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Full text of "Die Fische des Bodensees nach ihrer aussern erscheinung"

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Die 


Sifche des Bodenfees 


nach ihrer aͤuſſern Erſcheinung. 


Herausgegeben 


von 


Dr. St. Nenning, 


Profeſſor am Lyceum und praktiſcher Arzt in Konſtanz, Stiftsarzt in 
Kreuzlingen, auswärtiges Mitglied der Geſellſchaft zu Beförderung der 
Raturwiſſenſchaften zu Freiburg 185 ꝛc. 


(( ² d P a u ern seen 


Konſtanz, bei C. Gluͤkher. 
1834 


MCZ LIBRARY 


HARVARD UNIVERSITY 
CAMBRIDGE. MA USA 


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Ismi083 = 


Gedruckt in der Forſter'ſchen Buchdruckerei 


I or wort. 


22 —— 


Oogleich mehrere Werke uͤber den Bodenſee er— 
ſchienen ſind, die auch deſſen Naturgeſchichte um— 
faſſen, ſo fehlt es doch bisher an einer vollſtaͤn— 
digen und genauen Beſchreibung ſeiner Fiſche. 
Ohne Zweifel duͤrfte daher eine ſolche Beſchrei— 
bung der ſchwimmenden Einwohner des großen 
Sees, welcher mit dem Rhein, der ihn durch— 
ſtroͤmt, zwiſchen dem ſuͤdlichen Deutſchland und 
der noͤrdlichen Schweiz die Grenze bildet, Man— 
chem willkommen ſeyn. Bei jeder einzelnen Fiſch— 
art iſt alles dasjenige, was ſie in ihrer aͤuſſern 
Erſcheinung charakteriſtiſch bezeichnet, bemerkt. 
Um die Beſchreibung in naturgeſchichtlicher Be— 
ziehung Jedermann verſtaͤndlich zu machen, fand 
ich angemeſſen, einen Umriß der allgemeinen Na— 
turgeſchichte uͤber Fiſche voranzuſchicken. Sollte 


0 IV 


dieſer Verſuch gute Aufnahme finden, ſo laͤßt 
ihm der Verfaſſer vielleicht ſpaͤter eine etwas 
umſtaͤndlichere Beſchreibung der Fiſche des Bo— 
denſees mit kolorirten Abbildungen folgen. 


Der Verfaſſer. 


Allgemeiner Umriß der Naturgeſchichte 
der Fiſche. 


Die Fiſche ſind Thiere mit rothem, kaltem Blut, 
doch einige Grade waͤrmer als das Waſſer, mit Ruͤk— 
kenwirbeln; ſie leben im Waſſer und bewegen ſich 
gewoͤhnlich mit Hilfe von Floſſen leicht fort. 

Der regelmaͤßige Fiſch iſt lang, von den Seiten 
ſchwach zuſammengedruͤckt, von Schuppen bedeckt, die 
Augen ſeitlich. 

Der unregelmaͤßige hat die Augen oben dicht neben 
einander, entweder eine plumpe, kreiſelfoͤrmige Ge— 
ſtalt, oder von den Seiten flach wie Papier zuſam— 
mengedruͤckt, oder gar ſo gedruͤckt, daß eine Seite 
Ruͤcken, die andere Bauch wird, und beide Augen 
auf eine Seite geſchoben werden. 

Man theilt den Fiſch nach ſeinem Aeuſſern in 
Kopf, Rumpf und Schwanz; die Glieder ſind 
die Floſſen. 

Die Floſſen beſtehen aus Graͤten Stralen, 
welche durch eine Haut verbunden ſind. Die Fiſche 
haben in der Regel zweierlei Floſſen, die Glieder— 
floſſen und die ſenkrechten, oder Steuerfloſ— 
ſen. Die Gliederfloſſen ſind eigentlich die Fuͤße, deren 
es daher nur vier geben kann. Die vorderen heißen 
Bruſtfloſſen, die hinteren Bauchfloſſen; dieſe wech— 
ſeln oft ihren Platz und ruͤcken nach en oder feh⸗ 


2 


len ganz. Die, ſenkrechten ſtehen auf dem Ruͤcken, 
Ruͤckenfloſſe, meiſt eine, auch zwei und drei hin— 
ter einander, ſelten fehlen ſie; oder auf dem Kreuz, 
am Schwanz und hinter dem After, bald ſind alle 
vorhanden, bald fehlt aber auch dieſe und jene, ſel— 
ten alle. Sie ſind knochenartige Stralen, die entwe— 
der aus einem Stuͤck beſtehen, und in eine Stachel— 
ſpitze enden; oder fie ſpalten ſich nach und nach, fo 
bis der aͤuſſerſte Rand eine federartige Anſicht be— 
koͤmmt, Floßfedern. 

Der Kopf iſt mit dem Rumpfe ohne Hals ver— 
bunden, wenig beweglich. Die Mundoͤffnung meiſt 
an der Spitze des Kopfes. Die Lippen ſind ge— 
meiniglich beweglich und mit beſondern Knochen verſe— 
ben. Die Kinnladen entweder gleich lang, oder es 
ſteht bald die obere, bald die untere hervor. Viele 
Fiſche ſind ohne Zaͤhne, nur mit rauhen Mundkno— 
chen; bei den meiſten jedoch ſind ſpitzige, angewach— 
ſene Zaͤhne da, und zwar in mehreren Reihen, oft 
ſelbſt am Gaumen, an der Zunge, oft noch im 
Schlund. Die Zaͤhne ſind bei wenigen ungleich, naͤm— 
lich unterſcheidbar in Schneid-, Eck- und Mahlzaͤhne. 
Bei Rochen und Haien iſt das Maul wie gepfla— 
ſtert; bei einigen fehlen auch die Zaͤhne, auch dient 
der hintere Kiemenbogen nicht ſelten als Kauorgan; 
das obere und untere Stuͤck ſind dann ſchwielenartig 
verdickt, heißen Schlundknochen. 

Viele Fiſche haben an den Lippen, und ſelbſt im 
Geſicht vor den Augen eine Art Fuͤhlfaͤden, Baͤr— 
tel, wodurch fie andere Fiſche als mit Würmern taͤu— 
ſchen, und verſchlingen. 


3 
Die Augen find vollkommen wie beim Menſch, 
Regenbogenhaut mit Silber- oder Goldglanz, keine 
Augenlieder, aber oft Nickhaut. 

Naſenloͤcher meiſt ſehr klein, oft durch eine 
Scheidwand in vier geſchieden. Nashoͤhle klein, kein 
Siebbein, aber ein ſehr großer Riechnerve, der zu 
eigenen Riechkaͤmmen geht. Keine hintern Nasloͤcher. 

Die Kiemendeckel liegen an den Seiten des Kopfs, 
und beſtehen bei den Schuppenfiſchen gewoͤhnlich aus 
zwei bis drei hornartigen mit Perlmutterglanz verſehe— 
nen Blaͤttchen. Manchen fehlt der Kiemendeckel, be— 
ſonders den Knorpelfiſchen. Die Kiemenhaut hat 
mehr oder minder knoͤcherne, oder knorpliche, etwas 
gebogene Stralen, welche den Rippen entſprechen; 
ſie iſt gefaltet und kann ausgedehnt werden; meiſtens 
iſt ſie vom Kiemendeckel halb bedeckt, beim Aale ganz. 

Den Rumpf bedecken, bei unſern meiſten Fi— 
ſchen, glaͤnzende hornartige Blaͤttchen, Schuppen; 
dieſe ſind entweder ſo groß, daß ſie abſtehen, rauh 
machen, leicht abzuſchaben ſind, Schuppenfiſche, 
oder ſind ſo zart und feſt, als wenn ſie in die Haut 
gezeichnet waͤren, Glattfiſche, oder fehlen ganz, 
und die Haut iſt meiſt mit Schleim uͤberzogen, Nackt— 
fiſche. Statt der Schuppen ſind oft einzeln hornige 
und ſpitzige Scheibchen, wie Nagelkoͤpfe da, Nagel: 
fiſche, oder breite Schilder, Schildfiſche, oder 
hornige Schienen, Gliederfiſche, Schienen— 
fiſche. 

Laͤngs den Seiten laͤuft gewoͤhnlich eine ſchuppen— 
loſe Linie, in der eine Reihe Schleimloͤcher liegt, 
Seitenlinie genannt. 


4 ’ 

Der von der Afteröffnung allemal ſchmal zulau— 
fende Theil wird der Schwanz genannt; in dieſem 
hat der Fiſch ſeine groͤßte Staͤrke und Schnellkraft. 

Die Hauptfarbe der Fiſche iſt metall- und ſilber— 
glänzend, der nackten braungruͤn. Es kommen aber 
alle Farben im ſchoͤnſten Glanz und Wechſel vor. 

