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Full text of "Die Fabeln des Erasmus Alberus: Abdruck der Ausgabe von 1550 mit den ..."

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Die Fabeln 



des 



f'Erasmus Alberus. 



Abdruck der Ausgabe von 1550 

mit den Abweichungen der ursprünglichen 

Fassung 

herausgegeben 



Wilhelm Braune. 



k % \- i 



Halle a. S. 

Max Niemeyer. 

1892. 



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oC 






Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XYII. Jahrhunderts. 
No. 104—107. 



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VORWORT. 

Eine Ausgabe der Fabeln des Erasmns Alberns 
wird den Freunden unserer älteren Litteratur willkommen 
sein. Denn nur wenigen war bisher dies Werk zugäng- 
lich, da Exemplare der alten Drucke selten und auf 
vielen grösseren Bibliotheken gar nicht vertreten sind. 
Des Burkard Waldis Fabeldichtung, die es am nächsten 
liegt mit Alberns zu vergleichen, ist schon in zwei 
neueren Ausgaben, von Kurz und von Tittmann, ver- 
breitet und nicht minder verdient es auch Alberns, dass seine 
Fabeln wieder allgemein gekannt werden. Ja seine an- 
mutige und gemütvolle Dichtung, aus der uns die scharf 
ausgeprägte Persönlichkeit des Dichters lebensvoll ent- 
gegentritt^ scheint mir vor den Fabeln des Waldis 
manche eigentümliche Vorzüge zu besitzen, so dass ich 
mehr zu Ungunsten des Alberus gehaltene Vergleichungen 
beider Dichter, wie man sie wol in Litteraturgeschichten 
fifldet, far nicht gerechtfertigt halten kann. Es wird 
mir erfreulich sein, wenn diese Ausgabe dazu beiträgt, 
den Fabeln des Alberus die ihnen gebührende Schätzung 
in den weitesten Kreisen der Litteraturfreunde zu ver- 
schaffen. 

Die Einleitung, welche in der Neudrucksammlung 
wesentlich dazu bestimmt ist die Geschichte des Textes 
zu geben und das Verhältniss des vorgelegten Neudrucks 

a* 

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jy V orwori. 

ZU den Originalen festzustellen, ist von mir um ein paar 
Kapitel erweitert worden, die zur sachlichen Erläuterung^ 
und litterarhistorischen Würdigung der Dichtimg Bei- 
träge liefern sollen. Ich hoffe damit dem Benutzer will- 
kommene Beigaben zu bieten, insbesondere auch durch 
den Abdruck der Quellenstticke. 

Den Text habe ich mit aller Sorgfalt corrigiert, um 
das Original möglichst getreu wiederzugeben. Trotzdem 
sind in den Reindruck noch einige Druckfehler geraten, 
die ich zu verbessern bitte. Seite 11 Z. 1 v. u. 1, f^jrud^ 
statt ^jrud^; — Fabel 11 253 1- 3^ statt 3)a; — 
S. 64 in der Verszählung 35 statt 45; — S. 119 Co- 
lumnentiberschrift ist 52] in 25] zu ändern; — Fabel 
48 50 1. Qt\d^t^n, statt gcjcl^c. ^n 

Für freundliche Darleihung alter Drucke habe ich den 
Bibliothek Verwaltungen zu Berlin, Darmstadt, Dresden, 
Giessen, Göttingen, Karlsruhe, Leipzig zu danken. HeiT 
Oberbibliothekar Prof. Dr. Schnorr von Carolsfeld in Dres- 
den, der seit längerer Zeit sich mit Alberus eingehend be- 
schäftigt und auch die Fabeln schon in den Kreis seiner 
Untersuchungen gezogen hatte, hat meine Ausgabe von 
Anfang an mit liebenswürdiger Zuvorkommenheit unter- 
stützt, besonders auch durch Mitteilung mancher Notiz, die 
mich eigenen Nachsuchens überhob. Hierfür sei ihm 
mein herzlichster Dank ausgesprochen ! Herrn Prof. Dr. 
Hai-tfelder hier, dem bewährten Kenner der Humanisten- 
zeit, habe ich für einige freundliche Nachweisungen auf 
diesem Gebiete meinen besten Dank zu sagen. 

Heidelberg, im Sept. 1892. W. Braune. 



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EINLEITUNG. 

I)as Leben des Erasmus Alberus (geb. um 1500, gest. 
5. Mai 1553) ist ein sehr wechselvolles gewesen. Als eifriger 
Anhänger Luthers, dessen persönliche Unterweisung er ge- 
nossen hatte, war er an vielen Orten Deutschlands im Sinne 
der Refonnation tätig. Nur selten war er längere Jahre sess- 
haft, oft ward er — durch die Festigkeit seines Charakters an- 
stossend — veranlasst, seinen Stab bald weiter zu setzen. Er 
starb als mecklenburgischer Generalsuperintendent in Neu- 
brandenburg bald nach Antritt dieses Amtes. Die Einzelheiten 
seiner Lebensführung und seiner reichen schriftstellerischen 
Tätigkeit bedürfen gar sehr einer quellenmässigen monogra- 
phischen Darstellung: Schnorr von Carolsfeld wird eine solche 
in nächster Zeit zum Abschlüsse bringen. Vorläufig mag für 
Albers Leben und Schriften auf Goedekes Grundriss* II S. 
437 — 447 verwiesen werden. Hier wollen wir nur die in den 
Fabeln enthaltenen Beziehungen auf die Lebensgeschichte ihres 
Dichters zur Besprechung bringen. 

Geboren ist Alberus in der Wetterau. Das beweist seine 
Aussage (Vorrede zu U, unten s. IX) ich bin ein grober 
Wetterauer, dem die Zung nit wol geschliffen ist'. Der 
Ort seiner Geburt scheint nicht bekannt zu sein. Doch könnte 
er unfern von Windecken (an der Nidder) gewesen sein^ 
da die Schilderung des Klosters Naumburg (s. n. S. XXVIII) bei 
Windecken (30 49) beginnt: *Mir ist in meinem Vatterlandt, 
Ein feines Klösterlein bekannt' (SOiflf.) und das Wort Vater- 
land im 16. 17. Jh. den engsten Bezirk der Herkunft bezeichnet, 
ja meist das damals noch nicht existierende Wort 'Vaterstadt' 
vertritt. In frühester Kindheit muss er nach dem Städtchen 



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VI 



Einleitung. 



Staden a. d. Nidda (2 Meilen nördlich von Windecken) ge- 
kommen sein, denn nach 2450 ist er daselbst aufgezogen, Staden 
ist sein 'Vatterlandt zum theil' (also nicht eigentlicher Geburts- 
ort), die Stadener nennt er seine *Landtsleut' (2465).*) Als 
Knabe von 8 Jahren wurde er in die Schule nach Nidda 
(IV2 M. nö. von Staden) getan, wo er als armer Schüler durch 
gutherzige Bürger unterstützt wurde (2423—28)- Von Nidda 
ist er oft Niddaaufwärts nach Schotten spaziert und dort 
freundlich aufgenommen worden (24 is— is). Seine Wetterauer 
Heimat und der benachbarte Vogelsberg geben denn auch, 
z. T. in ausführlicher Schilderung, das Local für mehrere Fabeln 
ab: 2. 12. 14. 17(U). 24. 29. 30. 39. 47. Auch in der 'Kurtzen 
Beschreibung der Wetterau', die er seiner Schrift *vom Basi- 
lisken zu Magdeburg' angehängt hat**), bekennt er sich am 
Schluss als Wetterauer: 'Diss habe ich geschrieben, der 
Wetterau meinem Vatterlande zu Ehren', wo nun freilich 
'Vaterland' in etwas weiterem Sinne angewendet erscheint. 

Glückliche Jahre seines Lebens verlebte A. 1525—27 als 
Schulmeister zu Ursel (Oberursel am Taunus, sw. von Hom- 
burg). Dort verheiratete er sich, wie er 42ii2ii— xiii die Stadt 
Ursel rühmend meldet. Auch sonst erfuhr er in Ursel viel 
Gutes: ious— 117. Seine dankbare Gesinnung gegen die Stadt 
beweist die Widmung des Einzeldrucks der Fabel 42 im Jahre 
1537 (s. unten S. XH und 182). In dem Schulmeister der be- 
nachbarten Stadt Usingen Johannes Chun fiand er einen 



*) Demnach ist die unverbürgte Kunde falsch (die noch 
Goedeke nachschreibt), dass A. in Sprendlingen geboren sei: 
sie scheint zurückzugehen auf H. Pantaleon, Prosopographia 
Heroum, Basel 1 565, p. 420, der die Angabe unbelegt macht, 
wie er überhaupt über Albers Leben nur oberflächlich unter- 
richtet ist. — Auch die Angabe, dass Albers Vater Tilmann 
geheissen habe, erscheint mir sehr zweifelhaft. Sie stützt sich 
wol nur auf den Schluss der Widmung des Ehebuchs (1536) 
An den Junker Hermann Riedesel von Eisenbach : 'Bitte E. E. 
dissen meinen geringen diendst vnnd ehrbietung für gut zu- 
nehmen, vnd euch meinen lieben Vatter her Tilmann 
ewem Pastor z& Engelrode [Engelrod bei Eisenbach im östl. 
Vogelsberge] be vollen lassen sein'. Das könnte eher auf einen 
älteren befreundeten Amtsbruder mit dem Zunamen Tilmann 
zu beziehen sein. 

*♦) Goedeke H S. 446 No. 27. Von mir in dem Abdrucke 
bei Bernhard, antiq. Wetteraviae p. 305—9 benutzt. 



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Zum Leben des Erasrous Alberus. yjY 

Freund, dem er damals die ersten Versuche seiner Fabel- 
•dichtung vorlegte und später 1534 von Sprendlingen ans die 
erste Ausgabe widmete (Vorrede zu U, unten S. IX). In den 
Taunuswäldem ist A. damals viel umher gestreift: der Er- 
quickung durch Waldbeeren gedenkt er dankbar 2551^60- Ins- 
besondere liebt er den Feldberg, dessen er öfter rühmend 
gedenkt. Den Taunusgegenden sind die Fabeln 3. 6. 25. 42. 
43 gewidmet. 

Die längste Zeit ruhiger Amtsführung verlebte er als 
Pastor zu Sprendlingen in der Dreieich (Gr. Hess. Provinz 
Starkenburg), wo er von 1528 an 11 Jahre hinduroh blieb.*) 
Auch aus dieser Gegend sind die örtlichen Eindrücke in 
seinen Fabeln festgehalten : das Land zwischen Frankfurt und 
Darmstadt, vom Rhein bis zum Odenwald, in dessen Mitte 
Sprendlingen liegt, ist der Schauplatz der Fabeln 5. 8(U). 
9 (A). 20. 22. 37. 40. In Sprendlingen setzte er die zu Usingen 
begonnene Fabeldichtung fort und brachte sie im wesentlichen 
zum Abschluss. Von hier aus veröffentlichte er 1 7 Fabeln im 
Jahre 1534 (ü) und zwei einzelne (13 und 42) in den Jahren 
1536 und 1537. 

Dass aber auch die übrigen Fabeln, die wir nur in der 
späteren Ueberarbeitung von 1550 (A) besitzen, schon damals 
vorhanden gewesen sein müssen, beweist erstens seine Aus- 
sage in der Vorrede zu A (unten S. 4), dass er diese Fabeln 
(also alle) in. seiner Jugend gemacht und jetzt nur überarbeitet 
habe, zweitens zeigt das unten S. XII zu Fabel 18 und 42 an- 
geführte, dass er 1534 und 37 schon eine grosse Fabelsammlung 
besass, aus der U nur einen Teil enthielt. Dass 48 zwischen 
1536 und 40 entstanden sein muss, wird dadurch bewiesen, 
dass 48 84 ff. Eoban als in Marburg lebend (tl540) erwähnt 
wird, wohin er erst 1536 aus Erfurt übersiedelte. — Fabel 19 
setzt Albers Wirksamkeit im Brandenburgschen(1540 - 42) vor- 
aus unter Kurfürst Joachim II, den er 19 50 'meinen gnedigen 
Herren' nennt, wie auch die ganze Fabel in der Gegend von 



*) Kurtze Beschreibung der Wetterau p. 306 (ed. Bern- 
hard): 'dann ich war XI. Jare Pastor zu Sprendlingen bey 
dem Hirtzsprung und zu Götzenhain, welches ich Gotteshain 
nenne, weil es von dem unnützen Götzen zu dem rechten Gott 
bekert ist'. 



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yjjj Einleitung. 

Ktistrin und Frankfurt a. 0. localisiert ist. Die ursprüngliche 
Fassung wird also nur aus V. 163 — 176 bestanden haben, die ganze 
Einleitung erst bei der Umarbeitung hinzugedichtet sein. 

Des Erasmus Alberus Lebensarbeit für die Ausbreitung der 
Beformation tritt auch in den Fabeln an vielen Stellen hervor. 
Polemisch wendet er sich gegen die alte Kirche und ihre 
Einrichtungen. Und zwar gegen den Papst selbst in der 
ganzen Fabel 33 (Bapstesel), 30, so ff- luid in gelegentlichen 
Anspielungen; gegen den Ablass lU-sojMsff.; gegen die 
Möncherei und das faule tippige Klosterleben 30 1—48, 39i— «sr 
AS 6—28 j gegen allerhand Aberglauben, Heiligen- und Reliquien- 
verehrung 20 ie-46, 104-118, 23 11-90, 378-18, 40,78-180 ; gegen die 
Benegaten 34322 ff ; der die Bolle des Magisters SchlauraflT 
spielende Frosch wird nicht nur als Gegner des Humanismus,, 
sondern auch der Beformation verhöhnt 4O206— is, 22« f-, 244, 202*)? 
Thomas Mumers Spottname Mumar tritt auf als Name der 
Katze 49 21 ff. — Dagegen würd Luther und die Beformation 
gepriesen: Luther 33 115, die Lehre des Evangeliums in Bres* 
lau 196—12**), in Nürnberg 44,02—105***), in Sprendlingen 20 
76-80, im Vogelsberg 14, iv— vi (U), in Ursel 42,0, die Stiftung 
der evang. Universität Marburg 48,-50. Gegen das Sekten- 
wesen, welches im Gefolge der Lutherischen Lehre sich zeigte^ 
finden sich mehrere Ausfälle: Schwärmer und Wiedertäufer 
sind die Gegner 16„8— ,84, 2068— eo, 2I40211— ix,508ff-, 23,5«. 
Persönlich werden aufgeführt Münlzer 2I492VHI, 33,69, Jan 
von Leyden und die Münsterer 4695—99, 33,69. Bezeichnend 
ist dass 1534 Alberus auch noch den Zwingli unter die 
Schwärmer rechnet und mit Müntzer gleichstellt 2l492Viiy 
16,82, während er 1550 die erstere Stelle ganz gestrichen, an 
der zweiten 'Schwärmer' für Zwingli eingesetzt hat. 

Von der Person des Autors wenden wir uns nun zur 
ausschliesslichen Betrachtung der Fabeln. 



*) Näheres bei der Besprechung des Gedichts unter IV. 

**) Johann Hess, seit 1523 P&rrer an der Magdalenen- 
kirche in Breslau, Laurentz Corvin f zu Breslau 1527, Am- 
brosius Moibanus von 1524—1554 (f) Pfarrer an der Elisa- 
bethkirche in Breslau. Ueber die einschlägigen Verhältnisse 
genaueres bei P. Konrad, Dr. Ambrosius Moibanus, Halle 1891. 

*♦♦) Veit Dietrich, Prediger zu St. Sebald 1536—1549 
(t). ADB. 



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I. Die alten Ausgaben. j^ 

I. Die alten Ausgaben der Fabeln. 

1. Ursprüngliche Fassung. 
Von den 19 Fabeln erster Fassung sind 17 in der von 
Alberus veranstalteten Hagenauer Ausgabe von 1534 (ü) ent- 
halten. Diese und der danach von anderer Seite gemachte 
Nachdruck von 1539 (Ui) sind nur noch in je einem Exemplare 
vorhanden, beide in der K. Bibliothek zu Dresden befindlich. 

Beschreibung: 

U = Hagenau 1534 in 4°. 7^/4 Bogen, sign. 21— §, ohne 
Seitenzahlen. Nur teilweise Custoden. Ohne Holzschnitte. 

Inhalt: Sil» Titel: ©tlid^c fabel @fo>)i | betteutfd^t bnnb [ 
fynn 92l^e^men hxadft huvd} \ ©rafmum 3((berum. | Bampi anbeten 
nctoen gobeln | faft nu(jbarlicl^ bnb | luftig gu lefen. | Oetrucft i\k 
^oganah) 3m Sat | 3». 2). 3e3^iiii. | 

Rückseite des Titels [91 1^] leer. Blatt «ij enthält folgende 
Widmung: 

[2lij«] 2)em Äd^tbarn bnnb gurftd^tigen Sol^anne« ©l^un, 
SUlaffotoifcl^en Äetter gu Äird^eim, meinem fonberlid^en lieben §errn 
önb iJ^^eunb. 

©S'lfomer bnnb Äd^tbarer lieber greünb bnb $err, ^l^r toiffet 
tDof, toie id^ für etltd^en taten ba ic^ nod^ gu 93tfe(, ünb t^l^t gu 
SJfingen fc^ulmeiftet toarent, etlid^e gabula« 9(efo^)i inn teutfd^e 
St^eime btad^t, bnb eud^, aI8 meinem Heben gteönb gefenbt l^abe, 
toeld^em aud^ biefelbige bagu mal tool gefielen. 3c^ l^ab fie aber 
mittler geit cottigiett bnb gemel^tt ünb in etoetm namen la^m 
auggi^en. "^^ ad^te t^ abet nit bon n6ten fein üiel gu fd^reiben 
t>on bem nu^ bnb btaud^ bet fabeln, ftntemal ein t^eglid^et gim« 
lic^d betftanbiS toeifi, ba^ man aui ben fabuliiS HRotalia lernet^ 
bnb tote bie gleid^niffen bnb ^jatabole einen gtogen betftanbt bnb 
lied^t geben, alfo ba8 !etn beffet toeig gu leten tft, bann butd^ pa^ 
tabolad, bnb S^ttftuS bnfet ^ett felbft luft gehabt butc^ gletd^- 
niffen fein ©uangelium gu leten, alfo finb bie gabulae ben gleich» 
niffen nit fet bnel^nlid^ on bag bie paxahcl^ etnftl^afftiget flnb, 
bie fabulae abet leten gute fttten bnb tugenbe fc^im|)p toei^ bnb 
lad^enbd munbg. ^^ bitte eud^ abet, tooHet meine 9ll^eimen fut 
gut nel^men, ob fie fic^ nit ju [Äij^] tool tl^eimeten, obet aud^ nit 
3U gut teutfd^ mit bnbet lieffe. 2)ann id^ hin tin gtobet äßebbetaloer 



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^ Einleitung. 

bem bie jung nit h)oI gefd^riffen ift. $ie mit ®ott Bcfol^len. 2)0^ 
tum ju ©^jrenbenlingen in bcr 2)re^ ®id), am jel^cnben tag Sl^rilid. 
anno bomini 3R. 2). 3e3^iiii. ^toet äBiaißer btcner erofmu« 3«bcr. 

9liii bis ^tjft folgt der Text der Fabeln, welche nicht 
fortlaufend gezählt sind. Der erste Vers jedes Beimpaares 
beginnt mit Majuskel, der zweite ist eingerückt und beginnt 
mit Minuskel. Sonstige Absätze sind innerhalb einer Fabel 
nicht vorhanden. 

Blatt ^ijb und ^üj« enthalten das Register, in welchem 
die Fabeln gezählt sind, nebst Hinweis auf die Blattzahlen jeder 
Fabel. 

Blatt §iii^: Octrucft jü ^aganoto im jar 3)i. 2). jsjüij. om 
p>. iaQ beg aRer^en. Buchdrückerzeichen (Januskopf, vergl. 
hierüber Schnorr von Carolsfeld, Archiv f. Littgsch. 6, 2). 

Die Reihenfolge der 1 7 Fabeln ist nach der Zählung der 
vollständigen Ausgabe folgende:!. 4. 5. 2. 12. 3. 6. 9. 10. 16. 
11. 7. 15. 14. 13. 17. 8. 

Diese Ausgabe ist die Vorlage gewesen für den Nach- 
druck : 

Ui = Augsburg 1539 in 4*>. 7^U Bogen, sign. Sl— §. Ohne 
Seitenzahlen. Mit Custoden. Mit roh ausgeführten Holz- 
schnitten. Die Holzschnitte zu jeder Fabel nehmen den Raum 
einer halben Seite ein, sind also grösser als die in A, von 
welchen sie auch sonst völlig verschieden sind. 

Inhalt: 211» Titel: etliche gabel ®fo>)i | »crteutfc^et bnnb 
inn I reimen gebracht burd^ | ©rofmum 2llbcmm. | ^ampt anberen 
Tieluen gabeln | faft nu^barlic^ bnnb | luftig gu lefen. | (Holz- 
schnitt) I M.D.XXXIX. 

Rückseite des Titels [21 1^] enthält die Widmung wie 
in U, nur unter Weglassung des Datums (10. April 1534). 

Von Bl. 2ltift— ©ij^ folgt der Text der Fabeln mit gleicher 
Druckeinrichtung wie in U. Bl. ^iij»^ Register wie in U; dar- 
unter(unten auf §iii^): Oetrudft gu 2(ugf^urg im jar M.D.XXXIX. 

Der Nachdruck Ui weicht von U nur in ganz gering- 
fügigen sprachlichen, resp. orthographischen Kleinigkeiten ab, 
die auf den Druckort hinweisen, z. B. oft ai statt ei, bisweilen 
anl. p statt b und dergl. Jedoch sind an zwei Stellen sach- 
liche Aenderungen vorgenommen, die darauf beruhen, dass 
der Nachdrucker den wiedertäuferischen Sectierem wolgesinnt 



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I. Die alten Ausgaben. YI 

war: er Hess in Fabel 16 die Verse 125—28, 131—34 aus, 
desgl. in Fabel 21 die Verse 492 v— viii und änderte in 492 ii, 
508, 511 die Worte fd^toermer und fc^toermere^. — Im übrigen 
ist Ui für den Text der Fabeln ohne jeden Wert. Einige 
selbstverständliche Verbesserungen offenbarer Druckfehler in 
U finden sich natürlich (vergl. 16 3; 21iRe); bemerkt möge 
noch werden, dass der Nachdrucker 161,7 fold^en einsetzt 
für das ihm unverständliche betoeln (UA). 

Nach U (oder Ui?) ist die Fabel 12 U (=5 der Ge- 
sammtausgabe) in Augsburg auf einem Holzschnittbogen einzeln 
abgedruckt worden, von welchem ein Exemplar in Gotha sich 
befindet. Schnorr von Carolsfeld hatte die Güte mir davon 
folgende Beschreibung mitzuteilen: 

„Der Einblattdruck befindet sich in Band 2 — eine Bi- 
bliotheksignatur ist nicht zu ersehen — BL 169 der in der 
herzoglichen Bibliothek zu Gotha vorhandenen 'altdeutschen 
Holzschnitte'. Es ist ein offenes Blatt in qu. foL, betitelt 
SBon ben gr6fc^en, önb 3ren Kunige, und unten bezeichnet : Sin« 
tlj^on^ gormfd^nc^ber ju 2lu0f^)urg. Der colorierte Holzschnitt 
misst 28,4x17,8 cm. Man sieht links (vom Beschauer) die 
aus den Wolken gereckte Hand Gottes, rechts in den Lüften 
einen Storch; unten einen Teich, in welchem von Fröschen 
umgeben, die teilweise auf ihm sitzen, ein Block schwimmt; 
am Bande des Wassers drei, Frösche verschlingende Störche. 
Am Rande links des Bildes und tiefer als das Bild an den 
unteren Rand des Blattes herabreichend sind 49 Verse der 
Alberschen Fabel, die übrigen Verse unterhalb des Bildes 
selbst in drei Columnen von je 6 Versen und einer Columne, 
welche aus 5 Versen und der üeberschrift: *Morale Dber au6 
legung' besteht, gedruckt Der Text der Fabel stimmt, von 
unwesentlichen Abweichungen abgesehen, mit der Fassung in 
den beiden ältesten Ausgaben von 1534 und 1539 überein". 

Der hier beschriebene Holzschnitt ist seiner Composition 
nach ganz verschieden von dem entsprechenden in Ui be- 
findlichen. 

Femer ist U benutzt von dem Verfasser der jüngeren 
Glosse zum Reinke de Vos (1539), worüber H. Brandes in 
seiner Ausgabe dieser Glosse (Halle 1891) s. XXV f. Dass 



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■^jj Einleitung. 

diese Anführungen aus U genommen sind, ergiebt die Ver- 
gleichung der Texte, wie auch nur solche Fabeln benutzt sind, 
welche in U sich vorfinden. Wenn an einer Stelle der Nieder- 
deutsche vier Verse mehr hat als U (Brandes S. 188 Z. 115— 
118, vgl. Alb. II250), so ist dies gewiss Zudichtung desselben: 
auch A hat sie nicht; der Reim gnade igade ist specifisch 
niederdeutsch, bei Alb. dagegen ein Reim g(e)näd:gott un- 
denkbar"") und endlich ist die schärfere Wendung gegen die 
bösen Herren nicht in Albers Sinne, wol aber in des Nieder- 
deutschen, der in dem ganzen Kapitel sich kräftigst 4n tyrannos^ 
wendet und diese bei Alb. als zu glimpflich behandelt erachten 
konnte. 

Zwei weitere Fabeln der ursprünglichen Fassung sind 
ausserdem von Alberus einzeln veröffentlicht worden.**) 

1) Fabel 13 in seinem 1536 zu Hagenau erschienenen 
'Ehebuche' (die Widmung datiert vom Jahre 1534!): ®^n gut 
böd^ bon bcr @l^c etc. (s. Goedekes Grundriss * II, 443). Dort 
steht auf Blatt @iiib und ^4» die Fabel, ohne das Morale (44 
Verse). Die Schlussworte Xa^ TlotaU finb man in meinen 
fabeln beweisen, dass Alberus 1534 schon eine grössere 
Sammlung von Fabeln besass, als die 17 in diesem Jahre ver- 
öffentlichten. 

2) Fabel 42, gedruckt 1537 in Frankfurt bei Christian 
Egenolff als Einzeldruck von 6 Blatt in 4'» und der Stadt 
Ursel zum neuen Jahr gewidmet. Titel: s. unten S. 182. In 
neuerer Zeit wieder abgedruckt von Crecelius in Schnorrs 
Archiv 6,3—11. — Die Stelle 42 21 f.: 'der Feldberg, des ich 
hab vorhin gedacht', die hier schon ebenso steht und die 
nur auf die in U nicht enthaltene Fabel 25 gehen kann, 
beweist hier die Existenz der grösseren Sammlung im Jahre 1537. 

*) Alb. reimt gendd nur auf Wörter mit äj z. B. : vorräd 
33 187, : geräd 43 57, gnaden : schaden 41^; überhaupt verwendet 
er nur selten im Reime o für ä^ besonders häufig in noch 
(nach), dieses auch mit kurzer Nebenform ( : loch^ poch\ femer 
Äöw, liöt (= hän, hät)j letzteres einmal kutz {hot : Got 31 27, 
wie auch hat so wol lang als kurz reimen kann). Die übrigen 
vereinzelten o-formen {stön, gön, dö, Kro, Westföln je einmal, 
spöt 2 mal) reimen nur auf langes 0. 

**) Dass noch andere Fabeln m Einzeldrucken veröffentlicht 
seien, wie Crecelius, Schnorrs Archiv 6,2 annimmt, ist zum 
mindesten zweifelhaft. 



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I. Die alten Ausgaben. XIII 

2. Die vollständigen A usgaben. 
Zweite Bearbeitung. 

Die Umarbeitung seiner Fabeln, welche Alberus fllr die 
«rste Ausgabe der vollständigen Fassung 1550 vornahm,*) gab 
dem Werke die endgültige Gestalt. Beim Drucke der 2. Auf- 
lage 1557 war der Dichter nicht mehr am Leben. Wie aus 
den von Crecelius, Schnorrs Archiv 6, 13 ff. gemachten Mit- 
teilungen nach Briefen Braubachs hervorgeht, hatte dieser 
sich bemüht, für die 2. Aufl. weiteres Material von der Wittwe 
des Alberus zu erhalten. Es ist aber nichts vorhanden ge- 
wesen, denn alle folgenden Drucke bieten lediglich den Text 
der Ausgabe von 1550 (A), die unserem Neudrucke zu 
Grunde liegt. 

Es folgt zunächst eine Aufzählung und Beschreibung der 
bekannten Drucke: 

A = Frankfurt bei Peter Braubach 1 550 in 4". 35 Bogen, 
sign. 21 — 3Jlm; von 2)ii^ an sind die Seiten gezählt: 1 — 253 
(Seitenzahl 155 ist übersprungen, dafür 157 zweimal gesetzt). 
Custoden. 

Inhalt: 211» Titel: 3)a8 bud^ bon bcr ^w- \ Q^ni bnb 
Sci^l^eit, nemlid^, S'leunbnbs | t)ier^ig gabeln, ber me^rer tl^eil 
-auj @fo^o QC^ogcn, | t)nnb mit guten Sll^einten öcrficret, burc^ 
^rofmum | 2M6erunt, 2(((cn ftenben nÄ^Iid^ ^ulefen. | [Holzschnitt: 
Ein dicker bäurisch aussehender Mann mit Lorbeerkranz auf 
dem Haupte (Aesop), um ihn her allerlei kleine Figuren von 
Tieren und anderen Gegenständen, auf den mannichfachen 
Inhalt der Fabeln deutend.] | ^falmo 103. | Sobct ben §errn 
attc feine toerdf. 

Rückseite des Titels (21 1 *>) : Widmung an Johann Dreudsch 

— 2Ciijb. Columnenüberschrift : Sorrebe. — 2(4: Register. 93 1 a 
Aesops Leben — 2)iia; Columnenüberschrift: SBon @fo^)u8 leben. 

— Von iDijb = Seite 1 ab folgt der Text der Fabeln, mit 
der durchgehenden Columnenüberschrift: 2)ie gabeln @fo|)i bis 
Seite 253 (= mmA^), Am Schluss: ©etrucft gu grantffurbt 
<im 3Wo^n, be^ $eter öraubac^en. 2lnno 2)omini 1550. 

Der Text der Fabeln ist in A imd allen folgenden Ausgaben 



*) Die Umarbeitung fällt sonach in die Zeit seines Auf- 
enthaltes in Magdeburg (1548—51). 



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•XIV Einleitang. 

in gleich gerichteten Zeilen^ deren jede mit Majuskel beginnt. 
Bei Abschnitten des Sinnes ist die Verszeile eingerückt. 

Die Fabeln sind mit Holzschnitten versehen, die sich auf 
den Inhalt derselben beziehen, jede Fabel mit einem Holz- 
schnitt, welcher unmittelbar unter der Ueberschrift steht, wo 
es der Kaum erlaubt; fängt die Fabel zu weit unten auf der 
Seite an, so folgt der Holzschnitt erst oben auf der nächsten 
Seite, den Text der Fabel unterbrechend. Nur Fabel 11 hat 
zwei Holzschnitte, einen auf den Ablass bezüglich unter der 
Ueberschrift, den zweiten (Tierbild) oben auf der zweitfolgen- 
den Seite (zwischen V. 44 und 45). Die Holzschnitte nehmen 
ungefähr den dritten Teil einer Quartseite ein. — Fabel 41. 
48. 49 sind ohne Holzschnitt; also mit dem Titelbild ins- 
gesammt 48 Holzschnitte. 

Die Holzschnitte von A sind durchweg roh ausgeführt. 
Da sie schon mehrfach für L. Cranach in Anspruch genommen 
sind (z. B. Schnorrs Archiv 6, l. 14), so ersuchte ich den 
Kunsthistoriker Prof Konrad Lange in Göttingen um 
sein Urteil. Derselbe hatte die Güte mir auf Grund de» 
Göttinger Exemplars folgendes mitzuteilen: 

„Auf der Innenseite des Deckels [von A] ist eine Notiz 
von Goedeke eingeklebt, die den Titel des Berliner Exemplar» 
enthält und die Worte: *An dem Güttinger Ex. fehlt ausser 
dem Titel die Vorrede und das Register bis A 4. Die Holz- 
schnitte sind von Lucas Cranach, dessen Bild und Monogramm 
S. 46 befindlich.' Das Monogramm L. C. mit dem Drachen 
S. 46 ist allerdings dasjenige Cranachs. Aber das bezieht 
sich doch wol nur auf den Vers S. 47 [13,al. m^ l^ett« 
Sauj 3Ka(er fclbft gcmad^t. Dass die Holzschnitte von oder 
nach Cranach wären, daran ist nicht zu denken. Sie sind 
ganz roh und können überhaupt auf keinen bedeutenden 
Meister zurückgeführt werden. L. Cranach wird offenbar nur 
als Typus, seiner Popularität in lutherischen Kreisen wegen^ 
genannt. Sonst kommt eine Signatur auf keinem Holzschnitte 
vor.** 

Der betr. Holzschnitt gehört zu Fabel 13 (Von eihem Wolf 
und einem gemalten Haupt) und stellt einen Wolf dar, welcher 
vor dem Bilde des Lucas Cranach (mit dessen darunter be- 



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I. Die alten Ausgaben. vy 

Endlichem Monogramm) sitzt. Es unterliegt keinem Zweifel, 
dass die Erklärung Langes das richtige trifft. 

Exemplare von A in Berlin, Darmstadt, Giessen, 
G öttingen. 

B = Zweite Braubachsche Ausgabe. Frankfurt 1557 in 8^ 
24^/8 Bogen, sign. 21— b. Von Bogen 83 ab sind die Blätter 
gezählt: Bl. 1—191. — Ohne Custoden. 

Inhalt: 211» Titel: 2)a« SBud^ öon | ber 2:u0cnt bnb 
2Bci^' 1 l^eit, nemltd&, S'leun bnb biertjig ga* | beln, ber mcl^rer 
t^eil au^ 6fo^)o gejos | gen, t)nb mit guten Stl^eimen öer? | üeret^ 
Sitten ©lenben | nÄ^lid^ jutefen, | Xux^ 2). | @rafmum Sllberum. | 
^folmo 103. 1 Sobet ben ^^m^l atte feine toerdf. | ©etrudft ju 
grontffurbt | am Wtat)n, ht\) ^eter a3raubaci^, | Slnno 1557. 

Rückseite des Titels leer. 212» — 21 5^ Widmung an 
Johann Dreudsch. 216—2(8» Siegift er ober biefe gabeCn ®fo^)i, 
önb toaö f onft fümemlic^ brinnen befd^rieben toirt. Das Register 
ist dem von A gegenüber dadurch vermehrt, dass im Anfang 
auch über das Leben Esops in 15 Absätzen eine Inhaltsüber- 
sicht gegeben wird. 21 8b leer. Blatt l» (öl»)— 16^ Leben 
Esops. Blatt 17» — 191 b Text der Fabeln. Am Schluss noch- 
mals die Druckangabe: ©etrucft )u grancffurt am 3!fla^n, be^ 
$etet SBraubad^en, 2(nno 1557. — Die Columnenüberschriften 
wie in A. 

Die Holzschnitte von A sind für diese Ausgabe wieder 
benutzt mit Ausnahme des Titelholzschnitts, der wegen zu 
grossen Formats wegblieb. Die 47 Holzschnitte der Fabeln 
nehmen hier je eine volle Octavseite ein, und zwar querge* 
stellt, da sie für Quartformat geschnitten waren. 

Exemplar in Berlin, in welchem Blatt 183 (= Fab. 48,. 
19—64) fehlt. 

C == Dritte Braubachsche Ausgabe. Frankfurt 1565 in 
8°. 20 Bogen, sign. 21—93. Ohne Seiten- oder Blattzählung. — 
Custoden. — Ganz in Schwabacher Schrift gedruckt (AB DE 
gewöhnliche Fractur). 

Inhalt: 2(1» Titel: 2)a8 93u(^ bon | ber 2:ugent »nb 
SBei^s I l^eit, ^tmü^, 5leun bnb biertjig | gabeln, ber mel^rer tl^eil 
au6 (Sfo^jo gejos | gen, bnb mit guten SRe^men berüeret, fam^)t | 



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■^yj Einleitung. 

«^lid^cr Ort 2)eubfc^e8 Sanbö lufti* | ger »efdjfrcibung, jcberman | 
n6^(tcl^ gulefen | 2)urc^ 2). | ©rafmum Sllberum. | ^falmo 103. | 
Sobct ben $@9l9l9fi otte feine toertf. | ©etrutft ju grantffort am | 
aRal?n, be^ ^eter »ruBad^ (sie !)*) | 9lnno 1565. 

Rückseite des Titels leer. — 21 2» bis So s^ Leben Esops; 
Columnenüberschrift: 2)a8 (eben ®\opx. —06» bis 95 3» Text 
der Fabeln. Ohne Colomnenttberschriften. 95 3^ bis 95 6«: 
Widmung an Johann 2)reufci^ (sie!). — 95 6^ bis 95 8» Register, 
gleichlautend mit B, mit derselben Ueberschrift. — 95 8^ leer. 

Die Holzstöcke von A B sind hier nochmals benutzt, 
machen aber nun einen schon recht abgenutzten Eindruck. 
Die Stellung derselben ist genau wie in B. Jedoch ist zu 
Fab. 48 der Holzschnitt von Fab. 14 wiederholt, so dass hier 
nur 41 und 49 ohne Holzschnitt sind. Femer ist der Holz- 
schnitt von 22 auch bei 27 wiederholt statt des in A B daselbst 
stehenden unpassenden eigenen Holzschnitts (gekrönter Esel), 
der eigentlich zu 21 gehörte. Bei 21 dagegen steht in C 
ebenso wie in AB der eigentlich für 27 bestimmt gewesene 
Holzschnitt vom alten Löwen. 

Ex. in Darmstadt, Frankfurt a. M., Leipzig (Univ.). 

D = Frankfurt bei Feyerabendt 1 579 in 8^ — 23 Bogen, 
sign. 21— 3- Von Bogen ö ab werden die Blätter gezählt, 
bis zum Schluss des Fabeltextes 169 Blätter; Bog. 3Ü ff- ein- 
gezahlt. — Custoden. 

Inhalt: 2(1» Titel: S'leun t)nb tjiertjig gabeln, | ©omelj^rer 
l^eilS I au^ @fo^)o gejogen, ©am^)t | etlid^er Drt S^eutfd^eg 
Sanbg luftiger | SJefd^reibung, gu meieret fcl^6^)ffung ber | ^^ugenbt 
bnb SBe^fil^eit, in gute S'le^men berfaffet, je« | bemtan nÄ^Iid^ gu 
lefen, bnb mit fc^6nen giguren | gelieret, 2)ergleici^en guuor nie- 
maCd int | brudf au^gangen, gefteUet | ^urd^ | 2). ©rafmum 
2llberum. | (Holzschnitt). | 2Kit 9l6m. 5la^. 3Kaiet. gre^l^eit. | 
©ebrutft gu grantffurt am SWa^n. | M. D. LXXIX. | Das 
gesperrte ist rot gedruckt. 

Rückseite des Titels leer. Auf Blatt ITa folgt folgender 
Zusatz des Herausgebers: 



*) Lateinisch schreibt er sich Brubachius (vgl. Schnorrs 
Archiv 6,16 flF). 



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I. Die alten Ausgaben. XVTT 

2(n ben gemeinen SÄfer. 

|3ch?etr hit) jungen önb aud^ alten, 
■ ®fo^)u8 in fold^em irel^rt, gel^alten 

3ft irorben alTtocö jeberjeit, 

2)0^ feine gabeln nal^e bnb toeit, 
5 2)er geleierte önb gemeine 3Äann, 

^at gelefen gern, önb baran, 

5Rid^t allein bieC furjiüeil gfunben, 

©onber auc^ ju alTen ftunben, 

©tfljriefelid^ biefen nu^ gefj)ütt, 
10 2)af; man gh)ig önterrid^let toirbt, 

Xuxd} forc^ (?Eem^)er önb aud^ gabeln, 

SQ3ag fe^ gu loben önb gu tabeln, 

3n aEfem tl^un önb laffen l^ic, 

S)arbe^), bnb aud^ bameben, toie 
15 3Ran SCugent önb SBei^l^eit fd^6^ffen fott, 

2)ef; aireg ift bi^ SSüd^Iein \}oU, 

^n\> anberer guten leieren mcbr, 

Sßelc^er e« lift, tükm loben fel^r. 
2)er]^alb eS auc^ gubor gebrudtt 
20 Sft toorben, aber balb ^injurft, 

S)cf; man bann nod^ in mangel ftat, 

gcber aeit grof; nac^forfd^ung l^at, 

SBeld^e mir bann fel^r t)rfad^ gegeben, 

SSieler begern nid^t toiberjuftreben, [21 2^] 
25 SBnb fold^g öon netoem gu ^ublicirn, 

3Kit fd^6nen gigurn ju renouirn, 

2)ie auc§ gar balb anleitung geben, 

Siaer gabeln Snnl^alt gar thm. 

2(ud^ etlid^er Drt im 2:eutfd^en Sanb 
30 Sefd^reibung, loirbt l^ierinn befanbt, 

©el^r luftig, önb nü^lidjf a« tefen, 

2)arau^ ber 3Kenfd^en ioeift önb toefen 

@r!unbigt loirbt, ju gutem berid^t 

aRenniglid^en alfo gugerid^t 
35 SBeld^er fid^ nun left önterireifen, 

3u SCugenbt, ber tl^ue fid^ befleiffen, 

^ie Moralia mit öerftanbt jufaffen, 

2)arburd^ er gloifelic^ aud^ bermaffen, 

E. Alberus, Fabeln. |) 

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•^yjjj Einleitung. 

©ein tl^im önb laffen toirbt anrid^ten, 
40 2)ie groben art be^ jl^nt bernid^ten, 
9Snb fid; gu 1^6fflig!eit begeben, 
Seberjeit in hjei^l^eit ju leben, 
2)a§ reid^t jl^m nid^t attein gu e^r, 
©onber ju ®oUe8 £ob biel nte^r. 

31 3» Widmung an 2)reufd^ (so ! wie in C) bis 21 7^, Columnen- 
überschrift: SSorrebe. 

2(8a_@7b (= Blatt 15b) Leben Esops, Columnentiber- 
schrift: 2)a8 Seben efo|)i. — Bl. 16« bis 169»» Text der Fabeln. 
Als Columnenliberschrift steht links stets die Nummer der 
betr. Fabel , rechts der Name des Dichters ; z. B. : 2)ie 
XXI. gabel. | 2). @rafmt 2((beri. 

Blatt 3ii » — 37«: SRegifter ünnb fur(jer Snnl^alt bief er gabtin, 
2). ©rafmi 2((beri. Das Register ist gegenüber C bedeutend 
vermehrt, indem der Ueberschrift der einzelnen Fabeln noch 
eine Angabe der Bedeutung derselben hinzugefdgt ist; z. B. 
I 9Son einem §anen. 2)arburd^ toerben bebeutet bie groben bnb 
toUen Seut, tnelc^e gute Seigre önb Äunft berad^ten. 

Blatt 37b: ©ebrutft gu grandffurt am Wtain, \ burd^ Sol^an 
bnb ©igmunbt ge^er= | abenbt, Settern. | (Buchdruckerzeichen: 
Hörn blasender Engel auf einer Kugel sitzend) | M. D. LXXIX. 
— Das letzte Blatt (3 8) leer. 

Die Holzschnitte dieser Ausgabe sind von den Holz- 
schnitten der Braubachschen Ausgaben verschieden und 
zeichnen sich vor ihnen durch bessere Ausfuhrung vorteilhaft 
aus. Sie sind jedoch zum grössten Teil nicht für Alb^rs Fabeln 
geschnitten, sondern einem älteren Verlagswerke der Firma 
entnommen. Im Jahre 1566 wurde in Frankfurt ^apud G. 
Corvinum, S. Feuerabent et haeredes Wigandi Galli' ein 
lateinischer Aesop veröffentlicht ( Aesopi Fabulae elegantissimis 
Eiconibus veras animalium species ad vivum adumbrantes) , 
dessen Holzschnitte von dem berühmten Nürnberger Künstler 
Virgil Solis (f 1562) herrührten und seine letzte Arbeit waren. 
Die Virgil SoUsschen Holzschnitte, im ganzen 194, erschienen 
gleichzeitig mit erklärenden deutschen Versen von Hartmann 
Schopper (Aesopi Phrygis Fabulae . . . Schön und kunstreiche 
Figuren über alle Fabeln Esopi, allen Studenten, Malern . . . 
zu Nutz und Gutem mit Fleiss gerissen durch Virgilium Solls,. 



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I. Die alten Ausgaben. XIX 

80 sein letzter Riss gewesen und mit teutschen Reimen er- 
klärt durch Hartmann Schopper von Newmarck). Vgl. Nagler, 
Künstlerlexicon XVII,40 und besonders Kinderling in Gräters 
Bragur III (1794) 319, wo eine Beschreibung der Holzschnitt- 
ausgabe und Proben von Schoppers Versen gegeben sind. 

Von diesen Holzschnitten, die das Monogramm des Virgil 
Solis tragen, benutzte Feyerabendt für seine Alberusausgabe 
eine grössere Anzahl, im ganzen 34, drei derselben zweimal. 
Von ihnen gehören 8 zu dem Leben Aesops, das in den 
Branbachschen Ausgaben keine Holzschnitte hatte (der Holz- 
schnitt auf fol. 2 b ist auf 14 a wiederholt, der auf 7 ^ auch als 
Titelholzschnitt gebraucht). Der erste dieser Holzschnitte 
(2(8») stellt eine Scene der vita Aesopi dar, die in Albers 
Bearbeitung übergangen ist (die dem schlafenden Aesop 
erscheinende Fortuna). — Jede der 49 Fabeln hat einen Holz- 
schnitt erhalten, von denen 27 das Monogramm des Virgil 
Solis tragen, jedoch ist der Holzschnitt von Fabel 26 bei 47 
wiederholt Bei 22 Fabeln dagegen stehen Holzschnitte ohne 
Monogramm, die zum Teil auch durch ihre rohere Ausführung 
von den Solisschen unvorteilhaft abstechen, während andere 
der Manier des V. Solis nahe kommen. Es sind dies die 
Holzschnitte zu den Fabeln 4. 7. 18. 19. 20. 23. 24. 31—36. 
38-40. 42. 43. 45. 46. 48. 49, unter denen sich mehrere Fabeln 
befinden, die nicht aus Aesop stammen, zu denen sich also 
auch keine passenden Holzschnitte des V. Solis vorfinden 
mochten.*) — Im ganzen also hat D 59 Holzschnitte (die drei 
doppelt gebrauchten eingerechnet). 

Exemplare in Berlin und Dresden. 



*) Da ich die Frankfurter Aesopausgabe von 1566 nicht 
selbst gesehen habe, kann ich genaueres hierüber nicht geben. 
Die Holzschnitte des V. Solis wurden auch noch in grosser 
Anzahl benutzt zu der Frankfurter Aesopausgabe von 1610 
(Mythologia Aesopica . . . opera et studio I. N. Neveleti; neue 
Titelausgabe 1660). Dort finden sich auch Solissche Holz- 
sdmitte zu Fabeln, die in der Alberusausgabe andere Holz- 
schnitte haben, z. B. statt des rohen Holzschnitts zu Albers 
Fabel 39 steht Frankf. 1610 S. 154 ein besserer mit Solis 
Monogramm. Aber auch Holzschnitte ohne Solis Monogramm 
sind den Alberosschen Fabeln und dem Neveletschen Aesop 
gemeinsam. 

b* 

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■jr^ Einleitung. 

E = Frankfurt a. M. 1590 in 8<>, wol auch aus der Feyer- 
abendtschen Druckerei hervorgegangen, da die Einrichtung 
dieser Ausgabe wesentlich dieselbe ist wie in D. — 22 Bogen 
sign. 21—?). Von Bogen 95 ab werden die Blätter gezahlt, bis 
Schluss des Fabeltextes 164 Blätter, g 5—8 ungezählt. — 
Custoden. 

Inhalt: 9(1» Titel: ^tvm bnb bier^ig goöcln, |@o meldtet 
tl^eilg I auB @fo^)o gejogen, @am^t | etlid^cr Ort 2:eutf d^e« 
Sanbd listiger | 93efci^reibung, ju meldtet @ci^6)9ffun0 ber | 2:ugenbt 
önb SBei^l^cit, in götc SRe^men berfajfet, je« | bermon nü^Itc^ gu 
(efcn, bnb mit fd^6nen Sigiiren | gelieret, 2)ergletci^en guöor nie* 
mald im | S^rucf aufgangen, gefteUet | burd^ | ^. @rafmum ^U 
bcrum. | (Holzschnitt) | SWit fUbm. Ra\). 3Ratcft. Stei^eit. | ®e* 
brutft gugrancffurt am SKa^n. | M. D.XC— Das gesperrte 
rot gedruckt. 

Rückseite des Titels leer. 912 die Vorrede 9ln ben gcs 
meinen Sefer wie inD. — 91 3 »bis 91 7^ Widmiuig an Dreusch, 
wie in D. — 9l8abisa;7b (— Blatt 15^) Leben Esops. — Blatt 
16a (verdruckt 61) bis 164^ (Mitte) Text der Fabehi. Druck- 
einrichtung ganz wie in D. Nur sind die Moralia mit etwas 
kleinerer Schrift gedruckt, wodurch die Fabeln 5 Blätter 
weniger füllen als in D. Unten auf Bl. 164»^ beginnt das Re- 
gister, welches bis Blatt g)8b (oben) reicht. Blatt gS^ (Mitte) 
Arabeske, darunter ®etruÄt au Sroncffurt | am SKa^n. | M.D.XC. 

Die Holzschnitte dieser Ausgabe sind dieselben und in 
gleicher Anordnung wie in D, nur sind sie bei stärkerer Ab- 
nutzung der Holzstöcke viel weniger scharf geraten. Jedoch 
waren von den 56 in D benutzten Holzstöcken dem Heraus- 
geber von E einige nicht mehr zur Hand, im Ganzen 15. In 
Folge dessen fehlen bei Fab. 32. 36. 39. 45. 48 die Holzschnitte 
ganz, bei Fabel 46 ist der von Fabel 5 nochmals abgedruckt, 
während an 9 Stellen die Holzschnitte der Ausgabe D neu 
nachgeschnitten sind, in roherer Manier und durchaus im 
Gegensinne ; dies ist geschehen mit 7 Solisscheu Holzschnitten 
(fol. 2b=l4«, 5b und zu Fab. 11. 17. 21. 26 = 47. 41) und 2 
anderen (zu Fabel 43 und 49). 

Exemplare in Breslau (Univ.), Göttingen, Wolfen- 
büttel. 



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I. Die alten Ausgaben. XXI 

F = Frankfurt a. M. 1597 in S^. Diese Ausgabe ist von 
J. Grimm für das DWB benutzt worden (s. das Quellenver- 
zeiehnis in Bd. I unter Alberus). Es ist mir aber nicht ge- 
lungen ein Ex. derselben ausfindig zu machen. 

Eine Ausgabe Frankfurt 1575, die Goedeke ohne jede 
nähere Angabe aufführt, scheint nicht vorhanden zu sein und 
beruht wol nur auf einem falschen Citate. 



Das Verhältnis der Ausgaben A — E lässt sich dahin fest- 
stellen, dass jede folgende von der nächst vorhergehenden 
abgedruckt ist. Das geht zum Teil schon aus den obigen 
Beschreibungen hervor. Insbesondere ist E Abdruck von D, 
deren Neuerungen (Fassung des Titels, Gereimte Vorrede an 
den Leser etc.) sie teilt. Dass D wiederum aus C abgedruckt 
ist ergeben die kleinen Aenderungen oder Fehler, welche zu- 
erst in C erscheinen und in D beibehalten sind, z. B. S. 2 
Z. 2 Widmung an S)reufc^ CD (= 2)reubfc^ AB); S. 26 
Z. 16 optimaAB = pulcherrima CD; 7u 25a A B = ©o CD; 
I693 in AB = juCD; ISi« bem AB = einem CD; 21 43 greto« 
Uc^ AB = flchjaltifl CD; 2369 ^n^ 70 f^^^ct AB == \n . . 
flleid^er CD; 25 Ueberschrift ober 2Be^)boci^ffen AB = fehlt 
CD; 34234 2Ba« AB = 2öan§ CD; 39i84 er AB = emrCD; 
4651 61 er AB = fie CD. — Dass wiederum C nicht dir e et 
aus A, sondern aus B geflossen ist geht aus ähnlichen Gründen 
deutlich hervor. Z. B. ist der in A nach 47,2? fehlende Vers 
in B ergänzt (s. unten S. xxvii) und danach auch in C (D) ; 
S. 13 Z. 4 V. u. ©0 er fie aber mel^r A = S^e ntel^r aber er 
fic BC; 11 121 einem A(ü) = meinem BC; 1263 bein A = bie 
BC; 13^7 bid^ A = ftd^ BC; Ha* fotgt au* A, in B aud^ 
ausgelassen, deshalb in C der Vers durch Schreibung folget 
gebessert; 246g S5aS A = äJnb BC; 27,5 ber A = ba§ BC; 
42 147 Äleuffcr A (ü) = Äl6^er B C. Die in B vorgenommene 
Erweiterung des Registers (s. oben S. xv) ist in C ebenfalls 
vorhanden. 

Im übrigen gehören von den 5 Ausgaben die 3 Brau- 
bachschen ABC enger zusammen, indem B und C doch nur 
einfache Abdrücke sind, während mit D das Werk durch 
einen revidierenden Herausgeber eine etwas veränderte äussere 
Gestalt erMlt. 



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^^jj Einleitung. 

Die anderen Columnenüberschriften und die neuen Bilder 
sind das augenfälligste; aber auch der Inhalt ist durch die 
gereimte Vorrede und die Erweiterung des Registers ver- 
mehrt und der Titel erhält von D an eine wesentlich andere 
Fassung. Der sicher von Alberus herrührende Haupttitel 
'Das Buch von der Tugend und Weisheit' ist gestrichen, so 
dass das Werk jetzt nur '49 Fabeln' heisst. Der Text der 
Fabeln selbst ist freilich nicht verändert, aber dass der Herans- 
geber ihn mit einiger Aufmerksamkeit durchgesehen hat, zeigt 
die Veränderung einiger metrisch unregelmässiger Verse in 
regelmässige 8/9 silbler (s. u. S. xxvi ff.). Freilich ist das nicht 
streng durchgeführt, auch sind in D selbst wieder durch Ein- 
setzung vollerer Sprachformen nicht ganz selten zu lange 
Verse entstanden, z. B. in den ersten 5 Fabeln folgende Fälle: 
• 1 9 ©belgefteing, 2*9 feiner, 5i ßefd^cl^en — ©eratocr, 621 Äßntg, 
5 47 l^eutigen. Irgend welche Consequenz ist aber darin nicht 
vorhanden, so dass vielleicht nur der Setzer diese Abweich- 
ungen verschuldet hat. Doch bemerke man die unter Be- 
wahrung der Silbenzahl beseitigte harte Form 40355 SQ3arml& 
biftu ABC = SBarumb bift D. 

II. Der Text des Neudrucks. 

Der Text unseres Neudrucks folgt der Ausgabe A, *) die 
allein auf Alberus selbst zurückgeht; alle doch nur sehr ge- 
ringfügigen Varianten der folgenden Abdrücke anzugeben, 
musste zwecklos erscheinen, da sie entweder Fehler oder 
Aenderungen von fremder Hand sind; einige der wesent- 
lichsten sind oben S. xxi angeführt. Der Text A ist in Ortho- 
graphie und Interpunction möglichst genau wiedergegeben; 
nur die wenigen und nicht sehr häufigen Abkürzungen sind 
aufgelöst, wobei das bisweilen erscheinende bg (in Ueberein- 
stimmung mit der ausgeschriebenen Form) stets durch ba3 
ersetzt ist. 

Die meist lateinischen seitlichen Marginalien des Originals 
sind im Neudruck unter den Text gesetzt, mit Beifügung der Zahl 



*) Benutzt ist das Exemplar der Giessener Universitäts- 
bibliothek. 



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II. Der Text des Neudrucks. XXIII 

des Verses, neben welchem sie in A stehen. Die Seiten- 
zählung (resp. Blattsignatur) von A ist in eckigen Klammern 
angegeben, die Zählung der Verse von mir eingeführt, des- 
gleichen oben die Anzahl der laufenden Nummer der betr. 
Fabel in eckiger Klammer. 

Die Abweichungen der ursprünglichen Fassung sind unter 
dem Texte mitgeteilt, unter den Marginalien von A (wo solche 
vorhanden sind). Dazu ist für Fabel 13 benutzt das Buch 
von der Ehe 1536 in dem Ex. der Heidelberger Bibliothek, 
für Fabel 42 der Abdruck von Crecelius. Für die übrigen 
17 Fabeln ist U zu Grunde gelegt (Ui daneben nur an 
einigen Stellen herangezogen). Die in U teilweise von A ab- 
weichenden Marginalien sind als unwesentlich bei Seite ge- 
lassen. Sonst aber sind alle Abweichungen der ersten 
Fassung angegeben, welche eine Aenderung des Wortlauts 
bedeuten. Dagegen sind nicht berücksichtigt die Abweich- 
ungen, welche nur die Orthographie öder die Wortform*) 
betreifen, auch wenn die Wortform in der Silbenzahl differiert. 
Letzteres ist meist so zu erklären, dass Alberus in A bestrebt 
ist die Verse möglichst genau acht- und neunsilbig zu machen, 
während in ü sich öfter Verstösse gegen die Silbenzahl finden. 
Diese beseitigt er oft durch Verkürzungen, bei welchen er 
auch vor härteren Formen nicht zurückschrickt. So setzt er 
z. B. §abd^ A für §abtd^ U (17,9), ^6ni^ für ^bnxQ, 5lümg (621, 
2165 187), hxüd) für biaid^ (2I368), 9^M* «ir 9l6mifd^ (21 «o), 
l^etft für i^etteft (11227), dat. Äi^nig für ^6ni0e (öis), öerjönbigt 
für berfünbiget (11 249). Wenn ich vereinzelt auch diese Ab- 
weichungen angegeben habe (z. B. 1 4, 1 1 ,8t 250), so wird man 
ein solches Zuviel leicht entschuldigen. 

Am Anfang der Varianten ist für jede Fabel die Zahl 
der Verse in erster Fassung angegeben, sowie die Stelle, 
welche sie in U einnimmt (Zählung daselbst nur im Register). 
Bei längeren Versreihen, die U eigentümlich sind, habe ich 
Verszählung in römischen Ziffern eingeführt, zu eitleren mit 
der Zahl desjenigen Verses, bei welchem A verlassen wird. 



*) So in U regelmässig im sing, praet. der 1 . Ablautsreihe 
schon i, ie = ei in A (trieb 17 21, blib 21,92 etc.); in ü öff = 
auff in A ; für, für ü = bor A (z. B. 11 170 iw) u. a. m. 



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^jvjy Einleitung. 

So sind z. B. die in Fabel t6 statt 67—92 stehenden Verse 
als 67 1— VIII zu citieren. Ich hoffe so die Vergleichung der 
beiden Fassungen in bequemer und deutlicher Weise ermög- 
licht zu haben. 



Der Druck A ist sehr correct. Es waren daher nur 
wenige Druckfehler zu verbessern. Folgendes sind die Stellen 
unseres Textes, an welchen Correcturen von A vorgenommen 
sind, die stets schon von einer der alten Ausgaben geboten 
werden. 

Seite 16, Z. 23 iric e8 ^te8 A = w. er f). B. 

8 14 nach gaft Komma A, Punkt B. 

854 tparr A, tvav B. 

11 94 SSagcn A, ^a^^tn B 

29,9 l^üren A, f)bxm B. 

34,40 tnu6 AB, muft C. 

37,11 nach not Punkt AB. 

4369 ntm§ A, nimi§ B. 

48,9 ben A, bem C (B fehlt hier) 

4922 Tldtmx A, aKumar B. 

49,4 SBcbelcin A, 2Bei6eIetn B. 

Die Type ö, die in A nur noch vereinzelt vorkommt (z. B. 
612), steht einige Male auch statt ö, (z. B. 11 217 fiinb): es ist 
dann stets ö. dafür eingesetzt 

An einigen weiteren Stellen habe ich die Lesart von A 
beibehalten, obwol andere alte Drucke möglicherweise richti- 
geres bieten: 

Seite 10 Z. 3 v. u. Uhtoiä) A, feffic^ B (CD), doch vergl. 
kebichj kebige bei Lexer s. v. kevje, 

S. 14 Z. 11 fliegen A, fliegen B. Doch vergl. DWB 3, 1781 
und bei Alberus 18 121, 2S32, wo fliel^en in allen Aus- 
gaben steht. 

7,4 brainft AB, bramft CD. Vergl. DWB 2 s. v. bramscn 
und bremsen. Es ist mir aber wahrscheinlicher, dass 
in A bramft nur Druckfehler für das in U stehende 
brah)ft ist. 

23 150 bie A, wol mit B in fie zu ändern. 

2950 2)er ABC, 3)a8 D. 

34234 SCBaS AB, von C wol mit Recht in 3Ban§ geändert 



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II. Der Text des Neudrucks. XXV 

4651 u. 61 setzt C fte statt er AB ein, sicher stilistisch 
besser; doch ist er zu grofd^ (V. 1—4) construiert. 

4S266f^h>^J^ an A, fch)er foih an BCD; jedoch vgl. hierzu 
1449 ABC, wo erst D ändert: fomm bic^ ba^ galbel an. 
Die Ellipse des fomm ist also wol sicher echt. 

In metrischer Hinsicht bietet der Text von A eine 
Anzahl Anstösse, die grossenteils dem Setzer als Druckfehler 
zufallen, deren einige aber auch auf Versehen des Autors be- 
ruhen kennen. Ich habe aus metrischen Gründen den Text 
nirgends, geändert, stelle aber die betreffenden Fälle hier 
zusammsn. 

Sicher dem Setzer fallen eine Anzahl Verstösse gegen die 
regelm'issige Silbenzahl zur Last. Alberus hatte es sich streng 
zum Gesetz gemacht, jedem Verse genau acht Silben zu geben, 
wenn er stumpf, und neun, wenn er klingend ausging, wie 
ei es in der Vorrede S. 4 Abs. 4 ausdrücklich hervorhebt. 
Die neunsilbigen Verse mit klingendem Ausgang sind bei 
ihm sehr in der Minderheit, obwol nicht bloss auf infinitivische 
Formen beschränkt. Bei weitem die meisten seiner Verse 
sind also achtsilbig stumpfe, deren Zahl er noch vermehrt, 
indem am Versende wo möglich verkürzte Formen stehen, wie 
ertoeln : ftreln \1q, berfel^n : flefd^e^^n ITaö/ 0efel(n:5enn 2O37, 
tocl^rn : e^rn 23-29 etc.*), während im Verse die betreffenden 
Wörter auch zweisilbig gebraucht werden. Das Nebenein- 
anderbestehen von Formen mit und ohne Nebeusilben-e hat 
Alberus überhaupt ausgiebig benutzt, um die genaue Silben- 
zahl zu erzielen. Ja er hat auch ungewöhnlichere Kürzungen 
dem Verse zu Liebe tiberall mit den volleren Formen ab- 
wechselnd gebraucht, vgl. z. B. sehr oft einr und ähnliches 
neben einer, bi^enbft (21 407). Auch das Nebensilben-i syucopiert 
er nach Bedarf, z. B. mÄ^ganQ (25264), ^ii>ö^ neben emige und 
die schon vorhin Seite xxiii erwähnten billc^, Ä6ng, ^abd) u. a. 
Die härteste Kürzung ist wol 3Barmb 40 355 (von D geändert, 
oben S. xxii). 

Wenn nun in einigen Versen der Druck A statt solcher 
vom Dichter gesetzten Kürzungsformen die geläufigeren vollen 



*) Beachtenswert sind auch die achtsilbig stumpf gebauten 
Verse 16 77 73 Sottringen : ^^öringen. 



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■vvyT Einleitung. 

Formen bietet, so ist das sicher nur dem Setzer zuzurechnen. 
Es ist also zu lesen: 

8 116 m (Me ABCD). 

11 70 eh)0C (eivigc ABC, eivig D). 

Uno W (We ABCD). 

11 220 etoge (ctoige ABCD). 

129 ©cfc^ei^n (©efd^el^cn ABCD). 

1330 toenger (tDenigcr ABCD). 

1 S 72 116 200 220 ©^ (®^C ABCD). *) 

1950 ßnebgen (gnebigcn ABCD, §errn D). 

19 180 k)br (ober ABCD). 

21 12 fa^ (fa^c ABCD, alt CD). 

21 477 W I> (fttl^^ ABC). 

2439 eh)gen (ewigen ABCD). 

3345 ©i^man, 46 (S^brud^ ((Sl^eman, (S^ebruc^ ABCD). 

34 5 t^eitn CD (t^eiUn AB). 

40 172 l^citg BCD (j^cilig A). 

41 5 ^ingcl^ (^inge^e ABCD). 

4884 önbcfc^ebtgt BCD (önbefd^cbiget A). 

4946 rcngr D (tenger ABC). 

Dagegen sind folgende drei Verse wol durch ein Ueber- 
sehen des Dichters zu lang geraten: 

25 161. Der um zwei Silben zu lange Vers gibt in D Ver- 
anlassung zu der Aenderung: 

SBon galcfenftein gur redeten ^anb, 
Hom^t man in baS e|)fteiner Sanb, 

33 148. Für nimmermcl^r AB = nid^t CD. 

40 53. So ABCD. 

Diesen zu langen Versen stehen auch einige zu kurze 
zur Seite. Von denselben sind sicher dem Setzer von A zu- 
zuschreiben : 

1921. So ABCD. Es ist vor äBart der Artikel bie aus- 
gefallen, der bei Flussnamen nicht fehlen darf. 

23 10 ^eift A, ^eiffet BCD. 

*) In den Fällen mit cl^e, die verhältnismässig häufig sind, 
könnte auch diese Schreibung auf Alberus zurückgehen und 
einsilbig gemeint sein, vgl. den Reim 6^c : toe^c 334i, während 
sonst klingender Reim möglichst durch Kürzung zu stumpfem 
gemacht wird. Freilich wird an anderen Stellen die Schreibung 
^i, (ftf^/ 0?^) der Regel gemäss angewandt. 



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II. Der Text des Neudrucks. XXVII 

Als Versehen des Dichters könnten gelten: 

18 18. Es fehlt eine Silbe. In CD einem statt bem ge- 
setzt, was sachlich keine Verbesserung ist. Denn der 
Redensart gebührt der bestimmte Artikel. Vgl. 'D i e 
Sauglocke' bei Murner u. a. 

21 427. Es fehlen zwei Silben; D ergänzt: ^u fold^em 
groffem ©Ifttf. 

25 ,29 136 erklären sich dadurch, dass Alberus ^^raian drei- 
silbig braucht, V. 129 setzt B in 9l6mifci^e eine Silbe 
zu, V. 136 erst D in batoet. 

3025- So ABCD. 

Die Zahl der um eine Silbe zu kurzen Verse würde viel 
grösser sein, wenn nicht aus der Fülle der Beispiele als sicher 
zu erschliessen wäre, dass Alberus das Wort ^^irr im Verse 
zweisilbig braucht, also 3:^i = er gesprochen hat. Den sehr 
zahlreichen Beispielen*) von zweisilbigem ^^ter stehen nur 
sehr wenige gegenüber, wo einsilbige Lesung gefordert wird : 
4963 und 4721 ; an letzterer Stelle ist aber wol S^l^ieren in 
^l^iem zu corrigieren (vgl. z. B. 4786, 342). Während in BC 
nirgends geändert ist, hat D in einem grossen Teile der Fälle 
eine Silbe zugesetzt, (bei Pluralformen meist Xl^iere statt %^^v, 
bei Singularformen allerhand Flicksilben, z. B. 279 jeglid^eö, 
3793 tüax tau^ h)iber). Auch ^l^ierlein 2I38 (2:i^iereletn D) hat 
zweisilbiges %^tx. Und ebenso ist %xUv gebraucht (40 „i). 
Dagegen ist fd^ier im Versinnern stets einsilbig (z. B. 142?, 
16,11, 23i4o), reimt aber auf ^l^ier 20 129, ebenso das Zahlwort 
biet (41 2, 42^9, 25227). 



*) Belege für den Nom. Acc. Sg.: II 07, 21 407, 279, 2927, 
3729 88 93, 479, 4881, 49 79. Diese sind unmittelbar beweisend, 
während der Dat. Sg. %f)kx (z. B. 25242, 4985) an sich in ^l^iere 

feändert werden könnte, desgleichen die besonders häufigen 
lurale schier (z.B. 11 3,, 2O145, 2I9138U, 306348, 264547152, 267, 
273, 2928 etc.). Aber der Constanten Schreibung zuwider wird 
das niemand unternehmen, wenn man erwägt, dass ausser den 
vielen Versen mit ^l^ier sonst nur in so wenigen Fällen zu 
kurze Verse in A erscheinen. — Den zweisilbigen Gebrauch 
von %f)Wx habe ich anderwärts nirgends bemerkt, so braucht 
es z. B. Burkar d Waldis im Verse stets einsübig. 



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XXVIII Einleitung. 

An drei Stellen endlich erweist die Störung des paar- 
weisen Reimes*) eine Text Verderbnis in A. 

47 127 ist ohne Keimbindnng. In B ist ergänzt: befd^tDcrt, 
©otd^eS \)on ®ott toir fein ö«*'>^'^t- J^as ist ein blosser Flick- 
vers, der durch Wiederholung des in 125 f. gesagten auch in- 
haltlich als unecht erwiesen wird. Da der Sinn in Ordnung 
ist, wird ein Fehler des Dichters, nicht Auslassung des Setzers, 
vorliegen. 

Nach 40 207 ist der Reimvers wol durch Schuld der 
Druckerei ausgefallen. D ändert 207 offcnlUd^ in mand^erle^, 
um dreifachen Reim zu gewinnen. 

23 69 ff. Die Ueberlieferung zeigt Dreireim und auch der 
Wortlaut ist schief. Vermutlich sind die Verse 69 und 70 
Doubletten, die der Dichter zu corrigieren übersehen hatte 
Am einfachsten wäre die Streichung von V. 69. In C(D) ist 
eine Besserung des Sinnes versucht, indem V. 6S— 71 lauten: 
fiuciita muft 3Q3ef)mutler fein 
Sllfo be^ \n in Äinbeö fai^r, 
6. aWargaret in gleicher fal^r 
33e^ t)nS ber Sßeiber ®6ttin tvax. 

Aber dann ist das 2l(fo in 69 schief, durch welches (3Hfo 
be^ bu^) der Gegensatz eingeführt werden sollte. 

Ohne dass Störung des Metrums vorläge und ohne Ab- 
weichung eines späteren Druckes sind in A als verderbt zu 
betrachten folgende zwei Stellen: 

30 49 51 ist das zweimalige ^ur rechten auffällig : es muss 
einmal gur linrfen heissen. Dass dies in V. 49 der Fall ist, 
ergiebt sich aus der geschilderten Oertlichkeit. Das von Alb. 
gemeinte 'Klösterlein' ist die frühere Benedictinerprobstei 
Naumburg, auf einem Berge ^y* Stunde von Windecken 
(vgl. oben S. v) gelegen.**) Von dem Naumburger Berge 
aus, auf dem jetzt ein Schloss steht, liegt aber Windecken 
Imks, die betr. Mühle rechts. Es ist also V. 49 zu lesen: 



*) Beabsichtigt ist der Dreireim 127« zur Ausgleichung des 
Fünfreims 12 09 ff. In U beabsichtigter Dreireim am Scmuss: 
1449. 

**) Auf der Hess. Generalstabskarte (1 : 50000) als Nauen- 
burg eingetragen. 



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III. Die Quellen der Fabeln XXIX 

Sßinncrfen Ttgt gur linden ^anbt*) 
3770 35nb trug ein Otter in bem maul ist wahrscheinlich 
Otter durch Setzversehen aus dem vorigen Vers wiederholt. 
Man erwartet statt dessen den Namen irgend eines Fisches. 
Man könnte zwar an das damals schon aufkommende Otter = 
Natter denken, aber das ist doch in diesem Zusammenhange 
unwahrscheinlich; ganz abgesehen davon, dass Schlangen, 
wenn überhaupt, doch nicht die gewöhnliche Nahnmg des 
Otters sind. 



in. Die Quellen der Fabeln. 

Alberus bezeichnet seine 49 Fabeln als grösstenteils 'aus 
Esopo gezogen' (Titel von A). Man ist also darauf hinge- 
wiesen, in einer der damaligen Sammlungen aesopischer Fabeln 
die Quelle des Alberus zu finden. Es läge nahe an die im 
letzten Viertel des 15. Jahrhunderts bekannt gewordenen 149 



*) Herr Metropolitan Ulbrich in Windecken hatte die 
Güte, mir auf meine Anfrage eine genaue Localbeschreibung 
zu liefern. Er schreibt: „Auf der Südwestseite des Schloss- 
berges befinden sich Weinpflanzungen [2)er SGßeingart fil;t beu 
Cccibent 43]; und in dem kleinen Tale, durch welches ein 
kleiner Bach fliesst, an den Naumburger Berg stossend, liegt 
eine kleine Mühle, die Hainmühle genannt [yur redeten (igt 
ein HKÄl barbe^ 51]. Nach Osten zu verlängert sich der Berg 
in einen kleinen Höhenzug bis zu dem Dorfe Eichen und ist 
mit Wald bedeckt [öin äßalbt ligt gegen Orient 44]. Win- 
decken liegt, etwas links von der Naumburg aus gesehen, 
3/4 Stunden davon entfernt im Niddertale, Heldenbergen da- 
zwischen." Die Ortsbeschreibung des Alberus ist also ganz 
genau. Aber auch das Historische ist richtig. Aus der aus- 
nihrlichen Geschichte des Klosters Naumburg von Joh. Ad. 
Bernhard (Wetterauische Altertümer I. Abt, enthaltend eine 
historische Beschreibung der vormals in der Wetterau gele- 

fenen Benedictiner-Probstey Naumburg etc. Hanau 1 734) geht 
ervor, dass unter dem Probst Ludwig Linck 1523—1549 ein 
solch liederliches Leben herrschte, dass Alberus sicher nicht 
übertreibt. Seine Schilderung liest sich wie eine Paraphrase 
einer bei Bernhard S. 135 abgedruckten Klageschrift von 1528 
über das wüste Leben der Mönche. — Uebrigens kann auch 
mit dem Kloster in 39iflf. sehr wol Naumburg gemeint sein. 
Es liegt 10 Kilometer östlich von Petterweil, also wenn man 
von Frankfurt kommt, rechts. 



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•rnry^ EmleituBg. 

griechischen Fabeln des Aesop zu denken, die nebst lat. 
Uebersetzung sehr oft gedrackt wurden. Die hierzu gehörige 
vita des Aesop von Maximus Planudes hat ja Alberus sicher 
benutzt für sein Prosaleben des Aesop in A. Aber dass er 
seine Fabeln nicht aus dieser Quelle hat, ergiebt sich schon 
daraus, dass darin nur etwa 10 derselben eine oft noch weit 
abliegende Entsprechung finden. — Die im Mittelalter ver- 
breitetste lateinische Fabelsammlung des Romulus, die eine 
Prosaauflösung des Phaedras ist, aber schlechthin als Aesopus 
galt,*) bildete den Kern des mit deutscher Uebersetzung 
versehenen Aesop Heinrich Stainhöwels, der zwischen 1476 
und 1480 zuerst erschien und dann bis ins 17. Jahrhundert 
immer wieder neu gedruckt wurde.**) Stainhöwels Aesop 
ist in der deutschen Litteratur des 16. Jahrhunderts viel be- 
nutzt worden und auch Luther schloss sich in seinen Fabeln 
an Stainhüwel-Romulus an. Die Planudeische vita Aesopi ist 
lateinisch und deutsch in Stainhöwels Aesop ebenfalls vor- 
handen. Im Romulus finden nun allerdings von Albers Fabeln 
30 ihre Entsprechung (die Verweise s. unten S. xliv fi). Aber 
die Fassungen vieler sind doch zu abweichend, als dass man 
darin die directe Quelle erblicken könnte. Diese haben wir 
vielmehr in einer Sammlung lateinischer Fabeln, welche ein in 
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sehr oft gedrucktes 
und viel gebrauchtes Buch gewesen ist. 

Die Sammlung trägt in der Fassung, in welcher sie vor 
1520 gedruckt wurde, den Titel: Fabularum quae hoc libro 
continentur interpretes atque autores sunt hi. Gruilielmvs Gou- 
danits. Hadrianus Barlandus. Erasmus Boterodamm. AtUus 
Gellius, Angelus Politianus. Petrus Crinitvis. Joannes An- 
tonius Campanus. Plinivs Secundus Novocomensis. Nicolaus 
Gerhellius Phorcensis. Aesopi vita ex Max, Planude ex- 
cerpta et aucta. Format aller Ausgaben AP. 



*) Herausg. v. H. Oesterley: Romulus, die Paraphrasen 
des Phaedms und die Aesopische Fabel im Mittelalter. Berlin 
1870. Dazu vergl. noch E. Mall, z. Geschichte der mittel- 
alterlichen Fabeflitteratur, Gröbers Zeitschr. 9, 161—203. 

**) Stainhöwels Aesop hg. von H. Oesterley (Litter. 
Verein 117) Stuttgart 1873. 



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III. Die Qaellen der Fabeln. XXXI 

In dieser Form, also in einer vor 1520 erschienenen Aus- 
gabe ist die Sammlung (im folgenden als Fab. citiert) von 
Albenis benutzt worden. Sie enthält insgesammt 1 40 Fabeln, 
die ich mn ein Citieren zu ermöglichen numeriert habe. Diese 
zerfallen in 5 Abteilungen: I. 45 aesopische Fabeln des Gui- 
lielmus Goudanus, oder mit seinem vollen Namen Gui- 
lielmus Herrmannus aus Gouda*) (Nr. 1—45). II. 40 Fabeln 
desHadrianus Barlandus (Nr. 4G— 85) und zwar a) Aesopi 
Fabulae H. B. mterprete (46—67), b) Apologus ex Mantuano 
traductus (68), c) Fabulae M. Petro Scoto . . . scriptae a Bar- 
lando (69—81), d) Aviani Fabulae H. B. interprete (82—85). 
in. 38 Fabeln nach Avian bearbeitet von GuilielmusGouda- 
nu8 (Nr. 86—123). IV. 9 Fabeln des Erasmus: Apologi ex 
Chiliadibus Adagiorum Erasmi desumpti (Nr. 124 — 132). 
V. Ein Anhang von 8 Fabeln verschiedener Autoren:**) 
a) Fabel von der Cassita aus Gellius lib. II (Nr. 133>. b) Aus 
der Lamia des Politianus: Vogel und Nachteule (Nr. 134). 
c) Aus Petrus Crinitus, de honesta disciplina II: Kürbis imd 
Kiefer (Nr. 135). d) 2 Fabeln aua Jo. Ant. Campanus (Nr. 
136. 137). e) Aus Plinius: Bauch und Glieder (Nr. 138). 

f) Aus Gellius lib. XVI: Arion und der Delphin (Nr. 139). 

g) Nicolaus Gerbellius: Spinne und Podagra (Nr. 140). — 
Voran geht den Fabeln a) eine sehr abgekürzte Bearbeitung 
der vita Aesopi des Planudes, b) ein Stück ex Philostrati ima- 
ginibus über die Aesopische Fabel, c) ein Widmungsbrief des 
Martinus Dorpius, einer des Guilielmus Goudanus und ein 
Gedicht : Petri Egidii Antwerpiani Endecasyllabon ad Le- 
ctores. ***) 



*) S. Jöcher, Gelehrtenlex. unter Wilh. Hermann. 

**) Diesem Anhange geht die Bemerkung voraus: Is 
qui emendandis iis fabulis praefectus fuit, sequentes apologos 
ex variis, et his optimis autoribus collegit, ut a pueris quoque 
legerentur, quibus nunquam est bene instructa atque copiosa 
bibliotheca. 

***) Die ersten Drucke von Fab. sind aus der M. Schürer- 
schen Druckerei in Strassburg hervorgegangen: von 1517 an 
erschienen auch anderwärts Nachdrucke. Mir smd folgende 
Drucke bekannt: 1) Die erste Strassburffer Ausgabe ist von 
1514, die ich aber nur aus Hoflftnann (lex. bibliogr. Script 
Graec. Lpz. 1832) I, 68 kenne. 2) Strassburg, Schürer Dec. 



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XXXII Einleitimg. 

Aus Fab. sind nun von Alberus 43 Fabeln entnommen, 
so dass nur 6, oder da I975— lu eine weitere Fabel bildet, 7 
seiner Fabeln nicht aus diesem 'Esopo gezogen' sind. Zudem 
stimmt die Fassung und der Wortlaut Albers so genau zu 
Fab., dass ein Zweifel nicht bestehen kann.*) Die Benutzung 
erstreckt sich über alle 5 Abteilungen, jedoch so, dass aus I 
allein 29 Fabeln geflossen sind, aus den 4 folgenden Ab- 
teilungen zusammen nur 14, nämlich aus II: Alb. 45. 31. 39. 
47, aus III: 19. 40. 24. 35. 4. 25, aus IV: 33. 23, aus V: 18. 
82. Allein I ist einigermassen systematisch ausgenutzt, so 
dass davon nur 16 Fabeln imbearbeitet geblieben sind. Diese 
Hauptquelle des Alberus, die 45 aesopischen Fabeln des 
Ouilielmus, sind nun aber nichts andres als eine freie Bear- 

1515 (In Karlsruhe, Freiburg). 3) Strassburg o. J. (In Frei- 
burg). Nach Mitteilung H. Pauls, dem ich für die Angaben über 
die Freiburger Drucke zu danken habe, sonst genau zu 2 
stimmend, auch in den Titelrandleisten, also Schürerscher 
Druck (vielleicht noch vor 2?). 4) Strassburg, Schür er. Juni 
1516. (In Freiburg). 5) Strassburg, Schtirer. December 1516 
(In Karlsruhe, Freiburg). Erst in dieser Ausgabe ist die Fabel 
des seit 1515 in Strassburg lebenden Nicol. Gerbelius (Nr. 
140) hinzugefügt, die Drucke 1 — 4 enden mit Nr 139 und auf 
ihrem Titel ist Plinius Secundus der letzte Name. Auch in 
der Einleitung ist das Stück ex Philostrati imaginibus (b) erst 
hier an dieser Stelle: in (1). 2. 3 fehlt es noch, in 4 steht es 
vor der vita, auf der Rückseite des Titels. Alle folgenden 
Drucke haben diese Stücke wie 5, gehen also auf 5 zurück. — 
6) 1 51 7. Leipzig, Val. Schumann (Hoffmann I, 69). 7) 1 51 8. Basel, 
PamphilusGenffenbach (In Freiburg). 8) 1518. Leipzig, Val. Schu- 
mann (Univ.-Bibl. Leipzig). 9) 1519 Strassburg, Schürer (In Göt- 
tingen). 10) 1519. Leipzig, Vfid. Schumann (Uni v.-Bibl Leipzig). 
— Bei allen diesen beginnt der Titel mit dem Worte Fabularum. 
In 1 1) o. 0. u. J. (K. Bibl. Dresden), inhaltlich zu 5 — 10 stimmend, 
ist der Titelanfang geändert in Fabulae diversae quaedam ac 
lepidissimae quarum aiictores atque interpretes hi sunt. Ausser- 
dem ist die in vor. Anm.angeführte Herausgebemote weggelassen. 

Welchen dieser Drucke Alberus benutzt hat lässt sich bei 
ihrer genauen textlichen Uebereinstimmung nicht entscheiden. 
Dass Fabel 140 bei Alberus fehlt kann für 1—4 nicht geltend 
gemacht werden, da sehr viele Stücke von ihm nicht wieder- 
gegeben smd. 

*) Schnorr von Carolsfeld macht mich darauf aufinerksam, 
dass schön Görski (Die Fabel vom Löwenanteil, Berl. Diss. 
1888 S. 37 f.) gesehen hat, dass Albers Fabel 7 aus Fab. ge- 
flossen ist. Ueber die Sammlung Fab. selbst ist Gorski sehr 
wenig orientiert. 



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lU. Die Quellen der Fabeln. 



XXXIII 



Leitung des Komulus, dessen Reihenfolge sie bis zu Nr. 43 
einhalten und dem sie nur eine Fabel (Fab. 44 = Alb. 38) 
hinzufügen. Es folgt eine Vergleichungstabelle, welche zuerst 
die Reihenfolge von Fab. I enthält, während Reihe 2 die 
Entsprechungen bei Rom., Reihe 3 die von Alb. A und 
Reihe 4 die der ersten Fassung (Alb. U) giebt: 

U 



Fab. 


Rom. 


A 


U 


Fab. 


Rom. 


A 


1 


I 


1 


1 


1 


24 


II 10 


12 


2 


n 


2 


6 


3 


25 


n 1-2 


— 


3 


n 


3 


2 


4 


26 


n 11 


— 


4 


n 


5 


3 


5 


27 


^ 14 


— 


5 


y> 


6 


7 


6 


28 


« 15 


13 


6 


n 


8 


29 


— 


29 


„ 16 


— 


7 


n 


10 


14 


7 


'M) 


„ 18 


— 


8 


n 


11 


22 


b 


31 


« 21 


46 


9 


n 


12 


b 


9 


32 


III 2 


— 


10 


n 


13 


28 


— 


33 


. 3 


26 


11 


» 


14 


9 


10 


34 


. 4 


34 


12 


n 


15 


27 


— 


35 


« 6 


— 


13 


w 


16 


30 


— 


36 


w " 


— 


14 


n 


17 


— 


— 


37 


. 12 


— 


15 


n 


18 


— 


— 


38 


„ 13 


— 


16 


n 


19 


— 


— 


39 


« 14 


43 


17 


II 


1 


5 


12 


40 


n IH 


10 


18 


n 


2 


17 


13 


41 


« 17 


— 


19 


n 


3 


44 


— 


42 


n 19 


— 


20 


» 


4 


41 


— 


43 


IV 12 


37 


21 


n 


5 


16 


14 


44 


— 


38 


22 


n 


7 


15 


15 


45 


IV 9 


— 


23 


n 


9 


20 


— 









16 



Aus dieser Tabelle ergiebt sich für Alberus, dass die 
Reihenfolge in A ganz frei ist, während die in U sich noch 
•durchaus der von Fab. anschliesst. Von den 17 Fabeln in 
ü sind 14 der Abteilung Fab. I entnommen, während eme, 
2 U (= 4 A) aus Fab. III entstammt, zwei dagegen, 11 U 
<= 11 A) und 17 U (= 21 A), die auf dem Titel von U ge- 
nannten 'anderen neuen Fabeln' sind. — Für Rom. ergiebt sich, 
dass wesentlich dessen drei erste Bücher sich in Inhalt und 
Reihenfolge mit Fab. I decken. Der Wortlaut und öfter auch 

E. Alberus, Fabeln. C 



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•vyyjy Einleitung. 

der sachliche Gehalt der einzelnen Fabeln in Fab. I ist aber 
von Rom. ganz abweichend. 

Vom Jahre 1520 ab wurde Fab. um mehr als das doppelte 
erweitert, dadurch dass am Schluss angefügt wurden: 1) Die 
100 Fabeln des Abstemius, 2) Die 33 Aesopischen Fabeln des 
Laurentius Valla (nach dem Griechischen), 3) 100 Fabeln des 
Rimicius (nach dem Griechischen). Im ganzen sind es nuu 
also 373 Fabeln, unter welchen freilich viele sich in mehr- 
facher Fassung finden, was übrigens auch schon in der ur- 
sprünglichen Sammlung vorkommt. Der Text der letzteren 
ist unverändert übernommen und wird durch Fabularum Ae- 
sopi finis geschlossen, worauf dann die neuen Teile folgen . 
Das Titelblatt bleibt ganz unverändert, nur dass vor Aesopi 
Vita etc. und hinter Isic. Gerbellius Phorcensis noch die 
Namenreihe hinzugefügt wird: Laurentius Abstemius. Lau- 
rentius Valla. Rimicius, Jam denuo additus. 

