
vene einzumünden;  theilweise  war  ihre  Anlage  schon  bei  dem  Em- 

*)  Eine  Darstellung  der  Entwickelung  der  Circulation  gibt  Vogt  (No.  30). 
Das  Gefässsystem  dieses  Embryos  vom  42.  Tage  war  etwas  weniger  weit  ent- 
wickelt als  das  von  Vogt  in  Fig.  71  (Tab.  III)  abgebildete.  Ich  habe  für  die 
Venen  dieselben  Bezeichnungen  gebraucht  wie  Vogt  und  will  hier  die  Frage 
ihrer  Berechtigung  nicht  discutiren  („vena  cava“  scheint  = vena  cardinalis 
aut.  = Goette’s  „Stammvene“  zu  sein). 


48 


bryo  vom  19.  Tage  in  der  intermediären  Zellmasse  zu  sehen  (s.  Taf. 
IV.  Fig.  5). 

Der  Urnierengang  und  die  Vorniere  entstehen  von  den  Parie- 
talplatten aus  in  folgender  Weise:  0 el  1 a ch  er*)  beobachtete,  dass 
die  Parietalplatten,  nachdem  das  Lumen  innerhalb  derselben  ent- 
standen ist,  im  vordem  Rumpftheil,  nahe  der  Linie,  in  welcher  die 
obere  Parietalplatte  in  den  schrägen  und  untern  Theil  umbiegt,  nach 
oben  eine  Q förmige  Falte  bilden;  der  Faltungsprozess  schreite  lang- 
sam nach  vorn,  rascher  und  länger  nach  hinten  fort,  und  die  Falte 
schnüre  sich  sehr  rasch  successive  zum  Urnierengange  ab  (Taf.  III. 
Fig.  20;  Taf.  IV.  Fig.  1).  Im  hintern  Rumpftheil,  wo  noch  kein 
Hohlraum  zwischen  den  Parietalplatten  existirt,  ist  auch  die  Falte 
eine  geschlossene,  aber  erhält  sehr  bald  eine  Höhlung.  Der  Ur- 
nierengang mündet  am  vordem  Ende  der  intermediären  Zellen- 
massen in  die  Leibeshöhle;  hier  hat  sich  das  Parietalblatt  zu  einer 
viel  breitem  Falte  eingestülpt  als  sonst  (s.  Taf.  IV.  Fig.  1);  dies 
ist  die  Anlage  der  Vorniere.  Götte  hat  von  derselben  einige  Zeich- 
nungen gegeben.  Meine  Befunde  (s.  Taf.  IV.  Fig.  1 u.  7)  stimmen 
sehr  gut  mit  diesen  überein.  Der  Querschnitt  der  Anlage  der  Vor* 
nicre  zeigt  eine  laterale  Ausbuchtung  (s.  Taf.  IV.  Fig.  1 ug),  die 
Einmündung  des  Urnierenganges ; medianwärts  liegt  ebenfalls  eine 
Ausbuchtung  (Fig.  1 if).  Dieselbe  ist  durch  eine  breite  Einfaltung 
des  Parietalblattes  (Fig.  1 u.  7 <r)  von  der  Leibeshöhle  getrennt; 
die  Falte,  welche  den  Vornierenraum  von  der  lateralen  Seite  her 
unten  begrenzt  (Fig.  7 <£),  verwächst  mit  dem  untern  Rande  dieser 
medianen,  breiten  Falte;  der  dadurch  abgeschlossene  Raum  der  Vor- 
niere erweitert  sich  medianwärts,  bis  an  der  Medianebene  die  beiden 
Höhlen  ganz  nahe  zusammentreten.  Die  mediane  Wand  zeigt  dann 
einen  traubigen  Auswuchs,  in  welchen  von  der  Aorta  aus  ein  kleines 
Gefäss  cintritt  (s.  Taf.  IV.  Fig.  10  gl).  Nach  der  Darstellung 
Götte’s  ist  dieser  traubige  Auswuchs  aus  dem  obern  Rand  jener 
breiten,  medianen  Falte  entstanden;  auch  meine  Befunde  sprechen 
für  diese  Ansicht  (Fig.  7 gl).  Die  Vorniere  ist  einer  Bowmann’- 
schen  Kapsel,  der  traubige  Auswuchs  mit  seinen  Gefässschlingen 
einem  Glomerulus  zu  vergleichen.  In  diesem  Stadium  der  Ausbil- 
dung der  Vorniere  vereinigen  sich  die  Urnierengange  über  dem 


*)  Pie  ältere  Arbeit  von  Rosenberg  über  die  Urniere  der  Teleostier 
konnte  ich  leider  nicht  erhalten. 


4§ 


Enddarme  zu  einer  grossen  Harnblase,  welche  durch  einen  kurzen 
Gang  in  den  Enddarm  übergeht,  so  dass  eine  kurze  Cloacke  existirt 
(Taf.  IV.  Fig.  8,  11).  Dieser  Ausführungsgang  wird  aber  bald  durch- 
weg vom  Darm  getrennt  und  mündet  selbstständig  hinter  dem  After. 
Der  vordere  Theil  des  Urnierenganges  zeigt  mannigfache  Windun- 
gen, so  dass  er  auf  den  Querschnitten  häufig  mehrmals  getroffen 
ist  (Taf.  IV.  Fig.  7;  Fig.  10  ug',  ug"). 

Das  Entoderm  hat  sich  aus  der  secundären  Schichte  an  ihrer 
untern  Grenze  differencirt.  Es  liegt  als  eine  ein-  oder  mehrzellige 
Schichte  durch  die  ganze  Breite  der  Embryonalanlage  unter  der 
Chorda  und  den  Mesodermlagern. 

Kupffer  hat  bei  Gasterosteus,  Spinachia,  Gobius , Perca 
Platessa,  Clupea  und  bei  Esox  eine  kleine  Blase  nahe  dem  Hinter- 
ende des  Embryo  gesehen,  welche  auftrete,  wenn  die  Keimhaut 
etwas  mehr  als  die  Hälfte  des  Eies  umwachsen  hat.  Er  beobachtete 
am  Ilechtei  (s.  zoolog.  Anzeiger  1879),  dass  von  der  Blase  aus 
ein  feiner  Spalt  durch  den  Medullarstrang  hindurch  bis  zur  Ober- 
fläche zu  verfolgen  sei.  Er  setzt  das  Bläschen  der  Allantois  der 
höhern  Thiere  homolog.  Kupffer  sah  dasselbe  verschwinden  „um 
die  Zeit,  wo  das  Hinterende  des  Embryo  sich  frei  über  die  Ober- 
fläche des  Eies  zu  verlängern  beginnt,“  und  bemerkte,  dass  seine 
Epithelzellen  den  Zellen  des  Darmepithels  ähnlich  würden.  Ich 
sehe  an  Embryonen  vom  10.  und  11.  Tage  eine  kleine  niedrige, 
von  Zellen  erfüllte  und  durch  dunklere  Zellen  wie  von  einem 
Epithel  begrenzte  Blase;  darüber  ist  das  Hinterende  der  Chorda 
(Taf.  III.  Fig.  7 u.  16).  Bei  etwas  älteren  Embryonen  ist  die  Blase 
bedeutend  grösser,  ebenfalls  von  blassen  Zellen  erfüllt;  das  Medul- 
larrohr  steht  auf  derselben  auf.  Unten  gehen  die  epithelartigen 
Zellen  in  eine  Schichte  flacher  Zellen  über,  wie  sie  auch  die  übrige 
Schwanzdarmanlage  zeigt  (Fig.  14,  15).  In  einer  ganz  ähnlichen 
Form  fand  ich  die  Kupffer’ sehe  Höhle  auf  Durchschnitten  eines 
Bitterlingsembryos,  welcher  bereits  länger  als  der  grösste  Durch- 
messer und  über  das  Ende  des  Eies  herumgekrümmt  war.  Bei 
einem  Lachsembryo  vom  16.  Tage  ist  die  solide  Anlage  des  Schwanz- 
darmes gegen  das  Ende  hin  etwas  grösser  und  höher  und  scheint 
in  den  niedrigeren  Anfangstheil  dieser  Blase  überzugehen;  eine 
dahinter  gelegene  grosse,  wenig  differenzirte  Masse  von  Zellen  scheint 
der  Rest  derselben  zu  sein.  Das  am  Ende  noch  solide  Medullarrohr 
zeigt  zwei  deutliche  Zelllagen,  welche,  wenn  sie  von  einander  gelöst 

