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Full text of "Die Genesis"

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KÜRZGEFASSTES 


EXEGETISCHES  HANDBUCH 


ZUM 


ALTEN  TESTAMENT 


ELFTE  LIEFERUNG. 


DIE  GENESIS. 


VON 


DR,  AUGUST  DILLMANN 

OBD.  PROFESSOR  DER  THEOLOOIE  IN  BERLIN. 


o^v) '  SECHStfi^AUFLAGE. 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  S.  HIRZEL 

1892. 


äJerlag  toon  ®.  ^itjcl  in  Seipjtg. 

ber 

SJl^eologifc^en  SBiffcnfc^aften. 

Sttdlfte  9(itflage. 

Stuf  @^runb  beräludgaben 

tek)ibirt,  etgftngt  unb  l^eraudgegeben 

t)on 

Lic.  tb.  an*  mei^diU, 

VtvfenoT  tat  iE^slogit  an  ta  nitittafität  9\tim. 
gt.  8.    ¥ret8:  u(r.  7.—,  gebunben:  u(r.  8.  25. 


K.  B.  Hagenbach's 

Lehrbuch 

der 

Dogmengescliiclite 

Sechste  Auflage 

bearbeitet 
von 

D.  Karl  Benratk, 

ProfesBor  der  Theologie  an  der  Universität  Königsberg  i.  Pr. 

gl*.  8.    Preis   uir.  10.  — 

Untersuelmiigeii 

über 

die  Textgestalt  und  die  Echtheit 

des  Buches  Micha. 

Ein  kritischer  Kommentar  zu  Micha 

von 

Lic.  Dr.  Victor  Ryssel, 

Professor  der  Theologie  an  der  Universität  Zürich, 
gr.  8.    Preis:  Jf.  8.  — 

Die  Geschichte 

des 

alttestamentlicheE  Priesterthums 

untersucht 
von 

Woir  Wilhelm  Grafen  Baudissin, 

Professor  der  Theologie  an  der  Universität  Harburg, 
gr.  8.    Preis:  Jf.  7.  — 


Eurzgefasstes 


exegetisches  Handbuch 


zum 


Alten  Testament. 


Elfte  Lieferung. 


Die     Genesis 


von 


August  Dillmann. 


Stchste  Auflage. 


LEIPZIG 

VERLAG    VON    S.     HIRZEL 

1892. 


D  IE 


GENESIS. 


VON  DER  DRITTEN  AUFLAGE  AN 


ERKLART 


VON 


DB.  AUGUST  PILLMANN, 

OKI).  PROFESSOR  DER  THEÖL^OGIE  IN  BERLIN. 


SECHSTE  AUFLAGE. 


LEIPZIG 

VERLAG    VON    S.     HIRZEL 

1892. 


Das  Recht  der  üeberselzung  Ul  vörbohalten. 


^^.H-^ 


Vorwort 

Trotzdem  dass  der  Herr  Verleger  die  letzte  Auflage  dieses  Buchs 
vom  Jahr  1886  in  doppelter  -Stärke  drucken  Hess,  bin  ich  noch  ein- 
mal in  die  Lage  gekommen,  eine  neue  Ausgabe  desselben  zu  besorgen. 
Da  ich  diesmal  von  andern  GeschSflen  weniger  bedrängt  war,  habe  ich 
die  Gelegenheit  wahrgenommen,  alles,  auch  solches,  was  ich  das  letzte- 
mal  unverändert  aus  den  früheren  Ausgaben  herfibergenommen  hatte, 
einer  erneuten  Durchsicht  zu  unterwerfen.  Manche  Ausführungen, 
namentlicli  solche,  welche  schwierigere  Fragen  betreffen,  habe  ich  ganz 
umgearbeitet.  Was  die  merkwürdigen  Funde  der  letzten  Jahre  im 
Gebiet  des  orientalischen  Alterthums,  sowie  die  fortschreitende  For- 
schung der  Assyriologen  u.  Ägyptologen  für  das  Verständniss  der  An- 
gaben der  Genesis  zu  Tag  gebracht  haben,  habe  ich  am  betreffenden 
Ort  überall  eingefügt  und  auf  die  Bedeutung  davon  aufmerksam  gemacht 
Dass  ich  auch  die  übrige,  in  die  Erklärung  der  Genesis  einschlagende 
Literatur  seit  dem  Jahr  1886,  so  weit  sie  zu  meiner  Kenntniss  kam, 
gebührend  berücksichtigt  habe,  brauche  ich  wohl  kaum  zu  sagen.  Ab- 
gesehen von  kleineren  Beiträgen  zu  einzelnen  Stellen  oder  Ausdrücken 
des  Textes  betrifft  dieselbe  meist  die  kritischen  Fragen.  In  dieser 
Richtung  waren  es  vielfach  die  Arbeiten  der  Herrn  Kittel  u.  Kautzsch- 
Socin,  mit  denen  ich  mich  auseinanderzusetzen  hatte;  alles,  namentlich 
von  amerikanischen  und  englischen  Gelehrten  Vorgebrachte  im  einzelnen 
zu  beurtheilen,  erlaubten  die  diesem  Handbuch  gesteckten  Grenzen  nicht, 
und  dass  ich  mich  vielfach  ablehnend  dazu  verhalten  habe,  werden  die 
billigen,  welche  sich  den  Unterschied  zwischen  Kritik  und  Hyperkritik 
klar  gemacht  haben.  Franz  Delitzsch's  Neuer  Gommentar  über  die 
Genesis  vom  Jahr  1887  (den  ich  der  Kürze  halber  als  Del.^  citirte) 
gibt  in  kritischer  Beziehung  keinerlei  Ausbeute.  Obgleich  er  darin 
offen  und  ehrlich  auf  den  Standpunkt  der  von  ihm  sein  Leben  lang  be- 
kämpften Gegner  übertrat,  begnügte  er  sich  doch  bezüglich  der  Queiien- 
scheidung  mit  ganz  allgemeinen  Annahmen,  ohne  sich  an  der  Durch- 
führung durch's  einzelne,  auf  die  es  hauptsächlich  noch  ankommt,  zu 
betheiligen.  Auch  in  exegetischer  Beziehung  hat  er  vielfach,  mit  Daran- 
gabe seiner  früheren  (harmonistischen)  Erklärungen  die  unsrigen  einfach 
adoptirt;  was  er  sonst  wirklich  Neues  gegen  früher  vorgebracht  hat, 
habe  ich  in  meinem  Buch  nachgetragen.  Die  Erklärung  H.  Strack's 
von  Gen.  1^-46  in  dem  Strack-Zdckler'schen  Kommentar  erschien  erst 


VI  Vorwort 

während  des  Drucks.  Ausser  der  Bemerkung  zu  Gen.  8,  3  bezüglich 
mi-qe§S  l^amiiiim,  dass  ursprünglich  miqqS^  ha-fyamUHm  beabsichtigt 
war>  habe  ich  darin  nichts  gefunden,  was  zu  berücksichtigen  gewesen 
w9re,  dagegen  sehr,  sehr  vieles,  was  ohne  Nennung  der  Quelle  einfach 
aus  meiner  Ausg.^  hinüber  genommen  ist;  die  durchgehende  har- 
monistisch-apologetische  Polemik  gegen  mich  bedarf  keiner  Abwehr. 

Immerhin  war  des  neuen  Stoffs,  den  ich  einzuarbeiten  hatte,  nicht 
wenig.  Um  Raum  zu  schaffen,  habe  ich  manches  Entbehrliche  gestri- 
chen, auch  in  der  Gitationsweise  noch  weitere  Kürzungen  eingeführt. 
Ein  Verzeichniss  der  angewandten  Abkürzungen  findet  sich  am  Ende 
der  Vorbemerkungen.  Die  Zeichen  ABG  für  die  3  Quellenschriften  hätte 
ich  durch  die  jetzt  üblich  gewordenen  PEJ  zu  ersetzen  keinen  Anstand 
genommen,  wenn  ich  nicht  mit  Rücksicht  auf  den  zweiten  und 
dritten  Band  meines  Hexateuch-GommenCars  gezwungen  gewesen  wäre, 
sie  beizubehalten.  Die  Gesenius'sche  Grammatik  ist  nach  der  25^®^  Aufl. 
vom  Jalir  1889  citirt  Der  Druckfehler  S.  122  Z.  3  kommt  ganz  auf 
Rechnung  des  Druckers,  welcher  Vergebung  in  Vergehung  verbessern 
sollte,  aber  statt  dessen  für  den  Reindruck  Verhebung  herstellte. 

Berlin  im  September  1892. 

Der  Verfasser* 


Vorbemerkungen. 
1. 

Die  Genesis  ist  der  erste  Theil  des  grossen  Werkes ,  welches  ur- 
sprünglich (mit  den  für's  Deuteronomium  gebräuchlichen  Namen)  ^tt 
njrrj  ^^■in  Buch  der  Lehre  (eig.  Weisung)  Gottes  (Jos.  24,  26)  2  Chr. 
17,  9.  Neh.  9,  3,  oder  rvots  r\^_^jF\  'o  Buch  der  Moselehre  (2  Reg.  14, 
6)  Neb.  8,  1  (vgl.  jedoch  2  Clir.  25,  4.  34, 14),  kürzer  n^^wn  -.tb 
Nelj.  8,  3,  oder  "nvis  ^lo  Neh.  13,  1.  Esr.  6, 18,  oder  '""»  ri-n-in  die 
Gotteslehre  zB.  2  Chr.  31,  3  f.  Esr.  7, 10  und  ntöö  n^^r»  die  Moselehre 
(1  Reg.  2,  3)  2  Chr.  23,  18.  Esr.  3,  2.  7,  6.  Dan.  9,  11. 13,  oder  rt;ipn 
die  Xe/ire  schlechtweg  d.  h.  das  Gesetz  zB.  Ne^.  8,  2  ff.  10,  35,  aber 
schliesslich  wie  ein  n.  pr.  ?^^'n  ohne  Artikel  benannt  wurde.  Die  Ein- 
theilung  des  Werkes  in  5  Theile  oder  Bücher  ist  zwar  ausdrücklich 
erst  bei  Philo  de  Abrah.  1  und  weiter  bei  Joseph  c.  Ap.  1,  8  bezeugt; 
sie  ist  aber  sicher  älter,  schwebte  schon  bei  der  Eintheilung  des  Psal- 
ters in  5  Bücher  als  Muster  vor;  sie  ist  sachgemäss,  da  das  1.  und 
5.  B.  sich  von  selbst  als  besondere  Theile  abheben,  auch  zwischen  dem 
3.  und  4.  B.  ein  natürlicher  Abschnitt  ist,  und  zwischen  dem  2.  und 

3.  B.  ein  solcher  zwar  nicht  gemacht  werden  musste,  wohl  aber 
konnte;  sie  dürfte  von  Esra  oder  bald  nach  ihm  eingeführt  sein. 
Jünger  und  erst  nach  der  Entstehung  der  griech.  Übersetzung  von  den 
Hellenisten  geschöpft  sind  die  Benennungen  der  einzelnen  Bücher  als 
rivBfSig  (Philo  de  post.  Caini  37;  de  mundo  8;  anb  r^g  rov  xdoffiov 
YBvioscDg  de  Abrah.  1;  rivs<Stg  xoCfiov  im  Cod.  AI.);  ^Elayoyif  (Philo 
de   migr.  Abrah.  3)  oder  "E^oSog  (de  somn.  I.  19;  q.  rer.  div.  haer. 

4.  51),  genauer  *'E^oöog  Alyvwrov  (Cod.  Vat.  u.  AI.);  Aevixmov  oder 
AtviTinri  ßlßXog  (Philo  alleg.  Leg.  II.  26;  q.  rer.  div.  haer.  51;  de 
plant.  6;  nämUch  das  vom  levitischen  Gottesdienst,  Opferwesen,  Priester- 
recht handelnde);  'Agid-fiol  (wegen  der  darin  vorkommenden  Zählungs- 
listen) und  JevteQovofAiov  (die  Wiederholung  des  Gesetzes;  Philo  alleg. 
Leg.  ni.  61;  q.  Dens  immut.  10),  welche  dann  weiterhin  auch  zu 
den  Syrern  übergiengen,  nur  dass  diese  für  rivsöig  Brithd  d.  i. 
Schöpfung  (ij  7itl<Sig  bei  Theod.  Mopsu.)  und  för  Abviukov  Sefrd  de 
kdhnS  d.  i.  Priesterbuch  sagten.  Auch  bei  den  talmudischen  Juden  kommt 
sporadisch  diese  Benennungsweise  vor,  zB.  ö'^anb  r^^v\  M.  Megill.  3,  6 
für  das  3.  B.,  oder  *AiAiis<S(peHG)6£l(i  (D"»-np6  w^n,  Fünftheil  der 
Musterungen,  vgl.  bah.  Sota  36^)  bei  Orig.  in  Euseb.  h.  e.  6,  25  für 


Vlll  Vorbemerkungen. 

das  4.  B.,  oder  n^^pti  nj^a  in  der  Massora  für  das  5.  B.,  aber  durch- 
gedrungen ist  sie  nicht;  vielmehr  wurde  es  bei  ihnen  üblich,  die  ein- 
zelnen 5  Bücher  mit  den  Anfangswörtem  derselben  ('^w*«':3,  i^^»w  ^}.^) 
u.  s.  w.)  zu  bezeichnen  (schon  bezeugt  von  Orig.  zu  Ps.  1  bei  Euseb. 
h.  e.  6,  25  und  Hieron.  qu.  in  Gen.  p.  4  ed.  Lag.,  und  im  Prolog, 
galeat).  Für  das  ganze  fünftheilige  Buch  schöpften  die  Griechen  den 
Namen  ^  nevrarBvxog  sc.  ßlßkog  (Orig.  in  Joann.  c.  26;  Tert  c.  Marc. 
1,  10)  und  die  Babbinen  n-j^nn  '^^ifonn  rt^n  die  5  Fünftel  des  Gesetzes 
oder  '^^in  das  fönftheilige  (Buch).  Die  in  den  altkirchlichen  Verzeich- 
nissen der  bibl.  Bücher  und  weiterhin  gebrSuchliche  Benennung  5 
Bücher  Mosers  findet  sich  schon  bei  Josephus  (c.  Ap.  1,  8).  Mit 
diesem  grossen  fönftheiligen  Werk  hieng  aber  ursprünglich  sowohl 
durch  seinen  Inhalt  als  durch  die  Gleichheit  der  Verfasser,  denen  es 
seine  Entstehung  verdankt,  aufs  engste  zusammen  das  B.  Josua  (vgl. 
Jos.  24,  26),  und  fasst  man  darum  neuerdings  diese  6  Bücher  als  He- 
xateuch  zusammen. 

2. 

Dieser  Hexateuch,  „welcher  ein  in  sich  zusammenhSngendes  Ganzes 
bildet,  stellt  die  Entstehung,  Erwählung  u.  Pflanzung  des  Gotlesvolkes 
oder  die  Gründung  der  israel.  Theokratie  dar.  Bei  dieser  Aufgabe  be- 
schränkt sich  jedoch  das  Werk  nicht  auf  die  Zeit,  wo  Gott  Israel  aus 
Ägypten  führte,  es  zu  seinem  Volk  machte,  ihm  Verfassung  u.  Gesetz 
gab  u.  es  in  sein  Land  brachte,  also  nicht  auf  die  Zeit,  wo  Israel 
zuerst  ein  selbständiges  Volk  wurde  u.  das  ihm  bestimmte  Land  in 
Besitz  nahm  (Exodus  bis  Josua),  sondern  es  geht  in  der  Zeit  weiter 
zurück,  um  auch  die  Herkunft  dieses  Volkes  u.  die  Vorbereitungen  zur 
Theokratie  nachzuweisen.  In  seinem  ersten  Buch  (Genesis)  handelt  es 
daher  von  den  Stammvätern  Israels,  von  Abraham,  Isaac  u.  Jacob,  u. 
zeigt  im  besonderen,  wie  Gott  schon  zu  ihnen  in  einem  näheren  Ver- 
hältniss  stand,  indem  er  sie  nach  Kenaan  einwies^',  durch  allerlei  Le- 
bensführungen u.  Selbstbezeugungen  sie  zu  Anfängern  eines  höheren 
Glaubenslebens  in  der  Menschheit  erzog,  „sie  schützte  u.  segnete,  mit 
ihnen  einen  Bund  stiftete'^  grundlegende  Verordnungen  gab  u.  ihnen 
schon  den  künftigen  Besitz  des  Landes  zusagte.  „Es  enthält  also  auch 
eine  hehr.  Vorgeschichte,  welche  sich  von  Gen.  12 — 50  erstreckt. 
Aber  damit  ist  der  Sache  noch  nicht  vollständig  genügt.  Um  die  Ab- 
stammung der  hehr.  Stammväter  bis  zum  ersten  Menschen  hinauf  nach- 
zuweisen, die  Stellung  Israels  unter  den  Völkern  zu  zeigen*'  u.  den 
Plan  Gottes  mit  diesem  Volk  nach  seiner  Bedeutung  in  der  Entwick- 
lung der  ganzen  Menschheit  verstehen  zu  lehren,  „wird  jener  hehr. 
Vorgeschichte  eine  allgemeine  Urgeschichte  vorangestellt,  welche  von 
Gen.  1 — 11  geht  Die  Gen.  ist  also  die  Vorbereitung  zu  den  folg. 
Büchern  oder .  gleichsam  die  Vorhalle  zu  dem  Tempel  der  Theokratie, 
dessen  Errichtung  in  den  folg.  Büchern  dargestellt  wird.  Sie  zerfällt 
in  2  Haupttheile:  eine  allgemeine  Urgeschichte  der  Menschheit  (G.  1 — 
11)  u.  eine  besondere  Vorgeschichte  Israels  (Cp.  12 — 50).  Beide 
Haupttheile  lassen  sich  dann  noch  weiter  zerlegen,  der  erste  näml.  in 


Vorbemerkungen.  IX 

eine  Urgeschichte  von  der  Schöpfung  bis  zur  Sintfiuth^'  (Cp.  1 — 6,  8) 
,.u.  in  eine  solche  von  der  Sintfluth  bis  zum  Auftreten  Abraham's^' 
(Cp.  6,  9 — 11,  32),  „der  zweite  in  die  Specialgeschichte  Abraham^s 
(Cp.  12—25,  18),  Isaac's  (Cp.  25,  19—36,  43)  u.  Jacob's  (Cp.  37— 
50)'*  Kn.    So  ergeben  sich  im  ganzen  fünf  Theile. 

3. 

Wie  der  übrige  Hexateuch^  so  ist  auch  die  Gen.  trotzdem,  dass 
darin  ein  bestimmter  schriftstellerischer  Plan  durchgeführt  ist,  nicht 
das  einheitliche  Werk  eines  Verf.,  sondern  aus  mehreren  einst  för  sich 
in  Umlauf  gewesenen  Schriften  zusammengearbeitet.  Der  erste  Theil 
dieses  Satzes  ergibt  sich  schon  aus  einer  genaueren  Betrachtung  der 
im  Buch  gegebenen  Nachrichten.  Es  finden  sich  näml.  darin  theils 
allerlei  scheinbar  müssige  Wiederholungen  (zB.  21, 1^  neben  1^  oder 
4,  25  f.  neben  5,  1—6  oder  47,  29  ff.  neben  49,  29 ff.),  theils  zwei- 
u.  mehrfache  Berichte  über  dieselbe  Sache,  nicht  blos  solche,  die  sich 
zur  Noth  daraus  erklären  Hessen,  dass  der  Vrf.  wirklich  verschiedene 
Begebenheiten  annahm  oder  das  Schwanken  der  Überlieferung  bemerken 
wollte  (zB.  die  Sagenvarianten  über  den  Raub  des  Patriarchenweibs 
12,  10  ff.  20,  Iff.,  26,  7  ff,  oder  über  Hagar  u.  iSmael  16,  Iff  und 
21,  12 ff.,  oder  der  doppelte  Bund  Gottes  mit  Abram  Cp.  15  u.  17, 
die  doppelte  Segnung  Jacob's  durch  Isaac  27,  1  ff.  u.  28, 1  ff. ,  die 
doppelte  Verheissung  des  Sohnes  an  die  Sara  17,  17.  18,  10 ff.,  die 
dreifache  Erläuterung  des  Isaacnamens  17,  17.  18,  12.  21,  6,  die 
doppelte  Erklärung  der  Namen  Edom  25,  25.  30,  Jissakhar  Zebuiun 
Josef  30, 16—18.  20.  23  f.  oder  Mahanaim  32,  3.  8.;  vgl.  auch  über 
ISmael  16, 11  ff.  u.  21,  17,  u.  über  Peniel  32,  31  u.  33, 10),  sondern 
auch  solche,  die  sich  gegenseitig  ausschliessen,  weil  die  Sache  nur  ein- 
mal oder  auf  eine  Weise  geschehen  sein  kann  (zB.  über  den  Hergang 
der  Schöpfung  Cp.  1  u.  2,  die  Zahl  der  in  den  Kasten  aufgenommenen 
Thiere  u.  die  Dauer  der  Fluth  Cp.  6  f.,  die  Zerstreuung  der  Völker  Cp. 
10  u.  11,  Iff.  auch  10,  25,  oder  über  den  Ursprung  der  Namen 
BeeriSeba*  21,  31.  26,  33,  Israel  32,  29.  35, 10,  Bethel  sammt  der 
Heiligung  des  Betheisteines  28,  18  f.  35,  14  f.,  oder  über  den  Zusam- 
menstoss  mit  den  §ekhemiten  Cp.  34  u.  48,  22,  oder  die  Behandlung 
Josefs  durch  die  Brüder  u.  die  Handelsleute,  die  ihn  nach  Ägypten 
brachten  37,  19 — 36).  Aber  auch  an  andern  unvereinbaren  Angaben 
fehlt  es  nicht,  zB.  über  die  Herabsetzung  der  menschl.  Lebensdauer  auf 
120  Jahre  (6,  3  gegen  Cp.  5,  11  u.  a.),  oder  dass  Abraham  nach 
dem  Tode  der  Sara  noch  viele  Söhne  zeugt  (25,  Iff.  gegen  18,  11  f. 
17,  17),  dass  Esau  schon  bei  Jacob's  Rückkehr  aus  dem  Stromland  in 
Se^ir  ansässig  ist  (32,  4  ff.  gegen  36,6),  dass  die  Amme  der  Re- 
becca erst  mit  Jacob  aus  dem  Stromland  kommt  (35,  8  gegen 
24,  59),  dass  sämmtliche  Jacobsöhne  in  Paddan  Aram  geboren  sind 
(35,  26  gegen  V.  16 ff.),  oder  die  verschiedenen  Namen  der 
Weiber  Esau's  (26,  34.  28,  9  gegen  36,  2  f.),  oder  über  Josefs 
ägypt  Herrn  37,  36.  39,  1—40,  4,  oder  der  Bericht  42,  27.  35 
neben  43,  21.    Angaben  wie  4,  14  f.  17  sind  an  der  Stelle,  wo  sie 


X  Vorbemerkungen. 

jetzt  stehen,  rdtliselhaft  Besonders  passt  die  im  Buch  zu  Grund  ge- 
legte Zeitrechnung  nicht  zu  sämmtl.  ErzShlungsstücken,  zB.  die  über 
das  Alter  der  Sara  17,  17  vgl.  12,  4  nicht  zu  12,  11.  20,  2  ff.,  über 
iSmael  17,  24.  21,  5.  8  nicht  zu  21,  15  ff.,  über  Isaac's  Todesnahe 
27,  1  f.  7.  10.  41  nicht  zu  35,  28  u.  26,  34 ;  über  Ra^el  87,  10 
nicht  zu  35,  19;  femer  30,  25  ff,  nicht  zu  31,  38.  41  (S.  345  f.), 
noch  die  in  Cp.  32 — 37.  39 — 45  gegebenen  oder  vorausgesetzten 
Altersbestimmungen  der  Xacobsöhne  zu  46,  8 — 27  (S.  380  f.),  s.  auch 
zu  50,  21.  Ja  es  finden  sich  sogar  Erzälilungen,  in  welchen  einzelne 
Theile  (zB.  81,  48 — 50)  nicht  zum  übrigen,  oder  der  Schluss  (24, 
62 — 67)  nicht  zum  Anfang  stimmen.  Derartige  Wiederholungen,  Un- 
ordnungen, Widersprüche  u.  chronol.  Schwierigkeiten  sind  unter  An- 
nahme einer  einheitlichen  Abfassung  des  Buchs  nicht  oder  nur  durch  recht 
unwahrscheinliche  Hilfsannahmen  zu  erklären.  —  Den  zweiten  Theil 
des  obigen  Satzes  betreffend,  so  hat  die  kritische  Arbeit  der  Gelehrten 
eines  ganzen  Jahrhunderts  unter  den  Berichten  dieses  Buches  mit  Sicher- 
heit verschiedene  Gruppen  oder  Schichten  erkennen  lassen,  deren  einzelne 
Stücke  unter  sich  formell  u.  materiell  ebenso  verwandt,  wie  von  denen 
der  andern  Schichten  unterschieden  sind.  Bestimmter  sind  es  dreierlei, 
nach  Ursprungszeit  u.  Ort,  Inhalt,  Anlage,  Abz weckung,  Darstellungs- 
weise u.  Sprache  verschiedene  Schriften,  welche  sich  als  der  Gen.  zu 
Grund  liegend  ergeben  haben  u.  auch  in  den  folg.  Büchern  des  Hexa- 
teuch  durchgehen.  Die  genaueren  Beweise  dieses  Sachverhalts  sind  in 
den  Einleitungen  zu  der  Erklärung  der  einzelnen  Abschnitte  gegeben; 
eine  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  dieser  Einzeluntersuchungen 
sammt  der  Charakteristik  der  einzelnen  dieser  Schriften  u.  der  Er- 
örterung ihres  Ursprungs  findet  sich  in  der  Schlussabhandlung  zum 
ganzen  Werk  hinter  dem  B.  Josua  (Num.  Dt.  Jos.  S.  599  ff.).  Hier 
nur  so  viel.  Die  von  uns  mit  A  bezeichnete  Schrift  ist  diejenige, 
welche  man  früher  (weil  in  ihr  bis  zu  der  Stelle  Ex.  6,  3  der  Gottes- 
name Jahve  vermieden  u.  nur  Elohim,  beziehungsweise  £1  äaddai  ge- 
braucht ist)  die  Schrift  des  Elohisten,  oder  auch  (weil  sie  das  Gerippe 
bildet,  an  welches  die  übrigen  Bestandtheile  angelagert  sind)  die  Grund- 
Schrift  benannt  hat,  neuerdings  aber  meist  die  Prieslerschrift  nennt 
(daher  auch  mit  P  oder  PC  d.  h.  Priestercodex  bezeichnet,  wogegen 
die  Bezeichnung  mit  Q  d.  h.  Quatuor,  bei  Wellh,,  KS.,  auf  der  unzu- 
treffenden Voraussetzung  ruht,  dass  der  Vrf.  4  Bündnisse  berichte,  s. 
dagegen  auch  ZATW.  XU.  1  u.  20).  Sie  ist  in  der  Hauptsache  eine 
Gesetzesschrift,  will  die  Rechte,  Ordnungen,  Einrichtungen  u.  Gebräuche, 
welche  im  Gottesvolk  gelten  oder  gelten  sollen,  darlegen  u.  ihrem 
Ursprung  nach  erklären.  Das  Geschichtliche  behandelt  sie  fast  nur, 
soweit  es  zum  Verständniss  dieses  Ursprungs  nützlich  oder  nöthig  ist 
Sie  gibt  also  wohl  einen  Abriss  der  ganzen  Vor-  u.  Urgeschichte  von 
der  Schöpfung  an,  aber  nur  um  zu  zeigen,  wie  u.  warum  u.  in  wel- 
chen Stufen  u.  durch  welche  göltl.  Veranstaltungen  allmähiig  das  er- 
wählte Volk  aus  dem  Kreise  der  übrigen,  zumal  verwandten  Völker 
hervorgebildet  wurde,  u.  lässt  sich  blos  bei  den  Epoche  machenden 
Ereignissen  (wie  Schöpfung,  Fluth,  Noa^bund,  Abrahambund,  Umzug 


Vorbemerkungen.  XI 

der  Väter  nach  Ägypten)  tfder  bei  Rechte  begründenden  Vorkommnissen 
(wie  Gen.  17.  23.  48,  3—8)  auf  ausfuhrlichere  Schilderungen  ein, 
berichtet  im  übrigen  die  Thatsachen  oder  die  für  Thatsachen  gehaltenen 
Ereignisse  hur  kurz  u.  trocken  (annalistisch),  zum  Theil  in  Form  von 
Genealogien  (Cp,  5.  11,  10  ff.  35,  22  ff.)  u.  statistischen  Übersichten 
(Cp.  10.  25,  12  ff.  Cp.  36),  bemüht  sich  aber  dabei  ganz  besonders 
um  Durchfülirüng  eii^er  festen  geordneten  Zeitrechnung.  Ihre  Darstel- 
lung ist  breit,  umständlich  (weil  möglichste  Genauigkeit  u.  Bestimmt- 
heit erstrebend),  juristisch  pünktlich  u.  formelhaft;  ihre  Sprache  etwas 
steif  u.  monoton,  in  einem  beschränkteren  Kreis  von  Ausdrücken  sich 
bewegend,  mit. vielen  technischen  Wörtern,  keineswegs  späthebräisch, 
aber  vielfach  eigenthümlich  (so  wie  auch  die  Profeien,  Spruchdichter 
u.  Psalmsänger  ihre  eigene  Sprache  ausbildeten);  ihre  Behandlung  der 
Stoffe  vorwiegend  gelehrter  Art,  auf  Forschung,  Berechnung  u,  Reflexion 
beruhend  u.  mannigfache  Kenntnisse  verwerthend  (zB.  Cp.  1.  5.  10  f. 
36.  46;  in  Einzelheiten  zB.  25,  16.  36,  15),  aber  mit  einem  starken 
Zug  zur  Systematisirung  u.  Schematisirung;  ilu*e  Art,  von  Gott  zu 
reden,  streng  u.  würdig,  ohne  Verwendung  auch  nur  des  Engelglaubens, 
geschweige  jener  stark  vermenschlichenden  oder  an's  Mythologische 
streifenden  Denk-  u.  Redeweise,  wie  sie  Dichter  oder  der  Mund  des 
Volkes  liebten.  Ihr  Vrf.  gehörte  ohne  Zweifel  dem  Kreis  der  Central- 
priesterschaft  Jerusalem's  an.  Eine  einfache  Bestimmung  ihrer  Ab- 
fassungszeit kann  wegen  der  stufen  weisen  Umarbeitung  u.  Erweiterung, 
welche  sie  (bes.  in  Ex.  Lev,  Num.)  in  exilischer  u.  nachexilischer  Zeit 
erfahren  hat,  nicht  gegeben  werden.  Doch  entstammt  die  urspr.  Schrift 
ohne  Zweifel  noch  der  isr.  Königszeit.  In  der  Genesis,  wo  sie  ver- 
hältnissmässig  am  reinsten  zu  Tage  tritt,  geben  Anhaltspunkte  für  die 
Schätzung  ihrer  Zeit  Cp.  17,  6.  16.  35,  11.  36,  31  ff.,  bes.  ihre 
Darstellung  der  Völkerverhältnisse  in  Cp.  10  u.  36.  —  Ganz  anderer 
Art  sind,  ihrem  Ursprung  u.  ihrer  Abzweckung  nach,  die  beiden  andern 
Schriften,  welche  nur  bei  der  Darstellung  der  Wirksamkeit  Mosers  sich 
auch  etwas  auf  Gesetze  einlassen,  sonst  aber  eigentliche  Sagen-  oder 
Geschichtsbücher  sind,  mit  dem  Zweck,  die  Kunde  von  dem,  was  man 
über  die  alten  Zeiten  noch  wusste  oder  erzählte,  übersichtlich  gruppirt 
u.  in  ansprechender  Form  verfasst,  den  Zeitgenossen  zur  Erfreuung  u. 
Belehrung  zu  bieten,  gegenüber  von  der  nüchternen  Verständigkeit 
der  Priesterschrift  Bücher  lebenswahrer  Unmittelbarkeit  u.  poesievoller 
Schönheit.  Das  eine  derselben,  B,  weil  es  ebenfalls  Gott  nicht  Jahve, 
sondern  Elohim  nennt,  von  manchen  Schrift  des  Elohislen  genannt 
(u.  darum  jetzt  von  den  meisten  mit  E  bezeichnet),  kann  man  das 
israelitische  Sagengeschichlshuch  nennen.  Es  schöpft  zwar  theilweise 
auch  aus  älteren  schriftl.  Aufzeichnungen,  in  der  Hauptsache  aber  aus 
der  mündlichen  Sage,  wie  sie  uater  den  mittleren,  nördl.  u.  östl. 
Stämmen  (Israel  mit  Unterschied  von  Juda)  lebte,  u.  behält  in  seinen 
Erzählungen  Art,  Ton  u.  Farbe  dieser  lebendigen  Volkssage  unverändert 
bei.  An. stofflichem  Detail  ist  diese  Schrift  die  reichste  (in  der  Gen. 
zB.  kennen  wir  die  Namen  Eliezer,  Debora,  Potifar  nur  aus  ihr),  u. 
gibt  manche  ganz  eigenthümliche  Nachrichten  u.  kurzgefässte  Aussprüche 


XII  Vorbemerkungen. 