Die Knochen beſtehen entweder aus wahrer Kno— 
chenſubſtanz, oder aus Knorpel. Eine Wirbelſaͤule, 
hinter der das Ruͤckenmark liegt. Die Graͤten ſind 
die Bauchrippen. Die Schaͤdelknochen ſind ſehr zer— 
fallen, und merkwuͤrdig. Die Hirnſchale iſt immer 
viel weiter als das Hirn, der leere Raum iſt mit 
Fett ausgefüllt. 

Die Zunge iſt ſelten fleiſchig, und mit Geſchmack— 
waͤrzchen verſehen, ſondern knorpelich, blaß, raub, 
meiſt ſehr kurz. 

Die Ohren oͤffnen ſich nicht nach auſſen, die 
Haut iſt nie durchbohrt, bei vielen nicht einmal die 
Knochen, die Schnecke fehlt ganz, die Boͤgen ſind 
haͤutige Ringe, und die Gehoͤrknoͤchel find wie Stein— 
chen im haͤutigen Sack, ſtatt Felſenbein, eingeſchloſſen. 

Der Geruchs- und Gefuͤhlsſinn iſt gut bei den 
Fiſchen. 

Die Fiſche haben ein dreieckig geformtes Herz, doch 
weicht es oͤfters von dieſer Form ab. Es liegt bei— 
nahe immer in einer duͤnnen Haut, Herzbeutel, 
uͤber dem Bruſtbein ſehr nahe am Kopf, und mit der 
Spitze gegen denſelben gekehrt. Es hat nur eine Kam- 
mer und ein einfaches Ohr. Das Blut laͤuft im voll— 
kommenen Gefaͤßſyſtem, aus Arterien und Venen, in 
die der Nahrungsſaft aus dem Darm auch durch 


N 


Lymphgefaͤße gefuͤhrt wird. Das Venenblut laͤuft ins 
Herzohr, dann Herz, von da aus in die Kiemen, 
und aus dieſen unmittelbar in eine Ader, ohne durch 
eine neue Herzkammer zu kommen, ſondern ſogleich 
laͤngs des Ruͤckens hinunter, und zum Kopf in alle 
Theile. 

Die Schwimmblaſe iſt eine Lunge, von Gefaͤßen 
uͤberzogen, oͤffnet ſich durch einen duͤnnen Kanal, 
Luftroͤhre, in die Speisroͤhre, wie bei anderen 
Thieren, nur etwas tiefer unten, enthalt atmosphaͤ— 
riſche Luft, oder Stickgas; die Fiſche ſtoßen ſogar 
oft Luftblaſen aus, nämlich das Stickgas, und kom— 
men an die Oberflaͤche, um nach Luft zu ſchnappen, 
ſie erſticken ſogar unterm Eis, wenn ſie ſich nicht an 
eingehauenen Luftloͤchern ſammlen koͤnnen. Sie ath— 
men mithin im ſtrengſten Sinn ein und aus, und 
zwar voͤllig wie die Amphibien, indem beide die Luft 
ſchlucken, nicht pumpen. 

Die in der Tiefe liegenden Fiſche kommen nicht 
an die Oberflaͤche um Luft zu ſchlucken, ſie muͤſſen 
daher aus dem verſchluckten Waſſer Sauerſtoffgas ab— 
ſondern, da man in ihrer Blaſe faſt reines Sauer— 
ſtoffgas findet. 

Die Speiſeroͤhre oder der Schlund faͤngt an 
dem hinterſten Theile des Rachens an, und laͤuft in 
gerader Linie nach der oberen Magenoͤffnung. Der 
Darmkanal iſt oͤfters nur kurz; und der Magen 
bei verſchiedenen Fiſchen, z. B. bei den Karpfen, durch 
keinen beſondern Abſatz von den Daͤrmen unterſchie— 
den. Einige haben nahe an dem Magen eine Menge 


6 


wurmfoͤrmiger Anhaͤngſel, Blindbärme, von einem 
eigenen druͤſigen Gewebe. Am Magen die Milz. 

Der Harn wird durch die Nieren abgeſondert, 
und bat ſeinen Ausgang durch die Afteroͤffnung. Sie 
liegen im Kreuz, ſind meiſt lang, eingeſchnitten, ſehr 
weich, wie geronnen Blut. 

Die Leber liegt unter den Daͤrmen und dem 
Magen, bei einigen Fiſchen iſt ſie einfach, bei den 
meiſten 2— 3 lappig. Die Gallenblaſe iſt ge— 
meiniglich an der inneren Oberflaͤche des rechten Le— 
berlappens befeſtiget, und ſteht durch den Gallengang 
mit dem Magen in Verbindung. 

Die Fiſche haben zwei Nervenſyſteme, des Bauchs 
und des Hirns. Das Hirn theilt ſich ins eigent— 
liche Hirn und Ruͤckenmark. 

Die Fiſche ſind getrennten Geſchlechts. Die Maͤnn— 
chen haben zwei darmaͤhnliche Saͤcke (bisweilen nur 
einen) im Bauch, welche ein ſtarkes Gefaͤßnetz haben, 
und den Samen, Milch genannt, enthalten, ſie 
heißen Milchner. Die Weibchen haben auch zwei 
ſolcher Saͤcke, die den Rogen, Eier, enthalten, und 
ſich in die Kloake oͤffnen. Einige Fiſche ſind auch 
lebendig gebaͤrende. Die Zahl der Eier iſt ungeheuer, 
Die Groͤße von einem Staͤubchen bis zu einem Tau— 
ben⸗ und Huͤhnerei, welche dann einen deutlichen gel— 
ben Dotter enthalten. 

Das Laichen faͤllt in alle Jahreszeiten, manche 
laichen zweimal. Zu ſolcher Zeit gehen allerlei ſon— 
derbare Bewegungen unter den Fiſchen vor. Sie rot— 
ten ſich zuſammen, manche ſtellen große Wanderun— 


7 


gen nach den Kuͤſten an, manche ſteigen in die Fluͤſſe, 
andere ins Meer. 8 

Die Fiſche erwachſen bei guter Nahrung ſchnell, 
und erreichen ein hohes Alter. | 

Sie ſcheinen nicht zu ſchlafen. Meiſt gehen fie 
Nachts auf die Nachrung aus, und werden dann auch 
meiſtens gefangen. Manche halten wohl Winterſchlaf. 

Manche geben einen knurrenden Ton von ſich, der 
ohne Zweifel nur aus der Schwimmblaſe kommen 
kann. Auch glaubt man, daß ſie mit ihrem Munde 
dem Waſſer verſchiedene Schwingungen mittheilen koͤn— 
nen, um ſich vor Gefahren zu warnen, welche an— 
dere Fiſche, beſonders ihrer eigenen Art, empfaͤnden 
und verſtehen. 

Ihre Seelenkraͤfte ſind nicht zu beſtimmen. Doch 
weiß man, daß einige ſehr liſtig ſind, daß man ſie 
zahm machen kann, daß ſie ein Erinnerungsvermoͤgen 
haben, um z. B. ſich taͤglich an einem gewiſſen Ort 
einzufinden, wo ihnen Futter gegeben wird. 

Krankheiten ſind die Fiſche wenigen ausgeſetzt, doch 
koͤnnen Seuchen unter ihnen einreißen, auch oͤfters 
werden ſie von Eingeweidwuͤrmern geplagt. 

Es giebt Raubfiſche, welche andere freſſen, 
Fleiſchfreſſende, welche Krebſe, Schnecken, 
Würmer verſchlingen; Pflanzenfreſſende und 
Kothfreſſende, doch letztere wenige. Die mei— 
ſten lauren ſtill auf die Beute, manche kaͤmpfen, an— 
dere haben beſondere Naturkraͤfte, z. B. Eleciricität, 
wodurch ſie Schlaͤge geben, einige ſpritzen mit Waſſer 
aus dem Maul Fliegen herunter. 

Der Nutzen der Fiſche iſt nicht gering. Ihr 


ii: 0 

Hauptgebrauch iſt zur Nahrung. Die Schwimmblaſe 
iſt der Fiſchleim oder die Hauſenblaſe; ſie liefern 
Thran, Schagrin, Schuppen, Haͤute zu Beuteln, 
ſogar Kleidern, Kaviar. Faſt alle ſind eßbar, weni⸗ 
ge erregen Stuhlgang, ſie laſſen ſich einſalzen, trock— 
nen, ſieden, braten. 


