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KÜRZGEFASSTES
EXEGETISCHES HANDBUCH
ZUM
ALTEN TESTAMENT
ELFTE LIEFERUNG.
DIE GENESIS.
VON
DR, AUGUST DILLMANN
OBD. PROFESSOR DER THEOLOOIE IN BERLIN.
o^v) ' SECHStfi^AUFLAGE.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1892.
äJerlag toon ®. ^itjcl in Seipjtg.
ber
SJl^eologifc^en SBiffcnfc^aften.
Sttdlfte 9(itflage.
Stuf @^runb beräludgaben
tek)ibirt, etgftngt unb l^eraudgegeben
t)on
Lic. tb. an* mei^diU,
VtvfenoT tat iE^slogit an ta nitittafität 9\tim.
gt. 8. ¥ret8: u(r. 7.—, gebunben: u(r. 8. 25.
K. B. Hagenbach's
Lehrbuch
der
Dogmengescliiclite
Sechste Auflage
bearbeitet
von
D. Karl Benratk,
ProfesBor der Theologie an der Universität Königsberg i. Pr.
gl*. 8. Preis uir. 10. —
Untersuelmiigeii
über
die Textgestalt und die Echtheit
des Buches Micha.
Ein kritischer Kommentar zu Micha
von
Lic. Dr. Victor Ryssel,
Professor der Theologie an der Universität Zürich,
gr. 8. Preis: Jf. 8. —
Die Geschichte
des
alttestamentlicheE Priesterthums
untersucht
von
Woir Wilhelm Grafen Baudissin,
Professor der Theologie an der Universität Harburg,
gr. 8. Preis: Jf. 7. —
Eurzgefasstes
exegetisches Handbuch
zum
Alten Testament.
Elfte Lieferung.
Die Genesis
von
August Dillmann.
Stchste Auflage.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1892.
D IE
GENESIS.
VON DER DRITTEN AUFLAGE AN
ERKLART
VON
DB. AUGUST PILLMANN,
OKI). PROFESSOR DER THEÖL^OGIE IN BERLIN.
SECHSTE AUFLAGE.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1892.
Das Recht der üeberselzung Ul vörbohalten.
^^.H-^
Vorwort
Trotzdem dass der Herr Verleger die letzte Auflage dieses Buchs
vom Jahr 1886 in doppelter -Stärke drucken Hess, bin ich noch ein-
mal in die Lage gekommen, eine neue Ausgabe desselben zu besorgen.
Da ich diesmal von andern GeschSflen weniger bedrängt war, habe ich
die Gelegenheit wahrgenommen, alles, auch solches, was ich das letzte-
mal unverändert aus den früheren Ausgaben herfibergenommen hatte,
einer erneuten Durchsicht zu unterwerfen. Manche Ausführungen,
namentlicli solche, welche schwierigere Fragen betreffen, habe ich ganz
umgearbeitet. Was die merkwürdigen Funde der letzten Jahre im
Gebiet des orientalischen Alterthums, sowie die fortschreitende For-
schung der Assyriologen u. Ägyptologen für das Verständniss der An-
gaben der Genesis zu Tag gebracht haben, habe ich am betreffenden
Ort überall eingefügt und auf die Bedeutung davon aufmerksam gemacht
Dass ich auch die übrige, in die Erklärung der Genesis einschlagende
Literatur seit dem Jahr 1886, so weit sie zu meiner Kenntniss kam,
gebührend berücksichtigt habe, brauche ich wohl kaum zu sagen. Ab-
gesehen von kleineren Beiträgen zu einzelnen Stellen oder Ausdrücken
des Textes betrifft dieselbe meist die kritischen Fragen. In dieser
Richtung waren es vielfach die Arbeiten der Herrn Kittel u. Kautzsch-
Socin, mit denen ich mich auseinanderzusetzen hatte; alles, namentlich
von amerikanischen und englischen Gelehrten Vorgebrachte im einzelnen
zu beurtheilen, erlaubten die diesem Handbuch gesteckten Grenzen nicht,
und dass ich mich vielfach ablehnend dazu verhalten habe, werden die
billigen, welche sich den Unterschied zwischen Kritik und Hyperkritik
klar gemacht haben. Franz Delitzsch's Neuer Gommentar über die
Genesis vom Jahr 1887 (den ich der Kürze halber als Del.^ citirte)
gibt in kritischer Beziehung keinerlei Ausbeute. Obgleich er darin
offen und ehrlich auf den Standpunkt der von ihm sein Leben lang be-
kämpften Gegner übertrat, begnügte er sich doch bezüglich der Queiien-
scheidung mit ganz allgemeinen Annahmen, ohne sich an der Durch-
führung durch's einzelne, auf die es hauptsächlich noch ankommt, zu
betheiligen. Auch in exegetischer Beziehung hat er vielfach, mit Daran-
gabe seiner früheren (harmonistischen) Erklärungen die unsrigen einfach
adoptirt; was er sonst wirklich Neues gegen früher vorgebracht hat,
habe ich in meinem Buch nachgetragen. Die Erklärung H. Strack's
von Gen. 1^-46 in dem Strack-Zdckler'schen Kommentar erschien erst
VI Vorwort
während des Drucks. Ausser der Bemerkung zu Gen. 8, 3 bezüglich
mi-qe§S l^amiiiim, dass ursprünglich miqqS^ ha-fyamUHm beabsichtigt
war> habe ich darin nichts gefunden, was zu berücksichtigen gewesen
w9re, dagegen sehr, sehr vieles, was ohne Nennung der Quelle einfach
aus meiner Ausg.^ hinüber genommen ist; die durchgehende har-
monistisch-apologetische Polemik gegen mich bedarf keiner Abwehr.
Immerhin war des neuen Stoffs, den ich einzuarbeiten hatte, nicht
wenig. Um Raum zu schaffen, habe ich manches Entbehrliche gestri-
chen, auch in der Gitationsweise noch weitere Kürzungen eingeführt.
Ein Verzeichniss der angewandten Abkürzungen findet sich am Ende
der Vorbemerkungen. Die Zeichen ABG für die 3 Quellenschriften hätte
ich durch die jetzt üblich gewordenen PEJ zu ersetzen keinen Anstand
genommen, wenn ich nicht mit Rücksicht auf den zweiten und
dritten Band meines Hexateuch-GommenCars gezwungen gewesen wäre,
sie beizubehalten. Die Gesenius'sche Grammatik ist nach der 25^®^ Aufl.
vom Jalir 1889 citirt Der Druckfehler S. 122 Z. 3 kommt ganz auf
Rechnung des Druckers, welcher Vergebung in Vergehung verbessern
sollte, aber statt dessen für den Reindruck Verhebung herstellte.
Berlin im September 1892.
Der Verfasser*
Vorbemerkungen.
1.
Die Genesis ist der erste Theil des grossen Werkes , welches ur-
sprünglich (mit den für's Deuteronomium gebräuchlichen Namen) ^tt
njrrj ^^■in Buch der Lehre (eig. Weisung) Gottes (Jos. 24, 26) 2 Chr.
17, 9. Neh. 9, 3, oder rvots r\^_^jF\ 'o Buch der Moselehre (2 Reg. 14,
6) Neb. 8, 1 (vgl. jedoch 2 Clir. 25, 4. 34, 14), kürzer n^^wn -.tb
Nelj. 8, 3, oder "nvis ^lo Neh. 13, 1. Esr. 6, 18, oder '""» ri-n-in die
Gotteslehre zB. 2 Chr. 31, 3 f. Esr. 7, 10 und ntöö n^^r» die Moselehre
(1 Reg. 2, 3) 2 Chr. 23, 18. Esr. 3, 2. 7, 6. Dan. 9, 11. 13, oder rt;ipn
die Xe/ire schlechtweg d. h. das Gesetz zB. Ne^. 8, 2 ff. 10, 35, aber
schliesslich wie ein n. pr. ?^^'n ohne Artikel benannt wurde. Die Ein-
theilung des Werkes in 5 Theile oder Bücher ist zwar ausdrücklich
erst bei Philo de Abrah. 1 und weiter bei Joseph c. Ap. 1, 8 bezeugt;
sie ist aber sicher älter, schwebte schon bei der Eintheilung des Psal-
ters in 5 Bücher als Muster vor; sie ist sachgemäss, da das 1. und
5. B. sich von selbst als besondere Theile abheben, auch zwischen dem
3. und 4. B. ein natürlicher Abschnitt ist, und zwischen dem 2. und
3. B. ein solcher zwar nicht gemacht werden musste, wohl aber
konnte; sie dürfte von Esra oder bald nach ihm eingeführt sein.
Jünger und erst nach der Entstehung der griech. Übersetzung von den
Hellenisten geschöpft sind die Benennungen der einzelnen Bücher als
rivBfSig (Philo de post. Caini 37; de mundo 8; anb r^g rov xdoffiov
YBvioscDg de Abrah. 1; rivs<Stg xoCfiov im Cod. AI.); ^Elayoyif (Philo
de migr. Abrah. 3) oder "E^oSog (de somn. I. 19; q. rer. div. haer.
4. 51), genauer *'E^oöog Alyvwrov (Cod. Vat. u. AI.); Aevixmov oder
AtviTinri ßlßXog (Philo alleg. Leg. II. 26; q. rer. div. haer. 51; de
plant. 6; nämUch das vom levitischen Gottesdienst, Opferwesen, Priester-
recht handelnde); 'Agid-fiol (wegen der darin vorkommenden Zählungs-
listen) und JevteQovofAiov (die Wiederholung des Gesetzes; Philo alleg.
Leg. ni. 61; q. Dens immut. 10), welche dann weiterhin auch zu
den Syrern übergiengen, nur dass diese für rivsöig Brithd d. i.
Schöpfung (ij 7itl<Sig bei Theod. Mopsu.) und för Abviukov Sefrd de
kdhnS d. i. Priesterbuch sagten. Auch bei den talmudischen Juden kommt
sporadisch diese Benennungsweise vor, zB. ö'^anb r^^v\ M. Megill. 3, 6
für das 3. B., oder *AiAiis<S(peHG)6£l(i (D"»-np6 w^n, Fünftheil der
Musterungen, vgl. bah. Sota 36^) bei Orig. in Euseb. h. e. 6, 25 für
Vlll Vorbemerkungen.
das 4. B., oder n^^pti nj^a in der Massora für das 5. B., aber durch-
gedrungen ist sie nicht; vielmehr wurde es bei ihnen üblich, die ein-
zelnen 5 Bücher mit den Anfangswörtem derselben ('^w*«':3, i^^»w ^}.^)
u. s. w.) zu bezeichnen (schon bezeugt von Orig. zu Ps. 1 bei Euseb.
h. e. 6, 25 und Hieron. qu. in Gen. p. 4 ed. Lag., und im Prolog,
galeat). Für das ganze fünftheilige Buch schöpften die Griechen den
Namen ^ nevrarBvxog sc. ßlßkog (Orig. in Joann. c. 26; Tert c. Marc.
1, 10) und die Babbinen n-j^nn '^^ifonn rt^n die 5 Fünftel des Gesetzes
oder '^^in das fönftheilige (Buch). Die in den altkirchlichen Verzeich-
nissen der bibl. Bücher und weiterhin gebrSuchliche Benennung 5
Bücher Mosers findet sich schon bei Josephus (c. Ap. 1, 8). Mit
diesem grossen fönftheiligen Werk hieng aber ursprünglich sowohl
durch seinen Inhalt als durch die Gleichheit der Verfasser, denen es
seine Entstehung verdankt, aufs engste zusammen das B. Josua (vgl.
Jos. 24, 26), und fasst man darum neuerdings diese 6 Bücher als He-
xateuch zusammen.
2.
Dieser Hexateuch, „welcher ein in sich zusammenhSngendes Ganzes
bildet, stellt die Entstehung, Erwählung u. Pflanzung des Gotlesvolkes
oder die Gründung der israel. Theokratie dar. Bei dieser Aufgabe be-
schränkt sich jedoch das Werk nicht auf die Zeit, wo Gott Israel aus
Ägypten führte, es zu seinem Volk machte, ihm Verfassung u. Gesetz
gab u. es in sein Land brachte, also nicht auf die Zeit, wo Israel
zuerst ein selbständiges Volk wurde u. das ihm bestimmte Land in
Besitz nahm (Exodus bis Josua), sondern es geht in der Zeit weiter
zurück, um auch die Herkunft dieses Volkes u. die Vorbereitungen zur
Theokratie nachzuweisen. In seinem ersten Buch (Genesis) handelt es
daher von den Stammvätern Israels, von Abraham, Isaac u. Jacob, u.
zeigt im besonderen, wie Gott schon zu ihnen in einem näheren Ver-
hältniss stand, indem er sie nach Kenaan einwies^', durch allerlei Le-
bensführungen u. Selbstbezeugungen sie zu Anfängern eines höheren
Glaubenslebens in der Menschheit erzog, „sie schützte u. segnete, mit
ihnen einen Bund stiftete'^ grundlegende Verordnungen gab u. ihnen
schon den künftigen Besitz des Landes zusagte. „Es enthält also auch
eine hehr. Vorgeschichte, welche sich von Gen. 12 — 50 erstreckt.
Aber damit ist der Sache noch nicht vollständig genügt. Um die Ab-
stammung der hehr. Stammväter bis zum ersten Menschen hinauf nach-
zuweisen, die Stellung Israels unter den Völkern zu zeigen*' u. den
Plan Gottes mit diesem Volk nach seiner Bedeutung in der Entwick-
lung der ganzen Menschheit verstehen zu lehren, „wird jener hehr.
Vorgeschichte eine allgemeine Urgeschichte vorangestellt, welche von
Gen. 1 — 11 geht Die Gen. ist also die Vorbereitung zu den folg.
Büchern oder . gleichsam die Vorhalle zu dem Tempel der Theokratie,
dessen Errichtung in den folg. Büchern dargestellt wird. Sie zerfällt
in 2 Haupttheile: eine allgemeine Urgeschichte der Menschheit (G. 1 —
11) u. eine besondere Vorgeschichte Israels (Cp. 12 — 50). Beide
Haupttheile lassen sich dann noch weiter zerlegen, der erste näml. in
Vorbemerkungen. IX
eine Urgeschichte von der Schöpfung bis zur Sintfiuth^' (Cp. 1 — 6, 8)
,.u. in eine solche von der Sintfluth bis zum Auftreten Abraham's^'
(Cp. 6, 9 — 11, 32), „der zweite in die Specialgeschichte Abraham^s
(Cp. 12—25, 18), Isaac's (Cp. 25, 19—36, 43) u. Jacob's (Cp. 37—
50)'* Kn. So ergeben sich im ganzen fünf Theile.
3.
Wie der übrige Hexateuch^ so ist auch die Gen. trotzdem, dass
darin ein bestimmter schriftstellerischer Plan durchgeführt ist, nicht
das einheitliche Werk eines Verf., sondern aus mehreren einst för sich
in Umlauf gewesenen Schriften zusammengearbeitet. Der erste Theil
dieses Satzes ergibt sich schon aus einer genaueren Betrachtung der
im Buch gegebenen Nachrichten. Es finden sich näml. darin theils
allerlei scheinbar müssige Wiederholungen (zB. 21, 1^ neben 1^ oder
4, 25 f. neben 5, 1—6 oder 47, 29 ff. neben 49, 29 ff.), theils zwei-
u. mehrfache Berichte über dieselbe Sache, nicht blos solche, die sich
zur Noth daraus erklären Hessen, dass der Vrf. wirklich verschiedene
Begebenheiten annahm oder das Schwanken der Überlieferung bemerken
wollte (zB. die Sagenvarianten über den Raub des Patriarchenweibs
12, 10 ff. 20, Iff., 26, 7 ff, oder über Hagar u. iSmael 16, Iff und
21, 12 ff., oder der doppelte Bund Gottes mit Abram Cp. 15 u. 17,
die doppelte Segnung Jacob's durch Isaac 27, 1 ff. u. 28, 1 ff. , die
doppelte Verheissung des Sohnes an die Sara 17, 17. 18, 10 ff., die
dreifache Erläuterung des Isaacnamens 17, 17. 18, 12. 21, 6, die
doppelte Erklärung der Namen Edom 25, 25. 30, Jissakhar Zebuiun
Josef 30, 16—18. 20. 23 f. oder Mahanaim 32, 3. 8.; vgl. auch über
ISmael 16, 11 ff. u. 21, 17, u. über Peniel 32, 31 u. 33, 10), sondern
auch solche, die sich gegenseitig ausschliessen, weil die Sache nur ein-
mal oder auf eine Weise geschehen sein kann (zB. über den Hergang
der Schöpfung Cp. 1 u. 2, die Zahl der in den Kasten aufgenommenen
Thiere u. die Dauer der Fluth Cp. 6 f., die Zerstreuung der Völker Cp.
10 u. 11, Iff. auch 10, 25, oder über den Ursprung der Namen
BeeriSeba* 21, 31. 26, 33, Israel 32, 29. 35, 10, Bethel sammt der
Heiligung des Betheisteines 28, 18 f. 35, 14 f., oder über den Zusam-
menstoss mit den §ekhemiten Cp. 34 u. 48, 22, oder die Behandlung
Josefs durch die Brüder u. die Handelsleute, die ihn nach Ägypten
brachten 37, 19 — 36). Aber auch an andern unvereinbaren Angaben
fehlt es nicht, zB. über die Herabsetzung der menschl. Lebensdauer auf
120 Jahre (6, 3 gegen Cp. 5, 11 u. a.), oder dass Abraham nach
dem Tode der Sara noch viele Söhne zeugt (25, Iff. gegen 18, 11 f.
17, 17), dass Esau schon bei Jacob's Rückkehr aus dem Stromland in
Se^ir ansässig ist (32, 4 ff. gegen 36,6), dass die Amme der Re-
becca erst mit Jacob aus dem Stromland kommt (35, 8 gegen
24, 59), dass sämmtliche Jacobsöhne in Paddan Aram geboren sind
(35, 26 gegen V. 16 ff.), oder die verschiedenen Namen der
Weiber Esau's (26, 34. 28, 9 gegen 36, 2 f.), oder über Josefs
ägypt Herrn 37, 36. 39, 1—40, 4, oder der Bericht 42, 27. 35
neben 43, 21. Angaben wie 4, 14 f. 17 sind an der Stelle, wo sie
X Vorbemerkungen.
jetzt stehen, rdtliselhaft Besonders passt die im Buch zu Grund ge-
legte Zeitrechnung nicht zu sämmtl. ErzShlungsstücken, zB. die über
das Alter der Sara 17, 17 vgl. 12, 4 nicht zu 12, 11. 20, 2 ff., über
iSmael 17, 24. 21, 5. 8 nicht zu 21, 15 ff., über Isaac's Todesnahe
27, 1 f. 7. 10. 41 nicht zu 35, 28 u. 26, 34 ; über Ra^el 87, 10
nicht zu 35, 19; femer 30, 25 ff, nicht zu 31, 38. 41 (S. 345 f.),
noch die in Cp. 32 — 37. 39 — 45 gegebenen oder vorausgesetzten
Altersbestimmungen der Xacobsöhne zu 46, 8 — 27 (S. 380 f.), s. auch
zu 50, 21. Ja es finden sich sogar Erzälilungen, in welchen einzelne
Theile (zB. 81, 48 — 50) nicht zum übrigen, oder der Schluss (24,
62 — 67) nicht zum Anfang stimmen. Derartige Wiederholungen, Un-
ordnungen, Widersprüche u. chronol. Schwierigkeiten sind unter An-
nahme einer einheitlichen Abfassung des Buchs nicht oder nur durch recht
unwahrscheinliche Hilfsannahmen zu erklären. — Den zweiten Theil
des obigen Satzes betreffend, so hat die kritische Arbeit der Gelehrten
eines ganzen Jahrhunderts unter den Berichten dieses Buches mit Sicher-
heit verschiedene Gruppen oder Schichten erkennen lassen, deren einzelne
Stücke unter sich formell u. materiell ebenso verwandt, wie von denen
der andern Schichten unterschieden sind. Bestimmter sind es dreierlei,
nach Ursprungszeit u. Ort, Inhalt, Anlage, Abz weckung, Darstellungs-
weise u. Sprache verschiedene Schriften, welche sich als der Gen. zu
Grund liegend ergeben haben u. auch in den folg. Büchern des Hexa-
teuch durchgehen. Die genaueren Beweise dieses Sachverhalts sind in
den Einleitungen zu der Erklärung der einzelnen Abschnitte gegeben;
eine Zusammenstellung der Ergebnisse dieser Einzeluntersuchungen
sammt der Charakteristik der einzelnen dieser Schriften u. der Er-
örterung ihres Ursprungs findet sich in der Schlussabhandlung zum
ganzen Werk hinter dem B. Josua (Num. Dt. Jos. S. 599 ff.). Hier
nur so viel. Die von uns mit A bezeichnete Schrift ist diejenige,
welche man früher (weil in ihr bis zu der Stelle Ex. 6, 3 der Gottes-
name Jahve vermieden u. nur Elohim, beziehungsweise £1 äaddai ge-
braucht ist) die Schrift des Elohisten, oder auch (weil sie das Gerippe
bildet, an welches die übrigen Bestandtheile angelagert sind) die Grund-
Schrift benannt hat, neuerdings aber meist die Prieslerschrift nennt
(daher auch mit P oder PC d. h. Priestercodex bezeichnet, wogegen
die Bezeichnung mit Q d. h. Quatuor, bei Wellh,, KS., auf der unzu-
treffenden Voraussetzung ruht, dass der Vrf. 4 Bündnisse berichte, s.
dagegen auch ZATW. XU. 1 u. 20). Sie ist in der Hauptsache eine
Gesetzesschrift, will die Rechte, Ordnungen, Einrichtungen u. Gebräuche,
welche im Gottesvolk gelten oder gelten sollen, darlegen u. ihrem
Ursprung nach erklären. Das Geschichtliche behandelt sie fast nur,
soweit es zum Verständniss dieses Ursprungs nützlich oder nöthig ist
Sie gibt also wohl einen Abriss der ganzen Vor- u. Urgeschichte von
der Schöpfung an, aber nur um zu zeigen, wie u. warum u. in wel-
chen Stufen u. durch welche göltl. Veranstaltungen allmähiig das er-
wählte Volk aus dem Kreise der übrigen, zumal verwandten Völker
hervorgebildet wurde, u. lässt sich blos bei den Epoche machenden
Ereignissen (wie Schöpfung, Fluth, Noa^bund, Abrahambund, Umzug
Vorbemerkungen. XI
der Väter nach Ägypten) tfder bei Rechte begründenden Vorkommnissen
(wie Gen. 17. 23. 48, 3—8) auf ausfuhrlichere Schilderungen ein,
berichtet im übrigen die Thatsachen oder die für Thatsachen gehaltenen
Ereignisse hur kurz u. trocken (annalistisch), zum Theil in Form von
Genealogien (Cp, 5. 11, 10 ff. 35, 22 ff.) u. statistischen Übersichten
(Cp. 10. 25, 12 ff. Cp. 36), bemüht sich aber dabei ganz besonders
um Durchfülirüng eii^er festen geordneten Zeitrechnung. Ihre Darstel-
lung ist breit, umständlich (weil möglichste Genauigkeit u. Bestimmt-
heit erstrebend), juristisch pünktlich u. formelhaft; ihre Sprache etwas
steif u. monoton, in einem beschränkteren Kreis von Ausdrücken sich
bewegend, mit. vielen technischen Wörtern, keineswegs späthebräisch,
aber vielfach eigenthümlich (so wie auch die Profeien, Spruchdichter
u. Psalmsänger ihre eigene Sprache ausbildeten); ihre Behandlung der
Stoffe vorwiegend gelehrter Art, auf Forschung, Berechnung u, Reflexion
beruhend u. mannigfache Kenntnisse verwerthend (zB. Cp. 1. 5. 10 f.
36. 46; in Einzelheiten zB. 25, 16. 36, 15), aber mit einem starken
Zug zur Systematisirung u. Schematisirung; ilu*e Art, von Gott zu
reden, streng u. würdig, ohne Verwendung auch nur des Engelglaubens,
geschweige jener stark vermenschlichenden oder an's Mythologische
streifenden Denk- u. Redeweise, wie sie Dichter oder der Mund des
Volkes liebten. Ihr Vrf. gehörte ohne Zweifel dem Kreis der Central-
priesterschaft Jerusalem's an. Eine einfache Bestimmung ihrer Ab-
fassungszeit kann wegen der stufen weisen Umarbeitung u. Erweiterung,
welche sie (bes. in Ex. Lev, Num.) in exilischer u. nachexilischer Zeit
erfahren hat, nicht gegeben werden. Doch entstammt die urspr. Schrift
ohne Zweifel noch der isr. Königszeit. In der Genesis, wo sie ver-
hältnissmässig am reinsten zu Tage tritt, geben Anhaltspunkte für die
Schätzung ihrer Zeit Cp. 17, 6. 16. 35, 11. 36, 31 ff., bes. ihre
Darstellung der Völkerverhältnisse in Cp. 10 u. 36. — Ganz anderer
Art sind, ihrem Ursprung u. ihrer Abzweckung nach, die beiden andern
Schriften, welche nur bei der Darstellung der Wirksamkeit Mosers sich
auch etwas auf Gesetze einlassen, sonst aber eigentliche Sagen- oder
Geschichtsbücher sind, mit dem Zweck, die Kunde von dem, was man
über die alten Zeiten noch wusste oder erzählte, übersichtlich gruppirt
u. in ansprechender Form verfasst, den Zeitgenossen zur Erfreuung u.
Belehrung zu bieten, gegenüber von der nüchternen Verständigkeit
der Priesterschrift Bücher lebenswahrer Unmittelbarkeit u. poesievoller
Schönheit. Das eine derselben, B, weil es ebenfalls Gott nicht Jahve,
sondern Elohim nennt, von manchen Schrift des Elohislen genannt
(u. darum jetzt von den meisten mit E bezeichnet), kann man das
israelitische Sagengeschichlshuch nennen. Es schöpft zwar theilweise
auch aus älteren schriftl. Aufzeichnungen, in der Hauptsache aber aus
der mündlichen Sage, wie sie uater den mittleren, nördl. u. östl.
Stämmen (Israel mit Unterschied von Juda) lebte, u. behält in seinen
Erzählungen Art, Ton u. Farbe dieser lebendigen Volkssage unverändert
bei. An. stofflichem Detail ist diese Schrift die reichste (in der Gen.
zB. kennen wir die Namen Eliezer, Debora, Potifar nur aus ihr), u.
gibt manche ganz eigenthümliche Nachrichten u. kurzgefässte Aussprüche
XII Vorbemerkungen.
ältesten Gepräges (zB. 21, 27 ff. 15, 2. 20, 16. 48, 22), weshalb
sehr bedauerlich ist, das» sie uns nicht Tollständiger erhalten wurde.
Viele Lokalsagen der einzelnen Gegenden (zB. auch 81, 51 ff. 88, 19.
35, 8. 20) waren darin Terknüp^, u. wird in ihr mit Vorliebe die
Entstehung der altheiligen Örter des mittleren u. östL Landes, sowie
des tiefen Südwestens (vgl. dazu Am. 5, 5. 8, 14) nachgewiesen
(21, 81. 22, 2 in seiner urspr. Gestalt; 28, 17 f. 32, 8. 81. 88, 20.
85, 4. 7. 46, If.)» ohne dass man darum die Schrift eine priester«
liehe (Stade Ge.^ 582) zu nennen berechtigt wäre. Da sie sich viel
mit der Herrlichkeit Josefs (Efr.-Manasse's) beschäftigt, das alte An-
sehen Ruben's deutlicher durchschimmern lässt (87, 21. 29. 42, 22.
87), Bethel als Heiligthum, wohin gezehntet wird, darstellt (28, 22),
auf Sekhem als Besitz Josefs naclidrficklich hinweist (88, 19. 48, 22),
dem Josef einen besonderen Segen von Jacob zu Theil werden lässt
(48, 15 f. 20), so wird schon hienach (vgl. auch 50, 25 mit Jos«
24, 82) an ihrem Ursprung in Israel (im engeren Sinn) nicht zu zwei«
fein sein. Sicher nachweisbar ist sie als Quellenschrift der Gen. erst
von Cp. 20 an, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Cp. 15. Dafßr,
dass die in Cp. 14, so wie in 4, 17 ff. 6, 1 — 4. 9, 20 verarbeiteten
Nachrichten urspr. in ihr standen, lässt sich manches geltend machen,
nam. bei Cp. 4 u. 6 die starke Berührung mit den phönik. Theorien
über die Entwicklung der ältesten Menschheit, welche sich eben in
einer nordisr. Schrift am leichtesten erklärt Eine Flutherzählung ent-
hielt sie auf keinen Fall. In gottesdienstl. Dingen zeigt sie noch ganz
die ältere freie Weise der Israelstämme mit ihren vielen Heiligthümern
(auch Masseboth 28, 22. 88, 20; vgl. 81, 51 f.), verurtheilt aber das
Terafim- u. andere abgöttische Wesen (85, 2 ff.; vgl. Jos. 24). Sie
redet viel von Engel- u. Traumoffenbarungen oder Gesiebten, nennt
Abraham geradezu einen Profeten (20, 7), u. weist gerne die allmäh-
liche Verwirklichung des zuvor offenbarungsmässig enthüllten Planes
Gottes in den Fügungen der göttl. Vorsehung nach. Sie gehört wohl
der Blüthezeit des profetischen Wesens unter den mittleren Stämmen,
dem 9. Jahrhundert an (s. NumDtJos. 621). Aus der ^eit nach der
Zerstörung des Nordreichs oder gar dem 7. Jahrh. (Lagarde GGN.
1889 S. 321 f.) lässt sie sich nicht mehr begreifen, u. wird diese
Annahme auch nicht durch die äg. Namen 87, 36. 41, 45 gefordert
(s. S. 415 f.). Viele ihrer Stoffe sind nicht mehr in ihrer urspr. Form,
sondern nur mit C zusammengearbeitet vorhanden. — Die dritte Schrift,
G, gewöhnlich die des Jahvislen (weil sie schon von Anfang an den
Namen Jahve in Gebrauch hat; darum jetzt meist mit J bezeichnet),
eine Zeit lang auch, obwohl mit Unrecht die Ergänzungsschrift ge-
nannt (als wäre sie hiit der Absicht, den A zu ergänzen, geschrieben)
war ebensogut, wie die andern, von Haus aus eine selbständige
Schrift, u. lässt sich gegenüber von A als profetiscke, gegenüber
von B als judäische Schrift kennzeichnen. Dass sie nicht aus Efraim
(de Welte^Schrad. Lehrb. d. Einl.^ § 205; Reuss Gesch. des AT.
§ 218; Kuen. 0.^ L 224 f.), sondern aus Juda stammt, ergibt sich
schon innerhalb der Gen. aus der Qebrongegend als Aufenthaltsort
Voii>emertLuiigen. XIU
Abrahams (18, 18. 18, 1) u. Jacobs (? 37, 14), aus der Henror-
hebung Juda's in der Joseigeschichte (37, 26 ff. 43, 3 ff. 44, 16 ff.
46, 28), sowie aus Gp, 88 mit Sicherheit, u. wird dadurch, dÜBiss sie
wie B (u. vielleicht nach Anleitung von B) die hl. Örter Nordisraels
(12, 6—8. 28, 13—16) u. des Negeb (21, 88. 26, 28—26) ge-
flissentlich berücksichtigt, noch nicht widerlegt (s. auch S. 455; u.
bemerke 88, 17, so wie 82, 8 gegen 32, 2 f., wo sie in der Er-
wähnung solcher Orte nur antiquarisches, nicht religiöses Interesse
zeigt). In den Urgeschichten ist sowohl bezüglich der Anlage ab der
Stoffe zwischen ihr u. A unverkennbare Verwandtschaft (Schöpfungs-
geschidite, Urständ, Noal^tammbaum, Flutherzldüung, Völkertafel); auch
in dem Abraham*^chnitt u. weiterhin hat sie einige Erzählungen mit
A gemeinsam (Trennung von Lot, Zerstörung Sodom's u. Gomorrha's,
die Dinageschichte; auch 47, 1—11. 47, 29 ff. mit 49, 29 ff.), zeigt
sidi aber sonst in der Vätergeschichte, zumal in der Jacob^is u. Josefs,
dem B aufs engste verwandt, so sehr, dass von Cp. 27 an die meisten
ihrer Erzählungen ihre vollständigen Parallelen in B haben, u. noth«
wendig die Abhängigkeit des einen vom andern anzunehmen ist. Und
zwar ist es G, der sich an B anlehnte: dies folgt schon aus der all-
gemeinen Erwägung, dass gerade in dem Sagenkreis Aber Jacob u.
Josef, der doch in Israel, nicht in Juda ursprünglich ausgebildet sein
rauss, die Verwandtschalt am durchgängigsten ist, u. ergibt sich weiter
aus der Vergleichnng der einzelnen Parallelstücke, welche fast immer
auf Seiten des B mehr realistisches Detail, auf der des 0 mehr Scenen-
malerei, Redevortrag u. Ideengehalt aufweist, ganz abgesehen von
solchen EmzetfUlra, wo B die bestimmteren (zB. 15, 2 gegen 3; 37,
86 gegen 89, 1) n. G die allgemeineren (zB. 26, 1. 8 Phüisler; 37,
25 Umaelilen gegen 28 MidianileH) Angaben hat Ohne Frage hat
dieser Schriftsteller mit dem bei B schriAUch vorliegenden Material ge-
arbeitet, u. schimmert dieser Sachverhalt öfters auch da durch, wo
eine ParaRelerzählung aus B nicht erhalten ist (zB. Gen. 12, 6 — 9,
Gp. 26), nam. auch in Ausdrücken (zB. 26, 32. 80, 85. 38. 41 u. s.).
Die gegentheilige Ansicht {Wl. Stad. Bud., Kuen. 0.^226 ff.), dass
i) ältar als B sei, kann in der Gen. aus der Einzelvergleichung der
Parallelberichte beider Erzähler nicht erwriesen (s. NDtJos. 630 f.; Killel
Gesch. der Hehr. I. 69 ff.), überhaupt aber nur damit einigermaassen
begründet werden, dass G, bes. in der Mose- u. Josua-Geschichte, viel-
fach alterthümlichere Nachrichten hat, ab B. In Wahrheit aber erklärt
sich das vielmehr daraus (NDtJos. 630 f.), dass er dort altern u. besseren
Quellen folgte. Denn selbstverat&idlich ist B nicht seine einzige
Quelle; Erzählungen wie 12, 10 ff. 16, Iff. (neben 21, 9—21). 25,
29 ff. tt. a. zeigen, dass er viele seiner Stoffe, ganz unabhängig von B,
sei es aus der kbendigen Sage, sei es aus schrifUicher Vorlage geschöpft
hat, auch abgesehen von den vielen Stücken, die er u. A eigenthüm-
lich haben. Im ganzen kann man wohl sagen, dass er die Sagenge-
schichte so, vrie man sie in Juda erzählte, oder vom judäischen Stand-
punkte aus darstellt Aber noch wichtigere Eigenthümlichkeiten er-
geben sich, wenn man auf den Gehalt u. die Form seiner Erzählungen
XIV Vorbemerkungen.
sieht. Denn in demselben Maass, in welchem er an realistischem Stoff
hinter B zurücksteht, überragt er ihn (u. noch viel mehr den A) in
sinniger Auffassung, anschaulicher lehensvoller Schilderung, glatter u.
zugleich reizender, spannender Darstellung u. künstlerischer Abrundung
seiner Erzählungen. Viele seiner Stücke, die wir noch ganz von ihm
haben (zB. Cp. 2 f. 11, 1—9. Cp. 18 f. 24. 43 f.), sind Meisterstücke der
Erzählungskunst, denen sich aus B nur wenige (wie Cp. 22) an die
Seite stellen lassen. Nicht minder ausgezeichnet sind sie aber durch
die Fülle feiner, lehrreicher Gedanken, wichtiger ethisch-religiöser Wahr-
heiten, welche er seinen Sagengeschichten einzuhauchen oder vielmehr
aus ihnen zu erschliessen verstand, ohne ihrer dichterischen Haltung
u. kindlicheinfachen Redeweise, welche vom Volksmund her ihnen an-
haftete, etwas zu benehmen. Namentlich zeigt er unter allen 3 Er-
zählern die tiefste Erkenntniss vom Wesen, Ursprung u. Wachsthum
der Sünde in der Menschheit, von der Gegenwirkung Gottes gegen die-
selbe, von seinem Heilsplan (3, 15 f. 5, 29. 8, 21 f. 9, 26 f. 12, 2 f.
18, 19), von der Berufung u. Erziehung der göttlich erwählten Werk-
zeuge zum Glauben, Gehorsam u. tugendhaftem Wandel, von der Be-
stimmung Israels zum Segen der Völker. So schon in der Gen., wo
er in den Vorvätern wesentlich Vor- u. Muster-Bilder zeichnete; im
Verlaufe des Werks treten diese tieferen Ideen noch deutlicher hervor,
u. machen sich auch in der Polemik gegen das abgöttische u. unge-
horsame Wesen des Israelvolks stark gellend (entgegen dem bei
Stade Ge. 547 über ihn gefällten Urtheil). Es sind profetische Ideen
u. Erkenntnisse, von welchen er sich ergriffen zeigte, u. wie man ihn
selbst deshalb in geviissem Sinn einen profetischen Erzähler nennen
kann, so lässt sich daraus auch die Zeit der Wirksamkeit der grossen
Profeten als seine Gegenwart vermuthen, was sich dann durch manche
andere Zeichen vollauf bestätigt. Für ein ziemlich höheres Alter des-
selben lässt sich weder seine naive Art, von Gott zu reden (Cp. 2 f.,
s. S. 41; Cp. 6, 6. 7, 16. 8, 21. 11, 5 f. 18, 1 ff. 17—21) geltend
machen, denn sie geht nicht durch alle seine Stücke gleichmässig, ist
somit eher durch den Gegenstand u. die Vorlage bedingt, noch auch
die „Unbefangenheit", mit welcher er vom Anfang der Dinge an den
Namen Jahve gebraucht (S. 41; gegenüber von A Ex. 6, 3 ff. u. von
B Ex. 3, 13 ff.), Opfer (4, 3 f.), Altar (8, 20 f.), Unterschied von Rein
u. Unrein (7, 2 ff.), Jahveorakel (25, 22 f.) schon in den ältesten
Zeiten erwähnt oder voraussetzt, denn die S. 105 zu 4, 26 genannten
Stellen zeigen deutlich, dass auch bei ihm schon eine Theorie über
den Ursprung des Dienstes des wahren Gottes zu Grund liegt u. durch-
geführt wird. — Auch in der Spraclie, wie in seiner ganzen Erzäli-
lungsweise, steht C dem B viel näher als dem A, u. obwohl auch
zwischen ihnen beiden allerlei feinere Unterschiede vorhanden sind, so
ist doch die reinliche Scheidung zwischen ihnen da oft sehr schwierig
oder unmöglich, wo ihre Erzählungen von den Späteren ineinanderge-
arbeitet sind u. die sachlichen Kennzeichen fehlen. — Die Annahme,
dass sowohl B als C, ehe sie in ihren jetzigen Verband mit einander
kamen, vermehrte Ausgaben erfahren haben (iTwcn. 0.^ 242 ff.), wäre
Vorbemerkungen. XV
an sieb möglich, ist aber wenigstens bezüglich des B in der Gen. (u.
weiterhin) mit keinem zureichenden Grund zu stützen; bei G kommen
allerdings ungleichartige Pericopen vor (s. zu Cp. 4. 6, 1 — 4. 11, 1 — 9),
welche jene Annahme empfehlen könnten, aber nur in der Urgeschichte,
nicht weiterhin (s. nam. S. 226 über 12, 10 ff. u. S. 265 über 18,
17 ff.), u. da im übrigen die formellen oder sprachlichen Merkmale
des G durch alle jene Stücke gleichmassig hindurchgehen, so ist eine
andere Erklärung jener Erscheinung (s. d«) vorzuziehen. Unter C
werden von uns darum im Folgenden die sämmllichen Stücke dieser
Schrift (abgesehen von ihren Quellen oder Vorstadien) zusammengefasst.
4.
Trotzdem, dass G in den Stoffen sich theils mit A, theils mit B
zusammenschliesst, war G doch ursprünglich eine Schrift fär sich, u.
ist ihr Vrf. nicht zugleich der Redactor der jetzigen Genesis (Kn,
Schrad.), sondern von diesem zu unterscheiden, wie (nach Ew, Hupf,)
jetzt fast allgemein anerkannt wird. Die Gen. enthält von G eine ganze
Reihe in sich geschlossener, selbständiger Erzählungsstücke (wie 2,
4^—3, 24 neben 1, 1—2, 4», oder die Fluthgeschichte, oder 11, 1—9
neben 10, 1 ff., oder 30, 25 ff, neben 31, 1 ff., u. a.) welche die glei-
chen Gegenstände, wie A oder B, aber in einer von ihnen abweichenden
Art behandeln, ohne dass darüber, wie die abweichenden Angaben zu
ver^migen seien, auch nur eine Andeutung gemacht wäre (s. weiter
Hupf. 109 — 126). Ferner finden sich in den aus AG, BC gemischten
Stücken (zB. Gp. 37. 48.) allerlei innere Unverträglichkeiten, ebenso
clu*onologische Widersprüche zvidschen den Stücken des G u. der andern,
u. mancherlei andere Unebenheiten (zB. zwischen 26, 33^ u. 21, 31,
oder in 31, 48—50 oder 34, 4. 37, 12. 39, 22. 40,4), welche G sicher
vermieden hätte u. zum Theil leicht hätte vermeiden können, wenn er
schon die Absicht gehabt hätte, dass seine Stücke neben u. unter denen
des A u. B gelesen werden. Aber auch die vielen in den gemischten
Stücken vorkommenden, einfach neben einander liingestellten Doppel-
angaben über dieselbe Sache (zB. 4, 26 f. u. 5, 1 — 6; 7, 17 f.; 8, 13 f.;
21, lato; 27, 33 f. u. 36—38; 28, 16 f.; 81, 23-26; 32, 23 f.; 47,
29—31 u. 49, 29 — 22 u. dgl.) wären ganz unerklärlich, wenn der
Schreiber dieser Sätze u. der Redactor des Buches dieselbe Person
wäre. Ganz anders steht die Sache, wenn einer wie die Schrift des
Au. B, so die des G schon vorfand, jede in ihrer Art hochschätzte
u. far beachtenswerth hielt, u. nun in der Absicht, das beste u. lehr-
reichste aus ihnen zu einem lesbaren Ganzen zu vereinigen, sie zu-
sammenarbeitete. In diesem Fall konnte er, weil er durch seine Vor-
lagen gebunden war, die Differenzen zwischen ihnen nur möglichst,
aber nicht ganz wegräumen u. ausgleichen, ebenso die Wiederholungen
nur möglichst, aber nicht ganz vermeiden; wo er scheinbar unnöthig
wiederholt (s. zuvor), kann das nur geschehen sein, weil er zweierlei Vor-
lagen nebeneinander zum Wort kommen Hess. Aus demselben Grunde
ist auch die neuerdmgs {Graf in Merx Archiv I. 466 ff.; Maybaum
altisr. Priestertb. 107 ff.) ausgesprochene Meinung, dass A von Anfang
t
XYl Vorbemerkuagen.
an nur zur Ergänzung des BG geschrieben sei, unannehmbar, u. ist
vieUnehr an der urspr. Selbständigkeit aller 3 Schriften festzuhalten.
Untersucht man die Art u. Weise, in weicher die Gen. aus den
3 Quellenschriften zusammengearbeitet ist, so ergibt sich im allgemei-
nen, dass die Schrift des A mit ihrer fortlaufenden Zeitrechnung u.
ihrer scharfmarkirten Abschnittsgliederung das Fach werk oder den
Rahmen bildet, in welchen die Berichte der andern eingetragen smd, ebenso
aber dass in Auswahl u. Zusammenstellung der Stoffe der Gedanken-
kreis des G maassgebend war, u. dessen prof. Erkenntnisse von Sünde
u. Gnade, vom Heilszweck Gottes, von der göttl. Erziehung der Väter
zu Ahnherrn des Gottesvolkes mehrmals durch ausdrückliche Be-
merkungen noch besonders hervorgehoben sind (nam. 15, 6 f. 12 — 16.
22, 15 — 18. 26, 3^ — 5), überhaupt das Absehen zumeist auf das
gerichtet ist, was zur religiösen Zucht u. Unterweisung, sowie zur sitt-
lichen u. nationalen Bildung des Volkes am dienlichsten schien. Wie
darnach Zusammenhang u. Fortschritt des Werkes sich gestaltete, ist
in den Vorbemerkungen zu der Erklärung der einzelnen Abschnitte an-
gegeben. Es lässt sich zum voraus erwarten, dass manches fOr jenen
Zweck nebensächliche weggelassen oder gekürzt wurde : Stücke wie 4,
17 — 24. 6, 1 — 4. 30, 32 — 42, blosse Auszüge aus reicheren Berich- j
ten, sind vielleicht von G selbst schon gekürzt, aber zB. die isolirten |
Erwähnungen der Jiska (11, 29), der Geschwisterschaft Abram's u.
Saia's (20, 12), des Zehntgelübdes (28, 22 ohne entsprechende Aus-
führung in 35, 7) oder die Nachricht 48, 22 weisen deutlich auf Aus-
lassungen bei der Gompilation hin. Näher sind die Berichte des A
zvvar bis Gp. 11, 26 wohl vollständig mitgetheilt^ dagegen der Ein-
ang der Abrahamgeschichte vor Gp. 12, die Gottesoffenbarung an Isaac
s. 35, 12), der Aufenüialt Jacob's in Paddan Aram u. die ganze Josef-
geschichte vor dem Umzug Jacob's nach Ägypten weggelassen, vielleicht
weil sie theilweise zu den Erzählungen der andern Vorlagen zu wenig
stimmten. Umgekehrt ist auch an den Stücken des G gekürzt, zu Gun-
sten des A in den Urgeschichten (2, 5 f.; 4, 25 f.; in der Fluthge-
schichte; in der Völkertafel), u. 16, 15f. 21, 2 ff. 25, 7ff. 32, 4. 35,
28 f.; sonst in den Vätergeschichten meist nur zu Gunsten des B. Aus
der Quelle B selbst sind abgesehen von der Josefgeschichte (welche,
wie es scheint, zu den schönsten Partien des Werkes gehörte) ver-
hältnissmässig wenigere Stücke (von Gp. 20 an) wörtlich mitgetheilt;
gewöhnlich sind sie mit Bemerkungen aus G erweitert, oder das Be-
merkenswerthe aus ilmen in die Stücke des G eingetragen.
Wo es nur immer angieng oder erforderlich schien, sind bei der
Gompilation die Vorlagen wörtlich auijgenommen worden, u. gerade den
vielen unverändert beibehaltenen Erzählungsstücken verdankt man es,
dass man diese Vorlagen seihst noch nach ihrem Wesen genauer er-
kennen kann. Aber eine einfache Aneinanderreihung ihrer Stücke (vne
Gp. 2 f. neben Gp. 1; Gp. 27 neben 26, 34 f. u. 28, 1—9; 48, 3—7
neben 48, 9 — 22) war nicht immer möglich u. nicht immer zweck-
dienlich. Thatsachen, wie Geburt oder Tod eines Menschen, auch wenn
sie in allen Quellen erzählt waren, konnten doch nur mit Worten einer
Vorbemerkungen. XVIt
einzigen berichtet werden. Aber auch wo die Vorlagen nur in der
Hauptsache ähnlich, dagegen in Einzelheiten verschieden ~ erzählten,
wäre es bei einfacher Nebeneinanderstellung der Vorlagen' ohne viele
Wiederholungen nicht abgegangen ; in solchen Fällen sind die Vorlagen
in einander gearbeitet, indem die für den Hauptzweck passendste zu
Grund gelegt, u. aus der oder den andern das eigenthümliche am pas-
senden Orte darin eingesetzt wurde (Cp. 7 f. 10. 16. 25. 27 — 37.
39 — 50). Natürlich aber war es nicht immer möglich, dass die ein-
zelnen aus 2 oder 3 Schriften geschöpften Stücke sich ohne weiteres
neben einander stellen oder in einander fügen Hessen. Hier musste
entweder das Widersprechendste aus der einen oder andern ausgelassen
(zB. 21, 17 fr. die Etymologie des Namens iSmael, 32, 8 die von Malia-
naim, 33, 10 die von Peniel, ein Eigenname 31, 25), oder durch ein-
gestreute kleine Zusätze oder Bemerkungen das Auseinanderklaffende
zusammengeheftet, das Wiederstrebende vereinigt werden. Solche Naiiten
u. anderweitige künstliche Nachhilfen lassen sich viele bemerken, zB.
in 4, 25. 10, 24. 21, 14. 26, 1\ 15. 18. 35, 9. 37, 5^ 8^ 39, 1.
20. 43, 14. 46, 1. Unter diese künstlichen Nachhilfen zum Zweck der
Herstellung eines lesbaren Ganzen gehört zB. auch die Durchführung
der Namen Abram u. Sarai vor Cp. 17 durch alle Stücke, oder des
Doppelnamens Jahve Elohim durch Cp. 2 f., oder die Änderung des
Elohim in Jahve 17, 1. 21, 1. Ein öfters angewandtes Auskunftsmiltel
zu gleichem Zweck war die Versetzung ganzer Stücke (wie 11, 1 — 9.
12, 10—20. 25, 5f. 11^. 25, 21ff. 47, 12 ff".) oder kürzerer Angaben
(wie 2, 4*. 31, 45 — 50. 37, 26 u. a.), was dann wieder allerlei kleine
Zusätze des Compilators nothwendig machte (wie 1,1. 9,18. 13, 1.
3 f. 24, 62). An andern Stellen sind in freier Weise die Angaben der
Vorlagen zusammengefasst (zB. 7, 7—9. 22. 15, 7 f. 31, 4501 Cp. 36.
46, 8 — 27), u. da u. dort zur Ausgleichung einzelne Sätze hinzuge-
setzt (zB. 21, 34. 35, 5. 27, 46. 46, 12—20). Auch erklärende Glossen
wurden da u. dort beigegeben, zB. 20, 18. 31, 47. 35, 6, oder in Cp. 14
(wo viele solcher sich finden), einzelne vielleicht erst von später Hand.
Ausserdem finden sich allerlei kleinere Einsätze, welche nicht aus den
Quellen stammen, sondern erst bei oder sogar nach der Zusammen-
arbeitung gemacht wurden, theils um maassgebende Gesichtspunkte für
die Auffassung des Gegenstands an die Hand zu geben (15, 12—16.
22, 15 — 18. 26, 3^ — 5), theils um mit anderwärts stehenden Angaben
auszugleichen (25, 18^. 35, 22*; vielleicht auch 4, 15*), theils um
einzelne Notizen oder neue, in den Hauptquellen nicht bemerkte Wen-
dungen der Sage anzubringen (10, 9. 32, 33; vielleicht 2, 10 — 14,
u. in 10, 14; 11, 29>. 31^ 37, 2*; ferner 15, 7; 22, 2. 14; 15,
19—21. 34^ 13^. 27—29. 45, 19 f. 21*. 46, 5*). Dass schliesslich
trotz aller dieser Mittel in dem so entstandenen Werk noch allerlei
Unverträglichkeiten u. Widersprüche (besonders in Dingen der Zeitrech-
nung) übrig geblieben sind, ist nicht zu verwundem. Aber sie sind
meist nur für eine aufmerksamere Betrachtung wahrnehmbar, u. konnten
gegenüber von der Wichtigkeit des Inhalts der mitgetbeilten Stücke
für nebensächlich gelten. — Dass bei oder nach der Zusammenar-
XVIH Vorbemerkungen.
Leitung auch ganz neue Stücke, ohne Vorlage in den 3 Quellen ein-
gefügt wurden, wäre an sich denkbar, scheint jedoch nicht nöthig an-
zunehmen (s. zu Cp. 14); wohl aber gehören Stücke w^ie Cp. 14 u.
15 zu den stärker umgearbeiteten.
5.
Schliesslich erhebt sich noch die Frage, ob die 3 Schriften ABC
von einem oder mehreren Redactoren (R) zusammengearbeitet wurden.
Die crstere Annahme war früher {Hupf, u. a.) die gewöhnliche. Neuer-
dings ist sie von allen denen, welche A für die jüngste Schrift im
Hexat u. für nachexihsch halten, bestritten, u. wird vielmehr behaup-
tet, B u. G (nachdem sie erst jede einzeln mehrere vermehrte Aus-
gaben erfahren hatten), seien längst vereinigt u. späterhin von wieder
anderer Hand mit D (Deuteron.) verbunden gewesen, ehe ein letzter
R den A in dieses Sammelwerk eingearbeitet habe (zB. Bleek'Wellh.
Einl. in das AT. ^ 178; Kays. Kuen. Bud.), Im Grunde ist diese Be-
trachtung des Hergangs nur Folgerung aus der Ansicht über das Alter
des A u. kann deshalb auch nur im Zusammenhang mit der Erörterung
des Ursprungs der Quellenschriften des Hexat. auf ihre Berechtigung
geprüft werden (s. NDJos. 675 ff.). Nur so viel ist hier schon zu
sagen, dass wenn auch nicht D, so doch R^ (welcher das Deut, in dem
Pent einarbeitete) den A kannte u. benutzte. Aber auch abgesehen
von dieser bestimmten Vorstellung über den Hergang wäre immer noch
die Möglichkeit, dass zuerst B u. G zusammengearbeitet, u. erst später
A mit BG verbunden worden wären. Was sich aus der Gen. för sich
darüber ergibt, ist Folgendes. Anerkanntermaassen ist bei der Zu-
sammenarbeitung nicht blos BG mit Stücken des A vermehrt oder be-
reichert, sondern auch G zu Gunsten des A (zB. Gp. 1 — 11), wie um-
gekehrt A zu Gunsten des G (Cp. 12 — 50) verstümmelt worden. Das
erklärt sich sehr gut, wenn R sämmtlichen 3 Schriften als blossen
Privatschriften gegenüberstand. Dagegen wäre die Zurückstellung u.
Verstümmlung des BG im höchsten Grad befremdlich, wenn derselbe
schon integrireiider Theil eines auch das öffentlich anerkannte, Deut,
in sich schliessenden, schon mehr als ein Jahrhundert lang gelesenen,
fast heilig gewordenen Werkes war. Und wenn man etwa das damit zu-
rechtlegen wollte, dass es sich dabei um Einfuhrung einer festeren
Chronologie oder Einfügung sonstiger für wichtig gehaltener Ergänzungen
gehandelt habe (wobei freilich auffallend genug wäre, dass gerade diese
jüngsten Einarbeitungen öfters die alterthümlichsten Darstellungen der
Sache enthalten s. zu 1, 2. 5. 7. 29 f. 7, 11. 10, 2—5. 22 f.), so
wäre doch ganz unerfindlich, zu welchem Zweck man solche verein-
zelte Brocken oder solche nichts ergänzende Wiederholungen wie 13, 6.
11^. 12. 19, 29. 21, 1^. 31, 18. 33, 18. 35, 6 aus A eingearbeitet,
oder warum man bei Thatsachen wie Geburten (16, 15. 21, 2 f.) oder
Tod (49, 33) eines Menschen, die doch BG auch gemeldet hatten, die
Worte des BG mit Worten des A ersetzt, oder wozu man aus der ganz
neuen Schrift A solche Widersprüche, wie sie 26, 84. 28, 9 (gegen
36, 2 f.) stehen, hineincorrigirt hätte. Wenn man ausserdem gellend
Vorbemerkungen. XIX
macht, dass CB in ganz anderer Weise mit einander verbunden seien
als mit A, folglich auch von anderer Hand u. in früherer Zeit {Wellh»
XXI. 425), so kann auch dieser Beweis nicht für durchschlagend er-
achtet werden. Wohl sind die Stücke des G u. B viel häufiger zu einem
einzigen Stück zusammengeschmolzen, aber nicht weil eine andere Hand
sie zusammenarbeitete, sondern weil G von Haus aus mit B in der
nächsten Verwandtschaft stand (§ 3), u. in vielen ihrer Erzählungen die
Differenzen nur Kleinigkeiten betrafen, wo es genügte, eine der beiden
zu reproduciren u. aus der andern nur einige Worte oder Sätze ein-
zufügen (wie zB. Cp. 27. 29. 41 f.). Aber weder ist das zwischen
C u. B immer möglich gewesen (denn zB. 26, 26 — 33 von G steht
neben 21, 22—32 von B, oder 30, 31—43 von G neben 31, 7—13
von B geradeso, wie von G Gp. 2 f. oder 15 neben Cp. 1 oder 17 von
A), noch fehlen auch zwischen G u. A, da wo die Ähnlichkeit des In-
halts es erlaubte, musivisch zusammengeschmolzene Mischstücke (zB.
Gen. 6,9—9, 17 oder 21, 1—7 oder Gp. 34, andere in Ex.). Gerade
die durchgehende Gleichheit in der Methode der Verbindung von G mit
B u. von C mit A, die ebenso in Ex. u. s. w. sich zeigt, spricht stark
für die gleiche verbindende Hand. Ferner sind Stücke des A wie Gp.
36 oder 46, 8 — 27 ganz offenbar nicht in einen Text des BG hinein-
gearbeitet, sondern vielmehr nach BG corrigirt (vgl. auch 48, 5), wie
auch 49, 33 mitten im Text des A ein Sätzchen des G erscheint.
Dazu kommt, dass auch in solchen Stücken, die sicher nicht auf A
zurückgehen (wie 14, 11 f. 16 — 21), u. in der harmonistischen Klam-
mer zwischen BG (43, 14) oder bei der Bearbeitung der G-Slücke
(26, 1) manchmal B die Sprache des A schreibt, wie bei der Einar-
beitung des A die Sprache des G (27, 46), ganz abgesehen von Fällen
wie 6, 7. 13, 3. 15, 14 f., wo in Bedactionszusätzen zu Stücken des
G oder BG (die aber allerdings durch die Einarbeitung von A-Stücken
in die Gen. veranlasst sind) sich die Sprache des A zeigt. Hienach
erscheint, wenn man die Gen. für sich in Betracht nimmt, eine gleich-
zeitige Zusammenarbeitung der 3 Schriften nicht ausgeschlossen, eher
empfohlen, u. ist daher weiterhin von R kurzweg die Rede.
Dagegen muss allerdings die Möglichkeit zugestanden werden, dass
(zwar nicht die Einfügung ganzer grosser Stücke wie Gp. 14. 34, wohl
aber) einzelne der Ergänzungen, Ausgleichungen, Glossirungen u. andere
Änderungen erst von späteren Händen vorgenommen sind. An mehreren
Stellen ist es fast sicher, dass der Text später (zum Theil erst nach
der Zeit der LXX) geändert (zB. 4, 18. 21, 14. 16. 31, 45. 47, 6—7;
auch die Zahlen in Gp. 5. 11 theilweise) oder corrumpirt (zB. 4,8.
10, 5. 24, 22. 29 f. 30, 32. 38. 41, 45^ 48. 56. 47, 21. 49, 26)
oder glossirt (46, 23; vielleicht auch sonst in Gp. 39 — 46 u. 47,
12 — 26) worden ist. Bis in die einzelnsten Einzelheiten reicht der
kritische Beweis nicht hinein, zB. ob 30, 18 schon R oder erst ein
Späterer Sißali für Ämati geschrieben hat. Bei Stellen wie 26, 3 —
6. 45, 20* zeigen sich sogar Spuren der Hand des R*.
XX Vorbemerkungen.
6.
Liieralur. „Zum Pentat u. Josua: JDrusii ad loca difficiliora
Pentateuchi commentarius 1617; ad 1. d. Josuae Judic. et Sam. comm.
1618. — JÄOsiandri comm. in Pentat. 1676/8; in Josuam, 1681. —
JClerici Mosis libri, Amstel. 1693. 1696. Tubing. 1733; Vet. Test,
libri historici transl., Amst. 1708. Tub. 1733. — JChFSchulzii scbolia
in Vet. Test., Norimb. 1788 f. Vol. 1. 2. — EFrCRosenmülleri Pen-
tateucbus annot perp. iliustr., Lips. 1821/4; Josua ann. perp. ili. 1833.
— Ausserdem sind von den Bearbeitern des ganzen AT. noch zu be-
merken: Grotius, JDMichaelis, Dalhe, Maurer^\ u. folgende grössere
Werke: ChrKJBunsen vollst. Bibelwerk in 9 Bdn. 1858 ff. (hieher Bd.
1. 2. 5); KHl u. Delitzsch bibl. Comm. über das AT. 1861 ff. (Bd. 1
Gen. Ex.^ 1878; Bd. 2 Lev. Num. Dt^ 1870; Bd. 3 Jos. Jud. Ruth^
1874); JPLange theol.-homil. Bibeiwerk, Bielef. 1864 ff. (Bd. 1 Gen.
von Lange^ 1877; Bd. 2 Ex. Lev. Num. von Lange 1874; Bd. 3
Deut, von FWJSchröder 1866; Bd. 4 Josua von Fay 1870); EdReuss
la bible, traduction nouvelle etc., Paris 1875 ff. (P III Thistoire sainte
et la loi, PenUt. et Jos. 1879, 2 Bde); FCCook The holy Bible wilh
an explan, and crit. Gommentary, (auch the Speakers Commentary ge-
nannt) in 6 Bdn. Lond, 1871—76 (hieher Vol. I, 1. 2. U.); DSleel
und JWLindsay Comm. on the Cid Test., NewYork 1891 (Vol. II.
Lev., Numb., Deut.).
„Zum Pentat. im ganzen: JCalvini in 5 libros Mosis commentarii,
Genev. 1583 ed. 3. — JSterringae animadv. phil. sacr. in Pentat., Leo-
vard. 1696. Lugd. Bat 1721. — JMarckii in praecipuas pai^tes Pen-
tateuchi commentar., Lugd. Bat 1713. — JS Vater Commentar über
den Pen tat, Halle 1802/5, — MBaumgarten theolog. Comm. z. Pen-
tat, Kiel 1843/4". — MM Kaiisch bist and crit. commentary on the
Old Test, Lond. (Gen. 1858; Ex. 1855; Lev., 2 Thle. 1867. 72).
[ÄVarenii decades Mosaicae in Gen. et Exodum, Rost 1659; decades
biblicae in IV libr. Mosis, 1668; DHackmann praecidanea sacra s. animadv.
phil. crit exhib. Genesin, Exod. et Levit, Lugd. Bat 1735; JFrGaah
Beitr. zur Erkl. des 1., 2. u. 4. B. Moses, Tüb. 1796].
Zur Genesis im besondern : JMerceri in Genesin commentar., Ge-
nev. 1598. — NicSelnecceri in Gen. commentar., Lips. 1569. — Pelri
Marlyris Vermilii in I librum Mosis commentar., Heidelb. 1606 ed. 2.
— JETerseri annotationes in Gen., Upsal. 1655. — ChrCartwright
electa tharg.-rabbinica s. annotat in Gen., Lond. 1648. — JGerhardi
commentar. in Gen., Jen. 1693. — SehSchmid super Mosis librum
primum annotat, Argent 1697. — AggHaitsma curae philol. exege-
ticae in Gen., Franeq. 1753. — CGHensler Bemerkungen über Stellen
in den. Psalmen u. in d. Genesis., Hamb. 1791. — GÄSchumann
Genesis hehr, et graece cum annot perpetua, Lips. 1829. — P. v.
Bohlen die Gen. hist-krilisch erläutert, Königsb. 1835. — FrTuch
Komm, über die Gen., Halle 1838 (2. Ausg. 1871 von Arnold u.
Merx). — ThSörensen hist-kritischer Comm. zur Gen., Kiel 1851. —
FrxDelitzsch Comm. über die Gen.* 1872; Neuer Comm. über die
Vorbemerkungen. XXI
Gen. 1887. [ThJLamyy Gomm. in i. Geneseos, t. I. U, Malines 1885;
Gossrau Gomm. z. Gen., Halberst 1887; Tappehorn Erkl. der Gen.,
Paderb. 1888].
Zum Deuteronomium im besondern: FrWSchuUz das Deuteron,
erklärt, Berl. 1859; FMonlel le Deuteronome, Par. 1891.
Zum Buch Josua im besondern: Josuae imperatoris kistoria illu-
strata atque explicata ab AMasio, Antverp. 1574. — Exegetisches
Handbuch des AT. Leipz. 1797. Stück 1. — FJVDMaurer Comm.
über d. B. Josua, Stuttg. 1831. — KFrKeil Comm. über d. B. Josua,
Erlang. 1847."
Zu den kritischen Fragen über diese Bücher aus neuester Zeit:
HHupfeld die Quellen der Gen., Berl. 1853. — EdBöhmer das erste
Buch der Thora, Halle 1862. — ESchrader Studien zur Kritik u.
Erkl. der bibl. Urgeschichte, Zürich 1863. Derselbe in deWeUe Lehrb.
der bist. krit. Einl. in d. AT.^ 1869. — Budde die bibl. Urgeschichte
1883. — Kautzsch u. 56cm die Genesis mit äusserer Unterscheidung
der Quellen 1888; 2. Ausg. 1891. — BWBacon the Genesis of
Genesis, Hartf. 1892. — EJFripp the composition of the book of
Genesis, Lond. 1892. — JWColenso the Pentateuch and book of
Joschua, critically examined, P. 1—7, Lond. 1862—1879. — HEwald
Gesch. d. Volks Isr.^ 1864ff. Bd. 1 u. 2. — KHGraf die geschichü.
Bücher des AT., Leipz. 1866, u. in Merx Archiv f. wiss. Erforsch,
des AT. I. 466 ff. — ThNöldeke Untersuchungen zur Kritik des AT.,
Kiel 1869. — AMerx im Nachwort zu Tuch Komm. 2 S. LXXIXff.
— PKleinerl das Deuteronomium u. der Deuteronomiker, Bielef. u.
Leipz. 1872. — EdRiehm die Gesetzgebung Mosis im Lande Moab,
Goth. 1854; u.: über die Grundschrift des Pentat., m StKr. 1872.—-
AKayser das vorexilische Buch der Urgeschichte Israels u. seine Er-
weiterungen, Strassb. 1874; u.: der gegenwärtige Stand der Pentateuch-
frage, in JPTh. VII (1881). — JWellhausen die Composition des Pen-
tat, in JBDTh. XXI u. XXU (1876/7), wieder abgedruckt m „Skizzen
u. Vorarbeiten" Heft II. 1885, u. Zweiter Druck, mit Nachträgen 1889;
ferner: Geschichte Israels L, Berl 1878, in 2. Ausg. unter dem Titel
„Prolegomena zur Geschichte Israels" 1883; auch Bleek-Wellh. Einl.
in das AT.* (1878) § 81 ff. — VRyssel de Elohistae Pentateuchici
sermone, Lips. 1878. — FGiesehrechl zur Hexateuchkritik, in ZATW.
L (1881) S. 177 ff. — SRDriver „on some alleged linguistic affinities
of the Elohist" im Journ. of Philology Vol. XI (1882) p. 201 ff —
DEoffmann die neueste Hypothese über den Pentat. Priestercodex, in
Magazin f. d. Wiss. des Judenth. VI u. VH (1879 f.). — RKillel die
neueste Wendung der pentat Frage, in ThStW. n u. III (1881/2),
u. : Gesch. der Hebräer, Gotha 1888/92. — FrzDelüzsch Pentateuch. —
kritische Studien, m ZKW. L (1880), u.: Urmosaisches im Pentateuch,
ebendort III (1882). — K Marti die Spuren der s. g. Grundschrifl des
Hexat in den vorexil. Propheten, in JPTh. 1880. — EReuss Gesch.
der hl. Schriften des AT. 1881 ; 2. Ausg. 1890. — CBruston le do-
cument Elohiste et son antiquit^ in Revue Theologique VIII (Montaub.
1882) p. 13 ff., u. Les quatre sources des lois de TExode 1883. —^
XXII Vorbemerkungen.
HVuillewnier „la critique du Pentateuque dans sa phase actuelle^' in
Revue de Th6oI. et Pbilos., Lausanne 1883. — ÄJiUicher die Quellen
von Ex. 7, 8—14, 11, in JPTh. 1882 S. 79 ff. — LHorsl Leviticus
17 — 26 u. Hezekiel, Colmar 1881. — SMaybaum „Zur Pentateuch-
kritik" in Zeitschr. f. Völkerpsychologie (1883) XIV, 2 S. 191 ff. —
ÄKuenen Bijdragen tot de critiek van Pentateuch en Josua, in ThT. XI.
XII. XIV. XV. XVIII; u. Historisch-critisch Onderzoek naar het onstaan
en de versameling van de Boeken des Ouden Verbonds, I, 1. 1886. —
WValhe über die Zusammensetzung von Pentateuch- Josua, in ZWTh.
XXVm (1885) S. 52 ff. 156 ff. — AWeslphal les sources du Pent.
1. II. Par. 1888. 91. — BWBacon Pentat Analysis, in Hebraica IV.
V. VII. — WRHarper Pent. Question, in Hebr. IV— VI. — WHGreen
Pent Quest, im Hebr. V — VIII. — LFavez le Deut6ronome, Lausanne
1874. — Fr Buhl wann ist das 5. B. Mose abgefasst? in Theol. Tidskr.,
Kjgbenh. 1878. — JJPValelon Deuteronomium, in Studien (Theol.
Tijdsshr.) V— VII (1879—81). — ECBissell, Proposed reconstruction
of the Pentateuch, in Bibliotheca Sacra, Vol. XL u. XLI, Andover
1883 f. — FHimpel Selbständigkeit, Einheit u. Glaubwürdigkeit des
B. Josua, in Tübinger Quartalschrift 1864 f. — JHollenherg der
Charakter der alex. Übers, des B. Josua u. ihr textkrit Werth, Mors
1876 (Progr.); u.: die deuteronom. Bestandtheile des B. Josua in StKr.
1874. — Zur Textkritik der Gen. auch JOlshausen Beiträge zur Kritik
des überlieferten Textes im B. Genesis, in MBAV^. Juni 1870.
Abkürzungen.
AAZ. Augsburger Allgemeine Zeitung.
ABAW. Abhandlungen der Berliner Aka-
demie der Wissenschaften.
AGGW. Abhandlungen der k. Gesellschaft
der Wissenschaften zu Götüngen.
AK. Alterthumskunde.
ANM. Das alte u. neue Morgenland.
BÄgZ. Berliner Zeitschrift für Ägyptische
Sprache.
BL. Bibellexikon.
BO. Bibliotheca Orientalis.
BOB. Babylonian and Oriental Becord.
BW. Bibelwerk,
eis. Corpus Inscriptionam Semitica-
rum.
DLZ. Deutsche Literatur-Zeitung.
£K. Erdkunde.
GGA. Göttinger Gelehrte Anzeigen.
GGN. Nachrichten der k. Gesellschaft
der Wissenschaften zu Göttingen.
HWB. Handwörterbuch.
IE. Ibn Esra (Abiraham ben Meir ben
B. Esra):
JA. Journal Asiatique.
JB. Jahrbuch.
JBDTh. Jahrbücher fQr deutsche Theo-
logie.
JBL. Journal of Biblical Literatur and
Exegesis.
JBW. Jahrbücher der biblischen Wis-
senschaft.
JPTh. Jahrbücher für protestantische
Theologie.
JRAS. Journal of the Boyal Asiatic
Society.
KGesch. Kirchengeschichte.
KS. Kautzsch-SocindieGenesis3l891.
KV. Kirchenväter.
LZ. Zeitschrift für lutherische Theo-
logie u. Kirche.
MA. Mittelalter.
MAZ. Münchener Allgemeine Zeitung.
MBAW. Monatsberichte der Berliner Aka-
demie der Wissenschaften.
NA« Neue exegetisch-kritische Ähren-
lese.
NBF. Neue biblische Forschungen.
PEFQSt.Palestine Exploration Fund, Quar-
terly Statements.
BB. Becherches Bibliques.
BE. BealencyclopSdie.
BEJ. Bevue des l^tudes Juives.
BP. Becords of the Past.
BTh. Bevue Thöologique.
SA. Separatabdruck.
SBAP. Proceedings of the Society of
Biblical Archaeology.
SBAT. Transactions of the Society of
Biblical Archaeology.
SBAW. Sitzungsberichte der Berliner
Akademie der Wissenschaften.
StKr. Theologische Studien u. Kritiken.
ThStW. Theologische Studien aus Wür-
temberg.
ThT. Theologisch Tljdschrift (Leiden).
' VT. Völkertafel.
WZKM. Wiener Zeitschrift für die Kunde
des Morgenlandes.
ZA. Zeitschrift für Assyriologie (Be-
zold)
ZATW. Zeitschrift für die Alttestament-
liche Wissenschaft.
ZDMG. Zeitschrift der Deutschen Mor-
genländischen Gesellschaft.
ZDPV. Zeitschrift des Deutschen PaU-
stina-Vereins.
ZKM. Zeitschrift für die Kunde des
Morgenlandes.
ZKSF. Zeitschrift f. Keilschriftforschung.
(Bezold u. Hommel).
ZKW. Luthardts Zeit<«chria für kirch-
liche Wissenschaft.
.ZWTh. Zeitschrift für wissenschaftliche
Theologie.
Druck von August Pries in Leipzig.
\
I. Die Urgeschichte von der Schöpfung bis auf die
Fluth, Cap. 1, 1—6, 8.
1. Die Schöpfung der Welt Cap. 1, 1 — 2, 4*; aus A.
1. In Form einer Erzählung wird hier über die Erschaffung der
Welt berichtet Dass dieser Bericht aus A genommen ist und der
erste Bericht in dieser Schrift war, ist von denen, welche überhaupt
eine Zusammensetzung des Hexateuchs aus verschiedenen Schriften an-
erkennen, zugestanden. Es folgt, abgesehen von der Unterschrift dazu
(s. zu 2, 4), aus der SelbstbeschrSnkung des Erzählers auf die grossen
Hauptsachen „ohne erklärendes Eingehen auf besondere Einzelheiten,
aus der würdigen Darstellung Gottes, der nicht ins Menschliche herab-
gezogen wird, aus der günstigen Ansicht vom Menschen als dem Eben-
bilde Gottes'S aus der systematisirenden Anordnung des Stoffs, aus
der umständlichen, feierlich gehaltenen, zugleich formelhaften Schreib-
weise, so wie aus der Sprache, zB., ausser dem Gottesnamen ö'^ji^k,
aus Ausdrücken wie »^a (s. 1, 1), r» V. 11 f. 21. 24 f., r:«vj »^r?
24f. 30; nn u. r7?. 20f., w»^ u. w?^ 21. 24—26. 28. 30, was 28,
nVsK 30, nigö 10, so wie aus den Formeln najj n^e 22. 28 u. nagw w
27; auch V'^^an 4. 6 f. 14. 18 ist ihm wenigstens geläufig, u. zu t^'^'o^^
V. 26 vgl. Cap. 5, 1. 3.
2. Dass der Vrf. sein Werk mit der Weltschöpfung begann, hat
seinen guten Grund. Die Schöpfung ist die Voraussetzung für alle
folgende Geschichte, zugleich die erste Offenbarungsthat Gottes; der
Geschichtsschreiber, welcher die mosaische Gesetzesanstalt als das Er-
gebniss der bisherigen geschichtlichen Entwicklung u. die mosaische
Offenbaiiing als die bis dahin letzte Stufe der göttlichen Offenbarung
erweisen wollte, sah sich bis zu diesem Anfang der Dinge zurück-
geführt. Er begnügt sich aber nicht mit dem Satz, dass Gott alles
geschaffen hat, sondern gibt ein ausführliches Gemälde von dem Her-
gang der Schöpfung. Wie ist das zu verstehen? Die Erschaffung der
Welt ist ja doch kein Gegenstand menschlicher Erfahrung gewesen.
Woher also weiss der Mensch davon zu erzählen? Diese Frage muss
aufgeworfen werden; von ihrer Beantwortung hängt die ganze Auffassung
des Stückes ab. Zunächst ist deutlich, dass der Bericht nicht eine
freie Dichtung des Vrf. ist In seinem ganzen Werk gibt er sich immer
als Geschichts- u. Geselzesschreiber, nicht als Dichter; was er erzählt,
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 1
2 Gen. 1.
hat er auch für geschehen gehalten oder als Geschehenes überliefert
erhalten (vgl. wie Ex. 20, 11. 31, 17 die Heiligkeit des Sabbaths auf
Gen. 2, 2 f. gegründet wird). Und da weiterhin manche Züge seines
Gemäldes in den Kosmogonien anderer Völker (s. No. 3) ebenso oder
ühnlich vorkommen, so folgt auch daraus wieder, dass er die Stoffe
seiner Darstellung nicht erfunden hat. Wie aber sein Bericht keine
freie Dichtung von ihm sein kann, so u. aus denselben Gründen ist
er auch nicht das Erzeugniss einer profetischen Vision von ihm (zB.
Kurtz Gesch. d. AB.^ 1. 45, JPLange, Godet u. a.). Gibt aber dem-
nach der Vrf. in der Hauptsache Überliefertes, so fragt sich wieder:
woher stammt diese Oberlieferung? Darauf antwortete man früher
einfacli, sie ruhe schliesslich auf einer besonderen göttl. Offenbarung.
Und weil mit ihr in manchen Dingen die Weltentstehungsmythen der
Völker zusammentreffen, so nahm man an, dass solche Offenbarung
schon den ältesten Menschen, schon dem Adam, zu Theil geworden
sei, u. die verschiedenen Völker sie aus dem geroeinsamen Vaterhaus
mit sich genommen, aber auch vielfach umgestaltet u. verderbt haben,
u. nur das Israelgeschlecht sie rein oder verhältnissmässig am reinsten
bewahrt habe. Wogegen die Ansicht (Hofmann Schriflbew.^ 1. 265),
dass dieser Schöpfungsbericht der in Geschichte umgesetzte Eindruck
sei, welchen die Welt auf den ersten Menschen mit seinen höheren
Kräften im Urzustände gemacht habe, nicht ernstlich in Betracht kommt,
weil niemals aus der Betrachtung des Resultats einer Begebenheit der
Hergang derselben so erschlossen werden kann, dass das Erschlossene
den Werth eines wahrheitsgetreuen Berichtes über den Hergang hätte.
Allein jene Hypothese von einer Uroffenbarung über den Hergang der
Schöpfung leistet nicht blos nicht, was sie soll, weil bei der Länge
der Überlieferungskette eine Gewähr für unentstellte Überlieferung
gar nicht mehr vorhanden wäre, sondern sie ist in sicli selbst unhalt-
bar. Eine Belehrung über das Problem u. den Hergang der Schöpfung
an die ältesten Menschen hat keinen erkennbaren Sinn u. Zweck;
derartige Dinge gehören schon zu den feineren Fragen, welche den
menschL Geist beschäftigen können, u. vieles, zB. die ganze Sprach-
bildung, die volle Entwicklung des Denkvermögens u. mannigfache
Erfahrung in der Welt musste vorhergegangen sein, ehe auch nur das
Verständttiss für solche Fragen erwachte; ehe aber dieses da war,
kann auch von einer Offenbarung darüber keine Rede sein, denn nur
dem Suchenden u. Bedürfenden wird Offenbarung zu Tlieil. Sodann
betrifft die Offenbarung, so weit wir sie in der Bibel verfolgen kön-
nen, doch immer nur Dinge der Gottesfurcht, der Gotteserkenntniss,
des gottesfürchtigen Lebens, des Reiches Gottes, u. mit diesen steht
zwar die Entstehung der Welt in engem Zusammenhang, niclit aber
die Einzelheiten ihres Hergangs; zur Ausfüllung der Lücken unserer
geschichtlichen Kunde der Vergangenheit oder zur Belehrung über
physikalische Fragen will u. soll die Offenbarung nicht dienen. End-
lich aber, wenn diese Erzählung, so wie sie vorliegt, auf einer über-
lieferten Offenbarung beruhte, so müsste sie auch ganz u. für alle
Zeiten als historische Wahrheit sich bewähren. Nun finden sich aber
Gen. 1. 3
nicht nur im A. T. selbst gerade über die Einzelheiten des Hergangs
zum Theil sehr abweichende Darstellungen (s. No. 5), sondern auch
die ihr zu Grund liegende Ansicht vom Weltganzen steht noch ganz
in dem kindlich beschränkten Gesichtskreis des Alterthums, welchen
die wissenschaftliche Forschung längst überwunden hat, u. gerade
manche jener Einzelheiten lassen sich mit den durch die astronomische
und geologische Forschung festgestellten Thatsachen nicht vereinigen
(s. No. 5). Deshalb muss es sich mit der Quelle der vom Vrf. be-
folgten Überlieferung anders verhalten. Man erwäge Folgendes. Bei
fast allen gebildeteren Völkern des Alterthums finden wir mehr oder
weniger entwickelte Theorien vom Werden der Welt (Kosmogonien),
n. zwar keineswegs schon am Anfang ihrer historischen Zeit, sondern
erst im Verlauf derselben hervortretend, zunächst im Gewand des My-
thus n. als Ausdruck der Ansicht einer ganzen Gemeinschaft, später,
zB. bei den Indem u. Griechen, mehr in Form philosopliischer Systeme,
u. dann so mannigfaltig u. vielgestaltig, als diese Systeme selbst. Der
menschliche Geist mit seinem Erkenntnisstrieb, wenn er einmal eine
gewisse Stufe der Reife erlangt hat, kann es nicht lassen, über die
blossen Erfahrungsthatsachen der Erscheinungswelt hinaus zu deren
letzten Gründen u. Ursachen, die über alle Erfahrung hinaus liegen,
vorzudringen u. sich eine geschlossene Weltanschauung zurecht zu
machen. Sämmtliche Kosmogonien verdanken diesem Triebe ihre
Entstehung, u. dass dieselben bei den verschiedenen örtlich u. geschicht-
lich oft so weit auseinander liegenden Völkern gleichwohl in ihren
Grundzügen so viel Ähnlichkeit mit einander haben, beruht viel mehr
auf der Gleichheit der Voraussetzungen, von denen sie bei der Bildung
derselben ausgiengen, als auf direkter Entlehnung, obgleich eine solche
nicht für alle Fälle geleugnet werden kann u. soll. Die Elemente
aber, aus welchen derartige Theorien über die Weltbildung sich auf-
bauten, sind zweierlei, einmal eine gewisse Summe von erfahrungs-
mässigen Erkenntnissen der äusseren Natur u. ihrer Erscheinungen, u.
sodami die Vorstellungen der Völker von der Gottheit; denn dass diese
hier, wo es sich um ein letztes Princip für die Erklärung der sicht-
baren Welt handelt, wesentlich mit in Betracht kamen, versteht sich
von selbst, u. dass irgend welcher Gottesglaube immer schon da war,
ja in der Regel schon ziemlich entvnckelte Mythologien da waren, ehe
man Weltbildungslehren aufstellte, ist aus der Geschichte der Religio-
nen sieber, sofern_ deren Anfänge bei allen Völkern in ihre vorge-
schichtlichen Zeiten hineinfallen, wie die Sprachbildung (s. auch Gen.
4, 26). Was den ersten Factor betrifft, so ist bekannt, dass das
gesammte höhere Alterthum nur erst eine sehr unvollkommene u. un-
vollständige Kenntniss vom Weltganzen hatte, u. dass sie bei allen
Gulturvölkern ungefähr dieselbe war. Ihnen war weder der ganze
Umfang, noch die wahre Gestalt der Erde erschlossen; die Dinge auf
u. ausser der Erde kannten sie nur so, wie sie der einfachen Sin-
nenwahmehmung erschienen, u. sie erschienen ihnen allen auf dieselbe
Weise, die Erde als eine Scheibe, der Himmel als ein Gewölbe über
ihr, die Gestirne als Lichter an demselben, die atmosphärischen Phäno-
1*
4 Gen. 1.
mene als Kräfte oder Stoffe, welche hinter dem Gewölbe verborgen
oder aufgehäuft zu gewissen Zeiten von dort her in Wirksamkeit
gesetzt werden. Die Welt war ihnen also recht eigentlich die Erde
mit dem dazu gehörigen Himmel u. seinen Wesen u. Kräften, wozu
nach der Vorstellung einzelner Völker als Drittes noch die Unterwelt
oder auch das unterirdische Wassermeer hinzukam. Dass in diesem
Weltganzen, so dürftig auch seine Erkenntniss war, ein Ding dem andern
diene u. eine Rangordnung oder Stufenfolge unter denselben sei, hatte
Erfahrung u. Reflexion längst erkennen lassen: Wasser u. Erde sind
die Voraussetzung f&r die Pflanzen, diese vneder fQr die Thiere u. die
Thiere fQr die Menschen, u. der Mensch steht hoch über dem Thier,
wie dieses über der Pflanze; selbst die Gottverwandtschafl des Men-
schen war nach einer Richtung hin ein leicht sich ergebender Satz.
Dass wie jedes menschliche Gemachte auf einem Ordnen des Ordnungs-
losen u. dem Gestalten eines rohen StofiPes beruht, so auch das Ent-
stehen der jetzigen geordneten Welt mit ihren mannigfachen Gestalten
u. Wesen auf einem Herausbilden aus einer form- u. ordnungslosen
Masse beruhen müsse, u. dass ohne Licht keine Ordnung u. kein Leben
sei, war eine nahe liegende Annahme; selbst dass die jetzige Gestalt
der Erde durch Herausarbeitung aus einem mehr wässerigen Zustand
hervorgebracht sei, war leicht an die Hand gegeben, wenn man die
Wirkung der Überschwemmungen auf Bodengestalt u. Vegetation, so
wie das Zurücktreten der Wasser an manchen Stellen der Erde
beobachtete. Aus solchen gemeinsamen Ansichten vom Weltganzen u.
solchen allen nahe liegenden Reflexionen u. Beobachtungen ergaben
sich leicht bei den verschiedensten Völkern gemeinsame Züge ihrer
Kosmogonien, zB. die Ableitung der jetzigen geordneten Welt aus einem
vorausgegangenen chaotischen Zustand, oder die Vorstellung des Welt-
eies, das vdr von Indien, ja China bis Ägypten {Bunsen Ag. 1. 445.
456), Phönizien, Griechenland (noch bei Aristoph. aves 69331) u.
selbst bei den Finnen (Lönnrol Kaleväla v. Schiefn. 1. 233 ff.) finden,
hergenommen von der Gestalt des Himmels als der einen Hälfte des
geöffneten Eies (ähnlich der indischen Vorstellung vom Himmel als der
oberen u. der Erde als der unteren Schale der Weltschildkröte), oder
eine gewisse Ordnung u. Reihenfolge der Schöpfungswerke u. s. w.
Auf die bestimmtere Ausbildung der Kosmogonien war dann aber der
andere Factor, das Gottesbewusstsein der Völker, von entscheidendem
Einfluss: je nachdem die Vorstellungen von der Gottheit geistiger oder
sinnlicher waren, gestaltete sich auch die Kosmogonie verschieden, u.
wo die Gottheit schon in eine Mehrheit oder Menge einzelner gött-
licher Wesen zerspalten war, musste auch fQr die Einreihung dieser
Götterwesen in den Welten tstehungsprocess gesorgt werden, d. h. die
Kosmogonien wurden zugleich Theogonien.
3. Die Vergleichung solcher Kosmogonien u. Theogonien mit dem
bibl. Bericht ist für die Würdigung des letzteren von Nutzen, u. soll
darum hier von einigen der wichtigeren das Wesentlichste angegeben
werden. (Zusammenstellungen derselben sind seit Herders Zeit manche
versucht worden, zB. GLBauer hebr. Mythologie 1. 67 fl*.; Puslkuchen
Gen. 1. 5
Urgeschichte 1. 187 IT.; Rosenmülier ANM. Bd. 1 z. A.: Johannsen
kosmogon. Ansichten der Inder u. Hebräer 1883; HFLink die Urwelt
u. das Alterthum 1. 268 fr.; WuUke die Kosmogonien der heidn. Völker
1850; Bunsen Äg, V, 1. S. 226 ff.; Lenormanl les origines de l'histoire^
I. 1880.) Unter den vielen indischen Theorien ist eine der voll-
ständigsten u. ältesten die in Manu's Gesetzbuch 1, 5 ff. Damach war
das All einst Finstemiss, unerkennbar, ununterscheidbar, wie in Schlaf
befangen, gleichsam noch im Ewigen ruhend. Endlich regte sich der
durch sich selbst seiende ewige, unsichtbare Allgeist, durch seinen
Lichtglanz zunächst die Finsterniss zerstreuend; denkend entschloss er
sich aus sich die Wesen hervorzubringen.- Zuerst brachte er die Wasser
hervor, in welche er einen Keim legte; dieser Keim entwickelte sich
zu einem im Goldglanz strahlenden Ei, in diesem Ei entstand Brahma,
der Vater aller Wesen. Nachdem er ein Brahma-Jahr (nach den Aus-
legern 8,110,400,000,000 menschUche Jahre) darin geweilt, spaltete
er durch sein Denken das Ei in 2 Theile, bildete aus diesen den Him*
mel, die Erde, u. zwischen ihnen die Atmosphäre, die 8 Himmels-
gegenden u. den unversieglichen Behälter der Wasser, Hess dann aus
sich selbst hervorgehen das Denken, die Ichheit u. die grosse welt-
belebende Seele, die 5 Sinne sammt den ihnen entsprechenden u. von
ihnen wahrnehmbaren Qualitäten, u. schuf aus den feinsten Bestand-
theilen von diesen die einzelnen Wesen alle, oder schafft sie vielmehr
fortwährend. In der Aufzählung dieser Wesen ist weder eine ander-
wärts wieder vorkommende Ordnung, noch eine maassvolle Gliederung:
geistige Wesen u. Kräfte, wie Götter u. Genien, Veden, Affecte, Tugen-
den u. Laster, untermischt mit den zahllosen, sinnlich wahrnehmbaren
Gegenständen. Wogegen in den Puräna's die Hauptwerke auf ge-
schlossene Zahlen von 6 — 10 gebracht zu werden pflegen {Ew, nach
ßumou/'BhägavatapuränaIL5,21— 82. ID, 5, 23ff. 8,10ff 10, 13—27.
26, 10 — 74; Wilson Vishnu-puräna p. 84 ff.). — Nach der hellenischen
Lehre bei Hesiod. (theog. 11 6 ff.) ward zuerst Chaos, dann Gaea (Erde),
Tartarus (der bodenlose Abgrund) u. Eros (Liebe, das regsame Bildungs-
princip) ; aus dem Chaos wurde Erebos (die Urfinstemiss) u. Nyx (Nacht),
welche zusammen den Ätlier (die reine Lichtwelt) u. die Hemera (Tages-
helle) erzeugten; Gaea dagegen brachte zuerst für sich den Uranos
(gestirnten Himmel u. Göttersitz), die Gebirge u. den Pelagus oder
Pontus (die salzige Meerestiefe), dann mit dem Uranos als Gemahl zu-
sammen den Okeanos (das erdumfliessende Meer, zugleich die Quelle
der Flüsse) u. die übrigen Titanen hervor u. s. w., worauf sofort die
Kosmogonie in reine Theogonie übergeht Andere kosmogonische Dar^
Stellungen der Griechen s. bei ZeWer Philos. der Griechen* L 71 — 89. —
Von den Ägyptern hat man zwar noch allerlei genealogische Schich-
tungen ihrer mannigfaltigen Göttergestalten, Theogonien (Bunsen Äg.
1. 423 ff.; Lepsius über den ersten äg. Götterkreis, 1851; EMeyer
Gesch. des Alterth. L 1884 § 54ff 69.; Brugsch Bei. u. Mythol. 1888
S. 100 ff.); dagegen ist eine ausfuhrlichere Darstellung ihrer kosmo-
gonischen Ansichten bis jetzt nicht gefunden. Doch galt nach einer
alten u. vielverbreiteten {Brugsch 101 ff. 141 u. ö.) Vorstellung, zB.
6 Gen. 1.
im Todtenbuch Cap. 17 (nach Birch, de Rouge] Lepsius, Brugsch
von LSlern im „Ausland" 1871 Nr. 34 besprochen) oder in der (von
Naville in SBAT. IV, 1 u. in RP. VI p. 105 ff. bekannt gemachten,
auch von Brugsch die neue Weltordnung Berl. 1881 behandelten) In-
schrift in einer Kammer des Königsgrabes Seti's I, ein chaotisches ür-
gewässer {Nun genannt, oder Nuu nach EMey. § 69) als Urgrund
von allem (vgl. noch Damascius d. princ. c. 125, p. 385 Kopp). Über
ihm war allein Gott Tum (Atum); als Gott Ra hat er das Firmament
des himmlischen Urwassers geschaffen u. die Rebellen vernichtet d. h.
den Widerstreit der Elemente aufgehoben u. die jetzige Ordnung her-
gestellt {Slern S. 801). Zu Anfang erfQllte den finstern Weltraum
nur Gott Nun, das wässrige Chaos; aus ihm tauchte ein Ei empor,
welchem in Gestalt eines kleinen Kindes der Sonnengott Ra entstieg;
mit diesem kam Licht und Leben in die Welt, aus ihm wurden die
andern Götter gescha£fen {Brugsch Welto. 35 f.). Oder auch: Chnum
(der Bildner) modelte auf seiner Töpferscheibe das Ei, welches das
Licht u. damit den Keim der Welt in sich trug {Brugsch ReL 161).
Sonst s. auch MAZ., 6. Oct. 1890, Beil. No. 233 S. 4. — - Die etrus-
kische Lehre, welche Suidas sub TvQ^r}vla beibringt (womach Gott
im 1. Jahrtausend den Himmel u. die Erde, im 2. das Himmelsge-
wölbe, im 3. das Meer u. die übrigen Wasser der Erde, im 4. Sonne,
Mond u. Sterne, im 5. sämmtliche Thiere der Luft, des Wassers n.
des Landes, im 6. die Menschen schuf, u. die noch übrigen 6 von
den 12 Jahrtausenden der Welt für den Bestand des Menschenge'
schlechtes bestimmt sind), u. welche mit Gen. 1 so auffallend zusam-
menstimmt, kann kaum in Betracht kommen, weil man bis jetzt weder
das Alter noch die Quellen derselben kennt, u. der Verdacht, dass sie
nach der biblischen umgeformt sei, wohl begründet ist (doch s. über
lyrrhenische Weise auch Suidas u. £vXXag), Dagegen verdienen be-
sondere Beachtung die Lehren derjenigen Völker, welche örtlich oder
auch geschichtlich den Hebräern näher standen, der Phöniken u. Baby-
lonier. — Von der phönikischen Lehre (über welche s. Movers in
der Halle'schen Encyclp. unter Phönicien; Bansen Äg. V. 234 fr.; Ewald
über die phönik. Ansichten von der Weltschöpfung Gott. 1851; Renan
über Sanchoniathon in M6m. de l'Instit. XXUI, 2 (1858) p. 241 ff.;
Baudissin Studien I. 11 ff.; Len. Or.2 L 38. 532ff.; Halevy Mdanges
de critique et d'hist. 1883 p. 381 flf.) sind verschiedene Darstellungen
durch Philo BybL (bei Euseb. praep. ev. 1, 10), auch durch Mochos
u. Eudemos (bei Damascius de princ. c. 125 p. 385) uns übermittelt.
Nach Philo waren anfänglich, unbegrenzt u. durch unbegrenzte Zeit
hindurch, üvsvficc (auch cirjQ ^oqxoörig Tcai 7tvEV(icn:(6Srig u. Ttvotj
ÜQog ^o(p(6dovg genannt) u. trübes, finsteres Xoiog, Als aber das
Uvsvfia seiner eigenen Anfänge begehrte, vollzog sich eine Zusammen-
schliessung {7tXo7ifj)y Sehnsucht {Uod'og) genannt, u. wurde dies der
Beginn der Schöpfung des Alls. Vermittelst dieses Ilo^g (vgl. den
£Q(og der Griechen) entstand durch die Verbindung des nvsv(ia (in
dem Chaos) Moir d. h. die von Lebenstrieben erfüllte, fruchtbare
Materie, von einigen für Schlamm, von andern für Fäulniss wässeriger
Gen. i. 7
Mischung erklärt, welche die Keime aller Einzeldinge enlliielt. Indem
sie sich zu einem Ei gestaltete [u. dieses zu Himmel u. Erde sich
spaltete, Damasc. p. 385], strahlten aus Mm Sonne, Mond, Sterne u.
Sternhilder auf; aus ihnen wurden, als sie zum Bewusstsein kamen,
vernünftige Wesen u. erhielten den Namen Zcoqxxarifiiv (q"?»» ^t)i) d. i.
Himmelswächter. Sobald nun (durch die Wirkung der Sonne) die Luft
leuchtend u. das Meer u. Land erhitzt wurden, entstanden Winde,
Wolken u. mächtige Güsse himmlischer Wasser, Donner u. Blitze, bis
beim Gekrache dieser Donner beseelte Wesen in Erde u. Meer sich
regten, männliche u. weibliche (Euseb. § 1 — 3 Hein.). Eudemus da-
gegen setzt an den Anfang Xgovog (qV^)> n6^og u. 'Ofilxifi',
aus der Vermischung der 2 letzten entstand 'AtjQ u. AvQaf sodann
aus diesen beiden das *Sl6v, Nach Mochos aber sind die beiden ür-
principien Ald^Q u. ^Ayjq; aus ihnen erzeugt sich OvkoofAog (o^'^^»^;
aus diesen gehl durch Selbstzeugung hervor XovacoQog d. i. 6 avoLyevg,
dann das 'Äov (Dam. p. 385). — Die Menschenschöpfung betreffend,
so stellt Philo an einer andern Stelle den civsfiog Kolitia (n-^B ^np?)
u. sein Weib Bccav (=>na) an die Spitze, lässt von ihnen die Urmen-
schen Alwv u. UQCDToyovog^ u. von diesen das Paar Fsvog u. reved
abstammen, welche Phönizien bewohnten. Die letzteren beteten zuerst
die Sonne unter dem Namen BssXadfiriv (d-^öü V3>a) an, Almv fährte
den Gebrauch der Baumfrucht zur Nahrung ein (Eus. § 4 f.). Nachher
leitet Philo von Aloiv u. TlQmToyovog (nach anderer Lesart von Fhog)
3 Sterbliche (Pw?, IIvq^ Olo^ ab, welchen die Feuererfmdung zu-
geschrieben wird, sodann von diesen ein Riesengeschlecht, von welchem
die Berge Kiaiov^ Aißavog, 'AvTiUßctvog u. Bqu^v ihren Namen
haben, von ihnen ein unter sich feindliches Brüderpaar, näml. [^«]-
(AfjlikQOVfiog (di^»3 ^'üid) oder ^TrpovQciviog, ersten Bewohner von Tyrus
u. Erfinder der Hütten aus Rohr, Binsen u. Matten, u. Ovömog, Jäger,
Erfinder der Bekleidung mit Thierfellen, der zuerst auf einem Baum-
stamm aufs Meer hinausfuhr, dem Feuer u. Wind Säulen setzte, u.
ihnen Blut der erjagten Thiere spendete (§ 6 f.). In etwas anderer
Weise werden die Erfindungen von einer aus '^TtpovQccvtog entsprosse-
nen Geschlechlsfolge von 6 Brüderpaaren abgeleitet, näml. von 'AyQEvg
u. ^AXievg Jagd u. Fischfang, vom folgenden Paar, wovon der eine
Xqv(S(6q hiess (wofür Neuere, übrigens unter weiter greifender Correctur
der Stelle, Xov6coq lesen, s. Len, 640), die Bearbeitung des Eisens,
die Beschwörung u. Zauberei, die Erfindung verschiedener Fischer-
geräthe u. des Flosses, vom dritten {Tsxvltfjg u. FfjXvog Avtox&cov)
die Bereitung der Ziegel u. Dächer, vom vierten (Aygog u. 'AyQOvriQog)
Ackerbau^ verbesserter Häuserbau, Jagd mit Hunden; vom fünften (Afiv-
vog u. Mayog) das Dorf- u. Hirtenleben, vom sechsten {Mi6(6q u.
üvdvTC '^'O'^fi u. p"t2s) die Gründung staatlicher Ordnungen. Nach ihnen
kam dann noch Taavtog (Thoth) u. die Kabiren als die Erfinder der
Wissenschaften u. feineren Künste (§ 8 — 11). Vgl. Gen. 4. — Von
den Babyloniem ist uns ein theogonisches Fragment bei Damasc. p. 384,
ein kosmogonisches durch Berosus (Eusebii Chronic, ed. Schöne I p. 14f.;
s. dazu Budde bibl. Urgesch. S. 478 ff.) überliefert. Nach Damasc.
8 Gen. 1.
lassen sie durch das Paar Tavd-i (Tiamat) u. 'Anccadv (Apsu) zuerst
den Mavfilg (Mummu, Mümu), weiterhin ^ccxri u. ^ct%6g (l. ^ct%i^ u.
Aa%6g), dann Kiööa^ u. 'Aoatogog erzeugt werden, dann von letzlerem
Paar die Trias 'Avog (Anu), "IXXivog u. *A6g (Ea), endlich von 'Aog
u. Javxfi den BijXog, den Demiurgen. — Das von Berosus üher-
lieferte, auf die Priesterschaft des Bei- (d. i. Marduk-)Tempels zu Babel
zurückgehende kosmogonische Fragment beginnt mit einer Zeit, in
welcher das All noch Finsterniss u. Wasser war. In dieser Masse
seien eine Menge monströser, aus verschiedenen Gattungen gemischter
Lebewesen gewesen u. entstanden, über die ein Weib geherrscht habe,
Namens 'Ofio^[o]xa oder Markaja (was verschieden erklärt wird, s.
Schrad. KAT.^ 13; Jensen Kosmol. der Babyl. 1890 S. 302 f.), mit
dem chald. Namen ßaXat& (1. Gavard' nach Len.^ oder besser &AMTE=
Tämtu, Tiämtu nach RSmüh in ZA. VI. 339), was so viel als griech.
d'alaöCa sei. Weiterhin sei Bei darüber gekommen, habe das Weib
in der Mitte durchgeschnitten, aus dessen beiden Theilen Himmel u.
Erde gebildet, n. die Monstra vernichtet; das wolle ohne Bild sagen:
er habe die finstere Masse durchschnitten, Himmel u. Erde getrennt
u. die geordnete Welt hergestellt; jene Monstra aber, die das Licht
nicht haben ertragen können, seien zu Grund gegangen. Als aber Bei
ödes u. fruchttragendes Land (xcigav Sl^fiov xai xaQTtoipOQOv) sah,
habe er durch einen der Götter sich den Kopf abhauen, die Erde
mit dem herausgeflossenen Blut vermischen u. daraus Menschen u.
Thiere, welche die Luft ertragen konnten (nach einem andern Referat
nur die Menschen, welche darum an dem göttl. Verstände Theil haben),
bilden lassen. Bei habe aber auch Gestirne, Sonne, Mond u. die 5
Planeten vollendet. — Neben diesen, durch die Alten überlieferten,
auszüglichen Berichten über die kosmogonischen Legenden sind nun
aber neuerdings auch 2 keilinschriflliche Referate zugänglich ge-
worden. Das eine, in assyr. Sprache, steht auf einer Serie von Thon-
tafelfragmenten (die G Smith gefunden hat), aus der Zeit Asurbanipals
(s. GSmith chald. Genesis, deutsch v. Fd. Delitzsch 1876 S. 61 CT.
293ff.), u. ist seitdem öfters bearbeitet (s. Schrad.^ 2ff.; Jens, 263fl*.;
vgl. auch Mürdter-Delitzsch Gesch. Bab. u. Ass. 1891 S. 46 f.). Zwar
sind die Fragmente sehr lückenhaft, ihre Reihenfolge u. das Verständ-
niss des Textes noch unsicher, so dass sich kein klares Gesammtbild
daraus herstellen lässt; doch dienen einige zusammenhängender er-
haltene Partien theils zur Bestätigung, theils zur Ergänzung des sonst
Überheferten. Der Anfang der 1. Tafel zeichnet in 2 parallelen Ab-
sätzen die erste Stufe des Werdens: a) als noch nicht Himmel, nicht
Erde (genannt) war, mischten Apsu (der Ocean, Abgrund) der Er-
zeuger, u. Mummu Tiamat (Wirrwar, Meerfluth) die Gebärerin, ihre
Wasser; Pflanzen waren noch nicht, b) als von den Göttern noch keiner
geschaCTen, ein Schicksal nicht bestimmt war, da wurden hervorge-
bracht die Götter Lachmu u. Lachamu, . . . Aniar u. Kiiar ....
(s. oben bei Damascius). Auf der 2. Tafel muss erzählt gewesen sein
von einer Spaltung, die unter den vorweltlichen Göttern eintrat, von
der Empörung der Tiamat, auf deren Seite zB. auch Lachmu u Lachamu
Gen. 1. 9
standen, gegen die Götter, von der Erzeugung jener berosischen Un-
geheuer durch sie, u. von der Furcht der Götter vor ihr. Nach der
3. Tafel (Jens. 276 ff.) gelingt es dem Gott AnSar, nachdem Ann, Ea
u. andere der alten Götter vergeblich gegen Tiämat aufgeboten waren,
die Götter zur Annahme der Bedingungen Marduk's zu bewegen, welcher
die Tiämat u. ihr furchtbares Herr von Ungeheuern unter dem Ober-
befehl ihres Gemahls Kingu besiegen will, wenn sie ihm die Würde
eines Herrschers unter den Göttern zugestehen. Die 4. Tafel (von 146
wohl erhaltenen Zeilen, Jens. 279 ff.) schildert ausfQhrlich n. dramatisch
lebendig, wie Marduk (der Gott der Frühsonne), von den Göttern mit
der Königsherrschaft über das All belehnt, in furchtbarer Rüstung gegen
Tiämat u. ihre Helfer auszieht (vgl. Ij. 9> 18), u. nach einem gewaltigen
Kampf, indem er ihr zuletzt einen Wirbelwind in ihren geöffneten
Rachen jagt, sie erlegt u. durchschneidet, ihre zersprengten Schaaren
aber in seinem allumfassenden Netze einföngt u. unschädlich macht.
Die Tafel schliesst damit, wie er aus der einen Hälfte Tiämat's die
Himmelswölbung (mit Vorkehrung gegen das Herabströmen der Wasser)
machte u. den Himmelspalast E-§ara mit besondem Bereichen Anu's,
Bel's u. Ea's herrichtete, worauf dann im Anfang der 5. Tafel „die
Einsetzung der Gestirne des Thierkreises, der 12 Monate, des Mondes
u. der Sonne erzählt wird" {Mü.DeL 47; Jens. 289 f.). Ein weiteres
Fragment scheint von der Bildung der Thierwelt zu handeln, womach
die letzte (7.) Tafel „das Endziel der ganzen Tafelserie, näml. die Ver-
herrlichung Marduk's als des hödisten unter den Göttern (auch die Er-
klärung seiner Beinamen u. einzelne Seiten seines Cultus) zum Aus-
druck bringt". — Eine andere, uralte, südbabylonische Darstellung in
s. g. sumerischer Sprache mit semitischer Obersetzung, worm von einem
Kampf mit Tiämat keine Rede ist, in 41 Zeilen, ist von Pinches ge-
funden (übersetzt in JRAS. 1891 S. 393 ff., vgl. Hommel in Roden-
herg's Deutscher Rundschau, Juli 1891 S. 105ff.). Noch war keine
Behausung der Götter, kein Rohr, kein Baum, kein Backstein, kein Haus,
keine Stadt; Niffer u. (Tempel) fi-kura, Erech u. (Tempel) E-ana, Eridu
noch nicht gebaut, die Länder alle u. das Meer nicht da. Als eine
Strömung im Urwasser entstand, damals wurde Eridu gemacht, (der
Tempel) E-sagila gebaut, welchen Lugal-du-azaga im Ocean gründete;
die Anunnaki (Engelwesen) machte er, u. Uru-azagga, den Sitz ihrer
Herzenswonne. Gi-limnia (Gott Marduk?) band ein amu (Wall?) vor
die Wasser, schuf Staub (Erde). Als die Götter Wohnung genommen
hatten am Sitz ihrer Herzenswonne, machte er die Menschen, deren
Samen (die Göttin) Aruru mit ihm gebildet hatte, machte die Thiere
des Feldes u. der Wüste, den Tigris u. Eufrat, Gras, Rohr u. Wald,
das Grün der Ebene, die Länder, Marschen u. Dickicht, Stiere, Kühe,
Schafe, Wiesen u. Haine, Gazellen. — Die persische Schöpfungslehrc
(s. Spiegel AvesU ffl. 1863. S. LHff; Eran. AK. 1871. L 454ff),
wie sie im Bundehcsch erscheint, kennt kein Chaos u. trennt in eigen-
thümlicher Weise die Schöpfung der jenseitigen Welt von der diesseitigen,
u. in dieser wieder die Schöpfung des guten von der des bösen Gottes;
sie ist aber viel zu jung, um hier noch herangezogen werden zu können.
10 Gen. 1.
Wie weit die 6 Werke, deren Schaffung u. Erhallung an den 6 GA-
hänbär (den Festen der 6 Jahreszeiten des persischen Jahres) gefeiert
wird (näml. 1. Himmel, 2. Wasser, 3. Erde, 4. Pflanzen, 5. Thiere,
6. Menschen), auf alter oder junger Festsetzung beruhen, ist die Frage.
Gegenüber von deLagarde, welcher (in Psalt. Hieronymi 161 f., u.
Purim in AGGW. 1887 S. 43 f ) aus den alten Namen der Gahanbär
das Alter jener Festsetzung zu erweisen versuchte u. behauptete, der
nachexilische Vrf. von Gen. 1 habe seine 8 Werke u. 6 Tage auf
Grund der pers. Vorlage u. in absichtlichem Gegensatz dazu zurecht-
gemacht, s. die viel einleuchtendere Deutung jener Namen von RRoth
in ZDMG. XXXI V. 699 ff.
4. Es bedarf nur eines Blicks auf diese Theorien, um zu finden,
wie manche Ähnlichkeiten die bibl. Darstellung mit denselben hat, nicht
bios in der kindlichen Ansicht vom Weltganzen, sondern auch im Begrift*
des Chaos, der Stufenfolge der Werke u. a.; ja selbst auf das Weltei
scheint noch eine entfernte Hindeutung vorzuliegen (s. zu 1, 2). Es
wäre auch zu verwundern, wenn das nicht so wäre. Das hebr. Volk
vor u. nach Mose war ein Glied einer grösseren Völkerfamilie, hatte
schon lange mit semit. u. aussersemitischen Völkern im Verkehr ge-
standen, u. war wie in Sitten u. Gebräuchen, so auch in Kenntnissen
u. Vorstellungen mit einem grösseren Völkerkreise verwachsen; manche
seiner alten mythologischen Vorstellungen schimmern noch lange nach
Mose vielfach durch; auch über die Weltenlstehung hatten sich ohne
Zweifel längst bei ihm denen der andern Völker verwandte Anschau-
ungen festgesetzt. Es versteht sich aber, dass durch den mosaischen
Gottesglauben wie das sonstige Leben u. Denken des Volks, so auch
jene hergebrachten Anschauungen gereinigt u. umgestaltet werden
mussten, wenn nicht schon das einfachere ältere Gottesbewusstsein der
Hebräer hier vorgearbeitet hatte. In der That liegt der unvergleich-
liche Vorzug der bibl. Erzählung nicht in dem stofflichen Unterbau
oder in physikalischen Aufschlüssen, die sie gäbe, sondern in der Durch-
dringung des hergebrachten Stoffes mit dem höheren Gottesglauben.
Dabei Mt das Hauptgewicht gar nicht einmal auf die Benennung Gottes
als des Schöpfers, denn von einem Schaffen oder Bilden der Welt
durch die Gottheit reden fast alle alten Völker; wie die Inder von
ihrem Vicvakarman d. i. Allschöpfer sprechen, so betiteln die Perser
ihren Ahuramazda als den grossen Gott, „welcher diese Erde schuf,
welcher jenen Himmel schuf, welcher den Menschen schuf"; sondern
alles kommt an auf die Durchführung dieses Begriffs, auf die Art u.
Weise, wie dieses Schaffen gedacht wurde, u. diese selbst hängt wieder
ab von der Art, wie Gott gedacht wurde (Ew. JB. I. 80). Weil hier
die richtige scharfe Scheidung von Gott u. Welt vollzogen u. Gott in
seiner vollen Erhabenheit, Geistigkeit u. Güte gedacht ist, darum ist
auch die Vorstellung vom Hergang der Schöpfung erhabener, würdiger
u. richtiger, als irgend wo sonst, ohne Beimischung des Grotesken u.
Phantastischen, einfach, nüchtern, klar u. wahr. Dieser Gott entwickelt
sich nicht erst in u. mit der Schöpfung zu einer höheren Stufe seines
Daseins oder zu einer Reihe Einzelgötter, sondern hat sein vollkommenes
Gen. 1. 11
Sein vor ihr u. unabhängig von ihr; er braucht nicht Umwege u.
allerlei äussere Mittel, um zum Ziele zu gelangen, sondern er will, dass
etwas werde, u. es wird; er verliert sich nicht schaffend in das Ge-
schaffene, lässt auch nicht bloss leidend die Dinge aus sich hervor-
gehen, sondern thätig bringt er sie hervor u. erhält sich unabhängig
davon in der Selbigkeit seiner ewigen Gottheit; er hat keinen Gegen-
satz sich gegenüber, nichts ausser sich, das er nicht oder nur allmählig
überwinden könnte, sondern alles ausser ihm steht seiner freien Ver-
fügung offen; es kann ihm nicht begegnen, dass ihm etwas unvoll-
kommen geräth, sondern alles, was er macht, ist vollkommen, seinem
Zweck entsprechend, gut; er weiss, was er will, u. fügt in klarem
bewusstem Fortschritt Werk zu Werk bis zu seinem letzten Ziel. Da
ist nichts mehr, was auch ein geläutertes Denken Gottes unwürdig er-
scheinen lassen könnte, u. sollte einmal der Versuch gemacht werden,
das Geheimniss des Schöpfungs Vorganges, das dem Menschen nothwendig
immer ein Geheimniss bleiben muss, für die menschliche Vorstellungs-
fähigkeit zu zeichnen, so konnte ein erhabenerer u. würdigerer kaum
gemacht werden. In so weit kann man diese Erzählung als ein Werk
des Offenbarungsgeistes bezeichnen : nur da, wo Gott nach seinem wahren
Wesen offenbar geworden ist, konnte sie verfasst werden. Aber die
Vorstellung, dass dieselbe auf rein übernatürliche Weise einmal plötzlich
in den Geist eines Menschen hineingeworfen worden sei, u. dass alle
ihre einzelnen Angaben historische Wahrheit seien, ist zurückzuweisen.
Denn selbst diese höchste aller Schöpfungserzählungen trägt in ihrem
stofflichen Theil d. h. in den zu Grund hegenden physikalischen Vor-
aussetzungen das Gepräge der beschränkten Erkenn tniss des Alterthums
an sich. Dass jedoch dieselbe nichts weiter als monotheistische Mo-
dification einer schon völlig ausgebildeten auswärtigen, sei es zara-
thustrischen (Lag,), sei es assyrisch-babylonischen (viele Assyriologen,
zuletzt Jens. 304 ff, vgl. Bud, 485) Vorlage sei, kann nicht zugegeben
werden. Der Anfang mit dem Chaos ist nicht persisch, aber auch
nicht specifisch babylonisch, sondern ebenso phönikisch, ägyptisch u. s. w.
Der Ausdruck oinjn ist allerdings derselbe, wie bab. Tiämat, u. beweist
für nähere Verwandtschaft mit der bab. Vorstellung, aber '»«^jb, f^^^ u.
die Anspielung auf das Weltei (V. 2) finden sich in der phönikischen,
nicht in der bab. Legende. Die Reihenfolge der Werke: Himmel (Erde)
Gestirne Lebewesen, ist durch die Natur der Sache gegeben; die
bibUsche Einordnung der Pflanzen, die feste geschlossene Stufenfolge
immer höherer Geschöpfe mit dem Menschen als Ziel des Ganzen lässt
sich weder in der berosischen, noch in den keilschriftlichen Berichten
nachweisen. Dass in letzteren dieselben Thierclassen, wie in Gen.,
unterschieden werden, hat sich nicht bestätigt. Von 8 Werken u. 6
Tagen ist dort keine Spur. Kurz davon, dass alle Hauptsachen ein-
fach von den Babyloniern herübergenommen wären, kann keine Rede
sein. Gemeinschaftliche Grundlage ist wohl da, aber schon von altem
Zeiten her, u. diese sind weiterhin von Isr. u. Bab. in verschiedener
Weise ausgebildet u. verwerthet. Überhaupt dass in oder nach dem
Exil die Juden aus dem mythologischen System der Babylonier ganze
12 Gen. 1.
Stücke, zumal wenn sie ihnen bis dahin ganz fremd waren, sollten
angenommen haben, ist in Anbetracht ihrer Stimmung gegen dieselben
nicht glaublich. Auch waren die bab. Mythen im 6. Jahrhundert von
einer vielgestaltigen Götterlehre u. grobsinnlichen Anschauungen so um-
rankt u. durchzogen, dass es ein Wunderwerk gewesen wäre, sie wie-
der zu einer reineren, einfacheren Urgestalt zurückzubilden (s. Dillm.
über die Herkunft der urgesch. Sagen, in SBAW. 1882 S. 427 flf.).
5. Versuche, die Erzählung der Bibel gerade in ihrem physikali-
schen Theil mit den Ergebnissen der Naturwissenschaften in Einklang
zu bringen, sind in Menge gemacht worden (vgl. LDieslel Gesch. des
A. T. in der christl. Kirche 1869 S. 726 ff.; FWSchultz die Schöpfungs-
geschichte nach Naturwissenschaft u. Bibel 1865; Reusch Bibel u.
Natur^ 1876; BcUtzer bibl. Schöpfungsgeschichte 1867—72; Zöckler
Urgeschichte der Erde u. des Menschen 1868; Gesch. der Beziehungen
zwischen Theol. u. Naturwissenschaft, 2 Bde 1877 — 79). Sie lassen
sich höchstens im allgemeinen, nicht im einzelnen durchführen. Eines-
theils nämlich erhebt die Astronomie Widerspruch dagegen, dass die
Schöpfung der Sternenwelten erst nach Herstellung der mit Pflanzen
bewachsenen Erde erfolgt sei; sie vor die Herstellung des Himmels
u. der Erde, also vor Cap. 1, 6, oder gar vor Cap. 1, 2 zu setzen
u. anzunehmen, dass in Gap. 1, 14 ff. nur von einem Sichtbarwerden dieser
Himmelskörper auf der Erde die Rede sei, verbietet ebenso der Wort-
laut des Textes wie die notorische Unbekanntschaft des Alterthums mit
dem wahren Wesen derselben. Anderntheils zeugen die sicheren geolog.
Thatsachen von einer ganzen Reihe von Bildungsepochen der jetzigen
Erde, welche in unserer Erzählung weder berücksichtigt sind, noch
auch darin untergebracht werden können. Sie erst nach der Gen. 1
erzählten Schöpfung zu setzen u. im wesentlichen aus der Wirkung
des Diluviums oder der Diluvien abzuleiten (die sog. Sintfluthhypothese,
vertreten von vielen Älteren, neuerdings noch von Keil), ist darum un-
möglich, weil mindestens alle von der Tertiärformation abwärts liegen-
den Gestein- u. Petrefaktenbildungen, vor allem die Steinkohlenbildung
aller Menschheitsgeschichte vorausgegangen sein müssen {ZöckL Gesch. II.
143—193. 497 f.). Sie vor die Gen. 1 erzählte Erd- u. Himmels-
schöpfung zu legen, geht nicht an, weil Cap. 1, 1 ff. deutlich von der
ersten Schöpfung der Erde die Rede ist. Wollte man sie aber in die
V. 2 fixirte Zeit des chaotischen Zustandes hineindenken u. annehmen,
dass eine ursprüngliche Erde wiederholt durch verschiedene Katastro-
phen zerstört worden sei, u. V. 3 ff. von der Wiederzurechtbringung
der chaotisch verveüstet gewesenen Erde durch Gott handle (Restitu-
tionshypothese, seit JBöhme von vielen angenommen, zB. Kurlz Bibel
u. Astronomie^ 1864; s. bei ZöcM, H. 510 ff.), so würde auch hie-
gegen der Text Widerspruch erheben, der von einer wiederholten Zer-
störung der ursprünglichen Erde u. einer wiederholten Neuordnung
derselben nichts weiss, vielmehr einer solchen widerstreitet (s. zu 1, 2),
u. durch seine Angaben von einer erst später erfolgten Bildung des
Himmels u. der Gestirne das Dagewesensein einer Erde mit organischen
Wesen ausschHesst. EndUch die jetzt beliebteste Auskunft (zB. DeL;
Gen. 1. 13
s. bei Zöckler II. 499 CT.), die von der Geologie postulirten Erdbildungs-
perioden mit den 6 Tagen unseres Berichts in der Weise zu combi-
niren, dass man aus diesen Tagen unbestimmt lange Bildungsperioden
macht (Übereinstimmungshypothese), hat die Umdeutung des Begriffs
Tag (s. 1, 5) zu ihrer Voraussetzung, u. kann selbst durch dieses
Mittel keine Übereinstimmung der geologischen Perioden mit den 6
Schöpfungstagen erzielen, weil (auch abgesehen Ton der bestimmten
Zahl 6) nach den Thatsachen der Paläontologie ältere Thierwelten
nicht erst nach den älteren Pflanzenwelten, sondern zugleich mit diesen
untergegangen sind, während nach Gap. 1, 10 u. 12 die Bildung der
Erde u. die Entwicklung der Pflanzenwelt schon abgeschlossen u. durch
das göttliche Billigungsurtheil versiegelt ist, ehe nur irgend welche
Thiere erscheinen. Die sog. ideale Concordanz, auf welche ZÖckL II.
538 f. 546 f. hinauskommt, bedeutet doch nichts anderes, als dass man
nur in Hauptzügen, nicht aber im einzelnen die Übereinstimmung durch-
führen könne. — Kann aber hiernach von einer historischen Wirk-
lichkeit des physikalischen Hergangs in der Erzählung keine Rede sein,
so erweist auch die Vergleichung des übrigen A. T., dass während des
Bestandes des alten Volks diesem Theil der Erzählung dogmatische
Geltung nicht zugeschrieben wurde. Sogleich Gen. 2 gibt über die
Aufeinanderfolge der Entstehung der organischen Wesen eine andere
Vorstellung an die Hand; Ij. 38, 4 — 7 setzt bei der Gründung der
Erde das Dasein der Gestirne schon voraus; von einer ängstlichen Nach-
erzählung der Einzelheiten von Gen. 1 findet man, so oft auch von
der Bildung Himmels u. der Erde als einer That Gottes die Rede ist,
nirgends eine Spur; der Begriff* des Chaos, von dem Gen. 1 ausgeht,
kommt weiterhin gar nicht mehr in Betracht; Stellen wie Ij. 38, 4fl*.
Prov. 8, 24ff. Ps. 24, 2. Ij. 26, 7-- 10 u. a. heben bei Schilderung
der Schöpferthätigkeit Gottes wieder ganz andere Seiten der Sache
hervor, u. selbst Ps. 104, der auf Gen. 1 ruht u. in der Ordnung
der Werke sich möglichst genau daran anschliesst, legt wenigstens auf
die 6 Tage keinerlei Gewicht {Ew. JB. ID. 110 ff.). Gerade bezüglich
der Einzelheiten des Hergangs finden wir in der Zeit der Geistesfrei-
heit des alten Volkes keine feste Lehre, sondern Abweichungen je nach
der individuellen Auffassung oder dem jeweiligen Stande der physikal.
Einsicht, sogar Fortbildung älterer Anschauungen, so zB. Ij. 26, 7, wenn
das Erdganze als im leeren Raum schwebend von Gott erhalten gedacht
wird. Aber dass Gott alles schuf, dass er durch seinen Geist u. sein
Wort (Weisheit) schuf u. schafft, dass er selbstbewusst nach Zwecken
in wohlgeordneter Stufenfolge seiner Werke schuf, dass er im Menschen
sein höchstes irdisches ihm ähnliches Werk schuf u. die ganze uns
sichtbare Schöpfung auf den Menschen hin, dass er der jetzigen Ord-
nung der Dinge mit dem Ende der Schöpfung einen relativen Ab-
schluss gab, in diesen Glaubenswahrheiten stimmt das ganze A. T. mit
unserer Erzählung überein. — Von verschiedenen Seiten her kommt
man somit auf denselben Satz, dass gewisse unabhängig von der Religion
vorhandene Anschauungen oder Erkenntnisse vom Weltganzen u. seinen
Theilen u. ihrer Bildung, u. die Grundsätze der Religion über Gott,
14 Gen. 1.
Welt, Mensch zur Herstellung unserer Schöpfungserzählung zusammen-
gewirkt haben. Insbesondere zeigt sich solche Einwirkung der Rehgion
auf die Gestallung des Ganzen auch noch in der Beziehung, in welche
die Schöpfung mit der Sabbathsidee gesetzt ist Wie viel von dieser
letzten Ausgestaltung auf Rechnung des Vrf. des Stücks zu setzen ist,
ist schwer zu sagen; sicher ist von ihm die kunstvolle wohlgeordnete
Darstellung.
6. Ausgehend von dem Satz, dass Gott das gesammte All er-
schaffen hat, greift er gleichwohl in der Ausführung der Art u. Weise
dieses Schaffens nur zurück auf den überkommenen Begriff des Chaos,
u. ohne dessen Ursprung weiter zu verfolgen, beschreibt er die Schöpfung
als ein durch das Wirken des Geistes vorbereitetes, stufenmflssig fort-
schreitendes Herausbilden der einzelnen Theile der Welt vermittelst des
Machtwortes Gottes^ vermöge dessen das üngetrennte getrennt, das Ord-
nungslose geordnet, das Rohe u. nur keimartig Vorhandene gebildet u.
entfaltet wird. Wie es die Einfachheit der Darstellung erfordert, wer-
den nun aber nicht alle die unzähligen einzelnen Werke, sondern nur
die grossen Theile der Schöpfung u. von den Einzelwesen die Haupt-
gattungen in ihrem Werden vorgeführt. Acht Hauptwerke sind es:
1) Licht als die Vorbedingung aller weiteren Ordnung u. Bildung;
2) Scheidung der chaot Urwasser durch das Himmelsgewölbe; 8) Trennung
von Wasser u. Festland auf der Erde; 4) Ausschmückung der Erde mit dem
Pllanzenwuchs; 5) Besetzung des Himmels mit den Lichtkörpern; 6) Her-
vorrufung der Lebewesen des flüssigen Elements, der Lufl- u. der Was-
serthiere; 7) Bildung der Landthiere; 8) bis endlich als höchstes u.
letztes der Lebewesen der Mensch hinzukommt, als Ebenbild Gottes,
der Herrscher der Erde. Jedes dieser 8 Werke ist durch das einleitende
GoU sprach als ein besonderes kenntlich gemacht, u. ist aus diesem
Grunde an eine Zehnzahl der Werke (Kn.f der das Chaos als besonderes
u. die Wasser- u. Luft-Thiere als 2 Werke zählte) nicht zu denken.
Der Stufenfortschritt unter diesen 8 leuchtet von selbst ein. Nur die
Gestirne befremden an 5. Stelle. Mitten unter den andern Werken,
zwischen Pflanzen u. Thieren, stehen sie, aber nicht etwa weil für
diese beiden {Kn,) oder für die Thiere (De/."*; was DeL^ 46 dafür
setzt, ist unklar) ihr Dasein die nothwendige Voraussetzung ist, sondern
als einer Bewegung u. Thätigkeit (Jud. 5, 20. Ij. 38, 7. Jes. 40, 26 u. a.)
fähige {Tuch, Ew. a.) eröffnen sie die Reihe der Einzelwesen, u. damit
die 2. Hälfte der Achtzahl, w^elche in ihrer Reihenfolge der der ersten
Hälfte (5:1; 6:2 u. 3*; 7 : 3^'; 8:4) ziemlich genau entspricht
{Herder, BuUmann, v. Bohl.^ v. Colin bibl Theol. L 171, Tuch,
Lutz bibl. Dogm. 51 ; Ew. Del. Sehr ad. S. 6 ff.). Der Gedanke, dass
die 5 ersten Werke die Herrichtung der Wohnstätte für die Lebe-
wesen, die 3 letzten die Erfüllung der Wohnung mit Bewohnern be-
zwecken {Riehm in StKr. 1866. S. 560 ff.), erklärt nicht, warum die
Gestirne erst an 5., u. nicht etwa an 8. oder 4. Stelle auftreten.
Vollends unthunlich ist es {Grill Erzväter 115 ff.), die Vierzahl der bei-
den Hälften auf die Dreizahl des indischen Trilöka (Himmel oder Licht-
raum, Luft, Erde), zurückführen zu wollen. — Eben so deutlich aber
Gen. 1. 15
wie die Achtzahl (2x4) der Werke, tritt im Text die Sechszahl des
Sechstagewerks hervor, welches seihst hinwiederum mit der Sahbaths-
idee zusammenhängt. Obgleich nämlich nach durchgehender Schriftlehre
Gott immer schaßt, so geschieht das doch nur auf Grund der schon
geordneten Welt u. ihrer Verhältnisse. Die Zeit, da diese jetzige Welt
entstand, war eine Zeit unruhiger, gewaltiger Arbeit, gegen welche die
Jetztzeit wie eine Zeit göttlicher Ruhe nach der Arbeit erscheint Ist
aber diese die Sabbathszeit, so ist die Herstellung dieser Ordnung die sechs-
tägige Wochenarbeit — Beide Eintheilungen (in 8 Werke u. in 6 Tage)
sind nun in der Weise mit einander verbunden, dass je 2 Werke auf
1 Tag, näml. das 3. u. 4. auf den 3., das 7. u. 8. auf den 6. Tag
zusammenfallen. Die Theilung der 8 Werke u. 6 Tage in zwei Hälften
u. die Symmetrie beider Hälften tritt so nur noch deutlicher hervor.
Insoweit wäre sogar möglich, dass beide Eintheilungen gleich ursprüng-
lich wären. Beobachtet man aber, dass zur Erzielung dieser Symmetrie
zwei an sich nicht enger zusammenhängende Werke (das 3. u. 4.) auf
^inen Tag zusammengezogen, dagegen zwei (kraft der bei V. 7 fehlen-
den Billigungsformel u. kraft der Zusammenfassung der Wasser- u.
Luflthiere V. 20 — 22) enger zusammengehörige (das 2. u. 3.) auf 2
Tage auseinander gelegt wurden {Ew. Bibl. Theol. III. 46; Grill 126),
u. dass nun von durch Abend u. Morgen entstandenen Tagen noch
vor der Erschaffung der Himmelskörper die Rede wird, dadurch aber
eine Schwierigkeit hereinkommt, welche zwar durch die Weltansicht
der Alten (s. zu V. 5) gemildert, aber nicht beseitigt wird, so wird
man dem Zugeständniss nicht ausweichen können, dass die Sechsthei-
lung jünger u. der Achttheilung erst eingefügt ist {Gablf Ziegler, llg.,
PoU, Ew, a.). Wogegen von einer Gollision des n'^tos'^a V. 1 u. des
Chaos V. 2 mit dem 1. Tag {Wellh. in JBDTh. XXII. 457) bei rich-
tigem Verständniss keine Rede sein kann. — Eine wichtige u. wesent-
liche Wahrheit dieses Berichts ist aber noch, dass Gott alles gut d. h.
in der Vollkommenheit, die seiner eigenen Güte entspricht, geschaffen
hat Das hat der Vrf. sehr geflissentlich bei den einzelnen Werken her-
vorgehoben. Die Bemerkung fehlt nur beim 2. Werk, wenigstens im
mass. Text, u. nicht ohne Grund (s. zu V. 8), u. beim achten, weil
das damit Auszudrückende durch die Gottebenbildlichkeit schon viel
bezeichnender ausgedrückt war, dagegen steht sie am Schlüsse V. 81,
bezüglich auf das Ganze der 8 Werke in ihrem Zusammenhang, u.
findet sich somit 7 mal, schwerlich ohne Absicht. — Ob auch bei
einigen andern öfter vorkommenden Formeln feste Zahlen beabsichtigt
seien {Schr.)y mag dahin gestellt bleiben. Das l^"''^'^,! kommt im mass.
Text nur 6 mal, bei den LXX aber (V. 20) 7 mal; '» h;i;?.i dreimal
(V. 5. 8. 10), während es auch V. 16 noch stehen konnte, aber nicht
musste, ebenso '» Ti^a^i 3 mal (1, 22. 28. 2, 3)» während es V. 25
zwar stehen, aber mit Rücksicht auf V. 80 auch fehlen konnte. Das
•^0««^ endlich kommt 10 mal: M. Aboth 5, 1, DeL^ 74 legen Gewicht
darauf, dass die jetzige Weltordnung gerade durch ein 10 maliges
Schöpferwort hervorgerufen seii indessen ^»«V V. 22 hat dieselbe Gel-
tung, u. umgekehrt V. 28 haben die LXX für 'k ^ ^»»«»l blos "•»«>.
16 Gen. 1, 1.
Sollten in diesen untergeordneten Dingen wirklich hl. Zahlen beabsichtigt
sein, so dürfte das eher jüngeren Überarbeitem als dem Vrf. selbst
zuzuschreiben sein. Aber dass auch das ganze Fachwerk der 6 Tage
(also 1, 5^ 8. 13. 19. 23. 31^) u. dazu 2, 2^. 8^ erst von einem
jüngeren Überarbeiter eingefugt, u. im urspr. Text des A die Schöpfung
in 7 Acte oder Tage, geschieden durch die 7 Billigungsformeln, in
der Weise zerlegt gewesen sei, dass 1. Licht, 2. Scheidung der Wasser
(V. 6—10), 3. Pflanzen, 4. Gestirne, 6. Fische u. Vögel, 6. Land-
thiere, 7. Mensch (am 7. Tage geschaffen) sich folgten {WL XXII.
456 ff.), ist eine unnöthige u. sachlich unmögliche Annahme (s. zu 2, 2;
vgl. auch Bud. 488 ff.). Vielmehr kann das Sechstagewerk nur vom
Vrf. selbst abgeleitet werden, u. daraus folgt dann nach rückwärts,
dass ihm die Achttheilung der Werke schon überkommen war. (Ober
einen andern Vorschlag zur Herstellung des angeblich urspr. Textes
von G. d'Eichthal s. GGA. 1875 S. 897 ff.). Für die neuerdings von
Bud. 470 ff. vorgetragene Meinung, dass in diesem Stück dem A eine
auf assyrisch-babyl. Quellen gebaute Schöpfungsgeschichte des J^ als
Vorlage gedient habe, sind die beigebrachten Gründe nicht ausreichend
(s. auch schon oben S. 11 ff.).
Literatur zu Cap. 1.: JGHerder älteste Urkunde des Menschen-
geschlechts 1774, 3 Thle. JGRosenmüUer antiquissima telluris historia
1776. DJPoU Moses u. David, keine Geologen 1799. ümbreil in
StKr. 1839 S. 189—209. Ewald in JBW. 1848. I. 76 ff u. 1850.
II. 108 ff.; Bibl. Theol. UI. 45 ff. Riehm der bibl. Schöpfungsbencht,
Halle 1881. — Zu Cap. 1—3: FChThormeyer krit. Versuch über die
mos. Urgeschichte, 1788. JG Eichhornes Urgeschichte, herausg. von
JPhGäbler 1790/3 3 Bde., u. Gabler' s neuer Versuch über die mos.
Schöpfungsgeschichte 1795. PhBuUmann Mythologus 1. 122 — 152. —
Zu Cp. 1 — 11: ESchrader Studien zur Kritik u. Erkl. der bibl. Ur-
geschichte 1863. Budde die bibl. Urgeschichte 1883.
V. 1—5. Erster Tag u. 1. Werk: aus dem durch den Geist
Gottes zubereiteten Chaos ruft Gott das Licht hervor. V. 1 nach den
alten Lbers., Mass. u. den meisten Auslegern: im Anfang schuf Gott
den Himmel u. die Erde, Bei dieser Auffassung darf man im Anfang
keinenfalls als relative Bestimmung (= zuerst) im Gegensatz zu einem
folgenden zweiten, dritten u. s. w. verstehen. Denn wollte man den
Gegensatz in V. 3 ff. finden (darnach das Licht u. s. w.) u. verstünde
demnach V. 1 Himmel u. Erde als den blossen Weltstoff, gleich der
chaot. Masse V. 2 {Calv, Münst. Pisc. Gerh. Gabi. Ros. Ges. Kn.
Wl), so stünde dem entgegen, dass "pKrti o'^öwn nur das geordnete
Weltall (2, 1), nicht den rohen Weltstoff bedeutet, u. dass dann V. 2 fort-
gefahren sein müsste i-^n t^^^) Q?*?'^«??, wie ja wirklich der Stoff des
Himmels in der wüsten Erde liegt (V. 6 — 8). Wollte man aber {Dalh.
Thörm. JGRos. Kurlz, Baumg. u. die Vertreter der Restitutionshypo-
these) den Gegensatz in V. 2 finden: dann aber umrde die Erde
tDüsle u. s. w., so wäre das syntaktisch falsch (s. zu V. 2) u. brächte
den Vrf. mit sich selbst in Widerspruch, sofern er V. 6 ff. von der
Schöpfung des Himmels erzählte, ohne von der Verwüstung des früheren
Gen. 1, 1. 17
Himmels etwas gesagt zu haben. Endlich wollte man den Gegensatz
ausserhalb dieser Erzählung zB. in Cap. 5, also in dem, was nach der
Schöpfung im geschaffenen Weltall geschah (DeL), finden, so gälte da-
gegen, dass nirgends nach Gap. 1 auf dieses ri-'VK'ia Rückbezug ge-
nommen ist, auch eine solche Wendung wenig sinnvoll wäre. Viel-
mehr muss bei obiger Fassung rc^vK^n im absoluten Sinn (wie iv ciQ^rj
Joh. 1, 1; vgl. w^5 ohne Artikel Jes. 40, 21) genommen werden:
uranfänglich, u. beruht wohl eben darauf auch die Wahl des sonst
nicht vorkommenden Ausdrucks n-^vK^a, während bei Aufzählungen u.
relativen Zeitbestimmungen "a»«*^», "^np?> ^\n^, gebraucht zu werden
pflegen. Dass aber der Gebrauch des n*>«»*i für den zeitlichen Anfang
dem späteren Hebraismus eigenthümlich u. ein Aramaismus sei {WL
Prol. 411), ist sowohl in Anbetracht von Hos. 9, 10. Mich. 1, 13.
Prov. 17, 14. Ij. 8, 7. 42, 12. Dt. 11, 12, als auch darum unrichtig,
weil gerade die aramaisirenden Juden (ausser wo sie auf die Schöpfung
anspielen wollen, wie Trg. Jes. 40, 21. 41, 4) nie ri-^ws^a, sondern
T^»3Tp3, 'j'^aip^tt, K^vjK -jto, Vjisa u. dgl. sagen. Neben dieser gewöhn-
lichen Auffassung des V. 1 (von der Geiger Urschrift 844. 439. 444
auf Grund der Mechilta meint, dass erst die LXX sie in Aufnahme
gebracht haben) kommt aber noch eine andere in Betracht, nach
welcher man, da ri'^wK'i Anfang (ausser Jes. 46, 10) nur im st. c.
gebraucht zu werden pflegt, übersetzt Anfangs, da Gott schuf (RaS,
IE. Valbl. Grot. llg. Bohl Ew. Buns. Böttch. Geig. Sehr, a.) u. als
Nachsatz dazu nicht V. 2 {IE, Grot. a.), der nur eingeschobener Zu-
standssatz sein kann, sondern V. 3 da sprach Gott nimmL Man
könnte dann !t*^a lesen {Böttch. NÄ. I. 2 ff.), doch wäre auch das Prf.
unanstössig (Hos. 1, 2. Dt. 4, 15; Ew. 332^), u. gegen den Einwand,
dass eine so zusammengesetzte Periode zu Anfang der Erzählung un-
annehmbar sei, vgl. 2, 4 ff. {Schrad. 48 ff.). Bedenkt man nun weiter,
dass die jetzige Unterschrift des Stücks (2, 4^) ursprünglich wahr-
scheinlich Überschrift war, u. nach dieser Überschrift ('«ni '«n 'Vin nV»
D'^n^K DK'ua) y. 1 als selbstständiger Satz oder als Zeltsatz entbehrlich
war, so wird man zu der Vermuthung geführt, dass erst R, der die
Überschrift zur Unterschrift machte, dem Y. 1 seine Fassung gab, indem
er dem durch Weglassung von '«m '«n '^in nV« vom isolirten Zeit-
satz D«*Qa durch das vorgesetzte n-^ws^a eine Stütze verlieh, u. kommt
auch von hieraus auf die zweite der obigen Fassungen als die ursprüng-
lich beabsichtigte. K-^a] im Pent in der Regel bei A, aber auch Ex.
34, 10. Num. 16, 30 (C?), Gen. 6, 7 (R), Dt 4, 32 (D oder K%
sonst Am. 4, 13. Jes. 4, 5 (Mass.) Jer. 31, 22, u. von Ez. an abwärts,
am häufigsten in Jes. 40 ff., ist der eigenthümliche Ausdruck für das
mühelose, freie Bilden oder Schaffen Gottes, u. nur für dieses im Ge-
brauch. Es ist weder ein junges, noch ein aus dem Aramäischen oder
gar Arischen eingewandertes (WL Gesch. I. 349. 399, modificirt in
Prol. 411) Wort Um zu erkennen, dass das göttliche Schaffen ein
anderes ist, als das menschliche Bilden, dazu bedurfte es keiner Theo-
logen u. Sopherim, u. dass Israel für die Bildung seiner rehgiösen Er-
kenntniss u. Sprache nicht beim Ausland in die Schule gieng, dürfte
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 2
J8 G(?n. 1, 1. 2.
für Unbefangene klar sein; zum Überfliiss erhellt es aus der Bedeutung,
welche aram. Lehnwörter wie '^b, P|ttb, nao bei ihm bekamen. Viel-
mehr ist Wort u. Begriff erst durch die Juden zu den Syrern u. Arabern
gekommen. Es wird meist mit »t?? hauen, aus-, hehatnen (Ges. Del. a.)
zusammengebracht; wahrscheinlicher aber ist die Bedeutung entwickelt
aus p?a) lo frei machen «. lassen, hervorgehen lassen, zur Erschei-
nung bringen (vgl. Beidh. zu Sur. 2, 51); dafür spricht auch, dass
es nie, wie andere Verba des Bildens {Ew. 284*), mit dem Acc. des
Stoffs verbunden wird, sowie der Sprachgebrauch in Stellen wie Num.
16, 30. Würde überhaupt beim »^^ Gottes auf den Stoff Bezug ge-
nommen, so wäre er (wie im Arab.) mit 1» einzuführen, ö"»"*^«] bei den
{lebrliern die gewöhnliche, bei A zugleich die vorpatriarchalische Be-
nennung Gottes; schwerlich von dem specifisch arab. 'aliha {waliha)
scheu, ängsUich sein, als bedeutete es „Gegenstand der Furcht"
{Fleischer bei Del^ 57), abzuleiten, überhaupt von (dem älteren) ^k
nicht zu trennen, sondern entweder (so nach Vorgängern schon in
Aufl.^ weiter ENeslle in ThStW. III. 243 ff.) ein nach alterthümlicher
Art (s. Barth in ZDMG. XLI. 621 ff.) aus h» gebildeter Plur. (vgl.
n^n^K, toi^o^, J/jLSi] , 2(IÄ.4& u. a.), aus welchem dann der Sing, »ü'^k
(»n^K, arab. iläh) erst umgebildet wäre, oder einfach aus Fortbildung
einer y i"^ oder ^*^ zu einer Y "''^ ^^ erklären (vgl. arb. saniha
mit sanal'"'^, hadaha mit bada^, daliha mit dalija, da^^aha mit
dugyat^). Jenes V« selbst, schwerlich zu Y ^'J« {Gesr, Hiiz. ZWTh.
XVlll. 4; mid. in MBAW. 1880, S. 774) oder ^^«i {Halivy in REJ.
1884 S. 177 f.), walirscheinlicher zu y n!^« {Ew. 146*; Lagarde
Orient, n. 3 ff., u. s.) zu stellen, ist nun zwar nicht von Haus aus
n. pr. {JDMüller in Actes du VI Congr^s des Orient. II* 470), son-
dern n. app. {Bäthgen Beitr. z. semit ReLGesch. 1888 S. 279ff.). Seine
Bedeutung ist aber auf etymologischem Weg (^jHerr" Nöld., „welchem
man zustrebt" Lag., „Zuflucht*' Hol.) nicht mehr auszumachen; der
Gebrauch von Vk in der Phrase Gen. 31, 29 spricht am ehesten für
Macht, u. Q'^ri^K wäre dann eig. Mächte, Nachweisungen über den
Gebrauch von ^» tx^ri^» nS^K im AT. u. bei den andern semit Völkern
gibt mid. in SBAW. 1882 S. 1175 ff. u. Bäthg. 297 ff. Himmel
und Erde] bei den Hebräern, wie bei andern Völkern (zB. Jens. IL)
die gewöhnliche Bezeichnung des Begriffs Welt, für welchen das AT.
noch keinen einheitlichen Ausdruck (höchstens ^bn Jer. 10, 16) hat, aber
nur der jetzigen oder geordneten Welt, xo^fio^, nicht des Weltstoffs
(s, S. 16, u. gegen Kn. schon Bötich. NÄ. I. 5 f.); die Dreitheilung
(auch ägyptisch, s. Brugsch Rel. 199) des Alls (Himmel, Erde, Wasser
oder tt, E., Unterwelt) tritt im AT. nur noch selten hervor zB. Ex.
20, 4 {Ew. JB. I. 87). — V. 2 nicht Nachsatz zu V. 1 {IE. Orot, a.),
auch nicht Fortsetzung der Erzählung V. 1 u. die Erde wurde wüste
{Kurlz a.), was v^kh '>n>j_^ lauten müsste, sondern den Zustamd be-
schreibend, in welchem die Erde war, als Gott, schaffend, das Wort
V. 3 sprach, somit: die Erde war aber w. Das Prf. ri;n in diesem
Gen. 1, 2. 19
Fall wie Cap. 8, 1. Jud. 8, 11. Dass die Meinung nicht sein kann:
die Erde aber war geworden, ergibt der Zusammenhang. Ausserdem
durfte der Vrf., wenn er eine Veränderung des V. 1 Geschaffenen mel-
den wollte, nicht die Erde ohne den Himmel nennen, vgl. Y. 7 f.
y^ beschreibt die chaotische Erde, in der der spätere Himmel ein-
geschlossen ist, zunächst als nnhi ünin] d. h. als ein ordnungs-, gestalt-
u. wesenloses Einerlei oder Durcheinander (vkri afioqq>og Sap. 11, 18).
Zu der Malerei mit einem Paar zusammenklingender Namen vgl. 4, 14.
18, 27. 21, 23. Nab. 2, 11. §eph. 1, 15. Ez. 6, 14 u. ö. Die Namen
können nicht als Zeichen der späten Abfassung des Stücks {WL ProL
411) verwerthet werden. Schon ihrer seltenen Bildung auf ü nach
(Ew. 146^, wo die andern Beispiele namhaft gemacht sind) gehören
sie zu dem alten Sprachgut; «inh (von nnr, aram. »ni^, vgl. äaj) Öde,
Wüste, obwohl erst in Ij. u. Jes. 40ff. häufiger gebraucht, kommt
schon Jes. 29, 21 vor; ^nSa (von "nrt^, arb. hahija) Leere begegnet
allerdings nur nocli Jer. 4, 23. Jes 34, 11, beidemal mit nnh verbun-
den zur Bezeichnung eines chaotischen Zustandes, ohne Zweifel (trotz
Jmq. Bild. d. Nom. 144 f.) mit Anspielung auf die Schöpfungserzählung,
scheint also nur noch fQr diesen Be^ff in Gebrauch gewesen zu
sein (s. dagegen Nat^. 2, 11), ist aber auch durch phönik. Baav
(S. 7) bezeugt, wogegen es im ass. bab. Mythenkreis bis jetzt nicht
nachgewiesen ist {Jens. 245). Zu diesem Begriff der gestaltlosen Masse
kommen in öSn»j — ?jtDnj] als weitere Merkmale hinzu das Vorherrschen
des Wassers u. die Finsterniss, die darauf liegt Nämlich a^np (von
wn hra%isen; nach FdDel. Prol. 113 von onr), ein uraltes Wort u.
fast mythologisch wie Okeanos, immer ohne Artikel (nur Jes. 63, 13.
Ps. 106, 9 ist Plur. M^inn mit Art punktirt), u. ursprünglich weib-
lich gedacht die brausende Fluth, ist hier deutlich die noch unge-
trennte (V. 6) gesammte Masse der Urwasser, u. wird V^ durch ö^»n
erklärt Es entspricht lautlich u. sachüch der Tiämat der ass. bab.
Legende, in dieser als mythoL Ungeheuer aufgefasst (S. 8 f.). Ob der
Vrf. den Urstoff als eine wässerige Masse dachte, oder einen festen
Erdkern unter dem Wasser annahm, lässt sich kaum entscheiden; der
Ausdruck V. 9 lässt beide Auffassungen zu; der Dichter von Ps. 104, 6 ff.
hat die zweite. Jedenfalls ist nach dem Vrf. die Erde aus dem
Wässerigen erst herausgestaltet (s. 2 Ptr. 3, 5), u. ist ihm eine ge-
staltlose, wässerige, finstere (Erd)Masse die Voraussetzung aller weiteren
Bildung. V^ Dieses Chaos war aber, schon ehe Gott sein Wort
sprach, nicht allein, sondern die Q'^^^m ^^^] war dabei, d. h. nicht ein
Wind, welchen Gott zur Trocknung der Erdmasse sendete {Trg., Ephr.
Saad. IE. JGRos. Schulz, Dath. Vol. Schu.), weil r^^rtyo dazu nicht
passt u. die Befreiung der Erde von der Wassermasse V. 7 viehnehr
durch Theilung der obem u. untern Wasser erfolgt, sondern der Geist
GoUes^ der wie ein Hauch von Gott ausströmend, geschöpfliches Leben
u. Lebenskraft wirkt (Ps. 33, 6. 104, 29 f.). ihm wird im Part als
eine dauernde Thätigkeit zugeschrieben ^n-n] d. i. nicht blos lmq>iqBc9ai,
ferri, schweben (LXX Aq. Theod. Sym. Vulg., mit absichtlicher Ab-
2*
20 Gen. 1, 2. 3.
^v
Schwächung), sondern, wie Dt 32, 11 u. uft^9, zärtlich hegen, hrüien^
brütend u. schützend Überschweben. Das Wort für junghebräisch (aus
dem Aram. entlehnt) zu erklären {WL I. 400), hat man keinen zu-
reichenden Grund: das angeblich besser hebräische t\m ist vielmehr erst
im Targ. für diesen Begriff nachweisbar. Zu Grund liegt hier die
Vergleichung des Geistes mit einem Vogel (Matth. 3, 16), u. selbst eine
entfernte Beziehung auf das Weite! {Hottinger thes. phil. S. 348) durfte
darin noch durchschimmern, nur dass hier die sinnlich grobe Vor-
stellung zu einem zarten sinnigen Bilde verklärt ist: wie der Vogel
über seinem Neste, so webt der alles durchdringende Gottesgeist über
den Urgewässem, Lebenskräfte darin wirkend oder an sie mittheilend,
u. so die Schöpfung ermöglichend. Was dieser V. beschreibt, ist nur
die Voraussetzung, noch nicht der Anfang der Schöpfung. Vrf. ver-
folgt die Schöpfung blos bis zur Herausbildung aus dem Chaos zurück,
ohne sich über dessen Ursprung auszusprechen. Man wird ohne Be-
denken zugeben, dass wenn er sich auf die Frage nach seinem Ursprung
hätte einlassen wollen, er auf Grund seines Gottesbegriffs sich hätte
dahin entscheiden müssen, dass die Welt auch ihrem Stoffe nach im
göttlichen Willen ihren Möglichkeits- u. Daseinsgrund hat: Gott spricht,
da wirds (Ps. 33, 9). Dass er jene Frage gar nicht aufwirft, ist ein
Beweis f&r die Alterthümlichkeit seiner Erzählung, welche sich noch
an die den alten Völkern gemeinsamen Vorstellungen anschliesst, während
alle die anderen Schöpfungsdarstellungen der Bibel den Ghaosbegriff
schon haben fallen lassen. Aber sein höherer Gottesbegriff macht sich
doch darin bei ihm geltend, dass er das Chaos nicht allein u. für sich
seiend sich denkt, sondern nur, indem der Gottesgeist dabei u. darüber
war. Nicht dass zu dem Urstoff ein zweites höheres Princip hinzu-
kommt, ist hier das Eigenthümliche, denn auch keine der heidnischen
Kosmogonien konnte ein solches entbehren, mochte man es Allgeist
(Inder) oder ''EQ(flg (vgl. ausser Hes. theog. 120 auch Parmenides bei
Plat. symp. p. 178; Arist. metaph. 1, 4; Lucian amor. 32, Kn,), oder
nvBvfia u. n6di}g (Phöniken) nennen; wohl aber dass dieses höhere
Princip als der Geist des schaffenden Gottes bestimmt, u. nicht mit
der Materie sich mischend, sondern frei darüber waltend, u. nicht erst
mit der Zeit hinzukommend, sondern von Anfang an dabei seiend ge-
dacht ist, ist hier von Wichtigkeit — V. 3. Der Hauptsatz zu V. If.
Aus dem durch den Geist der Entwicklung fähig gemachten, annoch
finsteren Chaos lässt Gott durch sein Allmachtswort das Licht aufleuchten
(2 Cor. 4, 6). Dass Gott spricht u. es wird, darin liegt nicht blos die
Leichtigkeit u. Mühelosigkeit seines Schaffens, seine Allmacht, sondern
auch, dass er als selbstbewusster, wollender schafft. Er lässt nicht blos
leidend u. bewusstlos die Dinge aus sich emaniren, bringt sie auch nicht
hervor durch das blosse Denken, was ein Ineinander von Gott u. Welt
voraussetzte, sondern durch seinen Willen, dessenÄusserung oder Bethä-
tigung nach aussen eben sein Wort ist Jedes einzelne Werk Gottes ist
die Verwirklichung eines göttlichen Willensactes u. eines diesem zu Grund
liegenden Gedankens, weist also durch sein Dasein auf ein Wort Gottes
zurück. „Nachdem der Geist ennöglicht hat, dass es werden kann,
Gen. 1, 8—5. 21
bestimmt das Wort, dass u. wie es werden soll" (Ew.), licht ist
das erste Werk, denn Licht ist die Bedingung aller Ordnung, alles
Lebens, zugleich die feinste aller elementaren Kräfte. Dass das Licht
hier als etwas fQr sich u. unabhängig von den Lichtkörpem erscheint,
ist sogar auf dem Standpunkt der heutigen Naturwissenschaft nicht an-
stössig, ist aber im übrigen der altertliümlichkindlichen Auffassung ge-
mäss, womach dasselbe als ein geheimnissvoUer Stoff, an verborgenem
Orte wohnhaft (Ij. 38, 19. 20), gedacht wurde. (Über den Äther u.
die Hemera bei Hesiod s. oben S. 5). — V. 4. und Gott sah das
Licht dass gut] sah, dass das L. gut war, oder: u. das L. ansehend
fand er es gut {Ew. 336^; vgl Jes. 8, 10, auch Gen. 6, 2. 12, 14.
13, 10. 49, 15. Ex. 2, 2). Durch die Formel, die weiterhin noch 6mal
wiederkehrt, wird das Werk als ein dem Willen Gottes entsprechen^
des, vollkommenes, als Gegenstand seines Wohlgefallens ausdrücklich
anerkannt, zugleich aber dasselbe als fertig u. abgeschlossen bezeichnet
11. Gott schied (machte eine Scheidung) ztoischen dem L, u. der F^
weil erst nach der Billigungsformel angemerkt, bezieht sich das nicht
auf die Ausscheidung des Lichts aus der Urmaterie, sondern auf die
Sonderung des L. u. der F., die fortan sein soll: sie sollen als getrennte
Dinge (2 Gor. 6, 14) jedes sein besonderes Dasein, besondere Erschei-
nungszeit (V. 5), besondem Ort (Ij. 38, 19 f. 26, 10) hab^. Mit dieser
Wendung wird sehr fein die Finstemiss, obgleich weder als ein eigenes
Schöpfungswerk Gottes, noch als a^id bezeichnet, doch als Gegensatz u.
Folie des Lichts, u. als wechselberechtigt mit dem Licht, in die göttliche
Weltordnung eingefftgt {Del^. i'^iati] ein gut hebr. Wort (das einzige für
diesen Begriff, s. Driver in Journal of Philol. XI, 219), geläufig bei A u.
bei D, Rd; auch Lev. 20, 24 ff.; demnächst noch bei £z. u. Jes. 40 ff., be-
sonders in dem Gelehrten-Hebräisch des Chronisten, während die jüngere
Volkssprache w'»'^" dafQr gebraucht — V. 5. Gott nennt das L. Tag, d. F.
Nacht Damit meint der Vrf. nicht, dass Gott diese bestimmten (hebr.)
Namen gebrauchte, sondern nur, dass er das durch dieselben Bezeichnete
ausdrücklich zum Dasein bestimmte (ebenso V. 8. 10), also dass das, was
man in allen Sprachen unter Tag u. Nacht versteht, an sich u. in
seinem Wechsel mit einander auf seiner Anordnung beruht In Folge
der Scheidung Y. 4 soll es Zeiten geben, wo das eine, u. Zeiten, wo
das andere zur Erscheinung kommt Damit wird zugleich die An-
knüpfung des V.h Gesagten ermöglicht. Tag u. Nacht in ihrem Wechsel
mit einander sind dem Vrf. vorhanden auch ohne das Dasein der Ge-
stirne, obgleich auch nach ihm (V. 14 ff.) diese die Regulatoren dieses
Wechsels sind. Um ihm diese Möglichkeit nachzudenken, darf man
nicht moderne Rotationstheorien (Ke) einmischen, von denen das Alter-
thum nichts wusste; man muss sich erinnern, dass im Sinne des Alter-
thums Sonne, Mond u. Sterne zwar besondere Träger des kosmischen
Lichtes sind, aber darum die Sonne nicht die einzige Urheberin der
Tageshelle (Ij. 38, 12 — 15) ist, sondern die letztere dadurch entsteht,
dass die Lichtmaterie aus ihrem Ort hervortritt u. sich über die Erde
verbreitet, die Nacht aber dadurch, dass die Lichtmaterie sich wieder
an ihren Ort zurückzieht u. die Finstemiss hervorkommt, auf geheim-
22 Gen. 1, 5.
nissvolle Welse Ij. 38, 19 f. (vgl. über die räumliche Abgrenzung bei-
der am Ende der Erdscheibe Ij. 26, 10). Dieselbe Anschauung bei
Hesiod. theog. 746 ff. u. in der germanischen Mythologie (6^n// 121 f.);
vgl. auch, wie „die (odoiaxtvXog r^dg dem Sonnenwagen des Apollo
vorauszieht*' (Tuch), ajy «»nn^] u. es tourde d. h. trat ein, kam zu
Stand ein Abend u. es wurde ein Morgen, Tag eins d. i. ein erster
Tag. TTji« ö'i'»] ist Appos. zu a^j u. yja^ zusammen, die Summe der
beiden durch Abend u. Morgen begrenzten Zeiträume angebend; die
Grundzahl steht, weil im Anfang einer zu zählenden Reihe diese Zahl
genügt (Ew. 269*; vgl. Gap. 2, 11. 4, 19. 42, 27. 2 Sam. 4, 2; also
kein Zeichen später Sprache); in der Folge tritt dann die Ordnungs-
zahl ein y. 8 ff. Tag ist hier als dies civilis zu verstehen. Dass Vrf.
zuerst a'^sf dann ^p> nennt, geschah nicht im Anschluss an die prie^
sterliehe u. mit der Durchführung des Gesetzes zu immer ausschliess-
licherer Geltung (Ps. 55, 18. Neli. 13, 19. Dan. 8, 14) gelangte Sitte,
den dies civilis mit Sonnenuntergang zu beginnen (Tuchj Bmg. Kn.\
welche Sitte zB. auch ,ybei den Arabern, allen Muslim, den Athenern
(Plin. h. n. 2 § 188; GeU. noct att 8, 4), GaUiem fCaes. b. Gall.
6, 18), Germanen (Tac. Germ. 11) wieder vorkommt" (Sn.), sondern
nach der vor- u. aussergesetzlichen Rechnungsweise von Morgen zu
Morgen, von welcher auch noch Ex. 12, 6. 18. Lev. 23, 32 Spuren
vorkommen. Denn die chaotische Finstemiss liegt jenseits der B^ech-
nung; der Abend wird erst nach der Schöpfung des Lichts, u. dann
wird wieder Morgen. Also können Abend u. Morgen hier nicht die
Anfänge der beiden Tageshälften sein, sondern nur deren Schluss
{Auguslin»-^ DrechsL Hofm., Kurtz, Ke, Buns. Del, Ew, Böhm, a.,
s. auch Ew. Alt,^ 451). Mit der Schöpfung des Lichts begann der
erste Morgen, u. bis es wieder Morgen ward, war ein Tag voll. Der
göttl. Sabbath aber (2, 3) ist u. bleibt Vorbild für den menschlichen
oder mosaischen, auch wenn er nicht wie dieser am Abend, sondern
am Morgen begann. Sonderbar ist die Folgerung RSchmid's (in JPTh.
XIII. 688 ff.), welcher aus der Vermeidung des Ausdrucks Nacht schliesst,
dass diese Schöpfungstage als „Tage Gottes*' keine Nacht gehabt haben:
was soll denn auf ^t^y anders gefolgt sein, als Nacht? Der Ausdruck
Nacht war für den Vrf. unbrauchbar, weil der Gegensatz zu Nacht
Tag ist, u. es unbequem war, den Tag als dies civilis wieder in Tag
u. Nacht zu hälften. Vielmehr ergibt sich aus der Umschreibung des
Tags durdi zwei mit a;:j u. "i)?.» begrenzte Hälften, dass Vrf. mit ti-'
einen gewöhnl Tag (voii 24 Stunden) meint. Die für die Umdcutung
der Tage in längere Zeitperioden von den Alten u. Neuen (zB. noch
Kur. DeL^) vorgebrachten Gründe sind unzureichend. Der Gebrauch
von a^*^ in der Phrase am Tage von d. L xur Zeit da oder wann,
als (Gen. 2, 4. 17. 5, 1. 2 Sam. 21, 12. Jes. 11, 16 u. ö.) kommt
für unser Cap., wo die einzelnen &^^; mit Zahlen gezählt sind, nicht
in Betracht Der „Tag Gottes*' bei den Profeten, sicher ein längerer
Zeitraum, wird nie durch Abend u. Morgen in 2 Hälften zerlegt, noch
ist je von einer Reihenfolge einer Anzahl solcher Tage die Rede. Dass
für Gott 1000 Jahre sind wie der Tag von gestern u. wie eine Wache
Gen. 1, 5. 6. 23
in der Nacht (Ps. 90^ 4. 2 Petr. 3, 8) d. h. dass für Gott den Ewigen
das menschliche Zeitmass wegfällt, ist hier, wo es sich nicht um Klar-
stellung der Ewigkeit Gottes handelt, unanwendhar. Auch kann man
niclit anführen, dass wenigstens die 3 ersten Tage (vor V. 14 ff.) nicht
durch 2 Sonnenaufgänge begrenzte Zeiträume sein können, denn von
diesen 3 wird genau dieselbe Formel gebraucht, wie von den 3 letzten,
also dachte sie auch der Vrf. als ebenso lang wie diese, u. wie er
das konnte, ist S. 21f. besprochen. Aus der Analogie des 7. Tages
endlich lässt sich wiederum nichts folgern, denn von ihm ist die Formel
„u. es wurde ein Abend, u. es wurde ein Morgen^' aus guten Gründen
nicht gebraucht. Auch die Bestimmung der Lebensdauer des Adam
Gp. 5| 5 widerspricht der Umdeutung des 6. u. 7. Tags. In Wahr-
heit hat der Vrf. sich nichts anderes als Tage gedacht In den Rahmen
von 7 Tagen hat er den Schöpfungsvorgang gefasst, weil es ihm um
den Nachweis der Begründung des Sabbaths zu thun war. Hätte er
diesen Zweck nicht gehabt, so hätte er selbst noch kleinere Fristen
als Tage zwischen den einzelnen Werken verstreichen lassen können,
nicht iber grössere. Fristen von Tausenden, Zehntausenden oder Millio-
nen von Jahren mögen in der naturwissenschafUichen Betrachtung der
Weltentstehung an ihrem Orte sein, weil diese auf die Allmähligkeit
der Wirkung der Mittelursachen reflectiren muss; bei der rein religiösen
Betrachtung fällt diese Berücksichtigung der Mittelursachen weg, u.
handelt es sich nur darum, die göttliche Gausalität in Hervorbringung
des Endresultats, also hier der einzelnen Werke, klar zu stellen. Für
diesen Zweck genügen nicht blos, sondern sind allein passend kleme
Fristen. Man erwäge, was das wäre, wenn es hiesse: „Gott sprach,
es werde Licht, u. es ward Licht, u. es vollendete sich ein Tausend
oder ein Zehntausend von Jahren'^ Da wäre ja die Ruhe Gottes statt
an's Ende der ganzen Schöpfung vielmehr in jede einzelne Schöpfungs-
periode hineingefallen, u. statt des Sdiaffens durcli das Wort hätte
dann der Vrf. ein Hervorbringen durch die Action der Mittelursachen
schildern müssen. Der Einwand, dass die Messung der Dauer des
Schaffens Gottes durch menschliche Tage Mythologie sei, u. A solche
sonst nicht treibe (RSchmid 701 ff.), ist unberechtigt, denn A war
eben durch die Ex. 20, 11 ausgesprochene Idee gebunden. Auch die
Wendung, dass die Begrenzung der 6 Werktage (durch Abend, Morgen)
ihnen im Unterschied von Sabbatli nur den Charakter abgeschlossener
Zeiträume geben soll (DeL^), beruht auf einem willkührlichen Abzug
von dem, was der Vrf. sagt.
V. 6 — 8 zweiter Tag u. 2. Werk: die Scheidung der oberei)
u. unteren Wasser durch Bildung der sie trennenden Himmelsfeste.
Nach Aufhebung der chaotischen Finstemiss handelt es sich um Be-
seitigung der chaot. Wassermassen; der erste Schritt dazu ist ihre
Trennung in 2 Theile, indem inmitten derselben ein y*"!?; entstehen
u. sie fortan dauernd (Part) scheiden soll, ri?^] von 3>ß; schlagen,
stampfen, festigen, PL durch Schlagen dehnen, bedeutet nach LXX
Aq. Theo, Sym. Vulg. crsQicDfAaf firmamentum, etwas Festes u. Dichtes,
Veste (Luth,). Die Y ist gemeinsemitisch (s. auch CIS. I, 1 S. 107);
24 Gen. 1, 6—8.
wenn in der Bedeutung festigen das Hebr. mit dem Aram. stimmt (s.
übrigens Driver 112), w91u*end sie im Arab. zu stopfen, flicken ab-
gewandelt ist, so folgt daraus nicbt, dass ^^ ein Lehnwort aus dem
Aram. ist {WL), so wenig als bei p^t, mn, a»s u. vielen andern Wur-
zeln, in welchen Hbr. mit Aram. gegen Arab. steht Diese Himmels-
feste (y. 14) oder Wölbung (Am. 9, 6) des höheren Luftraums (coelum,
HolXov), die weiterhin im AT. oft einer über der Erde ausgespannten
riesigen Zeltdecke verglichen wird (zB. Jes. 40, 22. Ps. 104, 2), wurde
in alter Zeit aufgefasst als aus dichtem Stoff gemacht, fest wie ein
gegossener Spiegel Ij. 87, 18, wegen seiner lichten Bläue einem Ge-
bilde von Saphir verglichen Ex. 24, 10, über dem Erdenrund kreis-
artig sich erhebend Ij. 26, 10. Prov. 8, 27, von den höchsten Bergen
wie von Pfeilern gestützt Ij. 26, 11, ein Gewölbe, dem selbst Thüren
u. Öffnungen zugeschrieben werden Gen. 28, 17, 7, 11. 2 Reg. 7, 2.
19. Ps. 78, 23. Ähnlich ist die bab. Vorstellung {Jens, 9 ff.) „Auch
griech. Dichter nennen den Himmel aiStjQSov Od. 15,328. 17, 565;
xdXxeov II. 17, 425; Pind. Pytii. 10, 42, Nem. 6, 6, u. TcokvxalKOv
n. 5, 504; Od. 3, 2; selbst Philosophen, zB. Empedocles bei Plut plac.
phil. 2, 11 u. Artemid. bei Seneca nat quaest 7, 13 betrachten ihn
als etwas Festes" (Kn.), Damit zusammen hängt dann die uralte (auch
babylonische, Jens. 254) Vorstellung von den oberen, himmlischen
Weissem über dem Firmament Dort ist ein unerschöpfliches Meer von
Wassern V. 7, Ps. 104, 3. 148, 4; von dort stürzt durch geöfihete
Schleusen (7, 11 f. 2 Reg. 17, 2. 19) oder Kanäle (Ij. 38, 25) der
Regenguss (Ps. 104, 13) als himmlisches Wasser herunter. Ebenso
setzen die Veden u. der Avesta in den Himmel die oberen guten
Wasser, u. durchschifft auch nach ägypt Vorstellung der Sonnengott
Ra tagtäglich in seinem Kahn das himmlische Meer. Diese älteste An-
schauung liegt dem Bericht hier zu Grund. Später bildete sich auch
bei den Hebräern schon eine physikalisch zutreffendere Ansicht von der
Bildung der Wolken u. des Regens aus den von der Erde aufsteigen-
den Dünsten (Jer. 10, 13. Ij. 36, 27. Ps. 135, 7). h — )'^z] kürzerer
Ausdruck (Lev. 20, 25. Ez. 22, 26 u. ö.) für r?'»— r? V. 4. 7 {Etc.
217«). — V. 7. ^?.^] wie V. 16. 25; dass aber zwischen ihm u.
«W5 V. 21. 27 kein wesentlicher Unterschied sein soll, zeigt V. 21
im Vergleich mit 25. 1?"''*?^5] hat sonst immer seine Stelle unmittel-
bar hinter dem, was Gott sprach V. 9. 11. 15. 24. 30; nach der An-
gabe dessen, was Gott machte, hat es keinen Sinn mehr. Die LXX
haben es am Schluss von V. 6 (vgl. 24 f.). Ob es dort ursprünglich
oder erst von einem Überarbeiter nachgetragen ist, lässt sich nicht be-
stimmen; jedenfalls ist es im mass. Text an falscher Stelle eingefugt,
u. nicht (wie Sehr. 21 annimmt) statt eines ausgeworfenen a'^nV» »^•'i
attfl ^i (s. V. 8). — V. 8. D^'ö^] eig. Höhen, Plur. von ••»». Über
das Nennen s. zu V. 5: der D?*; u. was dahinter ist, soll nach göttl.
Anordnung den Menschen fortan Himmel sein u. dafür gelten. Hinter
V.* haben die LXX xcrl elÖEv 6 &Bog ou xaXov, der Stellung nach
abweichend von V. 4, aber zusammenstimmend mit V. 10. Gleichwohl
scheint seine Einfügung erst von einem Überarbeiter herzurühren, denn
Gen. 1, 8—11. 25
wirklich lag für den Yrf. ein Grund vor, die Formel hier nicht zu
setzen, nicht zwar der, dass die Himmelsfeste ohne den Schmuck der
Gestirne noch nicht vollendet war (FWSchuUx 256), wohl aber der,
dass die Aufhebung der chaot. Wasserfluth erst durch das 3. Werk
seinen Abschluss fand (Rai* Ew. Kn. Dd, Ke.), Im Hinblick auf diesen
Zusammenhang zwischen dem 2. u. 3. Werk musste zwar nichts aber
konnte Vrf. hier die ßilligungsformel weglassen, wenn er sie nur 7mal
anwenden wollte (S. 15).
V. 9— -18 dritter Tag, 3. u. 4. Werk: Scheidung des Festlands
u. der Gewässer auf der Erde; Bekleidung der Erde mit dem Pflanzen-
wuchs. — V. 9. Der Theil der chaot Wasser, welcher unterhalb der
Himmelsfeste ist, muss sich an einen Ort zusammenziehen, u. das
Trockene, das feste Land, erscheinen oder hervortreten. Wie der Yrf.
sich das gedacht habe, s. S. 19. Zur Erscheinung kommen konnte
das Feste nur durch Emporhebung über die Wasser oder durch ent-
sprechende Senkung der Wasser. Nach den ältesten Vorstellungen ist
das feste Land über den Wassern gegründet (Ps. 24, 2), u. liegt unter-
halb desselben in grosser Tiefe die ungeheure Fluth des Urwassers,
mit welcher die in den Senkungen des Festlandes zwischen den Wur-
zeln der Berge eingedämmten irdischen Meere durch geheimnissvolle
„Quellen*^ oder „Spruder* in Verbindung stehen (Gen. 7, 11. 49, 25.
Ij. 38, 16. Prov. 8, 28). Die ähnliche bah. Anschauung s. bei Jens,
247 ff. n«^] Jussiv, vgl. 41, 34. Ruth 1, 8. Ij. 8, 9 {Ew. 224<^).
Nach i& haben die LXX noch den Bericht über die Ausführung: nccl
(SwfiX'dTi ro vdtoQ x.r.X., vielleicht auf Grund ihrer hbr. Vorlage {DeL^
47). — V. 10. Das Geschiedensein des Trockenen von der Wasser-
masse wird durch die Nennung der Namen zu dauerndem Bestand be-
stimmt mj?»] vgl. auch Jes. 22, 11. d^»;;] es gibt mehrere Meere u.
grössere Seen; auch ist das Erdenrund vom Ocean umflossen (ij. 26, 10.
Ps. 139, 9); sie aUe fasst hier wie 49, 13. Ij. 6, 3. Ps. 78, 27. Jon.
2, 4 (vgl. Ps. 24, 2) B"^: zusammen, welches in solchem Fall sogar
als ein Sing, construirt werden kann Ps. 46, 3 f. Von den Flüssen
u. kleineren Seen wird hier, wo es sich nur um den Gegensatz von
Meer u. Festland handelt, abgesehen; Ps. 104, 10 berücksichtigt sie.
Die Eindämmung des Meeres in seine Grenzen als ein Werk der göttL
Allmacht Jer. 5, 22. Ij. 38, 8—11. — Mit der göttl. BiUigung hat
das Werk seinen Abschluss (V. 4); eine Weiterentwicklung der Erd-
oberfläche, der Gebirge u. s. w., die sich in die folgenden Tage hin-
eingezogen hätte (DeL^), ist hier keineswegs offen gelassen. — V. 11 f.
das 4. Werk: die Pflanzen. »V-^p] das Metheg bei 'r;, um dem ^ vor
V eine deutliche Aussprache zu sichern. Gott sagt nicht: es sprosse
auf der Erde! sondern: die Erde lasse sprossen! Da die Hervortreibung
der Pflanzen aus der Erde sich jährlich wiederholt, so wird schon
durch die Fassung des Schöpfungsworts derselben die Kraft dazu zu-
gesprochen. Mvn] das zarte frische Grün, das nach gefallenem Regen
(2 Sam. 23, 4. Ij. 38, 27) oder wann das alte Gras verschwunden ist
(Prov. 27, 25), sprosst, das die Auen u. Weideplätze bedeckt (Ps. 23, 2.
Joel 2, 22)y auch dem Wild zum Futter dient (ij. 6, 5. Jer. 14, 5);
26 Gen. 1, 11—13.
bald neben ^^^ genannt (Dl. 82, 2. 2 Rg. 19, 26), bald neben '^'>^n
(Jes. 15, 6. Ps. 87, 2). Hienach ist es zunächst Zusammenfassung des
gesammten jungen Sdiöpfungsgrüns, mit dem sich die Erde überdeckt,
muss aber besonders die Gräser u. kleinsten Pflanzen (welche sonst
gar nicht genannt wären, u. welche nach der Ansicht der Alten zum
Theil avroiKXTOi aufsprossen, Tbeophr. de caus. plant. 1, 5) bezeich-
nen (vgl. ähnliche Gliederung Y. 24). Die y^'o werden bei diesen klei-
nen Gewächsen nicht unterschieden V. 12. Zu verwerfen ist die von
LXX Äq. Theo. Vxüg. hier u. V. 12 beliebte Verbindung von afe? »w?.
zu einer St.c.-Kette, weil in diesem Fall der übrigen Gewächse ausser
3?? u. T? gar nicht gedacht, sogar aoy auf das erste Stadium seines
Wachsthums eingeschränkt wäre. Neben »m werden 2, auch nach
V. 29 1 besonders wichtige Gattungen, ausdrücklich hervorgehoben, n^
u. V?. aw?] zwar auch als Vichfiitter verwendbar (V. 80. Dt. 11, 15.
Jer. 14, 6. Ps. 106, 20), aber (V. 29. 9, 3) speciell dem Menschen
als Nahrungsmittel angewiesen, Gegenstand des Landbaus (8, 18. Ps.
104, 14), bezeichnet besonders die für den Menschen werthvolleren
Eräuter, die Gemüse- u. Getreidearten, die er im Garten u. auf dem
Acker pflanzt Das beigegebene 9!?t t^'^i'o] das Samen samt d. h*
erzeugt (Hi. denom.) hebt den Samen besonders hervor nicht blos als
Mittel zur Selbstforlpflanzung, sondern auch als ein für die mensch-
liche Verwendung (V. 29) wichtiges Erzeugniss. Aus demselben Grund
ist bei den Bäumen^ d. h. zahmen u. wilden Bäumen u. Stauden das
Fruchttragen besonders hervorgehoben, »^t] + ''^a'*»^ LXX. y?] V?;
Sam, LXX. ^^^^^] fehlt in LXX. Fruchtbaum welcher Frucht bringt
nach seiner (des Baumes) Art, in welcher (Frucht) sein Same (ist
zur Fortpflanzung) auf der Erde. f;^«»i-^y] nicht mit k??75 zu ver»
knüpfen (Del. Ke.), das zeigt die Stellung; auch wird damit nicht auf
den hohen VS^uchs der Bäume, die über der Erde den Samen hervor-
bringen {Kh.\ hingewiesen, denn ^t für sich drückt den Begriff „ober-
halb" nicht scharf aus (auch V. 20 nicht), u. afc? trägt auch über der
Erde Samen. — V. 12 wird die Unterscheidung der Arten, die V. 11
nur bei f?. gemacht war, auch auf aw? ausgedehnt ^"rti^ish] wofür V. 11
^3"^»%; über nn— , welches gerade nur in vn^^^h ziemlich regelmässig
(V. 12. 21. 25. 6, 20. 7, 14. Lev. 11, 16. 22. 29. Dt 14, 15), sonst
ganz selten (Jud. 19, 24. Nah. 1, 18. Ij. 25, 8) vorkommt, vgl. Ew*
247^. r*?] oft bei A (in Gen. i. 6f. Lev. 11), 4mal in Dt 14, darnach
Ez. 47, 10, immer nur mit praep. h u. suff. Pron., von LXX in V.
12 (11) Kotä yhfog %ctl Twd' ofioiorrita, sonst in Gen. nvTa yivog
(ainovy 'ijg etc.), in Lqv. u. Dt. kcA za o^oiu ctvr^ übersetzt Sein
Begriff wird insgemein als Art oder Galtung bestimmt (vgl. t«H'^>Trfc»te>
8, 19); da es aber nicht im Plur., wie man dann wwarten müsste
(FdDel. Prol. 148 f.), sondern nur im Sing, gebraucht wird, so wird
man denselben mehr abstrakt als Versippung, Verwandtschaft oder
aber als Artbesonderung zu fassen haben. Die Ableitung ist nicht
mehr klar (u. das gibt ein Vorurtheil für das Alter des Wortes): mit
r»*it3^, arab. main, aof^i mag es immerhin zusammenzustellen sein;
die Vermittlung läge aber nicht in Idia {Ges. th. 778), sondern in dem
Gen. 1, 13—15. 27
Begriff der Ähnlicfikeit. Gegen die angebliche {Wl. Gshr.) Entlehnung
aus dem Aramäischen s. Lag, B. d. Nom. 188 f.
V. 14—19. Vierler Tag u. 5. Werk; Erschaffung der Lichtkörper
am Himmel. Mit ihnen wird der Obergang gemacht zu den Einzelwesen
(S. 14). (Im bab. Bericht handelt sich's um Bereitung der Gestirne
zu Standörtern u. Abbildern der Götter u. um Herstellung der fQr die
Astronomie wichtigen Sterne, Punkte, Lmien, Mondphasen u. dergl.,
Jens. 290 ff.). V. 14. m*»»»? '•nj] es entstehen Lichtkörper! Zum Sg.
•^»1^ Ges. 145, 7*. *>^«5] Lichtort u. Lichtwerkzeug, qxoari^Q LXX Aq.
("^^K im selben Sinn, im Plur., wagt erst ein später Dichter Ps. 136, 7
Tuch). Licht ist schon früher da; nun sollen Lichtkörper entstehen,
welche dieses Licht d. h. einen Theil desselben in sich aufnehmend
zugleich seinen Einfluss auf die Erde regeln. Dass diese Lichtkörper
schon vorher gemacht oder vorbereitet, u. am 4. Tag nur vollendet
u. in ihrer Beziehung zur Erde geregelt worden seien (Ke.), ist gegen
den Text, wie die Vergleichung dies "^nj V. 3 u. 6, u. das Fehlen des
Artikels vor ry^k^ ausweist (s. S. 12). ö'iawn] + "^ P»" ^' ^»"^"^
Sam. LXX. ^^n^l consecutiv. Bei keinem andern Werk wird der Zweck
seiner Schöpfung so ausfuhrlich angegeben, (bei den organischen Wesen
wird gar kern Zweck erwähnt, bei den 3 ersten Werken wird er durch
die Namen, die Gott dem Werke gab, angedeutet). Ein stillschweigen-
der Gegensatz gegen den heidnischen Aberglauben, der sich an die Ge-
stirne heftet, ist darin nicht zu verkennen. Indem gesagt wird, was
sie sind u. wozu sie dienen, wird angezeigt, was sie nicht sind u.
wozu sie nicht dienen. Der Zweck ist ein dreifacher: 1) zu scheiden
zwischen dem Tag u. der Nacht Y. 14^ oder dem Licht u. der Fin-
stemiss V. 18, u. zu beherrschen den Tag u. die Nacht V. 18; speciell
soll die Sonne zur Beherrschung des Tags u. der Mond zur Herrschaft
der Nacht dienen V. 16. Da (V, 4) der Wechsel von Tag u. Nacht
schon unabhängig von ihnen vorhanden ist, kann das nur heissen: sie
sollen diesen Wechsel leitend bestimmen u. beherrschen. Di^ Sonne
macht nicht (wenigstens nicht allein, nach dieser Vorstellung) die Tages-
helle,, Mond u. Sterne machen nicht das Nachtdunkel, aber sie fuhren
dieselben herbei; wenn die Sonne einerseits, Mond u. Gestirne anderer-
seits kommen, muss auch Tag oder Nacht folgen; sie geben die Zeit
an, wo der eine oder die andere eintreten soll, u. beherrschen sie
(nam. hinsichtlich ihrer Länge). 2) sie sollen dienen (Num. 10, 2. 10.
Jes. 4, 6) zu Zeichen u. zu festen Zeiten u. zu Tagen u. Jahren. Zei-
chen sollen sie geben theils in ordentlicher Weise, zB. Merkzeichen
für die Himmelsgegenden, die Witterung (Del.\ theils in ausserordent-
licher, zB. durch Verfinsterungen der Sonne u. des Mondes, rothen
Schein des letzteren, Kometenerscheinungen u. s. w., „welche im Alter-
thum als Voranzeigen ausserordentlicher Ereignisse, zB. göttlicher Ge-
richte (Joel 3, 8 f. Jer. 10, 2. Matth. 24, 29} galten'' (JSTn.). an-yy-i»]
sind nicht Zeiten üb^haupt, da Tage u. Jahre noch besonders genannt
sind, sondern feste Zeiten, theils Festzeiten, die oft genug Q^'Tif^'o
heissen u. nach dem Monde geregelt wurden (s. noch Ps. 104, 19. Sir.
48, 6), theils Wochen, Monate, Jahreszeiten, Zeittermine für die Be-
28 Gen. 1, 15—20.
schäftigungen der Mensclien (Ackerbau, SchifiTahrt u. s. w.^, sowie für
das tliierische Leben (zB. Brunstzeit, Wandei*zeit Jer. 8, 7), sogar für
die Pflanzen, sofern auch diese für Grünen, Blühen u. Absterben ihre
Zeilen haben (Kn, Del), zu Tagen u. Jahren] zur Unterscheidung,
Zälilung u. Berechnung derselben {Ke), „Die Tage sind bald kurz,
bald lang, was von der Sonne abhängt; ebenso die Jahre, je nachdem
sie nach dem Mond oder der Sonne bestimmt werden. Dieser viel-
fachen Abhängigkeit der Erde vom Himmel gemäss wird dem letztern
eine Herrschaft über die Erde beigelegt Ij. 88, 38'* (Äh.) ^'^i^'rM rhvh]
als Hendiadyoin (Ges, Lehrg. 854) zu nehmen „zu Zeichen der Zeiten'*
(Eichh. GabL Ges, deW* Bmg.) ist ebenso unrichtig, wie 9,sie sollen
sein zu (Erkennungs-)Zeichen sowohl für die Zeiten als auch für die
Tage u. Jahre*' (Tuch), 8) der 8. Zweck ist Licht zu verbreiten auf
der Erde V. 15. Das thun sie alle. Die Erwärmung, weil nicht allen
gemeinsam, ist nicht hervorgehoben. — V. 16. In der Ausfuhrung
werden die m^ik» besondert in die 2 grossen Lichtkörper, unter denen
wieder der grössere u. kleinere {Ges. 133, 2) unterschieden werden,
u. die Sterne, Durch diese Besonderung, verbunden mit der Zweck-
angabe, wird dasselbe geleistet, was V. 5. 8. 10 durch die göttliche
Benennung. Dass man hier die Namengebung vermisse {Tuchy Sehr,),
ist nicht begründet; sie findet sich bei keinem der Einzelwesen ausser
(5, 2) beim Menschen. Zu der Herrschaft u. s. w. vgl. ausser Y. 18
auch Jer. 31, 85. Ps. 186, 7ff. (Plin. 2 § 12 f.; Cic Tusc. 1, 68,
TucK), th^^n] gegen Giesebr. 243, welcher das für ein jüngeres
Wort hält, s. Driv, 215. — V. 17. Gott gab sie an die Himmels-
feste] „that, machte sie daran, dass sie wie angeheftet daran haften,
an feste Punkte gebannt oder in bestimmten Bahnen gehalten, vgl.
Plut plac. phil. 2, 14; Arat. phaen. 10. 280. 274. 851. 500; sidera
coelo affixa, adhaerentia bei Plin. 2 § 106. 18 § 208" (Äh.). —
Die ganze Ausfuhrung über die Gestirne ist vom Standpunkt der alten
kindlichen Weltanschauung, welcher der geocenlrische war, gemacht.
Diesen Standpunkt wissenschaftlich mit den Sätzen der Astronomie aus-
gleichen zu wollen, ist vergeblich. Aber obgleich physikalisch über
die Himmelskörper ganz anders zu urtlieilen ist, behält der Bericht
doch sein gutes Becht Für die religiöse Betrachtung, um die es sich
hier handelt, genügt es über die Entstehung u. Natur dieser Himmels-
körper zu wissen, dass sie Wunderwerke der allmächtigen Schöpfer-
kraft Gottes sind, u. im übrigen sie nach dem zu nehmen, was sie
für uns sind u. auf uns wirken; uns dienen sie nach Gottes Ordnung
in der vom Bericht angegebenen mannigfaltigen Weise, u. vermitteln
uns durch diesen Dienst den Glauben an die wundervolle Harmonie
des Universums, an die Macht u. Weisheit des Schöpfers (vgl. Ps. 8.
19. 104).
V. 20—28 fünfter Tag u. 6. Werk: Bevölkerung des Wassers
u. der Luft mit Thieren. Wie Wasser u. Himmel vor dem festen Lande
da waren, so werden auch die sie erfüllenden Wesen vor den Thieren
des Landes geschaffen, wie sie denn auch ihrem Organismus nach
niedriger sind, als die vollkommeneren unter den Landtlüeren. Die
Gen. 1, 20—22. 29
Zusainmenordnung der Wasser- u. Luftthiere erklärt sich aus der Ähn-
lichkeit ihrer Elemente (Flüssigkeit u. Beweglichkeit) und der damit
zusammenhängenden mannigfachen Ähnlichkeit ihres Organismus u. ihrer
Fortpflanzung. Über den Stofl*, aus dem sie gemacht sind, ist nichts
gesagt Die LXX zwar mit i^ay(xyii(o, u. Äq. Theo. Sym, mit i^B^axca
haben (nach Analogie von »:i^v\ V. 24) andeuten wollen, dass die
Wasserthiere aus Wasserstoff hervorgebracht sind, u. haben diesen
Ursprung auch auf die Flugthiere ausgedehnt, indem sie ti^yi als 2. Obj.
zu ^2c^e^, u. f\t^y^^ relalivisch nahmen, aber ohne Zweifel mit Unrecht
Denn it'2'H bedeutet sonst nicht: in wimmelnder Menge hervorbringen,
sondern: in Fülle sich regen, wimmeln, u. kann als Verbum der Fülle
mit dem Acc. {Ges. 117, 4 A. 4^) verbunden werden (Ex. 7, 28. Ps.
105, 80). Übrigens ist ynJ (bei A häufig; Ex. 7, 28 bei C; Dt, 14, 19)
eine altsemitische, im Geez noch ganz lebendige y^; gerade im Aram.
(dem Gshr. sie zuspricht!) ist sie fast ausgestorben, f^] nicht n.
actionis, sondern concret: Gewimmel; es bezeichnet hier nicht (wie
7, 21) blos die kleineren Thiere^ sondern (V. 21) auch die grossen:
toimmeln soll das Wasser von einem Gewimmel lebender Wesen!
(nach den Acc. aber wahrscheinlich: von einem Gewimmel^ von leb,
Wesen), tfiy] im AT. nicht blos die Vögel, sondern alle Flugthiere
(Lev. 11, 19 f.). t)6^3^] Pi'l., weil von einer Masse ausgesagt, zugleich
das „hin u. her, auf u. ab" ausdrückend. "^sß-V?] an der Vorderseite,
der uns zugekehrten Seite der Himmelsfeste hin, d. h. in der Luft,
Itlr welchen Be^ff das Hehr, keinen besonderen Ausdruck hat; ebenso
weiterhin Vögel des Himmels V. 26. 28. 80. 2, 19 f. 7, 2 u. s. n7ö«r?]
+ 1? W5 LXX. — V. 21. Der Bericht über die Ausführung bestimmt
auch hier, wie sonst, noch einiges genauer ab das Schöpfungswort:
er unterscheidet den f^o des Wassers in die grossen fi^?? u. die
übrigen Wesen, "ps^] „von lan dehnen, slreckeny ist das langgestreckte
Thier, u. wird zwar auch für Schlange gebraucht (Ex. 7, 9 ff. Dt 82,
38. Ps. 91, 18), aber häufiger für KrokodU (Jes. 27, 1. 51, 9. Ps.
74, 18 u. s.) u. andere grosse Wasserthiere (Ij. 7, 12. Ps. 148, 7),
nie speciell für Fische. Diese mit den im Wasser lebenden andern
Thierarten werden bezeicimet mit'': und all die (übrigen) lebendigen
Wesen, welche sich regen u. bewegen, woüon wimmelnd wurde das
Wasser, nach ihrer Art. r«] vor ^» Ges. 117, 1 A. 2. njnn]
Artikel, da «m durch Vs determinirt ist o-^r^^ nach den Mass. =
^T?^% (vgl. Gen. 4, 4. Nalj. 2, 8); doch kommt sonst ein Plur. von
r»? nicht vor, u. ist wohl an^^» (Ges. 91, 1 A. 1) beabsichtigt (on
wegen oa-an). oa; ti'iy] Flugthiere mit Flügeln; der Ausdruck hebt
das wesentliche Merkmal des ^^ar hervor, welches Vögeln u. andern
Fluglhieren gemeinsam ist, obgleich auch e)a& ^m gesagt wurde (7, 14.
Dt 4, 17. Ps. 148, 10 vgl. Ps. 78, 27); Adj. beflügelt (Del.) ist si«
weder hier, noch 7, 14. — V. 22. Als beseelte Wesen erhalten sie
einen göttUchen Segensspruch, welcher ihnen die Fähigkeit, durch Fort-
pflanzung sich zu erhalten u. zu vermehren, mittheilt Die Pflanzen
wurden zwar mit derselben Kraft begabt, aber nicht angeredet, nicht
durch einen besonderen Spruch. — Dass der Vrf. annahm, Gott habe
30 Gen. 1, 22—26.
von jeder Thierart immer nur ein Paar geschaffen {Kn,)y kann aus der
Analogie des Menschen, mit dem es eine andere Bewandtniss hat, auch
aus der Flulhgeschiehte (6, 19 f.) nicht gefolgert werden; 'jat'jw: V. 20
spricht eher dagegen.
V. 24 — 81 sechster Tag, 7. und 8. Werk: Schöpfung der Land-
thiere u. der Menschen. — V. 24 f. Die Landthiere soll die Erde (das
Land) hervorgehen lassen (vgl. V. 12) oder hervorbringen; aber sofort
V. 25 heisst es (anders als bei den Pflanzen), dass Gott sie machte.
Auch sollen schwerlich durch diese Wendung die Landthiere als aus
anderem Stoff, denn die Wasserthiere u. Vögel, gemacht dargestellt
werden (vgl. V. 20). Wohl aber will Vrf. durch die Betheiligung der
Erde an ihrer Hervorbringung ihren niedrigen Ursprung gegenüber vom
Mensehen andeuten. Nach andern Stellen des AT. (2, 19. Ps. 104, 29.
Koh. 3, 20) sind die Thiere aus Erdstoff gemacht, wie der Mensch
2, 7 (vglDiog. Laert 2, 3, 4; Ovid. met. 1, 416 ff, JTn.). — ";»! »".]
wird zerlegt in 8 Classen, welche in veränderter Stellung V. 25 wie-
derkehren. ^\?^] das stumme grössere vierfüssige Thier, zwar auch
die grösseren wilden Thiere einschliessend (Gen. 6, 7. 20. Lev. 11, 2
u. s.) u. in Poesie öfters von den wilden Thieren gebraucht, aber ge-
wöhnlich, u. so auch hier, das zahme Vieh, Thi^e der Heerde (Gen.
47, 18 u. s.) u. Lastvieh (34, 23. 36, 6). ^i\ das sich Regende
überhaupt (V. 28 u. 9, 3), speciell u. so hier das kl^nere kriechende
Gethier (reptilia i^Bt6v\ was ohne Füsse oder mit unmerklichen
Füssen am Boden sich fortbewegt (6, 7. 7, 14. Dt. 4, 18. 1 »eg. 5, 13),
genauer riön«n fe»j V. 26. 6, 20. Hos. 2, 20, weil man auch den r??
des Wassers wto;n nennen konnte Ps. 104, 25 (v^. Lev. 11, 46. 44;
Ps. 69, 35). Zwischen beide Classen stellt sich t^«« ^^n] die Thiere
des Landes (n^^ n«;n 2, 19), „welche draussen im freien Lande, in
den Gefilden herumstreifen", Raubthiere (1 Sam. 17,46. Ez. 29,5.
Ps. 79, 2 u. s.) u. alles übrige Wild. T??"^'"'?'?] *"s der ältesten
Sprache, in welcher das Nom. im st c. auf ^ (^) auslautete {Ges. 90, 8),
u. der Artikel noch wenig gebräuchlich war (ebenso Ps. 50, 10. 79,
2. 104, 11. 20. §eph. 2, 14. Jes. 56, 9). Diese Sprechweise ist hier
gewählt als die feierlichere, weil Gott spricht; V. 25, wo der Er-
zähler spricht, steht yjnn injin. nv^tk] scheint zu allen 8 Classen zu
gehören, vgl. V. 25. — Über das Fehlen des Segenspruchs über die
Landthiere s. S. 15. — V. 26 f. Als letztes u. höchstes der beseelten
Wesen wird der Mensch geschaffen. Seine Sdiöpfung ist zwar mit der
der Landthiere auf ^inen Tag zusammengerückt, u. dadurch eine gewisse
Zusammengehörigkeit beider anerkannt Aber viel mehr ist der Bericht
darauf aus, seine Verschiedenheit u. seine hohe Würde gegenüber von
diesen u. allen andern Wesen hervorzuheben. Sie wird durch seine
Stellung am Ende der ganzen Reihe angedeutet, u. durch Geltend-
machung seiner Gottebenbildlichkeit u. Herrscherstellung ausdrücklicli
ausgesprochen. Schon in der Eingangsformel tritt die Wichtigkeit dieses
letzten Actes hervor, da hier nicht wie bisher fortgefahren wird: „u.
Gott sprach: es entstehe der Mensch T' sondern seine Schöpfung als £r-
gebniss eines besondern Rathschlusses Gottes hingestellt wird, nfcw]
Gen. 1, 26. 31
Yoluiit, Ges. 75, 6. Dass Gott im Plur. von sich redet (vgl 11, 7.
Jes. 6, 8), ist aus der Selbstauflbrderung, wo der Redende mit dem
Angeredeten sich wie eine Doppelheit von Personen zusammenfasse
(HUz, zu Jes. 6, 8 ; Tuch, HSchullx), nicht zu eridären, da ein solcher
Phur. sonst nicht nachwei3har ist, vielmehr Gott auch bei Selhst-
aufforderungen im Sg. 1 p. redet (zB. 2,18. Jes. 33,10); ebenso
wenig aus der Sitte der Herrscher, in öffentlichen Erlassen durch Wir
zu reden (Merc. Grot. Kn, a.), weil diese später im Morgen- u. Abend-
land gewöhnliche, im Qorän auf Gott übertragene Sitte bei den HebrSem
noch nicht war, u. im AT. nur von persischen u. griech. Herrschern vor-
kommt (Esr. 4, 18. 1 Macc. 10, 19. 11, 31. 15, 9). An die triniUrische
Selbstunterscheidung Gottes (KV. u. Dogmatiker) kann ohnedem im AT.
nicht gedacht werden. Zutreffender scheint, dass Gott hier (wie 11, 7.
Jes. 6, 8) communicative mit den ihn umgebenden himmlischen Wesen
rede (PAiYo, TgJon.^ Äa/. IE., Gabi. Del)\ auch «r>^»7» 'üöV:!» stimmte
dazu, da die Engel als Gottessöhne eben auch an der göttlichen, dem
Menschen mitzutheilenden Natur Theil haben (vgl. 3, 22 u. Ps. 8, 6
mit Hehr. 2, 7). Indessen durch rtv^a wfirde eine Mitthätigkeit der
Geister liei dw Menschenschöpfung gesetzt, gegen die sonstige Schrift*
lehre (Jes. 44, 24. 40, 18 f.); auch fehlt bei A sonst jede Erwähnung
der Engel. Man wird sich deshalb die Sache doch anders zurecht-
legen müssen. Man denke daran, dass dem Hebräer, der Gott v^n^K
im PL benennt, Gott die lebendige persönliche Zusammenfassung einer
Fülle von Kräften u. Mächten ist, Gott also ganz anders als Menschen
durch Wir von sich reden kann (nicht muss). Diese Auflockerung des
Ich zu Wir erscheint hier angebracht, nicht blos wegen der Feier-
lichkeit des Augenblicks, wo er aus dem Vollgefühl seiner Würde her-
aus spricht, sondern weil es sich jetzt darum handelt, aus der Fülle
der göttlichen Kräfte, die er in sich vereinigt, an den Menschen mit-
zutheilen. Es dürfte sich sogar fragen, ob es für das Gottesbewusst-
sein des Vr^ erträglich gewesen wäre, zu sagen: „Gott sprach: ich
will Menschen machen in meinem Bild^^ Wenigstens die Spätem
würden das corrigirt haben, man vgl., wie V. 27 LXX "i^^^i^B auslassen
u. B*»nl9» 0^28» V. 27. 5, 1. 9, 6 xor thova ^sov, nicht xov ^sov
übersetzten, obwohl sie sonst in Gen. Iff. w^rr^n mit o ^sog wieder-
geben (s. auch Ps. 8, 6 LXXl u. wie Sym. in V. 27 &^^^ B^sas abtheilt.
ta^»] collect (nach PL '»t'i':;; über das Etymon s. 2, 7. ^\^^] in un-
serem Bild, so dass der Mensch das Bild Gottes trägt, gleichsam darein
gefasst oder gekleidet ist, wobei übrigens zu bemerken ist, dass a ab
a der Norm auch sonst gebräuchlich ist, zB. Ex. 25, 40. 30, 32. 37.
wütt'id] nach (gemäss) unserer Ähnlichkeit, drückt denselb^ Sinn
aus, nur abstrakter, und soll das *i3!D^2sa nicht abschwächen {ümhr, Sünde
S. 4), sondern cumulirend den Gedanken nachdrücklicher hervorheben
(s. y. 27). Die griech., u. auch lateinische KW. haben unterschieden,
iUoiv (imago) auf die physische oder auch angebome, ofio/oa»^ (simi-
litudo) auf die ethische oder auch anzueignende Seite des göttl. Eben-
bilds beziehen wollen. Aber das Fehlen des ) zwischen 'xa u. '^o
(blos LXX haben xa[) fQhrt nicht auf solche Unterscheidung; V. 27
32 Gen. 1, 26.
u. 9, 6 ist nur der eine der beiden Ausdrücke gebraucht, 5, 1 nur
der andere (vgl. 5, 3 yro auch die Prdp. wechselt). Dass m^^^ aus
dem Aram. entlehnt sei {WL I. 401), ist unbeweisbar; seiner Bildung
(nno9, rnat) u. Y ^^^^ {"^^ Gant, bei Hos., Jes.) ist es gut hebrSisch,
u. im Hebr. das einzige Wort (2 Reg. 16, 10 schon in der Quelle) für
Ähnlichkeit (s. auch Driv. 216). Das Gleiche gilt von Ti'j^y welches in der
Bedeutung herrschen im Aram. unbekannt ist (und nur vom Hebr. her
im Targ. u. Talm. noch ein Paar mal vorkommt); endlich va; V. 28
(gemeinsemit) ist durch 2 Sam. 8, 11. Zach. 9, 15. Mich. 7, 19 (trotz
Stade) hinlänglich als zum altem Gut gehörig bezeugt — Die Menschen
sollen, kraft ihrer Gottähnlichkeit, ihre irdischen Mitgeschöpfe beherr-
schen, eig. auf sie treten (Ps. 8, 5 fr.). &;n ra^] ein GoUectivbegriff
{Ew. 179«) s. V. a. B«n «^a^r 9, 2. Ps. 8, 9. -rw^'H?"] in der Auf-
zählung der Thiergattungen höchst auffallend. Zwar konnte man t^mh
für Erdbevölkerung (Gen. 9, 13. 19. 10, 25. 11, 1 ; schwerlich für
T?Mn bify s. Ij. 12, 8) sagen, aber das reicht hier in der Aufzählung,
wo man eine hestimmte Glasse von Landthieren erwartet, nicht aus.
Hätte aber der Vrf. die Erde selbst als Object der Unterwerfung ge-
meint, wie V. 28 (ATe.), so hätte er diese Worte an's Ende des V.
setzen müssen. Demnach wird die Lesart verdorben, u. obwohl auch
LXX Sam. Onk. sie haben, doch mit Pei. {Cler. llg. Ew. Olsh. Bei.)
fn»n n»n-^an (V. 25) zu lesen sein. — Diese Herrschaft des Men-
schen ist nun aber blos Folge seiner Ebenbildlichkeit, nicht diese selbst;
das folgt aus Y. 28, wo sie dem nach Gottes Bild Geschaffenen erst
durch einen besonderen Segen Gottes zugesprochen wird. Was unter
der Gottähnlichkeit näher zu verstehen sei, darüber spricht Vrf. sich
nicht bestimmt aus. Aber zum voraus ist klar 1) dass ihm der ganze
Vorzug des Menschen vor dem Thier darin zusammengefasst ist, 2) dass
sie nach ihm sich durch Zeugung in der Menschheit forterbt (5, 1 — 3),
und, wie die daraus abgeleitete Herrschaft über die Thiere, dem Men-
schen überhaupt zukommt (9, 3; wie Ps. 8, 6), nicht blos dem Men-
schen im Urzustand, also von ihm auch nicht in eine besondere sittl.
Vollkommenheit des ersten Menschen gesetzt worden sein kann; 3) dass,
weil nach der Lehre des Mosaismus Gott ein Geistwesen ist, das zwar
in dieser u. jener Erscheinungsform sich vergegenwärtigen kann, aber
ohne Gestalt u. darum auch durch keine sinnl. Gestalt abbildbai* (Ex.
20, 4. Dt 4, 12. 15 ff. Jes. 31,3) ist, trotz des Ausdrucks Bild die
Ähnlichkeit nicht zunächst u. vorzüglich in der äusseren Gestalt des
Menschen gesucht werden darf. Ist das aber so, so kann der Vrf.
den Menschen ein Abbild Gottes u. Gott ähnlich nur darum genannt
haben, weil er in seiner geistigen Begabung, (Denkfähigkeit, Selbstbe-
wusstsein, Willensfreiheit) u. seinem Sinn für das Ewige, Wahre u.
Gute, göttliches Wesen u. göttl. Kräfte mitgetheilt bekommen hat,
zwar nur abbildiich u. in abgeleiteter Weise, aber doch so, dass er
durch diese seine göttL Grundkräfte über alle anderen irdischen Wesen
hervorragt u. sie zu beherrschen geeignet ist Sofern dieses geistige
Wesen auch seiner äussern Erscheinung den Adel u. die Würde (schöne
Gestalt, aufrechte Stellung, gebietende Haltung, edle Bewegung, aus-
Gen. 1, 26. 27. 33
dnicksvolle Geberde, geistigen Blick, Kn.) verleiht, welche ihn vor allen
irdischen Geschöpfen auszeichnen, u. y,vor vtrelchen die Thiere scheu u.
furchtsam w^eichen^^ (9, 2. Kn.), ist seine leibl. Gestalt, der Ausdruck
u. das Werkzeug seines Geistes, von seinem geistigen Wesen nicht zu
trennen, u. soll gewiss auch nach dem Sinn des Vrf. aus dem Begriff
der Ebenbildlichkeit nicht ausgeschlossen sein. Man kann das auch aus
Gap. 5, 3 schliessen (Kn.), wo der Vrf. von dem Verhältniss des Sohnes
zum Vater, das ja auch ein Verhältniss der leibl. Ähnlichkeit war, die-
selben Ausdrücke gebraucht Aber selbst dort kann die Ähnlichkeit
damit nicht erschöpft sein, noch viel weniger gegenüber von Gott. —
Übrigens kommt das Ebenbild mit diesem Ausdruck im AT. nur bei
A vor (Ps. 8 spricht von derselben Sache mit andern Ausdrücken), u.
alle späteren Erwähnungen desselben gehen auf ihn zurück. Gelehrte
Deutungen des Begriffs findet man Sir. 17, 3 ff. (vgl. Sap. 9, 2 f.), u.
Sap. 2, 23. Wie diese Stellen schreiben auch 1 Gor. 11, 7. Jac. 3, 9
das Ebenbild dem Menschen überhaupt zu; jedoch vertieft sich bei
Paulus der Begriff zur Idee der sittlich-religiösen Vollkommenheit, u.
spricht er darum von demselben als einem durch die Sünde verdorbe-
nen, erst durch Christus wiederhergestellten u. vnederherzustellenden
(Col. 3, 10; Eph. 4, 24); an diesen paulin. Sprachgebrauch schliesst
sich die kirchl. Lehre darüber an, welche über diese grundlegenden
Stellen des AT. weit hinausgeht. „Zeitig nahm man (s. S. 31) bei
den Juden an der bibl. Vorstellung Anstoss u. Uess den Menschen nur
nach dem Bilde der Engel geschaffen sein, zB. LXX Syr. Ghald. zu Ps.
8, 6; Saad. zu Gen. 9, 6; samar. Üb. zu Gen. 5, 1. 9, 6; Pers., Qimli.
zu Gen. 5, 1 ; Ba§. zu Gen. 1. Übrigens kommt jene Vorstellung auch
im übrigen Alterthum vor. Der Mensch wurde nach Lucian de imag.
28 vom besten der Philosophen eiKav ^sov genannt, nach Hermes bei
Lact inst div. 2, 10 ad imaginem Bei gemacht, nach Ovid. met 1,
83 in effigiem moderantum cuncta Deorum gebildet Cicero de nat
deor. 1, 32 bezeichnet die Menschen als similes Deorum u. erinnert
de leg. 1, 9, wie auch Juvenal 15, 142 ff., an die aufrechte Gestalt,
aber auch an das Geistige. Arat phaenom. 5 nennt die Menschen ein
Jtog yhog, welches Paulus Act 17, 28 zu einem ^eov yivog er-
weitert, u. die Pythagoreer lehrten eine ovyyiveiav ovd'QfiTcmv Ttqog
^sovg (Diog. Laert. 8, 1, 19), dachten aber dabei, wie auch andere,
zB. die Platoniker, an die Seele als Ausfluss der Gottheit, während
andere zugleich behaupteten, ro elöog ccirco d'sa iomhai (Philostr.
vit. Apoll. 8, 7). Auch Phocyl. carm. 101 nennt den Geist «/xcai/
-^cov" (An.). Es versteht sich jedoch, dass in der heidnischen, die
Gottheit vermenschlichenden Denkweise alle diese Aussagen viel weniger
zu bedeuten haben, als auf bibL Standpunkt. — V. 27. Freudig ge-
hoben berichtet der Vrf. die Schöpfung des Menschen mit dichterischem
Anhauch in 3 rhythmischen Gliedern {Ew,), Glied b hebt aus Gl. a
einen Punkt, das "^»V^a, als hochvnchtig besonders heraus; c ergänzt
a u. b in Beziehung auf die Zahl der Geschaffenen, bi a u. b genügt
es, vom Menschen im allgemeinen zu sprechen, daher ^mk; in c
vnrd wegen der Zweiheit der Individuen diik gesagt Die Deutung»
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 3
34 Gen. 1, 27—29.
dass der Mensch zuerst als einer geschaffen u. nachher zu zweien um-
geschaffen worden sei, erlaubt schon der Ausdruck nicht; dass die Aus-
sage des c besonders hingestellt ist, ist nur Folge des poet. Rhythmus.
ein Männlein u. Weiblein schuf er sie] nicht: männlich u. weibUch
schuf er sie, als wäre die Zahl der Paare hier unbestimmt gelassen,
denn ^^l u. ria;93 sind nicht collect, u. dass der Vrf. nur ^in Paar an-
nahm, ist Cap. 5, Iff. deutlich (anders Tuch^ 24. 39). Die Frage,
ob die Menschheit von einem oder mehreren Paaren abstamme, ob-
wohl in der neueren Wissenschaft lebhaft erörtert {Gabler Urgesch.
II, 2 S. 41 ; Win,^ 1. 20 ; Zöckler Theol. u. Naturwiss. H. 768 ff.), aber noch
nicht gelöst u. wissenschaftlich überhaupt kaum lösbar, lag als Streit-
frage dem Alterthum gar nicht vor. Auch der Vrf. macht keinen Gegensatz
gegen eine abweichende Ansicht (etwa durch Hervorhebung mit dem
Zahlwort); obgleich er nur ein Paar annimmt (wie ausserbiblische Kos-
mogonien), zeigt er doch durch das coUective d^k V. 26, dass ihm
das Schwergewicht gar nicht auf diesen Punkt fällt. Was er betont,
ist, dass Gott die Menschen in seinem Bilde (u. mit der Geschlechts-
differenz, vgl. Matth. 19, 4) geschaffen hat, dass sie in ihrem Ver-
hältniss zu Gott durch ihre gottebenbildliche Natur alle gleich sind.
An der Anerkennung dieses Satzes ist die Religion selbst betheiUgt
naf>^!i ^st] obwohl bei A, wo erwachsene Leute beiderlei Geschlechts
in Rede stehen, auch ninj xs'^h vorkommt (Ex. 35, 29. 36, 6; beson-
ders wenn ältere Vorlagen gebraucht sind Lev. 13, 29. 38. 20, 27.
Num. 5, 6. 6, 2 cf. Dt 17, 2), so bedient er sich doch, als ein an
schärfere Begriffsbestimmungen gewöhnter Rechtskundiger, nicht blos bei
Thieren, sondern auch bei Menschen überall da, wo es auf den Ge-
schlechtsunterschied ohne Unterschied des Alters ankommt, für mas des
Ausdrucks '^sj (zB. Gen. 17, lOff.; Ex. 12, 48. Lev. 6, 11. 22. 7, 6. 27,
3 ff. Num. 1, 2 ff.) wie auch andere (vorexilische) Schriftsteller Ex. 23,
17. 34, 23. Dt 4, 16. 15, 19. 16, 16. 20, 13. Jud. 21, llf. 1 Reg.
11, 15. Jer. 20, 15. 30, 6), u. für femina (wofür n;»» Lev. 18, 22.
20, 18, cfr. Jud. 21, llf.) des napj (wie Jer. 31, 22. Dt 4, 16).
Durch das Arab. u. Assyr. erweist sich ^s; als ein altsemit Ausdruck,
der nur im Aram. bald den speciellen Begriff Widder annahm, (über
die Behauptung, ^^sj sei die jüngere Form fftr älteres "^«J, s. zu Ex.
23, 17); n^ga aber, von einer gut hehr, y^, u. directer Gegensatz zu
^dT, kann, obwohl sonst nur im Aram. erhalten, nicht erst in der ver-
feinernden, alles grob Sinnliche meidenden Sprechweise der jüngeren
Zeit aufgekommen sein (gegen Wlh,, Gsbr,), — V. 28. Auch sie er-
halten einen Schöpfungssegen, aber in u. mit diesem nicht blos die
Kraft sich zu vermehren u. die Erde zu fällen (V. 22), sondern auch
die Kraft, sich die Erde selbst u. ihre lebenden Wesen zu unterwerfen,
wie Herren mit Eigenthumsrecht (Ps. 115, 16) darüber zu schalten
u. sie ihren Zwecken dienstbar zu machen. Wohl nur zur Erhöhung
der Feierlichkeit ist im hbr. Text das vollere ß'^nl?« w\\ ^h^)_ gesagt
statt ^b»\ (V. 22), was die LXX ausdrücken, was] s. zu'V. 26. r^^'^H
über Art zu V. 21 : die auf der Erde sich regenden Thiere für sämmt-
hche Landthiere. — V. 29 f. Verordnung eines Grundgesetzes fOr die
Gen. 1, 29. 30. 35
Geschöpfe^ sich anschliessend an das Heerscherrecht des Menschen u.
dieses beschränkend, aber wegen seiner weiter greifenden Bedeutung als
ein besonderes Gotteswort eingeführt. Es betrifit die Nahrung der Menschen
u. Thiere. Den Menschen weist Gott die Samen tragenden Kräuter u.
die Samenfrucht tragenden Bäume an, s. zu V. 11 (vgl. 2, 16. 3, 18).
^Pt:i] ich gebe hiemit, „dedero", vgl. 9, 13. 16, 18. 17, 20. 23, 11. 13
{Ges. 106, 3). aw-Vs— 'k] V. 21. ant y^v] Samen säend oder streuend,
wenn nicht dieses Qal, wie V. 11 f. das Hi., von ȟj. erst denominirt ist
(J^. 122^). Dass es sich Y. 11 f. um den erst zu bildenden, hier um den
schon gebildeten d. h. reifen Samen handle {BöUch, NÄ. I, 9; DeL\
ist wohl zu fein. Für die menschliche Nahrung kommen die Kräuter
u. Bäume hauptsächlich wegen ihres Samens in Betracht ^^^k^] s.
Driver 217 f. In V. 30 muss das T?? von V. 29 noch fortwirken,
u. n^3K^ n;n^ 05^ V. 29 parenthetisch genommen werden (nach Ew.
JDeL^ wäre ein "^^na vor ^s-r»K V. 30 ausgefallen). In der Aufzählung
der Thiere fehlen nicht blos die D;n «»an u. diese gewiss absichtlich,
sondern auch (vgl. V. 24 f.) die "»t^s; schwerlich, weil das zahme Vieh,
beim Menschen lebend, an dessen Nahrungsmitteln vielen Antheil hat
(iTw.); viehnehr wird es in v;jKn n«rT (vgl. V. 28) inbegriffen sein {Del.).
Diesen Thieren ist das Grün des Krautes angewiesen d. h. alles grüne
Gras u. Kraut; p;;».;; deutet an, dass a^;? hier im weitesten Sinn (s. Y. 11 u.
vgl. 2, 5; Ex. 9, 25. 10, 15), ah$o in weiterem als V. 29, genommen ist
u. das Gras einschliessen soll; ^*^2fn ist nicht gebraucht, weil es oben
V. 11 f. nicht erwähnt war; wäre V. 11 f. k»!j s. v. a. Gras überhaupt, so
wäre dessen Erwähnung hier zu erwarten. — Diese Nahrungsanweisung ist
nicht erschöpfend (Wasserthiere unberücksichtigt; Nahrungsmittel wie
Milch u. Honig für die Menschen, Körner für Vögel u. Landthiere
nicht erwähnt); es wird nur die V. 11 f. vierzeichnete Gewächswelt
unter die Lebewesen des Landes (u. der Luft) zum Gebrauch vertheilt,
u. werden Kräuter u. Bäume, mit ihren Samen u. Früchten, den Men-
schen, Gras u. Krautesgrün den Thieren zugewiesen; es ist eine Unter-
scheidung in Bausch u. Bogen. Aber die Austheilung der Gewächs-
welt unter die Lebewesen ist nicht der einzige Gesichtspunpt, unter
dem die Stelle betrachtet sein will. Die Nichterwähnung der Fleisch-
nahrung für den Menschen, dem doch das Herrschaftsrecht über die
Thiere zugesprochen ist, führt im Zusammenhalt mit 9, 2 ff. auf einen
tieferen Gedanken, dem der Vrf. Ausdruck geben will. Fleischnahrung
kostet einem Thiere das Leben; solche Tödtung der Thiere für den
eigenen Gebrauch aber, so geläufig sie in der jetzigen Weltordnung ist,
ist nach A nicht ursprünglich gewesen u. der Schöpferordnung Gottes
nicht gemäss; nicht Krieg u. Mordlust, sondern Frieden wollte der
Schöpfer unter seinen Geschöpfen; der Bruch dieses Gottesfiriedens in
der Schöpfung tritt erst mit dem Sinken der Geschöpfe ein. Durch
IPr'^'nil V. 30 gibt A (vgl. Gen. 6, 11 ff.) deutlich zu verstehen, dass
er wirklich für die erste Zeit die Aufrechterhaltung dieses Gottesfrie-
dens annahm. Demnach sollen V. 29 f. das göttl. Grundgesetz für das
Leben der Geschöpfe, u. damit zugleich eine Charakteristik des Ur-
standes derselben, speciell der Menschheit geben; sie leisten also das-
3*
36 Gen. 1, 30. 31.
selbe, was G mit seiner Erzählung vom Gottesgarten (Gap. 2 f.) be-
zweckt {Ew. JB. II. 134 fr.). Mit solchem Glauben an eine Urzeit
paradiesischen Friedens stehen die bibl. Erzähler nicht allein (s. Gap. 2),
aber auch zu der besonderen Fassung des Gedankens hier finden sich
auswärts manche Parallelen. „Nach Plato de leg. 6 p. 782 u. Flut
symp. 8, 8, 3 enthielt man sich anfänglich des Fleischgenusses^ weil
man die Tödtung von Thieren als unrecht erachtete (Diog. Laert 8,
1, 12; Porph. abst. 3,26); ebenso lässt Ovid. met 16, 96 ff., fast 4,
395 fr. die Menschen im goldenen Zeitalter allein fetus arboreos u.
herhas, noch kein Fleisch geniessen; Verg. Ge. 1, 130 lässt ursprüng-
lich auch die reissenden Thiere von Yegetabilien leben'* (Kn.), Über
die persische Lehre s. Spiegel Er. AK. I. 455 f. Die Möglichkeit
solcher Lebensweise lässt sich, was den Menschen betrifft, nicht be-
zweifeln: wenn gleich seine Kauwerkzeuge u. Yerdauungsorgane auch
auf tliierische Kost eingerichtet sind, so ist doch erfahrungsmässig
durch viele Beispiele bis herab auf die Yegetarianer nachgevnesen, dass
Fleischnahrung für ihn entbehrlich ist. Bei einfacher lebenden Völkern
war u. ist der Fleischgenuss selteneri u. vielfach im Alterthum war
das natürliche Grauen vor Blutvergiessen noch recht lebendig (Brah-
manen, Buddhisten, Pythagoreer, Manichäer). Theils geschichtliche
Erinnerungen an solche ältere Zustände u. Sitten, theils das natürl.
Mitgefühl mit der leidenden Greatur u. die innere Stimme, dass Ver-
folgung u. Gewaltthat unter den Geschöpfen nicht der urspr. Wille
des Schöpfers sein können, dienten der ^schauung, die der Vrf. aus-
drückt^ zur Stütze: wie die Dolmetscher der höheren Religion den
Frieden unter den Menschen (zB. Jes. 2, 4. 9, 5 f. Zach. 9, 10), bes.
auch den Frieden zwischen der Menschen- u. Thierwelt (Hos. 2, 20;
Jes. lly 5 — 9. 65, 25) als das Zukunftsziel der Entwicklung hinstellen,
so haben sie auch einen Urständ paradiesischen Friedens als ein ent-
schwundenes Ideal an den Anfang der Dinge gesetzt Viel schvneriger
ist die Denkbarkeit eines solchen Urstandes bezüglich der Ernährung
der Thiere. Eine Menge von Thierarten lebt auf Kosten anderer; das
erscheint als durch die Gonstruction ihrer Organe u. Leiber ihnen so
vorgezeichnet, u. der paläontologische Erfund erweist solche Organisa-
tion derselben als urälteste, dem Dasein des Menschen schon voraus-
gehende; in Anbetracht der übergrossen Fruchtbarkeit u. Vermehrung
gevnsser Thierclassen stellt sich jene ihre Verwendung zur Erhaltung
anderer sogar als ein Werk schöpferischer Weisheit dar. Derartige
Schwierigkeiten sind aber dem Vrf. noch nicht zum Bewusstsein ge-
kommen, geschweige dass er sie (Gen. 6, 11 ff.) mit einer späteren
Veränderung der urspr. Organisation der Thiere gelöst hätte. Er hat
einfach, unter Voraussetzung der Identität ihrer leibl. Organisation, bei
einigen Thierarten die Möglichkeit einer einst friedlicheren Lebensweise
u. einer nachherigen Verwilderung angenommen. — V. 31. Nach Ab-
schluss des Sechstagewerks erfolgt das göttl. Billigungsurtheil, diesmal
über die Gesammtheit aller Werke, auf ^k» a'ita lautend, weil eben
durch den Zusammenhang der einzelnen Theile mit einander u. ihr
zweckvolles Sichentsprechen ihre Trefflichkeit um so heller hervor-
Gen. 1, 31 — 2, 1. 2. 37
leuchtet. **i^] nicht, wie bisher, ein, sondern der, als wollte Yrf.
damit sagen: der sechste u. damit letzte der 6 Tage. Dass nur **««,
nicht tfp den Artikel hat (1, 21. 28 gehören nicht hieher), ist nicht
Zeichen jungen Sprachgebrauchs {WL I. 402); denn diese Redeweise
{Ges. 126, 5 A. 1) findet sich in A nur bei öi- (2, 3. Ei. 12, 15) so
wie in anderen Schriften (Ex. 20, 10. Dt 5, 14. Lev. 19, 6. 22, 27),
wogegen bei allen anderen Substantiven A immer den Artikel schreibt
(Gen. 8, 6. Ex. 28, 10. 18ff. 39, 11 ff. 26, 9. 29, 19. 39. 41. Lev.
8, 22. Num. 28, 4. 8 u. s.), also noch keineswegs zum Sprachgebrauch
von n^^-rasn rw» (vgl. Gen. 41, 26. Jud. 6, 25. 1 Sam. 12, 23. Jer.
17, 2. 38, 14 u. ö.) vorgerückt ist (s. auch Driv. 229 f.). — Cap. 2,
1 — 3. Den siebenten Tag bestimmt Gott, da er an demselben von seinem
Schaffen ruhte, zu einem hl. Ruhetag. — y. 1. b»m] Suff, geht auf
'»m 'vTt zugleich. Vom Heer des Himmels ist im AT. oft die Rede;
meist wird damit das Sternenheer bezeichnet, doch auch die Engel-
scharen (1 Reg. 22, 19, vgl. Jos. 5, 14 f.); Heere Gottes sind auch
alle die elementaren Kräfte des Himmels, wie Winde, Rlitze u. s. w.
(zR. Ps. 103,21). „Heer der Erde", sonst nicht gewöhnlich u. hier
durch Jleer des Himmels" veranlasst, bezeichnet dasselbe, was sonst
7;»n tfchh, vgl. Jes. 84, 2 u. die Umschreibung Ne^i. 9, 6. Alle Wesen
Himmels u. der Erde, auch die in Gap. 1 nicht ausdrücklich erwähnten,
werden hier zusammengefasst — Y. 2. Und Gott endigte am 7. Tage
seine Arheii\ die leichtere Lesart ^^^^ für '^?''?wt? {Sam, LXX PeL
Jübil, Berei. rah, c. 9, vgl Hieron, qu.), von Houhig. Hg, Pott Olsh, Bud,
vorgezogen, ist ohne Zweifel Gorrectur; aus "^vu; hätte *^a^av höchstens
durch Schreibfehler werden können. Die Schwierigkeit des '^T^'O'n lässt
sich aber nicht dadurch beseitigen, dass man ^5?^ als Plsqp. {Calv. Drus.
Eichh. Gabi. Ros) fasst, was gegen die Grammatik verstösst Viel-
mehr muss man annehmen, dass im Sinn des Vrf. (anders als in V. 1)
r\\'s nicht fertigmachen, sondern (Num. 17, 25) ein Ende machen
einer Sache, oder aupiören mit (etwa wie frV» seq. 1» Ex. 34, 33,
Lev. 16, 20. 1 Sam. 10, 13 oder tri^m Ex. 12, 15) besagt {YaJt.
Tuch, Kn,), u. zugleich die Ruhe Gottes als die eigentliche Vollendung
des SchöpÄingswerks gedacht ist {Rai, Del, Ke,). Die Streichung des
V. 2^ u. 3^ als späterer Zuthat {WL, s. oben S. 16), womach als
Aussage des Vrf. sich ergäbe, Gott habe am 7. Tage erst^ein letztes
Werk (den Menschen) gemacht, ist ein Gewaltstreich, beseitigt auch
nicht den Widerspruch, dass der 7. Tag hl. Tag (3*) sein soll, u.
muthet dem Vrf. einen Gedanken zu, den niemals ein Jude (zumal
nach der Zeit des Dt) gedacht haben kann. u. Gott ruhte am 7, Tag
von aller seiner Arbeit, die er verrichtet hatte] man muss unter
Ruhe nicht das verstehen, was man in der Dogmatik die erhaltende
Thätigkeit Gottes nennt, denn diese fasst das AT. sonst nicht als Ruhe,
vielmehr als fortgesetztes Schaffen, als stetiges Tragen der Welt durch
Gottes allmächtige Kraft (s. auch Job. 5, 17) auf. Hätte Vrf. es so
gemeint, so hätte er einfach gesagt: „Gott ruhte von seiner Arbeit*',
nicht: „ruhte am 7. Tage von s. A." der doch unmögUch als ein in
infinitum sich erstreckender gedacht werden kann. Vielmehr liegt dem
38 Gen. 2, 2—4»
Vrf. der Ruhetag zwischen den Tagen der urschöpferischen Arbeit u.
der Zeit der erhaltenden Thätigkeit, ist der Durchgangspunkt von der
einen zur andern. Der Wechsel von Arbeit u. Ruhe, von Aussichher-
austreten u. Sichinsichzurückziehen ist damit in Gott selbst verlegt
(vgl. Ex. 31, 17 den noch sinnlicheren Ausdruck). So menschenartig
das klingt, so hat diese Anschauung doch ihr Recht, sofern wenn man
einmal den Zeitbegriff auf das göttl. Thun anwendet u. von einem
Abschluss der Schöpfung spricht, es einen Zeitmoment gegeben haben
muss, in welchem Gott* mit Selbstbefriedigung auf die vollbrachte
Schöpfung zurückblicken konnte u. ruhte, nicht überhaupt, sondern
von seiner SchÖpferarheit. Dass diese Zeit gerade als ein Tag be-
stimmt ist, ist die nothwendige Folge der Übertragung des Wochen-
cyclus auf das göttl. Thun. — V. 3. Gott segnete den 7. Tag u,
heiligte ihn] näml. nicht etwa späterhin zu Mose's Zeit, sondern eben
damals am 7. Tag; auch nicht so, dass er schon damals den Menschen
ein Gebot seiner Heilighaltung gegeben hätte, denn den Israeliten wird
das Gebot darüber erst unter Mose gegeben (Ex. 20, 9. 31, 12 ff. 35,
Iff. 16, 22 ff.), u. von vormosaischer Sabbathsbeobachtung derselben
ist nichts bekannt; auch von einer Feier durch die Engel im Himmel
(Jubil. c. 2) sagt Vrf. nichts. Sondern die Meinung ist: Gott legte
damals einen besonderen Segen auf diesen Tag, machte, dass wohlthätige
Folgen sich an seine Feier knüpfen, u. heiligte ihn d. h. machte ihn
zu einem heiligen, den gemeinen Tagen entnommenen u. Gott geweihten
Tag, der eine besondere Beziehung auf den hl. Gott hat (vgl. Jes.
58, 13). Aber bemerkt wird das vom Vrf. allerdings schon mit Be-
ziehung auf die Einsetzung der Sabbathfeier unter Mose (Ex. 31, 17.
20, 11). Zur Sache s. Ex. 20, 10 f. Htoa»^ x-na] da nicht "5»^^ K^a,
sondern n?^^^ ^%? Sprachgebrauch war, zugleich aber das Machen des
Werks als ein schöpferisches bezeichnet werden sollte, so war diese
Zusammensetzung ißw, 285») von selbst gegeben: welches verrichtend
er geschaffen hatte; „thätig seiend" (Kn,) bedeutet f^^^^ nicht. —
Die Formel 'ai a^y ■»n'^i fehlt, nicht etwa weil dieser Tag als dies sine
vespera, als ein endloser bezeichnet werden soll (Del, nach August.
Conf. a. E.), wodurch er seinen Charakter als Typus des menschl.
Sabbaths verlöre, sondern weil die Erzählung zu Ende ist, nicht mehr
zu einem weiteren Tag hinübergeleilet wird, auch seine Bezeichnung
als 7. Tag schon (V. 2) vorausgenommen ist. Ohnedem würde, da
der Sabbath von Abend zu Abend gerechnet wird, obige Formel nicht
wohl passen. — V. 4». Unterschrift zu diesem, nicht Überschrift zum
2. Stück, wie gemäss der Paraschen- u. Vers-Eintheilung manche (Hgst,
Bmg, Kur. Hofm. Ke, a.), auch kritische Ausleger {Tuch, deW. Hupf.)
annahmen. Nämlich ^Sn^hn] nur im PI. st. c. vorkommend, der Bildung
nach einem arabischen SJu*j entsprechend, bedeutet eig. Zeugung,
aber nicht als n. act., sondern (wie auch der stehende PI. zeigt) als
Gegenstandswort Erzeugtes (wie das etwas anders gebildete Geez-Wort
tauledd^, tevledd^, tuledd^, PI. tevleddt), somit im gewöhnl. Sprach-
gebrauch als PI. st. c, vor einem Personennamen, Zeugungen d. h.
Gen. 2, 4» 39
Geschlechter, Geschlechts folge, u. dann in Überschriften leicht auch
Geschlechlsgeschichle, Geschichte des von jemand abstammenden Ge-
schlechts (6, 9. 25, 19. 37, 2), bei den LSX'yheaLg, yspeaHg, ßlßkog
yBviöBcog. Vor einen Sachnamen gestellt, wie hier, kann das Wort
nur im uneigentlichen Sinn ($eph. 2, 2. Ij. 38, 28 f. Jes. 55, 10) ge-
braucht sein s. v. a. Hervorbringungen, die von (auf) Himmel und
Erde, bei deren Schöpfung (o-;- wie V. 1), hervorgebrachten Dinge,
Wesen u. s. w. Zu der Vermuthung (Lag. Or. II. 38 ff.), dass Sing.
»Ti^in in der Bedeutung Herkunft (wie im Targ. der Ketubim) zu lesen
u. der ganze Halbvers eine junge Interpolation sei, ist keine Nöthigung.
Eine Formel dieses Inhalts passt nun 2d)er offenbar besser zu 1, 1 — 2,
3 als zu dem 2. Stück Gap. 2, 4ff., welches, wenigstens nach seinem
jetzigen Bestand, nur Fragmente einer Schöpfungsgeschichte, in der
Hauptsache vielmehr etwas ganz anderes enthält. Das „was mit Himmel
u. Erde nach ihrer Schöpfung weiter geworden ist" (Ke.), wird nie-
mand 'k^j '^n nitV^p nennen; auch erzählt 2, 4 ff. gar nicht, was mit
H. u. E. weiter geworden ist, sondern wie der Mensch geworden ist
u. was mit ihm wurde. Es kommt dazu, dass die Formel überall
im Pent. (auch Gen. 10, 1) auf A, nicht auf G, dem das 2. Stück
angehört, zurückgeht, sowie dass bei C nicht »;», sondern "fey u. ^^;
der gewöhnliche Ausdruck ist. Gehört aber die Formel nach Styl u.
Sinn zum 1. Stück, dann kann sie nur Unterschrift zu diesem sein
(Stäh. Ew. Del. Hölem.). Nun kommt aber sonst bei A die Formel
nur als Überschrift vor; als Unterschrift würde sie in der Schrift des
A unmittelbar mit der Überschrift 5, 1 zusammengestossen sein (Schrad.
39). Darum ist anzunehmen (llg. Pott, Schu. Kn. Sehr, a.), dass
2, 4* im Buch des A Überschrift zu Cap. 1 war u. erst von R zur
Unterschrift gemacht ist, um durch sie das 1. Stück vom 2. zu tren-
nen {Sehr.) oder es mit demselben zu verbinden (An.) u. den Schein
zu vermeiden, als sollte sie Überschrift zum ganzen Pent sein {Del.
Nöld.). Dass die Formel als Überschrift vor 1, 1 unpassend sei,
könnte man nur dann behaupten, wenn 1, 1 selbst Überschrift wäre
(was er nicht ist). Aber nach dem oben S. 17 Gesagten, ist über-
haupt wahrscheinlicher, dass erst R nach Wegnahme jener Überschrift
dem 1, 1 seine jetzige Fassung gab. Zu dieser Vermuthung gibt An-
lass die Minuskel n in fiM^ara, welche doch urspr. kritische Bedeutung
gehabt haben wird {Tuch)', der Text von 1, 1 hätte dann bei A ge-
lautet ö"^?^^« ö»*?aa pKH) B-^ö^n niiVin nV« (vd. den ähnlichen Bau
• m t:ts »vTTt •— t— : :• " \ o
von 5, 1). — Auf keinen Fall aber gehört V. 4° noch zu dieser Unter-
schrift {Ew. Del. Hupf, a.), sondern 4^ ist der Beginn des 2. Stücks
(Kn. Buns. Sehr. Nöld.). Denn die Worte 4^ wären neben DX'^ana
ganz überflüssig. Sodann beginnt hier schon der Sprachgebrauch des
2. St: Miw^ für »^a, u. ti^rfpH '■»■» furö^^nSK; statt ö:»»; r?? (Ps. 148,
13) hat A immer •)^T:«'7? ö:?^«?. Endlich auch o^'^a = als (auch 2, 17.
3, 5) wäre im Munde dessen, welcher eben von der Schöpfung in 6
Tagen berichtet hat, ungeschickt gewählt, während es 5, 1 seinen guten
Sinn hat {Sehr.).
40 Gen. 2 u. 3.
2. Die Schöpfung des Menschen, sein Urzustand und Fall
Cap. 2, 4^—3, 24j aus C.
1. I)ass diese Gapitel ein zusammenhängendes Stück hilden^
leuchtet sofort ein. Der Mensch im Gottesgarten Cp. 2 wird daraus
vertrieben Gp. 3; das Verbot des Erkenntnissbaums Gp. 2 wird Gp. 3
vom Menschen fibertreten; der Lebensbaum, 2, 9 flüchtig erwähnt,
wird 3, 22. 24 nach seiner vollen Bestimmung erklärt; die Verur-
theilung zu schwerer Feldarbeit 3, 17 — 19 ist der Gegensatz zu dem
2, 15 f. beschriebenen leichteren Loos; 3> 19. 23 weist auf 2, 7 zu-
rück; 2, 25 bereitet auf 3, 7. 10 f. 21 vor. Dazu kommt die Gleich-
heit der Darstellungsweise u. Sprache (wovon nachher), besonders auch
der Doppelname Jahve-Elohim in beiden Gapiteln. Ebenso sicher ist
aber, dass hier ein anderer Erzähler als im 1. Stück berichtet a) Das
1. Stück gibt ein vollständiges Bild der Schöpfung der Welt Hier
dagegen hebt die Erzählung neu an, geht zurück bis zu der Zeit, da
noch nicht Pflanzen, Thiere, Menschen waren, u. berichtet ihre Er-
schaffung. Allerdings handelt es sich in ihr hauptsächlich um den
Menschen; um die Schöpfung der andern Wesen nur so weit, als sie
mit dem Menschen in Beziehung stehen. Deshalb hat man gemeint,
es solle hier nur das vorige Stück ergänzt, einiges von dem dort Ge-
sagten ausführlicher u. voi^ andern Gesichtspunkten aus dargelegt wer-
den. Aber in Wahrheit ergänzt das zweite das erste nicht blos, son-
dern weicht auch von ihm ab. Der Mensch erscheint hier nicht blos
dem Werth, sondern auch der Zeit nach als das erste Geschöpf: die
Thiere werden erst für ihn geschaffen, ja auch die Pflanzenwelt scheint
vor ihm noch nicht da zu sein 2, 5 — 7 ; es ist also eine andere Ord-
nung in der Erschaffung der Wesen (s. 2, 19). Abweichend ist auch
die Bemerkung über die Trockenheit der Erde vor der Hervorbringung
der Pflanzen (2, 5), über die früheste Ernährungsweise des Menschen
(2, 16 u. 3, 18) u. über die Schöpfung des Weibes (2, 21 ff.); ebenso
ist hier der Urzustand des Menschen anders beschrieben als 1, 29 f.
Das sind freilich nur Abweichungen in untergeordneten Dingen, während
in der Hauptsache, über das Wesen des Menschen u. sein Yerhältniss
zum Schöpfer u. zur Natur wesentUche Übereinstimmung sich zeigt
Aber auch in nebensächhchen Dingen wird derselbe Erzähler sich so
nicht widersprechen, u. beweisen vielmehr die Abweichungen für einen
andern Erzähler. Die vielen Versuche, unter Voraussetzung der Ein-
heit des Verfassers, beide Berichte zu vereinigen {Hasse Entdeckungen
L 85 ff.; Rinck Einh. der mos. Schöpf.Berichte 1822; Rosenm. Schol.
I. 92; Ewald Gomp. der Gen. S. 192; Ranke Untersuch, üb. d. Pent
I. 164ff.; Kurtz Beiträge zur Verth. der Einh. des Pent 1844; Hole-
mann Einh. der beiden Schöpf.Berichte 1862 a.; s. Tuch) beruhen
auf unzulässiger Exegese (s. zu den St). Nicht einmal, dass der 2. Er-
zähler den ersten voraussetze u. nur ergänzen wolle {Tuch, DeU^ a.),
ist zuzugeben: ein Ergänzer hätte sein Neues in die Ordnung des Sechs-
tagewerks eingefügt, aber nicht dem 1. Bericht Widersprechendes be-
Gen. 2 u. 3. 41
richtet, ohne zu erklären, wie sich das reime {Hupf. 125). Auch
würden in diesem Fall ausdrückliche oder stillschweigende Rückbezie-
hungen auf das 1. Stück erwartet; solche zeigen sich aber nirgends,
ausser in fi'^n'^« *'^ (worüber nachher), b) Auch die Darstellungs-
weise u. Sprache weist auf einen andern Erzähler hin. Statt der
trockenen, nur die Hauptsachen hervorhebenden Art des 1. Stücks tritt
hier eine lebendigere Erzählungsweise ein, farbigere Schilderung mit
Eingehen auf die Nebenumstände u. ursächlichen Zusammenhänge,
reicherer u. tieferer Ideengehalt, sammt einer höchst naiven Weise,
von Gott zu reden: „Gott bildet Menschen u. Thiere, haucht jenem
Leben in die Nase (2, 7. 19), nimmt eine Rippe aus seinem Leibe u.
verschliesst die Öffnung (2, 21), haut die Rippe zu einem Weibe (2, 22),
pflanzt den Garten (2, 8), nimmt den Menschen u. lässt ihn darin
nieder (2, 15), bringt die Thiere zum Menschen (2, 19. 22), ergeht
sich in der Kühle des Abends (3, 8), spricht wie eifersüchtig auf den
Menschen (3, 22)", Kn. Für das göttl. Schaffen ist nicht K^a, sondern
iTfey oder ^?; gebraucht; för die Thiere nicht T!?*jn ^'7> sondern
mian n«rt 2, 19 f. 3, 1. 14, wie auch miön n-^w 2, 5, wlön ato? 2, 6.
3, 18. Andere dem Yrf. sonst beliebte, bei A nicht gewöhnliche
Ausdrücke sind zB. taa^tn 2, 23 (18, 32. 29, 34 f. 30, 20. 46, 30),
^«?j 3, 17, T^^ 3, ii, r«K* nö 3, 13, r'as? 3, 15. 17, ^J 3, 24,
^ipV Jöw 3, 17, ni-in na-nn 3, 16. Besonders wichtig ist der durch-
herrschende Gottesname ir\rt\ welchen A bb Ex. 6, 2 nie^ wohl aber
C durchweg gebraucht Freilich erscheint hier nicht (wie sonst bei G)
Jahve für sich, sondern immer (in LXX 2, 5. 7—9. 21 L 3, 22 blos
öwVk) in der Zusammensetzung fi"*»?*^» ".J^!, welche sonst im Hexateuch
nur Ex. 9, 30 vorkommt. Aber diese Erweiterung des '•^•» durch ö'^n^»
ist wahrscheinlich erst durch R geschehen. Ein zureichender Grund,
warum C selbst hier 'm '">*> geschrieben hätte, lässt sich nicht einsehen.
Denn dass der Name *» '">'', weil voller, zugleich heihger u. darum dem
Paradies zugeeignet sei {Hupf, 124 f.), oder dass fQr den paradiesi-
schen Zustand Elohim u. Jahve noch zusammengefallen, u. erst für
die gefallene Menschheit aus einander getreten «eien (FfFScÄu/(« 379),
beruht auf unklaren Vorstellungen; die Annahme, dass durch die Hin-
zufugung des '"^'^ zu '« die (schon im Paradies beginnende) Heilsthätig-
keit Gottes angedeutet werden soll {Ke.^ 50), wird durch andere Stücke
der Gen., wo in gleichem Fall eben nur '», ohne ''^'^ steht, wider-
legt Ein Anlass, durch das beigesetzte *» nachdrücklich hervorzuheben,
dass Jahve wirklich u. in Wahrheit Gott sei (vgl. 1 Sam. 6, 20. 7, 22.
25), lag für C nicht vor. Wohl aber hatte R, der das 1. u. 2. Stück
in diese Verbindung brachte, Grund, '» '•» zu schreiben. Wenn auf
das 1. Stück mit Elohim ein Stück mit Jahve folgte, so musste jeder
Leser anstossen u. eine besondere Absicht dahinter suchen, die doch
nicht da war. Diesem Anstoss beugt die Zusammensetzung vor, indem
sie anzeigt, dass Jahve hier mit dem zuvor genannten Elohim derselbe
sei {Tuch, Kn. Del., Kuen. 0.2 313). Zwar hätte für diesen Zweck
die Namensverbindung in den Paar ersten Versen zur Noth genügt, aber
durch Beschränkung des Doppelnamens auf den Anfang des Stücks wäre
42 Gen. 2 u. 3.
dessen einheitlicher Charakter geschädigt worden. Für die folgenden
Jahve-Stficke war eine solche Zusammensetzung nicht mehr nöthig,
obwohl die LXX xvgiog 6 ^eog noch bis Gap. 9 fortsetzen, meist in
den Stücken des C für ''*'^, einigemal auch in denen des A für ts^n^K. —
Wie R 'k zu '■»•» hinzugesetzt hat, so hat er wahrscheinlich aus dem
Schöpfungsbericht einiges weggelassen (s. zu 2, 5 f.) u. dagegen 3, 20
eingeschaltet. Wahrscheinlich ist auch 2, 10 — 15 erst ein nachträg-
licher Zusatz (s. d.). — Dass das ganze Slüc^ einem andern Yrf.
als G angehöre, behauptet Reuss Gesch. des AT. § 218, wegen des
Doppelnamens 'k ^ (worüber oben) u. weil die Stellung des Stücks
an seinem jetzigen Platz auf einem Missverständniss beruhe (worüber
S. 43). Andererseits meint Budde (233 f.), dass Gp. 2 f. aus zweier-
lei Darstellungen der Paradies- u. Sündenfallgeschichte, von denen
eine (J^) Gott Jahve, die andere (J^) Elohim nannte u. den in der
ersten fehlenden Lebensbaum eingefügt enthielt, zusammengesetzt, u.
ta^rfe« '■»•> daher zu erklären sei. Aber zum Erweis eines J^, der Elo-
him schrieb, reicht 4,25 schwerlich hin, u. für die Annahme einer
Zusammenschmelzung des Stücks aus zweierlei schriftlichen Vorlagen
fehlen zureichende Gründe.
2. Wie von einem andern Vrf. geschrieben, so ist das Stück auch
seinem Inhalt u. Zweck nach sehr verschieden vom ersten. Zwar
handelt es in seiner 1. Hälfte (G. 2) auch von der Schöpfung, wenig-
stens der organischen Wesen, u. man nennt sie darum wohl auch die
2. Schöpfungsgeschichte, oder hesser, weil der Mensch im Mittelpunkt
derselben steht, die Menschenschöpfungsgeschichte. Aber diese 1. Hälfte
hat doch schon üir Absehen auf die zweite (G. 3), auf die Erzählung
vom Falle des Menschen u. sefnen Folgen. Um die Bedeutung dieses
Falles zu zeigen, musste der Vrf. zuvor den urspr. Zustand des Men-
schen beschreiben, u., weil er einen anderweitigen Bericht darüber
nicht voraussetzen konnte (s. nr. 1), wenigstens soweit sich auf die
Schöpfung einlassen, als es für die Erklärung der Stellung des urspr.
Menschen zur Natur u. zum Schöpfer erforderlich war. So ergaben
sich die beiden Hälften seiner Darstellung von selbst. Dass er auch
Dinge berücksichtigt, welche zu der Hauptsache keine nothwendige Be-
ziehung haben (wie die Ehe, die Ursprünge der Sprache u. der Beklei-
dung), befremdet nicht, weil diese Dinge doch in den Kreis der urspr.
Verhältnisse des Menschen gehören, u. entspricht ganz dem freien u.
weiten Umblick, den der Vrf. auch sonst überall liebt Sein eigent-
liches Ziel behält er doch unverrückt im Auge, näml. die Erklärung
des Falles des Menschen. — Anscheinend gibt er blos eine Erzählung,
aber man sieht leicht, dass das nicht eine Erzählung gewöhnlicher Art
sein kann. Denn sie gibt Antwort auf gewisse schwere Fragen, welche
denkende Menschen von jeher sich gestellt haben u. immer wieder
stellen werden, u. bekundet sich eben damit als aus Nachdenken über
diese Fragen entsprungen. Einen eigentlich geschichtlichen Bericht
über den Gegenstand, den sie betrifit, kann man gar nicht erwarten.
Die gesch. Erinnerungen der Menschheit reichen nicht einmal bis in
die Anfänge der Völkerbildungen zurück, geschweige denn bis auf die
Gen. 2 u. 3. 43
der ersten Menschen; wichtige, für die Menschen einflussreiche äussere
Ereignisse sind vergessen, u. da sollte ein so rein geistiger Vorgang,
wie der hier in Rede stehende, geddchtnissmSssig überliefert sein? Auch
wäre die Wahrheit dieser Erzählung übel verbürgt, wenn sie, wie die
jeder andern Geschichte, nur auf die Zuverlässigkeit einer äusseren
Überlieferungskette gegründet werden müsste. Man wird also in des
Vrf. Erzählung etwas mehr sehen müssen als eine gewöhnliche Ge-
schichte. Gibt es doch noch ganz andere^ Gewissheiten als die durch
sinnliche Wahrnehmung oder Hörensagen vermittelten. Dem Geiste
des Menschen, sobald er eine gewisse Reife erlangt hat, wohnt ein
unabweisliches Bedürfniss inne, über die von der Erfahrung nicht auf-
gehellten Räume u. Dinge, u. so auch über die Anfinge u. Urgeschichte
seines Geschlechtes sich Gedanken zu machen, u. diese Gedanken, weil
sie vergangene Dinge betreifen, nehmen die Gestalt von Erzälüungen
an, u. pflanzen sich, mitgetheilt, in Erzählungsform fort Bei allen alten
Culturvölkern finden sich Erzählungen über die Anfänge der Mensch-
heit Auch die unsere hier ist nicht anders zu verstehen; auch sie
ruht ihrem Grunde nach auf Gedanken, welche sich der denkende Geist
des hebr. Volkes oder seiner Weisen über diese Urdinge gemacht hat.
Insofern steht sie auf gleicher Linie mit den entsprechenden ,Mythen^
der alten Völker (s. Nr. 4). Und doch ist zwischen ihr u. ihnen ein
wesentlicher Unterschied. Bei solchen über die gemeine Erfahrung
hinausgreifenden Erzählungen kommt alles auf die Gründe u. Voraus-
setzungen an, auf denen sie entworfen sind. Wo Gott seinem wahren
Wesen nach erkannt ist, da kann u. muss man sich auch über das
urspr. Wesen des Menschen richtige Gedanken machen; auf dem festen
Grunde jener Erkenntniss erbauen sich nicht blosse sinnreiche Mythen,
sondern Wahrheiten, die dem Glauben sich bewähren u. an den Glau-
ben sich wenden. Glaubenswahrheiten in Form einer Erzählung sind
es, die der Vrf. hier darreicht, u. auf den Gedankengehalt der Er-
zählung kommt es zumeist an, nicht auf die Äusserlichkeiten der Ver-
hältnisse u. Vorgänge. Nur weil u. soweit diese Gedanken ihre innere
Notliwendigkeit u. Wahrheit haben, ist auch die Geschichte wahr, nicht
umgekehrt. Im Sinn einer gewöhnlichen Geschichte ist die Erzählung
sonst im AT. noch nirgends verwendet, auch Hos. 6, 7 u. Ij. 31, 33
nicht — Dass aber der Vrf. blos missverständlich eine psychologisch-
ethische Mythe über einen täglich sich wiederholenden Vorgang, näml.
über den Obergang des Menschen aus der glücklichen Unwissenheit des
Kindes in das Stadium des sittl. Bewusstseins u. der Freiheit, u. den
damit verbundenen Verlust des kindlichen Glückes zu einer Erzählung
umgebildet, u. an den Anfang des Werkes gestellt habe (Reuss), wider-
legt sich schon dadurch, dass wenn man die angebliche Mythe von
allen Beziehungen auf den Urmenschen, die erste Schöpfung u. das
Paradies, womit sie jetzt verwoben ist, loslöste, nichts überhaupt der
Rede werthes übrig bliebe.
3. Geht man auf den Gedankenzusammenhang der Erzählung ein,
so ergibt sich als Ausgangspunkt die räthselhafte Thatsache, dass der
Mensch, obwohl Gott-verwandt, das Höchste zu erstreben fähig u. in
44 Gen. 2 u. 3.
Beherrschung iL Durchdringung aller Dinffe ausser ihm immer weiter
fortschreitend, doch unzähligen Leiden, Übeln u. Beschwerden unter-
worfen ist, dass er namentlich, obwohl mit unaustilgbarer Sehnsucht
nach einem dauernden Glück erfüllt, doch dieses Gut niemals erreicht,
vielmehr wie die andern irdischen Wesen dem Sterben u. Vergehen
anheimföllt Der Widerspruch, der darin liegt, hat von jeher die Men-
schen zu der Ahnung geführti dass das nicht ursprünglich so gewesen
sein könne. Leicht zu bemerken war auch, dass jene Obel im Laufe
der Geschichte eher zu- als abnehmen, u. die Menschen in einfacheren
Verhältnissen noch glücklicher seien. Von da aus hat sich insgemein
bei den Völkern der Glaube an eine bessere Vorzeit der Menschheit
gebildet, bei verschiedenen je nach ihrem Genius verschieden ausge-
malt In der mosaischen Religion kamen aber neue Erkenntnisse hin-
zu, um solchen Ahnungen einen festeren Grund zu geben. Die eine
ist die Erkenntniss des einen, guten u. heiligen Gottes, der alles u. so
auch den Menschen nur gut geschaffen haben kann; von diesem Grimd
aus hat auch A (S. 35 f.) einen ursprünglich besseren Zustand der
Menschheit gedacht, in welchen erst allmählig das Verderben Eingang
fand (Gen. 6, 11 f.). Die andere ist die Auffassung der Obel des Lebens
als der Folgen u. Strafen der menschl. Sünde, eine Auffassung, die
als mehr oder minder klares Gefühl durch die Völker überhaupt geht,
aber bei den Israeliten eine Grundsäule ihres ganzen Religionssystems
bildet. Bei diesem Zusammenhang von Sünde u. Übel hören die Plagen
der Menschen auf, verwunderlich zu sein (Ij. 5, 6 f.) u. ist das schwere
Räthsel scheinbar befriedigend gelöst, aber doch nur, um sofort einer
neuen Frage Platz zu machen. Denn wenn die Übel allgemein sind,
weil auch die Sünde allgemein ist, so fragt sich eben vneder, wie
dieses letztere möglich geworden ist. Gemeinhin beruhigte man sich
ohne Zweifel bei der Antwort, dass das Fehlen (Sündigen) von der
Schwäche oder irdischen, fleischlichen Natur des Menschen unzertrenn-
lich sei (Ps. 103, 14. Ij. 4, 17 ff. 25, 4ff.). Für den tiefer Dringen-
den aber lag dann die Schwierigkeit vor, dass mit dieser natürlichen
Unvollkommenheit des Menschen die Güte Gottes, der alles gut ge-
schaffen hat (1, 31. Qoh. 7, 29) u. die hohe sittliche Aufgal)e, welche
die Religion an den Menschen stellt (Lev. 19, 2. Ex. 20, 20), nicht
wohl vereinbar ist Auch legt sich dem über diese Dinge Nachdenken-
den die Beobachtung nahe, dass jeder Mensch der geschichtl. Erfahrung
in Kreisen geboren wird, die von der Sünde schon inficirt sind, u.
von seinen frühesten Anfängen an (Gen. 8, 21 ; Ps. 51, 7. Ij. 14, 4)
den Einflüssen des in der Menschheit ausgebildeten Bösen ausgesetzt,
auch im Kampf mit den Übeln des Lebens seiner verführenden Macht
um so leichter zugänglich ist. Es ist da ein ununterbrochener Zusam-
menhang schlimmer Einwirkungen rückwärts von Geschlecht zu Ge-
schlecht Will man also den Ursprung der Sünde u. des ihr folgenden
Verderbens, eben damit aber das eigentliche Wesen derselben in seiner
Reinheit erkennen, so muss man doch bis zum Anfang der ganzen
Entwicklung zurückgehen. Auf dieser Erwägung, nicht auf Blissver-
stand; beruht es, wenn unsere Erzählung die Entstehung der Sünde
Gen. 2 u. 3. 45
u. ihrer Folgen schon beim ersten Menschen ansetzt Wenn bei A
die bessere Urzeit sich während des ersten Zeitalters bindehnt, das
schliesslich eindringende Verderben aber seinen Gründen nach nicht
erklärt wird; so geht G noch weiter zurück, u. lässt die grosse Ver-
änderung schon beim Urmenschen, bald nach seinen Anfängen eintreten.
Zwar hegt nun diese Veränderung jenseits aller geschichtl. Kunde,
aber der Vrf. erzählt auch kaum mehr darüber, als was aus dem
Wesen der Sache selbst u. aus der sich immer wiederholenden Er-
fahrung folgt, u. verleiht damit seiner Zeichnung den Reiz grösster
Einfachheit. Freilich konnte er fOr seine Beschreibung des Vorgangs
des äusseren Beiwerks nicht entbehren. Aber gerade hieiür kamen
ihm die in seinem Volk wohl schon vordem heimischen, aus dem Osten
stammenden (s. Nr. 4) Sagen von einem Göttersitz u. einem mit allen
göttlichen Gütern angefüllten Wunderland entgegen. An sie knüpfte
er an, oder vielmehr sie nahm er auf u. arbeitete in sie seine Gedan-
ken ein. — Seine Darstellung ist diese. Der Mensch ist zwar von
Natur doppelten Wesens, einerseits irdisch, aus Erde erschaffen u. zur Erde
gehörig, andererseits mit Gottesodem beseelt u. Gottes Stimme zu ver-
nehmen, seinen Willen zu thun fähig. Aber trotzdem wird er nicht für die
Erde, sondern für das Leben mit Gott u. fOr die Theilnahme an den
göttl. Gütern bestimmt u. auf den geraden Weg, der zu ihrer Erreichung
führt, gestellt: nicht sich selbst u. der Erde hat ihn Gott überlassen,
sondern ihn in den Garten gesetzt, wo Gott selbst verkehrt u. die göttl.
Güter in den Früchten von Bäumen ihm winken. Da hat er wohl
auch thätig zu sein, aber hemmende u. schädhche Dinge kennt er hier
nicht; wie ein Kind weiss er noch keinen Unterschied von gut u.
böse, ist in ungestörtem Frieden mit sich u. der äusseren Natur; dass
es anders sein könne, ahnt er noch nicht. Es ist der Zustand aner-
schaffener, unmittelbarer Güte (nicht höchster sittl. Vollendung, noch
weniger kindischer, halb thierischer Unzurechnungsfähigkeit). Aber in
dieser unmittelbaren Güte kann u. soll er nicht bleiben. Gott verbietet
ihm, von dem Baum der Erkenntniss des Guten u. Bösen zu essen,
bei Strafe des Verlustes des Lebens (im Gottesgarten). Damit soll
nicht etwa nur der Gedanke ausgedrückt sein, dass intellectueller Fort-
schritt u. zunehmende Bildung den Verlust des urspr. Glücks u. ein
Heer von Übeln nach sich ziehe {WL I. 844 f.), denn was verloren
wird, ist hier nicht das blosse Kinderglück, sondern der Aufenthalt im
Gottesgarten; was gewonnen wird, ist nicht Bildung, sondern Gef&hl
der Entzweiung mit Gott u. böses Gevnssen; auch handelt es sich
hier gar nicht um Erkenntniss überhaupt (s. 2, 17), noch kann Gott
dem Menschen die intellectuelle Fortentwicklung im Ernste versagen,
diese so wenig als die sittliche, da er den Trieb zu beiden ihm an-
erschaffen hat; blosse Einleitung zu 4, 17 ff. kann u. wüL dieses Stück
nicht sein. Freilich heisst der Baum Baum der Erkenntniss, weil seine
Frucht, wenn gegessen, dem Essenden die Augen öffnet (3, 7), so wie
der Baum des Lebens durch seine Frucht das Leben vermittelt Aber
hinter dieser mythologisch-magischen Vermittlung steckt eine andere,
geistige Vermittlung, welche durch das an den Baum geheftete Verbot
46 Gen. 2 u. 3.
geleistet wird, u. man hat keinen Grund anzunehmen, dass diese dem
feinsinnigen Vrf. unhewusst geblieben sein sollte. Denn dieses Verbot
musste unter allen Umständen Mittel u. Anlass zur sittlichen Weiter-
bildung des Menschen werden, sofern es ihn in den Gehorsam gegen Gott
d. h. in das Gute (Mich. 6, 8) u. Heilsame hineinweisl, u. damit zugleich
die Linie zieht, jenseits deren für ihn das Böse u. Üble beginnt. So
bald die Versuchung zum Essen an ihn herantritt, beginnt auch bei
ihm die Selbstentscheidung für Gehorsam oder Ungehorsam, für das
Gute oder Böse, iL damit das Wissen um das Gegentheil. Und so wird
in beiderlei Fall der Baum für ihn in höherem, geistigem Sinn ein
Baum der Erkenntniss; er gewinnt an ihm die Einsicht in das Wesen
von Gut u. Bös. Aber freilich nur wenn er sich für den Gehorsam
entscheidet, bleibt er bei Gott, also auch im Gottesgarten, im andern
Fall stellt er sich auf sich selbst u. wider Gott, geht eben damit des
in der Gottesnälie besessenen Friedens u. des Zutritts zum Baume des
Lebens verlustig. Bis hieher handelt es sich von dem Menschen, wie
er durch den Schöpfer selbst ist; auch die Möglichkeit des Bösen ist
ihm mit seiner Freiheit anerschaffen, nicht aber die Nothwendigkeit
desselben; im Gegentlieil durch seine reine Natur ist er zu Gott u.
zum Guten hingezogen. Auch die geschlechtl. Zweiheit gehört zu
seinem urspr. Wesen: wie die Zweie sich zur Hilfe werden können
in der Richtung auf das Gute, so können sie auch sich Verführer wer-
den zum Bösen. Dass nun aber jene Möglichkeit des Bösen im Men-
schen zur Wirklichkeit wird, das ist seine eigene That, eine That seiner
Freiheit u. als solche nicht weiter zu erklären. Nur die Wege, die
ihn zu dieser That führen, im Grunde dieselben Wege, die immer
wieder aus der Unschuld in die Sünde hineinführen, lassen sich zeich-
nen. Nicht freventlich, sondern unvorsichtig u. getäuscht verfällt er
ihr. Böse, schlaue Gedanken treten an ihn heran. Dass er diese in
sich aufkommen lässt, dazu treibt in der Regel eine Reizung von aussen.
In der geschichtl. Menschheit, in der die Sünde schon eine Macht ge-
worden ist, fehlt es nie an solchen äusseren täuschenden Reizungen;
für den Urmenschen wird ein anderes sinnl. Einzelwesen der Anstifter
des bösen Gedankens, u. übereinstimmend mit der antiken Denkweise,
die in der Schlange ein unheimliches, dämonisch schlaues Wesen sah,
dient hier die Schlange dazu. Es ist des Menschen Schwäche u. Kurz-
sichtigkeit, dass er diesem nächsten Reiz grösseren Einfluss bei sich
gestattet, als dem Gebot Gottes. Durch Hegung des bösen Gedankens
vnrd der Trieb nach falscher Selbständigkeit u. die Begierde nach dem
verbotenen Gut entbunden; die Frucht des verbotenen Baumes däucht
ihm, je mehr er sie betrachtet, desto begehrenswerther, u. unvermerkt
begeht er die That. Zuerst ist's das schwächere Weib, das dem sinnl.
Reiz unterliegt, aber seinem Vorgang folgt um so leichter der Mann.
Geschöpfliche Selbstüberhebung u. sinnliche Kurzsichtigkeit hat sie Gott
aus den Augen setzen, an ihm irre werden lassen. Durch solches
Heraustreten aus dem Gehorsam gegen Gott hat nun der Mensch das
volle Bewusstsein seines Könnens erlangt, also immerhin einen Fort-
schritt gemacht (3, 22) aus der blossen Unschuld heraus, u. hat das
Gen. 2 u. 3. 47
Gut der vollen SelLsterkenntniss des Bösen u. Guten davongetragen.
Aber das war nicht der gottgewollte, sondern der gottwidrige Fort-
schritt, u. die Strafe folgt auf dem Fusse, denn die verletzte Ordnung
Gottes kehrt sich hemmend u. störend auf allen seinen Wegen gegen
ihn. Mit Gott entzweit erfährt er sofort den Zv\nespalt in seinem
eigenen Wesen: die Scham erwacht u. das Schuldgefühl ängstigt ihn;
von Gott abfallend fällt er seiner gesdiöpflichen Vergänglichkeit an-
heim; d^ Gottesgarten muss er mit der rauhen £rde vertauschen;
statt des Friedens hat er Zwietracht u. Kampf, statt des seligen Glückes
Muhen, Schmerzen u. Leiden, statt der Möglichkeit des dauernden
Lebens die GevWssheit des Todes. Wohl sieht er nun ein, was er ver-
scherzt hat, u. möchte von der Frucht des Lebensbaums holen, dessen
Werth er bisher nicht verstanden hat, aber ewig lebend würde er nun
nur seine falsche Selbstständigkeit verewigen; darum wird ihm der Zu-
gang zum Garlen u. zum Baume des Lebens verschlossen. So ist der
Mensch, wie er jetzt ist, der Mensch der Erfahrung, da. Jedoch völhg
verloren soll er nicht sein; des getäuschten Gefallenen nimmt Gott sich
an. Unversöhnliche Feindschaft, ein nimmer ruhender tödtlicher Kampf
gegen die sündige Macht wird ihm verordnet; känopfend soll er das
Verlorne wieder zu gewinnen streben; auch alle die Mühsale u. Übel,
die ihn bedrängen, sind nach dem göttl. Willen Mittel, den Abgeirrten
auf den rechten Weg zurückzutreiben u. darauf festzuhalten. Der Sieg
über die sündige Macht u. das verlorne Paradies stehen ihm nun als
Hofihungs- u. Strebeziel für die Zukunft da. So kommen in dieser
Erzählung Grundwahrheiten der Bibel über das Verhältniss der Sünde
zum Wesen des Menschen zur Entwicklung. Zu bemerken aber ist
dabei, dass von einer Veränderung der eigentl. Natur des Menschen
durch den Fall nichts gesagt wird.
4. Die sinnliche Unterlage für die Ausführung seiner Gedanken
gaben dem Vrf. ohne Zweifel unter seinen Volksgenossen geläufige
Vorstellungen u. Sagen. Das Nächste ist hier der durch das ganze
Alterthum verbreitete Glaube an eine bessere Vorzeit der Menschheit
(s. S. 44, auch 36). Wie hinter den Kämpfen u. Beschwerden des
reiferen Mannes das Glück u. die Unschuld des Kindes liegt, so dachte
man sich auch die Entwicklung der Menschheit im grossen. Vieler
Völker Seher haben darum von der goldenen seligen Urzeit gesungen,
wo die Götter noch selbst über die Menschen herrschten, Bosheit u.