4 


50 


würden,  einen  von  oben  her  eindringenden  Spalt  begrenzten.  Es 
ist  einleuchtend  anzunehmen,  dass  diese  Höhle  die  Stelle  bezeichnet, 
wo  in  phylogenetisch  früherer  Zeit  das  Medullarrohr  mit  dem  Darm- 
rohr communicirte  und  dass  sie  der  Erweiterung  des  Schwanzdarmes 
homolog  ist,  welche  Balfour  (No.  1)  bei  den  Selachiern  an  dieser 
Stelle  beobachtet  hat. 

Schon  vor  der  Bildung  des  Darmes  wird  die  Kiemenhöhle 
angelegt;  gleichzeitig  mit  der  Entstehung  des  Ohrbläschens  wächst 
das  Entoderm  an  den  Seiten  des  Medullarkiels  zwischen  den  Ur- 
wirbeln  und  den  Parietalplatten  nach  oben  und  aussen , indem  es 
eine  geschlossene  Falte  bildet  (Taf.  III.  Fig.  18). 

Die  Umformung  des  Entoderms  zum  Darmrohr  hat  folgenden 
Grundzug : Die  unter  den  Parietalplatten  liegenden  Zellen  des  Ento- 
derms werden  medianwärts  zusammen  gedrängt;  das  Entoderm  steigt 
unter  der  Chorda  und  der  intermediären  Zellenmasse  zwischen  den 
medianen  Theilen  der  Parietalplatten  in  die  Höhe  und  bildet  eine 
hohle  Kinne  oder  eine  solide  Leiste.  Die  Parietalplatten  haben  das 
Bestreben  sich  unter  dem  Entoderm  medianwTärts  zu  vereinigen  und 
so  dasselbe  vom  Dotter  abzuschnüren. 

Diese  Bewegungen  nehmen  im  Speziellen  in  der  Kiemengegend 
folgenden  Verlauf:  Die  Falte  des  Entoderms,  welche  die  Kiemenhöhle 
anlegt,  wird  grösser  und  rückt  weiter  gegen  das  Ectoderm  vor, 
wobei  das  Entoderm  von  den  Seiten  her  in  die  Falte  hereingezogen 
wTird;  da  sich  der  Körper  des  Embryo  mit  der  Entstehung  des 
Zwischenraumes  zwischen  den  Parietalplatten  etwas  gehoben  hat, 
ist  in  der  Medianlinie  zwischen  dem  der  Chorda  anliegenden  Ento- 
derm und  dem  Dotter  eine  Höhlung  entstanden,  die  sich  seitlich 
in  die  Kiemenhöhlen  fortsetzt  (Taf.  III.  Fig.  18^);  durch  die  median- 
wärts von  der  Seite  herandrängenden  Parietalplatten  wird  diese 
Höhle  vom  Dotter  abgeschnürt,  so  dass,  wenn  sich  die  Parietalplatten 
in  der  Medianebene  vereinigt  haben,  das  Entoderm  ein  geschlossenes 
Kohr,  den  Vorderdarm  bildet  (Taf.  IV.  Fig.  3).  Der  Kiemenhöhle 
wachsen  jederseits  drei  Einstülpungen  des  Ectoderms  entgegen  und 
stellen,  indem  sie  in  dieselben  durchbrechen,  die  drei  ersten  Kiemen- 
spalten dar. 

Im  vordersten  Rumpftheil  ziehen  sich  ebenso  wie  in  der  Kie- 
mengegend die  Entodermzellen  medianwärts  zusammen  und  steigen 
median  zwischen  den  Parietalplatten  in  die  Höhe  (Taf.  IV.  Fig.  2). 
Hier  und  in  dem  ganzen  weiter  nach  hinten  gelegenen  Tlieile  des 


51 


Embryo  ist  die  Anlage  des  Darmes  eine  solide;  die  äusserste  Zellen- 
lage scheint  dabei  die  Bewegung  zu  leiten  in  ganz  ähnlicher  Weise, 
wie  die  unterste  Zellenlage  des  Ectodenns  bei  der  Bildung  des  Kiels; 
sie  zeigt  deutlich,  dass  die  Anlage  des  Darmes  in  der  Gegend  der 
Vomiere  in  einer  Aufstiilpung  des  Entoderms  besteht  (Taf.  IV.  2,  7). 

In  dem  übrigen  Rumpftheilo,  wo  die  intermediären  Zellmassen 
über  dem  Entoderm  liegen,  erfolgt  die  Bildung  des  Darmes  bedeu- 
tend später.  Wenn  die  Kiemenhöhle  bereits  abgeschnürt  ist  (Em- 
bryo vom  16.  Tage),  bilden  hier  die  Zellen  des  Entoderms  noch 
ein  niedriges,  breites  Lager,  welches  seitlich  von  den  Parietalplatten 
zusammengedrängt  wird  (Taf.  III.  Fig.  20;  Taf.  IV.  Fig.  1).  Sie 
ordnen  sich  in  demselben  so  an,  dass  ein  flaches  Rohr  entsteht, 
welches  allmälig  hohl  wird  (Taf.  IV.  Fig.  5,6);  unter  dem  letzteren 
vereinigen  sich  später  die  Parietalplatten. 

Die  Anlage  des  Schwanzdarmes  erfolgt  wieder  rascher.  Bei 
dem  Embryo  vom  16.  Tage  zieht  sich  unter  der  Chorda  zwischen 
den  Urwirbeln  eine  leistenförmige  solide  Zellmasse  hin,  welche  ich 
als  Schwanzdarm  auffassen  zu  dürfen  glaube  (Taf.  III.  Fig.  19); 
die  älteren  Embiyonen  (Fig.  19)  zeigen  ein  enges  Rohr  (Taf.  IV. 
Fig.  4);  unter  diesem  wächst  von  hinten  her  allmälig  das  Ectoderm 
von  beiden  Seiten  zusammen  und  damit  erfolgt  die  Abschnürung 
des  Schwanzes  von  der  Eikugel.  Bei  dem  Embryo  vom  42.  Tage 
war  keine  Spur  des  Schwanzdarmes  mehr  zu  erkennen.  An  seiner 
Stelle  lagen  Schwanzaorta  und  Schwanzvene. 