Blumenbachiſche Eintheilung: 
1) Knorpelfiſche, Chondropterygii; die Eno- 
chenartige Graͤten haben: Lampreten, Rochen ꝛc. 
2) Knochenkiefen, Branchiostegi; denen der 
Kiemendeckel oder die Kiemenhaut, oder beides 
zugleich fehlt: Hornfiſche, Seeteufel ꝛc. 
3) Kahlbaͤuche, Apodes; ohne Bauchfloſſen: 
Muraͤnen ir. 
4) Kehlfloſſer, Jugulares; Bauchfloſſen vor 
den Bruſtfloſſen: Schellfiſche ꝛc. 
5) Bruſtfloſſen, Thoracici; Bauchfloſſen ge: 
rade unter den Bruſtfloſſen: Schollen zc. 
6) Bauchfloſſer, Abdominales; Bauchfloſſen 
hinter den Bruſtfloſſen: Lachſe, Haͤringe ꝛc. 
Die beſten Abbildungen der Fiſche ſind in Bloch. 


Beſchreibung der Fiſche des Bodenſees. 


— 


1. Der Aal, Muraena anguilla. 
Raubfiſch. 


Wird bis 3 Fuß lang, 1 — 2 Zoll dick, 4½ Pfund 
ſchwer. Unterkiefer ragt vor, Leib ſchleimig, oben 
ſchwarzgruͤn, Kiemenhaut 10 — 12 Stralen, Bruſt— 
floſſen 19 Str., After-, Schwanz- und Ruͤckenfloſſen 
uͤber eilf hundert, nicht leicht zaͤhlbar. Kleine Zaͤhne 
in Kiefern und Gaumen, Augen klein, Sehloch ſchwarz, 
Ring goldfarbig. Seitenlinie mitten, grad, weiß ge— 
duͤpfelt. Schuppen ſo fein, daß ſie in getrockneter 
Haut ſichtbar find. Schwimmblaſe einfach. 

Aufenthalt ſelten im Oberſee, mehr von Ermatin— 
gen bis Schaffhauſen. Laichzeit Mai, Juni. 

Nahrung Wuͤrmer, Inſecten, Froͤſche, Fiſch— 
rogen, kleine Fiſche, Aas und Kraͤuter. 

Fang mit Garnen, Reuſen, Behren und Setz— 
ſchnuͤren meiſtens zur Nachtzeit, im unteren Boden— 
ſee zuweilen geſchoſſen, auch am Angel mit Koͤder 
von zerſchnittenen Laugeln. Am Tag verkriechen ſie 
ſich in Loͤcher und Schlamm, zuweilen kommen ſie, 
wenn es geregnet hat, Abends aufs Land. 

Bei uns koſtet das Pfund 48 Kreuzer bis ein 
Gulden. Das Fleiſch iſt delikat, fett, daher ſchwer 
verdaulich; am beſten vom Mai bis Auguſt. 


10 


Er hat eigenthuͤmliche Eingeweidwürmer: Aalrund— 
wurm, Ascaris anguillae, Bandwurm, Taenia an- 
guillae, Kappenwurm, Cuccullanus lacustris. 


2. Die Triſche, Gadus lota. 
Die lebhafter gefleckten, Schnecktriſchen, jung Mooſerli, 
Raubfiſch. 

Wird 1 Fuß lang, 4 Pfund ſchwer. Koͤrper laͤng— 
lich, faſt zylinderfoͤrmig, Oberkiefer vorragend, Kopf 
groß, Mund weit, am Kinn eine Bartfaſer; Nas— 
loͤcher doppelt, an der vorderen Oeffnung eine kleine 
Erhabenheit. Sieben Zahnreihen. Augen groß; Stern 
blaulichſchwarz, Ring gelb, naͤchſt am Stern gold— 
farbig. Leib ſchleimig, faſt nackt, gelb und ſchwarz 
marmorirt. Seitenlinie grad. Zwei Ruͤckenfloſſen, 
die erſte mit 14, die zweite uͤber 70 Stralen; Bruſtfl. 
20, Bauchfl. 6, Afterfl. 67 Stralen. Schwimm— 
blaſe ein Drittheil ſo lang als der Fiſch. 

Aufenthalt im oberen und unteren See; oberhalb 
Hagnau bis Langenargen. Laichzeit Januar bis Maͤrz, 
in großer Tiefe. 

Nahrung Fiſchrogen, Fiſche; zur Zeit des Felchen— 
laichs ihr Lieblingsſpeiſe. 

Fang am Angel mit der Grundſchnur, Koͤder, 
Gropp; im Sommer mit Reuſen an der Oberflaͤche 
des fließenden Waſſers. 

Das Pfund koſtet im Winter bis 20 Kreuzer, im 
Sommer wohlfeiler. Fleiſch weiß, weich, ſehr gut, 
leicht zu verdauen, beſonders ſchmackhaft iſt die Le— 
ber, welche groß und blaßroth iſt. 

Eingeweidwuͤrmer: In der Leber, Blaſenwurm, 


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Hydatula, Bandwurm, Taenia rugosa, Nelkenwuͤr— 
mer, Caryophylaeus, Kratzer, Echinorhynchus can- 
didus, lineolatus et ranae, Rundwuͤrmer, Ascaris 
capillaris. 
3. Gropp, Cottus gobio, 

| Raubfiſch. 

Wird 3 Zoll lang, Kopf groß, gedruͤckt, unfoͤrm— 
lich, Augen nah, klein; Stern ſchwarz, Ring gelb; 
an Kiemendeckeln zwei Stacheln, Kiefer gleich, Gau— 
men und Schlund voll Zaͤhne; Koͤrper oben gefleckt, 
der Weibchen Bauchfloſſe gelb mit braunen Flecken, 
Schuppen aͤuſſerſt klein. Erſte Ruͤckenfl. 8, zweite 
13 Stralen; Bruſtfl. 14, Bauchfl. 3, Afterfl. 12. 
Schwimmblaſe fehlt. 

Auffenthalt auf ſteinigem und ſandigem Boden, 
im unteren Rhein an mooſigen Stellen haͤufig. Laich— 
zeit April, Eier wie weiße Koͤrner unter hochliegen— 
den Steinen, auch auf Miß. 

Nahrung Inſecten, Fiſchrogen, kleine Fiſche. 

Fang mit dem Streif- oder Kleppergarn, mit 
Reuſen; Knaben holen ſie mit den Haͤnden aus ihren 
Loͤchern. 

Die Maaß koſtet 8 — 10 Kreuzer. Fleiſch gut, 
geſund, wird durchs Kochen roth; gebacken wohl— 
ſchmeckend, am meiſten von Weihnacht bis Maͤrz be— 
liebt. 

4. Egli, Perca fluviatilis. 


Im erſten Jahr Hürling, im zweiten Kretzer, ſpaͤter wie 
oben. Raubfiſch. 


Ausgewachſen über 1 Schuh lang, 2— 3 Pfund 
ſchwer. Kopf ſpitzig zulaufend; Augenſtern blaͤulich, 


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Ring violet, vorn etwas zugeſpitzt, Rücken oliven: 
gran, mit ſchwarzen Bändern; Bauch weiß, Esiten- 
linie hoch gegen den Ruͤcken, Schuppen groß und 
feſtſitzend, ihrer ſchoͤnen Zeichnung und des PHerlglan— 
zes wegen zu mikroſcopiſchen Unterhaltungen. Kinn— 
laden, Gaumen und Schlund mit kleinen, ſcharfen 
Zaͤhnen. Ruͤckenfloſſen grau, erſtere mit einem ſchwar— 
zen Fleck in der Haut der zwei hinteren Stralen; 
Bruſtfl. weiß, die anderen orangegelb, nach Beſchaf— 
fenheit des Waſſers auch roth. Die 14 Stralen der 
erſten Ruͤckenfloſſe, und die zwei erſten von den 11 
Stralen der Afterfloſſe ſtachelig; ſtatt der Schwimm— 
blaſe iſt eine von einer Seite zur anderen ausge— 
ſpannte duͤnne Haut, die mit dem Ruͤcken verwachſen 
if. Rogenſack einfach, Milchſ. gedoppelt. 

Auffenthalt im ganzen Bodenſee, Winterszeit bis 
25 Klafter tief. Laichzeit Mai an flachen mooſigen 
Stellen, Eier wie Mohnſamen. 

Nahrung kleine Fiſche, Laugeln, ſeine eigene 
Brut, Rogen. Jung Inſecten und Wuͤrmer. 

Fang am Angel, Koͤder, Gropp und Butte; auch 
mit Watt (Ziehgarn) und in ſtroͤmendem Waſſer mit 
Reuſen. 

Das Pfund koſtet bis 12 Kreuzer, iſt weiß, ge— 
ſund, wohlſchmeckend, beſonders vom Mai den Som— 
mer hindurch, als Huͤrling ſehr ſchmackhaft. 