Die letzten Worte ergeben, dass zunächst nur Abstemius 
und Laurentius Valla hinzugefugt wurden. Diese Gestalt 
zeigt zuerst eine Ausgabe in 4*^ Strassburg 1520: impensis 
Pauli Gotg (Freibnrg), sodann eine von Anfang 1 52 1 in 4« : Argen- 
torati, apud Hulderichum Morardum. Anno M. D. XXI Mense 
Februario {Yreibmg). Schon 1521 wurde aber auch Rimicius 
zugesetzt. Die erste Ausgabe mit Rimicius ist Strassburg 
1521 in 8*^: Argentinae in aedibus Joannis Knoblouchii ductu 
Pauli Getz (Göttingen, Freiburg). Etwa gleich alt wird ein 
Druck o. 0. u. J. in 4** sein von Anshebn, der zuletzt in 
Hagenau von 1516—22 druckte.*) In dieser Gestalt wurde 
nun die Sammlung im Laufe des 16. Jahrh. noch sehr oft ge- 
druckt, später mit verschieden verändertem Titelblatte. Das 
Format ist mit Ausnahme einiger älteren Dnicke nun durch- 
aus 8^**) 



*) Ex. in Heidelberg, lieber Anshelm vgl. K. Steiflf, Der 
erste Buchdruck in Tübmgen; in den daselbst S. 30 Anm. 1 
erwähnten Verzeichnissen Änshelmscher Drucke fehlt übrigens 
der vorliegende, welcher am Schlüsse die Worte: Ex Acade- 
mia Anshelmiana und auf dem Titelblatte die Anshelmsche 
Randleiste 'Genien imd Knabe' (Steiff S. 20) trägt. 

**) Drucke dieser Fassung mit unverändertem Titel sind 
ferner: 1522 Strassburg, Knoblouch (Dresden, Freiburg). — 
1523 Strassburg, Knoblouch (Hoffinann I, 70). — 1529Strass- 



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III. Die Quellen der Fabeln. XXXV 

Diese erweiterte Fassung von Fab. (mit Rimicius) benutzte 
nun Burkard Waldis für seinen Esopus als Quelle, welcher er 
sehr genau auch hinsichtlich der Reihenfolge sich anschlöss. 
Nur Hess er die schon einmal behandelten Fabeln in der Regel 
aus, wenn sie in einer späteren Abteilung seiner Quelle noch 
einmal vorkamen. So entspricht W. I— II31 dem ursprüng- 
Kchen Bestände von Fab., II 32 — III 83 bringt die Fabeln des 
jüngeren Teils.*) Von den 140 Fabeln der älteren Sammlung 
Fab. hat also Waldis unter Auslassung einiger Doubletten 131: 



bürg impensis P. Goetz, excudebat Chr. Aegenolphus (Heidel- 
berg). — 1532 Leipzig, Nie. Faber (Göttingen). — 1543 Erfurt, 
M. de Dolge (Dresden). — o. J. Frankfurt a. Oder (Univ.-Bibl 
liCipzig). — o. J. Köln 4°: Coloniae apud Heronem Alopeci- 
um, aere et impensa Godefridi Hittorpii bibliopolae civ. Colon. 
(Freiburg). 

Mit verändertem Titel und sonstigen Aenderungen z. B. 
o. 0. u. J. 4^. (In Freiburg). Titel: Aesopi Phrygis et vita 
ex Maximo Planude desunipta et fabellae jucundissimae, qiia- 
rum interpretes hi sunt etc. — 1530 Antwerpen. Titel zu- 
nächst wie voriger, dann : additae sunt Ms quaedam . . . fabellae 
sdectae ex omntbus facetiis Poggii Florentini . . . (Göttingen). 
— 1531 Nürnberg, J. Petrejus: Aesopi Phrygis Fahule, quarum 
interpretes hi sunt etc. (Hoflfmann I, 70). Auf dem Titel 
dieser Ausgabe (ebenso Frankfurt a. 0. o. J.) ist Guilielmus 
Hermannus als besonderer Autor neben Guilielmus Goudanus 
augegeben, da über Fab. III erstere Bezeichnung steht und 
die Identität beider verkannt wurde. — 1542 Mainz, Ivo 
Schoeffer. Titel : Fahulae Aesopi Phrygis et aliorum, quarum 
interpretes atque autores in sequenti pagina videre licet. (In 
Freiburg). — Unter den bei Hoflfmann I, 10 ü. gegebenen 
Titeln von Fabelausgaben nach 1530 wird vielfach unsere 
Sammlung zu suchen sein. Auch in Frankreich wurde die 
Sammlung nachgedruckt (hierher wol Hoffinann I, 70 unter 
1527. 1529. 1537. 1545), vgl. auch Görski a. a. 0. 34 ff. Die 
letzte mir nachweisbare Ausgabe von Fab. ist Frankfurt 1587, 
welche von Lessing 'über Eomulus und Rimicius' (Beitr. z. 
Gesch. und Lit. I) als 'Sammlung des Dorpius' citiert wird, 
also wol in Wolfenbüttel zu finden ist. 

*) H. Kurz in seiner Ausgabe des Esopus von B. Waldis 
kennt Fab. nur in der Ausgabe 1516 (December) und muss 
daher für II 32 — III 83 eine Vielheit von Quellen annehmen; 
das richtige bringt Tittmann in seiner Ausgabe I S. lviii 
(D. Dichter d. XYl. Jh. 16.); nur sind seine Angaben über 
Fab. unzureichend: natürlich hatte Waldis nur ein Ex. der 
erweiterten Fassung. 



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XXXVI Einleitung. 

speciell seine ersten 45 Fabeln entsprechen ganz genau in 
der Reihenfolge der Abteilung I, die Alberus am meisten aus- 
genutzt hat. So haben wir in den entsprechenden Fabeln des 
Waldis zu den aus Fab. entnommenen des Alberus aus gleicher 
Quelle geflossene Seitenstücke, was die Vergleichung der 
Behandlungsweise beider Dichter besonders lehrreich macht. 
Nur bei Alb. 18. 23. 24. 33 differieren die Quellen, da hier 
Alberus einer späteren Doublette folgt, während Waldis die 
Fabel an ihrer ersten Stelle bearbeitet und die spätere Dou- 
blette dann auslässt. 



Die Sammlung Fab., welche so für die beiden bedeutend- 
sten deutsclen Fabeldichtungen des 16. Jahrh. Quelle gewesen, 
bedarf noch einer genaueren Untersuchung ihrerEntstehung, wozu 
ich hier wenigstens einen Beitrag geben will. Obwol die älteaten 
Ausgaben in Strassburg gedruckt sind, kann es doch nicht 
zweifelhaft sein, dass die Sammlung in Flandern entstanden 
ist. Es ist anzunehmen, dass in Löwen, wo Martinus Dor- 
pius (der sich in der ersten Widmung als Herausgeber nennt) 
und Hadrianus Barlandus (der Verfasser von Fab. II.) lebten,*) 
die erste Ausgabe spätestens 1514 erschienen ist, die dann 
in Strassburg von Schürer abgedruckt wurde. Eine Löwener 
Ausgabe in 4° von 1520, also eine neue Originalausgabe, ist 
in Heidelberg vorhanden in einem sehr wertvollen Sammel- 
bande humanistischer Litteratur (D. 2121).**) Der Löwener 
Druck von 1520 bringt nun schon den Anfang der Erweiterung, 
• nämlich die Fabeln des Abstemius hinter der am Ende der 
alten Sammlung stehenden Schlussschrift Fabularum Äesopi 
finis. Dagegen fehlen noch Laurentius Yalla und Bimicius. 
Die Ausgabe schliesst: Fabularum Ahstemii finis. Lovanii 
apud Theodoricum Martinum Alostensem, Anno M. D. XX Men, 



*) M. Dorp, geb. ca. 1480, Lehrer in Lille, 1513 Prof. in 
Löwen, t 31. /V. 1525; — Adrian van Barlandt, geb. 28./X. 1487, 
studierte in Genf und Löwen, wo er 1518 Prof. wurde, f ca. 
1542 (Eckstein, nomencl. philoL). 

**) Der Band enthält unter andern Werke der Hauptver- 
fasser von Fab., nämlich Guilermi Hermani Goudensis theo- 
logi ac Poetae clarissimi Sylva Odarum Paris 1497, berausg. 
von Erasmus, dem altem Freunde, Ordensgenossen und Lands- 
manne des Guilielmus; femer ein Werk des Hadr. Barlandus, 
(SprichwörtersammluDg aus Virgil) Lovanii 1514. 

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III. Die Quellen der Fabeln. XXXVII 

lan. Das Titelblatt stimmt buchstäblich zu dem oben (S. 
XXX) gegebenen; nur dass hinter Gerhellim noch folgt: 
Lawrervtiiis Abstemitis. Dagegen fehlt Aesopi vita etc., 
da dieses Excerpt der vita Aesopi an der Spitze des Textes 
in dieser Ausgabe nicht steht. Es ist dies also ein Zusatz 
der Strassburger Ausgaben, worauf auch hinweist, dass auf 
dem Titelblatt die betr. Angabe am Ende zugesetzt ist, 
während die vita selbst die Sammlung eröffnet. Ebenso fehlt 
das in Strassburg 1516 zugesetzte Stück ex Philostrati ima- 
ginibus. Auch sonst hat die Löwener Ausgabe 1520 einige 
Abweichungen, obwol der Bestand und der Text der Fabeln 
genau derselbe ist. Auf der Rückseite des Titels steht Petri 
Äegidii Hendecasyüabon, worauf die beiden Briefe des Mar- 
tinns Dorpius und des Gull. Goudanus folgen (All). Dann 
aber stehen die beiden Abteilungen I und III, die von Gull. 
Goudanus verfasst sind, also die Romulusfabeln 1—45 und 
die Avianfabeln 86 — 123 hintereinander (AIII— FI^), erst 
darauf folgt Abt. II (46—85) , die Fabeln des Hadrianus 
Barlandus (FI»>— HII»), mit einem in den deutschen Drucken 
fehlenden Widmungsbriefe ihres Verfassers an Antonius Ber- 
gensis an der Spitze. Abt. IV und V ( 1 24—140) folgen wie in den 
Strassburger Ausgaben. Diese Anordnung ist gewiss die ur- 
sprüngliche, wie sie die erste Löwener Ausgabe von Fab. 
gehabt hat.*) Dass in den Strassburger Drucken Barlandus 
(ü) zwischen die beiden Abteilungen des Guilielmus einge- 
schoben wurde, erklärt sich daraus, dass die ersten Fabeln 
des Barlandus als Aesopi fdbulae, die letzten als Aviani fahulae 
bezeichnet sind. An letztere schloss man die Avianfabeln des 
Guilielmus (III) an, während die ersten nun auf die Aesop- 
fabeln des Gull, folgten. 

*) Auch in einzelnen Lesarten hat die Löwener Aus- 

fäbe 1520 einen correcteren Text, als die deutschen Drucke ; 
isweilen stimmt nur noch Strassburg 1515 mit ihr überein, 
während die späteren abweichen, in andern Fällen steht Löwen 
1520 aiit dem richtigen ganz allein. Andererseits ist aber 
doch Bekanntschaft mit deutschen Drucken anzunehmen, da 
die Fabel des Gerbellius nachgetragen ist. Auch die Zufügung 
des Abstemius ist doch wol nicht unabhängig in Löwen und in 
den deutschen Drucken erfolgt. Vielleicht wurde die Löwener 
Ausgabe, Anfangs 1520 erschienen, bald in Strassburg be- 
kannt und gab Anlass, sie durch die weitere Zufügung des 
Laur. Valla zu überbieten. 



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/^ 



XXXVni Einleitung. 

Die anzunehmende erste Löwener Ausgabe von Fab. wurde 
aus zwei Hauptbestandteilen zusammengesetzt, den Fabeln des 
Guilielmus und des Barland, die beide in Einzelausgaben 
vorhanden gewesen sind. Den Martinus Dorpius haben wir 
nach seiner in allen späteren Drucken weitergeftihrten Wid- 
mungsvorrede als Herausgeber der Guilielmusfabeln anznseheD. 
Er widmet seine Ausgabe Joanni LeupCj Jacobo Fape*) & 
Joanni Ninivitae eruditissimis in Flandria ludimagistris zum 
Nutzen der lernenden Jugend. Er spricht nur von den Fabeln 
des Guilielmus Goudanus, die er veröffentliche, und fährt fort: 
Adieci pancula ex Gellio, Folitiano, Crinito, Epicteto, sed 
selecta. Es waren also in seiner Ausgabe enthalten von der 
späteren Sammlung Abt. I. HI und von Abt. V die Einzel- 
fabeln 133—135 (Vabc). Es liegt nahe diese Ausgabe zu ver- 
muten in dem bei Hoffmann I, 68 unter dem Jahre 1 51 3 verzeich- 
neten Titel : ^Aesopi Fabulae. Petri Egidii Antwerpiani ende- 
cttsyllahon ad lectores (folgen die ersten 4 Verse des Gedichts). 
Prostant Lovanii in edibus Th. Martini Alostensis M. D. XIII 
4°.' Also bei dem Verleger der Löwener Fab. 1520, wo eben- 
falls des Acgidius Endecasyllabon unmittelbar auf den Titel 
folgt. — Die erste Ausgabe der Fabeln des Bar lau d (Ant- 
werpen 1512) befindet sich in Giessen (D 3960).**) Sie enthält 
im ganzen 37 Fabeln, und zwar zuerst 25 Stück Esopi Fabule 
= Fab. II a'^ Nr. 46—68, nur dass in Fab. zwei Fabeln aus- 
gelassen sind : de musca et calvo nach 59 (= Kom. I1 1 3) und 
de homine et arboribus nach 67 .(= Rom. III 14). Darauf folgen 
9 Aviani fabidae, von denen in Fab. II <* nur 4 (Nr. 82 — 85) 
aufgenommen wurden.***) Am Schluss stehen die 2 Fabeln 
des Antonius Campanus, welche in Fab. V als 136. 137 (V^) 
aufgenommen sind und die Fabel de membris et ventre, welche 

*) Viele deutsche Drucke missverständlich lacobo papae. 

"**) Titel: Pluscule Esopi Phri/gis et Auiani Fabulae non 
nie quidcni a Guilielmo Goudano verse^ sed ali^ ab Hadriano 
Barlando mutatq & auct^ quibusdamveluti appendicibiis Ex 
lo. Antonio Campano & Ravhaele Volaterrano desumptis. 4**. 
Am Schluss : Theodoricus MaHinus Alosten. Hantwerpice im- 
primebat An. D, M. CCCCC.XII. Decimo. kalendas. Maias. 

***) Das erklärt sich wol daraus, dass im Original von 
Fab. des Guilielmus sich damit deckende Avianfabeln (Abt. III) 
vor Barland standen. 



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III. Die Quellen der Fabeln. XXXIX 

in Fab. 138 (V«) unter dem Namen des Plinius steht, hier 
als ex Raphaelis Volaterrani Anthropologia entnommen be- 
zeichnet wird. Es zeigt sich also, dass Fab. V aus den beiden- 
Anhängen der Publikationen von Güilielmus und Barlands 
Fabeln zusammengesetzt ist. — In der Ausgabe Barlands 1512 
fehlen dagegen Fab. II c Nr. 69—81, die als PetroScoto scriptae 
überschrieben sind. Diese sind wahrscheinlich erst in einer 
im folgenden Jahre (1513) erschienenen zweiten Einzelausgabe 
hinzugekommen, welche durch die inFab Löwen 1520 befind- 
liche Vorrede Barlands erwiesen wird. In dieser Ausgabe ist 
öfters auch der Wortlaut der ersten Fassung etwas geändert: 
sie wurde die Quelle für Fab. II. 

Aus der Barlandausgabe 1512 geht weiter hervor, dass 
die erste Veröffentlichung der Guilielmusfabeln vor 1512 er- 
folgt ist. Schon Barlands Titel besagt das, und in seinen 
Moralien bezieht er sich einmal ausdrücklich auf Goudanus 
(so noch in Fab. Hl, vgl. Fab. 2). Von den 4 Widmungs- 
briefen des Barland stellt der erste an M. Joannes Borsalm 
die Tatsache fest, dass er schon vor Erscheinen der Fabeln 
des Güilielmus seine Fabeln geschrieben habe, also von ihnen 
unabhängig sei, und ein mit abgedrückter Antwortbrief des 
Borsalus vom 14. Nov. 1511 bezeugt ihm das. 

Aus den beiden Einzelausgaben des GuUielmus und des 
Barland setzte nun jemand (Dorpius?) 1513 oder 1514 die 
Sammlung Fab. zusammen, indem er nur noch Abt. IV, die 
9 Fabeln aus des Erasmus Adagien hinzufügte. Den Haupt- 
bestand der 140 Nummern von Fab. bilden also die 83 Fabeln 
des Güilielmus imd die 40 Barlands. Es fragt sich nun nach 
den Quellen derselben, speciell der als *Aesopische' bezeich- 
neten Teile, da die Fabeln nach Avian ihre Quelle deutlich 
angeben. Für Bari and ist die Frage dahin zu beantworten, 
dass er keine einheitliche Quelle gehabt, sondern einen kleineren 
Teil dem Romulus nachgebildet hat. Der grössere Teil aber 
ist freie Bearbeitung von Fabeln des Rimicius und besonders 
des Laurentius Valla. Letzteren erkennt er selbst in der 
Vorrede an Borsalus (1512) als Quelle an, nimmt aber das 
Verdienst selbständiger Fassung für sich in Anspruch. So 
kommt es, dass die Fabeln des Barland in der erweiterten 
Sammlung Fab. (nach 1520) bei Valla und Rimicius meist wieder 



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■yj^ Einleitung. 

ZU finden sind. Nicht so einfach liegt die Sache bei den 45 aeso- 
pischen Fabeln des Guilielmus, die für uns als Hauptquelle 
Albers besondere Wichtigkeit haben. Nach der Aussage des Gui- 
lielmus selbst und des M. Dorpius sind die Fabeln von G. aus 
poetischen Vorlagen prosaisch bearbeitet worden. Das ist von 
vom herein klar für die 38 Fabeln nach Avian; aber gerade 
auch die 45 Fabeln der Abt. I, die eigentlichen Aesop- (d. i. 
Romulus-) Fabeln, sollen Prosaauflösungen sein,*) während 
Romulus selbst ja prosaisch ist. Die Tatsache , dass dazu 
eigentlich nur die drei ersten Bücher des Rom. benutzt sind 
(oben S. xxxin), weist sogleich auf die Distichendichtung nach 
Romulus hin, die man als Anonymus des Nevelet**) zu be- 
zeichnen pflegt. Diese um&sst nur die drei ersten Bücher des 
Romulus, und zwar in gleicher Reihenfolge; jedoch fehlen die 
Fabeln III 8 (Juno und Venus) und die letzte III 20 (Löwe, 
böser Atem), so dass An. statt 60 nur 58 Romulusfabeln hat. 
Die Vergleichung von Fab. mit Rom. und Anon. ergiebt denn 
auch bald, dass An., der Fassung des Guilielmus näher steht 
als Rom. Nirgends ist der Text des Rom. benutzt, wo er 
mehr bietet als An. und andererseits sind Aenderangen und 
Zusätze des An. auch bei Guilielmus zu finden.***) Es hat 
also Guilielmus die ersten 42 seiner 45 Fabeln den 58 Romu- 



*) Fabulas Aesopi cum ex oratione ligata in solutam ver- 
tissemj tibi florentissime Florenti dicare placuit. (Widmimg 
des Guilielmus). 

*♦) Ueber diesen vgl. Oesterleys Romulus S. xxiv AT. 
Gedruckt in Nevelets Aesop, Frankfiirt t610 (1660) p. 486 ff; 
am bequemsten zu^mglich in Stainhöwels Aesop ed. Oesterley, 
da Stamhöwel den Fabeln der drei ersten Komulusbücher 
auch die Distichen des Anon. beifügt. — Lessings, von Eschen- 
burg fortgesetzte Abhandlung 'Ueber den Anonymus des Ne- 
velet' im 5. Beitr. zur Gesch. u. Litt, möge nicht unerwähnt 
bleiben. 

***) Beispiele: Fab. 1. Bei Rom. findet der Hahn eine 
Perle, bei An. einen Edelstein (jaspis), danach gemma Fab. 
Fab. 4 (Rom. I 5) durchschreitet bei R. der Hund das 
Wasser (^rawsiews), bei An. schwimmt er (nat canis)^ danach 
Fab. tranans. Fab. 10 (R. 113 Aquila et Testudo) wird bei 
An. nur im Anfang die testudo erwähnt, sonst immer von einer 
concha gesprochen, danach Fab. coclea. Fab. 11 (R. 114) ist 
gegen Rom. bei An. (= Fab.) die Vergleichung des Raben 
an Weisse mit dem cygnus eingeführt. Fab. 12 (R. 115) hat 
An. (= Fab.) die Wendung des Löwen Cui nocui nocet ille 



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III. Die Quellen der Fabeln. XLl 

lusfabeln des Anonymus in gleicher Reihenfolge entnommen. 
Die Fabeln 43. 44. 45 hat er irgend anderswoher am Schluss 
zugefügt, von denen 43 und 45 sich auch im 4. Buch des 
Eom. finden, ohne jedoch im Text nahe Berührang damit zu 
zeigen. 

Es lässt sich aber auch der specielle Text des Anonymus 
feststellen, an den Guilielmus sich anschloss. Die Fabeln 
des An. wurden nach Erfindung des Buchdrucks bald an ver- 
schiedenen Orten gedruckt, z. B. Rom 1475 (Hoflfmann I 65). 
Sehr verbreitet aber war eine Recension mit Moralisationen, 
die als Esopus moralisatu^ cum bono commento im letzten Viertel 
des 15. Jahrhunderts oft gedruckt wurde, besonders in den 
Niederlanden; in Deventer erschienen verschiedene Drucke, 
mir liegt der bei Holfmann I, (iS aufgeführte von 1500 (Daveu- 
trie, Jac. de Breda) vor. Lessing hat in seiner Abhandlung 
über Romulus und Rimicius (I. Beitr. z. Gesch. und Litt.) in 
neuerer Zeit zuerst auf das Werk aufmerksam gemacht. Dieser 
Esopus moralisatus enthält die Fabeln des An. (genau die- 
selben 60 wie bei Nevelet, nur mit kleinen Textabweichungen). 
Zwischenzeilig stehen erklärende Glossen zwischen den Versen 
und nach jeder Fabel folgt ein Prosastück, in welchem neben 
moralischer Ausdeutung der Inhalt der Fabel noch einmal in 
Prosa erzählt wird. Das Ganze in mittelalterlicher Weise 
und mittelalterlichem Latein, so dass mit dem Anfang des 
16. Jahrhunderts unter Einfluss des Humanismus die Drucke 
dieses Esopus moralisatus aufhören. 

Guilielmus Hermannus hat nun diese Bearbeitung des 
Anonymus benutzt. Das geht daraus hervor, dass i')fter ausser 
den Versen auch die darunter stehenden Prosafassungen 



mihi hinzugefugt. Fab. 23 (R. 119) ist bei R. ganz allgemein 
von einem strepittis magnus die Rede, An. dagegen (= Fab.) 
Sylva sonat. Fab. 24 (R. II 1 0) ist das von An. neugebildete 
Verbnm caprisare beibehalten. Fab. 28 (R. II 15) findet der 
Wolf bei R. (Phaedrus) auf dem Felde eine Schauspielermaske 
(personam tragoedi). An. setzt statt dieses dem Mittelalter 
unbekannten Dinges Caput arte superbum, ein künstlich ge- 
arbeitetes Haupt. Fab. 59 (R. III 1 4) setzt An. statt der bei 
R. angeführten einzelnen Bäume lucus, nemus (Fab. Arbores, 
sylva). Fab. 40 (R. III 16) führt. An. ein: Ille {venter) prcces 
iterat, iterum negat illa {manus) precanti. 



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■^j^jj Einleitung. 

deutlich auf seine Darstellung eingewirkt haben.*) Uebrigens 
ist aber Guilielmus sehr selbständig verfahren. Er erzählte 
die Fabeln frei, schon aus dem Grunde, weil er als Humanist 
den Schülern besseres Latein liefern wollte als der mittel- 
alterliche Verfasser. Bisweilen hat er auch den Inhalt der 
Fabel etwas verändert, am stärksten ist dies der Fall bei 
Fab. 3 (11. 1 3). Die Moralisationen seiner Vorlage benutzt er 
wenig , das Morale gehört ihm im wesentlichen an. Gern 
bringt er darin Dichterstellen aus classischen Autoren bei. 
Höchstens den Anstoss zu ausführlicherer Moralisation könnte 
er seinem Vorbilde entnommen haben. 



Für die nicht aus Fab. entnommenen 7 Stücke des Alberus 
(11. 1975-114- 21. 30. 42. 48. 49) hat sich eine directe schrift- 
liche Vorlage bis jetzt nicht auffinden lassen, wenn auch zu 
mehreren nähere oder fernere Parallelen vorliegen. Er wird 
vielleicht diese 'neuen Fabeln' z. T. aus mündlicher Ueber- 
lieferung haben, worauf insonderheit die üebereinstimmung 
mit Fabeln aus Luthers Gesprächen (bei 36 und 49) hindeuten 
kann. 

*) Einige Belege: Fab. 7 (R. 1 10). Bei R. und An. bleibt 
die Sehlange den Winter über da und erst im Frühjahr 
speit sie ihr Gift aus. In der Prosa dagegen wird sie ans 
Feuer gelegt und speit erwärmt sofort: coluber autem sie cale- 
factiis cepit emittere virus suum et totam intoxicavit domum. 
— Fab. 10 (R. 113). In der Prosa ist der ganz neue Zug 
hinzugefügt, dass die Krähe die herabfallende Schnecke raubt 
und so den Adler um die Beute betrügt, wodurch die Pointe 
der Fabel verändert wird; ebenso in Fab. Die Umänderung 
war dadurch ermöglicht, dass beim An. nicht mehr wie bei 
R. der Adler freiwillig der Krähe einen l\eil der Beute für 
ihren Rat verspricht. — Fab. II (R. 114) ist in der Prosa der 
Zug hinzugekommen, dass der Fuchs nach dem Raube des 
Käses den Raben auslacht (et corvum sie delusum subsanna- 
t'ii = Fab.: quo correpto vulpecula cachinnum tollit). — Fab. 
27 (R. II 14, bei Alberus fehlend) De vulpc et ciconia. Bei 
R. setzt der Fuchs dem Storch die flüssige Speise in einer 
Schüssel {in cathino) vor. Beim An. ist die Schüssel weg- 
gefallen (Fallit avem liquidus cibus). Die Prosa schmückt das 
wieder selbständig aus : paravit vulpes bona et liquidtc cibaria 
et effudit ea supra mensam = Fab. Opsonium in mensatn 
effnndity qnod cum liquidum esset, ciconia etc. 



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III. Die Quellen der Fabeln. XLIII 

Eine litterarische Quelle ist sicher vorauszusetzen für das 
in A vorhandene prosaische Leben des Esopus. Die den in 
Deutschland erschienenen Ausgaben von Fab. vorgesetzte sehr 
zusammen gezogene vita Aesopi (welche B. Waldis in Verse 
übertrug) kann für Alberus nicht Quelle gewesen sein, da er 
viel reicheren Inhalt bietet. Es ist zu vermuten, dass er das 
Prosaleben erst geschrieben hat, als er seine Fabeln für den 
Druck von 1550 umarbeitete. Denn hätte er in der Zeit seiner 
eigentlichen Fabeldichtung zwischen 1 525 und 39 auch das Leben 
Aesops geschrieben, so hätte er sich gewiss an die vita in 
Fab. gehalten. Später, nach so vielen Wanderungen, hatte er 
wol das Ex. von Fab. nicht mehr zur Hand und griff daher 
für das Leben Aesops zu der ersten besten Aesopausgabe, 
die die vita enthielt. Die von Alberus benutzte war der von 
Joachim Camerarius bearbeitete lateinische Aesop, welcher 
zuerst in Tübingen 1538 erschien, wieder gedruckt Leipzig 
1544 und später noch öfter (Titelanfang: Aesopi Phrygis fa- 
bulantm celeberrimi autoris vita. Fabulae Aesopicae plures 
quadringentis etc. vgl. Hoffmann I, 70).*) 

Dass Alberus von den Fabeln des Camerarius, der unter 
Voranstellung der griechischen Sammlung die mannigfachsten 
Quellen (auch Fab.) ausgeschöpft hat, nicht beeinflusst worden 
ist, erklärt sich dadurch, dass die Sammlung erst am Ende seiner 
eigentlichen Fabelzeit erschien, und stimmt zu unserer Auf- 
fassung, dass er sie lediglich heranzog, um daraus das für den 
Druck von 1550 zu schreibende Leben Aesops zu ent- 
nehmen.**) 

*) Dass A. diese Ausgabe als Quelle für das Leben Aesops 
benutzte, hat Schnorr von Carolsfeld erkannt. Die vita bei 
Camerarius ist im übrigen die Planudeische. Nur ist in den 
andern Fassungen die Geschichte zu finden, dass Xanthus den 
Aesopus ins Bad schickt, um zu sehen, ob viele Menschen 
daseien; Aesop findet daselbst nur einen Menschen, nämlich 
den der einen vor dem Eingang liegenden Stein beseitigt. 
Statt dieser Geschichte hat Camerarius und ihm folgend Al- 
berus (Neudruck S. 18) die Erzählung, dass Aesopus zu 
fleichem Zweck auf das Forum geschickt wird und in dem 
lugen Gläubiger den einen Menschen erblickt. 

**) Bemerkenswert ist indes, dass bei Cam. fol. 1 47— 1 50 auf- 
einanderfolgend drei Fabeln stehen, welche Parallelen zu den 
quellenlosen Fabeln Albers 48. 49. 36 bilden. Die letztere 



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Xj^iy Einleitung. 

Im übrigen hat A. die Planudeische vita Aesopi sehr frei 
behandelt und stark gekürzt. Seinen streng sittlichen An- 
schauungen zufolge hat er alle Unsauberkeiten ausgemerzt, 
auch viele einfache Eulenspiegelschwänke Aesops beseitigt 
und nur dasjenige aus der vita stehen lassen, was dazu ge- 
eignet war darzutun, wie unter Aesops hässlicher Hülle ein 
feiner Verstand und hohe Weisheit verborgen war. A. will 
es glaubhaft machen, dass der Aesop der vita der Verfasser 
der lehrreichen Fabeln gewesen sei, die unter seinem Namen 
gehen. Aus diesem Motiv erklärt sich ganz einfach die Art 
seiner Bearbeitung des Lebens Aesops. 

Auf die weitere litterarische Verbreitung der Stoffe von 
Albers Fabeln einzugehen kann nicht im Rahmen dieser Ein- 
leitung liegen. Es genüge hierfür im allgemeinen auf die reichen 
Zusammenstellungen von H. Kurz hinter seiner Ausgabe des 
Waldisschen Aesop zu verweisen (Nachträge dazu von Lieb- 
recht in der Eecension Germ. 7, 501 ff.). Wol aber schien es 
erwünscht den Wortlaut der Quelle des Alb. allgemein zu- 
gänglich zu machen, um jedem eine Vergleichung zu ermög- 
lichen. Es folgt jetzt nach der Reihenfolge der Fabeln bei 
Alb. (A) ein Abdruck des Textes aus Fab.*), indem bei jeder 
Fabel zugleich auf die Entsprechung bei Waldis (W.) und — 
wo vorhanden — auf Romulus (R.) hingewiesen ist. Bei den 
Fabeln, deren Quelle fehlt, sind wenigstens Verweisungen auf 
vorhandene Parallelen gegeben worden. 

1. = W. II. R. II. Quelle: Fab. 1. De Gallo galü- 
naceo. — Gallus gallinaceus dum verrit stercorarium, offendit 
gemmam. Quid inquiens rem sie nitidam reperio? Si gem- 
marius reperisset, nihil esset eo laetius, ut qui precium sciret. 
Mihi quidem nulli est usui, nee magni aestimo, imo equidem 
Omnibus gemmis granum hordei malim. — Morale. Per gem- 
mam artem, sapientiamque intellige, per gallum hommem 
stolidum et voluptarium. Nee stolidi artes liberales amant, 

steht Alberus fenier, die beiden ersten aber {Merces anguina 
und musculn^, feles et gallus) sehr nahe, in ausführlicher Dar- 
stellung, so dass man wol für Alberus und Camerarius gleiche 
Quelle voraussetzen muss, da directe Abhängigkeit des einen 
vom andern nicht angenommen werden kann. 

*) Zu Grunde gelegt ist die Ausgabe Strassburg 1515, deren 
kleine Fehler nach der Löwener Ausgabe 1520 corrigiert sind. 



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III. Die Quellen der Fabeln. yt y 

cum usurn earum nesciant, nee voluijtarius, quippe cui una 
placeat voluptas. 

2. = W. 13. R. 13. Quelle: Fab. 3. De Muribus et 
Ranis. — Bellum gerebat mus cum rana. De paludis certaba(tur 
imperio. Pugna erat vehemens et anceps. Mus callidus sub 
herbis latitans, ex insidiis ranam adoritur, raua viribus melior, 
pectore et insultu valens, aperto marte hostem lacessit. Hasta 
utrique erat juueea. Quo certamine proculviso,milvusadpropiat, 
dumque prae studio pugnae, neuter sibi cavet, utrumque bella- 
torem milvus rapit ac laniat. — Morale. Itidem evenire solet 
factiosis civibus, qui accensi libidiue dominandi, dum inter 
se certant fieri magistratus, opes suas, plemmque etiam vitam 
in periculo ponunt. 

3. = W. 14. R. 15. Quelle: Fab. 4. De Cane et üm- 
bra. — Canis tranans fluvium, rictu vehebat carnem. Splen- 
dente sole, ita ut fit, umbra carnis lucebat in aquis. Quam 
ille visam avide captans, quod in faucibus erat perdidit. Itaque 
tum rei tum spei jactura perculsus, primum stupuit, deinde 
animum recipiens, sie elatravit. Miser deerat eupiditati tuae 
modus. Satis superque erat, ni desipuisses. Jam per tuam 
stultitiam minus nihilo tibi est. — Morale. Monemur hac fa- 
bella modestiae, monemur prudentiae. üt et eupiditati sit 
modus, nee eerta pro incertis amittamus. Astute eerte Teren- 
tianus ille Sannio. Ego inquit, spem preeio non emam. 

4. = W. II15. Quelle: Fab. 117. De Ansere. — Fuit 
anser qui ponebat ova aurea, singulis diebus singula, dominus 
ut subito hat dives, anserem jugulat, sperans intus latere ^a- 
zam.^ Sed ansere invento vaeuo, stupet miser, anxieque dehmc 
suspirat, ac plangit, et rem et spem perisse. — Morale. Mo- 
deranda sunt vota. Curandum est ne vel praeproperi simus, 
Tel nimii. Nam et festinantia nocet, et qui plura quam decet 
quaerit, interdum aequirit nihil. 

5. = W. 117. R. II J. Quelle: Fab. 17. De Ranis et 
«arum Rege. — Gens ranarum, cum esset libera, Jovi suppli- 
cabat dari regem. Ridere Juppiter vota ranarum, illae tamen 
iterum atque iterum instare, donee ipsum perpellerent. Dejieit 
ille trabem, ea moles ingenti fragore quassat fluvium, territae 
silent ranae, regem venerantur. Aecedunt pedetentim propius, 
tandem abjecto metu, insultant et desultant. Iners rex lusui 
^st et contemptui. Lacessunt, rursum Jovem orant regem 
dari, qui strenuus sit. Dat Juppiter ciconiam. Is praestrenue 
perambulans paludem, quiequid ranarum obviam fit, vorat. 
De hujus igitur saevitia ranae frustra questae sunt. Juppiter 
non audit. Nam et hodie adhuc queruntur. Vesperi enim 
ciconia cubitum eunte, ex antris egressae, raueo ululatu mur- 
murant, sed surdo canunt. Vult enim Juppiter, ut quae regem 
dementem sint deprecatae, jam ferant inelementem. — Morale. 
Perinde atque ranis evenire solet plebi, quae si regem paulo 
mansuetiorem habet, ignavum, inertem esse causatur, optat 



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■jrr YT Einleitung. 

aliquaudo contingere sibi vinim. CoDtra si quando nacta 
est regem strenuum, hujus saevitiam damnat, prioris laudat 
clementiam. Sive quod semper praesentium nos poenitet. sive 
quod verum est verbum. Nova veteribiis non esse potiora. 

(>. = W. 12. R. 12. Quelle: Fab. 2. De Lupo et 
Agno. — Lupus ad caput fontis bibens, videt agnum procul 
infra bibentem. Aceurrit, agnum increpitat, quod turbarit fon- 
tem. Trepidare agnus, supplicare, ut parcat innoceiiti. Se 
quando longe infra biberit, potum lupi ne potuisse quidem 
turbare, nedum voluisse. Lupus contra intonat, nihil agis sa- 
crilega, semper obes. Pater, mater, omne tuum invisum genus, 
sedulo mihi adversatur. Tu mihi dabis hodie poenas. — Mo- 
rale. Vetus dictum est. Ut canem caedas, facile inveniri bacu- 
lum. Potens, si libet nocere, facile capit nocendi causam. 
Satis peccavit, qui resistere non potuit. 

7. =r W. 15. R. I 6. Vgl. Gorski die Fabel vom Löwen- 
anteil. Diss. Berlin 1888. Quelle: Fab 5. De Leone et 
quibusdam aliis. — Cum ove quibusdamque aliis pepigerat 
leo, venationem fore communem. Itur venatum, capitur cervus. 
Partiuntur, singulas singulis partes, tollere ut convenerat in- 
cipientibus Leo irrugiit. Una inquiens pars mea est, quia 
sum di^issimus. Altera item mea est, quia viribus prae- 
stantissimus. Porro quia in capiundo cervo plus suda- 
verim, vendico tertiam. Quartam denique partem ni con- 
cesseritis, actum est de amicitia. Socii hoc audito, discedunt 
vacui et taciti, non ausi mutire contra leonem. — Morale. 
Rara semper fuit fides, apud hoc seculum rarior est, apud 
potentes et est, et fuit semper rarissima. Quo circa aatius 
est, ut vivas cum pari. Qui enim potentiori vivit, necesse habet 
saepe de suo jure concedere, cum aequali aequale tibi jus erit. 

8. = W. 19. R. 112. Quelle: Fab. 9. De Mure ur- 
bano et Mure mstico. — Libitum est urbano muri de- 
ambulare rus. Vidit hunc müs rusticus, invitat, apparatur, 
itur coenatum. Depromit rusticus quicquid posuerat in hye- 
mem, exhaurit omne penu, ut tanti hospitis expleat lauti- 
ciam. Urbanus tamen frontem corrugans, ruris damnat inopiam, 
urbis subinde laudat copiam. Remeans ducit secum in urbem 
rusticum, ut quae verbis jactitarat, re comprobaret. Ineunt 
convivium, quod urbanus splendide compararat. Inter epulan- 
dum, auditur in sera murmur clavis, trepidare illi et fugitare 
fugitando. Rusticus et insuetus et loci ignarus aegre se tuen. 
Discedente famulo redit urbanus ad mensam, vocat rusticum, 
ille vix tandem metu deposito prorepit. Invitantem ad pocula 
urbanum percunctatur ntim hoc periculum crebrum sit? Re- 
spondet ille quotidianum esse, oportere contemni. Tum rusti- 
cus. Quotidianum inquit? Me hercule istae dapes plus 
fellis quam mellis sapiunt. Equidem malo cum securitate 
meam inopiam, quam cum tali anxietate istam copiam. — 
Morale. Divitiae prae se ferunt quidem völuptatem, sed si 
introspicias , habent pericula et amaritudinem. Eutrapeles 

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III. Die Quellen der Pabeln. XLVII 

quidam fuit, qui cum iniinicis suis quam maxinie nocere vellet, 
divites eos faciebat, dictitans ita se eos ulcisci, quippe accep- 
turös cum divitiis ingentem sarcinam curarum. 

9. = W. 111. E. 114. Quelle: Fab. 11. De Corvo 
et Vulpecula. — Praedam nactus strepitat in ramis corvus. 
Videt vulpecula gestientem, accurrit. Corvum inquit plurima 
Salute impertit vulpes. Saepenumero audleram famam esse 
mendacem, jam re ipsa experior. Nam ut hac forte jam prae- 
tereo, suspiciens te in arbore, advolö culpans famam. Fama 
enim est te nigriorem pice esse, et video candidiorem nive. 
Meo sane judicio cygnos vincis, et hedera formosior alba es. 
Quod si ut plumis, ita et voce excellis, omnium avium equidem 
te dixerim reginam. Hac assentatiuncula illectus corvus. ad 
canendum apparat, apparanti vero e rostro excidit caseus, quo 
eorrepto, vulpecula cacbinnum toUit. Tum demum miserum 
corvum pudet, pigetque sui. Et jactura rei mixta pudore 
dolet. — Morale. Nonnulli sie avidi laudis sunt, ut cum suo 
probro, et damno ament assentatorem. Ejus modi homuntiones 
praedae sunt parasitis. Quod si vitaveris jactantiam, facile 
assentatorum pestiferum genus vitaveris. Öi tu voles esse 
Thraso, nusqüam deerit Gnato. 

10. = W. 140. R. III J6. Quelle: Fab. 40. De Mem- 
bris et Ventre. — Pes et manus ventrem olim incusarunt, 
quod ab ocioso eo lucra ipsorum vorarentnr. Jubent aut la- 
beret, aut ali ne petat. Supplicat ille semel, et iterum, negant 
tarnen manus alimentum. Exhausto inedia ventre, ubi coepere 
onmes artus deficere, tum manus voluit tandem officiosa esse, 
verum id sero. Nam venter desuetudine debilis, cibum rep- 
pulit. Ita cuncti artus dum ventri invident, cum ventre pere- 
unte pereunt. — Morale. Perinde atque in membrorum soci- 
etate est, ita habet se societas Immana. Membrum eget 
membro, amicus eget amico. Quare mutuis operis, et mutuis 
officiis utendum est. Neque divitiae, neque dignitatum apices 
hominem satis tuentur. Unicum et summum praesidium, eom- 
plurium amicitia est. 

11, == W. IV 1. Quelle unbekannt. Vgl. die bei Kurz 
zu W. IV I angeführten Parallelen. 

12, == W. 124. R. II 10. Quelle: Fab. 24. De Hedo 
et Lupo. — Capra cum esset pastum itura, hedum domi con- 
cludit, monens aperire nemini, dum redeat ipsa. Lupus, qui 
id procul audierat, post matris discessum pulsat fores, voce 
caprisat, jubens recludi. Hedus dolos praesentiens. Non 
aperio inquit. Nam et si vox caprisat, tämen equidem per 
rimulas lupüm video. — Morale. Obaudire parenti filios ipsis 
est utile, et juvenem seni decet auscultare. 

18. = W. I 28. R. II 15. Vgl. oben S. xli Anm. 
Quelle: Fab. 28. De Lupo et capite picto. — Lupus in officina 
sculptoris Caput humanum repertum versat, miratur. Sentiens 
(14 quod erat) nihil habere sensus. pulchmm inquit caput. 
Est in te artis multum, sed sensus nihil. — Morale. Externa 

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XL VIII Einleitung. 

pulchritudo, si assit, grata est. Sin alterutra carendum est, 
praestat externa quam interna careas. lila enim sine liac in- 
terdum incurrit odium, ut stolidus eo sit odiosior, quo for- 
niosior. 

14. = W. 17. R. 110. Quelle: Fab. 7. De Rustico et 
Colubro. — Rusticus repertum in nive colubrum frigore prope 
enectum, domum tulit, abjecit ad focum. Coluber ab igni vim 
virusque recipiens, deinde flammam non ferens omne tuguri- 
um sibilando infecit. Accurrit rusticus, correpta sude, verbis 
verberibusque cum eo injuriam expostulat. Num hanc referat 
gratiam? num vitam erepturus sit illi, q^ui vitam ipsi dederit? 
— Morale. Fit interdum ut obsint tibi, quibus tu profueris, 
et male de te mereantur ii, de quibus tu bene sis meritus. 

15. = W. 122. R. 117. Quelle: Fab. 22. De Cane 
venatico. — Canem venaticum, qui jam senuerat instigat herus, 
frustra hortatur, tardi sunt pedes, non properat. Prehenderat 
ferani, fera edentulo elabitur. Increpitat herus, verbere et 
verbo. Canis respondet debere sibi jure ignosci, Jam senuisse, 
at juvenem fuisse strenuum. Sed ut video inquit, Nil placet 
sine fructu. Juvenem amasti, senem odisti. Amasti praeda- 
bimdum, odisti tardum edentulum. Sed si gratus esses, quem 
olim juvenem frugis causa dilexisti, senem fructuosae juven- 
tutis gratia diligeres. — Morale. Recte canis. Nam teste 
Nasone. Nil nisi quod prodest charum est, en detrahe menti 
Speni fructus avidae, nemo petendus erit. Praeteriti cominodi 
nulla est memoria, futuri autem gratia non magna, praesentis 
commodi summa. Turpe quidem dictu, sed si modo vera 
fatemur. Vulgus amicitias utilitate probat. 

16. = W. 121. R. 115. Quelle: Fab. 21. De partu 
montium. — Olim rumor erat parturire moiites, homines accur- 
runt, circumsistunt, monstri quippiam non sine pavore expe- 
ctantes. Pariunt tandem montes, exit mus. Tum omnes risu 
emori. — Morale. Hanc fabellam tangit Horatius. Parturiunt 
montes (inquit) nascetur ridiculus mus. Notat autem ja- 
ctantiam. Jactabundi enim cum magna profitentur, et ostentant, 
vix parva faciunt. Quapropter Thrasones illi jure sunt materia 
joci et scommatum. Vetat item haec fabella inanes timores, 
Plerumque enim gravior periculo est periculi metus, imo 
ridiculum est, quod metuimus. 

17. »= W. 118. R. 112. Quelle: Fab. 18. De Columbis 
et Milvo. — Columbae olim bellum gessere cum milvo, quem 
ut expugnarent, delegerunt regem accipitrem. lUe rex factus 
hostem agit non regem. Non segnitts ac milvus, rapit ac 
laniat. Poenitet columbas incepti, satius fuisse putantes, pati 
bella milvi, quam tyrannidem accipitris. — Morale. Neminem / 
suae sortis nimium pigeat. Nil est (teste Flacco) ab omni 
parte beatum. Equidem meam sortem, modo tolerabilis sit,^ 
mutari non optem. Multi nova sorte quaesita, veterem rursusi 
optarunt. Itaque plerique ingenio sumus omnes, nosmet nostri: 
poenitet. 



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III. Die Quellen der Fabeln. ^j x^ 

^ 18. = W. II 4 (nach Fab. 106 De Mite, et pullis ejus = 
Avian). Quelle: Fab. 133. Ex secundo noctium atticarum 
Gellii, Apologus, Esopi phrygis memoratu non inutilis. — 
Esopus ille e Phrygia fabulator, haud immerito sapiens ae- 
stimatus est, cum quae utilia monitu, suasuque erant, non 
seveTre, non imperiose praecepit, et censuit, ut philosophis 
mos est, sed festivos, delectabilesque apologos commentus, res sa- 
Inbriter, ac prospicienter animadversas, in mentes animosque 
hominum, cum audiendi quadam illecebra induit, velut haec 
ejus fabula de aviculae nidulo, lepide atquejucunde praemonet, 
spem fiduciamque rerum, quas efficere quis possit, haud im- 
quam in alio, sed in semetipso habendam. Avicula (inquit) 
est parva, nomen est cassita, habitat nidulaturque in segetibus, 
id ferme temporis, ut appetat messis, pullis jamjam plumanti- 
bus. Ea cassita in sementes quöque forte concesserat tem- 
pestiviores, propterea frumentis flavescentibus, puUi etiam tunc 
involucres erant. Cum igitur ipsa iret cibum pullis quaesitum, 
monet eos, ut si quid ibi novae rei fieret dicereturve, ani- 
madverterent, idque sibi ubi redisset, renunciarent. Domi- 
nus postea segetum illarum, filium adulescentem vocat, et 
videsne (inquit) haec ematuruisse et manus jam postulare? 
Idcircü die crastino, ubi primum diluculabit, fac amicos adeas, 
et roges veniant, operamque mutuam dent, et messem hanc 
nobis adjuvent. Haec ubi ille dixit, discessit, atque ubi redit 
cassita, pulli trepiduli circunstrepere , orareque matrem, ut 
statim jam properet, atque alium in locum sese asportet, nam 
dominus (inquiunt) misit qui amicos rogaret, uti luce Oriente 
veniant, et metant. Mater jubet eos a metu ociosos esse. Si 
enim dominus, inquit, messem ad amicos rejicit, crastino seges 
non metetur, neque necesse est hodie uti vos auferam. Die 
igitur postero, mater in pabulum volat, dominus quos roga- 
verat operitur. Sol fervit et fit nihil, et amici nulli erant. 
Tum iUe rursum ad filium, amici isti (inquit) magnam in partem 
cessatores sunt, quin potius imus, et cognatos, affines, vicinos- 
que nostros oramus, ut adsint cras tempori ad metendum. 
Itidem hoc pulli pavefacti matri nuntiant. Mater hortatur, ut 
tum quoque sine metu, ac sine cura sint, cognatos affinesque 
nuUos ferme tam esse obsequibiles ait, ut ad laborem capescen- 
dum nihil contentur, et statim dicto obediant. Vos modo 
(inquit) advertite, si modo quid denuo dicetur. Alia luce 
örta, avis in pastum provecta est, cognati et affines operam 
quam dare rogati sunt, supersedent Ad postremum igitur 
\aominus filio, valeant (inquit) amici cum propinquis. Afferes 
Wima luce falces duas, unam egomet mihi, et tu tibi capies 
atficram, et frumentum nosmet ipsi manibus nostris cras mete- 
mus^d ubi ex pullis dixisse dominum mater audivit, tempus 
(inquit)^st cedendi, et abeundi, fiet nunc dubio procul, quod 
futurum Qixit. In ipso enim jam vertitur cuja est res, non in 
alio, unde petitur. Atque ita cassita nidum migravit et seges 

E. Alberus, Fabeln. d 

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j^ Einleitung. 

a domino demessa est. — Der noch folgende längere morali- 
sierende Schluss ist von A. nicht benutzt. 

19. = W. I 88. — Zur Nebeüfabel 'Wolf und Bresum' 
(V. 75 — 114) vgl. W. IV 3 und Rom. Append. 28. Quelle: 
Fab. 88. De Cancris, matre et filio. — Cancrum retrogradum 
monet mater antrorsum ut eat. Filius respondet. Mater in- 
quit, i prae, sequar. — Morale. NuUum reprehenderis vicii, 
cujus ipse queas reprehendi. 

20. = W. 123. R. 119. Quelle: Fab. 23. De Lepo- 
ribus et Ranis. — Silva insolito mugiente turbine, trepidi 
lepores rapide occipiunt fugere. Fugientes, cum obsisteret 
palus, stetere anxii, utrinque comprehensi periculis. Quoque 
majoris esset incitamentum timoris, vident in palude mergi 
ranas. Tum ex leporibus unus prudentior caeteris ac disertior. 
Quid inquit inaniter timemus? Animo opus est. Corporum 
quidem agilitas nobis est, sed animus deest. Hoc periculum 
turbinis non fugiendum, sed est contemnendum. — Morale. 
Omni in re opus est animo. Jacet virtus sine confidentia. 
Confidentia enim dux et regina virtutis est. 

21. Quelle unbekannt. 

22. = W. I 8. R. I 11. Quelle: Fab. 8. De Apro et 
Asino. — Dum iners asinus irrideret aprum, ille indignans 
frendebat. Malum quidem ignavissime fueras meritus, sed^ etiam 
si tu poena fueras dignus, tarnen ego indignus, qui a te 
poenas sumam. I ride tutus, impune tibi licet, tutus enim 
es ob inertiam. — Morale. Demus operam, ut cum indigna 
nobis audimus, aut patimur,ne indigna nobis dicamus aut fa- 
ciamus. Mali enim et perditi plemmque gaudent si quispiam 
bonorum eis resistat. Magni pendunt naberi se dignos ultione, 
imitemur equos et magnas bestias, (lui oblatrantes caniculos 
cum contemptu praetereunt. 

23. = W. II 11 (nach Fab. 113 De Satyro et Viatore). 
Quelle: Fab. 132. De Satyro et Rustico. Aviani fabula 
Erasmo quoque interprete. — Satyrus quidam cum vehementer 
algeret, nyberno gelu supra modum saeviente, a rustico quo- 
dam inductus est in hospitium. Admiratus autem cur homo 
inflaret in manus ori admotas, rogavit cur ita faceret, is re- 
spondit, ut frigidas manus halitus tepore calfaceret Deinde 
ubi extructo foco, apposita mensa in pultem fervidam rursum 
inflaret, magis etiam admiratus sciscitatus est, quid hoc sibi 
vellet, uti pultem inquit ille, nimium ferventem, halitu refri- 
gerem. Tum Satyrus surgens a mensa, quid ego audio in- 
quit. Tum eodem ex ore pariter et calidum et frigidum 
«fflas? Valebis, neque enim mihi ratio est cum ejusmodi 
liomine commune habere hospitium. — Morale. Notantur bi- 
lingues, qui eundem modo laudant, modo vituperant. 

24. = W. I 83 (nach Fab. 83). Quelle: Fab. 105. De 
Piscatore et Pisciculo. — Subductus hämo pisciculus, orat 
piscatorem se dimitti. Ait modo se a matre fusum, atque 



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IIT. Die Quellen der Fabeln. 



LI 



mensam, cum adhuc minutus sit, non multam juvare. Si di- 
mittat, postea grandem nitro ad hamum ejus rediturum. Pis- 
cator negat se dimittere praedam certam, licet exiguam. Quid 
habeam inquit scio, quid sim liabiturus nescio. Ego spem pre- 
<Ao non emo. — Morale. Certum praestat incerto, praesens futuro, 
«t si nonnunquam exile commodum omissum, attulit magnum. 

25. = W. II 17. Quelle: Fab. 120. — De Bove et 
Juvenco. — Bos jam grandis aevo quotidie trahebat aratrum, 
Juvencus laboris expers, vicinis exultat in pascuis, ac tandem 

insultat fortunae senioris. Jactat se jugi, ac vinculi inscium, 
se liberum, se ociosum, Uli attrituiu esse labore coUum. De- 
üique se glabrum ac nitidum, illum esse hirtum ac squalidum. 
Senior tum quidem nihil contra. Sed brevi post tempore 
Tidet hunc insultorem duci ad aras, ac tum hisce verbis affatur. 
Quo tua mollis vita pervenit? Securum istud ocium rediit 
-ad securim. Jam saltem (ut opinor) potius suades mihi labo- 
rem, qui me tuetur, quam ocium quod nunc te traxit ad 
necem. — Morale. Ad vitam recte gerendam opus est labore 
et vigilantia. Secors autem et voluptati deditus, suarum rerum 
-quem nolet sortietur exitum. 

26. = W. I 33. R. III 3. Quelle: Fab. 33. De Equo 
•et Asino. — Equus phaleris sellaque exornatus cum ingenti 
binnitu per viam currebat. Currenti autem onustus asellus 
forte obstabat. Equus ira fremebundus et frena ferox spuman- 
tia mandens Quid inquit tarde ignave obsistis equo? Cede 
inquam aut proculco te pedibus. Asellus contra rudere non 
ausus, cedit tacitus. Equo autem provolanti et cursum inten- 
denti crepat inguen. Tum cursui et ostentui inutilis, orna- 
mentis spoliatur, dein carrario venditur. Videt postea cum 
■carro venientem asellus, et affatur. Heus bone vir, quid istuc 
omati est? Ubi aurata sella? bullata cingula, ubi nitidum 
ürenum? Sic amice necesse fuit evenire superbienti. — Morale. 
Plerique in secundis rebus elati sunt, nee sui memores, nee 
modestiae. Sed quia prosperitate insolescunt, adversitatem 
incurrunt. Eos, qui foelices videntur, monuerim esse cautos. 
Etenim si rota fortunae circumacta fuerit, sentient miserrimum 
genus infortunii esse, fuisse foelicem. Accedet ad cumulum 
infoelicitatis id quoque mali. Contemnentur ab iis, quos ipsi 
contempsere, et illudent eis ii, quos ipsi risere. 

27. = W. I 12. R. I 15. Quelle: Fab. 12. De Leone 
senectute confecto. — Leo qui in juventute complures sua 
ferocitate fecerat inimicos, in senectute exolvit poenas. Red- 
dunt talionem bestiae. Deute aper, comu petit taurus. In 
primis asellus, vetus ignaviae nomen cupiens abolere, verbis 
^t calcibus strenue insultat. Tum gemebundus leo Hi quibus 
olim nocui, jam vicissim nocent, et merito. Sed hi quibus ali- 
quando profui, jam vicissim non prosunt, immo etiam imme- 
rito obsunt. Stultus fui qui multos fecerim inimicos, stultior 
.qui falsis amicis confisus fuerim. — Morale. In secundis rebus 

d* 

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LH 



Einleitnng. 



non efferaris, non sis ferox. Nam si vultum mutant fortuna, 
ulciscentur quos laesisti. Et inter amicos fac habeas discrimen. 
Sunt enim quidam amici non tui, sed mensae tuae, sed fortu- 
nae tuae. Quae quidem fortuna simul ac mutata erit, et illi 
mutabuntur. Et bene tecum actum erit, si non inimici fuerint. 
Merito queritur Ovidius. En ego non paucis quondam munitus 
amicis. Dum flavit velis aura seeunda meis. üt fera nymboso 
tumuerunt aequora vento. In mediis lacera puppe relinquor aquis. 

28. = W. 1 10. R. 1 13. Quelle: Fab. 10. De Aquila 
et Comicula. — Aquila nacta cocleam non vi aut arte qnivit 
eruere piscem. Accedens comicula dat consilium. Suadet sub- 
volare, et e sublimi cocleam in saxa praecipitare, sie enim 
fore, ut concha frangatur. Humi manet comicula, ut praesto- 
letur casum, praecipitat aquila, frangitur testa, subripitur piscis 
a comicula, dolet elusa aquila. — M orale. Noli quibusvis ha- 
bere fidem, et consilium quod ab aliis acceperis, fac inspicias. 
Multi enim consulti non suis consultoribus, sed sibi consulunt. 

29. = W. 16. R 18. Quelle: Fab. 6. De Lupo et 
Grue. — Lupo vorauti ovem forte ossa haesere in gula. 
Ambit orat opem, opitulatur nemo. Omnes dictitant tulisse 
eum precium voracitatis. Tandem blandiciis multis, pluribus- 
que promissis gruem inducit, ut collo longissimo in gulam in-^ 
serto, OS infixum eximeret. Petenti autem praemium illusit^ 
Inepta inquit, abi. Non sat habes quod vivis, vitam debes 
mihi. Si libuisset, licuit praemordere coUum tuum. — Mo- 
rale. Tritum est. Perire quod facis ingrato. 

30. = W. 113. R. 116. Quelle: Fab. 13. De Cane 
et Asino. — Dum blandiretur canis hero et familiae, hems 
et familia canem demulcent, asellus id videns, altius gemit, 
coepit eum pigere suae sortis, inique putat comparatum, canem 
gratum esse cunctis, pascique de mensa heriU, idque ocio lu- 
doque consequi. Sese contra portare clitellas, caedi flagello, 
nunquam ociosum esse, et cunctis tamen odiosum. Si haec 
fiant blanditiis, eam artem, quae tam utilis sit, statuit sectari. 
Igitur quodam tempore redeunti domum hero, rem tentaturas, 
procurrit obviam, subsilit, pulsat ungulis, exclamante hero, 
accurrere servi, et ineptus asellus, qui se urbanum credidit 
fuste vapulat. — Morale. Non omnia possumus omnes (ut ait 
Vergilius in bucolicis) nee omnes omnia decent. Id quisque 
velit, id tentet quod possit. Non simus id quod graece si- 
ffnificantius dicitur ovoq Xvgaq id est asinus lyramm vel 
lyrae. Sic autem Boetius. Asinus ad lyram positus. Re- 
pugnante natura irritus est labor. Tu nihil invita facies di- 
cesve Minerva, teste Horatio. 

81. = W. I 66. R. IV 4. Quelle: Fab. 66. De Pavone 
et Luscinia. — Pavo apud summi Jovis sororem et conjugem 
Junonem queritur lusciniam suave cantillare, se ob raucam 
ravim, ab omnibus irrideri. Cui Juno, dos sua a diis cuique. 
Luscinia cantu, tu plumis longe superas, unumquemque sua 
Sorte decet esse contentum. — Morale. Quae divi largiuntur, 

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III. Dio Quellen der Fabeln. j^jjj 

grato sumamus animo, neque majora quaesierimus. Superi 
temere agunt nihil. 

32. = W. II 29. Quelle: Fab. 136. Fabella de Corvo 
€t Lupis. Ex Joanne Anto. Campano dtsumpta. — Corvus 
lupos per ardua montium juga comitatur, partem sibi praedae 
fieri postulat, qui eos secutus niiUo tempore destituisset, soci- 
usque fuisset. Repulsus deinde a lupis, tanquam non eos 
sed praedam cibumque secutus, nee minus luporum si occi- 
derentur, quam caeterorum animalium exta fuisset voraturus. — 
Morale. Non quid agamus semper inspiciendum est, sed quo 
sumus animo cum agimus. 

33. = W. im (nach Fab. m). Quelle: Fab. 129. De 
Asino. — Apud Cuinanos asinus quispiam pertesus servitutem, 
abrupto loro in sylvam aufugerat, illic forte repertum leonis 
exuvium corpori applicabat suo, atque ita pro leone sese gere- 
Ibat, homines pariter ac feras voce, caudaque temtans. Nam 
Cumani leonem Ignorant. Ad hunc igitur modum regnabat, 
aliquandiu personatus hie asinus, pro leone immani habitus 
ac formidatus, donec hospes qui?»piam Cumas profectus, qui 
saepenumero viderat et leonem et asinum, atque ob id non 
erat difficile dignoscere aurium prominent ium inditio, neque 
non aliis quibusdam conjecturis asinum esse deprehendit, ac 
probe fustigatum reduxit, dominoque agnoscenti reddidit. In- 
terim autem risum non mediocrcm concitabat omnibus Cumanis 
asinus jam agnitus, quos du dum creditus leo, metu propemo- 
dum exanimaverat. — Morale Haud facile tegimus vitia, 
quae a puero nobiscum adoleverunt. 

34. = W. I 34. R. III 4. Quelle: Fab. 34. De avibus 
et quadnipedibus. — Avibus pugna erat cum quadrupedibus. 
Utrinque spes, utrinque metus, utrinque erat periculum. Ves- 
pertilio autem relictis sociis, defecit ad hostes. Vincunt aves 
duce et auspice aquila. Transfugam vero vespertilionem 
damnant, uti ne ad aves imquam illi sit reditio, uti ne luce 
unquam sit volatus. Haec causa vespertilioni est, ut non nisi • 
noctu volet. — Morale. Qui cum sociis adversitatis et peri- 
culi particeps esse renuit, prosperitatis et salutis expers erit. 

35. = W. II 13. Quelle: Fab. 115. De Tauro et Mure. — 
Mus tauri pedem momorderat, fugiens in antrum suum. Tau- 
Tus vibrat cornua, quaerit hostem, nusquam videt, imdet eum 
mus. Quia inquit robustus es ac vastus, non iccirco quemvis 
contempseris. Nunc te (et quidein gratis) laesit exiguus mus. 
— Morale. Tritum est illud verbum, quod significantius nos- 
trate lingua dixerim. Nyeman sol verachten seinen feindt. 
Latine sie. Nemo suum hostem floccipendat. 

36. Quelle unbekannt. Vgl. R. III 20 (vom bösen 
Atem des Löwen) und eine noch etwas näher stehende 
Parallele im Aesop des Camerarius (1538) fol. 150: vulpes 
gravedinosa. Ferner eine Fabel aus Luthers Tischreden (Goe- 
aeke, Luthers Dichtungen S. 181), welche so genau zu Alberua 



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Ljy Einleitung. 

stimmt, dass wol zu glauben ist, A. habe den Stoff im 
Lutherschen Kreise mündlich überkommen. Auch Kirchhof 
Wendunmuth 4. 87 erzählt die gleiche Version. 

37. = W. I 43. R. IV 12. Quelle: Fab. 43. De Leone 
et Vulpecula. — Leo aegrotabat, visebant animalia, una offi- 
cium differente vulpecula. Ad hanc legatum mittit leo cum 
epistola, quae venire admöneat. Gratissimam rem aegroto 
fore ejus uuius praesentiam. Nee quicquam periculi fore cur 
vulpecula metuat, leonem enim primum quidem amicissimum 
esse vulpeculae, ideoque percupere ejus colloquium. Deinde 
aegrotum esse et decumbere, ut etiam si id quod non erat 
velit, nocere tarnen non queat. Rescribit vulpecula, optare 
se ut leo convalescat, idque oraturam superos. Caeterum 
minime visuram, terreri enim se vestigiis. Quae quidem 
vestigia cum omnia sint antro leonis adversa, et nulla aversa,. 
eam rem indicium esse, multum quidem animalium intro isse,. 
sed exisse nuUum. Horatius. Olim quod vulpes aegroto- 
cauta leoni Respondit, referam quia me vestigia terrent. Om- 
nia te adversum spectantia, nulla retrorsum. — M orale. Cave 
fidem habeas verbis, ni caveris, saepe tibi dabuntur verba. 
Capienda est conjectura cum ex verbis, tum ex factis, et ex: 
his illa sunt judicanda. — Wefjen einiger Züge ist hier viel- 
leicht ausserdem Eimvirkung der Fassung des Romulus oder 
des griechischen Äesop anzunehmen. 

38. = W. 144 Quelle: Fab. 44. De Vulpecula et 
Mttstela. — Vulpecula longa inedia tenuis, forte per angusti- 
orem rimam in cameram frumenti repsit. In qua cum probe 
pasta fuit, dein rursus tentantem egredi, distentus impediit 
venter. Mustela luctantem procul conteraplata, tandem monet 
si exire cupiat, ad cavum macra redeat, quo macra intrarat. — 
Morale. Videas complures in mediocritate laetos esse atque 
alacres, vacuos curis, expertes aoimi molestiis. Sin hi divites 
facti fuerint, videbis eos moestos incedere, nunquam frontem 
porrigere, plenos curis, aniu\i molestiis obrutos. Hanc fabel- 
lam sie Horatius canit (Folgt Hör. epist. 1, 7, 29—33). 

39. = W. I 76. Quelle: Fab. 76. De Anu et Ancillis. 
— Anus quaedam domi habebat ancillas complures qua» 
qiiotidie antequam lucesceret, ad galli gallinacei, quem domi 
alebat, cantum excitabat ad opus, ancillae quotidiani tandem 
negotii commotac taedio, gallum obtruncant, sperantes jam 
necato illo, in medios sese dies dormituras, sed haec spes 
miseras frustrata est, hera enim ut interemptum gallum re- 
scivit, intempesta deinceps nocte surgere jubet. — Morale» 
Non pauci gravius malum dum Student evitare, in alterum di- 
versum incidunt. Pervulgatum est. Incidit in Scyllam qui 
vult vitare Carybdim. 

40. = W. 191. Quelle: Fab. 91. De Rana et Vulpe. — 
Kana egressa paludem, in sylvis apud feras medicinam profitetur. 



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III. Die Quellen der Fabeln. j^y 

Ait se nec Hippocrati, nee Galeno cedere. Caeteris habentibus 
fidem, illusit vulpes. An haec inquit medicinae habebitur pe- 
rita, cui sie pallet os? Quin curat seipsam? Sic illusit 
vulpes. Est enim ranae os caeruleo colore. — Morale. Stul- 
titiae est, profiteri quod nescias, et ridiculum. — Dazu noch 
als Nehenquelle : Epist. obsc. viror. II 9, vgl. unten S. Lxif. 

41. = W. 120. R. 114. Quelle: Fab. 20. De Lupo 
et Suceüla. — Parturiebat succula, pollicetur lupus se custodem 
fore foetus. Respondit puerpera, lupi obsequio se non egere. 
Si velit pius haben, si eupiat gratum facere, longius abeat. 
Lupi enim officium constare non praesentia, sed absentia. — 
Morale. Non sunt cuncta credenda cunctis. Multi suam 
operam poUicentur, non tui amore, sed sui, suum quaerentes 
commodum, non tuum. 

42. Quelle unbekannt. 

43. = W. I 39. R. III 14 Quelle: Fab. 39. De Sylva 
et Rustieo. — Quo tempore etiam arboribus suus sermo erat, 
venit rustieus in sylvam, rogans ut ad securim suam tollere 
liceat capulum. Annuit sylva. Rustieus aptata securi coepit 
arbores sueeidere. Tum et quidem sero, poenituit sylvam 
suae facilitatis. Doluit seipsam esse causam sui exitii. — 
Morale. De quo bene merearis vide. Multi fuere qui accepto 
beneficio, in autoris abusi sunt perniciem. 

44. = W. I 19. R. II 3. Quelle: Fab. 19. De Füre et 
Cane. — Furi aliquando panem (ut sileat) porrigenti, respondit 
canis. Insidias tuas novi, panem das quo desinam latrare. 
Sed ego tuum munus odi, quippe si ego tulero panem, tu ex 
his tectis cuncta asportabis. — Morale. Cave parvi commodi 
causa, amittas magnum, cave cuivis homini fidem habeas. 
Sunt enim qui dolo non tantum benigne dicunt, sed et benigne 
faciunt. 

45. = W. I 51. Quelle: Fab. 51. De Patre et Filiis. — 
Complures habebat agricola filios adolescentulos, inter se dis- 
cordes fuere, quos pater elaborans trahere ad mutuum amorem, 
apposito fascieulo, jubet singulos brevi circundatum funiculo 
eflSingere, imbecilla nequicquam conatur aetatula. Solvit 
parens, redditque singulis virgulam, quam cum pro suis quisque 
viriculis facile frangeret. inquit filioli sie concordes vos 
vincere poterit nemo. Sed si mutuis volueritis saevire vul- 
neribus atque intestinum agitare bellum, eritis tandem praedae 
hostibus. — Morale. Docet hie apologus, coneordia parvas 
res ereseere, diseordia magnas dilabi. 

46. = W. I 31. R. II 21. Quelle: Fab. 31. De Rana 
et Bove. — Rana cupida aequandi bovem, se distendebat. 
Filius hortabatur matrem cepto desistere.Nihil enim esse ranam 
ad bovem. lila seeundum intumuit, clamitat natus. Crepes 
licet mater, bovem nunquam vinccs. Tertium autem cum in- 
tumuisset, erepuit. — Morale. Cuique sua dos est. Hie forma, 
ille viribus, hie opibus, ille poUet amicis. Unumquenque suo 



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y 



T yj Einleitung. 

decet esse contentum, valet ille corpore, tu ingenio. Quo- 
circa quisque- semet consulat, nee invideat superiori, quod 
misenim est, nee (quod stultitiae est) certare optet. 

4t7. = W. 177. Quelle: Fab. 17. De Asino et Equo. 
— Asinus beatum putabat equum, quod pinguls esset, et in 
ocio degeret, se vero infoelicem dicebat, quod macilentus esset, 
ac strigosus, quotidieque ferendis oneribus ab immiti hero exer- 
ceretur. Haud multo post ad anna conclamatum est. Tum 
equus non equitem dorso, non frenum reppulit ore, nee telum 
corpore, hoc viso, asinus magnas diis gratias agebat, quod 
non equum se, sed asinum fecissent. — Morale. Miseri sunt, 
quos vulgus beatos judicat, et non pauci beati, qui se miser- 
rimos putant. Sutor crepidarius regem dicit foelicem, quem 
omnium rerum compotem videt, non considerans in quantas 
rex sollicitudines distrahatur , dum Interim ipse optima cum 
paupertate cantillet. 

4tS. = W. IV 99. Quelle unbekannt. Vgl. die von 
H. Kurz gegebenen Parallelen. Sehr nahestehend ist die 
Parallele im Aesop des Camerarius (1538) fol. 147 — 149: 
Merces anguina. 

49, Quelle fehlt. Besonders nahestehende Parallele im 
Aesop des Camerarius fol. 149. 50: MysculySj feles et 

falhis. — Vgl. noch H. Kurz zu W. II 92 und Robert, 
ables in^dites II 10; Boner Nr. 43, wozu aber die Fabel des 
Anon. Roberti De Gallo et Mure nicht wie Gottschick will 
(Zs. f deutsche Phil. XI, 332) die unmittelbare Quelle sein 
kann. — 'Bröseldiebs erste Ausflucht' in Rollenhagens Frosch- 
meuseler ist vielleicht aus Alberus geflossen, vgl. auch M. 
Luther bei Mathesius 'Hahn und Katze' (Goedeke, M. Luthers 
Dichtungen S. 183). 



IV. Zur Würdigung der Fabeldichtung des 
Alberus. 

Die lat. Quellen haben Alberus nur das Rohmaterial gegeben, 
in der Ausführung bewegt er sich ihnen gegenüber mit echt 
dichterischer Freiheit. Nicht zwar so, dass er das tatsächliche 
der Quellen ausser Acht Hesse: vielmehr verarbeitet er der 
Regel nach jedes Wort der Quelle und lässt nur sehr selten 
eine Wendung derselben aus.*) Aber er benutzt den knappen 

*) So fehlt in 2 zwischen 38/39 Hasta utrique erat jun<iea ; 
— 953 ist nive und hedera formosior übergangen, durch die 
Aenderung von A in Vers 50 ist auch pice (U) beseitigt; — 14 40 
fehlt deinde flammam non ferens u. dgl. — Etwas mehr Frei- 
heiten finden sich in 17. 20. 38. 41, die sich aber z. T. durch 
die Umarbeitung erklären werden, wo U nicht vorhanden ist 



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IV. Zur Würdigung der Fabeldichtung des Alberus. LVII 

Bericht als Grundlage zu voller und farbenreicher Ausführung, 
indem er Nebenumstände erfindet, dramatisch belebten und 
durch charakteristische Wendungen gewürzten Dialog einführt, 
lebhafte Handlung herstellt, die Fabeln keck in seine Heimat 
und in die Verhältnisse seiner Zeit versetzt, kurz epische 
Anschaulichkeit erzielt statt des dürren Gerippes des Quellen- 
berichts. Die Darstellung ist fast überall gewandt und 
fliessend, sie übertrifft in ihrer gemütlichen Laune und an- 
mutigen Frische entschieden die entsprechenden Fabeldich- 
tungen sowol des Burkard Waldis als des Hans Sachs. Diese 
Eigenschaften darf man im allgemeinen auch schon der ersten 
Bearbeitung U zusprechen: es ist kein principieller, sondern 
nur ein Gradunterschied zwischen ü und A vorhanden. Dass 
Alberus — wie Kurz, Waldis I, xlii vermuten möchte — durch 
den Esop des Waldis veranlasst wäre, seine Fabeln 'zu epischer 
Breite zu erweitern', davon kann gar keine Rede sein. Ganz 
abgesehen davon, dass Alberus nirgends von Waldis beein- 
flusst erscheint: seine erste Bearbeitung, die der Dichtung 
des Waldis voranging, zeigt in genügenden Beispielen schon 
ganz die charakteristische Art des Dichters, die allerdings 
bei der Umarbeitung noch reicher zur Entfaltung kam. 

Im einzelnen betrachtet ist die Behandlung der Fabeln 
wieder eine verschiedenartige. Eine besonders auflTällige 
Eigentümlichkeit ist es, dass Alberus bei einigen Fabeln (im 
ganzen bei 1 H) lange Einleitungen vorausschickt, die mit dem 
Inhalte der Fabel in keinem directen Zusammenhange stehen, 
sondern meist an die Oertlichkeit anknüpfen, an welcher A. 
die Fabel passiert sein lässt. Ein Teil dieser eioleitenden 
Abschweifungen enthält ausgeführte Ortsschilderungen, die so 
ausfuhrlich sind, dass sie von Druck C an sogar auf dem 
Titel des Werkes hervorgehoben wurden : 'sampt etzlicber Ort 
deudsches Lands lustiger Beschreibung' (oben S. xvf.). Dies 
ist der Fall bei 12i— is, 20i_n8, 24i-66, 25 1—174, 42i— leg. In 
den anderen Fällen giebt die Nennung oder Schilderung des 
Orts Veranlassung zu allerhand Betrachtungen oder zu Neben- 
erzählungen. So 30 1—54, 39 1—68 über das wüste Leben im 
Kloster Naumburg (oben S. xxviii f.), 48 1— so Preis der Univer- 
sität Marburg; 9,-28, 14,-28, 37,-18 werden Nebenerzählungen 
daran geknüpft. In Fab. 19i_i58 folgt auf eine ausgeführte 



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LYjjj Einleitung. 

Ortsbeschreibung (1—48) ein ichthyologischer Excurs (49 — 
156), in welchen wiederum die Nebenfabel von Wolf und 
Bresum (75 — 114) eingeschaltet ist. Nur 23i— loi knüpft an 
keinen Ort an, sondern giebt im Anschluss an das Wort Satyr 
eine Gegenüberstellung der Abgötterei und der Heiligenver- 
ehrung. So wenig diese Prologe eigentlich mit den Fabeln 
zu tun haben, so erfreulich sind sie doch an und für sich 
betrachtet in ihrer meist launigen und gemütvollen Aus- 
führung; scherzender Weise ruft sich einigemale der Dichter 
selbst ad propositum (19, 15, 20, 01, 26159), aber nicht ohne 
dann trotzdem nochmals abzuschweifen, so dass er mit einem 
erneuten Anlauf zur Sache zurückkehren muss: 19 157, 20n9r 
25,75 und nach abermaligem Excurs ,95: 5lüc§ fum id) cj ^ro* 
po^xto, önb bleib 3U lang im ^arcrgo! — Ein Teil dieser Ein- 
leitungen dürfte erst der Umarbeitung angehören; für 9 und 
14 wird dies durch U erwiesen, für 19 ergiebt der Inhalt die 
spätere Entstehung (vgl. oben S. viif.). Dass sie jedoch auch 
der ersten Fassung nicht fremd waren zeigt der alte Druck 
von Fabel 42 und durch diese wird wiederum die Existenz 
der Feldbergbeschreibung 25 1—174 für die erste Fassung er- 
wiesen (vgl. oben S. xii); ferner ist 48 1—50 vor 1540 dage 
wesen (oben S. vii). Desgleichen ist aus inneren Gründen zu 
erschliessen, dass die Klostereinleitungen 30 und 39 zu jener 
Zeit entstanden sind, als die Mönche von Naumburg das 
grösste Aergernis erregten, und Alberus dies aus ziemlicher 
Nähe (in Sprendlingen) verfolgen konnte.*) 

Hinsichtlich der Darstellung der Fabeln selbst lässt sich 
unterscheiden zwischen solchen dte kürzer und solchen die 
ausfuhrlicher behandelt smd. Kurz, d. h. im wesentlichen 
ohne grössere Ausweitungen der Quelle folgend, nur die 
nötige Fülle und Ausrundung hinzufügend, sind von den 43 
vergleichbaren Fabeln in A folgende: 4. 5. 9. 14. 15. 17. 19. 
20. 23. 24. 26. 27. 28. 32. 35. 38. 41. 45.**) Etwas mehr ge- 
dehnt, teils durchgängig, teils durch ein wenig weitere Aus- 
führung einzelner Quellenmotive, sind: 1. 2. 3. 7. 22. 25 „7 ff. 



♦) In Heldenbergen bei Windecken war Alberus (nach 
Goedeke) im Jahre 1527. 

**) Bei 9. 14. 19. 20. 23. 24 unter Abrechnung der ab- 
schweifenden Einleitung. 



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IV. Zur Würdigung der Fabeldichtung des Alberus. LIX 

43. Reich ausgeführt und teilweise sehr lang sind dagegen 
6. 8. 10. 12. 13. 16. 18. 29. 30 55 ff- 31. 33. 34. 37. 39. 40. 44. 
46. 47. — Von den 6 Fabeln, deren Quelle nicht vorliegt^ 
gehört 42 166 ff. zu den kurzen, während 11. 21. 36. 48. 49 
lang sind. 

Gerade in den länger ausgeführten Fabeln zeigt sich die 
dichterische Kunst unseres Alberus im schönsten Lichte. 
Nicht breite Redseligkeit ergeht sich da, sondern uns erfreut 
seine schöne Gabe, aus geringem Stoff ein reiches und be- 
lebtes Bild zu gestalten. Die bezeichnendsten Beispiele mögen 
hier angeführi; werden. Seo-ge gewinnt er aus den Quellen- 
worten invitantem ad pocula eine prächtige Schilderung der 
Stadtmaus, wie sie ihren Gast zur Fröhlichkeit und zum Trinken 
ermuntert, eine Trinkscene die durch Gesang von Volks- 
liedern gewürzt wird.*) — 10,5—63 sind die Worte supplicat 
nie semel et iterum, negant tarnen manus alimentum zu einem 
lebendigen Dialog ausgestaltet. — 16 9— 96 ist homines accurrunt 
das Thema zu einer Phantasie geworden, die in ihrer Uner- 
schöpflichkeit an Fischartsche Erfindungsfülle erinnert. — Die 
Fabel von der Cassita (18), deren Quelle schon ausführlicher 
ist, wird noch weiter entwickelt (vgl. 58-124, 140 — 170) und 
eine fernere Steigerung dadurch erzielt, dass aus den Ver- 
wandten der Bruder des Herrn, als der nächststehende, noch 
besonders herausgehoben wird (183 — 237). Die einzelnen 
Freunde und Verwandten bekommen dabei alle ihre charakte- 
ristischen Namen, ein Kunstgriff dessen sich Alberus öfters 



*) Von den daselbst citierten Volksliedern ist V. 85 'schön 
Elselein' allgemein bekannt {Böhme, altd. Liederbuch S. 92 ff.), 
ebenso 92 der Felbiger = Buchsbaum und Felbinger (Böhme, 
S. 357 ff.), desgl. 79 der Bentzenauer, der nur dadurch seine 
besondere Beziehung erhält, das Alberus selbst 1550 ein Lied 
an die Landsknechte in des Benzenauers Ton gemacht hat 
(Goedeke II, 446, Böhme, S. 471 f.). 95 das Wettstreitlied 
z^^ischen Wasser und Wein (Wunderhorn ed. Birlinger-Cre- 
celius n S. 429 ff.). 89 Bocks Emser lieber Domine ist Citat 
eines eigenen Liedes des Alberus gegen Emser (Goedeke II, 
440). Ebenso werden wol die übngen Citate Spottlieder aus 
der Reformationszeit sein. Sicher ist dies der Fall mit 93 
'Cocleus von Wendelsteyn' auf Cochläus, s. unten S. lxii*. 
Fraglich bleiben 8:i. 84 das Lied vom Gumpelmann ('Possen- 
reisser') und 94 die Gans von Frankfurt an dem Main. 



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TV Einleitung. 

zur Belebung der Darstellung bedient (vgl. z. B. 10. 34. 39. 
44. 47). — Man beachte femer, was 2986—68 aus hlandiciis 
muUis plurihusque promissis geworden ist, wie 37 25—88 das 
visebant animalia individualisiert wird und wie anschaulich 
30 80— 112 der schmeichelnde Esel und seine Bestrafung zur 
Darstellung kommt. — Humorvoll ist 44 der sehr knappe 
Quellenbericht ausgestaltet, wo an die doppelte Rede und 
Gegenrede zwischen Dieb und Hund, welche schliesslich (47 
— 54 ; 61—68) sich der Priamel bedienen, noch die Action des 
Hausknechts Hans Haltdichrecht und des Henkers Scherihm- 
denbart angeschlossen wird, ohne Vorbild in der Quelle. — 
In 47 wird der Esel, der das Pferd glücklich preist und sein 
Unglück bejammert, zerlegt in eine Anzahl von Eseln, die sich 
unterredend den Fall erörtern: der junge Esel, der Esel 
Schneckenart, Esel Gehgemach, denen gegenüber der alte Esel 
die Stimme der gereiften Erfahrung erhebt. Nachdem dann 
der Krieg, den die Pferde mitmachen müssen, an den Türken- 
zug gegen Wien 1529 geknüpft ist, folgt die hübsche 
Schildenpig des Eseltanzes bei Arnsburg und ihres fröh- 
lichen Gesangs, der bis Friedberg zu hören ist. — Nach vorn 
hin sind die Fabeln 31. 34 erweitert: 31 ,—86 durch ein warmes 
Lob der Nachtigall, 34i— iso durch Ausbeutung des avihus ercd 
pugna cum quadmjpedihus nach der Seite hin, dass ganz aus- 
führlich die Veranlassung dieses Krieges erzählt wird, wie 
Maus und Sperling bei einem drastisch geschilderten Trink- 
gelage sich entzweien und wie dann von anderen der Funke 
zur Flamme angefacht wird, was besonders dadurch gelingt, 
dass der Löwe noch ein junger kriegslustiger Fürst ist, der 
eben erst die Regierung angetreten hat: hätte der alte Herr 
noch gelebt, wäre es nicht so gekommen. 

Es ist natürlich, dass bei solcher reichen Ausfüllung des 
Fabelrahmens das Füllmaterial aus den menschlichen Verhält- 
nissen hergenommen werden muss: im Tierepos, dem sich 
viele Fabeln nähern, stellen die handelnden Tiere bestimmte 
Menschentypen dar; es sind nicht mehr die bloss zum Zweck 
dürrer Lehre einherhuschenden Schemen der Quelle, sondern 
Personen von Fleisch und Blut, die um ihrer selbst willen 
da sind und die mit Freude an ihrer Persönlichkeit vom 
Dichter geschildert werden. Und da kann es ja gar nicht 



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IT. Zor Würdigung der Fabeldiohtang des Albems. j ^r 

anders sein, als dass die Farben durchaus menschliche sind, 
denn das Tierleben wäre hier unausgiebig, selbst wenn der 
Dichter sich nach dieser Seite hin bemühen wollte. Es ist 
das aber auch gar nicht zu beanstanden ; denn selbst die Fabel 
in ihrer dürrsten Gestalt schlägt doch schon dem Realismus 
ins Gesicht, indem die Tiere reden und menschlich handeln: 
dieses Motiv muss weiter entwickelt werden, wo die Fabeln 
aus der Lehrprosa in das Gebiet der wirklichen Poesie über- 
geftihrt werden sollen. Und unser Dichter giebt sich mit Behagen 
und in voller Naivität dieser Strömung hin ; er schrickt nicht 
zurück vor den kühnsten Consequenzen, wie wenn 46 ^ ff. die 
Frösche in einer Weise vom Küidergebären sprechen, die 
jedem Zoologen ein Grauen verursachen muss.*) Dem Tier- 
epos sehr nahe kommen Fabeln wie 21, 34, 11, in denen, 
ganz wie im Reinke Vos, menschliche sociale Verhältnisse in 
ausgeführter Weise unter Tiermasken satirisch geschildert 
werden. 

Am auffälligsten aber macht sich dieser Contrast 
zwischen Tiemamen und menschlichem Auftreten geltend in 
den beiden Fabeln 33 und 40, welche dadurch eine abgesonderte 
Stellung einnehmen, dass in ihnen nicht allgemein menschliche 
Verhältnisse dargestellt werden, sondern die besondern 
geistigen Bewegungen jener Zeit: sie erheben sich zur vollen 
Zeitsatire. In der ersteren wird als Esel mit der Löwenhaut 
ganz direct der Papst vorgeführt und zwar nicht bloss aus- 
deutend, sondern innigst vermischt: der Esel ist der Papst 
selbst, veranlasst jedenfalls durch das bei Luther beliebte 
Schlagwort vom Bapstesel, dessen geschichtlicher Hintergrund 
jüngst durch Konr. Lange dargestellt ist.**) Ebenso ist die 
zweite, welche mit der Fabel vom Froscharzt eine sehr freie 
Nachbildung der Epist. obsc. II, 9 verbindet , directe Satire 



*) Es sind natürlich « nur beabsichtigte humoristische 
Wendungen, wenn einigemale der Contrast tierischer und 
menschlicher Verhältnisse besonders bemerkt wird: 13 4, 
40 99 ff., 4 4 16. Bei dem Walde 4323 ist dieses Motiv schon in 
der Quelle gegeben, vom Dichter aber sehr hübsch dahin 
ausgebeutet, dass er dann den Wald vor Schrecken über die 
Verwüstung seine Sprache verlieren lässt. 