Die  mediane  Vereinigung  der  Parietalplatten  erfolgt,  wie  oben 
angegeben  wurde,  zuerst  unter  der  Kiemenhöhle;  hier  entsteht  zwi- 
schen denselben  und,  wie  ich  glaube,  aus  denselben  die  Anlage  des 
Herzens.  Auf  die  vielbesprochene  Frage  nach  dem  Ursprung  der 
Herzzellen  will  ich  jetzt  nicht  näher  eingehen.  Die  mediane  Wand, 
welche  die  beiden  Parietalhöhlen  trennt,  verschwindet,  so  dass  die 
beiden  Höhlen  zu  einer  einheitlichen  Leibeshöhle  verschmelzen 
(Taf.  IV.  Fig.  3);  innerhalb  derselben  steigt  wie  ein  kleiner  Pfeiler 
der  jetzt  noch  nahezu  gerade  Herzschlauch  auf.  Dieser  Theil  der 
Leibeshöhle  wird  später  Pericardialhöhle.  Im  Rumpfe  treffen  die 
Parietalplatten  später  ebenfalls  medianwärts  unter  dem  Darm  zusam- 
men (vgl.  den  in  Taf.  IV.  Fig.  6 dargestellten  Vorgang) ; zwischen 
denselben  und  aus  denselben  entsteht  die  Subintestinalvene  (Taf.  IV. 
Fig.  9,  11  s.  i.  v.).  Bei  dem  Embryo  vom  42.  Tage  war  im  hin- 
tern Theil  des  Rumpfes  die  Abschnürung  des  Körpers  eine  Strecke 

4* 


52 


weit  erfolgt  und  eine  Strecke  weit  durch  folgenden  Prozess  einge- 
leitet: Nachdem  die  mediane  Falte  der  untern  Parietalplatte  unter 
dem  Darm  von  beiden  Seiten  her  verwachsen  ist,  wird  die  Ver- 
wachsungsstelle durchgeschnürt,  so  dass  der  Theil  der  Parietalplatten, 
welcher  den  Darm  und  die  Unterseite  den  Urwirbel  bekleidet,  mit 
der  untern,  welche  auf  dem  Dotter  ruht,  in  der  Medianebene  nim- 
mer zusammen  hängt.  Bei  der  Erhebung  des  Embryonalkörpers, 
welche  gleichzeitig  mit  der  Bildung  des  Darmes  erfolgte,  kam  auch 
die  obere  Parietalplatte  an  die  Seiten  des  Darmes  zu  liegen  (Taf.  IV. 
Fig.  5);  dieselbe  wächst  von  beiden  Seiten  um  den  Darm  herum; 
in  der  Medianebene  findet  wieder  eine  Verschmelzung  und  eine 
Durchschnürung  statt;  so  dass  der  Darm  ringsum  mit  Ausnahme 
der  obern  Medianlinie  von  den  beiden  Peritonealplatten  umhüllt  ist, 
und  diese  beiden  Blätter  sich  ebenfalls  auf  dem  Dotter  befinden 
(Taf.  IV.  Fig.  9). 


VI.  Morphologisches. 

Die  morphologische  Betrachtungsweise  habe  ich  bis  jetzt  bei- 
nahe gänzlich  bei  Seite  gelassen,  indem  ich  mich  bemühte,  die 
mechanischen  Momente  hervorzuheben.  Die  ganze  Entwicklung  ist 
mit  mechanischer  Nothwendigkeit  durch  die  chemischen  und  physi- 
kalischen Verhältnisse  des  Eies  bestimmt,  die  man  mit  Rücksicht 
auf  die  Folgen  als  Veranlagung  bezeichnen  mag;  die  letztere  ist 
für  die  Spezies  charakteristisch.  Die  Morphologie  zeigt  die  Homo- 
logien, welche  sich  in  der  Entwickelung  verwandter  Thiere  finden; 
dieselben  resultiren  aus  der  gemeinsamen  Vererbung,  sie  sind  ein 
Ausdruck  der  gemeinsamen  Abstammung.  Man  kann  also  an  die 
Entwicklungsgeschichte  eines  Thieres  zwei  Anforderungen  stellen: 
erstens,  dass  das  mechanische  Hervorgehen  der  einzelnen  Stadien 
aus  einander  verfolgt  werde,  und  zweitens,  dass  gezeigt  werde,  wie 
die  Grundzüge  der  Entwickelung  auf  die  gemeinsame  Abstammung 
mit  andern  Gruppen  hindeuten,  wie  sie  die  allgemeinen  Typen  in 
spezieller  modifizirter  Form  aufweisen. 

Vor  dem  Auftreten  der  Furchungshöhle  stellt  das  Ei  eine 
Morula  dar.  Der  Keim  entspricht  dem  kleinzelligen  Theil  einer 
Morula  vom  Typus  der  inäqualen  Furchung,  die  intermediäre  Schichte 


53 


mit  der  Dotterkugel  dem  grosszelligen.  Die  Kerne  der  intermediären 
Schichte  entsprechen  den  Kernen  der  Dotterzellen.  Das  Stadium, 
in  welchem  der  Keim  als  Scheibe  von  annähernd  gleichmässiger 
Dicke  über  der  Furchungshöhle  liegt,  ist  die  Blastula  mit  dem 
Blastocoeloma  (Taf.  IV.  Fig.  12  B).  Wenn  die  Bildung  der  untern 
Schichte  beginnt,  wird  der  Rand  der  Keimscheibe  zum  Urmundrand 
(Taf.  IV.  Fig.  13A^).  Die  einwärts  wachsende  untere  Schichte 
und  die  intermediäre  Schichte  mit  der  Dotterkugel  entsprechen  der 
sich  einstülpenden  Hälfte  der  Blastula.  Die  Bildung  der  untern 
Schichte  schreitet  nur  an  einer  Seite  der  Keimscheibe  fort;  dieselbe 
ist  homolog  der  dorsalen  Seite  der  Amphioxus-  und  der  Batrachier- 
gastrula  (vergl.  Taf.  IV.  Fig.  13  A,  B,  C).  Gleichzeitig  verdrängt 
der  Dotter  die  Furchungshöhle  und  wird  von  dem  ventralen  Rand 
der  Keimscheibe  umwachsen.  Dadurch  wird  die  Dotterkugel  in  das 
Innere  der  Gastrula  aufgenommen,  sie  wird  eingestülpt  (s.  das  Vor- 
rücken der  mit  * bezeichneten  Stelle  in  Fig.  12  und  13). 

In  Folge  der  Grösse  der  Dotterkugel  existirt  zunächst  keine 
Gastrulahöhle;  sie  müsste  zwischen  der  unteren  Schichte  und  der  inter- 
mediären liegen  (Taf.  IV.  Fig.  13).  Die  Kerne  des  Theiles  der 
letzteren,  welcher  unter  der  sekundären  Schichte  liegt,  entsprechen 
im  Typus  der  Batrachier  den  Kernen  der  Dotterzellen , welche  die 
Gastrulahöhle  unten  begrenzen. 

Bei  der  Umwachsung  schiebt  der  Rand  der  Keimscheibe  den 
Keimwall  vor  sich  her  und  zieht  dadurch  die  intermediäre  Schichte 
über  den  ganzen  Dotter.  Die  Kerne  dieses  Theiles  der  interme- 
diären Schichte  entsprechen  den  Kernen  der  Dotterzellen,  welche 
die  Dotterzellenmasse  an  der  ventralen  Seite  begrenzen  (Taf.  IV. 
Fig.  14  A.  B.,  D.  o.  k). 