Die Kieferwuͤrmer, Lernaea, haͤngen ſich ihm 
gerne an. In ihm hauſen, Rundw., Ascaris per— 
cae, Kratzer, Echinorhynchus percae, Kappenw., 
Cuccullanus lacustris, Plattw., Fasciola lagena und 


13 
percina, Nelkenw., Bandw., und die Leber iſt oft 
voll Finnen, Vesicaria ligulata. 


5. Grundel, Gruͤndling, Cobitis barbatula. 


Wird 5 Zoll lang, Kopf vorn ſtumpf, 6 Bärtel 
an der Oberlippe bis an die Mundwinkel, nur im 
Gaumen Zaͤhne; Leib walzenfoͤrmig, Schuppen zart; 
Ruͤcken dunkelgruͤnlichgrau, grau marmorirt; Bauch 
hellgrau. Drei Kiemenſtralen, Ruͤckenfl. 9, Bruſtſl. 
10, Bauchfl. 8, Afterfl. 8 Stralen. Die Floſſen 
glatt, gräulich, Ruͤcken- und Schwanzfloſſe mit punk— 
tirten Streifen. Augenſtern ſchwarz, Ring graulicht. 
Schwimmblaſe doppelt, klein, in einem knoͤchernen 
Behaͤlter. 

Aufenthalt gern unter Kraͤuter, kommt auch ins 
Gras. Laichzeit Mai bis Juni. 

Nahrung Wuͤrmer, Inſecten, Waſſerpflanzen und 
Schlamm. 

Wird mit dem Gropp gefangen. 

Die Maaß koſtet 16 Kreuzer. Fleiſch ſchmackhaft 
und geſund, beſonders im Mai und November; in 
Wein oder Milch getoͤdtet noch beſſer. 


6. Wels, Silurus glanis, 
Raubfiſch. 


Wird uͤber hundert Pfund ſchwer; vor 25 Jahren 
wurde ein Wels von 80 Pfund in Konſtanz zur 
Schau ausgelegt, er iſt gleichſam der Walfiſch des 
ſuͤßen Waſſers. Den ich vor mir habe wiegt 4 Pfund, 
iſt 2 Schuh lang. Kopf groß, von oben nach unten 


3 


zuſammengedruͤckt. Mundoͤffnung bei 4 Zoll weit, 
untere Kinnlade laͤnger, beide mit ſpitzigen feinen 
Zaͤhnen, in mehreren Reihen; 6 Bartfaͤden, wovon 
die am Oberkiefer 6 Zoll lang, die anderen kuͤrzer. 
Augen klein, Naſenoͤffnung am vorderen Ende der 
Oberlippe. Schlund weit mit Falten. Koͤrper uͤber— 
all dunkel marmorirt. Ruͤckenfloſſe nahe beim Kopf, 
ſehr klein, ſtachellos. After gleich hinter den Bauch— 
floſſen; Afterfloſſe geht bis zur Schwanzfloſſe, uͤber 
90 Stralen, zwei Drittel der Laͤnge des Fiſches iſt 
Schwanz. 

Aufenthalt, ich erhielt ihn aus dem kleinen See 
bei Moͤggingen, 3 Stunden von Konſtanz, aus die— 
ſem See geht ein Bach in den Unterſee bei Markel— 
fingen, von woher bei Ueberſchwemmungen etwa einer 
in den Bodenſee kommt. Auch in dem Illmenſee bei 
Pfullendorf. 

Nahrung alles, deſſen er habhaft werden kann. 
Laichzeit im Mai, iſt meiſtens auf dem Grund. 

Der Fang iſt ſchwer, mit Angel, Netz. 

Das Pfund 6 — 12 Kreuzer, Fleiſch jung gut, 
wie Triſchen. 

Eingeweidwuͤrmer ſind Rundw., Ascaris Siluri, 
mucronata, Kappenw., Cuccullanus ascaroides, Band— 
wuͤrmer, Taenia Siluri. 


7. Hecht, Esox lucius. 
Unſer groͤßter Raubfiſch. 


Wenn der Hecht 6 Pfund ſchwer iſt, hat er ſchon 
eine Laͤnge von 2 Fuß, und es giebt im Bodenſee 
mit 24 Pfund. Kopf wie Entenſchnabel; Unterkiefer 


15 


etwas länger; Maul zahnvoll, auch auf der Zunge; 
Mundoͤffnung beinahe bis an die Augen, dieſe mit— 
telgroß, Augenring goldfarbig, unten Silberfleck; 
Ruͤcken und Seiten olivenfarbig, mehr oder weniger 
gelblich und ſchwarzgruͤn marmorirt; Bauch und 
Kehle graulich weiß. Je nach dem Alter oder dem 
Waſſer ſind die Farben verſchieden; keine Ruͤckenfloſſe, 
nur eine Kreuzfloſſe mit 20 Stralen; Bruſt- und 
Bauchfloſſen roͤthlich, fein punktirt, mit gelben Stra— 
len; Kreuz-, After- und Schwanzfloſſen mit dunk— 
len Flecken. Schwimmblaſe wie ein Kegel. Merk— 
wuͤrdig ſind die kleinen Oeffnungen am Kopf; 12 oben 
am Kopf, 5 auf jeder Seite am Kiemendeckel, und 
10 unten an den Kinnladen. Ich fand ſie ganz rich— 
tig, wie fie Dr. Schlaͤpfer beſchreibt ). 

Im ganzen Bodenſee; Laichzeit Ende April bis 
Mitte Mai, an Stellen wo Moos, Schilf und Bin— 
ſen ſind. 

Nahrung lebendige Fiſche, auch Kroͤten, Froͤſche 
und Aas. 

Fang mit Zuggarn, Beeren und mit Angel; Koͤ— 
der jeder Fiſch. 

Fleiſch ſchmackhaft und geſund, das Pfund in der 
Laichzeit 8, ſpaͤter 12 — 16 Kreuzer. 

In den Eingeweiden leben, Rundw., Ascaris acus, 
adiposa und boa, Kratzer, Echinorhynchus lucii, 
Plattw., Fasciola lucii, Kappenw., Cuccullanus 
anguillae; in der Leber Finnen, Vesicaria lucii. 


*) Siehe Hartmanns Werk, Seite 163, betitelt: Helve— 
tiſche Ichthyologie, oder ausfuͤßrliche Naturgeſchichte 
der in der Schweiz ſich vorfindenden Fiſche. Zuͤrich 
1827. 


16 


8. Lachs, Salmo salar. 


Das vorzuͤglichſte Kennzeichen der Salmen dt, 
daß ſie hinter der Ruͤckenfloſſe eine zweite Floſſe ohne 
Stralen (Fettfloſſe genannt) haben. 

Hartmann theilt ſie in zwei Familien. 

1) Salme mit ſcharfen Zaͤhnen, kleine Schuppen 
und meiſtens mit geflecktem Koͤrper (Forellen). 

2) Salme mit kaum bemerkbaren Zaͤhnen und 
groͤßern Schuppen (Aeſchen). 

Der Lachs kommt aus der See im Monat Mai in 
Rhein zu Baſel an, andere folgen ſpaͤter. Im Rhein 
uͤberſpringen ſie den Rheinfall bei Laufenburg und 
kommen bis zum Rheinfall bei Schaffhauſen, welchen 
ſie nicht uͤberſpringen koͤnnen; er gehoͤrt nicht zu den 
Fiſchen des Bodenſees. 


9. Grundforelle, Salmo lacustris. 


Wird 20 — 22 Pfund ſchwer; Kopf verhaͤltniß— 
maͤßig groß zum Koͤrper; das Maͤnnchen bekommt 
zur Laichzeit am Unterkiefer einen Haken; Schlund 
weit und faltig; beide Kiefer und Rachen mit ſpitzi— 
gen Zähnen, der Rand der Zunge gezaͤhnt. Augen— 
ſtern ſchwarz mit einem Winkel nach unten und vorn, 
Ring ſilberfarb; Nasloͤcher doppelt; Seitenlinie ſenkt 
ſich vom Kopf an in etwas, dann gerad; ob derſel— 
ben ungleiche ſchwarze Flecken, unter derſelben nach 
der Linie roͤthliche; Bauch weiß. Kiemenhaut 9 bis 
11 Stralen, ich zaͤhlte 11, Bruſtfl. 14, Bauchfl. 9, 
Afterfl. 10, Ruͤckenfl. 12 Str.; Floſſen weiß, Nük 
ken- und Fettfloſſe ſchwarz punktirt. Gabelſchwanz 


17 


ſchwaͤrzlich geraͤndert. Darm eine Windung mit vie— 
len Anhaͤngſeln, Schwimmblaſe erſtreckt ſich laͤngs der 
ganzen Hoͤhlung des Koͤrpers. 

Im ganzen See das ganze Jahr, aber nicht haͤu— 
fig. Laichzeit Ende September bis November, wan— 
dert aus dem See in den Oberrhein und in die Ill, 
wo ſie den Laich auf kieſigen Grund abſetzen, kehrt 
im November wieder zuruͤck. 