**) K. Lange, Der Papstesel. Ein Beitrag zur Kultur- u. 
Kunstgeschichte des Eeformationszeitalters. Göttingen 1891. 



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Y ^TT Einleitung. 

auf die dummen Vertreter des alten in Wissenschaft und 
Kirche geworden,*) und der Frosch ist in der Tat nur als 
ein Doctor der Medizin, Namens Frosch, zu verstehen, dessen 
ursprünglich tierische Natur jedoch immer wieder daneben 
durchscheint, indem er der Fabel gemäss als Tierarzt practi- 
ciert (40 240 248 292 sio)- — So Originell und charakteristisch diese 
beiden Fabeln durchgeführt sind, so wenig darf man sie doch 
als den eigentlichen Typus der Fabeldichtung Albers be- 
trachten, wie das nach ihrer Bevorzugung in litterargeschicht- 
lichen Besprechungen (vergl. Gervinus 111, 68 f.) und Chresto- 
mathien (Goedeke, 11 Bücher D. D. 1, 98flf.) scheinen könnte. 
Wir sind für die vorstehenden Ausführungen von der zweiten 
Bearbeitung (A) ausgegangen. Es fragt sich nun, wie sich 
hinsichtlich der Ausdehnung der Darstellung zu A die ur- 
sprüngliche Fassung verhalten hat, soweit man nach den 19 



*) Die namentlich aufgeführten Persönlichkeiten sind: 1) 
In Köln: 143 Job. Caesarius f 1550, der seit 1510 in Köln 
lebte (Epist. obsc. II, 9 v. 177 Jo. Caesarius in Köln). —341 
Pfefferkorn, der bekannte getaufte Jude und Gegner Reuch- 
lins (t 1521). 2) In Mainz: 159 Ulr. v. Hütten, der nur 
zwischen 1517 und 1520 in Mainz zu suchen ist (Ep. v. 81 in 
Franken). — 159 Joh. Huttichius lebte bis 1525 in Mainz, 
von 1525 bis zu seinem Tode 1544 in Strassburg. ADB. (Ep. 
V. 164 in Mainz). — 160 Mag. Laurentius (?). — 161 Joh. 
Sorbillo, Arzt und Lehrer in Mainz (vgl Hartfelder, Mon. 
Germ. paed. VII, 24). - 161 Peter Eberbach. Sein Auf- 
enthalt in Mainz zweifelhaft, lebte bis 1531/32 in Erfurt (Ep. 
V. 60 Aperbachius in Erfurt). 3) In Trier: 185 Mosellanus 
(Peter Schade), geb. 1493 im Trierschen, von 1514—1524(4-) 
Prof. in Leipzig. (Ep. v. 57 Mosellanus in Leipzig). 4) in 
Frankfurt a. 0.: 235 Jodoc. Willich, Humanist und Medi- 
ciner, Prof. in Fr. a 0. 1524-1552 (f). Jöcher. — 243 Bem- 
binius (?). — 246 Christoph Hegendorf 1500 — 1540, in 
Frankfurt a. 0., 1 535 — 37 als Jurist tätig ; über ihn s. Kaweraü, 
Neudruck 92 S. 11 ff. 5) In Leipzig: 273 Leifelmaul ist nach 
Hartfelders gewiss richtiger Erklärung Joh. Cochlaeus, geb. 
1479 zu Wendelstein (vgl. oben S. lix* zu Alb. 893), von 
1528 — 1539 im Dienste Herzog Georgs von Sachsen, f 1552 
in Breslau, ein eifriger Gegner Luthers. ADB. — 275 Jörg 
Witzel, der bekannte Renegat, nur seit 1538 bis zu Herzog 
Georgs Tode (1539) in dessen Diensten, die Anspielung muss 
wol auf das Leipziger Religionsgespräch anfangs 1539 gehen, 
an welchem Witzel teilnahm (vgl. Herzogs Realencycl. unter 
Witzel). — 282 Joh. Gigas (1514—1581). Seit 1537 scheint 



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IV. Zur Würdigung der Fabeldichtung des Albenu. LXIII 

tiberlieferten Fabeln urteilen kann. Da ist es denn nicht zu 
yerkennen, dass die Umarbeitung im ganzen auch den Umfang 
•der Fabeln bereicherte. Aber doch nicht durchgängig. Die 
Fabeln 4. 5. 9. 14. 16, 17. 42 haben in A die kurze Fassung 
Yon U beibehalten ; *) etwas gedehnt sind in A gegenüber der 
«nger der Quelle folgenden**) kurzen Fassung von U: 1.2.3. 
7. 22, sehr viel erweitert sind 6. 8. Dass aber auch in der 
•ersten Fassung Alberus reich ausgeführte Fabeln dichtete, be- 
weisen 10. IH. 16, von denen 10. 13 in beiden Fassungen un- 
^fahr gleich lang sind, während 16 in U wenigstens die 
charakteristischen Teile der Ausbeutung des Quellenmotivs 
«chon voll entwickelt zeigt. Und die sehr langen Fabeln 11. 
21, welche ohne uns bekumte Quelle in breitester Ausführung 
gehalten sind, haben in U schon fast ganz den Umfang von 
A: 21 mit 500 Versen in U, 512 in A ist überhaupt die 
längste Fabel Albers. So werden wir denn auch für die in 
U nicht vorhandenen Fabeln annehmen dürfen, dass ein Teil 



er in Leipzig gewesen zu sein, 1 541 nach JoachimsthaL ADB. 
6) In Erfurt: 324 Eöbanus Hessus, war 1514—1536 in 
Erfurt, 1536 — 1540 (t) in Marburg, vgl. oben S. vii (Ep. v. 
61 in Erfurt). 7) In Heidelberg: 355 Micyll war 1533—37 
Prof. d. Griech. Sprache in H., 1537—47 in Frankfurt a. M., 
1547 — 58 (f) zum zweiten Male Prof. in Heidelberg. ADB. 

Das Gedicht Albers weist uns in die zweite Hälfte der 
<lreissiger Jahre. Den terminus a quo gibt die 1 534 in Tübingen 
eingeführte Reformation (V. 300 ff.). Allerdings hat er aus 
Ep. obsc. einige Namen herüber^enommen, die nicht passen 
(Hütten, Hutticnius und Eberbach m Mainz, Pfefferkorn f 1521, 
Mosellanus f 1524), aber auch von den übrigen passt Eoban 
in Erfurt nur bis 1536, Hegendorf uod Micyll nur bis 1537, 
während J. Witzel auf 1539 weist. Das Gedicht scheint also 
in diese Fassung doch durch die spätere Umarbeitung gebracht 
zu sein, als für Alberus sich die chronologischen Verhältnisse 
verschoben und vielleicht Micylls zweite Heidelberger Profes- 
sur schon einwirkte. 

*) An einigen Stellen finden sich sogar in A Kürzungen 
gegenüber U : vgl. 966- lOai. Ili48i6i24i. 14iiii— v. 17 1-7. 21 492. 

42 18 112- 

♦*) Auch der Wortlaut der Quelle ist in U bisweilen noch 
^u ersehen, wo er durch die Umarbeitung A verwischt wird, 
-welche natürlich ohne Rücksicht auf die, wol gar nicht mehr 
in des Dichters Händen befindliche Quelle (oben S. xliii) 
-vorgenommen ist, vgl. Sisi-viii. 49I. 2251. n. 



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L^jy Einleitang. 

von ihnen schon in der ersten Fassung breit ausgeführt ge- 
wesen ist. Vergl. oben S. lvii. 

Es erübrigt noch einen Blick auf die Moralia zu werfen. 
Zu den Quellen verhält sich Alberus hier ganz anders wie bei 
den Fabeln selbst.*) Während er bei diesen möglichst jeden 
Zug der Quelle verwertet, ist das beim M orale nur zu einem 
Teile der Fall. Ein andrer Teil der Moralia benutzt aus der 
Quelle noch einen oder den anderen Gedanken, ist aber 
dann frei ausgeführt, eine dritte Kategorie aber sieht voll- 
ständig ab von der Quelle und ist ganz frei geschaffen. 
Schon in der ersten Fassung war dies so. Von den 15 ver- 
gleichbaren Moralien in U geben sieben genau die Quelle 
wieder (1. 2. 3. 5. 7. 8. 14), drei berühren sich zum Teil mit 
ihr (4. 9. 15.), fünf sind ganz frei (6. 10. 16. 17. 22). In der 
Umarbeitung A geht das schon in U vorhandene Streben nach 
freier Behandlung der Moralia noch weiter, indem von den 
sieben der ersten Klasse nur noch 4 geblieben sind: in 2. 3. 
8 ist das Morale umgearbeitet, so dass nur noch zum Teil 
Berührung mit der Quelle besteht. In sämmtlichen 43 ver- 
gleichbaren Nummern von A stellt sich das Verhältnis so: 
I. Der ganze Inhalt der Quelle ist wiedergegeben in: 1. 5. 7. 

14. 19. 26. 27. 29. 31. 45 (bei 26. 29. 31 mit weiteren Zusätzen). 
IL Zum Teil mit der Quelle decken sich: 2. 3. 4. 8. 9. 12. 13. 

15. 20. 24. 25. 28. 30. 35. 39. 46. III. Selbständig sind : 6. 10. 

16. 17. 18. 22. 23. 32. 33. 34. 37. 38. 43. 44. 47. In 40. 41 
fehlt ein Morale ganz. Die dritte Kategorie bildet hier wie 
in U den dritten Teil sämmtlicher Fälle, dagegen ist die erste 
gegenüber U sehr geschmälert zu Gunsten der zweiten Art 
Wir dürfen nach Analogie von ü annehmen, dass in der Ge- 
sammtzahl der ersten Bearbeitung noch etwa 20 Moralien 
genau der Quelle folgten, wovon in A etwa 10 frei umge- 
arbeitet wurden und nun in die zweite Klasse gehören. 

Der Umfang der Moralien ist sehr verschieden. Von den 
18 in erster Fassung vorhandenen übersteigen die Zahl von 
16 Versen nur vier: 16 (22 Verse), II. 42 (28 Verse), 21 (38 
Verse), die übrigen bewegen sich zwischen 4 und 16 Versen. 
Dagegen hat die Umarbeitung A viel grössere Unterschiede. 

*) Vgl. über das ähnliche Verhalten des Guilielmus S. xlil 

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rv. Zar Würdigung der Fabeldiohtung dei Alberas. LXV 

Ueber 16 Verse umfassen: 27. 43 (20 V.), 16. 31. 44 (22 V.), 
30 (24 V.), 11. 46 (26 V.), 42 (28 V.), 21 (30 V.), 8. 29 (32 V.), 
26 (34 V.), 34 (36 V.), 36 (38 V.), 47 (50 V.), 10 (52 V.), 33 
(60 V.), 38 (64 V.), 13 (92 V.). Also 20 Fabeln haben lange, 
teilweise sehr lange Moralien, dagegen 29 Fabeln 16 Verse 
und daranter; von diesen 4>. 48 nur je 2 Verse, während 39. 
40. 41 gar kein gereimtes Morale haben, meist mit Verweis 
auf ein vorhergehendes. Lateinische und griechische Zutaten, 
die in A oft erscheinen, haben die Moralien in U noch nicht. 
Der Inhalt der Moralien ist geeignet uns die Persönlich- 
keit und den Charakter unseres Dichters noch werter zu 
machen. Des Burkard Waldis Moralien sind insofern reicher, 
als dieser darin eine grosse Menge von Sprichwörtern und 
volkstümlichen Redensarten niederlegt, auch oft Gelegenheit 
nimmt kleine Parallelerzählungen einzuflechten, und überhaupt 
sich frei und weit auf dem Gebiete der volkstümlichen Weis- 
heitslehre bewegt, während er seine Fabeln viel enger der 
Quelle nacherzählt als Alberus. Die Moralien des Alberus 
dagegen sind im Tone schlichter aber eindringlicher Ermahnung 
gehalten: man fühlt es ihnen an, dass sie aus dem treuen, 
warmen Herzen eines Mannes kommen, der sein Volk lieb hat 
und weiss, was ihm gerade not tut.*) Zwar zollt er auch der 
allgemeinen weltlichen Klugheitslehre seinen Tribut, besonders 
in den kürzer gehaltenen und der Quelle treuer folgenden 
Stücken, nur dass auch hier die Lehre möglichst mit religiösen 
Motiven durchdrungen und sittlich vertieft wird. So giebt 
ihm z. B. die mehrfach (14. 15. 29. 48) gegeisselte Undank- 
barkeit Anlass 29 104 ff. auszuführen, dass man sich durch Un- 
dank nicht vom Woltun abschrecken lassen, sondern das 
Gute ohne Rücksicht auf Dank um Gottes willen tun müsse. 
Aber was ihm so recht eigentlich am Herzen liegt, das sieht 
man in den breiter ausgeführten, von der Quelle sich ent- 
fernenden Moralien. Es sind die socialen Schäden jener Zeit 
der Gährung, in der die Unterschiede zwischen reich und arm 



*) Es ist eine Anerkennung dieser Vorzüge, dass in 
neuerer Zeit, vor den Fabeln selbst, die Moralien eine Ver- 
öffentlichung erfahren haben durch Ch. W. Stromberger: 
'Lehren aus des Erasmus Alberus Buch von der Tugend und 
Weisheit'. Giessen 1854. 

E. Alberus, Fabeln, 6 

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LXYj Einleitung. 

brennend waren, die Leute aus ihrem Stande heraus strebten 
und die Autorität der Obrigkeit in Frage gezogen wurde. 
Diese Themata, die auch in den Fabebi selbst vielfach ge- 
streift werden, kommen in den Moralien oft und eindringlich 
zur Erörterung. Das Verhältnis zwischen arm und reich ist 
behandelt in 8, wo zunächst in U der Reichtum als ein Sorge 
bringendes Uebel dargestellt war, woran in A — allerdings 
vom Sinn der Fabel abschweifend — noch die Mahnung ge- 
knüpft wird, etwa vorhandenen Reichtum in christlicher Weise 
zu gebrauchen. Gleicherweise Reiche und Arme werden in 
38 zum richtigen Verhalten angewiesen und in 42 wird dem 
Armen vorgeführt, dass Gott oft den braven und tugendhaften 
Armen zu Glück und Ehren bringt. Die Güte eines frommen 
Woltäters soll aber auch der Arme nicht durch Unverschämt- 
heit missbrauchen (4359 flf.). — Mit dem Stande, in den ihn 
Gott gesetzt hat, soll Niemand unzufrieden sein und wider 
Gott murren (31); insonderheit soll Niemand frevelhafter 
Weise über seinen Stand hinaus wollen (30. 46), sondern ge- 
treu die Pflichten erfüllen, wie sie ihm von Gott angewiesen 
sind (47). — Seinem Herrn soll man treu sein (44, vgl 34 220) 
und vor allem 'die Obrigkeit ehren und ihr gehorchen, die 
eine notwendige Einrichtung ist (10).*) Ja selbst wenn 
die Herren sich böse und gewalttätig zeigen, soll man geduldig 
leiden, die böse Herrschaft nicht verachten und ja keinen 
Aufruhr erheben (11); das ist in A noch nachdrücklicher her- 
vorgehoben als in der ersten Fassung. Aber auch Fürsten 
und Herren werden ermahnt, sich nicht zu überheben (26 75 flf.) 
und besonders eingehend werdenl 362—126 dieHerren aufgefordert, 
den anderen Ständen ein gutes Beispiel zu geben und durch 
rechtschaffenes Leben dem Adel Ehre zu machen, der an sich 
keinen Wert habe. — Die, wie schon oben S. vni ausgeführt, 
die ganze Dichtung durchdringenden reformatorischen Kämpfe 
bilden auch den Hauptinhalt einiger Moralien. Hierher gehören 
16. 21. 23. 33 die Ausfälle gegen die Sectierer, gegen die Rene- 
gaten (34) und gegen die Unentschiedenen und Feigen (36), 
die mit ihrem Bekenntnis hinter dem Berge halten. Letzteres 



*) So wird ausführlich in A, kurz in U die Fabel ausge- 
deutet, während die Quelle eine andere Auslegung bot. 



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V. Die Ortsangaben bei Alberus. LXVII 

musste dem graden und wahrhaftigen Sinne unseres Dichters, 
der für die Offenheit seiner Meinungsäusserung viel gelitten 
hat, besonders zuwider sein. 



Aus seiner Fabeldichtung tritt' uns Erasmus Alberus ent- 
gegen als ein kerniger Charakter, ein echter deutscher Mann 
voU Gemüt imd Humor. Ihm ist es Ernst mit seinem Glauben 
und mit dem Streben, sein Volk religiös-sittlich zu belehren 
und zu bessern. Denn darauf hin geht in erster Linie der 
Zweck seiner Fabeln. In beiden Vorreden, am eingehendsten 
in der an Johann Dreudsch vor A, spricht er es als seine 
Absicht aus, in anmutiger Form die Lehren dem Volke mund- 
gerecht und zugänglich zu machen und 'Buch von der Tugend 
und Weisheit' betitelte er sein Werk. Seine natürliche 
dichterische Begabimg, sein glückliches episches Talent hat 
ihn aber über diesen nächsten Zweck hinaus geleitet, so dass 
seine Fabeln Dichtungen geworden sind, die in der poetischen 
Litteratur des 1 6. Jahrhunderts eine hervorragende Stelle ver- 
dienen. 

Noch eines Zuges in seiner litterarischen Persönlichkeit 
möge hier schliesslich gedacht werden, der für das 16. Jahr- 
hundert immerhin bemerkenswert ist, nämlich dass er von 
allem schmutzigen und lasciven sich absolut frei hält. Während 
ein Burkard Waldis Komik dieser Art durchaus nicht ver- 
meidet, ja recht artige Beispiele sexueller Zote bietet, so ist 
Alberus hierin von einer Zartheit der Empfindung, dass er aus 
solchen Bedenken in der Umarbeitung selbst 1 1 lei i. ii strich 
und die etwas derbe Stelle lUiV— viii umänderte. Nur 
21 240 S44 ist denai Zusammenhang zu Liebe das entsprechende 
stehen geblieben. Im übrigen kann in dieser Hinsicht Alberus 
selbst den Anforderungen unseres Jahrhunderts entsprechen. 
Die Beobachtimg dieser Rücksichten bei Bearbeitung seines 
Lebens des Aesop haben wir schon oben S. xliv zu er- 
wähnen gehabt. 

V. Die Ortsangaben bei Alberus. 

Alberus gebraucht gern den Kunstgriff, die Handlung an 
einem bestimmten Orte Deutschlands vor sich gehen zu lassen. 



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V 



LXVni Einleitung. 

um den Leser lebhafter für sie zu interessieren. Etwas über 
die Hälfte der Fabeln sind in dieser Weise localisiert, in A 
die Nummern: 1. 2. 3. 5. 6. 9. 12. 14. 16. 19. 20. 22. 24. 25. 
29. 30. 37. 38. 39. 40. 42. 43. 44. 45. 47. 48. Die übrigen 23 
Fabeln haben keine Ortsangabe, oder sind nach Griechenland 
(28) und Cuma (33) versetzt. Zwischen der ersten und zweiten 
Fassung liegen in sofern Verschiedenheiten vor, als inü Fabel 9 
keine LocaUsierung hat, während bei 8 und 17 die in U vor- 
handene Ortsangabe in A weggeschafft ist. Dass einige dieser 
Ortsangaben zu grossen Prologen ausgeweitet sind, ist oben 
S. LVii besprochen, desgleichen ist schon S. vif. hervorge- 
hoben, dass er die Fabeln hauptsächlich in Gegenden spielen 
lässt, die für sein Leben bedeutungsvoll sind. 

Die folgenden Zusammenstellungen sollen der geographi- 
schen Erklärung der Fabeln dienen, indem die darin vor- 
kommenden Orte ihrer Lage nach festgestellt und mit den 
heutigen Formen aufgeführt werden. Die Form des Alberus, 
wo sie von der heutigen abweicht, steht daneben in der 
Klammer in Fraktur. Nicht aufgenommen sind zufällig vor- 
kommende Nennungen von Orten, die nicht der Localisierung 
dienen, wie z. B. die Aufzählungen Ißeiff^., oder die Universi- 
täten in 40. 

Die Masse der Ortsangaben gruppiert sich um die drei 
Centren : Wetterau, Ursel (Taunus) und Dreieich. Ausserhalb 
dieser Kreise liegen ostwärts: Dan zig (1 1), dem in U Stem- 
bach (?) entspricht. — In Fabel 19 ist der Schauplatz an der 
Oder («bcr 19352): Breslau (^re^ta I95), Frankfurt a. 0. 
(»020 160), die Warte (192i ff".), Küstrin (©uftrcin 1991, ©uftrin 
1924) mit dem Schloss daselbst (19 so ff.)- — Fabel 44 führt 
nach Nürnberg (44i389) mit der Vorstadt Galgenhof 
(447). — Im Westen ausserhalb liegt Andernach (453), das 
dabei genannte üautcnbad^ (45 1) ist nicht zu bestimmen; nur 
bei Bemkastel a. d. Mosel giebt es zwei Weiler dieses Namens. 

L Wetterau (SBcbberah) 24«, 3)ie SBebberatoer 17 ii), 

Vogelsberg (24 1, 14iiii) und Umgegend. 

Im Norden fliesst die Lahn (San 48 151), daran Marburg 

(aRar|)ur0 48 94 ff., im §effcnlanbt 480 mit Universität (483 ff.) 

und dem allerbesten Bier (42 139), des Bieres wegen ist auch 



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V. Die Ortsangaben bei Alberut. LXIX 

G i e s s e n zu rühmen (42 , se)- Zwischen Marburg und Giessen 
liegt der Flecken, Eisenbahnstation Lollar (^oll 4851). Lahn- 
abwärts Wetzlar (®e^fa(ar 887), davon ca. 1 Meile nördlich 
die Dörfer Ober- und Nieder-Lemp (Sem^e 38 e), noch weiter 
Lahnabwärts W e i 1 b u r g (25 100). — Gegend östlich vom Vogels- 
berg: Die Stadt Geisa (©elften 12^6) imS^affctoer lanbt (129), 
unfern von Vacha (gad^ 12 u) zwischen Fulda (guCb 12 13) 
und Eisenach. Ferner Grimmenthal, Eisenbahnstation bei 
Meiningen I64, Schauplatz des gebärenden Berges; es ist un- 
klar, weshalb hier Alberus so weit abschweifte. 

Die Wetterau beginnt im N. bei Butzbach (33utfcl^6acl^ 
im ^effenlanbt 42 133) mit gutem Bier. Zwischen Butzbach und 
Lieh die Ruinen des Klosters Arnsburg (3lrncS5urg 47,33). 
Südlich von Butzbach Friedberg (gribenbcrc! 471«, 3nb6crg 
25i56), 4 km südöstlich das Dorf, Eisenbahnstation Bruchen- 
brücken (SBrud^enbrurfcn 17qiv), weiter südlich, 2 km westl. 
von Eisenbahnstation Grosskarben das Dorf Petterweil 
(394 70). Von da östlich ^mitten im Wetterauer Land' liegt ein 
Kloster (39 5), welches wahrscheinlich mit dem Kloster Naum- 
burg*) bei Windecken a. d. Nidder (Sßinnedfen 3O49) iden- 
tisch ist, dessen Lage 30 33 ff. genau beschrieben wird (vgl. 
oben S. xxviiif). Nördlich von Windecken an der Nid da 
(bie SfJibb 246 ff.) liegt Staden (24« 62), wo Alberus aufgezogen 
wurde (vgl. oben S. vi), ein winziges Städtchen mit ca. 400 Ein- 
wohnern; 60 Bürger hatte es nach Albers 'Beschreibung der 
Wetterau' zu seiner Zeit (vgl. 2448). In der Umgegend weiss 
A. natürlich genau Bescheid: im NW dicht bei der Stadt, 
jenseits der Nidda befindet sich ein Sauerbrunnen (246?), 
Niddaaufwärts am rechten Ufer das Kirchdorf Dauernheim 
(2)atoetnl^eim 24^3), südöstlich davon das Kirchdorf Ober- 
mockstadt (aJlogftab 2445), weiter Niddaaufwärts die Stadt 
Nidda (2420«), wo A. die Schule besuchte (oben S. vi). 
Etwa eine Meile ziemlich östlich von Staden an der Nidder 
liegt das Dorf Glaub erg (@(au5urg 29) nahe der Eisenbahn- 
station Stockheim, nördlich von Glauberg der zur Gemeinde 
Stockheim gehörige einzelne Hof (2 Wohnhäuser) Leustadt 
(Satoenftabt 29); 3 km östlich von Stockheim der Flecken, 

*) Das Praemonstratenserkloster Ilbenstadt liegt mehr 
nördlich, kann also nicht wol von Frankfurt aus kommend 
als rechts von Petterweil liegend bezeichnet werden. 



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L2^ Eiuleltang. 

Eisenbahnstation Bleich enb ach (24). Schon in den Vogels- 
berg hinein führt nns das Nidderaufwärts gelegene Städtchen 
Ortenberg (Drtenburg 2i). Zum Vogelsberg gehören dann 
die Orte: Stadt Schotten (248 9 18) am Oberlauf der Nidda; 
im östlichen Vogelsberg das Dorf Lanzenhain bei Herbstein, 
Kr. Lauterbach (öanbgel^an 14,iiiU), ♦) im nördlichen Vogels- 
berg die Stadt Alsfeld (292). 

II. Oberursel und die Gegenden des Taunus 
(3)ie §6)^ 61 11). 

Die höchste Erhebung des Taunus ist der 880 m hohe 
Feldberg, der öfters erwähnt (GnU, 43 1, 4221129161) und 
25 5 ff. ausführlich beschrieben und gerühmt wird, der Gipfel 
mit seinem Plateau 2576—90. Nw. vom Feldberg im Oberlauf 
der Weil liegen die Dörfer Ober- und Nieder-Reifen berg 
(4290, 2594) mit der Schlossruine Burg Bassenstein und P/2 km 
nördlich Burg Hattstein(2594). Südwestlich vom Feldberg 
liegt der durch seine riesigen Steinringwälle bemerkenswerte 
788 m hohe Altkönig (25 1,8—152). Von Butzbach her über 
die Saalburg den Kamm des Taunus entlang erstreckt sich der 
Pfahlgraben (^otgrab 2537-40), der unter dem Gipfel des 
Feldbergs diesen nördlich umzieht und dann westwärts (^zur 
rechten Hand') nach dem Eheine zu weiterläuft. Am Abhänge 
des Feldbergs in der Eichtung nach Homburg befindet sich 
eine Quelle, der Buchborn («i, 213); Stadt und Schloss Hom- 
burg V. d. H. (^ol^mberg da, 25 153 ff.), davon ca. 3 km östlich 
fliesst der Erlenbach (Se). 

Südlich vom Feldberg liegt die Grafschaft Königstein 
(^6n0fteiner lanbt 42 130) mit Stadt und Schloss (Euine) gleichen 
Namens (2593, 42 1).**) Dazu gehört so. Bad Soden (42,27) 

*) Der Abtswald (14iviii) ist auf der Hess. General- 
stabskarte nicht verzeichnet, doch scheint es der Wald süd- 
lich von Lanzenhain zu sein, nach dem darin befindlichen 
Berge 'MünchenkippeF zu sohliessen. 

*♦) Der 42 18 II (vgl 426«) erwähnte Graf Eberhart von 
Königstein ist Eberhard IV., mit welchem 1535 die König- 
steiner Grafen (aus dem Hause Epstein) ausstarben. Das 
Land kam an Graf Botho von Stolberg, den Gemahl von 
Eberhards Schwester Anna. Ein Sohn Bothos ist Ludwig, 
der 42,8V genannte Vetter. — Vergl. Crecelius, Schnorrs 
Archiv VI, 11 und H. Grote, Stammtafeln, Leipzig 1877. S. 
138. 238. 



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V. Die Ortsangaben bei Alberus. LXXI 

und das zwischen beiden gelegene Dorf Nenenhain (ber 
Slctoenl^an 42 ij,), deren Weinbau gerühmt wird. Oestlich von 
Königstein liegt das Dorf Falkenstein mit Burgruine 
(25i ff.97 i6i) und die Stadt Cronberg mit altem Schloss 
(©ronenbeigf 259395). Zur Grafschaft Königstein gehörte end- 
lich auch die 9 km östlich von Königstein liegende Stadt 
Oberursel (SSrfel 426ff. 25i,i ff., ba« 93r6tcr lanbt 42,26), deren 
Preis und Beschreibung 42 ganz gewidmet ist (vgl. oben 
S. vi). Während im NW Oberursel sich ans Gebirge an- 
lehnt, ist nach SO in der Richtung nach Frankfurt flaches 
LÄud (42 161 ff.). Da liegen dicht dabei die beiden Kirchdörfer 
Bommersheim (42ii62oo) und Weissenkirchen (42aoi). 
Südwestlich 8 km von Königstein liegt die Stadt Epstein 
(25,07), früher Mittelpunkt einer Grafschaft (ejjfteiner, @pfter 
(anbt 25 162 178 102), die an Königstein und zum Teil an Hessen 
gekommen war. Zu Epstein gehörte 8 km so. die Stadt 
Hof heim (25 103). — Von Königstein aus ist das nächste Ep- 
steiner Dorf Ruppertshain (S^lu^reci^tg^an 25 103), dann liegen 
hinter Atzeisberg und Bossert (jl^enfcit beS Sergg 25,04) in 
nördlicher Richtung von Epstein die Dörfer Ehlh alten {(&U 
^aul 25i65) und Ober- und Nieder-Josbach ((SJo^bad^ 25i65 ne), 
letzteres der Schauplatz von Fabel 25. 

III. Die Drei eich und Umgegend. 
Das Land Drei eich (2082 128 iss) wird im Norden vom 
Main begrenzt. Hier liegt Frankfurt "a.M., das oft beiläufig 
genannt wird, z. B. 23. 62. 42 91, an letzterer Stelle für Nilm- 
berg der ersten Fassung. Das stattliche Aussehen von Frank- 
furt wird gerühmt 42 157 ff., bei Frankfurt ist in U Fabel 8 
localisiert (831), auf der Frankfnrter Fastenmesse spielt 40 
(40 3 ,02 343). Oberhalb Frankfurts liegt am Main das Dorf 
Rumpenheim (Slum^elum 37320), 2 km nördlich jenseits des 
Mains das Dorf Bischofs he im (SBifd^offfum 37 J und 2 km 
Mainaufwärts Dorf und Eisenbahnstation Mühlheim a. M. 
(378 ff ). I>ie Strasse von Frankfurt nach Darmstadt (20^ ,31) 
durch die Dreieich beschreibt genau die Einleitung zu 20 5 ff.: 
Sachsenhäuser Warte (20 7 g), dahinter beginnt der Frankfurter 
Stadtwald (20 10). Nach emer Stunde eine Kapelle (2O16-46), 
die ungefähr an der Stelle des heutigen Neuisenburg (l 700 ange- 



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T j^vTT Einleitung'. 

legt) gestanden haben muss. Beim Ende des Waldes (2 km 
vor Sprendlingen) folgen neun steinerne Kreuze (20 49 ff.) und 
der Hirschsprung .(©ir^fjjnmg 206$ ff). Bann Dorf und 
Eisenbahnstation Sprendlingen (©j^renbcnlingcn 2Ö7075 oder 
©J)renblinflen 20 eO, Albers langjähriger Pfarrsitz. — Nun von 
der Frankfnrt-Darmstädter Landstrasse abseits 2 km so. das 
Städtehen Dreieichenhain mit Burgruine (@cl^(o^ gum $an 
20 85), weiter 1 km so. Dorf Götzenhain (®otte§l^tn 20 90, 
vgl. oben S. vii*), davon 2 km sUdl. das Dorf Offenthal 
(Dfental 2O104-181). — Die Darmstädter Landstrasse geht von 
Sprendlingen über Langen zum Weiler und Forsthaus Bayers- 
eich (9«. 20 139), gelegen am Eutschbach (bte lad^ 20 137143). 
Bayerseich (4 km südlich von Langen) bildete die Grenze der 
Dreieich, jenseits deren sich im Walde die *obem Grafschaft' 
anhob (20,88 ff.). Noch heute ist hier die Grenze der Gr. 
Hessischen Kreise Offenbach und Darmstadt, so dass Forst- 
haus Bayerseich zu Gemeinde Erzhausen (Kr. Darmstadt), der 
4 Häuser grosse Weiler Bayerseich dagegen zur Gemeinde 
Egelsbach (Kr. Offenbach) gehört. Das Dorf Egelsbacb 
(93) liegt zwischen Langen und Bayerseich westlich abseits 
von der Landstrasse. 

Aus der weiteren Umgebung der Dreieich ist zur Locali- 
sierung von Fabeln noch verwendet der Odenwald (22 1) 
und die Gegend von Gross- Ger au (@l^erah)er lanbt ® leeret 
lanb 5,), ca. 20 km sw. von Sprendlingen. Von Gr.-Gerau 
6 km westlich der Flecken Trebur (^riber 62). 



Berichtigangen. 

S. XVI Z. 12 V. n. ist in ifftiH das t ausgefallen. 
Schnorr von Carolsfeld teilt mir zu S. vii t. mit, dass Al- 
berus im Jahre 1537, ohne seine Sprendlinger Pfarre aufzu- 

feben, ungefähr ein Jahr lang bei Markgraf Hans von CHstrin 
ehufis Einführung der Reformation gewesen ist : das Vorwort 
einer seiner Schriften ist datiert Custrinij 8. Kalendas Octo- 
brias. A. D. 1537. Hierauf bezieht sich Fab. 19, es kann also 
auch deren Einleitung (vgl. S. lviii) der ersten Fassung an- 
gehören. — Femer zu S. lix*, dass Goedeke Albers Autor- 
schaft des Liedes 'Bocks Emser lieber Domine' nur nach dem 
Fabelcitat erschlossen habe; desgl. zu lxii'*', dass mit 
Eberbach in Mainz wol Phüippus Stumpff von Eberbach (vgl. 
Schnorrs Archiv XII, 36) gemeint sein könne. 



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t)a^ bu^ öon ber %\i 

^ent t)nt) 2öei§^eit, nemlic^, 9^eunt)nt)^ 

mcriig gabeln, bcr mcl^rer t^tl aufe (Sfopo gcjoflen, 

Dnnb mit guten Sl^einten tytditxtt, 3)ur(^ Srafmum 

Wittum, SUIen ftenben n&^Iic^ julefen. 



(Holzschnitt.) 



^fatmo 103. 
Sobct bctt ^errn affc feine toerd. 

1 



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^em tnDlgeiertetir toeifen tittb aäfi^ 

iavn 3o^ann S)rcubfcl^, Sanbtfc^retber ju @tc^ 

gen, feinem guten greunb, »üntfd^t ®« 

rafnmi^ SKberuiS gnabe t)nb frieben 

Don ©Ott bem Satter, ic. 

/jiT® ^aben alle uerftcnbige leute für gut angefcl^en unb 
IlT getobt, boiJ man bte etnfettigen burd^ pöbeln, ober 
^^ gebtd^t, Dnb gletc^niffe önbertoetfc, unb ^oben rec^t 
öerftanben, baiJ, toit anbere Kreaturen bem bienen folten, 
ber fie gefd^affen ^at, alfo fott man oud^ ber gabeln önb 
gleid^niffen barju gebraud^en, ba^ bte leute baburc^ ge^ 
beffert merben. 2)aiS id^ aber ben S^^beln bte @Ietd^ntffen 
gleich mad^e, ift bie t)rfa4 t>ö* t>« gabeln nid^t« anbcr« 
finb, bann (teblid^e @(etd^ntffen, Dnb eben baffelb aug^ 
rtd^ten, ha^ bte @(etd^ntffen t^un. 

Snb fold^e »eife ju leren, »irbt aud^ barumb fo fer 
gelobt, meil baburd^ be^ bem albern SSoId Diel me^r aug- 
gerid^tet mirbt, bann burd^ ftrenge gebott. 3)ann mie bie 
4r|te, bittere trindt ober ©pecere^ mit judter ober ^onig 
bem franden eingeben, auff baiS er fein abfd^emeniS bafur 
^abe, alfo mug man beiS menfd^en t)erberbten natur ünb 
Dnuerftanb mit ben ^olbfeltgen gabeln, Silbern, önb ®teid^' 
niffen ^etfen. 

Snb gleid^ mie man ben ^nbem, fo murm ip leib 
^aben, baiS bitter mürmmeel mit ^onig eingibt, alfo mu^ 
mon Dn8 arme groben, ^alftftarrige Seut, mit fa [Sij*] bdn 
önb bilbern betriegen ünb fangen, bann fie gel^n fufe ein 
mie juder, Dnnb finb gut jubei^alten. Sie finb mie ein 
lied^t an eim bundein ort, Sarumb fid^ aud^ ^eilige Seut 
önb 5ßro|)]^eten nit fd^emen, in jrer lere ©leid^niffen önnb 
bilber jubraud^en, ja ünfer lieber $err ©^riftuiJ (ber 
bie emige weip^eit Sottet ift) l^at felbft fein ^eilige^ 
ffiuangelium burcö (Sleid^niffen gelert. 

t)agegen ^at ber Xeuffel aud^ feine gabeln, aU ber 
©tationierer ünb äRond^e (ügen im Sa))ftumb, äRacbomet^ 
älcoran, ünnb ber 3üben lalmfibifd^e gabeln, bie niergcnb 
JU bienen, bann bad fie bed Xeuffeld Steid^ mehren, ünnb 
bie Seute Don &£)%% mi ber toatf^tit fuhren. Slber 

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SSorrebe. 3 

önfcre gaBdn btcncn bcm, ber fte gegeben ^at, ünb <)retfen 
fein lob ünb e^r, leren tugenb ünb gute fitten, önb 
bringen groffen nu|en. 

SiuiuS im erften buc^, 2)ecabe fecunba fd^reibt, bag 
SReneniuiJ 'äQxxp^a bie bürger ju SRom mit bem SRat^ 
burd^ bie gäbet üom Sauc^ ünb ben anbern güebern, öer^ 
einiget f^abt. 2)e§gleic6en ^at I^emiftocle^ bie Surger ju 
$(t^en mit bem 9iat^ burd^ ein f^abel jufriben geftedt. 

3m bud^ ber Slid^ter cap, 9. brandet aud^ ber from- 
me Sotl^an ein ^aid, ba er ben götlofen ©id^imitern ire 
önbandEbarfeit fürttjirfft, ünb bie jufunfftige ftraff üerfün- 
bigct. S)ie Siume (ft)rid^t er) giengen l^in, ba« fte ein 
Sonig über fid^ fatbten, ünb \pxa^tn jum DIebaum, fc^ 
ünfer Äönig :c. 

dergleichen gabeln finb aud^ üor jeiten für bie ein* 
fettigen ©Triften gebid^t, önb l^ernad^ burd^ üngefd^icfte 
Seute mißbraucht morben, aU üom Xonbalo, ber [Slij.^] mit 
einer fc^toeren burben auff eim fd^malen toege geltet, be- 
beut bag arm getoiffen mit funben befd^mert. SJom SRitter 
@. ®eorgen, ber ben 2)rad^en ömbbringct, ünb beg Äonig« 
tod^ter cnet, bebeut ba« S^riftu« ben Satan Dberttjinbt, 
t)nb erloft bie arme feie. äRag aud^ mol bebeuten ein 
fromme Dberfeit, fo i^r üoldf befd^irmet für ben Itjrannen 
öttb bofen buben. SSon @. K^riftoffeln, ber mit bem 
finb S^^rifto burd^« üngeftümme äReer ge^t, bebeut, bad 
ein ©Triften burd^ öiel txubfat in ©otte« 3leid^ Ium<)t, 
Act 14. SSon @. ©atl^arein, fo bie ^od^gelerte 2)octore« 
öbertoinbt, bebeut ben glauben an K^riftum, tt)eld^er ber 
ficg ift, ber bie toelt öbertoinbt, ttjie @. So^anne« fd^reibt. 
©at^arein ^eift Stein, bann burd^ ben glauben an K^riftum, 
toerben bie ^er^en gereiniget, fagt ber ^eilige 5ßetrug 
Slctorum 15. 

gur ber gleid^en bitbtnug t^nb gebiegt ^e(t man aud^ 
bie bfid^er Siil>it^j ©ufanna, lobia. Sei ben 5ßoeten finbt 
man ein fein gebid^t öom bxp^tM, mic er fo mol fingt, 
ba« i^m S34um unnb gelfen nad^folgen, bebeut, ba« man 
mit groben Seuten feuberüd^ faren mufe, mie Seifer ©igif^^ 
munbu« ^od^Ioblid^er gebed^tnu« gefagt |at, Imperare nescit, 

1* 

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4 Sombe. 

qui nescit dissimulare. 3)cr lan ntc^t ttjol regieren, ber 
nid^t aud^ überfe^en fan. 

®« ^aben aud^ üor bicfer jett trefffid^c Seut burd^ 
aieimen gute tcre geben, 21K Doctor ©ebaftianu^ SJranbt, 
^crr greibandf, ^err ^an« öon ©d^marfeburg, 3o^ann 
SKorfel^etm, ber ©d^wetfeer, ber SRenner, önb ber ba« 3Re* 
moriat ber tugent gemad^t ^at, «^ [fflüi*] ber unber aßen 
\)ai td^ nie lein feiner nod& meifterlid^er ©ebid^t gelefen, 
ate ba« 8ud& Don Sleinicfen, weld^« id^ nid&t geringer 
ad^te, bann alle Eomebien ber Sitten. 2)effelben bud^« 
meifter ift ein Sad^^ genjep, ein ^od^ tjerftenbiger weifer 
man, ein e^r aller ©ad^ffen, ber ^at tooi öerflanben toa^ 
?lula önb SBeft Reifet. 

SBeil nun fo öiet e^rtid^er, meifer önb gelerter Seute, 
in SR^eimen tt)eife, tugenbt ju leren fid^ bepffen ^aben, 
fd^eme id& mid^ oud^ nid^t, biefe gabeln bie id^ in meiner 
iugenbt gebid^t, önb ie^t nod^ ein mat öberfe^en önb corri- 
giert l^abe, an tag jugeben. 

3d& ^abe aber in meinen gabeln nie ben öort^eü 
braud^en »offen, fo bem me^rer tl^eil ber i^enen, bie SR^ei- 
men mad^en, fe^r gemein önb j^r befter be^elff ift, aW, 
3d^ t^u fd^reiben, id^ t^u lefen, id& t^u pngen, ba^ foff 
fo öiel gefagt fein, 3d^ fd^reibe, lefe, finge. Stem, 3d^ 
bin fd^reiben, ber ift befd^reiben, foff fo öiel fein, ate id^ 
fd^reibe, ber befd^reibt jc. SBeld^iJ ttjol tjor ein mifebroud^ 
ber 2)eubfd^en fprad^en üon öielen gehalten merben mag. 
2)od^ mod^t einem aud^ fotd^er t)ort^eiI, mann er t)ber(angd 
ein mal gebrandet mürbe, ju gut gehalten merben, fünft 
iftiS ein ^e^Iic^e t)nb odiosa tantologia, t)nb mie man im 
@|)rid&loort <)ftegt jufagen, crambe repetita mors est, etc. 

^ud) ^ait id^ eim jeglid^en SSerfe ad^t falben gegeben, 
on wo ein Infinitiuus am enbe gefeilt, ber bringet mit 
fid^ ein öberige ftjibe. 

3d^ ^abe aber, lieber ^err ßanbfd^reiber euc^ biefe 
gabeln, bad ift, Sere bud^, ober bud^ Don ber tugenbt, ju« 
gefd^rieben, »eil id^ eud& öor onbem ber ^erm önb [SKüiT 
gfirpen biener (mir belaubt) nid&t onber^ erfunben ^abe, 
bann einen Uebl^aber ber erbarteit, auffric^tig, ünb on 
falfd^, IBitt, jr moffet biefe meine geringe öere^rung für 

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Sortcbc. 5 

gut ncmcn, önb mid^ bcm ad^tcn gebot nad^, für meinen 

berleumbbem, fo ütel eud^ m&gli^ t)nb gebürtid^, t)er^ 

t^eibtngen, jur el^r @ottei$ t)nb beiS mortis feiner gnaben, 

2)em feit \ampt etuerm tugentreid^en 

@]^egema^I Dnb ^olbtfeligen 

Äinblein etoigHid^ 

befohlen. 



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1 SSon eint Ratten. golio 1 

2 SSon einer äRaufe önb einem grofd^. 3 

3 SSon eint ^unbt ünb fd^atten. 6 

4 SSon einem Satoern önb einer (Sanft. 7 

5 SSon ben grofc^en önb j^rem König. 9 

6 SSon eim SBoIff önb Sam6. 12 

7 SSon eim Sowen tjnb etlichen anbem S:^iei;jt. 15 

8 Son einer ©tabtmauft ünb gelbtmauft. 18 

9 SSon eim 3la6en önb gud^ft. 24 

10 SSom SSaud^ önnb ben ©liebern. 27 

11 SSon eim Soroen, SBotff, tjnb ©fet. 33 

12 SSon einer ®e^ft önb SBotff. 42 

13 SSon eim SBoIff tjnb eim gematten ^au6t. 46 

14 SSon eim SSatoern ünb Schlangen. 52 

15 SSon eim S^g^unbe. 55 

16 SSon bcr Serge ge6urt. 57 

17 SSon ben lauben önb ^abid^. 62 

18 SSom SSogtin ©affita. 64 

19 SSon eim alten önb jungen Srebg. 74 

20 SSon ben ^afen. 81 

21 SSon bem Sotocn önb ®fel. 88 

22 SSon eim wöben ©d^ttjein unb ®fel 106 

23 SSom SBalbtgott önb eim SSawern 108 

24 SBon eim gifd^er önb gifd^Kn. 114 

25 Son eim atten Si^flod^ffen 2C. 118 

26 SSon eim re^figen 5ßferbt tjnb ffifel 128 

27 SSon eim atten Soroen. 132 

28 SSon eim Slbter önb einer Sroen. 136 
[814^] 

29 SSon eim SBotff tjnb ffranc^. 138 

30 SSon eim äRütter önb ®fct. 143 

31 SSon einer Slac^tgatt ünb einem ^ßfattjen 149 

32 Son einem ^aitn önb ben SBotffen 152 

33 SSom SSabftefet 156 

34 SSon ben SSögctn ünb üierfufftgen Xl^iem. 162 

35 SSon eim Dd^ffen ünb einer SKauft. 171 

36 SSon eim Sotoen, S3eern tjnb gud^ft. 173 

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S^lcgifter. 7 

37 SSon cim ßottjcn, dnä)^ önb onbcrn I^tcm. 179 

38 Son cim gud^fe önb SBtfd. 184 

39 93on eitn alten äBei6 ünb j^ren äRdgben. 189 

40 SSon eim grofd^ Dtib gud^i 196 

41 SSon einer wilbcn ©aw önb SBöIffin. 209 

42 Son eim atmen @be(man. 210 

43 ^on bcm SBalbt önb eim Sawern. 219 

44 SSon eim 3)ieb önb ^unb. 222 

45 SSon eim SSatter önb feinen ffinbern. 227 

46 SSon cim alten önb jungen grofd^. 229 

47 »on ben ffifetn önb rc^figen ^ferben. 233 

48 SSon eim ^atottn, ©d^Iangen t)nb gud^g. 240 

49 SSon einer alten Dnb jungen 20lau% 249 

(gnbe beg SRegiflerg. 



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3Som (Sfoj)o, m er 

gelebt tinb ^äf gel^alten l^a^^ 

etc. 

/j|f@D5ßaSS ift ein meifer SKann gcweft, geBorn im 
MT groffen ^ß^rtjgia, aU ber reid^ Ä6nig ErefuiJ regieret 
^^ in S^bia. ®g ^at jur felben jeit Diel weifer Icut 
gegeben, önb in fonberl^eit finbt f)0(!^ ber^umpt gettjeft bie 
fieben »eifen aufe ©recia, nemlid^, ©olon, SSiaiJ, Zi^alt^, 
^ittacu^, ^erianber, S^ilo, ^Uoiulni. Sfopud mar ein 
armer gefauffter fned^t (mic benn in benfelbigen ßinbem 
^ned^t t)nnb äRdgb julauffen ünb ju üerlauffen gen)on^eit 
ift) barju t)berau| ^e|Iid^; t)nb gan| fd^n^arl, bad er aud^ 
be^^atben ®fot)ug, baS ift, fd^ttjarfe, ober ein fd^eufelid^er 
äRor, genent wirbt. 8lud^ ^atte er ein f<)ifeigen Io<)ff, ein 
htr^en ^ald, t)nb lange teff^en. 93nb ^at bo^ ünfer ^err 
(Sott biefen ^eglid^en menf(|en fo ^o^ begabt mit meig^ 
^eit t)nb üerftanbt, bad man feind gleid^en menig fnnben 
]|at, 9lI{o ]^at fid^ in föld^er l^eglid^en monung fold^er feiner 
fd^a|, t)nb tref(i(|er t)erftanbt gehalten, babet) üniS ®ott 
ieret, bag man nic|t nac^ bem eufferiid^en fd^ein ört^eiln foll. 

SSnb ift bod^ nid^t befter weniger aud^ war, baiJ ge=^ 
meinlid^ in Detftelten lenten fein fonberlid^er öerftanb, »i^ 
nod^ tugent ift, fonber wie bie ^erberg [33 1^ ober ber 
aSirt ift, alfo ift and^ ber gaft. SSnb wiberumb be^ be« 
menfd^en liebtid^er geftalt, ünb fd^önen geberben, mertft 
man ba^ ein üerftanbt tjnb tugent ba^inben ift, SBic benn 
^omerug önb SSergitiu« fd^reiben, öon ettid^en treflid^en 
gelben, fo beib am leib önb gemut fd^on waren. 

äRan fd^reibt t)on bem abtrünnigen t^nb t^erl&ugneten 
©Triften, SuKano bem Se^fer, wie fid& fein gemüt mit 
ber perfon öerglid^en ^aht, 2)ann an feinen geberben mb 
eufferlic^em wanbel, merdft man toa^ er im lernen ^otte. 
Sltfo befd^reibt Römern« ben fd^wormer I^erfiten, an weld^eS 
perf on önb geberben, feine üntugent önnb bofe^eit öermcrdft 
warb, bann er war ein tjnnüfeer wdfd^er, tjnb feinbfeliger 
<)Iauberer, SRiemanb lunt öor feinem fd^wefeen julommen, 



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$on @fo))ud leBen. 9 

@r toax fo groB t)nb t)nuerfd^antet, ha^ er aud^ ber &Berffcen 
ntt^t fd^onct, tjnb c^ritd^c fromme $4ut)Üeut nid^t fd^ewet 
mit fd^md^tporten anjutaftcn. ®8 mar önber allem Sricgg- 
uoM im t)elb öor Sroia feiner, ber ein ^eSIid^ern, unge* 
fugteren leib ^et, meber berfelb S^erfite^, porrige äugen 
Iftatte er, ein tobte färb, ein eingebrudtte nofen, ein lur^en 
^afö mit einem l^ofer, ein gIa^Io<)ff, ein fd^male bruft, 
jo^e ein bofen fd^endel nad^. 

Sod^ finbt man t)nbermeilen ein äRenfd^en mit l^eg« 
lid^en önb oerftetten gliebem, ber bennod^t meife, öemnnff* 
tig, t)nb auffrid^tig ift, mie benn @fo|)u^ berfelbigen einer 
ift. Sin $&u))tman au^ (Sried^enlanbt, mar aud^ fo l^e^Iid^, 
baiJ i^n auff ein jeit bie SBirtin im ^au^ für ein laufic^* 
ten Ined^t an- [Sij*] f al^e, önb ^iefe jn ou^ jugreiffen, tjnb 
l^ol^ in bie Indien tragen, Sa nam er bie a^t in bie 
^anbt t)nb ^ieb l^ol^, 3)er mirt lum^t barju, t)nb fi^et 
ben ^&u))tman l^ol^ |amen, ünb erfd^ridEt übel. Sa f))rad^ 
ber |>4u|)tman, lieber mirt fe^ bu nur ju frieben, mein 
ganzer leib mu| beiS l^e^ßc^en angefid^tiS offt entgelten. 
Sedgleid^en fd^teibt man, bad ©ocrated t^nnb @))ictetu$ 
^eSIic^, tjnb boc^ geterte tjnb meife Seut maren. 

S)emnad^ fd^reibt ^omerui^, mie (Sott eim menfd^en 
nit aße gaben jugleid^ geb, bauon liefe bie 31. gäbet öon 
ber 5Rad&tgaI :c. 3)a ift etman ein feiner äRann tjnb 
übel berebt. Sargegen finbt man ein ^e|Iid^en, ber ift 
mol berebt :c. 

Ate nun ®fot)ug \ampi anbern Inec^ten folte ober 
feftt gu mardft ge^n, ba« man fie öerldufft, ba muft 
i^rer jeglid^er etmaiS ju mardCt tragen. (B\opn^ aber bat 
feinen ^errn, er moft jm nid^t ju fd^mer aufgaben. Sa 
f^jrad^ fein l^err, er f oft tragen mel^e taft er molt. Sa öer^^ 
fuc|t er alle bürben, mie fd^mer ein ieglid^e mer, t)nb fert 
ju, önb nim|)t bie affer fd^mereft bürb, nemlid^ ein !orb 
öott effen^ ünb trindten«, meldten fünft jrer jmen ju tragen 
öerorbnet maren, ba ladeten fie fein äffe, ünb Rieften in 
f&r ein gedEen. S(lfo ^ol^en fie l^in. @fo))uiS gieng bad 
im ber fd^mei^ auptad^, t)nb lunbt ben anbern fd^metßd^ 
folgen, ^mb ben mittag mieten fie, t^nb jed^ten, bauon 
marb &iopu^ toxi leidster. Se8 abenbts marb ber !orb 

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10 Son ©fojju« leben. 

abermal leidster, ^Ifo, haf^ ^opu^ ialh havna^ ben 
anbcm allen »ett juuor gieng. [©ij^] 

3)a merdten fte, ha^ SfopuiS nit genarrt ^et, ba er 
ben lorb ermelt ju tragen, benn im anfang ffai er ml 
fc^ttjcr ju tragen gel^abt, aber mit ber jeit fe^ i^m bie 
(aft immer leichter morben, 

"HÜ fte nun in bie @tabt ®amud lamen, mürben fte 
auff ben mard geftelt, nemlid^ ein Santor, ünb ein @ram« 
maticud, ha^ xoaxtn jmen fd^oner Inaben, ber britt, (S^opu^, 
ber war ^^tpifd^en bie jtüen geftett, ba^ öerbrofe etlid^e, 
aber ber Äauffman t^et^ barumb, bog bie fd&onen ÄnaBen 
gegen bem ^epc^en ffifopo befte feiner anfe^eniJ l^etten. 
8Hfo lamen bie burger auff ben mordt, önnb lam f onber- 
tid^ ein toeifer getertcr SKagifter, mit namen Xanten«, öon 
bem man t)iel in ber @tabt ^ielt, ber tompt aud^ ju mardCt 
\ampt etfid^en feiner ©tnbenten. 3)a fraget er ben Eantor, 
wag er lünbe? 3)er antwort, id^ Ion offeg. S)eg loc^t 
Sfopug Dberlout. 2)a froget er ben (Srommoticum mag 
er funbe? @r ontmort ou^ otfo. 3)a lod^t ®fo<)ug nod^ 
t)iel me^r. Sg bot ober ber ^ouffmon bie jmen ^oben 
fo tl^emr, bog ber ä)tagifter ^inmeg ge^n molt, So boten 
i^n bie ©tubenten, er folt bod| auc^ ben l^eglid^en 
SRenfd^en fe^tfd^en. 2)er SKogifter monbte fid& tjmb, nic^t 
bog er miffeng wer j^n jufouffen, fonber bog er feinen 
©tubenten ju mitten mer, önb jnen ein geted^ter onrid^i 
2Kfo fragt er ffifopum, mag er lunbte? @r ontmort, gor 
nid^tg fon id^. i>a f^rod^ ber äRogifler, mie ge^et bog 
ju, bag bu gor nid^tg fanft? Si^ (fprod^ Sfo^ug) mag 
lonn id^ miffen, biefe jmen lonneng otteg, ünb l^oben mir 
nid^tg geloffen. 2)a merdten bie ftu^SS*] beuten, bog 
@fof)ug Dorl^in beg^olben gelad^t l^ett, t)nb ber äRogifter 
liefe i^m ben fd^mond molgefottn, ünb fproc^ jü j^m, 
äBoIteftu aud^ frumb fein, menn id^ bid^ f&ufft ? 9Da ontmort 
@fo))ug, ja menn i^x mid^ fd^on nit f&ufft, fo mitt id^ mid^ bod^ 
red^t polten. 2)a fogt ber SKogifter, SBoIteftu mir ouc^ 
entlouffen? Slntmort ©fopug, ^obt jr oud^ je ein öogel 
gefeiten, menn er oufe ber Iebmi(| ober bomer l^at lonnen 
entrinnen, ber eg juuor feinem l^errn ongefogt, t)ub jl^n 
barumb ju rat^ genomen ^ob? ^o gebort ber 9Rogifter 



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93on ®fot)u8 leBen. 11 

ml, ia^ ®fot)u^ ein l^ofltd^cr önb gcfd^idttcr mcnfd^ wcrc, 
bod^ fd^ctüct er t)or bcr ^cftttd^en gcftaft. S)oÄ mcrcft 
ßfopui^, önb öcrbrofe jn ein tücntg, önb fprod^, Domtnc 
SKagtftcr, fe^t ntt an bic cuffcritd^c, fonbcr bic tnncriid&c 
gejtalt, benn e§ fd^mecft eud^ bod^ aud^ ein guter SBein 
tt)oI, ob er fd^on in eint l^efeltd^en öafe ligt. 

3)a merdtet ber SKogifter nod& ba^, ba« ber l^efelid^ 
6fopuS ein fetner SRenjd^ were, onb fragt ben Äouffmon, 
»ie er ftn geben ttjolt? Der ffiouffman aber ^ett lieber 
gefe^en, ba§ er bie jtüen fd^one ffnaben gefoufft l^et, 
©fopum tüolt er j^m gern inn fauff gefd^endtt ^aben, aber 
ber aWagifter wolt nur ©fopum fauffen, SSnb fragt toa^ 
er t>mb jl^n geben folt? J)o liefe jn ber ^auffman öntb 
40. ©epertioS, ba« finb jwenfeig ba^en. Sfifo fouffet 
Santl^uÄ ben ©fopum, SSnb ba er nu mit jm l^eim tarn, 
liefe er jl^n ein weil für ber t^ur pel^n, boi^ er nid&t feiner 
^aufefratoen ben l^efelid^en menfd^en fo önuerfe^en« für bie 
äugen brdd^t, benn fie toar tüunberlid^. ^arumb [03^) 
jeigt eriJ juuor ber gratüen an, rote er j^r ein Ined^t 
ifoufft ^et, boi^ er jm ben roeg fd^on ntdd^te, Dann er 
fordet, bie fraro rourb jm jtoagen mit fd&arpfer laugen. 
®ie ^aufefraro liefe jr toot gefallen, bai^ ber monn ein mal 
fo fopfre^ gcroeft toer, önb jr, ate einer eblen grarocn 
ein fned^t gcfaufft ^et, önb frogt ftn, roa« er gölten ^et? 
Sr ontroort, nid^t öiel. Da fprod^ pe, SBarumb lafet jr 
i^n nit herein fommen, ba^ id^ ftn bod^ befel^e. (Sifj 
(fprod^ er) er ift nod6 ein roenig ^efelid^ onb önfauber 
öon ber re^fe, bod& rooffen roir ftn laffcn herein ge^en. 
Da fie @fo^um fa4 fprad^ fie, @d al^nt mir roo(, bad i^r 
mir nid&tg fonbcriid^^ gefaufft fettet, jr foltet rool fo öiel 
mcintftalben tl^un, ba§ jr mir ctroa« red^tfc^affcn^ feuffet, 
SSnb ficng an ju jümen, önb fprad^ jum mann, ^d) ge- 
badet rool, jr tourbt mir ein fel^am tl^ier ju ^aufe bringen. 
Denn ir gunnet mir nid^t fouie! gut^, baS jr mir ettoag 
enbtlid^Ä fduffet. Da fprad^ Xant^uS jum @fopo, roie 
fd&roeigftu je^t fo ftiff, önb bift oor fo fd^tbefeig getocft? 
ffanjiu bcm SBeib nid^t ein guten boffcn fur^alten, bamit 
bu pe JU frieben pelleft? Do pel bem @fopo bcr oft 
pxni^ ein, öon breien bofen bingen, Siemlid^, bre^ bofcr 

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y^ 



12 Sott ®fot)u8 leben. 

biiifl flnb auff erben, SBaffer, SBetB, getocr, benfetten 
^pxndf fogt er bem SBeib, ?)o warb jte öiel jomiger. 
aber Sfopud fftad^, 9Retn (iebe fram, id^ ^ab eud^ nid^t 
gemeinet, fonber t)on bofen tüetbem lautet ber fprud^, bo^ 
rumb jomet nit, fonber galtet eud^ atfo, bad jr mbtt 
fromme SBetber gered^net werbet, tote id^ mtd^ bamt 
beg ju eud^ öerfel^e. Sa toart ba« SBetb totber ju f rieben, 
t)nb merd(t [994''] bad @fo))Ud nid^t t)nuerftenbtg fein 
mufte. @r »ar aber fe^r btenft^afftig, toarju man ftn 
braud^en toolte, ba mar er gefd^tdEt ju. 

(Sd begab ftd^ aber auff ein jett, bad Xant^uiS l^in* 
aui auff ben ^rautmardEt f))a|ieren gieng, t)nb (Sfo^ui^ 
folgt i^m nod^. ^a ^ptadf i^n ein ©drtner an. fiieber 
^err SWagifter, jr feibt ein gelerter 3Jtan% idf bitt euc$, 
j^r möllet mird nit für tAü nemen, bad id^ eud^ ettpad 
frage. 3d^ l^ab mid^ offt öertounbert wie e8 fomme, bai^ 
bie ffreuter, bte oon fid^ fettft toad^fen, fo gro6 werben, 
önb Ietd&tltd& junemen: ?)ie man aber mit groffer mül^e 
önb fletfe fdet, fe^t ober <)flan|t, bie werben nid^t fo groß, 
t)nb nemen nid^t fo wol ju, @tlid^e ge^en aud^ taum auff, 
S3nb ob fte f(|on auffge^n, fo nemen fte bod^ leid^tlic^ 
ein fto6. Xant^uÄ wuft barauff nid^t« fonberlid^« ju atit* 
Worten, fonber ^pxad), e« gefd^id^t alfo burd^ ®otteÄ 
orbnung. Siefer antwort lad^t Sfopud, Sa warb Xant^ui^ 
jornig, t)nb \pxa(f) ju jm, SQSed lad)^ bu SedEer? 3)a nam 
i^n gfopuÄ bc^ feit, önb fagt, ßieber ^err, id^ lad^ ewr 
jWar nit, fonber ewr^ meifterS, ber eud^ fold^ tolle ant=^ 
wort ju geben gelert ^at, 3)ann wer weife ba« nit, ba§ 
ade bing burd^ ®otted orbnung gefd^el^en? Slufe ber 
$]§iIofop|i önb natürlid^en fünft folt jr antworten, Sefel^tt 
mir bem ©drtner antwort ju geben, id^ Witt ftm bte 
frag Wol aufflöfcn, in bem namen, aU ^abt jr mir« be* 
fo^In, auff ba§ er eud& nid^t für öngdert ^ali 

Xantl^ud fal^e ben ©drtner wiber an, mh fagt lu 
iöm, 3)a ^ab id^ ein ftubenten, ber fofl bir bie frag [©4^] 
wol aupöfen , benn id^ ^ab fonft öor anbern l^o^em 
fünften fouiel ju fd^affen, ba« id^ ber geringen foc^en 
nit ad^t. 3)a fal^e ber ©drtner @fo))um an, t)nnb \pxa^, 
D lieber $err ©Ott, ift ber menfd^ aud^ gelert, wai^ l^ab 

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^on ®fot)u« leBen. 13 

id^ benn mein lebtag getl^an, bai^ iäf nid^td gelentet ^ab? 
@fot)ttd qai i^m btf jur antmort. 

SftÄ ttid^t mar (f^jrad^ er) bog ein redete mutter 
fttem finb öiel me^r guts t^t, benn ein pieffmutter? 
3)er (Sdrtner ft)rad&, 3a fürroar. gfopug fagt, Sllfo ifl« 
aud^ mit bcn ^reutern, bie öon fid^ felbft toad^ffen, önb 
bie gepflonlt werben. SRun ift bie erbe ein mutter atteÄ 
ge»4d^6, bie ftreuter aber fo fie öon fid^ felbft jeuget, ba« 
^nb jr redete ßinber, SQSad man aber in bie erben ))flan|t, 
bag finb bie fiiefffinber, barumb ift fie ftren eigenen 
ftinbem geneigter benn ben füeffKnbem. ?)a f<)ra(| ber 
®drtner, marlid^ fold^e antmort l^et id^ ^inber bem 
menfd^en nit gcfud^t, SBoIan bu folt« genieffen, »enn 
bu föraut l^aben toilt, f o f om ju mir, id^ will bir ftraut* 
genug geben. 

92un möKen toir ^oren, mad Sfopud me^r getl^an 
]§at. Xant^ug weib war ebel, »olt foftlid^ önb jdrtlid^ 
gel^aften fein, wenn er fagt roai i^r öbel anftunbe, name 
pe e§ öor öbel, önb ttjolt öon \m öngeftrafft fein, öer^ 
lieg ftd^ aud^ barauff ba$ fie jl^m t)iel guter jubrad^t ^atte, 
önb ttioft ^err im ^aufe fein, fragt nid^t öiel nad^ bem 
Xant^o, fonber borfft ftn nod& tüol barju l^e^üd^ anfarcn, 
t)nb fo t)bel augrid^ten, ba§ ein ^unbt nid^t ein ftudE brobtd 
öon i^m genomen l^et. Sa wenn er jr einrebet, brdwet 
fie ftm, fie [®1*] wolt wiber nemcn, wa8 fie jm jubrad^t 
^et, önb öon jm jie^en, önb bergleid^en öiel tr6^iger Wort 
brandet fie, ate ein junge ndrrin, SKfo mu^t flc^ ber gut 
mann offt leiben, t)nb warbt i^m t)bel eingebrendEt, bad 
er fid^ onbem Slbel l^atte gemengt, 3^bod^ woltd jl^m aud^ 
bie Icnge juuiel werben, önb wie fie ein mal nit auf ^oren 
wolt, fd^Iug er fie ein Wenig, 2)ann er ^atd offt mit 
Worten öerfud^t, ob fie fid& wolte weifen laffen, aber e« 
^olff nid^t«, ?)a lieff fie baruon in jl^rer mutter ^aufe, 
wcId^iJ fie i^m offt juuor gebrdwet l^atte, 3)eg beffimmert 
fid^ ber Xant^uiJ ^art, önb fd^idtt teglidö ju jl^r, önb liefe 
fie bitten, ba« fie wiber fdme. So er fie aber mel^r bitten 
liefe, i^e l^drter fie auff i^rem finn bliebe. 8[tö er nun 
fal^e, bai^ alled bitten önb flel^en an i^r öerloren war, be« 
fÄmmert er fid^ fel^r. 

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14 Sott @fot>ud (eBen. 

Sa ha^ (S\opvi^ mtxdt, \)^xad) et i^m getroft gu, 
önb fagt, önb fagt, lieber |)ert, feib juf rieben, önb be- 
fummert eud^ nic^t, ber fad^ ift ttjol rot^ jufinben, laffet 
tnid^ bofur forgen, toie fie eud^ nod^ öngebeten miber ju 
^aug tomnte. 2)e$ morgend nint))t (£fo))Ud gelt onb ge^et 
ju ntarcft, t)nb !aufft |)uner, @dng, etc. t)nb mar j^m fe^r 
ernft, 3)enn er Iie| fid^ ^oren, fein §err toolte ein anber 
äBeib nemen. @r gieng aud^ t)or ber burger l^eufer, t)nb 
fragt, ob |)uner, @dn|, (Snbten fe^t meren, t)nb gieng 
auff ber gaffen t)mb^er be^engt mit ^itnern, ®&nfen, 
Xauben, @nbten, atö molt er fliegen. 3ule|t gieng er aud^ 
für bad ^aufe, barinn feind Ferren |)au6fram war, t)nb 
fraget aud^, ob nit ein ®an^ obber ge^en, t)nb ein $un 
ober jtoen^ig brinnen fe^I meren. @r ftettet fid^ ober 
[@il^] aU fennet er bad ^aug nit. Sa fragten j^n bie 
mdgbe, mad er mit ben ®dnfen t)nb |)unern aQen t^un 
wolte? Sr fagt, Si^, meinem |)erren ift fein SBeib ent^ 
lauffen, t)nb min nit toiber gu jl^m fommen. Sarumb l^ot 
er für, ein anbere junemen, t)nb ein tooQeben an ju rid^ten, 
Sad bebeuten bie @dn|, |)äner, @nbten, t)nb Xauben bie 
id^ trage. 

S)a lieffen bie SRdgb l^inauff jum SBeib, önb jeigtcn 
i^r fold^e neme mdr an, ^(d fie bad l^oret, mar ji^rd 
bleibend nid^t lenger, mad^t fid^ l^eim, t)nb fagt ju j^rem 
äJ^ann, toad bad fein folt, bad er ein anber ^eib netnen 
tt)oIt, S^r folt nid^t gebendten (f<)rid^t fie) bad id^d eud^ 
t)ergönnen toerb, bad jr ein anbere nemet, fo tang ic^d 
leben ^ab. 

Xant^ud t)ermunbert ftd^ fe^r, mo bod^ bad SBeib 
mit ben reben ^erfdme, bife bad er merdEt, ed müft burd^ 
(Sfopum alfo angerid^t morben fein, toeil er gefagt l^atte, 
er moU i^m bad ^eib tool toiber ^eim bringen. 3n 
fumma, bad SBeib molte ba nid^t miber aug bem ^an% 
t)nb fold^e fal^r nid^t mel^r befte^n, t)nb i^e bleiben, t)nb 
ge^orfam fein, bann bad ein anbere on i|r ffcot tommen 
folt, Süd brad^t @fo<)ud mit feiner bel^enbigfeit ju megen. 

S)amad^ fube Xant^ud ettlid^e äJ^agiftrod t)nb gelerte 
Seut ju gaft, befaßt ber^alben bem Sfopo, er fott bad befte 
fauffen, bad er auff bem mardtt funbc. Sfo|)ud fert ju 



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95on ®fo^m« (eBeit. 15 

tmb laufft eitel dringen. Slld matt tttttt effett folt, bringt 
(S^opn^ ba^er eitt gerid^t t)on gebraten S^^i^^» ^^^ V^^^ 
ben äRagiftri« tool, alÄ ob man j^nen mit fold^em getid^t 
l^offiert, ?)ann [®ii*] bie ßunge ift ein lolmetfd^erin ber 
»eife^eit önb guten lere. 

%)atna^ ]^ie| Xant^ui^ @fo))um ein anber gerid^t 
Qufftragen, ba brad^te er mibber ein gerid^t Bingen, bie 
moren gefotten. ^a \pxad) Xant^ud, SSringfht toiber 
Sungen? SBo fom<)ji bu mit ben Sangen ^er? ©fopuiJ 
\ptadi, D e« ift ein föftlid^ gerid^t ümb gute jungen. Sttö 
man nun auff bad britt gerid^t n^art, ba tommen n)iber 
jungen. Si^ wie fommt eiJ bod^ (fl>tad^ Xont^ug) ba« 
bu nid^td bann Bingen bringft? @{opud antmott, $abt 
i^r mir nid^t befolgten bad beft jutauffen, bad id^ auff 
bem äRortft funbe? Slun will id^ö an eud^ alle laffen, ob 
nit bie 3wng ba« beft fe^, benn atteg toa« ber menfd^ im 
^er^en ^at, bai^ mug bie 3ung an tag bringen, S3nb alled 
roa§ tool auggerid^t werben foQ, bad mu^ burd^ bie S^H 
gefd^e^en, alfo, bad ^eftobud and) ein ftiUfd^weigenbe 
junge lobt, bon jl^reg abete wegen. 3« fumma, alle 
gerid^t, fo ffifopuÄ aufftrug, waren Sangen. fHia^ fott 
Xant]§u$ tl^un, @d berbrol jl^n wol, bad fein geft nid^tiS 
jtt effen Ratten, bann eitet Sangen, bod^ lieg eri^ barbe^ 
bleiben, bnnb \pxa(!) ju Sfopo, SBoIan, weil bu benn fo 
ein gefd&idEter gefell bift, fo bendt t)nb fcuff ünn« morgen 
boiJ ergfte, bag bu auff bem mordtt finbep, fo will id^ 
bie §erm wiber ju gaft laben. (£fo|)UÄ ^pta^, 3ö K^^^^ 
§err äRagifter, id^ will ge^orfam fein. Sfopu« gel^t l^in, 
önb fdufft wiber eitel Bingen. 8lte man nun effen foft, 
ba bringt er wiber ni^td anberd bann Sangen ju tifd^. 
S)ic guten §erm mußten wiberumb eitel Sangen effen, 
alfo, [©tj^] bag fte fd^ier aud^ ju jungen worben weren. 
S)o warb ber SRagiftcr jomig, önb fprad^, S)u Söfewid^t, 
wie tompi^, bad bir bie B^^d^n geftertt ba§ aller beft 
waren, bnb finb bir ^eut ba^ aller ergft? ®\opVL^ anU 
wort, SBiffet j^r baö nid^t, önb feibt ein wolgclerter 3Ra* 
gifter. ®efd^e|en nid^t burd^ bie 3ungen Xobtfd^ldg, SSer^ 
rdtl^ere^, ^urere^, Sl^ebrud^, önb allerlei übete? SBiber* 
umb, ®ef$id^t nid^t burd^ bie Sangen biel gutd? Sllfo 

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16 ^on @fo|[>ud leBen. 

lautet ein ft^rid^mort, Sung, mo n^ittu l^in? @ie otttmort, 
^d^ min ^in ge^n, t)nb ein @tabt iatotn, t)nb ein @tabt 
jureiffen: 3)onn i(^ fon beibeg. 

Xant^ud toarbt jomig, t)nb ^et i^n gern gefd^Iagen. 
2)a fagt einer t)on ben geften, 3)er menfd^ folt einen mo( 
t)nftnnig mad^en. @fo))ud mertft, bad er mit fold^en 
motten gern ein fd^Iagend angerid^t ^et, t)nb fprod^ ju 
im, |)err SRagifter, j|r ttjerbt freilid^ nid^t« jufd^affen 
^aben, toeil i^r frembber gefd^efft l^alben, fo forgfeltig feit. 

?)o \pxad) 3eont^u8, aReinpu bann bu bofer Sub, bag 
biefer äRogifler allein forgfeltig fe^? ä^ifl wir einen ber 
nid^t forgfeltig fe^, ober bu folt t)bel gef^Iagen merben. 
Siefer reb gebadet Sfo))u$ nad^, mie er j^m einen ju 
^aufe bringen mod^t, ber nit forgfeltig ttjere. 

2)ed morgend ge^t er gu mardEt, t)nb fi^t ftd^ t)mb, 
ba toirbt er gemal^r eined einfettigen ^itoertind, mit bofen 
Heibem, bad fag auff ber gaffen, bnb nam fid^ !eind 
gefd&efft« an, Sa liefe fid&gfot)uS bebundfen, baffelbödtoerlin 
folt freilid^ nit aU ju forg* [®üi*] fettig fein. ?)a ^pxai) 
er bem 93&mrtein freunbttid^ ju, t)nb tub jl^n ju gaft, don 
feinei^ Ferren wegen. 3)aS Sdwerlin gebadet, e« »er ftm 
atfo öon ®ott befd^ert, önb fagt jl^m gtei(| ju, fragt nit 
juuor, wo fein ^err toonet, ober wie er l^ieiJ. S)o ge* 
bad^t @fo))ud, bie fad^ mirbt gut werben, bu ^aft eben 
ein redeten antroffen, benn er merdft beibe an feinen 
Worten önb geberben, ba^ er nid^t forgfeltig were, t)nb 
fögt ju i^m, SBoIan, fo fotg mir nadj. Sit« er i^n nun 
in ben ©aal brad&t l^atte, ba man <)flegt ju effen, ba teget 
fid^ bai^ 99&wertein batbt auff bie @ibet, mit feinen tm^ 
faubern Heibern, önb unreinen fd^ul^en. 

Sa Xantl^ud fam, t)nb fal^e bad S3&wertein ba tigen, 
\pxadf er jum @fot)o, Sßai^ l^aft bu mir ba für ein gafi 
brad^t? gfopuiJ antwort, ^abt i^x mir nid^t geftem be* 
fohlen, id^ folt einen fud^en, ber nit f orgfettig were? 3d^ 
^att er fe^ fd^on fur^anben. Xantl^ui^ fl>tad^, eiJ ift re^t 
Sa rebt er ^eimtid^ mit feiner ^aufefrawen, t)nb \pxai^, 
Snied wa§ id^ bid^ l^e^fe bai^ tl^u, bann id^ Wott gern 
orfad^ fud^en, @fot)um ju fto))ffen. Sarnad^ fprad^ er ju 
jfjx, graw bring waffer l^er, önb w4fd^ bem ®aft bie füfe. 



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Son ®fo>)u« leben. 17 

®ie gro» fottH)t balbt bälget, önb bringt »affer tnn 
eint bedtcn, önb \pxa^ junt SJdmerIctn, Slecf bic füfe ^crfür, 
bann Xantl^uö gebadet, bo8 Sdroericin mürbs ntd&t ju* 
(offen, boö i^m bic gratü im l^aufe toolt bic fuffc mdfd&en. 
W)tx bad Sä&tDcrlin gebadet, bad folt mol billid^ bic 9Ragb 
t^un, bod^ gepurt mir nic^t barcin jutragcn, toic eS ein 
ieglid&er in fcim l^aufe mad^ct, SJnb fprac^, liebe graw, 
jiel^t mir t)or bie ftie== [Kiij^] fei aufe, önb tüdfd&t mid^ 
ald bann. $a gebac^t 3£ant^ud, Sfopu^ fott toot einen 
funben ^abcn, ber ni^t forgfdtig iDcrc. @r öcrfud^t fidj 
aber bai an \^m, önb bot jl^m feinen bec^er öoÖ toeind, 
önb gebadet, er mirbt mir bie c^r ant^un, önnb mid^ ber 
erft leiffen trindEen. Slber bag 934merlein gebadet, ein 
jeglid^er ^at in feim l^aufe ju gebieten, SBa^ er bic^ 
lei^t bad töiltu t^un. $[Ifo foff er ben bed^er gar an% 
önb forgt nit bafÄr, ob er, ober ber l^aufelcrr ber erft 
trundfe. gum britten, öerfud^t er fid^ toeiter an ftm, bann 
ote er fa^e, toie bag SSdtoerlein fe|r öom gebrateng äffe, 
^0 fagt er, 805 efell, ba« gebrateng ift nod^ rl^o, önb 
fd^medEt fe^r öbet, Snb rufft bem lod^, önb fd^itt j||n öbel, 
önb ftelt pd^ afö toolt er i^n fcölagen, gebadet aber, ba« 
©dlprlein würbe ben fod^ öert^eibingen, toeil j^m bag 
gebrateng fo tool fd^medEt, Slber fein fc^eUen önb bödmen 
gab bem 93dmerlein nic^tg ju fd^affen, bann er gebadet, 
2Bog ge^etg bid& an, »ie ein .^err mit feim gefinb ömb* 
gej^t? 3wm öierbtcn, 8ßg ber §err fal^e, bag bag Sdtoer* 
lein fo fe^r öom fud^en frajfe, rieff er ber äRagb, önb 
f^jrod^ JU ftr, SBie l^aft bu bie fuc^en alfo fd^enblid^ öer^^ 
berbt, ift bod^ fein guter bife bran? 3)a fagt fie, ^d) 
Ifab bie töd^en nic^t gemad^t, fonber bie gtam. 

®a fprac^ Xantl^ug, ffiie? SBeib ^aftug getrau? 
aSnb ftcttt fic^ fo graufam gegen j^r, alg tooft er fie 
obel fd^Iagen, önb toartet immer, toann bag )3dmrlein 
f orgfeitig tourb fein, önb fic^ beg äBeibg falben befummem. 
Slber bag ©dtocriein gebadet, ^d) ^ab offt gebort, SBer 
fid^ jtüifc^en t^ur [®4*] önb angel ftofet, ber Hemmt fid^ 
gern, SSnb ioag einen nic^t brennet, bag lefd^e er nid^t. 
^fo funbt Xant^ug nic^tg am )3dtoerIin finben, babe^ 
er aU ein forgf eltiger öbergcugt mod^t toerbcn, 2)ann 

E. Alberus, Fabeln. 2 

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18 SSon ®foj)U!g Uhtn. 

aUed maS $ant^u$ t^et, gab jm nid^td jufd^affen, SSnb 
muft alfo Xantl^uS bem @fot)o gcmunnen geben. 

Suff ein jcit begab ftd^g, ba§ lantl^u^ gfopum auff 
bcn ntotdt fd^tät, ju fel^n, ob öiel Seut ba »ercn, bann er 
»er oud^ gern ^erffir gangen, bod^ roolte er »arten, »ann 
ntt ötel öoMg ba »erc. Sll§ Sfopu^ auff ben martft 
lam, fal^e er öiel ooldtg bort ftel^en t)or gerid^t, ba gteng 
er l^tnju, önb l^oret, »ie einer einen öerHagt f(|ulb l^alben. 
i>tx beftagt aber, »enbet fein grofe armut ffii; bod^ motte 
er tl^un, »ie er funb, önb ben fidger be8 falben tl^eils 
bcr fd^ulben entrid^ten. 2)a fagt ber Hdger, ber i^enetn 
geborget batte, SEBoIan kg^ i)alb bar, fo »iQ id^ bid^ ju 
frieben laffen, 3)ann meil bcr fc^ulbiger ein verlorner 
SRann »or, gebac^t er, ®ö ift beffcr, i^ neme bie ^elfft, 
bann ba^ id^ t)ie( baruber uer^aber, mh mir bod^ enbttid^ 
gar nic^td »erbe. Sfopud fam l^e^m, unb fagt ju feinem 
§errn, i^m »er nur ein menfd^ furfommen. Sllfo gieng 
Xant^ug l^infur fpafeiem, 3)a er auff ben mardft fam, 
fi^t er ein groffeg ooW bort fte^n, önb ^pxai) ju ®fo|)o, 
3)u fd^aldt, |aftu nid^t gefagt, bu l^abft nur einen SRenfd^en 
auff bem marrft öermerrft? SBarumb fte^en bann bort olfo 
öiel leute? S)a legt j^rn ßfopuö aufe, »ie erö gemeinet 
l^at, Stemüd^, ben l^ab er für ein menfd^en gehalten, ber 
bie fd^ulbt falber, ünb ge»ife für t)nge»i6 [K4^] nam, 
3)ie l^alt er aber nit für menf^en, bie mit bem fo|)ff ]^itt= 
burd^ »oflen, önb fid^ nid^t vertragen laffen, önb mel^r 
öerl^abem, bann bie ]^aut)tfumma »erbt ift. 

^atnad) begab fic^d, ba$ Xant^u^ ju gaft geloben 
»ar, fampt anbern SRagiftrii^, önb gelerten. 2tt8 pe nun 
»ol jed^ten, ba feumet fid^ Xant^u^ aud^ nid^t. 3)ag 
merdEt ©fopuS, önb ge^t ^inber fein ^erm, onb f<)ric^t, 
l^err SRagifter t^ut gemac^, SBer »eife fein »ill, ber trind! 
beö SDäeinÄ nit juuid, S)er SBein mad^t bie menfd^cn jum 
erften frolid^, jum anbern, trundEen, jum britten toll önb 
önfinnig. 3)a »enbet fid^ Xant^uS ömb, önb fprod^, 
SedEer »a« ^aftu mid^ ju leren? ßere beine ^inber, 
önb ^ab bir bag fatbel ömb bein angefid^t. SBie fie nun 
alfo mit ged^en fortfaren, önb einer bem anbern einen 
bringt, nac^ ber ©ried^en »eife, auff !unbtfd^afft, bife fd^ier 



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SBon @foj)u§ leben. ig 

feiner ben anbem fennt, S)a fagt ber gclertcn einer ju 
bem Xant^o, 3)omine Xant^o, SP ^i^ ^^^^f fo ^öb id^ 
ein mal ^oren fagen, eg fe^ einer fo funftreid^ getoeft, baS 
er baS gan| 3R6er anfegefoffcn ^ab. S)a fpra^ Xantl^n^, 
3)oS ift ein fc^Iec^t fünft, ^d) getratog and^ jnt^un. ®a 
fprad^ ber SRagifter, SBa^ gilt«, toann \f)xi t^nt? Sa 
fagt Kantl^uS, @§ gilt mein l^aufe, id^ fanff ba§ 3R6cr 
au§. 2)cr äRagifter fprad^, @ö gilt mir aud^ fo öiel. 
lanÜ)u^ muft nid^t ma$ er narret, bann er ^at fd^on 
fein t^eit 3)a t^et er feinen fingerrciff ab, önb fa^t jn 
ju pfanbt, be§ gleid^en tl^et ber anber SRagiftcr auc^. [2)1*] 

S)eö morgen^ »nft Xantl^u^ nid^t, »ag er beö abenbg 
getl^an ^atte, nod^ mo fein fingerre^ff ^infomen were. 
@fo))u^ fagt, f^ab id) eud^ nid^t gemarnt, j^r foltet be§ 
guten SBcinÄ nit juuiel trindEen? 3)a jeigt er jl^m an, 
roie er gctoett ^ette, onb toie j^n fein fingerre^ff ömbS 
l^aufe bringen mftrbe. S)a erfd^rarf Xant^u^, önb bat 
Sfopum t)mb guten rat^, ob er i^n mo( bed abenbt^ nit 
Igoren tooft, önb öerad^t l^attc. 

SfopuS tl^et h)ic ein guter gefett, onb fagt j^m ju, 
er »oft bran fein, ba^ er nod^ mit e^ren befte^cn folt. 
Site nun bie beftimpte jeit öorl^anben mar, ba^ Xantl^uS 
fein fünft bemeifen folt, ba giengcn fic an ba§ SRoer, onb 
ein groffe fd^ar auft ber @tabt folgt nod^, önb nam 
jieberman tounber, toie fid^ Xant^u^ ftetten »urbe, ba« er 
baö SRoer oufefoffe. ?)a ^ielt fid^ Xanten« ber leer gfopi, 
ncmtid^ alfo. Sr t^et ein reb jum SJoIdf, »ie er mit bem 
aKagiper gcioett l^ett, er toolt ba§ SRoer aufefouffen, ia^ 
befennet er, 9iun fe^ jeberman betouft, baS öiel toaffer in§ 
3K6er ffieffen, ffiann ber SRagifter biefelbigen be^ feit 
tl^u, fo toott er l^aften toa§ er gerebt l^ab, S)ann ber 
ttjoffer fo ing SRoer lauffen, feien in i^rer mettung nid^t 
gebadet toorben, fonber aflein be^ 3R6er^. 

Site fold^d bad SSoldE ^öret, ba toarb ein gro§ ge« 
fd^re^ önb geled^ter ober ben SRagifter, önb rieffen ftm 
JU, er folt ben SBaffern verbieten, bag fie nit in§ SRoer 
floffen, önb gaben bem lantl^o getounnen. Slber Xant^uS 
l^ielt fid^ bod^ red^tfd^affen gegen bem SRagifter, önb 
fd^cndfct ftm fein l^aufe miber. 

2* 

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20 ^on @fo))ud leben. 

(gg »arbt aber ©fopu« nid^t oDcirt in bcrfct[J)l^ 
bcn ©tabt, fonbcr ouc^ allenthalben bttf^iimpi, beib fetner 
guten fd^mcnd önb ^oflid^feit l^alben, onb öon tücgen feiner 
groffen toeig^eit, Dnb guten Seer. Sann mietuol er t)on 
guten fd^mendEen mar, fo ^att er bod^ jud^t, tugent t)nb 
e]§r fe^r lieb önb »erb, önb ful^r uid^t mit bem ©eroforn, 
mie fold^d ade feine ^abdn anzeigen. @d gebraud^ten 
aud^ feinet rat^S öicl $crrn, Surften önb ftonige, oub 
marb treflid^ f)odf Dnb e^rlid^ gel^alten, t)nb mar nun 
nic^t me^r ein fned^t, fonber fre^ getaffen öom Xant^o, 
©old^ei^ brad^t er burd^ fein lugenbt jumegen. 

@r jog aud^ inn ®rted^entanbt, ju l^ören bie fteben 
SBeifen, mit benf eibigen bifputicrt er, onb mar i^n ollen 
meit öberlegen. 

3ute^t tam er ju feinem t)ngIudE aud^ gen ^t\pf^o§, 
t)on toeld^er ©labt er öiel gebort l^atte. 8lfö er aber bar* 
tommen mar, fanbt er ba ein bog, gottlog, t)ngejogen 
SJoW. 