Wie  auch  beim  Amphioxus  und  den  Amphibien  geht  an  der 
Dorsalseite  der  Gastrula  aus  der  entodermalen,  d.  h.  der  untern 
Schichte  die  Chorda,  die  beiden  doppelblättrigen  Mesodermstreifen 
und  der  dorsale  Theil  des  Darmdrüsenblattes  hervor.  Die  Prozesse, 
durch  welche  dies  geschieht,  kann  man  bei  den  Knochenfischen  zur 
Zeit  noch  nicht  genauer  denn  als  „Differenzirung“  bezeichnen  (vgl. 
Fig.  14  A.  B.  C). 

Dieser  morphologischen  Deutung  der  Entwickelungsvorgänge 
habe  ich  noch  einige  erläuternde  und  erweiternde  Bemerkungen 
beizufügen. 


54 


Die  Entwickelung  der  Teleostier  lässt  sich  sehr  leicht  mit  der- 
jenigen der  Amphibien,  Petromyzonten  und  Ganoidcn  homologisiren, 
wenn  man  die  Dotterzellenmasse  der  letzteren  der  intermediären 
Schichte  mit  der  Dotterkugel  entsprechen  lässt.  Die  Berechtigung 
dieser  Auffassung  dürfte  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  da  ja  die 
Dotterkugel  der  Selachier,  für  welche  Balfour  (No.  1)  diese  Be- 
deutung so  einleuchtend  nachgewiesen  hat,  ebenfalls  nur  freie  Kerne 
enthält,  die  denen  der  Teleostier  sehr  ähnlich  sich  verhalten.*)  Die 
Kerne  der  intermediären  Schichte  stammen  wie  die  Kerne  der  Dot- 
terzellen vom  ersten  Furchungskern  ab;  das  Mischungsverhältniss 
der  protoplasmatischen  Substanz  ist  in  der  Dottermasse  für  die  erstere 
so  ungünstig,  dass  keine  Furchung  zu  Stande  kommen  kann,  son- 
dern nur  Kerntheilungen  auftreten.  Die  Kerne  liegen  in  dem  obern 
protoplasmareicheren  Theile  der  Dottermasse,  welcher  als  interme- 
diäre Schichte  bezeichnet  ist.  Die  Zellen,  welche  sich  um  diese 
Kernen  bei  manchen  Teleostiern  bilden,  sind  Dotterzellen  der  Ba- 
trachier  etc.  homolog. 

Ich  vermeide  daher  für  die  Teleostier  den  Ausdruck  Disco- 
morula, weil  er  den  Irrthum  nahe  legt,  dass  die  Keimscheibe  allein 
der  morula  der  andern  Formen  entspräche. 

Im  Blastulastadium  (Taf.  IV.  Fig.  12  A u.  B)  sicht  man  über 
der  Furchungshöhle  bei  den  Teleostiern  w7ie  bei  den  Batrachiern 
eine  gewölbte  Scheibe  aus  kleinen  Keimzellen,  deren  oberste  Zellen- 
lage sich  als  Deckschicht  abgegrenzt  hat;  unter  der  Furchungshöhle 
liegt  bei  den  Batrachiern  die  Dotterzellenmasse,  bei  den  Teleostiern 
die  intermediäre  Schichte  mit  dem  Dotter. 

In  Folge  der  Grösse  der  Dotterkugel  bedeckt  bei  den  Salmo- 
niden die  Keimscheibe  zur  Zeit  des  Beginns  der  Gastrulation  nur 
einen  kleinen  Theil  der  Eikugel;  bei  der  Unke  umspannt  sie  die 
Hälfte  derselben. 

Die  sekundäre  Schichte  wächst  bei  den  Salmoniden  wie  bei 
der  Unke,  die  ich  als  Repräsentanten  der  Amphibien  beiziehe,  aus 
dem  Rande  der  Keimscheibe  hervor;  die  Art  und  Weise  ihres 
Wachsthums  gleicht  einer  Um-  und  Einstülpung  der  letzteren  (vgl. 


*)  II  off  mann  gibt  au,  dass  bei  den  Selachiern  unter  dem  Keim  eine 
„an  Protoplasma  und  sehr  feinen  Dotterkiigelchen  reiche  Schichte“  liege,  welche 
der  intermediären  Schichte  der  Teleostier  entspricht.  Contributions  ä l’histoire 
du  developpeinent  des  Plagiostomes.  Arcliives  Neerlandaises  T.  XVI. 


55 


Taf.  I.  Fig.  8,  10  Taf.  II.  Fig.  2,  3;  Taf.  IY.  Fig.  13).  Bei 
Bombiuator  geht  die  untere  Schichte  an  ihrem  innern  Rande  allmälig 
in  die  Dotterzellen  über;  da  bei  den  Salmoniden  der  Dotter  nicht 
in  Zellen  getheilt  ist,  so  erscheint  die  Keimscheibe  am  Rande  sehr 
scharf  abgesetzt.  Der  eben  genannten  Uebergangsstelle  entspricht 
die  untere  Fläche  des  centralen  Randes  der  untern  Schichte,  welche 
dem  Dotter  fest  angedrückt  ist.  Bei  der  Unke  und  den  Salmoniden 
wird  die  Bildung  der  untern  Schichte  am  ganzen  Rande  der  Keim- 
scheibe eingeleitet;  sie  beginnt  aber  an  der  dorsalen  Seite  früher 
als  an  der  andern  und  schreitet  nur  auf  dieser  weiter  fort,  während 
sie  im  übrigen  Umfang  bald  wieder  sistirt  wird. 

Bei  den  Batrachiern  setzt  sich  die  Deckschicht  um  den  Rand 
der  Keimscheibe  herum  fort,  wenn  derselbe  zum  Urmundrand  wird, 
und  geht  in  das  Entoderm  über;  bei  den  Salmoniden  aber  bleibt 
sie  am  Keimwall  fixirt.  Es  scheint  mir,  dass  daraus  nur  die  mor- 
phologische Bedeutungslosigkeit  der  Deckschichte  folgt. 

Das  an  der  dorsalen  Seite  der  Gastrula  entstandene  Mesoderm 
zerfällt  in  die  Urwirbelstreifen  und  die  Parietalplatten;  zwischen 
den  letzteren  entsteht  die  Leibeshöhle.  Die  Dotterkugel  wird  als 
ein  Theil  des  primitiven  Darmepithels  von  den  Parietalplatten  um- 
wachsen (Taf.  IV.  Fig.  14  A,  B,  C);  die  Gefässe  der  Dotterkugel 
bilden  sich  wie  später  die  Gefässe  des  Darmes  in  der  untern  Parie- 
talplatte (Taf.  IY.  Fig.  6,  9). 

Phylogenetisch  ist  das  Entoderm  der  Teleostier  nur  der  dor- 
sale Theil  des  Darmdrüsenblattes;  es  entsteht  aber  aus  demselben 
das  ganze  Darmepithel,  indem  es  sich  medianwärts  aufstülpt  und 
darauf  die  so  entstandene  Rinne  vom  Dotter  abgeschnürt  wird  (Taf. 
III.  Fig.  18;  Taf.  IY.  Fig.  2,  5,  6,  7 — 14  A,  B).  Der  bei  diesem 
Vorgang  in  der  Kiemengegend  entstehende  freie  Raum  zwischen 
Entoderm  und  Dotter  (Taf.  III.  Fig.  18  \1)  entspricht  einem  Theil 
der  Gastrula-  und  Darmhöhle  der  primitiveren  Entwickelungstypen; 
dasselbe  gilt  vielleicht  von  der  K u p ff  er' sehen  Höhle. 