Zwietracht noch nicht ihr Leben vergiftete, nicht Schmerz , Leid u.
Entbehrung sie drückte, die Erde bereitwillig ihre Gaben reichte, u.
haben solche Vorstellungen tief in das Gemüth ihrer Volksgenossen
eingeprägt. Für die classischen Völker zeugen „Hes. op. et di. 109 —
120, mit dem in der Hauptsache Dicaearch. bei Porph. de abst 4, 2
u. Lucian. saturn. 7 übereinstimmen, sowie Ovid. met. 1, 89 ff., wo
die Zustände der goldenen Zeit weiter ausgemalt sind, nam. die sitt-
liche Güte derselben, welche letztere auch Plato im Cratyl. p. 398,
Tac. ann. 3, 26; Macrob. somn. Scip. 2, 10 betonen" (JSTn.); über die
indischen Vorstellungen s. RRolh die ind. Lehre von den 4 Welt-
altem, Progr. 1860 S. 21. 32; aus der persischen Sage gehört hieher
48 Gen. 2 u. 3.
nicht sowohl die Dichtung von Meschia u. Meschiane im Bundehesch,
als vielmehr die Schilderung der Zeit des Jima im Avesta u. hei Fir-
dausi (Roth in ZDMG. IV. 41 7 ff., Webers Ind. Slud. ffl. 403 ff.;
Spiegel AvesU übers. lU. S. LVIDf., Erän. AK. I. 489 ff. 524 ff., Die
arische Periode 243 ff.; Lenorm. Orig.^ I. 68 ff.); über die Ägypter
s. Maspero morg. Völker v. Pietschm. S. 36 f. — Weiter aber auch
die Vorstellung von einem Gottesgarten u. dem, was dazu gehört, lag
ohne Zweifel dem Vrf. als eme gegebene vor. Aus dem AT. freilich
lässt sich das nicht direct beweisen, da die sonstigen Erwähnungen
des Gottesgartens (4, 16. 13, 10; Ez. 28, 13 ff. 31, 8 f. 16. 18. 36,35-
Jes. 51, 3; vgl Joel 2, 3) von der Erzählung hier abhängen. Aber
indirect zeigt doch die Schilderung des Vrf., dass die Vorstellung der
Sache weder von ihm zuerst gefasst, noch überhaupt ursprünglich auf
israel. Boden erwachsen sein kann. Ein Garten auf der Erde, in welchem
Gott wie in seiner eigensten Wohnung aus- u. eingeht, u. wo die
göttl. Güter in den Früchten der Bäume gereicht werden, weicht von
der sonstigen strengeren Art der Bibel, über Gott u. göttliche Dinge
zu reden, stark ab, u. geht weit hinaus auch über Stellen wie Prov.
10, 11. 13, 14. ' 14, 27. 16, 22. Ps. 36, 10, wo „die QueUe (das
Wasser) des Lebens**, u. Prov. 11, 30. 13, 12. 15, 4. 3, 18, wo „der
Baum des Lebens**, wenn auch urspr. mythologisch gedacht, nur noch
in bildL Rede erscheinen. Man fühlt sich dadurch unwillkührlich in
den Vorstellungskreis „der Völker** hineinversetzt, welchen eine derartige
Vermischung des Geistigen u. Sinnlichen ganz geläufig ist, bei denen
von Amrila, Nectar, Ambrosia geredet wird. In der That finden sich
verwandte Vorstellungen bei den alten Kulturvölkern Asiens weit ver-
breitet u. mannigfaltig ausgebildet. Die südlicheren derselben dachten
sich die in die Wolken hineinragenden höchsten Gebirge im Norden als
Göttersitze, die Inder den Kailäsa, weiterhin den Meru, die Eranier die
HaraberezaiÜ (Albordsch), ähnlich wie noch die Griechen ihren Olymp, die
Germanen ihren Asgard verehrten. Auch semit Völker sprachen vom
Gölterberg im äussersten Norden (Ez. 28, 14. Jes. 14, 13; vgl Del.
Par. 117 f., aber dagegen auch Jens. Kosm. 203 ff.); selbst noch bei
den Israeliten im AT. zeigen sich Reste solcher Anschauung (Ps. 48, 3.
Ez. 1, 4). Natürlich stattete die Phantasie diese himmlisch-irdischen
Wohnungen der Unsterblichen mit der Fülle göttlicher Güter u. Schätze
aus. Wie Semiten sich dieselben dachten, darüber gibt Ezechiel einige
Andeutungen, wenn er (28, 13 ff.) von feurigen Steinen, Gold u. Edel-
steinen redet, von welchen eine solche Götterwohnung strahlt Be-
kannter sind die Vorstellungen der arischen Völker. Bei den Indern
sind die Götter- u. Geniensitze auf den hl. Gebirgen mit flammendem
Gold u. strahlenden Edelsteinen ausgestattet; wunderbare Bäume (wie
Dpa, Ac^vattha u. a.), die verschiedene Güter vermitteln, oder (wie der
Kalpavrikscha) jeden Wunsch gewähren, waren in ihrer Phantasie be-
sonders beliebt; von dem unermesslichen Meru herab flössen ihnen
die grossen segenbringenden Weltströme nach den verschiedenen Him-
melsgegenden, fünf, auch mehr oder weniger, an Zahl (s. Ritler EK.
n, 2. S. 7—14; auch BoMen A. Ind. II. 210). Nach den Eraniem
Gen. 2 u. 3. 49
strömt auf einen Gipfel der Üara-Lerezaiti, den Berg Hukairja, die
himmlische Ardvi-QÜra-anähita herab, das Wasser des Lebens, das alle
Fruchtbarkeit der Gewächse, Thiere u. Menschen bedingt; dort mitten
in dem Wassersee Vouru-Kascha steht der Baum Vif^pa-taokhma (All-
samen), aus dessen Samen alle Pflanzenkeime auf Erden kommen, dort
auch der vielgepriesene weisse Haoma-Baum oder Gäokerena (Gökart),
der alle Krankheiten vertreibt, Baum der Unsterblichkeit u. des Lebens
{Windischmann zoroastr. Stud. 165 — 177; Spiegel Av. UI. S. XVIlf.
Linf.; Eran. AK. 1. 191 ff. 462ff.). Von der Hara-berezaiti strömen
(nach Bundeh.) 2 Hauptflüsse aus, der eine, Ragha oder Arangrüt, sich
gegen Westen wendend u. in Ägypten mündend, der andere, Vaguhi
oder Veh-rüt (auch Mehrva), in das Land Sind fliessend u. dort in
das Meer fallend; ausser ihnen noch 18 andere Flüsse, darunter die
2 ersten Eufrat u. Tigris. Dort auf jenem fabelhaften Gebirge, dessen
Gipfel in den Himmel reicht, wo nicht Nacht u. Finstemiss, nicht
kalter u. heisser Wind, nicht Fäulniss, Unreinheit, Wolken sind (Mihr-
Jescht 10, 50), hat Ahura-Mazda dem Mithra den Wohnsitz gebildet;
dort war der Garten des Jima, des Herrschers der goldenen Zeit, da
es noch nicht Hitze u. Kälte, Hunger u. Durst, Krankheit, Alter u. Tod,
Hass u. Streit gab (Vend. 2, 61 ff., Ja<jna 9, 13 ff.; Spieg. Av. HL
S. LVIII). Auch der hL Baum der Babylonier u. Assyrer, obwohl eine
nähere Verbindung desselben mit dem Götterberg nicht nachgevnesen
ist, war wohl ein Lebensbaum {Schrad. in JPTh. L 124f., KAT^ 28;
Baudissin Stud. IL 189 f.; Len. Or.^ L 74ff. Del. Par. 148 f.); über
die Lebensquelle u. die Lebenspflanze in den Gefilden der Seligen s.
AJeremias bab. ass. Vorstellungen 1887 S. 89 ff. Selbst tatarische
Stämme sprechen noch von einem Lebenswasser oder Lebensgras
{Schiefner Heldensagen der minussinischen Tataren 1859. 62 ff.; Spiegel
Er. AK. L 466); vielleicht auch die Ägypter von einem Lebensbaum
{Ebers Äg. 30). Aller WahrscheinUchkeit nach liegen hier uralte An-
schauungen vor, welche von den einzelnen Völkergruppen individuell
ausgestaltet wurden, u. nichts steht der Annahme entgegen, dass auch
die Hebräer von ihren Urzeiten her, jedenfalls schon in der Zeit nach
Salomo sie gehabt haben (s. Dillm. in SBAW. 1882 S. 431 ff.; Budde
74 ff.). Die Abweisung der Combination des Paradieses mit dem Götter-
berg {DeL Par. 29. 112 ff.) beruht auf Verkennung der Idee des Para-
dieses, welche nicht in der Fruchtbarkeit u. guten Bewässerung, son-
dern in der Anwesenheit der göttlichen Wesen u. Güter besteht, u.
hat ausserdem Ez. 28, 13 f. gegen sich. — Aber solche überkommene
Elemente sind nun vom Vrf. in durchaus eigenthümlicher Weise ver-
wendet worden. Etwas dem bibl. Paradies genau Entsprechendes ist
bis jetzt bei keinem andern Volk nachweisbar. Insbesondere kann die
künstliche Gonstruction einer altbabyl. Paradiessage^ von der die bibl.
Beschreibung entlehnt sein soll, bei DeL Par. 37 nicht als gelungen
anerkannt werden : denn Karduniai besagt nicht Gottesgarten, sondern
ist die Bezeichnung des Kaldäerlands am Meer {Tiele bab. ass. Gesch.
L 79 f.; Winckler in ZA. IV. 347), u. in die vielbesprochene Ab-
bildung auf einem Siegelcylinder, auf der 2 wohlbekleidete Figuren,
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 4
50 Gen. 2, 4.
die eine mit 2 Hörnern auf dem Kopf, die andere mit einer auf-
gerichteten Schlange hinter sich, dem Lebensbaum gegenüber auf
Stühlen sitzen u. je eine Hand nach ihm ausstrecken {Smüh.'DeL chald.
Gen. 87. 305; Len, Orig.2 I. 90ff.; Del. Par. 90f. 147) ist eine Be-
ziehung auf den Sündenfall von einigen Gelehrten blos hineingedichtet
(s. Tiele in Th. Tijds. 1882 S. 258 f.; Bud. 75 ff.); nicht besser sieht
es mit dem Versuch {Boscawen's, in BOR. IV. 253 f.), den Schluss des
8^^ Schöpfungstäfelchens (s. oben S. 9) in dieser Richtung zu ver-
werthen. Vielmehr sind es schon bezüglich der Äusserlichkeiten des
Paradieses immer nur einzelne Züge, zu denen sonst wo sich Älm-
liches findet, u. andere hinwiederum haben sonst gar nicht ihres
;;leichen, wie der Erkenntnissbaum, welcher sicher mit Orakelbäumen
Baud. Stud. IL 227) nichts zu schaffen hat Sieht man aber auf den
innem Gehalt dieser Paradiesvorstellung, auf ihre Verwendung zur Er-
klärung des Wesens des Menschen und des Verlustes der Unschuld,
so gilt nur um so melu*, dass die bibl. Erzählung völlig eigenthüm-
lich dasteht Ausser dem allgemeinen Gedanken einer mit der Zeit
eingetretenen moralischen Verschlecliterung der Menschen oder einer
Vergehung derselben gegen die Gottheit^ welche von dieser gestraft
wird, bieten die Sagen der Völker hier keine Ähnlichkeit mehr, u.
durchaus weht in ihnen ein anderer Geist Der oft verliehene griech.
Mythus von Prometlieus sowohl in seiner Hesiodischen (Hes. op. 40 —
105; theog. 535 — 612) als Äschyleischen Gestalt erkennt echt heid-
nisch in der That des Prometheus doch nur den ersten Schritt aus
der Roheit heraus zur menschl. Bildung u. Gesittung, u. macht selbst
diese entscheidende W^endung zu einem Gegenstand des Kampfes der
List u. Gewalt zwischen Göttern u. Menschen (s. GBaur in StKr.
1848 S. 320 ff.). Selbst die pers. Lehre, die noch am meisten an-
klingt, kann wegen ihres dualistischen Gottesbegriffs das Problem in
seiner Schärfe weder aufstellen noch lösen: in den älteren Schriften
verfällt Jima durch die Lüge, der er sich hingibt, der Macht der
Schlange Dahäka (Zamjäd Jescht 34 ff.; Spieg. Av. IIL 175; Windischm.
2 7 ff.), im Bundehesch verleugnen Meschia u* Meschiane, von Ahriman
verfahrt, den guten Gott {Windischm, 218 ff.), u. verlieren beide da-
durch in allmähliger Stufenfolge ihre ursprüngliche Reinlieit; beidemale
ist es als selbstverständlich hingenommen, dass nicht blos der gute,
sondern auch der böse Gott auf den Menschen Einfluss zu gewinnen
vermag. Auch der (seit Valer Archiv für KGesch. L 15 ff.) so oft
angezogene tibetische Mythus, womach die aus der Lichtregion herab-
?;esunkenen Wesen zu Menschen u. durch den Genuss der Erdessenz
Schimä) irdisch wurden, handelt eher von der Entstehung als dem
Fall des Menschen, gehört also wenig hieher, ist aucli nach Schiefner
(im Bull, bist phil. t IX. nr. 1 der Petersb. Akademie) erst Bud-
dhistischen Ursprungs. Demnach kann auch von einer UrÜberlieferung
über den Fall des Menschen, die in Überresten noch bei den ver-
schiedenen Völkern erhalten wäre, nicht wohl geredet werden.
über die verschiedenen Auffassungen, welche seitens der Er-
klärer, Theologen u. Philosophen, unserer Erzählung zu Tlieil wurden.
Gen. 2, 4. 5. 51
u. welche in ihrer Mannigfaltigkeit u. Aufeinanderfolge die ganze Ge-
schichte der Exegese wiederspiegeln, findet man Übersichten bei Gabler
Urgesch. II, 1; Gesenius in Hall. Encycl. sub Adam; Tuch Gomm.^
43—49; Diestel Gesch. d. AT. in der chrisü. Kirche 1869; Reinhe
Beitr. zur Erkl. des AT. II. 210 ff. — Abhandlungen zu Cp. 2 f., ausser
den schon zu Gp. 1 erwähnten, gaben Redslob Schöpfungsapolog Hamb.
1846, Ewald JB. II. S. 132 ff.; mehr populär GStuder in Reform
(Zeitstimmen aus der schweizer. Kirche) VIL 1878 S. 33ff. 67 ff.
73 ff.; zu Gp. 3 oder einzelnen Stellen desselben finden sich Erörterungen
bei Johannsen die Menschwerdung oder der Fall nach hbr. Vorstellungs-
weise, Kopenh. 1835; Hengstenberg Ghristologie^ I. 4 ff.; HÖlemann
neue Bibelstudien 1866 S. 8 7 ff.; JPValelon De hof van Eden, in
Studien Th. Tijdsch. VH (1881) 363—88. Eine Analyse der einzel-
nen Elemente, aus denen die Erzählung alimählig zusammengewachsen
sei, versucht Toy in JBL. X, 1 (1891) S. 1—19.
Erste Hälfte: Die Menschenschöpfung u. der Urständ des Men-
schen im Gottesgarten Gap. 2, 4^—25. — V. 4^ — 7. Die der Pflan-
zenschöpfung vorausgehende Menschenschöpfung. Zu dem Zeitsatz V. 4^
ist nach dem jetzigen, wohl erst von R abgekürzten oder zusammen-
gezogenen Text, V. 5 weder Fortsetzung, noch Nachsalz (Tuch, Kn.
Hölem.)y sondern ein eingeschobener Beschreibesatz, welcher sich durch
y. 6 fortsetzt; den Hauptsalz bringt erst V. 7 mit Impf, cons.: als G,
J, Erde u. Himmel machte {es war aber noch kein Strauch des
Feldes auf der Erde u. s. w.) da bildete u. s. f. {Hofm. Sehr. Bew.^
I. 282; Buns,, Sehrad.), o'i'»»] zur Zeit da «= als wie Num. 3, 1.
Ex. 6, 28. Jes. 11, 16, = wann Ex. 10, 28. 32, 34; die engere
Fassung am Tage, da ist weder durch den Sprachgebrauch noch durch
den Zusammenhang gefordert, da von einer Rückweisung auf einen be-
stimmten Tag des Hexaemeron keine Rede sein kann u. für die An-
nahme einer streng eintägigen Schöpfung durch den Vrf. keine Beweise
vorliegen. Erde u, Himmel] seltene Wortfolge (in LXX Pei, Vulg.
corrigirt), s. zu V. 4*; Vrf. rückt die Erde, über deren weitere Aus-
bildung er mehr sagen will, in den Vordergrund. ^J^^] s. Ex. 3, 14.
— V. 5 Zustandssatz. t3;:t^] noch nicht mit Impf., Ges, 107, 1*.
^»] irgend was von, mit der Negation zusammen: keiner, keinerlei.
rt'to] nicht Gewächs überhaupt {DeL)y sondern Strauch, Gesträuch
(21, 15. Ij. 30, 4. 7). Wie 1, 11 f. 29 Kraut u. Bäume, so werden
hier Strauch u. Kraut als die wichtigsten Theile der Gewächswelt
unterschieden u. für diese selbst gesetzt; Ew.: keine Staude, wieviel
weniger ein Baum! Onk. Fei. Saad. sind auf richtiger Spur, wenn
sie geradezu Bäume dafür setzen. Ein Gegensatz von wildwachsenden
u. zahmen Gewächsen (Hupf. 116) kann durch rv^^ u. ato? nicht wohl
ausgedrückt sein. Der Versuch {Ke.\ die Sträuche u. Kräuter auf die
des von Menschenhand bebauten Bodens einzuschränken, scheitert nicht
blos am Begriff von nnfc flaches Feld, welches zwar auch Acker- u.
Saatfeld in sich schliessen, aber nicht das letztere im Gegensalz gegen
das unbebaute Land bezeichnen kann (zB. 2, 5 f. 3, 17; dann 25, 27
gegen 9, 20; s. Ges. th.), sondern auch am Sprachgebrauch dieses
4*
52 Gen. 2, 5. 6.
Schriftstellers (S. 41), u. hilft dem Widerspruch gegen 1, 11 ff. doch
nicht ab, da nach jener Stelle alle Kräuter u. Bäume schon am 3. Tage
geschaffen sind. Der Behauptung (zB. Talm.Ghullin 60^, Ranke, Ke. a.),
dass hier nur das Wachsen u. Sprossen, nicht das Dasein jener Ge-
wächse verneint sei, widerstreitet der Ausdruck n;n«;, der nicht durch
den Begriff werden hindurch zu wachsen gesteigert werden kann.
Vielmehr wird das Dasein der Gewächswelt damals, als Gott zu der
Bildung des Menschen schritt, verneint; Vrf. stellt den Hergang der
Schöpfung anders vor, als Gen. 1. — Die Gewächse fehlten, „weil es
noch nicht geregnet hatte, auch noch keine Menschen gab, die das
Land bebaut und zB. durch Bewässerung den Regen ersetzt hätten*'
vgl. V. 10, womach der Garten durch den Edenstrom getränkt wurde.
„Ebenso lässt Yerg. ecl. 6, 38 f. die Pflanzenwelt entstehen, nachdem
die Wolken Regen gesendet haben'' {Kn). Um die Bewässerung als
Vorbedingung der Vegetation handelt es sich : wenigstens braucht man
dem Vrf. die Meinung, dass gewisse Gewächse ("~^ ^f?) ohne die
bebauende Hand des Menschen überhaupt nicht wachsen (Hupf.), nicht
zuzuschreiben; auch die Vermuthung {Spieg. Er. AK. I. 467), dass
unter dem Regen nach der pers. Vorstellungsweise ein die Samen der
Pflanzen mit sich führender Regen gemeint sein könnte, ist in Anbe-
tracht von V. 6 abzulehnen* Wohl aber ergibt sich, dass „nach dem
Vrf. die Oberfläche des Festlandes vor Entstehung der Pflanzen ganz
trocken war u. der Befeuchtung bedurfte, um Gewächse hervorzu-
bringen, während nach 1, 9 ff. schon am selben Tage, an dessen An-
fang die Erde noch ganz mit Wasser bedeckt gewesen war, die Pflan-
zenwelt entstand" {Kn.) — V. 6. Fortsetzung des Beschreibesatzes,
mit Impf. u. mit Prf. cons. n»] Quelle LXX Pei. Vulg., imßkvafMg
Aq,, Gewölk Onk., am ehesten nach Ij. 36, 27 u. den jüd. Gelehrten
des MA. Dunst, Nebel; im Assyrischen scheint {i-du-u) Sdü {FdDel,
Ass. WB. 122 fr.) Fluth, Wasserschwall zu bedeuten. Von der Erde
aufsteigender Wasserdunst tränkte damals den Boden, u. bereitete ihn
für die Hervorbringung von Gewächsen vor. Nach V. 5 erwartet
man zu diesem Zweck Regen, deshalb ergänzen Kn. u. a., dass der
Nebel als Regen oder Thau herabgefallen sei, u. finden darin eine
andere Ansicht von der Entstehung des Regens, als A sie habe (1, 6).
Aber warum nennt Vrf. den Regen nicht, wenn er ihn meint? Er
wird absichtlich nicht genannt sein {Ew. Bupf,), schwerlich darum,
weil nach dem Vrf. Sträuche u. Kräuter sammt ihrer Voraussetzung,
dem Regen, erst der nachparadiesischen Ordnung der Dinge angeliören
{Hupf.), denn davon fehlt in Cp. 3 jede Andeutung (s. dagegen 3,
17 ff.), eher darum, weil nach dem Sinn des Vrf. die Schöpfung hier
erst noch im Werden ist (Ew.). Noch scheint der Himmel über der
Erde nicht vollendet, daher auch noch kein Regen möglieb. Das
trockene Land als fester Kern ist da> aber befeuchtet wird es nur erst
von der sie umhüllenden, noch im Aufsteigen u. damit in der Zerthei-
lung begriffenen chaotischen Flüssigkeit (vgl. die 6(il%kfj des Eudemus,
oben S. 7, u. vielleicht Ij. 38, 9), u. dadurch zur Zeugungsfähigkeit
bereitet Ob dann dem Pflanzenwuchs doch noch ein Regen vorher-
Gen. 2, 6. 7. 53
gehen sollte, ist nicht klar. Nämlich man erwartet, dass nun, vor
oder nach V. 7, die Hervorhringung der Gewächswelt u. die Voll-
endung der Weltbildung gemeldet würde. Aber nichts der Art findet
sich. Eine solche Lücke kann kaum ursprüngUch sein, vielmehr scheint
durch R einiges ausgeworfen zu sein, sei es, weil es neben Gp. 1 als
unnöthige Wiederholung, oder weil es mit Cp. 1 zu wenig überein-
stimmend schien. Jedenfalls fällt auch hienach die Menschenschöpfung
noch in den Process der Weltbildung hinein, vgl. Ij. 15, 7. — V. 7
Hauptsatz. Der Mensch erscheint hier als der Mittelpunkt, um den u.
für den alles Weitere wird, also in seiner Hoheit u. Würde anerkannt,
trägt aber doch von Anfang die Doppelheit des Wesens an sich, auf
der die doppelte Möglichkeit seiner Entwicklung beruht. GoU bildete
ihn, wie ein Künstler kunstvoll (Ij. 10, 8; Ps. 139, 13 ff. 119, 73\
als d. h. aus Staub vom Erdboden; "^w Acc. des Stoffs {Ges, 117, 5*^).
— Vgl. 3, 19. 23. 18, 27. Ps. 90, 3. 103, 14. 104, 29. 146, 4.
Ij. 4, 19. 10, 9. 34, 15. Qoh. 3, 20. 12, 7. 1 Cor. 15, 47. „Nach
der class. Mythe bildet Prometheus die ersten Menschen aus Erdstoff
u. Wasser (ApoUod. 1, 7,1; Ovid. met. 1, 82; Juvenal 14, 35) u. Vulcan
das erste Weib aus Erde (Hes. op. et dies 61. 70)" Kn. Andere
Parallelen bei Len. Or.^ I. 39 ff. roanicn-ito] zu *^|; ausdrücklich hin-
zugesetzt, um die Zusammengehörigkeit der Namen ü^h u. nbnM fahlen
zu lassen, vgl. Sym, l'heod. (xal Snkace tov jida^ %ovv ano Tfjg
^Adcifia) u. Pei, tan«] im Hehr. u. Phon. Gattungsname des Mensehen,
auch im Sabäischen noch erhalten, also einst weiterer Verbreitung, ist
im Syr. (doch s. 1 Sam. 17, 32 Pei,) u. Arab. (dessen andm übrigens
Nöld. in ZDMG. XL. 722 mit d^m gleichsetzt) nicht erhalten, u. dient
dort nur noch als n. pr. des Protoplasten; ^tä^k Erdstoff (humus), Erd-
boden, Ackerland u. s. w. ist wenigstens im Syr. als ]l:^] noch ge-
braucht. Den Hebräer, dem beide Namen geläufig waren, erinnert der
eine an den andern^ u. so ist hier sinnig 07» als der zur Erde ge-
hörige, der irdischCy yfiysvrjg, yi^ivog aufgefasst. BegriffUch würde
diese Deutung wohl annehmbar sein, u. hätte an anderen Benennungen
des Menschen im Unterschied von den göttl. Wesen, wie wSa«, ^vrjrog,
ßgorogj pers. mard (vielleicht sogar an homo, was schon Varro u.
Lactantius mit humus, %a(ial zusammengestellt haben) eine genügende
Stütze; aber sprachlich lässt sich die Ableitung aus ritsi^ (Ew, bibl.
Theol. IlL 107; Del.^) nicht vertheidigen. Ein sicheres Etymon für
t37K ist noch nicht gefunden. Nach Jos. ant 1, 1, 2 CA8a(iog ati-
fictCvu nvQ^og, inBidi^TCBQ ano rrjg nv^^cig yijg qyvgad'slcrig lys-
yovH' xowvxri y^Q icxiv ij Tcaq^hog yij xal aXri^ivri) u. Theodoret
quaest 60 in Gen. (die Syrer haben t^v iqv'S'Qav yijv mit aSafid^a
bezeichnet) meinten auch noch Neuere (zB. Bruns in Paulus Repert.
n. 202; Ges. Tuch, Hupf, in ZKM. ffl. 407), zugleich mit Berufung
auf y^ Ol» roth sein (vgl 07 Blut\ 07» bedeute den Roihen, wie
nö^K die rothe (palästinische!) Erde, aber beide Namen waren nicht
blos palästinisch, u. roth ist kein auf alle Menschen oder den Menschen
als solchen passendes Characteristicum. Die Deutung &7); der Schöne,
Wohlgestaltete {Ludolf Bist. aeth. 1, 5; Comm. p. 208; Kn.) u. gar
54 Gen. 2, 7.
rna'HM die Schöne (xoö^iog), beruht auf neuer Umdeutung einer an sich
schon secundären Bedeutung der V imGeez(i^|^ilDi gefallen, hW^^
liehlich, angenehm)^ welches 07« Mensch gar nicht mehr kennt, u.
ist für Tito^K völhg unannehmbar. Von der im Arab. erhaltenen Be-
deutung der Y ^^^^ anschliessen (aus welcher vielleicht auch tif^'^'^^
sich entwickelt hat) ausgehend woUen für 07» den Begriff eines animal
sociahile (vgl. Lo4>l), u. für "»7« (vgl. 2U0T) die an den Erdkörper
sich anschliessende Decke oder Rinde (humtis) Fleischer (in Merx
Archiv L 237) u. andere. Aus ass. admu Kmd, Junges, admdnu Ge-
bäude, Wohnung, erschliesst FdDeL (Hbr. lang. 58 f., Prol. 103 f.) für
y" DiK die Bedeutung hauen, schaff en^ erzeugen, aber daraus nun auch
rw-v» als bebautes Land ableiten heisst doch nur die rein germanische
Bedeutungsentwicklung von bauen auf das Semitische übertragen (s.
dagegen ZDMG. XL. 737). Hitzig (Bibl. Theol. 37. 76) wollte gar
(vermittelst Gleichstellung von in« u. äJl^) öhk als Diener (Gottes)
deuten, u. Bäthgen (Beitr. 152) beruft sich darauf, dass auch im Sabäischen
Ol» für Diener gebraucht wurde. — Dem irdischen Gebilde blies Gott
Odem des Lebens d. h. Leben mit sich führenden oder wirkenden,
lebenskräftigen Odem (o^?»3 n^"^ 6, 17. 7, 15 bei A) in seine Nase,
u. so wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele d« h. einem be-
lebten Wesen (1, 20), denn ^^^, eig. auch nur Hauch, ist im Hbr.
immer schon der in einem Einzelwesen eingeschlossene Lebensodem
(Seele), u. kann für dieses Einzelwesen selbst gesagt werden. Im
Menschen ist von Gott eingehauchter, göttl. Lebensodem Ij. 27, 3.
33, 4. Jes. 42, 5. Aus dieser Einhauchung leitet Vrf. hier blos ab,
dass der Mensch zu einer lebendigen Seele wurde, was die Thiere
auch smd (1, 20 f. 24; auch in den Thieren ist tj"^"?»? m"» 6, 17. 7, 15
oder B'*!?n r^avi 7, 22, u. leben auch sie durch Gottes rtn^i oder rwoi
Ij. 34, 14; Ps. 104, 30). Aber damit ist nicht gesagt, dass mit dem
blossen (animalischen) Leben die Kraft des mitgetheilten göttl. Hauches
erschöpft sei. Vielmehr da der Vrf. nur vom Menschen, nicht aber
von den Thieren (2, 19) die Einhauchung durch Gott aussagt, so scheint,
dass in derselben der specifische Vorzug des Menschen vor dem Thier
(dasselbe was bei A Ebenbild Gottes heisst) bestehen soll, d. h. dass
mit dieser, dem Menschen persönlich geltenden Einhauchung die Mit-
theilung nicht blos der physischen, sondern zugleich der geistigen Le-
benskraft des Menschen, des Geistes, gemeint ist {Onk. k^^»? ^^'^^)'
Dass der Vrf. mit 'y^ nfi*"*) dem Menschen zugleich die Anlage zur Un-
sterblichkeit zuschreiben wolle {Budde 61 f.), ist ebenso richtig oder
unrichtig als das Gegentheil, er wolle mit nöT»n i» ^tv ihm die An-
lage zur Sterblichkeit zuschreiben (vgl 3, 19). Sicher ist des Men-
schen doppelseitige Natur die Voraussetzung für seine Sterblichkeit u.
Unsterblichkeit; aber dass die letztere an sich über die erstere das
Übergewicht habe, deutet er nicht an. Ober die anthropomorphische
Redeweise s. S. 41. Ober die babyl. Mythe s. S. 8. „Am ent-
sprechendsten ist die Dichtung von Prometheus, der aus Thon den
Menschenleib bildet u. denselben durch den den Göttern entwendeten
Gen. 2, 8. 55
Funken belebt" (Tuch). Über nn-'i handelt ECRichardson in JBL. V
(1885) S. 49—55. — V. 8—17. Den Menschen überlässt Gott nicht
sich selbst, sondern setzt ihn in den Gottesgarten in Eden, u. weist ihm
Geschäft u. Pflicht an. V. 8. Gott pflanzt einen Garten u. setzt den
Menschen hinein. 1^?] als n. app. WohlhehageUy Lust, Wonne, ist
hier n. pr. des Landes, worin der Garten lag (ebenso in den S. 48
aufgeführten Stellen). Als solcher ist er ausserhalb der Bibel nicht
nachweisbar. Es gab im Bereich der semit Länder mancherlei Ort-
schaften oder Bezirke des Namens Eden (Am. 1, 5. Jes. 87, 12. Ez.
27, 28), aber an diese ist hier begreiflicher Weise nicht zu denken,
u. sind diese auch von den Mass. i^y, nicht ');ty punktirt. An sich
wäre möglich, dass der Name aus einem andern, mit der Paradiessage
überkommenen hebraisirt wäre, aber die bisher darüber aufgestellten
Yermuthungen sind nicht geeignet, hier etwas aufzuhellen. Die Gleichung
des )iz T* mit (dem S. 49 genannten) Kar-Dunidi oder auch Gin-
dun-i'ia {Del. Par. 65 f. 133 IT.) ist um nichts besser, als die Eden's
mit dem angeblichen Heden oder Hedenesch der Parsen (Kn,) oder
dem indischen üdydna d. i. Lustgarten {Lenorm. B^rose p. 304f.) oder
üdayana d. i. Osten {Grill Erzv. 166). Ebenso ist nicht einzusehen,
warum "jt^ hier ursprünglich ein den Hehr, von Babylonien her über-
kommenes n. app. Sdinu, bedeutend Feld Steppe, Ebene {Sehr, KAT.^
26), oder gar das n. pr. einer weidereichen babyL Landschaft Sdinu
{Del, Par. 79'f.), die mit dem Paradies gar nichts zu thun hat, sein
soll. Vielmehr kann l^? sehr wohl ein freigebildeter sinnvoller Name
fi. V. a. Wonneland sein, nämlich wie "^^a 4, 16; wenigstens hörten
die Hebräer diesen Begriff heraus {tijg xQvqnjg hSX V. 15. Ez. 28, 13.
81, 9. 16. 18. 36, 35); dass t;;« davor weggelassen ist, würde nur
beweisen, dass der Name als solcher im Volksmund geläufig (die Sage
darüber viel besprochen) war. 01)5»] schon wegen des consec 3>w?5
nicht mit 4 Esr. 1 (3), 7 {Trg,,' ' Äq, Sym. Theod. PeL Bier, a.)
zeitlich zu verstehen von Anfang an oder vorher, sondern örtlich ost-
wärts, östlich (11, 2. 13, 11. 3, 24), näml. vom Standpimkt des Er-
zählers aus, im Osten der Erde, nicht {Kn,) 1^?^ tn^'o im östl. Theile
Edens'; es bezeichnet die Lage Eden's, die V. 10 — 14 genauer be-
schrieben wird, im allgemeinen, u. deutet an, dass man die Menschheit
von Osten her nach Westen gewandert dachte. Übrigens s. in de
Lagarde*s Genesis Graece p. 23 f. der Vorrede u. Field Hex. I. 13
eme alte Nachricht, womach einst im hehr. u. syr. Text das ö^r«? ge-
fehlt hätte. l?J allgemein semit. (auch sumerisches, PHaupt sumer.
Forsch. S. 9) Wort för: eingehegter Ort (opp. mfc), Garten, hier wie
öfters (zB. Jes. 1, 29; Gant. 6, 11) Baumgarten, Park, wie solche in
Babylonien u. Assyrien {Del, Par. 96), „in Indien u, Persien die
Schlösser der Hegenten umgaben (Est 1, 5; Neb. 2, 8; Xen. Cyr. 1, 3.
12. 14; Bohlen A. Ind. IL 104) u. auch die Königsgärten zu Jerusalem
(Jer. 39, 4; 2 Reg. 25, 4; Neh. 3, 15) nichts anderes waren" {Tuch).
Die LXX gaben es hier u. sonst (13, 10. Num. 24, 6. Jes. 1, 30) durch
nagadBiCog', ihnen folgte Sym. Pei. Vulg,, GrVen., u. so wurde in
der Kirche dieses Wort der übliche Name für den von Gott gepflanzten
56 Gen. 2, 8—10.
GqUesgarten (Gen. 13, 10. Jes. 61, 3. Ez. 28, 13. 31, 8f.). Paradies,
nach Pollux Onom. 9, 3 ein pers, Wort, auch im Hbr. (Cant. 4, 13.
Neh. 2, 8. Qoh. 2, 5) als ö^'^b, in den islamischen Sprachen als Fir-
daus aufgenommen, wird meist (nach Spiegel, vgl. Avesta I. 293) aus
dem baktrischen pairi-daSza „Umhäufung, Umwallung^' erklärt; diese
Gleichung wird aber auf Grund des armen, pavtezy pers. pdlez u. der
Glosse q)aQÖaid'i bei Photius bestritten von deLagarde Ges. Abb. 76.
210f.; Armen. Stud. § 1878 (vgl. GGN. 1886 S. 145; ZDMG. XXXVI.
182); babyl. Ursprung des Worts (DeL Par. 97) ist bis jetzt unbe-
weisbar. — V. 9. Im Garten Hess Gott allerlei (Vs wie 4, 22. 24, 10.
40, 17) Bäume wachsen, lieblich anzusehen u. gut zu essen, also zur
Zierde u. Annehmlichkeit, u. zum Essen. Dass nur Bäume, nicht auch
andere Pflanzen genannt werden, ist wohl nicht zufällig: zur Nahrung
von afe? wird der Mensch erst 3, 18 verurtheilt, ursprünglich sollte
er von Baumfrüchten leben (V. 16). Unter den Bäumen werden zwei,
als hier am wichtigsten, besonders hervorgehoben: der Baum des £e-
bens (s. S. 48 f.) in der Mitte des Gartens, so genannt, weil seine
Frucht dem Geniessenden Leben gibt, d. h. nach 3, 22 dauernde Ge-
sundheit u. NichtSterben; der andere, der bibl. Erzählung eigenthüm-
lich (S. 50), der Baum des Erkennens Gutes u. Böses (das n. verb.
mit Artikel u. gleichwohl seq. Acc, wie Jer. 22, 16 ; Ew, 236*) d. h.
dessen Frucht dem Geniessenden das Wissen um Gut u. Bös verleiht
(s. zu V. 17). Wie diese Wirkungen der Frucht der Bäume vermittelt
zu denken sind, zeigt der Verlauf der Erzählung. Es sind wunder-
bare, göttliche Bäume. Unsterbliches Leben ist ein göttl. Gut, u. Gutes
u. Böses erkennen ist ebenfalls ein wahrhaft göttl. Vorzug (3, 22).
Bäume, welche solche Güter verleihen, müssen selbst göttlicher Art
sein. Aber so zeigt es ja auch alles Folgende: es ist ein wunder-
barer Garten, ein wahrer Gottesgarten, oder heidnisch ausgedrückt, ein
Göttersitz, prt *^f1^a] muss auch für den andern, durch J angereihten
Baum gelten (s. 3, 3), u. kann das. Die Annahme, dass der Lebens-
baum in dieser ganzen Erzählung ein secundärer Zusatz sei, dass also
der Text hier urspr. 3'*^'' 'ta nsnn yv )in ^Tfiroi gelautet u. weiterhin
dann auch 3,22—24 (Böhm. 125 f.) oder 3,22.24 (Budde 46 fr.)
urspr. gefehlt habe, beraubt die Erzählung eines ihrer wesentlichsten
Gedanken (dass im Gottesgarten neben andern göttl. Gütern auch das
Gut dauernden Lebens für den Menschen bereit lag, er aber durch
seine Übertretung dessen verlustig gieng); erfordert wird solche An-
nahme nicht, weder durch 3, 3 (s. d.), noch durch die Art des Aus-
drucks hier. Die vom Vrf. beliebte Wortstellung wird durch Gen. 28,
14. Ex. 34, 27. DL 7, 14. Jer. 40, 9, ferner Gen. 1, 16. 12, 17. 34,
29. 43, 15. 18. Num. 13,23. 26. Jud. 21, 10. 1 Sam. 6, 11. Jer. 27, 7
u. a. (nach Driver in Hebraica II. 33) als der hbr. Ausdrucksweise
wohl entsprechend erwiesen; ein Interpolator, der schon 3, 3 vor sich
hatte, hätte für seinen Einsatz B'»"'nn yy schwerlich die jetzige Stellung
gewählt (s. auch Kuen. ThT. XVIU. 135 f.). — V. 10—14 über die
Bewässerung des Gartens u. die 4 vom Edenstrom ausgehenden Ströme.
Diese Verse, leicht herausnehmbar, ohne dass man für die Hauptsache
Gen. 2, 10-12. 57
«twas Tennisst, u. durch die nüchterne geogr. Beschreibung eher störend
als fordernd, sind vielleicht erst von R {Ew, Bibl. Th. III. 72) oder
anderer Hand {Retiss Gesch. AT. ^ 258) oder nach einer andern Quelle
(Bud. 82 f.) eingeschaltet; bei dieser Annahme muss dann auch V. 15
(Bud.) oder V. 8^ (^&) als ein Zusatz angesehen werden. V. 10.
Der Garten war bewässert durch einen Strom, welchen der Vrf. in
Eden, ausserhalb des Gartens, entspringend, u. dann den Garten durch-
fliessend dachte. Von einem ausgebreiteten Kanalsystem (DeL Par. 62)
steht nichts da. Das Part, ksk*», durch Impf. u. Prf. cons. fortgesetzt,
drückt die Dauer aus; ob die Dauer in der Vergangenheit (vne Ex.
13, 21; Jud. 4, 4 f. u. ö.) oder in der Gegenwart des Vrf.? kann frag-
lich erscheinen. Die Zweckangabe i^pvn^ fuhrt eher auf das erste.
Jedenfalls aber denkt nach der folgenden Beschreibung der Vrf. die 4
Ströme als noch zu seiner Zeit vorhanden; 4, 16 ist Eden u. 3, 24
der Gottesgarten auch nach dem Sündenfall noch da; die Annahme,
dass vor der Sintfluth das Paradies von der Erde weggenommen wor^
den sei, hat keinen haltbaren Grund. LXX: iKTCogivetai, &q>OQi^stai;
Vulg.: egrediebatur, dividitur. ^'^] von dort d. h. „vom Garten an,
bei seinem Austritt aus demselben, theilt er sich zu 4 Flüssen, deren
jeder seinen besonderen Lauf hat. Sie heissen (Strom-) Anfänge, da
sie in ihren Anfügen gemeint sind; nach ihrem weiteren Lauf wer-
den sie in V. 13 f. mit "^na bezeichnet Ebenso steht vm*i vom An-
fang der Wege u. Strassen Ez. 16, 25. 21, 24^* (Kn.). Nur diese
Deutung, nicht aber Hauptströme (Luth. Ros, a.) ist dem hbr. (u*
arab.) Sprachgebrauch gemäss (vgl. im Assyr. DeL Par. 98). Sprach-
lich unzulässig ist: es quollen Flüsse aus Eden, sie giengen immer
weiter auseinander u. hatten 4 Quellen (Mich,), oder: u. wurden zu
4 Hauptströmen (Kurtz Gesch. AB.2 L 60f.). — V. 11. Der erste
(nn» yne 1, 5) heisst Pischon; es ist der das ganze Land der (Sam,
t^in ohne Art) ^avila umfliessende; „man braucht nicht an ein Um-
fliessen ringsum zu denken, denn aae kommt auch vom einseitigen
•Umgehen, Umziehen vor (Num. 21, 4; Jud. 11, 18); woselbst das Gold
ist d. h. wo es sich findet, zu Hause ist Havila ist also ein Gold-
land^' (Kn,). Der Art bei sf^t, wie bei dem sonst auch artikellosen
anö.V. 12 ist art. generis. — V. 12. Das Gold jenes Landes bezeichnet
Vrf. auch noch als gut d. h. „als ausgezeichnet, vorzüglich^' (vgL 2 Chr.
3, 5. 8). am?] über t s. Ges. 10, 2; vgl. 3, 17. 25, 22. 27, 26.
29, 3. 8. Lev. 25, 34. Über «nn fem. im Pent., wofür die Mass. »"«
zu lesen befiehlt, s. Ges. 32 A. 6. — Neben dem Gold werden noch
Bedolach u. Schoham-Stein als Erzeugnisse der I^avila genannt ^V"^'"]
ihm glich nach Num. 11, 7 das Manna im Aussehen, u. muss es nach
dieser Stelle den Hebräern wohl bekannt gewesen sein. Die Bedeutung
ist durch die Überlieferung nicht gesichert Die LXX (av^ga^ in Gen.,
x^örakkog in Num.) rathen auf einen Edelstein, mit Unrecht, da kein
•ja« davor steht; Pei. hat {^a^o^ (mit "^ für i), was die Syrer theils
auf Krystall, theils auf Perlen deuten. Als Perlen deuten Bedolach
auch Saad., Ar,Erp.y GrVen., Äbulw.y Qi., Bochart hz. DI. 592 ffl,
wohl wegen der Durchsichtigkeit u. Weisse, u. weil es hier zwischen
58 Gen. 2, 12—14.
Gold u. Edelstein genannt ist, aber s. 1 Reg. 10; 2. 10 (Tuch). Rieh«
tiger versteht man mit Jos. ant. 3, 1, 6, Äq. Theod. Sym. Vulg. u.
den meisten Neueren „die ßSilXa oder das ßöiXhov, auch ßoX%ov
(Dioscor. mat. med. 1, 80), fta^f^xov, maldacon (Plin. 12 § 35), ein
wohlriechendes u. sehr geschätztes (Plaut. Cure. 1, 2, 7)^' durchsichtiges,
wachsdhnliches Gummi; das echte von gelblicher Farbe, in einer ge-
ringeren Abart schwärzlich {Win.^ l 144; Ri. HWB. 158). Nach
Plin. erzeugte Baktnen das beste Bdellion; nascitur et in Arabia India-
que et Media ac Babylone; aliqui peralicum vocant ex Media advectum.
Nach Peripl. mar. erythr. § 37. 39. 49 bruigen es die Seefahrer aus
Gedrosien u. hidien (s. darüber Lassen Ind. AK.^ I. 289 f. 530. m.
43). Dem Namen n^ia kann möglicherweise das Sanskritwort ulü-
khala (udiUthala) zu Grund liegen {Lag. Ges. Abb. 20). tsnö] von
den Alten theils mit o Xld-og 6 ngimvog (LXX) oder Beryll (LXX zu
Ex. 28, 20. 39, 13; Trg. Pei. Saad. u. a.) oder Smaragd (LXX zu
Ex. 28, 9. 35, 27. 39, 6), theils mit Onyx (LXX zu Ij. 28, 16; Äq.
zu Ex., Theod. u. Sym, zu Ex. u. Gen. 2, 12; Vulg.) oder Sardonyx
{Aq. zu Gen. 2, 12 ; Vulg. zu Ij. 28, 16) oder Sardius (LXX zu Ex.
25, 7. 35, 9) wiedergegeben. Onyx, Sardonyx u. Sardius gehören zu
derselben Species (Chalcedon). Durch Etymologie lässt sich nichts ent-
scheiden, da sich kein Etymon erkennen lässt Das arab. sahama be-
deutet nicht hlass, sondern ausgedörrt, mager sein, u. ist nicht für
Onyx, ti^v' Lauch ()^oZ, ««i*) hat keine Verbalwurzel, u. ist nicht
für Beryll in's Feld zu fahren ; ob der bab.-ass. Edelstein sdmlu (DeL
Par.60f. 131 f.; Sehr. KAT^ 30) auf on» (Del.) oder >cu4^ {Halevy
in Revue Grit. 1881 p. 479) zurückzuführen u. was f&r ein Edelstein
es sei, ist noch völlig ungevnss; andere werthlose Etymologien s. bei
Hitz. zu Ij. 28, 16 u. Sprenger Geogr. Arab. 62 f. Da weiter unter
den vielen hehr. Edelsteinnamen zum Theil auch on«, tfVnn u. ^fo^ (s, zu
. . ' "!~ "• SIT \
Ex. 28, 17 ff.) auf Onyxarten gedeutet werden, so dürfte die überwiegende
Wahrscheinlichkeit für den Prasius oder Beryll (Aquamarin, Nebenart
des Smaragd) sein. Nach dem Peripl. mar. er. § 49. 51 holte man
die Onyxsteine als Handelsartikel in den indischen Häfen; nach Plinius
bezog man Onyx u« Sardonyx besonders aus Indien u. Arabien (h. n.
37 § 86 ff.); aber auch von den Beryllen sagt Plinius (37 § 76): India
eos gignit, raro alibi repertos (s. überhaupt Lassen Ind. AK.^ DI. 12.
16 f.) — y. 13. Der 2. Fluss Gilion umfliesst das ganze Land Kusch,
also das Äthiopenland. — V. 14. Der 3. Fluss Ifiddeqel ist sicher
der Tigris, wie Dan. 10, 4. Der hbr. Name stimmt mit sumerisch
Idigna [Haupt Sum. Fam. Ges. 9.17), bab.-ass. irfi^fa« {Schr.KkT^
32 f., Del. Par. 170 ff.), aram. l^'i u. thrn, arab. di^at; der arische
Name altpers. Tigrd, Pahlawi »t^»% gnech. Tlyqrig, Tlyqig bezeichnet
ihn nach der ausdrücklichen Oberlieferung der Alten (Strabo 11, 14,
8; Plin. 6 § 127; Gurt 4, 9) als den pfeilschnellen (baktr. tighra spitz,
tighri Pfeü; Riegel Altpers. Keilschr.2 221; Er. AK. L 172; Lag.
Ges. Abb. 201). Ob der arische aus dem babyl. oder dieser aus jenem
umgebildet sei, bleibt noch auszumachen, er ist der, welcher vor
Gen. 2, 14. 59
Ässur fliesst] Mbn)? Vorderseite von^ an der Ostseite von (Jg., Trgg.\
so dass unter ^^^^pm die assyr. Grossmonarchie mit Mesopotamien (Tuch,
Ges. zu Jes. 8, 5 u. thes., Hüz. im BL. 1. 266; DeL, Ri. HWB. 299)
verstanden wird. Freilich taugt ein Reich dieses Umfangs nicht gut
zu einer geogr. Bestimmung; auch musste der Vrf. wissen, dass Assur
sich noch weit östlich vom Tigris erstreckt (vgl. 10, 11). Man
könnte deshalh unter ^^''^ zwar nicht Mosul (Saad. bei Tuch^ 61;
Lag. Orient II. 44), wohl aber die alte Stadt Assur, heute Qafat
§ergha, auf dem westl. Ufer des Tigris (s. zu 10, 12) verstehen; aber
diese frühe herabgekommene Stadt wird in der Bibel unter diesem
Namen sonst nicht erwähnt Hält man also die Bedeutung ostwärts von
fest (vde 1 S. 13, 5. Ez. 39, 11), so wird man sich dabei beruhigen
müssen, dass der Yrf. nur eine ungefSbre geogr. Bestimmung gibt, etwa
vne Jes. 7, 20. 8, 7 die Assyrer von jenseits des Eufrat kommen lässt
(ßehr.)i man wird aber dann zugleich anerkennen müssen, dass die
Stelle nicht von C stammt, der für östlich immer Q'^ß^ schreibt (2, 8.
3, 24. 11, 2. 13, 11). Sonst müsste man mit LXX (die hier u. 4, 16
wnivavn geben) u. Pei. (VaÄttiT, aber nicht 4, 16) das r^p im
Sinne des aram. tsnj^ nehmen, an der Vorderseite von d. h. gegenüber
oder vor Assyrien, sc. vom Standpunkte des Yrf. aus {Kn. Ke. Wright,
Ew. IB. X. 54; wir selbst in Aufl.^), wofür aber Vü)!» zu Gebot stand. —
Beim 4. Fluss r^'^f d. i. Eufirat „fügt der Erzähler nichts hinzu, weil
dieser Fluss jedem hbr. Leser wohl bekannt^^ (^fi*)> ^^^^^^ ^^^^ ®^ ^^^
den Garten bewässernde Hauptstrom war (Del. Par. 78), was gegen
den Text ist Neben der hbr.-aram. Form des Namens kennt man jetzt
auch die altpersische Ufrdlu (3v(pQatrig) u. die babyL-assyr. Burattuv,
Purdtu (Sehr. KAT^ 34; Del. Par. 169f.). Em semit Etymon hat
man nicht; Ableitungen aus dem Arischen s. bei Spiegel Altp. KL^
211 f.; Er. AK. I. 150, aus dem Akkadischen bei Lenormanl Langue
prim. de la Ghald. p. 354; Del. Par. 169 (dagegen Tiele ThT. 1882
S. 260 f.). — Von den 4 Flüssen sind also zwei, Eufrat u. Tigris,
über jeden Zweifel erhaben; anders verhält es sich mit Pischon u.
Giljon. Tirr*] 1 Rg. 1, 33. 38. 2 Chr. 32, 30. 33, 14 Name einer
Quelle u. eines Baches bei Jerusalem, hat offenbar, semit Etymon (i?**«,
), bedeutet etwa der hervorbrechende oder durchbrechende; mit
demselben Namen benennen die Syrer u. Araber im Mittelalter auch
den Pyramus in Gilicien u. die islamischen Völker überhaupt den Oxus
(öeihün), sonst setzen sie ihn auch als n. app. anderen Flussnamen
vor, wie öei^ün er-Ras = Araxes in Armenien, Geibün Qanq »«= Ganges
(Reland de parad. § 17; Mich. Suppl. I. 298). V»*b] nicht weiter
vorkommend, ähnlicher Bildung wie Tifr^?, bedeutet {^^^) etwa strömen'
der, breitströmender. Während Eufrat u. ^iddeqel wirkliche auslän-
dische Flussnamen sind, sind Pischon u. Gi^on hebräisch, höchstens
hebraisirt u. jedenfalls ihrem appellativen Sinn nach den Hebräern ver-
ständlich gewesen ; wie jenes zwei in der Natur vorhandene Zwillings*
ströme sind, so diese ein durch gleiche Bildung u. Endung des Namens
verbundenes Paar; der Ordnung der Aufzählung nach sind aber P. und
69 Gen. 2, 14.
6. östlicher, als £. und T. Um von diesen 2 sonst unbekannten Flüssen
eine VorsteUung zu geben, nennt der Vrf. die von ihnen umflossenen
Länder. Das eine derselben Kusch kommt oft genug vor im AT., u.
ist im engeren Sinn Nubien mit MeroS, umfasst aber in weiterem Sinn
auch Völker des südl. Arabiens bis zum pers. Meere hin (s. zu 10, 6 — 8
und BL. L 285 ff. u. Ätliiopien). Das andere, die ^avila mit Artikel,
findet sich nur hier; Uavüa ohne Art wird 10, 7. 29 (s. d.) theils
unter den Kuschiten, theils unter den joqtanischen Arabern (neben Ophir)
erwähnt, u. in der Redensart „von Qavila bis Schur'' (25, 18. 1 Sam.
15, 7) erscheint Ilavila als nordarabisches Land, vielleicht bis zum
pers. Meer hin. Da Vrf. doch wohl emen sonst nicht ganz unbekannten
Namen nennen wollte, so ist wahrscheinlich, dass er das in jener Re-
densart gemeinte Qavüa im Sinn hat; indem er aber das ganze Land
der ^, sagt, gibt er zu verstehen, dass dieses ostwärts sich noch weit*^
hin ausdehnt (vgl w« ???"^?). Aus dem vorgesetzten Artikel {Ew.
277^) steht zu vermuthen, dass die Hebräer noch die urspr. Bedeutung
des Worts heraushörten; ob gerade Sandland^ Dünenland? {FrzDeL)^
steht dahin. Vor den Eroberungszügen der Perser u. Griechen hatten
die Alten nur sehr unklare Vorstellungen von den südl. Ländern öst-
lich vom pers. Meer (der Name Indien kommt in der .Bibel erst Est.
1, 1. 8, 9 vor). Vorher mussten sich die Hbr. für dieselben mit an-
nähernden Ersatznamen begnügen; wie sie Ophir (s. zu 10, 29) hie-
für gebrauchten, so vielleicht hier Qavila. Dagegen ist nicht zu den-
ken, dass wirklich indische Namen, wie die Handelsstadt K6X%oi (Sinus
Golchicus, Landschaft Golias, Promontorium Goliacum) im südl. Vorder-
indien {Kn. nach Peripl. m. ery. § 68 f.; PtoL 7, 1, 10. 95; Dionys.
perieg. 592. 1148; Plin. 6 § 86; Mela 3, 7) oder Kampila, das Darada-
Land im Nordwesten Indiens {DeL^ 259 nach Lassen) Veranlassung
zu dem Namen Ifavila gegeben haben könnten. Was bei der Nennung
des ganzen Landes der Havila an Deutlichkeit für die Zeitgenossen noch
fehlte, vervollständigt der Vrf. durch Angabe der Hauptproducte des-
selben, welche wenn nicht einzeln fQr sich, so doch in ihrer Gesammt-
heit hebr. Leser ohne Zweifel auf den fernen Südosten hinführten.
Über Bdellion u. Beryll (Onyx) s. S. 68. Als Feingold ist im AT. das
aus Ophir geholte (1 Reg. 10, 11. Ps. 45, 10. Ij. 22, 24. 28, 16. Jes.
18, 12) am berühmtesten; die class. Schriftsteller rühmen auch Indien
als ein Land vielen u. trefflichen Goldes (Her. 3, 106; Diod. Sic. 2,86;
Gurt 8, 9, 18), besonders das Stromgebiet des obern Indus mit seinem
durch die Myrmeken zu Tag geförderten Goldsand (Her. 3, 102 ; Strabo
16, 1, 44. 69; Arrian Indic. 16; Plin. 11 § 111; dazu Lassen Ind.
AK.^ L 237 f. IL 657). Soweit hat man Grund, in dem das Havila-
Land umfliessendea Pischon einen indischen Hauptstrom angedeutet zu
finden, u. zwar am natürlichsten den Indus (Kosmas Indicopl. u. a.;
Lassen I. 629; Kn. u. a.), von dem man noch am ehesten eine dunkle
Kunde haben konnte, weniger natürlich den Ganges (Jos. ant. 1, 1, 3;
Euseb., Hieron. u. a.). Die Meinung Sprenger^ s (Geogr. Arab. 49 ff.),
dass^ das arab. Flüsschen Baisch in der südl. Tihäme (etwa 17^ n. Br.)
der durch unterirdischen Lauf aus dem Paradies stammende Pischon
Öen. 2, 14. 61
sei, u. E6lü9er'8 (Gesch. u. Geogr. Arab. IL 328 ff. 841 ff., auch
HommeVs in Neuer kirchl. Zeitschrift II. 898 ff.), dass Qavila der 6e-
birgsstock von Jemäma u. das Gebiet von Jem&ma u. el Qasim, also
Central- u. Nordostarabien, u. Pischon das Wädi ed-Dav^äsir sei, dessen
Zufluss, W. efYrdh, die Jemünia durchströme, genfigt es hier erwShnt
zu haben. — Der Gil%on seinerseits scheint durch die Angabe, dass
er das ganze Land Kusch, also jedenfaUs auch das afrikanische, um-*
strömt, hinlänglich bestimmt, u. es wird dem Sinn des Yrf. am nächsten
kommen, v^enn die Alten ihn durch den Nil oder einen der Nilzu-
flfisse erläutern (schon Sir. 24, 27 u. LXX Jer. 2, 18; Jos. ant 1,
1, 8, die meisten KV.; unter Neueren zB. Ges., bes. Bertheau die
Lage des Paradieses. Gott 1848). Den ^k^, den Fluss Ägyptens, nennt
er ihn nicht, weil er eben nicht diesen, sondern den Kusch umfliessen-
den Fluss meint Dass aber ein in Asien entspringender Fluss soll
auch das afrikanische Kusch umspfilt haben, ist bei der völligen Un-
kenntniss der Alten (s. den Nachweis bei Berlh,) fiber Gestalt u. Aus-
dehnung der südl. Länder (so dass selbst noch Ptolemaeus Asien u.
Afrika im Süden verbunden dachte, Kiepert Alt Geogr. 112) nicht
eben vervnmderlich. Um diese vermeintliche Schwierigkeit zu ver-
meiden, aber damit gegen tins ir^K-Vd verstossend, wollten andere blos
an asiatische Kuschiten {Knohel Völkertafel 248. 270 f.) denken, u.
deuteten dann den Gi^ion theils auf Yakschu oder Oxus (Mich. Suppl.
L 298; Ro8. AK. 1, 1. 184; Lassen, Kn» u. a.), welcher bei den
islamischen Völkern (durch Vermittlung jüdischer oder christl. Theo-
rien?) den Namen 6ei]^ün führt, aber in der alten Welt nie zu beson-
derer Berühmtheit gelangt ist, theils den Ganges {Kosmcts)^ dies frei-
lich sogar gegen die Reihenfolge der Namen im Text Das Ergebniss
von alle dem ist, dass Vrf. von 4 Hauptströmen erzählen wollte, welche
von Eden ausgehen, u. dass er die 2 westlichen derselben als die
den Hebr. wohlbekannten Tigris u. Eufirat bestimmt, von den 2 öst-
lichen aber keine klare Vorstellung hat, jedoch seine Beschreibung der-
selben nach unsem geograph. Kenntnissen am ehesten auf den Indus
u. Urlauf des Nil führen würde. Das ist ähnlich, wie die Perser die
2 mythischen, von der Haraberezaiti kommenden Ströme (s. S. 49) auf
2 ihnen bekannte grosse Ströme deuten (Windischm, 188; Spiegel
Er. AK. L 192; West Pahlavi texts 77; Tiele a. a. 0. 260), aber
auch unter den 18 andern Flüssen sogleich in den 2 ersten den Eufrat
u. Tigris finden. Wenn nun aber gar diese 4 Ströme von ^em Strom
ausgehen sollen, so ist heutzutage f&r jedermann klar, dass das eine
geographisch unvollziehbare Vorstellung ist Für die Alten mit ihren
mangelhaften geogr. Kenntnissen traten hierin Schwierigkeiten Anfangs
gar nicht, weiterhin nur allmählig, aber noch nicht in ihrer vollen
Stärke hervor. Schon Hen. 82 rückt das Paradies in den äussersten
Osten oder Nordosten, der noch von niemand erkundet war; Josephus
(a. a. 0.) macht bereits den Edenstrom zu dem die Erde umfli^sen-
den Okeanos, aus welchem nach altem Glauben die grossen Ströme
der Erde ihre verborgenen Quellen hatten, so dass es leicht w«r, Eufrat,
Tigris, Nil u. Ganges oder Indus aus ihm abzuleiten ; ihm folgten viele.
62 Gen. 2, 14.
Spätere (wie Ephr. Syr., Kosmas) giengen noch weiter u. verlegten gar
Eden jenseits des Okeanos; diese Erdansicht (des Kosm.) hatte im Mittel-
alter weithin Geltmng. Seit aber derartige Phantasien den exacten
Kenntnissen von der Erdoberfläche weichen mussten, traten die Schwie-
rigkeiten der Frage mit Macht heraus, u. fährten zu allerlei Versuchen^
unter Festhaltung strenger Geschichtlichkeit des Berichts seine Angaben
mit der wirklichen Geographie auszugleichen. Die hauptsächlichsten
sind folgende, a) Man nahm eine theilweise Umgestaltung der Erde
durch die Fluth an u. sagte, Yrf. beschreibe etwas schon zu seiner Zeit
Vergangenes, nichts Gegenwärtiges {Lulh.j die meisten evang. Theo-
logen). Abweichend von den Alten suchte man {Reland de situ para-
disi terr. 1706, u. a^ unter Neuem zB. Kurlz^ Buns,, Keil^ v. Raumer
Palästina Anh. VII) Pischon u. Gilion in Armenien, wo der westl. Seiten-
arm des Tigris u. der östl. Quellfluss des Eufrat nahe bei einander,
freilich durch eine mächtige Gebirgskette getrennt, entspringen, auch
die Quellen des Araxes in der Nähe liegen, u. verstand deshalb unter
Gihon den Araxes (Aras, (jeibün er-Bas), der mit dem Cyrus vereinigt
in das kaspische Meer fällt, Kusch aber deutete man auf die KoGaaloi^
indem man diese (üTn. Völkertaf. 250) von Susiane durch Medien bis
zum kaspischen Meer hin verbreitet annahm. Den Pischon aber fand
man (ReL a.) im kolchischen Phasis, der im Kaukasus entspringend
westwärts ins schwarze Meer mündet, oder im Kyros {Keit)^ der im
eigentl. Armenien, nicht so weit vom Eufrat u. Araxes, entspringt; die
Havila endlich in Kolchis, dem an Gold u. andern Metallen reichen
Land (Strabo 1, 2, 89 u. 11, 2, 19; Appian Mithrid. 103). Aber diese
Deutung, welche im Alterthum aus guten Gründen gar keine Vertreter
hat, beruht nicht blos auf grundloser Voraussetzung grosser Ver-
änderungen der Erdoberfläche durch die Fluth (s. Vorbem. zur Fluth-
geschichte Nr. 3), sondern sie setzt ganz willkührlich Kusch u. Qavila
in den Norden, u. kommt selbst so nicht zum Ziel, da es Kossäer in
Armenien nie gab (s. Nöld. in GGN. 1874 S. Ift*.; Del, Par. 31), u.
da zwar Gold (s. zu Ij. 37, 22), aber nicht Bdellium u. Beryll (Onyx)
als Erzeugnisse des Nordens gelten können, b) Andere (Calvin, Huet.,
Boch,y Hopkins, Rask, Presset), wohl erkennend, dass der Erzähler
ein zu seiner Zeit vorhandenes Land beschreiben wolle, erklärten den
heutigen Scha^-el-Arab d. h. den vereinigten Eufrat-Tigris für den
Edensü'om, u. suchten von den 4 Flüssen, in die er sich trennt, das
eine Paar nördlich im Eufrat u. Tigris selbst das andere Paar entweder
in den beiden Mündungen des Schat^ oder in seinen 2 östl. Zuflüssen,
dem Karun u. dem Kerkha oder Karasu (oder gar den Gi^on im erythr.
Meer u. den Pischon in Phaisan, einem Flusse Jemen's in Arabien,
Hal^ Bevue Grit 1881 p. 477). Havila u. Kusch Hessen sich bei
dieser Hypothese eher unterbringen (obgleich der Name Ghuzistan, alt-
pers. Uva^a, mit Kusch nichts zu thun hat); aber selbst abgesehen von
der Frage, ob die beiden Mündungen des Schatz schon in der alten
Zeit vorhanden waren (s. darüber bei Kiepert 138; DeL Par. 400".),
können die &*"««; im Text keine Zuflüsse des Hauptstromes sein, u.
ein Göttersitz im Tiefland (s. S. 48 f.) widerstrebt den Vorstellungen
Gen. 2, 14. 63
des Alterthums. [Übersichten Ober die Ansichten von der Lage Eden's
s. in Win.^ I. 284 ff.; Herzog's RE.^ XX. 332 ff; BL. JL 42 ff; Ri.
HWB. 298]. So bald man zugibt (wie auch Del Par. 2f. thut), dass
der Yrf. Eden n. den Gottesgarten als noch vorhanden annimmt, muss
man von jedem Versuch, dieselben in einem den flebr. geographisch
genau bekannten Land nachzuweisen, abstehen, oder aber dem Vrf. die
Thorheit zuschreiben, einen Bericht entworfen zu habeui mit dem er
sofort Lügen gestraft werden konnte, c) Gleichwohl hat FdDelilzsch
wo lag das Paraflies? Leipz. 1881 S. 45 ff. noch einmal versucht, ver-
mittelst der Erträgnisse der Keilschriftforschung ein wirkliches Land
nachzuweisen, auf welches die Beschreibung des Yrf. zutreffe, an das
aber wohlweislich keiner der alten Leser gedacht hat Eden soll das
Land zvnschen Tigris u. Eufrat von Takrit u. 'Ana im Norden bis an
das pers. Meer im Süden sein (s. aber zu V. 8); der Garten die Babylon
zunächstliegende Landschalt, nämL vom s. g. Isthmus an, wo jetzt
Tigris u. Eufrat am meisten convergiren, bis etwas unterhaUb Babylons;
der Strom im Garten sei der Eufrat; Pischon der unterhalb Babels
sich abzweigende u. das Land westlich vom Eufrat bis zum pers. Meer
bin durchfliessende Kanal (vielleicht altes Eufratbett) Pallakopas, einst
vielleicht (?) Pisänu genannt, der Gi^on der linkseufratische Kanal
Schau en-Nil, welcher Babylonien durchströmend unterhalb Warka wie-
der in den Eufrat gemündet habe, vielleicht (?) der akkadisch Gug'^äna
genannte; Kusch seien in Babylonien ansässige Kossäer (über welche s.
FdDelUzsch Die Sprache der Kossäer 1884 S. 6 ff.), Qavila der an den
untern Eufratlauf u. das pers. Meer angrenzende Theil der syr. Wüste.
Bei dieser Aufstellung werden Ströme u. Kanäle vereinerlei^ der öst-
lichste Pischon zum westlichsten gemacht, der mit Pischon gepaarte
Gi^on zwischen Eufrat u. Tigris gelegt; der Tigris „der vor Ässur
fliesst" gegen die allbekannte Wirklichkeit aus dem Eufrat abgezweigt;
v^fi 7?9*^$ in einer dem Hbr. sonst unbekannten Bedeutung genom-
men; JPeingold Bdellion Beryll nicht als Produkte derQavtla, sondern Süd-
babyloniens u. auch für dieses nur ungenügend nachgewiesen ; die Namen
Eden, Pisänu, Gug'äna als babyl. Namen fQr das, was sie bezeichnen
soUeu, blos postulirt; die Paradiessage ohne jeden zureichenden Beweis
(s. oben S. 49 f.) als urspr. babylonisch angenommen, u. behauptet, die
biblische sei nur eine (wahrscheinlich erst exilische oder nachexilische)
Gopie derselben, als ob es einem Juden der vorexilischen (s. Gen. 10,
8 — 12, 11, Iff.) oder der exilischen u. persischen (s. Jes. 13, 19 ff.
Jes. 50f. Zach. 5, 11. Ps. 137, 8) Zeit je in den Sinn hätte kommen
können, in Babel's Umgebung den einstigen Gottesgarten anzuerken*
nen! Was FzDel.^ S. 89 an talmudischen Ansichten über den Eufrat
beibringt, verschlägt fQr diese Frage nichts. (Sonst s. Hal4vy a. a. 0.,
Tiele a. a. 0.). Auf die Einfälle MEngets (die Losung der Paradies-
frage 1885), welcher die Harra im Osten des l^aurangebirges als Eden
u. die Oase darin, Ost-Trachon, als den Garten in Eden n. s. w. be-
stimmen will, lohnt es sich nicht näher einzugehen (s. darüber Ryssel
in ZDPV. Vlll. 233 ff.). — Ist hienach die Beschreibung geographisch
unvollziehbar, so ergibt sich, dass man in derselben nichts sehen darf,
64 Gen. 2, 14—17.
als einen mit den Mitteln einer kindlicli-uaiven £rdkunde unternomme-
nen Versuch, die Gegend des Gottesgartens, aus welcher nach der Mei-
nung der Völker auch die grossen segenbringenden Weltströme kamen,
den Lesern ungefähr vorstellbar zu machen, damit aber zugleich die
(von C) durch an)»»? V, 8 an die Hand gegebene Vorstellung einiger-
maassen zu modificiren. — V. 15 nimmt nach der Unterbrechung
V. 8^ vvieder auf, u. bringt neu nur ^Ti1s'vh^ may^ bei, wovon zwar
wohl ?i"ta3^ (vgl. V. 5^), aber nicht n^öw^ im Geist der urspr. Er-
zählung gedacht erscheint Der Mensch ist nicht fuf* die Erde allein
bestimmt, darum gibt ihm Gott Aufenthalt in dem Garten, um hier
seine Entwicklung zu leiten. Zu diesem Behuf weist er ihm nach
diesem Text zunächst eine Thätigkeit an; nicht blos gemessen soll der
Mensch, sondern auch arbeiten u. wirken. Sein Beruf soll sein, den
Garten (i» hier fem., Ges. 122, 3^; wenn man nicht lieber ?%- her-
stellen will, Kuen. Th. T. XVID. 138) zu bebauen (V. 5), denn die
äussere Natur, selbst die eines so herrlichen Gartens, lässt dem Men-
sclien immer noch Spielraum zur Nachhilfe u. bietet ihm Gelegenheit,
sie iur seine besondern Zwecke herzurichten u. auszubeuten (ein Wider-
spruch gegen 3, 17 ff. — Bud, 83 — ist das nicht), ti. zu bewahren,
vor was? vor natürlicher Verwilderung, auch Beschädigung durch die
Thiere (B. Jub. 3), vor dämonischen Mächten {Del.^); aber zu einem
Gottesgarten wenig passend. — Vs. 16 f. sicher ursprünglicher Text
Die blosse Berufsarbeit ist noch nicht die volle Aufgabe des Menschen :
in ihm schlummern Anlagen für das Sittliche u. Göttliche, die ent-
vnckelt u. geübt sein wollen. Darum gibt ihm Gott ein Gebot, welches
seiner Entwicklung zum Reizmittel u. Richtmaass dienen soll, wobei
vorausgesetzt ist, dass der Mensch von Natur die Fähigkeit hat, die
Stimme u. den Willen Gottes zu vernehmen. Ein einzelnes, nicht
einmal weiter begründetes, sondern kurz u. scharf lautendes Gebot
reicht für diesen Zweck hin; die volle Einsicht in alles, was zu thun
u. zu lassen ist, kann erst das Ergebniss einer langen geistigen Entwick-
lung sein, nicht der Anfang davon. Ja nicht einmal etwas zu thuen-
des, sondern etwas zu meidendes ist der Gegenstand dieses Gebots:
eine von seinem Schöpfer u. Herrn ihm gezogene Schranke seiner ge-
schöpflichen Freiheit anzuerkennen u. einzuhalten, muss for den Men-
schen der Ausgangspunkt alles Weiteren werden. Dass aber gleich-
wohl der Gegenstand des Verbotes nicht willkührlich gewählt ist, wird
sich sogleich zeigen. Der Befehl, den Gott ihm auflegt (V?» wie 28, 6;
Jes. 5, 6 u. ö.) lautet: von allen Bäumen des Gartens wirst (magst)
du cUlerdingSj immerhin (Inf. abs. wegen des Gegensatzes zu V. 17)
essen, aber von dem Baume des E, G, u. B, wirst du nicht essen
(!ia»to Ew, 309^). Der erste Satz regelt zwar auch die Nahrung des
ersten Menschen u. bestimmt ihm (anders als 1, 29) die Früchte der
Bäume, noch nicht den a^. (^,Nach den Classikem zB. Plato polit
p. 272; Strabo 13, 1, 25; Diod. Sic. 1,8; Arrian Ind. 7,3; Lucret
5, 935ff.; Verg. Geo. 1, 8. 148ff.; Ovid. met 1, 104ff; TibuU. 2, 1,
38 ff.; Plin. 7 § 191 assen die Menschen zu Anfang Kräuter, Beeren,
Baumrinden u. Baumfrüchte, insbesondere Eicheln; der Getreidebau trat
Gen. 2, 17. 65
erst später ein'' Kn,), Aber doch ist er mehr concessiv gehalten, u.
das Hauptabsehen ist auf den zweiten Satz. — Sogar über die Folgen
der Übertretung des Gebots wird der Mensch nicht im unklaren ge-
lassen : am Tage deines Essens (^^^k Ges, 61, 1, A. 2) d. h. wie
der Erfolg zeigt, nicht: am selben Tag, sondern: wann (V. 4^) du
davon issest, wirst du sicherlich (Inf. abs. wie 18, 10. 18 u. s.) ster-
ben. ri!jte^ jnSö] nicht gerade: du bist des Todes schuldig (TrgJon.),
obwohl es 20, 7. 1 Sam. 14, 39. 44. 22, 16 im Sinne des bekann-
ten i^wt^ Jn'i>a vorkommt; noch weniger; du wirst sterblich werden
(Sym. Hier., Thorm. Dath.), da fis»»3 das nicht ausdrücken kann u. '
der Mensch (8, 19. 22) gar nicht unsterblich geschaffen ist, sondern:
Sterben wird für dich sicher die Folge davon sein. Denn (s. S. 46 f.)
er geht des Aufenthalts im Garten u. damit der Möglichkeit dauernden
Lebens verlustig, fällt dem natürlichen Tode anheim. Dass der wirk-
liche Tod sofort eintrete, ist mit B'i'^a (s. oben) nicht gesagt, u. ist
deshalb die Annahme einer Übertreibung der Drohung zum Zweck der
sichereren Abschreckung {Kn. a.) nicht notliwendig; zutreffender ist,
wie schon Ältere {Calv. Merc. Drus. Pisc. a.) erinnern, dass die Müh-
sale u. Leiden, denen der Mensch durch die Sünde anheimfiel, nichts
als Lebensstörungen, Anfänge des Sterbens sind. — Warum wird aber
Befehl u. Drohung gerade an diesen Baum gebunden? Sicher nicht,
weil seine Frucht, wie die eines Giftbaumes, für den Geniessenden phy-
sisch-schädliche Wirkungen hat {Cler. Eichh. Redsl. Kn., FWSchultz
459; Toy\ denn in diesem Fall wäre er einfach ein Baum des Todes
u. auch so zu nennen, aber wie sollte in den Garten des Lebens ein
Todesbaum kommen? Vielmehr er heisst u. ist ein Baum der £r-
kenntniss G. u. B. Mit Becht hat WL l. 345 f. betont, dass es nicht
rin^ n-iisri heisst, u. dass die Ausdrücke zunächst Lust u. Unlust er-
weckend, heilsam u. schädlich bedeuten, aber mit Unrecht daraus
gefolgert, dass hier gar nicht von sittl. Erkenntniss, sondern von £r-
kenntniss der Dinge nach ihrem Nutzen für den Menschen, von Welt-
erfahrung, Bildung oder Gultur die Bede sei. Was sollte auch der
Mensch durch das Essen vom Baum fQr Guiturfortschritt gemacht haben!
oder was sollte eine Phrase dieses Sinnes von Gott ausgesagt (3, 5. 22)
heissen! Li Wahrheit wird aita u. 3^ von jeher nicht blos von Dingen,
sondern auch von Handlungen u. handelnden Subjecten ausgesagt, u.
wird insgemein das Gute, weil dem Menschen frommend, u. das Böse,
weil ihm schadend, *^ u. ''^ genannt; hier vollends, wo der Mensch
durch das Essen nicht den Werth eines, Dings, sondern den einer Hand-
lung erfährt, kann der ethische Sinn gar nicht ausgeschlossen werden
(s. auch Bud. 65 ff.; Riehm in StKr. 1885 S. 764). Gutes u. Böses
erkennen (vgl. 3, 6 V-'Swn) bedeutet demnach den Werth der Dinge u.
Handlungen begreifen, sie nach ihren heilsamen oder Übeln Folgen (also
auch nach ihrem sittl. Werth) zu beurtheilen (1 Beg. 3, 9), demgemäss
auch mit Bewusstsein ihres Werthes zu wählen oder zu verwerfen
(Jes. 7, 16) verstehen. „Ein kleines Kind hat diese Fähigkeit noch
nicht Dt. 1, 89; erst beim Heranwachsen desselben tritt sie ein Jes.
7, 15 f.; ihr Mangel dient daher auch zur Bezeichnung des kindisch
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 5
66 Gen. 2, 17—19.
werdenden Alters 2 Sam. 19, 36; sie hat insbesondere der Richter nöthig,
der Recht u. Unrecht ermitteln soll 1 R. 3, 9, u. in besonderem Grad
haben sie die Engel u. Gott selbst Gen. 3, 22. 2 S. 14, 17. 20*' {Kn.).
Ihr Besitz macht den Menschen Gott ähnlich (3, 22), ist wirklich ein
göttliches Gut. Diese Fähigkeit also oder die volle Einsicht in den
Werth der Dinge u. Handlungen f&r sein Wohl u. Wehe, in das Wesen
von gut u« bös, im Menschen zu entwickeln, ist jetzt die Aufgabe, u.
darum heftet sich der göttl. Befehl gerade an den Baum, in welchem
dieses Gut verkörpert ist Dass u. warum der Befehl nicht als Gebot,
sondern als Verbot gefasst wird, ist schon S. 45 f. 64 erläutert. Kei-
neswegs aber ist daraus, dass Gott dem Menschen den Baum verbietet
{WL I. 344), zu folgern, dass er ihm jene Erkenntniss, zu der er ihn
beanlagt hat, überhaupt vorenthalten wollte, weil Erwerb derselben u.
paradiesisches Leben schlechthin unverträgUch seien. Wenn der Vrf.
dieser Ansicht war, durfte er überhaupt seiner Erzählung nicht die
Wendung geben, dass der Verlust des Paradieses als eine Schuld des
Menschen (Gap. 3) erschien. — Beiläufig erhellt nun auch aus dieser
Function des Erkenntnissbaums, wie fein der Vrf. die aus der mytho-
logischen Unterlage entspringende Gefahr einer zu sinnlichen d. h. heid-
nischen Vorstellung dieser geistigen Dinge zu beseitigen verstand. —
V. 18 — 25. Mit der Einweisung in den Garten sind noch nicht alle
Vorbedingungen einer richtigen Entwicklung des Menschen erfüllt; die
Möglichkeit des Verkehrs u. Austausches mit andern Wesen seines
gleichen u. der gegenseitigen Hilfeleistung muss noch hinzukommen;
so schafft denn Gott zuerst Thiere u. dann das Weib, beide für den
Menschen u. um seinetwillen. V. 18. Der göttL Gedanke bei den
folgenden Schöpfungen. Dass der Mensch allein sei, ist nicht gut d. h.
förderlich, zweckentsprechend: er ist auf Gemeinschaft angelegt; ich
will (LXX Vulg.: wir wollen, nach 1, 26) ihm machen eine Hilfe
(concret Ps. 70, 6; Wesen zu seiner Hilfe) ihm entsprechend. Mit
■iTaas, eig. wie vor ihm, wie ihm gegenüber „deutet Vrf. ein Wesen
an, welches so ist, wie das Gegenstück zum Menschen sein muss,
welches ihm also gegenübergestellt werden kann u. somit entspricht;
im Rabbjn. ist i^as gemäss^ entsprechend s. Ges. th. 847; richtig LXX:
%aT avTOV, V. 20 ofioiog avrw, so auch Pei. u. Vulg.; aus der Gleich-
artigkeit leitet der Vrf. die Hilfsföhigkeit ab; das gleiche Wesen kann
am besten helfen" {Kn,). In der That genügt die gewöhnliche Be-
deutung von *it?, u. ist nicht nöthig, es als „Umgebung, Gesellschaft"
(Ew:) zu deuten. Nur muss man nicht blos an Hilfsleistung bei der
Arbeit (Kn.) denken, sondern an jegliche auch geistige Förderung u.
Unterstützung, die dem Menschen aus der Gemeinschaft kommt. Die
Noth wendigkeit des Weibes zur Fortpflanzung ist noch gar nicht be-
sonders, geschweige ausschliesslich in Betracht genommen, u. die Deu-
tung des "tj3 als anteriora d. h. pudenda {Schult., de Dieu, Ros.) ganz
hinfällig. — V. 19. Gott bildet also die Thiere u. führt sie dem Men-
schen zu. — Die Abweichung von Cp. 1 in der Zeitfolge der Menschen-
u. Thierschöpfung ist hier offenbar. Der Ausweg der Harmonisten:
„u. Gott hatte gebildet u. brachte nun" (noch DeL^) ist unzulässig.
Gen, 2, 19—21. 67
weil man zwar durch ein Impf. cons. über das nächst Vorhergehende
zurück an etwas Ferneres (vgl. V. 9 zu 8; aber 24, 30 zu 29. 27, 24ff.
zu 23 ist anders zu beurtheilen) anknüpfen kann, aber in unserem
Fall schon durch nwaj« (nicht »''ai«) V. 18 ein Zurückgreifen über
V. 18 auf V. 7 unmöglich gemacht ist Die Auskunft (üel.^) aber,
dass nach Gen. 1 die Pflanzenschöpfung am 3. u. die Thierschöpfung
am 5. u. 6. Tag blos angefangen, ihre Vollendung aber sich bis nach der
Bildung des Menschen hingezogen habe, widerstreitet dem a^u '•s »"i«?
1, 12. 21. 25, u. thut auch Cp. 2 kein Genüge, welches vor dem
Menschen von Pflanzen u. Thieren überhaupt nichts weiss. — Die
Thiere werden aus Erdstoflf gebildet (vgl 1, 24, wo nur der Ausdruck
verschieden ist); von Begeistung derselben wird nichts gesagt. Sie
sind besondert in miön nun, sonst gewöhnlich „die wilden Thiere",
hier aber kraft V. 20 u. 3, 14 auch troria einschliessend, u. in D?tt»n p\'i9
die Flugthiere (s. 1, 20); die Wasserthiere u. wtojn sind nicht erwähnt,
weil sie für den in Rede stehenden Zweck nicht in Betracht kommen.
um zu sehen, was d. i. wie er es d. i. jedes Thier nennen werde] sofern
der Name nur der Ausdruck dessen ist, was der Mensch denkt, will
das sagen: welchen Eindruck sie auf ihn machen werden, oder wie
er sie im Verhältniss zu sich befinden werde. — In 19^ kann 'i^ nicht
anders als in 'iVK'j|^«-nte genommen werden, u. njn w müsste er-
klärende App. dazu sein: es, näml. ein Lebewesen; aber schon die
Stellung des 'n 'a hinler n;Kn ist aufl*allend u. lässt darin eine Glosse
vermuthen (Ew. Olsh.) zur Erläuterung von ^^; ausserdem ist nm ww
för Thiere zwar dem A sehr geläufig, nicht aber dem C (vgl. V. 7).
Ein 'i!' sibi („was der Mensch für sich das Lebewesen nennen würde"
Kn.) wäre unnöthiges Flickwort, "iw» x^n] näml. nach Gottes Absicht,
somit: das sollte sein Name sein. Die Thiere, ihm theilweise ähn-
liche Wesen, müssen die Aufmerksamkeit u. das Sinnen des Menschen
in besonderem Maasse erregen u. durch ihre Mannigfaltigkeit ihn zum
Unterscheiden zwingen; diese Gedanken aber, die er sich macht, müssen
der Natur des Menschen gemäss sich äussern in Lauten oder Namen,
die er ihnen zuruft d. h. womit er sie benennt. So werden die Thiere
allerdings ihm eine „Hilfe** fQr seine Entwicklung. Zugleich werden
damit über das Wesen oder doch die Anfänge der Sprachbildung Winke
gegeben: die ersten Namen sind der unwillkührlich im Laut wieder-
gegebene Eindruck, den die Dinge auf den Geist des Menschen machen. —
V. 20. So nannte der Mensch Namen für alle die verschiedenen Thiere,
die ihm immer am nächsten stehenden grossen Hausthiere voran, aber für
Menschen (ohne Art, s. aber zu 3, 17; Olsh. liest o'JKnj) fand er
unter ihnen keine entsprechende Hilfe; sie alle findet er für Menschen
unzulänglich. Schöner kann in der Kürze die Hoheit der Menschen
natur nicht veranschaulicht werden (anders als 1, 26 u. doch dasselbe)
„Dass Gott durch die sich begattenden Thiere ein geschlechtl. Bedürf-
niss im Menschen habe wecken wollen {JDMich., Ros.), sagt Vrf. nicht
lässt vielmehr dasselbe erst 4, 1 eintreten" (üTn.). — V. 21 — 24
Dem nun angeregten Bedürfniss nach einem Wesen seines gleichen ent
gegenkommend schafft Gott das Weib. — V. 21 f. Er lässt ihn in
5*
68 Gen. 2, 21—23.
tiefen Schlaf (nicht htaraöig, LXX) fallen, nimmt eine seiner Rippen
heraus u. schliesst Fleisch an ihre Stelle (^|i^nii mit Acc-Suff., Ew,
263*; Sam, m^^^) d. h. fügt Fleisch ein, um die Lücke zu schliessen,
haut die Rippe zu einem Weihe aus, u. führt dieses dem Menschen
zu. ffier Ausdruck bauen ist wohl gewählt, weil er auch sonst mit
9^:t, wo dieses Bausachen hezeichnety sowie mit dem Weihe, welches
Nachkommenschaft erhalten soll (16, 2), verbunden wird" (üTn.). Schla-
fen muss der Mensch, denn wie die Schöpfung, so kann auch die Um-
Schöpfung des Menschen nicht seiner Wahrnehmung imterliegen. In
der Scheidung des Urmenschen ui Mann u. Weih liegt der Gedanke,
dass das volle Wesen des Menschen nicht im Mann allein u. nicht
im Weib allein, sondern in beiden zusammen zur Erscheinung kommt,
sie also zu gegenseitiger Ergänzung bestimmt sind. Aus einem Körper-
theil des Mannes wird das Weib geschaffen: damit wird dessen Ab-
hängigkeit von jenem u. Zugehörigkeit zu ihm dargethan, u. der ge-
heimnissvolle Zug beider zu einander erklärt. Und wenn einmal ein
Theil des Mannes herausgenommen werden sollte, so lag eine Rippe,
/ein Seitenbein, am nächsten: er hat deren noch genug, u. das Weib
steht ihm zur Seite, füllt eine Lücke an seiner Seite aus. („Den Be-
griff der hilfreichen Genossenschaft u. des Beistandes drückt der Hebräer
aus zur Rechten sein, gehen, stehen Ps. 16, 8. 109, 81. 110,5. 121, 5;
Jes. 68, 12; Martial 6, 68, 4 nennt den Vertrauten jemandes dessen
dulce IcUus; flesychius erklärt anXBVQog durch ^ (tri ^ovaa ßorjd'Buxv.
Der Araber sagt: huva lizq! er ist meine Seite d. h. mein unzertrenn-
licher Begleiter u. Genosse^', Kn,), Was die Erzählung sagen will,
spricht der Mensch V. 28 u. der Erzähler V. 24 klar genug aus.
Grob realistischer Sinn dringt auch hier auf buchstäbliche Geschichte,
verliert sich dann aber auch in allerlei spitze Fragen über die Ein-
oder Zweigeschlechtigkeit des ersten Menschen, über die Stelle des
Körpers, wo y^? herausgenommen u. ^^a eingesetzt wurde u. dgL;
jüd. Geschmacklosigkeit (s. Eisenmenger Entd. Judenth. 1. 865 ff.) u.
heidnisch-mythologische Denkweise liegen dicht beisammen. Aber die
Bibel redet von derlei Dingen mit Geist, u. wer geistvoll gesagtes mit
Geist aufzufassen versteht, lässt sich an den offen zu Tag liegenden
Gedanken dieser emfach-schönen Darstellung genügen. — Analogien
bieten die Mythen u. Dichtungen der Völker. Nach dem Bundehesch
erwuchs aus dem Samen des Urmenschen Gajomart eine baumartige
Pflanze, in welcher zwei innigst vereinigt waren; diese von Ormuzd
zu einem Doppehnenschen gebildet, trug statt der Früchte 10 Men-
schenpaare, von deren erstem, Meschia u. Meschiane, das ganze Men-
schengeschlecht abstammt {Windischm. 213 ff.; über eine indische Dar-
stellung s. Spieg, Er. AK. 1. 458). „Bei Plato symp. p. 189 ff. wird
die geschlechtliche Vereinigung daraus erklärt, dass ursprünglich neben
dem männl. u. weibL Geschlecht auch zweigeschlechtige Androgynen
existirten u. von Zeus zu Männern u. Weibern getrennt vnirden" {in.);
„die Grönländer lassen das Weib aus dem Daumen des Mannes ent-
standen sein" {Tuch nach Pustkuchen Urgesch. 1. 212). — V. 23.
Der Mensch erkennt sofort in dem Weibe das ihm entsprechende Wesen,
Gen. 2, 23 — 3, 1. 69
u. spricht, freudig überrascht in halb rhythmischer Rede: diese dasmal,
endÜch einmal, ist Bein von meinem Gehein u. s. w. Dreimal weist
er mit nxt auf sie hin; unri mit voller Demonstrativkraft des Artikels
wie 29, 34 f. 30, 20. 46, 30; Ex. 9, 27. diese soll man Männin
nennen, weil vom Manne TLXX Sam, Onk, nwsb von ihrem Manne)
genommen ist diese] n;öK (obwohl zu einer andern y^, näml. zu ouf,
gehörig) ist hier als Fem. zu v^k aufgefasst; Luth, gut Männin; Sym,
avdglg, Vulg, virago; „nach Festus sub Querquetulanae wurden die
Frauen von den Alten virae genannt^' (^w.), ^»»-nng^^] über das
raphirte p u. über — Ges. 52, 1 A. 2 u. 10, 2 A. b. — V. 24. Worte
nicht des Menschen (Kn. Del.), der von Vater u. Mutter noch kein
Wissen hat, sondern des Erzählers {Tuch Ew. Ke.), wie zB. auch 26,
33. 32, 33; daher die Impf, richtiger präsentisch, als futurisch zu
übersetzen, '»''»ti] on^^s»» rrm Sam., xal iaovrai ot ovo LXX. Die
Zuneigung, in welcher der Mann, unter Yerlassung selbst der Altem,
seinem Weibe anhängt, um mit diesem zu einer völligen, auch leib-
lichen Vereinigung zusammenzugehen, führt Vrf. auf jenen Vorgang zurück,
u. erklärt damit die Ehe als vom Schöpfer geordnet Von der Ehe
überhaupt spricht er, nicht speciell von der Unziemlichkeit der fleischl.
Vermischung im Vaterhaus oder unter Verwandten (Trg.)', u. vom Ver-
halten des Mannes allein (nicht des Weibes) spricht er, weil vom Mann
die Stiftung einer Ehe ausgeht. Aber zu bemerken ist dabei, dass es
die Einehe ist, die hier als das normale Verhältniss hingestellt vnrd,
u. zugleich die Ehe, die auf einer selbst über die Älternliebe hinaus-
gehenden Zuneigung zum Weibe beruht Auch ist der Unterschied
dieses normalen Verhältnisses, wo der Mann im Weibe seines gleichen
u. seine Ergänzung erkennt, zu dem 3, 16^ beschriebenen nicht zu über-
sehen. Es sind damit Ideale hingestellt, um deren Verwirklichung es
sich in der weiteren geschichtl. Bewegung handelt. — Hiemit erst ist
die Menschenschöpfiing vollendet u. sind alle Bedingungen für eine ge-
sunde Entwicklung des Menschen erfüllt — V. 25. Beigefagt wird
nur noch, um die Beschreibung des Urstandes zu vollenden, u. zugleich
zum Folgenden hinüberzuleiten, dass Mann u. Weib nackt waren, ohne
sich vor einander zu schämen. Die kindlich unbefangene Unschuld kennt
noch nicht die Scham; Scham tritt erst ein mit der Sünde u. dem
Schuldgef&hl (3, 7). Das ist hier der Hauptgesichtspunkt Dass durch
2, 25. 3, 7. 21 drei Stadien im Entwicklungsgang der menschl. Be-
kleidung, entsprechend der sittl. Bildung der Völker, bezeichnet wer-
den (üTn.), ist auch richtig, aber hier von untergeordneter Bedeutung.
Ein Bruchstück culturgeschichtlichen Zusammenhangs (s. 4, 17 ff.) ist
hier von G durchaus ethisch verwandt (Zum Nacktgehen der ersten
Menschen vgl. Plato polit p. 272; Diod. Sic. 1, 8. Kn.). — Qi»?'»"'?!]
von dS;, verkürzt aus taS-^j? 3, 7. 10. 11 von W. '^'»y {Ew. 1630).
jjwari^] Hithp. nur hier, reciprok {Bölem.).
Zweite Hälfte: Der Sündenfall u. seine Folgen, Cap. 3. — V.l — 7.
Die Verf&hrung durch die Schlange zum Genuss vom Erkenntnissbaum,
u. das Erwachen der Scham. — V. 1. Wie lange der Mensch im Zu-
stand der Unschuld war, ist nicht gesagt u. konnte nicht gesagt werden;
70 Gen. 8, 1.
ihn als blos momentanen zu denken, haben wir keinen Grund (B. Jub.
3 bestimmt 7 Jahre). Nun aber soll er fortschreiten: aus der blossen
Unschuld heraus, die es nicht anders weiss, soll er, zwar nicht durch
den Gegensatz (die Schuld) hindurch, aber doch durch das Bewusst-
sein des Gegensatzes des Guten hindurch sich fortentwickeln zur freien
Selbstbestimmung f&r den Gehorsam gegen Gott oder für das Gute.
Darum muss das Bewusstsein des Gegentheils vom Guten reizend an
ihn hinantreten; er muss versucht werden. Dass Gott es an ihn kom-
men lässt, ist nicht gesagt. Aber wenn Gott ihn zur Fortentwicklung
bestimmt hat, so kann auch die Versuchung nicht gegen seinen Willen
sein; nur will Gott, dass er in der Versuchung bestehe, nicht dass er
falle. Wie kommt aber der versuchende Gedanke des Bösen an den
Menschen? Nach der Erzählung durch die Schlange (2 Gor. 11, 3),
eines von den Thieren des Feldes, aber das listigste oder schlauste
unter ihnen. Als ein kluges Thier galt die Schlange den Völkern ins-
gemein (noch Matth. 10, 16), meist im schlimmen Sinn als tückisch,
hinterlistig, bösartig (was eben besonders von der giftigen Schlange
gilt, zB. Gen. 49^ 17; Arist bist. anim. 1, 1, 14; Äsop. fab. 70; Bochart
hz. III. 246 ff.), aber vielfach auch (da es auch unschädliche u. zähm-
bare Schlangen gibt) im guten Sinn als vorsichtig, aufmerksam, ge-
lehrig, sogar Zauber- u. heilkräftig, daher bei manchen alten Völkern,
Ägyptern u. Phöniken voran, als Agathodämon angesehen (zB. Euseb.
pr. ev. 1, 10, 30 ff.; Macrob. Sat. 1, 20), im ganzen als ein wunder-
bares geheimnissvolles dämonisches Wesen geförchtet u. darum weit-
hin von älteren u. neueren Naturvölkern auch göttlich verehrt (zB. bei
den Indern Lassen lAK. ^ II. 467, in Abessinien Ludolf bist Äth. 2, 2,
14 u. ZDMG. XXII. 226; bei den Germannen Grimm Mythig. ^ 2, 648 ff.,
selbst noch bei Israeliten 2 Reg. 18, 4, vgl. Num. 21, 5 ff.; Baudissin
Stud. I. 288 f.). Ausschliesslich nach ihrem schädhchen, tückischen
Wesen aufgefasst erscheint sie bei den Eraniem; obgleich in ihrer Zeich-
nung als Dahäka noch an den altarischen Naturmythus von der gegen die
Regenwolken u. das Licht kämpfenden Schlange am Himmel {Roth in
ZDMG. II, 216 ff.) erinnernd, ist sie ihnen recht eigentlich nicht mehr blos
verderblich, sondern böse, das Thier des bösen Gottes, von ihm geschaffen
(Vend. 1, 8; Ja<^na 9, 27), Verkörperung desselben, darum ihm selbst als
Beiname zugelegt (die Schlange Agra-Mainju, Vend. 22, 5.6.24, Spieg.);
ihrer List freilich nicht, aber ihrer Tod bringenden Gewalt unterliegt
schliesslich auch Jima {Windischm, 27 ff.; die Verfuhrung von Meshia u.
Meschiane, wird im Bundehesch auf Ahriman selbst zurückgefQlirt, a. a. 0.
218). Mit dieser Ahriman'schen Schlange hat man früher oft die Schlange
unseres Textes zusammengestellt (ja sogar erstere aus der letzteren ableiten
wollen Hengst L 7 ff.). Und neuerdings hinwiederum glaubte man in
dem „Drachen", „der grossen Schlange" Tiämal (ürchaos), der Erzfeindin
der Götter, von welcher altbabyl. Mythen reden (s. S. 8 f.), das Original
der Paradiesschlange gefunden zu haben (Smilh-DeL chald. Gen. 82 ff. ;
DeL Par. 88 ff.). Aber abgesehen davon, dass von einem solchen Wesen
der Naturmythen noch ein weiter Schritt ist bis zur Paradiesschlange,
u. die letztere bei den Kaldäem bis jetzt nicht nachzuweisen ist (s.
Gen. 3, 1. 71
S. 49 f.), spricht gegen die Zusammenstelhing sowohl mitTiämat als mit
der Ahriman'schen Schlange der Text selbst, welcher die Schlange nicht
als böses Wesen, sondern einfach als Thier des Feldes charakterisirt,
allerdings als listigstes derselben. Aus dem gleichen Grund kann sie
auch weder Erscheinungsform noch Werkzeug des Satan's sein, weil
sonst der Vrf, nicht ihre (eigene) List hervorheben würde. Auf ihr
Reden darf man sich nicht berufen zum Beweis, dass ein DSmou in
ihr wirksam gewesen sei, denn freihch ist, was B. Jub. 3, Jos. ant.
1, 1, 4 u. a. angenommen haben, dass im Paradies noch alle Thiere
geredet haben, nach dem Sinn der Erzählung (s. 2, 20^) nicht richtig;
aber wenn selbst auf dem Boden gemeiner WirkUchkeit das, was die
Seele eines Thieres bewegt, in Worte gefasst u. als von ihm geredet
dargestellt wird (so von der Eselin Num. 22, 28 u. dem Rosse Xanthus
Ilias 19, 104, Kn,), wie kann dieses Reden hier so befremdlich sein
im Gottesgarten, wo alles wunderbar u. höherer Art ist? Dass später,
als die Dogmenbildung bei den Juden in Gang gekommen war, man
den Teufel in der Schlange erkannte (Sap. 2, 23 f.; Apoc. 12, 9. 20, 2;
TrgJon. zu V. 6, vgl. über die jüd. Lehren Eisenm, 1, 822 ff.; FWeber
altsyn. TheoL 211 ff. 243 ff.) u. die Kirchenväter {Reinke Beitr. U.
211 ff.) u. dogmatischen Ausleger hierin sich anschlössen, beweist nicht,
dass der Erzähler es so meinte. Vom Teufel weiss das AT. vor dem
Exil nichts; was Del. von seinem Hineinwirken in die Schlange, ja
selbst in das Sechstagewerk sagt, geht weit vom Text ab. Ebenso
ungenügend ist es aber auch, wenn Allegoristen (wie Philo u. die alex.
KV) u. moralisirende Erklärer (vrie Jerusalem oder Teller a.) die
Schlange für das blosse Symbol der bösen Lust oder des reizenden
Triebes im Menschen, noch Bunsen fQr das Bild des einseitigen, vom
Gewissen abgetrennten Verstandes erklären. Denn bei dieser Auffassung
würde nicht blos V. 14 unverständlich sein, sondern es würde gerade
das, was erklärt werden soll, nicht erklärt, näml. wie das Weib dazu
komme, die in der Schlange symbolisirten bösen Gedanken u. Begierden,
zu fassen. Denn wohl hat der Mensch von Natur schon die Möglich-
keit, das Gegentheil des Guten zu denken nicht blos, sondern auch zu
begehren, aber dass die Möglichkeit in ihm zur Wirklichkeit wird, das
muss veranlasst sein, u. um diese Veranlassung handelt es sich hier.
Von andern Menschen kann sie nicht kommen; von dämonischen Wesen,
die schon bei der Menschenschöpfung vorhanden waren, weiss die alte
Lehre nichts (ganz anders im Parsismus); es bleibt nur übrig, die Ver-
anlassung in denen zu suchen, die nach 2, 19 f. als Umgebung des
Menschen in Betracht kommen, den Thieren. Und welches Thier läge
hier näher als die schlaue, unheimliche Schlange? Aber man beachte:
der Text nennt sie nicht ein böses Thier, sondern ein schlaues. Auf
ein Thier leidet der Begriff des Bösen keine Anwendung. Wohl sind
die Gedanken, welche die Schlange dem Weibe vordenkt, bitterböse,
aber sie sind nicht böse seitens der Schlange, sondern blos schlau;
böse werden sie erst, wenn ein sittlich zurechnungsfähiges Wesen,
hier der Mensch, sie in sich aufiiimmt u. sich ihnen hingibt Insofern
ist die Erzählung nicht mit sich im Widerspruch, wenn sie den Ver-
72 Gen. 3, 1—5.
fuhrer in dem schlauesten aMer Thiere findet Die Schlange ist die
Erregerin schlauer Gedanken, welche vom Menschen gehegt gottwidrig
sind. Wenn man später, als man gelernt hatte, die Macht des Bösen
in dem bösen Geist zusammenzufassen, auf die Erzählung zurückblickte,
lag es nahe, in jener aussermenschlichen Macht schlauböser Gedanken
denselben bösen Geist wiederzuerkennen, der in der Menschheit schon
so viel Verderben angerichtet hatte, d. h. in der Schlange den Teufel
zu finden. — Die Schlange wendet sich an das Weib, den schwächeren,
leichter verführbaren Theil; es kommt hinzu, dass dasselbe den Befehl
Gottes (2, 16 f.) nicht selbst mit angehört hatte. Sie sagt, wie in Fort-
setzung eines angeknüpften Gesprächs, im Tone fragender Verwunderung:
und (sollte es der Fall sein) dass Gott gesagt hat? sollte Gott wirk-
lich gesagt haben? (Ew. 354®). d'^^^»] im Mund^ des Thieres wird
der heiligste Name Jahve absichtlich vermieden. Den göttl. Befehl zu-
erst entstellend u. dann über den entstellten Befehl ein gerechtes Be-
fremden aussprechend, will sie theils das zweifelnde Nachdenken des
Weibes über den Befehl anregen, theils sich selbst als eine, die diese
Dinge zu beurtheilen versteht, insinuiren. — V.2f. „Das noch unschuldige
Weib berichtigt die Schlange nach 2, 16 f. ^^^^] 1» hängt von !iVs«h ab,
u. wird wie 2, 17 in 'i»*«? wiederholt, wornach o^'n'^K ^k ein ein-
geschobenes Sätzchen ist. Die Berührung hatte Gott nicht ausdrück-
lich verboten; der Vrf. erwähnt sie, um anzudeuten, das Weib sei
sich der Strenge der göttl. Vorschrift vollkommen bewusst gewesen'^
(Kn,)', nach Ke, soll diese Übertreibung zeigen, dass dem Weibe das
Verbot bereits zu streng erscheint, nach DeL^ will sie durch den Zu-
satz weiteren Lockungen vorbeugen. Dass sie von dem Baum in der
Mitte des Gartens spricht, obwohl 2, 9 zwei solche genannt sind, er-
klärt sich daraus, dass seit dem Verbot (2, 17) eben nur dieser eine
ihren Sinn erfüllt; ani aita t^y-in yy (2, 17) aber durfte sie ihn nicht
nennen, weil sie sonst der Schlange verrathen hätte, was es mit diesem
Baum auf sich hat, während doch die Schlange gerade dadurch, dass
sie selbständig das Wesen dieses Baumes kennt u. richtig ansagt, ihr
höheres Wissen vor dem Weibe legitimiren u. überwältigend auf dasselbe
wirken soll. Budde's kritische Folgerungen (s. zu 2, 9) u. Correcturen
(indem er auch 2, 17 ^n ^ina ^wk fQr »")•» aitt ny-in als urspr. Les-
art herstellen will) erscheinen hienach nicht berechtigt. — V. 4 f.
Nachdem im Weib das zweifelnde Nachdenken über Gottes Gebot an-
geregt ist, rückt der Verfuhrer offen heraus mit dreister Leugnung der
Wahrheit der göttl. Drohung, mit Verdächtigung der liebevollen Ab-
sicht Gottes u. mit Vorspiegelung eines hohen durch den Ungehorsam
zu erreichenden Gutes, keineswegs sterben werdet ihr] sondern etwas
anderes wird die Folge davon sein (vgl Ps. 49, 8); nimmt man aber
(Ew. 312^) an, dass blos um die Formel •jimü»»^ n^ aus 2, 17 un-
verändert zu wiederholen, die Negation in so ungewöhnUcher Weise
vor den Inf. abs. gestellt sei (vgl. Am. 9, 8), so ist zu übersetzen:
„keineswegs werdet ihr sterben." '»n)^fe3j] Nachsatz zum Zeitsatz. „Nicht
um den Tod von euch abzuhalten, somit nicht aus Wohlwollen hat er
da? Verbot gegeben, sondern ("^^ wie 17, 15. 18, 15. 19, 2, 24, 4)
Gen. 3, 5—7. 73
weil er weiss, dass ihr durch den Genuss ihm ähnlich werdet, somit
aus Missgunst Diese Ansicht vom Neid der Götter^' ist den Griechen
sehr geläufig, zB. „Her. 1, 32. 3, 40. 7, 10. 46. Pausan. 2, 33, 3;
vgl. Nägelsbach homer. Theol. 33 f. da werden geöffnet eure Augev^
d. h. ihr gelangt zu Einsichten, die ihr jetzt nicht habt; die Redens-
art sonst von solchen, die etwas von ihnen zuvor nicht Gesehenes auf
einmal gewahren, 21, 19. Num. 22, 31. 2 R. 6, 17" {Kn). a-^rf^»?]
nicht : wie Engel {Trgg,, Saad,, IE. a.), sondern wie GoU, doch können
schon hier nach Y. 22 andere göttl. Wesen mit eingeschlossen sein.
•^s^T^] zweites Praed. zu Dn'»*^ni. y'ii aitfl *^5t*] dass Gutes u. Böses im
Munde der Schlange anders als 2, 9. 17. 3, 22 zu verstehen sei, näml.
(wie 24, 50. 31, 24) als alles (Hupf, bei Riehm StKr. 1885 S. 764),
will nicht einleuchten. — Wie das Wesen u. Werden der Sünde im
Menschen, so ist auch die verführende Macht in typischer, muster-
giltiger Weise gezeichnet : nicht nackte, sondern mit Wahrheit gemischte
Lüge stellt sie vor (vgl. V. 7 u, 22), u. mit der Aussicht auf die
nächsten angenehmen Folgen weiss sie den Blick von dem letzten ent-
scheidenden Ausgang der Sache abzuziehen. — V. 6. Indem das Weib
den angeregten Zweifel an Gottes Wahrheit u. Liebe nicht sofort
zurückweist (Matth. 4, 10. 16, 23), sondern gelockt von dem ver-
sprochenen Gut in sich aufnimmt, ist die Sünde in ihm empfangen;
das Vertrauen auf Gott ist ins Wanken gekommen, u. die Gott wider-
strebende Selbstsucht erwacht. Schon sieht es den Baum mit ganz
anderen Augen an als zuvor; je mehr es ihn ansieht, desto reizender
erscheint ihm seine Frucht an sich selbst u. wegen des dadurch zu
erlangenden Gutes; dieser äussere Sinnenreiz gibt endlich den Aus-
schlag zur wirklichen That 'rh yyn "i»»73j] nicht synonym mit
ö-^r^^V »in »n»jn, weil das Subj. hier ausdrücklich wiederholt ist, also
nicht: ti. der Baum hegehrenswerlh anzusehen oder zu betrachten
(LXX Pei. Vulg., Ges, Tuch Kn,)f zumal für das blosse Anschauen
u. Betrachten ^''dvn im Hebr. nicht gebräuchlich war, sondern: um
Einsicht zu gewinnen oder klug zu werden, vgl. :>*^i aits n3>T V. 5
{Trg,? Ew. Ke. Del.)-, andere: „um klug zu machen" (Bmg, Buns.),
welche causat Bedeutung aber überhaupt selten u. hier durch nichts
angezeigt ist — Die Verführte wird sofort zur Verföhrerin, u. gibt dem
Manne bei ihr, d. h. der bei ihr gegenwärtig war, weil sie die That
nicht allein begangen haben will, u. er isst, weil er sie nicht
allein lassen will, u. weil sie vorkostend scheinbar die Probe der Un-
schädlichkeit schon gemacht hat — ,}Dass der Erkenntnissbaum ein
Apfelbaum gewesen sei, verdanken wir den Lateinern; die Griechen
verstehen den Feigenbaum (vgl. V. 7), die Rabb. den Weinstock" (Tuch)
oder Ölbaum oder Feigenbaum (Weber spag. Th. 212), vgl. auch
Hen. 32. Vs«-^] LXX Sam. '^Vsk"»'). — V. 7. Kaum ist die That be-
gangen, so ist es mit der kindl. Unschuld zu Ende. Neue Einsichten
haben sich ihnen eröffnet (V. 5), wie die Schlange versprochen hatte,
aber anderer Art, als sie's gedacht; das Nächste, was sie erkennen,
ist, dass sie nackt seien. Der in ungetrübter Einheit mit Gott stehen-
den Unschuld ist alles Natürliche gut u. rein, wie auch für Gott von
74 Gen. 3, 7. 8.
allen Dingen, die er gemacht hat, keines übel ist, sondern alle gut,
vollkommen für ihren Zweck. So wie aber durch die That des Un-
gehorsams das Einheitsband mit Gott zerrissen ist, u. die sinnl. Natur
des Menschen sich der Beherrschung durch den in Gott ruhenden Geist
entwunden hat, steht dieselbe nackt u. blos da, ruft in ihrem Besitzer
unabweisbar das Gefühl der Schwäche, Unwürdigkeit u. Unreinheit
hervor. Von einer phys. Veränderung des Leibes, speciell der Scham-
theile (Hofm, Bmg,) ist nichts gesagt, sondern nur, dass die Nacktheit
des Leibes, die zuvor schon da war (2, 25), jetzt Gegenstand des Be-
vmsstseins, näher der Scham, geworden ist Die erwachende Scham
ist die nächste Begleiterin der Sünde, ohne die Sünde gibt es keine
Scham; sie ist das unwillkührliche Zeugniss der verletzten Unschuld,
u. tritt auch beim empirischen Menschen gleichzeitig mit der Ent-
wicklung des Wissens um recht u. unrecht auf. Sie ist aber ebenso
das sichere Zeugniss einer im Innern vor sich gehenden Gegenwirkung
gegen die Sünde (erst da aufhörend, wo der Mensch der Sünde völlig
verkauft ist) u. Hemmungsmittel derselben, daher wesentlicher Bestand-
theil der sitll. Anlage im gefallenen Menschen u. Ausgangspunkt seiner
weiteren sittl. Bildung, in dieser ihrer Bedeutung auch V. 21 von Gott
anerkannt. Zunächst treibt die Scham das Paar, die erkannte Blosse
künstlich zu bedecken: Anfang der Bekleidung, in ihrer ersten rohesten
Form auf die Verhüllung der Schamtheile sich beschränkend, u. sie
hefteten Laub d. i. Blätter (Jes. 1, 30. Ps. 1, 3) vom Feigenbaum
zusammen, u. machten sich Schürzen, eig. Gurte, wie man sie um
die Lenden zu gürten pflegt Warum gerade vom Feigenbaum, dessen
lappige Blätter ßir den Zweck nicht besonders geeignet sind? Doch
wohl nur, weil unter den paläst. Baumblättern das Feigenlaub das grösste
war. Einen symbolisch-allegorischen Grund, nach Art Philo's hat
Lagarde GGN. 1881 S. 394 sich ausgedacht Manche {Cels. h.bot IL
368. 398 ff., Ges, Tuch, Kn, a.) verstanden den s. g. Paradiesfeigen-
baum {Pisang, Banane, Musa), der in Indien zu Haus ist (Plin. 12
§ 24; Oken NG. IH, 1. 517ff.; Ritter EK. V. 875 ff.; Lassen lAK.*
I. 258 ff.), sehr grosse, über 2 Meter lange Blätter hat u. bei den
Malabaren hala oder pala d. i. Feige heisst. Man dachte, in der urspr.
Sage sei dieser gemeint gewesen, die Hebräer hätten aber dafür ihren
Feigenbaum substituirt u. daher von einem Zusammenheften der Blätter
gesprochen. Aber die Vermuthung fällt zugleich mit der Herleitung
der Paradiessage aus Indien. Ebenso aber spricht die nsKM gegen die
Ableitung (FdDeL) der Sage aus Babylonien, da „die weiten, gutbe-
wässerten u. cultivirten Ebenen, welche den Unterlauf des Eufrat u.
Tigris umgeben, vom Gulturgebiet der Feige ausgeschlossen sind*' (Her.
1, 193; Ritter EK. VU, 2 (Bd. 11)2 541. Solms in AGGW. 1881.
XXVin. S. 45 f.) — Das Schamgefühl ist das erste Zeichen der in
ihnen vorgegangenen Veränderung, andere treten im Folgenden her-
vor. — V. 8 — 13. Gott hält eine Untersuchung. V. 8. gegen das
Wehen des Tages hin] i wie 8, 11. 17, 21. Jes. 7, 15. Ij. 24, 14
(aber Äq. iv, Sym, Sia, also a? s. auch Lag. Orient. IL 46); d. h.
„gegen Abend, wo sich im Morgenland ein kühlender Wind erhebt
Gen. 3, 8—14. 75
(Canl. 4, 6. 2, 17) u. der Orientale ausgeht (24, 63\ während er
bei der Hitze des Tages in der Wohnung bleibt (18, 1)." Sie hören
die Stimme d. h. hier nicht Donnerstimme (Ps. 29), sondern (Lev. 26,
36; 1 R. 14, 6; 2 Sam. 5, 24) „das Geräusch der Bewegung Gottes y
wie er im Garten herumwandelty u. verstecken sich vor ihm in das
Gebüsch^^ (Kn,) nicht aus Scham allein, sondern aus Furcht Das
Wandeln Gottes ist als etwas Gewohntes u. Selbstverständliches vor-
ausgesetzt; das Neue, das jetzt eintrat, ist, dass sie ihn hörend sich
versteckten. Das ist das zweite Zeichen der mit ihnen vorgegangenen
Veränderung: es ist das Gefühl der Entzweiung mit Gott, die Stimme
des richtenden Gewissens, das sie schuldig spricht, ihnen Gott zu einem
furchtbaren Wesen macht Noch zwar glauben sie in thörichter Un-
erfahrenheit durch Sichverstecken vor Gott das Geschehene ungeschehen
machen zu können, aber deshalb schreitet Gott jetzt untersuchend ein,
um den Beschönigungsversuclien ein Ende zu machen u. ihnen zur
Anerkennung der That u. Schuld zu verhelfen. — V. 9. Gott muss
den Menschen rufen, der sonst immer von selbst da war. wo bist
du?] der nach jeder Sünde sich wiederholende Ruf an den Menschen,
der sich selbst u. andere über seine Sünde täuschen will. — V. 10.
Nicht mehr auszuweichen vermögend, gibt er nur erst seine Nacktheit
als Grund seiner Furcht an. — V. 11. Aber der unerbittliche Richter
dringt auf das volle Eingeständniss des wahren Grundes u. fordert
ihm den in einer Frage ab, auf die er mit Ja oder Nein antworten
muss. '^J?VaV] Ges. 114, 8 A. 2. — V. 12. Er gesteht jetzt still-
schweigend zu, sucht aber sofort die That zu entschuldigen ; er schiebt
die Schuld ganz oder zum Theil auf das Weib, er der stärkere auf
das schwächere, beziehungsweise auf Gott selbst^ der ihm das Weib
beigegeben hat isio] wie V. 13 u. (^^^i) Jes. 44, 19, Pausalform zu
^?«;; anders (3, 6) in der 3. pers. (Ges. 68, 1). — V. 13. Ebenso
sucht das Weib durch Hinweisung auf die Schlange die Schuld zu
mindern u. die Strafe zu mildem. So pflegt der Mensch seine Fehl-
tritte immer zu entschuldigen. Aber überfiüirt sind doch beide, Mann
u. Weib, durch das Verhör, u. zum Bewusstsein der Schuld , gebracht.
Die Schlange braucht nicht verhört zu werden, weil auch der Zweck
des Verhörs, die Entwicklung des Schuldbewusstseins im Thäter, auf
sie nicht passt. — V. 14 — 19 die Verurtheilung, in umgekehrter Reihen-
folge, beginnend mit dem Verführer. V. 14 f. der Urtheilsspruch über
die Schlange. Die Schlange als Thier ist nicht sittlich verantwortlich, u.
wird doch gestraft, weil sie dem Menschen geschadet hat So soll auch
(9, 5. Ex. 21, 28 f.) das Thier, durch welches ein Mensch um's Leben ge-
kommen ist, mit dem Tode gestraft werden. Und wie im Gesetz diese
Strafe zumeist dazu angeordnet ist; um den Menschen die Heiligkeit des
Menschenlebens einzuprägen, so ist auch hier das Strafurtheil über die
Schlange hauptsächlich des Menschen wegen gesprochen. Der Mensch
soll in u. an der gestraften Schlange erkennen, wie der ewige Fluch
Gottes lastet auf der Macht der bösen Gedanken, deren Urheberin sie
für den Menschen geworden ist Wäre die Schlange als das Werkzeug
eines Dämons gedacht» so erwartete man hier wenigstens eine solche
l
76 Gen. 3, 14. 15.
Fassung des Urtheilsspruchs, welche den eigentlich schuldigen hinter
ihr erkennen Hesse; aber alles, was gesagt wird, passt eben nur auf
die Schlange, weil (wie V. 17) du dies gethan hast, hist du ver-
flucht aus d. h. vor oder unter allem Vieh] d. h. „aus der Gesammt-
heit der Thiere dasjenige, welches mit dem Fluch belastet sein soll;
yo steht von der Auswahl wie Ex. 19, 5. Dt 14, 2. Jud. 5, 24. 1 Sam.
2, 28. Am. 3, 2; so richtig Cler. Schum., v. Bohl., Tuch a. Die
Erklärungen: von allem Vieh, sofern dieses die Schlangen hasst u.
verabscheut {Dath, Eichh, Gabi. Ges. Maur. deW. Bmg.), u. vor allem
Vieh d. h. melu* als dieses (Fag. Gerh. Ros.) sind unstatthaft, denn
der Fluch kommt von Gott, nicht von den Thieren^ weiche dazu keine
Ursache hatten, u. er trifft allein die Schlange, nicht auch andere
Thiere, zu deren Verfluchung kein Grund vorhanden war'* (Kn.), Es mag
auch noch andere dem Menschen widrige u. unheimliche Thiere geben,
aber ein formlicher Gottesfluch haftet für den Menschen nur an diesem
Thier. Als äusseres Zeichen des auf ihr lastenden Fluches wird her-
vorgehoben, dass sie auf dem Bauch u. Brust (Lev. 11, 42 ; der Name
der Schlange im Sanskr. uraga d. h. auf der Brust gehend, ist schon
von Tuch verglichen) gehen d. h. ohne Füsse am Boden schleichen
(Dt. 32, 24; Mich. 7, 17) u. Staub fressen muss ihr Leben lang, d. h.
nicht von Staub förmlich sich nähren, wohl aber gelegentlich solchen
mitverschlucken, wenn sie sich mit dem Maule am Boden hin bewegt,
nach einem weitverbreiteten Glauben des Alterthums Mich. 7, 17; Jes.
65, 25; Boch. hz. DI. 245 {Tuch, Kn.). Dieses im Staub schleichen
macht sie zu einem niedrigen, verachteten Wesen. Streng genommen
liegt in diesem Fluche, „dass vor demselben die Schlange eine andere
Bewegungsart, vielleicht eine andere Gestalt gehabt habe; man hat also
angenommen, sie sei vorher aufrecht gegangen {Luth. Münst. Fag,
Gerh. Osiand.) u. habe auch Beine gehabt {Jos. antt 1, 1, 4 ; Ephr.
Raä. Merc.y^ Kn. Aber bemerkenswerth ist doch, dass Vrf. weder
hier noch V. 1 davon etwas sagt, also solche Grübeleien wenigstens
nicht begünstigt. Die Hauptsache ist, dass der Mensch in diesem tief
erniedrigten, im Erdstaub schleichenden, schnell sich windenden, überall
sich eindrängenden, bösartig schlauen, zischenden u. zweizüngigen
Wesen das sprechende Abbild der von Gott verworfenen bösen Macht
erkenne, alle Tage dieses Lebens] schon hier, wie 15^, ist die
Schlange mit dem ganzen Schlangengeschlecht zusammengefasst, um so
richtiger, als durch sie eigentlich die nie sterbende, immer sich neu
zeugende böse Macht dargestellt wird. — V. 15 bringt noch eine
weitere Strafe hinzu: nicht blos ein verworfenes Geschöpf soll sie sein,
sondern auch ein tödtlich gehasstes; unversöhnliche Feindschaft, Kampf
auf Leben u. Tod soll zwischen dem Menschen u. ihr andauern. Da
es eine Strafsentenz für die Schlange ist, so muss der Hauptnachdruck
auf die Befeindung der Schlange durch den Menschen fallen, während
ihre Befeindung des Menschen nur als die Kehrseite u. als aus den
thatsächUchen Verhältnissen bekannt hereingezogen wird. Die Feind-
schaft soll aber nicht blos zwischen der ersten Verführten u. der ersten
Verführerin, sondern zwischen ihrer beiderseitigen Nachkommenschaft
Gen. 3, 15. 77
sein, von Geschlecht zu Geschlecht sich fortsetzen. Dass nun gegen
die Schlange, das Thier, solche tödtliche Feindschaft wirklich herrscht,
ist bekannt genug („aliquem odisse atque angues" Plaut, mercat. 4, 4,
21; £n.); die Verehrung der Schlangen bei manchen Völkern kommt,
als Unnatur u. Verbildung, dagegen nicht in Betracht. Aber wenn
irgend wo, ist hier deutlich, dass die Schlange als Vertreterin der bösen
Macht so verflucht wird. Die bösen Gedanken, diese Schlangenbrut,
schleichen befeindend immer wieder an die Menschensöhne heran, um
ihnen ihr innerstes Leben zu vergiften, aber durch göttl. Spruch ist
ihnen ruhelose Bekämpfung von Seiten des Menschen bestimmt. —
V^, ohne Copula angeknüpft, kann nur die Explication von V* nähere
Bestimmung der gegenseitigen Befeindung sein: er (der Weibessame)
wird dir (nicht: deinem Samen, s. zu 14 a. E.) nach dem Kopfe
trachten, wahrend du ihm nach der Ferse trachten wirst ; der 2. Acc,
w«^ u. ag>.;, hebt den Theil des Objectsganzen, auf welchen es an-
kommt, besonders hervor (Ges, 117,5^). «T»«] nur noch Ij. 9,17.
Ps. 139, 11. Die Bedeutung conterere, zermalmen (so im 1. Gl. Pei,
Vtdg,, Tg Jon., Sam. Saad,, Rahb. Luth.; in beiden Gliedern Tuch,
Bmg, DeL Ke,, Hngst.\ Röd. in Ges, th. 1380, GBaur a.) lässt sich
rechtfertigen, sofern im Aram. >.&▲, auch caj^, (verwandt mit rtfev
reiben, schaben, \AJk, glätten) für abreiben, aufreiben u. für abtreten,
zertreten gebräuchlich war. Ohne Zweifel würde das für das Thun
des Menschen am Kopf der Schlange sehr gut passen, aber für das
Thun der Schlange an des Menschen Ferse (Gen. 49, 17) passt es
nicht mehr, da JsLkf weder für jede Art des Zermalmens oder gar des
Schiagens gebraucht werden konnte, noch überhaupt der Schlangenbiss
zermalmt, weshalb zB. Vulg. das 2. mal insidiaberis, Saad. „beissen^',
Luth, „in die Ferse stechen" übersetzten. Auch in Ij. 9, 17 gäbe
jene Bedeutung nicht den besten Sinn, in Ps. 139 gar keinen. Da
nun aber Sji» in den 2 Gliedern nicht verschiedenen Sinns oder gar
verschiedener Wurzel sein kann, so ist entschieden vorzuziehen die
ältere, durch LXX {ital) u. Onk, an die Hand gegebene (von Ges,
deW. Maur. Ew. Kn. Buns. angenommene) Erklärung xriQslv servare
'^w^ welche sprachlich freilich nicht durch Berufung auf arab. oLm
vidit {Mich, suppl. n. 2437), wohl aber {Coccej. Umbr. a.) durch
Combination mit f\»^ (jPlöi) sich rechtfertigt, indem daraus der Begriff
schnauben, schnappen nach etwas (Am. 8, 4), inhiare (anschnauben
Ij. 9, 17), feindlich nach etwas trachten oder es zu erfassen suchen
sich einfach ergibt Das passt zu beiden Versgliedem, auch zu Ps. 139
(wenn hier nicht mit Ew, '•asw? verbessert wird). Dass auch ein Verb,
dieser Bedeutung einen Acc. des Gliedes nicht ausschliesst {Del.^),
zeigt Jer. 2, 16. Wenn man trachten nach zu matt u. farblos ge-
funden hat {GBaur), so gilt dagegen, dass hier, wo nur die verschiedene
Kampfesweise, nicht der Erfolg des Kampfes beschrieben werden soll,
ein allgemeinerer Begrifi wie zu treffen suchen vollkommen genügt.
Gewöhnlich freilich findet man, im Zusammenhang mit der messian.
Deutung der Stelle, hier den Sieg des Menschensamens über den
78 Gen. 3, 15. 16.
Schlangensamen ausgedrückt, sofern er der Schlange den Kopf zer-
treten d. h. sie tödten, sie ihm nur die Ferse beschädigen soll. Allein
solcher Gegensatz kann in den Worten nicht liegen, weil 1) ein
Schlangenbiss in die Ferse für den Menschen durch sein Gift ebenso
tödtlich wäre wie das Kopfzertreten des Menschen für die Schlange,
u. 2) in 15% dessen Erklärung 15^ ist, nur von ny« zwischen bei-
den, nicht von Sieg des einen über den andern die Rede ist. Vielmehr
also nur die verschiedene Kampfesweise wird beschrieben, wie sie die
Folge der Körperbeschafienheit beider ist, wie sie aber auch dem
Menschen gegenüber der bösen Macht ziemt: lauernd (4, 7) am Boden
Mt sie ihn von hinten an der Ferse an (49, 17), er offen u. gerade-
aus sucht ihr den Kopf mit seinem Fuss zu treffen. Der Gesammtsinn
des V. ist somit: statt des freundlichen Verhältnisses des Weibes u.
der Schlange, das für jenes so unheilvoll wurde, soll ein unversöhn-
licher Kampf der Menschen gegen das verfluchte Thier entbrennen, in
welchem dieses zwar in seiner hinterlistigen Art ihnen fortwährend
beizukommen suchen wird, sie aber offen u. männHch den Todesstreich
gegen es führen sollen. Dass der Kampf schliesslich zum Verderben
der Schlange (der bösen Macht) ausschlagen wird, ist nicht ausdrück-
lich gesagt, folgt aber schon daraus, dass der Fluch Gottes auf dem
Thiere liegt, noch mehr aus der Absicht Gottes mit dem Menschen,
wie sie in der Schöpfung u. bisherigen Leitung des Menschen hervor-
getreten ist. Ein von Gott verordneter Kampf kann nicht aussichtslos
sein. Die ganze folgende Geschichte soll den Charakter des Kampfes
der Menschheit gegen die Verführung zur Sünde tragen; in welcher
Weise jene den Sieg davon tragen werde, braucht hier noch nicht
verkündigt zu werden. Nach Vorgängern in der alten Kirche seit
Irenaeus ist es durch Luther, nam. in der luth^ Kirche, gewöhnlich
geworden, in V. 15 eine Weissagung auf die Oberwindung des Teufels
durch den Messias (Weibessamen, vgl. Gal. 3, 16. 4, 4), somit die
erste Verheissung der Bibel (Protevangelium) zu finden, wogegen die
neueren dogmat. Ausleger, wie schon früher Calvin u. die Mehrzahl
der reform. Theologen, sich meist mit der Annahme einer allgemeinen
Vorherverkündigung von dem künftigen Sieg der Nachkommenschaft
des Weibes (mit Einschluss Christi) über den Teufel oder die Sünde
begnügen. Im N. T. erscheint diese mess. Deutung noch nirgends,
auch nicht Rom. 16, 20 (wo Gott Subj« ist), u. bei den Juden erst
TgJon., vielleicht nicht ohne christl. Einfluss. Dass durch das Evan-
gelium, wie auf die Schlange V. 1, so auch auf diesen Kampf gegen
die Schlange ein neues Licht zurückgeworfen wurde, ist leicht ver-
ständlich, aber dass der Vrf. schon von diesem Lichte erleuchtet ge-
wesen sei, kann man nicht mit Grund behaupten. (Vgl. Storr de
protevangelio in Opusc. t D; GBaur Gesch. der AT. Weissag. L 151 ff.).
— V. 16. LXX Sam. haben ) zu Anfang des V., wohl richtig {Olsh.j.
— Die besondere Strafe für das Weib besteht in den Übeln, von denen
es in seinem geschlechtl. Berufsleben u. in seiner Stellung zum Mann
gedrückt wird, viel mache ich deinen Schmer zens zustand u. deine
Schwangerschaft] zahlreich sollen sein die Schmerzen oder Beschwerden,
Gen. 3, 16. 17. 79
nam. die, welche mit der Schwangerschaft verbunden sind. „Das 1
dient bisweilen zur Anreihung des Besonderen an das Allgemeine (Ps.
18, 1; Jes. 2, 1). Über na^in Inf. abs. s. Ges. 75 A. 15; die Ver-
bindung na-pri na'in im AT. nur noch 16, 10. 22, 17" (ÄTn.); ^ai«?
(ein Sammelwort zu ass? Ew. 163^) blos noch V. 17. 5, 29.^ l^r^Xf]
von t'^'^'n (Ew. 214*), aber Sam, ^an-^-^n; LXX: tov atevayiAOv aov,
erklärend? oder ^a'i'^an? ^r^x? mit Schmerz wirsi du Kinder ge-
bären] der Schmerz der Gebärenden war bei den Hebr. sprichwört-
lich als der grosseste Mich. 4, 9f. £z. 13, 13. Jes. 13, 8. 21, 3 u. ö.;
Ex. 1, 19 beweist nichts dagegen, u. nach deinem Manne wird dein
Verlangen sein] „du sollst dich heftig sehnen nach ihm, nach seiner
Beiwohnung (vgl. 30, 15 f.). Nach Apöllod. 3, 6, 7 scheint auch der
Grieche dem Weibe eine grössere Sehnsucht nach der Beiwohnung als
dem Manne beigelegt zu haben. Diese Abhängigkeit ist dem Vrf. schon
an sich ein Übel; sie veranlasst aber auch die oftmalige Wiederkehr
der Schwangerschaft u. Geburt*' (Kn,), n)?w>] im Pent. nur noch 4, 7,
sonst Cant 7, 11; LXX anoazQogyri, ob 'n2w'p'i 1 Sam. 7, 17 (Tuch),
u. er wird herrschen über dich] das ist mehr, als in der urspr. Ab-
hängigkeit des Weibes vom Mann (2, 22) gegeben war; es ist die ge-
drückte Lage des Weibes im Alterthum, wo es oft kaum viel mehr
war als die Sklavin des Mannes u. entlassbar, u. der Mann unbedingt
über es gebieten konnte. Diese Lage ist hier als Strafe für die Un-
selbständigkeit des Weibes der Schlange gegenüber gedacht — Dies
ist aber nur die besondere Strafe des Weibes; die Strafen, die über
den Mann als Haupt der Menschheit verhängt werden, gelten demselben
mit. — V. 17 — 19 das Haupturtheil, über den Mann^ darum mit feier-
licher einleitender Begründung. Die Mass. haben zwar hier wie 2, 20
u. 3, 21 tjnK^ ohne Art punktirt, das Wort also wie 4, 25. 5, Iff.
als n. pr. des ersten Menschen behandelt (obgleich 2, 20 es geschehen
sein wird, um die generische Fassung zu empfehlen). Da aber der
Vrf. sonst ausnahmslos dikh schreibt, so ist in diesen 3 Stellen viel-
mehr n7Ka zu punktiren (Schrad, 123; Olsh.), vgl. V. 8. — Arbeils-
beruf halte der Mensch schon vorher (2, 15); seine Strafe ist die saure
Mühe, die Beschwerden u. Enttäuschungen, welche jetzt an seine Arbeit
gebunden werden. Da aber die Bodencultur zum Erwerb der tägl.
Nahrung die Hauptarbeit der (meisten) Menschen war (zB. Ex. 20, 9)
u. ist, so wird die Strafe nach der Richtung des Ackerbaus hin ent-
wickelt, u. ein Fluch auf den Boden u. seine vegetative Kraft gelegt,
woraus dann alle die Schwierigkeiten u. Unglücksfälle, womit der Mensch
in seiner Arbeit zu kämpfen hat, sich leicht ableiten. „Der Ackerbau
war dem Hbr. eine göltl. Anordnung (Jes. 28, 26), aber zugleich eine
schwere Last (Sir. 6, 19. 7, 16), die besonders die Dienenden drückte
(1 Sam. 8, 12; Jes. 61^ 5; Zach. 13, 5), u. im Vergleich mit dem
goldenen Zeitalter sich als göttl. Strafe ansehen Hess. Das class. Alter-
thum nahm ebenfalls an, dass die Erde in der goldenen Zeit alles dem
Menschen Nöthige freiwillig erzeugte u. der Landbau erst später ein-
trat, zB. Hes. op. 118f. Plato pol. 274f. Verg. Geo. 1, 27. Ovid. met
1, 102. Macrob. somn. Scip. 2, 10. Weiteres zu 2, 16. 4, 2. ver-
80 Gen. 3, 17—20.
flucht das Erdreich um deinetwillen] um deine Vergehung zu be-
strafeny soll es nicht mehr mit Fruchtbarkeil gesegnet sein. Ebenso
leiten die Profeten Verwüstung u. Dürre des Landes vom göttl. Fluch
ab (Jer. 23, 10. Jes. 24, 6)" Kn. Die LXX Sym. Vulg. drücken
^iiaya aus, eine Variante, die vielleicht erst aus 4, 12 entstanden ist"
(Tuch), mit Schmerzen oder Beschwerden (V. 16) wirst du es ge-
messen] d. h. durch mühselige Arbeit dich künftig von ihm nähren
(Jes. 1, 7. 5, 17. 36, 16. Jer. 5, 17). naVsKP] 2, 12. — V. 18.
^T^T, T'^^] wie Hos. 10, 8; anders Jes. 5, 6. 7, 23ff. r^-vm aw?] im
Gegensatz gegen die Baumfrüchte des Gartens 2, 16. Das Kraut (Ge-
treide s. ly 11) des Feldes soll nun seine Hauptnahrung sein; er kann
es aber nur gev^innen durch Anbau, welcher ihm dadurch erschwert
werden soll, dass die Erde in Folge des Fluches Dorngestrüpp u. Un-
kraut (Disteln) sprossen lässt — V. 19. im Schweiss deines Ange-
sichts wirst du Brod essen\ d. h. „auf mühselige Art dich ernähren.
Denn Brod essen ist s. v. a. sich ernähren Am. 7, 12". So Kn,
Indessen an^ (nicht ^nh LXX) scheint hier den Gegensatz gegen
yy'n '^'^t zu machen, also speciell Getreidenahrung (Brodkom) zu be-
deuten, his zu deiner Rückkehr in die Erde] ,J)is an deinen Tod,
so dass dein Mühsal lebenslänghch ist (Ps. 90, 10). Denn, fährt er
fort, zu einer Rückkehr in die Erde wird es kommen, da du von der
Erde genommen bist (reddenda est terrae terra, Eurip. bei Gic. Tusc.
3, 25)" Kn, Die Begründung wird in 19^ noch einmal aufgenommen,
um auch die daraus sich ergebende Folgerung als ein förmliches Straf-
urtheil auszusprechen: u. zum Staube wirst du zurükkehren. Das
Sterben wird als aus dem irdischen Ursprung des Menschen von selbst
folgend vorausgesetzt. Gleichwohl ist dieses Sterben eine Strafe, weil
das Gotteswort 2^ 17 keine müssige Drohung sein kann. Denn obwohl
von Natur sterblich, war der Mensch doch von Gott zu dauerndem Leben
bestimmt, sonst wäre er nicht in den Garten mit dem Baum des Le-
bens versetzt worden; durch seine Sünde hat er die Erreichung dieses
Zieles unmöglich gemacht u. ist dem Sterbenmüssen anheimgefallen.
Weiter aber ergibt sich, dass die V. 16 — 19 besonderten Strafen doch
nur die Ausfahrung der Sentenz 2, 17 sein können. Insofern fallen
alle diese Einzelstrafen unter den Gesichtspunkt von Lebensstörungen,
welche an der Kraft zehren, bis endlich der wirkliche Tod folgt Dass
dieses Sterben sofort nach der Übertretung eintrete, war 2, 17 nicht
gesagt; man braucht also nicht eine Ermässigung der Strafe durch Gott
anzunehmen (An.), noch weniger sich die Sache Iheosophisch (flb/Vw. Seh.
B^. 1. 519) zurechtzulegen, aber auch nicht mit den Juden den o'i''
2, 17 nach Ps. 90, 4 in ein Jahrtausend umzudeuten (B. Jub. c. 4;
Justin, c. Tryph. o. 81). — V. 20. Der Mensch nennt sein Weib Eva.
cn8n] Sam. (LXX) d-tk. n^n] eine im Hbr. antiquirte, (auf das im
Phönikischen forterhaltene «"^n = n-^n vixit zurückgehende) Aussprache
für hbr. njn Leben (fcw; LXX), nicht aber Lebengeberin {^aoyovog
Sym,, Tuch, Kn., als wäre es ein verkürztes Part Pi., vgl. 19, 32.
34); Leben wurde sie genannt, weil das Leben der Gattung in ihr
begründet ist, oder weil sie die Mutter alles Lebendigen (Ps. 143, 2.
GeÄ. 3, 20—22. 81
Ij. 30, 23) geworden ist. Dass dabei der an sich sehr weite (Gen.
8, 21) Begriif alles Lebende auf die Menschen einzuschränken ist {Onk,f
Saad*)y ist selbstverständlich. An das äth. 'egudla 'emmaJlit^dv hat
schon Tuch mit Recht erinnert. Dass n;n = aram. «jjn vielmehr
Schlange bedeutet habe {Nöld, in ZDM6. XLII. 487), kann man w^ig-
stens nicht beweisen. Der V. macht den Eindruck eines Einschubs
{Ew, Böhm. WL Bud) zur Vorbereitung auf 4, 1: denn zwar mit
n;öK 2, 23 Hesse sich njn wie n.pr. mit n.app. (Schrad. 120 f.) zur
Noth vereinigen, aber die Bemerkung ist, wenn auch durch die Notiz
V. 21 einigermassen erträghch, doch hier unerwartet, weil der Mensch
von Kinderzeugung noch keine Erfahrung hat; man erwartet sie eher
vor (BJub. cp. 3) oder (An.) nach 4, 1. Ob sie, zusammen mit trin
4, 1, erst von R eingefügt ist, oder schon bei C (weil sie zwischen
4, 1 u. 2 gestört hätte) hieher gestellt war, ist nicht mit Gewissheit
zu sagen, s. weiter Vorbem. 4 zu Cp. 4. Dem Wortlaut u. Zusammen-
liang firemd ist die Auslegung, dass der Mensch im Glauben an die Ver-
heissung eines Samens des Weibes den Namen Eva geschöpft u. damit eine
Glaubensthat verrichtet habe {Del, Ke, a.), denn V. 15 f. ist Samen u.
Kinderzeugen des Weibes nicht verheissen, sondern als selbstverständ-
lich vorausgesetzt, u. in V. 20 lautet die Begründung nic]it (*i)9k) "»d
n-^nn Kin wie man in diesem Falle erwarten müsste. Denkbarer wäre
Anknüpfung „an die Erwähnung der Sterblichkeit des Menschen V. 19,
dessen Geschlecht trotz dieser SterbUchkeit sich erhalten soll" (ÄTn.). —
V. 21. Gott machte ihnen Unterkleider oder Röcke, nicht: für die
Haut sc. des Leibes, sondern von Haut d. h. Thierhaut^ Thierfellen,
14. bekleidete sie damit In der alten Kirche verstanden manche diese
%i,tavag ösQfMtrivovg von der menschl. Körperhaut, im Gegensatz gegen
den durchsichtigen Lichtleib, den der Mensch zuerst gehabt habe (zB.
im Christi. Adambuch in Etc, JB. V. 16 ff.; auch jüd. Gelehrte fanden
hier einen Gegensatz von ^"iy gegen '^^m). Die Bemerkung steht im
Zusammenhang mit V. 7. Die Scham über die Blosse u. die Verhüllung
der Blosse wird als etwas für den Menschen, der vom Baum der Er-
kenntniss gegessen hat, nothwendiges, in der Gottesordnung gegründetes
anerkannt, u. wird ihm statt der Feigenblätter eine besser schützende,
für das Leben auf der rauhen Erde nothwendige Kleidung zugewiesen,
ein Zeichen der auch den Gefallenen nicht verlassenden Fürsorge Gottes.
Zugleich wird hier der Ursprung der Bekleidung erklärt. Thierfelle
sind genannt, in Erinnerung daran, dass sie die Bekleidung der ältesten
Menschen bildeten, vgL (oben S. 7) die phönik. Sage bei Eus. pr. ev.
1, 10, 7 (sonst zB. Diod. Sic. 1, 43. 2, 38; Arrian Ind. 7, 2; Lucian.
amor. 34; Kn.), Auf eine Lage Eden's hoch im Norden {WL L 353)
braucht man daraus nicht zu schliessen (s. Del. Par. 8). Mo-
derne Theosophie hat aus den Textworten eine Hinweisung auf die
Nothwendigkeit der Opferung der Thiere zur Bedeckung der (sittl.)
Blosse des Menschen herausgefunden {Hofm. Sch.B.2L 582f., Del, a.). —
V. 22 — 24. Der so für die Erde ausgestattete Mensch wird, gemäss
dem Strafiirtheil, aus dem Garten vertrieben, u. ihm der fernere Zu-
gang zu demselben verschlossen. V. 22 die Erwägung, die Gott dazu
Handb. z. A. Test XI. 6. Aufl. 6
82 Gen. 3, 22. 98.
bestimmt: der Mensch ist geworden wie einer (st c, wie 1 Reg. 19,
2. 22, 13 s. Ges. 130, 1; anders Gen. 48, 22; Zach. 11, 7; Jes. 27,
12) von uns (23, 6. 26, 16; Ex. 14, 12 u. s.; die Orientalen lesen
njÄtt; Onk. Sym. falsch: yiyovsv ofiov atp iavrov yw(o(S%HV d. h.
selbständig) zu erkennen Gutes u. Böses d. h. so dass er G. u. B. er-
kennt oder weiss, s. 2, 17. Das unser einer erklärt sich als Ober-
tragung der Umgangssprache auf Gott {TucK) in keiner Weise, sondern
Gott fasst sich mit den höheren Geisterwesen, den Gottessöhnen zu-
sammen (vgl. 2 Sam. 14, 17. 20), u. erkennt an, dass der Mensch
einen die Göttlichen auszeichnenden Vorzug, ein wahrhaft götU. Gut
sich erworben hat. Gegen diese Anerkennung sträubten sich die älteren
Erkl., weil sonst die Schlange V. 5 Recht gehabt hätte, u. suchten
durch Misserklärungen auszuweichen, zB. der Mensch ist (frflher vor
dem Falle) gewesen wie (dann hätte 'ai ni^an keinen Anschluss), oder:
hat werden wollen (sprachlich unmöglich), oder legten in die Worte
einen ironischen Sinn hinein, während doch Spott Gottes über den Ge-
fallenen sehr ungeziemend wäre. Umgekehrt wollten philosoph. Er-
klärer herauslesen, dass der Sündenfall wirklich als ein nothwendiger
Durchgangspunkt aus der sitU. Indifferenz zur sittl. Freiheit u. Selbst-
bestimmung anerkannt werde; s. aber oben S. 46 f.. Einen (sogar beab-
sichtigten) Widerspruch des A (in 1, 26 f.) gegen die hier (u. 2, 17)
vorgetragene Lehre des G {WL Pro!. 323) könnte man nur dann zu-
gebeuy wenn wirklich nach G dem Menschen das Erkennen von gut
u. bös hätte überhaupt versagt bleiben sollen, aber s. dagegen oben
S. %^, — und nun^ nachdem er selbstisch das götti. Gut der Erkennt-
niss sich angeeignet, steht zu befurchten oder ist zu verhüten, dass er
vom Lebensbaum essend auch noch das ewige Leben sich aneigne.
";&] steht selbständig im Sinne von dass nur nicht! wie Ex. 13, 17.
Ps. 38, 17. Jes. 36, 18 u. s. {Ew, 337^). w] ist Prf. cons., vgl
5, 5. 11, 12. Lev. 18, 5 u. ö. {Ew. 142^). Deutiich ist hier von
dem Genuss der Frucht dieses Baumes (2, 9) die Möglichkeit, dauern-
des Leben zu gewinnen, abhängig gemacht; ebenso ist klar, dass der
Mensch dasselbe bis dahin nicht hat, sondern erst gewinnen müsste.
Er soll es aber jetzt nicht mehr gewinnen, weil nach Gottes Ordnung
dauerndes Leben u. Sünde unvereinbar sind. — Ein genügender Grund,
mit dem Lebensbaum in 2, 9 (s. d.) auch 3, 22 — 24 {Böhm.) oder
3, 22. 24 {Bud.) aus der urspr. Paradieserzählung auszuscheiden liegt
nicht vor, vielmehr ist V. 22 durch V. 5 gestützt u. gefordert Vollends
die Wendung (Bud. 59 fif.), dass sUtt V. 22 urspr. 6, 3 im Text ge-
standen habe, ist sammt allen daraus abgeleiteten Folgerungen gänz-
lich unannehmbar, da 6, 3 in 6, 1 — 4 nicht fehlen kann u. dagegen
hier weder im ganzen (s. 2, 17^), noch im einzeben (sa» für die Sünde
directen Ungehorsams! der in diesem Zusammenhang ganz fremde Aus-
druck ^^oa!) einen zulässigen Sinn gäbe, ganz abgesehen von der Ge-
waltsamkeit der vorgenommenen Versetzung (s. dagegen auch Kuen.
ThT. XVm. 133 ff.; Riehm in StKr. 1885 S. 761 fO- — V. 23. Des-
halb, ihm nicht blos zur Strafe, sondern zum Heil, ihn von der ein-
geschlagenen Richtung zurückzubringen, schickte Gott ihn aus dem
Gen. 8, 23. 24. 83
Garten, in welcliem er zum Lebensbaum Zutritt hatte, fort, um draussen
die Erde, der er seiner Abstammung nach (2, 7) angehörte, unter den
3, 17 fr. bezeichneten Mühsalen zu bebauen. Vorausgesetzt ist, dass
er bis dahin vom Baum des Lebens nicht genossen bat, obwohl &r
ihm nicht verboten war. Für den in ungestörtem Leben befindlichen
war ein Bedürfniss nach dem Baum nicht vorhanden; erst nach ge-
wonnener Erkcnntniss u. nach eingetretener Lebensstörung weiss er den
Werth des Baumes zu schätzen u. empfindet Sehnsucht darnach. Aber
jetzt wird ihm der Zutritt abgeschnitten. Wenn Bud, 53 f. verlangt,
dass das bisherige Nichtessen vom Lebensbaum nicht dem Zufall über-
lassen bleiben durfte, sondern durch ein ausdrückliches Verbot oder sonst
wie verhindert werden musste, so bedenkt er nicht, dass durch eine
solche Wendung das Essen des Menschen von ihm provocirt worden
wäre, dass ein Verbot des Lebensbaums unter Androhung des Todes
einen inneren Widerspruch mit sich führte, endlich dass (nach dem
Sinn der Erzählung) dem Menschen, so lang er Gott gehorsam war,
der Lebensbaum nicht verboten werden durfte. — V. 24 nicht Du-
blette {Bud. 58. 238 f.) neben V. 23, sondern Weiterführung desselben
{Kuen. XVIII. 134). Gott, nachdem er den Menschen aus dem Garten
forlgeschickt d. h. fortgehen geheissen, treibt ihn, den zögernden oder
doch draussen vor der Pforte stehen bleibenden, fort, u. damit ihm
jede Möglichkeit, eigenwillig zum Garten u. zum Baum zurückzukehren,
abgeschnitten werde, lässt er östlich (2, 8) vom Garten Eden^s, wo
also {wie bei einem irdischen Gottesheiligtlium) der Eingang war, die
(d. h. die bekannten, nicht; die sämmtlichen) Kerube u. die Flamme
des sich drehenden oder zuckenden Schwertes sich lagern, nicht um
den Garten statt der Menschen fortan zu bewohnen {Kurtz), sondern um
den Zugang zu bewachen, Dass auch die Urmenschen nun östlich vom
Garten wohnten {Kn.)y liegt nicht in den Worten des mass., sondern nur
des LXX Textes, welche nach xccrciMöBV noch avrov (in«) u. vor tcc
XsQOvßlfi noch xal ^ra^s (own) geben, ö'^a'^sri] über die Kerube s. im
BL. L 509 f.; Win.^ l. 225 f.; Ate. HWB. L 227 fiT.; auch Kosters in
Th. Tijds. XIII. 445 f. Als ein Beweis für die Entlehnung der Paradies-
sage von den Babyloniern können auch diese Kerube nicht verwendet
werden. Ob jene geflügelten Stiere mit Menschenköpfen^ welche bei
den Babyloniern u. Assyrern (vne die Sphingen der Ägypter) die Zu-
gänge der Tempel u. Paläste bewachen, ausser ihren gewöhnlichen
Namen auch den Namen Kirubi fülirten {Sehr ad, KAT.^ 39 f.; Lenorm,
B6rose 80. 135; Orig.^ L 118ff.; Del Par. 153f.), ist noch selu«
zweifelhaft (s. ZA. L 68 f., u. BTeloni ebendort VI. 124—140). Aber
von diesen Stiercolossen kann die althebr. Vorstellung der Kerube, wie
sie sich Ps. 18, 11 ergibt, nicht hergenommen sein, es müssten denn
in der altbabyl. Zeit die Stiere auch geflogen sein. Selbst die Kerube
als Paradieswächter verrathen durch ihre Verknüpfung mit der Schwertes-
flamme noch deutlich ihren Ursprung aus der Vorstellung der Gewitter-
sturmwolken. Viel näher als die Stiercolosse stehen den hebr. Keruben
die Greifen, auch assyr. kurubu als Benennung des Geier^s {Del. ass.
Stud. L 107; Ezechiel ed. Bär S. XIIl), wenn diese Bedeutung des
6*
84 Gen. 4.
Worts sich bestätigt Nur ist ein Etymon auch hiefur nicht klar, denn
aus karubu = ruhu im Synonymenverzeichniss {Del. Par. 154) folgt
nicht, dass 3*^^ gross, gewaltig sein bedeute, auch wäre das das denk-
bar farbloseste Etymon. — Die Kerube, sonst die Träger u. Begleiter
der herabkommenden Gottheit, haben hier die Function, Hüter des un«
nahbaren Gottessitzes, der göttl. Güter u. Schätze zu sein, wie Ez.
28, 14ff.j u. wird eben damit, dass hier Kerube wachen, der Garten
als ein rechter Gottessitz gekennzeichnet. Analogien bei andern Völkern
bieten die fabelhaften Greifen, „Wesen mit Löwenklauen, Flügeln, Adler-
schnäbeln, flammenden Augen u. s. w., welche zB. in den Gebirgen
nördlich von Indien das viele Gold bewachen, s. Ktes. Ind. 12 ed. Lion,
Aelian h. anim. 4, 27; Her. 3, 116. 4, 13. 27; Aesch. Prom. 804 f.;
Pausan. 1, 24, 6; Plin. 7, § 10 u. a.** {Kn.)i bei den Indem auch der
mit dem Blitzesgeschoss bewaffnete Kr<^änu, welcher den himml. Soma
bewacht {Weber Ind. Stud. II. 313 f.; Kuhn Herabkunft des Feuers
146 ff.), entfernter der den Lebensbaum der Eranier hütende Fisch,
Karo-Mac^o oder Khar-Mähi {Spiegel Av. ID. S. LIV) oder der Held
Alten-Tata zu Boss bei den Tataren, der das Lebensgras bewacht (s.
oben S. 49 f.). — Das feurig flammende Schwert, welches den Keruben
beigegeben ist, ohne darum in ihrer Hand zu sein (das eine den
mehreren) ist das auch sonst (§eph. 2, 12. Jer. 46, 10. Jes. 34, 5)
als selbständige Macht gedachte Bacheschwert Gottes, eine Vorstellung,
deren letzte Grundlage der geschwungene Blitzstrahl sein wird. —
Der Garten aber mit dem Baume des Lebens, obwohl den Sterblichen
von nun an verwehrt, bleibt, ein Gegenstand der Sehnsucht der Men-
schen, aufgespart, wie die Späteren sagen, für die, welche ohne Tod
(5, 24) oder durch den Tod zum Leben hindurchdringen (zB. Hen.
25, 4 f.; Apoc. 2, 7. 22, 2; 4 Esr. 8, 52 Vulg.; Test. Levi 18 u. a.).
3. Das Wachsthum der Sünde unter den Menschen und die
Geschichte der bösen Urväter Gap. 4; nach ü u. B.
1. An die Anfangszeiten der Menschheit reicht keine geschichtliche
Erinnerung hinauf. Aber sich VorsteUungen darüber zu machen kann
der menschl. Geist nicht lassen. Alle gebildeteren Völker des Alter-
thums haben es versucht, diese leeren Bäume vorhistorischer Zeit durch
allerlei Gestalten u. Geschichten zu beleben, jedes nach seiner Weise,
nach dem Sinn, in welchem es dachte u. strebte, u. nach dem Ge-
sichtskreis, in den es sich durch seine geograph. u. geschichtl. Ver-
hältnisse hineingestellt fand. Anhaltspunkte für solche Versuche gab
die Analogie der jüngeren Menschheitsentwicklung u. die Beflexion über
diese: die mannigfaltigen Gewohnheiten, Sitten, Gewerbe, Künste, Er-
kenntnisse, Gesellschaftsordnungen, in deren Besitz u. Übung sich die
späteren Menschen befanden, wussten sie als erst mit der Zeit ent-
standen, vervollkommnet, oder auch gefunden u. gefördert von einzel-
nen Personen, an welche entweder noch ein dunkles Andenken sich
erhalten hatte, oder welche man, von den Benennungen der Sachen u.
Gen. 4. 85
Thätigkeiten ausgehend, sich dazu dachte, sei es dass man sie noch
innerhalb des Maasses menschlicher Persönlichkeiten hielt, oder sie als
göttliche u. halbgöttliche Wesen (Heroen) vorstellte u. verehrte, u. bei
den Heiden wenigstens wurden solche Darstellungen schliessUch immer
in die Ursprünge der Götter selbst zurückgeführt Dass man derartige
Wesen der vorgeschichtl. Zeit, je nachdem man die von ihnen ab-
geleiteten Bildungen als Güter oder Übel empfand, theils als wohl-
thdtigCy theils als schädliche u. feindliche auffasste, lag in der Natur
der Sache. Eine genauere Unterscheidung der Zeiten hört für solche
Fernen von selbst auf, u. leicht mochte man darum auch der geschichtl.
Zeit näher Liegendes allmählig auf noch frühere Perioden zurück-
schieben. Derartige Vorstellungsreihen über die Urzeiten sammelten u.
erzeugten sich in den Völkern zunächst durch gemeinsame Arbeit, aber
unbewusst u. kunstlos, u. mit allerlei Abweichungen, sogar Wider-
sprüchen im einzelnen; ihre bestimmtere Gestaltung u. Ordnung haben
sie erst durch Dichter, Denker u. Volkslehrer erhalten, welche mit Be-
wusstsein u. Absicht, nach bestimmten Gesichtspunkten, u. nicht ohne
Sichtung u. Umbildung sie verarbeiteten. So war der Gang der Sache
bei allen Völkern; es liegt kein Grund vor, dem Volk Israel in diesem
Punkt eine Ausnahmestellung zuzuweisen, als hätte dieses allein, eines
der jüngsten von allen, über die Urzeiten eine wirklich historische Ober-
Ueferung besessen. Wenn gleich es schon frühe in Religionssachen
anders dachte als die übrigen, war es doch wie durch Verwandtschaft
u. Sprache, so durch Wohnsitz, Verkehr u. Geschichte mit einem
grösseren Völkerkreise aufs innigste verwachsen; auch in seinen Vor-
stellungen über die vorgeschichtl. Zeiten zeigen sich noch genug Ähn-
lichkeiten mit denen der andern. Es wäre gar nicht verwunderlich,
wenn es sich künftig noch greifbarer herausstellte, dass unter den
Gestalten, mit denen es jene dunkeln Räume ausgefüllt hatte, einst
sogar Halbgötter oder göttlich verehrte Wesen gewesen sein mögen.
Aber mit der Zeit wurde bei ihm dem Fortleben jener Ursagen durch
die Einwirkung des Mosaismus ein Ende gemacht: an Bedeutung ent-
werthet u. des mytholog. Schmuckes entkleidet konnten sie sich nur
noch so weit forterhalten, als sie mit dem höheren Gottesbewusstsein
vereinbar u. zur Vorstelligmachung der fernsten Urzeiten in der Ein-
bildung der Leute unentbehrlich waren. Der nüchterne u. rein ver-
ständige Charakter, den die Gen. 4 — 6 erhaltenen Reste davon zeigen,
war ihnen vielleicht zum Theil schon vorher aufgedrückt, ehe sie von
den bibl. Erzählern in die Schrift gefasst wou^en. Nur um so un-
bedenklicher war es dann für diese, derartige alte Stoffe für ihre Zwecke
zu verwenden.
2. Sichtbar werden in Gen. 4 diese alten Geschichten nicht um
ihrer selbst willen berichtet. Schon die Unvollständigkeit u. die un-
gelöst gelassenen Schwierigkeiten (V. 14. 16 f.), welche später die
Haggada-Dichter in ihrer Weise durch Zusätze zu erledigen suchten, er-
lauben nicht das anzunehmen. Sie bilden vielmehr nur den Stoff, an
welchen höhere Ideen u. Lehren angeknüpft werden. Der Lehrzweck
liegt hier so klar zu Tage wie beim vorigen Stück, u. leicht bemerkt
86 Gen. 4.
man auch, dass diese Ideen sich eng an die von Cap. 2 f. anschliessen.
Kaum dass die nun ausserhalb des Gottesgartens auf der Erde wohnen-
den Protoplasten durch Zeugung sich zu mehren angefangen, trat auch
die sündige Macht, welche in ihnen Eingang gefunden hatte, stärker
hervor u. führte in Kain bereits zum Brudermord, damit aber zu noch
tieferer Gottentfremdung, zur Fortwanderung aus Eden, zu jenem ruhe-
losen Leben auf der nach Gottes Ordnung immer undankbarer werden-
den Erde, wie es zu des Erzählers Zeit bei manchen, von besseren
Anfängen herabgesunkenen Völkern sich fand. Das Geschlecht, welches
von solchem Ahnherrn abstammend sich ausbreitete, machte nun wohl
auf der Erde sich heimischer, wusste in Erfindungen u. Einrichtungen
fortschreitend sich in seiner Art das Leben zu erleichtern u. zu ver-
schönem, gerieth aber in das sündige Wesen immer tiefer hinein, u.
entwickelte zuletzt einen Geist wilder Roheit u. Mordlust, i%m gegen-
über, was der erste Ahnherr that, nur wie eine Kleinigkeit erschien.
Damit waren aber Zustände eingetreten, welche das Gericht Gottes
herausforderten. So wird hier in ein Paar Zeichnungen (die erste V.
1 — 16 wohl ausgeführt, die zweite V. 17 — 24 in kurzen Notizen)
ein Bild entworfen von der sittl.-religiösen Entwicklung des ersten
Zeilraums, um zuletzt V. 25 f. auf das Gp. 5 folgende sehr anders-
artige Gemälde hinüberzuleiten u. die in diesem gezeichnete Sethitische
Linie der Urväter als den Gegensatz gegen die Kainitische ausdrück-
lich zu charakterisiren. Nur noch in untergeordneter Weise tritt in
dem Stück, wie es jetzt lautet, auch der andere Gesichtspunct her-
vor, von der Entstehung der Lebensweisen, Künste u. Fertigkeiten eine
Zeichnung zu geben (17. 19 — 22; auch 2 f. 12), u. dass dieser Ge-
sichtspunct auch dem Vrf. von Gp. 2 f. nicht fremd war, zeigt 2, 19 f.
24. 8, 7. 19. 21.
3. Geht man auf den Inhalt des Cap. näher ein, so ist das schöne
Lehrstück V. 1 — 16 nach Stoff u. Zweck leicht durchsichtig. Dass
dasselbe von einem, der die Kain- u. §ethstammtafel zusammenklam-
mem wollte, künstlich aus V. 17 ff. herausgesponnen sei {Bud. 183 ff.),
ist zu viel behauptet; allerdings setzt es (V. 1. 15) Bekanntschaft mit
dem Stück V. 17 — 24 (s. V. 17. 24) voraus, ist aber im übrigen die
lehrhafte Bearbeitung eines besonderen Stoffs, der möglicherweise in
jenem Stück (wenn man annimmt, dass dasselbe einst vollständiger
gewesen sei, als es jetzt lautet) enthalten gewesen sein kann, jeden-
falls zu demselben Sagenkreis gehörte. Auffallend ist nur, dass schon
bei den ersten Kindem der Urmenschen der Unterschied von Acker-
bauem u. Hirten, ebenso von Frachtopfer u. Thieropfer hervortritt;
auch ist der Sprang von der ersten Sünde der Urmenschen zu dem
Brudermord ein sehr grosser; endlich setzen die Worte Kain's V. 14
schon einige Bevölkerung der Erde voraus. Es ist daher zu vermuthen,
dass dieser Erzählungsstoff, wie er urspr. gedacht war, nicht soweit
vorn an der Spitze des Menschengeschlechts gestellt sein wollte. —
Fasst man sodann das genealogische Stück 14 — 24 ins Auge, so kommt
zunächst die längst bemerkte Ähnlichkeit der Kainitischen Namenreihe
mit der Sethitischen Cp. 5 in Betracht Die letztere, als zehngliedrige,
Gen. 4. 87
ist zwar um 3 Namen (§eth, £no§, Noah) länger, aber die 6 mittleren
Namen sind, mit kleinen Änderungen im Laut u. in der Reilienfolge,
dieselben: Kain, Hanokh, ^Md, Mehujaäl, Methu§ael, Lemekh in Gp. 4,
KSnan, Mahalalel, Jered, Hanokh, Methu§elah, Lemekh in Cp. 5. Das
kann nicht zuföllig sein. Dass man in ältester Zeit noch eine geringere
Auswahl von Namen gehabt habe {Häv,), oder dass die beiden Ur-
familien durch die Wahl gleicher oder ähnlicher Eigennamen ihrer
Wechselbeziehung (?) unter sich Ausdruck geben wollten (Bmg, Del.^
Ke,), sind Auskünfte, die hier, wo wir noch gar nicht auf historischem
Boden stehen, um so weniger zuzulassen sind. Vielmehr muss es einen
festen Grund solcher alten Namen gegeben haben, welche von ver-
schiedenen Erzählern verschieden geordnet u. verwendet wurden {Butlm.,
Ttichj Ew. Kn, a.). Dass die Namen der Kainitentafel durchaus ur-
sprünglicher erhalten seien (RedsL; Bud. 150), lässt sich nicht be-
weisen; mit demselben Recht Hesse sich das Gegentheil {HaL 218 f.)
behaupten, zB. dass ^Irkd u. Mehujael so gestaltet seien, damit sie einen
Übeln Sinn geben; da bei den LXX Mahalalel u. MethuSelali auch in
Cp. 4 stehen, muss man fast vermuthen, dass selbst noch jüngere Leser
solche Änderungen vorgenommen haben. Im übrigen ist das Etymon
dieser (zum Theil unhebräischen) Namen meist so unklar, dass man
darauf nichts bauen kann. — Fragt man nach der Bedeutung dieser
alten Namenreihe, so kann darüber nur das, was üb§r die Träger der
Namen erzählt wird, Aufschluss geben. Man darf deshalb auch nicht
von dem farblosen Verzeichniss Cp. 5 ausgehen, wo alle Erzählung
fehlt, sondern muss sich an 4, 17 ff. halten, wo aus dem, was in der
lebendigen Sage über sie erzählt worden sein mag, wenigstens noch
einiges mitgetheilt wird. Darnach scheint es, dass eine Darstellung der
Ursprünge der wichtigsten Beschäftigungen u. Lebensweisen an die-
selben angeknüpft war. Die Notizen über die erste Stadt, die Viel-
weiberei, das Zelt- u. Hirtenleben, die Schmidekunst u. Musik (17.
19 — 22) führen entschieden auf eine solche Haltung des Sagenkreises,
aus dem 4, 17 ff. geschöpft ist. Am nächsten zu vergleichen ist dazu,
wie in der phönik. Sage (oben S. 7; auch Len, Or.^ L 194 ff.) der
Fortschritt der Erfindungen u. Kenntnisse mit einer langen Reihe ältester
Geschlechter von Göttern u. Menschen verknüpft war, entfernter vde
nach Berosus in der babyL Sage unter den 10 vorsintfluthlichen Herr-
schern eine Folge von 6 — 7 Erscheinungen des Gottes Anu (Oannes)
die Menschen ihre Kenntnisse, religiösen u. staatlichen Ordnungen lehrte
(Euseb. chron. ed. Schöne I. lOff.; auch Len. 216. 580 ff.), ja wie
selbst noch in den späten Schriften der Parsen die älteste Menschheits-
geschichte mit dem Nachweis der allmähligen Culturentwicklung aus-
gefüllt wird {Spiegel, Er. AK. L 473 ff.). Immerhin verträglich mit
dieser Bedeutung der Namenreihe wäre, dass ein Theil der Namen
(natürlich nicht die auf El auslautenden) Benennungen von Göttern
oder halbgöttlichen Wesen gewesen wäre. Aber was GVoss, Bocharl,
BtUlmann in dieser Richtung aufgestellt haben, hat kernen Werth, weil
sie nach blosser Lautähnlichkeit die Götternamen der class. Mythologie
zu finden sich bemühten, u. auch der etymologische Weg führt, bei
88 Gen. 4.
der völligen Unsicherheit der Etyma, zu blossen unbeweisbaren Hypo-
thesen, mag man {Ew, 6.^ I. 381 f.) alte Göttemamen, oder {BöUch,
de inferis § 245 fr.; ÄL. 4) sachgemässe Bezeichnungen der stetigen
Culturfortschritte darin nachweisen wollen. Gegenüber von jener, durch
den Text selbst an die Hand gegebenen cullurhistorischen Bedeutung
der Namenreihe hat die Meinung von einem ethnographischen Sinn der-
selben wenig oder keine Berechtigung, sei es dass man darin Ursprung
u. Wesen der ostasialischen, speciell mongolischen (im Gegensatz gegen
die Noachische oder Kaukasische) Rasse {Tuchy Kn.) oder wenigstens
in den 3 Lemekh-Söhnen die urkenaanäische u. urasiatische (akka-
dische, elamit., protomedische) Bevölkerung (Len. 208 ff.) beschrieben
finden will. Denn von den Namen ist ausser Kain u. Tubal keiner
sonst als Volksname bekannt; ein sicherer Hinweis auf Ostasien ist in
4, 16 nicht enthalten; von Bekanntschaft der Hebräer mit Völkern öst-
lich von Elam u. Madai hat man sonst keine Beweise. Zuzugeben ist
nur, dass bei Schöpfung von Namen wie Kain, Tubal, Stadt Hanokh
(ja selbst bei der Zeichnung des Gegensatzes zwischen Kain u. Abel
im andern Stück) auch zeitgenössische Völker u. Örtlichkeiten vorge-
schwebt haben mögen. — Aber endlich auch dass die Genealogie
gerade in 7 Gliedern verläuft u. an ihrem Ende der Stamm in 8 Äste
sich spaltet, ist weder zufällig, noch vom Erzäliler so erfunden, son-
dern erscheint als Sache einer in der Anordnung genealogischer Stoffe
auch sonst üblichen Kunst. Wie die Sage überhaupt es liebt, längere
Reihen zusammengehörender Erinnerungen auf feste Zahlen zurückzu-
führen, um sie vor dem Auseinanderfallen oder Verlorengehen zu
schützen, u. wie geneal. Reihen selbst noch in jüngeren Zeiten bei den
Israeliten nach festen Zahlen geordnet wurden (der Zahl zehn Ruth
4, 18 ff., der Zahl sieben Matth. 1; Luc. 3), so scheinen auch für die
.Zusammenordnung der Urmenschen oder Urherrscher die Zahlen 7 u.
10 schon fest gewesen zu sein. Beide lassen sich bei den verschieden-
sten Völkern von Indien bis Ägypten nachweisen (Tuch^ 97; Ew. G.^
I. 375; Len. Or.2 I. 224—232). Während bei A in Cp. 5 u. 11
die Zehnzahl durchgeführt ist, findet sich hier in Gp. 4 die Siebenzahl
angewendet; man wird nicht sagen können, dass die eine oder die
andere Zählweise die jüngere sei. Nur um so merkwürdiger ist aber
dann, dass beide Zählweisen mit dem je letzten GUed der Reihe eine
dreifache Spaltung des Geschlechts eintreten lassen (4, 20 — 22. 5, 32.
II, 26). Nicht dass ein Stamm mit der Zeit sich in mehrere Äste
verzweigt u. eine üppigere Entwicklung beginnt, ist hier das auffallende,
sondern dass bei solcher Verzweigung auch wieder eine feste Zahl, u.
zwar die Zahl 3, maassgebend war. Das weist auf eine schon aus-
gebildete Kunst in der Darstellung dieser Dinge hin.
4. BezügHch der Gomposition des Cap. war man meist {Tuch^
Kn. Hupf. Schrad.) der Ansicht, dass es dem C zuzuschreiben sei,
höchstens mit Ausnahme von V. 25 f. Aber für streng einheitlich kann
man dasselbe doch nicht halten. Denn anlangend das Verhältniss von
V. 25 f. zu 17 — 24, so ist schwer anzunehmen, dass ein Schriftsteller
von sich aus, ohne durch eine Vorlage gebunden zu sein^ die §eth-
Gen. 4. 89
u. Kaingenealogie, in denen beiden wesentlich dieselben Namen wie-
derkehren (s. Nr. 8), neben einander hingestelll halte. Ebenso, betreffend
das YerhSltniss von 17 — 24 zu 2 — 16, ist zwischen Kain als Städte-
bauer u. Kain als unstetem Flüchtling in unbebaubarem Land ein
auffallender Widerspruch ohne Andeutung, wie er gelöst werden soll.
In dieser Weise schreibt ein einheitlicher Erzähler nicht; die Berufung
auf die mflndl. Überlieferung, in welcher diese Differenzen schon vor-
handen gewesen sein werden {Riehm in StKr. 1885 S. 762), wird
nicht ausreichen, weil doch in diesem Fall der Vrf. es in der Hand
gehabt hätte, sie zu glätten. Endlich kommt in Betracht, dass in V.
17 — 24 die Nach Weisung des Culturfor Ischrittes als leitender Gesichts-
punkt zu Grund liegt (s. Nr. 3)> ein solcher aber nur da rechten Sinn
hat, wo die Continuität der Menschengeschichte nicht dursh die Sint-
fluth unterbrochen wurde (umsonst bestritten von OGruppe in ZATW.
IX 153), während doch durch V. 25f. (vgl. 5, 29. 6, 5 ff.) entschie-
den auf Noal^ u. die Fluth hinübergeleitet werden soll. Mit Rücksicht
auf diese Gründe hat man (Wl, XXI. 399 ff, Bud., Kuen. ThT. XVDI.
158; 0.2 L 245 f.) vermulhet, dass im urspr. Buch des C (bei ihnen
J*) nichts von der Fluth, sondern nur die Paradiesgeschichte u. gleich
darnach 4, 1. 2^. 16^—24, weiter 11, 1—9 (m.), oder (Bud, Kuen.)
6, 1—4 {Bud. 6, If. 4). 9, 20—27. 11, 1—9 gestanden habe, dass
dann (JVL Kue,) im Lauf der Zeit 4, 2*. 3 — 16* (man weiss nicht,
durch wen?) hinzugekommen, endlich von einem neuen Bearbeiter (J^)
4, 25 f. sanmit der jahvistischen Fluthgeschichte beigefügt worden sei,
oder aber (Bud.) 4, 25 f. u. die jahv. Flutherzählung von i% u. zuletzt
4, 2*. 3 — 16* von J^, zur Ausgleichung zwischen V. 16^— -24 u.
25 f., hinzugeschrieben sei. Bei dieser Hypothese würde die Verschie-
denartigkeit der Bestandtheile von Cp. 4 u. der ganzen jahv. Urgeschichte
verständlich, aber die wesentliche stylistische Gleichheit derselben bleibt
unerklärt; wenigstens liegt darin, dass man sie unter eine gemeinsame
Benennung J subsumirt, keine Erklärung. Ausserdem wird nicht jedem
einleuchten, dass der Vrf. von Gp. 2 f. auf ein Stück solcher sittlich-
religiösen Tiefe u. Tragweite nichts weiteres als den Bericht über die
Gulturfortschritte der Menschheit habe folgen lassen. EndUch trägt in
Cp. 4 gerade der Abschnitt V. 1 — 16 viel mehr Zeichen seiner Zu-
gehörigkeit zu C an sich, als V. 17 — 24. Abgesehen von V. 7^ (s. d.)
u. der Erwähnung Eden's V. 16, zeigt sich hier die Selbigkeit des
Zwecks (das Wachsthum der Sünde nachzuweisen) u. dieselbe feine
psychologische Zeichnung wie Cp. 2 f., ebenso die gleiche Ausdrucks-
weise (welche andernfalls auf künstlicher Nachahmung beruhen müsste)
zB. riten« 2 f. 10* 12, nito 8, rttoiKn nay 2. 12, »?5 14 (3, 24), ^tf?^h
15 (3, il), nPK -n^jh« 11 (3, 14), die Fragen Gottes 9f. (3, 9. 13),
s. Schrad. Stud. 126 ff.; auch bemerke man das sonst dem C geläufige
tj-^Din 2. 12, -i^ ri^n 5 f., rit n^^ 11 (Num. 16,30). Hiemach wird
vielmehr umgekehrt zu urtheilen sein, dass das Kainstück von G stammt,
die Kaingenealogie aber aus einer andern Quelle genommen ist, welche
übrigens wegen der Beziehung von 15* (wenn das kein harmonistischer
Zusatz ist) auf V. 24 dem G schon bekannt gewesen sein muss.
90 Gen. 4.
Welches diese Quelle war, ist nicht zu sagen; vermuthen könnte man
B, an welchen auch sonst C sich gerne anschliesst, von welchem man
keine Flutherzählung hat, u. welchem als nordisrael. Schriftsteller Be-
kanntschaft mit dem phönik. Sagenkreis am ehesten zuzutrauen ist
An sich nun läge es am nächsten anzunehmen, dass erst R die Kain-
genealogie in G eingearbeitet, auch in V. 25 einige Zusätze gemacht
hätte (so in Aufl.^). Freilich hat man {Bud. 220 ff.) eingewendet, dass
auch V. 17 — 24 mehrfache Verwandtschaft mit Stücken des C zeige
("f^*^ 18, Kün na 22, i"^"» tawj 21; ^^a« »^n 20 f.; h nlp*' 18; Jr^a-in n»?,
r>nVn d^ 19; vgl dazu 4,'25>1 10, 2i--25. 11, 29. ISI, 38. 22* 20 ff.),
u. daraus auf G als Urheber zu schliessen sei. Erkennt man das an,
so wird man zu urtheilen haben (so in Aufl.^), dass schon G die
Kaingenealogie zur Zeichnung nicht sowohl des Guiturfortschrittes, auf
den es ihm nur nebenbei ankommt (s. 3, 21), als vielmehr der Sün-
denentwicklung, aus der Vorlage aufgenommen habe, unbekümmert um
die aus V. 17 sich ergebende Unebenheit. Aber jener Einwand ver-
liert sein Gewicht, wenn man bedenkt, dass in den meisten jener
Parallelstellen (4, 25 f. 10,21—25. 22, 20 ff.) nicht reiner, sondern
von R excerpirter oder modificirter Text des G vorliegt, dass weder
iV-» zeugen (s. 25, 3 bei B; 10, 24. 22, 23 bei R), noch )> iV;; dem
G eigenthümliche Ausdrücke sind, ebenso dass Kin tOi (zB. 20, 5. 27,
31. 2 Sam. 21, 20) oder 'ai w (Ex. 1, 15. 1 S. 1, 2. 14, 49. 2 S.
4, 2 u. ö.) ganz gewöhnliche u. kaum zu vermeidende Wendungen
sind, u. 'ai "»a« 20 f. von 'ai '»a« 10, 21. 22, 21 sehr verschieden ist.
Die Vermuthung, dass erst R V. 17 — 24 hier eingearbeitet habe, bleibt
deshalb immer noch möglich. — Was dann noch V. 25 f. betrifft, so hat
man zwar in demselben einen Einsatz des R {Ew, JB. VI. 18; Schrad,
122 ff.) vermuthet, durch welchen die Kaingenealogie mit der Sethiti-
schen Gp. 5 zusammengeklammert werden sollte, aber da 26^ durch
diesen Zweck nicht motivirt wäre, da femer auch weiterhin G den
Fortgang des Jahvedienstes nachzuweisen sich angelegen sein lässt (s.
zu 26), da endlich G, welcher von Noah (5, 29. 6, 8 ff.) erzählte,
einen Übergang zu diesem gehabt haben muss u. ihn nicht durch die
Kain-, sondern nur durch die Sethhnie gemacht haben kann (Hupf.
WL), so sind vielmehr diese Verse als der Rest einer (nicht so trocken,
wie bei A, gehaltenen) Sethgenealogie des G anzusehen, deren weitere
Glieder von R mit Rücksicht auf Gp. 5 weggelassen wurden. Dabei
könnte man immerhin annehmen, dass V. 25 f. bei G ursprünglich vor
V. 1 gestanden hätte, d. h. Kain u. Abel nicht erste, sondern nach-
geborene Söhne Adams gewesen wären, u. erst R mit Rücksicht auf
V. 17-— 24 die Umstellung gemacht, zugleich i^y u- VP — ^n« V. 25
eingeschoben hätte (in welchem Fall sowohl die Nr. 3 i. A. genannten
Bedenken, als auch der Widerspruch zwischen V. 26^ u. 1°. 3 sich
leichter heben würden).
Vgl. Zu Gap. 4 f. BuWmann Mythologus I. 152 — 179; Grolefend
zur Sagenpoesie des Orients in ZDMG. VIII. 777 ff.; Redßlob de homi-
num, qui ante diluvium Noach. vixerint, tabula etc. Hamb. 1847; Ewald
JB. VI. 1—19; Win. RW.» H. 206 ff; Rie. HWB 803 ff., 1466 ff.;
Gen. 4, 1. 2. 91
Budde Bibl. Urgesch. 117ff.; Kuen. ThT. XVffl. 148ff.; Halevy RB.
IX S. 205 ff. in REJ. l. XIV (1887).
V. 1 — 16. Kain's Brudermord und Strafe. V. If. Zeugung
Kain's u. Abel's, u. deren Berufsarten. — V. 1. Der neue Anfang, ohne
consec. Temp., zeigt, dass kein unmittelbarer Anschluss an's Vorher-
gehende stattfindet. Dass 'i*^ den Sinn eines Plsqpf. habe (Aal), ist
nicht angezeigt. "5^!] s. zu 3, 20. 5>t^] kennen lerneny Bekanntschaft
machen mit, in der Bibel häufig fQr den vertrauten Umgang der Ge-
schlechter u. euphemistisch fQr Beischlaf V. 17. 25. 24, 16. 38, 26
vgl. 19, 5. 8; aus dem AT. in das Hellenistische u. manche andere
Sprachen übergegangen {Ges. th. 571). Dass vr^ blos von der erst-
maligen Beiwohnung gebraucht wurde {Bud. 157 f.), wird durch 38, 26.
1 Sam. 1, 19 nicht bestätigt — Das Weib nach seiner ersten Geburt
gibt der Freude des Herzens Ausdruck in einem Jubel- u. Dankeswort,
das so formulirt ist, dass daraus der Name des Kindes sich ergibt.
X!^ sonst n. app. == Speer (s. V. 22) und n. pr. eines Volksstammes,
ist hier, als käme es von y'p, = nag hervorMngen, erschaffen, er-
werben, als Geschöpf (vgl. ijs}? Ps. 104, 24) oder Erwerb gedeutet.
Hervorgebracht, erschaffen oder erworben habe ich einen Mann d. h.
ein männl. Kind (1 S. 1, 11 ; Ij. 3, 8), „ein Kind des bevorzugten u.
starken Geschlechts (29, 32. 35, 17. 1 S. 4, 20. Ps. 127, 3 f. 128, 3)"
mit Jahve (LXX Gott) dT h. mit seiner Hilfe, durch seinen Beistand.
Zwar kommt ^» in fiesem Sinn sonst nicht vor (denn 49, 25 ist zwei-
felhaft), wohl aber ö? 1 S. 14, 45, u. wie in der Phrase, dass einer
mit einem d. h. ihm hilfreich nahe sei, w (zB. 26, 3. 28, 15. 31, 3)
u. r^« (zB. 21, 20. 26, 24. 39, 2; Jer. 1, 19; Ps. 12, 5) mit einander
wechseln, so muss auch für jenen Sinn ^k mit o» gleichbedeutend er-
achtet werden; bei den Griechen war ßvv ^s(p ganz geläufig (s. auch
Ew. JB. XI. 197). Ob die LXX mit ihrem Öici tov d'BOv {Vulg, per
Deum) dasselbe, nur frei, ausdrücken wollten, oder ob sie (s. Jos. 11, 20)
MK» (von Seiten, von) gelesen haben, was wirklich Onk. ausdrückt
(aufgenommen von Saad, Pisc. Cler, Dathe, Kamph. in StKr. 1861.
113 ff.), oder gar a (nach der Glosse 6 ''EßgaTog xal o 2vQog* iv
&B(p bei Field I. 17), muss dahingestellt bleiben. Die Lesart ^« ist
durch cvv des Sym. u. durch V der Pe^, bezeugt. Dass nicht zu ver-
binden ist: einen Mann mit Jahve d. h. einen mit ihm verbundenen
oder mit ihm gehenden, besagen auch die Accente. „Unstatthaft ist
'•'•»-^K als App. zu ü"»« (griech. Übers, bei Field; Luth. Münst. Fag.
Varen., SSchmidj Calov. Gerh. Osiand. Pfeiff,, noch Bmg., Philippiy
HÖlem.) oder w"^k als Praedicatsacc. (:ich habe Jahve zum Mann ge-
wonnen, ümbr. StKr. 1860. 141 f.; vgl. Tg Jon.)-, denn bei letzterer
Fassung würde die Benennung des Kindes gar nicht erklärt, u. bei
erslerer würde der Eva der (auch nach 3, 15) sinnwidrige Gedanke,
dass sie in diesem Kinde Gott geboren habe, zugemuthet. — V. 2. Van]
Hauchy Nichtigkeit, Vergänglichkeit, so wu'd der 2. Sohn genannt
ohne Zweifel mit Beziehung darauf, dass er „von Kain vernichtet wurde
u. gleich dem Lufthauch nur ein vorübergehendes, kurzes Dasein hatte
Ij. 7, 16. Ps. 39, 6" {ECn.), Ob diese mass. Aussprache des Namens
92 Gen. 4, 2—4.
in der urspr. Sage beabsichtigt war, kann man fragen. Als Name des
ersten Hirten könnte ^aH eine Variation aus i^a^ V. 20 sein (Ew. JB.
VI. 7 ff.; Goldz. 130 f., WL)] andere dachten an ass. äblu {hdblu) d. i.
Sohn^ wofür man die Bedeutung der Namen der übrigen Urmenschen
(Adam, ^ain, Seth, £no§) geltend machen könnte (Sehr, KAT.^ 44 f.).
Aber für die jetzige Erzählung passt doch nur ^an; auch wird ja gar
nicht gesagt, dass er schon bei der Geburt so benannt wurde. Dass
„der Vrf. Kain u. Abel als Zwillinge vorführe, indem er bei Abel keine
Schwangerschaft der Eva besonders erwähnt (BereL r., TgJon., Qi,,
Schum,), lehrt die Stelle nicht (sicher), s. 30, 12. 38, 5" (Kn.). ,J)er
ältere Bruder treibt Ackerbau, zu welchem schon Adam verurtheilt
worden war (3, 17), der jüngere bringt die Kleinviehzucht hinzu. Beide
Lebensweisen gehören zu den frühesten der Menschheit; sie folgten
nach Dicaearch bei Porph. abst. 4, 2 u. Varro r. rust 2, 1 auf die Er-
nährung durch die von selbst wachsenden Früchte der Erde (s. zu 2, 16).
Der Vrf. lässt V. 4 Abel Fleischopfer bringen, also das Vieh wohl nicht
blos der Milch u. der Felle (3, 21), sondern auch des Fleisches wegen
halten, mithin den Genuss des letzteren früher angehen als der Elohist
9, 3" (Kn.). Mit Unrecht woUte Hofm. (Schr.B.2 j, 534f ) ^jg Gott-
missfälligkeit von Kain's u. die GottgefMligkeit von Abel's Beruf etr-
weisen. — V. 3 — 5. Das Opfer der beiden Brüder u. Kain's Zorn.
V. 3. nach Ablauf (8, 6. 16, 3. 41, 1) von Tagen d. h. einer ge-
wissen Zeit, sc. nach dem Beginn ihres Geschäfts. „Die Zeitangabe
B"^*?; ist unbestimmt (40, 4) u. geht bald auf eine kürzere (24, 55),
bald auf eine längere Zeit (Num. 9, 22. 1 S. 29, 3)" En. Kein An-
lass ist, auf Grund von Stellen wie Jud. 17, 10. 1 S. 27, 7, den Be-
griff von u*w^ auf ein Jahr einzuschränken (IE. Qi. Hailsm. Dalh. Ros.
Bohl). Die Zeitbestimmung im BJub. s. bei Rönsch B. der Jubil. 239.
nn?toj Gabe (32, 14ff. 33, 10. 43, 11 ff.), hierspecieU Opfergaie, aber
noch nicht im speciellsten oder levitischen Sinn, wornach es den
Gegensatz zum Fleischopfer macht, vgl. V. 4. — V. 4. Abel brachte
dar etwas von (i» partit. wie 8, 20. 27, 28. 28, 11) den Erstgeburten
(Dt. 12, 6. 14, 23) seines Kleinviehs, einige seiner erstgebornen Läm-
mer, und zwar (3, 16) von ihren Fettstücken, nicht (Ke.) fettesten
Thieren. 'J'7?^';|5'»] für itr^a^nbi, was Sam. hat, vgl. 1, 21; der Sing.
)'^\^. wäre wohl zulässig (Lev. 8, 16. 25), würde aber die Mehrheit
der Thiere nicht so bestimmt ausdrücken. Im levit. Dienst ist Opferung
der Erstgeburten der Heerde u. zwar ihrer Fettstücke vorgeschrieben
Num. 18, 17 (über den levit Begriff von n^n s. zu Lev. 3, 3). Aus
diesem Erstgeburtenopfer zu schliessen (Tuch, Kn.\ dass der Erzähler
bei "«^«5 ■''?& auch an die Erstlinge (o^*?»») dachte, vgl. Lev. 23, 10.
17, ist nicht erlaubt. „Der Vrf. lässt den ersten Anfang des Opfers
gleich nach dem Beginn des Ackerbaus u. der Viehzucht eintreten u.
aus dem Bedürfhiss entstehen, Gott für den verliehenen Segen zu dan-
ken; er erwähnt aber noch keinen Altar, wie später bei Noali. 8, 20.
Doch nur Abel u. seine Gabe ziehen Gottes Blick auf sich'^ (Kn.), sc.
den gnädigen, wohlgefälligen (Onk. Pei. Sym.; irceKkLdTi Aq,). n»w]
im Pent. nur noch Ex. 5, 9. Woran aber erkannte K^ Abel's Be-
Gen. 4, 4—7. 93
vorzugung? an irgend einem Susseren Zeichen, deren das alte Opfer-
wesen genug hatte; Vrf. hielt nicht für nöthig, dasselbe näher zu be-
schreiben. Seit alter Zeit meinen viele (Theod. ivsTtvQiasv, Hier,
Greg,, Rai, IE. Qi., GroU Gerh. Daih, Ros. Bmg. DeL% dass Gott
durch Feuer vom Himmel (Lev. 9, 24; 1 Reg. 18, 38) AbeFs Opfer
angezündet habe; Schum. Kn* denken an ein persönliches Erscheinen
Gottes bei den Darbringern, wofür aber weder V. 6, noch 3, 8 be-
weisend ist Warum aber schaut Gott nur auf Abel's Opfer gnädig?
Nicht weil das Thieropfer an sich mehr werth war als das Frucht-
opfer {Julian bei Cyrill AI. c. Jul., TvLch, Kn.\ auch nicht, weil Abel
von den Erstgeburten u. von diesen das Fett, als Gewählteres, Kain
nur von den Früchten überhaupt opferte (DeL Ke,\ denn dadurch
wäre noch nicht begründet, dass Gott auf Kain's Opfer gar nicht schaut;
noch weniger, weil Abel den Zweck der Sühne im Auge hatte, Kain
aber nicht {Hofm,^ I. 585), wovon gar nichts angedeutet ist; oder
gar weil wegen des Fluches über den Erdboden Früchte Gott nicht
angenehm waren {tial. 208); sondern der Grund muss, da von blossen
Formfehlem in dieser vorgesetzlichen Zeit nicht die Rede sein kann,
u. da auch grundlose Willkühr (trotz Ex. 33, 19) bei Gott ausge-
schlossen ist, in der bei ihrem Opfer vorausgesetzten Gesinnung liegen,
wie aus dem schon von Greg, M. u. Lulh, betonten Ausdruck: auf
Abel u, sein Opfer, auf Kain u. sein Opfer, nicht: auf das Opfer
Abel's oder Kain's, hervorzugehen scheint, u. wie auch nach Hbr.
11, 4 durch die nicrig die dvaia AbeFs nXetcov war. Näher das
Mangelhafte des Sinnes Kain's, der doch auch in diesem Opfer freiwillig
seiner Gottesfurcht Ausdruck gab, zu bezeichnen, hat der Erz. nicht
für nöthig gefunden. Die Hauptsache ist, dass der Mensch, wenn er
sich von Gott verschmäht oder zurückgesetzt findet, darum noch nicht
grollen darf, auch nicht auf den Mitmenschen. Dem Kain aber ent-
brannte es sehr d. h. es entstand in ihm ein heftiges Feuer^ näml.
des Ärgers u. Unmuths. Er beweist eben dadurch, dass sein Geist
schon vorher nicht in der richtigen Verfassung war. Übrigens „findet
sich n^n, so ohne t|», im Pent nur noch V. 6. 18, 30. 32. 31, 36.
34,7. Num. 16, 15" (Ä'n.). u. sein Angesicht fiel] d. h. senkte sich;
die Miene des Niedergeschlagenen, Verdriesslichen, Trübsinnigen (Jj. 29,
24. Jer. 3, 12). — V. 6 f. Aber noch ist er nicht der Sünde ver-
fallen; er vernimmt noch die göttl. Warnungsstimme, welche ihm,
nicht in einer äusseren Erscheinung Gottes (Kn,), aber doch für den
Geist vernehmbar genug entgegentritt, u. ihn^ den Unerfahrenen, . zur
Selbstbestimmung über seinen Zustand u. die gefährlichen Folgen solcher
Stimmung, wenn sie gehegt vrird, aufmerksam macht. r^K^] an sich
mehrdeutig. Die Erklärung der LXX (nicht wahr, wenn du richtig dar-
bringst, aber nicht richtig zerstückst, sündigst du? sei ruhig!, wobei
f}v\i\> för HnB^ gelesen wurde, s. Töpler de Pent interpr. Alex, indole,
Hai." 1830, p. 63 u. JFürst in ZDMG. XXXV. 134 ff.), u. die von Amh.
Runs. Kmph., Rud, 205, Ri. HWB. 804 („magst du schöne Gaben
bringen oder nicht schöne, vor der Thür lauert die Sünde") ist durch
den Sprachgebrauch von Kva (Ez. 20, 31) am wenigsten gestützt; aber
94 Gen. 4, 7—8.
auch die Bedeutung Annahme (Äq. Theod, Pe§. Vulg., übrigens in
verschiedener Fassung) u. Vergehung {Sym. Onk, Hier., s. V. 13) ist
wenigstens nicht zusammenhangsgemäss; das vorausgegangene ^*^3fe ^^fea
verlangt Q*"?; zu ^mv hinzuzudenken, u. der Sprachgebrauch Ij. 10| 15.
11, 15. 22, 26 bestätigt diese Fassung (Tuch Kn. Ew. Del. Ke.): ist
nicht, wenn du gut thust, Erhebung sc des Angesichts, Heiterkeit,
guter froher Muth u. heitere Miene? veenn man mit That u. Sinn auf
das Gute gerichtet ist, ist auch Fröhlichkeit da. wenn du aber nicht
gtUthustf so ist nicht blos Senkung des Gesichts, Yerdriesslichkeit, son-
dern es ist Sünde nach der Thür hin (Prov. 9, 14) ein Lagerer oder
Laurer d. h. „bei solcher Geisteshaltung ist Sünde ganz nahe, um den
Menschen zu ergreifen. Die Sünde ist dem Vrf. eine Macht, welche dem
Menschen gegenübersteht u. ihn in ihre Gewalt bringt, wenn er sich nicht
bewacht, u. auf dich ist sein Verlangen, seine Gier gerichtet (3, 16),
aber du sollst ihn beherrschen (Ew.: u. wirst du ihn beherrschen?
§ 324^) d. h. „die andringende Sünde dadurch zurückschlagen und
besiegen, dass du den Unmulh bannst u. dich nicht zu bösen Thaten
hinreissen lässt^' (Kn.). Bei dieser Erklärung wird angenommen, dass
die Sünde mit einem Raublhier verglichen werde, welches an der Thür
auf den Heraustretenden lauert (Tuch erinnert auch an die arab. Be-
nennung des Löwen mit (jiäj|%JI oder ij^Lül; andere wollen gar
an den «na 3, 1 denken, obwohl y?^ trotz £z. 29, 3 dann kein passen-
der Ausdruck wäre). Aber die Thüre (Hausthüre) ist hier auffallend,
u. versteht man gar die Thüre eines Heiligthums (Ri. HWB. 804; Bud.
198), so schreibt man dem Vrf. ohne Noth einen unglaublichen Ana-
chronismus zu; ausserdem ist vor den Thüren zu lauem nicht Sitte
der Raubthiere (1 Ptr. 5, 8), noch taugt (rt'^ty u.) la ^wön zu diesem
Bild. Geeigneter zu V.** wäre das Bild einer VerfOhrerin, aber man
müsste dann r^xaS (ya^pi), w^gijwjn u. wa herstellen. Die Correctur „so
liegst du an der Thür der Sünde'' (llg. a.) passt wenigstens nicht zu
V.^. Ohnedem ist V.^, aus 3, 16 mit verändertem Sinne wiedeiiiolt,
bedenklich {Ew. WL). Ein r^wan Sündopfer {Hai. 208) hat hier keine
Stelle. Wie sehr auch die Alten hier anstiessen, zeigt die Umschreibung
des Onk. u. die Änderung der Pei. (s. Köhler im Repert. Bibl. Mrgld.
Lit n. 243 ff.). Wahrscheinlich ist der Text dieses V. schon frühe
verderbt {Olsh.), u. dann in der jetzigen, wenig befriedigenden Weise
hergestellt worden. — Y. 8. Kain soll gegen die andringende Sünde
kämpfen (3, 14 f.); aber er kämpft nicht; schweigend hört er das
Wort, nimmt den Bruder mit aufs Feld u. tödtet ihn. u. Kain sagte
zu Abel] was er sagte, ist im mass. Text nicht ausgedrückt, aber im
Sam. LXX Ital. Vulg. Fei. TrgJerL folgt 'ivren ro^ wir wollen aufs
Feld gehen, u. ist dies entweder urspr. Text {Kennic. Houbig. JDMich.y
Vogel, Vol., Gee. Pent Sam. 62 f., Ew), von Lagarde Symm. L 57
mit Unrecht (s. Gen. 27, 5. Ruth 2, 2) sprachlich beanstandet, oder
doch passende (noch passender wäre ^^sa) Ergänzung einer Lücke,
wie eine solche selbst noch in hbr. MSS. u. Edd. durch ein Pisqa
nach i-rjK angedeutet wird {de Rossi l. 5 f.). Obwohl der officielle
Gen. 4, 8—11. 95
Text schon dem Aq. {Field I. 18) Onh. Orig, Hier. quae. vorlag, u.
die Mass. ein Pisqa nicht anerkennen, ist doch so gut als sicher, dass der
Vrf. so nicht geschrieben haben kann. Eine Analogie böte höchstens
2 Chr. 32, 24 (nicht aber Jon. 2, 11 u. 2 Chr. 1, 2 f., wo ^^k s. v. a.
?i}»), um die Aposiopese der Worte ii"'»^ ns^a {Del, Ke,) wahrschein-
lich zu machen. Wollte man aber (s. Ew, 308^) gemäss £x. 19, 25
(wo jedoch die Relation einer Quellenschrift abgebrochen ist, um auf
eine andere überzugehen), aus V. 7 als Obj. ergänzen es^ sc. was Gott
zu ihm geredet hatte {Hier,, IE, Qi., Tuch, Bmg,), so würde sich
etwas psychologisch ganz unwahrscheinliches ergeben. So viel als ^aiy
vollends ist "^^kai nirgends, u. ist also unzulässig: von Gott gewarnt
redete er versöhnlich mit Abel {Ros. Bohl, Maur,), oder verstellt freund-
lich {Merx im BL. I. 6), oder: fasste einen Anschlag gegen {Böhm,),
was "lö» nicht bedeutet. Die sinnige Correctur {Böltch, ÄL. 3, Kn,
Olsh,) des *iö«*»'J in ^b»?J? er gab Acht oder lauerte auf ihn (2 S.
11, 16) wird durch trtuja 'ha nicht empfohlen {HaL: man erwartete
ö^a^ 'na). i-^rtK 2^] absichtlich wiederholt, um den Mord als Bruder-
mord zu zeichnen. — V. 9 — 16. Das Gericht über den Mörder u.
seine Fortwanderung aus Eden. V. 9. Die götll. Stimme, deren War-
nung der Mensch überhört hat, fordert nach der That Rechenschaft u.
klagt an. '^k] s. a. a. nn». Eine Frage wie 3, 9 zur Einleitung der
Untersuchung, aber die ganz andere Antwort, die darauf ergeht, zeigt
den furchtbaren Fortschritt der Sündenmacht. ),Kain leugnet frech,
dass er wisse, wo Abel sei, anders als Adam u. Eva (3, 11. 13); er
fügt sogar noch trotzig hinzu, dass er nicht der Wächter seines Bru-
ders, also nicht verpflichtet sei, dies zu wissen^ {Kn.), — V. 10.
Aber die Stimme lässt sich durch Leugnen nicht abweisen: sie hält
ihm das Verbrechen in seiner Nacktheit vor u. überfuhrt ihn. was
hast du gethan!] welche schwere Unthat verübt! eine Frage des Ent-
setzens, wie 1 S. 13, 11. 'a*! V-ip] Ausrufesatz vne Jer. 10, 22. Jes.
13, 4. 52, 8. 66, 6 u. s.; ci*»f??;i« {Sam. p?i«) ist Appos. zu ö'^ö^j {Ew,
317^): Stimme des Blutes deines Bruders, welches zu mir vom Erd'
reich her schreit! = horch! das Blut . . . schreit, ö''»?^] vergossenes
Blut s. Lex.; Onk, klügelt aus dem Plur. eine Beziehung auf die in
Abel gemordeten Nachkommen desselben heraus. „Unschuldig ver-
gossenes Blut schreit zu Gott um Rache, bis es gesühnt ist (Ij. 16, 18.
Ez. 24, 7 f. Jes. 26, 21), vgl. Gen. 9, 5. Andere himmelschreiende
Verbrechen 18, 20 f. 19, 13. Ex. 3, 9" {Kn.), — V. 11 f. Das Straf-
urlheil, härter als bei Adam u. Eva. nÄTsn-w] auch hier wie 3, 14,
kann i» nicht den, der den Fluch verhängt, einführen {JBMich, Bohl,
Maur. Bmg, a.), denn Flüche werden im AT. nur von Gott oder Men-
schen verhängt, auch nicht comparativisch gemeint sein, da zwar der
Gedanke, dass die Erde um des Menschen willen verflucht wird, cor-
rect (3, 17. 8, 21. Jes. 24, 20), aber der Ausdruck zu complex wäre,
sondern muss entweder von — weg {Ros, Vat, Tuch, Del.) oder von
Seiten bedeuten {IE. Qi., ScU. h, Mel,, Haitsm. Kn, Ke,), also die
Richtung ausdrücken, von der her der Gottesfluch an ihm wirksam
wird. Da nach 12^ 14. 16 alles auf die Vertreibung vou der Jittn«,
96 Gen. 4, 11—14..
die er bisher bebau l hat, hinav^ommt, so ist die erstere Auffassung
vorzuziehen, dann aber auch diehionK im Gegensatz zum unbebaubaren
' Land zu verstehen, ohne dass daraus {Bud. 191) ein anderer Yrf. als
der von Gp. 2 f. zu folgern wäre (s. dagegen 9, 20, was Bud. ohne
Bedenken dem Vrf. von Cp. 2 f. zuschreibt). Die nwiK, der hier dich-
terisch ein Mund zugeschrieben wird (wie der Hölle Jes. 5, 14), hat
das Blut aufgesaugt: damit wird nicht etwa eine Mitschuld derselben aus-
gesagt, sondern motivirt, warum sie sich gegen Kain empört; da sie
den furchtbaren Trank, von seiner Hand gereicht, hat trinken müssen,
kann sie ihn nicht mehr tragen. — V. 12. Die Erläuterung des Fluchs.
a) Der Boden, wann er ihn bebaut (V. 2), soll ihm seine Kraft d. h.
das Erzeugniss derselben, den Ertrag (wie Ij. 31, 39) nicht mehr
geben; das geht über den Fluch 3, 17 f. hinaus; k^ vor dem Jussiv
wie 24, 8. Ez. 48, 14 (öfters bei tjO'» s. Dt. 13, 1; s. auch Ges. 109,1
A. 1); der Inf. im Acc. untergeordnet, wie 8, 10. 12 u. s. b) unstet
u. flüchlig soll er sein auf der Erde; "^a; ^a eine paronomast. Formel
wie 1, 2; Jes. 14, 22; vagus et profugus (Bier.). Beide Seiten des
Fluchs hängen innerlich zusammen: weil ihm der Boden keinen Ertrag
giebt, muss er unstet wandern; aber die 2. Seite hat auch unabhängig
von der ersten ihre Wahrheit: es ist die innere Unruhe, welche den
Mörder ruhe- u. friedlos von Ort zu Ort jagt (Prov. 28, 17). Um Ver-
dammung zum Nomadenleben oder gar um einen Fluch auf dasselbe
{Bud. 192 f.) handelt es sich nicht Auch ist die Rede nur von der
Person Kains; dass dieser dem Vrf. als Stammvater der ostasiatischen
Steppenbewohner galt (^n.), zB. der Hunnen, qui omnes sine sedibus
fixis, absque lare vel lege aut ritu stabili dispalantur, semper fugten-
tium similes (Amm. Marc. 31, 2), ist mit nichts angedeutet — V. 13 f.
Kain durch das Strafurtheil zwar nicht bussfertig geworden, aber nie-
dergebeugt u. geängstigt, bittet um Ermässigung der Strafe, näher um
^ Schutz gegen die Blutrache, die hier (wie V. 2 f. Opfer u. Unterschied
der Stände) als selbstverständlich vorausgesetzt wird, zu gross ist
meine Schuld zum Tragen d. h. als dass ich sie tragen könnte {IE. Qi.
Calv. Pisc. Schum. u. alle Neueren). Zu •)»? mit Inf. s. Ps. 40, 6.
1 Reg. 8, 64 u. a.; fi» Vergehung schliesst hier, wie oft, ihre noth-
wendige Folge, Schuld u. Strafe, in sich; sie liegt wie eine schwere
Last (Ps. 38, 5. Jes. 24, 20) auf dem Sünder; sie tragen ist s. v. a.
die Strafe derselben über sich ergehen lassen (Lev. 17, 16. Num. 5, 31.
14, 33). Die Erklärung zu gross ist mein Vergehen zum Vergehen
d. h. als dass es vergeben werden könnte (alte Ühers., Luth. a.), ist
zwar sprachlich ebenso möglich, aber darum nicht passend, ,weil „Kain
V. 14 nur von seiner Strafe redet u. ihre Grösse näher beschreibt,
um eine Milderung zu erlangen*^ (£h.). Er sagt nämlich: siehe hin-
weggetrieben hast du mich durch deinen Ausspruch d. h. {Ew. 136c)
du treibst mich hinweg heute von der Fläche des Ackerlands^ das
ich bisher in Eden bebaut habe, u. vor deinem Antlitz werde ich
verborgen sein d. h. deinem Blick entzogen (oder auch : muss ich mich
verbergen d. h. darf mich vor ihm nicht mehr sehen lassen) u. werde
unstet u. flüchtig sein auf der (weiten) Erde: da wird es geschehen,
Gen. 4, 14 15. 97
jeder der mich findet, wird mich morden. Richtig haben die LXX
alles bis I^^ks als Voraussetzung (in el) zu '^ n;nj genommen, wo-
gegen der mass. Atnach bei T%$ die durch Onk, Saad. vertretene
Auslegung: ^^u. vor deinem A. sollte ich mich verbergen können? =
kann ich mich nicht v.'* auszudrücken scheint Dieser Wendung bedarf
es aber nicht: dem unter Umstanden freiUch anstössigen *üh 'stst (s.
Ps. 139, 7) liegt hier die auch V. 16 wiederkehrende Vorstellung, dass
Gott im Gottesgarten in Eden, dem ersten Heiligtlium der Welt (BJub. 8),
gegenwärtig sei, zu Grund; ein solcher Gottesort ist aber nach dem
Glauben u. Brauch des Alterthums (Ex. 21, 14. 1 Rg. 2, 28 ff. Ps.
27, 5} em Ort des Schutzes u. der Sicherheit vor dem Rächer. Erst
in zweiter Linie gehören Stellen wie Jon. 1, 3. 10. Gen. 46, 3 f. IS.
26, 19 (Tuch Kn. Wl) hieher. Von Eden, dem Wohnland Gottes,
fortgetrieben u. flüchtig auf der Erde fürchtet er keinen schützenden
Ort mehr zu finden u. darum vom Bluträcher getroffen zu werden;
auf die Furcht vor der Blutrache kommt hier alles hinaus. Der Mör-
der f&rchtet überall den Rächer, der ihm das Gleiche thut, was er
gethan hat. Aber wie kann ^ain auf der Erde Vollstrecker der Rache
ab vorhanden voraussetzen? Reissende Thiere (Joseph,, Qu JDMich.)
sind durch die Ausdrücke V. 14 f. ausgeschlossen; dass er an Adam's
etwa schon vorhandene oder zu erwartende Nachkommen denke (der.
Dath. Fat, HensL Ros. Bmg. Del, ife.), will sich zu V. If. u. 25,
auch zu T^Ka nicht recht schicken; von Adam unabhängige ostasiatische
Völker (Kn,\ Präadamiten (Peyr,), liegen schwerlich im Sinn des Vrf.
Man wird die Incongruenz der jetzigen Erzählung zugeben (Schum,
Tuch) müssen, kommt aber so immer wieder zu der Vermuthung
(S. 89), dass sie ursprünglich in anderem Zusammenhang gedacht
war. — V. 15. Gott will nicht, dass durch Blutrache in die von ihm
festgesetzte Strafe eingegriffen werde, will überhaupt nicht die wilde
ordnungslose Blutrache (Num. 35, 9 ff.) u. damit die Fortpflanzung des
Mordgeistes in immer weitere Kreise, darum geht er auf Kain's Bitte
so weit ein, dass er ihm Schutz gegen Mörder gewährt i^h] darum^
sc weil Kain's Klage Grund hat, weil allerdings sein Leben gefährdet
ist (An.), nicht: dennoch, aber doch (Tuch), auch nicht: oif% ovtcog
1? tih (LXX Theod, Sym. Pei. Vulg.). ^ a^h-^s] da aus Ex. 21, 20f.
nicht zu erweisen ist, dass &pa im Niph. oder Hoph. mit dem Nominat
des Beleidigers verbunden wurde (wie Qal mit dem Acc. desselben
Jos. 10, 13), u. darum öjp^ entweder wie Gen. 4, 24: er wird ge*
rächt werden oder besser impers.: es wird Rache genommen werden
bedeuten muss, so ist jeder, der Kain mordet s. v. a. wenn jemand
K. mordet, Ges. 116, 5 A. 5. ö^r^a»] sielenfach (Ges. 97, 3 A. 1)
d. h. für den Mord Kain's soll nicht blos durch den Mord des Mörders,
sondern noch anderer sechs zu ihm Gehöriger, oder eine andere dem
entsprechende Strafe (Onk.: bis in das 7. Geschlecht) Rache genom-
men werden, s. das Lied V. 24 (wo freilich Selbstrache gemeint ist).
•>p^a^] 8, 11. nSw] nicht ein Beglaubigungszeichen für die Wahrheit
der Zusage (IE., Gabi. Dalh. Vat. Ros. Bohl, Tuch Bmg.), etwa wie Ex.
8, 12, weil in diesem Fall als das zu Beglaubigende die siebenfache
Handb. z. A. Test. XL 6. Aufl. 7
98 Gen. 4, 15—17.
Rache, nicht die Nichttödtung Kain's angegeben sein müsste, auch Kain
keinen Zweifel an der Zusage geäussert bat, sondern ein Wamungs-
zeichen für die Angreifer, das sie von seiner Tödtung abschrecken sollte,
zugleich ein Schutzzeichen f&r ihn. Dass jedoch Q"v von blossem Vor-
ausbestimmen dessen, was gegebenen Falls eintreten sollte (i^n.), zu
verstehen sei, ist nicht angezeigt, sondern d*^^ so kurz weg bedeutet
(wie Ex. 4, 11. 10, 2 u. ö.) machen, hervorbringen, u. T?]?^ nicht an
Kain (Pei.), an seinem Leibe, sondern für ihn, zu seinem Schutz.
Aber ein Zeichen, wenn es die angegebene Wirkung haben sollte, ist
doch fast nothwendig als ihn beständig begleitend, also seiner Person
anhaftend zu denken (TgJon., Rabb., Luth, Calv. Fag, Pisc, Gerh.
Del, a.), u. kann nicht zB. eine irgend wo aufgestellte Inschrift mit
den Worten V» bis bi?j {Haitsm.) gewesen sein. Was für ein Zeichen
gemeint sei, lässt sich nicht mehr bestimmen: man dachte an ein Hörn
auf der Stirne, schaudererregende Gestalt, aufgeschriebene Buchstaben,
absonderliche Kleidung u.dgl.; jedoch ihn als Mörder zu kennzeichnen,
sollte das Kainszeichen nicht dienen, sondern ihn gegen Mord zu
schützen. — V. 16. ^ain wandert von vor Gott, von dem Ort, wo
Gott gegenwärtig war (s. V. 14; Jon. 1, 8) d. h. Eden fort, u. lässt
sich im Lande Nod, auf der Vorderseite von Eden {wnivccvri LXX;
s. 2, 14) nieder. Dass "i"^? Name des Landes (LXX) sein soU, u. nicht
als Appos. zum Subj. caksvofievog i. e. instabilis et fluctuans {Hier,
quae., Onk. Vulg.) bedeute, folgt aus seiner Stellung hinter "pKa
u. vor ^»ip, sowie aus aw*^\ Nach ia des Sam, u. Natd der LXX
scheint übrigens früher "^a ohne i gelesen worden zu sein. Ein geo-
graphisch bestimmbares Land ist Nod so wenig ^b Eden, vielmehr
ein sinnvoller Name, bezeichnend ein Land des unsteten u. flüchtigen
Lebens (des „Elends^'). Sicher ist es im Osten gedacht; als östlich
von Eden scheint es allerdings durch "py ^ö-ip bestimmt werden zu
sollen; aber es fragt sich, ob das nicht erst ein Zusatz vom Vrf. von
2, 10 — 14 sei, weil C ^ ö^rö schreibt (s. zu 2, 14). Jedoch ein be-
stimmtes Land Ostasiens, zB. (Tuch Kn, Böhm.) China (indem En. sogar
)y mit Tschin, Thin, Zin, Sin zusammenbringen wollte) oder Turan
(Buns,) lag sicher ausserhalb der Kenntniss auch dieses Vrf. Andere
suchten nach der Stadt Qanokh die Lage zu bestimmen, s. zu V. 17.
V. 17—24. Die Kainiien, V. 17. Woher Kain ein Weib be-
kam, ist nicht angegeben. In der Quellenschrift, worauf V. 1. 170.
ursprünglich zurückgeht, kann möglicherweise vorher auch schon von
andern Söhnen u. Töchtern des Menschen, oder von Mehrung des Ge-
schlechts die Rede gewesen sein. Nach dem vorliegenden Zusammen-
hang kann man nur an eine Tochter Adam's, also Schwester Kain's
denken (ebenso wie 5, 6 vgl. 5, 4). Die Anstössigkeit der Geschwister-
ehen fällt natürlich fQr die Anfangszeit des Menschengeschlechts weg.
(Die später erdichteten Namen des Weibes Kain's in den apokr. u.
Midrasch-Büchern s. bei Rönsch B. d. JubiL 373). — Auf Kain wird
hier der Anfang des Stadtbaues zurückgeführt, ^'y naa "^rr^] nicht: er
baute gerade damals, als H. geboren wurde, eine Stadt (Böhm.), wo-
gegen ^rt'^'i spricht; eher: er war hauend e. SL d. h. beschäftigte sich
Gen. 4, 17. 18. 99
mit der Erbauung einer Stadt, während ')a>?i besagte, dass er sie auch
vollendet habe (Ä'n.), wahrscheinlicher aber (vd. V. 2. 20 f.): u. er
wurde Erbauer einer Stadt (DeL; Bud. 121 f!;. Das Subj. zu '•nvi
ist l^p., wie aus '*'' «^p*^ u. nannte den Namen der Stadt nach dem
Namen seines Sohnes ^anokh hervorgeht. Dass urspr. Ti'ian als Subj.
des Bauwerks gemeint gewesen u. "iaa d^'& eine spätere unrichtige Auf-
lösung eines urspr. ^»tds sei (Bud.), ist nicht wahrscheinlich. Denn
diese Emendation setzt voraus, einmal dass der Vrf. sich zu unbestimmt
u. zweideutig (statt 'a ^irt «^n-^i vgl. V. 2, oder 'a mn «-jn vgl. V. 20)
ausgedrückt, u. sodann dass die Späteren den Text verkehrter Weise
schwieriger gemacht hätten, als er war. Denn schwierig ist, dass hier
schon bei Kain eine Anzahl von Menschen, für welche eine Stadt zu
gründen sich lohnte, gedacht wird, sodann dass Kain hier gerade das
Gegentheil von dem thut, wozu er V. 12 verurtheilt ist Man hat sich
das so zurechtlegen wollen, dass Kain durch den Stadtbau gegen den
Fluch des unsteten Lebens ankämpfen wollte, oder auch dass Gott ihm
später sein Strafurtheil gemildert habe (ITe.), wovon doch nichts da-
steht, oder dass K. nicht verurtheilt war, lehenslang ein "^ai ya zu sein
(Del.^), In Wahrheit erklärt sich die Sache nur daraus, dass hier eine
andere Quelle fliesst (S. 89). Verschiedene, zum Theil weit hergeholte,
Analogien für Stadtgründungen durch Brudermörder bei andern Völkern
gibt Len. Gr. 2 I. 148 ff. — fiw»] LXX tj^a. Der Name ?i^an, der 5,
18 ff. wiederkehrt (s. d.) u. als Personenname sogar bei Hebräern (46,9)
u. Midianitem (25, 4) vorkommt, würde, aus dem Hbr. verstanden,
Einweihung {iyKctivi,afi6gf dedicatio in den Onomast) bedeuten, aber
er kann auch die hebraisirte Form eines ähnlich klingenden fremden
Namens sein. Der Notiz über die Stadt -fian mag eine dunkle Kunde
von einer alten Stadt ähnlichen Namens zu Grunde liegen. Sie geo-
graphisch irgendwo unterzubringen sind wir nicht im Stande. Gerathen
hat man {Ros. Bbl. AK. 1, 1, 218ff; Win. BW.» 1. 478) auf die
Stadt Anuchta in Susiana (Huet,), auf das Volk der Heniocher im
Kaukasus (Hasse; s. auch Ew. JB. VI. 1), auf Henochia an der Ost-
seite des Libanon (Schulth,), Kanoge, eig. Kanyäkubdscha im nördl.
Indien (Bohl., s. auch Tuch), Kholan am Saume der Wüste Gobi, eine
uralte Stadt (Lenorm. B^r. 315), u. a., u. danach auch die Lage von
t^a bestimmt; an das phrygische Iconium am Taurus, wo Annacus ver-
ehrt wurde (s. 5,18) denkt Ewald (G.» L 381 f.) u. hält darum -fia
für umgelautet aus in^ Lydien (Gen. 10, 22). — Die späteren Dich-
tungen über Kain's schliessliches Ende s. in BJub. c. 4 a. E., u. im
Christi. Adambuch S. 85; in der „Schatzhöhle'' ed. Bezold, deutsch
S. 11, syrisch S. 48. — V. 18. Von den folgenden 4 Gliedern der
Genealogie wird ausser dem Namen nichts mehr bemerkt ''Vn^i] zur
passiven Wendung s. V. 26. 10, 21. 25. "^'J'^s?"'^»] Acc. beim Pass.,
wie 17, 5. 21, 5. 27, 42. 40, 20. Ex. 10, 8. 21, 28 (Ges. 121, 1).
1^;] vom Mann gesagt, wie 10, 8. 13. 15. 26 bei G, aber auch 25, 3
bei B; 10, 24. 22, 23 bei B. — Dass die Namen dieser Liste durch-
aus gute Bedeutung haben (Bud. 123 ff.), lässt sich ebenso wenig be-
weisen, wie dass sie alle ursprünglicher seien als die entsprechenden
7*
100 Gen. 4, 18—20.
in Gp. 5 (s. oben S. 87), u. sind deshalb auch die daraus gezogenen
literarischen Folgerungen (Bud.) hinfällig. In Wahrheit ISsst sich ihre
Bedeutung gar nicht sicher ausmachen, u. zeigen die Varianten des
hehr. Textes u. der LXX, dass man in der Fixirung der Formen noch
lange schwankte. Nämlich i";'^? könnte (vgl. t'^?) Flüchtiger {Bud,:
stark oder wachsend, nach dem Arab.) u. zugleich Umformung von '^'^
("i^"; in der Aussprache Iräd) sein, aber auch umgekehrt; ^K^j^n» oder
bK-«ntt kann von Gott Vertilgter oder (jüd. aram.) von G. Geschlagener
oder {Bud, 127 f.) Gott gibt {mir) Leben, ^«twn» Bittmann, oder
Gottesmann {Ges. ihr, mutu-§a-ili Lenorm. Or.^ 262 f.) oder Erbetener
{Bud.)j nicht aber Höllenmann (bkönnb RedsL) gedeutet werden. Die
LXX aber haben ftir t^*^» gar Faidad (i-f^a^), för VKWin» Ma^ovaaXa
d. h. doch wohl (gegen Bud. 125f.) n^ww^», für ^K'^'jm> MakeXerik
(d. h. V^lj^nto) neben Mai^riX {Lag. Orient Ö. 83 fF.; Bud. 125). Wilde
babyl. akkadische Gleichungen für i*^^9y yan, ^Ktoin» gibt Sayce in
ZKSF. II. 404. Der Name l^i^. (trotz Bud. 102. 129) ist aus dem
Hbr. unverständlich (nach dem Arab. juvenis robustus?). Über einen
Mannsnamen Aci^cc%og u. Frauennamen 'jiöa in Kleinasien s. Ew. JB.
VI. 2; G.3 I. 391. — V. 19. Lemekh nimmt 2 Weiber, führt also
die Mehrweiberei ein. An 2, 24 gemessen erscheint das als ein Zeichen
der Entartung der urspr. Gottesordnung; ,,wenigstens galt sie dem Vrf.,
der Lamech auch als rohen Menschen hinstellt, gewiss nicht als Fort-
schritt" {Kn.). Die Richtigkeit dieses Satzes ist deshalb, weil Vrf. kein
Werthurtheil abgibt {Bud. 130 f.), nicht anzufechten. Auch bei V. 23
hat er kein Urtheil ausgesprochen, weil die berichtete Thatsache für
jeden israel. Leser sich selbst beurtheilt. ^^«5] 1, 5. 2, 11. Der Aus-
druck wie 10, 25 {Bud. 221). Die Namen der Weiber sind hier aus-
nahmsweise gemeldet, weil es zum Verständniss des Liedes V. 23 f.
erforderlich ist; sie werden gewöhnlich gedeutet: „Schmuck** {'ny) u.
„Schatten**, von Böltch. Zieherin (Wandernde) u. Schirmerin; von Ew.
(JB. VI. 17): „Licht, Aurora (arab. ghad'^'*) u. Schatten", „Tag u.
Nacht**, wovon dann Goldziher 151, Lenorm. 183 f. den mythologi-
schen Sinn nachzuweisen suchen. Übrigens ist nn^ Name eines Weibes
Esau's (Gen. 36, 2), weshalb Hai. 219 auch die nVs nach nös'^Vng, u.
'nwi nach ^öm (Gen. 36, 2 f.) erklären will (s. auch Bäthgen Beitr.
150 f.). — V. 20 ff. Der Stammbaum verzweigt sich hier an seinem
Ende in die Breite. Drei Beschäftigungen oder Lebensweisen, um nicl\t
zu sagen Stände, werden auf die 3 Lemekhsöhne als ihre Urheber
zurückgeführt; zwei derselben, der Ahnherr der nomadischen Hirten
u. der der Musiker gehören näher unter sich zusammen u. haben Ada
zur Mutter („ebenso erfand nach Plin. 7 § 204 der Hirtengott Pan die
Schalmei, fistula pastoricia, u. Apollo, der Meister der Lyra, wurde
auch als Apollo Nomios verehrt" Kn. nach Tuch-, Len. 207; vgL auch
David); der dritte, der Ahnherr der Waffenmänner, stammt von der
dunkeln, finsteren Mutter. Alle 3 aber sind nicht blos Söhne desselben
Vaters, sondern führen fast gleiche Namen Jabal Jubal Tubal, schein-
bar sämmtlich von der W. Va; hervorbringen, Frucht tragen (erhalten
in ^wj, ^na, Vap), somit als „Frucht, Erzeugniss, Sprosse** deutbar.
Gen. 4, 20. 21. 101
Aber dieses scheinbare Etymon bezeichnet das Wesen der Personen
nicht, u. trotz des Susseren Gleichklangs der Namen geht dieses weit
auseinander (vgL über Habil u. Qabil u. andere gleichlautende Namen
von Brüderpaaren bei den Arabern Goldz, 232 ff., Leu. 192 ff.). Denn
^;, in LXX 'I(oß7]l gesprochen, konnte in der alten Sprache auch
Waller bezeichnen (BöUch. Kn.), u. ist hier der Wanderhirte; h^v^
erinnert von selbst an ^ai"» d. i. Widderhorn, lautschallende Musik, u.
i^anin (LXX Soßik) an die durch Erzarbeiten (Ez. 27, 13) berühmte
Japhetische Völkerschaft (Gen. 10, 2) Tubal {Tuch, An.), während das
beigesetzte (bei den LXX fehlende) )y, (Speer 2 S. 21, 16; im Arab.
Schmid) ihn noch bestimmter als Waffenschmid, vielleicht zugleich als
den echten Sprössling Kains bezeichnet — Jabal ist der Vater des
Zelt" 11. Heerden-Wohners geworden] d. h. „der Urheber der nomadischen
Lebensweise u. sonach der Nomaden als solcher, welche in Zelten
(25, 27. Jer. 35, 7) u. beim Viehe wohnen" (Kn.). Die Verbindung
nspö sm^ ist nur durch hnk aw^ ermöglicht, für sich aber sonst nicht
gebräuchlich; LXX iv OKfjvatg axfivoxQoqxiDV. Die Gorrectur nsj^io r\ip)
(Kuen. XVin. 147) oder besser na)?» "»Vn« nach 2 Chr. 14, 14 (Hat
209) scheint nicht durchaus nothwendig. n^j^ta] Besitz, Heerdenbesitz
ein weiterer Begriff als i»2s V. 2, „umfasst auch Grossvieh (26, 14.
47, 17. Ex. 34, 19), bisweUen Kamele u. Esel (Ex. 9, 3. Ij. 1, 3) mit*'
{Kn.); insofern, auch durch die Zelte, besteht allerdings ein Fortschritt
gegen 4, 2 (ist somit kein eigentlicher Widerspruch mit jener Stelle).
Zu nap^i ^n« vergleicht Lenorm. 195 "A^ivvov %a\ Miovov, di xarl-
ÖH^cLV xcifjiag nal nolfAvag bei Eusei. pr. ev. 1, 10, 10 (s. oben S. 7).
Unverständlich ist, veie daraus, dass der Erstgeborne Lemekh's Nomade
ist, folgen soU (Bud, 145 IT.), dass den Urhebern dieser Kainitentafel
das Nomadenleben als die Blume aUer Gultur galt, also sie selbst noch
ein Nomadenleben f&hrten, oder gar dass sie sich selbst durch Jabal
von Kain ableiteten. Mit demselben Becht könnte man (nach Budde^s
eigenen Voraussetzungen) aus Noal^'s Weinbau (9, 20 f.) die gegen-
theilige Folgerung ziehen. Eine Völkergenealogie sollte ja diese Tafel
überhaupt nie darstellen (s. auch Riehm in StKr. 1885 S. 767 f.). —
V. 21. i"*»!« öun] wie 10, 25, aber auch 1 Chr. 7, 16. Jubal wurde
Vater aller derer, welche Cither u. Schalmei ergreifen d. i. hand'
haben-, LXX 6 naxaSBi^ctg i\)akxr{Qiov %a\ Ki^aqav, Der ^"ias, bei
den Hebr. das gewöhnlichste Saiteninstrument, fOr die gemeine u. die
hl. Musik gebräuchüch, aber auch bei den Phöniken (Ez. 26, 13) u.
Syrern verbreitet, u. über Kleinasien als ^iviga u. m^agct frühe zu den
Griechen gekommen (s. über ^"18» Ges, th. 698; Ew. 79^; Xa^r. Nom.
89), wird gewiss nicht ohne Grund hier als das älteste Saiteninstru-
ment genannt, vgl. Gen. 31, 27 ; Ij. 21, 12. 30, 31 ; Gestalt, Saiten-
zahl u. Feinheit war Sache der allmähligen, nach Ort u. Zeit verschie-
denen Vervollkommnung. Sonst s. Ri. HWB. 1031 ff. ^\^v] oder aiy
(Ij. 21,12. 30,31; Ps. 150,4), obwohl in LXX u. PeL auch als
Saitenwerkzeug verstanden, ist nach Trg,, Bier, (selbst LXX zu Ps. 150),
mehrr. Babb., ein Blasinstrument, eine Art Flöte (»a^sK Trg)^ etwa
Hirtenflöte oder Schalmei; ob Sackpfeife (später avuqxovla) oder Pan-
102 Gen. 4, 21. 22.
pfeife (SvQiy^'i muss dahingestellt bleiben (s. Win.^ 11. 123; BL. IV.
263; Ri. HWB. 1038). — V. 22. «w w] V. 26. 10,21. 19,88.
22, 20. 24; aber auch 20, 5. 27, 31 u. s. TuhahKain wird be-
schrieben als Schärfer oder Hämmerer (sofern »'taV das Schärfen durch
Hämmern zu bedeuten scheint) von allerlei (2, 9) Schneidendem von
Erz u. Eisen, also „als Verfertiger von allerhand kupfernen u. eisernen
Schneidewerkzeugen, zB. Geräthen für Landbau u. Viehzucht, Jagd u.
Krieg, oder als der, der die Schmidekunst erfand*' (ifn.). Diese (seit
Tuch) gewöhnliche Erklärung ist aber schwerlich die Meinung der
Mass., welche durch den Accent bei wwV u. die Aussprache »tjH (statt
des in diesem Fall näher liegenden xayi) vielleicht (mit Trg.) vor ^3
ein **nK aus V. 21 supplirten: ein Häinmerer, (Vater) aller Erz- u.
Eisenschmide. Möglicherweise ist "n« fQr »o*^ (Olsh. Hai,; KS.y welche
tt-ttS för eine urspr. Randglosse zu iö*H halten) oder nach ww^ einzu-
setzen, vorausgesetzt dass ^a echt ist. Die LXX {SoßeX* xal lyv
GfpvQOKonogj ycil.%ivg ifahiov xofl ciSriqov) haben zwar wwV, aber nicht
Vs; ob sie ''^'^ für T»p hatten, oder ob xal f{V aus Kaiv verderbt ist,
steht dahin. Vielleicht ist es das einfachste, Va zu streichen. Ein Text-
fehler ist auch nach der Analogie von V. 20 f. wahrscheinlich (s. Bud,
137 flf. Aber wenn dieser TT?! ^''^V- ^^ H ^^'^ TB setzen, also den
Lemekh zum Erfinder der Schmidekunst machen u. den Tubal leer aus-
gehen lassen will, weil dieser die Lebensweise auf dem Acker u. in
der Stadt fortführen müsse, so ist das nicht mehr Textesemendation,
sondern freie Construction). Übrigens lernten Erz die Menschen früher
bearbeiten als Eisen, u. ist es hier mit gutem Grund vorangestellt. —
Dass die Lemekh-Söhne nicht Personificationen gevWsser nicht zu den
Noachiden gerechneten Völker sein sollen, ist schon S. 88 bemerkt
Vielmehr ist der Zweck wie des ganzen Stücks V. 170*., so der V. 20
— 22, die Fortschritte der Gultur u. die Erfindungen vnchtiger Künste
u. Übungen schon im hohen Alterthum nachzuweisen, vne denn andere
Völker sollche Erfindungen geradezu auf die Zeit der Herrschaft der
Götter zurückführen (zB. die Ägypter auf Osiris' Herrschaft Diod. Sic.
1, 15 f.). Am meisten ähnlich ist hier die Anknüpfung der Gultur-
stufen an gewisse Namen in der phönik. Sage (s. oben S. 7), und
speciell zu vergleichen ist, wie dort (Eus. pr. ev 1, 10, 9) 2 Brüder
als 6i8riqov evprrol xal xi\g xovxov iqyctfSiag erscheinen, u. der eine
davon, XqvtsdQ genannt, den die Griechen Hephästos nennen, auch
XoyovQi incadag kccI lucvtslag ausgeübt haben soll (vgL den Doppelsinn
von ttnn im Hebr. u. Aram.). „Die griech. Mythologie kennt neben dem
Gott der Schmide die wandernde Künstlerfamilie der TaAxtvfff (Diod.
Sic. 5, 55), denen nach Strabo 14, 2, 7 die Erfindung, Erz u. Eisen
zu bearbeiten, zugeschrieben wird" {Tuch). — Ein wegwerfendes Urtheil
über den Werth dieser Erfindungen liegt an sich nicht in den Textes-
worten; der Schein eines solchen wurde allerdings dadurch erregt,
dass diese ganze Kaingenealogie zuletzt in einen Gegensatz zu der der
Sethiten gestellt wurde, wo es denn allerdings bedeutsam erscheint,
dass diese Dinge nicht bei diesen, sondern bei jenen erfunden vnirden;
in Wahrheit aber lehrt die ganze übrige Bibel, dass diese Dinge nicht
Gen. 4, 22—24. 103
an sich u. wegen ihres Ursprungs zu misshilligen sind, sondern erst
durch den Zweck, zu dem man sie übt, verwerflich werden können. —
Von Tubal-^ain wird noch eine Schwester Naama (LXX Noefid) d. h.
Liebliche, Holde erwähnt, ohne dass später noch etwas über sie
gesagt wäre. (Ohne haltbaren Grund will Bud. 142 f. V. 22^ für
einen späten Einschub erklären, gemacht zu dem Zweck, die §illa in
der Zahl ihrer Kinder der '^Ada gleichzustellen). Sicher hat sie in dem
Sagenkreis, aus dem der Vrf. schöpfte, eine nicht unwichtige Stelle
gehabt, u. der Gedanke, der dieser ihrer Zusammenstellung mit Tubal
zu Grunde liegt, ist wohl derselbe wie bei Hephäslos u. Aphrodite,
oder Ares u. Aphrodite (doch s. Bälhg, Beitr. 150). Ober eine an-
gebliche phönik. Göttin Na'ama s. Movers Phon. I. 636 fif. Len. 2001
Bei den Juden galt Na^ama als Meisterin des Gesangs (TgJon.) oder
als Gattin Noah's (Bere§. r.) oder als Dämonin u. eines der Weiber
des Sammael (Eisenm. II. 416). — V. 23 f. Das Lemekhlied, ange-
knüpft durch 1 consc. : da sc. als diese Fertigkeiten schon erfunden u.
manches andere geschehen war, sprach L, zu seinen Weibern. Es
besteht aus 3 zweizeiligen Versen, u. ist ein vollständiges kleines Lied,
vom Erzähler nicht gedichtet, sondern mit diesen Sagen selbst ihm
überliefert, ein Lied, worin der alte Held, im Vollgefühl seiner Kraft
u. seiner Mittel, seinen wilden Muth u. die siebenundsiebzigfältige
Rache, mit der er Beleidigungen zurückgibt, verherrlicht Dass Lemekh
selbst die Waffen erfunden habe (Bud. 136 f.), ist aus dem Lied so
wenig herauszulesen, als ihre Erfindung durch Tubal. Zu den 2 ersten
Zeilen vgl. Jes. 28, 23. 32, 9. mi\ Ges. 46 A. 3; König Lehrg. L
289. •*»] wohl nicht recitativ, sondern entweder begründend (für die
Aufforderung zur Aufmerksamkeit) oder geradezu "^s affirm., wie Ex.
4, 25 u. s. : ja einen Mann mordete (morde) ich oh meiner Wunde,
u. einen Jüngling (Knaben) ob meiner Strieme, d. h. er rühmt sich,
eine blosse Wunde oder Strieme, ihm beigebracht, mit Mord eines
Mannes oder Knaben vergolten zu haben oder zu vergelten (Herder
u. fast alle Neueren). Das Prf. drückt nicht den Vorsatz aus, auch
nicht die blosse Gewissheit (Ke.), sondern die vollzogene That, die er
aber, in ähnlichem Falle, zu wiederholen nicht zögern will. Die Be-
rufung (Budde's 133) auf Ew. 135<^ u. Ges.^^ 126, 4 kann nicht das
Gegentheil beweisen: weder Vorsalz, noch blosse Möglichkeit wird so
durch Prf. ausgedrückt. Wunde u. Strieme sind Beispiele erlittener
Beleidigungen. Zu \, den Anlass einführend, s. Ew. 217^; LXX: slg
tQccviia i(Aol, slg fioiXcma ifwi] ebenso Vulg. Luth. a., ähnlich Onk.;
damit würde Lemekh vom Morde abmahnen, bussfertigen Sinn zeigen,
aber wie passte dazu die Begründung V. 24! (Ober den Midrasch,
dass der von Lemekh ermordete w"» Kain u. der "^^^ Tubal-Kain ge-
Wesen sei, s. Hier. ep. ad Damas. 125; Christi. Adamb. S. 85; Rai.
Fabric. Cod. Ps. V. T. L 121. Die älteren Monographien über die
St. s. bei Schum. p. 97f.). — V. 24. Denn siebenfach wird (zwwr)
Ifain gerächt, aber Lemekh sieben- u. siebzigfach, nicht: 70fach u.
das 7mal (Kmph. Böhm., s. Ew. 269^; JB. XI. 198). So nach der
mass., auf V. 15 beruhenden Punktation; ohne Bücksicht darauf würde
104 Gen. 4, 24. 25.
man eher b^? nimmt Rache {Bud. Kuen,) verstehen. Unrichtig Budde
184: „wenn (wo) K. 7 fach rächen könnte, so (da) L. 7 7 fach"; ver-
geblich ist auch sein Versuch, den Lemekh von der Mordlust zu ent-
lasten. Das Impf, tip^ drückt einfach die Gewohnheit (in Gegenwart
oder Vergangenheit) aus u. setzt nicht nothwendig Gleichzeitigkeit des
K. u. L. voraus. — Lemekh fühlt sich dem Ahnherrn Kain weit über-
legen ; er braucht nicht, wie dieser, von Gott Schutz zu erflehen ; mit
seinen Waffen u. ohne Scheu, für eine Kleinigkeit einen Menschen todt-
zuschlagen, schafll; er sich seinen Schutz selbst, u. hat eine Unver-
letzlichkeit, eilfroal grösser als die Kain's. Die wilde Blutrache u.
Mordlust, welcher V. 15 ein Damm entgegengestellt werden sollte, ist
am Ende dieser Kainitischen Geschlechtsreihe voll entwickelt: gegen
Lemekh war Kain nur ein Anfänger. (Über die verkehrte Auslegung
der Stelle im Trg. Onk. u. Jon, s. Mercer. u. Schum.)
V. 25 f. Anfang der Sethitengenealogie des C. (s. S. 90), welcher
trotz seiner wesentlichen Obereinstimmung mit dem entsprechenden
Stück des A in Gp. 5 von R hier stehen gelassen wurde, weil darin
einige bei A nicht zu lesende, aber bemerkenswerthe Notizen vorkommen
(wie aus gleichem Grund auch 5, 29 daraus aufbehalten veurde). Dass
diese Genealogie des C auch lOgliedrig war (vne die des A), wird
daraus wahrscheinlich, dass gerade die 3 (über die Kainliste über-
schüssigen) Namen §eth Eno§ Noah darin enthalten waren. Dass die
Sethlinie als neben der Kainlinie hergehend angesehen werden soU, ist
V. 25 ausdrücklich bemerkt, ebenso ist durch 26^ angedeutet, dass
sie in einem sittlich-religiösen Gegensatz gegen die andere gedacht ist,
entsprechend dem Gegensatz u. Kampf zwischen der Richtung auf das
Gute u. das Böse, welcher sich durch die ganze Menschengeschichte
hinzieht. Im übrigen aber zeigt sich hier deutlicher als sonstwo die
Zusammensetzung der Gen. aus verschiedenen Schriften, denn ein u.
derselbe Vrf. hatte nicht V. 25 u. 5, 3 ff., 26 u. 5, 6 ff. in dieser Weise
neben einander hingestellt — V. 25. 07«] ohne Artikel (s. 3, 17)
könnte von R aus dt«» zur Gonformation mit Cp. 5 hergestellt sein
(Bud, 135), lässt sich aber auch als vom Vrf. selbst stammend er-
klären, sofern von da an, wo ausser ß^Kn andere Menschen u. Männer
(V. Iff.) da sind, btk (für den ersten Mann) nothwendig in ein n.pr.
übergehen musste. ri'^i] s. V. 1. -ny] fehlt in LXX; dagegen haben
LXX nachher ^t^^Ji, was im Hbr. fehlt. Das Weib nennt den Sohn
§eth (d. i. Satz, Setzling), denn gesetzt hat mir Gott einen andern
Samen statt Abets, weil Kain ihn gemordet^ sc. sagte sie (wie 41,
51 f.), d. h. zum Ersatz für Abel mir einen andern Sohn gegeben.
> i3^n -«s] nicht Worte des Ref. {Bud. 155), als welche sie ganz
müssig wären, sondern des Weibes, -^^i« Tn] unanstössig (gegen Bud.
155 f.), u. statt '« •)? darum gewählt, weil es der Redenden nicht auf
den Sohn allein, sondern auf die ganze durch ihn ermöglichte Nach-
kommenschaft ankommt. Über die Worte iw u. i'^p — ^n«, welche V.
1 — 16 voraussetzen, s. oben S. 90. tt^rhrn] im Munde der Eva, die
V. 1 nim gesagt hat, fällt auf. Die Schwierigkeit würde schwinden,
wenn V. 1 urspr. o-^rA» gestanden hätte, wie LXX haben. Sonst
Gen. 4, 25. 26. 105
mflsste man annehmen, dass R oder sonst jemand hier Ti^^m in v^rh»
geändert hätte, um einen vermeintlichen (nicht wirklichen) Widerspruch
mit 26^ wegzuschaffen. Die Auskunft, dass im Sinne der Eva hier
die Vorstellung der Schöpfermacht Gottes überwiege {Del% ist unzu-
länglich, da Jahve bei C auch der Schöpfer ist. — V. 26. »in oa]
V. 22; s. Ges. 135, 2^; fehlt in LXX. viaKJ ist zwar auch nur Mensch,
wie b^K, aber mit dem Nebenbegriff des schwachen, hinfMligen, der
durch sich selbst auf seinen Gegensatz Gott hinweist Als hätte man
damals erst es „mit dem Unterschied von Mensch u. Gott strenger zu
nehmen gelernt'^ (Ew. JB. VL 18; Böhm. Del.), heisst es hier: damalSy
zur Zeit des £no§ (oder schon seiner Geburt ?) fieng man an, mit dem
Namen Jahve's zu rufen d. h. nicht blos: denselben zu nennen oder
zu gebrauchen, auch nicht ; sich nach J. zu benennen {Cler, Ilg,), son-
dern ihn anzurufen d. h. Jahve zu verehren. „Der Ausdruck geht
eigentlich auf das Gebet zu J.'* (möglicherweise auch auf die Verkün-
digung seines Namens Jes. 12, 4; Luth.: zu predigen von des Herrn
Namen), „wird aber dann auch von der Jahveverehrung im ganzen ge-
braucht ($eph. 3, 9; Jer. 10, 25), diese abo nach einem ihrer Haupt-
stücke bezeichnet'' (ifn.). Das Gottesbewusstsein des Menschen wird
als von Anfang an vorhanden vorausgesetzt (s. 2, 16), aber die feier-
liche, ffottesdiensüiche Verehrung muss ii^endwann einmal begonnen
haben (vgl. Nachweisungen dessen sogar in der phönik. Sage Eus. pr.
ev. 1, 10, 5 ff.), u. wenn man vergleicht, wie 12, 8. 13, 4. 21, 33.
26, 25 (s. auch 9, 26) dieselbe Formel wiederkehrt, so kann man nicht
blos über ihre Bedeutung nicht mehr zweifeln, sondern erkennt auch,
dass von der wahren Religion, deren Fortpflanzung in der Linie §eth's,
Sem's, Abrahams weiterhin nachgewiesen wird, hier die ersten Anfänge
aufgezeigt werden sollen. Dem Vrf. knüpft sich aber der Begriff der
wahren Religion an den Namen Jahve, daher diese seine Formel; die
feinere Unterscheidung zwischen Wesen u. Namen, Sache u. Ausdruck,
die Ex. 3, 13 ff. 6, 3 vorliegt, wird von ihm nicht gemacht. Mit G^
der immer u. von Anfang an Jahve f&r Gott schreibt, stimmt das sehr
wohl, dass schon im 3. Menschengeschlecht die gottesdienstliche Jahve-
verehrung beginnt (gegen Kuen. XVUI. 152 f., welcher seinem J^ alle
u. iede Reflexion über den Ursprung des Jahvedienstes aberkennen
will); weniger stimmt es anscheinend mit V. 3 — 5, wo schon Kain
u. Abel opfern. Aber der damalige Anfang war nur ein isolirtes Vor-
spiel, ohne Fortgang, u. der eigentliche Zweck des 26^ liegt vielmehr
darin, anzugeben, dass u. wann in dem ^»k y^v der (von da an im
erwählten Geschlecht fortgepflanzte) Jahvedienst ins Leben getreten sei
(s. auch Rie. HWB. 1467; StIQ*. 1885 S. 771). Im dritten Geschlecht
geschah es, wie im dritten der Kainlinie die weltliche Bildung einen
Schritt vorwärts machte. Die Juden freilich {TgOtik, u. Jon., Rai. a.)
suchten dem V^iderspruch mit V. 1 — 4 zu entgehen, indem sie ver-
kehrt genug ^rvfn als wurde entweiht (vgl. Hiph. Ez. 39, 7) deuteten,
also die Entweihung des hl. Namens, sowie die Entstehung des Götzen-
dienstes aus d. St. herauslasen. Übrigens ist wohl möglich, dass die
urspr. Lesart war hm (nt =) t (nach LXX Vulg. BJub.), u. hnm tk
106 Gen. 5.
(schon bei Äq. u. Sym,, aber in der Bedeutung &^rji) mit jener Auffassung
des Targ. zusammenhängt
4. Die Geschlechter der Menschen von Adam bis Noah in
der Linie §eth's, Gap. 5; aus A (ausgen. V. 29).
1. In Form eines Stammbaums von 10 Geschlechtem wird hier
die Entwicklung der Menschheit von Adam bis Noab kurz berichtet,
u. dadurch von der Schöpfung auf das nächste Hauptereigniss, die Fluth,
hinübergeleitet Mit Ausnahme von 22 — 24, wo er etwas farbiger
wird, enthält der Bericht nur eine dürre Reihe von Namen u. Zahlen.
Von jedem der 9 ersten Väter macht der Vrf. immer den Erstgebornen
namhaft, gibt an, in welchem Lebensjahr er ihn gezeugt, wie viele
Jahre er darnach u. wie viele im ganzen gelebt habe, bemerkt aber auch
bei jedem, dass er ausser dem Erstgebornen Söhne u. Töchter gezeugt
habe. Beim letzten Glied der Reihe (V. 32) wird mit der Angabe
des Jahres der Zeugung abgebrochen, weil an andern Stellen (7, 11.
9, 28) das Übrige nachgebracht werden soll. Erreicht wird mit dieser
Darstellung zweierlei, einmal eine Vorstellung zu geben von der all-
mähligen Zunahme der Bevölkerung der Erde, sodann die Dauer dieser
ersten Periode zu bestimmen. Rechnet man nämlich die Zahlen der
Lebensjahre der einzelnen, welche bis zur Zeugung ihrer Erstgebornen
verflossen sind, zusammen, so ergeben sich bis zum 500. Jahre Noah's
1556 u. (7, 11) bis zum Beginn der Fluth 1656 Jahre. Auch noch
eine dritte Absicht ist bei dieser Darstellung unverkennbar. Die Zahlen
der Gesammtlebensjahre der Einzelnen, obwohl für die fortlaufende
Chronologie ohne Bedeutung, sind doch geflissentlich angemerkt, um
von der Langlebigkeit dieser ältesten Menschen eine Vorstellung zu
geben (s. weiter Cp. 11, femer 25, 7. 35, 28. 47, 28, sammt der
Äusserung Jacobs 47, 9). Dagegen anderweitiges über diese Väter,
von denen man einst wohl noch mehr zu erzählen hatte, zu berichten,
hat nicht in des Vrf. Absicht gelegen; nur bei Qanokh macht er eine
Ausnahme. — Dass diese Genealogie von einem andern Vrf. stammt,
als die im Cp. 4, lehrt schon die zu Cp. 4 besprochene Differenz
zwischen beiden. Dass aber kein anderer als A der Vrf. ist, ergibt
sich, abgesehen vom Gottesnamen Elohim, aus der Rückbeziehung von
5, 1 — 3 auf 1, 26 — 28, aus der Sorgfalt för Herstellung einer Chro-
nologie, aus der umständlichen u. formelhaften Darstellung, aus den
gebrauchten Ausdrücken, nam. ni-r^sSp 1, nn^an u. dV» 1. 3, "a)??^ '^?;
2, i^V-in 3 ff., wandeln mit Gott 22. 24 vgl. 6, 9. Nirgends auch ist
hier auf Fortschritte in Erfindungen u. Künsten (wie Cp. 4), nirgends
auf die Entwicklung der Sünde Rücksicht genommen, wie denn (s. S.
34) diesem Erzähler das erste Weltalter noch eine Zeit höherer Ruhe
u. ursprünglicher Vollkommenheit ist, in welche erst gegen das Ende
hin (6, 9fl'.) das Verderben eindringt, so dass auch die Angabe über
Hanokh's Frömmigkeit bei ihm sich leichter erklärt Nur V. 29 ist
erst von R aus C eingeschaltet (s. d.).
Gen. 5. 107
2. Ohne Zweifel versteht der Vrf. unter den 10 Vätern wirkliche
Personen, u. unter ihren Jahren wirkliche Lebensjahre. Zwar sind
so hohe Lebensalter erfahrungsmässig nicht nachweisbar, u. ist es
physiologisch hinlänglich festgestellt, „dass es dem menschl. Körper bei
einer von der gegenwärtigen nicht ganz verschiedenen Organisation un-
möglich ist, ein Aller von 200 Jahren zu übersteigen, geschweige eines
von 900 zu erreichen" {Tuch; zB. Valentin Lehrb. der PhysioL II.
894; Prichard Naturgesch. des Mensch.Geschl. 1. 155 ff.), u. haben
darum die Apologeten von jeher (schon Jos. ant. 1, 3, 9) auf die noch
stärkere Lebenskraft der ersten Lebewesen u. die zweckentsprechendere
Nahrung u. Lebensweise der Menschen jener Zeit sich berufen, ja sogar
von den jetzigen sehr verschiedene klimatische Verhältnisse der Erde
(deren aber die Bibel nirgends Erwähnung thut) postuliren zu dürfen
geglaubt {KurtZf Lange, Ke. u. a.). Allein daraus, dass wir jetzt auf
Grund der genaueren Erfahrungswissenschaften an diesen Zahlen An-
stoss nehmen müssen, folgt noch nicht, dass sie auch für den Vrf.
etwas Anstössiges hatten. Man hat auch andere Wege eingeschlagen,
um aus dem Berichte diesen Anstoss zu entfernen, aber der Text ver-
trägt sie nicht. So ist zB. die Deutung der 10 Namen auf 10 Stämme
oder Völker, u. ihrer Lebenszeit auf die Dauer dieser Stämme {Gatter er
Weltgesch. 1. 9 ff.; Enkelmann in Henkels Museum IL 565 ff.) oder
Dynastien {TPCrawford the patriarchal dynasties etc. Richmond 1878)
darum ganz unzulässig, weil das Zeugen eines Erstgebornen u. dann
noch weiterer Söhne u. Töchter oder die Hinwegnahme ohne Tod (V. 24)
nur von Individuen, nicht von Stämmen oder Herrschaften ausgesagt
werden kann. Ebenso ist die Auskunft von Rosenm, ad Gen. 5, 5, vgl.
Friedreich zur Bibel L 171 f., wornach diese Tafel nur der zusammen-
geschrumpfte Rest einer längeren Genealogie mit viel mehreren Glie-
dern u. ihre hohen Zahlen nur die übrig gebliebenen Summen der
Lebenszeit dieser längern Reihen wären, mit der Darstellung des Vrf.
unvereinbar; man müsste wenigstens zugeben, dass er etwas anderes
aus diesen Genealogien gemacht hat, als sie ursprünglich waren. Völlig
grundlos ist endlich die Meinung, ^jv bezeichne bei den Patriarchen
kleinere Zeiträume, näml. bis auf Abraham 3, von da bis Josef 8, u.
erst nach Josef 12 Monate {Hensler Bemerk, über Psalm, u. Genes.
280 ff.), oder von Adam bis Noab 1, von Sem bis Serag 2, von Nabor
bis Teralji 4 u. von Abraham bis Amram 6 Monate {Rask in lllgen^s
Zeitschr. f. bist. TheoL 1836 S. 19 ff.) oder 60tägige kald. Sossen
{Lesueur in Revue Arch^ol. 1858; Chronologie des rois d'Egypte p.
300 ff.). „Denn rri» bedeutet im AT. immer nur den Jahreskreis, u.
ein kürzeres Jahr als die Jahreszeitenperiode haben die Hebräer nie
gehabt", so wenig als andere alte Völker, denn die angeblichen Jahre
von einem oder mehreren Monaten, welche Ägypter u. andere gehabt
haben sollen, sind nur von Späteren erfunden, um die Schwierigkeiten
der mythischen Geschichte zu heben, s. Ideler Ghronol. I. 93 ff. ; Tuch
101 ff.; „auch hätten bei dieser Annahme manche Patriarchen schon
in einem Alter, wo sie dazu noch nicht fähig waren, Rinder erzeugen
müssen (s. weiter dagegen Kanne bibl. Untersuch. I. 2 ff., Bredow
108 Gen. 5.
Untersuch, u. alte Gesch. u. Geogr. I. 9ff.)^' Kh. Allen solchen Aus-
deutungen gegenüber ist daran festzuhalten, dass der Vrf. wirklich
diesen ältesten Menschen solche hohe Lebensalter zuschrieb, „in Über-
einstimmung mit der Vorstellung, dass die Menschen in der glücklichen
Ur- u. Vorzeit iSnger gelebt haben, allmählig aber immer schwächer
u. kurzlebiger geworden seien (6, 3). Nach dem AT. wurde man bei
den Hebräern in der geschichtl. Zeit 70—80 Jahre alt (Ps. 90, 10);
in der mosaischen u. patriarchal. Zeit erreichte man (Gen. 25, 7. 35,
28. 47, 28. 50, 26; Ex. 6, 16. 18. 20; Num. 83, 39; Dt. 34, 7;
Jos. 24, 29) ein Alter zwischen 100 u. 200 Jahren; für die Zeit vor
Abraham u. nach Noab halten sich die Altersangaben mit 6iner Aus-
nahme zwischen 200 — 600 Jahren (11, 10 — 32), u. für diejenige
von Adam bis Noa^ gleichfalls mit ^iner Ausnahme zwischen 700 u.
1000 Jahren. Nach hehr. Glauben hat also die Lebensdauer im Laufe
der Zeiten abgenommen; daher die Hoffnung auf Wiederherstellung
hohen Lebensalters in der messian. Zeit (Jes. 65, 20. 25, 8), nach
dem Grundsatz Prov. 10, 27. Auch das übrige Alterthum nahm für
die ältesten Zeiten eine höhere Lebensdauer an; Josephus (Ant. 1, 3, 9)
nennt Manetho, Berosus, Mochus, Hestiaeus, Hieronymus, Hesiodus,
Hecataeus, Hellanicus, Acusilaus, Ephorus u. Nicolaus, welche ähnliches
wie die Genesis berichteten. Hamza annal. p. 13 führt in der ersten
persischen Dynastie 3 Begierungszeiten von 500, 746 u. 1000 Jahren
an, u. die Arkadier gaben an, apud se reges antiquos aliquot ad 800
vixisse annos (Gensorin. 17, 3)'^, jfiTn. Kann nun aber diesen Zahlen
der Natur der Sache nach eine eigentlich geschichtl Bedeutung nicht
zuerkannt werden, u. sind sie, soweit sie chronol. Bedeutung haben,
nur als ein Versuch des Vrf. anzusehen, nach irgend welchen Daten
(s. Nr. 4) die Dauer der Menschenzeit bis zur Fluth zu bestimmen, so
dürfen sie billiger Weise auch nur als ein solcher beurtheilt werden.
Andere Völker haben andere Berechnungen aufgestellt, theils völlig
phantastich vermittelst eines wilden Zahlenspiels (wie die Inder), theils
auf Grund astronomischer Berechnungen (wie die Babylonier u. Ägypter;
vgl. auch über die Phöniken Jos. ant 1, 3, 9): verglichen mit den
maasslosen Zahlen dieser Systeme zeichnet den Versuch dieses Vrf.
wieder der maassvolle, nüchterne Sinn aus, der auch seine Schöpfiings-
darstellung durchdringt
3. Dass der Vrf. die Stoffe seiner Darstellung nicht erfunden, son-
dern aus mündl. oder schrifll. Überlieferung aufgenommen hat, ist selbst-
verständlich. Für die meisten der Namen bewährt sich das schon aus
4, 17 ff., wo dieselben wieder vorkommen. Mit Einordnung dieser Stoffe
in eine lOgliedrige genealogische Beihe, worin (S. 104) wahrschein-
lich der Vrf. von 4, 25 f. mit ihm zusammenstimmt, folgt er wohl
ebenso (S. 88) einer alten Übung, wie der Vrf. der Kainreihe mit ihren
7 Gliedern. Im Grunde gibt sich die lOgliedrige Reihe als aus der
7gliedrigen durch die Hinzufügung des Noal) (des Mannes der Fluth)
am Ende, u. des §eth, Eno§ am Anfang erweitert: Adam §eth, EnöS
K^nän (d. h. Mensch u. Sprössling) ist nur die Verdopplung des Adam
l^ain der andern Reihe, In so weit kann man die letztere für ur*
Gen. 5. 109
sprünglicher, als die erstere halten. Ob das auch auf die Namen selbst
u. ihre Ordnungsfoige zutreffe {Bud, 98 ff.), lässt sich nicht ausmachen.
Freilich sind die Namen hvVpnti (Preis Gottes), '^'^ (Herabkunft, Nie-
dergang), nVvinä (Mann des Geschosses) hebrSisch durchsichtiger, als
die entsprechenden der Kainreihe; aber die Möglichkeit, dass diese
letztern aus den erstem absichtlich geSndert seien (s. S. 87), ist nicht
ausgeschlossen, zumal da über die Function dieser Namen im System
weder 4, 18, noch in Cp. 5 etwas mitgetheilt ist. Versuche dazu,
diese Function zu ergründen, sind wohl schon gemacht, zB. von BöUcher
ÄL. 5, welcher wenigstens bei Mahalalel vielleicht richtig an den An-
fang der Gottesverehrung (vgl. 4, 26) denkt, u. von Ew.G^ I. 383,
welcher Glanz- oder Sonnengott, Gott der Niederung oder des Wassers,
Waffen- oder Kriegsgott u. (bei Hanokh) Gott des Neujahrs vermuthete.
Aber diesen Vermuthungen können mit ebensoviel Recht andere ent-
gegengesetzt werden (s. Bäthg, Beitr. 148 ff.). Nur von iäanokh ist
aus der Zahl seiner Lebensjahre sicher, dass er mit dem Sonnenjahr
von 365 Tagen in irgend welche Beziehung gebracht war. Auch die
Namen der 10 vorsintfluthlichen Herrscher der bab. Sage, die an Zahl
und Stellung den 10 Urvätern der Bibel so ahnlich scheinen, sind weder
ihrer Bedeutung nach bis jetzt erklärt (trotz Lenormanl's wiederholter
Versuche in Gomm. de B^rose 235 ff.; la langue prim. de la Chaldee
342ff.; zuletzt in Orig.^ I. 232i — 266, wo er meint, dass die 10 Namen
10 Zeichen des Thierkreises entsprochen haben, aber warum dann nur
10?), noch sind sie überhaupt zur Vergleichuog geeignet, wenn die
hbr. lOgliedrige Liste erst aus der 7gliedrigen erweitert ist; nicht
einmal dass die Aufstellung einer zehngliedrigen Liste (s. S. 88) die
Bekanntschaft mit den 10 babyl. Herrschern zu ihrer nothwendigen
Voraussetzung habe {E%ien, XVni. 165), kann mit Recht behauptet wer-
den. Neuerdings suchte Budde 100 ff. zu beweisen, dass nach der
Absicht des Vrf. von Gp. 5 die 10 Urväter in 2 Hälften zerfallen, von
denen die erste als gut u. Gott gehorsam, die zweite von Jered (iVte-
dergang DL 28, 43. Thr. 1, 9) an (mit Ausnahme des Qanokh u.
Noa^) als dem sündlichen Verderben verfallen gelten sollten, u. dass
zu diesem Zweck MethuSael in MethuSela^, ^Iräd in Jered umgewandelt,
Qanokh aber u. Me^ijael umstellt worden seien, damit Qanokh als leuch-
tende Ausnahme unter den Sündern stehe u. die bevorzugte 7. Stelle
einnehme. Aber auch diese Gonstruction ist mehr scharfsinnig als bei-
fallswürdig. Zunächst die Umänderung des Mebijael (nach Bud, ein
Name guter Bedeutung, s. 4, 18) in Mahalalel ist damit niclit begründet.
Sodann ist es wohl richtig, dass nach A (6, 9 — 12) in das (Gp. 5
verzeichnete) Menschengeschlecht das sündliche Verderben schliesslich
eindrang, aber dass es auch die Häupter erfasste, ist damit noch nicht
gesagt, u. dass es gerade mit Jered begann, wird nur aus einer bloss
möglichen Bedeutung des Namens erschlossen, vom Vrf. selbst aber, der
von allen Vätern (ausser Qanokh) die gleichen Formeln gebraucht,
nicht einmal angedeutet; im Gegen theil sind gerade Jered u. MethuS.
durch das höchste Lebensalter vor allen andern Vätern ausgezeichnet,
wenigstens im mass. Text; folgt man aber {Bud>) den Zahlen des
110
Gen. 5.
Sam,j so ergibt sich aus diesen der Gedanke eines stetigen Sinkens
schon von §eth an, wogegen der Tod Jered's, MethuSelah's u. Lemekh's
im Jahr der Fiuth noch nicht nothwendig Tod in der Fiuth besagt
u. im übrigen nur die Folge des zu Grund gelegten chronoL Systems ist.
4. Was nämlich das in der Genealogie durchgeführte chronolog.
System betrifllt, so sind von den Jahreszahlen sowohl des Gesammt-
lebens als des Zeugungsjahres der einzelnen Urvater nur wenige noch
als runde oder cyclische Zahlen (wie 800, 300, 100, 500) erkenn-
bar, die meisten sind bestimmte u. geschichtlich lautende. Dass sie
gleichwohl nach bestimmten Grundannahmen berechnet sind, ist kaum
zu bezweifeln, (vgl. ausser den 365 des Hanokh auch, wie MethuS.
gerade im Jahr der Fiuth stirbt), aber das zu Grund liegende Princip
der Berechnung ist bis jetzt nicht gefunden. Das Problem ist um so
schwieriger, weil in diesen Zahlen die ältesten kritischen Zeugen, der
hbr., samar. u. LXX-Tcxt stark von einander abweichen, wie die folgende
Tafel zeigt
Hebr.
Sam.
Septuag. 1
Adam ....
130
800
930
130
800
930
230
700
930
Seih . . . .
105
807
912
105
807
912
205
707
912
Enos ....
90
815
905
90
815
905
190
715
905
KeoaD ....
70
840
910
70
840
910
170
740
910
Mahalalel . . .
65
830
895
65
830
895
165
730
895
Jered . . , .
162
800
962
62
785
847
162
800
962
Hanokh . . .
65
300
365
65
300
365
165
200
365
Methusalah . .
187
782
969
67
653
720
167
802
969
Lemekh . . .
182
595
777
53
600
653
188
565
753
Noah . . . .
500
500
500
bis zur Fiuth .