ältesten  Gepräges  (zB.  21,  27  ff.  15,  2.  20,  16.  48,  22),  weshalb 
sehr  bedauerlich  ist,  das»  sie  uns  nicht  Tollständiger  erhalten  wurde. 
Viele  Lokalsagen  der  einzelnen  Gegenden  (zB.  auch  81,  51  ff.  88,  19. 
35,  8.  20)  waren  darin  Terknüp^,  u.  wird  in  ihr  mit  Vorliebe  die 
Entstehung  der  altheiligen  Örter  des  mittleren  u.  östL  Landes,  sowie 
des  tiefen  Südwestens  (vgl.  dazu  Am.  5,  5.  8,  14)  nachgewiesen 
(21,  81.  22,  2  in  seiner  urspr.  Gestalt;  28,  17  f.  32,  8.  81.  88,  20. 
85,  4.  7.  46,  If.)»  ohne  dass  man  darum  die  Schrift  eine  priester« 
liehe  (Stade  Ge.^  582)  zu  nennen  berechtigt  wäre.  Da  sie  sich  viel 
mit  der  Herrlichkeit  Josefs  (Efr.-Manasse's)  beschäftigt,  das  alte  An- 
sehen Ruben's  deutlicher  durchschimmern  lässt  (87,  21.  29.  42,  22. 
87),  Bethel  als  Heiligthum,  wohin  gezehntet  wird,  darstellt  (28,  22), 
auf  Sekhem  als  Besitz  Josefs  naclidrficklich  hinweist  (88,  19.  48,  22), 
dem  Josef  einen  besonderen  Segen  von  Jacob  zu  Theil  werden  lässt 
(48,  15  f.  20),  so  wird  schon  hienach  (vgl.  auch  50,  25  mit  Jos« 
24,  82)  an  ihrem  Ursprung  in  Israel  (im  engeren  Sinn)  nicht  zu  zwei« 
fein  sein.  Sicher  nachweisbar  ist  sie  als  Quellenschrift  der  Gen.  erst 
von  Cp.  20  an,  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  auch  Cp.  15.  Dafßr, 
dass  die  in  Cp.  14,  so  wie  in  4,  17  ff.  6,  1 — 4.  9,  20  verarbeiteten 
Nachrichten  urspr.  in  ihr  standen,  lässt  sich  manches  geltend  machen, 
nam.  bei  Cp.  4  u.  6  die  starke  Berührung  mit  den  phönik.  Theorien 
über  die  Entwicklung  der  ältesten  Menschheit,  welche  sich  eben  in 
einer  nordisr.  Schrift  am  leichtesten  erklärt  Eine  Flutherzählung  ent- 
hielt sie  auf  keinen  Fall.  In  gottesdienstl.  Dingen  zeigt  sie  noch  ganz 
die  ältere  freie  Weise  der  Israelstämme  mit  ihren  vielen  Heiligthümern 
(auch  Masseboth  28,  22.  88,  20;  vgl.  81,  51  f.),  verurtheilt  aber  das 
Terafim-  u.  andere  abgöttische  Wesen  (85,  2  ff.;  vgl.  Jos.  24).  Sie 
redet  viel  von  Engel-  u.  Traumoffenbarungen  oder  Gesiebten,  nennt 
Abraham  geradezu  einen  Profeten  (20,  7),  u.  weist  gerne  die  allmäh- 
liche Verwirklichung  des  zuvor  offenbarungsmässig  enthüllten  Planes 
Gottes  in  den  Fügungen  der  göttl.  Vorsehung  nach.  Sie  gehört  wohl 
der  Blüthezeit  des  profetischen  Wesens  unter  den  mittleren  Stämmen, 
dem  9.  Jahrhundert  an  (s.  NumDtJos.  621).  Aus  der  ^eit  nach  der 
Zerstörung  des  Nordreichs  oder  gar  dem  7.  Jahrh.  (Lagarde  GGN. 
1889  S.  321  f.)  lässt  sie  sich  nicht  mehr  begreifen,  u.  wird  diese 
Annahme  auch  nicht  durch  die  äg.  Namen  87,  36.  41,  45  gefordert 
(s.  S.  415  f.).  Viele  ihrer  Stoffe  sind  nicht  mehr  in  ihrer  urspr.  Form, 
sondern  nur  mit  C  zusammengearbeitet  vorhanden.  —  Die  dritte  Schrift, 
G,  gewöhnlich  die  des  Jahvislen  (weil  sie  schon  von  Anfang  an  den 
Namen  Jahve  in  Gebrauch  hat;  darum  jetzt  meist  mit  J  bezeichnet), 
eine  Zeit  lang  auch,  obwohl  mit  Unrecht  die  Ergänzungsschrift  ge- 
nannt (als  wäre  sie  hiit  der  Absicht,  den  A  zu  ergänzen,  geschrieben) 
war  ebensogut,  wie  die  andern,  von  Haus  aus  eine  selbständige 
Schrift,  u.  lässt  sich  gegenüber  von  A  als  profetiscke,  gegenüber 
von  B  als  judäische  Schrift  kennzeichnen.  Dass  sie  nicht  aus  Efraim 
(de  Welte^Schrad.  Lehrb.  d.  Einl.^  §  205;  Reuss  Gesch.  des  AT. 
§  218;  Kuen.  0.^  L  224  f.),  sondern  aus  Juda  stammt,  ergibt  sich 
schon  innerhalb   der  Gen.  aus   der   Qebrongegend   als  Aufenthaltsort 


Voii>emertLuiigen.  XIU 

Abrahams  (18,  18.  18,  1)  u.  Jacobs  (?  37,  14),  aus  der  Henror- 
hebung  Juda's  in  der  Joseigeschichte  (37,  26  ff.  43,  3  ff.  44,  16  ff. 
46,  28),  sowie  aus  Gp,  88  mit  Sicherheit,  u.  wird  dadurch,  dÜBiss  sie 
wie  B  (u.  vielleicht  nach  Anleitung  von  B)  die  hl.  Örter  Nordisraels 
(12,  6—8.  28,  13—16)  u.  des  Negeb  (21,  88.  26,  28—26)  ge- 
flissentlich berücksichtigt,  noch  nicht  widerlegt  (s.  auch  S.  455;  u. 
bemerke  88,  17,  so  wie  82,  8  gegen  32,  2  f.,  wo  sie  in  der  Er- 
wähnung solcher  Orte  nur  antiquarisches,  nicht  religiöses  Interesse 
zeigt).  In  den  Urgeschichten  ist  sowohl  bezüglich  der  Anlage  ab  der 
Stoffe  zwischen  ihr  u.  A  unverkennbare  Verwandtschaft  (Schöpfungs- 
geschidite,  Urständ,  Noal^tammbaum,  Flutherzldüung,  Völkertafel);  auch 
in  dem  Abraham*^chnitt  u.  weiterhin  hat  sie  einige  Erzählungen  mit 
A  gemeinsam  (Trennung  von  Lot,  Zerstörung  Sodom's  u.  Gomorrha's, 
die  Dinageschichte;  auch  47, 1—11.  47,  29  ff.  mit  49,  29  ff.),  zeigt 
sidi  aber  sonst  in  der  Vätergeschichte,  zumal  in  der  Jacob^is  u.  Josefs, 
dem  B  aufs  engste  verwandt,  so  sehr,  dass  von  Cp.  27  an  die  meisten 
ihrer  Erzählungen  ihre  vollständigen  Parallelen  in  B  haben,  u.  noth« 
wendig  die  Abhängigkeit  des  einen  vom  andern  anzunehmen  ist.  Und 
zwar  ist  es  G,  der  sich  an  B  anlehnte:  dies  folgt  schon  aus  der  all- 
gemeinen  Erwägung,  dass  gerade  in  dem  Sagenkreis  Aber  Jacob  u. 
Josef,  der  doch  in  Israel,  nicht  in  Juda  ursprünglich  ausgebildet  sein 
rauss,  die  Verwandtschalt  am  durchgängigsten  ist,  u.  ergibt  sich  weiter 
aus  der  Vergleichnng  der  einzelnen  Parallelstücke,  welche  fast  immer 
auf  Seiten  des  B  mehr  realistisches  Detail,  auf  der  des  0  mehr  Scenen- 
malerei,  Redevortrag  u.  Ideengehalt  aufweist,  ganz  abgesehen  von 
solchen  EmzetfUlra,  wo  B  die  bestimmteren  (zB.  15,  2  gegen  3;  37, 
86  gegen  89, 1)  n.  G  die  allgemeineren  (zB.  26, 1.  8  Phüisler;  37, 
25  Umaelilen  gegen  28  MidianileH)  Angaben  hat  Ohne  Frage  hat 
dieser  Schriftsteller  mit  dem  bei  B  schriAUch  vorliegenden  Material  ge- 
arbeitet,  u.  schimmert  dieser  Sachverhalt  öfters  auch  da  durch,  wo 
eine  ParaRelerzählung  aus  B  nicht  erhalten  ist  (zB.  Gen.  12,  6 — 9, 
Gp.  26),  nam.  auch  in  Ausdrücken  (zB.  26,  32.  80,  85.  38.  41  u.  s.). 
Die  gegentheilige  Ansicht  {Wl.  Stad.  Bud.,  Kuen.  0.^226  ff.),  dass 
i)  ältar  als  B  sei,  kann  in  der  Gen.  aus  der  Einzelvergleichung  der 
Parallelberichte  beider  Erzähler  nicht  erwriesen  (s.  NDtJos.  630  f.;  Killel 
Gesch.  der  Hehr.  I.  69 ff.),  überhaupt  aber  nur  damit  einigermaassen 
begründet  werden,  dass  G,  bes.  in  der  Mose-  u.  Josua-Geschichte,  viel- 
fach alterthümlichere  Nachrichten  hat,  ab  B.  In  Wahrheit  aber  erklärt 
sich  das  vielmehr  daraus  (NDtJos.  630  f.),  dass  er  dort  altern  u.  besseren 
Quellen  folgte.  Denn  selbstverat&idlich  ist  B  nicht  seine  einzige 
Quelle;  Erzählungen  wie  12,  10 ff.  16,  Iff.  (neben  21,  9—21).  25, 
29  ff.  tt.  a.  zeigen,  dass  er  viele  seiner  Stoffe,  ganz  unabhängig  von  B, 
sei  es  aus  der  kbendigen  Sage,  sei  es  aus  schrifUicher  Vorlage  geschöpft 
hat,  auch  abgesehen  von  den  vielen  Stücken,  die  er  u.  A  eigenthüm- 
lich  haben.  Im  ganzen  kann  man  wohl  sagen,  dass  er  die  Sagenge- 
schichte so,  vrie  man  sie  in  Juda  erzählte,  oder  vom  judäischen  Stand- 
punkte aus  darstellt  Aber  noch  wichtigere  Eigenthümlichkeiten  er- 
geben sich,  wenn  man  auf  den  Gehalt  u.  die  Form  seiner  Erzählungen 


XIV  Vorbemerkungen. 

sieht.    Denn  in  demselben  Maass,  in  welchem  er  an  realistischem  Stoff 
hinter  B  zurücksteht,  überragt  er  ihn  (u.  noch  viel  mehr  den  A)  in 
sinniger  Auffassung,    anschaulicher  lehensvoller  Schilderung,  glatter  u. 
zugleich  reizender,  spannender  Darstellung  u.  künstlerischer  Abrundung 
seiner  Erzählungen.     Viele  seiner  Stücke,  die  wir  noch  ganz  von  ihm 
haben  (zB.  Cp.  2  f.  11,  1—9.  Cp.  18  f.  24.  43  f.),  sind  Meisterstücke  der 
Erzählungskunst,    denen  sich  aus  B  nur  wenige  (wie  Cp.  22)  an  die 
Seite  stellen  lassen.     Nicht  minder  ausgezeichnet  sind  sie  aber  durch 
die  Fülle  feiner,  lehrreicher  Gedanken,  wichtiger  ethisch-religiöser  Wahr- 
heiten, welche  er  seinen  Sagengeschichten  einzuhauchen  oder  vielmehr 
aus   ihnen  zu  erschliessen  verstand,  ohne  ihrer  dichterischen  Haltung 
u.  kindlicheinfachen  Redeweise,  welche  vom  Volksmund  her  ihnen  an- 
haftete, etwas  zu  benehmen.     Namentlich  zeigt  er  unter  allen  3  Er- 
zählern die  tiefste  Erkenntniss  vom  Wesen,  Ursprung  u.  Wachsthum 
der  Sünde  in  der  Menschheit,  von  der  Gegenwirkung  Gottes  gegen  die- 
selbe,  von   seinem   Heilsplan   (3,  15  f.  5,  29.  8,  21  f.  9,  26  f.  12,  2  f. 
18,  19),  von  der  Berufung  u.  Erziehung  der  göttlich  erwählten  Werk- 
zeuge zum  Glauben,   Gehorsam  u.  tugendhaftem  Wandel,  von  der  Be- 
stimmung Israels  zum  Segen  der  Völker.     So  schon  in  der  Gen.,  wo 
er  in   den  Vorvätern  wesentlich  Vor-  u.  Muster-Bilder  zeichnete;   im 
Verlaufe  des  Werks  treten  diese  tieferen  Ideen  noch  deutlicher  hervor, 
u.  machen  sich   auch  in  der  Polemik  gegen  das  abgöttische  u.  unge- 
horsame   Wesen   des   Israelvolks    stark    gellend    (entgegen    dem    bei 
Stade  Ge.  547  über  ihn  gefällten  Urtheil).     Es  sind  profetische  Ideen 
u.  Erkenntnisse,  von  welchen  er  sich  ergriffen  zeigte,  u.  wie  man  ihn 
selbst  deshalb  in  geviissem  Sinn  einen  profetischen  Erzähler  nennen 
kann,  so  lässt  sich  daraus  auch  die  Zeit  der  Wirksamkeit  der  grossen 
Profeten  als  seine  Gegenwart  vermuthen,  was  sich  dann  durch  manche 
andere  Zeichen  vollauf  bestätigt.     Für  ein  ziemlich  höheres  Alter  des- 
selben lässt  sich  weder  seine  naive  Art,  von  Gott  zu  reden  (Cp.  2  f., 
s.  S.  41;  Cp.  6,  6.  7,  16.  8,  21.  11,  5  f.  18,  1  ff.  17—21)    geltend 
machen,  denn  sie  geht  nicht  durch  alle  seine  Stücke  gleichmässig,  ist 
somit   eher  durch  den  Gegenstand  u.  die  Vorlage  bedingt,  noch  auch 
die  „Unbefangenheit",  mit  welcher  er  vom  Anfang  der  Dinge  an  den 
Namen  Jahve   gebraucht  (S.  41;  gegenüber  von  A  Ex.  6,  3  ff.  u.  von 
B  Ex.  3,  13  ff.),  Opfer  (4,  3  f.),  Altar  (8,  20  f.),  Unterschied  von  Rein 
u.  Unrein    (7,  2  ff.),   Jahveorakel   (25,  22  f.)    schon   in    den    ältesten 
Zeiten  erwähnt  oder  voraussetzt,  denn  die  S.  105  zu  4,  26  genannten 
Stellen  zeigen  deutlich,   dass   auch  bei  ihm   schon  eine  Theorie  über 
den  Ursprung  des  Dienstes  des  wahren  Gottes  zu  Grund  liegt  u.  durch- 
geführt wird.    —  Auch  in  der  Spraclie,  wie  in  seiner  ganzen  Erzäli- 
lungsweise,   steht  C  dem  B  viel   näher  als   dem  A,   u.  obwohl   auch 
zwischen  ihnen  beiden  allerlei  feinere  Unterschiede  vorhanden  sind,  so 
ist  doch  die  reinliche  Scheidung  zwischen  ihnen  da  oft  sehr  schwierig 
oder  unmöglich,  wo  ihre  Erzählungen  von  den  Späteren  ineinanderge- 
arbeitet  sind  u.  die  sachlichen  Kennzeichen  fehlen.  —    Die  Annahme, 
dass  sowohl  B  als  C,  ehe  sie  in  ihren  jetzigen  Verband  mit  einander 
kamen,  vermehrte  Ausgaben  erfahren  haben  (iTwcn.  0.^  242 ff.),  wäre 


Vorbemerkungen.  XV 

an  sieb  möglich,  ist  aber  wenigstens  bezüglich  des  B  in  der  Gen.  (u. 
weiterhin)  mit  keinem  zureichenden  Grund  zu  stützen;  bei  G  kommen 
allerdings  ungleichartige  Pericopen  vor  (s.  zu  Cp.  4.  6, 1 — 4.  11,  1 — 9), 
welche  jene  Annahme  empfehlen  könnten,  aber  nur  in  der  Urgeschichte, 
nicht  weiterhin  (s.  nam.  S.  226  über  12,  10  ff.  u.  S.  265  über  18, 
17  ff.),  u.  da  im  übrigen  die  formellen  oder  sprachlichen  Merkmale 
des  G  durch  alle  jene  Stücke  gleichmassig  hindurchgehen,  so  ist  eine 
andere  Erklärung  jener  Erscheinung  (s.  d«)  vorzuziehen.  Unter  C 
werden  von  uns  darum  im  Folgenden  die  sämmllichen  Stücke  dieser 
Schrift  (abgesehen  von  ihren  Quellen  oder  Vorstadien)  zusammengefasst. 

4. 

Trotzdem,  dass  G  in  den  Stoffen  sich  theils  mit  A,  theils  mit  B 
zusammenschliesst,  war  G  doch  ursprünglich  eine  Schrift  fär  sich,  u. 
ist  ihr  Vrf.  nicht  zugleich  der  Redactor  der  jetzigen  Genesis  (Kn, 
Schrad.),  sondern  von  diesem  zu  unterscheiden,  wie  (nach  Ew,  Hupf,) 
jetzt  fast  allgemein  anerkannt  wird.  Die  Gen.  enthält  von  G  eine  ganze 
Reihe  in  sich  geschlossener,  selbständiger  Erzählungsstücke  (wie  2, 
4^—3,  24  neben  1,  1—2,  4»,  oder  die  Fluthgeschichte,  oder  11, 1—9 
neben  10,  1  ff.,  oder  30,  25  ff,  neben  31, 1  ff.,  u.  a.)  welche  die  glei- 
chen Gegenstände,  wie  A  oder  B,  aber  in  einer  von  ihnen  abweichenden 
Art  behandeln,  ohne  dass  darüber,  wie  die  abweichenden  Angaben  zu 
ver^migen  seien,  auch  nur  eine  Andeutung  gemacht  wäre  (s.  weiter 
Hupf.  109 — 126).  Ferner  finden  sich  in  den  aus  AG,  BC  gemischten 
Stücken  (zB.  Gp.  37.  48.)  allerlei  innere  Unverträglichkeiten,  ebenso 
clu*onologische  Widersprüche  zvidschen  den  Stücken  des  G  u.  der  andern, 
u.  mancherlei  andere  Unebenheiten  (zB.  zwischen  26,  33^  u.  21,  31, 
oder  in  31,  48—50  oder  34,  4.  37,  12.  39,  22.  40,4),  welche  G  sicher 
vermieden  hätte  u.  zum  Theil  leicht  hätte  vermeiden  können,  wenn  er 
schon  die  Absicht  gehabt  hätte,  dass  seine  Stücke  neben  u.  unter  denen 
des  A  u.  B  gelesen  werden.  Aber  auch  die  vielen  in  den  gemischten 
Stücken  vorkommenden,  einfach  neben  einander  liingestellten  Doppel- 
angaben über  dieselbe  Sache  (zB.  4,  26  f.  u.  5,  1 — 6;  7,  17  f.;  8, 13  f.; 
21,  lato;  27,  33  f.  u.  36—38;  28,  16  f.;  81,  23-26;  32,  23  f.;  47, 
29—31  u.  49,  29 — 22  u.  dgl.)  wären  ganz  unerklärlich,  wenn  der 
Schreiber  dieser  Sätze  u.  der  Redactor  des  Buches  dieselbe  Person 
wäre.  Ganz  anders  steht  die  Sache,  wenn  einer  wie  die  Schrift  des 
Au.  B,  so  die  des  G  schon  vorfand,  jede  in  ihrer  Art  hochschätzte 
u.  far  beachtenswerth  hielt,  u.  nun  in  der  Absicht,  das  beste  u.  lehr- 
reichste aus  ihnen  zu  einem  lesbaren  Ganzen  zu  vereinigen,  sie  zu- 
sammenarbeitete. In  diesem  Fall  konnte  er,  weil  er  durch  seine  Vor- 
lagen gebunden  war,  die  Differenzen  zwischen  ihnen  nur  möglichst, 
aber  nicht  ganz  wegräumen  u.  ausgleichen,  ebenso  die  Wiederholungen 
nur  möglichst,  aber  nicht  ganz  vermeiden;  wo  er  scheinbar  unnöthig 
wiederholt  (s.  zuvor),  kann  das  nur  geschehen  sein,  weil  er  zweierlei  Vor- 
lagen nebeneinander  zum  Wort  kommen  Hess.  Aus  demselben  Grunde 
ist  auch  die  neuerdmgs  {Graf  in  Merx  Archiv  I.  466  ff.;  Maybaum 
altisr.  Priestertb.  107  ff.)  ausgesprochene  Meinung,  dass  A  von  Anfang 


t 


XYl  Vorbemerkuagen. 

an  nur  zur  Ergänzung  des  BG  geschrieben  sei,  unannehmbar,  u.  ist 
vieUnehr  an  der  urspr.  Selbständigkeit  aller  3  Schriften  festzuhalten. 

Untersucht  man  die  Art  u.  Weise,  in  weicher  die  Gen.  aus  den 
3  Quellenschriften  zusammengearbeitet  ist,  so  ergibt  sich  im  allgemei- 
nen, dass  die  Schrift  des  A  mit  ihrer  fortlaufenden  Zeitrechnung  u. 
ihrer  scharfmarkirten  Abschnittsgliederung  das  Fach  werk  oder  den 
Rahmen  bildet,  in  welchen  die  Berichte  der  andern  eingetragen  smd,  ebenso 
aber  dass  in  Auswahl  u.  Zusammenstellung  der  Stoffe  der  Gedanken- 
kreis des  G  maassgebend  war,  u.  dessen  prof.  Erkenntnisse  von  Sünde 
u.  Gnade,  vom  Heilszweck  Gottes,  von  der  göttl.  Erziehung  der  Väter 
zu  Ahnherrn  des  Gottesvolkes  mehrmals  durch  ausdrückliche  Be- 
merkungen noch  besonders  hervorgehoben  sind  (nam.  15,  6  f.  12 — 16. 
22,  15 — 18.  26,  3^ — 5),  überhaupt  das  Absehen  zumeist  auf  das 
gerichtet  ist,  was  zur  religiösen  Zucht  u.  Unterweisung,  sowie  zur  sitt- 
lichen u.  nationalen  Bildung  des  Volkes  am  dienlichsten  schien.  Wie 
darnach  Zusammenhang  u.  Fortschritt  des  Werkes  sich  gestaltete,  ist 
in  den  Vorbemerkungen  zu  der  Erklärung  der  einzelnen  Abschnitte  an- 
gegeben. Es  lässt  sich  zum  voraus  erwarten,  dass  manches  fOr  jenen 
Zweck  nebensächliche  weggelassen  oder  gekürzt  wurde :  Stücke  wie  4, 
17 — 24.  6,  1 — 4.  30,  32 — 42,  blosse  Auszüge  aus  reicheren  Berich-  j 

ten,  sind  vielleicht  von  G  selbst  schon  gekürzt,  aber  zB.  die  isolirten  | 

Erwähnungen  der  Jiska  (11,  29),  der  Geschwisterschaft  Abram's  u. 
Saia's  (20,  12),  des  Zehntgelübdes  (28,  22  ohne  entsprechende  Aus- 
führung in  35,  7)  oder  die  Nachricht  48,  22  weisen  deutlich  auf  Aus- 
lassungen bei  der  Gompilation  hin.  Näher  sind  die  Berichte  des  A 
zvvar  bis  Gp.  11,  26  wohl  vollständig  mitgetheilt^  dagegen  der  Ein- 
ang  der  Abrahamgeschichte  vor  Gp.  12,  die  Gottesoffenbarung  an  Isaac 
s.  35, 12),  der  Aufenüialt  Jacob's  in  Paddan  Aram  u.  die  ganze  Josef- 
geschichte vor  dem  Umzug  Jacob's  nach  Ägypten  weggelassen,  vielleicht 
weil  sie  theilweise  zu  den  Erzählungen  der  andern  Vorlagen  zu  wenig 
stimmten.  Umgekehrt  ist  auch  an  den  Stücken  des  G  gekürzt,  zu  Gun- 
sten des  A  in  den  Urgeschichten  (2,  5 f.;  4,  25 f.;  in  der  Fluthge- 
schichte;  in  der  Völkertafel),  u.  16,  15f.  21,  2 ff.  25,  7ff.  32,  4.  35, 
28  f.;  sonst  in  den  Vätergeschichten  meist  nur  zu  Gunsten  des  B.  Aus 
der  Quelle  B  selbst  sind  abgesehen  von  der  Josefgeschichte  (welche, 
wie  es  scheint,  zu  den  schönsten  Partien  des  Werkes  gehörte)  ver- 
hältnissmässig  wenigere  Stücke  (von  Gp.  20  an)  wörtlich  mitgetheilt; 
gewöhnlich  sind  sie  mit  Bemerkungen  aus  G  erweitert,  oder  das  Be- 
merkenswerthe  aus  ilmen  in  die  Stücke  des  G  eingetragen. 

Wo  es  nur  immer  angieng  oder  erforderlich  schien,  sind  bei  der 
Gompilation  die  Vorlagen  wörtlich  auijgenommen  worden,  u.  gerade  den 
vielen  unverändert  beibehaltenen  Erzählungsstücken  verdankt  man  es, 
dass  man  diese  Vorlagen  seihst  noch  nach  ihrem  Wesen  genauer  er- 
kennen kann.  Aber  eine  einfache  Aneinanderreihung  ihrer  Stücke  (vne 
Gp.  2  f.  neben  Gp.  1;  Gp.  27  neben  26,  34  f.  u.  28,  1—9;  48,  3—7 
neben  48,  9 — 22)  war  nicht  immer  möglich  u.  nicht  immer  zweck- 
dienlich. Thatsachen,  wie  Geburt  oder  Tod  eines  Menschen,  auch  wenn 
sie  in  allen  Quellen  erzählt  waren,  konnten  doch  nur  mit  Worten  einer 


Vorbemerkungen.  XVIt 

einzigen  berichtet   werden.     Aber  auch  wo  die  Vorlagen  nur  in  der 
Hauptsache  ähnlich,   dagegen    in   Einzelheiten    verschieden  ~  erzählten, 
wäre  es  bei  einfacher  Nebeneinanderstellung  der  Vorlagen'  ohne  viele 
Wiederholungen  nicht  abgegangen ;  in  solchen  Fällen  sind  die  Vorlagen 
in  einander  gearbeitet,   indem    die  für  den  Hauptzweck  passendste  zu 
Grund  gelegt,  u.  aus  der  oder  den  andern  das  eigenthümliche  am  pas- 
senden Orte   darin  eingesetzt  wurde  (Cp.  7  f.    10.  16.  25.  27 — 37. 
39 — 50).    Natürlich  aber  war  es  nicht  immer  möglich,  dass  die  ein- 
zelnen aus  2  oder  3  Schriften  geschöpften  Stücke  sich  ohne  weiteres 
neben  einander  stellen  oder  in  einander  fügen  Hessen.     Hier  musste 
entweder  das  Widersprechendste  aus  der  einen  oder  andern  ausgelassen 
(zB.  21,  17  fr.  die  Etymologie  des  Namens  iSmael,  32,  8  die  von  Malia- 
naim,  33,  10  die  von  Peniel,  ein  Eigenname  31,  25),  oder  durch  ein- 
gestreute   kleine  Zusätze  oder  Bemerkungen  das  Auseinanderklaffende 
zusammengeheftet,  das  Wiederstrebende  vereinigt  werden.   Solche  Naiiten 
u.  anderweitige  künstliche  Nachhilfen  lassen  sich  viele  bemerken,  zB. 
in  4,  25.  10,  24.  21,  14.  26,  1\  15.  18.  35,  9.  37,  5^  8^  39, 1. 
20.  43,  14.  46,  1.    Unter  diese  künstlichen  Nachhilfen  zum  Zweck  der 
Herstellung  eines   lesbaren  Ganzen  gehört  zB.  auch  die  Durchführung 
der  Namen  Abram  u.   Sarai  vor  Cp.   17   durch  alle  Stücke,  oder  des 
Doppelnamens  Jahve    Elohim  durch  Cp.  2  f.,  oder  die   Änderung  des 
Elohim  in  Jahve  17,  1.  21,  1.    Ein  öfters  angewandtes  Auskunftsmiltel 
zu  gleichem  Zweck  war  die  Versetzung  ganzer  Stücke  (wie  11,  1 — 9. 
12, 10—20.  25,  5f.  11^.  25,  21ff.  47, 12 ff".)  oder  kürzerer  Angaben 
(wie  2,  4*.  31,  45 — 50.  37,  26  u.  a.),  was  dann  wieder  allerlei  kleine 
Zusätze  des  Compilators  nothwendig  machte  (wie  1,1.  9,18.  13,  1. 
3  f.  24,  62).    An  andern  Stellen  sind  in  freier  Weise  die  Angaben  der 
Vorlagen  zusammengefasst  (zB.  7,  7—9.  22.  15,  7 f.  31,  4501  Cp.  36. 
46,  8 — 27),  u.  da  u.   dort  zur  Ausgleichung  einzelne  Sätze  hinzuge- 
setzt (zB.  21,  34.  35,  5.  27,  46.  46,  12—20).   Auch  erklärende  Glossen 
wurden  da  u.  dort  beigegeben,  zB.  20,  18.  31,  47.  35,  6,  oder  in  Cp.  14 
(wo  viele  solcher  sich  finden),  einzelne  vielleicht  erst  von  später  Hand. 
Ausserdem  finden  sich  allerlei  kleinere  Einsätze,  welche  nicht  aus  den 
Quellen  stammen,  sondern   erst   bei  oder  sogar  nach  der  Zusammen- 
arbeitung gemacht  wurden,  theils  um  maassgebende  Gesichtspunkte  für 
die  Auffassung    des  Gegenstands  an  die  Hand  zu  geben  (15,  12—16. 
22,  15 — 18.  26,  3^ — 5),  theils  um  mit  anderwärts  stehenden  Angaben 
auszugleichen  (25,  18^.   35,  22*;   vielleicht  auch   4,  15*),   theils  um 
einzelne  Notizen  oder  neue,  in  den  Hauptquellen  nicht  bemerkte  Wen- 
dungen  der  Sage  anzubringen  (10,  9.  32,  33;  vielleicht  2,  10 — 14, 
u.  in    10, 14;   11,  29>.    31^  37,  2*;  ferner  15,  7;  22,  2.  14;  15, 
19—21.  34^  13^.   27—29.  45,  19  f.  21*.  46,  5*).     Dass  schliesslich 
trotz  aller  dieser  Mittel   in  dem   so  entstandenen  Werk  noch  allerlei 
Unverträglichkeiten  u.  Widersprüche  (besonders  in  Dingen  der  Zeitrech- 
nung) übrig  geblieben   sind,   ist  nicht  zu  verwundem.     Aber  sie  sind 
meist  nur  für  eine  aufmerksamere  Betrachtung  wahrnehmbar,  u.  konnten 
gegenüber   von   der  Wichtigkeit  des  Inhalts  der  mitgetbeilten  Stücke 
für    nebensächlich   gelten.  —  Dass  bei  oder  nach  der  Zusammenar- 


XVIH  Vorbemerkungen. 

Leitung  auch  ganz  neue  Stücke,  ohne  Vorlage  in  den  3  Quellen  ein- 
gefügt wurden,  wäre  an  sich  denkbar,  scheint  jedoch  nicht  nöthig  an- 
zunehmen (s.  zu  Cp.  14);  wohl  aber  gehören  Stücke  w^ie  Cp.  14  u. 
15  zu  den  stärker  umgearbeiteten. 

5. 

Schliesslich  erhebt  sich  noch  die  Frage,  ob  die  3  Schriften  ABC 
von  einem  oder  mehreren  Redactoren  (R)  zusammengearbeitet  wurden. 
Die  crstere  Annahme  war  früher  {Hupf,  u.  a.)  die  gewöhnliche.  Neuer- 
dings ist  sie  von  allen  denen,  welche  A  für  die  jüngste  Schrift  im 
Hexat  u.  für  nachexihsch  halten,  bestritten,  u.  wird  vielmehr  behaup- 
tet, B  u.  G  (nachdem  sie  erst  jede  einzeln  mehrere  vermehrte  Aus- 
gaben erfahren  hatten),  seien  längst  vereinigt  u.  späterhin  von  wieder 
anderer  Hand  mit  D  (Deuteron.)  verbunden  gewesen,  ehe  ein  letzter 
R  den  A  in  dieses  Sammelwerk  eingearbeitet  habe  (zB.  Bleek'Wellh. 
Einl.  in  das  AT.  ^  178;  Kays.  Kuen.  Bud.),  Im  Grunde  ist  diese  Be- 
trachtung des  Hergangs  nur  Folgerung  aus  der  Ansicht  über  das  Alter 
des  A  u.  kann  deshalb  auch  nur  im  Zusammenhang  mit  der  Erörterung 
des  Ursprungs  der  Quellenschriften  des  Hexat.  auf  ihre  Berechtigung 
geprüft  werden  (s.  NDJos.  675  ff.).  Nur  so  viel  ist  hier  schon  zu 
sagen,  dass  wenn  auch  nicht  D,  so  doch  R^  (welcher  das  Deut,  in  dem 
Pent  einarbeitete)  den  A  kannte  u.  benutzte.  Aber  auch  abgesehen 
von  dieser  bestimmten  Vorstellung  über  den  Hergang  wäre  immer  noch 
die  Möglichkeit,  dass  zuerst  B  u.  G  zusammengearbeitet,  u.  erst  später 
A  mit  BG  verbunden  worden  wären.  Was  sich  aus  der  Gen.  för  sich 
darüber  ergibt,  ist  Folgendes.  Anerkanntermaassen  ist  bei  der  Zu- 
sammenarbeitung nicht  blos  BG  mit  Stücken  des  A  vermehrt  oder  be- 
reichert, sondern  auch  G  zu  Gunsten  des  A  (zB.  Gp.  1 — 11),  wie  um- 
gekehrt A  zu  Gunsten  des  G  (Cp.  12 — 50)  verstümmelt  worden.  Das 
erklärt  sich  sehr  gut,  wenn  R  sämmtlichen  3  Schriften  als  blossen 
Privatschriften  gegenüberstand.  Dagegen  wäre  die  Zurückstellung  u. 
Verstümmlung  des  BG  im  höchsten  Grad  befremdlich,  wenn  derselbe 
schon  integrireiider  Theil  eines  auch  das  öffentlich  anerkannte,  Deut, 
in  sich  schliessenden,  schon  mehr  als  ein  Jahrhundert  lang  gelesenen, 
fast  heilig  gewordenen  Werkes  war.  Und  wenn  man  etwa  das  damit  zu- 
rechtlegen wollte,  dass  es  sich  dabei  um  Einfuhrung  einer  festeren 
Chronologie  oder  Einfügung  sonstiger  für  wichtig  gehaltener  Ergänzungen 
gehandelt  habe  (wobei  freilich  auffallend  genug  wäre,  dass  gerade  diese 
jüngsten  Einarbeitungen  öfters  die  alterthümlichsten  Darstellungen  der 
Sache  enthalten  s.  zu  1,  2.  5.  7.  29  f.  7,  11.  10,  2—5.  22  f.),  so 
wäre  doch  ganz  unerfindlich,  zu  welchem  Zweck  man  solche  verein- 
zelte Brocken  oder  solche  nichts  ergänzende  Wiederholungen  wie  13,  6. 
11^.  12.  19,  29.  21,  1^.  31,  18.  33,  18.  35,  6  aus  A  eingearbeitet, 
oder  warum  man  bei  Thatsachen  wie  Geburten  (16,  15.  21,  2  f.)  oder 
Tod  (49,  33)  eines  Menschen,  die  doch  BG  auch  gemeldet  hatten,  die 
Worte  des  BG  mit  Worten  des  A  ersetzt,  oder  wozu  man  aus  der  ganz 
neuen  Schrift  A  solche  Widersprüche,  wie  sie  26,  84.  28,  9  (gegen 
36,  2  f.)  stehen,  hineincorrigirt  hätte.     Wenn  man  ausserdem  gellend 


Vorbemerkungen.  XIX 

macht,  dass  CB  in  ganz  anderer  Weise  mit  einander  verbunden  seien 
als  mit  A,  folglich  auch  von  anderer  Hand  u.  in  früherer  Zeit  {Wellh» 
XXI.  425),  so  kann  auch  dieser  Beweis  nicht  für  durchschlagend  er- 
achtet werden.  Wohl  sind  die  Stücke  des  G  u.  B  viel  häufiger  zu  einem 
einzigen  Stück  zusammengeschmolzen,  aber  nicht  weil  eine  andere  Hand 
sie  zusammenarbeitete,  sondern  weil  G  von  Haus  aus  mit  B  in  der 
nächsten  Verwandtschaft  stand  (§  3),  u.  in  vielen  ihrer  Erzählungen  die 
Differenzen  nur  Kleinigkeiten  betrafen,  wo  es  genügte,  eine  der  beiden 
zu  reproduciren  u.  aus  der  andern  nur  einige  Worte  oder  Sätze  ein- 
zufügen (wie  zB.  Cp.  27.  29.  41  f.).  Aber  weder  ist  das  zwischen 
C  u.  B  immer  möglich  gewesen  (denn  zB.  26,  26 — 33  von  G  steht 
neben  21,  22—32  von  B,  oder  30,  31—43  von  G  neben  31,  7—13 
von  B  geradeso,  wie  von  G  Gp.  2  f.  oder  15  neben  Cp.  1  oder  17  von 
A),  noch  fehlen  auch  zwischen  G  u.  A,  da  wo  die  Ähnlichkeit  des  In- 
halts es  erlaubte,  musivisch  zusammengeschmolzene  Mischstücke  (zB. 
Gen.  6,9—9,  17  oder  21,  1—7  oder  Gp.  34,  andere  in  Ex.).  Gerade 
die  durchgehende  Gleichheit  in  der  Methode  der  Verbindung  von  G  mit 
B  u.  von  C  mit  A,  die  ebenso  in  Ex.  u.  s.  w.  sich  zeigt,  spricht  stark 
für  die  gleiche  verbindende  Hand.  Ferner  sind  Stücke  des  A  wie  Gp. 
36  oder  46,  8 — 27  ganz  offenbar  nicht  in  einen  Text  des  BG  hinein- 
gearbeitet, sondern  vielmehr  nach  BG  corrigirt  (vgl.  auch  48,  5),  wie 
auch  49,  33  mitten  im  Text  des  A  ein  Sätzchen  des  G  erscheint. 
Dazu  kommt,  dass  auch  in  solchen  Stücken,  die  sicher  nicht  auf  A 
zurückgehen  (wie  14,  11  f.  16 — 21),  u.  in  der  harmonistischen  Klam- 
mer zwischen  BG  (43,  14)  oder  bei  der  Bearbeitung  der  G-Slücke 
(26,  1)  manchmal  B  die  Sprache  des  A  schreibt,  wie  bei  der  Einar- 
beitung des  A  die  Sprache  des  G  (27,  46),  ganz  abgesehen  von  Fällen 
wie  6,  7.  13,  3.  15,  14  f.,  wo  in  Bedactionszusätzen  zu  Stücken  des 
G  oder  BG  (die  aber  allerdings  durch  die  Einarbeitung  von  A-Stücken 
in  die  Gen.  veranlasst  sind)  sich  die  Sprache  des  A  zeigt.  Hienach 
erscheint,  wenn  man  die  Gen.  für  sich  in  Betracht  nimmt,  eine  gleich- 
zeitige Zusammenarbeitung  der  3  Schriften  nicht  ausgeschlossen,  eher 
empfohlen,  u.  ist  daher  weiterhin  von  R  kurzweg  die  Rede. 

Dagegen  muss  allerdings  die  Möglichkeit  zugestanden  werden,  dass 
(zwar  nicht  die  Einfügung  ganzer  grosser  Stücke  wie  Gp.  14.  34,  wohl 
aber)  einzelne  der  Ergänzungen,  Ausgleichungen,  Glossirungen  u.  andere 
Änderungen  erst  von  späteren  Händen  vorgenommen  sind.  An  mehreren 
Stellen  ist  es  fast  sicher,  dass  der  Text  später  (zum  Theil  erst  nach 
der  Zeit  der  LXX)  geändert  (zB.  4,  18.  21, 14.  16.  31,  45.  47,  6—7; 
auch  die  Zahlen  in  Gp.  5.  11  theilweise)  oder  corrumpirt  (zB.  4,8. 
10,  5.  24,  22.  29  f.  30,  32.  38.  41,  45^  48.  56.  47,  21.  49,  26) 
oder  glossirt  (46,  23;  vielleicht  auch  sonst  in  Gp.  39 — 46  u.  47, 
12 — 26)  worden  ist.  Bis  in  die  einzelnsten  Einzelheiten  reicht  der 
kritische  Beweis  nicht  hinein,  zB.  ob  30,  18  schon  R  oder  erst  ein 
Späterer  Sißali  für  Ämati  geschrieben  hat.  Bei  Stellen  wie  26,  3 — 
6.  45,  20*  zeigen  sich  sogar  Spuren  der  Hand  des  R*. 