56 


Diese  Arbeit  wurde  im  zoologischen  Institute  der  Universität 
Freiburg  ausgeführt. 

Für  das  meinen  Bestrebungen  geschenkte  Interesse  und  für 
die  freundliche  Weise,  in  welcher  mir  die  Hülfsmittel  des  Instituts 
zur  Verfügung  gestellt  wurden,  bin  ich  Herrn  Geh.  Hofrath  Pro- 
fessor Dr.  Weis  mann  und  Herrn  Privatdocent  Dr.  G ruber  sehr 
zu  Dank  verpflichtet. 

Ich  beabsichtige,  die  Untersuchungen  über  die  Knochenfisch- 
entwickelung fortzusetzen  und  einzelne  Fragen,  welche  hier  nur  kurz 
berührt  wurden,  eingehender  zu  behandeln. 


57 


Tafelerklärung. 


Die  Contouren  sämmtlicher  Figuren 
mit  Ausnahme  von  Taf.  I.  11,  Taf. 
II,  Taf.  IV.  12,  13,  14  sind  mit  dem 
Zeichenapparat  skizzirt. 


i.  S.  intermediäre  Schichte. 

K.  Kerne  in  d.  intermediären  Schichte. 
Kw.  Keimwall. 

Mk.  Medullarkiel. 

Mr.  Medullarrohr. 
m.  Mesoderm, 
o.  Oeltropfen. 
pp.  Parietalplatten. 

Rf.  Rückenfurche. 

U.  untere  Schichte, 
uw.  Urwirbel. 


Durchgehende  Bezeichnungen. 

bl.  Kupffer’sche  Blase, 
ch.  Chorda. 

E.  obere  Schichte,  Ectoderm. 
e.  Entoderm,  Darmdrüsenblatt. 
Fh.  Furchungshöhle, 
i.  Z.  intermediäre  Zellcnmasse. 


TAFEL  I. 


Fig.  1.  Oberer  Theil  des  Querschnitts  eines  Lachseies  20  Stunden 
nach  der  Befruchtung,  s.  Seite  15  Anm.  R.  Rindenschichte. 
D.  Lager  zerfallender  Dotterelemente  an  der  untern  Grenze 
der  Rindenschichte  und  Keimmasse.  Yergr.  22. 

Fig.  2.  Querschnitt  eines  Keimes  32  Stunden  nach  der  Befruchtung. 
Furchungsstadium  mit  10  oberflächlichen  Segmenten.  S.z.  D.  zur 
Dotterkugel  gehöriges  protoplasmatisches  Lager  mit  Dotter- 
theilen  und  Oelkugeln  in  verschiedenen  Stufen  des  Zerfalls. 
Yergr.  34. 

Fig.  3.  Querschnitt  eines  Keimes  des  Bitterlings,  Rhodeus  amarus. 
Fh.  Furchungshöhle,  d.  Deckschicht.  D.  Dotter.  Kw.  Keimwall. 
K.  Kerne  der  intermediären  Schichte  i.  S.  Yergr.  34. 

Fig.  4.  Querschnitt  eines  Keimes  des  Bitterlings.  Anfang  der  Bil- 
dung der  untern  Schichte  U.  Yergr.  34. 

Fig.  5.  Zellen  mit  Kerntheilungsfiguren  aus  einem  Keim  vom  vierten 
Tage.  a.  Kernsubstanz  in  Chromatin  u.  Achromatin  differencirt. 
ß.  u.  y.  Kernspindel  mit  Kernplatte,  d.  e.  Bildung  zweier  neuer 
Kerne,  Yerbindungsfaden,  radiäre  Streifung.  Yergr.  180. 

Fig.  6.  Querschnitt  eines  Forellenkeimes  vom  4.  Tag.  Yergr.  34. 
Fig.  7.  Querschnitt  eines  Forellenkeimes  vom  6.  Tag.  Keim  abge- 
flacht. E'  oberer  Theil  des  Keims  aus  seitlich  uomprimirten 
Zellen.  E"  rundliche  Zellen.  Yergr.  34. 

Fig.  8.  Querschnitt  eines  Forellenkeimes  vom  7.  Tag.  U.  Untere 
Schichte.  Fh'.  Höhle  im  Keim,  wahrscheinlich  früher  oder 


58 


später  mit  der  Furchungshöhle  Fh.  zusammenhängend,  d.  Deck- 
schicht. Vorgr.  34. 

Fig.  9.  Querschnitt  eines  Lachäkeimes  vom  6.  Tag.  Vergr.  28. 

Fig . 10.  Querschnitt  eines  Lachskeimes  vom  7.  Tag.  E'E"  wie  in 
Fig.  7.  U.  untere  Schichte.  Vergr.  22. 

Fig.  11.  Grundriss  eines  Lachskeimes  vom  8.  Tag.  a u.  ß.  die  Ebene, 
in  welcher  der  aufTaf.  II.  Fig.  2 abgebildete  Querschnitt  liegt. 

TAFEL  II. 

(Fig.  1,  2,  3 nach  den  Präparaten  photographirt  von  J.  Bäckmann,  Karlsruhe.) 

Fig.  1.  Querschnitt  eines  Lachskeimes  vom  6.  Tag.  Die 
Schnittrichtung  war  nicht  ganz  parallel  der  durch  den  dicksten 
Punkt  der  Keimscheibe  und  ihr  Centrum  gelegten  Ebene;  ein 
Schnitt  in  dieser  Richtung  hätte  die  rechtsgelegene  Zellen- 
masse etwas  dicker  gezeigt,  als  unsere  Figur.  Länge  des 
Schnittes  1,4  m/m. 

Fig.  £.  Querschnitt  eines  Keimes  vom  8.  Tag,  aus  der 
zweiten  Abtheilung  Eier,  welche  sich  in  Folge  kälterer  Wit- 
terung etwas  langsamer  entwickelte;  in  der  Richtung  aß.  des 
Grundrisses  Taf.  I.  Fig.  11,  Länge  des  Schnittes  1,5  m/m. 

Fig.  8.  Nächster  Querschnitt  stärker  vergrössert.  H.  untere  Schichte. 
E'  seitlich  gedrückte  und  drückende  Zellen.  E"  rundliche  Zellen. 
D.  Deckschicht  an  den  Keimwall  sich  anschliessend. 

Fig.  4.  Oberflächen  Zeichnung  eines  Keimes  vom  8.  Tag 
(aus  der  ersten  Abtheilung  Eier).  Aus  der  Querschnittserie 
dieses  Keimes  sind  drei  Schnitte,  Taf.  III.  Fig.  1,  2,  3 skizzirt. 

Fig.  5.  Oberer  Th  eil  eines  Eies  vom  10.  Tag.  Embryo  etwa 
2,5  m/m  lang.  Die  Eiachse  liegt  nicht  parallel  der  Ebene 
des  Bildes,  sondern  oben  etwas  gegen  den  Beschauer  geneigt. 
Die  Ebenen  der  Taf.  III.  Fig.  7,  8,  9,  10,  11  skizzirten  Quer- 
schnitte sind  eingezeichnet. 