100
(950)
100
(950)
100
(950)
Summa
1656
1307
2242
1
Hienach sind in dem (noch nicht hexaplarisch verbesserten) LXX-
Text zwar die Jahre des Gesammtlebens der Väter dieselben wie im
Hebr., mit Ausnahme derer des Lemekh. Dagegen setzen sie das Zeu-
gungsjahr regelmässig 100 Jahre später an, mit Ausnahme theüs von
Jered u. Noah, wo sie mit dem Hebr. stimmen, theils von MethuS.
u. Lemekh, für die sie 167 statt 187 und 188 statt 182 haben, u.
gewinnen dadurch nicht blos eine Verlängerung des Zeitraums zwischen
Adam u. der Fiuth auf 2242 (gegen 1656 des Hbr.), sondern auch
eine grössere Gleichmässigkeit in Ansetzung des Zeugungsjahres, während
im Hbr. die hohen Zahlen 162, 187, 182 bei Jered, Meth. u. Lemekh
gegenüber von denen ihrer Vorgänger seltsam abstechen. Die ab-
weichende Zahl 167 bei MethuS. lässt sich indess in Verbindung mit
802 u. 969 qicht halten, weil sonst Meth. nach der Fiuth gestorben
sein müsste {Hier, quae.), war aber auch schon von (Demetrius) Joseph.,
Jul. AMc. u. in der Zeit nach Orig. fast allgemein durch 187 ver-
Gen. 5. 111
bessert; sie ist in diesem System fehlerhaft, zeigt aber noch deutlich
ihren Ursprung aus dem Sam.-Text (der von Preuss 38 f. angenommene
Ursprung dieses Fehlers ist ganz unwahrscheinlich). Auch für die 3
abweichenden Zahlen bei Lemekh ist, unter Voraussetzung der Ursprüng-
lichkeit des mass. T., ein einleuchtender Grund der Änderung bis jetzt
nicht (auch von Preuss 41 nicht) nachgewiesen. — Der SamariL Text
sodann, mit dem BJub. stimmt (s. m. Beitrage aus dem Buch der
Jubiläen SBAW. 1883 I. 334 fr.), hat zunächst als Zeugungsjahr des
Jered 62, des MethuS. 67, des Lemekh 53, also theils ebenfalls (wie
LXX, nur in entgegengesetzter Richtung) grössere Gleichmässigkeit in
Ansetzung der Zeugungszeil, theils Verkürzung der Wellzeit bis zur
Fluth auf 1307 (gegen 1656 Hbr.). Weiter sind nicht bloss bei Jered
u. Methu§., deren hohes Alter gegenüber von ihren Vorgängern im mass.
Text aufßillt, sondern auch bei Lemekh die Zahlen der 2. u. 3. Spalte
bedeutend kleiner, u. zwar in der Weise, dass jeder folgende Vater
immer kürzer lebt als sein Vorgänger (ausgenommen Kenan Qanokh
Noal]i)i u. dass nicht blos Meth., wie im Hbr., sondern auch Jered u.
Lemekh gerade im Jahr der Fluth sterben. (Aus Hieron. qu. in Gen.
5, 25 kann, da das Zeugniss des Euseh. chron. entgegensteht, nicht
gefolgert werden, dass die Samaritaner damals noch die Lesarten des
Hbr. hatten, sondern höchstens, dass es bei ihnen auch nach dem Hbr.
corrigirte Exemplare gab). — Da nun LXX u. Sam. nicht blos vom
Hbr., sondern auch unter sich selbst abweichen, ihre Abweichungen
aber mehr Consequenz in der Rechnungsweise zeigen, so urtheilen seit
JDMich, die meisten Neueren {Tuch, Del. Ke. Preuss, Nöld, u. a.),
dass sie auf absichtl. Änderung des mass. Textes beruhen, also dieser
der allein richtige sei. Aber weder ist in diesem Fall, wo es sich
nicht um tliatsächliche Geschichte, sondern um ein Reclmungssystem
handelt, der krit Grundsatz, dass das Regellosere das Ursprünglichere sei,
unangreifbar, noch lässt sich für absichtl. Änderung der Zahlen des
Zeugungsjahres bei Meth. u. Lemekh ein zureichender Grund nachweisen.
Wenn A^ö'/de/ce (Unters, zur Kritik Ulf.) nach v, 6rii(jc^inid bemerkt, dass
durch Zusammenrechnung der mass. Zahlen von Gen. 5 bis Ex. 12, 40
sich 2666 Jahre von der Erschaffung Adam's bis zum Auszug aus
Ägypten ergeben, diese Zahl aber genau | von 4000 sei, beruhend
auf einem System, in dem 4000 Jahre als Weltdauer angenommen
wurde, dass somit auch von dieser Seite her die Zahlen des Hbr. als
die richtigen geschützt werden, so ist dieser Beweis vielmehr umzu-
kehren: das Interesse für Zahlensystematik {König 286 f.) mag älter
sein, aber über die etwaige Weltdauer hat man erst in der Zeit der
Apokalypsen speculirt; wenn also f von 4000 beabsichtigt sind, so
folgt, dass (sehr spät erst) bei der amtlichen Feststellung des Hbr.
Textes gewisse Zahlen diesem System zu lieb geändert wurden (s. auch
Lagarde Symmicta L 52 ff.). Noch weniger kann der Vorzug der mass.
Zahlen aus ihrer Zurückführbarkeit auf die Zahlen der 10 vorsintfluthl.
bab. Könige {Opperl) erwiesen werden, weil 1) beiderlei Listen keine
Beziehung zu einander haben (s. S. 109) und 2) die 1656 Jahre von
Adam bis zur Fluth auf die 432000 von Alorus bis Xisuthors nur
112 Gen. 5.
durch die willkührliche Gleichung von 7 hebr. Tagen mit 5 kald. Jahren,
die Einzelzahlen der Einzelnen aber gar nicht auf einander reducirbar
sind. Im Gegentheil aber wird man bei unbefangener Betrachtung
vorerst dem Sam, die relative Ursprünglichkeit zuerkennen müssen {Ber-
Iheau), weil 1) er die stetige Abnahme der Lebensjahre am reinsten
durchführt, 2) die Berechnung der Einzelzahlen bei ihm am durch-
sichtigsten ist, 3) die Abweichungen der 3 Texte beim 6., 8., 9. Glied
nur unter Annahme der Priorität des Säm., nicht der des Hebr., sich
einfach erklären, indem der Hbr. den Sam., LXX den Sam. u. Hebr.
zur Voraussetzung haben, 4) speciell die Änderungen des Hbr. bei Jered,
MethuS. u. Lemekh auf der Verlängerung der ganzen Periode bis zur
Fluth um 349 Jahre beruhen, diese Verlängerung selbst aber auf einem
chronolog. System, womach bis zum Auszug aus Ägypten 2666 Jahre
verlaufen sollen; wobei die Zahl 777 von Lemekh (IVL XXU. 471;
Gesch. I. 325) auch mit Rücksicht auf Gen. 4, 24 gestaltet zu sein
scheint. Daraus, dass in Gap. 11 der hebr. gegen den griech. u. sam.
Text sich als ursprünglicher darstellt {König 286), folgt für Cap. 5
nichts, weil wenn die im Gp. 5 angebrachten Gorrecturen genügten,
um die gewünschte Weltära zu erzielen, für Gp. 11 ein Grund zur
Correctur nicht mehr vorlag. — Nach Bud. 106 ff. wäre für die
Änderung der Zahlen bei Jer. Meth. Lem. im Hebr. der leitende Ge-
danke das Bestreben gewesen, dieselben von dem Verdacht der Sündig-
keit zu entlasten, indem man ihnen möglichst lange Lebensdauer gab
u. wenigstens zwei derselben vor dem Fluthjahr sterben liess; er be-
merkt aber doch zugleich, dass die Dauer der vorfluthlichen Periode
im Hebr. (1656) bis auf 1 Jahr mit der Summe der nach dem Samar.
bis zu Noah's Tod verflossenen Jahre (1307 + 350) zusammentriflt.
— Ist aber die sam. Zählung verhältnissmässig ursprünglicher als die
hbr., so ergibt sich, dass am hebr. Text noch ziemlich spät Modifica-
tionen vorgenommen wurden. Und da die LXX wieder ein anderes
System zeigen, so folgt, dass man noch gegen die Zeit Ghristi hin
richtig herausfühlte, diese Zahlen seien nicht sowohl geschichtliche als
vielmehr auf einem künstlichen Galcül beruhende, u. dass in allen 3
Systemen die Zahl der Gesammtdauer dieser Periode nur im Zusam-
menhang mit den Zahlansätzen für die folgenden Perioden zu verstehen
ist. Ober die ganze Frage vom Verhältniss der 3 Texte, welche wegen
der auf die LXX u. Itala gegründeten Zeitrechnung in der Kirche viel
besprochen wurde, vgl. aus neuerer Zeit JDMich, in den Gommentat
von 1763—68 p. 116 ff., Gesen. de Pent Sam. p. 48; EPreuss Zeit-
rechnung der LXX, Berl. 1859, auch Böckh Manetho u. Hundssternp.
470 ff, MNiebuhr Assur u. Babyl. 357 ff {EKönig in Luthardt's ZKW.
IV. 1883 S. 281 ff.). Versuche, die der Berechnung zu Grund liegen-
den Principien wieder zu erkennen, sind gemacht worden von Eto.G.^
l. 396, Berlheau im JahresBer. der DMG. 1845 S. 40 ff.; Lepsius
Chronolog. d. Äg. I. 394ff.; Bunsen Ägypt. V, 2. 72 ff. u. BW. V.
311 ff. (der das kald. Weltjahr von je 600 Sonnenjahren == 618^ Mond-
jahren als Schlüssel benützt); JOppert in GGN. 1877 nr. 10. S. 201 ff.
(vermittelst verwickelter u. künstlicher Reductionen der kald. Zahlen);
r
Gen. 5, 1—18. 113
wiederum von Bertheau in JBDTh. XXIII. 657 flP. u. Budde Bibl. ür-
gesch. 1883 S. 89—116. Sonst s. auch Rösch in Herzog's RE.* XVIII.
425 £P. — Über die Lit. s. zu Cap. 4.
V. 1., Dies ist die Schrift der Zeugungen Adam's] d. h. das
Verzeichniss (Jos. 18, 9. Neh. 7, 5) der von Adam abstammenden Genera-
tionen (s. 2, 4), näml. bis auf Noal^, welcher eine neue Epoche macht
(Kn,), JTiVin ^ö] nur hier (sonst bei A blos r^-rVin), vielleicht von R
durch Combination der Überschrift der Sethitentafel des C (s. 4, 25)
mit der des A; nach Bruslon (im RTh. de Montauban 1882 p. 15),
weil hier erst das Buch der 12 (?) Toledoth des A beginne, indem
Cp. 1 — 2, 4 blos Einleitung zum Buche sei. b^k 1®] bei A hier u.
von V. 3 an nom. propr. des Protoplasten, wodurch er von den folgen-
den Männern unterschieden wird, dagegen V. 1^ u. 2 n. app. u. coli,
des Menschen, wie 1, 26 f. Bei G in Gp. 2 f. heisst der erste Mensch
D-ixn (s. 3, 17), nur 4, 25 a^s. Vor dem Eingehen auf seine Zeugungen
V. 3 ff. wird, weil es für das Verständniss von V. 3 wesentlich ist,
zunächst an das 1, 26 ff. Gesagte erinnert, dass Gott, als (2, 4) er
Menschen schuf, sie in der Ähnlichkeit Gottes machte (1, 7. 16. 25. 31),
u. dass er sie als ein Paar schuf, u. sie segnete, also nam. zur Ver-
mehrung bestimmte (1, 28), u. aber auch noch als Neues hinzuge-
bracht, dass er sie Menschen nannte. — V. 3. zeugte] näml. ein Kind,
einen Sohn {Olsh. will i? einfügen), „welches Obj. im Verb, liegt u.
daher nicht immer besonders genannt wird, zB. 6, 4. 16, 1. 30, 1;
darauf geht das Suff, in i»»" {Kn.). n-^Vin] vom Mann gesagt, durch-
gängig bei A, (bei C fV; s. 4, 18), beruht (wie rrapi^i ^sj u. a.) auf
der präciseren Ausdrucksweise dieses Schriftstellers (vgl. Ij. 38, 28 f.),
u. ist mit der Zunahme der gesetzlichen Schulung des Volks später
allgemein üblich geworden, 'ats 'la] über die Variation des Ausdrucks
s. 1, 26. Ist aber §eth Adams Ebenbild, so ist er auch Gott ebenbild-
lich, nach V. 1; das Gottesbild pflanzt sich fort Bei den folgenden
wird es nicht mehr besonders gesagt, es versteht sich von selbst. «Ji;-?!]
wie 4, 26; 4, 25 »"^p,^!}. — V. 4. Ohne Zweifel weiss A von Kindern,
die vor §eth geboren wären (Kain), nichts; denn seine andern Söhne
u. Töchter werden ausdrücklich nach §eth's Zeugung angesetzt. Seth
erscheint als Erstgeborner; so auch in der folgenden Reihe soll der
genannte immer der Erstgeborne sein. Die späteren Fabeleien über Setli
s. bei Lenorm. Or.2 I. 21 7 ff. — V. 5. ^n] Perf. s. 3, 22. rb«^] hier
u. bei allen folgenden ausser ^anokh, nicht aber 11, 11 ff., ausdrück-
hch hinzugesetzt, theils im Gegensatz gegen Ilanokh, theils um über
die Herrschaft des Todes (Rom. 5, 14) auch in diesem ersten u. glück-
lichsten Weltalter keinen Zweifel zu lassen. — V. 9. 1^^] Variation
von 1^^ 4, 1. Halevy RB. IX. 219 erinnert, dass K^nän bei den Sabäern
der Name eines Gottes war (vgl, Bäthg. 127 f.). — V. 12. Dass einst
Kenan seine Stelle vor Eno§ gehabt habe (Böttch. ÄL. S. 5), ist aus
den Zalilen nicht zu schliessen. — V. 15. Mahalalel als hehr. Manns-
name Neil. 11, 4; Jered 1 Chr. 4, 18. — V. 18. An den Namen Jered
knüpfte die spätere Haggada die Deutung, dass in seinen Tagen die
D-^Ti^mn ^i2 (6, 2) vom Himmel (Hen. 106, 13. 6, 6 nach der Lesart
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 8
114 Gen. 6, 18—24.
des Sync; BJub. 4) oder die Sethiten vom hl. Berg (Ghrisü. Adamb.
S. 92; herabgestiegen seien. Als Niedergang, Fall sc des Menschen-
geschlechtSy der von ihm an begonnen habe, will Budde 100 den Namen
deuten. — 21 — 24. Von Qanokh wird ausserordentliches erzählt. Nach
der Zeugung des Erstgebornen wandelte er mit Gott 800 Jahre lang.
Ilg. u. Schum. wollen "»nji für 'n *h ^^srrnni herstellen; LXX Luciani
ed. Lag, u. Vulg. schieben ■•n'»i hinter B-^nVKn ein; Halivy 210 hält
^n 'k 'rT»i fftr Correctur eines urspr. "^mi, herrührend von einem dem
Hanokh übelwollenden Schreiber; in Wahrheit schliesst 'n '« '7Vnn'^i
das '^^^ ein. mit Goli\ in Gemeinschaft mit Gott, im Umgang mit ihm
(1 Sam. 25, 15). Dieser Ausdruck wird nur noch bei A u. zwar von
Noatji gebraucht (6, 9; sonst s. Mich. 6, 8; Mal. 2, 6), u. sagt offen-
bar mehr als vor Gott (Gen. 17, 1. 24, 40) u. hinter Gott her (DL
13, 5; 1 R. 14, 8); er bezeichnet ausser dem musterhaft frommen u.
sittlichen Wandel wohl auch den vertrauten Lebensverkehr mit Gott,
wie man ihn in dem vollkommeneren Weltalter noch möglich dachte
(entsprechend dem Aufenthalt des Menschen im Gottesgarten bei G),
u. der dann auch die Quelle höherer Erkenntnisse für ihn werden
musste. Im BHen. u. weiterhin wird er sogar auf den Umgang mit
den Engeln u. das Leben unter den Himmlischen gedeutet LXX, Sir.
44, 16 u. PeL: svrjQiaxtias rw ^aw. — V. 23. Seine Lebenszeit ist
gleich der Zahl der Tage des Sonnenjahres, ^'n^l] einige MSS. '»'^n^jj,
gemäss den Parallelslellen. — V. 24. Seine Frömmigkeit wird noch
einmal erwähnt, um seine Entrückung zu motiviren. u. er war nicht
mehr] nämL vorhanden, also er war verschwunden (wie Liv. 1, 16 von
Romulus sagt: nee deinde in terris fuit, Tuch), „Der Ausdruck steht
vom plötzlichen Verschwinden (Jes. 17, 14; Ps. 103, 16), insbesondere
dem eeheimen u. nicht näher bekannten 1 Rg. 20, 40, vgl. Gen. 42, 13.
36** (Kn.). Über wr« im Erzählungsstyl Ew. 321*. denn Gott halle
ihn hinweggenommen] nicht durch Krankheit oder Tod (1 Rg. 19, 4),
weil sonst die ganze Wendung durch 'a*» w.i'^KJ statt des üblichen f»y
unverständlich wäre, sondern ohne Tod, also lebendig, von der Erde
weg (Sir. 44, 16. 49, 14; Hbr. 11, 5), TtQog ro &elov (Jos. ant. 1,
3, 4), nach einer vielverbreileten Ansicht (ungewiss, ob Hen. 70 u.
12, If., aber sicher BJub. 4; Iren. adv. haer. 5, 5; Vulg. Sir. 44, 16;
Vers. Aeth. Gen. 5, 24 ; a.) in das Paradies, nach andern in den Himmel
(siebenten Himmel Asc. Jes. 9, 9), s. Thilo Cod. apocr. p. 756 ff. Der
Grund der Hinwegnahme ist nicht seine Unbeständigkeit, als hätte er
so vor Rückfall in das Sündenleben {Rai., vgl. Sap. 4, 10 ff.) bewahrt
werden sollen, sondern nach V.^ seine vollkommene Gottgefälligkeit;
es ist die höchste Auszeichnung der Frömmigkeit, die das AT. nur
noch dem Elia zuerkennt (2 R. 2), entgegengesetzt dem lebendig Ver-
schlungenwerden von der Erde (Num. 16). Während C in Cp. 3 eine
ursprüngliche Bestimmung des Menschen zur Gottgemeinschaft u. eine
urspr. Möglichkeit des NichtSterbens setzt, lässt A zwar das Gesetz des
Todes (freilich erst nach langem Leben) von Anfang an herrschen
(5, 5 ff.), gibt aber hier für das untadelhaft gelebte Leben der Gemein-
schafj; mit Gott die Möglichkeit eines anderen Ausgangs zu (vgl. 1 Thess.
Gen. 5, 24—28. 115
4, 17; 1 Gor. 15, 51 f.). In der bab. Sage entspricht die Entrübskung
des Xisuthros (Beros. ed. Rieht p. 57), ohne dass man deshalb ein
Recht hätte, die bibl. Angabe für eine Gopie von jener {Kosters ThT.
XIX, 838 f.; Bud. 180) zu erklären; Parallelen aus den Klassikern gibt
Ruperli in Henke's Magazin VI. 194 ff. — Mit Unrecht hält RedsL
V. 24 für ein Einschiebsel des R, und Schu. für unechten Zusatz.
Auch der neue Versuch Budde's 169 ff. V. 24 u. die 4 ersten Worte
des V. 22 seinem J^ (s. oben S. 89) zu vindiciren, also als Einarbei-
tung des R (wie V. 29) zu erweisen, scheitert schon an dem 3 maligen
jrnVN(n), s. dagegen 'n'^'n'^ V. 29, so wie an 6, 9. Dass '«n n« ^lan '7Vnn'»n
V. 22 für "n'^.^ sich etwas fremd ausnimmt, ist richtig u. könnte das
immerhin eine jüngere Gorrectur aus V. 24 sein (s. LXX Luc). Aber
V. 24 ist als nachgeholte Notiz durchaus unanstössig, u. irgend etwas,
was auf G hinwiese, nicht darin. — Spuren von Verbreitung der
Qanokhsage auf kleinasiatischem Gebiet glaubte man zu finden bei Zenobitis
prov. 6, 10, bei Stephan. Byz, u. 'Ixoviov, bei Suidas u. Nawaxog,
welche von einem phrygischen König Nannacus oder Annacus in der Zeit
vor der Deukalionischen Fluth melden, dessen Name noch im Sprich-
wort genannt wurde, wenn man uralte Zeiten oder ein gar klägliches
Flehen bezeichnen wollte; nach Steph. haftete sein Name an der phryg.
Stadt Iconium, die als seine Stadt galt Übrigens ist Nav, die besser
bezeugte Lesart, nicht Av, Dass man in der Zeit des Synkretismus
ihn mit dem bibL Qanokh combinirte, ergibt sich daraus, dass man
(nach Sleph, u. Suid.) von ihm erzählte, er habe über 300 Jahr
gelebt u. die kommende Fluth vorausgesagt (s. Bockart Phaleg
2, 13). Mit Qanokh u. Annacus hat dann Buitm, (Mythol. I. 175;
auch den griech. Alamg sprachlich u. sachlich zusammengebracht, Ew.
(G.^ I. 380 f.) in ihm den Einweiher oder Beginner d. h. den guten
Gott des neuen Jahres gefunden. Hitzig (ZDMG. XX. 185) unter Ab-
leitung des Annacus vom sanskr. anna d. i. Nahrung, ihn als den Gott
des Jahresertrags oder Jahres erklärt (andere noch anders, s. Böttcher
de inferis § 245 ff.; Böhmer 136; BunsenW^. V. 308; Merx Ijob S. X;
Lenorm. Org.^ I. 253f.j Bahelon in Revue de l'hist. des relig. t XXIII.
180). Den Juden u. Ghristen hat die räthselhafte Gestalt des Qanokh in
unserer Stelle Anlass zu weiterer Ausdeutung u. Dichtung gegeben: Sir. 44,
16 wird er als nccQadBi/yficc n^avolag tcclg yevealg dargestellt, im B.
Hen. u. Judae 14f. als Seher u. Profet, der durch Busspredigt auf das Fluth-
gericht vorbereitet habe; vermöge seines Umgangs mit der oberen Welt
galt er als geheimen Wissens theilhaftig, als Inhaber höherer Wissen-
schaft über die Dinge Himmels u. der Erde, bes. (mit Anlehnung an
die Zahl 365) als Erfinder u. Kenner der Astronomie u. Rechenkunst
(Eupolemus bei Eus. pr. ev. 9, 17); weiterhin als himmlischer Gerichts-
schreiber u. Kanzler. Bücher v^rurden auf seinen Namen geschrieben;
sein Name, als lautete er -i^n oder t;*'?^, vmrde nun als „Eingeweihter
oder Kundiger'^ gedeutet, u. gieng bei den Muslim in den gleichbedeuten-
den Idris (Gelehrter) über (B. Hen.; Fabric. Cod. pseud. V.T. L 160—
223; Win.^ 1. 476ff.). — V.28f. Lemekh, der letzte der Reihe vorNoal^,
hat hier einen ganz andern Charakter, als 4, 19 ff. Um das bemerk-
8*
116 Gen. 5, 28. 29.
lieh zu maciien, u. wegen der besonderen Wichtigkeit Noah's hat R
die Notiz V. 29 eingefügt. Lemekh sagt: dieser wird uns (das Men-
schengeschlecht) aufaihmen lassen von d. h. Beruhigung u. Trost
geben vor unserer Arbeil u. der Mühsal unserer Hände, welche uns
kommt von dem Erdboden her^ den Jahve verflucht hat (3, 17 ff.),
d. h. niedergedruckt von der Last der beschwerlichen Arbeit auf dem
mit Gottes Fluch behafteten Boden u. sich nach Ruhe sehnend erkennt
u. ersehnt er in Noah den Mann, der eine neue Periode beginnen, u.
die Menschen zu einem besseren Leben (unter der Gnade Gottes)
führen soll (vgl. 8, 21). Der Gegensatz gegen den selbstbefriedigten
heidnischen Sinn des Lemekh 4, 23 ff. ist dadurch scharf genug be-
zeichnet. Die Beziehung jener Worte auf die Erfindung des Weinbaues
durch Noah {Böhm., Bud, 306 ff.; Kuen. XVIU. 160) kam sicher dem
C oder R nicht in den Sinn, sonst hätte er sich 9, 20 f. anders aus-
gedrückt; als er thut; vom Wein als Beruhigungsmittel gegen den gött-
lichen Fluch zu weissagen oder weissagen zu lassen, ist auch nicht
Sache der bibl. Schriftsteller; wer davon weissagt, steht Mich. 2, 11
geschrieben, w^na^] LXX duxvaTtavaev rmag, also '«""'??, doch wohl
nur Correctur fQr das schwierigere 'utanr. Dieses gibt freilich keine
genaue Etymologie, da na, rtia, '|*')i, arab. ndcha mit orta nicht zu-
sammenhängt; aber eine solche wird auch hier so wenig ab bei andern
bibl. Namenserklärungen beabsichtigt; das Zusammentreffen in einigen
Lauten genügt für die Anknüpfung des Gedankens. Dass die Bemer-
kung nicht von A stammt, erhellt aus ri'frr^, aus der Bezugnahme auf
3, 17 ff., sowie daraus, dass dem A Namenserklärungen sonst nicht ge-
läufig sind. Vielmehr ist sie wahrscheinlich ein Bruchstück aus der
Stammtafel des G (s. 4, 25 f.), von R aus dem vorhin angegebenen
Grunde aufgenommen, wobei er na-n» des A in nä Swo-nK. k^j?«5 i?
geändert hat. — Über die Herkunft des Namens nä lässt sich bis jetzt
nichts ausmachen. Auswärts ist er nicht bezeugt, denn die Gleichung
akkad. Na = Änu = Xisulhros {Sayce in SBAT. 1872. L 301) ist
nicht ernstlich zu nehmen, u. Nm (nach LXX) auf den Münzen der
phrygischen Stadt Apamea-Kibotos aus der Zeit des Kaisers Septimius
Severus u. seiner Nachfolger (Ekhel doctr. num. vet I, 3. 132 ff.;
Madden in Numism. Ghronicle 1866 p. 173 ff.) ist erst durch Juden
oder Christen dort eingeführt; sonst s. noch Ew. G.^ L 386. Die
Helden der Fluth führen bei andejm Völkern andere Namen. Die üb-
lidie Ableitung des nä als Ruhe von nna hat gegen sich, dass es im
AT. nie n'^3> sondern immer nä geschrieben wird, wie von einer W.
n?, die Ew, (S. 385) sogar mit k3 frisch, neu zusammenbringen, u.
HalSvy (REJ. XXU p. 611) als Y zu nm (s. aber vielmehr Ew. 156<^)
mit der Bedeutung angenehm sein ansehen will, so dass n^ {agrdment
de sacrifice) auf 8,21 anspielte; Hitzig (Gesch. Isr. 225) ordnet ihn
zu hj^^* (aich) Fluth, Noch schhmmer ist die ZurückfQhrung des
Namens auf vaco, vavm, vi^x^9 vavg, als bedeutete er Schwimmer u.
Schiffer {BuUm. 203), oder auf Sskr. ndvaka ^ Schiffer {GriU 44),
oder die Gombination mit dem indischen Rischi Nahuscha {Windischm.
ürsagen der arisch. Volk. 7 ff.; Len. Org. U. 170. 256 ff.). Specifisch
Gen. 6, 29—6, 1. 117
arabisch ist die ZüsammensteUung des als Nufi überkommenen Namens
mit ndfia d. i. Magen, beweinen (ZDMG. XXIV. 207ff.). — V. 32.
„Noah ist bei seinem ersten Zeugen Slter, als alle übrigen UrvSter bei dem
ihrigen. Dies daher, weil der Vrf. Noah's Söhne erst nach der Fluth
Kinder zeugen u. dazu nicht zu alt werden lassen wollte^' i^^')] die
Fluth aber musste er von Noah's Geburt so weit abrücken, weil sonst
seine Vorgänger ihr hohes, ihnen zukommendes Lebensalter nicht er-
reichen konnten, oder aber über die Fluth hinüber hätten leben müssen.
Übrigens versteht sich, dass die Meinung nur ist, er habe in 500. Jahr
zu zeugen angefangen, nicht dass er alle 3 in diesem Jahre zeugte.
§em erscheint als der Erstgeborene. Sonsf s. zu 11, 10.
5. Die Verderbniss der Menschen vor der Fluth,
Cap. 6, 1 — 8, nach C.
Mit loser Anknüpfung an das Vorhergehende wird berichtet, wie
nach dem Beginn der Mehrung der Menschen durch die Vermischung
der Gottessöhne mit den Menschentöchtern die göttl. Ordnung von Grund
aus verkehrt vnirde u. ein Gigantengeschlecht aufkam (1 — 4), u. wie
dann Gott in Anbetracht der gründlichen u. gänzlichen Verderbtheit
unter den Menschen das allgemeine Vertilgungsgericht beschloss, in
welchem nur Noa^ Gnade finden sollte (5 — 8). Damit soll das von
6, 9 an zu erzählende Fluthgericht begründet^ also dasselbe geleistet
werden, was A in seiner Weise u. kürzer 6, 11 f. sagt Von selbst
erhellt daraus, dass dieser Abschnitt nicht dem A angehört Mit Recht,
wird allgemein wenigstens V. 5 — 8 dem C zugelheilt: die Ausdrücke
njn:, ^?.: (8, 21), p% a!t?^n (3, 16 f. 34, 7), rih^, ntei», )n »?S, so.
wie die sehr menschliche Darstellung der Gefühle Gottes V. 6 lassen
daran nicht zweifeln. Nicht so klar ist der Ursprung von.V. 1 — 4.
Zwar sollen diese Verse an dieser Stelle sicher auch einen Beitrag
geben zur Schilderung des Verderbens vor der Fluth, u. sprachlich stimmt
wenigstens V. If. ganz zu C (n?n?, ^^\}f n*"'«^ "^aB-Vy, ö-t«n, aita im
phys. Sinn, s. auch Bud. 8 f.). Aber V. 3 f. finden sich (ausser ö"i»n)
keine Zeichen, die für ihn sprächen; die Darstellung ist dunkel, abge-
rissen, lückenhaft, u. erscheinen dieselben, nam. V. 4, fast nur wie
ein Auszug aus einem volleren Bericht Da weiter der ganze Abschnitt
V. 1 — 4 nicht blos im Folgenden nicht mehr berücksichtigt wird, viel-
mehr als eine Episode dasteht, da er auch seinem Inhalt nach nicht
auf Cp. 2 f. fortbaut, sondern eher wie eine Parallele dazu sich dar-
stellt (Schrad. in DeW. Einl^ 276; WL Prot 323f.; HSchtdlz AT.
TheoL^ 27 f.), so wird man anzunehmen haben, dass er einer andern
Schrift entnommen ist, u. zwar derselben, aus der 4, 17 — 24 stammt.
Mit ihr theilt er die (V. 4 im Zusammenhalt mit Num. 13, .33 deut-
Hche) Voraussetzung einer durch keine Fluth unterbrochenen Continuität
der Entwicklung (trotz OChruppe), sowie die Anklänge an den phönik.
Sagenkreis. Bezüglich der Einarbeitung desselben in den Zusammenhang
118 Gen. 6, 1.
des G wird man ebenso zu urtheilen haben, wie bei 4t, 17 — 24. Die
Abgerissenheit der Darstellung erklärt sich daraus, dass die Vorlage
nur theilweise, so weit sie für die Zwecke des G tauglich war, auf-
genommen wurde; möglicherweise haben aber auch noch spätere Hände
daran modifieirt. — Aber auch durch diese Eingliederung in die Heils-
geschichte des G ist das hochmythologische Gepräge, welches der Er-
zählung anhaftete, nicht abgestreift worden. Viele alte Völker nämlich
wussten von ihnen vorausgegangenen Riesengeschlechtern zu erzählen;
in Kenaan wies man noch in später Zeit auf Reste einer ungeschlachten,
körperlich grossen Urbevölkerung hin, welche mit Namen wie ta^KB*:,
pay "^aa oder auch o'^Vsa (Num. 13, 33) bezeichnet wurden. Je höher
hinauf in der Vorzeit, desto unholder u. fürchterlicher müssen diese
Geschlechter gewesen sein. Durch Gombination der Erinnerung an aller-
lei grosse Werke, deren Ursprung den Späteren unklar war, oder an
rohe Naturgewalten, deren Überwindung dem Aufblühen der jüngeren
Bildung vorangehen musste, steigerte sich die Vorstellung derselben ins
Ungeheuerliche; sie vnirden zu halb übernatürlichen Wesen, von denen
man zwar wohl auch noch einzelne wohlthätige Wirkungen ableitete,
die man aber doch vorherrschend als wilde unbändige Durchbrecher
aller Schranken u. Ordnungen aufzufassen sich gewöhnte. Wie die
Griechen ihre Titanen u. Giganten an die Spitze der Entwicklung
stellten, so muss auch in Kenann von diesen uralten Riesengeschlech-
tem viel geredet worden sein (wo *^^h V. 4). Sie als halbgöttliche
d. h. halb von Göttern, halb von Menschen stammende Wesen anzu-
sehen, war dann auf dem Standpunkt der alten Naturreligionen von
selbst gegeben. (Vgl. über Riesen bei den Phöniken Euseb. pr. ev.
1, 10, 6, wo auch die Stelle: ino iititbqidv öh, qniölvy ix^(iari^ov
t£v tots yvvaixcSv icvalötiv {iicyo^iv€QV olg av ivtv%oisv,). Man
kann nicht verkennen, dass der Bericht dieser Verse aus solchen alten
Gigantensagen geschöpft ist. Innerhalb des Nosaismus sind sie nicht
erzeugt. Aber selbst im Volksmund Israels konnten sie nicht fortleben,
ohne dass wenigstens die Götterwesen, von denen die Riesen stammen
sollten, zu blossen b'^k ■«aa herabgesetzt wurden, u. dem Abscheu,
mit welchem die strenge Religion auf solche Verrückung der göttl.
u. menschl. Ordnung blicken musste, ist durch das Goltesurtheü V. 3
ein entsprechender Ausdruck gegeben. Durch die Aufnahme eines
solchen Berichts hat nun freilich der Vrf. seinen Glauben an die Mög-
lichkeit solcher grässlichen Verkehrung aller Ordnung bekundet; doch
ist unverkennbar, dass er die Sache nicht um ihrer selbst willen, son-
dern zur Charakteristik der Verkehrtheit, in welche die vorsintfluth-
liche Menschheit hineingerathen war, erzählt. Nur zu diesem Zweck
ist der Bericht aus einem andern Zusammenhang, in dem er einst
stand, hierher vor die Fluth gerückt. — Zur Erklänmg s. Budde bibl.
Urgesch. S. 1—45; OGruppe in ZATW. IX. 135 ff.
a) V. 1 — 4: Verbindung der Gottessöhne mit den Menschentöch-
tem, Vorkehrung Gottes dagegen sammt Bemerkungen über die Nefilim
der Urzeit — V. If. Der Nachsatz zum Zeitsatz beginnt mit V. 2.
^^n] vgl. 4, 26. 9, 20. 10, 8. 11, 6. Num. 25, 1. Die Zeit des Vor-
Gen. 6, 2. 119
gangs ist mit dieser Bemerkung nur ungefähr bestimmt, u. greift jeden-
falls über 5, 32 zurück. a-r»n] V. 5 — 7. 8, 21. "^s '«n niaa-^«] s. 1, 4.
räb] physisch schön, vgl. 2, 9. 24, 16. 26, 7 (aber auch Ex. 2, 2).
'ai inp-^] im AT. der übliche Ausdruck (ur ehelichen, zB. Gen. 19, 14.
25, 1. 36, 2. 'a '» ^s)?] irgend welche, an denen sie Gefallen hatten
d. h. welche nur immer ihnen gefielen; über yo part zur Besonderung
des Begriffs Ew. 278^ vgl. Gen. 7, 22. 9; 10. 17, 12. Die blosse
sinnliche Lust ist damit als der Bestimmungsgrund der Gottessöhne her-
vorgehoben. — Q^*?^»? ^3?] oder o-^rf^« 'a Ij. 1, 6. 2, 1. 38, 7 oder
ö^'V» "Pß, Ps. 29, 1. 89, 7 vgl. Dan. 3, 25 (nie njnj ^i^) heissen im
AT. die Engel, wenn es auf ihre Natur ankommt, als Wesen höherer,
göttlicher Art, als überirdische Wesen, dieselben, welche sonst, wenn
es auf die Verrichtung eines Geschäfts im Auftrag Gottes ankommt,
D^dK^^ genannt werden. Sie müssen nach feststehendem Sprachgebrauch
auch hier verstanden werden, u. zeugt dafür die älteste exeg. Über-
lieferung (B. Hen., B.Jub., Philo, Judae 6 f.; 2 Ptr. 2, 4; Jos. ant
1, 3, 1; Test. 12 Patr., einzelne MSS. der LXX bei Field; ältere KV.),
unter Zustimmung der meisten neueren Erki. {Kur. DrechsL Bmg.
Hofm.DeL'y Tuch, Kn. Ew. Hupf. Hölem.Schrad.-, Twest., Nilzsch a.};
die jüngere Lehre von einem Fall der Engel hat sich hauptsäcblich an
diese Stelle angelehnt (B. Hen., Br. Judä u. s.). Freilich war der Ge-
danke einer fleischl. Vermischung von Engeln mit menschL Weibern
für eine gebildete Denkweise, zumal f(ir das christL Bewusstsein (Matth.
22, 30) anstössig, u. hat man darum schon bald verschiedene Versuche
gemacht, den Anstoss aus dem Texte zu entfernen. Die Juden u. ihnen
folgend andere (Trgg., Berei. R. c. 26; Saad., Rai. IE. a.; Sym.;
VrsSam,, ÄrErp. ; Merc, Spinoza', Herd., BuHm,) wollten Söhne von
Vornehmen, Fürsten, Mächtigen, gegen welche die Töchter von Men-
schen d. h. von Leuten niedrigen Standes einen Gegensatz machen
sollen, verstehen, aber aus der ironischen Darstellung Ps. 82, 6 u. aus
Ps. 49, 3 (wo ^» an «*'*« seinen Gegensatz hat) kann ein solcher
Sprachgebrauch nicht gerechtfertigt werden, u. wird derselbe ausser-
dem durch Dn»n V. 1, so wie durch V. 4 widerlegt Nicht besser ist
die bei den Christen aufgekommene u. sehr verbreitete Erklärung (Recogn.
Clem., Jul. Afr., Ephr.-, Christi. Ädambuch', Theodorel, Chrys., Cyr.
AI., Hier., Äuguslin u. a.; Luth., Mel., CcUv., fast alle kirchl. Aus-
leger, noch Bäv. Hngsl. Buns. Kahn. Öhl. Ke., Lange a.), nach
welcher die Gottessöhne im geisti. Sinn als fromme Menschen (die
ein Engelleben führten), gemeiniglich als Fromme von der Linie Seth's
(die sich nach Elohim benannt haben, Ger. Dath.), u. die Menschen-
töchter als verweltlichte Weiber von der Kainlinie gedeutet, u. in der
allmähligen Vermischung des Selhit. mit dem kainit Geschlecht die
Ursache der Verderbniss der gesammten Menschheit gefunden wird. Von
einem Gegensatz der Sethiten u. Kainitinnen steht aber im Text nichts;
dass bis dahin die Seth. Reihe nur Fromme umfasst oder zwischen Sethiten
u. Kainiten eine Schranke bestanden hätte, deren Durchbrechung ein
besonderes Gottesgericht nach sich ziehen musste, ist weder Cp. 4 noch
5 angedeutet; der Ausdruck Gottessöhne für fromme Menschen ist im
120 Gen. 6, 2. 3.
AT. noch nicht gebräuchlich, u. werden vom Begriff der Gottessohn-
schaft Israels aus (Ex. 4, 22; Hos. 11, 1 u. ö.) in höherer Rede wohl
die Glieder des Goltesvolks (Dt. 14, 1. 32, 5. Hos. 2, 1. Jes. 1, 2),
zumal die wirklich Frommen darunter (Ps. 78, 15) mit demselben be-
nannt, nicht aber Fromme überhaupt, am wenigsten in prosaischer
Rede; es ist unmöglich, dass im Nachsatz V. 2 b^kh etwas anderes
als V. 1 im Vordersatz bedeute (s. Sehr. 67 f.); es ist undenkbar,
wie aus Verbindungen zwischen Sethiten u. ^ainitinnen hätten Nefilim
entstehen sollen. (Ober die ganze vielerörterte Frage handeln: DeUinger
in Tüb. Zlschr. t Theol. 1835; Keil in LZ. 1855 S. 220ff.; 1856
S. 21 ff., 401 ff.; Kurtz die Ehen der Söhne Gottes, Berlin 1857; die
Söhne Gottes, MiUu 1858; Engst, im EKZ. 1858 Nr. 29. 35—37;
Reinke Beiträge V. 91 ff.; Schraub Sind. 61 ff.; PScholz die Ehen der
Söhne Gottes 1865). Fast vereinzelt blieb die Meinung des Aq,y welcher
unter cn^Kn -»aa die vtol twv &e6iv (Götzendiener?), verstand, u. llgen^s
(in Paulus Memorab. VII. 181 ff.), welcher annahm, dass die Kainiten
wegen ihrer glückl. Erfindungen sich den Namen Gottessöhne angemasst
haben. — V. 3. Ehe noch u. ohne dass die Folgen dieser Verbindung
angegeben sind, wird gemeldet, was Gott dagegen that Die zunächst
Schuldigen sind die Gottessöhne: man erwartet also, wie Gott gegen
sie einschritt. Bezieht man demgemäss ^ri*^^ auf die Engel, u. versteht
es als Zusammenfassung der engelischen Geistwesen {Ew. JB. VII. 22)
oder als den spirituellen Stoff, aus dem sie bestehen (Wl. Gompos.
1889 S. 306; Gruppe 150), so lässt sich doch diese Erklärung mit
den folgenden Worten nicht vereinigen, denn die Sentenz: „die göttl.
Substanz soll nicht im Menschengeschlecht bleiben, da die menschl.
Substanz Fleisch ist, sondern es soll der Sache ein gewaltsames Ende
gemacht werden" (IF/.), verträgt sich nicht (auch abgesehen von "p"^
u. wwa) mit V.^, u. führt dazu, diesen als missverstehende Glosse zu
streichen (WL). Auch wäre "^nn^ als spiritueller Engelstoff ein sehr
unbequem gewählter Ausdruck, da doch (2, 7 u. ö.) auch im Menschen
von Haus aus Geist Gottes ist. Der Text, wie er lautet, wird anders
gemeint sein. Von den Gottessöhnen wird abgesehen, weil das Ziel
der Darstellung nur die Zustände unter den Menschen, nicht die da-
hinter liegenden Geheimnisse sind (die Späteren haben das hier Ver-
schwiegene nachgeholt, Hen. 9 ff., u. a.). Nur von den Menschen wird
gehandelt. Eine Schuld von ihnen ist allerdings V. If. nicht ange-
deutet; dass es von ihnen HochmuLh war, sich mit höheren Wesen zn
vermischen {Kn.), ist kein textgemässer Gedanke. Wohl aber ist deut-
lich, dass die durch die Schöpfung aufgerichtete Schranke zwischen
Gottessöhnen u. Menschenkindern durchbrochen ist, u. zwar nicht zu
göttl., hl. Zwecken, sondern im Dienste der Sinnlichkeit u. des fleischl.
Gelüstes, u. dass diese so entfesselte Richtung, wenn ihr zugleich das
übermenschHche Können u. Wissen zur Verfügung steht, in den Schlamm
des tiefeten sündl. Verderbens hineinführen u. Gottes Absichten mit den
Menschen vereiteln muss. Dem will Gott Einhalt thun; er thut es,
indem er die Lebenskraft der Menschen schwächt oder ihre Lebens-
dauer (auf 120 Jahre) herabmindert, u. so durch Zumessung einer
Gen. 6, 3. 121
kürzeren Lebensfrist nicht blos die verrückte Schranke zwischen göttl.
u. menschL Wesen wiederherstellt, sondern auch die Verewigung des
Sündendienstes unter den Menschen verhindert (vgl. 3, 22 f.). "^rin^] ist
nicht der an den Menschen arbeitende u. sie richtende hl. Geist Gottes
(Sym,, TrgJon.y Gr,Ven,, Luth. äoä.), sondern, wegen der V^ ab-
geleiteten Folge, der von Gott den Menschen gegebene Lebensgeist
(2, 7), das Princip ihres physischen u. geistigen Lebens. öVSs^V— »V]
muss nicht (Kn,) in alle Zukunft nicht, niemals mehr (wie Ps. 15, &.
30, 7. 55, 23. Joel 2, 26 u. ö.), sondern kann {Sehr ad, 11)^ wie
D^i3>^ »^ (Ps. 103, 9; Prov. 27, 24; Ij. 7, 16) nicht auf die Dauer,
nicht auf immer (nicht: auf ewig im metaphys. Sinn) bedeuten Jer.
3, 12. Thr. 3, 31; nur diese Fassung taugt hier wegen des Gegen-
satzes in V.^. V"!^] in intrs. Aussprache Ew, 138^. Die Verss. (LXX.
Pei. Onk. Vulg.) auch Saad. drücken den Begriff Ueihen, wohnen,
bestehen, dauern aus, u. es ist möglich, dass eine andere Lesart (o^i;
Capp. nach dem Arab., ^5»^; Ilg., i^^j Cler,, Kuen, XVIII. 134; VK
Halevy in Rev. crit 1883 p. 273) zu Gnmd liegt, aber ebenso mög-
lich, dass dieser Sinn, der zum Zusammenhang sehr gut taugen würde,
blos errathen ist Die mass. Lesart (zuerst bei Sym, sicher bezeugt)
vdrd entweder (nach dem arab. ddna med. Vav) als sich erniedrigen
erklärt: nicht soll mein Geist im M. auf immer erniedrigt, herab«-
gewürdigt, werden (JDMich. Vat. Tuch, Ges, th., Ew. Bmg, a.) ; oder
aber wird dem y"^, richten der Begriff herrschen, walten substituirt:
nicht soll m, G. im M. auf die Dauer walten (Schu. DeL Ke, Kn.
Buns. Schrad. OehL Bud. a.), oder gar der Begriff kräftig u. gewaU
tig sein (Äh.). Aber nachweisbar im Hebr. ist weder niedrig wer-
den^ noch walten. Bei beiden Auffassungen soll die Meinung sein, der
den Menschen ihre Lebenskraft gebende Geist soll nicht fi^s'V, auf un-
begrenzte Dauer, auf Jahrhunderte hinaus das leisten; darum wolle GoU
ihre Lebenszeit empfindlich kürzen, damit der (durch die Vermischung
mit den Q'^rrV« -»aa verrückte) Unterschied zwischen ihnen u. ö'*'^^» klar
hervortrete (auch ihnen zum Bewusstsein komme). *ito »^^i o>wa]
dafür geben die Vrss. (LXX, PeL, Trgg. Vulg,) VrsSam,, die jüd.
Ausleger u. viele Neuere (zB. Bohl. Hupf. Böhm., Wendt not carnis
et spir. in VT. 1877 S. 18) dieweil er (sc. onKn) Fleisch ist. Das
wäre als Grund zu Gl.^ annehmbar. Aber wo2 kann das nicht besagen.
Denn wenn man auch ein späthebräisches (Qoh. 2, 16) ^a (= ^»«a
Gen. 39, 9. 23) weil hier (im Pent.) zugeben wollte, so wäre doch
d:i unzulässig. Denn *y) davs könnte nicht (Hitz. in LGBl. 1862 Jul. 5)
bedeuten: weil ei* (nicht nur Geist, sondern) auch Fleisch ist, sondern
nur: weil auch ir FL ist. Aber ,,^auch er*' sc. wie die andern irdi-
schen Wesen (Kn,, Kuen. 133) wäre in diesem Zusammenhang sinn-
los, mag man das Sätzchen zum Vorhergehenden, oder {Kn) zu V.^
ziehen; u. „weil ^r seinerseits (im Gegensatz gegen das, was Gott
thun will) sich dem Walten des Geistes entzieht u. ganz in Fleisch
aufgeht'* {Del.% kann in den Worten nicht liegen. Man müsste dann,
da schon Knn nva zur Noth genügte, fi^va für späteren Einsatz {Geig,
in Jüd. Ztschr, III. 155ff.; Kuen, 133; Wl. 307) erklären. Spricht
122 Gen. 6, 3.
man aber mit den meisten früheren Textausgaben qb^'s als Infm. intr«
von iiv (Ges. 67 A. 3; Ew. 238^) mit 3 p. m. PL Suff., d. h. wegen
ihrer Verhebung (Vat, Ros. Ges, Schum, Tuch Ew. Ke, Oehl.) oder
Verirrung ist er (der Mensch, nicht »•'t? = ^y^) Fleisch, so dürfte
man doch nicht o -7- sowohl als »irt auf b^k beziehen. Denn zwar der
Sinn: durch ihre jetzige Verirrung (vgl. Prov. 5, 19 f.), oder (Eto.) über-
haupt sofern der Mensch sich vergeht, ist er Fleisch d. h. nicht im
ethischen Sinn dem Fleisch anheimgefallen, sündig (üTe.), sondern ver-
gänglich, sofern Sünde u. Sündendienst die Kraft des Lebensgeistes im
Menschen schwächt (2, 17), — dieser Sinn wäre zur Noth noch an-
nehmbar; sofortige Vernichtung {Schr^ wäre dadurch so wenig ge-
fordert, als in dem ähnlichen Fall 2, 17. 3, 19 f. Aber unerträglich
wäre die Enallage numeri (trotz Ew. 319^), u. sachlich passt b>^, auf
die Menschen bezogen, nicht. Vielmehr müsste man &^ auf die Gottes-
söhne beziehen: in Folge ihrer Verirrung ist er Fleisch, d. h. sieht
sich Gott veranlasst, sie dem Schicksal alles Fleisches anheimzugeben
(was in anderem Fall vielleicht vermieden worden wäre). Frostig u.
zur folgenden Strafe nicht passend ist: trotz ihrer (der Engel) Verg,
ist er (der M.) doch FL (Schott in LZ. 1859 S. 230 f.; Böhm.), Zieht
man aber oava zu tih'):h — »V (deW. Buns., a.), so kann wenigstens die
Fassung nicht soll m. G. im M. ewig walten wegen ihrer Verirrung
nicht aufkommen, weil in diesem Fall osiva, als Hauptsache, nicht so
nachhinken dürfte; versteht man dagegen durch ihre Verg. d. h. der
Engel Vergehung soll nicht zur Folge haben, dass (durch Einführung
neuer Gotteskräfte in die Menschenwelt) der Menschengeist zu unge-
messener Lebensdauer komme, (denn) Fleisch ist (u. bleibt) er (Riehm
in StKr. 1885 S. 759, vgl. Bud. 24 ff.), so unterschiebt man dem
hinten angeflickten ^iv:^ einen Sinn („welcher Geist durch ihre Verg.
in sie gekommen ist^O> den es nicht tragen kann. Keine der Erklärungen
ist ganz befriedigend, noch weniger die vorgeschlagenen Änderungen
des tjawa in aa *>»><» (Böttch. NÄL. L 13), w»a „in ihrem Hochauf-
wachsen** (Höiem. N.Bibelst. 1866), ß»" (Schrad.), m tcaV (Olsh.).
Sonst s. noch zu 3, 22. (Willkührlich zurechtgemacht ist, was kosters
in ThT. X. 41 f. hier als urspr. Sinn herausliest). — 'ai i'^nj so seien
denn seine (des bim) Tage 120 Jahre! Das ist allgemein u. unein-
geschränkt gesagt, kann also nicht bedeuten, dass ihm bis zu seiner
Vernichtung in der Fluth eine Frist von 120 Jahren gegeben sei (zur
Busse, Trgg,, Hier. Aug,, Rai. IE., Luth. Engst. Kur. Del, Hofm.
Ke. a.), wofür zum mindesten gesagt sein müsste : seine noch übrigen
Tage, sondern muss von der Dauer der menschL Lebenszeit (wie Gap. 5.
35, 28; Jes. 65, 20; Ps. 109, 8 u. ö.) überhaupt verstanden werden, die
in Zukunft 120 Jahre nicht übersteigen soll (Philo, Joseph.; Tuch,
Ew. Bmg, Kn. Hupf, Böhm. Schrad. a.). Es liegt darin, dass sie
ohne ihre Verirrung viel länger, wenn auch nicht gerade unbegrenzt
lang gedauert hätte oder hatte; nicht aber (Kn. Böhm.), dass^ erst die
fortgesetzte Vermischung mit rden Gottessöhnen allmählig eine höhere
Lebenskraft in die Menschen gebracht haben würde. Übrigens dürfte
die im dodekadischen System bedeutsame Zahl von 120 Jahren (2 kald.
Gen. 6, 3. 4. 123
Sossen) auch sonst im ältesten Orient als natürliches saeculum gegolten
hahen (Scalig. em. terop. IV. p. 293 ff.; Galierer in Gomm. Soc. Gott.
VII. p. 9); Her. 3, 23 bestimmt so das Lebensalter der makrobischen
Äthiopen; über das saeculum naturale u. civile der Römer s. Ideler
Ghronol. U. 82 ff. Bei Censorin de die nat. 17, 4 kommen als Mög-
lichkeiten 112 (Epigenes), 116 (fierosus) u. 120 Jahre vor; in Ägypten
nahm man an, hominem plus 100 annis vivere non posse (Censor.
17, 14), wogegen andere (Lucian. Macrobii 5, 17 f. 22 f.). Beispiele von
mehr als 100, auch {Plin. 7, § 163) solche von 140—150 Jahren
erv79hnen (iSn.); s. auch Ew, G.^ I. 394. Gegen obige Auffassung der
120 Jahre darf man nicht anführen, dass nach A die Väter bis auf
Mose älter denn 120 Jahre wurden, denn der Vrf. hat ohne Rücksicht
auf A geschrieben. Als Bussfrist bis zur Fluth können sie nicht ver-
standen werden, weil von Busse nichts gesagt, auch nachher (V. 5 ff.)
auf den Ablauf einer Frist kein Bezug genommen ist (vgl. noch 7, 11
mit 5, 32). Ohnedem ßillt nach V. 1 dieser Vorgang früher als 120
Jahre vor der Fluth ; die Einreihung des Gottesspruchs in das 480. Jahr
Noah's (DeL) ist ebenso ohne Halt, wie die von andern (zB. Hier.)
angenommene Abkürzung dieser Bussfrist durch Gott um 20 Jahre. —
V. 4 nicht in Erzählungsfolge, sondern äusserlich angereiht gibt eine
Notiz über die Nefilim damals u. später. &^V&an] ist nach den Alten
(auch LXX Pei^ Onk. Sam, Saad,) so wie nach Num. 13, 33 ein Name
für die Riesen; V.^ bestätigt das. Der Name hat im Hehr, kein klares
Etymon u. scheint aus älterer Zeit oder aus einem kenaan. Dialekt zu
stammen: Abgefallene oder vom Himmel Gefallene {Hasse Entdeck.
U. 62), waren sie nicht, u. Fallkinder = Bastarde (öhL^ Volck'
Mühlau lex., Del,^) ist im hbr. Sprachgebrauch nicht begründet; auch
ot imnintovreg (Aq,^ vgl. Hen. 15, 11 nach dem griech. Text bei Sync.)
oder ßlaioi> (Sym,) ist (trotz der Beistimmujig des Hier,, Lulh. Ges.
Ke.) unzulässig, weil 'fc| nicht für sich, sondern nur in gewissen Ver-
bindungen (Jos. 11, 7. Ij. 1, 15. Gen. 43, 18) einfallen u. überfallen
bedeuten kann; untergegangene Riesengeschlechter {Schröring in ZWTh.
XXIII. 386) ist sprachHch u. sachlich (Num. 13, 33) unpassend. An
einen Zusammenhang mit Ksa emporkommen (? Ew,) ist nicht zu den-
ken, aber auch von »\^ (die an Grösse ausserordentlichen, Tuch, Kn,,
Sehr ad. 99, Len. Or.^ I. 344; dagegen Sehr ad. KAT.2 609) kann es
nicht kommen. Von ihnen heisst es: die (näml. die bekannten) N.
waren auf der Erde in jenen Tagen u. auch nachher, da die Gottes-
söhne zu den Menschentöchtern hineingiengen (zur ehelichen Gemein-
schaft ins Frauengemach, wie 16, 2. 30, 3. 38, 8 u. ö.) u. sie (die
Weiber) ihnen gebaren. ^*t{\ nehmen viele als wurden, entstanden
(7, 10. 15, 17. 17, 16. Jon. 4, 10), um so doch wenigstens eine An-
deutung des Zusammenhangs der Nefilim mit den Engelehen zu erhalten.
Aber diese Wendung ist nicht nöthig, noch weniger Correctur u. Um-
stellung der VersgUeder {Bud. 37 ff.). Dass die N. die Erzeugnisse jener
Ehen sind, ist freilich die Meinung, u. geht auch aus 'ai ^ks; '^f k deut-
lich hervor, aber der Ref. hat das als aus der Nefilim-Sage bekannt
vorausgesetzt, u. darum an der entscheidenden Stelle nach V. 2 es aus-
124 Gen. 6, 4. 5.
drücklich zu sagen unterlassen, wie er offenbar die ganze missliche
Geschichte mit absichtlicher Kürze behandelt Was hier in V. 4 hin-
zugebracht wird, ist nur, dass die N. sowohl damals d. h. als das V.
1—3 berichtete vor sich gieng, als auch nachher auf der Erde waren. —
^^m] da oder weily Ew. 353*. Es (gegen die Mass.) mit i? "•:?q» zu-
sammenzunehmen = nachdem dass {Ges. Kn, Hupf. Kur, Ke. Sehr.)
widerstreitet dem Sprachgebrauch (2 Sam. 24, 10 ist corrupt) u. passt
nicht zum Impf. ^»^J, Immerhin aber ist die Zusammenstellung '^tDK )'s ^^^n»
auffallend, u. da ^vm sich auch gut an 'n Q'^b'^a anschlösse^ so ist wohl
möglich, dass 'p """^nK lui ein späterer Einsatz ist von einem, der Num.
13, 33 vor sich hatte {Bud. 34; Wl. Comp. 308; KS, a.); aber sicher
ist das nicht Wenn es ursprünglich ist, ist die Meinung natürlich
nicht „nach der Fluth", da von dieser in V. 1 — 4 nirgends die Rede
ist, sondern allgemein: auch noch nach dem zuvor fixirten Zeitpunkt
Sofort ist an^ nn^jj nicht Nachsatz zum Zeitsatz {Kur. Kn.), weil dafür
Ipfr. cons. erfordert würde, auch nicht Fortsetzung von *i^n {Sehr,),
weil in diesem Fall Q'^Vfift' als Subj. wieder genannt werden musste,
sondern Prf. cons. (2, 6) in Fortsetzung von '»»äj, u. als Subj. zu '»"»^;
konnte, obwohl t^;; auch vom Mann ausgesagt werden kann (4, 18.
10, 8. 13 u. ö.), der Leser doch nur die Weiber verstehen, weil diese
unmittelbar vorher genannt sind (vgL über den Wechsel des Subj.
Stellen wie Gen. 9, 27. 15, 13. Ex. 21, 18. 20. 2 S. 11, 13; 2 R.
3, 24 u. ö.); davon dass die Nefilim sich {Sehr.) oder gar für sich
d. h. selbständig, ohne Zuthun der Gottessöhne {Kn.) zeugten, ist keine
Rede. — 'n^'n bezieht sich selbstverständlich auf das Subj. von V.*,
die B'^Vfcj, nicht auf das ausgelassene Obj. von ^T}\ '»■'^J? (^^'- ^«O»
noch auf beide zusammen {Kn. Sehr.), u. wird hier einfach der schon
zur Zeit des Vrf. veraltete Ausdruck durcli den im Hbr. gewöhnlichen
D'^'^ä« Starke, Helden, Kraftmenschen erklärt, mit dem Zusatz 'ai ^«
(wo B^ "»WS wegen des Art nicht Praed. zu "»w» ist, sondern
üY^ *»»K u. ottn *» als 2 coordinirte Epitheta aufzufassen sind), die
vor Alters (1 S. 27, 8) d. h. die uralten, die Männer des Namens
d. h. die berühmten (Num. 16, 2), vielbesprochenen. An seiner jetzigen
Stelle will der V. einen Beitrag zur Charakteristik der Zustände vor
der Fluth geben: wo Kraftmenschen ihr Wesen treiben, kann es
ohne Verletzung von Recht u. Ordnung nicht abgehen. Aber im Zu-
sammenhang der Quellenschrift, aus der V. 1 — 4 ausgezogen ist, sollte
wohl der Ursprung der bekannten, vielbesprochenen Nefilim berichtet
werden (deren es noch lange gab Num. 13, 33), ohne dass sie zu der
Fluth in eine Beziehung gesetzt waren {Ew. Böhm. Reu. Wl.)y s. oben
S. 117. — Zu dem Glauben der Alten an vorausgegangene Riesen-
geschlechter bemerkt Kn.: auch die arab. Sage erwähnt solche Völker
als Ureinwohner Arabiens, zB. die Aditen, Themuditen, Amalekiten u.
legt ihnen riesige Grösse, Unglauben, Wildheit, grosse Bauwerke bei
(s. Kn. VT. 179. 204 f. 234 ff.); die Griechen u. Römer waren der
Meinung, dass die Menschen überhaupt in der Urzeit viel grösser u.
stärker gewesen wären (Plin. 7, 16; Gell. 3, 10, 11), u. erzählen viel
von ausgegrabenen Menschengebeinen, welche eine übermenschliche
Gen. 6, 5—8. 125
Grösse hallen, zB. von 7 Ellen (Her. 1, 68; Solin. 1, 84f.), von 10
bis 11 u. noch mehr EUen (Paus. 1, 35, 5 f. 8, 29, 3. 8, 32, 4). S*
noch Win.^ II. 330.
h) V. 5 — 8 das Ergebniss der Entwicklung des Menschenge-
schlechts im ersten Zeitalter. — V. 5. das Gebilde der Gedanken
seines Herzens nur böse allezeit] also das Veixlerben auch ein inner-
liches, welches die ganze Willens- u. Gedankenrichtung ergriffen hat,
ein vollständiges u. andauerndes, ^^t;:] im Pent. nur noch Gen. 8, 21
u. Dt. 31, 21. — V. 6. „Gott bereut (wie Ex. 32, 14) die Er-
schaffung des Menschen, u. betrübt sich (Gen. 34, 7) in sein Herz
hinein, d. h. es thut ihm in der Seele, herzlich u. innig leid'' (£n.). Eine
stark vermensclüichende Rede von Gott, wie sie der äusserst leben-
digen Darstellungsweise dieses Vrf. eigenthümlich ist, den Sätzen Num.
23, 19. 1 S. 15, 29. Ij. 35, 6 f. nur scheinbar widersprechend, in
Wahrheit ein kräftiger Ausdruck der tiefmnersten Verletzung des göttl.
Liebesplanes durch die Sünde der Menschen. — V. 7. Er beschliesst
also Vertilgung aller Erdenbewohner vom Menschen bis zum Thier.
„Die Ursache der Vertilgung ist nach dem Vrf. allein die Verderbt-
heit der Menschen wie 8, 21; von einer auch in die Thierwelt ein-
getretenen Verderbtheit (V. 12) sagt er nichts. Der Untergang der
Thiere galt ihm also als Mitverbüssung der menschl. Sünden (Jer. 12, 4.
14, 5 f. Hos. 4, 3. Jo. 1, 18. §eph. 1, 2). So An. unter Voraus-
setzung der Ursprünglichkeit des Textes. Aber da in der Aufzählung
der Thierarten (wie 7, 8. 23) die Ausdrucksweise des A (6, 20. 7, 14.
21. 8, 17. 19. 9, 2) durchklingt (Tuch), u. da die Worte o'^wn— oikö
im Anschluss an tj-iKn-r» nicht passen {Buns.\ so wird nicht zu be-
zweifeln sein {Bud. 250 f., Kuen. 0.^ I. 313), dass erst R sie zur
Gonformation mit der Darstellung des A in 7, 13 ff. eingefQgt hat. Von
ihm kann auch '*'?»53 (statt ^r\^w) sein, (obwohl »•o in einem Stück
des r« auch Num. 16, 30, vgl. Ex. 34, 10, vorkommt), zur Variation
mit n»:> unmittelbar vor- u. nachher (V. 6. 7^). ^H^] „hier von den
zahmen u. wildeu Säugethieren zusammen, wie V. 20. 7, 23. 8, 17.
Dt 14, 4 u. ö.'* {Kn,) — V. 8. Aber Noa^ fand Gnade vor Gott,
nach 7, 1 wegen seiner Gerechtigkeit, dass er nicht mit den andern
vertilgt werden sollte. Seine Gerechtigkeit ist keine so vollkommene,
dass sie nicht durch die Gnade Gottes zu ergänzen gewesen wäre.
C hat in allen die Sünde betreffenden Dingen eine strengere u. schärfere
Beurtheilungsweise als A (V. 9). Übrigens ist hier klar, dass in seinem
Werke vorher schon über Noa^ die Rede gewesen sein muss.
126 Gen. 6, 9 ff.
IL Die Geschichte Noah's und seiner Nachkommen
bis auf Abraham, Cap. 6, 9 — Cap. 11.
1. Die Fluthgeschichte Cap. 6, 9—9, 17, nach A u. C.
1. Weitaus der grösste Theil dieses Stückes stammt aus A, u.
zwar ist seine Erzählung über Noah u. die Pluth fast vollständig darin
enthalten; aus dem nächsten Stück ist dann noch 9, 28 f. als der ur^
sprüngL Sohluss hinzuzufügen. Die Überschrift (6, 9), die Rechnung
nach Jahren des Lebens Noa^'s, die genauen Zeitangaben über den Ver-
lauf der Fluth, die Zahlen der Maasse des Kastens, die Einflechtuog
eines Gesetzes in 9, 1 — 7 u. die Rückbeziehung desselben auf 1, 27 ff.,
der Rund u. das Rundeszeichen 9, 8 ff., die Rreite der Darstellung, die
immer wiederkehrenden Formeln, die alterthümliche Reschreibung der
Entstehung der Fluth (7, 11. 8, 2), das Ebenbild Gottes 9, 6, die Re-
nennung der Familie Noah's 6, 18. 7, 7. 13. 8, 16. 18 (gegen 7, 1),
der Gottesname ß'^n^, Redensarten wie ^ifca-^ 6, 12 f. 17. 19. 7, 15 f.
21. 8, 17. 9, 11. 15—17, nap.« w 6, 19. 7, 9. 16, oTt^?^?»^ 8, 19,
nvp -js 6, 22, na^j n;» 8, 17. 9, 1. 7, n^«?« d-^I?«? oder yr>i 6, 18. 9,
9. 11 f. 17, ihr u. euer Same nach euch 9, 9, Ausdrücke wie ^5*
6, 17. 7, 21, f^'^nv'n u. mw (nicht nn») 6, 13. 17. 9, 11. 15, T^VSn
6, 10, n^s« 6, 21. 9, 3, nm Wild 7, 14. 21. 8, 1. 17. 19. 9, 2. 5,
r» 6, 20. 7, 14, aat? selbig 7, 13, r» u. r:?? 7, 21. 8, 17. 9, 7,
fctt^ u. w«^ 6, 20. 7, 14. 21. 8, 17. 19. 9, 2f. (s. 6, 7. 7, 8. 23),
n»tt -THto 7, 19, das eintheilende a 7, 21. 8, 17. 9, 10. 15 f. u. a. sind
Erkennungszeichen des diesem Erzähler Zugehörenden. Nach ihm war
zwar NoaJ^ in seiner Zeit ein musterhaft frommer Mann, aber alles
Fleisch auf Erden war gänzUch entartet u. verderbt Darum eröffnete
Gott dem Noali, dass er die Erde durch die Fluth verderben wolle, u.
gebot ihm die Erbauung eines Kastens, welcher ihn, sein Weib, seine
3 Söhne u. deren Weiber, so vsrie von jeder Thierart ein Paar nebst
den erforderlichen Lebensmitteln aufnehmen sollte, um sie am Leben
zu erhalten 6, 9 — 22. Im 600. Lebensjahr Noafj's begann die Ober-
schwenunung durch das Aufbrechen der Quellen der unterirdischen
Tiefe u. durch die Öffnung der Fenster des Himmels; am selben Tag
trat er mit den Seinen u. den Thieren in den Kasten; die Wasser
wuchsen allmählig, so dass der Kasten schwamm, u. erreichten die
Höhe von 15 Ellen über den höchsten Rergen, dass alles auf dem Lande
Lebende umkam; 150 Tage wuchs das Wasser 7, 6. 11. 13 — 16*.
18 — 21. 23^. 24. Darnach gedachte Gott an die im Kasten, verschloss
die unterirdischen Quellen u. die Fenster des Himmels; nach den 150
Tagen begannen die Wasser zu sinken, u. am 17. Tage des 7. Monats
kam der Kasten auf dem Gebirge Ararat zu stehen; am ersten des
10. Monats wurden die Spitzen der Rerge sichtbar; im 601. Jahr NoaVs
am 1. des 1. Monats war das Wasser von der Erde verlaufen, u. am
27. des 2. Monats die Erde trocken geworden; auf Gottes Refehl ver-
Gen. 6, 9flf. 127
liessen Noah u. die mit ihm den Kasten 8, 1. 2*. 3^. — 5. 18*. 14 —
19. Den geretteten Menschen verlieh Gott, wie nach der Schöpfung,
einen Segen mit der Kraft, sich zu mehren u. die Erde zu f&llen, u.
dehnte ihre Herrschaft über die Thiere dahin aus, dass er ihnen das
Fleisch derselben zu essen erlaubte, verbot aber streng den Blutgenuss
u. bei Todesstrafe die Tödtung eines Menschen 9, 1 — 7. Auf diese
Festsetzungen hin errichtete Gott mit sämmtlichea Wesen einen für
alle Zukunft gellenden Bund, versprach darin, keine allgemeine Fluth
mehr kommen zu lassen, u. verordnete zum Zeichen dieses Bundes
den Regenbogen 9, 8 — 17. In diesem Bund erst hat die Erzählung
ihr Ziel (vgl. 6, 18) erreicht Alles hängt wohl zusammen; man ver-
misst nur die ausdrückliche Aufforderung Gottes an Noab, jetzt in den
Kasten einzutreten. — In diesen Bericht ist ein anderer hineingearbeitet
{Sehr. 136 ff.), welcher sprachlich u. sachlich sich unterscheidet. Nach
diesem hiess Gott den Noalhi u. seine Familie in den Kasten treten u.
von den reinen Thieren je 7 Paare, von den unreinen je 1 Paar mit
hineinnehmen, weil er in 7 Tagen einen 40tägigen Regen bringen
werde, um alle Wesen vom Erdboden zu vertilgen. Noah that dem-
gemäss. Nach 7 Tagen begannen die Wasser der Fluth; u. der Platz-
regen fiel 40 Tage u. Nächte. Gott verschloss hinter dem eingetrete-
nen Noalji den Kasten. In den 40 Tagen erhob sich der Kasten über
die Erde. Alles Lebendige ausser Noah u. denen im Kasten kam um
7, If. 3*. 4 f. 7*. 10. 12. 16^ 17. 22*. 23*. Darauf wurde dem
Regen Einhalt gethan. Nach den 40 Tagen öffnete Noah das Fenster
des Kastens u. schickte Vögel aus, um sich durch sie von dem Stand
der Gewässer auf der Erde zu überzeugen, zuerst den Raben, 7 Tage
später die Taube, nach weiteren 7 Tagen wieder die Taube, die schon
ein Olivenblatt zurückbrachte, u. nach wieder 7 Tagen noch einmal
die Taube, die nun nicht mehr zurückkehrte. Da nahm er die Decke
des Kastens ab u. sah, dass die Erde abgetrocknet war 8, 2^. 3*.
6 — 12. 13^. Noafi (aus dem Kasten getreten) baute einen Altar,
opferte von den reinen Thieren u. Vögeln Gott Brandopfer; Gott nahm
sie wohlgefällig an, u. beschloss, in Erwägung der nun einmal dem
Menschen von Jugend auf anhaftenden sündlichen Verkehrtheit seines
Herzens, nie mehr ein solches Verderben zu verhängen, sondern die
Naturordnung der Erde ungestört zu erhalten 8, 20 — 22. Das sind
nicht blos ergänzende Bemerkungen zum andern Bericht, sondern es
ist eine vollständige Fluthgeschichte, in der man nur weniges vermisst,
näml. am Anfang die Ankündigung der Fluth an Noali u. den Befehl,
einen Kasten zu bauen, hinter 8, 3 die Angabe vom Auüsitzen des
Kastens u. vor 8, 20 die Nachricht, dass Noab aus dem Kasten getreten
sei. Die Gründe für die Ausscheidung der genannten Stellen sind diese.
Vom Unterschied reiner u. unreiner Thiere sagt A nichts, u. bestimmt
die geretteten Thiere nur auf je 1 Paar (6, 19f. 7, 16f.); die wirkende
Ursache der Überschwemmung u. die Dauer derselben, sowde der Ver-
lauf der Abnahme der Wasser sind verschieden; den Inhalt von 8, 21 f.
gibt A in dem Bericht über den Bundesschluss 9, 8 ff. Ebenso ist die
Unterscheidung zweier Berichte deshalb nothwendig, weil öfters dieselbe
128 Gen. 6, 9 ff.
Sache zweimal, nur mit andern Worten erzählt ist, zB. der Eintritt
Noah's in den Kasten 7, 8 f. u. 13 — 16, die Entstehung der Fluth
7, 11 u. 12, die Zunahme der Gew9sser u. das Schwimmen des Kastens
7, 17 u» 18, das Verenden aller Lebewesen 7, 21 u. 23, das Auf-
hören der Überfluthung 8, 2* u. 2^ das Verlaufen der Wasser 8, 13*
u. 13^. Auch bemerkt man, dass 6, 16 von einem ^ni«, 8, 6 von
einem "{^Vn des Kastens die Rede ist, u. dass die Familie Noah's 7, 1
mit einer andern Formel benannt ist, als in A, so wie auch sonst f&r die-
selbe Sache andere Ausdrücke gebraucht sind, zB. wp-; 7, 4. 23, ^ß
8, 8. 11, n«n 7, 3 (gegen 6, 19 f.), V«»n -*? 7, 7. 10 (nicht V. 17).
Auf C als Vrf. des Berichts weist hin: njrf, die stark menschliche
Darstellung Gottes 7, 16. 8, 21, die Unterscheidung reiner u. unreiner
Thiere, die Erwähnung des Altars u. der Opfer 8, 20 f. (vgl. 4, 8 f.),
die Hervorhebung der anhaftenden Sündhaftigkeit des Menschen 7, 21,
Ausdrücke wie nno 7, 4. 23, 'ip^*«i «?•»« 7, 2, tmuhii (^36-Vy) 7, 4. 8.
23. 8, 8. 13. 21; D-^;V 7, 4. lO'; -iaV-V« 8, 21 (s. (ß,6);" 'iw^ 8, 21,
^^J? 21, ^n-!3» 21 (3,20 gegen 6, 19) u. a. Zwar wollten andere
8, 6 — 12 dem A (An.), oder B (Ew.) zuweisen, aber schon die 40
Tage V. 6 u. die Siebenzahl der Wartetage V. 10. 12 entscheiden
(Hupf, Sehr.) für C; von einem Fluthbericht des B haben wir über-
haupt keine Beweise. Da nun auch in 6, 5 — 8 schon ein Einleitungs-
stück zur Fluth von C vorliegt, so kann nicht bezweifelt werden, dass
C eine vollständige Fluthgeschichte gab. Dass sie ein secundärer Be-
standtheil des C sei {Wl. XXI. 404; Bud, Kuen., s. oben S. 89),
wird im Zusammenhang mit einer eigenthümlichen Hypothese über die
allmählige Entstehung des G behauptet, ist aber durch specielle Be-
weise nicht zu erhärten, sofern weder das feststeht, dass die Fluth-
sage den Isr. erst in der 2. Hälfte des 7. Jahrb. oder noch später
zukam (s. Nr. 3), noch die Ausdrücke oip^, nn», ^^«j als Kennzeichen
einer so jungen Zeit (Kuen. XVIII. 168 f.) mit Recht geltend gemacht
werden können. Der Bericht des C ist aber von R, um unnöthige
Wiederholungen zu vermeiden, nicht neben den des A gestellt, son-
dern in denselben hineingearbeitet worden, wobei wenigstens alles,
was G eigenthümHches hatte, aufgenommen scheint, während manches,
was G mit A gemeinsam hatte, von R einfach weggelassen sein kann.
In einigen Stellen, nam. 7, 3. 7 — 9. 22 f. (s. d.) hat die Hand des
R etwas stärker eingegriffen (Ew* Sehr, NÖld, Bud. Kuen). — Ver-
gebhch sucht Halhy RR. XXIV (REJ. XXII 1891) S. 161 ff. wieder
die literarische Einheitlichkeit des ganzen Stücks zu beweisen.
2. Die Ausführlichkeit beider Berichte ist in der Sache begründet.
Die Fluth ist das wichtigste Ereigniss nach der Schöpfung, von dem
sich eine dunkle Kunde in der hehr. Sage erhalten hat, die Grenz-
scheide zweier Weltalter, welche den Lauf einer alten untergegangenen
Menschheit abschliesst u. für ein neues Geschlecht den Ausgangspunkt
bildet. In einem solchen Ereigniss müssen die Gedanken Gottes, welche
in der Menschengeschichte nachzuweisen sich die bibl. Schriftsteller
zur Aufgabe machen, vemehmticher als sonst sich kund thun. In der
That fällt bei A u. G das Schwergewicht auf die Nachweisung dieser
Gen. 6, 9 ff. 129
Gottesgedanken. Die schonungslose Dahingabe alles Lebenden kann —
so äussern sich selbst einige Fluthsagen der Völker — nur als ein
Strafgericht Gottes über ein entartetes Geschlecht verstanden werden,
u. beide Erzähler stellen darum die Zeichnung der Verderbtheit der
untergegangenen Menschheit an die Spitze ihrer Erzählung (6, 11 — 18.
6, 5—8; vgl. Ij. 22, 16ff; Jes. 24, 5. 18; Matth. 24, 38; 2 Ptr.
2, 5). Ebenso dass in diesem Verderben ein Mann mit den Seinigen
gerettet u. zum Anfänger eines neuen Geschlechts gesetzt wurde, kann
nur aus dem Wohlgefallen Gottes an ihm erklärt werden ; beide schil-
dern ihn als den gerechten unsträflichen Mann, der glaubensvoll den
Verfugungen Gottes Gehorsam leistete (6, 9. 22 u. 6, 8. 7, 1. 5; vgl.
Ez. 14, 14. 20; Sir. 44, 17; Sap. 10, 4; Hbr. 11, 7). Aber auch das
neue Verhältniss, in das Gott zu der neuen Menschheit trat, war hier
klar zu machen. A widmet dem eine lange Ausführung (9, 1 — 17)
u. steuert durch seine ganze Erzählung hindurch auf sie, als den eigent-
lichen Zielpunkt, los. Die urspr. Vollkommenheit des ersten Weltalters
ist daliin: in Anbetracht des durch die Sünde nun einmal herein-
gekommenen Zwiespalts wird dem Menschen sein Herrscherrecht über
lie Natur erweitert u. Thiere zu essen erlaubt, aber gegen das wie-
derholte Umsichgreifen des Mordgeistes eine gesetzliche Schranke gezogen
u. wenigstens in Grundzügen eine neue Lebensordnung gegeben, die er
unverbrüchlich einhalten soll; unter dieser Voraussetzung will Gott ihm
die NichtWiederkehr einer solchen chaotischen Verwüstung zusichern;
oder: er lässt sich herab zu einem Bund mit ihm, u. ist das nur An-
fang u. Grundlage einer besonderen, auf ihn gerichteten Heilsthätigkeit
Gottes. Kürzer beschreibt C in 8, 20 — 22 das neue Verhältniss dahin,
dass Gott künftig die dem Menschen innewohnende Verkehrtheit nicht
mehr zum Grund einer neuen Verfluchung der Erde zu machen, son-
dern (mit dem Vorbehalt, ihr in anderer Weise entgegenzuarbeiten) sie
in Geduld u. Langmuth (vgl. Rom. 3, 25 f.) zu tragen beschloss. So
stimmen in den Hauptpunkten beide Erzähler zusammen. Aber auch
die Rettung Noalhis mit den Seinen u. den Thieren wird bei beiden
gleich beschrieben: sie war durch die Sage fest normirt Die Ab-
weichungen betreffen nur die Einzelheiten des Vorgangs. Eine Ab-
weichung des C, über die Zahl der geretteten reinen Thiere, war wegen
des nach der Fluth zu bringenden Opfers nothwendig: eine andere,
betreffend die Entstehung der Fluthwasser durch Regen, schliesst sich
mehr an die gewöhnliche Ursache der Überschwemmungen an, während
die Darstellung des A auf einer alterthümlicheren Anschauung von
derlei Naturvorgängen rulit Die Hauptabweichung betrifft die Dauer
der Fluth. Wie sehr aber gerade hierüber die Überlieferung schwankte,
sieht man daraus, dass selbst im Text des A sich noch zweierlei Be-
rechnungsweisen durchkreuzen. Wenn nämlich (7, 11) die Fluth am
17. des 2. Monats beginnt, und die Wasser (7,24) 150 Tage lang
zunehmen, dann nach diesen 150 Tagen schon am 17. des 7. Mon.
der Kasten sicli festsetzt (8, 3 f.), bis zum 1. des 10. M. die Spitzen
der Berge sichtbar werden (8, 5\ am 1. des 1. M. im andern Jahr
die Wasser verlaufen sind (8, 13) u. am 27. des 2. M. die Erde ab-
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 9
130 Gen. 6, Off.
getrocknel ist (8, 14), so ist zunächst deutlich, dass der ganze Vorgang
1 Jahr 11 Tage, d. h., da doch die Hebräer nach Mondjaliren zu rech-
nen pflegten, 854 -f 11 d. h. 865 Tage oder ein Sonnenjahr (so schon
IE. Rai. Qi, zu 8, 14) umspannen soll. Ist aber nach Mondmonaten
gerechnet, so ist auffallend genug, dass 7, 24 und 8, 8 ein Zeitraum
von 150 genannt ist, welchem nach 8, 4 etwas weniger als fünf
Monate (weil beim Aufsitzen des Kastens doch die Wasser schon etwas
gesunken sein müssen) entsprechen sollen, während doch 150 Tage
mehr sind, als 5 hbr. Monate. Da A hier immer genau bestimmte,
nicht runde Zahlen beibringt, u. darum 150 nicht etwa {Tuch) nur
ungefähre Angabe (statt 147j sein kann, auch die Absicht einer genauen
Rechnung einem Vrf. wie A abzusprechen (Bud, 272 f.) sich nicht
empfiehl^ da weiter auch nicht angenommen werden kann, dass im
Text sämmtliche Monate zu 80 Tagen u. das ganze Jahr, wie bei den
Ägyptern (ideler Cluronol. I. 478 f.) zu 860 Tagen u. 5 Epagomenen
gerechnet, also die Gesammtzeit auf 875 Tage angesetzt sei (DeL^),
weil 875 keine Periode darstellt, so empfiehlt sich die Auskunft {Ew.
Sehr,), dass hier in den 150 Tagen der Rest eines abweichenden An-
satzes steckt, nach welchem die Zunahme der Wasser 150 Tage u. wohl
auch die Abnahme 150 Tage (d. h. 2x75) betrug: wenigstens kann man
in der Zeitbestimmung der ersten Stufe der Abnahme (vom 17. des 7. bis
zum 1. des 10. Monats) noch eine Spur von dieser Berechnungsweise er-
kennen. Dieser Ansatz von 2x150 Tagen (d. h. 10 Mon.) wird aber
zusammenhängen mit einer anderen Monats- u. Jahresberechnung, wie
sie vielleicht (s. meine Abb. in MBfiAW. 1881 S. 981) bei den Phöniken
üblich war. Nach ihr müsste, wenn die Flutli zu 800 Tagen angenommen
war, das letzte Datum (8, 14) der 17. T. des 12. M., wenn aber zu 865
T., der 17. T. des 2. M. sein. Statt dessen erscheinen in 8, 18 f.
Daten, die niu* aus der Rechnung des Mondjahrs erklärbar sind, aber
gleichwohl die Dauer der Fluth auf ein Sonnenjalur (s. 5, 28) normiren.
Schwerlich stammt dieser Text vom Vrf. selbst; wahrscheinlich haben
erst jüngere Bearbeiter corrigirend eingegriffen (wie in den Zahlen
Gp. 5). Die LXX ihrerseits, vom ägypt. Jahr von 865 Tagen aus-
gehend, haben 7, 11. 8, 4 geradezu den 27. T. (statt des 17.) ge-
setzt. — Dass der 2. Monat, in welchem die Fluth anhebt, der 2. Früh-
lingsmonat oder Ijjär {R, Josua bei Ra§., Barhebr, chron. syr. p. 7,
Merc.y Tuch, Lepsius Chron. der Äg. I. 226 f.; Kosters ThT. XIX.
887 f.) sein soll, kann daraus, dass in der babyl. Fluthsage bei Alexander
Polyh. der 15. des Mon. Daesius (Sivan) genannt ist, um so weniger
erwiesen werden, als dieses Datum für die in der 2. Hälfte des März
beginnenden u. gegen Ende des Mai am höchsten steigenden An-
schweUungen des Eufrat u. Tigris {Ritter EK. X. 1028 f. XI. 1019)
ohne Bedeutung, u. vielleicht irrthümlich {Len, Or.^ I. 418 f.) ist. Viel-
mehr ist ohne Zweifel der 2. Herbstmonat (MarcheSvan) zu verstehen
{Jos. ant. 1, 3, 8; Tg.Jon., Rai. Qu, JDMich. comm. S. 89 f., Ros.
Win. Bmg. Kn. Ew. Del), theils weil A den Beginn des Jahres mit
dem Frühling erst von Mose an datirt (Ex. 12, 2), theils weil gerade
MarcheSvan in Palästina der eigentliche Beginner der Regenzeit war.
Gen. 6, 9flF. 131
Warum gerade der 17., und nicht der 15., der Vollmondstag (wie in
der bab. Sage), oder der 16., der Tag nach dem Vollmond, bestimmt
ist, ist zur Zeit noch unermittelt: dass am 17. Tag ^aXiGxa yivezcii
TtkfjQOviiivri xccTadrilog ij Tcavöikrjvog {Kn. nach Plut. d. Isid. 42),
erklärt die Sache nicht, u. die Vermuthung (BWBacon in Hebr. Vlll.
85), dass 1 M. 17 T. des A den 40 + 7 Tagen der Vorbereitungs-
zeit, die einst in G angegeben gewesen seien (?), entsprechen sollen,
steht gänzlich in der Luft — Viel kürzer ist der Verlauf des Ereig-
nisses bei G: hier wird durchaus nach den Zahlen 7 u. 40 gerechnet:
nach 7 Tagen Vorbereitung Mt der Platzregen 40 Tage u. Nächte
lang, u. in Frislen von 3mal 7 Tagen verschwinden die Wasser wie-
der. Auch hierin, bezüglich ihrer Dauer, schHesst sich diese Dar-
stellung an die gewöhnlichen Vorgänge der Regenzeit an.
3. Grundlage der Fiutherzählung ist ohne Zweifel das dunkle
Andenken an eine furchtbare Landesverheerung durch Wasser. Diese
Fluth fällt nämlich in den Verlauf der Menschengeschichte herein, hat
also mit den geologischen Diluvien nichts zu schaffen. Die lange Dilu-
vialperiode der Geologen, der die Erdoberfläche ihre letzte Gestaltung
verdankt, liegt jenseits aller Erinnerung der Menschen; höchstens
schliessen konnten schon die Alten aus gefundenen Fossilien (Her. 2,
12; Eratosth. fragm. ed. Seidel p. 28, s. Tuch^ 116) auf vorangegangene
Diluvien. Die Fluth der Bibel konnte bei ihrer kurzen Dauer wesent-
liche u. allgemeine Umgestaltungen der Erdrinde nicht bewirken u. hat
sie auch nicht be^virkt• Nach der bibl. Erzählung vnirden die Berge
von den Wassern bedeckt u. kamen nach deren Ablauf wieder zum
Vorschein (7, 19 f. 8, 4f.); die Erde braucht nur abzutrocknen, um
ihre alte Gestalt wieder zu haben (8, 14); die Taube bringt ein frisches
Ölblatt zurück (8, 11); dass nach der Fluth die ganze Pflanzenwelt
wieder da war, wie zuvor, wird als selbstverständlich vorausgesetzt;
auch die Beschreibung der Lage des Gottesgartens (2, 11 ff.) geht von
der Annahme aus, dass die Gestalt der Erdoberfläche nicht wesent-
lich verändert wurde. — Weiler umfasst die bibl. Fluth auch nicht
die gesammte Erde. Zwar soll sie eine allgemeine sein, sofern durch
sie alles Lebendige auf der Erde weggetilgt wurde. Aber dass diese
Erde des Vrf. ein viel kleinerer Raum war, als was wir die Erde
nennen, ergibt sich aus dem engen geograph. Gesichtskreis der alten
Hebräer, welcher nur Bruchlheile von Asien, Afrika u. Europa um-
fasste (Gen. 10). Dasselbe folgt aus den eigenen Angaben des Vrf.,
wenn man sie schärfer ins Auge fasst. Wenn nach 7, 19 f. das Wasser
zwar die hohen Berge um 15 Ellen überragte, sofort beim Sinken des
Wassers aber der Kasten (bei etwa 15 Ellen Tiefgang) auf einem der
Arara|berge sitzen blieb (8, 4), so sind für den Vrf. diese Berge die
höchsten, während in Wahrheit es um mehr als 10000 Fuss höhere
Berge gibt Aber selbst dass der Vrf. von der Höhe der Berge Ararat's
eine zureichende Vorstellung halte, lässt sich nicht beweisen. Im
Gegentheil, wenn er beschreibt, dass von da an, da der Kasten fest-
sass, 2 V2 Monate vergiengen, bis die Spitzen der Berge sichtbar wur-
den (8, 5), aber dann schon nach nicht ganz 5 Monaten die Erde völlig
9*
132 Gen. 6, 9S.
trocken war (8, 14), so ist aus dieser Zahienproportion deutlich, dass
entweder t[ie höchsten Berge nicht sehr hoch gedacht sind, oder aber
der Landungsberg in einer alle andern Berge unverhältnissmässig weit
üherrragenden Höhe vorgestellt ist Um so weniger ist dann der Schluss
(Kur.Ke.) gerechtfertigt, dass weil nach den neueren Messungen die
höchsten Höhen des Ararat bis zu 17000 Fuss ansteigen, auch die
Wasser eine solche Höhe erreicht u. also, weil sie sich ins Gleich-
gewicht setzen mussten, die gesammte Erde bedeckt haben. Die physi-
kalische Unmöglichkeit, dass eine solche Wassermasse, wie sie zur
gleichmässigen Überschwemmung der ganzen Erde, auch ihrer höch-
sten Berggipfel, erforderlich gewesen wäre, ohne eine Verkehrung der
Verhältnisse des Planeten u. eben damit der Lebensbedingungen aller,
auch der geretteten, Wesen sich erzeugen konnte, braucht gar nicht
einmal ins Feld geführt zu werden. — Föhren aber die Angaben des
Textes selbst nur auf eine tlieilweise Erdöberschwemmung u. zwar
innerhalb Menschengedenkens, so liegt zunächst kein Grund vor, die
Möglichkeit einer solchen zu bezweifeln. Ausserordentliche Über-
schwemmungen, in Folge von allerlei Ursachen, sind in der Erinnerung
der Völker genug verzeichnet. In den ältesten Zeiten, als die Wasser-
läufe durch Natur oder durch Menschenhand noch weniger geregelt
waren, mussten solche Überschwemmungen nur um so gewaltiger u.
verheerender sein. „Über Überschwemmungen in Folge der Hebung
des Meeresgrundes s. Strab. 1, 3, 5. 10 f. Von Fluthereignissen, nament-
lich in Meerländem, berichten noch Geschichtschreiber, zB. in Syrien
u. dem kasischen Grenzland Ägyptens Strab. 16, 2, 26; in den griech.
Ländern Thukyd. 3, 89; Diod. Sic. 12, 59. 15, 48; Strab. 8, 7, 2;
auf der cimbrischen Halbinsel Posidon. bei Strab. 2, 3, 6. 7, 2, 1;
nur dass dieselben nicht so umfangreich waren, wie die der ältesten
mythischen Zeit^^ (Kn,). Viele Beispiele von seismisch-kyklonischen
Fluthen in Meerländern aus historischer Zeit hat Süss (S. 30 ff.) zu-
sammengestellt. Eine derartige gewaltige Fluth im hohen Alterthum
muss die gewesen sein, um welche es sich hier handelt Dass näm-
lich diese Fluthsage der Hebräer nicht etwa erst in Kenaan sich ge-
bildet hat, noch weniger in Ägypten (wo es ohnedem keine Sintfluth-
sage gab) von ihnen angenommen worden ist, sondern sonst woher
ihnen zukam, geht daraus hervor, dass in derselben Ostarmenien
(s. 8, 4) als Landungsort des Kastens u. Ausgangsort der neuen Mensch-
heit erscheint Da von grossen Strecken, welche der schwimmende
Kasten zurückgelegt, im Text keine Andeutung ist, so könnte man
jene Gegend als die Heimath der Sage u. den Schauplatz derselben
vermuthen. Zur Bestätigung Hesse sich anführen, dass auch andere
vorderasiatische Völker ihre Fluthsagen hatten u. zum Theil sogar den
Ausgangsort der Überlebenden ähnlich bestimmten. Zwar die Araber
wissen von dieser Fluth nichts, u. dass das Geez'Volk sein heimisches
Wort für Fluth aich, wie die Syrer ihr iaufan, später, nachdem sie
mit der Bibel bekannt geworden waren, besonders von der Sintfluth
gebrauchen {Ew. JB. VU. 3 f.), gibt noch keinen Beweis für alte Be-
kanntschaft mit dieser; was die Phöniken (nach Hieronymus Äg. bei
Gen. 6, 9 ff. 133
Jos. ant. 1, 3, 6), über die grosse Flulh erzählten, wissen wir nicht;
dass sie nicht unbekannt damit waren, wollten Halevy (M^l. de Grit
71; RB. IX. 214} u. OGruppe (im Philologus NF. I. 93 ff.) auch aus
den griech. Sagen u. Mythen erschliessen. Aber dass bei syr, Völkern
das Andenken an die Fluth fortlebte, dafür liegen mehrere, wenn auch
junge Zeugnisse vor. Nach einer Gestalt der Sage, die Nicolaus Dam.
(Joseph, a. a. 0.) vor Augen hatte, wurde der Berg Baris in Armenien
als derjenige bezeichnet, auf welchen zur Zeit der Fluth viele sich
gerettet haben, u. auf dessen höchstem Gipfel einer in einem Kasten
(Xci^a^) angelandet sei, von welchem Kasten noch später Holztheile
vorhanden gewesen seien. Nach einer Angabe bei Lucian de dea Syr.
c. 13 über Hierapolis waren in dem angeblich von Deukalion Sisythes
(s. Buttm, Myth. 1. 191 f.) gestifteten Heiligthum der Juno im Libanon
zu seiner Zeit noch alljährlich Geremonien über einem Erdspalt, welcher
einst die Wasser der grossen Fluth aufgenommen haben soll. Für die
Annahme einer in Phrygien einheimischen Fluthsage sind die Nach-
richten über Nannacus (s. 5, 24) u. über den Berg bei Kelaenae, später
Apamea Kibötos, als Landungsplatz der Arche (Or. Sibyll L 261 ff.
Friedl.; Syncell. p. 22 B), so wie über das pisidische Antiochia als
Erbauungsort der Arche (Moses Choren, bei Saint Martin M^m. bist,
et g^ogr. sur TArm^nie 1819. II. 349) zu jung, u. ist vielmehr sehr
wahrscheinlich, dass in dem von Antiochus I gegründeten Apamea,
dessen Beiname KißcuTog nicht vor Strab. 12, 8, 13 (PtoL 5, 2, 25;
Plin. 5 § 106) vorkommt, erst durch die zahlreich dort wohnende
Judenschaft eingeführt wurde (EBabelon la trad. phr^r^. du dringe in
Revue de l'hist. des relig. 1891 t XXHL 174 ff.). Über Fluthsagen
der Armenier wissen wir nichts : ihre eigenen Schriftsteller sind zu
jung u. zu sehr von fremden Einflüssen abhängig; was Jos. ant. 1, 3,
5 beibringt, genügt nicht (s. auch Nöld» Untersuch. 154). Am ge-
nauesten bekannt ist die bahyL Sage, u. diese bietet zugleich die merk-
würdigste Ähnlichkeit mit den bibl. Berichten. Man kannte sie längst
in der Form, wie sie Berosus nach den Auszügen des Alex. Polyh.
(CMüller Fragm. bist. Graec. IL 501 f.; Euseb Chron. ed. Schöne p.
20 ff.) berichtet Nach ihr zeigte Kronos durch einen Traum dem 10.
babyl. König Xisuthros die für den 15. des Monats Däsius bevor-
stehende Vertilgung der Menschen durch eine Fluth an, u. gebot ihm,
Anfang, Mitte u. Ende aller Dinge in Schriften einzugraben u. in der
Sonnenstadt Sispara (Sipara) niederzulegen, dann ein Schiff zu bauen,
in das er selbst mit seinen Verwandten u. Freunden, mit Speise u.
Trank, u. mit Thieren, geflügelten u. vierfOssigen, eintreten sollte. Er
baute das Schiff, 15 Stadien lang, 2 breit, brachte alles zusammen u.
bestieg es mit Weib, Kindern u. nächsten Freunden. Die Fluth kam.
Beim Abnehmen der Wasser entliess er einige Vögel, die aber, weil
sie weder Nahrung noch Ruheort fanden, wieder ins Schiff zurück-
kehrten. Nach einigen Tagen Hess er die Vögel wieder heraus, welche
mit Schlamm an den Füssen zurückkamen, aber zum 3. mal ausge-
sendet kamen sie nicht wieder, woraus er erkannte, dass die Erde
zum Vorschein gekommen war. Nachdem er einen Theil des Daches
134 Gen. 6, 9 ff.
auseinander genommen, sah er, dass sein Schiff an einem fierge ge-
strandet war. Er stieg mit Weib, Tochter u. Steuermann aus, betete
die Erde an, errichtete einen Altar, opferte den Göttern, u. verschwand
dann mit den Ausgestiegenen. Da er nicht wiederkam, giengen die
andern aus dem Schiff heraus, riefen ihn bei Namen u. suchten ihn,
aber er zeigte sich ihnen nicht mehr; wohl aber hörten sie eine
Stimme aus der Luft, die ihnen befahl fromm zu leben, denn er dürfe
jetzt wegen seiner Frömmigkeit bei den Göttern wohnen, ebenso die
3 mit ihm. Auch wurde ihnen gesagt, der Ort, wo sie seien, sei
Armenien; sie sollen nach Babylon gehen, u. die vergrabenen Schriften
in Sispara holen. Sie wanderten, nachdem sie den Göttern geopfert,
zu Fuss nach Babylon, gruben die Schriften in Sispara aus, gründeten
Städte u. Tempel, u. stellten Babylon wieder her. Von dem Schiff
aber ist noch ein Theil in den korduäischen Bergen Armeniens; die
Leute schaben manchmal kleine Stücke Asfalt davon ab u. gebrauchen
sie als Zaubermittel. Bei Abydenus (Euseb. pr. ev. 9, 12) heisst der
Held Sisithros, u. geschieht die Aussendung der Vögel am 3. Tag nach
dem Aufhören des Regens, u. zum 2. mal wiederum nach 3 Tagen.
Man war früher geneigt, diese der bibHschen so überraschend ähnliche
Erzählung für eine Nachahmung von jener zu halten (doch s. Lenorm.
B6r. 287 ff.). Aber jeder Zweifel an ihrem hohen Alter ist jetzt be-
seitigt, seit GSmith im J. 1872 auf assyr. Thontafeln aus der Biblio-
thek Asurpanipals das s. g. Izdubar-Gedicht (s. Tiele Gesch. L 536 f.;
Mürdt.DeL 47 ff.), das ohne Zweifel viel älter ist, auf 12 Tafeln ver-
zeichnet, u. in diesem, auf Taf. 11, den bah. Fluthbericht entdeckt
hat Er ist seitdem oft herausgegeben u. übersetzt (s. Bezold bab.
ass. Lit. 171 ff.), bes. von PHavpl in Sehr. KAT.2 55 ff. (mit Ver-
besserungen in Beitr. zur semit Sprachwiss. L 122 ff.) u. Jensen fcos-
mol. 1890 S. 367 — 446): im einzelnen weichen aber die Übersetzer
noch sehr stark von einander ab. Der Name des Helden ist $it-napi§tim
(der Entkommene?); als Beiname erscheint Atra-feasis (der sehr Kluge),
was als Hasis-atra gelesen für die Grundform von Xisuthros gehalten wird;
seine Stadt ist Surippak. Die Erreger der Fluth sind die Gölter Anu,
Bei, Ninib (Adar), Ennugi. Gott Ea zeigt dem Helden (im Traume) die
Fluth an u. heisst ihn ein Schiff zur Rettung bauen. Von den schrift-
lichen Monumenten zu Sispara wird hier nichts gesagt; die Maasse u.
innere Einrichtung des Schiffs sind nicht mehr erkennbar; die Jahres-
zeit ist nicht angegeben; der Held nimmt viele Leute (seine ganze
Sippe) u. auch seine Schätze mit ins Schiff; der Steuermann heisst
Buzurkurgal (Puzurbel). Der Gesammtname für die Katastrophe ist
aMbu Sturm (Fluthsturm) ; hervorgebracht wird sie durch Sturzregen
u. rasenden Sturm, der die oceanischen Wasser auftreibt, so furchtbar,
dass die Götter selbst sich fürchten; 6 Tage u. Nächte dauerte es so
an; am 7. Tag beruhigte sich Sturm u. Wetter; jammernd durch-
schiffte der Held das Fluthmeer; nach dem Land Nisir gelangte das
Schiff hin; der Berg des Landes Nisir (östlich vom Tigris, jenseits des
untern Zäh, Sehr. KAT.^ 53) hielt es fest; 7 Tage darnach Hess er die
Taube (?) aus, die wiederkam, weil sie keinen Aufenthaltsort fand;
Gen. 6, 9 ff. 185
dann die Schwalbe, die auch wiederkam, endlich den Raben, der nicht
wiederkam. Nach dem Aussteigen u. den Opfern an die Götter zürnt
Bei über die Rettung der Menschen, wird aber von lla besänftigt, Idsst
sich bewegen, künftig die Menschen, die sich vergehen, mit andern
Strafmitteln, als mit einer Fluth zu strafen, u. nimmt den Helden mit
seinem Weibe weg in die Ferne, an die Mündung der Ströme. — Zu
bemerken ist zunächst, dass dieser kald. Bericht sich mit dem des G
(Siebenzahl, Regen, Decke des Schiffs, ausgesandte Vögel, Opfer) noch
mehr berührt, als mit dem des A (Beschreibung des Schiffs nach
Maassen, Asfalt). Zugleich ergibt sich aus den Abweichungen, des Bero-
sus von dem keilschriftl. Bericht, dass auch bei den Babylon iem (u.
Assyrern) verschiedene Variationen der Sage im Umlauf waren, ohne
Zweifel auch noch andere, als diese zwei. Dass die berosische Form
die jüngere sei {Kost. 335 ff.), folgt daraus, dass Berosus später schrieb,
noch nicht mit Sicherheit; es kommt auf die Quelle an, die er be-
nutzt, u. über diese wissen wir nichts. Weiter aber erheben sich nun
im Angesicht dieser bab. Flutherzählung zwei besondere Fragen. Zu-
erst: ist vielleicht Babylonien die urspr. Heimath der asiatischen Fluth-
sage? Der Geologe ESüss (S. 10 ff. 49 ff.) suchte aus dem keilschriftl.
Berichte zu beweisen, dass darin deutlich eine durch ein gewaltiges
Erdbeben im pers. Golf veranlasste kyklonische Überfluthung des unteren
Eufratgebietes vom Meere her beschrieben sei, u. alle die Fluthsagen
anderer Völker nur Nachklänge dieser uiedermesopotamischen Über-
schwemmung seien. Freilich ist die Übersetzung gerade der Stellen des
Keilschrifttextes, auf die er sich speciell beruft, nicht sicher (s. Jens,
368); auch könnte man den Landungspunkt Nisir, der weit genug vom
erythräischen Meer entfernt ist, so wie den 11. Monat (in welchen
wahrscheinlich im Epos die Sache verlegt ist) d. h. den Monat der
beginnenden Hochwasser des Eufrat-Tigris, für eine binnenländische
Überschwemmung als Grundlage dieser Fluthsage geltend machen. Aber
trotz alledem mögen die vielen concreten Züge der dichterischen Schil-
derung des bab. Epos dafür sprechen, dass Niederbabylonien die urspr.
Heimath der Fluthsage ist u. die Erfahrung kyklonischer Überschwem-
mung ihr zu Grund liegt Die andere Frage ist, ob die bibl. Berichte
erst auf Grund dieser specifisch-babyl. Darstellungen der Sache gearbeitet
sind. Manche bejahen sie jetzt, in Anbetracht der überraschenden Ähn-
lichkeiten zwischen beiden (die freilich zum Theil sich aus der Sache
von selbst ergeben). Aber wenigstens in der Form, dass die Juden
erst in oder nach dem bab. Exil die Erzählung angenommen u. nie-
dergeschrieben haben {Goldz. Myth. 382 ff., Del, Par. 94. 157f. Haupt
Sintfl. Ber. 20), ist diese Meinung unhaltbar, da die bibl. Berichte
stylistisch vom übrigen Buch des G u. A nicht zu trennen sind, u. da
es sachlich undenkbar ist, dass die Juden von ihren Feinden, den
Babyloniem, eine ihnen ursprünglich wildfremde, vom albernsten Poly-
theismus durchtränkte Localsage sich angeeignet hätten. Eher Hesse
sich denken, dass etwa um 800 v. Ch. oder im 8. Jahrb. {Sehr,
KAT.2 53 f., Bud, 515 f.) oder in der 2. Hälfte des 7. Jahrb. {Kuen.
XVIII. 168; Kost. XIX. 325 ff.) die Erzählung aus Bab. zu den Isr.
136 Gen. 6, Off.
gekommen sei, sei es durch directen Verkehr mit den Assyrern oder
Babyloniern, sei es vermittelt durch Handelsvölker wie Phöniken. Nur
darf man nicht behaupten, dass aus dem Stillschweigen des angeb-
lichen J^ (s. S. 89. 117) über die Fluth oder aus dem Umstand, dass
erst Ez. 14, 14. 20. Jes. 54, 9 den Noah erwähnen, jene Annahme
mit Noth wendigkeit folge. Ohnedem weiss man jetzt, dass schon im
2. Jahrtausend v. Gh. Kenaan den Einflüssen der bab. Gultur nicht
mehr verschlossen war. Aber selbst wenn die keilschriftl. Gestalt der
Fluthsage zu den Isr. erst in ihrer Königszeit herüberdrang (was ja an
sich möglich ist), so hatten sie doch keinerlei Grund, sie sich anzu-
eignen, wenn nicht vorher schon dunkle Kunde von einer Vernichtungs-
fluth über die Menschen unter ihnen lebte. Soll auch zu den übrigen
Völkern die Fluthsage erst so spät sich von Bab. aus verbreitet haben?
Ausserdem sind neben den Ähnlichkeiten doch auch grosse Verschie-
denheiten u. eine eigenthümlich israel. Färbung nicht zu verkennen,
welche nicht annehmen lassen, dass sie s. z. s. frischweg aus bab.
Munde heraus zu Schrift gebracht wurde (s. auch meine Bemerkungen
im SBAW. 1882 S. 436 f.). Nicht einmal die Episode von den Vögeln
8, 6 — 12 (s. d.) erweist sich, literarisch, als ein jüngerer Zusatz.
Vollends der Versuch von Kost. (335 ff.)., zu erweisen, dass A sich an
die jüngere (!) Form der bab. Sage bei Berosus anschliesse, also selbst
viel jünger sei als C, der sich an die keilschriftl. Form halte, erscheint
als misslungen, da als einziger, dem A eigenthümlicher (denn Noah
ist der 10. Urvater auch bei C) Berührungspunkt mit Berosus nur die
Landung in Armenien richtig ist, u. selbst dieser schwindet, wenn Nisir
schon zu den korduäischen Bergen {Sehr. KAT.^ 53) gehörte. Viel-
mehr aber beweist die Namensform Ararat (s. zu 8, 4), dass die An-
gabe nicht von den Babyloniern entlehnt ist. Um sicher urtheilen zu
können, müssten wir auch die Gestalt der syrischen u. kleinasiatischen
Fluthsagen genauer kennen. Die Möglichkeit, dass die Fluthsage schon
sehr frühe (immerhin von Babylonien aus) zu andern vorderasiatischen
Völkern drang, u. dass der keilschriftl. Bericht nur eine specifisch-
babyl. Ausstattung derselben war, von der dann in geschieh tl. Zeit
wieder Kunde zu den Isr. herüberkam, bleibt immer noch bestehn.
4. Ob auch sonst sich Erinnerungen an die bibl. Fluthsage er-
halten haben, ist fraglich. Für eine Fluthsage der Perser haben
manche {Windischm, Ursagen 4ff.; ZDMG. XXV. 63; Len, Org.^ I.
430. II. 270) den Vara, worin sich Jima gegen die Überfluthung zurück-
zieht (Vend. II, 46 ff.), geltend gemacht, doch kann dieser höchstens
als ein entfernter Nachklang davon angesehen werden {Spiegel Er. AK.
I. 478 ff.). Auch die Ägypter haben keine: was bei Plat. Tim. p. 22;
Diod. Sic. 1, 10; Orig. c. Gels. 1, 20; Euseb. chron. arm. II. p. 85
steht, beruht blos auf Theorien der späteren Philosophen u. Chrono-
graphen, nicht auf einheimischen Volkserinnerungen; die Vernichtung
der alten Sünder durch die Götter geschieht dort auf ganz andere
Weise {Naville in SBAT. VIII. P. 3; Len. Or.2 I. 448 ff.). Die Er-
zählungen der Chinesen von einer grossen Fluth, welche man früher
hieher zog {Jones Abb. IL 187 ff.; Klaprath Asia polygl. 32 f.;
Geu. 6, 9 ff. 137
Gülzlaff Gesch. d. chines. Reichs, von Neumann 26 f.; Kn, Del,^ u. a.),
hetreffen vielmehr eine (Jberschw^emmung des untern Hoangh-ho unter
Kaiser Jao zwischen 2357 u. 2285 v. Chr. {EBioi im Journ. As.
1843; Paulhier JA. 1868. I, 813; Len. Or.2 I. 383 ff.; s. jetzt auch
T.deLacouperie in BOR. IV. 1890). Eher vergleichen Hessen sich die
Fluthsagen der Griechen u. Inder, aber das Gewicht, das man früher
auf sie gelegt hat, mindert sich sehr stark dadurch, dass sie erst in
jüngeren Schriften dieser Völker nachweisbar sind. Bei den Griechen^
die mit Kleinasien immer eine Verbindung hatten, werden nam. die
Fluth des Ogyges, u. die des Deukalion berichtet. Homer u. Hesiod
erwähnen beide noch nicht. Über die Ogyges-Fluth ist überhaupt
wenig gemeldet u. erst aus später Zeit {BuUm. Myth. I. 205 ff.; Welker
griech. Götterl. 1. 7 75 ff.); sie soll Attica betroffen haben u. viele Men-
schen sollen darin umgekommen sein (Euseb. pr. ev. 10, 10, 4ff.); von
einem Fahrzeug des Ogyges u. der furchtbaren Höhe u. Verbreitung
derselben ist erst bei Nonnus Dionys. III p. 96 die Rede. Bei Deuka-
lion erwähnt noch Herod. 1, 56 keine Fluth; Pindar od. Ol. 9, 37 ff.
spricht vom Weichen der Wasser, vom Herabkommen des Deukalion
u. der Pyrrha vom Parnassus, u. von der Erzeugung des Steinge-
schlechts; erst bei Apollodor bibl. 1, 7 erscheint die Sage in aus-
gebildeter Gestalt: zur Vernichtung des ehernen Geschlechtes Hess Zeus
heftig regnen, so dass der grössere Theil von Hellas überfluthet wurde
u. die meisten Menschen umkamen, mit Ausnahme weniger, welche
sich auf die Berge retteten; Deukalion aber, der auf den Rath seines
Vaters Prometheus sich einen Kasten gemacht u. mit seinem Weibe
Pyrrha, ausgerüstet mit den nothwendigen Lebensmitteln, hineingegangen
war, landete nach Qtägiger Fahrt auf dem Parnass, wurde so gerettet,
opferte dem Zeus Phyxios, u. erschuf durch Steine, die er u. sein Weib
auf des Gottes Geheiss hinter sich warfen, ein neues Geschlecht von
Männern u. Weibern (vgl. Ovid. met. 1, 240 ff., Lucian Tim. 3; auch
Plut soUert. anim. § 18 über eine Taube, die Deukalion habe aus-
fliegen lassen, um zu erkunden, ob stürmisches oder helles Wetter be-
vorstehe). Bei Lucian de Dea Syr. c. 12 f. sodann ist bereits die ein-
heimische syrische Sage mit der hellenischen zusammengemischt (vgl.
dazu die attischen Hydrophonen im M. Anthesterion bei Hermann
Gottesd. Altth. d. Griech.^ § 58). Immerhin ist also mögHch, dass
die Griechen noch dunkle Erinnerungen an die grosse asiat Fluth
hatten, die sie aber hellenisch zurechtmachten; es ist aber auch mög-
lich, dass einheimische Erinnerungen an lokale Überschwemmungen
aUmähHg umgedichtet u. schliessHch mit Zügen der schon bekannter
gewordenen asiat Sage bereichert wurden. Auch bei den Indern ist
eine Fluthsage in verschiedenen Gestalten nachzuweisen. Die bekann-
teste ist die im Mahäbhärata vorgetragene {Bopp diluvium 1829):
Brahma erscheint dem Manu in Gestalt eines Fisches am Ufer des
Flusses Wirini, u. wird auf sein Verlangen von Manu in den Ganges
u., weil er sich immer mehr vergrössert, von da in den Ocean ge-
bracht; Brahma verkündigt ihm nun die bevorstehende Fluth, beauf-
tragt ihn, ein geräumiges Schiff zu bauen u. in dasselbe alle Arten
138 Gen. 6, 9 ff.
YOD Samen mit den 7 Rischi's aufzunehmen; die Fiuth beginnt u. be-
deckt die ganze Erde; Brahma selbst in Gestalt eines gehörnten Fisches
zieht das Schiff viele Jahre hindurch u. bringt es endlich zum höch-
sten Gipfel des Himavän; dort wird das Schiff angebunden, weshalb
der Gipfel „Schiffsanbindung^^ heisst; nach der Fluth erschafft Manu
auf übernatürliche Weise das neue Menschengeschlecht. Älter u. ein-
facher ist die Erzählung im Catapatha Brähmana {Weher Ind. Stud. I.
161 ff.; Ind. Streifen I. 9 ff. U. 23 ff): von den 7 Rischi's ist da keine
Rede, auch nicht von den vielen Jahren; der Berg heisst nur ein nörd-
licher Berg, u. die Fortpflanzung des Geschlechts geschieht durch Manu
kraft der auf seine Opfer u. Busse hin ihm geschenkten Uä. Jüngere
Wendungen finden sich im Bhägavata Puräna 8, 24 (Bd. 2 pg. 191
der Übers, bei Burnouf), u. andern mittelalterl. Schriften. Dass die
ganze Sage erst aus Babylonien zu den Indern gekommen sei, hat
schon Burnouf vermuthet, unter anderem auch weil der Fisch an den
bah. Oannes erinnere (ebenso FNeve la tradition Indienne du deluge,
Par. 1851; Len. Or.^ 1. 424. 429), ist aber von anderer Seite be-
stritten (RRolh Münchn. Gel. Anz. 1849. St. 26 f. 1850 St 72; Ew.
G.^ I. 387; MMüller Essays I. 141). Jedenfalls kann die Sage erst,
als die Inder schon zum Meere vorgedrungen waren, ihre nähere Aus-
bildung gewonnen haben, u. selbst wenn sie alt u, einheimisch wäre, so
beträfen die Berührungspunkte mit der vorderasiat Sage nur den all-
gemeinen Satz von einer dem jetzigen Menschengeschlecht vorange-
gangenen grossen Fluth. — Entschieden keinerlei Zeugniss für die Noa^i-
Fluth ist aus den Fluthsagen zu entnehmen, welche bei den jüngeren
Völkern aller Welttheile vorkommen {Kanne bibl. Unters. I. 48 f.; Pust-
kuchen Urgesch. I. 287 ff.; Rosenm. ANM. I. 33 ff.; Len, Or.2 I. 454 ff.;
BAndree, die Flutsagen ethnographisch, 1891). Schon die Nachrichten
darüber sind sehr jung, u. zum Theil, wie die über die Mexikaner,
Peruaner, Cubaner, nicht durchaus verbürgt. Und dann können der-
gleichen Sagen entweder durch eigene Erfahrungen grosser Über-
schwemmungen spontan erzeugt, oder durch Wanderungen u. Verkehr
im Laufe der 2 letzten Jahrtausende verbreitet worden sein. Noch weniger
lässt sich daraus die Behauptung, dass die Noachische Fluth über die
gesammte Erde sich erstreckt habe (zB. Zöckler in JBDTli. XV. 333 ff.),
begründen, da zur Zeit derselben diese vielerlei Völker schwerlich
schon in ihren späteren Wohnsitzen gewesen sind, sie also auch nichts
darüber aussagen können, ob die Fluth diese Länder berührt hat.
Vgl. zur Sintfluthgeschichte Eichhorn Repert. V. 185—216; Butt-
wann Mythologus I. 180—214; Winer RW.» IL 161 ff Ewald JB.
VII. 1 — 28; Diestel (in der Sammlung gemeinverst. wiss. Vorträge
Ser. VI. H. 137) die Sintflut u. die Flutsagen des Alterth. 1871;
Nöldeke Untersuch, z. Kritik 1869 S. 145 ff.; ESüss die Sintfluth,
eine geologische Studie, Prag u. Leipz. 1883; „zur Berechnung der-
selben (aus früherer Zeit) Silberschlag Geogenie II. 128 ff.; Kanne
bibl. Unters. L 28 ff. — Der Ausdruck sinvluot, sindvluot, sinfluot,
sindflut, sintfluly welcher grosse Fluth bedeutet, hat sich zu Sund-
ftuth verderbt u. in dieser Form in die Luthersche Übers, verpflanzt,
Gen. 6, 9—13. 139
doch erst in der Zeit nach Luther selbst, welcher Sindflut^ Sintflut
schreibt, s. Pischon in den Stud. u. Krit. 1834 S. 613 ff.'* (Kn.).
Cap. 6, 9 — 22. Noalj's Stellung in seiner Zeit, die Veranlassung
der Fluth, Gottes Plan dabei u. Weisung an Noa^, den Kasten zu
bauen, nach A. — V. 9. KnVSr] 2, 4. ^'»'i] wie gewöhnlich bei A
(9,12. 17, 12 ö.); C schreibt (7. 1) ^"ii im Sing.; Änderung in
i'»55na (Hal^y 605) ist nicht angezeigt V.* {Kays. 8) oder w'k bis
iw-ra (Kost, XIX. 322) von C abzuleiten, geht wegen mVn nV«, ^Sh
u. ö'^ö^ (17, 1) nicht an. Noalj (5, 32) war unter seinen Geschlechtem,
näml. die er schon erlebt hat, also Zeitgenossen ein gerechter (dem
Willen Gottes angemessener) und nicht blos ungetlieilt an Gott hin-
gegebener, sondern vollkommener tadelloser Mann', der ohne ; ange-
reihte Satz mit Gott wandelte er (5, 22) ist nur ein anderer Aus-
druck dafür, u. sagt das Höchste aus, was überhaupt von Menschen
ausgesagt werden kann. Auf seinem wirklich göttl. Leben beruht dann
seine Verschonung u. Erwählung zum Stammvater der neuen Mensch-
heit, s. dagegen V. 8. — V. 10. Seine Söhne, die als solche an seiner
bevorzugten Stellung Theil nehmen. Ihre Nennung war 5, 32 zum
Zweck einer Zeitbestimmung vorausgenommen. — V. 11 f. Damaliger
Zustand der Menschheit. Der Gottesfriede des 1. Weltalters war ge-
wichen, u. das Schlussergebniss dieses Alters eine allseitige gründl.
Entartung (vgl. V. 5 — 7 bei C). Wie u. wodurch sie eintrat, ist hier
bei A nicht naher angegeben; ob von R etwas ausgeworfen? V. 11.
Die sündl. Entwicklung: die Erde wurde verderbt vor Gott d. i. füi*
das Auge u. nach dem ürtheil Gottes, u. wurde voll von Gewaltthaty
Grausamkeit (vgl. 4, 23fiF.). — V. 12. Ergebniss dieser Entwicklung.
'n r^iTji] mit Rückbeziehung auf 1, 31 (De/.), denn alles Fleisch
hatte seinen Weg, die ihm vorgezeichnete Lebens- u. Handlungsweise
verderbt, war also ausgeartet, nicht die Menschen allein {Tuch, Ke,),
sondern nach der stehenden Bedeutung von ^^»"V» bei A (V. 13. 7,
15 f. 9, 11. 15), auch die Thiere hatten sich gegenseitig befeinden,
verfolgen, morden gelernt, gegen 1, 28 — 30. (Ähnliche Schilderungen
vom Verlust des goldenin Zeitalters bei Porph. de abst. 4, 2 u. Verg.
geo. 2, 536 ff.; ausfQhrl. Beschreibungen der Verderbniss vor der den-
kalion. Fluth bei ApoUod. 3, 8, 2; Ovid. met. 1, 125 ff., Lucian dea
Syr. c' 12. Kn,), — V. 13 ff. Die Entschliessung Gottes u. die Wei-
sung an Noah. fl] nicht s. v. a. ^?; Tß oder yß )^y (Ez. 21, 30),
das Äusserste der Verderbniss (ife.^), sondern das Ende d. h. der Unter-
gang, ^ith »z] nicht (wie ^'^h »a 18, 21. Ex. 8, 9); ist mir zu Kunde
gekommen {Ke.^), sondern: „ist mir vor die Seele getreten, in den
Sinn gekommen (vgl. Ij. 10, 13. 23, 14), von mir beschlossen" (Kn,),
oder besser: ist herbeigekommen (Ez. 7, 6) vor mir (V. 11) d. h. nach
meinem Urlheil u. Beschluss. o^JI?!»] vor ihnen d. h. von ihnen ver-
anlasst (Ex. 8, 20), durch sie, t^„»\i'^^] mit der Erde (LXX, Onk.
Vulg,), „die Geschöpfe zugleich mit der Erde, welche von ihnen so
übel verwandelt worden ist u. einer Erneuerung bedarf; es ist an die
Erdoberfläche zB. Pflanzenwelt, Ortschaften, Bauwerke zu denken**
{Kn.), Statt ^K gibt Pei, V?, Vers, Sam, u. Saad. •;«?; Olsh, ver-
140 Gen. 6, 13—16.
muthet Va?». Hinter b»:*'?»'? aus V. 7 o'^»»" — c-s^ u. dann noch
cr-rtütt (on) «^s einzufügen {Bud. 253 f.) ist willkührlich u. nach 9, 11
unnöthig (R«. in SlKr. 1885 S. 775). — V. 14. Noah soll sich einen
Kasten machen: den Kasten heschreibt Yrf. mit ähnl. Umständlichkeit,
wie Ex. 25fr. die Stiftshütte; nicht nach der bab. Vorlage; sondern
von der Grösse dieses Kastens einen Begriff zu geben, war sowohl fQr
den Bab. als den Hbr. eine aus der Sache selbst sich ergebende For-
derung, rrajn] Kasten nur Gen. 6 — 9 bei Noali, u. Ex. 2, 3. 5 bei
Mose, galt bisher als ein ägypt. Wort {Ges. th.). Jetzt will man
{Halevy 615 u. im JA. VIII, 12 p. 516f.; Jensen in ZA. IV. 273) es
für ein Lehnwort aus dem Ass. Bab. halten. „Die LXX geben es bei
Noah Mßmtog, bei Mose d-lßig oder ^ißri, die Vulg, arca, (daher die
Arche Noä bei Luther im NT. zB. Matth. 24, 38. 1 Ptr. 3, 20. Hbr.
11, 7", jfiTn.). Der Ausdruck Schiff (im Keilschriftbericht ilippu d. i.
1^^, bei Berosus aacccpog, nXolov, vavg\ ist wohl absichtlich ver-
mieden; auch Nicol. Dam. u. Lucian haben Xagva^. ^fii] nur hier;
LXX geben (JvAa) xerQciyava, Vulg. (ligna) laevigata, Hieron. quäst
hiiuminala, Trg, cedrus, Pei. juniperus; man wird vorest am besten
Harz (Ges. th. 300) oder harziges Nadelholz (zB. cupressus, Bach,,
Cels.) deuten. Dass das Wort ^ti „erst aus fi'^':ta Schwefel erschlossen"
{Lag, Semit. I. 64), oder, wie er es später wendet, aus urspr. ^•''^cs
verdorben sei (Symm. II. 93 f.; Bild, der Nom. 217 ff.), u. dass n-^hw als
aus baktrischem vohükereti entstanden^ urspr., wie dieses, Kienenholz
bedeutet habe, ist beides unannehmbar, denn ^'^^ta kommt im AT. oft
genug vor u. bedeutet eben immer nur Schwefel. Ob die Keilin-
schriften ülier ^t} noch Aufklärung bringen werden, bleibt abzuwarten;
mit ass. bab. gipäru {Halevy 615) hat es nichts zu thun, wenn dieses
{Jens. 325) Rohrsland bedeutet zu Nestern d. i. Zellen wirst du
den Kasten machen] d. h. so dass er aus Zellen besteht {Ew. 284*),
urspr. vielleicht b"?)? ö-^ap? {Lag, Onom.^ II. 95; Olsh.; Siegfried in
ZWTh. XXVL 238 nach Philo quaest. in Gen. II, 3; Bud, 255). ^£s]
ebenfalls nur hier, ist Erdpech, Äs fall (LXX Vulg.), wie im Syr., u.
im babyl Fluthbericht {Jens. 375; Sehr. KAT.2 48). Das Wort ist
(da die Hehr, sonst ^^n dafür sagen) offenbar mit der Sage aus der
Fremde aufgenommen; ob erst in Babylonien? ist nicht auszumachen.
Zur Sache s. Ex. 2, 3; über den Artikel Ges. 126, 3 A.^ "?»] ver-
pichen f mit ^ts beschmieren, denominirt von ■'t> (vgl. 11, 3). — V. 15.
dies ist es, was du ihn machen wirst] das sind die Maasse u. Be-
stimmungen, nach welchen du ihn bauen wirst. Die Elle, ohne weite-
ren Beisatz, soll wohl die gemeine hbr. Elle von 6 Handbreiten sein
{Ri. HWß. 374). Die Schriften der älteren Erklärer über die Maasse
u. Bauart des Kastens s. bei Win,^ II. 165. Über die Schiffe oder
Kästen, genannt Archen Noä, welche zwischen den Jahren 1609 u.
1621 nach dem Vorgang eines Mennoniten Peter Jansen die Holländer
nach den Angaben des Textes in verjüngtem Maasstab bauten, u. welche
sich wenigstens trag- u. schwimmfähig erwiesen, s. Michaelis Gr. u.
Ex. Bibl. XVIIL 28 f. Orig., August, u. a. dachten sich, dass Noa^t zur
Herstellung des Baues 100 Jahre nöthig hatte. — V. 16. "^ns im
Gen. 6, 16—17. 141
8 0^
Sing, nur hier, nicht nach y^ib Rücken als Dach {Schult, Dalh. Hg.
Ros. Ew.; PHaupl bei. Sehr. KAT^ 69; Bud. 274; Hai 606) oder
untere Rundung, Bauch (Mc/i.), sondern nach der hbr. Bedeutung der
W. als Helle, Licht- u. Luftöffnung (alle Verss. ausser LXX, u. die
meisten Neueren) zu erklären, denn dass der Kasten oben bedeckt sein
musste (vgl. 8, 13), verstand sich von selbst, dagegen war eine wich-
tige Frage, woher Licht u. Luft kommen sollte, u. his zu einer Elle
sollst du es vollenden von oben her] das Suff, bezüglich auf "^n^s;
fem. nach Ew, 174l>d (vgl. i^Vn Ez. 41, 26). Nicht: ein (einziges)
Lichtloch nach Verhältniss einer Elle, eine Elle (im Quadrat) gross
{Tuch)y aber auch schwerlich: bis zu einer Elle von oben, d. h. der
Decke des Kastens an, so dass zwischen der Decke u. dem ^n':: eine
Elle Zwischenraum wäre (/Tn. Ke, Del,^ Sehr,), sollst du es, das eine
Lichtloch, unbestimmt wie gross? fertig machen, denn in diesem Fall
war "^^ttlsö hinter hä» zu stellen, auch konnte ein einziges Fenster,
auf 6iner Seite angebracht, für seinen Zweck in keiner Weise genügen,
u. aus 8, 6 (von einem andern Ref.) folgt nichts für "^rr^ hier. Nichts
hindert, die Lichtöffnung, eine Elle gross oder hoch, sich oben unter
der Decke durch die 4 Seiten durchlaufend zu denken, natürlich unter-
brochen durch die die Decke tragenden Balken oder Pfosten, wodurch so
zu sagen eine fortlaufende Reihe von ^rrs, {Pe§, Ges.) entstand; auch
nVs vollenden oder diu'chaus herstellen, passl dazu (so jetzt auch Del. ^).
Sich den ^rrs. oben in der Decke, durch die ganze Länge derselben
durchlaufend zu denken (Bmg,), geht nicht an, weil von einer Be-
dachung des "^nsc, welche dann wegen des Regens nothwendig gewesen
wäre, nichts gesagt ist Der Vorschlag {WL L 335; Bud. 256), die
Worte na^sn nös Vki genau nach der Elle sollst du ihn (den Kasten)
vollenden, ans Ende des V. zu setzen, empfiehlt sich nicht, weil dann
rtttKn zu schreiben war, u. weil ein Zweck dieses Befehls nicht ein-
zusehen ist. — Die Thüre soll in der Seite des Kastens angebracht
sein; unklar, ob Längen- oder Breitseite, zu unteren, zweiten u.
dritten wirst du ihn machen] ihn so einrichten, dass er in untere,
mittlere u. obere ta«^?)? zerföllt, also dreistockig (Kn,). — V. 17. ^iv^\
im Gegensatz gegen das, was Noali thun soll (9, 9). Vnaten] von der
W. ^a^, die strömende Fluth; Ableitungen von ass. nabdlu zerstören
(Fd. Del. Par. 156, ProL 123 ff.; DeO, Hai.) oder ass. abühu (PHaupt
bei Sehr. KAT^ 66) sind nicht wahrscheinlich; denn dass ahübu Fluth
bedeute, bestätigt sich nicht {Jens. 38 7 f.), u. Zerstörung wird im
keilschr. Bericht die Katastrophe nie genannt, wäre auch ein zu all-
gemeiner Begriff. Das Wort, Ps. 29, 10 noch für die Gewitterregen-
fhith gebraucht, war zum n. pr. der Sintfluth geworden, daher mit
Artikel, u. wird als ein schon etwas veraltetes Wort hier (u. 7, 6)
durch die App. Wasser über die Erde vom Vrf. (schwerlich erst von
einem Glossator) erklärt (vgl. 1, 2 u. die Umschreibung durch nä -»ö
Jes. 54, 6); G liebt dafür !«a*n •>» 7, 7. 10 (vgl. 9, 11). Auch die Syrer
haben das Wort als ^alo^ sich angeeignet. Die Änderung des &:^
in ^fi vom Meere her (JDMich., Hensl., Schultz, Süss 2 7 f.) ist hier
142 Gen. 6, 17—7, 2.
u. 7, 6 uonöthig, u. unzulässig, weil ja auch der Regen besonders
sUrk mitwirkte {Kn.). lar^n — ^»'«j 1, 80. V";»»] also nicht, was im
Wasser lebt; vgl. 7, 22. — V. 18 ff. Aber in dieser allgemeinen Ver-
nichtung hat Gott schon sein Absehen auf das neue Yerhältniss mit
Noah u. seinen Nachkommen 9, 9 ff. In Hoffnung u. Vertrauen darauf
soll er in den Kasten treten, meinen Bund] den von mir in freier
Machtvollkommenheit u. Huld gewährten, übrigens schon mit Beziehung
auf 9, 9. Den Bund aufrichten, erstehen u. bestehen lassen, herstellen
9, 9. 11. 17, 7. 19. 21. Ex. 6, 4, auch den Bund einem gewähren
(l^s) 9, 12. 17, 2. Num. 25, 12, durchaus bei A (in anderem Sinne
steht 'a üy^'n Lev. 26, 9. Dt 8, 18. 9, 5 vgl. Gen. 26, 3) Kn, Den
gewöhnlichen Ausdruck 'a ^til hat als zu sinnlich A offenbar absicht-
lich vermieden. Warum aber (Bund) aufrichten^ stiften (A; Ez. 16, 60.
62. Ps. 78, 5) eine aus dem aram. ]^Ul^£ >a2o entlehnte Abwandlung
des Grundbegriffs erstehen machen u. jünger sein soll {WL, Giesbr,
45 f.), als das (bei C, D, 1 Sam. 1, 23. 15, 13. 1 Reg. 2, 4. 6, 12.
8, 20. 12, 15. 2 Reg. 23, 3. Jer. 28, 6. 29, 10. 34, 18. 85, 14. 16.
Jes. 44, 26 gebräuchUche) aufrecht erhalten^ erfüllen (Worte, Bund)
oder auch bestätigen (bei A, Num. 80, 14 f.), ist um so weniger ein-
zusehen, als auch in der spätesten Sprache (2 Chr. 6, 10. 10, 15. Neh.
5, 18. 9, 8. Ps. 119, 88. Dan. 9, 12) u. im Aramäischen die Bedeu-
tung aufrecht erhalten immer noch durchherrscht, u. man umgekehrt
auch schon in der älteren Sprache r>*>'ia c^b sagte (2 Sam. 28, 5). Beide
Bedeutungen vertragen sich gleichzeitig mit einander, wie die entsprechen-
den von n;n oder ^J'^«;*, Missverständnisse sind nirgends dadurch her-
beigeführt (s. auch Driver 210 f.). — V. 19. "^nn] wie Jes. 17, 8
{Ges. 85, 2). Übrigens ist von allem Lebendigen jeglichen Fleisches
nach V. 20. 17 einzuschränken, u. sind die Wasserthiere auszunehmen.
Der abweichende Text der LXX bessert nichts. — V. 20. '»"3**'?^] 1,12.
nttna] s. V. 7. Nur ein Paar von jeder Thierart soll eintreten. Man
dachte sich, dass die Thiere von selbst (Rai. IE,) oder auf Anregung
Gottes {Qi, Pisc) zu Noah gekommen sein werden {Kn.-, s. Win.^ 11.
165Anm.l). rröTKn] kann von R (vgl. 7, 8) stammen, für urspr. psn
(7,14. 8, 17); doch s. auch 9, 2 u. 1, 25 gegen 1, 26. — V. 21. hVskV]
1, 29 f. 9, 3. — V. 22. Noah, glaubend u. gehorchend, führte die
Vorbereitungen aus. Die weitläufige Formel ^^j^ u. dann ntoj -js — Va»
ist dem A eigenthümUch, zB. Ex. 89, 82. 42 f. 40, 16. Num. 1, 54.
5, 4 u. ö. {Kn,y^ s. dagegen Gen. 7, 5. 9. — — Cap. 7, 1 — 10.
Die Weisung, in den Kasten einzugehen u. Ausfuhrung derselben, nach
C ; nur V. 6 aus A; einiges V.3. 7 — 9 freier vonR. — V. 1. ^J^n'^a-^j]
anders A in 6, 18. 7, 7. 13. 8, 16. 18. dich habe ich gesehen ge-
recht vor mir] gesehen, dass du ein Gerechter bist, u. zwar nicht
etwa nach menschlichem, sondern nach göltl. Urtheil (6, 11). in diesem
Geschlecht] etwas anders ausgedrückt 6, 9. Auch hier ist Noah's Ge-
rechtigkeit Grund seiner Erwählung, ohne dass diese darum aufhörte,
Werk der Gnade zu sein 6, 8. Übrigens könnte man im V^. die aus-
gleichende Hand des R vermuthen. — V. 2 f. Neu ist hier die Unter-
scheidung der reinen u. unreinen Thiere (welche A in dieser alten Zeit
Gen. 7, 2—7. 143
noch nicht annimmt, s. 9, 3). Diese ist zwar vor- u. aussermosaisch ;
aber was im besondern zu den reinen, was zu den unreinen zu rech-
nen sei, darüber variirten die Zeitalter u. Völker; der Vrf. setzt, wenn
auch nicht das Speisegesetz Lev. 11. Dt. 14 (denn er vermeidet den
Ausdruck »^tä, Bel,^\ so doch einen Unterschied zwischen opferbaren
u. nicht opferbaren Thieren für die Urzeit voraus (vgl. Ahnliches
4, 1. 3 f.). — Noali soll von allem reinen Vieh d. h. von allen Arten
desselben (vne 6, 19) sieben sieben d. h. nach sonstigem libr. Sprach-
gebrauch je 7 Stück von jeder Art {Calv, Pisc. Gerh, Ges. Ros. Tuch
Bmg, Bei, Ew. Ke.) mitnehmen. Indess verräth das beigefügte ein
Männchen u. sein Weibchen, dass der Vrf. 7 u. 7 Stück, also 7 Paare
meint {Vulg, IE. Qi. Merc. Cler. Mich. deW. Sehr.). Bei 7 Stück
würde er wahrscheinlich nur ein njjac gesetzt haben, wie bei 2 Stück
nur ein n^ijö im 2. Gl. So gefasst passt die Angabe auch besser zum
paarweisen Einziehen der Thiere in die Arche V. 9. Von den reinen
Thieren soll er mehr mitnehmen, damit er gerettet Dankopfer dar-
bringe (8, 20), u. damit die dem Menschen nützlicheren Geschöpfe
sich nach der Flutli rascher vermehren*' (jfiTn.). — V. 3. von den
Vögeln, näml. den reinen Arten derselben, wie der Zusammenhang u.
8, 20 lehren. Sam. LXX Pei. haben übrigens "i-inttn nach ö"!»«ön,
freilich die LXX nach ^^2}^ auch noch xal arco navtcav xmv nsrsL-
vav Tcov fiij Tcad'aQAv ovo ovo agaev xofl ^Xv, was im mass. Text
nur unter Voraussetzung von 6, 20 fehlen kann. Da aber so im V*.
allerlei, was gesagt sein sollte, vermisst wird, da V^. sich leichter
an 2^, als an 3* anschKesst, da endlich napan ^st nicht Phrase des
C ist, so betrachten einige {Bud. 257; Kuen. 0.^ 67) nicht blos
napa-j ^st, sondern ganz 3* als Einsatz des R, u. verstehen tiöna V. 2
wie Ps. 36, 7. um Samen am Leben zu erhallen] u. so die Fortpflanzung
der Arten zu sichern; das Pi. ist gemeint wie bei A das Hiph. (6. 19 f.),
u. die Phrase also etwas anderen Sinnes als 19, 32. 34. — V. 4 ist
nicht (mit Kn.) dem A zuzuweisen; das ergibt sich aus der Zahl 7
u. 40 (vgl. V. 10. 12), aus rirj'?, ="»)?; (23), n^nsr; ^j». b-'ö;!?] gegen—-
hin (3, 8), hier wie Ex. 8,19 auf die Zukunft weisend. Die 7 Tage
gebraucht Noah zum Hinein thun der Thiere (u. der Lebensmittel). —
V. 5 s. zu 6, 22. — V. 6 stammt, wie die Zeitbestimmung (5, 32.
7, 11) u. %n'^» ti:»ö (6, 17) ausweist, aus A, u. hatte seine gute
Stelle vor V. 11. Zur Construclion vgL Ges. 164, 1*. njn] hier
werden, geschehen, eintreten. — V. 7 — 9 können nicht zu A gehören,
weil der Eintritt Noah's u. der andern in den Kasten nach A V. 13 —
16 erzählt ist, aber auch nicht durchaus zu C, weil mehreres dem
C Fremde darin vorkommt. Zu C gehört V. 7 (nur dass i^«R'» '''sai
ir^K i-^aa «^wai erst von R nach A für urspr. ''»^'^a Vai eingesetzt ist),
V. 8 f. aber sind {Bud. 258 fiF.) von R eingefügt, um den C, bei welchem
das Hineingehen der Thiere, als in V. 5 schon enthalten, nicht aus-
drücklich gemeldet war, mit A auszugleichen. Auch ist wegen des
^nattn ^^ -^attt (V. 7) wohl richtig (Bud.), dass V. 10 bei C vor V, 7
gestanden hat Die Sprache in V. 8 f. ist aus A ('«ö»"', napai "»st, ^^rth»)
u. C (n*vint3, ntti«) gemischt, h^n ^'o] s. V. 10, aber auch 9, 11. —
144 Gen. 7, 8—14.
V. 8. Vbj] !?3öi Sam. LXX. V. 9 ist die Vollendung des V. 8 ange-
fangenen Satzes. Indem R, trotz der Y. 8 zwischen reinen u. un-
reinen Thieren gemachten Unterscheidung, einfach (mit der Formel des
A in V. 15) fortfährt giengen je zwei hineiny will er das ofTenbar
im Sinn von zu zwei oder paarweise verstanden wissen, so dass es
sowohl auf die reinen als die unreinen passt. Dass übrigens ^»^ V. 9
u. 15 f. nicht von einem freiwilligen Kommen der Thiere zu Noah
(Ke.), sondern vom Eintreten in die Arche zu verstehen ist, ergibt
sich auch aus V. 1. 7. 13. ^^"nhu] Sam. Trg, Vulg., auch griech. MSS.
haben ^nn•^ (vgl. V. 5). — V. 10. auf die 7 Tage (V. 4) d. h. auf
die vorausbestimmte Zeit traf die Fluth wirklich ein, vgl. 2 Sam. 11,
1. 13, 23. Die SatzbUdung wie V. 6. Cap. 7, 11—8, 14.
Der Verlauf der Fluth (ihr Beginn, ihre Zunahme u. Abnahme, ihr
Ende) nach A u. C. — V. 11 von A, an V. 6 angeschlossen, im Jahr
von 600 Jahren, im Jahr da 600 Jahre voll wurden d. h. im 600.
Jahre des Lebens NoaJi^s {Ew. 287^), ist älteste Sprechweise, u. für
das Streben des A nach Deutlichkeit bezeichnend. Aber den 2. Monat
u. den 17. Tag s. oben S. 130. nati tiinri] wie Am. 7, 4. Ps. 36, 7
Jes. 51, 10; nicht das überhimmlische Wasser {Schu. BohL), das. keine
Quellen hat, nie fi^nin heisst, u. auf das erst nachher die Rede kommt
(üTn.), sondern der nach unten gebannte Theil des Urwassers (1, 2),
welcher unter der Erde lagert (s. zu 1, 9), u. durch geheimnissvolle
Quellen dem Festland u. Meer Wasser zukommen lässt. Indem diese sonst
verstopften oder nur massig fliessenden Quellen barsten, drangen die
Urwasser herauf u. schwellten unmässig Meer, Flüsse u. s. w., als käme
das Chaos wieder. „ÄhnUche Ansichten vom Wasser im Innern der Erde
kommen bei den Griechen u. Römern vor (Plat. Phaedr. p. Ulf.
Steph., Seneca nat. qu. 3, 15 f.), von denen manche damit auch die
Ebbe u. Fluth erklärten (Plut. plac. phil. 3, 17; Philostr. vit. ApoU.
5, 2; Mela 3, 1)" Kn, Aber ebenso die einst nach oben gegangenen
Wasser (1, 6 f.) stürzten nun massenhaft herunter durch die geöffneten
Fenster gitter des Himmels (Jes. 24, 18), u. halfen die chaot. Über-
fluthung der Erde bewirken. Gegen diese altertliümliche Beschreibung
sticht stark ab V. 12, wie V.. 4 von C, welcher durch 40tägigen
Regen die Überschwemmung entstehen lässt. Selbst wenn man den
Erguss des Platzregens blos als den prosaischen Ausdruck für die
Öffnung der Himmelsfenster erklären wollte, so würden doch die 40
Tage die Ableitung dieses V. von A ausschliessen, sofern nach diesem
(7, 24. 8, 2) erst nach 150 Tagen die Fenster des Himmels geschlossen
werden. Ohnedem fügt sich V. 13 durch an eben diesem Tage (17,
23. 26) nur an V. 11, nicht an 12 an. — V. 13—16*. Der Eintritt
in den Kasten an dem genannten Tag, nach A (die Parallele zu V. 5.
7 — 9 bei CR). V. 13. «a] trat ein; nach dem Harmonisten freilich:
war eingetreten {Ke.\ nicht: kam mit dem Einzug zu Ende {Bel,%
was K^ nVs wäre, troh^] Ges. 97, 1. bp;«] ir^« LXX. — V. 14.
„Über die Thierbezeichnungen s. 1, 25. njn] steht hier wie V. 21.
Lev. 5,2. 17,13. 25, 7 von den wild lebenden Säugelhieren, die
der Vrf. 1, 24 f. 30. 9,2. 10 r?»^ f^Ü^ nennt" {Kn). alle Vögel
Geo. 7, 14—22. 145
jeglichen Flügels {Geßeders)] App. zu pi^>; ^1*0:? ist immer der eigent-
liche (kleinere) Vogel, während ffi9 auch die Insecten umfasst; hie-
nach hebt 'ai VVs aus der Masse des si^3> die eigentl. Vogelarten be-
sonders hervor (Ez. 17, 23. 39, 4, vgl. Dt 4, 17. Ps. 148, 10). Wohl
passend wäre aber hier auch die Fassung jeglicher (eig.) Vogel, jeg-
licher Flügel (Insecten). — V. 15. Zu zwei u. zwei traten sie ein
(V. 9). — V. 16. Diese zwei waren je ein Männlein u. ein Weib-
lein. Es ist hier, als ob der Vrf. von der Wichtigkeit des Tages be-
wegt, sich nicht genug thun könnte in umständlicher Zeichnung des
Vorgangs. — Die Bemerkung, Jahve habe hinler ihm zugeschlossen,
gehört nach dem Gottesnamen u. dem Anthropomorphismus dem G an,
stand aber bei ihm wohl vor V. 12 (ATS.). — V. 17 von C, an V. 12
angeschlossen. Der 40tägige Regen brachte eben die 40tägige Fluth,
u. die zunehmenden Wasser hoben den Kasten, dass er hoch über der
Erde schwamm. Die Correctur {Bud. 263 f.) des öi'^ cp^^» (d^öä^k)
in 07», um 17* dem A zu vindiciren, oder die Beseitigung des o"»*^ a^a^a^»
als einer Glosse, zu gleichem Zweck {KS.) ist wenigstens nicht nöthig,
da R sehr wohl (wie hinter 6, 22 die Aufforderung zum Eintritt in
den Kasten, so auch hier) etwas von A zu Gunsten des C weggelassen
haben kann. — V« 18 — 21 tritt wieder A ein. Er malt, wie vor-
hin den Eintritt in den Kasten, so nun das Wachsthum der Fluth u.
das Verhauchen alles Lebens. — V. 18 sagt mit seinen Ausdrücken
(">?} wie V. 19 f. 24) dasselbe, was V. 17i) mit denen des C. — V. 19
schildert das immer weitere Zunehmen der Wasser bis zu dem Grad,
dass selbst die hohen d. i. höchsten Berge bedeckt wurden, "tiw ikö]
wie 17, 2. 6. 20. Ex. 1, 7. Num. 14, 7 bei A, doch auch Gen. 30, 43
(Äh.). ^t»^.i] LXX üBs-ji, ebenso V. 20. — V. 20. Fünfzehn Ellen
darüber wurden die Wasser stark, u. so die Berge bedeckt. Diese
Angabe kann nur darauf beruhen, dass nach 8; 4 der Kasten sofort
beim Sinken der Wasser sich festsetzte u. für denselben, wenn er
belastet war, ein Tiefgang von 15 Ellen (der Hälfte seiner Höhe) an-
genommen wurde. — V. 21. 3>na«i] 6, 17. "^^"H] „umfasst sonst
Thiere u. Menschen 6, 12 f. 17. 9, 11. 16 f., beschränkt sich aber hier,
da der Mensch noch besonders genannt wird, auf die Thiere, wie V.
15 f. 6, 19. 8, 17. 9, 15. Das a, womit die einzelnen Theile des
ganzen angeführt werden, ist besonders dem A eigen, zB. 8, 17. 9, 10.
16. 17, 23. Ex. 12, 19. Num. 31, 11. ^Sn] vgl. 8, 19. r?»] Ge-
wimmel, hier Bezeichnung der kleineren Landthiere (wie Lev. 5, 2.
11, 20 f. 41 ff.), ako für Vf2^ (1,25) gesetzt*' (Kn.) — V. 22 ab-
schliessend, aus C (f>"iö, i''»Ka ti'^'^n n»w3 vgl. 2, 7; na^n), von R mit ni^
nach A (vgl. V. 15. 6, 17), weil dieser vielleicht hier die Formel
n^'^n ni-n ia ^ws Va hatte {Bud. 265), vermehrt. Die Zusammensetzung
ü^m njh nbwD kommt im AT. nicht weiter vor. Dass sie (wegen 2, 7)
sich blos auf die (begeisteten) Menschen beziehen solle, ist nicht wahr-
scheinlich, da hier am Schluss nur ein Thiere u. Menschen zusammen-
fassendes Wort am Platz ist, u. auch das folgende: welche nur immer
(s. 6, 2) auf dem Trockenen waren, ganz allgemein gehalten ist. Die
lebenden Wesen des Wassers sind von diesem Schicksal ausgeschlossen.
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 10
146 Gen. 7, 22—8, 4.
na^n] Ex. 14, 21 (Jos. 3, 17. 4, 18). — V. 23. Das Ergebniss der
Pluth nach C (nn», o^p^, rwn«), entsprechend dem V. 4^, nur dass
pKH — onstt (wie 6, 7) ein Zusatz des R sein wird; V.^ kann von C
sein {Bud. 267), sofern bei ihm sporadisch auch -i» vorkommt (18, 32),
aber auch von A (vgl. zu i^n •tw»'» 8, 1. 17), angeschlossen an V. 21.
nta^] u. er sc. Gott, der in C wohl ausdrücklich genannt war (vgl.
16*^), vertilgte. Minder bezeugt ist die Lesart n»«5 Niph. {Ew. 224<^)
mit untergeordnetem Acc. (4, 18), unrichtig auch darum, weil nachher
!in»«5 folgt — V. 24 über die Dauer der Zunahme der Fluth nach A (vgl.
17* nach C). — Cap. 8, 1. Da, nach 150 Tagen u. nachdem alles
auf dem Land Lebende ausgehaucht hatte, gedachte Gott an Noah. ^dri]
wie 19, 29. 30, 22. Ex. 2, 24 bei A. Daher Hess er einen Wind
über die Erde hingehen, dass die Wasser sich senkten, zu sinken an-
fiengen (Num. 17, 20). Man erwartet die Angabe V.^ erst hinter V. 2,
aber man braucht sie deshalb nicht als Glosse auszuscheiden {Hupf.
133), denn im Sinn des Vrf. kann das Aufkommen des Windes u. die
Hemmung des Zuflusses (V. 2) als gleichzeitig gedacht, oder aber kann
1^ durch R von hinter 2* hieher versetzt sein, weil R hinter 2* dem
C mit 2^ u. 3* das Wort geben wollte. — ; V. 2. Der Verschluss der
Meeresquellen u. Himmelsfenster ist das Gorrelat zu 7, 11, also von A.
Dagegen V.^, rückbezüglich auf 7, 12, stammt aus G; dass bei ihm
V. 6* davor stand {WL, Bud, 267), ist wohl richtig vermuthet (vgl.
7, 4). Wie 2^ gehört dem C auch 3» {Hupf, Sehr., Bud. 268): u.
das Wasser kehrte zurück von der Erde, ein Gehen u. Zurückkehren
d. h. allmählig {Ges, 113, 3^ A. 2), vgl. V. 7 u. 12, 9, weil dasselbe
von A in V. 3^ u. 5 genügend gesagt ist. Dagegen ist V. 3^ — 5
sicher von A; gegen die Meinung, dass in V. 4 tariK -^^n V> nann ram
zu C gehören (Hupf 16; Böhm, Reuss) s. Bud, 269 f. Vom Ende
von 150 Tagen ab nahm das Wasser ab. Trotz dieser Lesart ohne Artikel
können das nur die 7, 24 genannten 150 Tage sein, weil schon nach
V. 1 f., noch mehr nach V. 4 der Vrf. unmöglich einen Stillstand der
Wasser von 150 Tagen angenommen haben kann. Also sofort nach
den 150 Tagen der Zunahme trat das Sinken ein, u. liess sich V. 4
schon am 17. des 7. Monats der Kasten nieder auf den Bergen
Ärarafs d. h. auf einem derselben, vgl. Jud. 12, 7. Über die Zeit-
rechnung s. S. 129 f. Über Arara^ u. die ganze Frage nach dem
Landungspunkt Noah's s. Bochart Phaleg I, 3; Win, RW.^ L 81 f.;
Tuch zur St, Nöld. 145 fl^.; Ri, UWB. 81 f.; Len. Or.2 IL 2 ff. Ararat
(s. auch Lag, Arm. Stud. § 100) ist im AT. Name einfes Landes 2 R.
19, 37 (Jes. 37, 38); Jer. 51, 27 neben Minni u. ASkenaz, an unserer
Stelle Name eines Gebirgslandes ; Jes. 37, 38 übersetzen es die LXX
mit 'AQfiEvla, einem jüngeren Namen (Vermuthungen darüber von Halevy
in RB. Vffl. 155 u. Barmesteter im JA. Vffl, 17 p. 140f.) weiten
Begriffs; im Assyr. kommt Urartu schon vom 9. Jahrhundert an {Sehr,
in SBAW. 1890 S. 332 ff.) vor, auch für Armenien {Sehr. KAT.^
52 ff.). Genauer bestimmt Hieron. zu Jes. 37, 38 Ararat als die vom
Araxes durchflossene fruchtbare Ebene am Fusse des Taurus; bei Moses
von Chorene heisst eben dieser Theil Armeniens Ajrarat, mit welchem
Gen. 8, 4—6. 147
Namen {Kiepert MBAW. 1869 S. 228; Alte Geogr. 75) die 'AkagoSioi
(Her. 3, 94. 7, 79) zusammenzustellen sind. Da diese ostarmen. Land-
schaft gewaltige Berge hat, so liegt kein Grund vor, hier etwas anderes
zu verstehen. Zwar ist seit dem 1. Jahrh. n. Chr. im Orient unter
den Juden {Trgg, zu den 3 Bibektellen) u. Christen (Pei. zu Gen.
8, 4; Ephr. Syr. u. a.) gewöhnlich geworden, unter Ararat das Land
Qardu d. h. das alte Korduene oder Karduchien am linken Ufer des
obern Tigris, bis gegen den Zäh hin, u. unter dem Landungsberg den
Berg (jüdi, südwestlich vom Vän-See, zu verstehen, welcher darnach
auch bei den Muslim dafür gilt Allem diese Deutung hat im bibL
Sprachgebrauch keine Stütze, u. scheint in Folge der Bekanntschaft
mit der babyl. (s. S. 134) oder auch emer in Karduchien gangbaren
Sage aufgekommen zu sein. Innerhalb des alten Ararat-Landes hat man
nun zwar längst (vielleicht schon Jos. ant 1, 3, 5) den höchsten der
dortigen Berge, den auf der rechten Seite des Araxes majestätisch zu
5150"^ sich erhebenden, auf seinem Gipfel mit ewigem Schnee be-
deckten Massis (Agridagli, Kuhi-Nuch, der grosse Ararat), 12 Stunden
südwestlich von der Stadt Eriwan, unter dem Landungsberg zu ver-
stehen sich gewöhnt, aber dass der Vrf. selbst diesen verstanden habe,
daran ist nicht zu denken. (S. 131). Ob der Lubar, den BJub. c 7
u. 10, Epiph. u. a. nennen, auf einer Fiction oder auf einer andern
Locahsirung {DeL^ 545 vermuthet Elborus, Rönsch Bagig) beruhe,
steht noch dahin. Jedenfalls ist die Bestimmung in unserer Stelle eine
rein geographische, u. ist mit dem Götterberg (S. 48) im Norden niclit
zu combinu-en (gegen Spiegel Ar. AK. L 481 f.). Übrigens lautet tfl-»i«
im Babyl. üraitu {Del, Ass. Gram. 120), u. ist also der Name aus
dem Ass., nicht erst von den Babyloniern zu den flebr. gekommen
(s. auch Hai. RB. VIII. 193). — V. 5. das Wasser aber nahm
immer mehr ab] für sonstiges n^n mit Part zum Ausdruck der Dauer,
hier n;n mit Inf. abs. {Ew, 280^).' '— ■ V. 6—12 die schöne Zwischen-
erzählung von den Vögeln, die Noah zur Auskundschaftung des Standes
der Wasser gebraucht, dem wilden (Raben) u. dem zahmen häuslichen
(Taube), von C, der auch sonst die Einzeichnung solcher besonderen
Nebengemälde liebt Ebenso die babyl. Sage, s. S. 133 f. Die Er-
zählung ist in sich wohl gefügt; V. 7 als Rest eines Berichts des A.
{Del. Par. 158) anzusehen, ist kein Grund da (zu puri-ljj»» s. 7, 10.
12. 17. 8, 9. 11; zum Inf. abs. 8, 3*); A lässt sich sonst auf solche
Details nicht ein (s. auch Bud. 271 f.). Eher könnte V. 7 ein jüngerer
Einschub sein (weil erst V. 8. den Zweck der Sendung angibt). Die
ganze Episode aber als Fragment einer dritten Flutherzählung {Reuss
Gesch. ^ 256) oder erst von babyl. Juden eingesetzt zu denken, wider-
räth die spracht u. sacht (nönKn 8, f»?^ 11; Siebenzahl) Überein-
stimmung mit C. — Die alten Völker scheinen „in Ermangelung un-
trügUcherer Mittel, Vögel auf ihren Schiffahrten mitgenommen zu haben,
um sich mit ihrer Hilfe auf dem Meer zurechtzufinden; von den Indern
sagt Plin. 6 § 83: siderum in navigando nulla observatio; septentrio
non cernitur, sed volucres secum vehunt, emittentes saepius, meatum-
que earum terram petentium comitantur^' {Tuch), s. auch oben S, 137. —
10*
148 Gen. 8, 6—10.
V. 6. Die Zeitbestimmung nach Ablauf (4, 3. 16, 3. 41, 1 u. ö.)
von 40 Tagen stand wohl ursprünglich bei C vor 2^ (s. d.); durch
Umstellung hieher bekam sie den Sinn: 40 Tage nach dem V. 5 oder
doch V. 4 genannten Termin. Nach dem Aufhören des Regens öffnete
Noah das Fenster. Nach dem jetzigen Text scheint es, dass diese Ö£fhung
sofort nach den 40 Tagen geschah. Vielleicht aber stand hier urspr.
das nach V. 10 vorauszusetzende v^i^'^ >^»« !?m'>i, u. ist dieses erst
durch die Einstellung des V. 6* verdrängt worden, Dass der ^^Vn
dasselbe sei, was "»n*» 6, 16 bei A, ist nicht zu beweisen, wohl aber
ergibt sich, dass der Kasten nach G nur ein einziges u. zwar ver-
schlossenes oder vergittertes Fenster (Luke) hatte, das man sich
übrigens gross denken kann. — V. 7. Während nach A (V. 5) Noah
ohne weiteres bemerkte, dass die Bergspitzen sichtbar wurden, bedient
er sich bei G der Vögel zur Erkundung. Er sendet zunächst den
Raben {tov Idslv si xexonaxs ro vÖcdq LXX AI. aus V. 8) ; der Art.
nicht, weil er blos ^inen Raben {Reuss 256) oder blos einen männ-
lichen hatte (denn das Geschlecht wird bei ^"p nicht unterschieden
Ew, 175^, u. auch bei der Taube V. 8 ist der Art. gebraucht), son-
dern es ist der art gen. {Ew, 277*) wie 1 Sam. 17, 34. Am. 5, 19
u. s. Aber der Rabe, ein wilder Vogel (der zu seinem Nest zurück-
zukeliren vergessen soll, Bocharl hz. II. 805), gieng d. i. flog fort u.
wieder zurück d. h. ab u. zu, also bald weiter fort vom Kasten, bald
wieder in dessen Nähe oder auf ihn, aber nicht wieder in den Kasten
selbst zurück; er fand an schwimmenden Leichen zu fressen. Damit
erwies sich der Rabe für den Zweck untauglich. Die LXX freilich
haben xofl i^sX'^&v ovx aviatQS'kps, ebenso JPe/. Vulg,] damit wäre
ein positives Resultat gegeben, doch sieht diese Lesart wie eine Gor-
rectur aus, u. wenigstens aiw*^ «l^i {CapelL Houbig) für a"!»} »at; wäre
incorrect (statt s« »Vi). — V. 8. So sendet er denn die Taube aus.
Wann? 7 Tage nachher, wenn man das in V. 10 vorausgesetzte
D'^ö«' n»au? ^m«^-! hier vor V. 8 ausgefallen denkt (Sehr, Bud. KS.);
vielleicht aber ohne solchen Zwischenraum, wenn jene ausgefallenen
Worte urspr. V. 6 (s. d.) standen. Damit höben sich auch die von
Sehr, (KAT^ 50 f.) gegen den biblischen u. für die ürsprünglichkeit
des bab. Berichts geltend gemachten Bedenken. Der Zweck, beim Raben
verschwiegen, wird erst hier angegeben, weil erst die Taube sich zur
Auskundschaft tauglich erweist. "»7K5] ist bei G nicht blos bebautes
plattes Land (Kn. DeL), sondern Ercioden überhaupt 6, 7. 7, 4. 23,
vgl. auch 8, 9. 11. •!«»)?] LXX onlaa avrov. — V. 9. Die Taube,
da sie keinen Niederlassungsort für die Sohle (Krallen) ihres Fusses
fand, weil sie auf Aas nicht sitzt, Hess sich wieder in den Kasten hin-
einnehmen, denn Wasser war (noch) auf der Fläche der ganzen
Erde] wenn auch die Taube nicht gerade Berge liebt (Ez. 7, 16), so hätte
sie doch auf Bergen einen n^va gefunden, wenn 8, 5 hier vorausgesetzt
wäre. — V. 10. Noah wartete noch einmal 7 andere Tage, also hat
er schon einmal 7 Tage gewartet (s. zu V. 6 u. 8). !?ny] wäre Hiph.
(Qal) von i^si«; da aber die Bedeutung warten sonst immer an Vm Pi.
Hiph. haftet, so ist Vrr'^'^i herzustellen wie V. 12 {Olsh). Warum dort
Gen. 8, 11—19. 149
die Mass. das Niph. statt Pi. punktirt haben, ist nicht klar. — V. 11.
Wieder ausgesandt kam sie erst spät, gegen Abend (3, 8), zurück, fand
also diesmal einen Ruheort u. wohl auch Futter. Sie brachte ein
Olivenhlall (Ölzweig Sym, Vulg,; vgl. Nelj. 8, 15) in ihrem Schnabel
mit, u. zwar nicht ein dürres oder angeschwemmtes, sondern ein frisch-
gepflücktes, frisches f\yo (vgl. tQ^, u. arab. ^arufa mit den derivatis).
Daran erkannte Noah, dass das Wasser schon tiefer gesunken war,
denn der Ölbaum wächst nicht auf den höchsten Höhen. „Dass der
Ölbaum in Armenien vorkommt, beweist Strabo 11, 14, 4 {Ritter EK.
X. 920), u. dass er auch unter dem Wasser grüne, bezeugen Theophr.
h. pl. 4, 8 u. Plin. 13, 50*' (Tuch); sonst vgl. über ^m Lag» Arm.
Stud. § 1347 u. GGN. 1889 S. 307fiF. Der Ölzweig war wenigstens
später Sinnbild des Friedens (2 Macc. 14, 4; Dion. Hai. 1, 20; Verg.
Aen. 8. 116; Liv. 24, 30. 29, 16). — V. 12. Zum 3. mal, nach
weiteren 7 Tagen entsendet, kam sie gar nicht mehr, fand also die
Erde schon wohnHch u. Nahrung spendend. ^»S^d s* ^* 1^« — V* 1^^*>
anschliessend an V. 5, setzt den Bericht des A fort Am 1. des 1. Mon.
war das Wasser von der Erde weg versiegt, eig. vertrocknet (vgl.
2 Reg. 19, 24. Jes. 50, 2. Ps. 106, 9). V. 7 stand in gleichem Fall
W3^; über den leichten Unterschied beider s. Jes. 19, 5. Ij. 14, 11. Jer.
50, 38; Ges, th. — Aber V. 13^ muss nun wieder (Sehr,) dem C
zugesprochen werden, thejls wegen ^»;»5 (doch s. zu 6, 20) u. weil
d!?n hier vom Land, nicht vom Wasser ausgesagt ist, theils weil damit
die Aussage von V. 14 geradezu vorausgenommen ist, auch bei A Noah
aus dem Kasten schauen kann, ohne die Decke abzunehmen (V. 5).
Somit schliesst sich 13b an 12 an, u. enthält die Angabe des G über
das gänzl. Ende der Überschwemmung, f^^^^i] gewiss nicht Lederdecke
(An.; Kost. 324) wie bei A Ex. 26, 14. Num. 4, 8—12, sondern
dachartige Bedeckung (atiyti LXX). — V. 14. Erst am 27. des 2. Mon.
war die Erde ganz abgetrocknet; das ist freilich seit der Yersiegung
der Wasser eine unverhältnissmässig lange Zeit; hängt aber mit den
2erlei in der Erzählung durchgeführten Rechnungssystemen zusammen,
s. S. 129f. Gap. 8, 15 — 9, 17. Der Ausgang aus dem Kasten
u. das neue Yerhältniss, in welches Gott mit den Geretteten tritt —
V. 15 — 19. Noah erhält Befehl, mit den Seinen u. den Thieren den
Kasten zu verlassen u. kommt dem nach; von A, welcher dem feierlichen
AugenbUck entsprechend hier wieder mit gewolmter Ausfahrlichkeit
schildert V. 17 s. 7, 21. -Vs] Vsi Sam. LXX Pe^ ebenso V. 19 i. A.
n^rra] von den zahmen u. wilden Säugethieren (wie 6, 7. 7, 23). Dafür
ist V. 19 si;n gesetzt (Kn,), Warum die Mass. hier für das gewöhnliche
(19, 12. Lev. 24, 14) u. geschriebene »atin vielmehr K2t^n (vgl. Hos.
7, 12. Prov. 4, 25. 1 Chr. 12, 2) zu lesen befehlen (wie Ex. 2, 9.
Ps. 5, 9), ist nicht klar (Ew. 122«; König Lehrg. S. 641). w»;]
1, 20fiF. Es ist dies das die Kraft zur. Fortpflanzung u. Vermehrung
verleihende Segenswort über die neue Thierwelt, entsprechend dem
Segen nach der Schöpfung; das ähnl. Wort über die Menschen erschallt
9, 1. 7 besonders. — V. 19. s. V. 17. nach ihren Familien] d.h.
nach den einzelnen Arten u, Gattungen (Jer. 15, 3), aus welchen die
150 Gen. 8, 19—21.
genannten Thierclassen bestanden (jfiTn.). — V. 20 — 22. Nach C
brachte Noah Gott von den reinen Thieren Brandopfer, u. diese gnädig
annehmend beschloss Gott in Langmuth den sündigen Menschen fortan
zu tragen u. durch keine Fluth mehr die Erde zu verderben. Sehr
fein hat R diesen Bericht gerade hier vor die Bundschliessung bei A
eingeschaltet: die letztere stellt sich dadurch als die Ausführung des
göttl. Beschlusses. Ein Opfer, als Dank- u. Bittopfer, ist, wenn irgend
wo, dann hier nach dem grossen Gericht u. beim Eintritt in den neuen
Lauf der Dinge am Platz; auch Xisuthros, Manu, Deukalion opfern nach
der Rettung. — V. 20. Der Altar erscheint hier zum erstenmal
(wenigstens ist 4, 3 f. keiner erwähnt), aber nicht darum, weil mit der
Fluth das Paradies, der Ort der Gegenwart Gottes auf Erden, geschwun-
den ist u. Gott sich in den Himmel zurückgezogen hat (Hofm. Del.
Ke.), also nun die Menschen ihre Augen himmelwärts richten müssen
(denn das Paradies ist auch schon 4, 2 ff. für den Menschen verloren
u. die Erde verflucht, u. umgekehrt als Gott in der Stiftshütte wieder
eine Stätte der Gegenwart auf Erden hatte, war der Altar erst recht
unentbehrlich), sondern weil der Vrf. zu Noah's Zeit schon eine völligere
Entwicklung der gottesdienstl. Dinge voraussetzt, zB. auch die Unter-
scheidung von rein u. unrein. Der Altar weist als Erhöhung über die
gemeine Erde allerdings himmelwärts, daher urspr. gerne auf Höhen
(wo man dem Himmel sich näher fühlte) errichtet (zB. Gen. 22), aber
einen Gott im Himmel gab es fQr die Menschen nicht erst seit der
Fluth. von allem reinen Vieh u. allen reinen Vögeln] wie viele
davon? ist nicht angegeben, ebensowenig ob blos die nach mos. Gesetz
(Lev. 1, 2. 10. 14) opferbaren {Ros. Bohl. Tuch\ oder alle die für
den Menschen essbaren Thiere {IE. Qi. Merc, Kn) gemeint sind. „Bei
Rettung aus so grosser Gefahr ist das Opfer nicht zu gross. Zum
Zweck des Opfers hatte Noah auch von allen reinen Thieren mehr in
die Arche mitgenommen (7, 2). Die Opfer waren Brandopfer, also die
älteste u. allgemeinste Art der Opfer; das Nähere s. zu Lev. 1, 3 ff."
(JSTn.). — V. 21. GoU roch den Geruch der Beruhigung (nir^s von
nhSs gebildet, Ew. 108*^) d. h. den angenehmen u. wohlgefälligen Duft,
der von den Opfern aufstieg; in der Opfersprache (zu Lev. 1, 9) ein
stehender Ausdruck für die gnädige Annahme der Opfergabe oder viel-
mehr der Gesinnungen u. Wünsche, denen sie zum Ausdruck dient.
er sprach zu seinem Herzen] d. h. zu sich selbst (6, 6), dachte u.
beschloss bei sich (vgl. 24, 45. 27, 41); der Schriftsteller will die Ge-
danken Gottes dolmetschen (6, 6). Es ist nicht nach 34, 3 zu deuten
u. das Suff, von ^a!? auf Noah zu beziehen. „Gottes Erwägung führt
dahin, dass er die Erde wegen des Menschen (6, 5 f.) nicht mehr ver-
fluchen, noch die Lebewesen auf ihr vertilgen will. Der angenehme
Duft ist nicht der Beweggrund, sondern blos der Anlass zu diesem
gnädigen ßeschluss. Eigentlich verflucht (wie 3, 17), hatte Gott die
Erde bei der Sintfluth nicht; es ist also an das Aussprechen des Ver-
tilgungsschlusses, 6, 7. 13 zu denken'* (Kn,). Vgl. die Hinweisung
darauf in 5, 29. ^»»a] 3, 17; LXX haben dieselbe Variante, wie
dort 'w ^»J: •^s] 6, 5. Begründet wird nicht VV)?, sondern 'ßV ^l'^o» »h:
Gen. 8, 21—9, 2. 151
weil söndl. Richtung des Denkens u. Wollens nun einmal im Menschen
liegti „so will Gott durch die Übelthaten des Manschen sich nicht mehr
zu einem solchen Strafgericht bestimmen lassen, sondern Langmuth u.
Geduld üben, er müsste ja sonst sehr oft ähnliche Vertilgungen ver-
hängen. Der Vrf. meint nicht, dass der Mensch blos auf Böses sinne
(er sagt nicht *^??"^» u. 9*1 p^ wie 6, 5); auch nicht, dass der M. böse
geboren werde, sonst würde er von Muiterleibe an f&r von Jugend
an gesagt u. für '^^.'? etwas anderes gewählt haben; vielmehr meint
er, dass das Böse beim M. mit der Erkenntniss des Guten u. Bösen
(3, 22) anfange u. dann eine grosse Herrschaft ge^vinne" (Kn.) Von
selbst versteht sich, dass wenn Gott die sündige Verderbtheit der Men-
schen nun mit Langmuth trägt, er sie damit nicht als berechtigt an-
erkennt, sondern ihrer Entwicklung nach wie vor entgegenarbeiten
wird, nur in anderer Weise, ^^'ht] 3, 20; -i^k s. zu 1, 21. — V. 22.
Die Naturordnung der Erdverhältnisse, näher der regelmässige Weclisel
der Jahres- u. Tageszeiten soll fortan nicht aufhören alle Tage der
Erde, so lange die Erde bestehen wird (vgl. Ps. 72, 5. 89, 38). Es
sind 4 Paare von Nomina, daher auch geeigneten Falls ) mit Vorton.
Die 3 ersten Paare drücken nicht zusammen 6 Jahreszeiten, jede zu
2 Monaten (Raä,), aus, wie die Inder zählen, sondern, gemäss der
gewöhl. Unterscheidung bei den Hebr. (ebenso bei den Arabern in
Mekka, Snouch-Hurgronje Mekkan. Sprich w. 1886 S. 115), nur 2
Jahreszeiten oder -Hälften (Am. 3, 15. Jes. 18, 6. Zach. 14, 8. Ps.
74, 17), näml. die regnerische Winter zeit mit ihrer Kälte (Jer. 36, 22)
u. ihrer Ackerbestellung u. Aussaat (Ex. 34, 21. Prov. 20, 4), u. die
trockene Sommerzeit mit ihrer Hitze (Jes. 18, 4) u. Ernte (Jer. 8, 20).
Auch wird nicht ein Gegensatz gemacht gegen die Zeit vor der Fluth,
als wäre damals blos heitere Wärme gewesen {DeL% s. dagegen
l,'14ff.; ebensowenig darf man den Gegensatz gegen die Fluthzeit (die
bei G sehr kurz ist) so anspannen, dass man eine Störung des Wechsels
von Tag u. Nacht in derselben {IE. Ba§. Qi. u. a.) folgerte (welcher
Folgerung die LXX durch die adverbiale Fassung fmiQav nal vvKta
ausweichen Tuch)] sondern die Meinung ist: eine Störung der Natur-
ordnung, wie die Fluth war, soll nicht wieder eintreten, vgl. zum
Ausdruck des Begriffs der Naturordnung Jer. 31, 25 f. 33, 20. 25 f.
Ps. 74, 16 f. — — Cap. 9, 1 — 17 die Bundschliessung Gottes mit
Noat, nach A, anschliessend an 8, 17. — V. 1 — 7. Wie dem ersten,
so gibt Gott auch dem zweiten Menschengeschlecht seinen Segen mit,
erweitert ihn sogar^ mit Rücksicht auf die bisherige Entwicklung des
Menschen, durch Ausdehnung seines Herrschaflsrechts über die Thiere,
fügt aber für die damit beginnende neue Lebensordnung auch Schranken
hinzu, deren strenge Einhaltung ihm als hl. Pflicht auferlegt wird.
V. 1 der Fortpflanzungssegen, wiederholt aus 1, 28. — V. 2. eure
Furcht u. euer Schreken] Dt. 11, 25; F. u. Sehr, vor euch; Suff. obj.
wie 16, 5. 27, 13. 50, 4 {Ges, 135, 4), „Die Thiere waren von Anfang
an dem Menschen unterworfen (1, 26, 28), lebten aber vor der Fluth
friedlich u. furchtlos mit ihm zusammen", bis die Entartung eintrat
(6, 12); „von jetzt an sollen sie ihn auch scheuen u. fürchten. Thier
152 Gen. 9, 2—5.
des Landes] wie 1, 25. Das 'rwn^ bleibt unerwälmt, weil es den
Menschen weniger scheut" (Kn.). 'a'' ^ba] nach der Mass. mit »ü^: ö5i;>a
zusammenzunehmen, indem a als inter oder cum (Ex. 10, 9. 15, 19.
1 R. 10, 2. Jer. 11, 19. 41, 15 u. ö.) verstanden wurde: mit allem,
wovon (1, 21) der Erdboden (nön« wie 1, 25. 6, 20. Lev. 20, 25)
sich regt u. samml allen Fischen des Meeres sind sie in eure Hand
gegeben, „eurer Gewalt übergeben, so dass ihr mit ihnen schalten
dürft; der Ausdruck geht auf eine Gewalt, die sich auch über das
Leben erstrekt, wie Lev. 26, 25. Dt. 1, 57. 19, 12 u. ö.*' (iTn.). Dass
3 das besondemde a (DeL a.) sei, oder mit ^t wechsle u. wie dieses
von n'^rr^ tum abhänge (Bud, 279 fr.; LXX litC)^ haben die Mass. wohl
mit Recht abgelehnt, öjnj] Ew, 255°. — V. 3. Insbesondere wird
ihnen die Erlaubniss, die Thiere zur Nahrung zu verwenden, ertheilt
Das bildet einen Hauptunterschied gegenüber vom ersten Weltalter
(s. 1, 29 f.), auf welches hier selbst im Ausdruck Rückbeziehung ge-
nommen ist. ^^] hier im weitesten Sinn von allem sich Regenden
u. Bewegenden, der gesammten Thierwelt, s. 7, 21. Selbst hier fügt
A noch keine Scheidung zwischen rein u. unrein hinzu« ^fe"^«] s. 1, 21.
8, 21. — V. 4 f. Diese Herrschaftsrechte des Menschen werden durch
2 Verbote beschränkt, beide durch tjk nur, jedoch eingeführt. Das
erste: nur Fleisch mit (comilativ wie 32, 11. Ps. 42, 11) seiner
Seele, d. i., wie hier in erklärender Appos. (6, 17. 7, 6) hinzugefügt
wird, seinem Blute werdet ihr nicht essen; sie dürfen nur Fleisch
geniessen, welches kein Blut mehr in u. an sich hat. Denn die Seele
oder das Leben ist zwar nicht das Blut selbst, aber doch von diesem
unzertrennlich; im Blut kommt die Seele sinnlich u. greifbar zur Er-
scheinung (Lev. 17, 11. 14. Deut. 12, 23 ;„vgL "^rt "^wa rohes Fleisch 1 Sam.
2, 15, u. anima purpurea bei Verg. Aen. 9, 348'* Kn,), Das Leben
aber gehört Gott, dem Herrn alles Lebens; der Mensch soll es nicht
für seinen Genuss verwenden, vielmehr soll durch diese Enthaltung
seine Achtung vor dem Leben als etwas göttlichem wach erhalten, er
vor Verwilderung u. Roheit bewahrt werden. Dieses Gebot, kein Blut
(Lev. 3, 17. 7, 26f. 17, lOfT. Dl. 12, 16ff. 15, 23) u. kein Fleisch,
das von Blut nicht frei war (Lev. 19, 26. 1 Sam. 14, 32 ff. Ez. 33, 25),
zu geniessen, war im Mosaismus ein Grundgebot, u. wurde dort um
so wichtiger, als das Blut zum Sühnemittel erhoben wurde (Lev. 17).
Aber der Vrf. beschränkt seine Geltung nicht auf den Mosaismus, son-
dern führt es unter den Grundordnungen der jungen Menschheit auf, wes-
halb selbst im Christentum die Fortdauer seiner Gilligkeit seit Act.
15, 29 ein Gegenstand vieler Erörterungen war. — V. 5 f. Die andere
noch wichtigere, daher umständlicher besprochene Einschränkung. Wenn
auch die Tödtung der Thiere dem Menschen freisteht, so soll doch
Menschenblut weder durch Thiere noch durch Menschen ungestraft ver-
gossen werden; das Menschenleben soll unverbrüchlich heilig u. un-
antastbar sein (vgl. wie C in seiner Art diese Sätze in Cap. 4 aus-
geführt hat), ösbq] Ew. 255°. Bö'^r»tia^] nicht Dat. comm. (Dt 4, 15.
Jos. 23, 11): zum Schutze eurer Seelen (ßchum. Tuch, Kn, a.), wobei
der Handlung des Satzes die Zusage der Handlung untergeschoben
Gen. 9, 5—6. 153
wird, auch nicht: je nach euern Seelen, oder wessen Seele es auch
sei, dem es angehört {Del. nach V. 10), sondern Dat. der Zugehörig-
keit: euer Blut, näml. das eurer Seelen (LXX Pei. Vulg. u. die mei-
sten) d. h. das von euch seihst (Bud. 282) im Gegensatz gegen das
der Thiere (zum Plur. s. Lev. 11, 43 f. Jer. 37, 9. 42, 20. 44, 7),
obgleich auch möglich ist: als oder nämlich eure Seelen {Ew. 310^;
Giesehr. Praep. Lamed 103 ff.), wie auch \K wßa für tn eintritt (vgl.
V. 4). Dieses wird Gott fordern, rächend zurückfordern (Gen. 42, 22.
Ps. 9, 13). von der Hand jeglichen Thieres] vgl. Ex. 21, 28 f.;
"i^to fast zu blosser Präp. geworden u. auch sonst (zB. 1 Sam. 17, 37;
Ps. 22, 21 ; Ij. 5, 20) den Thier- u. Sachnamen vorgeordnet, hier um
so unbedenkhcher, als "!«ö ^^^ = o»ö »h^ im Sprachgebrauch fest-
stand (s. Lex.). Zur Sache vgl. Ex. 21, 28 f. Und von der Hand
des Menschen will Gott das (gemordete) Lehen des M. zurückfordern
durch die Rache, die er entweder selbst nimmt oder nehmen lässt.
i"»»!« ü"^« n»jfc] dem D"i«rt n»ö gleichgeordnet, erklärt sich daraus, dass
man ein dem st. c. unterzuordnendes Nomen auch (in irgend welcher
Function des Satzes) nachdrücklicher vorausstellen u. es an seinem
Orte durch ein rückweisendes Pron. suff. wieder aufnehmen kann:
i-TTK td'^K = ü-'K ^rtK = eines jeden sein Bruder oder Nächster, Ew. 278^
vgl. 15, 10. 42, 25. 35. Ex. 28, 21. Num. 17, 17 u. s.; wogegen
n« ün« Brudermann, wie «"^m »"^k Profetenmann Jud. 16, 8, also i^n» w^k
sein Brudermann {Kn^, weder dem Sprachgebrauch, noch der Analogie
der angeführten Stellen gemäss ist; also: von der Hand des Bruders
eines jeden d. h. je von der Hand seines Nächsten. Nämlich nicht
der zur Blutrache verpflichtete Mensch oder Verwandte (Bohl. Tuch
Bmg), von dem ja Gott das Blut gar nicht fordert, ist zu verstehen,
sondern der Mörder. Aber nicht i'^rtK ijjö oder '»ny? 150 konnte Vrf. sagen,
weil das Suff, gar keine Beziehung hätte (da fi^K coli, ist), sondern
diese Beziehung war erst durch Vorausordnung des (gemordeten) w^k
(einzelnen) zu ermögHchen. Eine Glosse {Olsh^ sind die Worte wohl
nicht; sie präcisiren, dass Gott Menschenblut nicht von den Menschen
überhaupt fordert, sondern von der Hand des Mörders. Die Fassung
von den Menschen, von einander {Bud. 288 f.) ist sachlich u. sprach-
lich unannehmbar. Die Variante '^^^») »'^» {Sam. Pe§. Vulg.) ==
unusquisque (Ez. 4, 17) ist eine verschlechternde Correctur. — V. 6.
Fortschreitend fügt Gott hinzu, wie er Blut zurückgefordert wissen
will, u. überträgt die Vollziehung der Rache an die Menschen, oiks]
LXX avxX rov ca^arog (t6) airoi; i^xydi^csrcci^, also ö^a (a pret.).
Die amtliche Lesart erklären die Trgg.i vor Zeugen, also unter (Zu-
ziehung von) Menschen; sie kann aber füglich nur bedeuten durch
die Menschen, wobei die Menschen als blosse Mittel der (göttlichen)
Strafvollziehung angeschaut sind (vgl. zu diesem a instr. vor Personen-
namen Hos. 1, 7. 12, 14. Ps. 18, 30. 1 Sam. 28, 6. Jes. 45, 17 und
a w Ex. 1, 14 u. a, wogegen Hos. 14, 4. Num. 36, 2 anders zu
beurtheilen sind). Die Menschen überhaupt werden zu Vollstreckern
der Vergeltung bestimmt, noch nicht ausdrücklich die Obrigkeit, aber
auch nicht die nächsten Verwandten {Tuch, Kn.), so dass man sagen
154 Gen. 9, 6—12.
könnte, die Blutrache durch die Verwandten, welche das mos. Gesetz
voraussetzt u. regelt (Num. 35, 18 ff. Dt. 19, 12), werde hier in die
Noahzeit zurückverlegt; vielmehr wird nur der Grundsatz aufgestellt,
dass durch die Menschen die Vergeltung gesdiehen soll, die Art u. Weise
derselben aber der weiteren geselligen u. staatl. Entwicklung über-
lassen. Sofern ohne Heilighaltung des Menschenlebens keine menschl.
Gesellschaft denkbar ist, kann man allerdings sagen, dass hier der Grund
für die geselligen Ordnungen der Menschen gelegt wird (Lulh.). Be-
gründet wird Verbot u. Strafe damit, dass im Bilde Gottes er (Gott,
Ew. 303^; vgl. 14, If.) den M. gemacht hat; der Mensch lebt nicht
blos, wie das Thier, sondern trägt Gottes Bild an sich; wer ihn an-
tastet, tastet in ihm Gott an, u. Gott hat die Strafe dafür an die Men-
schen übertragen, ntoy] die Wendung mit der 3. p. aus demselben
Grund wie 1, 26 n»»^ för nwjK, weil Ref. Gott nicht "^»^J^a sagen lassen
will; LXX haben T"»?. — V. 7 führt zu V. 1 zurück: „nicht um-
bringen, sondern fortpflanzen u. vermehren sollen sich die Menschen,
um die Erde anzufüllen" (Kn,), Die LXX haben nach 1, 28 geändert.
Über die s.g.Noachischen Gebote der Synagoge s. Schürer Gesch. d. jüd.
Volks 2 II. 568 f. — In dem Segen V. 1 — 7 ist dem Menschen zu-
gleich seine Aufgabe gewiesen u. sind einige Grundvorschriften gegeben,
auf welchen weiterhin entwickeltere Rechtsordnungen sich aufbauen
können. — V. 8 — 17. Erst darauf hin, dass der Mensch diese Pflichten
übernimmt (vgl. wie Jes. 24, 5. 18 vom Brechen des Bundes durch
die Menschen eine neue fluthartige Verwüstung der Erde abgeleitet
wird, Tuch), richtet Gott (gemäss der Zusage 6, 18) das neue Ver-
hältniss, den Bund mit ihm u. durch ihn mit allen Lebewesen auf,
erklärt, was er in demselben zu leisten verheisst, u. stiftet das äussere
Zeichen des Bundes. Es ist der erste Bund, den er schliesst. —
V. 9 f. "^^l] weil jetzt kommt, was Gott seinerseits thun will (vgl.
6, 17). Gott stiftet freiwillig (aus Gnaden Jes. 54, 9) diesen Bund
mit der Menschheit u. durch sie (V. 10) mit der ganzen Thierwelt,
wie diese zuvor auch mit den Menschen zu leiden hatte, ^yif}] 1, 21.
a] besondernd wie 7, 21 u. s. hb\ — Vbft] irgend welche (6, 2. 7, 22),
die aus dem Kasten ausgegangen sind, bezüglich auf d. i. nämlich
(wie 23, 10; Ew. 310*) alle Thiere der Erde; wogegen V — yo als von-
an — bis zu oder tam-quam (Bohl, Schu, Kn, Sehr,) hier keinen
Sinn gibt, da die na^n •^ks'« u. T^jkh ^«n die gleichen sind, u. der
Gegensatz von jetzigen u. künftigen nicht darin liegen kann. Übrigens
fehlt pKrj JT^n ^s!? in LXX. — V. 11. Der Inhalt der Bundeszusage
ist, dass nie mehr in Folge von (}»?) Sintfluthwasscrn alles Fleisch
ausgerottet u. die Erde (6, 13) verderbt werden soll (vgl. 8, 21 f.). —
V. 12 ff. Das Bundeszeichen. Der Bund muss ein äusseres Zeichen
haben, an welchen den Parteien der Inhalt des Bundes immer wieder
zum Bewusstsein kommt, zugleich eine Gewälir der Zusage. Diese
Idee kehrt bei A zweimal wieder, beim Abrahambund u. Mosebund.
Während aber bei den folgenden Bündnissen das Zeichen in einer
Leistung seitens der menschl. Contrahenten besteht, ist beim Noa(ibund,
in dem zumeist die göttl. Gnade u. Langmuth für alle Zeit verbürgt
Gen. 9, 12—17. 155
werden soll, das Zeichen ein liimmlisches, der Regenbogen. Dass dieser
jetzt zum erstenmal erschienen sei, sagt der Text nicht, obgleich viele
Erkl. das herauslesen, u. manche {DeL^ Ke,) sogar weitgehende Folge-
rungen darauf gründen, wie dass die Beschaffenheit der atmosphärischen
Lufl vor der Fluth eine andere gewesen sei, als nach derselben; was
der Text sagt, ist nur, dass der Regenbogen von der Fluth an für die
Menschen die genannte Bedeutung habe. — ^«t] hinweisend auf V. 13.
)'nb •»?« n»'»] nicht auf i^-iK (LXX), sondern auf ^'^*?an bezüglich, wie
'ai ^ri zeigt (vgl. V. 17): über n'^'iÄ inj s. zu 6, 18, A^^ i^Hih] ßr
die Geschlechter der (unbestimmt langen) Zukunft, von den Mass. mit
Recht zu J^''*?a»l ^"i» ^^f bezogen; allen Künftigen soll das Zeichen den
Bund sinnbildlich vergewissem. — V. 13. Der Regenbogen (Ez. 1, 28)
ist dieses Zeichen. „Gottes Bogen heisst er, weil er dem Himmel, Gottes
Wohnsitz angehört, ein himml. Bogen ist {Kn,), Den gehe ich in dem
Gewölk, lasse ihn in demselben erscheinen^ dass er zu einem Bundes-
zeichen zwischen mir u. der Erde, Erdbewohnerschaft (V. 19. 11, 1
u. s.) sei "^nna] wie 1, 29; nicht (DeL^): habe ich gegeben^ als ob
der Bogen jetzt eben im Moment des Sprechens Gottes sichtbar gewor-
den wäre; auch die hypothet. Fassung (gebe ich — so soll er sein)
hat hier keine Stelle. — V. 14 f. Erläuterung, -»swa] Inf. Pi. {Ges,
10, 2), denom. von )i'»i wann ich ein GewÖlke wölke. >T5n«'jaj] ist
nicht Nachsatz (denn n»pri erscheint nicht jedesmal, wann G. e. G.
wölkt), sondern Fortsetzung des Inf., u. der Nachsatz kommt V. 15.
„Das Zeichen hat also auch für Gott eine Bestimmung : wann er regnen
lässt, so wird er durch den am Gewölk erscheinenden Bogen an seinen
Bund erinnert u. thut zur rechten Zeit Einhalt, damit das Wasser nicht
eine allgemeine Fluth werde, "^toa-^sa] alles „Lebendige, was es an
(7, 21) Sinnenwesen, an Arten derselben gibt, vgl. 7, 15 f." (Kn.). —
y. 16. In dem genannten Sinn also, wird noch einmal wiederholt,
dient der Bogen ftir Gott selbst zum Erinnerungszeichen. Zu beachten
ist, wie durch die Ausdrücke hier u. V. 14 der Bogen sozusagen als
eine relativ selbständige Erscheinung hingestellt wird, die durch ihr
Hervortreten Gott an etwas erinnert. Q'^H^« r?] vom Standpunkt der
sich Erinnernden ausgedrückt; LXX iva (liöov ifiov, — V. 17. Eine
Schlussformel, wie sie A liebt, zB. Gap. 10. 36. Ex. 6. Num. 7 (Kn.).
Die Art, wie hier der Regenbogen dem rehgiös angeregten, glaubenden
Gemüthe gedeutet wird, ist überaus sinnvoll u. ansprechend. Auch viele
andere Völker haben in diese, für die üngelehrten so sehr wunderbare
Erscheinung ihre eigenthüml. Vorstellungen hineingelegt (s. Rosenm.
ANML. L 44; Win.^ U. 308; Meusel in Beweis des Glaubens 1882
S. 78 ff.; über die Namen auch Pott in Kuhn's Zeitschrift Bd. 2). Den
Indern zB. ist er der Kriegsbogen des Indra, den er nach beendigtem
Kampf gegen die Dämonen bei Seite gelegt hat; bei den Griechen ist
er als Naturphänomen ein himmlisches Zeichen für die Menschen (Hom.
11. 11, 47 f.), das auf Krieg u. Wetlerstürme hinweist (17, 547 ff. u.
Voss zu Verg. Geo. I. 380. 469), aber in seiner homerischen Ver-
klärung zu einem göttl. Wesen (WEGladstone in Contemporary Review
1878. XXXU. 140 ff) die lichte, leichte, schnelle Botin der Olympier,
156 Gen. 9, 17. 18 ff.
(Iris von s^oa knüpfen); in der Edda die von den Göttern erbaute,
Himmel u. Erde verknüpfende Asenbrücke. Ob der Bogen bei den
Hebräern urspr. als bei Seite gelegter Kriegsbogen (Ps. 7, 13 f. Hab.
3, 9. 11 u. ö.), somit als Zeichen des abgelegten Zornes u. eingetretener
Versöhnung (BohL, WL I. 352; in eigen thümlicher Fassung in der syr.
„Schatzhöhle'^ deutsch von CBezold 1883 S. 24) oder aber als Band,
das Himmel u. Erde, Gott mit den Menschen verknüpft, etwa wie die
Himmelsleiter 28, 12 {Kn, Ew. Del. Ke, a.) gedacht sei, ist vorerst
nicht auszumachen; mögUcherweise ist der vermittelnde Gedanke blos
der freundl. Eindruck gewesen, den diese Naturerscheinung auf den
Menschen macht {Win,, RL HWB. 1271), so dass „der Ausdruck Bogen
sich nur auf die Ähnlichkeit der Form bezieht*' {Ri), u. mein Bogen
wie oben V. 13 zu erklären ist; dafür spricht die hier vorausgesetzte
(s. zu V. 16) Selbständigkeit seiner Erscheinung. Jedenfalls ist er
hier das von Gott gestiftete Sinnbild seines Freundschaftsbundes mit
der Erde, Zeichen seiner Gnade u. Huld, Friedenspfand. Da er nur
erscheint, wenn regenschwangeres Gewölk am Himmel ist u. nach
schon begonnenem Regen die durchbrechende Sonne das Gewölk theilt,
zeigt er an, dass über das in diesem Wolkendunkel eingehüllte Fluth-
verderben die Gnadensonne triumphirt^ immer wieder dasselbe hemmt,
dass keine Flulh mehr komme. Dass A diese Idee aus einer verlor-
nen Stelle des C entlehnt habe {Wl; Bud. 275 f.; Kost, ThT. XIX. 334),
ist ebenso unbeweisbar, wie dass dem Dichter der Ilias die bibl.
Auffassung des Regenbogens durch irgend welche Vermittlung zur
Kunde gekommen war {GladsL),
2. Rest der Noahgeschichte Cap. 9, 18 — 29, von C und A.
1. Den Kern des Stückes bildet die Erzählung über Noali's Wein-
bau, seine Trunkenheit, das schamlose Benehmen Qam's (Kenaan's)
gegen seinen Vater, u. den Fluch u. Segen, welchen dadurch veran-
lasst Noali über seine Söhne sprach. Vorn ist dasselbe an die Fluth-
geschichte angeknüpft, u. am Schluss finden sich Angaben über Dauer
u. Ausgang des Lebens Noah's. Die letztern Angaben V. 28 f. stammen
aus A; sie stellen sich zu 5, 32. 7, 6. 11. 8, 13 als nothwendige
Ergänzung, u. bildeten einst, hinter 9, 17 den Abschluss der Noali-
geschichte bei A. Aber die einleitenden 18 f. sind nicht von A: wer
NoaVs Söhne waren, hat dieser schon öfters (5, 32. 6, 10. 7, 13)
gesagt, u. dass durch sie die Erde sich bevölkerte, weist er Cp. 10
nach. Dagegen in der Fluthgeschichte des G (so weit sie uns erhalten
ist) waren Noah's Söhne noch nicht mit Namen (6, 8. 7, 1) genannt
Und da C ebenfalls über die Genealogie der Noahsöhne Nachricht gab
(s. Cp. 10), so ist V. 18*. 19 als Einleitung dazu anzusehen {Sehr.
Böhm, zum Theil, Wl.)'y auch die Ausdrücke T^«'^"^? "?»3 sprechen
dafür. Jedoch 18^ ist offenbar nur zur Vorbereitung auf das Haupt-
stück V. 20 — 27 hinzugesetzt. Sowohl diese Klammer, als auch der
Mangel des Anschlusses an 19^ lässt erkennen, dass das Hauptstück
Gen. 9, 18ff. 157
selbst nicht urspr. hinter V. 19 stand. Aber auch der Ableitung
desselben von C {Tuch, Kn, Hupf. Kay.), dem die Fluthgeschichte
angehört, wird man nicht zustimmen können. Die Sprache freilich
gibt keine Merkmale an die Hand, aber der Inhalt entscheidet dagegen.
Noah „der Landmann^', der Anfänger des Weinbaues sticht stark ab
gegen den gerechten Noali, den Mann der Fluth, u. fuhrt in einen
andern Sagenkreis hinein, in welchem es sich um die Geschichte der
Erfindungen u. die Fortschritte der Cultur handelt. Auch die Scenerie
will nicht recht stimmen, sofern die Söhne mit dem Vater noch bei-
sammen wohnend gedacht scheinen, ^während doch bei G (wie bei A)
schon die Weiber derselben in der Arche gewesen sein müssen {Bud,
310). Vor der Fluth aber kann die Erzählung bei G auch nicht ge-
standen haben, weil die Rettung eines Verfluchten über diis Fluth her-
über erst recht unverständlich wäre. Man wird also anzunehmen
haben, dass erst ein Bearbeiter (R*) dieses Stück aus einer andern
Schrift in den Zusammenhang des G eingearbeitet hat (s. 4, 17 — 24.
6, 1 — 4). Diejenigen freilich, welche die Fluthgeschichte ihrem J^ ab-
sprechen u. sie von einem J^ ableiten {WL Kuen. Bud, a.), halten
umgekehrt V. 20 — 27 für urspr. Bestandtheil von J, u. nennen den
Zusammenarbeiter J^. — Weiter aber ist nicht wahrscheinlich, dass
R* dieses Stück genau so, wie es jetzt lautet, in seiner Vorlage schon
vorgefunden hat. Es lie^ nämlich in demselben die Schwierigkeit vor,
dass während Ham der Übelthäter ist, doch nicht er, sondern Kenaan
verflucht wird. Man hat darum vermuthet, dass in der urspr. Er-
zählung (des J^) Kenaan der Thäter gewesen u. '^a« on V. 22 erst
vom Bearbeiter eingeschoben sei (zur Ausgleichung mit Gp. 10), also
die Trias nicht §em Ham Jefeth, sondern Sem Jefeth Kenaan gelautet
habe {WL XXI. 403; Bud.; Kuen. 0.2 I. 228), u. d§ss mit Sem die
Isr., mit Jefeth die Philister {WL) oder die Phöniken {Bud,) gemeint
gewesen seien. Aber Sem u. Jefeth (die niemals wirkliche Volks- oder
Landesnamen waren) mit Kenaan (einem wirklichen Volksnamen) zu
einer Trias von Brüdern zusammenzustellen, konnte nie jemanden in
den Sinn kommen, aber auch dass die beiden ersten Namen hier nur
Einzelvölker bezeichnen, näml. Sem die Hebräer, Jefeth die Philister
oder Phöniken, ist reine Fiction. Wo in der ganzen Literatur der
Königszeit wäre ein Beweis für diese Namengebung zu finden? u. wie
hätte sich aus diesem besondern Sinn der Namen die allgemeine Be-
deutung derselben, die sie in Gp. 10 haben, entwickeln können? Dass
in der urspr. Erzählung Kenaan der Thäter war, ist wohl möglich,
sogar wahrscheinlich, aber dass in derselben Sem u. Jefeth seine Brüder
waren, ist nicht bewiesen. Sie können auch erst von R*, der die
Erzählung hier einfügte, eingesetzt sein. Ebenso hat man keine Ge-
währ dafür, dass er die Sprüche V. 25 — 27 in ihrem jetzigen Wort-
laut schon vorgefunden, u. sie nicht vielmehr selbst so gestaltet hat.
In Anbetracht davon, dass er auch sonst solche Perspectiven auf die
Zukunft einschiebt (zB. Gen. 15. Num. 24), u. dass die Sprüche mit
deutlicher Beziehung auf Gp. 10 formulirt sind, ist letzteres sogar das
Wahrscheinlichere. Mit andern Worten : R* hat die Erzählung aus der
158 Gen. 6, 18 ff.
Vorlage nicht wörtlich aufgenommen, sondern sie auch für seine Zwecke
bearbeitet Der Anstoss, den wir an Y. 25 nehmen^ muss ein solcher
nicht auch fär ihn gewesen sein (s. d.).
2. In der Erzählung wird ein Ausblick eröffnet auf die künftige
Stellung u. geschichtl. Bedeutung der von Noal^ abgeleiteten Völker-
kreise u. die endliche Gestaltung dieser Verhältnisse, wie sie sich zur
Zeit des Vrf. schon vollzogen hatte, u. noch weiter vollziehen sollte.
Es handelt sich um die 3 grossen Völkergruppen §em Qam u. Jefeth
(Cp. 10). Wie er aber bei Sern nach V. 26 f. hauptsächlich an das
in Religionssachen wichtigste Volk der Hebräer, genauer der Isr. denkt,
so liegen ihm auch bei Ham zumeist die durch Geschichte Religion
u. Sitte zu Isr. in schroffem Gegensatz stehenden Kenaanäer im Sinn,
während ihm Jefeth die nördlichen Völker darstellt, denen weiteres
Vordringen auf Kosten Kenaans u. friedliches Zusammenwohnen mit
§em gewünscht wird. Die Geschicke der Völker bestimmen sich nach
dem, was sie leisten; die Leistungen, wenn auch durch äussere Ver-
hältnisse beeinflusst, entsprechen doch gewissen Eigenthümlichkeiten
u. Grundrichtungen ihres Geistes, welche sich bis in ihre Anfänge
zurück verfolgen lassen. Solche tiefere Betrachtung derartiger Dinge
herrscht im AT. durch; wie sich zB. im Kinde Jacob schon das Wesen
des künftigen Mannes, in diesem das des künfu Israelvolkes voraus dar-
stellt, so ist's auch bei andern Völkern. Die Anfänge sind entscheidend,
u. fär den Charakter dieser Anfänge oft scheinbar gleichgültige Hand-
lungen recht sprechende Kennzeichen. So sind denn auch die küm-
merl. Zustände, in welche die Völker des kenaanäischen Kreises zur
Zeit des Vrf. schon gesunken waren, nichts zufälliges; sie sind die
nothwendige Folge u. der verdiente Lohn der sittl. Verkehrtheiten,
besonders des Mangels an Zucht im häusl. Leben, der Zügellosigkeit
in geschlechtl. Dingen u. der schamlosen Sitten, welche von alten Zeiten
her ihnen ankleben (15, 16. Lev. 18, 3. 24 — 30; vgl. auch Gen.
13, 13 f. u. Cp. 18 f.), welche bis in ihre Anfänge zurückgehen u. sich
auch bei anderen Gliedern der Qamitischen Völkergruppe zeigen {Kn.
VT. 256). Durch Lasterhaftigkeit zerrüttet sind sie gesunderen Völkern,
vor allem Israel, schon zur Beute geworden, u. werden auch in ihren
noch erhaltenen Resten immer tiefer in Knechtschaft sinken, während
den Völkern, in welchen der rechte Gottesglaube kräftig lebt, u. welche
durch seine Zucht sich leiten lassen, auch der Sieg endlich zufallen
wird. Diese Gedanken, welche die Geschichte schon an die Hand
gegeben hatte, u. welche der Gang der folgenden Jahrhunderte bestätigte,
sind hier ^kurz u« scharf in ein Paar Worte des Fluches u. Segens
gefasst, welche der Urvater der Völker selbst aus Anlass eines häusL
Vorkommnisses über seine 3 Söhne sprach. Hier beim Eintritt in die
weiten Räume der Völkergeschichte sollen sie über Charakter u. Zukunft
dieser Völker orientiren u. die Lehren, die in dieser Völkergeschichte
liegen, unverwüstlich einprägen. Der Fluch aber u. der Segen eines
Vaters hat Kraft u. Wirkung (27, 27 f. 33; Sir. 3,9), zumal eines
Gottesmannes (2 Reg. 2, 24), wie Noal? einer war.
Vgl. zu dem Stück Reinke Beitr. zur Erklär, des AT. IV. Iff.
r
Gen. 9, 18—23. 159
GBaur Gesch. der alttest. Weissag. 1861. S. 171—182; Hengst.
Christol. 1; Ew. JB. IX. 19—26; Budde hihi, ürgesch. S. 290—370.
506—516; Halevy RB. VUI. 170 ff. (REJ. XIH. 1886).
V. 18 f. Die Anknüpfung, ö'^k»*'^] Part, der Vergangenheit Ges.
116, 2. 'ai »nn an;] zum Verständniss von V. 24ff. Kenaan] s. 10,
15. — V. 19. Von diesen dreien aus hat sich die Erde d. i. Erd-
hevölkerung (10, 25. 11, 1) zerstreut oder wurde die Erde allmdhhg
bevölkert, s^aßs] erleichterte Form des Prf. Niph. von T^sf = fie, wie
1 Sam. 13, li. Jes. 33, 3 (vgl. Gen. 11, 7. Ij. 10, 1) Ges, 67. A. 11.
Zum Sprachgebrauch vgl. 10, 18 (11, 4. 9) bei C; A schreibt (aller-
dings nicht ganz im gleichen Sinn) t^c? 10, 5. 32. — V. 20. Die
Erklärung Noafy fieng an als Landmann d. h. ein Landmann zu sein,
das Land zu bebauen (noch bei Tuch Kn. Hgsl,, £t&. .298^), hat
an Stellen wie 1 Sain. 3, 2. Jes. 33, 1, wo das Part folgt, keine
Stütze; selbst wenn % tD'^K='« »"« H'^n!; sein könnte, wäre der Art
ungerechtfertigt. Vielmehr folgt die Ergänzung zu ^n;5 mit ^^\ (wie
^m5 ai&;5 26, 18): Nodh^ der Landmann, fieng an u. 'pflanzte einen
Weingarten (Schu. Del. Ke. Böhm. Sehr.). Da ist das Epitheton
der Landmann freilich auffallend. Auf Verderbniss der Lesart (zB.
w*^K aus tö^nV Kuen. ThT.XVIlI. 147) wird das nicht beruhen. Verständ-
lich wird es nur unter Voraussetzung eines andern, wohl schon in einer
Schrift (deren urspr. Wortlaut Bud. 312 als 'ai sra-^i Vw nön« ü-^k tn •^n-^i
herstellen wollte) vorliegenden Sagenkreises über Noa^ Nach diesem
galt Noat (der Anf^ger eines neuen Zeitalters) den Hebräern auch
als Vater der feineren Künste des Landbaues (gegenüber von 4, 2) u.
Urheber des Weinbaues, wie Dionysos den Griechen, Osiris (Diod. Sic.
1,15) den Ägyptern (Ew. G.^ L 387 f.; Buttm. MythoL I, 204 ff).
Dazu passt, dass der Weinstock (vgl. über das Etymon von )12 Lag.
Ges. Abb. 276; Arm. Stud. § 484) in den Landschaften des östl.
Pontus u. Armeniens seine Heimath hat, u. von da aus, zum Theil erst
in historischer Zeit, sich zu den andern Völkern verbreitete {Ritter EK.
X. 554. 319. 434. 485. 520; Hehn Kult 2 67 f.). — V. 21. Unbekannt
mit der Wirkung des Weins berauscht sich Noah u. entblösst sich
unanständig im Zelte (Hab. 2, 15). rfVng] = 1>nvi wie 12, 8. 13, 3.
35, 21. 49, 11. — V. 22. „IJam sah die Blosse (Scham) des Vaters
u. vergieng sich dadurch, dass er den BHck nicht abwandte, sondern
sogar die Sache seinen Brüdern draussen anzeigte, also davon redete, statt
zu schweigen; er verletzte gröblich die kindl. Pietät*' (^^0 ". die natürl.
Schamhafligkeit Die Tugend der häusl. Ehrbarkeit mangelt schon dem
Stammvater Kenaan's. Die Correctur l?« an ««j^i u. ^ zeigte dem
K. (Ilg.) ist sprachlich kaum zulässig u. hilft den sonstigen Schwierig-
keiten nicht ab. — V. 23. Die 2 Brüder bekunden die gegentheiHge
Gesinnung, ehrerbietige Keuschheit, zarte Schamhafliskeit mit kindl.
Pietät np] Smg., weil Sem die Hauptperson ist (s. 7, 7). „Die
nVöto war das Obergewand u. wurde auch als Decke gebraucht; zB.
vom Armen des Nachts Ex. 22, 26. Dt 24, 13 {Win.^ l 662)." Sie
nahmen das Obergewand (mit welchem man sich zuzudecken pflegt),
legten es auf ihrer beiden Schultern, „giengen rückwärts, also mit ab-
160 Gen. 9, 23— -25.
gewandtem Gesicht auf den Liegenden zu, u. bedeckten seine Blosse,
die sie nicht sahen" {Kn.), — V. 24. Noah erwachte von seinem
Wein d. h. Weinrausch (1 Sam. 1, 14. 25, 37) u. erkannte d. i. er-
fuhr (an prof. Erkennen braucht man nicht zu denken) das was {Ew.
277^) ihm gethan hatte sein kleiner Sohn d. h. nicht sein Enkel
(BuHm.), nicht sein verächtlicher S. (Äai.), nicht sein, des Uam,
kleinster Soha d. i. Kenaan (iJ^.), sondern sein jüngster Sohn, l^s^fj]
nicht in dem Sinn jung, unerwachsen (2 Sam. 9, 12. 1 R. 11, 17.
Jes. 11, 6), weil sonst das gleiche auch für §em u. Jefeth anzunehmen
wäre, sondern vergleichungsweise im Verhältniss zu den andern. Wer-
den mehr als zwei mit einander verglichen (1 Sam. 16, 11. 17, 14),
so bedeutet es den jüngsten (Tuch Kn. Baur, Del. Buns. a.). Da-
durch entsteht freilich ein Widerspruch gegen die 5, 32. 6, 10. 7, 13.
10, 1 bei A u. 9, 18 bei C angegebene Reihenfolge, welchen man
nicht dadurch lösen kann, dass man sagt, in diesen Stellen sei blos
des schöneren Tonfalles wegen §em Ham Jefeth für §em Jef. Ham
geordnet, weil man in Genealogien nicht nach den Gesetzen des Ton-
falles ordnet. Vielmehr wird man anzunehmen haben, dass C eine
andere Folge als A hatte (wofür man auch 10, 21 geltend machen
kann), u. dass R, obwohl er auch 9, 18 den G nach A corrigirte, doch
hier nicht eingriff. Den pp als den jüngeren (LXX o vzmBQog, Vulg.
minor) zu fassen, im Vergleich blos mit Sem (Schum. Ew. Ke. Sehr.),
erlaubt der Sprachgebrauch nicht {s. Bud. 299 f.). — V. 25 ff. Tief
bewegt von dem Geschehenen, das Wesen der Söhne durchschauend
spricht Noah, wie von einem höheren Geist ergriffen, in Kraft seiner
väterl. Hoheit, Fluch u. Segen über sie aus, feierlich in gehobener
Rede. Aber die Entrüstung hat die Oberhand, darum bricht zuerst der
Fluch (3, 14. 17. 4, 11. 5, 29) hervor, u. macht Kenaan (Xa(i in griech.
MS. u. Ed. ist schlechte Correctur) zum Knecht der Knechte d. i.
untersten Knecht {Ges. 133, 3 A. 2) seinen Brüdern d. h. nicht den
übrigen, in 10, 6 verzeichneten, Qamiten {Kohl. Gesch. I. 66; s. da-
gegen Bud. 298), sondern gemäss V. 26 f. dem §em u. Jefeth. Das
wären freilich im strengen Sinn „seines Vaters Brüder", aber so genau
braucht man in Dichtersprache nicht zu reden (vgl. sogar in Prosa
13, 8. 14, 16. 29, 15 u. ö.), um so weniger, da es sich hier schUess-
lich nicht um Personen, sondern Völker handelt Der Schluss, dass
dem Vrf. Kenaan, nicht Ham, der 3. Sohn Noah's war, ist darum
nicht nothwendig. Kenaan tritt in diesem Fluch einfach an seines
Vaters Ham Stelle. Gewiss nicht eines blossen Namenspiels wegen (da
würde es etwa sinny-^as^ i^^n«. heissen, vgl. Neh. 9, 24); sondern weil
geschichtlich gegebene Verhältnisse auf den Willen des Urvaters zurück-
geführt werden sollen. Wollte man nach den Gesetzen der Vergeltungs-
lehre sich die Sache zurechtlegen, so könnte man immerhin so ver-
mitteln, dass Qam, wie er als Sohn gegen den Vater gesündigt, so
nun auch seinerseits in seinem Sohn gestraft werde, u. zwar in seinem
jüngsten Sohn, wie er selbst der jüngste Sohn Noafs war {Hofm.
Del, Kohl.), würde jedoch damit schon in die VölkerUste des A (10, 6)
hinübergreifen. Aber einer solchen moralischen Vermittlung bedarf es
Gen. 9, 25—27. 161
nicht. Den Hebräern slellt sich geschichtlich Qam zunächst in Kenaan
dar; er ist ihnen der am genauesten bekannte Typus des hamit Wesens,
der ihnen nächst gelegene u. wichtigste Träger auch des Fluches; auf
ihn ist's beim Noahspruch abgesehen. Andere Hamiten, (wenngleich
nach dem letzten Sinn der Erzählung an der Art Ham's Theil nehmend),
werden nicht ausdrücklich mit dem Fluch belegt, u. kann (beiläufig
gesagt) die Sklaverei der Negerrassen nicht aus dieser Stelle gerecht-
fertigt werden, um so weniger, da eigentliche Negervölker (10, 6) gar
nicht von 5am abgeleitet werden. — Kenaan wird zur ünteqochung
hingegeben nicht blos dem §em (Israel), sondern auch dem Jefeth.
BezügUch Israels versteht sich das leicht nach Jos. 9. 17, 13. Jud.
1, 28 ff. 1 R. 9, 20 f. u. a. Bezuglich Jefeth's darf man zwar nicht
an die Unterwerfung Phöniziens u. Karthago's unter das pers., griech.
u. röm. Weltreich denken, weil dieses auch die Semiten traf; aber
zu bestreiten {Bud 316 fl.), dass kenaan.-phönik. Auswanderer u.
Siedler auf den Inseln u. Küstenländern des Mittelmeers, bes. Klein-
asiens vielfach, natürlich nicht überall, von Jafethischen Stämmen schon
frühe überwältigt wurden, hat man keine Veranlassung (vgl. jetzt auch
ECurlius in SBBAW. 1882 S. 949 ff., u. EMey, G. des Altlh. I. 311 ff.
336 f.). — Dieser Fluch, von dem Noah anhebt, beherrscht seine Rede
so, dass er auch in den 2 folgenden Sprüchen (in V. 26 hält ihn
Olsh. für interpolirt) wieder nachhallt, u. durch die dreimalige Wie-
derholung {Ew. Alt.^ 177) erst recht unverbrüchlich wird (vgl.
48, 15 f.). — V. 26f. Gesegnet werden die beiden anderen, die ge-
meinschafthch handelten, jeder besonders, aber §em zuerst u. höher
als Jefeth. Statt §em selbst zu segnen, preist er Jahve, den Gott
§em's, nicht blos weil dieser ihn auf dem richtigen Wege bewahrt
hat, sondern „um auf das Glück der Semiten, welche den wahren Gott
haben, hinzudeuten: statt des Glücks der §em. hebt er dessen Ursache
hervor^' (Kn,). In Aussicht genommen ist dabei, dass innerhalb §em^
die Verehrung des wahren Gottes (s. 4, 26) forterhalten u. weiter ent-
wickelt werden wird. Die Semiten sind, durch Isr. vermittelt, das
Religionsvolk der Menschheit geworden, u. ist das der Hauptvorzug
u. wichtigste Segen, der auf Sem ruht. Ein T*^ i^i Gegensatz zu ,
•tt^iK V. 25 bedarf es nicht (s. V. 27); die Correctur ow n?«!! V"^^
(Bud, 294 f. würde das, worin der Segen Sems bestehen soll, nicht
erkennen lassen (s. auch Riehm in StKr. 1885 S. 776). ^'a\] poet.
für önV d. h. i'^r»«^ V. 25. — V. 27. Bei Jefeth schliesst sich das
Segens wort an eine mögliche Deutung seines Namens an (s. 4, 1. 25.
5, 29. 10, 25. 11, 9 u. s.). i^ß^] Juss. Hiph. von nri, nicht im Sinn
des Pi. : alliciat Japhelum sc. zum rechten Glauben oder zum Wohnen
in Sem's Zelten {Lulh. a.; HaL 181), sondern gemäss der Gonstruc-
lion mit > {Ew. 282*^): Weile gehe Gott dem Jefeth (Weiten)! schwer-
lich im übertragenen Sinn wie Ps. 4, 2. 18, 20 u. s. {Tuch nach
Saad. u. ArErp-, KS.), weil ein Gegensatz gegen Noth u. Bedrängniss
hier nicht angedeutet ist, sondern eigentlich: schaffe ihm weiten freien
Raum, weites Gebiet, vgl. Gen. 26, 22. Ij. 12, 23 (Verss. u. fast alle
Neueren). Jefeth nahm in Asien u. Europa weite Räume ein. u. er
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 11
162 Gen. 9, 27.
lasse sich nieder (siedle) in den Zellen (2 R. 13,5; Zach. 12,7;
Mal. 2, 12) Sem'sl] von Jefeth muss dies gesagt sein {Tuch HgsU Del.
Baut Ew. Ke. Reink,\ nicht von Gott (Onk, u. die meisten Juden,
weil ihnen der Sinn bei der andern Auflassung anstössig war; Merc.
Gerh. Dalh, Bmg. Hofm,; Nöld. im BL. III. 191; Briggs Mess. Proph.
82 f.); denn in diesem Fall würde, da dies im Gegensatz zum Vorigen
stände, ibw: «^ni erfordert (weshalb Olsh, die Worte ow — )'sv^*\ als
26^ einfügen will); auch passt •'^•Jg» 1»**? nicht zu Gott, sondern nur
zu Menschen; statt ö''^'^» erwartete man rrin-» endlich das nackte
DB^^ infen ^sre zu kiu*z gesagt Femer kann &«' in diesem Zusammen-
hang, wo es sich um §em Jefeth u. Kenaan handelt, nur n. pr., nicht
app. sein. Dass dem Jefeth ein Wohnen in Zelten des Namens d. h.
Ruhmeszelten, namhaften berühmten Wohnsitzen angewünscht sei
{JDMich. Vat. Ges. deWe. Win. Kn. Sehr.), ist auch darum unmög-
lich, weil fQr die Semiten (Hebräer) die Jefeth-Länder damals weder
vielgenannte noch berühmte waren, u. weil blosse Berühmtheit keines-
wegs schon an u. für sich ein Segen ist (s. 6, 4). Man muss nur
bei der Siedlung Jefetli's in §em's Hütten nicht an Eroberung denken
(zB. Justin c. Tryph. c. 83, Ger. Ros. a.), sondern an ein friedl. Zu-
sammenwohnen, entsprechend dem gemeinsamen Handeln der Väter
§em u. Jefeth V. 23. Besondere Thatsachen, die der Vrf. dabei im
Auge gehabt haben könnte, lassen sich freilich nicht namhaft machen.
Deshalb will Riehm (HWB. 1099; StKr. 1883 S. 815) die Worte als
Gegensatz zu dem im Gesetz mehrfach wiederholten Verbot jeder Bun-
desgemeinschaft mit den Kenaanitern verstanden wissen. Aber in diesem
Sinn kämen doch auch Qamiten in Betracht (zB. Dt 22, 8). Versteht
man §em im weiteren Sinn, so lässt sich immerhin daran erinnern,
dass Jefeth -Völker, in den Verband der alten Semitenreiche aufgenommen,
an deren Macht u. Ehre Theil nahmen, zugleich ihnen neue Kräfte
zuführten u. deren weitere Ausdehnung ermöglichten. Denkt man bei
Sem mehr an die Isr., so muss man sich begnügen, die Worte als
Wunsch u. Ausdruck der freundlicheren Gesinnung, welche man in
Isr. fQr diese Völker (im Gegensatz gegen Kenaan) hegte, aufzufassen.
Die rein geistliche Auslegung, womach die Bekehrung der Jefeth- Völker
zu der von Zion ausgehenden Lehre (Evancehum) unter der Nieder-
lassung im Sem's Zelten zu verstehen wäre (TrgJon. u. fast alle kircht
AusL), thut den Ausdrücken des Textes nicht Genüge, u. ist darum
schief, weil sie etwas für Jefeth in Anspruch nimmt, was nach den
Profeten (zB. Jes. 19, 18 ff. 18, 7. §eph. 3, 10) u. nach der Ge-
schichte auch Ham zukam. Beziehungen auf Ereignisse, wie das Ein-
dringen der Skythen in Palästina unter Josia [Bohl. Böhm.) haben
weder im Ausdruck noch im Zusammenhang der Rede einen Halt.
Noch weniger wird Vrf. bei Jefeth die Philister {Wl. XXI. 403) im
Auge gehabt haben, da gerade gegen diese (selbst wenn man sie zu
Jefeth gerechnet hätte) eine so freundliche Gesinnung unbegreiflich
wäre (Bud. 330 ff.). Vollends aber, unter Umdeutung des Jefeth auf
die Phöniken, die Worte auf 1 R. 9, 11— 13 (das Zusammenwohnen
von Isr. u. Phon, im Bezirk Kabul) zu beziehen {Bud. 513), kann
Gen. 9, 27— Cap. 10. 163
doch schwerlich mehr als ein ernsthafter Vorschlag gelten, ö**^^»] hier
darum am Platz, weil es bei Jefeth keine Jahveverehrung gab {Tuchf
Kn. a.). — V. 28 f. Die Dauer des Lebens Noah's, aus A. — V. 29.
w^] Sing, wie 5, 23. 31, vor V» ebenso gut möglich, wie ^«5, was
hier Sam, u. viele hehr. MS. u. Ed. haben.
3. Übersicht über die von Noah abgeleiteten Völker,
Gap. 10, meist aus A und G.
1. Über die Quelle, aus welcher dieses Stück stammt, giengen
früher die Meinungen stark auseinander. Während die einen {llg,
Gramb. Ew, Kn. Nöld. Del) dasselbe (ausser V. 8 — 11. 21. 25 u.
einigen andern Bemerkungen) dem A zuschrieben, leiten es andere
^Asir. Eichh. deW. Tuch, Win. Hupf, Böhm. Kay.) von C oder
[Schrad. in deW» Einl.® § 187) von B ab. Vielmehr aber ist es
Wl.) aus mehreren Quellen zusammengesetzt Zunächst ist zu er-
warten, dass A die Bedeutung der öfters erwähnten Noalbisöhne fOr die
neue Bfenschheit irgendwo nachgewiesen habe. Die Geschlechtstafel
§em's 11, 10 ff. entspricht dieser Erwartung nicht; dort ist nur von
§em die Rede. Gap. 10 ist das einzige Stück, welches jene Nach-
weisung gibt Wie A sonst, da wo ein Stammbaum sich in mehrere
Reihen verzweigt, zuerst die Nebenreihen bespricht, ehe er zu der auf
Israel hinfuhrenden Hauptreihe übergeht (vgl. 25, 12 ff. 36, Iff.), so
handelt er auch hier zunächst von den Söhnen Qam's u. Jefeth'S, u.
von denen Sem's, so weit sie ausserhalb Terach's fallen. Gegenüber
von 11, 10 ff. ist Gp. 10 nicht entbehrlich, sondern noth wendig. An-
gaben von Jahreszahlen aber, wie sie Gp. 5 u. 11, 10 ff. gemacht wer-
den, kann man hier nicht erwarten, weil nicht Fortführung des chro-
nolog. Fadens beabsichtifft wird (vgl. 25, 12 ff. 36, Iff.). Ausserdem
erkennt man A an der Überschrift fhY*^ "^^ V- 1> *" »^®^ Schluss-
formeln 5. 20. 31. 32, der Breite des Ausdrucks in den letztem, den
Ausdrücken KiV-ip 1. 32, öijHöw?^ 5. 20. 31 u. dem a 5. 20. 32"
{Kn,) Wenn demnach V. 1—7. 20. 22 f. 31 f. wirklich von A stam-
men, so ist dagegen alles Übrige ihm fremd. Bei 8 — 12, wo ein zu-
vor in 7 nicht genannter Sohn des Rusch,, u. zwar als Person gefasst,
erscheint, u. von seinen Reichsgründungen erzählt wird, auch (niri'» 9
u.) -J^;; 8 (statt T^V^n) gebraucht ist, ist dies leicht klar u. längst er-
kannt; V. 9 (s. d.) aber ist wieder Einsatz in dieselben. Aber dieses
selbe n^^ kommt auch 13. 15 (statt "^»n des A), u. dazu 18 ^^sbs (gegen
f M des A in 5. 32) wie 9, 19, sammt rrSMi 19 (s. d.), u. muss
man deshalb folgerichtig auch V. 13 — 19 dem A absprechen. Bestätigt
wird dies durch 26 — 30, wo nicht blos iV; 26 u. ns«^ 30 wieder-
kehren, sondern auch die Einreihung des »a» 28 u. n^^n 29 unter
Joqtan-§em (welche A als Kuschiten nennt 7) den A ausschliesst Mit
26 — 30 hängen aber nach vorwärts V. 25 (wo ausserdem die Namens-
etymologie gegen A zeugt) u. 21 (welcher wie 22 eine Einleitung zur
11*
t
164 Gen. 10.
§em-Reihe gibt) zusammen, während 24 (dem Inhalt nach aus 11, 10 ff.
genommen) deutlich eine harmonistische Klammer ist (s. d.). Die so
ausgeschiedenen 8. 10 — 19. 21. 25 — 30 dem C zuzuschreiten, wird
man (ausser durch ^^rba) dadurch veranlasst, dass nach 9, 18 f. G aller-
dings, wenn auch nicht eine förmliche geneal. Tafel, so doch Nach-
richten über die Abstammung der Völker von Sem Ham Jefeth gehabt
haben muss. Nur bei 8. 10 — 12 kann es fraglich werden, ob nicht
diese, übrigens sehr alte u. gute Nachrichten aus einer andern Quelle,
aufgenommen seien, weil hinter 10, 8. 10 — 12 die Erzählung des G
in 11, 1 — 9 keinen Sinn mehr hat; jedoch lassen sie sich damit ver-
einigen, wenn sie bei G hinter 11, 1 — 9 folgten, was an sich wohl
möglich ist. Ergibt sich somit die Völkertafel als aus A u. G zu-
sammengesetzt, so kann dagegen die Frage, ob A u. G vollständig
wiedergegeben sei, nicht mehr sicher beantwortet werden. Es ist mög-
lich, dass A auch von Kenaan Söhne angegeben, andererseits dass G
auch einiges über Jefeth berichtet hatte. Dass ausser V. 24 (von R,
dem Gompilator beider Berichte) auch sonst noch da u. dort Zusätze
sei es von R, sei es von andern) gemacht sind, zB. o^hJtn nön^j 19
weil G in Cp. 18f. diese Städte nicht nennt) oder o-^piä^ö — ^k 14,
ist möglich, aber nicht sicher beweisbar. Ob auch die Namen V. 16 —
18^ ein solcher Zusatz seien, s. d.
2. Alle die wichtigsten, den Isr. zu einer gewissen Zeit bekannten
Völker werden in dieser, aus G ergänzten, Völkertafel des A auf Noah
zurückgeführt: die Nach Weisung einer letzten Verwandtschaft aller der-
selben ergibt sich als der Grundgedanke dieser Obersicht Dieser Ge-
danke ist wichtig. Auch andere alte Völker, nachdem sie eine ge-
wisse Stufe der Bildung erreicht hatten," sahen sich veranlasst, die Blicke
über ihre nächsten Umgebungen hinaus in die weitere Feme zu richten.
Ägypter u. Phöniken, Assyrer u. Babylonier, selbst Inder u. Perser
hatten so ein gewisses Maass von £rd- u. Völkerkunde, ehe noch die
mehr wissenschaftl. Forschungen darüber bei den class. Völkern be-
gannen. Von mehreren derselben (wie Äg., Ass., Bab., Pers.) sind
sogar in ihren hinterlassenen Schriftdenkmalen Übersichten oder Auf-
zählungen der ihnen bekannten Völker, Ansätze zu Landkarten auf uns
gekommen. Aber viel bekümmert hat man sich in der Regel um die
Auswärtigen nicht, wenn nicht Staats- u. Handelszwecke im Spiel waren,
oft genug sie als blosse Barbaren verachtet, keinenfalls sie zu einer
höheren Einheit zusammengefasst Anders hier. Hier sind manche«
zu denen die Isrl. keinerlei Lebensbeziehungen hatten, in die Betrach-
tung hereingezogen. Dabei ist der Zweck, näml. erkennen zu lassen,
welche Stellung Isr. im ganzen Völkerkreise einnehme, charakteristisch.
Israel ist eben doch nur ein Glied der gesammten Menschheit Alle
Menschen u. Völker sind desselben Geschlechts, derselben Würde u.
derselben Bestimmung (1, 26. 9, 6), unter sich Brüder u. Verwandte.
Vom Grossen u. Ganzen der Menschheit geht diese bibL Betrachtung
aus, ehe sie sich zur Geschichte des einzelnen Volkes, des Volkes Gottes,
wendet, um dann zuletzt durch den Mund der Profeten auf das Ende
u. letzte Ziel dieser Einzelgeschichte hinzuweisen, die Vereinigung aller
Gen. 10. 165
Völker im Reiche Gottes (s. schon 12, 3). — In Durchführung dieses
Grundgedankens der Verwandtschaft aller Völker u. Menschen wird
jedes einzelne Volk als eine von einem Stammvater getragene u. be-
herrschte Einheit, also die vielen Völker als ebenso viele Individuen
aufgefasst, die nun selbst wieder sich zu einander verhalten wie die
Individuen einer grossen Familie, Söhne, Enkel, Urenkel u. s. w. eines
gemeinsamen Vaters, d. h. die Völker werden in Form einer Genea-
logie zusammengeordnet. Da auch Völker aus kleinen Anfängen her-
ausgewachsen, oder von andern abgezweigt, oder um ein ursprüngl.
Haupt herum angelagert sind, so hat eine solche Darstellung ihr Recht
u. war im Alterthum, zumal im Morgenland, geläufig. Freilich waren,
als man solche Genealogien aufzustellen anfieng, die genaueren ge-
schieht!. Erinnerungen längst erloschen; der Ursprung der einzelnen
Völker liegt in dem Dunkel einer vorgeschichtl. Zeit Aber ein all-
gemeines Rewusstsein von seiner Herkunft oder seinen Verwandtschafts-
verhältnissen lebt doch in jedem Volke lange fort, u. Zeichen, an denen
auch Fremde solche Zusammenhänge zu erkennen vermögen, gibt es
genug in Sprache, Farbe, LeibesbeschafPenheit, Lebensweise, Sitten u.
andern Merkmalen. Statt des Namens des Vaters eines Volkes dient
der Name, mit dem es sich selbst nennt oder von andern genannt
wird; dieser Name ist wie ein geistiger Vater, als dessen Kinder sich
die einzelnen Glieder des Volkes fQhlen. So sprachen zR. die Griechen
von einem Pelasgus, Hellen, Aeolus, Doms, Ion u. s. w. als den Stamm-
vätern gleichnamiger Stämme, u. ähnlich andere alte Völker. So ist
es auch mit den Namen des vorliegenden Verzeichnisses: es wäre
thöricht, sie von der allgemeinen Zeichensprache des Altertums aus-
nehmen zu wollen. Sind ja doch einige derselben offenbar ursprüngl.
Landes- oder Stadtnamen (wie ^T'^^f», l?3fi, r""*), oder Gentilicia (wie
die V. löfiT.), u. viele erscheinen unverdeckt noch als reine Volks-
namen in ihrer Pluralform (wie V. 4. 13 f.). Wie aber die Völker
selbst, so werden auch noch weiter zurück die Völkerfamilien unter
solchen einheitl. Namen zusammengefasst. Damit war ein Mittel ge-
schaffen, um ebenso sinnvoll als kurz nicht blos die Verwandtschaft
u. geogr. Nachbarschaft oder polit Zusammengehörigkeit, sondern auch
das frühere oder spätere Hervortreten einzelner Völker u. Länder dar-
zustellen. Die zu einer VölkerfamiHe gehörenden Hauptvölker sind
Söhne eines Vaters, wichtigere Zweige, in die ein Hauptvolk sich
spaltet, sind Enkel, wichtigere mit der Zeit hervorgetretene Sprossen
dieser Zweige Urenkel jenes Vaters u. s. w. So ordnete sich hier
leicht alles in das Schema ein. — Die Völker, welche in dieser Weise
hier zusammengestellt werden, sind nur zum kleinsten Theil solche,
mit welchen die Isr. in näheren Reziehungen standen. Auch umfasst
das Verzeichniss nicht alle Völker der alten Welt Nicht nur sind
absichtlich alle jüngeren hehr. Völker (wie Edom, Moab-Ammon, Ismae-
liten, Qeturäer) nicht berücksichtigt, weil von diesen im weiteren Ver-
lauf zu sprechen vorbehalten war, sondern auch manche andere Volks-
namen, die man hier leicht erwarten könnte, fehlen. Im allgemeinen,
kann man sagen, werden nur solche Völker aufgefQhrt, welche zur Zeit
166 Gen. 10.
der Yrf. wirklich namhaft u. zu ihrer Kunde gekommen waren, u.
erlaubt darum das Yerzeichniss auch Rückschlüsse auf die Zeit der Yrf.
Wenn also zB. zwar arab. Yölkerschaften, aber noch nicht der vom
7. Jahrh. an auftauchende Name a*!? u. '♦a'3?, auch nicht Perser er-
wShnt werden, so wird man dadurch auf eine frühere Abfassungszeit
hingewiesen. Namentlich ist die Behauptung, dass A seine Namen aus
Jer. Ez. u. a. zusammengelesen habe u. die Tafel zwischen den Jahren
538 und 526 geschrieben sei (de Goeje 252. 265), unhaltbar (s.
schon Merx im BL. Y. 610) : Namen der jüngeren wie '^i^, 0*2$ fehlen,
Namen wie e;«»»«, wi», hmö, «si^ao, ^'»", *^»n.?, *? hat A allein, u. die
Analyse seiner Listen, so wie die jetzt mögliche Controle durch die
ass. u. 9g. Denkmale weist auf mehrere Jahrhunderte ältere Yölker-
verhdltnisse hin (s. auch Hai, in RB. YIÜ. 187 f., XIII. 341 f.); besonders ist
auch zu erwägen, dass A die Südaraber als Kuschiten, nicht wie C
als Semiten kennt u. nennt. Aber ebenso ist zu bemerken, dass auch
uralte Yölker wie ^Amaleq, Refaim hier unbeachtet bleiben, offenbar
weil sie zu der Yrf. Zeit verschwunden oder bedeutungslos geworden
waren (was über Mose's u. Saul's Zeit herunter weist). Wieder andere
Yölker sodann, obwohl zu der Yrf. Zeit vorhanden, werden nicht auf-
geführt, weil die Kunde der Palästiner nicht soweit reichte, zB. die
Chinesen u. die übrigen Yölker der mongol. Rasse Ostasiens, die Inder
u. Eranier, die Neger Afrika's (obwohl diese den Ägyptern als Nahasi
sehr geläufig waren) u. s. w. Im allgemeinen umfasst die Obersicht
die um das Mittelmeerbecken herum u. in dessen nächster Nähe sich
gruppirenden Yölker von der s. g. kaukasischen Rasse; der geogr. Ge-
sichtskreis zeigt sich also in ähnlicher Weise beschränkt, wie in der
Fluthgeschichte, ohne dass darum die höheren Wahrheiten, welche zur
Darstellung kommen, hinfällig würden. Zugleich erhellt aus der gleich-
massigen Umfassung des Nordens u. Südens der alten Welt, dass die
zur Aufstellung des Yerzeichnisses nöthigen Kenntnisse nicht etwa aus
ägypt. Wissen geschöpft sind, das nicht so weit nördlich u. nicht so
tief nach Arabien hinein reichte {Chabas Etudes sur Tantiquit^ histor.^
90 ff. 169), sondern im eigenen Wohnland der Israeliten, in der Mitte
der alten Welt, u. zwar zum Theil durch Yermittlung der Phöniken
{Tuch Kn. Ew. Kiep, a.) erworben sind.
8. Sämmthche Yölker gliedern sich in 8 grosse Familien unter
den Namen §em IJiam u. Jefeth. Diese Dreitheilung ist nicht etwa
in der Yolkssage überliefert, sondern künstlich gemacht (vgl. wie auch
4, 20 ff. 11, 27 die Stammbäume in 8 Äste auseinandergehen); von
wem zuerst u. auf was Grund? ist bis jetzt nicht festzustellen. Aus-
wärtige Anklänge an dieselbe fehlen allerdings nicht ganz. Nach Mose's
Chor, armenischer Geschichte 1, 5 hatte Xisuthros (der bab. Sage)
8 Söhne, welche sich um die Beherrschung der Menschheit stritten u.
schliesslich in sie theilten: Zrovan, Titan, Japetosthe (in Orac. Sibyll.
3, 108ff. Kgovog, Tixav, 'lanetog, vgl. Tert. ad nation. 2, 12). Aber
die Quellen des Mose Chor, sind zu spät u. zu trübe ; selbst wenn eine
kald. Überlieferung zu Grund liegen sollte, ist doch der Sinn der An-
gabe nicht mehr durchsichtig {Ew. G.^ I. 401. Eine Reconstruction
Gen. 10. 167
der kald. Sage u. Namen versuchte Len. Or.^ II. 217 ff.; Berose 415 ff.).
Ein letzter Nachhall davon (könnten (Thraetaona's) Feridun's 3 Söhne
(Airya Türa ^airima) Eraj Tur Seim in der pers. Sage sein (Spieg.
Er. AK. I. 554; Ar. Per. 1887 S. 273ff.; Len. Or.2 H. 203 f.). Der
Japetos der Griechen (Boch,), könnte für eine Verbreitung wenigstens
des Namens Jafelh bei den Kleinasiaten zeugen, wrenn wrirklich die
Griechen den Namen von diesen oder diese von den Griechen über-
kommen haben {BuHm. Mythol. I. 219ff. Ew, G.^ I. 400; Len. Or. II.
190 ff.), doch ist hier alles unsicher. Höchstens als Analogon könnte
hieher gezogen werden, dass die Ägypter von sich (den Romet oder
Menschen) die gelben Amu (Asiaten), die weissen Temchu (in Libyen)
u. die schwarzen Nahasi oder Neger unterscheiden {Brugsch Geo.
Inschr. II. 89 f.; EMeyer G. I. § 43; Erman Äg. 56). Kann dem-
nach der ürsprimg obiger Dreitheilung durch auswärtige Nachrichten
nicht aufgeklärt werden, so entbelirt andererseits auch die Yermuthung,
dass §em Jefeth Harn zunächst die Bezeichnung einer rein palästinischen
Trias „Hebräer, Philister oder Phöniken, Kenanäer" gewesen u. erst
später erweitert u. auf die Menschheit im ganzen angewendet sei
(Stade G.i I. 109f., Bud. 322ff., EMeyer h § 177), jeder thatsäch-
lichen Unterlage (S. 157), wenigstens so weit es die Philister u.
Phöniken (Kenanäer) betrifft. Annehmbarer wäre, dass die Benennungen
von Namen oder Beinamen gewisser auswärtiger Völker oder Länder
oder Götter hergenommen wären (s. unten). — Eine weitere Frage
betrifft den Grund der Dreitheilung u. das Ordnungsprincip, das dabei
befolgt wurde. Die Meinung, dass polüische GesichtspunktCi näher die
staatl. Verhältnisse der Völker zur Zeit des Vrf. (angebl. 538 — 526)
für die Zusammenordnung der einzelnen Gruppen bestimmend gewesen
seien {de Goeje), lässt sich bei Sem nur scheinbar, bei Jefeth nur V. 4,
bei Ham gar nicht durchführen. Ferner äussere oder physische Unter-
schiede, nam. der Hautfarbe {Kn.) können wenigstens nicht der einzige
Eintheilungsgrund gewesen sein, weil er nicht alles erklärt. Gewiss
waren die Hamiten der Bibel ursprünglich dunkelfarbig, wie auch die
Denkmäler der alten Äg. die Ägypter, Ku§, Punt u. Phöniken rothbraun
darstellen {Leps, nub. Gramm, p. XCVIlIff.; Brugsch äg. Völkertaf.
76 ff.), aber durch Wanderung in andere Gegenden (vgl. Auch Hunzinger
ostafr. Stud. 553) u. Mischung mit andern Stämmen bekamen einige
mit der Zeit (zB. Phöniken, Sabäer) hellere Farbe; die Allen sprachen
auch von hellen Äthiopen (Leukaethiopes). Zwischen den Semit u.
Jaf. können die Farbunterschiede auch im Alterthum nicht durchgreifend
gewesen sein. Schon darum, aber auch sprachlich, ist die Deutung
von f'ty, als Schönheit, bezüglich auf weiss-rothe Farbe nach Gant.
5, 10. thr. 4, 7 (/Tn.) oder gar als der Weisse {Hitz. in ZDMG IX.
748) unzulässig; vollends b^ mit "3^ zusammenzubringen u. als roth
zu erklären (Hitz,)j überschreitet die Grenzen des Erlaubten. Auch
in den Sprachen kann der eig. Eintheilungsgrund nicht gelegen haben.
Um Verwandtschaft u. Verschiedenheit der Sprachen zu beurtheilen,
dazu gehört eine genauere Wissenschaft, als sie im Alterthum irgend
jemand hatte; die vergleichende Sprachwissenschaft ist neuesten Datums;
168 Gen. 10.
den alten Hebräern galten zB. Assyrer für fremdsprachig (Jes. 33, 19);
u. dass A innerhalb der 3 Gruppen sehr verschiedene Sprachen an-
nahm, deutet er V. 5. 20. 31 durch HrtfeVV zur Genüge an. Wohl
trifft es sich, dass eine Mehrzahl von Völkern innerhalb jeder Gruppe
wirklich für die wrissensch. Betrachtung sich als sprachverwandt dar-
stellt, u. ist das geeignet, eine günstige Meinung von dem Werth der
Anordnung der Völker durch den Vrf., der von solchen wissensch.
Gründen jedenfalls nicht geleitet war, zu erwecken, aber von sämmtl.
Völkern der einzelnen Gruppen gilt es nicht In Lud u. Elam zB.,
den Sussersten Ländern §em's^ mag theilweise u. zeitweise auch ein
s. g. semit. Idiom gehört worden sein, aber ohne Zweifel hatten schon
zu des Vrf. Zeit andere Sprachstämme dort die Oberherrschaft; von
den hamit Völkern sprachen die Kenaanäer u. Philister, aber auch
manche Kuschäer semitisch, u. dass alle Glieder Jefeth's indogerm.
Sprachen gehabt hätten, kann man im Hinblick auf Tarschisch, Moscher,
Tibarener u. s. w. nicht behaupten. Geschichtlich haben viele Völker
ihre ursprüngl. Sprache gewechselt, u. fällt darum der ethnische u.
sprachL Charakter der Völker überhaupt nicht zusammen. Die neuere
Verwendung der Namen §em Ham Jefeth für die Benennung dreier
Sprachfamilien beruht insofern auf irrthüml. Voraussetzungen. Da also
weder Farbe noch Sprache bei der Eintheilung maassgebend waren, so
haben andere den geogr. Gesichtspunkt als den durchherrschenden
erachtet (zB. Tuchy Win., Renan bist, des lang, sem.^ 40; Merx im
BL. V. 605). Denn wirklich nimmt §em die mittleren Länder ein,
Ham umfässt den Süden, Jefeth den Norden (NW. u. NC). „Die Scheide-
grenze zwischen §em u. Jefeth bilden im allgemeinen die südl. Taurus-
ketten, so dass die jenseits derselben gelegenen nördl. Hochländer Klein-
asiens, Armeniens, Mediens Jefeth angehören; nur Lud u. Arpaxad
machen eine Ausnahme'^ {Kiep. 198). Auch innerhalb der einzelnen
3 Kreise ist die Anordnung eine geographische. Jedoch der allein
herrschende Gesichtspunkt kann auch der geographische nicht gewesen
sein {Reuss Gesch. des AT.^ 34 f.; Len. Or.2 IL 316 ff.). Wenn A
die Kenaanäer zu den Qamiten, Elam u. Lud zu den Semiten, Kittim
zu den Jafethiten rechnet, so muss er dazu geschichtliche Gründe
gehabt haben; er muss gewusst haben, zB. dass Kenaan mit den süd-
licheren Völkern einmal in näherer Beziehung gestanden hat, oder dass
in Kittim noch andere Nationalitäten als Phöniken waren, oder dass
Gomer, Aschkenaz, Rifat u. Togarma ethnogonisch zusammenhängen.
Auch dass er unter den Semiten zwar Elam u. Lud nennt, aber Baby-
lonier nicht erwähnt, wird mit Bezug auf die politischen Verhältnisse
einer gewissen Zeit geschehen sein. Man wird darum genauer sagen
müssen, dass auch die Rücksicht auf die politische u. Gulturgeschichte
mit hereinspielte, also das Eintheilungsprincip der Völkertafel ein histo-
risch-geographisches, theilweise vielleicht ein ethnogonisches (hergenom-
men von wirklicher Vewandtschaft u. physischem Typus, Len. Or.^II.
319. 381) ist Jedoch die Gesammtnamen der 3 Völkerkreise zur
Bestätigung dessen zu verwenden, dessen wird man sich enthalten
müssen. Zunächst dass b^, weil in den sehr späten Psalmen 78, 51.
Gen. 10. 169
105, 23. 27. 106, 22 Äg. so genannt wird, bei den Isr. schon urspr.
eine Bezeichnung Ägyptens gewesen sei (seit Boch, viele, zB. Ebers
Äg. I. 55; Bud. 323 ff.), muss beanstandet werden, da an den äg. Gott
Ammon, Hammon überhaupt nicht gedacht werden kann, u. der hierogl.-
kopt. Name des äg. Landes näml. Qemel, RHMe, ^hmi d. h. schwarz
mit hbr. w heiss nichts zu thun hat, viehnehr schwarz hbr. wn
wäre, ausserdem rhmc sich auf die scliwarze Farbe des äg. Bodens
(Her. 2, 12. Plut. Isid. c. 33) bezieht, nicht auf die Hautfarbe der
Bewohner, auch die Qamiten überhaupt nicht schwarz waren. Auch
hat Bähler (in Theol. Studien, ütr. 1884, IL 11 5 ff.) mit Recht be-
merkt, dass im n. jpr. an LXX Xa^i ein punktirtes n d. h. kh, in den
Ableitungen der y ön dagegen nur ein einfaches »^ d. h. h gesprochen,
also jenes (als khmc?) von diesen unterschieden haben. Eher möglich
wäre, dass Harn eine Zusammenfassung der heissen Südländer sein
sollte (BJub. c. 8; nicht aber heiss im Sinn von brünstig HaL 176).
Aber die Namen §em u. Jefeth lassen sich nicht in entsprechender
Weise deuten. In Sem näml. wollen zwar viele das n. app. ow Name,
Ruhm finden (Simon onom., BohL Tuch Kn,, Wl. XXI. 403, Leu,
Gr. IL 197; Stad, Bud, EMey. HaL)y aber dass man eine ganze
Völkergruppe mit dem Wort für Namen benannt hätte, wäre doch
seltsam, u. wenn man sagt, es sei abgekürzt aus w -«aa Namhafte,
Edle (etwa wie Arier), adeliges Herrenvolk {Stad.), so ist eben an
der höchst unpassenden Abkürzung Anstoss zu nehmen; die Erläuterung,
dass der Ahne fiv zur SymboUsirung der av '^aa geschaffen sei {Bud,
329), macht die Sache nicht klarer. Da wäre es noch treffender, den
etymologisch möglichen Begriff Höhe darin zu finden, sei es im Sinn
des Himmelsgottes, dessen Name auf seine Verehrer übertragen sei
{Buttm. Myth. I. 221), sei es im Sinn eines Berges oder Hochlandes
als urspr. Mittelortes der Semiten {Ew, G.^ L 402; Böttch, ÄL. 5),
wie bei Mos. Chor. 1, 5. 22. 2, 7. 81 der östl. armenische Taurus
noch den Namen Sim föhrt (Kiep, 199), oder wie Len. Gr. IL 221
daran erinnert, dass das erste Semitenland Elam etym. Hochland be-
deute. Aber bei Jefeth sind selbst derartige freie Vermuthungen nicht
mehr bei der Hand, da auf das Namenspiel 9, 27 {Hai. 176) nichts
ffebaut werden kann u. Ableitung von 'nv^ sprach- u. sachwidrig wäre
(trotz Bud. 360 ff., der die Bedeutung Schönheit erweisen u. eine Be-
ziehung auf die schönen, prächtigen Städte der Phöniken darin finden
wollte), die Entlehnung aber eines indogerm. Japelos = Djäpati {Len.
Gr.^ U. 190 ff.) durch die Semiten so lange in der Luft schwebt,
als nicht nachgewiesen werden kann, dass ein Jefeth-Hauptvolk diesen
Namen führte. — Die Reihenfolge Sem Harn Jefeth entspricht übrigens
der Natur der Sache: Sem, zu dem die Hehr, selbst gehören, ist
der erste; mit Qamiten kamen sie früher in Berührung als mit Jafe-
thiten u. ist die Qamit Cultur älter als die der Jaf.
4. Die Ordnung, in der A die 3 VölkerfamiUen vorfuhrt, ist die
umgekehrte der Altersfolge; er beginnt mit dem jüngsten, Jefeth, u.
bringt den ältesten, Sem, zuletzt; das ist immer seine Art, zuerst die
Nebenlinien abzuhandeln, um dann bei der Hauptlinie stehen zu bleiben ;
170 Gen. 10.
an die Völker §em's reihte sich bei ihm die Genealogie §em's 11, 10 ff.
unmittelbar an. Innerhalb der 3 Kreise zählt er die ihm bekannten
Hauptvölker oder Länder auf, bei einigen weitschichtigeren Völkern
auch ihre wichtigeren Unterabtheilungen. Jedoch da er sich bewusst
ist, nicht alle Völker- u. Stämme-Namen erschöpft zu haben, weist er
jedesmal V. 5. 20. 31 noch durch eine Bemerkung darauf hin^ dass
die Gliederung im einzelnen eine reichere ist. Sie mit Zahlen zu zählen
hat er aber sich wohl gehütet. Zwar haben jüd. Ausleger schon frühe
{Trg, jer, zu 11, 8) aus dem Verzeichniss die Zahl von 70 Völkern,
bald etwas mehr, bald etwas weniger, herausgefunden {Boch, Phal.
I, 15; ZDMG. IV. 150f.), u. neuere Gelehrte (DeL Nöld.; Len. Or.^
II. 328) halten dafür, dass die Zahl 70 beabsichtigt sei, wie 46, 27.
Allein 46, 27 (s. d.) hat die Zahl ihren guten Grund, ist auch aus-
drücklich als solche genannt, hier dagegen wäre sie nur herauszu-
bringen, wenn man Eber u. Peleg, welche doch mit den eigentL Volks-
namen nicht gleichwerthig sind, ebenso Kenaan u. Joqtan zu den Unter-
slämmen, in die sie sich gliedern, hinzunähme. Der Gedanke selbst,
Völker, die wie Individuen vergehen u. entstehen, in eine bestimmte
Zahl bannen zu wollen, ist so ungesund, dass man ihn alten Schrift-
stellern nicht zutrauen darf (s. auch Merx BL. V. 611). Über alle
dem ist der jetzige Text aus A u. G erst zusammengesetzt, kann also
die Zahl 70 von A oder C nicht beabsichtigt sein, (vgl. vielmehr die
Bemerkungen V. 5. 20. 31). Eher möglich wäre, dass bei der schliess-
lichen Feststellung des amtl. Textes die Absicht vorgelegen u. man
zu diesem Zweck noch den einen oder andern Namen hineingesetzt
oder weggelassen hätte. Allein auch dann müsste sich die 70 deut-
licher aus dem Text ergeben, als das in Wirklichkeit der Fall ist. —
Im ganzen erweist sich dieses Verzeichniss als ein vorzügliches histor.-
geogr. Denkmal für eine Zeit, aus welcher wir andere umfassende Ur-
kunden nicht mehr haben. Freilich sind, eben aus diesem Grunde,
manche Namen desselben für uns dunkel u. durch anderweitige Zeug-
nisse nicht aufhellbar. Zum Theil sind sie mit den Völkern selbst,
die sie führten, verschwunden u. haben andern Platz gemacht, wes-
halb in der Identification derselben mit anderweitig bekannten Volks-
u. Landesnamen Vorsicht anzuwenden ist Gerade das Streben der
Späteren, ihre allmählig mehr erweiterten geogr. u. ethnograph. Kennt-
nisse in diese Weltkarte hineinzutragen (noch bei Kn,y der die Geo-
graphie der röm. Kaiserzeit, u. Buns., der die Ergebnisse der ver-
gleichenden Sprachforschung zu Grunde legte) hat zu schlimmen Miss-
griffen geführt. Nach den ältesten Deutungsversuchen im BJub. c. 8 f.
u. bei Jos, ant. 1, 6, an welchen Hieron, (quae. Hehr.) u. andere
Kirchenschriftsteller sich anschliessen, sind hauptsächlich zu nennen:
Bocharl Phaleg et Chanaan, 1646 u. ö.; JD Michaelis spicil. geo-
graphiae Hehr, exterae, 1769. 1780. 2 part. u. dazu Forsten epist.
ad JDMich, 1772. — CFVolney Recherches nouv. sur l'hist. ancienne
T. 1. Par. 1814. — JSchulthess das Paradies 1816. — Rosenmüller
HB. der bibl. AK. I, 1 u. 2. — {Feldhoff Völkertafel der Gen. 1837;
Krücke Erkl. der Völkert im 1. B, Mose 1837. J. v. Görres Jafe-
Gen. 10. 1. 2. 171
tliiten iK ihre gem. Heimalh Armenien 1844. Gfrörer Urgesch. des
menschl. Geschl. 1855 2 Bde.). Besonders: Tuch im Gomm.; Knobel
Völkertafel der Gen. 1850; de Goeje in Theol. Tijds. IV. (1870) 233 ff.;
Merx in BL. V. 604 ff.; Rioult de Neuville in Revue des questions
bist, t XXVm p. 383 ff., so wie die RealWB. von Win. Schenk.
Riehm-y Lenormanl Orig. de l'hist.^ t II. 332 ff. (nur der Anfang einer
grossen Abh.); für den jafet. Kreis Kiepert im MBAW., Febr. 1859;
Lagarde Ges. Abbandl. 1866 S. 254 ff.; für die Hamiten GEbers Äg.
u. Bücb. Mos. 1868 u. EGlaser Skizze der Gesch. u. Geogr. Arabiens.
Bd. IL 1890, S. 323 ff. 387 ff.; für die Semiten Fürst in Merx Archiv
I. 9 ff. Sonst s. zum Stück auch Ew. JB. IX. 2 ff. X 167 ff., u. zu
V. 8—10 JB. X. 52 ff; Balevy RB. VIU (in REJ. t. XIII. 1886).
Wiederholt, doch etwas verkürzt, wird die Völkertafel 1 Chron.
1, 4 — 23; einige Varianten darin sind bemerkenswerth.
V. 1 s. 5, 1. 6, 9. V.^ vielleicht urspr. Fortsetzung von 9, 18* bei
C {WL, Bel.^ KS.). — V. 2 — 5 von A: die Jaf ethischen oder nördL
Völker. Jefeth hat 7 Söhne. Der erste ist Gomer, von welchem V. 3
drei Söhne abgeleitet werden, ^öä] LXX Pafic^, noch Ex. 38, 6 (LXX
Fofisq) als Bundesgenosse des Gog von Magog erwähnt. Joseph, versteht
die seit dem 3. Jahrb. im nördl. Phrygien eingewanderten Galater; Trg.
Jer. u. BereS. R. nennen unter den Eparchien Gomers zuerst Phrygien;
ADMordtmann (in ZDMG. XXIV. 77 ff.) will auf die Saka, türkisch-
tatarische Stämme, deuten. Meist jedoch versteht man (seil Calmet) die
Kiiniigtoi., die schon Homer bekannt (Od. 11, 14), nördl. vom Pontus Eux.
u. Lacus Maeotis ihre Sitze hatten (Her. 4, 11 f.; Strab. 3, 2, 12. 7, 2,
2, 2 f.), im Lauf des 8 Jahrb. von den skolotischen Skythen gedrängt, durch
Thrazien wanderten u. mit TQrjqeg u. andern Stämmen verstärkt, zu
Anfang des 7. Jahrb. über den Bosporus in Kleinasien einbrachen (EMey.
§452 ff.). Mit ihnen wurden später von den Griechen (Posidonius bei
Strab. 7, 2, 2 u. Plut vit Marii) die Cimbern verwechselt. Dieser Ansicht
steht eine andere gegenüber {GWahl alt. u. neues Vorderasien L 274;
Kiep. 204 f.; Lag. G. Abh. 254 f., Onom.^ IL 92; Arm. Stud. § 448; Hai.
154 u. ausfuhrlich in RB. XIV. 315—343), wornach 'löa Kappadocien
(altpers. Katpatuka) wäre, welches die Armenier Gamir (PL) benen-
nen, wie auch in dem Bericht des Kephalion (Euseb. ehr. Arm. ed.
Auch. I. 95) geradezu Gimmeri für die Kappadoken gesetzt werden,
u. alte Glossen FcifASQ i| ov KaitnadoTug (Euseb. II. 12) darbieten
(vgL Trg. zu Ez. 27, 11). Auch in den Keilschriften erscheinen die
Gimirrai als die Bewohner des Landes zwischen den nordwestl. Pro-
vinzen der Assyrer im Osten u. der Lyder im Westen, also sicher
Kappadociens, aber erst unter Asarhaddon u. Asurbanipal {Sehr. KGF.
157 ff.; KAT.2 80. 428; FdDel. Par. 245; Tiele G. L 334. 359.
386). Dass schon Sargon II (722 — 05) bis nach Melid u. Chammanu
fin Kappad.) siecreich gekämpft hat {Hai. XIV. 332 f.), ist richtig
{Tiele 243. 269), aber dass das Land schon damals nach den Gimirrai
benannt war, ist nicht erwiesen. Mancherlei Gründe machen wahr-
scheinlich {HGelzer in Berl. Äg. Ztschr. 1875 S. 14 ff, Sehr. KGF.
157 ff.; Tiele 409), dass diese im 7. Jahrb. auftretende Gimirrai eben
172 Gen. 10, 2. 3.
die ausTliracien über den Bosporus in Kleinasien eingedrungenen Kimmerier
waren, u. die Benennung Kappadociens mit Gamir erst von ihnen sich
herschreibt. Übrigens waren nach den Angaben der Alten (Len. 11.
332 — 387) auch die asiat. Thraker, Bithyner, Maryandyner, Paphlagoner,
Phryger u. jüngeren (phryg.) Armener Abkömmlinge der europ. Thraker
u. Trerer, u. diese selbst Kimmerier (Strab. 1, 3, 21. 12, 8, 7. 13,
1, 8. 14, 1^ 40). Dass nun aber von A mit "^^a eben die kapp. Gamir
gemeint seien, will (von der Abfassungszeit ganz abgesehen) zu der
Beihenfolge der Namen in Y. 2 nicht recht passen, wogegen "^^a als
Gesammtname (vgl. idis) eines an den Küsten des Pontus Eux. weit-
verzweigten i'Ovog hier an der Spitze der Jefethvölker seine gute
Stelle hätte, ^s^vk] erster Sohn des Gomer, Jer. 51, 27 mit Ararat
u. Minni, d. h. mit Nordost- u. Südost-Armenien zusammengestellt
Joseph, gibt dafür die 'Ptiylveg, welche sonst unbekannt sind, u. mit
den Bugii an der Ostsee (Kn.) nichts zu thun haben; TrgJer., BereL
R. deuten es mit Asia, die Juden des MA. mit Germanen. Vielmehr
aber, da Ascanios bei Homer als Name eines mysischen u. eines phrygi-
schen Fürsten vorkommt (ll. 2, 862. 13, 793), da derselbe Name noch
später an dem See von Kelaenae in Phrygien u. dem bei Nicaea in
Bithynien, ferner an einem Fluss, einer Gegend, u. anderen Örtlich-
keiten jener Landschaften haftete (Strab. 12, 4, 5 fr. 14, 5, 29; Plin.
4 § 71. 5 § 121. 138. 144. 148; Steph. Byz. s,'A0mvla), so scheint
ASkenaz, mag nun az urspr. Endung des Patronymicums gewesen sein
oder nicht (Lag. G. Abb. 255; anders in Arm. Stud. § 143; Mitth.
I. 225), der alte Name einer durch Mysien u. Phrygien verbreiteten
Völkerschaft gewesen zu sein {Boch.; Len, IL 388 ff.; Mordlm. 82;
EMey § 251), wogegen Jer. 51 nur die später aus Phrygien in West-
armenien eingewanderten Askanier verstanden werden können {Len, IL
394. 371 ff.). Andere {Tuch, Ges., Sehr. KGF 160) wollen auch in
der Gen. diese Westarmener finden, aber s. Togarma. Ob der keil-
schriftliche Volksname Aiguza {FdDel,^ Sehr, KAT.^ 610) etwas damit
zu thun hat, steht dahin. Willkührlich ist die Correctur taj»« {Hai.
159) Uinaniz, Name einer von Sargon 11 eroberten Festung in
Cyrrhestice. w*:] 1 Chr.- 1, 6 ^r? (var. r^t^^). Die meisten (schon
BJub.) wollten darin die fabelhaften OQtj iPmalct finden, welche bei
den Alten den Nordrand der Erde begrenzen; Kn. machte gar daraus
die Karpalhen, um neben den Germanen (A§k.) die Kelten in die Völker-
tafcl hineinzutragen. Alles grundlos. Josephus versteht, wohl nicht
blos rathend, die Paphlagoner; Boch,, dann Lag. (255) verglichen
den Fluss ^Pi^ßag (Prjßavr-og), der in Bithynien in das schwarze Meer
fällt (Peripl. mar. erythr. 17 Müll; Ptol. 5, 1, 5; Steph. Byz. s. v.;
PJin. 6 § 4) u. die Landschaft ^rjßccvtlcc am thraz. Bosporus (Eustath.
in Dion. perieg. 793) als Beste jenes alten Namens (s. auch Len. II.
396 ff.). Aber so weit westlich kann ^t■''^ (zwischen ras»« u. ms^n)
nicht gesetzt werden. Nicht in Betracht kommt die Conjectur von
Volney {Bohl.-, BL. V. 98) w? = Nitpirrig d. i. Name der höch-
sten Bergreihe des Taunis in Armenien (Strab. 11, 12, 4), u. Jnnn» {Hol,
RB. XV in BEJ. t. XVIII. 161 ff.) d. h. Bit PurutaS zwischen Mosch^ne,
Gen. 10, 2. 3. 173
Tabal^ne et Cilicie in den Inschriften Sargons II. »»"jah] Ez. 38, 6
mit Gomer zusammen im Heere des Gog, Ez. 27, 14 hinter Ja van Tubal
MeSek als Rosse u. Maulthiere für die tyrischen Händler liefernd er-
wähnti beidemal von Ez. niy^^h n^a genannt Nach Joseph, wurden
sie für die Phryger gehalten; nach einem griech. Schol. zu Ez. 38, 6
im Cod. Vat, nach Sync. 1 p. 91 u. Samuel. Arm. (Eus. ehr. Arm.
II. 12) sind es Armener; nach Mose Chor, leiten sich die Armener
von Haik, dem Solme Thorgom's, ab. Sowohl auf die Armener (Strab.
11, 14, 9, vgl. Her. 1, 194) als auf die Phryger (Hom. Ili. 3, 185 ; Clau-
dian. laus Seren. 191) passt der Reichthum an edlen Rossen; auch
waren Armener anoiKOi der Phryger (Her. 7, 73) u. ry q)G)vy noXlcc
fpQvyliovöiv (Eudox. bei Steph. Byz. u. 'Aq^isvla, auch Euslath. zu
Dion. 694). Allein da die Phryger wahrscheinlich schon in ASkenaz
enthalten sind; ist für Togarma bei den Armenern stehen zu bleiben,
d. h. nach dem ältesten Sinn des Worts bei dem westl. Armenien.
Dass die Namensform Thorgom des Mos. Chor, erst aus den LXX ge-
schöpft ist (Lag. G. Abh. 255 f.; Sym. I. 105; Arm. Stud. § 865), ist
noch kein Beweis für die Grundlosigkeit der arm. Anwendung des
Namens. Ob die keilinschriftl. Stadt Tilgarimmu {Del. Par. 246; üaL
M^I. de Grit. 163) in Melitene damit zusammenhänge, muss dahin
gestellt bleiben. Die Vermuthung, Togarma sei TBv^qavia {Lag, 257),
hat nichts für sich; die Deutung auf die Türken (wiederholt von
Mordtm, in ZDMG. XXIV. 82) ist werthlos. Phrygien, Paphlagonien,
West-Armenien reihen sich, in der Richtung von W. nach 0., gut zu-
sammen, u. ihre Unterordnung unter '^'oh stimmt mit der von den Alten
überlieferten Ethnogonie (S. 172). — a'iaö] der 2. Sohn Jefeths, muss,
der geogr. Ordnung gemäss, zwischen Gomer u. Medien gesucht wer-
den. Bei Ez. 38, 2 ff. 39, 6 erscheint Magog als ein Land (u. Volk)
im hohen Norden, dessen Fürst Gog Tubal u. Meäek unter sich hat,
u. welchem Gomer u. Haus Togarma sich anschUessen; der dort von
Ez. beschriebene Zug Gog's wird gewöhnlich als ein profet. Nachbild
des zu Josia's Zeit über Asien hereingebrochenen Skythenzuges (Her.