XX  Vorbemerkungen. 


6. 

Liieralur.  „Zum  Pentat  u.  Josua:  JDrusii  ad  loca  difficiliora 
Pentateuchi  commentarius  1617;  ad  1.  d.  Josuae  Judic.  et  Sam.  comm. 
1618.  —  JÄOsiandri  comm.  in  Pentat.  1676/8;  in  Josuam,  1681.  — 
JClerici  Mosis  libri,  Amstel.  1693.  1696.  Tubing.  1733;  Vet.  Test, 
libri  historici  transl.,  Amst.  1708.  Tub.  1733.  —  JChFSchulzii  scbolia 
in  Vet.  Test.,  Norimb.  1788  f.  Vol.  1.  2.  —  EFrCRosenmülleri  Pen- 
tateucbus  annot  perp.  iliustr.,  Lips.  1821/4;  Josua  ann.  perp.  ili.  1833. 
—  Ausserdem  sind  von  den  Bearbeitern  des  ganzen  AT.  noch  zu  be- 
merken: Grotius,  JDMichaelis,  Dalhe,  Maurer^\  u.  folgende  grössere 
Werke:  ChrKJBunsen  vollst.  Bibelwerk  in  9  Bdn.  1858 ff.  (hieher  Bd. 
1.  2.  5);  KHl  u.  Delitzsch  bibl.  Comm.  über  das  AT.  1861  ff.  (Bd.  1 
Gen.  Ex.^  1878;  Bd.  2  Lev.  Num.  Dt^  1870;  Bd.  3  Jos.  Jud.  Ruth^ 
1874);  JPLange  theol.-homil.  Bibeiwerk,  Bielef.  1864  ff.  (Bd.  1  Gen. 
von  Lange^  1877;  Bd.  2  Ex.  Lev.  Num.  von  Lange  1874;  Bd.  3 
Deut,  von  FWJSchröder  1866;  Bd.  4  Josua  von  Fay  1870);  EdReuss 
la  bible,  traduction  nouvelle  etc.,  Paris  1875  ff.  (P  III  Thistoire  sainte 
et  la  loi,  PenUt.  et  Jos.  1879,  2  Bde);  FCCook  The  holy  Bible  wilh 
an  explan,  and  crit.  Gommentary,  (auch  the  Speakers  Commentary  ge- 
nannt) in  6  Bdn.  Lond,  1871—76  (hieher  Vol.  I,  1.  2.  U.);  DSleel 
und  JWLindsay  Comm.  on  the  Cid  Test.,  NewYork  1891  (Vol.  II. 
Lev.,  Numb.,  Deut.). 

„Zum  Pentat.  im  ganzen:  JCalvini  in  5  libros  Mosis  commentarii, 
Genev.  1583  ed.  3.  —  JSterringae  animadv.  phil.  sacr.  in  Pentat.,  Leo- 
vard.  1696.  Lugd.  Bat  1721.  —  JMarckii  in  praecipuas  pai^tes  Pen- 
tateuchi commentar.,  Lugd.  Bat  1713.  —  JS  Vater  Commentar  über 
den  Pen  tat,  Halle  1802/5,  —  MBaumgarten  theolog.  Comm.  z.  Pen- 
tat, Kiel  1843/4".  —  MM  Kaiisch  bist  and  crit.  commentary  on  the 
Old  Test,  Lond.  (Gen.  1858;  Ex.  1855;  Lev.,  2  Thle.  1867.  72). 
[ÄVarenii  decades  Mosaicae  in  Gen.  et  Exodum,  Rost  1659;  decades 
biblicae  in  IV  libr.  Mosis,  1668;  DHackmann  praecidanea  sacra  s.  animadv. 
phil.  crit  exhib.  Genesin,  Exod.  et  Levit,  Lugd.  Bat  1735;  JFrGaah 
Beitr.  zur  Erkl.  des  1.,  2.  u.  4.  B.  Moses,  Tüb.  1796]. 

Zur  Genesis  im  besondern :  JMerceri  in  Genesin  commentar.,  Ge- 
nev. 1598.  —  NicSelnecceri  in  Gen.  commentar.,  Lips.  1569.  —  Pelri 
Marlyris  Vermilii  in  I  librum  Mosis  commentar.,  Heidelb.  1606  ed.  2. 
—  JETerseri  annotationes  in  Gen.,  Upsal.  1655.  —  ChrCartwright 
electa  tharg.-rabbinica  s.  annotat  in  Gen.,  Lond.  1648.  —  JGerhardi 
commentar.  in  Gen.,  Jen.  1693.  —  SehSchmid  super  Mosis  librum 
primum  annotat,  Argent  1697.  —  AggHaitsma  curae  philol.  exege- 
ticae  in  Gen.,  Franeq.  1753.  —  CGHensler  Bemerkungen  über  Stellen 
in  den.  Psalmen  u.  in  d.  Genesis.,  Hamb.  1791.  —  GÄSchumann 
Genesis  hehr,  et  graece  cum  annot  perpetua,  Lips.  1829.  —  P.  v. 
Bohlen  die  Gen.  hist-krilisch  erläutert,  Königsb.  1835.  —  FrTuch 
Komm,  über  die  Gen.,  Halle  1838  (2.  Ausg.  1871  von  Arnold  u. 
Merx).  —  ThSörensen  hist-kritischer  Comm.  zur  Gen.,  Kiel  1851.  — 
FrxDelitzsch  Comm.   über  die  Gen.*  1872;    Neuer  Comm.  über  die 


Vorbemerkungen.  XXI 

Gen.  1887.  [ThJLamyy  Gomm.  in  i.  Geneseos,  t.  I.  U,  Malines  1885; 
Gossrau  Gomm.  z.  Gen.,  Halberst  1887;  Tappehorn  Erkl.  der  Gen., 
Paderb.  1888]. 

Zum  Deuteronomium  im  besondern:  FrWSchuUz  das  Deuteron, 
erklärt,   Berl.  1859;  FMonlel  le  Deuteronome,  Par.  1891. 

Zum  Buch  Josua  im  besondern:  Josuae  imperatoris  kistoria  illu- 
strata  atque  explicata  ab  AMasio,  Antverp.  1574.  —  Exegetisches 
Handbuch  des  AT.  Leipz.  1797.  Stück  1.  —  FJVDMaurer  Comm. 
über  d.  B.  Josua,  Stuttg.  1831.  —  KFrKeil  Comm.  über  d.  B.  Josua, 
Erlang.  1847." 

Zu  den  kritischen  Fragen  über  diese  Bücher  aus  neuester  Zeit: 
HHupfeld  die  Quellen  der  Gen.,  Berl.  1853.  —  EdBöhmer  das  erste 
Buch  der  Thora,  Halle  1862.  —  ESchrader  Studien  zur  Kritik  u. 
Erkl.  der  bibl.  Urgeschichte,  Zürich  1863.  Derselbe  in  deWeUe  Lehrb. 
der  bist.  krit.  Einl.  in  d.  AT.^  1869.  —  Budde  die  bibl.  Urgeschichte 
1883.  —  Kautzsch  u.  56cm  die  Genesis  mit  äusserer  Unterscheidung 
der  Quellen  1888;  2.  Ausg.  1891.  —  BWBacon  the  Genesis  of 
Genesis,  Hartf.  1892.  —  EJFripp  the  composition  of  the  book  of 
Genesis,  Lond.  1892.  —  JWColenso  the  Pentateuch  and  book  of 
Joschua,  critically  examined,  P.  1—7,  Lond.  1862—1879.  —  HEwald 
Gesch.  d.  Volks  Isr.^  1864ff.  Bd.  1  u.  2.  —  KHGraf  die  geschichü. 
Bücher  des  AT.,  Leipz.  1866,  u.  in  Merx  Archiv  f.  wiss.  Erforsch, 
des  AT.  I.  466 ff.  —  ThNöldeke  Untersuchungen  zur  Kritik  des  AT., 
Kiel  1869.  —  AMerx  im  Nachwort  zu  Tuch  Komm. 2  S.  LXXIXff. 
—  PKleinerl  das  Deuteronomium  u.  der  Deuteronomiker,  Bielef.  u. 
Leipz.  1872.  —  EdRiehm  die  Gesetzgebung  Mosis  im  Lande  Moab, 
Goth.  1854;  u.:  über  die  Grundschrift  des  Pentat.,  m  StKr.  1872.—- 
AKayser  das  vorexilische  Buch  der  Urgeschichte  Israels  u.  seine  Er- 
weiterungen, Strassb.  1874;  u.:  der  gegenwärtige  Stand  der  Pentateuch- 
frage,  in  JPTh.  VII  (1881).  —  JWellhausen  die  Composition  des  Pen- 
tat, in  JBDTh.  XXI  u.  XXU  (1876/7),  wieder  abgedruckt  m  „Skizzen 
u.  Vorarbeiten"  Heft  II.  1885,  u.  Zweiter  Druck,  mit  Nachträgen  1889; 
ferner:  Geschichte  Israels  L,  Berl  1878,  in  2.  Ausg.  unter  dem  Titel 
„Prolegomena  zur  Geschichte  Israels"  1883;  auch  Bleek-Wellh.  Einl. 
in  das  AT.*  (1878)  §  81  ff.  —  VRyssel  de  Elohistae  Pentateuchici 
sermone,  Lips.  1878.  —  FGiesehrechl  zur  Hexateuchkritik,  in  ZATW. 
L  (1881)  S.  177  ff.  —  SRDriver  „on  some  alleged  linguistic  affinities 
of  the  Elohist"  im  Journ.  of  Philology  Vol.  XI  (1882)  p.  201  ff  — 
DEoffmann  die  neueste  Hypothese  über  den  Pentat.  Priestercodex,  in 
Magazin  f.  d.  Wiss.  des  Judenth.  VI  u.  VH  (1879 f.).  —  RKillel  die 
neueste  Wendung  der  pentat  Frage,  in  ThStW.  n  u.  III  (1881/2), 
u. :  Gesch.  der  Hebräer,  Gotha  1888/92.  —  FrzDelüzsch  Pentateuch.  — 
kritische  Studien,  m  ZKW.  L  (1880),  u.:  Urmosaisches  im  Pentateuch, 
ebendort  III  (1882).  —  K Marti  die  Spuren  der  s.  g.  Grundschrifl  des 
Hexat  in  den  vorexil.  Propheten,  in  JPTh.  1880.  —  EReuss  Gesch. 
der  hl.  Schriften  des  AT.  1881 ;  2.  Ausg.  1890.  —  CBruston  le  do- 
cument  Elohiste  et  son  antiquit^  in  Revue  Theologique  VIII  (Montaub. 
1882)  p.  13  ff.,  u.  Les  quatre  sources  des  lois  de  TExode  1883.  —^ 


XXII  Vorbemerkungen. 

HVuillewnier  „la  critique  du  Pentateuque  dans  sa  phase  actuelle^'  in 
Revue  de  Th6oI.  et  Pbilos.,  Lausanne  1883.  —  ÄJiUicher  die  Quellen 
von  Ex.  7,  8—14,  11,  in  JPTh.  1882  S.  79  ff.  —  LHorsl  Leviticus 
17 — 26  u.  Hezekiel,  Colmar  1881.  —  SMaybaum  „Zur  Pentateuch- 
kritik"  in  Zeitschr.  f.  Völkerpsychologie  (1883)  XIV,  2  S.  191  ff.  — 
ÄKuenen  Bijdragen  tot  de  critiek  van  Pentateuch  en  Josua,  in  ThT.  XI. 
XII.  XIV.  XV.  XVIII;  u.  Historisch-critisch  Onderzoek  naar  het  onstaan 
en  de  versameling  van  de  Boeken  des  Ouden  Verbonds,  I,  1.  1886.  — 
WValhe  über  die  Zusammensetzung  von  Pentateuch- Josua,  in  ZWTh. 
XXVm  (1885)  S.  52 ff.  156 ff.  —  AWeslphal  les  sources  du  Pent. 
1.  II.  Par.  1888.  91.  —  BWBacon  Pentat  Analysis,  in  Hebraica  IV. 
V.  VII.  —  WRHarper  Pent.  Question,  in  Hebr.  IV— VI.  —  WHGreen 
Pent  Quest,  im  Hebr.  V — VIII.  —  LFavez  le  Deut6ronome,  Lausanne 
1874.  —  Fr  Buhl  wann  ist  das  5.  B.  Mose  abgefasst?  in  Theol.  Tidskr., 
Kjgbenh.  1878.  —  JJPValelon  Deuteronomium,  in  Studien  (Theol. 
Tijdsshr.)  V— VII  (1879—81).  —  ECBissell,  Proposed  reconstruction 
of  the  Pentateuch,  in  Bibliotheca  Sacra,  Vol.  XL  u.  XLI,  Andover 
1883  f.  —  FHimpel  Selbständigkeit,  Einheit  u.  Glaubwürdigkeit  des 
B.  Josua,  in  Tübinger  Quartalschrift  1864  f.  —  JHollenherg  der 
Charakter  der  alex.  Übers,  des  B.  Josua  u.  ihr  textkrit  Werth,  Mors 
1876  (Progr.);  u.:  die  deuteronom.  Bestandtheile  des  B.  Josua  in  StKr. 
1874.  —  Zur  Textkritik  der  Gen.  auch  JOlshausen  Beiträge  zur  Kritik 
des  überlieferten  Textes  im  B.  Genesis,  in  MBAV^.  Juni  1870. 


Abkürzungen. 


AAZ.  Augsburger  Allgemeine  Zeitung. 
ABAW.  Abhandlungen  der  Berliner  Aka- 
demie der  Wissenschaften. 
AGGW.  Abhandlungen  der  k.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Götüngen. 
AK.  Alterthumskunde. 
ANM.  Das   alte  u.  neue  Morgenland. 
BÄgZ.  Berliner  Zeitschrift  für  Ägyptische 
Sprache. 
BL.  Bibellexikon. 
BO.  Bibliotheca  Orientalis. 
BOB.  Babylonian  and  Oriental  Becord. 
BW.  Bibelwerk, 
eis.  Corpus  Inscriptionam  Semitica- 

rum. 
DLZ.  Deutsche  Literatur-Zeitung. 
£K.  Erdkunde. 
GGA.  Göttinger  Gelehrte  Anzeigen. 
GGN.  Nachrichten   der  k.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 
HWB.  Handwörterbuch. 

IE.  Ibn  Esra  (Abiraham  ben  Meir  ben 

B.  Esra): 
JA.  Journal  Asiatique. 
JB.  Jahrbuch. 
JBDTh.  Jahrbücher  fQr  deutsche  Theo- 
logie. 
JBL.  Journal  of  Biblical  Literatur  and 

Exegesis. 
JBW.  Jahrbücher  der  biblischen  Wis- 
senschaft. 
JPTh.  Jahrbücher    für   protestantische 

Theologie. 
JRAS.  Journal    of    the   Boyal    Asiatic 
Society. 
KGesch.  Kirchengeschichte. 

KS.  Kautzsch-SocindieGenesis3l891. 
KV.  Kirchenväter. 

LZ.  Zeitschrift  für  lutherische  Theo- 
logie u.  Kirche. 
MA.  Mittelalter. 
MAZ.  Münchener  Allgemeine   Zeitung. 


MBAW.  Monatsberichte  der  Berliner  Aka- 
demie der  Wissenschaften. 
NA«  Neue  exegetisch-kritische  Ähren- 
lese. 
NBF.  Neue  biblische  Forschungen. 
PEFQSt.Palestine  Exploration  Fund,  Quar- 
terly  Statements. 
BB.  Becherches  Bibliques. 
BE.  BealencyclopSdie. 
BEJ.  Bevue  des  l^tudes  Juives. 
BP.  Becords  of  the  Past. 
BTh.  Bevue  Thöologique. 
SA.  Separatabdruck. 
SBAP.  Proceedings    of  the  Society    of 

Biblical  Archaeology. 
SBAT.  Transactions    of  the  Society  of 

Biblical  Archaeology. 
SBAW.  Sitzungsberichte     der     Berliner 
Akademie  der  Wissenschaften. 
StKr.  Theologische  Studien  u.  Kritiken. 
ThStW.  Theologische  Studien  aus  Wür- 
temberg. 
ThT.  Theologisch  Tljdschrift  (Leiden). 
'      VT.  Völkertafel. 

WZKM.  Wiener  Zeitschrift  für  die  Kunde 
des  Morgenlandes. 
ZA.  Zeitschrift  für  Assyriologie  (Be- 
zold) 
ZATW.  Zeitschrift  für  die  Alttestament- 

liche  Wissenschaft. 
ZDMG.  Zeitschrift  der  Deutschen   Mor- 

genländischen  Gesellschaft. 
ZDPV.  Zeitschrift  des  Deutschen  PaU- 
stina-Vereins. 
ZKM.  Zeitschrift    für    die  Kunde    des 

Morgenlandes. 
ZKSF.  Zeitschrift  f.  Keilschriftforschung. 

(Bezold  u.  Hommel). 
ZKW.  Luthardts  Zeit<«chria  für  kirch- 
liche Wissenschaft. 
.ZWTh.  Zeitschrift  für  wissenschaftliche 
Theologie. 


Druck  von  August  Pries  in  Leipzig. 


\ 


I.    Die  Urgeschichte  von   der  Schöpfung  bis  auf  die 

Fluth,  Cap.  1,  1—6,  8. 

1.   Die  Schöpfung  der  Welt  Cap.  1,  1 — 2,  4*;  aus  A. 

1.  In  Form  einer  Erzählung  wird  hier  über  die  Erschaffung  der 
Welt  berichtet  Dass  dieser  Bericht  aus  A  genommen  ist  und  der 
erste  Bericht  in  dieser  Schrift  war,  ist  von  denen,  welche  überhaupt 
eine  Zusammensetzung  des  Hexateuchs  aus  verschiedenen  Schriften  an- 
erkennen, zugestanden.  Es  folgt,  abgesehen  von  der  Unterschrift  dazu 
(s.  zu  2,  4),  aus  der  SelbstbeschrSnkung  des  Erzählers  auf  die  grossen 
Hauptsachen  „ohne  erklärendes  Eingehen  auf  besondere  Einzelheiten, 
aus  der  würdigen  Darstellung  Gottes,  der  nicht  ins  Menschliche  herab- 
gezogen wird,  aus  der  günstigen  Ansicht  vom  Menschen  als  dem  Eben- 
bilde Gottes'S  aus  der  systematisirenden  Anordnung  des  Stoffs,  aus 
der  umständlichen,  feierlich  gehaltenen,  zugleich  formelhaften  Schreib- 
weise, so  wie  aus  der  Sprache,  zB.,  ausser  dem  Gottesnamen  ö'^ji^k, 
aus  Ausdrücken  wie  »^a  (s.  1,  1),  r»  V.  11  f.  21.  24  f.,  r:«vj  »^r? 
24f.  30;  nn  u.  r7?.  20f.,  w»^  u.  w?^  21.  24—26.  28.  30,  was  28, 
nVsK  30,  nigö  10,  so  wie  aus  den  Formeln  najj  n^e  22.  28  u.  nagw  w 
27;  auch  V'^^an  4.  6  f.  14.  18  ist  ihm  wenigstens  geläufig,  u.  zu  t^'^'o^^ 
V.  26  vgl.  Cap.  5,  1.  3. 

2.  Dass  der  Vrf.  sein  Werk  mit  der  Weltschöpfung  begann,  hat 
seinen  guten  Grund.  Die  Schöpfung  ist  die  Voraussetzung  für  alle 
folgende  Geschichte,  zugleich  die  erste  Offenbarungsthat  Gottes;  der 
Geschichtsschreiber,  welcher  die  mosaische  Gesetzesanstalt  als  das  Er- 
gebniss  der  bisherigen  geschichtlichen  Entwicklung  u.  die  mosaische 
Offenbaiiing  als  die  bis  dahin  letzte  Stufe  der  göttlichen  Offenbarung 
erweisen  wollte,  sah  sich  bis  zu  diesem  Anfang  der  Dinge  zurück- 
geführt. Er  begnügt  sich  aber  nicht  mit  dem  Satz,  dass  Gott  alles 
geschaffen  hat,  sondern  gibt  ein  ausführliches  Gemälde  von  dem  Her- 
gang der  Schöpfung.  Wie  ist  das  zu  verstehen?  Die  Erschaffung  der 
Welt  ist  ja  doch  kein  Gegenstand  menschlicher  Erfahrung  gewesen. 
Woher  also  weiss  der  Mensch  davon  zu  erzählen?  Diese  Frage  muss 
aufgeworfen  werden;  von  ihrer  Beantwortung  hängt  die  ganze  Auffassung 
des  Stückes  ab.  Zunächst  ist  deutlich,  dass  der  Bericht  nicht  eine 
freie  Dichtung  des  Vrf.  ist  In  seinem  ganzen  Werk  gibt  er  sich  immer 
als  Geschichts-  u.  Geselzesschreiber,  nicht  als  Dichter;  was  er  erzählt, 

Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  1 


2  Gen.  1. 

hat  er  auch  für  geschehen  gehalten  oder  als  Geschehenes  überliefert 
erhalten  (vgl.  wie  Ex.  20,  11.  31,  17  die  Heiligkeit  des  Sabbaths  auf 
Gen.  2,  2  f.  gegründet  wird).  Und  da  weiterhin  manche  Züge  seines 
Gemäldes  in  den  Kosmogonien  anderer  Völker  (s.  No.  3)  ebenso  oder 
ühnlich  vorkommen,  so  folgt  auch  daraus  wieder,  dass  er  die  Stoffe 
seiner  Darstellung  nicht  erfunden  hat.  Wie  aber  sein  Bericht  keine 
freie  Dichtung  von  ihm  sein  kann,  so  u.  aus  denselben  Gründen  ist 
er  auch  nicht  das  Erzeugniss  einer  profetischen  Vision  von  ihm  (zB. 
Kurtz  Gesch.  d.  AB.^  1.  45,  JPLange,  Godet  u.  a.).  Gibt  aber  dem- 
nach der  Vrf.  in  der  Hauptsache  Überliefertes,  so  fragt  sich  wieder: 
woher  stammt  diese  Oberlieferung?  Darauf  antwortete  man  früher 
einfacli,  sie  ruhe  schliesslich  auf  einer  besonderen  göttl.  Offenbarung. 
Und  weil  mit  ihr  in  manchen  Dingen  die  Weltentstehungsmythen  der 
Völker  zusammentreffen,  so  nahm  man  an,  dass  solche  Offenbarung 
schon  den  ältesten  Menschen,  schon  dem  Adam,  zu  Theil  geworden 
sei,  u.  die  verschiedenen  Völker  sie  aus  dem  geroeinsamen  Vaterhaus 
mit  sich  genommen,  aber  auch  vielfach  umgestaltet  u.  verderbt  haben, 
u.  nur  das  Israelgeschlecht  sie  rein  oder  verhältnissmässig  am  reinsten 
bewahrt  habe.  Wogegen  die  Ansicht  (Hofmann  Schriflbew.^  1.  265), 
dass  dieser  Schöpfungsbericht  der  in  Geschichte  umgesetzte  Eindruck 
sei,  welchen  die  Welt  auf  den  ersten  Menschen  mit  seinen  höheren 
Kräften  im  Urzustände  gemacht  habe,  nicht  ernstlich  in  Betracht  kommt, 
weil  niemals  aus  der  Betrachtung  des  Resultats  einer  Begebenheit  der 
Hergang  derselben  so  erschlossen  werden  kann,  dass  das  Erschlossene 
den  Werth  eines  wahrheitsgetreuen  Berichtes  über  den  Hergang  hätte. 
Allein  jene  Hypothese  von  einer  Uroffenbarung  über  den  Hergang  der 
Schöpfung  leistet  nicht  blos  nicht,  was  sie  soll,  weil  bei  der  Länge 
der  Überlieferungskette  eine  Gewähr  für  unentstellte  Überlieferung 
gar  nicht  mehr  vorhanden  wäre,  sondern  sie  ist  in  sicli  selbst  unhalt- 
bar. Eine  Belehrung  über  das  Problem  u.  den  Hergang  der  Schöpfung 
an  die  ältesten  Menschen  hat  keinen  erkennbaren  Sinn  u.  Zweck; 
derartige  Dinge  gehören  schon  zu  den  feineren  Fragen,  welche  den 
menschL  Geist  beschäftigen  können,  u.  vieles,  zB.  die  ganze  Sprach- 
bildung, die  volle  Entwicklung  des  Denkvermögens  u.  mannigfache 
Erfahrung  in  der  Welt  musste  vorhergegangen  sein,  ehe  auch  nur  das 
Verständttiss  für  solche  Fragen  erwachte;  ehe  aber  dieses  da  war, 
kann  auch  von  einer  Offenbarung  darüber  keine  Rede  sein,  denn  nur 
dem  Suchenden  u.  Bedürfenden  wird  Offenbarung  zu  Tlieil.  Sodann 
betrifft  die  Offenbarung,  so  weit  wir  sie  in  der  Bibel  verfolgen  kön- 
nen, doch  immer  nur  Dinge  der  Gottesfurcht,  der  Gotteserkenntniss, 
des  gottesfürchtigen  Lebens,  des  Reiches  Gottes,  u.  mit  diesen  steht 
zwar  die  Entstehung  der  Welt  in  engem  Zusammenhang,  niclit  aber 
die  Einzelheiten  ihres  Hergangs;  zur  Ausfüllung  der  Lücken  unserer 
geschichtlichen  Kunde  der  Vergangenheit  oder  zur  Belehrung  über 
physikalische  Fragen  will  u.  soll  die  Offenbarung  nicht  dienen.  End- 
lich aber,  wenn  diese  Erzählung,  so  wie  sie  vorliegt,  auf  einer  über- 
lieferten Offenbarung  beruhte,  so  müsste  sie  auch  ganz  u.  für  alle 
Zeiten  als  historische  Wahrheit  sich  bewähren.     Nun  finden  sich  aber 


Gen.  1.  3 

nicht  nur  im  A.  T.  selbst  gerade  über  die  Einzelheiten  des  Hergangs 
zum  Theil  sehr  abweichende  Darstellungen  (s.  No.  5),  sondern  auch 
die  ihr  zu  Grund  liegende  Ansicht  vom  Weltganzen  steht  noch  ganz 
in  dem  kindlich  beschränkten  Gesichtskreis  des  Alterthums,  welchen 
die  wissenschaftliche  Forschung  längst  überwunden  hat,  u.  gerade 
manche  jener  Einzelheiten  lassen  sich  mit  den  durch  die  astronomische 
und  geologische  Forschung  festgestellten  Thatsachen  nicht  vereinigen 
(s.  No.  5).  Deshalb  muss  es  sich  mit  der  Quelle  der  vom  Vrf.  be- 
folgten  Überlieferung  anders  verhalten.  Man  erwäge  Folgendes.  Bei 
fast  allen  gebildeteren  Völkern  des  Alterthums  finden  wir  mehr  oder 
weniger  entwickelte  Theorien  vom  Werden  der  Welt  (Kosmogonien), 
n.  zwar  keineswegs  schon  am  Anfang  ihrer  historischen  Zeit,  sondern 
erst  im  Verlauf  derselben  hervortretend,  zunächst  im  Gewand  des  My- 
thus n.  als  Ausdruck  der  Ansicht  einer  ganzen  Gemeinschaft,  später, 
zB.  bei  den  Indem  u.  Griechen,  mehr  in  Form  philosopliischer  Systeme, 
u.  dann  so  mannigfaltig  u.  vielgestaltig,  als  diese  Systeme  selbst.  Der 
menschliche  Geist  mit  seinem  Erkenntnisstrieb,  wenn  er  einmal  eine 
gewisse  Stufe  der  Reife  erlangt  hat,  kann  es  nicht  lassen,  über  die 
blossen  Erfahrungsthatsachen  der  Erscheinungswelt  hinaus  zu  deren 
letzten  Gründen  u.  Ursachen,  die  über  alle  Erfahrung  hinaus  liegen, 
vorzudringen  u.  sich  eine  geschlossene  Weltanschauung  zurecht  zu 
machen.  Sämmtliche  Kosmogonien  verdanken  diesem  Triebe  ihre 
Entstehung,  u.  dass  dieselben  bei  den  verschiedenen  örtlich  u.  geschicht- 
lich oft  so  weit  auseinander  liegenden  Völkern  gleichwohl  in  ihren 
Grundzügen  so  viel  Ähnlichkeit  mit  einander  haben,  beruht  viel  mehr 
auf  der  Gleichheit  der  Voraussetzungen,  von  denen  sie  bei  der  Bildung 
derselben  ausgiengen,  als  auf  direkter  Entlehnung,  obgleich  eine  solche 
nicht  für  alle  Fälle  geleugnet  werden  kann  u.  soll.  Die  Elemente 
aber,  aus  welchen  derartige  Theorien  über  die  Weltbildung  sich  auf- 
bauten, sind  zweierlei,  einmal  eine  gewisse  Summe  von  erfahrungs- 
mässigen  Erkenntnissen  der  äusseren  Natur  u.  ihrer  Erscheinungen,  u. 
sodami  die  Vorstellungen  der  Völker  von  der  Gottheit;  denn  dass  diese 
hier,  wo  es  sich  um  ein  letztes  Princip  für  die  Erklärung  der  sicht- 
baren Welt  handelt,  wesentlich  mit  in  Betracht  kamen,  versteht  sich 
von  selbst,  u.  dass  irgend  welcher  Gottesglaube  immer  schon  da  war, 
ja  in  der  Regel  schon  ziemlich  entvnckelte  Mythologien  da  waren,  ehe 
man  Weltbildungslehren  aufstellte,  ist  aus  der  Geschichte  der  Religio- 
nen sieber,  sofern_  deren  Anfänge  bei  allen  Völkern  in  ihre  vorge- 
schichtlichen Zeiten  hineinfallen,  wie  die  Sprachbildung  (s.  auch  Gen. 
4,  26).  Was  den  ersten  Factor  betrifft,  so  ist  bekannt,  dass  das 
gesammte  höhere  Alterthum  nur  erst  eine  sehr  unvollkommene  u.  un- 
vollständige Kenntniss  vom  Weltganzen  hatte,  u.  dass  sie  bei  allen 
Gulturvölkern  ungefähr  dieselbe  war.  Ihnen  war  weder  der  ganze 
Umfang,  noch  die  wahre  Gestalt  der  Erde  erschlossen;  die  Dinge  auf 
u.  ausser  der  Erde  kannten  sie  nur  so,  wie  sie  der  einfachen  Sin- 
nenwahmehmung  erschienen,  u.  sie  erschienen  ihnen  allen  auf  dieselbe 
Weise,  die  Erde  als  eine  Scheibe,  der  Himmel  als  ein  Gewölbe  über 
ihr,  die  Gestirne  als  Lichter  an  demselben,  die  atmosphärischen  Phäno- 

1* 


4  Gen.  1. 

mene  als  Kräfte  oder  Stoffe,  welche  hinter  dem  Gewölbe  verborgen 
oder  aufgehäuft  zu  gewissen  Zeiten  von  dort  her  in  Wirksamkeit 
gesetzt  werden.  Die  Welt  war  ihnen  also  recht  eigentlich  die  Erde 
mit  dem  dazu  gehörigen  Himmel  u.  seinen  Wesen  u.  Kräften,  wozu 
nach  der  Vorstellung  einzelner  Völker  als  Drittes  noch  die  Unterwelt 
oder  auch  das  unterirdische  Wassermeer  hinzukam.  Dass  in  diesem 
Weltganzen,  so  dürftig  auch  seine  Erkenntniss  war,  ein  Ding  dem  andern 
diene  u.  eine  Rangordnung  oder  Stufenfolge  unter  denselben  sei,  hatte 
Erfahrung  u.  Reflexion  längst  erkennen  lassen:  Wasser  u.  Erde  sind 
die  Voraussetzung  f&r  die  Pflanzen,  diese  vneder  fQr  die  Thiere  u.  die 
Thiere  fQr  die  Menschen,  u.  der  Mensch  steht  hoch  über  dem  Thier, 
wie  dieses  über  der  Pflanze;  selbst  die  Gottverwandtschafl  des  Men- 
schen war  nach  einer  Richtung  hin  ein  leicht  sich  ergebender  Satz. 
Dass  wie  jedes  menschliche  Gemachte  auf  einem  Ordnen  des  Ordnungs- 
losen u.  dem  Gestalten  eines  rohen  StofiPes  beruht,  so  auch  das  Ent- 
stehen der  jetzigen  geordneten  Welt  mit  ihren  mannigfachen  Gestalten 
u.  Wesen  auf  einem  Herausbilden  aus  einer  form-  u.  ordnungslosen 
Masse  beruhen  müsse,  u.  dass  ohne  Licht  keine  Ordnung  u.  kein  Leben 
sei,  war  eine  nahe  liegende  Annahme;  selbst  dass  die  jetzige  Gestalt 
der  Erde  durch  Herausarbeitung  aus  einem  mehr  wässerigen  Zustand 
hervorgebracht  sei,  war  leicht  an  die  Hand  gegeben,  wenn  man  die 
Wirkung  der  Überschwemmungen  auf  Bodengestalt  u.  Vegetation,  so 
wie  das  Zurücktreten  der  Wasser  an  manchen  Stellen  der  Erde 
beobachtete.  Aus  solchen  gemeinsamen  Ansichten  vom  Weltganzen  u. 
solchen  allen  nahe  liegenden  Reflexionen  u.  Beobachtungen  ergaben 
sich  leicht  bei  den  verschiedensten  Völkern  gemeinsame  Züge  ihrer 
Kosmogonien,  zB.  die  Ableitung  der  jetzigen  geordneten  Welt  aus  einem 
vorausgegangenen  chaotischen  Zustand,  oder  die  Vorstellung  des  Welt- 
eies, das  vdr  von  Indien,  ja  China  bis  Ägypten  {Bunsen  Ag.  1.  445. 
456),  Phönizien,  Griechenland  (noch  bei  Aristoph.  aves  69331)  u. 
selbst  bei  den  Finnen  (Lönnrol  Kaleväla  v.  Schiefn.  1.  233  ff.)  finden, 
hergenommen  von  der  Gestalt  des  Himmels  als  der  einen  Hälfte  des 
geöffneten  Eies  (ähnlich  der  indischen  Vorstellung  vom  Himmel  als  der 
oberen  u.  der  Erde  als  der  unteren  Schale  der  Weltschildkröte),  oder 
eine  gewisse  Ordnung  u.  Reihenfolge  der  Schöpfungswerke  u.  s.  w. 
Auf  die  bestimmtere  Ausbildung  der  Kosmogonien  war  dann  aber  der 
andere  Factor,  das  Gottesbewusstsein  der  Völker,  von  entscheidendem 
Einfluss:  je  nachdem  die  Vorstellungen  von  der  Gottheit  geistiger  oder 
sinnlicher  waren,  gestaltete  sich  auch  die  Kosmogonie  verschieden,  u. 
wo  die  Gottheit  schon  in  eine  Mehrheit  oder  Menge  einzelner  gött- 
licher Wesen  zerspalten  war,  musste  auch  fQr  die  Einreihung  dieser 
Götterwesen  in  den  Welten tstehungsprocess  gesorgt  werden,  d.  h.  die 
Kosmogonien  wurden  zugleich  Theogonien. 