Fig.  6.  Seitenansicht  eines  Eies  vom  11.  Tag.  Embryo 
etwa  3,5  m/m  lang.  Die  Ebenen  der  Taf.  III.  Fig.  12  u.  13 
dargestellten  Querschnitte  sind  eingezeichnet. 

TAFEL  III. 

(Die  Nummerirung  der  Querschnitte  eines  Embryos  geht  von  hinten  nach  vorn.) 

Fig.  1,  2,  3.  Querschnitte  des  Lachskeimes  vom  8.  Tag, 
s.  Taf.  II.  Fig.  4.  D.  Deckschicht.  E.  Ectoderm  aus  seitlich 


59 


gedrückten  Zellen.  Mk.  Medullarkiel,  die  unterste  Zellenlage 
des  Ectoderms  leitet  dessen  Bewegung,  in.  Mesoderm,  c.  Ento- 
derm.  ch.  Chorda.  (Untere  Schichte  =±±  ch  -{-  m -J-  e.)  s.  Seiten- 
thcile  der  Medullarplatte.  mg.  Mediane  Grenzfurche  derselben 
gegen  den  Medullarkiel.  p.  Aeussere,  laterale  Grenze  derselben, 
Linie  der  spätem  Medullarwülste.  Rf.  Rückenfurche.  Vergr.  28. 

Fig.  4,  öj,  6.  Querschnitte  eines  Embryo  vom  10.  Tag 
(aus  der  zweiten  langsamer  entwickelten  Abtheilung  Eier). 
Fig.  4 aus  dem  hinteren  Drittel,  Fig.  5 aus  der  Mitte,  Fig.  6 
aus  dem  vordem  Drittel  des  Embryo,  Fig.  6 zeigt,  dass  die 
Seitenplatte  bei  der  Aufbiegung  ihres  lateralen  Randes  p ein- 
geknickt wurde,  e'.  Verdickung  des  Entoderms,  erstes  Anzei- 
chen der  Einfaltung  des  Entoderms  zur  Bildung  der  Kiemen- 
höhle. Vergr.  34. 

Fig.  7,  8,  9 , 10, 11.  Querschnitte  des  Embryo  vom  10.  Tag. 
(1.  Abtheilung  Eier.)  s.  Taf.  II.  Fig.  5.  Die  Ebenen  der 
Schnitte  bilden  mit  der  Dorsoventralebene  einen  kleinen  Winkel. 
Bezeichnungen  wie  eben  angegeben.  Vergr.  Fig.  7.  34;  Fig. 
8 — 12.  22.  Fig.  7 bl.  Kupffer’sche  Blase  mit  blassen  Zellen 
erfüllt.  In  Fig.  8,  9,  10,  11  sind  Mesoderm  und  Entoderm 
nicht  eingezeichnet. 

Fig.  12,  13.  Querschnitte  eines  Keimes  vom  11.  Tag.  s. 
Taf.  II.  Fig.  6.  Vergr.  34.  Fig.  12.  ch.  Anlage  des  Ohrbläs- 
' chens  durch  Einstülpung  des  Ectoderms.  K.  Kerne  der  inter- 
mediären Schichte  und  Dotterkugel.  Dieser  Schnitt  entspricht 
hinsichtlich  der  Lage  im  Embryo  ungefähr  dem  in  Fig.  8 
dargestellten.  Fig.  13.  Au.  Augenstile,  hinter  der  Stelle  ge- 
troffen, wo  sie  aus  dem  Medullarkiel  herauswachsen. 

Fig.  14u.  15.  Querschnitte  eines  Embryos  etwa  vom  14.  Tag. 
Vergr.  42.  bl.  Kupffer’sche  Blase  in  Fig.  15  ganz  nahe  ihrem 
Vorderende,  in  Fig.  14  weiter  hinten  getroffen.  Mr.  letzte  An- 
deutung des  hintern  soliden  Endes  des  Medullarkiels.  <p.  Ge- 
schlossene Spalte  nach  der  Oberfläche? 

Fig.  16, 17  u.  18.  Querschnitte  eines  Embryo  vom  13.  Tag. 
Länge  des  Embryo  6,2  m/m,  ungefähr  2/3  des  Eies  sind 
umwachsen.  Fig.  16.  5,7  m/m  vom  Vorderende.  bl.  Kupffer’- 
sche Blase.  Vergr.  34.  Fig.  17.  3,6  m/m  vom  Vorderende. 
Mr.  Medullarrohr.  iz.  intermediäre  Zellenmasse,  pp.  Parietal- 
platten. uw.  Urwirbel.  Vergr.  42.  Fig.  18.  2 m/m  vom  Vor- 


60 


derende.  Kh.  Kiemenhöhle.  niedriger  Raum  zwischen  Ento- 
derm  und  Dotter  seitlich  in  die  Kiemenhöhlen  übergehend, 
oh.  Ohrbläschen  durch  Einstülpung  des  Ectoderms  entstanden 
und  von  der  Deckschicht  überzogen.  Vergr.  42. 

Fig.  19  u.  20.  Querschnitte  eines  Embryo  vom  16.  Tag. 
Länge  des  Embryo  9 m/m.  Yergr.  64.  Fig.  19.  8,3  m/m  vom 
Yorderende.  sd.  Schwanzdarm,  pp.  Zellen,  welche  den  Parie- 
talplatten des  Rumpfes  homolog  sind.  Fig.  20.  5 m/m  vom 
Yorderende.  uw.  Urwirbel , in  welchem  die  der  Chorda  be- 
nachbarten Zellen  sich  in  Muskelzellen  umzubilden  beginnen. 


TAFEL  IV. 

Fig.  1 , 2 j 3.  Querschnitt  eines  Embryo  vom  16.  Tag  (des- 
selben wie  Taf.  III.  Fig.  19  u.  20).  Länge  des  Embryo  9 m/m. 
Yergr.  64.  Fig.  1 durch  die  Anlage  der  Vorniel e,  3,7  m/m  vom 
Yorderende  des  Embryo  entfernt.  E.  Ectoderm  mit  der  Deck- 
schichte. uwa.  Aeusseres  Blatt  des  Urwirbels,  eine  einfache 
Zellenlage.  uwi.  Innere  Masse  des  Urwirbels,  aus  Muskelzellen 
bestehend,  iz.  Intermediäre  Zellenmasse,  e.  Entoderm.  upp. 
Untere  Parietalplatte,  opp.  Obere  Parietalplatte,  a.  if.  s.  Seite  48. 
Fig.  2.  3 m/m  vom  Yorderende.  e.  Yorderdarm,  solid,  durch 
mediane  Aufstülpung  des  Entoderms  entstanden,  ph.  Parietal- 
höhle. Bei  dieser  Figur  und  ebenso  bei  den  Fig.  2,  3,  4,  6,  8, 
10  sind  nur  die  Umrisse  der  Urwirbel  gezeichnet.  Fig.  3.  2 m./m 
vom  Yorderende.  oh.  Ohrbläschen,  ganz  vom  Ectoderm  abge- 
schnürt. Kh.  Kiemenhöhle.  Die  beiden  Blätter  des  Entoderms 
liegen  unter  der  Chorda  aufeinander,  opp.  obere  Parietalplatte. 
Lh.  Leibeshöhle  durch  mediane  Verschmelzung  der  Parietal- 
höhlen entstanden,  dv.  der  hinterste  Theil  der  Herzanlage, 
welcher  das  Aussehen  der  Dottervenen  besitzt. 