SBic nun (&\op\x^ al§ ein freunbt önnb Serer ber 
tugenbt, fid^ Igoren lieft, bie ftabt mere toot meit, önb l^od^ 
ber^umpt, aber er befunbe nic^tg, berl^alben fie jurl^ümen 
mere. ©old^i^ t)erbroft ettid^e, t)nb fiengen Sfopum, t)nb 
ftorgten i^n Don eim Reifen ^erab, ba$ er ffcarb. @fo))tt$ 
aber fagt benf eibigen juuor, e^e fie i^n ^erab ftur^ten, 
®Dli mürbe on jmeiuel feinen tobt redten, önb bie 
ftabt mit mand^erleQ gremlid^en ))Iagen angreiffen, meld^g 
and) gefd^a^e, S)ann nid^t lang barnad^, tarn immer ein 
))Iag nadf ber anbem über bie ©tabt, ba $e{tilen|, ba 
junger tc, 

gule^t aU ber plaqtn fein enbe merben molt, greiff 
man bie an, fo barju gerat^en, önb gel^olffen Ratten, ba^ 
Sfopud t)mbtad)i marb, t)nb fold^ grog t)ngludt über bie 

©tabt brad^t fetten, ünb t^et ben fd^&Idfen, mie 

fie bem frommen (Sfopo getrau Ratten, 

?)a marbt c^ beffer mit ber 

©tabt, önb ^oreten 

bie plagen 

auff. 



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1] Xk gabeln ®fo^)t. 21 

[1] SSon einem Ratten 

3)te 1. gabel. 

/f%S^ 2)an|i9 toont ein reid^er mon 

Tri äluff einem ^of, ba »ar ein §an, 

3)er gieng ömb^er, önb fd^arr im mifl, 

358ie bonn ber ^unec gtoon^eit x% 
5 SJnb pflegen ftetö auff fold^e mi% 

gm mift jnfud^en i^re (peife. 

^ie nun ber ^an fid&t auff ein feit, 

^aum eine^ falben ^anfc^rittd meit, 

@in§ ebeIgfteinS mirbt er getoar, 
10 SBie er war etman fummen bar, 

äJermarlofet, önb aufegelert, 

@iner bunn @oIb§ war er tool »erbt, 

SJnb nod^ öiel me^r. 3)a ftunb ber ^an, 

®nb fa^ ben Stein mol eben an, [2] 
15 @r picft brauff, önb nam i^n inn munbt, 

®r fprad^, bu bift mir öngefunbt, 

3)ie frud^t, fo id^ öom ebeigftein 

@m:))fangen mog, ift warlid^ Kein, 

S)arumb er mir nid^t tüilllum ift, 
20 SSnb bleibt meintl^alben mol im mift. 

SBer ein gcfd^itfter ftauffman l^ie, 

©0 f^otf) wer er erfrewet nie, 

SBeil i^m ein fold^ glüdt wer befd^crt, 

©ein lebenlang wer er emert, 
25 ^d) Wet)§ nid^t waS id^ mit fott t^un, 

SSe^fe nic^t me^r bann ein anber l^un, 

1, 1 Contra coniemptores bonarum Uierarum. 



1 = 1 ü (26 Verse): 1. 3u ©ternbad^ mar ein 2. 2)er 
l^att ein l^of, 4. geWonl^eit 5. Statt 5—24 in U : 
5. I. 2)a fanb er tVcoa^, ba§ mar flein, 
bag jerbig iuar ein ©beigftein. 
2ßa§ finb id^ ba fo gli^erid^t? 
f^)rad^ er, e§ nu^t mir eben nic^t. 
V. 2öel^r im ein reicher fauffman l^ie, 
er Wer fo l^oc^ erfreWet nk, 
2) er Wufi Wol, Wa§ er mit tl^un f6(t, 
ijnb 't>a^ e§ il^m öiel gelbeg g6lt. 



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22 S)ie gabern ®foj)i. [2 

S)rumb tuet eö nod^ fo ^übfd^ önb fd^on, 
$a6 id^ boc^ feinen nn^ baruon. 
Sa fünb ic^ taufent ebeigflein, 
30 ^d) ad)i fte all jumat gar Hein, 
@in gerften forn tfl ntd^t fo fein, 
3)annoci^ folt mir« öiel lieber fein. 

H aWorale, bag ift, 3)cr öerflanbt 
biefer ^aM. *) 
2)er ebelpeitt bie ffunft Bebeut, 
Der §an jeigt an bie tollen Seut, 
35 @o gar nad^ nid^tS bann toollufl ftreben, 
greffen önb fauffen ift j^r leben, 
@ie fragen nic^td nad^ guter Ser, 
@in ooller baud^ jj^n lieber toer. 

SSon einer SRaufe, önb 
einem Si^ofd^ **) 

3)ie 2. gabel. [3] 
V|f|@5R9l man oon Drtenburg toill ge^n 
1[JI| Sluff grancffurbt ju, ba foO no^ fte^n, 
'^^ SJon alters l^cr ein breite lad^ 
3ur lindEen l^anbt, btt) 93Ieid^enbad^, 
5 S)afelbft l^att fid^Ä ein mal begeben, 
@S toolt ein maufe ju toibber leben, 
(gim Srofd^, eS traff bie p^ijtn on, 
3lid^t fern öon bannen ligt ein <3lan, 

2, 1 Contra ambitionem et superbiam, 

28 = ©0 gibt mirS \>od) geringen (ol^n, 29. fßrib fünb 
31. 32. = gunb ic^ bafur bff biffem mift 

tin gerften forn, mir lieber ift. 
*) WlovaU, ober 95erftanb fo au^ SDiefier gabel junel^men. 33. 
fünft 34 = SBnnb ber f)an bie toKe leut, 35. SSnb bie nod^ nid^tä 

2 = 4 U. (42 Verse): **) S?on aKeuffen SBnb gr5fc^en. 
1—5 = 1 @§ ift gefd^el^n bei 93(eic^enbac^, 

ba fielet nod^ l^eutigg tagö ein lad^, 
2)a l^at fic^ bff ein jeit begeben. 
6. tüibber ftreben 7. traff ein ^f6|en 8 = S)er frieg l^ub fid^ 
gar graufam an, 



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2] S)ic gabeln ©fo^i. 23 

^mifd&en ©louBurg önb Satocnftabt, 
10 ^afclbft man xaü) gefallen f)at, 

SSnb mag man bcib ))att]^cten bat, 

@o molt gut rat^ nid^t l^aben [tat, 

@tc blieben ftradö auff jl^rem finn, [4] 

®auon fte Rotten lein getoinn, 
15 Stt famcn beb ömb leib onb leben, 

Sblä) bofer lo^n toorb j^n gegeben. 

@g roorb ein groffer frieg baraufe, 

3tt)ifci^cn ben jtt)eien, grofc^ önb SRaufe, 

^an muft nid^t, h)a§ brau^ merben toolt, 
20 @^ toax ba fcinS bem anbern ^olt. 

®ic maufe jl^rn öort^cil balbt crbac^t, 

2)ad fie gewinnen ntoc^t bie fc^Iad^t, 

S)ann fie öerftedt jtc^ önberg grafe, 

SSnb fafe fo ftitt, gleid^ toie ein |)a6. 
25 aSie nun ber grofd^ i|r nic^t ^at ac^t, 

Se^enbt bie maufe ^erfür fic^ mad^t, 

SJnb gab bem grofc^ eing auff ben rüdf, 

S)a§ mar nid^t ein auffrid^tig flÄdf, 

aSon ^inben ^er ben feinbt guf dalagen, 
30 S)rumb wolts ber grofd^ j^r nid^t vertragen, 

®r ttjanbt fic^ ömb, ®S ^ilfft bi^ nid^t, 

(@prad^ er) bu feiger bofemid^t, 

®ibflu bid^ aufe für ein ^iegöfned^t, 

SSnb braud^ft nid^t frommer Sieger red^t, 
35 aSnb fd^fegp mid^ ^inberrudt ^erniber? 

SaSoIan bu folt mirS galten roiber, 

Sd^ tnitt bir je^unbt fommen red^t, 

yinn mf)x bid^ biftu ein Sanbt§fned&t. 

21B fold^en lamp^ crfa^e ein SBei, 
40 2)a mad^t er fid^ gar balbt fierbei, 

9—18 fehlen. 19. nit h)og ^inauffen tüolt, 20—24 = 
3)ie maug betbarg fic^ bnterg fraut 
bnb tvoit befd^irmen il^re l^aut, 
25. frofc^ nit l^att fein aä)t, 26. @ar balb \>k mauö 27 = 
3Snb f^rang bem frofd^ bff feinen rurf, 29. l^inben gu ben 
30. ^aö irolt ber frofc^ i^m nit 31. ba§ l^ilfft 32. 3)u bift 
ein feiger 39. ®in folc^e fd^lac^t erfal^ 40 = SSon fern, er 
mad^t ftd^ flugS l^erbe^. 



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24 ^ic 'S<'i^tin ®foj)i. 

S)ie ftrtcgcr Rotten fein nid^t ad)t 
@in iegtid^d gern gemunn bie fc^tad^t. 
2)a tunbt ber SBei md)t leiiger be^ben, [5] 
@r mup bie böfcn fricgcr fd^ctben, 
45 @r rafft fic ouff beb gar be^enb, 
?)a ^att bie groffe fd^Iad^t ein enb. 

H SRorafe. 
Omne regnum in se diuisum desolabitni'. 
Sluff biefe ttjeife ))flegt8 gern jngel^n 
?)en menfd^en, fo inn jtoitrad&l pe^n, 
aSnb fc^nr bcm anbern weid^en toill, 

50 9Ba$ föld^ei» nu^t, ha^ ift nid^t DiO, 
Dann eigen finn, önb ftol^er mut, 
I^un feiten, ober nimmer gut, 
S)rumb bencf baran tpic biefcr SBei, 
Sumal ein fd^tpinber fd^eibman fei, 

55 SAr tro^ t)nb l^offart, ^ag t)nb jand, 
2)a ^üt bid^ für bein leben langl. 

S3on e^m ^unbt, t)nb fd^atten 
S)ie 3. gäbet. [6] 
/jjtSS^ gi^offer ^unbt mar önuerjagt, 
Wr SJnb ftal ein ftudt fleifd^ (tüie man fagt) 
^^ 3" $o^mberg, in ein« melier« ^au% 
SSnb lieff bamit jum t^or l^inaul, 
5 Som berg l^inab, big an ein lad), 



8, 1 Contra auariiiam. 



43. 2)er toet) funbt ba nit 47—56 = 

3Korale. 
IT I 3Sff bi^e mei^ iJftegti^ ßem gu gl^en 
ben bürgern, fo in atoitrad^t ftel^n, 
2)a etnr bem anbern e|r öerßl^an, 
ioenn er fott ioerben ein rabfman. 
V Sö^id^^r toxVi fum anbern gl^en 

beS mu§ er gro^ abentl^etür bftl^en, 
SSnb mand^er mu§ fin gut bran l^encfen, 

brumb foltu an ben we^ gebenden, 
3Snb ftell bein mut bnb f^nn ju fribben 
X laö ben el^r geit l^aben 'tiXK ribben. 



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3] Xk gabern @fo^)i. 

S)a fd^wamm er burd^ btc grlcnboc^. 
SBic nun bic @onn fd^cint, meint er jtnar, 
SBag er im maffer fel^, toer mar, 
3)ie Sonne gab bei^ ilex\^t^ fc^atten, 

10 ®r meint, e« folt i^n etmag batten, 
®r gre^ff barnac^ önb mar nid^t faul, 
S)a§ ftüdf fleifd^ fiel j^m au^ bem maul, 
Snb ful^r bie bac^ ^inab be^enb, 
3)er ^unbt mar fc^on omb fein 5ßrebenb, 

15 S)amit jugleid^ ber fd^att ocrfd^manb, 
®r fc^tocig ein toenig, $fei ber fd^anb 
@pxa^ er barnad^ mit groffem jorn, 
5ßrefen| önb abfen| ift öerlorn, 
3d^ armer f)ab bie fd^an^ öerfel^n, 

20 ®r fagt felbS, j^m tocr rec^t gefd^e^n, 
Snb ft)rad&, Sc| f)ah mid) mol befd^miffen, 
aSarumb bleib id^ nid^t beim getoiffen? 
äRir ma r ju ml, önb ^att juuiel, 

8 Beber e nos esse conienios prcesenti forluna. 
18 Spes et res. 



25 



3 = 5 ü (24 Verse): 
1— 6 = @§ fd^h)amm ein l^unb burd^ (Srlebac^, 
bnb trug txn fturf flei^ ^n feim rac^, 
13— Schluss: = 

13. I @r ^att fein fleife, ber fd^att iüar nic^t, 
er f^jrac^, bir marlid^ red^t gefd^ic^t, 
2)u bift ein nar, !ein meffigfeit 
l^aftu gel^abt, baö mirt bir leit, 
V 2)u l^ett ^nn^ önb biet ju biel 

bein bflirligfeit bie l^att fein jil, 
2)rumb muftu auc^ 't>tn fd^abben l^on, 
m^ l^enger§ namen faft aud^ nmi. 
SKorale. 
2Ber 'tio. n)ill gu öil ht^ttn, 
X ber mu§ barnod^ aud^ beä emj^ern 
2)ag il^m ijuuor l^att gott befeuert, 
barumb fid^ ber am beften nert, 
So meffigfeit tool l^alten fan, 
3a feiig ift ber felbig man, 
XV 3Bie flfiglid^ ift ba§ ioort gerebt 

bmb lolSm bie 15>offnung feüff ic^ nit 
Zu XVI am Eand: Spem precio non emo. 



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26 2)ie gabeln (B\opx. [4 

Sllfo gel^ti^ ju, mann einer mid 
26 8u geifeifl fein, fo fc^rt ia^ gtüd 
Sal^in, önb .!ert fid^ gar jurud, 
3)ai^ ftüd fleifd^ mar bir öngefunbt, 
@o fafi nun aud^ bu lofer ^unbt. 

H aRorale. 

3)er §unbt mit feiner eigen fal^r, 
30 $at öni^ gegeben biefe lar, 

aSann jemanbt mill juuiel begern, 

3)er muß barnad^ aud^ beg empern, 

S)a§ jl^m juuor (Sott l^at befd^ert, 

93nb fo man ba^ tegtid^ erfel^rt, 
35 93ie fomptd, ia^ man nid^t folgen miß, 

SSnb immerbar fert öberi^ jiel? 

Afieivo) ö'aiov/ia jtavra. 
Id est, Mediocria omnia optima. 
Ne quid nimis. 

Inter utrumque uola, medio tutissimus Ibis. 
Modus est optima iiirtus. 
Dimidium plus toto. 
Et potes h paruo fönte leuare sitim. 

SSon einem SSamern, ünb 
einer ©anfe 

3)ie 4. gäbet. 
/jlT® l^iefe ein Samer S)6IpeI]^an6, 
WT 3)er l^at jumal ein I6fitid& (Sanfe, 

3)ie legt aHlag ein gulben ®^, 
SJnb legt jm aud^ gu geiten jme^. 
ö 9hin mar ber Samer all ju geier, 
S35eit jl^m bie ©anfe tegt güIben eier, 
@r meint, eg folt jl^m ba| gelingen, 



4, 1 Idem docel hcec Fabuia, quod prceccdens de Cane 
et umhra. 



4 = 2 U (24 Verse): 1. S)reh)bel ^on^ 4. il^m t>nter* 
meilen atoe^e. 



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5] S)ie gobeln ®fo^)i. 27 

SSnb molt jul^auff grofe rctd^t^umb bringen, [8] 

S)aud^t jtd^ fein SRarr fein, fonber meife, 
10 SJnb t^et fie ab, ünb fu^t mit fleife 

@r fu^t l^ieuorn, er fud^t bal^inben, 

®a ttjolt fid^ !ein ®otbt nirgenbt finben, 

®o mar nid^tg me^r, 3)er arme Sawer 

©tunb ba, ünb fal^ gteid& mie ein lamer. 
15 "äU nun bie l^offnung mar öertom. 

Strafft er fid^ felbg mit groffem jom, 

SSnb fprad^, bu bift ein feiner SKe^er, 

®ie (Sanj5 legt nid^t mel^r gulben e^er, 

äßie meiglid^ l^aftui^ auggerid^t, 
20 @im fold^en ©amern red^t gefc^id^t. 
U 2Rorate. 

SBefd^ert bir (Sott ein jimlid^ glüdf, 

@o fel^ baS bid^ ber geife nid^t brüdf, 

Sum reid^tl^umb eil nid^t aljufel^r, 

3)aS fid^ bag gludf nid^t mibberfer, 
25 SBie biefem Samern ift gefd^e^en [9] 

S)ei^]^alben foltu für btd& feigen, 

S)ann eilen ift nid^t aHjeit gut, 

SSnb mad^t offt ein betrübten mut. 

SSon ben grofd^en, ünb 
i^rem ffonige 
S)ie 5. gäbet. 
/|f @ ift gefd^el^n im ©l^eramr lanbt, 
Ur 83e^ einem borff Iriber genant, 
SDa l^atten bie grofd^ ein fein fad^ 



5, 1 Bona res quies, uerum quielis impatientes plerumque 
snmns. 



8. @r toült 9—14 = 



9 I «nb tl^ct fte ah, önb ffidbt ben Jd^a^, 
eg h)ar bod^ nit ein falber ba^, 
3)en er ba fanb ber rechte latoer, 
bnb bc§ erfd^radf ber arm gebatoer. 
15. 3) a nun 16 = ©^rad^ er ju fid^ mit (e^b Dnb gorn. 17. "^yxn 
biftu bod^ ein 18. 2)ein gon^ 19 = ©ie ift bal^in, nun 
l^aftu nid^t, 22. ©o fid^ 25. 26 fehlen. 
5 = 12 ü (72 Verse): 1 Ollerer lanb 



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28 2>ie gabeln @fo^l [5 

93or jetten, t)nb ein gut gemad^, 
5 Sein öberiafi, ünb marn ganfe fre^, 

Sie blieben aber nid^t babe^, 

Sie marn nid^t tüol mit folc^er el^r 

Bufriben, önb mar jl^r beger, 

3)ai^ jl^n (Sott molt ein Sonig geben, 
10 S5e^ bem fie möd^ten l^errlid^ leben, 

3)eg]^atben rieffen fie ju (Sott, [10] 

S)er gupiter l^attS feinen fpott, 

Sie motten aber nid^t ablaffen, 

SSnb fd^rien ober aUc maffen. 
15 ^U fie^ nun motten nid^t entpern, 

®a gab j^n 3u|)iter ein ^crrn, 

(Sin flo^ marff er in S35ajfer graben, 

®ag folten fie jum Sonig l^aben. 

Site fie tjcmamcn fold^en fd^at, 
20 3)ie armen Srofd^ erfc^radfen aH, 

3«m nemen Song lieff jeberman, 

ilott l^att i^n jl^ren milln getl^an, 

2)a märten fie gleid^ mie bie Ined^t, 

Sann er j^n geb gefd^ t)nb red^t. 
25 2)er Sonig gab nid^t üiel befd^e^bt, 

S)ag mar ben armen grofd^en le^bt, 

@r liefe fiei^ mad^en mie fie motten, 

3)rumb fie ben nemen Sonig fd^olten, 

SSnb fiengcn an jl^n juuerlad^en, 
30 S35eil er j^n nid^t molt orbnung mad^en, 

@ie l^ielten nid^tS öon fold^em ^errn, 

aOSeil er fie nid^t molt morei^ lern, 

J)a trattcn fie j^n aud^ mit fuffen. 

Sin jeglid^i^ mott fein mutmilln büffcn. 
35 2)a rieffen fie ®ott miber an, 

J)ag er j^n geb ein ftrengen 2Ran, 

5)en erften l^ctten fie nid^t gern. 



4. e^n l^übfc^ gemad^ 5 = 2)a faffen fie Dnb tüaren noc^ frc^, 
7 — 9 = Segerten t^^n e^n tbniq ^ööeoen, 10. el^rlid^ (eben. 
12. l^att 15 = S)a fiefe nun nid^t holten entfern, 18. 2)en 
27. fie macf^en h)ie fief; 28 = 2)arumb fie ^l^n e^n fönig fdjfoUen. 
30. a)ich)eil er nit toolt 33. 3a fie trotten ^l^n 



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5] a)te gabern ®fo^)i. 29 

®en ©totd gab j^n ®ott ju cim ^crtn, 

S)cr folt i§n nia(|en nem gcfefe, 
40 @r gab j^n auff ein fd^mere le^, 

®ann moi^ j^m lompt öon grofd^en für, [11] 

J)ag gel^t j^m burd^ bie liapptxii^ixv. 

3)0 lieben fic ju Kagen an, 

J)er StordE bcr fe^ ein fd^toinbcr man, 
45 er l^ab jumal ein ^eiffen äWagcn, 

©Ott fragt nid^t öiel nad^ j^rem Wagen. 

®ie fd^reien auff ben ^eutgen tag, 

3)ag i^n fein anber werben mag, 

2)ann wann ber ©tordf ift fd&Iaffen gangen, 
50 @o <)flegen fie bann anzufangen 

3Rit l^eifer ftimm ju gedfen fe^r, 

S^n mirb fein anber nimmermel^r. 

3)er Sut)iter fragt nichts barno4 

SBeun fie fc^on fc^rien nod^ fo ^od^, 
55 @r l^att j^n einen frommen geben, 

83e^ bem fie funbten friblid^ leben, 

SBeil fie beffetben toolten nid^t, 

®o gab i^n ®ott ein bofenwid^t, 

3)er ©tordf mu§ nun i^r ^ontg bleiben, 
60 2)en fufeel fan er i§n vertreiben. 

11 äRorale. 

SBir foHen an ben grofd^en tern, 

SBan mir l^aben ein guten ^errn, 

J)a8 mir benfelben nid^t verachten, 

aSnb nad^ eim ftrengen Sonig trad^ten, 
65 S)ann monn mir fold^en öberfommen, 

©0 fd^afft er Dn^ gar f(einen frommen, 

2)rumb ift e« bod^ ein feinbtfid^ fad&, 

^a^ mir nic^t bufben gut gemad^. 

es ift ein fpric^mort ganfe gemein, 
70 e^ muffen fein gar ftardfe be^n, [12] 

S)ie gute tag mol tonnen tragen, 

%:)a^ fprid^mort mufe bie ma^rl^eit fagen, 

4:^. fingen fie 44. ber mere e^jn gfd^minber 45. l^elt 54. fd^reien 
5y. möchten 66. Dng bod^ menig frommen. 

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30 ^i« golbeln @fo^)i. [6 

S)rumB tnug ed t)nd oud^ offt miglingen, 
2)icmcil man gafft nad^ ncmen bingen. 

ajon ctm SBoIff t>nb Samb 
J)ic 6. gabcl. 

|||[|@9t9t man miß ge^n xn^ ^effentanbt, 

t[JI| SSon grandffurt, ju bcr linden l^anbt, 

^^ @in grofe gebirg re^c^t bife an allein, 

SSnb in bai^ ^effenlanbt hinein, 
5 SBom äRa^n ligt jmo mcit ober brc^, 

fC&a^ etman ba gefd^el^en fe^, 

aSnb ttjag ein SBolff ba ^ab get^an, [13] 

fSixti iä) jle^t fui^Iid^ jetgen an. 

@d l^ett ber SBolff getrunden gern, 
10 @r wnft ein born, üom meg nic^t fern, 

aSom berg trollt er balbt bnrd^ ben toaM 

SSife an ben SSfic^baum, ber ift alt, 

S)a fte^t ber born, er trandf fic6 fat, 

6in Sdmblein gu bem bornftufe trat, 
15 2)ei^ mirbt ber SBolff gar bafbt gemal^r, 

3)ag Sdmblein ftnnb in groffer fa^r. 

J)er SBolff fprac^, ^orftu« bofemid^t, 

äBaS l^aftu mir ba jugeric^t? 

SBie lompt^, bag fid^ bein bofe^eit übt, 
20 aSnb ^aft mir l^ie ben born betrübt? 

S)u l^aft ein fc^ofdf l^inber ben oljrn, 

S)rumb ^oftu mir betrnbt ben born, 



6, 1 Contra inuidianu 



6 = 3 U (40 Verse): 
1— 8 = 2öa§ td^ l^te fd^retb, ba« ift fein lanb, 
toer in ber i^6^^ ift itjol be!anb, 
2)cr fan t)erftel(>n, itjo tjon ic^ fag, 
e« ift gefc^e^n am i^elTen taf^, 
9. 2)a Bett ein iüolff 11. ®r ging öom gelbbcrg burd^ 12. 3)a 
ftel^t Beim SBuc^Baum, 13. (gin füter brun, 15—22 = . 
15. I SSnb trantf gar XQtii l^erunber bafi, 
ben ft)olff rurt ba ber aXit ^q.%, 
®r f^rad^ ju i^m, it)a§ mad^ftu bo, 
IV ba« bu ben born betrubeft fo? 



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B] * ^te gabern ©fo^l 31 

3)u ^aft mit^ ju verbriefe get^ön, 

S)a« iä) bci^ born^ nid^t trindcn fon. 
25 S)og SamB crfc^rarf für fold^cr ftim, 

Snb molt fein önfd&ulbt geigen jm, 

@pro4 Sieber SBotff, SBog jci^ftu mi^? 

SBo l^ab id^ jj^e ergümet bid^? 

J)u tüoHft mirg nid^t für öbel f)an, 
30 3d^ l^ab bir ja !ein leibt get^an, 

3d^ trindf ^ie öon bem born fo meit, 

Sann bu nid^t l^ctft ju mir ein neit, 

J)er fid& öon olterg inn bir übet, 

Sd& ^ett bir nid^t ben born betrübet, 
35 Snb l^ett id^ j[^n gteid^ fonnen bir 

Setruben (fottu glauben mir) 

Sd& iDolt« fürmar nid^t ^an get^an, [14] 

3)rumb !anftu !ein fad^ ju mir l^an. 
3)er SBotff molt bo^ nid^t faffen ob, 
40 er fprac^, SKe^nftu nid^t, bai^ id^ f)ab 

ein fod& JU bir? @g ^«fft bid& nic^t, 

SBe^ftu nid^t feiger befetüid^t, 

SBie mir gmen mit einanber fte^n? 

J)u mirft mir nid^t alfo entgel^n, 
45 2)a f^)rad& bai^ Samb, SBai^ ^ab id& t^an, 

J)ag bu fanfi ürf ad& ju mir l^an? 
S)a fprad^ ber SBoIff, Sft bai^ ni^t fein, 

3)ag ber alfo geredet mitt fein? 

S)er groffe boftmid^t nim|)t fid^ an, 
50 ®r l^ab mir nie lein le^bt getl^an. 

§aftu mid^ nid^t ein mal öerttagt 

gurn ©c^dferl^unben, önb gefagt, 

3d^ fe^ ein morber ünb ein bieb? 

^rumb mid^ bie $unbt nid^t l^aben lieb, 
55 SSnb beHn mid^ an, be^b tag önb nad^t, 

J)affelb ^aftu gu wegen bra^t, 

J)u mad^ft and) baS bie eitern bein, 

3Kir alle jeit gu mibber fein, 

30. bir boc^ fein 38. fanft fein brfad^ 40—57 = 
40 I e§ l^ilfft bidb nit, bu bo^er fnab, 
a)er boter Dnb bie mutter bein 

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32 2>ie ^ahtln ®foJ)i. * [7 

S)etn gan^ gefd^Ied^t bad l^affet mid^, 
60 S)rumb merb id^ icfeunbt ftraffcn bi4 

2)ai^ Samb fprad^, §ob td& fold^g flct^an, 
@o pcrB id^ jc^t öon ftunben an. 

S)a f»)ra4 bcr SBoIff, bie fad& ift fd^Ied^t, 
3)u Iom))ft mir ie|unbt eben red^t, 
65 SDiemeit mid^ l^ungert, folt bu mir 
3ttt]^eit »erben, biemeil bu bir 
S)a3 Ortzeit felbft gefprod^en f)a% [16] 
3d^ l^ab aud^ lang genug gefaft. 
®g ttjolt nid^t onberi^ »erben braufe, 
70 5)ag Samb bem SOSoIff muft galten aufe 
• aSnb l^attS ömb j^n nod^ nie öerfd^ulbt, 
S)aS Samb ben tobt teibt mit gebult. 

H 2Rorate. 
®g marb auff ßrben nie fo fd^jfed^t, 
(Seioalt gieng önbcrmeün für rfd^t, 
75 SSnb l^at ber |)unbt fd^on nid^tS get^an, 
SKufe er bod^ Sebbcr freffen ^an. *) 
Item. 
Malefacere qui uult, nusquam non causam inuenit. 
2)ag ift. 
SBann einer ift ein bofer äWan, 
@o fud^t er örfad^ loo er !an, 
S)amit er feinen miHn üoHnbring, 
80 DbS red^t fet), bag ad^t er gering. 

Son eim Seioen, önb ettid^ = 
en anbern linieren 

Sie 7. gabel. 

3@i$ min eud^ )?on eim Somen fagen, 
®er nam j^m für ein SBilbt juiagen, 
®r l^ieft ein ©d^af, önb anber S^ier, 

7, 1 Contra magnates, qui abutuntur potentia sua. etc. 

60 = S)u l^elft mir« l^cut, id) freffe bic^ 61—72 fehlen. 74. 
ging atttveg für baö red^t, 75. l^unb il^e tpa« getl^an, 76. @o 
mu8 er lebber *) das folgende bis zum Schluss fehlt. 

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7] * 3)ie gabeln ®foj)i. 33 

3)ai^ jr jul^auff toatn eben ütcr, 
5 S)tc forbcrt er ju fotd^cr jagt, [16] 

SSnb ein öcrbünbtnu« mit j^n moc^t, 

?Ufo, mai^ fic fingen mit e^n, 

S)ag folt i^n gelten inn gemein. 

Sie jo^en ^in, oi^ j^n molt gtingen 
10 »nb balb ein feinen ^irfeen fingen. 

3)a fiengen fie ju t^eilen an, 

®er Som liefe fie ouff j^rem mal^n, 

SBife bag ein jebe« fein gebür 

SBoIt nemen, ba brammft er l^erfur, 
15 SJnb fing j^n an jutragen brein, 

@r 'ipxaä^ baS erfte tl^eil ift mein, 

J)ag nem xi) öon meing Slbete megen, 

@« fagt i^m Iein§ fein ttjort bargegen. 

S)a fu^r er fort, SJnb fprod& ju j^n, 
20 Siemeil id& bann ber ftcrdfeft bin, 

@o halt i^r« freilid^ felbft bafür, 

Sag mir baS anber t^eil gepur. 

Sie badeten, bai^ ber |enger malt, [17] 

S)er leuffel foId^S für bitti^ ^alt, 
25 @ie ftunben ba, önb mam öergagt. 

Da ful^r er meiter fort, SSnb fagt, 

S)ie meifte arbeit l^ab itf) t^an, 

3)rumb toiH id^ aud^ bag britt^eil ^an, 

Sie badeten, l^at eg bie geftaft, 
30 S)ag bein ber le^big leuffel malt. 



7 = 6 U (44 Verse): 7 = 2)a3, toa« fie fingen i^t mit ein 
10 ®ar bolb 
11-13 = 2)a b| gefd^el^en iuar alfo, 

ba teilten fie bnb tparen fro, 
2lti5 nun ein iglic^g fein gebür 
14 , brah)ft ber Seh) 15. 16 = 2)ie l^enb ab lieb gef eilen mein, 

baS erfte teil mu^ önfer fein, 
18 ein toort 

19-42 = 19 I SDag anber teil nim id} mir l^in, 
barumb ba§ idb ber ftardeft bin, 
2)ie meinfte arbeit Ij^ab id^ tl^an 
brumb h)ill id^ auc^ ba« britteil l^an. 
V 2)aS vierteil mu8 mir aud^ au ftan, 
tpolt ii^r anber^ mein freunbfc^afft Ij^an. 

E. Alberus, Fabeln. 3 

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34 ^ie gabeln (B^opu [7 

Sie borfftcn fid^ mit jl^m nid^t jandcn, 

Dn toa^ fic traten mit gcbandfcn, 

©ebandcn aber, mic bcr mitibt, 

gn aUcn lanbcn jollfrc^ finb. 
35 Sie ftunbcn ha, önb mam öcrjagt, 

S)cr Sott) fu^r jmmcr fort, SSnb fögt, 

©oHn mir nun gut gefcHen fein, 

@o muft jr cud^ ergeben brein, 

5)a* mir bag öierbt t^eit aud^ juftel^, 
40 Sluff baiS ei^ eud& nid^t öbel gel^, 

SSnb fortbin meine gnab behalt, 

Dann id^ l^ab aller bing gemalt. 

Sie badeten baS ifi marli^ fein, 

2Bir lonnen j^m nid^t tragen brein, 
45 2)ie gut gefeHen fc^miegen ftill, 

SSnb borfften j^m nid^t fagen öiel. 

Sie muften ba öerf<)ottet fton, 

J)od^ brad^ten fie bie ^aut bauon, 

@ie bandEten @ott önb marn nod^ fro, 
50 2)ag fie !amen öon j^m alfo. 

H SRorale. 

5)er glaub l^at aHmeg fo geftanben, 

J)ag er nid^t« gilt inn allen Sanben, [18] 

SSnb fonberlid^ be^ ber gemalt, 

Da ^at ber glaub fd^ier lein geftalt. 
55 Sttfo ge^tg ju inn biefer SBelt, 

3)a^ glaub ift glaub, mo man jl^n l^elt, 

Drumb fe^ gemarnet fteiffiglid^, 

3u beine§ gleid^en ^altu bid^, 

l^iftu nun arm t)nb üngead^t, 
60 @o bendf, önb biefe teer betrad^t, 

^ettftu bid^ nid^t ju beine§ gleid^en, 

Snb milt öiel l^anbetn mit ben reid^en, 

43 badeten, tparlid^ bo§ ift fein, 49. 50 fehlen. 54 glaub 
bod^ fein 57 geitjamet, gleub an mid^, 
59. 60 = Siftu nun arm önb feinr getpolt, 

fo l^oreftu toaö bu if}vin folt 
62 3Snb l^oft 3U fd^affen mit 

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8] 3)ie gabeln @foJ)i. 35 

So »erffen fic bid^ ober« fet^I, 
S)ad bu ^aft meber glüdf nod^ ^e^I. 

*) Ouidius. 
Vsibus edocto si quicquam credis amico, 

Viue tibi, et longe nomina magna fuge. 
Viue tibi, quantumque potes, praelustria uita, 

Sseuum praelustri fulmen ab arce uenit. 
Nam qiianquam soli possunt prodesse potentes, 

Non prosunt, potius plurimum obesse solent. 

SSon einer ©tabttnaufe ünb*) 
gctbtmaufe 

S)ie 8. gaBcI. 

/|r@ mar ein mal ein ftdtifd^ äRaufe, 

yiT 3)ie gicng fpa^iem in^ felbt l^inaufe, 

^^ S35ic jie nun ticff im felbt ömBl^er, 

©il^t fie ein felbtmau^ öngcfel^r 
5 SSnb fprid^t, (Sott tüittlom ftabtmaufe jart, [19] 

SBie lompftu l^cr in ünfcr art? 

3d^ bitt bid^, bu motft fein mein gaft. 

a)ie ©tabtmoufe fpra^, 3d& ad^tS nid^t faft, 

3)ie gelbtmau| Keff, ünb ^att lein r^u, 
10 8iJ5 bag fie rid^t ein matjeit ju, 

SBa« fie ^att auff ben SBinter falt 

(Befamtet, t^et ^erfur fo balbt. 

8ttfo marbt ter bei fpeifenlaft, 

a)a8 fie t^et gutlid^ fold^em gaft. 
15 S)a fol^g nun mar alfo gefd^e^n, 

8, 1 Contra fastum, auaritiam et ambitionem. 



64 2)a l^aftu tt)eber *) das folgende fehlt. 

8 = 9 U (88 Verse) : *) S8nb einer 
3-9 = 3 I ^xi fern bon ^rancffurt an bem 3Wein 
ba fam gu i^r ein fe(bmau§ !letn 
SSnnb f^rad^, bu liebe ftatmauS gart 
tpte fomftu IS^er inn önfer art, 
V 3c^ fag bir bei ber tretren min, 

bu tt)irft nod^ l^eut mein geftlin fein. 
2)0 ging fie l^in, bnb ^att fein rl^u 

3* 



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36 3)ie golbeln ®fo^)i. 

S)affeft aUe« önangcfe^n, 
J)tc ©tabtmaufe ^att ein ftolfeen mut, 
3)ai^ fie nid^t nam fold^d alld dor gut. 
@ie ^pxatii, ®^ i^ bod^ nid^t<S aQ^ie, 

20 J)cg groffen amtut^ mod^t id^ nie, 
ga gtcttb mir fre^, maS id& bir fag, 
^ir ®tabtmeuJ3 l^aben (effer tag. 

Sic mad^t ftd& auff, önb mott ju tian%, 
SSnb nam mit fid^ bic Sldfcrmaufe, [20] 

25 3)ag jtc bctücifct mit bcr t^at, 
9Ba^ fie mit motten beraumt ^at. 
J)ie @tabtmauj5 brad^t l^er brobt önb medf, 
SDamad^ bringt fie aud^ Sdg mi> @ptd, 
®ut Sierlud^en, önb öiel mel^r, 

30 Sie lebten mot, önb jed&ten fel^r. 

S)ie ©tabtmau^ ju ber gelbtmaufe fprad^, 
^ab iä) nid^t ad^ie gut gemad^? 
3a marlid^, fagt bie 8ldEermau§, 
^ie fad^ gefeilt mir öberaufe. 

36 @ie l^att bad mort laum aui^gerebt, 
2)er ^aufelnec^t üor ber lammer ftel^t, 
2)ie SReul balbt Rotten baS geruffei, 
$ad mac^t ber ^auglned^t mit bem fd^Iuffet. 
®i^ marbt ben armen 2Reufen bang, 

40 Sie funbten fid^ nid^t feumen tang, 
2)ie arm gelbtmaug migt nid^t mo^en, 
Sie bad^t, eS mirbt mir öbel gel^n, 
SBer ic^ inn meinem armut blieben, 
3d^ murb jefet nid^t ümb^er getrieben, 

45 S)eg ort^S mar fie gan^ önbe!ant, 
Sebod^ jule^t ein meuglod^ fanb. 



20 3)ai5 groffen 21 2)a gleub 24 = SSnnb fürt mit ftc^ 
bie felbmauS, 
27—37 = 27 I ©ie golden l^in mit ein bauon 

bie ftatmauS rid^t ein gut mal an, 
2öie fie nun ged^en bnb frolid^ fein, 
ba tompi ber fned^t jur famer ein. 
V 2113 fie öernl^amen bad gerüffel 
38 2)ag braug ber fned^t ma^t mit 39 2)a tt)arb 45 = @ic 
tt)ar beö ort« gar önbefanb, 



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8] 3)ie gabeln @fo^i. 

3)cr ^aufelncd^t gicng miber ^inoufe, 
3)a licff ^crfur bic ©tdttifc^ äRaufe 
SSnb ricff bcr Scibtmaufe aud^ ^crgu, 

50 SRcin licbc gclbtntaufe m bift bu? 
^ctju, ^crju, t^ ^at fein not, 
3)tc ge(btmau§ mar, at8 mer fic tobt, 
3)a§ arm gclbtmcufetin gittert fel^r, 
SÖr mar nid^t mol itt) fofd^cr e^r. 

55 ®ie ftabtmaufe f|)rad^, @cQ nur getroft, 
e§ ^at fein noti mir finb erloft 
Stufe biefer angft, @c^ önuerjagt 
SBaS ligt brau, bag mir marn öerjagt, 
@o üng bod^ nid^t ein ^drlin bre^t 

60 SSerme^Iet ift? SRun t^u bcfd&c^t, 
3d^ brad^t bir öor ein ganzen aufe, 
®rumb t^u mir gleid^ mein liebe man^, 
3)er gaft fa^ übel ju ben fad^en, 
aaSoIt ftd^ nid^t laffen frolid^ mad^en. 

65 ®er SBirt f^jrad^, @e^ bod& guter bing, 
3d& bendf, bai^ id^ jl^m einen bring, 
3)a§ er mibber ein färb geminn, 
S)u jt^ft bod^ bag id^ froli^ binn, 
SBarumb motu bann tramrig fein? 

70 S)u mad^ft bir felbft ein e^gen pein, 
©0 lafe nun farn bein tramrigfeit, 
95nb bencf, önb t^u ein mal befd^eibt, 
g)ann tramrigfeit n impt eim fein mad^t, 

4t— 54 =* 47 I 3)er fncd^t ging l^in jwr famer au§ 
ba trat i^erfur bie ftatmauS, 
6ie rieff ber fe(bmau3 aud^ l^erbei, 
mad^ bid& l^er^u, ftjir finb nun frei, 
V 2)a3 arm felbmeufeUn tt)agt ftc^ faum, 
e§ bac^t, öiUeid^t f)ah iS) nit räum 
2)er fic^erl^eit, t>nb magt e« bod^, 
t>nb ging l^er furer au3 bem lod^. 
56 l^at nit not 
57—97 = 57 I aWeinftu ba§ bnö alfo migling, 

nun ged^ ein mal, fet^ gutter bing, 
^iit laö bir ba§ gu l^etf^en gon, 
ba§ önö ber fned^t t^eriagt l^ieuon. 
V 3u fragen Ij^ub bie felbmauö an, 



37 



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38 S)ie gabeln @fo^t. [§ 

aSnb ^at öiel ümb j^r leben brad^t, 
75 Safe öng ein feinet Sieblin fingen, 

3)ann mill ic^ bir nod^ einen bringen, 

©0 ÖQftu bonn brc^ für bir fta^n, 

3u fingen ^nb bie ftabtmaufe an, 

2)en SSenfeenamer ju Satein, 
80 9ioc^ »ort ber gaft nid&t frolid^ fein, 

S)ie ftabtmanfe fang nod^ ein gefang, 

8luff bag i^n mnrb bie jeit nid&t lang, 

Sie fang, SRun moHn mirg ^eben an, 

Su fingen öon eint ffiumpelman, [22] 
85 Sie fang aud^ öon fd^on Slfelein, 

SRO* molt ber ®aft nid&t frotid^ fein. 

S)er Selbtmaufe mar nod^ immer bang. 

J)arnad& bie ©tabtmaufe mibber fang, 

©ocfg @mfer lieber Nomine, 
90 3Ran folt end^ fagen parcite, 

Sagt mir, üon »annen fompt j^r ^er. 

S)amad& bag lieb üom gelbiger, 

SJnb ®odeu§ öon SBenbelfte^n, 

@in ®an6 ju Srandffurbt an bcm SKe^n. 
95 abliefet öom SBaffer ünb öom SBein, 

3loä) molt ber gaft nid^t frolid^ fein, 

©onber er ^ub ju fragen an, 

Di fie bie fa^r miift offt beftan. 
S)ie ©tabtmaufe fprad^, ®g ift mol mar, 
100 3)a6 id^ befta^n mufe offt bie fa^r, 

3d& !er mid^ aber nid^t baran, 

Serad^tung mufe man brnber ^an. 
2)ie gelbtmanfe fprad^, 3ft bem affo? 

Se^ bir mnrb i^ mol nimmer fro, 
105 S)ie gnte tag finb fo get^an, 

S)ag id^ mer lieber fern bauon, 

J)ie loftlid^ fpeife, al§ mid^g anficht, 

S)ie ift mit ^onig jugcrid^t 

SJnb inmenbig bod^ öoHer ©attn, 

99 ©ic anttowrt il^r, eg 103 ift ti^m alfo, 107 mic^ 
108. 109 = nod^ l^onig fd^metft fie tparlid^ nid^t, 
©ie fc^metft öil mel^r nod^ eitel gollen, 

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8] 2)ie gabeln @fo^t. 39 

110 Solci^ gute tag mir nid^t gcfaHn, 
SRit frieben ift mir lieber jmar 
SRein armut, bann Ut) biefer fo^r 
®ein gute tag in fold^cm pxad^i, 
3)u liebe äRouft ju guter nad^t. 

H äRorale. 
115 3)ie menfd^en finb ber blinbt^eit 00D, 

2)aS fie meinen, e^ fte^e fo moD 

SJmb bie, fo reid^tl^umb^ ^aben öiH, 

2)arumb niemonbt ber drmft fein miß, 

aWeinen, eS fe^ ein !6ftlid& fa^, 
120 Süd^t bod^ ju fo t)iel t)ngemad|, 

©tedft tJoHer fol^r önb bitterfeit, 

©ringt mand^en inn grofe ^erfeenleit. 

3)arumb x(b inn ber mar^eit fag, 

©d^ted^t leut l^aben bie beften tog, 
125 So öiel genab ber SamerSmon 

SRid^t l^at, iai er8 erfennen fan, 

Sa »ann er nur fold^i^ lünbt erfennen, 

@o mod^t man j^n tüol feiig nennen. 
J)od^ ob einr reid&tl^umb öberfem, 
130 (@o fem er feim ba* fein nid^t nem,) 

@o braud^ er«, ünb fe^ from baneben, 

SSnb trad^t öiel me^r nad^ j^enem teben, 

©ein ^er| foll nid^t am reid^tl^umb Heben, 

©onber gern armen leutcn geben, 
135 @o brandet er feiner guter red^t, 

123 fortunatos nimium, sua si bona normt Agricolas, 
129 Excursus Euangelicus. 



112 folc^er fal^r 116 fte üermein, ei5 ftel^ 119 ©ie mein, 
121 ©tirft 

123-146 = 123 I @ulra^)ele§ ift einer genannt, 
JU feinen jeiten tpol befant, 
2Bann er fiq molt an feinben redten, 
mit reid^tiimb ^ffegt er fie 3U fted^en, 
V ®r mad^t fie reid^, baö itjar fein racb, 
er h)uft, eö ttjurb biet öngemac^ 
SSiel forg bnb iamerg öff fie fommen, 
baö felbig l^ott er tool vernommen. 



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40 2)ie galbeln @fo^i. 

95nb ift ®ottg, nid^t bci^ aKammon« friedet. 
3Ran ^elt, c« fe^ ein fold^er Wlan, 
@o fet^am, aU ein fd^mar^er ©d^man, 
5)od& ^off id&, bag bie Kl^riftlid^ ler, 

140 2luc^ etlid^ leut öom geife befer, 
Sie bleiben ja nid^t aH öerblenbt, 
SBeil ünS ®ott l^at fein roort gefenbt, 
5)ag Wort ju ®ott fid^ feret ni*t, [24] 
®g f)ah bann öiel gntS aufegerid^t, 

14Ö ©ein gnab ttjoll ün^ ber lieb ®ott geben, 
5)ag mir aH beffern önfer teben. 

SSon einem Sloben önb 

Sie 9. gäbet. 

39t ber 5)reie^d& fott bife gefd&ic^t 
®efd^e^n fein, mie id& bin berid^t, 
Sei9 ©getpad^ ein ©ud^baum fie^t, 
SBann man jnr Sa^erg @t)d^ jUßc^t, 
5 5)arauff ein Stab pflegt äße jar 
(äRan fagt, e^ fe^ gemifelid^ toar) 
3u^eden feine jnngen Slaben, 
@o !ommen bann bie SamerSfnaben, [25] 
SSnb l^endEen nid^t fern üon bem ndft, 
10 Die jnngen Slaben an bie dft. 

9lnn laffen fid& bie ©amer^Inaben 
SSemel^men baS fie örfac^ l^aben, 
S)arumb fie fotd^e morbere^ 
Segeln, önb bife bie örfad^ fet^. 
15 SBann fie im felb fal^rn auff önb ab, 
8Hg balb ift ba ber alte ^ab, 
Snb ftietet i^n fleifd&, Idi ünb brobt, 
SDrnmb fd^Iagen fie fein jnngen tobt, 
S)en biebftal werben fie gebrungen 



9, 1 Contra adulaiores el Thrasones. 



9 = 10 U (62 Verse): *) SSom lücihtn önb guc^fen. 
1—28 fehlen. 



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9] 2)ie gabern ®fo^t. 41 

20 Su ftraffcn an bc^ Siabcn jungen, 

SQScit i^n bcr alt nid^t mcrbcn !an, 

@o greiffcn fic bic jungen an. 
3)ic örfad^ mod^t mol l^abcn grunbt, 

3)iemctl c^ jcbcrman ift funbt, 
25 aSic bo^ ber SRob fo rdubifd^ fc^, 

5)a§ !an man ntcrdEcn aud^ babct), 

5)iciüeil ®fopu§ ^at gebid^t 

@tn gobcl, ba er alfo f|)rid^t. 
@g regt fid^ önbern dften fe^r 
30 ein ?ltab, ber brad^t ein ffdg ba^er, 

®e§ lüirbt ein gu(|fe fo balb gemar, 

S)ien)eil ber Siob fo frolidft »ar, 

®r grufet ben SRaben fleiffiglid^, 

SSnb fprad^, 3)er front gud^fe gruffet bid&, 
35 ®ott geb bir taufent guter jar, 

Sd^ l^ab aHioeg gel^ort fürmor, 

e§ fe^ gcmeinlid^ aH erbid^t, 

DU ml inn otter SBelt gefc^id^t, [26] 

SBenn ntand^er fompt inn bo^ gefd^rc^, 
40 aRan }?flegt ju fd^ioe|en ntand^erte^, 

2)a§ f)db iä) a\xä) nun felbft erfarn, 

3d^ roiH bir§ marlid^ ojfcnbarn, 

SBa^ id^ bir fag, bog glaub mir fret), 

®§ ift bod^ fd^anbt önb bubere^, 
45 S)a§ mon alfo geliegcn mag, 

SBeIc^§ id^ nun erft an biefcm tag 

erfahr mit mar^eit bod^ ?sule|t, 

aKan l^at aHmeg öon bir gefc|me^t, 

SBie ba§ fein f^mfir^er SSogel fei) 
50 Sann bu, Sft baS nid^t buberc^? 

Sd^ fel^ ja, ba§ erlogen ift, 

^eil bu ein feiner t)ogeI bift, 

SSiel tt)eiffer, bann noc^ nie fein ©d^ioan. 



39 S)ag mand^er 40 93iel tf)m fd^toc^en 41 tc^ nun aud^ 
4S öon bir altoeg 

49—51 = 2Bie baS bu feift fo med^tig fd^toar^, 
öieC fd^toer^er bann bed^ ober ^av^, 
^Wun fel^ id^, baS gelogen ift. 



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42 2)tc gabern @fo^)t. 

5)rum6 ^at man bir önrcc^t getl^an, 

55 SSnb ift erlogen aller hingen,. 
Sa iDann bu fonbft alfo mol fingen, 
2lte l^ubfd^ önb tneife bein febbern fein. 
So fag i^ auff ba^ fterben mein. 
Ober merbt mir (8ott nimmer l^olt, 

60 5)a^ bu öor atten SSogeln folt 
S)ie ffie^ferinn fein bittd^ genanbt, 
3)eg fe^ xd) bir mein feel ju pfanbt. 
S)a^ t^et bem SRaben med^tig mott, 
3Jnb gleubt bem gfuc^§, önb mar fo toff, 

65 S)a§ er f)ait fold^ gefatten bran, 
@ar balbt fing er ju g^auden an, 
®a^ i^m ber ffife fiel aufe bem fd^nabef, 
3)a§ mac^t ber gud^fe mit feiner gäbet, [27] 
®er gfud^fe mufet fcI6§ ber fd^aW^eit lod^en, 

70 3)er "ifiah fa^ t)6el ju ben fad^en, 
®a !am bem gud^fe ber fffife ju gut, 
3)em 9iaben mar nid^t mol jumut, 
Sr g^auit, bu bift ein fein gefeH, 
3)c§ malt ber Xeuffel inn ber ^ett, 

75 5)er gud^fe ^at mir ge^eud^elt fein, 
®g folt mir nid^t gefd^el^en fein. 

H SRorale. 
SRan finbt ber Starren noc^ mol mel^r, 
aBann fie bie fd^meid^Ier loben fel^r. 
So meinen fie, e§ fet) nun fd^ledjt, 
80 3Jnb ad^ten fid^ öor gan^ gerecht, 
5)a§ jeigt öng biefe ^aiü an, 
S)rumb fe^ gemarnet jeberman, 
SRan l^ut fic^ öor ben fd^meid^elern, 
®ie t)m6 be§ 6aud&§ mittn l^eud^eln gern, 



63 Sic soleni pseudoprophetce suas ineptias commen- 
dare plehi. 



55 flelogen 56 fünft fo h)ot gefwgen, 57 Söte l^ubW 
57 bein pgct fein 66 balb \j\x\> er zwischen 66 ii. 67: 
66 II 35nb meint, e« toelj^t nun aUe« fd^ted^t, 

t)nb fang, tjnb gaucft ba h)ie ein fned^t, 



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10] 3)ie gabeln @fo^)i. 43 

85 SBann fic bcn baud^ gcfuHct f^an, 
@o fc^cn fic bxd) nimmer an, 
SBann bu bann tüilt ein I^rafo fein, 
©0 finbt fid^ aud^ ber Onato fein. 

SSon bem öaud^, ünb*) bcn 
®Iiebcrn 

S)ic 10. gfabel. 

J[\Se $anb t)nb dü% t)nb atte ®Iieber, 

ll| SBarn auff ein jeit bem öaud^ julüiber, 
SSnb motten j^m fein fpeife mel^r gunnen, 

SSnb goben für, roo^ fic gciüunnen, 
5 3)a^ lüoft ber Saud^ ate in fid^ jagen, [28] 

@o fie allein bod^ müften tragen 

®ie arbeit, t)nb be§ tage§ laft, 

aBeil nun ber Saud^ foId^§ aU öerbraft, 

So motten fie fein futer me^r, 
10 SBie big an^er gefd^e^en mer, 

Dem S9aud^ getoinnen emiglid^, 

ßr foß nun felbft Derfel^en fi^, 

SSnb fid^ Don feiner arbeit nel^m, 

ßr mufe i^n nid^t ba§ jl^r üerjem. 
15 3)er arme 83aud^ fing an ju gurrn, 

2)ien)eil er ^ort ben ^auffen murm, 

®r nam gar balbt ein groffen fd^redten, 

Seforgt, er müft nun bleiben ftecfen. 

®r fprad^, gl^r lieben önbterfaffen, 
20 Sc^ bitt eu^ tüoft mid^ reben laffen. 

^a§ ^ab iä) tnä) ju (e^bt getl^an, 

S)oS \f)x ein fold^g mott fallen an? 

Sl^r mift bod^ mol, ba§ aller renbt, 

Snb ma§ j|^r l^abt auff mid^ gemenbt, [29] 
25 ^abt i^x jl^a äße felbft genoffen, 



10, 1 Sedilio. 



10 = 16 ü (90 Verse): *) önb öon 11 öergünnen 
13 14 = 2B6tt er bann fürtlj^^n tJt( öerjeren, 

fo fott er fidb aud^ felbft enteren. 
16 er fal^ ben 18 3Jnb beforgt, 



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44 3)ie gabeln @foj)i. [10 

SSnb f)at mxd) folc^« nod^ nie öcrbroffcn, 

Sluff bag jl^r l^cttct guten trieben, 

Sein l^unger ^abt jl^r nie geliben, 

$>ob id^ t)on emerm fd^toe^l O^jert, 
30 Wogegen ^ai iä) eud^ ernert. 

®ruttib ift mein bitt, mollts loffen go^n, 

SBie i^r öon alter« ^abt get^an, 

®a§ bitt ic^ euc^ mit allem fleife, 

$ebt nun nid^t an ein netoe meife, 
35 @S tüirbt cud^ anberft felbft gereroen, 

5)0« fag id^ eud^ belj meinen trenjen, 

3^r lieben freunbt, ba« ift mein ratl^, 

^a« jl^r eud^ l^üt öor fold^er tl^at. . 
®er glieber ein« l^icfe Slafenfd^me^fe, 
40 3)a« trat bar mitten inn ben fre^ft, 

SSnb fing mit ftol^en morten on, 

@i^ bruber Saud^, ba foltu ftal^n, 

aSnb ^oren, n)o« id^ ju bir fag, 

®ann id^ jefet gar nid^t« nad^ bir frag, 
45 SBir ad^ten nid^t« auff beinen brad^t, 

®u l^aft be« bing« juuiel gemad^t, 

Se^ bu nun fne^t, fo binn id5 ^err, 

Sein jin« gib id^ bir nimmermel^r. 

2)e«gleid^en tl^un mein bruber aud^. 



21—30 = 21 I Sic l^abcn toir« berbient bmb eud^, 
baß ^l^r berfotgt tjn« arme beud^? 
3r l^abt bod^ tonfer offt genoffen, 
tjnb l^alt bnS fold^S nod^ n^e berbroffen. 
V SBag ^l^r getoenbi l^abt auff öng beud^, 
^e« Keffen toir genieffen eud^, 
2)a§ ^l^r m6d^t l^aben ^^tttn friben, 
^l^r labt fe^n l^unger n^e gelitten, 
^er l^unger ift e^n groß Sfe^rann, 
X ben l^ab id^ offt getl^an in bann, 
5Jmb etoert toitten auff baß ^f)x toerbt, 

JU friben, l^ab id^ fd^on gejert 
3Son eiüerm fd^toe^ß, fo bin id^ bod^ 
tu^ nü^ geloeft, önb bin« aud^ noc^. 
31 2)rumb bitt id) cud^, 33 mit groffem fleiß 35 f eiber retren. 
40 ^ratt mxtUn ein tool in 41 furjen Porten 43 1^6ren ju 
it)a« id^ bir 44 = S)endf nit, baß id^ für bir öerjag. 45 3ßir 
fragen nid^t« nad^ beinern 



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10] 3)ie gabctn ®fo^)i. 45 

50 SBir finb ic|t ^cmt, fc^ bu bcr goud^. 

S)cr öaud^ muft ba flc^n, mic ein fncd^t, 

©r fprac^, Scbcnit cud^ eben rcc^t, 

S^r lieben ^errn önb brüber mein, 

®er grofte fd^ab mirb emer fein, [30] 
55 3^ bitt nod^, lüolt eud^ baß bebenden, 

®ie tor^eit tüitt ic^ eud^ gern fc^encfen, 

®a^ i^r mic^ alfo öberfaflt, 

Die fad^ ^ot njarlic^ fein gcftalt, 

Sie i^r fürnenHJt, @^ ift mir le^bt, 
60 3)a^ jr folc^« 4ut auff meinen e^bt, 

aSerbt i^r mid^ laffen ^ungerg fterben, 

@o toerbt i^r marlid^ and) öerberben, 

®o« fe^ eud^ Srubern jugefagt. 
S)ie ©lieber marn ganl'önuerjagt, 
65 Snb meil fie roarn jefet ebtn fat, 

SSerac^ten fie j^r^ |)erren rat. 
3)er Saud^ mar marlic^ fd5merfeenS öott, 

Dietoeil bie ©lieber toaxn fo toß, 

®r marb balb fd^md, önb fe^r gering, 
70 SSnb funbt nidftt me^r fein guter bing, 

®a muften aud^ bie ©lieber leiben, 

2)ie Se^n bie funbten nid^t me^r fc^reiben, 
. 2)ie 2lrm marn matt, ber ffopff marb fd^toad^, 

®ie ßenben litten öngemad^, 
75 äte meren fie jurfc^Iagen gar, 

3)ie Singen fallen nimmer flar, 

SSnb äße ©lieber morn betrübt, 

®er l^o^mut l^att fie tool geübt. 
®a fie nun litten fold^e not, 
80 SJnb molten ^elffen, n^arg ju f:t)ot, 

®er Saud^ mar fd^on üerfamet gar, 

3)a mürben fie jule|t gemar, 

3)a^ untrem fd^legt fein e^gen l^errn, 



50 je^t] nun 52 SSnb \pvad), 55 , ^l^r Wolt m6) h)oI bebenden 
56 3d^ toiU eud^ gern bie torlj^eit 59 -ö3 = 2)ie ^l^r fÄmcm^)t. 
3dJ ]j>abg flefagt, 64 glieber bie toatn önucrjagt. 65 3)teh)eil 
ö9 bnb auc^ gering 71 = S)ie glieber fingen an auleiben, 79 gtoffe 
not 82 = S)a toarb man attererft getoar, 83 S)ie bntren) 



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46 3)ie gabeln @fo^i. [10 

®ic ©lieber molten« ntd^t ennjern, [31] 
86 SScrberbcn bringen fie bauon, 

S)ann jiDitracfit gibt fein anbcrn lo^n. 

H SKorale. 

anit nickten foltu btd^ befd^mem 

®ein Dbcrfe^t ^er^Iid^ ju c^rn, 

ajlan tan ftr roarlid^ nid^t cnnjcrn, 
90 ®auon Ia§ bid^ @. $ßaulum lern, 

3)ouon fc^rcibt auc^ @. $ßcter fein, 

S)rumb foltu gern ge^orfam fein. 
2)ie mutter (Sottd ad^t^ nid^t gering, 

ai^ fie mit ©^rifto fc^toanger ging, 
96 S)em ffe^fcr, aU ein önbert^an, 

(3u eint ejcm:()el jebcrman) 

3)en jin6 jubringen über felbt, 

®auon @. Sucag l^at gcmelbt. 
SBir (efen auc^, tnie S)auib ^at 
100 3)er ftoniglid^en SRaicftot, 

5Remtic^ bem ©auf, ob er lool mar 

@in bofer ©üb, t)nb jmnterbar 

3)en S)auib bringen molt ümb^ leben, 

S)annod^ nid^t tooQen toiberftreben, 
105 S)runtb j^n @ott toiber ^at geeiert, 

ä3nb i^m baS Soni^reic^ bef^ert. 
2)agegen finbt man oom 2)atan 

äte einem auffru^rifd^en SRan 

Oefc^riebcn, tnie er in bie l^elln 
110 Ocfaren ift \ampt fein gcfcfln, 

3)ie erbe t^et auff j^ren munbt, 

S)a furn fie anefam<)t ju grunbt, 

S)arju finb britt^olb l^unbert man, [32] 

^abtt) üerbrcnnt üon ftunben an, 
115 So aud^ toarn üon bcr fclben ©ect. 



86 2)te jtoitrad^t 

ajlorale. 
87— J38 = 87 I 60 tocnig al« totr f6nben fein, 

on btot, on toaffer, önb on toein. 
©0 toenig !6nben toit em^em, 
bet Äönig, gürften, bnb ber §errn. 



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11] S)te gabern @fo^)i. 47 

SBctt bife cjcmpcl nic^t crfc^rcit, 

SSnb fid^ cntfcfet für fold^cr |)cin, 

®cr muß ein harter 3)cmant fein. 
äBtmeled^ önb Slbfolom, 
120 SSnb @eba, mcm jte blieben front, 

3Jnb fetten j^rer Dberfe^t 

öetüiefen ünbert^cntgfeit, 

Stbimeled^ mer nimmermehr 

(3)0 er mit feinem tollen ^eer 
125 gur X^ebej lag) fommen ömb^ leben, 

3)afelbji marb jl^m fein lol^n gegeben. 

S)ann unter aün traff j^n allein 

gin arme« SBeib mit einem fte^n, 

2)ai^ i^m ber l^al^ jubrad^ bauon, 
130 2)oS tnar auc^ fein üerbienter lo^n. 
S)er bog bub Seba mer auc^ nid^t 

3ulefet mit einem fc^merbt gerid^t. 
S)er Slbfolom ouc^ nimmemte|r 

So j^emerlic^ erftod^en tnel^r, 
135 8K§ er mit feinem fd^onen ^ar, 

SSmb einen aft öermidelt mar. 
S)er Simri nam auc^ feinen lol^n, 

®S fe^ jefeunb genug bauon. [33] 

SSon einem Somen, SBoIff 
önb (£fel 

®ie 11. gabel. 
/|t @ ^at fid^ auff ein jeit begeben, 
W[, S)o§ jeber beffern muft fein leben, 

Sur jeit, mann man bie Soften ^elt, 
3)a mbnd) önb $ßfaffen lofen gelt, 
5 SSerfauffen ©utter, Ädfe önb 3RiId&, 
SBiemoI man me^nt e§ fe^ nic^t bild^, 
2)er 8lbla| mar ein fd^minber SRann, 
SBer i^tt öerod^t, ber mar im Sann, 

11, 1 Contra potentes, qui abutuntur potestate etc. 



11 = 11 U (232 Verse): 7 ein gteuHd^ mann, 

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48 3)ie gabeln @fo^)i. [H 

®cr ^ai jur fclbcn jctt regiert, 
10 3Jnb Icutfd^Ianbt j^a rool informiert, 

3)iett)eU luir gelbt im ©edtel l^atten, 

SRaofim, SBottfart, Sappen, platten, 

3)ie Ratten tag Dnb natftt fein rüg, 

Sife ba§ i^n jeberman jutrug, [34] 
15 @ic brfitüten ünö fjegferoer« pein, 

3)rumb funbt fein Pfenning pc^er fein, 

SBann pe eini^ Pfenning« mürben gmar, 

S)er ftunb für j^n in groffer fa^r, 

S)rumb ^att man atttoeg ©eelmefe fe^t, 
20 3)a§ j^n murb önfer gelt jut^eil. 

Ser fd^enblid^ äRegmardt ^att ben ritten, 

SSnb molt für atte menfd^en bitten, 

S)arumb er golbt ünb filber nam, 

3)auor man Slbtafe öberfam, 
25 3a dier, SBifen, S)6rffer, Stfib, 

@ah man ber äRefe für feelgereb, 

S)ie leut lieffen jun Slbla^ meffen, 

911« roern fie tott, onb gor befeffen. 

SSnb meil bo§ üoIdE nun alfo tobt, 
30 SSnb ieberman ben Slblafe lobt, 

SDrumb finb aud^ ctlid^ I^ier fommen, 

SSnb motten fc^affen groffen frommen, 

@ie motten beid^ten i|re fünb, 

3)a« man fie Slbfoluieren fünb, 
35 S)a« fie nid^t führen inn bie ^ell, 

@in Som, ein SBoIff, önb ein (gfeß, 

3)ie Ratten fid^ öerpflid^t mit e^n, 

SSnb motten beid^ten inn gemein. 
S)er Som fing erft jubeic^ten an, 
40 S)iemeit er mar ein ©betman, 

SSnb fprad^, ^d) bitt eud^ tieben l^errn, 

Sd& tüott eud^ beiben beid^ten gern, 

$err SBotff, önb jl^r (£r @fet |ecr, 

S)a§ eud^ mein Seichten nid^t befc^mer, [35] 

10 SJnb l^at bie leut tool 11—30 fehlen. 31 2)a ftnb 
33 SSnb tDoIten 40 ein ftrenger mau 



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11] 2)ie %aMn ®fo^)t. 49 

45 ^ab id^ gut l^offnung, 06 id| tt)oI 

&tijanMt ^ai, baS nid^t fein foQ, 

Siutt ift c^ Ic^bcr offt gcfci^c^n, 

2)ai^ id^ ^ab niemanbt angefe^n, 

®rumb iä) juuor miH <)rotcfticrn, 
50 SBo jr mtc^ nid^t fonbt abfoluicrn, 

3)a§ i^r mirS t)or gebt juuerfte^n, 

So lüill id^ metn§ toeg^ mtber ge^n. 
3)cr Saäolff ünb auc^ ber ®fel fc^Ied^t 

3)te antiüorten, SBerftu geredet, 
55 SaSag borfft man bid^ bonn abfolutern? 

3)rumb ift on not^ bein :()rotefttem, 

SBir ftnb toie bu, SSnb bu toie mir, 

S)arumb fo Ia| nic^t gromen bir, 

aSnb beic^t nur ^er, fe^ ünuerjagt. 
60 3)er S6m gum S33oIff önb ®fcl fagt, 

3d^ miQ eud^ gern ge^orfam fein, 

Snb band! eud^ lieben Ferren mein, [36] 

®a§ i^r ntic^ l^Arn molt miQiglic^, 

aWein groffc fc^ulbt befenne id^, 
65 ®ag id) niemanbt, bann jeberman 

(Semalt t)nb t)nrec^t f^ab getrau, 

3d^ ^ab fein I^ier nie gefd^eut, 

^nb f)ab ermurgt aud^ etlic^ leut, 

Saffett bundft mid^ ber fd^mereft fein, 
70 SJnb ^ab üerbient bie emige |)ein, 

Son finbt^eit ^ab id^ fo gemtrdtt, 

Snb mein l^erfe immer me^r geftirdtt, 

49 3d^ miß tjor aber pv, 50 toolt 
51—62 = 51 I 60 loitt xq gar nit lieben an 

ob id) tool bin ber trefftid^ft man. 
S)er motff önb aud^ ber efel fd^Icd^t 
bie anth)urten, bie fad^ ftelj^t red^t 
V ©0 beid^t nur l^er, önb mad^ eg fur^ 
ber ®fet left fonft batt ein furj 
3)er (eh) ber f^radb, bag laut tool grob, 
bod^ Tag id) eud? band^, tf)t önb lob, 
65. 66 = S)ag id^ fo offt gefünbiaet l^ab, 

bnb bin geloeft ein bofter fnab. 
68 3d^ f)ah aud^ treffen etttd^ 69 S)a8 bundet 72 SJnb "iah 
mid^ ^mmer 

£^ Alber US, Fabeln. 4 

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50 3)te gaBeln ®foJ)i. [U 

3nn fold^cr bo^l^cit aUcjcit, 

Snb übcriommen groffcn ncibt, 
76 @S ift mir leibt auff bicfcn tag, 

S)o« xä)^ nid^t all« crjcicn mag. 
®i| fcQ gefagt inn einer @umm, 

SBer meiter beit^ten tüill ber fumm, 

3)od^ toill ic^ öor fein abfotuiert, 
80 SBie id) mit erft f)ah ^roteftiert, 

Sd^ l^off, ic^ fe^ bcr ^ettn entrunnen. 
®ie jmen fid^ l^atten balb befunnen, 

@g mar bie Slbfolution 

SSom Saäolff alfo gefteOet fd^on, 
85 5Riemanbt bid^ be« öerbendfen fan, 

®a3 bu öiel fd^aben« ^aft get^an, 

Du muft bic^ bannoc^ aud^ ernern, 

gSnb foltftu gleich ein Sanbt Der^ern, 

3)a« tl^uftu öon beini^ Slbel« wegen, 
90 (£3 barff pd^ niemanbt für bir regen, 

®ag rec^t geburt bir inn ber SBelt, 

3)aS bu e« mad^ft, toie birg gefeöt, [37] 

@j$ barff bod^ mand^er @belman 

SSerfc^tudten SBagen, 8to6, ünb man, 
95 ®a3 ^ajiu j^a noc^ nic^t getrau, 

5)arumb toirftu no^ el^rlicl ftal^n. 

So grob l^oftuS nod^ nid^t gemad^t, 

Slodö fo öiel öbelt^at öoHnbrad^t, 

SSnb ^etftu gteic^ fo öbel tl^an, 
100 SllS nie juuor fein ©belman, 

So funbt bir niemanbt tragen brein, 

®rumb foltu abfoluieret fein. 
®er SBoIff fing mi^ gu beichten an, 

SBa« er öor lafter l^att getrau, 
105 ©r fprad^, gr lieben Ferren mein, 

ffläolt i^x mir nur genebig fein, 



73 3n meiner 75 S)a3 ift 77 3)a8 
83—86 = 3)a8 t)u öiel bbetö l^aft Qtif}an, 
ba§ ift bir freitid^ angetl^an, 
«8 f6lft bu gleich bie toelt öetjern 93 bod^ tool ein ebelman 
95— -100 fehlen. 101 2)rumb foll bir 102 So foltu 



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11] 3)te SoBerti ®foj)i. 51 

SSnb mittl^ctln ciDcrn guten rat, 

Site bcm, bcr fic^ öcrfünbigt ^at 

ajlit rauben, morbcn, önb jureiffen, 
110 SBai^ id^ nur fal^e, ba§ lüolt id^ beiffcn, 

3c^ f)ob auff crbtrtd^ niemanbt lieb, 

Snb binn fürtoar ein groffer bieb, 

Sd^ nem c^, too id^S Iriegen fan, 

Snb fel^ be^^atben niemanbt an, 
115 3c^ ^öb auc^ burffen leut angel^n, 

S)a§ mir ber junger moc^t öergel^n, 

SaSag foH id^ aber fagen öiel? 

gd^ ^ab getretten öber^ jiel, 

^nb l^ab bei^ bing§ juuiel gemad^t, 
120 SBie offtmate ^ai ic^ bt\) ber nac^t, 

5Rad^ einem raub ömbl^er getrollt, 

®a3 mir fein ©d^fifer nie marb l^oöt, [38] 

@r mu^t pd^ ftetg öor mir beforgcn, 

@3 meer gleich abenbt ober morgen, 
125 2)ie ©c^dpin |ab ic^ offt crfc^redt, 

®ie armen ^irten ojft ertoedt 

@ie borfften nid^t tt)oI jtd^er fd^Iajfen, 

©ietoeil fie lagen be^ ben ©d^affen. 

gd^ l^ab aud^ offt ein ganfee l^erbt 
130 Serberbt, ba§ pe toarn njenig merbt, 

SSnb ob id^ tool gefetget mar, 

5Rod^ mu|t ber ©d^dffer leiben fa^r, 

®ann toann ic^ fein3 mel^r freffen funbt, 

SSnb njarn bie anbem aU gefunbt, 
135 3lo(fy muften pe aud^ galten an, 

3c^ ^cA auc^ opt eim SldCerman 

i£in gaul ertourgt ic^ arger ^nab, 

®a§ er öom p^UQ mup laffen ai. 

3d^ ^ab auc^ Oe^fe, ^^, ftdtber, Schwein, 
140 Snb ®dn| ertoürgt, bie toatn nid^t mein, 

Mnbt id^ mein funb nur all erjeln, 

112 bin attjeit ^in 113. 114 fehlen. 117 Sule^t toag foU 
tdj fagen 120 = gd^ l^ab h)oI offt ein ganje nad^t, 123 fid^ 
am für 125 ^d) Ijiab bie fd^efflin offt 126 SSnb ]j>ab bie 
fd^effet aud^ 127 S)ag fie nit burfften fidler 137 öerberbt 

4* 

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62 S)te gabeln @fo^i. [11 

3cl^ tüolt cud^ tDarlid^ nid^t« öcr^cln, 

3c^ ^off, jl^r tücrbt mir^ olli^ öcrgcbcn, 

@o tüitt ic^ bcffcrn jcfet mein leben. 
145 SSom ©o<)ft ber S33otff ^att SRomfd^ gemalt, 

3)ie manchen ftol^en geller galt, 

3)ag man bem SBotff öergcben folt, 

SSnb abfoluiem t)on ))ein t)nb fd^oU, 

®er arblafe ftunbt für aOe f^eben, 
150 5)cr ©fett lieft ben Somen reben 

®te form ber Slbfolution. 
er fprac^ ju j^m, SBoIff lieber @on, [39] 

Sticht munber ift^, bad bu bid^ l^aft, 

®er @d5aff önb Sdmmer nie gemaft, 
155 SSnb toa^ bu toeiter ^aft gebeid^t, 

SBelc^g bir ift juuergeben leicht, 

^ett ic^ ein folc^en le^ffen magen, 

gc^ lüolt ein ganfe S)orff in mid^ jagen, 

Srumb !an mann bid^ beg nid^t üerbendten, 

160 ®ic fünb lüolln mir bir äße f(|cndEen. 
^ettftu gelobet fttofter leben, 

®o lonbt man bir^ nic^t mot vergeben, 
$ettftu ein aSaßfart ober jioo 
@eIobt, fo tl^et man auc^ alfo, 
165 ®rumb toeil bu ^oft berfetben fein§ 
(Belobt, fo finb mir Icid^tlid^ eing, 
Suft Slblaft frafft finb bir vergeben 
81II funb, boc^ beffer auc^ bein leben. 

145 Ficta Papisiarum poeniientia, so lang die Kar- 
rvoch wert. 

152 Muiuum muH sedbunt. 
161 Exceptiones Papales. 

145 SßolfQ Seh) Zwischen J46 und 147 == 

146 n 2)ie fam bem Sßolff l^ie aucö ju gut, 

er müft fonft (eiben l^eßifd^ glut, 
^ag lieg ber @fell aud^ gefd^el^en, 
V tjnb ]j>atten§ für gut angefel^en, 

161 = §ettftu öerlobet Sungfratofd^afft, 

bamit ber Slblag toenig fc^afft, 
SSnb lj>ettft öerlj^eiffen flofter leben, 
165 ber jelbigen 168 aud^] nun 



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11] 3)ie gabeln @fo^)i. 53 

®a ttiuft bcr ®fd beichten aud^, 
170 ®cn ^icttcn fic beb öor ein gaud^, 

@r muft \id) öor bebenden lüoll, 

SBo^ er ben be^ben Seichten foll. 
Sllg er fic^ nun ^att mol bebad^t, 

SBaS er für lafter |^ett öoanbrad^t, 
175 ®a feßt ftm inn ein fd^tüinbe tl^at, 

33egert baruber guten r^at, 

@r flJrac^, gd^ l^ab ein bofe geroiffen, 

3d^ ^ab ein mal mein ^txxn befc^iffen, 

®a^ Hag ic^ euc^ mein lieben |)ern, 
180 SBiemot id^ forg, jl^r merbt nid^t gern, 

@in folc^e funb vergeben mir. 
Sie f^rad^en lafe nid^t gramen bir, [40] 

Sag ött^ nur ^er, toxt^ fet) ergangen, 

2)u fanft nod^ mol genab erlangen. 
185 3)er ©feil fing ju beid^ten an, 

3Rein ^err ber mar ein farger man, 

S3e^ bem fürt id^ ein ^arte^ leben, 

@r molt mir nid^t jufreffen geben, 

SBog id^ eud^ fag, ba§ ift fein tanbt, 
190 @r jog mit mir fern öbev t(\nbt, * 

S)a id^ ein^ abenbts ^att ä^fafi, - 

SSnb muft mit einer fd^meren laft 

®eÄ onbern tagg belaben fein, 

SSnb le^b öor junger groffe \>tm, 
195 SBie id^ nun ^ott ein berg jufteigen, 

SSnb muft im meg fd^ier bleiben teigen, 

S)a fürt mic^ mein $err an eim jaum, 

S)a§ id^ i^m funbt gefolgen faum, 

S)a3 ftrol, iai er in fd^ul^en ^att, 
200 (SBietüoI mic^g martic^ menig batt) 

2)ad nam id^, aU ^erauffer gudft, 

SSnb f)ab e^ l^inber j^m öerf^Iudtt. 

S)a^ l^ot mein |)err nod^ nie erfarn, 

So burfft id)^ and) nid^t offenbarn, 
205 @r ^ett mid^ fonft erfd^Iagen gar, 



172 ben ah>eten 173 ^a er 175 gfd^toinbe 181 funbe 
189 eud^ beid^t, 



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54 3)ie gabeln ®fo^)i. [U 

3)aS ift mein groftc funb furtüor, 

SRod^t id^ bauon crtofct fein, 

SKic^ bcud^t, mein fad^ ftunb miber fein, 

^unbt id^ ben Slblog auc^ erlangen, 
210 3)en ^err SBolff ^at öom Sapft empfangen, 

@o lüott id5 gern t^un, toai id) funbt, 

5)aS id) erloft murb öon ber funbt. [41] 
Sie fprad^en, ba§ ift tnarlid^ fd^luer, 

S)ie funbe luirbt bir nimmermehr 
215 Sein 93apft öergeben ^ie auff erben, 

S)rumb fanftu nimmer fetig merben, 

®ein funb bie ift bod^ öiet ju grofe, 

3)er ©a<)ft fan bid^ nid^t f<)red^en lofe, 

3)u bift beim $erm gemeft üntretü, 
220 SSnb mann bu ^ettft ein emige rem, 

@o funbt man bir nid^t ^etffen braufe, 

5)rum6 ift§ ganfe önb gar mit bir aufe. 

5)ann bendt bu ftm bo^ felber nod^, 

06 bu nid^t l^abft gefunbigt ^oc^, 
226 SBa^ me^nftu, bag braufe morben toer, 

SBann bu beim Ferren öngefe^r 

3)ie ferfen ]^e>ft .gebiffen ab? 

S)rumb fagen'Wir bu arger fnab, 

3)ag id^ ber Soro, 6nb SBolff mein ^ed^t 
230 5)id5 merben ftraffen ^ie mit rec^t, 

®S foft bid^ ^eut bein leib önb leben, 

®^ fan t)n§ niemanbt toiberftreben. 

H aRorale. 
@g ge^t nid^t anberS inn ber toelt, 
S)enn toie man l^ie ben @fet l^ett, 
235 5)ag man fein burd^ bie finger fid^t, 
SBann burc^ bie groffen $errn gefc^ic^t, 
®in fd^enbtlic^ t^at, 910 bubere^ 

236 J)at ueniam coruis, uexat censura colutnhas, Jesus 
Sirach cap. 13. 

210 = 2)en ^l^r öon 9l6mern l^abt empfangen, 213 trartic^, 
baS ift 218 Sir !6nben bid^ 225 Sßic me^nftu, toaö 
228 b6fet fnab 230 ^ie fehlt. 



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11] 3)ie gabeln tSfoJJi 55 

®tc mögen fic üollnbringen frcQ, 

SSnb tt)cnn ein armer l^at getl^an 
240 ®n Heine fünb, fo mu§ er bran, 

Wlit bem tan man nic^t bifpenfiern, [42] 

SJnb niemanbt n?ttt j^n afifoluiern. 

5)od^ foltu ntd^t barumb üerad^tcn 

S)ie 66fc ^errfd^offt, fonber trachten, 
245 S)a§ bu bi^ ^attft, mie fid^S gepurt, 

SSnb 06 bein $err ein leben ^rt, 

3)a3 bubifc^ ift, fo ^ut bu bic^, 

@S ift mit bem juuiel, bag fi(| 

5)ein l^err alfo öerfunbigt fel^r, 
250 öitt bu ©Ott, ba^ er fid^ befer, 

3Jnb ric^t be^ teib fein auffrul^r an, 

S)araufe nichts guteg folgen fan. 

®a lüiitu fein ein frommer man, 

Snb bein ^err ^at bir önrec^t tl^an, 
255 Snb tott)^ öon bir fein Dbeltl^at, 

©0 leib, toie Kl^rift gelitten l^at, 

2)ag mirbt gereuen nimmer bid^, 

Snb toirft ®ott« ffiinbt fein etoigtid^ .*) 

H $ie^er gel^ott auc^ ba§ SRorate ber fiebenben 

Sabett, ba§ fid^ ein jeglicher ju 

fein§ gleid^en ^atte. 



245 Contra sediciosos. 



241—245 = 241 i S)a fan man nit mel^r bif^enfiern, 
fo fan man aud^ nit abfoluiem, 
©0 f^rid^t man ba§ fei ®ot 'geftagt, 
bauon fei t|t aenug gefaßt 
V 3Wan rebt öon Bößen Ijfie attein, 
baS nit ber toKe ^6ffel mein 
aJlan mu^ a(fo bie ^errn berad^ten. 

e§ fott ein ieber felber trad^ten, 
2)a§ er fid^ ^alt, toie fid^g ge^jürt. 

246 Db fd^on bein 248 bem genug bag 251. 252 fehlen. 
253 9Snb fo bu bift e^n 254 §err tviU bid^ greiffen an 
256 ©l^riftuS 258 toirft be^ ®ott fein *) das folgende 
fehlt. 



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56 2)ie gabeln ®fo})l [12 

iBon einer (&tt)%, t)nb ei^ 
nem SBoIff 

3)ie 12. gobel 
/HjtSlSl faflt t)on einer olten ©c^fe, 
^jfjl SBiemoI man eigentlich nit toe^fe, 
3n melc^em lanb e« fe^ flefd^el^n, 

@o !§a6 ic^d felbft aud^ nic^t gefel^n, 
5 3m @c^mei|erlanbt ift« freiließ nid^t [43] 

®efcl^e!§en, bad ift au^gerid^t, 

SBe« man bo felbfi fein SaBoIff nid^t leibt, 

3d5 ^alt, e« foll öon gulb nic^t meit 

©efc^el^en fein im Slaffetoer lanbt, 
10 3)afelbft ift mir ein ©tabt belont, 

Sie !§ot i^rn namen öon bcr Oe^fe, 

SBBie ic^ boffelbig nod^ mol me^fe, 

äSBonn man Don t^ulb gen Sifenad^ 

SBäitt ge!§n, önb lompt f^ier bife gen god^, 
15 @o ligt bie ©tabt gur redeten l^anbt, 

3Rit namen Oe^ffen mirbt genant, 

Sticht fem öon bannen, ^alt ic^ fre^, 

2)ad bi| gefd^id^t gefd^el^en fe^. 
©0 njofien toir nun je^gen an, 
20 9Bad boc^ bie gut @eQg l^ab getl^an. 

Sie (Be^B bie |att ein e^gen ^an^, 

Sil« fie nun in bag felbt l^inaufe 

SBBoIt tüeiben gel^n, gebadet fie mott, [44] 

3)er aaSoIff ifi atter fc^alcfeit öott, 
25 2)rumb fagt fie ju j^rm SodHein gart, 

Sd^ i)ai bie l^au|t^ur mol öcrmart, 

Se^ leib fel^ gu, lafe niemanbt ein, 

3)u aaer liebfteg Socfelein, 

Snb önter be2 fe^ ftill önb frum, 
30 ^fit h)oI, bi§ ba2 id^ tüiber !um, 

3c^ min gel^n bei) ben SBeibenpfabt, 

^nb min mein bduc^Iein effen fat, 

3)a2 id^ bir bring ben 2Remm öoll mild^. 



12, 1 Quam salutare sit obedire parentibus, 
25 Cura parentum erga prolem. 



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12] 2)ie gabeln (Sfo})t. 67 

3)a$ idf bad tl^u, Vjt rec^t t)nb billc^. 
35 3)cr aaSoIff öcrborgen ftunbt ^ie aui 

SSnb l^ört bie alt (Se^B f^t^ bem l^aug, 

@r bad^t, bie fac^ toirbt tocrben gut, 

^(f) tDcrbt nod^ l&abcn guten mut, 

Snb öberfommcn glucf önb l^c^I, 
40 ^ai Sodtlein totrbt mir noc^ gut!§eil. 

3)a l^arrt er be^ ein l^albe ftunb, 

Snb laum fo (ang ge^arren lunb, 

SSife er gieng au§ bem aln l^erfur, 

S3nb mad^t fid^ öor ber ©c^ffcn tl^ür, 
45 SSnb ficng aU bolbt ju ftopffcn an, 

S3nb meljnt, jl^m tüurb balbt auff gctl^an, 

Snb rieft (^ic ^^ öicl fd^alcf^eit tne^^) 

äfö ob er lüer bie alte ®c^6, 

SSnb ^rad^, 2Rcin liebfte« Söcflin jort, 
50 SP öwc^ bi^ tl^Ä^ "oc^ tüol üertoart 

Sorm bofen SBBoIff? Stun Ia§ mic^ ein 

3)u aller liebfte^ Sodlin fein, 

3c^ lom je|t t)on bem SBeibenpfabt, [45] 

Snb l^ob gemacht mein bduc^Iin fat, 
55 Den memm DoQ milc^ l^ab id^ bir bracht, 

SSnb jmmerbar an bid^ gebac^t, 

$nb ift auc^ bidc^, baS ic^ bad tl^u, 

S)ann mir nid^tS lieber ift bann bu, 

3c^ molt fein groffer freub erleben, 
60 3)ann ba2 id^ bir ben memm folt geben. 
3)a gieng ba2 jung 836cflein l^erfür, 

SSnb trat gcmad^ bife on bie tl^ür, 

®ebad6t, obS ouc^ bein mutter fe^? 

SBerS nur nic^t eitel bübere^, 
65 ®g rebt fc^icr tüie mein SKüttcrlein, 

SBie fan fie fo balbt fommen fein? 
3)a fal^ es burc^ ben riß l^inaufe, 

Snb fi^t ben aSBoIff fte^n für bem ^aufe, 

Snb f^Jric^t, bu lompft mir nid^t !§ierein, 
70 J)u bift bod^ nid^t mein mütterlein, 

I)rumb lüill id^ bic^ nid^t laffen ein, 
70 Obedientia filiorum. 



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58 25i« gabeln ®foi)i. {ß 

2)u rcbft mol, mic bie mutter mein, 

aSnb mod^tft boc^ mol ein mörber fein, 

2)u fi^ft mic^ an burc^ biefen rife, 
75 2llg ob bu ^abft ein SBoIffg gebifc 

2)u fel^tft, ic^ fomm bir nic^t jutl^eil, 

aRcin leben ift mir nod^ ni^t feil, 

3cl^ tüort, bi^ baS mein mutteriein 

$er!6mpt, bie miß ic^ laffen ein, 
80 2)ann finber folln gelorfom fein. 