1, 103 ff.) angesehen. In der That erklären hier in der Genesis Joseph,
u. Hier. Magog als Skythen, u. ist seit Boch, diese Deutung fast all-
gemein angenommen, ohne dass man übrigens bis jetzt erklären kann,
was der Name Magog eigenthch bedeute (gegen die Gleichung ma =
gross u. gog = Berg s. Lag. 158; Len. II. 467 f.), noch auch diesen
Namen für die Skythen sonst nachweisen. An ein Volk beträchtlicher
geogr. Ausbreitung muss der Analogie der übrigen Söhne Jefeth's nach
jedenfalls gedacht werden. Die Massageten {Schulth.) liegen zu fern.
In den keilschriftl. Berichten über einen Feldzug des ass. Königs Asur-
banipal nach Armenien kommt ein von ihm besiegter König Gagi des
Landes Salt^i vor, welchen manche auf Gog König der Saken (Skythen,
Strab. 11, 8, 2ff.) deuten wollten {GSmüh, Schrad. KGF. 159; Del.
Par. 247; Len. U. 461 ff.); s. aber Ke/e bah. ass. G. 361 f.. Dar-
nach hätten Abtheilungen der Skythen schon vor 660 den Kaukasus
überschritten u. sich in den Ländern nördl. vom Araxes (Gogarene,
Sacasene) festgesetzt. Auch Kiepert (207 f.) meint, dass unter Magog
174 Gen. 10, 2.
in der Gen. das nördl. u. östl. Armenien zu verstehen sei, welches
noch zur Ach9meniden-Zeit die 18. Satrapie (Matiane) gebildet u. skytb.
Nomadenstämme, wie Saspiren, Alarodier u. a. zu seiner Bevölkerung
gehabt habe (MBAW. 1857 S. 139, s. auch Len, 470ff.). HaL 156f.
meint, y^^'o sei durch die Aussprache i^iii^to aus Mai-Gamgum, dem
Namen eines Qettitenstaats zwischen Kumul^ u. Samal {Tiele 197.
219. 243 f.) entstanden u. von den Hebräern auf das ganze armenische
Plateau übertragen worden (gegen Sachau in SBAW. 1892 S. 31 4 ff.,
der Gurgum liesst, s. HaL in JA. Vffl, 19 S. 566); EMey. § 464
erklärt schlankweg Magog für einen von Ez. aus Gog, dem Namen des
(lydischen!) Gyges, gebildeten Landesnamen (als ob man im Hbr. durch
den Vorsatz » aus Personnamen Landesnamen bildete!) u. Stade (Gesch. ^
IL 61 f.) beseitigt Ez. 38, 2 y\xon p« als Glosse, 39, 6. Gen. 10, 2
(1 Chr. 1, 5) als Schreibfehler fOr aSa (als ob das noch Kritik wäre!). —
•'•na] sicher die Meder, sonst im AT. vom 8. Jahrb. ab (2 Reg. 17, 6.
18, 11) öfters erwähnt (Jer. 25, 25. 51, 11. 28. Jes. 13, 17 f. 21, 2).
Als Ziel der Feldzüge der ass. Könige wird das („ferne*^) Land Madai
von Rammannirar (J. 812 — 783) ab oft genannt. Ob das Land Amadai,
das Sahnanassar 11 (859 — 25), u. Land Matai> das Samsiramman (824 —
812) bekämpfte, mit Madai identisch ist (Schrd, KGF. 173ff.; KAT.2 80;
Tiele 193. 203. 208), steht noch nicht fest. — Wenn nun von den Medem
zu den Joniem übergesprungen wird, so ist deutlich, dass hier eine
neue, nun südlichere, geogr. Reihe beginnt, u. die Fortsetzung Tubal,
MeSek zeigt, dass sie wieder von W. nach 0. läuft, ij;] sicher die
Jonier (^IciovBg^ 'lafoveg), im ganzen Orient bis nach Indien der Name
für die Griechen, u. zwar nicht erst seit der Zeit des Achämeniden-
reiches {Stade de populo Javan, Giess. 1880 S. 10), sondern schon
in den Inschriften Sargons H. {Sehr. KAT.^ 81 f.; KGF. 238; Del.
Par. 248 f.; Sayce in Akademy 1891 S. 341 will sie sogar schon in
der Teil Amama Tafel XLII, a. 16 finden; über den Namen bei den
Ägyptern s. Lepsius in MBAW. 1855 S. 497 ff.). V. 4 lässt an ein
grösseres M^og denken, ähnlich wie bei Gomer V. 2 f. Auch in Jo.
4, 6. Ez. 27, 13. Jes. 66, 19 zwingt nichts, gerade an die kleinasiat
Jonier zu denken, u. in Ez. 27, 13 nichts, gerade die jonischen Kolo-
nien an der Südküste des Pontus {Stade 4) zu verstehen. In Dan.
8, 21. 10, 20. 11, 2 (Zach. 9, 13 nach dem jetzigen Text) sind die
maked. Griechen verstanden. Sonst vgl. über die Fahrten der Griechen
vorhistorischer Zeit auch im östl. Mittelmeer ECurtius in SBAW. 1882
5. 943 ff. u. EMey § 192. 259. 279. tr^n hsp] immer (ausser Jes.
66^ 19 mass. u. Ps. 120, 5) so verbunden; Ez. 32, 26 als Völker, die
schon schwere Niederlagen erlitten Iiaben; Ez. 27, 13 (zusammen mit
Javan, auf Grund von Gen. 10, 3) als Handelsgenossen der Tyrier;
Ez. 38, 2 f. 39, 1 als der Kern des Heeres des Skythenkönigs Gog;
Jes. 66, 19 LXX als ferne Völker. Schon Doch, hat bewiesen, dass
die Moscher {Moöxoi, Sam. ^»iö; Miö^ot erst bei Procop u. Agathios)
u. Tibarener {Tißagfivol, TißaQoi) gemeint sind, welche auch Her.
3, 94. 7, 78 neben einander nennt, zur 19. Satrapie des Darius gehörig.
Sie bewohnten die Gebirgsländer im SO. des schwarzen Meeres, die
Gen. 10, 2. 4. 175
Moscher zwischen den Quellen des Phasis u. Kyros (noch später kommt
Meskhethi als einheimischer Landesname am obern Kur vor, Kiep.\ die
Tibarener östl. vom Thermodon. Noch heute (wie Ez. 27, 13) sind
Sklaven u. Kupferwaaren Hauptausfuhrartikel der pon tischen u. kaukas.
Bergvölker. In den ass. Keilschriften (schon Tiglatpilesars I. c. 1120 —
1100 u. Salmanassar's II. 859 — 825) reichen aber beide Völker noch
weiter südlich, die Tabali bis an Cilicien u. die Muski nordöstlich an
Tabali {Sehr. KGF. 155 ff.; KAT^ 82 ff.; Del. Par. 250 f.; Hai. 193 ff.);
sie wurden also erst später (durch die Assyrer? oder Kimmerier im
7. Jahrb.?) aus ihren südlicheren Sitzen ausgetilgt oder nordwärts ge-
drängt. Wenn sich somit aus ihrer früheren südlicheren Lage die
Reihe Javan Tubal MeSek vortrefflich erklärt, so ist auf der andern
Seite die Priorität des A vor Ez. u. den Angaben der Griechen, welche
sie nur als die nordischen Völker kennen, einleuchtend. Josephus
deutete Tubal auf die Iberer (im Kaukasusland), Meäek (nach Laut-
ähnlichkeit?) auf Mi^ana in Kappadocien, aber schon Hier, verwechselt
jene mit den span. Iberern. — o^^p] sonst nirgends erwähnt, müssen
ihrer Stellung nach entweder östL von rj^"» (weshalb Hai. 158 ö^'^n
d. h. Kv^^c-cmri corrigiren will!) oder aber als Reihe für sich im
Westen u. südlicher als die vorigen gesucht werden. Das seit Joseph,
u. Euseb. meist verstandene grosse Volk der Thraken (®(>Ux6ff, Sqm^tg)
passt den Lauten nach nicht {^Ti ^) u. dürfte auch in der Gomer-
Gruppe (s. S. 172) schon enthalten sein. Ebenso Tiq-rig^ TvQ-cig
(Schulth.f noch Del.^) d. i. der Dniester mit seinen Anwohnern ha
weder sprachliche noch sachliche Wahrscheinlichkeit, sofern ein helle-
nisches (Her. 4, 51) oder phönikisches (Amm. Marc. 22, 8, 41) Emporium
am Tyras die TvQitai noch nicht zu einem im Alterthum wichtigen Volk
macht. Am besten passen die TvQö-rivoC (BJub., Tuch, Nöld im BL.
V. 519 f.), von denen als einem alten pelasg. Volk die Griechen viel
redeten, u. welche sich einst zwischen Kleinasien u. Griechenland,
auf den Inseln u. an der Küste des ägäischen Meeres durch Seeräube-
reien furchtbar machten (Her. 1, 57. 94; Thuk. 4, 109, s. Tuch),
die auch mit den italischen Tyrsenern oder Tyrrhenern in Verbindung
gebracht wurden; zumal wenn die in altäg. Texten vorkommenden TuruSa
(ZDMG. XXI. 660. 663; Ebers l. 110. 155; Chabas Etudes sur Tantiq.
bist. 191 ff.; EMey. § 260) auf diese seefahrenden Tyrsener gedeutet
werden dürfen (anders Hal4vy im JA. VII, 4 p. 408 ff.). — V. 4. Von
Javan werden noch 4 Söhne namhaft gemacht, die südhchsten u. west-
lichsten des ganzen Jefethkreises. Sie gelten nur als Javan^öVine, nicht
als Urvölker. Zu Javan aber gerechnet werden sie nicht etwa als
Besitzthümer der Hellenen {de Goeje 250 f.), auch nicht {Stade 9)
weil als Kaufleute u. Seefahrer auf gleicher Kulturstufe mit den Joniem
stehend, sondern weil dem Vrf. die einheimischen oder eingewanderten
Bevölkerungen dieser wichtigsten u. ältesten Stationen des mittelländ.
Seeverkehrs, wovon zwei (Eliäa u. Tar§i§) im W., zwei (Kittim u.
Rodanim) im 0. von Javan, sich am natürlichsten um diesen gruppiren,
u. auch in ethnischer Beziehung mit diesem am ehesten zusammen-
zustellen schienen, frp'»!;«] weil er Javansohn ist, u. weil nach Ez.
176 Gen. 10, 4.
27, 7 in Tynis von den Inseln oder Küsten des Eliäa PurpurstoflPe (nicht
Purpurschnecken) bezogen wurden, der Peloponnes aber u. namentlich
Laconien grossen Reichthum an Purpurmuscheln hatte (Plin. 9, § 127.
21, § 45; Pausan. 3, 21, 6; Horat Od. 2, 48, 7), so liegt es nahe,
an ein griech. Volk zu denken, u. Namensdhnlichkeit Hess auf Aeoler
(Joseph., Hier. Kn, BeL% Hellas {Trg. Jon, zu Gen. u. Pei, zu Ez.),
Elis, ursprüngUch j^akiq faXeia {Boch,) rathen. Aber n«- für griech.
Nominativzeichen g ist undenkbar (weshalb Hai. RB. XV. 352 an ein
Derivat von '''EXog in Lakonien denkt); Griechen u. Griechenland können
in Javan befasst sein; zwischen Hellas u. Spanien bliebe das schon in
ältester Zeit von den Phöniken besuchte u. besiedelte Italien mit Sicilien
unerwähnt. Darum hat vielleicht mehr Gewicht, als jene Vermuthungen,
das »j!?»«»« nrntt im Trg. zu Ez., u. die Glosse bei Sync. : 'EkuSßa i^
ov ZixsXol (Eus. ehr. Arm. 11, 13). Sicilien (Kiep.) mit UtUeritalien
wäre hier am Platz; auch die Stelle des Ez., zu dessen Zeit schon die
griech. Golonien dort blühten, erklärte sich dann sowohl der Sache
als dem Ausdruck *"»» nach. Der Name EU§a (ob IXXvQ-ia?) bleibt
dann freilich noch zu erklären. Karthago {SchuUh., Stade 8 f.), als
dessen Gründerin Elissa galt {Mov. Phon. II, 1. 350 fr.), konnte kein
Phönike in den (nördl.) Jefeth-Kreis einbeziehen; auch wäre noch zu
beweisen, dass es je Elissa genannt wurde; ^^.^ ''!?« passt nicht dazu.
lo'^'^f?}] im AT. oft genannt, ist immer u. überall das bereits seit dem
11. Jahrb. mit Tyrus im Verkehr stehende, nam. wegen seines Silber-
reichthums aufgesuchte u. im Orient früh berühmt gewordene Tariessus
(nicht Dertosa = Tortosa in Katalonien, wie Redslob, Tartessus.
Hamb. 1849. 4^ meinte) u. weiterhin das ganze Land der Turli oder
Turdiiani, zu dem es gehörte, wahrsch. semitisirt aus Tartisch (s. Tuch,
Ges. th., Kiepert A. Geo. S. 481. 484 f.). Nicht die SUdt als phönik.
Kolonie {Stade), sondern das Land u. Volk ist gemeint, u. zwar nicht
erst in der Zeit nach seiner Besiedlung durch die Phokäer (wie de
Goeje 251 vermuthet). So hat es schon Euseb. {SoQösi^g i^ ov
'^IßfjQBg) u. ihm nach fast die ganze Reihe der Späteren verstanden.
Dagegen Tarsus in Cilicien (Joseph. Hier. Buns.), auf Münzen ri^,
ebenso assyr. {Sehr. KGF. 240 f.), erst von Sanherib {Euseb. ehr. Arm.
1, 43; anders Amm. Marc. 14, 8, 3) gegründet, kommt ebenso wenig
in Betracht, als Tyrsener, Etrusker (Ä'n. Del.^, vielmehr s. ^T^. V. 2),
oder Sardinien {Hai. 160) oder Kreta {Hai. RB. XV. 353 ff.), o-^ris]
zweifellos Cyprier u. Cypern, wo eine alte Stadt Kition (auf die sich
schon Joseph, für diese Bedeutung beruft), s. Ges. zu Jes. 23, 1 u.
die RWBücher. Bei den Assyrem hat die Insel den eigenth. Namen
Jalndna oder Älndna (Jadn., Adn.) s. Sehr. KAT.^ 85 f., wogegen die
Stadt Kition (Larnaka) bei ihnen Qarti Hadasti hiess {Schrad. in SBAW.
1890 S. 337 ff.). Über die Nationalität der ältesten Bevölkerung ist
nichts Sicheres zu sagen. Ausser von den Phöniken war diese grosse
Insel auch von griech. Stämmen frühe besiedelt (s. Kiep, A. Geo. § 127).
Wenn späterhin von o'^fts "»sik (Jer. 2, 10. Ez. 27, 6) im Plur. die
Rede ist, 1 Macc. 1, 1. 8, 5 sogar Macedonien u. Dan. 11, 30 Italien
oder Römer unter diesem Namen befasst werden, so folgt daraus
Gen. 10, 4—6. 177
nur, dass bei erweiterten geogr. Kenntnissen der alte Name in er-
weitertem Sinne gebraucht, also Kittim auf andere westl. Inseln u.
Küstenländer übergetragen wurde. Das Wort schon hier in diesem
jüngeren Sinn zu nehmen, liegt kein Grund vor, u. die Ordnung der
Aufzählung erlaubt es nicht. 0*^37'^] im amtl. Text, den auch Trg,,
Pei, u. Vulg* ausdrücken; aber nach LXX, Sam,, mass. 1 Chr. 1, 7
(Var. ö-^m, vgl. Mich, spicil. 1. 11 5 ff.) u. nach inneren Gründen ist
vielmehr a'^anS zu lesen. Dodanim erlaubt keine annehmbare Deutung,
da Dodona {Cler. Mich,, Ros. Krück,) als vereinzelte, zudem binnen-
ländische Stadt in Epirus hier überhaupt keine Stelle hat, die Dardaner
aber {TrgJon,, Talm,, Ges. Kn, Buns, Del.) schon dem Namen nach
nicht genau stimmen, u. ein wirklich griechisches Volk, das darin
gesucht wird, doch nicht darstellen. Wird aber tj'^an'^ gelesen, so liegen
die Anwohner des Flusses Rhodanus in Gallien {Boch.) geschichtlich
u. geographisch abseits, u. auf dem Wege nur die ^Poöioi (wie LXX
auch Ez. 27, 15 für pn ^Podioi haben) d. h. Rhodus oder allgemeiner
die rhodischen Inseln d. h. die Inseln des ägäischen Meers. Rhodus
kennt schon Homer Ui. 2, 654 ff.; die Phöniken kamen frühzeitig dorthin
{Boch.; Mov. II, 2. 246 ff.), sie lag auf ihren Fahrten nach Javan u.
weiter westlich. Josephus halte diesen 4. Javansohn gar nicht in seinem
Exemplar, u. Epiphan., selbst ein Cyprier, dehnt Kittim auch auf Rhodus
aus, weil er dieses nicht entbehren mochte (adv. haer. 30, 25). —
V. 5. Da Vrf. V. 20 u. 31 jeden der andern Völkerkreise mit einer
Unterschrift abschhesst u. im Gebrauch seiner Formeln immer sich sehr
gleichmässig zeigt, so erwartet man {Hg. Ew. Olsh.) auch hier ein
w -^w nW. Dies wieder einzusetzen ist um so nothwendiger, da
nWte nur auf die •);: "^aa V. 4, nicht auf die ^t: "^aa {Kn., Wl. XXI.
395) sich beziehen kann, weil doch von Magog, Madai u. a. unmög-
lich die Bevölkerung der ö'^t'» ausgesagt werden konnte. Und zwar
müssen, da auch w^is'^Ka mit tj^-ian "»ä« nicht zusammen passt, vor
anis-^ita jene 3 Worte eingesetzt werden, ohne dass es darum nöthig
wäre, o?*!*?? — hWä als Glosse zu streichen. Von diesen (Javansöhnen)
aus haben sich abgetrennt (V. 32) d. h. sowohl vereinzelt als aus-
gebreitet die Meeresländer d. h. Inseln u. Küstenländer der Völker-,
das gehört noch zu V. 4; Vrf. deutet an, dass es noch andere als
jene genannten u. seit alter Zeit bekannten Inseln u. Küsten des
Westens gebe, die erst später als bevölkerte oder besuchte hervor-
getreten seien. Nun erst folgt die Unterschrift: [Dies sind die Söhne
Jefeth's] nach ihren Ländern, jeder gemäss seiner Sprache, gemäss
ihren Geschlechtem (Stämmen), nach ihren Völkern, a] vgl. V. 20
u. 31 (s. 7, 21). Vrf. kann u. will die einzelnen Länder u. deren
Districte, die einzelnen Völker u. Stämme, welche die Jafethiten um-
fassen, u. die mancherlei Sprachen, die sie reden, nicht alle aufzählen.
V. 6—20. Die Uamiten oder die südl. Völker. V. 6 f. aus A. —
V. 6 werden 4 Hauptvölker auf Ham zurückgeführt; die Ordnung der-
selben geht von Süd nach Nord, wns] bei den alten Ägyptern Ka§,
Ke§, zur Bezeichnung eines rothbraunen Volkes zwischen Ägypten u.
Abessinien, nam. im Osten zwischen Nil u. Meer, gebrauch^ u. als
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 12
178 Gen. 10, 6.
VolksDame von den Nahasi d. h. den Negern unterschieden, wenn auch
zuweilen von den Na^si des Landes Ka§ die Rede ist (s. Lepsius
Nub. Gramm., S. XCIff.). Im selben Sinne (vgl. Ez. 29, 10) kommt
wn» ausser 2 Chr. 12, 3. 14, 8 ff. wohl auch sonst im AT. (zB. Jes.
11, 11. 43, 3. 45, 14 u. s.) vor, ist aber von Jesaja's Zeit an auch
speciell Bezeichnung des Staates Napata (Jes. 18^ 1. 20, 3. 37, 9; s.
BL. I. 288ff.), keilschrifUich Kusi genannt (Sehr. KGF. 282ff.; KAT.2
86 ff. Del. Par. 251). Das griech. Wort Ald-lonsg, womit die dunkel-
farbigen Menschen der südl. Länder Afrika's u. Asiens bezeichnet vviir-
den, hat keinen ethnoL Sinn, wenn auch späterhin Al^ionia zur Be-
zeichnung des von Äg. südlichen Nillandes (Her. 3, 114. Ptol. 4, 7) ver-
wendet wurde. Bei den Ägyptern dagegen u. ebenso hier in der Völker-
tafel ist ein eig. %^og gemeint, aber während dieses bei den Äg. auf
das von Äg. südliche Land, zumeist im Osten des NiFs beschränkt ist,
werden hier kraft V. 7 Völker nicht blos Afrika's, sondern auch Asiens,
also zu beiden Seiten des arab. Meerbusens, darunter befasst, u. ist
an dem ethnogonischen Sinn des Wortes nicht zu zweifeln (gegen Ges,
th. 673). Dass die Ka§§i der Keilschriften {FdDeL die Sprache der
Kossäer 1884) d. h. die Klcöioi in Susiane u. weiterhin die Koößaloi
im Zagros-Gebirg mit den bibl. äg. Ku§ in Zusammenhang stehen, ist
wenig wahrscheinlich (s. über dieses Volk iVoW. in GGN. 1874 S. 173ff.;
Sehr. KGF. 176 f., KAT.2 87 f.; Leps. Nub. Gr. S. CV; DeL Par. 31.
127ff.; EMey. § 129; Tiele G. 71; Opp. in ZA. IIL 422f.; Hai.
in ZA. IV. 209 ff.), s. weiter V. 8. s^Ü^f»?] die semitische, wohl von
einem Hyksosvolk geschöpfte, aber ihrer Bedeutung nach noch nicht
sicher erklärte Benennung Ägyptens, phönik. Mvagcc (1. MvßQci) bei
Steph. Byz. s. AYyvTtrog, ass. Musur, Musru, Mi^r {Sehr. KGF. 251 f.
KAT.2 89; Del. Par. 308 ff.), altpers. Mudrdja, u. durch die LXX als
Meslrem in's Kopt. übergegangen. Die Meinung (Boeh.), dass *i2stt „Um-
wallung'^ bedeute u. Äg. als ein abgeschlossenes Land bezeichne, ruht
blos auf der Umbiegung des Namens bei Jes. 19, 6. 37, 35. (Mich.
7, 12), hat an Diod. Sic. 1, 31 (ij AiyvTcvog 7tavTcc%6-^Bv (pvavxmg
l6%vQ(0Tai) keine Stüze, wohl auch nicht an dem Festungsgürtel von
Pelusium bis Klysma (Ebers Äg. 86 ff.; vgl Brugsch Gesch. Äg. S.
189). Die Ableitung des Namens von Ramses (Reiniseh über die
Namen Ägyptens 1859) geht noch weniger an. Andere (Ges. th. 815)
dachten an arab. aram. ass. ^SMa Grenze, Gebiet {Ew. JB. X. 174 zog
sogar syr. arb. äth. ^tö Land herbei) u. verstehen die beiden Län-
der. Die Dualform (nicht Locativform, EMey. § 42) des hehr. Namens
bezieht sich nicht auf die 2 durch den Nil getrennten Landeshälften
(Tueh) oder die 2 Bergketten im 0. u. W. des Landes (Ä^n.), sondern
wahrscheinlich auf das obere u. untere Land, von welchen schon auf
den ältesten äg. Denkmälern immer die Rede ist, wenn Gesammt-
ägypten umschrieben werden soll. Diese Dualform ist von den Mass.
selbst da punctirt, wo nur Unterägypten verstanden u. Oberägypten
ausdrücklich davon unterschieden wird (Jes. 11, 11. Jer. 44, 15). Der
griech. Name AX-yv7txog (über dessen Ableitung Vermuthungen bei
Reiniseh a. a. 0., Ebers Äg. 75 f. u. in Ri. HWB. 309, Chabas Etud.
Gen. 10, 6. 179
sur l'ant hist.^ 119 ff.) ist bei den Griechen zunächst Benennung des
Nildeltalandes gewesen, aber bald auf Gesammtägypten ausgedehnt wor-
den (Her. 2, 15; Plin. 18 § 170). is^b] kommt vom 7. Jahrb. an
im AT. öfters vor: Nah. 3, 9 neben Ku§ Misraim Lubim; Jer. 46, 9
im äg. Heer mit Ku§ u. Ludim, ähnlich Ez. 30, 5; Ez. 27, 10 unter
den Söldnern der Tyrier zusammen mit Paras u. Lud; Ez. 38, 5 im
Heergefolge Gog's neben Paras u. Ku§; endlich LXX (Mass. ^^b) Jes.
66, 19 als ferne Nation des Westens. Die LXX, in äg. Dingen von
Gewicht, geben es in Jer. u. Ez. mit Alßvsg wieder; Joseph, deutet
es auf die Libyer, die eine Gründung von OovTtjg seien, auch gebe
es einen Fluss dieses Namens im Land der Mauren, der ebenso wie
das ihm angrenzende Land Qovrri bei sehr vielen griech. Geschicht-
schreibem vorkomme (vgL den sonst unbekannten Fluss ^^ovO- oder
Fut im westl. Mauretanien, Ptol. 4, 1, 3; Plin. 5 § 13); dasselbe wieder-
holt Hier. qu. Dem Joseph, folgen die andern Alten. (BJub. c. 9 im
äth. Text setzt Phud westlich von Ku§, oder da der Name Misraim
ausgefallen ist, wahrscheinlich westl. von Ägypten.) Für die Erklärung
durch Libyer kann auch sprechen, dass der westl. District Unter-
ägyptens, das s. g. Libya Aegypti, koptisch den Namen Phaiat fuhrt
{Kn. VT. 296). An das in allägypt Texten oft vorkommende Pun
oder Punt, eig. Pwnt {Erman Äg. 667) ist nicht (mit Ebers 63;
Merx im BL. V. 20; Stade Isaiae vatic. Aeth* 1873 S. 9) zu den-
ken^ weil dieses nicht, wie man früher (noch Glaser 333 f.) meinte,
dte Westküste von Arabien (altäg. vielmehr to-nuler d. i. Land des
Gottes Ra d. i. des Sonnenaufgangs), sondern das Weihrauchland Ost-
afrika's, die Somäli-Küste bis Gap Guardafui {Marielle listes g^gr. des
Pylönes 1875; Brugsch Gesch. 110; Erman Äg. 674 ff.; die Küste
von Sauakin bis Massaua will JKrall das Land Punt in den SB. der
Wiener Ak, 1890, phil. bist. Bd. CXXI; die Seeküste Nubiens Hai.
161), u. zugleich die weihrauchreiche Südküste Arabiens {Leps, Nub.
Gr. S. XGVIIff.) bezeichnet, wohin man nur zu Schiff gelangt e, Län-
der u. Völker also, die wenn A sie kannte, von ihm unter Kusch be«
fasst wurden, u. jedenfalls nicht nach Misraim, sondern vor Kusch ge-
nannt worden wären. Soldaten aus Punt hatten die Ägypter nie, u.
wäre also Nal;^ 3, 9. Jer. 46, 9. Ez. 30, 5 nicht erklärlich ; umgekehrt
libysche Söldner im Dienste von Tyrus (Ez. 27, 10) haben im 6. Jahrh.
nichts befremdliches. Der Name Put kann fügUch zur Zeit des Vrf.
den Phöniken schon bekannt gewesen sein, zumal wenn das ihn tragende
Volk urspr. mehr östlich in NAfrika sass, u. erst später weiter nach
dem Westen gedrängt wurde. Von den Putija der Naqshi-Rustam-
Inschrift des Darius ist wegen der Unsicherheit der Erklärung vorerst
abzusehen (ZDMG. XI. 134ff. u. XXffl. 217f.; Spiegel altpers. Klinschr.^
119). Über das Verhältniss zu den o'^an^ s. V. 13. "j^as] ungewisser Her-
kunft. Wenn von "/^ yas abgeleitet, bedeutet es sicher nicht die Unter-
jochten {KiUel Gesch. d. Hbr. L 9 f.), da die Phöniken sich selbst 933
benannten, sondern Land u. Volk der Niederung (Num. 13, 29), aber
nicht im Gegensatz gegen Aram, dem man mit Unrecht die Bedeutung
Hochland zuschrieb {Rosenm. BAK. U, 1. 75 ff.; noch Ges. th. 696),
12*
180 Gen. 10, 6. 7.
sondern urspr. Name der Meeresniederung u. ihrer Bewohner (Jes.
23, 11. $eph. 2, 5), u. von da auf das ganze westl. Jordanland über-
tragen {Ew. G.3 I. 340; BL. lU. 513ff.; Kn, VT. 305ff.)- Er er-
scheint hier als einheimischer Sammelname der ganzen kenaan. Be-
vöikerungsschicht, mit Einschluss der Phöniken, u. war uralter Name
dieses Volkes: bei Sanchun. (Eus. pr. ev. 1, 10, 26) ist Osiris Bruder
des Xva, der zuerst <Po/vt| umgenannt wurde, u. bei Steph. Byz.
heisst es, dass (PoivUti ursprünglich den Namen Xvä hatte. Noch zu
Augustin's Zeit bekannten sich punische Bauern als Chanani (Aug. exp.
ep. ad Rom. 13). Laodicea ad Libanum heisst auf Münzen )9i:i2 bk ms-ik^
Metropole in l»s {Ges, Mon. II. 267). In der Tell-Amarna-Correspon-
denz (c. 1400 v. Ch.) ist mehrmals vom Land KinaJifii oder Land
der Kunaha d. h. Kenaanäer die Rede (Zimmern in ZA. V. 147. 153,
u. in ZDPV. XIII. 143 ff.; Hai. RR. XX in REJ. t. XX. 475 ff.). Rei
den Ägyptern kommt pa Kanana iur den Süden Kenaans vor (Brugsch
Gesch. 203. 460; ßMey. ZATW. ffl. 308; Hai. in REJ. t XXL 69 f.).
Phönizien oder doch das phönikisch-nordsyrische Küstenland heisst bei
ihnen Keft, die Phöniken Fenchu, später auch Xaq, XaX (Leps. Nub.
Gr. CI; EMey. § 180; Brugsch 208; Pietschmann G. der Phon. 257;
XctQ nach Hai. t. XXI. 65 f. urspr. Name der Philister). Die Assyrer
begreifen Phönizien in dem allgemeinen Namen mal Äharri d. i. West-
land {Sehr. KAT^ 90 ff.). Den Grund davon, dass Kenaan trotz seiner
semit. Sprache zu Ham gerechnet wird (s. auch 9, 20 ff.), braucht man
nicht im Nationalhass seitens der Israeliten zu suchen (zB. Müllenhöff
in GGA. 1851, S. 171; Sprenger Geogr. Arab. 294f.). Läge die
Erinnerung an Kenaans lange politische Zugehörigkeit zu Äg., wie sie
aus den Tell-Amarna-Briefen sich ergibt {Hai. in REJ. t. XXL 51 f.)
zu Grund, so erwartete man vielmehr Kenaan als Sohn des Misraim be-
zeichnet Eher scheint sich das Bewusstsein einer von der der Isr.
verschiedenen Herkunft derselben darin zu spiegeln. Es wird über-
liefert, dass sie aus sudl. Wohnsitzen, vom erythr. Meer her einge-
wandert sind (Her. 1, 1. 7, 89; Strab. 1, 2, 35. 16, 3, 4; Justin.
18, 3; Dion. per. 906, vgl. noch BJub. c. 10). Durch die vorgebrachten
Gegengründe {Mov. Phon. II, 1. 38 ff.; Stark Gaza^ 37, EMey. § 178)
ist die Werthlosigkeit dieser Tradition noch nicht erwiesen. Nicht
mehr als eine Vermuthung ist es {Clerm. Ganneau in JA. Vin, 19
S. 118), dass erst die Verpflanzung von Bewohnern der Küste des
pers. Golfs nach §idon durch Asarhaddon im J. 678 {Tiele 328) den
Anlass zu der späteren Überlieferung gegeben habe (s. weiter Bertheau z.
Gesch. d. IsrL 163 ff.; Kn. VT. 311 ff.; Ew. G.^ L 343; Hüz. Gesch.
26 f.). — Von dem Volk der Kusch macht der Vrf. noch einzelne
Unterabtheilungen als Söhne u. Enkel desselben namhaft. V. 7. Die
Wohnsitze dieser kuschit. Völkerschaften sind nicht mehr alle mit
Sicherheit nachzuweisen, «aol Ps. 72, 10 neben «a» als fernes Süd-
land, Jes. 43, 3. 45, 14 zugleich mit Ag. u. Ku§ erwähnt, wird nach
Jos. ant. 2, 10, 2 fast allgemein von Meroe verstanden, u. die Ver-
gleichung von Jes. 45, 14 mit 18, 2. 7 (Her. 3, 20. 114) scheint diese
Annahme zu empfehlen. Nun wird aber der alte kusch. Staat am
Gen. 10, 7. 181
Berge Barkai, auch in seiner durch Taharqa ihm gegebenen Ausdeh-
nung von Napata bis zur südl. Insel Meroe, von den Ägyptern nie
Kap genannt, u. erscheint auch im AT. sonst unter dem Namen KuS
(S. 178). Deshalb wird es sicherer sein, unter Sebd zunächst einen
mehr ostwärts von Napata am arab. Meer sitzenden Zweig der Kuschiten
zu verstehen, von dessen Dasein to Uaßamxov arofia, Aif&^v 2aß<i
u. 2(xßal TtoXig evfiByi^g (Slrab. 16, 4, 8. 10) u. HcißaatQMov
Ctoficc u. 2aßat nokig iv r© l^ÄovAw© nokn^a (Ptol. 4, 7, 7 f.) noch
Kunde geben (ob auch in einem äg. Text, bei Brugsch Gesch. 111,
die Hafenstadt Seba vorkomme, ist zweifelhaft), u. den man als eine
den Handel mit dem Binnenland vermittelnde Völkerschaft vorstellen
kann. Ob er auch weiter landeinwärts sass? Möglicherweise liegen
in Asta-soba u. in Soba, der Hauptstadt des mittelalterl. christl. Reichs
von Senaär, noch Reste dieses Volksnamens vor (s. meine Abb. über
die Anfänge des Axum. Reichs, in ABAW. 1879 S. 183 f. 225). Von
den Sebä am Meer konnten die Phöniken leicht Kunde haben. (Auf
öebel §amar in Arabien räth Glas. 387 fr.). '^^'^?'!|] eine Spur dieses
Volkes glaubt man in dem Namen des %6Xnog J^vccXlrvig oder 'Aßakl-
Tfjg u. der Völkerschaft *AßalXxcti an der afrik. Küste bei der Ikleer-
enge von Bab el Mandeb (Peripl. m. ery. 7 f. ed. Mull.; Ptol. 4, 7, 10.
27. 39; Marcian Heracl. 1, 2; Plin. 6 § 174) finden zu dürfen (Fer-
rand le ^omal, Alger 1884 p. 11 vermuthet sogar noch in dem heu-
tigen Somali-Stamm ^Abr Aouel einen Rest des Namens). Die Ordnung
der Aufzählung würde dazu gut passen. Da aber n^''?n V. 29 (s. d.)
auch unter den Joqt. Arabern (vgl. 2, 11. 25, 18), vorkommt, so muss
man entweder 2 verschiedene Havila, oder aber ein grösseres an der
Ost- u. Südküste Arabiens verbreitetes Volk annehmen, welches immer-
hin auch an die Westküste NOAfrikas vorgedrungen sein u. dort Spuren
seines Namens hinterlassen haben könnte, ^^s^] die Deutung des
Joseph, auf 'AatdßaQoi d. h. die Anwohner des Astaboras, jetzt Atbara
(gebilligt in Ges, th.) scheint aus Namensähnlichkeit errathen (über
Zaßax des Ptol. s. unter kdd). Empfehlungswerther ist die Com-
bination {Tuch^ Win, Kn, a.) mit der alten arab. Handelsstadt Zaßßa^a
(Peripl. m. er. 27; Ptol. 6, 7, 38; Strab. 16, 4, 2) oder Sabota (Plin.
6 § 155; 12 § 63; ZDMG. XIX. 253. XX. 273; JA. VD, 4 p. 525),
Hauptstadt der Chatramotitae (V. 26), die 60 Tempel hatte u. Em-
porium des Weihrauchhandels war, sabäisch mi^v geschrieben. Doch
wollen die Laute nicht dazu stimmen. An 2dq>d'a des Ptol. 6, 7, 30^
nahe der Westküste des pers. Golfs, denkt Glas, 252 f. riti]j;n] von
dem nachher »aw u. ni abgeleitet werden, wird Ez. 27, 22 neben
K^^ als ein Handelsvolk, das den Tyriem Spezereien, Edelsteine u.
Gold liefert, benannt. Die LXX geben es (in G«n., Chron.) mit ^Pty^üd
(aber in Ez. Pccfifia), u. da Ptol. 6, 7, 14 ein Piy^ut oder 'Piyana
u, Steph. Byz. ein ^PijyfAa als Hafenstadt am arab. Ufer des pers.
Meerbusens aufüuhren, so haben manche diese Deutung (Boch, Tuch^
Win. Kn. Ges.', Sprenger § 162 f.; Glas. 252) angenommen, obgleich
arabisch die Stadt auf der Grenze von ''Oman u. Bahrein vielmehr
Rigdm lautet (zB. Tahari ed. Koseg. 1. 205), u. obgleich Mnv bei
182 Gen. 10, 7.
A keinenfalls, "j-jn aber schwerlich dazu passt. Aus Hal^vy's sabäi-
schen Inschriften (JA* VI, 19 p. 1 ff.) nr. 535, 11 (aus BeräqiS) kennt
man jetzt ein sabäisches nttn (ZDMG. XXX> 122) in der Nähe von
)ni Mein (nördl. von Marib unter den 16^ n. Br.), wie auch in nr.
577, 6 (ebenfalls aus BeräqiS) ein l^n vorkommt. Man wird dadurch
auf das noch bei Strab. 16, 4, 24 genannte Volk der ' Pa(niavitai. hin-
gewiesen (schon in Aufl.^ vermuthet) zwischen den Mtvaloi u. Xarqu-
(Katltcct. Rema (äU^Oj 2 Meilen südlich von §an ä {Niebuhr Arab.
232. 293) gehört nicht her. »;>?^ö] bis jetzt nicht nachzuweisen.
Von der Voraussetzung aus, dass ^iff"} am pers. Meer wohnte, verglich
man (Boch, Kn, a.) damit, trotz des Lautunterschieds, 2Miiv8a%% See-
stadt u. Fluss in Karmanien (Ptol. 6, 8, 7 f. 11; Marcian. Her. 1, 7;
Steph. Byz. u. Za^v^anvi). Ohne Gewicht ist auch das TrgJon.,
welches wie Trg. der Chronik Sabteka durch Zingäe (Zingis auf der
Ostküste Afrika's) wiedergibt. An ein afrik. Volk zu denken {Ges. th.)
hindert die Reihenfolge. Denn schon die Ra'ma-Söhne betreffend, so
steht durch V. 28 u. 25, 3 ein arab. Schebä u. Dedän fest Ein afrik.
Schebä u. Dedän könnte also nur neben einem arabischen behauptet
werden. So Wetzstein (bei Del, Jesaja^ 660 ff.), welcher das afriL
Paar für das allein bedeutende erklärt u. das im AT. so oft erwähnte
Ilandelsvolk Schebä, Dedän mit Ra'^ma zusammen an die Westküste
des arab. Meerbusens von Berenice bis Deire u. weiter südwärts setzt
Allein seine Gründe reichen nicht zu. Allerdings wurde viel Gold,
Elfenbein, Sandel- u. Ebenholz aus den afrik.-äth. Häfen ausgeführt u.
war das alte Berberland einst durch seine Wohlgerüche hochberühmt.
Aber derartige Produkte waren nicht Mos afrikanisch, u. mit afrik.
Produkten konnten auch arab. Völker handeln, »aw] die Sabäer kom-
men im AT. oft genug vor als ein fernes reiches Volk u. Land, dessen
Schätze Gold, Edelsteine, Wohlgerüche, nam. Weihrauch u. Gassia, sie
theils selbst (Ij. 6, 19), theils durch andere Stämme (Jes. 60, 6) dem
Norden zuführen (1 Reg. 10, Iff. Jo. 4, 8. Ps. 72, 10. Jer. 6, 20. Ez.
27, 22. 38, 13. Jes. 60, 6), indem sie gelegentUch auch Sklaven von
dort nehmen (Jo. 4, 8). Damit treffen zusammen die Schilderungen
der alten Geographen von den Sabäern im südwestl. Arabien mit der
Hauptstadt Mariaba oder Saba (s. über deren Ruinen JA. VII, 3. Iff.;
vgl. auch Glaser Skizzen der Gesch. Arab. S. 33), 3 Tagereisen von
^an'ä (Agatharch, p. 61ff.; Strab 16,4, 2.19; Diod. 3, 45 ff Plin.
6 § 154 f.), wenn dieselben auch zum Theil übertreiben u. verall-
gemeinern; es wird ausdrücklich gemeldet, dass sie sowohl mit ein-
heimischen, als mit äthiop. (afrik.) u. indischen Erzeugnissen handelten.
Sie waren der Mittelpunkt einer allen südarab. Bildung, von deren
einstigem Dasein die sahäischen Inschriften u. Baudenkmäler genug Kunde
geben. Nur um so merkwürdiger ist, dass dieses hochberühmte Volk
hier als Sohn des Ra^na, also als jüngeres Volk erscheint; das beweist
für alte und gute Information. Nun ist freilich der Name Sabäer weit
verbreitet gewesen. Zwar ob die »ab in Afrika Verwandte waren, ist
zweifelhaft, aber in Arabien selbst finden sich allenthalben Spuren ihres
Namens (Mafinert Geogr. VI, 1. 66), auch auf der ostarab. Küste (tCn,
Gen. 10, 7. 183
VT. 265); Scenitae Sabaei erwähnt Plin. 6 § 151; von Sabäern mit
Nabatäern zusammen spricht Strab. 16, 4, 21; auch Ij. 1, 15 erschei-
nen sab. Beduinen in der Nähe von Ausitis. Da weiter die Sabäer wie
unter den Kuschäern, so unter den Joqtaniern u. den Qeturäem vor-
kommen (10, 28. 25, 3), so wollte Kn, 3erlei Sab. annehmen (V. 7
die von 'Oman, 28 die berühmten von Jemen u. 25, 3 die syrischen).
Allein dass 25, 3 keine andern als hier Y. 7 gemeint sind, beweist
ihre Verbindung mit Dedän, u. die Localisirung der kusch. Sab. nach
'Oman hat keinen zureichenden Grund; dass die Sprache der be-
rülimten Sab. semitisch war, hindert nicht ihre Einordnung in Kusch
(S. 168). Vielmehr versteht sich von selbst, dass ein Volk mit solchem
ausgedehnten Handel überall, am Meer u. an den Karawanenstrassen,
Stationen u. Verbündete hatte u. mit diesen sich auch mischte, dem-
nach leicht genealogisch verschieden eingegliedert werden konnte. Über
die »ati u. yr^ in den Keilschriftberichten s. Sehr. KAT^ 92. 145 ff.
yr!\\ bei LXX JotöctVj Jedctv (aber in Jes. Jer. Ez. JaiSav), Gen. 25, 3
zu den Qe^uräern gerechnet, erscheint noch Ez. 38, 13 neben »n^ als
wichtigstes Handelsvolk; es liefert kostbare Decken nach Tyrus Ez.
27, 20; von seinen Karawanen spricht Jes. 21, 13; mit Edomitem u.
andern Stämmen des v^rüsten Arabiens ist es zusammengenannt Jer.
25, 23. 49, 8; als Grenzvolk Edom's Ez. 25, 13. Auch hier wieder-
holt sich die Frage, ob überall dieselben oder verschiedene Dedän
(ältere u. jüngere) gemeint sind. Da man rtöm 'Piyfca am pers. Meer
setzte u. die Ez. 27, 15 im mass. T. (LXX haben p*») dem Dedän zu-
geschriebenen Waaren für indisch hielt (s. aber Wetzst. a. a. 0. 662),
wollte man (seit Boch, u. JDMich.) gewöhnlich das kusch. Dedän eben-
falls am pers. Meer suchen u. in Däden {Ges. th. 322), einer der
Balirein-hiseln, einen Rest des Namens erkennen {Tuchj Win,, Ges.,
Spreng, § 148). Aber zu der Annahme eines besondem kusch. Dedän
zwingt nichts. Nach allen andern Stellen finden sich die Dedän im
nordwestlichen Arabien in der Gegend von Khaibar, el-'Ulä, el Ijli^r,
an einem Knotenpunkt der Handelsstrassen von Süd-, Ost- u. Gentral-
arabien {Glas, 397), u. ist wohl noch eine Spur von ihnen erhalten
in der Buinenstadt Daidän, westl. von Taimä, südöstl. von Aila {Eus,
onom. p. 251 Lag., u. Wetzst, a. a. 0. 664 f.). Dass sie aber auch
an der südl., östl. u. nördl. Handelsstrasse Stationen hatten, ist voraus-
zusetzen. Möglich ist sogar, dass sie urspr. weiter südlich gesessen
haben. In den sab. Inschriften kommen sie ebenfaUs vor {Mordtm,
u. Müller sab. Denkmäler 1883, S. 28; Glas. 397 ff.). Zur nach-
exil. Zeit verschwinden sie; an ihre Stelle treten (s. Tuch) die Gerrhäer
(im W. des pers. Meerbusens), u. werden von den class. Schriftstellern
als die reichsten Araber ebenso mit den Sabäern zusammen genannt,
wie die Bibel Dedän u. Schebä verbindet. — Mit V. 7 sind die An-
gaben des A über Qam abgeschlossen u. reihte sich daran ursprüng-
lich V. 20. Was dazwischen steht, V. 8— 19, stammt aus C. —
V. 8 — 12 von Kusch leiten sich, durch Nimrod vermittelt, die Reichs-
gründungen am Eufrat u. Tigris ab. 'i'^taa] in Abweichung von den
vna ""aa bei A stellt N. nicht ein Volk, sondern eine (freilich sagen-
184 Gen. 10, 8. 9.
hafte) Person dar, mit welcher sich dunkle Erinnerungen an die An-
fänge einer Herrschaftsbildung in den genannten Gegenden verknöpft
haben. Der Name, in LXX NsßQcid, nur noch Mich. 5, 5 auf Grund
unserer Stelle erwähnt, wird den Isr. den Gedanken eines „Empörers*'
^T^ö) gegen Gott nahe gelegt haben (Äud. 394f.; Wl. Comp. 309 f.).
Ober den urspr. Laut u. Sinn desselben weiss man nichts. Ganz will-
kührlich ist die Annahme einer Umbildung aus Nammirri (Lag, Arm.
Stud. § 1605); auch aram. Umformung aus Marduk, dem Namen des
Hauptgottes von Babel, (Wl. Comp. 309 f.) ist weit hergeholt In
der Keilschriftliteratur ist Nimrod bisjetzt nicht nachgewiesen. Seine
Identität mit Izdubar, dem altbabyl. Sonnenheros (Smith-Del, chald.
Gen. 150 fif. 311 f.; Haupt Sintfl.-Ber. 1881 S. 5. 23, vgl. Sehr. KAT.2
92 f.) ist nichts als freie Yermuthung, u. darum auch die Combination
des Namens mit Marad, der Stadt des Gottes Izdubars (Del, Par. 220)
u. andere ähnliche Ableitungen (zB. von Hai, in ZA. II. 397 fr.) ohne
Belang. In Ägypten, zur Zeit der 22. Dynastie, kommt bei Ange-
hörigen derselben häufig ein Nmrt oder Nmrth geschriebener Name
vor: man fand darin Nimrod u. vermuthete assyr. Ursprung der Dynastie
(Oppert GGA. 1876 S. 868; Maspero-Pie. 335 f.; Brugsch Gesch. 645.
650. 681 ff.). Seit aber LStem (AAZ. BeU. 1882, 4 Juni, S. 2266)
den libyschen Ursprung der Dynastie nachgewiesen hat, dürfte Nmrth
eher für ein lib. Wort gelten. Aber daraus folgt noch lange nicht,
dass Nmrth = Nimrod, u. dass die äg. libysche Sagengestalt des Jägers
Nimrod zwischen J. 943 — 735 aus Afrika zu den Isr. gekommen
(EMey in ZATW. VIII 47 ff.) u. von diesen erst nachträglich (Bud,
390 ff. 303 f.) mit Kusch u. Babel in Verbindung gebracht sei. Vorerst
muss man sich daran genügen lassen, dass für die Hebr. König u. Volk
der ersten Reichsgründnng in dem Gewaltigen u. Jäger, Nimrod, per-
sonificirt ist. Dass er zu Kusch gerechnet ist, ist in der verschieden-
sten Weise gedeutet worden. Während man früher an eine Colonisa-
tion Babels von Meroe aus (zB. noch Tuch) oder an die Einwanderung
eines afrik. Kusch (Brugsch äg. Volk. Taf. 77) dachte, begnügten sich
andere (zB.iTn. VT.251ff. 349 ff;) mit der Annahme asiatischer Kuschiten
an der Küste des erythräischen Meeres im weitesten Sinn des Worts,
oder auch Hess man (Leps, Nub. Gr. CHI ff. CVU; Ebers ZDMG. XXXV.
213 ff.; Glas,', Hommel in Neue kirchl. Zeitschr. H. 886 f.) die Kuschiten
erst von dort aus nach NOAfrika einwandern. Andererseits neigen sich
jetzt manche (Sehr. KAT.2 87 f.; EMey. § 140) der Ansicht zu, dass
der Kuschite Nimrod mit dem hamitischen Kusch gar nichts zu thun
habe, sondern auf einer dunkeln Erinnerung an die Ka§§u der Keil-
schriften (s. zu V. 6), näher an die Herrschaft der kassitischen Dynastie
in Babylonien (Tiele 69f. 104f.; EMey, § 140ff; MürdL-Del. 88f.)
ungefähr in der Zeit von 1726-— 1150, bez. 1502—1258 beruhe.
Dann hätte wis hier eine andere Bedeutung, als sonst überall im AT.
(über Gen. 2, 13 s. d.), u. läge eine Verwechslung von 2erlei ws vor.
Eine sichere Entscheidung lässt sich zur Zeit nicht geben, er fieng an
(6, 1. 9, 20. 4, 26), ein Gewaltiger auf der Erde zu sein] der Begriff
des "^äa ist ein weiter, man erwartet eine Erklärung; eine solche kommt
Gen. 10, 9. 10. 185
V. 10, durch ; cons. angeknüpfL Hiernach war er ein '^^ als Gewalt-
haher, Tyrann (Ps. 52, 3), der durch Kraft u. Zwang ein Reicli gründete;
die Staatenbildung fieng von ihm an, eine neue Richtung in der Mensch-
heit. Vgl. 4, 17flf. 9,20. Zwar gibt auch V. 9 eine Erklärung, be-
stimmt ihn als *i^^ "^a^, als Helden im Jagen, gewaltigen Jäger, aber
das ist etwas so specielles, dass die allgemeine Bezeichnung V. 8 da-
mit nicht erschöpft sein kann. Wenn nun V. 10 nicht etwa mit „er
war auch ein '^ia im Herrschen", sondern mit „u. seines Reiches Anfang
war'^ fortgefahren wird, so ist deutlich, dass V. 9 den Zusammenhang
zwischen 8 u. 10 unterbricht u. nur zwischeneingeschoben ist In
Verkennung dessen hat man, um einen Zusammenhang zwischen 9 u.
10 festzuhalten^ die Jagd als Menschenjagd verstehen wollen (Herder a.),
aber nicht nach dem Sinn des Textes. Die eingeschaltete Notiz geht
auf den Volksmund zurück. *ito»'? 1?"^?] ist auch sonst die Formel,
mit der man sich auf Geschriebenes (Num. 21, 14) oder allgemein
Bekanntes, Sprichwörtliches beruft (1 Sam. 19, 24. 10, 12. Gen. 22, 14).
Also ist aber auch tijnj •'s^V aus dem Volksmund genommen, u. drückt,
wie ö'^J^Vk^ Jon. 3, 3 u. r§5 &s^ Act 7, 20, nur den Begriff „gött-
lich gross" auS; etwas was Gott selbst für einzig in seiner Art aner-
kennen muss [Boch. Ros. Ew, Kn. Del.) vgl. Ps. 36, 7. 104, 16;
nicht aber: in Gott trotzender Weise {Ke.; Bud. 393). Zu beachten
ist '"^"^ in einer Phrase, wo ö'^ri^K genügt hätte; so geläufig war zu
gewissen Zeiten im Volksmund dieser Gottesname. Jagd- u. Krieger-
leben hängen zusammen; seit ältesten Zeiten war die Jagd eine Lieb-
haberei der Grossen (Boch., Perizonius orig. Babyl. p. 234 f.); bei
den Persern war sie unter die Erziehungsmittel derselben aufgenommen.
Speciell beweisen die Monumente, wie viel sich die ass.-babyl. Herr-
scher mit der Jagd beschäftigten, ja wie dieselbe sogar in den ass.-bab.
Göttermythen eine hervorragende Stelle einnimmt So wurde das Ur-
bild dieser Herrscher, Nimrod, auch nach dieser Seite hin leicht Gegen-
stand der Sage. Über ein vermeintliches syrisches Analogon zum Jäger
Nimrod (WL Prol. S. X; 533f.) s. jetzt WL Comp. 310. (Über die
späteren Formen der Nimrodsage, die auf Gombination theils mit der
Erzählung Gen. 11, 1 ff., theils mit dem Mythus vom Orion beruhen,
s. Boch., Tuch. Kn. VT. 347, u. die RWBücher). Ob die Isr. Nimrod
zuerst als Jäger oder als Staatengründer kannten, können wir nicht
mehr ausmachen, u. der (von Bud. 218. 390 ff.), versuchte Nachweis,
dass weil der Jäger älter sei, auch V. 9 älter als 8. 10 f. sein müsse,
von J^ stamme u. sich urspr. an 6, 4 angeschlossen habe, während
V. 8. 10 — 12 von J2 seien, steht in der Luft — V. 10. Sein an-
fängt Königthum umfasste 4 Städte im Lande ^^av, im Gegensatz zu
der Eweiterung desselben V. 11 f. *^:fi^] LXX 2sv(v)ccaQ, umfasst, wie
schon Boch. u. JDMich. festgestellt haben, mit Ausschluss Mesopota-
miens, das eigentl. Babylonien, das babyl. Iräq der Araber (s. Tuch-,
Ges. th.). Viele wollen ^»aiö als eine dialektisch variirte Aussprache
des aus den bab.-ass. Inschriften bekannten Sumir oder Sumer (Name
des südl. Babyloniens, im Gegensatz gegen Akkad als den nördl. Theil)
verstehen {Del. Par. 198; Ptiaupt in GGN. 1880 S. 526 f.; Sehr.
186 Gen. 10, 10. 11.
KGF. 533 f. KAT2 118 flf.), so dass von den Hebräern der urspr. Name
für Süd-Babyl. auf ganz Babyl. übertragen wäre; aber diese Gleich-
stellung ist lautlich unwahrscheinlich (s. ZKSF. IL 419; Halevy in
Rev. Grit 1883 p. 44). Halevy schlägt vor ^? "^att? die 2 Städte.
In einem Brief (aus Teil Amarna) des Königs von AlaSija in Mesopo-
tamien an Amenophis IIL findet sich für Babylonien Sanhar = ^3>Dtt?,
im Mund der nördl. Semiten {HaL in JA. Vni, 12 S. 507 f.). Dass
auch bei den Ägyptern Sangrl lur §umer vorkomme {Brugsch äg.
Volk. Taf. 45), ist noch zu beanstanden. Nur in Babylonien können
Nimrod's 4 Städte gesucht werden. Über Babel s. 11, 1 flf. ??;?«]
LXX '0^1^, vom Trg. jer.y Ephr., Hieron,, Win, falsch auf ^fnho]
Edessa, von Boch, Schullh. Ges. Tuch auf Arecca am untern Tigris
auf der Grenze von Susiana (Ptol. 6, 3, 4; Amm. Marc. 23, 6, 26)
gedeutet, ist vielmehr 'Oqxoti der Alten (Ptol. 5, 20, 7; Kn,), das
heutige Warka am linken Ufer des untern Eufrat, wo neuerdings eine
Masse alter Thonsärge u. altbabyl. Inschriften entdeckt wurden {Loftus
trav. in Chald. and Susiana 162 ff.); einheimisch üruk {Arku) genannt,
Hauptort der Göttin Nanä, einer der ältesten Sitze der bah. Gultur
{Del.^ Par. 221 AT. Sehr. KAT^ 94f.; EMey. § 129f.). n»»] LXX
AQ%ad, über welches die Alten u. die Neuen bis . herab auf Kn. völlig
im Dunkeln waren (s. Tuch, Win, Ges), von Kn, mit '-^xxiJti;, eine
Strecke nördl. von Babel, erläutert, ist durch die Keilschriften .jetzt so
weit aufgehellt, als in ihnen nicht blos ein Land Akkad, sondern auch
als alter Königstitel i,König der Sumiri u. Akkadi'' vorkommt, den
selbst die jüngeren assyr. u. bab. Könige sich noch beilegten; u. zwar
ist Akkad die Bezeichnung von Nord- oder Oberbabylonien (s. zu
^ys»). Auch als Stadtname ist Akkad jetzt in einer von Rassam in
Abu-Habba ausgegrabenen Inschrift Nebucadnezars I. (V Rawl. 55 f.)
gefunden (ßchrad,), aber die Lage der Stadt noch nicht nachgewiesen:
die Identität von Akkad mit Agane oder Ägade (GSmith Ass. Disc.
225; Del, Par. 198; EMey, § 130), ist sehr fraglich {Sehr, KAT.2
95 f.; Tiele 76). naVs] LXX XaXawri (zu unterscheiden von dem
syr. "ia^ö Jes. 10, 9; ob auch von ^s^jö Am. 6, 2?), inschriftlich noch
nicht gefunden, wird gewöhnlich (nach Trg. jer., Ephr. Euseh. Hieron,)
ohne guten Grund auf Ktesiphon-Seleucia am Tigris, von GRawlins.
nach dem Talm. auf Nippur (NiflTer) gedeutet Über eine andere Ver-
muthung, wonach es identisch wäre mit Zirldb oder Kulunu {Del,
Par. 225; Halevy in Rev. Grit 1883 p. 44) s. Sehr, KAT.2 95.
Tiele 86. — V. 11. Aber nur der Anfang seines Königsthums war
in §in*^ar; von da dehnte er seine Herrschaft nach Assyrien aus. Das
ist die zweite wichtige Nachricht, welche durch die neueren Forschungen
insoweit bestätigt wird, als Assyrien politisch wie in seiner ganzen
Cultur, Schrift u. Religion von Babylonien abhängig war. Dass zu
K2t; Nimrod Subj. u. '^wk Acc. der Richtung (Gen. 27, 3.; Dt. 28, 68.
1 Reg. 11, 17. 22, 37. Hos. 7, 11 u. s!) sei {Boch. Cler., deW.,
Tuch u. die meisten Neueren), erfordert der Gegensatz gegen ^"^w»!?
V. 10 (vgl. Mich. 5, 5). Freilich läge näher, *ivi» als Subj. zu nehmen
(die alten Übers, ausser TrgJon., Lulh. Calv. bis auf Schu, Bohl., auch
Gen. 10, 11. 12. 187
Olsh., deGoeJe, Opperl in GGA. 1876 S. 877 f., Halevy), aber dann
würde der Gegensatz zu m*^»«*! fehlen, u. wäre zugleich ^i»» in un-
gewöhnlicher Weise personificirt. Vielmehr aber ist Assur im Gegen-
satz gegen ^"svo hier (wie 2, 14) im geogr. Sinn gemeint. Nicht im
politischen {Tuch)\ denn die hier aufgezählten Städte liegen nicht im
assyr. Reich zerstreut, sondern in einem beschränkteren District, auf
der Ostseite des Tigris, oberhalb der Mündung des grossen Zäh {Sehr,
KAT^ 96 ff.). ".•!?•*?] LXX Nivsvt, hier im engern Sinn, assyr. Ninua,
auch Nind, lag auf dem östl. Ufer des Tigris, dem heutigen Mosul
gegenüber, da wo jetzt das Dorf Kujundschik u. Nebi Junus ist; dort
sind die Paläste von Sanherib, Asarhaddon u. Asurbanipal wieder ent-
deckt worden, s. Genaueres darüber bei Schrad. KAT.^ 99 f. u. in
Ri. HWB. 1086 ff, w ^ah'?] eig. die waten Stadtplälze oder Stadt-
markte hat mit ^t^5)^ ^älrj (36, 37) nichts zu thun, muss vielmehr
seinem (übrigens rein hebr.) Namen nach eine Art Vorstadt zu dem
einen oder andern Theile der Grossstadt gewesen sein, kann aber seiner
Lage nach bis jetzt nicht näher bestimmt werden. Genaueres will
Del. Par 261 vermuthen. rt\s] früher in KaXa^Yivri, einer der assyr.
Ebenen (Strab. 16, 1, 1. 11, 14, 12; Kahi%ivri Ptol. 6, 1, 2) gesucht,
ist vielmehr das Kalhu der Inschriften, um 1300 von Salmanassar I.
erbaut, von Asumäsirhabal (883 — 859) neu gegründet u. zur königl.
Residenz erhoben; es lag da, wo heute Dorf u. Hügel Nimrud sind,
u. die Paläste von Asumäsirhabal, Salmanassar IL, Tiglathpilesar II (lll),
Asarhaddon blosgelegt wurden, im südlichsten Winkel des durch Tigris
u. Zäi) gebildeten Dreiecks {Sehr. KAT.2 97 f. u. bei Ri. HWB. 1089 ff.);
zu unterscheiden von rhn 2 Reg. 17, 6. 18, 11. iH LXX ^«(fif
lön, nur hier erwähnt, inschriftlich noch nicht gefunden (doch s. Sehr.
KAT.2 100; Del Par. 261; Tiele 90), aber weil zwischen Nineve u.
Kelach liegend, zwischen Nimrud ü. Kujundschik zu suchen. Nach
Lautähnlichkeit haben Boch. u. a. das Larissa des Xenoph. anab. 3,
4, 7 verglichen. Das folgende »iVnan ^^m »in kann sich nicht auf
Resen beziehen, da von der grossen Stadt Resen sonst nichts bekannt
ist, vielmehr "jö*! selbst unmittelbar vorher durch die Bestimmung seiner
Lage zwischen Kelach u. Nineve als minderbedeutend, denn die^e,
bezeichnet ist, sondern »iJi muss auf alle die viere zugleich oder auf
ft^s"^? mit den 3 andern zusammen sich beziehen {RawL, Jones, Kn.
Ew. Del. a.), wornach dann auch die Trennung der V. 11 u. 12 zu
beseitigen ist. Nineve im engern Sinn mit den 3 andern zusammen
bildet die (bes. von Sanherib's Zeiten an Nineve schlechtweg genannte)
Grossstadt (Jon. 1, 2. 3, 2. 4, 11). Diod. 2, 3 nach Ktesias beschreibt
sie als ein länglichtes Viereck, dessen Länge 150, Breite 90 u. Um-
fang 480 Stadien (24 Stunden) maass; vgl Jon. 3, 3. Dass aber
dieses von den Späteren beschriebene Grossnineve (worüber Tueh de
Nino urbe, Leipz. 1845) damals, als diese Aufzeichnungen hier ge-
macht wurden, schon seinen vollen Umfang hatte, ist nicht wahrschein-
lich: wenigstens die nördl. vom eigentl. Ninua an dem Flüsschen Khoser
gelegenen Ruinen von Khorsäbäd, der durch die Bauten Sargon's be-
rühmt gewordenen Nordstadt Grossnineve's, sind hier noch nicht be-
188 Gen. 10, 12. 13.
rücksichtigt (Sehr. 101 f.). Über das allmShlige Zusammenwachsen
Grossnineve's aus verschiedenen Städten zeigt sich Vrf. wohl unter-
richtet; aber an die älteste (erst seit dem 14. Jahrb. von Nineve über-
flügelte) Reichsbauptstadt Asur (Qaf at §ergha) am wesll. Tigrisufer,
südl. von Kelach, u. an so genaue Daten, wie über die Erbauung von
Kelach durch Salmanassar I. hat er keine Erinnerungen mehr. Eine
Auseinandersetzung seiner Nachrichten mit den Angaben von der Er-
bauung Nineve's oder auch ßabel's durch Ninus u. Semiramis (Kn,
VT. 3460*.) ist nicht mehr nöthig, da das Gerede von Nin. u. Sera,
erst aus den Zeiten des Perserreiches stammt u. in der Hauptsache
mythologische, nicht geschieht!. Unterlagen hat (Lenornu Legende de
S^i&iramis 1873). Nineve ist nicht von Ninus abgeleitet, sondern Ninus
ist der personificirte Name der Stadt; über das Etymon von Ninua hat
man blos Yermuthungen {Sehr. 102). — V. 13. Die Namen der Söhne
MUraim's sind meist noch immer dunkel (trotz Halevy RB. VÜI. 163
u. de Roehemonieix im JA. VIII, 12 S. 199—204). ö-^-ji^] sonst im
Sing. '^\ als Bogenschützen im Heere der Ägypter oder Tyrier Jer.
46, 9. Ez. 27, 10. 30, 5 in der Regel neben Ku§ u. Put, u. Jes. 66, 19
unter den fernsten Völkern (im mass. T. wieder als Bogenschiessende),
erwähnt. Von ägyptisirten semit. Lydiem an der NO.Grenze Ägyptens
(Kn.) weiss die Geschichte nichts (s. V. 22); die angebliche Benen-
nung Rutu, Reih d. h. Menschen, die die Äg. sich selbst beilegten
(Brugsch geogr. Inschr. II. 89; Ebers 96) gehört nicht hieher, wo
man vielmehr ein Nebenvolk der Äg. erwartet; ohnedem ist das Wort
nicht Retu, sondern Romel zu lesen (Erman Äg. 56); die Deutung
Libyer (Hilz., der dann aus tj'^a^V u. ö'^anV Nubier macht; Stade Javan
S. 6 f., der hier u. Jer. 46 ö'^'ii^ in isr^s^h corrigirt) ist zu gewaltsam
(s. Ges. th. 746); die Combination mit dem an den Syrten sesshaften
grossen Berberstamm der Lewäta {Mov. Phon. II, 1. 3770"., de Goeje
254) hat gegen sich, dass dieser Name vor dem 6. Jahrb. n. Chr. bis
jetzt nicht nachgewiesen ist. Immerhin aber ist ein Volk des westl.
Unterägyptens oder an der Grenze davon zu vermuthen, wie denn auf
den äg. Denkmälern neben den hellfarbigen Temchu im westl. Delta
noch die Tehenu (später Pit, Phaiat d. i. Fui) westlich davon, femer
die MäSauaSa u. Rebu (Lebu) in der Marmarica, Cyrenaica u. s. w.,
lauter Libyer, unterschieden werden (Stern 2265; EMey. § 43). ö^«?J?]
^Evsfierislfi LXX; darum von An. u. Runs, mit emhit d. i. „Norden"
combinirt u. als Nordägypten ausgelegt, von Ebers als an-amu d. h.
wandernde Amu oder asiat Rinderhirten, die am bukolischen Nilarm
ansässig geworden seien, gedeutet; aber blosse Etymologien reichen
nicht aus; belegt ist bis jetzt blos ^Än, Wüsten u. Gebirgsland östl.
vom Nil u. vom Delta (EMey. § 43). tj-^aii!?] LXX Aaßuifi, sind doch
wohl dieselben mit den a-'^^nV Nal?. 3, 9. 2 Chr. 12, 3. 16, 8. Dan.
11, 43, also (nicht: Nubier, Hilz., sondern) Libyer, im Altäg. Tehenu,
aber auch Rebu oder Lebu {Ebers 105 fi".; Chabas 177 fl*. 184 fil;
Slem). Der Name Libyer ist bekanntlich später weithin nach dem
Westen ausgedehnt worden; hier wird der Name in engerem Sinn,
von den an Äg. angrenzenden Libyern zu verstehen sein {Kn. VT,
^
Gen. 10, 13. 14. 189
282 ff.). Dass Nah. 3, 9 Put u. Lub neben einander genannt werden,
erklärt sich aus dem zu o^^h Bemerkten, »"^nffta] nur hier, nach dem
TrgJon,, welches Pentaschönum dafür (?) gib^ von Boch. u. Mich.
sprachlich u. sachlich unwahrscheinlich mit Niq>^g combinirt, u.
an die NO.Grenze Ägyptens gesetzt, von An. u. Eh, ansprechender
als na-ptah = ot rov O&ä auf die Mittelägypter (weil Memphis Haupt-
ort des Gottes Phtha war) gedeutet, aber als wirkl. Volks- oder Lan-
desname damit nicht nachgewiesen. Napata (Ptol. 4, 7, 19) am Berg
Barkai, die Hauptstadt der äthiop. Dynastie (Tuch^ 193; de Goeje
255 f.), liegt im Gebiete von Ku§, könnte aber, weil schon während
der 18. Dynastie von Äg. aus cultivirt, in Betracht kommen, zumal
sofort die Oberägypter darauf folgen. Er man (in ZATW. X. 118 f.)
erachtet ö'^nnts für verdorben aus ö''rrt^^t, u. dieses für abgeleitet aus
p3 t3 mhi nördliches Land als Gegensatz zu p3 U rsi (p^f't) südliches
Land, tj'^b';»?^] abgeleitet von eS-nr-e (Jes. 11, 11. Jer. 44, 1. 15.
Ez. 29, 14. 30, 14) d» h. Oberägyplen (Thebais), OaecoQfjg u. Jla-
9ovgijg in LXX Ez. u. Jer. Einen vofiog Phaturites im westl. Theil
der Thebais erwähnt Plin. 5 § 49. Über die Ableitung des Namens
s. zuvor (auch Ges, th., Ebers 115 ff. Brugsch Gesch. 225 f. 253 f.).
&'^n^t)&] LXX Xa<Sfici)visi(i u. XaakcDVisvfji, seit Boch. auf die Kolchier
am schwarzen Meer gedeutet (noch von Win, Tuch, Ges.), weil diese
nach Her. 2, 104. Diod. 1, 28. 55. Strab. 11, 2, 17. Dion. perieg.
689. Ammian Mrc. 22, 8, 24 u. andern Zeugnissen Abkömmlinge der
Äg. waren. Aber selbst wenn die Sache richtig ist, dass eine äg.
Colonie dort sass, so war doch in der Beihe der äg. Völker für solche
Versprengte kein Platz (s. auch CRiller Vorhalle 35 ff. u. Biizig Phil.
87 ff.). Das TrgJer. II bietet Pentaschönäer (Trg. Jer. I freilich Penta-
politen d. h. Cyrenaiker), u. nach Forst, haben Kn. Eh. u. a. den von
der östl. Nilmündung dem Meer entlang bis gegen die Südgrenze
Palästina's hin sich erstreckenden dürren, heissen u. salzigen Land-
strich mit dem sirbonischen See u. dem Mons Casius oder die Kaaiürig,
die Ptol. zu Äg. rechnet, verstanden, auch den Namen aus kopt. kas
d. i. Berg, u. lokh d. i. Dürre, Hitze abgeleitet (Eh. 123). Als wirk-
licher Eigenname ist aber Kasluchim damit nicht erwiesen« u. ob dieser
Landstrich einigermaassen bevölkert war? von wo die Philister aus-
gegangen sind] eine Notiz (ob spätere Glosse?), welche Einwanderung
der Ph. aus dem äg. Völkerkreis aussagt Sinnlos wäre sie, wenn
unter Kasl. die Kolchier gemeint wären, u. wäre (JDMich. llg. Val.
Bohl, Tuch Berlheau Ew., Bud. 331) dann anzunehmen, dass sie urspr.
hinter ö'^'iJnfcö gestanden habe. Aber auch ohne jene Voraussetzung
liegt ein Bedenken gegen die jetzige Stellung jener Worte darin, dass
nach Am. 9, 7. Dt 2, 23. Jer. 47, 4 die Phil, von Kaftor kamen oder
Kaftoräer waren; u. obwohl die Chron. u. alle Verss. schon die Textes-
lesart haben, ist die Möglichkeit, dass hier ein altes Versehen vor-
liegt, nicht ausgeschlossen. Will man die Lesart halten, so wird man
nicht sowohl zwischen älteren Phil, aus Kasl., u. späteren aus Kaftor
{Kn. Del.) unterscheiden (denn obige Stellen, besonders Dt. 2, 23
unterscheiden so nicht), als vielmehr annehmen müssen, dass die erste
190 Gen. 10, 14. 15.
Einwanderung der Phil, in ihre Gebiete nicht direkt, sondern über die
Sg. Meeresküste, näher über Kasluchim, vor sich gieng. 0^*?^^^»] sicher
nicht Kappadocien, wie die Alten (LXX zu Dt 2, 23. Am. 9, 7, Vulg,
ebenda u. Jer. 47, 4, die 3 Trgg. u. Pe^., vgl. Test. Sim. 6; auch
Boch., Ges, th.) nach blosser Namensähnlichkeit annahmen; ebenso
wenig Cypern {Mich. Schullh,), s. tj-'Jns V. 4, sondern {Calmet, Ros,
Tuch, Hüz, Berlheauy Ew, G.^ I. 353 f., Kn. Kiep, a.) Kreta, nicht
blos weil diese grosse Insel (V. 4 nicht erwähnt) in dieser Tafel kaum
fehlen kann, sondern weil Kaftor Jer. 47, 4 ein "«k ausdrücklich ge-
nannt wird u. die Philister wie in obigen Stellen Kaftorim, so in
andern (1 Sam. 30, 14. §eph. 2, 5. Ez. 25, 16) geradezu öw? (was
nicht mit Hai. „abgesonderte, heimathlose^' zu deuten ist) heissen, u.
auch noch ausserbibl. Nachrichten (FFm.^ I. 211) einen Zusammenhang
der Philister mit Kreta andeuten. Dass Kaftor die äg. Deltaküste sei
(Ebers 127flf.; Dietrich in Mera; Archiv I. 313ff.; HaL 162; dagegen
de Goeje 257 f.), kann mit blos möglichen Etymologien nicht bewie-
sen werden, u. wird sonst nirgends im AT. bestätigt. Dass Kaftor-Kreta
als Abkömmling Ägyptens u. nicht Javan's erscheint, wird nicht blos
geogr. (Kiep.), sondern geschichtL Grund haben in dem Zusammenhang
eines Theils seiner Bevölkerung oder auch seiner Cultur u. Religion mit
dem äg.-Iibyschen Küstenland (nach Diod. Sic. 3, 67. 10 floh Ammon
nach Kreta), s. auch EMey. § 194. 220. Mancherlei Volksstämme u.
Sprachen kreuzten sich dort (Uom. Od. 19, 175; Her. 1, 173). —
Bei der Unsicherheit der Deutung der Namen ist auch die Reihenfolge,
in welcher die Söhne Misraim's aufgezählt werden, unklar. — V. 15 —
19. Die Kenaaniter, den Israeliten wichtig u. genau bekannt, wer-
den sehr ausführlich behandelt Dass sätnmtL Namen von ^n bis "^^n
sammt V. 19 (de Goeje 241 f., Merx im BL. V. 609) oder dass ganz
V. 16—18«' (WL XXI. 404; EMey. in ZATW. I. 125; Bud. 222;
KS.) interpolirt seien, ist weder aus V. 18^ (s. d.), noch aus den
Namensformen (vgl. V. 13 f. 4) mit Sicherheit zu beweisen. An sich
wäre es denkbar, dass ''öna^ bis ''?r7 aus den im Pent so oft (s. zu
15, 21) vorkommenden Verzeichnissen der kenaan. Völkerschaften nach-
gefüllt wäre, aber bei der Reihe 'ai ''p3>rr föllt diese Möglichkeit weg,
u. spricht die Eigenartigkeit dieser Reihe vielmehr f&r ihre Ursprüng-
lichkeit Auch muss doch die im Texte des G so häufige Aufzählung von
5 — 6 ken. Volksnamen (s. zu Ex. 13, 5) auf eine Grundstelle bei ihm
zurückgehen, u. wo sollte man sie eher suchen, als hier? Zudem
hätte ein Interpolator der Reihe •'bia*^ bis "»nn seinen Zusatz doch wohl
eher hinter •'niann oder hinter •'35>35n angebracht ^"Oii] wie 22, 21.
l'T^x] eig. die Fischerstadt? (von i?2t), der älteste Anbau der Ken., der
Erstgeborne (Justin. 18, 3; Gurt Alx. 4, 1, 15. 4, 4, 15; Homer kennt
sie allein von allen phön. Städten); auch später, als Tyrus längst seine
Bedeutung gewonnen, werden die Phöniken die §idonier genannt zB.
1 Reg. 5, 20. 16, 31. Dt 3, 9. Jos. 13, 6 u. s. (ebenso bei Homer).
Wenn also hier Tyrus (u. Byblus) nicht erwähnt wird, so folgt nicht,
dass der Vrf» vor Erbauung von Tyrus lebte, auch nicht (FJeremias
Tyrus 1891 S. 47), dass er erst schrieb, nachdem in Folge der Be-
Gen. 10, 15—17. 191
lagerung von Tyrus durch Nebukadnezar §idon wieder den Vorrang
bekommen hatte, oder {Hai, RB. VIII. 202), dass der Vrf. Zeitgenosse
Salomo's war, u. aus Rücksicht auf dessen Verbündete (1 Reg. 5, 15 ff.
32) Tyrus u. Byblus in der Reihe der Ken. nicht erwähnte, sondern
nur, dass man zu seiner Zeit noch ein richtiges Bewusstsein von der
einstigen centralen Stellung §idons im phönik. Handels- u. Seeverkehr
hatte (s. EMey. § 190). Grundlos ist die Annahme {Kn. VT. 323 ff.),
dass Tyrus unter Mi mit zu begreifen sei. mh] werden durch ihre
Stellung unmittelbar nach §idon als ein altes Volk gezeichnet; die
Form ^n (ohne *^-r, obwohl Q'^rin, statt ^»^ •».?» bei A, sonst sehr üb-
lich ist) lässt einen umfassenderen Volksnamen erkennen. In der Zeit
der 18. bis 20. Dynastie waren nach den äg. Denkmälern in Syrien,
zwischen Grontes u. Eufrat, bis nach Kleinasien hinein, die Cheta das
herrschende Volk; von Thulmosis III unter die Machtsphäre der Äg.
gebracht, drangen sie doch bald wieder südwärts vor u. vsrurden, wie
man jetzt aus den Tell-Amarna-Briefen sieht, schon unter Amenophis lU
u. IV den bis dahin Ägypten unterworfenen phönik. Küstenstädten ge-
fährlich; die Züge des Seti I u. Ramses U brachten zwar Palästina
wieder ganz unter die Äg., aber im nördl. Syrien behielten die Cheta
die Oberhand (s. EMey. § 176. 220. 233 ff.). In den assyr. Keü-
schriften ist von etwa J. 1100 an im gleichen Sinn viel von den Hatti
die Rede; vom Ende des 8. Jahrb. an, seit der Einverleibung dieser
Länder ins ass. Reich, kommt der Name bei den Ass. nur noch in An-
wendung auf Palästina vor {Sehr. KGF. 225 ff., KAT^ 107ff.). Die
Personennamen dieser alten Hatti sollen nicht semitisch sein {Sayce, Sehr,
109); das Gegentheil sucht Hai, RB. XII. 270ff. zu erweisen (vgl.
auch Hai. MÜ, de Grit 30 ff.). Dass mit diesen syr. Hatti die bibl.
Qatti gar nichts zu thun haben u. der Name nur missbräuchlich u.
irrthümlich auf einen kenann. Volksstamm übertragen wurde {Sehr.
KAT.^ 110), ist nicht nothwendig anzunehmen: auch bei den Isr.
kannte man noch zu Salomo's Zeit u. später (2 Sam. 24, 6 LXX Luc;
1 Reg. 10, 29. 2 Reg. 7, 6, vgl. Jos. 1, 4) hettit. Könige in Syrien
wohl. Die Uitti in Palästina können Bruchtheile jenes grossen Volks
gewesen sein. Zu denken gibt, dass in den Sindjerli-Inschriflen eine
der kenaanäischen nächst verwandte Sprache auftritt. Jedenfalls wird
der Vrf. die ^^ in Kenaan hauptsächlich, wenn nicht ausschliesslich
im Auge haben. In den Aufzälilungen der kenaan. Völker stehen sie
oft voran; als Gesammtname für alle kenaan. Völker (wie "^s^aa oder
'»'itoK) kommen die ö'^rin bei A u. Ez. 16, 3. 45 (vielleicht auch 1 Reg.
11, 1) vor. Innerhalb Kenaans erscheinen Hett in Hebron Gen. 23
bei A, auf dem Gebirg Num. 13, 29, im Nord, am Libanon u. Ilermon
Jud. 1, 26. 3, 3 (LXX, vgl. Jos. 11, 3). — Es folgen 4 ken. Stämme,
die in das eig. Kenaan gehören. '^pin'^J die in u. um Jebüs (Jerusalem)
Sassen Num. 13, 29. Jos. 11, 3. 18, 28. Jud. 1, 21. 19, lOff, 2 Sam.
5, 6 ff. "^f^»] LXX 'j^fio^^aiog, vielleicht eig. Hochlandbewohner Num.
13, 29, von ^ibKsss^-^x Jes. 17, 9 Gipfel, Höhe; er erscheint auf dem
Gebirg Efraim u. Juda bis tief in den Süden, ebenso im Ostjordan-
land in der Zeit vor Mose, oft genug als der kräftigste u. am meisten
192 Gen. 10, 17. 18.
kriegerische unter diesen Stämmen (Ew. G.' I. 338; BL. I. 117 f.
Ilf. 516 f.; Rl HWB. 57 f.). Bei B u. D (vgl. 2 Sam. 21, 2. Am. 2, 9 f.)
ist "^»»n Gesammtname der vorisrael. Landesbewohner (wie ^i^^ bei
(i)l ebenso ist Land Amär auf den äg. Denkmälern Bezeichnung
Palästinas (EMey. § 176. 180; ZATW. I 127f. lU. 306; Bud, 346)
oder genauer des östl. u. westl. Berglandes bis in den Libanon hinein
(HaL BB. XX in BEJ. XX. 473 f.); auch in den Teil Amarna Briefen
ist Amurra nachgewiesen (JA. VIII, 17 S. 239 u. VIU, 18 S. 173ff.
aus Brief XL u. XCII der Winckler'schen Ausg.). Eine Probe der
amoräischen Sprache s. Dt. 3, 9. ''^f'?*] in den Verzeichnissen der
Ken. auch sonst mitgenannt Gen. 15, 21. Dt. 7, 1. Jos. 3, 10^ 24, 11,
aber ihren Wohnsitzen nach nicht näher bestimmt (im Westjordan-
land? Jos. 24, 11); eine Vermuthung bei Ew, G.^ L 334. ^^^n] viel-
leicht die in Hnn lebenden (Etv, G^ 1. 341), wie solche geordnete
Gemeinden derselben in Sikhem (34, 2) u. bei Gibeon (Jos. 9) vgl.
2 Sam. 24, 7 erwähnt werden. In Jud. 3, 3. Jos. 11, 3, wornach
sie auch in der Libanon-Hermon-Gegend wohnten, ist der Text bean-
standet — Wenn die sonst (auch 13, 7. 15, 20) unter den Ken. mit
aufgezählten '*»':? d. h. die in offenen Dörfern (j^'i^Jß) wohnenden (Bauern)
hier fehlen, so könnte sich das daraus erklären, dass der Name nicht
als Stammname, sondern als Bezeichnung eigenthümlicher Lebensweise
galt (Eu). G.3 L 339; DeL), Aber nach 13, 7. 34, 30. Jud. 1, 4f.,
bes. Jos. 17, 15 ist wahrscheinlicher^ dass sie heruntergedrückte Beste
der vorkenaanäischen Bevölkerung waren {Kn, VT. 335; Ri, HWB.
1193). — Nun folgen noch 5 ausserpalästinische Völkerschaften (eig.
Städte u. Stadtgebiete, wie "»ö«^). Dass Byblus (^aa) u. Berytus (auch
in T. Am.-Briefen viel genannt, nam. Byblus) nicht darunter sind, kann
auffallen (de Goeje 238); der Grund davon ist bis jetzt nicht festzu-
stellen (Vermuthungen bei Mov. Ph. II, 1. 103 ff.). '^)?';?1 Sam. "»pi^y,
LXX 'AQOVKctiog (mit Joseph.) zu deuten auf ''A^xtf oder 'AQTiai., etwa
5 Stunden nördlich von Tripolis, am Fusse des Libanon, ass. Arkd
(Sehr. KGF. 450 f., KAT.2 104; DeL Par. 282; auch in T. A. Briefen, s.
ZDPV. Xin. 145), noch in der röm. Kaiserzeit eine bedeutende Stadt,
Geburtsort des Kaisers Alexander Severus, Sitz eines Bischofs, in der
Zeit der Kreuzzüge eine wichtige Festung, heut zu Tage verfallen, aber
in einem Teil Arqa u. Dorf Arqa wiedergefunden (Win. BW., Tuch,
Ges, th.; Robins. NBF. 754ff). •>?•«?] Trümmer einer Stadt Sin, nicht
weit von Arqa, kannte noch Hier, (quaest.), u. Breydenhach fand 1483
ein Dorf Syn; ^2 Meile von Nähr Arqa. Eine Bergfeste 2twccv (Acc.)
am Libanon erwähnt Strab. 16, 2, 18. Sie soll auch ass. als Siänu
vorkommen (DeL Par. 282). Sonst s. Kn. VT. 328. '^ij'?«! LXX
Aquöloi. Am bekanntesten ist die Inselstadt Aradus, die erst im
8. Jahrb., nach Strabo 16, 2, 13 von sidon. Flüchtlingen gegründet
sein soll (Euseb. ehr. Arm. II. 173). Mit Unrecht hat man (de Goeje
238 f.) daraus geschlossen, dass es früher keine Aradier gal); Aradische
Schiffe werden unter Tiglathpilesar I. erwähnt (DeL Par. 281), u. Aradus
wird von Thutmes III. bekriegt (EMey. § 190); auch in den T. Am.-
Briefen kommt es vor (ZDPV. XIU. 145; JA. VDI, 17 S. 267 f.).
den. 10, 18. 19. 193
Der Anbau auf dem Festland, später Antaradus genannt, der Insel schief
gegenüber, muss demnach sehr alt sein. £z. 27> 8. 11 erwähnt die
Aradier als Schiffer u. Krieger der Tyrer. Sie hatten eigene Könige
u. müssen früher weithin an der Küste u. bis ins Land von Hamath
mächtig gewesen sein (Slrab. 16, 2, 12ff»; Her. 7, 98; Arrian Alx.
2, 13). Aradus südl. vom Karmel, die Insel Aradus bei Kreta u. die
Insel Aradus im pers. Meerbusen stand vielleicht in Zusammenhang
mit ihnen {Kn. VT, 193. 330). S. weiter Sehr. KAT.2 104f.; Win!^
I. 91; Furrer in ZDPV. VIU. 16; Bädeker Pal.^ 144. ""?ö:f] die
Stadt oder Festung ZlfivQa, ZifivQog südl. von Aradus, nördl. von
Tripolis nennen Strabo 16, 2, 12; Plin. 5 § 77f.; Mela 1, 12; Ptol.
5, 15, 4 u. Steph. Byz. Sie muss in den älteren Zeiten von grosser
Wichtigkeit gewesen sein. Samar wurde seit der Eroberung durch
Thutmosis III {Brugsch Gesch. 309; EMey. § 220) ein Hauptbollwerk
der äg. Oberherrschaft; in den T. Am.-Briefen ist von Sumura oder
Sumur überaus häufig die Rede, ebenso von Si^mir-ra in den ass.
Inschriften von Tigl. Pil. II an (Sehr, KAT.2 105). Der Name ist noch
erhalten in einem Dorf Sumra (Bäd.^ 442). Emesa (Hims) des Hieron.
(mit TrgJer. u. Saad,) kommt nicht in Betracht. "^rttJ^] das bekannte,
im AT., auch in den äg. (Brusch Gesch. 331. 556) u. ass. Inschriften
bis auf Sargon {Sehr, KAT.2 105 f., Del. Par. 275 ff.) öfters genannte
Hamath am Orontes, Hauptstadt eines unabhängigen Reiches, in dessen
Gebiet hinein unter David-Salomo und Jerobeam II. Israel's Grenze
reichte, unter den Seleuciden zu Epiphania umgenannt, aber von den
Einheimischen mit dem alten Namen (Jos. ant. 1, 6, 2) bis heute fort-
genannt {Win., Ges. th., Bäd.^ 462 f.). Über die sg. hamathenischen
Inschriften s. EMey § 197. — '*'' ^ssioa -nnKj] nach 9, 19 kann nicht
gewaltsame Zerstreuung oder Verdrängung durch die Isr. {Bohl.), son-
dern nur Ausbreitung derselben gemeint sein, u. zwar wegen V. 19
nicht in ihre auswärtigen Golonien, sondern nur innerhalb Kenaan's.
Das Wort ''s.^S'i aber, V. 19 unleugbar in engerem Sinn (mit Aus-
schluss der phön. u. syr. K.) gebraucht (als Bewohner des Landes Ken.),
muss auch hier so gemeint sein. Erst mit der Zeit hat der K. sich
so weit ausgebreitet, sc. im eig. Kenaan, wie später die Abrahamiden
(12, 6. 13, 7) es vorfanden; dass von §idon aus {Kn. DeL^), liegt
nicht darin. Wie ein jüngerer Einschub {Sehr.) sieht 'ai ihki nicht
aus; zu welchem Zweck sollte er auch gemacht sein? Andererseits
wäre aber auch 'i"> ^hk*» sinnlos, wenn vorher von eigentlichen Ken.
keine anderen als fh genannt wären. — V. 19. Die Grenzen der Ken.
im eig. Kenaan oder Westjordanland von §idon im N. bis Gaza im S.
u. Lescha im 0. nsKs] V. 30. 13, 10. 25, 18 im adverb. Acc. (in-
dem du kommst) für volleres ?|Käi"t? 19, 22. 2 S. 5, 25. 1 R. 18, 46
{Ew. 294^), gegen — hin, in der Riehtung auf. Gerdr (s. 20, 1)
lag südlicher als Gaza, u. n*y-n3? (von KS. als Einschub erachtet) gibt
somit eine genauere Bestimmung, als n;;^ 'a; ihre Grenze gieng, in
der Richtung auf Gerär d. h. den tiefen S. hin, bis nach Gaza, der
bekannten Stadt in Philistäa; ebenso in der Richtung auf die Städte
Sodom u. a. hin (auch in t3"«a:si — n^ayi vermuthen KS. eine Nach-
Haudb. z. A. Test. XI. 6. Anfl. 13
194 Gen. 10, 19—22.
füllang), d. h. östlich, bis Lescha. Über die 4 StSdte 'ai did s. zu
14, 2. Lescha kommt sonst nirgends vor; KakU^^ori auf der Ost-
seite des todten Meeres im W. Zerqa Ma'in, der berühmte Badeort mit
heissen QueUen (Jos. b. j. 1, 33, 6; ant 17, 6, 5; Plin. 5 § 72; Ptol.
5, 16, 9), auf welchen die Juden (TrgJer,; Uieron) es deuteten, ist
zu weit nördl. gelegen. Nach der Analogie des vorhergehenden Satzes
erwartet man eher einen Ort diesseits des todten Meeres oder des Ghör.
Jedenfalls hat der Vrf. mit diesen Grenzbestimmungen die älteste Zeit
(vgl. 19, 29) im Auge. Der Vorschlag, y^\ in mÄ oder wdV zu cor-
rigiren, um so mit Laisch d. h. Dan die Nordgrenze des eig. Kenaan
zu gewinnen {WL XXL 403 f.), hat die Analogie von rrw-i? gegen
sich. Auch l^^ (Jos. 15, 2) Südende des todten Meeres {Hol, RB.
VIII. 164) passt nicht, weil der Art. erfordert würde. — V. 20 von
A, S. V. O*
V. 21 — 31. Die äemiten oder die mittleren Völker, V. 21 nach
C; vgl. 4, 26. Die Art, wie hier §em eingeführt wird als Vater aller
Hebräer u. älterer Bruder Jefeth's, ist dem A fremd u. dem Stücke
9, 18 ff. verwandt (9, 18. 24), vgl. 11, 29. 22, 21. Vrf. denkt bei
§em sofort an die Hebräer u. ihre Bedeutung f&r die Heilsgeschichte.
w-'.aa-V^] aller von Eber abgeleiteten Völker, näml. der V. 25 ff. (11,
16 ff!) 19, 37 f. 22, 21 ff. 25,1 ff. 12 ff. 36, Iff. zu nennenden, ganz
besonders aber der Isr. In "^an-Va einen mit A ausgleichenden Einsalz
des R zu sehen {Bud. 221), ist nicht noth wendig, auch wenn bei G
*ia3> unmittelbar von dw stammt ^i^*«? w '^rtv] nicht: Bruder des
grossen d. h. älteren Jefeth (LXX Sym,; Mass., Rai, IE, Luth, Merc,
Pisc. Cler. JDMich. Dath., Kohl. G. I. 54 f.), was sachlich (9, 23.
26 ff.) unrichtig ist, u. sprachlich fQr Vina vielmehr V-inin nä-ja erforderte
(9, 24. 27, 1. 15. 42; 1 Reg. 2, 22; in Gen. 44, 12 u. 1 Sam. 17, 13
ist der Zusammenhang maassgebend), sondern: der ältere Bruder Je-
feth^s. Das ist aber bemerkt, um den Schein, als wäre §em (weil zu-
letzt behandelt), der jüngste, zu beseitigen {Tuch Kn, DeL, Bud, 306).
Wenn die Bemerkung aus C (u. nicht erst von R) stammt, so folgt,
dass auch bei C Jef. vor §em behandelt war; femer daraus, dass er
nicht *m Dn *<nM sagt, kann man folgern^ muss aber nicht, dass bei
ihm Qam der jüngste (9, 24) war. — V. 22 f. Die Söhne Sems^ nach
A. Die Aufzählung, im SO. beginnend, schreitet nordwärts (doch s. zu
22), dann von N. nach W., um südlich von dieser nördl. Reihe zu
schliessen. Die 5 Namen sind Volks- u. Landesnamen. Für die Zu-
sanunenfassung unter dem gemeinsamen Namen §em scheinen theils
Sprach- oder Stammverwandtschaft, theils anderweitige Zusammenhänge
mit Semitenreichen maassgebend gewesen zu sein. Keinenfalls aber ist
der Bestand des Perserreichs, von Elam (Persien) bis Lydien, dabei
vorausgesetzt (de Goeje 251 f. Wl. L 338). Denn zum Perserreicli
ffehörten noch viele andere Länder u. Völker, die doch A nicht zu
Sem, sondern zu Jef. oder Ham rechnet Eher könnte man fragen, ob
nicht urspr. bei A hinter aV-^a^ auch *iyj»} genannt gewesen (s. Jes.ll, 11),
dieses aber von R wegen V. 10 getilgt worden sei, oder ob nicht A
Babylonien in Elam, von dem es eine Zeit lang abhängig war, mit in-
Gen. 10, 22. 195
begriffen habe, tk'^y] Volk u. Land östl. vom untern Tigris, südl. von
Assyrien u. Medien, nördl. vom pers. Meerbusen, ungefähr dem spätem
Susiane u. Elymais entsprechend. Eine genaue geogr. Begrenzung ist
für die alten Zeiten nicht möglich; aber weder hier noch sonst im AT.,
auch Dan. 8, 2 nicht, umfasst Elam auch Persien (Jos. ant 1, 6, 4 u.
die Späteren) oder gar alles Land bis Indien (BJub. c. 9). Über die
Geschichte Elam^s, das ums J. 2300 — 2100 auch die Oberherrschaft über
Babylonien hatte (EMey. § 135—7; MürdL-Del^ 82 f.), später mit
seinen Geschicken an das assyr., bab.^ pers. Reich geknüpft war, s. auch
Nöld. in GGN. 1874 S. 173 ff.; sonst EMey. § 272. 373 ff Assyrisch
heisst es 'llam oder 'llamti (Sehr. KAT^ Ulf.; Del. Par. 320 ff.),
altpersisch Uvaja oder {H)üga (bei den class. Autoren Uxii oder
(H)uxii), woraus jetzt Khuzistan. Über die Sprache des ältesten Elam
wissen wir nichts Sicheres, doch ist möglich, dass in den Ebenen am
Tigris, Choaspes u. Eulaeus schon frühe Semiten sassen, während den
östl. u. nördl. gebirgigen Theil die Kissier (S. 178) inne hatten (Del.
320 f.). *iiy»K] grösstentheils auf der Ostseite des mittleren Tigris zwi-
schen Armenien, Susiana u. Medien (Aturia, Adiabene), mit nicht genau
bestimmbarem Umfang (s. übrigens Dio Gass. 68, 28 u. StrabolG, l,lff.),
so benannt nach der alten Hauptstadt A§ur (s. V. 12) u. dem Gott
A§ur {Sehr, KAT^ 35f. u. in Ä«. HWB. 99ff; Z>e/. Par. 252 f.). Über
die spätere Geschichte des Namens s. Nöld. in Hermes V. 458 ff. Dass
die Assyrer eine semit Sprache redeten, steht jetzt fest, ""es?*;"»] seit
Boch. ziemlich allgemein gedeutet auf 'A^^ctncc%mg (Ptol. 6, 1, 2),
das Gebirgsland des oberen Zab (östl. von Karduchien oder Gordyene),
dessen Name in Aghbak bei den Armenern, Albäq bei den Kurden
noch erhalten blieb (Kiep, in MBAW. 1859 S. 200; Lag. Arm. St.
§ 55; Mittli. L 225; Nöld. neusyr. Gramm. XX), u. schon in den ass.
Inschriften als Ärhafia (Sehr. KGF. 164. 167) oder Arabfya {Del. Par.
124 f.) oft vorkommt Freilich ist bei dieser Deutung von "msftiK nw
überschüssig; ein armen, iat |ara {Lag, Sym. I. 54) zu Hilfe zu nehmen,
ist doch wohl nicht zulässig. Mehr empfiehlt es sich, nach dem Vor-
gang des Josephus (Eus., Hier, a.), welcher von 'AQq)a^ccSrig die Kal-
däer abstammen lässt, in "ms die o'''ito Kaldäer u. in 5)*i» ein Wort wie
Grenze, Gebiet (arab.) oder dgl. zu finden {Sehlözer in Eichh. Repert
Vin. 137; JDMich.f Ew. G.» L 405, Ges. Kn.). Gegen die Ansetzung
dieses Kaldäerlandes in Arrap. kann man dann freilich {Schrd. in ZDMG.
XXVU. 398 ff.) mit Fug einwenden, dass die ass. Inschriften niemals
von Kaldäern in jenen Gegenden reden, u. erst Xenophon (s. bei Ges.
th. 720) dort Kaldäer nennt (u. zwar, nach Schrad., in Folge von
Verwechslung mit den Chalybem; doch s. dagegen Kittel in ThStW.
VU. 216 ff.). Auf Grund der keilinschriftlichen Geographie müsste man
vielmehr das Kaldäerland im Süden suchen, aber nicht etwa in Akka-
dien {Neuville 414 ff.) oder Babylonien {Del. Par. 255 f.; Sehr. KAT.2
113 f.; Wl. L 338; Bud. 444), da dieses den Hehr, ganz bekannte Land
bei ihnen andere Namen führt. Lange, ehe die Kaldäer das neubabyl.
Reich gründeten, sassen dieselben im „Meerland*' Babyloniens. Woher
u. wann sie dorthin kamen, ist noch nicht festgestellt Gewiss streiften
13»
196 Gen. 10, 22.
Kaldäer auch weiter nordwärts in den Wüsten (Gen. 22, 22; Ij. 1, 17).
Da nun Karduniai^ womit die Ass. später gemeinhin ßabyionien be-
zeichneten, urspr. Name des bab. Meerlandes ist u. Kaidäerland (ta^
kassitisch = Erde, Land) bedeutet (Tiele 79 ; Winckler Unters, zur alt-
orient Gesch. 135 f., vgl. 47 ff.), so scheint es nicht immöglich, dass
-TosB^K auf das Gebiet der Kaldäer vom pers. Meer an nordwärts zu
deuten wäre. Dann würde sich auch, in anderer Weise als S. 194 f.
vermuthet ist, erklären, warum ^3^3o unter den Söhnen Assurs nicht
aufgeführt ist Das S. 194 angenommene geogr. Ordnungsprincip in der
Aufzählung würde dann einem politischen Platz machen. Zu bemerken
ist dabei, dass die Hebr. noch die urspr. Aussprache "^oa (nicht Kaldu,
u. Kardu) haben. Wie man nun aber auch toss^k erkläre, ob als
Arrapachitis oder als südbabyl. Kaidäerland, jedenfalls kommt die Ab-
leitung des Namens aus arischem Arjapakshatd („das Arien zur
Seite liegende'* Bohl. Tuch) nicht mehr in Betracht — "vk] Sam.
"^h, Lyder. Der Grund der Einordnung der Lyder unter die Semiten
ist bis Jetzt nicht aufgeklärt Der Sprache nach semitisch waren die
Lyder (u. die nach Her. 1, 171 ihnen verwandten Myser u. Karer)
nicht (s. gegen Lassen in ZDMG. X. 382 f. nam. Lag. G. Abb. 266 f.
u. Nöld. in BL. IV. 63 f.). Von Zugehörigkeit zu einem semit Reich
kann auch keine Rede sein, wenigstens .soweit das assyr. Reich dabei
in Betracht kommen sollte, denn dieses hat sich nie bis Lydien er-
streckt; erst Asurbanipal liess Gyges gegen die Kimmerier Beihilfe an-
gedeilien, hat aber nie in Lydien geherrscht {Tiele 359; Sehr, KAT.^
114). Für entfernte Beziehungen zu den Semiten kann man immerhin,
wenn nicht die sagenhafte Zurückftihrung ihres ersten Königs Agron
auf Ninos u. Belos (Her. 1, 7), so doch die mannigfachen, bei ihnen
u. andern kleinasiatischen Völkern vorkommenden Berührungen mit sy-
rischen* Gülten u. Bräuchen {Lenorm. B^r. 146 ff.; Leg. de S^mir. 56 ff.;
Kiepert A. Geo. § 109) geltend machen. Ob diese Einflüsse der ass.-
bab. Gultur unmittelbare {Renan bist d. Isr. III. 143), oder durch die
bis tief nach Kleinasien hinein herrschenden (?) Qatti (S. 191) ver-
vermittelt waren {EMey. § 255 ff.), steht noch dahin. Dabei wird an-
zunehmen sein, dass für den Vrf. der Name 'fk noch nicht auf den
fernen Westen beschränkt war, sondern eine grössere Völkerschicht
umfasste. Über eine andere Erklänmg der Sache, näml. dass im Sinne
des Vrf. Lud die von den Äg., nam. von Thutmosis III bekämpften
Relenu, die Bewohner der syr. Tiefebene, bezeichne, s. Sehr. KAT.^
114. Wo sonst im AT. -nh vorkommt (s. V. 13), sind die afrik. rh
zu verstehen. Die Hypothese von einem grossen semit Volk Lud, von
dem Amaleq, Amoriter, Philister, die äg. Ludim u. die kleinasiat Lyder
Theile gewesen seien {Kn.), ist eine Fiction. d^m] mehr Volks- als
Landesname, u. weiteren Sinnes als Syrien, so dass, wo genauer geredet
werden soll, ein Beisatz gemacht wird, wie Aram des Stromlands,
Aram Damaskus u. a., also die Völker Syriens, Mesopotamiens bis hinein
in die oberen Tigrisebenen u. die Thaliandschaften innerhalb des Tau-
rus, die später zu Armenien gerechnet wurden, auch wohl bis nach
Cilicien hinein (Strab. 18, 4, 6), nur dass (22, 20 ff. Am. 9, 7) die
Gen. 10, 22. 23. 197
Ausbreitung dieser Völker über diese weiten Länder als eine erst all-
mälilig (nam. unter Verdrängung der Qatti) vor sich gegangene zu
denken Ist. Hochland bedeutet la'^M nicht; die Grundform war Aräm.
Über'die Aramu, Arimu der Assyrer s. Sehr, KGF. 109ff. KAT.^ llöff.;
Del. Par. 257 f. Über die spätere Geschichte des Namens s. Nöld, in
ZDMG. XXV. 113 ff. — V. 23. Von diesem weitschichtigen Volk wer-
den 4 Zweige hervorgehoben als Söhne des Äram (welche Worte in
1 Chr. 1, 17 fehlen), die in den ältesten Zeiten grössere Bedeutung ge-
habt haben müssen, deren Namen aber später zurückgetreten oder ver-
schwunden sind, so dass man sie nicht mehr alle nachweisen kann.
V^] ist der bekannteste darunter; kommt 22, 21 vor als erster Sohn des
Nahor; 36, 28 Bruchtheil von ihm (?) im Verband der ^oriter; Ij. 1, 1
ein Volk nordösü. von Edom; Jer. 25, 20 (mass.) Könige des Landes
Us; Thren. 4, 21 (mass.) Edomiter über das Land Us ausgebreitet.
Nach Jos. ant. 1, 6, 4 war Us Gründer von Trachonitis u. Damask
(Ptol. 5, 19, 2 nennt Alaixai in der Wüste westl. vom Eufrat). Alles
dies weist auf ein im südl. Syrien u. der Wüste weiter verbreitetes
Volk, nam. in der Gegend von Qauran u. Damask hin. Auch auf einer
Inschrift Salmanassars II will Frd. Del (ZKSF II. 97) den Namen r^^'
gefunden haben. RSmith (Kinship S. 261) hält ps^ für eine Zusam-
menfassung aller der Stämme, welche denselben Gott y^^ (arab. '^Äud)
verehrten; Glaser (IL 411 ff.) will p^ in Arabien am West-Serät bis
nordwärts von Djuhaina u. südwärts bis Asir localisiren! ^^t] von
Joseph, u. a. auf Armenien, von Boch. au( XoXoßoti^vri in Armenien,
in der Glosse bei Syncell. auf die MceyoQSoi gedeutet, wird gewöhn-
lich erläutert durch den Namen pule, der noch immer am Hule-See
in Galilaea u. der sumpfigen Landschaft um denselben her {Rosenm. AK. I,
2, 253; vgl, Ovka^a Jos. ant. 15, 10, 3. 17, 2, 1), aber auch an
einer Landschaft zwischen Emesa u. Tripolis (Edrisi in Ros, anal. arab.
III, 16) haftet. Doch wird damit wenig geholfen, da dies auch ein n.
appeli. gewesen sein kann. Eine Völkerschaft Hylalae nennt Plin. 5 § 81
zwischen den Hemeseni u. Ituraei. Ein Bezirk Buli(j)a im Gebirgs-
land KaSiar d. h. Mons Blasius soll {Del, Par. 259) in den Inschriften
des Asumasirpal vorkommen; doch bedarf das noch der Bestätigung
(s. Sehr ad. keilschr. Bibl. L 87). ^)n»] nicht mehr nachweLsbar; Ver-
muthungen bei Win, BW.; KnoheVs (VT. 235 f.) Erläuterungen aus
arab. Genealogien ergeben nichts annehmbares, ebenso die Glaser^ s
S. 421 f. «ö] wofür Sam. kw», LXX MoaoXf 1 Chr. 1, 17 ??»» (auch
Ps. 120, 5 ?) geben, (doch s. V. 2), deutet Joseph, auf die Mvfaavcclot.
an den Eufrat-Tigris-Mündungen (syr. ^^iLie), wohl durch Verwechs-
lung mit vwa V. 30, diese sind zu weit südlich. Ebensowenig ist Masch
in den Oasen des 6. §ammar, des ööf u. dem angrenzenden Gebiet
von el Qaslm in Arabien {Glas. 275 ff. 419 ff., der w», «im? u. «^^a
zusammenwirft) zu suchen. Dagegen empfiehlt sich sehr wohl der
Mons Mas 'ins, nördL von Nisibis {Boeh, Mieh.), welches Gebirge
Armenien von Mesopotamien scheidet (Strab. 11, 14, 2; PtoL 5, 18, 2),
u. von dem der ) ^^ 901J herabfliesst (s. Ges. th.; ZDMG. XXXIII. 328),
198 Gen. 10, 28—26.
wenn sicher wäre, dass der Name altaramäisch ist; die Ass. nennen
jenes Gebirg anders. Was sie mat Mai nennen, ist die grosse sy-
nsch-arabische Wüste {Del. Par. 242 f.; Sehr. keUsch. Bibl. II. 221fl'.);
aber daraus den Volksnamen vq erläutern zu wollen, ist noch bedenk-
licher. Auch aus dem Bericht bei SASmiih Keilschr. Texte Asurbani-
pals n S. 43 (in dem Jochpferde aus Kusch u. aus M6§ erwähnt wer-
den) ist vorerst keine Aufklärung über wö zu holen. — V. 24 ein
Einsatz des B, durch welchen die Genealogie des G (§em "^Eber Peleg)
mit der des A in 11, 10 if. ausgeglichen werden soll. — V. 25—30
aus C, Fortsetzung von V. 21. Von *^Eber, dem Sohn §em's, leiten
sich Peleg u. Joqtan ab. "»V^] s. 4, 18. Peleg] ohne Frage derselbe
Name, wie 11, 18, hat hier zugleich die Funktion, einen Absclmitt
in der neuen Menschengeschichte zu markiren. In seinen Tagen wurde
die Erde d. L nicht die Erdcontinente (Keerl), nicht Joqtan u. Peleg
(An.), sondern die Erdhevölkerung (9, 19. 11, 1) zeriheiU, Unter
der Voraussetzung, dass diese etymol. Notiz aus C stammt, ist die Zer-
theilung auf die Geschichte 11, 1 — 9 zu beziehen (De/., vgl. Ps. 55,
10; Bud. 383 f.), obwohl dort die Zeit des Peleg nicht ausdrücklich
erwähnt ist. An sich freilich könnte {Ew. JB. IX. 7) sie auch eine
Vertheilung der Gebiete durch Vertrag oder Willen des Oberhauptes
bedeuten sollen (BJub. c. 8.), wobei anzunehmen wäre, dass der Aus-
druck a^ß statt pri eben der Etymologie halber gebraucht wurde; in
diesem Falle müsste die Bemerkung (p»n — "»a) als späterer Zusatz an-
gesehen werden. Doch liegt ein entscheidender Grund für diese An-
nahme nicht vor. — Ob G im Verlauf seiner Darstellung von Peleg
auch Völker abgeleitet hat, ist nicht zu bestimmen; von Joqtan leitet
er die hebr. (semit.) Araber ab. — V. 26. Joqtan gilt auf Grund der
bibl. Angaben bei den arab. Genealogen unter dem Namen Qahtän als
Stammvater der reinen Araber im eigen tl. Arabien, von welchen theils
die untergegangenen Urbewohner wie ^Ad, Thamüd, Gadis u. a., theils
die abrahamischen Araber (Gen. 25) unterschieden werden. Der Name
Qahtan soll als Name einer Landschaft im nördl. Jemen u. als Stamm-
name noch erhalten sein {Kn. VT. 184), aber das ist kein Grund, mit
Kn, die Joqt. auf das südwestl. Arabien einzuschränken. Sonst s. auch
Kremer die südarab. Sage S. 24 if. Dreizehn Stämme werden von
Joqtan abgeleitet: vielleicht ist einer dieser Namen ein Zusatz, dann
hätte man die bekannte Zwölfzahl der hebr. Völker auch hier wieder.
-in^^«] die Punktation V» setzt wohl den arab. Artikel voraus; wahr-
scheinlich aber ist es, wie in so vielen andern sabäischen Namen, ^k
(Gottesname) + "rtiö, von Y-rr^ abgeleitet {Hai. M61. crit 86; DMüller
in ZDMG. XXXVII. 18). Ein Volksstamm dieses Namens ist bis jetzt
nicht nachzuweisen : nicht hieher gehören die 'AHoviiauirai des Ptol.
(Boch.-, dagegen ZDMG. XXII. 658); eine andere Hypothese bei Glas,
425. 435. t\h^] die üakanrivol des Ptol. 6, 7, 23 {'AXaTcrjvol, Spreng.
§ 343) hat Boch.^ einen Landstrich Salfie (iuiJLu bei Niehuhr Arab.
247) eine Strecke südwestwärts von §anä hat Kn. verglichen; Sulaf
oder Salif als Name eines Stammes in Jemen Osiander (ZDMG. XL
153 ff.; vgl. Mordlm. in ZDMG. XXXIX. 228); ebenso Silf den östlich-
Gen. 10, 26—29. 199
sten Bezirk von Jemen zwischen Jäfa^ u. Qadramaut hat Halhy (M^l.
86) nachgewiesen; nach Glas. 425 giht es viele Salf zwischen Jemen
u. Hadr. Anderes bei Kremer 26, u. Spreng, S. 270. *7J?'??'n] auch
auf den sab. Inschriften (ZDMG. XIX. 239 ff.) als wö'nSn wiedergefun-
den u. bis auf unsere Zeit unter dem Namen Qadramaut als Name
einer Landschaft östl. von Jemen am Ocean erhalten, identisch mit dem
Land der XccrQafKotlrcity eines der 4 HauptstSmme, welche (Strab. 16,
4, 2) das südi. Arabien bewohnten, mit der Hauptstadt £aßata (V. 7),
berühmt durch seinen Weihrauchhandel (ob die 'AtQaulrai oder die
'ASgccfthat oder beide von jenen zu unterscheiden seien, darüber s.
ZDMG. XIX. 254. XXH. 658. XXX. 323. XLIV. 186; Olsh, im MBAW.
1879 S. 571 ff.). Im Alterthum war übrigens Qadramaut ein weiterer
Begriff als heutzutage. Über Qadr. s. de Go^'e Hadhr. 1886 (SA. aus
Revue coloniale intern.); LWC van den Berg Le Qadh. et les colonies
Arabes, Batav. 1886. n^;] noch nicht ermittelt Da im Hbr., Sab. u.
Geez das Wort Mond bedeutet, so hat Boch, (auch HaL Mel. 86)
auf die Banü Hildl Neumondsöhne oder Alilaei im nördl. Jemen,
Mich. (Glas. 425) auf die Mondsbucht u. das Mondgebirg {Ghübh
el Qamar u. (rebel el Qamar) im östl. Hadramaut gerathen (s. Ges.
th.; Kn. VT. 195); aber der Monddienst war unter diesen südl. Ara-
bern weit verbreitet. Anderes bei Spreng. S. 270. öJ^"'?;] Sam. ö^'ji»,
nicht nachweisbar, denn die ASgafAhai (Ptol. 6, 7, 10) oder Atra-
mitae (Plin. 6, 32. 12, 30), welche Mich. u. a. hieherziehen, gehören
zu ]rviä^:s)-r. Auch die Hadrameh (Krem. 25) passen den Lauten nach
nicht. Anderes bei ö/a«. 426f. 435. i^jw] Sam, Vt-^«, LXX Ai^i^X.
Auch Ez. 27, 19 ist Vw»*? zu lesen. Nach der Überlieferung der Araber
war Azäl der alte Name der Hauptstadt von Jemen, welcher seit der
Besitznahme durch die Abessinier dem Namen §an^ä gewichen sei {Ges.
th.; Kn. VT. 188 f.) Die Richtigkeit der Überlieferung wird von Glas.
(Skizze L 79. 81 f.; II. 427. 434 ff.) bestritten, der vielmehr üzal in
der Gegend von Medina ansetzen will. Ob die in dem Briefe des
Bisch. Johannes im 6. Jahrb. genannten ^jo^i^io] (Assem. bibl. or.
L 361) die Vw« sein sollen, ist sehr fraglich. ri^|^*f] nicht nachge-
wiesen. Der Name lässt auf Palmenreichthum (Jü)(>) scliliessen, wes-
halb Boch. an die Minaei (Strab. 16, 4, 18. Plin. 6 § 161) in dattel-
reicher Gegend, Kn, (VT. 196) an einige andere Stamme denken wollte.
h2^y] h^^v 1 Chr. 1, 22, Sam. Vulg. Joseph.-, EvaX u. rsßaX LXX.
Nach HaL M61. 86 ist ^Abil noch heute in Jemen Name eines Bezirks
u. verschiedener Ortschaften. Sonst s. Krem, 26; Spreng. 270; Glas.
426 f. ^«»"^a»] unermittelt; der Name MccXi. im Weihrauchland (Boch.)
bei Theophr. plant 9, 4 scheint falsche Lesart zu sein (Mich!). Zu
der echt sabäischen Bildung des Namens ist ^yisaK (HaL Mel. 86;
DMiUL ZDMG. XXXVD. 18) zu vergleichen, »a»] V. 7. ^»-i»] kommt
von Salomo an im AT. vor als Name des Landes, aus dem die Flotte
des Qiram u. Salomo nach dreijähriger Fahrt Gold, Edelsteine, Sandel-
holz, Silber, Elfenbein, Affen u. Pfauen brachte (1 R. 9, 28. 10, 11.
22. 2 Chr. 8, 18. 9, 10), u. dessen Gold als feines Gold sprichwört-
lich wurde (Ps. 45, 10. Ij. 22, 24. 28, 16. Jes. 13, 12. 1 Chr. 29, 4).
200 Gen. 10, 29—30.
Die Lage dieses Goldlandes hat man in der verschiedensten Weise he-
stimmt (s. Win, RW. u. Ri. HWB.), weil man die Aussagen des Kö-
nigsbuchs über die Fahrt dorthin u. die Handelsartikel dorther zu
Grund legte. Indessen Joqtaniden u. somit auch Ophir müssen nach
V. 30 in Arabien gesucht werden. Und zwar kann nur der hhr. Name^
nicht die von den LXX in 1 Reg. Ghron. Jes. (u. Jos. ant 8, 6, 4)
dafür gesetzte Form Haxpei^a, Ik)vg>eiQ u. a. (die wohl schon auf
bestimmten Vermuthungen über die Lage beruht) maassgebend sein.
Sonach fällt Supara an der malabarischen Küste Indiens (Ptol. 7, 1;
6, u. Edrisi), womit man auch {£)ovnnaQa in PeripL m. er. 52 com-
binirte, ausser Betracht, u. von Sofäla (d. h. "^5«) auf der Ostseite
Afrika's; gegenüber der Insel Madagascar, kann keine Rede sein, ob-
gleich man neuerdings wieder darauf zurückkam, nachdem Mauchl^ll
40 deutsche Meilen landeinwärts von Sofäla die grossen Bauruinen von
Zimbabye wiedergefunden hat. Auch Abhira an der Küste östl. vom
Indus-Delta {Lassen lAK.^ L 538 f.), I9sst sich mit unserer Stelle nicht
vereinigen. In Arabien ist freilich der Name Ofir nicht mehr nach-
weisbar. Mit Gombinationen wie bei Kn, VT. 191, Hitz. im BL. IV.
368 ist keine Wahrscheinlichkeit zu erzielen. Der Nachweis alten
Gold- u. Silberreichthums an der Westküste Arabiens zwischen Higäz
u. Jemen, von Dhahabän bis Ober-Chaulän (Spreng, 49 ff.), berechtigt
noch nicht, Ophir dort zu suchen (Spreng,-, Goergens in StKr. 1878
S. 458 ff.; Soetbeer das Goldland Ophir, BerL 1880; Ri. im HWB.
1124), da diese Örtlichkeit dem Hafen ^Ezjongeber zu nahe u. als
Stapelplatz für die afrik.- indischen Producte zu nördlich liegt Eine
Gegend der südl. oder südöstl. Küste Arabiens ist immer noch am
wahrscheinlichsten. Glas, 353 f. 357 ff. sucht zu beweisen, dass Ophir
im engeren Sinn die arab. Küste des pers. Golfs, im weiteren Sinn
auch die gegenüberliegenden östl. Küstenländer umfasse. "V?y s. V.
7 u. 2, 11 (S. 60). In der Voraussetzung, dass es (Gen. 25, 18) im
nordöstl. Arabien, am pers. Meer, ein Havila gab, kann man (Win,
Tuch. Ges,) die Xavkoraloi des Strabo 16, 4, 2 u. Quwaila in Bahrein
an der Küste (Nieb. Arab. 342) vergleichen; Glas. 267. 325 f. 389 f.
will das mittlere u. untere Flussgebiet des W. el Dawäsir, also die
Landschaft Jemäma verstehen. Lautlich unzulässig ist die Gombination
(Bock, Mich, Ros, Kn.) mit dem Qaulan Jemens (Nieb.; Spreng,
S. 286 ff.). SpecieU "'Tada (Ptol. 6, 7, 41) im südl. Jemen hat Boch.
verglichen, as'i''] unbekannt; die ^Itoßaqhai des Ptol. 6, 7, 24 in '/lo-
ßaßhai zu verbessern (Boch.), ist zu gewaltsam; eher Hesse sich an
den in sab. Inschriften nachgewiesenen Stamm na'^n*^ Juhaibdb denken
(Hai.-, Glas. 303). — V. 30. Die Ausdehnung ihrer Wohnsitze (vgl.
V. 19). «w«] nicht Mov^a Hafenstadt innerhalb des Bab-el-Mandeb
(^Boch.), nicht Bischa im nördl. Jemen (Kn. Spreng. § 399); eher
(Mich. Ros, Juch, Win) die LandschaA; Mesene an der Mündung
des (vereinigten) Eufr. Tigris (Ges. th. 823; Mannert Geogr. V. 359 f.;
Reinaud sur le royaume de M^s^ne 1861 p. 48ff.)- Aber führte diese
schon zur Zeit des Vrf. diesen Namen? u. wenn, war sie den Hehr,
so bekannt, dass sie zum Ausgangspunkt einer den Lesern verstand-
Gen. 10, 30—Cap. 11. 201
liehen Grenzbestimmung (vgl. V. 19) gemacht werden konnte? Beruht
nicht vielleicht die Punktation »vo erst auf der Geographie der griech.
röm. byzant Zeit, als Mesene den Juden sehr geläufig wrar {Neubauer
Geogr. Talm. 325. 329. 382)? Wenigstens die LXX sprachen Maaaij
wie Gen. 25, 14, lasen also »^, welches in NArabien gelegen den
Hebr. leidlich bekannt sein mochte. Auch hier wird am ehesten dieses
K^ herzustellen sein (Hai. M^L 91 f.). Von »w» an war ihr Wohn-
land in der Richtung (V. 19) auf Sefdr hin, nach dem Gebirge des
Ostens, da ta^)»!? '^n wegen seiner Stellung nicht Praedic des Satzes
sein wird, aber auch nicht Appos. zu rr^jo , weil von einem ^n dieses
Namens nichts bekannt ist. ^d] gewöhnlich gedeutet auf Ajjb, ent-
weder die himjar. Königsstadt ^aphar bei Jerim in Jemen, oder die
Hafenstadt des östlichen Qadramaut (Mahra) bei Mirbät, heute Isfor
gesprochen (ZKM. ffl. 289). Nun wird zww" ?aphar PtoL 6, 7, 25.
41, Plin. 6 § 104, PeripL m. er. 33 mit HcatqxxQa, Zatpiq, Sapphar
(Philost. h. e. m, 4 Tatpaqov) vnedergegeben; dass aber ein Hebr. da-
für ^vo schreiben konnte , ist sehr zu bezweifeln. Die Frage, ob Za-
phar in Jemen {Tuch^ Kn. a.) oder !Japhar in Mahra {Ges, th. 968;
Wellsted R. in Arab. H. 347 f.; Win,^ iL 450) zu verstehen sei, wäre
dann massig. Wenn aber ^tt demnach nicht mehr nachweisbar ist,
so spricht doch der Zusammenhang dafür, dass es irgend wo im Süd.
Arabiens gelegen haben wird, auch den Hebr. nicht ganz unbekannt
war. ^rrpfn ^rt] als das arab. Hochland (Negd) zu fassen, gienge nur
an, wenn es Subj. zu eavi)? '^rni sein könnte; von roMs abhängig, kann
es nur ein südl. Gebirg bezeichnen, u. wird deshalb vielfach (Kn,
Del. a.) auf das grosse Weihrauchgebirg (Ritter EK. Xu. 264) zwi-
schen Qadramaut u. Mahra bezogen. Eine sichere Erklärung des V.
ist bei der Unbestimmbarkeit der 3 darin genannten Namen unmöglich.
— V. 31. Schlussformel des A zu den Semiten, vgl. V. 5 u. 20. —
y. 32. Schlussformel zum ganzen Verzeichniss, nach A.
4. Der Thurmbau zu Babel und die Trennung der Völker
und Sprachen, Cap. 11, 1 — 9, aus C.
1. Während A in Cp. 10 von den 3 Söhnen Noa^'s die 3 Mensch-
heitskreise mit ihren Völkern u. Sprachen in natürl. Weise sich ab-
leiten lässt, wird hier die Trennung der Sprachen u. die Zerstreuung
der bisher noch einheitlichen Menschheit über die Erde aus einer be-
sondem Gottesthat erklärt. Das ist eine andere Betrachtungsweise der
Sache, u. ist dadurch A als Vrf. dieses Stücks ausgeschlossen, gegen
welchen auch noch manches andere spricht, wie f^v (gegen i^v^ 10, 5.
20. 31), die Namensetymologie V. 9, u. a. Weiter aber, da das Stück
auf die 3 Söhne Noa^s u. deren Nachkommen keine Rücksicht nimmt,
sondern nur von der ganzen Erdbevölkerung (V. 1) u. zwar als einer
noch einheitlichen, spricht, so scheint auch die Quelle ausgeschlossen
202 Gen. 11.
zu werden, aus der 9, 18 f. u. die in A eingearbeiteten Theile des
Cp. 10 stammen: so Böhm. u. Schrad. (Stud. 162), die es dem R zu-
schreiben, u. WLXXl. 401 ff.; Bud. 371 ff.; Kuen, XVIII. 159 f., die es
ihrem J^ zutheilen, während sie die von der Fluth u. den Noa^söhnen
handelnden Theiie des G auf einen J^ (auch J^) zurückführen (s. oben
S. 89). In der That wird nicht zu bezweifeln sein, dass diese Thurm-
bausage urspr. unabhängig von der Fluthsage u. von der übl. Ablei-
tung der Menschheit von Noali's 3 Söhnen in Umlauf war, vielleicht
auch schon in einer Schrift aufgezeichnet stand. Aber so wie sie hier
11, 1 — 9 lautet, kann sie doch nur von G stammen, weil sie ganz
dieselbe gedankenreiche, feinsinnige, tiefethisch-religiöse Betrachtung des
Gegenstandes u. dieselbe Vermenschlichung Gottes (vgl. nam. V. 6 f. mit
3, 22) zeigt, wie G (bes. Gp. 2 f.); ebenso zeugt der Ausdruck T!;'»'3"^$
1 u. r*»6 4. 8 f. (trotz des Einspruchs Budde's 377 f.) för den Vrf.
von 9, 19. 10, 26, wogegen an r'n»'?("^? ''.?^"^?) 4. 8 f. statt ni3n«n
ein Anstoss (Sehr,) um so weniger zu nehmen ist, als T!?^^ auch sonst
(2, 5. 6, 5. 7, 17. 8, 22. 13, 16. 18, 18) von G gebraucht wird. Ist
demnach die Zugehörigkeit des Stücks zu G nicht wohl zu bezweifeln,
so ist doch die Folgerung, dass die Fluth- u. Noah-Geschichte in G ein
secundärer Zusatz seien, darum noch nicht nothwendig (s. auch ZATW.
IX. 154). Allerdings der Ausweg, dass in 11, 1 — 9 nur von einem
Theil der Noachiden, näml. den §emiten, die Rede sei {HaL\ ist nicht
zulässig (s. zu y. 1). Aber die Noah-Söhne u. -Enkel, ohne Zweifel als
Individuen gedacht, konnten sehr wohl als zunächst noch an Einern
Ort vereinigt u. als die gesammte Erdbevölkerung bildend vorgestellt
werden, bis Gott sie zwang, sich zu zerstreuen: das X'^^T! V. 9 gibt
dann nachholend den Anlass u. die näheren Umstände an, unter denen
das pHrt n:iti 9, 19 sich vollzog. Dass alle in Gp. 10 eingetragenen
Reste des G in seiner Schrift auch schon vor 11, Iff., u. nicht viel-
mehr erst darnach standen, ist damit noch nicht gesagt; nam. 10, 8.
10 — 12 (wenn es aus G stammt) kann nur hinter 11, Iff., nicht vor-
her beigebracht gewesen sein (s. S. 164). Über an^to s. zu V. 2. An-
dererseits muss bestritten werden, dass 11, 1 — 9 als urspr. Fortsetzung
von Gp. 2 f. 4, 16—24 (Wl.) oder von Gp. 2 f. 4, 16—24. 6, 1. 2. 4.
10, 9 {Bud,) einen besseren Anschluss an das ihm Voraufgehende hätte:
im Gegentheil nachdem schon Stadtwesen, Ackerbau, Nomadenleben,
Gewerbe ausgebildet waren (4, 16 ff.), was hätte diese Menschen ver-
anlassen sollen, nun auf einmal an einem ganz andern Ort als eine
noch ungeschiedene Masse aufzutreten? — Wie in Gp. 2 f. den Ur-
sprung der Sünde u. der Übel in der Welt, so erklärt Vrf. hier die
Sprach- u. Völker-Trennung nach ihren letzten Gründen u. ihrer tiefe-
ren Bedeutung. In Babel wollte die damals noch einheitliche Mensch-
heit sich einen Mittelpunkt schaffen, welcher durch seine Anziehungs-
kraft die schon auseinanderstrebenden Glieder zusammenhielte u. vor
Zersplitterung u. Schwächung ihrer Gesammtkraft bewahrte; aber Gott,
solches Vornehmen missbilligend, verwirrte die Sprache der Bauenden,
dass sie einander nicht mehr verstanden, u. nöthigte sie so vor Voll-
endung des Werkes zur Zerstreuung über die Erde. Deutlich ist (wie
Gen. 11. 203
9, 1. 1, 28 bei A) die Ausbreitung der Menschen über die Erde als
das naturgemässe, dem göttl. Willen Entsprechende vorausgesetzt. Aber
sie wollen diesem Triebe entgegenhandeln, der göttl. Ordnung trotzen,
mit gemeinsamer Kraft ein Werk schaffen, das geeignet wäre, sie auf
immer zusammenzuhalten. Darum verhängt Gott straf- u. zwangsweise
das über sie, was sie vermeiden wollten, die Zerstreuung, u. das Mittel
dazu ist die Zertheilung der Sprachen. Diese ist damit unter den Ge-
sichtspunkt einer Strafe gestellt (vgl. Plat. pol. p. 272 mit Philo 1.
406 M.). Die Getrenntheit der Völker muss, wo ein sie alle einigen-
des höheres Band nicht oder nicht mehr vorhanden ist, entschieden
als Übel empfunden werden; sie hindert gemeinsame grosse Unterneh-
mungen, u. ist die Quelle alles Streites unter ihnen mit seinen zahl-
reichen schlimmen Folgen. Die Sprachverschiedenheit aber verfestigt
diesen Gegensatz; verschiedene Sprache fuhrt verschiedene Weise zu
denken u. die Dinge zu betrachten mit sich, der innere geistige Unter-
schied der Bestrebungen u. Anschauungen wird noch grösser. Zumal
im Alterthum, wo man sich möglichst auf das eigene heimische Wesen
beschränkte u. vor allen Fremdsprachigen ein Grauen empfand (Jes.
33, 19. Dt. 28, 49. Jer. 5, 15. Ps. 114, 1), war die Betrachtung der
Sprachverschiedenheit als eines Übels die nächstliegende. Andererseits
konnte man doch auch das Gute daran nicht verkennen: wären alle
Völker mit ihren oft so selbstsüchtigen u. eiteln Bestrebungen vereint,
wie würden sie da erst recht weit in gottwidrigem Treiben gehen, in
ihrem Übermuth um einen Gott sich nicht mehr kümmern! Also ist's
doch auch wieder eine Wohlthat> eine Schranke für die Selbstsucht
der Menschen, dass sie wider ihren Willen auseinandergehen müssen.
Diese doppelte Idee: die Volks- u. Sprachtrennung ein Übel u. göttl.
Strafe u. doch auch eine heilsame Schranke gegen die Weiterentwick-
lung ihrer sündhaften Vermessenheit , leuchtet aus der Erzählung her-
vor. Im Zusammenhang des Geschichtswerks dient sie dazu, sowohl
die Getrenntheit der Völker u. ihrer Sprachen vom religiösethischen
Gesichtspunkt aus zu beleuchten (vgl. schon 2, 19 f. über die Sprache),
als auch von der mächtigen Entwicklung des bösen Triebes in den
Menschen (8, 21) u. den Anfängen des auf die eigene Verherrlichung
gerichteten oder heidnischen Sinnes derselben eine Zeichnung zu geben.
Zum vollen Verständniss ist aber hinzuzunehmen, dass bei den Pro-
feten es als Ziel der Zukunft hingestellt wird, dass die Völker einst
im Glauben an den Gott des Heils u. im Gehorsam gegen seinen
Willen das einende Band wieder finden (Jes. 2, 2 — 4^ u. die Sprache
Israels verstehen u. reden lernen werden (Jes. 19, 18).
2. Der Erzählung liegen dunkle geschichtl. Erinnerungen zu Grund.
§inear war schon in Urzeiten ein Land starker Völkermischung, wo
Semiten u. Kuschiten (10, 8 ff.) oder nach den Inschriften Semitisch
u. nichtsemitisch Redende zusammenstiessen, wie es auch später immer
ein Sammelplatz der Völker war (Jer. 51, 44); es lag nahe, dasselbe
zu einem Trennungsort der nachsintfluthlichen Menscheit zu machen.
Babel war eine der ältesten Städte der Erde (10, 10), auch nach den
dass. Nachrichten. Babel, die grosse, schien nur durch die gemein-
204 Gen. 11.
same Arbeit einer Menge von Menschen herstellbar gewesen zu sein
(Diod. 2f 7), u. machte durch ihre gewaltigen Bauten den Eindruck des
Riesenhaften, oder des Werkes von Menschen, die vor nichts zurück-
schreckten. In diesem ßabel muss ein riesiger thurmartiger, aber un-
vollendet gebliebener Bau gewesen sein, von welchem man viel sprach,
u. an diesen schliesst sich unsere Erzählung an. In den Beschreibungen
der Alten, welche sich aber alle auf das Babel Nebukadnezar's u. seiner
Nachfolger beziehen (Her. 1, 178 ff. Diod. 2, 7 ff. Strab. 16, 1, 5. Ar-
rian 7, 17. Gurt 5, 1. Plin. 6 § 121 f.) wird als eines der merkwür-
digsten Bauwerke Babels der grosse Belustempel (nach Herod. auf der
Westseite des Eufrat) genannt, den Neb. mit der Beute seiner Feld-
züge beschenkt u. verschönert hatte (Beros. bei Jos. ant. 10, 11 > 1;
c. Ap. 1, 19), aus Backsteinen erbaut, mit Asfalt verkittet Herodot
(1, 181 ff.), der ihn noch sah, beschreibt ihn als ein Viereck, dessen
einzelne Seiten 2 Stadien maassen. In der Mitte stand ein Thurm,
1 Stad. lang u. breit, der sich in 8 Absätzen (nach Strabo auch ein
Stad. hoch) erhob. Treppen führten hinauf zum AUerheiligsten im
obersten Stockwerk, wo sich ein Lager u. goldener Tisch befand für
gottesdienstliche Zwecke. Nach Diod. diente das oberste Gemach zur
Sternwarte. Schon Alexander M. fand ihn in Trümmern (s. Tuch),
Nun gibt es auf der Westseite des Eufrat 9 KM. südlich von Hilla noch
jetzt mächtige Trümmer eines solchen Thurmes, Birs Nimrud genannt
(AbbUdungen bei RL HWB. 134; Mürdl.Del. Gesch. ßab.2 67); längst
hat man diese Ruine mit dem BelheiHgthum des Herodot u. mit dem
Thurm unserer Stelle für einerlei erklärt In neuerer Zeit sind diese
Ruinen wiederholt untersucht u. beschrieben (bes. Rieh Memoirs on
the Ruins of Babylon 1818; HRawlinson in JRAS. XVffl. 1—34;
Oppert Exped. en M^op. 1. 200 ff.). Da eine dort gefundene Back-
steininschrift den Namen Barsip enthält^ ist anzunehmen, dass der Ort
dieser Ruinen Borsippa war. Auch die Inschrift Nebukadnezar's ist ge-
funden, worin Nebuk. erzählt, dass er den Tempel „der 7 Leuchten
der Erde", den Thurm von Borsippa, den ein früherer König errichtet
hatte, ohne seine Spitze aufzusetzen, u. der seit langer Zeit im Verfall
gewesen sei, restaurirt u. ausgebaut habe (Sehr. KAT.^ 124 ff.). Es
war ein Heiligthum des Bel-Nebo, die 7 Etagen (mit besondem Heilig-
thümem) den 7 Planetengottheiten gewidmet, auf einem rechteckigen
Unterbau, in der südwestl. Ecke desselben in 7 sich verjüngenden Stock-
werken sich erhebend, jedes Stockwerk mit der dem betreffenden Ge-
stirn conventioneil zugeeigneten Farbe geziert Die Maasse stimmen
mit denen Herodot's nicht genau, Hessen sich aber vielleicht vereinigen.
Aber da Borsippa der Ort dieses Tempels war, u. Borsippa auch in
den Klschr. von Babel unterschieden wird,, so ist nicht wahrscheinlich,
dass es gerade dieser Borsippa-Bau war, an den sich unsere Erzählung
anlehnt (wie die talmud. Juden s. BuxL lex. talm. c. 362 annahmen).
Eher anzunehmen wäre, dass die heutige Ruine Babtl, im N. der Stadt
Babel auf der linken Flussseite, die imposanteste aller Ruinen {Ri.
HWB. 132), ein alter Tempel des Bel-Merodach (Grabmal des Belus,
Strab. 16, 1, 6), als viereckige Pyramide sich erhebend, ebenfalb von
Gen. 11, 1—3. 205
Nebuk. später ausgebaut, das gemeinte Bauwerk wäre (s. Sehr. KAT^
121 fp. ; über die beiden Tempel, den £-zida in Borsippa u. den £)-sagila
in Babel s. jetzt Tiele in ZA. II. 1790*.). Schliesslich kann es aber
auch eine andere, schon im alten Babel vorhandene, aber uns unbe-
kannnte Ruine sein, an welche die hbr. Sage sich anlehnte. Ein
Beweis, dass die Sage auch bei den Ass. Bab. in Umlauf war, ist (trotz
ZATW. IX. 154) bis jetzt nicht erbracht Die Inschrift, die GSmilh-
Bei, chald. Gen. 120 fP. auf die Sprachverwirrung deutete, spricht
davon nicht. Auch Berosus sprach davon nicht, weil Joseph, (ant.
1, 4, 3) sich gerade auf ihn nicht beruft {Ew. JB. IX. 18), u. die
Frage, ob der Schilderung Orac. Sib. III, 97 ff. u. der verwandten des
Abydenus (Eus. pr. ev. 9, 14; ehr. Arm. I. 51 f.) etwas aus Berosus
zu Grund liege, ist (gegen Richter Beros. p. 21 u. Lenorm,) zu ver-
neinen. Eupolemus (Eus. pr. ev. 9, 17) berichtet eben nur nach der
Genesis. Den Thurmbau als ein Werk himmelstürmender Titanen zu
betrachten (Sibyll.), dann ihn auch mit Nimrod in Verbindung zu
bringen (Joseph.), lag nahe genug, u. gab den Späteren Stoff zu weiterer
Ausschmückung. Die Eingliederung des Ereignisses in Peleg's Zeit
scheint schon 10, 25 (BJub. c. lOj bezweckt. — Die Litt, zu dem
Stück bei Ros. schol., u. Win.^ II. 498; vgl. ausserdem Ew, JB. IX.
9 — 19; Kaulen die Sprachverwirrung zu Babel, Mainz 1861; Budde
bibl. Urg. 371 ff.
V. 1. die ganze Erde d. h. Erdbevölkening (9, 19. 10, 25) war
eine Lippe^ Sprache (Jes. 19, 18. 33, 19. Ez. 3, 5 f.) u. einerlei
Worte, d. h. {Ew. 296*) war gleichsprachig, hatte einerlei Mundart,
Aussprache u. die gleichen Wörter, Ausdrücke. Der Plur. b''7H» war
hier nicht zu vermeiden; anders ist der Gebrauch 27, 44. 29, 20. —
Wenn p«r! Va (vgl. 1 S. 14, 25) auf die Gruppe der Semiten be-
schränkt zu denken wäre {HaL RB. VIII. 172 f. im SA.), so müsste
das irgendwie deutlich gemacht sein; die angebhche Anspielung in w
V. 4 genügt dazu nicht, u. das 3malige r«n Vs ^it hy 4. 8 f. spricht
dagegen. — V. 2. Wäre ytja blos aufbrechen, so müsste fi^g» den
Ausgangsort bezeichnen, aber mit dem blossen Aufbrechen finden sie
noch keine Ebene; es bedeutet fortziehen, wandern (12, 9. 20, 1.
35, 21, 46, 1), u. die Phrase besagt wie 13, 11 östlich, ostwärts umändern
(vgl. 2, 8. 12, 8) näml. vom Standpunkt des Vrf. aus, der in Palästina
ist (s. noch 29, 1). Von woher sie kamen, ist nicht angegeben.
Wäre Eden oder Nod gemeint {WL), so wäre das genannt; fi^f. für
sich ist nicht östl. Land (25, 6). Ob C (wie A) den Noahkasien in
Ararat gelandet dachte, wissen wir nicht; jedenfalls aber dachte auch
er die Noachiden im Osten (Palästina's). Dass Vrf., wenn er mit
dem der Noahgeschichte derselbe war, auch den Aufbruchsort hätte
angeben müssen, ist zu viel verlangt. "?|?a] nach dem Sprachgebrauch
(nicht nach Etym.) Tiefebene; diese Ebene im Lande Sinear (10, 10)
ist eben „die Gegend der Stadt Babylon, ein neölov nach Strabo, TtMov
fiiya nach Herod." {Kn.), — V. 3. Hier Wohnsitze nehmend be-
schlossen sie sich Bauten zu errichten, u. zwar indem sie statt der
Bruchsteine, die dort nicht (wie in Pal.) zu finden sind, sich Back-
206 Gen. 11, 3—6.
steine verfertigten, u. auch, was jenen Gegenden ebenso eigenthfimiich,
Asfait als Bindemittel verwendeten, r^^rt^ gib d. i. wohlan, wie V. 4.
7. 38, 16. Ex. 1, 10, nicht bei A. ö-^an^ ein ass. Etymon für naa!>
schlägt Del. (Par. 145; Prol. 93 f.) vor, s. aber auch JVoYd. in ZmO.
XL. 735. HB'ivV] zu Gebranntem d. h. Brandsteinen, Backsteinen (Dat
des Products). Der i»n Asfall (14, 10. Ex. 2, 3; s. Gen. 6, 14) diente
ihnen zum Thon d. h. Mörtel, Kitt (die Einwendungen Böhmer' s 163 ff.
sind nicht von Belang). Über den Beichthum Babyloniens an Asfait
s. Win.^ I. 100. Auch die Classiker in ihren Berichten über Babel
u. den Belustempel (S. 204) geben das Material ebenso an (Diod. 2, 9;
Trogus bei Justin 1, 2); die Untersuchungen der babyl. Baureste be-
stätigen das, ergeben jedoch zugleich, dass für die inneren Massen der
Bauten auch blos Luftziegel (ass. libitlu) u. gewöhnlicher Mörtel, da-
gegen der gebrannte Stein (ass. agurru) u. der Asfait hauptsächlich
für die Aussentheile der Bauten im Gebrauch waren. — V. 4. Ihre
Absicht ging auf Erbauung einer Stadt u. eines Thurms, dessen Spitze
am Himmel sein, ihn erreichen sollte (Dt. 1, 28), hier, wo alles zwar
kurz u. knapp, aber äusserst malerisch gesagt ist, doch wohl nicht
blosse Hyperbel, sondern zur Zeichnung ihres kühnen, hochstrebenden
Geistes, dem selbst der Himmel nicht zu hoch, nicht unantastbar ist.
u. wollen uns einen Namen machen] „uns berühmt machen u. einen
Nachruhm stiften, vgl. Jes. 63, 12. 14. Jer. 32, 20 (2 S. 7, 23; §eph.
3, 19). Diese Absicht legt der Vrf. ihnen nach dem Erfolg bei, in-
dem Babylon ihren Erbauern allerdings zum Buhm gereichte, will aber
damit auf ihren Hochmuth hinweisen** {Kn.), Die Stadt u. der Thurm
soll ihr Buhm oder concreter gefasst Buhmesmal sein. Dass QV an
sich auch Denkmal, Buhmesmal bedeute, ist aus 2 S. 8, 13. Jes. 56, 5
nicht sicher zu erweisen ; jedenfalls Mal überhaupt, weithin sichtbares
Zeichen, an welchem sie in der weiten Ebene sich immer wieder zu-
rechtfinden könnten {Schum. Buns. Böhm,^ Bud. 375), bedeutet es
nie, u. der folgende Absichtssatz muss nicht zum letzten Glied, son-
dern kann zum ganzen V.^ gehören. Die Stadt u. der ruhmvolle Bau
sollte für alle ein Sammelort u. Anziehungspunkt werden, dass keinem
einfiele wegzuziehen. — V. 5. Aber Gott wacht u. [tritt der Selbst-
sucht entgegen. Er kommt herab (V. 7; Ex. 3, 8), um das Werk,
welches d. h. so weit es die Menschensöhne gebaut halten (es war
noch nicht fertig, V. 8), zu besichtigen. Ähnlich 18, 21. — V. 6.
Sein Befund ist nicht angegeben, aber was er weiter sagt u. thut,
zeigt, dass er das Werk sehr bedenklich fand. In den Himmel zurück-
gekehrt überlegt er (s. 3, 22), dass sie derartiges nur unternehmen u.
ausführen konnten, weil alle dieselbe Sprache reden u. ein einiges
Volk bilden, u. weiter, dass dieses nur ihr Anfangen (Inf. Hiph.; zu
n vor der Gutt. Ew, 199*; zu hm s. 6, 1. 9, 20. 4, 26) zu thun
d. h. der Anfang ihres Thuns sei, sie also bald zu Weiterem fort-
schreiten u. ihnen schliesslich nicht mehr verwehrt, unerreichbar sein
werde irgend etwas, was sie zu thun sich vornehmen werden. Sie
würden vermöge ihrer Gemeinsamkeit, durch die ihnen alles gelingt,
schliesslich alle Schranken durchbrechen u. so den göttl. Zweck mit
■*>.
Gen. 11, 6—9. 207
der Menschheit vernichten, ^»j;] erleichterte Form für 5»^;, wie V. 7
n^M für n^äa, vgl, zu 9, 19. — V. 7. Also entschliesst er sich zum
Einschreiten, nan] in ironischer Wiederholung ihres Wortes V. 3 f.
(Del). Über die 1 p. Plur. s. zu 1, 26. 3, 22. i^^a] ist nicht tren-
nen = ^ht (Kn.) sondern verwirren; der Ausdruck ist gewählt mit
Beziehung auf ^a V. 9; ebendarum ist auch av hinzugesetzt. 'ai ^vk]
dass (Dt. 4, 40. Jos. 3, 7) sie einer des andern Sprache nicht hören
d. i. verstehen 42, 23. Jes. 33, 19. 36, 11. Dt 28, 49. — V. 8. Die
Ausführung des Beschlusses ist nicht ausdrücklich bemerkt (schwerlich
in Folge von Verstümmlung des Textes, ifS.), sondern nur die Folge,
dass sie sich nun zerstreuen u. das Werk unvollendet liegen lassen
mussten. Dass Gott den Thurm durch gewaltige Windstösse zerstörte,
sagt erst die Sibylle, BJub. u. a. wn] -\- V-raön nKi Sam, LXX. —
V. 9 der Name Babel, Die Gedanken der Erzählung werden in freier
Weise an den Namen der Weltstadt angeknüpft; wenn auch die Schöpfer
des Namens einen andern Sinn unterlegten, so ist er doch dem Hehr,
eine treflTende Bezeichnung des beschriebenen Wesens der Stadt: Wirr^
warr (avy%vaig LXX) nannte u. nennt man (fies. 144, 3*) sie, denn
sie war der Schauplatz der Sprachverwirrung. Der 2. Grund schliesst
sich nur als Folge dem ersten an, u. ist nicht nöthig, deshalb (Kn)
dem Worte Vaa die Bedeutung „Trennung, Scheidung^' aufzudrängen.
Dabei ist Vaa als aus ^aVa vereinfacht gedacht Ew. 158°. Für die
Babylonier hatte der Namen einen andern Sinn. Da das Etym. magn.
sagt: BaßvXciv sY^xm ano xov Bi^Xov (Steph. Byz. u. d. W.), so
nahm man den Namen als Bäh Bei d. i. porta Beli {Eichh. Win.)
oder als Va rm:^ domus Beli (durch Abkürzung von M^^a in B6 u. Bä,
s. bei Tuch), sogar als Abkürzung von nn-^a ßocgig Burg Bel's, hdrhel
(tCn, nach Hager in Klaproth^s Magazin I. 294 f.). Aber die In-
schriften ergeben vielmehr Bäb-ll »= Pforte Gottes, späterhin auch
Bdb'Ildni = Pforte der Götter Baßvkoiv (Tiele Gesch. 87; Sehr.
KAT.^ 129). — Dass nun sofort die mannigfaltigen Sprachen mit einem
Schlage fertig in die Erscheinung getreten seien, sagt Vrf. nicht; er
fixirt nur den Zeitpunkt, von dem an die Zersplitterung in Völker u.
Sprachen begann. Noch weniger ist er verantwortlich für die Ein-
bildungen der späteren Juden u. der KW., welche noch Buxtorf,
ÄPeiffer, Löscher u. a. bis herab auf Häv, u. Bmg. theilen, dass das
Hebräische die Ursprache sei, von welcher die übrigen in Folge jener
Verwirrung erst abgezweigt seien.
5. Die Geschlechtsfolge in der Linie Sem's bis aufTerach,
Cap. 11, 10—26; aus A.
Nachdem A Gp. 10 die Ausbreitung der Völker nach der Fluth
gezeichnet, führt er das Geschlecht §em's, aus dem Abraham stammt,
durch 9 (10) Glieder herunter bis auf Terach, bei welchem der Stamm
wieder in 3 Zweige auseinandergeht. So leer an Erinnerungen war auch
208 Gen. 11, lOff.
dieser 2. Zeitraum der Geschichte, dass eine solche tabellarische Ober-
sicht genfigen musste. Die Ähnlichkeit mit Gp. 5 springt in die Augen,
u. beweist für die Selbigkeit des Verf., die auch allgemein anerkannt
ist. Angaben, durch welche von Noal^ auf Abraham herabgeleitet
wurde, hatte (s. 10, 25 ff.) gewiss auch G; aber dass eine f5rmliche
Semitentafel {Bud. 306. 411), ist nicht zu erweisen, geschweige zur
Grundlage weiterer Folgerungen zu machen. Dass unter dem mit
Namen genannten Sohn auch hier jedesmal der Erstgeborene gemeint
ist, geht aus V. 26 (10, 25) noch besonders hervor, u. wird durch
10, 22 (wo geograph. geschieht!. Ordnung maassgebend war) nicht
widerlegt Im ganzen ist diese Tafel etwas kürzer gehalten als Gp. 5,
sofern die Zahl der Lebensjahre nach der Zeugung des Erstgeborenen
nicht besonders herausgehoben u. das jetzt selbstverständliche da starb
er fortgelassen ist Aber die Zwecke der Tafel sind die gleichen wie dort,
ndm. die Dauer dieses Zeitraums (vom Ende der Fluth bis auf Abraham's
Anfang 290 Jahre) zu bestimmen; zugleich von dem zunehmenden Sinken
der Lebensdauer in demselben eine Anschauung zu geben. Dagegen
unterscheidet sie sich von Gp. 5 darin, dass sie nach dem hbr. Text
nur 9 Glieder enthält Bei der Bedeutung der Zehnzahl in diesen
Dingen (S. 88) u. bei der Regelmassigkeit in der Schreibweise des A
wird eine Verstümmlung der Tafel zu vermuthen sein. Wenn Abra-
ham selbst als 10. Glied der Reihe gelten sollte {Tuch Kn. Del,\ so
hätte der Vrf. eben nicht mit Terach, sondern erst mit Abr* geschlossen.
Daraus dass Noal> der 10. in seiner Reihe ist, kann man {Kn, Del.)
nicht schliessen, dass nach dem Sinn des Vrf. Abr., wie Noal;^ der Be-
gründer einer neuen Ordnung, ebenfalls der 10. sein soll; denn Abr.
entspricht eben nicht dem Noah; sondern dem §em; u. wenn Berosus
in der 10. Generation nach der Fluth einen y^gerechten u. grossen, in
der Himmelskunde erfahrenen Mann'' ansetzte (Jos. ant 1; 7, 2; Eus.
pr. ev. 9, 16, 1), so folgt daraus für unsere Stelle nichts, oder höch-
stens das, dass man später aus solcher Rücksicht ein Glied der Reihe
ausliess, um Abr. als 10. zu gewinnen. Noch weniger kann in lav ni^in
ursprünglich Noali {Bud, 412 f.) als erster der Reihe aufgeführt oder
gedacht gewesen sein. In der That haben die LXX (auch Demetrios
bei Eus. pr. ev. 9, 21, 12; BJub. 8; Luc. 3, 36) zwischen Arpaxad
u. §elach noch ein weiteres Glied, den Kaivdv {"ff^t) sowohl hier als
in 10; 24. Der krit Werth dieses Zeugnisses wird freilich dadurch ver-
dächtig, dass dieser Name nicht blos schon Gp. 5 an 4. Stelle vor-
kam, sondern ihm auch in den LXX (nicht aber im BJub.) die gleichen
Zahlen wie dem Nachfolger §elach gegeben sind; der Schluss liegt
nahe, dass erst die Griechen diesen Kainän hier eingeschoben haben,
um die Zehnzahl der Glieder voll zu machen, zumal da auch 1 Ghr.
1, 24 (hbr. u. griech.) einen Kainän nicht hat, ebensowenig Sam., u.
auch Philo u. Joseph, hier mit dem hehr. Text gehen. Allein wenn
auch hienach der LXX Text ein junger ist, so folgt daraus noch nicht
die Unversehrtheit des hbr. T.; die Urheber des Einsatzes waren der
Ansicht, dass der hbr. T. eine Lücke habe, u. füllten sie, so gut es
gieng, aus (vgl. 4, 8). Demnach wird man zwar nicht den Text der
Gen. 11, lOff.
209
LXX u. des BJub. geradezu vorzielien {Ew. Bertheau), aber auch nicht
den hebr. Text unbeanstandet lassen dürfen. Es kommt hinzu, dass
auch die Zahlangaben der Tafel unter den HSnden der späteren Schrift-
gelehrten noch allerlei Änderungen erfuhren. Wie Cp. 5, so weichen
in denselben der hbr., griech* u. sam. Text von einander ab.
Hebr.
Samar.
Septuag.
Sem ....
100
500
600
100
500
600
100
500
600
Arpaxad . . .
35
403
438
135
303
438
135
400
(430)
535
(565)
Kainan . . .
130
330
460
Schelach . . .
30
403
433
130
303
433
130
330
460
Eber ....
34
430
464
134
270
404
134
270
(370)
209
404
(504)
339
Peleg . . ,
30
209
239
130
109
239
130
Reu ....
32
207
239
132
107
239
132
207
339
Serag . . .
30
200
230
130
100
230
130
200
330
Nahor . . •
29
119
148
79
69
148
179
125
304
Terach . . .
70
(135)
(205)
70
(75)
(145)
(79)
70
(129)
(135)
(208)
(205)
Summa
390
1040
1270 (1170)
In der Tafel der LXX (wo die eingeschlossenen Zahlen die Les-
arten des Cod. AI. sind) sind zwar die Zahlen beim 1. u. 10. Glied
dieselben wie im Hbr., sonst sind aber die Jahre vor der Zeugung je
um 100, nur bei Nabor (wo Cod. AL vorzuziehen ist) um blos 50 er-
höht, wodurch freilich (nam. beim 6.> 7., 8. Glied) die Zahl der Jahre
vor u. nach der Zeugung unverhältnissmässig wird, im ganzen aber
(Kainan mitgerechnet) für die Zeit vom Ende der Fluth bis zur Geburt
Abraham's 1070 (1170), oder wenn man 11, 10** zu Grund legt,
1072 (1172) Jahre, also 780 mehr als nach dem Hbr. sich ergeben.
In den Jahren nach der Zeugung aber ist der Grundsatz der stetigen
Abnahme des Lebensalters regelmässig durchgeführt, so jedoch, dass
bei Arp. u. Schel. in den Nebenzahlen auch abweichende Lesarten
gegenüber vom Hbr. mit hereinspielen, welche vom System unabhängig
sind. Der Sam, stimmt mit LXX in der Erhöhung der Jahre vor der
Zeugung zusammen, u. hat auch, indem er bei Eber die Jahre nach
der Zeugung genau wie LXX herabmindert, den Grundsatz der stetigen
Abnahme ebenso wie LXX durchgeführt, ja bei Terach noch strenger
als LXX; allein indem er in der Gesammtsumme der Lebensjahre der
einzelnen sich an den Hbr. anschliesst, bei Eber u. Terach sogar die
Zahlen von diesem noch herabmindert, hat er das richtige Verhältniss
zwischen den Jahren vor u. nach der Zeugung überall gestört, u. be*
kündet sich eben damit als ein aus LXX u. Hbr. zurechtgemachter,
also kritisch bedeutungsloser Text Als Zeit vom Ende der Fluth bis
zur Geburt Abraham's ergeben sich bei ihm, da er Kainan nicht hat,
940 (942) Jahre. [In BJuh,, das in der Sethitentafel mit dem Sam.
geht, sind die Jahre, in welchen die Väter zeugen (s. SBAW. 1883.
Handb. z. A. Test. XL 6. Aufl. 14
210 Gen. 11, 10.
S. 335), bei Arp. 68, Kain. 57, Sei. 71, Eb. 64, Pel. 61, Reü 59, Ser. 57,
Nah. 62, Ter. 70; zusammen 569 Jahre bis Abraham^s Geburt]. Im
Hebr, ist (mit Ausnahme §em's u. Terach's, deren Zahlen durch an-
derweitige Gründe bestimmt scheinen) die stetige Abnahme des Lebens-
alters gut gewahrt, nur dass bei Eber die Zahl 464 (430) ausser
Verhältniss ist u. vielleicht ursprünglich 404 (370) gelautet hat (vgl.
LXX Sam.), wodurch auch der (im übrigen vielleicht beabsichtigte)
starke Absprung der Lebensdauer von Eber auf Peleg etwas ermdssigt
würde. Auch das Verhältniss der Zeugungsjahre zu den Lebensjahren
ist (ausser beim ersten u. letzten Glied) im Hbr. dem in Gp. 5 ange-
setzten VerhSltniss ziemlich entsprechend, u. jedenfalls passender als
in Sam, u. LXX. Aber wenn soweit der Hbr. sich als der beste der
3 Texte erweist (s. Berthe, in JBDTh. XXIII. 674), so ergibt sich von
anderer Seite eine Schwierigkeit, die wohl auch die Griechen {Sam.)
zu ihren Hauptänderungen bewogen hat Die sich ergebenden 290 ^292)
Jahre vom Ende der Fluth bis auf Abraham's Geburt oder 365 (367)
Jahre (12, 4) bis zu seiner Einwanderung in Kenaan erscheinen zu
wenig, um nicht in Widerstreit mit den Erzählungen Gp. 12 ff. zu ge-
rathen. Man kann sich kaum denken, dass es im Sinne des Vrf. lag,
dass Noa^i erst starb, als Abraham 58 Jahre alt war, oder dass §em
bis über Jacobs Geburt herunter, Eber noch nach dem Tode Abraham's
lebte (s. darüber schon die Bemerkungen des Araberbischofs Georg
gegen Aphraates, in Ryssel Georgs Gedichte u. Briefe 1891 S. 53 f.);
noch weniger lässt sich verstehen, wie 365 Jahre an sich u. nach
dem Sinn des Vrf. ausgereicht haben sollen, um die ausgebildeten
Völker- u. Staatsverhältnisse, die zu Abraham's Zeit als bestehend vor-
ausgesetzt werden, herzustellen. Arithmetisch mögliche Progressionen
der natürL Vermehrung der Menschen (wie sie zB. bei DeL^ 242,
Ke.^ 148 aufgestellt sind) haben keine Beweiskraft; nach solcher Rech-
nung müsste heutzutage eine kaum mehr zu zählende Menge von Mil-
lionen Menschen die Erde bevölkern: in Wirklichkeit waren die Hin-
demisse einer so maasslosen Vermehrung vor Abr. dieselben wie nach
ihm. Allein daraus sieht man eben am Ende doch nur, dass das Zah-
lensystem nicht auf Grund solcher Erwägungen, sondern von ganz
anderen Grundlagen aus entworfen ist Welche Daten oder Annahmen
den Vrf. bei seinen Ansätzen leiteten, ist bis jetzt so wenig herausge-
funden, als in dem ähnl. Fall Gp. 5 (s. die S. 112 f. verzeichneten
Schriften; auch Nöld. in JPTh. 1875 S. 344 u. Äi. HWB. 1468).
Dass im Vergleich mit der beglaubigten Geschichte anderer Völker, nam.
der äg. u. bab.-assyr. Reiche, die Ansätze, zumal des hbr. Textes, zu
niedrig seien, muss jeder Unbefangene zugeben. — Über die Namen
der vorgefahrten Patriarchen s. zu V. 26.
V. 10. „Sem zeugte als Söhn von 100 Jahren d. h. 100 Jahr
alt, also im 101. Lebensjahr den Arpaxad. Damit stimmt zwei Jahre
nach der Flulh^ näml. nach dem Eintritt derselben. Sem war gegen
Ende des 501. Jahres Noahs geboren (5, 32), mithin beim Anfang der
im 2. Mon. des 600. J. Noafe's (7, 11) erfolgenden Fluth zwischen 98
u. 99, beim Ende derselben zwischen 99 u. 100 Jahr, u. nach einem
Gen. 11, 10—14. 211
weiteren Jahr, also das 2. Jahr nach dem Eintritt der Fluth, zwischen
100 u. 101 Jahr alt". So Kn. nach Bengel. Aber 9, 28 kann
h^^tsn nn« nur „nach dem Ende der Fluth" bedeuten {Bud, 108 f.), weil
sonst von 7, 11 aus nur 949 Jahre für das Leben Noah^s heraus-
kommen. Deshalb nehmen ai^dere (zB. Tuch, DeL) die 500 Jahre in
5, 32 für eine runde Zahl, statt genauerer 502; KöhL G. I. 54 er-
klärt die 2 Jahre daraus, dass §em der zweite Sohn Noahs gewesen
sei (s. aber S. 194). Unter diesen Umständen ist wohl {Bud,) o^aw
Vtawi ^riK als Glosse von einem zu erachten, der genauer nachrechnen
wollte, aber 9, 28 f. ausser Acht liess. Sonst lehrt die Stelle, dass
Arpaxad §em's Erstgeborner sein soll (s. auch 5, 4). Der Anfang dieser
Tafel mit einem Zustandssatz ist in der Ordnung, weil die Erzählung
hier neu anhebt. Dieser Anfang zog dann einen ähnlichen Anfang auch
in V. 12. 14 nach sich; erst von V. 16 an kommt Vrf. wieder in
das gefugigere "^n-p hinein, das er in Gp. 5 durchaus gebraucht hatte.
Auf einen andern Verf. (Schum,) ist daraus nicht zu schliessen. —
V. 11. Söhne u. Töchter] vgl. über die Söhne 10, 22. — Der Sam.
fugt hier u. weiterbin die Gesammtsumme der Lebensjahre, die sich
durch Summirung der 2 Angaben im hbr. Text ergibt, noch ausdrück-
lich hinzu (wie Cp. 5). — V. 12. "»H] s. 3, 22. — Die Namen,
welche in dieser Tafel unter den Ahnen Terach's erscheinen, lassen
sich zum Theil als Volks-, Landes- oder Stadtnamen nachweisen (ähnl.
wie die Namen Gp. 10), aber nicht alle. Dass auch Götternamen da-
runter wären (Mez Gesch. der Stadt Harrän 1892 S. 23), Hesse sich
damit vereinigen, denn manch ein Volk u. Stamm hannte sich nach
seinem Gott oder umgekehrt Dagegen hat die Meinung, dass einige
dieser Namen begriffliche Zusammenfassungen volksgescbichtlicher Tbat-
sachen seien^ keinerlei Wahrscheinlichkeit Arpaxad ist ein Volks- u.
Landesname (10, 22) u. bezeichnet hier an der Spitze der Genealogie,
dass dieses Land ein Ursitz der weiterhin genannten, also auch der
Teraclüten war. nVw] nicht nachweisbar, obwohl Kn. 130 einen Ort
Salach oder Salach im nordöstl. Mesopotamien (bei Assem, bibl. or.
I. 495. n. 115—351. IlL 1. 287) herbeizieht; daher Ew. (G.» L 379.
384) rihv ab Nachkomme {Sprössling Cant 4, 13), andere {Bohl.
Tuch Böltch,, Kn, 122, Buns. DeL^) als Sendung, Entlassung deuten
wollten, des Sinnes, dass Theile des Stammes aus Arpaxad fortzogen.
Dass nhv ein Gottesname war {Mez 23), ist aus nhv^tyia noch nicht zu
erweisen, "^ny] nicht Bezeichnung des Obergangs des Stammes über
den Tigris {Kn. Buns.), sondern Eponym der Hebräer. Der Name
■»la:^ wird gewöhnlich erklärt als die von inan w (Jos. 24, 2 f. 14 f.),
von jenseits des Eufrat Gekommenen, u. ist diese Erklärung immer noch die
beste. Dass erst die Isr. als die von jenseits des Jordan gekommenen von
den Kenaanäem so benannt worden seien {Reuss, Stad,, Wl. a.) stimmt
nicht zu 10, 21. 24 ff. Die Deutung Wanderer {Del. Par. 262) ist
gegen den Sinn des Vrb. la^. Andere Vermulhungen bei £w.^ 407 — 9.
Dass die '^Apuriu in Ägypten (in der Ramessidenzeit oft erwähnt)
nicht die Hebräer sind, dürfte jetzt feststehen {Brugsch Gesch. 582 f.;
dict g^ogr. 113 ff.; EMey. § 241); ob die in den Tell-Amama Briefen
14*
2Ü Gen. ll, 14—1'?.
ofl genannten Chabiri, welche die äg. Herrschaft in Palästina bedroheti,
die Hebräer sind {Zimmern in ZDPV. XDI. 137 ff.), ist bis jetzt eher
zu verneinen; die Verbündeten (Sayce) freilich wird es auch nicht
bedeuten (s. weiter Hai, in JA. VIU, 18 S. 54 7 f. u. MJastrow in
JBL. XI. 1892 S. 118 ff.). ^\%[ 10,25; nach einigen {BoU, Tuch
Kn. 122; Buns,, Merx im ßL.j soU er das Land, von dem aus,
oder die Epoche, in der Joqt^ sich von den übrigen Hebräern
trennte, bezeichnen; daneben denkt Kn. 130 an Phalga^ einen
Ort beim Einfluss des Ghaboras in den Eufrat (Isidor Charac. p. 248
MilL, u. Steph. Byz. u. Oakya); Eto.^ 383 an einen andern, schon
den Lauten nach nicht zutreffenden; Lag. Orient. II. 50 gar an den
Landstrich al-Fal^ an der Strasse von ßasra nach JemÄma (Wüsten-
feld AGGW. XIX 1874 S. 175), u. Sprenger S. 233. 294 an el-
Fala^ in Jemäma. vyj] LXX ^Payav^ natürlich nicht Rages in Medien
{BohL)y oder >^m^o] Edessa {Kn. Buns.\ oder Arghana an den Quellen
des Tigris {Ew.^ 384), oder Rughwa am §ammar Gebirg in Arabien
{Spreng. 294). Auch die in den ass. Inschriften von Tigl. Pil. II an oft
erwähnten aramäischen Ruua {Del. Par. 238 ff.; Sehr. KGF. 99 ff.,
KAT.^ 117) in Südbabylonien sind schwerlich hieher zu ziehen. An
einen Gottesnamen ^ {Mez 23) ist nicht 'zu denken: ^Kin beweist
dagegen, nicht dafür; denn die mit ^k zusammengesetzten Namen sind
keine Gottesnamen, a^] sicher Saru^^ Landschaft u. Stadt {Batnae
der Glassiker), zvrischen BireSik am Eufrat, Qarran (V. 31) u. Urfa
(Edessa), den arab. Geographen (zB. Jaqüt III. 85) u. syr. Schrifl-
stellem (zB. Barhebr. Chr. syr. 142 f.; Assem. b. or. 1. 277 f. 283 fl
426. II. 103 f. 321) wohl bekannt, s. Ainsworth Trav. L 306. 310.
n. 102 f.; Sachau Reise 181 ff. "^^ns] einst Name eines bedeutenderen
Volks s. 26 f. u. 22, 20 — 24. Ob in Ortsbenennungen noch Spuren
seiner Existenz nachzuweisen sind? schwerlich in Ghaura, Ort in der
Landschaft Sarug bei Assem. b. or. II. 322. 338; Le Quien Or. Chr.
n. 1508 f. {Kn^, oder in Haditha en-Naura unterhalb 'Ana's bei Abulf.
(arab., Par. 1840) S. 287, 3 {Ew.). m^] SaQ^a LXX; nicht Stein-
bock als Totem {RSmith, s. dagegen ZDMG. XL. 167 f.), auch nicht
Personification des Verweilens {Ges, th., fit. HWB. 1459) oder der
Wanderung {Ew.^ 392). Kn, vergleicht dazu den Ort Tharrana, südl.
von Edessa auf Tab. Peut. XI, d; Jensen (ZA. VI. 70) meint, dass er
als 1. Glied auch in nordsyr. (bettitischen) Personennamen, wie Tar-
hular^ TarJi^unazi {Tiele 229. 243) u. a. stecke, u. einen Gott be-
zeichne (darnach Mez 23). Andere (zB. Tuch, Buns.) sehen in r^»t\
den Namen einer geschichtl. Person. Ein Midrasch dazu findet sich
in BJub. c. 11 u. Hier, epist. 127 ad Fabiol. maus. 24. — Immerhin
weisen die letzten dieser Namen in das nordwestl. Mesopotamien.
Daraus folgt freilich noch nicht, dass die sämmtlichen Namen je eine
Station der von Arpaxad aus wandernden Semiten, u. die Jahreszahlen
die Dauer der Epochen dieser Wanderung {Buns. BW. V, 2. 86 f.)
darstellen.
Gen. 11, 27. 28. 213
6. Geschlecht Terach's, dessen Verhältnisse und Wande-
rungen, Cap. 11, 27 — 32; nach A und C von R.
Mit einer neuen, durch J angeknüpften (s. 10, 1. 25, 12. 19 u. s.)
Überschrift wird noch ein besonderer Abschnitt über Terach angefugt,
welcher die Verwandtschaftsverhältnisse in seinem Hause beschreiben
u. dadurch das Verständniss der Geschichte Abraham's vorbereitet soll.
A als Verf. ist V. 27 u. 32 deutlich erkennbar; V. 29 ist dem C
zuzuth eilen, weil dieser 22, 20 ff. darauf Rückbezug nimmt; V. 28^
(wegen 'Viö 'ks) sicher nicht dem A, sondern (Bud. 418 f.) dem C;
28* könnte von A sein, muss aber nicht; auch V. 30 (nach Wl. zu
A in 16, 3 gehörig u. erst von R hieher versetzt) ist wahrscheinlich
{Bud. 415 f.) von C, so dass 28 (wenigstens 28^) — 30 ein zusam-
menhängendes Stück von C darstellen (ebenso Kill), V. 31 erweist
sich durch die Umständlichkeit des Ausdruckes (vgl. 12, 5) als Satz
des A (Hupf. 19 f.; Bud, 415; Kill.)-, nur ist die Frage, ob nicht in
ö*^-!«» •iiKtt (s. V. 28) R nachgeholfen hat Jedenfalls ist das Stück
ein gemischter Text, bei dessen Zusammenstellung C (um den Anfang)
verkürzt ist Dass auch Angaben des A ausgelassen sind, ist nicht noth-
wendig anzunehmen. Denn da er Rethuel u. Laban nirgends als Naho-
riden bezeichnet, so braucht er auch über Nahor nichts weiter be-
merkt, oder gar (Bruslon RTh. 1882 p. 17) besondere "^^n nnnVSn ge-
habt zu haben (s. Bud. 420 ff.). Im übrigen erheben sich (s. zu V. 28)
noch besondere Bedenken gegen die Ursprünglichkeit von ö'^iws ^"jk
V. 28. 81. — Zu dem ganzen Stück ist zu vergleichen Ew, JB. X.
26 ff.; Budde Urg. 409—54; Killel in ThStW. VU. 187 ff. — V. 27.
Die Wiederholung in V.» aus V. 26 wie 10, 1 vgl. mit 5, 32. —
Dass Nahor, der Vater Terach^s, auch als dessen Sohn erscheint, hat
in solchen Völkergenealogien nichts auffallendes. i;t^] könnte von ^'n
abgeleitet Gebirgsvolk bedeuten, ist aber als Volk oder Land sonst
nicht nachzuweisen; wenigstens gehört Arran mit der Hauptstadt Ber-
daa in Armenien {JEw.^ L 411 f.) nicht hieher. Dass es blos aus pn
differenzirt sei (WL Prot 330; Bud. 443), hat nichts für sich. Eher
könnte man {Mez 23), unter Berufung auf "^n t\^% (Num. 32, 36) in
den Arboth Moab, vermuthen, dass 'j'jn unter dem Lotvolk auch die
Bedeutung eines Gottesnamens hatte. — V. 28. Haran starb n^n "^5»"^?,
wohl nicht rein temporal (Tuch), sondern coram eo d. h. so dass
dieser es mit ansah, es erlebte, vgl. Num. 3, 4. Dt 21, 16 {Kn.).
SpnV^te-fiKa] bei A sonst nicht nachzuweisen, wohl aber bei C u. B
(24, 7. 31, 13 vgl. 12, 1. 24, 4. 31, 3. 32, 10. 43, 7. Num. 10,
30; anders bei A Gen. 48, 6. Lev. 18, 9. 11). o"^?»» ^w] nur noch
V. 31. 15, 7. Neil. 9, 8; LXX X(6qcc rwv Xccköalcw. Ob Ur ein
Eigenname war, oder appellativisch Gegend, District bedeutete, können
wir nicht mehr ermitteln (^ö p«a kann, muss aber nicht fiir Land
sprechen); *^nK = iSn Gebirge {tCn.) ist schlechthin abzuweisen; auf
Grund von medischem Ovega (Strab. 11, 13, 3) zendisches vara
214 Gen. 11, 28.
District zu vergleichen {Tuch\ liegt zu fern, ebenso ein arab. W. oder
armen, gavar (ßw.^ I. 404 f.). Die Späteren, an die aus der Bibel
geläufigen Kaldäer Babyloniens sich haltend, suchten Ur Kasdim in Baby-
lonien: Nicol. Dam. (Jos. ant. 1, 7, 2) nennt r^v yijv rijv vmQ JBot-
ßvX^vogj XccXdaicDv kayo^Uvriv als Abraham^s Ausgangsort; Eupolemus
(Eus. pr. ev. 9, 17, 2) versteht eine nohg trjg BaßvkoDviag Kaficc-
Qivti, r^v xiveg kayovct noXiv Ovqiriv (s. dazu Sehr, KAT.^ 130).
Der Talmud (B. Batiira 91^) u. die Muslim suchen es in Kutha rabba
in Babylonien (istachri M. p. 54; Maräs. IL 519 u. a.); alle die spä-
teren Geschichlchen von einer Verfolgung des Abraham durch Nimrod,
in denen meist zugleich "^^k als Feuer gedeutet wurde {Beer Leben
Abraham's 1859 S. 1 — 20) schliessen sich an diese Localisirung an
(vgL schon BJub. c. 11 ff.; Jos. ant 1, 7, Iff.; Hier. quae. ad 1.).
An ?|^« (10, 10) d. h. üruk oder Warka (6r. u. fl. Rawlinson-^ Loflus
trav. 162) darf man bei '^ -iik keinenfalls denken. Dagegen würde
dem Namen nach gut passen der heutige Ruinenort Mugheir (zieml.
südl. von Warka, auf der rechten Seite des Eufrat am Pallacopas ge-
legen), als dessen alten Namen die dort aufgegrabenen Thontäfelchen
Uru erweisen, eine der ältesten südbab. Städte, Sitz des Mondcultus
{Tiele 81. 85; Winckl. Unters. 66 ff.). Dieses Ur wird jetzt nach
Vorgang der Assyriologen (s. bei Sehr, in ZDMG. XXVII. 397 ff., KGF.
94 ff.; KAT.2 129 ff.; Del. Par. 200. 226 f.) von den meisten für
'5 *ii« gehalten (s. auch FBroum über Ur Kasdim in JBL.; Dec. 1887
S. 46 ff.), wobei aber zu bemerken, dass der Beisatz a^^to nicht zum
einheimischen Namen gehört, sondern erst von den Juden beigefugt
sein müsste. Nimmt man aber das an, so kann n^nv^ -iiKa nicht
urspr. Text des G sein; er kann als solcher auch nicht durch 15, 7
(Bud. Kill.) erwiesen werden, weil jenes Gap. zu den durch R am stärk-
sten überarbeiteten gehört. Nämlich bei G sitzt nicht blos Abraham^s
Bruder Nal^or (22, 20 ff.) in IJiarran, ohne dass eine Wanderung des-
selben dorthin berichtet wäre, sondern ist dieses auch Abraham's eigene
Heimath, von wo er ausgezogen ist (24, 4 f. 7. 10. 27, 43. 28, 10).
Also wäre 's '»n hier V. 28 vielleicht Einsatz eines R aus A (V. 31)?
Auch bei A scheint eine südbabyl. Stadt als Aufenthalt Terach-Abrams
zunächst ganz fremd zu sein, da er (8, 4) Noah in Armenien landen
lässt, in der Völkerlafel (10, 22) kein Vfs, ^?a»', ö-^^te erwähnt, u.
(11, 22 — 26) Serüg u. Nahor, die doch sicher nach dem nordwesU.
Mesopotamien gehören, als unmittelbare Vorfahren Terach- Abrahams, u.
Nahor als Bruder Abrahams auffuhrt. Wie sollte von da Terach auf
einmal nach Südbab. kommen? Nur unter der doppelten Voraussetzung,
einmal dass für A die Namen V. 14 — 26 blosse Personennamen, ohne
irgend eine eeogr. ethnische Bedeutung, seien, u. sodann dass för ihn
in Arpaxad (s. 195 f.) das südbab. Kaldäervolk gemeint sei, wäre es
denkbar, dass er Terach, den Nachkommen Arpaxad's, von fi*^"rva "iik
ausgehen liess; eine Bestätigung dessen könnte man darin finden, dass
ihm (25, 20. 28, 2. 5) Bethuel u. Laban nicht Arpaxiden, sondern
Aramäer (vgl. 10, 22) sind. So wie die Sachen jetzt stehen, ist diese
Möglichkeit nicht zum voraus abzuweisen; A hätte dann eine eigenth.
Gen. 11, 28. 29. 215
Nachricht über die urspr. Heimath der Terachiden (der J^, der nach
Bud. 448 fr. ihm darin vorangegangen sein sol], ist eine Hterarische
Fiction), u. nach dem ürlheil vieler {Sehr, in ZDMG. XXVIl. 397 ff.,
JPTh. I. 117 ff., Ri. HWB. 1702 f.; Guidi in Atti d. R. Accad. dei
Lincei 1879 Vol. III p. 566 ff.; Del.^) eine geschichtlich wohl be-
gründete. Immerhin aber Hesse sich noch eine andere Möglichkeit ins
Auge fassen, näml. allerdings kaum mehr die, dass es ein v^^vo^ "iik
in Armenien oder im nördl. Mesopotamien gegeben hätte {Ges, Ew,
Kn,, noch Kitt. 215 ff.), wohl aber, dass b'^tws *vik (an Stelle eines
andern Wortes) oder doch ö"^"»«» (neben urspr. *y^) erst später in den
Text des A (u. demnach auch in V. 28. 15, 7) eingesetzt wäre, frei-
lich nicht erst in der griech. Zeit (so Lag. GGA. 1870 S. 1556 u.
Sym. I. 54, der meint, es habe urspr. Urastu = t^'^» dagestanden,
vgl. WL Gesch. I. 325), da sonst noch krit. Varianten dazu zu er-
warten wären, wohl aber zur Zeit der Schlussredaktion des Pent. in
Babylonien, sei es um mit 11, 1 — 9 zu vermitteln, sei es weil man
damals allerlei entdeckte, was auf Verwandtschaft mit Südbab. zu deuten
schien. Hätte urspr. ^ik (mit oder ohne weiteren Beisatz) gestanden,
dann wäre allerdings nicht an das Gastell Ur (Amm. Marc. 25, 8, 7)
in den ost-mesopot Wüsten zwischen Singara u. dem Tigris {Boch.
JDMich. Ges. Bohl, a.), das jungen Ursprungs scheint, vielleicht aber
an die Gegend von Edessa (Urhai, er-Roha, Orfa) zu denken (syr.
Christen; Hitz. Gesch. 42^, sofern Urhai nicht auf urspr. Osrhoene,
sondern auf "O^^a, 'O^Qorjvfjj Orrheni zurückzugehen scheint (s. Duval
im JA. Vm, 18 S. 107ff.). Voraussichtlich wird diese Frage noch
lange einen Streitpunkt bilden. Sie ist connex mit der nach dem Sinn
von Arpaxad (s. zu 10, 22). Dass b'^'tios niK südösll. von Thapsacus
in den an den Eufrat angrenzenden Wüsten zu suchen sei (HaL M61.
epigr. 81. 84), hat keine Wahrscheinlichkeit — V. 29 von C. ng«5]
Sing, wie 9, 23. 7, 7. "^^w] da aufföUt, dass zwar von Nalior's Weib
Milka, nicht aber von der viel wichtigeren Sarai die Abstammung an-
gegeben ist, so vermuthete Ew, JB. X. 27, dass hier einige Worte
ausgefallen seien, u. zwar MjrrK dk Jna nach 20, 12. Aber 20, 12
stammt von anderer Hand, u. bei A V. 31 heisst Sarai die nVd Te-
racb's. — Nahor heirathet Milka, seine Nichte (22, 20 ff.); vgl. über
Verwandtenheiratlien in der Terach-Pamilie weiter 20, 12. 24, 3 ff. 29,
19; man muss nicht vergessen, dags solche Heirathen nur der kurze
Ausdruck für das Zusammenschmelzen grosserer Gemeinschaften zu
einem Ganzen sind (zB. 16, 1. 21, 21. 36, 2 ff. u. s.). In Milka ver-
muthet Nöld. (ZDMG. XLII. 484) die von den Phöniken verehrte Göttin
t^phia. Jiska, Schwester der Milka u. Tochter Haran's, kommt nicht
weiter vor; umsonst war sie vom Verf. gewiss nicht erwähnt Ohne
Zweifel ist die betreffende Stelle des G, wo sie wieder vorkam, von R
ausgelassen (vgl. 4, 22). Dass Jiska anderer Name für Sarai sei {Jos.
ant 1, 6, 5; Tg Jon. Talm, Ephr. Hier. Rai. a.), ist gegen den
Wortlaut, ausserdem im Widerspruch mit der Angabe des A in 17, 17
(womach Sarai nur 10 Jahre jünger als Abr. war, also nicht die
|VTochter von dessen jüngerem Bruder gewesen sein kann Kn.)y u. mit
216 Gen. 11, 29—31.
der Tradition bei B in 20, 12. Ew.^ I. 449 (JB. X. 29) vermuthet,
sie sei das Weib Lot's geworden. — V. 30. n^»] wie 25, 21. 29,
31 bei G (nie bei A). Die Bemerkung schliesst sich an die Nennung
der Sara bei C in V. 29 wohl an {Bud. 416f.). t^j] f&r nV^, nur
hier u. als Kethibh in einigen Handsch. 2 Sam. 6, 23 ist sprachgeschicht-
lich merkwürdig. — V. 31 f. Terach verlässt nebst Abram, Lot u.
Sarai Ur Kasdim, um nach Kenaan zu ziehen, kommt aber nur bis
^arran^ wo er bleibt u. stirbt Damit wird der Anschluss an die
Überlieferung bei G (die IJiarran als Ausgangspunkt Abram's nennt) ge-
macht. Dieser Ort auch ass., syr., arb. Qarran, gr. Ki^^ai, röm. Carrae,
Charra, genannt, lag im nordwestl. Mesopotamien, 9 Stunden südsüd-
östl. von Edessa, an dem Flüsschen 6u]lä). „Die Gegend ist gut, sie
hat Futter u. wurde in früheren Zeiten auch gut gebaut (Amm. Marc.
18,7, 3 f.; Wilh. V. Tyrus 10,29; Istachr. 47); Abulfeda erwähnt
Quellen u. Brunnen ausserhalb der Stadt (Paulus N. Repert UI. S.
XV f.)**; die meisten freilich jetzt mit bitterem, u. nur einer mit süssem
Wasser. Heutzutage ist Harran eine armselige Ortschaft, u. weisen
nur noch Ruinen auf ihre einstige Grösse. Mehr über Qarran bei
Chwolsohn Ssabier 1, 303 fr. u. Ritter EK. XI. 29101; Sachau R,
217fr.; Ainsworth in SBAP. 1891 S. 385fr.; das Geschichtliche bei
Mez Gesch. der Stadt Harran, diss., Strassb. 1892. Es wird noch
genannt 12, 4 f. bei A, 27, 43. 28, 10. 29, 4 bei G, ausserdem 2 R.
19, 12; Ez. 27,23 (als bedeutender Handelsort). Die Stadt Nahor's
in Aram Naharaim (24, 10 bei G) ist ohne Zweifel dasselbe (Bud.
445). Ob fi;K i«i0 des A sich damit decke, s. 25, 20. Dass )y^ erst
aus Anlass von y^'n in die Patriarchensage gekommen sei (Mez 23 f.),
ist mit nichts zu begründen, wie es auch nicht annehmbar ist, wenn
HaL (Mel. ^pigr. 72 fr.), nach dem Vorgang Älterer, im Zusammen-
hang mit seiner Deutung des D'^^ma &^k auf das eig. Syrien zwischen
Chrysorrhoas u. Eufrat, l';n in Spelunca (Ptol. 5, 15, 17) finden will. —
13a ö^» 2^] i'^an ^nan aia» beim Sam. kennzeichnet sich selbst als
schlechte Interpolation. Die Nahoriden sind bei G in Qarran, ohne
erst dort einzuwandern. ö^i«s *vjKtt] s. V. 28. Wodurch die Wan-
derung veranlasst war, ob durch andere Völkerbewegungen? ist nicht
zu sagen ; die Spätem dachten sich religiöse Kämpfe in Kaldäa als die
Ursache (s. S. 214; Judith 5, 6—9; BJub. llfil; auch Eto.^ I. 479).
Man konnte das an die Art, wie B (Jos. 24, 2 f. 14), sich ausdrückt,
leicht anlehnen. Sonst ist hier noch zu beachten, dass bei A von
einem besondern göttl. Befehl zu der Wanderung nach Kenaan nichts
gemeldet ist. nVs] als Schwiegertochter wie 38, 11. 24. 1 S. 4, 19.
n^K '»K2|.'?5] wer mit wem? Da 0*3» = mit einander (An.) sprachlich
unzulässig, da es auch unmöglich ist, die 3 von Terach genommenen
in der Weise zu theilen, dass man Terach u. Abram zum Subj. von
1KS'' macht, u. Lo^ u. Sarai in ^» unterbringt oder umgekehrt (Rai.
Ros, Bmg. Ke. 1)el,% u. da bei öpk an die Hörigen, die sie bei
sich hatten (12, 5), nicht zu denken ist (Saad JDMich. Tuch), weil
solche vorher nicht erwähnt sind, so ist entweder mit Pei. (Hg. Vat,
Olsh.) öin» Ksrfli, oder mit LXX $am. Vulg. (Luth. Merc. Houb. Dathe,
/"
Gen. 11, 31— Cap. 12. 217
Del.^) BPK »?«? herzustellen. "» r»*!»] Ew. 216^ Der Ausdruck
VtlP T!?^ ist dem A besonders geläufig zB. 12, 5. 13, 12. 16, 3. 17, 8.
23, 2. 19. 31, 18. 33, 18. 35, 6 u. ö. (An.). — V. 32. Die An-
gabe des Alters Terach's verhält sich zu V. 26, dem Schluss der vorigen
Tafel ebenso, wie die über Noalbi 9, 28 f. zum Schluss von Gp. 5.
Gegenüber von 12, 4 greift die Meldung des Todes Terach's um 60
Jahre vor; es ist stehende Sitte des A, die ty^t^ des einen vollständig
abzuschliessen, ehe er auf die des andern übergeht Dies verkennend,
hielt sich Hieron. in den quaest., auf Grund der damals umlaufenden
jüd. Erzählungen von Abram's Errettung aus Verfolgung u. Feuersnoth,
sogar berechtigt, in 12, 4 die 75 Jahre als von der Neugeburt Abra-
hams zum Religionskämpfer an gereclmet anzusehen. Der Sam, seiner-
seits gibt hier in 11, 32 nur 145 Lebensjahre Terach's (s. S. 209),
u. ebenso wohl auch Act 7, 4 (Philo I. 464 M.). Dadurch wird die
Einwanderung Abraham's in Ken. unmittelbar nach dem Tod Terach's
angesetzt Bud. 428 ff. hält die Lesart des Sam, fOr die ursprüng-
liche, u. die mass. für erst auf Grund der LXX gemacht; unter den
Gründen dafQr ist der scheinbarste, dass dann Terach von dem stetigen
Sinken des Lebensalters keine Ausnahme macht Aber entschieden ist
damit die Sache noch nicht — Hiemit ist alles vorbereitet, um nun
zur Vorgeschichte Israels, speciell zur Geschichte Abraham's übergehen
zu können.
III. Die Geschichte Abraham^s Cap. 12—25, 18.
1. Ohne zu bestreiten, dass ihre Ausbildung zu einem Volk erst
in viel spätere Zeit falle, leiteten die Isr. die Anfänge ihrer Volksthüm-
lichkeit ebenso wie ihrer höheren Religion von Vorfahren ab, welche
vom Stromland her eingewandert lange Zeit in Kenaan sich aufgehalten
haben.- Unter einer Anzahl anderer Völkerschaften, welche von eben
diesen Einwanderern ausgegangen sind, betrachteten sie sich als das
jüngste, das nach Absonderung der übrigen hervorgetreten sei, zugleich
als das reinste, welches mit fremdem Blut am unvermischtesten ge-
blieben sei, das religiös-sittliche Wesen der Vorfahren am treuesten
bewahrt habe. In drei Stufen haben sich diese echten Nachkommen
jener Vorfahren allmählig von den andern losgezweigt, u. diese drei
Stufen schliessen sich ihnen an die 3 Namen Abraham Isaac Jacob an.
Alies, was die isrl. Vätersage zu melden hat, bewegt sich um diese
3 Namen. Nun ist es freilich heutzutage selbstverständlich, dass alle
diese Erzählungen über die Väter nicht der strengen Geschichte, son-
dern dem Gebiet der Sage angehören. Von keinem einzigen Volk der
Erde lässt sich ein eigentlicher Stammvater historisch nachweisen;
Völker bilden sich nicht in der Art einer Familie, sondern wachsen aus
allerlei Stoffen zusammen; auch von dem Volk Israel ist das noch ge-
schichtlich nachweisbar. Weiter wenn nach der Gen. wie Isr., so die
218 Gen. 12 ff.
übrigen hbr. Völker sich dodekadisch gliedern^ so liegt auch schon
darin ein deutliches Zeichen, dass das nicht auf nalürl. Zeugung beruht,
sondern Kunst u. Absicht, geogr., polit u. religiöse Gesichtspunkte
dabei maassgebend waren. Ebenso ist zum voraus anzunehmen, dass
die Personificationen von Völkern, Stämmen, Gebieten u. Zeiträumen,
welche in den Darstellungen der Gen. bis Gp. 11 allgemein anerkannt
sind, nun von Gp. 12 an nicht auf einmal aufhören, sondern auch
weiterhin wiederkehren werden. Unleugbar ist ferner, dass sich in
diesen Vätersagen vielfach Vorkommnisse u. Zustände der späteren
Volksgeschichte, die Zu- u. Abneigungen der Zeit der Schriftsteller
wiederspiegeln. Endlich auch dass individuelle Anschaulichkeit der Er-
zählungen an sich noch kein Beweis für die Geschichtlichkeit derselben,
sondern im Gegentheil eine charakteristische Eigenthümlichkeit der Sage
ist| braucht jetzt, da man eine Übersicht über die Sagenpoesie der
mannigfaltigsten Völker gewonnen hat, nicht mehr bewiesen zu werden.
Aber liegt in alle dem ein Grund, den Vätersagen der Isr. jeden ge-
schichtlichen Gehalt abzusprechen, so sehr, dass man auch bezweifelt
oder leugnet, dass jemals Vorväter derselben in Kenaan gewesen seien
{Nöld. ,M neuen Reidi'* 1871. I. 497—511; Stade G. I. 127 f.),
oder sie für rein tendenziöse Dichtungen der isr. Königszeit zu er-
klären {ABemstein Ursp. der Sagen von Abr. Is. u. Jacob. Berl. 1871).
Warum sollen denn die Stammsagen gerade dieses Volkes, das sich
von dem mythologischen Wesen am frühesten abgewendet hat, un-
günstiger zu beurtheilen sein als die anderer Völker, in deren epischen
Stoffen man noch einen Rest geschichtlicher Erinnerungen anerkennt?
Allerdings wirft sich der Wiederschein jüngerer Personen, Zeiten u.
Verhältnisse auf die Sagengestalten der Vorzeit zurück u. werden diese
dadurch zu Typen von jenen, aber ein Grund, auf dem das jüngere
sich so spiegeln kann, muss doch zuvor dasein. Das mindeste, was
man wird zugeben müssen, ist doch, dass in den Familiengeschichten
der Vätersage dunkle Erinnerungen an einstige Völkerschiebungen den
Hintergrund bilden, welche vom Eufratland her durch Kenaan u. die
Wüsten bis nach Ägypten hin sich drängten u. zur Herausbildung neuer
hebr. Volks- u. Stammindividualitäten in jenen Gegenden führten. Als
blosse Erdichtung zum Zweck der Rechtfertigung der spätem Besitz-
nahme des Landes oder der späteren Herübemahme kenaanäischer
Heiligtliümer in den isrl. Cult lässt sich der zeitweilige Aufenthalt der
Väter in Kenaan nicht erklären: derartige Zwecke konnten in ganz
anderer u. vnrksamerer Weise erreicht werden; auch steckt in der
Gesammtvätersage u. ihren einzelnen Theilen noch viel volksgeschicht-
licher Inhalt, der mit jenen Zwecken in keinerlei Beziehung steht
Mit der Anerkennung eines volksgeschichtlichen Hintergrunds der Väter-
sage ist dann aber zugleich über die Richtung entschieden, in welcher
die Hauptpersonen dieser Sage aufzufassen sind. Es war ein Äusserstes
an Vermischung grundverschiedener Dinge, wenn einzelne (zB. Gold'
ziher Mythos bei den Hebr. 1876 S. 109f. 154; JPopper ürspr. des
Monoth. 1879 S. 147 ff.) die Patriarchen auf Naturmächte u. ihre
Geschichte auf Naturmytlien umzudeuten sich erkühnten. Aber auch
Gen. 12 ff. 219
urspr. Stammesgötter (Dozy Isr. zu Mekka 1864 S. 21 ff.; Nöld. a. a. 0.
508 ff.; ZDMG. XLII. 484) oder göttlich verehrte Ahnengeister (Stade
G.^ I. 406 ff.), in ihnen zu vermuthen, hat man keinen zureichenden
Grund. Denn mag es vielleicht auch zutreffen, dass eine Geschlechts-
gemeinschaft sich nach dem Gott, um dessen Gült sie sich zusammen-
schloss, nannte, im allgemeinen sind die Namen der Vätersage nicht
Gottesnamen, sondern menschl. Person- oder Yolksnamen, u. von ein-
stiger göttl. Verehrung dieser Personen ist in der ganzen Vätersage
auch nicht die leiseste Spur zu entdecken. Isaac u. Jacob sind später
ganz gev^öhnliche Bezeichnungen des isr. Volks: wie hei Lot, Ismael,
Esau u. ihren Söhnen, genügt es, sie als ideelle Personennamen, her-
genommen von einzelnen Gruppen oder geschichtlichen Vorstufen des
späteren Gesammtvolks anzusehen. Man hat neuerdings (EMeyer in
ZATW. VI. Iff. VDL 42 ff.; gleichzeitig W. Groff in Rev. igyplol. IV.
95 ff.; s. auch JA. Vm, 12 S. 104 f.) in der, 118 Namen umfassenden,
Liste der von Tliutmosis III auf seinem Kriegszug gegen die Oberrutenu
besiegten Städte u. Stämme Nr. 102 fqh'ar u. Nr. 78 JSp'r als Jaqobel
u. Josefei gedeutet; unter Voraussetzung der Richtigkeit dieser Ver-
muthung hätte man dann auch einen äusseren Beweis dafür, dass Jahr-
hunderte vor Mose der Name Jacob an einem Stamm oder Ort in
Kenaan haftete. Mit Abraham verhält es sich anders. Abr. war nie
Stamm- oder Volksname, aber auch nicht urspr. Gottesname (s. zu
17, 4 f.); Abr. ist auch nicht die jüngste Gestalt in dieser Patriarchen-
welt, ein blosses Nachbild von Isaac, ein Heiliger Hebrons u. kalib-
bäischen Ursprungs (Wl, G. 338; EMey, a.), der erst allmählig zur
Hauptfigur vorgerückt wäre (denn dass die älteren Profeten ihn nicht
erwähnen, beweist gegen die Übereinstimmung sämmtlicher Pentateuch-
schriftsteller gar nichts); er ist vielmehr bei B ebenso, wie bei AGD,
in volksthümlicher wie religiöser Beziehung die wichtigste Person der
ganzen Vätergeschichte, das Haupt u. der Führer der vom Eufrat her-
überströmenden Hebräer, der auch geistig seiner Sippe ein eigenthüm-
liches Gepräge aufgedrückt hat u. auf den das spätere Volk seine Er-
wälilung bei Gott gründet (18, 18 f. 26, 5.24; 12, 2 f. 15,6; Jos.
24, 2 f.). Die Möglichkeit, dass in Abr. sich die Erinnerung an eine
bedeutende Persönlichkeit jener Hebräerwanderung erhalten hätte (Ew.y
Kitt, G. L 155 ff.), lässt sich nicht leugnen. Beweisen lässt sich's natür-
lich nicht (zumal wenn man Gp. 14 für Erdichtung erklärt), denn die
Angaben über Abr. als König von Damask (Jos. ant. 1, 7, 2; Justin
36, 2, 3) haben keinen geschichtl. Werth, so wenig als das angebl.
Zeugniss des Berosus (Jos. anL 1, 7; Ew. G.^ I. 481). Aber selbst
wenn auch er nur eine ideelle Person, die Zusammenfassung der noch
ungetheilten Hebräerwanderung sein sollte, sicher ist doch, dass sämmt-
liche Erzähler die Herausbildung des Volks Israel u. seiner religiösen
Eigenthümlichkeit auf ihn als Anfönger oder ersten Begründer zurück-
fuhren. Dieser seiner besondem Bedeutung entspricht audi das Bild,
welches die Erzähler von ihm zeichnen.
2. Nämlich in diesen bibl. Erzählungen lässt sich zwar Abr. noch
erkennen als Haupt einer von Qarran ausgehenden hbr. Wanderung u.
220 Gen. 12 fr.
als Mittelpunkt einer Reihe von Völkern, die sich von ihm abgezweigt
haben. Ab u. zu schimmert auch (nam. bei B) noch etwas durch von
der Art u. Weise, wie sich diese hbr. Einwanderer zu den Einwohnern
des Landes stellen, von Bündnissen, Verträgen, selbst von Kriegsthaten.
Aber im ganzen erscheint er als einzelner Nomadenförst mit grossem
Heerdenbesitz u. vielen Hörigen, welcher theils durch Besiedlung, theils
durch Kauf einzelne Örter weiht oder zum Eigenthum erwirbt, in
Religionssachen seine eigenen Wege geht, besonders ab Familienhaupt,
welches durch Zeugung Stammvater neuer Völker wird, u. zugleicli
hochbegnadigter Gottesmann u. Freund Gottes, Anfänger eines neuen
Glaubenslebens in der Menschheit: was von ihm erzählt wird, sind
zumeist häusliche u. persönliche Erlebnisse, durch welche er sich immer
weiter bewährt u. seinerseits die göttl. Hervorbildung der ersten An-
fänge Israels u. damit des Heiles der Welt ermöglicht Ohne Zweifel
hatte nach dieser Seite hin auch schon die lebendige Volkssage vor-
gearbeitet. Aber die ideale Ausgestaltung seines Bildes, sowie die
Sammlung u. Ordnung der einzelnen, ihn betreffenden Sagenstoffe wird
erst denen zu verdanken sein, die es in Schrift verfassten. Die 3 Haupt-
schriften der Genesis theilen sich in dieses Werk. Zu A gehört wie
der äussere, nam. chronologische Rahmen seines Lebens u. die Über-
sicht über die von ihm ausgegangenen ismaeL Araber, so insbesondere
die Hauptdarstellung des Gottesbundes sammt dem daran geknüpften
Beschneidungsgesetz Gp. 17 u. die Erzählung vom Ankauf des Erb-
begräbnisses Gp. 23. Im ganzen hat A die Hauptsachen seines Lebens
kurz u. trocken erzählt; nur wo fQr das spätere Israel so wichtige
Dinge, wie der Bund, die Geburt des Erbsohnes, der erste Erwerb von
Grund u. Boden zu melden waren, hat er ausführlichere Darstellungen
entworfen. Den Abr. stellt er als einen erhabenen Mann tiefster Gottes-
furcht u. musterhaften Lebens dar, aber die eigentliche Offenbarung
Gottes an ihn fällt doch erst in die hohe Mitte seines Lebens, u. die
Zusagen Gottes an ihn beziehen sich auf die zahlreiche Nachkommen-
schaft u. den künftigen Besitz des Landes; sein Wohnort ist Mamre
oder die Hebron-Gegend. Aus B sind noch einige Erzählungsstücke er-
halten, welche Abr. in seinem Verkehr mit einheimischen Fürsten oder
nach seinem Walten im eigenen Hause schildern (wie Gp. 20. 21, 6 ff.
22, 1 — 13), u. sowohl seine Würde als Gottesmann u. Profet (20, 7),
seinen Gehorsam gegen Gott u. seine Tugenden, als auch den Schutz
u. Segen Gottes, der ihm überall entgegen kam, u. die Achtung, die
er genoss, in's Licht stellen, öfters mit genaueren Bestimmungen von
Zeit, Ort, Umständen u. Namen, merkwürdigen geograph. u. geschichtl.
Angaben, u. sehr alterthümlichen Redeweisen, zur Charakteristik des
Mannes u. dieser alten Zeiten werth volle Beiträge; sein Wohnort ist
hier gew. Gerär u. BeerSeba^ Nicht durch solche Fülle des geschichtl.
Details, wohl aber durch ihre didaktische Durchsichtigkeit bei aller
malerischen Anschaulichkeit ausgezeichnet sind die aus C geschöpften
Stücke, welche theils von einzelnen Begebnissen reizende ideale Muster-
bilder entwerfen (wie Cp. 18 f. 24), theils die nimmer ruhende, er-
wählende, berufende, erziehende u. segnende Thätigkeit Gottes nach-
Gen. 12, Iflf. 221
weisen, durch die er zu dem vollendeten Glaubensmann gebildet wird,
welcher glaubend das Wort der Verheissung ergreift, aber eben da-
durch auch würdig wird, eine Quelle des Segens fOr seine Umgebung
u. für die künftigen Geschlechter zu sein (wie Cp. 12. 13. 15). Gerade
diese Gedanken des G hat dann R aufgenommen, u. durch sie geleitet
die Stücke jener Erzähler in der Weise zusammengestellt, beziehungs-
weise bearbeitet, dass er 1) ausgehend von Abraham's Berufung u.
Einwanderung in Kenaan zunächst durch einige Erzählungen zwar auch
die Weihung einzelner altheiliger Örter des mittleren Landes durch
ihn nachweist, bes. aber den Charakter des Mannes, u. den ihn be-
gleitenden Schutz u. Segen Gottes in's Licht stellt Cp. 12 — 14, so-
dann 2) die Höhe seines Lebens zeichnet, auf welcher er durch viele
Prüfungen u. Bewährungen würdig gemacht vdrd, Bundesvater u.
Träger der höchsten Verheissungen zu werden Cp. 15 — 22, 19; worauf
3) die in den Schluss seines Lebens gehörenden Nachrichten über ihn
selbst u. sein Haus und die Verheirathung Isaac's folgen Cap. 22, 20 —
25, 18. — Dabei hat R die Unterscheidung des A zwischen Abram u.
Sarai vor, u. Abraham u. Sara nach dem Bund (17, 5. 15) consequent
durch sämmtliche Erzählungsstücke durchgeführt
a) Die einleitenden Geschichten.
1. Die Berufung Abram's und Einwanderung in Kenaan Cap. 12, 1 — 9,,
nach C. auch A.
Hier Mi das Fehlen einer Überschrift öJäk nh^Sfi nW auf. Wie
die Geschichte Isaac's (25, 19) u. Jacob's (37, 2) eine Überschrift
haben, so musste bei A auch der Abr.-Geschichte eine solche voran-
gehen. Man kann nicht (Hupf,) sagen, A habe sie weggelassen, ent-
weder weil Terach bei der Einwanderung Abr/s noch lebte, denn auch
Abr. zB. lebte noch in dem 25, 20 fixirten Zeitpunkt, oder weil die
Abr.-Geschichte nicht sofort mit dem Bericht der Zeugung der Söhne
habe beginnen können, denn auch die Jacobgeschichte 37, 2 hat keine
Zeugung von Söhnen mehr zu melden. Noch weniger lässt sich denken,
{Del. Äe.), dass nach des Vrf. Meinung Abram's Gesch. zu Terach *s
Gesch. gehöre, denn diese hat mit 11, 32 ihren förmlichen Abschluss,
u. Abr., der vnchtigste Mann der Väterzeit, sollte blos unter Terach
subsumirt worden sein? Vielmehr kann sie nur von R weggelassen
sein (J^. ECn. Wl. BrusL a.), weil er den ganzen Eingang dieser
Geschichte bei A durch einen andern, aus C genommenen, ersetzen
wollte. Der eigentl. Grund zu der Wanderung, wie ihn A darstellte,
ist deshalb fQr uns nicht mehr ersichtlich (Vermuthungen gibt Ew. G.^
L 463). In dem ganzen Stück erkennt man als aus A stammend mit
Sicherheit nur V. 4^ u. 5 (An. Hupf. Nöld. Sehr. Kay. Wl. a.); daför
entscheidet die Altersangabe, die Wiederholung in 5^ gegenüber von 4^
die Ausdrücke ws'i u. »"o^, »w, i«s p», auch np-n (vgl. 11, 31. 36, 6.
46, 6). Dass auch V. 6. 8 (bis ö-pö 2^) u. 9 dem A zugehöre (An.).
222 Gen. 12, 1—3.
lässt sich nicht beweisen, u. ist darum unwahrscheinlich, weil A
nirgends ein Interesse zeigt, alle die später heiligen Örter im Land
als durch die Vorväter geweiht nachzuweisen. Eher dürfte in V. 6*. 8*
ursprüngHch B zu Grund liegen (Sehr,-, KüLG, 1.123), aber 6^ 8^ lassen
sich davon nicht trennen, u. zeigen, dass G diese Orts -Angaben sich
angeeignet hatte. Für C als Vrf. dieses Abschnitts sprechen ausser den
Sachen (Berufung durch Gott, Gottesdienst) auch die Ausdrücke njrn,
TT-:rT S » • t' ; 'I- {.7 ~ri»
V. 1 — 3. Die Berufung. Wälirend nach A (11, 31) schon Terach
bei seiner Wanderung mit Abram Kenaan als Ziel im Sinne hat, wird
hier die Wanderung Abram's als eine von Gott gewollte u. dem Abr.
gewiesene dargestellt Im göttl. Heilsplan lag es, gegenüber von der
zunehmenden Verschlimmerung in der Menschheit (11, 1 — 9) kräftigere
Gegenmittel anzuwenden u. in Abr. den Mann auszuwählen u. zu bil-
den, welcher der Grundstein eines zu bildenden Gottesreichs in der
Menschheit werden sollte. V. 1. Gott fordert ihn auf, aus der Heimath
auszuwandern. ^Y'^\] im Pent noch Gen. 22, 2 (vgl. Ex. 18, 27), s.
Ew. 315^. aus deinem Land u. deiner Verwandtschaft u. deinem
Vaterhaus] die Ausdrücke sind gehäuft, um darauf hinzuweisen, wie
Gott nichts Geringes von ihm fordere, wenn er verlange, er solle die
Bande der Familie zerreissen u. als FremdUng in ein Land wandern,
welches er noch nicht kenne (Tuch). Da ^^VSm f^» u. rnhSia yn|c fast
gleichbedeutend gebraucht werden (zB. 24, 4 u. 7; 31, 3 u. 13), so
lag es nicht so fem, hier an Ur Kasdim (11, 28) zu denken (Act 7,
2; Merc, Bonfr, Ros.] Hupf, unter Berufung auf 15, 7), aber aus
24, 4. 7 folgt, dass C Qarran gemeint hat (wogegen 15, 7 nicht in
Betracht kommt). Sonst s. zu 11, 28. Von Mesopotamien im allge-
meinen, zu welchem sowohl Qarran als Ur Kasdim gehört habe {Kn.\
ist nicht die Rede, das ich dir zeigen werde] das Ziel der Wande-
rung zu bestimmen, wird noch vorbehalten (s. V. 7) ; dadurch erscheint
die Anforderung Gottes an ihn noch schwerer. — V. 2 f. Um so mehr
war es nöthig, ihm Zweck u. Ziel dieser Forderung in Form einer
Verheissung kund zu thun. 'a "^la!? *j»>ki] Ex. 32, 10. Num. 14, 12.
„Die Verheissung zahlreicher Nachkommenschaft kommt in der Väter-
geschichte sehr häufig vor 13, 16. 15, 5. 17, 2. 6. 16. 18, 18. 21,
13. 22, 17. 26, 4. 24. 35, 11. 46, 3" (Kn.). dich segnen] beglücken
30, 27. 39, 5. deinen Namen gross machen] ihn verherrlichen, ge-
ehrt u. gepriesen machen, s. V. 3^. u. sei ein Segen] sollst ein Segen
sein^ ein Gegenstand des Segens (sifXoyrifiivog LXX) vgl. Ps. 21, 7.
Jes. 19, 24, ein Segensträger, gleichsam der verkörperte Segen, auf den
nicht nur Gott die Fülle seines Segens ausgeschüttet hat, sondern den
auch die Menschen segnen, indem sie seinen Namen zur Segensformel
gebrauchen (V. 3 u. Zach. 8, 13), ja der auch für andere eine Quelle
des Segens wird, vgl. V. 3* u. Beispiele wie 19, 29. 26, 5. — V. 3
fortsetzend, wie ; zeigt, nicht erklärend zu V. 2^. u. segnen, die dich
segnen] den Abramsegen auch auf die ausdehnen, die sich zu ihm in
ein freundl. Verhältniss setzen, dagegen „seine Feinde mit einem Fluch
belegen, der sich durch Unglück bethätigt Der Fluch erinnert an die
Gen. 12, 3. 223
Stellen 3, 14. 17. 4, 11. 5, 29. 9, 25. 27, 29" (An.). Gegenüber
von LXX Sam. Pei. Vulg., welche 'J"'^^]^»?'» wiedergeben (vgl. 27, 29),
ist die mass. Lesart feiner: Gott will nicht erwarten, dass viele sich
soweit vergessen werden, ihn zu schmähen. ?ja 'O'?^??] ^^ ivBvXoyri-
^aovrm iv aoL LXX (Sir. 44, 21; Act 3, 25; Gal. 3, 8), Trgg. Vulg.,
Qi. lE.y alle kirchl. Erkl., indem insgemein, nach Anleitung des NT.
(vgl. noch Rom. 4, 13. 16), die Aussage auf die Mittheilung des aus
Abrams Samen hervorgehenden Heib an die Völker bezogen wurde.
Nun würde zwar diese Hinweisung auf das Endziel des alten Bundes
bei einem prof. Schriftsteller wie C an sich nicht überraschen, obgleich
sonst in der Gen. soweit reichende Andeutungen nicht vorkommen
(auch 9, 26 nicht); auch in den Zusammenhang würde sie sich, als
noch höhere Steigerung des V. 3^ Gesagten, wohl schicken. Selbst
die Möglichkeit der pass. Fassung des Niph. ist zuzugeben, sowohl hier
als 18, 18. 28, 14. Allein 22, 18 u. 26, 4 steht dafür ?j^ta «!;annj
finn *»^ifl i», was nicht pass. (LXX, Trgg»), sondern nur refl. ver-
standen werden kann: aUe Völker werden sich mit deinem Samen
segnen d. h. (nach Gen. 48, 20. Jer. 29, 22. Jes. 65, 15 f.) sich ein
Glück wie das Israel's anwünschen u. somit seinen Namen als Segens-
formel gebrauchen. Man sieht nicht gut ein, warum vom Samen
Abram's weniger ausgesagt würde, als von Abr. selbst, zumal da die
andere Formel in 28, 14 nicht blos von Abr., sondern auch von sei-
nem Samen gebraucht ist. Selbst wenn 22, 18 u. 26, 4 von einem
andern Ref. als 12, 3. 18, 18. 28, 14 (fiBaur), näml. von R stammt,
so folgt daraus noch nicht eine Verschiedenheit des Sinnes der Formel.
Darum haben sich die meisten Neueren (nach Raii^s Vorgang zB. der,,
Vogel, de FF., Ges., Ew. 133*, Kn. Del.) fftr die refl. Bedeutung auch
des Niph. entschieden, während andere (wie Hgst. Hofm. GBaur, Ke.
KS.) an der pass. Bedeutung festhalten, u. Tuch dem Hithp. sowohl
als dem Niph. die Bedeutung ^^sich glücklich preisen, sich gesegnet
wissen durch (a) einen" beilegt, eine Bedeutung, die zwar nach Stellen
wie Ps. 49, 19 an sich als möglich erscheint, aber thatsächlich sich
sonst nirgends nachweisen lässt. Warum wäre denn in allen 5 Stellen,
wenn Gesegnetwerden gemeint war, nie das Pual, das sicher pass.
Sinn hat, gebraucht? Auch in Stellen wie Jer. 4, 2. Ps. 72, 17, welche
diese Verheissungen an die Väter wieder aufnehmen, erscheint nur das
Hithp.; ja Ps. 72, 17 wird w whjjin durch '»»tw»^ erläutert. (Unver-
ständlich ist, warum nach Wl. XXL 421. 413 in Cp. 18, 18. 22, 18.
26, 4 vom „Jehovisten" mit Hithp. der pass., dagegen 12, 3. 28, 14
vom „Jahvisten" mit Niph. der refl. Sinn beabsichtigt sein soll). Dar-
nach ist stehen zu bleiben bei es werden sich segnen in (oder mit)
dir aUe u. s. w. nö-TKrr wäwo-^s] ebenso 28, 14; dagegen y^v^r^ •^.'?"i*-^»
18, 18. 22, 18. 26, 4. Die Steigerung gegenüber von Gl. a liegt da-
rin, dass aUe Geschlechter des Erdbodens sich mit ihm segnen, mittel-
bar also auch ihn selbst segnen u. preisen, u. ihn in seiner Hoheit u.
Bedeutung anerkennen. Dass von ihm auch wirklich Segen auf sie
ausfliesst, liegt vielmehr in V. 2^ u. 3* eingeschlossen. (Erörterungen
der Stelle bei Egst. Christol.^ L 50 ff.; Reinke Beitr. z. Erkl. des AT.
224 Gen. 12, 4—6.
IV. 111 ff.; GBaur Gesch. d. ATI. Weissag. 205 ff.). — V. 4. Abr. folgt
der göttl. Weisung; schon seine Wanderung ist also eine That des
Glaubens an die Yerheissung u. des gläubigen Gehorsams gegen Gott.
— Die Altersangabe stammt aus A. Nach ihr zog Abr. noch bei Leb-
zeiten seines Vaters aus, vgl. 11, 26. 32. — V. 5 sagt dasselbe, was
Y. 4% mit Worten des A. „Abr. zog wahrscheinlich über Damaskus,
s. 15y 2^' (Kn.). wö'y] ist die bewegliche Habe (im Ass. soll ruküiu,
wie «d;^^ Streitlhier, jumentum bedeuten, PHaupt in Hebr. III 1887,
S. 110), bei A ein geläufiger Ausdruck 13, 6. 31, 18. 36, 7. 46, 6.
Num. 16, 32. 35, 3 Tsonst Gen. 14, 11 f. 16. 21. 15, 14); »a?, de-
nominirt, nur bei A (31, 18. 36, 6. 46, 6). u. die Seelen, welche
sie gemacht] ,,die Personen, welche sie erworben hatten, näml. Skla-
ven u. Sklavinnen (Lev. 22, 11; Ez. 27, 13; vgl. on« Num. 16, 32).
Zu nto; in diesem Sinne vgL 31, 1. Dt. 8, 17. Auch «m (wie tow'i)
ist bei A sehr beliebt 17, 14. 36, 6. 46, 15. 18. 22. 25 if. u. ö., aber
auch 14, 21 u. s." (Kn.), Land Kenaan] s. 11, 31. — V. 6. Abr.
durchzieht das Land bis zu der Stätte d. h. nicht blos Gegend, son-
dern (22, 3f. 28, 11. 1 S. 7, 16 LXX; Jer. 7, 12 u. ö.) Kultstätte von
iekhim (33, 18), einer der bekanntesten Städte Mittelkenaans, auf dem
Gebirge Efraim zwischen den Bergen Ebal u. Garizim gelegen, nach
ihrer Zerstörung im Vespasianischen Krieg wiederaufgebaut als Flavia
Neapolis, heute Nabulus. bis zur Weiserterebinthe] „die nach Dt 11,
30 ein Terebinthenhain war u. mit der Zaubererterebinthe Jud. 9, 37
einerlei zu sein scheint Das" Weisen „war Sache der Priester u. Seher
(2 R. 17, 28. 2 Chr. 15, 3. Jes. 9, 14. (Jab. 2, 19), welche auch"
Weiser oder ,Jiehrer genannt wurden (Jes. 30, 20). Offenbar ist hier
an einen hl. Hain zu denken, wo in alter Zeit wahrsagende Priester
Sassen, u. Auskunft u. Belehrung ertheilten. Die religiöse Bedeutung
der Örtlichkeit ergiebt sich auch daraus, dass daselbst Jacob die mit-
gebrachten Götzenbilder u. Amulete verbarg (35, 4), u. Josua nach
Einschärfung des Gesetzes einen Stein errichtete (Jos. 24, 26), wor-
nach sich vielleicht die Denkmalsterebinthe Jud. 9, 6 erklärt, bei
welcher man Abimelech zum Könige machte. Man bezeichnete nach
den verschiedenen Beziehungen den Hain verschieden." So Kn,^ nur
dass er mit LXX Pei, i'iVk als Eiche nahm. Allein da die Eiche
sicher i^Vk ist (u. wohl auch nW Jos. 24, 26), u. siVk, davon unter-
schieden (Hos. 4, 13. Jes. 6, 13) Terebinthe, zu "Vk aber sich ^•'k u.
yhi^ ordnet (vgl. Gen. 35, 4 mit Jud. 9, 6), da weiter die Terebinthen
gewiss schon im Alterthum seltener u. zu Ortsbezeichnungen passender
waren als die Eichen (über die Jetztzeit s. ZDPV. XIIL 220 ff.) u.
wegen ihrer längeren Dauer leicht heiliger verehrt, so ist unter ^Vk
wahrscheinlicher (De/. Eu?.) die Terebinthe zu verstehen, trotzdem dass
die LXX überall ^i^k mit d^vg übersetzen u. auch die Mass. in der
Punktation (zB. Jos. 19, 33. Jud. 4, 11) schwanken. Übrigens konnte
ij-»«, iiV» (vgl. aram. 'j^'^«) vielleicht auch noch andere grosse Bäume
bezeichnen (s. zu 14, 6 u. Ges, th. 51*). Dass nV», -p^K urspr. heiL
Bäume bezeichnen, u. jenes ein nom. unit, dieses ein adj. von >k
Gott sei {Stade G.^ I. 455), ist in Anbetracht des aram. Worts u.
Gen. 12, 6—9. 225
solcher Stellen wie Am. 2, 9. Jes. 6, 13. Zach. 11, 2. Ez. 27, 6 doch
wenig wahrscheinlich. Nach der gewöhnl. Auffassung wäre nt?'''^ n.
pr. eines Mannes (wie »^'s'g 13, 18); LXX Vulg, fassten es gar als
nK*^ö {vtffrjXogy illustris). Die Trgg, (u. Hier.) haben «^»"^»a Ebene
für i"»^«, wie 14, 6 u. s.; sie bekunden damit, dass sie den abgötti-
schen Sinn des X^^» verstanden haben, denn ebenso übersetzen sie oft
V?a (s. m. Abb. über 'n ^««^ in MBAW. 1881 S. 619). — Die Be-
merkung, dass der Kenaanüer, näml. nicht im engeren Sinn (iTn.)
wie Num. 13, 29. 14, 25, sondern im weitesten Sinn wie 10, 18, da-
mals im Lande (allgemein, nicht im Land §ekhem, Hai, RB. X. 261)
war, scheinbar selbstverständHch , ist gemacht mit Beziehung auf die
Verheissung V. 7: das Land, dessen Besitz Gott Abrahams Nachkommen
zusagt, war damals nicht herrenlos, vielmehr sassen schon dieselben
Ken. darin, die (nach Gottes Plan, 15, 16 f.) dem Abrahamsamen später
weichen sollten u. wichen. Vgl. 13, 7; auch 24, 3. 37. — V. 7.
Hier wurde ihm in einer Gotteserscheinung die Zusicherung, dass Gott
seinen Nachkommen dieses Land zu eigen geben werde, gemacht, u.
damit die nach V. 1 noch ausstehende Weisung, welches Land das
Ziel seiner Wanderung sein soll, ertheilt, zugleich die Reihe der Ver-
heissungen V. 2 f. vervoUständigt. Sie kehrt bei A (17, 8. 35, 12) u.
den andern Erzählern weiterhin noch öfters wieder (13, 15 ff. 15, 18 ff.
26, 3. 28, 13). — ^5»«.i] + iV LXX Sam. Pel Vulg. — Wo man
eine Gotteserscheinung gehabt hat, ist nach dem Glauben des Alter-
thums ein hL Ort, u. so baut denn Abr. (nicht ein Haus Gottes, son-
dern nach einfacherer Sitte) einen Altar bei Sekhem, wie Jacob 33, 20
(eine rt^rra), „Es gab in der Folge bei Sekh. eine hl. Örtlichkeit (Jos.
24, 1. 26); sie musste bei der Auffassung der Patriarchen als Vor-
bilder u. bei der Ansicht des Erzählers vom Alter der Jahveverehrung
(4, 26) schon von den Erzvätern dazu gemacht sein" (Kn.). Andere
Orte dieser Art s. V. 8. 13, 18. 22, Iff 21, 33. 26, 25. i-^^» rr^'^an]
wie 35, 1. — V. 8. Von da rückte Abr. weiter (südwärts) nach dem
Gebirg östl. (2, 8. 3, 24. 11, 2) von Bethel, u. lagerte sich so, dass
Bethel ihm vom Meere d. h. im Westen lag, *^Ai aber im Osten. Über
die Lage von Bethel u. 'Ai s. Jos. 7, 2 u. die RWB. r>?.;v!] fortrücken
vom Fortziehen nur noch 26, 22. n^nx ts'^i] noch 26, 25. 33, 19.
35, 21. Auch diese Stätte weihte er durch Altar u. Gottesdienst^ den
er dort that, s. 4, 26. Bethel war den Isr. ein allheiliger u. gotles-
dienstlicher Ort (Jud. 20, 18. 26 ff 1 S. 10, 3), im Zehnstämmereich
Sitz eines königl Heiligthums (1 R. 12, 26 ff. Am. 7, 10 ff.). Die Hei-
ligung Belhels für Isr. wird auf Jacob (28, 22. 35, 7 ff.) zurückgeführt;
dem Abr. wird hier nur die Weihe eines Ortes zwischen Bethel u.
*^Ai zugeschrieben. Über das Verhältniss Bethels zu "^ s. zu 28, 19.
— V. 9. Abr. zog allmählig, d. h. in nomadischen Märschen immer
weiter nach dem Südland zu. Der V., nicht von B oder R (A't«. I
123. 135) war bei C urspr. die Einleitung zu V.lOff. yc-i] 11, 2. t'^rt
?^ö3i] s. 8, 3. 5. 7. m] eig. Trockenheit, dürres Land, ist c. Art. Name
„des südlichsten Theils des hbr. Landes u. schliesst sich im N. an die
Niederung, das Gebirge u. die Wüste Juda an. Es ist ein nur stellen-
Handb. z. A. Test XI. 6. Aufl. ' 15
226 Gen. 12, 9. 10.
weise anbaufähiges Waideland u. hält die Mitte zwischen Gulturiand u.
Wüste; südl. von ihm folgt reine Wüste bis zum Sinai, s. Jos. 15^ 21 IT/'
{Kn.). Die Anwendung des Wortes für Süden ist rein paiäst Sprach-
gebrauch (wie ö^ für Westen).
2. Die Wanderung nach Aegypten und Sarai*s Bewahrung daselbst
Cap. 12, 10—20, nach C.
Dieses Stück wird insgemein dem G zugeschrieben. Die Ausdrücke
wn;;, )> y^Xä'^r}, w u. «3 ^s??, ^^?^. u. ^Vaa, p'^by nM-nia schliessen A
aus u.' verrathen den C. Nach "wi. XXI. 413 K 419 soll das Stück
sammt V. 9 aus B stammen u. ein späterer Einsatz in G sein, weil
13, 1 — 4 wieder künstlich zum Ausgangspunkt 12, 8 zurückgeleitet
werde, u. V. 9—20 Abr. allein, in Gp. 13 aber Lot bei ihm sei. Die
Beobachtung ist richtig, aber nicht die Folgerung. B ist wenigstens
für V. 10 — 20 durch Cp. 20 ausgeschlossen; die Sprache ist die des
G. Aber freilich wird G die Erzählung erst nach der Trennung von
Lot (Gp. 13) gehabt haben, weil Abr. allein zieht, vielleicht an der-
selben Stelle, wo B sein Gp. 20 hatte. R aber hat das Stück weiter
nach vom gerückt, theils weil er es von seinem Seitenstück Gp. 20
möglichst weit trennen wollte, theils weil die Unverträglichkeit mit
den aus A aufzunehmenden Altersangaben (s. V. 11) dadurch etwas
gemildert wurde. Da aber andererseits in der Tradition die Bethei-
gegend als der Ort, von wo aus die Trennung Abram's u. Lot's vor
sich gieng, feststand, so hat er durch 13, 1. 3 f. -dahin zurückgeleitet.
Aus 26, 1 f. folgt gar nichts (s. d.). — Sarai, vom äg. König geraubt,
muss, weil Gott mit Strafen gegen ihn einschreitet, von ihm dem Abr.
zurückgegeben werden, u. Abr. geht nur noch reicher an Habe aus
der Gefahr hervor. Diese Geschichte von R in den jetzigen .Zusam-
menhang gestellt, will weniger aus dem Gesichtspunkt einer Glaubens-
prüfung, denn vielmehr als Beweis davon betrachtet sein, wie Gott,
der den Abr. erwählt u. ihm die Verheissungen gegeben hat, nun auch
über ihm u. seinem Weibe wacht, selbst aus Gefahren, die er durch
eigene Kurzsichtigkeit herbeigeführt, ihn rettet, u. so ihm thatsäch-
liehen Beweis des göttl. Waltens gibt, an welches er immer fester
glauben lernen soll. Der Stoff der Erzählung, näml. die dem Patri-
archenweib durch einen fremden Fürsten entstandene oder drohende
Gefahr u. die Bewahrung des Weibes durch Gottes Einschreiten war
in der Vätersage sehr beliebt. Dasselbe was hier, „soll dem Abr. u.
der Sarai Gp. 20, u. ähnliches dem Jsaak mit Rebecca Gp. 26 beim
Fürsten Abimelech in Gerär begegnet sein" {Kn.). Mit Recht hat man
längst angenommen, dass diese 3 Erzählungen Varianten derselben
Grundsage sind, zumal da in allen dreien der Mann das Weib für seine
Schwester ausgibt. — V. 10. Hungersnoth als Veranlassung zur Wan-
derung der Nomaden auch 26, 1. 41, 54 f. Ägypten, die Kornkammer
für Kenaan in Zeiten der Hungersnotli (42, Iff. Jos. ant 15, 9, 2)
war hier als Ziel für den Nomaden von selbst gegeben. Für das
Gen. 12, 10—16. 227
Ziehen aus dem Bergland Ken. in das Niltlial ist ~!i;, für das Ziehen
aus Äg. nach Ken. n^; der stehende Ausdruck, zB. 44, 23 f. 46, 4
(Kn.) — V. 11. »^ 3"*:^^] er kam nahe, Ges. 120, 1. mk^ö w]
schön von Ansehen^ Ges. 128, 3. «a""an] „nur noch in den rein jeho-
visüschen Stücken (d. h. bei C) 16, 2. 18, 27. 31. 19, 2. 8. 19f.
27 y 2. Nach einem andern Erzähler 20, 13 traf Abr. das hier er-
wähnte Abkommen mit Sarai schon früher'* {Kn,), Übrigens beweist
die Angabe von der Schönheit des Weibes, dass diese Erzählung nicht
von Anfang an in Verknüpfung mit den Stücken des A niedergeschrie-
ben ist, sofern nach diesen (12, 4. 17, 17) Sarai damals 65 Jahre alt
war. — V. 12 f. „Abr. verlangt, dass Sarai in Äg. sich für seine
Schwester ausgebe, damit man ihn nicht ermorde. Denn galt sie als
Eheweib, so konnte ein Ägypter sie nur erhalten, wenn er ihren Ehe-
herm umbrachte; galt sie als Schwester, so war Aussicht vorhanden,
sie auf gütlichem Wege vom Bruder zu gewinnen, meine Schwester
du] d. i. du seiest meine Schw. In der or. indir. kann **& auch fehlen,
wie 41, 15 {Ges, 157). Die Angabe war (wenigstens nach B) nicht
unwahr (20, 12), aber auch nicht die ganze Wahrheit damit es mir
gut gehe deinetwegen] damit man dem Bruder um der schönen Schwe-
ster willen freundliches Wohlwollen beweise u. es mir wohlgehe
(40, 14). ^^aa] 30, 27. 39, 5 u. im Dt." (Kn.) — V. 14 f. „Sarai,
dem König von seinen Beamten gerühmt, wird in den königl. Palast
abgeholt u. gehört dann mit zum weibl. Hofstaat des Königs. Ähn-
liches berichten neuere Beisende von den Orient. Königen, welche ganz
willkührlich Schöne ihres Landes ihrem Qarem einverleiben, s. Olearius
Beisebeschr. 664; Kämpfer amoen. exot 203; Jaubert Beis. 220 f."
(An.); eine allägypt Geschichte der Art s. bei Ebers Äg. I, 262 f.
nj^hö-^K] gegen Ph. rühmten sie sie, redeten rühmend von ihr zu ihm,
vgl. Jud. 11, 36 (Tuch), Pharao] bedeutet nach Jos. ant 8, 6, 2
den König (s. Ges, th. 1129). Als das hieroglyphische Prototyp da-
von ist (von Stern) p-ur-d d. h. der Grossfurst, der allergrösseste,
nachgewiesen; seit König §i§aq wurde das eine gewöhnliche Bezeichnung
der Pharaonen u. ist als n-OTpo, n-eppo der König {Peyron lex. 150.
181) in's Koptische übergegangen. Andere {Lauth, deRoug4, Brugsch,
Ebers 263 ff.; Erman Äg. 92) ziehen auf Grund einer Angabe des
Horapollo vor die Ableitung von pero (per-aa, per-ao) d. h. Gross-
haus, was (etwa wie „die hohe Pforte") als Umschreibung für den
Herrscher im Gebrauch war. '»^l?^?!] s. zu 2, 23. p"'?] Acc. loci wie
18, 1. 24, 23. 38, 11 {Ges. 11872); Sam. nn^a. — V. 16. „Um
der angebl. Schwester willen erhält Abr. vom König Geschenke an Men-
schen u. Vieh. Die genannten Thiere nebst den Sklaven erscheinen
auch sonst als der Hauptreichthum der nomad. Patriarchen (24, 35.
32, 15 f.), wie auch bei Hiob (Ij. 1, 3. 42, 12); niemals werden Pferde
bei ihnen erwähnt Nach Burkh, Bed. 343. 347 u. Robins, Pal. I.
343 haben auch nicht alle arab. Beduinenhorden Pferde. Von den
Nabatäem sagt dies schon Strabo 16, 4, 26" (Kn.). Gegen die Ein-
wendungen V. Bohlen'Sy als ob Schafe u. Esel in Ägypten nicht ge-
halten worden wären, s. zu 46, 34; Ebers Äg. 265 ff. Das Pferd
15*
228 Gen. 12, 16—20.
fehlte den alten Äg., u. erscheint auf den Denkmälern erst im neuen
Reich, von der 18. Dynastie ab {Erm. Äg. 649; EMey, § 211). Des
Kameles (das auch Ex. 9, 3 bei den Äg. vorausgesetzt ist) gedenkt
keine Inschrift u. kein Bild vor der griech. Zeit (Ebers in Ri, HWB.
314; Erm, Äg. 652); seine Zucht war im eig. Ägypten nie heimisch;
vielmehr war den Äg. der Esel immer das Transportthier der Wüste.
^^"""^fll] M. es ward ihm zu Theil, Ges, 145, 7. Die Nennung der
Knechte u. Mägde zwischen den Eseln u. Eselinnen ist nicht zu erkläi-en
(eher noch 24, 35. 30, 43); entweder sind sie eine alte Glosse, oder
durch Abschreibefehler versetzt {Olsh,); vielleicht aber ist d'^Vää'» nanKi
erst angeflickt. — „Der Vrf. stellt Abr. in einem ungünstigen Lichte
dar, indem er ihn V. 15 nicht Einspruch thun, vielmehr Geschenke
annehmen lässt. Bei seiner sonstigen hohen Meinung von der Fröm-
migkeit des Patriarchen (15, 6. 22, 12) nahm er wohl an, dieser habe
für den äussersten Fall einen unmittelbaren göttl. Schutz für Sarai er-
wartet" (An.). — V. 17. „So kam es auch. Um den Eingrifl* in das
Eigenthumsrecht Abrams zu rügen, Sarai's Würde zu sichern u. ihre
Zurückgabe an den Eheherm zu bewirken, Hess Gott Ph. u. sein Haus
grosse Schläge treffen d. h. verhängte Krankheiten über sie (20, 17);
von solclien, zB. Aussatz u. Pest, stehen diese Ausdrücke öfters (£x.
11, 1. 1 S. 6, 9. 2 R. 15, 9. Ij. 19, 21), u. mit solchen werden auch
sonst Verletzungen des Heiligen seahndet Num. 12, 10. 1 S. 5, 12.
2 Ch. 26, 19" {Kn. nach Tuch), ■»n•^^-^»'^] braucht, trotz seiner
Stellung, kein Nachtrag {KS.) zu sein, s. zu 2, 9. — V. 18 f. „Der
König ruft Abr. vor sich, tadelt sein Verhalten u. heisst ihn ziehen.
Die Plagen Hessen auf Gottes Zorn u. vorgefallene Sünden schliessen;
eine Anfrage bei der vor kurzem in das königl. Haus gekommenen
Sarai konnte zur Aufklärung führen, vd. Jon. 1, 7 ff. So wohl der
Erzähler" (Kn,). Josephus (ant 1, 8, 1) lässt ihn durch die Priester
den Grund seiner Leiden erfahren (Tuch), u. ich ncüim sie mir zum
Weibe] nahm sie unter meine Weiber auf. Zur Berührung der Sarai
kam es wegen der Krankheit des Ph. nicht, s. 20, 4. 6. {Kn,),
?jpibk] + havri (Sov (t|:3bV) LXX. — - V. 20. Ph. entbot über ihm
d. h. seinetwegen oder zu seinem Schutz Männer, die den Zug bei
der Heimkehr geleiten sollten (vgl. Esr. 8, 22). Zu nW vgl. 31, 27.
18, 16 u. TtQOTtinTteiv Act 15, 3. 21, 5 u. s. (An.). — Am Ende
des V. fügen Sam, u. einige Handschr. der LXX hinzu i»:' tfli^% s. 13, 1.
3. Abram*s TrennuDg von Lot, Cap. 13, von R nach C und A.
Abram (mit Lot) aus Äg. nach der Betheigegend zurückgekehrt,
beseitigt die zwischen seinen u. Lot's Hirten entstandenen Streitigkeiten
dadurch, dass er dem Lot Trennung von ihm vorschlägt u. uneigen-
nützig genug ihm nach seiner Wahl die wasserreiche Jordanaue über-
lässt, selbst aber nun allein im eigentlichen Kenaan bleibt, worauf ihm
aufs neue der künftige Besitz des Landes verheissen wird. — In der
freiwilligen Räumung des Landes hat Lot seine Ansprüche auf Ken.
Gen. 13, 1—5. 229
aufgegeben, u. ist der spätere Besitzstand der Völker Moab-Ammon u.
Israel vorbildlich geregelt (vgl. 36, 6). Zugleich wird durch die Ab-
trennung dieses Zweiges der Einwanderung Abr. die einzige Haupt-
person, um die es sich fortan handelt. Dieser volksgeschichthch wichtige
Vorgang ist aber so erzählt, dass zugleich von der geistigen Hoheit
Abram's (seinem selbstverleugnenden u. friedfertigen Sinn) u. von dem
segnenden Walten Gottes über ihm eine neue Probe gegeben wird. —
Über die Trennung Lot's von Abr. hat nach 19, 29 auch A erzählt;
in der That ergeben sich V. 6. 11^ u. 12 bis ^ssn als aus A
stammend durch die Analogie von 36, 7 f., durch die Ausdrücke tDüd*;!,
Ktoa, 3-i^, ^?3S fjK, nssn -^ii^, durch die darin sich zeigenden Ab-
weichungen von den anderweitigen Angaben des Stücks (Hupf. 21 ff.).
Dass auch 3^, aber dann folgerecht auch 1 u. 12, 9 f. aus A stammte,
glaubte Kn, wegen "j"^?©»!? annehmen zu müssen, dann würde sich nur
um so besser erklären, warum R die Episode 12, 11 — 20 gerade hier
eingereiht hat. Indessen findet sich ausser i'^^o»^ in den genannten
Versen nichts von den eigenth. Zeichen des A; das vereinzelte '»^ kann
R aus dem Sprachgebrauch des A sich angeeignet haben. Sicherer
wird es darum sein, anzunehmen (S. 226), dass R zwar V. 1 (ohne
•itt^f tai^j) als urspr. Schluss von 12, 11 — 20 aus C aufgenommen, dann
aber um nach dem Ausgangspunkt 12, 8 zurückzuleiten, V. 3 f., sowie
iisy tji^i 1 eingesetzt hat, wogegen V. 2. 5 urspr- Fortsetzung von
12, 8 gewesen sein kann. Nämlich V. 2. 5. 7 ff. (ausgen. 11^ u. 12)
hängt in sich wohl zusammen, u. hat durch seine Rückbeziehung (10)
auf Cap. 2 f. u. seine Hinweisung (13) auf Cap. 19, durch die Befehle
u. Verheissungen Gottes 14 — 17 (vgl. 28, 14), durch die Ausdrücke
9, das häufige «a 8. 9. 14 genug Zeichen seiner Abstammung aus C
in sich. Für die Zuweisung einzelner Verse dieses Cap. an B (Sehr.)
sind stichhaltige Gründe nicht beizubringen. Ebenso wenig ist V. 14
— 17 für einen späteren Nachtrag {Wl. XXI. 414) zu halten.
V. 1. Abr. zog aus Äg. wieder herauf (12, 10) nach dem Negeb
(12, 9). Dass Lot mit ibm war (in 12, 10 — 20 nicht gesagt), wird redac-
tioneller Zusatz sein. — V. 2. Er war aber sehr schwer durch das
(reich an) Vieh (4, 20) Silber u. Gold. Das letztere nur noch 24, 35.
22. 53 (von C) bei den Patriarchen erwähnt (Kn.); doch vgl. 20, 16.
Über den Art gen. s. Ges. 126, 3^; doch können die Mass. dadurch
auch auf das in Äg. Erworbene haben zurückweisen wollen — V. 3 f.
Er zog nun '^''^e^^ d. i. nicht: nach seinen früher inne gehabten Sta-
tionen (LXX, Vulg.)y sondern gemäss seinen Aufbrüchen oder Zügen,
stationenweise, also allmählig, in Märschen, wie sie für den Nomaden
mit seinem Vieh passten, vgl. Ex. 17, 1. 40, 36. 38. Num. 10, 2. 6.
12. 28. 33, 1 f. bei A (Äh!), vom Negeb an bis nach Bethel an den
früher (12, 8) inne gehabten Ort, u. that dort wieder Gottesdienst.
So wenigstens nach dem jetzigen Text; vielleicht ist aber ö^sk ein
jüngerer Einsatz, u. war 4^ urspr. als Fortsetzung des Rel. Satzes
gemeint. — V. 5. Auch der mil ihm gehende, ihn auf seinen Zügen
begleitende Lot war, wie Abr. V. 2, reich an Heerdenvieh u. Zelten
(o-^^nk Ges. 23, 3 A. 2), also auch Menschen u. Geräthen. — V. 6
230 Gen. 13, 6—10.
aus Ä. u. nicht trug sie das Land zusammen zu sitzen] war nicht
im Stand, sie zu erhalten, da es für so viel Vieh nicht Waide genug
hatte, erlaubte also nicht, dass sie beisammen blieben, vgl. 36, 7 u.
12, 5 bei A. Auch at?^ ist beliebt bei A (Hupf. 22), vgl. V. 12. 36, 7 f.
37, 1 (doch s. 20, 1 B u. 13, 18 C). »feaj masc; Ges. 145, 7*. —
V. 7. „Daher gab es zvt^ischen ihren Hirten Streit, näml. über die
Waideplätze u. Brunnen (21, 25. 26, 20ff. vgl. 29, 3. 8), v^relche um
so weniger zureichten, da Abr. u. Lot diesen Landestheil nicht allein
innehatten'' (Kn.). Über ■^fß s. zu 10, 17; er u. "»a^» zusammen um-
schreiben auch 34, 30 die alte Landesbevölkerung, während 12, 6 der
■^asys allein genannt ist — V. 8 f. Abr. findet Gestreite unter Männern,
diT' Brüder d. h. Verwandte (14, 16. 29, 15. 24, 27) sind, unziem-
lich, schlägt darum eine Trennung vor, lässt aber, obwohl er der ältere
u. Führer ist, dem Lot die Vorwahl der Gegend, das Land ist vor
dir] steht dir offen; ebenso 20, 15. 34, 10. 47, 6. iKöbn u. y^^n
sind Locative, u. zu suppliren ist it?fJ?; T^ö-^n u. ^''»'ofc?? sind denomi-
nirt Die rechte u. linke Seite nehmen =» rechts u. links gehen ; zur
Phrase vgl. 24, 49 (bei C). — V. 10. Lot richtet seine Äugen auf
die reichbewässerte Jordanaue. ^^i*^«« *»s»] auch 1 Rg. 7, 46 (vgl
Matth. 3, 5), häufiger blos -^asn 19, 17. 25. 28. Dt 34, 3. 2 S. 18, 23,
der Jordankreis, ist das Land zu beiden Seiten des Jordan vom See
Tiberias bis zum todten Meer, bei Jos. b. j. 4, 8, 2 to (uya nsdiov,
sonst im AT. gemeinhin auch nai^yn (heut zu Tage el-Ghör) genannt,
nur dass dieser letztere Name auch die 'Araba zwischen dem todten
Meer u. älanitischen Meerbusen umfasst (Dt 1, 1. 2, 8). Zum '^sfi ge-
hörte auch das Thal Siddim (14, 3) d. i. die Gegend im Süden des
todten Meeres; sie hat der Vrf. hier vornehmlich im Auge, Sie war
nach ihm ganz n]^v» riguum, regio rigua. Die einschränkende Zeit-
bestimmung bevor Gott S. u. G. zerstörte (19, 24 fl'.) wird durch die
Accente auf die Vergleichbarkeit mit dem Gottesgarten bezogen, ist aber
vielleicht (Olsh.) ein erklärender Einsatz (obgleich 19, 13 auch einmal
rinw statt n-rrür? bei C sich findet). Über den Wasserreichthum durch
die vom Gebirg herunterkommenden Bäche s. Burckh. Syr. 658 f.;
Seetz. R. I. 417. Die abwärts steigende Vergleichung wie der Gottes-
garten (2, 8 ff.), wie das Land Äg. ist, weil die erste Gleichung zu
hoch gegriffen war, wohl zu ertragen, u. darf nicht durch sprach-
widriges wie ein GoUesgarten (Schum. DeL^) beseitigt werden, zu-
mal da ein von Gott selbst gepflanzter (Num. 24, 6) Garten immer
noch herrhcher sein müsste, als Ägypten. Dass erst ein Späterer
D-^i:«» p»5 eingesetzt hätte (Olsh. KS,)y ist unwahrscheinlich, in der
Richtung auf (10, 19. 30) Soar hin] am Südostrande des todten
Meeres (s. 19, 22), gU)t den südL Grenzpunkt dieser in herrlichem
Pflanzenreichthum prangenden Gegend an, gehört also zum ganzen Satz,
nicht zu 07-ixtt f^K» (Pei., welche durcli die Correktur l?» nachhilft:
Äg. das am Eingang von Soan; von Ebers 27 2 L als wirkliche Les-
art hingenommen! wie auch Trumbull §oar zum Namen des Grenz-
lands des nordöstl. Ägyptens machen will, s. ZDPV. VIII. 325). Die
Annahme, das njm-jÄ — «»Dfci eme redactionelle Zuthat, u. das übrige
t
Gen. 13, 10—16. 231
von A (Kn.) abzuleiten sei, ist nicht haltbar, weil A nicht )^'^*!n *isa
schreibt (s. V. 12). — V. llif. Diesen Jordankreis wählte sich Lot
u. zog also ostwärts (11, 2. 2, 8. 12, 8). wk — ^T;iß?5] ist nach W,^
nicht mehr nöthig, aber für V. 12 die noth wendige Voraussetzung,
daher wie 12 bis '^»»n dem A zuzuschreiben, auf welchen 'i?3S vtj«
s. 12, 5), ^^ssn ^!?? wie 19, 29 im Unterschied von )3'1'^_ ^ö» V.' lÖf*
ßn,) u. aw; (s. V. 6) hinweist Eben darum aber gehört D-ib-iy ^*3k^.!!
nicht mehr ihm (Kn,) an, sondern schliesst sich urspr. an öng» Vi^h 3>&«2
V. 11 an, wie es umgekehrt durch den folgenden (nicht von A stam-
menden) V. 13 vorausgesetzt wird. ^«ikJ zelten, ein Zeltleben führen
(nur hier u. V. 18) ist wohl nicht gleichbedeutend mit »w fortziehen,
sondern besagt nach Nomadenweise herumwandem. In Sodom be-
findet sich Lot 14, 12. 19, 1. „Mit Interesse zeigen die Erz., wie
nur diejenigen in Ken. blieben, von welchen die Isr. abstammten, die
übrigen Angehörigen der Patriarchen aber auszogen, vgl. 21, 14 ff.
25, 6. 18. 36, 6" (Kn,). — V. 13. Dass die Sodomiter 5o.se u. sündig
waren nicht: gegen Jahve (20, 6. 39, 9 De/., KS.) als vielmehr (auch
nach den Mass.) dem Jahve d. h. in seinen Augen (^ wie ^a6V 7, 1),
bemerkt der Vrf. nicht blos, um schon hier auf das Strafgericht über
sie Cp. 19 vorzubereiten, sondern auch um das Walten der Vorsehung
anzudeuten, welche durch diese Wahl Lot's den Abr. von der Ge-
meinschaft mit solchen Leuten bewahrte. — V. 14 — 17. Die Wen-
dung •itt« >T>rpi (statt mn*» ^ö»'»i) ist durch das Vorhergehen eines (nicht
zu V. 14 gehörigen) Zustandssatzes V. 13 herbeigeführt Die Verse
dem G abzusprechen (WL\ ist kein genügender Grund vorhanden. Dass
Gott bei G nur in Theophanien zu Abr. rede, wird schon durch
12, 1 ff. widerlegt; ein bestimmter Ort fehlt hier nicht, es ist die
Betheigegend V. 4; dass C den Abr. auf dem nächsten Weg über
§ekhem u. Bethel nach Qebron gelangen u. dort bleiben lasse, ist blos
poslulirt (s. dagegen ö^sk Vn»''i V. 18); V. 18 schhesst sich an V. 17
gut an; unmittelbar an V. 12 f. angeschlossen, würde ^n«"»'' V. 18 nicht
gut gewälilt sein. — Abr. durch sein grossmüthiges Benehmen hat
sich neuer Gunst Gottes würdig gemacht; jetzt da er allein im Lande
ist, können sich die Plane Gottes mit ihm weiter entwickeln. Gott
seinerseits lässt, in einer neuen Offenbarung, dem Abr. eine wieder-
holte Zusicherung des einstigen Landbesitzes (12, 7) u. der Mehrung
zu einem grossen Volke (12, 2) zukommen, u. fordert ihn auf, sich
frei im Land zu bewegen. — V. 14. „Abr. soll sich umsehen. Bethel
lag ziemlich in der Mitte des Landes u. zugleich hoch auf dem Ge-
birge (12, 8. 35, 1. 3. Jud. 1, 22. 4, 5. 1 S. 13, 2); von den dortigen
Höhen scheint man eine weite Aussicht nach verschiedenen Theilen
des Landes gehabt zu haben'' (Kn.). Die 4 Himmelsgegenden so auch
in der sicher dem G zugehörigen Stelle 28, 14. Dass die Ordnung
der Aufzählung dort etwas anders ist (Wl. XXL 421) als hier, ist kein
genügender Grund gegen C. — V. 15. ö^is^-r?] für immer, zu dauern-
dem Besitz, ist hier neu gegenüber von 12, 7. — V. 16. Gott will
auch seinen Samen zahllos machen, ok ^ün] so dass wenn jemand
wie 11, 7. 22, 14. 24, 3 (Ge*. 166, 2), eher als quem si, indem für
232 Gen. 13, 16—18.
blosses pron. suff. nach ^"ijöV das volle Obj. V!?^T ****"*^» noch einmal
genannt wäre, wie Gen. 50, 13. Jer. 31, 32 {Tuch, Ew. 331c). Das
hyperbol. Bild vom Slauh der Erde ebenso 28, 14 bei C; andere dieser
Art sind die von den Sternen des Himmels 15, 5. 22, 17. 26, 4 (Dt
1, 10. 10, 22. 28, 62) u. vom Sand am Meer 22, 17. 32, 13. Die ^
vorliegende Verheissung ist die drille; sie fasst einen Theil der ersten j
(12, 2 f.) u. die zweite (12, 7) zusammen. — V. 17. Er soll auch
das Land nach seiner Länge u. Breite frei durchziehen u. benutzen, in
Hoffnung u. zum Zeichen künftigen Besitzes (vgl. Jes. 23, 10; Kn!). Am
Versende haben LXX noch ta^is» t3> y^'th^ wie 15. — V. 18. Abr. zog
nun herum (s. V. 12), bis er schliesslich nach der Hebron-Gegend kam,
wo er seinen Wohnsitz nahm. Der Vers in dieser Fassung ist von C.
Zwar muss auch A die Niederlassung Abrams bei Hebron irgendwo
berichtet haben, weil auch bei ihm er dort wobnt. Aber A nennt
den Ort «:?ttö (23, 17. 19. 25, 9. 35, 27. 49, 30. 50, 13), nicht
Terehinihen Mamre^s, wie die Berichte 14, 13 u. 18, 1. Nach 14,
13. 24 wäre der Hain nach dem Amoriter Mamre benannt gewesen.
Mehr darüber z. 23, 2 u. 20. Dort baute er einen Altar (s. 12, 7):
dadurch ist Hebron, „wo es in späterer Zeit eine Opferstätte gab (2 S.
15, 7" Kn), geweiht.
4. Abram's uneigennützige Kriegführung zur Rettung Lot*s und
seine Segnung durch Meikisedek, Cap. 14, von R nach B (?).
1. In einem Krieg der 4 verbündeten Könige von "^Elam, Sinear,
Ellasar u. Gojim gegen die Völker des Jordanlandes u. der südl. Wüste
wurde von jenen auch Lot in Sodom gefangen, u. sammt seiner Habe
u. anderer aus Sodom u. Gomorrha geraubten Beute fortgeführt Abram,
davon benachrichtigt, setzte mit 318 eigenen Leuten u. denen seiner
Verbündeten Mamre E§kol u. "^Aner dem heimkehrenden Heere der Sie-
ger muthvoU nach, schlug sie bei Dan u. jagte ihnen den Lot, die
übrigen Gefangenen u. die Beute wieder ab. Dem Heimkehrenden
kamen der König von Sodom u. Malkisedek, König von §alem, in's
Thal §ave entgegen. Von letzterem für seine Thal feierlich gesegnet
gab er ihm den Zehnten der Beute, aber angebotene Belohnung von
Seiten des Königs von Sodom lehnte er grossmüthig u. stolz ab* —
Abr. erscheint hier von einer neuen Seite, in seinen Beziehungen zu
den einheimischen Häuptlingen, ihnen zu Schulz u. Hilfe verbündet,
u. mit ihnen mächtig genug, um einmal auch gegen fremde erobernde
Kriegsfürsten mit Erfolg zum Besten der Schwächeren zu kämpfen,
aber seinem Charakter nach auch in diesen Verhältnissen derselbe
hochsinnige Mann, der kühn u. aufopferungsfähig in der Stunde der
Noth , für seinen Verwandten gegen die Übermacht einzutreten keinen
Augenblick zögert, äusseren Vortheil aus seiner edlen Thal ablehnt,
aber in der Hilfe seines Gottes u. in der Hochachtung der Landeskinder
einen höheren Lohn davonträgt. So gibt dieses Stück, wie das vorige,
einen Beitrag zu dem Gesammtbilde des Mannes u. des göltl. Waltens
Gen. 14. 233
über ihm. — Im übrigen ist dieser Bericht höchst eigenthümlich.
Anders als in allen übrigen Erzählungen ist die That Abram's in den
Rahmen der allgemeineren Völkergeschichte eingefügt; fast die ganze
erste Hälfte ist ein Stück Kriegsgeschichte mit Angabe der Zeit, der
Örter u. der Namen der handelnden Personen; wo die Rede auf Abr.
kommt V. 13, wird er als „der Hebräer" eingeführt u. als ein Häupt-
ling geschildert, der mit andern Häuptlingen des Landes in einem
Bündniss steht, über eine nicht unbedeutende Mannschaft verfügt u.
gelegentlich auch Krieg zu fuhren im Stande ist. Nimmt man dazu,
dass auch Malkisedek mit seinem besseren Gottesglauben sehr eigen-
thümlich erscheint, dass Name u. Beschreibung des Siddimthales (V. 3,
10) ganz einzig dasteht, dass endlich auch sprachl. Wendungen oder
Ausdrücke hier gebraucht sind, die (wie T?«5 ^'i'^H ^.?^ l^» 22, n'^f^ ^?3
13, T?'7 14, p'?t7 mit persönl. Obj. 14) im AT. sonst gar nicht, oder
(wie iHsj Vk 18 — 20. 22, )&'o 20, ^"^»Jfi 22) wenigstens nicht im
Pent vorkommen, so wird man zunächst zu der Vermuthung ge-
drängt, dass hier eine eigenthümliche u. zwar alte Quelle fliesse, welche
aber nicht blos wegen der Nennung Dan's (14), sondern auch wegen
der vielen erklärenden Glossen (2. 7 f. 14. 17) durch die Hand eines
jüngeren Beaibeiters gegangen sein müsste. Auf G als solchen Bear-
beiter {Hupf. Kays. Del.^) fuhrt nichts hin, da riitr^ 22 wohl ein Ein-
satz ist, u. ö-nsa aw^ Kini 12, sowie k^äö -a^Ka 13 nur beweist, dass
der jetzige Text das Cp. 13 voraussetzt, nicht aber dass er aus der
gleichen Quelle stammt; vielmehr ü^wn pö» 3. 8. 10 (nicht l'^'^ür! "•??
13, lOf.), so wie dass in Cp. 18 f. auf diese Erzählung keinerlei Rück-
sicht genommen ist, spricht sogar bestimmt gegen ihn. An A hin-
wiederum {llg.) könnte wohl »wn 11 f. 16. 21 u. »ta 21 denken
lassen, doch findet sich ersteres auch 15, 14 (bei R), u. ww für Per-
sonen beiderlei Geschlechts, Freie u. Sklaven, war kaum zu vermeiden;
auch in"? "^t^V? scheint blos ein erklärender Ztisatz zu sein; »t?*?? ''2'^?
zeugt gegen ihn (s. 13, 18); so grosse Ausführlichkeit der Darstellung,
wo es sich nicht um gesetzl. u. recht). Dinge handelt, ist sonst auch
nicht die Sache des A, u. stylislisch ist das Stück ihm fremd. Da-
gegen lässt sich für B {Ew. Böhm. Schrr, KüL G. I. 124) vieles gel-
tend machen. Seine Erzählungen zeichnen sich auch sonst durch eigen-
thümliche Nachrichten u. Ausdrücke aus; er berichtet Cp. 21 von
Bündnissen mit einheimischen Fürsten u. erwähnt 48, 22 eine Kriegs-
that Jacobs gegen Sekhem; es ist nicht unmöglich, dass er auch an-
dere derartige Nachrichten hatte, die aber R (als für seine Zwecke
nicht tauglich) forlgelassen hat Speciell für ihn spricht zwar nicht
ta-^Vl 13 u. -rr»» {Kn. Sehr.), wohl aber das seltene "^^Va 24 vgl. 41,
16, u. •^TöNn 7. 13 (Num. 21, 21. Jos. 24, 8. 12), was B (u. im An-
schluss an ihn D) statt sonstigen "a^aa schreibt. Auch die Nennung
von Adma u. ^ebojim (während C in Cp. 19 sich auf Sodom u. Go-
morrha beschränkt) würde sich bei B (vgl. Hos. 11, 8) am leichtesten
erklären (über Gen. 10, 19 s. S. 164). Die Beschreibung der Urvölker
V. 5 f. erinnert lebhaft an Dt. 2, 10—12. 20, welche Notizen doch
vermuthlich auf eine Quellenschrift des D zurückgehen. Dass B den
234 Gen. 14.
Abr. sonst „als Muslim u. Profeten" darstellt (W^L XXI. 414), ist kein
Grund gegen ihn: hat nicht auch Bfuhammed gelegentlich Krieg geführt?
Aber freilich so wie es vorliegt, kann das Stück auch nicht von B
sein, theils v^egen der vielen erklärenden Zusätze, theils vsregen V.
17 — 20, v\ras nur ein Judäer geschrieben haben kann; auch erhellt
nirgends, dass B den Abr. in Mamre wohnhaft kannte. Es muss von
einer jüngeren Hand, sei es R, oder vielleicht R^ zurecht gemacht sein.
Aber es für eines der jüngsten Stücke des AT., ein Product junger
Midrasch])ildung zu erklären (Euen. 0.^ I. 314; Wl. Comp. 312;
Vatke ZPTh. XXVIII. 157), hätte man blos dann Veranlassung, wenn
die Erzählung durch u. durch erdichtet wäre.
2. Weil in die grössere Völkergeschichte eingereiht, macht die
Erzählung auf den Leser den Eindruck, in strengerem Sinn historisch
zu sein, als die übrigen Abramerzählungen; es fragt sich, ob u. wie
weit dieser Eindruck auch bei genauerer Prüfung sich bewähre. Nicht
blos V, Bohlen, sondern auch Hitzig (Gesch. 44 f. u. 25), bes. Nöld.
(Unters. 156ff., u. in ZWTh. 1870 S. 213ff.), auch Kuen. (ThT. V.
262 f.) u. Wl, (Comp. 310 ff.) haben diese Frage mit grosser Entschie-
denheit verneint u. die Erzählung für eine Erfindung zur Verherrlichung
Abraham's erklärt. Um Abr. als gewaltigen Kriegshelden zu schildern,
seien Kämpfe mit Landesbewohnem nicht grossartig genug erschienen,
es seien darum absichtlich die entlegensten Namen herbeigezogen, auch
in allem anderen darauf ausgegangen worden, den Schein der Alter-
thümlichkeit zu wahren (Nöld), In der That enthält die Erzählung
für eine unschuldige Volkssage zu viele bestimmte Namen u. Angaben;
sie müsste darum, wenn ihr nicht Thatsächliches zu Grund läge, von
einem Dichter, unter Benutzung gelehrter Hilfsmittel, künstlich zurecht
gemacht sein (so auch Stade in ZATW. VI. 323 u. EMey, G. L § 136,
welcher meint, dass der Jude, der das Stück geschrieben, sich in Ba-
bylon genauere Kentniss über die älteste Geschichte des Landes ver-
schafft habe). Allein, dass hier wirklich thatsächlich Unmögliches be-
richtet werde, ist bis jetzt nicht bewiesen. Zunächst die 4 östl Könige,
weder einzeln noch in dieser Zusammenstellung irgendwo sonst er-
wähnt, u. ihr Zug gegen Westen müssen einen geschichtl. Grund haben.
Mehrere dieser Königsnamen sind neuerdings durch die Keilschriften in
das Licht der Geschichte gerückt Dass auch Elam einst eine Macht, zum
Theil vor Babel, gewesen ist, war schon aus 10, 22 zu vermuthen,
wird aber jetzt durch die Denkmäler bestätigt (s. über die elamit. In-
vasion u. Dynastie in Babylonien £Jlei/. § 135 ff.; Mürdt,'DeL^ 82 f.).
An der Ausdehnung der elamitisch-babylonischen Machtsphäre nach Sy-
rien bis Äg. hin wird nicht mehr zu zweifeln sein (s. über Kudur
Mabug, Beherrscher des Westlandes, bei ^^ös^^ns V. 1); dringt ja doch
schon die Vermuthung, dass auch die Hyksosinvasion in Äg. von dort-
her ihren Ausgang nahm, durch {Naville Bubastis, Lond. 1891 S.
16—29; EMey. § 109. 137). Ebenso hat späterhin jede bedeutendere
Macht in den EufratTigrisländem sich nach dem Westen hin auszudehnen
gesucht. Dass es sich auch hier in Gen. 14 nicht um einen blossen
Raubzug, sondern um Behauptung einer schon begründeten Oberherr-
Gen. 14. 235
Schaft über die westL Länder handelt, ergibt sich aus der Erzählung
selbst Dann wird es nur um so glaublicher, dass sich im Westen
auch ein Andenken daran länger erhalten haben kann. Hat es ja doch
(nach den Teil Amarna Briefen) noch ums Jahr 1400 in Kenaan Leute
gegeben y welche der bab. Schrift u. Sprache kundig waren. Auch
Num. 13, 22 hat sich noch eine vereinzelte Nachricht aus der alten
poUtischen Geschichte erhalten (vgL auch Jud. 3, 8). Dass nicht mehr
derartiges erhalten ist, erklärt sich aus der ausschhesslich religiösen
Abz weckung der bibl. Bücher. Ist aber demnach der Rahmen der
Erzählung nicht ernstlich zu beanstanden, so ist freilich damit diese
selbst noch nicht gegen alle Einwürfe geschützt. Während noch Ew.
darum, weil V. 13 Abr. als '^':??5 emgeführt wird, die ganze Erzählung
als aus einer auswärtigen alten Quelle aufgenommen ansah u. darin
eine äussere Bestätigung der Gschichtlichkeit der Person Abrams finden
zu dürfen glaubte {Ew. G.^ L 80. 431f. 440ff.; ähnl. KiU. G. I. 158 ff.),
wollen die Gegner gerade wegen der Erwähnung Abrams u. der Könige
der Pentapolis das Ganze für eine Dichtung halten. In Wahrheit wäre
ja möglich, dass in der alten Nachricht nur von der erfolgreichen Be-
theiligung der ' Hebräer im Land an dem Kampf gegen die östlichen
Könige die Rede war, alles übrige aber auf Gombination u. freier Aus-
gestaltung seitens des oder der isr. Erzähler beruht Beweisen lässt
sich hier nichts. Jedoch die Einwendungen, die man gegen die Er-
zählung erhoben, sind wenig zutreffend. Der Gang des Kriegszuges
V. 5 — 9 ist nidit zweckwidrig oder in sich widersinnig; von einer
„Völkerschlacht" im Siddimthale {Nöld,) ist keine Rede; dass über die
Bekriegung der eigentl. Kenaanäer nichts gemeldet wird, hat nichts
auffallendes, da ein Eingehen auf ihr Verhältnis zu den östlichen Kö-
nigen gar nicht in der Absicht des Vrf. lag. Selbst dass Abr. mit
seiner u. seiner Verbündeten Mannschaft dem Nachtrab des heimziehen-
den siegreichen Heeres einen Theil der Gefangenen u. der Beute wie-
der abgejagt hat, ist an sich nicht unglaublich; nirgends ist gesagt,
dass er das gesammte Heer dieser Könige in offener Feldschlacht be-
siegt habe, noch weniger läuft die Erzählung darauf hinaus, ihn als
gewaltigen Kriegshelden zu verherrlichen; kein Wort des Prunkes mit
seiner gelungenen That ist V. 15 f. zu lesen; vielmehr in seiner auf-
opfernden Freundschaft für Lot u. der Zurückbringung der Gefangenen
hat die Erzählung ihre Spitze, nicht in eitlem Kriegsruhm. Der ganze
Krieg ist nicht um seiner selbst willen erzählt, sondern nur so weit
es zum Verständniss der Rettungsthat Abram's gehört, u. wird keine
Vollständigkeit beansprucht Selbst wenn die Namen der Könige der
4 Siddimthalstädte erst von den Späteren von sich aus dazugethan
sind, kann die Erinnerung an einen Kampf der östl. Könige gegen die
Pentapolis doch einen Grund haben (vorausgesetzt dass man die Exi-
stenz dieser Städte nicht ebenfalls für eine Fiction erklärt). Und wenn
auch Mamre Eschkol ''Aner urspr. Ortsnamen waren {NÖld,), so ist
das doch nicht von Gewicht, denn es macht keinen Unterschied, ob
Mamre oder der (Herr) von Mamre dem Abr. half. Der Bericht über
Malkisedek wird wohl erst vom letzten Bearbeiter eingeführt sein; aber
236 Gen. 14, 1.
jedenfalls wird er auch fQr diese „Figur" einen Anhalt in der Sage
gehabt haben; nichts zwingt anzunehmen, dass er sie frei erfunden
habe. — Zu Cap. 14: Krahmer in Illgen's ZS. f. bist. Theol. VII, 4.