3.  Die  Vergleichung  solcher  Kosmogonien  u.  Theogonien  mit  dem 
bibl.  Bericht  ist  für  die  Würdigung  des  letzteren  von  Nutzen,  u.  soll 
darum  hier  von  einigen  der  wichtigeren  das  Wesentlichste  angegeben 
werden.  (Zusammenstellungen  derselben  sind  seit  Herders  Zeit  manche 
versucht  worden,  zB.  GLBauer  hebr.  Mythologie  1.  67  fl*.;  Puslkuchen 


Gen.  1.  5 

Urgeschichte  1.  187 IT.;  Rosenmülier  ANM.  Bd.  1  z.  A.:  Johannsen 
kosmogon.  Ansichten  der  Inder  u.  Hebräer  1883;  HFLink  die  Urwelt 
u.  das  Alterthum  1.  268  fr.;  WuUke  die  Kosmogonien  der  heidn.  Völker 
1850;  Bunsen  Äg,  V,  1.  S.  226 ff.;  Lenormanl  les  origines  de  l'histoire^ 
I.  1880.)  Unter  den  vielen  indischen  Theorien  ist  eine  der  voll- 
ständigsten u.  ältesten  die  in  Manu's  Gesetzbuch  1,  5  ff.  Damach  war 
das  All  einst  Finstemiss,  unerkennbar,  ununterscheidbar,  wie  in  Schlaf 
befangen,  gleichsam  noch  im  Ewigen  ruhend.  Endlich  regte  sich  der 
durch  sich  selbst  seiende  ewige,  unsichtbare  Allgeist,  durch  seinen 
Lichtglanz  zunächst  die  Finsterniss  zerstreuend;  denkend  entschloss  er 
sich  aus  sich  die  Wesen  hervorzubringen.-  Zuerst  brachte  er  die  Wasser 
hervor,  in  welche  er  einen  Keim  legte;  dieser  Keim  entwickelte  sich 
zu  einem  im  Goldglanz  strahlenden  Ei,  in  diesem  Ei  entstand  Brahma, 
der  Vater  aller  Wesen.  Nachdem  er  ein  Brahma-Jahr  (nach  den  Aus- 
legern 8,110,400,000,000  menschUche  Jahre)  darin  geweilt,  spaltete 
er  durch  sein  Denken  das  Ei  in  2  Theile,  bildete  aus  diesen  den  Him* 
mel,  die  Erde,  u.  zwischen  ihnen  die  Atmosphäre,  die  8  Himmels- 
gegenden u.  den  unversieglichen  Behälter  der  Wasser,  Hess  dann  aus 
sich  selbst  hervorgehen  das  Denken,  die  Ichheit  u.  die  grosse  welt- 
belebende Seele,  die  5  Sinne  sammt  den  ihnen  entsprechenden  u.  von 
ihnen  wahrnehmbaren  Qualitäten,  u.  schuf  aus  den  feinsten  Bestand- 
theilen  von  diesen  die  einzelnen  Wesen  alle,  oder  schafft  sie  vielmehr 
fortwährend.  In  der  Aufzählung  dieser  Wesen  ist  weder  eine  ander- 
wärts wieder  vorkommende  Ordnung,  noch  eine  maassvolle  Gliederung: 
geistige  Wesen  u.  Kräfte,  wie  Götter  u.  Genien,  Veden,  Affecte,  Tugen- 
den u.  Laster,  untermischt  mit  den  zahllosen,  sinnlich  wahrnehmbaren 
Gegenständen.  Wogegen  in  den  Puräna's  die  Hauptwerke  auf  ge- 
schlossene Zahlen  von  6 — 10  gebracht  zu  werden  pflegen  {Ew,  nach 
ßumou/'BhägavatapuränaIL5,21— 82.  ID,  5,  23ff.  8,10ff  10,  13—27. 
26,  10 — 74;  Wilson  Vishnu-puräna  p.  84 ff.).  —  Nach  der  hellenischen 
Lehre  bei  Hesiod.  (theog.  11 6 ff.)  ward  zuerst  Chaos,  dann  Gaea  (Erde), 
Tartarus  (der  bodenlose  Abgrund)  u.  Eros  (Liebe,  das  regsame  Bildungs- 
princip) ;  aus  dem  Chaos  wurde  Erebos  (die  Urfinstemiss)  u.  Nyx  (Nacht), 
welche  zusammen  den  Ätlier  (die  reine  Lichtwelt)  u.  die  Hemera  (Tages- 
helle) erzeugten;  Gaea  dagegen  brachte  zuerst  für  sich  den  Uranos 
(gestirnten  Himmel  u.  Göttersitz),  die  Gebirge  u.  den  Pelagus  oder 
Pontus  (die  salzige  Meerestiefe),  dann  mit  dem  Uranos  als  Gemahl  zu- 
sammen den  Okeanos  (das  erdumfliessende  Meer,  zugleich  die  Quelle 
der  Flüsse)  u.  die  übrigen  Titanen  hervor  u.  s.  w.,  worauf  sofort  die 
Kosmogonie  in  reine  Theogonie  übergeht  Andere  kosmogonische  Dar^ 
Stellungen  der  Griechen  s.  bei  ZeWer Philos.  der  Griechen*  L  71 — 89.  — 
Von  den  Ägyptern  hat  man  zwar  noch  allerlei  genealogische  Schich- 
tungen ihrer  mannigfaltigen  Göttergestalten,  Theogonien  (Bunsen  Äg. 
1.  423 ff.;  Lepsius  über  den  ersten  äg.  Götterkreis,  1851;  EMeyer 
Gesch.  des  Alterth.  L  1884  §  54ff  69.;  Brugsch  Bei.  u.  Mythol.  1888 
S.  100 ff.);  dagegen  ist  eine  ausfuhrlichere  Darstellung  ihrer  kosmo- 
gonischen  Ansichten  bis  jetzt  nicht  gefunden.  Doch  galt  nach  einer 
alten  u.  vielverbreiteten  {Brugsch  101  ff.  141  u.  ö.)  Vorstellung,  zB. 


6  Gen.  1. 

im  Todtenbuch  Cap.  17  (nach  Birch,  de  Rouge]  Lepsius,  Brugsch 
von  LSlern  im  „Ausland"  1871  Nr.  34  besprochen)  oder  in  der  (von 
Naville  in  SBAT.  IV,  1  u.  in  RP.  VI  p.  105  ff.  bekannt  gemachten, 
auch  von  Brugsch  die  neue  Weltordnung  Berl.  1881  behandelten)  In- 
schrift in  einer  Kammer  des  Königsgrabes  Seti's  I,  ein  chaotisches  ür- 
gewässer  {Nun  genannt,  oder  Nuu  nach  EMey.  §  69)  als  Urgrund 
von  allem  (vgl.  noch  Damascius  d.  princ.  c.  125,  p.  385  Kopp).  Über 
ihm  war  allein  Gott  Tum  (Atum);  als  Gott  Ra  hat  er  das  Firmament 
des  himmlischen  Urwassers  geschaffen  u.  die  Rebellen  vernichtet  d.  h. 
den  Widerstreit  der  Elemente  aufgehoben  u.  die  jetzige  Ordnung  her- 
gestellt {Slern  S.  801).  Zu  Anfang  erfQllte  den  finstern  Weltraum 
nur  Gott  Nun,  das  wässrige  Chaos;  aus  ihm  tauchte  ein  Ei  empor, 
welchem  in  Gestalt  eines  kleinen  Kindes  der  Sonnengott  Ra  entstieg; 
mit  diesem  kam  Licht  und  Leben  in  die  Welt,  aus  ihm  wurden  die 
andern  Götter  gescha£fen  {Brugsch  Welto.  35 f.).  Oder  auch:  Chnum 
(der  Bildner)  modelte  auf  seiner  Töpferscheibe  das  Ei,  welches  das 
Licht  u.  damit  den  Keim  der  Welt  in  sich  trug  {Brugsch  ReL  161). 
Sonst  s.  auch  MAZ.,  6.  Oct.  1890,  Beil.  No.  233  S.  4.  — -  Die  etrus- 
kische  Lehre,  welche  Suidas  sub  TvQ^r}vla  beibringt  (womach  Gott 
im  1.  Jahrtausend  den  Himmel  u.  die  Erde,  im  2.  das  Himmelsge- 
wölbe, im  3.  das  Meer  u.  die  übrigen  Wasser  der  Erde,  im  4.  Sonne, 
Mond  u.  Sterne,  im  5.  sämmtliche  Thiere  der  Luft,  des  Wassers  n. 
des  Landes,  im  6.  die  Menschen  schuf,  u.  die  noch  übrigen  6  von 
den  12  Jahrtausenden  der  Welt  für  den  Bestand  des  Menschenge' 
schlechtes  bestimmt  sind),  u.  welche  mit  Gen.  1  so  auffallend  zusam- 
menstimmt, kann  kaum  in  Betracht  kommen,  weil  man  bis  jetzt  weder 
das  Alter  noch  die  Quellen  derselben  kennt,  u.  der  Verdacht,  dass  sie 
nach  der  biblischen  umgeformt  sei,  wohl  begründet  ist  (doch  s.  über 
lyrrhenische  Weise  auch  Suidas  u.  £vXXag),  Dagegen  verdienen  be- 
sondere Beachtung  die  Lehren  derjenigen  Völker,  welche  örtlich  oder 
auch  geschichtlich  den  Hebräern  näher  standen,  der  Phöniken  u.  Baby- 
lonier.  —  Von  der  phönikischen  Lehre  (über  welche  s.  Movers  in 
der  Halle'schen  Encyclp.  unter  Phönicien;  Bansen  Äg.  V.  234  fr.;  Ewald 
über  die  phönik.  Ansichten  von  der  Weltschöpfung  Gott.  1851;  Renan 
über  Sanchoniathon  in  M6m.  de  l'Instit.  XXUI,  2  (1858)  p.  241  ff.; 
Baudissin  Studien  I.  11  ff.;  Len.  Or.2  L  38.  532ff.;  Halevy  Mdanges 
de  critique  et  d'hist.  1883  p.  381  flf.)  sind  verschiedene  Darstellungen 
durch  Philo  BybL  (bei  Euseb.  praep.  ev.  1,  10),  auch  durch  Mochos 
u.  Eudemos  (bei  Damascius  de  princ.  c.  125  p.  385)  uns  übermittelt. 
Nach  Philo  waren  anfänglich,  unbegrenzt  u.  durch  unbegrenzte  Zeit 
hindurch,  üvsvficc  (auch  cirjQ  ^oqxoörig  Tcai  7tvEV(icn:(6Srig  u.  Ttvotj 
ÜQog  ^o(p(6dovg  genannt)  u.  trübes,  finsteres  Xoiog,  Als  aber  das 
Uvsvfia  seiner  eigenen  Anfänge  begehrte,  vollzog  sich  eine  Zusammen- 
schliessung {7tXo7ifj)y  Sehnsucht  {Uod'og)  genannt,  u.  wurde  dies  der 
Beginn  der  Schöpfung  des  Alls.  Vermittelst  dieses  Ilo^g  (vgl.  den 
£Q(og  der  Griechen)  entstand  durch  die  Verbindung  des  nvsv(ia  (in 
dem  Chaos)  Moir  d.  h.  die  von  Lebenstrieben  erfüllte,  fruchtbare 
Materie,  von  einigen  für  Schlamm,  von  andern  für  Fäulniss  wässeriger 


Gen.  i.  7 

Mischung  erklärt,  welche  die  Keime  aller  Einzeldinge  enlliielt.  Indem 
sie  sich  zu  einem  Ei  gestaltete  [u.  dieses  zu  Himmel  u.  Erde  sich 
spaltete,  Damasc.  p.  385],  strahlten  aus  Mm  Sonne,  Mond,  Sterne  u. 
Sternhilder  auf;  aus  ihnen  wurden,  als  sie  zum  Bewusstsein  kamen, 
vernünftige  Wesen  u.  erhielten  den  Namen  Zcoqxxarifiiv  (q"?»»  ^t)i)  d.  i. 
Himmelswächter.  Sobald  nun  (durch  die  Wirkung  der  Sonne)  die  Luft 
leuchtend  u.  das  Meer  u.  Land  erhitzt  wurden,  entstanden  Winde, 
Wolken  u.  mächtige  Güsse  himmlischer  Wasser,  Donner  u.  Blitze,  bis 
beim  Gekrache  dieser  Donner  beseelte  Wesen  in  Erde  u.  Meer  sich 
regten,  männliche  u.  weibliche  (Euseb.  §  1 — 3  Hein.).  Eudemus  da- 
gegen setzt  an  den  Anfang  Xgovog  (qV^)>  n6^og  u.  'Ofilxifi', 
aus  der  Vermischung  der  2  letzten  entstand  'AtjQ  u.  AvQaf  sodann 
aus  diesen  beiden  das  *Sl6v,  Nach  Mochos  aber  sind  die  beiden  ür- 
principien  Ald^Q  u.  ^Ayjq;  aus  ihnen  erzeugt  sich  OvkoofAog  (o^'^^»^; 
aus  diesen  gehl  durch  Selbstzeugung  hervor  XovacoQog  d.  i.  6  avoLyevg, 
dann  das  'Äov  (Dam.  p.  385).  —  Die  Menschenschöpfung  betreffend, 
so  stellt  Philo  an  einer  andern  Stelle  den  civsfiog  Kolitia  (n-^B  ^np?) 
u.  sein  Weib  Bccav  (=>na)  an  die  Spitze,  lässt  von  ihnen  die  Urmen- 
schen Alwv  u.  UQCDToyovog^  u.  von  diesen  das  Paar  Fsvog  u.  reved 
abstammen,  welche  Phönizien  bewohnten.  Die  letzteren  beteten  zuerst 
die  Sonne  unter  dem  Namen  BssXadfiriv  (d-^öü  V3>a)  an,  Almv  fährte 
den  Gebrauch  der  Baumfrucht  zur  Nahrung  ein  (Eus.  §  4  f.).  Nachher 
leitet  Philo  von  Aloiv  u.  TlQmToyovog  (nach  anderer  Lesart  von  Fhog) 
3  Sterbliche  (Pw?,  IIvq^  Olo^  ab,  welchen  die  Feuererfmdung  zu- 
geschrieben wird,  sodann  von  diesen  ein  Riesengeschlecht,  von  welchem 
die  Berge  Kiaiov^  Aißavog,  'AvTiUßctvog  u.  Bqu^v  ihren  Namen 
haben,  von  ihnen  ein  unter  sich  feindliches  Brüderpaar,  näml.  [^«]- 
(AfjlikQOVfiog  (di^»3  ^'üid)  oder  ^TrpovQciviog,  ersten  Bewohner  von  Tyrus 
u.  Erfinder  der  Hütten  aus  Rohr,  Binsen  u.  Matten,  u.  Ovömog,  Jäger, 
Erfinder  der  Bekleidung  mit  Thierfellen,  der  zuerst  auf  einem  Baum- 
stamm aufs  Meer  hinausfuhr,  dem  Feuer  u.  Wind  Säulen  setzte,  u. 
ihnen  Blut  der  erjagten  Thiere  spendete  (§  6  f.).  In  etwas  anderer 
Weise  werden  die  Erfindungen  von  einer  aus  '^TtpovQccvtog  entsprosse- 
nen Geschlechlsfolge  von  6  Brüderpaaren  abgeleitet,  näml.  von  'AyQEvg 
u.  ^AXievg  Jagd  u.  Fischfang,  vom  folgenden  Paar,  wovon  der  eine 
Xqv(S(6q  hiess  (wofür  Neuere,  übrigens  unter  weiter  greifender  Correctur 
der  Stelle,  Xov6coq  lesen,  s.  Len,  640),  die  Bearbeitung  des  Eisens, 
die  Beschwörung  u.  Zauberei,  die  Erfindung  verschiedener  Fischer- 
geräthe  u.  des  Flosses,  vom  dritten  {Tsxvltfjg  u.  FfjXvog  Avtox&cov) 
die  Bereitung  der  Ziegel  u.  Dächer,  vom  vierten  (Aygog  u.  'AyQOvriQog) 
Ackerbau^  verbesserter  Häuserbau,  Jagd  mit  Hunden;  vom  fünften  (Afiv- 
vog  u.  Mayog)  das  Dorf-  u.  Hirtenleben,  vom  sechsten  {Mi6(6q  u. 
üvdvTC  '^'O'^fi  u.  p"t2s)  die  Gründung  staatlicher  Ordnungen.  Nach  ihnen 
kam  dann  noch  Taavtog  (Thoth)  u.  die  Kabiren  als  die  Erfinder  der 
Wissenschaften  u.  feineren  Künste  (§  8 — 11).  Vgl.  Gen.  4.  —  Von 
den  Babyloniem  ist  uns  ein  theogonisches  Fragment  bei  Damasc.  p.  384, 
ein  kosmogonisches  durch  Berosus  (Eusebii  Chronic,  ed.  Schöne  I  p.  14f.; 
s.  dazu  Budde    bibl.  Urgesch.   S.  478  ff.)   überliefert.     Nach  Damasc. 


8  Gen.  1. 

lassen  sie  durch  das  Paar  Tavd-i  (Tiamat)  u.  'Anccadv  (Apsu)  zuerst 
den  Mavfilg  (Mummu,  Mümu),  weiterhin  ^ccxri  u.  ^ct%6g  (l.  ^ct%i^  u. 
Aa%6g),  dann  Kiööa^  u.  'Aoatogog  erzeugt  werden,  dann  von  letzlerem 
Paar  die  Trias  'Avog  (Anu),  "IXXivog  u.  *A6g  (Ea),  endlich  von  'Aog 
u.  Javxfi  den  BijXog,  den  Demiurgen.  —  Das  von  Berosus  üher- 
lieferte,  auf  die  Priesterschaft  des  Bei-  (d.  i.  Marduk-)Tempels  zu  Babel 
zurückgehende  kosmogonische  Fragment  beginnt  mit  einer  Zeit,  in 
welcher  das  All  noch  Finsterniss  u.  Wasser  war.  In  dieser  Masse 
seien  eine  Menge  monströser,  aus  verschiedenen  Gattungen  gemischter 
Lebewesen  gewesen  u.  entstanden,  über  die  ein  Weib  geherrscht  habe, 
Namens  'Ofio^[o]xa  oder  Markaja  (was  verschieden  erklärt  wird,  s. 
Schrad.  KAT.^  13;  Jensen  Kosmol.  der  Babyl.  1890  S.  302  f.),  mit 
dem  chald.  Namen  ßaXat&  (1.  Gavard'  nach  Len.^  oder  besser  &AMTE= 
Tämtu,  Tiämtu  nach  RSmüh  in  ZA.  VI.  339),  was  so  viel  als  griech. 
d'alaöCa  sei.  Weiterhin  sei  Bei  darüber  gekommen,  habe  das  Weib 
in  der  Mitte  durchgeschnitten,  aus  dessen  beiden  Theilen  Himmel  u. 
Erde  gebildet,  n.  die  Monstra  vernichtet;  das  wolle  ohne  Bild  sagen: 
er  habe  die  finstere  Masse  durchschnitten,  Himmel  u.  Erde  getrennt 
u.  die  geordnete  Welt  hergestellt;  jene  Monstra  aber,  die  das  Licht 
nicht  haben  ertragen  können,  seien  zu  Grund  gegangen.  Als  aber  Bei 
ödes  u.  fruchttragendes  Land  (xcigav  Sl^fiov  xai  xaQTtoipOQOv)  sah, 
habe  er  durch  einen  der  Götter  sich  den  Kopf  abhauen,  die  Erde 
mit  dem  herausgeflossenen  Blut  vermischen  u.  daraus  Menschen  u. 
Thiere,  welche  die  Luft  ertragen  konnten  (nach  einem  andern  Referat 
nur  die  Menschen,  welche  darum  an  dem  göttl.  Verstände  Theil  haben), 
bilden  lassen.  Bei  habe  aber  auch  Gestirne,  Sonne,  Mond  u.  die  5 
Planeten  vollendet.  —  Neben  diesen,  durch  die  Alten  überlieferten, 
auszüglichen  Berichten  über  die  kosmogonischen  Legenden  sind  nun 
aber  neuerdings  auch  2  keilinschriflliche  Referate  zugänglich  ge- 
worden. Das  eine,  in  assyr.  Sprache,  steht  auf  einer  Serie  von  Thon- 
tafelfragmenten  (die  G Smith  gefunden  hat),  aus  der  Zeit  Asurbanipals 
(s.  GSmith  chald.  Genesis,  deutsch  v.  Fd.  Delitzsch  1876  S.  61  CT. 
293ff.),  u.  ist  seitdem  öfters  bearbeitet  (s.  Schrad.^  2ff.;  Jens,  263fl*.; 
vgl.  auch  Mürdter-Delitzsch  Gesch.  Bab.  u.  Ass.  1891  S.  46  f.).  Zwar 
sind  die  Fragmente  sehr  lückenhaft,  ihre  Reihenfolge  u.  das  Verständ- 
niss  des  Textes  noch  unsicher,  so  dass  sich  kein  klares  Gesammtbild 
daraus  herstellen  lässt;  doch  dienen  einige  zusammenhängender  er- 
haltene Partien  theils  zur  Bestätigung,  theils  zur  Ergänzung  des  sonst 
Überheferten.  Der  Anfang  der  1.  Tafel  zeichnet  in  2  parallelen  Ab- 
sätzen die  erste  Stufe  des  Werdens:  a)  als  noch  nicht  Himmel,  nicht 
Erde  (genannt)  war,  mischten  Apsu  (der  Ocean,  Abgrund)  der  Er- 
zeuger, u.  Mummu  Tiamat  (Wirrwar,  Meerfluth)  die  Gebärerin,  ihre 
Wasser;  Pflanzen  waren  noch  nicht,  b)  als  von  den  Göttern  noch  keiner 
geschaCTen,  ein  Schicksal  nicht  bestimmt  war,  da  wurden  hervorge- 
bracht die  Götter  Lachmu  u.  Lachamu,  .  .  .  Aniar  u.  Kiiar  .... 
(s.  oben  bei  Damascius).  Auf  der  2.  Tafel  muss  erzählt  gewesen  sein 
von  einer  Spaltung,  die  unter  den  vorweltlichen  Göttern  eintrat,  von 
der  Empörung  der  Tiamat,  auf  deren  Seite  zB.  auch  Lachmu  u  Lachamu 


Gen.  1.  9 

standen,  gegen  die  Götter,  von  der  Erzeugung  jener  berosischen  Un- 
geheuer durch  sie,  u.  von  der  Furcht  der  Götter  vor  ihr.  Nach  der 
3.  Tafel  (Jens.  276  ff.)  gelingt  es  dem  Gott  AnSar,  nachdem  Ann,  Ea 
u.  andere  der  alten  Götter  vergeblich  gegen  Tiämat  aufgeboten  waren, 
die  Götter  zur  Annahme  der  Bedingungen  Marduk's  zu  bewegen,  welcher 
die  Tiämat  u.  ihr  furchtbares  Herr  von  Ungeheuern  unter  dem  Ober- 
befehl ihres  Gemahls  Kingu  besiegen  will,  wenn  sie  ihm  die  Würde 
eines  Herrschers  unter  den  Göttern  zugestehen.  Die  4.  Tafel  (von  146 
wohl  erhaltenen  Zeilen,  Jens.  279  ff.)  schildert  ausfQhrlich  n.  dramatisch 
lebendig,  wie  Marduk  (der  Gott  der  Frühsonne),  von  den  Göttern  mit 
der  Königsherrschaft  über  das  All  belehnt,  in  furchtbarer  Rüstung  gegen 
Tiämat  u.  ihre  Helfer  auszieht  (vgl.  Ij.  9>  18),  u.  nach  einem  gewaltigen 
Kampf,  indem  er  ihr  zuletzt  einen  Wirbelwind  in  ihren  geöffneten 
Rachen  jagt,  sie  erlegt  u.  durchschneidet,  ihre  zersprengten  Schaaren 
aber  in  seinem  allumfassenden  Netze  einföngt  u.  unschädlich  macht. 
Die  Tafel  schliesst  damit,  wie  er  aus  der  einen  Hälfte  Tiämat's  die 
Himmelswölbung  (mit  Vorkehrung  gegen  das  Herabströmen  der  Wasser) 
machte  u.  den  Himmelspalast  E-§ara  mit  besondem  Bereichen  Anu's, 
Bel's  u.  Ea's  herrichtete,  worauf  dann  im  Anfang  der  5.  Tafel  „die 
Einsetzung  der  Gestirne  des  Thierkreises,  der  12  Monate,  des  Mondes 
u.  der  Sonne  erzählt  wird"  {Mü.DeL  47;  Jens.  289  f.).  Ein  weiteres 
Fragment  scheint  von  der  Bildung  der  Thierwelt  zu  handeln,  womach 
die  letzte  (7.)  Tafel  „das  Endziel  der  ganzen  Tafelserie,  näml.  die  Ver- 
herrlichung Marduk's  als  des  hödisten  unter  den  Göttern  (auch  die  Er- 
klärung seiner  Beinamen  u.  einzelne  Seiten  seines  Cultus)  zum  Aus- 
druck bringt".  —  Eine  andere,  uralte,  südbabylonische  Darstellung  in 
s.  g.  sumerischer  Sprache  mit  semitischer  Obersetzung,  worm  von  einem 
Kampf  mit  Tiämat  keine  Rede  ist,  in  41  Zeilen,  ist  von  Pinches  ge- 
funden (übersetzt  in  JRAS.  1891  S.  393  ff.,  vgl.  Hommel  in  Roden- 
herg's  Deutscher  Rundschau,  Juli  1891  S.  105ff.).  Noch  war  keine 
Behausung  der  Götter,  kein  Rohr,  kein  Baum,  kein  Backstein,  kein  Haus, 
keine  Stadt;  Niffer  u.  (Tempel)  fi-kura,  Erech  u.  (Tempel)  E-ana,  Eridu 
noch  nicht  gebaut,  die  Länder  alle  u.  das  Meer  nicht  da.  Als  eine 
Strömung  im  Urwasser  entstand,  damals  wurde  Eridu  gemacht,  (der 
Tempel)  E-sagila  gebaut,  welchen  Lugal-du-azaga  im  Ocean  gründete; 
die  Anunnaki  (Engelwesen)  machte  er,  u.  Uru-azagga,  den  Sitz  ihrer 
Herzenswonne.  Gi-limnia  (Gott  Marduk?)  band  ein  amu  (Wall?)  vor 
die  Wasser,  schuf  Staub  (Erde).  Als  die  Götter  Wohnung  genommen 
hatten  am  Sitz  ihrer  Herzenswonne,  machte  er  die  Menschen,  deren 
Samen  (die  Göttin)  Aruru  mit  ihm  gebildet  hatte,  machte  die  Thiere 
des  Feldes  u.  der  Wüste,  den  Tigris  u.  Eufrat,  Gras,  Rohr  u.  Wald, 
das  Grün  der  Ebene,  die  Länder,  Marschen  u.  Dickicht,  Stiere,  Kühe, 
Schafe,  Wiesen  u.  Haine,  Gazellen.  —  Die  persische  Schöpfungslehrc 
(s.  Spiegel  AvesU  ffl.  1863.  S.  LHff;  Eran.  AK.  1871.  L  454ff), 
wie  sie  im  Bundehcsch  erscheint,  kennt  kein  Chaos  u.  trennt  in  eigen- 
thümlicher  Weise  die  Schöpfung  der  jenseitigen  Welt  von  der  diesseitigen, 
u.  in  dieser  wieder  die  Schöpfung  des  guten  von  der  des  bösen  Gottes; 
sie  ist  aber  viel  zu  jung,  um  hier  noch  herangezogen  werden  zu  können. 


10  Gen.  1. 

Wie  weit  die  6  Werke,  deren  Schaffung  u.  Erhallung  an  den  6  GA- 
hänbär  (den  Festen  der  6  Jahreszeiten  des  persischen  Jahres)  gefeiert 
wird  (näml.  1.  Himmel,  2.  Wasser,  3.  Erde,  4.  Pflanzen,  5.  Thiere, 
6.  Menschen),  auf  alter  oder  junger  Festsetzung  beruhen,  ist  die  Frage. 
Gegenüber  von  deLagarde,  welcher  (in  Psalt.  Hieronymi  161  f.,  u. 
Purim  in  AGGW.  1887  S.  43  f )  aus  den  alten  Namen  der  Gahanbär 
das  Alter  jener  Festsetzung  zu  erweisen  versuchte  u.  behauptete,  der 
nachexilische  Vrf.  von  Gen.  1  habe  seine  8  Werke  u.  6  Tage  auf 
Grund  der  pers.  Vorlage  u.  in  absichtlichem  Gegensatz  dazu  zurecht- 
gemacht, s.  die  viel  einleuchtendere  Deutung  jener  Namen  von  RRoth 
in  ZDMG.  XXXI V.  699  ff. 

4.  Es  bedarf  nur  eines  Blicks  auf  diese  Theorien,  um  zu  finden, 
wie  manche  Ähnlichkeiten  die  bibl.  Darstellung  mit  denselben  hat,  nicht 
bios  in  der  kindlichen  Ansicht  vom  Weltganzen,  sondern  auch  im  Begrift* 
des  Chaos,  der  Stufenfolge  der  Werke  u.  a.;  ja  selbst  auf  das  Weltei 
scheint  noch  eine  entfernte  Hindeutung  vorzuliegen  (s.  zu  1,  2).  Es 
wäre  auch  zu  verwundern,  wenn  das  nicht  so  wäre.  Das  hebr.  Volk 
vor  u.  nach  Mose  war  ein  Glied  einer  grösseren  Völkerfamilie,  hatte 
schon  lange  mit  semit.  u.  aussersemitischen  Völkern  im  Verkehr  ge- 
standen, u.  war  wie  in  Sitten  u.  Gebräuchen,  so  auch  in  Kenntnissen 
u.  Vorstellungen  mit  einem  grösseren  Völkerkreise  verwachsen;  manche 
seiner  alten  mythologischen  Vorstellungen  schimmern  noch  lange  nach 
Mose  vielfach  durch;  auch  über  die  Weltenlstehung  hatten  sich  ohne 
Zweifel  längst  bei  ihm  denen  der  andern  Völker  verwandte  Anschau- 
ungen festgesetzt.  Es  versteht  sich  aber,  dass  durch  den  mosaischen 
Gottesglauben  wie  das  sonstige  Leben  u.  Denken  des  Volks,  so  auch 
jene  hergebrachten  Anschauungen  gereinigt  u.  umgestaltet  werden 
mussten,  wenn  nicht  schon  das  einfachere  ältere  Gottesbewusstsein  der 
Hebräer  hier  vorgearbeitet  hatte.  In  der  That  liegt  der  unvergleich- 
liche Vorzug  der  bibl.  Erzählung  nicht  in  dem  stofflichen  Unterbau 
oder  in  physikalischen  Aufschlüssen,  die  sie  gäbe,  sondern  in  der  Durch- 
dringung des  hergebrachten  Stoffes  mit  dem  höheren  Gottesglauben. 
Dabei  Mt  das  Hauptgewicht  gar  nicht  einmal  auf  die  Benennung  Gottes 
als  des  Schöpfers,  denn  von  einem  Schaffen  oder  Bilden  der  Welt 
durch  die  Gottheit  reden  fast  alle  alten  Völker;  wie  die  Inder  von 
ihrem  Vicvakarman  d.  i.  Allschöpfer  sprechen,  so  betiteln  die  Perser 
ihren  Ahuramazda  als  den  grossen  Gott,  „welcher  diese  Erde  schuf, 
welcher  jenen  Himmel  schuf,  welcher  den  Menschen  schuf";  sondern 
alles  kommt  an  auf  die  Durchführung  dieses  Begriffs,  auf  die  Art  u. 
Weise,  wie  dieses  Schaffen  gedacht  wurde,  u.  diese  selbst  hängt  wieder 
ab  von  der  Art,  wie  Gott  gedacht  wurde  (Ew.  JB.  I.  80).  Weil  hier 
die  richtige  scharfe  Scheidung  von  Gott  u.  Welt  vollzogen  u.  Gott  in 
seiner  vollen  Erhabenheit,  Geistigkeit  u.  Güte  gedacht  ist,  darum  ist 
auch  die  Vorstellung  vom  Hergang  der  Schöpfung  erhabener,  würdiger 
u.  richtiger,  als  irgend  wo  sonst,  ohne  Beimischung  des  Grotesken  u. 
Phantastischen,  einfach,  nüchtern,  klar  u.  wahr.  Dieser  Gott  entwickelt 
sich  nicht  erst  in  u.  mit  der  Schöpfung  zu  einer  höheren  Stufe  seines 
Daseins  oder  zu  einer  Reihe  Einzelgötter,  sondern  hat  sein  vollkommenes 


Gen.  1.  11 

Sein  vor  ihr  u.  unabhängig  von  ihr;  er  braucht  nicht  Umwege  u. 
allerlei  äussere  Mittel,  um  zum  Ziele  zu  gelangen,  sondern  er  will,  dass 
etwas  werde,  u.  es  wird;  er  verliert  sich  nicht  schaffend  in  das  Ge- 
schaffene, lässt  auch  nicht  bloss  leidend  die  Dinge  aus  sich  hervor- 
gehen, sondern  thätig  bringt  er  sie  hervor  u.  erhält  sich  unabhängig 
davon  in  der  Selbigkeit  seiner  ewigen  Gottheit;  er  hat  keinen  Gegen- 
satz sich  gegenüber,  nichts  ausser  sich,  das  er  nicht  oder  nur  allmählig 
überwinden  könnte,  sondern  alles  ausser  ihm  steht  seiner  freien  Ver- 
fügung offen;  es  kann  ihm  nicht  begegnen,  dass  ihm  etwas  unvoll- 
kommen geräth,  sondern  alles,  was  er  macht,  ist  vollkommen,  seinem 
Zweck  entsprechend,  gut;  er  weiss,  was  er  will,  u.  fügt  in  klarem 
bewusstem  Fortschritt  Werk  zu  Werk  bis  zu  seinem  letzten  Ziel.  Da 
ist  nichts  mehr,  was  auch  ein  geläutertes  Denken  Gottes  unwürdig  er- 
scheinen lassen  könnte,  u.  sollte  einmal  der  Versuch  gemacht  werden, 
das  Geheimniss  des  Schöpfungs Vorganges,  das  dem  Menschen  nothwendig 
immer  ein  Geheimniss  bleiben  muss,  für  die  menschliche  Vorstellungs- 
fähigkeit zu  zeichnen,  so  konnte  ein  erhabenerer  u.  würdigerer  kaum 
gemacht  werden.  In  so  weit  kann  man  diese  Erzählung  als  ein  Werk 
des  Offenbarungsgeistes  bezeichnen :  nur  da,  wo  Gott  nach  seinem  wahren 
Wesen  offenbar  geworden  ist,  konnte  sie  verfasst  werden.  Aber  die 
Vorstellung,  dass  dieselbe  auf  rein  übernatürliche  Weise  einmal  plötzlich 
in  den  Geist  eines  Menschen  hineingeworfen  worden  sei,  u.  dass  alle 
ihre  einzelnen  Angaben  historische  Wahrheit  seien,  ist  zurückzuweisen. 
Denn  selbst  diese  höchste  aller  Schöpfungserzählungen  trägt  in  ihrem 
stofflichen  Theil  d.  h.  in  den  zu  Grund  hegenden  physikalischen  Vor- 
aussetzungen das  Gepräge  der  beschränkten  Erkenn tniss  des  Alterthums 
an  sich.  Dass  jedoch  dieselbe  nichts  weiter  als  monotheistische  Mo- 
dification  einer  schon  völlig  ausgebildeten  auswärtigen,  sei  es  zara- 
thustrischen  (Lag,),  sei  es  assyrisch-babylonischen  (viele  Assyriologen, 
zuletzt  Jens.  304  ff,  vgl.  Bud,  485)  Vorlage  sei,  kann  nicht  zugegeben 
werden.  Der  Anfang  mit  dem  Chaos  ist  nicht  persisch,  aber  auch 
nicht  specifisch  babylonisch,  sondern  ebenso  phönikisch,  ägyptisch  u.  s.  w. 
Der  Ausdruck  oinjn  ist  allerdings  derselbe,  wie  bab.  Tiämat,  u.  beweist 
für  nähere  Verwandtschaft  mit  der  bab.  Vorstellung,  aber  '»«^jb,  f^^^  u. 
die  Anspielung  auf  das  Weltei  (V.  2)  finden  sich  in  der  phönikischen, 
nicht  in  der  bab.  Legende.  Die  Reihenfolge  der  Werke:  Himmel  (Erde) 
Gestirne  Lebewesen,  ist  durch  die  Natur  der  Sache  gegeben;  die 
bibUsche  Einordnung  der  Pflanzen,  die  feste  geschlossene  Stufenfolge 
immer  höherer  Geschöpfe  mit  dem  Menschen  als  Ziel  des  Ganzen  lässt 
sich  weder  in  der  berosischen,  noch  in  den  keilschriftlichen  Berichten 
nachweisen.  Dass  in  letzteren  dieselben  Thierclassen,  wie  in  Gen., 
unterschieden  werden,  hat  sich  nicht  bestätigt.  Von  8  Werken  u.  6 
Tagen  ist  dort  keine  Spur.  Kurz  davon,  dass  alle  Hauptsachen  ein- 
fach von  den  Babyloniern  herübergenommen  wären,  kann  keine  Rede 
sein.  Gemeinschaftliche  Grundlage  ist  wohl  da,  aber  schon  von  altem 
Zeiten  her,  u.  diese  sind  weiterhin  von  Isr.  u.  Bab.  in  verschiedener 
Weise  ausgebildet  u.  verwerthet.  Überhaupt  dass  in  oder  nach  dem 
Exil  die  Juden  aus  dem  mythologischen  System  der  Babylonier  ganze 


12  Gen.  1. 

Stücke,  zumal  wenn  sie  ihnen  bis  dahin  ganz  fremd  waren,  sollten 
angenommen  haben,  ist  in  Anbetracht  ihrer  Stimmung  gegen  dieselben 
nicht  glaublich.  Auch  waren  die  bab.  Mythen  im  6.  Jahrhundert  von 
einer  vielgestaltigen  Götterlehre  u.  grobsinnlichen  Anschauungen  so  um- 
rankt u.  durchzogen,  dass  es  ein  Wunderwerk  gewesen  wäre,  sie  wie- 
der zu  einer  reineren,  einfacheren  Urgestalt  zurückzubilden  (s.  Dillm. 
über  die  Herkunft  der  urgesch.  Sagen,  in  SBAW.  1882  S.  427  flf.). 