H äRorale. 
S^r ünber folt bife 836delein, 
gud^ üntermeifen laffen fein, [46] 
®olt tpirbt euc^ glud ünb ^e^I befeuern, 
SBann i^r bie eitern i^alt in el^m, 
85 darüber mirbt eud^ S^riftuS geben, 
So i^r aud^ gtdubt, ba« emig leben. 

SSon einem SBoIff, önb einem 
gemolten $au<)t 

5)ie 13. Sabel. 

J31 eine« Söialerg mercfftabt fam 
ein aaSoIff gegangen, ber mor jam, 
SSnb tüie ein menfd^, mit feinem munb 
©emel^nt war, bag er reben funb. 
5 aRan fagt, e§ fe^ ein guc^fe gemefen, [47] 
@o ^ai i^ t)on eim SSBoIff gelefen. 
®g i)ai^ nun gleich ein aSBolff get^an, 
Ober ein gud^f, ba ligt nid^t an. 
2)er SBoIff fa^ in beg aRaler« l&oufe 
10 @in ^aupt, ba« mar nur ober ou| 
®emalt, mit folc^er fc^onen prad^t, 
äW ^ettg Saui: SRaler felbft gemacht. 

S)er aaSoIff fc^atüt fte lenger, i^e me^r 
3)ag bilbt, ünb fic^ öermunbert fe^r. 



13 l Contra hypocrisin. 



18 = ®^n gut böd^ öon ber ©l^e 2C. 1536. Q^üj^ (44 Verse): 
6 e^nem 8 lißt auc^ nit 



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13] 2)ic gabeln ®foj)i. 59 

15 Swicfet fing er ju rebcn an, 

9tun ^ai ic^ bod^ nod^ nie fein SKan, 

ä)tit fold^em fd^onen angefleht 

2Rein leben tang gcfc^en nid^t. 
©arnad^ gieng er nd^er ^inan, 
20 2)ag fd^onc §aupt jufe^en an, 

SBie er ^ott oc^t auff feinen munbt, 

Snb merdt, bo§ er nic^t rebcn funbt, 

^a fprod^ er, bo§ ift marlic^ fein, 

S)u fte^ft ollba nur ju eim fd^ein, 
25 5ßfe^ bid^ on, bu ^c^Iofer tropff, 

5)u bift ein grober @fclg lo^jff, 

@o lang id^ ^ie geftanben binn, 

(Sebac^t id^ ftetS in meinem finn, 

S'ein meifer menfc^ totx, loeber bu, 
30 SSnb weift t)iel Weniger, bann ein ^u, 

5)er SSilbtfd^nifeer ^at bid^ gemacht, 

Snb in beg 3RaIer2 toercfftobt bracht, 

S)a2 er bid^ folt alfo formiern, 

SSnb muft bie leut fo fein öcjiem 
35 SKit falfc^em fc^ein. Sld^ pfetj bein ftirn, [48] 

3)u l^aft meber öernunfft nod^ l^irn, 

@^ ift fc^ob be^ bem fterben mein, 

2)ag bu fo l&übfc^ gemalt folt fein. 
Sc^ bin fürtoor auc^ felber grob, 
40 2)a§ ic^ bir gab ein foId^eS (ob, 

SSnb ört^eilt bid^ nur nad^ bem fd^ein, 

SJnb bin alfo betrogen fein, 

S)rumb mttt ic^ mid| l^emac^ furfel^n, 

®§ fott mir nic^t mel^r not gefd^e^n .*) 
H aWorate. 
45 SBann bu ein fc^fine perfon bift, 

SJnb feine tugenbt inn bir ift, 

@o l^at bic^ bein geftalt üerftelt, 

$ad niemanbt eitoa^ Don bir l^elt. 

19 er mel^r ^inan 20 fc^6n 24 fte^eft alba nur ju e^netii 
25 = ^d} J)fei bi^ an bu red^ter troff, 28 Tlt\)nt xd) furtoar in 
33 alfo folt 43 furtljiin *) Es folgt nur noch: 2)aÄ liorale 
finb man in meinen fabeln. 



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60 2)ie gabern @fo»)i. [13 

Sft einer ^übfc^ önb from baneben, 
50 9Snb fül^rt ein fein öernünfftig leben, 

2)cr ifi jmifeltifl ^iibfci^ önb fc^on, 

9Snb ift ein eblc, merbe hon. 

Sunft fte^tg öict feiner, l^efelid^ fein, 

SJnb from baneben, meber fein, 
55 9Snb gtfftig, önb im l^erfeen faul, 

9Snb tüeic^er l^at ein fc^om})ffcr maul, 

9Snb feiert ba^er mit ftolfeem pxa(!)t, 

äSnb toiU t)on allen fein gead^t, 

®er ift bennod^ ein red^ter fd^elm, 
60 SBBann er fd^on trug ein gulben !§etm, 

S3nb wer er nod^ fo l^od^ geborn, 

$at er fein Slbel boc^ öerlom. 
3)rumb ^6r gu lieber Sbelman, 

9tem biefe Idr mit bemut an, [49] 
65 3)end nid^t, bag bir au bübere^, 

SSmbg äbcfö toittn erleubet fctj. 
2)ann wann mutwifl ben Slbel jiert, 

S3nb fonft fein beffer fruc^t gebiert, 

S)ann alte gute Wr öcrac^ten, 
70 @o fanftu gwar mol felbft betrad^ten, 

9S3a$ boc^ iVLle^i baraug tübU werben, 

Siemlid^, ber grofte bub auff @rben, 

3)cr mu| ber aller ebclft fein, 

5)ann ftunb ber abel med^tig fein. 
75 SBog r^iimftu bid^ be« Slbefö bann? 

SSnb fprid^ft, bu fei^ ein ©betman, 

Snb r^ümft bic^ be^ Slbel« allein, 

S)cr bir mit öielen ift gemein? 
©prid^ftu, 3c^ ^ai ein fojttic^ 5ßferbt, 
80 3)a« 5ßferbt mac^t nic^t ben Slbet werbt, 
©pric^ftu, 3d& l^ab ein gulben S^^m, 

3)cr 3öum mac^ ebel, glaub ic^ faum. 
©prid^ftu, 3d^ l^ab ein gulben ©abel, 

S)er ©abel moc^t nid^t gut ben Slbel. 
85 2)u fprid^ft, 3c^ l^ab ein feine« ©d^Iofe, 

59 Contra ignohiles nohiles, Non faciunt equum me- 
liorem aurei frenu 



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18] 2)ie gaBcIn @fo})t. 61 

SBann bu bürju ^cttft taufent aiofc 

Sa aud^ bag lürcfifd^ Sc^fcrt^utnb, 

@o biftu nodf nid^t @bcl brumb. 
@})rici^ftu, 3ci& fouff ein groffen SaBein, 
90 S)a^cr fonftu nic^t ®bel fein, 

Ser nom ftunb bir tüol beffer an, 

5)ag man bid^ ^icfe ein ©felman, 

S)ann lüonn bo§ fauffen ebel mac^t, 

So ^ot öortenflft ju »egcn brad^t, [50] 
95 ein Dc^fe ben Slbel, önb ein ftu^, 

5)ie toern rool cbler toeber bu, 

Sa freiließ finb fie ebeler, 

^aruttib, ia^ fie nic^t trincfcn mcl^r, 

5)ann i^r natur mol leiben mag, 
100 Du fcuffft bie nod^t auc^ ju bem tog, 

SSnb fc^merfi ®ott« tauff, ®ott« ©ocrament, 

3)arburd^ mirbt (Sottet el^r gefd^enbt, 

©ein blut, fein matter, tounben, pein, 

aWufe bcineg fd^mern^ ein örfod^ fein, 
105 SRebft fc^ampffer mort öon l^ureretj, 

"äU ob fein (Bott im l^imel fe^. 
2)rumb tüie ©fau ber erftgeborn, 

^ai feine erft geburt öeriorn, 

ällfo bem Slbel aud^ gefd^ic^t, 
HO 3)a2 er fid^ machet felbft gu nid^t. 
Die böfen buben me^ne id^, 

SBBer fid^ finbt fd^ulbig, beffer fid^, 

@in guten frommen dbelman 

SSiQ id^ nid^t angetaftet l^an, 
115 So toolt jl^n lieber l^elffen ^jreifen, 

Snb mo id^ lonbt, grofe el^r beioeifen. 
J)rumb min ber äbel l^o^er fd^toeben 

Dann anber leut, fo mufe er leben 

e^rlid^, önb gut ejempel geben, 
120 Snb allejeit nad^ tugent ftreben, 

So finb fie !§oc^geborne ^errn, 

Snb leud^ten toie ber morgenftern, 

Snb finb be2 armen öolcfg lucern, 

Sin fold^en Slbel lob id^ gern. [51] 



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62 2)ie gabeln ®fo})i. [IJ 

125 3)en Swnflfrolücn fei« ancf) gefagt, 

Sft eine nun ein fc^öne magt 

@o fe^ fie ju, iai fie fid^ ^olt 

Sllfo, auff ba« i^r fein geftalt, 

2)urci^ feine, jud^tige geberb, 
130 S3nb erbarfeit öiel fc^oner werb, 

®a2 mercf bu fd^one« Swngframlein, 

Safe birS mit emft gcfaget fein. 
SSnb bie bu btft ein fd^one« SBeib, 

(Sebencf önb ^alt leufd^ beinen leib, 
135 ®g ift etmo2, bo2 bu bift fein, 

Sie juc^t lafe bir öiel lieber fein. 

Ouidius. 
Si mihi difficilis formam natura negauit, 
Ingenio formae damna rependo meae. 

Idem. 

Ingenij dotes corporis adde bonis. 
Forma bonum fragile est, quantumque accedit ad 
annos 

Fit minor, et spacio carpitur illa suo. 
Nee semper uiolae, nee semper lilia florent, 

Et riget amissa spina relieta rosa. 
Et tibi jam uenient cani formose eapilli, 

Jam uenient mgse quae tibi corpus arent. 
Jam molire animum qui duret, et astrue formam, 

Solus ad extremos permanet ille rogos. 
Nee leuis ingenuas pectus coluisse per artes, 

Cura Sit, et linguas edidicisse duas. 

Idem. 
Ergo age fallaci timide confide figurae, 

Quisquis es, atque aliquid corpore pluris habe. [52] 

Bias. 
lu speculo teipsum contemplare, et si formosus 
apparebis, age qua? deceant formam. Sin deformis, quod 
in facie minus est, id morum pensato pulcliritudine. 

125 Morale für 7veiber und Jungfrarven. 

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14] 2)ie gabeln @foj)i. 63 

Son einem Sotoern, önb 
einer ©d^Ianflen 

5)ie 14. gäbet 
]7^3@ S3ogeI§berfler fagen fre^, 
ll| S)ag bi^ bej9 j^n gefc^e^en fc^, 

3)auon id^ j|e|unbt fc^reiben will, 
Srumb l^ort mir ju, ünb fd^mciget ftill, 
5 ®S fifet bafclbft ein frommet äRend^in, 
S)aS ]^ei|t mit namen Siefeen^end^in, 
©ein SBeiblin l^ci^t mit namen Srein, 
@2 fön furmar gcfd^el^en fein, 
3)rumb id^g nid^t öor ein ^abtü fag, [53] 
10 Sie leben it\)\> auff biefen tag. 

5)a« SBBeiblin funbt fid^S nic^t ermern, 
Sie muft ein ftinbelein gebern, 
S)a« aRdnnlin fal^ tjbel jun fad^en, 
SBeil e« !§att no4 öiel ^äm^ jn mod^en, 
15 S)rumb molt« ftm angelegen fein. 

gr fprad^ jum SBeib, 8ld& liebe Ärein, 
SBa« mad^jhi bod^? ma§ jei^pu mid^? 
SRid^t mac|g linbt jefet, ba2 bitt id& bid^, 
S)u fid^ft, bag mir mn^fetig pnb, 
20 9Snb milt jefeunW mad^en ein finbt, 
9td^ tiebe ^rein, öerjiel^ bie fad^ 
@in Keine meil, önb tl^u gemac^. 
@2 fön üom felben SSdmerlein 
3Bad nad^ folgt aud^ gefd^el^en fein. 
25 @g fanbt in einem SSBinter !olt, 
2)0« ©dmriein in bem groffen SBalbt, 



14, 1 Contra ingratitudinem. 



14 = 7 ü (37 Verse): 
1—26 = 1 I Ob bid^ ßeluft, fo glaub baran, 

man fagt, eg f6U )u Sanb^el^an 
3m SSoßclfbcrg gcfd^eljicn fein 
bag felbig boldlin i^elt fid^ fein 
V SSnb gleubt anS ©uangelium 

baburd^ bie fünber merben frum. 
®g ift getoeft ein tointer lalt 
ba pnbt ein 95ah)er im 3lj)t^h)aU 



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64 2)ie goBeln (S^opl [I4 

©in ©d^Iaiifl im fd^ncc, bic toax fc^icr tobt, 

SSnb Ic^b öor fditc groffc not, 

3)a« Sdwricin war fo fd^Ic^t önb gut, 
30 X^et i^r fein le^b, wie mancher t^ut, 

©onber ^ub fic auff aufe bcm fc^ne, 

S3nb mar i^m mit ber ©d^Iangcn toel^, 

®r brod^t fie mit ftc^ in fein i^au^, 

SSnb jog fic aufe bem ermein rou§, 
45 SSnb legt pe bc^ ein groffeg feior, 

3)onn ^olfe ift bafelbft nimmer t^emr. 

SaSic nun bic ©d^Iang log be^ ber glut, 

@r^o(t fic miber i^ren mut, 

2)e2 gifft« lam j^r fouiel bauon, [54] 
40 3)e« Iriegt bag »dtorlin bofen lo^n, 

2)o§ gifft fc^ütt fie balbt öon i^r oufc 

Scrgifftet i^m boS ganfee ^oufe. 
S)o2 mmlin liejf ^erju fo balbt 

Snb \pxa^, bo2 bcin ber l^enger toalbt, 
45 $ob id& lein anbern band öon bir, 

2)ann eitel gifft, bag gibftu mir? 
3)ag ©dmrfin feumpt fid^ auc^ nic^t lang, 

®rtt)ifci^t gar bolbt ein longe ftang, 

SSnb ]pxad), J)ag bic^ ba2 folbel an, 
50 SBißu tobten mid^ ormen man? 

Sci& l^ab erl^often bir bcin leben, 

S3nb toilt mir fold^cn lo^n bron geben? 
H aWorale. 

Sd& f)oli laum, ba2 auff erben fe^ 



32 Misericordia, 40 Ingraiitudo. 



29 3)er Satocr 
35—38 = S5nnb Tegt fte be^ ba§ fctocr Ijiin 

önb rafft ein großen arm öoU fj)in, 
S5nb mad^t ber fd^langen ein groge glut, 

ba§, ba bie fd^tang erljiott i^m mut. 
40 2)c§ nam ber Saioer 42 SSergifftigt 43 S)er Satocr 
44 ber teuffcl ioalt, 47 2)er Samer feumjjt fid^ ba nit 
49—52 = SBelau« bag bid^ ge baS falbel an, 

Wiitü t6bten mtd^ armen man, 

önb id) bein leben erbalten ban? 
63—56 fehlen. 



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15] 2)ic gabeln @fo»)i. 65 

@tn groffcr fc^onb önb bübcre^, 
55 S)ann mann ein mcnfc^ önbandfbar i% 

93nb aller moßl^at gan^ t)ergift, 

9loc^ lompt e2 offt, ta^ bu bem gut 

©rjeigft, ber bir bann öbeld t^ut, 

S3nb bu atfo für bein tnoltl^ot, 
60 ©mpfengft öon i^m gar Keinen r^at. [55] 

S3on einem Sßfl^wnbt 
S)ie 15. gabel. 

/jT© ^att ein ^err ein guten |)unbt, 

Ur S)er altera falben nid^t me|r funbt, 
@in $a|en Italien, toann fein $err 

S^n mant, funb er nic^t lauffen mefr, 
5 Snb ob er glcid^ ein SBilbt erlieff, 

SBBann j^m fein ^err fo l^art gu ricff, 

S3nb er fid^ eilt, ünb war nic^t faul, 

@o l^att er ba lein genn im maul, 

3)en ^afen funbt er nid^t bel^alten, 
10 S)eS mu§ beiner ber Seuffel malten, 

®pxa^ ba fein $err, ein jornig man, 

S)cr ^unbt fein befteS ^att getrau, 

3iod^ fc^alt er il)rt, önb fc^Iug j^n fe^r. 
3)a f^jrad^ ber §unbt, 9tc§ lieber ^txx, 
15 3c^ bin nun alt, 2Bag jei^ftu mic^? [56] 

3c| f)ai^ boc^ nie Derbient t)mb bid^. 

f)a id^ toax jung, t^et id^ bog beft, 

Snb lunbt bie §a|en galten feft, 

3d^ fie^ mid^ nie fein mu^ üerbrieffen, 
20 Snb l^offt, i^ Joltg ^ernad^ genieffcn, 

SBBann ic^ murb alt, önb nid^t me^r funbt, 

2)ag id^ qU bann gnab be^ bir fünbt. 

©0 fe!§ id^ nun ba2 miberft)ill, 

15, 1 Iterum contra ingra titudinem, 

57 @g fom^t gar offt 60 feinen rat. 

16 = 15 ü (56 Verse): 4 mant] Be^t 5 S5nb toann er 
fd^on e^n 6 = S)a ^l^m fein l^err alfo gurieff. 10 bein auc6 ber 
11 ba] balb 12=»S)er l^unbt ber Ijiatt fein beft getl^an, 14 fd^aU 
17 3Bo Ijiab id^g ^e 20 SSnb me^nt, 

£. Alberus, Fabelu. 5 

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66 3)ie gabeln @fo»)t. [15 

9Snb mcrcf Icibcr toog mcrbcn toitt, 
25 3)ad man be^ toiVi fein gnab ntd^t ^an, 

S)c^ man ntc^t mc^r gcnjcffcn fan. 

3)a ic^ noc^ junfl toax, m\> flcrab, 

äSttb tt)ar btr bagumal fein f^ab, 

3)0 ^att id^ flrojfc gunft bc^ bir, 
30 SBcil idf nnn olt bin, fo mcl^ mir. 

SBBonn bu nun mcrft ein boncfbar SWan, 

So murbeftu gebenden bron, 

9S3ie id^ be^ meinen jungen tagen, 

S)ir funbt gar offt ein feilbt eriagen, 
35 S3nb war bir lieb, S^fet toerS ouc^ fein, 

S)ag id^ geno^ bcr iugenbt mein, 

9htn id| nid^t binn ein merber gaft, 

@o ge^, Dnb !§encf mid^ an ein aft. 

So faftu mir genug getl^on, 
40 SSnb bleibft bo(| mol ein erbar man 

3n biefer bofen fd^noben melt, 

äein frommer aber t)on bir l^elt. 

H äRorale. 
SBie mc^nftu aber ömb ben $unbt, 
Db er nid^t reb ben redeten grunbt? [57] 

45 ®ibt er feim l^errn nid^t red^t befd^e^t, 
3)a er ftrafft fein önbandbarf eit ? 
(B^eti» nid^t alfo ju inn ber 9Be(t, 
3)a2 niemanbt treto beim anbern ^elt? 
(Sd (aut mo( fd^enMid^, bad mand fag, 

50 3lodf ligt e2 au ju Ilar am lag, 
@o (ang biftu e^n lieber man, 
J)ie meitt man bein genieffen lan, 
SSnb wann biri? bann om gut gebricht. 



25 Nil nisi quod prodest, charum est. 30 Inuidiosa 
ueiustas. 37 Est aliqua ingrato meritum exprohrare 

•uoluptas, 47 Turpe guidem diciu, sed si modo uera 

f atemur y Vu 'gus amicittas utilitate prohat Donec eris fodix, 
multos numerabis amicos, Tempora si fueritit nubiia, solus 
eris. 

35 Se^t] nun 41. 42 fehlen. 

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16] 3)ie gfobeln ©fo^i. 67 

@o bcncft man beiner tüolt^at nid^t, 
55 3ö ^önn bein fac^ fte^t mol önb fein, 
So werben öiel freunb ömb bic^ fein, 
©0 balbt e« bir tnirbt öbel ge^n, 
@o merben toenig be^ bir fte^n. 

SSon ber Serge geburt 
S)ie 16. Sabel. [58] 
/jT® ift nic^t lang iai bi^ gefc^al^, 
UT 3)og man bie Samern louffen fa^ 

8lu§ ntand^em lanb, mit groffer jal, 
Su einem 95erg be^ (Srimmentfal, 
5 ^a gab man fnr ein nem gefc^re^, 
3laä) bem bie reb finb mand^erle^, 
2Bie bag ein S5erg geberen robH, 
2)ar«mb fid^ niemanbt fdumen fott. 
S)a lamen fie mit groffer mac^t, 
10 3)er ein mit fid^ ein Sftc^ffen bra^t, 
2)ie felber ferner fc^Iagen funbt, 
Snb ^att ein föittel ber tnor bunbt. 

3)er anber brad^t ein ^ellepart, 
Snb toar gefd^icft ju biefer fart, 
15 @r fam, t)nb fd^naubt gleid^ tnie ein gaul, 
Snb go^ ein gtüicfbart bc^ bem maul, 
2)er tnar einr etn long, ober bre^, 
aSnb fa^ aU Idm er oufe Sürcfe^. 
3)er britt ein groffer Sonbt^Inec^t mor, 
20 SSnb brangt bal^er, aU mx er^ gar, 
SBeit er ein fd^meren fotben trug. 

3)er öierbt |ielt fic^ tjor onbem ftug, 
3)erfelb mit nomen 2)6ner ^k% 

55 SSnb tomn 57 93nb toenn eS 

16 = 14 ü (94 Verse): 3 mit] im (mit üi) 7 ein] ber 
9 ©ie famen bar mit 12 SBnb trog 13 trüg 15 = 2)er felb 
flefett toar aut^ nit faul, 
17—28 = 17 I S)er britt e^n groffen folben trog, 

ber öierb l^ielt ftd^ fürn anbem flog, 
2)ieiüeil er fürt jtoe^ tüa^^n fein, 
e^n armbruft önb e^n fc^cffelein 

5* 

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68 3)ie %ahtln @fo»)i. [16 

SSnb fid^ furtoor bcbundtcn tiefe 
25 @r »er fein ©otp, @r toar nic^t faul, 

Snb brad^t mit fic^ ein Weien faul, 

^ai nod^ barju jtoe^ tooffen fein, 

©in SBurffbort, tjnb ein ©d^öffelein, 

S3nb r^e^t auff einem muttergoul. 
30 J)o fom ber funfft, önb toax nxdft foul, [ö9] 

SSnb brad^t mit fid^ ein lange ftang, 

3ladf biefem feumf^t fid^ auc| nic^t lang, 

3)er fed^ft, ber tnar jomig ünb ftolfe, 

SSnb brad^t mit fid^ ein ftröem bol^. 
35 ^er pebenbt mar ein ftrenger man, 

SSnb l^att ein l^ol^em $fan|er an. 

2)a fam ber ad^t Dnb brad^t ein flegel, 

3)arnad^ ber ncunbt mit einem ©d^Iegel. 

^er je^enbt mit bem Sifen ^ut, 
40 3)er trug ein äReffer ba« mar gut, 

SlDein t^et jl^m bad t)ie( ju le^b, 

2)ad \i)m jubrod^en mar bie @d^e^b, 

(Sr molt fie gleid^mol laffen ^jlaien, 

@o muft er fid^ öon bannen jjaden, 
45 3)iemeil ber ^auff fo ford^tfam mar, 

Snb fid^ beforget groffer fal^r, 

81K murb ber S5erg nun balbt gebem, 

3)er eilfft lunbt mol hojc marter fc^mem, 

S)er jmolfft fd^mur be^ bem ©acrament, 
50 Snb findet barju funff Clement, 

granfeofen, Seitin, föore^ raud^, 

S3nb fal^ nid^t t)ngleic^ einem (Baud^, 

aiuff erbtrid^ lunbt er fonft nid^tS me^r, 

S)ann ba2 er fc^mur boj marter fel^r, 

30 a)ei: fünfft ber !am ünb 
33—39 = 33 I S)er fünfft, ber i)ait e^n p^an^tt an, 
man Ijiielt ^jl^n für e^n ftrengen man, 
S)ietoeU er mit fid^ brad^t e^n flcget, 
ber fed^ft fürt c^n groffen fd^Iegel. 
V 2)er fiebenb mit bem eifenljiöt, 
46 beforgten 47 = 2)ictoeil ber berg toolt nun gcbern, 48 2)er 
ad^t 49 2)er neünbt 50 = 2)er jeljienb flfid^t fünff element. 
51—62 fehlen. 



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16] 2)ie gabeln @foj)i. gg 

55 3)arju ^att er ein teufte ^ur, 

3)ie jmmerbar ®en6 leiben f^mur. 
3)i6 finb bie ^anpütni inn bem ^eer, 

©in iefllicöer mit fetner SBe^r, 

3)a« onber SSoltf mar auc^ bereit, 
60 ein ieglid^er ^att fein bef^eibt, [60] 

SBo« er öor SBaffen tragen folt, 

fiein Samer ba ber lefet fein molt, 

SSiel loci, t)iel ftdrft, öiel Snüttel fc^mer, 

®ai) man trogen inn biefem $cer, 
65 Snb f^amn, ^ellejjarten, S^jie^, 

2)er Samern öiel man bringen ^e% 
®g marn ein tl^eil au§ Ofterrei^, 

ein t^eil toax au6 bem SBefterrei^ 

Som ^egam, 3iin(fam, SBebberotü, 
70 Som ©rifegam, TOgam, ^ennegotü, 

Som ©d^marfemalbt, $ar|ipalbt, »e^mermalbt, 

Som Dbenmolbt, önb ©te^germalbt, 

Som ai^einftram, önb t)om SSogel^berg, 

SSnb bortl^er öon fanct Oottl^art« berg, 
75 aufe äRer^ern, SSngern, önb aufe ^oln, 

2lu§ ©ad^ffen, Reffen, önb SBeft^j^oIn, 

Slufe »a^ern, eifoi ßottringen, 

2lu6 goittanb, äReiffen, X^üringen, 

2lu6 ©c^maben, önb aufe grancfenlanbt, 
80 aufe Siflanbt, Sflanbt, engettanbt, 

8lu6 grantfreic^, önb Stoüa, 

3lu| glanbern ünb ^ijpania, 

2lu6 Srobonbt, ^otanbt, Sentelanbt, 

Slufe ©celanbt, önb ^ilap})en lanbt, 

63 äjt önb !ärft 65 = m \d)bpptn, fd^auffeln, bautoen, 

*i7— 92 = 67 I @g toaren e^n te^l auf; Sffiefterreid^ 
e§ toaren e^n te^t auf; Dfterreid^. 
®8 toar c^n te^l aug bem Olincfait), 
au6 ©uncfatt), Srilgato, 2ßebberatr, 
V 2ru§ Seljiem, jungem, önb aug ^oln, 
au6 ©ad^fen, §effen, bnb Söeftfoln, 
3lu6 ©d^toe^^en l^att man öil gefanbt, 
auf; ©c^toaben, bnb au^ grantfen lanbt. 

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70 2)te gabeln ®foi)i. [16 

85 Slug Römern, ^reuffen, Dnb aug @c^toeben, 
2lu6 icnnmorcf, äßord, önb aufe 5Rormcbcn. 

SKan foflt bag aud^ barfontmcn fe^, 
@in groffc fc^ar aufe Sorborc^, 
2)a§ fie cl^r tooltett legen ein, 
90 2)a tüill id^ nun nid^t wibcr fein. [61] 
2)ie ©d^mei^er l^aben aud^ gefanbt, 
@in flroffc^ öotcf an^ j^rcm lanbt. 

@g famen auc^ in biefem !§eer 
SSicI SBeiber, bie pd^ fordeten \ti^x, 
95 S3nb trugen fiedeln in ber l^anbt, 
Srah) ^ulba l^ott fie auggefanbt. 

äfö fie nun famen an ben Sergt 
(SDlein reb ein jeber eben merd) 
3)a fkunben j^n bie l^ar juberg, 
100 ©ie f^rien, |ilff bu liebe äRerg, 
3)en ganzen SSerg t)mbgaben fie, 
@in fotd6 gefc^re^ gel^ort man nie, 
2Ran forgt, ber Serg murb balbt gebcrn 
@in surfen, ber murb allg öerl^ern, 
105 Snb alle toelt öerberben gar, 

@o ftunbt nun ba bie gan^e fd^ar, 
3umarten, toenn er Idm l^eraufe, 
3ulefet ba g^udtt ^erfür ein äWau^ 
2Rit il&rem Io})ff, 2)a ^ebt fid^ an, 
HO ©in grofe geldd^t bc^ ieberman, 
3Ran ^att fic^ fc^ier ju tobt gelad^t, 
2)a^ ^at ein maufe jutoegen brad^t. 

H aWorale 
@g foll fic^ feiner nimmermel^r, 
SSetüegen laffen all gu fel^r, 
115 SBBann einer bringt ein nett) gefc^re^, 
2)ie Seut erbid^ten mand^erle^, 
3Ran finbt offt einen bett)eln fd^wefeer, 
3)er mand^en armen mad^t gum Se|er. 
S)rumb fel^ man fid^ gar eben für, [62] 

96 ajn« Hebe fratoc l^att 97 2)a fie 102 n^bxt HO ge* 
Idd^t] gefc^re^ 111 ju tobt] entjtoe^ 

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17] 2)ie gabeln ®foj)i. 71 

120 @« finb fd^on jefeuttM öor bcr tpr, 

SSid ncmcr tcrcr in bcr SBctt, 

S)ic man für ^cfecr bittid^ l^clt, 

S)runib nicmanb Icic^tlic^ glauben foft, 

SBa« gtcifet, ba« ift nic^t attc« golbt, 
125 ®ic l^citgc lauff önb ©acramcnt, 

®ic werben le^ber jefet gefc^enbt, 

SJnb wer bie toot öerad^ten fan, 

Der wirbt gefefet gleich oben an, 

Die woHen wir jefet loffen forn, 
130 ©Ott wirbt i^r t^or^e^t offenbarn, 

SJnb l^at e« fc^on }um tl^eit getl^on, 

SBie man an ©c^wermem merden fan, 

SBann fie bie teut ^an wot öerfurt, 

So finb fid^ bann bie aWeufe gehurt. 

9}on ben Xauben, t)nb bem 
^abic^ 

Die 17. ^aM. 
/jf;@ ift gefd^e^n für longer jeit, 
UT Da ^att ber SBeil^ ein groffen neibf, 

@in groffen jorn auff alle lauben, 
Snb fu^r im lanb ömbl^er juMouben, 
5 ®g funbt fein fidler für j^m fein, 
3ulefet bie lauben fa^en brein, 

^.17, 1 Saiius esse prcesentem ferre calamitaiem, quam 
slulta mutatione calamttatem dupUcare. 

129 =2)ie laffen toir ^c^unber farn, 132 an Sd^toermern] 
am 3toin0lc. — In Ui sind die Verse 125—128 und 131—134 
ausgelassen. 

17 = 13 U (42 Verse): 
1 = 1 I 2)ie h)ebberah)er toiffenS wol, 

bcSlj^alben niemanb gtoeifeln foU, 
III @§ ift gcfd^elj^en öor langer jeit, 
Zwischen 6 und 7 = 

6 II Seftim^)ten ^l^n e^n e^gen tag, 

e^n e^gen jplafe toie id^ cud^ fag. 
2)er (igt nid^t ferne öon 93rud^enorucfen, 
bafe fte öerfe^cn alle lurfen. 



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72 2)ic JJabeln ®fo^)i. [IJ 

S)ad fie ntd^t m&ften ttntnerbar 

SJorm SBcil^cn ftc^tt tnn foldjcr fal^r, 

Ein ©d^irml^crrn woltcn fic cmcitt, [63] 
10 3)cr foft bcm SBcil^ tt)ot attbcrft ftrcin. 
S)a »urbcn ftc mit ein ju rl^at, 

Snb folgten batb auc^ mit ber t^at, 

Der ^abid^ foft j^r ©c^irm^err fein, 

Sie Ratten« wariic^ troffen fein, 
15 Sie motten beffern ftre fad^, 

SSnb öberlommen gut gemad^, 

Snb ^aben« boc^ öerberbet gar, 

S3nb m&ffen fte^n in gröffer fal^r. 
Der ^abd^ nam bdbt bie ^ertfd^offt an, 
20 gurmar er mar ein fd^minber äRan, 

6r treib mit j^n groß öbermut, 

®Ieid^ mie ber ©tordf ben grofd^en t^ut, 

SHfo fid^t er bie lauben an, 

5Run ^aben fie« ftn felbft get^an. 

f aWorale. 

25 6« »ill fic^ mand^er mol öerfe^n, 

SBie l^ie ben lauben ift gefd^e^n, [64] 

Snb fu^rt fid^ felbft in groffe fa^r, 

Dann mirbt er allererft gemar, 

SBie er fo fel^r genarret l^ot, 
30 Snb fid^ geftedft in groffe not, 

So mirbt ate bann ba« S^tic^mort mar, 

SSnb feine tl^or^eit offenbar, 

SBann einr bem regen mill entgelftn. 

Der muß im maffer fa^r befte^n, 
35 Ob er bem regen mol entleufft. 

Da« er im SBaffer bod^ erfeufft. 

f ^ie^er gebort aud^ ba« SRorate ber funfften gäbet. 
15 Incidit in Scyllam cupiens uitare Charyhdim. 

8 in angfi önb f alj^r, 1 1 toerben 1 3 §abicl^ ber 20 gfd^iüinbei; 
21 trieb mit ^l^r 23 fid^t 33 SBcrd^er bem 



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18] 2)ic gabeln ®foj)t. 73 

Som öoglin ©affita 
S)ic 18. gaber. [65] 

3@:$ f^ai in 9IuIo ®eIIio 
®in gabcl funbcn, taut alfo. 
6in man gcborn inn ^l^r^gia 

®fopu^, öon ber ©ajfita 
5 ®in fc^onc fabri ^at gemacht, 

Der bittic^ toarbt für toei^ geac^t, 

S)iemeit er lunbt mit guten \d)wtndtn, 

S)er menfc^en l^er^en öiet mcl^r lenden, 

3u guten fitten in ber S33elt, 
10 ®ann bie man für bie S33ei§ten ^elt, 

Snb fam nur mit gefd^iüinbigfeit, 

gfopu« mit befd^eibcn^eit 

Sein l^oflic^, mit lac^enbem munb, 

J)cr menfd^en finn ertoeid^en lunb, 
15 SSnb ^at bic leut atfo ergebt, 

S)a§ er nic^t« fd^am^ffer« |at gefc^lüefet, 

5ßflcgt nic^t wie etlic^ tolle 5Rarrn, 

Sufarcn mit bem ©dmfarn, 

ein reinen munbt ^at er gehabt, 
20 aWit groffen tugcnben begabt, 

3)cg fagt man j^m nod^ lob ünb cl^r, 

SSom SSoglin ßaffita fc^reibt er, 
gur jeit, menn na^ bie ®mbte ift, 

@o ^at e« inn ber gruc^t genift, 
>S!5 SSnb feine jungen finb fc^icr flüd, 
^«un ^at ba« SSogtin auff eim ftüdÜ, 

S)arauff bie gruc^t fd^ier jeitig toar, [66] 

©eniftet, önb ftunbt in ber fafr 

gurn fc^nittern, mann fie fdmcn fc^ier, 
30 S)ic grudöt gufc^neiben mit begier, 

SSnb feine jungen noc^ gur geit 

3?id^t loot geflicgen funbten meit, 

3)rumb fid^ Siaffita tpol beba(^t, 

SSnb ^att auff feine jungen adi)t, 
35 Snb mar ba8 SSoglin flug önb mei§, 

SBann cS molt fliegen na^ ber f^ei^, 



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74 2)tc gabeln @fo^)i. [18 

SScfa^I c« feinen jungen fein, 

S)ag fie folten forgfettig fein, 

SJnb fprac^, 3^r folt mir immerbar, 
40 Slc^t ^aben, ob jl^r »erbt geroar, 

S)ag jemanbt toa^ rebt ober tl^ut, 

S)a§ folt j^r mir be^ emrem blut, 

ajer^elen nic^t, önb fogen an, 

©0 ^abt i^r« euc^ jugut get^on, 
45 S)og rofet eud^ olfo fein befo^In, 

@o lüill id^ eud6 nun jeffen ]|oIn. 
SBie nun Koffito l^ott öermal^nt, 

©ein jungen, l^att j^n rec^t geahnt, 

@in ftunb »ar ^in önb nic^t öiel mel^r, 
50 3)0 fompt mit feinem @on ba^er 

S)er 3Ron, beg biefer Slder mar, 

Die jungen mürben fein gemar, 

Snb Ratten ouff j^n eben ad^t, 

S)e« fc^neibenS marb fo balbt gebac^t. 
55 3)er man '{pxad) ju bem @on, SBoton, 

SBir muffen mit ber fielet bran, 

SBir l^aben nun nic^t lenger meit, [67] 

©ermatten foltu ge^n mit eif, 

3u ©d^Iarn öon ffileinenbentetum, 
60 SSnb bitt j^n bo^ er morgen fum, 

Sum gaulen grifeen ge^ mir ou4 

S)er ift }u mat ein guter gauc^, 

er mirb mic^ freiließ jefet nic^t laffen, 

(Se^ auc^ jum Schlemmer ann ber ftraffen, 
65 Su biefen breien foltu ge^n, 

SSnb l^orn ob fie mottn be^ ön^ fte^n, 

SJnb fpred^, ©§ fe^ mein freunblic^ bitt, 

3la^ bem e^ ift ein roblid^ fitt, 

S)o« gute freunb fein in ber not, 
70 ©inanber ^elffen fru önb f^ot, 

S)a« fie moHn fomen morgen frü^, 

®^e bann gemoldfen finb bie lüf), 

SSnb t)on bem l^irten in bie me^b. 



39 Cura parentum erga prolem, 

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18J 2)ic gabern ®fo^)i. 75 

(Sctrieben alfo fic bcfc^c^b, 
75 Snb noc^ ein iDortlin gu j^n fag, 

3u mittcniac^t, gu mittem tag, 

SB6H ic^ i^n griffen too fic mein 

Seborffen, foH fein jroeiuet fein. 
Der @on bem Satter antwort gab, 
80 S33a« ic^ öon euc^ öemommen l^ab, 

S)arinn id^ lieber Satter mein, 

SBiH ttjillig önb ge^orfam fein, 
S)ie armen jungen SSogtin lat, 

SSemal^men tt)oI wa« er befahl 
85 Seim @on, @ie backten bi^ gefc^ic^t 

S)a^ ttJoHen toir t)er|elen nic^t, 

SJnb önfer SKutter je^gen an, [68] 

SaSag mir öon j^m öernommen ^an. 
Der ©affita tüar mot gelungen, 
90 SBeil fie fanb f^eife für j^re jungen, 

(Sin Hein jeit tüar fie au| getüefl, 

S)a fam fie wiber inn ba^ neft, 

S3nb frolic^ j^re jungen nett, 

Dietüeil jl^r (Sott l^att fpeife befeuert, 
95 Die jungen felbft aud^ frdiDten fic^, 

Dietüeil j^n ®ott genebigtid^, 

©ein mitte ^anbt l^att auffget^an, 

gu reben bolbt, fie fiengen an. 

Du atter Kebfteg aRütterlein, 

100 SBir ttJoHen eud^ anjeigen fein, 

3ßa^ toxx je^unbt gel^öret ^an 

3n önferm niftd^in öon bem 3Kan, 

Der biefen 8l(fer fcftneiben will, 

(£r l^at gefegt ein fur^e« jitt, 
105 Su fd^neiben wirbt er balbt anheben, 

aSnb |at feim @on befel^I gegeben, 

SBir ^aben nun nic^t tenger frift, 

Diemcil bie @rnbt öor^anben ift, 

(Sprad^ er) Snb ift je^t eben jeit. 



75 Qraiitudo. 79 Obedientia. 85 Ooedientia ei 

prudentia, 93 Qui dat escam omni carnu 



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76 2)te gabeln ®foj)t. m 

110 Da« man auff bicfcm Mtx fd^ncit, 

J)cr^arbcn id^ nid^t Icngcr mag 

SJerjic^cn, ®c^ noc^ bicfcn tag 

8u meinen greunben, fag i^n an, 

J)a« fte morgen öon ftunben an, 
115 «uff biefen Slder fommen fru^, 

e^e bann gemolcfen jtnb bie Mf), 

S)a« fte baffelbig »erben t^un, [69] 

SSerfe^ ii) mid^ ju j^n, mein Sun. 
@o bitten toir bid^ aRütterlein, 
120 3)u lüoflft ön« arme SJogelein 

(SBeil önfer fein« nod^ fliegen fann, 

SJnb Igoren nun ttjol, tüie önb wann) 

SJerforgen an ein anbem ort, 

3)a« toir nid^t merben ^ie ermorbt. 
125 2)ie mutter fprac^ ju j^ren finben, 

8luB meiner toeife^eit fan ic^ finben, 

»ietoeil er folc^« befohlen l^ot 

©ein greunben, fo ^at« nod^ fein not, 

3c^ ioe^6 mol, baß fte fommen nic^t, 
130 3)ann folc^« öon freunben gern gefc^ic^t, 

S)oc^ fort i^r morgen ^aben ad^t, 

SBe« meiter »erb öom SKan gebac^t. 
5)e« morgen« frfi^ ber Satter fam, 

ar« er bie Schnitter nid6t öemam, 
135 J)a toartet er lool brittl^alb ftunb, 

SSnb ba bie leng nid^t warten funb, 

er f^rad^ jum @on, äRein «ebe« föinbt, 

aSon greunben wir betrogen finb, 

SBa« foa ic^ fagen? SRun wolan, 
140 Die Sc^woger wottn wir fprec^en an, 

3m ©d^raurafft^al ftfet mbpptima^, 

fBltt)n nid^t, ba« mic^ berfelbig la«, 

^e^nfe ©awermitc^, önb Srin^elmaui 

3d^ ^aft nic^t, ba« fie bleiben an% 
Üb 3)e«greid^en S3acd6u« ©dfewermcrfopff, 

Der ift jumat ein guter tropff. 

Der SRabIcr önb ber (8rcmi>ctcr, [70] 

©d^Iaubrant, önb ©d^norrcr, Bttt pc fer, 

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18] 2)ie gaBeln ®fo^)i. 

S)a« fie lüoHn fomntcn ju ön« l^cr, 

150 |>oIt nic^t, bag fic^g j^r einr bcf^mer. 
Sd^ moft, ba§ 3?icttianb oud^ Werfern, 
S)cr lüer mir toariic^ angcnem, 
So motten lüir oud^ ciln bauon, 
SSnb jcittid^ fcicrabcnbt ^on. 

155 ®o(l^ falln mir ju nod^ anbcr jtücn, 
S)ic werben freiließ be^ ön« ftc^n, 
öfö eilnitfer, önb Se^bciniücil, 
SBann bie »ern ober (ieben meil, 
Sic fernen l^er önb ^ülffen mir. 

160 3loi) anber jmen bie nenn i^ bir, 
Ser ein mit nomen ©auffbic^fat, 
3Rit bem fd&off ic^ gctüifelid^ röt, 
©te^Iangfamouff tübün mir aud^ ^aben, 
3)a8 ftnb jumal jtnen guter fnaben, 

165 Sd^ bendf, ©c^rafffanfft ^6r aud^ babe^, 
SBern eben guter buben bre^. 
Sie ©c^moger finb faft att genent, 
©0 ge^ nun ^in, mein ©on, be^enbt, 
Snb fag j^n, mie mirS molgefatt, 

170 2)ag fie ön^ fotten ^elffen aß. 
«r« ©offita ba^ SJoglin mei^ 
$att für fein jungen funben fpeife, 
SJnb barnad^ mibber ju j^n fam, 
SJnb all bie reb öon ftn öernam, 

175 SBie ba« bie lieben ©c^moger nun, 
Seruffen meren burd6 ben ©un, 

©Offita f^rac^, ©g fc^abet nid^t, [71] 
S)amit mirbt nod^ nid^t« oufegeric^t, 
SBeir crg ju feinen ©c^mogem ftettt, 

180 SRir folc^e reb noc^ mot gefeilt, 
S)arumb folt j^r jufrieben fein, 
SRein atter liebften Äinbetein, 
S)od^ morgen fott i^r ^aben ad^t, 
SBeS meiter mirbt öom ^errn gebadet. 

185 Se« morgend frü^ lömpt inn bo« felbt 
S)er $err be^ Sldfer^ obgemelt, 
®r l^arrt, önb l^arrt, önb ^arrt, önb ^orrt, 



77 



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78 2)te gabeln @foJ)i. [18 

@r fprad^ jum Sun, »ir fittb genarrt 
SSon ünfcm Sd^njogcrn mcc^tig fein, 

190 ®^ muffen faute fd^ctmen fein, 
Sie l^atten mid^ für einen gaud^, 
äßein 83ruber mill ic^ bannod^ aud^ 
?lnfpre(^en taffen, öttb probiern, 
D6 er fic^ aud^ tpoll e^l^ibiem, 

195 (Sleid^ tuie bie anbern ^an get^an, 
6r fprac^ ju feinem Sun, ffiolan, 
S)u folt gu beinern SJettern ge^n, 
SJnb ^orn, ob er woH btt) ünö fte^n, 
Die grüd^t gu fc^neiben morgen fru^, 

200 Ein ftunb guuor, e^e bann bie Äü^, 
SSorn ^irten merben inn bie me^b 
(Setrieben, önb nid^t lenger be^b, 
Snb bad er fom mit feim gefinb, 
2)ad ein t^eil fd^neib, bad anber binb. 

205 Der Sun gu feinem Settern fam, 
Site batbt ber SJetter ftn öernam, 
Sprach er, ©il^ lieber Setter mein [72] 
@e^ mir« ®ott mittforn, Da« ftünb fein, 
Da« bod^ ein mal mein Setter fem 

210 S^ ^^^f ^^^ ^^^ ^^^ angenel^m, 
aWein lieber Sun, mie fteft bie fad^? 
@r fprad^ gum Sned^t, l^ieg Silgemad^, 
Sang ^er bie flefd^ im fd^and baneben, 
3d& mufe meim Settern trindfen geben. 

215 Da nun ber jung getrundEen ^at, 
?lte balbt er feinen Settern bat, 
Snb f^rad&, ?lc^ Kebfter Setter mein, 
aßoflt ftr on« nur be^filflid^ fein, 
Die grud^t gu fd^neiben morgen frft^, 

220 S^e bann getrieben finb bie &n^, 
Snb bricht mit euc^ etoer gefinb, 
Do« ein t^eil fd^neib, ba« anber binb, 
SWein Satter ömb euc^ ottegeit, 
@otd^« guuerbienen ift bereit. 



208 Fucus amicitim. 



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18] 2)ic gabeln @fo^i. 79 

225 3)cr Setter fprad&, ©« fte^t mir ju, 

S)aö ic^ tneim bruber ^ülffe l^u, 

©0 fag j^m, bo§ ic^ miliig fei), 

Snb ^ob nic^t forg, Sa bleib cS bet). 
®ie jungen SSaglin fogten an 
230 3)er Soffito, lüie baö ber Wlan 

©ein ©un jum Sruber ^ett gcfanbt. 
ßoffita fprac^, Slufe meim öerftanbt 

ginb id^ mein lieben föinbelcin, 

S)a« tt)ir öorm SSruber fidler fein, 
235 S)a« eg fe^ emft, bo« fep noc^ toeit, 

S)arumb feibt aller forgen queit, 

Snb la^t önö fein noc| önuerjagt, [73] 

$abt morgen ac^t, tt)a§ tt)irb gefagt. 
®e« anbern tog«, ba fam in^ felbt 
240 Scr $err be^ Slcfer«, offt gemelt, 

Se^ morgen« frü^ int brittcn ftunb, 

S)ann er nic^t lenger fc^Iaffen lunb, 

SSnb meint, e« tt)urb nun für ftd^ ge^n, 

©ein Sniber murb gar frü^ aufffte^n, 
245 ©r l^arrt tt)oI jttjo ftunb ober bre^, 

®r fprod^, Sft ba« nid^t bübere^, 

Sie mit mir treibt ber ©ruber mein? 

®r foH mir mol ein tügner fein, 

2)cr $err be« fic^ belummert ^04 
250 S)a ^arrt er nod6 ein ftunb bamoc^, 

Sife bafe ba« glodlin fieben fc^Iug, 

gr fprad^, 3c^ l^ab be« ©ruber« gnug, 

J)er leufjfel traro Dem tügner me^r, 

Der gut man toax befümmert fe^r, 
255 er fprad^, c« t^ut einr toie ber anber, 

greunbt, ©d^moger, Setter, mit einonber, 

Sa root ber greunbtfd&afft, öctterfc^afft, 

S)er äßogfd^afft, ©ipfd^afft, ©ruberfd&afft, 

©in leuffet mie ber anber fc^afft, 
260 SBa« fie boc^ reben ^at fein frafft. 

@r fprac^ gum ©un, mit namen SRid^el, 

(St^f) ^in, önb bring bu ön« jino ©id^el, 

©0 nem ic^ ein, ©0 nim^ftu ein, 

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80 2)ic gabeln ©(0^)1 

©0 fd^ncibcn toir bte 3fruc^t allein, 
265 Der Sun j^m gern gel^orfam ma«, 
Sie jungen SJoglin l^orten ba§, 
SJnb jeigtenö on bem SRutterletn. [74] 

Sie fprad^, ba^ moc^t »ol tixoa^ fein, 
g« ip nod^ nie fo jeit gemeft 
270 9lun mac^ tci^ euc^ ein anber neji, 
SBeil er§ toitt fetter greiffen an, 
@onp blieb e« toorIic| öngetl^an, 
Sic jog batbt an ein anber enb, 
S)er 4)err fd^neib ab bie fjmd^t be^enb. 

H SRorale. 

275 Da« SSogtin ©affita furmar, 
3eigt bir« äRorale fetber flar, 
SJom felben lern, fo »irfhi ftug, 
Darumb fe^ be« jefeunbt genug, 
SBiettJoI ^ieraufe ein feine ter, 

280 Den ftinbem aud^ ju geben »er, 
SBie nüfelid^ bing ®e^orfam fe^, 
So laB ii)^ nun §ie bleiben be^. 

SJon eint alten önb jungen 
föreb« 

Die 19. gäbet 
/|r35R berg fd^eibt $oIn öon SJngerlanbt, 
WT SSon bannen ju ber rechten ^anbt, 

Die aber jl^ren örfprung f)ai, 
SSnb fleugt ^in burd^ bie fd^one ftabt 
5 ^ßrefela, ber »e^men föong öcrmanbt, 
(»Ott« SBort ift auc^ bafetbft belaubt, 
So^anne« ^eg önb SKaioban 
^aben« fo fein gerichtet an, [75] 
gft faum ein ©tabt im Siomfd^en Sieid^, 
10 ^refela ift wol berfetben gleich, 
Son ^errn Saurenfe Eoruini te§r, 
Diefelb ©tabt l^at grofe lob önb e^r. 
Die Slber jeu^t barnac^ fürt an, 



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19] 3)ie gabeln ®foj)i. 

Xrifft immerl^in bic alte hart, 

15 Sür ©roffcn fleugt bie 3?cu6 borein, 
©afcftfl med&ft fe^r ein guter SBein. 
3)ie Slber fompt ouc^ ju ber ©tabt, 
Son grancfen bie ben namen ^at, 
aBonn nun bie Slber foft fünff meil 

20 SSon grandEfurbt ^at öogiert mit eit, 
Sic önb SBart, fi^ 6et ßuftrcin 
©inonber ^eiffcn miMom fein, 
®g fleugt bic SBort burc^ ^olertonbt, 
3u euftrin mod^t fie jtc^ bc!onbt, 

25 Seib waffer olfo gifd^reid^ finb, 

2)0« mon foum j^rcö gleichen finb. [76] 
Dorumb id& mic^ ^ernoc^ nod^ mc^r 
3)ouon ju fc^reiben nid^t befd^mer, 
Sonn ic| juuor molt toben gern, 

30 J)o§ ncttje ©c^Iog be« frommen ^errn. 
S)o« ©c^IoB tigt in ber nemen aWord, 
SSnb ttjirbt gebotoet treflid^ ftordf, 
atfo, bog ic^ borff fogen fre^, 
SBonn fd^on ber Xüxd (bo ®ott für fe^) 

35 Ädm mit bre^ ^unbert toufent mon, 
S)og ©c^IoB rourb er boc^ loffen fton, 
ajnb tüonn er fc^on »er nod^ fo ipüft, 
Souon mit fc^onben jiejen muft, 
®rctc^ »ie mon ^ot für SBien gefe^n, 

40 S)o« ouc^ be^gleic^en ift gefd&e^n, 

aWon fompt fc^toerlic^ bei« ©c^Iofe öinon, 
3)0« mon« nid^t rool gewinnen fon, 
S)er tieffen @üm<)ff finb ottju ö«, 
Srumb« ttjorlic^ orbeit foften Witt, 

45 S)ouon ttjer no(^ toot me^r ju fd^reiben, 
S)od^ toxü tc^« lieber loffen bleiben, 
Snb für|Iid^ ouc^ bo« jeigen on, 
SBo« ic^ juuor öer^eiffen |on. 
SRemlic^ tote ®otte« mitte ^onbt, 

50 §at meine« gnebigen Ferren tonbt, 
SScrforgt mit gifd^cn monomer ort, 
85eib in ber 8tber önb ber SBort. 

E. Alberus, Fabeln. 6 



81 



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82 2)te gaBeln ®fo^)t. [jg 

^^ ad)t aber ba« faft bcm ©tut 
S3ittt^ bic obcr^anbt gc^ür, 
55 S)ielücil er ift ber grofte gifd^, 

SKit eint f^)eiBt man wol gmen^ig tifc^. [77] 
SRan fagt, ber Sa(ö§ ^ab nac^ bent ©tur 
Dn tt)iberreb bte ned&fte d&ür. 
Die Sampreb fjat barnod^ ben preife, 
60 3" i>^«i brandet man ein folc^e meife, 
ajann man j^n fieben will, im SBein 
3ßxü er juuor ertrendet fein. 

Darnad^ SRuren man fefeen foH, 
^enfetben mug man fieben moä. 
65 3««^ SBelfen brandet man nic^t lang weil, 
@r toitt gefotten fein mit eil. 

Der $ec^t mit feinen fd^ar^ffen jen, 
3Rufe in ber nel^ften orbnung fien. 
S)e« Karben jungen gibt man preife. 
70 J)er SJIei barnac^ folgt, ber ift mei|, 
6r mirbt fonft Sreffum auc^ genent, 
S)enfelben gifd^ man leid^tli^ fent, 
SDann er fel^r breit ift, bauon id^ 
SBiH fagen, ba« ip led&erlic^. 
75 e« ftunbt ein SBoIff in groffer not, 
SSnb fid^ beforget für bem tobt, 
J)a giobet er be^ feiner trelo, 
(Sr tobü fein leben lang fein @4lo 
Slid^t freffen me^r, fo fern ftm ®ott, 
80 9lur ^elffen wolt aufe fold^er not. 
Site er nun aufe ber not entfam, 
S)amad& er balb ein ©am öernam, 
S)ie lag in einem tieffen fot, 
®er aaSoIff ibr guten abenbt bot, 
85 SSnb fprad^, bu liebe ®refum mein, 
SBie fom^pu ba in pfui hinein? [78] 
3d^ meint, bu foftft im loaffer fein. 

S)ie ©alo fprad^, ba« ift toarlid^ fein, 
S)a« ic^ bir mu§ ein Srefum fein, 



53 Siür, 57 Lachs. 59 Lampred. 63 Muren. 65 fVels. 
67 Hecht. 69 Carp, 70 Blei oder Bressum oder Brassum. 
77 Ficia poeniieniia, 

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19] 2)ie gabeln ®fo|>i. 83 

90 S)u Pft nid^t tuol, ^d^ bin ein ©c^tuein, 
3)ad tft bte gröfte tuolluft mein, 
SBann id^ mid^ leg in bredt hinein, 
Sein Srefum i)flegt im l^ful §u fein. 
Da fprad^ ber SBoIff, 3« »oI ein ©c^rocin, 
95 Ser bu mic^ loa« ein Srefum fe?. 

Die ®ato \pxai), (&tf) nur bag ^erbe^, 
Snb fe§ mic^ an nur eben moll, 
®o tDirflu ja (bu feift bann toO, 
$nb gan$ beraubet beiner finn) 
100 äRerdfen, ba8 ic^ fein ©refum binn. 
Da fprac^ ber SBoIff, e« fe^ at\o, 
Du lüirft mein nimmer »erben fro, 
Du feift gleich 93refum ober ®ato, 
@o bin ic^ l^ie, bad ic^ bir fratu, 
105 Dieroeil bu bip im bab ieftunbt, 
$nb fc^tui^eft, bad ift bir gefunbt. 

Da gieng ber SBoIff in pfui hinein, 
SSnb l^ielt bie nafen an ba^^ ®i)totxn, 
SSnb fprac^, bu »itt fein Srefum fein, 
110 Du tuirft noc^ nid^t mit fold^em fi^ein 
S3etriegen mi^, barumb toiü i^ 
g&r einen ©refum freffen bic^. 

aifo ber äBolff an 83refumi» ftat 
Die arme ©am gefreffen §at. 
115 auff bad id^ ab prof^ofitum 

$on bem t)erme^nten 8)refum tum, [79] 
Den IRap fe$ ic^ bem ^reffum noc^, 
Den ))f(egt man auc^ gunennen !Rod^. 
Dal» SBarben meutc^in, (8§efen, 3^tt, 
120 @inb ni(|t geringer e§ren merbt. 
Sei t)nb 9teunaug folgen bamoc^, 
Die mölln t)on eim gefc^idten ^oc^ 
Sere^tet fein, fonft jffet man 
(Sar balbt bad le^big lieber brau, 
125 Daffelbig miO ic^ aud^ l^iebeq, 
Serftan ben ^aben öon bem ©d^Ie^, 

117 Bap, 118 Roch. 119 ßarb. Ghesen. Zert. 121 Ale 
Neunaug. 126 Schley, 

6* 

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84 2)te gabern ®fo^)t. [19 

©arufcn finb ju braten gut, 

(Srofe c^r man j^n ju ©tctin t^ut, 

S)ann iponn ein Surger in bcr ©tabt, 
130 6in guten greunb geloben ^at, 

@o fe|t er j^m Sorufen bar, 

SDamit j^m gro^ e^r mibberfar. 
aSerfe, ffioulberfe, ®ruiibeln finb tt)oI Mein, 

S)od^ mo fie mern nid^t fo gemein, 
135 @o l^iett man fte für ebet gifd^, 

SSnb gierten wot einö dürften tifd^, 

SBad man für ©rünbeln ^elt am SR^ein, 

S)a« muffen ba bie Sd^merlcn fein, 

SBa§ man eim bar für ©rünbetn ftett, 
140 «m Si^cin man folc^« für ©raffen ^elt. 

S)ie Steinbeil ^elt man auc^ fe^r lüe^rt, 

3)amit ein guten ®aft öere^rt. 
S)arnad& folgen ©ijufter, önb S^i^ 
S)ic atotaug, Duop, metc^er ?lTru^ 
145 ©cnennt wirbt, 3ßa^ ii) meiter finb, 

S)a« finb nur gifc^Iin fürg gefinb, [80] 

SSnb für bie 85or§ önb gut gefeHn, 

2)ie nid^t nad^ groffer Jtarung fteOn, 

3)enfelben ©d^net)et finb bequem, 
150 aSnb $I6fe finb j^n faft angencm, 

S3nb 5ßeifdEer finb j^n gute SSifd^, 

SSnb Scie tragen fie ju tifd^, 

SBann fie l^an bier beim 4>efeling 

SSnb S)6bel, finb fie guter bing. 
155 J)er le^t ifi boc^ juuiel gering, 

aSnb l^eifet mit namen Sitterting. 
9to^ ^ab id^ nid^t ber föreb« gebac^t, 

S)arumb bie ^Sobtt wirbt gemad^t, 

©0 Witt id^, ttjag gefd&el^en fe^ 
160 3u grandffurbt ober na| babc^, 

Suff« aller für|eft jeigen an, 

127 Carus. 133 Bers. Kaulbers, Gründet. 138 Schmerlen. 
140 Crafs. 141 Steinbeifs. 143 Ghusler. Zup. 144 Roiaug. 
Quap. Alrup oder Ropp. 149 Schnepel. 150 Plotz. 151 
Peiscker. \ 62 Vcle. ib'd Heseiing, \bA Dobel. \bß Bitter- 
ling. 157 Krebs. 

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20] 2)ie gabeln @fo^)i. 35 

SBa« ha ein alt ^xtU f)ai gct^an. 
Der olt ftreb^ ju bem jungen ^pxai), 

3?un l^orftu« föreb^tin, t^u gemac^, 
165 Der gong mitt bir nid^t tüol onfte^n, 

^aft ftill, bu rnnji mir onberö ge^n, 

Du folt mir flracfg tüegg ge^n für bic^, 

Du mirft fonft bolbt erzürnen mi4 

Dein toHe« ge^n bag mocftt mic^ frani, 
170 Du mup mir lern ein anbern gongf. 
Dq^ ffirebMin gab fein antroort fein, 

@g fproc^, ba« bünit mic^ fc^roerlid^ fein, 

Dod^ ge^ mir für, fo mitt it^ gern 

ein folc^eg genglin tjon bir lern, 
175 SBann bu ben gang nid^t jeigeft mir, 

©0 fan ic^ fc^mertid^ folgen bir. [81] 
H aWoralc. 
@« ftc^t nic^t fein, monn einer njitt 

(Sin anbern önbermeifen öill, 

aSnb trifft fetb« nid^t ben redeten megf, 
180 SSnb ligt big ober bie o^rn im bredf, 

SBill lern onb ftraffen iebermon, 

SSnb rürtg nid&t mit eim finger an, 

SSnb nid&tg me^r, bann ein lerer bleibt, 

SSon welchem ©ato bittic^ fc^reibt, 
185 g« fte^t bem lerer tjbel an, 

S33ann er fid& felbft nicftt leren fan, 

aSnb tjnber beS er ftrafft mh lert, 

Sft er mol felber ftraffeng njerbt. 

SSon ben ^afen 
Die 20. gabel. [82] 
lrlU9l tt)ill id& meiter jcigen an, 
1[l SBaö etli(ö ^afen ^an getrau, 

Drumb ^ort mir ju önb fc^meiget ftitt. 
SBann man auff Darmflabt ju ge^n njill, 
5 Son grandfcnfurbt am aWa^n, fo fte^t, 
SBann man jmifd&en bem SBeinberg ge^t. 
Dort oben auff eim ^o^en plan, 

171 Medice cura te ipsum. 

185 Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum 

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86 3)te Säbeln @foj)i. 

ein feine SBart^, ha f)thi fid^ an, 
Sluff einem gleid^cn lanb, fo Balbt, 

10 ein fd^oner ünb lüftiger SBalbt, 
3m ©ommer ber SSogel gefang, 
SRac^t eim bafelbft bie jeit ni^t lang, 
SJlan ge^t ein ftunbt, önb nic^t öiel me^r, 
SSnb barff nid^t eilen att ju fe^r, 

15 Sife ba§ man tbmpi ju einr Ea^jett, 
3ur redeten ^anbt ein alte Sett, 
3lo^ ^eutigS tagg fte^t na^ babe^, 
ein ©ruber auff ber bettele^ 
darinnen fa|, für etlic^ jarn, 

20 S)a nod^ bie leut önftnnig marn, 
SSnb l^duffig ^an bal^in gemalt, 
2l(§ noc^ beg Sapfte^ narrnmertf galt, 
SBer bo bog (Blodtlin mit bem maul, 
SBoI jie^en funbt, önb mar nid^t faul, 

25 S)er tjieltg bafür, bag im ber 3an, 
©0 i^m juuor ^at me^ getl&an, • 
Sott ^e^ten, @öld6 toO fantafe^, [83] 
SBie fonft öiel anber Upptxti) 
S)cr Xeuffel ^at gerichtet an, 

30 S)amit betrogen mand&en man, 
3Snb i^n gefürt am narren fe^I, 
2luff bag i^m tüurb fein @eel gut^ei)!, 
S)ie leut be^ erften e^btg öergaffen, 
SJnb muflen e^riftum fahren laffen, 

35 S)ie ^riefter foüen ^an gemeiert, 
3)em armen SSoItf, ünb red^t gelert, 
@o marn fie felber fold^ gefettn, 
S)ie bem Xeuffel trieben jur §elln 
S)er armen ©eeln ein groffe fc^ar, 

40 äRit i^rer leuffelifd^en lar, 

S)ie S'irc^ ^at nun fein gro§ gefell, 
SSnb fte^t nur ba ein ler Eapell, 
3um S'albgfopff fie gemeiniglich, 
«om Mber ©ott^bienft (fo ^alt ic^) 

45 (Benennet mirbt, ben ber ä6|mtd^t 
3erobeam ^at angerid^t. 



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20] 2)ie gabern @foj)i. 87 

äBann man nun !ömpt fd^ier aug bem SBalbt, 

3ur redeten feiten fi^ftu balbt, 

S^eun ftcinern EreuJ, SBa§ bie Bebeutcn, 
50 5)a§ tan man ^orn bafelbft öon ßeuten, 

@in l^eilgcnftocf flunb anij \>abt% 

SSnb lüie l^ernac^ berjelbig fe^ 

9Son einem Sc^mermer ömb gefd^Iagen, 

5)a§ ^ört man üon ben Scalen fagen, 
* 55 9Snb mag teol [ein, bieweit man fünft, 

3Son ©d&tuermern roe^6 ^^^^ Keffer lunft, 

S)ann Silber ftiirmen, önb jureiffen, [84] 

9Snb auff bie 2Htar ftein ju fc^meiffen, 

Sold^ lo6 gefinblin önb lonbtieuffer, 
60 S)ie !^ei|t man jcftt bie S33ibberteuffer, 

5)ie Ia§ id) farn. SBann bu fiirn SBalbt 

Sift lommen, fi^ftu alfo balbt 

S)en §ir|f})rung ju ber redeten l^onbt, 

äRan fagt in ber S)re5 @Q(^er lanbt 
65 Sin $ir$ i^ai fold^en fprung get^an, 

gür toar^eit ^elt folc^jg jeberman, 

5)a§ fol t)or jeiten fein gefc^e^n, 

S)a8 marjeic^en !an man noc^ fe^n, 

Stotn langer ftein finb bar geftelt, 
70 S)ie fte^n im ©prenbenlinger felbt, 

5)ag mu§ mir einer laffen fein 

@in altes äRonument gar fein, 

aiuff l^unbert meil wegS, ober bre^ 

§6rt man, bag föId&S gefd^e^en fe^. 
75 S)arnac^ Ibmpi man gen ©^jrenbenlingen, 

5)em felben SSoIcflin mufe gelingen, 

@in grog genab f)an fie t)on ®ott, 

S)aS man fie leret fein gebott, 

©ein liebet ©uangelium, 
80 2)aburd^ bie ©ünber merben frum. 

Se^ ©t^renblingcn jur lintfen l^anbt, 

®in @d^Io§ ligt im 5)reQ ®^er lanbt, 

3m SBalbt, öon ber firaffen nic^t fern, 

^ag ift ber ©ifenburger ^errn, 

63 Der Hirtzsprung, 



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88 2)te gabern ®fo|)i. [20 

85 Sajfclbig @c^Io§ ]§ei|t man jum ^an, 

äRcin §crr üon §anatt) ^ot baran 

(SBic id^ ücrntm) ba^ fcd^ftc t^cil, [85] 

(Sott gcb i^n äffen cjlücf ünb ^ctl. 
3u einem Seig fompt man bamod^, 
90 S)er ®otte3^ainer nid^t ju ^oc^, 

SSiel guter äRüIftein ma^t man bo, 

2)a^er fie offtmalg werben fro, 

aBann fie ein SDluffcr öberfommen, 

aSie id) ba§ felbft offt ^ai üemommcn, 
95 5)ag fie fi(i& Ratten ju bem SBein, 

aSnb mit bem äRuffcr frötic^ fein, 

aSnb mad^en j^m ben beutet ler, 

^a^ jl^n ja nic^t ba§ gelbt befc^mer, 

S)ann mann fie j^m ein äRutftein geben, 
100 aSon fiunben an ligtS gelbt baneben. 
9tun ift t^ jeit, ha^ xd) iod) lum 

3ule|t aud& ab ^ropofitum, 

©0 motten mir§ nun greiffen an, 

®g ligt ein S)orff nid&t fern bauon, 
105 5)aferbft ^at man biß^er gefagt, 

aSic äRaria bie reine SRagt, 

©in aSafffart ^ab gerichtet an, 

5)ie folc^e« fagen, liegen brau, 

®§ ^att ber leuffel in ber ^effn, 
110 Seeljebub, önb fein gefcffn, 

SSnber ber äRutter (Sottet namen, 

®ef4et fold^cn bofen famen, 

©afelbft nod& man auff biefen tag, 

®in alten @6|en feigen mag, 
115 5)a^in ^at man bie ßeut gemeift, 

Sltö murb aWaria ba gepreifet, 

a»it toffer le^r önb fantafe^, [86] 

Xreib man fie jur Slbgotterct). 

S)ag lag id^ faffn, önb !omm baran, 
120 ffla^ ctlid^ §afen l^an getrau, 

»cim felben borff, ^ei§t Dfental, 

S)er $afen mar ein jimlid^ jal, 

®in groffeS Irac^en l^orten fie 



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2)ie 'Sahtin (gfo^)i. 89 



3m tuatbt, juuor geboret nie, 

125 5)auon fic licffcn fic^ vertreiben, 
SSnb motten ha nid^t lengcr Bleiben, 
9Snb meinten ganfe, fie muften bran, 
S)ie gan| S)re^ (St)ä) tnurb t)nterga^n, 
@o ford&tfam warn bie armen t^ier, 

130 Sie tieften, biß fie famen fd&ier 
9luff 2)armflabt ju, ben ^atben tneg, 
35nb ^ietten ftill be^ einem fteg, 
5)a l^atten fie mit groffer eit 
(Bctauffen wot ein gan^e meit, 

135 2ltg fie nun biß an^ öffer lamen, 
2)ie Sröfc^ bie §afen batbt öemamen, 
SSnb ptum})ten in bie bad^ be^enbt, 
S)ie S)re^ g^c^ ^at bafetbft ein enbt, 
©erfetbig ort bie Sa^erS ©Qc^ 

140 ®enennet wirbt, 2)a |cbt fid^ gteid^ 
3m SBatbt bie Dbern (Brafffd^afft an, 
am felben ort bie §afen ^an 
S)ie 3r6fd& gefe^en in bie S5ac^ 
Springen, tüar j^n ein feine fac^, 

145 S)iett)eil ber I^ier toarn noc^ mel^r, 
S)ie fid^ aud^ leid^ttid^ furchten fel^r. 
S)ag merdft ju erft ein atter $a§, [87] 
®r fprac^ jun anbern, SBag ift bog, 
S)ag mir narrn finb atfo öerjagt, 

150 2ltg ^ab ber leuffet ön« geiagt? 
So ftr bod^ fe^t, ba^ man aud^ finb 
3n biefem lanb, bie furd^tfam finb, 
3a bie fid^ ün^ »erjagten ^afen 
3n i^rem rcid& erfd^recfen taffen, 

155 Snb })tumpen in ba^ SBaffer nein, 
5)arumb ta|t önS gemannet fein, 
SBir fe^n bod^, ba§ ön^ niemanbt noc^ 
(Betauffen ^at, ber mit önS <)0C^. 
aitfo toaxn fie getroftet batbt, 

160 SSnb jogen miber in ben SBalbt. 
H äRorale. 
®er att ©a| jeigtg äRorate an. 



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90 2)ie 'Sahtln (&\opx. [21 

S)a8 bu bic^ nid^t folt fern baran^ 

SBann icmanbt bir lütll mad^cn battg, 

5)ann folc^ gefd^rc^ ttjcrt bod^ nic^t lang, 
165 SSnb balbt ücrfd^minbt, glcid^ Wie bcr rauc^, 

SBcr fid6 tcft fc^retfcn, ift ein gauc^. 

S)od^ fottu and) haitt) fein frum, 

S)ag bir nid^t Billc^ ein fc^retf fürfum, 

Äottipftu barüber in ein \d)xtitn, 
170 ©0 Wirbt bid^ ®ott nid^t laffen ftetfen. [88] 

SJon bem Sotüen önb 
gfel*) 
®ie -21. Sabel. 
/jT® ^at ein ßom im 8l6mf^en 3tei4 
UT alegiert t)or jeiten gtüaltiglic^, 

2lte er nun ifam ju feinen tagen, 
SSnb !unbt bie laft nid^t lenger trogen, 
5 3Snb frandt^eit l^olben ümb j^n ftunb, 
5)a^ er bie (eng nid^t leben !unb, 
S)a left er außge^n ein äRanbat, 
5)ag balbt ju feiner SKaieftat 
®ie I^ier fotten fontmen att, 
10 Sic jo^en botbt mit groffem fc^all 
^uff ben ateid^^tag ju j^rem §ern, 
S)ag fal^e ber alte Äonig gern, 
S)en jungen ßoiüen fa|t er ein, [89] 
2)ag er nad& j^m folt Äonig fein, 
15 Dn miberreb nam icberman 
5)e8 alten testen mitten an, 
SSnb ba bie fac^ mar mol beftelt, 
®a fd^ieb ber alt öon biefer S33elt. 
9l(§ er nun ^ertid^ mar beftat, 
20 ®a fanbt fid^ balbt ber falfd^e r^at, 
Serjmeiueft buben in ber ^aut, 
S)en bod^ ber 2llt ^att öiel öertramt, 
SSnb fie er^o^et au| bem !ot, 

21, 23 Ingratitudo, 



21 = 17 U (500 Verse): *) ©fei 2c. 1 l^att 10 balbt] l^^n 
15 «Wac^ biefer reb 17 2ltö nun bie 22 2llt] Äfcnig 

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21] 35ie gabeln @foj)i. 91 

@o nic^t juuor bag trutfen Brot 
25 Bufreffen Ratten, tüolten nun 

5Wid^t anncmcn bcg attcn Sun, 

Snb badeten, lüic j^n mod^t gcburn, 

ein mutmittigg leben ju furn, 

Sa^en fein gute orbnung gern, 
30 aSnb motten gar nid^t für ein ^crrn 

S)cn jungen Sötocn Ironen laffen, 

Snb ttjc^rten ober atte maffen, 

SSnb jeigten bamit ürfac^ an, 

SBarumb fie j^n nid^t toolten ^an, 
35 SBie ba§ bie Sötoen bi« an^er, 

Xijrannifc^ loern gemefen fe^r, 

(S)ie reb ^att tool ein ^ubfd^en fc^ein) 

SBie fie bie armen X^ierlein, 

3uriffen on barm^er^igleit, 
40 9tid^t mie ein fromme Dberfeit, 

SSnb !ünb !ein§ öor j^n fidler fein, 

5)er^alben ntuft mon fc^en brein. 

Sie gaben j^r fad& gretolid^ an, [90] 

S)ie Somcn ^atten^ allg getrau, 
45 SBie man bann ^jflegt gemeiniglich, 

SBann man alfo beMagct fid^, 

SllleS guten jufd^toeigen gern, 

S)ag ergft rebt man üon Ober^ern, 

S)a funbt man offentlid^ erfarn, 
50 Sag aud^ bie aiat^ öerret^er tuarn. 
©iS ^ub fid^ ein gcmurmel an, 

©ein meinung rebet jeberman, 

®8 marn ein tl^eil ber erbarleit 

®cneigt, bcn loar e§ marlid^ leit, 
55 Sag m an fo fd^enbtlid^ l^anbeln toolt, 

27 Infideles et ingr ati consiliarij. 

23—21) = 23 I ©el^olffen auc^ gu groffen el^rn, 

önb^fie gemaclt ju reichen l^ernx. 

2)ie fud^tcn nun fortl^t^n .ju ]()aben, 

e^u fret^e^ leben iüie bie !naben, 

V 6o fet;n orbnung feigen gern, 

30 ©ie lüolten 41 fonb boc^ niemanb fic|er 42 gür l;l;n, 

brumb muft 47 3)e§ gutten aUeö au 53 ein] sum 

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92 25ie ^abuln @foj)i. [21 

6tc rict^cn, ba§ man gar nid^t folt 

S)cn jungen ßotocn öbcrgcbcn, 

®cm mc|rcr töeil mar fol^g ntc^t eben, 

®tc bauchten fid^ nid^t Sftarrcn fein, 
60 Sic meinten, man folt feigen brein, 

®g muft ein mal aud^ anbcrft gel^n, 

SSnb nic^t bie ^errfc^afft attweg fte^n 

Se^ ben Sfut^unben önb I^ranncn, 

3ule|t forbert man fie jufamen, 
65 S)ag man jum Äong ermelen folt, 

aSetc^en ber groft ^auff ^aben tnolt. 
S)a fprad^en an bie faifcftc 9t^et 

S)en 5ud&§, bag er bag bcfte t^et, 

SSnb toolt bcm tollen poffel fein 
70 ©in fold^e meinung fagen ein, 

3Som ©fett, roie berfelbig fe^ 

So frum, ba§ man fein t^rannel), 

2ln i^m nod^ nie gemertfet l^ab, [91] 

S)a§ er auc^ nid^t l^od^ einher trab, 
75 Saß ftd& an wenigem benugen, 

5)ie boffen würben fid^ wol fügen, 
gg baud&t ben gud^ß jioar felbft nid^t fein, 

S)ag ein ©fet folt König fein, 

®efellt iönt boc^ ber anfd^Iag mol, 
80 ®a^ er fein ^anbtmercf üben fott, 

SSnb ob eg wol war led^erlid^, 

©0 t^ut j^m bod^ tool, ba§ er fic^ 

©am^jt fein gefelln, öor feinem jroang 

9tid&t ford&ten borfft fein lebenlang. 
85 5)a faffet er bie fadft jar fein, 

SSnb ließ j^m fein fd^im^jfft^eibing fein, 

5)a trat er auff önb reufpert fid^, 

SSnb fprad^ ^un ©tdnben, $6rt wag id), 

36r lieben §errn, eud^ fagen Witt, 
^0^§ort mir nur ju önb fd^weiget ftitt, 

68 Vulpes malorum consiliariorum rabula. 
88 Oratio Vulpis contra Leonem, 



60 ©te f^rad^en, 66 gröft] me^ft 75 toemgcm gern Benügen 
76 folten 77 gud^g hjol nerrid^t fein 83 lünm] attem 

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21] ^ie gaBern ®foj)i. 93 

S)c§ aicid&g ttot^ ligt mir fo f)axt an, 

2)a« id^ nid&t lenger fd&meigen lan. 
Sl^r tonbt felbft bentfen, lieben ^crrn, 

5)ag niemanbt önred^t leibet gern, 
95 @o ^altenS aud^ bie red^t nid^t ein, 

5)a§ Surften fottn t^rannifd^ fein. 

5Rutt ^aben j^e in biefem fall, 

@in groffen fe^I bie Soiüen oll, 

2)og fie gar niemonbt fd^oncn mottn, 
100 ©arumb beg »leidig fldnb tüclen foCn, 

6in anbern Sonig on öerjug, 

S33eil fie beg iejunbt ^oben fug. 

©ein reb mar gon$ bo^in gerieft, [92] 

5)og er bie Soroen mdc^t ju ni^t, 
105 3Snb folten furt^in nid^t regiem, 

®ie funbt er tüol omplificiem, 

®ag treib ber gud^S gor meifterlid^. 
®ie ©tdnb beS Sleic^« befonnen fic^, 

@ie Ratten fid^ gar balbt bebad^t, 
110 3)er gud&ß ^att fdfton ju n^cgen bracht, 

®ag fc^ier niemanbt beim Sotoen ftunbt, 

Aufgenommen ein alter ^unbt, 

®in Samb, önb @d&aff, önb nic^t öiel me^r^ 

S)iefelben tuam befummert fc^r, 
115 2)a jmeiuelt man roer tuirbig wer, 

(Sinr fölc^en ^öniglid^en e^r. 
®er 3u46 ^att j^m gemacht bie ban, 

3u rebcn fing er meiter an, 

Snb fprad^, fc^toeigt nur ein toenig ftitt, 
120 9Snb ^ort, ju wem id^ ratzen Witt. 

Sc^ ^ab mid) mot barauff bcbac^t, 

Snb aud& bamit öiel jeit jubrad&t, 

SBem bittet bag Slegiment gebür, 

SBife ba g mir lompt ber ®fel für, 

94 Maior, 97 Minor. 100 Conclusio. 
117 Oratio uu/pis pro Asino. 



91. 92 fehlen. 93 felbft] h)ol 101 on attn öerjug 
111—114 = 2)er amed^t önb öerghjeifelt fnab, 
ba^ fie öom 2bwm fielen ah, 
121 mid^ fd^on barauff tool 122 ömb bracht. 



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94 2)te gabeln ®^op\. [21 

125 @o buntft mtd^, lieben Ferren mein, 

S)em Steic^ foll tool geratften fein, 

SBonn man ertuelt bag 6fel gfd^Ied^t, 

SSnb bog jr mid^ mertft eben rec^t, 

SBarumb ic^ je^g ben ®fel an, 
130 3^^ ^öög on ürfac^ nic^t get^on. 

3]§r muft if)t bag befennen fre^, 

%)a^ er gar nid^t t^rannifc^ fe^, 

SSnb frift bic armen X^ier nic^t, [93] 

SBelc^g t)Ott ben Sotuen offt gefd^ic^t, 
135 Sein öbete ^at er nie get^an, 

®a l^abt i^r all fein jtoeiuet an. 

@o tüift jl^r baÄ aud^, lieben §errn, 

5)ag er ift trero, önb arbeit gem. 

S)arju ift bag ein tugent fein, 
140 S)ag er für j^m left etwa« fein, 

Äuc^ anber I^ier, §6rt nod^ me^r, 

6r left j^m an geringer el^r 

Scnügen alljeit, ba« ift tüar. 

8lud^ ift bie tugerbt offenbar, 
145 S)ag er grofe SRenbten nid^t begert, 

aSnb fid^ öott feiner arbeit nert. 

®r ift nic^t ftoI|, önb lebt on ^jrad^t, 

2)rumb mirb er biQc^ jum Song gemacht, 

Sie tugenbt all beim ©fei fielen, 
150 Srumb (aft euc^ foIc^S ju ^er|en ge^n. 

2)em 9uc^B gieng tool ba« fc^toe^en ai, 

S)e§ muft ber arm fioto fein fd&abab, 

®r lobt ben @fel tool ein ftunb, 

$nb j^n bod^ nidbt t)o(InIoben funb. 
155 Site foIc^S ben 5ß6ffel lüfeclt fe^r, 

S)a fing er an ju reben me^r, 

ISl De uiriuiihus Asini. 

126 fott 129 id^ geb ben 
133—138 = 2)ag l^att ber ®fel offt betoeift, 

önb ift beg Ij^alben toett gejjreifet. 
139 ©0 ift bag aud^ e^n 145 fltoffer 146 Nach 146 folgen 
133.134. 151 gefd^hje^ 154 = SSnb bod^ nit genug geloben !unb. 



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21] 3)ie %aUln ®fo^)i. 95 

S)ag folt i^r auc^ bcbcncfcn rool, 

5)ag folc^g t)on ®ottg mcgcn fein foK, 

SSnb er barju öerorbnet fe^, 
160 5)aS lünbt j^r mertfen aud^ babcl), 

(3c^ brauch furmar fein böfe tücf) 

©in Ereu| tregt er auff feinem rücf, 

®aS folc^eg tregt ber ®fel frunt, [94] 

5)ag ift ein grofe äRtjfterium. 
165 2l(« balbt be« ©reu^eS marbt gebad&t, 

®a war ber ^auff fc^on ba^in brad^t, 

®aS fie jufieln mit groffem fd^aK, 

Snb fingen an ju fd^reien all, 

5Run l^aben mir ben funben frc^, 
170 5)er billic^ önfer S'onig fe^, 

@2 ift ein molgelerter SRann, 

S)er alles mit einanber !an, 

SSeib {Regiment mirbt er öerfel^n, 

SSeld^S ift t)on Sötuen nie gefc^e^n, 
175 »e^b SBeltlic^ önb ba« (Seiftlic^ fc^tperbt 

SBirbt ffi^rn ber @fel eieren merbt. 
S)er 5ß6ffel mar ba gan| bereit, 

@in ieber toa^ in fonberl^eit 

3u greifen an bem 6fel grob, 
180 Wlan fagt öon i^m grofe e^r önb lob. 
S)er ein fing an mit groffem flei§, 

®en langen ol^m ju geben pxti% 

Sie toern jum Seid^t l^orn mec^tig gut. 
S)er anbcr fprad^ mit ftoI|em mut, 
185 @o lob id) baS für allen bingen, 

6r ^at ein guten l^alg gufingen, 

©Ott ^at öng fold^en »ong befeuert, 

S)er öberaul ift tool gelert. 

(SiS mar bod^ nichts an nemen ^ern, 
190 S)aÄ jeberman nid^t lobet gem. 

166 Applausus ignobilis uulgi. 174 Papa. 

160 aud^] IDOI 161 = 3d^ hJta nid^t braud^en boje ftutf, 
169 reben 169 funben] redeten 175 a)aö SBettlid^ 177 2)a 
hjar ber j)offel gan^ 186 guten] feinem (feinen üi) 189 an] am 

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96 25ie %aUln ®foJ)t. [21 

21I§ er nun war gelobet fcl^r, 

2)a 6(ei6 j^m Sönigltd^e el^r. 
S)er Sott) muft laffen fold^g S^fc^c^"/ [^5] 

ajnb feine feinb ha für j^m fe^n, 
195 6r fiel in grofe trubfeligleit, 

S)oiJ tl^et ben frommen rdt^en leit, 

SSon ftunb an fie bef^jrac^en fid&, 

SBie folc^g toeer j^a ein lefterlic^ 

SSntugent, öor geboret nie, 
200 S)er alt ^ettS nic^t oerbient t>xnb fie, 

S33ie fott e§ jmmer toerbe;n gut 

3m aieid^, mann mon bog junge blut 

@oIt loffen fo üerftoffen fein? 

@t# motten nic^t öermillgen brein, 
205 3Snb fic^ fo bolbt bagegen ftettn, 

2)ag nid^t ber gud^l önb fein gefettn 

3^rn mutmilln muften fo öollnbringen, 

^er mol, boÄ fte am (Balgen l^ingen. 
®o fie mit ein ben rat^ genamen, 
210 S)e§ aieid&S ftdnb baten fie jufamen, 

Sie l^etten etma« für ^ju bringen, 

2)em Steic^ ju gut in allen bingen. 
6in alter 8lat^, ba« mar ein ^unbt, 

S)er t^at fo balbt auff feinen munbt, 
215 aSnb fing an fre^ alfo ju belln, 

äRufe bann ber guc^l ünb fein gefettn 

S^rn mutmiln treiben mie fie mottir, 

SJnb mir attfampt j^n folgen fottn? 

@in folc^e fd^anbt ift nie erl^ort, 
220 S)amit mirbt balbt ein aieic^ öerftort, 

SBann man mitt ®fel feften ein, 

S)ag fie fotten Slcgentcn fein, 

®in gro§ t^or^eit ift balbt gefc^e^n, [96] 

SBie id) juuor ^ah mtf)x gefe^n, 

213 Oratio Canis contra uulpem. 
224 Experientia Seniorum. 



193 müft folc^« laffen 195 mit elenb önb trübfeUgfel^t, 
198 SBie bag fotc^« hjere e^n 207 m6cl^tcn 20S Söolt ®ott 
ba^ 218 ^l^m 220 gerftort 221 man bie (Sfe( fc^ct ein, 



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21] 3)te Säbeln ®fo^)i. 97 

225 SBcrbt j^r ein foId^cS lieben an, 

©0 ift e^ balbt t)m6^ äteid^ get^an, 

SBag gtcift, bag ift nic^t attcS golbt, 

S)rumb j^r bcm 3uc^§ nid^t folgen folt, 

®a er bag ®reu$ mit ftoI|em bracht 
230 (&xi)tbt, t)nb euc^ ein nafen mad^t, 

5)er lifiig gud^fe önb feine Siutt, 

2Die fu^rn bag Sleic^ in angft önb nott, 

Sie ^anbeln, ba§ fie mögen fre^ 

Soinbringen jl^re fc^toermete^, 
235 Säarumb wolt i^r jl&m folgen bann, 

@o boc^ ba§ ®reu^ betriegen lann? 