S. 87—106; Tuch in ZDMG. I. 161—194; Nöldeke a. a. 0. {Grole-
fend in ZDMG. VIU. 800 ff.); Rösch in StKr. 1885 S. 321 ff.; Halhy
RB. X. 247—63 (REJ. XV. 161 ff.).
V. 1 — 12. Der Krieg, der Lot's Gefangennahme zur Folge hatte.
V. 1 f . gehören zusammen, sofern zu der Zeitbestimmung V. 1 die
Aussage erst V. 2 folgt; für '^'^a ist nicht o^a» ''T^ zu emendiren
{Cler», Ew. Comp, der Gen. 220; Olsh,; dagegen Bitz, Begr. d. Krit.
149), auch sind nicht etwa nur der erste u. zweite Name (LXX, s.
dagegen V. 5 u. 9), sondern sämmtliche 4 an den st. c. angeknöpft;
Subj. aber zu lä» sind eben die genannten 4 Könige, vgl. 9, 6 (Ew,
303^). ^?3w] s. 10, 10. 11, 2. Zu den Namen des V. 1 ist auch Schra-
der in SBÄW. 1887 S. 600—605 zu vergleichen, worin KAT.2 135ff.
verbessert ist. ^';»«!] LXX 'AfAaQq}aX, wird jetzt (unter Annahme einer
Verderbniss aus urspr. "t^^ö») von Sehr, 603 ff. (Hai. 254 f.) identifi-
cirt mit dem grossen bah. König IBammurabi um's J. 2100, mit 55
Jahren Herrschaft, welcher zwar schliesslich dem Übergewicht Elams
u. den verschiedenen Fürstenthümern Babyloniens selbst ein Ende machte
u. den Gesammtstaat mit der Hauptstadt Babel schuf (Tiele 124 ff.;
Mürdi.'Del. 85 ff.), aber anfangs mit Eriaku von Larsav u. andern Ri-
valen sich noch vertragen musste. *^dV»] nicht ^^^p Jes. 37, 12 {Trg.
jer.), noch weniger Pontus (Sym. Vulg.); auch nicht Artemita, welches
nach Isid. Gharac. (p. 251 Mill.) auch Xalciaag hiess u. im südl. As-
s)Tien (Ptol. 6, 1, 6; Strab. 16, 1, 17) nördl. von Babyl lag {Kn.\
denn dieses wird syr. ^tihm geschrieben {Nöld. 160); ebensowenig die
alte assyr. Reichshauptstadt ASur = Kafah §irgat {Sayce in SBAT. IT.
1873 p. 244). Mit mehr Wahrscheinlichkeit wird es jetzt (HRawL,
Norris, Lenorm.; Sehr, in Ri. HWB. 1495 u. KAT.2 135f.; Del. Par.
224) mit der altbabyl., sudöstl. von üruk gelegenen Stadt Larsam
oder Larsav, deren Ruinen im heutigen Senkereh (Loflus 256) zu
suchen sind, identificirt. Die Erleichterung der Lautgruppe ö^V zu *^ö^
im Munde der Hbr. (Len. lang. prim. 377 ff.) ist erklärlich; Hai. 253
will auch gefunden haben, dass die urspr. Form von La-arsa viel-
mehr EUa-arsa war. 'H^'^^k] als Name aus Dan. 2, 14 bekannt Man
glaubt jetzt den Namen, sogar die Person dieses Ariokh inschriftlich
gefunden zu haben {Lenorm. la pr. 377 ff.; Opperl im JA. VII, 5 p.
277 f.. Sehr. KAT.2 135; Del. Par. 224) in Eri-aku oder Riv-aku
(d. h. Diener des Mondgotles) Vasallenkönig von Larsam unter seinem
Vater Kudur-Mabug, König von Elam, u. zwar* der letzte König von
Larsa. Die von Tiele 124 u. andern gegen die Richtigkeit der Lesung
Riv-aku erhobenen Bedenken sind nach neueren Funden zurückge-
wiesen von Sehr. 601 f. u. FdDel. in Excurs zu Del^ Gen. S. 539 ff.
ö!5*^3>] 10, 22. ^öVV'inö] XoöoXloyoiioQ LXX; aus den Keilinschriflen
kennt man jetzt mehrere uralte Könige Elams, welche mit Kudur zu-
sammengesetzte Namen führten, ebenso eine elamit. Gottheit Lagamar
(nach Jensen in WZKM. VI. S. 64 eine Göttin); auch erzählt Asur-
Gen. 14, 1—3. 237
banipal in seinen Inschriften, dass er ein, 1635 Jahre vor seiner Zeit
von einem elamitischen König Kudur-nahundi geraubtes Götterbild aus
Susa nach Babylonien zurückgebracht habe, u. in Mugheir sind Back-
steine von einem König Kudur-Mabug gefunden, welcher sich adda-martu
d. h. „Beherrscher des Westlandes" (Kenaans) nennt {Sehr, in Ri. HWß.
819; KAT.2 136f.). Vjnp] @aQya\ LXX, bis jetzt unbekannt, d^^s]
id^vcivy aber als n. app. ohne weiteretn Beisatz sinnlos, u. weder mit
Galilaea Jos. 12, 23. Matth. 4, 15 (Cler. Ros.), noch Pamphylien (Sym,),
noch o"iian -^«k Gen. 10, 5 {Ges. Nöld.) gleichzusetzen; vielmehr muss
es n. pr. (vielleicht verdorbener Lesart) sein. Man {HRawl.) hat ver-
muthet, dass die inschriftlich oft genannten Guli, Kuli {Sehr. KGF.
258. 271. 294. 451. 473) darin stecken, ein mächtiger, zwischen Zab
u. Dijäla (Gyndes) ansässiger Volksstamm, nördi. Nachbar der Kossäer,
vielleicht die ?'i)? Ez. 23, 23 {Del. Par. 223 ff.). — Die Ordnung der
Aufzählung (V. 9 geändert) ist nicht durchsichtig, (nach Del. die alfa-
betische). Aus dem folgenden ist deutlich, dass Kedorlaomer das Haupt
unter den Königen ist. Sonst „vgl. Stellen wie Jos. 10, 3. 5. 23"
{Kn.). — V. 2. Sie führten Krieg (Jos. 11, 18) mit den Königen der
5 Städte. Zwar galt nach V. 5 ff. die Unternehmung nicht ihnen allein,
aber den Zwecken des Vrf. gemäss soll eben dieser Krieg mit ihnen
hauptsächlich zur Sprache kommen. „Die 5 Städte (Pentapolis Sap.
10, 6) scheinen einen Bund gebildet zu haben. Die 4 ersten (10, 19)
giengen in der Folge unter (Dt. 29, 22 vgl. Hos. 11, 8), nicht so Bela^
d. i. §oar. Die bedeutendsten waren Sodom u. Gomorrha, welche sonst
immer allein genannt werden, auch hier V. 10 f. Nach §oar (s. 19, 22)
u. Sodom (s. 13, 12) zu schliessen, lagen die Städte da, wo jetzt der
südl. Theil des todten Meeres ist; das Weitere zu 19, 28" {Kn.).
Übrigens werden die Bewohner nirgends als Kenaaniter bezeichnet, u.
ihr Gebiet nach 13, 12 nicht zum Land Kenaan gerechnet. Dass jede
dieser Städte ihren eigenen König hat, ist ganz so, wie es in Kenaan
noch zu Josua's Zeit sich zeigt. Während de Saulcy (Rev. ArcheoL,
nouv. Ser., XXX. 295 ff.) noch Trümmer dieser Städte am todten Meer
gefunden zu haben wähnte, wollten andere in den Namen öio u. 'mw
{Ges. th.; Uiiz. Gesch. 25 in allen 4 Namen: Versunkene, Uberfluthete,
Zerstörte, von der Erde Verschlungene, angebL nach dem Arab.) Be-
zeichnungen ihres Schicksals erkennen, also die Namen als erdichtete
erweisen. In den 2 ersten Königsnamen hat jüd. Witz (Tirg. jer.,
Berei. R.) y^ u. 5>w|n herausgehört, u. weil a sonst keine Personen-
namen bildet, hat Ttich Abkürzung aus :fT'\h ^^-T)^ (^«^- ^^ ^EJ- X.
1885 S. 3 s'D ''?», ^t:) '"^k) vermuthet; Hüz. kam zu Hülfe, indem
er in den beiden andern „Schlangenzahn" u. „Skorpiongift" entdeckte.
Aber LXX geben Bakkcc (JBaAajc) für 5>"ia, IJewaciQ {Sam. ^isa«) für
s»aw, u. sprechen ^axöto ^vnoßoQ {Pei. i-*).inA*). Bei solcher Unsicher-
heit der Überlieferung ist eine Deutung der Namen nach dem Hebr.
zum mindesten bedenklich. Und umgekehrt dass sich die Deutungs-
sucht frühe an ihnen versuchte, zeigt Sam. nsKöto für ^a«^«. (Sonst
s. über die 2 ersten zB. öe^. th.). — »^a] nur hier; der Name ihres
Königs fehlt ganz, schwerlich blos ausgefallen. — V. 3. Alle diese
238
Gen. 14, 3—5.
viere verbütideten sich d. i. zogen verbündet gegen (Ew. 282®) das
Siddimthal d. i. Thal der ebenen Felder {Aq. Onk. Sam, Saad,; aber
LXX rfjv (poQayya ti)v alvm^Vj u. Hüz. stellt &->^^ zu arab. iadhdm
Salz!), das ist das Salzmeer, also die Gegend, wo die Städte lagen,
u. wo in der Folge das todte Meer (sein südl. Theil) entstanden sein
soll (s. zu 19, 28). Im allgemeinen soll Siddimthal hier dieselbe
Gegend bezeichnen, die in Cp. 13 ^^ss oder '}!?'j!:?l *^?s genannt war. —
V. 4. „Die Ursache der Befeindung war, dass die Könige von Siddim
den Tribut, den sie 12 Jahre lang entrichtet hatten, das 13. Jahr ver-
weigerten. Davon nSml. sind die Ausdrucke zu verstehen, wie 2 R.
18, 7. 24, 1. 20 u. a. '^*^] im Hexat nur noch Num. 14, 9. Jos.
22, 16. 18f. 29'* {Kn.y 'w »ijtDn] s. 15, 16; Ew. 287^. 300»; Sam.
hat richtiger {Olsh. Nöld,) wVwai. — V. 5 ff. Sogleich im nächsten
Jahr erschien Kedorl. mit den andern Königen u. unterwarf der Reihe
nach die Völker des Ostjordanlandes, Se'^ir's u. der Wüste, woraus eben
hervorgeht, dass der Zug nicht der Pentapolis allein galt. „Sie kamen
ohne Zweifel den gewöhnl. Weg durch die Eufratgegendeu (Strab.
16, 1, 27) herauf nach Syrien; von hier criffen sie, wie sie später hie-
her auch ihren Rückzug richteten (14f!), südwärts voiTückend die
Abtrünnigen an, zuerst die Refaim in BaSan d. 1. im nördl. Ostjordan-
land, dann die weiter südl. wohnenden Susim u. Emim'' (Äfn.). Alle
3 gehören zu den Urbewohnem des Landes. Refaim oder Rafa-Söhne
d. h. Riesen, Recken, war theils allgemeiner Name der riesenhaften Ur-
bevölkerung, die im West- (Jos. 17, 15. 2 S. 21, 16. Gen. 15, 20.
Jes. 17, 5) u. Ost- Jordanland (Dt 2, 11. 20) sass, theils specieller
Name der Riesen in BaSan (Dt 3, 11. 13. Jos. 13, 12). ' ASteroth
Kamaim\ nur hier; aber LXX Vat *A(Sxciq^%' imu KaQvatv, was
vielleicht ursprünglicher ist (Kuen.; Buhl in ZDPV. XIII. 42 f. u.
Kasteren ibid. 213). Nämlich AStaroth war eine Hauptstadt von Ba§an,
Residenz des Königs 'Og (Dt. 1, 4. Jos. 9, 10. 12, 4. 13, 12. 31), von
Edre'i (s. zu Num. 21, 33) nur 6 Mill., über 2 Stunden entfernt
(Onom.); der Ort ist im Teil 'AStere, 2| Stunden von Nawä, etwa
zwischen Nawä u. M'zärib, wieder aufgefunden; er liegt auf einem
Hügel in waidenreicher Ebene, ist reich an Wasser u. hat weitläufige
Ruinen, Ritter EK. XV. 819 ff. (JSTn.). Gegenüber von dieser gewöhnl.
Annahme {Bädeker Pal.^ 303) suchte es Wetzstein (Haurän 108 ff.)
in Bosra, der Hauptstadt Qauran's, (ebenso Arnold in RE.* XIV. 728 f.
u. Mühlau bei Ri. HWB. 115), was schon Nöld. in ZDMG. XXIX
431 zurückgewiesen hat Vollends an Rabbath Ammon (BL. L 279)
ist nicht zu denken. Kamaim für sich kommt im AT. nicht vor,
wohl aber 1 Macc. 5, 43,f. (vgl. Garnaea in Lag, Onom.* 108, 18,
u. Cameas in Silviae peregr. bei Gamurrini p. 57). Es wird in der
Nähe von 'ASteroth gelegen haben, so dass *^Asteroth Karnaim ent-
weder als Doppelstadt oder als "^ASt bei Karnaim aufzufassen wäre.
D-^tnt] vermuthlich dieselben mit den (Dt 2, 20) von den Ammonitern
ö'^Äjöt genannten Riesen im spätem Ammonland. „An den Namen
erinnert Zl^a (Ptol. 5, 17, 6), ein Ort römischer Besatzung (Notit
dign. I. 81 f.), im Mittelaller Zizd zwischen Bosra u. Legün (Ihn Batüt
Gen. 14, 5— 7. 239
I. 255; Maräs. I. 526), eine Station von ^ Amman entfernt (Abulf. tab.
Syr. ed. KöliL p. 91); noch jetzt {Robins. Pal. DI. 923) vorhanden"
(ifn.). Dna] in den Verss. meist ö^a ^,unter oder mit ihnen^* voka-
lisirt, vielmehr in Harn, einem sonst nicht bekannten Ort; Harn war
vielleicht der alte Name der ammonit Hauptstadt Rabbath Ammon
{Tuch,), Weiter sudl. die v^T^] eig. die Schrecklichen (bei den LXX
freilich, hier u. im Dt, 'Ofifiatot, 'üii(ilv), Name der ürbev^rohner des
Moablandes Dt 2, 10 f., das vor Mose sich auch nördl. vom Arnon er-
streckte (Num. 21, 26). Denn hier ist die Ebene (nicht: Pyramide,
Hitz, 36; rin» nur noch V. 17) Kirjathaim zu suchen. Die Stadt
(rubenitisch Num. 32, 37. Jos. 13, 19, moabitisch Jer. 48, 23. Ez.
25, 9) lag nach den Onomast. (KaQva&aBlfA, KaQtd&cc) 10 Mill. (süd)
westv^ärts von MSdaba. Der Ruinenhaufen heisst heute {Seetz. Burckh.
Bäd,) KarSyät, etv^as südwestl. von Makaur (Machaerus) u. südl. vom
Dj. '^Attärüs. (Gegen KnobeVs Identification der Stadt mit et-Teim
oder et-Tuaime^ \ Stunde westl. von M^daba, s. Dietrich in Merx
Archiv L 337 ff.). — V. 6. Weiter durch das Land südl. vom Arnon
vorrückend trafen sie auf die J?orm, die Ureinwohner von Edomitis
(36, 20 ff. Dt. 2, 12. 22), des Gebirgslandes zwischen dem todten Meer
u. älanit. Meerbusen, u. schlugen sie auf diesem ihrem Gebirge (Ew,
255*^; aber Sam. LXX '^^'^ra) Se'ir bis El-Paran, welches an (dem
Eingang) der Wüste, d. h. bis Elath oder Aila an der Ostseite der
Wüste Paran (s. Num. 10, 12), wo man von Osten kommend in diese
Wüste gelangte, h'^vt] nicht: Ebene {Trgg., Hier,, Sam,, Luth., wie
12, 6), sondern (wie ^Vk) grosser Baum oder gr. Bäume (Palmen? s.
12, 6). Das Wort wurde Name des bekannten, am älanit Meerbusen
liegenden Hafenorts, welcher im AT. ri^» 36, 41, n^« Dt 2, 8. 2 R.
14, 22. 16, 6 u. HVk 1 R. 9, 26. 2 R. 16, 6 heisst, bei den LXX
zu Dt auch AiXciv nach TiV"^« u. bei den Classikem Allkava^ "Elava,
Aelana (nach aram. ']\''», MaV-^K Baum), Diese abgekürzten Benennungen
sind wohl die jüngeren für das vollständigere El-Paran. Palmen erwähnt
Istachri v. Mordtm. S. 19 bei Aila, u. das heutige ''Aqaba ist mit grossen
Wäldern von Dattelpalmen umgeben {Burckh, Syr. 828; Rüppell Nub.
248; Rob. Pal. L 268 f.). Der Ort galt zu allen Zeiten für sehr wichtig
u. wurde von jeher viel um ihn gekämpft {Tuch Kn.). — V. 7. Hier
kehrten sie um von ihrem Zug nach Süden, wandten sich west- u.
dann nordwärts, u. kamen nach ^Äen Mischpd\ oder QadSä, Dieses
auch 16, 14 u. 20, 1 erwähnte, in der Mosegeschichte vielgenannte
Qade§, auch Qade§ Bame'"a, fuhrt hier den Namen Quelle der Ent-
scheidung, ein Quellenort, wo Entscheidungen den Suchenden oder
Streitenden gegeben wurden, gewiss eine alte Orakelstätte oder Sitz
eines Heiligthums, wofür auch der Name QadeS spricht, zugleich ein
Knotenpunkt wichtiger Handelsstrassen. Seine Lage war lange un-
ermittelt. Robinsorls Meinung, dass es in ''Ain el Weiheh nahe bei
der ''Araba, etwa 30^ 42' n. Br. zu suchen sei, kann als beseitigt
gelten. Auch Qädüs, etwa 11 KM. nördl. vom Berg Mädara in der
Nähe des W. el- Jemen, eine Tagereise von Hebron {Wetzst, bei Del,
Gen.* 574ff. nach el-Muqaddasi ed. Goeje p. 192; Ke) ist zu weit
240 Gen. 14, 7—10.
nördlich, u. passt weder zu Gen. 16, 14, noch zur Mosegeschiclite.
Am richtigsten sucht man (RawL; EHPalmer Wüstenwanderung 269;
Palestine Expl. Fund 1871 Jan. p. 20 ff.; auch schon Kn, zu Jos. 15, 3)
es am Westahhang des 'Azäzimeh-(Machra)-Plaleau's, in dem heutigen
*^Ain Qud^s (von dem der nach 4stündigem Lauf in dem W. e§-§eräif
mündende W. Qudßs seinen Anfang nimmt), von welchem Trumhull
(Kadesh-Barnea, NewYork 1884) nach Autopsie eiqe eingehende Be-
schreibung gegeben hat (s. ZDPV. VIIL 184 ff. 210 f. 326). Über og'?,
was die Trgg. dafür geben, s. Tuch in ZDMG. I. 179 u. zu Num. 34, 4.
das ganze Gefilde des Ämaleqiters] d. h. nicht: das später so genannte
Gefilde ^Am. {Hngsl. Beitr. IL 305; Ke.), als wären die ^Ämaleq, dieses
Urvolk, damals noch nicht vorhanden gewesen (s. Gen. 36, 12), son-
dern die '^Amal. in der ganzen Ausdehnung der damals von ihnen inne
gehabten Wohnsitze, im Negeb Num. 13, 29. 14, 43. 45 bis nach Äg.
hin 1 S. 27,8 (v^L Ex. 17, 8 ff. Dt. 25, 17 ff.). Hasason-Tamar]
nach 2 Chr. 20, 2 Aengedi an der Westseite des todten Meeres, reich
an Palmen (Plin. 5 § 73). Dagegen will Kn., weil ^Aengedi zu weit
nördl. liege, die «a'^f^^n '^''3? (Jud. 1, 16) oder ^^»; an der Südostgrenze
des hl. Landes (Ez. 47, 19. 48, 29), &a(iaQoi eine Strecke südwestl.
vom todten Meer (Ptol. 5, 16, 8; Tab. Peut, IX, e), an der Strasse
von Hebron nach Aila, in der röm. Zeit mit Kriegern besetzt (Onom.
u/Aoaßdv &c((iciQ\ das heutige Kurnub (Rob. PaL IIL 186 f.; s. auch
Welzsl, bei Del. Gen.^ 581 f.) verstehen, da allerdings Amoriter so
weit südlich (Dt. 1, 44. Jud. 1, 36) vorkommen. — V. 8 f. Nun
rückten die Könige der Pentapolis dem Feind zum Kampfe entgegen.
4 Könige mit den fünfen] ein unvollständiger Satz, mit Änderung
des Subj.; er will andeuten, dass hier den Eroberern doch eine hin-
länghche Macht entgegentrat. Doch könnte es urspr. blosse Randbe-
merkung gewesen sein. — V. 10. Das Siddimthal aber, wo gekämpft
wurde, war Brunnen Brunnen Äsfalls (11, 3) d. h. voll von solchen;
über den zur Distribution wiederholten st c. vgL Ew, 313*. 289®;
Ges. 130, 5. Sie wurden den Fliehenden verderblich, indem sie in
dieselben fielen. Das Erdpech wäre also damals noch an vielen Stellen
des Thaies aus dem Boden hervorgequollen, u. zwar aus grösseren Ver-
tiefungen. „Die Nachricht wird durch die Menge des Asfalts im todten
Meer bestätigt. Nach den Angaben der Araber kommt er bes. aus
einer steilen Felswand auf der Ostseite etwa gegenüber von Aengedi,
verhärtet fällt er in den See, welcher ihn an das Westufer spült
{Burckh. Syr. 664; Seetz. IL 218. 227; Rob. PaL IL 463 f.; Rus-
seger R. ni. 253). Aber auch auf dem Meeresgrund muss es bedeu-
tende Ablagerungen geben, die sich bei Erderschütterungen ablösen
{Rob. IIL 168; Russ. 254) u. dann schollenweise auf der Wasser-
fläche schwimmen (Jos. b. j. 4, 8, 4). Schon die Alten berichten, der
See werfe eine Menge Asfalt aus (Strab. 16, 2, 42; Diod. Sic. 2, 48.
19, 98; Plin. 7, § 65). Man findet denselben an verschiedenen Stellen
auf den Ufern, bes. auf dem südlichen {Seetz. I. 417; Lynch Bericht
183. 187. 191. 201). Grössere Massen trifft man nur nach heftigen
Erdbeben, u. zwar blos im südl. Theil des Sees {Rob. IL 464 f. IIL 164),
Gen. 14, 10—14. 241
also da wd da^ Thal Siddim gelegen hat. Erinnert sei auch an die-
schwarze Schlammfläche oder den Salzmorast am südl. Ende des Sees,
worin man tief einsinkt {Rob. III. 30; Lynch 191), u. bisweilen viel
Lastthiere u. Vieh untergehen (Roth in Peterm. geo. Mitth. 1858 S.
268). Mehr zu 19, 28" (An.). — Die beiden bedeutendsten Könige
ergriffen die Flucht, müssen aber, wenigstens der von Sodom nach
y. 17, sich durch die Flucht gerettet haben; folglich sind als Subj.
zu nȟ n^BM mehr ihre Leute, als sie selbst, zu verstehen, mayi] mit
LXX Sam, zu lesen rna:> lVa\ rt^rj] nach dem Gebirg (Ew. 216®),
wohl dem moabitischen (19, 30), da die Feinde von Westen her ein-
fielen. — V. 11 f. „Die Feinde plünderten die besiegten Städte u. nahmen
deren Habe u. Mundvorräthe mit sich, machten, nach V. 16. 21 auch
Gefangene, unter ihnen Lot in Sodom (12, 13. 19, 1)" Kn. fi^aij] HaL
248 will o^aw corrigiren. Allerdings erwartet man nach V. 16. 21
auch die Gefangenen hier erwähnt, aber die Darstellung ist auch V.
10. 12 u. 14 (vd. 24) nicht sehr correct oja» ""HSi"!?] erwartet man
eher hinter xs^^ (LXX); aber nach V. 13 ist es blosse Glosse (Olsh,).
'ai KüMj] kommt ebenfalls ungeschickt nachgehinkt. — V. 13 — 24.
Abrams Rettungsthat u. die Anerkennung^ die er dafür fand. Y. 13.
Abr. im Mamrehain (13, 18) erhielt Kunde von dem Unheil, der
Entronnene] der in solchen Fällen zu kommen pflegt (2 S. 15. 13;
Ez. 24, 26f.) Ew. 277»; Ges. 126, 4 (o-^V? auch Jos. 8, 22. Num.
21, 29). '*'?a?v3] als Epitheton Abram's, der hier (s. V. 12) zum ersten-
mal in diesem Gap. genannt wird. Sonst werden die Israel, nur von
oder gegenüber von Fremden Hebräer genannt (zB. 1 S. 13, 3. 7. 14,
21). Ober den muthmasslichen Grund hier s. S. 235. Sonst s. zu
11, 16. »ys'o] bei A der alte Name l^ebron's oder eines Theils von
Hebron (s.23, 2), erscheint hier als Herr oder Fürst; auch VsiK kommt
in hhvH >m Traubenbach (Num. 13, 23) bei Ijiebron als Ortsname vor;
sonst s. 23, 20. „Die Ämoriter (V. 7) dieser Gegend waren Besitzer
(37, 19. 49, 23) des Bundes Abram's d. h. mit ihm verbündet, also
verpflichtet, im Nothfali ihm beizustehen, wie sie auch thaten Y. 24.
Ähnliche Yerträge hatten die Erzväter mit anderen 21, 22ff. 26, 28ff.
38, 12" (Kn.). ^a?] LXX Avvav, Sam. d-o:^ ; ebenso Y. 24. Über
eine Bergkuppe Ne'^ir bei Qebron s. Rosen in ZDMG XII. 479. —
Y. 14. Abr. mischte sich in die Sache um seines Bruders d. i. Yer-
wandten, Yetters (16; s. 13, 8) willen, w. er entleerte (wie Pfeile aus
dem Köcher oder Schwert aus der Scheide Ex. 15, 9. Lev. 26, 33.
Ps. 35, 3) d. h. Hess in Eile u. in Masse ausrücken (aber Sam. p.;^2, LXX
^Qid'(ji7iaB musterte, s. Ges. th. 330) seine Erprobten oder Bewährten
(vgL arb. hanik; andere minder gut: seine Kriegsgeübten); es wird er-
klärt durch seine Hausgebomen (17, 12 f. 23. 27. Lev. 22, 11 bei A)
d. h. die bei ihm gebomen u. aufgewachsenen Sklaven (im Gegensatz zu
den gekauften), die daher für bes. anhänglich u. zuverlässig galten. Wenn
er sofort 318 Kämpfer zur Yerfügung hat, so beweist das, dass er ein
bedeutender Häuptling war; dass aber auch seine Yerbündeten geholfen
haben, zeigt V. 24. Über Waffenthaten der Väter s. auch 34, 25.
49, 5 f. 48, 22. bis Dan] „bis Laiä an der nordösü. Grenze Kenaan's,
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 16
242 Gen. 14, 14—18.
, das in der Richterzeit den Namen Dan erhielt (Jos. 19, 47. Jud. 18,
29), u. hier per prolepsin so genannt wird" (An.) — V. 15 f. „i46r.
theille sich über sie die Nacht d. h. theiite seine Leute in Haufen, welche
des Nachts von verschiedenen Seiten über die Feinde herfielen. Das-
selbe Manöver Ij. 1, 17. 1 S. 11, 11. ria-in] links d. h. nördl. von
Damask. Ein Hoba erwähnen Eus. u. Hier, im Onom. als Platz, wo
zu ihrer Zeit Ebioniten wohnten, u. Troilo Reise S. 584 nennt ein
Dorf Hoba, i Meile nördl. von Damask" (Kn,). Aber dieses, weil zu
nahe bei Dam., passt nicht, ii. Wetzstein (bei DeL Gen.'* 561 ff.) weist
vielmehr ein ^oba 20 Stunden nördl. von Dam., westlich von Karjetfen
(s. über dieses Sac^au R. 28 ff.) nach. Den Raub an Menschen u.
Gütern nahm er den Feinden ab, u. brachte ihn zurück. — V. 17.
„Dem aus dem Treffen Zurückkehrenden zog der König von Sodom,
um ihn zu beglückwünschen u. die befreiten Gefangenen wieder zu er-
halten, entgegen in das Thal Save oder KönigsthaL Dieses Königs-
thal wird noch 2 S. 18, 18 erwähnt als der Ort, wo sich der kinder-
lose Ab§alom ein Denkmal errichtete'* (A'n.). Dass ri?» pö^ nicht mit
b:»:;'?!? "Ü^ (V. 5) identisch ist (Äöd. in Ges. th., Hitz), folgt theils
aus der beigegebenen Erklärung, womach es nicht schon aus dem
Vorhergehenden bekannt ist, theils aus Y. 18, wornach §alem in seiner
Nähe gelegen haben muss. Der Königsgrund (p^?) sodann, sonst
nirgends genannt, wird nach der Angabe des Joseph, (ant. 7, 10, 8),
dass das AbSalomdenkmal 2 Stadien von Jerusalem gestanden habe,
gewöhnlich in die Nähe Jerusalems gesetzt; nur gerade im Kidron thal
{Kn, Then, zu 2 Sam. 18; Del. Ri. HWB. 844), welches ein hni war,
wird man ihn nicht suchen dürfen; auffallend bleibt immer, dass er,
wenn so nahe bei Jerus., sonst nirgends zur Erwähnung kommt, u.
auf was Grund Joseph, seine Angabe machte, weiss man nicht. Aber
auch, dass er, weil AbSal. seine Privatgüter in Ba'^al Hasor (2 S. 18, 23)
hatte, ebenda, auf AbSalom's eigenen Besitz zu suchen sei {Tuch, Win.
Ew.)^ hat wenig Wahrscheinlichkeit — V. 18. Dorthin brachte
Malkisedek, König von §alem u. zugleich Priester des höchsten Gottes,
Lebensmittel für Abr. u. dessen Leute heraus. Unter Salem verstehen
die meisten alten u. neuen Erkl. (auch Kn. DeL Ke.) seit Jos. ant.
1, 10, 2, den Trgg. {Hier, quae.), IE. Qi. u. a. Jerusalem, „andere
dagegen den Ort ZcLlsl^iy in dessen Nähe nach Job. 8, 28 Johannes
taufte" (s. aber Ri. HWB. 32 f.), „u. welcher nach Eus. u. Hier, im
Onom. unter Alvdv 8 Mill. südl. von Skythopohs lag {Hieron. ep.
73, 7 ad Evang. presb., Reland, Rohins., Bleek, Tuch, Ew. G.^ l. 441.
470)" Kn.] s. jetzt auch die Pilgerreise der Silvia bei Gamurrini^ S.
58 ff. Aus dem selbst unbekannten ^!}'o p^y kann eine Entscheidung
nicht genommen werden, ebensowenig aus "iaw -«hnK, was nur nach-
dem er umgekehrt, nicht nachd. er (nach Mamre) zurückgekehrt war
bedeuten kann, weil sonst von ('» pö?-^«) ^^i^^^}. ^»^ nicht mehr die
Rede sein könnte. Das §alem, von dem Hieroh. a. a. 0. sagt: Salem
non, ut Josephus et nostri omnes arbitrantur, est Jerusalem, sed oppi-
dum juxta Scythopolim, quae usque hodie appellatur Salem et osten-
ditur ibi palatium Melchizedech, u. zu dessen Lage der ccvlav Ikxktjii
Gen. 14, 18—20. 243
Judith 4, 4 wohl stimmen würde, wäre auch nicht zu weit nördlich,
da vor dem mit der Beule nur langsam sich rückwärts bewegenden
Abr. der König von Sodom allerdings einen so grossen Vorsprung ge-
winnen konnte; es läge nicht ausser Wegs, da man bei Beth §eän
doch die '^Araba zu passiren hatte. Umgekehrt ist för Jerusalem es
keine besondere Empfehlung, dass als Name desselben fiVtD nur in einem
(späten) Gedicht Ps. 76, 3 vorkommt, sonst aber im AT. immer, zumal
in Prosa, Jebüsi (JeMs) als die ältere Benennung Jerusalems erscheint,
während freihch durch die Tell-Amarnabriefe der Name ürusalim schon
ums J. 1400 bezeugt ist (ZDPV. XIII. 138 f.). Aber dagegen stehen
andere Erwägungen. In Jos. 10, 1 führt ein König von Jerusalem den
mit pia;-»5!?ö ähnlich gebildeten Namen p'i»-*^?*"!« ; doch soll darauf kein
besonderes Gewicht gelegt werden, da jetzt behauptet wird, dieses
piat-^n« sei erst spät aus pta '^ii» LXX vgl. Jud. 1, 5 geändert {WL,
Budde BB. Rieht u. Sam. 1890 S. 63 ff.; dagegen Kill. G. I. 277 f.).
Aber die Vergleichung Davids mit Malkisedek in Ps. 110, 4 erscheint
treffender, wenn dieser in derselben Stadt König war. Und V. 18 —
20 sollen doch offenbar ihre Spitze darin haben, Jerusalem als einen
Ursitz höherer Religion u. als einen Ort, wohin schon Abr. zehntete
(wie Jacob nach Bethel 28, 22. 35, 1), darzuthun. Deshalb wird man
sich doch fQr Jerusalem entscheiden müssen, dabei aber anzunehmen
haben, dass zum Zweck einer verdeckten Andeutung der seltene Name
ö]?» hier ebenso absichtlich gewählt sei, wie 22, 2 Moria. — ps-^s^sö]
vielleicht „mein König ist §idiq" (ein Gottesname), s. Baud, Stud.
I. 15. Er wird bezeichnet als Priester des El ^Eljon, den nach V. 22
Abr. im allgemeinen als seinen Gott anerkennen konnte. Religions-
geschichtlich betrachtet stimmt das sehr wohl. El, U ist als ältester
appell. Gottesname bei Babyloniern, Assyreni, Phöniken, Sabäern hin-
länglich bezeugt; da er aber bei den Völkern frülie durch jüngere Ge-
stalten, die nur einzelne Seiten desselben vertraten, verdrängt wurde,
so war es nöthig, durch beschreibende Näherbestimmungen den Begriff,
den man mit El verband, genauer auszudrücken. Wie die Patriarchen
ihren ■^'t» hn (17, 1), n^iy V» (21, 33), ^^fc? '■^i^^,^ Vk (33, 20),
h^rr^Ti Vic (35, 7), so hat hier der Kenaanäer seinen El ""Eljon (vgl. den
phönik. Eliun bei Eus. pr. ev. 1, 10, 11 ff.), dem immerliin schon die
(entweder örtlich oder dem Range nach) niedrigeren Götter gegenüber-
stehen mochten, den aber M., in seinem Dienste, noch als den alten
Hauptgott, den Allherrn V. 19, festhielt. Übrigens ist l'i'^Vy, nach älte-
ster Art, ohne Artikel, wie es auch im AT. als Epitheton Jahve's noch
immer so gebraucht wurde (zB. Ps. 7, 18. 57, 3). — V. 19f. Dieser
Malk. wünscht dem Abr. für seine That Heil u. Segen von Gott an,
u, preist Gott für das Gelingen seiner That. Üblicher Maassen ist es
die höhere, rhythmische Rede, in welcher der Segensspruch ertheilt
wird. h»h] Deo = a Deo, vgl. 25, 21. 31, 15. Ex. 12, 16 {Ges.
121,3). nafj] s. 4, 1; sowohl Schöpfer (LXX, Vulg,) als Besitzer,
Herr (Trg,). la^a] nur noch Hos. 11, 8. Prov. 4, 9. Indem Abr. so-
wohl die Gabe als den Segen annahm, erkannte er ihn als Priester
Gottes an, u. gah nun seinerseits wieder dem Priester u. in ihm Gott
16*
244 Gen. i4, 20—24
zum Daike den Zehnten von allem^ näml. nicht was er hatte (WL
Comp. 311), sondern was er bei dieser Begegnung mit sich führte
d. h. der Beute (Hbr. 7, 4). Er wurde so, wie im Segensempfang vom
Priester, so in der Zehntabgabe an den Priester (wie Jacob 28, 22),
ein Muster für die Isr. (vgl. Lev. 27, 30 ff. Num. 31, 81 ff. 2 S. 8, 11 f.
1 Chr. 26, 27; Num. 6, 23 ff. Lev. 9, 22 ff.). Dass übricens diese Ver-
zehntung der Beute keinen unlöslichen Widerspruch (Böhm,) gegen
V. 23 f. enthält, ist leicht deutlich. — Über die durch Ps. 110 ver^
mittelte Auffassung des M. als Typus auf Christus im Brief an die
Hbr. vgl. die Comm. zu diesem; über die sonderbaren Vorstellungen
der späteren Juden u. Christen von seiner Person s. Wmer u. die
andern RWB. — V. 21. „Der König von Sodom, durch Abram's Frei-
cebigkeit ermuthigt, schlägt diesem vor, ihm die Seelen d. h. Personen
(12, 5), nämL die befreiten Gefangenen zu geben, die übrigen geretteten
Güter aber zu behalten. — V. 22 f. Abr. aber erhebt die Hand zu
Gott (Dt 32, 40. Dan. 12, 7*^ auch Ex. 17, 16) „u. schwört so, dass
er nichts vom Eigenthum, des Königs behalten werde, obwohl er keine
Verbindlichkeiten gegen die Sodomiten hatte, u. die im Kampf ge-
machte Beute hätte behalten dürfen, w] verneinende Schvnirpartikel
wie 21, 23. 26, 29. 42, 15 (fies. 149). von einem Faden bis zu
einem Schuhriemen] d. i. nichts von den werthlosesten Dingen {Ges.
th. 452) deines Eigenthums, geschweige etwas Bedeutendes. "^zH mit
vorhergehendem l'o vom ganzen Umfang des Gleichartigen vgl. Dt. 29, 10.
Jud. 15, 5. Jes. 22, 24. Der Sodomkönig soll auch nicht sagen
können, er habe Abr. reich gemacht. Abr. ist empfindlich darüber,
dass man ihm nicht die freiwillige Zurückgabe des fremden Guts zu-
getraut hat" (Kn.). — Abr. schwört bei demselben Gott, den Malk.
verehrt; dadurch ist V. 21 ff. mit 18 ff. verknüpft, mm] fehlt in LXX
AI. u. Luc, u. in Pei., u. der Sam. hat dafür fi*»"!?«?!. Demnach
scheint es ein jüngerer Einsatz zu sein (//^.)* Jedenfalls soll es, ob
ursprünglich (DeL Hai) oder Einsatz, andeuten, dass der Gott Abr.'s
mit dem Gott des Malk. doch nicht ganz zusammenfalle. — V. 24.
Abr. verlangt nur für die Kampfgenossen etwas. '*??^»] nicht Ms zu
mir! d. h. das sei ferne von mir! oder: nichts für mich! vgl. 41, 16.
„Das Folgende sind cas. abs., u. die letzten Worte Nachsatz dazu.
sie mögen nehmen ihren Theil] d. h. meine Knechte mögen das von
den vnedererbeuteten Lebensmitteln (V. 11. 16) Verzehrte haben u.
meine Bundesgenossen den gebräuchlichen Beuteantheil (Num. 31, 26 ff.
1 S. 30, 26) erhalten'^ {Kn.). Dass die Bundesgenossen mitgezogen
sind, war V. 14 zu erwähnen versäumt; vgl. eine ähnliche stylistische
Unbeholfenheit Cp. 20, 17 mit V. 3.
b) Die Glaubensprüfungen, der Bund und die Bewährung,
Cap. 15—22, 19.
Bisher hat sich Abram als einen durch Gottesfurcht u. mancherlei
Tugenden hervorragenden Mann erwiesen, u. hat von Gott so viele
Gen. 15. 245
Auszeichnung in Lebensführungen, Verheissungen u. Segnungen erfahren,
dass alles vorbereitet erscheint auf den Augenblick, wo er feierUch zum
Haupt eines neuen Bundes Gottes eingesetzt u. der verheissene Same
zur ersten Gründung des Bundesge^chlechts ihm gegeben werden könnte.
Allein gerade hier, vor Erreichung dieser Höhe, stellen sich Ver-
zögerungen, Hindemisse, Enttäuschungen ein, in deren Oberwindung
sowohl der Glaube des Mannes sich kräftig erweisen, 'als auch das
Walten der götU. Gnade augenscheinlich hervortreten sollte, u. selbst
nach ihrer Erreichung muss er in neuen Gefahren sich noch hoher be-
währen, bis zuletzt der vollendete Gottesmann u. Glaubensheld her-
vorgebildet ist, welcher für alle folgenden Geschlechter als Muster da-
stehen soll. In diesem Sinn stellen die einzelnen, unter sich sehr un-
gleichartigen Erzählungen dieses Abschnittes eine fortschreitende Ent-
wicklung des Mannes dar. Der äussere Gegenstand aber, um den sich
die meisten dieser Prüfungen u. Bewährungen drehen, ist die Erlangung
u. der Besitz des leiblichen Sohnes als Anfängers des Bundesgeschlechts.
Gleich das erste Stück leitet dazu hin.
1. Die Verheissung eines Leibeserben und ihre Bestätigung durch
einen feierlichen Bundesschluss Cap. 15, von R nach BC.
Düstere Stimmung bemächtigt sich Abram's darob, dass er selbst
kinderlos alle die göttl. Segnungen an Fremde werde vererben müssen.
Da wird ihm in einer Schauung von Gott die Verheissung eines Leibes-
sohns u. grosser Mehrung dieses seines Samens gegeben (V. 1 — 5), u.
sodann, da er diese gläubig annimmt (6), vermittelst feierl. Bundes-
schliessung ihm die künftige Besitznahme des Landes durch seine Nach-
kommen gewährleistet (7 — 21), zugleich ihm ein Blick in die Schick-
sale, welche seine Nachkommen bis dahin treffen werden, eröffnet
(12 — 16). Dadurch ist dem Helden Gang u. vorläufiges Ziel der ganzen
Entwicklung im Umrisse gezeigt, damit er im Glauben daran festhaltend
die folgenden Prüfungen siegreich bestehe. — Das Stück, von Ilg.
Böhm, zumeist dem B, gewöhnlich (zB. Hupf, Kay. Sehr.) dem C zu-
geschrieben (Gottesname f^^, ist kein einheitlicher Text. Während
V. 5 Abr. die Sterne anzusehen geheissen wird, ist V. 12 die Sonne
am Untergehen u. V. 17 wirklich untergegangen, ohne dass irgendwo
bemerkt wäre, dass V. 10 ff. auf einen andern Tag fallen sollen. Auch
ist auffallend, dass Abr. V. 6 der Verheissung einfach glaubt u. gleich
darauf V. 8 für eine weitere Verheissung eine Gewährleistung wünscht.
Und die Formel, mit der Gott sich selbst einfährt V. 7, erwartet man
am Anfang, nicht in der Mitte, einer OfTenbarungsscene (vgl. 46, 3.
17, 1. 28, 13). Deshalb liegt es nahe, das Gap. in 2 Stücke zu schei-
den: V. 1—6 u. 7—21; so WL; ES., Kitt. (G. L 136), BBacon (Hehr.
Vfl, 1 S. 75 f.), indem sie V. 1—6 für ein Stück des B in jehovisti-
scher Bearbeitung (WL) oder für ein aus J u. E zusammengesetztes
Stück {KS. Kitt. Bac), V. 7 — 21 aber für ein einlieitliches, jedoch
von R aus einem andern Zusammenhang hieher gerücktes Stück des J
{Kitl.)j oder für ein in V. 7 f. 13—16. 19—21 durch Spätere er«
246 , Gen. 15, 1.
weitertes Stück des J {Wl^ KS., Bac) erklären. Aber man begreift
dann nicht, wie R das dem ersten fremde Stück V. 7 ff. einfach mit
vh» ^fsH^'i (nicht einmal "i"^^« ^a^^ '"''» Sjö*''»'') anreihen konnte, ebenso-
wenig was zu den starken Interpolationen in Y. 7 — 21 Veranlassung
gab. Vollends dass V. 2*. 3^. 4. 6 bei J urspr. hinter V. 18 ge-
standen habe {Bac,)y ist unglaublich, weil die Verheissung eines Lei-
beserben hinter V. 18 post festum käme. Abweichend von den Ge-
nannten wollte Bud. 41 6 f. 439 (nach Ausscheidung von V. 12 — 16.
19—21) das ganze Cap. an J (C) geben, u. nur 2^ 3*. 5 an E (B);
ähnlich DeL^y der meint, in V. 2. 16 u. s. seien noch Elemente von
E sichtbar. Aber bei dieser Annahme finden die oben ausgehobenen
Incongruenzen zwischen V. 1 — 6 u. 7 — 21 keine Berücksichtigung u.
Erklärung. Alles in Betracht genommen, wird man daher über dieses
Gap. anders zu urtheilen haben. Zunächst ergibt sich, dass als Ein-
leitung zu Gp. 16 die Zusage eines Leibeserben (also V. 4) bei G nicht
wohl entbehrlich ist, dass dagegen die feierliche Versprechung des
Landbesitzes (in V. 8 — 18) nach 12, 7. 13, 14 ff. bei ihm minder noth-
wendig, obwohl nach 24, 7 (wenn dort das "^^ 3öw ^»»'i ursprünglich
ist) nicht unmöglich erscheint Sodann ist daraus, dass G in 24, 2 ff.
keinen Eliezer kennt (WL), V. 2 für B gesichert Femer wird, wer
V. 9 ff. geschrieben hat, nicht auch Urheber von V. 5 sein, d. h. V. 9ffw
wird zu G, V. 5 zu B gehören. Endlich ist aus o-nwa 'n» 7, ü*o^ 14,
nnits nn*^vn 15 offenbar, dass (ein mit A bekannter) R in diesem Gap.
selbstthätig eingegriffen hat Demnach wird V. 1 — 6 aus B u. G zu-
sammengesetzt sein, so zwar dass V. 2 u. 5 Text des B, V. 3 Text des
G ist, V. 1 urspr. auf B (bei dem das Motiv einer nächtlichen Vision sehr
!;eläufig ist 21, 12. 22, 1. 46, 2 u. s.) zurückgeht, aber im Ausdruck
"31- > "J^S) nach G geändert ist, V. 4 in der Hauptsache beiden ge-
meinschaftlich zugehört Während nun aber bei B mit der Verge-
wisserung der Erbenzusage in V. 5 geschlossen war, scheint bei G
die Zusage des Leibeserben (V. 4) durch einen förmlichen Bundesschluss
bestätigt gewesen zu sein. Statt jedoch diesen einfach folgen zu lassen,
gestaltete ihn B mit Rücksicht auf die ähnliche Bundschliessung bei
A (Gp. 17), zu einer feierHch verbürgten Zusage des künftigen Land-
besitzes (V. 7 — 18) um. Ausser (V. 6? u.) V. 7 f. kommt auf Rech-
nung dieses R wohl auch noch die Differenz zwischen ö'^'ita 17 u. ^^a
10, sowie die eigenth. Grenzbestimmung 18^. Jedenfalls benutzte er
die Stelle, um V. 13 — 15 (16) von sich aus eine Zukunflsperspective
einzusetzen. Ob auch V. 16 u. 19 — 21 von ihm oder einem noch
späteren eingesetzt sind, ist zweifelhaft. Nicht einmal unter sich selbst
stimmen diese beiden Zusätze recht zusammen (Böhm.),
V. 1. nach diesen Dingen] eine lose Anknüpfung an das Vor-
hergehende wie 22, 1. 20. 39, 7. 40, 1. 48, 1. Engerer Zusammen-
hang mit Gp. 14 etwa in der Weise, dass Abr. für die tapfere Be-
kämpfung der Landesfeinde Kenaan geschenkt bekommen habe {Kn,
Böhm.; Hai, RB. X. 251) ist nicht angedeutet das Wort Jahve's
ergieng an ihn] eine göttl. Ansprache (vgl. V. 4), wie deren schon
mehrere zuvor berichtet sind. Dieser für die prof. Offenbarungen ganz
Gen. 15, 1. 2. 247
gebrSuchl. Ausdruck, in der Gen. nur hier u. V. 4; auffallend, aber
vielleicht am mindesten bei B, bei dem 20, 7 Abr. geradezu »"^aa ge-
nannt wird, im Gesicht] vgl. Num. 24, 4. 16 bei C, u. ^^^^!? «^"'»'J»»
in Gen. 46, 2 bei B. . Ein Nachtgesicht erfordert V. 5, dagegen Y. 8 ff.
erfordern (nach V. 12. 17) eine Offenbarung bei Tag; wenigstens ist
die Meinung, dass alle von Y. 10 an berichteten Handlungen blos im
Gesicht vorgenommen wurden, schwerlich die des Yrf. Die Zuspräche
knüpft an eine ängstliche Stimmung des Abr. an. fürchte dich nicht]
„unter dem fremden u. nach Y. 16 sündigen Yolk. Schild] Schutz,
Beschützer wie Ps. 3, 4. 18, 3 u. ö." (Kn!). ^'^^^] nicht ein zweites
Praed. zu "^^^m: dein sehr grosser Lohn {Luth. Kn, Ke,\ weil Gott
nicht selbst sein Lohn ist (Del), u. auch ein *} zu erwarten wäre,
sondern: dein Lohn (wird) sehr gross (sein), nach dem jetzigen Text
etwa dafür, dass du meinem Rufe (12, 2 f.) gehorsam bleibst; setzt ja
doch auch Abr. in seiner Antwort Y. 2 voraus, dass Gott ihm etwas
?5eben will. Über ^la^n als Praed. Ew. 296^. Erleichternd risr\» Sam.
llg), — Y. 2. In Folge dieser Zuspraclie fällt der Gedanke an seine
Kinderlosigkeit erst recht schwer auf ihn. nin-^ -^aT»] so zusammen-
gesetzt auch Y. 8 u. im Pent. noch Dt. 3, 24. 9, 26; bei B findet
sich ^3'-TK allein (20, 4) in der Anrede an Gott, was willst du mir
gehen?] was soll ich mit allem Lohn u. Gut, da ich entblösst d. h.
verlassen, kinderlos (Lev. 20, 20 f. Jer. 22, 30) dahingehe d. h. (25, 32.
Ps. 39, 14) sterben werde, w. der Besitzsohn {Ges. 128, 2 A. 2«)
meines Hauses d. h. der, der mein Haus (39, 4f. Ex. 20, 17) einst
in Besitz nehmen, erben wird, Damask des Eliezer {Ew. 286^) ist?
Dass "».JJ^^K l?^»ü nicht = Eliezer von Damask {Ges. Kn.) sein kann,
ist selbstverständlich; aber auch ein Appositionsverhältniss: Damask,
nämhch El. {Del. Ke.) ist unzulässig, da niemand einen Personennamen
als Erklärung hinter einen Stadtnamen stellen wird, u. ein Doppelname
des Mannes (Damask Eliezer) wäre gegen den Brauch. Eine Stadt oder
Stadtbevölkerung J^'^a zu nennen, ist nicht unmöglich, wenn p^"l?
s. V. a. Erbsohn, Erbe war. Einfacher scheint es zwar (Hilz. Tuch,
Olsh., KS.) pwÄT »nn als Glosse auszuwerfen, aber Y. 3 (wo es aller-
dings nicht berücksichtigt wird) beansprucht nicht eine vollständige
Erklärung von Y. 2 zu sein, u. die Wahl des seltenen pv^ (vgl. ywa
§eph. 2, 9) versteht sich nur dann, wenn mit pw^T ein Wortspiel ge-
macht werden sollte. Sachlich aber erläutert sich der Ausspruch gut,
wenn Eliezer sowohl im Hause Abram's eine hervorragende Stellung
hatte, als auch mit Damask in Yerbindung stand, so dass zu erwarten
war, in Ermangelung eines andern Erben werde ihm mit der Zeit das
Gut Abram's zufallen u. bei seinem Rückzug mit ihm nach Damask
wandern, in welchem Fall zuletzt Damask der Erbe geworden wäre.
Freilich lesen wir von einer solchen Yersippung EUezer's mit Damask
sonst nichts, aber das alte Sagengut ist uns nur unvollständig erhalten (zB.
11, 29), u. über Eliezer ist nur diese Stelle noch übrig. Eines Zu-
sammenhangs mit Abr. selbst rühmten sich die Damascener noch in den
griech. Zeiten (Nicol. Dam. bei Jos. ant 1, 7, 2; Justin. 36, 2 über
ein Königthum Abram's in Damask), ja noch unter den Muslim {Herbelot
248 Gen. 15, 2—7.
B. 0. u. Abraham; ZDMG. XVl. 701 f. XXH, 105; Ew. G.» I. 446). —
V. 3 sagt dasselbe, was V. 2, in einfacherem Ausdruck; es könnte
eine Erklärung des V. 2 durch R sein, wahrscheinlicher stammt es von
G selbst, u. war bei ihm der dem V. 2 des B correspondirende Satz.
Übel genug zerreisst Bud. (üTS.) die dunkeln Worte V. 2, indem er
2^ 8^ an J. gibt, u. 2^. 3» von K aus E eingefügt sein lässt Zu
narn — ^n s. 29, 2. 37, 7. 2. S. 1, 6. Jes. 50, 9. Auch aus der planeren
Rede dieses V. ist klar, dass '•p'^a Pf 's"!?, weder als „Sohn der Masek,
meiner Haussklavin" (LXX), noch als „Sohn meines Hausverwalters"
(Theod., Hier.) gefasst sein will, da vielmehr das "»p» xoy der Haupt-
begriff darin sein muss. Übrigens ist •^J?''»"!? (verschieden von rp^ t*^V
14, 14) s. V. a. mein Hausangehöriger (vgl. ^?a -^tia« 17, 27. 89, 14
u. ähnliche Ausdrücke Ij. 19, 15. 81, 81; Kn.), Lot gilt als aus der
Verwandtschaft ausgeschieden, u. der natürliche (nicht gerade durch
einen besonderen Willensact Abram's erwählte) Rechtsnachfolger war
dann in Ermangelung anderer Verwandten der oberste Hausangehörige,
als welchen man sich (s. 24, 2) Eliezer vorzustellen hat — V. 4.
Auf diese Klage verheisst ihm Gott einen Erben, welcher aus seinem
Leibe hervorgehen wird, einen Leibeserben. In den ähnl. Phrasen
35, 11. 46, 26. Ex. 1, 5 bei A wird ö-^apta nicht wie hier, vom Manne
gebraucht; vom Weib bei G in 25, 28; dagegen vom Mann 2 S. 7, 12.
16, 11. Da aller Nachdruck auf diese Verheissung fällt, ist sie als
'■»■» «la^ besonders eingeführt ^:f'o'o] ^»aö LXX. — V. 5. „Um ihn
an die götü. Macht zu erinnern, ihm die Menge seiner Nachkommen
zu veranschaulichen u. Glauben an die Verheissung in ihm zu erwecken,
führt Gott den Abr. hinaus, u. weist ihn auf den Himmel mit seinen
zahllosen Sternen hin" (Kn,). njtnnn] Gen. 19, 17. 24, 29. 89, 12 f.
15. 18 (bei C). Die Vergleichung mit den Sternen sonst in den Zu-
sammenhängen des C (22, 17. 26, 4. Ex. 82, 18) u. im Dt ~ V. 6.
Mit Unterbrechung der Erzählungsfolge bemerkt Vrf.: u. vertraut hat
er auf Jahve u. er rechnete es (zum fem. s. 24, 14. 47, 26. Ex.
10, 11. Jes. 80, 8 u. s.) d. h. das Vertrauen ihm als Gerechtigkeit,
u. stellt so den Hauptgesichtspunkt, aus dem er die Abramsgeschichte be-
urtheilt haben will, hervor. Für Abr., der das Gesetz noch nicht
hatte, war es nicht die durch Thaten bewiesene Befolgung des Gesetzes
(Dt 6, 25. 24, 18), was Um als Gerechten vor Gott erscheinen Hess,
sondern sein Festhalten an Gott, das Sichverlassen auf ihn, die
gläubige, vertrauensvolle Hingabe an ihn (Ex. 14, 81. Num. 14, 11.
20, 12. Dt 1, 82); diese „rechte Geisteshallung" (En,) gegenüber von
Gott rechnete dieser ihm als (Ps. 106, 81) Gerechtigkeit an. Bewiesen
aber hat er diesen Glauben dadurch, dass er das ihm verheissungs-
weise Dargebotene vertrauend ergriff (u. damals sowohl als durch sein
ferneres Leben standhaft festhielt), trotzdem dass Augenschein u. Um-
stände Zweifel an der Erfüllung nahe legten. Das Wesen der patriar-
chal. Heilsordnung ist damit auf seinen klarsten Ausdruck gemacht. —
V. 7. Damit, dass Abr. einfach glaubt, verträgt sich nicht gut, dass
er für die weitere Verheissung ein Versicherungsmittel fordert u. er-
hält Etwas anderes wäre es, wenn zum Lohn seines Glaubens nun
Gen. 15, 7—10. 249
Gott einen Bund mit ihm schlösse. Und vielleicht war einst bei G
dies der Gang der Sache. Aber aus dem S. 246 angegebenen Grund
wurde vom Bearbeiter die förmliche Bundschliessung zu einer durch
feierliche Sponsion Gottes versicherten Yerheissung des Landbesitzes
umgestaltet. Von diesem Umgestalter ist V. 7 f. abzuleiten, nicht (Bud,
Kilt, Del) von C selbst. Denn C (12, Iff.) spricht nur von einer
Ausfuhrung aus Qarran, nicht aus Ur Kasdim (S. 214); mit V. 18 (wo
'■^a» nt der Erbende ist) stimmt V. 7 f. (wo Abr. selbst der »^*» ist)
nicht genau, u. die ganze Phrase *^i;»^.V 'tn 'km 'k '^"T^ ist deuterono-
mistisch. — V. 8. riirv^ "»ai«] V. 2. ' nto] Ew, 243^"; a wie 24, 14.
42, 33. Ex. 7, 17 u. ö. „Ähnlich begehren ein Wahrzeichen Gideon
u. Hiskia Jud. 6, 17 ff. 2 B. 20, 8 ff." (JSTw.). — V. 9. Damit er ihm
die begehrte Gewährleistung für die Erfüllung des Versprechens geben
könne, muss Abr. für GoU (vgl. "iV V. 10) ein junges Bind, eine Ziege
u. einen Widder, alle dreijährig («^^ in diesem Sinn nur hier u.
1 S. 1, 24 LXX; Onk. falsch: dreifach d. h. von jeder Art 3), so wie
eine Turteltaube u. eine junge Taube (Vj'ia nur noch Dt 32, 11 vom
Adlerjungen) nehmen, d. i. holen. — V. 10. Er holte sie auch, nicht
am Tag nach der nächtl. Vision {Ew* Del.^), wovon nichts dasteht,
sondern entweder in {Hupf. Ke,) oder besser nach der Schauung,
welche eben hienach bei C keine nächtliche war, zerlegte die 3 grösseren
Thiere in der Mitte {Sam. ^i^a für f *^s), also je in 2 gleiche Hälften
(^ra u. Pi. nur hier; ^^a Jer. 34, 18 f.) u. legte eines jeden seine
Hälfte (^. 9, 5) gegenüber der andern; die Vögel aber (coli, wie Ps.
8, 9 u. s.; Sam. la^^fttn) zerlegte er nicht. „Gott will nämhch (V. 17 f.)
einen Bund mit Abr. schliessen, die Bundesceremonie aber bestand darin,
dass die Abschliessenden zwischen den getödteten Thieren hindurch-
giengen, dies mit der Verwünschung, es möge im Fall der Bundbrüchig-
keit ihnen wie diesen gehen. Daher i^^^3i n^s^ oQKia xi^nvuv u. foedus
icere, perculere, ferire. Vgl. Jer. 34, 18 f., Douglaei analecta sacra
ad h. 1., Winer BW." (iSTn.), u. das BL. unter Bund. Anderer Art
sind die Bundschliessungen 21, 31 u. Ex. 24, 8. „Die Taube u. die
Turteltaube zerlegte er nicht, nach Analogie des Opfers Lev. 1, 17. Die
5 genannten Thierarten allein waren beim levit. Opfercultus zulässig"
(An.), u. soll auch die Wahl der Thiere hier vorbildlich sein für das
israel. Opfervolk. Denn zwar ist diese Geremonie kein eigentliches
Opfer, sofern die Stücke nicht auf den Altar kamen, aber doch eine
hl. Handlung, sofern bei ihr der Name Gottes in einer "Vh feierlich an-
gerufen, vielleicht auch, wo nur menschliche Paciscenten betheiligt
waren, noch ausserdem ein Opfer gebracht wurde. Von einem solchen
wird hier freilich nichts gesagt, aber ein andeutendes Surrogat dafür
könnten die Vögel doch sein sollen {Ew. Alt^ 92); wenigstens ist
auch von einer Gegenüberlegung derselben (Del.) nicht die Rede.
Warum aber dreijährige Thiere? nicht weil für diese ältere Zeit die
Sage jegliches Lebensalter steigert {Ew. G.^ I. 466), wohl auch nicht
mit Beziehung auf die drei Geschlechter der ägypt. Knechtschaftszeit
{Del.^ Ke.), denn diese dauert länger (V. 13. 16), sondern weil die
Dreizahl (wie die Siebenzahl 21, 28 ff.) bei Versicherung, Schwur,
250 Gen. 15, 10—15.
Fluch u. Segen üblich u. heilig war (s. zu 9, 25; Hermann gott
Alterth. d. Griech.^ § 21 A. 9; § 22 A. 18); sind ja doch auch die
zerlegten Thiere nur 3, u. die 2 Vögel aus andern Gründen bei-
gegeben. — V. 11. Damit ist alles zugerichtet, aber ehe es zum Hin-
durchgehen durch die Stücke, zur eigentL Gewährleistung kommt,
fliegen die (s. 14, 13) Raubvögel herab, die todten Thierkörper ("»J»
Lev. 26, 30. Num 14, 29. 32. 83) zu fressen; jedoch Abr. wachsam
u. standhaft, scheucht sie weg (LXX minder passend Kctl cvvsKcid'KSBV
avtolg). Das war ein böses Zeichen (omen) wie wenn Harpyien die
Opferstücke rauben wollen (vgl. Verg. Aen. 3, 225 CT., Ew,)y hinweisend
auf die Hindernisse, welche sich der Ausführung des hier zu gewähr-
leistenden Landbesitzes entgegenstellen: die unreinen, gewaltthätigen
Völker, zumal die Ägypter, werden das Vorhaben Gottes zu vereiteln
suchen, aber es wird ihnen nicht gelingen. — V. 12 ff. Aus den S.
246 angegebenen Gründen u. weil in V. 13 — 16 der 18^ (näher das
V^fV) eigentlich schon vorausgesetzt ist {WL), wird V. 13 (12^) — 16
nicht von C stammen, sondern von R eingefügt sein (wenigstens 12^ —
15; 16 vielleicht noch später) zur aiisdrücklichen Deutung des bösen
Vorzeichens u. zur Eröffnung der Zukunftsperspective. Abr. verfällt bei
seinen Thierstücken, die er bewacht, gegen Abend in einen tiefen Offen-
barungsschlaf {Ew. Alt.^ 344), welcher eben den Zweck hat, ihm die
nöthigen Aufschlüsse über die Zukunft zu gewähren. — V. 12. Die
Sonne war daran unterzugehen (Jos. 2, 5; Ges, 114, 2 A. 2), u. ein
schwerer Schlaf (2, 21) hatte Abr. befallen, da hatte er eine Offen-
barung; rim*; leitet dieselbe ein; u. ist keineswegs eine Dublette (KS.)
zu 'ai nai^w. Es ist keine freundliche Lichterscheinung, die er in
seinem Schlafe sieht, sondern ein SchrecUeny eine grosse Finstemiss
(naorj nur hier im Pent) d. h. etwas erschreckendes, bestehend in
gr. F., überfällt ihn, auch dies darum, weil ja der Beginn der zu
offenbarenden Zukunft zunächst unerfreulich, Schrecken erregend ist —
V. 13. So von Entsetzen erfüllt, vernimmt er in seinem Schlaf den
folgenden Aufschluss. 'idK'^i] das Subj. versteht sich von selbst ti^t^^en
sollst du] allerdings; es kommt etwas darauf an, dass du wissest, Jos.
23, 13. Das erste ist, dass seine Nachkommen als Fremdlinge sich
aufhalten müssen in einem Land das nicht ihnen (Hab. 1, 6; Ges.
155, 2*) gehört^ näml. Äg., ii. ihnen, den Ägyptern, dienen, w. sie, die
Äg., dieselben bedrücken werden (Ex. 1 u. 5) 400 Jahre lang, nach
Ex. 12, 40 bei A genauer 430 Jahre, aber in die Weissagung passt
die runde Zahl besser (Kn,), Und das ist unerfreulich genug. — V. 14.
Aber dann tritt die Wendung ein; auch über dieses Volk, dem sie
dienen müssen, wird das Unglück kommen, wie bisher über sie; Gott
will es richten d. h. Plagen als Strafen über sie verhängen (Ex. 7ff.\
worauf jene mit grosser Habe (Ex. 12, 82. 38) ausziehen werden (Kn.).
»'O'^] 12, 5. — V. 15. So die Nachkommen; „Abr. selbst aber soll
von keinem Unglück betroffen werden, du wirst eingehen zu deinen
Vätern d. h. in die Unterwelt gelangen, wohin sie dir vorangegangen
sind (s. 25, 8), in Frieden d. h. unangefochten u. ungestört, in
ruhigen Verhältnissen vgl. 2 S. 3, 21 ff. 15,9. 27" {Kn.). na-^va
Gen. 15, 16—18. 251
naitt] 25, 8 bei A. — V. 16 holt nach, warum das alles gerade so
sein muss. als 4* Geschlecht (Ges, 118, 5°) oder im 4. Geschlecht
(LXX, vgl. die mass. Lesart 14, 4), nicht früher, werden sie hieher
zurückkehren, denn nicht ist Ms jetzt (44, 28) die Schuld des Arno-
riters vollständig, das Maass seiner Sünden nicht voll, so dass er
schon früher vertrieben u. vertilgt werden könnte. "»^öKrT] wie 14, 7.
13, während C "^a^^^ (12, 6. 13, 7) für die Landesbewohner nennt
„Dieselbe ungünstige Ansicht vom sittl. Charakter derselben 13, 13.
18, 20 ff. 19, 1 ff. 20, 11" (Kn.). Zu ihrer sittl. Verderbtheit als
Grund ihrer Ausrottung vgl Lev. 18, 24 f. 20, 22 ff. ^i't] nach Ex.
6, 20 war das 4. Geschlecht das aus Äg. zurückkehrende. Wenn
also dieser V. vom gleichen Vrf. wie V. 13 ist, so muss *i^t Geschlecht,
Menschenalter hier etwa ein Jahrhundert oder etwas drüber umspan-
nen. „Auch das arab. dahr wird für 100 u. mehr Jahre, aber auch
für ein Menschenalter von 44 Jahren {Burhh, arab. Sprichw. 101) ge-
braucht. Ähnlich ist saeculum bald ein spatium vitae humanae lon-
gissimum partu et morte definitum (Censorin 17, 2), bald ein spatium
centum annorum (Varro ling. lat. 6, 11), bald ein Zeitraum von 30
oder 110 oder 1000 Jahren (Serv. ad Aen. 8, 508), u. aetas ist ge-
wöhnlich das Menschenalter, aber auch das Jahrhundert, zB. Ovid. met.
12, 188, wo Nestor sagt: vixi annos bis centum, nunc tertia vivitur
aetas, während Homer (D. 1, 250) 3 ytveaL nannte" {Kn), — V. 17.
Nun erst kommt das eigentl. Zeichen, durch das die Bundesversprechung
vollzogen wird. Die Satzfügung ist, wie V. 12. Die Sonne war in-
zwischen untergegangen, u. dicke Finsternis^ (^^^^ nur noch Ez. 12,
6 ff.) war es (fies, 145, 7 A. 3) geworden, da zeigt sich plötzlich ein
Backtopf von Rauch d. h. ein rauchender B. (ohne dass yo9 s=s i^dy
wäre) w. eine Feuerfackel d. h. doch wohl eine Erscheinung wie ein
rauchender Ofen, aus dem Feuerflamme herausschlug, u. gieng durch
jene Stücke (^ta ein seltenes Wort) hindurch. In dieser Erscheinung
(entsprechend dem nächtl. Dunkel) war Gott gegenwärtig, s. zu Ex. 3, 2.
13, 21. 19, 9. Selbst wenn V. 12 — 16 nicht ein Einsatz des R wäre,
dürfte doch nicht angenommen werden, dass Abr. den Durchgang blos
im Schlaf sah. Wachend musste er ihn sehen, denn einer blos inneren
Wahrnehmung würde die Gefahr der Täuschung anhaften, u. gerade,
weil ein sinnlich wahrnehmbares Feuerzeichen in Frage steht, musste
es vorher finster werden. Gott aber allein gieng hindurch, weil er
allein hier etwas zu versprechen hatte; Hess sich herbei, durch dieses
Zeichen dem Abr. die Verheissung des Landbesitzes zu verbürgen, wie
Abr. V. 8 es begehrt hatte. Aber nirgends weiter im AT. kommt eine
ähnliche Anbequemung Gottes an die unter den Menschen üblichen
Bräuche zur Versicherung der Wahrheit vor. Ganz anderer Art ist die
Bundschliessung Cp. 17 bei A. — V. 18 bemerkt ausdrücklich, dass
durch, den von V. 9 an berichteten Vorgang Gott einen Bund mit Abr.
geschlossen habe in Betreff des künftigen Landbesitzes, u. bestimmt
noch genauer den Umfang des hiemit zugesagten Landes, worauf dann
26, 3 zurückgeblickt wird. ''ftr;a] wie 1, 29, 9, 2. 3. „Bis zum Eufrat-
slrom wurde die Eroberung nach Ex. 23, 31. Dt. 1, 7. 11, 24. Jos.
252 Gen. 15, 18—21.
1, 4 in Aussicht genommen." Als Südgrenze gilt sonst der '»»a ins,
der heutige W. el-*'Arisch (Num. 34, 5. Jos. 15, 4. Jes. 27, 12), u.
Kn. Del, a. meinten deshalb, mit '»» ^na sei derselbe gemeint. Allein
wenn auch ^nj von kleineren Flüssen u. Kanälen gebraucht werden
konnte (2 R. 5" 12. Ij. 28, 11. Ex. 8, 1. Ez. 1, 3 u. s.), so kann doch
'attt ^rr3 kaum etwas anderes sein als der Nil oder östlichste Nilarm,
u. liegt aber dann eine offenbare Hyperbel vor (s. übrigens Jos. 13, 3.
1 Chr. 13, 5; Del Par. 311). Ein urspr. ^^na {Lag. Nom. Bild. 140)
hätte nur absichtlich zu "^^o verderben können. Ausdehnung bis zur
äg. Grenze u. zum Eufrat hatte die isr. Macht in der besten Zeit (1 R.
5, 1. 8, 65). — V. 19 ff. Angabe der Völker, welche Gott zur Unter-
werfung durch die Hebräer bestimmte. Derartige Aufzählungen von
kenaan. Völkern (am einfachsten Ex. 23, 28) sind bei CDR sehr beliebt
(Ex. 3, 8. 17. 13, 5. 23, 23. 33, 2. 34, 11. Dl. 7, 1. 20, 17. Jos. 3,
10. 9, 1. 24, 11 u. ö.). Meist sind es 5 oder 6 an Zahl, einigemal
7. Hier u. nur hier werden 10 zusammengestellt, weil der Umfang
des einzunehmenden Besitzlandes im S. u. 0. weit über Kenaan hinaus-
geht. Die Qini (s. Num. 24, 21) u. Qenizzi (s. 36, 11) scheinen die
Stämme des Negeb u. der südl. Wüste {wie 14, 1 die ^Amaleq) ver-
treten zu sollen, u. Qadmoni (nur hier, s. aber 25, 15) die Bewohner
der syrisch arab. Wüste. Mit den Refaim (14, 5) u. Emori werden
zumeist die ostjord. Stämme gemeint sein. Über die andern s. zu 10,
15 ff.; über die •*!•:? ebendort u. 13, 7. Die "^^n fehlen hier, sind aber
in LXX u. Sam. hinter '^as'asn eingefugt.
2. Die Geburt IsmaeTs Cap. 16; nach C und A.
Sarai, weil unfruchtbar, veranlasst Abr., ihrer Magd Hagar bei-
zuwohnen, um durch sie eine FamiHe zu erhallen. Schwanger ge-
worden benimmt sie sich hochmüthig gegen die Herrin, wird von dieser
gedemüthigt u. flieht Ägypten zu. In der Wüste findet sie ein Engel,
heisst sie zurückkehren, u. macht ihr Eröffnungen über ihre Nach-
kommenschaft. Heimgekehrt gebiert sie Ismael (Kn.), — Da in Gp.
17, 18 ff. bei A Ismael als vorhanden vorausgesetzt ist, so muss er
dessen Geburt vorher gemeldet haben. In der That geben sich 16, 1.
3. 15 ff. theils durch die genauen Zeitbestimmungen, theils durch die
Ausdrücke (V. 3) als zu A gehörig: er berichtete nur, dass Sarai, weil
unfruchtbar, dem Abr. ihre äg. Magd Hagar zum Weibe gegeben u.
diese ihm den Sohn geboren habe, den er iSmael nannte. Nach Ab-
zug dieser Verse ist das übrige eine selbständige Erzählung, welcher
nur der urspr. Schluss (über die Geburt u. Benennung iSmaels) fehlt,
weil er V. 15 f. durch Worte des A ersetzt ist Sachliche Merkmale
wie „die Engelerscheinung V. 7 ff., die Vorstellung 13, die ungünstige
Darstellung Hagar's u. KmaeFs 4. 12, die Etymologien 11. 13 f. u.
die Differenz zwischen 11 u. 15" {Kn.) zeugen gegen A, u., weil
sich zum Theil dieselben Stoffe in einer ähnl. Erzählung 21, 8 — 21
bei B finden, für C, auf welchen auch "jn^, w-narr, -^Vnic, ^ip^ a>»tö 2,
Gen. 16. 1. 2. 253
f\i^r] Ha-nrn ü. aStt ^fc©^ »h 10, u. a. fuhren. Zwal* ist der dreimalige
Ansatz der Rede des Engeis V. 9 — 11 auffallend, u. deshalb liegt die
Vermuthung {Böhm. 203; Wl. XXL 410; Euen, 0.2 1. 247; KS.)
nahe, dass V. 8 — 10 (oder wenigstens 9 f.) ein harmonistischer Einsatz,
mit Rücksicht auf B (21, 9 ff.) u. A (15 f.) seien^ also nach G die ge-
flohene Hagar nicht mehr in das Haus Abram's zurückgekehrt sei.
(Wie weit 25, 6 dem widerstreitet, s. d.). Aber sollte bei C der ^»Vö
'**'« nur dazu erschienen sein, um ihr zu sagen, dass sie schwanger
sei (was sie schon weiss), und einen Wildfang gebären werde? im
übrigen sie hilflos u. ohne jede weitere Anweisung stehen gelassen
haben? Und konnte iSmael als Sohn Abrahams gelten, wenn er nicht
in dessen Haus geboren wurde? Sprachlich stimmen die Verse völlig
zu C u. zeigen nichts von der Hand eines Harmonisten. Die Verthei-
lung des Engelsworts in 3 Zusprachen kann auch absichtlich sein, u.
unpassend kann man Y. 10 vor 11 (s. d.) nicht nennen. Deshalb
scheint es nicht sicher, dass die Verse aus C auszuscheiden seien. —
Auf Gp. 15 ist im Stück nicht ausdrücklich Bezug genommen. Gleich-
wohl ist es von R sehr absichtlich hieher geordnet. Den in Gp. 15
dem Abr. verheissenen Leibeserben zu erzielen soll bei der fortdauern-
den Unfruchtbarkeit Sarai's, nach des Ehepaares Übereinkommen, Hagar
dienen, aber nach kaum gefasster Hoffnung tritt durch den Streit der
Weiber u. die Flucht der Hagar die Enttäuschung ein, u. wenn gleich
durch das göttl. Walten noch alles zum besten gewendet u. der Sohn
ihm in seinem Hause geboren wird, er also jetzt einen Leibeserben
hat, so ist doch schon durch das Engelwort an Hagar V. 12 ange-
deutet, dass das nicht der Verheissene sei. Die Verheissung Gp. 15
beginnt somit der Erfüllung näher zu rücken^ aber sie erfüllt sich noch
nicht. Zugleich ist Gp. 17 vorbereitet
V. 1 einleitender Beschreibesatz. Wenn nicht der ganze V. {Kn,\
so ist doch V.ft {Sehr,) dem A zuzuschreiben, weil die Unfruchtbarkeit
der Sarai bei ihm bemerkt sein musste, während sie bei G schon 11,
30 (s. d.) bemerkt ist. Sarai hatte eine äg. Sklavin (vgL 12, 16),
„welche ihr näher als die übrigen Sklavinnen stand, vgL 29, 24. 29'^
{En.), Als Eigenthum der Frau stand sie nicht, wie gekaufte Sklaven,
zur freien Disposition des Herrn, sondern ein ordentliches Goncubinat
mit ihr konnte nur nach dem Willen der Frau zu Stande kommen
{Tuch), Dass Hagar eine Ägypterin war, ist ein stehender (V. 3 bei
A; 21, 9 bei B) u. im Zusammenhalt mit 21, 21 volksgeschichtlich
leicht zu deutender Zug der Sage. Übrigens bedeutet ^^'n (nach arb.
ha^ara) discessus a suis, u. sowohl die Erzählung hier, als die 21,
8 ff., schliesst sich an diesen Sinn des Namens an. Dass aber "w
gleichwohl ein geschichtlicher Name ist, zeigt der Name des arab. No-
madenvolks tr'^jn (s. zu 25, 15). — V. 2. Sarai schlägt vor, dass Abr.
der Hagar beiwohne, er hat mich d. h. meinen Mutterleib verschlossen
(20, 18), weg vom (18, 25. 23, 6. 27, 1) Gebären d. i. so dass ich
nicht gebäre. Der Fruchtbaren öffnet Gott den Mutterleib 29, 31.
30, 22. Diese Redeweisen, wie auch das folgende "nyfi sind dem A
fremd {Kn.), m] 6, 4. vielleicht werde ich gebaut von ihr] d. i.
254 Gen. 16, 2—7.
erhalte ich von ihr Familie, 30, 3; vgl. Ruth 4, 11. Ex. 1, 21. Dt.
25, 9. 2 S. 7, 11. 27. 1 R. 11, 38. Sarai will nämlich Hagar's Kind
als das ihrige annehmen u. ihr soll dessen Nachkommenschaft ange-
rechnet werden; ebenso Ra^el 30, 3 ff. (Kn.). ■^!?'»«] 18, 24. 28. 24,
5. 39. (32, 21). 43, 12 bei C; 27, 12 bei R. — V. 3 bei C über-
flussig, ist von A (Zeitbestimmung; l^a» 'f?? 12, 5; a»^ 13, 12; auch
^^^)' iJ^^s Halten von Nebenweibem erscheint als Sitte bei den Pa-
triarchen (22, 24. 30, 3 ff. 36, 12) u. wird auch bei ihren Nachkom-
men häufig erwähnt, s. zu Ex. 21, 7" (Kn.). Aber dass das Haupt-
weib selbst die Nebenehe wünscht (bei Abr. u. bei Jacob), ist nicht
umsonst, es ist wie eine Entschuldigung der Abweichung von der Mo-
nogamie, y^»] 4, 3. 8, 6. ^a»V] zu \> 7, 11. — V. 4 urspr. Fort-
setzung von V. 2. „Wie Hag. sieht, dass sie schwanger ist, blickt sie
mit Geringschätzung auf die unfruchtbare Gebieterip u. begegnet ihr
ungeziemend. Ähnliches erfuhr die Hanna von ihrem Mitweib 1 S. 1,
6 f. So ist es noch heute im Morgenland {Lane Sitt u. Gebr. I. 198).
Unfruchtbarkeit ein grosses Übel u. göttl. Strafe (19, 31. 30, 1. 23.
Lev. 20, 20 f.), Fruchtbarkeit ein Glück u. götü. Segen (21, 6. 24, 60.
Ex. 23, 26. Dt. 7, 14). So denkt das Morgenland noch jetzt (s. Volney
R. II. 359 f.; Olivier Voyage 1. 183 f.; Win.^ I. 656)" En. !?ß5!]
Ges. 67 A. 3. — V. 5. Sar. beklagt sich bei Abr., dass er das un-
gebührliche Verhalten der Magd dulde; er duldet es aber in Aussicht
auf Nachkommenschaft ^""V» *^&ttn] missverstanden in LXX u. Vulgr,
ein Ausrufesatz: das Unrecht an mir (sens. obj. wie 9^ 2. Jud. 9^ 24.
Joel 4, 19) komme über dich (27, 13), treffe dich in seinen Folgen! an
deinen Busen] 1 R. 1, 2. richte zwischen mir u. dir] entscheide
unsem Handel u. zwar so, dass er deine Undankbarkeit bestraft u.
mir zu meinem Recht verhilft, 1 S. 24, 16 {Kn), ?{^r^^] mit auspunk-
tirtem \ weil die Form sonst immer sjj"?, paus. ?^3*a lautet (17, 2.
7 u. s.). — V. 6. Abr. will indes nicht selbst Hagar bestrafen, son-
dern überlässt dies Sarai. Als ihre Sklavin ist sie in ihrer Handy
Gewalt (9, 2), so dass sie nach Gutdünken gegen sie verfahren könne.
Sarai demülhigt die Übermüthige, zR. durch harte Regegnung u. schwere
Arbeit (15, 13. 31, 50), so dass sie entläuft (Kn.). Reiläufig ein Rei-
trag zur Charakteristik der aus der Polygamie erwachsenden Misstände.
— V. 7. Nun legt sich die Vorsehung ins Mittel u. wendet alles zum
besten. Hagar flieht südwärts, Ägypten zu, nach der Wüste, allein,
das einzelne Weib {Burckh, Syr. 740); der Ausgangspunkt ist nicht
genannt; ob schon ursprünglich Blamre (13, 18. 14, 13) gemeint sei,
ist firaglich. In der Wüste fand sie (w— wie 87, 33. 1 Chr. 20, 2.
2 Chr. 20, 7) der Engel, den Gott für sie sandte, an der Wasser-
quelle, der aus dieser Sage bekannten u. V. 14 genauer beschriebenen,
der Quelle auf dem Weg nach Schur, Schur (20, 1) vor d. h. östl.
von Äg., bis wohin Bmaeliten u. Amalekiten wohnten (25, 18. 1 S.
15, 7. 27, 8), u. von dem die Wüste Schur oder Etham (Ex. 15, 22
vgl. Num. 33, 2) benannt war. Es muss eine Lokalität an der NC-
Grenze Ägyptens gewesen sein, aber nicht Pelusium (Joseph.) d. h. I'^e ;
das Wort bedeutet Mauer wie wohl auch »"»an, was im Trg. daför
Gen. 16, 7—13. 255
gesetzt ist, u. war wohl semit Bezeichnung einer der 9g. Grenzfesten
am nordöstl. Eingang in's Delta {Brugsch Gesch. 119. 195; EMey. G.
§ 237. 240), vgl. 20, 1. Saadia gibt ^w durch Gifdr-, unter der
Wüste (rifdr (im Unterschied von der Wüste der Kinder Israel oder
Paran) verstehen die arab. Geographen den 5 bis 6 Tagereisen langen
wüsten, im Osten von der Wüste Paran begrenzten Landstrich zwi-
schen Rafia in Philistda bis zum See Tennis (Menzaleh) u. von da bis
Qulzum {Qazwini Kosm. II. 120; Istachri Mordtm. S. 31 f.; Jdqül II.
90), also mit einem Wort, den Westabfall der Wüste Paran gegen
Äg. hin, ZDMG. I. 173 ff. — V. 8. Die Frage des Engels dient blos
zur Anknüpfung des Gesprächs (Kn.). rma] V. 6, spielt wohl auf
'^jn an. — V. 9. Drei Gottesworte (vgl. 17, 3. 9. 15. 35, 10 f.) sind's,
die ihr durch den Engel zukommen V. 9 — 12, wobei der Engel als
Stellvertreter Gottes redet s. zu Ex. 3, 2. Das erste vnll ihr aus
ihrer Übeln Lage helfen, indem es sie zurückkehren u. sich unter ihrer
Herrin Hände demülhigen heisst Das zweite V. 10, ermuthigt sie
(vgl. 12, 2 ff. zu 1) dazu durch die Yerheissung zahlreicher Nachkom-
menschaft, welche dann aus ihr hervorgehen werde. fia'^K na^in] 3, 16.
22, 17. a^ö "«ö-^ K^] 32, 13. In dieser Zusicherung erscheint schon
ein Theil der Erfüllung von 15, 6. — V. 11 f. Das dritte verständigt
sie über den Namen des zu erhoffenden Sohnes, seinen Charakter u.
seine Zukunft, b»:^»»'^] GoU hört soll sie ihn nennen, „weil Gott^e-
hörl hat auf ihr Elend, es beachtet hat, wofttr sonst *t '^?j(a)-^K n«;
31, 42. 29, 32 (Kn.), pnV*»] Part fem., so punktirt, mit Hinneigung
zum Prf. 2 p. f. sing. (Ew. 188^; König l 404 f.; anders Ges. 80, 2^).
„Die Mutter gibt dem Kind den Namen wie 4, 1. 25. 19, 37 f. 29,
32 ff. 30, 6 ff. 38, 3 ff.; bei A benennt die Kinder der Vater, zB. 5, 3.
16, 15. 17, 19. 21, 3 vgL 35, 18" (Kn.). — V. 12. Dieser Sohn
wii\i sein ein Wildesel von einem Menschen oder unter Menschen,
d. h. ein Mensch ähnlich einem Wüdesel {Ew. 287«; Ges. 128, 2«),
welcher in einsamen Wüsten frei u. wild umherschweift u. sich nicht
zähmen lässt, vgl. Ij. 39, 5 ff.; Win.^ U. 674. seine Hand gegen Mb
V aller Hand gegen ihn] alle greift er an u. wird von allen ange-
griffen, lebt mit allen in beständiger Fehde (An.), 'äi ^ae-V?] seinen
Brüdern aufs Gesicht hinauf, hart vor ihnen, schwerlich blos östlich
von (vgl. 25, 18). „Wie die Patriarchen überhaupt, so zeichnet Vrf.
auch den I§m. nach den Nachkommen, also nach den Beduinen-Arabern,
welche von I§m. abgeleitet werden. Diese zu allen Zeiten frei ge-
bliebenen Söhne der Wüste sind dem Krieg, der Plünderung u. Frei-
beuterei ergeben; s. Niebuhr Arab. 381 f.; Ärvieux merkw. Nachr. II.
220ff ; Denon R. in Äg. 55; Burckh. Bed. 107ff. 127ff. 261ff. Vor-
theilhafter, aber viel allgemeiner lautet die Yerheissung bei den andern
Erzählern 17, 20. 21, 20" {Kn.). — V. 13 f. Erklärung des Namens
des Ortes, wo das geschah. Erkennend, dass in dieser tröstenden Offen-
barung ihr Gott selbst nahe gekommen ist, rief sie den Namen Jah-
ve'Sj der zu ihr redete d. h. nannte sie Jahve: du bist ein Gott des
Sehens d. h. kraft der folg. Erklärung nicht pass.: der gesehen wird,
sondern act: der sieht, überall nachsieht, ein allsehender. Denn sie
256 Gen. l6, 13—16.
sagte: habe ick auch hier in der Wüste (keinem Gottesort), wo ich
es nicht erwarten konnte (weshalb die Vermutliung bei Lag, Onom.^
IL 95, dass tj^n durch Dittographie von öan hereingekommen sei, un-
nöthig ist), dem nachgesehen {Ew, 282''), der mich sah (Ij. 7, 8)?
Er sah sie, nahm sich ihrer an; sie hat ihn nicht gesehen, aber als
er gieng, merkte sie, dass hier der allsehende Gott gegenwärtig war
(in seinem Engel), u. sah ihm nach, (vgl. Ex. 33, 23). Deshalb
nennt man (11, 9) den Brunnen: Brunnen des Lebendigen ^ der
mich sieht. So nach den Mass. Die Erklärung Brunnen des Leben-
dig-Sehens ('»k'i als Pausalform von "^»j) d. h. wo man Gott schaut
u. am Leben bleibt {Tuch Kn, Hgst, Ke,^) setzt eine im Hehr,
unmögliche Wortcomposition voraus. Gerade deshalb haben die Mass.
auch V. 13 nicht "^«'^ sondern ■'»'i accentuirt, u. kann auch von V.
13 die Meinung nicht sein: „du bist ein Gott, der gesehen wird;
sehe, d. h. lebe ich auch hier wirklich noch nach dem Sehen, nach-
dem ich Gott gesehen?" wie 32, 31, nach der bekannten Vor-
stellung (19, 17. 32, 27. 31. Ex. 3, 6. 19, 21. 33, 20), dass dem
Menschen der Anblick des Heiligen verderblich sei {Kn, Tuch Ke,), zu-
mal da auch ns-n = leben nicht gebräuchlich war, u. '^»^ ohne Artikel
u. Suffix zu unbestimmt wäre. Dass im AT. '^m für Gott niemals,
u. im Pent. auch "^n ^» nicht vorkommt (ÄTe.), ist hier, wo ein ge-
gebener Name erklärt werden soll, nicht von Gewicht. Will man
emendiren, so empfiehlt sich am meisten der Vorschlag Wl, I. 329:
•'K'n •'^rrK [-»nKi] •^n«»«^ ti[n\>v] wn habe ich [Gott] geschaut [und bin
am Leben erhalten] nach [meinem] Schauen'i so dass der Brunnen
heisst Brunnen von: lebendig ist, wer mich schaut. Dass aber "nV
■»«•^ urspr. „Kinnlade der Antilope" {IVI, I. 329; Prol. 344) bedeutet
habe, ist Fiction. Eine ähnliche Vermuthung schon bei Ges, th. 175.
Halevy (Rev. crit. 1883 p. 287) will puits de la saillie {!) de vision.
— Der Ort in der Isaac-Geschichte 24, 62. 25, 11 wieder erwähnt,
wahrscheinlich einst den Isr; (u. Beduinen, Stade in Z. f. ATW. I.
347 ff.) heilig, lag zwischen Qade§ (14, 7) u. dem nicht weiter vor-
kommenden aber westlicheren Bered (LXX BctQcid), wofür Onk. »"jan
wie für ^'^'^ (V. 7), Trg. Jer, aber Elusa setzt, Gildemeisler aber
(ZDPV. XIV. 82) auf eine Ortschaft g4>L., südl. von Ghazza, u. Wellh.
(Sam. 213) auf BriQÖdv {Lag. On.i 299, 74. 145, 3), xwfii? iv ty
rsQaQiniKjj verweisen wollte. Zu Hieronymus Zeit (im Onom. unter
Barad) zeigte man noch einen Hagarbrunnen; eine bedeutende Strecke südl.
von BeerSeba in Muweilih, einer Hauptstation der Karawanenstrasse
{Russegg, R. III. 66. 246; Rob. Pal. I. 315), bringen die Beduinen
noch immer sowohl die Quelle daselbst als auch eine in der Nähe be-
findliche Felsenwohnung (Beit Hagar) mit der Hagar in Verbindung
{Rowlands bei Ritter XIV. 1086; ZDMG. I. 175 f.). — V. 15 f. ISmael
wird im Vaterhaus geboren, als Abr. 86 Jahre alt war (so dass I§m.
bei Einfuhrung der Beschneidung 17, Iff. 13 Jahre hatte), vgl. 12, 4
u. 16, 3. Die Verse sind aus A wie auch N^p«! V. 15 im Gegensatz
gegen V. 11 ausweist.
Gen. 17. 257
3. Der Bund Gottes mit Abram, die Einsetzung der Beschneidung
und die Verheissnng des Isaac, Gap. 17; nach A.
Dreizehn Jahre nach iSmael's Gehurt erscheint Gott dem Ahr.,
verheisst ihm grosse Nachkommenschaft, ändert d^mgemäss seinen Na-
men, sichert ihm u. seinen Nachkommen Kenaan zu u. schliesst mit
ihm einen Bund für alle Zeiten, womach er sein u. seiner Nachkom-
men Gott sein will V. 1 — 8. Als Bundeszeichen ordnet er die Be-
schneidung an 9 — 14. Dieser Bund soll aber nur die Nachkommen
des Sohnes umfassen, den Sarai ihm gebären wird; sie soll Stamm-
mutter des Bundesvolks werden u. erhält ebenfalls einen andern Namen
15 — 22. Nach dieser Erscheinung Gottes nimmt Ahr. sofort die Be-
schneidung in seinem Hause vor 23 — 27 (An.). So schreitet die Cp. 15
angeknüpfte Entwicklung ihrem eigentlichen Ziele zu, aber dem Ahr.,
der in iSmael den Erbsohn zu haben glaubte, ist damit eine neue
Glaubens-, Geduld- u. Gehorsams-Probe aufgelegt. — Umfassender er-
scheint die Bedeutung dieses Stücks, wenn man es in seinem urspr.
Zusammenhang, unabhängig von der durch R ihm gegebenen Stellung,
betrachtet Däss näml. der hier V, 2 fr. als etwas ganz neues einge-
führte Bund von einem andern beschrieben sein muss als der Bund
Cp. 15, ist leicht deutlich, wie weiterhin wieder die Verheissung Isaac's
18, 9fF. so lautet, als wäre 17, 15 ff. gar nicht vorausgegangen. Cp. 17
ist ein unverändert erhaltenes Stück des A, welches in dessen späteren
Berichten vorausgesetzt wird (21, 2. 4. 28, 4. 35, 12. Ex. 2, 24. 6,
3 f. Lev. 12, 3), u. sowohl in seinen sachl. Eigen thümlichkeiten, wie
„der Verheissung von Völkern V. 4 f. 16, u. von Königen u. Fürsten
6.16. 20, den Zeitangaben 1. 17. 24f.% der Ähnlichkeit des Bundes mit
dem 9, 9flP. beschriebenen, als „in der grossen Breite der Schreibart
u. in der Sprache zB. Elohim, El Schaddai V. 1, mn« u. b'^'^j»? 8,
nj)?»? 12 f. 23. 27, i'^^in u. «'^»a 20, ^?3n? 12. 27, o^y 23. 26, ^st-l^s
10. 12. 23, naji n^s 20, >i'^'?a )'ni u. t»*^)?*? 2. 7. 19. 21, Zusammen-
setzungen mit fiVia^ 7. 8. 13. 19, du m. dein Same nach dir 7 — 10.
19. tanViV 7. 9.' 12, 'ai njn'jsaj 14, auch )9jji 75» 8, t»ö ■»«» 2. 6.
.- 20 u. a., s. zu V. 20. 23" {Kn.) die unverkennbaren Zeichen seines
Ursprungs an sich trägt, u. nur in rf;"* V. 1 die Hand des R aufweist.
Dieser A hat aber bis jetzt aus dem Leben Abram's nur äussere That-
sachen (12, 4 f. 13, 6. 11 f. 16, 3. 15 f.), nichts über sein Verhältniss
zu Gott gemeldet; alles in dieser Beziehung zu sagende hat er auf
Cp. 17 zusammengedrängt, wo die erste Gotteserscheinung u. die Fülle
seiner Verheissungen ihm entgegenkommt. Es ist das bei A ein Er-
eigniss einziger Wichtigkeit Mit Ahr. gieng damals Gott, im bestimmten
Hinblick auf Isaac u. Israel, das besondere Verhältnis förmlich ein, auf
welchem alles weitere, auch der ganze Mosebund ruht, u. seit dem
Noabbund mit der Menschheit, an welchen dieser Bund als ein weiteres
Stadium in der Entwicklung des göttl. Rathschlusses sich anreiht, hat
er nichts an Bedeutung ähnliches zu melden gehabt Vom Bewusst-
sein der Wichtigkeit dieses Vorgangs ist auch seine Darstellung ge-
tragen. Der Bund aber ist, wie auch sonst bei A, nicht blos eine
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 17
258 Gen. 17.
feierl. Zusicherung seitens Gottes (wie Gp. 15), sondern die Herstellung
eines gegenseitigen Verhältnisses, in dem beide Theile Pflichten über-
nehmen. Im Detail seiner Ausführungen hat er, wie gewöhnUch, von
richtigen Erinnerungen an das höhere Alterthum sich leiten lassen.
Zu diesen gehört nicht bloss der Gottesname El Schaddai, sondern in
gewissem Sinn auch die Zurückverlegung der Beschneidung in die
Kreise der Erzväter (vgl. noch 21, 4 u. 34, 13 ff.). Freilich ist die
Beschn. bei den Isr. noch nicht in Äg. (Ex. 4, 25 f.), sondern regelmässig
erst in Kenaan (Jos. 5, 2 f. 8 f.) durchgeführt worden, u. insofern nimmt
hier A spätere Zeiten voraus. Andererseits weist aber doch das Vor-
kommen derselben bei sämmllichen mit der Terach-Wanderuug zu-
sammenhängenden Völkerkreisen u. den Kenaanäem (nicht aber bei den
Babyloniern u. Assyrern, auch nicht bei den Philistern) auf eine vor-
mosaische Verbreitung derselben hin, u. insofern hat A einen geschichtl.
Anhaltspunkt für seine Darstellung. Dass aber die Auffassung der Beschn.
als eines Bundeszeichens erst vom babyl. Exil an möglich geworden sei
{Lag. Sym. I. 117, GGN. 1889 S. 321; WL I. 365; Stade G.* L
111; Kuen, 0.^ I. 206), könnte mit einigem Schein von Wahrheit
nur dann behauptet werden, wenn erwiesen wäre, dass sie auch bei
den übrigen Kenaanäem ebenso regelmässig u. als religiöser Brauch
am achttägigen Kind durchgeführt war, wie bei den Isr., aber das
ist nicht zu erweisen; umgekehrt zeigen Stellen^ wie Jer. 4, 4. 9, 24 f.
Dt 10, 16. 30, 6. Ez. 44, 7. 9, dass schon früher die Beschn. als
äusseres Zeichen der Zugehörigkeit zum Jahvevolk galt. Sie war schon
vor dem Islam bei den Arabern in Übung (Scharastani v. Haarbr. II.
354; s. auch ZDMG. XLI. 718); „bes. wird das von den ISmaeUlen
ausgesagt (Jos. ant. 1, 12; 2; Orig. ad Gen. 1, 14; Eus. pr. ev. 6, 11),
von den Saracenen (Sozom. h. e. 6, 88), den Sabäem (Philost. h. e.
3, 4), von allen diesen nebst den Samariern u. Idumäern (Epiph. adv.
haer. 1, 33). Das AT. deutet auch auf das Lotvolk sowie auf die
Edomiter (Jer. 9, 25) hin" (Kn,), obwohl die späteren (nabatäischen)
„Idumäer erst durch Hyrcan (Jos. ant. 13, 9, 1) u. die Ituräer durch
Aristobul zur Beschneidung (Jos. ant 13, 11, 3; vit 23) gebracht wur-
den" (Kn,), Ursprünglich scheint sie ihre Heimath in Afrika bei den
Äthiopen u. Ägyptern (Jer. 9, 25) gehabt zu haben, von denen sie
vde die Kolchier, so auch die Phöniken u. paläst Syrer angenommen
haben sollen (Her. 2, 104; vgl. Diod. Sic. 3, 31); ein geschichtl. Zu-
sammenhang der Beschn. der asiat Völker mit der ägyptischen, viel-
leicht durch die Hyksos vermittelt, darf mit Sicherheit behauptet wer-
den. Dass jedoch in Äg. wrie die Priester so alle Männer beschnitten
waren, ist (trotz Ebers Äg. 278 ff., Lagarde u. a.) noch nicht er-
wiesen, u. jedenfalls wurde die Beschn. bei ihnen erst zwischen dem
6. u. 14. Lebensjahr vollzogen, virie wohl auch bei den andern Völkern.
Sonst vgl Win.^ l. 156ff.; Ew. A.» 120ff., fii. HWB. 168ff.; über
ihre Bedeutung s. zu Lev. 12, 3. Wie allgemein u. tief eingewurzelt
die Sitte bei den Isr. schon frühe vnirde, sieht man theils aus der
nationalen Verachtung der unbeschnittenen Philister (Jud. 14, 3. 15, 18.
1 S. 14, 6. 17, 26. 36. 2 S. 1, 20), theils aus der bildl. Anwendung
Gen. 17, 1. 259
von hy^ Ex. 6, 12. 30. Jer. 6, 10. Lev. 26, 41, n\y^ Lev. 19, 23. Dt.
10, 16 u. a. — Übrigens benutzt A den Ort hier dazu, das vollständige
Gesetz über die Beschn., wie sie unter den Isr. gelten sollte, darzu-
stellen; er kommt später nicht mehr darauf zurück, sondern setzt es
Lev. 12, 3 voraus.
V. 1. Die Zeitbestimmung war theils durch 21, 5, theils durch
17, 25 vgl. mit 16, 16 gegeben, nirt^] für Eiohim rührt von R her
(vgl. 21, l''), welcher die Identität des Viirf«^ der voiliergehenden Stücke
mit dem tj'^rflJN der folg. Erzählung andeuten wollte, vgl. zu 2, 4*» (An.);
dagegen wird die ürsprünglichkeit von ':ii »-y^^, durch V?»»,^ V. 22 (vgl.
35, 9 ff.) geschützt, u. die Altersangabe, obwohl V. 24 wiederkehrend,
hat als Gegensatz zu 16, 16 hier ihren guten Sinn. A „hat auch
Gotteserscheinungen (35, 9. 48, 3. Ex. 6, 3); sie sind aber bei ihm
selten u. immer einfach. Die hier ist die erste bei ihm" {Kn.\ Gott
kündigt sich an als "»^ttJ hn u. setzt damit diesen Namen zum Gottes-
namen des Väter-Bundes ein; er kehrt bei A wieder 28, 3. 35, 11.
48, 3. Ex. 6, 3; sonst Gen. 43, 14. 49, 25; vgl. zu Ex. 6, 3. Über
die Bedeutung des ^tv gibt es keine sichere Überlieferung. Das Trg.
behält -»1» ^K bei; die LXX geben in Gen. u. Ex. 6 ^eog (lov, ßov,
avTwv, in Num. 24, 4. 16. Jes. 13, 6 &s6g, in Ps. 68, 15. 91, 1 6
ircovQavLog (d^sog rov ovQavov\ in Ez. 10, 5 ^aööccl^ im Ijob 9—
10 mal zvQLogy 14 — 15 mal TtccvroxQarcoQi ebenso Pe^., wo sie nicht
•^T» hn belässt (Gen. Ex.), setzt dafür l«!,) (Num. Ps., Ij. 12 mal) oder
Ul^ (Joel. 1, 15. Jes. 13, 6. Ij. 6, 14), oder iJUia-. (12 mal in Ij.);
von Aquila an (obgleich er nach Hieron. Ep. 136 auch akKi(wg gehabt
haben soll) kommt dann kavog auf (Sym, Theo., in den hexaplar.
Einsätzen der LXX zB. Ruth 1, 20 f. Ij. 21, 15. 31, 2 u. ä.); Vulg.
gibt omnipotens (wie ab u. zu wohl auch Theod, laxvQog s. Gen.
43, 14. 48, 3. Ex. 6, 3 bei Field). Unter diesen Umständen könnte
man zweifeln, ob die mass. Aussprache '^!iio alt überliefert, oder erst
mit Rücksicht auf die Deutung txavog d. h, w u. "^r = avrciQxrjg
(auch bei Saad., Rai. u. a. Rabb.; noch von Valeton in ZATW. XU.
11 f. empfohlen) zurechtgemacht sei {AGeigr, Nöld. in MBAW. 1880
S. 775; ZDMG. XL. 736; XLH. 481). Aber die von Nöld. vorge-
schlagene Aussprache u. Deutung "^n» oder "^iw mein Herr (i» = arab.
sajjid; vgl aber zu iiö auch ass. ^Idu hei Sehr, KAT.^ i60; Del.
Par. 153) ist wegen Gen. 17, 1. 35, 11 («^-tw im Munde Gottes) u.
weil ^i'o niemals in der Anrede Gottes vorkommt, unannehmbar. Die
Deutung der Hohe von ass. äadü {FdDeL Prol. 96; ZKSF. IL 291 ff.)
beruht auf einer nicht blos dem Hehr, fremden, sondern auch im Assyr.
unerwiesenen {Hai. in ZKSF. H. 405 ff; Jensen in ZA. L 251) Be-
deutung von niw als hoch sein. Ableitungen von dem aram. )^, wie
BlitzeS')Schleuderer (SSchmid, Deyl.) oder (Regen-) 6^ie««er (Chey.^
zu Jes. 13, 6) führen völlig aus der Analogie der andern hbr. Gottes-
namen heraus, u. sind um nichts brauchbarer, als die von den Syrern
(nach aram. ma^o^) ausgedachte Deutung Deus promissionum (PSmiih
thes. L 161), mit welcher Lag. (Mitth. IlL 71; Nom. 188 u. Reg.
17*
260 Gen. 17, 1—4.
68) seine Auffassung von wi»^* als Deus slator promissorum stützen
wollte. Man wird dem nicht entgehen können, "^"^w mit der "/^ "nu;
zusammenzubringen (Joel 1, 15), muss es aber dann nicht Verumster
{Duhm Th. d. Prof. 303; WL G. L 359) deuten, da auch m« (vgl.
^v) nicht urspr. zerstören, verumsteriy sondern vergewaltigen bedeutet;
vielmehr kommt man auf der Gewalt Übt, der Allgewaltige (LXX
Vulg,), Das •*— oder *»- (wenn schon urspr. "»i^ gesprochen wurde)
ist dann entweder die Adjectivendung {Ew. 164; Olsh. 216*), nicht
aber als Aramaismus {Bäthg. Beitr. 294) zu erklären; oder aber dient
es zur Bildung des Abstr. Allgewalt {Stade § 301). Passend wäre
auch ein Steiger ungsadjectiv von nnw {Ew, 155®), wenn man eine
y nnw «== Ti» annehmen dürfte. Durch *»?» ist V» in ähnlicher Weise
näher bestimmt wie 14, 18 (21, 33. 33, 20. 35, 7). Dass es ein
alter Gottesname ist, bezeugt 49, 25; damit zusammengesetzte Perso-
nennamen finden sich Num. 1, 6. 2, 25. 1, 5. 2, 10. Hier, wo Gott
so Grosses zu leisten verspricht (2. 5 — 8. 16), ist Selbstankündigung
desselben als dessen, der über alles Gewalt hat (vgl. 18, 14), beson-
ders treflTend. — Nach der Selbstankündigung spricht er die Forderung
aus, welche in dem Bunde an Abr. gestellt wird (vgl. 9, 8). Sie be-
steht nicht aus einer Reihe von Gesetzen, wie im Mosebund, sondern
den Anfängen gemäss u. gegenüber von dem einzelnen Mann ist es eine
einzige, aber grundlegende Forderung: wandle vor mir d. h. unter
meinen Augen (im Gegensatz gegen den, der sich Gott entzieht) u. im
Bewusstsein meiner Gegenwart, im Aufsehen auf mich (24, 40. 48, 15.
Jes. 38, 3), immerhin noch verschieden von „wandeln mit Gott*' (5, 22.
6, 9) und sei vollständig d. h. hier doch nicht blos aufrichtig u. un-
getheilf mit Gott, sondern in sittl. Beziehung untadelig, unsträflich
(6, 9). Auf goltesfürchtigen rechtschaffenen Wandel lautet die von ihm
zu übernehmende Bundespflicht; eine andere, besondere wird V. 10 ff.
folgen. — V. 2. Unter dieser Bedingung gewährt (9, 12. Num. 25, 12)
Gott seinen Bund (vgl. 9, 9 ff.), u. verheisst seinerseits, zunächst ganz
allgemein, den Mann gewaltig (7, 19) zu mehren, vgl. 12, 2. — V. 3.
Abr. (Slli auf sein Antlitz, um ehrfurchtsvollen Dank für die göttl. Gnade
auszudrücken (Ruth 2, 10. Lev. 9, 24), richtet sich aber nachher wie-
der auf, wie V. 17 zeigt {Kn.). — V. 4 ff. Darauf entwickelt ihm
Gott in weiterer Rede genauer Wesen u. Inhalt des Bundes, u. zwar
zunächst bis V. 8 das, was Gott leisten will, oder die Verheissung.
•^a»] voraufgeslellt zur Hervorhebung, gegenüber von rit^») V. 9. Kraft
des Verhältnisses, das fortan zwischen ihm u. Gott bestehen soU^ wird
Abr. zum Vater einer Völkermenge werden. „Von Abr. werden ausser
den Isr. noch andere Völker abgeleitet Cp. 25. 36, u. grosse Nach-
kommenschaft galt als göttl. Segen des Gottgefälligen (24, 60. 48, 16.
19. Ps. 128. Qoh. 6, 3). a»] för "»a» wegen des Namens Abraham
gewählt, auch sonst in Eigennamen, wie o-ÜJtöa«, ^imk, u. a.*' {Kn.).
Zu ö?i* vgl. 35, 11 auch bei A (aber b'^»? 48, 4). Das seltene Wort
rön (eig. Getümmel), woför 35, 11. 48, 4. 28, 3 ^np,, ist gewählt
mit Beziehung auf die Deutung des anja» V. 5. Es wird näml. sein
Name in Abraham umgeändert, weil in dieser Aussprache das en von
Gen. 17, 4—9. 261
•j-ittn durchklingt. Das ist aber blosses Lautspiel (nicht Etymologie)
zur Anknüpfung jenes Gedankens an den Namen (vgl. 29, 32). Ein
Wort Dn^^ in der Bedeutung Menge ist nicht belegbar; an das im
Qamus genannte ruhdm (numerus copiosus) hat Vrf. nicht denken
können. Textverstummlung (Hai. RB. XI in REJ. XV. 177 f., der
*ia»^ für a»^ herstellen will: „chef d'une multilude*') ist gerade an
dieser Stelle völlig unw^ahrscheinlich. Ob nn^a« die ursprüngliche {Ew,
G.^ I. 465; Stade in ZATW. I. 349) u. n^a« die zusammengezogene
u. hebraisirte Form, oder umgekehrt on^a» erst aus B-na« erweitert ist?
Da Dn*; = ^'^^ weder im Hbr. noch sonst zu belegen ist, so ist das
erstere wahrscheinlicher. Deutbar ist aber ön^^a« nicht, u. könnte
höchstens durch die arab. Kunja Abu Ruhm (Nöld. in ZDMG. XLII.
484) erläutert werden; dagegen fi^a» könnte hoher Vater, oder
wenn es Q^'^a« (Num. 16, Iff. Dt. 11,6. 1 R. 16,34) gesprochen
würde, Vater des Ram oder Vater ist der Hohe (ßäthg. Beitr.
155 ff.) bedeuten, vgl. den ass. Mannsnamen Abu-ra-mu {Sehr. KAT.^
200). Mit ax als erstem Glied gebildet reiht sich art^a« u. a^a«
den vielen andern ähnlich gebildeten Personennamen einfach an;
als ein Gottesname (Nöld.) wäre a^a« ohne Analogie bei den
Semiten. — Abraham also soll fortan als der höhere oder Bundes-
Name gelten (wie Israel 35, 10 statt hcoh). Übrigens trifft diese
Umnamung hier um so passender zu, als damals zugleich die Be-
schneidung eingeführt wurde u. „mit der Beschn. die Hebräer die
Namengebung verbanden (21, 3 f. Luc. 1, 59. 2, 21), ebenso die
Perser nach Tavemier R. L 270; Chardin Voy. X. 76'* (An.),
7|totq-nK] 4, 18. njn:?] 42, 10. Nur bei A lautet die Verheissung immer
auf eine Mehrzahl von Völkern (V. 16. 20. 35, 11. 48, 4. 28, 3, da-
gegen bei den andern auf die Einzahl 12, 2. 18, 18. 46, 3), ebenso
ist ihm die Hervorhebung von Königen u. Fürsten unter den Nach-
kommen eigenthümlich (V. 20. 25, 16. 35, 11. 36, 31), Kn. — V. 7.
„Diese verheissenen Nachkommen, welche indess V. 19. 21 näher be-
stimmt werden, soll der Bund mit umfassen, u. soll ein Bund der
Ewigkeit sein, für alle Zukunft bestehen. a^^^'^V] nach den einzelnen
auf einander folgenden Generationen derselben, s. zu Ex. 12, 14. For-
meln dieser Art liebt A (8, 19. 10, 5. 20. 31 f.). zu sein dir Gott]
d. h. der Bund besteht darin, dass ich El Schaddai dir u. deinen Nach-
kommen Gott u. somit Gegenstand religiöser Verehrung (28, 21), so
wie Herr, Leiter, Beschützer u. Beglücker bin (Ex. 29, 45. Lev. 11, 45.
22, 33. 25, 38. 26, 45 u. ö.); Abraham's Nachkommen sollen Gott
zum Volk sein d. h. ihm als Verehrer, Knechte u. Schützlinge ange-
hören (Ex. 6,7. Lev. 26,12. Dt. 26, 17 ff. 29,12 u. ö.); es soll
zwischen ihnen ein Verhältniss näherer Angehörigkeit bestehen" (Kn.) —
V, 8. Dazu kommt noch die Verheissung des Besitzes des Landes Ken.
(15, 18 ff. 13, 15. 12, 7), bei A hier zum erstenmal, das Land deines
Wanderlebens] „worin du als ^a Fremder dich aufhältst, vgl. 28, 4.
36, 7. 37, 1. 47, 9. Ex. 6, 4" (Kn,) — V. 9—14. Die Beschneidung
als Bundeszeichen. V. 9. „Aber auch Abr. hat ausser der allgemeinen
Verpflichtung V. 1 eine besondere rituelle Bundesleistung zu erfüllen;
262 Gen. 17, 9—15.
sie wird durch ein besonderes ^««.^ eingeführt" {Kn.). mp»] gegen
•^3« V. 4. — V. 10, leschnilten werden euch alles Männliche/ (Ew.
828^) d. h. beschn. werde euch jede männl. Person! Darin soll der
Bund, näml. nach seiner äusseren Seite, bestehen; die Beschn. soll das
äussere Zeichen des Bundes sein V. 11 (vgl. 31, 44 Kn.). Olsh. ver-
muthet T"**?^ ^^^ ^^"^ als urspr. Lesart i^w'n] "»»»»i LXX; dann müsste
aber folgerecht auch "p'^ai (für tja-^j-^ai) stehen. Soll 'n» ^nt i'^a'j nicht
überflüssig sein (KS.), so müssen mit ihr Abr. u. die lebenden Mit-
glieder seines Hauses (V. 230".) gemeint sein. — V. 11. Und zwar,
näher bestimmt, solll ihr heschnilten werden in Ansehung des Fleisches
(vgl. zum Acc, 3, 15) eurer Vorhaut, o.irh'oi] Niph. perf. beim )
consec. für önlp»?3 (Ew. 234«; Ges. 67 A. Ü; König I. 344) von
)>\<Qz=h^y3, — V, 12 f. Zwei neue Bestimmungen. „Acht Tage alt
soll jedes männl. Kind beschnitten werden. Dies war bei den Isr. die
gesetzlich gebotene (Lev. 12, 3) u. gewissenhaft eingehaltene Zeit
(21,4. Luc. 1, 59. 2, 21. Phil. 3, 5; Jos. anL 1, 12, 2); anders bei
den Arabern, s. V. 25'^ (k'n.). Sodann soll die Beschn. auch auf alle
Sklaven ausgedehnt werden, mögen diese Hausgebome (14, 14) oder
um Geld Gekauftes (Ex. 12, 44) sein, ^sn?] im PenU noch V. 27.
Ex. 12, 43. Lev. 22, 25. «'»n] wie 7, 2. 'übrigens dürfte V. 12^ rich-
tiger mit 13 verbunden werden (Del). — V. 14. Endlich wird noch
Ausrottung auf die Unterlassung der Beschn. gesetzt, näml. für die im
Bund stehenden Nachkommen Abraham's, die Isr., nicht die andern (wie
iSmael.), weil solche Unterlassung Bundesbruch, auch Geringschätzung
Gottes (Num. 15, 31) war. Die Formel selbige Seele wird ausgerottet
werden aus ihren Volksgenossen kommt im Gesetz sehr oft vor (Ex.
12, 15. 19. Lev. 7, 20flr. 23, 29. Num. 9, 13. 15, 30 u. ö.). Sie ist
nicht ein Befehl zur Verhängung der Todesstrafe durch die Obrig-
keit (Kn.), denn das hiefür gebräuchliche i^^^'^ ^'i» wird, wo Todes-
strafe bezielt ist, noch daneben gesetzt (Ex. 31, 14 f.), u. die Formel
erscheint in vielen Füllen, wo von einer Bestrafung durch die Ge-
meinde gar keine Rede sein kann, sondern sie befiehlt Ausstossung aus
der Gemeinschaft des Geschlechts (Cler. JDMich. Ilg,, Stade Ge.^ 421 f.),
u. droht göttliches Einschreiten zur Wegraffung des Übelthäters an,
wie aus den Varianten Lev. 17, 9 f. 20, 3. 6 deutlich ist (Rai. IE.,
Qi. Ros., Saalschütz M.R. 476; Diestel die relg. Delikte in JBTh. V.
29 7 ff.). Übrigens sind die ö"^»? eines Mannes, gleichsam die verschie-
denen Theile seines fi?, in dieser u. einer andern alten Redensart
(s. 25, 8) seine Stammesgenossen u. Verwandten, Blutsverwandten (vgl.
Lev. 19, 16. 18); die Redeweise stammt aus einer Zeit, wo die Ein-
theilung des Volks in Stämme, Geschlechter, Familien noch lebendig
war (Ew. A.^ 419; Krenkel in ZATW. VIU. 284). Gegen die Be-
hauptung, dass in diesen Phrasen der Plur. eine junge Correctur für
den Sing, sei (Diest. 298 f.), s. zu Ex. 30, 33; ebenso wenig ist Grund,
V, 14 für einen fremden Zusatz (Diest. 305 f.) zu halten. Dagegen
wäre denkbar, dass •'a">town di-^a, was LXX Sam. nach "»^W haben, erst
von den späteren Soferim getilgt wurde, "»»n] Pausa für ^« Ew.
141^. — V. 15 — 21. ümnamung der Sarai, Verheissung des Isaac,
Gen. 17, 15—23. 263
Eröffnungen über iSmael u. Isaac. V. 15 f. ^'F\m •'■nw] nachdrücklich
voraufgestellt, durch n -;- von höu; wieder aufgenommen. Sarai soll mit
dem Bundesnamen n-ib d. i. (Jud. 5, 29) Fürstin (von ^te, Sd^^cc
LXX) heissen. Ob "'^ito nur eine veraltete Form desselben Worts mit
■>— (wie im Arab.) == n— sei (Nöld. in ZDMG. XL. 183. XLÜ. 484),
oder ob die Hehr, (wie die LXX mit Sciqcc) die W. n-nfe (32, 29) darin
durchhörten, es also als slreiibar^ kampflustig auffassten (vgl. ■»:»» u. a.),
ist nicht mehr zu sagen ; die Nichtbezeichnung des fem. fiele in letzterem
Fall auf, wäre aber möglich, nicht aber wenn "^-r blosse Adj.-Endung
{Del.^ Ke.) wäre. Die Deutung "^r^fe fröhlich, n^fe erfreuende {Pfeiffer
in StKr. 1871 S. 145 ff.) nach arab. sarra verstösst gegen Laut- u. ßil-
dungsgesetze. Dass n;b u. V«^to7 eigentlich derselbe Name sei (RSmith
Kinship 30), ist eine Bemerkung, die nicht viel fördert, aber immer
noch hörbarer, als der Einfall (Lag, Arm. St 162, GGN. 1886 S. 565,
Nom. 92ff.; EMey, in ZATW. VL 16), dass der in Petra, Bostra u.
s. verehrte ndbatäische Gott Dusares d. h. k^w ii, j^^äJI «i (s.
über ihn JH Mordtm. ZDMG. XXIX. 99 ff; Wellh. Skiz. m.'W.; Nöld.
ZDMG. XLL 711 f.; Bäthg. Beitr. 92 ff.) == Gemahl der »"i« d.h.
Abraham, u. »rito urspr. der Name einer Örtlichkeit, nälier „des un-
fruchtbaren Steingebirges" (Lag. Nom. 94) gewesen sei. n-^ns^ai] ')'»ns*iai
LXX Sam. BJub. Pe/., Trg, Jer. ist Correctur (Geig, Urschr. 458),
in LXX Pe^, durch den Rest des V. fortgesetzt. — V. 17. Abr. fällt
nieder aus demselben Grund wie V. 3. Er lachte, nicht aus Freude,
sondern vor Vervmnderung, wie seine folg. Worte zeigen; der Name
Isaac soll motivirt werden wie 18, 12 (C) u. 21, 6 (B). p^n] Ges.
100, 4. n— B«5] Ew. 324^ Da A dem Abr. 175 Lebensjahre gibt
(25, 5), so ist Zeugung im 99. Jahr an sich nichts so sehr auffallen-
des. Sind also die Worte von pns'^i an ein Emschub {Ew. G.' l. 468)?
Vergleicht man die Proportionen des Zeugungs- u. Lebensalters in Cp.
5. 11, so lässt sich die Äusserung doch rechtfertigen. Die Altersan-
gabe für Sara würde man ohnedem ungern entbehren, auch ist Sara
mit 90 Jahren (vgl. 23, 1) wirklich alt zum Gebären, u. fiKö (statt
riKtt) findet sich bei ihm auch 23, 1 (wenigstens im mass. T.). —
y. 18. Dem Abr. steigt aber nun sofort die Besorgniss auf um I§m.,
den er nicht verlieren möchte; er spricht Gott dieses Anliegen aus.
T?iy unter deiner Obhut u. Fürsorge, wie Num. 18, 19. Jes. 53, 2.
Hos. 6, 2 {ICn.). — V. 19. Darauf erklärt sich Gott noch bestimmter
u. beharrt zunächst auf dem bezüglich des Sohnes der Sara gesagten:
Va« sicherlich, gleichwohl {Ew. 354*). In der von Isaac abstammen-
den Linie werde sein Bund mit Abr. sich fortsetzen. Isaac] 21, 3.
tjVis?] -f- slvcci avTc5 d-Bog zal LXX. — V. 20. Aber auch bezüglich
(19, 21. 42, 9) lämaeFs erklärt Gott, ihn gehört zu haben, u. ver-
heisst ihn zu einem grossen Volk mit 12 Stammfürsten (25, 12 ff.) zu
machen. Zu "'^ •)? 5 vgl. 48, 4 bei A. — V. 21. Aber der Bundes-
träger ist u. bleibt der von Sara auf diese Zeit (3, 8) im andern Jahr
zu erwartende, vgl. 21, 2. ^ V. 22. ^s^i] Subj. ist Gott, vgl. 18, 33.
Gott ßhrt zum Himmel wieder auf, von dem er gekommen war, wie
35, 13. — V. 23 — 27. Die Ausführung der göttl. Anordnungen
264 Gen. 17, 23—27.
durch Abr. V, 23. Pünktlich gehorsam beschneidet er am seihen Tag
(7, 13) alle Mannsleute seines Hauses, alles Männliche an (7, 21) den
Leuten seines Hauses d. i. Sklaven 15, 3 (Kn,). — V. 24. ^Vferja]
undeutlich, ob refl. oder pass. — V. 25. „iSm. wurde in einem Alter
von 13 Jahren beschnitten. Die muhamm. Völker beschneiden noch
jetzt ihre Kinder viel später als die Juden (Ärvieux merkw. Nachr.
III. 146); als die gewöhnl. Beschneidungszeit bei ihnen bemerkt das
6. bis 7., beim Landvolk das 12. bis 14. Lebensjahr Lane Sitt L 48,
das 6. bis 10*® Russell NG. v. Aleppo L 282, das 7^ JH. d'Ohsson
ottom. Reich L 385, das 8. bis 10*« Rauwolff Reis. L 85, das 12
bis 14*ö Toumefort R. U. 431, das 13. bis 15*® Lüdecke türk. Reich
I. 241, bei den Persem das 5. oder 6*® Chardin Voya. X. 75, vgl.
V, Schubert II. 48. Bei den Arabern v^rird von Jos. ant. 1, 12, 2 u.
Orig. ad Gen. 1, 14 das 13*®, von Burckh. Bed. 70 das 6. oder 7.
Lebensjahr angegeben; nach Döbel Wand. IL 173 beschneiden die
Araber in Ägypten die Knaben meist erst im 13. Jahr. Der Koran
schreibt darüber nichts vor; man übt dieBeschn. als alten heil. Brauch
u. bmdet sich nicht an eine bestimmte Zeit" {Kn). — V. 26. !5^»a]
ist das von ^Vto aus gebildete Niph. zu ^'»ö {Ew. 140*), vgl. V. 10 f.
— V. 27. M»to] zu napto bezogen, vgl. Lev. 27, 24.
4. Der Besuch der Himmlischen bei Abraham und in Sodom, und di«
Zerstörung Sodom's und Gomorrha's, Cap. 18, 1 — 19, 28; aus C.
Begleitet von 2 Engeln kehrt Jahve um Mittag im Mamrehain bei
Abr. ein, nimmt dessen gastfreundliche Bewirthung an u. verheisst ihm
einen Sohn von Sara, welche jedoch ob der Verheissung lacht (18,
1 — 15). Auf dem Wege nach Sodom u. Gomorrha, wo er über die
ruchlosen Bewohner eine Untersuchung halten will, eröffnet er dem
mitgehenden Abr. dieses Vorhaben, lässt sich eine Fürbitte desselben
gefallen u. sagt zu, er wolle nicht verderben', wenn auch nur 10 Recht-
schaffene unter den Frevlern sich fänden. Nach dieser Verhandlung
scheiden Jahve u. Abr. von einander (18, 16 — 33). Die beiden vor-
ausgegangenen Engel kommen Abends nach Sodom, werden von Lot
gastfreundlich aufgenommen, von den Sodomiten aber mit schmählicher
Misshandlung bedroht (19, 1 — 11). So über die furchtbare Sitten-
losigkeit der Sodomiten gewiss geworden, schicken sie sich zur Voll-
streckung des Strafgerichts an, bringen aber vorher Lot nebst dessen
Weib u. 2 Töchtern hinaus, u. weisen ihm auf seine Bitte §oar als
Zufluchtsort an. Darauf lässt Jahve Schwefel u. Feuer auf die sün-
digen Städte regnen u. zerstört sie gänzlich (19, 12 — 26). Abr. aber,
als er Morgens von den Höhen aus nach Sodom hinunterblickt, sieht
dicken Qualm dort aufsteigen (19, 27 f.). — Es ist das eine in sich
abgerundete Erzählung von vollendeter epischer Kunst. Von Abr. geht
sie aus, zu ihm kehrt sie zurück; auch die Katastrophe im Kikkar
steht in Beziehung zu ihm. Er in strahlender sittl. Schönheit, ein Ver-
trauter Gottes, dagegen in den Städten des Kikkar das äusserste sittl.
Gen. 18. 265
Verderben; Gott bei ihm zu Besuch, wie Freund bei Freund, Ver-
heissungen spendend, Rathschlüsse enthüllend, dagegen wider die Städte
mit Feuer vom Himmel zum Gericht einschreitend: durch diese Gon-
traste tritt die Würde u. Bedeutung des Gottesmanns um so heller
hervori u. die Blicke, die hier eröffnet werden, in die Gerechtigkeit u.
Barmherzigkeit des göttl. Waltens unter seinen Freunden u. Feinden,
sind für Abr, u. seine Nachkommen eröffnet (18, 19). Der Vrf. ist
ohne Frage derselbe, dem man zB. 2, 4 — 3, 24. 11, 1 — 9 verdankt,
mit derselben Schönheit a Durchsichtigkeit der Darstellung, derselben
Lebendigkeit der Zeichnung, derselben Gedankentiefe u. Fülle, derselben
naiven, dem Volksmund gerechten Vermenschlichung Gottes; auch die
Rückbeziehung 18, 18 auf 12, 2 f., sowie die Ausdrucksweise im ganzen
u. einzelnen, lässt ihn wiedererkennen, zB. „Jahve u. Adonai 18,27.
30 ff. 19, 18, die Wörter ta-^an 19, 17. 26, t\y,wi 18, 16. 19, 28, ri)?»s
18, 21. 19, 13, nbVn 18, 25, ö?fen 18, 32, »a-rrsn 18, 27. 31. 19, 2.
8. 19 f., -isiaya 18, 26. 29. 31 f., ^^b 19, 3. 9, a:?*? 19, 4. ^t^}>^\ 19,
21, -^Vn» 18, 24. 28 ff., ^k^i?^ 18, 2. 19, 1, m ni^ 18, 13, )r^9 "'s?
18, 5. 19, 18, ti» 18, 13. 23f., p? 19, 8, w 18, 3f. 21. 30. 32.
19, 2. 7. 18. 20 u. ö., die Formen in )^ 18, 28—32 u. ^» für n>»
19, 8. 25, die Ausdrucksweisen dein Knecht für ich 18, 3. 5. 19,
2. 19, alle Völker der Erde 18, 18, sich früh aufmachen am Mor-
gen 19, 2. 27, sich niederwerfen zur Erde 18, 2. 19, 1, Gnade
finden 18, 3, Huld thun 19, 19, njh ohne t)x 18, 30. 32, die Dis-
junctivfrage 18, 21, ö-^ö;? »"ia 18, 11. Auch ist das Verhältniss der
Erzählung zu dem Bericht 19, 29 bei A u. die Verschiedenheit zwi-
schen 18, 12 u. 17, 17 zu bemerken" (Ä"n.). Als jüngere Einsätze
will Wl. XXI. 415 ff. {Kuen. 0.2 I. 141; Fripp in ZATW. XII. 23 ff.)
18, 17—19. 22^—33» (auch KS. wenigstens 18, 17—19) ausschei-
den, u. letzteren Passus aus der Zeit des Jer. u. Ez. ableiten. Aber
sprachliche Gründe dazu liegen nicht vor (beachte im Gegentheil '«s'naa
18, nicht Hithp.), u. die sachlichen, reichen nicht aus. Denn dass 18,
23 ff. Abr. anders mit Gott redet, als V. 2 ff., ist nach dem zu V. 3.
13 Bemerkten nur natürlich; dass auch in den zweien Gp. 19 Gott
vdeder gegenwärtig ist, ist völlig in Übereinstimmung mit 16, 11 ff.;
über die Gerechtigkeit u. Barmherzigkeit Gottes hat man schon vor
Jer. nachgedacht {zB. Gen. 20, 4); über die Möglichkeit der Fürbitte
für Schuldige s. zB. 20, 7. 17. Ex. 32, 11 ff. Dagegen ist die Eröff-
nung Gottes an Abr. 18, 20 f. ohne V. 17—19 u. 23 ff. vöUig zweck-
los u. steht in der Luft. — R seinerseits hat das Stück an dem einzig
passenden Orte eingefügt Die Verheissung des Sarasohnes erscheint
nun als eine (gegenüber den Zweifeln 17, 17) wiederholte u. durch
Wiederholung bekräftigte. Im übrigen setzt sich hier die Prüfungs- u.
Erziehungsgeschichte des Mannes fort: wie er Gelegenheit bekommt,
seine Gastfreundschaft u. seine Menschenliebe zu bethätigen u. sich da-
durch des göttlichen Segens aufs neue vsrürdig zu machen, so kann
auch das vor seinen Augen sich vollziehende Strafgericht an den Städten
auf ihn u. durch ihn auf seine Nachkommen nur die heilsamsten Ein-
drücke hervorbringen.
266 Gen. 18, 1—4.
V. 1 — 15. Einkehr der Himmlischen bei Abr. u. Verheissung
Isaac's. „Man vergleicht aus der class. Mythologie die Wanderungen
der Götter unter den Menschen, um deren Übermuth u. Frömmigkeit
kennen zu lernen (Hom. Od. 17, 486 f.) u. die gastfreundliche Auf-
nahme, welche Jupiter u. Merkur einst bei dem bejahrten, kinderlosen
Ehepaar Philemon u. Baucis (Ovid. meL 8, 626 ff.), sowie ein ander-
mal nebst Neptun bei dem bejahrten Hyrieus, der zur Belohnung einen
Sohn erhielt, fanden (Palaephat. incred. 5; Ovid. fast. 5, 494 ff.)*' Kn.
— V. 1. Jahve erscheint dem Abr. im Mamrehain (13, 18. 14, 13),
während dieser am (V. 10; Ew. 204*) Eingang des Zeltes d. h.
aussen vor demselben sitzt, um die Hitze des Tages d. h. die Mittags-
zeit (1 S. 11, 11. 2 S. 4, 5). — V. 2. Aufschauend sieht er 3 Männer
über ihm, dem sitzenden, also vor ihm dastehen (1 S. 22, 6), immer
noch in einiger Entfernung. Dieses ihr Stehenbleiben war aber ein
Warten, ob sie eingeladen würden {Del, nach Daumas Pferde der Sa-
hara S. 195). Er eilt ihnen sofort entgegen, u. macht durch Nieder-
werfung die übliche Höflichkeitsbezeugung. In diesen 3 Männern, von
denen einer vor den andern sich auszeichnet (V. 3 ff.), ist Jahve gegen-
wärtig (V. 1), wie in Cp. 19 wieder in den zweien. Die 3, u. in Cp.
19 die 2 zu streichen, u. durchaus einen, näml. Jahve dafür herzu-
stellen (Fripp 24 ff.), ist reine Willkühr. ^^ mit fi^-^j?!? wie noch
24, 17. 29, 13. 33, 4. — V. 3. Gastfreundlich ladet er' sie ein, bei
ihm einzukehren. Er redet einen an, nachher V. 4 die drei zusam-
men; das erklärt sich, wenn einer davon als Hauptperson auch äusser-
lich kenntlich war, u. ist deshalb die Lesart des Sam.^ welcher V. 3
durchaus die 2 p. PI. darbietet, nicht vorzuziehen. Dagegen ist das
mass. Y"'» (schon im Trg.) falsch u. "^a'n» zu sprechen (gegen Tuch
Kn, Del. Ke»; Dalman Adonai S. 16, welcher umsonst behauptet, dass
„der Erzähler Jahve als eine Abraham von vom herein bekannte Per-
sönlichkeit auftreten lasse'*). Denn wenn er gleich zu Anfang in den
Fremden eine Gotteserscheinung erkannt hätte, so wäre seine Leistung
keine grosse (welcher Mensch wird dem erschienenen Gott die Ehre ver-
weigern!), u. selbst das Anbieten von Speise u. Trank sinnlos; von
einer Prüfung oder Untersuchung könnte auch keine Bede sein. In
Wahrheit beginnt die Enthüllung erst im Laufe des Gesprächs (13),
u. der Fall liegt geradeso wie Cp. 19, wo auch erst nach geschehener
Prüfung die Engel als solche sich zu erkennen geben (V. 12 f.). »a-n«]
nicht: o dass doch! (Kn.), sondern «a gibt der Bedingung nur eine
leichte Färbung; Ges, th. richtig: si — quod oplo magis quam sumere
audeo — gratiam inveni; ebenso 24, 42. 33, 10. 47, 29. 50, 4. Ex.
33, 13. 34,9; selbst Gen. 30, 27, obwohl dort der Nachsatz ausge-
lassen ist — V. 4. Er wünscht sie zu bewirthen. njj;;] es mag geholt
werden; die, die das Wasser holen, braucht er nicht zu nennen. „Man
gieng in blossen Sandalen; das Waschen der Füsse war bei einge-
kehrten Wanderern nöthig u. fand bes. vor der Mahlzeit statt (19, 2.
24, 32. 43, 24. Jud. 19, 21. 2 S. 11, 8). lehnet euch unter dem
Baum] lasst euch in der Art, dass ihr euch auf den Arm stützet, unter
ihm nieder. Man lag bei der Mahlzeit (Am. 6, 4), das Sitzen kommt
Gen. 18, 4—11. 267
aber öfter (zB. 27, 19. Jud. 19, 6) vor, s. Win.^ II. 48" (An.), n^]
der Sing, ist ganz in der Ordnung, da 3 Leute sich nicht unter meh-
reren Bäumen zum Essen lagern werden; also ist auch nicht daraus
zu folgern, dass '» "^a'^» V. 1. 13, 18. 14, 13 jüngere Correctur für
'ö TÜ5« sei {WL in Bleek Einl.* 643; Band. Stud. IL 224), um so
weniger, da es dann nicht 'Vsa, sondern '» ^« (Dt 11, 30) oder
*H'ü9, (Jud. 9, 6) heissen würde. Dass LXX {Pei,) überall ÖQvg im
Sing, geben, geschah mit Rücksicht auf den grossen zu ihrer Zeit dort
noch übrigen Baum (Jos. b. j. 4, 9, 7). — V. 5. Bissen Brod] be-
scheidener Ausdruck für das reichliche Mahl, das er vorsetzen will.
stützet euer Herz] erquickt euch mit Speisen, Ps. 104, 15. Jud. 19,
5. 8; die Speisen selbst sind Stützen der Lebenskraft Jes. 3, 1. Lev.
26, 26 („corporis fulturae, quibus animus sustinetur" Plin. ep. 1, 9)
Kn, )^''^9 *^i] denn deshalb = weil nun einmal, Ges. th. 682; Ew.
353» (vgl. 19, 8. 33, 10. 38, 26. Num. 10, 31. 14, 43). — V. 6—8.
„Das Mahl wird, da man hohe Gäste nicht lange warten lassen darf,
sehr schnell bereitet; es besteht in Brodkuchen, Fleisch, Rahm u. Milch,
u. ist ein achtes Beduinenmahl {Lane Sitt II. 116), aber zu Ehren
der Gäste (s. 43, 34) äusserst reichlich, beschleunige 3 Sea Mehl,
Feinmehl] bringe sie schnell herbei, Jes. 5, 19. 1 R. 22, 9"; oder
aber: eile/ 3 Sea Mehl! rtb] Lev. 2, 1. Kuchen] kleine runde
Aschenkuchen, die auf heissen Steinen gebacken wurden {Win.^ I. 95).
Er, der Knecht, eilte es (das junge Rind) zu machen d. h. zu bereiten.
u. er gab vor sie\ trug die Speisen auf u. setzte sie ihnen vor, vgl.
24, 33. Ex. 25, 30. indem er selbst vor (V. 2) ihnen stehen blieb]
„sie bediente (Jer. 52, 12. 1 R. 10, 8). So ist es noch jetzt im Mor-
genland. Die Scheiche der Araber setzen sich nicht, wenn sie ange-
sehene Gäste haben, um mit ihnen zu essen, sondern bleiben stehen,
um den Gästen aufzuwarten {Shaw R. 208; Buckingham Mesopot. 23;
Seetz. I. 400). Von den Königen der Nal)aläer berichtet ähnliches
Strabo 16, 4, 26. u. sie assen] was sonst die Himmlischen ver-
weigern (Jud. 13, 16). Nach Jos. ant. 1, 11, 2, TgJon., Rai. Qi.
indess sollen sie blos zu essen geschienen haben" (Äh.). — V. 9 f.
In dem angeknüpften Gespräch wird die Rede auf Sara gelenkt, weil
Gott ihr einen Sohn ankündigen will, ü^^ki^^] LXX haben unrichtig
schon hier um 6L 'i^hk] die Oberpunktu'ung von ''''« (vgl. 16, 5)
weist wohl auf eine Lesart "i^ (Hypeden). njrt nys] um die Zeit als
eine wiederauflebende d. h. wann diese Zeit wiederauflebt {Ges. th.
470; Ew. 337c) d. h. übers Jahr (1 S. 1, 20). In V. 14 wird noch
"'?'i»»^, 2 R. 4, 16 f. mn ny-i»«^ dazugesetzt: über's Jahr auf diese Zeit.
Zur Erläuterung vgl. auch 17, 21. Erst V. 10 nimmt der eine (V. 3)
das Wort, i"^^!!« «nn^] ti. sie, die Thür, war hinter ihm, dem reden-
den Jahve, so dass die an der Thür stehende Sara ihn nicht sah, u.
er sie nicht. So die Mass., wogegen die LXX »•»" (»-^n) auf Sara be-
ziehen. — V. 11 ein Umstandssatz zur Erklärung der Handlung in
V. 12, also Vm Plsqpf. Sie waren hineingegangen in den Tagen,
tief darin, vorgerückten Alters (auch 24, 1. Jos. 13, 1. 23, If., vgl.
Luc. 1, 7); aufgehört halte zu sein der S. Weg (Art, Gewohnheit)
268 Gen. 18, 11—19.
gleich den Weibern, wie ihn die Weiber haben (31, 35) tcc yvvav-
Ttela, die monatliche Reinigung u. damit die Fähigkeit, Kinder zu
empfangen u. zu gebären. Der Natur nach hatten sie keine Kinder
mehr zu erwarten (17, 17, 21, 6 f.) — V. 12. So lachte sie denn,
jedoch nur in sich hinein, nicht laut. Eine etwas andere Erklärung
des Namens Isaac, als 17, 17. "»n'^a '«] nachdem ich abgewelkt, ver-
fallen bin (Ps. 32, 3; Ij. 13, 28), vgl. 13. nn^'^j] Frage der Verwunderung
ohne 'n {Ew. 324*^) vgl. 21, 7; ist mir geworden == sollte mir gewor-
den sein, sollte ich noch haben, Geschlechtslust? (der um ''^rt» ver-
stümmelte LXX Text na-ia^ — ^inlsa kommt nicht in Betracht), mein Herr]
mein Ehemann (Ps. 45, 12), vgl. 3, 16. — V. 13 f. Gott tadelt das
Lachen, weil es Zweifel an seiner Macht verrieth. Da durch die Ver-
heissung V. 10 u. noch mehr durch sein Wissen um das Lachen der
Sara Gott den Schleier gelüftet u. sich seinem wahren Wesen nach
zu verstehen gegeben, bezeichnet Vrf. hier zuerst den Redenden als
Jahve (denn V. 1 war nur der zusammenfassende Ausdruck für alles
Folgende), ist ausgezeichnet vor Jahve eine Sache\ etwas zu gross,
zu wunderbar für ihn? (Dt 17, 8. 30, 11). Vgl. "^^ro V« 17, 1. —
Der hier angekündigte Besuch Gottes bei Abr. kann erst nach der Ge-
burt Isaacs fallen (wegen p n^wV"»: da hat Sara einen Sohn): er ist
aber nachgehends nicht berichtet, denn mit 21, 1* kann er nicht ge-
meint sein. — V. 15. „Sara leugnet aus Furcht vor Strafe ihr Lachen,
das nur ein inneres (V. 12) gewesen war; Gott aber fertigt sie mit
einem kurzen xV nein (19, 2. 42, 12) ab" (Efn.). V. 16—33,
Verhandlung zwischen Gott u. Abr. über das Sodom u. Gomorrha be-
vorstehende Strafgericht. Gott ist nicht blos zum Besuch bei Abr. er-
schienen, sondern auch um das gräuelhafte Sittenverderben in den
Städten zu untersuchen (V. 21). Da ist es denn das schönste Zeichen
göttlicher Freundschaft für Abr., dass er ihm einen Wink gibt über
das so vielen Menschen bevorstehende Gericht. Dieser erhält Gelegen-
heit, edlen Sinn sittlicher Milde u. Freundlichkeit, für den es keinen
Unterschied zwischen Eigenen u. Fremden gibt, zu bewähren; zugleich
wird das Wesen Gottes, der immer lieber verzeiht als verderbt, aber
als der strafende immer nur gerecht straft, in helles Licht gesetzt.
V. 16. Die Männer aufgebrochen u. von Abr. geleitet (auf einer der
Höhen des Gebirgs Juda, welche die nöthige Fernsicht gewährt s. 19,
27 f.), schauten hinab (19, 28) auf die Fläche von Sodom, wohin
sie gehen wollten. „Zu nW s. 12, 20 u. zu '^af-V? 14, 3. 19, 28. Num.
21, 20" (Kn.). — V. 17—19 mit Unterbrechung der Erzählungsfolge,
um das V. 20 ff. Gesagte zu motiviren. Gott sagt, nicht zu Abr. (son-
dern "iaV"^? 8, 21), denkt, ob er wohl sein Vorhaben vor Abr. geheim
halten soll, da doch Abr. sicherlich zu einem grossen Volk werden
(12, 2) u. mit ihm sich alle Völker segnen (12, 3) werden, also er
bedeutend u. würdig genug sei, um in die Pläne Gottes eingeweiht zu
werden. Denn erkannt habe ich ihn d. h. ein näheres Verhältniss
mit ihm angeknüpft (Am. 3, 2. Hos. 13, 5) zu dem Zweck, dass er
seinen Nachkommen gebiete u. sie den Weg Jahve's halten, so dass
sie Gerechtigkeit u. Recht üben, damit dann auch Gott seinerseits dem
Gen. 18, 19—23. 269
Abr. alle seine Zusagen an ihn erfülle. Als Zweck des ganzen mit
Abr. angeknüpften Verhältnisses ist hier von C deutlich die Gründung
eines Hauses (später Volkes, Reiches) bezeichnet, in welchem das rechte
gottesfurchtige u. sittl. Leben, die rechte Religion eine Stätte habe
(s. 4^ 20, u. bei A 17, 1); Abr. hat die Aufgabe, solchen Sinn u.
Wandel seinem Hause einzugründen; das ist die Bedingung, an die die
Erfüllung der Verheissung gebunden ist (vgl. 17, Iff. bei A). Für
einen Mann mit dieser Aufgabe ist es allerdings von Wichtigkeit, von
dem gerechten Walten Gottes in der Welt klare Kenntniss zu bekom-
men. Die Zerstörung Sodom's u. Gomorrha's soll als ein Denkmal der
ernsten Strafgerechtigkeit Gottes für das Haus Abraham's dastehen, auf
seine Gottesfurcht heilsam einwirken (Am. 4, 11. Hos. 11, 8. Jes. 1,9 f.
3, 9. Dt. 29, 33. Jer. 23, 14 u. s.). Demnach ist )?'oh correct, von Lag.
(Onom. 11. 95 u. Olsh.) mit Unrecht beanstandet; die LXX {Vulg.
Pei,) haben 1?»^ i'^J^Jfi'? einfach nicht verstanden (vde auch Trg, nicht),
nicht aber "1?»^ nicht im Text gehabt. Über den Zusatz •'?» der LXX
Pel hinter b^:?»*? V. 17 s. Ew. G.^ L 480, u. vgl. 26, 24. Dass ^ö»
'■"^ TI'Ü!? u. töfiw'ton ngns Hfey^ deuteronomische Phrasen seien {Fripp
23), ist unrichtig (s. vielmehr Ps. 18, 22. Prov. 21, 3. 2 S. 8, 15 u.,
vgl. Am. 5, 24. Jes. 33, 5). — V. 20. So macht denn Gott seine Er-
öffnung. Wenn zu Anfang des Satzes nicht '^^^9'^ ausgefallen ist {Lag,
Olsh,), so muss "^s = es ist der Fall dass oder ja genommen wer-
den (Jes. 7, 9. Ps. 118, 10 ff.; Ew, 330^); das (zum Himmel auf-
steigende, Rache fordernde 4, 10) Geschrei über (sens. obj.; 9, 2.
16, 5) S. ist wirklich viel (Perf.) gross geworden u. s. w. Die
Fassung: es ist ein Gerücht über S. u. 6r., dass ihre Sünde (indem
; vor ö^KTöPT gestrichen wird) gross, dass sie sehr schwer sei (fVl.
XXJ. 416) geht nicht an, weil n^?s nicht Gerücht bedeutet (vgl. 19, 13).
— V. 21. Aber er will erst untersuchen, ehe er richtet, also hinab-
gehen (11, 5. 7) u. sehen, ob gemäss dem vor ihn gekommenen Ge-
schrei über sie (Sodom; LXX Qnpyssn) sie ganz gethan haben. ^\^]
omnino, wie Ex. 11, 1 (also anders als Nah. 1, 8. §eph. 1, 18. Jer.
4, 27 a., daher mit Paseq nach iw?, Del. nach Luzzatto); Olsh. ver-
muthet dVs, Wl. siVs.^ '^^S*?] von den Mass. mit Unrecht als Perf.
punctirt (Eu?. 331'');' ebenso 21, 3. 46, 27. öh;] Gegenfrage, wohl
richtiger denn als Bedingung. — V. 22. Die Männer, nämlich 2 davon
(19, 1) gehen nun Sodom zu, den 3ten (Jahve V. 33) hält Abr. fest,
indem er noch immer vor ihm stehen bleibt; er hat etwas auf dem
Herzen u. will Fürbitte einlegen. Den mass. Text bestätigen die Verss.
u. 19, 27; das s. g. Q'^"»b'>o iipr^, wornach ursprüngliches nw iny irtir^
nma» '^nh (wegen des Nebensinnes von ^?th iwf zu Diensten stehen)
in den jetzigen Text geändert wäre, zeugt nicht für eine andere Les-
art, sondern nur für den Anstoss, den Rabb. daran nahmen, dass der
Mensch Gott u. nicht Gott den Menschen festhielt Über die Localität
Kaphar Berukha, wo nach Hieron. die Verhandlung vor sich gegangen
sein soll, s. hob. PaL II. 415. — V. 23—32. „Abr. nähert sich
Jahve, um Fürbitte einzulegen; er erinnert , dass es auch wohl Ge-
rechte (zB. Lot) iii Sodom gebe, u. dass es billig sei, ihretwegen Ver-
270 Gen. 18, 23-19, 3.
Schonung zu üben; er nimmt zuerst 50 solche an, dann 45, 40, 30,
20, u. zuletzt 10, wagt aber nicht unter die Zehnzahl herunterzu-
gehen" (vgl. Jer. 5, 1); er redet mit grosser Demuth u. Höflichkeit;
Jahve hört ihn gütig an u. ist immer zur Vergebung bereit. Der nach-
herige Untergang zeigt, dass nicht 10 Rechtschaffene im Thal Siddim
waren. Eine sehr ungünstige Ansicht, wie 13, 13. 15, 16. Zu ^ »fcj
sc. f-sf oder td^ ihm das Vergehen abnehmen, verzeihen, vergeben s.
Num. 14, 19. Jes. 2, 9. Hos. 1, 6. 'a"i n^V'l] profanum, nefas tibi sit,
ita ut non facias; zu i» c. Inf. s. 16, 2. der Richter der ganzen
Erde] soll als der höchste Richter auch der vollkommenste sein u.
darum vor allen strengste Gerechtigkeit üben vgl. Ij. 34, 57. pHn ^s xavo]
soll einen der übrigen Erzählung fremden Gottesbegriff enthalten (ä'S.);
aber in welcher Eigenschalt straft denn Gott Sodom? Doch wohl als
der, der alle Sünden der Erde richtet; s. auch 24, 3. 7. »3"n8n] wie
V. 31, s. 12, 11. ^»5 ^j] ein irdisches u. vergängliches Wesen, s. zu
2, 7" (Kn.). Alliteration wie 1, 2. 4, 14 u. s. — V. 28. ^bn-^] die
vollen Endungen "{^ von hier an sind zu bemerken; über den Acc.
nwttn Ges.. 117, 4 A, 4. nwtona] a hier deutlich = wegen, — V. 30.
nichi entbrenne es dem Herrn] er werde nicht zornig, s. 4, 5. —
V. 32. ö??« 2, 23. — Wie Gottes barmherzige Gerechtigkeit, so ist
auch das Wesen des Gebets u. der Fürbitte, der demüthigen, aber
glaubensvoll kühnen, unermüdlichen, von reinster Menschenliebe be-
seelten Fürbitte in dieser Verhandlung mustergiltig gezeichnet. — V. 33.
Abr. kehrt heim u. Gott geht, nämL nicht nach Sod., denn dort sind
nur 2 (19, 1), sondern = verschwindet. Die V. 21 ausgesprochene
Absicht Gottes, nach S. zu gehen, ist dadurch nicht hinfällig gewor-
den, denn in den 2 ist Gott auch gegenwärtig (19, 18 ff. 24), wie in
den 3 (18, 1 '51 mm k^*^). Da rjV«5 an sich ebensogut bedeuten könnte
er gieng dahin, wohin die andern vorausgegangen waren, so ist "^a»*
19, 1 sicher nicht ein durch 18, 22*^ — 33* veranlasster Einschub {Wl)\
vielmehr wollte Vrf. den Abr. dadurch auszeichnen, dass er Gott bei
ilmi in vollerer Herrlichkeit erscheinen lässt, als in Sodom. — Cap. 19,
1 — 11 Einkehr der 2 Engel bei Lot u. das Sitten verderben in Sodom.
V. 1 f. B^s»Vte] vielleicht erst jüngere Verdeutlichung fQr ö'^wk, auch
V. 12 beim Sam,^ 16 bei LXX. Als die zwei Abends nach Sodom
kamen, sass Lot gerade im Thor der Stadt, zur Unterhaltung oder
eines Geschäftes halber, vgl. Win,^ II. 616. Kaum der Fremden an-
sichtig geworden, beeilt er sich, den Pflichten der Gastfreundschaft
gegen sie nachzukommen (vgl. Ij. 31, 32; das Gegenstück Jud. 19, 15).
„Die Araber rechnen es sich zur Ehre, einen angekommenen Fremden
bewrirthen zu können, u. streiten oft heftig um diese Ehre {Tavernier
R. I. 125; Burckh, Bed. 280, R. in Syr. 641 f.; Buckingh. Syr. L 285;
Seelz. I. 400)" Kn. «a nan nur hier so mit verkürztem e {Ew. 91*):
ei dochy meine Herrn! s. zu 18, 3. «tqjj] 18, 4. »V] 18, 15, Sie
lehnen anfangs ab, weil sie zur richterl. Untersuchung nach Sod. ge-
kommen sind {Tuch), wohl auch weil sie ihn auf die Probe stellen
wollen. „Das Obernachten auf freier Strasse war bei dem warmen
Klima thunlich, vgl. Jud. 19, 15" {KnX — V. 3. Als er jedoch in sie
Gen. 19, 3—12. 271
dringt, nehmen sie an, u. er bereitet ihnen ein ri^wö Trank, Trinkge-
lag, dann Gastmahl überhaupt, nach einem Haupttheil so bezeichnet,
immer aber vom anständigen Mahl zB. 21, 8. 26, 30. 29, 22. Jud.
14, 12. ^^i\ im Pent nur noch V. 9. 33, 11" (Kn.), — V. 4 f. Noch
(2, 5. Jos. 2, 8) lagen sie nicht, da hatten auch schon (Ew. 341^)
die Stadtleute das Haus umringt. Alte u. Junge (V. 11), u. stellten
ihm das Ansinnen, die Eingekehrten herauszubringen, damit sie sie er-
kennen, d. i. „Unzucht mit ihnen treiben (4, 1). Sie waren also dem
Laster der KnabenschSndung ergeben, welches bei den vorhebräischen
Völkern Kenaan's im Schwange gewesen zu sein scheint (Lev. 18, 220:
20, 13. 23), aber auch bei den Hehr, vorkam (Jud. 19, 22). Vrf.
nahm wohl an, dass die Engel in Gestalt blühender Jünglinge (Marc.
16, 5) erschienen waren" (ÄTn.), vgl. noch 1 S. 29, 9. Tob. 5, 5 ff.
DTO «^3»] überflüssig, vielleicht Glosse (Olsh.), s. V. 9. alles Volk
vom Ende her] d. h. auch das letzte, alles zusammen, Jes. 56, 11.
Jer. 61, 31 (voller «^^jj"'?; — «l?» Gen. 47, 21. Jer. 12, 12 u. s.); sie
waren also alle so verderbt u. dabei schamlos frech, fanden es nicht
nöthig, ihr Begehr zu verheimlichen (Jes. 3, 9). — V. 6 — 8. „Lot
geht hinaus, mahnt von dem schändlichen Beginnen ab u. bietet seine
beiden Töchter an. meine Brüder] lieben Freunde; freundliche An-
rede wie 29, 4. Jud. 19, 23. Ij. 6, 15. welche nicht erkannt haben
einen Mann] noch nicht mit einem solchen zu thun gehabt haben,
Num. 31, 17. Jud. 11, 39. ^k] für nW nur noch V. 25. 26, 3 f. Lev.
18, 27. Dt. 4, 42. 7, 22. 19, 11. 1 (ihr. 20, 8. dieweil (18, 5) sie
eingetreten sind in dem Schalten meines Gebälks] sich in den Schulz
meines Hauses begeben haben. Lot sucht mit einem ungeheuren Opfer
die Gastfreunde vor schmähl. Misshandlung zu schützen. Der Araber
hält den bei ihm eingekehrten Gast für heilig u. unverletzlich, schützt
ihn nöthigenfalls auch mit seinem Leben, Riissell NG. v. Alep. I. 334;
Volney R. L 314; Seetz, IL 67. 346. Ein merkwürdiges Beispiel er-
zählt Sieber R. von Kairo nach Jerus. 29 f." (Kn,). — V. 9. Sie hören
nicht; sie rufen ihm zu: rücke weiterhin (Jes. 49, 20), mache Platz,
fort, zurück! Zugleich rügen sie, dass der einzelne (n ist Art., nicht
n interr.), gekommen ist als Fremdling zu wohnen, und (in Folge da-
von) nun richtend richtet d. h. den Richter spielt (vgl. 32, 31 ; Ew,
231^). Der Inf. abs. soll den Begriff ta&ö hervorheben, vielleicht auch
{Ges, 113, 3^) die Wiederholung ausdrücken, nun werden wir dir
Böses thun vor ihnen] dich schlimmer als sie behandeln. Sie dringen
auf ihn ein, u. schicken sich an, die Thüre zu erbrechen. taiVa] macht
den Eindruck einer Glosse (Olsh.), s. V. 4. — V. 10 f. Die Engel ziehen
Lot rettend in's Haus u. schlagen die Leute mit Blendung (^blouisse-
ment, dazzling by lighlning, wie 2 R. 6, 18; verschieden von )^^^9
Blindheit), so dass sie die Thüre nicht finden können. Die Unter-
suchung ist zu Ende, die Lasterhaftigkeit erwiesen. — V. 12 — 26.
Zerstörung der Städte u. Rettung Lot's. V. 12. Die Engel, im Begriff
das Gericht vorzunehmen, wollen den gastfreundlichen Lot retten u.
sein Haus, denn vom Hausvater hängt Wohl u. Wehe seines Hauses
ab. ist noch wer dir hier?] „hast du noch einen Angehörigen in
272 Gen. 19, 12—17.
Sod. ausser denen in deinem Hause?" {Kn.), Alle soll er aus dem
Ort hinausbringen, i^fj] Sing. u. ohne Suff, ist auffallend {Olsh,); es
würde sich als Frage: etwa ein Eidam? erklären, aber an Ti'^aa an-
geschlossen erwartet man vielmehr ^'^^^Ü. {P^^*), s. V. 14. Sollte zwi-
schen T^ — 5Mrt ein 3si erst eingeschoben sein, da ja von Söhnen, die
er vor dem Verderben gehabt hätte, sonst nirgends etwas erwähnt
wird? ^^^p^n] + '^^^ Sam. LXX. — V. 13. wir sind im Begriff zu
verderben] Part. Wie V. 14. 18, 17. gross geworden ist das Ge-
schrei über sie (18, 20 f.) beim Angesicht Jahve^s d. i. vor ihm. Olsh,
vermuthet 'f^t^^t/t wie 18, 21. — V. 14. Lot geht aus in die Stadt zu
seinen Schwiegersöhnen, den Nehmern seiner Töchter, d. h. die seine
Töchter nehmen sollten {Ew. 335^), deren Bräutigame (Jos. ant. 1, 11,
4; Vulg,y Pisc, Cler, JDMich. Bohl, Tuch Bmg, Ife.); schwerlich:
die s. T. genommen hatten (LXX, TgJon,, IE. Qi, Merc, Schum. Kn.
Del. Böltch.) denn das wäre (trotz 9, 18) schicklicher im ReLSatz
mit Perf. ausgedrückt, u. seine verheiratheten Töchter hätte er gewiss
nicht unaufgefordert gelassen. Dass er in der Noth V. 8 diese Töchter
anbietet, spricht nicht dagegen, denn durch ihren Gebrauch wäre eben
das Verlöbnis aufgehoben worden; ebenso wenig widerstrebt das Fehlen
von "^f?*, auch nicht das i^"i«:|tt3?3 V. 15, noch die Nichterwähnung ver-
lorner Bräutigame im Munde der Töchter V* 31. Diesen Bräutigamen
(Sodomiten) erschien Lot mit seiner Aufforderung, die Stadt zu ver-
lassen, wie ein Scherzender; sie behandelten ihn mit ungläubigem
Spott, u. kamen also mit um. — V. 15. ifts] selten u. poetisch (Jes.
26,18) = •^»«5. n-iKSöan] die sich vorfinden, bei der Hand sind
(1 S. 21, 4. Jes. 22, 3. Esr. 8, 25), nicht blos zu Tj'^inäa bezüglich u.
etwa diese von den in der Stadt verheiratheten unterscheidend, sondern
Weib u. Töchter zusammenfassend als die vorhandenen Angehörigen,
im Gegensatz gegen die in der Stadt befindlichen, den v^it^n, LXX
fugen vor ]t noch Kai S^sk^e bei. fi?] wie 4, 13. — V. 16. Die
Engel haben Eile, aber Lot zaudert (43, 10), weil es ihm widerstrebt,
Haus u. Stadt zu verlassen; so müssen sie ihn u. die Seinigen an der
Hand nehmen u. vor die Stadt hinausführen, vermöge der Schonung
Gottes über ihm, weil Gott Schonung an ihm beweisen wollte, da er
ein Rechtschaffener war (18, 24 ff.); die Rücksicht auf Abr. tritt blos
bei A V. 29 hervor. — V. 17. Zugleich wird ihm Anweisung für
weitere Flucht gegeben. Einer spricht jetzt (vgl. 18, 10); aus allem
Vorgegangenen ist deutlich genug, dass hier Gott selbst zugegen ist,
u. Lot redet ihn darum V. 18 auch "^jik an. Somit ist auch in den
zweien wieder Gott gegenwärtig, wie zuvor (Gap. 18) in den dreien.
rette (flüchte) dich um deiner Seele willen, es gilt dein Leben, ta-^an]
nach ?» fällt auf {Ges. 107, 4 Anm.). Er soll nicht hinter sich blicken,
„um nicht das göttl. Walten zu sehen, was dem unheiligen Auge des
Sterblichen nicht zusteht (s. 16, 14). Aus ähnl. Gründen sahen sich
die Alten bei Vollziehung gewisser hl. Gebräuche nicht um (Theoer.
id. 24, 93, Verg. ecL 8, 102; Ovid. fast 5, 437 ff.), u. Orpheus sollte
bei Fortführung der Eurydice aus dem Orcus nicht zurückblicken (Verg.
geo. 4, 491; Ovid. met. 10, 51). im ganzen Kreis] 18, 10. nach dem
Gen. 19, 18—24. 273
Gehirg] dem moabitischen, V. 30. 14, 10. — V. 18f. Die letzte Wei-
sung wünscht Lot zurückgenommen, da er nicht im Stande sein werde,
vor Eintritt des Verderbens bis auf das ferne Gebirg zu entkommen^'
(Kn.), das Unheil möchte sich sonst (3, 22) an mich hängen] mich
erreichen; •*3-r Ew. 249^. Gewiss recht absichtlich sind diese fort-
währenden Zögerungen u. Einwendungen Lot's vom Vrf. so gezeichnet;
an Glaubensgehorsam steht er dem Abr. nach. — V. 20 — 22. „Er
wünscht, dass der Engel §oar ihm als Zufluchtsort anweise, denn dieses
lag nicht weit von Sodom, u. war '^?2tte, eine Kleinigkeit, so dass
also Lot nur die Erhaltung eines kleinen Örtchens wünschte. Als klein
schloss §oar auch nicht soviel Gottlosigkeit in sich u. konnte wohl,
vom ^Untergang ausgenommen werden. Der Engel bewilligt die Bitte,
mahnt aber zur Eile, weil er vor dem Anlangen Lofs in §oar nichts
vornehmen könne. Daher nennt man den Namen des früher 'Va
(14, 2) genannten Ortes "i?» Kleinheit^ also etwa Kleinstadt. Auf der
Bedeutung des Namens ruht die Verhandlung V. 19 — 22" (An.), wh]
h wie 17, 20. "p^a^ 3, 11. k;?] 16, 14. Während in neuerer Zeit,
nam. von Rohins., RH., Win,, Tuch u. a. §oar in der schönen Oase
el-Mezra^a an der Landzunge (el-lisän) oder Halbinsel, welche sich von
0. her in das todte Meer hinein erstreckt (s. darüber Bädeker Pal.^
181; ZDPV. II. 212 f.), gesucht wurde, hat Kn. mit Recht an der
älteren Ansicht festgehalten, u. Wetzstein (in Del. Gen.^ 564 ff.; s.
auch de Saulcy in Rev. Archeol. XXXIIL 193 ff.) weiter bewiesen,
dass $oar etwa eine Stunde südöstl. vom todten Meer in dem Theil
der Araba, welcher jetzt Ghor es-Säfia heisst (da wo W. el-Ahsa aus
dem moabit. Randgebirge in die Ebene eingetreten ist, u. den Namen
el-Qurähi annimmt), lag, das heutige Chirbet es-§äfia. Es ist unter
dem Alluvium der dortigen Wasser begraben. Die Gegend ist wohl-
bewässert, hat aber tropisches Klima. Es war der südlichste Punkt
im Jordamkreis (13, 10. Dt. 34, 3); der See in einer Länge von 580
Stadien d. h. 29 Stunden erstreckte sich einst bis dorthin (Jos. b. j.
4, 8, 4), ist aber heute nördl. zurückgewichen (in Folge der AUuvien);
der See lag zwischen Jericho u. §oar (Onom. u. ^ctXaöaa). In der
Römerzeit war dort auch ein Gastell zum Schutz der Stadt (Notit
dign. L 7 8 f.; Steph. Byz. u. ZoaQo), wovon Reste noch vorhanden
sind. Datteln u. Balsam wurden dort gezogen (Onom. u. BaXa-, Talm.
Jebam. 16, 7; Istachri Mrdt 39. 41; Edrisi p. Jaub. I. 338; Wilh. v.
Tyr. 22, 30 in den Gesta Dei per Francos I. 1041). Es war noch
im Mittelalter bedeutend, eine der 6 Zwischenstationen an der Kara-
wanenstrasse von Aila nach Jerusalem, wichtiger Handelsort (Muqaddasi
bei Wetzst.). Zur Zeit der Kreuzzüge war der Name noch vorhanden
(Segor), u. die arab. Geographen nennen ihn §oghar oder Zoghar, auch
das todte Meer das Meer von Zoghar. Jetzt ist er, wie auch die Palmen
dort, verschwunden. — V. 23 f. Die Sonne war über die Erde auf-
gegangen u. Lot nach §oar gekommen, als Jahve regnen Hess. Im
Zusammenhang mit V. 15 lässt sich daraus die Entfernung Sodoms
von §oar bemessen. Jahve, der nach V. 17 ff. in den Engeln gegen-
wärtige, Hess regnen von Jahve her, vom Himmel her; ''^'» t\H'o
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 18
274 Gen. 19, 24—26.
scheint (vgl. Mich. 5, 6) wie das griech. ix ^log ein eigenthümlicher
Ausdruck desselben Sinnes, wie ö^öÄn-j», durch den es erklärt wird, ge-
wesen zu sein {Ew. G.^ II. 223); dass es aber wirklich vom Himmel
herabgekommener Regen war, darauf legt Vrf. Gewicht. Durch den
himml. Schwefel- u. Feuerregen kehrte Gott um, zerstörte gänzlich, so
dass das Untere obenhin u. das Obere untenhin kam, diese Städte u.
den ganzen Kreis (V. 17) sammt Bewohnern u. Gewächsen. Der Aus-
druck "ifcn, welcher zum Schwefelregen wenig passt {Nöld, Unters. 22),
ist gebraucht, weil er in der Sage längst fest war. „Man nahm an,
dass die asfaltreiche (14, 10) Gegend, durch einen brennenden, schwe-
feligen Stoff vom Himmel entzündet, ausbrannte, worauf dann Wasser
von unten her an die Stelle trat (Ij. 18, 15. 22, 16). Auf Feuer u.
Schwefel kam man leicht durch das Gewitter. Auch Joseph, (ant.
1, 11, 4; b. j. 4, 8, 4) denkt an Blitze, u. Tacitus bist 5, 7 führt
an, dass die Gegend fulminum jactu arsisse u. die Städte igne coelesti
flagrasse. Feuer u. Schwefel als göttl. Strafmittel auch Ps. 11, 6. Ez.
38, 22" (Kn.). Die Combination der Katastrophe mit dem bitumi-
nösen Gehalt der dortigen Bodenformation (s. Ri. HWB. 973*) ist nicht
uneben (neuerdings wieder von Dawson in Expositor 1886 Januar
S. 69 ff. vertheidigt). Von vulkanischem Vorgang deutet der Text nichts
an. — V. 26. „Als das vorgieng, schaute sein Weih von hinter ihm
weg] d. h. sie gieng nach §oar hinter Lot her, sah sich aber aus
weibl. Neugierde einmal um. u. sie ward eine Salzsätüe] wurde in
eine aus Salzgestein bestehende Säule verwandelt, weil sie das Verbot
V. 17 verletzte. Die Strafe passt zur Örtlichkeit, wo durch die salzige
Ausdünstung des todten Meeres die Gegenstände sich leicht mit einer
Salzkruste überziehen, u. es viel Salzgestein gibt {Seetz. II. 240; Lynch
Bericht 183. 189 f. 198. 214. 220). Die Sage ist ausgegangen von
einer aus Salzgestein bestehenden Säule. Eine (SxriXfi aXog heim iodien
Meere wird Sap. 10, 7 als fivrjfAStov aniCTOvCriq ^vxijg erwähnt, u.
sie bestand auch noch zur Zeit des Josephus (ant 1, 11, 4). Etwas
der Art lässt sich noch nachweisen. Beim südwestl. Ende des todten
Meeres erstreckt sich von N. nach S. oder nach SO. ein etwa 2 72 Stun-
den langer, schmaler, 100 — 150 Fuss hoher Bergrücken, der Berg
(Stein, Nasenknorpel) von üsdum oder der Salzberg genannt, welcher
ganz aus Steinsalz besteht (Roh. Pal. II. 435. III. 22 ff.), oder wenig-
stens starke Schichten von Steinsalz hat, u. ganz nackt, zerrüttet u.
mürbe, sowie voll Höhlen, Spalten, Rissen, Zacken u. Ausleckungen
ist {Seetz, I. 428. D. 227. 240). Die Entfernung dieses Salzrückens
vom See beträgt an einer Stelle nur etwa 200 Fuss, u. auch diese
Stelle wird in der Regenzeit überfluthet {Roth bei Peterm. geogr.
Mitth. 1858. S. 268 f.)" Kn. Durch den abwaschenden Regen ent-
stehen am Bergrücken einzelne Zacken, Kegel, Säulen verschiedener
Formen; sie vergehen wohl auch wieder u. andere entstehen. So steht
jetzt auf der Ostseite des Berges eine etwa 40 Fuss hohe runde Säule
von crystall. Salz {Lynch Ber. 198 f.); ob es dieselbe ist, von der
Joseph, u. a. (Clem. Rom. 1 Cor. 11; Iren. adv. haer. 4, 31, 3; Car-
men de Sodoma bei TertuU. opp. ed. Oehl. II. 773) sprechen, muss
Gen. 19, 26—28. 275
dahingestellt bleiben. Über die verschiedenen Erklärungen der Stelle
s. Rosenm. ad L; Grimm zu Sap. 10, 7; Win. RW.^ IL 32 f. Zu
bemerken ist übrigens auch die ungünstigere Beurtheilung des Weibes
in dieser Sage (vgl. 18, 12. 3, 6). — V. 27 f. Abr. (glaubend an
Gottes Wort u. voll Theilnahme für das Schicksal der Städte) begibt
sich schon am frühen Morgen nach dem Platz auf der Höhe, wo er
Fürbitte eingelegt hatte (18, 22), aber hinabschauend (18, 16) sah er
nur noch den Qualm von der Erde aufsteigen, gleich dem, der vom
Schmelzofen (Ex. 19, 18) aufsteigt. Von einem noch immer von dort
aufsteigenden Rauch spricht zB. Sap. 10, 7 u. Philo (de Abrah. p. 21 ;
Vit. Mos. II p. 143), vgl. Jes. 34, 10. „Die neueren Reisenden da-
gegen berichten nur von einem dicken Dunste oder einem dünnen
Nebelschleier {Roh. Pal. D. 453; Lynch 201; Ritter EK. XV. 7620".,
vgl. Jos« b. j. 4, 8, 4"), der sich aus der starken Verdunstung des
Wassers bei der furchü)aren Hitze erklärt. — Mit dieser Rückkehr zu
Abr. ist die Erzählung in sich abgerundet. — „Dem Bericht liegt ohne
Zweifel eine Thatsache zu Grund. Nach Dt. 29, 22 vgl. Judä 7 giengen
die Städte Sodom, Gomorrha, Adma u. §eboim (vgl. Gen. 14, 2) unter,
wofür Hos. 11, 8 die beiden letzteren, sonst aber gewöhnlich die bei-
den ersteren als die wichtigsten genannt werden (Jes. 1, 9 f. 13, 19.
Jer. 23, 14. 49, 18. 50, 40. Am. 4, 11. §eph. 2, 9. Matth. 10, 15.
2 Ptr. 2, 6), bisweilen auch Sodom allein (Jes. 3, 9. Thr. 4, 6. Ez.
16, 48 ff. Matth. 11, 23 f.). Ungenau ist die Angabe Sap. 10,6, da
§oar verschont blieb. Sodom, stets an der Spitze u. zum öftern allein
genannt, war offenbar die bedeutendste. Dies auch nach Strabo 16, 2,
44, der aber die Zahl der Städte auf 13 angibt" (JSTn.). Die gewöhn-
liche Annahme, dass die Städte an der Stelle des todten Meeres ge-
standen haben, beruht auf 14, 2 f. Jedoch ist die ältere Meinung, dass
in jener Katastrophe das ganze todte Meer entstanden, u. vordem der
Wasserlauf des Jordan durch die ^Araba bis zum älanit Meerbusen
gegangen sei, völlig unhaltbar, da die Bodenerhebung der südl. ^Araba
an der niedrigsten Stelle der Wasserscheide (etwas nördl. von Petra)
240 m. über, der Spiegel des Asfaltsee's aber 394 m. unter dem Spiegel
des Mittelmeers liegt, u. geologisch nachgewiesen ist, dass die südl.
^Araba, seitdem die heutigen Becken bestehen, keine Hebung erhtten
hat Vielmehr bestätigt sich die Ansicht von Russegger u. Rob. (Pal.
III. 162 ff.), dass das todte Meer seinem grössten Theile nach von jeher
bestand, u. nur der südl. Theil desselben jünger sein kann. Demnach
setzen jetzt die meisten die Städte in die Gegend der südl. Bucht des
todten Meeres. Denn diese (bis zum Lisän) ist viel seichter als der
nördliche Theil; während dieser durchschnittlich 329m. tief ist, hat
die Südbucht nirgends mehr als 3, 6 m. Tiefe, an ihrem Ende noch
weniger u. kann durchwaten werden {Lynch 187. 236; sonst vgl.
über das todte Meer Win,^ U, 73f.; Furrer im BL. IV. 153 ff.; OFraas
in Ri. HWB. 972 ff.; CHull im Ausland 1883 S. 375 f.). Stützen für
jene Localisirung der Städte sind die Lage von §oar (V. 22) u. die
Salzsäule (V. 26), u. (wenn man die Asfalthypothese zulässt) der Um-
stand, dass der Asfalt bes. im südl. Theil des todten Meeres sich findet
18*
276 Gen. 19, 29.
(14, 10). Neueste Hypothesen, wie dass die Städte auf der Ostseite
des todten Meeres im W. Zerqa Ma''in gelegen haben u. durch vul-
kanische Vorgänge zerstört worden seien, (FNötling im Montagsblatt
des Berl. Tacblatts, August 1886, No. 27. 81. 38), oder dass Gomorrha
im heutigen Ain Ghamr (nahe der ^Araba beinahe in der Mitte zwischen
dem todten Meer u. dem elanit. Meerbusen) zu suchen sei {Clerm.
Ganneau in PEF. Q.St 1886 Jan. p. 19 ff.) haben V. 22 u. 26 gegen
sich. Ober die Ungeschichtlichkeit der Sage über den Untergang der
Städte handelt Nöldeke Im neuen Reich 1871. II. 41—48; über die
muthmassliche Entstehung der Sage Cheyne in New World, June 1892,
S. 236 ff.
5. Ein doppelter Anhang: 19, 29 aus A, und 19, 30 — ^88 der Ursprung
Moab-Ammons von C.
V. 29 ist aus A geschöpft Ohne engem Anschluss an das Vorher-
gehende berichtet er kurz dasselbe, was eben berichtet war, dass als
Elohim die Städte des Kikkar (wie 13, 12) verderbte (wie 6, 17.
9, 11. 15), Elohim Abraham's, mit dem er in ein Bundesverhältniss
getreten war (Cp. 17), wohlwollend gedachte (wie 8, 1), u. um seinet-
willen den Lot aus der Mitte der Umkehrung entsandte, d. h. ent-
kommen oder ziehen Hess (1 S. 24, 20), als er die Städte umkehrte,
in denen (nicht = in deren einer, etwa wie 8, 4. Jud. 12, 7) Lot
gesessen hatte (wie 13, 12). Es finden sich hier 5 charakteristische
Ausdrücke des A; sachlich stimmt zu A, dass Lot nicht in Sodom allein,
sondern in den Städten des Kikkar (13, 12) wohnt; auch ist das Motiv
der Rettung ein anderes als bei C, wenigstens ist dasselbe im vorigen
Stück nicht genannt. Der Ausdruck ^tn aber mit seinen Derivaten
war längst für diese eigenth. Bodenzerstörung stehend geworden, u.
findet sich auch im Dt. Thr. Am. Jes. Jen, selbst noch im Qorän (s.
Ges. th.). — Ob nun A im Zusammenhang mit dieser Nachricht oder
sonstwo in seiner Schrift über Moab-Ammon u. ihre Verhältnisse Mel-
dung gethan habe (ähnlich wie über ISmael u. Edom), kann nicht mehr
ausgemacht werden. Jedenfalls ist die Erzählung V. 30 — 38 über den
Incest der beiden Töchter Lot's mit ihrem Vater u. den Ursprung Moab's
u. Ammon's nicht aus A. Sie knüpft über V. 29 rückwärts an das
vorhergehende Stück (V. 23. 17) an u. setzt dieses voraus. Insofern
ist auch die gewöhnl. Ansicht (Kn. Hupf. Sehr, Kay, fVL), dass die
Erzählung vom selben Vrf., wie das vorige Stück, von G stamme, be-
gründet; die Ausdrücke nj-^M u. n^-'ysf 31. 33f. 37 (wie 29, 26, vgl.
26, 23. 43, 33. 48, 14) u. 'y^t nnr» 32 (vgl 7, 3) können noch be-
sonders dafür geltend gemacht werden, während V? K-b 31 (vgl. Dt.
25, 5) sonst bei ihm nicht nachweisbar ist. Natürlich hat C, welcher
19, 1 ff. den Lot zwar nicht als Glaubenshelden, aber doch als einen
rechtschaffenen, das unzüchtige Wesen der Sodomiten verabscheuenden
Mann, den Gott selbst seines Besuches u. einer wunderbaren Rettung
würdigte, dargestellt hat, diese hässliche Geschichte von ihm nicht
Gen. 19, 29—33. 277
selbst gebildet, sondern nur aufgenommen, u. hat durch diese Aufnahme
dem Abscheu Israels vor dem unzüchtigen Wesen Moab-Ammon s Aus-
druck gegeben. Die Erzählung selbst leidet, gegenüber von den feinen
lebenswahren Schilderungen des G, an inneren Unwahrscheinlichkeiten.
Unverblümt macht sich darin die Gereiztheit gegen Moab-Ammon geltend,
welche, bes. seit den syrischen Kriegen unter dem Hause Jehu's, immer
mehr zunahm u. Dt. 23, 4 ff. einen gesetzL Ausdruck hat. Es war
der israel. Volkswitz, welcher durch diese Erzählung seinem Wider-
willen gegen Moab-Ammon Worte lieh. Obwohl (ausser Num. 25, 1 ff.)
keine bestimmten Nachrichten über unzüchtiges Wesen, das unter ihnen
im Schwange war, vorliegen, so wrird man doch urtheilen müssen,
dass diese Erzählung über sie sich bei den Isr. nicht so ausgebildet
hätte, wenn nicht (bei den Isr. verpönte) Verwandlenehen bei ihnen
in Übung gewesen wären (vgl. Dt 23, 4 mit 1 — 3, auch über Ruhen
Gen. 35, 22; s. Smend Moses ap. prophetas 73; Bertheau im BL.
IV. 230). Dass Lot's Weib, die Mutter seiner Töchter, in der Sage
als Sodomitin (Kn. a.) gegolten habe, ist nicht wahrscheinlich: Lot
erscheint Gp. 12 f. schon vor seiner Wanderung nach Sodom ebenso
im Besitze eines Hauses, wie Abraham. Wohl aber die Töchter gelten
als sodomitisch geartet. Die Vermuthung, dass erst R das Stück ein-
gefugt {Ew. Böhm. KS.), oder dass es aus B herstamme (llg»), lässt
sich nicht genug begründen. Mit der Prüfungsgeschichte Abraham's
steht die Episode in keinem Zusammenhang. — V. 30. „Anknüpfend
an V. 23 berichtet der Vrf., Lot sei von §oar auf das Gebirge ge-
zogen, weil er fürchtete, auch diese Stadt möchte noch untergehen.
Der Engel hatte ihm indes ihr Stehenbleiben zugesichert V. 21" (Kn,).
er wohnte in der Höhle] mit art. gen. (14, 13. 15, 11), war ein
Höhlenbewohner (Kn.); doch könnte auch eine bestimmte Höhle (vgl.
16, 7) gemeint sein, an welche die Sage diesen Vorgang knüpfte (Del.),
„Noch jetzt bewohnt man in jenen Gegenden die Höhlen u. Grotten,
Buckingh. Syr. II. 53 ff. 61. 81; Lynch Ber. 221". Vgl. auch Lotän
unter den Horitern (Höhlenbewohnern) in Gen. 36, 20. 22. 29 (Rt
HWB. 926). Übrigens ist 'ai '3>tta a«r"j hinter ^na aum auffallend, u.
könnte ein späterer Zusatz sein. — V. 31. Die Erstgeborne macht der
jüngeren (29, 26) einen Vorschlag, unser Vaier ist alt] wird also
keinen andern Ort mehr aufsuchen können, u. ein Mann ist nicht
im Lande, zu kommen über uns] uns beizuwohnen. Es bleibt nichts
übrig, als uns mit dem Vater zusammenzuthun. Zu ttj!? Weg d. i.
Handlungsweise u. Weise überhaupt vgl. 6, 12. — V. 32. „Da aber
Lot, Gegner der sodom. Unsitten (19, 9), nüchtern in solche unsittl.
Vermischung nicht einwilligen würde, so. soll er berauscht werden."
u. wir wollen von unserem Vaier Samen ins Leben rufen] durch
ihn das Geschlecht fortpflanzen ; wie 7, 3. risV] Sam. -»sK -— V. 33 — 36.
„Der Plan wird ausgeführt. Lot ist so berauscht, dass er es nicht be-
merkt, wenn eine Tochter sich zu ihm legt u. von ihm aufsteht,
gleichwohl aber, obendrein als aller Mann, zum Zeugen föhig. Sehr
unwahrscheinlich! (Kn.). Nach Hier. quae. hätten die Juden eben
wegen der Unglaublichkeit der Sache i in naip V. 33 überpunktirt;
ii
278 Gen. 19, 33~Cap. 20.
aber nach w?i;a V. 35 scheint der Punkt vielmehr auf eine ortho-
graph. Variante zu weisen, rjaswa] LXX sonderbar iv tw TWifiri^ijvai
avrov. Y'pvr^^] auch V. 35, vgl. Ges. 47 A. 3. «in n^-jVa] wie 30,
16. 32, 23 (1 S. 19, 10), s. Ew. 293»; anders V. 35.* — V. 36.
in^a»te] absichtlich », nicht \ wegen der Etymologie V. 37. — V. 37 f.
Den Namen a»i»a nimmt der Vrf. entweder im Sinne von a«*? vom
Vater, weshalb' er V. 32. 34 auch «ü-»?«» sagt" (so LXX durch den
Einschub kiyovaa' ix Tcatgog iaov), „oder als zusammengesetzt aus
htt für "^ Wasser j entsprechend dem aram. '»'iö u. aus a», so dass er
etwa Same des Vaters besagte" (vgl. Jes. 48, 1 u. Ges. th. 774);
,Jedenfalls bringt er ihn damit in Zusammenhang, dass die Stanmi-
mutter der Moabiter von ihrem Vater empfangen hatte. Den Namen
l-itt? erklärt er durch ^^V\^. Sohn meines Volks; er soll also aus-
drücken, dass der Stammvater der Amm. ganz der Sohn seines Stammes
war, sofern ihn der Vater seiner Mutter mit dieser zeugte. Beide
Deutungen sind sehr gezwungen" (Kn.). Man muss gerade die Haupt-
sache, auf die es hier ankommt, erst hinzudenken, denn „Same des
Vaters" oder ,',Sohn meines Volks" konnte man jedes beliebige männL
Kind nennen. Übrigens s. über &' zu 17, 14. Die Bedeutung von fi9
als Collectiv der Blutsverwandten genügt hier; dass ay urspr. == patruus
u. dann auch = paler gewesen sei {Krenkel ZATW. VIII. 282 ff.),
braucht man wegen '^^V)^ nicht anzunehmen, denn auch die Deutung
Moabs (aK "i^, nicht *"?» ^») hält sich nur im allgemeinen. Einen
ammon. Gottesnamen *")■' wollte Derenhourg (REJ. 1881 p. 123 f.) aus
dem keilschriftlich vorkommenden ammon. Königsnamen a^a*"^» (wie
moab. anavitsd) erschliessen; ähnlich Halevy im JA. VII, 19 p. 480t
bezügHch Ammon's u. Moab's. bis heute] wie 35, 20, sonst ^^^Tl '^Z
njn 26, 33. 32, 33. 47, 26. 48, 15 u. ö. Hier vielleicht beigesetzt,
um anzudeuten, dass ihnen dieses Wesen ihres Ursprungs noch immer
anhafte.
6. Die Gefahr der Sara am Hof von Gerär und ihre Bewahrung,
Cap. 20 aus B.
Abr. zieht nach dem Südland u. hält sich in Gerär auf, wo er
Sara für seine Schwester ausgibt u. auf eine Zeit an König Abimelekh
verliert, aber wieder zurückerhält u. mit Geschenken entschädigt wird^
nachdem Gott mit Krankheiten gegen den unrechtmässigen Besitzer u.
dessen Weiber eingeschritten ist (Kn.). So wird, auch nach der wie-
derholten Verheissung des Sara-Sohnes u. noch vor deren Schwanger-
schaft (21, 2) die Hoffnung Abraham's, nicht ohne seine eigene Schuld,
anscheinend wieder zu nichte: sein Glaube u. seine Geduld wird noch
einmal auf die Probe gestellt, aber ebenso empfängt er auch wieder
neuen Beweis von Gottes Huld u. seiner allmächtigen Bewahrung. Dies
der Sinn des Stücks an dieser Stelle. Einst aber hat es in anderem
Zusammenhang gestanden u. ist erst von R hieher gesetzt. Nach 17,
17 (A) ist Sara 90 Jahr alt, nach 18, 11 f. (C) betagt u. nach Na-
Gen. 20, 1. 279
turgesetzen zeugungsunfähig; unmöglich kann sie da noch Gegenstand
des Begehrens der Fremden (20, 2. 4. 11) gewesen sein. Es kann
aber weiter überhaupt nicht aus A oder C geschöpft sein. Aus A
nicht, trotz des durchgehenden a^n^s, denn „bei A wohnt Abr. in
Mamre-IIebron (23, IfT. 25, 9, vgl. 13, 8); von einem Aufenthalt in
Gerär oder BeerSeba^ ist sonst bei ihm keine Spur. Abraham als Pro-
fet V. 7, die nächtl. Eröffnungen Gottes 3. 6, die ungunstige Ansicht
vom sittl. Charakter der Leute zu Gerär 11, Ausdrücke wie '»Ji« 4,
das Land ist vor dir 15, sich früh aufmachen am Morgen 8, HtUd
thun 13, p": 11, n^sirj 16 sind dem A fremd" (Kn,). Ebenso wenig
kann C der Vrf. sein, vor allem darum nicht, weil die Parallel-Erzäh-
lung 12, 10 — 20 ihm angehört, u. 20, 13 mit jener Stelle nicht
stimmt, sodann wegen des Gottesnamens Elohim (da wegen 26, 28 f.
nicht angenommen werden kann, dass C den Namen Jahve absiclitUch
darum vermieden habe, weil die Geschichte an einem heidnischen Hof
vor sich gieng), ferner weil C über die Ausführung Abraham's aus
seiner urspr. Heimath sich (12, Iff.) anders ausspricht, als V. 13*,
endlich weil die Darstellungsweise hier weniger glatt u. fliessend als
bei C, sogar unbeholfen (s. V. 17) ist, u. auch „die Wörter aa^ (für
a^ 5 f. u. ma» (für nntv) 17 ihm fremd sind** (An.). Mit Recht' haben
darum die Neueren geurtheilt, dass hier eine andere Quelle zu Grund
liege, näml. B {llg. Hupf. Böhm. Kn. Ew. Sehr. Kay. Wl. Kuen.),
welcher o^^nl?», nicht nin-' schreibt, u. nö« statt nntio. An Aus-
•Ti' ^ TT TS*
drücken hat er wie sonst, so hier allerlei seltenes, woran G nicht eben
reich ist, zB. -ji^g? 5 f. nw» 12, oder V« ^5« oder !? 2. 13, u. gibt
manche alterthümliche Redensarten, hier zB. 16. Nach ihm wohnt
Abr. im Negeb; er erzählt viel von Traumoffenbarungen Gottes, hier
V. 3. 6; stellt Abr. als Profeten dar 7; construirt ö^n^x mit PL verb.
30 (35, 7). Über aaan 7^8 u. VVöpn s. V. 1 u. 7. — Dagegen geht
V. 18 (s. d.) auf die Hand des R zurück; s. auch V. 1 u. 14.
V. 1. Abr. zieht von dort nach dem Land ("»*?» sL c. mit n —
loc, wie 11, 31; s. Ges. 90, 2») des Südens (12, 9). awn y^«] für
r^an wie 24, 62. Num. 13, 29. Jos. 15, 19. Jud. 1, 15; sonst nie.
vsis] weist nach dem jetzigen Zusammenbang auf den Mamre-Hain
(18, 1) zurück, u. es ist wohl möglich, dass erst R es eingesetzt hat.
Stand es in B, dann kann seine Beziehung nicht mehr nachgewiesen
werden {KiU. G. I. 125 vermuthet 14, 13). Es von C abzuleiten (Htip/".
172 f.), ist kein Grund. Er setzte sich, nahm seinen Aufenthalt zwi-
schen Schur (16, 7) u. Qadei (14, 7. 16, 14), u. nomadisirte zeit-
weilig in der Gegend von Gerär. Gerdr] nach den Gnom. 25 Mill.
südl. von Eleutheropolis, wurde neuerdings (nach Rowlands) insgemein
(Rohins. Kn. Ke. Kiep., Bäd.^ 207; Ri. HWB. 489, u. a.) als die
Ruinenstätte Umm el-Gerär verstanden, 3 Stunden SSO. von Gaza, an
einem breiten u. tiefen von SO. kommenden Giessbach 6urf el-Geräi*,
dem oberen Theil des W. Gazzeh, welcher etwas oberhalb von 6erär
den von NW. kommenden W. eS-Seri'^a in sich aufnimmt (ZDMG. I.
175; Ritt. EK. XIV. 1084f.). Aber wenn nicht 'ja ^a;i gegenüber von
•lüo — 30^5 eine starke Ortsveränderung in sich schhesst, ist diese Orts-
280 Gen. 20, 1—7.
läge zu nördlich. Sie ist, wenn man „zwischen §ur u. QadeS*' zu
Grund legt, südlicher anzusetzen, zwar nicht in el-'^Ari§ (Kneuck. in
BL. I. 385), wohl aber {Thomson, Trumhull, Guthe in ZDPV. VUl.
215) in oder an dem (schon von Roh, I. 311 ff. 438. 442; Palmer
Wüst-W. 269 ff. beschriebenen) W. 6erür, einem Seitenthal des W.
e§-§eraif, das nach dem W. el-^Ari§ mündet, südwestlich von Qade§
anzusetzen, s. weiter 26, 1. 6. 17. 23. Aber freilich ein Philisterkönig
zu Gerär (bei G in Gp. 26) verträgt sich damit nicht Elusa, was
Saadia u. Abusaid dafür setzen, scheint nur gerathen. — V. 2. ^^
mit ^K u. V. 13. 21, 7 mit \ in Bezug auf einen d. i. über ihn, Ew*
217^. Abr. gibt seine Frau für seine Schwester aus, u. Abimelekh
nimmt sie ihm weg. Das ist beides sehr kurz gesagt; V.^ findet erst
in 11 ff. seine Erläuterung (LXX setzen von dort schon hier ein iq>0'
ßri^ri yiiQ slnstv, oxi ywtj fiov icu, fii] noxB anoY^xHVfüOiv avxov
et civögeg xi\g noXscDg di avxriv), V.^ lässt unaufgeklärt, warum der
König die Sara wegnehmen Hess, ob wegen ihrer Schönheit (wie 12, 11),
oder um mit dem fremden Häuptling sich zu verschwägern, oder weil
er auch sonst so zu thun gewohnt war. „Anderwärts heissen Abi-
melekh König der Philister (26, 1. 8), sein Land Land der Phil.
(21, 32. 34) u. seine Leute Philister (26, 14f. 18). Unser Vrf. ge-
braucht für die Zeit der Erzväter den Namen noch nicht" (An.). —
y. 3. Gott aber schreitet fOr Abr. ein u. erscheint dem Abim. im
Traum, kündigt ihm den Tod an, weil er eine Verheirathete (Dt 22, 22)
genommen, somit ein hl. Recht verletzt hat rvo ^an] du bist des To-
des, du musst sterben, vgl. Dt. 18, 20; Jes. 38, 1. V?] == *ii^-^?
V. 11 (vgl 19, 17); Sam, ti-nn \>9 (vgl. 21, 11. 25). Das Kommen
u. Reden Gottes im Traum ist diesem Erz. geläufig V. 6. 21, 12. 14.
22, Iff 28, 12. 31, 11. 24. 37, 5. 46, 2. — V. 4f. Nachholend wird
bemerkt: Abim. halte sich ihr aber noch nicht genähert d. h. beige-
wohnt (Jes. 8, 3); erst aus V. 6. 17 erfährt man, dass er durch Krank-
keit, die ihm Gott schickte, davon zurückgehalten worden war. Nun
macht er seine Unschuld geltend. "»aiK] wie man Jahve anredet (15, 2);
hier dem Heiden in den Mund gelegt, auch gerechtes Volk?] d. h.
Leute, vgl. b? Ps. 18, 28. 22, 7. 62, 9. "ia] hält Geig, Urschr. 365
für einen späten Einsatz. „Ein Gerechter näml. ist er, da er in Un-
schuld des Herzens u, Reinheit der Hände gehandelt hat d. h. in
dem Glauben, er nehme Abraham's Schwester, was nach damaliger
Sitte nicht als unrechte That gegolten haben muss, s. 12, 14'' (Kn.),
aa^] für a> auch sonst bei B , zB. V. 6. 31, 26. Jos. 14, 7. 24, 23.
— V. 6. Gott erkennt an, dass er in gutem Glauben gehandelt, u,
so hielt auch ich meinerseits dich zurück vom Sündigen an mir
(itfl'n für »brj Ges. 75 A. 21), näml. durch Krankheit, mit der ich dich
belegte V. 17; darum d. h. damit du nicht durch Verletzung der
Rechte meines Erwählten gegen mich selbst sündigest, erlaubte (er-
möglichte) ich dir nicht (31, 7. Num. 20, 21. 21, 23 bei B) , sie zu
berühren. — V. 7. Aber jetzt soll Abim. die Sara sofort zurückgeben,
weil er ein Profet (nur hier so von Abr., vgl. Ps. 105, 15, aber der
Sache nach auch Gen. 18, 17 ff.) sei, d. h. einerseits ein Vertrauter
Gen. 20, 7—14. 281
Gottes, dessen Eigenthum man nicht ungestraft antasten darf, anderer-
seits auch ein Mann, der bei Gott etwas gilt, durch die Kraft seines
Gebetes den Mittler zwischen Gott u. den Menschen machen kann
(mehr legen in den Ausdruck hinein GBaur zu Am. 3; König Offenb. I.
69); als solcher werde er um ihn beten d. h. Fürbitte für ihn ein-
legen wegen der Krankheit. (Fürbitten gehören zum prof. Beruf, Kn,
Prophet I. 213). ti. lebe] Imprt. cons. Ew. 235^: so wirst du nicht
sterben (an der Krankheit), sondern gesund werden, ^^fenn] eig. sich
als Schiedsmann oder Mittler beweisen, ist das Wort für fürbitten
(V. 17. Num. 11, 2. 21, 7. Dt 9, 20. 26), verschieden von ^r9 25, 21.
— V. 8. Abim. gehorcht der nächtl. Weisung als einer göttlichen;
auch seine Diener (Beamten), denen er den Fall vorträgt, werden von
gleicher heilsamer Furcht befallen u. sind einverstanden, dass demge-
mäss verfahren werde. — V. 9 f. Abr. wird gerufen, aber zunächst
vom König für sein Verhalten getadelt Thaten, welche nicht gethan
werden, hast du gethan d. h. gehandelt, wie es unter Menschen all-
gemein nicht Sitte ist, vgl. 34, 7. was hast du gesehen] im Auge
gehabt, beabsichtigt mit der falschen Angabe? (ebenso 'rtn'^ im Arab.).
— V. 11 f. Abr. rechtfertigt sich. Ergänze "^r^^^ vor ''»?';>»» "^s u. vgl.
27, 20. 31, 31. pi\ die Bedeutung gewiss {Kn. Del,) ist auch aus Num.
20, 19 u. Ps. 32, 6 nicht zu erweisen; nur = wenigstens genügt
Bei dem herrschenden Mangel an GottesÄircht unter dieser Bevölkerung
(s. 15, 16), besorgte er, man möchte ihn ermorden, wenn er sich als
Ehemann Sara's bekenne (12, 12). "i?^-^?] 12, 17. Auch war wirk-
lich (naöK wie Jos. 7, 20; Sam. aw» wie 18, 13) Sara seine Schwe-
ster, von einer andern Mutter, eine Angabe, die 11, 29 nicht gemacht
u. auch 12, 13 nicht nothwendig vorausgesetzt ist „Ehen dieser Art
werden Lev. 18, 9. 11. 20, 17. Dt 27, 22 verboten, kamen aber zB.
bei Kenaan., Arab., Äg., Assyr., Persern (s. Lev. 18, 6 ff.) vor, nach
vorliegender Stelle auch bei den Hebr. der vormosaischen Zeit" (Kn.);
es versteht sich jedoch, dass derartige Ehen (wie 11, 29 u. 29, 26 ff.)
nach ihrer urspr. stammgeschichtiichen Bedeutung beurtheilt sein wollen;
das Stammesblut soll als ein reines, ungemischtes sich darstellen. —
V. 13. Die Sache sei schon bei der Auswanderung aus der Heimath
zwischen ihm u. Sara so verabredet worden. Anders 12, 11. Auch
ist zu bemerken, dass hier nicht von einer Berufung (wie 12, 1 ff.)
die Rede ist, sondern dass die Gottheit ihn H^n in die Irre oder
Fremde führte, ohne bestimmtes Ziel ihn auf die Wanderung schickte,
vgl nsin 37, 15 u. wie Jacob Dt. 26, 5 als -»a» bezeichnet wird.
■»»fi"] Plur., weil er zu Heiden redet (Ew. 318*; V. 6 beweist selbst-
verständlich nichts dagegen); Cp. 35, 7 kehrt diese Construction bei B
wieder, aber aus anderem Grund. üipÄrj-^s-^»] durch Attraction zum
Relativsatz für '»n l^sa. ■'V"'^*?»«] V. 2. — V. 14 f. Abim. ist mit der
Erklärung zufrieden, u. begleitet die Zurückgabe Sara's mit Geschenken
(wie 12, 16), gestattet dem Abr. auch freien Aufenthalt im Gebiete
von Gerär. ^itV] 13, 9. Begründung eines künftigen Anrechts auf
dieses Gebiet (Hupf. 169) soll doch wohl nicht darin liegen (vgl. 13,
9. 34, 20 f.). Vor i»:c haben Sam. LXX noch i C)D5 P|V» (aus V. 16
282 Gen. 20, 14—17.
eingefügt), ^intw bei B (V. 17) auiraliend, entweder durch jüngere
Änderung (vgl. 31, 33 bei Sam,), oder sammt i ö'^taa^'j erst von R
eingesetzt. — V. 16. Der Sara gibt er eine förmliche Ehrenerklärung,
bekräftigt durch ein besonderes Geschenk. Die tausend §eqel Silber
(Ges. 134, 3 A. 3) sind nicht der Werth der V. 14 genannten Ge-
schenke (Kn, Ke.), denn man sieht nicht ein, wozu eine solche Be-
rechnung? auch galten jene Geschenke dem Abr. selbst, ihn zu be-
gütigen u. zu ehren; sondern sie sind ein besonderes u. zwar sehr
bedeutendes Geschenk an Abr., dessen Zweck er der Sara so erklärt:
es ist für dich eine Äugendecke allen, welche hei dir sind; es ist
für die Sara u. ihretwegen gegeben, u. soll ihrer ganzen Umgebung
die Augen verhüllen^ dass sie für das Geschehene blind werden, die
ihr widerfahrene Unehre nicht mehr sehen (vgl. 32, 21; Ij. 9, 24).
So richtig Hofm. (Schriftb.2 D. 1. 233). Da ??>;« "^k hbh nicht be-
deuten kann hinsichtlich alles dessen, was mit dir vorgegangen ist
{Schum, Ges. th., Tuch Kn,) u. hbh auch nicht = ^bVi {Del.^) sein
kann (wie Sam. LXX allerdings lesen), so muss vielmehr w^ die ein-
führen, deren Augen zu bedecken sind, u. 1\h Dat. comm. sein. Nicht
aber kann i\\ die blind zu machende einführen (DeL^), weil sonst
'AI h^h keinen Sinn hat „An die Anschaffung eines künftig von Sara
zu tragenden Schleiers für die 1000 Sekel {JDMich, Dath, Ros. Bohl.
Bmg.) ist nicht zu denken'^ (tCn,) aus vielen Gründen. Auch kann
mit K^n nicht (IE.; Ew, 123^) Abr. selbst gemeint sein. Weil dann
ein Zweck der 1000 §eqel gar nicht angegeben wäre. Wohl aber
ist das Geschenk eine Augendecke, insofern Abim. durch dasselbe, wie
durch einen Zeugen (21, 30), das Eingeständniss seines Unrechts an
der Sara bekräftigt, u. dieser Zeuge, in der Hand ihres Bruders, also
von ihm angenommen u. anerkannt, fernerhin eine Verunehrung an der
Sara zu erblicken nicht erlaubt. ^ö"*^§;] ist nicht Fortsetzung zu -i*;»
{Tuch Kn,: was mit dir u. mit allen geschehen ist), da ^k diesen
Sinn überhaupt nicht erlaubt u. „mit allen'' auch nichts vorgegangen
ist; auch nicht Forts, zu a^a''? >n^a ?i^ (öe*.); sondern mit den Mass.
zu Mrtsi; zu ziehen: u. lei allen — so (cons., Ew. 344^) bist du
nicht: überwiesen, des Unrechts überführt (Ges,\ dem Sprachgebrauch
nach möglich, aber unpassend, da Abim. hier keinen Vorwurf machen
kann, sondern: dargelhan sc. als eine, der Unrecht geschehen ist Tals
pass. zu n''?"i«^ c. Acc. rei zB. Ij. 13, 15. 19, 5) oder im Recht (als
pass. zu ^ n-'S'in zB. Jes. 11, 4. Ij. 16, 21), gerechtfertigt, wobei man
am besten »^nsbj punktirt {Ew. 195^), denn nur ein Perf. 2 p. fem.
ist hier am Platz nach ) cons., nicht aber ein Part fem., als könnte
dies für J^» i^^siaj {Del.^) stehen^ oder gar u. alles (das Ganze) be-
treffend — so ist es abgemacht, entschieden (Hofm. Runs.; Bötich.
zum Theil), bedeuten. Auch ein Subst fem. (Entscheidung) ist syn-
taktisch unzulässig. Olsh. bezweifelt die Richtigkeit der Lesart —
V. 17. „Nach dieser Ausgleichung legt Abr. Fürbitte ein (V. 7), u.
Gott hebt Abimelekh's u. seiner Frauen Krankheit. Die letztere be-
stimmt der Vrf. (wie 12, 17) nicht näher; nach V. 6 war es jeden-
falls eine solche, die zur Beiwohnung unfähig machte. Man vgl. dazu
Gen. 20, 17— Cap. 21. 283
die Plage der Philister 1 S. 5, 6. 9. 12. 6, 4 f. u. die Weiberkrank-
heiten der Skythen (Her. 1, 105. 4, 67), auch Win.^ U. 254f." (Kn,).
Übrigens war oben nicht gesagt, dass Abim. u. auch seine Weiber
krank waren; die Darstellung ist unbeholfen (s. zu 14, 24), 'nV'^i] u.
sie gebaren (Ew. 191^), oder besser (Kn.): u, sie zeugten , so dass
Abim. als Subj. mit eingeschlossen ist (vgl. zu n^; Hos. 9, 16. Zach.
13, 3). Die Lesung '»■5^? (Bredenk. in Z. f. KW. u. KL. 1882 S. 671 f.)
brächte etwas hier Fremdes herein, rtto«] dem Vrf. geläufig (für 'nntio),
21, 10—13. 30, 3. 31, 33. Ex. 2, 5 u. ö. (Kn.), obgleich strengge-
nommen (1 S. 25, 41) zwischen beiden Begriffen ein Unterschied
ist, s. V. 14. — V. 18 erklärt das zuletzt Gesagte daraus, dass Jahve
um der Sara willen jeden Mutterleib des Hauses Abim.'s verschlossen
hatte. Der Ausdruck geht sonst auf die Empfängnissunföliigkeit (s. zu
16, 2), möglicherweise (Jes. 66, 9. 37, 3) auch die Geburtsunfähigkeit
der Schwangeren, u. insofern wäre die Erkl., soweit sie sich auf die
Weiber bezieht, allgemem genug gehalten, um zuzutreffen, aber sie
übersieht, dass nach V. 17 auch Abim. selbst durch Krankheit am
Zeugen verhindert war (V. 6), u. erregt den Schein, als hätte der
Grund des Nichtzeugens blos in den Weibern gelegen. Darum u. wegen
rv\ry^ ist der V. für einen Zusatz (Tuch Kn. Hupf. Del. Sehr. Wl.
Kuen.) des R zu halten. Da näml., zufolge seiner Einordnung des
Stücks, Sara nicht lange (s. 21, 2) am Hofe des Königs gewesen sein
konnte, die Empfängnissunfähigkeit der Weiber aber so schnell nicht
zu bemerken war, so wollte er auf die Geburtsunfähigkeit den Nach-
druck legen, hat also (Tuch Kn.) ^^s; in diesem letzteren Sinn ge-
nommen.
7. Die Gebart Isaac's und die Vertreibung Ismael's Cap, 21, 1 — 21,
nach A, C u. B.
Der vielverheissene Sohn von Sara kommt endlich, vnrd 8 Tage
alt, dem Bunde gemäss, beschnitten u. Isaac benannt (1 — 7). Aber
nach Isaac's Entwöhnung muss Abr., auf Verlangen der Sara, den I§-
mael u. seine Mutter aus dem Hause schicken, damit er nicht mit Isaac
erbe; in der Wüste hat die verstossene Hagar Gottes Fürsorge zu er-
fahren; ihr Sohn unter Gottes Obhut herangewachsen, lässt sich in
der Wüste Paran nieder, wo er eine Ägypterin zum Weibe nimmt
(8 — 21). So muss Abr., nachdem die eine grosse Hauptverheissung
ihm erfüllt ist, doch bald vweder auf ein anderes, ihm theuer gewor-
denes Gut verzichten, u. durch solchen Gehorsam seinen Glauben an
den Bund Gottes mit Isaac bethätigen. — In diesem Stück ist V. 1^.
2*^ — 5 „wegen der Rückbeziehung von V. 2*^ u. 4 auf Cp. 17, der
Altersangabe 4, der Breite des Ausdrucks 3, der Form mk^ 6" (Kn.)
von A, bei welchem dieser Bericht die Fortsetzung von Cp. 17 u.
19, 29 war; nur muss R (wie 17, 1 so) in V. 1^ ursprüngliches v^rht^
in »Tjn*^ geändert haben. Auch C hat natürlich die Geburt Isaac's in
seiner Schrift erzählt, aber von seinem Bericht hat R nichts aufge-
284 Gen. 21, 1—8.
nommen, als V. 1*. 2*. 7; wenigstens wäre V. 1* neben 1^ als freie
Zuthat des R (ohne Vorlage in C) unbegreiflich, u. in 2^. 7
spricht 'J'^aptV, so wie in 7 die Doppelheit neben 6 für C. Dagegen
V. 6. 8 — 21 ist, trotz a*'»?'^», nicht von A, für den die Erscheinung
des ti»^? 17, die Erklärung des Isaac-Namens 6, die Austreibung der
Hagar u. des iSmael überhaupt u. das Alter iSmael's bei derselben (s.
V. 15) nicht passt, „dem aber auch Ausdrücke wie Gott war mit ihm
20, w^f>a awae 12, ^f>? awn 14, i\a-*?a J^?!^ 11 f., »i;»! 10, i^? 8. 140*.
fremd sind" (An.). Gegen C als Vrf. spricht ausser dem Gottesnamen
die abweichende Erklärung des Isaac-Namens V. 6, vor allem, dass das
V. 9 — 21 Erzählte eine Variante der von C schon in Cp. 16 berichteten
Sage über Hagar u. ISmael ist. Demnach kann nur B der Vrf. sein,
für welchen ausser o^rf^g auch die Örtlichkeit des Vorgangs im Negeb
(vgl. 20, 1), so seltene Wörter wie nah 14 f. 19, wj» 16, Mtö^ rraS
20, u. Ausdrücke wie ira» 10. 12 f. "^ a^to 13. 18, (prr*?»? 16), ri-iiit-^
11 zeugen. Nur in V. 14 hat die Hand des R oder eines Späteren
eingegriffen, u. hinter V. 17 f. etwas weggelassen. — Bei A u. C ist
Isaac ohne Zweifel in Mamre geboren.
V. 1 — 7. Die Geburt Isaac's. V. 1* sicher nicht aus A, der w
(8, 1. 19, 29), nicht ißfe schreibt, sondern rückbezüglich auf 18, 10 ff.
aus C (der wie B "fpfc schreibt). V.*^ mit Bezug auf 17, 16. 21 aus
A, nur dass R (wrie 17, 1) nim für a*»»?'^« eingesetzt hat, weil 2 ver-
schiedene Gottesnamen in diesen sonst gleichbedeutenden Sätzen schiefe
Vorstellungen erzeugt hätten (in LXX auch V. 2 u. 6 Kvgiog), Eine
ähnl. Tautologie zweier Versglieder Num. 22, 3. — V. 2^ sicher von
A (vgl. zu 'i^^'fah 17, 21; freilich auch 18, 14); V» muss wegen i^a^t^
seines Alters (vgl. 7. 37, 3. 44, 20) aus C stammen; nur wenn i'^apt!»
von R aus V. 7 eingefugt wäre, könnte V.* auch dem A gehören. —
V. 3f. Benennung u. Beschneidung Isaac's nach 17, 12. 19. '^^""»^'^a«]
Prf. mit Art. für Rel., s. aber zu 18, 21. — V. 5 vgl. 17, 1. 24.
Accus, beim Pass. wie V. 8. 4, 18. 17, 5. — V. 6 aus B, der den
Isaac-Namen (anders als 17, 17 bei A u. als 18, 12 bei C) aus der
freudigen Äusserung der Mutter bei der Geburt des Sohnes erklärt:
Gott habe ihr ein Lachen bereitet, jeder, der von ihrem Sohne höre,
werde über sie (Ij. 5, 22. 39, 7. 18. 22; Ps. 59, 9 a.) lachen, vor
Verwunderung. So gefasst schliessen sich beide Versglieder nicht aus:
was Gott an ihr gethan hat, ist etwas zum Lachen, für sie u. für
andere. Es ist darum nicht nöthig, V.^ dem C zuzuschreiben u. ans
Ende von V. 7 (Bud. 224; Kitt, 137) zu verweisen, pn?;] s. 2, 12.
23. — V. 7. Mit neuem "iö»wi wurd ein anderer Spruch von ihr mitgetheilt,
worin sie ihrer freudigen Überraschung Ausdruck gab, u. zwar ein
dichterischer, daher VVö (im Pent. nur hier): wer hat je gesagt (vgl.
Num. 23, 10. Prov. 30, 3 f. Ij. 41, 5) d. i. hätte je gesagt (Gen. 18,12;
Ges, 106, 4), sagen zu dürfen geglaubt? (Vulg.)i nicht: zig ävceyyeXBl',
(LXX, Tuch), a-»«] Plur. der Gattung wrie Ex. 21, 22. 1 S. 17, 43.
Gant. 2, 9. i'^aptV] iv tw yi]Qa fiov LXX; s. aber V. 2, u. demnach,
so wie wegen des neuen ^^»»tj, der V. wahrscheinlich aus C. — V. 8 — 21.
Austreibung der Hagar u. ihres Sohnes, nach B. Parallele zu 16, 4 ff.;
Gen. 21, 8—14. 285
bei A findet sich von einer Austreibung Hagar's u. iSmael's nichts,
(s. 25, 9). — V. 8. Isaac wird entwöhnt, als er gross geworden 1 S.
1, 28 f. jfi'ie Entwöhnung erfolgte oft spät, bisweilen nach 3 (2 Macc.
7, 27; Mungo Park R. 237), auch 4 Jahren {Russell Alep. I. 427).
Sie wird von Abr. als Familienfest gefeiert, wie noch heute im Morgen-
land (Morier zweite R. 114; v. Schubert R. II. 48)" Kn. V^a-ji] wie
V. 20. h'ov^a] Ges, 51 A. 2. np»»] 19, 3. — V. 9 f. „Bei dem-
selben sieht Sara den Hagarsohn piü^^ scherzend (19, 14) d. h. nach
der Weise munterer Knaben spielend" Zach. 8, 5 „(LXX GrVen.:
nai^ovra u. dazu LXX (ibtcc 'löaaK xov vtov avrrjg, Vulg.: luden-
iem), hüpfend u. tanzend (Ex. 32, 6. Jud. 16, 29. 2 S. 6, 5) u. for-
dert erregt von mütterlicher Eifersucht seine u. Hagar's Austreibung,
damit er nicht mit Isaac erbe. So Ilg. Ges. Tuch richtig. Mit andern
zB. Qi. VatahL Pisc. Grot, JDMich. Schum, Bohl. Bmg. Ke. prm
von Spöttereien zu erklären, geht nicht an, weil das Wort (ohne Praep.)
davon nicht gebraucht wird. Noch weniger ist an eine Verfolgung
Isaac's (Gal. 4, 29; Ros. Del.) oder an Streit über die Erbschaft (alte
jüd. Erkl., Fag.) oder an Götzendienst . (Jonai/i., itai^) zu denken"
{Kn.)^ um so weniger als nach V. 140*. ISmael noch sehr jung war.
pn^tt] als Pausalaussprache wie Ex. 32, 6. Dt. 32, 11, s. Ges. 52, 2
A« 2. — Zu beachten ist, dass weder hier noch in der folg. Erzählung
der Hagarsohn mit seinem Namen iSmael genannt ist; s. weiter zu V.
17. — V. 11. Dem Abr. missföllt die Forderung, nicht so sehr wegen
Hagar (doch s. V. 12), als wegen des Sohnes, den er nun einmal als
seinen Sohn liebte. J^ni« V?] ob der Wendungen oder Umstände,
von — wegen, eine seltene Redensart, welche noch V. 25. (26, 32).
Ex. 18, 8, Num. 12,1. 13, 24. Jos. 14, 6 (beiB), auch Gen. 20, SSam.
vorkommt. — V. 12. Aber was Sara aus weibL Eifersucht will, ist, aus
andern Gründen, Gottes Willen gemäss: er wird von Gott angewiesen,
sein Vatergefuhl zu verleugnen, u. in allem seinem Weibe zu ge-
horchen. snr^M] imprs.: lass dir^s nicht leid thun um u. s. w.; was
nur immer sie zu dir sagen wird, höre auf ihre Stimme! denn in
oder durch Isaac wird dir Same genannt werden] d. i. „in der Linie
des Isaac werden diejenigen Nachkommen von dir abstammen, welche
deinen Namen fuhren werden, also die eigentl. Abrahamiden u. als
solche die Erben der göttl. Verheissungen, näml. die Israeliten, welche
die von Gott erwählte Abrahamische Nachkommenschaft waren" {Kn.)y
vgl. Jes. 41, 8. Rom. 9, 7. Hbr. 11, 18. Erläuternd dazu sind 17, 19.
21 bei A. — V. 13. „Als Sprössling Abraham' s soll indess ISmael
auch ein grosses Volk werden (vgl. 17, 19 f. bei A). Diese Ver-
heissung erleichtert dem Vater die Entlassung des Sohnes. "»^aV o''»] wie
noch V. 18. 46, 3 bei demselben Vrf." (iTn.), vgl. Jos. 6, 18.
^^ih rtwr<] h^i ««laV M«tn TtuHTt Sam. LXX (s. V. 18). — V. 14.
„Gleich am Morgen nach dieser Eröffnung, die also des Nachts er-
folgte (15, 1. 20, 3. 6. 22, 1. 26, 24 31, 11. 24. 46, 2) voll-
zieht Abr. den göttl. Befehl. Er nimmt Brod u. einen Schlauch
Wasser; beides u. den Knaben übergibt (18, 7) er der Hagar; die
irrt vertrieben in der Wüste von BeerSeba^ (s. V. 31) umher" (Kn.),
286 Gen. 21, 14—20.
In BeerSeba^ ist also wohl damals Abr. nach B (s. V. 22 ff,),
rm] wegen folg. Tonsylbe für r^r:, st. c. von rt&n V. 15. 19 {Ew.
21 1^; das Wort nur hier; sonst s. Wellsted R. in Arab. I.
66 ff. öw] Prf., erklärende App. zu in'«i {Ew. 346»). ^^^JI-^äj] ist
weiteres Obj. zu 'jp?.^ nicht (Rai, Ilg. Schum, Bohl. Tuch) zu aw
''»-^y wenigstens nach dem jetzigen Text nicht. Die Worte '»-^3^ fiw
für eine Glosse des R zu erklären {Kn,) liegt kein Grund vor; wohl
aber ist 'w Vy o» eine harmonistische Correctur für urspr. hösw h9 aw*^
nV-^n n«, was LXX haben. Umstellung des ^^;'!"»^«; hinter nnVw^i
{Olsh.) ist nicht angezeigt. — V. 15. Als das Wasser aus dem Schlauche
ein Ende genommen, wirft sie den Knaben unter einen der Sträuche
in den Schatten. Über h^v (2, 5) den Wüstenstrauch s. zu Ij. 30, 4.
Umsonst bemühen sich die Ausl. aus dem Werfen ein schnell hinlegen
zu machen, um die Vorstellung; dass sie den Sohn zuvor getragen hat,
wegzubringen. Nach A wäre iSmael damals mindestens 16 Jahre alt
gewesen (16, 16. 17, 25. 21, 5). Aber schon, dass er vor der Mutter
erschöpft wird, ausserdem ^?a«5 V. 20, zeigt, dass er von B jünger
gedacht ist {Tuch), als zarter Knabe, der von ihr getragen oder ge-
schleppt werden muss. — V. 16. Sie selbst setzte sich (w^ wie 12, 1)
gegenüber {e conspectUyJium, 2, 2. 2R. 2,7. Obad. 11), ferne machend
{Ew. 280»; vgl. Ex. 33, 7 bei B, u. Jos. 3, 16) gleich Bogenschützen
d. h. eine Bogenschussweite davon, "^intt»] PL st c. Part. Pilel (nicht
subst.: Bogenschuss, Böttch.) von rrno {Ges. 75 A. 18), nur hier vor-
kommend. Sie thut das, um den Tod des Kindes nicht mit ansehen
(n«5 mit a wie 44, 34) zu müssen. In V.^ (nach Kn. ein Einsatz
des Jehovisten, der allein ^^p Kva schreibe 27, 38. 29, 11, von ihm
gemacht, weil er das so natürliche Weinen der Mutter vermisst habe)
geben die LXX "^a"^ n'^ip-^« »«ni, u. das mag (s. V. 17) die urspr.
Lesart gewesen sein, die in Anbetracht des Alters (V. 14) des iV^ cor-
rigirt wurde {KS.). Das "i>aö awfi^, das auch LXX haben, besagte dann:
so dass sie dann u. während sie so sass, fieng der Kn. laut zu wei-
nen an. Sonst müsste man zur Erklärung von V. 17^ auf die zu 20,
17 bemerkte unbeholfene Darstellungsweise des B zurückgreifen. —
V. 17. Gott hört die Stimme des weinenden Knaben, u. der Engel
Gottes (vgl. 16, 7 ff.), vom Hinunel her (22, 11) rufend, spricht ihr
Muth ein, da Gott auf die Stimme des Knaben da, wo er sei, gebort
habe d. h. „da an dem Ort, wo er liege, sich die Erhörung befinde,
V. 19" {Kn.). Im Zusammenhalt mit dem zu V. 10 Bemerkten drängt
sich die Vermuthung auf, dass hier von B der Name Umael erklärt
war, dass aber R in Folge der Einordnung des Stücks in den jetzigen
Zusammenhang die betreffenden Worte wegliess. 'k r?«^»] „im Pent.
nur bei diesem Vrf. 28, 12. 31, 11. 32, 2. Ex. 14, 19" {Kn). —
V. 18. Er leitet sie an, den Knaben aufzunehmen u. ihre Hand an
ihm fest zu machen^ ihn an die Hand zu nehmen, denn er soll nicht
verderben, sondern ein grosses Volk werden, V. 13. — V. 19. Gott
Öffnete ihre Augen] Hess sie gewahren, was sie vorher nicht sah, vgl.
3, 5. 7. Der Wasserbrunnen, den sie nun sah, ist eben jene Erhörung
V. 17. — V. 20. Gott war mit dem Knaben] „war sein Begleiter u.
«en. 21, 20—22. 287
Beschützer, so dass er gedeihlich heranwuchs. Die Phrase, nie hei A,
oft bei den andern Erz. V. 22. 26, 3. 24. 28. 28, 15. 31, 3. 35, 3.
39, 2 f. 21. 23. 48, 21. Ex. 3, 12. 18. 19 u. ö." (Kn.) !»!Ta^^] s.
V. 8. Er hielt sich in der Wüste südl. von Kenaan (V. 14) aiif, u.
wurde grosswerdend (Ij. 39, 4) ein Bogenschütze, So die Mass., schon
Hieron. „Allein das Heranwachsen ist bereits mit ^^^^^ bemerkt Man
liest besser Jn»p, nan Bogenschütze'' (Kn.\ indem man na; = aa; (s.
Gen. 49, 23) u. w^ nimmt, vgl. Jer. 4, 29. Ps. 78, 9 ; so auch LXX,
Onk. Denselben Sinn wollen, unter Beibehaltung der mass. Punkt.,
Qi. Del, a.: ein Schütze, ein Bogenschütze (vgl. 13, 8). „Von den
ismaelit. Stämmen zeichneten sich manche, zB. die Kedarener u. Ituräer
(s. 25, 13. 15) durch diese Waffe aus; darnach wird ihr Stammvater
dargesteUt, wie 16, 12" (Kn.). — V. 21. Er hess sich in der Wüste
Paran, westl. von Edom (s. Num. 10, 12) nieder, u. die Mutler, selbst
eine Ägypterin (V. 9. 16, 1), nahm ihm (vgl. 34, 4. 38, 6. Jud.14,2)
ein äg. Weib, s. zu 16, 1.
8. Bündniss Abraham's mit Abimelekh und das Becht auf Beer-
scheba^, Cap. 21, 22—34, nach B, Schlnss von B nach C.
Damals schloss Abimelekh, durch Abraham's Glück veranlasst, mit
dem Patriarchen einen Freundschaftsvertrag, bei welchem Anlass Abr.
einen Brunnen wiederbekam, den ihm Abimelekh's Leute entrissen
hatten. Daher der Name des Ortes BeerSeba^ V. 22 — 31. Abr. hielt
sich lange im Lande der Phihster auf u. verehrte Jahve zu BeerSeba^
V. 32 — 34. — Diese Erzählung, welche mit der Prüfungsgeschichte
Abraham's in keinem näheren Zusanmienhang steht, aber von dem An-
sehen, in welchem der Gottesmann bei den Eingebornen stand (vgl.
Cp. 14) u. von der weisen Vorsicht, mit welcher er unter ihnen lebte,
Zeugniss gibt, zugleich ein Besitzrecht desselben auf BeerSeba^ begrün-
det, ist hieher gesetzt, weil sie in B selbst schon mit der vorigen ver-
bunden war. Aus A kann sie nicht stammen (vgl. zB. Huld thun 23,
m-^-^a n^s 27. 32; -^^aya 30, -^p^ 26, nan 23). Für B beweisen ausser
den Ausdrücken (Elohim 23, ""^ain 25, Gott ist mit ihm 22, beson-
ders Kin«-^» 25 u. das seltene ^§33 i"^? 23), der Zusammenhang mit
Cp. 20 bezüglich des Ortes u. der Personen, sowie die höchst eigen-
thümliche Beschreibung der Bundschliessung. Dem G kann die Er-
zählung wegen 26, 2 7 ff. nicht angehören. Nur V. 32 f. wird aus C
hier eingereiht, u. 34 (zur Vorbereitung auf Cp. 22) von R hier bei-
gefügt sein.
V. 22. „Abimelekh (20, 2) hat einen besonderen Anführer seiner
Bewaffneten, ist also mächtiger als Abr. (14, 14), der nie 7?V.? heisst,
findet aber doch einen Vertrag gut, da Gott bei allen Unternehmungen
mit Abr. ist (V. 20) u. diesen immer bedeutender werden lässt" {Kn.).
Vgl. 14, 13. h^'^v\] ein nur noch 26, 26 vorkommender Name; Abim.
und Ph. d. h. mit Ph. oder im Beisein Ph.; Ph. ist dabei, weil es
einen Vertrag abzuschliessen gilt, als Zeuge. Nach den LXX hier u.
288 Gen. 21, 22—31.
V. 32 war auch wie 26, 26 my^» mtn» dabei. — V. 23. Abr. soll
schwören, hier] eig. hieher (15, 16), hinweisend auf den Ort von
BeerSeba^ dessen Namen der Vrf. erklären will {Kn,)y u. hier ist auch
der Schauplatz des Vorgangs, vgl. V. 14. &m] 14, 23. dass du nicht
lügen willst mir u. meinem Spross u, Schoss] nicht täuschen willst
mich u. meine Nachkommen, die wir uns Gutes von dir versehen. Es
bestand schon ein gutes Verhältniss; es soll nur für die Zukunft noch
förmlich gesichert werden (Kn.), "1535 y^i] alliterirend wie 18, 27; die
Phrase noch Ij. 18, 19. Jes. 14, 22. Zu der bewiesenen Huld vgl.
20, 15. — V. 24 f. ,J)er friedliche u. redliche Patriarch ist sofort er-
bötig, wünscht aber zuvor Ausgleichung über einen von ihm gegrabe-
nen Brunnen, welchen Abimelekh's Knechte ihm genommen hatten
(s. 13, 7. 26, 15 fr.), damit nicht nachher die abgeschlossene Freund-
schaft durch Streit gestört werde" (An.), »aw» *»] nicht: ich schwöre
hiemit, sondern: ich (meinerseits) werde schwören, rttinn] nicht »isi'''»,
weil dieses zur Rede stellen vor das wirkl. Schwören fällt. ö?»t? ^«^]
zum Art vgl. 16, 7. rnsin] 20, 16. itdh h9] V. 11. — V. 26. Abim.
entschuldigt sich mit Nichtwissen. Dass er den Brunnen zurückgibt,
versteht sich nach dem Folgenden. — V. 27. „Abr. gibt, wie dies bei
Bundschliessungen üblich war (Jes. 30, 6. 39, 1. 1 R. 15, 19), Ge-
schenke, damit er unangefochten in Gerar wohne u. von Abim. ge-
schützt werde." — V. 28 — 30. Er stellt aber ausserdem noch die
7 Lämmer (näml. die man zum Schwur gebrauchte) besonders hin.
)r^:tn 's 'w m«] nicht: 7 Lämmer des Schafviehs (DeL), denn Jn« zeigt
Determination an. Beziehung auf etwas bei der Zusammenarbeitung
zweier Berichte Ausgelassenes (KS.) braucht man nicht anzunehmen,
s. V. 25 (o'^ttn ^Ka). Auf die Frage, was sie seien (njn wie 25, 16.
Zach. 1, 9. 4, 5, nicht: hier; Jnto» ohne Art Ges. 126, 5 A. 1* vgl
Num. 11, 25; aber Sam. nioasrr, ebenso V. 30) d. h. bedeuten sollen,
gibt er die Erklärung, damit es mir zum Zeugniss sei, dass ich diesen
Brunnen gegraben habe, ,J)urch Annahme des Geschenks soll Abim.
bezeugen, dass Abr. der rechtmässige Besitzer sei" (Kn.), vgl. 20, 16
u. Ew. Alt^ 24. Das fem. n-^nn schwerlich auf rifea» bezüglich (etwa
nach Ges. 145, 4), sondern auf den ganzen Act, vgl. Ij. 4, 5. Mich. 1,
9 u. s. innaV u. nwa^ Ges. 91, 1; vgl. 42, 36. — V. 31. Von die-
sem Vorgang erhielt der Ort den Namen Siebenbrunnen, weil dort beide
bei 7 Dingen sich verpflichteten oder schwuren. Man blickt hier noch
in eine der ältesten Arten, die Wahrheit feierlich zu versichern, hinein
u. zugleich in den Ursprung des Wortes 3>a«3 (s. übrigens zu 15, 9).
„So nahmen die Araber 7 zwischen den Bundschliessenden liegende u.
mit deren Blut bestrichene Steine zu Zeugen Her. 3, 8." Ähnliches
bei Hom. Ui. 19, 243fr.; „nach Pausan. 3, 20, 9 liess Tyndareus die
Freier der Helena über den Opferstücken eines geschlachteten Pferdes
die Beschützung der Helena feierlich beschwören; an der Stelle stan-
den zur Erinnerung 7 Säulen" (JSTn.). Anderes bei Ew. Alt^ 24.
Übrigens ist wohl im Kenaanäischen, nicht aber im Hbr. die Unter-
ordnung des Zahlworts unter den st c. einst üblich gewesen {Ew.
293^; G.^ I. 488. 494); um so natürlicher war es, dass die Hebräer,
Gen. 21, 31— Cap. 22. 289
wie ö» "»? etc. zeigt, weniger das Zahlwort, als den Begriff Schwur
aus dem Namen heraushörten, obgleich 9j,v im AT. für T.y^a nicht
vorkommt Dass damit eine doppelte Ableitung des Namens ßeerSeba*^
(von 3>aw u. von ya»*a) gesetzt sei {KS,\ lißuchtet nicht ein. Auch kann
C (der allein in Frage käme) wegen 26, 33 hier noch keine Namens-
erklärung von 9^v ^«a gegeben haben. „Beer§. lag nach den Onom.
20 Mill. südl. von Qebron; nach Rob, DI. 812 f. ist das heutige Bir
eS'Seb'a (gedeutet als Löwenbrunnen", doch s. ZDMG. XXII, 177) „12
Stunden von Hebron entfernt Noch gibt es hier Ruinen, in deren
Nähe sich 2 ßrunnen (Cisternen) mit vortrefflichem Wasser befinden,
s. Ä0&. I. 338; Russegg. R. III. 71; Seelz. III. 31 f.; Ritter XIV. 106.
Eine andere Ansicht über die Entstehung des Namens s. 26, 33" (Kn.).
— V. 32 — 34 s. Vorbem. V. 32* wrird nicht urspr. Fortsetzung von
31^ u. noch von "^s abhängig sein (WL), weil 3>aö ^xaa dem entgegen-
steht; es scheint vielmehr (wie sicher V. 33) von R aus C eingeigt,
welcher ebenfalls von einem Aufenthalt des Abr. in Beer.^eba^ u. einem
Vertrag mit Abim. berichtet hatte, ohne jedoch hier schon den Ursprung
des Namens BeerS. zu erklären (vgl. 12, 8 mit 28, 19). Dass 32^ keinen-
falls zu B gehört, folgt daraus, dass B kein Kommen des Abim. zu
Abr. (V. 22) erwähnt hat, u. Abim. ihm König von Gerär (Cp. 20),
nicht K. der Philister ist (wie 26, 8 ff. bei C). — V. 33 nach C, auf
den '^"^ B»3 «'^p"^'» (s. 4, 26) hinweist. In B {Wl. XXI. 408) könnte
höchstens V.* gestanden haben. „Bei Beer§. scheint eine ausgezeichnete
Tamariske gestanden zu haben. Die Sage Hess sie von Abr., der
dort gewohnt hatte, angepflanzt sein. Auch wurde in der Folge da-
selbst ein Gultus ausgeübt (Am. 5, 5. 8, 14). Die Sage Hess daher
schon von den Erzvätern den Platz zu einer Gultusstätte geweiht sein,
vgl. 26, 25. 46, 1; s. zu 12. 7" (An. Die Identität dieses BeerS. mit
dem von Amos erwähnten bestreitet zB. Halevy in BEJ. 1885 nr. 21 p.
75 ff.). V«k] Tamariske {Low S. 65 f.; Mordtm,-Müll. Sab. Denkm.
65); die oQovQa der LXX (auch 1 S. 22, 6. 31, 13), dsvÖQoiv Äq.,
q)vxüa Sym, Onk, PeL scheint auf derselben absichtl. Umgehung des
hl. Baumes zu beruhen, wie N^w-^ti für li^« s. 12, 6. ta^^y ^k] s. zu
17, 1. 14, 18. Der Name, hier wo es sich um Schwur u. Vertrag
handelt, ganz passend, erinnert übrigens (wie 'ji'^W 14, 18), lebhaft
an den Kqovog (Eus. pr. ev. 1, 10, 13 ff.), Xqovog ctyriqaxog (Damasc.
princ. 123 p. 381 f. Kopp) der Kenaanäer. — V. 34. Abr. hielt sich
lange im Philisterland auf. Das ist bemerkt, weil 22, 6 Isaac schon
ziemlich herangewachsen ist Schwerlich sind V. 33 f. zu umstellen
{Hupf, 148), denn freilich würde ^^"^^^ besser zu Anfang als erst im
2. V. genannt sein, aber durch die Ortsbestimmung schliesst sich V. 33
an 32, nicht an 34 an. Übrigens haben LXX Sam, Pe§, Vulg. ein
DnjaK nach 3>ö«i (wie auch V. 30 nach '^«».i).
9. Die Opferung Isaac's, Cap. 22, 1 — 19; nach B und R.
Isaac ist schon zu einem Knaben herangewachsen^ da vernimmt
Abr. einen Befehl von Gott, diesen einzigen Sohn ihm als Opfer dar-
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 19
290 Gen. 22.
zubringen; gehorsam u. ergeben trifft er die Vorbereitungen, u. begibt
sich an den ihm dazu bezeichneten Ort, entschlossen, auch dieses
Äusserste zu leisten. Aber als er schon die Hand zur Schlachtung auf-
gehoben hat, kommt ihm d\e klare Gottesstimme zu, dass Gott die
That nicht vollzogen haben will, dass er zufrieden ist mit seiner nun
bewährten Bereitwilligkeit» auch das Theuerste Gott hinzugeben. Das
Opferthier, das an Stelle des Sohnes eintreten soll, steht durch göttl.
Fügung schon bereit, u. wird för ihn geopfert. Die feierliche Er-
neuerung aller der ihm bisher gegebenen göttl. Verheissungen ist der
Lohn seines vollendeten Glaubensgehorsams. Der Ort, wo das geschah,
war Moriah. — Damit ist 1) der Glaube des Mannes in äusserster
Prüfung siegreich bewährt, 2) der Sohn dem Glauben aufs neue ge-
schenkt u. als erster ßaustein für den Aufbau der Gottesgemeinde gerettet,
8) bes. aber gegenüber von dem kenaan. Brauch die Erkenn tniss er-
rungen u. für alle Zukunft gesichert, dass Gott die Menschenopfer niciit
will. Die Erinnerung, dass die Hehr, einst bezüghch des Kinderopfers
auf gleicher Stufe mit den andern Semiten u. Kenaanäern gestanden
haben, schimmert hier noch deutlich durch; ebenso klar ist aber, dass
die höhere Erkenntniss längst ein Gemeingut der isr. Gemeinde ge-
wesen sein muss, wenn sie in der Abrahamsage sich durch eine solche
Erzählung reflectiren konnte. Menschenopfer, u. bes. Kinderopfer waren
verbreitet bei den Kenaanäern „(2 R. 16, 3. Ps. 106, 37 f.), Phöniken
(Porph. abst. 2, 56; Eus. praep. ev. 1, 10 u. laud. Gonstant. 13, 4),
Karthagern (Diod. 20, 14; Plut. de superst. 12; Plin. 36, § 39; Sil.
Ital. 4, 767 ff. Justin. 18, 6. 19, 1; Lactant. instit. 1, 21), Ägyptern
(Diod. 1, 88; Plut de Isid. 73), bei den mit Israel verwandten Moa-
bitem (2 R. 3, 27) u. Ammonitern, die den Moloch damit verehrten
(Lev. 18, 21. 20, 2 ff.), kamen auch bei aram. u. arab. Völkern vor
(2 R. 17, 31; Lucian dea Syr. 58; Porph. 1. c; Eus. pr. ev. 4, 16)"
Kn,', s. auch Wellh. Skizz. 111. 37. 39. 112 f. Dass die Isr. auch der
nachmosaischen Zeit von derlei Bräuchen noch nicht losgekommen
waren, zeigen die gesetzl. Verordnungen dawider Lev. 18, 21. 20, 2 ff.
Dt. 12, 31, sowie Jud. 11; zumal aus Anlass der geltenden Heiligkeit
der Erstgeburt wollte dieses Opfer immer wieder eindringen (vgl. Ez.
20, 26 mit Ex. 22, 28. 13, 12 u. Mich. 6, 7), u. kam seit Ahaz wieder
stärker in Übung (2 R. 16, 3. 17, 17. 21, 6. 23, 10; Ps. 106, 37 f.;
Jer. 7, 31. 19, 5. 32, 35. Ez. 16, 20 f.). Gegenüber dieser schwer
ausrottbaren Verirrung war es allerdings von höchster Wichtigkeit, dass
die ürgeschichtschreiber schon in Abraham's Leben u. Beispiel klar
lehrten, in welchem Sinne Gott auch die Aufopferung des liebsten
Kindes wolle u. in welchem nicht, zugleich nachwiesen, wie die volle
Wahrheit darüber längst erkämpft sei. — Dass die Erzählung urspr.
nicht von C (Kn, Böhm.), obwohl in der Sprache allerlei an ihn
erinnert, sondern von B (Hupf. Sehr. Kay. Wl. Kuen. 0.^ L 141.
247; KüL, Del.\ J^S.), entworfen ist, zeigt das durcliherrscliende
D-n!5S oder z-uht^n^ die Eröffnung im Nachtgesicht V. 1 (20, 3. 21, 12),
die Rufe u. Antworten 1. 11 (46, 2), nam. das Rufen des Engels
vom Himmel herab 11 (21, 17), nb 5 im lokalen Sinn, auch V. 13
Gen. 22, 1. 2. 291
vgl. mit 21j 19. Aber fremd dem B ist einmal V. 15—18, sofern
die hier enthaltene zweite EngelolTenbarung (statt als Fortsetzung von
V. 12) nur nachträglich hinten angefugt ist {Hüz, Begr. d. Krit. 167 f.)
u. in Ausdrücken u. Gedanken sich an G anschliesst, sodann aber auch
n^'^isri 2 u. der damit in Zusammenhang stehende V. 14, u. der Name
^.}^r 11. Sicher hat also der Text des B eine Bearbeitung erfahren,
theils um Moriah als den Schauplatz der Opferung einzuführen (2. 14),
tlieils um diese grösste Glaubensthat Abraham's mit feierlicher Wieder-
holung aller Verheissungen (15 — 18) zu krönen. Von G selbst wird
diese Bearbeitung nicht vorgenommen sein, theils weil 15 — 18 zu
äusserlich angefügt ist, theils weil er den Gottesnamen D-^n^N nicht un-
geändert gelassen hätte. Man wird hier vielmehr die Hand des R zu
sehen haben, auf den auch "^^sawa "^a, '"^"^ b»3, ^»» i^^, iw» apy, ^^ann
am ehesten passen. An sich wäre ja möglich, dass G eine ähnl. Er-
zählung gehabt, u. R aus dieser die ausgehobenen Bestandtheile ein-
gefügt hätte {Del.^-^ Kill, 138). Aber man sieht nicht ein, warum er
in diesem Fall nicht Heber die ganze Erzählung des G statt der des
B aufgenommen hätte, u. kommt so wieder darauf, dass es Zusätze
des Bearbeiters sind. — Über die verschiedenen Auffassungen der Er-
zählung bei früheren Gelehrten s. Schum., Win. RW.^ I. 13 f., u. über
die oft verglichene sonderbare Nachricht des Sanchuniathon, wie Kronos
Israel seinen eingeborenen Sohn Jeüd von der Nymphe Anobre t opferte
(Eus. pr. ev. 1, 10, 29 f.), Ew, G.^ 1. 517 f.; Band, Stud. II. 154f.
V. 1. nach diesen Dingen] s. zu 15, 1. n&a '«ni] ist einlei-
tender Zustandssatz zu ^ök'^'j: indem Goll den A, versuchle, sagle er,
versuchle] „stellte ihn auf die Probe, um zu erkennen (V. 12), ob er
ihm bis zum äussersten gehorsam sein würde" (Kn,), Zum Ausdruck
noa s. Ex. 15, 25. 16, 4. 20, 20 (nie bei A). Die Eröffnung an Abr.
geschieht (V. 3) bei Nacht, wie 21, 12 ff. tjn^aN 2°] '^j^^aafi 'Aßgccan
LXX, s. V. 11. — V. 2. Die ganze Schwere der Forderung ist durch
die 3 nachdrücklich gehäuften Accusative angedeutet, deinen einzigen]
„der dir nach Fortschickung iSmael's 21, 14 ff. noch ist u. die ganze
väterliche Liebe besitzt (An.). ^Y"^}] 12, 1. Land des Morija] d. i.
Gegend desselben, vgl. Num. 32, 1. Jos. 8, 1. 10, 41. Moria (mit Art.)
heisst der Tempelberg in Jerusalem 2 Chr. 3, 1 (Jos. ant. 1, 13, If.),
seit Salomo die wichtigste Gultusstätte des Landes; über den Namen
s. Berlheau zu 2 Chr. 3. In der That wird trotz der dagegen ge-
machten Einwendungen (JDMich, suppl. 1551 ff., Jänisch z. Hamels-
veld bibl. Geogr. II. 40 f.) dieser verstanden werden müssen, da ein
anderer Ort mit diesem Namen nicht vorkommt, u. die grösste Glau-
bensthat Abraham's am schicklichsten an einen bedeulenden Religions-
ort verlegt wurde, auch die Andeutungen V. 14 ihn wenigstens nicht
minder deutlich treffen, als die Anspielung 2 Chr. 3, 1 {Kn, Del, Ew,
G.3 L 476. III. 313); die 12, 6 genannte ürtlichkeit More bei Sekhem
(welche Bleek in StKr. 1831 S. 520 ff. u. Tuch lieber verstehen
wollen) ist in der israel. Geschichte zu unberühmt, u. von Beer§eba^
zu weit (nach Robinson's Itinerarien über Hebron u. Jerusalem, etwa
35 Stunden) entfernt^ als dass sie sciion (V. 4) am 3. Tage erreicht
19*
292 Gen. 22, 2—9.
werden konnte. Freilich hat die Sache Schwierigkeiten: Moria war,
wenn auch nicht erst vom Chroniker auf Grund von Gen. 22 erfunden
(m. XXI. 409; Band. Stud. II. 252), doch kein gemeinüblicher Name
fQr den Tempelherg; um so weniger konnte man, die ganze Gegend
nach ihm benennend, von einer n-^^t^n pK reden, u. dann den Moria
selbst wieder als „einen der Berge dieser Gegend'^ bezeichnen. Ein
anderer Oil dieses Namens ist aber nicht bekannt; die appell. Fassung
elg r^v y^v rrjv vipi]Xriv (LXX, vgl. ihre Übersetzung des '^lii^'a 12, 6
u. nn^ttn des Sam,), rijv Kcezacpavij Aq,, v^g omaciccg Symm. gibt
keinen erträglichen Sinn, selbst wenn die Gonsonanten sie erlaubten.
Es wird also anzunehmen sein, dass im urspr. Text des B ein anderer
Ausdruck stand, aber dann sicher nicht tj'^'^'sn 'k d. i. Sekhem 33, 19
(fr/.), denn die Samaritaner halten zwar den Garizim für Moria (ZDPV.
VI. 198 u. Vn. 133), aber wohl nur vermittelst Combination mit 12, 6;
eher •":»«" 'n (Pei.-, doch s. Geig, ürschr. 278). tj-Vk ^fsk -iw] wie
26, 2 vgl. 12, 1. — V. 3. Abr. gehorcht sofort; gleich am Morgen
macht er sich mit Isaac u. 2 Dienern auf die Reise. „Den Esel nimmt
er zum Tragen des Holzes (V. 6) sowie der Geräthe u. Lebensmittel
mit Vrf. sagt nicht, dass Abr. an dem schreckl. Opfer Anstoss ge-
nommen habe. Denn Menschenopfer waren bei den Völkern gewöhn-
lich, unter denen Abr. wohnte" (JSTn.). Übrigens stimmt 'ii ^ö» "^^*k
nicht gut zu *» ^ö» ^^« V. 2 (wohl in Folge von Textänderung daselbst).
— V. 4. Schon am 3. Tage (von LXX falsch zu Tf^ül V. 3 verbunden)
wird er der Stätte (s. 12, 6) aus der Ferne ansichtig. Nach den Onom.
(s. Bersabee u. Arboch) betrug der Weg von BeerS. über Hebron nach
Jerusalem 42 Mill. (gegen 17 Stunden), nach RoMns. (s. 21, 31) etwas
mehr (Kn.), — V. 5. Eine Strecke vom Ort lässt er die Diener mit
dem Esel zurück, indem er sagt, er u. der Knabe wollen dort (allein
u. ungestört) anbeten u. dann zurückkehren. „Eine unwahre Angabe
wie 12, 30. 20, 12" (Kn.). Es kann aber auch eine stille Hoffnung
seinerseits, dass die schwere That ihm doch erlassen werden könnte,
darin liegen, vgl. V. 7. f^b-iy] Ms soweit d. i. (im Gegensatz gegen nfe)
his dorlMn, vgl. 31, 37. Ex. 2, 12. Num. 23, 15 (bei B). — V. 6.
„Beide setzen den Weg allein fort; Isaac, schon etwas herangewachsen
(21, 34), trägt das Holz; Abr. das Messer u. das. Feuer, d. i. einen glim-
menden Zunder. — V. 7 f. Isaac hat den Vater schon frülier Opfer
darbringen sehen u. fragt also nach dem Opferthiere. '^k'??] ersehen^
ausersehen (41, 33. 1 S. 16, 1. 17), dafür sorgen (39,' 23)" (Kn.).
S. weiter V. 14. Es liegt auch in diesem Wort (vgl. V. 5) eine stille
Hoffnung, dass Gott noch anders bestimmen könnte. „Schön malt Vrf.,
wie der Erzvater durch das Reden des arglosen Knaben, seines einzigen
geliebten Sohnes, sich nicht erschüttern lässt; der Gehorsam gegen Gott
siegt bei ihm über das Gefühl des Vaterherzens. Das hervorzuheben,
dienen die Anreden: mein Vater u. mein Sohn. Das zweite '^'^K^1 in
V. 7 wiederholt nur das erste, vgl. 46, 2. Ex. 1, 15 f." (Kn.), —
V. 9 — 11. Angelangt an der Stätte trifft er die erforderlichen Anstalten.
Mit der Ausstreckung der Hand zum Schlachten ist die That so gut
als vollzogen; Abr. hat sich innerlich, Gott zu lieb, losgemacht auch
Gen. 22, 10—14. 293
von dem Theuersten, was er hatte. Melir will Gott nicht. Der Engel
ruft vom Himmel herab (wie 21, 17) u. thut Einhalt Das doppelte
Abraham (vgl. V. 1 LXX) drückt die Dringlichkeit aus, wie 46, 2. Ex»
3, 4 (beim selben Vrf.); 1 S. 3, 10. Den Engel nennt aber R tikVö
rtjn-i (nicht ö-^n'^^S '?), weil er hier schon auf V. 14 f. vorbereiten
will. — V. 12. Der Engel spricht im Namen Gottes (wie 16, 10. 21,
18), vgl. zu Ex. 3, 2. Mit der Bereitwilligkeit Abraham's, mit der Ge-
sinnung, die er bewährt hat, ist Gott zufrieden; seine vollkommene
Gottesfurcht ist erwiesen (vgl. V. 1). Das Menschenopfer verlangt Gott
nicht. — V. 13 (nach Kitt, 138 von C, wegen nanj »"i^^, aber dieses
ist gemeinüblich, u. kommt, bei B auch 40, 6. Ex. 3, 2). Statt des
Menschen bietet sich ein Opfer thier dar, welches Abr. beim Auf- u.
Umschauen wahrnimmt: siehe ein Widder hinten (Ps. 68, 26) war
gehallen (oder nach anderer Lesart: ^n«? gehalten) im Dickicht mit
seinen Hörnern d. h. in der Gegend hinter Abr. befand sich, durch
Gottes Veranstaltung, ein Widder, der sich mit seinen krummen Hör-
nern im Gesträuch verstrickt hatte, vgl. eine ähnl. Hilfe 21, 19. „Ebenso
stellte sich durch göttl. Fürsorge für Iphigenia, die ihr Vater Aga-
memnon in Aulis der Artemis opfern wollte, ein Hirsch als Opferthier
ein, Eurip. Iph. Aul. 1591fr." (Kn,) Auch hier ^;« zu lesen (Ganneau
im JA. Vn, 11. 510), würde gegen die isr. Opfersitte Verstössen. 'iJ^«]
nicht temporal, weder als postea zu »'^1 bezüglich (Saad, Rai, Äbarh,
Ros,\ noch als postquam (IE, Qi, Schum.), sondern local; Sam. LXX,
3Juh,y Trgg,, Pei., GrVen,, auch eine Anzahl hbr. MSS. (in den meisten
der Firkowilschhcheii MSS., welche diese Lesart haben, ist sie ge-
fälscht, s. Harkavy-Slrack Catalog S. III) geben ^n« (Ex. 29, 3; 1 S.
1, 1 u. s.), was als besser bezeugt von manchen {JDMich. Olsh, Ew.<^
KS,) vorgezogen wird. Aber "fn» ist nichtssagend u. wohl erst aus
^»jK gemacht; ^f?N selbst freilich könnte eine alte Glosse sein, um zu
erklären, warum Abr. den Widder jetzt erst bemerkte. Die Lesung
-f^K anderer (Geig, Urschr. 244) war gewiss nie beabsichtigt — V. 14.
Abr. nennt den Namen des Orts Jahve sieht, im Sinne von "k'j'? V. 8,
u. mit Beziehung auf V. 8 so punktirt (schon bei den LXX). Nach
dem Folgenden würde man eher "r^»"^^, '"^"^ erwarten. Denn es wird
fortgefahren: so dass (13, 16) heute gesagt wird, im Volksmund das
Wort üblich ist (s. zu 10, 9): auf dem Berge, da (Ew, 332^) Jahve
gesehen wird, erscheint, nicht (9, 6) auf dem Berge Jahve^s erscheint
er (Massor.), keinenfalls iv tc5i oqsl Kvgiog äq)^ (LXX), auch nicht:
auf dem Berge Jahve^s wird gesehen d. h. Fürsorge getroffen
(Kn. a.), da das Niph. in diesem Sinn nicht zu belegen ist. Beides
sollen Anspielungen auf nj'nfen V. 2 sein, aber sie stimmen nicht zu-
sammen, ausser wenn man auch das 2. mal mit Vulg, nN';i"j liest, oder
das 1. mal nK^\ Es sind 2erlei Erklärungen nebeneinander, die sich
übrigens nicht ausschliessen, da das Sehen mit einem Erscheinen ver-
bunden sein kann. Wenn der Grund von V. 14* noch aus B sein
sollte, so stand ö'^n!?«, nicht 'n^'n^ u. war eine Anspielung wenigstens auf
Moriah nicht beabsichtigt, sondern ein anderer Ort gemeint Aber auch
nach der Umarbeitung des R ist hier blosse Anspielung auf Moriah.
294 Gen. 22, 14—20.
Dass der Name rij^fen damals geschöpft worden sei, wird aus guten
Gründen nicht gesagt Man beachte auch den Artikel im Namen V. 2
(welchen durch die Lesung t^;*:» n^'iK-V» zu vermeiden die Mass. sich
wohl gehütet haben). — V. 15 — 18 s. Vorbem. Jahve ruft durch
seinen Engel ein ztoeüesmal (vgl. Tis» 35, 9) vom Himmel^ um dem
nun entscheidend bewährten Erzvater alle die früheren Verheissungen
(vgl. nam. 12, 2 fr.) feierlich zu wiederholen, diesmal bekräftigt durch
einen Schwur bei sich selbst. Letzteres im Pent. nur noch Ex. 32, 13
bei C oder R, der Sache nach auch Num. 14, 28 (obgleich Gen. 15,
9 ff. auch ein Schwur war, nur in anderer Weise, u. das blosse
Schwören von Gott auch sonst bei CRD oft ausgesagt wird, zB. 24, 7.
26, 3. 50, 24. Ex. 13, 5. 11. 33, 1 u. ö.); sogar das profet. '^-»-dw ist
hier gewagt, wie Num. 14, 28. "^s] zur Einfuhrung des Inhalts des
Schwures, nach dem begründenden Satz wieder aufgenommen in 17.
"^^^ )?^] im Hexat nur noch DL 1, 36. Jos. 14, 14. *i»» a)5?] noch
26, 5. Beide '« p"^ u. 'k apy, ebenso wie die Inff. abs. t?!?2 u. rra-nn
(3, 16) der feierlichen u. nachdrücklichen Rede wegen, viel machen
deinen Samen] 12, 2. 16, 10. wie die Sterne] 15, 5. wie den Sand]
32, 13. Jos. 11, 4. wird einnehmen das Thor seiner Feinde] ihre
Städte erobern u. besetzen; im Pent. nur noch 24, 60 bei C. Zu V. 18
vgl. 12, 3; aber zu bemerken ist das Hithp. Tl^ia»^^, wie 26, 4 in der
Bearbeitung des R. — V. 19 nach B. Sie gehen zusammen nach
Beer§eba^ zurück, wo Abr. bleibt, vgl. 21, 33.
c) Die Ausgänge der Abrahamgeschichte, Cap. 22, 20 — 25, 18.
1. Nachrichten über die Nahoriden, Cap. 22, 20 — 24, nach C u. R.
Die Reihe der noch folgenden Stücke über die Hausverhältnisse
des Erzvaters u. verschiedene Familienereignisse eröflbet ein Bericht
über die Familie Nahor's, des Bruders Abraham's. Er ist lose an das
Vorhergehende angeknüpft (vgl. 15, 1. 22, 1), u. eingeführt als eine
an Abr. aus Nahor's Hause gebrachte Meldung über 12 Söhne, die ihm
2 Weiber geboren hatten. Diese Art der Einführung zeigt nicht die
Weise des A, der n-i^Sn nV« zu schreiben pflegt. Nun sind zwar „die
ordentlich ausgeführten Stammtafeln der Gen." in der Regel von A
(An.), u. die Erwähnung des Bethuel 25, 20 bei A könnte eine Vor-
bereitung dazu bei ihm vermuthen lassen. Aber diese Gründe genügen
nicht, das vorliegende Verzeichniss (mit Tuch. Kn. Nöld.) dem A zu-
zuweisen. Die Behauptung (Nöld, Unters. 16 f. 23), dass A in der
Gen. gerade 70 Hebräerstämme von Terach ableite, ist nicht zu er-
weisen, u. daraus auch kein Rückschluss auf seine Urheberschaft von
22, 20 IT. zu machen. Man muss bedenken, dass A in 25, 20 vgl.
28, 2. 7 von der Rebecca als der Tochter des Äramäers Bethuel in
Paddan Äram, ähnlich immer nur vom Aufenthalt Jacob's in Paddan
Gen. 22, 20—22. 295
Aram 31, 18. 33, 18. 35, 9. 26 spricht Wenn also A sich über
Bethuel's Verwandtschaft geäussert hat, so wird es in anderer Weise
geschehen sein u. an einem andern Ort (s. auch S. 213). Auch der
Inhalt taugt nicht für A, weil er den V^3> u. ö^k (in 10, 22 f.) ganz
anders eingeordnet hat. Dagegen ist das Stück für G als Einleitung zu
Cp. 24 (vgl. nam. 24, 4. 10. 24 ff.) unentbehrlich, u. da auch n^; 23
u. x'jri Da 20 für ihn sprechen, wird man es von C abzuleiten haben
{Hupf, 57 f., Böhm. Sehr. Kays., Bud. 223 f.). Auf B (WL XXI. 417)
führt nichts; im Gegentheil, er nennt (31^ 20. 24) den Laban einfach
den Aramäer (s. dagegen V. 21: D';^« ^3k ^k^*^!^). Aber auch von C
kann nicht das ganze Stück stammen, denn 29, 5 bei G heisst Laban
der Sohn des Nahor, u. in 24, 15. 24. 47. 50 lässt der Text ver-
muthen {Mez Harran 19 ff.), dass Bethuel erst nachträglich eingefügt
ist. Dann aber wird auch in unserem Stück mindestens 23* (^^«1^a'»
npa'i r« nV-^) auf Ausgleichung mit 25, 20 (bei A) beruhen, u, wird ein
urspr. rrpa^ rsi pV rxi ausgeworfen sein. Auf nachträgliche Bearbei-
tung des Stücks (durch R) weist auch iTZJaV-^Bi V. 24 (s. zu 25, 6), wie
denn auch die Abrundung der Nahorsöhne auf 12 Beeinflussung durch
A (vgl. l§mael, Edom) anzeigt. Demnach wird der Abschnitt als ein
von R nach anderweitigen Daten zugerichtetes Stück des G zu gelten
haben.
V. 20. ns^^] 11, 29. N^n öa] V. 24. 4, 4. 22. 26. 10, 21.
19, 38. — V. 21. Die Stämme lassen sich nur zum Theil nachweisen.
f^y] 10, 23. Der Name ist hier vielleicht in etwas engerem Sinn ge-
nommen als 10, 23 (vgl. ausserdem 36, 28). 'i'ba] 10, 15. t^ia] LXX
Bccv^, „in der Nähe von Edom zu suchen, da er neben Dedän u. T^mä
genannt wird (Jer. 25, 23) u. ihm Elihu^ der vierte Gegner des Hiob
angehört (Ij. 32, 2)" (JSTn.). Ein Land Bdzu kommt auch in Asar-
haddon's Inschriften vor, ebenso wie ("itn) Hazu (Del. Par. 307 u. in
ZKSF. n. 93 ff; Sehr. KAT.2 141. 221; Tiele G. 337). ö^k -sk hvi^)2^]
sonst nicht bekannt; an Kamula im nordöstl. Mesopotamien bei Ässem.
bibl. or. DI, 2. 731 f. (Kn.) ist nicht zu denken. Äram schwerlich
blos andere Aussprache für Ram Ij. 32, 2 (Kn.), unter Berufung auf
2 Chr. 22, 5; Ew. G.^ L 446), sondern Volk Aram, wenn auch in be-
schränkterem Sinn als 10, 22 f. bei A. — V. 22. t»s] LXX Xa^dö,
angenommener Stammvater der b'^7'^5 Kaldäer, oder doch eines Zweiges
derselben. Sonst s. zu 11, 28. "ith] 'A^ctv LXX, hat mit Xcc^ijvri
des Strabo 16, 1, 1 in Assyrien zwischen Calachene u. Adiabene {Kh.
VT. 173) nichts zu thun; eher möglich wäre (Kn.) Xa^i]vrj, eine
Satrapie am Eufrat in Mesopotamien (nach Arrian bei Steph. Byz. s.
Xaf.). Die arab. Geogr. führen neben dem assyr. auch ein meso-
potamisches Bazza zwischen Nisibis u. Ras ^Ain auf {Jaq. II. 263).
Am ehesten gehört hieher das von Asarhaddon genannte Chazu (Sehr.
KGF. 399; Del. Par. 306 f.), s. V. 21 bei m. ttJ^Vs] OaXöig LXX,
unbekannt (PiTtiXd'ag bei Procop. d. aedif. 2, 4 — Kn. -^ gehört
nicht her). Einen Mannsnamen '^v'^Vs hat man auf nabat. Inschriften
gelesen ZDMG. XIV. 440; auch in den Safa-Inschriftcn glaubt ihn Halevy
(JA. VII, 19, 467; aber VII, 17, 194 to-J^T) gefunden zu haben. ^\t]
296 Gen. 22, 22— Cap. 23.
'IsXSccq> LXX, unbekannt ^k^^] als Ortsname nicht nachzuweisen
(Belhallahtty einen in der Notit. dign. L 93 Bock, angeführten Ort
Mesopotamiens fuhrt selbst Kn, nur zweifelnd an). Bei A (25, 20.
28, 5) heisst er ein Aramäer, ebenso Laban bei ß (31, 20. 24 vgl.
47). — V. 23 s. Vorbem. — V. 24. u. sein Kebstoeib] (s. 25, 6),
Namens Reüma (Pev^ia LXX, n^aih Sam,) was die betrifft, so gebar
auch sie {Ew. 344^). natt] TaßsTi LXX; wahrscheinlich auch 2 S.
8, 8 (wo nach LXX Pei. li. 1 Chr. 18, 8 für maa zu lesen ist nau,
Ew. G.^ in. 207) erhalten als Name einer der Städte des syr. Königs
Hadadezer, u. darum mit Thaebata im nordwestl. Mesopot bei Phn.
6 § 120, oder mit Seßti^a, nach Tab. Peut XI, e südJ. von Nisibis,
u. Arrian bei Steph. ßyz. (Äfn.) nicht zu combiniren. b>1!] Taa^i LXX,
unbekannt Mit ßanu öuhmd bei Burckh, Syr. 423 f. 449, einem
Stamm zwischem dem Hieromax u. Jabboq {Kn.) ist nichts zu erläutern.
ttjnp] Toxog LXX, unbekannt — nw^] auch Aram Maakha 1 Chr. 19, 6,
aus Dt 3, 14. Jos. 12, 5. 13, 11. 13. 2 S. 10, 6. 8 hinlänglich be-
kannt „Der Stamm muss am Qermon gesessen haben (Onom. u.
Maxa^l). Dazu stimmt die Lage von Abel (2 S. 20, 14. 18) oder
Abel Majim (2 Chr. 16, 4), zum Unterschied von anderen Abel ge-
wöhnlich Abel bei Beth Maakha genannt u. neben Ijjon Dan QedeS u.
Hasor erwähnt (2 S. 20, 15. 1 R. 15, 20. 2 R. 15, 29), worüber
s. Seetz L 118. 338; Robins. N. Forsch. 488f. — hi 31, 52 er-
scheint Gilead als Grenzscheide zwischen Abrahamiden u.Nalioriden''(JBrn.).
2. Tod der Sara und Erwerb des Makhpela-Ackers durch Abraham,
Cap. 23 von A.
Beim Tode der Sara erwirbt Abr. in aller Form Rechtens das
Landstück Makhpela bei Qebron u. die darin befindliche Höhle von
dem Hettiter ^Efron zu einem Begräbnissplatz, u. begräbt dort sein
Weib. So berichtet A, den ausser der chronol. Angabe V. 1, die
ganze Abzweckung der Erzählung, die juristische Pünküichkeit u. For-
melhaftigkeit der Darstellung, „die Namen Kinder ^eth (s. V. 3) u.
Makhpela (s. V. 20), die Ausdrücke 'b «^«rn ««a« 1, nm« 4. 9. 20,
aw-ip 4, »^^ 6, tanp zu stehen kommen 17. 20, 't-hn :tw6 16. u. naj?«
18, auch spätere Rückweisungen auf das hier Erzählte zB. 25, 9 f.