Fang vorzuͤglich bei Muͤnſterlingen in der Tiefe 
mit Angel, auch mit Zuggarn, Koͤder Laugeln. 

Das Fleiſch ſehr ſchmackhaft und geſund, das 
Pfund zu 18 — 20 Kreuzer, wird gebraten und in 
Saucen gegeſſen, vom Fruͤhling bis zur Laichzeit, 
Fleiſch iſt roͤthlich, im Sieden wird es gelb. 

Nahrung Wuͤrmer, Aas, beſonders liebt ſie den 
Blaufelchen. 

In den Eingeweiden viele Bandwuͤrmer, auch 
Kratzer, Echinorhynchus truttae, Kappenw., Cuc- 
cullanus lacustris. 


10. Schwebforelle, Salmo trutta. 
Seeforelle. 

Wird bis 20 Pfund ſchwer, aber ſelten. Ruͤcken 
blau, mit ſparſamern ſchwarzen Flecken, als bei der 
Grundforelle, welcher ſie ſehr aͤhnlich iſt, wie Hart— 
mann auch ſagt, und ſie nur fuͤr eine Spielart der 
Grundforellen haͤlt. Ich zaͤhlte nur 11 Kiemenſtra— 
len; das Maͤnnchen ſoll in der Laichzeit keinen Ha— 
ken an dem Unterkiefer bekommen. Kiefer, Gaumen 
und Zunge mit Zaͤhnen. 

Den Winter auf dem ganzen obern Bodenſee eine 


2 


18 


Klafter tief; Sommers mehr im Unterſee. Laichzeit Mitte 
November bis Mitte Dezember in der Tiefe des Sees. 

Fang am Angel, Koͤder Laugeln, auch mit der 
Schwebſchnur. 

Nahrung mehr Inſecten als Fiſche. Hartmann 
erzaͤhlt, „daß es wahrſcheinlich dieſer Fiſch geweſen, 
den man dem Kaiſer Rudolph von Habsburg 
verehrte, als er einſt in Lindau war. Sein Koch 
fand eine Kroͤte in deſſen Schlund, und gedachte dar— 
um den großen, ſchoͤnen Fiſch wegzuwerfen. Da nun 
der Kaiſer lange vergeblich auf die Zubereitung deſſel— 
ben gewartet hatte, ließ er endlich den Koch vor ſich 
kommen, und fragte uͤber ſein Zaudern. Dieſer er— 
zaͤhlt mit Ekel von der Kroͤte, — aber Rudolph 
fiel ihm ein: Richte ihn nichts deſtoweniger zu, die 
Kroͤte war ſeine Speiſe, und der Fiſch ſoll meine und 
meiner Freunde Speiſe werden.“ Fleiſch ſchmackhaͤft, 
geſund, das Pfund zu 20 Kreuzer. 


11. Rothforelle, Salmo salvelinus. 


Wird 1—3 Pfund ſchwer; Kinnladen ſcharf ge— 
zaͤhnt; Nasloͤcher doppelt; Augenſtern ſchwarz, Ring 
ſilberfaͤrb, Ruͤcken braun, hochgelbe Aeugel in weißem 
Ring; Seiten weiß; Bauch weiß, Bruſt-, Bauch— 
und Afterfloſſe orangefarb; der erſte Stral in der 
Bauch- und Afterfloſſe weiß, Schwanzfloſſe gabelfoͤr— 
mig, braͤunlich. 10 Kiemenſtralen; Schwimmblaſe 
groß, einfach. Hartmann hat ſehr genaue Be— 
obachtung gemacht zwiſchen dem Alter dieſes Fiſches, 
und fand: bei den juͤngern Fiſchen den Ruͤcken blaß— 


19 


grau, etwas ins Orangenfarbige, und die Seiten 
lichtorangenfarbig. 

Ober Eichhorn bis Muͤnſterlingen Anfangs Maͤrz, 
Tiefe 30 — 40 Klafter, auch bei Wallhauſen, wo fie 
im Sommer verſchwinden, aber im Herbſt wieder er— 
ſcheinen. Laichzeit Ende September, Eier wie Hanf— 
ſamen, etwas roͤthlich. 

Fang mit Angel, welche man an die Grundſchnur 
legt, und nach zwei Tagen hebt. Im Herbſt bei 
Wallhauſen im Ziehgarn, Watt, werden wieder kleine 
gefangen, welche ſo in der Farbe wechſeln. Koͤder 
Laugeln. 

Nahrung meiſt junge Brut anderer Fiſche. Hart: 
mann fand immer Heuerlingsſkelette in ihrem Magen. 

Fleiſch ſehr ſchmackhaft, Zubereitung verſchieden; 
das Pfund 24 Kreuzer. 

In ihren Eingeweiden finden ſich Kratzer, Echinor- 
hynchus salvelini und Finnen, Vesicaria tetragona. 


12. Aeſche, Salmo thymallus. 


Wird 1—1% Pfund ſchwer. Kopf klein; Au— 
gen groß, Augenſtern ſchwarz, nach vorn ſtarken 
Winkel, Ring ſilberfarb, mit dunklen aͤuſſerſt feinen 
Punkten; obere Kinnlade etwas laͤnger; Naſenloch 
einfach. Ruͤcken gruͤnlichgrau, an den Seiten heller. 
Schuppen groß und hart; Seitenlinie grad. Kie— 
menhaut 9 Stralen; Bruſtfl. 15 — 16, Bauchfl. 10 
bis 11, Afterfl. 12, Ruͤckenfl. bis 20, welche Floſſe 
auch groß iſt und ins Pfauenſchweifige ſpielt, die an— 
dern mehr oder weniger roͤthlich; die Zwiſchenhaut 


2 


der Stralen fein punktirt. Der Rand der Fettfloſſe 
ebenfalls braunroͤthlich, am Ende fein gezähnelt; 
Schwanzfl. gabelfoͤrmig. Kinnladen und Gaumen 
fein gezaͤhnt. 

Wird am haͤufigſten ob der Rheinbruͤcke, auch un— 
ter derſelben in der Laichzeit gefangen. Die Fiſche 
liegen in dieſer Zeit auf dem Kies, daß ſie die Floſ— 
ſen empor ſtrecken, nachher gehen ſie wieder in die 
Tiefe. Im Oberſee kennt man ſie nicht. ! 

Laichzeit März und April. Eier wie Hanffamen, 
gelblich. 

Fang im Netz und mit Zuggarn. 

Fleiſch wohlſchmeckend, weiß; das Pf. 16 Kreuzer. 

Nahrung Schlamm, Wuͤrmer, Inſecten, auch 
Rogen. Vorzuͤglich Waſſerſchnecken. 

Hat eine eigene Art Kratzer, Echinorhynchus 
Thymalli. 


13. Sandfelchen, Weißfelche, Salmo maraena. 
Im erſten Jahr Huͤrling, im zweiten Stüben, im 
dritten Gangfiſch, im vierten Renken, im 
fuͤnften Felchen. 

Zwei bis drei ein halb Pfund ſchwer. Kopf mit— 
telmaͤßig; Oberkiefer etwas uͤber dem untern; Augen 
groß, Stern ſchwarz, ſilberfarbener Ring; Ruͤcken 
ſchwarzgrau, Seiten blaͤulich, Unterleib weiß. Kie— 
menhaut 8 Stralen, Bruſtfl. 15 — 16, Bauchfl. 11, 
After- und Ruͤckenfl. 13 — 14, Schwanzfl. gabelfoͤr— 
mig. Kaum bemerkbare Zaͤhne. 

Kommt in der Flaͤche kaum eine Klafter tief im 
ganzen See vor. 


21 


Laichzeit im November auf Sandboden. Eier geld 
wie Hanfſamen. Man nennt ſie Felchenblaͤtterli. 

Ihre Nahrung Würmer, Waſſerſchnecken, Waſſer— 
pflanzen, Rogen und junge Fiſche. 

Fang im Netz, meiſtens mit der Sege, nur zu 
Nachts, weil er uͤber das Holz purzelt. Im dritten 
Jahr gefangen, wird er für Gangfiſch verkauft. 

Fleiſch gut; das Pfund 6 — 8 Kreuzer. 

Hartmann fand in dieſem, wie im Blaufelchen, 
den naͤmlichen Bandwurm (Taenia Froelichii); an: 
dere wollen eigene Rundwuͤrmer und Kratzer (Asca— 
ris, Echinorhynchus) gefunden haben. 