®ag ®reu$ ift nic^tg, bann nur ein fd^ein, 

SSnb fan tool nid^tS ba^inben fein, 

^a^ tl^ut marlic^ jur fachen ntd^t, 
240 S»Jf ^^^^ wiit far|en auggerid^t, 

S)a§ !an ber @fel mec^tig mol, 

SBann er bommb regieren fol, 

©0 finbt mon tool berfelben me^r, 

3)ie aud^ wol lonbten färben fe^r, 
245 S)ie müften att ^Regenten werben, 

5)ag mer ein lobli^ Steic^ auff ®rben. 
3lun tüolt id) bannoc^ lieben §ern, 

aSott eud^ t)ememen tt)arlid^ gern, 

93a$ i^e ber @fel f^äb get|an, 
250 2)arumb man j^n geloben lan. 

S33ir tüiffen öon bem Sotoen wot, 

®arumb er bild^ regieren fol, 

aWand^ treflic^ t^at ^at er get^an, [97] 

3)er man j^m nid^t öottnbantfen !an, 
25ö ®rumb rat^ id^ eud^ itt) meinen tretocn, 

%i)Vit nid^t ein foId^S, e^ mirbt eud^ retocn. 

Sagt eud^ ben fd^ein nid^t machen tod, 

g)er gu 4& ift atter fd&aW^eit t)oa. 

227 Fucus. 

224 l^ab gefeiten 
229. 230 = 2)a5 er ba« ©reü^ fo l^od^ erl^ebt, 
Sd^ l^ab be§ gleichen me^r erlebt, 
258 S)ie toelt ift 

£2. AlberuB, Fabeln. 7 

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98 3)ie gaBeln ®fo%)i. [21 

SQäcrbt jl^r bic fac§ ein mal öcrfel^n, 

260 @o ift e^ aud) t)mb§ 9iet(i^ sefd^e^n, 
SSnb fag bei§ auff mein ttero ünb c^b, 
Sag mir foIc^S rocr fo ^cr|Ii(i& Ic^b, 
S)a§ id^ aud^ wolt üicl lieber fterben, 
S)atttt alfo fe^n bo§ aieid^ öerberben. 

265 @otc^ ernfte reb ünb tapfferleit 

S)eg §unbg, bem gud^fe t^et oiel ju leit, 
2>ietDeiI 6r omneS marb Betoegt, 
S)rumb er fic^ balbt baroibcr legt, 
aSnb fprac^, fflag man im SRcic^ Befc^Ieuft, 

270 Di fd^on baffelb bie $unbt öcrbreuft, 
@o muß man§ bannod^ laffen Bleiben, 
Sen §unbt laft nic^t fein muttuilln treiben, 
®efd^rieben laft gefd^rieben fein. 
S)em ^auffen fiei bod& gleic^mol ein, 

275 ®a§ nie ber ®fel ^ett betoeifet 
(Sin tapffer t^at, on baS ba gteigt, 
2luff feinem rutf bag ®reu| attein, 
3)od^ funbt i^r ja nid^t werben nein, 
2)iett)eit bie mal mar fd^on gefd^e^n, 

280 SSnb mar bie fd^an| bereib öerfel^n. 

®er §unbt trang enbtic^ auff bie tl^at, 
©iemeil ber @fel fünft nid^tg ^at, 
S)ann nur ba§ Kreu|, önb falfd^en fc^ein. [98] 
®a fing an ju bemilgen brein 

285 ®er gröjie l^auff, ba« man folt gleid^ 
Sie fempffcn laffen t)mb ba« Steic^ 
3)ie bet)be Sfonge, nem t)nb alt, 
®em @fel ba jufempffen galt, 
S)a mar bem gud^l nid^t mol ju finn, 

290 @r bad^t, @g ift ^ie !(einr geminn, 
SWit feiner rott ^ing er ben fd&man|, 
2)ie fad^ ift nun öerberbet gan|, 
SBir lonnen nic^t öiet !em<)ffen« machen, 
®er l^auff mirbt önfer aller lad^en, 



266 , tl^et bem gud^fe gro^ le^b. 267 @r] l^err 268 2)er 
gud^fe fiel 269 @r f^rad^ 288 ba] nm 289 2)ag toar 



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21] 3)ic gabetn (Sfo^)i. gg 

295 SJnb tücrbcn öbcrfommcn fpot, 

Scr @fcl nic^t gelcrnct ^ot 

SSicI fünft, on mann er färben foH, 

3Snb biftcin treffen, tan er woll. 
dagegen friegt ber ßow ein mut, 
300 9Ktt iöm rooItÄ mtber merben gnt, 

3)te frommen St^at bie fa^enS gern, 

SSnb fremten fic^ mit j^rem $em. 
@S warbt ber lampfftag balbt Beftimpt, 

®en Snd^l ber @fel jn fid^ nimpt, 
305 ©0 ftel^t ber §unbt beim S6tt)en frcQ, 

®ie I^ier fomen all ^erbe^, 

5)en fampff liefe mon ben Sotoen tueln, 

®r bad^t, nun roirbt mirg nimmer fein. 
S)a mar nic^t fern ein groffe bac^, 
310 2)er ßome ju bem ®fel fpra4 

SBoIon, es gilt, meld^emS gelingt, 

5)oS er fre^ überS SBaffer fpringt, 

Snb trucfen feine füfe bereit, [99] 

Sem merb ba§ Äongreid^ jugeftelt. 
315 S)er Som jufjjringen freroet fid^, 

@r f))rang l^inuber gmaltigüc^. 
S)er Sud^fe fprad^ ju bem falfd^en 9t^at, 

®er leuffet önS befc|iffen ^at, 

SSnb fu^rt t)n8 in bag f})iel l^inein, 
320 3ebod^ es mitt gemaget fein, 

Saft ünS nur l^oben fecfen mut, 

(Beminnen mir, fo ift eS gut, 

aäo nic^t, fo folS önS gelten g(eid&, 

3Bir l^atten oor aud^ nid^tS am äleid^, 
325 SBoIan, @S mitt gefprungen fein, 

5)er @fel f<)rang, önb plal^t l^inein, 

Ate ob ein Kofe gefatten mer, 

S)eS efelS marbt gelad^et fe^r, 

3)a marb ben falf(|en 9tdt^en bang, 

315 Primum certamen. 

298 cffen 301 9läbte fallen« 321 = SSnb laft öng l^aben 
QÜtten müt, 324 2Bir toarn bod^ t)or aud^ nit im SReic^. 

7* 

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100 3)ic Säbeln (Sfo»)i. [21 

330 S)cr Sott) l^crumb mit frcubcn ft^rong. 
§tc aber nun jufc^cn ift, 

SBag boc^ öcrniag be^b glücf önb lift, 

@oIt einer nid^t t)on ttjunber fogen, 

aSnb ober gliicf önb fd^aW^eit Kagen? 
335 2)ann aü bcr ttfel plum})t hinein, 

ajermirret fid^ ein tUin^ SSifc^Iin, 

3ng ®fel8 o^r, ®o foId&§ ücmam 

2)er pud)^, aU er auff« öfer tarn, 

S)a fing er an, önb xtn\ptxt fic^, 
340 aSnb fprac^, ©c^meigt jüß, onb ^6ret mic^, 

S33o finb mir nun bie felbcn Inaben, 

S)ie ön« bag ®reu| öeracfttet l^aben? 

5)arumb mein §err fid^ ^oren left, [100] 

®ag tüeer ein fd^Ied&te fünft geweft, 
345 2)e§ ®reu|eS tugenbt ju bemeifen, 

3Snb meer beiSl^alben nic^t ju preifen, 

SBann er nid^t me^r bann fpringcn funb, 

@o man öiel anber I^ier funb, 

S)en mol on Ereufe ein fd^fed^te fad^, 
350 Suft^ringen über folc^e bad&, 

äReitt l^err gar üiel ein l^o^er t^at 

2)urd^ fein EreuJ ausgerichtet ^at. 

Sm fprung ein« SSifc^IeinS in ber had) 

aäarb er geftar, ba f})rong er nad^, 
355 S)eg ©reu^g munber mac^t er ha^ funbt, 

S)ag er ben SSifd^ nic^t mit bem munbt, 

SRod^ mit ben pfoten fallen tpolt, 

(5)eg i^r eud^ bittet öertüunbern folt) 

©onber mit einem o^r öiet me^r, 
360 8lu6 fonberlid^em flei§ tuolt er 

S)a« ajifd^Iin fangen ^inber rutf, 

S)aÄ laft mir fein ein meifterftucf. 

5)er^alben folget meinem rl^at, 

SBo aud& ber Soto ein folc^e tbat, 
365 Setoeifen mirbt ^ie für önS alln, 

332 bc^b] ba« 336 !le^n 350 bber btfen bad^. 359- 
362 fehlen. 363 2)rumb folt ^^r folgen 



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21] 2)te gabeln @fo^t. lOl 

So taffctt tüirS t)n§ mol gefaön, 

5)a§ j^m ba§ 3Jcgimcnt Qepnx, 

2)a ^alt id^^ aber marlid^ für, 

Da^ tücbcr maul, nod^ fern t)icr flauen, 
370 @in Heines SSifc^Iin folten fa^en, 

SBann er gleid^ gieng barnad^ mit fleig, 

2)a§ er ein fotd^e fünft bemeife, 

S)er efel aber folc^e t^at, [lOl] 

3n einem fprung bemiefen ^at. 
375 5)er liftig gu^g fpart feinen fleig, 

2)a§ er bem Kreu| behielt ben preig, 

9Ba§ foll man fagen üon bem fd^aW, 

S)en er funbt ünber feinem batcf 

Serbergen fo be^enbigtid^? 
380 2)er $unbt barumb befümmert ftd^ 

33e^b t)mb§ glücf, önb bie ^eud^efe^, 

@o fd^etnt, aU oU bie mar^eit fe^, 

önb mar j^m ba§ ein grofe üerbrteli, 

5)a§ ftd^ ber ^auff fo narren tiefe. 
385 ®r fing fo batbt ju betten an, 

S3e^ teib, e§ ^ut ftd^ jeberman 

5ür biefem tSncf^^, önb gteubt j^m nid^t, 

S)a§ fotd^S alfo burd^ @ott gefd^ic^t, 

@§ ift gefd^e^en öngefe^r, 
390 5)arumb ftd^ niemanbt baran fe^r, 

S)er $unbt brandet ftd& gar meibelid^, 

Dag er ben gud^fe brad^t önber ftd^, 

Sife ba§ e§ ju beforgen mar, 

®§ murb braufe (ntd^t on groffe fa^r) 
395 ®in auffru^r inn bem 3leid^ enlfte^n, 

Die bann p^tqi feiten ab juge^n, 

On groffen fd^aben, ünb on blut, 

Der^alben fa^ man an für gut, 

Dag man fte nod^ ein§ fem^jffen liefe, 
400 3u femt)ffen fte man miber ^iefe. 

371 glcic^ barnac^ ginc; 374 2Jiit e^nem 374 betoeifct 
381 ömb ba§ glücf tonb leiic^eHet;, 382 ©o] bie 394 barauf; 
e^n ö'^offe 395 (Sin] Snb 396 2)ag ^jflegt bann feiten 
398 2)eg l^alben 



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102 3)ic gabeln @fo|)i. [21 

Sic gicngcn mit cinanbcr 6atbt 

Stielet fcrrn, bet) einen griinen SBoIbt, 

3n^ Steic^g geteit önb ftd^er^eit, [102] 

2)er Soro mar miliig ünb bereit, 
405 @r fprad^, ®ö gilt fre^, 9iun molan, 

SSäer unter ün^ ermifc^cn lan, 

S)a§ b^enbft I^ier, ber merb erfent 

®in oberfter im Siegiment, 

SSnb fod im SReid^ ein ^onig fein, 
410 ®ar balbt Iteff er jum SBatbt hinein, 

SSnb 'jagt big er ein ^afen fing, 

2)a fam er, ünb mar guter bing. 
5)er ®fe( mor faul, ünb gebadet, 

$at mid^ ber Xeuffet ^ic^cr bracht, 
415 ®ö ift ber mü^ bod^ alljuuiel, 

3)ie mid^ bad 9i6mfc^ 9ieid^ foften miQ, 

SSnb folt mo( nid^t öiet friebeniJ l^an, 

@r legt ftc^ niber auff ben plan, 

SBie er für ^i| baS maul ^at auff, 
420 2)0 !6mpt ein 3{ab, ünb fleugt j^m brouff, 

SSnb meint, e^ mcr ein ftincfenb a% 

5)er @fel feiner nid^t ücrgag. 

3!)ann ob er mot fünft jmmerbor 

®in üngefi^idtter 6fel mar, 
425 3lod^ mar er ba ntd^t all ju foul, 

SSnb fluj ben SRoben mit bem mout 

©rfd^nopt, ju fold^em gtucf, 

$otff i^m bog Kreu| ouff feinem rüdf. 
S)er gut S6m ^ott gefongen botbt, 
430 ein ^ofen, önb lieff oug bem SBoIbt. 
S)er @fel log bort, ünb mar fout. 



405 Secundum certamen. 



402 = 2ln e^nen ort be^ e^nem toalb, 405 tüolan] bclan, 
ebenso 463. 474. 480. 512 407 trerb gencnt 410 SJnb flilg§ 
licff 422 \t\n auc^ ntt 

423-- 431 = 423 i Snb fd^na^t nad^ ^l^m bnb fieng ^^n au^, 
ber Setüe !um^t tonb ftd^t ba ben gaud^. 
2)en ©fei ligen, ber trar faul. 



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21] 3)ie gabeln ®fo|)i. 103 

Snb ^at bcn Slabcn in bcm maul. 

5)er Som fcttt in ein groffen fd^rccfcn, [103] 
Snb fordet, er müft nun bleiben ftedten, 
435 @r fprad^, ba fc^tag ber genier ju, 
Sc^ fe^ tt)oI, ma« id^ jmmer t^u, 
2)aS glucf fid^ allzeit öon mir fert, 
Säieleid^t tft mirS alfo befd^ert, 
?)oc^ fott e§ gelten nod^ ein mal, 
440 SSnb merb ein üngcrabe jat, 
S)ann aöer guten bing finb brei), 
S)a ipottn tüirS laffcn bleiben be^. 

®^ fte^t ein SRüt nid^t fern üon bann 
3^en[eit be§ Sergej, welcher fan 
445 S)iefclb ber erft erreid^en mot, 
Serfelb gcironet werben foH. 

S)er Som julouffen botbt begunbt, 
@r lieff, mag er leibiJ tauffen funbt, 
Site in bem testen fampff, weit« golt, 
450 35nb mott gewinnen mit geroatt. 

2)er ®fet fprad^, Sodf§ angft önb güb, 
3d^ mag mein bein nid&t mad^en müb, 
Sd^ mill mic^ legen auff bie Erben, 
3c^ toexb bod^ nimmer ftonig werben, 
455 gd^ muft ben fpott jum fd^aben ^an, 
®r legt fid^ niber auff ben plan. 

5)er Sow ^at fd^ier fein lauff üoHenbt, 
SBie er fid& nun jur SRüI ju wenbt, 
8i^t er ein ®fe( für ber t^ür, 

460 3d& me^n, ba§ bid^ ber leuffel fü^r, 
S^rad^ er ju j^m, Siftu gereibt 

3ur SRütn fommen? S)a§ tl^ut mir teibt. 
SJoIan jurudf auff unfern ptan, [104] 
®§ gilt noc^ ein§, bu muft bog bran, 
465 S^ ^»6 öoön fe^n, toa^ Kreu| üermog, 

447 Tertium et ultimum certamen. 

432 e^n Stäben 433 (gr feft inn et;nen 438 @g ift mir 
öieUeic^t alfo . 453. 454 umgestellt = 454. 453. 455 muf; 

461 bere^b 



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104 3)te gabern @fo|)i. [21 

@§ t^ut mir an bic ^cllfd^c plag. 

®r lieft, 6i6 ba« er miber lam 

8tn j^enen ort, 5)a er ücntam 

3!)en ®fel miber, fd^re^ er laut, 
470 5)er Xeuffel ftfet in« ©fefö ^out, 

SSnb treibt mit mir folc^ bubere^, 

3c^ glaub fre^, ba« ber leuffet fei), 

S)er t^ut mir on fö(c^ groffe qual, 

SaSoIan e« gilt jum britten mal, 
475 ®r fu^r ba^in, gleid^ tüie ein pfeif, 

93i6 an bie 3Küt mit groffer eil, 

2)en ®fel fa^c er für jijm fta^n, 

®r fpradö, ba« ^at gemife get^on, 

5)er (eibig Seuffel inn ber ^ell, 
480 SBotan, fo mirftu 4)err ©fett 

@in ffonig fein an meiner ftat, 

8tt§ ber mir angewonnen ^ot. 

H 3KoraIe. 

5)i6 ift bie örfad^, toarumb gern 

S)ie groben ®fel werben ^ern, 
485 3)ag glücf ift grog, bie fünft ift Wein, 

^a« glucf t^ut« aber nid^t attein, 

2)er Jletb^art, ^afe, ünb eigen mifl, 

5)ie i^un beim @fel med^tig t)iö, 

Sift, öntrew, önb bc^cnbigleit, 
490 e^rgeit, ®ei|, Unb onbancfbarfeit, [105] 

S)ie fte^n faft att bem ®fct be^, 

«uff ba§ ber Sow nid^t tonig fe^, 

S)ie @fel ^an gemcinüd^ glücf, 

485 Summa peiit liuor, perflanl altissima uenti. 

470 ftecft 471—472 fehlen. 473 ^a§ ßreu^ tbfit mir an 
groffe 475 ein fehlt. 476 anj för 484 = 2)ie ®)cl werben 
Oroffe ^errn. 489 SBntrenj, lift, Zwischen 492 und 493: 
492 II Äe^n frommet n^e auff erben )n>ax, 

er mfift bon fd^tnermern leiben fal^r^ 



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21] 2)te gabeln ®fo^t. 105 

Sietücil fic tragen ouff bem rücf 
495 ®in ®rcu|, baiJ ip, burd^ fatfc^en Jc^cin 

3)ic SBcIt mü ja ücrfüret fein, 

SBic c§ bann be^ öng auc^ flefci&id^t, 

S)o man fo gar fan fctben ntd^tf 

SBer ctma^ fan t)or einem anbern, 
500 Die frommen menner muffen manbern, 

SSnb bringen ntd^tS bann f})ott bauon, 

Sür i^r roottl^ot tft fot(^§ ber lo^n. 

S)oci^ toeil ®ott rid^ter ift auff ®rben, 

®o mirbt bem gud^fe fein lo^n aud^ werben, 
505 ©am^3t feiner SRott, ju feiner geit, 

S)ann Stbetö blut gen ^imel fd^reit. 
Sd^ mifö aber ^iemit befd^tieffeu, 

®§ mod^t bie ©d^mormer fonft üerbrieffen, 

SBann id^ j^r tugent meiter rl^ürt, 
510 5)arumb ju fd^meigen mir ge^jürt, 

Sie SEBelt ^at luft jur ©d^wermeret^, 

SBoIan, ^ie fott e§ bleiben be^. [106] 



^a§ t^un fie nod^ auff bifen tag, 
V fein frummer für t)\)n hUibm mag. 
9Bie^ tl^et öor ^^iUn 2lrnu8 ? 

jiu bnfern ^eitten 3^i"0'^i"^? 
2)er 9Jiün|er önb t)U anber mer. 
hjelc^e lang gu ergelcn toer. 
X ©0 ge^t e§ frommen leütten nod^, 

ber @fel ^att ben fürgang boc^. — Vers vi— ix 
sind in Ui ausgelassen, in Vers iii ist b^fen statt fd^mermern 
eingesetzt. 

495 2)ag ©reüfe 496 3)er ^6ffel miU öerf. 497 bann 
^e^unb aud^ 

501—506 = 2Bir l^aben öon ^l^n nic^t^ bann l^on, 
©Ott Witt ^l^n geben ^l^ren Ion. 
S)er foU \)f)n trerben l^ie bnb bort, 
erl^alt önö @ott be^ feinem toort, * 

507 ©0 tüxU ic^§ nun l&iemit. — In Ui ist Vers 508 bie fetbigen 
statt bie fc^n^ermer (ÜA), in 511 triegere^ statt fd^toermere^ 
(UA) gesetzt. 



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106 ^^^ gabeln ®fo^i. [22 

aSon cim toilbcn ©d^tucin 
önb Sfcl 

2)ic 22. gobd. 

3 SR Dbcnmatbt iji bife gcf^c^n, 
aSietüoI id^g felbft ni^t ^ab gcfc^n, 
5)0 gicng ein Sfcl önb mar ftol^, 
SJnb fa^ ein mitbcS ©c^mctn im $o% 
5 er f^3crt bag maul auff gegen i^m, 
aSnb mad^t oljo ein grerolid^ ftim, 
2)a]^er erfc^racf ba§ milbe S^mein, 
®cbac^t, l^ilff ©Ott, wo« foO ba§ fein, 
S)a§ bcr fic^ alfo ^efelid^ ftettt? 
10 ®tn fol^e meife mir nid^t gefeilt, 
(Sr mufe freiticl befeffen fein. 

3)a monbt er ftd^ öom mitben Schwein, [107] 
aSnb leret i^m ben l^inbern bar, 
aSnb tüietüol er öor ^epc^ mor, 
15 ©0 fo^ er ba öiel ^ep^er, 
SSnb t^et, ot§ ob er f^ettig mer. 

DaiJ toitbe ©d^mein merit balbt bobei), 
3)o§ er oufe touter bubcre^ 
©otc^ norr^eit treib, önb fpottet fein, 

20 2)affelb üerbrog ba« milbe ©^mein, 
aSnb lirrt ju^cuiff fein fd^ar^^ffe gen, 
SSnb fprac^, ®§ fott mic^ ni^t« angeln, 
2)ein fpottenö, bu werft aber merbt 

®inr Porten ftraff, bo§ id^ mein ©d&ttjerbt, 
25 äWein fd^arpffe jan an bir Derfud^t, 
aSnb bir ba§ fottenb übel flud&t. 
Sc^ binn bir aber öicl ju gut, 
2)ann bo§ ic^ lüt an bir mein mut, 
gür mir mogftu mot narrl^eit treiben, 

^ 20, 1 Ärrogans inscitia. 22 Fortiiudo ani mu ^ 

22 = 8 U (26 Verse): 1 ba« 3 bnb] ber 
5—20 = 5 I 3Snb f^ottet fein mit ^od^mut grof; 

ba§ trilb fd^trein foIc^S gar fer berbrofe, 

21 lirrl] fnirfd&t 22 nit 23 = S)etn f^jotteret, bu Werft Wol wetD 
29 aJleint^alben magft wol 

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28] 2)ie Säbeln ®fo|)i. 107 

30 3^ ^^^^^ wiid^ gar nid^t an bid^ reiben. 
J)rumb fa^r nur fort, ünb f<)ott mein fe^r, 
Sein groffc grob^eit lan ni^t me^r, 
3c^ bin fo erbar, ünb fo frc^, 
2)a§ i^ nid^t a^t bein f^^ottere^. 

H aWorate. 

35 aJian fe^ fid^ für mit attem fleig, 

S)a§ fic^ niemanbt an bem befd^eife, 

3!)cr nid^t§ bann l^o^n ünb fpotten fan, 

SSnb nur üejieren jeberman, 

S)enn fold^e lofe leut ^aben fonft, 
40 3iid^t§ me^r gelernt, bann fotc^e fünft, [108] 

ajfan fünbt fein gtoffern fiegman finben, 

S)ann mer ben jorn fan öberminben. 

SSom SBatbtgott önb eim 
Samern 

S)ic 23. gäbet. 
^|Vi%9t9i finb gefd^rieben, mie ba fei) 
Jjml Sorjeiten grofe abgottere^, 

®emeft, ju einer jeben nott 
©rmetet mar ein eigen ®ott. 
5 SBir ^abcn foIc^S aud^ nit gefpart, 
SSnb nad^ gefolgt ber Reiben art, 
5)ie ©d^dfer ünb bie Samern ^an 
@in ®ott ermelet, ber ^iefe 5ßan, 
Semfetben mar ba§ SSie^ befotn, 
10 ®a§ ^eift ®ott fein e^r geftotn, 
©otd^g ^an mir teiber auc^ getl^an, 
8Snb frembb @6tter gebettet an, [109] 



31 Ridiculum est, odio nocentis pei^dere innocentiam,' 
40 Iracundiam gut uincit hostem superat maximum. 

33 fo gut bnb auc^ fo 35 altem] groffem 36 iün menfd^ 
38 nur] tviU 
39 — 42 = 39 I S)ann folc^e Io| leut miffen nid^t 

bann grobl^ett, toie man an x^n fid^t. 



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108 3)ic gabeln ®fo|)t. 

@. Il^ongcS mar ein ®ott bcr Sd^mcin, 
@. SBcnbcI mufi ein M^trt fein. 

15 9lcptunu§ ttjor ein ®ott im ÜKccr, 
So mor ber SBiar^ ein ®ott im ^ccr, 
©anct 9lidau§ an 9lcptunu8 ftat 
3)a« SBofferompt ücrfe^cn l^at. 
So mor ©anct 36rg bcr Sleutcr troft, 

20 Dem ^on fic offt ein äRe^ geloft, 
3)oS er i^n moit befd^ern gro§ glücf, 
3ubrauc^en mand^ grofe Bubenftucf, 
^orumb rieff man ©anct Jörgen an, 
SBo folt er ^in, ber gute man? 

25 ©ie lüoItenS j^n bod^ nid^t erlaffen, 
@r muft i^n ^elffen auff ber ftraffen, 
5)ie ormen teut ju greiften on, 
Der gute Sorg muft be^ j^n fta^n. 
SSutcanu« muft bem fettjer me^rn, 

30 Den t)Pegten aud^ bie ©d^mib ju e^m, 
SBcil fie fid^ t)on bem gfetoer nem, 
Sluff bad er j^n toolt gludf befd^ern. 
33e^ önS man an SJutconu^ ftat, 
©anct Soe angeruffen ^at, 

35 3toä) bre^ l^at man barju erbac^t, 
Die auff ba§ femer fetten ad^t, 
©anct Dl^ongeS, Soren^, glorion, 
Die ^an bi§|er ba§ beft getrau, 
SEBeil bie nun aufegebienet l^on, 

40 SBen motten mir nun nemen an? 
Den ©c^miben mitt icft baiJ befe^In, 
Oi fie ein anbcrn mottn ermel^In, [110] 
^d) rat^ ba§ fie be^ E^rifto bleiben, 
Snb fein 9tbg6ttere^ me^r treiben. 

45 SScfta ein ^emergottin mor, 
©. 2tgot^ marb in fotc^er fo^r 
Son onfern ©l^riften ongebct, 
@oI4§ bat ber groffe falfc^ ?J5rop^et 
Der ^ap\i, bcr ©nb^rift ünS getert, 

50 aSnb ®ott bem .^errn fein SBort üerfert. 
Der Dott (Bott Dion^fiud, 



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2B] 25ic %aUln @fo|)i. 109 

SBnb anbcr namcn ^att er me^r, 

Sem marbt ergeiget groffe el&r, 
55 Äuff ba§ er guten Sääein bef^crt, 

3Wtt fauffen tüarb er i^od) üere^rt, 

2)emfeiben bient man überall, 

©ie fd^merm^jten j^m mit groffem \d)aü, 

SBann fte mit j^ren Kreuzen gingen, 
60 2HI Sääelt muft ba bem öac(^o fingen, 

5)ofür mir barnoc^ @anct SSrban 

3ln äSacd^uS ftat gehalten ^an, 

aSi^ mir jule^t erfaren nun, 

S)aS niemanbt ^elff, bann ®otte§ ©un, 
65 SBeld^er ber einig |)e^Ionbt ift, 

2)er ^od^gelobt $err 3^efu ®^rift, 

Serfelb befeuert t)n§ guten SSäcin. 
Sucina muft SBel^mutter fein, 

Sllfo be^ ön« in ftinbeS fa^r, 
70 ©onct SWorgorct in jold&er fa^r 

Se^ t)n§ ber SBeiber @6ttin mor. 
S)ie ® ottin ^ßcttaS jebermon, [11 ij 

SSmb tor önb meife^eit betet an, 

SDie gab be^ ön^ ©anct Kat^arein, 
75 2)er ^auffteut ®ott muft 5ß(utu§ fein, 

Se^ önS man an beffetben ftat, 

©. ®rafmum gefefeet ^at. 

©. ^nna marb j^m juget^an, 

Sn fold^cm ünfinnigcn ma|n, 
80 @in lange jeit mar jeberman, 

"HU mer e^ aOed molget^an, 

Sa ^ort niemanbt lein anbcr ler, 

SSiel äRefe in foI(^er ^eitgen e^r 

SSon ^auffleuten mürben beftcttt, 
85 SBann fie fern motten ober felbt, 

SJttb mann j^r r^e^fe toar über SReer, 

SKaofim mar j^r befte toe^r, 

Sluff ba§ fie |eim aufe atter fa^r 

S^r leben bred^ten '{ampi ber ma^r. 
90 @§ marn t)iet anber ®6tter me^r, 



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110 2)te gabeln Sfo^)i. 

Die all tang ju crjctcn tocr. 
3lod) ein art roiQ ic^ jeigen an, 
3)arutn6 mird angefangen l^an. 
S« l^ieffen ©ottin S)r^abe8, 
95 2)edglei(i^en Oreftiabed, 
Snb ^ieffen (Sottcr ©at^ri, 
SgQpaned, t)nb @Qluam, 
Sie jtnb ön« jefeunbt önbelanbt, 
Sic l^atten unter j^rer l^anbt 

100 S)ie SBelb, ünb 93erg, bie eieret man, 
9Snb rieff fie für i^ath Ootter an, 
3)erfelben einer auff ein jeit [112] 
Sam in ein S)orff, öoni SBalbt nid^t roeit, 
SJnb fert ju einem S3atoem ein, 

105 ^m SBinter fote gef^e^en fein. 
5)a lom ber Somer olfo balbt, 
SSnb mar DieOeic^t gemeft im äBalbt, 
aSnb fpro^, ba§ bi^ bodg ©fei fc^enbt, 
SBie freuji mid^ bod^ an meine ^enbt, 

110 Da ^oud^t er an bie l^enbt fo fe^r, 
SSnb Miefe, ate ob er t^oric^t mer. 
Da fing ju fragen an ber gafi, 
SBarumb er ^aud^et atfo öaft. 
@r antmort j^m, mie Iom))t$ bad bu 

115 SWc^t lanft öerfte^ marumb ii)^ t^u? 
Du fi^ft ja, wie mic^ frieret fe|r, 
^aftu foId^§ nid^t gefeiten me^r? 
9iun ttjeift', marumbS gefc^e^en fe^. 
Da loc^t baiJ SBeib ein l^abem bre^, 

120 ®§ fhinb ein lifd^ ^inber ber tl^ir, 
Denfetben trug ber Samr ^erfur, 
Sin alter tifc^ mar fd^mal Dnb Kein, 
SJnb ^att nic^t me^r bann nur bre^ bein, 
äSnb l^ieng ein pfann^ol^ an ber manbt, 

125 Dag ^att bed 93amem eigen l^anbt 
^ufampt bem breifufetifc^ gemad^t. 

Da marb ber 93re^ ju tifc^ gebrad^t, 
Der SJomer bleft fluj in ben bre^, 
«IS ob er toa önb torid^t fe^. 



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23] 2)ie gabeln ®fo^l Hl 

130 Der SBolbtflott fa^ j^n mibcr an, 

Snb fpra4 Wie \oü ic^ ba§ öcrfta^n? 

Äanftu bann nic^t§, bann immer bfafcn? [113] 

Sc6 l^alt, bu muft gctniglitl rafcn. 
Sa lieber, f^jrac^ bo^ SJdmerlein, 
135 Der Sre^ ber mill gebtafen fein, 

ÜKu6 ic^ bir barumb eben rafen? 

S^ c6 ben Sre^ nic^t üngeblafen, 

3)amit t^ertreib tc^ j^m bie f)x^, 

^i) ^alt nid^t, bad bu ^abft t)tel mi^, 
140 Snb büncft mid^ fd^icr an beinr ©omplej, 

2)u feift ein rcd^ter Slarrifej. 
3)a f))raci^ ber ®6|, mit folc^en fnaben 

äSoIt ic^ nic^t gern ju fc^affen ^aben, 

©0 jefeunbt marm, önb bamac^ balbt 
145 2lu6 eim munbt blafen marm önb fatt, 

3c^ mag ntc^t lenger be^ bir fein, 

«bc bu falfc^cg Sdmerlein. 

H SRorale. 

®« jeigt m^ biefe gabel an, 

SBici^ ömb bie Schmeichler fe^ getrau, 

150 Sie alfo l^an geme^net fid^, 
2)ad fie fic^ fonnen meijterüc^ 
3lad) eines jeben reben Iend(en, 
^n\> nai) bem äBinb ben mantel Menden, 
SBann bu fpric^ji, 9ie^n, ©§ ift nid^ts bran, 

155 So ift§ i^n auc^ ünred^t getrau, 
SBann bu fpric^ft ja, fo finb bie bo, 
SSnb fpred^en eben auc^ alfo, 
2)cn ©c^mermem ift folc^g fe^r gemein, 
SBaS i^tt ^eut ja, ift morgen ne^n, 

160 2)a« leifi geblafcn toarm önb falt, 
2)rumb bu bid^ für j^n ^üten falt. [114] 

134 Nutriiur uento, uenio resünguUur ignis. Leuis alii 
flammas, grandior aura negal. 



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112 2)te gaBcln ®fot)i. [24 

Son ctm gfifd^er, önb 

5)ic 24. gäbet. 

33W Sogctebcrg ein ffiofferquca 
©ntfprinöt, bic ift fein War, önb ^cH, 
Dbcnbig ©d^otten, bt)^ ein mett 

tJIeuft fte ben Serg ^erob mit eit, 
5 aJiit namen SRibb nennt man bie quell, 

5)orinnen ge^t mand^ gut goreH, 

3cugt auc^ Äreb§, Äraffen, ®rünbetn, ^oben, 

S)rumb ift bie Sornqued mol juloben. 

SSann fie für Schotten Ioni))t ^inaug, 
10 ©0 mirbt barnoc^ ein S3ac^ baraufe, 

Snb raufest ben SBifcn grunbt ^inab, [115] 

SBie id^ bo§ offt gefeiten l^ab, 

SEBann id^ gen Schotten ^ai fpa|tert, 

SJnb gute brüber öifitiert, 
15 ^nb meil fie mir gar offtmate ^an 

®rog e^r t)nb Steueren^ getrau, 

SSnb mic^ ge^erbergt ober nac^t, 

Drumb ^ob ic^ j^rer ^ie gebac^t. 
S)arnac^ bie 3libb fleuft ju ber pat, 
20 Sie öon ber 3iibb ben namen ^at, 

®a^er mein ^err öon Reffen ftd^ 

@in (Brauen fc^reibt, bafetbft bin i^ 

®in Heines ©(^üler^in gemefen, 

Snb iiai ben 2)onat lernen lefen, 
25 2)affelbig Sotcflin üiel mott^at 

ajiir bajumal erjeiget ^at, 

9ltö id^ t)on ad^t jarn mar ein ^inbt, 

äRir öiel ^jartedEen morben finb, 

Drumb ic^ ber Stabt, önb j^rem ^errn, 
30 2)em t^emern Surften, ^er|Iic^ gern 

SandJfage, ünb binn j^n bereit 

©0 öiel mir mügtic^, atte jeit 

Su bienen, Slbcr meil ic^ i^n 

3u bienen nic^t mot tuglic^ bin, 
35 ©0 lag id^ bod^ mit nid^ten ab, 

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24] ^tc gabeln ®fo^i. 113 

(8eb i^n bad befte ia^ id) ^ab, 

9lcmli4 ic^ opffer ffir ftc ftctS 

©^ripo ba§ opffer mein« gcbct§, 

2)0^ er i^n l^elff jum ewigen leben, 
40 ©onp ^ab ic^ j^nen nic^ti^ ju geben. 

Son SRibba fleuft bie SRibb furtan, [116] 

2)a fic6 bie SBebberam ^ebt an, 

2)oiüern]^eim ligt jur redeten ^anbt, 

Sn einem feinen frud^tborn Sanbt, 
45 3»t linden äRojftab, für bem SBoIbt, 

@o I6m))t man barnad^ alfo balbt 

@en Stäben in ein feine« ©d^to^, 

Sfi aber fonbertic^ ni^t grofe, 

S)od^ ad)i id)^ grofe in meinem finn, 
50 SBeil id^ bafelbji gejogen btnn, 

SSnb ip mein Satterianbt jum tl^eil, 

2)rumb wünfd^ ic^ j^nen gludJ önb ^eil, 

Snb aUeiJ toa« id^ gut« öermag, 

3u mitternad^t ju mittem tag 
55 S^n JU erjeigen binn bereit, 

^amit id^ ftiel^ t)nband(barleit. 
9lun ioill id^ fagen, marumb id^ 

^ai angefangen üornemlid^ 

3u fd^reiben öon ber Slibb, babe^ 
60 Sagt man, baiJ bife gefd^el^en fe^, 

3)ad id^ ie^unbt min jeigen an. 
Su Stäben l^at mad^t jeberman, 

3upfd^en, önb finb etlid^ tag 

^eftimpt, bad man mo( Sif^en mag, 
65 ÜKein SonbtiJleut l^aben fold^ frei^e^t, 

3)aiJ ift j^r att gered^tigifeit. 
@iJ fleufi öom Sowrbronnen nic^t weit 

2)ie SRibb, bafetbft fifc^t auff ein jeit 

@in 3Ram, ben id^ mit namen nenn, 
70 (®in frommer SJürger) ©ofeenl^enn, 

»erfelb ein Heine« gif^Iin fing, [117] 

2Be(d^« au^ bem ^amen fd^ier entging, 

SEBann er mit feiner l^anbt nid^t wer 

E. Alberus, Fabeln. 8 

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114 3)ic gabeln (SfoJ)!. [24 

Sc^cnbt gcttjeft, 2)o« gifd^ttn fcl^r 
75 2)cn gifc^cr bat, Snb alfo \pxad), 

Sc^ mcrff ntid^ mibcr in bic S3ad^, 

SBa§ ni^ td^ bir auff beinern tif(|, 

SBetI id^ nod^ Bin ein Heiner SiW? 

3n biefer ne|p öergongen nad^t 
80 §ot mid^ mein EKutter erft gemad^t, 

aid^ lieb nion tofe bid^iJ nid^t üerbricffen, 

ßo6 mid^ im SEBaffer tengcr ftieffen, 

9ld^ (ag mic^ ge^n, bietueil id^ nod^ 

Sflein binn, 3(| toerb bir fürt^in bod^, 
85 aBann id^ nun grofe bin, fo miH id^ 

äRid^ fangen taffen mittigtid^, 

Site bann binn ic^ ein nu^er gifc^, 

Snb merb bir jiern ben gongen Sifd^. 
2)er Sifd^er ju bcm gfifc^Iin fprad^, 
90 2)u fom^jft nid^t toiber in bic S3od^, 

SBeit id^ bic^ f^ah, fo bleibftu mein, 

^lein Sifd&tin mir gut tJif^tin fein, 

SBeil ic^ bi^ l^ab, behalt id^ bid^, 

®emi6 für öngemiB ncm id^. 

H aWoroIe. 

Rem tibi quam noscis aptam, dimittere noli, 
Fi'onte capillata post haec occasio calua. 

95 9iac^ ber mei^ ^alt pc^ jeberman, 
SBie biefer gifd^er l^at getrau, 
®emiffe«, wie gering e« fe^ [118] 
5)o§ nem an, ünb leibt bi^ babe^, 
3)ag bir§ nid^t ge^, mie j^enem ^unbt, 
100 »er« fiucf fleifdft ni^t bel^atten lunbt, 
SSnb meinet nad^ ber Sonnen fc^ein, 
^a^ falfd^ fleifd^ toürb aud^ etmad fein, 
SSnb marb jl^m bod^ ba ni^t ein bi^, 
SSnb gab« gewife fur§ öngettjife. 



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55] ^ie Sabern @fo^t. 115 

SJott cim alten 3icgod^ffcn, önb 

cim jungen äRefto^ffen, 

ober SBe^bod^ffen 

3)ie 25. gäbet. [119] 

/|f:S9i ^o^e§ ©d^Iofe ^eift gatdenftetn, 

WT S)aiJ ligt ein meil ttjeg§ öon bem äWein, 

^^ 3ur redeten l^anbt be§ Dccibent^, 

@§ ift ömb^er ein feine gren|, 
5 aSnb tüiettjol gatcfenftein fe^r ^o6) 

Sluff einem gelfen tigt, banno^ 

Sigt öiel ein l^o^er 8erg bort oben, 

Den muß i^ ouc^ ein ttjenig loben, 

3d^ ^att, e§ feti im leutf^en lanbt, 
10 5Rid5t t)iel ein ^o^er S3erg befant. 

3Kan fd^reibt üiel t)on bem Kaucafo, 

Som 5ltla§, önb »rac^nt^o, 

SSom SR^obo^Jc inn Z^xacia, 

Som berg Slt^on in ©recia, 
15 DI^m|)Ug, ^elion, Dffo, 

Die Itgcn in S^effalio, 

2)iefelbigen, ünb anber me^r, 

SBeld^c lang ju erjelen mcr, 

2)auon öiel bic 5ßoeten fc^rciben, 
20 Saß iä) in j^ren mirben bleiben. 

3c^ a^t, ber Serg in önferm lanbt, 

@e^ i^n gcttjeft gar ünbefanbt, • 

Sie l^etten fonft fein aud^ gebadet, 

SSnb gute SSerß t)on i^m gemad^t. 
25 Darumb öon mir ein menig mercf, 

Son alten ift gebadeter Sergl 

®enent ber gelbtberg, barauff man 

Sn breien ftunben nid^t mol lan, 

Son gaWenftein gefteigen balbt, 
30 3Hng§ ömb^er ligt ein groffer SSatbt, [120] 

S)ammb bie attcn $e^ben ^aben 

S3c^ jel^cn meil ömbl^er gegraben, 



25, 1 Contra otium ei fasium. 27 Der Feldiberg, 

8* 



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116 2)ic fabeln ®fo^)i. [25 

gilt lange jcit, cl^ gi^cfu ©^rift 

?luff erben menfd^ geboren ift, 
35 S)en graben mon nod^ fe^en fan, 

(gr h)irbt genent üon jeberman 

2)er 5ßoIgrab, tnb jur lindEen ^anbt 

aieid^t er bife in bag ^effcnlanbt, 

Sur redeten ^anbt big an ben 9i^ein, 
40 J)a^ fan ein longer 5ßolgrob fein. 

3)erfelbig grob terge^t nun fe^r, 

3)ieh)eU mon feiner od^t nid^t me^r, 

3)0« öfter fo feinbtfelig ift, 

S3eib jeit tnb öfter oHe« frift. 
45 3ni SBalbt ticl milbcr I^ier finb, 

^oft nid^t bo« mon tiel ©ern bo finb, 

©onft onber I^icr brinnen fein, 

5lte ^irfeen, ^ofen, SBoIff, tnb ©d5mein, 

3)en Sern ift nun ber SBoIbt ju Kein, 
50 3)iettjeil er »irbt ju fc^r gemein, 

3ni ©ommer ift ein feine« h)efen 

3)ofeIbft, h)onn mon on^ebt ju lefen 

3)ie roten ©rbbcrn in bem SBoIbt, 

2)orouff bonn folgen olfo bolbt, 
55 3)ie föirBen, tnb fuffen ^imbern, 

3)oju bie fd^morfeen ^e^belbem, 

gd^ l^ob j^r fetter tiel bo geffen, 

3)rumb funbt id^ jl^rer nid^t tergeffen, 

SBe« id^ ber grüd^t ^ob offt genoffen, 
60 §ot mid^ bi« fd^reibcn nid^t terbroffen. [121] 
3)0 ^ort mon ber Sogel gefong, 

3)obe9 mirbt eim bie jeit nid^t long, 

3n fold^en Keinen SSögelein, 

^ot tn« ber gutig SSotter fein 
65 3)ie liebe aRufico befd^ert, 

Suff bo« bem önluft locrb gemeiert. 

9tod^ einen luft ^ot mon boneben, 

3)0« tu« bie SSogel brotcn geben. 



37 Der Polgrab. 43 Tempus edax rerum, iuque in 
uidiosa ueiustas Omnia consumis. 

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25] 3)ie gabeln (B^opx. 117 

5)cn nufeen f^at man aud^ bobc^, 
70 ?luff bag bic frcub jmiueltig fc^. 

^d) mu§ aud^ öon ben Srunnen fd^reibcn, 

3)ie muffen nic^t bal^inbcn bleiben. 

®^ gibt öiel frifd^er SScunnen quettn, 

3)arinnen fangt man gut gorelln, 
75 Sreb«, (Brünbeln, griife, Sreffen, toben, 

SSnb auff bem gelbtberg ^oc^ bort oben, 

SSann man ntd^t ^ö^er fommen fan, 

5)a fte^t ein groffer meiter plan, 

3)er l^at ein fold^cn breiten räum, 
80 (SaSann id^^ nid^t mift, fo glaubt id^g.faum) 

®in groffe ©tabt funbt broben fta^n, 

"äU grandffurbt, ift fein jtoeiuel an, 

SSnb auff bem felben breiten plan, 

©il^t man fd^ier bife gel^n Köln l^inan, 
85 3Snb mann« l^ieunben ift fo ^eig, 

Sllfo, ba§ einer fd^ier nid^t meif, 

SBo er fid^ bod^ für ^ife erhalt, 

@o iftg bort oben alfo falt, 

2fig mer e^ ömb ©anct Il^oma^ tag, 
90 3)a einr ein belfe tt)oI leiben mag. [122] 

SSmbl^cr öiel l^ofer ©d^Ioffer leigen, 

3)er fan id^ aud^ nid^t mol gefd^weigen, 

8lfö Äonigftein ünb Eronenberg!, 

SSnb barnad^ ^attftein, Sleiffenbergf, 
95 S^^% ©roncnberg ünb Sonigfiein, 

2)ie ligen forn nic^t fern öon ein, 

SJnb jh)ifd^en j^n ligt galdfenftein, 

3)ie bre^ fi^t man gerab am äJlein, 

J)ie anbern jme^ bort i^enfibt fte^n, 
100 aBann man gen SBeilburg ju roitt gc^n. 
?lud^ l^at Äongftein jur redeten ^anbt 

@in ©tabt tnb ©d^Iofe am ©pfterlanbt, 

aiit namen ^of^eim, meldte ftabt 

®ut SBein, gut fjrüd^t, gut SBaffer ^at, 
105 SJnb H)a§ bc^ menfd^en not begert, 

S)amit finb fie öon ®ott öerel^rt. 

5lucö miffcn fie ju l^alten fic^, 

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118 2)te gabeln @foj3t. [25 

SBie fic^^ gcpürt, fein erbarltd^. 
^0^ mag id^ metter jeigen an, 
110 SSäieiS ümb bcn gclbtberg fe^ gct^an. 
®e^ gelbtberg^ ju ber redeten ^anbt 

ßigt SSrfel im Songfteiner lanbt, 

3ft nid^t gro§, bod^ ein feine ftabt, 

J)ie mir öiel gut^ erjeiget ^at, 
115 J)rumb munfc^ iä) j^r üiel guter lax, 

(£S ^at^ t^erbtent Dmb mtd^ Dormar 

®er SRat^, barju bie gon^ ®emein. 
3ur lindEen gegen Sonigftein, 

Som tJelbtberg Itgt ^ierunber ba^ 
120 ©in Serg, barauff öor gelten fafe [123] 

S)er 2)eubfd^en Äonig, rocld^e^ man 

Seim alten namen merdten fan, 

S)ag 2llt!6ng mirbt ber S3erg genent, 

5)arju man etlid^ äRonument 
125 SSon alter« ^er bafelbft nod^ finb, 

SSnb nod^ ba alte momern finbt, 

Snb alte fetter man ba ft(^t 

S)OjU ftimmen bie alt gef(^id^t. 

3)er 3l6mf(^e Seifer Iraian 
130 2)er leutfd^en Sonig ^at bauan 

Sertrieben, onb bie ©tdbt üerl^ert, 

S)a ^at fid^ J)eubfd^Ianbt ganfe öericrt, 

aSnb ünber ber 9l6mer gemalt 

3ft öottenb fommen, alfo balbt 
135 ^m fetten ort üon nemem an 

Ein ©d^Iofe bamt Seifer Iraian, 

2luff ba« fürt^in fein murb gebat^t, 

SSäie er htn 3)cubfd^en ^ett mit maä)t 

3)afettft gewannen an bie ©d^Iad^t 
140 SSnb önter \xä) bie 2)eubfd^en brad^t, 

®ag beiS gebadet murb nad^ feim leben, 

§at er j^m feinen namen geben, 

Snb Iraianburg genent bag l^aufe. 
9ttö nun ber Seifer miber braufe 
145 ©ejo^en ift, inn« SBcIfc^e lanbt, 

144 Arx Traianu 

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52] 3)ie gabeln (Sfojji. 119 

Suglcid^ mit j^m bcr nam tccfd^manbt, 

Snb Hc^b bcm ©d^Iofe bcr alt nam bod^, 

SSnb älltfong mug ei^ ^eiffen nod^. 
3lun fi^, ttjic fi(^ aQ bing ücrfcrt, 
150 2)ag ©d^Iog warbt ttjibcrumb ocr^crt [124] 

3la^ ctlicö jarn, ünb warb baraug 

5)cr SBoIff onb roilben I^icr ^au|. 
3)cr t^cmcr Surft inn |)effcnlanbt 

SSon SSrfcI, ju bcr redeten ^anbt, 
155 äuff einem Serg ein ©c^Io| ^at fte^n, 

SBann man gen gribberg ju will ge^n, 

3Rit namen |)0^mbcrg, önb bie ©tabt 

Se^r \ä)Uä)t ünb fromme Surger ^at. 
@§ ift nun j\eit, ba^ id^ auc| !um 
160 Bitl^fe* öwff mein 5ßropofitum. 

2Ran ge^t öon 3aIdEenftein, jur redeten ^anbt 

@o fompt man ing ©pfteiner lanbt, 

S)a ligt ein 3)orff, ^eift SRupred^t^^an, 

g^enfeit be8 SergS ligt bafe fortan 
165 ®I^auI, önb ®o§ba(^ na^ babe^, 

Sn ber ©pfteiner termene^, 

@in ©raff üon ©pftein ^at weilanb 

®an| ingel^abt baffelbig ßanb, 

3|unbt mein |)err öon ffenigftein 
170 2)affelb inn ^at, bod^ nid^t allein, 

3)ann aud& mein ^err üon |)effenlanbt, 

Ein groffer Surft, gar weit befant, 

Slm ©pfter linbtlin i|at ein t^eif, 

®ott geb j[i|n beiben gtüdt önb ^eil. 
175 @o moflen wir nun weiter fe^n, 

SBaiS bod^ be^ ®ogbad^ fcQ gefd^e^n. 
@in jarten D(^ffen I)at ein 3Ran, 

S)en lieg er in ber SBifen ga^n, 

Snb üe| ftn effen wo erS mod^t, 
180 SSnb wann er wolt, 3Snb i^n gebotet, [125] 

SBann er j^n l^ett wol auggemeft, 

Sufc^Iat^ten ouff bag Äirbe feft, 

SSnb wolt jurid^ten ein wotteben, 

SSnb feinen geften folgen geben, 

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120 3)ie %ahtln ®fo^)i. [25 

185 SBie bann bic fSaroxn gemonl^cit l^aben, 

3)ag fic fid^ icrlid^ muffen laben, 

SRit gutem, frifd^en, fulen mein, 

Snb önternanber frolic^ fein, 

®in gut gemon^eit foa man galten, 
190 3)en lieben SSacd^um laffen malten, 

ERan geb ben leuten guten SBein, 

S3eim bofen mbd^t ic^ fetbft nid^t fein, 

SRan fott ju fold^en ^o^en feften, 

Sein anbern geben, bann ben beften. 
195 yto^ fum td^ ej ^roi^ofito, 

SSnb bleib ju lang im ^jjarergo, 

SBoIan, id^ miQ nun jeigen an, 

SBa^ boä) ber jart Dd^fe i^ah getrau. 
@r gieng, önb mar gerab önb madter, 
200 3Jnb neben ftm ein Q^^ im Slder, 

3)er jog ben pflug, önb marb j^m famr, 

SBann j^n fo treib ber grob gebamr. 
S)er jung Di)^ treib grofe öbermut, 

(Saäie man be^ guten tagen t^ut) 
205 3Jnb fpott beg alten 0(^ffen fe^r, 

mg ob er toQ tnb t^orid^t mer, 

SSnb marff j^m für fein öngemac^ 

aRit groffem prad^t, önb alfo f^jrad^, 
D armut, elenbt, jamer, not, 
210 SBie famer mirbt bod^ bir bein brot, [126] 

SBie mirftu boä) ge^)Iagt fo iiart, 

SSnb id^ merb fein gehalten jart, 

S)u armer D^% mie biftu bod& 

©0 ^art befd&meret mit bem 3od^, 
215 @o bin iä) fre^, tnb guter bing, 

©e^t, tnb gutg mut^g, tnb frolid^ f))ring, 

2)rumb niemanbt felger ift bann xä), 

2)er guten tag gebraud^ id& mi(^, 

SSnb ^ab afljeit ein guten mut, 
220 3d^ ebel, jarte«, junget blut, 

SBie fein, mie glat, mie ^übfd^ bin id^, 

3)rumb folteftu billd^ fd^emen bid^, 

5)'ag bu fo raud^ bift, tnb terad^t, 

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25] 2)ie %ah^in ©fojji. 121 

225 Se^ mir ift eitel froligfeit, 

^ic ift ©Ott ünb bic fdligfeit, 

3ci^ bin ein feinet junged J^ier, 

^db bcffer tag, bann beiner öier. 
2)er arm Si^flod^B fagt jiüar nid^t öiet 
230 3n foI(^em prangen, tno fd^me^g ftiQ, 

@r muft bie fd^at^mort in fic^ beiffen, 

aSnb mo(^t fic^ nid^t an j^m befc^eiffen, 

©ebad^t, Sd& mitt ber jeit crmarten, 

2)a^ fpiel mirbt fid^ mol anberft farten. 
235 9tun folt j^r weiter Igoren mid^, 

9lid^t lang barnad^ begab e^ fid^, 

2)a^ man im 3)orff Sirb galten folt, 

2)arumb ber ®amer fd^Iad^ten molt 

3)ett jungen Dd^ffen, ber toax fett, 
240 Siel fdnffter er gehadert ^et, [127] 

S3äie man j^n füret an etm ftrang, 

SSitb mar bem armen I^ier bang, 

3Snb folt fid^ jefeunbt fc^Iat^ten laffen, 

2)a fompt ber Si^flod^fe fd^n jumaffen, 
245 3Snb molt an feine arbeit gel^n, 

Snb fi^t ben jungen D^ffen ftel^n 

©ebunben an ber ERefeger bandf, 

@oIt fterben, önb mar no(^ nid^t frandt. 
®er 3ic9od^6 tl^et auff feinen munbt, 
250 S)ann er nic^t lenger f(^meigen funbt, 

SJnb fprad^, S)u ftol^eg od^felin mein, 

SBo bleibet nun ia^ brangen bein? 

SBag min nun aber merben brau§? 

J)u mc^ntft, eg mer mit mir gar au§, 
255 @o fil^ftu nun ba§ mibberf^jil, 

Snb anber§ mit bir merben mit, 

2)u muft fort, önb bie l^aut bargeben, 

@o arbeit id^, ünb bleib beim leben, 

SBer ^at ben anbern nun te^iert, 
260 SaSie fc^ minb mirftu examiniert, 

233 Patieniia. Fortuna uitrea est etc, Pei^fer et ob- 
dura. Patere et ahstine, Patiens terit omnia uirius. 



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122 2)ie fjabeln (gfo^i. 

Snb lüirbt btr betn polstern vergolten, 
SBcr f)at ben anbem nun flcfd^öltcn ? 
?lbe, abe, bu fcrft bauon, 
2)cr müfeflang gibt lein anbern Ion. 

H äRoralc. 
265 5)u folt bic^ in ein ftanbt begeben, 
3)arinn bu mogeft e^riic^ leben, 
Sür faulenden ünb müffiggang, ' 
S)a ^iit bic| für bein lebenlang, [128] 
J)aS bic^ bein muffig ge^n nid^t fd^enb, 
270 «nb iielff bir ju eint bofen enb. 

Dum uires, annique sinunt, tolerate labores, 
Jam ueniet tacito tarda senecta pede. 

2)ag ift. 
5)ien)eil bu jung bifl, foltu iiä) 
SRit arbeit üben fleiffiglid^, 
$ernacö gar \ä)mx bie arbeit ift, 
SBann bu ein alter Satter bift. 
11 ^te^er ge^orn aud^ bie äRoral, ber jujo ne^ft 
nad^folgenben gabeln, miber bie toQe ^offart. 

SSon einem reifigen 5ßferbt, 
önb gfet 
S)ie 26. Sabel. [129] 
/|t:33l aiitter ^att ein foftlic^ 5ßferbt, 
\3[^ S)a§ tüax mol ^unbert gülben mert, 
3tt)ei^unbert ftett§ j^m gölten gern, 
SBann er fein l^ett luoflen em<)ern, 
5 ®er ^engft ber tuar mol treflid^ gut, 
SlQein er l^att ein ftol^en mut, 
Snb pflegt bie X^ier aO ju freiten, 
SSnb mott fein§ laffen für j^m gelten, 
Snb rebt j^n allen an bie ei|r, 
10 (Berab aU fünbt fid^ nimmermel^r 
3)ag glüdt ömbfern, ber ^aber mad^t 
2)em 5ßferbt ein fold^en öberbrad^t. 
8Bie auff ein jeit ba^ atog ba^er 
26, 1 Contra superbiam. 

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J6] 2)te gabeln @fo^t. 123 

©in lange ftraffcn rennet fel^r, 
15 S)aS gleich bauon ba^ pflafter ffang, 

^nb ferner aug ben [teinen fprang, 

2)a f6m:pt ba^er tin @fel treg, 

SSnb funbt nid^t meii^en aufe bem meg, 

®nb nam baiier ein groffen fd^redfen, 
20 SSBeil er bejd^mert mit jmeien Jeden, 

2)em ^engft nid^t tool entmeid^en !unbt, 

S)a fd^eumt bent ftolfeen 5ßferbt ber munbt, 

®nb !dtt)ct an bem gütben jaum, 

2)er marb ganfe meife; önb nag öon fd^aum, 
25 3Jnb fprad^ jum ©fct, 2)ag bid^ auc^ 

Verbrennen müg ©anct I^ongeS raud^, 

SBie barffftu mid^ ein foId^cS 5ßferbt 

SRe^r bann jme^^unbert gülben h)ert, 

3m lanff öer^inbern, önb ouff l^alten? 
30 3)a§ beincr müg ber Xeuffel malten, [130] 

®u ®fel toofür ^eltftu mid^? 

3d^ mitt mit füffen treten bi(^, 

aSnb mirft fed^S munbcn muffen ^an, 

©anct Sore^ marter fum bid^ an, 
35 aBann meid^ftu bann bu abent^eror? 

S)a§ bid& öerbrenn bag l^ellfc^e gemr. 
3)er @fe( borfft nid^t fagen öifl, 

(Snimt^ä) bei) feit, onb fd^me^g gan| ftifl, 

SJnb ^engt ben fopff mit forest ^ernibcr. 
40 3)ag SRog fing an julauffen toiber, 

SSnb |)orrt bauon mit groffer eil, 

SSnb flog ba^in gleid^ roic ein <)feil, 

S)ag jl^m^ gemdd^t jure^fe bauon, 

®a nam ba§ fto(| $ferbt feinen to^n, 
45 2)ag nun furtum ha^ foftlid^ 5ßferbt 

SRid^t rool mar je^en gülben merbt, 

»nb funbt fein re^fig 5ßferbt me^r fein, 

SRan jog j^m ab ben Sattel fein, 

3)en gülben 3öwm, önb atten pra^t, 
50 3Jnb mar ba§ 5ßferbt nid^t§ me^r gead^t, 

aSon ftunben an bot man e^ feil, 

43 Non in fortitudine equi uoluntaiem habet. 

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124 3)ie gabern @fo^)i. [26 

SSnb marb eint Scrd^cr ba jutl^eil. 
2)a beflegitet j^m bcr ©fett, 

SSnb f<)racl^ ju j^m, ©il^ lieb gcfcQ, 
55 SBo ^er, SBo ^cr? 8Bag foQ ba$ fein? 

S)a^ fd^idt fid^ roariic^ eben fein, 

?luff folc^cn :praci^t önb öbermut, 

S)u fi^ft i^a nun mag l^offart t^ut, 

SBo ift nun bein öoriger Stbett? [131] 
60 3)er foftlid^ jaum, ber gülben ©abbel? 

Sllfo bu liebet greunbtlin mein, 

®in ic^ miber gerod^en fein, 

2)u l^aft mic^ öorl^in öbecgeben, 

SJnb fu^rft nun felbft ein arme^ leben, 
65 JRutt fil^, H)ie fein ba^ glüd fid^ wenbt, 

2)antt l^offart f)at fein anber enbt. 

H äRorate. 
^at eint ®ott gute tag gegeben, 
©0 tüitt er fid^« balbt öber^eben, 
3Snb mirbt jum 3laxxn ober bem glütf, 
70 3)ag bann bag glüdt fic^ !ert jurüdE. 
2)rumb fc)^ bid^ für mer bu auc^ bift, 
aBann bir ein glüdf befd^erct ift, 
©0 tber^eb bic|g nid^t btt) leib, 
SSnb in ber alten bcmut bleib. 
75 3n fumma, Songe, Surften, $ern, 
S^r fonbt biefer ler nid^t empern, 
2)arumb fcib front, tnb fordetet ©ott, 
SSnb l^abt für äugen fein gebott, 
2)ann menfd^en ^offart ntufe öergel^n, 
80 3ür ®ottg gemalt fan nid^t befte^n, 
aSer fid^ öerleft auff feinen pxad^t, 
®ott l^at fein balbt ein enb gemad^t. 

2)ag gludt ba§ ^at ein eigen rat, 
SBie balbt fic^ bag gcmenbet l^at, 
85 ©0 fpottet emcr ieberman, 

SJnb muft ben f))ott jum f(^aben l^an. 

©rbermlid^ laut e«, mann man f^rid^t, 
3)er ^att ein lanbt, nun ^at er^ nid^t. [132] 

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27] 2)ie gabeln ®fo^)i. 126 

J)er toax reid^, öitb ein groffer ^err, 
90 ©0 tft er nnn ein ©cttelerr. 

Fortuna cum blanditur, captatum uenit 

Ne efferaris gloria. 
Foiinna nitrea est, quae cum splendet, frangitur. 
2)ag tft. 
SBann bu ^aft tberiomntcn el^r, 
©0 foüu nic^t ftolfeieren fcl^r, 
@r^eb bid^g nid^t mit ftolfeem mut, 
SBann bu l^aft öberfommen gut, 
95 ©erad^t brumb niemanbt, mann bu gleid^ 
3)urd^ ^crrn gcnab bip morben reid^, 
S)ann gludf tft gtefem, f(^eint eS tlax, 
@o brid^t e^ leid^tlid^, bad tft toax, 
©etratuftu jl^m, fo foQ man auc^ 
100 3)id^ galten für ein groffen gau(|. 

SJon etm alten Somen 
2)ie 27. gabel. 

/ITSS* Som burd^ feinen toHen tjrad^t, 

lir $att i^m etiüa tiel feinb gemad^t, 

^^ (£r ^att bie I^ter all betrübt, 

®nb groffe I^ronne^ geübt, 
5 Seini^ %i)xex^ f)at er nie terfc^ont, 

3)eg marbt j^m l^inbennad^ gelont, 

2)a er mar alt, tnb nic^t mel^r funbt, 

SBarb er gehalten mie ein $unbt, 

®in jeglid^ I^ier red^net fi^, 
10 3)a gab j^m eine« l^ie ein ftid^, [133] 

J)a« anber bo, bad britte bort, 

SSnb l^atten jl^n be^nal^ ermorbt, 

2)0« öierbt l^ieuorn, ba« ffinfft bortl^inben, 

ai« motten fie ben Somen fd^inben, 
15 (Sin jegßd^« molt ber forberft fein, 

J)er ßom muft leibett groffe ptin, 

2)a« milbt ©d^metn gretff ben Somen on, 

SSttb ^iem jl^n mit bem fd^or<)ffen jan, 

3)er Dd^fe lieff aud^ bal^er mit jorn, 
20 SSnb ftief ben Somen mit etm l^orn. 



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126 3)ie %ahiln ®fo^)f. [27 

2)er (Sfel lie^ fid^ aud^ bemegen 

3ur rad^, tnb roolt grofe e^r einlegen, 

®r ^att btöl^er nie nid^ts get^an, 

2)a^er er modbt ein nawen ^an, 
25 Sott er nun fürtl^in auc^ mag gelten, 

@o muft er fold^s terbien mit fc^elten, 

Snb flucht tnb fc^alt ben Sorten fe^r, 

?lfö ob er nid^t be^ finnen totx, [134] 

SSnb ftJrang bem ßomen auff ba^ ^aubt, 
30 2)aiS mar j^m bajumat erlaubt, 

®pxanq auff tnb ob mit ongcftim, 

@r me^nt, ba^ gan^ 9teid^ ftunb an jm. 
3)er arm Sott) fing ju Hagen an 

SRit feufffeen, 5ld^ id^ armer man, 
35 SEBie merbt iä) bod^ fo jemcrlid^ 

Se^Iagt im alter, boc^ ^ab id^ 

3n meiner jugent fotd^S öerfc^olbt, 

^ag mir jefeunbt ift niemanbt ^olbt. 
2)ag mu^ mid^ aber biQd^ Derbrieffen, 
40 3)aiS ic^ berer nid;t fan genieffen, 

J)en ic^ fo üiet gut^ i^db gel^an, 

SSnb meiner offt genoffen l^an, 

J)agegcn t^un fie mir jefeunbt, 

5lte fe^ id^ fd^nober bann ein ^unbt, 
45 Sür törid^t merb id^ billd^ gead|t, 

S)aS id^ mir \)ai öiet feinbt gcmad^t, 

Siel t6ri(^ter, barumb bai^ id^ 

93eQ meinen jungen tagen mid^ 

2)en falfd^en greunben f)ab tertran^t, 
60 Snb auff i^r l^eud^ele^ gebannt. 

Son benen, fo id^ l^ab öejiert, 

SBerb ic^ mol bittid^ tribuücrt. 

2)ag bie mid^ aber öbergeben. 



27, 21 Ouid. In causa facili cuiuis licet esse diserlo. 
Et minimoß uires frangere quassa ualent. 30 Subruere 

est arces et stantia mcenia uirtus. 33 Quilibet ignaui prce- 
cipiiaia premunt. 36 Leuiter ex merito quicquid patiare 
ferendum. 39 Bis interimitur, qui suis armis perit. 44 Qu(^ 
uenit indignCy pcena dolenda uenit. 53 CiUus prcesidio 

uod modo uiuit, habet, 

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28] 3)ie %ah^ln @fo^)i. 127 

S)tc öon mir f)an, ba^ jtc nod^ leben, 
55 S)ag t^ut mir marlid^ toe^ im l^er^en, 

^nt> bringt mir nid^t geringen fc^mer^en. [135] 

H aRoroIe. 

3)ieit)eil bir« h)oIgc^t, foltu bid^ 

(Sr^eben nic^t mutmilliglic^, 

©c^ freunbtlid^, ünb tfu fein gemalt, 
60 2)aS glüd ^at fid^ gemenbet balbt, 

Site bann mirftu boffelbig fcl^n, 

SBad anbern ift Don bir gef^e^n, 

SJnb leiben muffen, bai^ t^ut ttjcl^, 

2)rumb fi^, bag birg nid^t alfo ge^, 
65 SSnb mod^ bir fetbft nid^t ^er|en leibt. 
9lud^ fottu ^aben önterft^eibt 

SSnber ben greunben, J)ann cS fein 

@ttid^ being tifd^g Steunb, önb ni(^t bein, 

2)a« fie jefet Sreunb fein, ma(^t baS gtüd, 
70 SBann fi(| baffclbig fert jurud, 

©0 toenben fie fid^ »ie ber ttjinbt, 

2)ag fid^ barnad^ fein gteunbt me^r ftnbt. 
®d l^eift, @o long bein fad^ ftel^t fein, 

©0 werben tiet greunb bei? bir fein, 
75 SJnb wann eiS bir wirbt tybel gel^n, 

©0 werben wenig be^ bir fte^n. [136] 

SSom 5lbler, önb einer 
Sroen 

3)ie 28. Sobet 
/jlTSSR Slbeler im ©ried^enlanbt 
WT 2lm äReer ein ©c^nedten^eufeün fanbt, 
^•^ SSnb bo er fein genieffen wolt, 
SBuft er nid^t, wie er« oufftl^un folt. 
5 811« boffelbig ein ftrol^ üernom, ^ 

gum Slbeier geflogen fom. 



73 Donec eris foßlix etc. 

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128 3)ie gabeln ®fo^)i. [28 

SJitb fprad^, (gin guten rat^ id^ bir 

SBia geben, 2)u folt folgen mir, 

2Be« bir folc&g ®ott befeueret ^at, 
10 SSnb bift itt)h on flerdf, önb on r^at, 

SSnb meift be^ glitcfg ni(^t jugenieffcn, 

(SBeld^g bid^ on jmeiuel mug öerbrieffcn) 

2)arunib foftu bid^ nid^t bef(^mern, [137] 

®in gute tax öon mir julem, 
15 SSnangefe^n mein Heine mad^t, 

Snb ba« id^ bin nid^t l^oc^ gead^t 

3Ran finbt offt einen fc^Ie(|ten 3Ran, 

2)er guten ratl^ mot geben tan, 

J)arumb fo fottu Igoren mxä), 
20 glieg in bie lufft f)o^ über bid^, 

©0 l^od^ bir jmmer müglid^ ip, 

aBann bu bonn fel^r l^oc^ fommen bift, 

©0 merdt auff biefen getfen eben, 

®erob fottu barubcr fd^meben, 
25 J)ag ©c^nedfen^aufe lafe foto borauff, 

3)auon brid^t e§ on jmeiuel ouff, 

J)ann iffeftu ben gif(| boraufe, 

2)a« ift mein rat öom ©d^nedenl^aufe. 
2)er 5lbeler t^et j^m atfo, 
30 SSon ftunben on mar ba bie ®ro, 

SJnb nam bag fleifd^, mad^t nid^t lang meil, 

SSnb flo^ bauon mit groffer eil. 
3)er 5lbler \pxa^, 3Rit fold^em r^at 

2)ie föro^ j^r felbft geraten l^at, 
35 J)od^ nun h)oIan, e^ fd^abet nid^t, 

SBer loe^i tt)ann^ loiber not gefd^id6t? 

H äRorale. 
aWan finbt rool leut, bie ftetten fid^, 
5lte meinen fie ton ^erfeen bid^, 
SJnb finb in j^re^ l^er^en grunb 
40 Stid^t, mie fie reben mit bem munb. 



28, 10 Vsus rei melior est, quam ipsa possessio, 
17 Scepe etiam est olitor ualde opporiuna loquuius. 



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29] 3)ie gabeln @fot)t. 129 

@ie fud^en jl^rcn nufe baneben, 

3)rumb foftu j^n fein glauben geben, [138] 

Snb fe^ geroamet, \ti) bid^ für, 

2)aS bir^ jurfaren nid^t gebfir. 

Bonitatis uerba imitari, maior malicia est. 

Item. 
Mains est uocandus, qni sna cansa est bonns. 
2)og ift. 
45 3Ran finbt offt einen fold^en man, 
®er fid^ nim:pt groffer freunbtfc^afft an, 
äSmb feinet nu^eS rniHn, Sefd^td^td, 
@o foltu t)on )^m galten ntd^t^. 

H ^iel^er gehört aud^ bad SRoxaU ber jteben 
önb breiffigpen ^aUl 

SSon eint SBoIff tnb 
Srand^ 

2)ie 29. gabel. [139] 
/]|tt33i ift ein pabt im ^effenlanbt 

Ijfll ERit namen 5ltöfelb, mol befant, 
SJon bannen l^ut ein ^irt nit meit, 

äRit bem ein SBoIff ^at auff ein jeit 
5 ®e^anbett, mie ein redetet bieb, 

3)arumb j^n l^at fein Sd^dfer tieb, 

@r nam bem ©d^efer au| ber l^erb, 

(Sin @d^aff, ba^ mar ein^ gulben merb, 

Snb frafe baffelb mit groffer eil, 
10 Snb nam j^m nid^t fouiel ber »eil, 

3)a^ er« mit nufeen l^et gefreffen, 

@o fel^r ford5t er fid^ öor ben Reffen, 

©ie finb ben SBotffen ni(^t fe^r ^olbt, 

SSnb ift jwar fap j^r e^gen fd^olbt, 
15 ©ie finb ben ©d^affen fo gefel^r, 

2)a^ ed tuarlid^ nid^t tuunber toer. 



29, 1 Contra ingraiitudinem, 

E. AlberuB, Fabeln. 9 



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130 3)ie fjobcln @foi)i. 

J)a« man fic aaefam|)t auff fing, 
93ttb an ben lied^ten (Balgen ^tng. 
SRun folt i^r toeiter ^oren ntt^ 

20 S)er SBoIff fcafe alfo geierit^ 

J)a« i^m ein bein im ^alfe bleib ftcdfen, 
2)a fiel er inn ein groffen fd^recfen, 
Snb inn ein f(^mcre« ^er^enleibt, 
®r gieng ömb^er mit tratorigleit, 

25 SSnb bot tmb ^ulff, toa^ er nur fanbt 
gur I^ier, inn bem ^effenlonbt. 

Äein I^ter toolt fein not^ anfe^n, 
SSnb \pta^tn, j^m toer red^t gefd^e^n, 
©r fe^ ein fra|, brumb er bouon 

30 ^ai öberfommen fold^en lo^n. [140] 
?ltö er nun lang gebeten ^att, 
SSnb fa^ bocö, ba« jfn ttenig batt, 
Som»)t er julefet jum Srand^ gegangen, 
SJnb ^offt be^ j^m ^utff ju erlangen, 

35 ®r fprad^, 5ld^ lieber ßrand^e mein, 
J)u fanft mir wol bel^utfKd^ fein, 
SRit bcinem feinen langen fragen, 
Sd^ bitt bid^, molft miri^ nid^t öerfagen, 
®u fanji mir l^elffen, mann bu milt, 

40 3Jnb mein bitt ettoag tor bir gilt, 
©old^ grofe genab ^aftu öon ®ott, 
J)ag bu fanft h)cnben meine not. 
«uff bag bu aber nid^t ömbfunft, 
Sin mir betüeifeft beine fünft, 

45 gur Äa^fertid^er äRa^eftat 
SBitt id^ beraumen fotd^c t^at, 
Snb bir erlangen groß fre^^eit, 
3)a« bein gcfd^led^t in emigfeit 
gur aQen Sogein fott auff erben, 

50 2)er ebelep gehalten »erben, 

SSnb mia ein ganfee Sanbtfd^afft bir 
Suftettn, ba« foltu gteuben mir, 
2)a« toitt id^ bir ünb beinen erben 
On alten jiociucl tool ermerben 

55 aWit allem, fo ba« tanbt öermag 

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29] 2)ie gabern @fo>)i. 131 

99eQ glauben td^ btr bad jufag, 

S)affelb Sanbt tft fe^r wafferretc^, 

S3nb ^at jumal ötel feiner %txd), 

SStel ©tffier^, ünb ötel ebelftetn, 
60 SStel fc^öner 5ßerien gro^ önb Kein, [141] 

Snb gilben berg, bie fotten betn 

SSortoat att mit einanber fein. 
S)er föranc^ öer^offt ate balbt ju werben 

Sin groffer ^err tmb gürji auff erben, 
65 @r reid^t mit feinem langen tragen 

$inab tieff bi^ ani» SBoIffe^ magen. 
2)er äBoIff gebadet, 9ld^ folt i^ bir 

2)en l^ald abbeiffen, äBann id^ mir 

Slid^t felbft t^et fd^aben, toie mü id) 
70 2)en langen l^alg fo meifterlid^ 

abbeiffen, toer jefet eben fein, 

@o lan ed leiber nun nid^t fein, 

3d^ brdd^t mid^ fünft felb^ t)mb mein leben, 

@ein lo^n toolt id^ j^m reblid^ geben. 
75 2)ie moltl^at tt)ar fd^on gar t)erIorn, 

SSnb mar bad bein nod^ ni(^t l^ieuom. 
2)er Srand^ ber bra(|t l^erfur ba^ bein, 

S)er SBoIff a^t fold^er loolt^at Kein. 
2)a fprad^ ber Srand^, 9tun l^ab id^ fd^on, 
80 äieblid^ üerbienet meinen lo^n, 

'S:}a^ Sanbt wirbt mir nun ju gefteDt, 

SBo anberft ber SBoIff glauben lettt. 
3)er SBoIff fing an jufpotten fein, 

ajnb \pia6), bag wer mir warlid^ fein, 
85 2)ad id^ bir nod^ barju folt geben 

@in eigen lo^n, t)nb war bein leben 

Snn meiner gtoalt, 3^^ ^o^^t bod^ bir 

®en f)Ql% abreiffen, wann bu mir 

SRid^t werp fo lieb, a)rumb biftu tott, 
90 3)ag id^ bir aud^ lol^n geben fott. [142] 

3)u bift mir fd^ulbig für bein fragen 

SSnb för bein leben bandt ju fagen. 
2)er Sranc^ ffrad^, ba^ ift warlid^ fein. 

Sott idf alfo bejalet fein? 

9* 

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132 2)ie %ahtln ®fo>)i. [29 

95 @r tpufd^t bad maul t)nb gieng bauon, 
SSnbandbarleit bo^ roax fein lol^n. 

H SRorale. 

(Sxn fc^enbtlid^ laftcr tp förioar 

SSnbandbatleit, SSnb in ber fal^r 

San iebetman üer^ciffcn öitt, 
100 S3nb iaxnai) nid^t^ brau^ merbcn tüiH. 

SBag motten mir nun mit ber SBelt 

äRad^en, wann fie lein glauben l^elt, 

SSnb barju noc^ ünbanclbar ift? 

S)a f)bx, \oa^ ön^ lert 3^efu S^rift, 
105 @i^, tüie ber ^imlifc^ Satter t^ut, 

2)er regnet über ib% ünb gut, 

ajnb ober beibe left er fre^ 

@ein @onne fd^ein, 2)a lern bu be^, 

S)ai5 bu folt folgen beinern $ern, 
110 SSnb ieberman erjeigen gern 

Sltt^ gut, fo öiel bir muglid^ ift, 

3)ann bu noc^ nic^t ber erfte bift, 

2)em ünbandC f&r feine moltl^at 

S)ie bofe 3BeIt erzeiget l^at, 
115 SSmb i^rei^ bandCi^ mittn l^eb nid^ti» an, 

2)ein gut^ ümb ®otti^ mittn toerb getl^an. 

äSnb mann fie bir nic^t bandCen mitt, 

@o leig bir dud^ baran nic^t t)il, [143] 

Snb mig, baiS (S(ott im ]^6(^ften tl^ron, 
120 SBitt felber fein bein red^ter lo^n, 

SSnb bid^ öerlaffen nimmermel^r, 

3)ag ift fürmar bie befte ler. 

Cato. 
Si tibi pro meritis nemo respondet amicns, 
Incusare Deum noli, sed teipse coerce. 

Item. 
Fidem qui perdit, nil potest ultra perdere. 



102 Kxcursus Euangelicus, 

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30] 2)ic %ahtln ®fo>)t. I33 

®a^ tft. 
SRid^tg bcffcr^ !anftu nimmcrmel^r 
ajerliern, bann tüann bu leugeft fel^r, 
125 mani ift bie aOcr^od&ftc cl6r, 

S)rumb ^alt ben glauben attjctt ^c^r, 
S)cn gloubcn ^alt in groffcr ^ut, 
S3nb ac^t j^n für ba^ bcfic gut. 

SSon eint aRüIIer, ünb 
®fcl 

®ic 30. gäbet. 

^||f|39l tft in meinem SSatterianbt, 

^2)111 ®tn feinet Älofterletn belaubt, 

®ariun bre^ mond^ finb ober üier, 

®ie trincfen mein üub feiten bter, 
5 ®iefelben »ruber mögen fre^, 

aSottubringeu j^re biibere^, 

$err Setial üon ^ettenbraubt, 

®in groffer SÄrft gar toeit befant, 

S)er 5at j^n folc^e frei^eit geben, [144] 
10 ©erfelben muffen fte geleben, 

SSnb ntemanb borff j^n tragen brein, 

3)rumb lonnen fie nid^t frommer fein. 
a)er aRammon tft j^r ^oc^fter ®ott, 

@ie l^atten ftei^Iic^ fein gebott, 
15 S3on ganzer Seeln, bie frommen $ern, 

SSon ganzem gmiit^, üon ^er|en gern, 
©anct öau^ tft j^r $ßatron baneben, 

3)em btenen fie fo lang fte leben, 

aWit fd^ioelgen, freffen, fauffen, freien, 
20 3)amit fie j^ren leib cafteien, 

S)aS treiben jte on unterlaß, 

8lttn tag fdufft einer fieben ma§, 

SSnb muß j^r einer aßen tag 

ajiel me^r freffen, bann er tool mag. 
25 S5e^ biefen fieben gejeiben 

S)ie armen aWond^ fid^ muffen leiben, 

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134 2)te ^ahtln (B^opl [30 

3)cg l^cilgcn »aud^« groffe anhakt, [145] 

$at fic ju folc^cm leben brad^t. 
aBann einr j^r« Drben« jefet begert, 
30 aSnb I4m ju i|n, er wer entert, 

a)arumb, ba« fle in forgen pe^n, 

S^r ^etlger Drben toerb öerge^n. 
®« ligt gebac^te^ ftlofterlein 

Stuff einem bergltn med^tig fein, 
35 ®in feiner SBeingart ligt baran, 

S)er jtüenfeig fuber tragen lan, 

a)ie mbni), ber id^ jefet ^ab gebadet, 

®ie fauffen baran tog ünb nad5t, 

a)amit fie lofen fid^ üon fünben, 
40 aSnb ma« fie nid^t öerbdtüen funben, 

S)ag muffen fie balbt tüibergeben, 

Serbien bamit ba^ etoig leben. 
®er aSeingart p^t ben Dccibent, 

ein SBalbt ligt gegen Orient, 
45 3la^ bt\) bem fc^onen fflofterlein, 

3)er ift jumal luftig ünb fein, 

2ld^ bog bie SDlufae fetten ein 

©affelbig fd^one ftlofterlein. 
SBinnedten (igt jur redeten ^anbt 
50 3n einem feinen frud&tbarn lanbt, 

Sur redeten ligt ein 2RuI barbeti, 

aSa^ etttjan bo gefd^el^en fe^, 

3)a§ tnia id^ fur^K^ jeigen an, 

®rumb id^ bi^ angefangen ^an. 
55 3)er aWuIIer ^at ein tnerben $unbt, 

3)er lecft j^m offtmaK feinen munbt, 

SSnb ^ieft fid^ freunbtlid^ ju feim $ern, [146] 

3)ag fa^ ber ©fett fe^r ungern, 

®ebad^t, ®eg mü% ber ^endter toalten, 
60 ®a« id^ nid^t au^ merb fo gel^alten, 

®er ©unbt ber ^at bag befte glurf, 

©0 (igen fecf ouff meinem rudf, 

®ie mu6 id^ armer offjeit tragen, 

a)er Xeuffel miife jule^t brein f^Iagen. 
65 S)er $err, bie ©auHfram, ünb bie ftinb, 

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30] 2)ic gabern ®fo^)i. 135 

2)arju bod gan^e $au^gejtnb 

S)cm ^unbt geneigt ftnb aUejeit, 

SSnb trogen att ju mir ein neit. 

Sci^ tnufe allein ber Iftaufenarr fein, 
70 3)er bonner fc^Iag einmal barein. 

^od) ad)i i(^S fär mein eigen fd^olb, 

3)aS mir im l^aufe ift niemanb ^olb, 

SBenn id^ mid^ !unb ju j^n gefeDn, 

SSttb mie ber $unbt mic^ freunbtlid^ ftelln, 
75 3^ l^alt, td^ tüer auc^ angenem, 

^ie, toann id^ nod^ ju gnaben fem? 

9lun tüiff id^^ marlic^ ^eBen an, 

S3nb fre^ üerfuc^en toa^ id^ lan, 

3(^ tüitt alfo freunbtlid^ geberben, 
80 ®ag id^ nod^ mol ber liebft fott werben. 
SBie nun ber $err beg morgend fafe 

Seim fetner, ünb ein fuppen a|, 

S)er @fel lompt, ünb ift nic^t faul, 

SSnb feilt bem aRüIIer an baS maut, 
85 SSnb lüfet, önb ledtt i^n alfo fe^r, 

®o^ ber man fd^ier geftorben wer. 

®er Sfel l^att j^m feinen munbt [147] 

®rftreml)fft, bai er nid&t fd^reien funbt, 

^rib auff bem armen äRÄIIer fiing, 
90 SSnb feinen l^alfe fo l^art ümbfing, 

®ai5 er fid^ nic^t geregen !unb, 

3)ag meret toot ein l&albe ftunb. 

3lun mar eben lein SKeufd^ babe^, 

Slufegnommen Meiner Äinber bre^, 
95 3)ie fd^rien gleid^Wol überlaut, 

2l6er bie ^au^fratn war im ^raut, 

@o lag ber ffined^t, önb mar fe^r fd^mad^, 

2)ie 9Ragb mufd^ tiid^er Ut) ber ia(i^. 
S)a tompt ein Samer ongefer 
100 3u fe^en, ob gemalzten mer 

©ein ^orn, ba§ er moc^t bacfen S3robt, 

S)er äRüIIer lag in groffer not. 

2)er Samer faum))t fid^ oud^ nid^t lang, 

©rmifd^t gar batbt ein lange ftang. 



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136 2)ie %aUin ®fot)i 

105 «nb fc^Iec^t ben @fel alfo \tf)x, 
Slld ob er toQ t)nb törtd^t toer. 
3)cr @fcl warb fo tool geBIamt, 
2)ad er nic6t tragen lunbt bie l^aut, 
®r lag attba, mb precft att üier, 

110 ®er arm tropff, war geftorben fd^ier, 

83nb l^att fein ^erm aud^ fd^ier t>mb^ leben 
99rad^t, brumb warb il^m fein lol^n gegeben. 

f äRorale. 
@^ t)nterwinb fid^ niemanb bed, 

3)aiJ feinem ftanb ift üngeme^, 
115 S^ }im|)t eim anbem etwa^ wol, 

3)arinn id^ j^m nid^t folgen foll, [148] 

SBeil id^ barju nid^t tuglid^ binn, 

2)ann folc^er fiirtoi^ lein gewinn 

©ringt nimmermel^r, 3)rumb ^üt man fid^, 
120 SSnb ^anbel ^ie ffirfid^tiglid^. 

@in jeber frommer l^anbtwerdts man 

9lem fi^ leini^ anbem l^anbtwerdCi» an. 

Sin ^awer fe^ lein @belman, 

3)er Slbel ftel^t j^m übet an. 
125 SSnb feing bernffiJ ein jeber wart. 

Sin ©d^erer greifft eim an ben öart, 

Snb mag anr^ürn ein§ gurp^n l^anbt, 

Sim anbem ift fold^^ nid^t erlaubt. 

©in 5ßriefter Weib be^ feinem ampt, 
130 Snb fe^ nid^t alfo önuerfd^ampt, 

®ag er fid^ SBeltlid^g fd^werbt^ nem an, 

(&Uid) Wie ber Sapft bann ^at get^an, 

©old^g treibt ber leuffel inn ber ^ell, 

3)a^ man tl^ut wie biefer ©feil, 
135 Sie werben j^rn üerbienten lol^n, 

Dn jweiuel bringen aud^ bauon. 

Optat ephippia bos piger, optat arare caballus. 
Nemo sua sorte contentus est. 
Item. 

Feiiiilior seges est alienis semper in agris, 
Vicinumque pecus grandius über habet. 



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31] 2)ic gaBcrn ®fo>)i. 137 

Ouidius. 
Nee tellus eadem parit omnia, uitibiis illa 

Conuenit, haee oleis, hfe bene farra uirent. [149] 

ajon einer Jlad^tgan, önb 
^faioen 

3)te 31. gabel. 