49, 29 ff. 50, 13" (Kn,) nicht verkennen lassen. Nach den letztge-
nannten Stellen wurden auch Abr., Isaac u. Rebecca, Jacob u. Lea in
jener Höhle begraben. Als Erbgruft der Ahnen galt sie den Späteren,
u. war ihnen als solche heilig u. theuer. Sie bildet den festen u.
sicheren Grund der Erzählung. ,^as einzelne ist freie Ausführung des
Erz., welcher angelegentlich zeigt, wie die Hettiter Abr. äusserst zu-
vorkommend u. freundlich begegneten, wie dieser aber weder ihre
Gräber benutzen, noch ein Grundstück als Geschenk annehmen wollte,
wie der Acker öffentlich vor allem Volk, welches den Handel mit an-
sah u. anhörte, dem Abr. überlassen u. von diesem richtig bezahlt
wurde, wie also Abr. auf rechtmässige u. gültige Weise erblichen Grund-
Gen. 23, 1—6. 297
besitz in Kenaan erwarb" {t^n») Ähnlich thul Jacob bei §ekheni
(33, 19) nach ß. — Zur Textkritik dieses Cap.: Egli in Hilg. ZWTh.
XXin. 344 ff.
V. If. Sara stirbt, 127 Jahre alt. »ih^] msti Sam., wie sonst
bei A (s. zu 17, 17). n^« ^-n -^w] fehlt in LXX, u. ist auch für den
Styl des A fast zu viel, in der Ärba- Stadt] so genannt angeblich
von Arba', dem Vater 'Enaq's (Jos. 15, 13. 21, 11 vgl. 14, 15), urspr.
eher Vier Stadt {Ew. G.^ I. 494; Furrer im BL. IL 628); es wird
hier u. 35, 27. Jos. 20, 7. 21, 11 bei A, Jos. 15, 13 von R^ erklärt
durch Hebron (s. zu Num. 13, 22), was nach Jos. 14, 15. Jud. 1, 10
der jüngere Name war. Aber beim selben A liest man auch «'»n »^ö»
•jS-nan V. 19 u. ^-laH nnn ys-jÄn n^'j)? K;^bto 35, 27, wornach Mamre,
wenn nicht anderer Name für Hebron selbst, so doch ein Theil davon
gewesen sein oder zu flebron gehört haben muss (vgl. 13, 18). Von
den „Mamre- Tere&in^Äen" spricht A (gewiss absichtlich) nirgends (s.
zu 13, 18). Wahrscheinlich auf der Absicht, das Verhältniss von Mamre
u. Qebron nach 37, 14 näher zu bestimmen, beruht der Zusatz ^ icziv
iv TW xoiXcifiau in LXX u. yo:f Vk beim Sam, zwischen a^a^x (Sam.
sa'iKn) u. K'^rr. — lyas y;;iKs] wie V. 19 sehr absichtlich beigesetzt. —
Kay] er gieng hinein; nicht: er kam vom Feld, wo er bei den Heer-
den war (An. Ke.); auch nicht: kam von BeerSeba*^ (Äai.), in welchem
Fall Ka*"*) von R mit Beziehung auf 22, 19 statt eines andern Verbs
eingesetzt sein müsste. — V. 3. Nach der Beweinung sorgt er für
den Erwerb eines Begräbnissplatzes, von vor seinem Todlen] von
seiner Leiche, bei welcher (2 R. 13, 14) er getrauert hatte; zu ^t? von
beiden Geschlechtern vgl. Lev. 21, 11. Num. 6, 6 {Ges, 122, 2). Er
begibt sich (V. 10) zum Thor, wo man die Geschäfte u. Rechtssachen
abmachte (Win.^ l 616). rn -^d»] im AT. nur bei A, V. 5. 7. 10.
16. 18. 20. 25, 10. 49, 32 (kn.). J^n] s. 10, 15. In 14, 13 heissen
die Bewohner Amoriter, Jud. 1, 10 Kenaaniter (beides allgemeine Namen
der Landesbevölkerung). Stade G.^ 143, Bud, 347 f., EMey, u. a.
wissen ganz sicher, dass A mit diesem Gebrauch des Namens Hettiter
für die Landesbevölkerung (vgL noch 26, 34f. 27, 46 mit 28, 1) in
einem bösen Irrthum befangen ist. — V. 4. Er, der als fremder Beisass
keinen Grundbesitz hat, vdlnscht von ihnen einen Grabbesilz d. h.
Grundbesitz zum Begräbnissort für seine Familie als Eigenthum. An-
gesehenere Familien hatten erbliche Grüfte {Win.^ l. 444; Böttcher
de inferis 1. p. 41). — V. 5 f. Zuvorkommend u. höflich bieten ihm
die flethsöhne ihre eigenen Farailiengrüfte an. Da "iV ■'»«^ nicht üb-
lich war u. höchstens durch Lev. 11, 1 zu rechtfertigen wäre, so ist
hier u. 14 {Hitz. Begr. der Kritik 140 f., l'uch Kn, Del.) "»^ zum
folgenden V. zu ziehen, u. >^ wie V. 13 (mit Impert., nicht wie
17, 18 u. 30, 34 mit Impf, oder Juss. construirt) zu lesen: bitte, höre
uns! entsprechend der Höflichkeit, der sich beide Theile befleissigen,
wogecen wenn man mit LXX Sam. {Egli 348, Schröring ebenda S.
388 f!) K^ nein läse, man auch (mit LXX) «?»» "^a"!« umstellen müsste,
wie V. 11. ein Fürst Gottes] „ein Gott angehöriger, von ihm ge-
schützter u. gesegneter, darum ausgezeichneter, herrlicher Fürst, vgl.
298 Gen. 23, 6—17.
Ps. 36, 7. 68, 16. 80, 11" (Kji,)-, s. auch 21, 22. in der Auswahl
unserer Gräber] „in der auserlesensten, vorzuglichsten unserer Grüfte
(Jes. 22, 7). Zu "^ vor "^iai? s. 16, 2. Ihr Anerbieten ist ein Ehren-
beweis, da man Fremde sonst nicht in eine Familiengruft aufnahm**
Kn. — V. 7. Abr. steht auf u. macht die Niederwerfung, um seinen
Dank auszudrücken^ nimmt aber das Anerbieten nicht an, denn er will
sich nicht mit ihnen vermischen. — V. 8 f. „Er biltet sie also um
Verwendung bei ihrem Mitbürger *^Efron, damit dieser ihm um den
vollen Preis die Höhle von Makhpela ablasse, welche am Ende seines
Ackers liegt, also leichter als ein Platz in der Mitte abgegeben werden
kann, wenn es hei eurer Seele ist] euch im Sinne ist, in eurer Ab-
sicht liegt, vgl. Ij. 10, 13. 23, 14. zu begraben meinen Todlen]
n5ml. bei euch, nach dem Zusammenhang" (Kn.), In dem höhlen-
reichen Palästina wurden Höhlen viel zu Gräbern benutzt, s. die RWBB.
"^h ij'jfc] gehet ihn an für mich; gegen Giesbr., welcher auch hierin
jungen (aram.) Sprachgebrauch wittert, s. Driv, 210. ^\^^i\ s. V. 20.
— V. 10 f. Da '^Efron mit in der Versammlung anwesend ist, so bietet
er sofort die Höhle sammt dem Acker dem Abr. zum Geschenk an.
^K2 Vs^] über \> s. zu 9, 10; so weit sie (oder wie a V. 18 mehr
distributiv: so viel ihrer) in das Thor seiner Stadt eingetreten waren
oder einzutreten pflegten d. h. seine Mitbürger. Die '^yit? *?.; (V. 18)
oder "^«^^ (34, 24) sind die Bürger, die in der Gemeindeversammlung
Zutritt haben u. stimmberechtigt sind. ^^^2}] V. 13; s. zu 1, 29. —
V. 12 f. Abr. lehnt das Geschenk ab (14, 23) u. dringt auf Bezahlung.
Mit überbietender Höflichkeit sagt er: gut! nur (oder aber), wenn du
doch, bitte höre mich! Der mit optat. Qx begonnene Wunschsatz wird
abgebrochen, u. durch das noch feinere ^^ mit Imperat fortgesetzt,
wenigstens im mass. Text. Es wird nicht nöthig sein, nach nj^K einige
Worte ausgefallen zu denken (Olsh.), oder mpk t« wenn du ein-
willigst (Hitz, 141) als Perf. Qal von i^^« aufzufassen, s. 34, 15. Die
LXX freiUch u. Sam. haben "'^ nr» ök, iTtsiörj jtQog ifiov st. das
Geld des Feldes] den Preis für dasselbe. — V. 14 f. s. V. 5. „'^Efron
gibt nach, ein Land von 400 Seqel Silber, was ist es zwischen mir
u, dirt] ein Landstück von so geringem Werth kann kein Gegenstand
langen Verhandeins zwischen 2 reichen Männern sein. Damit deutet
er in höflicher Weise den Preis an" (Kn.), Noch heute sind im vor-
dem Orient bei Kauf u. Verkauf dieselben Redewendungen u. Höflich-
kcitsformeln üblich, s. Lane Sitt. II. 150; ZDMG. XI. 505; Dielerici
Reisebild II. 168 f. — V. 16. „Sofort wiegt Abr. die 400 Seqel dem
Efron zu. Man hatte damals keine von Staats wegen geprägte Münzen,
sondern nur durch den Verkehr veranlasste Metallstücke von bestimmten
Gewichten u. wohl auch mit Gewichtsbezeichnungen; diese Stücke Hess
man sich zuwägen, um sich vor Betrug zu sichern" (Kn.\ s. Win. u.
Riehm u. Geld. Ein altes Zeugniss darüber s. in ZA. III. 392. Vgl.
„aere ad libra" oder „per aes et libram". ^rtbh •na'y] gangbar dem
Kaufmann (2 R. 12, 5), von einem zum andern übergehend, current
unter Handelsleuten, die keine zu leichten nehmen. — V. 17 — 19.
„So erwarb Abr. das in der Makhpela vor Mamre liegende Grundstück
Gen. 23, 17—20. 299
mit der Höhle darin u. allem Gehölz darauf zum Besitz. Zu o^p vgl.
Lev. 25, 30. 27, 14. 17. 19" (Kn.) bei A. ^ith] ^^t hy Sam, (vgl.
19). "^KS Vba] 3 entspricht dem \ V. 10, u. ist distributiv, wie 9, 10
u. s. — V. 20. „Die rechtmässige Erwerbung von Gnmdbesitz in
Kenaan war wichtig. Daher die Wiederholung. Die "^£5» V. 9. 17.
19 kommt im AT. nur bei A vor (s. noch 25, 9. 49, 3Ö. 60, 13);
nach diesen Stellen war es der Name einer Örtlichkeit Hebron's, in
welcher "^Efron's Grundstuck mit der Höhle sich befand; die f^Vssto mit
'Efron's Feld lag «l:»?'? ^nh oder k;?^'? "^.ife-^? auf der Vorderseite d. i.
östlich (vgl. 16, 12.' 25, 18. Num. 21, 11.' 1 R. 11, 7) von Mamre;
Mamre also westlicher." Über Mamre als Theil von Hebron s. zu V. 2.
„Weiteres über die Lage bei Roh, I. 354 fr. IL 704*flr.; v. Schuh, IL
462 ff.; Ritt. EK. XVI. 209 ff.; bes. Rosen in ZDMG. XIL 477 ff
Hebron, 8 Stunden südl, von Jerusalem, liegt in einem engen, tiefen,
von NW. nach SO. herabgehenden Thale, u. ist an den beiden Seiten
dieses Thaies erbaut, hauptsächlich an der östlichen. Zum südöstl.
Ende der Stadt gehört die am südwestl. Abhang des östl. Bergrandes
erbaute Moschee, welche die Grabhöhle umschliesst^* u. welche, früher
für Nichtmuhammedaner unzugänglich, im April 1862 dem Prinzen von
Wales u seiner Begleitung (im Nov. 1869 dem Kronprinzen von
Preussen, im Jahr 1882 auch den Söhnen des Prinzen von Wales) ge-
öffnet wurde. Über die Ergebnisse jenes Besuchs, durch welchen die
Existenz einer natürl. grossen (doppelten) Höhle unter dem Haram Con-
sta tirt wurde, s. Rosen in der Z. f. Allg. Erdk. 1863. S. 369 ff. Einen
mittelalt. Bericht über den Befund der Grabhöhle vom Jahr 1119 hat
1883 Rianl in Archives de rOrient Latin H. 411—421 veröffentlicht
(s. auch ZDPV. VII. 252. VIIL 328). „Allem Anschein nach hat man
diese Stelle schon in alter Zeit als die der Patriarchengräber angesehen.
Joseph, setzt die (ivrnisla der Erzväter in das Städtchen selbst, die
grosse Terebinthe aber ausserhalb desselben (b. j. 4, 9, 7, vgl. ant.
1, 14). Gründe gegen diese Annahme gibt es nicht. Das westl. davon
gelegene Mamre ist wahrscheinlich am Obstabhange der zur westl. Seite
gehörenden Höhe Rumeidi zu suchen (Rosen\ welche sich bis an das
Westende Hebrons erstreckt u. einen merkwürdigen Felsenbrunnen hat.
Diese Höhe ist nur ein Ausläufer der Kuppe Ne^ir, deren Namen man
mit ^?.^ (14, 13) vergleichen könnte. Das Thal E§kol lag etwas weiter
nördlich (Num. 13, 23). Vergleichen Hesse sich aber mit »t^^^ auch
die von Rosen ZDMG. XII. 486 u. Seetzen IL 51 erwähnte, nur eine
kleine Strecke nordwärts von Hebron gelegene Höhe JSimre mit einer
gleichnamigen Quelle; in diesem Fall wäre ^.af"^? einfach vor, ange-
sichts. Dagegen dürfte der W. er-Rame oder Ramet el-Chalil eine
Stunde nördl. von der Stadt, wo man schon seit der patristischen Zeit
den Wohnsitz Abraham's angenommen hat u. meistens noch annimmt
(Schub, Rohins, Seetz. Ritt, a.), zu weit von Hebron entfernt sein,
um l^'^ana gesetzt u. als das biblische Mamre angesehen werden zu
können" (Ä^n.). S. auch Bäd. PaL^ 173 f.
300 Gen. 24, 1.
3. Die Verheirathung Isaac's mit der Rebecca. Gap. 24, aus C.
Abraham's Hausverwalter, nach dem Stromland gesendet; erwirbt
hier in Harran für seines Herrn Sohn die Rebecca, die Tochter ße-
thuel's, des Neffen Abraham's, u. bringt sie nach Kenaan, wo sie Isaac's
Eheweib wird. Den Vorgang beschreibt der Berichterstatter in einer
schönen idyllischen Erzählung, worin er besonders das Walten Gottes
bei dem Zustandkommen dieser Ehe nachweist. Gott fugte es^ dass
der Abgesandte sogleich den rechten Ort u. die rechte Jungfrau traf,
u. diese als die Ausersehene sofort kenntlich wurde, dass femer ihre
Familie u. die Jungfrau selbst gerne den Zeichen des göttlichen Willens
folgten. Durch Gottes Leitung wurde Rebecca Isaac's Weib u. eine
Stammmutter des Gottesvolks. — Gegen B als Vrf. des Stücks spricht
die Namenlosigkeit des Oberknechts (anders 15, 2) u. die Notiz über
die Amme der Rebecca 69 (anders 35, 8). An A als Vrf. ist ohne-
dem nicht zu denken. A wird (aus 25, 20 zu schliessen) nur ganz
kurz diese Heirath berichtet haben; ob zwischen Gp. 23 u. 25, 19
(JKn.) oder zwischen 25, 19 u. 20 (WL), ist nicht zu sagen. Die
Kunst u. Art des Idylls weist auf den Erzähler von Cp, 18 f., die,
hohe Auffassung der Ehe in demselben auf den Vrf. von 2, 23 ff. hin,
also auf G. Andere, nam. sprachl. Merkmale stimmen dazu, zß. der
Engel Jahve's 7, 40, Isaac der Knecht Jahve's 14, ö:!»?J3 sj^k 10,
•»a^stn hiaa 3, ö'^öja »a 1, Kön'» nört 27. 49, ibf! nwj 12. 14. 49,
4^K 5. 39, p-ü 8,'k3 2. 12. 14? 17^23. 42f. 45^»: mit Suff. 42. 49,
^«!?l?\ rni 17, nK^ntt rata 16, 5>n; 16, njj^n 12, n-^^n 21. 40. 42. 56,
ialj^K lan 46, K3» für a?« 60, '^?'vön-n» ■d':; 60, njhrjün;? ing 28. 48,
n^'nK njrtVjün 52 u. a., sowie der durchgehende Name 'n')'n\ Einige
Unebenheiten der Darstellung V. 22. 29 ff. dürften nicht sowohl auf
Zusammenarbeitung zweier Berichte (An.), als auf Textesfehlern be-
ruhen. Eher könnte es gerechtfertigt scheinen, V. 62 — 67 einem andern
Ref. (Kn,), näml. dem ß, zuzuweisen, weil hier die V. 1 — 9 von Abr.
ausgegangene Sendung nicht zu Abr., sondern zu Isaac zurückkehrt, u.
V. 65 der Knecht den Is. nicht mehr, wie bis dahin (13mal), den Abr.
seinen Herrn nennt, auch ntVn 65, saan pw 62 sonst bei B vorkom-
men. Indessen bedenkt man, dass V. 1 ff. Abr. dem Tode nahe ist,
ferner dass V. 36 Isaac schon seihständig u. im Besitz des väterl.
Erbes erscheint, demgemäss 25, 5. 11^ bei C dem Cp. 24 voraus-
gegangen sein muss (Hupf. 145 f.), so verliert der Schluss V. 62 ff.
sein auffallendes. Man wird mit der Annahme auskommen, dass R in
diesen Versen, nam. 62. 67, von sich aus etwas nachgeholfen hat.
Ebenso, aber aus andern Gründen, scheint R in V. 15. 24. 47. 50
harmonistische Zusätze gemacht zu haben.
V. 1 — 9. Abraham's Auftrag an den Hausverwalter, dem Isaac
ein Weib aus der Verwandtschaft im Stromland zu suchen, u. die Be-
deutung dieses Geschäfts. — V. 1. Ein Zustandssatz, vorbereitend auf
den Hauptsatz V. 2. o'^^a'^a ks] 18, 11 bei C. Gott halte ihn in allem
gesegnet, daher auch der Wunsch, durch des Sohnes Verheirathung
Gen. 24, 2-7. 301
fernere Erben dieses Segens zu erzielen. — V. 2. Er will mit dem
Geschäft beauftragen seinen Knecht, den äUeslen seines Hauses (der
Stellung, nicht dem natürl Alter nach), der alles, was er hatte, ver-
waltete (Ps. 105, 21). Einen Namen hat er bei G nicht, bei B heisst
der Hausverwalter Eliezer (15, 2 f.). Da es sich aber um eine sehr
wichtige Sache handelt, näml. theils den Sohn der Verheissung vor
Vermischung mit den kenaan. Landestöchtem (vgl. 28, 2 ff. 34, 1 ff.)
zu bewahren, theils ihn nicht wieder in das Land, woraus Gott Abr.
herausgeführt hat (12, 1), zurückgehen zu lassen, weil sonst die Ver-
heissungen selbst hinfällig würden, so nimmt er ihm einen Eid ab
bezüglich der pünktl. Vollziehung des Auftrags, lege doch deine Hand
unter meine Lende] n9ml. um zu schwören, ein Gebrauch, der nur
noch 47, 29 erwähnt ist. Das Zeugungsglied als solches, weil Ab-
zeichen der Manneskraft, hatte bei den Alten eine gewisse Heiligkeit,
im Phallusdienst sogar religiöse Verehrung, aber weder hieran, noch an
eine durch die Beschneidung hervorgebrachte besondere Heiligkeit
desselben (die Juden bei Hieron, quae., Tg Jon., Aai. Schum. Tuch
DeL), oder an beides zusammen {Bohl. Ges, Kn.) ist hier zunächst
zu denken, sondern daran, dass (46, 26. Ex. 1, 5. Jud. 8, 30) die
Lenden der Ausgangsort der Nachkommen sind, so dass unter Berührung
derselben schwören so vid sein konnte, als diese Nachkommen zu
Hütern des geleisteten u. Bächern des gebrochenen Eides aufrufen.
Hier wie 47, 29 handelt es sich um die Versicherung einer Leistung,
die der Abnehmer des Schwurs nicht mehr erlebt oder noch zu er-
leben nicht sicher ist „Aus neuerer Zeit wird von einem ägypt.
Beduinen berichtet, dass er bei einer feierl. Betheuerung die Hand auf
das Zeugungsglied legte, Sonnini B. IL 474, Eichhorn Allg. Bibl. X.
464'^ (Kn.); eine andere Analogie aus Kafferland s. bei Ew^ Alt^ 26.
— V. 3 f. iSott des Himmels u. der Erde] dessen Wissen u. Macht
sich nichts entziehen kann; ebenso V. 7 Gott des Himmels, vgl.
18, 25 (auch 14, 19. 22). ^^»] 22, 14. 11. 7. „Für -^ayasr! n-iaa
hier u. 37 sagt A i?3? ^^"^3? 28,* 1. 6. 8. 36, 5" (üTw.). Zu V. 4 vgl.
12, 1. Offenbar erwartet nach dieser Stelle Abr. nicht mehr lange
zu leben u. setzt den Verwalter so zu ^agen zum Vollstrecker seines
Vermächtnisses ein. Das ist unabhängig von dem chronolog. Schema
des A, wornach Abr. damals noch 37 Lebensjahre vor sich halte
(21, 5. 25, 7. 20), so gedacht. — V. 5. Der Knecht macht einen Ein-
wand: wenn kein Weib von dorther kommen will, soll er dann den
Isaac dorthin zurückführen? n interr., Ges, 100, 4. — V. 6. Diese
Frage verneint Abr. lebhaft, Isaac würde dann das Land der Verheissung
aufgeben. — V. 7. „Der vom Knecht gesetzte Fall wird auch nicht
eintreten. Der Gott, der Abr. aus dem Stammland fortgeführt (12, 1),
ihm Ken. verheissen (12, 7. 13, 15), sogar eidlich zugesichert hat, wird
auch des Knechtes Sendung gelingen lassen (V. 40), indem er seinen
Engel vor ihm her sendet, welcher ihn behüten, an den rechten Ort
bringen (V. 27) u. die erwünschte Aufnahme finden lassen wird.
Disses Vertrauen hat Abr. zu Gottes bisheriger Huld u. Fürsorge" {Kn,),
■«^ ynva ^VKn] wenn nicht Einsatz des B mit Beziehung auf 22, 16,
302 Gen. 24, 7—15.
inuss auf 15, 17 f. geheu (S. 246). — V. 8. Sollte jedoch kein Weib
dort wollen, so ist der Knecht der Verpflichtung V. 4 enthoben. Abr.
sieht dann seinen Plan nicht als Gottes Willen an (A'n.). i^y^i] Ges.
75 A. 7. r«T] Ges. 126, 5 A. 1^ a^n nh] s. 4, 12; Ew. 320». —
V.O. Der Knecht leistet den Schwur. "J-^aT»] Ges. 124, 1, c — V. 10—
27. Der Knecht macht sich auf die Reise u. darf Gottes Führung u.
Finger erfahren, wie Abr. geglaubt hat V. 10. Er nimmt Kamele
mit für sich u. seine Begleiter (V. 32. 54), für die zu holende Jung-
frau u. ihre Begleitung (59. 61), für allerlei (2, 9) Gut d. i. ver-
schiedene Güter zu Geschenken (V. 22. 30. 47. 53), u. für die noth-
wendigen Reisevorräthe. if?,^,^ 1^] fehlt in LXX, richtiger. Äram der
beiden Ströme] MsaoTcoraiiia LXX (DL 23, 5. Jud. 3, 8. Ps. 60, 2).
Gemeint ist keinenfalls (wie man meist annahm, noch Del.'^) das Land
zwischen Eufrat u. Tigris, mit Ausscliluss Babyloniens, (s. dagegen
Ualevy Mel. d'Epigr. 72 ff.), ebenso wenig zwischen Eufr. u. Chrysor-
rhoas, dem Fluss von Damask (wie HaL 81 meint, vgl. ZDPV. III. 224),
sondern am wahrscheinlichsten was zwischen Eufrat (31, 21) u. Cha-
boras "»"ian (^Kiep. k. Geogr. 154) lag oder auch nächst an diese an-
grenzte. Mit dem in den Berichten über die Kriegszüge der altäg.
Könige so oft vorkommenden Naharina (ßru^^c/i Gesch. 235 ff., EMey.
§ 180, Erman Äg. 680) mag es ungefähr gleichbedeutend sein, aber
dass D'^^na Locativ, nicht Dual sei (EMey) ist nicht annehmbar; eher
Plur., sofern auch der Belili u. die Nebenflüsse aller drei dazu ge-
hörte. Über Paddan Aram, was A schreibt, s. 25, 20. Die Stadt des
Nafior ist (27, 43. 28, 10) Parran (s. auch Bud. 445), worüber s.
11, 31. — V. 11. Er lässt die Kamele vor der Stadt bei dem Brun-
nen, der gewöhnlich bei einer Stadt zu sein pflegt u. auch bei Qarran
war, sich lagern, gegen die Abendzeit] „in welcher die Mädchen u.
Weiber Wasser für den Hausbedarf zu holen pflegen {Shaw R. 210,
Burckh. Bed. 282), noch heute im Orient das Geschäft derselben (v.
Schub. IL 401. m. 134; Robins. H. 385. 519. 628f.), wie in alter
Zeit 1 S. 9, 11" (Kn). — V. 12—14. Er bittet Gott, unter den
herauskommenden Schöpferinnen ihm die für Isaac bestimmte Jungfrau
durch ein Zeichen, das er angibt, kenntlich zu machen (vgL Jud.
6, 36 fl*. 1 S. 14, 9). n^|?n] lass es sich treffen, füge es; so noch
27, 20. „Die möge es sein, welche auf sein Verlangen ihn u. dann
freiwillig auch seine Kamele tränke. Das Kennzeichen ist passend ge-
wählt; dem Sohne Abraham^s muss die freundlichste Jungfirau beschie-
den sein." ^ya] steht im Pent. auch für n^ya, V. 16. 29. 55. 57.
31, 3. 12. Dt. 22, 15—29, s. Ges. 2, 5. Ebenso »nn (zB. 3, 12) von
beiden Geschlechtern Ges. 32 A. 6\ n"?'^^] 21,25; hier u. V. 44
in der Bedeutung erweistn^ zuerkennen, deinem Knecht] 26, 24. wa]
daran s. 15, 6. 8. ^aii«] + on^aN Sam. LXX. — V. 15 f. Noch
hatle er nicht ausgeredet (Sam. LXX fügen ^a^"'? hinzu, s. V. 45),
da erschien auch schon Rebecca. Sie trägt ihren Eimer auf der Schulter.
„Dies scheint bei den Hebr. das Gewöhnliche gewesen zu sein (21, 14.
Ex. 12, 34. Jos. 4, 5); sonst wird auch das Tragen auf dem Kopfe
erwähnt zB. 40, 16" (Kn.). '^i nn^;j ^©s] sowohl die passive Wendung
Gen. 24, 15— 26. 303
als auch die Bezeichnung des Bethuel als „Sohn der Milka" hier u.
V. 24 ist autfallend (auch durch die Rücksicht auf die Unterscheidung
der Milka u. Re'^üma 22, 23 f. nicht genügend erklärt), da man sonst
Männer nach dem Vater, nicht nach der Mutter benennt {Mez Harr.
19). Da ausserdem 29, 5 Laban „der Sohn des Nahor" (vgl. 24, 48),
nicht des Bethuel heisst, so ist allerdings wahrscheinlich (s. S. 295),
dass p ^sina!? nachträglich eingefugt ist, u. der urspr. Text lautete
ns^'? ""j!?; *^wx. "Vs] das Perf. (wegen V. 45 von Wellh. Sam. 157 u.
Ges. 107, 1 A. 1 beanstandet) ist durch Prov. 8, 25 geschützt.
nx'nta rab] 12, 11. y-i-^] 4, 1. 19, 5. 8. — V. 17—20. Da das Äussere
angenehm ist, so macht der Knecht die Probe, u. das ausgemachte Zei-
chen trifft in überraschender Weise ein. „Die an der Reh. hervorge-
hobene Dienstfertigkeit der Schöpferinnen ist übrigens im Morgenland
nicht ungewöhnlich, Niebuhr RBeschr. IL 410; Rohins. IL 608. IIL
273. Über die Tränkrinnen bei den Brunnen s. 29, 3. 30, 38. yi^]
mit ^s^pV wie 18, 2'* {Kn) — V. 21. Während dessen war der
Mann in Anschauung oder Betrachtung derselben versunken, schwieg,
redete nicht darein, um zu sehen, ob das Zeichen spontan u. ganz
sich erfülle, u. so zu erkennen, ob Gott ihm seine Reise habe ge-
lingen lassen d. h. in diesem Mädchen ihm die gesuchte zugeführt
habe. J^^JJ^^'h] wohl nur die erweichte Aussprache für nyp^>T {Ges, th.)
Jes. 41, 10. 23 {Kn?j u. schwerlich mit J^k» wüste sein (woher DeL
Ke, die Bedeutung staunen ableiten) zusammenzubringen. LXX: KCits-
[lav^aveVy Vulg,: contemplabatur. Über den st. c. vor der Praep.
Ges. 130, 1. ü-^^rtö] von KS, für eine Glosse gehalten, ist für 'an ny-i^s
unentbelirlich. n-^^n] V. 40. 42. 56. 39, 3. 23 bei C. — V. 22.
Da das Zeichen eingetroffen ist, so leitet er das weitere ein, indem
er aus seinem Gepäck einen goldenen Ring u. 2 gold. Armbänder für
sie nimmt. Dass er sie ihr schenkt oder ansteckt (V. 30. 47), ist
durch das Suffix an n-^;; kaum angedeutet, u. wird ri£s l^s d»-i des
Sam, hinter 'i^l?«» urspr. Text sein. Aus V. 47 darf man nicht folgern
{Ilg. 147), dass aVp»» — np-^-j urspr. hinter V. 24 stand. Jene Dinge
waren nicht das Brautgeschenk, das erst V. 53 kommt, sondern ein
freies Geschenk für die Dienstfertigkeit. Der Ring ist ein Nasenring
nach V. 47, worüber Win.^ IL 137 f. S't?] ein halber Seqel, wie
Ex. 38, 26, s. zu Ex. 30, 13. Zu ri^^y ist ^i?;>ü zu ergänzen wie
20, 16. — V. 23 — 28. Nachdem schon bisher alles nach Wunsch
gegangen, erfahrt er gar auf seine Frage nach ihrem Vaterhaus u. ob
er dort übernachten könne^ dass sie der nächsten Verwandschaft Abra-
ham's angehört. T^^ ^^^] Acc. loci wie 12, 15. Für ns^stt -ja -sas ^sira
wird es (s. V. 15) urspr. geheissen haben "^^äs nsV«? (vgl. 34, 1). —
V. 26 L Nachdem er die Familie erfahren hat, ist er gewiss, dass Reb.
die ausersehene ist (V. 48), u. dankt Gott für die glückl. Lenkung der
Reise, ^^iv] cas. abs. wie 4, 15; er setzt sich seinem Herrn entgegen.
Dankend erkennt er an, dass Gott ihn auf dem Wege, d. h. ohne
Irrungen u. Umwege, geraden Wegs (vgl. 48) zu dem Hause der
Brüder d. h. Verwandten (13, 8. 14, 14) seines Herrn geleitet hat.
■^ns] LXX *ns wie 48 (ohne Zweifel richtiger, wenn Vsira V. 15. 24
304 Gen. 24, 26—42.
nidil urspr. ist); umgekehrt LXX in 55 ot äöeXq>ol ccvrrjg für mass.
n-ni<. Liehe w. Treue] wie 49. 32, 11. 47, 29. Ex. 34, 6. Jos. 2, 14,
doch nicht bei A. — V. 28 — 54. Die durch offenbare götü. Fügung
zur Braut bestimmte wird nun auch durch einfache Darlegung des Her-
gangs von den Angehörigen gewonnen. — V. 28. Sie eilt, mit den
Geschenken (V. 30), heim u. zeigt die Sache dem Hause ihrer MuUer
d. i. beim weihl. Theil der Familie BethueFs, unter dem sie, abgeson-
dert von den Männern, ihre Wohnung hat, an. — V. 29 f. Ihr Bruder,
der Sohn vom Hause, Laban eilt hinaus zum Brunnen. V. 29^ greift
in unerträglicher (durch V. 10 nicht zu rechtfertigender) Weise dem
V. 30 vor, u. wird nur durch Abschreibefehler {flg. 149) aus seiner
urspr. Stelle hinter V. 30* (vor i^n«}) verschlagen sein. Die Annahme
einer Dublette aus zweierlei Quellen (üCn,) hat in in diesem Gap. sonst
keine Stütze, r»';'»] Ew. 304*; Sam. gibt irx'is. t»*:? n?r] 38, 24.
Jes. 28, 8. Am. 7, 1 {Ew, 306^). Den Laban locken die Geschenke;
er ist in der Sage immer als stark eigennützig geschildert. — V. 31.
Er nöthigt ihn herein, mit der Versicherung, er habe das Haus aufge-
räumt. Er nennt ihn Gesegneter Jahve^s, da der Knecht V. 27 den
Gott seines Herrn genannt u. Rebecca das erzählt hatte (Kn.). — V. 32.
Der Knecht kehrt ein. »^^] ist punktirt, weil kein ~^K folgt; sonst
läge {Vulg. JDMich. Dalh. Olsh,) »^^ näher, weil ohne Zweifel zu
rrTf**), )tr*'\ Laban Subj. ist. waschen] 18, 4. Nach seiner Person u.
seinem Reisezweck fragt man den Gast nicht; das verbietet die Höf-
lichkeit — V. 33. BW'^'^'j] so noch 50, 26 mit der Punktation atp^j:,
hier aber mit dem Q®re d«?.«^. Ein Pass. erwartet man in beiden
Stellen; da ein Qal o^^ (statt Q'^t^) sonst nicht zu belegen ist (denn
Jud. 12, 3 ist nö-'w»; die mass. Lesart), so ist entweder {Ew, 131^)
eine Zuspitzung des pass. ü zn i sowohl 24, 33. 50, 26 als Ex. 30,
32 (lo*^^ von T>^), oder aber {König 435 f.) in allen 3 Stellen Ver-
schreibung des urspr. i zu "• anzunehmen. — Der Knecht will das vor-
gesetzte (18, 8) Essen nicht nehmen, ehe er sein Geschäft erledigt hat.
So wichtig nimmt er es. Mit epischer Ausführlichkeit lässt ihn nun
Vrf. alles, was vorgegangen ist, wieder erzählen. Die Thatsachen
sollen für sich reden, u. die gewünschte Entscheidung herbeiführen,
vgl. V. 50. — V. 34 f. vgl. 12, 16. 13, 2 u. zu ^n» 26, 13. — V. 36.
nachdem sie all geworden war] 18, 11. Übrigens haben LXX nra;?»
gelesen, 'ät iV im^i] erklärt sich nicht aus 21, 10 ff., sondern nur aus
Bezugnahme auf 25, 5, welcher Satz demnach bei C vor Gp. 24 (nach
£S, zwischen 24, 1 u. 2) gestanden haben muss. — V. 37 — 41 wie
V. 3 — 8. k^-bk] eig. wenn nichts nach dem negativen Satz, sondem,
vielmehr, aber nur hier (u. vielleicht Ps. 131, 2; denn Ez. 3, 6 ist
eher »\ bk zu lesen); Sam. dn "^s. Andernfalls müsste es als Schwur-
formel wahrhaftig (Del.^) genommen werden, vor Jahve wandeln]
17, 1. 'r^K'a] von dem Eid (LXX aQo), den du mir geleistet Über
den Unterschied der ?i^« von der n^« oQxog s. Ew, Alt.^ 25 f. Dass
hinter 41* etwas ausgefallen sei (KS,)^ braucht man nicht anzuneh-
men. — V. 42—44. vgl V. 12—14. ?|»ra«] vgl. V. 49; Ew.
355^; über das bittende Ka im Bedingungssatz vgl zu 18, 3: wenn
Gen. 24, 42—59. 305
duy wie ich bitte, meinen Weg beglücken willst, so soll eintreffen,
was V. 43 f. besagt — Y. 45 f. vgl. V. 15—20. "»aV^K] 18, 21; er
trug also V. 12 f. still betend Gott seinen Wunsch vor. — V. 47 f.
vgl. V. 22-— 27. In V. 47 wird p ^«''ria Nachtrag sein (s. V. 15. 24).
ö«Kj] Ew, 2328. frta« T'"'a] auf wahrem, richtigem Weg, vgl. V. 27.
Bruder] muss nach dem jetzigen Text des Gp. 24 verstanden werden
als Brudersohn, wie 14, 16. 29, 12. — V. 49. Auf Grund der darge-
legten Thatsachen fragt er, ob sie seinem Herrn Liebe u. Treue, wie
Verwandte es sollen, erweisen wollen oder nicht; in letzterem Fall
will er sich rechts oder links (13, 9) wenden, um bei andern Fami-
lien das Weib zu suchen. — V. 50 f. Aus seiner Erzählung erkennen
sie, dass Gott die Sache will, u. geben die bejahende Zusage. Böses
oder Gutes] gar nichts, kein Wort, wie 31, 24. 29. Num. 24, 13.
2 S. 13, 22. ^Mirn*)] muss Einsatz sein (wohl desselben, der auch
sonst in diesem Gp. den Bethuel nachgetragen hat), denn in V. 53. 55 ff.
ist Bethuel völlig ignorirt. Dass Laban als Bruder mitentscheidet,
würde (nach 34, 5. 11. 25. Jud. 21, 22. 2 S. 13, 22) nicht befrem-
den {Kn,)\ es erklärte sich aus den Verhältnissen der Polygamie;
aber dass der Vater so völlig zurücktritt, das wird nicht ursprünghch
sein, vor dir] zu deiner Verfugung, s. 13, 9. ^^i] durch die That-
sachen. Damit ist die Sache entschieden: die Tochter wird nicht ge-
fragt, sie wird (der Sitte gemäss) verheirathet; aber dass es in diesem
Fall nicht ohne ihre freie Zustimmung abgeht, zeigt V. 57 ff. — V. 52 f.
Zunächst dankt der fromme Knecht Gott, „u. gibt der Reh. silberne
u. goldene Schmucksachen, sowie Kleider, dies im Namen Isaac's u.
nach der Sitte, dass der Bräutigam vor der Hochzeit der Braut Ge-
schenke sendet u. dadurch die Verbindung fest macht, s. 34, 12; della
Valle Reisebeschr. II. 225; Tavemier R. I. 282; Jaubert R. 220 f.;
Burckh. Bed. 88. Dagegen sind die Kostbarkeiten, welche er dem
Bruder u. der Mutter Rebecca's gibt, der Kaufpreis für die Braut, s.
Win. RW. u. Ehe" {Kn,), — V. 54. Erst jetzt nimmt er Speise u.
Trank, will aber schon am andern Morgen fort, um so zeitig als mög-
lich wieder bei Abr. zu sein. — V. 55 — 61. Die Braut selbst, in
freiester Zustimmung, beeilt sich zur Abreise. V. 55. Bruder u. Mutter
verlangen Verschiebung der Abreise um einige Tage (s. zu 4, 3) oder
ein Zehend von Tagen (Ex. 12, 3. Lev. 16, 29), etwa s. v. a. eine
grosse Woche {Ew. Alt.^ 131). Übrigens schwankt die Lesart:
v-m ')K D*^-" Sam,, rjfiiQccg (aast öhta LXX, ^j^'cu» s.m|^ Pe^, ; es wäre
möglich, dass vor ö-»»; ein «nh (29, 14) abgefallen wäre (Olsh.) —
V. 56. Der Knecht will nicht aufgehalten sein, da (j wie 15, 2. 18, 13.
18. 20, 3 u. s.) Gott seine Reise hat gelingen lassen. — V. 57 f. Reh.
selbst, darüber befragt, entscheidet für sofortige Abreise, ihren Mund
fragen] sie selbst fragen, dass sie sich darüber ausspreche. — V. 59.
Sie entlassen sie. ihre Schwester] sofern überall (50. 53. 55) Laban
als die Hauptperson hervortritt u. ihre Ämme] „in angesehenen Familien
hielt man Ammen (2 R. 11, 2); diese bewahrten ihren Pflegekindern
AnhängUchkeit, standen ihnen zur Seite u. wurden von ihnen hoch-
gehalten (Odyss. 2, 362 ff., Eurip. Hippol. 286 ff., Verg. Aen. 7, Iff.)"
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 20
306 Gen. 24, 59—68.
Kn. Die Amme ist bei C namenlos, wie der Knecht; bei B (35, 8)
heisst sie Debora u. kommt erst mit Jacob nach Kenaan. nnpais] LXX
TU vTcccQxovrcc avvfjg (napfa? Schleusn.) — V. 60. Sie geben ihr ihren
Segen (in einem rhythmischen Spruch) mit, u. dient dieser Segen (vgl.
Ruth 4, 11 ff.) gleichsam zur Einsegnung ihrer Ehe. werde zu Tau-
senden von Myriaden] Mutler unzähliger Nachkommen. „Dies war
das grösste Glflck des hehr. Weibes (s. 16, 2. 4). — So ist es noch
heute im Morgenland (Sharasl. v. Haarbr. U. 350; Volney R. II.
359 f.)*' En. das Thor seiner Hasser] 22, 17. — Y. 61. „Als die
Tochter eines reichen Mannes erhält Reh. eine Anzahl Dirnen zu Ge-
nossinnen u. Dienerinnen (Ps. 45, 15). Laban gab indess jeder Tochter
bei der Verheirathung nur eine Magd (29, 24. 29)" Kn. V> fasst
die Hauptsache kurz zusammen. So wenigstens nach dem jetzigen
Text Dass urspr. zwischen V.* u. ^ noch etwas anderes stand (Ver-
muthungen darikber bei ifS.), ist wohl möglich; denn auch 62 ff. zeigen
sich Eingriffe des R. — V. 62 — 67. Glücklich bei Isaac angelangt
wird Reb. dessen Eheweib. V. 62. Ein einleitender Beschreibesatz,
in der Hauptsache von R, dadurch nothwendig geworden, dass R die
in der Schrift des G dieser Erzählung vorausgegangenen 25, 5. 11^
zurückzustellen veranlasst war. (Urspr. bei G mag der Tezt etwa
"»R*» '^rh *»Ka 'uitt !?K (pns«») »a*^ gelautet haben), 'a'' «"^ö »aj gewöhn-
lich: war vom Kommen nach dem Brunnen gekommen (Cler. Ges.
Kn. Ke.) d. h. von einer Reise dorthin zurückgekehrt. Aber von
einer Reise war nicht »"ia, sondern t^^\ oder dgl. zu sagen. Eher
könnte ^i'^att (vgl. nsKa 10, 19. 30 oder sh!? Num. 13, 21, »"iaVö 1 R.
8, 65) von in der Richtung nach bedeuten (2>&/.^), aber man sieht
überhaupt nicht ein, wozu angegeben wäre, woher er kam; dieser
Grund entscheidet auch gegen Gorrecturen wie b?ö nach 25, 11 an-
statt K^ata (Boubig,), oder '^»a'? {Lagard. Gnom.* II. 95; Olsh.) für
'iKa na». Man erwartet vielmehr zu erfahren, wohin er gekommen war
oder wo er war. Aber nun «'ia» Ka zu übersetzen: il vint iarriver,
er war eben nach Beer gekommen {Ew, 136^; Hupf, 29) ist unmög-
lich, weil im Hebr. ohne Analogie. Es wird entweder tciata als uner-
klärbar zu streichen oder aus dem "^a-itoa, was Sam. u. LXX dafür
bieten, "^an» aufzunehmen sein. Die Meinung wird gewesen sein: Isaac
aber war nach (der Wüste) Beer Lachajroi (16, 14) gekommen, da er
im Südland (20, 1) wohnte; Beer Lachajroi wäre hienach der Ort, wo
Isaac seine Braut in Empfang nahm, vgl. 25, 11. Die jetzige Lesart
mag auf der unzeitigen Gorrectur eines Lesers beruhen, welcher gemäss
Gp. 23 u. 25, 8 f. den Knecht zu Abr. u. Is. in Mamre kommen lassen
wollte. — V. 63. Dort gieng Isaac aus. n^i^y um zu klagen (jffh., Ew.
Alt.8 271; vgL n^» Ps. 55, 3. 18. 142, 3. Ij. 7, 11. 13. Prov. 23, 29);
um nachzudenken (LXX Vulg. Cler. Ros. YaU Maur. Tuch Bmg.
Del,); um zu beten (Trgg. Äräb.f GrVen., Rai, Luth.), sich zu be-
sprechen {Äq. Sym. Bohl,), um Reissig zu holen (IBöttch.). Durch
V. 67 wird klagen mehr empfohlen, als sinnen, nachdenken, man mag
sich als Obj. des Sinnens die Hirtengeschäfle (Tuch) oder die Ver-
mählungssache (De/. Kn,) oder sonst etwas denken, vorausgesetzt, dass
Gen. 24, 63— 67, 307
V. 67^ in der Hauptsache ursprünglich u. nicht Zusatz des R ist Be-
achtenswertli ist die Lesart der Peä. ts^ivV um spazieren zu gehen,
(in Ges, th. 1322 unter Berufung auf nni«? 5j;>hn Y. 65 gebilligt).
3^? rS»^] „gegen die Zeit, wo der Abend sich herzuwendet (Ex. 14, 27.
Dt.' 23, 12) u. der Orientale ausgeht (3, 8)" £n. fsaac sieht die Kara-
wane kommen. — V. 64. Ziemlich gleichzeitig sieht Reh. den Isaac,
u. ohne ihn zu kennen, aber wohl das richtige ahnend, fiel sie vom
Kamel d. h. (2 R. 5, 21) sprang rasch vom Reitthier herab, zunächst
„zum Zeichen der Ehrerbietung gegen Isaac, den sie als vornelimen
Mann erkannte. Die Sitte wird öfters im AT. erwähnt (1 S. 25, 23.
2 R. 5| 21. Jos. 15, 18), sonst im Alterthum zB. bei den Römern (Liv.
24, 44), u. besteht noch heute im Morgenland {Nieb, Arab. 50 u.
RBeschr. I. 239; Joliffe R. 174); von den Juden u. Christen wird
verlangt, dass sie vom Reitthier absteigen, wenn sie einen vornehmen
Muhammedaner treffen {Nieb. Arab. 44; RBeschr. I. 139 f.; Schultz
Leit IV. 358; Sonnini R. D. 54. 92; Seelz. III. 190). — V. 65.
Wie Reh. erfuhr, wer Isaac sei, bedeckte sie sich mit dem Schleier.
Denn verhüllt erschien die Braut vor dem Bräutigam, wovon auch nubere
viro» Erst wenn beide bei einander waren, wurde der Schleier ab-
genommen. Diese Sitte besteht noch im Morgenland, Russell Alep.
I. 407f.; Jauberl R. 222; Hurckh. arab. Sprichw. 176. 178; Game
Leben u. Sitte im MorgenL L 88; Lane Sitt. I. 183** (A'n.; auch
Hunzinger ostafrik. Stud. 147). "'r»] erklärt sich aus V. 36. 25,
5, selbst dann, wenn der Tod Abraham's noch nicht vorher gemeldet
war. f|''?x] hn AT. blos noch 38, 14. 19. mVn] der dort, noch
37, 19 bei B (fies. 34; Ew. 183^). — V. 66 f. Nach dem Bericht
des Knechtes über das Erlebte heirathet Is. die Reh. n^jn^rs] der Art.
vor dem st c. ist nicht erklärbar {Ew. 290<*; Ges. 127 A. 4). Es
ist zu vermuthen, dass ^»» »i^« ein Glossem ist {Wl. XXI. 418), um
eine engere Verbindung mit Gp. 23 herzustellen. Das besondere Zelt
der Sara wäre unanstössig. „Die Weiber Jacob's haben auch beson-
dere Zelte (31, 33). Ebenso die der Beduinenhäuptlinge nach Armeux
merkw. Nachr. Hl. 214" {Kn). u. er tröstete sich nach seiner Mutter]
d. h. nach dem Hingang derselben (vgl. ^3B^ 30, 30), hörte also jetzt
auf, über denselben zu trauern. Das kann auch ein Glossem sein,
wie "lÄK njfe (Böhm, 213); ebenso möglich ist (WL), dass urspr. "»"»a»
für "i»K gestanden hat, u. irgendwo in der Erzählung, etwa bei V. 62,
Abraham's inzwischen eingetretener Tod gemeldet war. Im jetzigen
Zusammenhang, unter Voraussetzung des Stückes Cp. 23; hätte Isaac
3—4 Jahre um die Mutter getrauert (17, 17. 23, 1. 25, 20), eine
ungewöhnlich lange Zeit. „Denn schon 30 u. 70 Tage waren grosse
Trauerzeiten (50, 3. Num. 20, 29. Dt. 21, 13. 34, 8)" Kn.
4. Abraham's Nachkommen von Ketura und sein Tod, Cap. 25»! — 11.
von R nach A, C, B (?).
In diesem Stück (das Tuch Kn. Ew. Nöld. ganz von A ableiten)
kann über die Abkunft von V. 7 — 11^ kein Zweifel sein. Die Be-
20*
308 ' Gen. 25, 1. 2.
Stimmung des Alters Abraham's, „die Angabe von dem noch bei ihm
befindlichen lämael 9, von der Höhle Makhpela 9 f., die breite Schreib-
art 9 f., die Ausdrücke m "»aa 10, y^W"'^» t\Wi u. an* 8, ■'ün -^.a» "»»^
7, so wie ti^rf?K 11" u. die Rückbeziehung von 49, 31 auf V. 9 (En.)
beweisen das. Anders steht es mit V. 1 — 6 {Hupf, Böhm Sehr. WL).
Zunächst V. 5 ist durch 24, 36 für C gesichert, weniger V. 6 (der
jedoch wegen V. 9, wo iSm. bei Abr. ist, u. wegen o'^wa^'^fc nicht von
A sein kann). Wäre es sicher, dass V. 6 von C ist, würde folgen,
dass C auch über Qetura berichtet haben muss, u. wenigstens von A
kann V. 3 f. nicht stammen, sowohl wegen ^^^ als wegen des Wider-
spruchs mit 10, 7. Dagegen könnte V. If. (abgesehen von ]:|&'^i, was
A nicht schreibt) sehr wohl von A sein, u. rs^K (vgl. 16, 3) weist
sogar bestimmt auf einen andern Vrf. als den von V. 6 hin. Auch
17, 4 f. könnte die Ableitung von A empfehlen, wogegen 25, 9 (wo
nur Isaac u. iSmael erwähnt werden) eher gegen ihn spricht. Sonst
würde bei A, der Abr. 175 Jahre alt werden lässt, die Zeugung von
Söhnen nach Sara's Tod (d. h. nach seinem 137. Lebensjahr) am
wenigsten auffallen; bei G dagegen müsste dieser Bericht vor der
Zeugung Isaacs (18, 12 ff. 21, 7; gestanden haben. Für C als Vrf. von
V. 1—6 {Bud. 225; Kuen. 0.2 I. 144, während derselbe S. 315
V. 1 — 6 als ein loses, vom letzten R aufgenommenes Stück ansieht)
oder von V. 1 — 5 (KS.) könnte man bes. rn^tap "»aa nh» ^s V. 4 (vgl.
10, 29^. 9, 19) geltend machen. Aber die Ableitung des «aw von
JoqSan spricht wie gegen A, so entschieden auch gegen C (10,28).
Deshalb ist doch am gerathensten, V. 1 — 4 von B abzuleiten, welcher
auch 37, 28. 36 die Midian (statt der I§m. bei C) erwähnt, oder aber
fQr eine freie Composition des R nach B u. A zu hallen. V. 6 aber
wird von R gestaltet sein. — Über V. 11^ s. d.
V. 1 — 4. Al)r. nimmt die Qetura zum Weib, u. zeugt mit ihr 6
Söhne, welche Stammväter arabischer Stämme geworden sind. V. 1.
'sK tlD"^-)] an Cp. 23 anknüpfend geht auf R zurück, miüp] eig. Räucher-
werk; Sprenger Geogr. Ar. 295 meint, die 'p "^aa leite der Vrf. von
'ttp ab, weil sie ihm als Spezereihändler bekannt gewesen seien. Qelu-
räische Araber führen die spätem arab. Genealogen nicht auf; doch
nennen sie „einen Stamm Qatürä, der mit dem Stamm 6urhum in der
Gegend von Mekka zusammenwohnte, s. Ihn Coteiba ed. Wüst. 14,
Ritter EK XR. 19 ff." (JTn.). Auch die Namen der Qetura -Stämme
lassen sich nur noch zum Theil nachweisen. Das Verzeichniss findet
sich auch 1 Chr. 1, 32 f., aber abgekürzt. — V. 2. Zunächst werden
6 Hauptstämme von Qetura abgeleitet, eine halbe Dodekade. Tjöt] von
'i»; Art Antilope, in LXX Zofiß^ccv, ZsfißQaHy vergleicht Kn. mit
ZaßQUfi, der Königsstadt der KivciLÖOKokmrat westl. von Mekka am
rothen Meere bei Ptol. 6, 7, 5. (Über die KivaiöaxakTthai, die einige
mit den Kinda, Blau u. Sprenger § 30 ff. mit den Kinäna identifi-
ciren, s. ZDMG. XXII. 663). Auf die Zamareni bei Plin. 6 § 158 hat
Grotius hingewiesen. Mit Schammar {Spreng. S. 295) hat '»t nichts
zu thun; ob mit •"?»?! 3er. 25, 25? ist fraglich (s. DeL Par. 237). 1»)?:]
LXX 'Is^av, 'letdv, von Tuch mit ^ü)?; (10, 26), von Ew. G.^ I. 451
Gen. 25, 2. 8. 309
mit itD^s Pab. 3, 7, von Kn, mit den Kccööavlrai bei Ptol. 6, 7, 6,
südl. von den Kinädokolpiteu am rothen Meer, zusammengestellt (die
aber vielmehr den Ghassän entsprechen ZDMG. XXII. 668; Spreng.
§ 43. 52), werden von arab. Genealogen auf den Stamm Jdqii in Je-
men gedeutet (Osiander in ZDMG. X. 31), vielleicht in Anbetracht der
Ableitung des «aw von JoqSan V. 3. i^ö u. 1^70] die Midian sind unter
allen Qeturäem die bekanntesten u. waren bis gegen die Isr. Königs-
zeit hin ein sehr mächtiges Volk; Gen. 37, 28. 36 (B) treiben sie
Karawanenhandel nach Ägypten; Ex. 2 u. 18 finden sie sich auf der
Sinaihalbinsel; Num. 22, 4. 7. 25, 6. 17 f. 31, 1 ff. erscheinen sie mit
den Isr. im Ostjordanland in Gonflict; in der Bichterzeit überschwemm-
ten ihre Horden Palästina Jud. 6 ff.; noch Jes. 60, 6 werden sie als
arab. Handelsvolk erwähnt (s. über sie die RWB.). Die Medan (LXX
MaSaX) kommen sonst nicht vor, denn die B"'3nte Gen. 37, 36 sollen
doch wohl mit den d''?^^» V. 28 dieselben sein {Ew. 164^). Immer-
hin mögen die hier neben einander genannten Stämme auch benach-
bart gewesen sein. Ptol. 6, 7, 2 nennt auf der Ostküste des älanit.
Meerbusens einen Ort MoSlava (6, 7, 27 einen Ort Ma8ii^a im
glückl. Arabien); einen Ort MaSiaviq dort kennt das Onom. s. Ma(5ta^,
yjMadjan die ara.b. Geographen Istachri Mrdt. 10; Edrisi p. Jaub. I. 328.
333; Qazwini II. 173; Abulf. Arab. ed. Romm. p. 77f.; Maräs HI. 64;
sie setzen ihn 5 Tagereisen südl. von Aila auf der Ostseite des Meeres^'
(vgl. noch 1 R. 11, 18 u. Ew. G.^ II. 473 f., auch Welzsl, in Z. f. Allg.
EK. 1865. S. 115 f.). Ein Wadi Meddn (bei Jäqüt IV. 445) in der
Nähe der Ruinenstadt Dedän (s. zu 10, 7) stellt Welzst. (in Del. Jes.^
665) u. Spreng. S. 295 mit 17» zusammen; auf einen ^urhamit.
Götzen Madän hat Osiander (ZDMG. VE. 492) u. Hitzig (zu Prov.
6, 19) aufmerksam gemacht, pav^] von Kn. unrichtig mit §aubak im
Gebel e§-§era (zB. Burckh. Syr. 695 f.), das erst im Mittelalter vor-
kommt, zusammengestellt, glaubt man jetzt {FdDeL in ZKSF. II. 92)
in den Keilschriften als Jasbuq wiedergefunden zu haben, n'»«?] noch
Ij. 2, 11 als ein Stamm in der Nähe vom Lande p3> erwähnt, (LXX
2!miiy im Ij. HavxBtg), wird das keilschriftlich vorkommende Land
Suchu auf dem rechten Eufratufer, etwa zwischen der Mündung des
Belih u. Chabor {Sehr. KGF. 142f. 222; Del. Par. 297 f.) sein {FdDeL
in ZKSF. n. 91 f.). Der „Araberstamm Syayhe östl. von Aila bei
Burckh. Syr. 945, Bed. 313, oder gar der Ort SiJidn im nördl. Edom
bei Burckh. Syr. 692 f." {Kn.) können nicht in Betracht kommen, eher
Imvti (Ptol. 5. 19, 5; nicht aber Soaxa Ptol 6, 7, 29, Spreng. § 22).
Ob die Aufzählung der Qeturäer von S. nach N. fortsclu*eite {Kn.), ist
nicht zu sagen; auch die Angabe, sie haben Troglodytis u. den Theil
des glückl. Arabiens am rothen Meer hin eingenommen (Jos. ant. 1,
15, 1), ist wenig zuverlässig. — V. 3. Söhne u. Enkel JoqSan's. Über
Schebd u. Deddn s. zu 10, 7. Die Slammgenealogie in diesen Versen
scheint von einem beschränkteren Gesichtspunkt aus entworfen zu sein,
als die in Cp. 10. — Über die 3 Söhne Dedän's ist nichts mehr be-
kannt Da die Plur.-Endung der Namen dazu einladet, haben schon
die Alten {Trgg.-, Bier. quae. und Onom.) u. wieder Bilz. (BL. u.
310 Gen. 25, 3—7.
Dedan) sie als nom. app. aufgefasst, u. auf Beschäftigungen oder Le-
bensarten einzelner Zweige von Dedän gedeutet Kn. wollte unter
a*ns;»K (mit denen übrigens weder "^«»»k Ez. 27, 23, noch das corruple
"^yi^^Ti 2 S. 2, 9 zusammenzustellen ist) die Stämme der 'Asir m Ti-
häma (RiU. XII. 983 ff.), unter ^^,^h die Banu Laith in Qigäz (ihn
Coteiba p. 32), unter b""»?k!5 die Banu Läm (Riller XII. 913. XIII. 234.
438. 451. 458. XIV. 45) verstehen, schon den Lauten nach unmög-
lich. Was die arab. Genealogen aus LetuSim n. Leumraim gemacht
haben, s. ZDMG. XX. 175. XXIIL 298. Als Personennamen hat man
i^iüK u. ywih auf nabat. Inschriften gelesen (ZDMG. XIV. 403 f. 447.
477 f.). Eine eigenth. Vermuthung über o-iwk auf Grund einer mi-
näischen Inschrift trägt Bommel Aufs. u. Abb. 1890 S. 8 f. u. Glaser
im Ausland 1891 No. 3 S. 48 vor. — V. 4. Von dem bedeutenden
Volk Midian werden noch 5 Söhne oder Zweige namhaft gemacht
ntr^y] noch Jes. 60, 6 neben Midian als kamelreicher, Gold u. Weih-
rauch aus §ebä bringender Handelsstamm erwälmt (LXX FefpciQ, in
Jes. raLg>a), Man stellt sie jetzt mit den ^ajapd, ^d!dpd der Keil-
schriften (Sehr. KGF. 262 f.; über die lautliche Möglichkeit s. PHaupl
in ZA. II. 267) zusammen, einer nordarabischen Völkerschaft (Sehr,
KAT.2 146 f. 613; Del. Par. 304; Bommel S. 5: zwischen Mekka u.
Medina). Einen Personennamen r\t9 liest Bal^y in den Safa-Inschriften
(JA. VU, 10 p. 394 f, 418. VII, 17 p. 186. 208). ^?] LXX 'Atpsig,
von Kn. mit dem Banu Ghifär vom Stamm Kinäna in Qigäz (ihn Co-
teiba p. 32; Abulf. bist anteisl. p. 196), von Wetzst. (Z. f. Allg. EK.
1865. S. 102) mit ^Ofr, einem Ort zwischen dem Tihäma- Gebirge u.
Abän (Jäqüt IIL 688 ; IV. 750), von Glaser (IL 449) mit Apparu der
Inschriften Asurbanipals (Schrad. Keilschr. Bibl. IL 223) zusammenge-
stellt r|5»i] vielleicht (Kn.) durch den Ort Hanäkija 3 Tagereisen
nördl. von Medina (Burckh. Arab. 690 f.) in der Nähe von 'Ofr (fVetzsl.
a. a. 0.) zu erläutern. Da ^fc"?, ^w u. l{in als Geschlechtsnamen auch
in Juda, Ostmanasse u. Kuben vorkommen, so ist wohl möglich {Nöld»
im BL. IV. 218), dass Absenker dieser Midiangeschlechter in Israel
aufgenommen waren. Von »i'^a« u. ^;^^« (LXX *Aßeidd u. 'Ekdccya)
ist nichts bekannt; als Personname kommt y^'^^M in sab. Inschriften
vor (ZDMG. XXVIL 648. XXXVU. 399; Glas. IL 449). — Die Unter-
schrift ist wie 10, 29. — V. 5 wörtl. wie 24, 36, also aus C. jjns'^V]
+ 13a Sam. LXX. — V. 6. Während er dem Isaac sein ganzes Be-
sitzthum übergab, fand er die Söhne der Kebsweiber (Hagar u. Qetura)
noch bei Lebzeiten mit Geschenken (an Dienstleuten, Vieh u. s. w.) ab
(vgl. 21, 10. Jud. 11, 2), obwohl nach B (21, 20f.) iSmael längst aus
dem Hause ist Auch C kann, wenn 16, 8 — 10 ein harmonistischer Einsatz
ist, diesen V. nicht geschrieben haben. Da weiter G u. B die Hagar eine
nh^»* oder >%« nennen, die Qetura aber V. 1 sogar ^^ heisst, u. da
vü^t in 35, 22 u. wohl auch in 36, 12. 22, 24 auf B zurückgeht, so
steht zu vermuthen, dass erst K diesen V. (ganz oder theilweise) gestaltet
hat — Er entliess sie ostwärts, in das Land des Ostens, d. h. im allge-
meinen nach Arabien, aber das wüste Arabien oder die syr. Wüste mit
eingeschlossen {Win.^ II. 107). — V. 7 ff. Tod u. Begräbniss des Abr.,
Gen. 25, 7—13. 311
nach A. V. 7. "^n] 3, 22. Mit 175 Lebensjahren überlebt er die Ge-
burt der Enkel Esau u. Jacob noch um 15 Jahre (V. 26). Gleich-
wohl wird seine Geschichte hier abgeschlossen, wie in dem ähnl. Fall
11, 32. — V. 8. ^tt^i yw] V. 17. 35, 29. in gutem Älter] 15, 15.
^atoj] nr^is^ yawi Sam. LXX (vgl. 35, 29). versammelt zu seinen Volks-
genossen] (s. 17, 14) d. h. „ihnen im Scheol beigesellt. Denselben
Sinn haben 1"^»:^»-^ k"!» 15, 15, '''^^aK-Vi« tp_»i Jud. 2, 10 u. das
häufige '«■'^äK-w as» Dt 31, 16. Die Ausdrücke bedeuten weder
sterben schlechtweg, weil häufig 3>?; u. t>v>a mit ihnen verbunden wer-
den (V. 8. 17. 35, 29. 49, 33. Num. 20, 26. Dt. 32, 50), noch be-
stattet werden im Familienbegräbniss, weil das Begraben noch oft
daneben ausgedrückt wu-d (V. 9. 15, 15. 35, 29. 1 R. 2, 10. 11,
43 u. ö.), u. weil sie auch von solchen stehen, die nicht bei ihren
Vätern begraben wurden (Dt 31, 16. 1 R. 2, 10. 16, 28. 2 R. 21, 18),
oder in deren Begräbnissstätte erst einer der Väter lag (1 R. 11, 43.
22, 40). Sie sind aber entlehnt vom Bestatten am gemeinsamen Ort,
u. auf das Gelangen in den Scheol übergetragen worden. In ihm be-
finden sich die Zusammengehörigen beisammen (37, 35. Ez. 32, 22 fr.
Ps. 49, 20). Mehr bei Böttcher de inferis I. 54 ff." (Kn.). — V. 9 f.
s. zu 23, 20. — V. 11* wird (wegen B'^ri^«) noch von A sein. Der
göttl. Segen, der bisher auf Abr. ruhte, setzte sich an Isaac fort
V.^ gemäss 24, 62 von C, u. urspr. Fortsetzung von V. 5. Bei Ä
scheint Isaac's Aufenthaltsort Ij[ebron (35| 27) gewesen zu sein, "^ks
•^K^ -»nV] 16, 14.
5. Die Geschlechter Ismael's Cap. 25, 12 — 18, nach A (ausg. V. 18).
Mit 25, 11 war zur Geschichte Isaac's hinübergeleitet Aber be-
vor A ganz zu Isaac übergeht, muss er, seiner Gewohnheit gemäss, das
Nöthige über die Seitenlinie des iSmael beibringen (vgl. 36, 1 neben
37, 2). lAmael war in der Vätersage eine wichtige Person, u. er hat
so grosse Verheissungen empfangen 17, 20 (auch bei B u. G, s. 21, 18.
16, 10), dass ein Nachweis der Erfüllung derselben unentbehrlich war,
zumal auch ein Theil des Gotteswortes an Abraham (17, 5 f.) damit
zur Ausfahrung kam. Schon hienach kann über die Zugehörigkeit des
Abschnitts zu A kein Zweifel sein {Kn, Nöld, Sehr. Wl.), wie denn
auch die Überschrift, die Altersangabe, die Formeln u. Ausdrücke das
bestätigen; vgl. noch bes. V. 12 mit 16, 3. 15, V. 13 der Erstgeborne
mit 35, 23, u. die 12 Fürsten V. 16 mit 17, 20. Mit Unrecht wollen
Hupf. 58 ff. V. 13—16» u. 18 (ähnUch Kay. 22), u. Böhm. 84 alles
ausser V. 17 dem A absprechen. Ein eigener Abschnitt mit der Über-
schrift ft"»^»i »iVk, der nur 16^ u. 17 enthielt, wäre wenig sinnvoll
Über 18 s. d. Zu dem Abschnitt ist zu vgl. das Verzeichniss 1 Chr.
-^ 28 31
V. 12*. s. 16, 3. 15. — V. 13 vgl. 36, 10. 40. 46, 8. Der
Gesammtüberschrift V. 12 sind untergeordnet die 2 Theilüberschriften
V. 13 u. 17. fi^iova] fällt auf, u. ist nur dann nicht völlig überflüssig,
312 Gen. 25, 18.
wenn es mit '^f^V näher verbunden wird: nach ihren Namen gemäss
ihrer Geschlechlsfolge d. h. ihre Namen nach ihrer G.F. Die Zwölf-
zahl der ISroaelstämme beruht doch wohl nicht auf leerer Systematik
des A (Nöld.) oder auf Übertragung israelitischer Verhältnisse auf iSm.
(Kn,), sondern wird einen geschichtlichen Anhalt darin haben, dass
bei roanclien hbr. Völkern dodekadisch gegliederte politische oder re-
ligiöse Gonföderationen vorkamen {Ew. G.^ I. 520 — 32; Reuss G. des
AT.^ 40 f.). Bei der Zusammenordnung der einzelnen Namen zu dem
12tlieiligen Ganzen wird dann freilich die Theorie des isr. Schrift-
stellers freier gewaltet haben. Entweder darauf, oder auf einer Ver-
allgemeinerung des Wortes limaelü zu Wüstenaräber oder Beduine
(16, 12) beruht es, wenn auch üidianiter (die nach V. 2 zu Qetura
gehören) iSmaeliten genannt werden (Jud. 8, 24 vgl. 7, 25. 8, 22.
26; Gen. 37, 25. 27. 89, 1). Dass übrigens die iSmael. Völkerver-
bindung sich früh auflöste, ergibt sich daraus, dass (abgesehen von
der künstl. Wiederemeuerung in Ps. 88, 7. Judith 1, 18) der Name
nach der Davidzeit (1 Chr. 2, 17. 27. 80) nicht mehr vorkommt {Nöld.
Amalek. S. 5). — Unter den 12 Stämmen sind die bekanntesten u.
bedeutendsten Nebajoth, ausdrücklich als Erstgeborner oder Vorstamm
bezeichnet, u. Qedar^ beide auch in den Inschriften Asurbanipals
(Sehr. KAT.2 147) u. Jes. 60, 7 verbunden, wie Plin. 5 § 65 die Na-
bataei neben den Gedrei nennt (die arab. Genealogien, zB. Ihn Goteiba
p. 18. 80 u. Abulf. bist anteisl. p. 192, welche Qaidar u. Näbit als
iSmael's älteste Söhne aufführen, sind einfach aus dem AT. geschöpft).
Im AT. findet man über die Nebajoth nur noch, dass Esau mit ihnen
sich verschwägerte (Gen. 28, 9. 86, 8), u. sie ein heerdenreicher
Stamm waren (Jes. 60, 7). In der israel. Geschichte bis zur Perser-
zeit werden sie nircends erwähnt, wohl aber als Nabaüai auf den
assyr. Monumenten (Schr. KGF. 102). Dagegen in der Diadochenzeit
erscheinen Nabaläer als ein bedeutendes arab. Volk, welches die Sitze
der (nach dem Süden Kenaan's gesiedelten) Idumäer mit der Haupt-
stadt Petra eingenommen (Diod. 19, 94 — 100 ff.) hatte, u. weiterhin mit
dem Sinken des Seleucidenreichs auch im Ostjordanland u. in der syr.
Wüste (1 Macc. 5, 25. 9, 85) bis in den Hauran u. in Damask (Jos.
ant. 18, 15, 2) die Herrschaft an sich riss, wie auch südl. nicht blos
bis Elath, sondern noch ziemlich weit in das eig. Arabien hinein reichte
(Diod. 8, 48; Steph. Byz. u. Safiovöa), so dass die Nabatäer damals
als die an die Syrer grenzenden Araber überhaupt galten (Strab. 16,
4, 18. 21; Plin. 12 § 78), u. das ganze Land vom Eufrat bis zum
rothen Meer Nabatene hiess (Jos. ant 1, 12, 4; Hier, qiiae. a. 1.). Sie
hatten eigene Könige, waren ebenso kriegerisch, wie durch Handel u.
andere Künste des Friedens bedeutend; von ihrer Gultur zeugen theils
die Ruinen ihrer Hauptstadt Petra, theils die nabat Münzen u. Stein-
inschriften aus den 1. Jahrb. vor u. nach Ghr. (vgl. Ew. G.^ I. 451 ff.
IV. 458; Nöld. in BL. IV. 269. Ober die vielen, neuestens im nördl.
Arabien, besonders in el-Qi^r oder Madäin $älib u. in el-'^Öla, südl.
von Teimä, gefundenen nah. Inschriften s. Documents ^pigr. recueillis
par Doughly, publ. par Renan ^ Par. J884, u. Euting nab, Inschr.
Gen. 25, 13. 14. 313
aus Arab», Berl. 1885). Ihr Reich wurde von Trajan zerstört (Dio
Cass. 68, 14; Ammian. 14, 8, 13) u. frische Araberstämme drangen
in die weiten Gebiete ihrer ehemaligen Herrschaft ein. Ob diese spä-
teren Nah. mit den i-i^na zusammenzubringen sind, ist noch immer
eine Streitfrage. Ihr Name wird auf den nabat. Inschriften u. von den
Arabern tsna geschrieben; die talmud. Juden schreiben ihn aber auch
mit r\ (ZDMG. XIV. 371; XV. 413; XXV. 123 f.), u. schon Jos. ant
1, 12, 4 hält sie fOr einerlei mit n-Äi (vgl. Trg. Jes. 60, 4). Damit
wäre freilich wenig gewonnen, wenn die Annahme, dass die spätem
Nah. Aramäer waren (Qualremere im Joum. As. 1835; C. de Per-
ceval Essai sur l'hist d. Arab. I. 35 ff.; RiU. EK. XII. 128 ff.; Halevy
Rev. Grit. 1887 No. 32 p. 104; RDuval JA. VIII, 11 p. 107), sicher
wäre. Doch ist nach dem Befund der nabat. Inschriften wahrschein-
licher (iVd7rf.ZDMG. XVIL 706 f.; XXV. 122f.; Sem. Sprachen 31; Euting
a. a. 0. 73 ff.), dass sie arabischer Nationalität waren, aber für Ver-
kehr u. Schrift sich des Aramäischen bedienten. Dann aber kann man,
den Wechsel von ^ u. ts vorausgesetzt, immerhin annehmen, tlass Name
u. Stoff der alten >^''aa in dem neuen aus r^'^as u. andern Arabern (wohl
auch Aramäem) zusammengemischten Volk der tsna sich fortgesetzt
haben, wogegen andere (zB. wieder Glaser 11. 409 f.) auf Unterschei-
dung beider dringen. Jedenfalls sind von den M'^aa die in Inschriften
Tigl. Pilesar's II u. Sanberib's erwähnten aram. Ndbalu in oder nahe
bei Südbabylonien {Sehr. KGF. 105 ff.) zu unterscheiden, obwohl
später auch die muslimischen Araber den Namen t^aa auf das an-
sässige Bauernvolk der aram. Länder, nam. Babyloniens, übertrugen
{mid. ZDMG. XXV. 122 ff.) — Die Qedarener werden in der isr.
Königszeit, da die Midian schon mehr zurückgetreten waren, nam. vom
8. Jahrb. an, im AT. viel genannt, als gute Bogenschützen, den An-
griffen der Assyrer u. Babylonier zunächst ausgesetzt (Jes. 21, 16 f.
Jer. 49, 28 ff.), in schwarzen Zelten (Gant. 1, 5) u. offenen Dörfern
(Jes. 42, 11. Jer. 49, 31) wohnend, reich an Kamelen u. Heerden
(Jer. 49, 32. Jes. 60, 7) u. damit Handel treibend (Ez. 27, 21), zwi-
schen dem petr. Arabien u. Babylonien (Gnom. ed. Lag.^ I. 111; in
einer regio inhabitabilis trans Arabiam Saracenorum, Hier, ad Jes.
42, 10), vgl. noch Jer. 2, 10. Ps. 120, 5 (u. dazu Theodoret, auch
Suidas sub Kri^&q). Auch keilschrifllich werden die Kidri neben Na-
baitai u. als ihre Hauptgottheit Atar-samain (^c/»r. KGF. 52 ff. 101 ff.,
KAT.2 147 f.; vgl. Glaser II. 439) erwähnt. Ihr Name (wie der der
I§maeliten) ist bei den Rabb. Bezeichnung der Araber überhaupt (Sprache
Qedar's ist arabische Spr.), wie schon die Trgg. "^"fp durch Araber er-
klären, einmal auch durch taaa Ez. 27, 21. — ^»37»] LXX Naßdeiik,
erkennen Del. Par 301 f. u. Sehr. KAT.^ 148 in den Idibiil eines
Textes Tiglathpilesar's fl (vgl. Glas. H. 439). tabaö] LXX Maööcifi,
unbekannt; als Name eines §imeonitischen Geschlechts 1 Ghr. 4, 25.
3«5»ä] LXX. MaiSfia; ebenfalls Name eines §im. Geschl. 1 Chr. 4, 25
(Ri. HWB. 993). Nicht hergehörig sind die MctiiSat^ccvelg (Kn) bei
Ptol. 6, 7, 21 (s, ZDMG. XXII. 672) nordöstl. von Medina, u. die Ort-
schalt el Mismije in der Le^ä {Del.) südl. von Damask. Die Karten
314 Gen. 25, 14. 15.
(zB. Stieler's HAtlas nr. 70; Euling*s in Nab. Inschr. S. 2) verzeich-
nen einen GMismd südöstlich von Käf, östlich vom W. Sirl^än,
in der Breite von fdumaea, u. einen andern südlicher, westl. von der
§ammar-Residenz HAjel, gegen Teimä zu, wo auch Inschriften gefunden
wurden; es wäre möglich, dass im einen oder andern sich eine Spur
von yi9V» erhalten hätte, rm^] schwerlich das (von Wetzsl, Uauran
93 nachgewiesene) Duma im östl. Haurän, vielmehr wahrsch. „^ov-
fitt^a (Steph. Byz.), Domaia (Plin. 6 § 157), Jovfud'ay Jov^iccld'a
(Ptol. 5, 19, 7. 8, 22, 3, von ihm bald in Arabia felix, bald in A.
deserta gesetzt), gjo^iy bei Abulf. ed. Rom. p. 89'S u. Jaqut IL 625 ff.;
„7 Tagreisen von Damask u. 13 von Medina, auf der Grenze von
Schäm u. Iräq, nach Edrisi p. Jaub. I. 335 vier Tagreisen nördl. von
Teime, u. dort im Distrikt el-6auf von neueren Reisenden {Nieh, Arab.
344; Burckh. Syr. 1043) wieder erkannt, gewöhnlich Dumath al-
öandal genannt'* C^^*)» ^^^^ ^^^ ^^^^ ^^^* ^^i 11 zu unterscheiden.
Man kennt übrigens noch eine Reihe andei^er Duma (aufgezählt bei
Müklau de prov. Aguri 1869 S. 19 f.). »te»] wird gewöhnlich, auch
von £n., mit den Maaavol des Ptol. 5, 19, 2, nordöstl. von Duma, com-
binirt. Auch in den Asurbanipal-Inschriften erscheint Masu neben
NabaiUi u. Kidri (Sehr. KGF. 102; KAT.2 148 f.). Gegen Hitzig s Ver-
muthungen über Massa s. Miihlau S. 22 ff., aber auch MüMau^s Mei-
nung, dass es in der Nähe des Duma im Haurän gelegen haben werde,
hat keinen guten Grund. 111:1] wie nach Mass., 1 Chr. 1, 30, Sam,
Joseph, (statt iiq) zu lesen ist (LXX xal Xoddccv, in Chr. Xovddv,
XoddaS), sonst unbekannt, k^*")?] nicht als Taimä f Stunden von Duma
im Haurän (Welzst. 94), oder als Saijioi nördl. von den Gerrhäem
am pers. Meerbusen Ptol. 6, 7, 17, oder Banu Taim eben dort nach
Jäqüt Moscht. 310. 352. 413 (üTn.), sondern als der Jer. 25, 23. Ij.
6, 19 genannte Handelsstamm zu verstehen, dessen Land Jes. 21, 14
mit dem Taimdu der arab. Geogr. {Ges. th. 600) am Westrand von
Ne^d, südöstl. von der Nordspitze des älanit. Meerbusens; zusammen-
zustellen; auch keilinschrütlich neben den Mas'äem genannt {Sehr. KGF.
262 f.); neuerdings ist dieses Teimä durch die von Huber u. Euting dort
aufgeaindenen Inschriften (SBAW. 1884 S. 813ff.) als Sitz einer alten
Gultur nachgewiesen, i'tts;'] u. 'O'^tt] waren Nachbarn der ostjordan.
Isr., von denen sie (in Saul's Zeit?) nebst den Hagräem bekriegt u.
zum Theil verdrängt wurden (1 Chr. 5, 18 ff.), vgl. noch Berth. zu Esr.
2, 50. Naphisch ist sonst unbekannt Dagegen werden die Huräer
vom J. 105 V. Ch. an häufig erwähnt, als ein rauhes, wildes, räuberi-
sches Bergvolk, gute Bogenschützen; ihr eigentlicher Sitz waren in der
röm. Zeit der Libanon u. Antilibanos (Strab. 16, 2, 10. 18; Plin. 5
§ 81; Joseph, vit. 11 u. Dio Cass. 59, 12); sie mögen aber früher
auch südlichere Gebiete inne gehabt haben. Der jüd. König Aristobul I
nahm ihnen ein Stück ihres Landes ab, u. zwang sie zur Beschneidung
oder Auswanderung (Jos. ant. 13, 11, 3). Dass sie noch in der röm.
Zeit auch Trachonitis u. den Ij[auran inne hatten {Wetxst. 90 ff»; schon
die Onomast, nehmen Ituraea u. Trachonitis als einerlei), lässt sich aus
keinem Zeugniss (auch Strab. 16, 2, 20 nicht) beweisen, s. darüber
Gen. 25, 15—1^ 315
Schürer G. des jüd. Volks ^ I. 594 ff.; Ri. HWB. 783). Dabei bleibt
immerhin möglich, dass die heutigen Drusen Nachkommen von ihnen
(Kn) sind. Mit GMür hat ^«»ta^ nichts zu thun (s. Dt. 3, 14 u. Welzsl,
91). ^\>] sonst nirgends erwähnt Denn auch die b^R "^Ja (Jud. 6, 3.
33. 7, 12 von Midian u. Amaleq unterschieden, u. Jes. 11, 14. Ez.
25, 4. 10 neben Edom Moab Ammon genannt) sind nicht ein einzel-
ner arab. Stamm, sondern wie 1 R. 5, 10. Jj. 1, 3 ein Sammelname
für die östl. Araber, der (Jud. 8, 10. Jer. 49, 28) auch die Amaleq
Midian u. Qedar in sich fassen konnte. Sonst vgl. noch die "2^7^
15, 19. — Nicht aufgeführt sind unter den iSmaeliten die d'^w oder
B^»"??*? Hagräer, welche in den Quellen der Glu^onik, in der Nähe der
ostjordan. Stämme (1 Chr. 5, 10. 18 ff.; 11, 38. 27, 31) u. zwar neben
iSmaeliten (1 Chr. 27, 30 f., vgl. Ps. 83, 7) erwähnt, u. bei Ptol. 5,
19, 2 neben die Batanäer gesetzt werden, auch bei Eratosthenes (Strab.
16, 4. 2) als ^AyQciioi (^Ayghg Dion. perie. 956) vorkommen. Ob ihr
Name mit Hagar, der Mutter iSmaels, zusammenhängt (Bar. 3, 23; Nöld,
Amal. 6 f.), ist fraglich. — V. 16. „Das sind die lämaelsöhne in ihren
Gehöften u. ihren ZelUagem d. i. die theils in Dörfern oder offenen
Flecken (Lev. 25, 31. Jes. 42, 11) fest wohnen, theils blos in beweg-
lichen Zeltlagern*' (Num. 31, 10. Ez. 25^ 4). „Denn n^j'^t? von 'in«
(verwandt mit *^i'» kreisen) bezeichnet das Zeltlager, welches gew. kreis-
förmig geschlagen wird u. %|«i> heisst, s. BurcUh. Bed. 26 {Kn.), Es
ist ohne Zweifel ein technischer Ausdruck (gegen Gieshr,), wie n^M.
12 Slammfürslen] 17, 20. Das seltene h^k, ein mehr arab. Wort,
hat A hier u. Num. 25, 15 von diesen arab. Völkerschaften sehr ab-
sichtlich gebraucht — V. 17 vgl. V. 8. — V. 18. Ihre Wohnsitze.
Schur vor Äg.] s. 16, 7. Chavila] s. oben S. 60 u. 200. in der
Richtung (10, 19. 30. 13, 10) auf Assur] an sich (weil Assur dabei
im polit Sinn genommen ist) u. zumal in dieser Stellung höchst auf-
fallend, wohl eine Glosse, welche besagen soll, dass sie sich bis gegen
den Eufrat hin (Jos. ant 1, 12, 4) ausdehnten; nach Hupf, 150 ver-
derbt aus n-nw nsKia (1 S. 15, 7), nach WL XXI. 410 (DeL Par. 131)
Dittographie von litö-i?, während Nöld, 26 rr-iwR für aus einem äg.
Ortsnamen entstellt hält 'a'' ^ '^3|'^?] 16, 12. hti] fiel er ein d. h.
Hess sich nieder (Jud. 7, 12). Der V* ist keinenfalls von A (der nicht
l^v schreibt), schliesst sich auch nicht an V. 17 an {Hupf.), sondern
gehört wohl zu C (hinter V. 6). V^ aber, auffallend durch die 3 p. S.,
scheint ein von R oder einem Späteren aus 16, 12 genommener Zu-
satz, in welchem is» (weil in V* gebraucht) zu Vm variirt wurde.
IV. Die Geschichte Isaac's, Cap. 25, 19— Cap. 37, 1.
Isaac tritt in der Erzvätergeschichte sehr zurück. Keine der drei
Quellenschriften hat über ihn viel zu erzählen, u. was über ihn er-
zählt wird, hat seine durchgehenden Parallelen an den Erzählungen
316 Gen. 25, 19.
über Abraham: die anfängliche Unfruchtbarkeit seiner Ehe, die Gefahr
seines Weibes, die Achtung, die ihm Abimelekh zollt, die Brunnen-
streitigkeiten mit Abimelekh's Leuten, sogar die häuslichen Widerwärtig-
keiten wegen seiner 2 ungleichartigen Söhne. Dabei ist es gleich-
gültig, ob früher in der Sage Isaac das Urbild u. Abr. das Nachbild
war (m. Prol. 338; Kuen. 0.2 I. 228 f.) oder nicht; derarüge Fragen
zu entscheiden reichen unsere Mittel nicht zu. In der jetzigen Gen.
erscheint jedenfalls Is. durchaus als das schwächere Nachbild seines
Vaters. Er ist der Sohn der Verheissung u. erbt vom Vater die
Stellung u. den Besitz der durch ihn errungenen Güter; ohne die hohe
Kraft Abraham's tritt er in dessen Fusstapfen, bewährt treu, sanft u.
geduldig das Überkommene, dient dem Gott seines Vaters, u. wird von
diesem, gleich Abr., geschützt, geleitet u. gesegnet. Seine Prüfungen
kommen ihm von Fremden, den Philistern, u. aus seinem eigenen Hause,
aber durch mildes u. williges Wesen überwindet er dieselben. Auch
der Kreis der Örtlichkeiten, an welchen sein Andenken haftet, ist be-
schränkter als bei Abr.; die ausführlicheren Erzählungsstücke zeigen ihn
immer in dem äussersten Süden u. den Oasen der Wüste (Beer La-
chajroi, Gerär, Beer§eba' 24,62. 25,11. 26,1—33); A aber setzt
ihn, wie den Abr., (wenigstens zuletzt) nach Mamre (35, 27 — 29).
In dem nach Abscheidung des Lotvolkes, der ISmaeliten u. Qeturäer
noch übrigen Reste der urspr. Abrahamischen Einwanderimg, welcher
längere Zeit in diesißn südl. Steppen sass, erkannten die Späteren den
Theil der Hebr., der Abraham's Art am reinsten bewahrte, u. ilire eigent-
lichen Vorfahren. — Je weniger hiernach über Isaac zu erzählen war,
desto mehr über seine beiden Söhne Esau-Jacob; der Anlage der Prie-
sterschrift gemäss gehört das eben unter die Toledoth Isaac's. Jacob-
Israel ist der eig. Vater des Israelvolkes, der Vertreter einer neuen hbr.
Einwanderung vom Stromland her, aus welcher mit dem Isaacvolk zu-
sammen sich Isr. herausbildete; er hat das mittlere (Bethel-Sekhem) u.
östl. (Malianaim, Peni^l, Sukkoth) Land zum Schauplatz seiner Thaten.
Neben ihm steht als die andere Hauptgestalt Esau-Edom, der Bruder
Jacob-IsraeFs, der Erstgeborne, der früher als Jacob mächtig u. zu
einem selbständigen Volk herausgebildet war, aber durch den jüngeren,
strebsameren, höheren Zwecken dienenden Jacob später zurückgedrängt
wurde. Der Kampf dieser 2 Brudervölker, oder, wie sie in diesen
Vätersagen erscheinen, 2 Männer um den Vorrang bildet einen Haupt-
inhalt in den Toledoth Isaac's, ein Kampf, der an Reiz u. Bedeutung
dadurch erhöht wird, dass Isaac, der in Kenaan geborne, auf Seiten
Esau's, Rebecca aber, die Qarranerin, auf Seiten Jacob's steht. Aber
auch dieser Kampf zwischen Esau u. Jacob, dessen nationalen u. für
das Verhältniss der Völker Edom u. Israel vorbildlichen Hintergrund
man noch leicht durchfühlt (Ew. G.^ I. 492 — 504), erschöpft noch nicht
den Inhalt dieser Isaacgeschichte. Das meiste derselben stammt von B
u. G, u. ganz ebenso, wie R bei Abr. die göttl. Erziehung desselben
zum Glaubenshelden zum Hauptgesichtspunkt macht, so hat er auch
hier aus den Schriften jener Erzähler mit Vorliebe solche Stücke aus-
gewählt u. zusammengestellt, welche ihm den Nachweis ermöglichten^
Gen. 25, 19. 317
wie Jacob von seinen Anfängen an zum Erben der Verheissungen be-
stimmt u. befähigt, doch durch eine lange Reihe von Demüthigungen,
Prüfungen u. Läuterungen durchgehen musste, bis er endlich der Mann
wurde, dem Gott den Bund mit Abr. erneuem, u. der zuletzt als der
Erbe [saac's eintreten konnte. Es werden darin zugleich treffende
Charakterzeichnungen der beiden Brüder gegeben: der eine bieder, auf-
richtig, gutmüthig, aber rauh u. roh, nur auf das Augenfällige u. Augen-
blickliche gerichtet, darum endlich unterhegend, der andere unlauter,
listig, schlau, darum in Nöthen u. Kämpfe verwickelt^ aber nach den
höchsten Zielen mit List u. Kraft (Hos. 12, 4 f.) strebend u. darum
nach langen inneren Läuterungen endlich Sieger. — Auch dieser Theil
gliedert sich in 8 Abschnitte : 1) die Isaacgeschichte u. Jugendgeschichte
Jacob^s bis zu seiner Wanderung nach Harran 25, 19 — 28, 9; 2) Jacob
in der Fremde u. die Gründung seines Hauses in Harran im Kampf
mit Laban 28, 10—32, 3; 3) Jacob zurückgewandert, als bewährter
Gotteskämpfer, vor dem Esau weichen muss 32, 4 — 37, 1.
a) Die Geschichte Isaac*s u. Jacob's Jugendgeschichte,
Cap. 25, 19—28, 9.
1. Geburt und erste Jugend der Zwillingsbrüder sammt den Vor-
spielen ihrer künftigen Kämpfe, Cap. 25, 19 — 34 nach A u. C (u. B).
Isaac erhält nach 20jähriger Unfruchtbarkeit seines Eheweibes
auf sein Gebet hin endlich Zwillingssöhne, Esau u. Jacob, von denen der
letztere dem ersteren schon bei der Geburt zuvorzukommen sucht.
Herangewachsen wird Esau ein Weidmann der Liebling des Vaters,
Jacob ein Hirte Liebling der Mutter. Esau aber, einst hungrig vom
Felde heimkehrend, verkauft an den Jacob sein Erstgeburtsrecht um
ein LinsengerichL — Hier sind mit sammt der Überschrift V. 19 f.
u. 26^, wegen der chronol. Angaben, wegen "t^Vw? Paddan Aram^
Beihuel der Aramäer, sicher Beste der Erzählung des A. Das Übrige,
in sich wohl zusammenhängend, wird wegen (Hnn*» 22 f., *^ry 21, i"*?^
23, der Ähnlichkeit von 24—26 mit 38, 27 ff.) in der Hauptsache
dem C zuzuschreiben sein {Hupf, Sehr. Kay,, Bud, 217; Kuen, 0.^
L 144). Jedoch ist V. 25 u. 27 überladen, u. enthält Dubletten aus
B, wie ja der wesentl. Inhalt von 27 f. auch bei B in Cp. 27 voraus-
gesetzt, u. 26a durch Hos. 12, 4 als nordisrael. Überlieferung bezeugt
ist. C wird den B als Vorlage benützt haben; R hat dann aber aus
letzterem einiges nachgetragen, daher die Dubletten {Kitt, 127 gibt
25, 24. 27 f. dem B u. C gemeinsam, 25. 26» dem B). Bei C aber
stand dieser ganze Abschnitt ohne Zweifel nicht vor, sondern hinter
Cp. 26 (s. 26, 7\ u. ist nur von R zum Zweck der Einfügung in das
Schema des A (V. 19 f. 26^) versetzt
V. 19 f. nach A. Aus der Fassung der Worte, wie aus seiner
sonstigen Manier (26, 34. 28, 2 ff. 36, 2 f.) ist wahrscheinlich; dass A
318 Gen. 25, 20—22.
die Yerheirathung Isaac's auch kurz berichtet hatte , die betreffende
Stelle aber von R ausgelassen ist (s. S. 800). Dort oder sonst wo
wird er auch über die Beziehung Abrahams zu dem Aramäer Bethuel
(etwa vermittelt durch Abraham's Aufenthalt in Qarran 11, 81. 12, 4)
etwas angegeben haben; dass es ihm ferne lag, sich darüber zu äussern
{Bud. 423 f.), ist zu viel gesagt u. durch 26, 84 (wo es sich
blos um Esau handelt) nicht zu erhärten. — Den Aramäer (10, 28)
nennt A den Bethuel (s. S. 294 f.) u. den Laban auch 28, 5, ebenso
den letzteren B in 81, 20. 24 (vgl. Dt. 26, 5; Ew. G.^ I. 490 f.).
B^« l"«] im AT. nur bei A: 28, 2. 6f. 81, 18. 83, 18. 85, 9. 26.
46, 15 (48, 7). )^t bedeutet im Aram. Joch, im Arab. (wo es ein
nabat. Fremdwort ist, öawdliqi 112, 2) pflügende Ochsen u. das Ge-
schirr derselben, dann ein bestimmtes Maass Ackerland , wie jugum,
Jugerumy (Lane 2858; ZDPV. IX. 54), u. wird von Lagarde Proph.
Ghald. p. XLin für persisch gehalten. Aber II Rawl. 62, 88 wird
padanu (welches als paddnu sonst Weg, Pfad bedeutet, Sehr, KAT.^
612) mit ginü (Garten) u. iklu (Feld) gleichgestellt {Del, Par. 185),
u. könnte also auch schon im Assyr. Feld, Ebene bedeutet haben.
Das wahrscheinlichste ist immer, dass b^k m« Hos. 12, 18 die hebr.
Obersetzung des Wortes ist. Wie 24, 10 bei C o^i^rja b^h dalör steht,
so haben es LXX Vulg, mit Mesopotamia Syriae oder Mesopotamia wie-
dergegeben, vgl. die campos Mesopotamiae bei Gurt 8, 2, 8. 5, Ij 15.
Daraus folgt aber noch nicht, dass beide Begriffe völlig identisch sind,
noch weniger, dass Paddan Aram die Gegend um Harran war. Doch
ist zu beachten, dass „der Name pfe (vgl. 48, 7) an einem Orte Faddän
u. einem Teil Fadddn in der Nähe von Qarran haftet" (s. Peregr. Syl-
viae bei Gamurrini 72; WWright GaUl. Syr. MSS. DI. 1127; Jaqul
111. 855; sonst Chwolsohn Ssab. I. 804; Nöld. in ZDMG. XXIX. 488),
vgl. Sachau R. Mesop. 222. „Dass die Gegend von Edessa u. Harran
eine Ebene umgeben von Bergen ist, lehren Edriäi p. Jaub. II. 158;
Wilh. von Tyrus 10, 29; Buckingh. Mesopot 111" (Kn). — V. 21.
Wie Sara u. Raffel (11, 80. 29, 81) ist auch Reh. unfruchtbar, gegen
20 Jahre nach V. 26. Auch Isaac soll so erst in der Geduld geprüft
werden, u. die Nachkommenschaft als Gabe der Gnade, nicht als Frucht
der Natur empfangen. „Er betet also zu Jahve u. wird von diesem
erhört. S^] beim Pass., wie 14, 19. '^^w« nsaV] eig. gegenüber sei-
nem Weibe, so dass er es im Auge hatte, in Hinsicht auf es; »sih
nur hier u. 80, 88; bei A nsä" {Kn.). ^ry-i] Ex. 8, 4 f. 25 f. 9, 28.
10, 17 f. bei G. — Y. 22. Sie ist mit Zwillingen schwanger, die sich
aber im Mutterleibe stossen; ein Vorspiel der künftigen Kämpfe der
beiden Männer u. Völker. „Ebenso hatten nach ApoUod. 2, 2, 1 die
um die Herrschaft streitenden Brüder Akrisius u. Prötus sich schon
im Mutterleibe gestritten, wenn also, warum doch ich?] d. h. wenn
das so geht, warum bin, existire ich? Sie legt dem Vorgang eine
schlimme Vorbedeutung bei" {Kn,), Das ''M« nt nth ist zwar kurz
gesagt, aber am Ende nicht kürzer als is bk. Ein bk nach m {BöUch.)
erforderte auch noch ein ^"hk, u. wäre unhebräisch. Dass n? nicht
Praed. sein kann (LXX, de We,), ist selbstverständlich, u. ein rr»n zu
Gen. 25, 22—25. 319
suppiiren, liegt immer noch n9her, als ein "»iriiw oder '^f}y^9. Auch
27, 46 ist sie sofort mit einer ähnl. Rede bei der Hand, als wäre
gar nicht leben besser, als zum Unheil leben. Beunruhigt geht sie hin,
darüber Jahve zu befragen. Es wird vorausgesetzt, dass es schon da-
mals Orakelstätten gab (14, 7) oder Seher und Priester des wahren
Gottes (14, 18), an welche man sich in solchen Anliegen um Aus-
kunft wenden konnte. Wenn Cp. 26 einst vor 25, 21 ff. stand, dann
liegt es nahe, das hier gemeinte Heiligthum in BeerSeba^ 26, 23 — 25
zu suchen {WL XXI. 418). Aber der Nachweis der Entstehung des
Orakels in BeerS. (Stade Ge. ^ 474) erscheint nicht beabsichtigt — V. 23.
Die Antwort, der Orakelspruch, ist rhythmisch gegliedert, u. gibt mit
der Erklärung des Sichstossens der Kinder eine Fernsicht auf das Ver-
hältniss der Völker Edom u. Jacob, wornach das jüngere das ältere
überwinden u. dienstbar machen werde, vgl. die ähnl. Ankündigung
27, 29. 40. von deinem Leibe ab werden sie sich trennen] her-
vorgehend aus Mullerleib werden sie zwiespältig sein (V. 26). b«V]
im Pent. nur noch 27, 29. V3>at] 19, 31 ff., wie dort auf das Alter
bezogen (vgl. 29, 26. 43, 33. 48, 14). a?] Ij. 32, 9; Art. kann in
Poesie fehlen. Daraus , dass hier (anders als 27, 40) vom schliessl.
Freiwerden des Älteren nichts gesagt ist, kann man nicht (mit Kn.)
schliessen, dass der Vrf. vor der Losreissung Edoms lebte; so genau
wie Cp. 27 von der Zukunft zu reden, gehörte hieher nicht. — V. 24,
vgl. 38, 27. voll werden] von der ablaufenden Zeit, hier der Schwanger-
schaft, wie 29, 21. 50, 3. oö-iin] contr. aus ö'^'i«»? 38, 27. — V. 25.
Der erste Knabe wird geboren röthlich; wohl nicht von den rothen
Haaren (Ges, Tuch Kn, a.) sondern von der rothbraunen Hautfarbe
[Del) zu verstehen, wie bei David (1 S. 16, 12. 17, 42) gemäss 1 S.
19, 13. „Arab. Schriftsteller wie Ihn Coteiba p. 19 u. Abulphar. bist,
or. p. 22. 42 leiten die rothhaarigen Orientalen von Esau ab^' {Kn,).
Jedenfalls wird damit auf den Namen &ik angespielt, von dem V. 30
eine andere Erklärung gegeben wird, u. weist somit auf eine andere
Quelle hin. Es ist nicht aus einem andern Wort, etwa ^"^ajto (jBud.
217) blos verderbt, da 'w '«» i^s zur Begründung des Namens iw?
vollkommen genügt, auch nicht Glosse {KS^^ sondern eher von R aus
B eingefüllt, er ganz wie ein Haar- oder Pelz-Mantel (Zach. 13, 4),
d. h. am ganzen Leibe mit Haaren bedeckt Mit ^jw wird (vgl. 27,
11. 23) auf ^*^yi angespielt, welches Gebirgsland Esau's Nachkommen
bewohnten (36, 8). Aber der Name, der hier geflissentlich erklärt
werden soll, ist t^y, mit dem man ihn benannte; ivy würde demnach
rauh, behaart bedeuten, womit man (freilich gegen die Lautgesetze,
s. Fleisch, in Levy Neuhbr. WB. HL 732) gewöhnlich ^-x^T zu-
sammenstellt (vgl. auch den Ovamog der Phöniken, oben S. 7; Ew.
G.^ L 494 f.). Die Neueren meinen, dass Esau u. Edom urspr. Götter
gewesen seien {WL XXI. 435; Stade Ge.^ 120 f.; RSmith ReLof Sem.
43; vgl. Baudiss. Stud. I. 40; Rösch in ZDMG. XXXVHI. 646; aber
dagegen auch Bäthg. Beitr. 10; Nöld. ZDMG. XLU. 470); gegen der-
artige Götter (göttlich verehrte Heroes eponymi) wäre doch wohl Eu-
320 Gen. 25, 26—30.
hemeros im Recht. * — V. 26. „Der zweite kommt in der Art zur
Welt, dass seine Hand an der Ferse des Bruders hält: er will den
voraudringenden Esau zurückhalten u. selbst der Erstgeborene werden.
Der Vrf. nimmt a)?? als denom. von ag? Ferse u. af?^ als Fersen-
kalter ^ vgl. Hos. 12, 4. Allein die Sache ist sehr unwahrscheinlich.
Nach Busch LB. d. Geburtskunde § 289 erfolgt bei Zwillingsgeburten
die Geburt des 2. Kindes in der Regel binnen 1 Stunde nach der
Geburt des ersten, gar hSufig auch später. Vielleicht ist a(?5 s. v. a.
Nachfolger'' (ebenso Reuss Gesch. d. AT.^ 52), „indem die W. apj
hinterhersein, nachfolgen, nachspüren, nachstellen, belisten bedeutet"
(Kn,), vgl. auch die Wendung in 27, 36. Wenn übrigens apr^ aus
hnzpy^ (S. 219) erst abgekürzt ist, sind noch andere Deutungen mög-
lich {Bäthg. 158). k;i?«5] neben ^»y^^l V. 25 ist auffallend, erklärt
sich aber wohl daraus, dass R schon hier, wie sicher in V^, aus A
schöpfte (vgl. 16, 16), denn auch A muss die Geburt dieser Söhne
erzählt haben. )niVa] Ew. 304*. — V. 27 f. Esau wird heranwachsend
(21, 8. 20. 38, 14) ein jagdkundiger, ein Mann des Feldes (ver-
schieden von titoi« »*•*« 9, 20), Weidmann, der dem Wild nachjagend
die Gefilde durchzieht, daher des Vaters Liebling, denn Wildbret war
in seinem Munde, d. h. nach seinem Geschmack, mundete ihm, dem
Isaac, vgL 27, 5. 7; i'^fed gäbe einen andern Sinn, u. das Suff, auf
Esau zu beziehen „weil er ein Wildbretesser war, immer viel Wild-
bret hatte" {Abulwalid s. JA. IV. 16 p. 239; Böltch) macht nichts
besser. &p] kann in diesem Zusammenhang weder sittlich uniadelig,
noch auch SicXacftog^ ankovg, simplex, lauler, schlicht (LXX Aq,
Theod. Vulg.) bedeuten, da Jacob ja vielmehr weiterhin als der listige
erscheint, sondern muss etwa s. v. a. ^iiSQog (Philo) sein {Ges. th.;
Ew, G.^ L 505), wie man das deutsche fromm auch im Sinne von
ruhig, still (im Gegensatz gegen die Wildheit) gebraucht, u. wie o^w
von einem ähnlichen Grundbegriff aus die besondere Bedeutung fried-
lich aus sich entwickelt hat. Ein Zeltbewohner aber heisst er, nicht
als ein häuslicher Mensch (LXX), sondern (4, 20) als Hirte, wegen
seiner Beschäftigung. „Die Jagd, nicht aus Nolhwehr oder Bedürfniss,
sondern wie von Esau als Lustgeschäft getrieben, gilt dem Vrf. als
etwas Wildes, Grausames, Rohes, zumal im Vergleich mit dem bei
den Hebräern sehr geachteten Hirtenleben" (Kn.), Übrigens ist m» w^k
neben t*:« a>T», wie on «^k neben o-^Vn« ato-* doch wohl Dublette aus
der andern Quelle (vgl. V. 25). — V. 29 — 34. Ein erster Ausbruch
des Kampfes, den die Brüder mit einander kämpfen, zugleich ein Bei-
trag zu ihrer Charakteristik. V. 29 f. „Einst kommt Esau, als Jacob
ein Gericht (Linsen, V. 34) siedet, hungrig von der Jagd nach Hause
u. wünscht von dem Rothen zu schlingen. Gierig sagt er nicht VaK,
sondern i3»V schlingen (s. Ges, th.). Auch kann er vor Heisshunger
die Linsen nicht gleich beim Namen nennen, u. bezeichnet sie nach
dem Anblick nur als das Rothe, als ein q)oiviMwv wie Grates bei
Diog. Laert. 7, 1, 3. Davon soll er den Namen Edom erhalten haben"
{Kn), „Aber soll man nicht oiKn lesen? denn arab. iddm^ ist noch
heute im Orient ein gewöhnlicher Ausdruck für etwas, was mit Brod
Gen..25, 30— 34. 321
gegessen wird, u. dass B''»t3> T^ta ein solches iddm war, ist aus V. 34
klar. Schon die LXX mit ?iprj(Aa scheinen es so verstanden zu haben"
{Thomas D, Anderson in Edinburgh, brieflich am 26. Juni 1883).
In der That scheint dies die beste Erklärung; sie ist schon von Boysen
in Symb. p. 13 (s. Schleusner N. Thes. IL 595) vorgetragen. — V. 31.
„Eigennützig verlangt Jacob dafür Abtretung der Erstgeburt. Zu den
Rechten der Erstgeburt gehörte eine ansehnlichere Stellung in der
Familie u. im Stamm, so wie ein grösseres Erbtheil (43, 33. 48, 13 ff.
49, 3. Dt. 21, 17). Hier denkt Vrf. besonders daran, dass die göttl.
Verheissungen der Linie der Erstgeburt angehörten, vgl. Sem, Abr.,
Isaac" (ATn^. Die beste Erläuterung gibt 27, 27 ff. nnsö] s. öe*. 48, 5.
a-ins] jetzt, gegenwärtig (Jes. 58, 4), u. im Gegensatz gegen eine spätere
Zeit hier u. sonst öfters = vorerst, zuvor V. 33. 1 S. 2, 16. 9. 27.
1 R. 1, 51. 22, 5 {Ges. th. 584; Wellh. BB. Sam. 37). — V. 32. Esau
ist bereit, ich gehe zu sterben] muss sterben, sc. wenn ich jetzt
nicht zu essen bekomme {Schum. Tuch^), oder vielleicht besser: meine
Wege führen mich, den Jäger in steten Lebensgefahren, doch früher
oder später zum Tod {Ros. Vat. JSTn.); wozu mir da Vortheile, die
ich doch nicht ausgeniessen kann? — V. 33 f. „Der vorsichtige Jacob
lässt sich die Erstgeburt eidlich zusichern, u. gibt erst dann sein Lin-
sengericht heraus. Er legt Gewicht auf sie, während Esau, wie Vrf.
tadelnd hinzufugt, sie verachtet, nja] im Pent nur noch Num. 15, 31"
(An.). Zu der Malerei mit 5 aneinandergereihten Verben vgl. Ps. 48,
6. — Esau zeigt sich hier als der Mann kurzsichtigen Leichtsinns,
von sinnL Begier beherrscht u. vom Augenblick hingenommen, ohne
Gefühl für höhere Güter, gemeiner Art (Hbr. 12, 16) u. darum das
Höchste leicht verscherzend. Jacob handelt eigennützig u. unsittlich,
indem er die Noth des Bruders benützt, aber er verfolgt höhere Ziele
mit List u. Gewandtheit, u. erweist sich dadurch, wenn er nur erst
von seinen Fehlern geläutert sein wird, für die Zwecke Gottes als der
tauglichere. Beiderlei Sinnesarten stellen sich typisch in diesen Brü-
dern dar. Mehr liegt aber auch nicht darin. Weder gründet Jacob
sonst wo auf diesen Vorgang einen Anspruch auf die Erstgeburt, noch
nimmt der Vater oder gar Gott später irgendwo Rücksicht darauf.
Die Sache selbst, dass Jacob dem Esau mit der Zeit nicht blos in
volksthüml. Dingen den Vorrang abgewann, sondern auch der Träger
der Verheissung, der göttlich Erwählte wurde, stand thatsächHch fest.
Da aber Esau in der Überlieferung ganz bestimmt als der Ältere galt,
also die Erwählung Jacob's nicht mehr, wie bisher, der Erstgeburt
folgte (Mal. 1, 2 f.), so war diese Abweichung zu motiviren. Sie wird
in verschiedener Weise motivirU Nach V. 22 f. bei C war sein Vor-
rang von Gott vorausbeschlossen; bei B u. G in Cp. 27 beruht er
auf dem mit List errungenen Segen des Vaters (vgl. 48, 8 ff. über
Efraim vor Manasse); bei A wird Jacob, weil Esau fremde Weiber
genommen, von Isaac selbst vorgezogen (27, 46 — 28, 9) u. diese Wahl
von Gott bestätigt (35, 9 ff.). Hier aber geht die Motivirung im Grund
auf das Wesen u. den Charakter beider Völker, wie es sich typisch
in den Stammvätern dargestellt hat, zurück (vgL 9, 20 ff. 16, 12).
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 21
322 Gen. 26.
2. Isaac's Wanderleben und Beschwerden, Gottes Segnungen und
Verhe issungen an ihn, Cap. 26, 1 — 33 meist nach C (und R).
„Isaac zieht einer Hungersnoth wegen nach Gerär, empfängt dort
eine göttl. Yerheissung, gibt sein Weib für seine Schwester aus, treibt
mit grossem Glück auch Ackerbau, u. wird so reich u. gewaltig, dass
die Philister ihn beneiden u. fortweisen. Er zieht nach dem Nachal
Gerär, legt dort 2 Brunnen an, über welche Zank mit den Hirten Gerär's
entsteht; darauf rückt er noch weiter fort u. gräbt einen Brunnen, der
ihm nicht bestritten wird, lässt sich zuletzt in BeerSeba' nieder, wo er
Jahve verehrt, u. abermals eine göttl. Verheissung empfängt. Dort
macht er einen Brunnen, wird von Abimelekh besucht, u. schliesst mit
ihm ein Freundschaflsbündniss. Daher der Name BeerSeba' (Kn,), —
In diesem Berieht ist alles enthalten, was überhaupt über Isaac selbst,
abgesehen von seinen Söhnen, noch gemeldet wird. Man könnte des-
halb vermuthen, dass darin Beiträge aus den verschiedenen Quellen-
schriften zusammengearbeitet seien, aber in Wahrheit erweist sich fast
alles als aus C genommen {Hupf. Sehr. Kay. WL Kuen, KS.; jedoch
Kitt. 127. 138 f. vvilldem C blos V. If. 12—14. 16f. 19—22 zuerken-
nen u. hält das Übrige für Arbeit des R, der Tbeile der Abraham-
geschichte des B, zB. V. 7 ff. 26. 28 — 33 hier eingesetzt habe). Zwar
hat gewiss auch A einiges über Isaac, nam. (nach 35, 12. Ex. 6, 3)
eine Erscheinung des ■*!i^ Vk an ihn erzählt, ebenso wird auch B über
Isaac im Negeb, nam. in BeerSeba'" (46, 1 — 4) berichtet haben, aber
R hat aus ihnen nichts aufgenommen, sondern sich mit dem Bericht des G
begnügt Zwar erinnert im Ausdruck manches an B, zB. Y. 10 an
20, 9; V. 28 an 21, 22; V. 29 an 21, 23, nam. H-^k-V? 32 (21, 11.
25), die Namen 26; aber das erklärt sich hinreichend daraus, dass C
selbst schon die Schrift des B als Vorlage benützt u. vieles aus ihr
sich angeeignet hat. Sonst zeigt sich deutlich die Sprache des G, zB.
nirT*; nH-iö raSta 7, T)?^^ 8, hVk 28, nw^ 1\^'^^ 29, '"''' B»'a k^j^^i 24;
die Gefahr der Rebecca 7 — 11 (neben Cp. 20) u. der Ursprung des
Namens BeerSeba*^ 25 — 33 (neben 21, 22 ff.) kann nur auf C zurück-
gehen (wenn auch B vielleicht berichtet hat, dass Abimelekh dem Isaac
sein Freundschaftsverhältniss mit Abr. fortgesetzt hat). Jedoch V. 1-^6
(s. schon Hüz, Begr. d. Krit. 169 ff.) ist kein einheitlicher Bericht des
C, denn 2^ ist mit 3* u. 1^ unverträglich (Kn.) u. kann auch nicht
freier Zusatz des R sein, sondern weist auf Zusammenarbeitung des
Textes des C mit einem andern Referat hin, zu welchem auch *'n^5
f^H^ zT^ la gehört (s. d.). Dieses Referat, nach welchem also Is. einer
Hungersnoth wegen aus dem Lande fort nach Äg. ziehen will, aber
von Gott angewiesen wird, in dem Land, das er ihm sagen werde, zu
bleiben, u. dann in Gerär blieb (1 die 3 ersten Worte; 2 von *ittK'>i
an; 6), wird auf B zurückgehen (vgL 2** mit 22, 2^). Dagegen 1^,
in 2 die 3 ersten Worte, 3* schliessen sich zusammen als Bericht des
C, welcher gegenüber von 24, 62. 25, 11 ganz richtig mit der Er-
zählung einer Ortsveränderung Isaac's beginnt. Die Theophanie in Gerär
Gen. 26, 1—6. 323
kann nur aus G stammen (bei B ergieng die Weisung an Is. in Kenaan),
aber die Verheissungsworle 3^ — 5 beruhen auf einer spätem Erwei-
terung (s. d.), wohl erst des R*, wie selbstverständlich auch on^a« — laVö
1* ein Zusatz des R ist. — Ebenso sind ferner auch V. 15. 18 re-
dactionelle Einsätze zur Ausgleichung mit Gp. 21. — Im übrigen ist
unverkennbar, dass Cp. 26 bei G vor 25, 21 ff. gestanden hat (s. V. 7).
V. 1 — 6. Isaac's Zug zu Abimelekh nach Gerär u. Jahve's Ver-
heissungen an ihn. V. 1. p»a ay*^ '^rr^'] nach B, denn p«a kann fug-
lich nur in Kenaan bedeuten; bei G ist aber Is. nicht in Ken., son-
dern in -s^ "^n^j ^«a 24, 62. 25, 11. laV»] für i« -la^ Ew. 276^; Gen.
46, 26; meist bei A u. R, auch Dt 4, 85. 28, 69. Jos. 22, 29. Diese
Rückweisung auf die Uungersnoth zu Abrahams Zeit 12, 10 ff. kann
nur von R eingefügt sein, denn aus B ist bisher keine erzählt, '^i l^*")]
von G, angeknüpft an 25, 11. Daraus, dass Abim. bei B (Gp. 20 f.) zu
Abraham's, bei G zu Isaac's Zeit erscheint, folgt nicht Verschiedenheit
der Person (Ä'n.), sondern nur Variation der Sage. Auch ist aus Ps.
84, 1 nicht zu erweisen, dass Abim. in Gerär ein gewöhnlicher Königs-
name oder gar Königstitel war. Oder sollte auch Phikhol V. 26 ein
stehender Feldhermname gewesen sein? Philister, Gerar] s. 20, If.
— V. 2. Er soll nicht nach Äg. ziehen. Die Absicht, dies zu thun,
ist vorher nicht gemeldet. Die Worte sind ein Bruchstück einer von
der des G verschiedenen Erzählung (s. Vorbem.), näml. des B. Vgl.
22, 2. — V. 3* setzt voraus, dass er schon in Gerär ist, schliesst
sich also an 1^ an. ^la] zB. 12, 10. 19, 9. (aber auch 20, 1. 21, 23).
7\isy r:;:ri^'}] 21, 20. V. S^ begründet die Weisung mit der Zusiche-
mng aller dieser Länder, also auch Gerär's, an Is. u. seine Nachkom-
men, alle diese Länder] Kenaan u. die anliegenden Gebiete. Dieser
Plur. (sonst für wirkliche Länder Gen. 10, 5. 20. 31. 41, 54) für die
verschiedenen Theile des spätem israelit. Landes nur hier u. V. 4 (wie
1 Ghr. 13, 2. 2 Ghr. 11, 28), ist jüngerer Sprachgebrauch, u. beweist
mit V. 5 zusammen, dass die Stelle von jüngerer Hand (die 22, 17 f.
schon vor sich hatte) überarbeitet ist, wie es scheint, nam. zu dem
Zweck, um auch bei Isaac eine ausdrückliche Zusicherung des Landes
im weitesten Sinn des Wortes an seine Nachkommen zu haben; vgl.
15, 18 — 20. Übrigens haben LXX u. BJub. hier u. V. 4 blos Ttaaav
xfjv yfjy xavxrjfv, ^Kn] 19, 8. '»ri'a-'pm] hier im Sinne von aufrecht
halten, wie Lev. 26, 9. Dt 8, 18; vgl. zu Gen. 6, 18. Schwur]
22, 16 ff. (15, 17ff.) — V. 4 wie 15, 5. 22, 17 u. 12, 8. 22, 18,
namentl. 'nt!?'?^ wie 22, 18. — V. 5. Diese Huld gegen Isaac u. seine
Nachkommen darum, weil Abr. in allen Stücken Gottes Willen nach-
kam, nach der Regel Ex. 20, 6. 2 R. 8, 19. 19, 34 {Kn). ^ok ap?]
22, 18. Dass bei Abr. von Geboten, Satzungen u. Weisungen, die er
gehalten habe, die Rede ist (s. dagegen 17, 1. 18, 19), beruht auf
Übertragung der Verhältnisse unter dem mosaischen Gesetz auf die Erz-
väterzeit, kommt aber nur hier so vor, u. lässt, zusammen mit der
Häufung der Ausdrücke (vgl. zB. Dt. 11, 1; Lev. 26, 46), auf die Hand
eines späten Überarbeiters (R*) schliessen. f^'^?»»?] s. zu Num. 1, 53.
orr^aK] -f- -j-^aK Sam. LXX. — V. 6. So blieb er denn in Gerär. —
21*
324 Gen. 26, 7—15.
V, 7 — 11. In GerAr begegnet ihm mit Rebecca etwas ähnliches, wie
Abr. mit Sara ebendaselbst u. schon vorher in Ägypten. S. zu 12, lOff»
— V. 7. Die Leute der Gegend (20, 11) fragten ihn nach (32, 30.
43, 7 ; Sam. Vy) seinem Weib; er gab es für seine Schwester (20, 5)
aus, um nicht ihretwegen (V. 9. 20, 3) ermordet zu werden (12, 12).
riH-nö raSt:] 24, 16. Iß] 3, 22. Nach dem Sinn des Vrf. soll die Ge-
schichte offenbar in die erste Zeit der Ehe Isaac's fallen, u. stand bei
C sicher vor 25, 21 ff. {Hupf, 155); die Umstellung durch R wegen
Incongruenz des V. 18 mit der Zeitrechnung des A in 21, 5. 25, 7.
20. 26 {Riehm in StKr, 1872 S. 304). — V. 8. Das Geheimniss
kommt aber beim längeren Aufenthalt Isaac's daselbst heraus, ^^^k]
das Qal nur noch bei Ez.; sonst s. Num. 9, 19. 22. P)^I?»n] 18, 16.
19, 28. ■j'iVn] 8, 6. ^K pn::»] scherzend (21, 9) mü Reb., näml. so
wie es zwischen Ehegatten, nicht zwischen Geschwistern vorkommt
(zugleich Anspielung auf den Namen pn^s-^). Vrf. dachte sich Is. u.
Reb. dabei wohl im Garten beim Haus des Königs (Kn.), nicht aber
(Böhm.) den König bei Isaac's Haus (!) durch dessen Fensler hinein-
sehend. — V. 9 f. Abim. tadelt Isaac. 71?] nun ist sie ja doch dein
Weib, obwohl du es anders gesagt hast l\^ bei C auch 18, 32. 29,
14. 44, 28 (beiß: 20, 12. 27,13. 30). as^ tfl?ös] Ew. 135^ ^J^wK-r«]
34, 2. 'i"» ^K?n] wie 20, 9; nur dass hier bei C der gesetzlich-tech-
nische Ausdruck ö^j< gebraucht ist Wie Cp. 20 erscheint Abim. auch
hier als ein gottesfürchtiger, auf Recht u. Sitte in seinem Land halten-
der König. — V. 11. Er verbietet sogar bei Todesstrafe jegliche An-
tastung des Isaac u. seines Weibes. Übrigens spricht dieser V. stark
gegen das angebliche höhere Alter dieser Variation der Sage vom Ehe-
weib {WL Prot 338; Kuen. 0.^ I. 228 f.) gegenüber von 20, 2ff —
V. 12 — 17. Isaac, in allem von Gott sehr gesegnet u. an Reichthum
immer mehr zunehmend, wird von den Philistern angefeindet u. weicht
vor ihnen in das Bachthal Gerär. V. 12. Ls. säete im Land Gerär u.
erlangte im selbigen Jahr d. h. da er säete (auf das Jahr der Hungers-
noth V. 1 kann es sich wegen V. 8 nicht wohl zurückbeziehen, ausser
man nähme an, dass V. 12 einst mit V. 6 näher zusammengehangen
habe) 100 Maasse (LXX Pel falsch n^^)fv) d. h. erntete lOOföltig,
erhielt ganz ausserordentlichen Ertrag. „Ackerbau wird auch von Jacob
berichtet (37, 7), aber nicht von Abraham. Manche arab. Nomaden
verbinden ebenfalls Ackerbau mit Viehzucht (Burckh, Syr. 430, Bed.
17; Berggren R. L 325; Roh. L 85 f.; Buckingh. Syr. IL 11; Seetz.
L 339. 409. n. 335; RiUer XIV. 9 78 ff)" Kn. Noch heute kommt
wenigstens im Hauran ein so reichlicher Ertrag vor {Burckh. Syr. 463)
lin.; Weizsl. R.Bericht 30; ZDPV. IX. 51. — V. 13 f. So von Gott
gesegnet wurde Isaac fortgehend (8, 3. 5. 12, 9) grösser (24, 35.
48, 19. 2 S. 19, 33), bis er sehr gross ward, d. h. sehr mächtig, weil
reich an Gesinde u. Vieh, so dass die PhiL ihn um sein Gedeihen u.
Glück beneideten. Über Part. sUtt Inf. abs. vgl Jud. 4, 24; Ew. 280^.
Die Zusammensetzung "ihs ryypfi u. *i|?a nag» im Pent nur noch 47, 17 f.
•^s-T?] noch 49,10. niasj] im Pent nur hier, wiederholt Ij. 1,3;
Sammelwort zu naj, s. zu Jes. 3, 25. — V. 15 ohne ; cons. ange-
Gen. 26, 15—22. 325
knöpft, ist ein Redactionszusatz zur Vorbereitung auf V. 18. Darnach
wären die von Abraham's Leuten gegrabenen Brunnen von den Phili-
stern dem Isaac zerstört worden, um ihm das Nomadisiren in ihrer
Gegend unmöglich zu machen. „So that man bei Bekriegungen (2 R.
3, 25. Jes. 15, 6), u. die Araber verschütten die Brunnen an der
Pilgerstrasse, wenn sie nicht den geforderten Zoll erhalten, Troilo
R.Beschr. 682; Nieh. Arab. 382" (Kn,). o^wb u. ta^K^ioj] über das
suff. masc, auch V. 18. 33, 13 s. Ges. 135, 5 A. 1. — V. 16 an
V. 14 sich anschliessend. Auch Abim. theilt die Eifersucht u. heisst
den Isaac geradezu fortziehen, weil er ihnen zu gewaltig geworden
sei. — V. 17. Veranlasst durch den Befehl des Königs (nicht durch
die Brunnenverschüttung, die ja nach V. 18 auch die Brunnen seines
neuen Aufentlialts betraf) zieht Isaac von Gerär weg nach dem Bach-
thal Gerdr, s. 20, 1. „Sozom, h. eccL 6, 32. 9, 17 kennt ein Klo-
ster iv rsQagoig iv tw %Bi(ia^^G}'' (Kn.), 'in'?^] wie 33, 18. —
V. 18 — 22. Isaac's Aufenthalt im Bachthal Gerär u. die Brunnen fr'i'^Ka
wie Dt 10, 6; anders Gen. 14, 10), die er dort grub. V. 18. Die
nach Abraham's Tod ton den Philistern zugeschütteten (V. 15) Brun-
nen seines Vaters grub er wieder (Ges. 120, 2*) auf, u. gab ihnen
die allen Namen. Obwohl in der Abrahamgeschichte von solchen
Brunnen im W. Gerär nichts gemeldet ist, so ist doch wahrscheinlich,
dass R in einer Quellenschrift (B) Notizen darüber hatte, die er nur
betrefifenden Orts nicht mitgetheilt hat Da aber eine andere Quelle
(C) diese Brunnen auf Isaac zurückführte, so hat er in seiner Weise
so vermittelt, wie er hier angibt Zugleich wird klar, wie er die
doppelte Schöpfung des Namens BeerSeba*^ (V. 33 u. 21, 31) möglich
dachte. Aber auch die 3 Brunnen V. 19 — 22 sollen demnach nicht
ganz neue (De/.), sondern blos erneuerte (Ke.) sein, da es nicht heissst:
u. er fuhr fort zu graben u. drgl. '^»3'^aJ "»i:?? LXX Sam. Vulg. BJub.
— V. 19 — 21. „Bei zweien von ihnen haben Isaac^s Leute Streit mit
den Hirten von Gerär, welche dieselben für sich verlangen (vgL 13, 7 f.,
auch Ex. 2, 17; Burckh. Syr. 628; Bed. 118). Daher nennt er sie
P«? Streit u. 'nv^äv Befeindung. ü'^^n d^ö] lebendiges, d. h. sich be-
wegendes, fliessendes Wasser, im Gegensatz zum stille stehenden, hier
also Quellwasser, vgl. Lev. 14, 5. Jer. 2, 13. Zach. 14. 8. Gant 4, 15"
(Kn.). — V. 22. Is. zieht von da weiter (p'^rs^ 12, 8) „u. gräbt einen
Brunnen, über den es keinen Hader gibt; er nennt ihn ^aH*;i Weiten,
weil Gott ihnen weit gemacht d. i. Raum verschaflit habe, u. sie frucht-
bar sein, d. i. sich mehren können im Lande." na-n] hinten betont
wegen folgenden ^ Ew. 63®. 193*'. "*?] begründend, möglicherweise
recitativ, vgl. 29, 32 f. Mit diesem Brunnen stellt man {Kn. a.) ge-
wöhnlich zusammen die Örtlichkeit Ruhaibe, etwa 3 Stunden südl.
von Elusa, 8 südl. von BeerSeba*", wo es Reste von Brunnen gibt
(Robins.l 324 ff.; Russegg. 0169; Pa/mer Wüstenwand. 296 f.). In
Anbetracht von ö»» p^s»^'« u. unter Vergleichung von V. 23 ist diese
Localisirung wohl möglich. Selbst »^aa» kann das von Palm. 297 ver-
zeichnete W. Sutnet er-Ruheibe sein. Das W. §utein bei Rob. I. 332
• • •
ist vielleicht dasselbe. '^Eseq ist nicht nachzuweisen. — V. 23 — 25.
326 Gen. 26, 23—33.
Von da zieht Is. nach BeerSeba*^ hinauf u. erhält dort in einer nächtl.
Erscheinung (s. 15,1; häufiger bei B, s. 20,3. 6. 21, 14. 22,1.
31, 11. 24. 46, 2) wieder göttliche Verheissungen: wie V. 5 werden
sie ihm um Abraham's willen, des Dieners Gottes (nur hier so in der
Gen., doch vgl. K'^aa 20, 7), gegeben. — V. 25. Die „Gotteserscheinung
veranlasst Isaac, einen Altar zu erbauen, u. BeerSeba' wird dadurch
zu einem Cultusort geweiht, s. 21, 33. 12, 7. Dass er den Altar früher
als das Zelt errichtet, fällt auf* (ITn.). Daraus zu schliessen {Kn,\
dass V. 24 u. 25 bis ^i^** eine Einschaltung des G sei, geht nicht an,
da gleich nachher sicher der Text des C fortläuft, vielmehr soll doch
wohl der dauernde Aufenthalt, den er hier nimmt, als Folge der dort
in der ersten Nacht ihm gewordenen Gotteserscheinung dargestellt wer-
den, lirj« ta^-j] 12, 8. 33, 19. 35, 21. n^s] 50, 5 (Ex. 21, 33. Num.
21, 18); sonst hier überall ^n (V. 15. 18f. 21f. 32). Dass n^ö an-
graben, ^|n fertig ausgraben (Böhm.) besagte, ist nicht richtig; eher
ist ^tn ergraben, grabend suchen, n^» aushöhlen, ausgraben {DeL in
ZKW. ni. 452). — V. 26—33. Abimelekh's Bundesvertrag mit Isaac
u. der Grund des Namens Beeräeba'^ (vgl. 21, 22 — 31). Dass die Er-
zählung hier einfältiger u. darum älter als 21, 22 ff. sei {Kuen. 0.^
229), ist nicht richtig, denn die Wahrheitsversicherung 21, 27 ff. ist
alterthümlicher, u. die Reise des Philisterkönigs (!) von Gerär nach Beer§.
in 26, 26 ist wenig motivirt. V. 26. Abim. kommt von Gerär zu
ihm nach BeerS. mit Phikhol (21, 22) u. Ahuzzath (Form wie ^r^a),
seinem ?!?^ (im Pent nur hier) d. h. seinem Freund, „Vertrauten, der
ihm rathend u. sonst Dienste leistend zur Seite stand, vgl. 1 B. 4, 5.
1 Chr. 27, 33'* (Kn.) — V. 27 s. V. 14 u. 16. Zu ) in or?«? s.
zu 24, 56. — V. 28. Jahve mit dir] 21, 22. hVk] Eidschwur (24,
41) hier s. v. a. ein unter feierlichen Verwünschungen bekräftigter
Vertrag, wie Dt 29, 11. 13. Ez. 16, 59. irwra] diese Form wohl
absichtlich zum Wechsel mit dem folg. ^^Th sonst vgl. 42, 23. —
V. 29. fi«] wie 21, 23. 14, 23. rt«»?] für ntefin, worüber Ges. 75
A 17; Ew. 224<^; König S. 531. Bei der Angabe, sie hätten ihm
nur Gutes erwiesen, ist von der Fortsendung Isaac's (allerdings aiV»a)
V.. 16. 27 abgesehen; die redactionellen Angaben V. 15. 18 kommen
hier natürUch ;iicht in Betracht Bi^»a] V. 31. 28, 21. du bist nun
einmal der Gesegnete Jahve's] (wie 24, 31), u. darum ist's wün-
schenswerth, mit dir im Wohlvemehmen zu stehen. — V, 30 — 33.
„Die Gäste u. Isaac halten zusammen eine Bundesmahlzeit (s. 31, 54)
u. leisten am andern Morgen einander den Bundeseid, worauf jene, von
Isaac geleitet, nach Gerär zurückkehren. Am selben Tage erhält Is.
die Nachricht, dass die den Brunnen V. 25 grabenden Knechte Wasser
gefunden haben; er nennt daher den Brunnen n^^io d. i. Schwur nach
dem Vrf., der das Wort mit wa» gleich nimmt Daher der Name
Beeräeba^ über dessen Entstehung 21, 31 eine andere Sage gibt" (Kn,),
J^ii« hy] 21, 11. 25.
Gen. 26, 34flF. 327
3. Veranlassung zu Jacob's Wanderung in's Stromland und Jacob's
Segnung durch Isaac, Cap. 26, 34 — 28, 9, aus A und BC»
Esau nimmt 2 hettitiscke Weiber, zum Verdruss der Eltern 26,
34 f. Jacob betrügt, unter Mitwirkung der Mutter, den Esau um den
väterL Segen, u. muss, um der Rache Esau^s zu entgehen, sich zur
Wanderung nach Qarran entschliessen 27, 1 — 45. Isaac schickt, auf
der Rebecca Veranstaltung, den Jacob nach Paddan Aram, um sich
dort ein Weib zu holen, worauf Esau noch eine Tochter iSmael's hei-
rathet 28, 1 — 9. — Von diesen 3 Abschnitten schliessen sich der
erste u. der letzte (26, 34 f. u. 28, 1 ff.) unter sich zusammen, u. ent-
halten das Referat des A über Anlass u. Zweck der Wanderung Ja-
cob's, was aus der Schmucklosigkeit der Erzählung, der chronol. An-
gabe 26, 34, den Ausdrücken i^d nSaa 28, 1. 6. 8, ta;« i^b 2. 5 ff.,
•»^ip Vk u. b'*»?? ^»3)? 3, B'''?a'? u. B'^n'^K 4, ■'«?'^«5 5 zweifellos folgt
(fuch, Kn. Hupf.' Sehr. Kay, Wl.)/ Der Vers 27, 46 (s. d.) leitet
zu 28, Iff. hinüber (vgL auch 28, 7 iö«-^»")), — Zwischen diesen
Nachrichten ist die ausführl. Erzählung über die Erschleichung des
väterl. Segens durch Jacob 27, 1 — 45 eingeschoben, welche nicht
blos Jacob's Auswanderung anders (mit Jacob's Betrug u. Esau's Hass)
motivirt, u. von dem väterl. Segen selbst eine abweichende Darstellung
gibt, sondern auch durch die Angabe von Isaac's Alter, Todesnähe u.
Blindheit If. 7. 10. 41 zu A (bei welchem Is. damals noch nicht
viel über die Mitte des Lebens stand) nicht stimmt Schon darum
muss diese Erzählung von einem andern Vrt als A sein, bei dem
auch von einer Verfeindung der beiden Brüder nirgends die Rede ist
Die spracht Zeichen bestätigen das. Die meisten {Tuch Kn. Hupf.
Sehr. Kay.) schrieben dieses Stück dem G zu. Aber nach Gp. 32
(s. d.) u. 35, 3. 7 hat auch B die Flucht des Jacob vor Esau be-
richtet, u. das Stück selbst enthält {Wl. XXI. 422 ff.) mehrfache Du-
bletten, nam. in 24—27«- neben 21—23; 30» u. 30^; 35—38 neben
33 f.; 44^ u. 45^; es muss darum {Wl») aus B u. G zusammenge-
setzt sein. Gewiss waren die Berichte beider einander sehr ähnlich,
u. R konnte sich darum begnügen, einige sachl. Differenzen beider ein-
zuarbeiten. Ganz genaue Scheidung zwischen beiderlei Bestandtheilen
ist nicht mehr möglich; auf G weisen hin zB. trrrr> 7. 20. 27, njon
20, nVa ^cKö 30, SaVa ^ök 41, das Haus 15, 'ai ^■>^'^« 29*» (12, 3);
auf B zB. B^^Kn 28;' TI« 13 (gegen 19, 8. 24, 8) 30; bjö» 4. 33
(gegen ^atiV 7. 10), "^wa 4. 19. 31 (gegen )yq\ 24); ittjn 16. 42,
^Spa yttü 8. 13. 43, die Art der Anrede 1^ 18 (wie 22, 2. 7. 11.
31, 11; WL); ik»-i3^ 33 f. (wenigstens sonst nie bei G). Diesen
Zeichen nach wird ^B. V. 7. 15.* 20. 24—27. 29^. 30» (bis af^^r'^^).
35—38. 45 auf G, dagegen 1^. 4^ 8». 11—13. 16. 18. 19. 21—23.
28. 30^. 31^ 33 f. 39. 42. 44 auf B zurückgehen. Wenig anders
analysiren KS., KilL 127. 139; BWBacon (Hebr. VII, 2 S. 143 ff.).
— Grund u. Zweck der Erzählung ist, zu erklären, wie Jacob dem
Erstgebornen den Vorrang abgewinnen, also nam. das bessere Land
u. die grössere Macht, sogar die Oberherrschaft über den Bruder er-
328 Gen. 26, 34---27, 5.
langen konnte. Sie erklärt es aus dem ySlerl. Segen (insoweit ähn-
lich wie A in 28, 3 f.), vgl. S. 158. Dieser Segen wird aber durch
Betrug erschlichen, entsprechend dem Namen Jacob als des Listigen.
Es kann auffallend ei-scheinen, dass ein Schriftsteller von der ethischen
Feinheit des C eine derartige Volkssage ohne ein Wort der Missbilli-
gung erzählen, u. einem auf diese Weise erschlichenen Segen Bedeu-
tung beilegen kann. Aber offenbar vollzieht sich fOr den Vrf. in dieser
Segnung Jacob's ein höherer Wille. Gott wollte den Jacob über Esau
erhöhen (so zeigt es ja die Geschichte der beiden Völker bis auf die
Zeit des Vrf.). Solchen Willen auszuführen benützt Gott auch die
Sünden der Menschen (50, 20); Isaac, der wider Willen Jacob statt
Esau segnet, ist nur Werkzeug Gottes, u. die Vomeigung der Rebecca
für Jacob hat bei G durch 25, 23 eine tiefere Begründung. Aber ihre
betrügliche List u. des Sohnes Sünde bleiben auch nicht ungestraft;
schon der Nachsegen Esaus (V. 40), noch mehr die Flucht Jacob^s,
die Trennung der Mutter vom Sohn, die vielen Kämpfe, Ängste, Ent-
täuschungen u. Demüthigungen, welche sofort für Jacob folgen, sind
gerechte Strafen für jene Sünden, zugleich Erziehungsmittel, durch
welche ihm der unlautere Sinn abgethan u. ein würdiger Träger der
Verheissung aus ihm herausgebildet werden soll. Insofern ist der Vor-
gang hier der fruchtbare Anstoss zu der folg. Erziehungsgeschichte
Jacob's. Für Isaac freilich ist es weniger ehrenvoll, dass er gegen
seinen Willen Gottes Zwecke fördern muss, aber er ist ja überhaupt
in der Sage nur das schwächere Nachbild Abraham's.
Cap. 26, 34 f. Esau heirathet in seinem 40., also in Isaac's 100.
Jahr (25, 26) 2 Uettiterinnen; über sie s. zu 36, 2 f. Sie wurden
für die Eltern, welche keine Vermischung mit den Landeseingebomen
wollten, eine BiUerkeil des Geistes j Gegenstand schmerzlichen Un-
muths u. Herzeleides. r^^H 19, 33. 27, 1. — Cap. 27. V. 1—4.
Isaac alt, fast erblindet, dem Tode nahe, fordert Esau auf, ihm ein
Wildbret zu jagen u. zu bereiten, damit er dann, nach dem Genuss
seines Lieblingsessens (25, 28), ihm den Segen ertheile. seine Augen
erloschen] wurden matt (Dt. 34, 7. Zach. 11, 17), vom Sehen weg
(16, 2. 23, 6), so dass sie nicht mehr sahen (vgl. 48, 10 ff.). Die
Blindheit Isaacs ist bei B u. C Voraussetzung für die Ausfülirbarkeit
des Betrugs. »3"*^-^^^] s. 12, 11. "»^J^] „nur hier, von ruht^ hängen,
eig. das Oehänge, nam. der Köcher, welcher umgehangen wird (LXX
Vulg., GrVen.^ Tg Jon., IE. QL), nicht das Schwert {Onk. PeS. Pers,,
ArErp., Rai,), welches angegürtet wird. Bogen u. Pfeile waren die
gewöhnl. Jagdwaffen der Hebräer (Jes. 7, 24)." nn-^at] sonst Zehrung,
hier aber Einzelwort {Tuch; Ew, 176*) zum collect T?, welches
V. 5. 7. 33 steht, u. nach dem Qer6 auch hier gelesen werden soll.
tTttJüte] eig. Schmackhaftes d. i. Leckergericht (Prov. 23, 3. 6). Durch
das Essen befriedigt u. wohlgestimmt will dann Isaac die Segnung
ertheilen. '^wal 19. 31. 21, 30. 46, 34; (V. 10 "^w wa; 25
)^il)' — V. 5 — 13. Reh. hört den väterl. Auftrag mit an u. fordert
Jacob, um ihm den Segen zuzuwenden, auf, ihr 2 Ziegenböckeben zu
holen, die sie wie Wildbret zubereiten will u. er dem Vater bringen
den. 27, 5—24. 329
soll." a Mto»] wie 1 S. 17, 28. «"^anV] nach V. 4 u. 7; LXX: i-^nKV.
— V. 6. lÄr So/in] u. V. h sein Sohn; „wie auch wir sagen: des
Vaters, der Mutter Sohn d. i. Liehling, vgl. 25, 28", aber LXX hier
Tov vtov avrijg xov ikdodo), — V. 7. ''^'» i?»^] Jova praesenle ac teste
1 S. 23, 18. Stade (ZATW. XI. 182) meint,' es werde damit ein Jah-
vebild im Hause Isaacs vorausgesetzt — V. 8* s. 43*. 13; \>yp:i a^tow
sclu'eibt B, D, R. In V^ ^««^ auf das, was ich gebiete, wie sonst
h 5«3tt? bei C (3, 17. 16, 2). "»lina] Ew. 212^ ich mache sie als
Leckergericht] bereite (18, 7 f.) sie zu einem solchen, Ges. 117, 5, c.
„Das Gericht ist sehr reichlich, um das Oberhaupt der Familie, welches
segnen soll, zu ehren (18, 6. 43, 34). — V. 11 f. Der vorsichtige Ja-
cob hat nur das Bedenken, dass Isaac ihn, der an Hals u. Händen
nicht wie Esau (25, 25) rauch, sondern glatt ist, durch Betastung er-
kennen u. als einen, der mit dem halbblinden Vater seinen Spott treibe
(von ^r), verwünschen werde. Bios als Spötter, nicht als Betrüger,
fürchtet er behandelt zu werden, weil er nur die Absicht eines Scherzes
bekennen würde" (ITn.). Rebecca aber nimmt seinen Fluch (vgl. 16, 5)
d. h. die Folgen des Fluchs über ihn auf sich, weil sie nach 25, 23
überzeugt ist, dass Jacob den Segen haben muss u. wird. — V. 14 — 17.
„Sie bereitet die Böckchen, lässt Jacob die Feierkleider Esau's anthun,
überzieht seinen Hals u. seine Hände mit Ziegenfell, u. sendet den so
ausgestatteten mit Essen zum Vater. Zu m*"i^>i Kostbarkeiten ist "«naa
zu wiederholen; gemeint sind Esau's bessere Kleider (Jud. 14, 12 f.),
die bei festl. Anlässen angezogen wurden'^ (nach den Juden in Hier,
quae. Esau's Priesterkleider); „sie dufteten nach den Gefilden (V. 27),
während die Jacob's nach der Heerde rochen. Der Jahvist redet von
einem Hause (nicht Zelt) des Isaac, wie er 19, 2 ff. auch Lot in So-
dom ein solches bewohnen u. 33, 17 Jacob eines zu Sukkoth erbauen
lässt" (jffh.). itDi^n was] scheint (nach 29, 16. 18) aus B zu stammen,
wie ganz V. 16 (weil bei B der blinde Vater die Probe. durch Be-
tastung macht). — V. 18 — 29. Jacob fuhrt's aus, besteht die Prüfung
u. erhält den Segen. V. 18. Kh«i] Ka;i LXX Vulg, — V. 20. '^nfcij
zur Umschreibung unseres Adverbs, wie ^'^'o 26, 18. n*ij?n] 24, 12. —
V. 21 ff. der Argwohn Isaac's, welchen das zeitige Erscheinen u. die
Stimme des angeblichen Esau erregten, wird durch die Betastung des-
selben beseitigt, ins^ia'^i] nicht: u. er begrüsste ihn (47, 7. 10. 2 R.
Ai 29) mit einem Segenswunsch {Kn), was nach der bisherigen Ver-
handlung keinen Sinn mehr hat, sondern: u. so segnete er ihn denn.
Man erwartet jetzt den Segen selbst. — V. 24 — 27*. Statt dessen
wird erzählt, wie Isaac, durch die Versicherung Jacobs beruhigt, die
Mahlzeit nimmt, u. durch Essen, Trinken, Kuss u. Geruch der Kleider
Jacobs wohlgestimmt den Segen ertheilt. Obwohl dies alles als Fort-
setzung an V. 21 — 23 sich nicht übel anschliesst, zeigt doch das
schUessende '»'^?!^3!'_^ (vgl. 23^), dass hier aus einer andern Quelle etwas
nachgeholt wird, u. zwar nach den damit zusammenhängenden 27^
(nin-j u. 15 (n-'a) aus C; beachte auch \^^ 25 gegen *^w^3 4. 19.
31. — V. 24. du da (V. 21) bist mein Sohn Esau? (ohne Frag-
wort wie 18, 12; s. Ges. 150, 1). Er bejaht die Frage einfach, s.
330 Gen. 27, 25-^33-
schon V. 19. — V. 25. ^^ '^^'a] -»aa -pisö LXX Vulg. BJüb. —
V. 26. n)?»j] s. 2, 12. — V. 27^—29. Der Segen selbst, nach nin;?
27^ 'ai ^■>?!!« 29*» aus C, nach o''??^» 28 u. 'n:}^ 29* aus B zu-
sammengesetzt. Er ist, der gehobenen Stimmung entsprechend (4,
23 f. 9, 25 f. 14, 19 f. 24, 60) dichterisch gehalten. Von dem zu-
letzt aufgenommenen sinnl. Eindruck ausgehend, „findet er den Ge-
ruch seines Sohnes, der als Jager die Gefilde durchstreifte (25, 27),
wie den Geruch eines Feldes, das Jahve gesegnet d. i. mit herrl.
Pflanzen, insbesondere duftreichen Krautern u. Blumen (Hos. 14, 7.
Gant. 4, 11) reichlich ausgestattet hat" {Kn). nn»] + k^ö Sam. LXX
Vulg. — V. 28. An diesen Gedanken anknüpfend, wünscht er ihm
zunächst ein solches Land, in welchem Thau vom Himmel u. frucht-
barer Boden der Erde zusammenwirken zu einem reichl. Ertrag von
Korn u. Most Er meint Kenaan, über dessen grosse Fruchtbarkeit s.
Ex. 3, 8 u. Win.^ U. 188. )r!:] optaU, nicht futur., vgl. nw V. 29.
Vüö] 1» partit. wie 4, 4. 28, 11. 30, 14. „Der Thau vertritt in Pal.
während des regenlosen Sommers den Regen u. bedingt hauptsächlich
die Fruchtbarkeit der Witterung, ist daher hier statt derselben ge-
nannt, vgl. 49, 25. Dt 33, 13. 28. Hos. 14, 6. Zach. 8, 12" {Ktu).
^iiyöis] nicht von )'ow^ Dan. 11, 24, sondern des Sinnes u. des Par-
allelismus wegen nothwendig == 1?»^ {Ew. 83*) von fetten d. h.
fruchtbaren (Jes. 5, 1. 28, 1) Örtern oder FeUgefilden der Erde einen
Theil. — V. 29. Der 2. Wunsch geht auf die künftige Stellung
Jacobs unter den Völkern. b'^%2kV] 25, 23. dienen müssen dir Na-
tionen u. sich dir niederbeugen Völker] dir unlerthaa sein u. huldi-
gen; dies geschah seit Josua, mehr aber seit David, innv*"] anomal
für iinn»«», wie 43, 28. sei ein Herr deinen Brüdern u, nieder-
beugen müssen sich dir die Söhne deiner Mutter] „bei dieser Herr-
schaft ist natürlich an Jacob's Nachkommen zu denken, daher bei
seinen Brüdern an Esau's Nachkommen, die Edomiter. Sie wurden
unter David unterworfen (2 S. 8, 14. 1 R. 11, 15 f. Ps. 60, 2) u. blie-
ben lange unter isr. HeiTschaft, s. V. 40" (Kn,), Zum rhythm. Wechsel
von T"« u. T'a** ''^ vgl. Ps. 50, 20. ninj nordpalästinisch (Jes. 16, 4)
u. späthebr., im Pent nur hier (doch vgl. Ex. 3, 14), obwohl Sam,
es auch Gen. 12, 2. 24, 60 u. s. hat Auch das masc. "^""^ft nur noch
poetisch hier u. V, 37 erhalten. — Der 3. Wunsch, dass fortan Fluch
u. Segen über die Leute sich nach ihrer Stellung zu Jacob richten
solle, wie 12, 3. Zu ^i^k u. 'n'»*^a im Sing. vgl. Ex. 31, 14. Lev. 19, 8.
Num. 24, 9. Dt 7, 10 {Ges, 145, 5). — V. 30—40. Gleich darauf
kommt Esau, aber zu spät. Er kann mit Bitten u. Flehen, da Is.
seinen Segen unwiderruflich vergeben hat, nur noch einen Nachsegen
erlangen. V. 30. Nachdem R in V.* mit Worten des C (vgl. nVs
18, 33. 24, 15. 19. 22. 45. 43, 2) angefangen hat, fugt er V.^ aus
B eine noch genauere Zeitbestimmung hinzu. l\»] nur eben d. h.
kaum hinausgegangen war Jacob, da kam Esau, Ew. 341^. — V. 33.
Isaac, bei Entdeckung des Betrugs, erschrickt heftig, kann aber nichts
ändern, er wird auch gesegnet sein (bleiben), ea am Anfang wie
44, 10. 1 S. 12, 16. 28, 20. „Der Vrf. betrachtet die Patriarchen als
Gen. 27, 33—39. 331
Goltesmänner (15, 1. 20, 7) u. legt ihren Aussprüchen dieselbe Wir-
kung bei, wie den Gottessprüchen der Profeten. Ein ausgesprochenes
Gotteswort gilt als eine Kraft, die unausbleiblich u. unabänderlich das
wirkt, was das Wort besagt; Gottes Wort kann nicht unwirksam sein,
vgl. 9, 18 ff. Num. 22, 6. 2 R. 2, 24. Jes. 9, 7 f." (Kn.), Isaac sieht es
als Gottes Willen an, dass es so kommen musste; er wird nicht zornig,
sondern fügt sich in Geduld. Väö] KS, vermuthen Vb». nKtt-ny] im
Pent. nur hier u. V. 34. — V. 34. Zum Anfang ohne Copula vgl. 44, 3.
Wahrscheinlich aber ist -^n^i (24, 30. 52. 29, 13. 39, 13. 15. 19)
nach LXX Sam, (Schum. Tuch) vom einzusetzen (nach ^"»rr^ 33 konnte
es leicht ausfallen). Dass aus urspr. '»fi"'*' •j'i'^a tw ins^sKi die jetzige
Lesart geworden {Hitz. Bgr. d. Krit. 127) oder gemacht {Geig, ürschr.
377) sei, ist nicht wahrscheinlich, weil u. ich habe ihn auch wirk-
lich gesegnet nicht genügt (DeL^). „Ob der Erklärung des Vaters
betrübt sich Esau heftig, lüiit nationaler Befriedigung malt der Vrf.
die grosse Noth aus, welche damals der Stammvater des Edomilervolks
empfand" (Kn.). segne auch mich] V. 38. 4, 26. Num. 14, 32; Prov.
22, 19 {Ges. 135, 2). — V. 35—38 knüpft wieder an V. 32 an u.
holt das Referat des G nach, um die diesem eigene Rückbeziehung
auf 25, 29 — 34 u. zugleich seine Deutung von ^p?^ beizubringen.
V. 36. Esau bemerkt, nicht ohne Grund habe man seinen Bruder
apy*^ benannt, was hier (anders 25, 26) im Sinn von Üherlisler^ Hin-
terlistiger gefasst ist. ""sn] isCs dass man benannt hat? (wie 29,15;
Ew. 324^) d. h. hat man ihn wohl darum Jacob benannt, dass er
mich belistete, belisten musste, nun d. h. schon (31, 38. 41) zweimal.
Vgl. 25, 31 ff. — V. 37 f. „Auf Esau s Frage, ob er ihm nicht einen
Segen auf die Seite gethan d. h. aufgehoben habe, sagt er ihm, dass
er Jacob zum Herrn Esau's bestellt, alle seine Brüder, d. h. die Edo-
miten ihm zu Knechten gegeben, u. ihm das fruchtbarste Land ver-
liehen habe" (^^0) ^^^ sollte da noch übrig sein? t{^&] c. dupL
Acc, Ew, 283»> (Ps. 51, 14; Jud. 19, 5). n^h] 3, 9. — V. 38. Eine
Widerrufbarkeit des Segens setzt auch Esau nicht voraus, meint aber,
dass es mehr als einen Segen gebe. ^ip kto] wie 21, 16. 29, 11. —
V. 39 f. So lässt sich Is. zu einem Nachsegen bewegen, der aber mehr
Unsegen als Segen ist, eben darum nicht wunschweise, sondern weis-
sagend gesprochen. „Er gebraucht die bei Jacob gebrauchten Aus-
drücke, aber in anderer Wendung" (vgl. 40, 13 mit 19, Tuch). Denn
l»? ist hier nicht partit {Vulg, Luth. a.), sondern privativ (wie Num.
15, 24. Prov. 20, 3. Ij. 11, 15. 21, 9 u. s.), wie aus V. 37 u. 40 klar
ist {Tuch Bmg. Kn. Ew. DeL). weg von den Fettgegenden der Erde
wird dein Wohnsitz sein, u. weg vom Thau des Himmels von oben
(49, 25)] „du wirst entfernt u. ausgeschlossen von den Ländern er-
giebigen Bodens u. fruchtbarer Witterung wohnen. Dabei ist beson-
ders an Palästina gedacht, aus welchem Esau auf das Gebirge Se'^ir
zog (36, 8). Dieses letztere war im allgemeinen ein dürres, felsiges,
unfruchtbares Gebiet Ausserhalb der Umgebung Petra's %(iQci S^rifiog
rj TtXslarriy xal fiaXiöxa iJ nqog 'lovdalu, Slrab. 16, 4, 21. Als
pi^av T^v jiicv iQfi^ov, xriv 6s awÖQOVy oUytiv öl KaQnoipoQOv
332 Gen. 27, 39—45.
bezeichnet das nabatäische Land Diod. 2, 48. Nach Shaw R. 376 f.
ist Edom eine einsame leere Wüste, u. nach Burckh. Syr. 723 kann
man die hohe Ebene nördlich von Akaba iuglich eine steinige Wüste
nennen" (JSTn.). Nur um den allgemeinen Unterschied des Wohnlandes
Edom's von Pal. kann es sich hier handeln; dass dasselbe auch frucht-
bare Wadi's hat (zB. Rohins, III. 103), wie Pal. unfruchtbare, kommt
nicht in Betracht. Mal. 1, 3 gehört aber nicht hierher. — V. 40. Um
der Unfruchtbarkeit des Landes willen wird er auf seinem Schwert
lehen d. h. „seinen Unterhalt auf das Schwert gründen (Dt 8, 3. Jes.
38, 16), von Krieg, Raub u. Freibeuterei leben. Ähnlich iSmael
16, 12 u. noch heute die Stdmme im alten Edomiterland, Burckh,
Syr. 826; Ritter XIV. 966 ff. {Kn.), Endlich wird zwar die Unter-
werfung unter den Bruder nicht zurückgenommen, aber doch (u. das
ist schlimm für Jacob) eine Beschränkung ihrer Dauer zugestanden:
wann du dich anstrengst, wirst du sein Joch von deinem Halse
(Jes. 10, 27) brechen. Näml. "t*»^ bezeichnet zwar das herren- u.
zügellose Umherschweifen (Jer. 2, 31. Hos. 12, 1), aber das gibt hier,
auch wenn man ^w«? durch Num. 27, 14 deckt {Kn. Del), keinen
Sinn, weil mit „Schweifen" ein Joch nicht gebrochen wird, u. „Frei-
schweifen'* schon die Folge voraussetzt; besser wäre „widerspenstig
sein" (Tuch, Hupf, zu Ps. 55, 3), aber widersetzlich ist am Ende
jeder Unterjochte u. wird doch nicht frei; also vielmehr (trotz Nöld.
ZDMG. XXXVIL 540) Läufe d. i. Anstrengungen machen, streben vgl.
Cfii und iW»^^s, sowie arab. rdda IV (de Dieu zu Jer. 2; Ros,-,
Win, im Lex., Ew. G.^ L 159). Schütteln (Hgst. Ke) bedeutet das
Wort nicht Die alten ßbers. dachten an t^'?'^^, ^^Jj T!^i hatten aber
keine andere Lesart als ""•'^^ oder '^'^^ ; das ^""^^^ des Sam. (auch BJub.)
ist sichtbar blosse Correctur (s. Ges. de Pent. Sam. 38). Dieser Theil des
Nachsegens zielt auf die Zeiten von König Joram an, unter dem sie sich
zuerst von Juda frei machten (2 R. 8, 20 ff.); unter Amasja (2 R. 14, 7),
Uzzia u. Jotham (2 R. 14, 22. Jes. 2, 16. 16, 1. 5) wurden sie zwar
wieder unterworfen, aber unter Ahaz (2 R. 16, 6) kamen sie ganz
frei. — V. 41 — 45. Die nächsten Folgen: tödtlicher Hass Esau's
gegen Jacob u. Weisung der Rebecca an Jacob, nach Harran zu fliehen.
V. 41. Qta^j] 50, 15 (bei B). die Tage der Trauer] nicht: des Vaters,
als wollte er durch Ermordung des Bruders sich auch am Vater
rächen (Luth,), sondern: um den Vater-, den Tod des Vaters, der ja
(V. 4. 7) nahe ist, will er noch abwarten, um dem Vater nicht das
Herzeleid zu machen, aber noch in der üblichen Trauerzeit (24, 67)
will er den Bruder umbringen, "ia^ ^^n] vgl. 8, 21. — V. 42 f.
„Esau sprach wohl auch laut von seinem Vorhaben. Daher erfuhr es
Rebecca." Acc. beim Pass. s. 4, 18; zum Hithp. tstarn sich durch
Rache Befriedigung verschaffen vgl. das Niph. Jes. 1, 24. "3*^^] 11, 31.
— V. 44. „Nur einige Tage d. i. eine ganz kurze Zeit soll er in
Harran bleiben. Sie spricht verkleinernd, um ihn desto eher zu be-
wegen." ts-^tns«] wie 29, 20. (anders 11, 1) Dan. 11, 20. — V. 45.
':i ai»»-T?, als blosse Erklärung von 44^ unnöthig, scheint nicht seiner
selbst wegen, sondern wegen seiner Fortsetzung 'ai »iswi von R aus
Gen. 27, 45—28, 9. 333
der andern Quelle aufgenommen. t32^3t& d^] sie würde beide an einem
Tag d. i. zu gleicher Zeit verlieren, sofern Esau als Mörder der Blut-
rache (9, 6) verfallen wäre. — V. 46 leitet zu 28, Iff. hinüber u.
ist wohl von R eingefügt {Böhm., Kuen, 0.^ 315; KS), „Reb. äussert,
sie sei wegen der hettit Weiber Esau's des Lebens überdrüssig, u.
wenn auch Jacob solche nehme, so wünsche sie gar nicht zu leben^'
{Kn.), Deutlich ist hier die Rückbeziehung auf 26, 34 f. Aber dass
die Bemerkung von A {Kn» Sehr. Kay. Wl. Eilt.), oder gar aus A u. C
(Del.^) stamme, folgt daraus noch nicht, ebensowenig aus mh niaa
(s. zu 23, 3) u. TtJ^v? ^^^^ (wie 34, 1), was auch R nach A schreiben
konnte (wogegen die Ausdrücke des G in 24, 3. 37), während A in
28, 1. 6. 8. 36, 2 durchaus ')?as Haa hat Vielmehr waren aber nach
26, 35 diese Esauweiber beiden Eltern ein Herzeleid, u. die Initiative
der Reb. ist zwar ganz im Sinne der Erzähler Gp. 27, aber bei A han-
delt Isaac selbständig 28, 1 ff., u. ü-^^n -h 'niah ist nach 25, 22 gebildet,
„Übrigens ist erst rn naa^a u. dann noch pN?i riaa^ sehr anstössig;
die LXX lassen das erste weg." {Olsh.). — Gap. 28, 1 — 9. Die Sen-
dung Jacobs nach Paddan Aram zur Verheirathung u. die Segnung
desselben durch Isaac, nach A. — V. 1. Is. ertheilt dem Jacob Segen
u. Auftrag, l?!? ^l"i3a] s. 24. 3. — V. 2. d;k nant] 25, 20; zum st c.
(wie sofort rtn-a) vgl. 20, 1; zu -r 14, 10; zu der Betonung des t^—
vor K Ew. 216^ u. 63®; ebenso ng^ 27, 45, nan 29, 21 u. a. —
V. 3 f. „Der Segen besteht darin, dass Gott ihn mit Fruchtbarkeit u.
zahlreicher Nachkommenschaft beglücken, u. ihm u. seinen Nachkommen
das dem Abr. verliehene Land geben möge." "^-tt? Vn] 17, 1. d^ö^ Vnp]
wie noch 35, 11. 48, 4 bei A; ts'^^ay von den Israelit Stämmen zB.
auch Dt 33, 3; s. auch Gen. 17, 14. 25, 8. Segen Abraham* s
17, 8. ö'":^'?] 17, 8. — V. 5. Jacob gehorcht u. geht Äramäer
s. zu 22, 23. — V. 6 — 9. Esau nimmt daran ein Beispiel, u. um
der Eltern Zufriedenheit u. Wohlgefallen zu erwerben u. den Fehler
einigermassen gut zu machen, heirathet er auch noch eine Anver-
wandte, eine Tochter iSmael's, Enkelin Abraham's. nVc-i] nicht hIp^^i,
dürfte sich durch die Abhängigkeit von "s rechtfertigen, aber in wei-
terer Fortsetzung V. 7 3^»«i, was ebenfalls noch von "^s »'^^i V. 6
abhängt "1»«"^«?] wohl erst von R eingefügt mit Rücksicht auf 27, 43 f,
— V. 8 »"i^l] führt einen 2. Erwägungsgrund ein. er gieng zu
Hmael] nicht als ob Esau jetzt schon das Vaterhaus ganz verlassen
hätte {Tuch)j s. dagegen 36, 6 f., sondern um ein Weib zu holen.
iSmael lebte also damals noch, was zu 25, 26. 26, 34 (vgl. mit 25,
17 und 17, 24 f.) sehr wohl stimmt, u. es ist kein Grund, einer bar-
monistisch zurechtgemachten Ghronologie zu lieb {Del. Ke. Kohl. G.
I. 135) den I§mael in die Familie des Bmael umzudeuten, oder gar
^«3?ttw>-5« mit Sam. zu streichen. Über die Ghronologie s. zu Gp. 35
a. E. Schwester Nebajolh^s] vgl. zu 24, 50. auf seine Weiber hinauf]
d, h. zu ihnen hinzu 31, 50. Lev. 18, 18. Über die Machalath
s. zu 36, 3.
334 Gen. 28, 10—11.
b) Jacob in der Fremde und die Gründung seines Hauses,
Gap. 28, 10—32, 3.
1. Jacob's Traum zu Bethel, Cap. 28, 10 — 22, aus B und C.
Jacob ziebt von BeerSeba^ aus, übernachtet bei Luz, bat hier den
Traum von der Himmelsleiter, erhält gottl. Yerheissungen, nennt den
Ort Bethel, u, thut ein Gelübde in Beziehung auf ihn. — Dem durch
den Segen des Vaters zum Träger der Verheissung bestimmten wird
hier zum erstenmal von Gott selbst die Bestätigung dafür; beim Be-
ginn seiner Wanderungen, zugleich seiner Erziehungsgeschichte wird
ihm die Gewissheit des göttl. Schutzes u. seiner erhabenen Bestimmung
als ein Leitstern auf seine hrungen mitgegeben (wie 12, 1 fT. dem Abr.,
26, 2 ff. dem Isaac); zugleich wird der Ursprung der Heiligkeit Bethels
nachgewiesen. — Das Stück knüpft durch die Ortsbestimmung ^»^"q
ya» u. wn V. 10 an 26, 23 ff. u. 27, 43 an, u. zeigt in nw ii.
den Yerheissungen V. 13 — 16 nach Inhalt u. Ausdruck (vgl. 13, 14.
16. 12, 3. 18, 18), in V? n*ti 13, r? 14 u. tt^^k 14 f. die Hand
des C. Allein V. 11 f. 17 — 22 haben ö-^nV», u. während an A als Vrf.
wegen 35, 9—15 nicht gedacht werden kann, erweist die Rückbe-
ziehung, welche in 31, 13. 35, 3. 7 auf diese Verse genommen wird,
die Zugehörigkeit derselben zu der Schrift des B {Kn. Hupf. Böhm,
Sehr. Wl. Kitt., KS.): die Ausdrücke a y« 11 (32, 2), ^)?>? o-^ötön 18
(20, 8. 21, 14. 22, 3), sowie der Zehnte 22 u. der Traum' 12
(20, 3 u. ö.) bestätigen das. Demnach hat R hier eine Erzählung des
B, die ihre Spitze in der Heiligkeit Bethels u. des Jacobsteines u. in
dem Gelübde Jacob's hat, u. eine ähnliche des C, welche den Nach-
druck auf die Verheissungen Gottes an Jacob legte, zusammengearbeitet
Bei V. 19* kann man zweifeln, auf welche Quelle er zurückgehe;
wahrscheinlich auf beide, da er in keiner entbehrlich ist, nam. B in
31, 13. 35, 3 den Namen Bethel als schon vorhanden voraussetzt (gegen
Hupf). Dagegen V. 15 f. von B abzuleiten (ATn.), verbietet "»l««? u.
die Entbehrlichkeit von V. 16 neben 17. Gerade V. 16 neben 17
beweist auch, dass hier 2 Quellen zusammengearbeitet sind, nicht aber
eine Erzählung von B durch R {Böhm) oder den Harmonisten von
JE {Kuen. 0.^ 145. 247) blos überarbeitet ist: auch der Inhalt des
V. 16 ist für R oder JE zu naiv, u. in 32, 13 ist bei C auf 28, 14
zurückgeblickt (vgl. auch 32, 10 mit 28, 15); in 12, 8 aber ist bei G
durch Abr. doch nur ein Ort bei Belhel, nicht dieses selbst geweiht
V. 19** stammt von R, 21** ist entweder aus C genonunen oder von
R gestaltet
V. 10 (aus G) schliesst sich (wenn auch nicht unmittelbar) an
27, 45 an. Bei A ist die Abreise Jacobs schon 28, 5 (7) gemeldet
'« ^«a^] wo Isaac's Aufenthalt nach C war 26, 23 (auch 25, 21 ff.).
Bei B wird sein Reiseziel anders genannt (29, 1). — V. 11 f. aus B
(obgleich auch G etwas entsprechendes gehabt haben muss). Jacob
trifft auf die Stätte (s. 12, 6); so wohl richtiger als: auf den (zum
Gen. 28, 11—18. 335
Übernachten tauglichen) Ort (Aufl.^). Schon in diesem Treffen liegt
eine höhere Fügung. Er nimmt von (4, 4. 27, 28) den Steinen einen
(V. 18), u. legt ihn zu seinem Kopforte (Ew, 160**), an den Platz,
wohin er sich mit dem Haupte legt, zu seinen Häupten. Es war
schon etliche Tagereisen von BeerSeba' (22, 4). — V. 12. In der
Nacht sieht er im Traum (20, 3) eine auf der Erde aufstehende, bis
zum Himmel reichende Leiter; an ihr steigen die Engel Gottes (21, 17)
auf u. ab, nicht ab u. auf, d. h. sie sind schon unten, als er sieht,
gehen hinauf u. kommen wieder. Diese Leiter „versinnbildet den Ge-
danken, dass Himmel u. Erde, Gott u. Menschen in Verbindung stehen
(vgl 9, 17), dass Gott vom Himmel her durch seine Geister über der
Erde waltet, u. die Schicksale der Menschen ordnet" (äTh.), u. legt
dem Träumenden die doppelte Gewissheit nahe, dass bei ihm, dem
flüchtigen u. einsamen Wanderer, die Engel Gottes schon gegenwärtig
sind zu seiner Behütung u. Unterstützung (24, 7), dass aber auch
gerade dieser Ort ein rechtes Gottesheiligthum ist (17 ff.), wo wirkHch
ein Verkehr zwischen Himmel u. Erde stattfindet. An einer Leiter geht
dieser Verkehr vor sich, weil in der älteren Zeit die Engel noch nicht
als geflügelt gedacht wurden (vgl. noch Hen. 61, 1). — V. 13 — 15
aus G. Dieser hatte eine Gotteserscheinung u. Gottesverheissung an
Jacob (auch in der J^3w V. 16) erzählt, aber keinen Traum von einer
Himmelsleiter. Indem R diesen Bericht hier einfügt, will er die Zu-
spräche Gottes an Jacob als Deutung (15) u. Entwicklung (13 f.) dessen,
was im Traum von der Himmelsleiter liegt, gefasst wissen. i'^Vj] ge-
wöhnlich (mit LXX Vulg, Pei,) : oben auf ihr, der Leiter, aber gerade
das oben ist nicht ausgedrückt, u. warum er auf der Leiter stände,
wäre nicht einzusehen, auch ist der ganze V. von C; also: Jahve stand
über (vor) ihm, wie 18, 2. 24, 13. 45, 1; vgl. 18, 8. 24, 30 (Tuch,
Hupf, a.). Der Gott der Väter Abr. und Is,, vgl. 26, 24. das Land
gebe ich] 12, 7. 13, 15 u. ö. wie Staub der Erde] 13, 16. »j:?!!»'»]
30, 30. 43; r^i LXX u. BJub. 'ai n»^] 13, 14. «"^a?;] 12, 3. 18,
18. iritai] macht den Eindruck eines Nachtrages {Wl. XXI. 421; KS.)
nicht mehr, als ^3?^tVi V. 13 (was doch WL nicht für einen Nachtrag
hält); s. zu 2, 9. — V. 15. Ausdrückhch verheisst Gott noch seinen
Schutz för die Zeit der Wanderungen Jacobs überall wo oder wohin
er geht, ök ^»k na>] bis dass wann, Num. 32, 17. Jes. 6, 11
(kürzer 24, 19). — V. 16 aus C. Jacob ist beim Erwachen ver-
wundert, dass Jahve an diesem Orte gegenwärtig ist, nicht blos an
den hl. Stätten, wo Isaac ihn verehrte, zB. BeerSeba^ 26, 24 f.; zu
seiner Freude hat er erfahren, dass er mit seiner Entfernung von der
Heimath noch nicht aus dem Bereich dieses ausgeschieden ist. i;?»]
fürwahr, im Pent nur noch Ex. 2, 14. — V. 17. Der Eindruck des
Gesichtes auf ihn nach B: das ist ein furchtbarer, hehrer Ort, ein
wahres Gotteshaus (V. 19), die Himmelspforte, wo, wie es in einem
rechten Gotteshaus sein soll, der Himmel sich den Menschen öflhet u.
ein wirklicher Verkehr mit der oberen Welt gestattet ist. — V. 18
aus B. Wie bei C u. R die Erzväter an den Orten der Gotteserschei-
nungen Altäre errichten, so stellt Jacob hier den Stein, auf dem er
336 Gen. 28, 18.
geschlafen, als Malstein, Denksäule auf, u. begiesst ihn mit Öl, weiht
ihn dadurch (s. zu Ex. 30, 30; wogegen Slade GeA I. 460— 494 f.
hier das Rudiment eines dem im Steine wohnenden Geist gebrachten
Opfers sehen will; s. aber Hermann Gd. A.^ S. 139). Dieser Jacob-
stein zu Bethel hat einst eine hohe Heiligkeit für ihn u. sein Haus
gehabt, s. noch 35, 14 u. vgl. 49, 24. Bei Abr. wird kein hl. Stein
erwähnt, sondern erst bei Jacob, dem in Mittelpalästina heimischen,
u. zwar bei ihm mehrmals (vgl. 33, 20), als wäre das Bedürfniss
nach solchen Zeichen göttlicher Gegenwart doch erst auf einer jüngeren
Stufe der Religionsentwicklung u. nicht ohne Zusammenhang mit dem
kenaan. Wesen eingetreten. Aber auch bei ihm sind es keine göttlich
verehrten Steine, sondern nur hl. Steine, Steine zum Zeichen der
Heiligkeit eines Ortes. Steine zum Andenken an merkwürdige Vor-
gänge, nam. an erfahrne Gotteshilfen zu errichten, war eine alte
Sitte (31, 45. Jos. 4, 9. 20. 24, 26 f. 1 S. 7, 12); in Folge gehabter
Golteserscheinungen solche Steine selbst zu weihen u. als ein Heilig-
thum oder als Opferort, bei dem man Gottesdienst that, zu achten (vgl.
V. 22), schloss sich leicht an jene Sitte an. Mehr als dies wird vom
Jacobstein nicht gesagt In gleichem Sinn haben sich solche Malsteine
bei den Heiligthümern im Gült der Isr. (zumal im nördl. Reich Hos.
3, 4. 10, 1 f.; vgl. Ex. 24, 4) lange forterhalten, u. sind sie als
Malsteine Jahve's selbst Jesaja (Jes. 19, 19) noch nicht anstössig. Da
sie aber bei den Kenaanäem mit dem Baalsdienst unzertrennlich ver-
bunden waren u. im Volksbewusstsein leicht als Baalssäulen genom-
men wurden, wenden sich schon ältere Gesetze (Ex. 23, 24. 34, 13.
Lev. 26, 1) u. Profeten (Mich. 5, 12) gegen sie, u. verbietet Dt. 16, 22
(s. d.) geradezu derartige Masseboth bei den Jahvealtären. In anderem
Sinn heilige Steine, näml. Steine, die als verkörperte Gottheiten oder
gottbeseelte Steine göttlich verehrt oder auch zu allerlei Zauber ge-
braucht wurden, kommen auf heidnischem Boden viel vor, nicht blos
in Kenaan u. bei Syrern u. Arabern, sondern auch sonst im Morgen-
u. Abendland. „S. über die Xld^ot XmciQoi oder ctXrjXinfiivoi, lapifies
uncli Paus. 10, 24, 6; Minuc. Fei. 3, 1; Apulei. Florid. init; über
ihre religiöse Verehrung Theophr. char. 16; Lucian. Alex. 30 u. conc.
deor. 12; Clem. AI. ström. 7 p. 713 Sylb.; Arnob. adv. gent 1, 39.
Dahin gehören auch die s. g. ßccCrvXoij ßctixvXia^ baetyli (Plin. 37
§ 135), zum Theil Aerolithen, bei den Westasiaten, deren es gab zu
Pessinus in Phrygien (Herodian. 1, 11. Liv. 29, 11), bei den Phöniken
(Sanchun. ed. Or. p. 30) , bei den Syrern in HeliopoHs (Phot bibl.
p. 557. 568) u. in Emesa (Herodian 5, 3), bei den Ägyptern (Gale
zu Jamblich, de myst. p. 215) u. bei den Arabern (Maxim. Tyr. diss.
38; Arnob. 6, 196), zB. in Petra der Nabatäer (Suid. u. &tv(SaQfig)
u. in Mekka der schwarze Stein der Kaaba^' {Kn), Vgl. Win.^ 11.
521; Ri. HWB. 1330f.; Ew. k\0 158 ff., JB. X. 17f. u. V. 287 f.;
Grimmel de lapidum cultu apud patriarchas qu. 1853; PhBerger in
JA. VII, 8. S. 253 ff.; Hal^y im JA. VH, 18 S. 252ff Ob auch die
Hehr, einst, wie andere Semiten, diesen Steincult gehabt haben, wissen
wir nicht. Wenn man ßccltvXog mit h» n-^a zusammenbringt, liegt es
nahe^ anzunehmen, dass der Betlielstein Jacobs urspr. ein solcher Stein-
Gen 28, 18—22. 337
felisch gewesen sei {Dozy Isr. zu Mekka 1864 S. 18 ff.; NÖld, in
ZDM6. XLIJ. 482), u. erst B ihn zu einer nasr^ im oben besprochenen
Sinn umgebildet habe. Aber der Zusammenhang von ßcctrvkog mit
hn M-^a ist mindestens sehr fraglich (s. Grimmel u. Hai, a. a. 0.); in
historischer Zeit kommt im öffentlichen Gült der Isr. nirgends Stein-
verehrung vor (anders Jes. 57, 6); zu des Vrf. Zeit war die nasstt,
deren Ursprung er hier berichten will, ohne Zweifel als nas^a noch
vorhanden; sie wird auch die Gestalt einer Jiassto, nicht aber eines
Steinfetisches, gehabt haben. — V. 19* bei G unentbehrHch, aber auch
bei B (vgl. 17T ganz passend u. seinem Ausdruck nach eher aus B
(s. zu 32, 31; ; V.^ wohl Glosse des R. Jacob benennt den Ort
Bethel, worüber zu 12, 8. Nach A thut er das erst bei seiner Rück-
kehr 35, 15. ü^^N!i] wie 48, 19. Num. 14, 21. Ex. 9, 16. Dass Bethel
früher Luz hiess (35, 6. 48, 3. Jud. 1, 23; vgl. Jos. 18, 13), ist so
zu verstehen, dass das jüngere Bethel in der Nähe des älteren Luz
lag; der Ort, wo Jacob übernachtete, war ja auch nicht in Luz, son-
dern in der Nähe {Ew, G.^ L 435 f.). — V. 20ff. aus B. Er gelobt
noch, dass er, wenn Gott ihn behüte u. wohlbehalten (26, 29. 31)
ins Vaterhaus zurückkehren lasse, diesen Stein zu einem Gotteshaus
machen wolle u. s. w. Der Nachsatz hebt mit n;ni an (LXX Pei,
Vulg.), nicht mit V. 22 (Tuch Hgsl.), schon der Wortstellung nach
nicht Aber freilich werden die Worte i atti^xV ^^h nin% durch welche
er sich verpflichtet, den ihm erschienenen Gott zu verehren, ein Ein-
satz des R (aus C?) sein, zu Gott sein]- 17, 7. Der Stein soll ein
Haus Gottes d. i. eine Stätte der Gottesverehrung werden; die Er-
füllung s. 35, 7, wornach er dort einen Altar errichtet. Auch will
er diesem Gott — er redet ihn hier an — den Zehnten von allem
geben, was Gott ihm gibt, s. 14, 20. Die Ausführung wird später
nicht gemeldet (von R fortgelassen?); wie Vrf. sie sich gedacht hat,
ist nicht klar, ob in Form eines Opfers oder als Abgabe an einen Prie-
ster? Vgl. BJub. c. 32. Das Hauptabsehen bei dem Gelübde geht
jedenfalls auf die spätere Zeit, in der in Bethel wirklich ein Heilig-
thum der Isr. war (Jud. 20, 18. 26ff. 1 S. 10, 3; 1 R. 12, 29),
wohin man auch zehntete.
2. Jacob in Harran bei Laban, Cap. 29f; aus B und C.
Jacob, nach dem Land der Söhne des Ostens gelangt, trifft schon
in der Nähe von Harran mit Rahel, der Tochter Laban's, zusammen
u. kommt in dessen Haus (29, 1 — 14). Er dient bei ihm 7 Jahre
als Hirte um Rahel, erhält aber, von Laban überlistet, statt ihrer die
von ihm nicht geliebte ältere Tochter Lea. Doch wird ihm nach be-
endigter Hochzeit mit Lea, gegen das Versprechen 7 weiterer Dienst-
jahre, auch Rahel gegeben (29, 15 — 30). Von Lea, von der Magd der
Rahel u. der der Lea, endlich auch von Rahel erhält er 11 Söhne u.
eine Tochter (29, 31 — 30, 24). Darnach wünscht er in seine Heimath
zurückzukehren. Aber Laban will den Mann, der ihm viel Nutzen
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 22
338 Gen. 29 f.
gebracht hat, nicht ziehen lassen. Gegen einen anscheinend geringen
Lohn versteht sich Jacob zu fernerem Dienst, weiss aber durch List
diesen Lohn so zu mehren, dass er in kurzer Zeit sich sehr grosse
Habe erwirbt (30, 25 — 43). — Der leitende Gedanke der Erzählung
ist der Nachweis des Schutzes u. Segens Gottes (28, 15), welcher ihn
allenthalben, auch im Kampfe mit der List u. dem Eigennutz Laban's
(vgl. noch 31, 7 — 12), begleitete. Aber in dem Dienst, zu dem er
sich hergeben muss, u. der durch Laban's Betrug auf das doppelte Zeit-
maass ausgedehnt wird, sowie in der langen Unfruchtbarkeit seines lieb-
sten Weibes, wird doch, wenn auch nur feiner, auf seine verdiente
Züchtigung für die im Vaterhaus verübten Trügereien hingedeutet. So-
wohl durch diese Zucht als durch jenen Schutz soll er zur An-
schmiegung an seinen Gott erzogen werden. Stärker als diese ethischen
Gesichtspunkte treten aber die nationalen hervor: die Verherrlichung
Jacob's als des Ideals eines hebr. Hirten, u. die Erklärung des Ursprungs
der Israelstämme. — In dem engen Rahmen dieser 2 Kapitel (wozu
Ergänzungen in Gp. 31) ist das Wesentliche über Jacob's Thaten u.
Kämpfe im Stromland zusammengedrängt. Die lebendige Volkssage über
ihn floss einst reicher. Während einige Bestandtheile derselben in
diesem kurzen Abriss sich noch deutlich erkennen lassen, zB. der Wett-
streit des Hebräers u. Aramäers in gegenseitiger Überlistung oder die
Erfindung von allerlei Hirtenkünsten durch Jacob 30, 37 fi'., sind da-
gegen andere Züge derselben schon fast ganz erblasst, wie zB. von
der riesigen Stärke des Helden (29, 10 vgl. 32, 25 fr.) Auch in den
schriftlichen Quellen war dieser Theil der Jacobsage einst ausführ-
licher behandelt: zB. das Stück 80, 35 — 42 ist der Darstellung nach
von der Art, dass es wie ein Auszug aus einer ausfQhrlicheren Er-
zählung erscheint (vgl. zu 4, 17 u. 6, 1 — 4). Gewiss war es B, welcher
diese Dinge eingehender beschrieben hatte (vgl. Gp. 31). Aber schon G,
welcher jene Schrift kannte, legte auf solche mehr volksthümUche Stoffe
weniger Gewicht; R vollends hat so sehr die ethisch-religiösen Gesichts-
punkte zur Hauptsache gemacht, dass er von jenen viel mitzutheilen
nicht der Mühe werth fand. — Der jetzige Text ist aus G u. B in
ähnl. Weise zusammengesetzt, wie Gp. 27. An A erinnert nur 29,
24. 29 {Kn. Wl.) 30, 22»; möglicherweise könnte auch 30, 4». 9^
auf ihn zurückgehen. Die Scheidung des Übrigen betreffend, so will
zwar WL XXI. 425 f. in 29, 1—30 wesentlich Text des B finden,
aber in V. 15 ist ein künstl. Übergang nicht zu verkennen: V. 16 f.
sind so gehalten, als ob Ra^iel bisher nicht genannt gewesen wäre. Rich-
tiger wird man darum zwar 29, 1 (s. d.) von B, aber 29, 2 — 14
oder 15» von G (vgl. \> "wk 9, f'tt^'p r*^ 13, "''^»3'» '^'^^^ 14), und
29, 15^ — 30 (vgl. n-iswö 15, n!?-?* u. natsp 16. 18, rr»^» ^fc"»*» "1«^ rt" 17)
in der Hauptsache (exe. V. 24. 29, u. exe. V. 26 wegen stn-^y^c u.
tTTisa) von B ableiten. In der Geschichte der Geburten 29, 31 — 30,
24 ist im ganzen G zu Grund gelegt, wie man nam. aus *?n^ u.
nnB»' sieht: ganz in 29, 31—35. 30, 9—16; dagegen in 30, 1—3»
(d-tt^k, hök) ist aus B eine charakteristische Schilderung, 6. 8 zwei
Namensetymologien (statt derer des C) aufgenommen, u. 30, 17 — 24
Gen. 29, 1—3. 339
läuft der £rzählungsfaden sogar an B fort (o'^rr^K), u. sind in seinen
Text die abweichenden Namenserklärungen des C (V. 20^. 24) u.
einige andere Worte des C (21. 22®) eingefugt. Dieses Verfahren des
R zeigt, dass in beiden Quellenschriften Gang u. Stoff der Erzählung
sehr ähnlich waren, u. dass wo er Varianten in den Etymologien nicht
bemerkt, sie in B u. G wesentlich gleich lauteten, so dass er sie aus
der einen oder andern nehmen konnte. — Endlich der Abschnitt über
den Heerdenerwerb Jacobs 30, 25 — 43 wird durch die chronol. (s.
zu 25) Differenz, durch die abweichende Darstellung derselben Sache
bei B in 31, 6 ff., u. durch sprachl. Zeichen (^^aa u. 'ii ^n "»nKisn »3"°^
27, V"!!! 30. 43) für G gesichert; doch sind auch hier Parallelen aus
B eingearbeitet V. 26. 28 (schwerlich 32 — 34 WL), wie auch ein-
zelne Ausdrücke des B hier von G angeeignet oder von R eingefügt
vorkommen, zB. rrr^rp^ 38. 41 (gegen 24,20), 'o'^p 35, t^? 35. Übrigens
ist in diesem Al^schnitt der Text mehrfach entstellt Vorstehender Ana-
lyse haben sich fast ganz angeschlossen Kit.y KS, — Über •^rncw
30, 18 s. d.
Gap. 29, 1 — ^^14. Jacob gelangt glückHch bei seinen Verwandten
in Harran an. V. 1. Ei' erhob seine Füsse (nur hier so), setzte seine
Reise fort, die eine grosse war, u. gieng (nicht: kam) nach dem Land
(20, 1) der Söhne des Ostens (s. zu 25, 15). Dieser Ausdruck föllt
auf, einmal an sich, weil er sonst nicht die vom Stromland bezeichnet,
während man wohl das Stromland ein ün^, f^« (so hier die LXX ohne
■^aa) nennen konnte Num. 23, 7 (vgl. Gen. 11, 2), sodann weil es zu
b:« «T3ÜÖ 1\)>^:} 28, 7 u. na^n ^h^j 28, 10 die dritte Variation ist.
Der Satz gehört nicht zu G (Del,^), sondern wie 28, 20 ff. zu
dem Bericht des B, welcher hienach über den Wohnsitz der Ver-
wandten Jacob's etwas andere Vorstellungen hatte, als A u. C (vgl.
31, 21 u. 23). Um so weniger aber kann dann der Kanon (WL XXI.
426) richtig sein, dass C nur Stadt Nahors (24, 10), nicht Harran
(27, 43. 28, 10. 29, 4) schreibe. Die LXX haben am Ende des V.
noch einen langen harmonistischen Zusatz TtQog Accßäv x. t. L —
V. 2 f. Die Reise selbst wird nicht beschrieben, wie auch Gp. 24 nicht
Aber so glücklich, wie dort Abraham*s Oberknecht, ist auch Jacob hier,
er kommt sogleich an den rechten Brunnen, wo er Verwandte trifft.
An dem Brunnen (es ist keinenfalls der Stadtbrunnen von Ilarran, wie
24, 10 f., gemeint) lagerten eben 3 Heerden, die man dort zu bestimm-
ten Zeiten zu tränken pflegte. Der (s. 14, 13) Stein aber, mit dem
man gew. einen Brunnen zu bedecken pflegt (Rohins. II. 414), war
gross, damit nur die Berechtigten, u. diese erst mit vereinten Kräften,
den Brunnen benützen könnten. Die Perff. V. 3 mit ; cons., als Fort-
setzung zu np»^, zum Ausdruck des Pflegens (Ges. 112, 3). Bemerkt
wird das hier zur Vorbereitung auf V. 10. „Brunnenscenen dieser Art
waren (24, 11 ff. Ex. 2, 16 ff.) häufig u. sind es noch (Rohins. \. 338.
341. II. 608 f. 615 f. 632. IIJ. 228). An den Brunnen sind steinerne
Tränkrinnen aufgestellt, u. die Regel ist, dass der zuerst angelangte
zuerst tränkt (Schubert R. II. 453; Burckh. Syr. 128 f.). Bei den
arab. Beduinen gehören die Brunnen einzelnen Stämmen u. Familien;
22*
340 Gen. 29, 3—15.
Fremde dürfen nicht oder nur gegen Geschenke d. h. Bezahlung daraus
tränken {Burckh. Bed. 185; Hob. III. 7; vgl. Num. 20, 17. 19. 21, 22);
sie sind daher auch oft Gegenstände des Streites (26, 19 fr.). Die Araber
wissen sie geschickt zu verdecken (Diod. 2, 48. 19, 94), so dass sie
Fremden verborgen bleiben" (JSTn.) — V. 4 — 6. Jacob erkundigt sich
bei den Hirten nach Laban, u. wisd zuletzt an seine Tochter Rahel
gewiesen, die eben mit ihrer Heerde im Anzug ist. meine Brüder]
19, 7. Sohn Nahors] müsste Sohn im weiteren Sinn d h. Enkel
sein (2 R. 9, 20 neben 14; Esr. 5, 1 neben Zach. 1, 1); in Wahrheit
aber ist im urspr. C Laban wirklich Nahor's Sohn (s. 24, 15. 24.
47. 50). geht's ihm wohl?] 43, 2 7 f. — V. 7 f. Jacob glaubt, sie
hätten das Vieh zum Übernachten zusammengetrieben (:]&k) u. fordert
sie zum Tränken u. Weiden auf, da der Tag noch gross d. i. es noch
lange Zeit bis zum Abend sei. Sie aber sagen, sie müssen warten,
bis alle beisammen seien, um gemeinschaftlich den schweren Stein ab-
zuwälzen, ä'^'i-ryn] ö'^y'in in LXX (u. Sam. auch V. 3) ist erleichternde
Lesart. — V. 9. Indessen kommt Rahel an (Prf., vgl. 27, 30). Sie
ist Hirtin. Bei den Arabern des Sinai ist es die Regel, dass die un-
verheiratheten Töchter das Vieh auf die Weide treiben, Burckh, Bed.
283 ; mehr zu Ex. 2, 16 (JTn.). Zur Satzfügung s. Ew. 341^. \ "w«]
wie 40, 5 bei C. — V. 10 f. „Der Anblick derselben ergreift u. hebt
Jacob; entschlossen u. stark wälzt er allein den Stein ab; dienstfertig
tränkt er ihr Vieh. Das dreimalige i»« ''H» deutet an, dass er als
Vetter so handelte" {Kn,). So allerdings nach dem Sinn des Erz., aber
im Hintergrunde liegt doch die Auffassung Jacob's als eines Mannes
herkulischer Stärke, vgl. 32, 26. „Als Vetter durfte er Ral^el, wie der
Bruder die Schwester (Gant. 8, 1), auch öffentlich küssen. Die Thränen
sind solche freudiger Rührung, wie 45, 14. 46, 29** (Kn,). ^ip »m]
s. 21, 16. — V. 12. Bruder] Vetter, wie V. 15. 14, 16. 24, 48. —
V. 13 f. Laban auf die Kunde von ihm d. h. seiner Ankunft, eilt ihm
entgegen, umarmt u. küsst (mit \ wie 31, 28. 32, 1. 48, 10; mit Acc
33, 4) ihn viel u. lang (Pi.j, f&hrt ihn heim, u. durch seinen Bericht
überzeugt er sich, dass er wirklich sein Gehein u. Fleisch d. h. leib-
licher Verwandter oder Stammgenosse (37, 27. Jud. 9, 2. 2 S. 5, 1.
19, 13 f.) sei. „Die Stelle erinnert im Ausdruck an 2, 23, u. *^«!?g^ f^
an 18, 2. 24, 17. Jacob bleibt bei ihm einen ganzen Monat Zeit,
vgL 41, 1. Num. 11, 20f." (Kn.). 1\^] nur d. i. nichts anders als;
sonst s. zu 26, 9. &•»;] Ges. 131, 2^. V.^ schon zu V. 15 d. h. zu
B zu ziehen (KS.), zwingt nichts. — V. 15 — 30* Jacob gewinnt 2
Weiber, Schwestern. In dieser Ehe mit 2 Schwestern ist er kein Vor-
bild fQr Isr. (Lev. 18, 18); aber sie kommt wenigstens nicht nach seinem
Willen; die eine Schwester ist ihm durch die Schlauheit des Aramäers
aufgedrungen, u. so erscheint die Sache mehr als harranische Sitte.
(Sonst s. über die Verwandtenehen der Vorväter zu 20, 12). Findet
aber diese Doppelehe in dem Betrug Laban's ihre Entschuldigung, so
liegt zugleich der ethische Gesichtspunkt vor, dass durch diesen Be-
trug, den er erfahren muss, sein Betrug an Esau u. Isaac gerächt wird.
V. 15. Hier klafft eine kleine Lücke, sofern bisher nicht gesagt ist,
Gen. 29, 15—26. 341
dass Jac. bei Laban als Hirt in Dienst getreten ist oder doch treten
wollte. Laban bietet ihm nun Lohn an, scheinbar uneigennützig, in
Wahrheit wohl, weil er ihn als geschickten Hirten kennen gelernt hat
u. ihn zu behalten wünscht: solltest du ("^sn wie 27, 36, weshalb
Kitt, V.* noch an C geben will) als Bruder mir umsonst dienen?
dem man eher mehr als weniger gibt« Er heisst ihn den Lohn be-
stimmen. n;^swto] wie 31, 7. 41; sonst ^?fc zB. 30, 28. 32 f. 31, 8. —
V. 16 f. Beschreibesätze, betreffend die beiden Töchter Laban's, zum
Verständniss seiner Antwort V. 18 noth wendig, hrr] bedeutet Mutter-
schaf. n«y vieUeicht (wie arb. ladt"^) Wildkuh, doch s. Nöld. ZDMG.
XL. 167; als Herrin nach assyr. liat deutet P Haupt (GGN. 1883
S. 100). „Derselbe Erz., welcher schon V. 9 ff. von Rahel berichtet
hat, konnte die beiden Töchter Labans fuglich nicht so, wie hier ge-
schieht, einführen" (Kn,), Wahrscheinlich hat R hier die andere
Quellenschrift reden lassen. V-j« u. p^] wie 27, 15. 42. Die jüngere
schön von Gestalt (39,6. 41,18) u. Aussehen (12,11; n^'pö maita
24, 16. 26, 7); die ältere halte schwache (eig. zarte) Augen, „ohne
frischen, klaren Glanz. Den Orientalen, bes. dem Araber, gelten leb-
hafte feurige, klare u. ausdrucksvolle schwarze Augen (Gazellenaugen,
Hamas. 1. p. 557. 584. 596. 622; Harlmann Ideale S. 77 ff.) aWflaupt-
stück weiblicher Schönheit" (Kn.), — V. 18 f. „Jacob will dem Laban
7 Jahre als Hirte dienen, u. verlangt dafür die geliebte Rahel zum
Weib. Laban ist es zufrieden, da er seine Tochter lieber einem Ver-
wandten als einem Fremden ('^>^K wie Jer. 6, 12. 8, 10) gibt. Bei
allen Beduinen-Arabern hat der Vetter das Vorrecht vor den Fremden
(Burckh. Bed. 219); die Drusen in Syrien ziehen allemal den Ver-
wandten einem reichen Fremden vor (Volney R. II. 62). Hat der Vetter
die Cousine geheirathet, so nennen sie sich selbst in der Ehe noch
oft Vetter u. Muhme, Burckh. Bed. 91, u. arab. Sprichw. 274 f.;
Layard Nin. u. Bab. 222; Lane Sitt. l 167" {Kn.) — Der Dienst
Jacob's vertritt den übl. Kaufpreis für das Weib, Win.^ L 296 f.
Dergleichen kommt noch immer vor; Beispiele bei Ritt. £K. XV. 674
u. Burckh. Syr. 464 {Kn). — V. 20. „Die 7 Dienstjahre sind ihm
wie einige Tage (27, 44), da er in RaheFs Nähe sich glücklich fühlt,
dem Glücklichen aber die Zeit schnell vergeht" {Kn*). — V. 21 — 24.
Nach Ablauf derselben fordert er (nan 28, 2) sein Weib, da seine Tage
d. h. Dienstzeit voll, abgelaufen seien (25, 24. 50, 3). Laban veran-
staltet auch die Hochzeit u. das übl. Mahl, gibt ihm aber nicht Rahel,
sondern Lea ins Brautgemach. Der Betrug war des Abends möglich,
zumal wenn Lea verschleiert kam (24, 65). Lea erhält nur eine Magd
für ihren Dienst; mehr bekam Rebecca 24, 61 {Kn). V. 24, auch 29,
beide mur lose angefQgt u. für 30^ 2. 4. 9 f. nicht nothwendig, erinnern
auch stylLstisch an A u. werden {Kn. Wl) von R eingefiigte Angaben
des A sein (vgL 46, 18. 25). — V. 25 f. Seinen Betrug entschuldigt
L. mit der Landessitte (34, 7. 2 S. 13, 12), die jüngere Tochter nicht
vor der älteren herzugeben ("J"'?^ u. M^'»sa wie 19, 31 ff. 25, 23),
eine Sitte, die in Indien Gesetz war (Manu 3, 160), u. ab u. zu auch
sonst vorkommt zB. Lane Sitt. L 169 {BJub, c. 28 will sie sogar
342 Gen. 29, 26—33.
für Isr. zum Gesetz machen). Aber Laban hatte ihm zuvor nichts
gesagt. — V. 27. Jac. soll aber für einen weiteren siebenjährigen
Dienst auch Ral^el erhalten, mache voll die Woche dieser] feiere die
Hochzeitswoche mit dieser zu Ende; die Hochzeit dauerte gew. eine
Woche (Jud. 14, 12. Tob. 11,. 18). wir wollen geben] „ich u. die
Meinigen, s. 24, 50" (Kn.), aber LXX Sam. r»\ — V. 28—30. Nach
Ablauf jener Woche erhalt er Rahel, welche ebenfalls eine Magd mit-
bekommt, heirathet also binnen 8 Tagen 2 Weiber. Zu V. 29 s. V. 24.
Auch zu Ra^el gieng er hinein u. liebte sie vor Lea, bevorzugte sie vor
dieser. Das zweite oa soll blos ^rv^ hervorheben {Ges. th. 294) oder mit
)'o zusammen „eliam, noch mehr ab'^ ausdrücken (DeL), beides gegen
den Sprachgebrauch; auch zu ^fl^l kann es nicht gehören: gieng nicht
blos hinein zu ihr, sondern liebte sie auch (ATn.), s. dagegen 31, 15.
46, 4. 1 S. 1, 6. Demnach : er liebte auch die Rahel (nicht blos die
Lea), u. mehr als Lea; das ist aber gegen V. 31; daher m zu ver-
werfen mit LXX Vulg, V. 31 — 30, 24. Jac. erhält von diesen
2 Weibern u. ihren Mägden 11 Söhne u. eine Tochter. Der Bericht
darüber ist sehr kurz u. dürr. Ein Hauptabsehen dabei geht auf die
Erklärung der Namen der Söhne, von denen bei einigen eine zweifache
Deutung gegeben wird. (Durchaus geben die Mütter den Namen, wie
sonst bei BG). Aber es sind auch ethische Ideen darin. Es ist in
einer Doppelehe nicht recht, das eine Weib vor dem andern zu bevor-
zugen; Jac, der das thut, wird durch die lange Unfruchtbarkeit der
bevorzugten Frau von Gott zurechtgewiesen, u. der in der Gattenliebe
benachtheiligten giebt Gott Ersatz im Kindersegen. Und sodann Josef,
der herrlichste Sohn u. volkreichste Stamm, kommt (wie Isaac u. Esau-
Jacob) erst nach langem Warten, als eine besonders theure Gottesgabe.
Die Ordnung der Söhne ist dieselbe wie bei A in 35, 23 ff., nur dass
zwischen die 4 ersten u. die 2 letzten Leasöhne die 4 der 2 Mägde
eingeschoben sind. (Über die Zutheilung der 12 Söhne an die 4
Weiber sind alle Quellen einig; schon dadurch werden die Bemerkungen
Stade' s Gesch. ^ I. 145 ff. hinfällig. Vorsichtiger urtheilt darüber
Reuss Gesch. d. AT.^ § 63). — V. 31. nKsiato] ist, kraft V. 30, relativ
zu verstehen; minder geliebt (Dt 21, 15. Matth. 6, 24). öffnete ihren
Mutterleih] Hess sie fruchtbar sein u. gebären (s. 16, 2); damit gleicht
er das Missverhältniss aus, denn Fruchtbarkeit macht das Weib dem
Manne werth (16, 4). — V. 32. Den Sohn nennt sie l?'«»^; anschei-
nend sehet einen Sohn, soll aber Anspielung auf '»'»a» rm*i sein, denn
sie sagte: Jahve hat mein Elend angesehen (16, 11), denn nun wird mein
Mann mich lieben. Die urspr. Bedeutung des Namens ist unklar. Ableitung
von arab. raaba (wie 'i?^'! von nt)?, Bäthg. Beitr. 159), erbringt keinen
Sinn. Annehmbarer wäre )s,')»*^ als Nebenform von Vai«*! {Lag. Onom. ^
II. 95), wie Joseph., Pe§., Arab., Äth., griech. MSS. yovßlX, Povßi^X
dafür substituiren; dann wäre es nach arab. ribdl^ als Löwe oder
Wolf zu erklären; ein Gottesname {Kuen. ThT. V. 291) ^könnte es
schon wegen el nicht sein. Zu "» nach h-jök vgl. V. 33 u. 26, 22.
•^aarirj 19, 19. — V. 33. rawstd] Erhörung,' weü Jahve gehört u. be-
achtet habe, dass sie ungehebt sei Ein Demin. von Vk»^*^ vermuthet
Gen. 29, 33— Cap. 30, 11. 343
Ew. 167* eine Ableitung von arab. simu Bastard von Wolf u. UySne
Hitz. Gesch. 47 u. RSmüh im Journ. of Pbilol. IX. 80. 96. — V. 34.
•^iV] Anhänger, weil sie hofft, dass der Gatte ihr fortan mit Neigung
anhangen werde. Manche betrachten ^i?, als n. gentile von >i«^ (fVL
Prol. 150; Stade in ZATh. I. 112 ff., vgl. Lit GBL 1879 S. 828;
Nöld, in ZDMG. XL. 167); als Israel angeschlossene Ausländer oder
aber als Gefolge u. Geleite der Bundeslade deutet den Namen Lag.
Orient. IL 20 f.; an ein angebt, minäisches laudn d. h. Priester er-
innert Hommel Aufs. u. Abb. 1890 S. 30. Sonst s. über Levi Kuenen
Volksreligion 1883 S. 312 ff. B?|n] 2, 24. K^ß] mit Sam. LXX (Ixa-
X£<r£, nicht hXri^ Pei. ist >i«7l? zu lesen, vgl. V. 35. — V. 35.
ninn^ Gegenstand des Lobes u. Preises (DeL), denn sie pries Gott
für ihn, vgl. 49, 8. Der Name ist genommen als vom Hoph. abgeleitet
(zum n vgL Ps. 28, 7. 45, 18. Nel?. 11, 17). Einen Gott -"«n; suchte
zu erweisen Steinthal in „Die Nation" 1891 No. 46 S. 716. Nun
machte sie einen Stillstand, so dass sie nicht gebar (16, 2), doch wohl
mindestens ein Jahr (Kn.), wenn es als Stillstand bemerkbar sein
sollte. — Cap. 30, 1 — 8. Die Geburt Dan's u. Naftali's von Bilha.
V. 1 L ,4lajiel eifersüchtig (26, 14) auf die fruchtbare Schwester ver-
langt* von ihrem Mann Kinder, sonst sterbe sie vor Leid; Jacob weist
sie zornig zurück, bin ich an Gottes SlcUl? des Urhebers von Leben
u. Tod (Dt 32, 39. 1 S. 2, 6. 2 R. 5, 7), der allein das gewähren
kann. So der Ausdruck nach 50, 19 bei demselben Vrf." (Kn.). —
V. 3. Sie greift zum selben Mittel wie Sara (16, 2 f.) u. gibt ihm
ihre Magd Bilha zum Weib, dass sie auf der Rahel Knie gebäre d. h.
Kinder, die Ralbiel auf ihren Schooss nehmen (Ij. 3, 12) u. als die
ihrigen anerkennen will (50, 23; vgl Stade in ZATW. VL 143 ff.),
u. dass auch sie von ihr erbaut werde. Die letztere Bemerkung aus
C (vgl 16, 2). n?K] 20, 17. 21, 10. 12 f. bei B. — V. 4», weil
Wiederholung des V. 3 Gesagten u. wegen ri^tt» nach C, oder vielleicht
nach A, der auch Hagar eine nvK des Abr. nennt (16, 3). Ebenso 9^.
— V. 6. )'n] Richter nennt sie den Sohn, weil Gott sie gerichtet d. h.
ihre Sache ihren Wünschen gemäss entschieden hat Auch in )^ ver-
muthet einen Gottesnamen Kuen. ThT. V. 291. ^ipa ifati] 3, 17. 21,
12. 27, 13. — V. 7 von C; wenigstens ist nicht einzusehen, warum
S 'ü nn!?3 ein Nachtrag sein soll (wi. XXI. 427), dagegen 'i 'w nuVt
V. 12 nicht — V. 8. '»^»JtLs] Kampfmann, weil sie einen Ringkampf
{Ew. 156^) Gottes mit Lea gekämpft u. gesiegt habe, d. h. nicht:
einen Kampf in göttl. Sache, wie die Gründung Israels ist (ITn.), auch
nicht: einen von Gott zur Entscheidung gebrachten (Hgst.), sondern
Kampf um Gottes Gnade u. Segen {Tuch, Del) vgl 29, 31. 30, 2.
— V. 9 — 12. Auch Lea, weil sie nicht mehr (29, 35) gebiert, gibt
nun ihre Magd Zilpa dem Jacob zum Weib, die ihm Gad u. ASer ge-
biert V. 9 s. V. 4. — V. 11. t}] Glückskind; sie sagt: 7», in Pausa
"I», mit Glück {h zvxy LXX), vgl. "^mt^^ V. 13; die Mass. wollen
na MS gekommen ist Glück (vgl. Jes. 65, 11 u. das n. pr. Jos. 11, 17.
12, 7), so wenigstens Trgg. u. Pei.-, dagegen Vrs. Sam, ('^''öa) u.
GrVen, {^hh öTQccTevfia) deuten nach 49, 19. Über die Glücksgott-
344 Gen. 30, 11—18.
heit Gad, Tvxfi, deren Verehrung bei den Aramäern weit verbreitet
war (vgl. zu Jes. 65, 11) s. Lag, Ges. Abb. 16; Sym. I. 87; Mordtm.
in ZDMG. XXXI. 89 f.; HcUevy Ml de Grit 183. 212; Sieg fr, in
JPTb. 1875 S. 361 ff.; Bälhg, Beitr. 77. 159 f.; Nöld, ZDMG. XLII.
474. 478 f. — V. 13. ^»] Gerader d. h. sowohl Glücklicher als
Günstiger, Glückspender (vgl. zum Sinn n;vK die Glücksgöttin, wie zu
Gad den Glücksstern), denn sie sagt: mit meinem Glück d. h. mir
zum Glück gereicht das, denn glücklich preisen (Prf. der Gewissheit,
Ges. 106, 3°) mich Töchter (Cant 6, 9. 2, 2) als kinderreiche Mutter.
— V. 14 — 20. Die Geburt des 5. und 6. Sohnes der Lea. Zur Er-
klärung des Namens Jissakhar nach C dient V. 14 — 16 „die Erzählung
von den ö'^w^w (Canl. 7, 14), welche Ruhen (damals noch ein kleiner
Knabe) in den Tagen der Weizenernte (iud. 15, 1) d. h. im Mai auf
dem Felde fand u. mit nach Hause brachte. Gemeint sind nach den
Verss. die gelben, apfelformigen muskatnussgrossen Früchte der Mandra-
gora vemalis oder Alraune, einer in Palästina, bez. in Galilaea häufigen
u. daher den Hehr, wohl bekannten Staude. Die Reisenden, zB. Mariti
R. 564, Schultz Leit V. 197, Hasselquist R. 184, Seetzen II. 98,
V, Schub. IL 457, fanden schon im Mai reife Früchte, u. berichten,
die Araber ässen dieselben gern u. legten ihnen eine zur Wollust rei-
zende, zum Kinderzeugen förderliche Kraft bei, was auch Maundrell
RBeschr. 83 angibt. Nach Dioscor. 4, 76 u. Thcophr. h. pl. 9, 10
brauchte man die Wurzeln zu Liebestränken; nach Hesych. hiess die
Liebesgöttin auch MavÖQayoQlrig, Daher D'^wnü'! amatoria d. i. Liebes-
äpfel, von "^ini Ew. 189S. Mehr darüber bei' Tuch, Ges. th., Chwol-
söhn Ssab. IL 725 f." (Äh.); Wetzst. bei DeL HL. u. Koh. 439 ff.; sonst
Win.^ I. 48; Ri. HWB. 48. Rahel begehrt von diesen Liebesäpfeln,
um auch dieses Mittel für ihren Zweck zu versuchen. Lea weist sie
zuerst ab; isVs zu wenig (Num. 16, 9. 13. Jos. 22, 17), dass du
meinen Mann genommen (sofern er lieber bei Ral.iel war), dass du
auch die Alraunen nehmen willst? der Infin. r>^E^J (u. zu nehmen
== u. du willst nehmen ?) soll die Absicht noch schärfer ausdrücken als
das näher liegende Perf. cons. »^1B^? s. 20, 16. Sie gibt aber doch
zuletzt von den Äpfeln, dafür dass Ral^el ihr den Mann für die nächste
Nacht abtritt. Mit den Worten der Lea an Jacob V. 16 wird deut-
lich auf den Namen Jissakhar (Gemietheter) angespielt »in ^:i] 19,
33. Der Ral^el nützt auch dieses Mittel nichts (die gegentheilige Be-
hauptung Wl. XXL 427 ist unbeweisbar); sie wird nicht schwanger,
wohl aber Lea; dass in Folge des Genusses der Dudaim, wird nicht
gesagt Vielmehr fährt V. 17 fort: Gott horte auf Lea, was vorher-
gehendes Gebet voraussetzt; ein solches ist aber vorher nicht gemeldet
R hat hier einem andern Erz. das Wort gegeben, u. zwar dem B.
Denn ^k 3>ö», was Kn. für A geltend macht, findet sich ab u. zu auch
bei den andern 16, 11. 21, 17. 39, 10, u. die Zählung des Sohnes
mit der Ordinalzahl (wie V. 19) war hier, nach der Unterbrechung
durch V. 1—16, fast nothwendig (vgl. 29, 34). — V. 18. "i?»ter]
d. i. "isw o;: es giebt Lohn, vgl. Jer. 31, 16 (über eine andere Punk-
tation s. S. 84 der Baer'schen Ausg.); Gott habe ihr ihren Lohn ge-
Gen. 30, 18-25. 345
geben, weil {Sl, 49. 34, 13. 27) sie ihre Magd dem Gatten hinge-
geben habe (V. 9 ff.). Offenbar eine andere Beziehung des "^^i als
V. 16. Als Lohnding deutet den Namen Ew. § 273*, als ^sw 'o^h
Wellh, Sam. 95 f. u. V. '»rntw] muss aus "^m»» durch R oder einen
Abschreiber geändert sein (wie 31, 33 in Sam,). — V. 19 f. Auch
vom Namen Zehulun werden 2 Deutungen gegeben, die eine von B:
beschenkt hat mich Gott mit einem guten Geschenk (s. über "rnt Ges.
th. 401, u. über den Wechsel von t u. ^ S. 727; Ew, 51^), die andere
von C: dasmal (29, 34 f.) wird mir beiwohnen mein Mann (zum
Acc s. Jud. 5, 17. Prov. 8, 12. Ps. 5, 5. 120, 5; zum Gedanken
29, 34), also etwa Anwohner vgl. 49, 13. Die Bedeutung wird mich
erheben (hochhalten) schlägt nach dem Assyr. vor StGuyard im JA.
Vn, 12, 225, u. FdDeL Hbr. lang 38 u. Prol. 62 (De/.^ ES.)-, aber
jene Bedeutung wird bestritten von Halevy REJ. 1885 p. 299, u. Nöld.
in ZDMG. XL. 729. Die LXX geben frei: aiQsriei (is. Über die Endung
yi s. Stade § 298. — V. 21. Die Nachricht über die Tochter Dina
ist zur Vorbereitung auf Cp. 34 eingefugt; andere Töchter von Jacob
werden 46, 7 (A) u. 37, 35 (C) vorausgesetzt, aber nirgends mit
Namen genannt. Obwohl A von Dina spricht (Cp. 34, vgl. 46, 15)
ist diese Notiz hier doch nicht von ihm, da bei ihm die Kinder vom
Vater benannt zu werden pflegen. — V. 22 — 24. Endlich, aber nicht
durch ihre menschl. Mittel, sondern durch Gottes Gnade u. Erhörung
bekommt auch Rahel einen Sohn. V. 22* neben d'^^iVk rrV« awatö'^i wenig-
stens nicht nöthig (vgl. 21, 1 u. 27, 44 f.), erinnert allerdings (Kn.)
an A (s. zu 8, 1; doch auch 1 S. 1, 19) u. dürfte aus ihm stammen,
wogegen ha aus B, hß aus C. rfiav^] s. V. 17. npjjD»»^] 29, 31. —
V. 23 f. Gott hat meine Schmach (wegen der Kinderlosigkeit 16, 4)
weggenommen, sagt B, der somit fib*!"» als f\tt^^ deutet Aber C: Jahve
möge mir einen andern Sohn hinzufügen! (vgl. 35, 18) also Josef
= Mehrer. S. auch S. 219. {Sayce in ZA. IV. 387 f. meint, cit)^ sei
= ass. asipu Weissager!). — V. 25 — 43. hi Folge eines neuen Ver-
trags mit Lab. dient Jac bei ihm noch weiter; den ausgemachten, an-
scheinend geringen Lohn weiss er durch List u. Kunst so zu mehren,
dass er dem eigennützigen Schwiegervater einen grossen Theil seiner
Habe abgewinnt u. ein sehr reicher Mann wird. V. 25 f. Nach Josefs
Geburt verlangt Jac. seine Entlassung, um nach seiner Heimath zurück-
zukehren, "^öipte] 29, 22. 26. Die Zeitrechnung von 31, 41 bei B darf
man hier nicht zu Grund legen. Wenn die Geburten, die im 1. Jahr
der 2. Dienstjahrwoche begannen, in der Ordnung, in der sie erzählt
sind, auf einander folgten, so ist es unmöglich, dass bis zum Ablauf
dieses 2. Jahrsiebends Lea ihre 6 Söhne u. dann noch Bahel den Josef
geboren hat (die Dina kommt wegen "^hk V. 21 nicht in Betracht), u.
der neue Dienstvertrag am Anfang des 15. Jahrs geschlossen wurde.
Entweder muss man also 30, 1 ff. vor 29, 35 u. wieder 30, 9 f. vor
V. 7 schieben {Ke. Kn.\ um jene Möglichkeit zu erzielen, oder die Ge-
burten über das 2. Jahrsiebend hinaus fortdauern lassen (BJub.; zum
Theil Del), s. auch zu 37, 3. Die letztere Annahme ist die natür-
lichere u. hat im Text nichts gegen sich, da meinen Dienst d. h. meine
346 Gen. 30, 25—32.
DieDstzeit, nicht nothwendig auf die 29, 18. 27 ausgemachten 7 Jahre
zu beschränken ist Dann ist aber auch klar, dass hier ein anderer
Vrf. redet als 31, 41. — V. 26 dem Inhalt nach mit 25^ u. 29» sich
deckend, ist eine aus B eingeschobene Dublette, ebenso V. 28», sich
deckend mit 81». '^i^'^-mk'»] untergeordnet: mü meinen Kindern. —
y. 27. Lab. mag. den nützl. Knecht nicht ziehen lassen. Der Eigen-
nutz macht ihn höflich, u. die Verlegenheit ISsst ihn abgebrochen oder
stammelnd reden, ^^i Ka-taK] wie 18, 3; den Nachsatz (so gehe nicht
fort von mir) verschweigt er, u. fährt gewinnend fort: ich habe die
Zeichen heobachtei (44, 15), habe gute Vorbedeutungen, dass das (dein
Abgang) nicht sein wird, u, Jahve hcU mich deineihalb (s. 12, 13)
gesegnet, ich muss also sehr wünschen, dass du bleibst. Unrichtig:
ich habe wohl gemerkt, dass J. mich gesehen hat (Del., KS*). Dazu
brauchte er nicht wna, u. einfach = 3^ ist wna nicht — V. 28. Neu
anhebend heisst er ihn den Lohn für fernere Dienste bestimmen; "^W,
weil ihm damit eine Auflage erwächst Aber schon '^K't^ ist auffallend,
darum in LXX ausgelassen, u. 31» wiederholt sich die Forderung; also
ist der V. aus B eingefugt (s. V, 26). — V. 29 f. Jacobs Antwort auf
V. 27 nach G. Jacob scheut sich nicht, den Lab. nachdrücklich an den
Werth seines Dienstes zu erinnern, macht aber zugleich geltend, dass
nun auch er endlicli für sein eigenes Haus thätig sein (Ruth. 2, 19.
Prov. 31, 13) müsse. •»»?»] bei mir, unter meiner Obhut f^'*] 28, 14.
meinem Fuss gemäss] auf jedem meiner Schritte Jes. 41, 2. Ij. 18, 11.
— V. 31. Auf Laban's Frage wegen der Bedingungen des Bleibens
erklärt Jac. wie ein Uneigennütziger, Laban brauche ihm gar nichts zu
geben, wenn er folgenden Vorschlag annehme, a*»»] wie 26, 18. '^'?«]
müsste steigeind hinzugesetzt sein (Ew. 349»), ist aber wohl nur
Variante aus B (KS.), vgl. Hos. 12, 13. — V. 32 f. Der Vorschlag. Die
Darstellung ist hier wenig klar, weil der Text corrupt ist Der Vor-
schlag beruht darauf, dass die Schafe mit wenigen Ausnahmen weiss
(Gant 4, 2. 6, 6. Dan. 7, 9), die Ziegen dunkelfarbig, braun oder schwarz,
waren (Gant 4, 1; Arvieux Nachr. III. 214; Berggren R. L 326;
Burckh. Bed. 33. 54. 163; Lynch Ber. 125; Kn.). Jacob will nun
heule durch das sämmtliche Kleinvieh Laban's durchgehen, daraus ent-
fernend (Inf. abs. wie 21, 16) jedes gesprenkelte u. gefleckte («n^tD
nur V. 31 — 39), u. jedes schwarze Stück unter den Schafen, u. ge-
flecktes u. gesprenkeltes unter den Ziegen, u. das soll sein Lohn sein.
Darnach muss man meinen, die heute auszuscheidenden bunten u.
seltenfarbigen Thiere sollen der ausbedungene Lohn sein (Kn. Del, k'e,).
Aber dazu stimmt weder V. 31 (rwiK» »V), noch 35 f., indem 36**
das von Laban abgesonderte Abnormfarbige zu Laban's Vieh gerechnet
ist; V. 37 ff. ergibt vielmehr, dass die erst zu werfenden selten-
farbigen Thiere dem Jacob zufallen sollen, u. doch wäre davon V. 32
nichts gesagt, u. könnte das auch nicht (mit Tuch Bmg. Kn, Del.)
in '^'15» mni unter der Hand mißverstanden werden. Deshalb meint
Wl, XXL 429 f., es sei hinter V. 34 die Bemerkung ausgefallen, dass
nach der Ausscheidung der abnormfarbigen Thiere durch Jacob Laban
diese zu viel, den Lohn zu hoch gefunden habe> u. er sich deshalb
Gen. 30, 32—37. 347
von Jacob einen andern Vorschlag (31, 7 f.) habe machen lassen. Aber
die Entstehung einer solchen Lücke wäre unbegreiflich; auch wäre der
Widerspruch mit häükö "^^-jinn-KV 81 gar zu handgreiflich. Vielmehr
ist (so schon in Aufl.^) anzunehmen, dass vor oder nach '^f?* ^7^)
eine ganze Wortreihe (ob homöotel.) ausgefallen ist, oder aber ist
gegen die Mass. der Athnach bei dem ersten k^Vis^ zu setzen: „u. jedes
schwarze Stück unter den Seh., u. buntes unter den Z. — das wird
(künftig 'ifjtt 33) mein Lohn sein". Man könnte auch '^'^s» rrni als
eine Glosse streichen (äTS.), aber dann wäre immer noch "ipa ^« h^
1 Ki^i anstössig. Dagegen käme durch Ausscheidung von V. 32 f. als
eines Einsatzes aus B {Bacon in Hebr. VII. 226 f.) alles erst recht in
Unordnung. Was G (nach V. 31) allein schreiben konnte, ist: jetzt
brauchst du gar nichts zu geben; was künftig, nach Ausscheidung alles
abnormfarbigen, abnormfarbig in den Heerden sein (geboren werden)
wird, soll mein Lohn sein. Dazu stimmt alles Weitere. — Bei den
Schafen genügte ein (vgl. 33. 35), weil bvt s. v. a. "ia fi^n ^w (s. 35)
d. h. woran schwarzes ist; ganz weisse Ziegen werden weder hier noch
V. 33. 35 vorausgesetzt (In dem Satze k^^öj "^3 nw-V» ö»ö ^on wäre
wn nicht mit genannt, weil ^^ Seh. u. Z. umfasst, u. schwarze Ziegen
normalfarbig waren; bunte wäre dort kurz gesagt für Thiere ab-
weichender Farben u. erhielte übrigens seine genauere Umgrenzung in
V. 35). — Erleichternd geben LXX -Vö ^^'^ u. Vulg. -Vsa «^aj», dann
beide ^orn als Imprt (wegen V. 35) — Seine Rechtlichkeit^ meint er
weiter, werde sich leicht erweisen, sie werde selbst sich bezeugen
oder über ihn aussagen (a na? vox forens., s. Lex.); andere Thiere
als die der bezeichneten Art, also ganz weisse Schafe u. ganz schwarze
Ziegen, wenn die sich künftig bei ihm finden sollten, werden sich von
selbst als gestohlen erweisen. Es ist nicht nöthig, ^f^^'m nach 2 S.
19, 29. Nel>. 2, 20 (mit Kn,) wie y,l^ zu deuten: mein Recht, das
mir rechtlich zukommende, ^n^ ö'i'^a] am morgenden Tag d. h. künf-
tig, wie crastinum tempus, Ex. 13, 14. Dt. 6, 20. wann du kommst
über meinen Lohn vor dir] wann du, um es zu besehen, über mein
Vieh hergehst, welches dir ja nahe u. zugänglich (13, 9) sein wird
(An.); LXX itfr/, Sam. «la*^ für Var Klar», öinj] d. i. ann «rK% —
V. 34 — 36. Laban willigt ein: gut, möge (17, 18. 23, 13) es so sein!
Er nimmt aber, um der Sache sicher zu sein, die Ausscheidung seihst
vor (denn dass Laban Subj. in V. 35 ist, ergibt sich aus i*"» vgl. mit
31, 1), u. übergibt die ausgeschiedenen Thiere seinen Söhnen zur Be-
aufsichtigung, bestimmt zugleich eine Entfernung von 3 Tagereisen
zwischen sich (LXX Sam.: ora näml. seinen Söhnen) u. dem das
übrige d. h. normalfarbige Vieh Laban's hütenden Jac, damit ja keinerlei
Einwirkung der ersteren auf die letzteren in Erzeugung des jungen
Viehs stattfinden könne. »^»5] wie 32, 15. "t?] gestreift wechselt
hier scheinbar mit i^a, ist aber V. 39 f. 31, 8 — 10. 12 doch davon
unterschieden. — V. 37. „Aber Jacob weiss durch einen Kunstgriff
den Vertrag zu seinem Vortheil auszubeuten. Er nimmt frische (Num.
6, 3) Stäbe vom Weisspappel-, Mandel- u. Ahornbaum {Ges, th.), u.
schält an ihnen weisse Schälungen y ein Entblössen des Weissen an
348 Gen. 30, 33—40.
den Stäben, d. h. er schält die dunkle Rinde von ihnen ab, aber nur
streifenweise, so dass jeder Stab theils dunkelfarbig theils weiss, mit-
hin bunt ist" (Kn,), Vp»a] collect., u. kraft p^ {Sam, ana) hier fem.,
sonst masc. ^aaV] gewöhnlich nach dem Arab. als Siorax gedeutet
{Ges, th. 740), ist nach Hos. 4, 13 wahrscheinlicher populus alba
s. RL HWB. 1136. 1567 f. ciwnft] Ew. 239*. — V. 38 f. „Diese
Stäbe sielUe er an den Wassertränken, zu welchen das Vieh trinken
kam, auf, u. zwar gegenüber (s. 25, 21) vom Vieh, so dass es die-
selben im Auge hatte"; u. die Thiere begatteten sich, wann sie zum
Trinken kamen. So begatteten sich denn die Thiere in der Richtung
auf die oder bei (24, 11; Sam, Vy) den Stäben, u. gebaren später
bunte. Über die Tränkrinnen oder Tröge bei den Brunnen s. zu 29, 3.
ö'^ttrth] Rinnen, selten u. mehr aram. (noch Ex. -2, 16) wird hier durch
ö-jö H^|^» (von ^lr.tö 24, 20, s. Ew, 31^. 212^) erklärt. s»önj5] für
^'^^J!^1i vgl. Jud. 5, 28. Ps. 51, 7 {Ew, 193*); masc, weil hier die
männl. Thiere mit eingeschlossen sind. In 39* ist niVpian-V« die Haupt-
sache u. neu gegen 'V 'aa rrattm V. 38, darum nicht geradezu als
Dublette (Wl.) anzusehen, aber der Ausdruck ist schwerßühg. „Die
brünstigen Thiere empfiengen durch den Anblick der sie frappirenden
bunten Stäbe einen lebhaften Eindruck, der auf die Bildung des Fetus
einwirkte: sie versahen sich an den Stäben" (Kn.), Hieron. qu. gibt
eine verwickeitere Erläuterung: observabat ergo Jacob, et tempore, quo
ascendebantur pecora et post calorem diei ad potandum avida pergebant,
discolores virgas ponebat in canalibus et admissis arietibus et hircis
in ipsa potandi aviditate oves et capras faciebat ascendi, ut ex duplici
desiderio, dum avide bibunt et ascenduntur a maribus, tales foetus con-
ciperent, quales umbras arietum et hircorum desuper ascendentium in
aquarum speculo contemplabantur. Ex virgis enim in canalibus positis
varius erat etiam imaginum color. „Nach Aristot. h. anim. 3, 12 u.
Aelian h. an. 8, 21 vgl. Strab. 10, 1, 14. Plin. 31 § 13 f. ist es
von Einfluss auf die Farbe der Lämmer, aus welchem Fluss die Alten
in der Begattungszeit trinken, u. nach Oppian. Gyneg. 1, 331 ff. liess
man, um schöne verschiedenfarbige Füllen zu gewinnen, die brünstige
Stute bei der Begattung das Bild eines stattUchen verschiedenfarbigen
Hengstes sehen (zB. in Spanien, wie Hieron. qu. angibt); die Tauben-
züchter erzielten auf ähnl. Weise purpurfarbige junge Tauben. Häufiger
aber erwähnen die Alten das Sichversehen bei den Menschen, zB. PUn.
7 § 52; Oppian. 358 ff. u. a. bei Bocharl hz. I. 618 ff. Ros." (Äw.). —
V. 40. Das junge Buntvieh (o'^ate vertritt hier auch die Ziegenlämmer)
sondert Jacob ab u. richtet das Gesicht des (übrigen) Kleinviehs auf
gestreiftes ,u. alles schwarze unter Laban's Vieh d. h. eben auf die ab-
gesonderten u. hienach vor das übrige Vieh gestellten, damit dieses
jene immer im Auge habe u. die Imagination rege bleibe; nachdem
er durch diesen Kunstgriff den ersten mit den Stäben erfolgreich
unterstützt, bildet er sich aus dem so erzielten Buntvieh besondere
Heerden, die er nicht zu Laban's Vieh hinzu (V? wie 28, 9) fügt. So
nach dem mass. Text Es hilft nichts für hi^ mit LXX Sam, ^^k u.
mit Trgg, Saad, Houbig, Kn. -Vs zu lesen, in welchem Fall "^af an-
Gen. 30, 40— -Cap. 31. 349
gesichis vor (wie Ex. 23, 15. Ps. 42, 3) bedeuten ii. '*'' -Vs Obj. zu
')i?^^ sein müsste. Der Anstoss liegt darin, dass das abgesonderte bunte
nachher wieder als )^\ •)«:«» a*»"; '^p^ (s. dagegen V. 36) bezeichnet
wird, während vielmehr an "**'?t?7 naturgemäss sich 'ii ^w«5 anschlösse.
Der ganze 2. Kunstgriff ("jaV — iri»5) scheint erst nachträglich in den
altern Text eingefügt {Hupf. Olsh. DeL, auch Böhm. WL). — V 41 f.
„Zugleich bewirkt er, dass er lauter starkes Jungvieh bekommt. Denn
nur in der Zeit, da das starke Vieh sich begattet, stellt er die Stäbe
auf," nicht auch wann das Vieh Schwäche zeigte d. h. schwächlich
war, so dass auch nur schwache Lämmer zu erwarten waren. Der
hier gemachte Unterschied zwischen starken u. schwachen Thieren ist
vielleicht {Aq. Sym, Onk, Hier. Saad,) daraus zu erläutern, dass die
kräftigeren Thiere schon im Sommer ihre Brunstzeit haben, die schwä-
cheren erst im Herbst, u. die von jenen im Winter geworfenen Jungen
für kräftiger galten als die von diesen im Frühjahr gebrachten (Colu-
mell. r. r. 7, 3; Varro r. r. 2, 2; Plin. 8 § 187). dwj] Prf. cons. =
a-^w;. rrjtorr!?] Inf. Pi. von om (31, 10) mit Suff. pl. 3 fem. (wie
fi3 T. 41," 21), Ges. 91, 1 Ä. 2. — V. 43. Durch den Erfolg dieser
seiner Listen wurde Jacob überaus begütert f^] V. 30. 'ko tkö]
7, 19. — Sonst 12, 16. — „Bemerkung verdient, dass der Erz. Gott
nicht 'erwähnt wie der Berichterstatter 31, 9 ff. Ein ähnl. Fall bei
ihm V. 14—16" (äji.).
3. Jacob's Rückwanderung aus Harran, Cap. 31 — 32, 3, meist aus B
(auch C, A).
Jacob, nach 20jähr. Dienst bei Laban, beschliesst unter Zustimmung
seiner Weiber, mit seiner ganzen Habe nach Kenaan zurückzukehren:
die Eifersucht Laban's u. seiner Söhne u. eine Mahnung Gottes be-
stimmten ihn dazu V. 1 — 16. Fluchtweise, ohne Vorwissen Laban's,
zieht er fort, u. Rahel nimmt des Vaters Hausgott mit. Laban setzt
ihm nach, holt ihn auf dem Gilead ein. Es kommt zu einer scharfen
Verhandlung zwischen ihnen. Aber von Gott gewarnt, muss Laban
sich begnügen, mit Jacob auf dem Gilead einen Freundschaflsbund zu
schliessen, wovon Gilead seinen Namen hat V. 17 — 54. Sie gehn in
Frieden auseinander. Dem Jacob begegnet gleich beim Eintritt in das
Hebräerland zu Mahanaim ein ganzes Heer von Engeln 32, 1 — 3. —
Es wird hier nachgewiesen, wie Gott bis zuletzt seinen Schützling
leitete, im Kampf mit dem Aramäer nicht erliegen, sondern mit grossem
Haus u. Habe glücklich aus dem fremden Land zurückkehren Hess (vgl.
28, 20 ff., auch 15). Zugleich wird der Ursprung des Terafimcults bei
den Isr., die Völkerscheide zwischen den Aramäern u. Hebräern auf
dem Gilead u. die Heiligkeit Malianaim's erläutert. — Geschöpft ist
die Erzählung zumeist aus B. Als aus A genommen erweist sich nur
V. 18 {Kn. Wl.) von ^?-^?.? a" ^"rch »s^, ö?^, l^a;?, d^k H?, I?« H?,
die Breite des Ausdrucks u. die Beziehung auf 35, 27; dass auch 17^
(Sehr.) oder ganz 17 {Hupf. 32) dorther stamme (wegen der Wieder-
holung von B|?;i V. 21), ist nicht nöthig. Dagegen sind V. 1 {Hupf.)
350 Gen. 31, 1—9.
u. 3 (Sehr,), wahrscheinlich ^nan rs -»a^'^i op-^i V. 21 (s. d.), sicher
Y. 25. 27 (s. d.) Einsätze aus dem Text des C, ebenso sind V. 46.
48—50 Dubletten aus C, u. hat in V. 44 — 53 bei der zusammen-
arbeitung des B u. G die Hand des R (auch eines oder einiger Glossa-
toren) etwas stärker eingegriffen. Auch V. 10. 12 sind erst durch R
hier eingefugt, obwohl aus B genommen. Das übrige bildet ein wohl-
zusammenhängendes Ganze, dem durch ^^"rf?» 7. 9. 11. 16. 24. 42.
32, 2 f.; die abweichende Erklärung des Reichthums Jacob's 7 — 12,
die Rückweisung 13 auf 28, 20 ff., die TraumofTenbarungen 10. 24,
die Erwähnung der Terafim 19. 30 ff. (vgl. 35, 2 ff.), die Ausdrücke
Lahan der Äramäer 20. 24, rvo» 33, mV 26, n» hier 37, y« 32, 2,
das alterthüml. pw -rni 31, 42. 53 u. ö'^sb 7. 41 seine Abstammung
von B gesichert ist.
Gap. 31, 1 — 16. Jacob beschliesst die Heimkehr. V. 1 mit 3 zu-
sammenhängend, nach C. yov^'i] + ap?-^ LXX. Laban's Söhne (30, 35)
äussern, Jac habe ihrem Vater sein Eigenthum genommen u. so sich
den grossen Reich thum gewonnen. Dem Jac. kommt das zu Ohren.
nw] 12, 5. •'ias] vom Reichlhum wie Jes. 10, 3. 66, 12. Ps. 49, 17.
Ob V^ eine Dublette zu V* ist (KS.), ist fraglich; es müsste dann
ein Rest aus B sein. — V. 2 mit 4 f. zusammenhängend u. Sachpar-
allele zu 1, von B. Jac. bemerkt an Laban's unfreundl. Gesicht die
Sinnesänderung gegen ihn. mü ihm] im Umgang mit ihm, im Ver-
halten gegen ihn (Ps. 18, 24. 26 f.); dafür V. 5 Vk. gestern ehe-
gestern] früher, vordem, wie V. 5. Ex. 5, 7 f. 14 bei B. — V. 3. Jahve
selbst, der alle wichtigen Schritte der Väter leitet, befiehlt ihm die
Heimkehr nach Kenaan. Der V. ist von C, der 32, 10 darauf zurück-
weist (dagegen bei B V. 13). '^nnViö] 12, 1. Land der Väter] im
Pent nur noch 48, 21. — V. 4 ff. an V. 2 angeschlossen, von B. —
Jac. bescheidet seine Weiber zu sich hinaus u. trägt ihnen die Sache
vor. Er erinnert zuerst an seine Anstrengungen u. Verdienste um Lab.
u. an dessen undankbares Verhalten. — V. 5. da doch der Gott
meines Vaters mit mir gewesen] mich in meinem Dienst für ihn ge-
segnet u. mir so grossen Reichthum zugewendet hat. — V. 6 s. 30, 26.
nariK] Ges. 32 A. 5. — V. 7—9. „Zum Dank dafür täuschte ihn Lab.,
indem er den ausgemachten Lohn nach Willkühr zehnmal d. i. zum
öfteren (Num. 14, 22. Ij. 19, 3) wechselte." Gott aber Hess ihm seine
Betrügerei nicht gelingen, sondern immer solche Thiere geboren werden,
wie sie Lab. gerade zum Lohne bestimmt hatte. Vrn] von V^r, Ew.
127^. n^irtote] 41. 29, 15. d"^?»] nur hier u. 41. -iara] 20, 6. »rn:] Ges.
145, 7 A. 3. n-i^^^] Prf. cons. ds-^sk] für ira« wie 32, 16. 41, 23. Ex.
1, 21. Num. 16, 17 f. {Ges. 135, 5 A. 1), vgl 26, 15. 33, 13. In Gp.30
ist von diesen vielfachen Betrügereien nichts gemeldet u. R hat diese
ganze Rede ausführlich aufgenommen, um den abweichenden Bericht
des B über Jacob's Heerdenerwerb wenigstens in dieser Form beizu-
bringen. Zu gleichem Zweck hat R auch V. 10 u. 12, welche kein
urspr. Beslandtheil der Rede Jacobs an die Weiber waren {Wl. XXL
428), wohl aber den Inhalt eines (nicht aufgenommenen) Berichts des
B kurz wiedergeben, hier eingereiht, V. 12 allerdings an nicht ganz passen-
Gen. 31, 10—19. 351
der Stelle (damit erledigen sich die Bedenken von WL), — V. 10 — 12.
,,Gott war der Geber des Viehes. Denn Jac. sah im Traum bunte
Böcke, die das Muttervieh besprangen', u. Gott selbst eröffnete ihm,
er habe alles gesehen, was Lab. ihm zufüge, wies ihn also an, den
natürl. Zuwachs an buntem Jungvieh als Gottes Gabe zu betrachten.
Vrf. leitet mithin den Segen unmittelbar von Gott ab, u. hatte nichts
von den Stäben; vgl. 30, 18" (Kn.), n^a] für kiVö (30, 32 f. 35)
bei C. Über den Traum s. 20, 3. ö-n1jKn •?j«^ä| 21, 17. — V. 13
urspr. an 11 angeschlossen. Gott gab sich ihm als der Gott von Bethel
(28, 18 ff.) zu erkennen u. hiess ihn in seine Heimath zurückkehren.
ivt n-^a ^KrrJ sc. ^« «^-»aa ?j''Vk n^-nsn, oder abgekürzt aus hvi ^^a h» h^r.,
Ges. 127 A. 4*. ij'^l? ^»;»] 'a *^«.^ Sam, LXX. umVfo] + ««1 fooftat
fiCT« eov LXX. — V. 14 — 16. Die Weiber gehen gerne auf den Vor-
schlag ein; der Vater hat auch sie sich entfremdet. Im Vaterhaus
haben sie, nach dem ihnen etwa bei der Heirath gegebenen (29, 14.
29), kein Erbe weiter zu erwarten. Der Vater behandelt sie wie Fremde,
denn er hat sie verkauft (29, 18. 27, vgl. 24, 53), u. verzehrt nun
(19, 9) auch den Erlös für sie (Ex. 21, 35) d. h. die durch Jacob's
Dienst erworbenen Güter geniesst er selbst, ohne ihnen etwas davon
zu geben. '|3»^1] s. 9, 23. »^^»^sa] ^'^'^'^^35 LXX. Sam, as] Inf. abs. weist
aus, dass es zum Verb, gehört; ebenso 46, 4 bei B. V. 16. "^s] nicht:
80 dass {Kn. DeL\ auch nicht Dt. 14, 24. Ij. 10, 6; Fälle wie V. 36.
20, 9. 40, 15 sind andere); auch nicht affirm. ja {DeL% sondern mit
Nachdruck das Gegentheil zu ihrer Angehörigkeit ans Vaterhaus ein-
führend (Ps. 37, 20. 49, 11. 130, 4): vielmehr wir stehen für uns,
u. alles, was Gott unserem Vater entzogen hat (V. 9), gehört nur uns,
nicht ihm, ist unser Eigen thum; somit keinerlei Grund, nicht zu gehen.
"w] im Pent. nur hier (vgl. 14, 23). — V. 17—25. Jac. zieht mit
Familie u. Habe ohne Vorwissen Laban's fort; auch seine Terafim ent-
wendet ihm Rahel; Lab. verfolgt u. erreicht den Fliehenden auf dem
Gilead. V. 17. seine Söhne u, Weiher] s. Weiber u. Söhne, LXX Sam.
auf die Kamele] 24, 61. — V. 18. 'p» Va ^K ana-^] von B, s. Ex. 3, 1.
Der Rest des V. aber von A, vgl. 36, 6 (auch 46, 6). das Vieh seines
Erwerbes] „also nichts von Laban's Vieh" {Kn.), — V. 19 ff. Der Ab-
zug geschah aber (nach B) heimlich u. fluchtartig. Laban war zur
Schur seiner Schafe gegangen, welche bei der Grösse seiner Herden
eine Anzahl Tage dauerte (1 Sam. 25). Seine Abwesenheit benützt
Rahel, ihm seine Hausgötter zu entfuhren u. so, wenigstens ihrer Ab-
sicht nach, den Schutz u. Segen derselben oder das Glück des Hauses
sich zuzueignen (so wie Aeneas die Penaten aus Troja mit fortnahm
Dionys. Hai. 1, 69; Verg. Aen. 3, 148 f. 4, 598. ATn.); u. Jacob be-
nützt sie, um heimlich zu entkommen. ^^'^^] s. Win.^ IL 608; Ew.
Alt^ 296 ff. Ein sicheres Etymon des Worts ist noch immer nicht
gefunden. Nicht mehr Werth als die vielen bei Ges. th. 1520 f. ver-
zeichneten Vermuthungen hat die Combination mit s^»t^ {Neubauer
Acad. 1886 No. 756, S. 297*) u. ass. larpu = dimma Gespenst
{Sayce in ZA. IL 95), wonach die Ahnengeister zu verstehen wären.
Übrigens ist hier wohl nur ein einzelnes Bild (1 S. 19, 13. 16) ge-
352 Gen. 31, 20—26.
meint; der Plur. pron. suff. V. 34 u. ^n'^K V. 30 beweist nicht sicher
für eine Mehrzahl {Ew, 318*), noch weniger 35, 2. Aramäer] wie
V. 24, s. zu 25, 20; hier, wo Laban zuvor oft genug genannt war,
ist der Beisatz weniger aus nationalem Selbstgefühl des Hebräers als
vielmehr zur Erklärung des Religionsunterschiedes, vielleicht auch zur
Vorbereitung auf V. 44 ff. aufgenommen, ebenso V. 24 {Budd, 422 will
ihn für einen Einschub nach A erklären. Aber V. 47 ist er doch
vorausgesetzt. S. auch Dt 26, 5). ^\ ^}(\ auch V. 26 den Sinn von
einem läuschen, vgl. xXiTtrsiv voov Hesiod. theolog. 613. Hom. Ili.
14, 217; kürzer c. Acc. prs. V. 27 wie ftkiTtretv xwi u. lat decipere
(k'n.). ^^"^?] wegen Mangels davon dass d. i. weil oder sofern nicht
(Ew. 322*), nur hier so. dass er fliehen wollte] d. h. davongehen,
sich fortmachen (vgl. V. 27). — V. 21. Strom] nach gew. Annahme
(s. 24, 10) der Eulrat (wie Ex. 23, 31. Mich. 7, 12); dann aber
müssen die Worte ^J^an n« ^m opi ein Einsatz aus C sein, s. V. 23.
u. stellte sein Gesicht] nahm seine Richtung nach dem Gebirge Gilead,
vgl. 2 R. 12, 18. — V. 22 f. Erst am 3. Tag erßhrt Lab. seine Flucht
u. setzt nun mit seinen Brüdern d. h. Stammesgenossen (Lev. 10, 4.
2 S. 19, 13) dem Entflohenen nach. Nach 7 Tagemärschen holt er
ihn auf dem Gebirg Gilead ein. Von Harran aus in 7 Tagen den
Gilead zu erreichen, ist auch bei grösster Eile (V. 36) eine Unmöglich-
keit, vollends für Heerden (33, 13 f.) in 10—12 Tagen. Daraus ergibt
sich, da die Zahl nicht anzufechten ist, im Zusammenhalt mit 29, 1,
dass B Labans Wohnort viel näher beim Gilead gedacht hat (trotz
DeL^)j u. dass, da ^n»»? nur der Eufrat sein kann, ^nart M« '^^^^'^ öp«^
V. 21 aus der andern Quelle (C) stammt. — V. 24. Lab. mit seinen
Mannen ist weit stärker (V. 29) ; Jac. ist in Gefahr, seiner Rache zum
Opfer zu fallen; da tritt Gott, noch vor dem Zusammenstoss beider,
ins Mittel u. warnt nächtlich im Traum (20, 3) den Lab., mit Jac. zu
reden (geschweige zu thun) 3^.""^? ^^^^ d. h. nicht: von gutem anhebend
dann zu bösem übergehend {Kn, Buns,), sondern (24, 50 u. 14, 23)
irgend etwas ^ näml. übles, was aus rf? ^to»n folgt; LXX richtig
novri()a, ebenso V. 29. — V. 25 das Zusammentreffen nach C (gegen
23^). Eine Unterscheidung zwischen p'^a'in nahe hinterher sein u.
a-^cn einholen (En,) ist haltlos. Jacob hatte sein Zelt aufgeschlagen
(VriK ypn im Pent. nur hier) auf oder an dem 'i?!, u. Laban mit seinen
Brüdern schlug auf oder an ^a^an ^n auf. Nach V. 21 u. 23 kann
^nn nur als "»yl>an ^rt verstanden werden, also ergäbe sich: Laban
lagerte eben daselbst {Vulg. An.). Aber so kann sich kein Schrift-
steller ausdrücken. Entweder war ^f^ bei C näher bestimmt (nach
Lag, Agathang. S. 157: rtt^tsTt 'nna, vgl. V. 49) u. wurde die Näher-
bestimmung von R weggelassen, weil sie zum Text des B nicht passte;
oder hatte C den Namen noch nicht genannt, weil er V. 48 die Ent-
stehung desselben erzählen wollte (dann müsste 25^ von R sein).
i-^nK] ÄrjK dafür zu setzen {Lag., Buhl Kanon 250), ist nicht nölhig.
Sonst s. hinter V. 54. — V. 26 — 42. Die Verhandlung zwischen beiden
u. Laban's Beschämung. V. 26 —28. Zunächst macht er ihm Vorhalt
über die Unziemlichkeit des heiml. Enlweichens. Dabei ist aber V. 27,
Gen. 31, 26—33. 353
als theilweise Variante zu 26 (wobei a» ohne mV), wahrscheinlich
Einsatz aus C (in LXX wird durch Versetzung der 5 ersten Worte des
V. 27 hinter m-^w V. 26 nachgeholfen). "^saV] s. zu 20, 5. SchwerU
gefangene] im Krieg erbeutete 2 R. 6, 22. 'aV Tf^^^^ Ges. 114, 2
A. 3. >T«n k!jj] LXX '51 nV, wozu '««1 Nachsatz, do«« ic/i dich eni-
Hess mit Fröhlichkeit (1 S. 18, 6), Gesang u. Musik, dir eine festl.
Abschiedsfeier bereitete (über solche im neuen Orient, s. Harmar Be-
ob. I. 415 1, Kn,), i:a] s. V. 43. 32, 1 (Enkel), vgl. zu 29, 5. Da-
mit habe er als unverständiger Mann gehandelt. Sowohl v^a im Sinn
von ici, als V-^öon im Pent nur hier. Zu ^w? für Hb? sl 48, 11.
50, 20. Ex. 18, 18 in derselben Urkunde (Kn.)-, Ges. 75 A. 2. —
V. 29. Dafür wäre er wohl im Stand, an Jac. Ahndung zu neh-
men, aber Gott habe verwichene Nacht (19, 34) ihm das untersagt.
^r^ hnh »:] wie Mich. 2, 1. Prov. 3, 27 u. verneint Dt. 28, 32. Nelj.
5, 5; wörtl. nicht: es ist zum Gott meine Hand {SebSchmid, Kn.
Hitz. Berthe^, was zwar für ich vermag alles, passend gesagt wäre,
nicht aber für ich vermag es, habe die Macht, sondern (mit. den
älteren; Ges. Tuch Ew. Del.): es ist gemäss der Kraft meiner Hand,
es entspricht meiner Macht, ich vermag's. Vm heisst nicht „Starker'^
von h^H, sondern ist ein Nom. wie 0«, yy (s. S. 18). Gott eures
Vaters] näml. des Jac. u. der Seinigen (vgl. 37. 46); der Vater ist
Isaac. Dass es Jacob's Stammgott war, der mit ihm redete, erkennt
Lab. an dem Inhalt der Warnung. Sam. LXX haben sf*^?« '». —
V. 30. Nun aber, wenn er auch darüber nicht weiter mit ihm rechten
will, weil Jac. eben einmal fortgezogen ist, u. Lab. sich das aus seiner
grossen {Ges. 113, 3, a) Sehnsucht nach dem Vaterhaus erkläi*en mag,
so kann er doch den Götterdiebstahl nicht blos so hinnehmen. Er
kommt damit auf den 2., ihm wichtigsten Punkt. Aber gerade in
diesem Punkt, worin er unbestrittenes Recht hat, zieht er nachher
den kürzeren; er wird von der eigenen Tochter, die er einst um ihr
Recht betrogen (29, 25 ff.), überlistet, cioaa] im Pent nur hier. —
V. 31 f. Auf die erste Rüge bemerkt Jac, er habe ("» wie 20, 11)
befürchtet. Lab. werde seine Töchter von ihm reissen, nach seiner Will-
kühr 29, 23 ff. Im 2. Punkt weiss sich Jac. unschuldig, da ihm Rahel
vom Diebstahl nichts gesagt hat; er erklärt also getrost, dass der sterben
soll, bei welchem L. die Terafim finde, u. gestattet diesem die Durch-
suchung. 'HDK w] für ^w — *Tü» (44, 9 f.) ganz ungewöhnlich (obwohl
in den aram. Verss. nachgeahmt, bei Ew. 333^ Ges. 138, 1 aner-
kannt). Auch ein ^iBK'n^ zu Anfang des V., was die LXX noch bieten,
vermisst man ungern {Böttch. NÄL. L 22). soll nicht leben] die
Patriarchen hatten Gewalt über Leben u. Tod ihrer Angehörigen (38, 24).
unsere Brüder] yne V. 23; Jacob hat viele Leute bei sich (30, 43.
31, 37. 46. 54. 32, 8). ??^-^?n] 37, 32. 38, 25. — V. 33—35. Laban
durchsucht die Zelte, von denen jede Hauptperson eines bewohnte (24, 67).
In 33* ist ^n)^Krr •'Wd VriKsi gleich mit aufgeführt, um nachher bei
RaljieFs Zelt stehen bleiben zu können, aber das folg. JikV Ij^kö ks'^'»
schliesst sich so nicht gut an; die Umstellung der LXX gibt keine Ab-
hilfe; wirksamer wäre, ^ikV Vn«ai hinter wntt»n zu stellen. )^\ Ka«:»] -|-
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 23
354 Gen. 31, 33—42.
to&n*^*! Sam, LXX. Rahel halte die Terafim in einen Kamelkorb oder
Tragsessel gethan u. sich darauf gesetzt, u. gab vor, die monatl.
Reinigung (18, 11) zu haben, wodurch sie ihrer Pflicht, vor dem Vater
aufzustehen (Lev. 19, 32), sich entzog, u. zugleich dem Lab. die Lust
zur Durchsuchung (Lev. 15, 19) benahm (Kn,). nicht entbrenne es
in den Augen] noch 45, 5; die Gluth des Zorns offenbart sich im
Blick der Augen. — „Das genannte GerSth ist ein 5 Fuss langer Pa-
lankin, v^elcher einen Sitz hat, quer über den Kamelsattel gelegt u.
mit Stricken befestigt wird; an den Seiten u. oben querüber sind Stdbe,
die mit Teppichen umhängt werden, so dass der Reisende im Schatten
sitzt oder liegt Kleiner sind die Palankine, welche der Länge nach
an beiden Seiten des Kamelsattels angebracht werden u. bes. zum
Transport der Frauenzimmer dienen, Burckh. Bed. 3 70 f.; Brown R.
473; Ker Porter R. IL 239 u. a. bei Jahn bibl. Arch. 1, 1. 285 f."
(Kn.). nioK] 20, 17. wsn] 44, 12. — V. 36 f. Jacoh wird mulhiger,
da alles gut für ihn abgelaufen ist, u. weist nun Lab. zurecht, 'a^-^ ^n^:?]
4, 5. rite 2^] nto-j Sam. LXX Pei., Tg Jon., viele hbr. Cod. „Zu
*t "^jinK p^^ brennend, hitzig sein (Jes. 5, 11) hinter jem. her d. i.
ihn hitzig verfolgen vgl. 1 S. 17, 53" (Kn.). entscheiden zwischen
uns] schiedsrichterlich (Jes. 2, 4. Ij. 16, 21); in anderer Bedeutung
steht msin 20, 16. 21, 25 bei B (24, 14. 44 bei C). — V. 37. •»]
minder gut "^si Sam. LXX Vulg. ris] 22, 5. — V. 38—42. Um Laban's
Benehmen in's gehörige Licht zu stellen, erinnert Jac. weiter in be-
redten u. mehrmals dichterisch gehobenen Worten an seinen 20jähr.
sorgsamen, uneigennützigen u. schweren Dienst u. an die vielen Ver-
suche Laban's, ihm seinen gebührenden Lohn zu entziehen, welche nur
durch das Einschreiten des Gottes Jacob's vereitelt wurden. V. 38«
nt] 41. 27, 36. sie thaten nicht Fehlgeburten] Ex. 23, 26. Ij. 21, 10;
so sorgfältig behandelte sie der Hirte. — V. 39* erklärt sich aus Ex.
22, 12. ^latönKJ für «;?ö»?k Ges. 74 A. 4; hier == büssen, er-
setzen, wie sonst taW. Das verlangte Laban auch von ihm. riawpar]
fehlt in LXX Sam. Gestohlenes des Tages, G, der JVacÄ(] ich er-
setzte, wie du fordertest, die weggekommenen Thiere, mochten sie bei
Tag oder Nacht gestohlen worden sein, vgl. Ex. 22, 11. Über das
^-r s. Ges. 90, 3. Die Iprff. vergegenwärtigen in lebhafter Darstellung
das geschehene (nicht: ich will büssen, du sollst fordern, Tuch). —
V. 40. Der Dienst war anstrengend. Ich war — bei Tag frass mich
Hitze] ich vnurde bei Tage von Hitze verzehrt, Ew. 128*. „Bekannt-
lich entspricht im Orient die Nachtkälte der Tageshitze, vgl. Jer. 36,
30; Morier zweite R. 104; Wellsted Arab. L 64; Katte R. in Abyss.
12. 56; Rosenm. ANM. z. d. St. mein Schlaf] der mir zukommende,
gehörende, Jes. 21, 14. 31, 9" (Kn.). — V. 41 f. Es ist nicht nöthig,
V. 38 — 40 wegen des gleichen Anfangs mit V. 41 f. von einem andern
Vrf. abzuleiten (WL); die Wiederholung ist in einer so lebhaften
Rede wohl am Platz. Über die Zeitrechnung s. zu 30, 26. zehnmal]
V. 7. — V. 42. -nSK 2«] fehlt in LXX Vulg. Furcht Isaac's] d. i.
Gegenstand seiner Furcht u. Scheu, numen reverendum, cißag, alter-
thüral. Benennung Gottes; ebenso V. 53 (vgl. Jes. 8, 13) ''\] für
Gen. 31, 42—46. 355
mich, mir günstig Ps. 124, 1 f. 56, 10. n?? ''ö] ja dann {Ew,
358^) hauest du mich leer entlassen; vgl. 43, 10. Num. 22, 29.
1 S. 14, 30. 2 S. 2, 27. "^w r??] die Mühsal meiner Hände^ meine
mühselige Arbeit hat Gott gesehen, in Betracht genommen (16, 11. 29,
32), u. demgemäss entschieden (V. 37). — V. 43. Beschämt u. durch
Jacob's Rede geschlagen sucht zwar Lab. sein Yaterrecht auf alles, was
Jacob hat, Weib Kinder u. Gut, aufrecht zu erhalten, lenkt aber doch sofort
zur Versöhnung um mit der Wendung: diesen meinen Töchtern aber
oder ihren Sölmen, was sollte ich ihnen heute thun? d. h. wie ihnen
ein Leid zufügen? vgl. zu \ rib9 im schlimmen Sinn 22, 12. 27, 45.
Ex. 14, 11. — V. 44. Er schlägt vor, sie wollen einen Friedens- u.
Freundschaftsbund mit einander schliessen (vgl. 21, 23 ff. 26, 28 ff.).
nsVJ wohlan 37, 13. Ex. 3, 10 bei B. n;;rii] Subj. kann nicht ^■"^a,
das fem ist, sein; auch die Handlung (De/.^) nicht, welche, als etwas
vergängliches, selbst eines bleibenden Zeugen bedarf. Also wird ent-
weder \ zu streichen, oder (Olsh,), anzunehmen sein, dass davor einige
Worte wie hi rifesjaj oder tiasö (je nachdem der V. urspr. dem C oder
B - angehört) ausgelassen sind (vgl. den Fall V. 25). Denn die folg. Er-
zählung über die Bundesschliessung V. 45 — 54, in sich unzusammen-
hängend u. voll von Doppelangaben, ist sicher das Ergebniss einer Zu-
sammenarbeitung mehrerer Berichte, hat auch {WL XXI. 431) mehrere
Glossen in sich. Die LXX {llg.) suchten durch Umstellungen vergeb-
lich Ordnung zu schaffen; verschiedene Scheidungsversuche sind ge-
macht von Ew. G.^ I. 498, Hupf. 161, Böhm., theils zu verwickelt,
theils nicht genügend. Der Bericht des C liegt vor in V. 48 — 50
{Astruc, Sehr., Del) u. 46 {Wl.)i nach ihm war ein Va, den sie er-
richteten, der Zeuge, u. zwar dafür, dass Jacob Laban's Töchter gut zu
behandeln versprach, die ^fsc^a aber erst vom Harmonisten hinzugefügt.
Der Bericht des B, in 45. 51 — 54, hatte eine s^a»», die sie errichteten,
u. zwar als Zeugin dafür, dass die Aramäer u. Hebräer diesen Ort als
Grenze zwischen sich heilig halten wollten. Besiegelt wurde bei beiden
(y. 46 bei C, 54 bei B) der Bund durch eine Mahlzeit. Gilead hat
davon seinen Namen (48 bei C). Die von Kitt. 129. 140 f. vorge-
schlagene Scheidung, womach 45 f. 48*. 50. 53 f. dem B, 51 f. (aber
ohne die nasö) dem C zu geben wäre, hätte den Vorzug, dass sich a-^riVK
V. 50 wohl erklärte, aber die Scheidegrenze zwischen Aram. u. Hebr. (52)
passt besser für B (der den Laban "^»^Kri nennt); u. wenn V. 46 neben
45 bei B stand, wäre in V. 46 ^^to» aps^i (statt *:f^ 'nöK'^n) zu erwarten.
Auch scheint B, der schon V. 21. 23 (25^) den ''J^^an ^n nennt, keine
besondere Erklärung des Namens ^3>Va gehabt zu haben. — V. 45 nach
B. Ein Stein wird als Denksäule aufgerichtet, nach dem Text von Jacob,
aber nach V. 51 von Laban, weshalb anzunehmen ist {Aslr. llg. Wl),
dass es urspr., in Fortsetzung von V. 44, bloss hiess ia^. ng^i, u. ap3>^
eine jüngere, aber unrichtige Ergänzung ist. Die hier gemeinte ^^^^
war gewiss an hohem Ort, weithin sichtbar, daher war d*^'?\! der rich-
tige Ausdruck, u. beweist gegenüber von Q'^b 28, 18. 22 keine Ver-
schiedenheit des Vrf. (gegen Kn), vgl. noch 35, 20. — V. 46 fällt
Text des G ein. Steine werden zu einem hl Wall zusammengetragen,
23*
356 Gen. 31, 46—49.
auf weichem sie dann die Bundesmahlzeit halten. Dass auch hier ^^^
unrichtige Glosse (fVL) sei, ist nicht so evident, aber daraus wahr-
scheinlich, dass V. 48 ff. Laban es ist, der die Bedeutung des V« er-
klärt. Eine Jlt^wirkung der Leute Jacobs wäre unanstössig. — Das
Bundesmahl kann füglich nur nach Ablegung der Schwüre vorgenom-
men worden, wohl aber schon vor derselben vom Erz. erwähnt sein.
Vielleicht stand indessen V.^ wie 48^ urspr. bei C erst hinter V. 50,
u. ist nur von R versetzt, um die beiden Versprechungen 48 — 50.
51 — 53 unmittelbar auf einander folgen zu lassen, vr^'^] LXX •nap^*^,
gebilligt von Plüschke^ Lag. Onom.^ IL 95, Olsh.y KS. — V. 47
wegen 48^ nicht von C, aber auch nidit von B, der nur von na:s)9, nicht
von ^y erzählt hat, also freier Einsatz (Wl.) von einem, welcher, ver-
anlasst durch "»»a^«» V. 20. 24, die Worte 48** genauer bestimmen
wollte. KW-^rro] über » (nicht ö) s. zu Ij. 16, 19. — Beide Namen,
der hbr. u. der aram., besagen Hügel oder Wall des Zeugnisses,
„Zur doppelten Benennung scheint die Lage des Orts auf der Grenze
veranlasst zu haben. Denn nördl. von Gilead wohnten zum Theil aram.
redende Stämme (22, 24), während solche im südl. Theil des Ostjor-
danlandes nicht nachzuweisen sind, u. bis zum Gilead dehnten die
damasc. Aramäer bisweilen ihre Herrschaft aus (1 R. 22, 3 ff. 2 R.
9, 14 f.). Auch im Folgenden wird der Gilead als eine Art Grenz-
scheide betrachtet" (tCn!), — V. 48. An V.* reihte sich bei C wohl*
urspr. V. 50 ; V.** auch aus C, aber (wie 46**) erst von R hieher ver-
setzt. C deutete den Namen t^Va, der sich nach arab. §afad d. i. durus,
firmus erklärt, als "n^V«, womit freilich wenig stimmt, dass man ge-
wöhnlich T?^n (zB. V. 21. 25) sagte. '» > ir^?] H, 9. 19, 22.
25, 30. 29, 34 f., immer bei C. — V. 49. ntsöm] fällt auf, weil vor-
her nicht von 'nt^'o Spähorl, Warte die Rede war (doch s. zu V. 25),
sondern nur von einer nase^, was Sam. auch dafür hat. Bezüglich der
gramm. Structur ist zwar kaum zu bezweifeln, dass es Fortsetzung
von 48** sein soll: u. die Mi§pa sc nannte er den Ort {Kn, Ke.) oder
auch : nannte er die Masseba (Saad,, Ew, Comp. d. Gen. 64 ; Ges, th.),
denn nur dazu passt das folg. weil (30, 18) er sagte (vgL 10, 9. 16,
13. 22, 14). Aber der Satz ist so lose an 18** angereiht, dass man
zu der Vermuthung gedrängt wird, er sei so nicht aus G geschöpft,
sondern erst von R zurechtgemacht, sofern man zu seiner Zeit (viel-
leicht mit anderer Localisirung der Sage) mehr von einer Mispa in
Gilead sprach, als von einer Masseba. Die Meinung, dass der Einsatz
des R naxsnj gelautet u. erst ein noch Späterer, wegen des Übeln
Geruchs der t^'oxn^ die Änderung in r^sixoir\ vorgenommen u. 'ii '■^'^ r)2s*,
auch 50** hinzugeschrieben habe {WU), ist darum unwahrscheinlich,
weil V. 45. 51 ff. die ?^ast»3 ohne Anstand stehen gelassen wurde. Die
Frage ist nur noch, ob R alles von 5)?^ bis in?-)^ 49 u. den damit zu-
sammenhängenden 50** frei eingesetzt, oder dazu etwas von C Gegebenes
benützt habe. In Anbetracht von 53 neben 51 f. bei B, ist sehr wohl
möglich, dass auch C neben 50^ schon etwas gehabt habe, wie
'ai -^3 •p-^i -^ra '•« n»^-*, u. R. nur mit Beziehung auf nfcssam es um-
gearbeitet u. umstellt habe, ti'sr] Gott solle zwischen ihm u. Jacob
Gen. 31, 49—54. 357
spähen, darüber wachen, dass jeder seiner Bundesverpflichtung nach-
komme, weil sie einer dem Blick des anderen entzogen (4, 14) sein
werden, also selbst einander nicht überwachen können, nin^l LXX o
'&Bog, — V. 50. Der specielle Inhalt des. Versprechens war nach C, dass
Jacob Laban's Töchter nicht drücken oder misshandeln (zur Rache für
Laban's Trügereien), u. keine andern Weiber zu ihnen hinzu (^y wie
28, 9) nehmen solle, ck] im Schwur wie 14, 23. 26, 29. kein Mensch
isl mit uns"] als Zeuge u. Schiedsrichter, also soll Gott Zeuge sein,
zwischen ihnen. n«*i] wie 27, 27. 41, 41. ^^r^hn] auffallend neben rnn^
49, u. wohl ein Beweis, dass die Worte auf Ein- oder Umarbeitung^
des R beruhen. Der urspr. Gedanke (48), dass der V| Zeuge sein soll,
tritt dadurch gänzlich zurück. — V. 51 — 53 bringt den Inhalt des
Eidschwures nach ß. Richtig (vgl. Gp. 21 u. 26) spricht auch bei ihm
(wie bei C V. 48 ff.) Laban, als der, der den Bund anbot, die zu be-
schwörenden Worte dem Jacob vor. Da B einen Va wohl nicht er-
wähnt hatte (S. 355), so ist ] ^»»7 Wn nan 51 u. J rim ^t! "? Einsatz
des R {Ew, WL), welcher die Harmonie zwischen B u. G dadurch
herstellte, dass er, wie er 48 f. dem V? die rrfeat« beiordnete, so nun
der rtasstt des B den ^i des C beigab, ^^tr^i] Ij. 38, 6; m*» ist nicht der
Ausdruck für Steine ztisammenwerfen, also kein Beweis, dass ^roaeon ram
{KiU, 141) Einschub sei. bk] mit folg. &«} sive — sive {Del, Ke.\
aber im Eidschwur wohl richtiger wie 50*, mit wiederholter Negation:
gewiss nicht ich — nicht werde ich u. s. w. njn Van-r« 1** u. 2°]
wird bei B gelautet haben ntn nj^an w«, denn dass er den i3>^i ohne
weiteres Va nennen konnte, ist doch nicht anzunehmen, 'n^'^mn Mti
rtßtn wird Zusatz des R sein. ny'^V] zum Bösen d. i. in feindl. Absicht
(2 S. 18, 32). Laban u. Jacob (Naboriden u. Abrahamiden) wollen
künftig nicht feindlich gegen einander ziehen u. den Gilead nicht in
solcher Absicht überschreiten. V. 53. Als Richter zwischen ihnen beiden
ruft L. den Gott Abraham's u. den Gott Nabor's auf, welche beide dann
durch die Appos. der Gott ihres Vaters auf eine Einheit gebracht werden,
wie wenn diese bei Terach's 2 Söhnen in eine Zweiheit auseinander-
gegangen wäre (vgl. Jos. 24, 2). Übrigens kommt tarra» "^n^K nach-
gehinkt, fehlt in LXX u. hbr. Cod. (lautet in Sam. örna« 'Vk), u. ist
wohl Glosse {Kennic. Houbig. Olsh, WL, Geig. Urschr. 284). löfeio^]
LXX Sam, PeL VtUg. ^tv^, s. aber Jos. 24, 2. — Jacob schwur
nun auch (vgl. 21, 24) bei der Furcht (V. 42) d. h. dem Gott seines
Vaters. — V. 54. Nun nach vollzogenem Schwur folgte die (46 voraus-
genommene) Bundesmahlzeit (vgl 26, 30. Ex. 24, 11. 2 S. 3, 20 f.),
von Jacob veranstaltet (vgl. 26, 30), u. hier sogar durch den Ausdruck
vgl. 46, 1) als Opfermahlzeit bezeichnet. Er zog auch seine Leute
V. 46) zu; dass Lab. dabei war, folgt aus dem Zweck der MahlzeiL
Und so brachten sie die Nacht dort auf dem Berge zu. Brod essen]
Mahlzeit halten, nach der Hauptspeise bezeichnet vgl. 37, 25. 43, 25.