14. Kilch, Kropffelchen, Salmo maraena media. 


Ausgewachſen ein halb Pfund ſchwer. Kopf klein, 
Oberkiefer vorſtehend; Naſenloͤcher weit, vorn am 
Kopf, Vorderkopf roͤthlichweiß und halb durchſichtig. 
Augen groß, Ring ſilberfarb, Stern ſchwarz, Ruͤcken 
gruͤnlichgrau, Seiten weißlich, Bauch weiß, groß, 
hangend, daher der Name Kropffelchen, Seitenlinie 
grad, Kiemenhaut 7 Str., Bruſtfloſſen 14 — 16 
Str., iſt roͤthlichgelb, Bauchfl. 11, iſt fahlgelb, 
Afterfl. 14, Haͤlfte fahlgelb, die andern farblos, 
Ruͤckenfl. 13 Str., graͤulich, gefleckt, Schwanzfl. 
gabelfoͤrmig, grau. 

Zwiſchen Muͤnſterlingen und Bottikofen in der 
Tiefe von 30 Klafter. Auch bei Wallhauſen gegen— 
uͤber von Ueberlingen. 

Laichzeit September in der Tiefe. Eier fablgelb. 

Nahrung Wuͤrmer, Schlamm. 

Fang mit Netz wie Gangfiſche, meiſt nur im April 


22 


und Mai; nicht ergiebig, ſelten auch zur Laichzeit 
im See. 
Fleiſch gut; das Stuͤck koſtet oft nur 1 Kreuzer. 


15. Gangfiſch, Salmo maraenula. 

Wird ½ — ½ Pfund ſchwer. Kopf ſpitzig; Ober: 
kiefer wenig hervorragend, vor den Naslöchern eine 
Hervorragung, auf dem Schaͤdel gruͤne Flecken, 
Augen groß, Stern ſchwarz, nach vorn ſpitz zulau— 
fend, Ring ſilberfarb; Nacken und Ruͤcken gruͤnlich— 
blau, bei den im Rhein dunkler, nach dem Tode er— 
blaffen die Farben; Seiten filberfarben, Seitenlinie 
mit einer ſchwachen Woͤlbung nach unten. In der 
Kiemenhaut 9 Str., Bruſtfl. 15 — 16, Bauchfl. 12, 
Afterfl. 13, Ruͤckenfl. 12, Schwanzfl. gabelfoͤrmig, 
der Rand der Floſſen beim Milchner ſchwaͤrzlich punk— 
tirt. Schwimmblaſe groß, einfach. 

Ende November bis Mitte Dezember ober der 
Rbeinbruͤcke, wo fie an ſeichten Stellen laichen, von 
wo ſie wieder in den Ober- und Unterſee ziehen. 

kahrung Würmer, Schlamm, Waſſerſchnecken. 

Fang in der Laichzeit bedeutend, mit Netzen und 
Zuggarn (Trachten). 

Fleiſch gut; das Stuͤck 1 Kreuzer, geraͤuchert ko— 
ſtet das Hundert 2 Gulden bis 2% Gulden, mari— 
nirt 50 Stuͤck mit Faͤßchen 1 Gulden 12 Kreuzer. 


16. Blaufelchen, Salmo Wartmanni. 


Hat die Namen nach dem Alter wie der Sandfelchen; nur 
im ſiebenten heißt er Blaufelchen. 


Wird 1½ Pfund ſchwer. Kopf kleiner als beim 
Sandfelchen; Oberkiefer gleich lang mit Unterkiefer; 


23 


Augen groß, Stern ſchwarz, Ring ſilberfarb, oben 
ſchwarzen Fleck; Ruͤcken dunkelblau, ins Olivengruͤne 
und Schwarze ob der Linie; Seiten himmelblau, 
Bauch weiß, Seitenlinie grad; Kiemenhaut 8 Str., 
Bruſtfl. 16, erſte ganz, die uͤbrigen am Rande ſchwarz 
punktirt, Bauchfl. 12, Afterfl. 14, Ruͤckenfl. 13, 
Schwanzfl. gabelfoͤrmig, alle ſchwarz punktirt, wie 
geſaͤumt; Schwimmblaſe einfach; Mund zahnlos. 

Im ganzen See, meiſtens in der Tiefe. 

Laichzeit in der letzten Haͤlfte November, wo ſie 
ſo hoch ſchwimmen, daß man die Ruͤckenfloſſe ſehen 
kann; den Rogen laſſen ſie in die Tiefe fallen. 

Nahrung Wuͤrmer, Larven, Waſſerſchnecken und 
Muſcheln, beſonders Tellina minima, auch Rogen. 

Fang mit Netz und Zuggarn, beſonders nach Don— 
nerwetter und warmem Regen. Wird in allen ſeinen 
Jahresalter gefangen. 

Fleiſch ſehr gut; das Stuͤck 3 — 12 Kreuzer. 

In feinem Eingeweide Taenia Froelichii. 


Cyprinus, Karpfen. 


Dieſe Gattung hat einen kleinen Mund und ſchwache meiſt 
zahnloſe Kinnladen, im Schlunde ſtarke Zaͤhne, Körper 
mit großen Schuppen, Zunge ein knorpelicher Aus wuchs. 
Hartmann theilt ſie ab: 

1) Karpfen mit Bartfaͤden, 
2) Karpfen ohne Bartfaͤden mit ungetheilter Schwanzfloſſe, 
3) Karpfen ohne Bartfaͤden mit Gabelſchwaͤnzen. 


Erſte Abtheilung. 
17. Karpfe, Cyprinus carpio. 
Im erſten Jahr Setzling, im zweiten Sproll. 
Wird S— 12 Pfund ſchwer. Kopf groß; Kinn 
laden gleich lang, Lippen dick, an jedem Mundwin— 


24 


winkel und an der oberen Kinnlade einen Bartfaden ; 
Augenſtern ſchwarz, Ring gelblich ins Kupferfarbige; 
Naſenloͤcher doppelt; Ruͤcken meiſt ſchwarzgruͤn; Sei— 
tenlinie mit ſchwarzen Punkten, Bauch und Kehle 
weiß. Kiemenhaut 3 Str., Ruͤckenfl. bis 20 Str., 
Bruſtfl. 16, Bauchfl. 9 und Afterfl. 6; Schwanzfl. 
gabelfoͤrmig. Der obere Theil des Rachens beſteht 
aus einem knorpelichen Wulſt mit markiger Umge— 
bung, welche Karpfenzunge genannt, und als Lecker— 
biſſen verſpeißt wird. Magen kurz, Darm 5 Beu— 
gungen, Milchſack doppelt, Gallenblaſe groß, Leber 
dunkelroth, lang. 

Im ganzen See, wo Lettboden iſt, ob und unter der 
Rheinbruͤcke der gem. und der Spiegelkarpfen, welcher 
ſich vom gem. Karpfen durch viermal groͤßere Schup— 
pen, die unregelmaͤßig geſtellt ſind, und nur die 
Haͤlfte des Koͤrpers bedecken, unterſcheidet. 

Laichzeit Juni, an Stellen, die mit vielen Waſ— 
ſerpflanzen bewachſen ſind. 

Nahrung Dammerde und Waſſerpflanzen, beſon— 
ders ſoll er den Schafkoth lieben. 

Fang mit Zuggarn, Netz, bei der Nacht, mehr 
im Winter. Der Hauptfang iſt bei Lindau in Reu— 
ſen. Sind ſehr liſtig, beim Fangen ſtecken ſie den 
Kopf in Schlamm, damit das Netz uͤber ſie weggehe; 
haben auch ein feines Gehoͤr. Hat ein zaͤhes Leben, 
man kann ihn in feuchtes Moos geſchlagen im Keller 
aufhaͤngen, und ihn mit in Milch geweichten Semmel— 
krumen und ins Maul geſtopft, maͤſten. 

Fleiſch iſt ſehr gut und ſchmackhaft; das Pfund 
12 — 14 Kreuzer. 


25 


Die Karpfen, welche geſetzt werden, bekommen 
Blaſen zwiſchen den Schuppen, Pocken genannt, 
ſind nicht toͤdtlich; oder wenn viel faules Waſſer in 
Teich kommt, dem Mooſe aͤhnliche Fleiſchauswuͤchſe, 
Moos genannt, welche toͤdtlich ſind. 

In dem Eingeweide wohnt der Kratzer, Echinor— 
hynchus carpionis, Nelkenw., Caryophyllaeus pis- 
cium, und Plattw., Fasciola longicollis. 