/U:® ^eift ein SSoglin SRad^tigatt, 

UT 3)ag übertrifft bie Soglin att 

^^ 3Rit feinem frolid&en gefang, 

3)auon n)irbt eim bie jeit nic^t lang, 
5 3)rumb id^ baS Soglin loben will, 

@g treibt ein fold^ fc^on feitenf^jitt, 

Site mer^ ber befte Drganift, 

Se^gleid^en nid^t auff ßrben ift, 

®^ tan ben l^alfe fo meifterlid^ 
10 5Serbre^en, baS eS tnunbert mid^, 

SSie bod^ ba^ Keine SSoglin bad 

3ntt)egen bringt on ünberlaiJ. 

@g ntufe ein gro^ gnab in ftm fein, [150] 

Sa^ e^ fingt tag bnb nod^t fo fein, 
15 SBeld^g ntic^ njarlid^ fe^r lounber nim|)t, 

Sott f^at j^m feine jeit beftim|)t, 

Su Dftem ]^ebt§ juftimnten an, 

®antit gleich finget ieberman, 

e^rift ift crftanben, freubiglid^, 
20 SSnb att ©reaturn fretoen fid^, 

3)0^ bnfer tieb ^err 3^efu K^rift 

aSon tobten aufferftanben ift, 

Sad SSoglin l^at fein fd^ön gebid^t, 

äSmb fand Igo^an^tag aujlgerid^t. 
25 3)amit ®ott ün^ gibt juuerftel^n, 

3)a^ ieberntan fott fleiffig ge^n 

3n feim befel^I, barju j^n ®ot 

^it feinem SBort beruffen ^ot, 



81, 20 Ecce renascentis testatur graüa mundi, Omnia 
cum Domino dona redisse suo. 



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138 S5ie gabeln ®fo^)i. [31 

ßetttr tijVi ju tDenig nod^ juuiel, 
30 ©in jcbct bleib bcQ feinem jiel. 
"äui) fil^t man ®ottei$ gutigleit, 

3n biefeg SSoglin^ nid^tigfeit, 

S)a« et fid^ (roie SKaria fprid^t) 

Sticht nac^ beg menfc^en l^offart rid^t, 
35 S)a^ Keine SSogtin ift nid^t fd^on, 

SSnb gibt t)on fid^ ein föld^en t^on. 

SSnb ba^ foll jtDor aud^ (tt)ie man fogt) 

ein 5ßfatn für (Bott ^aben geflagt, 

SQBie bag ein fold^g f(|led^t« SSogelein, 
40 Sonn fingen alfo med^tig fein, 

2)0^ eim fein l^er^ bauon mag Indien, 

So fonn er niemanbt frolid^ machen 

SRit feiner armen l^eifem ftim. [161] 
3)arauff fagt ®ott ber ^err ju i^m, 
45 2)u Kagft t)ber bein bog gefd^re^, 

äRein gaben bie finb mand^erle^, 

2)ie Stad^tgaQ überaug tnol fingt, 

3)er $ir^ bie gab l^at, ba^ er fl)ringt, 

2)ad milbt Sc^tnein l^at ein fd^ar|)ffen jan, 
50 S)er ©ag leufft tooi, önb fo fortan, 

2lIfo ein fonberlid^e gab 

3d^ bir im anfang geben ^ab, 

®aS bu gejiert mit febbem bift 

So l^errlic^, aU lein Sogel ift, 
55 SSnb mad^ft bamit ein fc^oneS rat, 

2)ie gnab bir Sott gegeben l^at, 

SSnb futtft bie äugen, Sie SRad^tgatt 

®rfunt bie o^rn mit j^rem fd^att, 

3d^ tl^eil nid^t an^ alfo mein gaben, 
60 f)a^ einr allein fie aU mug l^aben. 

H SKorale. 
2lug biefer Sabel lernt man fein 
3)ag ieber foII ju frieben fein. 



37 Inuidia, 44 Bomerus, Dij bona non uni dant om- 
nia, formam^ animumque, uerhorumque sonum placidum, 
0i sapienüa dicia, etc. 59 Non uni dat cuncta veus. 



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i2] 2)ie gabern ®fo^)t. 139 

ÜRit bcr gab; bic im ®ott bcr $ctr 

(Begeben fat, önb nimmermel^r 
65 3)erfelben überbrüfftg fe^, 

@onber t)te( ntel^r band ®ott babe^, 

S)er tDeig mol, tute erd mad^en foll, 

3)ie menfd^en aber finb fo toH, 

3a lool üon loetfel^eit öbergel^n, 
70 3)ag fie ju meiftern t)nter|ie^n [162] 

®ott ünfem §erm in feiner frafft, 

SBSie er regtern fott fein ^errfd^afft. 

Senn ai\o l^ort man mand^en narrn, 

geinbtlid^ toiber ®ott alfo fd^arrn, 
75 SBann id) ®ott teer, fo »oft id^ ba«, 

SSnb hx% t)nb i^en§, t)nb meig nid^t toa^, 

atfo önb alfo orbiniern, 

S3nb avi^ 5ßferbtg futteln mad^en biern, 

®S Ian-®ott beffer nid^t gebüm, 
80 3«^ fc^ttl wiu§ er pd^ laffen furn, 

®er mciflcr mufe lurfeumb gebencfen, 

ajnb fid^ nad^ feinen ©d^utern lencfen. 

f S)a^ aRorale ber nel^ften Sabel öor biefer, gel^ort 
ani) f)itf)tx, önb ba^ äRorale ber 48. Sabel. 

SSon eim SRaben, önb ben 
S336Iffen 

3)ie 32. fjabel. 

/|r35R 9lab flog übern bergen ^od^, 
lir SSnb folgt ben SBoIffen jmmer nod^, 
^^ SiH ba^ bie SBoIff ein gute ftu^ 
Suriffen, ünb ein ftalb barju, 
5 Site nun ber 9lab fa^ loie fie fraffcn, 
®pxad) er, 3r merbt mir folgen laffen 
2)ed raub^ ein jimlid^ t^eil, ba^ ^alb 
Seger id^ nic^t ganfe, fonber ^alb, 
3)ann wo j^r ^in gelauffen feit, 
10 3)a]^in l^ab ic^ eud^ allezeit [153] 



S2, 5 Contra mensce, sed non periculorum socios. 

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140 ®ie goBeln efoj)t. ^32 

©eforjet, ba« ifi nid^t erloflen, 
3<^ ^06 mt(§ bod^ fo mfib geflode«, 
^08 t(^ loum aufm f(^6t)ffen lann, 
»onn «^ eu(^ rooriii^ aO gute gann, 
15 Sönb lonn eu^ nimmet fo wol gefin 
3* toitt gern aOjeit be^ eud^ ftefin/ 
S)arum6 i(^ ^off bed ju geitieffen, 
So|t mit ein ^inbert^e« \et f(^teRen 
«om jungen ftalb, freft j^r bte Äu6, 
20 3)0« fotbert^e« be» Salii bonu, 
@o njitt ^ mit eud^ ftölid^ fein, 
3d^ binn bo(^ be^ bem fierben mein, 
@en8 morter, etoet gut gefeff, 
Sl^r fittbt foum ein fold&en SSogeff, 
25 2)er liebet be^ ben SBöIffen ift, 
SJarumb er biOic^ mit eu^ ftift. 

®tn öfter aSoIff j^m ontwort gob, 
5«t<^t önfert^olben, lieber 3lob, [154] 
Siftu on8 fo long nod^ geflogen, 
30 ^od) was bu rebft, ift ni($t erlogen, 
«8 fonn on8 nimmer fo wol gel^n, 
Ju toitt gern ottjeit be^ onä fte^n, 
ÄO long »eil wir ju fteffen ^oben, 
ffioä ^ort mon bot^ oon biefem Stoben' 
35 SBie ober, »oonn« önä obel ge^t, 
SBo« giftg, ob er bonn be^ on8 ftebt? 
er wurb fi^ (offen jtirgenb finben, 
»t§ bo8 er fe^ ön8 jemonbt fd&inben, 
S)onn wurb er oon onä roeibti^ freffen, 
40 @o grewlid^, ol8 wer er befeffen, 

^rumb beb bid^ bolbt, bu Wegft ni<^t8 bie 
Son onferm roub, bonn bu nod^ nie 
Sein fo^r mit on« beftonben ^oft, 
5)rumb wirftu nid^t fein onfer goß, 
45 3K^t einen biffen foltu Iriegen, 

2)u mogft bein8 wegS wol wiber fliegen. 

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33] 2)ie gabeln ®fo>)t. 141 

H moxalt. 
3Ran finbt fold^er Slabcit lool mc^r, 

3)ie fid^ fo fteHn, al8 ob fic fel^r 

Std^ arbeiten, önb fap bemühten, 
50 gut bcn SRaben foll man fid^ pten, 

Sie finb bod^ nic^t ein« fetter« loerb, 

3lodf ift folc^er ein groffe l^erb, 

Sie fid^ öom falfd^en fd^ein ernern, 

SSnb anber leut arntut tjenem. 
56 3n fumma, tjntrett) arbetter, 

»nb atte bofe ^rebiger, [155] 

Snb fonft bergleid^en falfd^e leut 

S)urd^ ben Slaben tüerben bebeut, 

3)a \tt) ein jeber eben flug, 
60 ajnb ^i fi^ für i^rem betrug. 

Martialis. 
Hunc quem coena tibi, quem mensa parauit amicum, 

Esse putas fidse pectus amicitiae. 
Aprum amat et mullos, et sumen et ostrea, non te, 

Tarn bene si ccenem, noster amicus eris. 

Som »a))ftefel 
a)ie 33. Sabel. [156j 

CSS3K31 ligt in gonia, 
(Betört in Keine 2lfia, 
3)afetbft finb man gefc^riben, ba§ 
5ür langer jeit ein SKütter ia%, 
5 S)er ^att ein Sfel, ber nit gern 
Slrbeit, brumb lieff er öon feim l^ern 
SSnb fam fern in ein anber lanb, 
®afelbft er in ber toüften fanb 
Sin Sotuen l^aut, bie jog er an, 
10 äJnb trat ba|er, gleid^ tuie ein Man. 

®r \pxa^, 3d^ bin öon^ aWüHer^ fecfen 
Sin mal erloft, er wirbt erfd^redten, 
ajnb alfo gar für mir öerjagen, 
%>af^ er mir gern bie fedt luirbt tragen, 

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142 2)ie ^ahtln ®fo>)t. 

15 SSa^ gilt ed, o( td^ etttmd geb 
Suff meinen ^errn, fo lang id^ leb, 
iSd^ toid ntic^, mann id^ lom jul^aug, 
^hx einen @(^ult^eig geben an% 
3ö tool, man wirbt mid^ fe^en an, 

20 gür einen freien @belman, 

Sodtg marter, wie bin id& fo fein, 
gd^ borfft tt)oI übern Reifer fein, 
gd^ bin fo ledf önb önnerjagt, 
@g fei9 bem fteifer ju gefagt, 

25 2)a^ id^ j^n bringen tuill ümbd 9ieid^, 
äRir ift lein menfd^ auff erben gleid^, 
S)en fteifer toitt id^ önterbritcfen, 
@r fott fid^ nod^ gern für mir budten, 
S3nb für mid^ fattn auff feine fnie, 

30 Seim ©fei ift auff erben nie [167] 
@6Id^ e^r gefd^el^en, nod^ will id^ 
@in^ fold^en ünberftel^en mid^, 
(älüd }u, id^ fal^r ba|in mit prad^t, 
SJalbt werbt id^ ju eim SJapft gemad^t. 

35 3)er @fet jog wiber ju l^aufe, 
SSnb gab fid^ f^r ein Sowen auji, 
SSnb für ein groffen ^erm auff erben, 
3)er atter l^eiligft molt er werben, 
SSnb l^erfdben ober atte 5ßfarrn, 

40 SSnb fal^ boc^ gleid^ eim groffen SRarm, 
SSerbot ber ^riefterfd^afft bie ®^e, 
^af^ tf)tt ben frommen 5ßrieftern wel^e, 
®a warb bie 3BeIt öott bübere^, 
(£in $faff l^att jwo l^urn, ober bre^. 

45 3Bann einr eim ©l^eman fd^anbt fein l^aufe 
2)urd^ Sl^ebrud^, fo warb nur baroujl 
Sin fein geleckt, t)on fold^en Inaben 
ajtuft er ben fpott jum fd^aben l^aben, 
äKit einer 3Re^ war^ fd^on üerfont, 

50 SSnb war bod^ bem fein 3Beib öer^önt, 



88, 17 Honores mutant mores. 2 t Ah asinis ad boues 
transcendit. 26 Quia asinus. 



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33] 2)te Säbeln (gfo^)i. 143 

2)a^ t^et beS (Sfetö ^etttgleit, 

2)ocl^ mar e^ frommen leuten leit. 
SBeld^er fteifd^ auff bte f^eitog og, 

aRit feim blife er fein ntcl&t öergajl, 
55 @r ürt^eilt j^n jum eiogen tobt, 

2lu(j^ ©utter, g^er, er öerBot, 

3)a fu^r er fort ber totte gaud^, 

SSnb Mg t)nb ä^Ic^ t)er|)ot er oucl^. 

@r fafet au($ fteifer ab önb ein, 
60 S)a« mod^t ein ftol^er gfel fein, [158] 

S)ie fte^fer muften fein fein fned^t. 
9iun toar \>ai SSöIdlin a(fo fd^Ied^t, 

S)ai5 fein menfc^ loar im fetten lanbt, 

Sin S6m toar i^m gan^ t)n6elanbt, 
65 ßein menfd^ gemeint l^et nimmermehr, 

3)0« folci^ ^e^on ein ®fel »el^r, 

@d ^ielt ein jeber fein gebott, 

SIB ob er toer ber ^od^fte ®ott, 

@r l^att ben $imel feil ömb gelt, 
70 öetrog atfo bie gan^e SBeft, 

@r trug ®ott felbft im leimet brein, 

2)0« mod^t ein ftol^er (Efel fein. 
9lun lieber fil^, ein fold^e mod^t 

2)e« Sotoen l^out jutoegen brockt, 
7ö 3)ill ift lein gobel, fonber loor, 

3)onn Ol« mon fd^reib fed^« l^unbert jor, 

ajon ber jeit ^er, bo S^^f^ ®ftrift 

gur t)n« menfd^en menf(| morben ift, 

SSoft t)mb bie fette jeit, od^t id^, 
80 3)er @fel ouggebre^t l^ot fid^, 

SSnb in ein onber tonbt geflogen, 

Se« Somen l^out bo ongejogen, 

2)orno($ mit fold^er toden pxaifyt, 

2)ie menfd^en oQ ju norm gemod^t, 
85 2)0« l^ot getoert neun l^unbert jor. 



88, 76 Vnter dem Keiser Foca fing vnser Entchrist an, 
da auch Mahometh der Orientalisch Entchrist anfing. 

85 Anno 1517 war dt der Endichrist vber der Ablas- 
kisien ergriffen, und offenbart. 



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144 2)ie gabeln ®fo})i. 

SSnb jwölff, ift Iciber allju toar. 
®a lam ein fein gefd^idter 3Ran, 
S)er fa^ ben falfc^en ßoioen an, 
S3nb alfo balbt belant er fte^, 
90 ®« miift fein eitel triegerel^, [169] 
Samit er bijl^er toer ümbgangen, 
Sr fal^ l^erfjtr ein tnenig l^angen 
Sie o|m, fold^^ lunb )|n ni^t betriegen, 
@r fing fie an ^eraug ju jiegen, 
95 S)a fa^ ein jeber an bent to^rn, 
Sin gut par langer Sfetö of)tn, 
9ln lopff er i^m ein fd^Iaf)pen gab, 
®eg Somen |aut jog er j^m ab, 
»nb offenbart j^n atter SBelt, 

100 a)a^ man jefet nid^t« öom ©fei ^elt, 
2)amit genommen ^at bel^enb, 
2)e9 falfd^en Sömen |)ra(|t ein enb. 

äRan ^at t)erbrennt bie Sötnen ^aut, 
ajnb tüarb ber ®fet inol geblaut, 

105 2)a$ er noc^ nid^t auff biefen tag, 
@ein eigen ^aut getragen mag, 
Sr ligt, t)nb lan nod^ nid^t erfterben 
Sr mu^ jule^t boc^ gar t)erberben. 
S)er 3Ran ift toarlid^ e^ren werbt, 

110 (SBiemoI er nid^t ber el^rn begert) 
3)er t)n$ t)om @fel ^at erloft, 
SSnb angejeigt ben redeten troft, 
S)en frommen ^e^Ianbt Sl^^fu S^rift, 
S)er aller menf^en ©erlaubt ift, 

115 SKartinu« ßut^er ift ber SRan 
®er fold^en bienft tjng ^at getl^an, 
ajnb offenbart ben SBibberd^rift, 
2)a^ t)nd nid^t mel^r fein falfd^e lift 
SJetreugt, barumb tjon l^er^en toir 

120 a)u lieber (J^rifte bandten bir. [160] 

H aSorale. 
Stlfo ge^t^ ju in biefer SBelt, 
3)a^ man bie f&r bie beften l^elt. 



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38] 2)ie gabeln @fot)i. 

SSnb ober att gelerten |)teifi, 
a)ie nie fein tugenbt ^an ittüt\% 
125 @o fe^r geliebt ber falfd^e fd^ein 
®em »oW, bag mufe ber leuffel fein, 
Sa öiel ntit j^rer falfc^en lunft 
©rtüerten groffer Ferren gunft, 
©olt^ fd^elnten ^et|t man ©ubbeler, 
130 S)ie tDiffen nitfttg üon guter ler, 
SSnb \>od) fo iemerlic^ betriegen 
a)ag arme »olcf, mit i^rem liegen, 
Snb als bie 3!it\ptn fein gefinbt, 
SBie man bauon gefd^rieben finbt, 

13Ö a)ie fliegen für ber »inen ^aui 
»nb freffen j^n bag $6ng ^eraufe 
ajnb rauben j^n ftren tjorrab, 
aSon (»Ott fie ^aben lein genab 
SBa« gut« jut^un, tjnb wie ein ftu^ 

140 SSerftenbig finb, nod^ farn fie ju, 
ajnb iDotten meiftem äffe SBelt, 
@6Id& Weife leim frommen ni(^t gefeit. 
a)rumb liebe« linbt, ^ab eben ad^t 
«uff meine (dr, bencf tag ünb nad^t, 

14Ö S)a« ja bein ^erfe »erb ml üermart, 
gur fold&er leuffelifd^er art, 
S)afur ^ut bid^ bet| leib ünb leben, 
S)u fort bid^ nimmermehr bafur ausgeben, 
S)urc^ bofe tficf, önb falfc^e lift, [161] 

löO ©0 bu bod^ nid^t berfelbig bift. 

SSmb ^offart mittn ^at ®ott ber $err 
©erab gefturfet ben Sucifer, 
SSnb Stbam au§ bem 5ßarabeii 
Son wegen fold^er bofen weig. 

155 a)er Äora^ ift ^ampt fein gefeOn 
$inab gefarn tieff in bie lettn, 
SSon ®ott tjerftoffen ewiglic^. 
®er Slbfalon ^ieng jemerli^ 
2Rit feinem ^fibfc^en ^ar am aft, 

160 SBa« brad^t j^n bo($ in fold^e laft, 
SSnb balbt barnad^ tjmb leib ünb leben? 

IS. Alberus, Fabeln. 10 



145 



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146 ^i« gabeln 6foj)t. 

2)arauff \d) bir iDtll anttoort geben. 
@r t)nber[tunbt on ®ott$ befe^I, 
ffionig gu fein in Sfrael, 

165 @6Ic^ totte ^offart ^atg gemad^t, 
SSnb i^n t)mb (eib mi (eben brad^t. 

3u unfern jeiten l^oben fid^ 
SSntetftanben mutmiHiglid^, 
®cr ERünfecr önb bie ERiinfterer, 

170 ®Ieid^ toie i^r SSater Sucifer, 

S)ag gan| lanbt önter fid^ gubringen, 
SSnb toolt i^n bod^ aud^ ni^t gelingen, 
®ann fie brad^ten jule|t bauon, 
®Ieid^ toie j^r öorfam, bofen lo^n. 

175 SKfo fi^ftu mein lieber @on, 
®ag feiner fommen ift bauon, 
®er fic^ l^ot l^offart loffen blenbcn, 
Sie ntüffen att fid^ felber fd^enben, [162] 
EKit etog^r fd&anbt, ®rumb fe^ bid^ für, 

180 ®ag birg jurfaren nid^t qtpüv. 

SSom ftreit ber SSogel, önb öier 
füffigen I^ier 

®ie 34. ^abd. 

/j|f@ ift (mie mon gefd^riebcn finbt) 
lir 3tt:^if4c" ^^^ leiern, bie ia pnb 
^^ Sierfüffig, önb ber SJogcl art 
Stoitrac^t getoeft, borumb fie f)axt 
5 Son beiben t^eilen tourbcn gebrengt, 
SSnb mie fid^ offt ein femr em^)fengt 
SSon einem fundfen, ha^ mie ftrob 
@in gon|e ©tabt brennt licd^tcr lo^, [163] 
W\d aug einr geringen fad^ 
10 @ntftanben ift grog t)ngemad^. 
Slemlid^, Sg !om ein Meine ERau§ 
SSor jeiten für einS @^)erlingg f)au% 



84, 6 Comparaiio. Ex parua scepe sciniilla magnum 
conflaium est incendium 



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34] ^« gabeln (B^opx. I47 

SSnb \pxad), ®ott grüß bicl& Sperling mein, 

3cl^ molt gern mit bir froUc^ fein, 
15 JKon fogt bu l^obft ein guten SBein, 

S3eQ 933orm6^ gemad^fen an bem Stein. 
J)cr Sperling fprod^, ®^ foö ja fein, 

®u atter licbfteg SReu^Iin mein, 

S)u bift mir miö!um, !um l^erein, 
20 ®a fojfcn fie beim SReinfc^en SBein. 

®er Sperling fprad^, fi^ liebe ERoufe, 

®a bring id^ bir ein ganzen aug 

Sie ERoufe fprad^, D id^ mart fein gern, 

SBiemote öerbotten ift öon l^errn, 
25 S^ ligt öng ober nid^tg baran, 

SBeil mir jefet niemonbt be^ ön^ ^on, 

®er ön^ ben ^txxn öerrot^en !on, 

®rumb lafe ön§ toe^blid^ l^olten an, 

Snb ju mit ganzen fanbten fauffen, 
30 ai§ ob öng mott ber SBein entlauffen. 
®a fprad^ ber Sperling, Stun molan. 

So bring id^ bir öon ftunben an, ' 

S)ie fanbte aufe, ®§ gilt bir ein^, 

®a fprad^ bie äRaufe, gd^ marte !eing. 
35 S)er Sperling fprad^, SBie ift ha^ ein§? 

S)a fprac^ bie äRaufe, mir finb öneing, 

®r fprad^, bag gilt bir, önb nod^ eing, 

®a fpra(| bie äRaufe, 5Run finb mir eing, [164] 

Sllfo fal^r ^er, mir gu, mir gu, 
40 Sie ^ieffen fid^ einanber, bu, 

SSnb foffen pc^ be^ SBein^ fo öott, 

®ag fie fd^rien, al§ mern fie toö. 
®a marb bie äRaufe ein menig fred^, 

2)er Sperling fprad^, begal bie jed^. 
45 S)a fprad^ bie ERaufe, ba^ mer mir fein, 

Sd^ meint, man gab nid^tg für ben SBein, 

S)a nem ben !rug, önb fc^endt mir ein, 

Sd^endt ein önb la^ öng frolid^ fein. 



26 Oderunt peccare boni uirtutis amore. Oderunt pec- 
care malt formiaine pwnce. 

10* 

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148 3)ie gaWn (S^opl [34 

SBelc^ imd rechen tmrbt ben aSein, 
50 2)erfeI6 foQ oitc^ bejoler fein. 

S)a fprac^ ber ®pttün%, ba§ mer frin, 

SRit feuften muft man fc^Iagen btrin, 

S)n bift cht amec^tiger tro))ff, 

®cn Irug morff er rtr an ben fopff, 
55 Snb nam üon fhtnben an bie 9Ran|, 

Snb toarff fte fnr \>a% f^aui ^inan^, 

2)a t^et bie SRau^ ein fc^meren faD. 
3)er @))erling fc^ott bie X^ier aü, 

@o nic^t begäbet finb üon (Bott, 
60 SRit ftttc^en, t)nb treib feinen fpott, 

Snb ^nb bie SSogel an ju loben, 

SBir fliegen in ber lufft bort oben, 

^Svb fingen, ünb finb gnter bing, 

Im| ewer eim, bag er fo fing, 
65 ^nb inn ber Infft bort oben fd^meb, 

2)mmb id) ein bred nic^t anff enc^ geb. 
2)ie 9Rau^ (ag ba, mh toax fc^ier tobt, 

SSnb fnnbt in fold^er legten not, [165] 

3)em @))erling leine antmort geben, 
70 Sin anber äReu^Iin ftunbt baneben, 

2)ad toar ein Sc^mager biefer SRaug, 

SSnb rieff gegen bed @per(ingd l^au^, 

SSnb flud^et allen SSögeln fe^r, 

SSnb ^ic| pe attfampt bofetoid^ter, 
75 SReine^big, trctotofe, öerrdt^er, 

SSnb rebt i^n gremßc^ an bie e^r. 
2)er @:|)erling \pxaä), bu ^aft gefd^mec^t 

9Rid^ mh ba^ gan| Siogel gefd^Iec^t, 

aSann hai erfcrt mein Dberleit, 
80 @o mirbts eud^ toarlid^ merben leit. 
2)er Sperling flog jum Slbeler, 

2)er war ber Sogel oberfter, 

SSnb nam mit fi^ ben fc^mar^en Stäben, 

®en toott er ju eim Slcbncr ^aben, 
85 2)a fu^rt ber 8lab bie Hag gar fc^minb. 



52 Fructus ebrietaiis. 61 Nos poma natamus. 

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34] ^« gabeln ®Wx. 149 

aber bcr Slblcr toax gclinb, 

SSnb liefe fid^ nid^t ju gorn bcmcgcn, 

@in fricg bcS^albcn ju erregen. 
®r fprad^ ju i^n, bag ift mein r^ot, 
90 aBeil ön§ ein ERaufe gefd^me^et ^at, 

3)ag mir barumb fein Weg anl^eben, 

aSir toöttng ber toHen äRauß hergeben, 

@§ ift ba§ beft, baS man§ üergefe. 

S§ feiert aber ünber bcg 
95 2)ie ERaufe aud^ nid^t, önb licff fo balbt 

Siiiw SBoIff in einen groffen SEBoIbt, 

®a lag ein ©c^Iofe, bag l^iefe grefegar, 

©afelbft ber SBotff ein |)auptman toar, [166] 

2)ie ERaufe ein Siebner bracht mit fid^, 
100 2)en gud^fe, ber funbt gar meifterlid^ 

3)ie Hag fürbringen, ba^ e^ Mang, 

9Snb fein gan| reb nad^ Wegen rang. 
2)er aSoIff bie reb l^ort nid^t öngern, 

(Sar balbt reitl^ er ju feinem l^ern, 
105 ®em Somen, ber ju Srumftein fafe, 

Snb aHer S^ier ffiönig toa§, 

9Snb i^m ber äRaufe Hag jeiget an. 
S)er ffiong mar nod^ ein junger äRan, 

SSnb ^att bag lanbt nid^t tang regiert, 
110 3)er aSoIff i^n öbel informiert, 

Snb l^att fein l^errn fo felftr öergifft, 

S)ag er t)on ftunben an ein fd^rifft, 

SSnberfd^rieben mit eigner l^anbt, 

3)cm 9lbler fc^idtt ing Seubfd^e latibt, 
115 2)er in^alt mar, @i^ Slbeler 

Sd^ mitt being Sanbt^ merben ein |)er, 

Snb ümb bie l^od^fte Dberleit 

SDlit bir JU fem^jffen bin bereit, 

S)rumb bendt, ünb mer bid^ meibelid^, 
120 SRit ^eere§ frafft ju bir !um id^, 

87 Sigismundus Imperator dixit, Imperare nescit qui 
nescH dissimulare. 

103 Vce terrce, cuius rex puer. 



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150 2)ie gabeln ®fo^t. [84 

2)cin SSoW l^ot mir crjurnt ein äRaufe, 

3)rumb foltu mir ein l^altcn au§. 
8lc^ l^ctt gelebt ber alte .^er, 

2)i6 nid^t gefd&rieben morben mer, 
125 SJnb ^ett ber SBoIff mit feim gebid^t 

SSorm often Song nid^tS außgerid&t. 
3)er aSoIff war citet t^un önb taffen, 

®cg jungen Äong^, ünb nic^t bie ftrajfen [167] 

3tein ^ielt, Snb ba nod^ lebt ber alt, 
130 S)a ^att ber SBolff gar fein getoalt. 

JRac^g alten Äonigg tobt be^enbt 

Serfiel bag gan^e regiment, 

2)a mar ia^ toilbt @d^tt)ein San^eler, 

3)er gud^fe bc§ ftonig^ $rebiger, 
135 S)ie @ato ©d^ulmeifter in ber ftat, 

Snb mar ber Sflri f^i« Socat 

3)er |)unbt mar loc^, ünb fod^t nid^t^ gar, 

S)cr ®fel ©engermeifter mar, 

SSnb borfft fürt^in fein fedt me^r tragen, 
140 S)ie Äu^ muft auff ber Orgeln fd^Iagen, 

S)ag Salb ba§ Senebi^te fagen, 

S)ie Süffel muften Isafen iagen, 

S)ie ^ffen muften ©d^reiber fein, 

2)0^ ategiment ftunbt med^tig fein, 
145 2)ie 336dt gefegt marn öbern mein, 

S)er Seer muft fud^enmeifter fein, 

S)en Statten mar befo^In ber ®ptd, 

®ie EReufe öerforgten brobt önb medt, 

9Snb marn gefegt aud^ über^ me^I, 
150 S)ie ffia^en l^atten aud^ befel^l, 

aSag man brad^t öon beg ffiönigg tifd^, 

e^ mer gfeid^ fleifd^, l&% ober öifd^, 

2)ag namen fie gu j^rer ^anbt, 

®a^ man it^ morgend nic^tg me^r fanbt. 
155 Sltö nun ber Slbfer lag ben brieff, 

©albt er ben Eanfeler ju fic^ rieff, 

ättit namen ^fitti^r önb nod^ jmen, 

S)ie muften aud& gum Slbfer ge^n, [168] 

2)er ein ^iefe ©d^man, ber anber galdt, 

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34] 3)te gabeln @foH 151 

160 ©d^mon toor |)offmciftcr, gald ERarfd^oW, 

S)ic Slbclic^c ERoicftat 

©icfelbigcn brc^ nom ju rat, 

S)c§ Solücn bricff bcr Sanfelcr laß, 

3n fumma, g^r bcfd^Iuß mar ba§, 
165 ERan folt bcn Sömcn ümb bctt jorn 

Sitten, fein gut tüort fe^ öerlorn. 
2)er Sott) mott aber furfeumb mcrben, 

®in ättonard^a ber ganzen erben, 

SSnb fud^t alfo fein eigen e^r, 
170 ®r meint, eS murb j^m nimmermehr 

galten, ber^alben fu^r er ju 

3Rit önüernunfft, gleid^ mie ein ffiu^, 

9Snb lieff, ate ob er torid^t meer, ^ 

Snb brad^t ju^auff ein groffe^ ^eer, 
175 SSief guter Sud^fen famen aud^, 

2)ie eine ^iefe ©anct I^ongeg raud^, 

S)ie anber »ar gran^oS genent, 

S)ie britte ^ieß Slijelement, 

9Snb fonft üiel anber Sud^fen famen, 
180 S)ie l^atten au j^r eigen namen. 
5Run moöen wir femer befel^n, 

SBa^ nad^ ber ruftung fe^ gef(^e^n. 

@^ morben an bem ^Ibeter 

@tlid^ SSogel fe^g bofemic^ter, 
185 3)er |)u]^u, gul, Xfau|, giebbermaufe, 

®ie brd|ten fid^ üom 2lbler aufe, 

SJnb traten auff be§ Somen feiten, 

S)e§ ad^t ber Slbler nid^t ein meiten. [169] 
Site nun bie fd^lad^t gieng red^t im fd^mang, 
190 S)a marbt bem gud^^ bie jeit gar lang, 

2)er SBoIff önb er, ben Somen gar 

©te^n lieffen in ber groften fa^r. 

3ule|t be§ 2lblerg groffe mad^t 

3uboben ftür|t be§ Somen <)rad^t, 
195 SSnb nam alfo bomit be^enbt, 

S)e^ Somen ftol| ein fd^enbtlid^ enbt. 



184 Defeclores profugi, 

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152 2)ic ga&eln (Sfoj)!. [34 

®er Slbclcr bcr groffe l^clbt, 

aWit groffcn e^rn behielt bag öclbt. 
aSag ^olff cg ba bie glebcrmoufc 
200 ®a§ fic fid^ brd^t öon Sogctn aufe? 

SSnb ^at ft^ önbcrg SKcufi gcfd^Ic^t 

®cmcngt? I)rumb gcl^tg i^r ic|unbt red^t, 

S)o§ fic bc^ tag ^at feine mad^t 

aufliegen, fonber be^ ber nad^t. 
205 Ser $au| l^atS aud^ fo auggeric^t, 

©afe er be^ tag barff fliegen nid^t, 

2)ie 9lad^teul mug ben tag aud^ nteiben 

2)ie Söget motten fie nic^t leiben, 

®er |)u^u fd^eut ben tag fo fel^r, 
210 Sag er bag tied^t fi^t nintmerme^r, 

J)ag ift jl^r att öerbienter lo^n, 

2>eg fe^ ie|unbt genug bauon. 

H äRorale. 
SBeld^er mitt l^aben gute tag, 

Der f)bx, mag ffionig ®auib fag, 
215 3)em frieben fott er jagen nod^, 

S)ie ^offart bie ba pxaxiQtt fjoü) [170] 

äJlug enbtlid^ bod^ ju fc^anben ge^n, 

Sein t)bermut lan lang befte^n. 
Sunt anbem f|üt bid^, bag bu nic^t 
220 Sin beim l^erm merbft ein bofemid^t, 

S)em bu mit e^b öcrbunben bift. 

2)eggleid^en fott ein jeber E^rift, 

33e^ ®otteg mort bcftenbig bleiben, 

@i^ fein fa^r bauon laffen treiben, 
225 äJon ®ottd mort fatt beQ leib nid^t ai, 

SBie id^ ber öiel gefe^en i)ai, 

®ie tl^eten, aU mer niemanbt mel^r, 

®er E^riftum liebet alfo fe^r, 

2)arna^ SKammon fie anberg lert, 
230 aBann fie abfieln, fie mern emert, 

S)ag finb bie glebbcrmdufe fftrmar, 

2)ie E^rifhim l^an verleugnet gar, 

S)rumb merben fie jufd^anben werben, 



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85] 3)ie gabern ©fojjt. 153 

SBag nid^t gcfd^id^t auff biefcr erben, 
235 @o toirbtg bod^ am jüngften gerid^t 

®efd^e^n für ®otteg angeftd^t, 

aBann fte fam in bie ^td |inein, 

3)a wirbt l^euln ünb jenffappen fein, 

@o lert ©anct $ßaul limot^eon 
240 S«g feinen atter licbftcn fon, 

SSnb \pxxd)i, bag ift gemifelid^ war, 

aBann wir mit E^rifto leiben faftr, 

@o mirbt ön§ aud^ ber Satter geben, 

2)urd^ S^efum E^rift bag ewig leben. 
245 Verleugnen wir ben frommen E^rift, 

2)er boc^ für ön§ gcftorben ift, [171] 

So werben wir in Sottet jorn 

Sterben, önb ewig fein öerlorn. 

Son eim Od^ffen, önb einer 
äRaug 

S)ie 35. gäbet. 

/j|t@ beife ein äRaufe be§ Oc^fen fui 

Ul 2)er Dc^fe ftuc^t j^r ein bofe brufe, 

SJnb eilt ber SKaufe öon ftunb an noc^, 

®ie aKaufe entleufft j^m in ein lod^. 
5 2)er O^fe war bog, önb ftunb ^ie aufe 

gurm lod^, ba fpottet fein bie SRaufe, 

SJnb f^jrac^, Sa lieber D(!)% weil bu 

Sift groß geborn, öon einer ffu, 

aKe^nftu barumb, man muß bic^ ad^ten, 
10 SJnb bu mogft ieberman üerad^ten? [172] 

Snb werftu nod^ ein groffer I^ier, 

SSnb ^ettft be^ bir bein§ gteid^en üier, 

gord^t id^ mic| bod^ öor ewer feim, 

S)rumb lieber Dd)^ jie^ wiber ^eim, 
15 3u beiner äRutter, Hag önb fag, 

aSie bid^ ein äRaufe an biefem tag 

®ebiffen l^ab, önb we^n mit j^r, 

S)u wirft furwar (bag fag id^ bir) 

ättac^en, bog fie be^ nid^t wirbt lad^en. 



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154 2)tc gabern ®fo»)t. [36 

20 ®u mirft fic noc^ fcl^r meinen ntad^cn. 
SJcrfpottct gicng bcr Dd&fe ju^aufe, 
SScjicrt öon einer !(einen ättauft. 

H aWorale. 

SSerlofe bic^ nid^t auff beine mad^t, 
S)aburcl^ ber Mein fcinbt merb öerad^t. 

Minorem ne contempseris. 

®ag ift. 
25 Stielet ac^t ben menfd^en noc^ bem fd^ein, 

®g barff todl n)og ba^inben fein, 

@in Keiner marb ein mol öerad^t, 

S)er ben bornoc^ üntbs leben brad^t, 

S0Jon finbt auc^ offt ein Meinen man, 
30 S)er barff ein grojfen greiffen an. 

J)er gro| erfd^redtlid^ ®oliat^ 

®en 2)auib aud^ t)erac^tet ^att, 

3loc^ ful^r ber Meine SDauib ju, 

©d^Iug j^n JU boben mie ein ffiu^, 
35 3(5 mein, er liebert i^m ein fd&lad^t, 

3lo(!) ^att fein fd^ein beg ®auibg mad^t. [173] 

S)a§ lafe bir menfd^ gefaget fein, 

SSnb ri(|t nic^t lei^tlid^ nad^ bem fd^ein. 

©Ott einem Söwen, S5ern, 
t)nb Sud^g 

®ie 36. gäbet. 

JP^gat Söm ein S^tofe ^att, bag »ar fterdt,. 
j|l| Snb marbt genant I^rannenbergf, 

S)a^ @d^lo6 warb jl^m haxnad) üerbrennt, 
3)ag man bie ftdbt !aum jej&unbt fennt, 
5 S)od^ finb bie fundten med^tig fern 
©eftoben önber anber ^em, 
%U nun ber £6» ba§ 3tegiment 



31 Jnimicum guamuis humilernj docti est meitiere 

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36] 2)te gabeln (gfo^t. I55 

3loä) inn ^att, f^at er außgcfcnt [174] 

Sein bottfd^afft in ba§ Sanbt ümb^er, 
10 SSnb önber anbern war ber 33er 

Slufe feinem fd^Iofe, ^iefe ©reiffentat, 

Seruffen in beg Somen @oI. 

S)er SBoIff mit i^m jog olfo balbt, 

3)er faß nid^t fern üon ftm im SBalbt, 
15 2)afelbft mar er ein reicher ®raff, 

|)att me^r bann fteben taufent ©d^aff, 

ä?ier ^unbert ©eife, önb ®cn6 on jal, 

©ein fd^Ioß ba^ l^iefe man SBurgetal. 
S)ag gfid^pn mac^t fid^ aud^ gerbet), 
20 S)a§ j^r ju^auff toatn eben bre^, 

3)er gud^ß auc^ einr öom Slbel mar, 

Snb ^att nid^t weniger att j|ar, 

®ann fed^ft^alb l^unbert l^üner faßn, 

S)ie muften teglid^ ju \i)m mattn 
25 ättit l^erlid^er proccffion, 

®er gud^fe empfing bie |)üner fd^on, 

SJnb gog mit j|^n inn fein gemad^, 

S)ag i^iefe mit namen ©reiffenad^, 

®r ^att aud^ ©enfe, önb ©nten gnug, 
30 Snb man jl^m tegtid^ me^r jutrug. 
2)er aSer ein reid^er |)er^og mar, 

2)cm muft man libem äße jar 

Sluff aKartini beg morgen^ frü, 

5Reun ^unbert (gfel, taufent M^, 
35 SJnb barju fo öiel taufent ©d^mein, 

S)a§ fie faum att ju jelen fein. 
©0 motten mir nun jeigcn an, 

2Ba§ fie beim Somen ^an getrau, [175] 

©ie famen für beg Sömen ^aug, 
40 2)a fd^idtt ber S6m ein fned^t gerauft, 

3)a§ er bem 93ern folt fagen an, 

®r fott hinein gum ftönig ga^n. 
Site er gum Somen fompt |inein, 

S)a Reifet ber Som i^n milfumm fein, 
45 SSnb muft mit i^m fpaciern ber ©er 

Slttent^alben im ©al ömb^er. 



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^ 



156 ^te gabeln @foJ)i. 

3)0 f^jrad^ bcr &bto, SRcin 8cr fog mir 

2)cin mcinurtg, toic gefeit eg bir? 
@r f<)rocl^, molt i^r bann toijfen, mie? 
50 e^ ftinit fo treftid^ übel ^ie, 

3n ber S^elundten mod^t id^ nic^t 

^oufe^alten, ba§ ift aufegerid^t. 
S)a fprac^ ber S6m, SBie fagftu tropff? 

SSnb nom i|n fluj be^ feinem !opff, 
55 SSnb riß j^n niber ju ber erben, 

@in l^eilger mertler muft er werben. 
@olcl^$ mac^t ben SSolff t)nb gud^g t^erjagt, 

S3alb marb bem SBolff auc^ angefagt, 

@r foH jum Soroen gel^n l^inein, 
60 (gr bad^t, bag Witt ber leuffel fein. 
21U er hinein jum Sotoen tarn, 

S)er Som ben SBolff balbt mit fid^ nam, 

SSnb fürt i^n im pala^t ömb^er, 

3)er SBolff fa^, mie ber arme ©er 
65 3)ort lag, m\> anber ag barju, 

3)a lag ein ©d^toein, bort lag ein &\x, 

$ie lag ein fo))ff t)on einem gaul, 

S)ort lag ein rau^eg Od^ffenmaul, [176j 

S)a lag ein fd^man^, bort lag ein |orn, 
70 |)ie lagen lange Sfete p^rn, 

2)a lagen bc^n, bort lagen fufc 

»er SBolff gebac^t, ^ab bir bie brufe. 
3nle|t, ba er i^n ^att nun lang 

Sambier geführt, bo marb j^m bang, 
75 @r bad^t, toa^ toiltu ju jl^m fagen, 

SBann er bid^ n)irbt ömb antroort fragen? 
S)er Soro fragt j^n, roieiS j^m gefiel, 

®em SBolff gefiel nid^t tool ia^ f<)iel, 

®r bad^t, 3^ loitt iW bannod^ geben 
80 6ol(^ antmort, baS id^ bleib beQ leben, 

®r fprad^ ju i^m, 2luff meine trete 

Sag id^, t^ ift ein fd^ön gebe», 

SSnb reud^t barju fo med^tig teol, 

3)ag bißd^ ein So» l^ie mo|nen fol, 
85 2)a$ fag ic^ auff ba^ fterben mein, 



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36] 2)ie gabeln (Sfo^i. I57 

3)a gcl^t ein füjfc^ lüfftlin rein 

SSom grünen toolbt, D ®ott mie gut, 

2)ag einem fanfft im ^erfeen tl^ut. 
S)cr S6tt> gebac^t, (gg ^ilfft bid^ nid^t, 
90 Sr ft)ro4 D feiger bofcmid^t, 

SBie tan bcr SBoIff fo toeibli^ liegen, 

®ad ftd^ bauon bie Bälden biegen, 

®rumb id^ bic^ marlic^ jiroffcn mu§, 

SBoIon, id^ leg bir auff bic bu§, 
95 2)a nam er ji|n beim ^alg be^enbt, 

SSnb ^alff i^m ju fein§ lebeng enbt. 
®er SBolff l^att nun aud^ fein befc^eib, 

2)em armen gud^fe toax brauffen leib, [177] 

3)0(5 fonbt er balbt ein feinen randt, 
100 SBie er fid^ gegen bem gcftandt 

SSoIt galten, t)nb traffg bannod^ eben, 

8Kfo, ba§ er erl^ieü fein leben, 

2)ann ate er toorbt berufft l^inein, 

S3nb fogen folt bie meinung fein, 
105 S)a ^iett er ju bie na§, önb fogt, 

3d^ »erb öom fd^no^jffen tt)ol geplagt 

9iun tenger, bann öierje^en tag, 

@g ift marlid^ ein l^egli^ plaq, 

S)ie mad^t, bag id^ nid^tS riechen lan, 
110 3^5 ^olt eud^ fonft gern jeigen an, 

^ein meinung, wann ber fc^enbtlic^ fc^no^jff^ 

Jlid^t fo öermüft ^ett meinen fo^jff, 

S)em gud^^ ^alff alfo feine lift, 

S)a^ er beim leben blieben ift. 

H äRoralc. 
115 3)er Seut finbt man iefeunber öiU, 

S)ie üftig finb, ünb fd^meigen ftiß, 

aSnb nehmen fid^ beS fd^not)ffeng an, 

SSJie biefed Sud^^ßn ^at getrau, 

?ltö ob ber meg ber fid^erft fc^, 
120 Da^ man fic^ |eng an fein part^c^, 

3)ann enttoeber fic bleiben ftum, 

Dber \pxtd)tn, ERum mum, mum, mum, 



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158 ^ic Säbeln ®foJ)i. [37 

®ag finb bic SBcifcn in bcr toclt, 

Sein fromcr aber üon j^n ^clt. 
125 ®cr S5cr wirbt für gerecht crfcnt, 

S)cr f)at tot\% tDti% fc^iDor^, fti&wor^, gcnent, [178] 

@in frommer man bic toar^cit fott 

SScrlcugncn nimmer, ob er tooö 

©arumb muß toogen leib önb leben, 
130 So toirbtg i|m (Sott bod^ toiber geben, 

3]^m toirbt gelüife nod^ bicfer weit 

©ein leben wiber gugefteft, 

@$ ift ja @:^rift auc^ fo geftorben, 

Snb bod^ boruber nid^t ücrborben, 
135 S)ann er, ber fromme S^efu E^rift, 

SSon atter feiner martcr ift 

^ufferftanben am britten tag, 

2)er tobt an j^m nun nid^t^ vermag, 

Sr ^at feinr lieben K^riften^eit 
140 2)urd^ feinen tobt bie fteb bereit, 

S)ag fte mit jl^m fott ewiglid^, 

3n^ tjatter^ SReid^ crquidfen fid^, 

terloft fürtbin aufe atter not, 

®a wirbt fie bann trugen bem tobt, 
145 aSo ift bein ftac^cl, lieb gefett? 

3Bo ift bein jteg, bu bofe ^ett? 

3)u ^aft ben fieg mit groffem f^jott 

©am^jt beiner Icuffelifd^en rott 

Scrlorn, bagegen önfer K^rift 
150 ein ^o^gelobter ffionig ift, 

®er w6tt t)on wegen feiner e^r 

SSn^ nid^t öerlaffen nimmermehr. [179] 

QSon einem Sowen tjnb Sud^ß, 

önb onbern Sl^iern 

®ic 37. Säbel. 

© l^att ein S6w ein groffe^ ©d^lofe, 

3)ag l^iefe mit namen ju ber 3lo% 

SSnb lag nid^t fern öon Slumpelum, 



€ 



138 Mo?'s Uli ultra non dominabitur, Roman, 6. 
145 Osee. 13, 



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B7] 3)ic gabeln @fo»)i. 159 

©c^gtcid^cn naf) be^ Sifd^offfum, 
5 ®ic borffcr finb am ätta^n bcfortbt, 

9Snb ligcn im ^anifd^cn lanbt, 

Sticht fern bauon ein 2)6rfKn Icigt 

ERuI^cim, ba mon bic finbcr mcigt, 

©öld^ fcfecrc^ ^at angcric^t, 
10 ein $o<)iftif(^er bofcmid^t, 

®cg i^m bcr Icibig Icuffd band, 

SBonn cim ein ünbt ift morbcn frond, [180] 

Xrug crg gen äRüI^eim auff bie SBag, 

(@g ift fürroar \o, mie id^ fag) 
15 2)ie ^att ber $ßfoff bo angeri^t, 

SSnb nad^ be^ franden linbt^ gemid^t 

äRuft man bem S5oafö Pfaffen geben 

®in ^auffen forn^, ber lag baneben. 

Sd^ la§ ben ^ßfaffen farn, önb !um 
20 SBiber jur Slofe be^ SRumpelum, 

S)ie alten fagcn, ia^ iabtt), 

Sin groffer Säalbt geftanben fe^, 

2)er f)ai gereicht bi| an ben Sl^ein, 

(@^ l^at iDoI !6nnen muglid^ fein) 
25 SSnb fott ein fiotü im fetten SBatbt 

@en)o^nt ^an, 9ltö er nun mar a(t, 

®ag er fi^ nid^t me^r funbt emern, 

SSnb muft bod^ gleid^mol teglid^ jem, 

SaSeil er fein t^ier fangen funbt, 
30 3)arumb erbac^t er biefen funbt, 

@r fd^idt aug burd^ ba^ gan|e lanbt, 

Su atten bie j^m marn öermanbt, 

aSnb liefe i^n fagen mie er fe^ 

gur jmeien tagen ober bre^ 
35 (Befattn in groffe fd^mere frend, 

SDarumb jumac^en er gebend 

211g balbt für feinem legten enbt 

(SBie fid^g ge<)ürt) ein leftament, 

Sarju molt er fie aud^ gar gern 
40 SJerfe^n mit einem anbem |)em, 
■ SBeil er jie|unb fe^ nod^ btt) leben, 

@r merb ber SBeft balb örlaub geben, [181] 



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160 3)ie gabeln (gfo»)i. [37 

S)og ftc toüftcn nod^ fcim abfd^eibt, 

SBcn fic für i^rc Dberlcit 
45 ®c!cnncn foltcn, barumb er 

gn fagcn liefe, wer fein beger, 

^ag fie, i^e einer nod^ htm anbem, 

3u i^m in^ alt @ci§Io| foften monbem. 
®ie I^ier warn faft att bereit, 
50 3^1 fl^^n }u i^rer oberleit, 

®er S5er, ber SBolff, bag miht ©d^wein, 

S)ie wolten mit ben erften fein, 

S)arnad^ ba§ Siofe, önb Dd)^ bamod^, 

®er |)irfe, önb Socf, bie f^jrungen ^od^, 
55 ®er Slff war atter I^ier gedt, 

@in Sfel, Sö^tf ^^^ ^i^ ©d^nedt, 

3)ie lieffen, bag fie wol ein |)uiib 

Son weitem nid^t erlauffen fnnb, 

Sie warn j^m atte öiel gu fd^nett, 
60 3)er ȟffel wor anc^ j^r gefett, 

3la(!) i^m !am langfam ba^ Sid^^orn, 

SSnb ^att getreten inn ein born, 

Snb gieng an einem ftab ba^er, 

®leic^ wie ein lamer betteler, 
65 ®em folget nad^ mit groffem jorn 

(Sin @d^af, bag l^att ein fd^ud^ t)erlom, 

Snb fud&t l^ieuorn, önb fuc|t bort^inben, 

ffinb funbt ben fc^ud^ bod^ niergenb finben, 

®er Dtter !am önb war nid^t faul 
70 SSnb trug ein Dtter in bem maul, 

S)er |)afe fd^ier mit ben legten fam, 

Snb war on beiben fd^endteln lam, [182] 

S)ag 5ßobagra plaqt j^n fo l^art, 
- SSnb feiner warlid^ öbel wart. 
75 ®o^g, 93iber, ERarber, SBifel, äRaufe, 

2)ie !amen and) furS Sowen ^aufe. 

S)a§ eienbt, 2turod^6, önb ein 3ta$ 

3ule|t ft)rang aud^ bal^er bie ffiafe, 

^aü ftd^ gefeumpt be^ einer ERaufe, 
80 S)rumb eilt fie ju beg SonigiS l^au^ 
SBie fie nun alle öorm ©d^lofe fte^n, 



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37] 2)ie gabern @foJ)i. 161 

3)a muft cin§ nai) bcm anbcrn gc^n 

Sum S6n)cn in bcn ©al hinein, 

3)a ^icfe cr§ fd^tücd^tid^ miöfum fein, 
85 SSnb nam fid^ an, er mer fe^r fc^toa^ 

öife baS er fein öortl^eit erfad^, 

3)a re^fe er fotd^^ jur erben nibber, 

@§ lam fein X^ier Don j[^m mibber. 
3)er gud^fe mar aller fc^aldE^eit t)oH, 
90 Sr bad^t, bu mirft nid^t fein fo toll, 

3)ag bu bid^ gebft in fotd^e fa^r, 

3)ann jeitti(| marbt ber gud^fe getoar, 

3)ag fein I^ier »ar miber fommen, 

®er Sud^fe l^att tüarlid^ red^t öernommen, 
95 SBoIt ni^t atfo fein tcben magen. 

3)a tiefe ber ßom ben gud^ffen fragen, 

SBarumb er nid^t oud^ ju j^m fem, 

@r mer j[]^m marüd^ angenem, 

Snb borfft fid^ nid^t für i^m beforgen, 
100 ©turb er nid^t ^cut, fo ftitrb er morgen. 
@r fe^ furtoar ein fd^mad^er man, 

3)rumb tobü er j^n gern be^ i^m ^an, [183] 

es fe^ fiirtüar ömb j^n gef(|e|n, 

3)rumb hjott er jl^n gern öorl^in fel^n. 
105 3)er gud^fe jl^m fd^riffttid^ anttoort gab, 

tJ&rtoar id^ h)oI gefe|en l^ab, 

3)ag alle fufefta^jffen l^inein, 

SSnb fein l^eraufe getreten fein, 

Dag ift mir nic|t ein Heiner fd^redf, 
110 2)mmb müft id^ fein ein groffer gccf, 

SDaS id^ mid^ toolt on alle not 

SBagen in ein getoiffen tobt, 

3)er gud^fe (gtaub mir) ift nid^t fo toH, 

Sr meife, ba§ er nid^t fommen fott, 
115 3d^ fenn bid^ mot mit beiner frentf, 

®rumb id^ jufommen nid^t gebendE, 

105 Noli homines hlandos nimium sermone m^obare, 
Fislula dulce canil uolucrem dum decipit auceps. Foßliciier 
sapii, qui alieno periculo sapit. 

E. Alberus, Fabeln. 11 

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162 2)tc gabeln (gfo^t. [g7 

Äbe, obe, td^ lomme ntd^t, 
3)ei» Sömen frandC^eit Vjt erbid^t. 

H SRorale. 

Nil temere credideris. 

3)cr ift ein SHarr, ber leid^ttid^ glaubt, 
120 SEBeil j[ebem liegen ift erlaubt. 

Item. 
Mains ubi bonnm se simulat, tunc est pessimns. 

3)a8 ifl. 
SBann ftd^ ein böfer freunbtßd^ fteDt, 
Sin fold^e »eife mir nid^t gefeilt, 
Sr ift afö bann (gleub fre^ an mid^) 
3)er aller boft, brumb l^üt bu bid^. 

Item. 
Tnta, frequensque nia est, per amici fallere nomen, 
Tuta, freqnensqne licet sit uia, crimen habet 

[184] 3)a8 ifi. 
125 SBer jemaubt icfet betricgen mitt, 

3)er r^umt fid^ groffer freunbtfd^afft öitt, 

SSnb brandet beiS nanteniS nur junt fd^ein, 

Ser ntug ber fd^dldC fc^anbtbedCel fein, 

®blä) ^lag ift leibcr inn ber SBeft, 
130 2)ad man freunbtfd^afft nid^t anberi» l^elt, 

2)ann fAr ein fd^ein, ia^ ift bod^ fd^anbt, 

®oId^ iafter ge^t burd^ aUt lanbi 

Item. 
Illud amicitiae quondam uenerabile nomen 
Prostat, et in quaestu pro meretrice sedet. 



120 Huc pertinet etiam Moral e fdbuloB 28, 



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38] 2)te gabern ®foH 163 

SSon einem gud^fe önb 
aSiffel 

Sie 38. Sabel. [185] 

|||j|3SSBDß bie Süd^fe geod^tct finb 

tIII| Sür fing, bod^ mon gefd^rieben finbt 

'^^ SSon einem %nd)% bet moger mar, 

Ser lom ein mal inn groffe fol^r, 
5 SSnb ^att bie fd^an^ be^na^ t^erfe^n, 

S§ fott ju ßem^je fein gef(|e^n, 

3)ag ligt nid^t fern öon SBefefator, 

3)er gud^fe mor fo ein toller nar, 

3Dq§ er burd^ fel^r ein engeS lod^, 
10 3n eineiJ reid^en 3Ronn§ ^oufe Irod^, 

©afettft fanb er genug ju freffen, 

Sr frafe, att ob er mer befeffen. 
"äU er fid^ nun burd^S lod^ ^inaug 

S93ott padtn, aug beS bamem f)an% 
15 SSnb fid^ burdftiJ tod^ tooft tüiber jmingen, 

3)a lunbt erg nid^t jutoegen bringen, 

3)a jhinbt ber gud^fe in groffer fa^r, 

3)eg lüirb ein SBiffel balbt gemar. 
Sie frrad^, bu bift bod^ tüortid^ toll, 
20 3)onn fo bein baud^ ift att ju uott, 

S93ie tbmpü, bad bu fo nerrid^t bift, 

SBilt t^un, ba« bir unmüglid^ ift? 

3)er bide baud^ t^utd nid^t, borumb 

SRuftu bid^ leren miberumb, 
25 3)u bift getreten ober« jiet, 

aSnb l^aft ber fpeife gfreffen juuiet, [186] 

3)rumb f<)e^ fie l^alb öon bir, barnod^ 

^eud^ftu bod^ !aum burd^i» enge lod^. 

3)ie SBiffet gab ein guten rl^at, 
30 2)em aud^ ber Sud^g gefolget i^ai, 

Sr ^ett fid^ fonft fetter ömbbrad^t, 

Dag ^att ber gud^fe nid^t uor bebad^t, 

S)rumb fel^ItiJ ben güd^ffen unbertoeitn, 

SBann fie ju fel^r nad^ reid^t^umb eiln. 



88, 27 Dimidium plus toio. Zuuiel ist auch ein gebrech, 

11* 



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164 2)te gabern @foJ)t. [38 

H SRoroIe. 
35 ©anct ^anl tcgt biefe gäbet aufe, 

3)a er ong tert red^t l^atten l^aufe, 

er nennt ben ®eife beS leuffefe ftritf, 

3)amtt er fteöt attn ougenbticf, 

Stuff bo§ er unfer l^e^ erfd^teid^, 
40 SBann »ir gern roolten werben reid^, 

3)rumb l^ut bid^, fott i^m nid^t tn§ garn, 

2)u mirp fonft reinen fd^intpff erfarn, 

®teid5 mie ein äRefeeter ein Äu, 

SBirbt er bid^ furn jur ließen ju, 
45 SBonn er roiö angcbeten fein, 

@o foltu nid^t öertoittgen brein, 

SBie n)ir tefen, ha^ ber böfetoid^t, 

aRit forg be8 baud^S K^rift felbft anfid^t, 

SJnb bencf uiet mel^r in beinern finn, 
50 ®ott ford^jten, fe^ ber beft gewinn, 

Irod^t, mie bn mögeft werben frunt, 

aSnb gleub anö guangelium, 

3)od6 feilt bir reid&t^umb ju mit e^rn, 

@o fottu bid^ bauon emern, [187] 
55 SebendE aud& armer menfd^en not, 

SSnb gib benfelben aud^ ein brobt, 

@o wirbt bein gut gefegnet fein, 

SBer fid^ fo l^ett, lebt wot önb fein. 
SBann bu aber mit armut bift 
60 Sef^wert, fo ruff an S^efum ©^rift, 

SSnb wie ein frommer ©otteSfned^t 

§alt bid^ in allen bingen red^t, 

@e^ nid^t untrew, ftdt nid^t be^ leib, 

SSiel tieber etwa§ el^rtid^g treib, 
65 SSnb bid^ mit beiner arbeit nel^r, 

@o Wirftu Wegen gut önb el^r. 
3)er from 3ofe<)^ war aud^ ein fned^t 

3n ®g^))len, er ^ielt fid& rcc^t, 

SSnb liefe fic^ ®ottg wort mad^en weife, 
70 SSnb bient feim Ifterrn mit allem fleife, 



35 Rom, 8. cap. 

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38] a)tc fjabcrn (Sfojjt. 165 

2)a i^n fcini^ ^crrn mii fieptet on, 

^tclt er fid^ mie ein frommer man, 

3)ag mertf, ba i^n feing Ferren tüeib 

So offtmate bot ömb feinen leib, 
75 3)a moft er teiben e!^ ben tobt, 

3)ann fo öerbien baiJ liebe brobt, 

3)er fromme Sofe^)^ molt mit e^rn 

Snb ©ottlic^ fiel im elenbt ne^rn, 

S)rumb ^at and) (Sott ben armen fnaben 
80 gnn feim etenbt fo ^od) erl^aben, 

2)aÄ er fid^g felbft nid^t ^ett öerfe^n, 

S)ag il^m folc^ grofe e^r fott gefcfie^n, 

Site man i^n balbt gnab Sundfer ^iei 
Stuff ba§ id^S aber lurfe befc^Iiei [188] 
85 SBitt id^ in fumma fouiel fagen, 

@S fott fein armer menfd^ uergagen, 

©onber fe^ from, unb l^off auff ®ott, 

SJnb f^ab für äugen fein gebott, 

SSnb l^öt fid^ für ber l^urere^, 
90 (Jür morben, unb für biebere^. 

$at aber jemanbt guti^ genug, 

So fe^ er ju, önb braud^ fein trug, 

Sonber fe^ freunbttid^ ieberman, 

»nb ruff ©Ott attjeit fteifefig ön, 
95 2)a8 er j^m tobü fein l^er| betoam 

Sorm (Seife, bag ift be« leuffelg garn, 

gür fd^toetgen unb für ^urere^ 

§üt fid^, SBoIan eS bleib ^iebe^. 

D. Johannes Reuchlin. 
Qui pauper est, nihil timet, nihil potest perdere, 
Sed spe bona laetus sedet, nam 
Sperat acquirere. 
Discitque uirtute DEVM ccjere. 

H ^ie^er gel^ört aud^ ba§ SWorate ber ad^ten 
gabel. [189] 



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Ißß 3)tc Sofern ®foJ)t. 

Sott citti attcti SBeib, ötib 
i^rctt SRigbeti 

Sic 39. Sabcl. 

/ItgSR «eine jiabt ifl tnir belanbt, 
llT SBatttt ttiati lüitt ge^ti itt« ^effenlatibt, 
^^ SSott grattdetifurbt jloo Heitter tneit, 
SSnb ^eift tnit ttatneti 5ßettcrtüeil, 

5 ©itt Klojier Kgt jur red^tctt ^ottbt, 
äRittett itn SBeberatoer tatibt, 
SSnb fleuft ba für eiti feitte baäf, 
3)ie anönd^ l^abett eitt gute fad^, 
Sg fittb i^r nid^t oict ober ad)t, 

10 S)ie tnüffett fauffett tag tjttb ttad^t, 
SStib t^ut eitt icber toa^ er tüitt, [190] 
©ittb guter bittg, tjub treiben f^jiö, 
2)ie fpiel ftnb aber ntand^erle^, 
S)a ftürfet ber ein ben ^atfe entjtoe^, 

15 2)er anber l^at fid^ batbt üerhod^en, 
S)er britt baruber tt)irbt erftod^en, 
@o »irfft ber tjierbt mit einem gtafe, 
gjnb trifft ben funfften auff bie nafe, 
S)er fed^ft ^at fid^ beS SBein« gemaft, 

20 Sil^t ate l^ab er neun tag geroft, 
2)er fiebenbt l^ot ein fd^ram am lo^jff, 
Den ad^ten l^at gerprt ber tro^ff, 
S)a§ finb bie lurfettjeitn, bie fie treiben, 
S)er leuffet folt gern be^ i^n bleiben. 

25 SBann fie ein aRond^ tjertoren l^aben, 
@o nemen fie ein SamerSfnaben, 
aBann il^m nur ift ber Io<)ff befd^orn, 
So ift er fd^on ein SWond^ geborn, 
3)od^ mufe man tjor ben armen lap^jen 

30 Serftelln mit einer narren fappen, 
@o ift ber gut Starr atö bann fro, 
S)ag er ber $f(ug8 I6mpt ai alfo. 
S)er nem SWond^ mufe bann aud^ gebendfen, 
Snb fid^ mit einem fadf bel^endfen, 

35 (2)en Bad nennt man be^ m^ ein §ur) 



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39J 2)te gabern ®fo<)t. 167 

9Uj^ bann barff er mit gel^n }u (£^ur, 

Da mufe ein jeber offentlidfe 

Sin ^jtr(in treiben neben ftd^. 

9Bte tönbt boc^ on fo((i^ fc^onei» mefen 
40 S)ie arme S^riftenl^eit genefen? [191] 

S)ann bnrd^ ein feld^ (Sottfelig teben, 

SBirbt i^r bad l^imetreid^ gegeben. 

So fein bie 99d)7fKid^ ^eiligfeit 

aSerfel^en ^at bie ©^riftenl^eit, 
45 3)te fromme, fd^öne, liebe SBett 

(Sott ftir ein fötd^en buben l^elt, 

Site ber ba fiir fotd^ e^rtid^ leben, 

3)er SBelt bad j^imelreid^ mug geben. 
S)en 3u<)iter bie ©e^ben ^an 
50 SSor jeiten für ein fold^en man 

®d)QÜtn, aU ber S^ebrnd^ treib 

8lnff erben mit einiJ anbem SBetb. 

@ben atfo »irbt unfer (Sott 

Son biefer argen »ett öerf<)ott. 
55 9lun miä ia gern bie tolle SEBelt 

3)ei^ leuffete fein mit jl^rem gelt, 

S)rumb fie jn fold^em buben teben 

SJereit ift renbt önb jinfe ju geben, 

3)auon man folt ju ®otteiS e^rn 
60 S)ie arme iugenb laffen lern, 

Sad muffen fold^e murm oerjern, 

3)ie aSeft miß i|r nid^t laffen mern. 

2)auon man fonbt armer (eut ftnb 

©rjiel^en, l^elt man fold^ gefinb, 
65 3)ag ift ein jemertid^e :ptag, 

9Bai» ^ilfftd aber, bad id^ t^iel fag? 

Satan ber Surft in biefer SBeft 

2)er t^ut bod^ mad ji^m mot gefeilt. 
Saft uni^ l^orn, toa^ gefd^el^en fe^ 
70 3n 5ßettermeiter lermene^, [192] 

^uff einem ^of, ligt na^ babeQ, 

Sin aSeib ^att feiner bienftmdgb bre^, 

2)ad meib bag l^ieg mit namen 2)etn, 

Sie fdt jerlid^ ein ad^tel Sein, 



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168 3)ie SaBeltt (gfojjt. [3 

75 3)ai» fie t)tel Slad^i» jufamen (rad^t, 
SSnb arbeit baran tag t^nb nad^t, 
Stet« f^Jtnnen war jfr gröfter fleife, 
3)te ein magb l^ieg mit namen Seig, 
^ie anber Sangfam warb genennt, 
80 @o ^iefe bie britt mit namen Sent. 
S)ie laufemutter fel^r öbet fd^Iieff, 
^arumb fie j^ren mdgben rieff, 
SBann ber ^an hdt nad^ mitternad^t, 
3)ann barauff ^att fie aDmeg ad^t, 
85 ®o l^att fie bann ein fold^e n)ei|, 
SSnb rieff, 2)er $an !rdt, fte^ auff Seife, 
@te^ ßangfam auff, nu ftel^ auff Sent, 
Sie ricff im ^aufe ate ob eiJ brent. 
@d mar ben armen äRdgben fd^mer, 
90 S)aÄ fie nid^t folten fd^taffen mel^r, 
3)a findeten fie bem ©anen fel^r, 
3)ie eine f))rad^, S(d^ ba^ er mer 
tJem meg in ffalenlutten lanbt, 
S)aiJ mir j^n fetten nie erlaubt. 
95 S)ie anber (pxaä) mit groffem jorn, 
3d^ tüott er mer nod^ nie ge^jorn. 

S)ic Sent marbt aud^ ju jom bemegt, 
SSnb fid^ im bett ein menig regt, 
Sie mar fo faul, ba8 fie faum funbt 
100 Sureben aufft^un jl^ren munbt, [193] 
Sie findet, bag bi^ ber folfropff an, 
3d^ m60, bu fd^nober, b6fer ^an, 
Sag bid^ ber fjud^fe gefreffen ^ett. 
Sie fegneten ba§ tiebe bett, 
105 ©ottn mir öon bir gefd^ieben fein, 
S)a8 ift un§ bod^ ein f(|mere jjein. 

S)a rieff bag SBeib, SBann mite bann merben? 
@^ finb nid^t fauler ajidgb auff erben. 
S)ic armen tod^ter mupen fürt, 
110 S)te ein fam önb mar öngegürt, 
S)ic anber mar nid^t ju gefd^nurt, 
SSnb gicng nid^t, mie fid^§ bann ge^jurt, 
SDa^ |ar mar i^r aud^ gar uermom, 

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39] S)ie gaBcrn ®foJ)t. 169 

SSnb ^att bcn tindcn fd^ud^ öeriorn, 
115 Sic fttd^t l^ieuom, fic fud^t bortl^inben, 

2)er fd^ud^ molt fid^ bod^ niergenbt finben. 
Sulcfet !atn aud^ bic gute ßcnt, 

3)tc l^att bcn rod gar ömbgctoenbt, 

SSnb l^ott bic ^ax nid^t ouff gemalt, 
120 SSnb gieng gteid^ mie ein gaffcnad^t. 

3)ic armen SWdgb tüarn fel^r öerbroffen, 

S)rumB ^oben jte mit ein befd^toffen, 

2)en $an jubringen ömb fein leben, 

^er ßenten marbt befel^t gegeben, 
125 2)ie fad^ atfo ju rid^ten au§, 

©0 balbt bie graro gieng aufe bem ^oufe. 
Sie l^att gar batbt uertoittigt brein, 

SSnb molt beS $anen atid^ter fein. 
9H« Balbt bag SBeib ben rücf uermanbt, 
130 S)a nam bie Sent brobt inn bie ^anbt, [194] 

SSnb todft bem $an inniJ ^auft l^inein, 

SSnb unter fotd^em guten fd^ein 

SBoIt fie ben §an ömbS leben bringen, 

®teid^ n)ie bie <)feiff ^jflegt füfe jufingen, 
135 3)a^ man bie SSogel bring ömbS leben, 

S)a mu§ man folgen fd^ein für geben. 

@o tl^et Sent aud^, unb brad^t l^inein 

S)en ^an mit fot^em guten fd^ein, 

Darnad^ fd^to^ fie batbt ju bie tl^ür, 
140 SSnb t^et bamit ben rigel für. 

Sttfo frafe an bem fatfd^en brobt, 

S)er arme ^an ben gden tobt. 
2lte nun bie alt grato h)iber !am, 

3)en fd^aben fie nidftt batbt uernam, 
145 S3i6 ba§ fie t)mi bie mitternad^t, 

2luffiJ ^an gefd^re^ ^att eben ac^t, 

@ie tag, unb roanbt fid^ l^in önb l^er, 

2)en ^an ju^om toax i^r beger, 

Sie tag unb l^offt, önb l^arrt, önb toaxi, 
150 5Rad^ a.Oer atten SBeiber art. 



135 Fistula dulce canit uolucrem dum decipit auceps, 

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170 ^i^ gabeln ®fo^)i. 

99t| ia^ ber tag fd^ein inn ba^ ^au% 

3)a l^atten fte gefd^taffen aug, 

Snb fonbcriid^ bic Sw^flf^^ ß««*^ 

$att fid^ bod^ nie lein mal getoent, 
155 ^nb |att aud^ nur auff einer feiten 

belegen, jrrt fie nid^t ein meiten, 

2)agegen l^att bai^ alte 993ei6, 

3)ie gan^e lange nad^t ben leib 

Sd^ier IrandC gelegen in bem bett, 
160 SStet lieber fie gef^junnen l^ett, [195] 

3)a frod^ fie aug bem neft l^eraug, 

SSnb <)ottert mie ein ®eift im l^aufe, 

Snb fragt bie 3Rdgb, SBo ift ber ^an? 

3d^ mein il^r ^abt jl^n abgetl^an. 
165 2)ie äRdgb antworten alle bre^, 

aSer meiB, tüo er l^inlommen fe^? 

SSietteid^t ^at i^n ber gud^fe gefreffen, 

S)ie ^xatü ffu^t, afö wer pe befeffen. 
3)a ^att fie barnad^ nid^t me^r ad^t 
170 2tuff§ Ijan gefd^rcQ, ünb alle nad^t, 

SBann fie ein ftunbt, jttjo, ober bre^ 

®etegen l^att, ba bleib e§ be^, 

S)ann fie baruber nimmer fd^tieff, 

©onber, ©te^t auff, ben äRdgben rieff. 
175 Sie fprad^en, toai f)an mir getl^an? 

SBa« ^an mir nun gerid^tet an? 

SBaiJ jie^en mir bid^ armen ^an? 

8ld^, mag l^an mir gemunnen bran? 

®ebraud^t l^an mir ein arge tift, 
180 2)arumb unS red^t gefd^el^en ift, 

2)aiJ mir nun leiben fotd|e ftraff, 

SSnb fommen gar t^mb t^nfern fd^Iaff, 

3Bir ^an gebeffert önfer fad^, 

9Hg fiet er inn ein tieffe bad^, 
185 SBann er bem regen moft entlauffen, 

SSnb bann im maffer m&ft erfauffen. 

H HWorale. 
Incidit in Scyllam, cupiens uitare Charybdim. 



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40] 2)te gabern (gfo^)t. 171 

H ^iel^et gebort bad fOloxatt ber funfften 
onb bcr ficbcnjcl^enben gäbet [196] 

83on einem Stofd^, onb 

Die 40. gobel. 

/|t39^ Srofd^ fom aufe bem Sliberlonbt 

Wr 3n ein ftabt, bie ift fern belonbt, 

®en gtandfurt, önb trot auff ben plan, 

Die goftenmeS gieng eben an, 
5 @r ricff bem SSoId, ^erbe^, l^erbe^, 

^ie finbt man gute Slrfeene^, 

®iJ ift fein frandter menfd^ auff erben, 

Sl^m fan burd^ mid^ gel^olffen »erben. 
SBie fd^eblid^ iemanbt ift öerrounbt, 
10 So mad^ id^ ftn bod^ batbt gcfunbt, 

3Rit eim 61 fatb id6 alle tüunben, 

Damit ^eil id^ in fieben flunben [197] 

öeib jung önb att, beib 2Ran unb SBetb, 

SSnb tüann ein menfd^ burd^ feinen teib 
15 ©efd^offen wer, hi^ auff ben tobt, 

So ^at e8 mit j^m bod^ fein not, 

®in murfeel tl^u id^ ftm in munbt, 

Son ftunben an ift er gefunbt, 

Darumb mid^ bittid^ alle »ett 
20 gur einen groffen ©todffifd^ ^elt. 

Sin atter meifter l^eifet ®alen, 

Derfelb fan für mir nid^t befte^n, 

@d l^eift nod^ einer ^tp:pocrat. 

Der fein fünft nie beriefen ^at, 
25 3d^ fan mein fünft reblid^ bereifen, 

Darumb id& bittid^ bin ju preifen, 

3d^ uberfom bur^ meine fünft, 

Siel groffer ^errn önb Surften gunft. 
SBann eim ift Sung unb Seber faul, 
30 SBann einr bie feuln l^at in bem maul, 

SBann einr l^at tüe^tl&umb an ben fftffcn. 



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172 ^i« 5abern @fo^)i. [40 

Sold^ fd^&ben fan td^ aUt (uffen. 

(Sin fünft meig id^, ift nid^t gemein, 
SBie niQn vertreiben fott ben ftein. 
35 2)Qrju ^ab id^ ein S^ecere^ 
2)ie gilt ein (a^en ober bre^. 
gd^ ttjeife aud^ etmaiJ für bie jen, 
^ad eim ber me^t^umb mug t^erge^n. 
S93ann jentanbt l^ett ein (Öfen ntagen, 
40 2)QUon !an id^ au^ etmad fagen. 
@in neme mur^el ffob id^ funben, 
2)ie braud^ idft ju ben faulen ttJunben. [198] 

SEBer tAtl ftl^t, ba mill id^ ntad^en 
äRit einem ^aut, baiS er mug Indien. 
45 3Rit loften unb mit öibergeiln 
^an id^ aud^ mand^en fd^aben l^eiln, 
Älg mann ber !ram<)ff jemonbt öejiert, 
aSnb mirbt mit Sibergeiln gefd^miert, 
SSnb etmoiJ mel^r, ba§ id^ nid^t fag, 
50 So l^eitt ber Iram^jff in einem tag. 
@in murftel lom<)t aufe ^nbia, 
2)ie bient mol ^u bem ^obagra, 
SRit namen @ttIeoiS, ift jimlid^ langt 
SBann einr ift an ben fuffen IrondE, 
55 SSnb fold^e murret effen fan, 
3)er mirbt gefunbt uon flunben an. 

äBann eim ein pnxQa^ ift oon nöten, 
3Rit ©otoquinten mitt i^S tobten. 
aBann jemanb rourm auftreiben toitt, 
60 SSnb trindEt mit SBein ein <)funbt SSictriO, 
2)ag treibt bie mfirm aufe frefftigtid^. 

SRod^ toeiter fott ftr Igoren mid^, 
Sür Slotten brandet gebraten f^jedf, 
Ärfenicum, unb leuffefö bredf. 
65 3d^ fan judter uom leimet bringen, 
S)offetb bient aud^ ju öieten bingen. 

3i{it fal^ mad^ id^ ein gute laugen, 
S)ie bient furn roe^tl^umb in ben äugen, 
2Rit einer girten ober öier 
70 SSon birtfen, id^ bie teut ©riftier. 



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40J SDie gabern ®foJ)i. I73 

Sur miftfarb önb metond^olc^ 
^ab iä) ein recc^jt ober bre^. [199] 
gtem, »ann jemanb ^at ben fot, 
@o braud^ id& ©anct So^onne^ brot. 
75 ®m föfilid^ fünft id^ oud^ nod^ totx% 
SBonn id& ^ab ^arn öon einer (Keife, 
S)Q§ id^ vertreiben lan ben fd^meife, 
SBonn eint im tninter i[t ju l^eife. 
®§ l^eift ein IrandE^eit ^lejia, 
80 2)ie lan id^ l^eiten, baiJ ift ia. 

3tem, ttJann einer l^at ein fd^mern, 
S)eiJ er uiel lieber tüott embern, 
S)er fott in breien ftunben fein 
3)urd^ meine fünft geleitet fein. 
85 3c^ l^ob Sattüergen, bie ift gut, 
aBann elüer eim bie nafcn blut, 
So ftidEt erS in bie nafe l^inein, 
@o mufe bie nafe jufrtben fein. 
SBann jemanbt nid^t tpol fd^Iaffen fan, 
90 Da bin i^ ein gefd^idEter SRan, 
2)arju braud^ id^ ber gtodfen flang, 
SSnb tnag l^ettJer ber ®udE^gaud^ fang, 
SSnb baS getummet uon ber brudEen, 
SSnb mit bem l^irn uon einer müdfen, 
95 ©d^mier id^ ben fd^taff, fo ift er ^eil, 
3d6 braud^ be§ ^imetö aud^ ein t^eil, 
@inr jtnerd^en l^anbt breit ober bre^, 
tJur fold^en äReifler l^att mid^ fre^. 
J)ie linier l^atten att geteit 
100 3wr fetten jcit, unb fid^er^eit, 
SSon Äeiferlic^er SKa^eftat, 
S)ag fie gen grandEfurbt in bie ftabt, [200] 
S38ie anber leut, aud^ borfften ge^n, 
2)a fom<)t ber gudfefe, önb fid^t bort fte^n, 
105 S)en grofd^, unb l^ort in »eiblid^ brangen, 
S)en Sud^fe borfft ba fein ipunbt nid^t fangen, 
3)teroeit er aud^ l^att fte^ geteit, 



79 Vuill sagen Apoplexia, 

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174 2)tc gabern ®foj)t. [40 

SSnb Äctfcriid^e jtci^er^e^t, 

S33ic er nun tüol öejicren funbt, 
110 ©att er ad^t auff be8 gtofc^en munbt, 

Stt f^jotten ftunb att fein beger, 

®r f<)ra4 SBo fompt ber 3)octor l^er? 

(Sott grfil eud^ liebe« 2)6cterletn, 

Der f^ma^ ftel^t eud^ an nted^tig fein, 
115 Sagt mir bod^, SBo ^abt i^r ftubiert, 

Ober, aSo feib il^r ^romouiert? 
3)a \pxaäi ber Sftofd^, 3ci& 6in getüefen 

Su ©otten, önb ^ab ^6ren lefen 

SUberte magnu« offentlid^, 
120 3lod) nie fein lefe öcrfeumet ii), 

@in öberaufe feinen Iroctat 

SSon S33eibem er gefd^rieben l^ot, 

Darneben l^at mir aud^ geburt, 

2)ai» id^ |yif)7anud l^ab gel^ört, 
125 SSnb )7aruula Socalia, 

Sol^anneiJ be ©arlanbrio, 

ffinb toax fo fleiffig immerbar, 

2)ai$ id^ in einem l^alben jar, 

3um Sadtfifd^ »arb folemniter 
130 Oe^jroffet fein atealiter, 

Damit tparb mir gegeben mad^t, 

Dormi fecuriiJ be^ ber nad^t [201] 

gulefen, ber ift fe^r gelert, 

Snb öon ber föfid^en a^^jrobiert. 
135 Slud^ lag id^ ^ortum animal, 

3n Surfa Änetf, beim aiinberftaH, 

Sife baiJ id^ fd^ier 5Roftranbu8 mar, 

DaiJ mert faft bi§ iniJ anbre 3^^. 

Dann ba begab fid^« tpunberli^, 
140 Dag man 5ßoeten offentlid^ 

3n meim Sectori tefen molt, 

Sur ftunb, barinn id^ lefen foft. 



118 Colonia, Imilaiio ad epistolam quandam ohscu- 
rorum uirorum. 129 BaccaJarius. Promouieri rvoll ei' 

sagen, 134 Kirchen soll es heissen, 135 Hortus animce. 



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40] 2)tc gabeln @fo^)i. I75 

3)er grofe 5ßoct ©eforium, 

ftam für mir ini^ Scctorium. 
145 3)a fold^c Icfeerc^ auff tarn, 

SSon ftunbcn an td^ örlaub nam, 

2Rir ifi te^ber nod^ nie flefd^cl^n, 
3ci& 509 gen SRe^nfe, boc^ ju Bcfel^n, 

06 man aud^ nod^ Socalia 
150 S)afetBfl ^jropert, 3)a mein id^ ia 

3d^ fe^ önter 5ßoeten fommcn, 

ia ^ab id^ aller erft öemommen, 

2)aj^ auff erben fein fefeere^ 

@o 666 ift. öte ^ßoetere^. 
155 2)0 id^ i^r bing nid^t toben ttJoIt, 

3)0 tüott mir feiner »erben l^ott, 

3ule^t id^ öon i^n graufam bort 

©erieben marbt umb meinen bort, 

©uttenuj^ t)nb ^uttid^iuÄ, 
160 »nb aWogifier Saurentiu«, 

©orbilKug önb ffiberbod^, 

S)ie gaben borju öiel örfad^, [202] 

3)iefetben traten mir fo bang, 

S)aiJ id^ bo funbt nid^t bleiben lang. 
165 3d^ brel^t mid^ oufe, önb lam gen Irier, 

SSnb lag bo ein j[ar ober üier, 

3)0 onber ©tenbten muflen fte^n, 

S)amit fie ote mit einer <)en, 

öefd^toeret mxn, gd^ ^att gut tag, 
170 2)0« id^ ftetg auff ben bendten log. 

3n Irier toar id^ nid^t öngern, 

3)iett)eit bo roft ber heilig aRatern, 

Snb mar bo önfer gromen ^or, 

S^r ^embb, unb mild^, önb bel^ furmor, 
175 SSnb ®§riftu8 rocf, Sanct 5ßeterg ftob, 

2)orju ein fttidt uom ^eitgen ®rab, 

©onct Suba« tn% mi SRoIcu« o^r, 

2)08 jeigt mon ate im ^ol^ern ©l^or, 

143 Ccesarius. 148 Moguntia. 150 Vuolt sprechen 
profiliert. 165 Treuiris, 167 Studenten wolt er sagen. 

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176 2)ic gabeln ®foJ)i. [40 

^erfonlid^ fal^ id^d aUefam^t, 
180 34 ^^^ fonft cmigßcl^ öcrbam^t. 
2)amac^ Begab fid^d letber aud^, 

3)ad bal^in fam ein groffer gaud^, 

^r fieng an $oetre^ juleem, 

Snb molt bie gan|e Bur^ öerfeem, 
185 2)er aWofettani rid^t fold^« an, 

SBtemoI er mar ein Heiner äRan, 

3d& Bin fd^ier groffer bann er mar, 

3loä) rid^t er an fold^ neme lar. 

3d^ marbt öerad^t, ba« tl^et mir mel^e, 
190 2)a jog id^ miber an bie @de, 

Sin ben ort, ba mein mutter mi(| 

(BeBoren l^at, bafelBft marb id^ [203] 

@in 2)ofter in ber Slr^ene^ 

®e^omouiert, t)nb mar baBe^ 
195 Sin feiner 2)octor ber l^iefe ®ei, 

2)erfetBig a^ gern rollen f^edf, 

äSnb trand barju ^amBurger Bier, 

äuff einmal bre^ maß ober öier, 

Som felBen 2)octor l^aB id^ femt 
200 Siel foftlid^er becept gelernt. 

Su ERarpurg mer id& gern gemefen, 

S)a« id^ bafelBft l^et mögen lefen, 

@o Balbt id^ ba^in lommen mar, 

$ört id^ mie man be^ Sut^erd Kar 
205 Snb ®rej:, |)e6rej: önb 5ß6tere^, 

Snb fonft t>\ü anber fe|ereQ, 

DafetBft profieret offenttid^, 

@d l^at fid^ alled t)mBgemenbt, 

3Slan giBt bad l^eilig ©acrament 
210 (»nangefe^n be« Sapft^ gemalt) 

©tet^ önber Be^berle^ ge^att. 

Säer id^ ba BtieBen Bi^ anl^er, 

Sang id^ gum Äe|er morben mer, 

ISb Petrus Mosellanus. \93 Docior. \94 Promouieri 
tvolt er sagen. 200 RecepL 201 Marpurgum. 205 Grie- 
chisch, Hebrceisch, 207 Profitiert, 



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40] ^ie SaBeln ®fo})i. I77 

SWcittg WciBctt^ mar ba Icngcr nid^t, 
215 Sd^ loor bafelbft fo abgeric^t, 

2)a« frcifid^ fürtl^m mein bcgcr 

Su fold^cr ©d^ul fte^t nimmermehr, 

S)attn ba id^ öon biftin^en mel^r 

SBoIt galten, bann ©anct 5ßaulu« le^r, 
220 2)a meipen fie mid^ be^ bie @em, 

(®Ä ift gefd^el^n ie\) meiner treto) 

SSnb folt mein funji an i^n ^jrobiern, [204] 

811^ man mid& toott guuiel öejiern, 

2)a padEt id^ mid^ gu einer ftabt, 
226 2)ie biefer SReic^feftabt namen ^at, 

2)ann id^ moft nid^t gen SBittembergf, 

Saäeil man bafelbft öerbeut bie loerdE, * 

ERon l^ett mid^ fonft aud^ be^ bie ©d^toein 

®eloeift, bmmb loolt id^ nid^t l^inein. • 
230 8«fo liefe id^ jur Knien ^anbt 

Sigen boffelbig Sefeer lanbt, 

9Snb eiü, önb traff ben neben:t)fabt 

aSnb fom gen grondffurbt in bie ©tabt. 
®g mar bofelbft ein 3»ebicu«, 
235 3)en nennet man äBilid^iu^, 

S)erfelb öon meiner ar|ene^ 

Slid^t« galten molt, önb fagt babe^, 

Sci& wer ein red^ter 5ßfefferforn, 

@in fd^atdf, önb l^ett beib o^rn öerlom, 
240 (Sin Ädiber ar|t fd^alt er mid^ oud^, 

Snb fagt, id^ toer ein red^ter gaud^. 
@^ mar ein mirbige perfon 

SembiniuÄ geftorben fd^on, 

©unft 5ß6tere^ önb 5ßaulug le^r 
245 2)a]^in mer fommen nimmermehr. 