Ex. 2, 10. 18, 12. Matth. 15. 2. Schon an sich ist „das Zusammen-
essen ein Act der Freundschaft bei den Arabern, Nieb, Arab. 48; Son-
nini I. 437; Volney R. L 314; Buckingh, Syr. II. 18; Burckh. Bed.
140. 264. 270" (Kn.), bei Verfeindetgewesenen Act der Versöhnung;
358 Gen. 31, 54—32, 3.
hier ist es deutlich ein Bestandtheil der feierl. Bundeshandlung. ^— Der
tphm *in ist wie "flf^Än fri^ im AT. in der Regel Bezeichnung des ge-
sammten Gebirges u. Landes südl. vom Jarmuk bis zu den Ebenen
Qesbon's hin (Dt. 3, 12 f. Jos. 17, 1. 5. 2 R. 10, 33 u. ö.). Heut-
zutage haftet der Name öebel öifdd an dem etwa 9 KM. von 0. nach
W. sich erstreckenden Gebirgszug, 8 KM. südl. von W. Zerqä (Jabboq),
„auf dem die verfallenen Städte öifdd u. öifaud {Burckh. Syr.
599 f.) sich befinden, nördl. von Salt {Roh. Pal. ID. 922), östl. von
''Allan {Seelz, I. 393), u. von dem der Gebel ""Oscha der höchste Punkt
ist {Roh. DL 481 ; Buckingh. IL 24). Eine Sudt Gilead nennt Hos. 6, 8
*(Jud. 10, 17?). Der Ort Mispa (Jud. 11, 11. 34), war vermuthlich
nicht verschieden von Mispe Gilead (Jud. 11, 29) u. wohl auch einerlei
mit Ramath Mispe Jos. 13, 26, dem bekannten Ramoth im oder am
Gilead (Dt 4, 43. Jos. 20, 8. 21, 36) oder Ramoth Gilead's (1 R. 4, 13.
22, 3 fr. 2 R. 8, 28. 9, IfT.), welches nach den Onomast. 15 Mill.
westl. (nordwestl.) von Philadelphia lag" (Kn,), Zu suchen ist dieses
Mispa -Ramoth nach den meisten im heutigen es-Salt {Seelz, L 397;
Buckingh. IL 45; Bäd.^ 287; Ri. HWB. 1003), aber wahrschein-
licher {Hüz.; Langer im „Ausland" 1882 S. 181) 11 KM. nördlicher
in den Ruinen el-äaf üd. Auf Grund dieses Sachverhalts glaubte Kn,
unter i*?^a (23, 25) u. i?^* (47 f.) den heutigen 6.(jifäd*u. unter
n|x»n 49 das alte Bfispa oder Ramoth verstehen zu dürfen. Aber das
verträgt sich nicht mit 32, 3. 23 f., womach Jac. erst später den
Jabboq überschreitet Hier muss vielmehr die nördl. vom Jabboq ge-
legene Hälfte Gileads, 6. ^A^lün, verstanden werden, Vielehe auch als
Grenzscheide der Hbr. u. Aram. allein passt Welche Örüichkeit aber
im G. ^A^lün der Vrf. im Auge hatte, ist nicht mehr auszumachen.
Die erst durch R (G?) hereingekommene 'rm.ia kann hier nichts ent-
scheiden: es kann sein, dass R, einer andern Localisirung der Sage
folgend, Mispa-Ramoth im Auge hatte, es ist aber auch möglich, dass
er eine Mispa im 6. '^A^lün meinte. „Beke hat auf dem 6. ^Aglün
einen Gromlech gefunden, eines jener bekannten Steindenkmale aus dem
Uralterthum, u. dem Gonsul Finn versicherten seine arab. Begleiter,
dass es deren eine Menge auf den dortigen Bergen gebe'' (Bl. II. 472).
— Gap. 32, 1 — 3 nach B. Lab. u. Jac. trennen sich; dem Jac. be-
gegnet auf seinem Zug ein Engelheer, bei Ma^anaim. — V. 1. Lab.
nimmt Abschied u. kehrt heim. t3»«»i] 20, 8. 21, 14. 22, 3. 28, 18.
küssle seine Söhne] 31, 28. — V.' 2. ^nt^l] 28, 11. Engel Gottes]
21, 17. 28, 12. — V. 3. 'ai K-ng^j] 28, 19. Diese Begegnung der
Engel, diesseits der aram. Grenze, entspricht dem Engelgesicht Jacob's
beim Antritt der Wanderung (28, 10 fT.); sie erinnert ihn an den göttl.
Schutz, der ihn bis hieher geleitet, u. versichert ihm denselben auch
für die weiteren Gefahren, ö^aq?] zwar LXX {Vulg,) JcagBfißoXaly
haben PL verstanden (vne Ges. th. 496). An sich wäre seh^ wohl
mögUch, dass Qüa^fe erst auf einer jüngeren dualischen Zerdehnung eines
älteren öa>i§ Lagerort beruhte, vne das bei andern der vielen vorisrae-
litischen Ortsnamen, die einst auf ö — oder l— endigten, wahrschein-
hch ist (s. 87, 17. 38, 21; Philippi\n ZDMG. XXXH. 63 ff.), u. dafür
Gen. 82, 3 ff. 359
kann sprechen^ dass hier blos von *» nan^ die Rede ist (Wl. XXI. 433)
Aber aus Y. 8 — 11 folgt, dass gerade bei b'^an^ die dualiscbe Aus
spräche sehr alt ist; auch hier V. 8 kann man in dem Engellager u
Jacob's Lager das Doppellager angedeutet finden (s. auch zu 32, 22)
Es war eine altheilige Stadt (Levitenstadt Jos. 21, 36), eine der be
deutendsten Städte Gilead^s, zu Gad gehörig, aber auf der Grenze gegen
Manasse Jos. 13, 26. 30, Königsstadt des Bbaal 2 S. 2, 8. 12, 29
u. Sitz David's v^dhrend AbSalom's Aufsland 2 S. 17, 24. 27, Hauptort
eines der Finanzkreise Salomo's 1 R. 4, 14, aber in der späteren
Königszeit u. nach dem Exil nicht mehr erwähnt, weshalb auch keine
Überlieferung über seine Lage vorhanden ist. Mit BurckhardCs (Syr.
597 f.) Ruinenort Meysera {Kn.)y 2 St. südl. vom Jabboq, hat es nichts
zu thun; es muss nördl. vom Jabboq gelegen haben (V. 23), nach
V. 11 nicht zu weit vom Jordan, nach 2 S. 2, 29 durch den li*i>ja von der
''Araba getrennt (vgl. 2 S. 18, 23 ff.). Der Ruinenort m^uo Majineh
{Rohins, UI. 920), Möhhny (Seelz. l 385) oder Mib^ne (ZDPV. XIU.
206) ist zu weit nördl. u. östl., um hier zu passen; wenigstens hätte
dann den Jac. sein Weg eher durch W. Jäbis zum Jordan gefuhrt, als
über den Jabboq.
c) Jacob nach seiner Rückwanderung in Kenaan bis zum
Tode Isaac's, Cp. 32, 4—37, 1.
1. Jacob's Zusammentreffen mit Esau und der Ringkampf mit Gott,
Cap. 32, 4—33, 17, aus C und B.
Eine neue Gefahr droht dem Jacob in der bevorstehenden Aus-
einandersetzung mit Esau. Er lässt dem Esau nach Se^ir seine An-
kunft melden, erfährt aber von den Boten, dass er mit 400 Blann schon
heranziehe. In Todesangst vor der Rache des Bruders trifft er durch
Theilung seiner Leute u. Heerden in 2 Lager Sicherheitsmassregeln u.
erfleht Gottes Schutz 32, 4 — 13; rüstet reiche Geschenke für den
Bruder u. schickt sie vor sich her V. 14 — 22, setzt dann in der Nacht
über den Jabboq, u. ringt, als er allein ist, den Rest der Nacht durch,
mit einem ihm entgegentretenden göttl. Wesen, das ihm den Namen
Israel u. den Segen verleiht, bei Peniel V. 23 — 33. Dem nun an-
kommenden Esau geht Jacob mit den Seinen demüthig huldigend ent-
gegen, wird aber von ihm brüderlich empfangen u. kann nur durch
Bitten ihm die zugedachten Geschenke aufdringen; sein Anerbieten einer
Begleitung lehnt Jacob vorsichtig ab. Esau kehrt nach Se'^ir zurück,
Jacob lässt sich in Sukkoth nieder 33, 1 — 17. — In der Läuterungs-
geschichte Jacob's ist hier die entscheidende Wendung; diese letzte
Gefahr ist für ihn die grösste; dass sie so über Erwarten glücklich
vorübergeht, ist Folge seines Gebets 32, 10 ff. u. seines Kampfes mit
Gott y. 25 ff. Aber durch ein solches ernstes Ringen um Gottes Gnade
musste es auch bei ihm hindurch, die Angst über seine Sünde am
360 Gen. 32, 4 ff.
Bruder musste in ihrer vollen Stärke von ihm empfunden u. die Zu-
flucht dagegen in Gott allein gesucht werden, ehe ihre Folgen abge-
wendet werden konnten. Nun erst als dieser Gotteskämpfer (Israel)
ist er der Jacob, wie ihn Gott haben wollte. — Wie B u. G die Ent-
zweiung mit Esau u. die Flucht vor ihm, so haben beide auch die
Wiederbegegnung u. Aussöhnung mit ihm, wie es scheint, im wesent-
lichen ähnlich erzählt. Aus beiden zusammen hat R dieses Stück her-
gestellt, wogegen A, der keinen Bruderzwist gemeldet hat u. den Esau
erst später von Jacob sich trennen lässt (36, 6), hier nicht in Betracht
kommt Wenn nun das Gebet 32, 10 — 13 (s. d.) fast in jedem Wort
auf C hinweist, ausserdem 8 f. der Ursprung des Namens Malianaim
anders als V. 3 (bei B) erklärt wird, endlich aber V. 4 — 7 die Vor-
bereitung auf 8 — 13 ist u. durch ^tv 6 den C verräth, so wird der
ganze Abschnitt 4 — 13 mit seinem Schluss 14^ dem G zuzusprechen
sein. Dagegen der Abschnitt 14^ — 22 über die Huldigungsgeschenke,
obwohl er an sich hinter 4 — 14^ gut anschliesst, ist doch, weil er in
22^ zu dem Punkt von 14^ zurückfuhrt (B7.), auch von einer Zwei-
theilung des Lagers nichts weiss (22^), von B abzuleiten. Die Vor-
aussetzung dazu bei B (Nachricht an u. von Esau) ist von R neben
4 — 7 nicht besonders mitgetheilt, eher damit zusammengearbeitet (s.
V. 4). Dass auch G über ein dem Esau geschicktes Geschenk etwas
gehabt hat, folgt aus 33, 8 — 10, u. vielleicht stammt V. 21 (s. d.)
aus ihm; aber dass 14^ — 22 ganz aus G stamme (Bac. in Hehr. Vn.
278 ff.), kann der Ausdruck ria-^a 33, 11 (B) sUtt nnaa noch nicht
beweisen. In der Fortsetzung V. 23 f. liegt deutlich ein Doppelbericht
vor (s. d.), u. zwar 23 von G, 24 von B. Nur an 24 (nicht an 23)
schliesst sich 25 ff., die Erzählung über den Ringkampf, an, welche
sonst durch trr^h» 31 (s. dagegen 28, 13. 16, wo G trotz des Namens
Belhel gleichwohl Tt'^^'' schreibt) auf B hinweist {Ilg. Sehr. Böhm),
wie auch nach Hos. 12, 4 f. die Sage von Jacob's Ringkampf in Nord-
israel heimisch war, in welchem B schrieb, nicht G. Die Zutheilung
an G {WL Kuen. Kill, ES, Bac,) hat 33, 10 mit seiner Anspielung
auf ^KVß (s. d.) gegen sich, wogegen 32, 31 (s. d.) auch sprachhch
für B zeugt, u. nicht {Bac) ohne Willkühr als blosser Einsatz aus B
betrachtet werden kann. Die Ersetzung des Namens Jacob durch Is-
rael bei G von 35, 21 an beweist nicht, dass G den V. 29 schrieb,
sonst hätte er mit der Ersetzung schon 33, 1 ff. beginnen müssen, was
er nicht thut; wohl aber ist 33, 20 bei B die Erzählung vorausge-
setzt Dass B sonst keine so leibhaftige Theophanien (besser Angelo-
phanien) erzähle (FT/.), ist durch 32, 2 (vgl. Ex. 3, 2) widerlegt; auch
der nächtliche Flussübergang V. 23 f. (WL), spricht eher gegen G
(s. d.). Ob auch G eine ähnl. Erzählung hatte, u. ob er über den Ur-
sprung des Israelnamens wie B oder wie A berichtete, ist nicht aus-
zumachen (s. aber zu 35, 10) : was die Erzählung hier im Zusammen-
hang des B leistet, leistet bei ihm das Gebet (10 f.). An 32, 23
(Weiber, Kinder) schliesst sich 33, Iff., u. läuft also von hier an der
Faden des G fort (nin»» If. 6, ^K^p^ T"»^ 4, twt 1; "^r» p ksö^ 8
vgl. 32, 6; '^ ^n ^r^H^ia ks &k 10), wie denn auch der ausdrückl. Be-
Gen. 32, 4—13. 361
rieht über die Ankunft der nach B vorausgeschickten Geschenke hier
fehlt Wenn gleichwohl auch hier V. 5. 11* (o-^n^K) unverkennbar
mehrmals Worte aus B aufgenommen sind, so sieht man daraus nur,
dass gerade über das eig. Zusammentreffen der Brüder B u. G sehr
ähnlich referirt haben muss. Auch in 33, 4 ist vielleicht noch ein
Rest von B. Wohl erst von R stammt 32, 33.
Gap. 32, 4 — 7. Jacob nach seiner Ankunft in der Jordangegend
schickt an Esau Bolen nach Se''ir u. lässt ihm seine Rückkehr melden,
erfährt aber durch sie, dass Esau mit 400 Mann ihm entgegenkomme.
V. 4. DhK mfe] vgl. 14, 7. 36, 35. Es sieht aus wie eine Variante
zu ^^y« '», vielleicht aus B. Die Umsiedlung Esau's nach Edom wird
in einem nicht erhaltenen Stück des G oder B bemerkt gewesen sein ;
bei ihnen war ja (Gp. 27) Isaac, als Jacob die Wanderung antrat,
schon dem Tod nahe. Anders bei A Gp. 36, 6. — V. 5 f. Ti*i»km]
18, 28 ff. '^n»] Ipfr. Qal, syncopirt aus ^n»» wie Prov. 8, 17; Ges.
68, 1. iK2s] besser iksi LXX Sam. Vulg. Pei., auch hbr. God. Der
coUeclive Gebrauch von '**» i^'w ist hier eigenthümlich. — V. 7. Esau
hat sich schon auf den Weg gemacht, dem Jac. entgegen zu kommen
(über l\\rt oaj ohne »^n Ges. 116, 5 A. 3). Seine Absicht ist nicht
angegeben; nur die 400 Mann lassen errathen, dass er unter Umstän-
den Rechte geltend machen oder seine Macht zeigen wollte. Gerade
diese Ungewissheit seiner Absicht musste in Jac. die Gewissensangst
über das einst Verübte (Gp. 27) wachrufen. — V. 8 — 14*. Was er
dagegen that. V. 8 f. In seiner Angst ergreift er die, auch sonst nicht
ungewöhnliche, Vorsichtsmassregel, Leute u. Heerden in 2 Lager zu
theilen, um bei einem feindl. Überfall nicht alles auf einmal zu ver-
lieren. Ohne Zweifel wird durch diese Zweitheilung bei G der Name
Mahanaim begründet; eine ausdrückliche Bemerkung darüber musste R
mit Rücksicht auf V. 3 weglassen. Dass aber G wirklich eine Orts-
angabe, näml. Mahanaim, hatte, sieht man aus did V. 14*. ^:t^] von
^^21, Ges. 67 A. 3. In der Aufzählung der Thiere fehlen die Esel,
gegen V. 6 u. 16; andererseits sind wie V. 16 die Kamele genannt,
die V. 6 fehlen; 30, 43 sind beide aufgeführt, aber y^^ ausgelassen.
nnK] das fem. ist auffallend, da sofort das masc. wieder eintritt; Sam.
hat TTTKn. — V. 10—13. Aber er fühlt, dass mit dieser Klugheits-
massregel ohne göttl. Beistand wenig gewonnen ist, darum wendet er
sich betend an Gott u. getröstet sich ebenso demülbig u. dankbar, als
glaubensvoll der vielen schon erfahrnen Hilfen u. Verheissungen Gottes.
V. 10 nach 28, 13 u. 31, 3. Namentlich auch mein Vater Abr., wie
28, 13, ist zu bemerken. — V. 11. )a "»patsg] ich bin sni klein, gering
für (18, 14. 4, 13) alle die Gnadenerweisungen u. (Verheissungs-)
Treue (vgl. 24, 27. 49), derselben unwürdig, diesen Jordan] er war
nun wieder im Jordangebiet, u. sein Weg auf den Fluss hin gerichtet,
die Entfernung Mahanaim's von diesem, wie man hier sieht, auch nicht
mehr selur weit — V. 12. u. mich schlage, Mutier samml Eindern]
wie Hos. 10, 14 sprichwörtliche Bezeichnung schonungsloser Grausam-
keit (V? malt die Mutter, die schützend ihre Kinder deckt, Tuch Kn.,
vgl. auch Dt 22, 6). — V. 18. Die ihm gegebene (28, 14 bei C)
362 Gen. 32, 13—23.
Verheissung zahlreicher Nachkommenschaft wurde, wenn Gott ihn nicht
schützte, hinfällig. Zum Ausdruck s. 22, 17 u. 16, 10. — V.14^ gehört
noch zu diesem Abschnitt des C, u. folgt dazu V. 23 die urspr. Fort-
setzung. — V. 14^ — 22 die Vorbereitungen xur Begegnung des Esau
nach B, bei welchem auch eine Nachricht über die Ankunft des Esau
vorausgesetzt ist — V.14^. Er bereitet ein Geschenk fOr Esau. von dem
was gekommen war in seiner Hand (35, 4) d. h. in seinem ßesitz,
also Yon dem Besitz, den er mitgebracht hatte; so richtig die Verss.
Es ist nach B eine nnj^, eine Art Huldigungsgeschenk (vgL über den
Tribut der Nomaden 2 R. 3, 4. 2 Chr. 17, 11), eine "?•;» 33, 11.
Etwas anders nach G, s. Y. 21. Das Geschenk ist sehr ansehnlich,
zugleich in richtigem VerhSltniss der wegen der Zucht u. Milch nutz-
bareren weiblichen zu den männL Thieren (Ij. 1, 3. 2 Chr. 17, 11;
vgl. Varro r. rust 2, 3; Tuch), aus sämmtl. 5 Arten des Heerdenviehs
ausgewählt, im ganzen 580 Stück. &''«;>»] 30, 35. Qn*«:^] suff. masc
wie 31, 9. th'^9^ Ges. 28, 2. — V. 17 ff. Das ausgewählte Vieh über-
gibt er Beerde Heerde allein, d. h. heerdenweise, jede Abtheilung ge-
sondert (ßes. 123 A. 2), Knechten, u. weist sie an, beim Ziehen zwi-
schen den einzelnen Heerden freien Raum zu lassen. Der Zug soll
dadurch recht lang u. ansehnlich werden, die wiederholte Ankunft
inuner neuer Heerden soll überraschend wirken (vgL über den Gebrauch
mögUchst vieler Personen u. Lastthiere zur Überbringung von Ge-
schenken della falle Reisebeschr. U. 120. 165; Sonnini R. U. 108;
Harmar Beob. II. 127, iCn.). Zugleich gibt er jedem Führer auf, beim
Zusammentreffen mit Esau zu erklären, das Vieh sei ein Geschenk f&r
ihn u. Jacob folge nach. ö5»?fe] für ösmjsö Ges. 74 A. 2. 'j'»'^!»?] s.
ynwr\ V. 5. — V. 21. a^?;:] *4- «» Sam. LXX. V.» ist nach V. 18—20
überflüssig; V.^ bestimmt da^ Geschenk näher als Sühnegeschenk; der
V. scheint, auch nach "»^i» (s. zu 16, 2) u. "»a» »^ (19, 21), von R
aus C eingesetzt ich will bedecken sein Gesicht] machen, dass er
die widerfahrene Beleidigung nicht sieht (20, 16). — V. 22. So zog
denn das Heerdengeschenk hin, ihm voraus, während er selbst in sei'
biger Nacht im Lager d. h. bei seinen Leuten u. Heerden blieb. Da-
mit ist die Erzählung vneder auf 14* zurückgekehrt, rorn«] Wl. XXL
433 meint, das sei hier ein n. pr. in Mäfiane, u. weise auf V. 3
(wo mit wms auch nur 6in Lager gemeint sei, s. d.) hin. Aber Ma-
l^ane für Mahanaim kommt im AT. nirgends vor; der appell. Sinn ist
hier ganz am Platz; wollte B das n. pr., so musste er, wie V, 3,
fiahö schreiben. Wäre C der Vrf. (ßac), so müsste gesagt sein, in
welchem der 2 Lager? — V. 23 f. der Übergang über den Jäbboq,
nach C u. B. Nach V. 23 nimmt Jac. Weiber u. Kinder (von seiner
Habe u. den 2 Lagern wird nichts bemerkt), u. geht (selbst) mit ihnen
über die Jabboqfuhrt; nach V.24 nimmt er Weiber u. Kinder, u. lässt
sie u. die gesammte Habe über den Fluss setzen; dass er selbst hin-
übergeht, wird nicht gesagt (vielmehr bleibt er zurück V. 25, vgL 32).
Wenn irgend wo, liegt hier ein Doppelbericht vor; durch rnntv wird
23 an C gevdesen, u. gehört also 24 dem B. Die Anfangsworte
''n 'Va Bp'V) ^hören vielleicht zu beiden Berichten, sicher aber zu V,
Gen. 32, 23—28. 363
24 ff. (vgl. 27. 32). »Reisen in der Nacht ist im Morgenland ge-
wöhnlich (Troüo RB. 458, Burckh. Syr. 390", Kn.), u. V. 23 würde
darnach sich erklären, aber ein Flussübergang mit allen Heerden (V. 24)
ist doch etwas aussergewöhnliches, u. hier nur darum nothwendig,
weil Jacob bei dem Ringkampf in der Nacht allein sein soll. Angst
vor Esau V. 8 (WL) ist nicht der Grund des nftchtl. Übergangs; Angst
hatte ihn bewegen müssen, den Übergang gar nicht zu machen.
KW nVjVa] 19, 33. 30, 16. p>ar] Sam. p^^ri. ft-*w»-r^] •>!? iw» Vs mk
Sam/his, PeL Vulg. — Der Jahboq, nach Dt 3, 16. Jos. 12, 2,
wenigstens in seinem Oberlauf, einst Grenzscheide zwischen Ammon
u. dem Amoriterreich (s. aber zu Num. 21, 24 u. Dt. 2, 37), nach dem
Onom. (u. Jaboc) inter Amman i. e. Philadelphiam et Gerasam in quarto
milliario ejus fliessend, ist der heutige W. Zerqä, der die Landschaften
'^A^lün u. Belqä trennt u. in der Breite von Sekhem in den Jordan
fMlt (s. die RWBücher). Er geht in tiefer Schlucht zwischen steilen
Bergen u. ist ziemlich reissend. Die Fuhrt (^nsta) war wahrscheinlich
(V.ll) da, wo er aus dem Gebirg schon herausgetreten ist — V.25 — 33
der Ringkampf Jacobs u. der Name Israel^ angeschlossen an V. 24,
nach B. Y. 25. Jacob blieb oder war allein zurück, wie es dem
Herrn u. Besitzer in solchen Fällen zukam, der letzte auf dem Platze
zu sein u. zuzusehen, ob alles mitgekommen ist, natürlich auf dem
rechten (nördl.) Ufer, gemäss dem Zusammenhang mit Y. 24. Denn
der Zug geht jedenfalls von N. nach S. (gegen Kn.). Esau von Se'^ir
her kommt dem Jacob entgegen (V. 7), nicht i"^*;?!«». Dort nun am
Jabboq in seiner nächtl. Einsamkeit rang mit ihm bis zum Herauf"
kommen der Morgenrölhe, also lange, ein Mann, anscheinend (18, 2.
19, 5) ein Mann; dass in ihm ein himml. Wesen gegenwärtig sei, er-
kannte er erst später, ^^^üü] nur hier u. Y. 26, in der Bedeutung
ringen (LXX Pei. Vulg,) verwandt mit pnn oder nur mundartig davon
verschieden (vgl. talm. pa», Levy I. 14^). Das seltene Wort ist ge-
wählt, weil auf den Namen p^j?, als bedeute er Ringfluss, angespielt
werden soll. In der Sage war dieser Ringkampf theils an den Fluss,
theils an den Ort Peniel Y. 31 angeknüpft Beide Gestaltungen kennt
der Yrf., aber die letztere zog er vor, die erstere deutet er nur an. —
Y. 26. Der Unbekannte sieht, dass er ihm nicht gewachsen (Jud. 16, 5;
1 S. 17, 9) sei, ihn nicht bewältigen könne, so stark war Jacob (29, 10)
u. so tapfer rang er. Um von ihm loszukommen, weil seine Zeit zum
Yerschwinden da ist (Y. 27), rührt er ihn an d. h. trifft ihn (mit
einem Schlag) auf die Hüftpfanne , die Gelenkhöhle des Schenkel-
knochens, so dass diese beim Ringen verrenkt, luxirt (Iprf. Qal von
yp*") wurde. — Y. 27. „Zugleich verlangt er, dass Jacob ihn loslasse,
indem die Morgenröthe aufsteige. Die Übersinnlichen setzen sich den
Blicken der Sterblichen nicht aus. Bei Plaut Amphitr. 1, 3, 35 sagt
Jupiter: cur me tenes? tempus est: exire ex urbe priusquam luciscat
volo. Aber Jacob erkennt, dass er mit einem höheren Wesen zu thun
hat; er benutzt die Gelegenheit zu seinem Yortheil, u. verweigert die
Loslassung, es sei denn, dass er einen Segen erhalte" (fiTn.). — Y. 28 — 30.
Solchen Segen erhält er auch von ihm. Er nennt ihm seinen^ Namen
364 Gen. 32, 29—30.
um in Israel. Die Frage nach seinem Namen dient blos zur Einleitung
dessen, denn gekämpft hast du mü Gott u. mit Menschen u. ver-
moc^(] d.h. obgesiegt in deinen Kämpfen (30,8.). Das siegreiche Kämpfen
mit Gott ist eben geschehen. Mit Menschen hat er schon viel gerungen,
vor allem mit Laban (31^ 26ff.) u. Esau; der Kampf mit dem letzteren
ist noch nicht beendet; im Hinblick auf diesen gewinnt das Vd«ti die
Bedeutung einer Verheissung: mit Gott siegreich kämpfend hat er auch
in dem Kampf mit Menschen, der ihn jetzt bewegt, den Sieg schon
so gut als errungen (vgl. 33, 1 ff.). So ist die Umnamung in Israel
nicht blos eine ehrende Anerkennung, sondern selbst schon eine werth-
volle Gabe, ein Segen. Der seltene Ausdruck n;b (s. Lex.) ist hier
(wie Hos. 12, 4) gewählt, wegen V^'^fc^, u. dieser Name also ab Gottes-
kämpfer d. h. Kämpfer mit Gott, erklärt. Vielfach wird die Bedeutung
zu Streiter Gottes abgewandelt (zB. Redslob die ATI. Namen 1846;
Tuch; Ges. th.; Ew. G.^ L 493; Reuss Gesch. AT.^ 52) d. h. der für
Gottes Sache u. mit seiner Hilfe streitet Andere meinen Herrscher
Gottes {Ilg. Gramh.), Am ehesten Hesse sich vermuthen(vgL ht^^w^ u.a.)
El herrscht (Kn,) oder El streitet. — V. 30. Jacob möchte nun wohl
wissen, wie dieser Gegner sich nennt, aber er bekommt seinen Namen
nicht zu hören (vgl. Jud. 13, 17); es muss ihm genügen, dass er ilun
den Segen abgerungen hat, u. der weitere Erfolg das noch erweisen wird.
Mit Gott hat nach V. 29. 31 Jacob gerungen. Da Gott in seinem
Engel sich vergegenwärtigt, u. Gott u. sein Engel immer so wechseln
(vgl. 16, 10 ff. 21, 17 f. 22, 15 f. 31, 11 ff. 48, 15 f.; auch wie Hos.
12, 4 f., der sonst den Vorgang etwas abweichend darstellt, sowohl
D'^n'iK als TjK^ö dafOr setzt), so hätte der Vrf. auch den Engel hier
nennen können; er hat es vermieden; es kam ihm etwas darauf an,
dass Jacob mit Gott gerungen hat Verherrlicht wird durch diese Er-
zählung nicht blos die physische Stärke des Ahnherrn Jacob, obgleich
diese sicherlich auch, u. sein tapferer Muth, der vor nichts zurückbebt,
sondern noch melu* der Schvning seines Geistes u. die Kraft seines
Glaubens, welcher das Höchste erstrebt u. Gott selbst nicht mehr los-
lässt, bis er ihn segnet Mit Gott ringt man überhaupt nur, um ihm
Gnade u. Güter abzuringen. Das zu thun ist am Ende die Bestunmung
aller Menschen, zumeist aber Israels. Es ist der rechte Israelsinn, der
hier verherrlicht u. dem Volke wie in einem Spiegel gezeigt wird
(Hos. 12, 4 f.). Durch den Zusammenhang aber, in den sie verflochten
ist, bekommt die Geschichte noch eine besondere Bedeutung. Jacob
hat eine Schuld auf sich; nur um ihretwillen hat er den Bruder so
sehr zu furchten u. findet er jetzt einen Gegner an Gott, der ihm
entgegentritt. Lange muss er mit ihm kämpfen. Aber nachdem er
ihm die Gnade abgerungen hat, ist auch die Gefahr, die vom Bruder
droht, geschwunden. Alles gestaltet sich freundlich 33, 4 ff. Darauf
weist das Q*>vaK-fi9; hin (s. oben). Der Kampf ist der Schluss seiner
Läuterungen: nun erst ist er aus einem Jacob ein Israel geworden.
Dass das Ringen mit Gott im Sinne der Sage ein leibliches u. äusseres
gewesen sein soll, ist unleugbar u. wird zum Überfluss durch das
Hinken Jacob's V, 32 bestätigt Nur Missverstand konnte „das Erzählte
Gen. 32, 30—33, 4. 365
für einen blos innerlichen Vorgang erklären, sei dies nur ein lebhaftes
Traumgesicht {Gerson., JDMich, HensL Eichh. Gabler Urgesch. II,
2 S. 53 f.; Ziegler in Henke N. Mag. II. 35) oder ein heftiges Ringen
im Gebet gewesen (Herder Geist d. hbr. Poes. I. 265 f.; Hgsl. Gesch.
Bileam's 51)^^ Kn, An solche alte Sagen hat man nicht den Maass-
stab von Joh. 4, 24 anzulegen. Ebenso sicher aber ist, dass wie Hosea
so auch der Vrf. aus dieser Volkssage geistige Wahrheiten heraushörte.
Sonst s. Umhreil in StKr. 1848 S. 113 ff. u. Ew. G.' I. 512 ff.; ebenda
S. 513 u. Win.^ I. 523 die Parallelen aus dem übrigen Alterthum.
Dem Text zuwider ist die Deutung des «'''k auf den Schutzgott des
Landes Kenaan, der dem Jacob seinen Eintritt in dasselbe streitig
machen wollte {Sluder in JPTh. 1875 S. 536 ff., welcher übrigens die
ganze Sage aus einem urspr. kenaanäischen Tempelmythus von Peniel
über den Kampf der Sonne mit dem Dämon des Winters umgestaltet
erachtet, wie Popper 369 ff.; s. darüber oben S. 218 f.). — V. 31.
'ii »^i?«^] wie V. 3. 28, 19. 41, 51 f.; anders 33, 17. Jacob nennt
den Ort des Kampfes i^K'^afe Gesicht Gottes (wofür ^k«? V. 32 u. s.),
„weil er Gott von Angesicht zu Angesicht (Ex. 33, 11. Dt 34, 10)
gesehen habe, ohne um's Leben gekommen zu sein (s. zu 16, 13).
Der Name ist als Ortsbezeichnung etwas sonderbar. Indess muss das
phönik. Vorgebirg Sbov ngogamov (Strab. 16, 2, 15 f.) im Phönikischen
ebenso oder ahnlich geheissen haben'* (Kn,). Über die Lage von Peniel
fehlt alle Oberlieferung; was sich aus dem Texte ergibt, s. zu V. 25.
Es wird nur noch Jud. 8, 8 ff. 1 R. 12, 25 erwähnt Dass es als ein
hl. Ort galt, versteht sich aus seinem Namen u. aus dieser Erzählung.
— V. 32. Als Jac, den Seinigen nachgehend, an Peniel vorüber war,
gieng die Sonne auf. Er hatte aber vom Kampf eine bleibende Folge,
war hinkend an seiner Hüfte, „als hätte sich das Ungerade, früher
am Geiste des „Listigen*^ haftend, nun blos äusserlich auf den Körper
geworfen" (Ew. G.» I. 513). — V. 33 wohl von R (s. 10, 9; 19,
37 f. 26, 33). Die Gewohnheit der Isr., bei geschlachteten Thieren
den Hüftnerv nicht zu essen, schreibt sich daher. Durch die göttl.
Berührung galt er als geheiligt. Das AT. erwähnt diese Gewohnheit
sonst nirgends; M. ChuUin 7 macht sie zur Vorschrift. Ober nvan n<t9
Hüftmuskel-Sehne oder -Strang s. Ges, th. 921. Es ist der nervus
ischidiacus, welcher auf der Hüfte am dicksten ist. Wer an ihm leidet,
hinkt (Kn.). — Cap. 33, 1 — 16 die freundl. Gestaltung des Zusam-
mentreffens, meist nach C. — V. 1 — 4. Auf dem andern Jabboqufer
mit Weibern u. Kindern angekommcQ (32, 23), sieht er den Bruder
mit seinen 400 (32, 7) heranziehen. Er entschliesst sich, ihm ent-
gegen zu gehen, u. vertheilt (32, 8) die Weiber u. Kinder (von einer
Theilung des Lagers in 3 Theile, Wl. XXL 435, steht nichts da) an
ihre Mütter, in 3 Abtheilungen (aus demselben Grund wie 32, 9),
stellt die minder geliebten voran, die geliebteren hintenhin; er selbst
schreitet voran, u. naht unter siebenmaliger Niederwerfung dem Bru-
der, also mit äusserster Unterwürfigkeit, wie sie nur Furcht u. Klug-
heit hervorbringen konnten. — V. 4. Aber Esau eilt herzlich dem
Bruder entgegen (s. 18, 2), umarmt ihn, föllt ihm an den Hals u.
366 Gen. 33, 4—11.
küssl ihn; beide weinen vor Freude des Wiedersehens, •ffipam'»] vor
'51 ht^ dürfte auf B (48, 10) zurückgehen, 'x ^a? Vd^] wie 45, 14.
46, 29 bei G. Da in diesen Stellen auf um den Hals fallen sofort
das Weinen folgt, so wird das überpunktirte (16, 5. 18, 9. 19, 33.
37, 12) npv-^i allerdings unecht sein (fehlt in AEcmtz LXX in Lagarde's
Gen.). Die Juden freilich dachten über Sripv'^S anders. „Aus Bere§. R.
u. Qiml;^i ergibt sich, dass schon in alter Zeit manche an ^nd;^ji u. er
biss ihn dachten; Trg, Jer, erklärt das Weinen bei Jac. von Hals-
schmerz^' (?), „bei Esau von Zahnschmerz^' (An.). — V. 5 — 7. Hierauf
nahen die Weiber u. Kinder Jacob's, u. begrüssen Esau ebenfalls unter
Niederwerfungen. Mindestens 5^ aus B wegen o''??*''». "jan] wie 11,
hier c. dupl. Acc. einen mit etwas begnadigen (Ges, 117, 5^). nan]
nicht hieher (Del.), so wenig als 21, 29, sondern pron. pers. s. 13, 1.
14, 15 u. s. — V. 8 — 11. Das Geschenk an Vieh nimmt Esau erst
auf des Bruders instSndiges Bitten an. Dieses Geschenk (ob bei G ge-
rade in 5 Heerden getheilt, wie 32, 14 ff. bei B, ist fraglich) hatte
Esau schon früher getroffen, nan^] Lager oder Heer, also bei G alle
die Thiere vereinigt (LXX corrigiren wegen 32, 14 ff. avxai cct naQBfi-
ßoXctl). Esau fragt nach dem Zweck: wer (nicht: was? weil er die
Personen dabei in den Vordergrund rückt, Ew. 325^) dir dieses ganze
Heer? was willst du damit? aber „Jacob in widriger Demuth wagt
gar nicht, die doch sehr beträchtliche Gabe als Geschenk zu bezeich-
nen, sondern sagt nur um Gnade xu finden (32, 6), gütig von dir
behandelt zu werden" (An.). — V. 10. Weiter bittet er, das Geschenk
anzunehmen, weil er nun einmal das Glück gehabt habe, sein Ange-
sicht zu sehen d. h. von ihm nicht abgewiesen, sondern zugelassen zu
werden, u. er ihn wohlwollend aufnahm (falsch LXX Vulg.: ''???rj),
vgl. Ij. 33, 26; durch Annahme des Geschenks soll er die bewiesene
Huld fortsetzen, wie man das Angesicht Gottes (eig.: eines himm-
lischen Wesens 1 S. 29, 9) sieht d. h. so freundlich, denn nur denen,
denen sie gnädig sind, zeigen sich die Himmlischen; es ist göttl. Freund-
lichkeit, mit der er ihm entgegenkam. Diese Erklärung ist nicht absurd
{Bac, 280), u. passender, als: denn deshalb bin ich vor dir erschienen,
wie man vor Gott (nicht auch vor Königen?) erscheint, sc. mit einem
Geschenk. Fein u. wohl richtig bemerkt Wl. XXI. 435, dass darin
eine von der in 32, 31 verschiedene Anspielung auf Peniel liege. Nur
ist diese wie V. 10 überhaupt nicht von B, sondern von G, denn
'ai 'stt Ma CM (s. zu 18, 3) u. ir^?-''» (s. 18, 5. 19, 8) sind Phrasen
des G, ebenso *afe hk; (32, 21) ; u. für Q'^n^K konnte hier nicht Jahve
gesagt werden, weil ein Engelwesen gemeint ist Beiden Wendungen
der Sage liegt zii Gnmd, dass man in Peniel den unfreundl. Gott als
freundlichen erfahrt; dass in der Ursage von Peniel Esau selbst (etwa
der wilde Jäger) dieser Gott war, folgt noch nicht (s. oben S. 319 f.).
'51 •»31) rx-is] Inf. ohne Subj. Ew. 304». — V. 11* Dublette aus B.
>i;^] Segen, „hier das Geschenk, welches die in Segenswünschen be-
stehende Begrüssung begleitete (1 S. 25, 27. 30, 26). Im Mittelalter
hiessen die Geschenke der Kleriker benedictiones" (Kn.). *^k^'j]
Ges. 74 A. 1; LXX vokalisiren r«a?3. ''san] V. 5. *?5] u. weil Jos,
Gen. 33, 11—17. 367
7, 15. Jud. 6, 30. 1 S. 19, 4. Jes. 65, 16. ich habe alles] bin
reich genug, ^^t] 19, 3. 9 bei C. — V, 12 f. Esau erbietet sich, auf
der weiteren Reise, vor ihm her, so dass Jacob ihn im Gesicht hätte,
zu ziehen (nicht in svd'slav LXX), zu seinem Schutz, aber obwohl
Esau durch Annahme des Geschenkes ein Unterpfand des Friedens ge-
geben hat (21, 30)^ lehnt Jac, immer noch ihn Herr anredend, seine
Begleitung ab, wohl nicht aus blossem Misstrauen {Tuch Kn,), sondern
weil er ihm gegenüber keine Verpflichtungen haben, vielmehr seine
Selbständigkeit wahren will (Del.), Als Grund gibt er die Rücksicht
auf seine noch zarten Kinder an, auch sei das ihm obliegende Klein-
u. Rindvieh säugend d. h. schliesse viele säugende Thiere (Jes. 40, 11)
ein, welche stürben, wenn man sie nur einen Tag heftig triebe. Q'ip&nJ
über das sufl". masc. s. 26, 15; über die 3 p. PI. Ew, 357^; aber
ö-'Ppfii in Sam, LXX PeL — V. 14. Er wolle weiter treiben nach
(^ der Norm, wie Jes. 11, 3. 32, 1) seiner, ihm zukommenden, öe-
mächlichkeil, d. h. langsam, u. nach dem Fuss der Heerden u.
Kinder d. h. nach dem, was diese im Gehen leisten können. ^^^\i\
2, 2 f. Werk, hier Sachen^ Habe u. wie na|?» speciell vom Vieh,
vgl. Ex. 22, 7. 10. 1 S. 15, 9. Schliesslich stellt er ihm in Aus-
sicht, zu ihm nach Se'^ir zu kommen; ob er das blos vorgibt, oder
dort Esau zur Erwiederung des freundl. Empfanges besuchen wollte,
lässt Vrf. nicht merken (JSTn.). — V. 15 f. Esau bietet ihm einen Theil
seiner Mannschaft zum Geleite an; auch dies lehnt Jacob ab u. Esau
kehrt nach Se'ir zurück, a-sn] 30, 38. 43, 9. 47, 2. — V. 17. Jacob
aber zieht weiter nach Sukkoth, baut sich dort ein Haus (s. 27, 15)
u. macht für das Vieh Hütten; daher hat der Ort seinen Namen.
Sukkoth lag auf der Ostseite des Jordan (Jos. 13, 27. Jud. 8, 5), in
einer Thalebene (Ps. 60, 8), westlicher als Penuel (weil Gideon in östl.
Richtung die Midianiter verfolgend von Sukkoth nach Penuel hinauf"
zog, Jud. 8, 8). Zwar gibt es jetzt auf der Westseite des Jordan, südl.
von BethSeän, auch ein Sdküt (Burckh, Syr. 395; Lynch 133; Rob.
NBF. 406 ff*.; vdVelde Reise IT. 301 ff*.); ob dieses westjordanische in
1 R. 7, 46 (vgl. 4, 12) gemeint sei, ist fraglich; es wären in diesem
Fall 2 Sukkoth anzunehmen {Ritter XV. 446f.; Kn., Ew. G.^ II. 546).
Aber an dieses, weil ganz ausser der Marschrichtung liegend, kann
hier nicht gedacht werden. Hier passt nur das östl. Sukkoth {BJub,
c. 29). Nur muss es nicht trans Jordanem in parte Scythopoleos
{Hier, qu.) oder in der Thalweitung von Abu Obeida {Kn), also nördl.
vom Jabboq, aber auch nicht so südl. wie zwischen W. Nimrin u. W.
Mo^ib {Arnold in Herz. RE.^ XIV. 764; Del^), sondern südl. vom
Jabboq in der Nähe der Fürth von Dämie, an der Strasse von es-Salt
nach Nabulüs {Lynch 150) gesetzt werden {KöhL Ge. I. 147; JSfe.).
Neuere Verhandlungen über die Ortslagen von Penuel u. Sukkoth s,
in ZDPV. I. 44. III. 80. — Immerhin ist der Aufenthalt in Sukkoth
nur eine Zwischenstation auf der Heimreise, zunächst nach Bethel
(31, 30. 28, 21 f. 35, Iff*.); eine längere Dauer für denselben anzu-
nehmen war nöthig, weil Cp. 34 die kleinen Kinder schon erwachsen
sind. Der V. geliört wahrscheinlich noch zur Quelle C {Haus); für
368 Gen. 83, 18ff.
ihn oder R zeugt ausserdem ';&-^9 (anders als 32, 3 u. 31) vgl. 11, 9.
16, 14. 19, 22. 25, 80. 50, 11.
2. Jacob bei Sekhem und die Entehrang der Dina, Cap. 33,18—34, 31;
von R nach B, A und C.
Jacob langt in §ekhem an u. zeltet bei der Stadt ^ erwirbt auch
ein Feldstück dort Während seines Aufenthalts daselbst wird seine
Tochter Dina von Sekhem, dem Sohn des Landesf&rsten Qamor, ent-
ehrt. Sekhems Ehe mit Dina u. den Vorschlag gegenseitiger Ver-
schwägerung beider Stämme bewilligen die erzürnten Jacobsöhne unter
der Bedingung der Annahme der Beschneidung durch die §ikhemiten.
Diese lassen sich beschneiden. Aber während des Wundfiebers der-
selben überfallen §imeon u. Levi die Stadt, u. bringen die Männer um;
die Jacobsöhne rauben die Stadt aus, zur Rache für die beleidigte
Ehre ihres Stammes. Jacob missbilligt die That — Es ist das die
erste Noth, in welche der Patriarch durch seine Söhne gebracht wird,
u. gehörte insofern mehr in die Gp. 37 beginnenden Toledoth Jacob's.
Aber sie muss schon in der einen oder andern Quelle des R in die
Zeit seiner Rückwanderung gesetzt gewesen sein. — Der feindl. Zu-
sammenstoss mit den Sikhemiten war in den Stammessagen viel er-
zählt Die alten Jacobsprüche 49, 5 — 7 erwähnen §imeons u. Levi^s
That (aber etwas abweichend von Gp. 34). In dem Jacobsegen 48, 22
bei B heisst es, dass Jac. mit seinem Schwert u. Bogen den Amoräem
§ekhem abgenommen habe. Auch die Erzälilung hier in Gp. 34 birgt
unverkennbar zweierlei Referate darüber in sich. Schon der Eingang
dazu 33, 18 — 20 (der Anfang des Gp. 35 fortgesetzten Reiseberichts)
ist aus 2 (3?) Quellen zusammengesetzt: in 18 (s. d.) sind Reste von
A, V. 19 f. erkennt man B, vielleicht aber 18^ u. 20 auch Spuren
des G. In Gp. 34 (welches Ilg, von B, Ew. Del,^ von A, Kn. von
A u. G, Hupf. Sehr. Böhm. Kay. von C, Ktien. von G u. einem sehr
späten Überarbeiter, Wl. in Gomp. 312 ff. u. ihm folgend Comill in
ZATW. XL 1 ff. von G B u. einem jungen Bearbeiter ableiten) ist zu-
nächst 27 — 29 (s. d.) ein lose eingeschalteter Zusatz. Im übrigen
Bericht zeigt sich eine Doppelheit darin, dass V. 4. 6. 8 — 10 der Vater
Hamor für den Sohn die Unterhandlung um Dina bei Jacob führt, 15
(14) — 17 einen Bescheid erhält u. 20 — 24 diesen ordnungsmässig der
BQrgerversammlung seiner Stadt zur Genehmigunor vorlegt, dagegen
11 f. Sekhem selbst bei Vater u. Brüdern der Dina wirbt u. nach er-
haltener Antwort, V. 19 den aufgelegten Bedingungen sich sofort unter-
zieht; dass feiner nach der ersten Reihe V. 17 Dina noch in der
Hand der Jacobfamilie, nach der zweiten aber V. 26 schon in der Stadt
in der Gewalt §ekhems sich befindet, u. demgemäss 2^ (über die Ent-
führung u. Vergewaltigung) zu dieser gehören muss. Mit diesem 2^ ge-
setzten Anlass hängen aber alle die Aussagen über die Entrüstung u.
Tücke der Brüder der Dina 5. 7. 18. 31 zusammen. Zu diesen sachl.
Merkmalen der 2 Referate stimmen die sprachiiehen. In der ersten
Gen. 33, 18 ff. 369
Reihe finden sich k*^»; 2, (ptcn 8 gegen pa? 3), tnw 10, ^5J-Vs ö?.^ ^"i»n
15. 22, ^ät-!5» 24, 1^31? u. mana 23, w '^?» "^»^t^^-Vs 24 u. a., lauter
Kennzeichen des A, für weichen auch die Umständlichkeit der Dar-
stellung (zB. V. 1), der hier auf die Beschneidung gelegte Werth u. die
Ähnlichkeit der Verhandlungen in der Volksgemeinde mit Gp. 23 spricht
In der zweiten Reihe erscheint p?^ 3, isa 3. 12. 19 (gegen r^^h'^
4), asiyrin u. "i^ J^'^n u. r:bT> k^ is 7, '^^ in ks» 11, aih ^th 26, *^^9
30, was alles zum Sprachgebrauch des G gehört. Demgemäss ist ohne
Bedenken 1». 2» 4. 6. 8—10. 15 (14)— 17. 20—24 zu A zu rech-
nen: nach ihm begehrt Qamor für §ekh. die Dina zur Ehe (d. h. die
Verschmelzung eines Bruchtheiles des Jacobhauses mit Sekhem, s. Ew.
G.^ I. 541 f.), u. lässt sich die Bürgerschaft sogar herbei, sich der Be-
schneidung zu unterwerfen, nur um das Jacobhaus bei sich festzuhalten
(vgl. dazu die Bemühungen Abimelekh's um die Freundschaft des Abr.
u. Isa. bei B u. G, Gp. 21. 26); den Ausgang der Sache nach A kennt
man nicht sicher, da V. 25 f. 30 f. in der Hauptsache zu G gehören;
doch scheint auch bei ihm (da 25^ aus A stammen kann) Simeon
mit Levi alles vereitelt zu haben. Nach dem Bericht des G dagegen,
zu dem in der Hauptsache 2^. 3. 5. 7. 11—13 (14). 19. 25*. 26.
30 f. gehören, hat §ekhem die Dina entfülirt u. entehrt, aber da seine
Liebe zu ihr wuchs, sie von Jacob u. seinen Söhnen zur Ehe begehrt,
u. sich zu jeder Leistung erboten; aber die Brüder, erbost über die
ihrer Schwester angethane Schande, stellten heimtückisch die Bedingung
der Besclmeidung Sekhem's (19), die dieser auch leistete; Simeon u.
Levi mordeten dann ihn (u. die andern §ekhemiten) während des Wund-
fiebers u. nahmen die Dina fort; der Vater aber tadelte sie hart wegen
der schlimmen Folgen der That. Bei der Zusammenarbeitung der bei-
den Berichte musste natürlich R eingreifen, also zB. V. 13 f. 18, wo
Harn. u. §ekh., Jac. u. Jacobs Söhne zusammengefasst werden, oder
V. 25 (wo die Beschneidung der Bürgerschaft nach A vorausgesetzt ist).
Ferner hat er (s. oben) V. 27 — 29 eingeschaltet, u. da hier (27) iköü "iük
oninK so nachdrücklich beigesetzt ist, so wird auch 13^ u. »»t: in
5, vielleicht auch 14^ auf ihn zurückzuführen sein, u. verrathen solche
stärkere Ausdrücke auch seinen späteren Standpunkt. Gegen diese
Analyse erheben Wl. XXL 435 ff. u. Kuen. in ThT. XIV. 256—281
Einsprache. Einerseits A könne als Vrf. nicht in Betracht kommen,
weil bei ihm sonst alles ordentlich u. friedlich zugehe {Kue, 277) u.
er die Beschneidung nicht zum Mittel des Betrugs machen könne (Hupf.
186). Aber von Betrug ist bei A keine Rede. Dagegen passt es gut
zu A, wenn er hier die rechtliche Frage, wie beim Hinausgeben einer
Tochter zu verfahren sei, behandelte. Anzunehmen aber, dass alles,
was nicht von G stamme, erst durch einen späten Diaskeuasten aus
der Schule des A hineingearbeitet sei, geht darum nicht an, weil (s.
oben) gar nicht blosse Überarbeitung eines Berichts, sondern offenbare
Zusammenarbeitung eines Doppelberichts vorliegt Andererseits wurde
behauptet, von Beschneidung, als Bedingung der Aufnahme in die Ge-
meinde, könne (s. oben S. 258) erst nach dem Exil die -Rede sein
{Kue. 276; WL 437; Ge. L 366), G könne (wegen Ex. 4, 25 f., vgL
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 24
370 Gen. 33, 18 ff.
Jos. 5, 2 ff.) so nicht erzählt haben, sein Bericht werde etwa dahin
gelautet haben, dass §ekh., ein Privatmann, die Dina ent- u. verfuhrt,
darnach ihre Angehörigen um nachträgl. Sanction gebeten, den von
ihnen geforderten Kaufpreis (nicht die Beschneidung) geleistet, dann
aber, als alles abgemacht, §imeon u. Levi ihn in seinem Haus erschlagen
u. die Schwester geholt haben, zu grossem Unwillen Jacobs. Aber
setzt nicht V. 25 (C) das Beschneidungsfieber voraus? Wenn die Grund-
erzählung (C) nichts darüber hatte, wie kam der späte Diaskeuast
dazu, die Beschn. hier einzumischen u. alles zu ändern? Auch kann
G (wegen V. 80, wo Jacob die Rache nicht der §ekhemiten, sondern
der Landesbewohner fQrchtet) nicht etwa blos die Tödtung Sekhems
u. etwa seiner Verwandten berichtet haben. Demgemäss wollte weiter-
hin ICuen, 0.^ I. 316 es unentschieden lassen, ob nicht G etwas über
die Beschn. des Sekhem als Bedingung der Heirath gehabt habe, im
übrigen aber V. 1*. 2*. 4—6. 8—10. 13*. 14*. 15—17. 20—24.
25*. 27 — 29 dem späten Überarbeiter zuerkennen. Sodann Wl. (Gomp.
318 f.) u. Com. erkennen jetzt an, dass in Gp. 34 ein Doppelbericht,
aber des G u. B (nach Com. V. 1. 2*. 3*. 4. 6. 8—10. 13*. 14.
16 f. 18». 20—24. 25*. 27». 28. 29» von B, ohne die Phrasen des
A) vorliege, der später im Sinn des A überarbeitet sei, femer dass bei
B die Beschn. in verrätlierischer Absicht als Bedingung der Ehe ge-
stellt war, dass aber bei seinem Vorgänger, dem G, nicht die allgemeine
Beschn., sondern nur die des Sekhem, u. zwar im altern Sinn (Ex.
4, 25 f.) nur als Beschn. des Bräutigams vor der Hochzeit {Wl.), oder
überhaupt nicht Beschn., sondern etwas anderes, etwa förml. Abtretung
eines Grundbesitzes bei §ekhem (Com.) verlangt gewesen sein. Aber
die Zugehörigkeit des einen der beiden Berichte in V. 1 — 26 zu B
ist zu bestreiten. Die blosse Möglichkeit, einige der Ausdrücke von
B abzuleiten, kommt nicht auf gegen die Thatsache, dass die betreffen-
den Verse ganz von specifischen Ausdrücken des A (von deren nach-
träglicher Einsprengung man keinen Grund einsieht) durchsetzt sind.
Bei B käme die Beschn. wildfremd herein, bei A ist sie begründet
(Gp. 17). Dass B in diesem Zusammenhang eine derartige Geschichte
erzählt habe, ist aus 35, 5 (s. d.) u. 34, 27 — 29 nicht zu erweisen,
u. nach 37, 12 sehr unwahrscheinlich, ebenso nach 31, 41 (s. zu 34, 1).
Gap. 33, 18. Jacob's Ankunft in Sekhem. Nach 's '«a '^wk (s. 11,
31) u. 'n 'dö "»»m (s. 25, 20) wenigstens V» sicher von A, ohne
Anknüpfung an V. 17; V.b vielleicht aus G. Stammle V. 18 aus B
(VF/.), so sähe man nicht ein, wozu jemand das völlig überflüssige
ti^H — iKsa eingesetzt hätte. Stadt äekhem^s] vgl. V. 19 u. 34, 2. ü^%]
wofür im Sam. vhv (wie 43, 27), ist nicht n. pr. Sekhem's oder
eines Ortes bei §ekhem (LXX, BJub,, PeL Vulg. Lulh. Merc, vgl.
die Gnom. s. Salem u. SccXi]fi), da zwar jetzt ein Dorf Sdlim östl.
von Nabulus sich findet {Roh. IH. 314. 322. 336), aber das AT. ein
solches nirgends erwähnt, sondern bedeutet unversehrt^ wohlhehalten,
s. V. a. o"i^W2 28, 21, u. ist möglicherweise, als Rückbeziehung darauf,
von R hinzugesetzt. (Sonderbare Vermuthungen darüber bei Geig.
ürschr. 75} auch die Gorrectur des d^^ü in bs» bei WL Gomp. 316
Gen. 83, 18— Cap. 34, 2. 371
empfiehlt sich nicht), in»^] 26, 17. Hier, wo schon Abr. sich auf-
gehalten (12, 6), lagert er vor (19, 13. Lev. 4, 6) der Stadt In der
£bene östl. von Sekhem zeigte man später den Jacobsbrunnen. — V. 19.
Er erwirbt durch Kauf das Feldstück, wo er sein Zeit aufgeschlagen
hat (wiederholt Jos. 24, 32). Auch in der Folge hat er bei §ekhem
einen Viehstand (37, 12 f.). Die Bene Hamdr waren das in u. um
Sekhem angesessene Geschlecht (Jud. 9, 28), demnach Qamor Vater von
Sekhem u. Fürst der dortigen Gegend (34« 2); ebenso ist 34, 2 ff.
§ekhem selbst wieder als Herr von §ekhem aufgefasst (vgl. zu 14, 13
u. 23, 20). Ganz richtig kauft Jac. das Feld von den 'riöq '^32 ; LXX
lassen "^aa aus, um mit 34, 1 fif. zu conformiren. n^*^«!^] nur noch Jos.
24, 32 u. Ij. 42, 11 (von hier wiederholt), eig. vielleicht Dargewogenes
(fies, th.) oder NormirteSy vofiitffux (isüp ,^j^), jedenfalls ein Geld-
stück; ob aber gleich mit Vpv oder grösser? ist nicht zu entschei-
den. Mit kopt cKrre, rttc d. h. alex. Draclmie, Doppeldrachme
{EMeier hbr. WWB. 394) hat es nichts zu thun. Eine alte Tradition
TLXX Vulg, Onk.) nimmt es als Xamm, ohne dass man wüsste, warum?
(s. auch Madden Jew. Goinage 1864 p. 6). — Der Ankauf von Grund
u. Boden bei Sekhem entspricht dem nach A in Cp. 23, u. hat ähnl.
Sinn: Joseph's Gebeine sollen dort begraben worden sein Jos. 24, 32.
Allem nach war das nordisraeiit. Überlieferung, u. wird darum der V.
von B abzuleiten sein: ein eig. Widerspruch mit 48, 22 existirt nicht;
in 35, 4 ist bei B ein Aufenthalt Jacobs bei §ekhem vorausgesetzt;
A u. C (37, 28) rechnen nach ^^'ö. Nur osw -»a? könnte von R zu-
gesetzt sein mit Rücksicht auf Cp. 34; es steht aber auch Jos. 24, 32.
— V. 20. ax-i] nie sonst mit Obj. nat», wohl aber mit Obj. nasf»
(35, 14. 20), daher entweder (WL) nat» u. iV für r:h (oder oSpay eine
Correctur, oder ursprüngliches naaitt ar^ des B u. nat» p^n des C von R
verschmolzen, schwerlich (KS.) nas*» ass'^'» aus urspr. ^at» ■ja-^i nast« a:t«>i
von R zusammengezogen. Er nennt (s. 35, 7) den Altar (Malstein)
GoU, der Gott Israels, letzteres nicht Praed. zu ^k {Kn.\ sondern
Appos., vgl. zu 17, 1 u. 14, 18; jedenfalls ist mit Israel bei B schon
Beziehung genommen auf 32, 29. Der Altar führt den Namen des
Gottes, dem er gewidmet ist (35, 7. Ex. 17, 15); das ist kurze Rede
für: Altar des Gottes. Die LXX falsch: ^5 für i>K ^^. — Cap. 34,1.
Dina (30, 21) geht einst aus, aus dem Lager (33, 18), um anzu-
sehen (Jud. 16, 27. Cant 6, 11) die Töchter des Landes d. h.
sich unter ihnen umzusehen u. mit ihnen Bekanntschaft zu machen. Zu
dem weitläufigen Tochter der X., welche sie dem. J, gehören hatte,
vgl. 16, 15 f. 25, 12 bei A (s. aber auch 21, 9. 41, 50 bei B). Töchter
des Landes] 27, 46. Die Dina wird hier als mannbar vorausgesetzt
Nach B (vgl. 31, 41 mit 30, 21) hätte das hier Schwierigkeit, da bei ihm
Jacob den Zug nach Bethel (35, Iff.) nicht zu lange hinausgeschoben
haben wird; nicht aber nach C (R), der 33, 17 den langen Aufenthalt
in Sukkoth dazwischen schiebt (Nach BJub. c. 29 f. hält sich Jac.
in Sukkoth auf, weidet dann nach dem Jordanübergang 7 Jahre zwi-
schen dem todten Meer u. BethSean, bis er nach §alem (§ekhem) kommt;
Dina aber war bei der Verfahrung 12 Jahre alt). — V. 2* sicher nach
24*
372 Gen. 34, 2—7.
A wegen K-^tos (17, 20. 23, 6. 25, 16). Bei ihm (u. bei C?) ist Sekhem
Sohn des Landesfursten Qamör (vgl. 33, 19) u. sind die Bene Hamör
(abweichend von 48, 22 bei B) Ifiwiter (10, 17); dass er oder
einer seiner Schule "^pnn geschrieben hätte (Com.), ist eine leere Be-
hauptung. T^kh] so von kleineren Gebieten auch 22, 2. 35, 22 u. ö.
— V^ nach C: er nahm d. h. entführte sie (vgl. 26, wornach sie in
§ekhem ist; anders 17) u. schwächte sie (Dt. 22, 24. Jud. 19, 24 u. ö.).
„Solches Verfahren war nach 12, 15. 20, 2. 26, 10 damals nicht un-
gewöhnlich" {Kn) w^k] asw wird mit ej? u. mit ^k construirt; ob
^K mit oder r^K not Acc. gemeint sei? ist fraglich. Die Mass. haben
n» als not Acc. verstanden, deshalb r^tc vor Suffixen immer demgemäss
punktirt (Lev. 15, 18. 24. Num. 5, 13. 19. 2S. 13,14); ob mit Becht?
steht dahin (aus dem Q^r^ Dt 28, 30 folgt fßr die alte Sprache nichts).
Wenn ihre Überlieferung richtig ist, so ist offenbar mk asw {eine he-
schlafen) der gröbere Ausdruck, u. hier (wie 2 S. 13, 14), wo es sich
um Nothzucht handelt, ganz am Platz. Dass G so nicht geschrieben
haben könne (Com,), ist umsonst behauptet, denn 30, 15 f. 39, 7. 12. 14
war natürlich nur w am Platz (19, 32 ff., wo das Weib Subj. ist,
kommt nicht in Betracht), u. asw mit n» seq. Nom. (vgl. V. 7. 35, .22)
hat 26, 10 auch C. — V. 3. An die Gewaltthat schliesst sich Liebe zu der
Geschwächten. psriPi] 2, 24 (19, 19) bei C. anK"^"»] 24, 67. 29, 30. 32.
^Zl] wie V. 12. 24, 14. 16. 28. 55. 57 bei C. redete an's Herz der-
selben, d. h. ihr zu Herzen, suchte sie mit seiner Liebe u. mit der
Zukunft über das Geschehene zu beruhigen (Kn.), vgl. 50, 21. Hos.
2, 16 u. ö. Übrigens hatte wohl auch A etwas dem V^. entsprechen-
des, etwa 'ai i»ii3 pwrtr»-^ (V. 8) — V. 4 jedenfalls aus der andern
Quelle, wegen ?n^^^ (gegen ^^a) u. weil bei C §ekhem vielmehr
selbst um Dina vnrhl (V. 11). §ekh. bittet den Vater, sie ihm zunoi
Weib zu nehmen (was ein Geschäft der Eltern 21, 21 war). Von
dem V. 2 Erzählten schimmert hier nichts durch; die Eheverhandlung
wird eingeleitet, wie wenn noch alles intakt u. das Mädchen noch bei
den Eltern wäre. — V. 5 hängt mit 2^. 3 zusammen. Jacob hatte
die Sache wohl erfahren, aber geschwiegen d. h. sich ruhig verhalten
(2 S. 19, 11), keine Bechenschaft gefordert, weil die Söhne bei den
-Heerden abwesend waren u. er ihre Bückkunft erwarten wollte. Da-
durch soll erklärt werden, wie es kam, dass der Vorfall mit Dina
nicht sofort Maassregeln Jacobs u. seiner Söhne nach sich zog. Der
Brüder Urtheil war von Gewicht (24, 50). »»ts] entehrt, geschändet
(Ez. 18, 6 ff 33, 26), wie V. 13. 27, vgl. 31. ü'?nrT] 24, 21. Ex.
14, 14. — V. 6 Fortsetzung zu 4, nach A. — V. 7 Fortsetzung zu 5,
nach G. Bis Hamor herauskam, waren die Söhne auf die Kunde von
der Sache nach Haus gekommen, voll Entrüstung, denn eine Thorheit
hat er gethan in Israel d. h. eine That verübt, die bei den Isr. als
Schandthat gilt. Der Ausdruck ist stehend für solche geschlechtl. Ver-
gehungen Dt 22, 21. Jud. 20, 6. 10. 2 S. 13, 12 ff „Ziemlich naiv
wendet Vrf. diese spätere Bedeweise auf die Patriarchenzeit an, wo es
noch kein Volk Isr. gab^' (Kn,), also wird nicht gethan] das ist nicht
Sitte u. Brauch 20, 9. 29, 26. ^2xm^] wie 6, 6 bei C. Übrigens
Gen. 34, 7—15. 373
übersetzen LXX, als hiesse es '»a»?^n öyaifw. ^n'»i] s. 4, 5. Alle Aus-
drucke dieses Verses sind dem A fremd. — • V. 8 — 10 Qamor's An-
trag, nach A, nur dass R "ip« (V. 6) in fi»;« gewandelt hat ^R»>j]
Dt. 21, 11; anders V. 3. eurer Tochter] s. 24, 59 f.; sie wird nach
dem Vater bezeichnet, aber mit Rücksicht auf ihre Brüder, verschwä-
gert euch uns] die Mass. wollen den Acc. (Ew. 124^), obgleich f<»
mit vom Vrf. beabsichtigt sein kann (1 R. 3, 1 lässt beide Auffas-
sungen zu), innpn] nur noch Dt. 7, 3. Jos. 23, 12 im Hexat Neben
den Connubien bietet er ihnen bleibenden Wohnsitz im Lande an, was
er als Landesfürst konnte (s. 2Q, 15). vor euch sein] V. 21 ; 47, 6
bei A; sonst 13, 9. 20, 15. durchziehet es (42, 34 bei B, aber "^rib
23, 16 bei A), nach freiem Belieben, mit euern Heerden (vgl. V. 21)
u. macht euch ansässig darin, nehmet festen Besitz darin; so ttiKa
bei A auch 47, 27. Num. 32, 30. Jos. 22, 9. 19. — V. 11 f. nach C.
Nach V. 6 war Qamor allein gekommen. Wenn nun hier Sekhem
selbst auftritt u. wirbt, so stimmt das nicht zu 4 u. 6| u. zeigt, dass
hier ein anderes Referat einfällt. Er erbietet sich zu jeder Leistung,
die sie ihm auflegen. Die Sprache wie bei C. in k^c^s] 6, 8. 18, 3
u. q., nam. 32, 6. 33, 8. 15. '^n»] der Kaufpreis, der an die Eltern
der * Braut bezahlt wurde (Ex. 22, 15 f. 1 S. 18, 25). "jn»] das
Geschenk an die Braut. Beides wird auch 24, 53 unterschieden. ^J^a]
V. 3. — V. 13 Einleitung zur Antwort an Sekh. w. pam. zugleich,
nach C u. R. Die Jacobsöhne (an welche nach V. 11 die. Rede des
Freiers ausdrücklich gerichtet ist), Ehre u. Reinheit des Stammes höher
achtend als Vortheil, wollen davon nichts wissen; ihrerseits war die zu
machende Bedingung der Beschn. Sache einer vorbedachten List ; denn
für sie galt es, eine schon geschehene Schändung zu rächen, i^^r^*)]
da die Bedeutung hinterrücks handeln (Schult, Ges. Kn. Del.^) für
•^an nicht zu erweisen ist (über 2 Chr. 22, 10 s. Bertheau), so wird
Mö'itta nian^:» herzustellen sein (^Schum. Sehr. Olsh.). Vielleicht aber
ist '>^T**i erst ein Einsatz dessen, der 'at ^k hinzufügte, eher als (Com.)
der stehen gebliebene Rest eines andern Referats. Von allen Brüdern
ist im jetzigen Text die Rede; ob urspr. bei G nur §imeon u. Levi
genannt waren (welche LXX in V. 14 ausdrücklich nennen), ist nicht
mehr auszumachen. Zu nwiöa vgl. 27, 35, u. zu '^» weil V. 27 u.
31, 49 (bei R). — V. 14—17. Die Antwort selbst, aber nur in V.
15 — 17 rein nach A, in V. 14 gemischt u. überarbeitet: denn nhtoK»j»
^T1?? (gegen V. 6), naijrrK (gegen narja V. 17. 8) ist im Sinne des C
gehalten, u. nViy i^ hio« ist überhaupt eigenthümlich. '»^ V^ia vk] s.
19, 22. Verschw9gerung mit Unbeschnittenen gilt ihnen nicht blos
als unstatthaft (Jud. 14, 3), sondern als Schimpf, nach späterer Auf-
fassung der Sache (Kn.). — Uamor hat nicht blos um Dina geworben,
sondern den Vorschlag des Connubium's u. dauernden Beisammenwoh-
nens gemacht; darauf ist V. 15 — 17 die Antwort Nur wenn die
Sekhemiten sich beschneiden, können sie in die Verschmelzung zu 6inem
Volk u. in die Ansiedlung einwilligen ; im andern Fall wollen sie Dina
nehmen und d. h. mit der Dina (die somit noch nicht in §ekhem ist,
wie 2, 26) die Gegend verlassen. ^Kta] um dies (a pretii) d. h. unter
374 Gen. 34, 17—27.
dieser Bedingung, wie V. 22 u. 1 S. 11, 2. Hkj] wir werden will-
fahret^, nur hier, V. 22 f. u. 2 R. 12, 9; Iprf. Niph. von ^ik (nach
Hüx. intrs. Ipf. Qal., s. 23, 13). '31 hvnh] wie 17, 10. «jd»] V. 8.
— V. 18, wegen ^'» ^atö*»»»} keinenfalls aus A (s. Lev. 10, 19), bereitet
V. 19 vor. Sie finden die Bedingung annehmbar. — V. 19 zusammen-
hängend mit V. 11 f., wornach Sekhem die Unterhandlung führte. Er
zögert nichti die Sache zu Ihun, d. h. die gestellte Bedingung anzu-
nehmen; da er der angesehenste im ganzen Geschlecht war, war das
eine grosse Ehre für das Jacobhaus; ob darin zugleich Hegen soll, dass
er auch die andern leicht nachzog, steht daliin. ^n«] für '^»^k, des »
wegen (König S. 397). y^t^] Num. 14, 8. — V. 20—24 ange-
schlossen an 15 — 17 (18*), also nach A. Nach ihm lässt Hamor (u.
§ekh.) erst zu §ekhem von der Volksversammlung im Thor (23, 4. 10)
einen Beschluss fassen u. weiss die Annahme der bedenkl. Bedingung
durchzusetzen. Er erinnert an den friedl. Charakter der Jacobleute:
sie sind mit uns im Wohlvemehmen, auf friedl. Fuss; femer an die
Geräumigkeit (Jud. 18, 10. Jes. 22, 18. 33, 21| des Landes, das
rechts u. links Platz genug für sie hat (vgl. V. 10); u. macht endlich
den für sie erwachsenden Vortheil geltend, sofern die Leute, sehr reich,
durch Verschmelzung den Wohlstand §ekhem's heben würden. ir'ttVu?]
sonderbares darüber bei Geig, ürschr. 76. ^^^^i] in Sam. LXX Pei.
Yulg, blos *a«^ so dass es mit ^3Pk zusammenzunehmen wäre, o'^^^a]
17, 26. 'ai önaj?»] ebenso 36, 6. Jos. 14, 4 bei A (vgl Gen. 31, 18);
ntana sind, neben »Tap^, die Lastthiere (Kamele u. Esel) wie Num.
32, 26; l'^ap die übrige Habe. — V. 24. Die Sekhemiten nehmen den
Vorschlag an u. lassen sich beschneiden. ^?^ ''«2i*»-^S5] vgl. 23, 10. 18.
Es ist vorausgesetzt, dass sie bis dahin nicht beschnitten waren, aber
die Beschneidung ihnen auch nicht befremdend erschien (s. oben S. 258).
Dass sie sich alle an Einern Tag (V. 25) beschneiden liessen, ist wie
17, 23 u. Jos. 5, 3 ff. — V. 25 f. nach C (vgl. 26^ mit 2^) u. A;
wenigstens weist auf letztem 25^ hin (in Aufl.* war es dem B zuge-
schrieben). Am 3. Tag nach der Beschn., an welchem bei Erwachsenen
Schmerz u. Krankheit am schlimmsten sind (ÄrvieuxUL. 146; Win.^
I. 160), überfallen §imeon u. Levi, wohl mit ihren Leuten, die Sekhe-
miten, bringen alle Männer der Stadt um, u. nehmen Dina mit sich
aus §ekhem*s Haus fort. Warum Buben, der Erstgeborne, nicht dabei
ist, sondern nur §imeon u. Levi (49, 6 f.), muss einen geschichtl.
Grund haben. Sie hintertrieben damit die Hinausgabe der Dina (nach
A), oder übemahmen es, die Entehrung derselben zu rächen (nach C),
„vgl. 2 S. 13, 28 f.; Nieh, Arab. 39, Burckh, Syr. 361 f., Bed. 89.
224 f." (/Tn.). JTtta] sonst J^wa^ sorglos, sicher; es gehört zu '^'^^n
wie Ez. 30, 9 (iCn,), als Acc. des Zustands {Ges. 118, 5*). ajn ^t\\
nach dem Maul des Schwerts, so viel es fressen kann, wie es im
Kriege thut, nach Kriegsbrauch u. schonungslos; mit a'^T; verbunden
nur hier; mit andern Verben, nam. »is^, ist es häufig^ aber nicht bei
A. iiMjfhi] aus der Stadt (V. 25), nicht aus dem Haus. — V. 27—29,
ohne ^ ^5?'» LXX Sam, Pei. für erwartetes >iKb;5 ist blos Nothbehelf)
angeheftet, erscheinen als Zusatz zu einem urspr. Text; V. 30 f. schliesst
Gen. 34, 27— Cap. 35, 4. 375
sich an 25 f. an, u. kennt 27 — 29 nicht; auch müsste es bei einheit-
licher Redaction enl\veder *^»"^? oder o*^*?«»*?»! 'ap "»ä? heissen. Es ist
ein von R oder einem Bearbeiter eingefügter Zusatz, vielleicht um mit
48, 22 auszugleichen, auch {Böhm. Merx im BL. U. 5 f.) um an der
£hre der That (im Sinne der Späteren) auch den übrigen Isr. Antheil
zu geben. Das beigesetzte '« ''«ttts 'nwK zeigt dieselbe Hand wie 13^
u. 5^. An A ist nicht zu denken, schon weil onr>*;i u. y^^jt fehlt. Dass
V. 27 — 29 Vorlage zu Num. 31 sei {Com), ist nicht zu beweisen;
es kann auch Nachbild oder von derselben späten Hand verfasst sein,
vgl. ^^n Habe, Gut 29 u. N. 31, 9 (sonst nicht im Pent; Dt 8,
17 f. ?); D'^'^mn ^pai •)«:« 28 u. N. 31, 28 ff. (Gen. 12, 16); n«i ofct: pk
•ja» on*>ü3 29 u. N. 31, 9 {Com), — Die Jacobsöhne kommen über
die Erschlagenen her, plündern die Stadt, rauben das Vieh, u. führen
Weiber u. Kinder gefangen fort — V. 30 f. von C. Jacob tadelt
§imeon u. Levi über das angerichtete Unheil, da sie ihn dem Hass u.
der Rache der Landesbewohner ausgesetzt haben, ^^y] im Hexat noch
Jos. 6, 18. 1, 25. ^''Ksn] stinkend machen d. i. in Übeln Geruch
bei jem. bringen, also ihn widrig u. verhasst machen, Ex. 5, 21 (1 S.
13, 4. 2 S. 10, 6). Kendani w. Perizzi] 13, 7. während ich Le%Ue
der Zahl] ich u. die meinigen zählbare, wenige Leute, ein geringer
Haufen (Dt 4, 27. Ps. 105, 12. Jes. 10, 9) bin, leicht zu überwäl-
tigen, wenn die Landesbewohner angreifen, "möwai] Lev; 26, 30, bes.
aber im Dt — „Jacob tadelt hier nicht das unsitthche der That (anders
49, 6 f.) sondern die Unüberlegtheit der Söhne, die ihn ins Unheil
stürzt" {Kn), — V. 31. Ihnen aber geht die Ehre des Stammes über
alle andern Rücksichten, soll wie eine Buhlerin er behandeln unsere
Schwester?] mit ihr verfahren dürfen (Lev. 16, 15), wie man es mit
einer Buhldime macht (38, 15).
3. Jacob'sZug überBethel zulsaacund Schluss des Lebens Isaac*s,
Cap. 35; aus B A C (R).
Alle übrigen Nachrichten, welche noch in die Toledo th Isaac's
gehören, sind hier zusammengestellt a) Jacob zieht, nachdem er alle
Zeichen der Abgötterei unter den Seinigen entfernt hat, von §ekhem
nach Bethel u. erbaut dort seinem Gott einen Altar. Unterhalb Bethels
stirbt Debora, die Amme der Rebecca V. 1 — 8. Ein Abschnitt aus B,
nur V. 5 von R eingefügt, V. 6* nach A. b) In Luz erscheint ihm
El Schaddai, nennt seinen Namen in Israel um, gibt ihm die Verheissung
zahlreicher Nachkommen u. des Besitzes des Landes Kenaan, worauf
er dort einen Malstein errichtet, ilm durch ein Trankopfer u. Öl weiht
u. den Ort Bethel nennt, V. 9 — 15, aus A (ausser i^y V. 9 u. viel-
leicht V. 14). c) Auf dem Weiterzug stirbt Rahel an der Geburt des
Benjamin u. wird von Jacob an der Strasse von Bethel nach Efrath
begraben. Jenseits von Migdal ^Eder vergeht sich Ruhen mit dem
Kebsweib seines Vaters, V. 16—22*; von R aus C(A)B zusammenge-
setzt d) Endlich kommt Jacob mit seinen 12 Söhnen nach Hebron
376 Gen. 85, 1—5.
zu Isaac, dessen Tod u. Begräbniss sodann gemeldet wird, V. 22^ — 29,
aus A.
a) V. 1 — 8. Jacob's Zug nach Bethel u. Tod der Debora. — V. 1.
Befehl Gottes zum Aufbruch nach Bethel, nach b'^H'^ nicht von G, aber
auch nicht von A (Kh,), da es für diesen noch kein Bethel gibt
(V. 6. 15), sondern von B. Der Befehl ist mit dem Cp. 34 Vorge-
fallenen weder verknüpft noch begründet; man sieht daraus, dass B
an dieser Stelle (zwischen 88, 20 u. 85, 1) nichts über Verfeindung
mit Sekhem erzählt hat (gegen Wl. XXI, 487), vielmehr seinen Par-
allelbericht (48, 22), wenn er einen hatte, an anderer Stelle gehabt
haben muss (s. auch 87, 18). Bei B ist Jac. noch auf der Rückreise,
u. wird der Befehl durch sein Gelübde 28, 20 ff. (vgl. 81, 18) motivirt.
nhf] Bethel lag auf dem Gebirg 12, 8. 18, 15. Dort soll er Aufent-
halt nehmen, auch Gott einen Altar errichten. Das gelobte Gotteshaus
(28, 22) wird hier nach göttl. Weisung zum Altar. Tf*^^« n«*jar! ^^'i\
vgl. 12, 7. — V. 2 — 4. Jac. ordnet unter den Seinigen die nöthigen
Vorbereitungen an. Die Götter der Fremde (Jos. 24, 20. 28 bei B)
lässt er sie aus ihrer Mitte thun: Rahel hatte Terafim (81, 19), u.
seine Leute hatten andere Götter (81, 58. Jos. 24, 2. 14 bei B). Nach
V. 4 kommen dazu Dinge des heidn. Aberglaubens, wie Ohrringe, die
als Amulete u. Zaubermittel dienten {Win,^ I. 56). Mit 'dem Dienst
des einen Gottes, dessen Verehrer sein zu wollen er gelobt hat (28, 21),
vertragen sich abgöttische Dinge nicht (vgl. auch 18, 19). Ferner sollen
sie, wie das vor gottesdienstl. Handlungen (Ex. 19, 10 ff. Jos. 7,18 u.ö.)
Sitte u. Pflicht war, sich reinigen zB. durch Waschungen, u. reinhalten
von allem, was verunreinigt, sowie die Kleider wechseln (sonst: sie waschen
Ex. 19, 10. 14. Num. 8, 7), die besten Kleider anziehen (27,15). Er will
einen Altar (V. 1) errichten (natürlich auch opfern) dem Gott, der ihn
erhörte am Tage d. h. in der Zeit seiner Drangsal (42, 21), zB. gegen
Laban (81, 24. 29. 42), u. mit ihm war (s. 21, 20) auf dem Weg, auch
auf dem Weg heimwärts (82, 1 ff.). Die abgött. Dinge vergräbt er
(Ex. 2, 12) unter der Terebinthe bei Sekhem, s. 12, 6. Das ist aller-
dings keine Weihung dieser Stätte, sondern eher eine Entwerthung,
aber ein Grund gegen B als Vrf. (Böhm.) ist daher nicht zu entneh-
men; gerade bei B wird die Stätte Jos. 24, 20 — 26 (wo Mass. "Vk
Eiche punktirten) für die Isr. so zu sagen neu geweiht Die LXX
setzen a. E. noch bei xal ccTtciksüsv airca %(Qq tijg örjiieQOv '^fiigag,
— V. 5. So vorbereitet (also gar nicht in Eile u. Hast) ziehen- sie
fort Dieser V. ist ein Einschub in den Text des B (gegen WL), denn
V. 4 u. 6f. ist Jacob Subj., hier eine Mehrzahl (die Jacobsöhne) wie
V. 16. Er setzt Cp. 84 voraus, u. ist von R eingef> (so auch Kuen,
0.2 816), schwerlich aus A {Kn,), trotz ö'»«^«, eher aus C, der je-
denfalls den Zug Israels von Sekhem über Bethel zu Isaac auch er-
zählt hat •'SJO'^] s. 16. 21. 88, 17. 46, 1. Dass die benachbarten
Städte ihnen nicht nachsetzen, erklärt Vrf. durch einen Schrecken Gottes
d. i. eine von Gott über sie verhängte Furcht, welche sie verzagt
machte, Ex. 28, 27. 2 Chr. 14, 18 (Kn,), Den Begriff des Übernatür-
lichen auszudrücken, genügt o^'nbt^ (2 Chr. 20, 29 neben 14, 13 u.
j
Gen. 35, 6—10. 377
Zach. 14, 13). ^^n] nur hier. — V. 6. Ankunft in Luz (BetheH.
V.» konnte B, för den der Ort längst Bethel heisst (28, 19. 35, 1. 3),
so nicht schreiben, wohl aber A (vgl. V. 15 u. 48, 3, u. den Beisatz
im Lande Kenaan 33, 18 bei A). Vxh^a «in] ist Glosse des R, der
mit V.^ wieder zu B einlenkt. B wird gehabt haben ^«n'^a «3''i (iSTÄ.).
^9 hioK öjn-Vs] s. V. 2 u. bei C 32, 8. — V. 7. Er erbaut dort einen
Altar. Ober den Gottesdienst selbst, bes. auch über die 28, 22 ver-
sprochene Verzehntung ist nichts gesagt: der Bericht kann von R ver-
kürzt sein (spätere Ausführungen in BJub. c. 31 f.). Die Stätte (s.
12, 6. 28, 11} nannte er Gott Bethels, vgl. 33, 20; es ist der Name
des Altars oder der hl. Stätte, zu der noch mehr als der Altar ge-
hört haben wird. 'ai t^^^] 32, 3. 31. LXX Vulg, PeL stiessen sich
an fiip»n u. Hessen darum Vk vor ^win-^a weg (gegen 28, 19). '»^«]
PL, weil unter ö-^rf^j« die Engel (28, 12) mitverstanden sind (s. auch
20, 13). — V. 8. Unterhalb Bethels stirbt Debora, die Amme der Re-
becca. Ihr Name nur hier (24, 59 bei G ist sie namenlos). Sie war
wohl in der alten Heldensage von einiger Bedeutung (Ew. G.^ I. 421).
Ihr Andenken haftete an der Eiche des Weinens oder Trauereiche unter-
halb Bethel's, wo man ihr Grab zeigte. Auch die Palme (s. zu 14, 6)
Debora^s Jud. 4, 5 wird derselbe Baum sein (Bohl, Tuch Ew. DeL
WL); vgl. auch die Tabor's Terehinthe 1 S. 10, 3 (Ew. G.^ UI. 31).
»'^p''i] Ges. 144, 3*. Nach C war die Amme der Reb. mit dieser nach
Kenaan gezogen 24, 59. Dass sie seither wieder nach Mesopot zu-
zückgekehrt {Nachman, Abafh) oder von Reb. gemäss ihrem Ver-
sprechen 27, 45 dorthin gesandt {RaL Qi, T)eL^\ ein weiblicher, mehr
als 100 jähriger Bote durch die Wüste ?^ oder von 5ebron aus dem
Jacob bis Bethel entgegengegangen sei {Merc, Ke.), sind schwächliche
Ausgleichungen. Vielmehr ist die Differenz der Überlieferung anzuer-
kennen (ITw.), um so weniger aber V. 8. (mit Hupf.) dem C zuzu-
schreiben. b) V. 9 — 15 ein Stück von A, wozu urspr. 6* den
Anfang bildete u. auf welches 48, 3 f. zurückgeblickt wird, über die
Einsetzung des Jacob zum Träger der Verheissungen, fQr Jac. von
derselben Bedeutung, wie Cp. 17 fQr Abraham. V. 9 s. 17, 1. Tia^]
noch einmal, bezieht sich nicht auf 1^ (Tuch ATw.), sondern auf 28,
llffl u. stammt von R (nach C?). ^n«] ö'^nV« in« Sam. LXX. —
V. 10. Die Erklärung des Namens Israel fehlt, wohl nicht ursprüng-
lich (vgl. 17, 5), sondern durch Kürzung des R mit Rücksicht auf
32, 29. Wenigstens war die Deutung des Namens keineswegs selbst-
verständlich, wie in den Fällen 17, 15 u. Num. 13, 16. Dass gleich-
wohl fortan bei A der Patriarch immer Jacob (zB. V. 15), nie Israel,
heisst, ebenso bei B (doch s. 33, 20), u. nur die Söhne Vk^: •^w
42, 5. 45, 21. 46, 5. 8. 49, 28. 50, 25 (doch s. 35, 22. 46, 26 bei
A auch noch Jacobsöhne) genannt werden, ist doch wohl daraus zu
erklären, dass der Name Israel noch immer mehr als Volks- denn als
Person-Name galt (Tuch). Um so merkwürdiger ist, dass C u. R von
nun an Israel für Jacob gebrauchen (35, 21 f. 37, 3. 13. 43, 6. 8.
11. 45, 28. 46, If. 30. 47, 29. 31. 48, 2. 8. 10. 13. 21. 50, 2).
Man wird daraus schliessen dürfen, dass auch C (wie A) erst an dieser
l
378 Gen. 35, 10—16.
Stelle hier die Namensänderung berichtet hatte (s. weiter Y. 14). An-
dernfalls müsste man annehmen {KiU. 142), dass R, mit Rücksicht auf
die Erzählung des A, erst von hier an den !'K'i«'^ in den Stücken des
C stehen gelassen habe. (Die Erklärung der Sache bei Geig, Urschr.
371 f. ist nicht hallbar; was Kuen. 0.^ 310 f. gibt, entspricht nicht
anz dem vorliegenden Thatbestand.) ny^^] nicht daher nenni man
KS.), sondern ti. er nannte. Dadurch ist veranlasst, dass V. 11 mit
'jS *itoK'^i neu anhebt. — V. 11. Die Mehrung u. die Könige wie 17,
6. 16; zum Ausdruck auch 28, 3 u. 48, 4, T^^ü."^] vgl. 46, 26. Ex.
1, 5; s. zu 24, 2. ">?« Vk] 17, 1. — V. 12. Die Zusicherung des
künftigen Resitzes des Landes, vgl. 17, 8 u. 12, 7. Dass er es auch
dem Isaac verheben habe, ist früher aus A nicht ausdrücklich be-
richtet; auch schreibt sich Isaac 28, 4 bei A eine solche Verleihung
nicht ZU; sie lag aber in der für Isaac gegebenen Rundesverheissung
17, 19. 21 (Äti.), s. indessen S. 322. — V. 13 wie 17, 22. Den
V.^ hält Kuen. 0.2 316 (KS.) für Dittographie aus V. 14. — V. 14f.
Zur Erinnerung an diese Gotteserscheinung errichtet Jac. (wie 28, 18
nach B) einen Malstein, u. weihte ihn nicht blos (wie 28, 18) durch
Regiessung mit Öl, sondern auch durch ein Gussopfer , nach gew.
Sprachgebrauch doch wohl von Wein (Wein u. Wasser TrgJon.). Das
l^ü iv\9 )?*!t«5 als Epexegese zu -jö:*! zu nehmen, u. ein Gussopfer von
Öl zu verstehen {Win. Kn, Kohl. WL) ist kein Grund vorhanden.
A erwähnt sonst nirgends Opfer, Altäre u. Malsteine in der Väterge-
schichte, u. ist deshalb fraglich, ob dieser V. ihm angehöre {WL Kue»
a.). Er kann von R nicht von sich aus (denn R hatte an Malsteinen
kein Interesse mehr), sondern aus einem andern Referat eingesetzt
sein, aber nicht aus R {Com. in ZATW. XL 15fiF., der sich einbildet,
V. 14 sei urspr. Fortsetzung von V. 8, die na^r» eine Grab-Mazzeba
u. das Opfer ein Todtenopfer gewesen!), sondern {Kue, 0.^ 222 — 316;
WL Comp. 319) aus C, welcher hier nicht etwa {Bac. in Hebr. VIL
283) die jetzt 28, 13 ff. stehende Gotteserscheinung hatte, wohl aber
vielleicht eine der des A parallele Erzählung von einer neuen Erschei-
nung Gottes in Rethel u. wohl auch Umnamung (s. zu V. 10) des
Jacob, auf welche hin er die (von R schon 28, 18 berichtete) Mazzeba
aufstellte] u. weihte. Merkwürdig ist auch )^vt ^ass», als sollte sie da-
durch als blosses Steinmal charakterisirt werden. — V. 15 s. 28, 19. —
— c) V. 16—22«' Fortsetzung der Reise. Zunächst V. 16—20 Ge-
burt des Renjamin, Tod u. Regräbniss der Rabel. Tod u. Regräbniss
der Rahel in Efrath wird 48, 7 auch bei A erwähnt, aber von der
Geburt Renjamin's in Efrath kann wegen V. 24 u. 26 A nichts be-
richtet haben. Also werden 16 — 19 (wegen isns^i, wegen 17 vgl.
mit 30, 24, wegen der LocaUsirung in Efrath) aus C stammen, da-
gegen V. 20 (wegen af»?;») aus R (der jedoch nach 37, 10 die Notiz
in anderem Zusammenhang gehabt haben wird). — V. 16. 'a» ^^^.i\
wie V. 5. die Länge des Landes] d. i. Strecke Weges, die es noch
bis Efrath war, lässt sich nicht genau bestimmen, auch nicht aus
(48, 7 u.) 2 R. 5, 19, wo der Ausdruck (ohne Art.) noch vorkommt;
jedenfalls betrug sie nicht viel {Kn.; nach LXX ein tnnoÖQOfiog, nach
Gen. 35, 16—22. 379
PeS. eine Parasange; sonst s. Hieron, qu., u. Ges, tb., auch Schum!),
Efralh] wird V. 19 (48, 7) gedeutet als Bethlehem, 2 St. südl. von
Jerusalem, (von fiTe., KÖhL Ge. I. 150 als urspr. angenommen). Nun
wird aber 1 S. 10, 2 ff. das Grab der Rahel viel weiter nördl., im
Gebiet Benj., oder auf der Grenze zwischen Benj. u. Eiraim, auf dem
Weg zwischen Rama Samuels u. Gibea Sauls, nicht so weit von Bethel
gesetzt, u. Jer. 31, 15 stimmt damit. Das liegt auch in der Natur
der Sache, da Rah. die Stammmutter Josefs u. Benjamin's war. Aber
ein Efrath an der Grenze von Efr. u. Benj. {Then. Kn. Graf Hitz. a.)
ist bis jetzt nicht nachzuweisen. Wenn also hier Efrath genannt wird,
so wird damit wirklich Bethlehem gemeint (insofern die Deutung V. 19
ursprünglich) sein. Man muss dann annehmen (Nöld. DeL^)y dass es
neben der efraimitischen auch eine judäische Überlieferung gab, nach
welcher das Grab in der Nähe vom jud. Efrat lag, u. der Judäer C
(u. A) eben sie wiedergeben. Die späteren, Juden Christen u. Muslim,
hielten daran fest (s. Matth'. 2, 18; Win.^ I. 334; Ri, HWB. 1263).
Die harmonist. Aushilfe {ICurtz, a.), durch Erweiterung der y*^« f^'^'s
zu einem Wegmaass von mehreren Meilen die Deutung auf Efrath bei
Bethel zu ermöglichen, scheitert an der Sinnlosigkeit einer Berechnung
der Entfernung von Bethlehem aus. sie halte schwer hei ihrem Ge-
bären] hatte eine harte schwere Niederkunft. — V. 17. Die Helferin,
ein Weib, das sich darauf verstand, „ermuthigt sie mit der Aussicht
auf einen Knaben: denn auch dieser ist dir ein Sohn d. h. auch in
diesem, wie in dem ersten, wird dir ein Knabe zu Theil, ein Kind des
vorzüglichem Geschlechts, vgl. 4, 1. 29, 32. 1 S. 4, 20" {Kn,\ s. ihre
Hoffhung 30, 24. ^^V^d] auch Ex. 1, 15 ff. B, Gen. 38, 28 G. — V. 18.
Aber sie stirbt, u. nennt' sterbend das Kind mein Unheilssohn, sofern
es ihr den Tod bringt. Statt dieses nomen infaustum wählt der Vater
Sohn der Rechten d. h. Glückssohn^ indem die rechte Seite den Alten
als die glückliche galt (Ges, tb. 599, auch ZDMG. XXI. 601 ff.). —
V. 19 f. Rahel stirbt u. wird an der Strasse, die (von Bethel) nach
Efrath hin führt, begraben. Jacob errichtet auf ihrem Grab einen
Malstein (vgl. V. 14; aber auch 28, 18. 31, 45. 33, 20 bei B). riha;?]
noch 47, 30. Dt. 34, 6. ö^^n-"»?] wie 19, 37 f. (ob von R?). über die
Christi. Tradition von dem Grab ^2 Stunde nördl. von Bethlehem s.
Robins. I. 363f. — V. 21 von C. 3>b'^i] V. 5. 16. Vk-iw-] s. zu V. 10.
*» 13^5] s. zu 26, 25. jenseits von einem Heerdenthurm] Heerden-
thürme für Hirtenzwecke gab es, wenigstens später, viele (2 R. 17, 9.
18, 8; 2 Chr. 26, 10); der hier gemeinte, aber ohne Art., bestimmt
sich durch den Zusammenhang als zvnschen Efrath u. Hebron gelegen.
Die Alten dachten dabei an eine Örtlichkeit Jerusalems (Juden bei
Hieron, qu.), ebenso Neuere {Bohl, Kn. Wl, a.); bei den LXX ist nach
dieser Ansicht sogar V. 21 hinter ^ ^''a»^ V. 16 gerückt. Indessen
dass es ein Thurm auf einem der Hügel Jerusalems war, ist aus der
bildl. Rede Mich. 4, 8 nicht zu beweisen. Die jüngere Tradition setzt
den Heerdenthurm in die Nähe Bethlehems (Tobler Bethl. 255 ff.). —
V. 22* scheint, wenn auch auf Grund von C, von R, auf den wV-^b
(s. zu 25, 6. 22, 24) hinweist, gestaltet. Rüben beschläft seines Vaters
380 Gen. 35, 22—27.
Kebsweib Büha (s. 49, 3 f.). Der letzte Sinn dieser kurzen Formel ist
\ermuthlich, dass in diesem Stamm die alte auch bei den Arabern noch
lange nachweisbare (Strabo 16, 4, 25; Qur. 4, 26; Abulf. bist, anteisl.
180 Fl.) u. selbst bei isr. Herrschern (2 S. 16, 22. 1 R. 2, 22) noch
erwähnte Sitte der Ehe mit den Weibern oder Kebsen des Vaters übel
fortwucherte (s. oben S. 277 u. RSmUh im Journ. of Philol. IX 86 ff.).
— Der abrupte Schluss m. Israel hörte (es) wohl nicht durch spätere
Textverstümmlung (vgl. den Zusatz der LXX), sondern absichtlich, um
auf 49, 3 f. zu verweisen. Der Satz u. Abschnitt ist damit zu Ende.
Da man später bei der offen tl. Vorlesung dßs Textes an dieser ver-
f^gl. Stelle nicht anhielt, sondern darüber forteilte, so hat auch diese
Praxis in der zweiten (oberen) Accentuation der Mass. ihren Ausdruck
gefunden (Geig, ürschr. 373). d) Das Verzeichniss der 12 Jacob-
söhne, Ankunft Jacob's bei Isaac, Tod u. Begräbniss Isaac's V. 22^ — 29
nach A. Das Verzeichniss, nach der Nachricht von der Geburt des
letzten, schliesst sich hier gut an. Es ist nach den Müttern geordnet;
die Altersfolge innerhalb dieser Ordnung stimmt zu Gp. 29 f. *i^^] Sam,
u. hbr. MSS. '»i^; wie 36, 5; zu tV; s. 4, 18. 17, 5. 21, 5. 46, 22.
Nach dieser Stelle sind dem A sämmtliche 12 Sohne, also auch Benj.,
in Paddan Aram geboren. R hat stillschweigend den Benj. ausge-
nommen, u. so die meisten neueren Erkl. — 27 ff. EndUch kommt
Jac (mit seinem ganzen Volk) zu seinem Vater nach Mamre der
Ärhdsiadiy s. 23, 2. pw «^ö^] + -^n ^v^ LXX (s. 25, 7). Das Be-
gräbniss durch Esau u. Jacob, wie das Abraham's durch Isaac u. iSmael
25^ 9. Dass er in der Makhpelahöhle begraben wurde, ergänzt sich
aus 49, 31. iw-^k] 25, 8. „Diese Nachricht gibt Vrf. schon jetzt,
weil er die Isaac-Geschichte abschliessen will (s. 11, 32). Nach seiner
Zeilrechnung lebte Isaac noch bei den Cp. 37 erzählten Vorgängen.
Denn Jacob zählte beim Tode Isaac's 120 u. bei seiner Auswanderung
nach Äg. 130 Jahre (25, 26. 35, 28. 47, 9), sein 130. Jahr fiel etwa
in das 40. Josefs; Josef aber war 37, 2 erst 17 Jahr alt." So Kn.
indem er die Zeitangaben über Josef in 37, 2 f. u. 41, 46 fTir aus A
genommen hält, u. zugleich die Segens- u. Hungerjahre in Äg. (41, 47 f.
53 f. 45, 6) zu Hilfe nimmt, von denen seit Josefs Erhebung (41, 46)
9 — 10 verflossen waren (45, 6). Ob man dazu ein Recht hat, ist
freilich fraglich, da man die Abstammung aller jener Zahlen von A
nicht sicher beweisen kann. Sicher ergibt sich aus A nur folgendes.
Selbst wenn man von Cp. 46, womach im 130. Jahr Jacob's (47, 9)
seine sämmtl. Söhne schon Söhne, Benjamin sogar 10 derselben, u.
Juda u. ASer je 2 Enkel hatten, absehen will, „weil dieses Verzeich-
niss so wie so den histor. Rahmen der Gen. sprenge" (Wl, XXI. 440 f.),
u. eine spätere Hand daran arbeitete, so ist doch aus 26, 34 f. 27, 46.
28, 1 ff. klar, dass Jacob zwischen seinem 40. u. 50. Jahr nach Pad-
dan Aram wanderte, wozu auch 28, 9 über ISmael stimmt. Zwischen
die Auswanderung nach Paddan u. Einwanderung nach Äg. fallen
dann über 80 Jahre. W^ie viel davon für den Aufenthalt in Paddan
u. wie viel für den folg. Aufenthalt in Hebron kommen, lässt sich nicht
mehr ausmachen. Aber klar ist, dass dieser Zeitraum hinreicht, um
Gen. 35, 27— Cap. 36. 381
viele Enkel u. selbst Urenkel erklärlich zu machen, u. der histor.
Rahmen der Gen. bei ihm durch Cp. 46 nicht gesprengt wird. Nicht
einmal wenn ausser 41, 26 auch die Zahl in 37, 2 aus A stammen
sollte, würde jenes ürtheil zutreffen, weil nach 13 + 9 Jahren (37, 2.
41, 46. 45, 6) sogar Benj. (nach 35, 24 jünger als Josef) von dem
37, 2 fixirten Zeitpunkt ab 10 Kinder haben könnte, — Die Annahme
der Harmonisten (s. bei DeL, Ke., Kohl, I. 135 f. 150 f.), dass Jacob
bei seiner Wanderung nach Harran über 70, genauer 76 Jahre alt
gewesen sei, wirft die verschiedenen Quellen zusammen, wird den An-
gaben 26, 34. 27, 46. 28, Iff. nicht gerecht, setzt sich mit 28, 9 in
Widerspruch, muss den Aufenthalt in Sukkoth u. Sekhem (33, 17 ff.)
ungebührlich ausdehnen, u. vermag doch nicht zu erklären, wie Cp. 46
Juda schon seine Enkel u. gar Benj. 10 Söhne haben kann.
4. Esau und die Edomiter, Cap. 36, grössemtheils nach A.
Vor dem Übergang zu den Toledoth Jacobs wird die Nebenlinie
Esau behandelt, u. zunächst berichtet, wie Esau noch in Kenaan mit 3
Weibem 5 Söhne zeugte, darnach mit den Seinen u. aller Habe vor Ja-
cob wich u. auf das Gebirg Se'ir zog V. 1 — 8. Folgt eine Übersicht
über die Söhne u. Enkel Esau's in Se'^ir u. die von ihnen abgeleiteten
edomit. Stämme 9 — 19, sowie über die Stämme der Ureinwohner
Se'^ir's, der Horiter 20 — 30. Den Schluss bilden ein Verzeichniss der
edomit. Könige 31 — 39 u. eine nochmalige Übersicht über die edomit.
Stammbezirke (aus jüngerer Zeit) 40 — 43. — Die grosse Ausführlich-
keit, mit welcher diese Verhältnisse besprochen werden, erklärt sich
daraus, dass Edom immer als der Bruder Israels galt u. für die israel.
Geschichte von grosser Wichtigkeit war. Die Horiter waren die urspr.
Landesbewohner auf dem Gebirg Se^ir (V. 20). Die Hehr, unter Esau
wanderten bei ihnen ein u. mischten sich mit ihnen: Esau heirathete
die Horitin Oholibama (V. 2) u. sein Sohn Elifaz die Horitin Timna^
(V. 12. 22). Wie die Isr. in Kenaan, vnirden aber die Esaviden in
Se*^ir die Herrn des Landes; ihnen hatte Jahve Selr gegeben (Dt. 2, 5.
Jos. 24, 4), u. zwar das ganze Se^ir bis zum älanit. Meerbusen (Num.
21, 4. Dt. 2, 1 ff. 1 R. 9, 26). Unter ihrer Oberherrschaft müssen sich
aber geschlossene ^lorit. Gemeinden noch länger erhalten haben, so
dass es nicht blos möglich, sondern auch der Mühe werth war, ihre
Stammverhältnisse besonders zu beschreiben. Erst allmählich wurden
sie von den neuen Herrn des Landes aufgesogen oder verdrängt, so dass
man später auf sie zurückblickend (Dt. 2, 12. 22) sagen konnte, Edom
habe die Horiter vertilgt. Diese Nachrichten über die Horiter ebenso,
wie die über die alten Könige Edoms zeugen für ein verhältnissmässig
hohes Alter dieses Stücks oder doch seiner Quellen. — Die Zugehörig-
keit desselben zu A {Ilg, Ew. Del,* Kn, Schrad,) ist seit Hupf.
vielfach bestritten worden, in der Art, dass man nur Bruchtheile des-
selben ihm zuerkannte, zB. nur V. 1 — 8 (Hupf, Kay), 6 — 8 {Böhm,\
1—14 {mid, Reuss), 6—8 u. 40—43 (FF/. XXI. 438 ff.; Kuen. 0.^
382 Gen. 36.
I. 68), alles andere für von R aus C B oder andern Quellen ergänzt
erklärte. Zwar sprachl. Gründe gegen A gibt es kaum, wenn auch
die sprachl. Zeichen nicht überall so evident, wie bei V. 6 — 8. 30.
40. 43, für A sprechen, u. die umständliche chronikartige Darstellungs-
weise durchs Ganze (zB. auch 31 — 39) durchgeht (Über die sprachl.
Zeichen, welche Überarbeitung beweisen, s. nachher.) Aber sachl.
Gründe macht man geltend, zB. die Horiter gehören nicht in den Plan
des A, oder er halte viel zu streng seinen archaist. Standpunkt fest u.
habe zu wenig objectiv historisches Interesse, als dass man ihm die
edomit Königsliste zutrauen könne (anderes s. zu V. 29. 40). Aber archai-
stisch in dem Sinn, dass er seine Schrift für von Mose geschrieben
ausgäbe, ist A gar nicht; auf die isrl. Könige spielt er ganz offen an
(17, 6. 16. 35, 11) u. nur er; wenn irgend ein Schriftsteller an
statistisch-genealog.-chronol. Material Freude hat (was doch auch ein
geschichtl. Interesse ist), so ist es A. Gerade aus allgemeinen Grün-
den muss man dem A das Stück zusprechen. Auf Edom, das in der
Königszeit ein Zubehör Israels war, genauer einzugehen als auf Um.,
war für ihn eine Nothwendigkeit Aber allerdings ist richtig, dass
auch dieses Stück durch R nach einer andern Quelle (G?) eine stärkere
Überarbeitung erfahren hat. Zunächst fällt die doppelte Überschrift V. 1
u. 9 auf. Wollte man nun V. 9 fr. dem A ab-, V. 1 — 8 aber in der
Weise ihm zusprechen {Bud, 347 f.), dass darin R die Namen der
Weiber nach der fremden Quelle V. 9 fr. geändert hätte, so würde dazu
schon nicht stimmen, dass diese Weibernamen V. 2 f. vollständiger sind,
als V. 10. 13, also nicht dorther genommen sein können. Ausserdem
sind die Formeln in V. 10. 15 (s. d.) entschieden die des A, u. etwa
wegen V. 40 — 43 ganz V. 15 — 19 u. so auch V. 9 — 14 dem A ab-
zusprechen, hat keinen Sinn, wenn man doch die Namen der Söhne
in V. 4 f. dem A belässt. Endlich wird wegen dtk ^dk (s. V. 43)
für V. 9 die Urheberschaft des A wahrscheinlicher als für V. 1 (mit
seinem öit» «•n, vgl. V. 8). Da aber andererseits nicht blos V. 6 —
8^ unzweifelhaft aus A stammen, sondern auch die Formeln 5^ (vgl.
35, 26^) u. 2^ (vgl. 28, 1. 6. 8) ihn erkennen lassen, so wird man
doch in der Hauptsache (mit Ausnahme der Weibernamen) V. 2 — 8
auf A zurückführen müssen, aber dann (mit Bruslon in Revue Theo!.
1882 p. 18 fr. 134 ff,) am besten annehmen, dass diese Notizen ebenso
wie 37, 1 bei A urspr. noch zu den priss"^ rmVn gehörten, u. erst von
R, der sie zugleich überarbeitete, durch Vorsetzung der Überschrift
V. 1 zu den ws» '^n gezogen, von ihm auch V. 9 um 9^ erweitert
wurde. Der von R hier eingearbeiteten Quelle gemäss wurden dann
von ihm im Anfang der Toledoth des A V. 9 — 19 die Namen der
Weiber V. 10. 13 f. 16—18 geändert, ferner V. 12, wohl auch V.
14, sowie pV»33> sj-jV« V. 16 u. di-tn «irr V 19. eingesetzt Auch in der
Horiterliste V. 20 — 30 wird nur V. 29 f. sicher zu A zu rechnen sein:
V. 20 f. ist dazu Dublette (mit ötk 'na V. 21 gegen ^^to '«a V. 30),
u. V. 22 — 28 hängen schon durch ihre Notizen mit der andern Quelle
in V. 1 — 19 näher zusammen. Ob auch in der Königsliste einzelnes^
zB, V. 35 '»i ns^arr, erst eingearbeitet ist, ist fraglich. Für die Ein-
Gen. 36, 1—4. 383
heit des übrigen s. Bruston 135 f. — Die meisten der aufgeführten
Namen kommen nur hier vor; mit dem Volk sind auch die Namen, so
weit nicht Ortsnamen, später verschwunden; selbst von den Ortsnamen
sind nur wenige noch nachweisbar. Ein Theil der Angaben dieses Gap.
ist wiederholt 1 Chr. 1, 35 — 54.
a) V. 1 — 8. Esau's Familienstand in Kenaan u. seine Auswan-
derung nach Se*'ir. — V. 1. bi« Kün] wiederholt V. 8 u. etwas an-
ders 19. Es stimmt zu 25, 24ff. (B, C), wornach Edom anderer Name
des Esau ist, während nach 9. 43 (A) Esau Vater Edom's, also Esau
Personname, Edom Volksname ist. Sonst s. Ew, G.^ I. 494. — V. 2 f.
Esau's Weiber. Die Heirath derselben ist schon frülier (26, 34. 28, 9)
erzählt; darum heisst es hier nicht ^^«1 (vgl. 10, 1), sondern Esau
•halle genommen seine Weiher. Für das weitere ist vorab zu erinnern,
dass "^^n ein Fehler für ^irt (vgl. LXX zu Jos. 9, 7) ist {JDMich,
Tuch, Bertheau, Kn. Ew. Del.), denn der "^Ana, dessen Tochter Oho-
hbama heisst, ist V. 20. 25 ein Sohn, V. 24 ein Enkel des Horiters
Se*'ir. Dann aber ist sofort klar, dass )^Xi waa» (28, 1. 6. 8 bei A;
anders C s. zu 24, 3) nicht mehr passt, weil nur eine Kenaanäerin
namhaft gemacht wird. Also wird '»f niy ^« nicht von demselben
geschrieben sein, der 2* schrieb. Nun sind weiter 26, 34 f. 28, 9 im
Text des A als die 3 von Esau in Kenaan geehlichten W^eiber die
Hettiterinnen "»^«a i^a n^^n^n«' u. r^"^« J^a röfea u. die iSmaelitin i^hr^is
rn-^aa r-fn« genannt, welche mit den hier genannten gar nicht oder
nur zum theil stimmen. Man hat „die Differenz theils durch die Hy-
pothese von 5 Weibern Esau's, theils durch die Annahme einer üm-
nennung u. Doppelnamigkeit der Weiber" (Ilg, Ros, Schum. EgsU
Kurtz\ theils aus Verderbniss der Namen durch die Abschreiber (/iTn.,
Ew, G.^ 1. 533), die hier eine sehr weitgehende gewesen sein müsste,
lösen wollen, kann aber füglich sie nur aus verschiedener ÜberHeferung
oder Theorie erklären {Tuch Nöld, Del. Ke. KöhL), muss jedoch dann
auf Identität des Vrf. verzichten {Hupf. Böhm. Kay. WL Brust.), d. h.
entweder 26, 34 f. 28, 9 oder hier müssen die Namen von R in den
Text des A aus einer andern Quelle eingesetzt sein. Die letztere An-
nahme ist an sich die natürlichere (vgl. die Zusammensetzung von
Cp. 10. 11, 27 ff.) u. wird durch 2* empfohlen, welcher, wie eben
gezeigt, zu 2^ nicht stimmt. Ob B oder C die Quelle war, ist nicht
zu entscheiden; jedenfalls werden auch sie (s. 32, 4) etwas über Esau's
häusliche Verhältnisse u. Umsiedlung nach Se^ir gehabt haben, rin»]
4, 19. ntta"'VnK] Zusammensetzungen mit Vrr« kommen vor bei Isr.
Ex. 31, 6, bei Sabäem J. As. VII, 4 p. 554 f. u. bei Phöniken CIS.
I, 1 p. 72. •jSyasf-ra] hinter nw-na ebenso V. 14, aber auffallend
genug, weshalb einige (nach Sam, LXX Pei.) ^a in "ja verbessern,
andere es als Enkelin (vgl. V. 39) nehmen; vielleicht aber ist's nur
eine auf V. 24 ruhende Variante zu (dem auf V. 20. 25 ruhenden)
n33>-ra (vgl. V. 18), die schhesslich in den Text selbst hineinkam.
rtofea] auch hehr. 1 R. 4, 15; Sam. hat überall (4. 9. 13. 17) da-
für rbrvQ nach 28, 9. — V. 4 f. Die 5 Sohne Esau's, sämmtlich ge-
boren, als ihr Vater noch in Kenaan wohnte. Die Correctur des v^y^
384 Gen. 36, 4—11.
(V. 5. 14) in wia^"^ beruht auf V. 18 u. der sonstigen Form dieses
auch bei den Isr. gebräuchlichen Namens; LXX 'hovgy weshalb die
Zusammenstellung mit dem arab. Götzen laghüth {RSmüh, Wllh. Skiz.
lil. 19; Nöld. in ZDMG. XL. 168) nicht zu büligen ist {Lag. Nom.
133; Nöld. ZDMG. XLV. 595). Die Worte pas— «»ja n!?« 5^ lauten
ganz wie bei A (35, 26). — V. 6. Esau zieht mit allem Eigenthum
fort. Die Ausdrücke wie 12, 5. 34, 23 (bei A). r?^*^?] ohne Sinn,
da >^!jnK zu suppliren {Trgg. Vfdg. Cler. Ros. de W.) nicht möglich
ist, u. in ein Land vor d. i. östlich von Jacob (Ges. Bohl.) oder
entfernt von Jacob (Böhm,) durch den Begriff von "^a»»? verboten wird,
oder keine ordentliche Bestimmung ergibt. Vielmehr ist hinter f^M
ausgefallen wahrscheinlich ^i'^a?», was Pel. ausdrückt (^n.; gegen Nöl-
deke's Bedenken s. V. 30 u. 32, 4) vgl. V. 8, nicht d^h« vgl. V. 16 f,
21. 31, weil Land Edom schon ein weiterer Begriff ist als Land Se^'ir,
(s. V. 8). Das i^a» f^Hta der LXX Sam. ist nachträghche Correctur.
vor seinem Bruder Jacob] d. h. von wegen Jacob's (7, 7. Jes. 17, 9),
der sich sehr ausbreitete u. viel Gebiet brauchte. Esau wich also denv
Jacob, u. zwar, wie die Stelle nicht zweifelhaft lässt, erst nach Ja-
cob's Rückkehr aus Paddan Aram (Kn.). — V. 7. Der Grund der Aus-
wanderung, dass näml. die Weide des Landes für die Heerden beider
nicht ausreichte. Zum Ausdruck vgl. 13, 6 bei A. rawa 4, 13. —
V. 8. Esau lässt sich auf dem Gebirg Se'^ir nieder. Dieser Name um-
fasst zwar später (z. B. Dt 2. Ez. 35, 15) auch das Edomiler-Gebirg
östl. von der '^Araba, zwischen dem todten Meer u. älanit. Golf, mit,
„welches die arab. Geogr. als das Gebirg e§-§erä (zB. Edrisi p. Jaub.
l. 337; Jaq. Moät 270) überhaupt bezeichnen,^ häufiger aber (zB.
Istachri Mprdtm. 34 f.) in seiner nördi. Hälfte Gebdl, in seiner süd-
lichen ei'Serd benennen, genau so wie noch heute (Seelz. l, 415. 418.
m. 16; Burckh. Syr. 674. 688; Robins, 111 103f. 860f.) unterschie-
den wird" (Knr, s. auch Win.^ l 397. U. 442; Ges. th. 258. 1335).
Aber urspr. (Jud. 5, 4. Dt. 33, 2; vgl. die Angaben Num. 20, 16.
Jos. 11, 17. 12, 7. 15, 1) haftet der Name Gebirg Se^ir an dem
Bergland westl. von der *^Araba, welches südl. von dem „platten Berg"
(der Südgrenze des Gebirgs Juda) in wUdzerrissenen, weissslänzenden
Felsmassen sich auflhürmt, aber an Höhe dem (jebäl u. Sera nach-
steht, ein wildes, wüstes Gebirgsland, jetzt von dem . arab. Stamm der
""Azäzime bewohnt (s. Berth. im BL. D. 51). biik Knn iwy] zu beur-
theiien wie V, 1. — b) V. 9 — 19. Verzeichniss der Enkel Esau's u.
der edomit Stämme, welche in SeUr aus den 5 Söhnen Esau's sich
herausbildeten. Es sind 12 (wie bei Nahor, iSmael u. Israel) oder
mit dem Nebenstamm ^Amaleq 13 (wie bei Joqtän). S. oben S. 295.
Sie zerfallen nach den 3 Weibern Esau's in 3 Abtheilungen. —
V. 9 nicht „fehlerhafte Wiederholung aus V. 1 u. zu streichen" {Lag.
Orient. II. 40), sondern die urspr. Überschrift des A zu dem Stück.
^•^yfe "ina] im Gegensatz gegen V. 5. oSi» ^m] s. V. 1. — V. 10.
nSöw n>»] 25, 13. Nur von Elifaz u. Re'uel waren Söhne nam-
haft zu machen, daher nur diese 2 hier zusammengestellt, u. die
Ohohbamasöhne V. 14 von ihnen getrennt werden. — V. XI f. Die
Gen. 36, 11—15. 385
erste oder kenaan. Linie. Ihr Stammvater ist Elifaz. Sein Name ist
nicht Stammname geworden, ebenso wenig Re'^uel; er fasst nur eine
Anzahl von ihm abgeleiteter Stämme zusammen. Teman] „sonst im
AT. Name eines edomit. Landstrichs (Jer. 49, 20. Am. 1, 12. Hab.
3, 3), welcher durch seine Weisen berühmt (Jer. 49, 7. Bar. 3, 22 f.)
u. des einsichtsvollen Elifaz Heimath war (Ij. 2, 11). Man wird
auch nach Ez. 25, 13 denselben im nördl. Edom zu suchen haben"
{Kn.), Auch eine Stadt Teman anzunehmen (Kn.), zwingt V. 42 nicht.
Wohl aber die Onomast nennen einen Ort Saifidv, wo eine römische
Besatzung lag, u. setzen ihn 15 (Hier.: 5) Mill. von Petra. Sonst vgl.
Welzslein in Z. f. Allg. EK. XVUI. 52 f. Über Omar, Sephö (LXX
ZfxxpaQy u. 1 Chr. 1, 36 "^ßSf), Gdtdm weiss man nichts mehr, taj?]
erläutert sich durch die 15, 19 genannten, einst südl. von Kenaan
wohnhaft gewesenen Qenizzäer. Daraus, dass (der Judäer) Kaleb (Num.
32, 12. Jos. 14, 6. 14) „der Qenizzäer", u. Othniel, jüngerer Bruder
oder auch Tochtermann des Kaleb, ein Sohn des Qenaz heisst (Jud.
1, 13. 3, 9. 11. Jos. 15, 17. 1 Chr. 4, 13), auch als Enkel des
Kaleb ein Qenaz vorkommt (1 Chr. 4, 15), ersieht man, dass ein Theil
dieser Völkerschaft in den Stammverband Juda's aufgenommen wurde,
während nach unserer Stelle ein anderer Theil sich an Edom anschloss,
daher hier als Sohn des Elifaz erscheint {Ew, G.^ L 361; Berih, im
BL. in. 521). — V. 12. Als von einem Kebsweib Timnd stammender
d. h. nicht als voll geltender Sohn des Elifaz erscheint noch jimaleq,
natürl. hier nicht das grosse '^amalea. Volk oder Ahnherr desselben
{Win, HgsL Ke. a.); das älter ist (s. auch Num. 24, 20) u. längst
vor Esau in den wüsten Ländern südl. von Kenaan sass (14, 7), son-
dern blos ein Bruchtheil davon, der an die Elifaz-Stämme sich anschloss
oder auch in einem Hörigkeitsverhältniss zu ihnen stand. Die Reste
derselben auf dem Gebirg Se'ir wurden von den §imeoniten zur Zeit
Hizqia's vertrieben 1 Chr. 4, 42 f. Timnd ^ seine Mutter (ein Bezirk?
V. 40), wird V. 22 unter den Horitern aufgeführt, wornach dieser
Zweig der 'Amaleq schon zu den Qoritern in einem engeren Verhältniss
gestanden haben muss. — Der Ausdruck loa^'^fe (s. 22, 24. 25, 6) zeigt,
dass dieser V. nicht aus A stammt, dann wohl aber auch nicht ti^V«
Pr^^ 16. Ohne ^Amal. sind es 12 Stämme (wie sonst bei A), mit
ihm 13. — V. 13. Die 2. oder iSmaelit Linie, näml. 4 Söhne des
Re'uel. Sie sind sonst nicht weiter bekannt; die Namen der 3 ersten
kommen auch bei den Isr. vor; LXX geben Naxod', Zagi^ 2!o(ii,
Mo^L — V. 14. Die 3. oder liorit Linie bilden nicht Enkel, sondern
die 3 schon V. 5 genannten Söhne des Esau von der Oholibama, die
unter dem Namen Oholibama zusammengefasst werden. Die Namen
mf* u. n-n^ waren auch israelitisch; n\9^ ist vielleicht eine Ableitung
aus dem Thiernamen V?; oder nV?;^ {RSmilh)-, über wi3^ s. V. 5. —
V. 15 — 19. Verzeichniss der edomit Slammfürslen, welche mit den
genannten Enkeln u. Söhnen Esau's (mit ^iner Ausnahme) zusammen-
fallen. ^^Vm] bedeutet nicht Stamm (Kn.) oder Gemeinde, Kanton
{Sprenger in ZDMG. XU. 315 ff.; Böhm.), sondern, als denominirt von
P|^K (s. V. 30) ein Tausend oder eine Genossenschaft, Chiliarch oder
Handb. z. A. Test. XI. 6. Anfl. 25
386 Gen. 36, 15—23.
Phylarch. Das Wort, in Zach. 9, 7. 12, 5 f. auch auf die Unterab-
Iheilungen des Stammes Juda (vgl. Mich. 5, 1; Ew, Alt.^ 321 f.) an-
gewandt, war allem nach (vgl. Ex. 15, 15) in Edom der einheimische
Ausdruck für den Stammfursten, indem ^Vk den grössten Bruch theil des
Volks, den Stamm, bezeichnet (wie 25, 16 man bei iSmael). Wenn
der Vrf. die Stammfürsten aufzählt, so zählt er eben damit die Stämme
auf, gerade wie er 25, 16. 17, 20 von den DS'^fea iSmael's redet
Dass es Haupt des Stamms, nicht den Stamm bedeutet, sieht man
auch aus Ex. 15, 15, wo die a«^» ■'^'*« ihnen gleichgeordnet werden.
ito ^Sss] s. 25, 13. 35, 23 (etwas anders 22, 21). — V. 16. mp f|i^«]
fehlt in Sqm., u. ist fehlerhaft aus V. 18 hiehergekommen (vielleicht
eine Glosse, welche besagt, dass Qorach nach anderer Theorie den
Elifaz-Stämmen zugezählt wurde). Sicher haben nicht 2 verschiedene
Stämme den gleichen Namen geführt — V. 19. dit« »'^] ist eine am
unrechten Ort (s. 14, 12) cingef>e Glosse zu '»»5, oder aber (Sam.)
verstümmelt aus ö'hk Rin iw (vgl. V. 8); Trg, Jon, gibt oiic -^a« Kirr
(vgl. V. 9). c) V. 20—30. Die Stämme der fforiler, Sie
werden auf Seir (sonst Landesname) als Vater zurückgeführt (vgl. in
Gen. 10 Assur Aram Misraim Kenaan u. a.). Sie heissen die Landes-
hewohner (Ex. 23, 31. Num. 32, 17. Jud. 1, 33) im Gegensatz zu
den Leuten des Esau, die erst bei ihnen einwanderten. Sie waren
dort die älteste Bevölkerung, die wir kennen (14, 6). Ihr „Name ■»"?",
von "^^n Höhle, bezeichnet sie als Höhlenbewohner, Troglodyten. Das
Edomiterland ist voll von Höhlen {Roh, U. 695; Ritter XIV. 991).
Die Leute benützten sie als Wohnungen; sie hatten in specuhus habt-
tatiunculas u. tuguria suhlerranea (Hier, ad Obad. 5)" Kn. —
V. 20 f. Zunächst werden 7 Söhne Se'ir's aufgezählt, die aber identisch
sind mit den V. 29 f. aufgeführten Allufim. Wenn nun gar V. 21**
mit "»^n "»wV« n^N diese Se'ir-Söhne för Allufim erklärt werden, zugleich
Olli« -psa gegen ^3>w pwa V. 30 erseheint, so folgt doch wohl daraus,
dass diese Verse auf eine andere Quelle, als V. 29 f., zurückgehen.
Weiter werden von jedem Sohn wieder Söhne, auch einige Töchter,
angegeben, welche als Unterabtheilungen der Stämme zu verstehen sind.
— V. 22, Der erste ist Lo\an^ von Ew, (G.^ I. 448) richtig mit Lot,
dem Vater Ammon-Moab's (auch ein ^yfn 19, 30), zusammengestellt,
wogegen der Araberstamm Lijdthineh {Kn.) in der Nähe von Petra
{Burckh. Syr. 701 f. 719 f. Roh. III. 106) schon den Lauten nach nicht
hergehört Seine Söhne sind ffori, in dem der allgemeine Volksname
als Geschlechtsname auftritt, u. Hämdm (1 Chr. 1, 39 Hömdm, LXX
beidemal Atfiav), von Kn, gegen die Laute mit Humaimeh, einer Stadt
südl. von Petra (Jaqüt Moscht 146; Rob, HI. 128. 861), verglichen;
eine Schwester Lotän's, Timna, dieselbe wie V. 12 u. nach derselben
Quelle. — V. 23. Der 2. ist Schobal, Er hat mit Syria Sabal (d. h.
naix d^k) Judith 3, 1 Vulg, (s. Fritzsche z. d. St) nichts zu thun, u.
wenn die „Beschreiber der Kreuzzüge den Namen Syria Sobal auf das
oben zu 25, 2 genannte ScÄoftefc {Rob. ffl. 118. 120; Äi«.XIV.61. 987)
anwenden" {Kn.), so Hegt wohl eine Verwechslung (mit Schaubak) zu
Grund. Von den Namen seiner 5 Söhne haben 2 in der Chron. Vari-
Gen. 36, 23—28. . 387
anten, näml. ii^v für )lhy u. uw für "iut». ^ilvdn wagte Kn. mit dem
Beduinenstamm Alawin nördl. von 'Aqaba {Burckh. Syr. 826. 831 f.;
Rob. L 267. 272; Seelz, III. 10. 102), u. Manachal mit Menochia
einem edomit. Ort (Notit. dign. I. 79. 343 Bock.) u. mit Movwimxiq,
der Gegend westwärts von Peti*a (Ptol. 5, 17, 3) zu vergleiciien. Be-
merkenswerther ist, dass 1 (ihr. 2, 52 (vgl. 54) von einem Kalihbäer
Sobal die Hälfte derer von Manaliat abgeleitet wird. — 24. Der 3. ist
Sibeon d. h. arab. Hyäne, Seine Söhne: n«jc (so mit Sam. LXX Pei,
Vulg,, hbr. Codd. u. 1 Chr. 1, 40 für n^xj zu lesen, wenn nicht viel-
mehr ein Name davor ausgefallen ist) d. i. hbr. Weihe, u. ?!« ^Äna,
kein Thiername (denn das in Aufl.^ verglichene arb. 'dnah bedeutet
nur Schaar, Rudel, Nöld. in ZDMG. XL. 168). Von 'Ana heisst es,
dass er beim Hüten der Esel seines Vaters die d»:: in der Steppe fand,
d. h. nicht Maulesel {Targ. Jer., Saad., Qu Luth.; s. darüber Lag.
Ori. n. 58; Levy NH.WB. I. 476*), auch nicht Riesen (dö-»k Onk.),
nicht D»2 Seen oder d"?'? Wasser (s. Hieron, qu.). Besser passen würden
heisse Wasser, Therme {Vulg., Ges, th. 586), näml. nicht die von
Kallirrhoe {DeL, s. zu 10, 19), sondern andere (zB. Burckh, Syr. 674;
Kn,), aber auch dies (s. Hieron,) beruht vielleicht blos auf Verwechs-
lung mit }ViV>ii. — V. 25. Der 4. ist ^Äna, näml. nicht der V. 24
erwähnte, sondern der Sohn des Se*^ir V. 20. Von ihm wird abge-
leitet Dischon, ein Thiername Dt. 14, 5. Dass wie "^Ana V. 24, so
hier Dischon als Enkel SeVs, aber V. 20 f. als Söhne desselben er-
scheinen, erklärt sich, wenn Bruchtheile des Stammes "^Ana in §ibeon
u. des St. Dischon in ^Ana übergegangen waren (LXX helfen zum Theil
durch andere Vokalisation nach). „Die Formel 'ß ''aa n\H war in den
Stammtafeln stehend u. wurde auch angewendet, wenn nur ^in Sohn
zu nennen war, 46, 23. Num. 26, 8. 1 Chr. 1, 41. 2, 8" (Kn,). Die
Oholibama ist (vgl. V. 18) das Weib Esau^s. Über ihren Vater gab es
entweder 2 Überlieferungen (s. zu 2. 14), oder ist (Del) 25^ hinter
24^ zu rücken. — V. 26. Der 5. ist Dischon-, p-^n näml. ist mit
1 Chr. 1, 41 u. LXX Pe§. Vulg, zu lesen. Von seinen 4 Söhnen
heisst einer i^ön, LXX ^AfictSd, (in der Chr. Tj^n, wie auch la»« arab.
ein Farbname ist). *);»] LXX Xa^^civ, hängt vielleicht mit "^s agnus,
aries zusammen. — V. 27. Der 6. ist Eser (LXX 'AaccQ u. in Chr.
'^ao) mit 3 Söhnen, ^r^^z] wohl Ableitung von nn!:a (29, 29); LXX
BcckcccifA, iiytj LXX ZovjcafA, Sam. i^-Jt. ]^v] Chr. ipr» ohne ) (aber
LXX Kul ^Anav, wogegen in Gen. xal 'lovxajA); einen Namen ipa^ in
den Inschriften von Safa liest HaUvy ik, VII, 17 p. 236; nach der
Lesart der Chr. vergleicht man die i)?^ '^aa Dt. 10, 6. Num. 33, 31 f.
— V. 28. Der 7. ist Dishan, wofür LXX hier, 21 u. 30 (aber nicht
in Chr.) ^Piadv geben, wie denn ib"»? als Stammname neben itD"»? et-
was verdächtig ist. Sein Sohn ü§ ist wohl nur ein Bruchtbeil des
bekannten aram. y^y (s. zu 10, 23). Der andere ist Ärdn, Da dn,
wie bei vielen andern dieser Namen, Bildungssilbe zu sein scheint^
so ist die Deutung Steinbock (nach UM)» wozu die Aussprache t:.k
1 Chr. 2, 25 besser passte, sehr fraglich (ZDMG. XL. 168). Die Les-
25*
388 Gen. 36, 28—32.
art r^ Sam.f b^k in hbr. Godd., TgJon. (auch MSS. der LXX, Vulg.)
veranlasst durch py, ist ohne Werth. Mit •);« will Kn. u. Spreng.
Geogr. Arb. 145 die Arrent Plin. 6 § 157 vergleichen. — V. 29 f.
Aufzahlung der 7 Stammfürsten der Qoriter, die aber mit den 7 Söhnen
Selr's ganz dieselben sind. Dn-|DVitV] ihren Slammfürsten nach, soll
bedeuten: wie sie einzeln heissen (kn. Del.^). Aber da im ganzen
Cap. nur hier C|W ohne i geschrieben wäre, ist vielmehr ß^*^»^ nach
ihren Stämmen zu lesen (vgl. LXX). — Dass die Summe der Söhne
SeVs keine bedeutsame Zahl ergibt {Nöld,), beweist nur, dass man
solche in diesen Genealogien nicht suchen muss, nicht aber» dass
V. 20 — 30 ein jüngerer Zusatz ist. Bemerkenswerth sind die Thier-
namen u. Namen auf l— (v) in dieser Liste. Dass Völker, bei denen
Künste u^ Gewerbe noch nicht ausgebildet waren, ihre Namen gerne
von Thieren hernahmen, ist eine sehr natürl. Sache. Auf ursprüngl.
Thiercult der Semiten {RSmith in Journ. of Philol. IX. 75 ff. u. Kinship
1885; Stade GA I. 408 ff.) braucht man daraus nicht zu schliessen
(s. auch Nöld. in ZDMG. XL. 161 ff.). Eine Zusammenstellung der der
jud. Familie Qesron mit den Edomilem u. Horitem gemeinsamen Ge-
schlechtsnamen s. bei Wellh. de gent. Jud. p. 38 f. — d) V. 31 — 39.
Verzeichniss der Könige, „welche im Lande Edom herrschten, ehe
ein König der Isr. herrschte^', näml. überhaupt (so die meisten), dann
ergäbe sich die Zeit vor Saul, oder {Bruston p. 133) über Edom, dann
wäre die Zeit vor David gemeint, welche sachlich, als Endpunkt der
Liste, allerdings passender wäre. Diese Überschrift zeigt, dass der Vrf.
Könige in Isr. schon erlebt hat, u. welchen Werth A auf das König-
thum legt, beweist 17, 6. 20. 35, 11. Sie zeigt aber ebenso, dass der
letzte dieser Liste unmittelbar vor die oder in den Anfang der Königs-
zeit Israels fällt, nicht etwa vor Mose oder um Mose's Zeit {Hgsl.
Del.^ Ke. a.), denn in diesem Fall hätte der Vrf. sagen müssen: ehe
Isr. aus Äg. heraufzog oder Kenaan eroberte u. dgl. Wie in der Ein-
nahme seines Wohnlandes, so gieng Esau auch in der Entwicklung der
Königsmacht Israel voran; er ist der Erstgeborne. Und doch gewann
ihm zuletzt Isr. den Vorrang ab. „Die Reihe umfasst 8 Könige u.
könnte also wohl bis gegen die mosaische Zeit zurückreichen. Dass
damals die Edomiter bereits einen König hatten, wird Num. 20, 14.
Jud. 11, 17 gesagt. Von den genannten Königen ist keiner des Vor-
gängers Sohn. Die Ed. hatten also wahrscheinlich ein Wahlreich, vgl.
Jes. 34, 12. Indessen kann man auch annehmen, dass tüchtige Häupt-
linge sich von selbst an die Spitze drängten, die Königs würde errangen
u. sie ihr Lebenlang behaupteten" (äT«.;. d^"j« T5^.?J wie 21^, gegen
•n'^yfe T?^.? 30^, aber hier auch auf dem Standpunkt des A richtig, weil
das Königthum ein weiteres Land umfasste, als die 9oriter-Heimath
(s. zu V. 8, u. vgl. 40 — 43, wo der gleiche Umfang vorausgesetzt ist).
— V. 32. 9^2] LXX BakaTi. Dinhaba] LXX Vulg. Jewaßa, ist in
Edom nicht nachzuweisen. „Der Name kam aber auch sonst vor; es
gab zB. Javaßa im palmyr. Syrien (Ptol. 6, 15, 24; Ässem. BO. 111,
2. p. 695 f. 606) u. /iavaßri i» Babylonien (Zosim. bist. 3, 27), Dan-
naia u. Dannaba in Moab (Onom. I. 114 f. ed. Lag.). Merkwürdig ist
Gen. 36, 32—39. 389
das Zusammentreffen des Namens Beld hen Beor mit dem des Sehers
Bileam hen Beor, an den hier TrgJon. u. Trg. 1 Chr. 1, 44 denkt"
{KnX — V. 33. Johab wurde später von den Griechen (Ij. 42, 18
LXX) mit Ijob identificirt. Seine Stadt Bo§ra war eine oder die Haupt-
stadt des Landes (Am. 1, 12. Jer. 49, 13. 22. Jes. 34, 6. 63, 1); man
pflegt sie jetzt anzusetzen in dem kleinen Dorf im (jebäl, el'Bu§eira^
2i Stunden südl. von Tafila {Burckh, Syr. 683; Roh. III. 125 f.; Seetz.
n. 51. 357. ni. 17. Bäd^ 191), unter Widerspruch von Welzst. (bei
Del Jes.^ S. 704 f.), welcher n^sa für den alten Namen von Petra hält.
— V. 34. oiwi] LXX ^AöcifA, 'AiSofi Chr. (vgl. den jud. Namen ocn im
Ksr. u. Neh.). Teman] s. V. 11. — V. 35. Hadad (vgl. 1 R. 11, 14ff.)
ist auch ein bekannter syr. Gottesname (ZDMG. XXXL 734; Bäthg,
Beitr. 67). ^^a] LXX BaQaö, Ausnahmsweise (vgl. V. 24) wird von
diesem König eine That berichtet, näml. sein Sieg über Midian auf dem
Geßde (14, 7. 32, 4. Num. 21, 20. Ruth 1, Iff.) Moab, wohl weil
dieser auch für Isr. von Wichtigkeit war. {Ew, G.^ H. 476 will ihn
in die Gideon-Zeit eingliedern; vgl. Ri. HWB. 99^). rv^w] LXX r€z&al(i
wird von Kn, mit der Hügelreihe Ghuweithe an der Ostseite von Moa-
bitis (Burckh. Syr. 638) zusammengestellt. — V. 36. LXX Uaficcöa
iTi ■ MafSsxK&g. Dagegen MaöQMcc' nohg ßadikslag 'E8m(i 7t$Qi rrjv
Feßccktivrlv (Onom.). — V. 37. „Orte des Namens Reliohoih gibt es
viele (Jaqut Moscht. 203 f.). Wahrscheinlich gab es auch in Edom
mehrere. Das hier gemeinte lag an einem Nähr (hier ein kleiner
Fluss), daher das Fluss-Refyohoth gezäunt", (LXX Pocoßoid' rijg nagcc
TtoroifAOVj nicht nctQcc xov). „Gemeint ist der Ort, den die Notit. dign.
L 78. 346 f. als Robotha neben andern edomit. Orten, u. Euseb. u.
Hieron. onom. als zu ihrer Zeit in Gebalene bestehend anfuhren". So
Kn. Aber dass "^nan in Edom zu suchen sei, ist schwer glaublich. Mit
Rücksicht auf ^nan verstehen andere ein Rehoboth am Eufrat, zB.
Ra^ba {Sachau R. 279f.) auf der Westseite des Flusses, etwas südl.
von der Chaboras-Mündung (Ges. th.; Ri, HWB. 1273), u. halten Saul
(trotz seines hbr. Namens) för einen Ausländer. — V. 38. "jan V^a] ge-
bildet, wie 11^^^, '{ani*« bei den Isr. u. viele ähnl. phönik., pun., sabäische
Namen; somit auf einen Dienst des Baal hinweisend, '^^»d»] Maus,
auch ein Thiername. — V. 39. "^itj] LXX 'Agad; in 1 Chr. 1, 50,
hbr. MSS., PeL tth, Sam. "nn u. ^th (s. de Rossi); eine Variante, die
gerade bei diesem Namen auch sonst häufig ist (zB. 1 R. 11, 14 ff. LXX;
s. Band. Stud. I. 309 ff.), vft] Chr. ^:ft, LXX OoydQ (vgl LXX Jos.
15, 59 ^ayioQ in Juda), „womit sich der edomit Ruinenort Phauara
bei Seetz. ID. 18 vergleichen lässt" (Kn.). Von Hadar wird kein Nach-
folger u. auch sein Tod nicht bemerkt, entweder weil er vor seinem
Tod zu regieren aufhörte, oder weil er der letzte war, den der Vrf.
der Liste erlebte (s. zu V. 40). Bei ihm u. nur bei ihm wird auch
der Stammbaum seines Weibes angegeben, nicht darum, weil der König
derselbe wäre mit dem Hadad 1 R. 11, 14 ff. u. also seine Frau eine
äg. Prinzessin (ÄBernslein Ursprung der Regententafel von Edom, 1880;
als MS. gedruckt), denn jener Hadad war s^w a»^?'?, u. die Namen die-
ser Frau sind gut semitisch, eher darum, weil Abkömmlinge aus dieser
390 Gen. 36,39—37,1.
Ehe für die Isr. nicht ohne Bedeutung waren, zB. der Hadad 1 R. 11,
14. artj "^ ^] aber LXX PeL vtav Mcn^ociß] sonst s. V. 2. Übrigens
sind die mit "^^ zusammengesetzten n. pr. sonst Ortsnamen. — e)
V. 40 — 43. Übersicht über die Stammfiirsten Esau's nach ihren Ge-
schlechtern, nach ihren Orten mit ihren Namen, Die letztere An-
gabe allein zu beachten u. hier nur ein Yerzeichniss der Eaufiistädte
der Edomiter zu finden (Kn,), berechtigt nichts, auch V. 43 nicht, wie
ja auch zB. fvp schwerlich ein Ortsname war. Vielmehr ist die Liste
gemischter Art, umfasst theils alte Geschlechtsnamen (zB. moa^^^n», Yaj^),
theils Bezirksnamen (zB. hVk, )^^ti). Gegenüber von der historisch-genea-
logischen Liste V. 15 — 19 ist sie geographisch'StcUistisch (vgl. 1 R.
4, 7 ff. mit den alten isr. Stammlisten), bezeichnet die Wohnbezirke
der Edomiter (deren Namen nur theilweise noch mit den alten Ge-
schlechtsnamen zusammenfallen, theilweise von Städten, Gegenden u. s. w.
hergenommen sind, u. die zum Theil, wie s^stain, m^?, auch die Sitze
der Horiter umfassen) oder die polit Eintheilung des Landes zu einer
bestimmten Zeit, also jüngere Verhältnisse^ die sich vielleicht schon in
der Königszeit Edom's so gebildet hatten, wahrscheinlicher aber erst
nach dem Aufhören des Königthums eintraten (vielleicht geradezu unter
der neuen israelit Oberherrschaft), vgl. Ew. G.^ L 113 f. 529. So ver-
stand die Liste schon der Chroniker, welcher 1 Chr. 1, 51 sie einleitet
mit dem Worten ^^ri*^ t??? ^'^ll (s. Berth. z. St). Der „flagrante
Widerspruch" gegen V. 15 ff. (Nöld,) ist demnach schwerlich vorhan-
den. Aus V. 15 — 19 kehren hier als AUufim wieder nur «j? u. T^**??.
Von den andern sind >5»»? aus 12. 22 u. «9yV?!9 aus 2. 14. 18. 25
bekannt; n;^? (Chr. mb) LXX rrnkd, ist vermuthlich blos die Urform
zu yy^y {rmXafi) V. 23; ^5? (^^^^q), ^!rm b?? (LXX in Gen. u. Chr.
ZcKpcalv d. h. d-^m, vielleicht nach einer exeget Glosse ^^ = Mi
Kn.f mit Rücksicht auf '^t'x 11. 15; doch s. unten) sind bis jetzt nicht
nachzuweisen. nV»] wohl sicher das sonstige ^V» (s. 14, 6), die
Hafenstadt Äila, l&'^to] sonst Punon Num. 33, 42 f., in der patrist.
Zeit ein viculus in deserto, ubi aeris metalia damnatorum suppliciis
effodiuntur, zwischen §oar u. Petra (Onom. s. Oivciv, Fenon), von den
KW. als Ort, wohin man chrisU. Glaubenszeugen in den Verfolgungen
zur Metallarbeit schickte, öfters erwähnt, vgl. über einen Ruinenort
Qalaat Phenan bei Seetz. IIL 17. /•??»] LXX Mafa^, gewiss nicht
Sela oder Petra {Kn, unter Berufung auf Ps. 60, 11), eher s. v. a.
nn»3 V. 33 (Hitz. zu Jes. 34, 6); aber Onom. (Lag.^ 277) sagt: hi
»al vvv 71(6 firi fieyiarrj Maßcaqa in\ tilg raßakrivijgy vnaKOvovda
rjj nivQcc^ also doch wohl verschieden von Bosra. — Da die Zahl
der AUufim nur 11 beträgt, so hat Eto. G.^ L 350 vermuthet, dass
einst itsc neben ö"''^3> im Text gestanden haben könnte. Wirklich hat
Liber Genealogus (ed. Mommsen in Mon. Germ, bist, Auctorum
antiquiss. t. IX p. 175) noch Fazon hinter ö*i^3>. Doch wird bei einer
geogr. Eintheilung die Zwölfzahl nicht noth wendig erwartet
Cap. 37, 1 folgte vielleicht (s. [S. 382) urspr. bei A hinter 36, 6
bis 8. Während Esau wich 36, 6 ff., blieb Jacob in Kenaan. Darauf
wird Gewicht gelegt, vgl. 13, 11 f. 25, 6. 11. u^^'ia] s. 17, 8.
Gen. 37flf. 391
V. Die Geschichte Jacob's, Cap. 37—50.
Der Gegenstand dieses letzten Theils ist die Geschichte Jacob's in
seinen Söhnen. Von ihm selbst, der nun, nach Esau's Abzug, als
Haupt des gesammten Israelhauses in Kenaan dasteht, ist verhältniss-
mässig wenig mehr die Rede. Was er noch erlebt, erlebt er an u. von
seinen Söhnen. Durch die bösen Triebe u. Thaten dieser nun selb-
ständiger heiTortretenden Söhne kommt viel Leid über den alten Vater,
aber in glaubensvoller Geduld überwindet er das widrige Geschick,
das sein Gott ihm zum Segen wendet, u. steht zuletzt als ein hoch-
beglückter Gottesmann da. In den Vordergrund der Beschreibung tritt
das Thun u. Treiben seiner Söhne, das Herauswachsen eines Israel-
hauses aus diesen Söhnen u. die Vorbereitung seines Umzugs nach
Ägypten. Damit bekommt diese ganze Geschichte schon ein anderes
Aussehen. Die vielen Gottesoffenbarungen, durch welche in den 3 Erz-
vätern der reinere Gottesglaube eingegründet werden sollte, hören (mit
einer Ausnahme 46, 2 — 4) auf. Der Grund ist gelegt; jetzt handelt
es sich um die Erstarkung u. Umsiedlung des Jacobhauses unter Gottes
Leitung. Diese ist mit Josef so eng verknüpft, dass man sagen kann:
die ganze folgende Geschichte dreht sich um Josef, seine Schicksale
u. Thaten. Wirklich, ausser Cp. 38 (über die Entstehung der Haupt-
geschlechter des St. Juda), kommt kein Abschnitt mehr, in dem nicht
auch von Josef die Rede wäre. Die Geschichte seines Vaters u. seiner
Brüder ist in seine Geschichte aufs engste verwoben; an ihm spinnt sich
die Erzählung fort, gerade wie die im vorigen Theil an Jacob, in 3 Ab-
schnitten: 1) Josefs Verkaufung nach Äg. u. seine Erhöhung daselbst,
mit dem Zwischenbericht von Juda u. Tamar Cp. 37 — 41; 2) die ersten
Wanderungen der Brüder Josefs nach Äg. u. ihre Demüthigung vor
Josef Cp. 42 — 45 ; 3) die von Josef veranstaltete Übersiedlung des Jacob-
hauses nach Äg. u. Jacob's Ende Cp. 46 — 50. Die Quellen, aus welchen
dieser 5. Theil zusammengesetzt ist, sind für die beiden ersten Ab-
schnitte (mit Ausnahme von 37, 2 u. 41, 46) ausschliesslich B u. C.
Von B stammt der Plan u. der grössere Theil der Ausführung dieser
herrlichen, fast dramatisch angelegten Josefgeschichte, aber auch aus
C, der im ganzen ähnlich, im einzelnen abweichend, zum Theil noch
spannender u. didaktisch durchsichtiger erzählt hatte, hat der Com-
pilator mit Vorliebe aufgenommen u. künstlich damit zusammengear-
beitet. Erst im 3. Abschnitt ist auch A wieder viel benützt u. fliessen
dort sämmtliche 3 Quellen.
392 Gen. 37, 2.
a) Von Joiiefs Verkaufung nach Ägypten bis zu seiner Er-
höhung daselbst, Cap. 37 — 41.
I. Josef*8 Verkaufung nach Ägypten Cap. 37, 2 — 36, von R aus B u. C.
Josef, 17 Jahre alt, verfällt wegen Angebereien beim Vater, wegen
seiner Bevorzugung durch den Vater u. wegen stolzer Träume, die er
erzählt, der Eifersucht u. dem Hass seiner Brüder, u. entgeht, als er
einmal bei ihnen zu Dothan ist, nur durch die Einsprache Ruben's
oder Juda's ihren Mordanschlägen; von ihnen in eine Gisteme geworfen
wird er von midianit Händlern mit fortgenommen oder durch die Brü-
der an eine iämaelit. Karawane verkauft. Die Händler bringen ihn nach
Äg. u. verkaufen ihn als Sklaven an Potifar, einen Beamten Pharao's.
Der Vater aber betrauert innigst den verlornen Sohn. — In diesem
Bericht ist die Oberschrift in V. 2 aus A; dass auch der übrige V. 2
(Brust,) oder gar 2—4. 23—27. 28 von vnsövi an, 31. 32* (An.),
ist nicht anzunehmen. Vielmehr ist die Erzählung aus B u. G zusam-
mengearbeitet. Dass sie keine einheitliche ist, hat man (Ilg, Hupf.
£w. G.^ L 596 ff., Kn. Sehr,) längst daraus erkannt, dass nach V. 21 f.
29 Ruhen, nach 26 Juda der Fürsprecher Josefs ist, dass 28^ 36
Midianiter^ 25. 27. 28^ lämaeliten ihn nach Äg. nehmen, dass in 28^ er
von den Mid. heimlich (40, 15) aus der Gisterne genommen, in 28*^
von den Brüdern verkauft wird (45, 4). Aber auch das erste u. zweite
Drittel der Erzählung enthält offenbare Doppelberichte (fVL), zB. während
nach 3 f. die Vorliebe Jacobs für ihn den Josef bei den Brüdern so
verhasst macht, sind es 5 — 11 seine stolzen Träume, welche die Eifer-
sucht der Brüder erregen; ebenso ist V. 22 f. Dublette zu 21. Da nun
der Bericht, der die Träume u. den Ruhen hervorhebt, dem B ange-
hören muss, so lässt sich hienach, unter Beiziehung der sonstigen saclil.
zB. Verschiedenheit des Aufenthaltsorts Jacobs bei B u. G) u. spraclil.
zB. Vk'^w'' 3. 13, a^^i 34) Merkmale, die Scheidung der Bestandtheile
fast vollständig (s. die Erkl.) durchführen: dem B gehören V. 2*. 5 —
II. 13^. 14». 18*. 19 f. 22. 23 (bis iws). 24. 25a« (bis onV). 28»«
(bis "^^an). 29—31. 32*. 33*. 34». 35^ 36 an, dem C das Übrige.
Jedoch sind 5^. 8» u. wohl auch in 18^ in« i!3S3Jt»i von R formulirt
Auch bleibt bei V. 2 zweifelhaft, ob nicht darin ein Einsatz aus A oder
sonst woher steckt. Etwas abweichend analysiren Kill. I. 130. 142
u. Bac. in Hehr. VII. 284.
V. 2 ist nicht einheitlich. Nach der Überschrift apa»^ rtnim rh»
von A, folgt zunächst: Jo^e/", 17 Jahre all, war hütend (s. 1, 6) mii
seinen Brüdern unter oder bei (1 S. 16, 11. 17, 34) dem Klein-
vieh. Das Weitere: 'ai ^?3 »vn^ kann nicht heissen m. wuchs heran
(Trg. Pei.), auch wohl nicht: u. war Junge oder Bursche (22, 3.
Jud. 7, 11. 9, 54. 19, 13) bei den Söhnen der Mägde, ihnen bei-
gegeben, um zu lernen oder kleinere Geschäfte zu besorgen {Ges.
Kn. Del.% weil 'is^s so absolute nicht zu belegen ist, sondern: u. er
noch jung (LXX) bei den Söhnen u. s. w. Jedenfalls wird so neben-
I
Gen. 37, 2—4. 393
einander ^"»n« mk nT\ u. 'ai 'ia «^aa mk *n3>3 derselbe Referent nicht ge-
schrieben haben, sondern *x^ «itm eine Dublette zu '*•» fp*r sein. Wenn
sich auch denken Hesse, dass ein Interpolator i'^aK — "^a*"^« eingesetzt
hätte (WL), so doch nicht, dass er '^t^ »^^J hinzusetzte; vielmehr weist
•ma« — Kini auf eine andere Quelle hin. Das folgende «. Jos, brachte
ihre Nachrede (Num. 13, 32. 14, 36 f. bei A), eine böse (Ges, 126,
5 A. 1^) sc. so weit sie eine böse war, d. h. üble Nachreden über sie
an ihren Vater, muss nach dem jetzigen Text sich auf die Söhne der
Kebsweiber beziehen, kann aber, vor Einschaltung des *^^» — «i^»*', als
Fortsetzung des iksö — wn {Kitt.) sich auf die Brüder überhaupt, von
denen im Folgenden allein die Rede ist, bezogen haben. Erzählt ist
die Sache offenbar als Anlass zur Verfeindung; aber auffallend ist, dass
diese Folge nicht ausdrücklich bemerkt ist, sondern 3 f. bei C, 5 — 11
bei B andere Gründe derselben angegeben werden. Insofern lässt sich
hören, dass öma« — kijti ein jüngerer Einsatz sei {Kuen. 0.^ I. 317),
oder auch dass er aus A stamme. Jedoch ganz V. 2 (Brust,) kann
nicht dem A angehören, weil der V. nicht einheitUch ist, noch weniger
(Kn.) 2 — 4. Die 17 Jahre können auf A zurückgehen (s. 41, 26),
aber auch auf B (s. 31, 38. 41); in letzterem Fall wäre auch 2^ von
ß {Kitt. KS.) abzuleiten. — V. 3 f. Ein weiterer Grund der Un-
beliebtheit Josefs bei seinen {sämmtlichen) Brüdern war die YorUebe
des Vaters für ihn. Wegen ^5»? (s. 35, 10; die LXX zwar haben
'lanoiß, aber dafür in V. 2 'JaQarjk) kann man V. 3 f. nicht dem A
(Kn,), noch dem B {WL)y sondern nur dem C zuschreiben, für den
auch o-^apt-ia (s. 21, 2 u. 44, 20) spricht. Sachlich erklärt sich letzterer
Ausdruck bei B gar nicht, weil bei ihm (31, 17. 41) Josef höchstens
12 Jahre jünger ist, als der Erstgeborne. Freilich nach C (30, 23 ff.)
scheint er gar nur 5 — 6 Jahre jünger zu sein, weshalb Kn. V. 3 f.
aus A ableiten wollte. Aber dass dies nur ein durch die Redaction
von Cp. 30 hervorgerufener Schein ist, ist schon zu 30, 25 bemerkt
In Wirklichkeit kann bei C Josefs Geburt viel später angesetzt ge-
wesen sein, u. dass Jacob beim Antritt seiner Wanderung nach Harran
in höherem Alter stand, lässt auch 27, Iff. vermuthen. Als einen Spätling
liebte Jac. den Jos. am meisten (Benj. als zu jung kommt nicht in Be-,
tracht), u. hatte ihn auch durch die Bekleidung ausgezeichnet 'ai ^h ntosjj]
hat seinen Grund in V*, kann also nicht von B {WL), sondern nur
von C abgeleitet werden, o-^ofc wns] nur hier (auch 23. 32) u. 2 S.
13, 18 f. (als Kleid der Königstöchter), ist nicht x^^wv noMlkog, tunica
polymita, buntes Kleid (LXX Vulg,), sondern (nach Pei. Äq. Sym.,
auch Vulg. zu V. 23 u. LXX zu 2 Sam.) %. naQnmog, aatgayaleiog,
XeiQidoinog, tunica talaris, Ärmel- u. Knöchelkleid d. h. bis an die
Knöchel reichend u. mit Ärmeln bis an die Handwurzel, während die
gew. ^a^d nur bis an die Knie gieng u. keine Ärmel hatte, von ob (im
Aram.) die Extremität von Hand u. Fuss (Dan. 5, 5. 24. Ez. 47, 3
D-^DfeK). i-^n« Vstt] i-'aa Vöö Sam. LXX. ^»^^l] dagegen '»«ap'^'» V. 11 bei
B. 'i'^a?] u, sie vermochten nicht (nicht : seine Rede sc. zu ertragen,
Olsh.', schwerlich: von ihm zu reden Ew. 282* sondern wie Dt
18, 21 f., ihn XU sprechen zu Frieden, auf friedl. Weise mit ihm zu
394 Gen. 37, 4— 12>
reden, ihm ein freundl. Wort zu gönnen (LXX Kn.)y oder ihn zu grüssen
u. den Gruss zu erwiedern (Saad. DeL, vgl. 43, 27. Ex. 18, 7). Warum
V.^ aus B stammen soll (Kül), ist nicht einzusehen. — V. 5 — 11
nach B. Stolze Träume, die Josef hat u. seinen Brüdern erzählt, er-
regen ihre Eifersucht (V. 11 nach B), verstärken ihren Hass (5. 8.
nach R). — V. 5. i^k K3w fyy iddi'^] nicht von B (KüL), sondern von
R, der V. 2 — 4 u. 5 — 11 zusammensetzte, mit Beziehung auf ij^k ikswi
V. 4; freilich an vinenig passendem Ort, da die Brüder den Inhalt des
Traums noch nicht gehört haben (darum in LXX weggelassen). Noch
einmal fugt R, um die schrittweise Zunahme des Hasses zu zeich-
nen, denselben Zusatz in 8^ ein, wiederum das Folgende (mit *rrmhn)
vorausnehmend; dort haben ihn auch die LXX. — V. 6ff. bn ersten
Traum sieht er, wie beim Garbenbinden (s. 26, 12) seine Garbe
sich erhebt u. stehen bleibt, wälurend ilire Garben sich rings herum
stellen u. vor der seinigen sich niederwerfen. Im zweiten sieht er
Sonne, Mond u. 11 Sterne (an den Thierkreis, Kn, Del., ist nicht
zu denken) sich vor ihm niederwerfen. Den letzteren erzählt er
auch seinem Vater, wird aber von ihm gescholten; denn Jac.
schliesst aus solchen Träumen auf hochmüthige Gedanken bei Josef.
Nach dem Vrf. (11^) waren es göttlich gesandte Vorahnungen seiner
künftigen Grösse. Der Sinn der Träume ist klar u. wird auch sofort
von allen errathen. «,Himmlische u. irdische Dinge huldigen ihm. Die
Doppelheit des Traums drückt das Gewisse u. Baldige aus, 41, 32'^
(Kn,). — V. 9. '^ri»\> ^rs» '^dd-'i] ist zwar durch in« (s. dagegen V. 5*)
auffallend, aber wegen '^«ik'^i unentbehrlich. Damit unverträglich ist
i-^nK Vki i-^a« hn 'ifco-^i in 10* (wo auch Vk statt \ singulär ist), u.
fehlt in LXX; es dürfte nachträgliche AufTdllung zur Erklärung von
10^ sein (Wl. KS.)-, in LXX ist zum selben Zweck in 9» ■> i^a^V vor
TnKV eingefügt, wenn das nicht vielmelw urspr. Text ist. — V. 10.
5^*«^] der Mond bedeutet die Muller; zwar war nach 35, 19 Rahel
nicht mehr am Leben, u. müsste man hienach die gestorbene verstehen
(Del,), da an Lea nicht zu denken ist; aber dass Rahel auch nach B
schon todt war, ist nicht zu beweisen (s. zu 35, 16). — V. 11. •»»ap*»]
30, 1. ^tt»] dem Vater, trotz seiner Missbilligung, blieb der Traum
doch unvergesslich (vgl. Luc. 2, 19. 51). — V. 12—22. Die Brüder
beschliessen Josefs Verderben, als dieser wieder zu ihnen gesendet
wird. — V. 12 — 14, nach Vä^^w (13) in der Hauptsache von C. Nur
bei C (A) kann Jacob in Hebron gewohnt haben (s. 35, 16 ff.); bei
B wird §ekhem, schwerlich Bethel (Bac), sein ständiger Aufenthaltsort
gewesen sein (33, 19). Um den Anschluss an B zu gewinnen, müssen
also bei C die Brüder erst dorthin ziehen (12) u. Jos. dorthin gesen-
det werden (13*. 14^). Dagegen wird 13^ (vgl zu •»»« iV ^W'^') 22,
1. 7. 11. 27, 1. 31, 11) u. 14» (vgl zu w ^aawn Num. 13, 26.
22, 8. Jos. 14, 7 bei B) auf B (WL Bac) zurückgehen. (In Anbe-
tracht davon, dass das Weiden gerade bei Sekhem nach dem Ereigniss
Gp. 34 befremdlich schien, setzt das B. Jub. c 34 hier eben den Krieg
gegen die Amoräer, vgl. Gen. 48, 22, ein). — V. 12. Die Brüder
ziehen I in die Gegend von Sekhem, um dort zu weiden, rit] über-
Gen. 37, 12—24. 395
punktirt, weil kritisch verdächtig (zum Acc. ohne m« s. zB. 17, 24).
V. 14. sieh das Wohlbefinden deiner Brüder] sieh zu, ob es ihnen
wohl geht. Thal ^ehron] s. zu 23, 2. 20. nach Sekhem] in die
Gegend von §ekhem. — V. 15 — 17. Josef, die Brüder vergeblich
suchend, wird von einem ihn treffenden Mann über ihren Wegzug
nach Dothan unterrichtet. Dies nicht nach B {Bac,\ sondern nach G
(Wl. Kitl^f aus Stylist u. sachlichen Gründen, denn bei B ist die
Distanz zwischen Jacob u. seinen Söhnen nicht so gross, dass er über
deren Aufenthalt nicht unterrichtet sein konnte. nnK^to«_i] 16, 7.
nsJJi rram] ohne «in, s. 24, 30. '^nswaw] Sam. d-'^s^öw, s. aber Ew. 284^.
1»nn] woraus y.rn durch lautliche Differenzirung hervorgegangen ist (s.
zu 32, 3), nach 2 B. 6, 13 ff. nicht so sehr weit von Samaria, in
Judith 3, 9 f. 4, 6. 7, 3. 8, 3 z/cor«/a oder J(x>d-atii. JcDd-asifA lag
nach dem Onom. 12 Mill. nödl. von Sebaste (Samaria); die heutigen
Buinen Teil Döthän (Roh. NBF. 158; Bäd.^ 237), 1% St. südwestl.
von (jenin, bezeichnen seine Lag^. Durch die Ebene von Teil Dothan
führt die Strasse von BethSean u. Jizreel nach Bamle u. Ägypten (Roh.
Pal. ffl. 161. 388. 413. 417. 481. 541. 552. 575). Auf dieser
Strasse zogen die Karawanen V. 25 ff. — V. 18 — 20. Wie die Brü-
der Josef in der Ferne kommen sehen, machen sie den tückischen An-
schlag ihn umzubringen; V. 18^ von C, 19 f. von B. Das Umgekehrte
anzunehmen (WL) ist unnatürlich, da B den Jos. als den Träumer be-
schrieben hat, nicht C. öj^aü] LXX streichen "J; bei C wohl urspr.
öhtaa '>'n^\ -irk ^iVös^^i] fassten einen lückischen Plan gegen ihn (Ew.
124^). Da Vm sonst nur Num. 25, 18; Ps. 105 u. Mal. 1, 18 vor-
kommt, so liegt die Yermuthung nahe, dass die Phrase hier zwar nicht
von einem letzten Diaskeuasten (Kuen. 0.^ 317), wohl aber von B
eingesetzt sei, weil er den Plan der Brüder nach C (neben V. 20 nach
B) nicht in extenso mittheilen wollte. Herr der Träume\ Träumer
(14, 13), eine spöttische Bezeichnung. ritVn] 24, 65. — V. 21 f.
„Diesem Anschlag tritt Buben entgegen, der als Erstgeborner besondere
Pflichten hat^^ Kn, Der Text ist aus G u. B zusammengearbeitet, da
ein Grund zu doppeltem '^^»'»^ sonst nicht vorliegt Nun ist aber 22
(nach 29 f.) sicher von B, demnach 21 (etwa ausser '»"^ a^öw'^i) von
C, bei welchem Juda der Better ist, also die Einleitung »"^^ s^^w^i
gelautet haben muss; ein Theil seines Vorschlags ist von B aus bar-
monist. Gründen erst V. 26 nachgebracht dt'» wl^sf^i] Ex. 2, 19; er
rettete ihn, indem er die sofortige Tödtung verhinderte u. übrigens
ebenfalls veranlasste, ihn in eine Grube zu werfen (dies, von Bac. be-
stritten, folgt doch wohl aus V. 23^^), ohne dass, was weiter mit ihm
werden sollte, gesagt wäre, ihn nicht schlagen am Leben] ihn nicht
todt schlagen (Dt 19, 6. 11 u. ö.), s. Ges. 117, 5^. V. 22. leget nicht
Hand an ihn\ 22, 12. 'ai yyiah] das für einen späteren Zusatz zu er-
klären (Kn?j, liegt nicht der mindeste Grund vor, u. ist gegen V. 29.
— V. 23 f. Sie werfen ihn in die wasserlose Cisterne. Zu diesem
Gebrauch der Cisterne vgl. Jer. 38, 6. Thr. 3, 53 (Win.^ I. 199). Dass
sie ihm vorher den Leibrock auszogen, hängt schon mit ihrem Plan
V. 20 u. 31 ff. zusammen. In V. 23^ ist der Text des B u. C (Ärmel-
396 Gen. 37, 25—29
kleid, V. 3) nebeneinander gestellt — V. 25—27. Die 3 ersten
Worte, als Voraussetzung itir 28^'', aus B, das übrige aus C. Sie
halten Mahlzeit (31, 54). Plötzlich sehen (31, 1) sie eine iSmaelit
(25, 18) Karawane heranziehen. Sie kam von Gilead, Wohl über Beth-
Seän herüber, s. zu V. 17. Ihre Ladung besteht in Specereien (über
deren Namen s. Ges, th.), näml. Tragakanlh (das Harz des Astraga-
lus gummifer, Ri, HWB. 1682 f.), „von dem Rauwolff Reisebeschr. n.
136f. (Ausg. V. 1852) 3 Arten auf dem Libanon fand/' Mastix, „der
im Hebrderlandy nam. in Gilead einheimisch war u. nach Phönicien u.
Äg. ausgeführt wurde (43, 11. Jer. 8, 22. 46, 11. Ez. 27, 17)", näher
dem balsamischen Harz (ßrirlvri) des Mastixbaums {Ri. EWB. 959),
das in Öl aufgelöst auch zu Salben verwandt wurde, aber nicht mit
dem eig. Balsam zu verwechseln ist (nicht 6xQVQa^, wie Lag, Milth.
L 234 f. 384 aus etymol. Grunde will), u. Ladanum (kfjdov, krjöcc-
vov, assyr. ladunu, Schrad, in MBAW. 1881 S. 413 ff.), dem wohl-
riechenden Harz der Gistusrose, welche in Kreta, Cypern, Arabien, Sy-
rien (Plin. 26 § 47 f.), u. Palästina (Schub. R. ÜL 114. 174) zu
Hause ist (s. Win.^ II, 2; Ät. HWB. 877, u. über den Namen Schrad.
a. a. 0.). „Diese Gelegenheit benutzt Juda zu einem Vorschlag. Sie
hätten keinen Gewinn, wenn sie Josef umbrächten; sie wollen ihn
lieber an die I§m. verkaufen, nicht aber Hand an ihn legen, der ihr
Fleisch (29, 14) u. Bruder sei" (Kn.). Ein Theil dieser seiner Worte
ist vielleicht durch R aus V. 21 (s. d.) hieher versetzt, 'ai •0'»ö5i]
nicht: ihn ohne Blutvergiessen umbringen {fVL)j auch nicht: ordnungs-
mässig begraben (Schwally Leben n. d. Tod 52), sondern durch Ver-
scharren des Bluts den Mord verheimlichen (Raä, Kn. Del.) — V. 28.
Die Brüder gehen darauf ein, u. verkaufen ihn (45, 4) an die iSmae-
liter um 20 (Seqel, s. 20, 16) Silber (LXX XQvcovg, ebenso 45, 22);
zum Preise s. Lev. 27, 5. — Soweit C. Das übrige ist aus B. Wenn
es näml. heisst u. handeltreibende midian. Männer kamen vorüber
u. zogen Josef heraus aus der Grube d. h. bemächtigten sich seiner
als guter Beute, so ist das offenbar eine andere Erzählung des Her-
gangs. Zwar sollen, nach dem jetzigen Text, zu ^vtt^i die Brüder
Subj. sein; aber dass in Wahrheit hier ein anderes Referat einfällt, er-
kennt man a) aus den verschiedenen Namen der Kaufleute (s. dieselbe
Differenz V. 36 bei B u. 39, 1 bei G), b) aus dem Fehlen des ArU
bei '-Tta 'm, womach nicht die V. 25. 27 genannten ISmaeliten gemeint
sein können, u. c) aus 40, 15, womach Josef nicht verkauft, sondern
gestohlen wurde. Die Midianiter des B passen zu 25, 2. Ob G U-
machten im weiteren (s. S. 312) oder engeren Sinn meint, steht dahin.
„Eine andere Wendung dieses Vorgangs findet sich bei Artapan (Eus.
pr. ev. 9, 23), womach Josef, um den Nachstellungen der Brüder zu
entgehen, benachbarte Araber bat, sie möchten ihn nach Äg. mitneh-
men, was diese auch thaten" (Kn.; Ew. G.^ L 588). Aus B stammt
auch V. 28^: C schreibt nicht «"»an, sondern T'':^n 25. 39, 1 (Hupl.).
— V. 29 f. aus B. Als (später, nach dem Essen, 25*) Ruhen, der den
Josef zu retten im Sinne hatte (vgl. 42, 22), nach ihm in der Gisterne
sieht (um ihn zu befreien u. heimzusenden), findet er ihn nicht mehr
Gen. 37, 30. 397
u. gerath in Verzweiflung, u. ich, wo soll ich eingehen ?] wohin mich
wenden? t»] schreibt B auch, zB. 28, 20. 41, 42 (neben n^fei zB.
35, 2. 41, i4). Zur Phrase v^-i» r>p vgl. Num. 14, 6; i-^n^w 3>^p
V. 34. 44, 13. Jos. 7, 6. — V. 31 f. Die Brüder tauchen den zu diesem
Zweck (V. 23) zurückbehaltenen Leibrock in das Blut eines geschlach-
teten Ziegenbocks u. schicken ihn dem Vater. V. 31 aus B, 32 (wegen
D'^D&n 's) aus G, sind beide aus einander zu ergänzen: in jenem fehlt
das Abschicken an den Vater, in diesem das Eintauchen in das Blut.
K3-^5n] wie bei C in 38, 25 (doch s. auch 31, 32). Die Doppelfrage
wie 18, 21. 24, 21 bei C. — V. 33. Aus dem blutigen Kleid Ihut
Jacob sofort den von den Söhnen beabsichtigten (V. 20) Schluss. Die
Formel inn^s« nn sr^n ist aus B (s. V. 20), die Formel t)^ t\'^ aus
C (s. 44, 28). w^sn] Ges. 100 A. 4. w^-^sui] Ges, 60 A. 2. n'^tal
Ges. 113, 3 A. 4. — V. 34 f. Jacob legt Trauer an {Win.^ U, 352)
u. trauert lange untröstlich um den geliebten Sohn; er will im Trauer-
kleid sterben u. in das Schattenreich (s. 25, 8) hinabfahren. Der Text
ist nicht ganz von B {Bac.\ sondern gemischt, aber nicht 34. 35^ aus B,
35^ aus G (KUl), sondern dem 34^. 35^, die sich nicht von einander
trennen lassen, steht gegenüber 35^ u. stammt mit 34* (wegen apJ'',
trotz y^rhisv) wohl von B, während 34^ 35* (wegen ri>«iD ti« vgl.
42, 38. 44, 29. 31) auf G weist „Zu ^a« u. l>a«*?n von dem, der
im Trauerkleid einhergeht, vgl. 2 S. 14, 2. Jes. 61, 3. Ps. 85, 14;
^«nn im Pent nur noch Ex. 33, 4. Num. 14, 39'' (Kn.). — V. 36
nach B. Die Mid. verkauften Josef nach Äg. an Potifar. ^"^i*^] ver-
kürzt (Ew. 164^) oder verderbt aus o'^ajT^, was alle Verss. ausdrücken,
^•»»•i»] dasselbe, was ar« «^taSÄ 41, 45. 46, 20, u. nur der Unterschei-
dung der damit benannten Personen wegen daraus verkürzt; wenig-
stens geben die LXX f&r beide Formen nstsg)Q'^g oder nevTBg>Qijg
{Lagarde Gen. gr. S. 20 der Vorn). Der Name ist ägyptisch Pelepre
d. h. den der Sonnengott gegeben hat, Geschenk der Sonne; Sonnen-
gott ist Pcc oder Pi?. (Anders Brugsch Gesch. 248: puti-par Geschenk
des Erschienenen.) Sonst s. über diese äg. Namen zu 41, 45. „Poti-
far heisst Verschnittener, Eunuch, Hofbeamter (s. 40, 2) Pharao's (12,
15), u. Oberster der Schlächter d.i. Hinrichter, Trabanten; „er war
somit Oberster der Palastwache, welche zugleich die Bluturtheile zu
vollstrecken hatte u. darnach bezeichnet wurde. Unter seiner Aufsicht
stand auch das Staatsgef^ngniss 40, 3 f. Dasselbe Amt finden wir bei
den Babyloniem (2 Beg. 25, 8flf. Jer. 39, 9, 52, 12fiP. Dan. 2, 15), wo
der Trabantenoberste zB. Gefangennehmungen u. Hinrichtungen voll-
zog" (tCn.).
2. Juda und Tamar Gap. 38, von t.
In die Geschichte Josefs ist eine Erzählung eingeschaltet, welche
die Entstehung der 3 Hauptgeschlechter (Num. 26, 19—22) des St.
Juda behandelt. An die Stelle der früh erloschenen oder nur noch in
Besten (1 Chr. 4, 21 wo ein '^Er unter Sela erscheint) vorhandenen
398 Gen. 38, 1.
Geschlechter ^Er u. Onan traten später 2 andere, Peres u. Zerach,
welche aber nicht, wie Efraim u. Manasse (Gen. 48, 5 IT.), als adop-
tirte Enkel, sondern als nachgezeugte Söhne Juda's selbst, nur nicht
von seinem Weib, sondern von seiner Schwiegertochter, aufgefasst
wurden {Ew. G.^ I. 543 ff.), u. unter welchen dann wieder der jüngere
Peres dem andern den Vorrang abgewann, üi die Reilie der Josef-
stucke ist es nur Susserlich (s. V. 1) eingefugt, gibt aber, wie diese
einen Beitrag zu der Geschichte der Herausbildung der Stämme, bes.
ihrer Mischung mit den Landesbewohnem. Juda erscheint hier schon
auf dem Punkt, sich von seinen Brüdern abzutrennen u. in seinem
späteren Stammland heimisch zu machen. — Juda heirathet eine Ke-
naanitin u. zeugt mit ihr ''Er, Onan, §ela. '^Er heirathet die Tamar,
stirbt aber kinderlos. Onan, welcher als Schwager der Tamar Kinder
zu zeugen sich weigert, wird ebenfalls bald weggerafft, u. den §ela
scheut sich vorerst Juda der Tamar zu geben, weil er für dessen Leben
fürchtet. Tamar, nachdem sie lange als Wittwe auf den §ela vergeb-
lich gewartet, weiss sich durch eine List von ihrem Schwiegervater
Juda Beiwohnung zu erzielen, u. die Frucht davon sind Zwillinge,
Peres u. Zerach. — Als didaktischer Nebengedanke der Erz. zeigt sich
zugleich die Einschärfung der Pflicht der Schwagerehe (s. Win,^ II.
19; Ew, Alt^ 276 fl*.). Diese Schwagerehe, obwohl geschichtlich nur
einmal (Ruth 4, wo V. 12 auch an Juda u. Tamar erinnert wird) er-
wähnt u. gesetzlich erst in Dt 25, 5 ff. vorgeschrieben, war doch ein
alter Brauch, auch bei manchen andern alten Völkern verbreitet. —
Geschichten der Art gab es vermuthlicli in der alten Sage u. in den
Sagenbüchern mehrere. Sie sind für uns nicht mehr erhalten (als
Bruchstück einer solchen kann man 35, 22. 49, 5 f. ansehen). Nur
diese hier in Gp. 34 ist ausfQhrUch beschrieben u. von R aufgenommen,
weil sie für die Judäer von Wichtigkeit war. Neben der ausfuhr!.
Josefgeschichte sollte der Stamm Juda u. die Ausbildung seiner Verhält-
nisse nicht ganz übergangen werden. | Die Quelle der Erz. ist ohne
Zweifel C. An A ist schon wegen des Gottesnamens nicht zu denken
(über 46, 12 s. d.). Auch B kommt aus dem gleichen Grund nicht
in Betracht. Die urspr. Heimath der Sage war gewiss das jüd. Stamm-
land; Juda zur Schmach (Retiss Gesch. ^ 250) ist sie nicht ersonnen
{Kuen, 0.^ I. 226), noch von der Eifersucht der Nordstämme einge-
geben. Nicht einmal dass B sie auch erzählt hatte (Afn.), kann aus
den Paar Ausdrücken nja 21 f. ff^y^ 14. 19 erschlossen werden. Zu C
stimmen „die Namendeutungen 29 f., «iri^ 7. 10, iwa y^ 10, fiwc tv^
26, 'i'^ön 25 f., r 12. 20, ri^ri wohlan 16, "»pV» 9', ir^r"^ 26, »?
16. 25'^ (JfiTn.). An ihre jetzige Stelle ist sie erst von R eingefügt
V. 1. Durch »•'nn wa wird nicht die Geburt des Peres u. Zerach
(29 f.), wie man zur Hebung der chronol. Schwierigkeiten schon an-
genommen hat, sondern die Verheirathung Juda's in die Zeit des Ver-
lustes Josefs eingewiesen. In 37, 26 (auch wieder Cp. 42 ff.) erscheint
er noch mit den andern Brüdern zusammen. „Nun trennt er sich von
ihnen u. verbündet sich mit einem '^Adullamiten Hira. Nach V. 12
scheinen beide gemeinschaftliche Heerden gehabt zn haben; doch war
Gen. 38, 1—12. 399
Juda die Hauptperson, er gieng hinab] von Hebron (? s. 37, 14)
auf dem Gebirge Juda nach ^Ädullamy welches in der Ebene (§efela)
Juda (Jos. 15, 35) lag" (Kn.), S. weiter zu Jos. 12, 15. tafj nicht
sc. ^VnK (Del.^ Ke.), da dieses sonst nicht ausgelassen wird u. nach
"»? kein Ortsname kommt, sondern deverlU, a<pi%tto {Trg. Pei, LXX)
wie y. 16, oder neigte sich hin zu d. i. schloss sich an an (Kn.),
wie sonst 'b -^rrK rroa Ex. 23, 2. 1 R. 2, 20. Zu i? vgl. 1 S. 9, 9.
— V. 2 — 5. Dort heirathet er die Tochter des Kenaanäers Schu a u.
zeugt mit ihr 3 Söhne ^£r, Onan, §ela; der letzte geboren zu Kezib,
einem Ort in der Ebene Juda, sonst Akzib genannt, Jos. 15, 44. Micha
1, 14. Dieses Kezib galt also später als urspr. Heimath des Geschlechts
§ela (s. 1 Chr. 4, 22). Hier wird ganz unbefangen nicht blos die
Heirath Juda's mit einer Kenaanäerin u. somit halbkenaan. Ursprung des
Geschlechts (vgl. 46, 10), sondern auch der Anschluss Juda's an Hira
erzählt V. 3. »Jß«:] Sam. Tg Jon,, hbr. Codd. «;i?p»5; vgl. de Rossi
z. St., u. die falsche Lesart in 29, 34. n^c] IhjXdii LXX (wie auch
n-j-^n nur eine Variante von D^nn sein wird, vgl. zu 36, 14): das gen-
tile ist "»a^w Num. 26, 20. rv^T^)] unerträglich; Sam, ■•n'^i, besser LXX
ccvzri di ifv d. h. «'^»T' (vgl. JDriv, Tens.^ S. 161); s. auch Geig,
Ürschr. 462. — V. 6 f. „Seinem Erstgeborenen "^Er wählt er nach hbr.
Sitte (s. 21, 21. 34, 4) ein Weib, Namens Tamar, die wohl ebenfalls
eine Kenaanitin war. Jahve (LXX 6 &e6g) aber lässt "^Er sterben, weil
er Missfallen an ihm hat Das sagt Vrf. nach der Vorstellung, dass ein
früher Tod Sündenstrafe sei (Ps. 90, 7 ff. Prov. 10, 27. Ij. 8, 11 ff.
15, 32) — V. 8 — 10. Bei Onan, der nach Juda's Forderung als levir
in die Ehe mit Tamar tritt, um dem verstorbenen Bruder Samen auf-
zurichten d, h. Nachkommenschaft zu Stand zu bringen, weiss der Vrf.
etwas besonderes zu berichten, was ihm Jahve's (rov ^eov LXX) Miss-
fallen zuzieht" (Kn,), Er mag den Liebesdienst, dem Bruder Nach-
kommen zu zeugen u. so die Auslöschung seines Namens (zB. Ij. 18,
17. Ps. 9, 7. 109, 15. Dt 9, 14) von ihm abzuwenden, nicht er-
füllen. Er wohnt zwai* Tamar bei, aber absichtlich nicht befruchtend,
Heblos gegen den Bruder u. selbstsüchtig. Um dieses sündl. Verhaltens
willen rafft ihn Gott weg. *yy n;n;i] consec, im Sinne des Praes. der
Vercangenheit, wie 30, 41 f. Num.' 21, 9 {Ew, 345^); so oft (Ew.
355") er zu ihr hineingieng, verderbte er zur Erde^ liess den Samen zu
Boden fallen (s. Win,^ H. 175). ih] nur noch Num. 20, 21. —
V. 11. „Juda hält Tamar für ein unheilbringendes Eheweib (Tob. 3, 7 ff.)
u. will ihr den 3. Sohn nicht geben, erklärt dies aber nicht geradezu,
sondern sagt blos, sie solle Wittwe bleiben, bis Sela herangewachsen
sein werde, im Hause ihres Vaters] wohin die Wittwe, wenn sie
keine Kinder hatte, sich zurückzog Lev. 22, 13" {Kn). — V. 12. es
wurden viel die Tage\ es vergieng eine ziemliche Zeit (26, 8), da
starb Juda's Weib, er tröstete sich\ hörte auf um sie zu trauern, vgl.
24, 67. Nach Ablauf der Trauerzeit begab sich Juda mit semem Ge-
nossen (so nach V. 1 hier u. 20 richtig die Mass., dagegen LXX Vulg.
Luth, falsch nn;ps) Hira nach Timna zur Schafschur. ^?j vgl. 30, 33;
es drückt auch hier aus, dass er sie beaufsichtigen will. Timn({\
400 Gen. 88, 12—18.
„hier wohl nicht der bekanntere Danitische Ort dieses Namens, sondern
we^n n^y das Jos. 15, 57 neben Gibea genannte Tirana auf dem Ge-
birg Juda,' Rot. n. 599" (Kn.). — V. 13 f. Tamar, die bisher vergeb-
lich auf §ela gewartet, dass ihn Juda ihr geben würde, erhält von
Juda's Reise Kenntniss u. benutzt die Gelegenheit, um Juda selbst zur
Leistung der Leviratspflicht zu veranlassen. Sie legt die Wittwenkleider
(Judith 10, 3. 16, 7) ab, hedecJH, näml. das Gesicht, mü dem Schleier
(24, 65), um von Juda nicht erkannt zu werden (Ij. 24, 15), nimml
eine Hülle um, wie sie bei Buhldirnen (Prov. 7, 10) üblich gewesen
zu sein scheint (LXX Peä, Onk.i putzt sich mit Kleidungsstücken), u.
begibt sich nach Änaim, wo sie sich an den Eingang, also vor den
Ort setzt. Tamar will als n«"g Geweihte erscheinen (V. 21 f.), als
eine, die sich zu Ehren der Liebesgöttin Astarte preisgibt {Movers
Phon. L 679 f.). Solche Dirnen setzten sich gerne an die Strassen
(Jen 3, 2. Ez. 16, 25; Ep. Jer. 42 f.). Diese religiöse Unzucht, in
Kenaan u. auswärts sehr verbreitet, wird hier schon für diese ältere
Zeit vorausgesetzt, wie sie gewiss sehr alt war. D"?.r?] V. 21 mit
dem Art., wohl nur zerdehnt aus ar? (s. 37, 17), „einem Ort in der
Ebene Juda (Jos. 15, 34), welcher nach der vorliegenden Stelle an der
Strasse von Juda's Wohnort nach Tirana lag" {Kn.). Über die Dual-
endung s. zu 32, 3. Die Alten {Trgg, Pe§, Hier, Saad.) nahraen es
(gegen 21) als n. appell. u. verstanden 'y 'b als Scheideweg. — V. 15.
Juda hält sie für eine Buhlerin. 's "»s] ihr Schleier ist nicht der
Grund, warura sie J. für eine njV hielt, sondern warum er sie nicht er-
kannte; um das klar zu stellen, haben LXX Vulg. noch aal ov% Ini-
yvca avxYiv (nn*' v^V) beigegeben. — V. 16 f. Juda biegt zu ihr ab
nach dem Weg näml. wo sie sass (LXX rt/v 686v des Weges ohne
^, was Lagarde Prov. p. III u. Olsh, vorziehen), „und wünscht ihr
beizuwohnen; sie verlangt dafür ein Ziegenböckchen u. bis zu dessen
Sendung einstweilen ein Unterpfand. Der Liebesgöttin vnirden gern
Ziegenböckchen u. Ziegen geopfert (Tacit. bist 2, 3), nam. von den
Hetären (Lucian. dial. raeretr. 7, 1). Auch bildete man diese Göttin
auf einem Bocke sitzend ab (Paus. 6, 25, 2). Das Ziegenböckchen
erscheint auch als Geschenk des Ehemanns (Jud. 15, 1) an das Ehe-
weib. — V. 18. Das Unterpfand besteht in Dingen, welche sehr ge-
eignet sind, später Juda als Urheber der Schwangerschaft unwiderleg-
lich hinzustellen, weil sie immer bei der Person des Besitzers (Gant.
8, 6) waren, näml. der Siegelring, den Juda an einer Schnur um den
Hals trägt, wie noch heute die Städtebewohner Arabiens (Roh. L 58),
das andere der Stock j welchen man sich als verziert u. kostbar zu
denken hat. Bei den alten Babyloniern trug jeder Mann einen Siegel-
ring u. einen Stock, welcher letztere oben eine geschnitzte Zier hatte
(Herod. 1, 195; Strab. 16, 1, 20). Dasselbe nimrat der Vrf. hier an"
(Kn,), Über den Gehstab bei den alten Ägyptern u. Hebräern s. auch
Chabas in Annales du Mus6e Guimet I. 35 ff. Die Alten übrigens ver-
standen unter ^•'Jift (u'^h'-^ns) 25) Halskette {oQfilaxog, argsmog LXX Äq,
Sym.) oder armilla (Hier.) oder Tuch, Mantel {Onk. Pei,)-, ihnen
war die Sitte, den orjh auf der Brust zu tragen, nicht geläufig. —
Gen. 38, 19—29. 401
y. 19. Mit dem Unterpfand geht sie nach Haus u. verwandelt sich
wieder in die Wittwe. — V. 20—22. Als Hira von Juda das ausbe-
dungene Ziegenböckchen nach Änaim bringt, um das Pfand auszulösen,
kann er sie nicht finden, denn sie ist nur vorübergehend dort gewesen.
K-jn n»-tpn] s. 19, 33. ma] im Pent. nur 48, 9. Ex. 24, 14. Num. 22,
19. 23, 1. 29. — V. 23. Juda meint, sie möge das Pfand, das mehr
werth als das Böckchen, nehmen u. behalten, damit sie nicht bei wei-
terem Nachforschen zum Gespött werden; er habe sein Wort gelöst.
— V. 24. Nach ungefähr 3 Monaten (zu der doppelten Praep. vgl.
lönnöft 1 S. 10, 27 LXX, sonst 1 S. 14, 14 u. Lev. 26, 37; statt
'oiv hat Sam, correcter rwhti) wird ihm gemeldet, sie sei schwanger
(n^rt rrarr s. 24, 30) auf Hurerei hin (Ps. 18, 45. Num. 16, 34), in
Folge solcher (Sam, ö'^atV). Er will sie verbrennen lassen, vermöge
der Gewalt, die er als Familienhaupt über sie hatte (31, 32). Tamar
konnte als Verlobte §ela's, also als Ehebrecherin gelten. Nun ist aber
nach dem Gesetz die Strafe der gewöhnl. Ehebrecherin die Steinigung
(Lev. 20, 10. Dt. 22, 23fiP. Ez. 16, 40. Job. 8, 5), u. Verbrennunff die
der verhurten Priestertochter (Lev. 21, 9). Deshalb meint Kn. (nach
7]jjfJon.), es liege hier die Vorstellung von den Patriarchen als Gottes-
männern zu Grund (15, 1. 20, 7). Das will aber auf Juda, der zur
Buhlerin gieng, wenig passen. Man wird eine vom Gesetz abweichende
Strafart anerkennen müssen, wobei noch eine dunkle Erinnerung, an
vor- oder aussergesetzHche Zeiten zu Grund liegen kann (s. aber auch
Lev. 20, 14). — V. 25 f. Zur Construction s. 29, 9. Wie sie zum
Tod hinausgeführt wird, sendet sie die Pfänder dem Juda, welcher sie
als die seinigen anerkennt u. erklärt, nicht sowohl: sie sei gerechter
als er, d. h. habe mit der Erschleichung der Beiwohnung nicht so un-
recht gehandelt, wie er mit der Vorenlhaltung des Sela (Kn. Del), als
vielmehr: sie sei im Recht von ihm aus d. h. ihm gegenüber, vgl. Ij.
4, 17 {Ges. 133, 1 A. 1 not. 3). „Juda wohnt ihr nicht mehr bei, weil das
Blutschande gewesen wäre (Lev. 18, 15. 20, 12)" Kn. 1ö-V?-^s] 18, 5.
Ka-^sn] 31, 32. 37, 32. tp^^?] Sam. ^^-^M); s. aber BöUch. NÄ. L 23
(auch ül)er rna^h). — V. 27 — 30. Tamar kommt mit Zwillingen nie-
der. Die Geschichte ist der von der Rebecca sehr ähnUch (25, 24 ff.).
■^? 15?^] da gab er, sc. ir>*9rr, eine Hand d. i. da streckte einer eine
Hand hervor; die unpersönl. Fassung: es gab d. i. erschien eine Hand
{Ges, Del, Ke,) ist nicht nöthig u. überhaupt zu beanstanden (s. Hilx.
zu Ij. 37, 10). Ihn erklärt die Helferin (35, 17) fQr den Erstgebor-
nen u. bindet einen Karmesinfaden an seine Hand, um ihn nachher
wieder zu erkennen. Allein nicht er, sondern der andere kommt zu-
erst aus Mutterleib hervor, "ii; 'na w_i] nicht: war wie ein zurück-
ziehender seine Hand (De/.^); er muss sie wirklich, nicht blos schein-
bar zurückgezogen haben, sonst hätte der andere nicht kommen kön-
nen; sondern Part, mit Praep. muss s. v. a. a"»»?? "ifi*»?;» sein (40, 10.
Jer. 2, 17; Ew. 337®): wie {als) er zurückzog, wie im nachbibL
Hehr. Will man corrigiren, so genügt nicht a-^wn» {Driv, Tens.^ S.
172), wegen Verschiedenheit des folg. Subj., sondern nur 'i^'^^rg^
Scheltend auf den andern sagt die Hebamme: was hast du dir (deinet^
Handb. z. A. Test XI. 6. Aufl. 26
402 Gen. 38, 29— -Cap. 39.
wegen 20, 3) einen Riss gerissen! was brauchtest du dich so gewalt-
sam durch- u. vorzudrängen! (LXX Aq, Lulh* Del, a.). Daher sein
Name Riss (Reisser oder Dränger). Das it^S^ ?|"^V.3J als Ausnifesatz für
sich zu nehmen: über dich Riss! (vgl. 16, 5), entweder: du musst
die Schuld der Zerreissung der Mutterscheide tragen (Cler, Ros, Ges. a.),
oder: dich treffe ein Bruch {tCn.\ liegt ferner. Beschädigung der Mutter
müsste bestimmter angedeutet sein, u. die Losreissung der Mehrzahl
der Stämme vom Davidhaus nach Salomo (Kn,) betraf ja doch nicht
Pere§ im Unterschied von Zerach (wenn auch David von ihm stammte),
sondern entweder das Davidhaus oder aber ganz Juda. Vielmehr nur
darauf, dass Peres, obwohl eig. der jüngere, doch mit der Zeit seinem
Rivalen den Vorrang ablief, u. man wohl auch über seine Gewaltthätig-
keit sich zu beklagen hatte, wird angespielt Den andern aber nannte
man n-^t; eine Etymologie, etwa Aufgang, weil er zuerst aufgieng,
erscheinen wollte, oder indigena (rt^fvi) ist nicht angemerkt, u. eine
Anspielung auf ■•?» eig. glänzend (Del.) ist nicht darin. K^pi] »^mi
Sam, TgJon. Pei., sowohl V. 29 als 30. — Ein Schimpf soll durch
diese Erzählung dem Peres so wenig angehängt werden als 25, 26
dem Jacob. Was moderne Tendenzkritik aus solchen naiven Stammes-
sagen, voll volksthüml. Humors, machen kann, s. bei Bernstein Urspr.
d. Sagen 1871. S. 52 ff.
3. Josef im Gefängniss, Cap. 39, meist von C.
Den Josef kauft von den iSmaeliten ein ägypt Mann (Potifar) als
Sklaven, u. findet ihn so tüchtig, dass er ihn über sein ganzes Haus-
wesen setzt Aber weil der gottesfürchtige Jüngling den unkeuschen
Zumuthungen der Frau dieses Mannes standliaft widerstrebt, wird er
von ihr fälschlich eines unzüchtigen Angriffs auf sie angeklagt u. von
seinem Herrn in das Staatsgefängniss gesteckt Doch Gott wendet ihm
die Gunst des Gefängnissobersten zu, so dass dieser ihn zum Aufseher
über seine Mitgefangenen bestellt — Zu Juda u. Tamar gibt der
keusche Josef ein schönes Gegenbild. Femer wenn Josef Cp. 37
blos als unverdient verfolgter erscheint, so beweist er dagegen hier
eine Kraft der Gottesfurcht u. eine sittl. Grösse, welche ihn den eigentl.
Patriarchen an die Seite stellt u. begreifen lässt, dass an ihn die
Wendung der Geschicke seines Hauses sich heftet Erst ein so ge-
prüfter scheint der fftr ihn kommenden Erhebung würdig. — Das
Stück, obwohl sehr wesentlich im Zusammenhang der Gen., ist doch
nicht vom Hauptverfasser der Josefgeschichte (B), sondern von C {Ew,
Hupf. Sehr. Böhm.; Kuen. 0.^ 143). Wie 37, 25ff. bei C, sind hier
V. 1 die Umael. die Verkäufer; sein Käufer ist „ein äg. Mann** 1
(s. d.), der weiterhin „Josefs äg. Herr" 2, „der Ägypter** 5 heisst,
aber mit n. pr. u. Titel (wie 37, 36 bei B) nicht benannt wird. Ferner
wird Josef 39, 20 ff. von seinem Herrn zur Strafe in das königl. Ge-
föngniss ("infen rra) dem Gefängnissvorsteher ("^i^fen ^'^ä ^^to), von dem
ein Eigenname nicht genannt ist, übergeben u. von diesem mit der
Gen. 39. 403
Aufsicht über die Gefangenen betraut, wogegen 40, 2 — 4 bei B der
Trabantenoberst Po^ifar das Staatsgeföngniss (^^^f?) in seinem Hause
hat, selbst der Gefängnissoberst ist, u. durch seinen Sklaven (41, 12)
Josef die königl. Gefangenen bedienen lässt. Wie durch diese sachl.
Differenzen von B, zeigt sich das Stück auch sprachlich als dem C zu-
gehörig durch ?Tjn: 2 f. 5. 21. 23, rrh^n, 2 f. 23, ^^ja u. tiw? 5, -^^^n
1, nV«n D'^wö 17. 19. Ebenso eignet sich dasselbe durch seinen fei-
nen ethischen Gehalt am besten für G. Die Meinung {WL XXL 444),
dass nur 1 — 5. 20 — 23 von C, dagegen 6 — 19 in der Hauptsache von B
(nach Kn. von Ä) stamme, lässt sich mit der Dublette 10^ (s. d.), Q'^^V«
9 (aber in der Rede an die Heidin), ^^»^ D^'nam ^n« •»rp'j 7 (eine gew.
Übergangsformel bei Zusammenreihung loser Stücke, die B häufig, aber
doch nicht er allein gebrauchte, vgl. zu 15, 1; ausserdem Jos. 24, 29.
1 R. 17, 17. 21, 1 u. s.), n«"!» nri ii&\ n»^ 6 (was sich aber hier
auch daraus erklärt, dass man gewiss ^»h n^is nicht sagte) einiger-
massen, mit w'j 14 (41, 41; dagegen 27, 27. 31, 50) gar nicht stützen,
mit »: 8 (wie 4 f.), ^»»J weil 9 (wie 28; nie bei B), nWn q'^':^^?
17. 19 eher widerlegen, wird übrigens dadurch ganz unwahrschein-
lich, dass die Geschichte 6 — 19, wenigstens wenn sie mit der Gefangen-
setzung Josefs endigte, bei B nach 40, 3 f. gar keinen Platz hat Aller-
dings aber vermisst man im Zusammenhang des B zwischen 37, 36
u. 40, 3 f. eine Angabe darüber, was der Trabantenol^erst mit Josef
machte, u. wie dieser durch sein Geschick oder seine Tugend die Gunst
seines Herrn gewann. Wahrscheinlich hat die betreffenden Angaben
des B nicht blos G selbst schon benützt, sondern auch R noch ein-
zelne Bruchstücke davon in den Text des C hineingearbeitet zB.
rr^h^tti v-H wi 2; ^^k ^-^ü^v 4 (vgl. 40, 4. Ex. 24, 13. 33, 11) oder
V. 6^ (neben 4 meist überflüssig) u. dgl. Ausserdem aber hat der-
selbe durch Einsetzung von o'»natsn — nfcnau) V. 1 die abweichenden An-
gaben über den Herrn des Josef zu Gunsten des B zusammenge-
schmolzen, andererseits aber die Differenz über den Gefängnissvorsteher
durch Aufnahme von V. 20 — 23 zu Gunsten des G (mit einigen Nach-
hilfen zB. in V. 20) entschieden, so dass 2 solcher Vorsteher sich er-
geben, ein namenloser etwa als Unterbeamter, u. der Trabantenoberst
Po^far (40f 4) als Oberbeamter. Aus dieser künstl. Vereinigung beider
Berichte fliessen dann aber neue, nur durch Hilfshypothesen lösbare
Schwierigkeiten, näml. ein verheiratheter ©■•'^ib (s. zu 1), u. ein Po^ifar,
der als beleidigter Ehemann den Josef gefangen setzt (20), aber als
Gefängnissoberster ihn bevorzugt (40, 4). Vorstehender Analyse sind
beigetreten Kitt., KS,
2. Die Frage, ob Josef unter einem nationalägypt. oder einem
Hyksoskönig nach Äg. kam u. dort emporstieg, kann aus der Gen.
nicht beantwortet werden, ist auch für die Erklärung von keinem wesentL
Belang. Ein Versuch, Josef in die Zusammenhänge der äg. Geschichte
hineinzustellen I wird hier gar nicht gemacht. Josef selbst, hinter
welchem, wie hinter Abraham u. s. w«, urspr. eine grössere Gemein-
schaft gestanden haben muss {Ew, G.^ 1. 580 ff.), erscheint in der
Gen. nur noch als diese einzelne Person u. seine Geschichte als reine
26*
404 Gen. 39.
Familiengeschichte. Der äg. König heisst nur Pharao; ein Eigenname
Yon ihm oder seiner Hauptstadt (44, 4) wird nicht genannt, u. ist
der Streit, oh §oan {Hgst. Kurlz; Ew. G.^ I. 571; auch Bubastis
käme in Frage, s. Naville Bubastis 1891 S. 16 ff.) oder Memphis (zB.
Kn. Del.) als damaliger Königssitz anzusehen sei, nicht zu entschei-
den, da der Text nur eine von GoSen nicht zu weit entfernte Stadt
(45, 10. 46, 28. 48, If.) andeutet An äg. Eigennamen kommen nur
On, Asenath u. Potifera^ vor, u. wird dieser letzte (in einer leichten,
erst hbr. Variation) sogar 2 verschiedenen Personen beigelegt. Sonst
finden sich (von den hebraisirten "^k^ u. ühk abgesehen) noch 2 9g.
Wörter (41, 43. 45). Mit 9g. Sitten, VerhSitnissen u. Anschauungen
zeigen sich die Erz. wohl bekannt; eigentliche Verstösse dagegen wird
man nicht finden (s. übrigens zu 12, 16. 47, 17); einzelne Notizen
oder Schilderungen scheinen überraschend treu u. treffend. Ein gewisses
9g. Gepr9ge mag die Josefsage von Anfang an gehabt haben; einzelne
Züge mö^en aber auch erst aus der zunehmenden Bekanntschaft der
Isr. mit Äg., wie sie sich in ihrer Königszeit gestaltete, hinzugekom-
men sein. ZB. der Abscheu der Äg. vor den Hehr. u. Kleinviehhirten
wird nur bei G (43, 32. 46, 34) so stark hervorgehoben; das Alter
mehrerer der beigebrachten äg. Eigennamen ist neuerdings in Frage
gestellt (s. zu 41, 45). Jedenfalls zur Bestimmung der Zeit Josefs
gewährt das äg. Colorit, in Anbetracht der Stabilität des äg. Wesens,
keinen Anhaltspunkt Auch die Angaben über die durch Josef be-
wirkte Veränderung der Agrarverhältnisse des Landes Gp. 47 geben,
weil genaue sonstige Nachrichten darüber fehlen, keine Handhabe; aus
der von Brugseh G. 244 ff. aus der Inschrift von Ei-Kab mitgetheiiten
Notiz über eine mehrjährige Hungersnoth lassen sich noch keine Schlüsse
ziehen (u. die Felseninschrift von der Insel Sehel, worüber Brugseh
die bibl. 7 Jahre der Hungersnoth 1891, erweist sich als Fälschung,
s. Erman in DLZ. 1891 No. 37). Da die äg. Denkmäler u. Inschriften
über Josef nichts melden, u. was ausserbibl. Schriftsteller zB. Justin
36, 2 berichten, blos aus der Gen. geschöpft ist, so kann man nur
durch Rückschlüsse aus der Zeit des Auszugs Israels aus Äg. der Frage
etwas näher kommen (s. zu Ex. 1, 8. 12, 41). Nach den dortigen
Anhaltspunkten ist es allerdings am wahrscheinlichsten (auch von den
meisten angenommen), dass Josefs Emporkommen in Äg. noch in die
Zeit der Hyksos-Herrschaft fällt, nicht der Hyksos in ihrem ersten
wilden Andrang, wo sie zerstörend gegen das äg. Wesen auftraten,
sondern der bereits ägyptisirten, unter denen die äg. Cultur wieder
emporgeblüht war, u. deren Herrscher mehr u. mehr in die Stellung
der alten Pharaonen eingetreten waren. Man kann sogar behaupten,
dass nur dann die Stellung, die Josef einnimmt, verständlich wird.
„Die Erhebung des semit Hirten zum ersten Reichsbeamten, seine Ver-
heirathung mit einer der vornehmsten Priestertöchter, seine Versetzung
in die Priesterkaste u. die überaus freundl. Aufnahme des hbr. Hirten-
stammes in Äg. wird bei dem äg. Fremdenhass (43, 32) fast uner-
klärlich, wenn damals einheimische Könige herrschten, zumal bald nach
der Hyksoszeit, wo der Fremdenhass besonders stark war, vor allem
s
Gen. 39, 1—7. 405
gegen die Semiten" (Kn.). Sonst s, Riehm HWB. 763 f. u. Kitl.
Gesch. I. 166 ff.
V. 1. Josef wirij von den Kmaeliten (37, 28) nach Äg. gebracht,
u. an einen äg. Mann verkauft Über "»!»^»i u. ^T?'in s. zu 37, 28.
•»•lafto w«] im jetzigen Zusammenhang nichtssagend, beweist, dass
'attn — 't9^6 ein Zusatz zum urspr. Text ist. Ein Gegensatz zu dem
hhr. Sklaven (DeL^) V. 14. 17 liegt hier ebenso fern, wie ein solcher
gegen die Hyksosleute (£n.): eine Unterscheidung zwischen herrschen-
den Fremden u. den Einheimischen wird nirgends in diesen Geschichten
gemacht Durch diesen Zusatz des R ergibt sich dann ein verhei-
ratheter ö'^'^ö. Die Auskunft, dass ö'^'iö blos noch den königl. Hofdiener,
nicht mehr den Eunuchen bezeichne, ist misslich (s. Ges. th. d73).
Eher wäre zu erinnern, dass es auch verheirathete Verschnittene gab
u. gibt (FFm.3 ü. 655). — V. 2. „Josef hat Glück in den Geschäften,
die ihm im Hause seines Herrn zufallen, da Jahve mit ihm ist (s.
21, 20)". rrh^fa w^k •^st»')] vielleicht aus B, da C (3. 23, s. zu 24, 21)
n-'^n mit Subj. mn^ schreibt. — V. 3 f. „Wie sein Herr das wahr-
nimmt, schenkt er ihm seine besondere Gunst, madit ihn zu seinem
Leibdiener (Ij. 19, 16), setzt ihn als Ökonomus über sein Hauswesen
u. vertraut auch alles übrige Eigenthum seiner Verwaltung an, so dass
Josef etwa eine Stellung hat, wie Eliezer (24, 2. 15, 2 f.) bei Abr."
{Kn.y r^y^^] i'^a-»« •'rya Sam. LXX. i^« m«n] s. S. 403. "^i»-»:] ohne
Pron. rel., was in Prosa selten ist, aber Sam, hat "jV v> ^««, vgl. V. 5.
8. »d bei C häufig: 24, 23. 42. 49. 28, 16. 43, 4. 7. 44, 20, 47, 6
(doch auch 42, 1 bei B). — V. 5. „Seit er das gethan, kehrt Gottes
Segen bei ihm ein. im Haus u. auf dem Feld] wonach der Mann
auch Grundstücke besass. Mit nationalem Interesse zeigt Vrf., wie Gott
über einen der Stammväter seine Hand hielt" (Kn.). t«ö] Ex. 4, 10.
5, 23. 9, 24. ^Vm] zu 12, 13. — V. 6 ff. Die Angriffe seiner Herrin
auf ihn. Zu dieser Erzählung ist das sehr ähnl. Mährchen der 19.
Dynastie zu vercleichen, welches E. de Rougi in dem Papyrus d'Orbiney
gefunden hat (gedruckt zB. bei Ebers Äg. I. 311 ff.; Brugsch Gesch.
249 ff.; Erman Äg. 505 ff.). Die Ägyptierinnen wenigstens der späteren
Zeit standen nicht in sehr gutem Ruf Her. 2, 111, zumal in der
Kaiserzeit (Diod. 1, 59; Martial. 4, 42, 4; Dio Cass. 51, 15). Doch
darf man daraus auf das alte Äg. nicht unmittelbar schliessen. Vollends
was Äg. in dieser Beziehung unter dem Islam geworden ist (zB. Bar-
hebr. ehr. syr. p. 217, Burckh. arab. Sprichw. 222. 227) gehört nicht
mehr her. V. 6. Der Mann überlässt (Jes. 10, 3. Ij. 39, 11. 14)
sein ganzes Eigenthum in Josefs Hand, d. i. seiner Verwaltung, u.
kümmert sich hei ihm d. i. neben ihm (V. 8) um nichts, ausser um
die Speisen, die er ass, d. h. doch wohl nur um das, was er durch
andere nicht thun lassen konnte (DeL), wogegen Kn, es nach 43, 32.
46, 34 erklärt wissen will. nx-Tt— n»;] s. 29, 17. — V. 7—9. Die
lüsterne Herrin richtet ihre Blicke auf den schönen Jüngling, macht
ilim unkeusche Anträge, er aber weigert sich u. weist auf das un-
begrenzte Vertrauen seines Herrn gegen ihn, welches er durch Red-
lichkeit u. Treue ehren will, u. auf die grosse Sünde gegen Gott hin,
406 Gen. 39, 7—20.
die er durch Verletzung des Eherechts seines Herrn begehen würde.
nadid] Ges. 48, 5. n)3] ist unanstössig, mag man es interr. oder indef.
(Prov. 9, 18. Ij. 13, 13) nehmen; Sam. twj«to. nicht ist er gross
vor mir] „er hat in seinem Haus nicht mehr Befugniss als ich, unter
dessen Gewalt er ausser dem Weib alles gethan hat. Die Erkl.: nicht
ist jem, oder etwas in d. H, grösser als ich lässt ^B.r» nicht zu"
(Äh.). Tffen] 20, 6. 22, 12. T»] 44, 8. 34. '^»'Ka] sofern oder weil,
im Pent nur hier u. 23. — V. lOf Als sie Tag fQr Tag {Ges. 123
A. 1) ihm so zuredete u. er nicht auf sie hörte (Ges, 114, 3), neben
ihr (15 f. 18. 41, 3) sich zu legen, um mit ihr zusammen zu sein
d. i. ihr beizuwohnen (2 S. 13, 20), da geschah es wie diese Zeit d. h.
eben damals (LXX: da wurde — kam wieder — ein solcher Tag),
dass Josef in das Haus kam, um sein Geschäft zu thun, ohne dass
jemand von den Hausleuten drinnen war. Die strenge Abgeschlossen-
heit der Weiber von den Männern war damals in Äg. nicht (Ebers
S. 205 ff,), nw r^^r^h] als Dublette (WL) zu r»w asw^ doch wohl zu
geringfügig, eher Glosse. — V. 12. „Sie will ihn nöthigen, er aber
macht sich los u. eilt unter Zurücklassung des Kleides hinaus. —
V. 13 — 15. Um sich für die Verschmähung zu rächen u. fCir den
mögl. Fall einer Anzeige Josefs durch Zuvorkommen zu sichern, be-
schliesst sie, den Schuldlosen eines unkeuschen Angriffs auf sie anzu-
klagen, u. ruft sogleich die Dienstboten zu Zeugen herbei. Parallelen
zu diesem Verfahren bei Rosenm. ANM. I. 185f.*^ er hat uns einen
hehr. Mann hereingebracht] „einen Menschen von dem unreinen hebr.
Hirtenvolk (43, 32. 46, 34). Sie will den Schein haben , als sei sie
mit Josefs Aufnahme sehr unzufrieden" {Kn,), «a Th^\] ^^ Scherz,
Muthwillen zu treiben an uns (verschieden von ^^? 26, 8) vgl. Prov.
1, 26 (LXX iu7tal^Biv)'y uns (V. 17 "^a), nicht als spräche sie von sich
in der 1 p. PL (-STn.), wogegen das folgende zeugt, sondern weil sie
die (weibl.) Angeredeten in Mitleidenschaft zieht, zu verstehen gibt, dass
sie wohl auch derartigen Frechheiten von ihm ausgesetzt seien. Zur
Bestätigung ihrer Aussage weist sie auf das Kleid hin (daher wj), das
er bereits abgelegt u. bei seiner Flucht mitzunehmen versäumt habe.
'*^^^] ^^^' ''■?T?> aber falsch, denn damit hätte sie sich verrathen (Del.).
— V. 16 — 18. Sie legt das Kleid neben sich nieder, u. erzählt seinem
Herrn (ihrem Mann), als dieser nach Hause kommt, was ihr begegnet
sei. "»a prt:t^] gehört zu "Vk «a. — V. 19. Der Herr, von dem Vor-
fall unterrichtet, wird zornig. Es heisst nicht: auf Josef, wahrsch.
weil er nicht allein der Gegenstand seines Zorns war, sondern auch
die Frau, der er nicht traute (DeL). ri'pH'n ö'^'^ian»] auch V. 17, wie
24,28. 44, 7. — V. 20. Er wendet nicht die ganze Strenge des
Gesetzes (Diod. 1, 77 f.) gegen ihn an, sondern gibt ihn ins Gefängniss,
da er ihn sonst schätzte. '*.?'i»] noch 42, 30. 33 (sonst nur vor suff.
im Plur.). 'inön Jr^a] Haus der ümschliessung, Geföngniss, nur hier
V. 20 — 23 u. 40, 3. 5 (u. da erst von R nach C eingesetzt), wofttr
dann 40, 15. 41, 14 der den Isr. geläufigere Ausdruck ^"ia (vgl. Ex.
12, 29) erscheint. tj'^':*it)» — ü^yn] ist zur Hinüberleitung auf Cp. 40
hinzugesetzt. Dadurch entsteht freihch die Inconvenienz, dass der Pri-
Gen. 39, 20— -Cap. 40, 1. 407
vatmann seinen Sklaven in das Geföngniss der Gefangenen des Königs
bringt (Hupf,), 'itp» ohne et» wie 35, 13; über st. c. e-ipö s. Ges.
130, 3. — V. 21—23. „Auch hier ist Jahve mit Josef (V. 2) u.
wendet ihm Huld zu. 'vi "iar? )'f^^] er gab seine (des Jos.) Gunst in
den Ä,, d. h. bewirkte Gunst für ihn beim Befehlshaber, wie Ex. 3, 21.
11, 3. 12, 36. Er machte den Jos. zum Vorgesetzten der übrigen
Gefangenen, sowie zum Aufseher u. Leiter ihrer Arbeiten, so dass die
letzteren alle von Jos. ausgiengen. Er selbst sah nach nichts in seiner
Hand d. h. kümmerte sich (1 R. 12, 19) um keine der Sachen, welche
der Hand (Verwaltung) Josefs übergeben waren. Das that auch nicht
noth, denn Jahve Hess alles wohlgerathen, was Jos. begann. Die Über-
ordnung Josefs über die andern Gefangenen will sich mit 40, 4 nicht
vertragen" (An.). Eben darum aber ist V. 20 — 23 nicht freier Zusatz
des R {Böhm.), sondern von ihm bei C vorgefunden. B'*»3>] Ges, 116, 5
A. 3. nöWto-V»] nach der Negation gar nichts, nur hier so.
4* Josef als Deuter der Träume der zwei königlichen Diener,
Cap. 40 von B.
Für Josef bahnt sich die Wendung seines Geschickes an, indem
er im Gefangenenhaus Potifar's Gelegenheit bekommt, zweien in Un-
gnade gefallenen königl. Hofbeamten ihre Träume richtig zu deuten u.
so den Ruf seiner von Gott ihm geschenkten Weisheit zu gründen. —
Josef, schon im Vaterhaus als Träumer gottgesandter Träume (37, 5 ff.)
erwiesen, hat auch die Gabe der Traumdeutung von Gott (V. 8), u.
soll gerade dadurch in Äg., „dem Wunderland tiefer Wissenschaft u.
geheimer Kunst", wo auch der Glaube an Träume mächtig war {Ebers
Äg. 321 f.), zu Macht u. Ansehen steigen. — Daran dass der Traum
hier als die fortbewegende Kraft seiner Geschichte erscheint, erkennt
man den Vrf. von 20, 3. 21, 12. 28, 12. 31, 11. 24. 37, 5 ff., also B.
Für Um spricht weiter, dass 3*. 4 nicht Josef im Gefängniss wie Cp.
39, sondern Josef als Sklave des Trabantenobersten vorausgesetzt ist
wie 37, 36 (vgl. 41, 12), ferner •'pai* 15 (37, 28), so wie der Zu-
sammenhang von Gp. 41 mit 40. Der sprachl. Zeichen sind nicht
viele, da die Darstellung um ganz neue Gegenstände sich bewegt, u.
ö'^rt'V« 8 sachlich begründet ist; doch beachte {WL) die Vermeidung
des Verbalsuffixes (welche B von G unterscheidet) 3 f. 6. 8. 11. 15.
17. 19. Die paar Rückbeziehungen auf 39, 20 ff., welche sich 3^. 5^
15^ finden, sind wie auch V. 1, von R aus C eingearbeitet, um die
Differenzen beider auszugleichen. Man sieht aber aus diesen Resten
des G, dass auch er über den Vorgang eine ähnl. Erzählung gehabt
hat {Kn. schrieb noch ganz Cap. 40, ausser V. 7 f., theil weise 14 f.,
dem A zu.)
V. 1. Zur überleitenden Formel s. 15, 1. Da statt des 'wön ^b
u. '»r» nw 2. 4fl'. hier blos der rr)?»'» u. njic, statt rii^'ji der '»b nh
genannt, u. da der Satz von ^»w an vor V. 2 nicht durchaus nöthig
ist, so ist derselbe als Einschaltung des R aus C anzusehen {WL),
408 Gen. 40, 1—10.
'n to npvto] kann nur heissen: der Mundschenk des K. (wie ^^^X
ebenso V. 5; nicht ein M. (llg*), auch nicht collect, die Schenken u.
Bäcker {Merc, BöUch.), für deren Vergehen dann der König ihre Vor-
gesetzten verantwortlich gemacht hätte. Gleichwohl ist auch bei diesem
Ausdruck nicht ausgeschlossen, dass beide noch Diener u. Gehilfen
hatten. Der äg. Hof war reich an vielerlei Hofbeamten, doch ist der
Titel des Mundschenken aus den einheimischen Quellen noch nicht
nachgewiesen (Ebers 320); wohl aber die königl. Bäcker (JA. VIU^
11 S. 259; vgl. Erman Äg. 269). „Über den pers. Hof vgl. Xenoph.
Hell. 7, 1, 88; die Mundschenken an demselben Her. 3, 34; Xen. Cyrop.
1, 3, 8; Nel>. 1, 11. 2, 1; über den türkischen Hof vgl. Tavemier R.
m, 2. 6 f. u. Klemm Morgenl. 206 f." (Knl — V. 2 nach B. Beide
sind Verschnittene, ebenso 7 (s. 39, l). Ober die Schwankungen in
der Aussprache des sL c. von ö-^ö (37, 36. 40, 7) s. Ges. th. u. Ew.
260\ P|'x|^«J wie 41, 10. — V. 3. Der König schickt sie in Gewahr-
sam im Haus des Trabantenobersien, wo also zugleich das Staatsge-
fängniss war. „Von einem besonderen Aufseher dieses Gefängnisses
neben Po^ifar steht hier nichts" (Kn.). Ebenso V. 7. Demnach ist
ai ^'nb'n n-^a-V« von R aus Q eingesetzt, vgl. 39, 20 ff. — V. 4. Poti-
far gibt den 2 vornehmen Staatsgefangenen seinen Sklaven (V. 7) Josef
als Diener (vgl. 39, 4) bei. b''»?;] 4, 3. — V. 5. Beide träumen in
einer Nacht jeder einen Traum, jeder gemäss der Deutung seines
Traumes d. h. ,Jeder einen Traum, der seine besondere auf ihn gehende
Bedeutung u. Auslegung hatte" (Kn.). V.^, überflüssig, sachlich u.
sprachlich wie 1. 3^. 39, 20 ff., ist von R aus C eingesetzt h 't»k]
29, 9. 41, 43. 47, 4. — V. 6. Da sie über den Traum beunruhigt
sind, findet sie Josef Morgens verdriesslich (Prov. 25, 23). — V. 7 f.
■^p«] bei ihm, wie er bei ihnen V. 4. Wäre die Meinung: als seine
Mitgefangenen, so müsste ^t^» ^tDM aus G stammen. Böse Gesichter, s.
Neh. 2, 2. An die Bedeutsamkeit der Träume glaubend möchten sie
einen Ausleger haben. Josef, unter dem ausdrückl. Hinweis, dass
Traumdeutungen Gottes seien, d. h. von Gott kommen, eine Gabe Gottes
seien, erbietet sich zur Deutung. „Wie die Alten die Träume selbst
von Gott ableiteten (41, 25), so sahen sie auch die richtige Deutung
derselben als Gabe an, womit Gott die Menschen auszeichne (41, 16.
38 f. Dan. 1, 17. 2, 30. 4, 6. 5, 11 f.). Nach äg. Ansicht kam alle
Seherkunst von den Göttern Her. 2, 83*' (Kn.). D^a'^Mi] LXX fia^fc if
Su)i(iccq)7iaig airmv, — V. 9 — 11. Der Mundschenk sah in seinem
Traum einen Weinslock vor sich, welcher 3 Ranken hatte, u. der
eben im Sprossen oder Grünen d. h. kaum grünte er — da schoss
auf seine Blüthe (Jes. 18, 5), reiften (brachten zur Reife) seine
Büscheln Trauben. i^H'^fes] s ist nicht ö der Vergleichung (fia/., An.,
Driv. Tens.^ p. 172), denn freilich war der ganze Traum nur Schein,
aber im Traum geht die Handlung wirklich, nicht blos scheinbar vor;
sondern s der Zeit, u. »in?fe s. v. a. t^>T?fc s. 38, 29. Die Perff. nach
dem Zustandssatz drücken das schnelle Eintreten der Folge aus. f^^sj
durch den nachbibl. Sprachgebrauch ist zwar ein ya gesichert, aber
das wäre masc, u. t^xa als Acc. zu nn^j (dieses auf ']fca bezogen) zu
Gen. 40, 10—15. 409
nehmen {Ew. 281^) wäre hart; leichter fasst man i^ia als verkürztes
WM? (Ew. 257^). Weiter trSumte er, er hätte den Becher Pharao's
in seiner Hand, presste die Trauben in denselben aus u. reichte ihn
dem König. Das AT. setzt auch sonst Reben Ägyptens voraus (Ps.
78, 47. 105, 33 vgl. Num. 20, 5); die Glassiker kennen verschiedene
Arten äg. Weins u. durch Weinbau ausgezeichnete Ortschaften (Strab.
17, 1, 14. 35; Diod. 1, 36; Athen. 1, 60 p. 33 Casaub.; Colum. 3,
2; Plin. 14 § 74) £n. Dass das aber nicht blos für die spätere Zeit
gilt, zeigen theils die Denkmäler u. Inschriften {Ebers Äg. 323 fr.; Er-
man Äg. 276 ff.), nach welchen Weinbau u. Weingenuss schon im
alten Reich etwas gewöhnliches war, theils die äg. Meinung, Osiris
habe den Weinbau erfunden u. zuerst Wein getrunken (Diod. 1, 15) in
einer äg. Stadt (Athen. 1, 61 p. 34). Demnach ist die Angabe Hero-
dots (2, 77): or yuQ atpi tlci h ry x^qt} cifiTtskoi auf die nsgl t^v
öneiQOiiivfiv JXyvnxw wohnenden Ägypter zu beschränken {Kn?j, Der
König trinkt aber hier frischen Traubensaft, nicht etwa weil der
Wein den Königen vor Psammetich verboten war (denn nach Plut. de
Isid. 6 war das nicht der Fall, u. war höchstens Zeit u. Maass durch
priesterl. Regeln beschränkt Diod. 1, 70), oder gar weil die Hyksos-
könige den Widerwillen der semit. Nomaden gegen den Wein theilten
{KnT), sondern weil, wie bei andern Völkern, frischer Traubensaft auch
bei den Äg. ein beliebtes Getränk gewesen sein wird in der Jahres-
zeit, in der man es haben konnte. — V. 12 f. Jos. erklärt die 3 Re-
ben von 3 Tagen u. das übrige von Wiedereinsetzung des Mundschenken
in sein Amt. „Artemidor (4, 11) rechnet den Weinstock unter die
schnell wachsenden Pflanzen, u. lässt Träume von ihm auf kurze Zeit
gehen, er wird dein Haupt erheben] dich aus dem Kerker herauf-
holen, wieder zu Ehren bringen, 2 R. 25, 27" (An.). 1»] wie 41, 13;
in diesem Sinn nur noch im B. Daniel (weshalb Kuen. 0.^ 317 das
•750 V3> ^■'wm für einen jungen Einsatz erklärt). *npj«] da, als 1 R.
8, 9. 2 S. 19, 25. — V. 14 f. An die gluckl. Wendung, die er ihm
zugesagt hat, knüpft Jos. die Bitte für sich, der Mundschenk wolle
nach seiner Wiedereinsetzung beim Könige ihm die Errettung aus seiner
jetzigen Lage erwirken, o» "'s] sondern wenn, ausser, nur, nur dass,
mit folg. Perf. der Bedingung, wenn Verb, unmittelbar folgt (2 S. 5, 6.
2 R. 5, 20. 23, 9; Ew. 356*>; Ges. 163, 2): nur dass du meiner bei
dir (Ij. 12, 3. 14, 5) gedenken wirst, wann es dir gut geht (13, 12),
u. wollest doch {Ew. 342^) gegen mich Huld üben (nicht blos 24, 12.
14. 49 bei C, sondern auch 20, 13. 21, 23 bei B). Durch die Cor-
rectur m für "^s {Wl. XXI. 445; Driv. Tens.^ p. 142) wird ^st bedingt
hingestellt, während Josef offenbar auch dieses erbitten will. Er be-
ruft sich darauf, dass er aus dem Hebräerland (Anachronismus für
1?3ö yjK) gestohlen (s. Ex. 21, 16) d. i. heimlich fortgeführt, also nicht
mit Recht in Sklaverei sei, u. auch hier in Ä^. nichts gethan habe,
wodurch er Einkerkerung verdient hätte. Dass 15^ nicht von B stammt,
sondern aus G eingesetzt ist, ist leicht deutlich (gegen Hupf. 70 s.
Böhm 263). ^a] s. zu 39, 20. "wata] s. zu 37, 28. ^^a] V. 3. 7.
Nach B möchte er Freilassung aus dem Sklavenstand, in welchem er
410 Gen. 40, 14— Cap. 41.
Jetzt als Geßngnissdiener verwendet wird, — V. 16 f. Durch die gün-
stige Deutung ermuthigt erzählt der BScker ebenfalls. Er träumte, wie
er 8 Körbe Weisses d. h. hier weisses, feines Backwerk trug, u. wie
er im obersten derselben von (partit wie 4, 4. 27, 28. 30, 14. 33,
15) allerlei (2, 9) Essbarem Pharao* s, Bäckerwaare d. h. allerlei
Backwerk für den König hatte, die Vögel aber aus dem Korb vom Kopf
weg es (&^i( sie, die einzelnen Waaren) frassen. Im alten Äg. trugen
die Männer auf dem Kopf {wie jetzt auch die Weiber, Seelz. III. 868 f.),
die Weiber auf der Schulter Her. 2, 85 (dazu das Denkmalbild aus
Wilkinson bei Ebers 882 u. Ri. HWB. 826). Zu der Zudringlich-
keit der Vögel vgl. Denon R. in Äg. 827 (Kn.). — V. 18 f. Die Deu-
tung, die nach dem Schluss des Traums ungünstig lauten musste, ist
einfach. In 8 Tagen wird der Bäcker enthauptet u. ans Holz gehängt,
wo die Vögel sein Fleisch fressen werden. Er braucht denselben Aus-
druck, wie beim Mundschenken, jedoch »^ (seq. Vstö) in der Bedeu-
tung toegnehmen. Ähnlich 27, 89. Die Enthauptung war in Äg. üb-
lich, nicht bei den Isr. vor dem Exil. Die Aufliängung des Leichnams
(Dt 21, 22 f. Jos. 10, 26. 2 S. 4, 12; ähnlich bei den Persem Her.
9, 78. 8, 125; Ktesias pers. 59 Lion; Plut Artax. 17,. u. Karthagern
Flut. Timol. 22; Justin 21, 4) ist hier Verschärfung der Strafe (An.),
u. in Äg. die Preisgebung des Leibs an die Thiere wegen der aber-
gläubischen Vorstellungen über den Körper eine besonders empfindliche
Strafe (Ebers 884). — V. 20 ff. Die Deutungen ermilen sich am 8.
Tage nachher, dem Geburtstag des Königs. >^?Vn] Inf. Hoph. {Ges.
69, 2 A. 7; König S. 488) vgl. Ez. 16, 4 f.; c. Acc. des Subj., wie
4, 18. 17, 5 u. ö. - Ktoa] in dem Doppelsinn, den 18 u. 19 an die
Hand geben. vtjjiJö] ngteia schwerlich Schenkenami {Del.^), sondern
Getränk 1 R. 10, 21 {Ges. th.). Über hohe Festlichkeiten u. Amne-
stieerlasse an den Geburtstagen der äg. Könige geben Zeugniss wenig-
stens für die ptolem. Zeit die Tafel von Rosette u. die von Kanopus
(zB. Ebers 885 f.), sowie Diod. 84, 20. Über solche Feiern bei den
Persem s. Herod. 9, 110; Athen. 4, 27 p. 146; Plat Alcib. L p. 121;
bei den Juden Matth. 14, 6; über Gnadenacte bei frohen Feiern 1 S. 11,
18. 2 S. 19, 22 f. {Tuch, Kn), — V. 28. Der Mundschenk, undank-
bar, thut nichts für Josef, daher dieser noch länger in seiner Lage
bleiben muss.
5. Die Träume Pharao*8 and Josefs Erhebung, Cap. 41, meist nachB.
Zwei Jahre später bekommt Josef Gelegenheit, seine Weisheit an
noch höherer Stelle kund zu thun. Der König hat v\runderbare Träume
von 7 fetten u. 7 magern Külien u. Ähren, welche die äg. Weisen
ihm nicht auslegen können. Da weist der Obermundschenk auf ihn
hin. Herbeigeholt deutet er die Träume auf 7 fruchtbare u. 7 un-
fruchtbare Jahre, u. empfiehlt Vorkehrungen in der guten Zeit fQr die
schlimme. Seine Deutung u. sein Bath finden Beifall ; der König ernennt
Ihn zum ersten Beichsbeamten u, verheirathet ihn mit der Tochter des
Gen. 41, 1—7. 411
Priesters Potifera' zu On, welche ihm in der Folge Manasse u. Efraim
gebiert Des Königs Träume erfüllen sich, wie Josef sie gedeutet hat;
von überall her kommt man bei der Hungersnoth nach Äg., um Ge-
treide zu holen (Kn,). — Dieses Stück, Fortsetzung des vorigen, ist
mit demselben aus ^inem Guss. Träume sind auch hier die fortbe-
wegende Kraft, u. wird ihnen dieselbe Bedeutung (25. 28. 82. 39)
wie dort zugeschrieben, auch die Gabe der Traumdeutung ebenso be-
urtheilt (16); 10 — 13 weist ausdrücklich auf 40, 1 ff. zurück; die
selteneren Ausdrücke T?, V*^»^» 8. 11. 12. 13. 15, l? Stelle 13, C)S|?
10 kehren hier wieder. Specielle Zeichen für B sind V. 12 (Jos.
Sklave des Trabantenobersten), die Ausdrücke B'^f^V« 51 f. (16. 25. 32.
38 f. war »iw nicht am Platz) u. ''i?^a 16; s. auch zu 21. Indessen
durchaus einheitlich ist das Stück nicht. Die zweite Darstellung der
Träume 17 ff. weicht von der ersten 1 ff. stärker ab, als man nach Ana-
logie ähnlicher Fälle (zB. Cp. 24) erwartet, auch in Ausdrücken zB. 'iKin
18 f. (ntc-Tto 2—4), n 10 f. (P'i 3 f.), «Vö 22 («""?» 5), während 7 u.
23 Gumulirung der Ausdrücke zeigen; es scheint hier G zwar nicht
zu Grund gelegt, aber stärker benutzt zu sein. Ebenso werden (die
Dubletten) V. 31. 34». 35^ theilweise, 41. 43^ 44. 49. 55. 56*> von
R aus C eingearbeitet sein, vielleicht auch *van p ir««»'^'^i 14. Denn
ohne Frage hat auch G eine sehr ähnl. Erzählung gehabt Ja selbst
aus A dürfte ein Rest in 46 erhalten sein (wogegen mit Unrecht Ilg,
Kn. den grössten Theil des Stücks von A ableiteten). S. auch KüL I.
131. 143; Bac, in Hehr. VII. 286.
V. 1. Nach Verfluss von 2 Jahren Zeit (29, 14) hat der König
einen doppelten Traum, in welchem er sich an das Ufer des Nils ver-
setzt sieht, "^w nsm] s. 24, 30. ^«I'] gilt als Lehnwort aus dem Äg.
(über seine altem äg. Formen s. ZDMG. XL VI. 127); nach dem Ass.
will es als semitisch erweisen FdDel, Hebr. lang. 25. — V. 2 — 4.
„Das erstemal schaut er, wie 7 Kühe schön von Ansehen u. fett von
Fleisch aus dem Nil aufsteigen u. im Riedgras weiden, wie nach ihnen
7 andere Kühe hässlich von Ansehen u. mager von Fleisch aus dem
Strom aufsteigen u. sich neben (39, 10. 15 f. 18) jene stellen, u. wie
endlich die magern Kühe die fetten fressen. Darüber erwacht er'^
'»n»] urspr. äg. Wort, ^''p] riip Sam,, ebenso V. 4; vgl. mass. 19 f.
27. — V. 5 — 7. „Das zweitemal schaut er, wieder eingeschlafen, wie 7
fette, volle u. schöne Ähren an einem Halme wachsen (40, 10), wie
7 vom Ostwind versengte (Hos. 13, 15. Jon. 4, 8. Ez. 17, 10. 19, 12;
für Äg. ist SO. Wind zu verstehen) u. magere Ähren nach ihnen sprossen,
u. wie diese jene verschlingen", rf^vk^s] statt Hab (5), wie V. 22 für
M'iK'»'Ta. „Beide Träume werden von Josef angemessen gedeutet Ägyp-
tens Fruchtbarkeit ist durch die Nil-Oberschwemmungen bedingt; aus
ihm steigen daher die Kühe auf. Das männl. Rind war Symbol des
Nil (Diod. 1, 51) u. bes. dem Osiris, dem Erfinder des Ackerbaus (Diod.
1, 21) heilig. Das (weibl.) Rind war in der äg. Bildersprache Zeichen
der Erde (Macrob. Sat. 1, 19), des Ackerbaus u. der Ernährung
(Glem. AI. ström. 5 p. 567). Zugleich war Isis die Göttin der alles
ernährenden (Macrob. Sat 1, 20), vom Nil befruchteten Erde (Plut
412 Geo. 41, 7—15.
de Is. 38); ihr war bes. die Kuh heilig (Herod. 2, 41. Aelian. h. an.
10, 27). Auch war sie Moudgöttiii (Diod. 1, 11; Plut 1. 1. cp. 52),
u. diente ihr Bild in der Bilderschrift zur Bezeichnung des Jahres
(Horapollo 1, 8). Daher bedeuten die 7 fetten KOlie 7 fruchtbare, die
7 magern 7 unfruchtbare Jahre; die Stellung der mageren Kühe neben
den fetten (V. 3) drückt unmittelbare Anschliessung der unfruchtbaren
Jahre an die fruchtbaren aus. Die Ähren erklären sich von selbst
Dir Wachsen auf einem Halm bedeutet unmittelbare Zusammengehörigkeit
der 7 Jahre" (Kn.), — V. 8. Der König, durch den wiederholten Traum
beunruhigt, beruft die Gelehrten Ägyptens; sie vermögen ihn aber ihm
nicht zu deuten, wie sie auch dem Mose nicht alle Wunder nachthun
können (Ex. 8, 14 f. 9, 11). Es war ihnen von Gott nicht verliehen
(40, 8). Dw«] lies -i^K (LXX), eher als vorher "i-^rftihn (KS.; Sam.
hat i'^tt^rr) für ^li'hn. B'^ött^n] abgesehen von der Nachahmung im B.Dan.,
nur noch Ex. 7 — 9 bei A von 9g. Zauberern, wohl vom Sing. öbT»?;
es ist kein äg. Wort, aber auch nicht s. v. a. Näselnder (von arab.
batama, bur(um, GHoffm. in ZATW. DI. 89) da der Begriff Beschwörer
hier gar nicht passt, sondern am ehesten (von xsnn^ ta-nn) Schrif (kun-
diger. Der Name trifit dann mit den 3g. UQoygafifiateTg (auf den
Denkmälern durch Federn an der Schläfe u. Schreibzeug in der Hand
gekennzeichnet, Ebers 345) zusammen, „welche zur Priesterkaste ge-
hörten, sich auf die Hieroglyphenschrift, Kosmographie, Sternkunde u.
anderes verstanden (dem. AI. ström. 5 p. 555 u. 6 p. 633), grosse
Zauberer waren (Lucian Philops. 34 ff.; Eus. pr. cv. 5, 10. 9, 8) u.
die Zukunft vorher verkündigten (Diod. 1, 87; Suidas s. UgoyQ.). Als
Deuter nächtlicher Gesichte erscheinen die äg. Priester auch bei Tac.
bist 4, 83" (Kn.), s. Ebers 341 ff. umty^] unanslössig (gegen Kuen.
0.2 318); im B. Dan. nur nachgeahmt.. — V. 9 — 13. Der Obermund-
schenk weist den König auf den glückl. Traumdeuter Josef hin. '^^^]
LXX Sam, besser 'e-V^ (s. 17). '^'*?}ö] meiner Sünden nicht: gedenke
ich (Ges.), sondern mtiss ich Erwähnung (Ann; unterwürfig nennt er
Sünden im Plur., näml. gegen den König; an seinen Undank gegen
Josef (Kn.) denkt er nicht t)»g] 40, 2. •»»?» 1°] ta^k Sam. LXX,
richtiger, nö^öa] 40, 3. rnAm<\ Ges. 49, 2. — s. 40, 5. — ^lAnii »•»«]
gemäss dem Traume eines jeden (Ges, 139, 1*). — V. 12. "^ya] mehr
im Sinn von Diener (für Jüngling schreibt B iVj). — V. 13. ''as]
40, 13. — V. 14. Sofort lässt Ph. Josef holen, u. sie machten ihn
laufen aus dem Loch] entliessen ihn eiligst aus dem Geföngniss; ^^a
wie 40, 15. Die LXX {dxvQcoficc) scheinen ff? gelesen zu haben, vgl.
40, 14. — Vor dem äg. König durfte man nur ganz rein erscheinen;
dazu gehörte nach äg. Sitte (Her. 2, 36), dass Jos. Scheerung
des Hauptes u. Bartes u. Kleiderwechsel (35, 2) vornahm. Daran,
dass er bisher als Gefangener zum Zeichen der Trauer nach äg. Sitte
Haar u. Bart hätte wachsen lassen (Tuch Kn. DeL^), ist nicht zu
denken, u. sind deshalb diese Worte dem B nicht abzusprechen, rt^y;^]
ohne 'Jw«'^ ^« ist unbedenklich (vgl V^). — V. 15 s. 40, 8. Der
König preist Josefs Kunst. t^-'V»] 1 R. 10, 6. du hörest einen Traum
ihn zu deuten] brauchst ihn nur zu hören, um ihn auch sofort deuten
Gen. 41, 16—34 413
zu können; s. 12, 13. — V, 16. Josef lehnt diese Anerkennung ab.
•^-ijjVa] ich durchaus nicht, wie 14, 24. „Gott wird antworten das
Heil Pharao^s] Gott ist der Geber der rechten Deutung (40, 8) u. er
wird sie geben, Eröffnungen machen, die dem König zum Besten ge-
reichen. Eine Antwort (ygl. Jer. 23, 35. Mich. 3, 7) ist es, sofern
Gott sie auf die Anfrage des Königs diurch Jos. ertheilt" {Kn,), »^33^]
naan «^ Sam. LXX, indem sie ^» Sa avev rov ^eov fassten. — V,
17 — 21. „Ph. erzählt seinen 1 Traum. Es wird hier einiges hinzu-
gefügt, zB. dass der König so hässHche Kühe wie die zweiten 7 in
ganz Äg. nicht gesehen habe, u. dass an diesen Kühen nach Ver-
schlingung der fetten nichts bemerkt worden sei. Auch werden einige
andere Ausdrücke gebraucht" (Kn.). V. 17.- ''ssn] '^»^ Sam., s. 40, 9.
16. — V. 19. riip] ebenso 20. 27, gegen wp 3 f. 23 f. (vgl. 6 f.).
— V. 21. ma^i?] vgl. die längeren Formen 21, 29. 31, 6. 42, 36
(durchaus bei B): auch 30, 41; über das -r Ew. 247^. )rr-^»''}'a] ist
Sing., Ges. 93, 3 A. 3. — V. 22—24. Der 2. Traum, bms]* hart,
dürr, nur hier, s. Ges. th. ß'T^^i^K] s. 31, 9 ; aber in diesem Cap. nur hier
so. — V. 25. Josef erklärt beide Träume für ^inen, der Bedeutung nach
(vgl. 37, 5 — 11). In kurzer Zeit sich wiederholende Träume bedeuten
dasselbe, die Wiederholung aber bezweckt Beachtung u. Glauben nach
Artem. oneir. 4, 27 (Kn.). Durch die Träume zeigt Gott dem König,
was er zu thun im Begriff ist. — V. 26 — 28. Die Deutung der je 7
Kühe u. Ähren auf je 7 Jahre; s. zu V. 7. — V. 26. ratan w^] s.
21, 29 {Ges. 126, 5 A. 1»). — V. 27. fi^p?] gegen ^i^? V. 23. 6 f.
bildet einen guten Gegensatz zu m^«^ö V. 7. 22, wenn's nur nicht ver-
schrieben ist für »TijP^ (s. zu V. 19). Mit aj; ^iv statt erwarteten
nan B-^a» geht er schon in die nähere Deutung ein, die erst 29 ff. folgen
soÜ. — V. 28. wn K!in] geht auf 25 zurück. — V. 29—31. Be-
stimmter: es werden zuerst 7 Jahre des Überflusses u, dann 7 Jahre
des Hungers kommen, w;?;] vgl. Ij. 11, 17. vergessen wird der
Überfluss] er geht in der Hungerzeit so darauf, dass' nichts mehr an
ßein Dagewesensein erinnert. V. 31 neben 30 ziemlich überflüssig
(wohl aus der andern Quelle; "»?» s. 47, 4), übrigens mit Beziehung
auf 'ai Ttii 8^1 21 zu verstehen. — V. 32. Die Wiederholung des
Traums bedeute, dass die Sache von Seiten Gottes feststehe u. bald
eintreten werde, s. V. 25. ^?] vgl. Ruth 4, 7 u. is Gen. 17, 20. "^s]
so ist sie (die Wiederholung) darum, weil (vgl. 18, 20). — V. 33 —
36. „An seine Auslegimg knüpft Jos. den Rath, einen verständigen u.
weisen Mann zu ersehen d. i. zu bestimmen (22j 8) u. über das Land
zu setzen, ihm aber Aufseher über die einzelnen Bezirke unterzuord-
nen. Der König soll näml. das Land fünften d. i. in den fruchtbaren
Jahren den 5. Theil der Getreideernte von den Landbebauem erheben
u. in den Magazinen für die unfruchtbaren Jahre aufbewahren lassen^'
(Kn.\ s. weiter 47, 24. «;!.■?] Ew. 63^; nach Bär's Ausg. »J.?, Ges.
75 A. 3^; König S. 561. niori] Olsh. verlangt nwy; nb; Del.^ nach
Ges. th. 1077 will: .er mache (i R. 8, 32), dass er bestelle d. h. möge
eingreifen u. bestellen; nimmt man rvo9 nach 1 S. 8, 16. 1 R. 12, 31,
also: conslituat Pharao et praeficiat praefectos, so ist eines der beiden
414 Gen. 41, 34-43.
Verben überflüssig. Vielleicht ist das Obj. zu nitn^ ausgefallen , oder
ausgelassen, u. ist 34^ wohl Einsatz aus G (KilLy Bac.}^ wie in 35^
mindestens na'';* — i^^a^f^j (vgl. 49), für ursp. w^,) (48), denn ^» neben
*!? ist Pleonasmus; überhaupt scheinen ^»k (C) u. "^a (B) hier V. 35 f.
u. 48 f. wilikührlich gewechselt unter der Hand Pharao^s] unter
seiner Gewalt u. Obhut 2 R. 13, 5. Jes. 3, 6. in den Städten] wo
die Magazine sich befinden u. zu welchen nach V. 48 die umhegenden
Gegenden als Bezirke gehören. Die Maassregel war bei der grossen
Fruchtbarkeit Ägyptens u. in Jahren sehr reichlichen Ertrags nicht zu
drückend, zumal sie das Beste des Volks bezweckte (s. auch 47, 24).
pij^fe] im AT. nur noch Lev. 5, 20. 23. tyi^] von der Lan(U>evöl-
kerung wie 10, 25. — V. 37 ff. „Ph. u. seine Hofleute finden Josefs
Vorschlag gut. Da sie den Traum als von der Gottheit gesendet be-
trachten u. alle Seherkunst von ihr ableiten (zu 40, 8), auch Josefs
Auslegung einleuchtend finden^ so schliesst der König, Josef habe seine
Deutung von Gott empfangen, u. sieht in ihm den mit dem göttl. Geist
ausgestatteten Mann (Dan. 5, 11. 14), der über Äg. zu setzen sein
wird" (An.). K»ö3r|] 1 p. PL Ipf. Qal. — V. 40. Er beschüesst, ihn
über sein Haus (vgl. Jes. 22, 15) u. sein Volk zu setzen, p^ ^j"*?"^?]
der Kuss zur Huldigung (1 S. 10, 1 ; auch 1 R. 19, 18. Hos. 13, 2),
den Ges. u. Kn, noch vertheidigen, kann nicht gemeint sein, weil
dieser nicht auf den Mund gegeben wurde, am wenigsten von allem
Volk, u. weil man ^? p»*3 dafür nicht sagte. Vielmehr ist mit den
Verss. sj'^ö-^? wie 45, 21. Ex. 17, 1. Num. 3, 16 u. ö. zu fassen,
aber pw;: nicht soll laufen (von pß^ Lud, de Dieu), oder sich rüsten,
bewaffnen {GrVen., Merc), sondern als intrs. (zum trans. anfügen,
küssen) sich fügen; also frei: deinem Mund (Befehl) soll sich mein
ganzes Volk fügen {Tuch, DeL; LXX Vulg, vfcaxovasrai), nach ihm
sich richten. Für Küssen des schriftl, Befehls (nach bekannter Sitte)
würde T*^ nicht genügen, nur um den Thron {Ges. 118, 2^) will
ich grösser sein als du] an Hoheit u. Ehre nur das Sitzen auf dem
Throne voraus haben. p!>] gewölmlich bei C; bei B 20, 11. — V.
41 ff. Die Ausführung des Beschlusses. — V. 41 (wiederaufgenommen
in 43^) scheint der Parallelbericht zu V. 40 zu sein (so auch Kitt.,
Bac). HK^] 27, 27. 31, 50. 39, 14. -^m] ich gebe hiemit s. 1, 29.
— V. 42. Zum Zeichen seiner Würde verleiht er ihm den königl.
Siegelring (den auch Est 3, 10. 8, 2 der erste Reichsbeamte Per-
siens, u. 1 Macc. 6, 15 der Reichsverweser führt), femer Kleider von
Byssus (ww, s. zu Ex. 25, 4), wie die äg. Priester sie trugen (nach
Her. 2. 37 ; Plut de Is. 4 linnene, nach Plin. 19 § 14 vgl Philostr.
Apoll. 2, 20 baumwollene), endlich die goldene Halskette, welche
(Artikel) zu den Insignien seiner Herrschaft gehörte" {Kn.). — V. 48.
So ausgestattet lässt er den Jos. auf seinem Wagen zweiten Ranges,
d. h. auf dem zweiten der königl. Wagen einen öffentl. Umzug halten,
wobei Herolde vor ihm her zur Huldigung auffordern, ms-;»] Ew.
188^. Über die äg. Wagen s. Erman Äg. 650 f. ft '^»«] s.* 40, 5.
?l!??»] wird ein (semitisirtes) äg. Wort sein. Vater des Königs {Trg.:
1\% «5'»^ rex vgl. 45, 8), zarter (junger) Vater {Trg. IL; Hier, qu.)
Gen. 41, 43-45. 415
u. Starker Gottes (W«, BJub. c. 40, Rönsch 158 f.) haben keinen
Werlh. Unter den äg. Erklärungen «^ne pcR caput inclinare {Rossi
etym. äg. p. 1 u. 339), ap-re^-u Haupt der Weisen (Harkavy in
BÄgZ. 1869 S. 132), thy command is our desire {Lepage Renouf
in SB AP. 1888, XI, 1. p. 5 ff.), *. Zeichen des Imper., Acop projicere^
R Zeichen der 2 pers., also wirf dich nieder {Benfey Verhältn. der äg.
Spr. 302 f.; s. aber RÖd, in Ges, thes. addit p. 64) kommt die letzte
einer mögl. Deutung des Worts aus dem fiebr. Knie beugen/ (Inf.
abs. Aph. für Hiph., slatt Impert.; vgl. "^aoa Y. 51) am nächsten {et
clamavii in conspectu ejus ad geniculfUionem, Aq, bei Hier, qu.); ob
aber richtig? Brugsch Gesch. 247 hält es für ein ägyptisirtes semit.
Wort: beuget die Knie! Ein ass. abarakku {DeL Par. 225; Hebr. lang.
26; Prol. 145) hier in die äg. Verhältnisse hineinzuziehen, ist unstatt-
haft (s. Schrad. KAT.^ 152 u. Mid. in ZDMG. XL. 734). psj] nicht
mehr Wort der Herolde, sondern es setzt die Erzählung, näher aö^r^,
fort (Ges. 113, 4*) wie Ex. 8, 11 u. ö., u. gibt eine Art Absdiluss
derselben, schhesst sich übrigens an V. 41 an (eingefügt von R). —
V. 44, worin Ph. ihm seine Machtvollkommenheit bestimmt, fällt mit
V. 40 ziemlich zusammen, u. wird aus G stammen (Kitt,; Bac. der
Ex. 10, 26. 11, 7 vergleicht), ich bin Ph,] König, oberster Herrscher.
Du sollst Regent sein; ohne deinen Willen soll niemand in Äg. Hand
oder Fuss rühren (erheben), eine That u. einen Schritt thun. — V. 45.
Der König gibt ihm einen entsprechenden äg. Namen, rra^i nats] aber
LXX Wov^Ofig>avfjx, Nach Hieron. qu. soll Zapfanelhfane sive (LXX)
Psontonphanech im Ägyptischen bedeuten salvator mundi, aber ver-
geblich {Ges, th. 1181) hat man sich bemüht, vermittelst ccotc re-
demptio, salus u. ene^ saeculum, dies aus den Lauten herauszubringen,
u. die Angabe hat vielleicht nicht mehr Werth, als eine andere bei
Philo d. mut. nom. 592 M. Annehmlicher schien mit Umstellung des
:: u. E (Ew, 78^) sustentalio oder sustentator vitae {Runs, Äg. L
562. 583; Leps. Ghronol. L 382; Kn, Del.) nach dem ägypt-kopt.
CHT, ccoirr sustentare u. «otg vita, wogegen Brugsch (l'Exode 17,
Gesch. 248) mit za-p-u-nt-p-a-änkh d. h. Landpfleger des Bezirks von
der Stätte des Lebens d. i. des Nomos Sethroites eine sachlich unge«
hörige Beschränkung hereinbringt Nachdem JKrall (VU Orient Gongr.
1886, äg. afr. Sect S. 98 ff.) auf die mit t — ef önch an- u. aus-
lautenden äg. Namen hingewiesen hat, bestimmte GSteindorff (BÄgZ.
XXVII. 41) den mittleren Bestandtheil riati als n-ttOTre die Gottheit^
somit Qt£-nnoTT£-eq-U)n^ es spricht der Gott, er lebt. Ein Eigen-
name dieser Bildung (aber slatt imoTre Name eines bestimmten äg.
Gottes) ist am Ausgang der 20. Dynastie nachgewiesen; in der 22. Dyn.
werden sie häufiger, in der 26. saitischen Dyn. ganz gewöhnlich (BÄgZ.
1892 XXX. 49 ff!). Die Juden (Onk. PeS. Saad.; Jos. ant 2, 6, 1)
u. KW. (s. Parthey Vocab. 578) deuten occultorum revelator, indem
sie an hebr. ^trt u. ein angebt pc d. i. fpaivm dachten; darnach LutK:
der heimliche Rath, — Zugleich verheirathet ihn der König mit Äse-
nath d. h. Ns-nt (u. mit vom abgestossenem, durch Vokalvorschlag er-
setztem n, BÄgZ. 1889 S. 41) s-nt d. h. der (Göttin) Neit zugehörig.
416 Gen. 41, 45—50.
Mit Ns gebildete Namen finden sich schon im alten u. mittleren Reich;
die mit Pete {PS dt') gebUdeten (S. 397) sind sdion in der 22. Dyn.
nachgewiesen; beide werden überaus hSufig in der sait Dyn. (was
Lag. in GGN. 1889 S. 819 ff. für die Datinmg des B verwenden wollte).
Ein späterer Roman über Aseneth bei Fabric. Cod. Ps. V. T. II. 85 ff. ;
Batiffol Stud. PatrisL L 1889. y^t naie] s. 37, 36. ins] gemeint ist
der Oberpriester. )k] oder t^ (HhovnoXig LXX), auch V. 50. 46, 20.
Ez. 30, 17 (vgl Ex. 1, 11 LXX; Jer. 43, 13); 2 SL nördl. von Kairo,
auf dem östl. Nilufer (s. Brugsch Geo. Inschr. I. 254; Ebers in Ri.
HWB. Hilf.); uralter Sitz des Sonnencults u. eines berühmten Son-
nentempeb, dessen Priester sich durch Gelehrsamkeit vor andern aus-
zeichneten (Her. 2, 3; Strab. 17, 1, 29; vgl. EMey. G. § 93). ,JDie
Priesterkaste war die königl. Kaste. Auch die aus der Kriegerkaste
genommenen Könige wurden unter die Priester aufgenommen u. in ihre
Wissenschaften eingeweiht (Plut de Is. cp. 9). Offenbar geschah das
auch mit Joseph (s. 43, 32. 44, 5), dem der König ein höheres An-
sehen beim Volk u. die Unterstützung der bedeutendsten Kaste zu-
wenden wollte. Zu einem IsQoyQafifMetsvg macht den Josef Ghäremon
(Jos. c. Ap. 1, 32), u. nach 44, 5 verstand sich Joseph auf Hydro-
mantie. Ein Tempel mit äg. GulL in der Stadt ist hier vorausgesetzt'^
(Kn.). '« K?!^] fehlt in LXX, u. sieht aus wie der verstümmelte 46^
oder wie eine corrigirte Parallele dazu, in der aber ^Z über (wofür
einige MSS. ^a haben) kaum zu erklären ist (ai^h nicht nach Ps.
81, 6). Die Correctur -n« ast»»^ für »atrs (Olsh.) hilft nicht, da das
nicht Sprachgebrauch dieses Vrf. war. — V. 46 holt nach, dass J.
30 Jahre alt war, da er vor Ph. stand d. h. bei dem König Audienz
hatte (47, 7), u. fugt bei, dass er von vor ilim hinausgieng (wie 47,
10), u. das Land durchzog, sc. um es kennen zu lernen u. seine An-
ordnungen zu treffen. Verglichen mit 37, 2 bestimmt sich die Dauer
seiner Sklaverei auf 12—13 Jahre. Die Formel ö^l^atö ^h^ na^-jß (Ex.
6, 11. 13. 27. 29. 14, 8 bei A), u. die übrigen Ausdrücke (vgl. 47,
7. 10) sprechen dafar, dass dieser V. ein Einsatz aus A ist. —
V. 47 — 49. Die Träume erfüllen sich so, wie sie Jos. gedeutet hat
Das Land trägt in den 7 fruchtbaren Jahren a'^sto;?^ Vollhandweise
d. h. sehr reichlich, es gewährt vollständige Ernte. Das Wort sonst nur
bei A, in den Gesetzen Lev. 2, 2. 5, 12. 6, 8. Num. 5^ 26 (iCn,).
V. 48 ist entweder für ö"'?» nach V. 53 »aton «»aw (Olsh,) oder für
n-^n — D*^3» mit LXX Sam. »ss» rv>rt iidk w^i^ zu lesen. Joseph bringt
alles Getreide, soweit es V. 34 in Aussicht genommen ist, zusammen
u. thut es von den zu den einzelnen Städten gehörigen Landgebieten
in die Magazine dieser Städte. So häufte er so viel Korn auf, dass
man zuletzt die Masse gar nicht mehr zählte. Der Wechsel der Aus-
drücke (*!?» u. ^) lässt für V. 49 die andere Quelle vermuthen (vgl.
35); wie Sand des Meeres ist wie 32, 13 bei C (22, 17), n^ö n?7??
wie 15, 1 vgl 16, 10; h-m s. 11, 8. 18, 11. — V. 50—52. Josef er-
hält noch vor dem (ersten) Hungerjahr 2 Söhne von Asenath. tV^]
35, 26. "J^ rn^"^ ^to»] s. zu 34, 1. Den ersten nennt er Manassey weil
Gott ihn sein Mühsal u. seines Vaters Haus d. h. die untröstl. Ge*
Geik 41, Sa— Cap. 42. 417
danken an dasselbe habe vergessen lassen, über seinem Glück im
fremden Land. Das Pael ?i«2 für das Pi. (vgl. 43) ist wegen des An-
klangs an "^» punkürl {Ges, 52, 2 A. 1), u. aus gleichem Grund ist
Pi. für Hiph. gebraucht. Den zweiten nennt er Efraim, weil Gott
ihn im Lande seines Elends habe fruchtbar sein lassen, durch Kinder-
segen (Hos. 13, 15). — V. 53 f. Mit dem 7. Jahre geht die frucht-
bare Zeit zu Ende (fi;?3 auf 3>auw? zu beziehen), u. nach ihm tritt
die Hungerzeit ein, die aber nicht blos Äg., sondern auch die andern
Länder betrifft, nur dass in Äg. (in den Magazinen) Brod vorräthig ist.
— V. 55, hinter 54* befremdlich, liegt schon in der Linie von 47,
13 ff. u. wird aus G stammen {Kill. Bac), näml.: in Äg. beginnt das
Volk zu hungern, wendet sich an den König u. vnrd von ihm an Jo-
sef gewiesen. — V. 56^ an V. 55 angeschlossen, ist aus C eingefügt;
dagegen führte 56* bei B von 54 zu 57 hinüber, weshalb Olsh.
56* hinter 56^ stellen wollte. In 56* kann p^n nur die Erde (nicht
das Land Äg.) sein. 'ai rrpfc^i] u. Josef öffnete alles, worin (etwas)
war, soll heissen alle Magazine. Aber eine solche doppelte Brevilo-
quenz dürfte unmöglich sein. Zur Noth genügt ^^ ana i»;« des Saw.,
aber LXX {airoßoXcSvBg) Vulg, Pei. Onk, drücken geradezu "la Ji*»si»
statt ans ^VM oder neben diesen aus. Die Lesart ist jedenfalls ver-
dorben; WL vermuthet ein von ^atd abgeleitetes Wort für Kommaga-
zin. Lag. Symm. L 57 ein Wort wie (!) «»viattn« sirus {Buxl, lex.
talm. 2321). "^iioy] lies 'ia^P«3 nach 42, 6 (Olsh.); er verkaufte den
Ägyptern Getreide. 'ai pTJr^ij von LXX ausgelassen, weil als Übergang
zu 57 unpassend (von Ilg, mit pas für ö"^^» emendirt), will sagen,
dass die V. 55 geschilderte Hungersnoth in Äg., trotz der käuflichen
Ablassung von Korn an die Äg., immer stärker umrde. — V. 57 an
56* angeschlossen besagt, dass alle Welt nach Äg., um Getreide zu
kaufen, zu Josef kam, weil überall die Hungersnoth heftig war. Über
Getreideaustheilungen in Äg. aus den Magazinen in Zeiten der Hungers-
noth vgL Beispiele bei Brugsch Gesch. 130, 246 f.
b) Die Wanderungen und Demüthigungen der Josefbrüder
bis zur Versöhnung, Cap. 42 — 45.
Wie im ersten Abschnitt berichten auch hier B u. G, u. bringt
auch hier, wie dort, G in die von B gemeldeten Vorgänge noch weitere
Verwicklungen u. Spannungen hinein. Bruchstücke der Schrift des A
konnte trotz El Schaddai (43, 14) auch Kn, hier nicht mehr aner-
kennen. Die Stücke von B u. G sind noch ziemlich als ganze erhalten,
u. an manchen sachl. u. sprachl. Zeichen erkennbar; doch hat der
Gompilator auch hier manches geändert
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 27
418 Gen. 42, 1—3.
1. Die 10 Brüder yor Josef, ihre Demüthigung und Züchtigung,
Cap. 42, meist nach B.
Durch die Hungersnolh genöthigt schickt Jacob seine 10 ältesten
Sohne nach Äg., um Getreide zu kaufen. Sie kommen u. werfen sich
vor Josef nieder. £r erkennt sie, entdeckt sich ihnen aber nicht, son-
dern prüft sie erst. Er erklärt sie für Kundschafter, setzt sie als solche
gefangen, gibt sie jedoch am 3. Tage wieder frei, behält nur, als sie
mit ihrem Korn heimkehren, §imeon als Geisel in Gewahrsam, bis sie
ihm den jüngsten Bruder zur Stelle schaffen. Schon jetzt erkennen sie in
diesem Geschick eine Strafe für ihr Vergehen an Josef. Aber ilir Geld
gibt er ihnen ohne ihr Vorwissen in ihre Säcke zurück, um sie oder den
Vater wenigstens hinter dem gestrengen Herrn den Bruder ahnen zu
lassen. Jedoch den mit Crewissensschuld Beladenen wird gerade dieses
Geld, als sie es entdecken, zum Gegenstand des Entsetzens u. dem
Vater ein weiterer Grund der Weigerung, sie mit Benjamin wieder
ziehen zu lassen. — Josef erscheint auch hier, wie Cp. 41, als Werk-
zeug der Vorsehung. Zur Vergeltung fär ihre Übelthaten, zur Erweckung
der Reue musste solche Noth über die Brüder kommen. Dass Jos.
selbst die Züchtigung verhängen muss, bringt seine Stellung mit sich.
Dass er sie aber nicht aus Rachsucht, sondern gegen sein natürl. Ge-
fühl, unter dem Trieb einer höheren Nothwendigkeit, verhängt, deutet
der Vrf. schon V. 24 u. noch mehr durch den Ausgang Gp. 45 an.
Dass auch der alte Vater dadurch mit zu leiden bekommt, ist gegen-
über von jenem Hauptzweck nicht zu vermeiden; in Wahrheit ist es
für ihn die Vorbereitung auf die höchsten Freuden, welche nach göttl.
Ordnung nicht ohne vorangehende tiefe Beugung erlangt werden. —
Die Rückbeziehung auf Josefs Träume im Vaterhaus 6. 9 u. auf Ruben's
Fürsprache für ihn 22, sowie die Rolle Ruben^s als Führers der Brü-
der 37 (anders 43, 3 ff.) sprechen für B als Vrf. Eben dafür zeugen
t^; 22 (nicht ^?0, ^^? 1. 4. 29. 36 (nicht i'«;»?), pw 25. (27) 35
(nicht riHnöi«), T^5«n "ah« ^•'«n 30. 33 (nicht »-^icn allein), *i>ow» 17.
19, nalps 36, ms 25, (auch ms 21, w 9). Doch hat R auch hier
aus dem Parallelbericht des G über diese erste Reise einzelne Sätze
eingearbeitet, näml. 2». 4^ (?) 5*. 6*. 7*, (V. 10 ^§i«?) nam. 27 f. u.
38 (s. in der Erkl.). Das hier u. später (bei B u. C) wiederholt vor-
kommende )?n r^K 5. 7. 13. 29. 32. 44, 8. 45, 17. 25. 47, 13.