18. Barbe, Cyprinus barba. 


Wird ſelten 5 — 6 Pfund ſchwer. Oberkiefer ber: 
vorſtehend, an den Mundwinkeln zwei lange Bart— 
faden, zwei kuͤrzere an der Oberkinnlade, Mundoͤff— 
nung klein, zahnlos; Augen klein, Stern ſchwarz, 
Ring ſilberfarbig mit ſchwarzen Punkten beſtreut, oben 
goldgelber Fleck; Ruͤcken olivengruͤn, jung graugruͤn; 
Nasloͤcher doppelt; Seiten unter der Linie und Bauch 
weißlich, Schuppen haben einen auch zwei ſchwarze 
Punkte. Kiemenhaut 2 Str., Ruͤckenfl. 12, wovon 
die dritte gezaͤhnt iſt, Bruſtfl. 17, Bauchfl. 9, Af— 
terfloſſe 8, Schwanzfl. gabelfoͤrmig. Ruͤcken- und 
Schwanzfl. graulich, die anderen gelblich, jung roͤth— 
lichgelb, alle ſchwarz punktirt. Leber groß, Darm 
5 Beugungen, Milchſack doppelt. 

Kommt an Stellen, wo das Waſſer rein iſt und 
zieht. 

Laichzeit Ende Mai, an Orten, wo das Waſſer 
am ſtaͤrkſten zieht, auf den Grund an Steine. 

Nahrung Schlamm, Wuͤrmer, Waſſerſchnecken, 
Inſecten, Pflanzen, Rogen und kleine Fiſche, auch 
Aas. 


26 


Fang mit Zuggarn, Netz, Reuſen in der Laich— 
zeit, im Winter ſelten. 

Fleiſch iſt zart, weiß, ſaftig und verdaulich, be— 
ſonders gut im Monat Mai. Der Rogen macht oft 
Leibſchmerzen, auch Erbrechen. 

An ihre Schuppen und Floſſen ſetzt ſich gerne der 
Kiemenwurm, Lernaea cyprinacea, er faugt das 
Blut aus, und der Fiſch bekommt rothe Flecken. In 
den Eingeweiden haußt der Kratzer Echinorh. barbi, 
Bandw., Taenia rectangulum, Splittw., Festucaria 
cyprinacea und Nelkenw., Caryoph. communis. 


19. Schleihe, Cyprinus tinca. 


Wird 3 — 4 Pfund ſchwer. Mundoͤffnung klein; 
Kinnladen gleich; Augen mittlerer Groͤße, Stern 
ſchwarz, Ring goldfarb, Ruͤcken dunkelgruͤn, Sei— 
ten ins Gelbe, Bauch noch blaͤſſer; Schuppen flach 
mit dicken Schleim uͤberzogen, an jedem Mundwin— 
kel eine kleine Bartfaſer. Ruͤckenfl. 11 Str., Bruſtfl. 
18, Bauchfl. und Afterfl. 10, von Farbe violet, der 
erſte Stral in der Bauchfl. ſehr dick, Schwanzfl. 18 
bis 19, ſchwarz abfaͤrben. Leber groß, Milz auf der 
linken Seite, Darm 2 Beugungen, Schwimmblaſe 
doppelt. 

Kommt im Bodenſee an Ufern, wo Gras iſt, vor, 
er laͤuft in die Graͤben hinein. 

Nahrung fette Erde, Wuͤrmer, Pflanzen. 

Fang in Reuſen. Laichzeit Juli; die gelblichen 
Eier ſetzt der Fiſch an Waſſerpflanzen, worauf die 
Sonne ſcheinen kann. 


27 


Fleiſch weich, weiß, waͤſſerig, ſchwer zu verdauen; 
im Juni am beſten. Wenn man ihn ſchuppen will, 
muß man ihn mit ſiedendem Waſſer begießen. 

In den Eingeweiden wohnt der Fick, Ligula ab- 
dominalis tincae, Nelkenw., Caryophillaeus, und ein 
eigener Bandw., Taenia tincae. 


Zweite Abtheilung. 
20. Alat, Cyprinus cephalus. 


Wird 3 — 4 Pfund ſchwer. Kopf groß, abge— 
ſtumpft, Mund weit, Oberlippe wenig vorragend; 
Augenſtern klein, ſchwarz, Ring ſilberfarb, ſchwarz 
getuͤpfelt, unten Winkel; Kiemendeckel ins Gelbe ſpie— 
lend; Ruͤcken ſchwaͤrzlichgruͤn, Bauch weiß, Seiten— 
linie orangefarbig, vom Kopf ſich ſenkend. Schlund 
und Magen weit, Leber klein und hell, Milz ſchwarz. 
Schwimmblaſe nicht groß. Kiemenhaut 3 Stralen, 
Bruſtfl. 14 — 16, Bauchfl. 9 — 10, Afterfl. 9 — 10, 
Ruͤckenfl. 9 — 10; Ruͤckenfl. und Schwanzfl. oliven— 
gruͤn, die anderen fahlgelb; Rand der Ruͤcken- und 
Schwanzfl. blaͤulichgrau, die Stralen der Floſſen 
roͤthlichgelb. 

Kommt uͤberall vor. 

Nahrung kleine Fiſche, Froͤſche, Aas, Abfaͤlle von 
Schlachthaͤuſern, auch Kirſchen und andere Fruͤchte. 

Fang mit der Watt, auch mit Angel, an die man 
kleine Pflaumen ſteckt. 

Laichzeit Ende Juli, kleiner Rogen an ſteinige 
und tiefe Orte in laufendem Waſſer. 

Fleiſch weich, doch ſchmackhaft; das Pf. 3 Kreuzer. 


23 


Dritte Abtheilung. 


21. Butt, Cyprinus phoxinus. 
In Baͤchen Bachbutt, in Binſen Vinsbutt. 


Zwei bis vier Zoll lang. Kopf keilfoͤrmig, oben 
ſchwarzgruͤn; Kiemendeckel gelb; Augenſtern ſchwarz, 
Ring goldfarb; Ruͤcken ſchwaͤrzlichgruͤn, unter der 
Seitenlinie glaͤnzendblau oder ſilberweiß; Ruͤckenfl. 
8s— 10 Str., Bruſtfl. 12 — 13, Bauchfl. und Afterfl. 
8— 9 Str.; die Ruͤcken- und Schwanzfl. braͤunlich. 

Am Ufer des Sees und in Baͤchen; wird mit 
Beeren geſchoͤpft. 

Nahrung kleine Inſecten, Wuͤrmer, Waſſerpflan— 
zen. In Glaͤſern kann man ſie mit Brodkrumen naͤh— 
ren. Laichzeit im Sommer jeden Monat. 

Fleiſch gut vom Dezember bis Maͤrz, wird aber 
ſelten als Speiſe benutzt, mehr als Koͤder. 


22. Haſel, Cyprinus dobula. 


Wird 6 —7 Zoll lang. Mundoͤffnung ziemlich 
groß, Oberkinnlade vorſtehend; Augenſtern ſchwarz, 
Ring ſilberfarb, naͤchſt am Stern goldner Rand; 
Ruͤcken olivengruͤn ins Blaue, Bauch ſilberweiß, Sei— 
tenlinie beugt ſich nach dem Bauche; Ruͤckenfl. 11 
Str., Bruſtfl. 14 — 16, Bauchfl. 8 —9, Afterfl. 
10-11. Bei juͤngern find die Floſſen weiß, bei 
erwachſenen Ruͤcken- und Schwanzfloſſen gruͤnlich, 
Bruſtfloſſe roͤthlichgelb; Bauch- und Afterfl. gelblich; 
Schwimmblaſe doppelt. 

Im ganzen Bodenſee, am Ufer oberflaͤchlich. 


Nahrung Schlamm, Waſſerpflanzen, Inſecten, 
Wuͤrmer und Waſſerſchnecken. 

Fang mit Netzen, Reuſen und Angel, im Herbſt 
und in der Laichzeit, im Maͤrz. 

Fleiſch nicht geſchaͤtzt, wird auch als Koͤder ge— 
braucht. | 

In feinen Daͤrmen hauſen Nelkenwuͤrmer, Rund— 
wuͤrmer und ein Kratzer, Echinorhynchus dobulae. 


23. Laugeli, Cyprinus alburnus. 

Wird 4—5 Zoll lang. Kopf zugeſpitzt; Unter: 
kiefer etwas vorragend; Augen groß, Stern ſchwarz, 
Ring weiß, oben gelb und ſchwarz punktirt, unten 
roͤthliche Fleckchen; Naſenloͤcher groß; Ruͤcken gras— 
gruͤn; Bauch weiß. Das Fiſchchen ſpielt im Waſſer 
ſilberweiß. Seitenlinie ſenkt ſich vom Kopf an etwas. 
Darmkanal 2 Beugungen; Schwiͤmmblaſe duͤnnhaͤu— 
tig, über den vorderen Theil eine membranoͤſe Haut. 
Samenbehaͤltniß doppelt. 

Im ganzen Bodenſee. Im Winter an Haufen, 
im Sommer an allen Ufern. Laichzeit Maͤrz bis An— 
fangs Juli auf ſteinigem Grund. 

Nahrung kleine Wuͤrmer und Inſecten, Schlamm 
und anderer Unrath. 