5.  Versuche,  die  Erzählung  der  Bibel  gerade  in  ihrem  physikali- 
schen Theil  mit  den  Ergebnissen  der  Naturwissenschaften  in  Einklang 
zu  bringen,  sind  in  Menge  gemacht  worden  (vgl.  LDieslel  Gesch.  des 
A.  T.  in  der  christl.  Kirche  1869  S.  726 ff.;  FWSchultz  die  Schöpfungs- 
geschichte nach  Naturwissenschaft  u.  Bibel  1865;  Reusch  Bibel  u. 
Natur^  1876;  BcUtzer  bibl.  Schöpfungsgeschichte  1867—72;  Zöckler 
Urgeschichte  der  Erde  u.  des  Menschen  1868;  Gesch.  der  Beziehungen 
zwischen  Theol.  u.  Naturwissenschaft,  2  Bde  1877 — 79).  Sie  lassen 
sich  höchstens  im  allgemeinen,  nicht  im  einzelnen  durchführen.  Eines- 
theils nämlich  erhebt  die  Astronomie  Widerspruch  dagegen,  dass  die 
Schöpfung  der  Sternenwelten  erst  nach  Herstellung  der  mit  Pflanzen 
bewachsenen  Erde  erfolgt  sei;  sie  vor  die  Herstellung  des  Himmels 
u.  der  Erde,  also  vor  Cap.  1,  6,  oder  gar  vor  Cap.  1,  2  zu  setzen 
u.  anzunehmen,  dass  in  Gap.  1, 14  ff.  nur  von  einem  Sichtbarwerden  dieser 
Himmelskörper  auf  der  Erde  die  Rede  sei,  verbietet  ebenso  der  Wort- 
laut des  Textes  wie  die  notorische  Unbekanntschaft  des  Alterthums  mit 
dem  wahren  Wesen  derselben.  Anderntheils  zeugen  die  sicheren  geolog. 
Thatsachen  von  einer  ganzen  Reihe  von  Bildungsepochen  der  jetzigen 
Erde,  welche  in  unserer  Erzählung  weder  berücksichtigt  sind,  noch 
auch  darin  untergebracht  werden  können.  Sie  erst  nach  der  Gen.  1 
erzählten  Schöpfung  zu  setzen  u.  im  wesentlichen  aus  der  Wirkung 
des  Diluviums  oder  der  Diluvien  abzuleiten  (die  sog.  Sintfluthhypothese, 
vertreten  von  vielen  Älteren,  neuerdings  noch  von  Keil),  ist  darum  un- 
möglich, weil  mindestens  alle  von  der  Tertiärformation  abwärts  liegen- 
den Gestein-  u.  Petrefaktenbildungen,  vor  allem  die  Steinkohlenbildung 
aller  Menschheitsgeschichte  vorausgegangen  sein  müssen  {ZöckL  Gesch.  II. 
143—193.  497  f.).  Sie  vor  die  Gen.  1  erzählte  Erd-  u.  Himmels- 
schöpfung zu  legen,  geht  nicht  an,  weil  Cap.  1,  1  ff.  deutlich  von  der 
ersten  Schöpfung  der  Erde  die  Rede  ist.  Wollte  man  sie  aber  in  die 
V.  2  fixirte  Zeit  des  chaotischen  Zustandes  hineindenken  u.  annehmen, 
dass  eine  ursprüngliche  Erde  wiederholt  durch  verschiedene  Katastro- 
phen zerstört  worden  sei,  u.  V.  3  ff.  von  der  Wiederzurechtbringung 
der  chaotisch  verveüstet  gewesenen  Erde  durch  Gott  handle  (Restitu- 
tionshypothese, seit  JBöhme  von  vielen  angenommen,  zB.  Kurlz  Bibel 
u.  Astronomie^  1864;  s.  bei  ZöcM,  H.  510  ff.),  so  würde  auch  hie- 
gegen  der  Text  Widerspruch  erheben,  der  von  einer  wiederholten  Zer- 
störung der  ursprünglichen  Erde  u.  einer  wiederholten  Neuordnung 
derselben  nichts  weiss,  vielmehr  einer  solchen  widerstreitet  (s.  zu  1,  2), 
u.  durch  seine  Angaben  von  einer  erst  später  erfolgten  Bildung  des 
Himmels  u.  der  Gestirne  das  Dagewesensein  einer  Erde  mit  organischen 
Wesen  ausschHesst.     EndUch  die  jetzt  beliebteste  Auskunft  (zB.  DeL; 


Gen.  1.  13 

s.  bei  Zöckler  II.  499  CT.),  die  von  der  Geologie  postulirten  Erdbildungs- 
perioden  mit  den  6  Tagen  unseres  Berichts  in  der  Weise  zu  combi- 
niren,  dass  man  aus  diesen  Tagen  unbestimmt  lange  Bildungsperioden 
macht  (Übereinstimmungshypothese),  hat  die  Umdeutung  des  Begriffs 
Tag  (s.  1,  5)  zu  ihrer  Voraussetzung,  u.  kann  selbst  durch  dieses 
Mittel  keine  Übereinstimmung  der  geologischen  Perioden  mit  den  6 
Schöpfungstagen  erzielen,  weil  (auch  abgesehen  Ton  der  bestimmten 
Zahl  6)  nach  den  Thatsachen  der  Paläontologie  ältere  Thierwelten 
nicht  erst  nach  den  älteren  Pflanzenwelten,  sondern  zugleich  mit  diesen 
untergegangen  sind,  während  nach  Gap.  1,  10  u.  12  die  Bildung  der 
Erde  u.  die  Entwicklung  der  Pflanzenwelt  schon  abgeschlossen  u.  durch 
das  göttliche  Billigungsurtheil  versiegelt  ist,  ehe  nur  irgend  welche 
Thiere  erscheinen.  Die  sog.  ideale  Concordanz,  auf  welche  ZÖckL  II. 
538  f.  546  f.  hinauskommt,  bedeutet  doch  nichts  anderes,  als  dass  man 
nur  in  Hauptzügen,  nicht  aber  im  einzelnen  die  Übereinstimmung  durch- 
führen könne.  —  Kann  aber  hiernach  von  einer  historischen  Wirk- 
lichkeit des  physikalischen  Hergangs  in  der  Erzählung  keine  Rede  sein, 
so  erweist  auch  die  Vergleichung  des  übrigen  A.  T.,  dass  während  des 
Bestandes  des  alten  Volks  diesem  Theil  der  Erzählung  dogmatische 
Geltung  nicht  zugeschrieben  wurde.  Sogleich  Gen.  2  gibt  über  die 
Aufeinanderfolge  der  Entstehung  der  organischen  Wesen  eine  andere 
Vorstellung  an  die  Hand;  Ij.  38,  4 — 7  setzt  bei  der  Gründung  der 
Erde  das  Dasein  der  Gestirne  schon  voraus;  von  einer  ängstlichen  Nach- 
erzählung der  Einzelheiten  von  Gen.  1  findet  man,  so  oft  auch  von 
der  Bildung  Himmels  u.  der  Erde  als  einer  That  Gottes  die  Rede  ist, 
nirgends  eine  Spur;  der  Begriff*  des  Chaos,  von  dem  Gen.  1  ausgeht, 
kommt  weiterhin  gar  nicht  mehr  in  Betracht;  Stellen  wie  Ij.  38,  4fl*. 
Prov.  8,  24ff.  Ps.  24,  2.  Ij.  26,  7-- 10  u.  a.  heben  bei  Schilderung 
der  Schöpferthätigkeit  Gottes  wieder  ganz  andere  Seiten  der  Sache 
hervor,  u.  selbst  Ps.  104,  der  auf  Gen.  1  ruht  u.  in  der  Ordnung 
der  Werke  sich  möglichst  genau  daran  anschliesst,  legt  wenigstens  auf 
die  6  Tage  keinerlei  Gewicht  {Ew.  JB.  ID.  110  ff.).  Gerade  bezüglich 
der  Einzelheiten  des  Hergangs  finden  wir  in  der  Zeit  der  Geistesfrei- 
heit des  alten  Volkes  keine  feste  Lehre,  sondern  Abweichungen  je  nach 
der  individuellen  Auffassung  oder  dem  jeweiligen  Stande  der  physikal. 
Einsicht,  sogar  Fortbildung  älterer  Anschauungen,  so  zB.  Ij.  26,  7,  wenn 
das  Erdganze  als  im  leeren  Raum  schwebend  von  Gott  erhalten  gedacht 
wird.  Aber  dass  Gott  alles  schuf,  dass  er  durch  seinen  Geist  u.  sein 
Wort  (Weisheit)  schuf  u.  schafft,  dass  er  selbstbewusst  nach  Zwecken 
in  wohlgeordneter  Stufenfolge  seiner  Werke  schuf,  dass  er  im  Menschen 
sein  höchstes  irdisches  ihm  ähnliches  Werk  schuf  u.  die  ganze  uns 
sichtbare  Schöpfung  auf  den  Menschen  hin,  dass  er  der  jetzigen  Ord- 
nung der  Dinge  mit  dem  Ende  der  Schöpfung  einen  relativen  Ab- 
schluss  gab,  in  diesen  Glaubenswahrheiten  stimmt  das  ganze  A.  T.  mit 
unserer  Erzählung  überein.  —  Von  verschiedenen  Seiten  her  kommt 
man  somit  auf  denselben  Satz,  dass  gewisse  unabhängig  von  der  Religion 
vorhandene  Anschauungen  oder  Erkenntnisse  vom  Weltganzen  u.  seinen 
Theilen  u.   ihrer  Bildung,   u.   die  Grundsätze   der  Religion  über  Gott, 


14  Gen.  1. 

Welt,  Mensch  zur  Herstellung  unserer  Schöpfungserzählung  zusammen- 
gewirkt haben.  Insbesondere  zeigt  sich  solche  Einwirkung  der  Rehgion 
auf  die  Gestallung  des  Ganzen  auch  noch  in  der  Beziehung,  in  welche 
die  Schöpfung  mit  der  Sabbathsidee  gesetzt  ist  Wie  viel  von  dieser 
letzten  Ausgestaltung  auf  Rechnung  des  Vrf.  des  Stücks  zu  setzen  ist, 
ist  schwer  zu  sagen;  sicher  ist  von  ihm  die  kunstvolle  wohlgeordnete 
Darstellung. 

6.  Ausgehend  von  dem  Satz,  dass  Gott  das  gesammte  All  er- 
schaffen hat,  greift  er  gleichwohl  in  der  Ausführung  der  Art  u.  Weise 
dieses  Schaffens  nur  zurück  auf  den  überkommenen  Begriff  des  Chaos, 
u.  ohne  dessen  Ursprung  weiter  zu  verfolgen,  beschreibt  er  die  Schöpfung 
als  ein  durch  das  Wirken  des  Geistes  vorbereitetes,  stufenmflssig  fort- 
schreitendes Herausbilden  der  einzelnen  Theile  der  Welt  vermittelst  des 
Machtwortes  Gottes^  vermöge  dessen  das  üngetrennte  getrennt,  das  Ord- 
nungslose geordnet,  das  Rohe  u.  nur  keimartig  Vorhandene  gebildet  u. 
entfaltet  wird.  Wie  es  die  Einfachheit  der  Darstellung  erfordert,  wer- 
den nun  aber  nicht  alle  die  unzähligen  einzelnen  Werke,  sondern  nur 
die  grossen  Theile  der  Schöpfung  u.  von  den  Einzelwesen  die  Haupt- 
gattungen in  ihrem  Werden    vorgeführt.     Acht  Hauptwerke  sind  es: 

1)  Licht  als    die   Vorbedingung   aller  weiteren  Ordnung    u.   Bildung; 

2)  Scheidung  der  chaot  Urwasser  durch  das  Himmelsgewölbe;  8)  Trennung 
von  Wasser  u. Festland  auf  der  Erde;  4)  Ausschmückung  der  Erde  mit  dem 
Pllanzenwuchs;  5)  Besetzung  des  Himmels  mit  den  Lichtkörpern;  6)  Her- 
vorrufung der  Lebewesen  des  flüssigen  Elements,  der  Lufl-  u.  der  Was- 
serthiere;  7)  Bildung  der  Landthiere;  8)  bis  endlich  als  höchstes  u. 
letztes  der  Lebewesen  der  Mensch  hinzukommt,  als  Ebenbild  Gottes, 
der  Herrscher  der  Erde.  Jedes  dieser  8  Werke  ist  durch  das  einleitende 
GoU  sprach  als  ein  besonderes  kenntlich  gemacht,  u.  ist  aus  diesem 
Grunde  an  eine  Zehnzahl  der  Werke  (Kn.f  der  das  Chaos  als  besonderes 
u.  die  Wasser-  u.  Luft-Thiere  als  2  Werke  zählte)  nicht  zu  denken. 
Der  Stufenfortschritt  unter  diesen  8  leuchtet  von  selbst  ein.  Nur  die 
Gestirne  befremden  an  5.  Stelle.  Mitten  unter  den  andern  Werken, 
zwischen  Pflanzen  u.  Thieren,  stehen  sie,  aber  nicht  etwa  weil  für 
diese  beiden  {Kn,)  oder  für  die  Thiere  (De/."*;  was  DeL^  46  dafür 
setzt,  ist  unklar)  ihr  Dasein  die  nothwendige  Voraussetzung  ist,  sondern 
als  einer  Bewegung  u.  Thätigkeit  (Jud.  5,  20.  Ij.  38,  7.  Jes.  40,  26  u.  a.) 
fähige  {Tuch,  Ew.  a.)  eröffnen  sie  die  Reihe  der  Einzelwesen,  u.  damit 
die  2.  Hälfte  der  Achtzahl,  w^elche  in  ihrer  Reihenfolge  der  der  ersten 
Hälfte  (5:1;  6:2  u.  3*;  7  :  3^';  8:4)  ziemlich  genau  entspricht 
{Herder,  BuUmann,  v.  Bohl.^  v.  Colin  bibl  Theol.  L  171,  Tuch, 
Lutz  bibl.  Dogm.  51 ;  Ew.  Del.  Sehr  ad.  S.  6  ff.).  Der  Gedanke,  dass 
die  5  ersten  Werke  die  Herrichtung  der  Wohnstätte  für  die  Lebe- 
wesen, die  3  letzten  die  Erfüllung  der  Wohnung  mit  Bewohnern  be- 
zwecken {Riehm  in  StKr.  1866.  S.  560  ff.),  erklärt  nicht,  warum  die 
Gestirne  erst  an  5.,  u.  nicht  etwa  an  8.  oder  4.  Stelle  auftreten. 
Vollends  unthunlich  ist  es  {Grill  Erzväter  115  ff.),  die  Vierzahl  der  bei- 
den Hälften  auf  die  Dreizahl  des  indischen  Trilöka  (Himmel  oder  Licht- 
raum, Luft,  Erde),  zurückführen  zu  wollen.  —  Eben  so  deutlich  aber 


Gen.  1.  15 

wie  die  Achtzahl  (2x4)  der  Werke,  tritt  im  Text  die  Sechszahl  des 
Sechstagewerks  hervor,  welches  seihst  hinwiederum  mit  der  Sahbaths- 
idee  zusammenhängt.  Obgleich  nämlich  nach  durchgehender  Schriftlehre 
Gott  immer  schaßt,  so  geschieht  das  doch  nur  auf  Grund  der  schon 
geordneten  Welt  u.  ihrer  Verhältnisse.  Die  Zeit,  da  diese  jetzige  Welt 
entstand,  war  eine  Zeit  unruhiger,  gewaltiger  Arbeit,  gegen  welche  die 
Jetztzeit  wie  eine  Zeit  göttlicher  Ruhe  nach  der  Arbeit  erscheint  Ist 
aber  diese  die  Sabbathszeit,  so  ist  die  Herstellung  dieser  Ordnung  die  sechs- 
tägige Wochenarbeit  —  Beide  Eintheilungen  (in  8  Werke  u.  in  6  Tage) 
sind  nun  in  der  Weise  mit  einander  verbunden,  dass  je  2  Werke  auf 
1  Tag,  näml.  das  3.  u.  4.  auf  den  3.,  das  7.  u.  8.  auf  den  6.  Tag 
zusammenfallen.  Die  Theilung  der  8  Werke  u.  6  Tage  in  zwei  Hälften 
u.  die  Symmetrie  beider  Hälften  tritt  so  nur  noch  deutlicher  hervor. 
Insoweit  wäre  sogar  möglich,  dass  beide  Eintheilungen  gleich  ursprüng- 
lich wären.  Beobachtet  man  aber,  dass  zur  Erzielung  dieser  Symmetrie 
zwei  an  sich  nicht  enger  zusammenhängende  Werke  (das  3.  u.  4.)  auf 
^inen  Tag  zusammengezogen,  dagegen  zwei  (kraft  der  bei  V.  7  fehlen- 
den Billigungsformel  u.  kraft  der  Zusammenfassung  der  Wasser-  u. 
Luflthiere  V.  20 — 22)  enger  zusammengehörige  (das  2.  u.  3.)  auf  2 
Tage  auseinander  gelegt  wurden  {Ew.  Bibl.  Theol.  III.  46;  Grill  126), 
u.  dass  nun  von  durch  Abend  u.  Morgen  entstandenen  Tagen  noch 
vor  der  Erschaffung  der  Himmelskörper  die  Rede  wird,  dadurch  aber 
eine  Schwierigkeit  hereinkommt,  welche  zwar  durch  die  Weltansicht 
der  Alten  (s.  zu  V.  5)  gemildert,  aber  nicht  beseitigt  wird,  so  wird 
man  dem  Zugeständniss  nicht  ausweichen  können,  dass  die  Sechsthei- 
lung jünger  u.  der  Achttheilung  erst  eingefügt  ist  {Gablf  Ziegler,  llg., 
PoU,  Ew,  a.).  Wogegen  von  einer  Gollision  des  n'^tos'^a  V.  1  u.  des 
Chaos  V.  2  mit  dem  1.  Tag  {Wellh.  in  JBDTh.  XXII.  457)  bei  rich- 
tigem Verständniss  keine  Rede  sein  kann.  —  Eine  wichtige  u.  wesent- 
liche Wahrheit  dieses  Berichts  ist  aber  noch,  dass  Gott  alles  gut  d.  h. 
in  der  Vollkommenheit,  die  seiner  eigenen  Güte  entspricht,  geschaffen 
hat  Das  hat  der  Vrf.  sehr  geflissentlich  bei  den  einzelnen  Werken  her- 
vorgehoben. Die  Bemerkung  fehlt  nur  beim  2.  Werk,  wenigstens  im 
mass.  Text,  u.  nicht  ohne  Grund  (s.  zu  V.  8),  u.  beim  achten,  weil 
das  damit  Auszudrückende  durch  die  Gottebenbildlichkeit  schon  viel 
bezeichnender  ausgedrückt  war,  dagegen  steht  sie  am  Schlüsse  V.  81, 
bezüglich  auf  das  Ganze  der  8  Werke  in  ihrem  Zusammenhang,  u. 
findet  sich  somit  7  mal,  schwerlich  ohne  Absicht.  —  Ob  auch  bei 
einigen  andern  öfter  vorkommenden  Formeln  feste  Zahlen  beabsichtigt 
seien  {Schr.)y  mag  dahin  gestellt  bleiben.  Das  l^"''^'^,!  kommt  im  mass. 
Text  nur  6  mal,  bei  den  LXX  aber  (V.  20)  7  mal;  '»  h;i;?.i  dreimal 
(V.  5.  8.  10),  während  es  auch  V.  16  noch  stehen  konnte,  aber  nicht 
musste,  ebenso  '»  Ti^a^i  3  mal  (1,  22.  28.  2,  3)»  während  es  V.  25 
zwar  stehen,  aber  mit  Rücksicht  auf  V.  80  auch  fehlen  konnte.  Das 
•^0««^  endlich  kommt  10  mal:  M.  Aboth  5,  1,  DeL^  74  legen  Gewicht 
darauf,  dass  die  jetzige  Weltordnung  gerade  durch  ein  10  maliges 
Schöpferwort  hervorgerufen  seii  indessen  ^»«V  V.  22  hat  dieselbe  Gel- 
tung, u.  umgekehrt  V.  28   haben   die  LXX  für  'k  ^  ^»»«»l  blos  "•»«>. 


16  Gen.  1,  1. 

Sollten  in  diesen  untergeordneten  Dingen  wirklich  hl.  Zahlen  beabsichtigt 
sein,  so  dürfte  das  eher  jüngeren  Überarbeitem  als  dem  Vrf.  selbst 
zuzuschreiben  sein.  Aber  dass  auch  das  ganze  Fachwerk  der  6  Tage 
(also  1,  5^  8.  13.  19.  23.  31^)  u.  dazu  2,  2^.  8^  erst  von  einem 
jüngeren  Überarbeiter  eingefugt,  u.  im  urspr.  Text  des  A  die  Schöpfung 
in  7  Acte  oder  Tage,  geschieden  durch  die  7  Billigungsformeln,  in 
der  Weise  zerlegt  gewesen  sei,  dass  1.  Licht,  2.  Scheidung  der  Wasser 
(V.  6—10),  3.  Pflanzen,  4.  Gestirne,  6.  Fische  u.  Vögel,  6.  Land- 
thiere,  7.  Mensch  (am  7.  Tage  geschaffen)  sich  folgten  {WL  XXII. 
456  ff.),  ist  eine  unnöthige  u.  sachlich  unmögliche  Annahme  (s.  zu  2,  2; 
vgl.  auch  Bud.  488  ff.).  Vielmehr  kann  das  Sechstagewerk  nur  vom 
Vrf.  selbst  abgeleitet  werden,  u.  daraus  folgt  dann  nach  rückwärts, 
dass  ihm  die  Achttheilung  der  Werke  schon  überkommen  war.  (Ober 
einen  andern  Vorschlag  zur  Herstellung  des  angeblich  urspr.  Textes 
von  G.  d'Eichthal  s.  GGA.  1875  S.  897  ff.).  Für  die  neuerdings  von 
Bud.  470  ff.  vorgetragene  Meinung,  dass  in  diesem  Stück  dem  A  eine 
auf  assyrisch-babyl.  Quellen  gebaute  Schöpfungsgeschichte  des  J^  als 
Vorlage  gedient  habe,  sind  die  beigebrachten  Gründe  nicht  ausreichend 
(s.  auch  schon  oben  S.  11  ff.). 

Literatur  zu  Cap.  1.:  JGHerder  älteste  Urkunde  des  Menschen- 
geschlechts 1774,  3  Thle.  JGRosenmüUer  antiquissima  telluris  historia 
1776.  DJPoU  Moses  u.  David,  keine  Geologen  1799.  ümbreil  in 
StKr.  1839  S.  189—209.  Ewald  in  JBW.  1848.  I.  76  ff  u.  1850. 
II.  108 ff.;  Bibl.  Theol.  UI.  45  ff.  Riehm  der  bibl.  Schöpfungsbencht, 
Halle  1881.  —  Zu  Cap.  1—3:  FChThormeyer  krit.  Versuch  über  die 
mos.  Urgeschichte,  1788.  JG Eichhornes  Urgeschichte,  herausg.  von 
JPhGäbler  1790/3  3  Bde.,  u.  Gabler' s  neuer  Versuch  über  die  mos. 
Schöpfungsgeschichte  1795.  PhBuUmann  Mythologus  1. 122 — 152.  — 
Zu  Cp.  1 — 11:  ESchrader  Studien  zur  Kritik  u.  Erkl.  der  bibl.  Ur- 
geschichte 1863.    Budde  die  bibl.  Urgeschichte  1883. 

V.  1—5.  Erster  Tag  u.  1.  Werk:  aus  dem  durch  den  Geist 
Gottes  zubereiteten  Chaos  ruft  Gott  das  Licht  hervor.  V.  1  nach  den 
alten  Lbers.,  Mass.  u.  den  meisten  Auslegern:  im  Anfang  schuf  Gott 
den  Himmel  u.  die  Erde,  Bei  dieser  Auffassung  darf  man  im  Anfang 
keinenfalls  als  relative  Bestimmung  (=  zuerst)  im  Gegensatz  zu  einem 
folgenden  zweiten,  dritten  u.  s.  w.  verstehen.  Denn  wollte  man  den 
Gegensatz  in  V.  3  ff.  finden  (darnach  das  Licht  u.  s.  w.)  u.  verstünde 
demnach  V.  1  Himmel  u.  Erde  als  den  blossen  Weltstoff,  gleich  der 
chaot.  Masse  V.  2  {Calv,  Münst.  Pisc.  Gerh.  Gabi.  Ros.  Ges.  Kn. 
Wl),  so  stünde  dem  entgegen,  dass  "pKrti  o'^öwn  nur  das  geordnete 
Weltall  (2, 1),  nicht  den  rohen  Weltstoff  bedeutet,  u.  dass  dann  V.  2  fort- 
gefahren sein  müsste  i-^n  t^^^)  Q?*?'^«??,  wie  ja  wirklich  der  Stoff  des 
Himmels  in  der  wüsten  Erde  liegt  (V.  6 — 8).  Wollte  man  aber  {Dalh. 
Thörm.  JGRos.  Kurlz,  Baumg.  u.  die  Vertreter  der  Restitutionshypo- 
these) den  Gegensatz  in  V.  2  finden:  dann  aber  umrde  die  Erde 
tDüsle  u.  s.  w.,  so  wäre  das  syntaktisch  falsch  (s.  zu  V.  2)  u.  brächte 
den  Vrf.  mit  sich  selbst  in  Widerspruch,  sofern  er  V.  6  ff.  von  der 
Schöpfung  des  Himmels  erzählte,  ohne  von  der  Verwüstung  des  früheren 


Gen.  1,  1.  17 

Himmels  etwas  gesagt  zu  haben.  Endlich  wollte  man  den  Gegensatz 
ausserhalb  dieser  Erzählung  zB.  in  Cap.  5,  also  in  dem,  was  nach  der 
Schöpfung  im  geschaffenen  Weltall  geschah  (DeL),  finden,  so  gälte  da- 
gegen, dass  nirgends  nach  Gap.  1  auf  dieses  ri-'VK'ia  Rückbezug  ge- 
nommen ist,  auch  eine  solche  Wendung  wenig  sinnvoll  wäre.  Viel- 
mehr muss  bei  obiger  Fassung  rc^vK^n  im  absoluten  Sinn  (wie  iv  ciQ^rj 
Joh.  1,  1;  vgl.  w^5  ohne  Artikel  Jes.  40,  21)  genommen  werden: 
uranfänglich,  u.  beruht  wohl  eben  darauf  auch  die  Wahl  des  sonst 
nicht  vorkommenden  Ausdrucks  n-^vK^a,  während  bei  Aufzählungen  u. 
relativen  Zeitbestimmungen  "a»«*^»,  "^np?>  ^\n^,  gebraucht  zu  werden 
pflegen.  Dass  aber  der  Gebrauch  des  n*>«»*i  für  den  zeitlichen  Anfang 
dem  späteren  Hebraismus  eigenthümlich  u.  ein  Aramaismus  sei  {WL 
Prol.  411),  ist  sowohl  in  Anbetracht  von  Hos.  9,  10.  Mich.  1,  13. 
Prov.  17,  14.  Ij.  8,  7.  42,  12.  Dt.  11,  12,  als  auch  darum  unrichtig, 
weil  gerade  die  aramaisirenden  Juden  (ausser  wo  sie  auf  die  Schöpfung 
anspielen  wollen,  wie  Trg.  Jes.  40,  21.  41,  4)  nie  ri-^ws^a,  sondern 
T^»3Tp3,  'j'^aip^tt,  K^vjK  -jto,  Vjisa  u.  dgl.  sagen.  Neben  dieser  gewöhn- 
lichen Auffassung  des  V.  1  (von  der  Geiger  Urschrift  844.  439.  444 
auf  Grund  der  Mechilta  meint,  dass  erst  die  LXX  sie  in  Aufnahme 
gebracht  haben)  kommt  aber  noch  eine  andere  in  Betracht,  nach 
welcher  man,  da  ri'^wK'i  Anfang  (ausser  Jes.  46,  10)  nur  im  st.  c. 
gebraucht  zu  werden  pflegt,  übersetzt  Anfangs,  da  Gott  schuf  (RaS, 
IE.  Valbl.  Grot.  llg.  Bohl  Ew.  Buns.  Böttch.  Geig.  Sehr,  a.)  u.  als 
Nachsatz  dazu  nicht  V.  2  {IE,  Grot.  a.),  der  nur  eingeschobener  Zu- 
standssatz  sein  kann,  sondern  V.  3  da  sprach  Gott  nimmL  Man 
könnte  dann  !t*^a  lesen  {Böttch.  NÄ.  I.  2  ff.),  doch  wäre  auch  das  Prf. 
unanstössig  (Hos.  1,  2.  Dt.  4,  15;  Ew.  332^),  u.  gegen  den  Einwand, 
dass  eine  so  zusammengesetzte  Periode  zu  Anfang  der  Erzählung  un- 
annehmbar sei,  vgl.  2,  4  ff.  {Schrad.  48  ff.).  Bedenkt  man  nun  weiter, 
dass  die  jetzige  Unterschrift  des  Stücks  (2,  4^)  ursprünglich  wahr- 
scheinlich Überschrift  war,  u.  nach  dieser  Überschrift  ('«ni  '«n  'Vin  nV» 
D'^n^K  DK'ua)  y.  1  als  selbstständiger  Satz  oder  als  Zeltsatz  entbehrlich 
war,  so  wird  man  zu  der  Vermuthung  geführt,  dass  erst  R,  der  die 
Überschrift  zur  Unterschrift  machte,  dem  Y.  1  seine  Fassung  gab,  indem 
er  dem  durch  Weglassung  von  '«m  '«n  '^in  nV«  vom  isolirten  Zeit- 
satz D«*Qa  durch  das  vorgesetzte  n-^ws^a  eine  Stütze  verlieh,  u.  kommt 
auch  von  hieraus  auf  die  zweite  der  obigen  Fassungen  als  die  ursprüng- 
lich beabsichtigte.  K-^a]  im  Pent  in  der  Regel  bei  A,  aber  auch  Ex. 
34, 10.  Num.  16,  30  (C?),  Gen.  6,  7  (R),  Dt  4,  32  (D  oder  K% 
sonst  Am.  4,  13.  Jes.  4,  5  (Mass.)  Jer.  31,  22,  u.  von  Ez.  an  abwärts, 
am  häufigsten  in  Jes.  40 ff.,  ist  der  eigenthümliche  Ausdruck  für  das 
mühelose,  freie  Bilden  oder  Schaffen  Gottes,  u.  nur  für  dieses  im  Ge- 
brauch. Es  ist  weder  ein  junges,  noch  ein  aus  dem  Aramäischen  oder 
gar  Arischen  eingewandertes  (WL  Gesch.  I.  349.  399,  modificirt  in 
Prol.  411)  Wort  Um  zu  erkennen,  dass  das  göttliche  Schaffen  ein 
anderes  ist,  als  das  menschliche  Bilden,  dazu  bedurfte  es  keiner  Theo- 
logen u.  Sopherim,  u.  dass  Israel  für  die  Bildung  seiner  rehgiösen  Er- 
kenntniss  u.  Sprache  nicht  beim  Ausland  in  die  Schule  gieng,  dürfte 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  2 


J8  G(?n.  1,  1.  2. 

für  Unbefangene  klar  sein;  zum  Überfliiss  erhellt  es  aus  der  Bedeutung, 
welche  aram.  Lehnwörter  wie  '^b,  P|ttb,  nao  bei  ihm  bekamen.  Viel- 
mehr ist  Wort  u.  Begriff  erst  durch  die  Juden  zu  den  Syrern  u.  Arabern 
gekommen.  Es  wird  meist  mit  »t??  hauen,  aus-,  hehatnen  (Ges.  Del.  a.) 
zusammengebracht;  wahrscheinlicher  aber  ist  die  Bedeutung  entwickelt 

aus  p?a)  lo  frei  machen  «.  lassen,  hervorgehen  lassen,  zur  Erschei- 
nung bringen  (vgl.  Beidh.  zu  Sur.  2,  51);  dafür  spricht  auch,  dass 
es  nie,  wie  andere  Verba  des  Bildens  {Ew.  284*),  mit  dem  Acc.  des 
Stoffs  verbunden  wird,  sowie  der  Sprachgebrauch  in  Stellen  wie  Num. 
16,  30.  Würde  überhaupt  beim  »^^  Gottes  auf  den  Stoff  Bezug  ge- 
nommen, so  wäre  er  (wie  im  Arab.)  mit  1»  einzuführen,  ö"»"*^«]  bei  den 
{lebrliern  die  gewöhnliche,  bei  A  zugleich  die  vorpatriarchalische  Be- 
nennung Gottes;  schwerlich  von  dem  specifisch  arab.  'aliha  {waliha) 
scheu,  ängsUich  sein,  als  bedeutete  es  „Gegenstand  der  Furcht" 
{Fleischer  bei  Del^  57),  abzuleiten,  überhaupt  von  (dem  älteren)  ^k 
nicht  zu  trennen,  sondern  entweder  (so  nach  Vorgängern  schon  in 
Aufl.^  weiter  ENeslle  in  ThStW.  III.  243  ff.)  ein  nach  alterthümlicher 
Art  (s.  Barth  in   ZDMG.  XLI.  621  ff.)  aus  h»  gebildeter  Plur.    (vgl. 

n^n^K,  toi^o^,  J/jLSi] ,  2(IÄ.4&  u.  a.),  aus  welchem  dann  der  Sing,  »ü'^k 

(»n^K,  arab.  iläh)  erst  umgebildet  wäre,  oder  einfach  aus  Fortbildung 
einer  y  i"^  oder  ^*^  zu  einer  Y  "''^  ^^  erklären  (vgl.  arb.  saniha 
mit  sanal'"'^,  hadaha  mit  bada^,  daliha  mit  dalija,  da^^aha  mit 
dugyat^).  Jenes  V«  selbst,  schwerlich  zu  Y  ^'J«  {Gesr,  Hiiz.  ZWTh. 
XVlll.  4;  mid.  in  MBAW.  1880,  S.  774)  oder  ^^«i  {Halivy  in  REJ. 
1884  S.  177  f.),  walirscheinlicher  zu  y  n!^«  {Ew.  146*;  Lagarde 
Orient,  n.  3  ff.,  u.  s.)  zu  stellen,  ist  nun  zwar  nicht  von  Haus  aus 
n.  pr.  {JDMüller  in  Actes  du  VI  Congr^s  des  Orient.  II*  470),  son- 
dern n.  app.  {Bäthgen  Beitr.  z.  semit  ReLGesch.  1888  S.  279ff.).  Seine 
Bedeutung  ist  aber  auf  etymologischem  Weg  (^jHerr"  Nöld.,  „welchem 
man  zustrebt"  Lag.,  „Zuflucht*'  Hol.)  nicht  mehr  auszumachen;  der 
Gebrauch  von  Vk  in  der  Phrase  Gen.  31,  29  spricht  am  ehesten  für 
Macht,  u.  Q'^ri^K  wäre  dann  eig.  Mächte,  Nachweisungen  über  den 
Gebrauch  von  ^»  tx^ri^»  nS^K  im  AT.  u.  bei  den  andern  semit  Völkern 
gibt  mid.  in  SBAW.  1882  S.  1175  ff.  u.  Bäthg.  297  ff.  Himmel 
und  Erde]  bei  den  Hebräern,  wie  bei  andern  Völkern  (zB.  Jens.  IL) 
die  gewöhnliche  Bezeichnung  des  Begriffs  Welt,  für  welchen  das  AT. 
noch  keinen  einheitlichen  Ausdruck  (höchstens  ^bn  Jer.  10,  16)  hat,  aber 
nur  der  jetzigen  oder  geordneten  Welt,  xo^fio^,  nicht  des  Weltstoffs 
(s,  S.  16,  u.  gegen  Kn.  schon  Bötich.  NÄ.  I.  5 f.);  die  Dreitheilung 
(auch  ägyptisch,  s.  Brugsch  Rel.  199)  des  Alls  (Himmel,  Erde,  Wasser 
oder  tt,  E.,  Unterwelt)  tritt  im  AT.  nur  noch  selten  hervor  zB.  Ex. 
20,  4  {Ew.  JB.  I.  87).  —  V.  2  nicht  Nachsatz  zu  V.  1  {IE.  Orot,  a.), 
auch  nicht  Fortsetzung  der  Erzählung  V.  1  u.  die  Erde  wurde  wüste 
{Kurlz  a.),  was  v^kh  '>n>j_^  lauten  müsste,  sondern  den  Zustamd  be- 
schreibend, in  welchem  die  Erde  war,  als  Gott,  schaffend,  das  Wort 
V.  3  sprach,  somit:  die  Erde  war  aber  w.    Das  Prf.  ri;n  in  diesem 


Gen.  1,  2.  19 

Fall  wie  Cap.  8,  1.  Jud.  8,  11.  Dass  die  Meinung  nicht  sein  kann: 
die  Erde  aber  war  geworden,  ergibt  der  Zusammenhang.  Ausserdem 
durfte  der  Vrf.,  wenn  er  eine  Veränderung  des  V.  1  Geschaffenen  mel- 
den wollte,  nicht  die  Erde  ohne  den  Himmel  nennen,  vgl.  Y.  7  f. 
y^  beschreibt  die  chaotische  Erde,  in  der  der  spätere  Himmel  ein- 
geschlossen ist,  zunächst  als  nnhi  ünin]  d.  h.  als  ein  ordnungs-,  gestalt- 
u.  wesenloses  Einerlei  oder  Durcheinander  (vkri  afioqq>og  Sap.  11,  18). 
Zu  der  Malerei  mit  einem  Paar  zusammenklingender  Namen  vgl.  4,  14. 
18,  27.  21,  23.  Nab.  2,  11.  §eph.  1,  15.  Ez.  6,  14  u.  ö.  Die  Namen 
können  nicht  als  Zeichen  der  späten  Abfassung  des  Stücks  {WL  ProL 
411)  verwerthet  werden.  Schon  ihrer  seltenen  Bildung  auf  ü  nach 
(Ew.  146^,  wo  die  andern  Beispiele  namhaft  gemacht  sind)  gehören 

sie  zu  dem  alten  Sprachgut;  «inh  (von  nnr,  aram.  »ni^,  vgl.  äaj)  Öde, 