Fig.  4,  5,6,7.  Querschnitte  eines  Embryo  vom  19.  Tag. 
Länge  des  Embryo  10  m/m,  der  ganze  Schwanz  des  Embryo 
ist  abgeschnürt  von  der  Eikugel.  Yergr.  54.  Fig.  4.  8,8  m/m  vom 
Yorderende.  sd.  Schwanzdarm.  pp.  Zellen  unterhalb  des 
Schwanzdarmes,  welche  wahrscheinlich  den  Parietalplatten  des 
Rumpfes  homolog  sind.  Fig.  5.  6,7  m/m  vom  Yorderende, 
nahe  dem  Hinterende  des  Rumpfes,  uwa,  uwi  wie  oben  bei  Fig.  1. 
ao.  Aorta,  iz.  Intermediäre  Zellenmasse,  getheilt  durch  die 


61 


Anlage  einer  gegen  den  Darm  tretenden  Arterie  (vgl.  Fig.  9). 
e.  Enddarm.  upp.  Untere  Parietalplatte,  dem  Dotter  aufliegend. 
Fig.  6.  5,6  m/m  vom  Vorderende,  Mitte  des  Rumpfes,  ao. 
Aorta,  upp.  Untere  Parietalplatte  mit  einer  Dottervene,  welche 
quer  unter  dem  Embryo  hindurch  tritt  (s.  Vogt  No.  30,  Taf.  II. 
Fig.  42).  Im  übrigen  Rumpfe  haben  sich  die  Parietalplatten 
noch  nicht  unter  dem  Darm  vereinigt.  Die  Zellen  der  inter- 
mediären Zellenmasse  haben  den  gleichen  Habitus  wie  die- 
jenigen der  Dottervene.  Fig.  7.  4 m/m  vom  Vordorende  durch 
die  Anlage  der  Vorniere,  uwa,  uwi,  av  wie  früher,  e'.  Andeu- 
tung der  Ausstülpung  des  Entoderms  zur  Bildung  der  Leber? 
iz.  Intermediäre  Zellenmasse.  X.  Der  medianen  Vereinigung  der 
Urwirbel  angehörige  Zellen,  welche  bis  in  die  Höhe  der  spä- 
tem glomeruli  reichen,  mv.  Ein  Theil  der  spätem  Körper- 
wandung, von  den  Urwirbeln  abstammend,  auf  welchem  sich 
die  Brustflosse  entwickelt  (vgl.  Fig.  10).  er,  gl.  s.  Seite  48. 

Fig.  8,  9.  10.  Querschnitte  eines  Embryo  vom  42.  Tag. 
Länge  des  Embryos  13,5  m/m. 

Fig.  8.  10,5  m/m  vom  Vorderende.  Vgr.  54.  Eine  kleine  Strecke 
vor  dem  After.  II.  Harnblase,  ug.  Einmündung  des  linken 
Urnierenganges.  d.  Enddarm.  ao.  Aorta,  v.  vena  cava.  pp. 
Parietalplatten  den  Darm  umgebend.  <p'  Netzwerk  von  Zellen. 

Fig.  9.  9,2  m/m  vom  Vorderende.  Hinterer  Theil  des  Rum- 
pfes. Vergr.  64.  E.  Ectoderm  aus  einer  Zellenlage,  welcher 
die  Zellen  der  Deckschicht  aufliegen.  Rfl.  Dorsale  Flossenfalte. 
Mg.  Graue  Substanz  des  Medullarrohres.  Mw.  Weisse  Sub- 
stanz desselben,  uwa.  Aeusseres  Blatt  der  Urwirbel;  uwi. 
innere  Masse  der  Urwirbel  in  Längsmuskeln  umgebildet,  deren 
Fasern  quer  oder  schräg  getroffen  sind.  ao.  Aorta ; von  der- 
selben geht  eine  Arterie  zum  Darm,  welche  in  die  subintesti- 
nalvene  s.  i.v.  einmündet,  vc.  vena  cava.  Durch  die  Verwach- 
sung und  Durchschnürung  der  untern  Parietalplatten  unter 
dem  Darm  kam  um  denselben  das  eine  Blatt  upp.  und  durch 
die  Verwachsung  und  Durchschnürung  der  obern  Parietalplat- 
ten das  zweite,  opp.  zu  liegen ; zwischen  beiden  die  Leibes- 
höhle Lh.  e.  Enddarm.  (p%  <p*  ip“ . s.  Seite  47. 

Fig.  10.  4 m/m  vom  Vorderende.  Durch  die  Vorniere.  Vgr.  64. 
Mg,  Mw,  uw,  ch,  ao,  vc,  wie  bei  Fig.  9.  d.  Vorderdarm, 
gl.  Gefässknäuel  der  Urniere,  in  welchen  eine  Arterie  eintritt, 


— 62  — 

wie  die  weiter  nach  hinten  gelegenen  Schnitte  zeigen,  mv. 
s.  Fig.  7.  Bfl.  Brustflosse. 

Fig.  11.  Theil  der  Seitenansicht  eines  mit  Nelkenöl  aufge- 
hellten Embryos  vom  42.  Tage  (vergl.  Fig.  9,  10).  Yergr.  22. 
uw.  Urwirbel,  durch  welche  die  Chorda  heller  durchscheint. 
Rfl.  Dorsale  Flosscnfalte.  d.  Enddarm.  e.  Epithel  desselben, 
s.  i.  v.  Subintestinalvene.  H.  Harnblase.  Kl.  Kloacke. 

Fig.  12 , 13,  14.  Schematische  Bilder  zur  Vergleichung  der 
Entwickelung  der  Teleostier  mit  derjenigen  der  Batrachier 
und  des  Amphioxus. 

Fig.  12.  Blastulastadium.  E.  Ectoderm.  D.  Deckschicht. 
Fh.  Furchungshöhle. 

Fig.  12  A.  vom  Lachs.  Do.  Dotter.  Dok.  Kerne  der 
intermediären  Schichte. 

Fig.  12  B.  von  der  Unke  (nach  Götte  No.  G c.  Fig.  28 
u.  29).  Do'.  Masse  der  Dotterzellen.  Dok.  Kerne  der 
letzteren. 

Fig.  13.  Beginn  der  Gastrulation.  <£.  Umbicgungsstelle  der 
obern  in  die  untere  Schichte  (U). 

Fig.  13  A.  vom  Lachs,  vergl.  Taf.  II.  Fig.  2 u.  3. 

Fig.  13  B.  von  der  Unke  (nach  Götte  No.  6 c.  Fig.  30  u.  31). 

Fig.  13  C.  vom  Amphioxus  (nach  Hatschek  No.  7.  Fig. 
29).  Die  in  diesem  Stadium  schon  verschwundene 
Furchungshöhle  ist  noch  eingezeichnet. 