Fang mit Zuggarn, haͤufig bei Rorſchach, oͤfters 
8 Eimer in einen Zug, nur zum Koͤder. 

Man findet Ascariden in den Eingeweiden. 


24. Naſe, Cyprinus nasus. 
Zu 2 Pfund ſchwer, aber ſelten. Die knorplige 
Oberkinnlade mit einer Haut, welche gleichſam einer 


RL. 
Naſe gleicht bei geſchloſſener Mundoͤffnung, bedeckt, vorn 
abgeſtumpft; Kopf nicht groß, Mund klein, Naſenloͤcher 
groß und doppelt; Augenſtern ſchwarz, Ring ſilber— 
farb, nach unten winklich, und um den Augenſtern 
gelb, oben ſchwarz getuͤpfelt, ins Gelbe ſpielend; 
Kiemendeckel ſilberglaͤnzend mit ſehr feinen ſchwärzen 
Punkten; Ruͤcken ſchwarzgruͤn, Seiten weißlich mit 
einigen gruͤnen Flecken, ſchwarz getuͤpfelt; Bauch 
weiß; Seitenlinie ausgezeichnet durch roͤthliche Punkte. 
Ruͤckenfl. 11 Str., Bruſtfl. 14 — 15, Bauchfl. 10, 
Afterfl. 12; der Rand der After- und Schwanzfl., 
welche gabelfoͤrmig iſt, grau, die Stralen aller Floſ— 
ſen roth. 

Die meiſten von Meersburg bis Ludwigshafen, 
ſelten um Konſtanz, nur bei großen Waſſerſchwem— 
mungen. Laichzeit April, aus dem See in die Fluͤſſe 
an tiefen Stellen auf kieſigem Grund. 

Nahrung Würmer, Inſecten, Waſſerpflanzen und 
fette Erde. 

Fang mit Garn und Reuſen. Wird nicht ge— 
ſchaͤtzt, obſchon das Fleiſch gebraten gut ſchmeckt; das 
Pfund zu 3 — 4 Kreuzer. 

In den Gedaͤrmen lebt der Plattwurm Fasciola 
disticha. 


25. Bachbumel, Cyprinus bipunctatus. 
In der Schweiz Bambeli. 


Vier Zoll lang. Kopf ſpitzig; Unterkiefer wenig 
vorragend; Augen groß, Stern ſchwarz, Ring ſilber— 
farb, ins Gelbliche; Naſenloͤcher ſtehen hoͤher als der 
Augenſtern; Ruͤcken olivengruͤn, Seiten ſchillernd, 


31 


Bauch weiß, Seitenlinie mit einer Doppelreihe ſchwar— 
zer Punkte eingefaßt, nach dem Bauch geſenkt. Schup— 
pen verhaͤltnißmaͤßig groß, zart, ſchwarz punktirt; 
doch Farbenaͤnderung nach dem Aufenthalt. Ruͤckenfl. 
9 Str., Bruſtfl. 13, Bauchfl. 8. Die Floſſen größe 
tentheils glashell mit gelblichen Stralen. 

In Baͤchen, wo Holz iſt, ſelten. 

Fang mit Angel, auch in Reuſen. 

Nahrung Schlamm, Inſecten, Wuͤrmer. 


26. Furn, Cyprinus erythrophthalmus. 


In der Jugend Furnickel, in Lindau, im zweiten Jahr Gnitt, 
erſt im dritten wie oben, auch Schneiderfiſch. 


Wird ſelten Pfund ſchwer gefangen. Oberlippe 
wenig vorragend; Naſenloͤchen hoch und nahe an den 
Augen; Augenſtern ſchwarz, Ring oben hochgelb, 
ſchwarz punktirt, unten weißlich, roth geflammt; 
Ruͤcken gruͤn, Bauch weiß, Seitenlinie geſenkt, ziem— 
lich große Schuppen ob und unter derſelben, am 
Rande fein punktirt. Ruͤckenfloſſe ſchwarzbraͤunlich, 
der Bauchfloſſe gerade gegenuͤber, die uͤbrigen gelb— 
roͤthlich. Schwimmblaſe vorderer Theil mit Haut 
uͤberzogen. 

Ueberall im Bodenſee, beſonders wo Holz im Waſ— 
ſer liegt; kommen auch auf Grasboden. 

Fang mit Zuggarn, Netz, Reuſen. Laichzeit Juli, 
nach Hartmann im Mai. 

Nahrung Inſecten, Wuͤrmer, Waſſerpflanzen und 
Schlamm. 

Fleiſch gut, zart und weiß, aber hat viel Graͤte; 
das Pfund 4 — 5 Kreuzer. 


27. Rotte, Cyprinus ruttilus. 
Rothfloſſer. 


Wird ein Pfund ſchwer. Kopf klein; Lippen 
gleich; Augenſtern ſchwarz, roͤthliche Flecken auf den 
Seiten, Augenring gelb; Naſenloͤcher hochſtehend; 
Ruͤcken olivengruͤn ins Blaue; Bauch weiß, Seiten— 
linie abwaͤrtsgebogen. Schuppen groß, jede, die am 


32 


Bauche ausgenommen, am Grunde einen dunklen 
Fleck. Kiemenhaut 3 Str., in der Ruͤckenfl. 10, 
Bruſtfl. 14 — 16, Bauchfl. 9 — 10, Afterfl. 12 — 15. 
Ruͤckenfl. roͤthlichbraun, die uͤbrigen roth. Schwimm— 
blaſe groß. 

Im ganzen Bodenſee. Laichzeit Juni, an Kraͤu— 
ter und Binſen; Eier gruͤnlichgrau. 

Fang mit Watten. 

Nahrung Würmer, Inſecten, Waſſerpflanzen, 
Schlamm. Ohne Werth. 

Eingeweidwuͤrmer ſind Kratzer und Plattwuͤrmer, 
Fasciola disticha, 


28. Brachsmen, Cyprinus brama, 
In der Jugend Schrikel. 


Wird bis 5 Pfund ſchwer. Oberkiefer wenig vor— 
ragend; Lippen ſehr fleiſchig; Naſenloͤcher doppelt und 
groß; Augen groß, Stern ſchwarz, Ring weiß, oben 
ſchwarz punktirt; Kiemendeckel weiß mit feinen ſchwar— 
zen Punkten; Koͤrper breit und platt; Ruͤcken ſtark 
gebogen, ſchneidefoͤrmig, olivengruͤn ins Blaue; 
Bauch ſchmutzig weiß. Schuppen groß und fein 
punktirt. Seitenlinie ſenkt ſich nach dem Bauche. 
Jede Kinnlade hat 5 Zaͤhne. Bruſtfl. 14 — 16 Str., 
Bauchfl. 9, Ruͤckenfl. 11, Afterfl. 27. Schwimm— 
blaſe doppelt. 

Wenig um Konſtanz, mehr im Unterſee und bei 
Ludwigshafen; er liebt thonartigen mit Kräutern bes 
wachſenen Boden. Laichzeit Juni; fie kommen aus 
der Tiefe und ſetzen den Laich an die Grundkraͤuter. 

Fang mit Watten und Netzen. 

Fleiſch gut, das Pfund zu 4— 5 Kreuzer; nur 
wenn der Fiſch an ſumpfigen Orten lebt, ſo hat das 
Fleiſch einen moderigen und ekelhaften Geſchmack. 
Man nennt ſolche Fiſche Kothbrachsmen. 

Er beherberget den Flick, Ligula abdominalis 
bramae, Kratzer, Echinorhynchus annnlatus und bra- 
mae, Bandwurm, Taenia laticeps, Plattwurm, Fas- 
ciola bramae und lanceolata und Nelkenwuͤrmer. 


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20. 


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Register. 


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Aal, Muraena anguilla, .... 


pie, Gadus los u #4 2 200% 


. Gropp, Cottus gobio own 
Egli, Perca fluviatilis 
„ Grundel, Cobitis barbatula, 
eis, Seen elanis, „+, .... 


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. Grundforelle, S. lacustris, ... 
Schwebferelle, 8. trutta , 
Rothforelle, S. salveli nus, 
aich ns 
. Sandfelchen, 8. mara ena, 
Kilch, 8. maraena media, ... 
Gangfiſch, 8. maraenula, ... 
Blaufelchen, S. Wartmanni, .. 
Karpfen, Cyprinus carpio, ... 


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21. 
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28. 


Seite 


Butt, Cyprinus phoxinus 1 -:' 
Het, enn a „ 
nen . burns 29 
EN. Basta, 5 ae c ͤ TE Ba 29 
Bachbumel, C. bipunctatus 30 
Furn, G. erytbrophthalmuss ..,. 31 
Rolle, e . L EN ER 31 
Mah ten, h ze can weh 32