Wüste,  obwohl  erst  in  Ij.  u.  Jes.  40ff.  häufiger  gebraucht,  kommt 
schon  Jes.  29,  21  vor;  ^nSa  (von  "nrt^,  arb.  hahija)  Leere  begegnet 
allerdings  nur  nocli  Jer.  4,  23.  Jes  34, 11,  beidemal  mit  nnh  verbun- 
den zur  Bezeichnung  eines  chaotischen  Zustandes,  ohne  Zweifel  (trotz 
Jmq.  Bild.  d.  Nom.  144  f.)  mit  Anspielung  auf  die  Schöpfungserzählung, 
scheint  also  nur  noch  fQr  diesen  Be^ff  in  Gebrauch  gewesen  zu 
sein  (s.  dagegen  Nat^.  2,  11),  ist  aber  auch  durch  phönik.  Baav 
(S.  7)  bezeugt,  wogegen  es  im  ass.  bab.  Mythenkreis  bis  jetzt  nicht 
nachgewiesen  ist  {Jens.  245).  Zu  diesem  Begriff  der  gestaltlosen  Masse 
kommen  in  öSn»j — ?jtDnj]  als  weitere  Merkmale  hinzu  das  Vorherrschen 
des  Wassers  u.  die  Finsterniss,  die  darauf  liegt  Nämlich  a^np  (von 
wn  hra%isen;  nach  FdDel.  Prol.  113  von  onr),  ein  uraltes  Wort  u. 
fast  mythologisch  wie  Okeanos,  immer  ohne  Artikel  (nur  Jes.  63, 13. 
Ps.  106,  9  ist  Plur.  M^inn  mit  Art  punktirt),  u.  ursprünglich  weib- 
lich gedacht  die  brausende  Fluth,  ist  hier  deutlich  die  noch  unge- 
trennte (V.  6)  gesammte  Masse  der  Urwasser,  u.  wird  V^  durch  ö^»n 
erklärt  Es  entspricht  lautlich  u.  sachüch  der  Tiämat  der  ass.  bab. 
Legende,  in  dieser  als  mythoL  Ungeheuer  aufgefasst  (S.  8  f.).  Ob  der 
Vrf.  den  Urstoff  als  eine  wässerige  Masse  dachte,  oder  einen  festen 
Erdkern  unter  dem  Wasser  annahm,  lässt  sich  kaum  entscheiden;  der 
Ausdruck  V.  9  lässt  beide  Auffassungen  zu;  der  Dichter  von  Ps.  104, 6 ff. 
hat  die  zweite.  Jedenfalls  ist  nach  dem  Vrf.  die  Erde  aus  dem 
Wässerigen  erst  herausgestaltet  (s.  2  Ptr.  3,  5),  u.  ist  ihm  eine  ge- 
staltlose, wässerige,  finstere  (Erd)Masse  die  Voraussetzung  aller  weiteren 
Bildung.  V^  Dieses  Chaos  war  aber,  schon  ehe  Gott  sein  Wort 
sprach,  nicht  allein,  sondern  die  Q'^^^m  ^^^]  war  dabei,  d.  h.  nicht  ein 
Wind,  welchen  Gott  zur  Trocknung  der  Erdmasse  sendete  {Trg.,  Ephr. 
Saad.  IE.  JGRos.  Schulz,  Dath.  Vol.  Schu.),  weil  r^^rtyo  dazu  nicht 
passt  u.  die  Befreiung  der  Erde  von  der  Wassermasse  V.  7  viehnehr 
durch  Theilung  der  obem  u.  untern  Wasser  erfolgt,  sondern  der  Geist 
GoUes^  der  wie  ein  Hauch  von  Gott  ausströmend,  geschöpfliches  Leben 
u.  Lebenskraft  wirkt  (Ps.  33,  6.  104,  29  f.).  ihm  wird  im  Part  als 
eine  dauernde  Thätigkeit  zugeschrieben  ^n-n]  d.  i.  nicht  blos  lmq>iqBc9ai, 
ferri,  schweben  (LXX  Aq.  Theod.  Sym.  Vulg.,  mit  absichtlicher  Ab- 

2* 


20  Gen.  1,  2.  3. 


^v 


Schwächung),  sondern,  wie  Dt  32, 11  u.  uft^9,  zärtlich  hegen,  hrüien^ 

brütend  u.  schützend  Überschweben.  Das  Wort  für  junghebräisch  (aus 
dem  Aram.  entlehnt)  zu  erklären  {WL  I.  400),  hat  man  keinen  zu- 
reichenden Grund:  das  angeblich  besser  hebräische  t\m  ist  vielmehr  erst 
im  Targ.  für  diesen  Begriff  nachweisbar.  Zu  Grund  liegt  hier  die 
Vergleichung  des  Geistes  mit  einem  Vogel  (Matth.  3,  16),  u.  selbst  eine 
entfernte  Beziehung  auf  das  Weite!  {Hottinger  thes.  phil.  S.  348)  durfte 
darin  noch  durchschimmern,  nur  dass  hier  die  sinnlich  grobe  Vor- 
stellung zu  einem  zarten  sinnigen  Bilde  verklärt  ist:  wie  der  Vogel 
über  seinem  Neste,  so  webt  der  alles  durchdringende  Gottesgeist  über 
den  Urgewässem,  Lebenskräfte  darin  wirkend  oder  an  sie  mittheilend, 
u.  so  die  Schöpfung  ermöglichend.  Was  dieser  V.  beschreibt,  ist  nur 
die  Voraussetzung,  noch  nicht  der  Anfang  der  Schöpfung.  Vrf.  ver- 
folgt die  Schöpfung  blos  bis  zur  Herausbildung  aus  dem  Chaos  zurück, 
ohne  sich  über  dessen  Ursprung  auszusprechen.  Man  wird  ohne  Be- 
denken zugeben,  dass  wenn  er  sich  auf  die  Frage  nach  seinem  Ursprung 
hätte  einlassen  wollen,  er  auf  Grund  seines  Gottesbegriffs  sich  hätte 
dahin  entscheiden  müssen,  dass  die  Welt  auch  ihrem  Stoffe  nach  im 
göttlichen  Willen  ihren  Möglichkeits-  u.  Daseinsgrund  hat:  Gott  spricht, 
da  wirds  (Ps.  33,  9).  Dass  er  jene  Frage  gar  nicht  aufwirft,  ist  ein 
Beweis  f&r  die  Alterthümlichkeit  seiner  Erzählung,  welche  sich  noch 
an  die  den  alten  Völkern  gemeinsamen  Vorstellungen  anschliesst,  während 
alle  die  anderen  Schöpfungsdarstellungen  der  Bibel  den  Ghaosbegriff 
schon  haben  fallen  lassen.  Aber  sein  höherer  Gottesbegriff  macht  sich 
doch  darin  bei  ihm  geltend,  dass  er  das  Chaos  nicht  allein  u.  für  sich 
seiend  sich  denkt,  sondern  nur,  indem  der  Gottesgeist  dabei  u.  darüber 
war.  Nicht  dass  zu  dem  Urstoff  ein  zweites  höheres  Princip  hinzu- 
kommt, ist  hier  das  Eigenthümliche,  denn  auch  keine  der  heidnischen 
Kosmogonien  konnte  ein  solches  entbehren,  mochte  man  es  Allgeist 
(Inder)  oder  ''EQ(flg  (vgl.  ausser  Hes.  theog.  120  auch  Parmenides  bei 
Plat.  symp.  p.  178;  Arist.  metaph.  1,  4;  Lucian  amor.  32,  Kn,),  oder 
nvBvfia  u.  n6di}g  (Phöniken)  nennen;  wohl  aber  dass  dieses  höhere 
Princip  als  der  Geist  des  schaffenden  Gottes  bestimmt,  u.  nicht  mit 
der  Materie  sich  mischend,  sondern  frei  darüber  waltend,  u.  nicht  erst 
mit  der  Zeit  hinzukommend,  sondern  von  Anfang  an  dabei  seiend  ge- 
dacht ist,  ist  hier  von  Wichtigkeit  —  V.  3.  Der  Hauptsatz  zu  V.  If. 
Aus  dem  durch  den  Geist  der  Entwicklung  fähig  gemachten,  annoch 
finsteren  Chaos  lässt  Gott  durch  sein  Allmachtswort  das  Licht  aufleuchten 
(2  Cor.  4,  6).  Dass  Gott  spricht  u.  es  wird,  darin  liegt  nicht  blos  die 
Leichtigkeit  u.  Mühelosigkeit  seines  Schaffens,  seine  Allmacht,  sondern 
auch,  dass  er  als  selbstbewusster,  wollender  schafft.  Er  lässt  nicht  blos 
leidend  u.  bewusstlos  die  Dinge  aus  sich  emaniren,  bringt  sie  auch  nicht 
hervor  durch  das  blosse  Denken,  was  ein  Ineinander  von  Gott  u.  Welt 
voraussetzte,  sondern  durch  seinen  Willen,  dessenÄusserung  oder  Bethä- 
tigung  nach  aussen  eben  sein  Wort  ist  Jedes  einzelne  Werk  Gottes  ist 
die  Verwirklichung  eines  göttlichen  Willensactes  u.  eines  diesem  zu  Grund 
liegenden  Gedankens,  weist  also  durch  sein  Dasein  auf  ein  Wort  Gottes 
zurück.     „Nachdem   der  Geist   ennöglicht  hat,   dass  es  werden  kann, 


Gen.  1,  8—5.  21 

bestimmt  das  Wort,  dass  u.  wie  es  werden  soll"  (Ew.),  licht  ist 
das  erste  Werk,  denn  Licht  ist  die  Bedingung  aller  Ordnung,  alles 
Lebens,  zugleich  die  feinste  aller  elementaren  Kräfte.  Dass  das  Licht 
hier  als  etwas  fQr  sich  u.  unabhängig  von  den  Lichtkörpem  erscheint, 
ist  sogar  auf  dem  Standpunkt  der  heutigen  Naturwissenschaft  nicht  an- 
stössig,  ist  aber  im  übrigen  der  altertliümlichkindlichen  Auffassung  ge- 
mäss, womach  dasselbe  als  ein  geheimnissvoUer  Stoff,  an  verborgenem 
Orte  wohnhaft  (Ij.  38, 19.  20),  gedacht  wurde.  (Über  den  Äther  u. 
die  Hemera  bei  Hesiod  s.  oben  S.  5).  —  V.  4.  und  Gott  sah  das 
Licht  dass  gut]  sah,  dass  das  L.  gut  war,  oder:  u.  das  L.  ansehend 
fand  er  es  gut  {Ew.  336^;  vgl  Jes.  8, 10,  auch  Gen.  6,  2.  12,  14. 
13, 10.  49,  15.  Ex.  2,  2).  Durch  die  Formel,  die  weiterhin  noch  6mal 
wiederkehrt,  wird  das  Werk  als  ein  dem  Willen  Gottes  entsprechen^ 
des,  vollkommenes,  als  Gegenstand  seines  Wohlgefallens  ausdrücklich 
anerkannt,  zugleich  aber  dasselbe  als  fertig  u.  abgeschlossen  bezeichnet 
11.  Gott  schied  (machte  eine  Scheidung)  ztoischen  dem  L,  u.  der  F^ 
weil  erst  nach  der  Billigungsformel  angemerkt,  bezieht  sich  das  nicht 
auf  die  Ausscheidung  des  Lichts  aus  der  Urmaterie,  sondern  auf  die 
Sonderung  des  L.  u.  der  F.,  die  fortan  sein  soll:  sie  sollen  als  getrennte 
Dinge  (2  Gor.  6, 14)  jedes  sein  besonderes  Dasein,  besondere  Erschei- 
nungszeit (V.  5),  besondem  Ort  (Ij.  38, 19  f.  26,  10)  hab^.  Mit  dieser 
Wendung  wird  sehr  fein  die  Finstemiss,  obgleich  weder  als  ein  eigenes 
Schöpfungswerk  Gottes,  noch  als  a^id  bezeichnet,  doch  als  Gegensatz  u. 
Folie  des  Lichts,  u.  als  wechselberechtigt  mit  dem  Licht,  in  die  göttliche 
Weltordnung  eingefftgt  {Del^.  i'^iati]  ein  gut  hebr.  Wort  (das  einzige  für 
diesen  Begriff,  s.  Driver  in  Journal  of  Philol.  XI,  219),  geläufig  bei  A  u. 
bei  D,  Rd;  auch  Lev.  20,  24 ff.;  demnächst  noch  bei  £z.  u.  Jes.  40 ff.,  be- 
sonders in  dem  Gelehrten-Hebräisch  des  Chronisten,  während  die  jüngere 
Volkssprache  w'»'^"  dafQr  gebraucht  —  V.  5.  Gott  nennt  das  L.  Tag,  d.  F. 
Nacht  Damit  meint  der  Vrf.  nicht,  dass  Gott  diese  bestimmten  (hebr.) 
Namen  gebrauchte,  sondern  nur,  dass  er  das  durch  dieselben  Bezeichnete 
ausdrücklich  zum  Dasein  bestimmte  (ebenso  V.  8. 10),  also  dass  das,  was 
man  in  allen  Sprachen  unter  Tag  u.  Nacht  versteht,  an  sich  u.  in 
seinem  Wechsel  mit  einander  auf  seiner  Anordnung  beruht  In  Folge 
der  Scheidung  Y.  4  soll  es  Zeiten  geben,  wo  das  eine,  u.  Zeiten,  wo 
das  andere  zur  Erscheinung  kommt  Damit  wird  zugleich  die  An- 
knüpfung des  V.h  Gesagten  ermöglicht.  Tag  u.  Nacht  in  ihrem  Wechsel 
mit  einander  sind  dem  Vrf.  vorhanden  auch  ohne  das  Dasein  der  Ge- 
stirne, obgleich  auch  nach  ihm  (V.  14  ff.)  diese  die  Regulatoren  dieses 
Wechsels  sind.  Um  ihm  diese  Möglichkeit  nachzudenken,  darf  man 
nicht  moderne  Rotationstheorien  (Ke)  einmischen,  von  denen  das  Alter- 
thum  nichts  wusste;  man  muss  sich  erinnern,  dass  im  Sinne  des  Alter- 
thums  Sonne,  Mond  u.  Sterne  zwar  besondere  Träger  des  kosmischen 
Lichtes  sind,  aber  darum  die  Sonne  nicht  die  einzige  Urheberin  der 
Tageshelle  (Ij.  38, 12 — 15)  ist,  sondern  die  letztere  dadurch  entsteht, 
dass  die  Lichtmaterie  aus  ihrem  Ort  hervortritt  u.  sich  über  die  Erde 
verbreitet,  die  Nacht  aber  dadurch,  dass  die  Lichtmaterie  sich  wieder 
an  ihren  Ort  zurückzieht  u.  die  Finstemiss  hervorkommt,  auf  geheim- 


22  Gen.  1,  5. 

nissvolle  Welse  Ij.  38,  19  f.  (vgl.  über  die  räumliche  Abgrenzung  bei- 
der am  Ende  der  Erdscheibe  Ij.  26, 10).  Dieselbe  Anschauung  bei 
Hesiod.  theog.  746  ff.  u.  in  der  germanischen  Mythologie  (6^n// 121  f.); 
vgl.  auch,  wie  „die  (odoiaxtvXog  r^dg  dem  Sonnenwagen  des  Apollo 
vorauszieht*'  (Tuch),  ajy  «»nn^]  u.  es  tourde  d.  h.  trat  ein,  kam  zu 
Stand  ein  Abend  u.  es  wurde  ein  Morgen,  Tag  eins  d.  i.  ein  erster 
Tag.  TTji«  ö'i'»]  ist  Appos.  zu  a^j  u.  yja^  zusammen,  die  Summe  der 
beiden  durch  Abend  u.  Morgen  begrenzten  Zeiträume  angebend;  die 
Grundzahl  steht,  weil  im  Anfang  einer  zu  zählenden  Reihe  diese  Zahl 
genügt  (Ew.  269*;  vgl.  Gap.  2,  11.  4,  19.  42,  27.  2  Sam.  4,  2;  also 
kein  Zeichen  später  Sprache);  in  der  Folge  tritt  dann  die  Ordnungs- 
zahl ein  y.  8  ff.  Tag  ist  hier  als  dies  civilis  zu  verstehen.  Dass  Vrf. 
zuerst  a'^sf  dann  ^p>  nennt,  geschah  nicht  im  Anschluss  an  die  prie^ 
sterliehe  u.  mit  der  Durchführung  des  Gesetzes  zu  immer  ausschliess- 
licherer  Geltung  (Ps.  55,  18.  Neli.  13, 19.  Dan.  8, 14)  gelangte  Sitte, 
den  dies  civilis  mit  Sonnenuntergang  zu  beginnen  (Tuchj  Bmg.  Kn.\ 
welche  Sitte  zB.  auch  ,ybei  den  Arabern,  allen  Muslim,  den  Athenern 
(Plin.  h.  n.  2  §  188;  GeU.  noct  att  8,  4),  GaUiem  fCaes.  b.  Gall. 
6,  18),  Germanen  (Tac.  Germ.  11)  wieder  vorkommt"  (Sn.),  sondern 
nach  der  vor-  u.  aussergesetzlichen  Rechnungsweise  von  Morgen  zu 
Morgen,  von  welcher  auch  noch  Ex.  12,  6.  18.  Lev.  23,  32  Spuren 
vorkommen.  Denn  die  chaotische  Finstemiss  liegt  jenseits  der  B^ech- 
nung;  der  Abend  wird  erst  nach  der  Schöpfung  des  Lichts,  u.  dann 
wird  wieder  Morgen.  Also  können  Abend  u.  Morgen  hier  nicht  die 
Anfänge  der  beiden  Tageshälften  sein,  sondern  nur  deren  Schluss 
{Auguslin»-^  DrechsL  Hofm.,  Kurtz,  Ke,  Buns.  Del,  Ew,  Böhm,  a., 
s.  auch  Ew.  Alt,^  451).  Mit  der  Schöpfung  des  Lichts  begann  der 
erste  Morgen,  u.  bis  es  wieder  Morgen  ward,  war  ein  Tag  voll.  Der 
göttl.  Sabbath  aber  (2,  3)  ist  u.  bleibt  Vorbild  für  den  menschlichen 
oder  mosaischen,  auch  wenn  er  nicht  wie  dieser  am  Abend,  sondern 
am  Morgen  begann.  Sonderbar  ist  die  Folgerung  RSchmid's  (in  JPTh. 
XIII.  688  ff.),  welcher  aus  der  Vermeidung  des  Ausdrucks  Nacht  schliesst, 
dass  diese  Schöpfungstage  als  „Tage  Gottes*'  keine  Nacht  gehabt  haben: 
was  soll  denn  auf  ^t^y  anders  gefolgt  sein,  als  Nacht?  Der  Ausdruck 
Nacht  war  für  den  Vrf.  unbrauchbar,  weil  der  Gegensatz  zu  Nacht 
Tag  ist,  u.  es  unbequem  war,  den  Tag  als  dies  civilis  wieder  in  Tag 
u.  Nacht  zu  hälften.  Vielmehr  ergibt  sich  aus  der  Umschreibung  des 
Tags  durdi  zwei  mit  a;:j  u.  "i)?.»  begrenzte  Hälften,  dass  Vrf.  mit  ti-' 
einen  gewöhnl  Tag  (voii  24  Stunden)  meint.  Die  für  die  Umdcutung 
der  Tage  in  längere  Zeitperioden  von  den  Alten  u.  Neuen  (zB.  noch 
Kur.  DeL^)  vorgebrachten  Gründe  sind  unzureichend.  Der  Gebrauch 
von  a^*^  in  der  Phrase  am  Tage  von  d.  L  xur  Zeit  da  oder  wann, 
als  (Gen.  2,  4.  17.  5,  1.  2  Sam.  21,  12.  Jes.  11,  16  u.  ö.)  kommt 
für  unser  Cap.,  wo  die  einzelnen  &^^;  mit  Zahlen  gezählt  sind,  nicht 
in  Betracht  Der  „Tag  Gottes*'  bei  den  Profeten,  sicher  ein  längerer 
Zeitraum,  wird  nie  durch  Abend  u.  Morgen  in  2  Hälften  zerlegt,  noch 
ist  je  von  einer  Reihenfolge  einer  Anzahl  solcher  Tage  die  Rede.  Dass 
für  Gott  1000  Jahre  sind  wie  der  Tag  von  gestern  u.  wie  eine  Wache 


Gen.  1,  5.  6.  23 

in  der  Nacht  (Ps.  90^  4.  2  Petr.  3,  8)  d.  h.  dass  für  Gott  den  Ewigen 
das  menschliche  Zeitmass  wegfällt,  ist  hier,  wo  es  sich  nicht  um  Klar- 
stellung der  Ewigkeit  Gottes  handelt,  unanwendhar.  Auch  kann  man 
niclit  anführen,  dass  wenigstens  die  3  ersten  Tage  (vor  V.  14  ff.)  nicht 
durch  2  Sonnenaufgänge  begrenzte  Zeiträume  sein  können,  denn  von 
diesen  3  wird  genau  dieselbe  Formel  gebraucht,  wie  von  den  3  letzten, 
also  dachte  sie  auch  der  Vrf.  als  ebenso  lang  wie  diese,  u.  wie  er 
das  konnte,  ist  S.  21f.  besprochen.  Aus  der  Analogie  des  7.  Tages 
endlich  lässt  sich  wiederum  nichts  folgern,  denn  von  ihm  ist  die  Formel 
„u.  es  wurde  ein  Abend,  u.  es  wurde  ein  Morgen^'  aus  guten  Gründen 
nicht  gebraucht.  Auch  die  Bestimmung  der  Lebensdauer  des  Adam 
Gp.  5|  5  widerspricht  der  Umdeutung  des  6.  u.  7.  Tags.  In  Wahr- 
heit hat  der  Vrf.  sich  nichts  anderes  als  Tage  gedacht  In  den  Rahmen 
von  7  Tagen  hat  er  den  Schöpfungsvorgang  gefasst,  weil  es  ihm  um 
den  Nachweis  der  Begründung  des  Sabbaths  zu  thun  war.  Hätte  er 
diesen  Zweck  nicht  gehabt,  so  hätte  er  selbst  noch  kleinere  Fristen 
als  Tage  zwischen  den  einzelnen  Werken  verstreichen  lassen  können, 
nicht  iber  grössere.  Fristen  von  Tausenden,  Zehntausenden  oder  Millio- 
nen von  Jahren  mögen  in  der  naturwissenschafUichen  Betrachtung  der 
Weltentstehung  an  ihrem  Orte  sein,  weil  diese  auf  die  Allmähligkeit 
der  Wirkung  der  Mittelursachen  reflectiren  muss;  bei  der  rein  religiösen 
Betrachtung  fällt  diese  Berücksichtigung  der  Mittelursachen  weg,  u. 
handelt  es  sich  nur  darum,  die  göttliche  Gausalität  in  Hervorbringung 
des  Endresultats,  also  hier  der  einzelnen  Werke,  klar  zu  stellen.  Für 
diesen  Zweck  genügen  nicht  blos,  sondern  sind  allein  passend  kleme 
Fristen.  Man  erwäge,  was  das  wäre,  wenn  es  hiesse:  „Gott  sprach, 
es  werde  Licht,  u.  es  ward  Licht,  u.  es  vollendete  sich  ein  Tausend 
oder  ein  Zehntausend  von  Jahren'^  Da  wäre  ja  die  Ruhe  Gottes  statt 
an's  Ende  der  ganzen  Schöpfung  vielmehr  in  jede  einzelne  Schöpfungs- 
periode hineingefallen,  u.  statt  des  Sdiaffens  durcli  das  Wort  hätte 
dann  der  Vrf.  ein  Hervorbringen  durch  die  Action  der  Mittelursachen 
schildern  müssen.  Der  Einwand,  dass  die  Messung  der  Dauer  des 
Schaffens  Gottes  durch  menschliche  Tage  Mythologie  sei,  u.  A  solche 
sonst  nicht  treibe  (RSchmid  701  ff.),  ist  unberechtigt,  denn  A  war 
eben  durch  die  Ex.  20,  11  ausgesprochene  Idee  gebunden.  Auch  die 
Wendung,  dass  die  Begrenzung  der  6  Werktage  (durch  Abend,  Morgen) 
ihnen  im  Unterschied  von  Sabbatli  nur  den  Charakter  abgeschlossener 
Zeiträume  geben  soll  (DeL^),  beruht  auf  einem  willkührlichen  Abzug 
von  dem,  was  der  Vrf.  sagt. 

V.  6 — 8  zweiter  Tag  u.  2.  Werk:  die  Scheidung  der  oberei) 
u.  unteren  Wasser  durch  Bildung  der  sie  trennenden  Himmelsfeste. 
Nach  Aufhebung  der  chaotischen  Finstemiss  handelt  es  sich  um  Be- 
seitigung der  chaot.  Wassermassen;  der  erste  Schritt  dazu  ist  ihre 
Trennung  in  2  Theile,  indem  inmitten  derselben  ein  y*"!?;  entstehen 
u.  sie  fortan  dauernd  (Part)  scheiden  soll,  ri?^]  von  3>ß;  schlagen, 
stampfen,  festigen,  PL  durch  Schlagen  dehnen,  bedeutet  nach  LXX 
Aq.  Theo,  Sym.  Vulg.  crsQicDfAaf  firmamentum,  etwas  Festes  u.  Dichtes, 
Veste  (Luth,).    Die  Y  ist  gemeinsemitisch  (s.  auch  CIS.  I,  1  S.  107); 


24  Gen.  1,  6—8. 

wenn  in  der  Bedeutung  festigen  das  Hebr.  mit  dem  Aram.  stimmt  (s. 
übrigens  Driver  112),  w91u*end  sie  im  Arab.  zu  stopfen,  flicken  ab- 
gewandelt ist,  so  folgt  daraus  nicbt,  dass  ^^  ein  Lehnwort  aus  dem 
Aram.  ist  {WL),  so  wenig  als  bei  p^t,  mn,  a»s  u.  vielen  andern  Wur- 
zeln, in  welchen  Hbr.  mit  Aram.  gegen  Arab.  steht  Diese  Himmels- 
feste (y.  14)  oder  Wölbung  (Am.  9,  6)  des  höheren  Luftraums  (coelum, 
HolXov),  die  weiterhin  im  AT.  oft  einer  über  der  Erde  ausgespannten 
riesigen  Zeltdecke  verglichen  wird  (zB.  Jes.  40,  22.  Ps.  104,  2),  wurde 
in  alter  Zeit  aufgefasst  als  aus  dichtem  Stoff  gemacht,  fest  wie  ein 
gegossener  Spiegel  Ij.  87,  18,  wegen  seiner  lichten  Bläue  einem  Ge- 
bilde von  Saphir  verglichen  Ex.  24,  10,  über  dem  Erdenrund  kreis- 
artig sich  erhebend  Ij.  26,  10.  Prov.  8,  27,  von  den  höchsten  Bergen 
wie  von  Pfeilern  gestützt  Ij.  26,  11,  ein  Gewölbe,  dem  selbst  Thüren 
u.  Öffnungen  zugeschrieben  werden  Gen.  28,  17,  7,  11.  2  Reg.  7,  2. 
19.  Ps.  78,  23.  Ähnlich  ist  die  bab.  Vorstellung  {Jens,  9  ff.)  „Auch 
griech.  Dichter  nennen  den  Himmel  aiStjQSov  Od.  15,328.  17,  565; 
xdXxeov  II.  17,  425;  Pind.  Pytii.  10,  42,  Nem.  6,  6,  u.  TcokvxalKOv 
n.  5,  504;  Od.  3,  2;  selbst  Philosophen,  zB.  Empedocles  bei  Plut  plac. 
phil.  2,  11  u.  Artemid.  bei  Seneca  nat  quaest  7, 13  betrachten  ihn 
als  etwas  Festes"  (Kn.),  Damit  zusammen  hängt  dann  die  uralte  (auch 
babylonische,  Jens.  254)  Vorstellung  von  den  oberen,  himmlischen 
Weissem  über  dem  Firmament  Dort  ist  ein  unerschöpfliches  Meer  von 
Wassern  V.  7,  Ps.  104,  3.  148,  4;  von  dort  stürzt  durch  geöfihete 
Schleusen  (7,  11  f.  2  Reg.  17,  2.  19)  oder  Kanäle  (Ij.  38,  25)  der 
Regenguss  (Ps.  104,  13)  als  himmlisches  Wasser  herunter.  Ebenso 
setzen  die  Veden  u.  der  Avesta  in  den  Himmel  die  oberen  guten 
Wasser,  u.  durchschifft  auch  nach  ägypt  Vorstellung  der  Sonnengott 
Ra  tagtäglich  in  seinem  Kahn  das  himmlische  Meer.  Diese  älteste  An- 
schauung liegt  dem  Bericht  hier  zu  Grund.  Später  bildete  sich  auch 
bei  den  Hebräern  schon  eine  physikalisch  zutreffendere  Ansicht  von  der 
Bildung  der  Wolken  u.  des  Regens  aus  den  von  der  Erde  aufsteigen- 
den Dünsten  (Jer.  10,  13.  Ij.  36,  27.  Ps.  135,  7).  h — )'^z]  kürzerer 
Ausdruck  (Lev.  20,  25.  Ez.  22,  26  u.  ö.)  für  r?'»— r?  V.  4.  7  {Etc. 
217«).  —  V.  7.  ^?.^]  wie  V.  16.  25;  dass  aber  zwischen  ihm  u. 
«W5  V.  21.  27  kein  wesentlicher  Unterschied  sein  soll,  zeigt  V.  21 
im  Vergleich  mit  25.  1?"''*?^5]  hat  sonst  immer  seine  Stelle  unmittel- 
bar hinter  dem,  was  Gott  sprach  V.  9.  11.  15.  24.  30;  nach  der  An- 
gabe dessen,  was  Gott  machte,  hat  es  keinen  Sinn  mehr.  Die  LXX 
haben  es  am  Schluss  von  V.  6  (vgl.  24  f.).  Ob  es  dort  ursprünglich 
oder  erst  von  einem  Überarbeiter  nachgetragen  ist,  lässt  sich  nicht  be- 
stimmen; jedenfalls  ist  es  im  mass.  Text  an  falscher  Stelle  eingefugt, 
u.  nicht  (wie  Sehr.  21  annimmt)  statt  eines  ausgeworfenen  a'^nV»  »^•'i 
attfl  ^i  (s.  V.  8).  —  V.  8.  D^'ö^]  eig.  Höhen,  Plur.  von  ••»».  Über 
das  Nennen  s.  zu  V.  5:  der  D?*;  u.  was  dahinter  ist,  soll  nach  göttl. 
Anordnung  den  Menschen  fortan  Himmel  sein  u.  dafür  gelten.  Hinter 
V.*  haben  die  LXX  xcrl  elÖEv  6  &Bog  ou  xaXov,  der  Stellung  nach 
abweichend  von  V.  4,  aber  zusammenstimmend  mit  V.  10.  Gleichwohl 
scheint  seine  Einfügung  erst  von  einem  Überarbeiter  herzurühren,  denn 


Gen.  1,  8—11.  25 

wirklich  lag  für  den  Yrf.  ein  Grund  vor,  die  Formel  hier  nicht  zu 
setzen,  nicht  zwar  der,  dass  die  Himmelsfeste  ohne  den  Schmuck  der 
Gestirne  noch  nicht  vollendet  war  (FWSchuUx  256),  wohl  aber  der, 
dass  die  Aufhebung  der  chaot.  Wasserfluth  erst  durch  das  3.  Werk 
seinen  Abschluss  fand  (Rai*  Ew.  Kn.  Dd,  Ke.),  Im  Hinblick  auf  diesen 
Zusammenhang  zwischen  dem  2.  u.  3.  Werk  musste  zwar  nichts  aber 
konnte  Vrf.  hier  die  ßilligungsformel  weglassen,  wenn  er  sie  nur  7mal 
anwenden  wollte  (S.  15). 

V.  9— -18  dritter  Tag,  3.  u.  4.  Werk:  Scheidung  des  Festlands 
u.  der  Gewässer  auf  der  Erde;  Bekleidung  der  Erde  mit  dem  Pflanzen- 
wuchs. —  V.  9.  Der  Theil  der  chaot  Wasser,  welcher  unterhalb  der 
Himmelsfeste  ist,  muss  sich  an  einen  Ort  zusammenziehen,  u.  das 
Trockene,  das  feste  Land,  erscheinen  oder  hervortreten.  Wie  der  Yrf. 
sich  das  gedacht  habe,  s.  S.  19.  Zur  Erscheinung  kommen  konnte 
das  Feste  nur  durch  Emporhebung  über  die  Wasser  oder  durch  ent- 
sprechende Senkung  der  Wasser.  Nach  den  ältesten  Vorstellungen  ist 
das  feste  Land  über  den  Wassern  gegründet  (Ps.  24,  2),  u.  liegt  unter- 
halb desselben  in  grosser  Tiefe  die  ungeheure  Fluth  des  Urwassers, 
mit  welcher  die  in  den  Senkungen  des  Festlandes  zwischen  den  Wur- 
zeln der  Berge  eingedämmten  irdischen  Meere  durch  geheimnissvolle 
„Quellen*^  oder  „Spruder*  in  Verbindung  stehen  (Gen.  7,  11.  49,  25. 
Ij.  38,  16.  Prov.  8,  28).  Die  ähnliche  bah.  Anschauung  s.  bei  Jens, 
247  ff.  n«^]  Jussiv,  vgl.  41,  34.  Ruth  1,  8.  Ij.  8,  9  {Ew.  224<^). 
Nach  i&  haben  die  LXX  noch  den  Bericht  über  die  Ausführung:  nccl 
(SwfiX'dTi  ro  vdtoQ  x.r.X.,  vielleicht  auf  Grund  ihrer  hbr.  Vorlage  {DeL^ 
47).  —  V.  10.  Das  Geschiedensein  des  Trockenen  von  der  Wasser- 
masse wird  durch  die  Nennung  der  Namen  zu  dauerndem  Bestand  be- 
stimmt mj?»]  vgl.  auch  Jes.  22,  11.  d^»;;]  es  gibt  mehrere  Meere  u. 
grössere  Seen;  auch  ist  das  Erdenrund  vom  Ocean  umflossen  (ij.  26,  10. 
Ps.  139,  9);  sie  aUe  fasst  hier  wie  49, 13.  Ij.  6, 3.  Ps.  78,  27.  Jon. 
2, 4  (vgl.  Ps.  24,  2)  B"^:  zusammen,  welches  in  solchem  Fall  sogar 
als  ein  Sing,  construirt  werden  kann  Ps.  46,  3  f.  Von  den  Flüssen 
u.  kleineren  Seen  wird  hier,  wo  es  sich  nur  um  den  Gegensatz  von 
Meer  u.  Festland  handelt,  abgesehen;  Ps.  104,  10  berücksichtigt  sie. 
Die  Eindämmung  des  Meeres  in  seine  Grenzen  als  ein  Werk  der  göttL 
Allmacht  Jer.  5,  22.  Ij.  38,  8—11.  —  Mit  der  göttl.  BiUigung  hat 
das  Werk  seinen  Abschluss  (V.  4);  eine  Weiterentwicklung  der  Erd- 
oberfläche, der  Gebirge  u.  s.  w.,  die  sich  in  die  folgenden  Tage  hin- 
eingezogen hätte  (DeL^),  ist  hier  keineswegs  offen  gelassen.  —  V.  11  f. 
das  4.  Werk:  die  Pflanzen.  »V-^p]  das  Metheg  bei  'r;,  um  dem  ^  vor 
V  eine  deutliche  Aussprache  zu  sichern.  Gott  sagt  nicht:  es  sprosse 
auf  der  Erde!  sondern:  die  Erde  lasse  sprossen!  Da  die  Hervortreibung 
der  Pflanzen  aus  der  Erde  sich  jährlich  wiederholt,  so  wird  schon 
durch  die  Fassung  des  Schöpfungsworts  derselben  die  Kraft  dazu  zu- 
gesprochen. Mvn]  das  zarte  frische  Grün,  das  nach  gefallenem  Regen 
(2  Sam.  23,  4.  Ij.  38,  27)  oder  wann  das  alte  Gras  verschwunden  ist 
(Prov.  27, 25),  sprosst,  das  die  Auen  u.  Weideplätze  bedeckt  (Ps.  23,  2. 
Joel  2,  22)y  auch  dem  Wild  zum  Futter  dient  (ij.  6,  5.  Jer.  14,  5); 


26  Gen.  1,  11—13. 

bald  neben  ^^^  genannt  (Dl.  82,  2.  2  Rg.  19,  26),  bald  neben  '^'>^n 
(Jes.  15, 6.  Ps.  87,  2).  Hienach  ist  es  zunächst  Zusammenfassung  des 
gesammten  jungen  Sdiöpfungsgrüns,  mit  dem  sich  die  Erde  überdeckt, 
muss  aber  besonders  die  Gräser  u.  kleinsten  Pflanzen  (welche  sonst 
gar  nicht  genannt  wären,  u.  welche  nach  der  Ansicht  der  Alten  zum 
Theil  avroiKXTOi  aufsprossen,  Tbeophr.  de  caus.  plant.  1,  5)  bezeich- 
nen (vgl.  ähnliche  Gliederung  Y.  24).  Die  y^'o  werden  bei  diesen  klei- 
nen Gewächsen  nicht  unterschieden  V.  12.  Zu  verwerfen  ist  die  von 
LXX  Äq.  Theo.  Vxüg.  hier  u.  V.  12  beliebte  Verbindung  von  afe?  »w?. 
zu  einer  St.c.-Kette,  weil  in  diesem  Fall  der  übrigen  Gewächse  ausser 
3??  u.  T?  gar  nicht  gedacht,  sogar  aoy  auf  das  erste  Stadium  seines 
Wachsthums  eingeschränkt  wäre.  Neben  »m  werden  2,  auch  nach 
V.  29 1  besonders  wichtige  Gattungen,  ausdrücklich  hervorgehoben,  n^ 
u.  V?.  aw?]  zwar  auch  als  Vichfiitter  verwendbar  (V.  80.  Dt.  11, 15. 
Jer.  14,  6.  Ps.  106,  20),  aber  (V.  29.  9,  3)  speciell  dem  Menschen 
als  Nahrungsmittel  angewiesen,  Gegenstand  des  Landbaus  (8,  18.  Ps. 
104,  14),  bezeichnet  besonders  die  für  den  Menschen  werthvolleren 
Eräuter,  die  Gemüse-  u.  Getreidearten,  die  er  im  Garten  u.  auf  dem 
Acker  pflanzt  Das  beigegebene  9!?t  t^'^i'o]  das  Samen  samt  d.  h* 
erzeugt  (Hi.  denom.)  hebt  den  Samen  besonders  hervor  nicht  blos  als 
Mittel  zur  Selbstforlpflanzung,  sondern  auch  als  ein  für  die  mensch- 
liche Verwendung  (V.  29)  wichtiges  Erzeugniss.  Aus  demselben  Grund 
ist  bei  den  Bäumen^  d.  h.  zahmen  u.  wilden  Bäumen  u.  Stauden  das 
Fruchttragen  besonders  hervorgehoben,  »^t]  +  ''^a'*»^  LXX.  y?]  V?; 
Sam,  LXX.  ^^^^^]  fehlt  in  LXX.  Fruchtbaum  welcher  Frucht  bringt 
nach  seiner  (des  Baumes)  Art,  in  welcher  (Frucht)  sein  Same  (ist 
zur  Fortpflanzung)  auf  der  Erde.  f;^«»i-^y]  nicht  mit  k??75  zu  ver» 
knüpfen  (Del.  Ke.),  das  zeigt  die  Stellung;  auch  wird  damit  nicht  auf 
den  hohen  VS^uchs  der  Bäume,  die  über  der  Erde  den  Samen  hervor- 
bringen {Kh.\  hingewiesen,  denn  ^t  für  sich  drückt  den  Begriff  „ober- 
halb" nicht  scharf  aus  (auch  V.  20  nicht),  u.  afc?  trägt  auch  über  der 
Erde  Samen.  —  V.  12  wird  die  Unterscheidung  der  Arten,  die  V.  11 
nur  bei  f?.  gemacht  war,  auch  auf  aw?  ausgedehnt  ^"rti^ish]  wofür  V.  11 
^3"^»%;  über  nn— ,  welches  gerade  nur  in  vn^^^h  ziemlich  regelmässig 
(V.  12.  21.  25.  6,  20.  7,  14.  Lev.  11, 16.  22.  29.  Dt  14,  15),  sonst 
ganz  selten  (Jud.  19,  24.  Nah.  1,  18.  Ij.  25,  8)  vorkommt,  vgl.  Ew* 
247^.  r*?]  oft  bei  A  (in  Gen.  i.  6f.  Lev.  11),  4mal  in  Dt  14,  darnach 
Ez.  47,  10,  immer  nur  mit  praep.  h  u.  suff.  Pron.,  von  LXX  in  V. 
12  (11)  Kotä  yhfog  %ctl  Twd'  ofioiorrita,  sonst  in  Gen.  nvTa  yivog 
(ainovy  'ijg  etc.),  in  Lqv.  u.  Dt.  kcA  za  o^oiu  ctvr^  übersetzt  Sein 
Begriff  wird  insgemein  als  Art  oder  Galtung  bestimmt  (vgl.  t«H'^>Trfc»te> 
8, 19);  da  es  aber  nicht  im  Plur.,  wie  man  dann  wwarten  müsste 
(FdDel.  Prol.  148  f.),  sondern  nur  im  Sing,  gebraucht  wird,  so  wird 
man  denselben  mehr  abstrakt  als  Versippung,  Verwandtschaft  oder 
aber  als  Artbesonderung  zu  fassen  haben.  Die  Ableitung  ist  nicht 
mehr  klar  (u.  das  gibt  ein  Vorurtheil  für  das  Alter  des  Wortes):  mit 
r»*it3^,  arab.  main,  aof^i  mag  es  immerhin  zusammenzustellen  sein; 
die  Vermittlung  läge  aber  nicht  in  Idia  {Ges.  th.  778),  sondern  in  dem 


Gen.  1,  13—15.  27 

Begriff  der  Ähnlicfikeit.    Gegen  die  angebliche  {Wl.  Gshr.)  Entlehnung 
aus  dem  Aramäischen  s.  Lag,  B.  d.  Nom.  188  f. 