15 ist durch den Gegensatz gegen Äg. gefordert
V. 1 f. Jacob fordert seine Söhne auf, Getreide aus Äg. zu holen.
'iäo] heisst das Getreide besonders als Handelsartikel u. kommt von
hier ab häufiger (V. 2. 19. 26. 43, 2. 44, 2. 47, 14) vor. wozu
seht ihr einander an?] in Rath- u. Thatlosigkeit, jeder vom andern
Rath u. Hilfe erwartend. V. 2* inhaltlich neben 1* unnöthig, auf-
fallend auch durch neues "^»k'^i (was LXX weglassen), wird Einsatz
aus C sein. — V. 3 — 5. Zehn Brüder Josefs ziehen nach Äg.; den
Benjamin lässt der Vater nicht mitziehen, damit ihm kein Unfall zu-
stosse. Als der jüngste u. noch allein übrige Sohn der Ra^el (44,
20 ff.) war er ihm besonders theuer. V. 3. "^a "lawi»] Lag. Nom. 230
Gen. 42, 3—10. 419
will ">aiD ^it&V. V. 4^, weil bei C (38 u. 44, 29) wieder vorkommend,
dürfte Einsatz aus G sein {WL Kitt. KS. ^ac); doch könnte es auch
von C aus B übernommen sein, i'idm] schon Ex. 21, 22 f. »;)?] ==
n^g (29. 44, 29) wie 38. Ex. 1, 10, auch Gen. 49, 1. — \. 5
mag {KS, Bac) aus G aufgenommen sein, theils wegen W^*^ *"»
s. 35, 10 (doch s. auch 50, 25), theils weil der V. neben V. 3
entbehrlich ist in der Mitte der Kommenden] unter den andern
aus Ken. kommenden kamen auch sie; nicht gerade {Kn) in der gleichen
Karawane. — V. 6. Ob dieser V. ganz {Bac) oder doch a u. b" {Kitt.
KS,) auf G zurückzufahren sei, ist fraglich. Etwas zur Begründung
davon, dass die Brüder zu Josef selbst kamen, muss auch B gehabt
haben, u. V.^** ist, zumal wenn 5 zu G gehört, b'* aber unter allen
Umständen bei B unentbehrlich. Der V. kann also höchstens als ge-
mischt gelten. Da Josef den Getreideverkauf unter seiner Aufsicht
hat, so müssen die Ankömmhnge sich an ihn wenden; sie erscheinen
vor ihm u. werfen sich vor ihm nieder (vgl. 43, 26. 28); die Träume
Josefs (37, 7. 9) erfQUen sich damit Mit Nachdruck wird er der
Herr oder Herrscher Ägyptens genannt Bei B steht dafür 0"»?^« u.
^ö (30. 33. 45, 8. 26) u. ist tD-^Vior» also nicht von ihm. Aber auch
ob von G? ist fraglich. Denn ta^'W findet sich sonst nur im aram. Esr.,
Qoh., Dan. Man könnte vermuthen, es sei hier ein mit der Oberlieferung
überkommenes technisches Wort, da es auffallend mit Salatis oder
Silüis, dem Namen des ersten Herrschers der Hyksos in Äg. (Jos. c.
Ap. 1, 14; Eus. chron. Arm. 1. 224) übereinstimmt; andernfalls müsste
es von einem jüngeren Leser statt eines andern Worts eingesetzt sein
(Kuen, 0.2 318). «m 2^] «im Sam. Pe§, TrgJon, n»^» u^m *vnt]
19, 1 bei C, aber mit der leichten Variation 'rtH)> 48, 12 auch bei B.
— V. 7 f. Auch hier weist 'k 'rv^n öisn«, (parallel mit V. 8) u. ^sie
auf G, ohne dass deshalb der V. ganz von ihm {KS. Bac) sein müsste;
*x\ ni»p DM« ^a-rn (vgl. 30) scheint aus seiner urspr. Stelle bei B hinter
9* versetzt. „Josef wird von den Brüdern nicht erkannt, da er in
den etwa 20 Jahren seiner Entfernung von ihnen (37, 8. 41, 46) aus
dem Jüngling ein Mann geworden ist'' {Kn.) u. in anderem Aufzug
erscheint Wohl aber erkennt er sie. Er stellt sich fremd gegen sie
u. redet hartes mit ihnen, unfreundlich u. herrisch (1 S. 25, 3. Jes.
19, 4), u. harte Beschuldigungen (9 ff.) gegen sie erhebend. „Die
Prüfung soll zugleich dahin führen, dass er erfahrt, wie es mit Benj.
steht, den er unter den Brüdern vermisst" {Kn.). — V. 9. Beim An-
blick der demüthig vor ihm stehenden gedenkt er (40, 14. 23) der
Träume (37, 5 ff.), die er in Beziehung auf sie (17, 20. 19, 21) ge-
habt „Er erklärt sie für Kundschafter, welche die Blosse des Lan-
des sehen (vgl. Num. 13, 18. Jos. 2, 1), die Gegenden kennen lernen
wollen, welche unbesetzt u. leicht zugänglich sind. Ebenso ^aurah
Qor, 33, 13; yviivova&cti Ilias 12, 399, nudari Gaes. b. g. 7, 70.
Die Beschuldigung passt in den Mund des ersten Beichsbeamten'' {Kn,).
— V. 10 — 13. Die Brüder begegnen dem Argwohn mit Versicherung
ihrer Ehrlichkeit u. genauer Angabe ihrer Familienverhältnisse. *>3im vh]
23, 11. ^^a?5] j nach der Verneinung für gew. "^s wie 17, 5. Jes,
27*
420 Gen. 42, 10—22.
10, 20 u. ö. {Ew, 354*). 'oha] för 'om» (was Sam. hat), s. Ges. 32
A. 2. B^3fi] IS gerade^ im Sinn von aufri(^ig, ehrlich^ im Pent nur
hier u. 19. 31 — 34. In V. 13 ist entweder aatTa« als Glosse (aus V.
32) aus^werfen {Olsh»), oder gegen die Accente bei 'f'*;j?3J abzusetzen
(DeL): 12 sind deine Knechte, Brüder sind wir. Der kleine d. i.
jüngste (s. 9, 24) sei beim Vater, u. der eine sei nicht mehr vor-
handen, sei verschwunden (5, 24). „Sie hüten sich, das nähere an-
zugeben, um nicht Josefs Missfrauen zu stärken" (ffn.). — V. 14.
Als hochgestellter Mann will aber J. gegen sie Recht behalten, es ist,
was ich geredet] es bleibt bei meiner Erklärung, dass ihr Kundschafter
seid. Zu »'»n vgl. 20, 16. Ij. 13, 16 (Kn.). — V. 15 f. Er verlangt
den jüngsten Bruder zu sehen ; einer von ihnen soll ihn aus Ken. holen,
während die übrigen als Gefangene bei ihm bleiben, daran (s. 15, 8)
sollt ihr geprüft werden] sc. ob eure Versicherung wahr ist oder
falsch (vgl. 20. 33)« Er hält es fQr möghch, dass sie dem ßenj.
ebenso schlimm mitgespielt haben wie ihm, u. möchte darüber Gewiss-
heit haben, gibt aber als Zweck nur an, er wolle sehen, ob ihre An-
gabe wahr sei. ^^t ^n] eig. lebendig Pharao d. h. beim Leben
Pharao's (Ges. 93, 1 A. 7 not). Die Aussprache '^»^ für •»n (s. Lev.
25, 36 beim Verb.) , überall wo nicht Gott in Frage steht, ist blos rabb.
Festsetzung (ähnlich wie '♦3^¥ im Unterschied von ^a't»). Dieser Schwur
passt gut, da die Äg. ihre Könige dg TCQog iki^&Biciv ovzag ^sovg
verehrten (Diod. 1, 90). Die Isr. schwuren beim Leben des Königs
wenigstens in Anreden an ihn 1 S. 17, 55. 2 S. 11, 11 {Kn.). bk]
s. 14, 23. nan] 21, 23. 45, 5. 8. 13. — V. 17—20. Er zieht sie
zusammen ein (Ez. 24, 4. Jos. 2, 18) in Gewahrsam (19. 40, 3. 7),
„damit sie fühlen, wie einem Gefangenen zu Muth ist (37, 24), der das
schlimmste zu gewärtigen hat" {Kn.). Aber am 3. Tage erklärt er
nur ^inen als Greisel behalten zu wollen, während die übrigen mit
ihrem Getreidebedarf nach Hause ziehen u. den jüngsten holen, das
thut u. lehl] ihr sollt nicht (als Spione) getödtet werden, wenn ihr
folgendes thut >^ r^vii] 45, 17. 19, aber auch 43, 11. Gott fürchte
ich] will deshalb nicht auf blossen Verdacht hin euch unnöthig hart
behandeln, wenn ihr ehrlich seid] ist Bedingung zum ganzen folg.
Vorschlag, des Sinnes: so werdet ihr folgendes gern annehmen, "t^k]
ohne Art. {Ges. 126, 5 A. 1^); ähnlich 43, 14; anders 42, 33. Ge-
treide der Hungersnoth {Ew. 163*) eurer Häuser d. i. für den Be-
darf euerer Familien während der Hungersnoth (vgl. ?R^t ^w Jes. 30,
23, Olsh). V. 33 steht sogar X^^T) allein, als könnte es Hungerbedarf
bedeuten, aber in LXX PeS. Onk. besser Tiaan ^ye, — Sie giengen
darauf ein, näml. einen von ihnen herzugeben u. s. w. Das )'^ ivr<i
auszuwerfen {KS.\ ist nicht nöthig. — V. 21. Ihr böses Gewissen
wegen Josefs (37, 21 ff.) erwacht, u. unwillkührlich treffen sie in dem
Gedanken zusammen, dass sie um seinetwillen so zu büssen haben.
Ebenso 44, 16 bei C. ^k] 17, 19. mt] 35, 3. — V. 22. Ruhen als
der Beschützer Josefs (37, 22. 29 f.), der sich unschuldig weiss, darf
ihnen mit Recht ihre Unthat vorhalten. Seine Rede lautete oben nicht
wörtlich so; nur dem Sinn, in dem er gehandelt hat, gibt er hier Aus-
. Gen. 42, 22—30. 421
druck. 1^^] 21, 8. 14 u. ö. u, auch sein Blul, siehe es wird ge-
fordert] u. so wird denn auch sein Blut (sein Tod, den ihr herbei-
geführt habt) nun folgerichtig geahndet (9, 5 f.). Da er in der Grube
plötzlich yerschwunden war, nimmt er an, dass er von einem Thier
gefressen oder sonst ums Leben gekommen sei. Es stimmt hier alles
zu dem Bericht des B in Gap. 37. — V. 23. So reden sie laut, in-
dem sie nicht wissen, dass Jos. es vernimnU d. i. versteht (11, 7),
denn der (in solchen Fällen übliche, s. 14, 13) Dolmetscher war
zwischen ihnen; ^5''a wie 26, 28. Natürlich sprach man am Hof
ägyptisch (s. S. 404). — V. 24. Jos., gerührt über ihren Schmerz
u. ihr Schuldbekenntniss, wendet sich von ihnen weg. um zu weinen,
kehrt aber dann zurück, spricht mit ihnen u. lässt Simeon vor ihren
Augen binden (wenn nicht blos gefangen nehmen 2 R. 23, 33); nicht
Ruhen seinen Vertheidiger, sondern den ältesten der andern. — V. 25.
Er lässt ilinen ihr Packgeräthe mit Korn füllen u. Zehrung für die
Reise geben, auch das Geld jedem oben in den Sack thun. Das finitum
^^^^.^ ist hier, da Inff. folgen, auffallend. Selbstverständlich kann es
nicht die Absicht, sondern nur die Ausführung ausdrücken: er gab Be-
fehl u. demgemäss fQllte man ihre Säcke; u. ferner befahl er etc.
an-^fc«?»] Plur., weil die Gelder mehrerer gemeint sind {Ew, 176*^),
vgl. V. 35; über ß Ges. 93 A. 1 F. in eines jeden seinen Sack]
ebenso V. 35; s. zu 9, 5. rrri] wie 45, 21. w?!i5] man ihat, ist
hier nach i?t!? sehr unbequem, u. wohl fehlerhaft für i«»m (vgl.
^*^^'°iVh I^XX halfen sich mit wjiji. — V. 26. Sie laden auf u.
gehen. — V. 2 7 f. aus C (vgl. 43, 21) eingetragen, bei welchem
die Brüder (gegen V. 35) schon unterwegs auf der Station, wo
sie übernachten, die Rückgabe des Geldes gewahr werden, u. zwar
nicht blos einer, sondern jeder derselben, wodurch audh ihrer cUler
Schrecken noch besser motivirt wird {WL XXI. 446). Den letztem
Zug hat R aus harmonist. Gründen hier weggelassen, er wird aber
43, 21 vorausgesetzt Die Ausdrücke i^^ia (Ex. 4, 24), »"iB^^ (24, 25.
32), nnptoK beweisen für C. Dagegen muss ^^^ 27 von R wegen des
Anschlusses an 25 geschrieben, u. 'a^j n«t nö ^tivh 28 (wegen a-^n^«)
aus einer andern Stelle des B, etwa 35 a. £., eingefügt sein, in^n]
der eine, der den Anfang machte d. h. der erste (s. 2, 11. 4, 19),
denn urspr. folgte, dass dann auch die andern öffneten. ^nritoMJ Pack-
tuch (s. Lex.), Sack, regehnässig in Gp. 43 f. gebraucht Auch *"»&
wie 43, 12. 21. nin aa;j 38,24. u. ihr Herz gieng aus] ihr Muth
verliess sie, sie verzagten ganz (nur hier so), sie zitterten einer zum
andern] wandten sich bebend einer an den andern; gleiche Prägnanz
43, 33 (Ges. 119, 4). Sie fürchteten von dem Mann nun auch noch
als Diebe behandelt zu werden, u. erkennen in dieser weitern Nolh
die züchtigende Hand Gottes, n^t rta] 29, 25 (3, 13. 12, 18. 26, 10
bei C). — V. 29 — 34. Heimgekehrt erzählen sie dem Vater ihre Be-
gegnisse, u. heben die Nothwendigkeit, dem Herrn Ägyptens Benj. zu
bringen, hervor. nSj^n] Part des Prf. (Ges. 116, 2*). "^ai»! auch
33; s. 39, 20; zur Sache s. zu V. 6. «ank] -f iv cpvkax^ (nttwaa
s. 40, 3) LXX. Nach Mass.: gab uns wie d. h, behandelte uns als K.
1
422 Gen. 42, 32— Cap. 43.
— V. 82. ö'^^w W3ii] lam« ö'^n« 5am. — V. 33. l^aa^tl] s. zu 19. —
V. 84. "it^] c. Acc. durchziehetiy des Handels w^en, Tgl. 34, 9. 21.
— V. 85. Nun erst in der Heimath leeren sie (nach B) ihre Säcke
aus u. finden erst bei der Ausleerung (nicht '^» *«ni) ihre Geldpäckchen
in ihren Sicken, worüber sie sammt dem Vater in Furcht gerathen.
— V. 36. Der alte Vater bricht in unmuthige Klagen aus. mich
habt ihr hinderlos gemacht] „mich trefien die Veriuste, nicht euch;
ihr habt gut reden u. vorzuschlagen, da es sich nicht um eure, son-
dern meine Kinder handelt^' {Kn), über mich ist das alles ergangen
ich allein habe die Last dieser Ereignisse (vgl. rf^p 29) zu tragen. t^Va
wie Prov. 31, 29, för iV»; s. zu 41, 21. — V. 37. Darauf hin bietet
Ruhen, der auch hier (s. 22) Wortführer ist, seine beiden Söhne als
Unterpfand an; sie mag er im unglückl. Fall tödten. gib ihn auf
meine Hand] „vertraue ihn meiner Gewalt an, 1 S. 17, 22. Ij. 16, 11'*
(Kn,), Nach A hat Rüben bei der Auswanderung nach Äg. 4 Söhne
46, 9. — V. 88. „Jacob weigert sich, den BenJ., der allein noch (von
Ralliers Kindern) übrig ist, mitzugeben, denn leicht könnte auf der Reise
ihm ein Unfall zustossen, u. so würden sie sein graues Haar mit
Kummer hinabbringen zum Scheol (37, 35), d. h. ihm, dem alten
Mann, ein Lebensende mit Gram u. Leid bereiten (1 R. 2, 6. 9)'' En.
Da nun aber von Simeon, dessen Auslösung es doch nach 24. 38 gilt,
gar keine Rede ist, so passt diese Antwort wenig zum Vorhergehenden
d. h. zu B, sondern nur zu G, bei welchem Simeon nicht gefangen
gesetzt, wohl aber das Wiedersehen des Angesichts Josefs an die Bei-
bringung des Benj. geknüpft ist (43, 3. 44, 23. 26); ebenso die Aus-
drücke des V. sind Ausdrücke des G nach 44, 29. 31. Demnach
bricht mit V. 37 der Bericht des B ab; man weiss nicht mehr, ob u.
wann u. unter welchen Bedingungen nach B Jacob die Bürgschaft des
Rüben angenommen hat Statt dessen hat R in V. 88 den Schluss
der vorher nicht mitgetheilten, aber aus 44, 20 — 24. 43, 3. 7 wie-
derherstellbaren (WL) Erzählung des G über die Erlebnisse der Brüder
in Äg. u. über ihren Bericht an den Vater aufgenommen^ um sofort
Gp. 43, 1 ff, mit dem Text des G fortfahren zu können. Bei G war
V. 38 nicht Antwort auf eine Bürgschaftsanbietung, sondern nur auf
die Meldung, dass sie ohne Benj. den Jos. nicht wieder sehen dürfen.
2. Die Brüder zum zweitenmal bei Josef und ihre Prfifung,
Cap. 43 f. nach C.
Da die Hungersnoth zu neuem Getreideankauf in Äg. zwingt, setzt
Juda bei Jacob die Entlassung Benjamin's durch. Mit einem Geschenk
für Josef u. mit doppeltem Geld kommen die Brüder zu ihm. Josef, da
er Benj. sieht, empfängt sie freundUcJi u. ladet sie zu Tisch. Ganz
gegen ihre Befürchtungen wegen des in den SScken vorgefundenen
Geldes läuft zunächst alles glücklich ab; bei der Mahlzeit gibt ihnen
Josef sogar schon Zeichen seines Verhältnisses zu ihnen. Aber vor
ihrer Abreise lässt er heimlich seinen Becher in Benjamin's Sack stecken,
Gen. 43, 1—6. 423
u. dann den Abgezogenen nachsetzen. Benj. wird als der Becherdieb
erfunden. Zu Josef zurückgebracht werden sie von ihm hart ange-
fahren; den Benj. will er zur Strafe als Leibeigenen behalten. Da
unternimmt Juda in ergreifender Rede das Herz Josefs zu rühren u.
bietet sich selbst far jenen als Sklaven an. — So bringt diese 2. Reise
nicht hlos neue Demüthigung vor Jos., neue Noth u. Angst, sondern
macht auch ihre Gesinnungen gegen einander u. gegen den Vater ofifen-
bar, u. liegt darin eben der Fortschritt gegenüber von der 1. Reise,
wo es blos bis zur Selbstanklage kam. £rst denen, welche durch die
That sich als wirklich gebessert erwiesen haben, kann Vergebung u.
Rettung zu Theil werden. — Die neue Reise zur (Auslösung Simeons)
muss auch B beschrieben haben, aber seine Beschreibung ist von R
nicht aufgenommen. Das Stück stammt nicht vom Vrf. des Gp. 42
(Kn, Böhm,), sondern von G, u. zwar nicht blos überwiegend {Schr.)^
sondern ganz (WL Kuen,), mit Ausnahme der Bruchstücke 43, 14.
23^ (s. d.). Das zeigt sich vor allem daran, dass m 43, 3. 5. 7. 21.
44, 19 f. 22 f. 26 ein von Gp. 42 abweichender Bericht über den Ver-
lauf der ersten Reise vorausgesetzt ist, sodann daran, dass nicht Ruhen,
sondern Juda 43, 3 ff. 44, 16. 18 ff. die Führerrolle hat (wie 37,
26 ff.), femer an der durchgehenden Verschiedenheit gewisser Aus-
drücke gegenüber von Gp. 42, näml. «'"kh für Joseph im Munde der
Brüder u. Jacobs 43, 3. 5. 6 f. 11. 13 f. 44, 26; ^»a von Benj. 43,
8. 44, 22. 30 f. 33 f. (über n!?r. 44, 20 s. d.), m?»:»^ 43, 12. 18.
21—23. 44, If. 8. 11 f., l^K^^ 43, 6. 8. 11, ^?« (nicht ^a) 43, 2.
20. 22. 44, 1. 25. Dazu kommt endlicli die überall durchschimmernde
eigenth. Diction des G: ™ 43, 1; n^» seq. h c. Inf. 43, 2; ta?tj 43,
2. 11. 44, 25; ^ mit Suff. u. Part 43, 4; wtonörjri 10, -^^w 12,
n^; u. -t'^'i^n nach Äg. 43, 11. 15. 20. 22 (42, 38),* nn» 19, kSioö
24, riirtPwn; nng 28, "^ 43, 20. 44, 18, n^nn o-^^ans 44, 7, ^ r^\'''irt
seq. 1«? c. Inf. 44, 7. 17, die Endung in 43, 32. 44, 1. 23 u. a.; be-
merke auch die Namen der Landesfrüchte 43, 11 (vgl. 37, 25). Da-
gegen beweist &''^^m in der Rede des Ägypters an die Brüder u. dieser
an jenen 43, 29. 44, 16 nicht für B, ebensowenig der Ausdruck ona
44, 5. 15, der auch 30, 27 dem G. gehört. Im ganzen zeigt sich
auch hier die aus Gp. 18 f. 24 u. a. bekannte Erzählungsweise des G.
V. If. Die Hungersnoth war schwer (12, 10. 47, 4. 13, da-
gegen pti^ 41, 57) im Land. Nach Aufzehrung des Vorraths fordert
der Vater die Söhne zu einer nochmaligen Reise nach Äg. auf. nV&]
seq. ^ u. Inf. bei G sehr beliebt, s. zu 27, 30 (bei A 17, 22. 49, 33}.
tt?tt] im St. c wie V. 11. 44, 25. 18, 4. 24, 17. 43 (immer bei G).
— V. 3 — 5. Juda erklärt, ohne Benj. werden sie nicht ziehen, da der
Mann nachdrücklich gegen sie betheuert habe, sie werden, ohne dass
(Ges. 163, 2) der jüngste Bruder bei ilmen sei, sein Antlitz nicht
sehen (44, 23. 26) d. h. nicht vor seine Augen kommen dürfen (2 S.
3, 13. 14, 14. 28). So lautete die Bedingung bei G, während nach.
B (42, 20. 34) sie durch Mitbringen des Benj. den Beweis, dass sie
keine Spione seien, führen u. die Auslösung des Simeon bewirken
sollten. ^«&:] seq. Part, wie 24, 42. 49. — V. 6 f. Israel (s. zu
424 Gen. 43, 6—11.
35, 10) macht ihnen Vorwürfe, dass sie dem Mann gesagt haben, ob
(8, 8. 42, 16) sie noch einen Bruder hStten. Sie rechtfer Ligen sich
damit, sie haben dem Mann auf seine Erkundigungen nach (26, 7)
ihrer Verwandtschaft, in Gemässheü (Ex. 34, 27 u. ö.) dieser Frage-
Worte^ antworten müssen; tousslen (Eu). 136*; Ges, 107, 4^ 2) wir
denn, dass er das Erscheinen Benjamin's verlangen werde? Auch hier
u. wieder 44, 19 f. ist der Vorgang etwas anders als 42, 13. 32 (bei
B, womach sie ihre Verwandtschaft zur Verthcidigung gegen den Vor-
wurf, Spione zu sein, erwähnten) dargestellt — V. 8 — 10. Juda
wünscht, dass Uim Benj. anvertraut werde; er wolle ihn verbürgen,
mit seiner Person für ihn einstehen (die Parallele zu 42, 37 bei B).
^] s. S. 423. v^pasin] 30, 38. 33, 15. 47, 2. 5j^ T«ttrji] so sündige
ich dir alle Tage d. i. will mein Lebenlang dir schuldig, verschuldet
sein (1 R. 1, 21), so dass du mit mir nach deinem Belieben verfahren
kannst. Ohne das leidige Zaudern wären sie schon zweimal zurück-
gekehrt 'onönörin] 19, 16. npj? -ö] wie 31, 42. tr»3>» m] 27, 36.
— V. 11. Darauf fügt sich Isr. ins unvermeidliche, k^m] 27, 33. 37.
!)v^ ^Kt] 42, 18. Er heisst die Sdhne zu einem Geschenk für den
Mann nehmen f?»»! ^"Ü^.^, gew. (nach Trg. Vulg,) vom Gesang des
Landes, soll heissen: von den besungenen, gepriesenen, d. h. berühm-
testen Erzeugnissen Kenaan's (fies. Tuch Kn. a.), u. einen solchen
Begriff erwartet man. Freilich ist ein so poet Ausdruck (zumal von
dem fast nur vom gottesdienstl. Gesang gebrauchten *^»t) befremdlich
{Del), Aber Äbschnili d. h. Abhub, Ertrag (DeU) ist unzulässig, weil
^w nur vom Abschneiden des Unnölhigen u. Hinderlichen gebraucht
wird. Die LXX geben einfach Früchte, Erzeugnisse (jux^teoQ; ein
assyr. zumri gleichen Sinnes gibt Norris (ass. dict II. 354) an, u.
verglich Harlmann das arab. thamar u. thamtr, aber gegen die Laut-
gesetze; u. der Begriff ist zu allgemein. „Geschenke an hohe Herren,
um sie sich geneigt zu machen ^ waren u. sind im Morgenland herr-
schende Sitte (32, 14 ff. 1 R. 10, 25. Matth. 2, 11)" Kn. nk, n«», '^]
37, 25. v^a^] „hier wohl nicht Bienen-, sondern Traubenhonig, aus
Traubensaft dick eingekochter Syrup, arab. dibs; schon im alten Pa-
lästina ein Ausfuhrgegenstand (Ez. 27, 17), wie noch heute (fVellsL
Arab. L 222; Win.^ L 510). Ägypten hatte Weinbau (40, 10 f.),
war aber kein eigentl. Weinland; dagegen hat es wenigstens heutzu-
tage viel Bienenzucht (Bruns Erdbeschr. v. Afrika L 114 f.; Savary
Zust Egyptens 11. 219") Kn. fi^stta] nur hier, wahrsch. Pistacien
{Low Pfl. No. 44; das Wort auch punisch s. Blau in ZDMG. XXVH.
527, u. assyr. s. Schrad. in MBAW. 1881. 419); die Nüsse der Pistacia
Vera {Ri. HWB. 1211), von jeher eine gesuchte Lieblingsnäscherei;
nach Rosen ZDMG. XII. 502 jetzt nicht mehr einheimisch in Paläst
(gegen Schubert IL 478. HI. 114), dagegen in Syrien, bes. Aleppo u.
noch in Ma^lülä, 8 Stunden nördlich von Damask {Wetzst. in ZDMG.
XI. 520). Die Pistacie gehört zum Geschlecht der Terebinthen, die
arab. bulm heissen u. von den Syrern nusxiMct genannt wurden (Athen.
14, 61 p. 649). So haben vielleicht auch LXX u. Vulg, mit ihrem
rsQißiv&og die Pistacie gemeint Mehr in Celsii HB. L 24 ff.. Riller
Gen. 43, 11—23. 425
XI. 561 ff. Q'^lgvf] sind Mandeln, „Solche zieht man wohl auch in
Äg. (Abdollat memorab. Äg. p. 33 White), sie sind aber sehr selten
fBruns. 99") Kn. — V. 12 f. Ausserdem sollen sie Geld zmefällig
natftt im Acc. adv. wie Ex. 16, 22, dagegen V. 15 cjö» im Acc. dop-
peltes an Geld Jer. 17, 18; Ges. 131 A. 5) mitnehmen, nSml. ausser
dem zum neuen Einkauf auch das frühere, das sie zurückgebracht
^laben; vielleicht (s. zu 16, 2) liege ein Versehen vor. '» "^m] 42, 27.
43, 21. — V. 14. So entlässt sie Jacob mit den besten Wünschen.
Der V. ist aus B eingefügt, denn der andere Bruder (*^nN ohne Art.
s. 42, 19; Sam, LXX lasen -Tn»n) ist der nach B (42, 24) von Josef
gefangen gehaltene §imeon. Doch zeigt sich die Hand des R in «"Mn,
u. wohl auch in *^^ ^», das B sonst nicht schreibt, ich aber, wie
ich verwaist bin, hin ich verwaist] „soll ich meine Kinder verlieren,
so geschehe es! eine Äusserung gefasster Resignation, womit er sich
in sein Schicksal fugt Ähnlich Est 4, 16. 2 R. 7, 4" (Kn.). i^'^
B*»»»^] Dt 13, 18. Jer. 42, 12. -^fi^J^] ä in Pausa für ö {Ges, 29 a.
E.). ''nw hvi] s. 17, 1. — V. 15. Sie ziehen nun nach Äg., u. stellen
sich vor Josef, na»)?] s. 12. — V. 16 f. Als Jos. den Benj. bei ihnen
sieht u. erkennt, dass sie früher die Wahrheit gesagt haben u. Benj.
noch lebe, beschliesst er freundl. Behandlung, u. befiehlt dem Haus-
verwalter (39, 4), sie ins Haus zu fQhren u. für sie ein Mittagsmahl
zu bereiten, nhxa] für Matt, nur hier so (Ew, 226^), um gegen n?»
zu varüren {Bötich, § 1051). „Ein Verstoss (Bohl) des Erz. liegt
hier nicht vor, indem allerdings Könige u. Priester auch Fleisch ge-
nossen, sogar täglich (Her. 2, 37. 77; Diod. 1, 70), u. die Priester
nur gewisser Thiere, zB. des Schaf- u. Schweinefleisches (Plut. de Is.
c. 5), u. nur manche von ihnen alles Fleisches (Porph. abst 4, 7)
sich enthielten" (Kn,). — V. 18. „Die Hineinführung in Josefs Haus
flösst den Brüdern Angst ein. An eine bes. Auszeichnung für sie
können sie nicht denken, da er sie schon das erstemal so hart behau
delt hat", u. nun fQrchten sie, er werde wegen des in ihren Säcken
zurückgelangten Geldes es noch ärger machen. Sie sagen so unbe
stimmt avn, weil sie das Walten eines Zufalls annehmen" (Kn.)^
sich XU wälzen über uns her (Ij. 30, 14) u. sich auf uns zu stürzen
in Masse über uns herzufallen, u. uns zu Sklaven zu machen (vgl. Ex
22, 2 über die Behandlung des Diebs bei den Isr.). w^pVi] r^rr^h Sam
LXX. — V. 19 — 22. Um diesem Schicksal vorzubeugen, wenden sie
sich noch am Eingang des Hauses (18, 1. 10), ehe sie eintreten,
an den Hausverwalter, geben ihm Aufklärung über das Geld u. ent-
schuldigen sich. Über den hier vorausgesetzten (von 42, 35 abweichen-
den) Hergang der Sache s. zu 42, 27. "^a] Bittpartikel, immer vor
^if», auch 44, 18. Ex. 4, 10. 13 (bei C). unser Silber mit seinem
(vollen) Gewicht] ohne dass etwas daran fehlte, s. 23, 16. — V. 23.
Der Verwalter beruhigt sie. Q?^ ßfto] Friede euch d. i. seid ohne
Sorgen! Jud. 6, 23. 1 S. 20, 21. „Ihr Geld sei an ihn gelangt; das
von ihnen gefundene Geld müsse also ein Schatz sein, den ihr u. ihres
Vaters Gott d. h. der Schutzgott ihrer Familie ihnen in iliren Säcken
bescheert habe. Seine Glücksgüter leitete jeder von dem Gott ab^ den
426 Gen. 43, 23--34.
er verehrte Hos. 2, 7 ff." (Kn.). ös^sk] »"»»vök Sam. LXX. den Simeon
gab er ihnen heraus] ist Yon R aus dem Referat des B über die 2.
Reise eingefügt — V. 24 f. Eingetreten bereiten sie sich (s. 24, 32)
n. ihr Geschenk, dass sie dort essen werden] u. bei dieser Gelegen-
heit Josef sehen, 'j^sr''] Ges, 107, 3^; die LXX einfacher h^»^ (auf
Jos. bezogen). — V. 26. Als Jos. in sein Haus (Zimmer) eingetreten
war, brachten sie das Geschenk, das in ihrer Hand d. i. das sie mit
sich führten (24, 10. 35, 4. Num. 22, 7. 29) hinein u. überreichten
es unter der übl. Niederwerfung (18, 2. 19, 1. 24, 52. 33, 3. 37, 10).
iR-^a*»^] über das Mappiq in R s. jetzt Ges. 14, 1 A. 2. — V. 27 f.
Josef erkundigt sich zuerst nach ihrem, dann nach des Vaters Befinden
(Ex. 18, 7. Jud. 18, 15 u. ö.). iT^] mit f^^yon yerbunden wie
24, 26. 48 bei G. -— V. 29. Den Benj., den Sohn seiner MuUer,
seinen leibl. Bruder, gewahrend, fragt er, ob er der sei, begrüsst ihn
aber sofort, ohne ausdrückt. Antwort von ihnen, mit GoH sei dir
gnädig! sjan;] wie Jes. 30, 19 för ?jm^ {Ges. 67, 8 A. 2). Er redet
ihn als Sohn an. B u. C stellen durchaus Benj. als ziemlidi jünger
denn Josef dar, was mit 35, 17 f. (vgl. zu 34, 1) stimmt (Anders
in 46, 21). — V. 30 f. Josef, weil seine Eingeweide d. i. seine
Zärtlichkeitsgefühle gegen den Bruder entbrannt sind (1 R. 3, 26.
Hos. 11, 8), eilt d. h. bricht schnell ab, u. weil er das Bedürfiiiss
durch Weinen seiner Rühning Herr zu werden empfindet, zieht er sich
in das (innere) Gemach zurück. Darnach kommt er wieder, nimmt
sich zusammen oder thut sich Gewalt an (45, 1), u. gibt Befehl, das
Mahl aufzutragen, ^"^^^s] die Bedeutung überwältigt werden^ nach
assyr. kamdru {Bei, Hebr. lang. 41 f.) scheitert schon an Thr. 5, 10.
— V. 32. Man trug ihm, den mit ihm essenden Ägyptern u. den
Brüdern besonders (an besonderen Tischen) auf; „ihm als hohem Herrn
u. Mitglied der Priesterkaste (41, 45), die sich von den Laien geson-
dert hielt (Porph. abst. 4, 6), u. seinen (wohl nicht priesteriichen) 9g.
Gästen, weil diese mit den Hebr. nicht essen können d. i. dürfen
(Dt 12, 17. 16, 5. 17, 15). Bekannt ist die Eingenommenheit der
Äg. für sich u. ihr Land u. ihre finstere Abgeschlossenheit gegen das
Ausland (Diod. 1, 67; Strabo 17, 1, 6); die Priester assen u. tranken
nichts, was aus dem Ausland kam (Porph. 4, 7); der Ägypter ge-
brauchte kein Essgeräthe eines Griechen (Her. 2, 41). So hielt er
sich auch gegen den Hebräer, zumal dieser dem Hirtenstand angehörte
(s. 46, 34)" {Kn). — V. 33. Die Brüder erhalten ihre Plätze nach
dem Alter geordnet; sie äussern darüber einander ihre Verwunderung.
Die Prägnanz wie 42, 28. ^«»sa u. ^»] s. zu 29, 26. — V. 34.
„Um ihnen Aufmerksamkeit zu beweisen, lässt Josef, nach alter Sitte,
von seinem Tisch ihnen Gerichte zugehen. Benjamin's Ehrengericht
(2 S. 11, 8) beträgt aber 5 Hände d. i. Griffe, Theile (47, 24. 2 R.
11, 7) mehr, als das jedes andern Bruders. Wen man vor andern
auszeichnen wollte, dem gab man bei der Mahlzeit die grdssten u.
schönsten Stücke (1 S. 9, 23 f.; Hom. Ili. 7, 321. 8, 162. 12, 310.
Ody. 4, 65 f. 14, 437; Diod. 5, 28). Bei den Spartanern bekam der
König das doppelle (Her. 6, 57; Xenoph. Laced. 15, 4), bei den Kre-
Gen. 43, 34— Cap. 44, 7. 427
lern der Archon das vierfache (Heraclid. pol/ 3). Die Fün&ahl findet
sich oft bei äg. Dingen (41, 34. 45, 22. 47, 2, 24. Jes. 19, 18)"
(tCn!), Ihren vorzugsweisen Gebrauch w^ill Kn. daraus erklären, dass
die Ag. 5 Planeten annahmen (Macrob. somn. Scip. 1, 21; Senec. qu.
nat. 7, 3 vgl. Diod. 2, 30; Eus. chron. arm. 1. 26), wie sie auch
nach Horap. 1, 13 die Fünfzahl mit dem Zeichen eines Sterns aus-
drückten; man kann aber ebensowohl die lOtägige Woche {Leps, Chron.
I. 132 f.) oder noch einfacher die 5 Finger der Hand herbeiziehen.
K^».^] u. man trug^ s. 42, 25; aber LXX Pei. drücken den Plur. aus.
— Nach dem Essen tranken sie reichlich in seiner Gesellschaft.
Gap. 44. Die nochmalige Prüfung der Brüder, welche Jos. nach
seiner Weisheit über sie verhängt. V. 1 f. Er lässt allen Brüdern ihre
Säcke reichlichst mit Korn füllen u. das Geld eines jeden dazu thun
(durch beides ihnen sein Wohlwollen hinlänglich andeutend), in Ben-
jamin's Sack aber ausser seinem Getreidegeld auch noch den silbernen
Becher Josefs packen, ppn] aus diesem Wort hier, V. 20. 23. 26
(auch 43, 29), bes. ^'J"ia u. ipp V. 12, auf einen Paralleltext des B zu
schliessen {EüL I. 132), geht zu weit. Allerdings schreibt C ^ds u.
^"^3^ 43, 33. 29, 26; muss er aber immer so geschrieben haben? s.
19, 11. 48, 19 (27, 15. 42. 9, 24). Am Ende könnte auch R variirt
haben. Anderweitige Zeichen für eine Parallelerzählung des B finden
sich nicht — V. 3—6. Die Construction in V. 3 f. wie 38, 25. 19, 23.
Es war hell geworden (Prf. intrs., Ges> 72 A. 1), da wurden sie ent-
lassen. Sie waren noch nicht weit zur Sladt (welcher? s. zu 46, 31
u. oben S. 404) hinaus, da gab Jos. seinem Hausverwalter Befehl,
ihnen nachzusetzen u. sie wegen des mitgenommenen Bechers zur Rede
zu stellen. Die LXX {VtUg. Pei) schicken vor V. 5 voraus: warum
habt ihr meinen silbernen Becher gestohlen? Nach dem hbr. Text wird
verblümter gesprochen : isVs nicht das d. i. handelt es sich nicht um
das, worin d. i. woraus (a instr.; Am. 6, 6) mein Herr trinkt? also
nicht um etwas geringes? u. er pflegt in oder an ihm die Zeichen
zu beobachten (30, 27), die Zukunft zu erforschen, gebraucht es also
zu wichtigen Verrichtungen u. ist es ein geweihtes Gerälh. ,4)iese
Wahrsagerei aus dem Becher xi;A.txofi(xvT£/cir, wie die aus den Schüsseln
XsxavofiCKvre/a, nannte man vÖQOfActvrsla, worüber Jamblich, myst
3, 14 u. Varro bei August civ. dei 7, 35 (Plin. 37 § 192; Damasc.
ap. Phot bibl. cod. 242 p. 567) Aufschluss geben. Man goss Wasser
in ein Glas oder anderes Gefäss, oder warf auch in die eingefQllte
Flüssigkeit Stückchen von Gold, Silber, Edelsteine, u. beobachtete die
dabei sich ergebenden Erscheinungen, Figuren u. s. w., um aus ihnen
künftiges oder verborgenes zu erfahren. Die XEKcivo(iavreig u. vSqo^
fAovrstg waren auch in Persien einheimisch (Strabo 16, 2, 39). In
Äg. soll diese Wahrsagerei noch in neuerer Zeit vorkommen {Norden
Reise, deutsch von Steffens, 423). Nach der vorliegenden Stelle trieb
Jos., der in die Priesterkasle aufgenommene (41, 45), auch diese Kunst''
(Kn,). — V. 7 f. Die Verfolgten suchen daraus, dass sie das bei der
ersten Reise vorgefundene Geld zurückgebracht haben, ihre Ehrlichkeit
u. die Unmöglichkeit dieses Diebstahls zu beweisen. nVnn a-^^iais] s.
428 Gen. 44, 7—26.
zu 39, 19. 'ai iMn] auch 17; s. 18, 25. t|9? IT «1»»^ Sam. LXX.
■jp*?] 39, 9. — V. 9. Bei welchem von ihnen der Becher sich finde,
der soll sterben (vgl. 31, 32), u. sie, die andern, viroUen ihm als Skla-
ven anheimfallen, rro^] wie 22. 31 ; Ew. 243*. — V. 10. Der Verwalter
sagt: sei es nun auch also wie eure Worte! es möge geschehen,
wie ihr sagt! (vgl. 30, 34). Zu m s. 27, 33. Er mildert aber sofort,
indem er nur den ThSter verlangt u. zwar nicht zum Tod, sondern
blos als Sklaven für Joseph. — V. 11 — 14. Bei der Durchsuchung
(wie 31, 35), die der Altersfolge nach geht, findet sich der Becher im
Sack des jüngsten; vor Schmerz u. Verzweiflung zerreissen sie die
Kleider (37, 34), laden wieder auf, kehren in die Stadt zurück, treten,
Juda, den Bürgen Benjamin's (43, 8 ff.) voran , bei Josef^ der auf sie
wartet, ein u. fallen Erbarmen flehend vor ihm nieder. Über ^"nan u.
•jttpn s. zu V. 2. «a*'"»] s. 9, 23. — V. 15. Jos. ßihrt sie wegen der That
hart an: ob sie nicht gevnisst haben, dass ein Mann wie er (einer
von den Weisen Ägyptens, Jes. 19, 11, Kn.) die Wahrsagerei verstehe,
also auch die Diebe sofort kennen werde? — V. 16. Juda spricht hier
nur als Wortföhrer aller {WL will mün-j wegen V. 18 streichen u.
!i^»«_i lesen). Er verzichtet darauf, dem Augenschein zum Trotz sie
gegen die Anschuldigung des Diebstahls zu rechtfertigen. Mit dem Be-
wusstsein, durch ihre That an Josef das verdient zu haben (42, 21),
ergibt er sich: Gott selbst (Sam, LXX B'»n^Kn'j als Zustandssatz) hat
die Schuld deiner Knechte (suchend) getroffen, ausfindig gemacht u.
aufgedeckt, uns thatsächlich als Schuldige dargestellt, dagegen hilft
j£eine Widerrede. Er stellt sie sämmtlich, sammt Benj., als Sklaven
zur Verfügung. — V. 17. Josef vnll aber nur Benj. behalten. Q'i^w^]
so dass ihr Frieden habt, unangefochten (1 S. 1, 17. 20, 42). — V. 18.
Juda tritt nun aus dem Kreise der übrigen hervor, näher zu Jos. heran,
um dem Vater den Liebling zu retten. Er bittet um die Gunst, vor
ihm (20, 8. 23, 16. 50, 4) sich aussprechen zu dürfen, u. ist sich der
Grösse dieser Bitte bewusst, da Jos. an Macht u. Hoheit vne (» — s
18, 25) der König ist. •'a] 43, 20. — V. 19 ff. Er stellt ihm zunächst
den ganzen Hergang dar, wie Jos. den Benj. verlangt, u. wie u. warum
sein Vater ihn nur mit äusserstem Widerstreben habe mitziehen lassen.
V. 19. Die Darstellung (abweichend von der des B in Cp. 42) bezieht
sich auf ein verlorenes Stück des C zurück, worüber s. zu 43, 6 f. —
V. 20. ein kleiner spätgeborener Jüngling] vgl. 37, 3 bei C; ö'^s^t *^5
sagte man wohl nicht, daher hier "t^; (wälirend sonst in Cp. 43 f. Benj.
immer ^?3 heisst). «5] wie 42, 38; dagegen isa**« 42, 13. 32 bei B.
Sie hielten ihn wirklich für todt (42, 22). — V. 21. ich will mein
Auge auf ihn richten] „ihm Aufmerksamkeit schenken, ihn in meine
Obhut nehmen (Jer. 39, 13. 40, 4. Ps. 33, 18. 34, 16). Juda erlaubt
sich, Josefs Verlangen nach Benj. als Zeichen gütiger Gesinnung zu
nehmen" (Kn.). — V. 22. Sie haben schon damals eingewendet, der
Knabe könne d. i. dürfe (43, 32) den Vater nicht verlassen, sonst sterbe
dieser. So nur bei C, nicht bei B 42, 13. 32. ^ö")— awl Ges. 159,
2, e. — V. 23 s. 43, 3. 5. — V. 24—26 s. 43, 2 ff ^m] ira« Sam.
LXX PeL Vulg. (s. aber 27). «7!»;j] Nachsatz der Bedingung. —
Gen. 44, 27— Cap. 45. 429
V. 27—29. s. 37, 33. 42, 38. n«] s. zu 29, 14. nan-i?] 15, 16.
wja] in Bösem d. i. Unheil, welches sein Lebensende begleiten würde.
Der Gegensatz ist in Frieden 15, 15 (An.) — V. 30 f. Aus dieser
Darstellung zieht er die Folgerung, dass wenn er ohne den Sohn, an
dessen Seele des Vaters Seele gefesselt sei d. h. an dessen Person
er mit ganzer Seele hänge (1 S. 18, 1), zum Vater zurückkomme, es
diesem das Leben kosten werde, was doch — so setzt er voraus —
Josef nicht wollen könne. Der Nachsatz zu V. 30 ist mit n^nj V. 31
eingeleitet, u. innerhalb desselben ist wieder ri»n Nachsatz zu itiiM'is.
icwj] warum hier ''ömj zu corrigiren sein soll {WL XXI. 447), ist
nicht einzusehen, ^an y^v] + iah« Sam, LXX Peü, Vulg., wie V. 30;
aber unnöthig. Sonst s. 42, 38. — V. 32. Der Vater hofft sicherlich
auf seine Wiederkehr, denn dein Knecht hat den Knaben vom Vater
erbürgt d. i. gegen Bürgschaft von ihm anvertraut erhalten (s. 43, 9),
u. ist das zugleich der Grund, warum ich in dieser Weise für ihn
eintreten muss. — V. 33 f. Die Endbitte, nun begründet theils durch
des Vaters Liebe zu Benj. V. 19 — 29, theils durch Juda's Bürgschaft
für ihn V. 32. Er bittet, ihn den Juda, an Benjamin's Statt als Sklaven
zu nehmen u. diesen mit den andern Brüdern ziehen zu lassen. Er
müsste sonst das Unheil, das den Vater trifft, mit ansehen; zu )^ vgl.
3, 22. 38, 11. 42, 4. — So spricht Juda im Namen der andern u.
somit auch in ihrem Sinn.
3. Die Entdeckung und die Einladung zum Umzug nach Ägypten,
Cap. 45, nach B und G.
Von der Sinnesänderung der Brüder überzeugt, gibt Josef endlich
sich den Brüdern zu erkennen, indem er sie zugleich über ihre Unthat
an ihm beruhigt, u. fordert sie auf, nach Ken. zurückzueilen, dem
Vater Nachricht zu bringen u. ihn zum Umzug nach GoSen in Äg. ein-
zuladen. Eine ähnl. Einladung lässt auch der König ergehen, u. be-
willigt die erforderlichen Wagen zur Abholung Jacob's. Mit Geschenken
von Joseph f&r sich u. den Vater kehren die Brüder heim. Jacob hoch
erfreut, zeigt sich sofort entschlossen, zu Joseph zu ziehen. — Damit
finden alle bisherigen Verwicklungen ihre Lösung, u. das Walten
der göttl. Vorsehung (V. 5 — 8) strahlt schon jetzt wie ein Licht aus
dem Dunkel der Thaten u. Geschicke der Betheiligten auf. Selbstver-
ständlich müssen beide Erz. diesen vorläufigen Schluss der Geschichte
erzählt haben, u. m der That hat R zwar im ganzen den Bericht des
B zu Grund gelegt, aber manches aus dem des G eingearbeitet. Letz-
teres nam. in 1* (pwrin), 2 (gegen 16), 4^ u. theilweise 5* (Verkau-
fung Josefs, aagg), einiges in 7 (der überladen ist), 13 f. (Parallele zu
9; T^'?'in, '»r'»??"^? ^I|), 28 (^^^w?), wohl auch 10 (s. d.). Das Übrige,
in sich wohl zusammenhängend, erweist sich theils durch Abweichungen
von G (zB. 3 gegen 43, 2 7 f.; das Anerbieten Pharao's 17 ff. gegen
46, 31 ff.| wo ein solches nicht vorausgesetzt ist), theils durch Rück-
beziehung von 46, 5 auf 19. 21 u. von 47, 12. 50, 21 auf 11, theils
430 Gen. 45, 1—8.
durch Hervorhebung der götU. Vorsehung u. der Herrlichkeit Josefs in
Äg., theils durch die Ausdrücke zB. tnrf^H 5. 7 f. 9, 3p5 25, ri^n
Y'rya 5, i^tt 17, ms 21, *^ 23, als aus B genommen, oder sclüiesst
wenigstens keine entscheidende Gründe gegen B in sich. Über
V. 19 — 21 u. einen auflallenden Ausdruck in V. 23 s. d.
V. 1^. Josef, den bisher nur noch die Ungewissheit über die Ge-
sinnung der Brüder vermocht hat, sich fremd zu stellen, kann nach
diesen Worten Juda's nicht mehr an sich hallen (43, 31), wie er
doch mit Rücksicht auf alle die vor ihm stehenden musste. o^asca
i''^»] 18. 2. 28, 13 bei C (Ex. 18, 14 B). Also befiehlt er allen An-
wesenden ausser den Brüdern abzutreten. V^ kann wie 1* aus C
stammen, aber auch aus dem Eingang der Erkennungsscene des B auf-
genommen sein. 3(«tn^n] sich xu erkennen geben, nur noch Num. 12, 6.
— V. 2 aus G. Josef lässt in Weinen seiner Stimme freien Lauf d. h.
bricht in lautes Weinen aus, dass Ägypten ('^ra ohne Art., also nicht
ö-^-ixö zu punktiren) d. h. die Ägypter (41, 55) draussen oder in der
NShe es hörten, u. so hört (d. h. doch wohl: erfährt) es der Hof
(Jos. wohnt in der Königsstadt 46, 31), s. weiter V. 16. — V. 3f-
Nach der Enthüllung, dass er Josef sei, ist seine erste Frage nach dem
Vater; bei B sehr natürlich, bei G nach 43, 27 f. u. 44, 19—34 über-
flüssig. Sie aber können vor Bestürzung nicht antworten. Da lässt
er die vor ihm zurückgeschrockenen (Job. 18, 6), damit sie Vertrauen
u. Biuth bekommen, näher herantreten (44, 18). Die weitere Erklärung,
er sei Josef, den (Ges. 138, 1 A. 1) sie nach Äg. verkauft haben (37, 28.
39, 1), ist aus C genommen (s. dagegen 40,15*). — V. 5. Gl. aof y
ebenfalls aus C. Er ermahnt sie, nicht belrübt u. unmuthig über ihre
That zu sein, sondern die Sache als eine göttl. Fügung anzusehen,
welcher sie als Werkzeuge gedient haben. Gott habe ihn zum Zweck
der Lebenserhaltung (anderer u. ihrer) vor ihnen her nach Äg. ge-
sendet. sasjEri (6, 6. 34, 7) u. der Verkauf erinnert an C, '•'?3 ^ryi
(31, 35) u. D-^rf^ii an B. mn] s. 42, 15. — V. 6. Denn nun (31, 38.
41; 27, 36. 43, 10) dauere der Hunger schon 2 Jahre (während
dessen die Menschen durch ihn erhalten wurden), u. noch 5 Jahre, in
denen es keine Ackerbestellung u. Ernte gebe, stehen bevor. — V. 7.
Eben deshalb habe Gott ilm ihnen nach Äg. vorausgesandt, um durch
seine Vorsorge sie zu erhalten, euch einen Rest auf der Erde zu
setzen] „zu machen, dass euch Nachkommenschaft auf der Erde sei u.
euer Stamm nicht von der Erde weggetilgt werde (2 S. 14, 7. Jer. 44,
7)" (En,), Das folg. um Leben zu geben euch '"»a '»^, ist überaus
hart, mag man letzteres als Appos. zu &d^ (Schu,) oder als Dat des
Products dass eine zahlreiche errettete Schaar sei {Kn. Del) neh-
men, zumal da B n;nn sonst mit Acc. gebraucht (47, 25. 50, 20),
als Acc. aber i^*^*?»«? hinzuzudenken noch schwieriger ist Die Streichung
des \ vor ntt'»^» {Sam. LXX; Olsh) ist in Anbetracht von 2 Chr. 12,
7 schwerlich zu billigen. Vielleicht ist V.^ ein verstümmelter Einsatz
aus C. Zum Gedanken vgl. 60, 20 (B) u. zu ntt"^» 32, 9 (14, 13).
— V. 8. Diesen seinen Plan also auszuführen, habe Gott, nicht sie,
den Jos. nach Äg. geschickt u. ihm die nöthige Machtstellung daselbst
Gen. 45, 8—10. ' 431
gegeben. Vater Pharao^s] väterlicher Beraüier des Königs, eine Ehren-
bezeichnung des ersten königl. Beamten s. Ges, th. p. 7, auch Stücke
Est 2, 6. 6, 10. 1 Macc. 11, 32. Nach Brugsch l'Exode 17; Gesch.
207. 248. 252. 592 u. s. soll ab en piräo, nach Documenten der
19. Dynastie, officieller Titel des ersten (Haus-)Mini8ters gewesen sein,
u. „adon des ganzen Landes" in Shnl. Sinn in einem Document der
18. Dyn. vorkommen. Herr seines Hauses] 41, 40. Herrscher]
V. 26; s. zu 42, 6. — V. 9 f. Eilig sollen die Brüder nach Ken. zu-
rückkehren u. Jacob im Namen Josefs einladen, ohne Zögern mit
allen Angehörigen u. Besitzthümem nach Äg. überzusiedeln. V. 10
wird (WL KüL; die 3 ersten Worte KS) dem C zuzuweisen sein,
weil er in 46, 28 vorausgesetzt wird. Dass aber auch bei B GoSen
das Wohnland sein sollte u. war, ist kaum zu bezweifeln, da trotz
des Anerbietens Pharao's 17fl'. nicht anzunehmen ist, dass nach B Is-
rael in der SUdt bei Josef wohnte, yöi] bei G (46, 28 f. 34. 47, 1.
4. 6. 27. 50, 8. Ex. 8, 18. 9, 26), wogegen A Land Ramses dafür
hat (47, 11; vgl. Ex. 12, 37. Num. 33, 5). „Beide Namen gehen auf
dieselbe Landschaft, wie denn die LXX 46, 28 ^a auch durch ^P<y-
fiECFO^ erklären. Sie ist jedenfalls auf der Ostseite des Nil zu suchen,
da zwar die Hebr. bis zum Nil hin wohnten (Ex. 2, 3 ff. Num. 11, 5),
aber eines Stromübergangs weder bei der Ein- noch bei der Auswan-
derung Erwähnung geschieht" Die LXX geben 45, 10. 46, 34 Fbcb^
*Aqaßlag, Nämlich in der griech.-röm. Zeit war 'A^aßla einer der 23
vofioly in welche damals das Deltaland geüieilt war, mit der Haupt-
stadt OaKOvaacc (Ptol, 4, 5, 53, vgl. Strab. 17, 1, 26). Noch in der
Peregr. Silviae {Gamur,^ 460'.) wird Arabia in diesem Sinn u. Gesse
sich gleich gesetzt Zur Zeit der 18. u. 19. Dynastie hatte das untere
Land nur 15 Nomen, u. waren die späteren vofiol von Arabia u. von
Bubaslis noch inbegriffen in dem grossen Bezirk von On (Heliopolis),
der östlich an den späteren vofwg Heroonpolis (Pithom) grenzte. Ein
Nomos ^OA kommt in den Inschriften jener Zeit noch nicht vor. Aber
ein Text aus der Zeit des Königs Merenptati {Mariette Kamak T. LH
Z. 8) sagt von der Nachbarschaft von Pi- Bailos (wahrsch. Bilbeis),
„that the country around was not cultivated, but left as pasture
for cattle, because of the strangers; it was abandoned since the time
of the ancestors". Nun hiess aber die Gegend 2 — 3 Stunden östlich
von Bubastis bei den Äg. Kesem oder Kes, u. längst hat man {von
der Hardi, ChampolL, Brugsch, Ebers) gerade dieses Kes als Pa-kes
in Phacussa, der Hauptstadt des arab. Nomos vermuthet, zugleich es
mit )v^ zusammengebracht (s. Naville Land of Goshen, Lond. 1887
5. 15 ff. u. 26). Als die religiöse Hauptstadt dieses Bezirks haben
Naville's Ausgrabungen Sopt (heute Saft el Henneh) ergeben. Dieses
Land um Sopt her, östlich vom Kanal Abu-1-Munagge, zwischen Belbeis
im Süden u. Abbaseh im Osten, wäre Kesem. Man wird demnach das
)^i des AT. östl. von Bubastis (Zagazig) gegen Tell-el-Kebir hin, süd-
lich bis über Belbeis sich erstreckend zu denken haben, womit aber
nicht gesagt ist, dass nicht die Isr. mit der Zeit sich weiter östlich
ausdehnten. „Noch Saadia u. Abusaid haben für ')»> überall Sad(r,
432 Geri.'"45, 10—19.
einen Ort nordösü. von Bilbeis {RiUer XIV. 59) zwischen Abbasia u.
GhaSbi (Jaqal Moscht p. 242); u. Makrizi bei Rosenm. AK. 111. 247
bestimmt Goäen als das Land von Bilbeis (Hauptstadt der heutigen Pro-
vinz e§-§arqije) bis zum Amaleqiterland. GoSen wurde zu den besten
Tbeilen Ägyptens gerechnet (47, 6. 11), u. war auch ein Land für
Hirten (46, 34). Noch heute gilt die Provinz e§-§arqije als die beste
u. einträglichste Ägyptens (Robins. L 86 f.)" (Kn.). Der Name ^oa,
den auch eine Stadt u. Landschaft im südl. Kenaan führte (Jos. 10, 41.
11, 16. 15, 51), kann aus Kes, Kesem semitisirt sein (s. auch Ri.
HWB. 528). — V. 11. Hier, in seiner Nähe, wolle er den Jacob in
den noch übrigen 5 Hungerjahren ernähren (47, 12. 50, 21). w?;»?"')?]
damit du nicht verarmest, herunterkommst (Onk,, Ges. Del. a.);
iüTQißyg LXX, avaXoD&ijg Aq., pereas {Vulg. Peä.)-, weniger natürlich:
damit du nicht besessen werdest d. h. nicht von Noth gedrängt an-
dern zum Eiffenthum verfallest (Kn. mit Beziehung auf 47, 19 ff.). —
V. 12. Die Überraschten heisst er sich überzeugen von der Wirklich-
keit dessen, was sie sehen, hören, dass mein Mund es ist, der zu
euch redet] nicht der eines andern. — V. 13. Auftrag, dem Vater
seine Herrlichkeit zu melden u. ihn baldigst nach Äg. zu bringen,
wesentlich dasselbe, was 9ff.y also (u. wegen 'i'^T^) wohl aus G ein-
gefugt (Wl.). — V. 14 f. Erst nachdem er so ihren Sinn zurechtge-
bracht, erfolgt die förml. Begrüssung durch Umarmung, Küsse u. Freu-
den thränen, zuerst u. am herzlichsten mit Benj. V. 14 aus G, vgL
46, 29. (33, 4); V. 15 aus B. a^^'J an ihnen, indem er sie um-
armte. Nach diesem Unterpfand der Versöhnung wagen auch sie mit
ihm zu reden. — V. 16. Die Kunde von der Ankunft der Brüder
Josefs gelangt auch in den königl. Palast, u. ist dem König u. seinen
Hofleuten angenehm. Man weiss Josefs Person u. Verdienste zu schätzen.
Bei G war das schon V. 2 kurz gemeldet "^.r?? ^'^'"l^\ vne 41, 37
(freihch auch 34, 18). — V. 17 f. „Von selbst kommt der König
darauf, Jacob u. dessen Angehörige nach Äg. einzuladen; er trifft darin
mit Josef zusammen u. beauftragt ihn, den Brüdern das nöthige zu er-
öffnen" (Kn.). wy ji«t] 42, 18, aber auch 43, 11. 45. 19. «?»] da-
gegen 44, 13 ^? Dtty bei G. '»•'»a] s. Ex. 122, 4; sonst im Pent. noch
Num. 20, 4. 8. 11 (B). '» t?9 a^ita] „nicht den besten Theil Ägyp-
tens, Go§en (Rai. Fag. Vatabl. der. JDMich. Ges. Ros. Schum.),
wofür vielmehr ata"»*! der Ausdruck ist (47, 6. 11), sondern wie V. 20.
23. 24, 10. 2 R. 8, 9 GiUer, besten Dinge (LXX Vulg., Tuch Kn.
Del.); nachher das Fett des Landes, die fettesten vorzüglichsten Er-
zeugnisse. An ein Wohnenbleiben der Hehr, in Äg. fQr lange Zeit
denkt der König nicht" (Kn.). — V. 19. Insbesondere stellt er ihnen
noch äg. Wagen zum Transport ihrer Familie u. ihres Vaters zur Ver-
fügung, nri-^« np«^] wäre: u. du hast Befehl oder bist ermächtigt.
Da müsste aber, da in ^vsf nn)p nicht Jos., sondern die Brüder angeredet
sind, dazwischen stehen ^"^n»-^« ^fajj (Pei.), u. kann darum, zumal
auch die Wendung durch das Pass. n« (s. Num. 36, 2) sehr ver-
dächtig ist, der Text nicht richtig sein. Nach LXX Vulg. 0v dh
yvT6ikai> könnte man &i;k ntist lesen. Aber auch Bd*^va^i bsnu^ (ebenso
Gen. 46, 19—28. 433
46, 5) ist auffallend, da B sonst (s. zu Num. 82, 26) die o^vs nebeu
P)tö nicht besonders nennt. Da weiter auch ^3^ y^r^ cnr» (20) im Pent.
sonst nur D schreibt, ferner 'a*» a*'» "^s (20) schon V. 18 gesagt, end-
lich '«"^ ''aa )'s 'j»:>'^i (21) rein proleptisch ist, so steht zu vermuthen,
dass V. 19 f. sammt Vn^w — iwri u. nns "»» h9 V. 21, natürlich dann
auch 46, 5^ auf Ein- u. Überarbeitung des R beruht, welcher ein Ge-
wicht darauf legte, dass Pharao selbst die Sache so befohlen hatte.
Der Text des B 'äi fpr^ '^ )'n'^ V. 21 (vgl. 27) lautete einfacher. •—
Die nVay Lastwagen ist verschieden von der '^^y:'^. (41, 43), auch bei
den Ägyptern {Erman Äg. 650 f.). Von Bespannung mit Rossen (s. 12,
16) ist nichts gesagt: es sind andere Zugthiere (Ochsen, Esel) voraus-
gesetzt; anders 46, 49. 50, 9. — V. 20. „Geräthschaften sollen sie
in Ken. lassen, da ihnen in Äg., dem kunstileissigen Gulturland, daffir
die besten Sachen zu Dienst stehen, euer Äuge erbarme sich nicht
über e, (?.] habt sie nicht so lieb, dass ihr sie mitnehmen zu müssen
glaubt Das Mitleid drückt sich im Blick des Auges aus" (Kn.), Dt
7, 16. 18, 9 u. ö. — V. 21. Sie thun darnach. ^r'^i\ 41, 40.
T)il ^7-f] 42, 25. — V. 22. Ausserdem beschenkt Jos. seine Brüder
mit neuen Kleidern, wie das im Orient Sitte war, Kleider zu schenken
{Win.^ I. 411. 668). '« HtVq] Wechselkleider, d. i. Kleider zum
Wechseln, kostbare Kleider, die man bei feiert Gelegenheiten mit den
alltäghchen vertauschte (27, 15), s. Jud. 14, 12 f. 19. 2 R. 5, 5. 22 f.
Gemeint sind bei den 10 Brüdern so viel Kleider als zu einem voll-
ständigen Anzug gehören. Dem Benj. aber (vgl. 48, 84) gibt er 5mal
so viel u. ausserdem noch 800 Seqel (s. 20, 16) Silber {Kn,), —
V. 28. Auch dem Vater schickt er Geschenke, näml. 10 Esel mit äg.
Gütern u. 10 Eselinnen mit Getreide u. mit Lebensmitteln für seine
Reise. rKra] demgemäss, ebenso {Ew. 105^), näml. nicht auch Kleider
u. Geld, sondern: ebenso als Geschenk das, was folgt i'iT^] ein mehr
aram. Wort, vielleicht jüngere Glosse für urspr. mst (V. 21. 42, 25).
— V. 24. „Er entlässt sie. '»'^a^p'-^] nicht: ziUeri nicht, fürchtet
nicht {JDMich, llg. Bohl. Tnch Bmg, Ges.), denn diese Abmahnung
war bei Männern, die die Reise wiederholt gemacht hatten, überflüssig,
u. würde '»s'^"«?» dafQr gesagt sein, sondern: werdet nicht erregt, er-
zürnet euch nicht unterwegs (Verss., Rabb.)." Sie sollen über ihre
Schuld an ihm keinen Streit anfangen, „einander keine Vorwürfe machen
(vgl. 42, 22); vgl. Prov. 29, 9. Jes. 28, 21'* (Äw.). Sam. recipr.
iTi-njnn. — V. 25 f. Sie kehren heim u. erzählen dem Vater, "sj] u.
dass, zur indirecten Rede hinüberleitend, it^^] nicht: blieb kalt (£n.
Ke.), sondern wurde kalt-, besinnungs- u. empfindungslose Starrheit war
die nächste Folge der plötzt, noch mit Unglauben aufgenommenen
Nachricht Der Ausdruck ans (Hab. 1, 4. Ps. 88, 9) braucht nicht dem
R {Gieshr. 287) zugewiesen zu werden. — V. 27. Erst aus den mit-
getheilten Reden Josefs, worin er ihn wieder erkennt, u. den mitge-
schickten Wagen schöpft er Glauben, u. nun ward sein Geist lebendig
(Ps. 22, 27. 69, 88), kam Leben freudiger Erregung in ihn. — V. 28
nach G. Jetzt, alles andere aus dem Sinn schlagend, nur von dem
einen Gedanken, dass Josef lebt, beherrscht, will er sofort sich auf-
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 28
434 Gen.- 45, 28— Cap. 46, 1.
machen, ihn zu sehen. a!>] viel d. i. genug! 2 S. 24, 16. 1 R. 19, 4;
im Pent. Ex. 9, 28. Num. 16, 3. 7. Dt 1, 6. 2, 3. 3, 36. Zur Sache
vgl. 46, 30, u. zu nwK Dhtta 27, 4.
c) Die Obersiedlung nach Ägypten bis zum Ende der
Jacobgeschichte, Cap. 46 — 50.
Von hier an fliessen wieder alle 3 Quellen. Der Abschnitt zer-
föllt in 3 Abtheilungen: 1) 46, 1 — 47, 27 die Einwanderung der
Israeliten, die Ansiedlung in GoSen u. die Gestaltung ihrer u. der 9g.
Verhältnisse während der Hungersnothi 2) 47, 28—49, 33 Jacob's
letzte Anordnungen u. Tod, 3) 50, 1 — 26 sein Begräbniss u. weitere
Geschichte bis zum Ende Josefs. Die beiden ersten Abtheilungen son>
dern sich wieder in einzelne Stücke.
1. Der Umzug Israels 46, 1—27, nach B (C) und A.
Jacob zieht nach BeerSeba^ bringt hier Gott Opfer u. erhält im
Nachtgesicht ermuthigende Eröffnungen über seine Auswanderung. Von
da wandert er mit allen Angehörigen u. Besitzthümem nach Äg. Die
Zahl der Angehörigen des Israelhauses betrug bei der Übersiedlung 70
Seelen; sie werden in einem besondem Verzeichniss einzeln aufge^hrt.
— Hievon geht V. 1 — 5 auf B zurück (Äh. Sehr, Wl.), wofQr das
Nachtgesichl, die äg. Wagen 5, v^rf?^_ 2, '^'ia^ tj-w 3 u. anderes V. 3 f.
zeugen. Doch hat R in 1 f. u. 5 eingegriffen (s. d.), u. 1^ geht meist
auf C zurück. Von dem Rest des Abschnitts gehört V. 6 f. (»«";>,
*?;, ^^^ '^3^';'^) unwidersprochen dem A an, aber auch das Verzeichniss
8 — 27, seiner Stelle nach ganz passend, neben der kurzen Recapitu-
lation Ex. 1, 1 — 5 u. den Verzeichnissen Ex. 6, 14 ff. Num. 26 nicht
überflüssig, noch damit unverträglich, stylistiscli n. sprachlich (zB.
apr? ^ba 8, tj^« w 15, »m 15. 18. 22. 25—27, 1*3!?: ''«r 26) mit
andern Stücken des A übereinkommend, stammt nicht aus G {Hupf.
Böhm,), mit dessen Angaben es unvereinbar ist, ist auch nicht blos
von später Hand aus dem Material des A (IVL) oder des A u. G
(Kays,) oder sonst woher (Kuen. 0.^ I. 69. 317 f.) zusammengestellt,
sondern in der Hauptsache von A {Kn, Nöld, Schr.\ aber allerdings in
V. 8. 12^ 15. 20. 26 f. von R nach CB überarbeitet {Nöld, Brust.),
in ähnl. Weise wie Cp. 10. 36. 11, 27 ff. Ob DL 10, 22 auf A {Kn.
Nöld. Brust) oder auf einer von A unabhängigen Tradition ( WL Kuen.)
beruhe, kann hier dahingestellt bleiben.
V. 1* wegen ^n"*»"» 3>o'»i (vgl. 35, 5. 16. 21) von C, nach wel-
chem Jacob in Hebron wohnte (35, 27. 37, 15). Davon, dass auch
C vom Opferfest in BeerS. erzählte, findet sich keine Spur, u. wird 1*
von B stammen, bei welchem (V. 5) der Aufbruch nach Äg. von BeerS.
aus geschah. Dann aber ist s'ao 'a Mn-^i eine von R eingefugte Klam-
J
Gen. 46, 1—8. 435
mer. Ob bei B Jacob erst auf dem Umzug nach Äg. in BeerS. ankam,
oder schon vorher dort war, etwa um wegen der Hungersnoth näher
bei Äg. zu sein, oder in Folge der Ereignisse in Sekhem (48, 22), ist
nicht auszumachen. Hier nun in BeerS., wo schon Isaac einen Altar
gebaut 26, 25 (vgl. über Abr. 21, 33), bringt er beim Abschied aus
dem Land dem Gott seines Vaters (vgl. 31, 54. 42) Opfer (dem Aus-
druck nach Opfer mit Opfermahlzeit), ihm dankend u. seine Gnade
suchend (vgl. auch die Opfer in Bethel 35, 1. 3. 7). — V. 2. Hier
in den Nachtgesichten (wie sie in der Nacht zu kommen pflegen Ij.
4, 13) redete Gott mit ihm. Vgl. zu 20, 3 u. 15, 1. Es ist das
die letzte Offenbarung. Wie die Einwanderung in Ken. auf einer
solchen beruht (12, 1 ff.), so auch die Auswanderung. Die Formeln
wie 22, 11. Zur Wiederholung des ^»«''i s. zu 22, 7. ^^'^v^] statt
apy», was sofort folgt, wohl nur von R aus V. 1 fortgefülu-t — V. 3 f.
Er gibt sich ihm als den El, den Gott seines Vaters ^ zu erkennen
(vgl. 35, 7. 33, 20 u. zu 14, 18), u. benimmt ihm die Furcht (45,
28 ist nicht aus B) vor dem Umzug in fremdes Land damit, dass Gott
ihn dort zu einem grossen Volk machen werde, "^"i^^ Q'^v] 21, 13. 18.
nn-i] für JniJ, wie ri;^ für ^?!J Ex. 2, 4, auch bei B {Kn). Warum
*y\ •'ij^ «»a Einsatz des R sein soll {KS,\ ist nicht einzusehen. — V. 4.
Gott selbst wolle mit ihm hinabziehen, u. er, derselbe, ihn auch her-
auffuhren (n'^a; m wie 31, 15 bei B; Inf. Qal s. zu 37, 33) nach Ken.,
näml. in den Nachkommen, nicht bezüglich auf das Zurückbringen der
Leiche Jacob's (47, 29 f. 50, 5 ff.), denn dabei wird eine Thäligkeit
Gottes nicht erwähnt, wie sie bei dem Auszug aus Äg. stets hervor-
gehoben wird Ex. 3, 8. 6, 8 u. ö. (Ä"n.). Ihm selbst werde (im
fremden Land) sein theurer Sohn Josef die Augen zudrücken (50, 1).
„Dieser letzte Liebesdienst war auch bei andern alten Völkern (Hom.
Ili. 11, 453, Ody. 11, 426. 24, 296; Eurip. Phoen. 1465 u. Hecub.
430; Verg. Aen. 9, 487; Ovid heroid. 1, 102) üblich" (/fn.). — V. 5.
Jacob bricht von BeerS. auf, mit Benützung der von Pharao geschickten
Wagen, 46, 21. 27. Über V.^, wahrscheinlich von R überarbeitet,
s. zu 45, 19. — V. 6 f. von A, vgl. 12, 5. 31, 18. 36, 6. Spk wtj
vgl. 17, 7. 9 f. 35, 12 u. s. — V. 7. Alle seine Nachkommenschaft
nahm er mit, auch Töchter u. Enkelinnen. Dass er solche hatte (37, 35),
ist selbstverständlich wie 5, 4 ff. 11, 11 ff.), obwohl in der Sage nur
eine Tochter Gegenstand der Erzählung war (30, 21. 34, 1 ff.). In
dem folg. Verzeichniss werden zwei, 1 Tochter u. 1 Enkelin, aufge-
führt (15. 17), die Tochter (15) ducch Einschub; die Enkelin (17),
der in den spätem Stammverhältnissen noch irgend welche Bedeutung
(Num. 26, 46) zugekommen sein muss (s. auch Ew. G.^ L 541 ff.,
u. vgl Fälle wie Num. 27, 1 ff. 1 Chr. 2, 34. 4, 3. 7, 24. 32. 25, 5,
auch Gen. 36, 22. 25). Die übrigen Töchter, Eukelinnen, auch
Schwiegertöchter (V. 26) werden nicht mitgezählt. — V. 8. dies sind
die Namen] 25, 13. 36, 10. Das Verzeichniss betrifft die nach Äg.
gekommenen Israelsöhne; darunter V. 17 eine Enkelin. Jacob w.
seine Söhne] Gorrectur des Vorhergehenden, u. wohl Einsatz des Be-
arbeiters, welcher trotz seines Einsatzes 12^^ die V. 15 angegebene
28*
436 Gen. 46, 8—22.
Zahl 33 aufrecht erhalten wollte. ^p9^ ^ba] wie 25, 13. 35, 23.
36, 15. Num. 3, 2. In dem Verzeichniss sind die Söhne nach den
Müttern eingetheilt, wie 35, 23—26 u. 39, 9—14. Die Namen des
Verzeichnisses kehren, mit manchen Varianten, wieder Ex. 6, 14 — 16.
Num. 26. 1 Chr. 2—8. — V. 9—15 die 6 Lea- Söhne. V. 10.
hnvn'il hvü'Qi N. 26, 12. Chr. 4, 24. -nicj] erscheint in N. u. Chr.
nicht mehr, ^rfi] ebenso Ex. 6, 15, aber rnr in N. u. Chr. SatU
Sohn der Kenaanäerin] die also als aus den Sagen oder Genealogien
bekannt gilt; ebenso Ex. 6, 15. Über die Mischung der Jacobsöhne mit
KenaanSem s. Cp. 38. — V. 12. Peres u. Zerach s. 38, 29 f. — ria^
p3d] ist Einsatz des Bearbeiters (aus Cp. 38) wie Num. 26, 19; denn
in Kenaan Verstorbene gehören nach V. 8 nicht hierher. Indem A
'^Er u. Onan noch aufluhrt, folgt er einer von Cp. 38 abweichenden
Theorie. — V. 13. njs] Chr. 7, 1 n«« (vgl. Jud. 10, 1). Lag. in
GGN. 1889 S. 282 vnll n« als Tang, wie yVin als Purpurschnecke
deuten, a-i-] ^Aaovii LXX, an«; Sam., N. 26, 24, Ch. 7, 1. — V. 15
Unterschrift, 'a ra-^n-r^Ki] ungeschickt angefügt (Olsh.) u. ohne Zweifel
Einschub des Bearbeiters (nach 34, 26), u. war demnach Dina von A,
obwohl er sie kannte (Cp. 34), hier nicht berücksichtigt. Auch 'i'^riaai
(gegen V. 8) wird Einschub sein. Die Summirung der 6 Lea- Söhne,
von denen Rub. 4, §im. 6, Levi 3, Jud. 7, Jiss. 4, Zeb. 3 Söhne (u.
Enkel) hat, ergibt richtig 33. Der Bearbeiter freilich, der ^Er u. Onan
nicht mitrechnen konnte, muss statt deren Dina u. Jacob selbst ge-
zählt haben. — V. 16—18 die Zilpa-Söhne. V. 16. i^-'m] Zatpciv
LXX, lits Sam. u. N. 26, 15 (richtiger wegen '»a'ifi», vgl. Jos. 13, 27).
l^äx»] Sam. ivas», LXX 0aaoßav, -^aTK N. 26, 16." '^T''^] -ri^« N. 26,
17. — V. 17. njc-j] ebenso Ch. 7, 30; in N. 26, 44 nicht aufgeführt.
Mit ^an u. ^T^^i will Jastrow in JBL. XL 120 die in den Tell-
Amama-Briefen oft genannten !^abiri u. Milkil combiniren. — Die
Summirung der 2 Zilpa- Söhne, von denen Gad 7, A§er 4 Söhne,
1 Tochter, 2 Enkel hat, ergibt 16 Seelen, wie V. 18 angibt. — V. 19
— 22 die Raliel' Sohne, Der abweichende Anfang des V. 19 (statt
erwarteten o'^'^fiKi n«a»3 vp\^ "^aa«»), darum, weil die Nachricht, dass dem
Josef in Äg. seine 2 Söhne geboren wurden, hier beigebracht werden
sollte. — V. 20. "jK — ^k] Einsatz des Bearbeiters (nach 41, 50); in
diesem Text muss sich 'i»« auf ein aus t^;«i • zu ergänzendes ö*^aa be-
ziehen (s. 5, 3). — V. 21. ^aa] fehlt in Chr. 8 u. steht N. 26, 35
(nicht in LXX) bei den Efraimiten. «;»] fehlt N. 26, 38 u. steht Chr.
8, 3 (5) als Sohn des y^a. y^'Si] ist N. 26, 40 u. Chr. 8, 4 Sohn des
a?^3. B-'ßtt «K^j -rtK] für diese 3 Namen hat N. 26, 38 f. öj-^n« u.
tsBitü, u. Chr. 8, 1 rt^n« (oder nnn« 8, 6 ?), u. 8, 5 itnt»* (vgl. 7,
12. 15 &'^&^), aber bei der Summirung V. 22 sind 3 Namen voraus-
gesetzt ö-^Bn] fehlt in LXX, wm N. 26, 39; tirn Chr. 8, 5 als
Enkel des J^ (?), s. aber 7, 12. 15 oen u. ö-^ßrr. -n^ns] ist N. 26,
40 Sohn des Bela^ wohl auch Chr. 8, 3 unter dem Namen "^^k.
Bei den LXX sind nur Bali Bo^oq 'Aöß'^k Söhne des Benj., dagegen
rriQcc Nosficcv 'AyyLg '^Pmg McciAtplfi Söhne des Bald u. 'Aquo Sohn
des rriQci. — V. 22. Die Summirung stimmt, u. zeigt zugleich, dass
Gen. 46, 22—27. 437
wenn auch die Namen V. 18 theilweise corrupt sind, doch wirklich
10 Namen von Benjamin -Söhnen schon urspr. dort gestanden haben
müssen. Von einer Zusammenflickung aus andern Genealogien, nam.
N. 26 (Kuen.) wird man gerade hier am wenigsten reden dürfen.
-tV] Sam. LXX besser nnV;, vgl. V. 20. — V. 23—25 die Bilha"
Söhne. — V. 23. ^aa] obgleidi nur 6in Name folgt, s. 36, 25. ö-^ton]
LXX 'AaoiA, N. 26, 42 cnw. — V. 24. 05^] LXX ZoXXi^ii; aiV» Sam.
u. Chr. 7, 13. — Die Summirung stimmt. — V. 26. Alle die leibL
Nachkommen Jacobs, die ihm d. h. von ihm oder auch unter seiner
Führung, mit ((isxa LXX) ihm nach Äg. kamen, ausser den Schwieger-
töchtern sind 66. "»»'^'^ "'nss'^] Ex. 1, 5. Gen. 35, 11. -raV)?] s. 26, 1.
Bei dieser Zählung sind von Lea 32, von Zilpa 16, von Bilha 7, von
Rahel 11 gerechnet; von Josef u. seinen Söhnen wird hier abgesehen,
u. erst V. 27 auf sie Rücksicht genommen. — V. 27. ^V^] vgl. 22. 35,
26. b:»3^] Ew. 318*. n»an] s. 18, 21. Hier erst wird nachgebracht,
dass mit Josef u. seinen 2 Söhnen, die schon in Äg. waren, alle
Seelen vom Jacohhaus, die nach Äg. kamen, 70 waren (nämL
66 + 3 4" 1> welcher letztere das Haupt des Hauses, Jacob selbst,
ist). Nun ist aber sofort klar, dass diese letztere Rechnung {66 +
3 + 1) eine Correctur der ursprünglichen, in den Theilzahlen 33
+ 16 + 14 + 7 (V. 15, 18. 22. 25) enthaltenen ist, zusammen-
hängend mit dem (zu V. 15 bemerkten) abweichenden Verständniss
der Zahl 33. Demnach muss «vi ta'^vv V. 26 u. ganz ¥• 27 bis
ntt'^^ssto Einsatz des Bearbeiters sein (vielleicht auch aps?^ *aa "^»a ts^j»
V. 26). Er rechnet 69, A aber (vgl. Ex. 1, 5) 70 ausser Jacob.
Das System, wornach (Ew. Alt^ 331) den Nebenweibem je die
Hälfte des Hauptweibes (Lea 32, Zilpa 16; Rahel 14, Bilha 7) zu-
kommt, tritt bei dieser Correctur des R noch klarer hervor. —
Die Zahl siebzig erscheint wieder Ex. 1, 5 (70 ohne Jacob) u. Dt
10, 22 (70 mit Jacob?). Dagegen geben in V. 27 die LXX 75 Per-
sonen u. so auch Act 7, 14. Sie führen näml. V. 20 bei Josef noch
3 Enkel u. 2 Urenkel auf, genommen aus 50, 23. Num. 26, 28 ff.
1 Chr. 7, 14 £r. (In V. 26 haben die LXX wie Mass. die Zahl 66;
bei den Rahelsöhnen V. 22 haben sie als Theilzahl 18, weil sie bei
Josef 5 mehr, aber bei Benj. 1 weniger aufFühren als Mass.; die Zahl
9, auf welche in LXX V. 27 die Zahl der in Äg. dem Josef gebornen
Nachkommen bestimmt wird, kann nur falsche Lesart für 7 sein). Die
Absichtlichkeit dieser Änderung ist klar: die LXX wollen alle die Ahnen
der Num. 26 aufgeführten Geschlechter hier beisammen haben, wäh-
rend A nur die aufzählt, die er für zur Zeit des Umzugs schon vor-
handen hält Auch V. 21 haben sie nach Num. 26 corrigirt —
Gegenüber von Num. 26 sowie 1 Chr. 2 — 8 ergeben sich ausser den
Varianten in der Lesung der Namen auch allerlei Abweichungen in der Zahl
u. Ordnung der Namen (indem zB. Söhne dort Enkel sind u. s. w.), was
bei dem fortwährenden geschichtl. Wechsel in derartigen Geschlechts-
gliederungen nicht auffallen kann. Diese Abweichung der Tafel Num.
26 (bei A) von Gen. 46 gibt keinen Grund, Gen. 46, Sff. dem A ab-
zusprechen {Hupf.\ sondern ist nur ein Beweis, dass A in Num, 26
438 Gen. 46, 27.
späterere gesetzlich geordnete Verhältnisse beschreibt, während er hier
mehr geschieht!. Zwecke verfolgt, darum manche später bedeutungs-
los gewordene, aber einst wichtig gewesene Namen mit aufnimmt zB.
V. 12 {Ew, G.* I, 594 f.). Die Zahl 70 ist so wenig, als die Zahl
12 in der Stamm theilung, eine bloss zufällige; sie erscheint von Mose's
Zeit an als die Zahl der Mitglieder des Ältestenausschusses d. h. der
Vertreter der Stämme u. Hauptgeschlechler Ex. 24, 1. 9. Num. 11, 16
{Ew. Alt^ 328 ff.), u. hat in der ganzen Geschichte Israels bis herab
auf das Synedrium ihre Bedeutung behalten. Als solche typische Zahl
wird sie auch hier angenommen sein. Doch ist zu beachten, dass
immer nur von Seelen, nicht von Geschlechtern die Rede ist. Aber
selbst mit diesen 70 Seelen will sich die bis Gp. 46 bei BC vor-
ausgesetzte Stufe der Ausbildung Israels nicht vertragen. Auch wenn
man Peres-Söhne (V. 12^) 21 Jahre nach Josefs Verkaufung (nach
37,2. 38, Iff. 41, 46. 45, 11) als möglich zugibt, so tritt doch
bei Benj. der Widerspruch zwischen dem Knaben (43, 8. 44, 20 u. ö.)
u. dem Vater von 12 Söhnen offen zu Tag (vgl. auch fiber Ruhen
V. 9 mit 42, 37). „Um die Widersprüche zu beseitigen, hat man daher
angenommen, ausser Manasse u. Efraim seien auch noch andere der
hier aufgefQhrten Nachkommen Jacob's erst in Äg. geboren (zB. Vat,,
Ros, Kanne bibl. Unters. II. 58 ff., Hgst. Pent II. 354 ff., Lengerke
Ken. I. 348 f., Kurt z GeschO I. 299 ff., Reinke Beitr. I. 104 ff., Del.
Ke.). Diese Annahme ist aber unstatthaft. Der Erz. erinnert nur bei
Man. u. Efr., sie seien in Äg. geboren (27 vgl. 20; Ex. 1, 5). Wenn
das auch von andern gelten sollte, hätte er es gewiss auch bei diesen
bemerkt Nach seiner Darstellung sind ausser Jos., Man. u. Efr. alle
hier genannten Söhne, Enkel u. Urenkel mit ihm nach Äg. gezogen.
An ein Mitziehen in lumbis patrum aber hat er gewiss nicht gedacht^'
(Kn.). Wenn man aber gar aufstellt, Vrf. habe irrlhilmlich ein vor-
gefundenes Verzeichniss der dem Jac. bei Lebzeiten gebornen Nach-
kommen als Verzeichniss der mit ihm in Äg. Eingewanderten benutzt
u. eingereiht {KöhU G. I. 160), so gewinnt man damit nichts u. thut
zugleich dem Vrf. Unrecht Nach der Zeitrechnung des A, wenn man
sie nur nicht mit der von B u. C vermischt (s. S. 380 f.), war eine
Mehrung des Jacobhauses bis zu der von ihm dargestellten Stufe mög-
lich (vgl. 26, 34 u. 28, Iff mit 47, 9).
2. Ankunft, Begegnung mit Josef, Einweisung nach Gosen,
Cap. 46, 28—47, 11, nach C und A.
Jacob, nachdem er den Juda an Josef vorausgesandt, langt mit
den Seinigen in Go§en an. Josef eilt seinem Vater hieher entgegen
zur Begrüssung u. weist die Bruder an, bei der Audienz vor dem
König, die er vorbereiten wird, sich als Hirten zu bekennen, damit
sie in GoSen Wohnsitze erhalten. Er stellt dann 5 von ihnen Pharao
vor, u. sie befolgen die erhaltene Weisung mit dem gewünschten Er-
folg (46, 28 — 47, 6). Jacob selbst wird von Josef dem Ph. vorge-
stellt, u. erhält mit den Seinigen Wohnsitze im Landstrich von Ra^mses
Gen. 46, 28—30. 439
angewiesen (47, 7 — 11). — Hier ist zunächst deutlich, dass 47, 7 —
11 nicht vom Vrf. des nächst Vorhergehenden sein kann. Dort wer-
den 5 Söhne Jacoh's dem Ph. vorgestellt, hier Jacob selbst; dort
bestimmt Ph. ihnen GoSen zum Wohnsitz, hier bestimmt Josef auf Be-
fehl Pharao's ihnen das Land Ra^mses. Die Altersangabe 7, die Phrase
'fi ^»»n naiD -»ö^ 8 f., ta'^'natt 3, rijns H weisen den A als Vrf. aus. Vor
V. 7 gehört aber (LXX) als urspr. Bestandtheil des A auch noch 5^.
6* (s. d.). Dagegen stammt 46, 28 — 47, 6*. 6^ aus C, u. trägt die
deutl. Zeichen davon an sich in der Hervorhebung Juda's 46, 28, in
den Ausdrücken •'''5«5:^-^? ^63 u. ^^i»? 46, 29 f., wjTt 30, '^n ^^^^ 30,
h^^m'o u. nay^n 34, ^^^r\ 47, 2, -ras 4 u. a. Bestätigt wird das da-
durch, dass von dem bei B gemachten freiwilligen Anerbieten Pharao's
45, 18 hier nichts vorausgesetzt wird.
V. 28. Während bei A V. 6 die Ankunft in Äg. schon gemeldet
war, wird hier an die Zeit des Aufbruchs V. Iff. angeknüpft, u. er-
zählt, dass Isr. den Juda vor sich her zu Josef schickte, um vor ihm
her nach Goien zu weisen. Die Meinung kann nicht sein, Juda solle
den Weg von Pal. nach Äg. weisen, sondern nur dass in Äg. entweder
der Weg nach dem Bezirk GoSen (45, 10) gewiesen^ oder dass die
nöthigen Weisungen nach Go§en erlassen werden, damit dem Jacob
bei seinem Einzug mit den Heerden keine Schwierigkeiten in den Weg
gelegt werden. Das war aber Sache Josefs, u. Subj. zu rh^rh^ ist Josef
[Ges, Kn.), nicht Juda (DeL, als bedeutete t^'^^'n Bescheid von seiner An-
kunft bringen). Der Ausdruck ist knapp, aber der Sinn unanstössig
(gegen KS»), Zwar Sam, Pesch, lasen ni»*inV als Inf. Niph., was durch
i^x «'n'^1 29 bestätigt scheinen kann, also: mit dem Auftrag, dass er
SJos.) vor ihm erscheinen^ ihm entgegenkommen solle nach Goien
JDMich. llg. WL; wir in Aufl.^). Aber vor ihm (zeitlich) wird durch
V. 29 (wo Josef erst nach Jacobs Ankunft erscheint) ausgeschlossen,
u. für hei ihm wäre '»''|fc^ unpassend u. nur '»'^^k (29) richtig. Die
LXX geben awaircrjöcct avr^ xaO-' ^HQcicav nohv elg yrjv ^Pafiedörj,
haben aber nicht etwa V^s . . tr^rk (xccd^ '^Hq(6 . . jro'Atv/, wie Lag.
GGN. 1890 S. 159 orakelt) vor sich gehabt, sondern den Sinn frei,
mit Eintragung ihrer besseren Lokalkenn tniss, wiedergegeben. Nach
ihnen sollte Jacob beim Eintritt in Äg. zu Pithom d. i. Heroonpolis
empfangen werden; dieses lag nicht im eigentl. GoSen (S. 431 f.), son-
dern östlicher in einer Gegend, wo Ra^mses II viel gebaut hatte, u. die
man nach ihm benannte {Naville Goshen S. 18. 20; Store-city of Pithom^
S. 9 fr.). Auch V. 29 geben LXX deshalb x«^' 'Hqmw noUv für na»j. Im
übrigen lasen sie wohl n(N)">pnV (s. 2 S. 18, 9) für n*TinV, u. V^ entweder
gar nicht oder «a^J (für ^k^J^). — Dass Juda als Bote ausersehen wird,
stimmt zu 37, 26. 43, 3 ff. 44, 14fr. bei G. Dann kamen sie, d. h.
Jacob u. die mit ihm, nach GoSen. — V. 29. Josef lässt seinen Wagen
anspannen (41, 43 u. 50, 9 ; s. zu 45, 19), u. fuhr hinauf, aus dem
eigentl. Nilland in das höher gelegene Go§en, seinem Vater entgegen,
II. gab sich ihm zu sehen, zeigte sich ihm (1 R. 18, 1. Lev. 13, 7).
^•^•nxj^-V» Vfe«i] 33, 4. 45, 14. -Tia^] wiederholt u. lange, Ruth 1, 14.—
y. 80. Israel will nun gerne sterben, nachdem er den höchsten Wunsch
440 Gen. 46, 30— Cap. 47, 3.
seines Lebens erreicht hat (vgl. 45, 28). ß?!?] s. 2, 23. «^ r^^y]
43, 28. 45, 28. — V. 81 1 Um für das Wohnenbleiben in GoSen die
königl. Erlaubniss zu erhalten, will Jos. sich zum König begeben, ihm
die Angekommenen anmelden u. ihm sagen, dass sie Kleinviehhirten
(4, 2) seien u. ihr Klein- u. Grossvieh u. übrige Habe mitgebracht
haben, ri^^ic] nach GoSen war er auch hinaufgegangen (29) doch
wohl von der Residenz aus; nun geht er hinauf mit Beziehung auf
die wirkliche oder ideelle Höhe der Hofburg {Ges, th. 1022, Del.
Ke.); nach Kn,, der sich Memphis als Residenz der Hyksos (Sync. I.
p. 113 f. Dind«; Jos. c. Ap. 1, 14; Euseb. ehr. arm. I. 224) denkt,
darum, weil Memphis im Nilthal stromaufwärts lag. wi — -»s] denn
Heerdenbesilzer (Viehzüchter) sind sie (bisher) gewesen, ist schon
durch i'^n aufTallend, u. vermuthlich (KS.) erst nachträglich aus V. 34
heraufgenommen, um die Rinder der Schafhirten begreiflich zu machen.
— V. 33 f. Zugleich weist er sie an, bei ihrer Vorstellung vor Ph.
auf seine Frage nach ihrem Geschäft (Ex. 5, 4) zu erklären, sie seien
von jeher, wie ihre Väter, Viehzüchter gewesen (vgl. übrigens zum
Gebrauch von n^rj auch 29, 17. 27, 23). na^nn^^a»] 8, 21, t»— a>] 24,
25. 44. 43, 8. 44, 16. 47, 3. 19. ^'oya] 21, 30. 27, 4. 19. 31. Ex.
9, 14. naySn] 43, 32. nf] s. 47, 3; Satn. beidemale "^r». Auf diese
Erklärung hin werden sie in GoSen wohnen dürfen, weil den Äg. alle
Kleinviehhirten ein Gräuel seien. In 47, 17. Ex. 9, 3 werden Rind-
u. Kleinviehheerden als Besitzthum der Äg. u. 47, 6 Viehheerden im
Besitz des Königs selbst erwähnt; nach den Abbildungen auf den altäg.
Denkmälern wurden Esel, Rindvieh, Scliafe u. Ziegen in Menge von den
Äg. gehalten (vgl. 12, 16; s. Erman Äg. 579 — 90). Die Äg. müssen
also auch Hirten fQr dieselben gehabt haben u. hatten sie (unter ihren
Kasten, Plat. Tim. p. 24; Diod. 1, 74). Aber deren Beschäftigung
brachte es mit sich, dass sie der verfeinerten Leibeshaltung u. Rein-
lichkeit der Ägypter nicht nachkommen konnten, sie waren als Men-
schen niederster Gattung verachtet u. gemieden, nicht hlos die Schweine-
hirten (Herod. 2, 47. 164), sondern auch die Rinderhirten („Sumpf-
bewohner'', sofern sie in einem Theil des Jahres ihre Heerden nach
den unangebauten Marschen, bes. des Nordlandes zur Weide führten,
Erm. 583). Daraus erklärt sich die Aussage des Textes zur Genüge.
Sie auf Schaf- u. Ziegenhirten einzuschränken (^n.) würde den That-
sachen nicht entsprechen, u. reichen die (aus Herod. 2, 42. 45 f. 81;
Flut de Isid. c 4f.; Diod. 1, 70; Strab. 17, 1, 23 entnommenen)
Gründe dafQr nicht aus. Waren aber die Hirten überhaupt den Äg.
ein Gräuel, dann um so mehr fremde, aus dem 'Amu-Land hereinge-
kommene Nomaden (vgl. 43, 32). — Cap. 47, If. Seinem Versprechen
gemäss (46, 31) meldet Jos. die Ankunft der Seinigen in Go§en beim
König an, u. stellt ihm zugleich 5 seiner Brüder, die er als Vertreter
der ganzen zahlreichen Familie mitgenommen hatte, vor. ^^1^^] hier
(anders als 19, 4) aus der Gesammtheil, vgl. Ez. 33, 2. 1 R. 12, 31.
Über die Fünfzahl s. 43, 34. ngV] + iw Sam. LXX. :».«,^] s. 43, 9.
— V. 3 f. Wie vorausgesehen, fragt sie der König nach ihrem Ge-
schäft, u. wie Josef sie angewiesen, geben sie dieses an (46, 33£[)i u.
Gen. 47, 3—11. 441
bitten zugleich, sich als Fremdlinge in GoSen (45, 10. 46, 34) auf-
halten zu dürfen, i'^nx] tp')^ ^rtn Sam, LXX Pei., TgJon. '» 'k i^ta»'»*i 2°]
nicht irrig aus 3^ wiederholt {KS), sondern um ihre Bitte als etwas
Neues an ihre Antwort anzureihen, also: sie sagten weiter (s. 9, 25 f.
15, 5. 19, 9. 20, 9f.). ^?''] incorrect für ^r'^ geschrieben {Ew. 16^),
wie wohl auch schon 46, 34, obgleich hier nach Vs ein Sing, erträg-
licher wäre. T?|] 12, 10. 41, 31. 43, 1. 47, 13. — V. 5 f. Da 5^
weder als Bescheid auf die Bitte der Josef brüder, noch überhaupt
hinter V. 2 — 4 passt, so haben die LXX Recht, welche auf 5* un-
mittelbar 6^ folgen lassen. Alles Übrige gehört zum Bericht des A,
ist aber nur in LXX vollständig u. im urspr. Zusammenhang erhalten,
während der jetzige mass. Text auf späterer Überarbeitung beruht,
welche durch Auslassung u. Versetzung das auffallende Nebeneinander
zweier sich ausschliessender Berichte beseitigen sollte {WL XXL 441).
Hinter 6^ fahren näml. die LXX fort: ril&ov öl slg AXyvitxov nqog
' lG)(Sriq) 'laxfaß zccl ot viol avtov (bei Ä Fortsetzung von 46, 7,
bez. 7 — 27). xal i^xoviSs QaQciGi ßaßdsvg AlyvTtxov, Koi sljce
QaQad nqog ' Icaariq) Xiyoov), u. lassen dann 5^. 6* folgen. — In
5^. 6* (A) bietet Ph., auf die Kunde von Israelis Ankunft, dem Jos.
für dieselben den besten Theil des Landes an (vgl 45, 18 ff. bei B).
?}^36V] bei A auch 34, 10. 21; sonst s. 13, 9. 20, 15 bei C u. B.
ntante] nur noch V. 11 (A), Ex. 22, 4. 1 S. 15, 9. 15. In 6^ (C) er-
laubt Ph. den Aufenthalt in GoSen, u. beauftragt Jos., „tüchtige Männer
unter den Isr. als Heerdenoberste über des Königs Vieh (magistros re-
gii pecoris Liv. 1, 4) zu bestellen, denen die andern Hirten untergeben
waren (Varro de re rust 2, 10)" {Kn,), — ¥• 7. Fortsetzung des
Berichts des A. Jos. stellt seinen Vater dem Ph. vor. Das Auffällige,
dass der Vater erst nach den Söhnen vorgestellt wird, erklärt sich
daraus, dass hier ein anderer Berichterstatter erzählt. Bemerke auch
"i'^öjn gegen y^^Tj V. 2. Das Segnen Jacob's ist von Segenswünschen
zur Begrüssung zu verstehen, wie 1 S. 13, 10. 2 R. 4, 29. — V. 8.
„Einen Greis fragt man gerne nach dem Alter u. veranlasst dadurch
Mittheilungen über seine Lebensschicksale. So auch der König. Der
Ausdruck wie 25, 7. — V. 9. Jacob fühlt sich am Lebensende u. be-
trachtet seine bis dahin verflossenen 130 Jahre als seine Lebenszeit
im ganzen. Er bezeichnet sie im Vergleich zu der der Väter als wenig,
indem Abr. 175, Isaac 180 Jahre alt geworden sind (25, 7. 35, 28),
u. als höse d. i. schlimm, indem er bei Laban einen langen, schweren
Dienst gehabt u. mit seinen Söhnen viel Unheil erlebt hat" (Kn,),
B'inattJ Wanderleben, Pilgrimschaft vgl. 17, 8. 28, 4. 36, 7. 37, 1; von
Jacob's Leben ist der Ausdruck um so richtiger, weil er immer auf
unsteter Wanderung, ohne eigentl. Heimath, nun schon im dritten Lande
ist. — V. 10. Bei der Entlassung begrüsst er den König abermals mit
Segenswünschen (V. 7), 2 S. 13, 25. 19, 40. ^anV» »x->i] 41, 46. —
V. 11. Darnach weist Jos. (gemäss 6°*) den Seinigen Wohnsitze an u.
gibt ihnen Besitz in Äg., im besten (für Viehweide geeignetsten) Theil
des Landes, öoö^n y^«] LXX yrj *!Poffig<y<y^, nur hier u. LXX 46, 28,
m etwas weiterer Begriff als )Vi (S. 431 f. 439). Bei A wird das
442 Gen. 47, 11—12.
Land so bezeichnet wahrscheinlich nach der Stadt Ra^mses (Ex. 1, 11),
von welcher aus der Auszug unter Mose geschah (Ex. 12, 37. Num.
38, 3. 5). Die Lage der Stadt ist noch nicht sicher bestimmt {Na-
ville Goshen S. 20; Exodus S. 7 vermutliet sie in der Nähe von Phacusa,
nicht weit vom heutigen Teil el-kebir). rt^^fc ms ^»*kö] s. V. 6*
3. Erhaltung Israels und Gestaltong der hg. Staatsverhältnisse
durch Josef, Cap. 47, 12—27 nach C (V. 12 nach B, 27 nach C, A).
Während Isr. in Goäen von Jos. ernährt wird, müssen die Äg.
in der noch übrigen Hungerzeit all ihr Geld u. Vieh für Korn aus den
königl. Vorrathshäusern dahingehen, zuletzt sogar ihre Äcker u. sich
selbst an den König verkaufen, um am Leben erhalten zu werden.
So bringt Jos. dauernd die Äg., mit Ausnahme der Priester, zur Krone
in ein Verhältniss der Hörigkeit, wornach sie Grund u. Boden vom
König erhalten u. dafür ihm jährlich den Fünften des Ertrags steuern
müssen. Isr. aber macht sich ansässig, mehrt sich u. wird sehr zahl-
reich. — Nur der erste u. letzte V. dieses Stücks handelt von Isri,
alles übrige von den äg. Dingen. Durch diesen ausführl. Bericht soll
aber nicht etwa solche Abhängigkeit des Volks von der königL Gewalt
den Isr. als Muster u. Ziel der Staatsklugheit oder gar (tCe.) als Vor-
bild für das Verhältniss Israels zu Jahve hingestellt werden, denn der
Vrf. hat kein Wort der Billigung für solche Einrichtung, sondern der
Zweck des Berichts ist, theils die grosse Noth, in welche die Äg. durch
die Hungerjahre kamen, gegen die mangellose Versorgung Israels durch
Josef in Gonlrast zu stellen, theils den Einfluss, den Jos. auf das äg.
Staatswesen übte, u. die Verdienste, die er sich um das äg. Königs-
haus erwarb (vgl. Ex. 1, 8)^ anschaulich zu machen. Indessen scheint
das Stück erst durch R seinen jetzigen Platz erhalten zu haben. Denn
während der einleitende V. 12 nach B meldet, wie nach Israels Umsied-
lung Jos. sein 45, 11 gegebenes Versprechen erfüllte, u. der ausleitende
V. 27* nach C den Abschluss zu 6^ bringt, knüpft V. 13 mit Worten
des G an 41, 55 f. an, u. ist darum nicht unwahrscheinlich, dass 13fif.
urspr. Forlsetzung von Cp. 41 war. Die Abkunft von 13 — 26 be-
treffend, so kommt manches im Pent sonst ungewöhnliche darin vor,
wie rrn\ 13, t5Bx 15 f., sto» (Qal) 19, »t? 23. An B erinnert nur
weniges, zB. "a»7, lan 15 f. gib her wie 29, 21. 30, 1 (gegenüber
von dem abgeschwächten Sinn 11, 3 f. u. ö. bei C), die Abgabe des
Fünften 24. 26 (aber doch in anderer Anwendung als 41, 34), ptn
20 (aber doch im anderen Sinn als 41, 57). Dagegen finden sich in
Menge sprachliche Merkmale des C, zB. w 13, tapV u. «^ftoan 14,
"2?^ 21, pü 22. 26, %3'^?3 in m^)3 25, )^rt'n na)?», hgan '», n'^r^i^'n '»
17f. (26, 14), ^^^: 24, tis— d> 19, Vna 17 (33, 14); sachlich auch
die Pferde 17 (50, 9). Man wird darum doch den Bericht auf C zu-
rückführen müssen. Der Sclilussvers 27* ist aus A u. C (i»ä T^ks
neben ':»» '»a) zusammengesetzt, 27^ aus A O^gJ, na-ni n-ns) genom-
men, u. schliesst bei diesem an V. 11 an, wird auch durch Ex. 1, 7
Gen. 47, 12—19. 443
nicht überflüssig. — Über die geschieht]. Grundlagen des Berichts s.
zu V. 22 u. 26.
V. 12. Josef unterstützt u. erhält die Seinigen mit Lebensmitteln
(45, 11. 50, 21). nach Maassgäbe des Kleinen] je nach der Zahl
der Kinder (mit Weibern) mit weniger oder mehr Lebensmitteln. VsV^]
s. 45, 11 bei B, hier c. dupL Acc, Ges. 117, 5* ^th] vgl. Ex. 12, 4.
Lev. 25, 16. 51 u. ö. tpri] auch 24; s. zu 45, 19i — V. 13. Der
folg. Bericht wird mit der Bemerkung eingeleitet, im ganzen Land habe
es kein Brod gegeben, u. die Länder Äg. u. Ken. seien erschöpft ge-
worden, vgl. 41, 55. 'ai nas ^^] V. 4; stehend bei C. rtn^ nur hier
(vgl. risV). — V. 14. Auf Getreidekauf bei Josef angewiesen, müssen
die Leute beider Länder ihr Geld aufwenden; Jos. sammelt das Geld
im Haus des Königs, wo der königl. Schatz ist. tsp^'^i] 31, 46. NSttsti]
das sich vorfand (19, 15). — V. 15 f. Wie das Geld zu Ende ist, er-
scheinen die Äg. vor ihm u. verlangen Brod. warum sollen wir ster-
ben vor dir?] so dass du unsern Untergang mit ansiehst; du wirst
uns doch nicht hilflos sterben lassen wollen? vgl. 19. Jos. fordert
aber für weitere Lieferung ihr Vieh, os-^spö] Ges, 93, 3 A. 3. öbk]
selten u. im Pent nur hier. t:^\] + ^^\ LXX Sam. Vulg. — V. 17.
Sie bringen ihr Vieh u. erhalten dafür so viel Getreide, dass sie in
selbigem Jahre auskommen. Mit diesem Bringen des Vieh's darf man
es freilich nicht streng nehmen, denn was hätte Jos. mit all dem Vieh
machen sollen! Pferde] s. zu 12, 16. '*"' l^^s nsj?»?] s. 26, 14. ^n?]
gemächlich weiden lassen das Weidevieh (s. Del. hehr. lang. 5 f.),
hier u. hier allein in der Bedeutung versorgen (obwohl LXX auch Ps.
23, 2 iKrQiq)6iv wiedergeben). — V. 18. Im zweiten d. h. im fol-
genden, nicht aber im 2. der 7 (s. 45, 6) Jahre erscheinen sie wie-
der vor Jos., u. erklären, nur noch Leib u. Land anbieten zu können.
wir verhehlen nicht vor meinem Herrn] müssen dem Herrn es offen
bekennen; "itt&a der LXX taugt nicht zu '«« . 'a'' ta« ■»?] nicht dasSj da
oder weil (Ges. Kn.), welcher causale Sinn von bk auch durch Ez.
35, 6 nicht zu erweisen ist, sondern dass wenn (LXX) das Geld u.
der Viehbesitz vollends erschöpft sein wird, oder (Trg.) geradezu:
vielmehr (müssen wir sagen) : das Geld ist erschöpft, "^a'^x'^] ist alle
geworden an meinen Herrn hin d. h. ganz an ihn gelangt, zur Be-
zahlung desselben erschöpft; ähnliche Prägnanzen '14, 15. 42, 28. 43,
33 (Kn.). "^31«] bei einer Mehrzahl Bedender, wie Num. 32, 25. 27.
36, 2. ox- ^Va] auch Jud. 7, 14 (ohne ck Gen. 21, 26. 43, 3). —
V. 19 s. V. 15. Sie schlagen vor, Jos. solle sie u. ihr Land für zu
verabfolgende Lebensmittel dem König erwerben, sie wollen nicht mehr
selbständige Grundbesitzer sein, sondern das Land fQr den König be-
bauen, verlangen aber für das erste Jahr Samen sc. zur Aussaat
(öTtiQfjia, Xva öjtElQcofiev LXX). Der Ausdruck sterben ist per zeugma
(vgl. 4, 20) mit auf das Land (umkommen) angewendet u. wird vom
Vrf. selbst durch Q^td wüste, öde werden erklärt Unbebautes Land
liegt als todte Wüste da. Ähnlich verhält es sich mit ^ay, welches
beim Lande die Angehörigkeit bezeichnet (Kn.). aa — taa] s. 46, 34.
ovn] intrs. Qal (16, 4); „das Verb, im Pent nur noch Lev. 26, 22.
444 Gen. 47, 19—24.
31 f. 34f. 43. Num. 21, 30" (Kn.). — V. 20 f. Josef nimmt den Vor-
schlag an u. erwirbt dem König den ganzen 9g. Grundbesitz, da jeder
seinen Acker verkauft pjn] ward stark über sie, überwältigte sie;
verschieden von ^as V. 13. das Volk aber machte er ihm (dem
König) dienen (Jer. 17, 4) für oder als Knechte, so dass sie Knechte
wurden oder waren, von einem Ende der Reichsgrenze bis zum an-
dern; so wird nach Y. 19 mit Sam. LXX Vulg, {Houbig, Hg. Kn^
Olsh.) zu lesen sein: ö'^^a^V Sri« '^?2*7» Der mass. Text, gewöhnlich
auf eine allgemeine Translocation aller Landesbewohner bezogen, kann
das nicht ausdrücken, da ^ayn fQr sich nicht versetzen bedeutet, u.
ö"**??^. nicht s. V. a. "^^^h ^-»^tt (Onk. Ras, Win. Ges, Tuch) sein kann,
auch es sich hier mehr um die Land- als um die Stadtbewohner han-
delt. Vielmehr besagt er: das Volk aber führte er hinüber nach
den Städten (wo ^^^^h für ö'^'^^^-Vh des distrib. Nebensinns wegen
gesagt sein müsste, Del,^\ nicht etwa um Befehle zu empfangen (Rave^
Schum,)f sondern zur Ernährung bei den Magazinen (41, 35. 48); aber
das wäre zu kurz gesagt, u. eine Bemerkung dieses Inhalts gehörte
eher hinter V. 26 (ifn.). Das voraufgestellte ö3;n-rKn verlangt, dass
die der Erwerbung der nfai« entsprechende Erwerbung der Personen
hier ausgesagt werde, vgl. 19 u. 23. Die Oberf&hrung sämmtlicher
Landbewohner in die Städte, als eine simultane u. dauernde, wäre
auch sinnlos, r^^pfs] s. 19, 4. — V. 22. „Nur die priesterl. Lände-
reien blieben bei der Erwerbung ausgeschlossen. Denn die Priester
hatten von Seiten des Königs ein Bestimmtes (pn wie Prov. 30, 8.
31, 15. Ez. 16, 27, vgl. zu Lev. 7, 34), u. lebten von diesem ihrem
Bestimmten, was ihnen der König gab. Sie brauchten also in der da-
maligen Noth ihre Ländereien nicht zu verkaufen." Dass die Lände-
reien der Priester steuerfrei waren, weiss man auch sonst (Diod. 1, 73.
Herod. 2, 168; nach letzterem auch die der Krieger). Dass sie aber
vom König auch bestimmte Lieferungen hatten, sagt Diod. 1, 75 nur
von den aus den Priestern gewählten Richtern (doch vgl. Herod. 2, 37).
— V. 23 f. Jos. macht mit den Äg. aus, ihnen (näml. das erstemal,
da sie wieder säen) den Samen zur Besäung des nun dem König ge-
hörigen Landes zu liefern, wofür sie dann Vs <^es Ertrags an den
König zu steuern haben, »rt] nur noch Ez. 19, 43 (Dan. 2, 43)..
rkiajna] u. dann &er den Einbringungen d. i. bei der Einheimsung der
Ernte; nur wenn die praep. a gestrichen (LXX) oder durch 1» ersetzt
würde, könnte n»«ap seine gew. Bedeutung Ertrag haben, n't^] wie
43, 34. n:n:] s. 15, 17. taae»^ VbxVj] fehlt in LXX; es ist entweder
eine Glosse, oder muss es urspr. hinter ^^^^^Vü gestanden haben (Olsh,)
Bei der grossen Fruchtbarkeit Ägyptens „erscheint die Abgabe für Be
bauer, die nicht Eigenthümer des Bodens waren, nicht zu hoch, vgl
die Abgaben der Juden unter den Syrern 1 Macc. 10, 30. Die Messe
nier hatten die Hälfte der Feldfrüchte an die Spartaner (Paus. 4, 14
3) abzuliefern. Nicht weniger betragen die Abgaben unter türk. Herr
Schaft (0. V. Richter Wallfahrten 178; Seelz. l 47; Ritter X. 810
XV. 849) u. bei arab. Fellah's {Burckh. Bed. 23). In Syrien kommen
auch 2 Drittheile vor {Seetz. I. 96), u. um Ispahan geben die Bauern,
Gen 47, 24— 27* 445
welche Boden u. Saatkorn von der Regierung erhalten, an diese gar
^/4 des Ertrags {Morier zweite R. 163) ab. — V. 25, Die Äg. er-
klären sich zufrieden, da Jos. ihr Leben erhalten hat u. wünschen nur
an ihm einen gütigen Herrn zu haben" (JSTn.). — V. 26. Dies wurde
zu einer dauernden Einrichtung. Er machte es, nSml. das V. 24 ge-
sagte (vgl. 15, 6), zu einer Bestimmung über das Ackerland Ägyptens
für Pharao, zu seinen Gunsten, hinsichilich des Fünften, Aber dieser
Ausdruck ist geschraubt; die alten Übers, drücken theils »»Hn fi's^^fi^
als Satz für sich u. Erklärung zu »»;« (/*ei.), theils »^n^ 'sh dem Ph.
den Fünften zu gehen (LXXj aus. — Die zu des Vrf. Zeit noch be-
stehende Entrichtung des Fünften vom Bodenertrag an den König, wo-
von nur die prieslerl. Äcker ausgenommen waren, wird hier auf eine
Einrichtung des Josef zurückgeführt u. mit der Verwandlung der äg.
Grundbesitzer in Kronbauern oder Erbpächter des Königs aus Anlass
der 7 Hungerjahre in Verbindung gebracht. Es ist das die einzige
dauernde Einrichtung Josefs im äg. Staatswesen, von welcher die hehr.
Sage eine Spur bewahrt hat, u. wenn gleich die Einzelheiten der Er-
zählung (Anknüpfung an die 7 unfruchtbaren Jahre, Erschöpfung des
Kaufgeldes des Kornes, Verkauf des Viehes u. s. w.) nur der naiven
Sage angehören, so wird doch die Einrichtung der Kronbauernschaft
u. die Entrichtung des Fünften einen geschichtl. Grund haben. Aber
einheimische äg. Nachrichten kennt man bis jetzt darüber nicht. Die
weit späteren class. Schriftsteller erwähnen die Abgabe des Fünften
nicht, wohl aber sagt Diod. 1, 73 f., dass in Äg. der Grund u. Boden
dem König, der Priesterkaste u. Kriegerkasle gehöre; die Krieger nennt
als Grundbesitzer auch Her. 2, 168. Aber gerade bezüglich der Krie-
ger, welche unser Bericht gar nicht nennt, scheint aus Her. 2, 141
hervorzugehen, dass sie erst in verhältnissmässig jüngerer Zeit in den
Besitz ihrer Grundstücke gekommen waren (Kn.), Mit der dem Se-
sostris (d. h. Sethi I u. Ramses II) zugeschriebenen Eintheilung Ägyp-
tens in 36 Nomen unter je einem* Oberbeamten (Diod. 1, 54) u. der
Austheilung des Landes in gleichen viereckigen Stücken an die einzel-
nen Äg. gegen Entrichtung einer jährl. Abgabe (Her, 2, 109), unsern
Bericht hier zu combiniren (wie Artapan bei Eus. pr. ev. 9, 23 zu
thim scheint) hat man kein Recht; von Eintheilung u. Vertheilung des
Landes sagt der Text nichts (selbst nicht nach der mass. Lesart V. 21),
im Gegentheil sind 41, 35. 38 die einzelnen Bezirke mit ihren Städten
schon als vorhanden vorausgesetzt — V. 27 nach C u. A (s. die Vor-
bem.) lenkt zu Israel zurück. Von Jos. begünstigt, machte es sich in
Äg. ansässig u. melirte sich sehr. Vx-nfe":] hier vom ganzen Stamm, s.
zu 35, 10. -imK-i] 34, 10.
4. Jacob's letzte Anordnungen und Tod, Cap. 47, 28 — 49, 33.
a) Cap. 47, 28—31. Beginnend mit der Angabe des Alters, das
Jacob erreichte, V. 28 (wie 27) nach A, lässt R zunächst V. 29—31
eine Verordnung JacoVs an Josef über sein Begräbniss in Kenaan
446 Gen. 47, 28— Cap, 48.
nach C folgen (während er die entsprechende des A an's Ende 49,
29 ff. verlegt). Dass hier C erzählt, erhellt aus ^»5»? 29. 31 u. einer
Reihe anderer Redensarten. Noch anderes, was G über den Abschied
Israels von Josef berichtete, wird in Cp. 48 (mit R zusammengearbeitet)
nachgebracht; selbst die hier in Y. 31 vorausgesetzte Situation findet
erst in 48, 1 f. (vgl. 49, 33) ihre Erklärung u. Ergänzung. Das urspr.
Gefuge der Erzählung des G ist von R, zum Zweck der Gompilation
mit den anderen Quellen, aufgelöst. — V. 28. Jacob nach der Ein-
wanderung lebt noch 17 Jahre u. bringt (47, 9) sein Alter auf 147
Jahre, •'n^^] s. 1, 14; Sam, ')"*n">i. — V. 29 ff. Reim Herannahen seines
Todes lässt brael den Jos. kommen u. eidlich versprechen, dass er ihn
in Ken. im Familienbegräbniss (etwas anders 50, 5) begraben wolle.
(Bei A in 49, 29 richtet Jacob diesen Wunsch an alle Söhne u. ver-
langt keinen Eid), ^h^] s. zu 35, 10. 'ai na'ni?«^] s. 27, 41 (Dt
31, 14) bei G. 'i"» «3"ök] 18, 3 u. ö. bei G. lege doch deine Hand
unter meine Htt/'(e]'24, 2 bei G. ^^k;; nörr] 24, 49. 32, 11 bei C.
''rjäK-ö:? ''*???^j] wie Dt 31, 16 bei G; über den Sinn s. zu 25, 7.
rnaj?] s. zu 35, 20. Über die Gonjectur wn^!^!?? sc. der Rahel (Brust.)
s. zu 48, 7. Isr, beugte sich auf das Kopfende des Bettes hin] d. h.
er sass bei der Rede mit Jos. aufrecht auf seinem Lager (48, 2. 27, 19),
machte aber darauf die Niederwerfung nach dem oberen Ende desselben
hin u. dankte Gott für die Erhörung des letzten Wunsches. Ebenso
der alte David in einem ähnl. Fall 1 R. 1, 47 (Kn.). Die LXX (Hbr.
11, 21) ItaL, Pei. drücken nü» für riisö aus, als hätte sich Jacob auf
die Spitze seines Stabes niedergebeugt, aber mag man den Stab Josefs
als Abzeichen seiner Würde, u. die ihm dargebrachte Huldigung nach
37, 7, oder den Hirtenstab Jacob's selbst (32, 11), an dem er durchs
Leben gewandert war, verstehen, ein vernünftiger Zweck solcher dem
Stabe oder Gott über dem Stabe gebrachten Huldigung lässt sich nicht
ersehen, noch weniger, warum gerade der w»"i desselben hervorge-
hoben wäre, u. ein Suff, (ino») v^re erforderlich, wogegen „das Bett"
(48, 2) des dem Sterben nahen, als durch den Zusammenhang an die
Hand gegeben, das pron. suff. entbehren konnte.
b) Gap. 48. Adoption u. Segnung der 2 Josefsöhne Manasse
u. Efraim durch Jacobj von R aus ARG zusammengearbeitet Auf
die Nachricht von seiner Erkrankung besucht Jos. mit seinen 2 Söh-
nen den Jacob If. Jacob nimmt die 2 Josefsöhne förmlich als seine
2 eigenen Söhne an, so dass sie fortan als Jacobsöhne gelten sollen
3 — 7. Darauf in seiner Freude über den Anblick derselben lässt er
sie von Jos. vor sich stellen u. ertheilt ihnen einen feiert Segen, so
jedoch, dass er dem jüngeren, Efraim, den Vorzug zuerkennt 8—20.
In einem Nachwort an Jos. verleiht er diesem den einstigen Besitz
Sekhems 21 f. — In diesem Stück gehören V. 3—6 {llg. Ew. Kn.
Hupf. Sehr. Nöld. Wl) u. 7 (s. d.) dem A an : •^n» ^ 3, die Rück-
beziehung von 3 f. auf 35, 6. 9. 11, ^Y^ wn« u. t|''?»^K ^Xll 4, t-'M"
6 u. die Vorliebe des A für die Darstellung staatsrechtlicher Dinge lassen
daran nicht zweifeln. Das Übrige V. 8 — 22 wird gewöhnlich (Kn.
Hupf. Ew. Sehr. WL) wie auch V. If. meist dem R zugeschrieben.
Gen. 48, 1. 447
für welchen der Gottesname a-tn^K 9. 11. 15. 20 f., rrK-j 11, ^«Vön u.
"»ü ans x^p"» 16, (so seltene Wörter wie VVö 11, mn 16), die Aus-
zeichnung Josefs in seinen Söhnen durch einen besondern Segen (15.
21), u. die eigenth. Angabe über §ekhem 22 entschieden zeugen. Aber
schon die häufige Benennung des Erzvaters mit Israel (ein Kennzeichen
des C u. R) 2. 8. lOf. 13 f. 21, (neben Jacob 2 f.), macht die Ab-
stammung des ganzen Stücks von B unwahrscheinlich, denn die An-
nahme {WL)y „dass der Bearbeiter von Gp. 48 ab den Unterschied
von Jacob u. Israel nicht mehr conservirt habe^^, erscheint in Anbe-
tracht von 49, 1. 88. 50, 2 unhaltbar. Da ausserdem das doppelte
Heranfuhren der Josefsöhne (zum Segnen) 9 f. 18 auf zweierlei Berichte
über dieselbe Sache hinweist, so ist nicht zu zweifeln, dass in V.
8 — 22 der Text von R aus B u. G ebenso zusammengesetzt ist, wie
in Gp. 27 u. s. Während nach B Jac. Josefs Söhne herzt 'u. küsst u.
seiner Freude, sie noch gesehen zu haben, Ausdruck gibt, im übrigen
aber Josef in seinen Söhnen segnet, auch ihm §ekhem im voraus ver-
leiht 8*. 9*. 10b. 11 £ 15 f, 20^ 21 f., ist bei G die Voranstellung
Efraims vor Manasse zum eig. Mittelpunkt der Darstellung u. der Segen
wesentlich zu einem Segen der Josef söhne gemacht, auch das Moliv
der Erblindung Jacobs eingeführt, u. durch die Einsprache Josefe gegen
die Verwechslung die ganze Scene lebendiger gemacht 9^. 10*. 13 f.
17 — 19. 20^ Maassgebend bei dieser Scheidung ist nam. auch o-^nV«,
nicht aber Vxn«'^; dieser Name ist vielmehr durch ganz V. 8 — 22
durchgeführt, u. beweist, dass der Gompilator hier den G zu Grund ge-
legt, den B nur eingearbeitet hat Vor 9^. 10* fehlt freilich etwas,
was G gehabt haben muss, aber ganz 8 f. dem G zu geben {Budde in
ZATW. III. 58 f.), hindert sowohl «^"i 8 (gegen 10*) als a-^nV» 9;
vielmehr also sind die einleitenden Worte des G (zu Gunsten des B)
weggelassen; hinwiederum ganz 10 {Bud, 59) kann nicht von B sein.
Umgekehrt V. 13 f. 17 — 19 dem G abzusprechen u. fOr eine freie Inter-
polation eines Spätem zu erklären (-üTtien. 0.^ 144), ist keine Veran-
lassung; vielmehr bereiten 9^. 10*, wie schon 2^ darauf vor; '^'yss 14
verräth den G (auch istt-» 19); die spätere Voranstellung Efraims vor
Manasse bei BC (s. zu V. 5) trotz 41, 51 f. könnte schwerlich durch
die beiläufige Bemerkung 20^ motivirt erscheinen, selbst wenn sicher
wäre, dass sie dem B angehört {Kuen^ u. nicht vielmehr dem Vrf.
von 13 f. 17—19. — Auch V. If. sind aus B (1. 2*) u. G (2^) zu-
sammengesetzt, u. sollen (im Sinn des R) zugleich als Einleitung zu
allen bis 49, 32 folgenden Anordnungen (48, 3—7. 8—22. 49, 1—
28. 29 — 32) gelten; sie sämmtlich sollen vor Jacobs Tod auf seinem
Krankenbett (s. 49, 38) vorgenommen sein. Von G (Bud.) kann 1.
2* nicht sein, weil bei G (47, 29) Josef von Jacob vor seinem Tod
gerufen wird; umgekehrt beweist (gegen Kuen.) rrotan ^9 a»*^, als
Voraussetzung von V. 13 f., för G (ebenso wie Vk^iut). — Über muth-
maassliche Änderungen durch R in V. 5. 20 s. d. Vorstehender Ana-
lyse schlössen sich im wesentlichen an KS., Kill.
V. 1 f. Josefs Besuch hei Jacobe einleitend zu allem Folgenden.
V. 1 nach B. Josef besucht seinen kranken Vater u. nimmt seine beiden
448 Gen. 48, 1—7.
Sohne (41, 50 f.) mit sich, welche nachher V. 8 ff, (nicht nolhwendi
3 — 7) als persönlich anwesend vorausgesetzt sind, 'ai -»»inK ^rr')] s. zu
15, 1. '^««J u. man sagte {Ges, 144,3*); die 3 p. S. (hier härter
als 11, 9.' 16, 14 u. ö.) etwa wie 42, 25. 43, 34; ebenso V. 2.
Das Pass. haben die Mass. verschmäht, anders 22, 20 i^V^i) u. Jos.
2, 2 (^»?Ky). — V. 2» (nach npj?;) aus B, 2^ (nach VK^ito-:) ius C (vgl.
47, 31. 49; 33), nach welchem Isr., auf die Meldung der Ankunft
Josefs, seine Kräfte zusammennimmt u. sich auf seinem Lager aufsetzt,
um den Sohn zu empfangen. — V. 3 — 7 nach A, urspr. wahrschein-
lich mit 49, 29 ff. zusammenhängend, u. dort in Gegenwart der übrigen
Sohne zu Josef geredet, aber von R hieher versetzt, um alles auf Jos.
bezügliche beisammen zu haben. Jacob nimmt die 2 Josefsöhne zu
Jacohsöhnen an. Josef, der Hauptstamm Israels (neben Juda) u. der
volkreichste von allen, erhielt, nach der Ausscheidung Levi's, in der
dodekadisch gegliederten Volksgemeinde eine doppelte Stimme, u. galten
seine 2 Abtheilungen, Efr. u. Man., rechtlich als 2 Stämme (nach Num.
1 ff. schon seit Mose's Zeiten), erhielten darum auch bei der Yer-
theilunf^ Kenaan's 2 Loose (Jos. 14, 4. 17, 14 ff.), obwohl sie auch
später noch öfters als Stamm oder Haus Josefs zusammengefasst werden
(vgl. ausser 49, 22 ff. u. Dt. 33, 13 ff. zB. Jos. 17, 14. 17. 18, 5.
Jud. 1, 22 f.). Die Entstehung dieser Einrichtung will A hier erklären.
Er berichtel, Jacob habe Man. u. Efr. zu Söhnen angenommen u. da-
durch den Stammvätern der andern Stämme gleichgestellt. Der Sache
nach hiess das, den Jos. zum Rang des Erstgebornen mit doppeltem
Antheil (Dt. 21, 17) erheben, obgleich diese Wendung hier nicht ge-
braucht ist fs. aber 1 Chr. 5, 1 f.). — V. 3 f. Jacob erinnert an die
ihm in Luz (35, 6. 15) gewordenen Segnungen u. Verheissungen Gottes
35, 11 f., wornach eine Gemeinde von Stämmen aus ihm hervorgehen
und Kenaan zum Besitz erhalten werde, ta'^'?? ^rip] 28, 3. 35, 11,
a^-iy rm«] 17, 8. — V. 5. Mit Rücksicht (rtrjyj) auf diesen künftigen
Landbesitz erklärt er, dass die 2 dem Jos. in Äg. schon gebornen
Söhne ihm, dem Jacob, als seine Söhne angehören sollen, wie Ruhen
u. Simeon, seine 2 ältesten Söhne. Sie werden damit zu Ahnherrn
von besonderen Stämmen erhoben, wie die Jacobsöhne solche sind, u.
mit den gleichen Rechten wie diese. Dass Efr. vor Man. genannt vnrd,
scheint auf stillschweigender Änderung des R (nach 19 f.) zu beruhen,
denn bei A ist sonst Manasse immer vorangestellt (Num. 26, 28 ff.
34, 23 f. Jos. 14, 4. 16, 4. 17, 1); dieselbe Correctur Num. 1, 10.
— V. 6. Dagegen die später Gebornen sollen nur als Josefsöhne gelten;
auf den (nach dem) Namen ihrer Brüder sollen sie genannt werden
in ihrem Erbtheil d. h. „ihre Nachkommen sollen mit den Efraimiten
u. Manassiten zusammenwohnen, unter diese gerechnet werden.^' Nach-
gebome Söhne Josefs werden sonst nicht genannt. Die Meinung wird
also nur sein : alles, was später als Josef haus gilt, wird entweder Efr.
oder Man. zugezählt. — V. 7 erinnert er, dass ihm, als er aus Paddan
kam, die Rahel unterwegs in Ken. in der Nähe von Efrath starb, u.
er sie dort begrub, vgl. 35, 16 — 20. ''V?] nicht: hei mir (JSTn., Ke.),
sondern: mir zum Leid, eig. zur Last. Paddan] für Paddan Aram
Gen. 48, 7. 8. 449
(s. 25, 20), nur hier (Sam, o^« V^^)» I^Jese Erinnerung galt insge-
mein als Begründung zu V. 5 f.: der geliebten, aber früh verstorbenen
Rahel zu Ehren erhebe Jac. ihre Enkel zum Rang von Söhnen von ihr,
weil nach der Kinderzahl sich das Ansehen des Weibes u. der Stamm-
mutter richte (iCn.), Aber ein Gausalverhältniss ist durch das absol.
vorausgcstellte "ski nicht ausgedrückt, u. mit der Rahel Begräbniss hat
die Adoption ihrer Enkel keinen Zusammenhang; auch die Einsetzung
von ?5fK nach Vh; (LXX Sam, Pe/.) schafft einen solchen nicht. Viel-
mehr waren bei A, bei dem urspr. 49, 1*« (i**» — «->?••»). 28^^ ('y^ l^a*^'»)
29a« (or^K is'^i). 48, 3—7. 49, 29 auf einander folgten, die Fortsetzung
dieses V. die Worte 'x^ t\tw "^a« ["p?i] in 49, 29, u. hatte demnach die
Bemerkung den Zweck (Nöld.), zu dem Befehl , ihn (den Jacob) im Erb-
begräbniss in der Makhpela zu begraben, hinüberzuleiten (so jetzt auch
DeL^). Dass bei der Kompilation der verschiedenen Berichte R V. 7
lieber hieher als zu 49, 29 nahm , dazu wird die besondere Beziehung
der Rahel zu Josef, an welchen hier die Rede geht, die Veranlassung sein.
Der abrupte Schluss, der auf eine Fortsetzung hinweist, bekommt nun
den Sinn, dass Jacob auf einmal durch den Anblick der Söhne Josefs
(V. 8) in seiner Rede unterbrochen wurde. Eine blosse Glosse zum
Text {Hupf. 36; Sehr,) aus 35, 16. 20 wird der V. nicht sein, da
man einen Zweck derselben nicht einsieht; nur an^ ^■*a s'»n (im Munde
des Jacob unpassend) ist hier wie 35, 19 jüngerer Zusatz. Auch
andere sprechen V. 7 dem A ab. Nach Budde ZATW. III. 62 ff.
(Kuen. 0.2 69. 317) soll V. 7 ein von R^ hinter 49, 32 gemachter, erst
später von dort losgetrennter Einschub sein, durch welchen R, indem
er zugleich 49, 31 a. E. ^n^-rni im Text des A strich, diesen mit 35,
16 — 19 (BC) habe ausgleichen wollen. Wie überflüssig, da der an-
gebliche Widerspruch schon durch Tilgung des Vm-^K1 beseitigt war!
u. welches Unrecht, einen Widerspruch gegen die anderweitige Über-
lieferung in A erst hinein zu corrigiren, um ihn dann durch R aus-
gleichen lassen zu können! Nach Bruston (ZATW. VII. 207) u. KS.
soll V. 7 ein Fragment des C (mit X^rt far l^l) sein, das bei ihm
zwischen 47, 29 u. 30 gestanden habe, u. die Bitte Jacobs dort ge-
lautet haben, ihn im Grabe der Rahel (tür^a)??, trotz ^räs d^!) zu be-
graben. Dem A zu lieb habe R dort geändert, u. den V. in seine
jetzige Stelle gesetzt. Aber warum gerade hieher? warum T^^ in
■jTE'a ändern? u. so gewiss Jacob in der Sage den Vorzug vor Rahel hat,
so gewiss hätte sie das fragl. Grab Jacobgrab, nicht Ral]ielgrab genannt.
— V. 8 — 22. Die Segnung der Josefsöhne nach B u. C. „Efr. u.
Man. gehörten zu den volkreichsten Stämmen, besassen ausgedehnte u.
schöne Ländereien, hatten grosse Macht u. Bedeutung, waren also be-
sonders gesegnet (49, 22 0". Dt. 33, 13 (f.), am meisten von beiden
aber Efr.", dessen Stammvater als der jüngere Sohn Josefs galt; er ge-
wann nam. dadurch, dass der Führer Josua ihm angehörte u. §ekhem
u. Silo in seinem Gebiet lagen, eine hervorragende Bedeutung; in der
Richterzeit (Jud. 8, 1 ff. 12, 1 (T.) wie in der Zeit des getheilten König-
reichs war er der eig. Mittelpunkt Israels. Sowohl die Vorzüge der beiden
Stämme als der Vorrang des jungem Efr. werden hier aus dem Segen
Handb. z. A. Test. XI. 6. Aufl. 29
450 Gen. 48, 8—14.
des Stammvaters erklärt nach der (za 27, 33 bemerkten) Voraussetzung,
dass die Segensprüche von Gottesmännem Kraft u. Wirkung haben.
— V. 8. Isr. bemerkt die Anwesenheit der beiden Josefsohne, bricht
die Rede ab u. fragt, wer sie seien. Er kennt sie nicht etwa blos
wegen seines schlechten Gesichtes nicht, sondern hat nach 11 sie über-
haupt noch nicht gesehen, denn die Zeitrechnung des A (47, 9. 28
vgL 41, 50, womach Jacol» schon 17 Jahre in Äg. u. die Söhne
bereits Jünglinge waren) ist hier nicht vorausgesetzt nV« »^J -f- ^h
Sam. LXX, vgl. 35, 5. — Y. 9f. Auf Josefs Bescheid hin, dass das
seine ihm hier (wie 38, 21 f.) von Elohim gegebenen (vgL 33, 5)
Söhne seien, verlangt kr. (nach G), er solle sie ihm herbringen, er
wolle sie segnen, u. wird 10^ dieses Herbringen mit der Stumpfeichtig-
keit des Greisen begründet. «3"DnRl ^^* 253*. ^^^^ diese in Bär's
Ausg. aufgenommene mass. Pausalaussprache (wie pnxü 21, 9 u. das
häufige "t?; ^Y^) ^^ Singular u. nicht allgemein durchdrungen {König
S. 232)',' Ges. 58, 3 A. 1. vor Alter schwer] d, L stumpf (vgl. 27,
1. 21 f.). — V. 10^ wird zu B (vgl, 12) gehören, während der Auf-
forderung 9^ (C) erst V. 13 entspricht — V. 11 f. Er gibt seiner
Freude über den unverhofiten Anblick Ausdruck. ^V&] uriheilen d. i.
erachten, denken, nur hier so. 'r.k'^] 31, 28. Trotz des einleitenden
Vk*^»-» 'itoK'^1 sind 'an nK*i Worte des B, bei welchem von der Stumpf-
sichtigkeit Jacobs nichts bemerkt war. Ebenso V. 12 (bemerke ar»
statt Suff.). Bei B war der Zweck des Herzuführens der Söhne, dass
Jacob sie umarmen u. küssen konnte. Nachdem das geschehen, fuhrt
Jos. sie wieder aus dem Schoosse des Vaters (also dieselbe Situation
wie 2.^ 13 f. vorausgesetzt) weg, denn die eig. Segnung betraf bei ihm
den Josef selbst 15 f. 21. Nach dem Gonteit des R freilich führt Jos.
sie nur heraus, um ihnen zur feiert Segnung die richtige Aufstellung
zu geben 13 f. Aber warum that er das nicht sogleich, nachdem er
die Aufforderung 9^ gehört hat? '^^^»\] auch Num. 22, 31 (bei C, vgl
2 S. 14, 33. 18, 28. 24. 20. 1 R. 1, 23), sonst bloss ot-tN 19, 1
(C). 42, 6 (B). An ein '»•'|kV = i^atV (Del.^) ist (trotz 1 S. 25, 23)
nicht zu denken, demgemäss aber auch ^'•n^o»^ der LXX Sam, PeL
{Mich.y llg,, Ew. G.^ II. 396) gegenüber vom mass. '>nr>»«5 zu ver-
werfen. Ursprünglich (bei ß) mag die Niederwerfung Josefs Vorbe-
reitung zu einem Segensempfang (15 f.) gewesen sein; nach dem jetzigen
Text soll sie. Ausdruck ehrfurchtsvollen Dankes für die Zusage der Seg-
nung seiner Söhne (9^ 1 3 f.) sein. — V. 13 f. nach C. Auf die Auf-
forderung 9^ hin stellt Jos. seine Söhne so auf, dass Isr. den älteren
(Man.) zur rechten u. den jüngeren (Efr.) zur linken Hand bekommt,
u. führt sie in dieser Aufstellung ihm zu. Aber Isr. legte vielmehr
seine Rechte auf des jüngeren (^7; s. zu 29, 26) u. die Linke auf des
älteren Haupt, weil jener den Vorzug vor diesem haben soll. Die rechte
Hand war auch bei den Hbr. die bevorzugte (1 R. 2, 19. Ps, 45, 10. 110, 1),
s. auch 35, 18. ''''^J'f'« ^^] erklärende Appos. zum vorigen, nicht: er
machte oder behandelte klug seine Hände d. i. legte sie mit Bedacht also
{Onk. Saad., GrVen,, Luth), da selbst, wenn V&to = V-'sfen zu erweisen
wäre, vielmehr "J^^ja zu erwarten stände, sondern nach JüCä ligavit,
Gen. 48, 14—20. 451
plexuü (mit LXX Pei, Vulg, Tg Jon, u. den meisten Neueren): er ver-
flocht seine Hände d. h. verwechselte sie, legte sie kreuzweise. „Für
diese Erkl. spricht der folg. Satz des Grundes: denn Man. war der Ersl»
gebome. Ihm kam die Rechte zu; er erhielt sie aber nicht, weil Israel
die Hände wechselte^' (Kn,). Die Handauflegung kommt zwar auch bei
Weihungen zu einem Beruf (Num. 8, 10. 27, 18. 23. Dt. 34, 9) vor,
aber darum ist nicht jede Handauflegung Zeichen einer Weihe (BL. II.
583 f.). Immer aber ist sie das äussere Zeichen u. Mittel, durch wel-
ches einer die ihn bewegenden u. laut werdenden Gefühle als dem von
der Handauflegung getroffenen geltend darstellt u. gleichsam auf ihn
hinüberleitet (s. zu Lev. 1, 4). Aus der christl. Zeit, wo dieser Brauch
häufiger war, vgl. Marc. 10, 16 (Matth. 19, 13 f.). — V. 15 f. nach
B. Er segnet Josef; nach 13 f. erwartet man sie (was LXX herstel-
len). Aber 15 f. sind urspr. Worte einer andern Schrift. Der^ wel-
cher den Segen schaffen soll, wird dreimal genannt, was hier so wenig
zuföllig sein wird, als in dem ähnl. Fall 9, 25 ff. (S. 161). 'oVrjnn
•»^aß!»] zu 17, 1. der mich weidete] als Hirt mich behütete u. ver-
sorgle (Ps. 28, 1. 28, 9. Jes. 40, 11), im Munde des Musterhirten
Jacob ein treffendes BUd, vgl. 49, 24. n^rt DSsn-i? '^T^] im AT. nur
noch Num. 22^ 80. der Engel] in dem Gott ihm erschien u. aus
seinen Nöthen ihn erlöste (vgl. 81, 11. 82, 25 ff. 28, 11 ff. 82, 2 f.,
alle bei B); er steht hier, wie auch sonst, permutative für Gott selbst;
s. zu Ex. 3, 2. "^öw ona k-;))?*] s. 21, 12. sollen wachsen an Menge]
sich vermehren, volkreiche Stämme werden; mt, nur hier im AT. —
V. 17 f. nach G. Josef hält die Lage der Hände des Segners für ein
Versehen u. will Jacob's Rechte von Efiraim's Haupt auf das Manasse's
briuffen, als welcher der Erstgeborne ist (An.). *y\ y^|n] 38, 10 (21,
HL), — V. 19 (C). Aber Jac. weist die Einsprache ab, u. erklärt zu
wissen, was er thue; er spricht (in der Kraft des Geistes) jetzt geradezu
aus, Man. werde auch zahhreich u. mächtig werden, sein jüngerer Bruder
aber ihn an Grösse u. Menge übertreffen, iviw] 89, 8 (37, 35). d^^sj]
wie 28, 19. D^ian k^] nicht partitiv: der vollste («1?») der Stämme,
sondern: er wird die Völkerfülle d. h. Völkermenge (Jes. 81, 4) oder der
Volkreichthum selbst werden; D^Sa 35, 11 von den Stämmen Israels
(wie 8*)9^ 28, 3. 48, 4) gebraucht, ist hier von noch kleineren Volks-
abtheilungen gesagt. Die Verhältnisse im hl Land (nicht Num. 26, 34,
37, 1, 33. 35) sind ins Auge gefasst. — V. 20 ein weiteres Segens-
wort Jacobs nach B, erst durch R von seinem Zusammenhang mit 15 f.
losgetrennt u. mit der Einleitung 20* ^öx^ — a3'^a*i (vgl. 15, 18) ver-
sehen, welches laut o-r R auf die Josefsöhne bezogen wissen wollte,
während ?|3 zeigt, dass es urspr. an Josef gerichtet war (wie 15 f.).
Die LXX änderten ;{a in Dsa, u. Bud. 59 hält das für ursprünglich.
Josefs Name soll, vermöge der Grösse u. Bedeutung der 2 Josef-
stämme, zu einer sprichwörtL Segensformel in Isr. werden, s. zu 12, 3.
Die Formel muss einst so üblich gewesen sein. Auch in dieser Formel
ist Efir. vor Man. gestellt; ob schon von B oder erst durch Änderung
des R (vgl. V. 5)? ist nicht auszumachen (doch s. 50, 28). In ersterem
Fall könnte auch u. er setzte Efr. dem Man. vor von B sein {Kuen.)y
29*
452 Gen; 48, 20— Cap. 49.
in letzterem wSre es von R, oder durch R hieher gerückte ab-
schliessende Formel des C. — V. 21 f. Ein letztes Segenswort sicher
aus R genommen (h>»^v^ von R). Jacob an die Verheissungen vom
künftigen Landbesitz (zuletzt 46, 3 bei R, 48, 4 bei A) glaubend, ver-
leiht im Hinblick auf die Wiederkehr seiner Nachkommen in das Land
der Väter (31, 3) dem Josef äne (über in« s. Ges, 130, 6) Schuller
TRücken) über seine Brüder hinaus, vgl. zu V? Ps. 16, 2. Qoh. 1, 16
(2 S. 11, 23. Ps. 137, 6). tjj»] von Onk. PeS, Saad. ungenau mit
Theil übersetzt, von JDMich, Böhm, falsch mit arb. iukm (Geschenk)
zusammengestellt, kann wie Rrs Num. 34, 11. Jos. 15, 8. Jes. 11, 14
u. ähnl. Wörter im Arab. (Ges. Ih. 1407) nur Berg- oder Landrücken
bedeuten^ u. ist gewählt mit Reziehung (LXX Zimfia) auf äekhem im
Stammgebiet Efraim's, eine der wichtigsten Städte des Landes, Regräb-
nissort Josefs Jos. 24, 32, Ort von Landtagen Jos. 24, 1. 25. 1 R.
12, 1, frühester Köniffssitz Israeb Jud. 9, 1. 1 R. 12, 25; s. auch zu
Gen. 12, 6 f. Dieses Sekhem gibt Jac. dem Jos. im Vorzug vor den
andern, so dass er um es wie um eine Schulter oder einen Rücken
über sie hervorragt Diesen Rücken darf man nicht {Tuch, Kn,
Del,^ a.) zu einem ganzen Stammgebietstheil umdeuten, in dem Sinn,
dass Josef einen Landestheil mehr als die andern, also im ganzen
2 bekommen soll, vgl. V. 5 bei A; ein ganzer Landestheil wäre nicht
blos ^in Rücken, u. thm w^^ kann nicht s. v. a. ein Gebietstheil, in
welchem §ekhem liegt, sein. Gerade §ekhem verschenkt er, da er
dieses mit seinem Schwert u. Rogen (Jos. 24, 12) d. i. durch eine
Waffenthat dem Amoriter d. h. nach R (s. Jos. 24, 8 u. vgl. Gen.
14, 7. 15, 16) dem Landesbewohner abgenommen. Yrf. bezieht sich
damit auf eine von der Darstellung des A u. G in Gp. 34 abweichende
Gestaltung der Sage (s. zu 34, 27 — 29), wogegen natürlich 33, 19.
Jos. 24^ 32 (über den Kauf eines Grundstücks bei Sekhem) als eine
wesentlich andere Sage wohl damit bestehen kann. Die Conjectur
'51 «^a-ina «^ iür 'ii ^rpj^ (Kuen. ThT. 1880 p. 27 f.) ist ebenso un-
nöthig, ab die Umdeutung von Schwert u. Rogen zu Gebet {Onk.
Rai, a.) oder Gerechtigkeit oder Geld {Hier, qu.) unzulässig. Auch ist
''^^tVX so wenig als ^pra (s. zu 1, 29), Perf. proph. {Ros. Tuch Kn.
Del. Ke. a.): meinte er eine erst künftige Eroberung bei der Resitz-
nahme Kenaan's, so wäre gar nicht angedeutet, warum er gerade Sekhem
verschenkt, u. *^.r]^\ (nicht einmal ö5»7ß^) wäre der denkbar unpassendste
Ausdruck für hj^p oder !»njjri. Sonst s. S. 368. Wie in der späteren
Haggada dieser Krieg Jacob's gegen die Amoräer neu erzählt wurde,
s. im RJub. c. 34; Test Judae c. 3 — 7; Jalqut §imeoni L 132;
Jellinek Reih ha-Midrasch Hl. lif. (auch Tg.Jon.).
c) Gap. 49, 1—28. Die Sprüche Jacob^s über die Zukunft seiner
12 Söhne oder (V. 28) Stämme. Ab eine Vorausverkündigung wer-
den sie V. 1 charakterisirt; es wird öfters (4. 6 f. 17. 25 f.) darin
befehls- oder wunschweise gesprochen, in väterl. Vollmacht verfugt, so
dass man sie besser das Vermäch tniss Jacobs nennt. Weniger gut
nennt man das Stück den Segen JacoVs, denn „es enthält auch gar
viel nachtheiliges für die Stämme; den 3 ersten (Ruhen §imeon Levi)
J
Gen. 49. 453
wird nur ungünstiges^' in Aussicht gestellt, voll u. ganz gesegnet wer-
den nur Juda u. Josef; es verhält sich hienach mit diesem Stück anders
als mit dem Mosesegen Dt. 33 {tCn.)-^ V. 28^ (s. d.), worauf jene
Benennung gegründet wird, gehört urspr. zu den folg. 29 ff. — Jacob
hat hier (V. 1) seine sämmtl. 12 Söhne vor sich u. spricht sich der
Reihe nach über eines jeden Zukunft in einem kürzeren oder längeren
Spruch aus. „Ruhen, Juda u. Josef redet er auch an; sie waren die
3 Hauptsöhne; bei ihnen hob sich das Herz des Vaters, u. die Rede
wurde lebhafter*' (JSTn.). Die Ordnung, in der die Söhne vorgeführt
werden, ist die der Altersfolge, so jedoch, dass wie 35, 23 ff. die
sämmtl. 6 Leastämme zusammengenommen, u. zwischen sie u. die
Rahelstämme die der 2 Nebenweiber gestellt werden. Ausserdem ist
Tgegen 30, 17 ff. 35, 23. 46, 13 f.) Zebulun dem Jissakhar vorgeordnet
(darnach auch Dt. 33, 18), vielleicht weil über ihn rühmlicheres zu
sagen war, u. sind die 4 Hinterstämme nicht nach der Abstammung,
sondern geographisch in der Richtung von Süd nach Nord geordnet
{Ew, 6.^ U. 435). Durchaus ist es die gehobene Rede, in der Jac.
spricht, aber an Schwung, Kraft, Bilderreich thum übertreffen diese
Sprüche die ähnl. dichterischen Worte in 9, 25 ff. 14, 19 ff. 24, 60.
25, 23. 27, 27 ff. 39 f., u. erweisen sich durch ihre eigenthüml. Bilder
u. Anschauungen, sowie durch ihre vielen seltenen, zum Theil später
ungewöhnlich gewordenen Ausdrücke (wie tne u. '^'^rSn 4, ^J?»? 5,
PR^»? 10, ^«lö 11, h-h^n 12, tj^rto^» 14, Vß-^ri 17, ^^h^ 21 u. andere
in 22 — 26) als alterthümlicher. „In der älteren Zeit zweifelte mau
nicht, dass die Rede so von Jac. gehalten worden sei, wie sie vor-
liegt Diese Meinung wurde auch von vielen neueren Ausl. noch fest-
gehalten {Ven, Teil, JDMich. Herd, Knapp, HensL a.), u. hat bis
auf die Gegenwart ihre Vertheidiger gehabt" {Ros, Bmg. Del, HgsU
Sack Ke. Lange a.; zuletzt MSTerry). „Man nahm an, Josef habe
die Rede aufgezeichnet u. den Nachkommen überliefert (MÖssL), oder
jeder Sohn habe seinen Spruch behalten, u. einer später sie vereinigt
aufgeschrieben (Vogel zu Grot., JEChSchmidt), Mit Recht aber hat
man eine solche Profetie mit ihren Wortspielen u. Bildern, ihrer Kühn-
heit u. Kraft, ihrem schönen Parallelismus u. hochpoet. Charakter im
Munde eines entkräfteten u. sterbenden Greises für unerklärlich er-
achtet, noch mehr aber die durch das ganze Stück gehende Kenntniss
der israel. Stämme nach ihren Wohnsitzen u. sonstigen Verhältnissen,
wie sie erst lange nach Jac. geworden waren. Auch hat man an das
Unwahrscheinliche solchen Weissagens bei einem einfachen Nomaden
erinnert, zugleich befreindlich gefunden, dass derselbe, wenn er einmal
habe weissagen wollen, seine Weissagung blos bis auf die davidische
Zeit u. nicht weiter habe herabgehen lassen. Das Gevdcht dieser zu-
erst von Heinr. geltend gemachten Gründe veranlasste die vermittelnde
Ansicht, Jacob habe zwar die Söhne gesegnet, seine Aussprüche seien
aber erst später zu dem vorliegenden Gedicht gestaltet worden (P/ü.).
Die meisten Kritiker indes sprachen die Profetie ganz dem Jac. ab
(Eichh. Justi Vat, deWe. Schum, Bleek a.), u. entschieden sich für
spätere Entstehungszeit, zB. für die mosaische u. far Mose selbst {Hass,
454 Geo. 49.
Scher.), för die letzte Hilfte der Richterzeit {Ew. GBaur), für die des
Samuel {Tuch, EMeier), für die des David {Heinr., Werliin, Kn.),
glaubten auch {Friedr., BohL) in dem Yrf. den Profeten Nathan zu
erkennen'* {Kn)\ dayid.-salom. Zeit vermuthet Reuss Gesch. AT.^
200 f. Der entscheidende Punkt ist hier, dass sSmmtl. Sprüche die
geogr. u. geschichtl. Verhältnisse, wie sie sich in der Richterzeit ge-
bildet hatten, ins Auge fassen, die ganze Zeit aber von Jacob bis dahin
unberührt lassen u. auch höchstens in die erste Königszeit hineinreichen.
Diese Reschränkung des Gesichtskreises des Redenden auf einen be-
stimmten Abschnitt der isr. Geschichte, veobei sowolil der vorher-
gehende als der folgende Zeitraum völlig leer u. dunkel gelassen vnrd,
ist der deutlichste Reweis, dass hier keine eigentl. Profetie vorUegt.
Nur wer Profeten als Wahrsager betrachtet, kann es unanstössig fin-
den, dass Jacob ein einzelnes, scharf abgeschnittenes Stück der isr.
Volksgeschichte mit grosser Genauigkeit vorausbeschrieben, alles zwischen
ihm u. diesem Stück, also ihm zunächst liegende aber nicht gekannt
haben soll. Geistgetriebene Weissagung geht von der Gegenwart aus,
knüpft an sie an, gibt wohl auch über die nächste u. nähere Zukunft
überraschende Aufschlüsse, verkündigt aber über die ferne u. fernste
Zukunft nur solche Gewissheiten, welche aus den evngen Grundsätzen
der göttl. Weltregierung folgen, nicht geschichtl. u. geograph. That-
sachen. Gerade auch die Anknüpfung an die Gegenwart fehlt hier:
ausser bei Ruhen Simeon Levi geht der Redner nicht von individuellen
Thaten oder Lagen seiner Söhne aus, öfters (8. 13. 16. 19) lässt er
sich blos von einer Deutung ihres Namens leiten. Vielmehr aber zeigt
der Gesichtskreis dieser Sprüche, dass sie in einer von Jac. weit ab-
stehenden Zeit, aber noch vor der Zersprengung der Stammesgliederung
unter der Königsherrschaft verfasst u. zusammengestellt sind. Das
Deboralied ist darin schon benützt (13 f. vgl. Jud. 5, 16 f.). Da auf das
Königthum Sauls (27) nicht angespielt ist, u. das über Issakhar u. Dan
Gesagte (14 — 18) sich auf deren Verhältnisse in der vorköniglichen
Zeit bezieht, so hätte man guten Grund, die Abfassung in den Ausgang
der Richterzeit zu setzen (Aufl.^). Da aber V. 8 — 12 sich am natürlich-
sten niur aus dem gewaltigen Aufschwung Juda's unter David erklärt,
so wird man vielmehr an diese Davidzeit, spätestens die Salomo's, zu
denken haben. Die Zeit des getheilten Reichs wird durch V. 8 (10)
ausgeschlossen. „Von der Eifersucht zwischen Juda u. Josef, welche
nach Salomo's Tod so stark hervortrat, enthält das Stück keine Spur,
feiert vielmehr beide Stämme mit gleicher Regeisterung'^ {Kn,), Ganz
anders Dt 33 (nam. V. 7). Dass Josef ein Fürst ('^''ti 26) unter
seinen Rrüdem genannt wird, entspricht seiner Stellung, die er von
jeher einnahm, u. braucht keine Anspielung auf das Zehnstämmekönig-
Ihum zu sein. Die Reziehung des V. 23 (s. d.) auf die syrisch-israel.
Kriege des 9. Jahrb. steht in der Luft, u. damit auch die Ableitung
des Gedichts aus dieser (FF/. L 375 ; Kuen, 234) oder Abab's {Stade
Gesch. ^ 150) Zeit In dieser Zeit, als Ruhen u. Simeon schon so gut
als verschwunden waren u. die Stammesbesonderheiten innerhalb bei-
der Staaten mehr u, mehr ihre Redeutung verloren hatten, lässt sich
i
Gen. 49. 455
die Abfassung eines solchen Gedichtes nicht mehr begreifen. Ganz
anders als nach der Jahrhunderte langen Zersplitterung des Volks in
sich vereinzelnde Stämme u. Stammesgruppen das Gefühl der nationalen
Zusammengehörigkeit von Samuel ab sich wieder regte u. der bis dahin
vom übrigen Isr. abgetrennte kraftvolle Judastamm in seiner Bedeutung
für das Ganze hervortrat Damab war es richtig u. gut, wenn ein
durch Geist, Streben u. Stellung dazu befähigter Mann, sei es schrift-
heb oder mündlich, die bis dahin auseinanderstrebenden Stämme um die
Person des gemeinsamen Vaters sich schaaren u..aus seinem Munde das
vernehmen hiess, was er im Rückblick auf ihre Vergangenheit ihnen zu
sagen hatte. Um ihre Leistungen u. Zustände handelt es sich dabei, nicht
bezüglich der Religion (vielmehr ist höchst merkwürdig, dass jedes Urtheil
über die rel. Verhältnisse fehlt, ganz anders als Dt 33), wohl aber
hinsichtlich des volksthüml. Wesens (als dessen Gründer Jac. galt, wie
Abr. als Gründer der höheren Religion). Da waren, welche sich ritter-
lich gehalten, u. andere^ welche ihrer Würde als Jacobsöhne viel ver-
geben hatten, es gab von früherer Grösse heruntergesunkene u. andere
zu Ansehen gelangte, glückliche u. unglücklichere, thätigere u. trägere.
Ihnen allen wird ein Wort zugerufen, je nachdem sie es verdienen,
lobend oder tadelnd, segnend oder fluchend; selbst wo nicht viel oder
scheinbar gleichgiltigeres über einen gesagt wird, bekommt dies durch
Vergleichung mit dem über andere gesagten einen eigenthüml. Stachel.
Ähnlich hat schon das Lied Jud. 5, 13 ff. die Stämme gemustert u.
ihnen Lob u. Tadel gespendet So gefasst hat die Dichtung für ihre
Zeit ihren Sinn u. Nutzen gehabt, u. bei dem immer sehr lebendigen
Gefühl einer dauernden Gemeinschaft der Ahnen mit den Nachkommen
Ew. G.^ L 588) u. einer realen Wirkung ihres Segens u. Fluches
oben S. 158 u. 331) war die Herbeiziehung der Person Jacob's
einzig passend. Auch das eigenth. Schwanken des Tones der Rede,
da der Redende bald verkündigt, bald seinen Willen ausspricht, bald
wünscht, segnet u. flucht, erklärt sich in diesem Falle gut Dagegen
ist die Vermuthung, dass das Stück eine blosse Sammlung von urspr.
zerstreut in Umlauf befindlichen Sprüchen sei (Land; Kuen, 233),
abzuweisen. Die gemeinsame Beziehung der Sprüche auf die Verhält-
nisse der ausgehenden Richter- u. anfangenden Königszeit, der innere
Zusammenhang unter den Worten über Rüben Juda Josef, die Bedeu-
tungslosigkeit, zu der einige dieser Sprüche durch Loslösung von den
übrigen herabsinken, lässt nicht zweifeln, dass dieselben von ^inem
Dichter so verfasst, u. mit Kunst u. Absicht zusammengestellt sind.
Dass er dabei zum Theil ältere Stoffe benützt hat, wird nicht ausge-
schlossen. Der Vrf. war sicher ein Judäer, zu schliessen aus dem
hohen Lob, das er Juda spendet. Nicht als ob er Juda über Gebühr
verherrlichte, aber bei der bekannten Stimmung der nördl. Stämme ist
eine billige Würdigung der Verdienste Juda's auf ihrer Seite schwerer
zu denken, als die neidlose (gerade in Davids Zeit sehr noth wendige)
Anerkennung der Herrlichkeit Josefs auf Seiten Juda's. Eben dafür
spricht auch die geograph. Anordnung der 4 Hinterstämme. Aus dem
Gesagten versteht sich, dass das Gedicht, mag es einst für sich in Um-
[.
456 Gen. 49, 1.
lauf oder ia einem anderweitigen Zusammenhang aufgenommen gewesen
sein, älter ist als A B G, von denen auch keiner ein Dichter war.
Die Frage kann nur sein, oh schon einer von ihnen dasselbe in sein
Werk aufgenommen hatte, oder ob erst R es sonst woher hier ein-
reihte. Von A {Ttich, Ew, G.^ I. 591) ist das am wenigsten wahr-
scheinlich, „weil der Fluch V. 7 u. der Goltesname nim V. 18 gegen ihn
spricht, u. die Einwebung dichterischer Stöcke seinem Plan fremd war"
(Kn.), u. 28^ ihn ausschliesst An B ist in Anbetracht von 48, 22
(gegen Gp. 34 u. 49, 6) u. 37, 21 f. 29 f. 42, 22. 37 (über Ruhen),
auch wegen V. 8 — 12 nicht zu denken. Dass G, der Judäer, es sich
angeeignet (aber nicht verfasst, Hupf, Böhm.) hatte, ist auch wegen
34, 30 f. (35, 22) wahrscheinlich u. von den meisten angenommen.
Aus ihm nahm es R auf, von dem wohl auch V. 1^ stammt. Dagegen
wird 1* (s. d.), zu 28^ gehörig, auf A zurückgehen. V. 1^ charakte-
risirt das Stück als Weissagung, gemäss dem im Alterthum auch sonst
(Uias 16, 849 ff. 22, 358 ff.; Plat apol. Socr. p. 39 Steph.; Xenopb.
Cyrop. 8, 7, 21; Diod, 18, 1; Cic. de divin. 1, 23. 30. Kn.) verbrei-
teten Glauben an die prof. Begabung Sterbender.
Literatur: Venema dissert sei. 1750, 1, 2. Teller Segen Jacobs
u. Mosis 1766; notae crit et exeg. in Gen. 49, 1766. Knapp disp. ad
vatic. Jacobi 1774. AuriviUius diss. ad sacr. litt. ed. Mich. p. 178 — 267
(nur V. 1—10). Herder in Werken zur Rel. u. Theol. 1829. Xffl.
61 — 79; Geist der hbr. Poes., Ausg. v, Justi, II. 175 — 196. Horrer
Nationalgesänge der Isr. 1780. Hasse Magazin für die bibl. orient
Lit. I, 1. S. 5 ff. JEChrSchmidt eins der ältesten u. schönsten Idyllen
1793. Scherer Gesch. d. Isr. 1. 167—183. Plüschke oratio Jacobi
mor. 1805. Mössler vatic. Jacobi 1808 > 2 partt. (nur bis V. 12).
Friedrich Segen Jacobs 1811. KIFischer diss. de benediclione Gen.
49. 1814. Jusli, Nationalgesänge der Hehr. II. 1 — 94. Slahelin ani-
madv. in Jacobi vatic. 1827. Dieslel Segen Jacobs 1853. Land disp.
de carmine Jacobi 1858. EMeier Gesch. der poet. Nationalliter. 1856
S. 109 ff. CKohler Seg. Jac, mit Berücks. des Midrasch Berl. 1867.
ÄNObbard ihe prophecy of Jacob, Gambr. 1877. Andere Schriften s.
bei JusU u. Tuch. HSTerry in Methodist Revue V, II (1886) S. 847 ff.
JPPelers in JBL. VI, 1 (1886) S. 99 ff. Zimmern in ZA. VII. 161 ff
will Beziehungen auf die 12 Zeichen des Thierkreises darin nachweisen.
— Vom Zeitalter der Weissagung handelt Heinrichs de auctore atque
aeUte cap. Gen. 49. 1790. Vgl. auch Kurlz Gesch. des AB.^ I. 31 4 ff.;
GBaur Gesch. der ATI. Weiss. 1861. I. 216 ff.; Ew, G.^ I. 104 ff.
585—589. II. 412. 463. 493; JB. IL 49 ff XU. 189 ff; GGA. 1873.
S. 421 ff.; Stade Gesch. ^ L 150 ff; Wellh, Comp. 320 ff
V. 1. Jacob (auf seinem Lager 48, 2) lässt auch seine übrigen
Söhne zu sich kommen, um ihnen ihre Zukunft zu verkündigen. k;>)^?^
^k] rief nach ihnen, Hess sie kommen (vgl. Gen. 28, 1. Ex. 36, 2. Lev.
10, 4 u. ö. bei A, auch bei D u. R^, dagegen bei BC gewöhnUch mit
\); von einer Anwesenheit der Söhne bei Jacob war zuvor nichts ge-
sagt was euch begegnen wird] näml. in euern Nachkommen (vgl.
28^ womach im Grunde die Stämme gemeint sind); ebendarum ist
Gen. 49, 1—3. 457
'^rt 's2 uoentbelirlich u. keine Interpolation (gegen Slärh in ZATW.
XI. 291). »t] begegnen s. 42, 4. Q"»»-»?! r^nt^:i\ in der Folge der
Tage, in der Folgezeit, „in künftigen Zeiten'^ (Luih.), Je nach dem
Zusammenhang ist der Begriff von r'^'^nx relat oder ahsol. zu fassen;
hier wie Num. 24, 14. Dt 4, 30. 31, 29. Jer. 23, 20 (30, 24) hat
die „letzte Zeit'' keine Stelle, während in messianisch-eschatol. Weis-
sagungen (zB. Hos. 3, 5. Mich. 4, 1. £z. 38, 16) allerdings die Endzeit
oder wenigstens die letzte Zukunft, die der Profet überhaupt erschaut,
zu verstehen ist. Als eine im profet. Zeitalter (nicht erst seit Ez.)
übhche Formel lässt sie diesen V. als Zuthat eines Erzählers aus diesem
Zeitalter erkennen. — ¥.2 beginnt das Gedicht mit nachdrückl. Auf-
forderung zum Hören (4, 23), u. zwar vereint sollen sie hören, denn
es handelt sich bei dem, was er sagt, um das Verbal tniss eines jeden
zum Ganzen. — V. 3 f. Rüben, Er wird in allen Genealogien als der
Erstgeborne aufgeführt (29, 32. 35, 23. 46, 8. Ex. 6, 14. Num. 1, 20.
26, 5. 1 Chr. 5, 3). Das muss seinen geschichtl. Grund haben, natürl.
nicht den, dass er um seiner gänzl. Bedeutungslosigkeit willen den
Ehrenplatz erhielt {Stade 151), sondern gerade umgekehrt den, dass
er einst eine Art Führerrolle unter den confoderirten Stämmen hatte,
oder am frühesten unter ihnen zu Macht u. Bedeutung kam. In der
Josefgeschichte bei B (37, 21 ff. 42, 22) erscheint er als dieser seiner
Würde wohl eingedenk ; in der Mosezeit erhebt er Ansprüche als Erst-
geborner (Num. 16. 29, 6 f. Dt. 11, 6). Mit Gad zusammen am frühe-
sten angesiedelt, im südl. Theil des Ostjordanlandes, thut er sich wei-
terhin weder durch Menschenreichthum u. Macht, noch durch Leistungen
für die Gesammtheit jemals hervor (die einzige von ihm erzählte That
1 Chr. 5, 10. 18 ff.), vielmehr schon in der Richterzeit zeigt er sich
gleichgiltig gegen die nationalen Kämpfe (Jud. 5, 15 f.) u. isolirt sich
weiterhin mehr u. mehr, so dass er bald in der Königszeit für Isr. so
gut wie verloren ist (Dt 33, 6. Jes. 15 f.). Was er früher gewesen
war, das wurde später theils Juda V. 8 ff, theils Josef (V. 26, Erbe
der Erstgeburt 1 Chr. 5, If.). Dieses frühe Sinken des Stamms wird
hier aus dem Fluch des Vaters über seinen frevlen Übermuth, in dem
er einst das Ehebett seines Vaters entweiht, abgeleitet Näheres wissen
wir nicht; auch 35, 22 gibt nicht mehr als diese Formel. Ihrem letzten
Sinn nach führt dieselbe nicht blos auf Missbrauch seiner Macht als
Vorstamm (Äh., Ew, G.^ I. 535 f.), sondern wohl auch auf unisraeli-
tische geschlechtliche u. eheliche Unsitten in diesem Stamm (s. oben
S. 277 u. 380), welche ihn allmählig der Gesammtheit entfremdeten.
— V. 3 rühmt der Vater ihn seiner Würde gemäss, V. 4 entsetzt er
ihn derselben, mein Erstgeborner (bist) du, meine Kraft d. h. Er-
zeugniss derselben (4,12), näml. der vollen, ungeschwächten Manneskraft,
u. Erstling meines Vermögens^ Zeugungsvermögens (Dt. 21, 17. Ps. 78,
51. 105, 36); eben als Erstgeborner u. in Folge dessen, Vorzug an Hoheit
(Ps. 62, 5. Ij. 13, 11. 31, 23. 5ab. 1, 7) u. Vorzug an Stärke (t^
Pausalform für t*3> wie V. 27; s. 43, 14) d. h. an Würde u. Rang, an
Macht u. Gewalt über alle Brüder hervorragend, vorzüglicher als sie.
Poetisch wird er selbst ein Überschuss, Vorzug genannt für pros. vor-
458 Gen. 49, 4—5.
züglich (vgl. Tnb 4). Gegen die recipirte Versabtheilung &?«■& tnfe zu
V. 3 zu ziehen {Cler, Yen, Herd. Hg. Just, Plü, Vat.) erbringt keinen
annehmbaren Sinn. Überschwall wie Wasser, du sollst keinen Vor-
zug haben] d. h. als Oberschwall (abstr. pro concr.), weil du ein solcher
bist, weil du überwalltest (ryne Sam., i^ßQUfag LXX u. a. Verss., ist er-
leichternde Lesart), wie kochendes Wasser, sollst du nicht darüber haben,
Oberschuss oder Vorzug haben, mit Beziehung auf '^n^ V.3 so ausgedrückt,
übrigens w^n nur hier so (richtig verstanden von Onk, Aq.Sym.,GrVen^
falsch in LXX hi^iö^g, worüber Geiger Urschr. 373, auch iri<f'gg s. das
Scholion in Lagarde's Gen. gr. p. 202; Pei, hat ^^t^f} übersetzt). Ober
die Bedeutung des Vorzugs der Erstgeburt s. zu 25, 31 ; die Trgg. setzen
sie in haereditas regnum sacerdotium. frvt] s. Ges, th.; Dunst {llg,
de W. Schum.) bedeutet es nicht „Wie das Wasser im Topfe von der
Hitze erregt aufkocht u. übersprudelt, so hat Ruhen von heisser Lei-
denschaft getrieben die Grenze des Rechten überschritten, Obermuth
u. Vermessenheit geübt" (JSTn.). ^'^V? ">] erklärt, worin das Oberwallen
bestand, u. begründet dadurch die Verwerfung Rubens, vgl. 35, 22.
(„Ähnlich wird Phoenix von seinem Vater Amyntor verflucht, weil er
dessen Kebsweib beschlafen hat Riad. 9, 447 ff." Kn.). "^ad^] der
Plur., weil ein DoppeUager gemeint ist; ein *"-: st c haben die Mass.
wohl mit Recht vermieden (vgl. 1 Chr. 5, 1). f^] dem Sprachgebrauch
gemäss nicht dann, sondern damals hast du entweiht, Entweihung
verübt, Heiliges geschändet; darin besteht sein Verbrechen, mein Bett
hat er bestiegen!] dies spricht Jacob abgewendet von Ruhen u. ge-
braucht daher die 3 pers. {Tuch Kn.), gleichsam sich fort u. fort
wundernd über die Unglaublichkeit des Frevels. Der Text hat etwas
auffallendes; aber n"^^? (LXX Peä, Trgg.) ist minder kräftig, ^\^ vu
?i^? unpoetisch u. gegen die Sptax, nn$a {Geiger 374) reinste Prosa,
Umstellung von ^Vj vor ^^Vsj {Olsh.) zu gewaltsam, „mein Lager von
Hoheit" {Ew. G.^ L 535) durch ^»V3> Stufe noch nicht zu rechtfertigen;
selbst ein adverbiales nb^ (für ft^J?) frevelhafter Weise wäre hier un-
nütz. Fragen könnte man, ob nicht besser p^Vn zu sprechen wäre:
wurdest entweiht, zur Erstgebomenwürde unfähig, ^'^tst*'] sonst immer
von den Mass. als Plur. punktirt — V. 5 — 7. §im£on u. Levi, der
2. u. 3. Sohn Jacob's. Eine gemeinsame, in der Sage von ihnen über-
lieferte That u. gleiches Schicksal derselben gibt dem Dichter Anlass,
sie zusammenzunehmen; vielleicht war mit der That auch ein Fluch-
wort über sie erzählt, welches er hier ausfuhrt. In dem Handel mit
den Sekhemiten (34, 25 ff.) hatten sie beide sich durch Grausamkeit
hervorgethan, u. dafür nach 34, 30 des Vaters Rüge, nach der (hier
zu Grund gelegten) Oberlieferung aber seinen Zorn u. Fluch davon-
getragen. V. 5. n'^r]»] wäre nichtssagend {Lag. Agath. 157), nur wenn es
Praed. wäre {Eh, Del.); es ist aber vielmehr Appos. zum Subj., zu
welchem die Aussage erst 5^. 6 folgt Das blosse b'^hk kann nicht
wahre, echte Brüder besagen, sondern dass die durch Abstammung
verbrüderten auch Brüder der Sinnesart u. Handlungsweise nach sind,
fugt erst 5^ hinzu, ihre r^'^^^'o (sind) Gerälhe der Gewaltthat] grau-
same Waffen. Die Erkl. des hapaxleg. n^d» durch Schwert {Rai. Luth,
Gen. 49, 5—7. 459
Herd. TeU. Plü. Ilg, Friedr. Del. Buns.) gSbe befriedigenden Sinn^
kann aber nalüriicb durch LautSbnlichkeit mit (laxatga nicht begrün-
det werden; vollends an ein semitisirtes fiaxaiga (Hasse, Ros.i noch
Lag. Rel. jur. eccl. S. XXXVIl) lässt sich im Ernst nicht denken, ob-
wohl die mass. Vokalisation durch diese Combination beeinflusst sein
mag. Ableitungen von ^yo, die grammalisch möglich wären (Ew.
260^) als: listige Anschläge, Ränke (von dem äth.-arab., aber nicht
hbr. ^5ö LdeDieu, Schult,, Knapp, Maur, Hal^vy a.), oder Heiraths-
vertrage (Ger. JDMich. Auriv, Dathe Kn. Luzz. BÖttch, § 791', Merx
im BL. II. 5 von ysl^ desponsavit, aber hbr. *^yo vielmehr verkaufen)
passen nicht zu Q'^V? (weil d^Vs nie, auch Jes. 32, 7 nicht, Mittel sind).
Von ^5 rund sein wäre n-nsra correkt (Olsh. 199*), könnte aber
nicht Windung, arglistige Handlungsweise (Tuch), sondern müsste
ein rundes, gekrünmites Werkzeug bedeuten, etwa Krummmesser,
Sichel (vgl. hi'^ )L^, arab. als min^al aufgenommen); nicht HtWen-
stähe (wohl Krummstäbe? Ew. G.^ ü. 493). Von ^^s «= rn» könnte
man einen Begriff wie gladius nur herleiten, wenn man für die y
die Bedeutung conf ödere (Ges. th. 672) oder caedere (Del. Prol. 121
nach dem Assyr.) annähme, u. müsste dann eher t^^b^ aussprechen
(s. aber «^s» Ez. 16,3. 21, 36 f. 29, 14). Mit den Deutungen der
LXX PeL Onk. ist, auch unter Voraussetzung von ^\'o für "^Vs (LXX
Sam. Onk.)y nichts anzufangen (sonst s. Geiger 374 f. 442 u. ZDMG.
XX. 160 AT.). — V. 6. Ihre That u. jeden Antheil an derselben weist
er mit Abscheu von sich: in ihren Rath (in welchem sie den tücki-
schen Plan beriethen) trete meine Seele nicht ein, mit ihrer Ver^
Sammlung eine sich nicht meine Ehre oder Hoheit, im rhythm.
Wechsel mit w« wie Ps. 16, 9. 67, 9 (als fem.; Sam. •^') s. v. a.
Geist Aber das fem. ßUt auf; LXX iitj Iqlaai tot fircaxa ^ov (von
"nn acutum, acrem esse; nach andern von n^n, s. Geig, 319); da
auch im Assyr. kabidtu (~i3s) mit napiitu (vcs) rhythmisch wechselt,
so wird '''12Ö m. Leber d. h. m. Gemülh (Del. ass. Gramm. § 68 a. E.)
urspr. beabsichtigt sein, denn in ihrem Zorn brachten sie den Mann
(Sing, der Art) um, u. in ihrem Gelüste (Belieben Dan. 8, 4. 11, 3.
16. Neb. 9, 24. 37, hier gemäss dem parall. C)k s. v. a. Muthwillen,
vgl. Est. 9, 6; Lag. Agalh. 157 will 03*^"») lähmten sie (die Schen-
kelsehnen durchschneidend Jos. 11, 6. 9. 2 S. 8, 4) den Stier, eine
That rachsüchtiger Zerstörungslust „Nach der jüngeren Sage jedoch
34, 28 f. raubten Jacob's Söhne das Vieh u. führten es weg" (Kn.).
Wohl nur um dieser Differenz zu entgehen, haben Aq. Sym. Fei. Trg.
Hier. Vulg. die Aussprache ^w Mauer vorgezogen u. ^pa> nach aram.
Sprachgebrauch als zerstören gefasst, während Neuere (Plü. MÖssl.
Schu. Bohl, a.) sonderbarer Weise *^"iw als Helden, Fürsten (Ps. 68,
31. Dt 33, 17) zB. Sekhem oder Hamor (34, 2) verstehen wollten. —
V. 7. Solche grausame Wuth trifft sein Fluch, w] Paus, für t? Perf.
(vgl. Ex. 32, 20. Gen. 26, 7); sonst vgl. Gant 8, 6. Viel milder lautet
das Urtheil über ihre That Gp. 34, wo dieselbe mit ihrem Eifer fOr
die Ehre des Stamms theilweise entschuldigt wird. Der Sam. ('^'^^*i för
^^n u. öPhan für 'aj) u. TgJon, haben den Fluch in ein Lob ver-
460 Gen. 49, 7. 8.
dreht; andere wollten durch Hinfiberziehung von ^'>'^» zu *^^ V. 6
helfen; so anstössig war ihnen der Text (vgl. Judith 9, 2). — Er ver-
urtheilt sie zur Zerstreuung d. h. „dass ihre Nachkommen keinen zu-
sammenhängenden Landestheil haben, sondern unter den andern Stäm-
men vertheilty durch's ganze Land zerstreut wohnen sollen'^ C^^*) u.
eben damit zur Machtlosigkeit. §imeon (nach Num. 26, 14 vgl. Num.
1, 23 schon am Ende der Wüstenzeit sehr geschwächt) schloss sich
in den Kämpfen gegen die Ken. an Juda an (Jud. 1, 3. 17), erhielt im
Negeb eine Anzahl Städte zugewiesen (Jos. 19, 1 — 9. 1 Chr. 4, 28 — 33),
welche aber Jos. 15, 26 — 32. 42 vielmehr zum Gebiet Juda's gerech-
net werden (auch 1 S. 27, 6. 30, 30. 1 R. 19, 3 sind Städte wie
§iqlag BeerSeba'' Qorma judäisch). Aber auch in andern Stämmen
scheinen Simeoniten zerstreut gewesen zu sein (2 Chr. 15, 9. 34, 6);
RSmüh (Joum. of Philol. EL 96) will dies daraus schliessen, dass
Namen wie §imei (n. gent. von y^y^'o), §aül, Jamin auch in andern
Stämmen vorkommen. Unter den Gen. 46, 10 angeführten Geschlech-
tern des Stamms scheint späterhin nur das des §aül noch Bedeutung
gehabt zu haben (1 Chr. 4, 25 ff.), u. dieses wahrsch. gemischt mit
iSmaeliten (s. Gen. 25, 13 f.)* Bei der Reichstheilung (1 R. 12) wird
Sim. als Stamm kaum mehr gerechnet; Dt. 33 fehlt er ganz. Bruch-
theile von ihm eroberten in der späteren Königszeit ausserhalb Ke-
naans kleine Gebiete (1 Chr. 4, 34 ff.). S. Berlheau z. Chr.; Graf der
Sl. Simeon, 4<^, 1866; Ew. G\ II. 405ff.; Ri, HWB. 1480f. Dass
Levi kein eigenes Stammgebiet hatte, ist bekannt; nach A (Num. 35.
Jos. 21) soll er in 48, von den einzelnen Stämmen ihm eingeräumten
Stadien wohnen. Das Auffallende ist aber, dass diese Zerstreuung hier
mit der gottesdienstl. Bestimmung des Stammes in keine Beziehung ge-
setzt, sondern sogar als ein Fluch aufgefasst ist Umsonst sucht man
darin einen Beweis für die „Echtheit des Jacobsegens'' (Ke,, Bredenk,
Ges. u. Prof. 173). Denn von einer Zerstreuung unter Isr. kann doch
vor der Ansiedlung in Ken. keine Rede sein; wenn also der Fluch
schon unter Mose in einen Segen verwandelt worden wäre, so wäre
er überhaupt umsonst gesprochen. Vielmehr erklärt sich die Sache
daraus, dass in der Zeit nach Mose die gottesdienstl. Gellung der Le-
viten thatsächlich nur erst auf einzelne Familien beschränkt war, die
Masse der Stammesgenossen aber besitz-, brod- u. machtlos (Jud. 1 7 f.),
zum Theil in den unglücklichsten Umständen lebte. Dt. 33, 8 ff. spricht
ganz anders von Levi. Vermuthungen darüber, wie in den nachmosai-
schen Eroberungskämpfen §imeon u. Levi bei ihren Angriffen auf §e-
khem so geschwächt worden seien, dass sie sich als selbständige Stämme
nicht mehr behaupten konnten , s. bei Wl, Comp. 353 ff.. Kill. G. IL
63. Über Levi in der Richterzeit s. auch Band. ATL Priesterth. 69 ff.
— V. 8 — 12. Erst auf Juda^ den vierten der Leastämme, kann sich
Lob u. Segen des Vaters voll ergiessen, u. nur der Zwang der that-
sächl. Verhältnisse, wornach Josef ihm das Gegengevncht hielt, konnte
den Vrf. abhalten, ihm statt Ruben's förmlich den Rang des Hauptes von
allen zuzuerkennen (1 Chr. 5^ 1 f.). Nach C schon in der Erzväterzeit als
Haupt der andern hervortretend (37, 26 f. 43, 8 ff. 44, 14 ff. 46, 28),
n
\
Gen. 49, 8—9. 461
nach A in der Mosezeit (Num. 1, 27. 26, 22) stärkster Einzelstamm
Man. u. Efr. besonders gezählt), u. in der ^Lager- u. Zugordnung
mit Jissakhar u. Zebulun) an der Spitze aller (Num. 2, 3. 10, 14}
stehend, kämpft er bei der Eroberung Kenaan's in erster Linie die
Kämpfe gegen die Heiden (Jud. 1), nimmt neben Josef zuerst sein
weites Wohnland im Süden Kenaan^s ein (Jos. 14 ff. vgl. mit 18, Iff.),
wird auch nachher noch einigemal als Vorkämpfer erwähnt (Jud. 3, 9 ff
20) 19 ff.), behauptet sich weiterhin (obwohl durch zwischenliegendes
heidnisches Gebiet vom übrigen Isr. getrennt) in seiner Selbständig-
keit, (etwa mit Ausnahme der Philisternoth Jud. 15, 11 ff.), bis er end-
lich mit Davids Königthum an die Spitze Israels tritt. Diese Kraft u.
Sieghaftigkeit des Stamms u. die Trefflichkeit seines Wohnlands tritt
als der Hauptgedanke in V. 8 — 12 hervor. Dass Juda vor David
ebenso heruntergekommen war, wie Ruh., Sim., Levi {Wl. Comp. 320),
ist nicht „Thatsache", sondern Theorie. — Wegen des messianischen
Gehalts dieses Spruchs sind ihm viele bes. Erklärungsversuche zu Theil
geworden, zB. Zirkel super bened. Judae, Wirceb. 1786; Wer Hin de
laud. Judae, Havn. 1838; Hufnagel in Eichh, Repert. XIV. 235 ff.;
Muhlert in Keil u. Tzschirner Anal. II, 3, 46 ff.; PeUerson comm. crit.
phil. in Gen. 49, 10, Lond. Goth. 1821; viele andere bei Tuch^ 485 f.
u. bei GBaur 227f.; HgsL Christ.^ I. 54—104; Hofmann Weiss, u.
Erf. I. 112 ff.; Reinke Weiss. Jacobs über Juda 1849; Keil in Rudelb.
u. Guer. luth. Zeitschr. 1861 S. 30ff.; Cheyne Proph. of Isaiah 1881.
II. 189 ff.; DWt?er in Journ. of Philol. XIV; ausserdem in den Lehrbb.
der ATI. Thlg. {Öhler, SchullZy Hilz. a.) u. in den Schriften über
mess. Weiss. {Del, Orelli ChBriggs, a.). — V. 8. In Ermangelung
einer bes. Sage über seine Vorzeit knüpft der Spruch an seinen Namen
(s. 29, 35) an u. lobt ihn als den machtvollen, auch von den Bru-
derstämmen anerkannten u. gepriesenen Sieger. Juda (Preiswürdiger)
— dich (Ges. 135, 2*) werden oder müssen deine Brüder preisen,
da deine Hand am Nacken (Ij. 16, 12) deiner Feinde ist, die fliehen-
den am Nacken fasst, dir huldigen die Söhne deines Vaters, nicht
blos die Leasöhne, sondern die Jacobstämme überhaupt. Sie beugen
sich ihm, indem sie ihn als ersten u. Führer anerkennen. Mit David '
kam das zur vollen Verwirklichung; auf die Zeit nach Salomo passt
der Satz nicht mehr. — V. 9. Zeichnung seiner Sieghaftigkeit unter
dem Bilde eines Löwen, der vom Raub zu seinem Lager in der Höhe
aufgestiegen in sicherer Ruhe seine Beute verzehrt. Das Bild vom Löwen
ist häufig (Dt. 33, 20. 22. Num. 23, 24. 24, 9. Mich. 5, 7), u. er-
klärt sich hier auch ohne die Annahme, dass Juda schon damals den
Löwen als Fahnenzeichen {Tg Jon. zu Num. 2; Ew, G.^ III. 341) führte;
vollends Bezugnahme auf das Sternbild des Löwen u. den Stern Regu-
lus {Zimm») ist rein eingetragen, ein Löwenjunges (sofern Jac. ihn
zunächst in seinen Anfängen anschaut) ist Juda, Insoweit läge es
nahe, 'nhv vom Aufkommen, Wachsen (LXX, die pijö nach Ez. 17, 9
auslegten; GroL Äuriv, Teil, JDMich. Hensl, JusL Ges, Ew,) zu ver-
stehen, sprachhch nach Ez. 19, 3 (weniger Dt. 28, 43. Prov. 31, 29)
vielleicht zulässig, obwohl gew. nur von Pflanzen^ Hörnern u. dgl. so
462 Gen. 49, 9—10.
gebraucht Aber grosswerden vom Raub (Raubstamm) wäre ein zwei-
deutiges Lob, u. „hätte der Dichter einen wachsenden Löwen im Sinn,
würde er ihn nicht nachher als Löwe u. Löwin zugleich bezeichnen^'
{Kn.). Also richtiger: vom Rauh mein Sohn, bist du hinaufgestiegen,
wie der Löwe auf seine Berge (Gant 4, 8; Boch. hz. IL 36 f.), so
Juda nach vollendeten Kämpfen auf sein Gebirgsland (Jud. 1, 19) ; nie-
derkauemd (Num. 24, 9) Aal er sich gelagert (4, 7), seine Wohn-
sitze eingenommen, wie ein Löwe u. wie eine Löwin (letztere noch
grimmiger im Angriff Her. 3, 108; Aelian. var. bist 12, 39); nach-
dem das geschehen, wer will ihn auftreiben 1 „so wohnt er in stolzer
Ruhe u, Zuversicht des Starken, gefurchtet von den Feinden u. sicher
vor ihren Angriffen'^ (Kn), Zieichnung des Wesens dieses Stammes,
wie er von Anfang an dasteht — V. 10. Beschreibung seiner ge-
schichtl. Grösse in eigentlicher Rede; V. 11 f. gehören enger mit 10
zusammen, wie die Participialconstruction zeigt nicht wird BefehlS'
haherstab von Juda weichen, noch Fiihrerstab von zwischen seinen
Füssen] sondern er hält u. fuhrt ihn fortwährend, tanv] kommt keines-
wegs blos dem König (Kn,) zu, sondern auch dem Häuptling, Führer
der Stämme oder grösserer Abtheilungen Jud. 5, 14, gerade wie PE^^]
Num. 21, 18. Ps. 60, 9 (ein später veraltetes Wort), zu denken als
ein hoher lanzenartiger oder auch oben gekrümmter (vielleicht mit
Emblemen versehener) Stab, den der Häuptling wie eine Standarte bei
sich stehen oder sitzend zwischen seinen Füssen auf die Erde gestellt
hatte (vgl noch Wellst. Arab. I. 126; Pausan. DL, 40, 6; CFHermann
de sceptri regii antiquitate 1851, u. die Bilder auf den altpers. u.
assyr. Denkmälern). Dass p^n'ü neben tsa^ nicht Gesetzgeber oder
Führer, u. '»''^a': ^5»? nicht von seinen Hüften d. h. von seinem Samen,
Nachkommen (LXX Vulg. Trgg. u. die meisten Älteren bis Herder
excl., nach Dt 28, 57; letzteres selbst noch Ges. th. 204) bedeuten
kann, versteht sich. Aber auch ')''^a'j ^5» von seinen Fahnen (Sam.,
Houbig. Cler. Teil.) ist mit dem richtigen Sinn von ^"phti unverträg-
lich; aus der Mitte seiner Fussvölker (Veiel, Hulh^ Tuch) ist ge-
schmacklos, auch grammalisch unzulässig, da man wohl b'<V?!' Jer. 12, 5,
aber nicht i-^Va;? für i*^;Va!> sagen konnte {Böltch. § 827). Also Führer-
stab u. Führerwürde wird nicht von Juda weichen, bis dass er nach
äilo kommt, den Gehorsam von Völkern habend. *^*^ ^Ü ist Zu-
sUndssatz; ^np"» hat Dag. f. dirim. {fies. 20, 2^) wie Prov. 30, 17,
u. bedeutet Gehorsam {Trgg.), nicht aber Erwartung, Hoffnung (J^jgr
LXX Vulg. PeL, mit Beziehung auf Jes. 42, 4) [oder Versammlung^
Vereinigung (nj)^» Äq. Ar ab. Rai.); d'^»? aber sind sicher heidnische
Völker, nicht die isr. Stämme, s. zu 28, 3 (Ges. Win. Mei. Baur),
weil für diese in diesem Zusammenhang i'^hk gesagt wäre (s. 8. 26), die
Behauptung aber, dass r^n^i nur den freiwilligen nicht den erzwungenen
Gehorsam ausdrücke, nicht zu erweisen steht Die Meinung ist: nach
Unterwerfung oder Bändigung der Völker, gegen die er gekämpft hat, was
kaum in anderer Weise passender ausgedrückt werden konnte, da hier
Juda als Einzelperson den Massen gegenübersteht *"» iy] 26, 13. 41, 49.
2 S. 23, 10, vgl 'i^K n9 28, 15; es wird ein Zeitpunkt markirt, bis zu
Gen. 49, 10. 463
welchem er den Führerstab nicht bei Seite legen wird. Die Bedeu-
tung so lange als {Tuch Maur, Met, Baur) könnte nur durch .o -tj;
Gant 1, 12 gestützt werden, ist aber dem "^ "^9 sonst fremd, u. ergäbe
eine thatsächl. unrichtige Aussage. (Über die sprachwidrige Trennung
von "*& TS? bei einigen jüd. AuslL: in Ewigkeit, denn s. Baur 239).
n^^o] wofür aber riVc in Sam.y hbr. MSS., u. den alten Verss. (s. de
Rossi IV. 217 ff.), ist überall im AT. Name der Sudt Silo (meist nV»
oder 1^», seltener i^*^» u. hW geschrieben, Ges, th. 1424; seinem
gentil. ^f^^'o nach aus yh*^^ verkürzt), im Stamme Efraim, welche nach
Eroberung dieses Landestheils der Sitz des Gemeindeheiligthums vnu'de
u. die Richterzeit über bis EU blieb (Jos. 18, 1 ff. Jud. 18, 31. 21,
19. 1 S. 1—4; vgl. Jer. 7, 12 ff. Ps. 78, 60). Sie ist, wenn man
an der Lesart nV» festhält, auch hier zu verstehen (so seit Teller
viele: Zirk. Eichh.Herd., Bleek observ. 1836 p. 18 f., Hilz, Tuch
DiesU Bmg. Ew, Buns, Röd, Baur DeL), u. zwar im Acc. loci (1 S.
4, 12). Subj. zu io'' ist naturgemdss nicht man, sondern Juda, auf
den "i^; zm*ückweist. Man hat dann zu denken an die Umsiedlung des
den Stämmen gemeinsamen Heiligthums von Gilgal nach §ilo (Jos.
18, 9. 1), nachdem Juda u. Josef sich in ihrem Wohnland festgesetzt
hatten, u. damit eine Art Abschluss der Kämpfe erzielt war. In 'ai 'i^i
einen zweiten über Jos. 18 liinausreichenden Termin unbestimmter Länge
zu finden {Bmg, DeL), wäre jedoch, in Ermangelung eines neuen Verb.,
unthunhch, ebenso (s. oben) dürfte man *s^ **9 ~i? nicht umdeuten zu: so
lange man (oder er) nach Silo kommt, d. h. so lange man Gott in §ilo
verehrt, d. h. im Sinne des Vrf. ewig {Hilz, Tuch Baur), Vielmehr
müsste der Sinn sein, dass sein Führer- oder Feldherrn-Stab, der ihm
als Stamm zukommt (Num. 21, 18), in voller kriegerischer Thätigkeit
bleibt bis zur Eroberung seines Gebiets (gegenüber von andern Stäm-
men, die den Kampf aufgaben oder vergeblich kämpften). Es wäre
damit in die Zeit der Eroberung zurückgegangen; die Periode des
Landbesitzes, in der alle andern Stämme aufgefasst sind {HSchuUz^
713), wäre nicht verschwiegen, sondern V. 11 f. schildern diese als
die Frucht seiner Siege. Aber abgesehen davon, ob Juda wirklich
nach §ilo kam (worüber keine Nachricht vorliegt), wäre die Nennung
eines geogr. geschichtl. Namens in diesen sonst ganz allgemein gehal-
tenen Sprüchen sehr auffallend. Man erwartet einen Gedanken, wie:
bis dass er zur Ruhe kommt. Mit nVv ist der nicht zu erzielen, aber
auch mit r\hv nicht Denn ein ^Vw oder n^» Ruhe u. ein nV^ Ruhe
oder Beruhiger (von "^ '>^'^) kommen sonst nicht vor, letzteres ist
grammatisch unmöglich, da es wenigstens "^^Vic oder ''V^' lauten müsste
(s. Tuch). Also sind Erklärungen, wie: bis Ruhe kommt d. h. (Prov.
6, 15. Ij. 3, 26) eintritt {Plü. Just, VaL Ges. Schum. deW. Kn,),
oder bis er zur Ruhe kommt {Öhl,^ IL 255), oder bis ein Friede-
bringer kommt d. h. Salomo {Fried, WerL) oder der Messias {Afössl,
Knapp MuhL Ros, Win, Hgst, Ke,, Kohl, I. 162), unzulässig. Auch
bis er in das ihm Gehörige einzieht, in sein Eigenlhum kommt
{Orelli ATL Weiss. 137 f.; Briggs, unter Zerlegung in .w u. ^■^),
wäre doch ein sehr farbloser Ausdruck. Eher Hesse sich ein urspr.
464 Gen. 49, 10. 11.
c^w vermuthen, freilich nicht als ü\-a (14, 18): bis er (David) in Jeru-
salem einzieht {Neubauer im Athenäum 1885 L 695), womit wieder
ein n. pr. eingeführt würde, sondern als o'^» (Jes. 57, 2): bis er zum
Frieden eingeht {üalivy Rev. crit. 1883 p* 290). Man könnte auch
versuchen n^» «a^ "»? (2 S. 3, 22). Aber es kommt weiter hinzu,
dass man für den oben angegebenen Sinn (er gebe den Kampf nicht
auf) statt 'ii 'flö'' kV eher erwartet: er wird den Stab nicht bei Seite
legen oder dgl. — Dem Ausdruck 'ai •ntj'^ k^ wird man besser gerecht,
wenn man taaw u. ppn^ vom Herrscherstab versteht u. den Gedanken
darin findet, dass dieser d. h. die HerrscherwOrde nicht von ihm weichen
werde. Dann aber darf man '*•> "^s ^3^ nicht deuten: bis er (Rehabeam)
nach Silo (für §ekhem) kommt {RaSbamy Heilen Hist Poetry 1. 39 fi*.;
Peters 105 f.), d. h. bis zur Reichstheilung, oder mit Änderung in
ts^V^ {Olsh): bis ein Gewaltiger sc. der oberasiatische Grosskönig
kommt, sondern muss einen messianischen Sinn darin anerkennen, den
man früher insgemein darin fand, u. zwar nach der Lesart n^^. Frei-
lich %(og Sv Ik^ rä anoTtsliisva ccvx^ was ihm aufbewahrt ist
(LXX, Driv.), oder co ctTtOKeitai welchem (es d. i. Scepter) aufbewahrt
ist (LXX var.; HSchuUz), oder dem die Herrschaft isl {Onk, TgJer,
Saad.; wohl auch Pei. vgl. mit Aphraates, s. Driv, 5) kann in H>b
nicht liegen, da quod ei (ohne Verb.) oder gar blos cui (ohne Subj.)
kein Satz u. unverstdndUch ist (ganz anders Ez. 21, 32, wo esw^n
dabei steht); möglich wäre nur der Seinige (der ihm angehört), eine
verblümte Bezeichnung des aus Juda zu erwartenden Völkerherrschers.
Aber .^ in einem judäischen Text wäre höchst befremdlich (s. auch
6, 3), u. ri^ für *»^ ein Unicum. Correcturen wie n^tö oder n'^ qui
millendus est ( Vulg.), tiVk^d is quem Juda expelil {Hiller Onom. 931 ;
Lag, On.i IL 96), nh rw-^ for whom it (the dominion) is appointed
{Cheyne nach Rönsch in ZWTh. 1872 S. 291; DnvA) sind keine
Verbesserungen. Streicht man aber ^^) als Glosse zu m^« {WU L 375;
Stade G.^ L 160), oder r^h^ als Glosse zu ^Vj {Wl. Comp. 321), über-
setzt man also: bis er kommt, dem der Gehorsam der Völker ist
(gebührt), so erkläre man auch, was jemand zu diesem Glossem veran-
lassen konnte! Ist demnach auch bei der mess. Auffassung eine befrie-
digende Erklärung des 'nhv nicht zu finden, so kommt weiter hinzu,
dass V. 11 f. an diesen Blick in die fernere Zukunft keinen Anschluss
hat, vielmehr muss dann der V. 10 ein späterer Einsatz sein {WL),
zwar nicht aus nachexilischer Zeit {Stade), da ja der tsa» damals von
Juda gewichen war, wohl aber aus einer Zeit, da die jüd. Profeten die
Messiashoffnung schon verkündigt hatten. Wahrsclieinlich aber ist es
kein freier Einsatz, sondern aus einem altern Text nur umgebildet
Die mass. Xesung Ti^^v statt des älteren "V» scheint auf der rabb. Er-
klärung sein kleiner Sohn (}% worüber Äaur 247 f.; Driv, 7. 18 f.)
zu beruhen. — V. 11 f. zeichnen, wie er nach Niederkämpf ung der
Feinde, in seinem Wohnland (vgL 9) reiche Segnungen aus Weinbergen
u. Viehtriften geniesst Das hat an V. 10 keinen Anschluss, wenn
dort von dem grossen König der Zukunft die Rede ist. Zum "^-r des
St. c. in ^^ü», -33 u. ^V-^Vsrt s. 31, 39; zum st c. vor der praep. Ges,
Gen. 49, 11—14. 465
90, 3*; zu nS«^? für r^^9 Ew. 255^ (Jes. 10, 17. Dt 25, 4); zun-r
für "i 9, 21; zum Prf. t>a» als Forlsetzung des Part. Ges. 116, 5 A. 7;
zu der Aussprache des Prf. mit -rr Ges, 52, 2 A. 1. Es ist ein
idyllisches Bild, das der Vrf. entwirft. Juda, der Kriegsheld u. Sieger,
nun reitend auf dem Esel, in vordavidischer Zeit dem gewöhnl. Reit-
thier {Win^ I. 347) zumal der Häupüinge (Jud. 10, 4. 12, 14, vgl.
Zach. 9, 9); so voll ist sein Land von Weinstöcken, dass er ob der
Menge sie wenig zu achten u. zu schonen braucht, dass er absteigend
das Reitthier an die Rebe, die Edelrebe (Jes. 5, 2. Jer. 2, 21) bindet;
so reichlich erzeugt es Wein, Roth wein (Dt. 32, 14. Jes. 63, 2. Sir.
39, 26. 50, 15), „dass er ihn zum Waschen seines Gewandes {p^'o
für wo, vgl niw Ex. 34, 33 ff.; Sam. nww) verwenden kann, eine
Hyperbel wie li. 29, 6. Juda war ein Weinland (Jo. 1, 7 ff. 4, 18.
2 Chr. 26, lOj, u. namhaft die Weinberge bei ^ebron u. Aengedi
(Num. 13, 23 f. Cant 1, 14). trübe an Augen von Wein u, weiss
an Zähnen von Milch] „im Überfluss hat er Wein u. Milch zu ge-
messen; von dieser triefen die Zälme u. erscheinen blendend weiss, von
jenem trübt sich der Blick (Prov. 23, 29 f.), womit jedoch Vrf. hier
nichts Schlimmes aussagen will (43, 34). Juda hatte auch ausgezeich-
nete WeidepläUe zB. 1 S. 25, 2. Am. 1, 1. 2 Chr. 26, 10. Zu den
Hyperbeln vgl. Jo. 4, 18. Am. 9, 13" (JSTn.). — V. 13. Bei Zebulun,
dem 6. Leasohn (s. Vorbem.), der nie hervorragte, doch an den natio-
nalen Kämpfen der Richterzeit ruhmvoll theilnahm (Jud. 4, 6. 10.
5, 14. 18. 6, 35 vgl. auch 22, 11), hat Vrf. nichts zu rühmen, als
die günstige Lage seines Gebiets, wohl mit Anspielung auf die Bedeu-
tung seines Namens (30, 20) als Wohner, Anwohner. Zebulun —
nach dem Gestade des Meeres (1, 10) hin lässt er sich nieder, er
selbst (Ew. 314^) nach dem Gestade der Schiffe hin, u. seine
Hinterseile auf oder gegen Sidon hin. Er ist verglichen mit einem
hingelagerten Menschen oder Thier, dessen Gesicht gegen das schiffbare
Ufer, dessen Hinterseite gegen §idon d. h. hier doch wohl Phönizien
gerichtet ist. Nach Jos. 19, 10 — 16 war Zeh. vom galiL Meer durch
Naftali getrennt; westl. von Zeh., also nach dem Mittelmeer hin, war
ASer angesiedelt; aber gerade die Grenze zwischen A§. u. Zeh. ist Jos.
19, 14 f. nicht näher bestimmt, u. also selbst dort die Möglichkeit,
dass Zeh. mit einem Striche Landes ans Mittelmeer grenzte (Jos. ant.
5y 1, 22; b. j. 3, 3^ 1), nicht ausgeschlossen. Sicher ist einerseits,
dass Jud. 5, 17 d*«»»^ t\^nh aw^ von ASer ausgesagt ist, andererseits,
dass auch nach Dt 33, 19 Zeb. u. Jissakhar die Schätze des Meeres
saugt Die Grenzen der Stämme untereinander u. gegen die Heiden
waren nie sehr fest u. wechselten im Laufe der Zeit Mann kann
darum wohl glauben, dass zur Zeit des Vrf. Zeb. bis ans Meer hinaus-
reichte; andernfalls müsste man die Ausdrücke des Vrf. vom Angrenzen
an die Küste d. h. die Küstengegenden (nicht an das Meer selbst) ver-
stehen, sofern schon dieses Angrenzen für den Stamm vortheilhaft u.
nuUbringend war (sonst s. Ew. G.* II, 413 f.; BL. V. 267; Stade G.^
I. 171). — V. 14 f. Jissakhar, der 5. Leasohn (s. Vorbem.), hatte
am Jordan hin bis zum galil. Meer u. in der fruchtbaren Jizreelebene
Handb. z. A. Test XI. 6. Aufl. 30
466 Gen. 49, 14—16.
seine Sitze. In seinem Land, durch welches die grosse Karawanen-
strasse vom Mittelmeer nach BethSean führte, erhielten sich mehrere
kenaan. Städte unabhängig u. mdchtig {Ew. G.^ II. 468). Obwohl er
an dem Freiheitskampf unter Debora Theil nahm (Jud. 5, 15), so wird
er hier doch (wie Ruhen Jud. 5, 15 f.) scharf getadelt, weil er, zu-
frieden mit seinem üppigen Lande, in trdger Behaglichkeit sich zur
Unterwürfigkeit, zum Lohn- n. Frohndienst für die reichen u. rodchtigen
Fremden verstand (nach Kuen. ThT. V. 292 f. soll er daher erst
seinen Namen ^avv*^ erhallen haben !), womit stimmt, dass in der Über-
sicht Jud. 1, 27 er allein fehlt, als wSre in seinem Gebiet heidnische
Oberherrschaft nicht Ausnahme, sondern Regel gewesen. Im Hinter-
grund der Darstellung liegt auch hier das Spiel mit dem Namen ^do ^o^
(30, 16. 18), vielleicht (Del) in der Fassung ^sw «te?. Jiss. ein
knochiger starkgebauter Esel, der sich hinstreckt zwischen den Hür-
den (Jud. 5, 16. Ps. 68, 14; andere Deutungen des wwo s. Ges,
th. 1471 f.; Böttcher NÄ. L 25; Bachmann B. Richter 400 ff.), in
seinem Wohnland in behaglicher Ruhe. Das Bild vom Esel schon mit
Beziehung auf das Lasten tragen, zu dem er sich hergibt (anders m;6
16, 22). Die Lesart b*^^ 'rt Lastesel der Fremden (Sam.; Geig. 360,
Olsh., Kuen. V. 292) verwischt das Bild, u. b*^ Fremde wäre ein
unpassender Ausdruck (Del). So sah er denn Ruhe, dass sie (s. 1, 14)
ein Gut {Sam. naSu adj.) u. das Land, dass es lieblich (über die
Fruchtbarkeit des unteren Galilaea s. Jos. b. j« 3, 3, 2), u. beugte^ um
in ruhigem Genuss desselben zu bleiben u. Gewinn daraus zu ziehen,
seinen Rücken (Last) zu tragen u. fiel der Dienstmannfrohne anheim
d. h. wurde zum dienstbaren Fröhner, Zum Ausdruck vgl. Dt 20, 11.
Jos. 16, 10. 17, 13. Jud. 1, 28. 30. 33. 1 R. 9, 21. Jcs. 31, 8; er
bezeichnet immer die gezwungenen Arbeiten der Hörigen, Unterworfenen
u. Gefangenen. Falsch findet BoM. u. Kn. (nach LXX) darin eine Be-
zeichnung des niedrigen (!) u. lästigen Berufs der Feldarbeit, dem sich
der Stamm hingegeben habe. Über die Auslegungskünste der LXX u.
des Onk.j welche den Tadel vom Stamm wegzubringen suchten, s. Geig.
360. — V. 16—18. Dan, der erste Sohn der BiUia, hatte sein Ge-
biet zwischen Eh., Benj., Juda u. den Philistern, westwärts gegen das
Meer hin (Jos. 19, 40 ff. Jud. 5, 17), war aber durch die Amoriter
eingeengt, u. hatte viel Noüi sich zu behaupten; ein Theil (Jud. 18, 11)
seiner Leute zog nordwärts, eroberte die ^idooisdie Golonie Lai$ oder
Leäem am Libanon, u. liess sich dort, sie Dan benennend, nieder (Jud.
1, 34. 18, 7. 27 ff, Jos. 19, 47; auch 2 S. 20, 18 LXX, Ew. G.^
HL 264). Aus dem zurückgebliebenen Rest gieng später der Held
SimSon hervor, der sich lange u. tapfer an den Philistern rieb (Jud.
18 — 16). — Auch dieser Spruch geht vom Namen aus. Dan, obwohl
an Macht u. Gebietsumfang nicht bedeutend, wird richten sein Volk
wie (irgend) einer (Jud. 16, 7. 2 S. 9, 11. 1 R. 19, 2) der Stämme
Israels f keinem hierin nachstehend, "i»?] wird von vielen als die
zum St. Dan gehörigen Leute genommen, u. der Satz darauf bezogen,
dass der kleine Stamm seine eigene Verwaltung n. Gerichtsbarkeit
haben (Merc. Herd. Hass. Hensl. Ros. Vat. Bohl) oder vielmehr
Gen. 49, 16—19. 467
seine Selbsländigkeit als Stamm behaupten werde {Tuch, WL I. 875;
Stad, 168), was gerade bei diesem vielbedrängten St fraglich war.
Aber dem Sprachgebrauch von 'j'^i, welches nicht regieren u. (eilen,
sondern (80, 6. Dt 82, 86 u. s.) Recht u. Hilfe schaffen bedeutet,
so wie dem V. 18 angemessener ist es, unter *»»» Israel (Dt 88, 7)
zu verstehen (Ephr, Trgg. Rai. Qi, Cter* Friedr. Schum. Ew, Kn,
Del,). Die Meinung ist dann aber nicht, Dan werde so gut wie ein
anderer Stamm einen Richter Aber Isr. stellen, denn dafür ist i*^n nicht
der Ausdruck, u. das Richterbuch lag dem Vrt nicht vor, sondern er
werde in den Kämpfen gegen die Heiden for die Sache Israels ebenso
gut einstehen, wie die andern, zB. in den §im§onkämpfen gegen die
Philister, oder als Hüter der Nordmark. Nur für sein Verhalten gegen
Fremde, nicht für das Ringen um seine Selbständigkeit unter den
Stämmen passt auch die V. 17 an ihm gerühmte Kampfesweise. —
V. 17 wird ihm Erfolg in diesem Kampfe gewünscht {Sam, minder
gut n'^rr^) : er sei (nicht isty K S.) eine Schlange, eine HomoUer am
Weg, die des Rosses Fersen beisst, dass sein Reiter rückwärts
fällt, •^apy] mit Dag. f. dir., s. V. 10. ifc''»«] über die species ist keine
sichere Überlieferung; am wahrscheinlichsten ist Cerastes {Ges. th.)
Homotter, von der Farbe des Wüstensandes, in den sie sich bei Tag
verbirgt {Rl HWB. 228); „sie legt sich in Löcher u. Fahrgeleise, fällt
unversehens die Vorübergehenden an {Oken NG. VI. 544); sie ist erd-
farben, man tritt leicht auf sie u. gefährdet sich Diod. 8, 50" {Kn.).
Nicht der offene Kampf mit Übergewalt, wie bei Juda, wird gezeichnet,
sondern der listige des Schwächeren gegen den Stärkeren, der aber
doch etwas ausrichtet Der Art war der Kampf der 600 Daniten,
welche die Stadt Lai§ überfielen (Jud. 18, 27), auch der des Simäon,
der durch allerlei Listen den Feinden empfindlichen Schaden zufügte.
Jacob missbilligt {Kn,) das nicht, sondern wünscht es. — V. 18 nicht
späteres Einschiebsel {Plü, Ilg. Vol. Maur, Bohl. Gramb. Olsh.;
Böhm, der darin eine Verwahrung des R gegen Dan's götzendienerische
Gelüste findet; Fripp ZATW. XI. 268), auch nidit Seufzer eines er-
schöpften, neue Kraft sammelnden Sterbenden {Teil. HensL Tuch),
sondern „der Stammvater redet hier betend im Namen der Nachkommen,
die in den Kriegen mit den Völkern, zB. den Philistern, Jahve's Bei-
stand zu erharren haben werden. Er knüpft den Ausspruch gerade bei
Dan an, weil dieser den Feinden nicht gewachsen war, sondern auf
höhere Hülfe rechnen musste" {Kh,), vielleicht gerade Philisterkämpfe
die Gegenwart des Vrf. bewegten {Ew.). Nur Gott kann den Endsieg
geben. — V. 19. Gad, der 1. Sohn der Zilpa, in Gilead sesshaft, war
den Angriffen der Wüstenvölker u. der Ammoniter, die einen Theil
seines Landes beanspruchten (Jos. 18, 25. Jud. 11, 15) ausgesetzt,
erwehrte sich aber ihrer tapfer, zumal der Ammoniter (Jud. 10 f.),
wie er auch noch zu SaüFs Zeit gegen die Araber glückliche Kriege
führte (1 Chr. 5, 18 ff.) u. dem David viele seiner besten Helden
lieferte (1 Chr. 12, 8 ff.), vgL Dt 88, 20. Der Name Gad wird hier
(anders als 80, 11) mit nna eindringen auf jem., ihn drängen u. i^i*
Schaar, Krieger- u. Räuherschaar in Verbindung gebracht, u. als
30*
468 Gen. 49, 19—21.
Dränger aul^efa/sst. Gad — - Schaarengedränge drängt ihn (Qab. 3,
16), aber er drängt {ihre) Ferse] d. h. ,,zwar driogen feindL Haufen
auf ihn ein, aber er sdüdgt sie in die Fiudit u. folgt ihnen tapf^ an-
greifend auf dem Fusse, ist hart hinter ihnen her'* (Kn,). ag;] ge-
nfigt zwar, aber es ist sinnreich yermuthet (EScheid, Teil. PliL, Bleek
emend. loci Gen. 49» 19 f. Bonn 1881» Schum. Kn. OUh,)^ dass mit
Herfiberziehung des ^ von V. 20 u)^ zu lesen seL — V. 20. Äier^
der 2. Sohn Zilpa's, „bewohnte das Land vom Karmel bis nach Phd-
nizien hin (Jos. 19, 24 ff.), hatte also die Meereskfiste von Galilaea
inne (Jud. 5, 17), ein sehr fruchtbares Gebiet Dt. 88, 24'^ (£h.), reich
an Weizen, Wein, ÖL Pohtisch war er nicht bedeutend (Jud. 1, 81 f.
5, 17). *^Mto] ebenso Sam^ aber LXX Vulg. Pei. Onk. drficken nur
^VM aus, u. ausser V. 22 beginnen alle Sprfiche mit dem reinen Namen
ohne Vorsatz. Zieht man » zu V. 19 (s. d.), so ergibt sich: Aier —
feU ist sein Brod, wahrhaft fippig, vorzfighch; behält man es hier,
^0 kann man deuten: von Aier kommt Fettes als sein (eignes) Brod
{Tuch Bmg, Kn, Del.) d. h. fippige u. vorzfigliche Produkte, die ihm
selbst zur Nahrung dienen, wobei aber ^vm& für ^i» y'^»'o minder
passend wäre, oder: für Aier ist zu fett sein Brod {Ew!). Zu an\
fem. (aber Sam. p«) vgl. Bötich. § 657. „Dabei hat Vrfl vermuth-
iich die Bedeutung des Namens *^m (80, 18) im Sinn. u. er (der-
selbe) gibt Königsleckerbissen] gibt von seinem Überfluss an diesen
Erzeugnissen auch an andere ab; bei ihrer Vorzfiglichkeit kommen sie
selbst auf furstl. Tafeln. Man muss an Ausfuhr denken. Die Phöniken
zB. bezogen von den Hehr, allerlei Landesprodukte Ez. 27, 17. Act
12, 20; Jos. ant 14, 10, 6 (vgl auch 1 R. 5, 28. 25), u. dass
A§er bei diesem Verkehr besonders betheiligt war, lässt seine geogr.
Lage erwarten. Man hat nicht nöthig, hei ^Vta (ohne Art.) an einen
isr. König zu denken'' (JBTn.). -- V. 21. Naftaii, der 2. Sohn Bilha's,
bewohnte ein langgestrecktes Gebiet, dem galil. Meer, dem Jordan u.
Qule-See entlang bis in den Libanon hinem; mit Beziehung darauf (vgl.
V. 13) liegt es nahe, auch ohne dass man eine Landkarte {Peters) zur
Hand hat, nach LXX ri^n u. ^^^h (Jes. 17, 6. 9) zu lesen: N. ist eine
gestreckte (vgl. Jer. 17, 8. Ez. 17, 6. Ps. 80, 12; auch n^^) d. i.
schlanke Terebinthe, er der schöne Wipfel gibt, treibt {Boch. Lowlh,
Herd. JDMich, Hensl. Bass. Just. llg. VaU Bohl. Ew. Olsh. a.);
die Wipfel, die N., nicht die Terebinthe, treibt, wären dann (immer
noch in Anlehnung an das Bild) die Helden u. Volksführer, welche
aus diesem Stamm hervorgiengen Jud. 4, 6. 5, 18. 6, 85. 7, 28; zum
Pflanzenbild, das Air die bisherigen Thierbilder einträte, wäre V. 22
zu vergleichen. Noch Onh u. Hier qu. scheinen f^Y^» (s. zu 12, 6)
gelesen zu haben. Die mass. Lesung, keineswegs schon {Del.^) Qab.
8, 19 vorausgesetzt, aber bezeugt bei Aq., Test. Napht, c. 2, Trg. II
u. lU, Pei. Vulg. (vgl. Hieron. quae.), u. bei ihnen theils auf Boten-
di^ste des N., theils auf die Sopherim von Tiberias oder auf die galil.
Apostel gedeutet, ergibt 2 disparate, unter sich nicht zusammenhängende
Aussagen. N* ist eine losgelassene, fessellose, flinke (ij. 89, 5; Cler.
Ges. Tuch Del.), nicht aber gestreckte d. i. schlanke {Ges. Tuch Stäh.),
Gen. 49, 21—23. 469
auch nicht aufgejagte (Jes, 16, 2 Kn,) Hirschkuh^ wäre gesagt mit
Bezug auf die Schnelligkeit seiner Helden u. Mflnner (Ps. 18, 84. Qah.
3, 19. Jes. 85, 6, ygl. 2 S. 2, 18. Gant 2, 9), nicht mit Anspiehing
auf die Freiheit von Knechtschaft (Del), woför andere Bilder flblich
waren. Das andere er der schöne Reden gibt wird jetzt gew. auf
die Wohlredenheiti die dichterische oder rednerische Begabung des
Stammes bezogen (Ros. Stäh. Schum. Tuch Kn, DeL a.), wofQr aber
ausser dem Antheil, den Jud. 5, 1 dem Baraq an dem Gesang der
Debora zuschreibt, sich sonst keine Zeugnisse finden (sicher nicht Dt.
88, 28). ^o] nur hier. Mit dem Sternbild des ^:m Widders u. den
*^ö «»ii»« gehörnten Lämmern (Zim,) gewinnt man keinen Inhalt —
V. 22 — 26. Josef, der geliebte Sohn Jacob's, der grosse u. mächtige
Doppelstamm (s. Gp. 48), wird neben Juda am meisten , ja (V. 26)
noch mehr als dieser gesegnet. Dass die Sprache hier noch ungelenker
u. alterthfimlicher ist, als in den übrigen Sprüchen (etwa 8 f. ausge-
nommen), ist kaum zu yerkennen; der Schluss, dass der Dichter ältere
Worte benutzt habe {Ew, G.^ I. 586 f.), liegt nahe. Auch die alten
Gottesnamen V. 24 bestätigen diese Ansicht V. 22 geht aus von einem
Blick auf die FVuchtbarkeit, den Volkreichthum des Stammes. Da die
Zusammenordnung eines adj. fem. mit subst m. noch schwieriger ist,
als von 1? oder f? der Pflanzen zu sprechen (Ps. 80, 16 u. vgl. psn*^
Ij. 14, 7 Jes. 58, 2), so ist ^egen die Mass. i; herzustellen : r^'^^ aber,
alter thümlich för ri*ys oder »^j*?» (-Btp. 178*), ist weder Ur* agna^
ovicula (Ilg. Val, JusU) mit Anspielung auf Vn-j, noch für ?t;| juvenca
(Schum.) gesagt, oder )^;$ zu lesen {Pet. Zimm.) sondern ein Frucht-
baum Jes. 17, 6 {Saad. Herd. Ros, Ges. Kn,), genauer (Jes. 82, 12.
Ez. 19, 10. Ps. 128, 8) ein fruchtbarer Rebstock {Onk. Tuch^ Ew.
Del), wegen V.''. Sohn einer d. i. eine junge Fruchlrebe ist Josef,
mit Anspielung auf den Hauptzweig B^-nfeK (41, 52. Hos. 18, 15), u.
warum i?? s. bei *in* V. 9; eine j. F. am Quell, die Feuchtigkeit ge-
nug hat zum Wachsthum (Ps. 1, 8. Jer. 17, 8); ihre Töchter d. i.
Schösslinge, Ranken stiegen auf an der Mauer (Ps. 18, 30). Von
unten bewässert, von der Mauer geschützt breitet sie sich aufs üppigste
aus, emporrankend an der Mauer. Deutlicher wäre ''"'»j'ia», ist aber nicht
durchaus nöthig; mit nw nSaa ist nichts geholfen, u. bei relativer
Fassung des myx wäre J^^aa beziehungslos. Über Sing. fem. beim sächl.
PI. s. Ges. 145, 4; ein alles fem. Plur. 8 p. Prf. auf n- nimmt an u.
sucht zu erweisen JPeters in Hehr. III. 111 u. V. 190. Mit den Les»
arten der LXX u. Sam, ist nichts anzufangen; gegen die wilden Thiere
auf der Lauer oder an der Mauer s. Tuch ^4:99; *^^v (aus Dt 88, 17)
ist hier fremd, ''Vy Junges (">i» ^^9 Stierjunges, Zimm.) rein erdichtet
u. „daughters have marched in procession to a bull" (Pet.) sinnlos.
— V. 28 1 Schilderung der Bedrängnisse des blühenden Stammes durch
Femde, die er aber in der Kraft des Gottes Jacob's siegreich überwand.
Der Übergang aus dem Bild in die eigentl. Rede ist nicht zu schroff,
wenn man nur den Gedanken des Bildes festhält; in der Anknüpfung
durch Iprf. cons. könnte wohl liegen, dass gerade seine Blüthe Anlass
zur Befeindung wurde, da wurden bitter gegen ihn, eig. behandelten
470 Gen. 49, 23. 24.
ihn bitter, feindselig, wohl richtiger als „erbitterten ihn*', u. schössen,
da befeindeten (27, 41) ihn Pfeilbesilxer, Pfeilschützen. naS] von m*i
in intrs. Aussprache {Ges, 67 A. 1); Bedeutung wie Ps. 18, 15; ver-
wandt na": 21, 20 u. fw^, vgl. a'i Ij. 16, 13. Jer. 50, 29; gegen 1na•^-1•^•l
(Sam. LXX) von a*^"? zeugt B-^sm •'i». Da nam. die arab. Völker (s.
21, 20) berühmte Bogenschützen waren, so denkt man jetzt meist (zB.
En. Del.^) an Befeindung Eir.-Manasse's im West- u. Ostjordanland
durch arab. Nachbarn u* Eindringlinge (Jud« 6 ff. 1 Chr. 5, 18 ff.) so-
wie durch Kenaanfier (Jos. 17, 16) in der Richterzeit; wenig passend
(Kn,) an die Kriege mit andern isr. Stämmen, die vielmehr durch
Efraim's Übermuth veranlasst waren (Jud. 8, 1 f. 12, 1 ff.). Bezugnahme
auf die Gp. 37 ff* erzählten Befeindungen Josefs durch die Brüder (LXX
Trgg,, Rai, Qi., Merc, Cler. JDMich, Teil, Ros, a.) erlauben die Aus-
drücke nicht; dass dem Vrf. noch weniger umgebildete Erinnerungen
an die alten stamm^eschichtlichen Feindschaften, durch w^he einst
das Josefhaus nach Äg. gedrängt wurde, im Sinn lagen {Ew. 6.^ I.
587 f.), ist wenig wahrscheinlich. An die Kriege mit den Syrern unter
Benhadad, Qazael {WL I. 375; Stade 165) kann man nur denken, wenn
man in dem Segen eine Weissagung sieht {Luth,, De/.^); sie liegen zu .
weit ab von dem Gesichtskreis, in dem die übrigen Sprüche sich be-
wegen. 3WM">J wie ) copul. von Semiten auch da gebraucht wird, wo wir
die Kategorie des Gegensatzes anwendet^ also auch aber, u. sogar
sondern (17, 5. 42, 10) ausdrückt, so auch !) cons. (19, 9. 32, 31).
doch blieb in Beständigkeit] d. h. {Ew. 299^) dauerhaft u. fest
sein Bogen] seine Waffe, mit der er sich ihrer erwehrte (vgl. 48, 22.
Hos. 1, 5), zugleich Bild seiner Macht (ij. 29, 20). av*^] vom Bogen aus-
gesagt, ist nur denkbar, wenn im älteren Sprachbewusstsein hinter dem
gew. Begriff sich setzen noch der urspr. Sinn fixum, stabilem esse (arab.
thabba, thabata) fQhlbar war; '^tdJflj oder ^»'55 {Kn») taugt nicht, weil
^■^ü (als Vrb. ungebräuchlich) harte, nicht elastische Festigkeit ausdrückt,
auch neben iJn-^«» kein so voller Verbalbegriff erwartet wird; *>|?»p>jj
(LXX) hat alles (i*;*'^», '*' — u. i*^ -7-, fft) gegen sich. Auch die Ver-
bindung ta^n; •»»*)» Handarme, die Arme, deren Muskelkraft den Ge-
brauch der Hände zum Spannen des Bogens ermöglicht, ist ungewöhn-
lich, aber far den Dichter wohl nicht zu kühn, tit] leichtbeweglich,
gelenk, flink sein, s. Ges, th. 1097. "^i"^] durch ^'^'i'o {Lag, Onom^
n. 97; Olsh,) zu ersetzen scheint nicht nöthig, da die comparative
Fassung als sinnlos sich von selbst verbietet, u. der Sinn sofort durch
'ai Bio» erläutert wird; der Dichter weist mit diesem öri%og auf die
Ursache der ungeschwächten Wehrhaftigkeit Josefs hin: von den ihn
stützenden (Ex. 17, 12 Ew,)^ kräftigenden Händen des Starken JacoVs,
von dort her u. s. w. '"^ ^"^a«] ein Gottesname des ältesten Zeitalters
wie die 17, 1. 21, 33. 31, 13. 42 erhaltenen, u. von da aus erst Jes.
1, 24. 49, 26. Ps. 132, 2. 5 wiederholt. Warum er urspr. Stier Jacob's
bedeutet haben soll {WL L 298; Stade a.), ist nicht einzusehen, wenn
auch die Punktation ^"^ax (nicht ^y^^^) vermuthlich die Abwehr eines
solchen Verständnisses bezweckt (ZATW. HL 124). Es ist kein anderer,
als der Gott Jacob's selbst, der so an Josef seine Segnung Jacob's
Gen. 49, 24—26. 471
forlsetzte. Q>^] sinnlicher u. kräftiger als b^^ {Pei, Onk. Teil. Mich.
Dath» Ilg,, ÖUli)^ hinweisend auf den Himmel, erklärt durch nyS;
(von) dem Hirten, oder noch besser: inde ubi est pastor (wie tMä
ex quo tempore 39, 5; Ew. 382^; Tuch). Zwischen nyS u. 'w^ )^h
will zwar Mass. ein Appositionsverhältniss, so dass hier 2 Gottes-
namen wären: Hirte (48, 15. Ps. 80, 2. 23| 1) u. Stein Israels
s. V. a. sonst 'i« Ps. 18, 32. 1 S. 2, 2. Dt 32, 4. Jes. 30, 29;
aber nan ohne Art oder ohne folg. ^«"»w» ist unverständlich, u.
laK heisst Gott sonst nie; daher besser nyS, Hirte des Israelsleins
{Herd. Ew.), mit Beziehung auf 28, 18 f. 22. 35, 14, s. v. a. der Gott
von Bethel (31, 13), nur dass der Gott des Hirtenhelden hier noch
treffender selbst Hirte benannt wird, im Sinne von 48, 15; das ganze
ein im ältesten Jacobhaus gebräuchlicher Gottesname, wogegen die
Correctur »i?*^ '^«w (Böttch.) überflüssiges hereinbringt, u. f^i^ ^»ö
Vit-nfen «^31 (Lag. Olsh.) eine jüngere Entwicklungsstufe der Religion
einmischt, u. 'v\ 7|iaM n?*) {Öttli in Schweizer Theol. Ztschr. 1885 S.
147 f.) den V. 25* vorwegnimmt Sämmtl. Worte von "^t^ö an sind
im text rec mit Recht zu V. 24* verbunden; ein Hinweis auf die
Quelle der ungeschwächten Kraft Josefs ist hier passend. — V. 25 ff.
Treffend wird dieser Hinweis noch einmal aufgenommen, um von da
aus rasch zu Segensanwünschungen umzuwenden: derselbe Gott, der
ihm bisher half, wolle ihm auch die folgenden Segnungen geben! vom
Gott deines Vaters (31, 5. 42. 48, 15. Ex. 15, 2. 18, 4) — so {Ew.
347*) helfe er dir denn! ti. mit (4, 1) dem d. i. mit Hilfe des Allmäch-
tigen — so segne er dich denn! Zu •»?«; ohne h» s, Num. 24, 4.
16. Die Lesart ^mj ist nicht sicher: LXX Sam. Pei. {Vulg.) Saad.
u. selbst hbr. Cod. bieten ^m^, was Plü. Vat. JusU Bleek Ges. Hitz.
Tuch Ew. KS. vorziehen, weil die Praep. r» hier etwas aufifällig ist;
rMto (äw.) ist nicht bezeugt Vor Vm könnte die Praep. p fortwirken
(Ew. 351*); dass auch vor n» (=nMb), ist ohne Analogie. *i^ ^^^a]
sind Acc. des Inhalts (Dt. 12, 7. 15, 14) zu ^s'O'vt: mit Segnungen
des Himmels drohen (27, 39), Thau, Regen, Sonnenschein (27, 28. 39),
mit S. der Fluth, die unten lagert (1, 9. 7, 11), Quellen u. Brunnen,
Bächen und Flüssen, die aus der unterirdischen Q^nn kommen, also
überhaupt mit Fruchtbarkeit des Landes (s. Dt 33, 13 ff.), mit S. der
Brüste u. des Mutlerleibes, animalischer Fruchtbarkeit jeder Art (das
Gegentheil Hos. 9, 14 Tuch), also unter Menschen u. Vieh; nicht ein-
zuschränken (iTn.) auf Milch u. Zuwachs der Viehheerden. — V. 26.
Aber noch höherer Segen als blos Fruchtbarkeit des Landes u. Volkes
wird auf ihn gehäuft. Nach der mass. Lesung (schon in Pei. u. Onk.)
wäre gesagt, dass der Segen, womit Jac. den Jos. segnet, höher und
kräftiger sei, als der womit seine Altem ihn segneten oder gesegnet
waren (s. weiter Geiger 250), wobei dann Gl. a|3, je nachdem man
niMn auslegt u. "»s^ als praep. oder conj. fasst, sehr verschieden ge-
deutet wird. Aber o''':'^n kommt im AT. nie von Altern vor, u. kann
es auch nicht, da in »ri'in Mutter (Gant 3, 4. Hos. 2, 7) der Begriff
des Empfangens noch ganz lebendig war. „Nach dem Parallelismus
mit fiViy r92i, nach Dt. 33, 15. (Jab. 3, 6 u. nach den LXX {oQimv
472 Gen. 49, 26. 27.
liovl(i(ov) hat man {Ges. Win, Schu. Bohl. Uaur, Ew.) i? '*;:'in oder,
da ^^^1 sonst nur noch als n. pr. gebraucht wird, t? '^^ {Friedr,
Plü. Tuch), schwerlich t? •>:?« {JDMich. Hg. Dalh.) zu lesen" (Kn),
keinenfalls i? '^'^^n oder ■♦'^'j*i, da ein *- sl. c. nicht zu erweisen ist
Dann sind aber auch die Tf"^?» *^b->a (wozu LXX Sam, noch ?|»k; fögen)
nicht die Segnungen, mit denen der Vater jetzt segnet, schon wegen
des Perf. '»^m nicht, sondern die der Vater von seinen Vorfahren
empfieng, u. die Meinung ist: die S. deines Valers sind stark gewesen
über (48, 22) d. h. giengen hinaus über, überstiegen die Segnungen
der uralten Berge, die Lust (8, 6), die reizenden Güter der ewigen
Hügel: mögen sie zu Theil werden dem u. s. w.! d. h. sie betrafen noch
höhere Dinge als blos die herrl. Erzeugnisse des schönen Gebirgslandes
(Gebirg Efir., Gilead, BaSan), also doch wohl Macht, Ansehen, Ehre,
politische Bedeutung {Kn. Ew.), vor allem die Verheissungen. Indem
er sie auf Josef legt, setzt er ihn zum Nachfolger des Vaters (48, 15 fif.)
ein u. nennt ihn den "^"^ta unter seinen Brüdern, den Ausgesonderten
u. Geweihten (Onk.), nicht im levit-eth. Sinn den Naziräer {Vulg.
Saad.), sondern Fürsten (LXX, TgJon., u. die Neueren von Herd, an,
indem die meisten mit Pei. sogar ^''tj als den mit dem "^ts Diadem
gekrönten verstehen, vgl. Thr. 4, 7 u. WK-n!?), ohne damit auf ein Kö-
nigthum im Josefstamm anzuspielen, denn das Königthum Nordisraels
haftete gar nicht am Josefistamm, wenn gleich dieser immer der wich-
tigste Bestandtheil des Nordreichs war. Sonst s. Dt. 33, 16. h^mp*]
würde bei der mass. Lesung des V. am besten als Grenze (von ^iMh
abgeleitet) genommen {Rosenm. de Pent pers. p. 43; Ew. 186°;
Del.)j bei der anderen Lesung passt das nicht, wenn man nicht (Ew.
G.^ I. 586) dem na^a die unerweisliche Bedeutung Gipfel geben will;
aber auch eine Verbesserung in das pros. Tk^in (Olsh.) ist nicht nöthig.
««^y Prov. 10, 6. 11, 26; auch Ij. 19, 9. Jes. 35, 10, wornach der
Segen wie ein Schmuck des Hauptes zu denken ist. Nach Fripp
(ZATW. XI 26201) sollen V. 24^—26 eine Interpolation aus Dt 33,
13 — 16 sein, weil sie das Königthum in Josef preisen u. deshalb mit
V. 8. 10, dem Preis des davidischen Königthums, in Widerspruch stehen.
In Wahrheit folgt aber nur, dass mit '^*'t3 noch gar nicht das König-
thum gemeint ist (s. oben), auf welches auch sonst kein Wort hin-
deutet Mit den erzählenden Sätzen V. 23. 24^ hat der Spruch keinen
Schluss; mit dem V. 22 — 24* Gesagten geschieht der geschichtL Be-
deutung Efr.-Manasse's ihr Recht noch nicht; Dt. 33, 13 — 16* er-
weist sich als glossirende Umschreibung von Gen. 49, 24^ — 26* , nicht
umgekehrt; das Hervortreten des religiösen Elements in 24^. 25 ist
völlig in Ordnung, weil bei diesem liebsten und Hauptsohn sich das
Herz des Vaters höher hebt (vgl 48, 15 f.); die Gottesnamen ('^i» ein-
geschlossen) sind älteste, nicht junge. — V. 27. Benjamin, einer der
kriegstüchtigsten Stämme (Jud. 5, 14. 20, 19 ff. 2 S. 2, 15), mit aus-
gezeichneten Bogenschützen u. Schleuderern (Jud. 20, 16. 1 Chr. 8, 40.
12, 2. 2 Chr. 14, 7. 17, 17); aus ihm gieng mancher Streitheld her-
vor zB. Ehud Jud. 3, 15 ff., später Saül u. Jonathan; aber auch im
Kampf mit dem übrigen Isr., in ungerechter Sache, zeigte er seine
Gen. 49, 27—32. 473
Rauflust u. Streitbarkeit Jud. 19 ff. Er wird verglichen mit einem
Wolfy der zerreissl (ci*;!?^ in Pausa für fj^tt-j s. zu V. 3); morgens
verzehrt er Beule (Jes. 33, 23) u. gegen Abend verlheill er Raub;
er ist allezeit (Qoh. 11, 6. Ps. 55, 18. 92, 3) kämpf- u. beutelustig,
n. geniesst siegreich seine Beule. „Das Bild des Wolfes kommt sonst
im AT. nur im schlimmen Sinn vor (§eph. 3, 3. Qab. 1, 8. Jer. 5, 6.
Ez. 22, 27); es bedeutet demnach hier kein volles Lob, wiewohl es
die kriegerische Tüchtigkeit Benjamin's anerkennt'' {Kn.), Man muss
jedoch bedenken, dass das Bild vom edleren Löwen V. 9 schon ver-
wendet ist, u. dass für den Stamm, der zu des Vrf. Zeit zu den
kleinsten gehörte (1 S. 9, 21. Jud. 21, 6), nur das Bild eines kleineren
Raubthieres passte, auch bei nichtsemitischen Völkern des Alterthums
die Yergleichung mit dem Wolf ganz ehrenvoll ist. Auffallend bleibt
immer, dass vom Königthum Saül's keine Andeutung gemacht ist —
V. 28. Durch die Unterschrift alle diese sind Israelstämme , zwölf y u.
dies isVs was ihr Vater zu ihnen geredet hat wird angedeutet, dass
es sich in diesen Jacobsprüchen um die Stämme {"^^"o schon Y. 16)
handelt; übrigens LXX viol 'laxaiß för '«'^ 'w. und er segnete sie, jeden
mit dem, was wie sein Segen, segnete er sie „er wünschte jedem
die Segnung an, welche diesem entsprach u. für ihn war, jedem seinen
besonderen passenden Segen. Über "n!?? c. dupl. Acc. s. 25. Die Stelle
lässt alle Jacobsöhne gesegnet werden, passt also nicht zu Y. 1 — 27,
wo keineswegs jeder eine n;;^» erhält" {tCn.\ Im Ausdruck erinnert
sie an 1, 27. 5, If. (doch s. auch 41, 11 f.). Sie wird darum (Kn.
Sehr, KS.) urspr. dem Bericht des A angehören, welcher Y. 29 ff.
weiter geht, übrigens fehlt '^^ök in LXX Sam. Pei,] möglicherweise
ist es verschrieben für »•>« (Dd., vgl. 2 S. 23, 21).
d) Y. 29 — 33, der Auftrag Jacob' s an seine sämmtl. Söhne,
ihn in der Makhpelahöhle zu begraben, u. sein Tod, von A, u. bei
ihm Fortsetzung von 48, 3—7 (s. zu 48, 7). Dass hier A erzähle,
„lehren die wörtl. Rückbeziehung auf seinen früheren (ericht, die Breite
der Darstellung, die Ausdrücke 3>?a, nm», '^^W'h» 5)DK3 u. l?« y;?,
sowie die AnschHessung seiner Angabe 50, 12 f. u. die Differenz von
47, 29 — 31, wo nach G Jac. dem Jos. allein Auftrag hinsichtUch der
Bestattung gibt" (Kn.). — Y. 29 f. s. 25, 8 u. Cp. 23. o»;^» ^t^^]
fehlt in LXX, s. aber 33. ''»?"^»] nach Analogie der andern Stellen,
wo diese Phrase vorkommt, erwartet man *'»?">? (ZATW. YIII. 281);
doch ist nicht zu zweifeln, dass auch d^ Sippe, Verwandtschaft aus-
drücken konnte (s. 17, 14). rrnfen — ^nag *>w«] auch 50, 13; es ist nicht
nölhig, ^«K als wo (Num. 20^ 13) zu fassen {BöltcK Olsh. Del%
oder «Tiwn Vik als sammt dem Feld (DeL^)-, vielmehr s. zu 13, 16 u.
Ges. 148, 1 not 1. Für ein Glossem halten Olsh. Del\ Bud. den
\J^ ; allerdmgs ist entweder Y.'' oder Y. 32 überflüssig. — Y. 31 vgl.
über Abr. u. Sara 23, 19. 25, 9; von Isaac war der Begräbnissort 35,
29 nicht bemerkt; das Begräbniss der Rebecca u. Lea ist in der Gen.
nicht erzählt. Über die Rafeel s. zu 48, 7. — Y. 32 dem mit der
Höhle darin von den ffell. angekauften Feldstück] hat an tvifö (Ks,)
kaum Anschluss, ist auch schwerföUig ausgedrückt, u. dürfte eine Glosse
474 Gen. 49, 32— Cap. 50, 2.
sein (Del.^), die über 31 hinüber sich an 30*> anlügt. — V. 33.
ntt»n— CjbMMj lückbezflglich auf 48, 2 (47, 31), also aus C. Alles
übrige aus A. Die Meinung, dass auch i-^aa — ^Vs-^i auf C zurückgehe,
bei diesem aber T?r?^ (statt n«>) gestanden habe (Bud. ZATW. UL 72flf.),
ist schon darum unhaltbar , weil 49, 2 — 27 keine ns^ ist u. die
ni^a V. 28^ vielmehr von A stammt In Wahrheit in t^^^ \>y^ bei
A vollkommen gerechtfertigt, da 48, 3—6 u. 49, 29—32 letzte
Willenserklärungen des Jac enthalten, u. gerade für solche rr» der
technische Ausdruck war. — Auf dem Bett sitzend hat Jac. alles bis
dahin Berichtete geredet; nun zieht er seine Füsse auf das Bett zurück
u. stirbt Sein Aller ist nach A schon 47, 28 angegeben.
5. Begrftbniss Jacob's und Tod Josefs, Cap. 50, nach A, B, C.
Josef iSsst den Leichnam Jacob's nach 9g. Weise einbalsamiren
u. bestattet ihn unter Theilnahme seiner Brüder u. zahlreicher Ägypter
in dem Familiengrab bei Qebron. Seine Brüder, die nach des Vaters
Tod seine Rache fürchten, beruhigt er u. sorgt auch femer brüderlich
für sie. Er stirbt 110 Jahr alt, nachdem er noch Urenkel erlebt hat;
sein Leichnam wird ebenfalls einbalsamirt u. in einem Kasten aufbe-
wahrt (iSTn.). — In diesem Bericht gehören dem A an blos 12 f. als
Ausführung des 49, 29 ff. gegebenen Auftrags; die chronol. Angabe in
22 u. 26 ist wohl nicht von ihm, da er 'w 'y^ t^aw' f>x»9 geschrieben
hätte. Ebenso sicher muss V. 4 — 11. 14 als Bericht über die Voll-
ziehung des 47, 29 ff. gegebenen Befehls (auf den V. 5 zurückweist)
aus C entnommen sein, für welchen auch '^'a nn ''^K3^ö Ka bm u. "«i
*t w»3 4, )?•: 8, aö-j u. B"»^! 9, -a» 9 — 11, «^ 1j?-^? 11 sprechen.
Die Einleitung dazu 1 — 4^ kann auf B zurückgehen, ist dann aber
von R etwas umgeformt (h»'^v'^ 2), sie kann aber auch von G verfasst
sein mit Zugrundlegung des B, der in dg. Dingen am besten Bescheid
weiss (vgl. 26 mit 2 f.). Dagegen ist 15—26 Text des B, bei ihm
der Schluss der von ihm mit so warmer Theilnahme behandelten Jo-
sefgeschichte, zu deren VerstSndniss V. 20 (vgl. 45, 7) den Schlüssel
gibt Besondere Beweise für ihn liegen in der V. 21 durchschim-
mernden abweichenden Chronologie, in dem Zusammenhang von 24 —
26 mit Ex. 13, 19. Jos. 24, 32. u. Gen. 33, 19, in a-^nVic 19 f. 24 f.,
u. in den Ausdrücken i»!)ö 21, rrfeaj 20, "a» D-^rri?« winri 19, ^57?"^?
23. Doch werden auch hier (aus einem Paralleltext des C) euizelne
Sätze, nam. 18. 21 taaV^? ^ai^n, 24 '« a^awp *iüm durch R einge-
arbeitet sein.
V. 1. Nachdem der Vater verschieden, wirft sich Jos. auf sein
Gesicht, beweint u. küsst ihn. 'a*» i^«5l entsprechend dem "»^h« h9 hta
(bei C) 33, 4. 45, 14. 46, 29. Sonst vgl. 46, 4. — V. 2. Darauf
gibt er den unter ihm stehenden Ärzten Befehl, den Leichnam zu bal-
samiren. „Äg., als Heimath der Arzneikunde schon dem Homer be-
kannt (Od. 4, 231 f.), war reich an Ärzten (Her. 2, 84. 3, 1. 129).
Sie gehörten mit zur Priesterschaft (Diog. Laert. 3, 1, 8) u. hatten
Gen. 50, 2—5. 475
ihre eigenen Bücher (Diod. 1, 82; dem. AI. str. 6 p. 684). Ais erster
Staatsbeamter (41, 40) u. hochgestelltes Mitglied der Prieslerkaste (41,
45) hat Josef Ärzte in seinen Diensten. Das Einbalsamiren der Leichen
(TccQi%Bvsiv , TaQl%sv<Sig) war äg. Sitte" (beruhend auf dem Glauben
an einen fortdauernden Zusammenhang der Seele mit dem Körper), ^u.
wurde von einer besonderen Klasse Kunstverständiger (xaQtxevTuI) gegen
Bezahlung geübt. Es gab verschiedene Arten des Verfahrens dabei
(Her. 2, 86 ff. Diod. 1, 91), s. Friedrich Zur Bibel H. 199 f. Win.^ I.
307 f.'*, Ebers in Ri. HWB. 352 f. „Jacob wurde also zur Mumie
bereitet; ebenso Josef V. 26; sonst wird dies von keinem Hebräer be-
richtet Etwas anderes ist das Einbalsamiren bei den späteren Juden
(Job. 19, 39 f.). — V. 3. Über dem Einbalsamiren vergehen 40 Tage.
Damit stimmt Diod. 1, 91, wornach die Taricheuten zur Einbalsamirung
iq) rj^iigag nksiovg tmv tQioKovtcc (var. xBTraQayiovra) Zeit gebraucht
haben" (Kn.). Dagegen nach Her. 2, 86. 88 dauerte die Behandlung
durch die Taricheuten 70 Tage, u. schwerlich beruht diese Angabe
blos auf Verwechslung mit der Trauerzeit (Tuch, HgsU Mose u. Äg.
70, Kn)y sondern die Zeit mag je nach Gegenden oder Personen variirt
haben (s. Winer). mV»] s. 25, 24. 29, 21. In den 70 Tagen, in welchen
die Äg. ihn beweinten, sind jedenfalls die 40 Tage der Einbalsamirung
eingerechnet Um Aaron u. Mose trauerte Isr. 30 Tage (Num. 20, 29.
Dt 34, 8, vgl. Dt 21, 23). Hier handelt es sich um äg. Trauerzeit: um
einen König pflegten die Äg. 72 Tage zu trauern (Diod. 1, 72). Dass
die Äg. den Jac. überhaupt beweinen, u. dass sie ihn so lange be-
weinen, geschieht (nach dem Sinn des Vrf.) um Josefs willen. Über
ihre Trauergebräuche s. Her. 2, 85. Diod. 1, 91 ; Wilkinson manners
Ser. I, 1. 256. — V. 4 f. Nach Ablauf der Trauerzeit (r^*^?» Ew.
186^; ^^5; 35, 8) lässt Jos. beim König um Erlaubniss nachsuchen,
dass er den Leichnam des Vaters nach Ken. bringen u. dort in dem
von ihm bereiteten Grab begraben dürfe, wie er ihm geschworen habe
(47, 31). Er geht nicht selbst zum König, sondern nimmt die Hof-
leute daflir in Anspruch, nicht, weil er nicht mehr Minister war {Buns,^
s. dagegen 21); wohl auch nicht, weil er noch über die äg. Trauerzeit
hinaus trauerte u. im Trauerzufzug vor dem König zu erscheinen nicht
schicklich war (41, 14. Est 4, 2; Schum. HgsL Kn, Del, Ke.\ wogegen
'a '•» •na^'^i spricht), sondern eher darum, weil in einer den Minister persön-
lich betreffenden Sache ohne Befürwortung anderer Grossen nichts gethan
wurde. '*•> k3-bk] s. zu 18, 3. '* "»atna] 44, 18. r(a •'sa« narr] 48, 21 ; in
LXX weggelassen, '»n'^^s] doch wohl gegraben habe (26, 25), da es sich
um ein Grab handelt, vgl. 2 Chr. 16, 14 (LXX Vulg. Tg Jon,, Saad.
GrVen,)\ weniger natürlich: gekauft, vgl. Dt 2,6 {Onk,, PeL BohL
Kn,). Sei es so oder so, die Aussage fällt auf gegenüber von 47, 30.
Die Vermuthung liegt nahe, dass hier ein anderes Grab als die Makhpela-
höhle gemeint sei, u. 47, 30 auf Correctur des R zu Gunsten des A
beruhe {WL), Wirklich denken einige an ein Grab auf dem bei Sekhem
(33, 19) angekauften Grundstück {Kay, 35; Bruston in ZATW. VIT.
202 ff.). Aber 33, 19 gehört nicht zu G (Kay.), sondern zu B, u.
50, 4—11 nicht zu B (Bru«(.), sondern zu G; in den judäischei^
476 Gen. 60, 5—11
Überlieferungskreis des G fügt sich ein Jacobgrab in Sekhem nicht ein.
Auch wäre es eine merkwürdige Inconsequenz des R, wenn er in 47,
30 den Text des G za Gunsten des A geändert, dagegen in 50, 5 den
von A abweichenden Text stehen gelassen hätte. Vielmehr wird an-
zunehmen sein, dass der Ausdruck hier (50, 5) auf Anpassung an äg.
Vorstellung beruht. Auch musste in der That in der Familiengruft
der *ia^ des einzelnen besonders zubereitet werden. — V. 6 — 9. Nach
erhaltener königl. Genehmigung macht man sich auf den Weg. ^^m"^*)
rry^t] -f tw ^I(o<Sfiq> LXX. „Mit Josef begleiten die Leiche die Hof-
leute des Königs u. die Staatsbeamten (ij^j von der Würde wie 24,
2), die ganze Familie Jacob's mit Ausnahme von Weib u. Kind, end-
lich auch Wagen u. Reiter (zum Geleite u. Schutz); alle zusammen
bilden einen ansehnlichen Zug. Der Patriarch wird also im Tode hoch-
geehrt" (JSTn.). tp] s. 45, 19. d-^w^b] über die geschichtl. Schwierig-
keit, die darin liegt, s. zu Ex. 14, 9. — V. 10 f. „Angekommen an
dem Ort, der Stechdomlenne hiess, stellen sie Jacob zu Ehren eine
grosse u. schwere Todtenklage an. Sie dauert 7 Tage, also die ge-
wöhnl. Trauerzeit (1 S. 31, 13. Judith 16, 24. Sir. 22, 12). Die
Landesbewohner sehen u. hören der Todtenfeier zu u. von ihnen er-
hält der Platz den Namen ta'^'^atta h^n luctus Aegypliorum, So näml.
hat der Vrf. das Wort ausgesprochen (LXX Vulg,), während '» Va»
der Punktatoren prcUum Aegypliorum, Aegypterau besagt*' {Kn,), Der
Ort ist sonst unbekannt; den Namen Aegypterau braucht man jetzt
nicht mehr aus seiner äg. Fruchtbarkeit (vgl. 13, 10) zu erklären (Hitz.
Jes. 227; Tuch An.); während der langen Herrschaft der Äg. über
Palästina in vormosaischer Zeit, die aus den Tell-Amama-Rriefen fest-
steht, lassen sich für die Entstehung eines solchen Namens geschichtl.
Anlässe genug denken. Die Isr. hinwiederum legten den von ihnen
vorgefundenen Namen sich in ihrer Weise zurecht, u. combinirten ihn
mit ihrer Josefgeschichte. Und nur, weil er in der Sage schon damit
im Zusammenhang stand, kann G diesen Passus aufgenommen haben.
Der Ort lag näml in'j^si *ia?a, was, da Vrf. nicht im Ostjordanland
schrieb, nur auf die Ostseite des Jordan gehen kann. Vielleicht nahe
dem Jordan, in der 'Araba. Zwar sagt Hieron, (im Onom. s. area
Atad) : lacus Irans Jordanem in quo planxerunt quondam Jacob, tertio
ah Hierico lapide, duohus milibus a Jordane, qui nunc vocalur
Bethagla), u. demgemäss suchen ihn in ri\m n«»» (Jos. 15, 6. 18, 19.
21), heutzusage Ain ^a^la (etwa 1 Stunde NW. von der Jordanmün-
dung) u. Qasr ^a^la {% Stunden SO. von Jericho, Berggren R.
m. llOf.; Seelz. U. 302f.; Roh. D. 510ff.; de Saulcy voy. II. 147 ff.
Gadow in ZDMG. IL 59) Kn, Raum. u. a., machen auch ''?^»«3 (12, 6)
dafür geltend. Aber man weiss nicht, worauf die Angabe des Hier,
ruht, u. sie gegen den Text festzuhalten, ist bedenklich; noch bedenk-
licher, anzunehmen (Buns,\ dass es einst statt l^.^üt? geheissen habe
^nan d. h. ü^'V^is Vna. Der Text führt auf einen Ort östl. vom Jordan,
u. wenn er von ihm nicht zu weit entfernt war, so lässt sich •^asasn— r^-»"»
dahin verstehen, dass man vom Westjordanland aus den Vorgang mit
angesehen habe; andernfalls müsste man ""ayadn für eine Glosse halten.
Gen. 50, 11—18. 477
Das wSre noch leichter, als das 2malige 'n "^aya ^v» für Interpolalion
erklären. Wie freilich der 8g. Zug dazu gekommen sein soll, statt
des geraden Wegs über Rhinocolura u. BeerSeba^ die Richtung um
das todte Meer herum einzuschlagen, darüber gibt Vrf. keinen Auf-
schluss, u. hat wohl nicht weiter darüber reflectirt. Daran aber, dass
in irgend einer Oberlieferung *iBKn )'^ als Jacobs Begrdbnissort ge-
gölten hätte {KS)f ist gewiss nicht zu denken. Er müsste dann auch sonst
in der Jacobsage vorkommen, u. V. 5 zielt jedenfalls nicht auf diesen
Ort. 'äi i^a»^ wy»*»] für eine Dublette zu 10* anzusehen (KS), er-
scheint nicht nöthig. K^p la-V^] s. zu 83, 17. — V. 12 f. Für den
Schluss des Berichts treten Worte des A ein, u. als die Memung des
R ergibt sich, dass das eig. Begräbniss in der Makhpelahöhle die Jacob-
söhne allein, ohne die Äg., ausführten, als hätten die fremden Be-
gleiter den hl. Boden der Verheissung nicht sollen betreten dürfen
(Tuch). Dass 12 f., urspr. Fortsetzung von 49, 88, aus A stammen,
folgt aus ''•»3a 12 (während man a^^j "»aa erwartet), aus der breiten
Bemerkung über die Makhpelahöhle (s. 28, 20), dem Nichthervortreten
Josefs vor den Brüdern, aus v^j^m u. der Ähnlichkeit von V. 12 mit
6, 22 (JSTn.). Sonst s. zu 49, 30. — V. 14. Nach der Bestattung
kehrt Josef mit der ganzen Begleitung (V. 7 — 9) heim. Josef ist
hier wieder die Hauptperson, u. die Äg. vereinigen sich wieder mit
ihm. — V. 15. Hier fällt der Bericht des B ein. Die Brüder fOrchten,
Jos. werde nach dem Tode des Vaters durch nichts mehr abgehallen
ihnen das zugefugte Böse vergelten. ^^J wenn er uns befeindete, mit
zu ergänzendem Nachsatz: so stände es schlimm mit uns; ähnl. Ps.
27, 13 (Ew. 358*). So schon die Verss.: fw} nors, köH Das ebenso
nahe liegende -iV von ihm (20, 13. Ps. 3, 3. 71, 10. Jud. 9, 54) haben die
Mass. vermieden, weil die Aussage zu sicher lauten würde« bbo] 27, 41.
49, 23. Sonst s. 1 S. 24, 18. — V. 16 f. Darum entbieten (Jes. 10, 6.
Jer. 27, 4) sie, um sich sicher zu stellen, (Abgeordnete) an ihn, u. lassen
ihn, unter Berufung auf des Vaters ausdrückl. Anordnung, um Ver-
zeihung des Geschehenen bitten. Ob eine solche Anordnung bei B früher
erzählt war, ist fraglich: es genügte, sie hier erst zu erwähnen, ^^si^l]
Kccl TittQayevoiiBvoi LXX, la^p Pei,, zu "^fenV (auch zu V. 18) nicht
passend. m9k] o doch/ (Ew. 262*), im Pent nur noch Ex. 82, 81
bei C. kto] vergehen (18, 24), hier zur Abwechslung auch (wie Ex.
23, 21. Jos. 24, 19 bei B) mit Dat der Schuld {Ew. 282<^). Knechle
des Gottes deines Vaters] in dieser Gemeinschaft des Gottes, den sie
verehren, liegt ein weiterer Erhörungsgrund. Josef weint, weil sie ihm
so schlimmes zutrauen u. er sich verkannt sieht {Kn. Ke,\ eher aus
Mitleid mit den Brüdern, die in ihrem bösen Gewissen solche Furcht
vor ihm haben. B^na] sc. die Abgeordneten, worunter wohl einige
der Brüder zu verstehen sind. — V. 18. Damach gehen auch seine
Brüder d. h. seine andern Brüder {seine Brüder seihst würde voraus-
setzen, dass die Abgeordneten Fremde waren) zu ihm, demüthigen
sich vor ihm u. bieten sich ihm zu Sklaven an (wie 44, 16 bei G).
isVi] so richtig (s. 16); es darf nicht (mit Vat.) in tta«)i geändert
werden. Diese Selbstunterwürfigkeit will zu der vorherigen Bitte um
478 Gen. 50, 18—24.
Vergebung nicht recht stimmen, u. dürfte der V. ein Einsatz aus
C sein. — V. 19 f. Er spricht ihnen Muth ein, u. bemerkt bin ich
an Gottes Statt? (wie 80, 2) d. h. hier: habe ich Macht u. Recht,
die Vorsehung u. Vergeltung auszuüben? (LXX Pei. haben kein %
Sam. kein "s;). Er will nicht eigenmächtig in die Fügung Gottes ein-
greifen. Sie haben freilich Böses gegen ihn gesonnen, Gott aber habe
es gesonnen d. h. vorbedacht zum Guten, u. somit auch zu einem
guten Ziele gelenkt, um zu thun, wie es jetzt der Fall ist (s. zu Dt.
2, 30), um zu erhalten (45, 7) viel Volks j viele Leute. „Der böse
Wille der Brüder ist durch ihre Noth Cp. 42 ff. hinlänglich bestraft;
wollte Josef mehr thun, so würde er in das Walten Gottes eingreifen,
der das Gerathen Josefs nach Äg. wollte, u. zwar zur Erhaltung seiner
Erwählten, rife^] s. 48, 11. — V. 21. Dem göttl. Plane gemäss wird
er für ihre Erhaltung sorgen. Die Stelle, wie auch rt5n wt 20 lautet
so^', (umsonst bestritten von DeL^) „als daure die Hungersnoth noch
fort (45, 11. 47, 12). Nach der Zeitrechnung 47, 28 war sie damals
längst vorüber*' {Kn,), B hat offenbar den Tod Jacob's früher ange-
setzt als A. öaW?] 34, 3. — V. 22. Josef u. das Jacobhaus bleiben
in Äg. u. Josef wird 110 Jahre alt (wie sein Nachkomme Josua Jos.
24, 29). '**» "»rr^VI macht den Übergang zu V. 23 u. braucht nicht ein
späterer Einsatz (KS.) zu sein, auch nicht {Kitt,} aus G zu stammen,
neben V. 25. Zu den 110 Jahren vgl. die Bemerkungen oben S. 404.
Nach äg. Vorstellung beträgt die Dauer eines vollen u. gesegneten
menschl. Lebens 110 Jahre, schon in Papyrus Prisse u. weiterhin
{LStern in BÄgZ. 1878 S. 75 f.; Krall in VII Orient. Congr. 1886,
äg. afr. Sect. S. 110). — V. 23. Josef „erlebt von Efr. {\ wie 44, 20)
w^hv •'aa filios tertiorum d. i. Urenkel, von Manasse ebenfalls" {Kn.).
ö^wW] Ex, 20, 5. 84, 7. Num. 14, 18. Dt. 5, 9 sind Kinder der 8.
Generation (den Urvater selbst nicht mitgerechnet) Ex. 34, 7; 'w ^^^
also Ururenkel (so Ew. Alt. ^ 225 ; Ke.), die sonst c'^^a'^ heissen. Aber
LXX Vulg. Pei, Trg, verstehen Urenkel (ebenso Tuch Kn. Del), sei
es dass sie Q*^» lasen, wie Sam,, sei es dass sie im st c ein Appo-
sitionsverhältniss {Ew. 287®) ausgedrückt fanden. „Efr. wird voran-
gestellt, weil er 48, 8 ff. den Hauptsegen erhalten hat" {Kn.). Das
über Manasse Gesagte (bei welchem wegen der Berühmtheit Makhir's
statt des allgem. Ausdrucks ein concreterer gewälüt wurde) spricht für
letztere AufTassung. auf die Knie Josefs] wurden sie geboren; er
nahm die neugeborenen auf den Schooss (30, 3; bei den Griechen Odys.
19, 401), u. erkannte sie damit als seine Nackommenschaft an. An
Adoption im Sinn von 48, 5 f. (u. im Widerspruch damit) wird nicht
zu denken sein (s. Stade in ZATW. VI. 145 f.). Der Sam. gibt nur
''»''a für '^s'^a-Vy, was KS. vorziehen. Über die Bedeutung des Makhir
im Ostjordanland, s. Num. 32, 39 f. Dt. 3, 15. Jos. 13, 31. 17, Iff.;
die besondere Hervorhebung der Kniesetzung bei Makhir's Söhnen er-
klärt sich daraus {Ri. HWB. 765^). — V. 24 f. Beim Herannahen
seines Todes (Ausdruck wie 48, 21 (50, 5) lässt Jos. die Seinigen
schwören, einst seine Gebeine nach Ken. mitzunehmen. Über das Vor
herwissen des dereinstigen Hinaufziehens s. 46, 4 u. 48, 21. seine
Gen. 50, 25—26. 479
Brüder] doch wohl Slammgenossen (V. 25) wie 31, 23 (Äh.). ya^ri]
s. 47, 29 f. 't^ Tpfc] Ex. 13, 19. 3, 16 (B); sonst s. Gen. 21, 1.
'i'y »a»3 'k p«n ^«] ist eine Phrase des C oder R (26, 3. Ex. 13, 5.
32, 18. 38, 1 u. s.). — V. 26. Josef nach seinem Tode wird ein-
haLsamirt, wie Jacoh V. 2, u. in den Kasten gelegt, ov'^'^i] s. zu 24, 33.
V^^^] in den in diesem Fall gewöhnUchen Kasten. S. Hgst. Mos. u.
Äg. 74 f.; Ebers in RL HWB. 354. „Die Äg. pflegten die einbalsa-
mirten Leichname in hölzerne Kasten zu thun u. dann in der Todten-
kammer sorgfältig aufzubewahren (Her. 2, 86). Sie hielten dieselben
sehr werth u. es galt als schmählich, sie nicht wieder einzulösen,
wenn man sie in der Noth verpfändet hatte (Her. 2, 136; Diod. 1, 93;
Lucian de luctu c. 21). Auch Josefs Mumie blieb im Besitz der Isr.
bis zur Zeit des Auszugs. Damals nahmen sie die Gebeine des Jos.
mit sich (Ex. 13, 19) u. bestatteten sie in dem Grundstück bei §ekhem,
welches (33, 19) einst Jacob gekauft hatte (Jos. 24, 82^. Alle diese
Angaben gehören demselben Erz. an" {Kn,),
Druck von August Pries in Leipzig.
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