Fig.  14.  Querschnitte  durch  den  vorderen  Rumpftheil.  Die 
zeitliche  Aufeinanderfolge  der  Organentwickelungen  ist  bei  der 
Fig.  14  A.  u.  14B.  ausser  Acht  gelassen  und  jede  Organanlage 
annähernd  in  dem  der  Fig.  14  C.  entsprechenden  Stadium  dar- 
gestellt. Rf.  Rückenfurche  begrenzt  von  den  Rückenwülsten, 
s.  Seitentheile  der  Axenplatte.  e.  Obere  Hälfte  des  Entoderms. 
ch.  Chorda,  pp.  Parietalplatten. 

Fig.  14  A.  vom  Lachs.  Mk.  Medullarkiel.  uw.  Urwirbel. 
Dok.  Kerne  der  Dotterkugel  (vgl.  Taf.  III.  Fig.  8,  9, 
10;  Taf.  IY.  Fig.  2,  5). 

Fig.  14  B.  von  der  Unke  (nach  Götte  No.  Gc.  Fig.  73, 
93,  112,  114). 

Fig.  14C.  (nach  Hatscheck  No.  7.  Fig.  122  u.  117) 
M.  Medullarplatte.  m.  Mesoderm  (noch  nicht  in  Ur- 
wirbel und  Parietalplatten  getheilt). 


Verzeichniss  der  durch  Nummern  citirten  Litteratnr. 

No.  1.  F.  M.  Balfour,  Development  of  Elasmobranch 
Fishes  1878. 

2.  Balbiani,  Generation  des  Yertebres  1879. 

3.  Ch.  Yan  Bambeke,  Recherches  sur  l’embryologie  des 
poissons  osseux;  mem.  de  sav.  etrangers,  publies  par  l’Acad.  royale 
de  Bolgique  1876. 

4.  Van  Beneden,  Contribution  a l’histoire  du  developpement 
embryonnaire  des  Teleosteens;  Bullet  de  l’Acad.  royale  de  Belgique, 
2e  Serie  t.  XL1Y.  1877. 

5.  E.  Calberla,  Zur  Entwickelung  des  Medullarrohres  und 
der  Chorda  dorsalis  der  Teleostier  und  Petromyzonten ; Morph. 
Jahrb.  III.  1877. 

6.  Alexander  Götte,  a)  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte 
der  Wirbelthiere.  — Der  Keim  des  Forelleneies.  (Archiv  f.  mikr. 
Anatomie.  Bd.  IX.  Heft  4.  1873).  b)  Beiträge  zur  Entwicklungs- 
geschichte der  Wirbelthiere  III.  1Y.  Y. ; Archiv  f.  mikr.  Anat. 
XY.  1878.  c)  Entwicklungsgeschichte  der  Unke  1875. 

7.  Hatschek,  Studien  über  Entwicklung  des  Amphioxus. 

8.  E.  Iläckel,  Biologische  Studien  1875. 

9.  Henneguy,  Facts  of  Development  of  the  osseous  fishes“ 
in  the  Annal  and  magazine  of  Natural  history,  XXXY.  London 
November  1880. 

10.  0.  Ilertwig,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bildung,  Be- 
fruchtung und  Theilung  des  thierischen  Eies.  Morphol.  Jahrb.  I. 

11.  Hoffmann,  Zur  Ontogenie  der  Knochenfische.  Zoolog. 
Anzeiger  1878. 

11a.  Hoffmann,  Zur  Ontogenie  der  Knochenfische;  Amster- 
dam 1881.  (Als  ich  diese  Abhandlung  erhielt,  war  meine  Arbeit 
schon  nahezu  druckfertig;  wo  ich  Hoffmann  nicht  genannt  habe,  ist 
meine  Ansicht  von  der  seinigen  unabhängig). 

12.  His,  Untersuchungen  über  das  Ei  und  die  Eientwickelung 
bei  Knochenfischen;  Leipzig  1873. 

13.  His,  Untersuchungen  über  die  Bildung  des  Knochenfisch- 
embryo (Salmen)  I.  Zeitsch.  für  Anat.  und  Entwicklgsgesch.  1876. 

14.  His,  II.  Archiv  f.  Anat.  und  Entwicklgsgesch.  1878. 

15.  C.  Kupffer,  Beobachtungen  über  die  Entwickelung  der 
Knochenfische.  Archiv  für  mikr.  Anatomie  Bd.  IY.  1868. 


— 64 


16.  Kupffer,  Ueber  Laichen  und  Entwickelung  der  Ostsee- 
häringe 1878. 

17.  A.  Kowalevsky,  Entwickelungsgeschichte  des  Anv 
phioxus  lanceolatus  ; Mem.  de  l’Acad.  imper.  d.  so.  de  St.-Peters- 
bourg  Vif.  serie  t.  XI.  No.  4,  1867. 

18.  A.  Kowalevsky,  Weitere  Studien  zur  Entwickelungs- 
geschichte des  Amphioxus  lanceolatus;  Archiv  für  mikr.  Anatomie 
XIII.  1877. 

19.  A.  Lereboullet,  Recherches  sur  le  developpement  de  la 
Truite;  Annales  des  seiences  nat.  4e  serie  Zoologie  t.  XVI.  1861. 

20.  A.  Lereboullet,  Emb^ologie  comparee  du  brochet,  de 
la  perchc  et  de  l’ecrivisse.  Ann.  des  sc.  nat.  4e  s.  zool.  1854  t.  I. 

21.  A.  A.  Lereboullet,  Nouvelles  recherches  sur  la  for- 
mation  des  premieres  cellules  embryonnaires;  Annales  des  sc.  nat. 
(5)  zool.  II.  1864. 

22.  Jos.  Oellacher,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Keim- 
bläschens im  Wirbelthiereie;  Schultze’s  Archiv  Bd.  VIII.  1871. 

23.  Jos.  Oellacher,  Ueber  eine  im  befruchteten  Forellen- 
kcime  zu  beobachtende  radiäre  Structur  des  Protoplasmas;  Berichte 
d.  natwiss.  med.  Vereines  in  Innsbruck,  V.  Jahrg.  1874. 

24.  Jos.  Oellacher,  Beiträge  zur  Entwickelungsgeschichte 
der  Knochenfische  nach  Beobachtungen  am  Bachforelleneie ; Zeitsch. 
f.  wissensch.  Zool.  Bd.  XXII.  und  XXIII.  1872. 

24a.  Ph.  Owsjannikow,  Ueber  die  ersten  Vorgänge  der 
Entwickelung  in  den  Eiern  des  Corregonus  lavaretus;  Bullet  de 
l’Ac.  imp.  des  sc.  de  St.  Petersbourg  t.  XIX.  1872. 

25.  W.  II.  Ran  so m,  Observations  of  the  Ovum  of  osseous 
Fishes;  Philosophical  Transactions,  vol.  157  part.  II.  1867. 

26.  Rieneck,  Ueber  die  Schichtung  des  Forellenkeims; 
Schultze’s  Archiv  Bd.  V.  1869. 

27.  Salensky,  russische  Arbeit  über  Accipenser. 

28.  Strasburg  er,  Zellbildung  und  Zelltheilung  1880. 

29.  S.  Stricker,  Untersuchungen  über  die  Entwickelung  der 
Bachforelle;  Wiener  Sitzgsber.  Bd.  LI.,  II.  Abtheilg.  1865. 

30.  C.  Vogt,  Embryologie  des  Salmones  1842. 

31.  Carl  Weil,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Entwickelung 
der  Knochenfische  Bd.LXV.  Sitzgsb.  der  Iv.  Akademie  der  Wissensch. 
III.  Abthlg.  Aprilheft  1872. 


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