S)er $egborff tl^et mir aud^ fo bang, 

2)a3 id^ ba nid^t funbt bleiben lang. 
2)a mad^t id^ mid^ gen Kracam gu, 

g)afelbft ^eilt i^ ein tobte «u, 

218 Disiinctiones Papisiicce. 

225 Franckfurdt an der Oder. 

226 Wittenberg, 244 Poeterey. 248 Cracouia. 
£. Alberus, Fabeln. 12 

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178 3)ie gabeln ®fo})l [40 

250 S)a tüurben mir bic S)octcr3 grom, 

2)arumb id^ öon jl^n örtaub nam, 

SSnb meil man mid^ aud^ bringen molt, [205] 

SDag id^ 5ßoctcn Igoren foü, 

Snb toarbt mit meinem bofterat 
255 Serad^t ba lieff id^ aug ber @tabt. 
3u Stoftod^ t)nb ju ®ri))ftt)alb id^ 

^ai anä) ein metl gel^alten mid^, 

®Ä mod^t ober bie ißotere^, 

2)a^ id^ faum ein tag ober bre)^ 
260 SDafetbft bleib, e« toar nid^ mein fug, 

3d^ l^att ber ^oten balbt genug, 

SBeü ba be^ Sutl^erg Ic|ere^ 

Slegiert, ici^ bin nid^t gern babe^. 
3d^ jol^ gen $rag ind SSel^merlanbt 
265 S)af elbft" id^ einen Suben fanbt, 

SSon bem temt id^ ben l^arn befel^n, 

SDag ift für gmeien iatn gefd^el^n, 

gd^ tütx bafelbft mol gern geloefen, 

$ett man bie $6ten nid^t gelefen, 
270 gurmar id^ l^att bic $6tere^ 

gür nid^t^ bann tauter bubere^. 
3d^ brel^t mid^ au^, önb mar nid^t faul, 

SSnb trollt mid^ ju bem Seffelmaul 

®en Sei:t)jigf in bie fc^one ftabt, 
275 2)a ift 3örg mifeet fein Socat, 

©afelbft ^at id^ mot beffer glutf 

3d& ternt öon jl^m öiet guter ftudE, 

^nb t)iel bece:pt t)nb foftlid^ (ar, 

allein mir ba^ öerbriefetid^ mar, 
280 2)aÄ man mir aud^ $oeten toolt 

Sefen, ben fe^ ber l^enger l^ott. 

2)er (BigaS tl^et mir aud^ ju bang, [206] 

2)a^ id^ nid^t funbt ba bleiben lang, 

ERan molt mir tefen S5tiniu«, 
285 Snb Sinug, Sitte ©effiu«, 

254 Doctorat. 256 Rostochia. Gripsuualdia, 

258 Poeterey, 261 Porten, 264 Praga. 269 Poeten. 

278 Recept 284 Plinius, 285 Liuius. Aulus Geüius, 



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40] 2)ie gaBeln ®fo})i. 179 

Xcronciu^, Dfibiu^, 

$orraciu«, gtrflUiuÄ, 

Snb fonp öiet ncmcr Äcfecrc^, 

Sd^ mod^t ttid^t fotd^cr tcdEcrc^. 
290 2)orumb jol| id^ gen gnfl^^ftat, 

^afelBft bie l^ol^e fc^ul mic^ bat, 

®o3 id^ roott tcfcn für bic ftu 

@in Scjrfon bc^ morgen« fru, 

SBann« l^ora bercia molt fd^Iagen, 
295 SKüft mon fie mir jur fd^ul ju jogcn, 

SaSann id^ bcn ftul^irt l^orct blafen, 

ERuft id^ mein fd&uler öon mir laffen, 

|)ett mid^ bie 5ß6tre^ nid^t vertrieben, 

2d^ tt)er fd^ulmeifter lenger blieben. 
300 Su Tübingen mar id^ befonbt, 

®f) bonn ber $er|og fom in« lanbt, 

9lte jl^n ber Sanbgroff brod&t l^inein, 

®o folt ber leuffel blieben fein, 

3)er Sonbgraff l^at bie neme teer 
305 2)a]^in gebrocbt mit feinem l^eer. 

S)rumb lum id^ bal^in nimmermel^r, 

Sa monn id^ gern ein Äefeer toer. 
Sd^ tarn gen SBien in Dfterreid^, 

S)afelbft toax mir fein Softer gteid^, 
310 2)ann otte Ädiber in ber ©tobt 

®ie fud^ten be^ mir tegßdö ral^t. 

Sin ^jurgafe l^ob id^ offt ^jrobiert, [207] 

aBann ic^ bie Ädiber l^att <)urgiert, 

@o marb gan^ feud^t mein l^abita^ 
315 Son fold&er föftlid^en <)urga|, 

2)a« meiert lool gtoei jor ober bre^, 

»ife bog gulefet bie $6tere^, 

2)ie bru^ l^att auff j^r angefid^t, 

2)a toar mein« bleiben« lenger nid^t. 
320 Sw ©rbfurbt (mar mir fd^ier öergeffen) 

286 Tereniius, Ouidius. 287 Horatius. VirgiUus. 
290 ChrysopoUs, 293 Lection. 294 Horam tertiam. 
298 Poeterei. 300 Tubinga. 308 Vienna. 
309 Doctor. 320 Erfurdia. 

12* 

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180 2)te gaBcln ®foj)i. [40 

S)a bin id^ anä) ein tocil flcfeffen, 

2)a onbcr loctcrS muftcn fte^n, 

2)ic ficffcn mid^ nid^t tang ba gcl^n, 

@d ^ie| ein $oet @o6an, 
325 3)erfett tt)or toot ein guter mon, 

2)od^ funbt id^ i^nt nid^t toerben l^olt, 

aBett er mir ^oten lefen tooft. 
Qu gre^burg önb ju ©ofel id& 

$ab aud^ nic^t lang gel^dten mid^, 
330 ®§ war öertom, im felben Sanbt 

Slam aud& bie $6tre^ öberl^anbt. 
2)arna^ jog id^ gen ^e^belbergf, 

3)a gel^t bie ^otre^ mec^tig fteri, 

ERan loolt mir immer fagen öiel, 
335 aSon eim 5ßoeten, Reifet äRic^tt, 

3)rumb l^att id^ ba fein bteibenbt ©tabt, 

2)a gieng id^ loiber meinen <)fabt, 

Snb gol^ öom Sleccar on ben Sfll^ein, 

äSnb fam miber gen SioHn hinein, 
340 @in guten freunbt l^att id& öeriorn, 

S)er liefe mit namen 5ßfefferforn. 
2)ieioett ic^ aber l^att öemommen, [208] 

©j^ mirb öiet öoW8 gen groncffurbt fommen, 

2)rumb l^ab id^ mid^ aud^ l^er gemad^t, 
345 aSnb meine ar|ne^ mit mir brad^t. 

2)er Sud^fe fprad^, be^ bem fterben mein, 

2)u muft ein groffer jiodtnarr fein, 

2)er mufe ein Slarr fein, ber bir gleubt, 

SBett jebem liegen wirbt erieubt. 
350 5ßfe^ bid^, bu groffer »öfentoid^t, 

2)u lanft bir fetber l^elffen nid^t, 

Snb tüilt eim anbern l^ilff gufagen, 

SDtan folt bid^ aufe bem tanb t)eriagen, 

SBtttu befel^n ein« anbern feid^, 
355 SBarmb biftu bann ömb^ maul fo bleid^? 

3Ran merdft an beinem bleid^en munbt, 



322 Doctores, 328 Friburgum. Basilea, 
332 Heydelberga, 335 Jacohus Micyüus, 



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2)0« bu int Icib bift öngcfunbt, 
@tn icbcr ft^t on beinern maul, 
S)a§ bir ift Sung önb Sebcr faul. 

360 S)er grofd^ ftunb ba, gleich toie ein gecf, 
S)ie finber lourffen ftn mit bredf, 
2)a foId^Ä gefc^a^, fieng ieberman 
9lte mern fie toO, ju Iac|en an, 
S)er grofc^ ^jacft ft^ ^inroeg be^enb, 

365 S)ie gabel l^at ^iemit ein enb. 

H $ie^er gebort ba« äRorale ber bre^önb^ 
breiffigften gabeln. [209] 



SSon einer loilben ®ato, önb 
einer SBoIffin 

S)ie 41. daM. 

/jtSSR ©am ^at gerdfein in eim SBalbt, 
WT 3)ie toarn bre^ ober öier tag att, 
S)auon ein SBoIffin ^att nid^t weit 
3ung toolff, Sie bac^t, ®« ift nun geit 
5 2)a8 id6 öinge^e önb fud& mit fleife, 
gür mid^ önb meine jungen ^pti^. 
3)a gieng fie ju gebadeter ©ato, 
Snb f^jrad^ ®ott grufe eud^ liebe fram, 
3d& bandf ®ott, ba^ er eud^ mit gnaben 

10 ©ntbunben ^at on allen fd&oben, 
3)arumb id^ fro im ^er|en bin, 
gur eud^ önb eroer gerdfeld^in. 
9lad^ bem id^ aber l^ab öernommen, 
Sl^r funbt fein bienftmagb öberfommen, 

15 2)arumb id^ bin befummert fel^r, 
Snb roolt eud^ gern erjeigen e^r, 
2)ann eud^ ju bien, önb eroern finben, 
ma id) mid^ roiüig laffen finben, 
3d& roitt t^un, roa« einr frommen magb 

20 äufte^t, ba« fe^ euc^ jugefagt. 

S)ie ©aro f^jrad^, liebe SBoIffin mein. 



181 



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182 25ie %ahtln ®fo})i. [42 

SBonn bu mir toilt ju loillcn fein, 
@o gel^ l^inmeg, id^ barff bein nid^t, 
S)u ^aft ein morber« ongefid^t. 
25 ©il^ftu oucl& bort ben ®ber lontnten? [210] 
3)a l^att bie SBoIffin red^t vernommen, 
^nb trollt miber ju i^ren iungen, 
S)er tudf »oor ftr nid^t root gelungen. 

H $ie^er gebort ba^ ajiorole ber 28. önb 37. 
gabetn. 



SSon einem ormen Sbelmon 
Sic 42. Sabcl.*) 

5[%®9l (Sroff öon ffonigftein ein pabt 

j\\ Stid^t ferr öon groncffurt teigen f)ai, 
SBann man loill ge^n in§ $effenIonbt, 

So ligt bie ©tabt jur linden l^onbt, 
5 $eift Srfet, önb boSf »olcflin ift 

^ein^ trug« gemont nod^ l^inberlift, 

Äein^ aufffo|§, roud^er^^, l^urere^, 

äRan l^ort öon feiner bübere^, 

©onber feinb güd^tig, from onb fd^ted&t, [211] 
10 ®ott^ mort wirbt jl^n ge^jrebigt red^t, 

3lod^ 2)octor äRartin Sut^erS meife, 

2Da^ l^ort man ba mit ganzem ftei^, 

S3eib aWdnner onb bie SJeiber fein 

9(m teib gefd&iit, gerab önb fein, 
15 S)arju l^an fie ein guten §ern, 

SBaS loolten fie bod^ mel^r begern? 

42 = Einzeldruck 1537 (Archiv f. Litteraturgesch. 6, 
3— !1): Titelblatt: ®in fd^6n fur|h)ei|lig Dnb nix^ii^ fletic^t, 
3Son eisjnem armen ©bclrnan, 5)auib | h)o(0emut genent, ber mit 
feiner gefd^itfüd^ll^eit, beib beö feiferS tod&ter önnb lanb über* | 
fame, 2)arinn aud^ bag lob ber ©tabt | SSrfel begriffen ift, burc§ 
©rafmum | Silber gemad^t, SSnnb gebarfuiter ftabt SSrfel gum 
neto^en jar gefd^enrft. | AN. M. D. XXXVII. | Nöbilitas sola 
atque unica uirtus | [Holzschnitt] (254 Verse): *) Son einem 
armen ©belman 2)auib äBotgemut. l El'iein l^err Don 
6 argcnlift 12 ganzem] allem 14 2ln 15 guten] frommen 



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42] 2)ie gabeln ®fot)i. 183 

SSon feinem fd^e^en l^aben fie 

gn longer geit geboret nie. 
3iun roill ic^ weiter jeigen an, 
20 SBenn man gel^n SReiffenberg mitt gan, 

2)a tigt ber gelbtberg, be^ id^ l^ab 

SSor^in gebadet, t^om berg ^erab 

@in fd^one bornquell rool ein meil 

®en SSrfel fleuft mit groffer eil, 
25 3« toeld^er fic^ aud^ anber quefln 

ämifd^en ber ftabt SSrfett gefeOn, 

ffinb wirbt ein fold^e S3ad^ barau^, 

Sad fie ben 93urgern t)beraug 

9tu§ ift, bann fonft roarfid^ bie ftabt, 
30 SSon (Sott fein groffer Keinot ^at, 

2)arumb id^ ac^t, für fold^e gab 

3)ie ftabt ®ott mol ju banden ^ai, 

2)ann fid^ ba mand^er äSeber nert, 

äBeil i^n ®ott ^at bie bad^ befd^ert, 
35 SSnb Äupferfd^mibt j^rn l^anbet treiben, 

Sonft funbt bafetbft i^r feiner bteiben. 
@in fd^one a»ut fte^t in ber ©tabt, 

2)ie feinen abgang nimmer l^at, 

aBann anber^too bie Sdd& öerge^n, [212] 
40 SSnb ftia bie aWüIftein muffen ftc^n, 

Snb bie äRutter im fc^aben leigen, 

SBann jl^n bie SBafferquelln üerfeigen, 

@o wirbt bag SSoId bewegt au^ not,' 

(9tuff ba^ fie wiber friegen bcot) 

Zwischen 18 und 19: 
18 II ©raff (gbcrl^art hü feinem leben 
©eim vettern hat ba^ lanb QtQthm, 
©old^g ömb feiferlid^ 9Jiaieftat 
V ©raff SubtDigen erlanget hat, 
Ku ©tolberg ift er l^o^geborn, 
Sie tugenb l^at er au^eiforn, 
35on feinem l^erru öatter ift er 
©el^alten toorbcn ju ber ler 
X 3Snb ^at Don iugenb öff ftubiert, 
3)arumb er biltc^ baS lanb regiert. 
37 fc^6ne] feine 40 3Snb bie müttftein ftiU muffen 42 SBann] 
SBeil 44 friegen] l^aben 



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184 2)ie %aMn @foj)i. [42 

45 Bwfam gen SSrfcII in bte ©tobt, 

3Roncl& ftcmbbcr trifft ben SSrfelct <jfobt, 

S)onn bicfe Sod^ gcl^t nimmer ab, 

;3ft bod nun nid^t ein groffe gab? 
S)a3 mojfer geugt oud^ fold^e gifd^, 
50 2)ie man mol auff ein« Surften tifd^ 

SDtöd^t ftelln, jl^n bamit ju t^erel^rn, 

aBann fie nur root bereitet loel^rn, 

förebg, ©runbeln, gorelln, Sfoben, ftrejfen, 

©oft bie ein gürft nid^t mögen effen? - 
55 ^od^ i)äb id) audg ju jeigen an, 

äBad big niaffer mel^r nu|en lan, 

@in fd^onen mifen grunbt bie ©tabt 

3ur redeten onb jur linden l^at, 

^em ift bie iad^, gleid^ mie ber mift 
60 Sluff einem magern Sldfer ift, 

Siet feiner gdrten ligen ba, 

SBie lempe in I^effatia, 

9Snb luftig wie ein ^arabeife, 

SSnber ben gdrten l^ot ben preig, 
55 $err ^ßl^itipÄ SReiffenpeinen gart, 

2)en i^m mein $err ®raff ©berl^art 

SSmb treroe bien^ gejc^endet l^at. 

2)er gart ligt oben on ber ftabt, 

S)en |at ^ß^ilippu« jubereit, [213] 
70 3Rit fonberer gefd&idflid^Ieit. 

@« ift aOeS lüftig önb fein, 

®in lauter maffer fteup barein, 

S)al^er fein SBeil^er ift fein Itar, 

siSon frifd^em maffer jmmerbar, 
75 Siel S5dum onb Sreuler mancher art, 

SSiel fd&oner SStümKn geugt ber (Bart, 

3m garten aud^ man ^rfen finb, 

^ie lujiig anjufel^en finb, 

aSier Äirfen ftelln an einem ftitt. 
80 daneben id^ angeigen will, 

3)a^ ift nur tuftig überaufe, 

51 fe^en jn bamit ^u el^tn 75 bäum 81 äBeld^d ift 

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42] 3)ie gabeln ®fo^i. 185 

Sa^ j[]^m bie Bad^ laufft burd^ bad l^aug, 

@]^ bann bie ^aä) lompt in bie @tabt, 

5ß^ißp<)UÄ fie enHjfangen l^at, 
85 ©0 fein liebtid^ Peuft fie bal^er, 

grifd^ maffer fel^tt ftm nimmermel^r, 

2)ad maffer jeugt j||m ^x\(S) im l^aug 

ffotti^jt ii)m ein gaft, fo nim^jt er brau^ 

So öiel er roitt, önb fteltg jl^m bar, 
90 ©old&Ä fan er tl^un burd^^d gan^e 3^^- 

3u grandffurbt in ber reid^en ©tabt, 

^ein Surger groffer Heinot f^ai, 

3)iefem 5ß|iIippo ift^ befd^crt, 

®r ift ber el^rn oud^ loartid^ werbt, 
95 Sann er ift foftfre^, onb fein brobt 

S5rid^t er ben armen in ber not, 

SSnb toann er einem bienen fan, 

2)a ift er gar ein toillger äKan, 

2)ie äleiffenfteiner l^aben jioar [214] 
100 2ttt foId& gemüt^, ba« ift tüol toar, 

Snb loiffen mot jul^alten fid^, 

Slber 5ß^«i<j« ift fonberlic^ 

$oIbtfeIig, önb ein tl^etoer 3Kan. 

^un Witt id^ ferner geigen an, 
105 SBa« ©Ott nod^ weiter für woft^at 

3)en Srfelem befd&eret l^at, 

2)a^ fd^öne waffer nidbt allein 

3u Srfet l^at bie gan§ ®emein, 

©Ott l^at bie ©tabt nod& mel^r öerel^rt, 
110 SSnb gute Srunnen ftn befd^ert, 

2)ie l^at man mit bel^enbigfeit, 

93ig mitten in bie ftabt geleit. 



85 lieblid^] luftig 91 grandfurbt] SRürnberg 92 0r6ffer] 
fd^öner 104 femer] weiter 108 l^at] braud^t 
Zwischen 112 und 113: 

112 II 2)a§ id^ aber mit groffem fleife 

2)er ©tabt SSrfel geb föld^en pmi, 
2)a8 fott mir ja niemanb öerfern, 
V ©ie feinb wol Wirbig fotd^er el^rn, 
2)ann idj ein Wolgejogen Weib 



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186 2)ie Säbeln ®fo})i. [42 

@d mug nid^t bleiben t)ngeme(t, 

SBie fie l^aben ein frud^tbar fetbt, 
115 9Snb fonberiid^ ligt ^art babe^ 

2)ie Sommerfel^eimer Sermene^, 

3)a tüed&ft fo gut getreib, ba« mon 

9lm äRo^n nic|t bejfer« finben fan. 
@d med^gt aud^ ba ein jintlid^ SBein 
120 2)od^ l^aben fie nic^t ferr on SRI^ein, 

SBann eint ber SSr^Ier nid^t gefeilt, 

So tüirbt ftm 'SR^einld^er furgejiett, 

@in Sieloenl^anet fon man finben, 

S)er barff ein SR^einfd^en öberminben, 
125 ©in ©ober barff fid^ oud^ beroeifen, 

2)runtb ift bo^ SJrfeler lanbt gu greifen, 

3)ann ©oben önb ber SRemenl^an, 

S5eib borffer ftoffen l^ort baran, 

SSnb finb bem gelbtberg aud^ öermonbt, 
130 So fruchtbar ift Äongfteiner lanbt. 

Db iemanbt Sier roolt trincfen gern, [215] 

@o ift ba^ ^effentonbt nic^t fern, 

93utfci^bad^ ligt in ber nd^ babe)^, 

Saunt auff ein nteil loeg^ ober bre^, 
135 SBen toolt fold^ Keine re^fe tjerbrieffen? 

3Ber loill, ber finbt gut bier ju ®ieffen, 

SSon Sutfc^bad& ju berfetben ©tabt 

Tlan nid^t nte^r bann jtoo Hein nteil l^at. 
3u äRarpurg loirbt faft, aU id& od&t, 
140 2)a^ aOer befte »ier gentad^t, 

S)a« loirbt ben SSr^tern gugefurt, 
SSnb iön jutrindfen ftet^ geburt 

1 1 fi Bommersheim. 

SWit einem feuBerKd^en leib 
33ei inen überkommen l^ab. 
SSon toegen föld^er fd^önen gab 
X 2)antf i^ jum crften l^er^lid^ gern 
©Ott meinem atterliebften l^errn, 
9Je^ft ©Ott banrf id^ gebac^ter ftabt, 
5)ie mid^ alfo hz^ahii l^at. 
115—118 fehlen. 122 SWl^einfd^er] Steinfd^ toein 
123 ««etoen^ainer 130 ift§ 131—142 fehlen. 



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42] 2)ie gaBeln @foJ)i. 187 

3m SBintcr, roonn« ift trefflid^ fall, 
@o l^aben fie ein groffcn SBoIt, 

145 3)cr tl^ut ate bann bc)^ j^n bo« beft, 
Sic l^otüen ab bie bürren dft, 

Snb bfirrc ÄIcuffer, bic finb gut, 

SSnb mad^cn gar ein l^eiffe glut, 

(Sd barff ba nientanbt fein |oI| ^paxn, 
150 StIIn tag fi^t man ^ol^^droer farn. 

3Ran bedt auc^ ba gut toti t)nb brot, 

gleifd^ falben teibtman aud^ fein not, 

@in feiner gteifd^marit alle jeit 

3u SJrfett ift, Son bannen toeit, 
155 S^x redeten, önb jur Knien öanbt 

©i^t man in anber $enen lanbt, 

®in fein anfeftn^ grandffurbt bie Stabt 

3Kit il^ren fd^onen I^ürnen l^at, 

S)ie fc|immern üon ber ©onnen fc^ein, 
160 aSnb anj^ufe^n finb med^tig fein. 

§inber «rfett ber gelbtberg fte^t, 

Sornl^er, toann man gen grandffurbt ge^t, [216] 

S)a ftel^t ein groffer feiner <jtan, 

Sarauff bretj l^unbert taufcnt 3Kan 
165 ©te^n funbten, mag ba etman fe^ 

©efd^el^en, jeig id& an ftiebe^. 
gür langer jeit ber Äeifer l^at 

Slufegel^n laffen ein fold^ äßanbat, 

@g folt ein jeber ©belman 
170 S)eg SReic^g, be^ SSrfett auff bem plan 

©rfd&einen, mit feim beften 5ßferbt, 

3)ann feine äRaieftat begert 

3u feigen, roetd^^^ bag befte mer, 

äuff baS ftd^ aber feinr befd^roer 
175 ^ulommen, fagt er ju baneben, 

3)em beften SRenner molt er geben 

©ein einig lod^ter bie ^ie^ ffett, 

143 trepd^J med^tig 145 tl^ut bei jn aU bann ba§ 

146 bftrren] l^ol^en 148 ©ie mad^en 150 2iatag 157 feini 
fc^ön 162 Son fornl^er man 163 feiner] fd^öner 

173 toeld^g ber fd^nelleft »er, 



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188 25ie %aHln ®foj)t. [42 

SSnb mcil er fein aRonn^erben l^ett, 

©0 loolt er ii)n mod^ett gugleid^, 
180 Sum Äonig ober« ganfee SReicfi, 

SBelc^er Brecht ba« be^enbeft $ferbt, 

S)er folt fein folc^er eieren merbt. 
®« Um be^ SSrfeff ouff ben plan 

SRand^ feiner ftol^er Sbetmon, 
185 @in ieber rl^eit oufe feinem ©d^Iofe, 

Sluff feinem oOerbeften SRofe. 
Sulefet ein armer Sbelmon 

ßom and) be^ SSrfett auff ben plan, 

ERit namen 2)auib SBoIgemut, 
190 ©ein ruftung toor nid^t ott ju gut, 

2)rumb funbt er nid^t ju fe^r ge^jrangen, 

©ein aio^ gleife nid&t öon fd^onen f^jongen, 

93eib äRonn ünb SRofe ^att feinen fd^ein, [217] 

2)orumb muft er öerf^ottet fein, 
195 aWit feinem öngefd&mudEten 5ßferbt, 

S)a8 ad^t man faum jwolff laler werbt. 

@r fert fid^ aber nid&t baran, 

Snb mad^t fid^ gleid^mot auff bie ban, 

SSnb ^att be« jiel« gar eben ad^t, 
200 S)a8 mar bei SommerÄ^eim gemad^t, 

Se^ aSeiffenfird^en fieng man an, 

S)auib ber arme ©belman, 

gieng mit ben anbem an jugleid^ 

Surennen ömb« üer^eiffen 3teid^, 
205 Snb ömb ba« fd^one 3ungfrdmtein, 

S)auib »oft nid^t ber l^inberft fein, 

©ein SRofe tl^et ba be^ ftm ba« beft, 

Snb ^iett be^ feinem gundEern öeft, 

(Sleid^ tüie ein SSogel ober $feil, 
210 S)ag SRofelin rennt mit groffer ei(, 

Sllfo erlanget ber ba§ jiel, 

2)er öor nic^t l^att gebranget öiet, 

179 mad^cn] fe|cn 180 = 2llg feinen fon, inn all fein ^leid^, 
1*.)5 öngefd^m.l armen fd^Ied^ten 196 !aum einS Saften »erbt. 
204 ömb bie lönigreid^, 



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42] ^ie gaBeln ®foJ)i. 189 

S)cm, bcr bo tarn on groffcn pxaä)i, 

2)c« Seifert lochtet toaxbt bcbod^t, 
215 3)orgu ftr« SSotter« Äonigtcid^, 

2)arum6 bte anbecn alle gteid^ 

gidn öor jl^m niber auff bic ftite, 

Äcin groffcr freub crl^ort man nie, 

Su bcnt man fid^^ nid^t ^att öcrfc^n, 
220 2)cm ift bic grofte c^r gcfd&e^n. 

H äRoratc. 

@^ mug ein groffe torl^eit fein, 

3)a^ man ürtl^eilt nur nad^ bem fd^ein, 

SJnb rid^tet alfo ünbebad^t 

Slur iiad^ bem eufferiid^en ^Jrad^t, [218] 
225 SBeil man fo offtmatö mit bet t^at 

2)a^ roiberfpiel erfaren l^at, 

2)ad offt aud^ ein geringer äRan 

On prangen e^r einlegen fan, 

®epreng jur fad^en toenig t^ut, 
230 2)ad ^at ^ie 2)auib SBoIgemut 

Semiefen mol önb meiperlid^, 

SSnb ^at gefieget ritteriid^, 

S)ann tngent übertrifft ben prad^t, 

2)rumb mirbt 2)auib jum $errn gemad^t. 
235 @o lern man aud& auff fotd^e weife 

äRit tugent ju erlangen greife, 

©Ä foll fein armer fein öerjagt, 

(Sott l^at ben armen nid^ts t)erfagt, 

®ott barff ein armen betteter 
240 ffirl^eben gu ber l^öd^ften el^^^. 

®ott pflegt ben armen aufe bem fot 

Surl^o^en, önb aufe aller not 

Büretten, meld^d mit mand^er tl^at 

^ott offt reid^tid^ betoiefen l^at, 

241 Psalm. 113. 

214 toar 216 att jugreid^ 217 für jn 220 groffe 
227 2)ag aud^ offt 235 man] bu 240 gröftcn 243 Su* 
^elffen 



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190 25ie gabeln ®fo})i. [43 

245 SEBonn er ein armen toitt ergeben, 
So barff er j^n bein ffeifer fe^en, 
S)rumb l^ob nur tugent lieb önb e^r, 
(Sott tüirbt bid^ lojfen nimmermehr. [219] 

Son bem SBoIbt, önb ei- 
nem Soioren 

Sie 43. gabel. 

Jr^Sat gelbtberg ^at ein gr offen SBalbt 

1J SSmb ft4 ber ift gar fe^r öerftalt, 
3)ann niemanbt ift ber fein öerfc^ont, 

SJnb mirbt i^m fel^r öbel gelohnt, 
5 ©einr miltigfeit, bamit er fid^ 

©elbft ^at öerberbt. 2)en ^anbel ic^ 

SBitt nad^ einanber geigen an 

8luff§ furift, auff baS man mog öerftan, 

SBie ftd6 bie fac^ begeben ^at. 
10 3)en malbt öor geiten fteifelic^ bat 

@in Satüer au^ ber ©c^etmengunfft, 

2)er ^iefe mit nomen SSnuernunfft, 

®r \pxai) jum SBalbt, 3d^ bitte bic^, 

aWein lieber SBalbt gar fteiffiglic^, [220] 
15 3ci& öitt bic^ ömb ein Heine gab, 

3)u tüottft mic^ laffen ^amen ai 

@in Sljt^etm ba§ mitt id^ furmar 

Serbien, bu tt)irft§ noc^ tt)oI gemar. 
S)er SBalbt ftunbt bidf, önb barumb er 
20 Sein felbft nic^t achtet aü ju fe^r, 

SJnb fid^ beforget feiner fal^r, 

er bad^t, 3d^ mac^^ bod^ atte 3ar. 

Sur felben jeit ^att er ein munbt, 

aSnb tüie ein menfd^ gereben funbt. 
25 ®r fprad^, Sa liebet äRdnnlin mein, 

SBa« bu mic^ bittft, ba^ foO ja fein. 
2)er ©amer bad^t, e« wirbt noc^ gut, 

®r treib ein groffen öbermut, 

SJnb lie^ nid^t bleiben be^ eim $elm, 
30 @onber er ^iett fic^ it)ie ein fc^elm, 

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43] 2)ie gabeln @foj)i. 191 

S)ad ^elm bem fd^elmen t^rfad^ qai, 

S)ad er 6eQ l^unbert ftemm ^ie6 a6. 
S*ctn beffcrn band bcr SBalbt cm^jficng, 

S)rumb lunbt er ntd^t fein guter bing, 
35 SSnb für fd^rcdtcn mit feinem munbt 

SRid^t ein ttjort me^r gereben lunbt, 

©0 gar erftarb er üon bem fc^oH, 

S)ie anbern Satoern lomen aü, 

S)te tüarn antS) aug ber ©d^elmenjunfft, 
40 SSnb tl^eten mie |)an« SSnuernunfft, 

S)o^er bcr ffialbt ifi alfo fe^r 

Ser^awen, bog er nimmermehr 

©id^ lan erl^oln, bad ift bod^ fd^anbt, 

®a« man lein orbnung ^ellt im ßanbt, 
45 ®od^, mer ber SBalbt nur eineiJ |)erm, 

aWon murb bie Somern anberS lern. [221] 

SBeil aber üiel $erm l^obcn bran, 

©0 brandet fein mutroiDn jeberman, 

$ang SJnuemunfften lag id& farn, 
50 SSnb wifö aWorale offenbam. 

H äRorale. 
fflifo ^elt fic^ bie fc^nobe SBelt, 

äBann einr fid^ freunbtlid^ }u j^r ^elt, 

Serl^engt einr eim einr elen breit, 

Snb tl^ut an j^m borm^er^igleit, 
55 ©0 iDill ber[elb babe^ nid^t bleiben, 

Snb min ben ^elffer übertreiben, 

ffiann einx eim auff ben fd^og erlaubt, 

©0 ftieg er jl^m gern auff baS ^anpt 
®rumb lern ein jeber fleiffiglid^, 
60 ffluff ba« er toig ju galten fi4 

SSnb willig 5ßferbt nid&t treib ju fel^r, 

2)ad i^n bie laft nic^t merb ju fd^mer. 

Sft nun etwa ein frommer 3Ran, 

®er fid& nim<)t gern be^ armen an, 
65 ©0 toig ber arm ju galten fid^, 

3n feinem forbem meffiglic^, 

®ag i^m be« frommen äRanS genab, 



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192 2)ie ^beln efo))i. [44 

3u einem mtgbraud^ nid^t gerab. 

%)a% Sie quib nimiS lafe bir fein 

70 ®etn Icbcnlang befolgten fein. [222] 

SSon einem S)ieb önb 
^unb, 

S)ic 44. gäbet. 
/||it8l9l fagt fürtoar, ju Jlurnberg fe^ 
ijtll Sic attcr fc^onjlc 5ßoKce^, 

9lürnberg bic l^od^berum^te ©tat 

3)en <)rei6 für anbern Stebten i^at, 
5 SSSeld^^ auc^ ^iebe^ ju merdEen ift, 

aBann einer biefe gäbet lift, 
Su ©algenl^of nal^ an ber ©tat 

©id^d auff ein }eit begeben l^at, 

(gin 3)ieb lam fnr einiJ Satuem tl^ur, 
10 3)a tag ein tretoer ^unbt bafur, 

3)er bieb \pxa(f^ ju j^m, Sieber |)unbt, 

Sd^ bitt bid^ fel^r, ^att beinen munbt, 

@in gut ftudE fleifd^ l^ab id^ be^ mir, 

Su lo^n baffelbig geb id^ bir. 
15 Sur fetben jeit ein jeber ^unbt [223] 

®Ieid^ »ie ein menfd^ gereben lunbt, 

(£r f^rad& jum bieb, 3a lieber bieb, 

S)afÄr ift mir mein ^err ju lieb, 

gur fold^er tl^at bel^ut mi^ (Sott, 
20 Sa t^et ic^ toiber fein gebott, 

SSnb tütx fo tt)oI ein bieb, afö bu, 

3a fieben mal erger barju, 

Srumb min ic^ nid^t DermiHgen brein, 

3)aj8 bu meim $erm ftelefl baiJ fein, 
25 3)a3 ftüdt fleifc^ nem id^ nid^t öon bir, 

3d^ tat^, bu mölleft folgen mir, 

Su bift ein j|ung geraber äRan, 

Ser fid^ mit arbeit nel^ren lan, 

Su folt bid^ in ein ftanbt begeben, 
30 Sarinn bu mögeft el^rlid^ leben, 

S93o bir nun mein ratl^ n)oI gefeilt, 

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44] S)ie gabern ®foj)i. I93 

@o lag i(f) bid^ Dnangebeüt, 

^d) xaif) aber, folg meiner lar, 

S33o nid^t, fo fag ic^ bir furtoar, 
35 3)ad bu bid^ ntuft aOn augenblidt, 

Seforgen für be^ ^endter« ftridt, 

©0 jiel^ nun l^in, önb fel^ bic^ für, 

2)ag bir jul^angen nid^t gebur. 
S)cr bicb jum $unbt fprad^, bu rebft tpoll 
40 ?Snb fein, tüte id^ ntid^ l^aftcn foll, 

3lber cS ift mit mir öcriom, 

S)cr aWutter, bic mid^ ^ai geborn, 

®ej8gteid^en aud^ bem Satter mein, 

SEBoIt id^ nod^ nie gel^orfam fein, 
45 SSiet toenger tüirt bein guter rat 

3n meinem ^er^en l^oben ftat, 

SBanng nun ba|in Iom^)t, ba« ber Sl^ein [224] 

SBirbt on fifd^ önb on tpaffer fein, 

SSnb tüanS gefd^e^n luirbt, ba« ber ©traufe 
50 ©ein eigen (£^r brut felber aug, 

Snb ttjann ein SRoft öon einer Sauft 

®eboren tüirbt, ober ein äRauft 

(Sin (Sltpfjanitn mirbt gebem, 

%U bann merb id^ mic$ aud^ belern, 
55 S)rumb bitt id^ bid^, mein lieber ^unbt, 

SlemiJ fleifd^ öon mir, önb -^alt ben munbt. 
®arauff j^m anttoort gab ber ^unbt, 

®eftoIn fleif(| ift mir öngefunbt, 

S)u ]§afi« getoiftlid^ nid^t mit el^m, 
60 3d^ lan bein^ biebftal^ tpol tmptxn, 

^ann^ nun ba^in Iom))t, bad im 9l^etn 

S*ein ttjoffer, fonber eitel mein 

SBirbt flieffen, önb ba« ©dd^jtfd^ S3ier 

SSerioanbett mirbt in äßaluafier, 
65 SSnb toann« ba^in tompi, ba« bie bieb 

Semcifen brüberlid^e lieb, 

SSnb toann lein ^endter mel^r toirbt fein, 

"äU bann mill i^ bid^ laffen ein. 



65 Quia furari et amare proximum sunt contraria, 

£. Alberus, Fabeln. 13 



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194 ^^^ %af>iln (B^opi. [44 

®a nun bcr bicb »oft mit qttoaü 
70 3nn« ]§au6 brechen, ber $unbt fo balt 

Sott öbcriaut, bauon bcr ftncd^t 

©ttPQd^t, bcr l^icfe ^anS^altbid^rcd^t, 

@r toax nid^t faul, t)on ftunbcn an 

^att er bic ficibcr angctl^an, 
75 (£r ricff önb f^ra^ SBa« bo? SBag bo? 

SaSa« runH)cIt in beut l^aufe alfo? 

gd^ mein, c« fc^ ein bicb im f^au^ 

S)cr bicb erfd^radt, önb bre^t fid^ aug. 
^onS^altbtc^rcc^t faum<)t fid^ nid^t lang, [225] 
80 SSnb öberlam ein lange ftang, 

SBietooI ber bicb gab mcibli^ enb, 

SBar er jl^m bod^ öiel ju bel^enb, 

gr fc^tug i^n, ba« er wie ein Äu^ 

3ur erben fiet, 3)a lam barju 
85 ©in anber Samer, ober äWen, 

®a muft ber arm bieb mitten ge^n. 
©in ^endter ^iefe ©d^erj^mbenbart, 

S)erfelb fo batbt beruffen toarbt 

SJon Slumberg, bann ba ^ielt er l^aufe, 
90 ©d^erj^mbenbort bleib nic^t lang aug, 

SWan gab j^m einen guten lol^n, 

S)aS er ein bif^jutation 

©oft haften mit gebadetem bieb, 

Sie bi^utierten öon ber lieb. 
95 ©c^erj^mbenbart, ünb W^PP f^i^ Ined^t, 

gjerftunben fid^ ömb« n)efttid^ 3ted^t, 

Sllg ©tridten, ©algen, Sldbbem, gen)r, 

SSnb lunbten fonft öiel abent^emr, 

SSnb ba« eim lein San nimmer fd^toert, 
100 S)a ipam fie öberaufe gelert, 

S)er l^endter fonft aud^ fleiffig tpar, 

®a« er ®ottj8roort l^ort jmmerbar, 

SSon SSito S)ietrid^, toeld^er 3Ran 

S)ie ©d^rifft fe^r ttjol auflegen lan, 
105 SSom fetten tetoern 5ßrebiger 

80 Ein Knecht soll geireuu und endlich sein. 

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^i] Sie %ahttn ®foj)t 

ytttotiä) ein feinen ®pxviä) ^att er 
Schalten, SSnb benfelben ©<)ruc^ 
ginbt man in ©anct 3o^anne8 Su4 
SBcr feinen ned^ften nid^t ^at lieb, 

110 a)er ift ein mörber önb ein bieb, 

öug biefem Spxnd) lunbt er be^ent [226] 
gaffen ein fd^öne« Argument, 
Snb fein gan| bift)utation, 
8lm enb f^ait fold^ ©onclufion. 

115 ©in SKorber in bem Siedeten f)ai 
Serbient, ba« man \f)n mit bem 9flat 
Sticht, 3ft er aber gnaben »erbt, 
®o ric^t man j^n nur mit bem ©c^merbt. 
3um anbern fott ein 3)ieb gebendfen, 

120 Snb fic^ an ®algen laffen Menden, 
So nimt)t ein jeber feinen lo^n, 
3)ag mar bie fumma Iur| bauon. 
8K§ bife ört^eil gefd^e^en mar, 
3)a !am gu^öuff ein groffe fc^ar, 

125 »eim ®aIgent^or, Sie giengen gleich 
Site mit eim lebenbigen leic^, 
SHfo ber bieb fein lo^n emjjfieng, 
3)ag man j^n an ben ®algen ^ieng. 

f SKorale. 
SWan finbt offt einen fold^en man, 

130 S)er fic^ nim<)t groffer freunbfc^afft an, 
Sluff bag er bic^ mit fold^em fd^ein 
SSnb folfc^er lieb bringt um bag bein, 
3)rumb fe^ bic^ für, ^ab eben ac^t, 
3)ag bu nid^t merbft jum Jßarrn gemad^t. 

135 3um anbern, ^ut bid^, ba« bu nid^t. 
Sin beim ^erm merbft jum »öfemid^t, 
©e^ nic^t öntrem, be^ feinem brobt, 
SSiel beffer mer«, bag bid^ ber tobt 
3n beiner finbt^eit auff bem Bett 

140 gürlengeft auffgerieben ^ett, 

3)ann bu mirft ®ott fattn in bie ^enb, 
Snb toirft ^aben ein fd^enbtlic^ enb. [227] 

13* 



195 



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196 ^^^ gabeln @fo))i. [45 

(Sxfftndt, crtrcncft, ober crftod^en, 

®S bleibt gctoig nid^t öngcroc^cn, 
145 ®cbcndE bran tpie« bent giii^ö^ fli^ng, 

SSnb tüte ber fd^oldt fid& felber ^tcng, 

3)ann er fetn^ ^errn öerrl^dter toax, 

®arumb er anä) öerjiüeiuelt gar, 

@xä) felber l^ieng mit einem ftrang, 
150 ®arju j^n feine öntreto jtoang. 

SSon einem SJatter, önb fei- 
nen Sinbern, 

S)ie 45. gabel. 

/jlT® ligt ein ftot be^ S^autenbad^, 

IIT JRid^t ferm t)om SRl^ein l^eift Slnbemad^, 

^■^ 6in bnrger in berfelben ftabt, 

S)er Ilugften einer oufe bem Silicat, 
5 2)er l^att Diel @6n, benfelben er 

S)urci^ gleid^nug gab ein fold^e ler, [228] 

SBann ftr ttjolt bag eud^ tool foll ge^n, 

@o müft \i)x itt) einanber fte^n, 

SSnb leine jmitrod^t rid^ten an, 
10 S)onn tüann euc^ niemanb trennen lan, 

@o werbt j^r eud^ fe^r toot emern, 

SSnb n)irbt« eud^ niemonbt lonnen tpern. 

SBann \i)x eud^ aber trennen laft, 

SSnb tl^nt einanber öberlaft, 
15 8lfö bann fo ift« ömb eud^ gefc^el^n, 

S)e§ folt jl^r l^ie ein be^f<)iet fel^n. 
@in S3efem mit eim ftordten banbt 

®ab er ben Sinbern in bie l^anbt, 

S)ajS i^e einr nad^ bem anbern folt 
20 SSerfuc^en, ob er bred^en n)oIt, 

S)er S3efem toar jl^n öiel ju fterdE, 
@r f^jrad^, S)abe^ ein jeber merdE, 

SBann jl^r eud^ feft jufamen l^alt, 

®o toerbt j^r n)oI ftel^n für gewaft. 
25 S)a nam ber SJatter in bie l^onbt, 

3)en Sefem, önb lofet auff ba§ banbt, 

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46] 3)ie %ahtln (gfo))l 197 

SSnb icbcm gab ein fonbcr reife, 

Serfud^t, fagt er, auff biefc weig, 

Ob i^r bem be[em feit ju fd^mad^, 
30 ®in jeber feine girt jubrad^. 

@i^ atfo (\pxad) er) n)irbt§ cnd^ gel^n, 

SBerbt j|^r nid^t be^ cinanbcr fte^n, 

SSnb fefbft enc^ t)nbernanber l^aft, 

SSnb etoer banbt jurtrenncn laft, 
35 SBann j^r ben SReibt^art labt gn^aufe, 

®o muft i^r cnbtüd^ toeid^en braug, 

äRein liebe @6n n)o bann ^inaufe? 

3)rumb labt ben SReibl^art nid^t ju^aufe. [229] 

H äRorale. 

Salustius. 

Concor dia parvce res crescunt, discordia maximce dila- 

buntur, 

2)urd^ eintrad^t med^ft ein Keine ^ab, 
40 S)ur(^ jtoitrad^t nim^Jt ein grofe gnt ab. 



SSon einem alten önb jun* 
gen grofd^. 

S)ie 46. Sabef. 

C391 grofd^ gern grofe gewefen wer, 
S)runtb arbeit er fid^ med^tig fel^r, 
3)a« er ntod^t n)erben mie ein Su, 
Ober ein Od^fe, 3)runtb ful^r er ju 
5 Snb büefe fi(| auff mit aller ma^t, 
Snb grofe jufein lurfeumb gebac^t. 

6in jung grofd^ ftunt nit ferr bauon, 
S)erfelb mar feiner fc^mefter @on, [230] 
®r mar mol jung, boc^ muft er fid^ 
10 3ii^ötten gan^ öernunfftigtid^, 
3Drumb er ju feiner SBafen trat, 
SSnb fie mit guten morten bat, 
3Jnb fprad^ ju j^r, 8lc^ liebe SBa«, 
"äd) fagt mir, maS bebeut bod^ balS, 



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198 ^^« gabeln ®^opl [46 

15 3)a« i^x alfo flefd^tüottcn feit? 
SSielleid^t ift ic|unbt ctper geit, 
SSnb toirbt cud^ tpcl^ ju einem finb, 
S)aS eud^ ber liebe ®ott entbinb, 
Jßid^t nenH)t« für öbel, ba« ic^ frag, 
20 3)ann ic^ nid^t lenger fd^toeigen mag, 
%d) tieber ®ott, SBa« mag eud^ fein? 
3^r ffdbt firmar ein groffe pdn, 
SJiellcid^t tpil eud^ ber ^arm befielen, 
So mill id^ eud^ jum S)octor gel^n. 
25 3)ie SBa| ju jl^rem Settern \pxa(S), 
%ä) lieb @on t^u bu nur gema4 
SRir ift j[e|t nid^t, wie einem SBeib 
S)ie ein finbt tregt in jl^rem leib, 
@o ^ab id^ aud^ ben laltfeid^ nid^t, 
30 @in anber frantf^eit mic^ anfid^t, 
3d^ wer gern grofc ha^ ligt mir an, 
S)rumb i(| fein feieben l^aben lan, 
SBann id^ fo grog wer, wie ein Äu^, 
Ober ein Dii% fo l^ett id^ ru^, 
35 S)rumb leib id^ iefeunbt fold^e j)ein, 
3d^ will Iur|umb bie fleinft nid^t fein, 
Ser Setter [pxai), ia^ tagt \^x wol, 
3d^ meint nid^t, ba« jör wert fo toll, 
gurwar i^r feit ein t^orid^t SBeib, 
40 S)a« jl^r Wolt ewern Keinen leib, [231] 
®feid^ mad^en einer groffen S*^u, 
Ober eim Od^ffen, brumb fel^t ju, 
3)ag i^r eud^ nid^t ömb« leben bringt, 
SBann ewer jarter leib guf^jringt, 
45 SBann i^r eud^ arbeit nod^ fo fe^r, 
JRod^ werbt j^r lein Äul^ nimmermel^r, 
|)ebt i^r bann fold^e torl^eit an, 
SSnb wott nid^t folgen, 9lun wol an, 
®o lan id^ leiber nid^t« barju, 
50 3^r werbt bod^ nimmer Wie ein Ä^u. 
S)a fagt er, ba ligt mir nid^t an, 
gür ^offart id^ nid^t rul^en lan, 
3d^ wiQ Dnb mug mic^ Dber^eben, 



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46] 2)ie gabeln ®foj)i. 199 

SSnb folt mid^« foftcn fcib ütib leben, 
55 Siic^t öiel geringer bann ein S^u 

3c^ werben mill, fog id^ bir ju. 
3)er jung f^Jrad^, ßiebe SBafe mein, 

3)ad mirbt eud^ bod^ nic^t m&glid^ fein, 

3^r werbt« nid^t tl^un, e« ifl oerlorn, 
60 ^ir finb bod^ nid^t barju ge6orn. 
@r ^ptaä^, ®eBom l^in, gebom ^er, 

®a« id^ grofe merb, Vjt mein begcr, 

@in fd^one iap^tx ftimm ^ab x6), 

Snb bin bod^ Mein, ba« jrret mid^, 
65 Sonft i(^ mit meiner ftimmen fd5al 

Sberminb bie ©^urfd^üler all, 

3d^ lan Sßtiern, önb 3)ifcantiem, 

3d^ Jan Saffiern, önb lenoriem, 

^rumb ift« aud^ billic^, ba« ic^ fe^ 
70 @inr efen lenger, ober bre^. 

3)er jung ^xo^d) fprad^, ^df fag furmar, 

a)ag mir nod^ nie lein gröffer nar [232] 

gürlommen ift, gleid^ mie jlöt feit, 

3d& ffaii ba« eud^ ber leuffel r^eit. 
75 3)a f^)rad^ bie atte, 9lun tool an, 

3c^ Witt t)erfud^en mai^ i(^ lan, 

Sie btiefe fid^ auff, önb arbeit fid^ 

äRit aller mad^t fo graufamlid^, 

®a« munber toax, eS wert nid^t lang, 
80 Sife ba« fie Don einanber \pxanQ, 

®a war e« mit ber l^offort aufe, 

Sie lag ba wie ein tobte äRaug, 

®ie bod^ wolt werben wie ein ^^u, 

®i^ alfo ge^t« auff erben ju. 

f äRorate. 
85 SBonn eim in feim ftanbt ift ja woll, 

SSnb left pc^ ^offart mod^en toll, 

Site wann ein Sawer me^r begert 

Su fein, bann j^m ®ott |at befeuert, 

^e^gleid^en, wann ein ßbelman 
90 8e^ feim beruff nic^t bleiben lan, 



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200 ^i« gabeln @foj)i. [47 

SSnb toill eim gürftcn reiten gletd^, 

SSnb mann eint ^at ein ^önigreid^, 

Snb mill babe^ lein friben i)an, 

Snb mann etma ein ^anbtmerdE^man 
95 SBill König fein, mic ^f^an öon Serben, 

@o mu6 man j^m ein Sleid^ befd^eiben, 

W\o, ba« man bcn X^ümen gleid^ 

3^n l^endt, fo l^at er aud^ fein reid^, 

SJie man ie|ünb ju äRünfter fid^t, 
100 e^ gelj^t ^ie nid^t, mie ©^riftug frric^t, 

SBer fid^ er^o^et, ber mirbt nid^t 

S)affelb finben, barnad^ er fic^t, [233] 

©onber e« l^cifet, mer gern l^od^ mer, 

2)er fott erl^o^et merben fer, 
105 SSnb fott er gteid^ ^od^ üon ber erben 

S&m ®atgen fre^ ge^endtet merben, 

@« mirbt bir beffer nid^t ge^jurn, 

SBann bu bid^ furmife feft öerfurn 

SSnb mollft gern mel^r fein bann bu bift, 
110 3)ann fold^e ^offart fd^ebtid^ ift. 

H ^ie^er gebort bag äRorale ber breiffigften 
önb ein ünbbreiffigften ^aM. 



SSon ben @fcln, önb reifigen 
5ßferben. 

S)ie 47. gabef. [234] 

/jiTS^ß ®fet JU bem anbern fagt, ! 

wT SBir @fel feinb bod^ mot ge<)tagt, ' 

^^ SSnb fe^r gemartert tag önb nad^t, 

SSnb merben noc| barju öerad^t, 
5 SBann mir fd^on ^an bag beft getl^an, 

So öejiert öng bod^ jjeberman. 
@in junger @fet fagt babe^, ! 

Sc^ ^att nic^t, ba§ auff erben fe^ 

ein I^ier, baS fo merbt QtpiaQt ! 

10 3)arauff ein anber ®fet fagt, i 



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47] S)ie gabeln @fo^)i. 201 

S)cr l^iefe mit namcn ©d^ncdEcnart, 

SBir armen ®fel finb fo ^ort 

SSon önfcrn ^errn gc^jtogt, ^d) ad^t, 

3)ag ön« ber Icuffcl l^ab gcmad^t. 
15 3wle|t ein alter @fcl f^Jrac^, 

Sr lieben bruber, tbut gemac^, 

^11 etüer Kagen« ift üertorn, 

SBir finb in fold^en ftanbt geborn, 

SSnb fottn alfo tuerben-befd^toert, 
20 ®er liebe (Sott bat« ön« befdöcrt, 

®ott ^at ben Spieren alle fompt 

®im jeglid^en ein eigen am^>t 

Sefol^In, önb auff gelegt, aU ®r 

gm anfang ^imel, Srben, SKer, 
25 Snb atte bing nad^ feinem rl^at, 

©efd^affen, önb öerorbnet l^at, 

S)emnad^ luenn man ben adEer e^rt, 

So bient barju beib Dä)^ önb 5ßferbt, 

ga toann bie Dd^ffen ^aben fd^on 
30 ®a« beft get^an, ift baö j^r lo^n, 

S)a§ fie ber SKefeelcr ^inrid^t, 

®a« tl^ut man ön« bennod^ ja nid^t, [235] 

SBir t^un nic^t« mel^r, bann tragen fed, 

So mad^t man öon ben ©dttjen ^ptd, 
35 SSon i^n nim^)t man ber bürften öiel, 

SBann man auff« laufid^t jagtoerdE tüitt, 

©leid^tüie ein ©teüber ^at ben braud^, 

®a« er bie $afen aufe bem ftraud^ 

Slufftreibt, atfo treiben getüalt 
40 S)ie burften in bem laufer matt. 
Stem bie Sag ^at mit ber mau§ 

gl^r jagtüerdt, önb belt rein ba« ^oufe. 

@o mug ber $unbt ba« ^aufe öermarn, 

SSnb treibt bie $afen in ba« garn, 
45 SSnb mug barju ben SBotffen meiern, 

Sllfo mu| fid^ ber $unb erne^rn. 
So taffen fid^ bie ©d^af befd^ern, 

3^r motten lan man nid^t em^jem, 

S)ar2U gut mild^ önb f&^ fie geben, 



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202 3)ie gabeln ®foJ)l [47 

50 SSnb 5ßcrgamen nod^ j^rcm IcBcn, 

@ie geben auc^ gut @eQtenf))ie(, 

3)e« toir ßfel öerfte^n nid^t öiel. 

3)a^ ^&melf(eifc^ jgt man barju. 

3)effeften gteid^en gibt bie S*^u 
55 SDtitd^, I&g, Dnb butter, Dnb noc^ Diel, 

S)ad i(S) je^t nid^t erjelen mill. 
S)ie 93ögel muffen aud^ j|^r leben 

S)arftredEen, önb gut braten geben. 

SSon ©dnfen lommen fanffte bett, 
60 Sie geben aud^ gut btatenfett, 

S)ie febermifd^ bie nu|t man aud^, 

SSnb finb bein fd^reibern ftetjS im braud^, 

®o mufe ber $an ein toed^ter fein, 

S3i6 man j^n ftecft in fpife hinein. [236] 
65 3n fumma, id^ fouiel befinb, 

3)a« atte I^ier bienftbar ^xnh, 

S)ad re^fig $ferbt i^ auc^ ge))Iagt, 

SSnb offt im Irieg fein leben toagt, 

3)aj5 »ir mit fedEen finb befd^toert, 
70 'X)a^ ift Dnd aud^ Don (Sott befd^ert, 

3)rumb folt j^r euc^ ergeben brein, 

SSnb gern bamit ju frieben fein, 

SSnb follen ün« beg nid^t befd^mem, 

SSnb önfer am^jt auferic^ten gern. 
75 (Sin @[e(, ber l^ieg (Se^gemad^, 

Bu biefem alten @fel f<)rad^, 

ga lieber alter, bu lueift öitt, 

Sin anber« id^ bir fagen toill, 

@^ bundEt mic| nid^t, ba^ fol^d fet^ red^t, 
80 3)a« einr ^err ift, ber anber S*nec^t, 

®a^ einr ift arm, ber anber reic^, 

®ott l^elt Dnd aud^ tool ade gleich 

®emoc^t, ba er am mad^en toar, 

SBir 6fel toerben jmmerbar 
85 gür anbem Xf^kxn ^art befc^toert, 

3)a« re^ftg 5ßferbt fid^ beffer nert. 



&2 Asinus ad Lyram, 

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47] 3)ie gabeln ®foj)i. 203 

SSnb trabt einher mit groffem ^jrad^t, 

©Ott l^ctt t)ti« ipol all gfcid^ gemalt, 

SBic wirbt« freiließ bem ^cngft fo fd^wcr, 
90 SBann er fo prcd^tig trabt ba^cr, 

©Ott l^at bie fa^ nid^t rcd^t bebad^t, 

(£r l^ct« fonft nid^t alfo gcmad^t. 
Der alt fprad^, toelcl^cr ift jutocife, 

3)ec fe^ ba« er fid^ nid^t bcfd^ieife 
95 3n feiner ^ol^en tüeigl^eit gor, 

SRa^t« ®ott nt^t rec^t, fo tret bu bar, [237] 

SSnb ntac^ e« beffer, trep aud^ fein, 

@o toirftu ®otte« meifter fein, 

SSnb wirbt ben (£fel jebemian 
100 gur feinen ^erm ®ott beten an. 
9lun folt i^t weiter Igoren mid^, 

9lid^t tang barnod^ begab ed fic^, 

S)a« fi^eiferlid^e SWatjeftat 

Slufege^n lieg ein ernftlid^ äRanbat, 
105 SRa^ bent SKagog ber grofe I^rann, 

äRit bre^ mal l^unbert taufent mann, 

@egen ®ermaniam ba^er 

3Rit eil jog, önb fein meinung Wer, 

SRid^t ab jujie^en, big lurdte^ 
110 SSnb Xeutfd^Ianbt eineiJ Ferren fe^, 

ffurfeumb, er woll nic^t jie^en ab, 

93tg er fotd^d auggerid^tet l^ab, 

3)er^alben fe^ j|^r emft gebot, 

Sa« man in fold^er groffen not, 
115 m rc^fig <)ferbt fott aufe bem tanb, 

®o i^rcr SRatjeftat öerwanb, 

bringen für SBien öon ftunben an, 

3111 re^fig 5ßferbt bie muften bran, 

SSnb im Irieg leib t)nb leben wagen, 
120 @in jebe« muft ein Sleuter tragen. 
Site fold^« ber ßfel fd^ar öernam, 

S^e einer ju bem anbern lam, 

Snb ^pxad), bu lieber ©ruber mein, 

SBir fotten billid^ bandEbar fein 
125 S)em lieben ®ott, ber ön« fotd^ gtüdj 



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204 3)ie goöeln ®foj)l [47 

Scfc^crct ^ot, bo« önfcr rüdf 

SRit Icincm IRcutcr luirbt bcfd^tocrt. 

D ®ott, Ia§ ön« nur nid^t« tnc^r Hagen, [238] 

aSnb önfcrn äRüttcrn wittig tragen 
130 3)ie fei jur SKuIn, önb totber braufc 

Kim jeglid^cn bi« in fein l^aufe, 

3)a ficngen fie auff einem plan 

Se^ amegburg ju ^ut)ffen an, 

SSnb l^ieüen einen fingentan|, 
135 Sin ieber trug ein biftellrani 

3)er efet tiebt ba« laut alfo, 

SBir gfel finb fo mec^tig fro, 

S)a« Wir nid^t borffen jie^en au% 

SSnb ^aben gut gemac^ ju^aufe, 
140 Sein gfel nimmermehr nid^t^ Hag, 

SBir ßfel ^an bie befte tag, 

®e« fingen mir önb banden fe^r, 

®td tragen, ba« ifl ön« ein e^r. 

©ie fungen atfo med^tig fterdf, 
145 3)ag man e« |ort ju gribenberdf. 

«t. Dt, @oI, fol, mi, mar ber t^on, 

6g fe^ iefeunbt genug bauon. 

H SKorafe. 

gein orbentlid^ ^at ®ott bie SBett, 

SRit breien ftenben mol Beftelt, 
150 SBann bie fid^ nur müften ju galten, 

®o liefe ©Ott jmmerbar ^in tüalten, 

®in ftanbt mu| leern, ber anber neern, 

3)er britt mufe Bofen buben meern. 

3)er erft ftanbt ^eift bie ^^äriefterfd^afft, 
155 S)er onber ^eift bie »amerf^afft, 

»er britt, ba« ifi bie Dberfeit, 

137 foriunatos nimium sua si bona normt Agricolas. 

151 Id est, dar et successum. 

152 2)ic mit ift in brc^ ftenbe öeti^eilt, ^riflerfdbaft, 
»atoerfdjafft, önnb §crrfc^afft, ober rittcrfc^afft. 



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47] 3)ie gaöeln ®\opi. 205 

ein jebcr ftonbt f^at fein bcfd^cit, 

®cr crft toaxb cingefcfet öon ®ott, 

Site er im anfang fein gcbott, [239] 
160 S)cm Slbant gab, be^ bem er nidftt 

SBIeib, ünb ^at§ öbel aufegcrid^t, 

2)0 i^n ber Seuffel ^att öerfurt, 

SBarb j^m öerfunbt öon ©l^rift geburt, 

S)abur^ öon« leuffel« wutere^, 
165 SBir armen foltcn toerben fre^. 

3)ie alten SSdtter l^aben fid^ 

3n biefem leram^jt fleiffigüd^ 

®eübt, önb mer bem felben nid^t 

©e^ord^ct, ber ift fd^on gerieft, 
170 3)a« \t\) genug öom ampi ber ter. 
3)a« 9ie^ram<)t aber lom^jt ba^er, 

Sn« fflbam nad^ ber miffet^at, 

3m 5ßarabei6 lein bleibenb ftat 

fi^nbt lenger ^aben, fieng er an, 
175 aSnb morb ein frommer ^atott^man, 

S)a§ ampi ber Dberfeit anfieng, 

8lte Ka^n einen morbt begieng. 
SBer nun im leram^jt ifl, ber fe^ 

®etrem önb frumb önb bleib babe^. 
180 3)er S3amer ober |)anbtmerdEg man 

3n feim ftanbt ®ott n)ot bienen lan, 

©r fe^ nur reblid^, önb babe^ 

Sein« ftonbt« nic^t öberbruffig fe^, 

©0 n)itt ber Dberleit gebürn, 
185 3)0« fie fid^ niemonbt lofe öerfürn, 

Site ob i^r olle bübere^ 

3n i^rem om^jt erleubet fe^, 

©onber öiel mel^r, nod^ 5ßaulu« leer, 

S)ie frommen l^eg, ben bofen toer, 
190 ®« fe^ feinr olfo önuerfd^omjjt, 

3)0« einr bem onbern greiff inn« ampi, [240] 

Sein ftonbt ben onbern nid^t öerod^t, 

®ott ^ot fie alle bre^ gemod^t, 

SBonn toir lebten ouff fold^c tocife, 
195 SBir toern ^ie toic im ^orobcig, 

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206 Sie Säbeln ®foJ)t. [48 

@d toiti lettt gut t^un l^ie auff erben, 
Sfiad^ biefcr SBctt lüirbt^ beffcr toerben. 
H ^iel^er gel^ört aud^ bad äRora(e ber ad^ten 
gabetii, ber 30. önb 31. 47. etc. 

SSon eint S3an)rn, ©d^Iangen, 
önb 3fucö6, 
S)ie 48. gfabel. 

/jjf;© ügt ein ftabt im ^effenlanbt, 

IlT S)ie ift beg^atten weit 6efant, 

^^ 3)iett)eil ber fürft bie felbe ftat, 

®en äRufi^ eingeleitet i^at, 
5 SDeg Sapft^ jög^unb önb terminierer, 

J)ie Sugenreber, Sto^enierer, 

SRefepfaffen, önb bie äRünd^ere^, 

©ampt jl^rer groffen l^eud^ele^, 

®ie fa(fcl^ ber^umpte 6ruberfc|afft, 
10 Der furft 6at atte^ obgefc^afft, 

SSnb an berfelben buben ftat, 

@in ^oc^ fc^ul angerid^tet i)at, 

Dad man bafelbft bie iugenbt ler, 

Sßie man {od fuc^en ®otted e^r, 
15 S)ed S3apftd gefinb ift gar juftoben, 

S)rumb ift ber fromb f&rft |oc^ ju loben, 

Sfö mad jur äRund^ere^ gefeilt, 

3)er l^o^en @c^ul ift ju gefteOt, 

©olc^ toeife bem gürften biefer toelt, [241] 
20 gürttjar in leinen toeg gefeit, 

2)ad man nun bient bem rechten ®ott, 

SSnb nic^td mel^r ad^t bed Xeuffel^ rott, 

3)rttmb tobt alfo ber bofe (Seift, 

Die ©tabt mit namen SRarpurg l^eift, 
25 Den ort ben äRufi^ l^at erlom 

Der 3urft ju Reffen ^oc^gebom. 

Die äRufae werben ba geehrt. 

Da wirbt bie l^eilge @c|rifft gelert. 

Die SRebicin, bie fd^one lunft 
30 Sert man ju äRarpurg aud^ ömbfunft, 

önb 3uriften bie ®otte^ Inec^t, 

Sern aud^ bafelbft bie l^eilgen Stecht, 



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48] 2)ie gabeln ®foj)t 207 

SSnb in bcr SJniuerfttct 

$ettt fid^ ein treflici^cr $ßoct, 
35 3)er ift ein tocit 6er]^um|)ter man, 

önb l^cifet mit namen 6obon, 

©ermania, StöKa, 

^ifponia, Dnb ©aUia, 

3n Summa, alle Sonigrcid^, 
40 Siid^t ein ^a6en ber bicfem flleid^, 

J)en l^at ber Sanbtgraff aufeerfom, 

SBeil er in feim lanb ift gebom, 

aSnb ift fo treflic^ tool gelert, 

J)rum6 er ben ®o6anum nert. 
45 S)er Sanbtgraff in gebadeter ftat 

fftüi) meffx gelerter mdnner l^at, 

SBeii id^ fie ober nid^t aH fenn, 

^arumb id^ fein mit namen nenn, 

Sonber wir tooHen nun bcfei^n, 
50 9ßad boc^ be^ SHaxpnxq \e\) gefc^e. ^n 

SSBann man öon Sott gen Max^ntq Qe% [242] 

@in ^ol^er S3erg jur redeten fte^t, 

81m fetben Serg ^erunber iQ%, 

S5e^ einem ftein ein Samer faß, 
55 J)iettjeil er müb toax öon ber re^fe, 

9l(fo, ba^ i^m augbrac^ ber fd^toeig, 

SBie er nun l^ett gefd^Iaffen gern, 

3)a ift ein Schlang öon jl^m nid^t fem, 

3n einem lod^, na| an bem SBalbt, 
60 3)ag merdtt ber ford^tfam Satoer balbt, 

3)rumb fui^r er ju, önb l^olt ben ftein. 

Der be^ ber Suc^ lag, an eim rein, 

3)en legt er für ba^ Io4 önb fprad^, 

S)u moc^ft anrichten Dngemac^, 
65 SSon ftunb an jo^ er aug bie fd^ud^, 

Snb (egt ftc^ niber Dnbern S3uc^. 
SSnter be^ bie ©d^Iang frod^ l^erfür, 

SSnb lam big an bie fteinern tl^ur, 

Sie ttjimmerft önb t^et jemerlicl, 
70 SJnb trefRd^ l^art bel&mmert fid^, 

Dad S3dmerlein ertoad^t barnod^^ 



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208 S)ie gabeln ®fo»)i. [48 

SSnb iaM bie ©d^Iang mcrdtt für bcm lod^. 

3)cr Sattjcr na^ jur ©d^Iangcn lam, 
S)ic ©d^Iong bcn Satücm balbt öcrnam, 
75 Sic fprad^, 2tc^ liebet mdnnitn mein, 
S)u lanft mir luol be^uipid^ fein, 
Sld^ ti^u mir auff, ba« bitt id^ bid^, 
SKerd toie ii) fd^re^ fo bitterlid^, 
Slid^t lag mid^ bod^ dfo Derberben, 
80 aSnb im gefengnufe l^unger^ fterben, 
gurttjar ein from I^ier bin id^, 
3)ag niemanb Ilaget ober mid^, 
SBer nur mit mir lein fd^aW^eit treibt, [243] 
gür mir luol önbefd^ebiget bleibt, 
85 J)ag ift getüig önb fein gebid^t, 
S)rumb tDoItftu mid^ Derlaffen nid^t, 
8ld& lieber man, id^ arme ©d^Iang, 
8lc^ ^ilff mir balbt, mir ift fo bang. 
J)er SJattjer ^pxai), SBenn id^ bauon 
90 äRoc^t bringen einen guten lo^n. 

Da \pxaä) bie ©erlang, bag fott ja fein, 
®u aller liebfteS mdnntin mein, 
Der ^od^ft lo^n bir öon mir fott toerben, 
Den man ju geben ^)flegt auff erben. 
95 Der Sator gieng für ber fd^Iangen ^aufe, 
SJnb i^atff jl^r. Da fic lam l^eraufe, 
@prac| fie, bein (o!^n toitt iä) bir geben, 
®§ loft bid^ nid^t me^r, bann bein leben. 
Der Satoer f^rad^, ba^ toer mir fein, 
100 ©Ott ic^ alfo beratet fein? 

Die ©d^Iang bem ^atoem antttjort gab, 
Diemeil ic| bir öerl^eiffen i)ab, 
Den atter i^od^ften to^n ju geben, 
@o loft bic|§ nid^t mei^r bann bein leben, 
105 Dann önbandf ift ber l^od^fte lo^n. 
Den man gemeinlid^ bringt bauon. 
Dag ift bie toeig in biefer SBelt, 
Du toeift bag ftd^g nid^t anberft l^elt. 
Der Satoer ju ber ©d^Iangen f^Jrac^, 
110 Da fag id^ nein, eg fe^ bann fac^, 



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48] ^ic %ahtln @fo})i. 209 

3)ag bu bcweifeft offenttid^ 

3)ein mcinung, fo öerfe^ id^ mic^, 

@^ toerb mir nid^t fo t)6el gei^n, 

3c^ l^off, bic \ai) fott beffer ftc^n, 
115 ®ie ©erlang fprac^, ba§ gcfcttt mir mot, [244] 

J)a^ id^ mein reb betuetfcn fol, 

3)a§ fott ja fein, lomm l^er mit mir, 

©0 roitt ic^ fold^g beweifen bir. 
3)a giengen fie ein Keine toeif, 
120 Jttd^t tool ein i^albe öiertl^eU meil, 

S)a fa^en fie ein mager $ßferbt, 

®ad mar faum breier ba^en merbt. 
3)a \pxai^ bie ©dftlang, bu lofer &a\it, 

SBie rigftu ba, önb bift fo faul? 
125 3)a f^)rac^ ba§ 5ßferbt, Sc^ !an nit me^r, 

Sd^ ^ai dni) offt gearbeit fei^r, 

®eg mirbt mir iefet mein to^n gegeben, 

®g loft mid^ nid^t me^r, bann mein teben, 

®e^ merb ic^ je^unbt balbt getoar, 
130 aBann id^ bie^aut mufe ftrerfen bar, 

$ie wart id^ bi§ ber ©d^inber !um, 

3)ag id^ emi)fang mein 5ßremium, 

Sein beffem (o^n bring ic^ bauon, 

®ann Dngenab, bad ift mein lol^n. 
135 S)a f^rad^ bie ©d^Iang jum ^emerlein, 

S)a§ wirbt aud^ bein belonung fein, 

Qab id^ bir ia^ nid^t t)or gefagt? 
S)a mar ber Samer fe^r öerjagt, 

Sebod^ fieng er ju reben an, 
140 Snb fprad^ jur ©d^Iangen, 3lun mof an, 

Db fd^on bem 5ßferbt fotd^§ miberfert, 

SSnb jm nic^t beffer ift befd^ert, 

2)od^ lanftu nid^t probiern babe^, 

3)a^ fold^^ gemein auff erben fe^, 
145 ®arumb bemeife e^ bafe, SBo nid^t, 

©0 geb id^ nid^tg auff bein gebid^t. 
3)a fprad^ bie ©d^Iang jum Seroerlein, [245] 

S)eg mitt id^ mol jufrieben fein, 

Som ^er, fo mitt id^ jeigen bir, 

E. Alberus, Fabeln. 14 

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210 2)te gafecln ^\opx. [4S 

150 ©0 öiel ba^ bu wirft glauben mir, 

©ic !amen bc^ ein SBi|, bie Son 

SWit einem arm flofet ^art baron, 

®a tnmpi bortl^er ein bofertoid^t, 

S)er i^att ein ^endferg angejtd^t, 
155 SSnb fu^rt ein $unb an einem ftrang, 

®em armen ipunb toar mec^tig bang. 
J)a gieng bie ©erlang jum ^unbt, önb fprad^, 

®u lieber |)unbt, SBie fteft bie fad^? 

SBag will ber man ba mit bir mad^en? 
160 ®a« bu fo öbel fi^ft jun fad^en? 

®a fprad^ ber ipunbt, «d^ lieber ®ott 

Sd^ fte^ iefeunbt in groffer nott, 

3c§ \)ai bag beft getl^an, bafür 

ajirbt man mir geben mein gebur, 
165 Sur meine trem bring id& bauon 

SSnbandtbarfeit, bag ip mein toi^n, 

3d^ armer bin fo gar öer^afet, 

^an toirbt mid^ ^end^en an ein afet. 
Da \pxaä) bie ©d^Iang, ©i^ Sewerlein, 
170 SBittu nod^ nic^t jufrieben fein? 

®er Sattjer f^rad^, 3d^ fag noc^ nein, 

3)ag fotd^ ejem^el fe^ gemein, 

Settjei^ nod^ ein§, ba bleib e^ iet), 

S)ann aller guten bing finb bre^. 
175 S)a fjprad^ bie ©d^Iang, ©o lag önS gel^n, 

3d& toeife bod^, bag id^ merb befte^n. 
3)a gtengen fie ^üxia^ i^inaug, 

SJnb famen für be^ gu^ffen i^aug, 

®er fott i^r beiber SRid^ter fein, [246] 
180 ®er guc^l liefe fte ju j^m l^inein, 

®r fragt jebe^ in fonber^eit, 

SDag er mod^t geben red^t befc^eit, 

®ie ©d^tang mit erft er für fid^ nam, 

SDarnad^ ia^ arme Setorlein lam, 
185 SSnb jeigt bem gud^fe an feine not, 

SSnb i^m all feine §üner bot, 

g)ag er j^m i^etffen toolt bauon, 
151 Die Lan. 



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48] 3)ie gabeln ®foj)i. 211 

S)ie ^ftncr folt er ^an ju lo^n. 
S)cr gud^fe 6ericflf ba bctb partl^c^, 
190 SJnb ^pxai), ^6rt ttja§ mein mctnung fe^. 
Sd^ ^ab gehört emr 6eiber tiaq, 

Sarauff id^ meine antttjort fag, 

3c^ bin bem Sfted^ten alfo ^olt, 

®a^ mit^ gar fftt^lid) leibt fein fo(t, 
195 SBann etuer eim julur^ gefd^el^, 

SBeld^d id^ f&rmar gar t)ngern fe^, 

@6[d^ önrec^t im gemiffen mein 

SBÄrb mir gar fel^r befc^tüerlid^ fein, 

J)rumb fil^t mic^ an für gut, bag j|r 
200 S)iefetbe malftat jeiget mir, 

®a fid^ ber ^anbel ^at begeben, 

S)iemeil eg antrifft leib önb leben. 
®a giengen fie big an bie ftat, 

3)a fid^ bie fad^ begeben i^at. 
205 ®a« gud^feün ju ber ©d^Iangen \\)xa6), 

SRun jcig mir an, wie ftel^t bie fad^? 

SBeig mid^ bein ^aug, bamod^ bie ftat, 

33a ba^ ödturtein gefd^Iaffen ^at. 
3)a f^rad^ bie Sd^Iang, 3^ biefer cent 
210 ^ab id^ mein eigen lofament, 

Säann^ eud^ nid^t mitt öerbrieglid^ fein, [247] 

©0 möd^t i^r mit mir gei^n l^inein. 
3)a fprad^ ber gud^fe, 3^ ^6 gefd^e^n, 

3d^ m6d^t bein lofament gern fe!^n, 
215 ®e]^ für mir ^in jur ^61 i^inein, 

©0 miH id^ nid^t ferr öon bir fein. 
S)ie ©d^Iang jol^ !^in in§ lofament, 

S)er dui)^ fid^ ju bem Sewrlein menbt, 

äJnb mindFet \iim, mi ju fl^m fprad^, 
220 ®id6 wie gefeilt bir nun bie fad^? 

Seg fluj ben ftein furS (od^, gib enbt, 

D Settjerlein fe^ nun be^enbt. 
S)a^ Setürtein faumt)t fid^ auc§ nit (ang, 

^ni alfo balbt t)erfc^tog bie @d^Iang, 
225 Der fjud^fe f^rad^ ju bem Setnerlein, 

Dein l^üner finb nun aQe mein, 

14* 

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212 ^w 'Sahtin ®foJ)i. [48 

SBic mcinftu? bein fod^ fielet nun wol, 

®ag ©dtüerlcin mar freubcn öott, 

Snb fprad^, bu bift mein cingcr troft, 
230 SSnb f)a\i mid^ öon bem tobt erloft, 

Sott id^ bir nid^t bie ipuncr geben 

@o id^ bod^ \^ab t)on bir bad teben? 

3)ad fag id^ freQ, t^et id^ ba^ nic^t, 

Sd^ tt)er ein groffer bofettjid^t, 
235 äum biefen abenbt fir mein t^ür, 

@o balbt id^ bid^ bann merdC baf&r, 

SSnb fio^ffeft nur ein toenig an, 

@o will id^ bann öon ftunben an 

3Rit meinen ipünem bei? bir fein, 
240 S)a fott mir niemanbt tragen ein, 

3d^ mid befel^In aud^ meinem ^unb, 

®a§ er fott l^atten feinen munb. 
3)a gteng ju^aug bad S3etoerIein, [248] 

3)a§ bofe SBeib ^ie| j|^n wittlum fein, 
245 3n ften^ namen, ünb fragt, wo er . 

S)en ganzen tag gewefen wer. 
®er Samer ju ber SJeteln \pxaä), 

2td^ tiebeg SBeib, t^u bod^ gemach, 

SKein teib önb Itbtn jefet fürwar 
250 ®eftanben ift in groffer fal^r, 

33a fieng er an, önb fagt ba^er, 

3)em SBeib, wied \f)m ergangen wer. 
S)ag SBeib att feine reb öemam, 

Sife bag er auff bie ipuner !am, 
255 Sie fprad^, wer l^at bir baS befo^In? 

S)afur fott bid^ ber Xeuffet ^o^In, 

SQSiitu bem gud^fe bie $üner geben? 

Sa wol, eg ift mir no(| nid^t eben, 

S)ag i^ettifd^ fewer auff bem lopff 
260 @oIt ^aben bu ^eitofer trot)ff, 

S)er 3ud^6 ba^ ganfee borff befc^wert, 

Snb ficö öon önfern ^ünern nert, 

aSnb Witt \^m noi) bu groffer gaud^, 

ätt meine §üner geben aud^, 
265 ®ebend( e^ nic^t, bu lofer man, 

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49] S)ie gaBeln @foj)i. 213 

®ag bid^ fand X^onge^ fetüer an. 
®er Satüer f^rad^, SBag foll xä) t^un? 

®em armen d^iS)^ toirbt nun fein ^un. 
3)a fprad^ bag SBei6, bu bub fd^meig ftitt, 
270 SSnb ^bx ju, mag td^ fagen toill, 

3Bann er bte §üner mttt em|)fangen, 

@o fottu i^m ben fotben langen, 

©d^Iag nur mit freuben ju j^m ein, 

3)er lotb foII fein befo^nung fein, 
275 SBann bu bann omb l^aft brad^t ben fd^aldf, [249] 

@o nemen tnir barnad^ ben haid, 

3Jnb tragen j^n im Mrfenerg ^aufe, 

9Snb lofen jteben bafeen brauS, 

®arumb fauff bir an beine fufe 
280 @in ^ar fc^u^ önb l^ab bir bie brufe, 

®ebendf önb lauff mir aud^ ein pax, 

©id^ alfo mu§ ic^ jmmerbar 

3)id^ lern önb önbertneifen ha% 

@i(^ nerrd^in mie gefett bir ia^? 
285 ®e§ abenb«, aU bag güc^felin !am, 

9Snb ji^n bag Setoeriein öemam, 

3)a ^iett er fid^ nad^g tneibeg rat^, 

3)er fjud^fe fein lo^n em^jfangen l^at, 

Snbandfbarleit ba§ mar fein lo^n, 
290 Se§ fet) jefeunbt genug bauon. 

H ®a§ äRorate fud^ be^ ben anbern fabeln, 
miber bie önbandtbarfeit. 

Stem. 
Dixeris maledicta cuncta, cum ingraium hominem dixeris. 
SBeld^er önbandfbar mirbt genent, 
3)er ift auff« aOer^od^ft gefd^enbt. 

3Jon einer alten önb jungen 
äRaufe, 
3)ie 49. gabel. 
/jjf® öatt ein ajiaufe ein einig S'inb, 
WT 3)affelb mar att j^r ^aufegefinb, 
^^ 3)rumb fie bag ffinb mit forgen nert, 
SBeil j^r ®ott nid^t l^att mel^r bef^ert, 



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214 a)ie gabeln ®fot)i. [49 

5 Sic l^att^ ünb ftetg in j^rcm fd^ofe, 

Sife ba^ ficgunb ju tocrben grofe, 

2)a tüccr ba« äReuferin gern l^inaufe [2ö0] 

©pQciern flegangcn in ba« Qan^, 

3Jnb toott ein mal bie SBelt befe^n, 
10 ®ie mutter liefe nic^t gern gefd^e^n, 

3)ann fte bcforgt, ba^ ettoan fem 

3)ie Sa|, önb ftr bag äReufetin nem, 

®er^alben tooft bie alte äRaufe 

J)aS finbt nid^t loffen in ba§ ^aufe. 
15 9?un lag ber mutter an ber.fun, 

SBie bann bie jungen ünber tl^un, 

SSnb bat bie mutter jmmerbar, 

@ie aber nid^t jufrieben war, 

3Jnb f^rad^, bu liebet meufeün mein, 
20 3)u bringft bid& ömb ba§ leben bein, 

3d^ fordet bag bid^ ber äRurnar beii 

®er SRurnar i^at ein bofe weife, 

SBir ^aben gar ein bofen ipem, 

3)er frifet bie atmen SKeufelin gern, 
25 aSnb ^eft öng SReufe in fotc^er ^ut, 

®reid^ wie ber ©tordt ben gröfd^en t^ut. 
3)afe SReufelin tag ber mutter an, 

S)a ^rad^ bie äRutter, nun wolan, 

SBeilg bann nid^t anber^ lan gefein, 
30 S)u allertiebfte^ äReufelin mein, 

8o foltu folgen meiner ler, 

3)a^ bir ®ott glud önb ^e« befc^er, 

aBann bu ^erfur lompft in ia^ ^aufe, 

@o lauff nidftt fluj ben |)Ian ^inaufe, 
35 SRic^t fe^ bid^ mitten auff ben ))tafc 

Muff bag bid^ nid^t er^afd^ bie ffafe, 

5Rid^t lauff fern öon bem SSatterlanbt, 

SJnb l^alt bid^ l^art na^ an ber wanbt, 

®ebendt önb ^alt bid^ aud^ alfo, [251] 
40 S)a war ba^ äReufeKn medfttig fro, 

SJnb lieff ans lod^, önb gudtt ^inaufe, 

^a fafe ein weife ^afe bort im ^aufe, 
32 Deus fauet ijs qui parentes honoranU 

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49] S)ie 'Sah^ln efoj)!. 215 

SJnb fc^mudft fid^ mit bcn Pfoten fein, 

®tcic^ tt)ie ein fd^one^ S«tiflfrdmlein, 
45 ®aS meuSKn fiir bem nteufeloc^ fafe, 

SJnb fo^ fie an i^e (enger j^e fiafe. 
S)ie ffa| gebadet, SBerftu |ieuorn, 

3)ie fc^an^ ^etftu gar balbt öertorn. 

Snbent, bie ffafe atfo gebadet, 
ÖO SJnb l^att ftet§ anff ba§ SKeupn ac^t, 

Stuff baS fie brecht baffetb jufatt, 

2)a ffog ber $an mit groffem fc^att, 

Sluff bie l^augtl^ür, önb fang fo f)oi), 

3)a6 äReufelin wiber lieff jn Ui), 
ö5 ®a§ groß gefd^re^ j^m felfeam war, 

5)ag äReufelin toar erfd^rodfen gar, 

SSnb tieff jn^aufe, bie fordet mar grofe, 

SSnb fie( ber mutter in ben fd^ofe, 

©ie fprad^, bu (iebeg äReuglin mein, 
60 Std^ lieber ®ott, ma« mag j^m fein? 

Sieb ©ond^in, roa^ ift bir gefd^el^n? 

®^ ftjrad^, 3d& f)ai ein bing gefe^n, 

©in graufam 2!^ier önb öngei^etor, 

Dag ^at ji^ffel fo rot wie fetnr, 
65 äuff feinem lo^ff, önb önben bran, 

3Jnb fd^re^ laut ©üdfengüdEen^an, 

2Mg ob eg toll önb torid^t wer, 

Dauon erfd^radf ic^ affo fe!^r, 

SSnb lam in fold^e groffe not, 
70 ®a§ id^ gebadet, nun biftu tobt. 

Da f^rad^ bie äRutter, fag mir ^er, [252] 

$aftu aud^ mag gefe^en me^r? 
Dag äReufelin f^rad^, Sa mütteriein, 

3d^ fai^ ein fd^öneg SBeibelein, 
75 Dag fafe bortl^inben itt) bem ^(an, 

SJnb l^att ein weiffeg belfelein an, 

©g war fe^r ^bfd^ önb fd^mudEt fid^ fein, 

Sd^ badftt, 2td^ mbi)t ii) Ut) i^m fein, 

3a wo bag graufam ti^icr mid^ 
80 Sticht ^ett vertrieben, @o woft ic^ 

3um fd^onen SBeiblin gangen fein. 



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216 ^»^ goBern ßfo^t. [^ 

S)a^ fag td^ eud^ mein mutterlein. 
Su i|rem ünbt bie äKutter f^Jrid^t, 

aWein @on, bu folt bid^ fordeten nid^t 
85 Sorrn I^ier, ba^ fo grewlid^ fd^reit, 

®affeI6 tregt gegen ön^ lein neit, 

S)ag SBeiblin mit bem 6elfclin meife, 

J)a^ otfo taurt, önb tritt fo tti% 

Saffelb ber redete SRumar ift, 
90 aSnb treibt mit ön« öiel argelift, 

5ür fotd^em fd^onen SBeib fog id^, 

SKein @on, foltu furfel^en bi^, 

3)er SRumar ift ön^ gar gefer, 

3)rum6 liebet finbt folg biefer ler. 

H aWorale. 
Demissos animo ac tacüos uitare memenio^ 
Qua flumen placidum est, forsan latel aliius unda. 

95 gur benen, fo ba ^od^en fei^r 
©ollu bid^ fürd^ten nimmermehr, 
Sür benen, fo nit fagen öiefl, 
SSnb laurn, önb fd^n)eigen immer ftitt, 
J)a fei^ bid^ für, baffetb rati^ id^, 
100 gür ftillen SBaffern ^üt bu bid&. [253] 

Stem. 
Malus übt bonum se simulat, tunc est pessimus, 

SBann fid& ein bofcr freunbtlid^ ftettt, 
6in fotd^e toeife mir nid^t gefeilt, 
5)ann wag er t^ut, ba§ ift erbid^t, 
§ut bid& für folc^em bofenwid^t. J 

Item obediendum esse parentibus docet hcec fahella, | 

6nbe ber gabetn. 

®ebrudtt ju j 

grandEfurbt am äRa^n, 

be^ $eter SJraubad^en. 

Slnno 3)omini 

1550. 



Druck von Ehrhardt Karras, Halle n. S. 



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