V.  14—19.  Vierler  Tag  u.  5.  Werk;  Erschaffung  der  Lichtkörper 
am  Himmel.  Mit  ihnen  wird  der  Obergang  gemacht  zu  den  Einzelwesen 
(S.  14).  (Im  bab.  Bericht  handelt  sich's  um  Bereitung  der  Gestirne 
zu  Standörtern  u.  Abbildern  der  Götter  u.  um  Herstellung  der  fQr  die 
Astronomie  wichtigen  Sterne,  Punkte,  Lmien,  Mondphasen  u.  dergl., 
Jens.  290 ff.).  V.  14.  m*»»»?  '•nj]  es  entstehen  Lichtkörper!  Zum  Sg. 
•^»1^  Ges.  145,  7*.  *>^«5]  Lichtort  u.  Lichtwerkzeug,  qxoari^Q  LXX  Aq. 
("^^K  im  selben  Sinn,  im  Plur.,  wagt  erst  ein  später  Dichter  Ps.  136,  7 
Tuch).  Licht  ist  schon  früher  da;  nun  sollen  Lichtkörper  entstehen, 
welche  dieses  Licht  d.  h.  einen  Theil  desselben  in  sich  aufnehmend 
zugleich  seinen  Einfluss  auf  die  Erde  regeln.  Dass  diese  Lichtkörper 
schon  vorher  gemacht  oder  vorbereitet,  u.  am  4.  Tag  nur  vollendet 
u.  in  ihrer  Beziehung  zur  Erde  geregelt  worden  seien  (Ke.),  ist  gegen 
den  Text,  wie  die  Vergleichung  dies  "^nj  V.  3  u.  6,  u.  das  Fehlen  des 
Artikels  vor  ry^k^  ausweist  (s.  S.  12).  ö'iawn]  +  "^  P»"  ^'  ^»"^"^ 
Sam.  LXX.  ^^n^l  consecutiv.  Bei  keinem  andern  Werk  wird  der  Zweck 
seiner  Schöpfung  so  ausfuhrlich  angegeben,  (bei  den  organischen  Wesen 
wird  gar  kern  Zweck  erwähnt,  bei  den  3  ersten  Werken  wird  er  durch 
die  Namen,  die  Gott  dem  Werke  gab,  angedeutet).  Ein  stillschweigen- 
der  Gegensatz  gegen  den  heidnischen  Aberglauben,  der  sich  an  die  Ge- 
stirne heftet,  ist  darin  nicht  zu  verkennen.  Indem  gesagt  wird,  was 
sie  sind  u.  wozu  sie  dienen,  wird  angezeigt,  was  sie  nicht  sind  u. 
wozu  sie  nicht  dienen.  Der  Zweck  ist  ein  dreifacher:  1)  zu  scheiden 
zwischen  dem  Tag  u.  der  Nacht  Y.  14^  oder  dem  Licht  u.  der  Fin- 
stemiss  V.  18,  u.  zu  beherrschen  den  Tag  u.  die  Nacht  V.  18;  speciell 
soll  die  Sonne  zur  Beherrschung  des  Tags  u.  der  Mond  zur  Herrschaft 
der  Nacht  dienen  V.  16.  Da  (V,  4)  der  Wechsel  von  Tag  u.  Nacht 
schon  unabhängig  von  ihnen  vorhanden  ist,  kann  das  nur  heissen:  sie 
sollen  diesen  Wechsel  leitend  bestimmen  u.  beherrschen.  Di^  Sonne 
macht  nicht  (wenigstens  nicht  allein,  nach  dieser  Vorstellung)  die  Tages- 
helle,, Mond  u.  Sterne  machen  nicht  das  Nachtdunkel,  aber  sie  fuhren 
dieselben  herbei;  wenn  die  Sonne  einerseits,  Mond  u.  Gestirne  anderer- 
seits kommen,  muss  auch  Tag  oder  Nacht  folgen;  sie  geben  die  Zeit 
an,  wo  der  eine  oder  die  andere  eintreten  soll,  u.  beherrschen  sie 
(nam.  hinsichtlich  ihrer  Länge).  2)  sie  sollen  dienen  (Num.  10,  2. 10. 
Jes.  4,  6)  zu  Zeichen  u.  zu  festen  Zeiten  u.  zu  Tagen  u.  Jahren.  Zei- 
chen sollen  sie  geben  theils  in  ordentlicher  Weise,  zB.  Merkzeichen 
für  die  Himmelsgegenden,  die  Witterung  (Del.\  theils  in  ausserordent- 
licher, zB.  durch  Verfinsterungen  der  Sonne  u.  des  Mondes,  rothen 
Schein  des  letzteren,  Kometenerscheinungen  u.  s.  w.,  „welche  im  Alter- 
thum  als  Voranzeigen  ausserordentlicher  Ereignisse,  zB.  göttlicher  Ge- 
richte (Joel  3,  8  f.  Jer.  10,  2.  Matth.  24,  29}  galten''  (JSTn.).  an-yy-i»] 
sind  nicht  Zeiten  üb^haupt,  da  Tage  u.  Jahre  noch  besonders  genannt 
sind,  sondern  feste  Zeiten,  theils  Festzeiten,  die  oft  genug  Q^'Tif^'o 
heissen  u.  nach  dem  Monde  geregelt  wurden  (s.  noch  Ps.  104, 19.  Sir. 
48,  6),  theils  Wochen,  Monate,  Jahreszeiten,  Zeittermine  für  die  Be- 


28  Gen.  1,  15—20. 

schäftigungen  der  Mensclien  (Ackerbau,  SchifiTahrt  u.  s.  w.^,  sowie  für 
das  tliierische  Leben  (zB.  Brunstzeit,  Wandei*zeit  Jer.  8,  7),  sogar  für 
die  Pflanzen,  sofern  auch  diese  für  Grünen,  Blühen  u.  Absterben  ihre 
Zeilen  haben  (Kn,  Del),  zu  Tagen  u.  Jahren]  zur  Unterscheidung, 
Zälilung  u.  Berechnung  derselben  {Ke),  „Die  Tage  sind  bald  kurz, 
bald  lang,  was  von  der  Sonne  abhängt;  ebenso  die  Jahre,  je  nachdem 
sie  nach  dem  Mond  oder  der  Sonne  bestimmt  werden.  Dieser  viel- 
fachen Abhängigkeit  der  Erde  vom  Himmel  gemäss  wird  dem  letztern 
eine  Herrschaft  über  die  Erde  beigelegt  Ij.  88,  38'*  (Äh.)  ^'^i^'rM  rhvh] 
als  Hendiadyoin  (Ges,  Lehrg.  854)  zu  nehmen  „zu  Zeichen  der  Zeiten'* 
(Eichh.  GabL  Ges,  deW*  Bmg.)  ist  ebenso  unrichtig,  wie  9,sie  sollen 
sein  zu  (Erkennungs-)Zeichen  sowohl  für  die  Zeiten  als  auch  für  die 
Tage  u.  Jahre*'  (Tuch),  8)  der  8.  Zweck  ist  Licht  zu  verbreiten  auf 
der  Erde  V.  15.  Das  thun  sie  alle.  Die  Erwärmung,  weil  nicht  allen 
gemeinsam,  ist  nicht  hervorgehoben.  —  V.  16.  In  der  Ausfuhrung 
werden  die  m^ik»  besondert  in  die  2  grossen  Lichtkörper,  unter  denen 
wieder  der  grössere  u.  kleinere  {Ges.  133,  2)  unterschieden  werden, 
u.  die  Sterne,  Durch  diese  Besonderung,  verbunden  mit  der  Zweck- 
angabe, wird  dasselbe  geleistet,  was  V.  5.  8.  10  durch  die  göttliche 
Benennung.  Dass  man  hier  die  Namengebung  vermisse  {Tuchy  Sehr,), 
ist  nicht  begründet;  sie  findet  sich  bei  keinem  der  Einzelwesen  ausser 
(5,  2)  beim  Menschen.  Zu  der  Herrschaft  u.  s.  w.  vgl.  ausser  Y.  18 
auch  Jer.  31,  85.  Ps.  186,  7ff.  (Plin.  2  §  12  f.;  Cic  Tusc.  1,  68, 
TucK),  th^^n]  gegen  Giesebr.  243,  welcher  das  für  ein  jüngeres 
Wort  hält,  s.  Driv,  215.  —  V.  17.  Gott  gab  sie  an  die  Himmels- 
feste]  „that,  machte  sie  daran,  dass  sie  wie  angeheftet  daran  haften, 
an  feste  Punkte  gebannt  oder  in  bestimmten  Bahnen  gehalten,  vgl. 
Plut  plac.  phil.  2, 14;  Arat.  phaen.  10.  280.  274.  851.  500;  sidera 
coelo  affixa,  adhaerentia  bei  Plin.  2  §  106.  18  §  208"  (Äh.).  — 
Die  ganze  Ausfuhrung  über  die  Gestirne  ist  vom  Standpunkt  der  alten 
kindlichen  Weltanschauung,  welcher  der  geocenlrische  war,  gemacht. 
Diesen  Standpunkt  wissenschaftlich  mit  den  Sätzen  der  Astronomie  aus- 
gleichen zu  wollen,  ist  vergeblich.  Aber  obgleich  physikalisch  über 
die  Himmelskörper  ganz  anders  zu  urtlieilen  ist,  behält  der  Bericht 
doch  sein  gutes  Becht  Für  die  religiöse  Betrachtung,  um  die  es  sich 
hier  handelt,  genügt  es  über  die  Entstehung  u.  Natur  dieser  Himmels- 
körper zu  wissen,  dass  sie  Wunderwerke  der  allmächtigen  Schöpfer- 
kraft Gottes  sind,  u.  im  übrigen  sie  nach  dem  zu  nehmen,  was  sie 
für  uns  sind  u.  auf  uns  wirken;  uns  dienen  sie  nach  Gottes  Ordnung 
in  der  vom  Bericht  angegebenen  mannigfaltigen  Weise,  u.  vermitteln 
uns  durch  diesen  Dienst  den  Glauben  an  die  wundervolle  Harmonie 
des  Universums,  an  die  Macht  u.  Weisheit  des  Schöpfers  (vgl.  Ps.  8. 
19.  104). 

V.  20—28  fünfter  Tag  u.  6.  Werk:  Bevölkerung  des  Wassers 
u.  der  Luft  mit  Thieren.  Wie  Wasser  u.  Himmel  vor  dem  festen  Lande 
da  waren,  so  werden  auch  die  sie  erfüllenden  Wesen  vor  den  Thieren 
des  Landes  geschaffen,  wie  sie  denn  auch  ihrem  Organismus  nach 
niedriger  sind,  als  die  vollkommeneren  unter  den  Landtlüeren.     Die 


Gen.  1,  20—22.  29 

Zusainmenordnung  der  Wasser-  u.  Luftthiere  erklärt  sich  aus  der  Ähn- 
lichkeit ihrer  Elemente  (Flüssigkeit  u.  Beweglichkeit)  und  der  damit 
zusammenhängenden  mannigfachen  Ähnlichkeit  ihres  Organismus  u.  ihrer 
Fortpflanzung.  Über  den  Stofl*,  aus  dem  sie  gemacht  sind,  ist  nichts 
gesagt  Die  LXX  zwar  mit  i^ay(xyii(o,  u.  Äq.  Theo.  Sym,  mit  i^B^axca 
haben  (nach  Analogie  von  »:i^v\  V.  24)  andeuten  wollen,  dass  die 
Wasserthiere  aus  Wasserstoff  hervorgebracht  sind,  u.  haben  diesen 
Ursprung  auch  auf  die  Flugthiere  ausgedehnt,  indem  sie  ti^yi  als  2.  Obj. 
zu  ^2c^e^,  u.  f\t^y^^  relalivisch  nahmen,  aber  ohne  Zweifel  mit  Unrecht 
Denn  it'2'H  bedeutet  sonst  nicht:  in  wimmelnder  Menge  hervorbringen, 
sondern:  in  Fülle  sich  regen,  wimmeln,  u.  kann  als  Verbum  der  Fülle 
mit  dem  Acc.  {Ges.  117,  4  A.  4^)  verbunden  werden  (Ex.  7,  28.  Ps. 
105,  80).  Übrigens  ist  ynJ  (bei  A  häufig;  Ex.  7,  28  bei  C;  Dt,  14, 19) 
eine  altsemitische,  im  Geez  noch  ganz  lebendige  y^;  gerade  im  Aram. 
(dem  Gshr.  sie  zuspricht!)  ist  sie  fast  ausgestorben,  f^]  nicht  n. 
actionis,  sondern  concret:  Gewimmel;  es  bezeichnet  hier  nicht  (wie 
7,  21)  blos  die  kleineren  Thiere^  sondern  (V.  21)  auch  die  grossen: 
toimmeln  soll  das  Wasser  von  einem  Gewimmel  lebender  Wesen! 
(nach  den  Acc.  aber  wahrscheinlich:  von  einem  Gewimmel^  von  leb, 
Wesen),  tfiy]  im  AT.  nicht  blos  die  Vögel,  sondern  alle  Flugthiere 
(Lev.  11,  19  f.).  t)6^3^]  Pi'l.,  weil  von  einer  Masse  ausgesagt,  zugleich 
das  „hin  u.  her,  auf  u.  ab"  ausdrückend.  "^sß-V?]  an  der  Vorderseite, 
der  uns  zugekehrten  Seite  der  Himmelsfeste  hin,  d.  h.  in  der  Luft, 
Itlr  welchen  Be^ff  das  Hehr,  keinen  besonderen  Ausdruck  hat;  ebenso 
weiterhin  Vögel  des  Himmels  V.  26.  28.  80.  2, 19  f.  7,  2  u.  s.  n7ö«r?] 
+  1?  W5  LXX.  —  V.  21.  Der  Bericht  über  die  Ausführung  bestimmt 
auch  hier,  wie  sonst,  noch  einiges  genauer  ab  das  Schöpfungswort: 
er  unterscheidet  den  f^o  des  Wassers  in  die  grossen  fi^??  u.  die 
übrigen  Wesen,  "ps^]  „von  lan  dehnen,  slreckeny  ist  das  langgestreckte 
Thier,  u.  wird  zwar  auch  für  Schlange  gebraucht  (Ex.  7,  9  ff.  Dt  82, 
38.  Ps.  91, 18),  aber  häufiger  für  KrokodU  (Jes.  27,  1.  51,  9.  Ps. 
74,  18  u.  s.)  u.  andere  grosse  Wasserthiere  (Ij.  7,  12.  Ps.  148,  7), 
nie  speciell  für  Fische.  Diese  mit  den  im  Wasser  lebenden  andern 
Thierarten  werden  bezeicimet  mit'':  und  all  die  (übrigen)  lebendigen 
Wesen,  welche  sich  regen  u.  bewegen,  woüon  wimmelnd  wurde  das 
Wasser,  nach  ihrer  Art.  r«]  vor  ^»  Ges.  117,  1  A.  2.  njnn] 
Artikel,  da  «m  durch  Vs  determinirt  ist  o-^r^^  nach  den  Mass.  = 
^T?^%  (vgl.  Gen.  4,  4.  Nalj.  2,  8);  doch  kommt  sonst  ein  Plur.  von 
r»?  nicht  vor,  u.  ist  wohl  an^^»  (Ges.  91,  1  A.  1)  beabsichtigt  (on 
wegen  oa-an).  oa;  ti'iy]  Flugthiere  mit  Flügeln;  der  Ausdruck  hebt 
das  wesentliche  Merkmal  des  ^^ar  hervor,  welches  Vögeln  u.  andern 
Fluglhieren  gemeinsam  ist,  obgleich  auch  e)a&  ^m  gesagt  wurde  (7,  14. 
Dt  4,  17.  Ps.  148,  10  vgl.  Ps.  78,  27);  Adj.  beflügelt  (Del.)  ist  si« 
weder  hier,  noch  7,  14.  —  V.  22.  Als  beseelte  Wesen  erhalten  sie 
einen  göttUchen  Segensspruch,  welcher  ihnen  die  Fähigkeit,  durch  Fort- 
pflanzung sich  zu  erhalten  u.  zu  vermehren,  mittheilt  Die  Pflanzen 
wurden  zwar  mit  derselben  Kraft  begabt,  aber  nicht  angeredet,  nicht 
durch  einen  besonderen  Spruch.  —  Dass  der  Vrf.  annahm,  Gott  habe 


30  Gen.  1,  22—26. 

von  jeder  Thierart  immer  nur  ein  Paar  geschaffen  {Kn,)y  kann  aus  der 
Analogie  des  Menschen,  mit  dem  es  eine  andere  Bewandtniss  hat,  auch 
aus  der  Flulhgeschiehte  (6, 19 f.)  nicht  gefolgert  werden;  'jat'jw:  V.  20 
spricht  eher  dagegen. 

V.  24 — 81  sechster  Tag,  7.  und  8.  Werk:  Schöpfung  der  Land- 
thiere  u.  der  Menschen.  —  V.  24  f.  Die  Landthiere  soll  die  Erde  (das 
Land)  hervorgehen  lassen  (vgl.  V.  12)  oder  hervorbringen;  aber  sofort 
V.  25  heisst  es  (anders  als  bei  den  Pflanzen),  dass  Gott  sie  machte. 
Auch  sollen  schwerlich  durch  diese  Wendung  die  Landthiere  als  aus 
anderem  Stoff,  denn  die  Wasserthiere  u.  Vögel,  gemacht  dargestellt 
werden  (vgl.  V.  20).  Wohl  aber  will  Vrf.  durch  die  Betheiligung  der 
Erde  an  ihrer  Hervorbringung  ihren  niedrigen  Ursprung  gegenüber  vom 
Mensehen  andeuten.  Nach  andern  Stellen  des  AT.  (2,  19.  Ps.  104,  29. 
Koh.  3,  20)  sind  die  Thiere  aus  Erdstoff  gemacht,  wie  der  Mensch 
2,  7  (vglDiog.  Laert  2,  3,  4;  Ovid.  met.  1,  416  ff,  JTn.).  —  ";»!  »".] 
wird  zerlegt  in  8  Classen,  welche  in  veränderter  Stellung  V.  25  wie- 
derkehren. ^\?^]  das  stumme  grössere  vierfüssige  Thier,  zwar  auch 
die  grösseren  wilden  Thiere  einschliessend  (Gen.  6,  7.  20.  Lev.  11,  2 
u.  s.)  u.  in  Poesie  öfters  von  den  wilden  Thieren  gebraucht,  aber  ge- 
wöhnlich, u.  so  auch  hier,  das  zahme  Vieh,  Thi^e  der  Heerde  (Gen. 
47,  18  u.  s.)  u.  Lastvieh  (34, 23.  36,  6).  ^i\  das  sich  Regende 
überhaupt  (V.  28  u.  9,  3),  speciell  u.  so  hier  das  kl^nere  kriechende 
Gethier  (reptilia  i^Bt6v\  was  ohne  Füsse  oder  mit  unmerklichen 
Füssen  am  Boden  sich  fortbewegt  (6,  7.  7, 14.  Dt.  4,  18.  1  »eg.  5, 13), 
genauer  riön«n  fe»j  V.  26.  6,  20.  Hos.  2,  20,  weil  man  auch  den  r?? 
des  Wassers  wto;n  nennen  konnte  Ps.  104,  25  (v^.  Lev.  11,  46.  44; 
Ps.  69,  35).  Zwischen  beide  Classen  stellt  sich  t^««  ^^n]  die  Thiere 
des  Landes  (n^^  n«;n  2,  19),  „welche  draussen  im  freien  Lande,  in 
den  Gefilden  herumstreifen",  Raubthiere  (1  Sam.  17,46.  Ez.  29,5. 
Ps.  79, 2  u.  s.)  u.  alles  übrige  Wild.  T??"^'"'?'?]  *"s  der  ältesten 
Sprache,  in  welcher  das  Nom.  im  st  c.  auf  ^  (^)  auslautete  {Ges.  90,  8), 
u.  der  Artikel  noch  wenig  gebräuchlich  war  (ebenso  Ps.  50, 10.  79, 
2.  104,  11.  20.  §eph.  2, 14.  Jes.  56,  9).  Diese  Sprechweise  ist  hier 
gewählt  als  die  feierlichere,  weil  Gott  spricht;  V.  25,  wo  der  Er- 
zähler spricht,  steht  yjnn  injin.  nv^tk]  scheint  zu  allen  8  Classen  zu 
gehören,  vgl.  V.  25.  —  Über  das  Fehlen  des  Segenspruchs  über  die 
Landthiere  s.  S.  15.  —  V.  26  f.  Als  letztes  u.  höchstes  der  beseelten 
Wesen  wird  der  Mensch  geschaffen.  Seine  Sdiöpfung  ist  zwar  mit  der 
der  Landthiere  auf  ^inen  Tag  zusammengerückt,  u.  dadurch  eine  gewisse 
Zusammengehörigkeit  beider  anerkannt  Aber  viel  mehr  ist  der  Bericht 
darauf  aus,  seine  Verschiedenheit  u.  seine  hohe  Würde  gegenüber  von 
diesen  u.  allen  andern  Wesen  hervorzuheben.  Sie  wird  durch  seine 
Stellung  am  Ende  der  ganzen  Reihe  angedeutet,  u.  durch  Geltend- 
machung seiner  Gottebenbildlichkeit  u.  Herrscherstellung  ausdrücklicli 
ausgesprochen.  Schon  in  der  Eingangsformel  tritt  die  Wichtigkeit  dieses 
letzten  Actes  hervor,  da  hier  nicht  wie  bisher  fortgefahren  wird:  „u. 
Gott  sprach:  es  entstehe  der  Mensch T'  sondern  seine  Schöpfung  als  £r- 
gebniss  eines  besondern  Rathschlusses  Gottes  hingestellt  wird,     nfcw] 


Gen.  1,  26.  31 

Yoluiit,  Ges.  75,  6.  Dass  Gott  im  Plur.  von  sich  redet  (vgl  11,  7. 
Jes.  6,  8),  ist  aus  der  Selbstauflbrderung,  wo  der  Redende  mit  dem 
Angeredeten  sich  wie  eine  Doppelheit  von  Personen  zusammenfasse 
(HUz,  zu  Jes.  6,  8 ;  Tuch,  HSchullx),  nicht  zu  eridären,  da  ein  solcher 
Phur.  sonst  nicht  nachwei3har  ist,  vielmehr  Gott  auch  bei  Selhst- 
aufforderungen  im  Sg.  1  p.  redet  (zB.  2,18.  Jes.  33,10);  ebenso 
wenig  aus  der  Sitte  der  Herrscher,  in  öffentlichen  Erlassen  durch  Wir 
zu  reden  (Merc.  Grot.  Kn,  a.),  weil  diese  später  im  Morgen-  u.  Abend- 
land gewöhnliche,  im  Qorän  auf  Gott  übertragene  Sitte  bei  den  HebrSem 
noch  nicht  war,  u.  im  AT.  nur  von  persischen  u.  griech.  Herrschern  vor- 
kommt (Esr.  4,  18.  1  Macc.  10,  19. 11,  31. 15,  9).  An  die  triniUrische 
Selbstunterscheidung  Gottes  (KV.  u.  Dogmatiker)  kann  ohnedem  im  AT. 
nicht  gedacht  werden.  Zutreffender  scheint,  dass  Gott  hier  (wie  11,  7. 
Jes.  6,  8)  communicative  mit  den  ihn  umgebenden  himmlischen  Wesen 
rede  (PAiYo,  TgJon.^  Äa/.  IE.,  Gabi.  Del)\  auch  «r>^»7»  'üöV:!»  stimmte 
dazu,  da  die  Engel  als  Gottessöhne  eben  auch  an  der  göttlichen,  dem 
Menschen  mitzutheilenden  Natur  Theil  haben  (vgl.  3,  22  u.  Ps.  8,  6 
mit  Hehr.  2,  7).  Indessen  durch  rtv^a  wfirde  eine  Mitthätigkeit  der 
Geister  liei  dw  Menschenschöpfung  gesetzt,  gegen  die  sonstige  Schrift* 
lehre  (Jes.  44,  24.  40,  18 f.);  auch  fehlt  bei  A  sonst  jede  Erwähnung 
der  Engel.  Man  wird  sich  deshalb  die  Sache  doch  anders  zurecht- 
legen müssen.  Man  denke  daran,  dass  dem  Hebräer,  der  Gott  v^n^K 
im  PL  benennt,  Gott  die  lebendige  persönliche  Zusammenfassung  einer 
Fülle  von  Kräften  u.  Mächten  ist,  Gott  also  ganz  anders  als  Menschen 
durch  Wir  von  sich  reden  kann  (nicht  muss).  Diese  Auflockerung  des 
Ich  zu  Wir  erscheint  hier  angebracht,  nicht  blos  wegen  der  Feier- 
lichkeit des  Augenblicks,  wo  er  aus  dem  Vollgefühl  seiner  Würde  her- 
aus spricht,  sondern  weil  es  sich  jetzt  darum  handelt,  aus  der  Fülle 
der  göttlichen  Kräfte,  die  er  in  sich  vereinigt,  an  den  Menschen  mit- 
zutheilen.  Es  dürfte  sich  sogar  fragen,  ob  es  für  das  Gottesbewusst- 
sein  des  Vr^  erträglich  gewesen  wäre,  zu  sagen:  „Gott  sprach:  ich 
will  Menschen  machen  in  meinem  Bild^^  Wenigstens  die  Spätem 
würden  das  corrigirt  haben,  man  vgl.,  wie  V.  27  LXX  "i^^^i^B  auslassen 
u.  B*»nl9»  0^28»  V.  27.  5,  1.  9,  6  xor  thova  ^sov,  nicht  xov  ^sov 
übersetzten,  obwohl  sie  sonst  in  Gen.  Iff.  w^rr^n  mit  o  ^sog  wieder- 
geben (s.  auch  Ps.  8,  6  LXXl  u.  wie  Sym.  in  V.  27  &^^^  B^sas  abtheilt. 
ta^»]  collect  (nach  PL  '»t'i':;;  über  das  Etymon  s.  2,  7.  ^\^^]  in  un- 
serem Bild,  so  dass  der  Mensch  das  Bild  Gottes  trägt,  gleichsam  darein 
gefasst  oder  gekleidet  ist,  wobei  übrigens  zu  bemerken  ist,  dass  a  ab 
a  der  Norm  auch  sonst  gebräuchlich  ist,  zB.  Ex.  25,  40.  30,  32.  37. 
wütt'id]  nach  (gemäss)  unserer  Ähnlichkeit,  drückt  denselb^  Sinn 
aus,  nur  abstrakter,  und  soll  das  *i3!D^2sa  nicht  abschwächen  {ümhr,  Sünde 
S.  4),  sondern  cumulirend  den  Gedanken  nachdrücklicher  hervorheben 
(s.  y.  27).  Die  griech.,  u.  auch  lateinische  KW.  haben  unterschieden, 
iUoiv  (imago)  auf  die  physische  oder  auch  angebome,  ofio/oa»^  (simi- 
litudo)  auf  die  ethische  oder  auch  anzueignende  Seite  des  göttl.  Eben- 
bilds beziehen  wollen.  Aber  das  Fehlen  des  )  zwischen  'xa  u.  '^o 
(blos  LXX  haben  xa[)  fQhrt  nicht  auf  solche  Unterscheidung;  V.  27 


32  Gen.  1,  26. 

u.  9,  6  ist  nur  der  eine  der  beiden  Ausdrücke  gebraucht,  5,  1  nur 
der  andere  (vgl.  5,  3  yro  auch  die  Prdp.  wechselt).  Dass  m^^^  aus 
dem  Aram.  entlehnt  sei  {WL  I.  401),  ist  unbeweisbar;  seiner  Bildung 
(nno9,  rnat)  u.  Y  ^^^^  {"^^  Gant,  bei  Hos.,  Jes.)  ist  es  gut  hebrSisch, 
u.  im  Hebr.  das  einzige  Wort  (2  Reg.  16,  10  schon  in  der  Quelle)  für 
Ähnlichkeit  (s.  auch  Driv.  216).  Das  Gleiche  gilt  von  Ti'j^y  welches  in  der 
Bedeutung  herrschen  im  Aram.  unbekannt  ist  (und  nur  vom  Hebr.  her 
im  Targ.  u.  Talm.  noch  ein  Paar  mal  vorkommt);  endlich  va;  V.  28 
(gemeinsemit)  ist  durch  2  Sam.  8, 11.  Zach.  9,  15.  Mich.  7,  19  (trotz 
Stade)  hinlänglich  als  zum  altem  Gut  gehörig  bezeugt  —  Die  Menschen 
sollen,  kraft  ihrer  Gottähnlichkeit,  ihre  irdischen  Mitgeschöpfe  beherr- 
schen, eig.  auf  sie  treten  (Ps.  8,  5  fr.).  &;n  ra^]  ein  GoUectivbegriff 
{Ew.  179«)  s.  V.  a.  B«n  «^a^r  9,  2.  Ps.  8,  9.  -rw^'H?"]  in  der  Auf- 
zählung der  Thiergattungen  höchst  auffallend.  Zwar  konnte  man  t^mh 
für  Erdbevölkerung  (Gen.  9,  13.  19.  10,  25.  11,  1 ;  schwerlich  für 
T?Mn  bify  s.  Ij.  12,  8)  sagen,  aber  das  reicht  hier  in  der  Aufzählung, 
wo  man  eine  hestimmte  Glasse  von  Landthieren  erwartet,  nicht  aus. 
Hätte  aber  der  Vrf.  die  Erde  selbst  als  Object  der  Unterwerfung  ge- 
meint, wie  V.  28  (ATe.),  so  hätte  er  diese  Worte  an's  Ende  des  V. 
setzen  müssen.  Demnach  wird  die  Lesart  verdorben,  u.  obwohl  auch 
LXX  Sam.  Onk.  sie  haben,  doch  mit  Pei.  {Cler.  llg.  Ew.  Olsh.  Bei.) 
fn»n  n»n-^an  (V.  25)  zu  lesen  sein.  —  Diese  Herrschaft  des  Men- 
schen ist  nun  aber  blos  Folge  seiner  Ebenbildlichkeit,  nicht  diese  selbst; 
das  folgt  aus  Y.  28,  wo  sie  dem  nach  Gottes  Bild  Geschaffenen  erst 
durch  einen  besonderen  Segen  Gottes  zugesprochen  wird.  Was  unter 
der  Gottähnlichkeit  näher  zu  verstehen  sei,  darüber  spricht  Vrf.  sich 
nicht  bestimmt  aus.  Aber  zum  voraus  ist  klar  1)  dass  ihm  der  ganze 
Vorzug  des  Menschen  vor  dem  Thier  darin  zusammengefasst  ist,  2)  dass 
sie  nach  ihm  sich  durch  Zeugung  in  der  Menschheit  forterbt  (5, 1 — 3), 
und,  wie  die  daraus  abgeleitete  Herrschaft  über  die  Thiere,  dem  Men- 
schen überhaupt  zukommt  (9,  3;  wie  Ps.  8,  6),  nicht  blos  dem  Men- 
schen im  Urzustand,  also  von  ihm  auch  nicht  in  eine  besondere  sittl. 
Vollkommenheit  des  ersten  Menschen  gesetzt  worden  sein  kann;  3)  dass, 
weil  nach  der  Lehre  des  Mosaismus  Gott  ein  Geistwesen  ist,  das  zwar 
in  dieser  u.  jener  Erscheinungsform  sich  vergegenwärtigen  kann,  aber 
ohne  Gestalt  u.  darum  auch  durch  keine  sinnl.  Gestalt  abbildbai*  (Ex. 
20,  4.  Dt  4,  12.  15  ff.  Jes.  31,3)  ist,  trotz  des  Ausdrucks  Bild  die 
Ähnlichkeit  nicht  zunächst  u.  vorzüglich  in  der  äusseren  Gestalt  des 
Menschen  gesucht  werden  darf.  Ist  das  aber  so,  so  kann  der  Vrf. 
den  Menschen  ein  Abbild  Gottes  u.  Gott  ähnlich  nur  darum  genannt 
haben,  weil  er  in  seiner  geistigen  Begabung,  (Denkfähigkeit,  Selbstbe- 
wusstsein,  Willensfreiheit)  u.  seinem  Sinn  für  das  Ewige,  Wahre  u. 
Gute,  göttliches  Wesen  u.  göttl.  Kräfte  mitgetheilt  bekommen  hat, 
zwar  nur  abbildiich  u.  in  abgeleiteter  Weise,  aber  doch  so,  dass  er 
durch  diese  seine  göttL  Grundkräfte  über  alle  anderen  irdischen  Wesen 
hervorragt  u.  sie  zu  beherrschen  geeignet  ist  Sofern  dieses  geistige 
Wesen  auch  seiner  äussern  Erscheinung  den  Adel  u.  die  Würde  (schöne 
Gestalt,  aufrechte  Stellung,  gebietende   Haltung,  edle  Bewegung,  aus- 


Gen.  1,  26.  27.  33 

dnicksvolle  Geberde,  geistigen  Blick,  Kn.)  verleiht,  welche  ihn  vor  allen 
irdischen  Geschöpfen  auszeichnen,  u.  y,vor  vtrelchen  die  Thiere  scheu  u. 
furchtsam  w^eichen^^  (9,  2.  Kn.),  ist  seine  leibl.  Gestalt,  der  Ausdruck 
u.  das  Werkzeug  seines  Geistes,  von  seinem  geistigen  Wesen  nicht  zu 
trennen,  u.  soll  gewiss  auch  nach  dem  Sinn  des  Vrf.  aus  dem  Begriff 
der  Ebenbildlichkeit  nicht  ausgeschlossen  sein.  Man  kann  das  auch  aus 
Gap.  5,  3  schliessen  (Kn.),  wo  der  Vrf.  von  dem  Verhältniss  des  Sohnes 
zum  Vater,  das  ja  auch  ein  Verhältniss  der  leibl.  Ähnlichkeit  war,  die- 
selben  Ausdrücke  gebraucht  Aber  selbst  dort  kann  die  Ähnlichkeit 
damit  nicht  erschöpft  sein,  noch  viel  weniger  gegenüber  von  Gott.  — 
Übrigens  kommt  das  Ebenbild  mit  diesem  Ausdruck  im  AT.  nur  bei 
A  vor  (Ps.  8  spricht  von  derselben  Sache  mit  andern  Ausdrücken),  u. 
alle  späteren  Erwähnungen  desselben  gehen  auf  ihn  zurück.  Gelehrte 
Deutungen  des  Begriffs  findet  man  Sir.  17,  3  ff.  (vgl.  Sap.  9,  2  f.),  u. 
Sap.  2,  23.  Wie  diese  Stellen  schreiben  auch  1  Gor.  11,  7.  Jac.  3,  9 
das  Ebenbild  dem  Menschen  überhaupt  zu;  jedoch  vertieft  sich  bei 
Paulus  der  Begriff  zur  Idee  der  sittlich-religiösen  Vollkommenheit,  u. 
spricht  er  darum  von  demselben  als  einem  durch  die  Sünde  verdorbe- 
nen, erst  durch  Christus  wiederhergestellten  u.  vnederherzustellenden 
(Col.  3,  10;  Eph.  4, 24);  an  diesen  paulin.  Sprachgebrauch  schliesst 
sich  die  kirchl.  Lehre  darüber  an,  welche  über  diese  grundlegenden 
Stellen  des  AT.  weit  hinausgeht.  „Zeitig  nahm  man  (s.  S.  31)  bei 
den  Juden  an  der  bibl.  Vorstellung  Anstoss  u.  Uess  den  Menschen  nur 
nach  dem  Bilde  der  Engel  geschaffen  sein,  zB.  LXX  Syr.  Ghald.  zu  Ps. 
8,  6;  Saad.  zu  Gen.  9,  6;  samar.  Üb.  zu  Gen.  5,  1.  9,  6;  Pers.,  Qimli. 
zu  Gen.  5,  1 ;  Ba§.  zu  Gen.  1.  Übrigens  kommt  jene  Vorstellung  auch 
im  übrigen  Alterthum  vor.  Der  Mensch  wurde  nach  Lucian  de  imag. 
28  vom  besten  der  Philosophen  eiKav  ^sov  genannt,  nach  Hermes  bei 
Lact  inst  div.  2,  10  ad  imaginem  Bei  gemacht,  nach  Ovid.  met  1, 
83  in  effigiem  moderantum  cuncta  Deorum  gebildet  Cicero  de  nat 
deor.  1,  32  bezeichnet  die  Menschen  als  similes  Deorum  u.  erinnert 
de  leg.  1,  9,  wie  auch  Juvenal  15,  142  ff.,  an  die  aufrechte  Gestalt, 
aber  auch  an  das  Geistige.  Arat  phaenom.  5  nennt  die  Menschen  ein 
Jtog  yhog,  welches  Paulus  Act  17,  28  zu  einem  ^eov  yivog  er- 
weitert, u.  die  Pythagoreer  lehrten  eine  ovyyiveiav  ovd'QfiTcmv  Ttqog 
^sovg  (Diog.  Laert.  8,  1,  19),  dachten  aber  dabei,  wie  auch  andere, 
zB.  die  Platoniker,  an  die  Seele  als  Ausfluss  der  Gottheit,  während 
andere  zugleich  behaupteten,  ro  elöog  ccirco  d'sa  iomhai  (Philostr. 
vit.  Apoll.  8,  7).  Auch  Phocyl.  carm.  101  nennt  den  Geist  «/xcai/ 
-^cov"  (An.).  Es  versteht  sich  jedoch,  dass  in  der  heidnischen,  die 
Gottheit  vermenschlichenden  Denkweise  alle  diese  Aussagen  viel  weniger 
zu  bedeuten  haben,  als  auf  bibL  Standpunkt.  —  V.  27.  Freudig  ge- 
hoben berichtet  der  Vrf.  die  Schöpfung  des  Menschen  mit  dichterischem 
Anhauch  in  3  rhythmischen  Gliedern  {Ew,),  Glied  b  hebt  aus  Gl.  a 
einen  Punkt,  das  "^»V^a,  als  hochvnchtig  besonders  heraus;  c  ergänzt 
a  u.  b  in  Beziehung  auf  die  Zahl  der  Geschaffenen,  bi  a  u.  b  genügt 
es,  vom  Menschen  im  allgemeinen  zu  sprechen,  daher  ^mk;  in  c 
vnrd  wegen  der  Zweiheit  der  Individuen  diik  gesagt  Die  Deutung» 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.  6.  Aufl.  3 


34  Gen.  1,  27—29. 

dass  der  Mensch  zuerst  als  einer  geschaffen  u.  nachher  zu  zweien  um- 
geschaffen worden  sei,  erlaubt  schon  der  Ausdruck  nicht;  dass  die  Aus- 
sage des  c  besonders  hingestellt  ist,  ist  nur  Folge  des  poet.  Rhythmus. 
ein  Männlein  u.  Weiblein  schuf  er  sie]  nicht:  männlich  u.  weibUch 
schuf  er  sie,  als  wäre  die  Zahl  der  Paare  hier  unbestimmt  gelassen, 
denn  ^^l  u.  ria;93  sind  nicht  collect,  u.  dass  der  Vrf.  nur  ^in  Paar  an- 
nahm, ist  Cap.  5,  Iff.  deutlich  (anders  Tuch^  24.  39).  Die  Frage, 
ob  die  Menschheit  von  einem  oder  mehreren  Paaren  abstamme,  ob- 
wohl in  der  neueren  Wissenschaft  lebhaft  erörtert  {Gabler  Urgesch. 
II,  2  S.  41 ;  Win,^  1. 20 ;  Zöckler  Theol.  u.  Naturwiss.  H.  768 ff.),  aber  noch 
nicht  gelöst  u.  wissenschaftlich  überhaupt  kaum  lösbar,  lag  als  Streit- 
frage dem  Alterthum  gar  nicht  vor.  Auch  der  Vrf.  macht  keinen  Gegensatz 
gegen  eine  abweichende  Ansicht  (etwa  durch  Hervorhebung  mit  dem 
Zahlwort);  obgleich  er  nur  ein  Paar  annimmt  (wie  ausserbiblische  Kos- 
mogonien),  zeigt  er  doch  durch  das  coUective  d^k  V.  26,  dass  ihm 
das  Schwergewicht  gar  nicht  auf  diesen  Punkt  fällt.  Was  er  betont, 
ist,  dass  Gott  die  Menschen  in  seinem  Bilde  (u.  mit  der  Geschlechts- 
differenz, vgl.  Matth.  19,  4)  geschaffen  hat,  dass  sie  in  ihrem  Ver- 
hältniss  zu  Gott  durch  ihre  gottebenbildliche  Natur  alle  gleich  sind. 
An  der  Anerkennung  dieses  Satzes  ist  die  Religion  selbst  betheiUgt 
naf>^!i  ^st]  obwohl  bei  A,  wo  erwachsene  Leute  beiderlei  Geschlechts 
in  Rede  stehen,  auch  ninj  xs'^h  vorkommt  (Ex.  35,  29.  36,  6;  beson- 
ders wenn  ältere  Vorlagen  gebraucht  sind  Lev.  13,  29.  38.  20,  27. 
Num.  5,  6.  6,  2  cf.  Dt  17,  2),  so  bedient  er  sich  doch,  als  ein  an 
schärfere  Begriffsbestimmungen  gewöhnter  Rechtskundiger,  nicht  blos  bei 
Thieren,  sondern  auch  bei  Menschen  überall  da,  wo  es  auf  den  Ge- 
schlechtsunterschied ohne  Unterschied  des  Alters  ankommt,  für  mas  des 
Ausdrucks  '^sj  (zB.  Gen.  17,  lOff.;  Ex.  12,  48.  Lev.  6,  11.  22.  7,  6. 27, 
3  ff.  Num.  1,  2  ff.)  wie  auch  andere  (vorexilische)  Schriftsteller  Ex.  23, 
17.  34,  23.  Dt  4, 16.  15,  19.  16,  16.  20,  13.  Jud.  21,  llf.  1  Reg. 
11,  15.  Jer.  20,  15.  30,  6),  u.  für  femina  (wofür  n;»»  Lev.  18,  22. 
20,  18,  cfr.  Jud.  21,  llf.)  des  napj  (wie  Jer.  31,  22.  Dt  4,  16). 
Durch  das  Arab.  u.  Assyr.  erweist  sich  ^s;  als  ein  altsemit  Ausdruck, 
der  nur  im  Aram.  bald  den  speciellen  Begriff  Widder  annahm,  (über 
die  Behauptung,  ^^sj  sei  die  jüngere  Form  fftr  älteres  "^«J,  s.  zu  Ex. 
23,  17);  n^ga  aber,  von  einer  gut  hehr,  y^,  u.  directer  Gegensatz  zu 
^dT,  kann,  obwohl  sonst  nur  im  Aram.  erhalten,  nicht  erst  in  der  ver- 
feinernden, alles  grob  Sinnliche  meidenden  Sprechweise  der  jüngeren 
Zeit  aufgekommen  sein  (gegen  Wlh,,  Gsbr,),  —  V.  28.  Auch  sie  er- 
halten einen  Schöpfungssegen,  aber  in  u.  mit  diesem  nicht  blos  die 
Kraft  sich  zu  vermehren  u.  die  Erde  zu  fällen  (V.  22),  sondern  auch 
die  Kraft,  sich  die  Erde  selbst  u.  ihre  lebenden  Wesen  zu  unterwerfen, 
wie  Herren  mit  Eigenthumsrecht  (Ps.  115,  16)  darüber  zu  schalten 
u.  sie  ihren  Zwecken  dienstbar  zu  machen.  Wohl  nur  zur  Erhöhung 
der  Feierlichkeit  ist  im  hbr.  Text  das  vollere  ß'^nl?«  w\\  ^h^)_  gesagt 
statt  ^b»\  (V.  22),  was  die  LXX  ausdrücken,  was]  s.  zu'V.  26.  r^^'^H 
über  Art  zu  V.  21 :  die  auf  der  Erde  sich  regenden  Thiere  für  sämmt- 
hche  Landthiere.  —  V.  29  f.    Verordnung  eines  Grundgesetzes  fOr  die 


Gen.  1,  29.  30.  35 

Geschöpfe^   sich  anschliessend  an  das  Heerscherrecht  des  Menschen  u. 
dieses  beschränkend,  aber  wegen  seiner  weiter  greifenden  Bedeutung  als 
ein  besonderes  Gotteswort  eingeführt.  Es  betrifit  die  Nahrung  der  Menschen 
u.  Thiere.     Den  Menschen  weist  Gott  die  Samen  tragenden  Kräuter  u. 
die  Samenfrucht  tragenden  Bäume  an,  s.  zu  V.  11  (vgl.  2,  16.  3,  18). 
^Pt:i]  ich  gebe  hiemit,  „dedero",  vgl.  9,  13.  16,  18.  17,  20.  23,  11.  13 
{Ges.  106,  3).  aw-Vs— 'k]  V.  21.    ant  y^v]  Samen  säend  oder  streuend, 
wenn  nicht  dieses  Qal,  wie  V.  11  f.  das  Hi.,  von  ȟj.  erst  denominirt  ist 
(J^.  122^).    Dass  es  sich  Y.  11  f.  um  den  erst  zu  bildenden,  hier  um  den 
schon  gebildeten  d.  h.  reifen  Samen   handle  {BöUch,  NÄ.  I,  9;  DeL\ 
ist  wohl  zu  fein.     Für  die  menschliche  Nahrung  kommen  die  Kräuter 
u.  Bäume   hauptsächlich  wegen  ihres  Samens   in  Betracht     ^^^k^]  s. 
Driver  217  f.    In  V.  30  muss  das  T??  von  V.  29  noch  fortwirken, 
u.  n^3K^  n;n^  05^  V.  29  parenthetisch  genommen  werden  (nach  Ew. 
JDeL^  wäre  ein  "^^na  vor  ^s-r»K  V.  30  ausgefallen).    In  der  Aufzählung 
der  Thiere  fehlen  nicht  blos  die  D;n  «»an  u.  diese  gewiss  absichtlich, 
sondern  auch  (vgl.  V.  24  f.)  die  "»t^s;  schwerlich,  weil  das  zahme  Vieh, 
beim  Menschen  lebend,  an  dessen  Nahrungsmitteln  vielen  Antheil  hat 
(iTw.);  viehnehr  wird  es  in  v;jKn  n«rT  (vgl.  V.  28)  inbegriffen  sein  {Del.). 
Diesen  Thieren  ist  das  Grün  des  Krautes  angewiesen  d.  h.  alles  grüne 
Gras  u.  Kraut;  p;;».;;  deutet  an,  dass  a^;?  hier  im  weitesten  Sinn  (s.  Y.  11  u. 
vgl.  2,  5;  Ex.  9,  25.  10,  15),  ah$o  in  weiterem  als  V.  29,  genommen  ist 
u.  das  Gras  einschliessen  soll;  ^*^2fn   ist  nicht  gebraucht,  weil  es  oben 
V.  11  f.  nicht  erwähnt  war;  wäre  V.  11  f.  k»!j  s.  v.  a.  Gras  überhaupt,  so 
wäre  dessen  Erwähnung  hier  zu  erwarten.  —  Diese  Nahrungsanweisung  ist 
nicht  erschöpfend  (Wasserthiere  unberücksichtigt;  Nahrungsmittel  wie 
Milch  u.  Honig  für   die  Menschen,  Körner   für  Vögel   u.  Landthiere 
nicht  erwähnt);  es  wird  nur  die   V.  11  f.  vierzeichnete  Gewächswelt 
unter  die  Lebewesen  des  Landes  (u.  der  Luft)  zum  Gebrauch  vertheilt, 
u.  werden  Kräuter  u.  Bäume,  mit  ihren  Samen  u.  Früchten,  den  Men- 
schen, Gras  u.  Krautesgrün  den  Thieren  zugewiesen;  es  ist  eine  Unter- 
scheidung in  Bausch   u.  Bogen.     Aber  die  Austheilung  der  Gewächs- 
welt unter  die  Lebewesen   ist  nicht  der  einzige  Gesichtspunpt,  unter 
dem  die  Stelle  betrachtet  sein  will.     Die  Nichterwähnung  der  Fleisch- 
nahrung für  den  Menschen,  dem  doch  das  Herrschaftsrecht  über  die 
Thiere  zugesprochen  ist,  führt  im  Zusammenhalt  mit  9,  2  ff.  auf  einen 
tieferen  Gedanken,  dem  der  Vrf.  Ausdruck  geben  will.    Fleischnahrung 
kostet  einem  Thiere  das  Leben;  solche  Tödtung  der  Thiere  für  den 
eigenen  Gebrauch  aber,  so  geläufig  sie  in  der  jetzigen  Weltordnung  ist, 
ist  nach  A  nicht  ursprünglich  gewesen  u.  der  Schöpferordnung  Gottes 
nicht  gemäss;    nicht  Krieg  u.    Mordlust,    sondern  Frieden  wollte  der 
Schöpfer  unter  seinen  Geschöpfen;  der  Bruch  dieses  Gottesfiriedens  in 
der  Schöpfung  tritt  erst  mit  dem  Sinken   der  Geschöpfe  ein.     Durch 
IPr'^'nil  V.  30  gibt  A  (vgl.  Gen.  6, 11  ff.)   deutlich  zu  verstehen,  dass 
er  wirklich  für  die  erste  Zeit  die  Aufrechterhaltung  dieses  Gottesfrie- 
dens annahm.     Demnach  sollen  V.  29  f.  das  göttl.  Grundgesetz  für  das 
Leben  der   Geschöpfe,   u.  damit  zugleich  eine  Charakteristik  des  Ur- 
standes  derselben,  speciell  der  Menschheit  geben;  sie  leisten  also  das- 

3* 


36  Gen.  1,  30.  31. 

selbe,  was  G  mit  seiner  Erzählung  vom  Gottesgarten  (Gap.  2  f.)  be- 
zweckt {Ew.  JB.  II.  134  fr.).  Mit  solchem  Glauben  an  eine  Urzeit 
paradiesischen  Friedens  stehen  die  bibl.  Erzähler  nicht  allein  (s.  Gap.  2), 
aber  auch  zu  der  besonderen  Fassung  des  Gedankens  hier  finden  sich 
auswärts  manche  Parallelen.  „Nach  Plato  de  leg.  6  p.  782  u.  Flut 
symp.  8,  8,  3  enthielt  man  sich  anfänglich  des  Fleischgenusses^  weil 
man  die  Tödtung  von  Thieren  als  unrecht  erachtete  (Diog.  Laert  8, 
1,  12;  Porph.  abst.  3,26);  ebenso  lässt  Ovid.  met  16, 96  ff.,  fast  4, 
395  fr.  die  Menschen  im  goldenen  Zeitalter  allein  fetus  arboreos  u. 
herhas,  noch  kein  Fleisch  geniessen;  Verg.  Ge.  1,  130  lässt  ursprüng- 
lich auch  die  reissenden  Thiere  von  Yegetabilien  leben'*  (Kn.),  Über 
die  persische  Lehre  s.  Spiegel  Er.  AK.  I.  455  f.  Die  Möglichkeit 
solcher  Lebensweise  lässt  sich,  was  den  Menschen  betrifft,  nicht  be- 
zweifeln: wenn  gleich  seine  Kauwerkzeuge  u.  Yerdauungsorgane  auch 
auf  tliierische  Kost  eingerichtet  sind,  so  ist  doch  erfahrungsmässig 
durch  viele  Beispiele  bis  herab  auf  die  Yegetarianer  nachgevnesen,  dass 
Fleischnahrung  für  ihn  entbehrlich  ist.  Bei  einfacher  lebenden  Völkern 
war  u.  ist  der  Fleischgenuss  selteneri  u.  vielfach  im  Alterthum  war 
das  natürliche  Grauen  vor  Blutvergiessen  noch  recht  lebendig  (Brah- 
manen,  Buddhisten,  Pythagoreer,  Manichäer).  Theils  geschichtliche 
Erinnerungen  an  solche  ältere  Zustände  u.  Sitten,  theils  das  natürl. 
Mitgefühl  mit  der  leidenden  Greatur  u.  die  innere  Stimme,  dass  Ver- 
folgung u.  Gewaltthat  unter  den  Geschöpfen  nicht  der  urspr.  Wille 
des  Schöpfers  sein  können,  dienten  der  ^schauung,  die  der  Vrf.  aus- 
drückt^ zur  Stütze:  wie  die  Dolmetscher  der  höheren  Religion  den 
Frieden  unter  den  Menschen  (zB.  Jes.  2,  4.  9,  5  f.  Zach.  9,  10),  bes. 
auch  den  Frieden  zwischen  der  Menschen-  u.  Thierwelt  (Hos.  2,  20; 
Jes.  lly  5 — 9.  65,  25)  als  das  Zukunftsziel  der  Entwicklung  hinstellen, 
so  haben  sie  auch  einen  Urständ  paradiesischen  Friedens  als  ein  ent- 
schwundenes Ideal  an  den  Anfang  der  Dinge  gesetzt  Viel  schvneriger 
ist  die  Denkbarkeit  eines  solchen  Urstandes  bezüglich  der  Ernährung 
der  Thiere.  Eine  Menge  von  Thierarten  lebt  auf  Kosten  anderer;  das 
erscheint  als  durch  die  Gonstruction  ihrer  Organe  u.  Leiber  ihnen  so 
vorgezeichnet,  u.  der  paläontologische  Erfund  erweist  solche  Organisa- 
tion derselben  als  urälteste,  dem  Dasein  des  Menschen  schon  voraus- 
gehende; in  Anbetracht  der  übergrossen  Fruchtbarkeit  u.  Vermehrung 
gevnsser  Thierclassen  stellt  sich  jene  ihre  Verwendung  zur  Erhaltung 
anderer  sogar  als  ein  Werk  schöpferischer  Weisheit  dar.  Derartige 
Schwierigkeiten  sind  aber  dem  Vrf.  noch  nicht  zum  Bewusstsein  ge- 
kommen, geschweige  dass  er  sie  (Gen.  6,  11  ff.)  mit  einer  späteren 
Veränderung  der  urspr.  Organisation  der  Thiere  gelöst  hätte.  Er  hat 
einfach,  unter  Voraussetzung  der  Identität  ihrer  leibl.  Organisation,  bei 
einigen  Thierarten  die  Möglichkeit  einer  einst  friedlicheren  Lebensweise 
u.  einer  nachherigen  Verwilderung  angenommen.  —  V.  31.  Nach  Ab- 
schluss  des  Sechstagewerks  erfolgt  das  göttl.  Billigungsurtheil,  diesmal 
über  die  Gesammtheit  aller  Werke,  auf  ^k»  a'ita  lautend,  weil  eben 
durch  den  Zusammenhang  der  einzelnen  Theile  mit  einander  u.  ihr 
zweckvolles  Sichentsprechen  ihre  Trefflichkeit   um   so   heller   hervor- 


Gen.  1,  31  —  2,  1.  2.  37 

leuchtet.  **i^]  nicht,  wie  bisher,  ein,  sondern  der,  als  wollte  Yrf. 
damit  sagen:  der  sechste  u.  damit  letzte  der  6  Tage.  Dass  nur  **««, 
nicht  tfp  den  Artikel  hat  (1,  21.  28  gehören  nicht  hieher),  ist  nicht 
Zeichen  jungen  Sprachgebrauchs  {WL  I.  402);  denn  diese  Redeweise 
{Ges.  126,  5  A.  1)  findet  sich  in  A  nur  bei  öi-  (2,  3.  Ei.  12,  15)  so 
wie  in  anderen  Schriften  (Ex.  20,  10.  Dt  5,  14.  Lev.  19,  6.  22,  27), 
wogegen  bei  allen  anderen  Substantiven  A  immer  den  Artikel  schreibt 
(Gen.  8,  6.  Ex.  28, 10.  18ff.  39,  11  ff.  26,  9.  29, 19.  39.  41.  Lev. 
8,  22.  Num.  28,  4.  8  u.  s.),  also  noch  keineswegs  zum  Sprachgebrauch 
von  n^^-rasn  rw»  (vgl.  Gen.  41,  26.  Jud.  6,  25.  1  Sam.  12,  23.  Jer. 
17,  2.  38, 14  u.  ö.)  vorgerückt  ist  (s.  auch  Driv.  229  f.).  —  Cap.  2, 
1 — 3.  Den  siebenten  Tag  bestimmt  Gott,  da  er  an  demselben  von  seinem 
Schaffen  ruhte,  zu  einem  hl.  Ruhetag.  —  y.  1.  b»m]  Suff,  geht  auf 
'»m  'vTt  zugleich.  Vom  Heer  des  Himmels  ist  im  AT.  oft  die  Rede; 
meist  wird  damit  das  Sternenheer  bezeichnet,  doch  auch  die  Engel- 
scharen (1  Reg.  22, 19,  vgl.  Jos.  5,  14 f.);  Heere  Gottes  sind  auch 
alle  die  elementaren  Kräfte  des  Himmels,  wie  Winde,  Rlitze  u.  s.  w. 
(zR.  Ps.  103,21).  „Heer  der  Erde",  sonst  nicht  gewöhnlich  u.  hier 
durch  Jleer  des  Himmels"  veranlasst,  bezeichnet  dasselbe,  was  sonst 
7;»n  tfchh,  vgl.  Jes.  84,  2  u.  die  Umschreibung  Ne^i.  9,  6.  Alle  Wesen 
Himmels  u.  der  Erde,  auch  die  in  Gap.  1  nicht  ausdrücklich  erwähnten, 
werden  hier  zusammengefasst  —  Y.  2.  Und  Gott  endigte  am  7.  Tage 
seine  Arheii\  die  leichtere  Lesart  ^^^^  für  '^?''?wt?  {Sam,  LXX  PeL 
Jübil,  Berei.  rah,  c.  9,  vgl  Hieron,  qu.),  von  Houhig.  Hg,  Pott  Olsh,  Bud, 
vorgezogen,  ist  ohne  Zweifel  Gorrectur;  aus  "^vu;  hätte  *^a^av  höchstens 
durch  Schreibfehler  werden  können.  Die  Schwierigkeit  des  '^T^'O'n  lässt 
sich  aber  nicht  dadurch  beseitigen,  dass  man  ^5?^  als  Plsqp.  {Calv.  Drus. 
Eichh.  Gabi.  Ros)  fasst,  was  gegen  die  Grammatik  verstösst  Viel- 
mehr muss  man  annehmen,  dass  im  Sinn  des  Vrf.  (anders  als  in  V.  1) 
r\\'s  nicht  fertigmachen,  sondern  (Num.  17,  25)  ein  Ende  machen 
einer  Sache,  oder  aupiören  mit  (etwa  wie  frV»  seq.  1»  Ex.  34,  33, 
Lev.  16,  20.  1  Sam.  10, 13  oder  tri^m  Ex.  12, 15)  besagt  {YaJt. 
Tuch,  Kn,),  u.  zugleich  die  Ruhe  Gottes  als  die  eigentliche  Vollendung 
des  SchöpÄingswerks  gedacht  ist  {Rai,  Del,  Ke,).  Die  Streichung  des 
V.  2^  u.  3^  als  späterer  Zuthat  {WL,  s.  oben  S.  16),  womach  als 
Aussage  des  Vrf.  sich  ergäbe,  Gott  habe  am  7.  Tage  erst^ein  letztes 
Werk  (den  Menschen)  gemacht,  ist  ein  Gewaltstreich,  beseitigt  auch 
nicht  den  Widerspruch,  dass  der  7.  Tag  hl.  Tag  (3*)  sein  soll,  u. 
muthet  dem  Vrf.  einen  Gedanken  zu,  den  niemals  ein  Jude  (zumal 
nach  der  Zeit  des  Dt)  gedacht  haben  kann.  u.  Gott  ruhte  am  7,  Tag 
von  aller  seiner  Arbeit,  die  er  verrichtet  hatte]  man  muss  unter 
Ruhe  nicht  das  verstehen,  was  man  in  der  Dogmatik  die  erhaltende 
Thätigkeit  Gottes  nennt,  denn  diese  fasst  das  AT.  sonst  nicht  als  Ruhe, 
vielmehr  als  fortgesetztes  Schaffen,  als  stetiges  Tragen  der  Welt  durch 
Gottes  allmächtige  Kraft  (s.  auch  Job.  5, 17)  auf.  Hätte  Vrf.  es  so 
gemeint,  so  hätte  er  einfach  gesagt:  „Gott  ruhte  von  seiner  Arbeit*', 
nicht:  „ruhte  am  7.  Tage  von  s.  A."  der  doch  unmögUch  als  ein  in 
infinitum  sich  erstreckender  gedacht  werden  kann.    Vielmehr  liegt  dem 


38  Gen.  2,  2—4» 

Vrf.  der  Ruhetag  zwischen  den  Tagen  der  urschöpferischen  Arbeit  u. 
der  Zeit  der  erhaltenden  Thätigkeit,  ist  der  Durchgangspunkt  von  der 
einen  zur  andern.  Der  Wechsel  von  Arbeit  u.  Ruhe,  von  Aussichher- 
austreten  u.  Sichinsichzurückziehen  ist  damit  in  Gott  selbst  verlegt 
(vgl.  Ex.  31,  17  den  noch  sinnlicheren  Ausdruck).  So  menschenartig 
das  klingt,  so  hat  diese  Anschauung  doch  ihr  Recht,  sofern  wenn  man 
einmal  den  Zeitbegriff  auf  das  göttl.  Thun  anwendet  u.  von  einem 
Abschluss  der  Schöpfung  spricht,  es  einen  Zeitmoment  gegeben  haben 
muss,  in  welchem  Gott*  mit  Selbstbefriedigung  auf  die  vollbrachte 
Schöpfung  zurückblicken  konnte  u.  ruhte,  nicht  überhaupt,  sondern 
von  seiner  SchÖpferarheit.  Dass  diese  Zeit  gerade  als  ein  Tag  be- 
stimmt ist,  ist  die  nothwendige  Folge  der  Übertragung  des  Wochen- 
cyclus  auf  das  göttl.  Thun.  —  V.  3.  Gott  segnete  den  7.  Tag  u, 
heiligte  ihn]  näml.  nicht  etwa  späterhin  zu  Mose's  Zeit,  sondern  eben 
damals  am  7.  Tag;  auch  nicht  so,  dass  er  schon  damals  den  Menschen 
ein  Gebot  seiner  Heilighaltung  gegeben  hätte,  denn  den  Israeliten  wird 
das  Gebot  darüber  erst  unter  Mose  gegeben  (Ex.  20,  9.  31,  12  ff.  35, 
Iff.  16,  22  ff.),  u.  von  vormosaischer  Sabbathsbeobachtung  derselben 
ist  nichts  bekannt;  auch  von  einer  Feier  durch  die  Engel  im  Himmel 
(Jubil.  c.  2)  sagt  Vrf.  nichts.  Sondern  die  Meinung  ist:  Gott  legte 
damals  einen  besonderen  Segen  auf  diesen  Tag,  machte,  dass  wohlthätige 
Folgen  sich  an  seine  Feier  knüpfen,  u.  heiligte  ihn  d.  h.  machte  ihn 
zu  einem  heiligen,  den  gemeinen  Tagen  entnommenen  u.  Gott  geweihten 
Tag,  der  eine  besondere  Beziehung  auf  den  hl.  Gott  hat  (vgl.  Jes. 
58,  13).  Aber  bemerkt  wird  das  vom  Vrf.  allerdings  schon  mit  Be- 
ziehung auf  die  Einsetzung  der  Sabbathfeier  unter  Mose  (Ex.  31,  17. 
20,  11).  Zur  Sache  s.  Ex.  20,  10  f.  Htoa»^  x-na]  da  nicht  "5»^^  K^a, 
sondern  n?^^^  ^%?  Sprachgebrauch  war,  zugleich  aber  das  Machen  des 
Werks  als  ein  schöpferisches  bezeichnet  werden  sollte,  so  war  diese 
Zusammensetzung  ißw,  285»)  von  selbst  gegeben:  welches  verrichtend 
er  geschaffen  hatte;  „thätig  seiend"  (Kn,)  bedeutet  f^^^^  nicht.  — 
Die  Formel  'ai  a^y  ■»n'^i  fehlt,  nicht  etwa  weil  dieser  Tag  als  dies  sine 
vespera,  als  ein  endloser  bezeichnet  werden  soll  (Del,  nach  August. 
Conf.  a.  E.),  wodurch  er  seinen  Charakter  als  Typus  des  menschl. 
Sabbaths  verlöre,  sondern  weil  die  Erzählung  zu  Ende  ist,  nicht  mehr 
zu  einem  weiteren  Tag  hinübergeleilet  wird,  auch  seine  Bezeichnung 
als  7.  Tag  schon  (V.  2)  vorausgenommen  ist.  Ohnedem  würde,  da 
der  Sabbath  von  Abend  zu  Abend  gerechnet  wird,  obige  Formel  nicht 
wohl  passen.  —  V.  4».  Unterschrift  zu  diesem,  nicht  Überschrift  zum 
2.  Stück,  wie  gemäss  der  Paraschen-  u.  Vers-Eintheilung  manche  (Hgst, 
Bmg,  Kur.  Hofm.  Ke,  a.),  auch  kritische  Ausleger  {Tuch,  deW.  Hupf.) 
annahmen.     Nämlich  ^Sn^hn]  nur  im  PI.  st.  c.  vorkommend,  der  Bildung 

nach    einem    arabischen   SJu*j  entsprechend,  bedeutet  eig.  Zeugung, 

aber  nicht  als  n.  act.,  sondern  (wie  auch  der  stehende  PI.  zeigt)  als 
Gegenstandswort  Erzeugtes  (wie  das  etwas  anders  gebildete  Geez-Wort 
tauledd^,  tevledd^,  tuledd^,  PI.  tevleddt),  somit  im  gewöhnl.  Sprach- 
gebrauch als  PI.    st.  c,   vor  einem  Personennamen,   Zeugungen  d.  h. 


Gen.  2,  4»  39 

Geschlechter,  Geschlechts  folge,  u.  dann  in  Überschriften  leicht  auch 
Geschlechlsgeschichle,  Geschichte  des  von  jemand  abstammenden  Ge- 
schlechts (6,  9.  25,  19.  37,  2),  bei  den  LSX'yheaLg,  yspeaHg,  ßlßkog 
yBviöBcog.  Vor  einen  Sachnamen  gestellt,  wie  hier,  kann  das  Wort 
nur  im  uneigentlichen  Sinn  ($eph.  2,  2.  Ij.  38,  28  f.  Jes.  55,  10)  ge- 
braucht sein  s.  v.  a.  Hervorbringungen,  die  von  (auf)  Himmel  und 
Erde,  bei  deren  Schöpfung  (o-;-  wie  V.  1),  hervorgebrachten  Dinge, 
Wesen  u.  s.  w.  Zu  der  Vermuthung  (Lag.  Or.  II.  38  ff.),  dass  Sing. 
»Ti^in  in  der  Bedeutung  Herkunft  (wie  im  Targ.  der  Ketubim)  zu  lesen 
u.  der  ganze  Halbvers  eine  junge  Interpolation  sei,  ist  keine  Nöthigung. 
Eine  Formel  dieses  Inhalts  passt  nun  2d)er  offenbar  besser  zu  1,  1 — 2, 
3  als  zu  dem  2.  Stück  Gap.  2,  4ff.,  welches,  wenigstens  nach  seinem 
jetzigen  Bestand,  nur  Fragmente  einer  Schöpfungsgeschichte,  in  der 
Hauptsache  vielmehr  etwas  ganz  anderes  enthält.  Das  „was  mit  Himmel 
u.  Erde  nach  ihrer  Schöpfung  weiter  geworden  ist"  (Ke.),  wird  nie- 
mand 'k^j  '^n  nitV^p  nennen;  auch  erzählt  2,  4 ff.  gar  nicht,  was  mit 
H.  u.  E.  weiter  geworden  ist,  sondern  wie  der  Mensch  geworden  ist 
u.  was  mit  ihm  wurde.  Es  kommt  dazu,  dass  die  Formel  überall 
im  Pent.  (auch  Gen.  10,  1)  auf  A,  nicht  auf  G,  dem  das  2.  Stück 
angehört,  zurückgeht,  sowie  dass  bei  C  nicht  »;»,  sondern  "fey  u.  ^^; 
der  gewöhnliche  Ausdruck  ist.  Gehört  aber  die  Formel  nach  Styl  u. 
Sinn  zum  1.  Stück,  dann  kann  sie  nur  Unterschrift  zu  diesem  sein 
(Stäh.  Ew.  Del.  Hölem.).  Nun  kommt  aber  sonst  bei  A  die  Formel 
nur  als  Überschrift  vor;  als  Unterschrift  würde  sie  in  der  Schrift  des 
A  unmittelbar  mit  der  Überschrift  5,  1  zusammengestossen  sein  (Schrad. 
39).  Darum  ist  anzunehmen  (llg.  Pott,  Schu.  Kn.  Sehr,  a.),  dass 
2,  4*  im  Buch  des  A  Überschrift  zu  Cap.  1  war  u.  erst  von  R  zur 
Unterschrift  gemacht  ist,  um  durch  sie  das  1.  Stück  vom  2.  zu  tren- 
nen {Sehr.)  oder  es  mit  demselben  zu  verbinden  (An.)  u.  den  Schein 
zu  vermeiden,  als  sollte  sie  Überschrift  zum  ganzen  Pent  sein  {Del. 
Nöld.).  Dass  die  Formel  als  Überschrift  vor  1,  1  unpassend  sei, 
könnte  man  nur  dann  behaupten,  wenn  1,  1  selbst  Überschrift  wäre 
(was  er  nicht  ist).  Aber  nach  dem  oben  S.  17  Gesagten,  ist  über- 
haupt wahrscheinlicher,  dass  erst  R  nach  Wegnahme  jener  Überschrift 
dem  1,  1  seine  jetzige  Fassung  gab.  Zu  dieser  Vermuthung  gibt  An- 
lass  die  Minuskel  n  in  fiM^ara,  welche  doch  urspr.  kritische  Bedeutung 
gehabt  haben  wird  {Tuch)',  der  Text  von  1,  1  hätte  dann  bei  A  ge- 
lautet ö"^?^^«  ö»*?aa   pKH)  B-^ö^n  niiVin  nV«   (vd.   den  ähnlichen  Bau 

•     m         t:ts       »vTTt  •—   t—  :  :•  "      \    o 

von  5,  1).  —  Auf  keinen  Fall  aber  gehört  V.  4°  noch  zu  dieser  Unter- 
schrift {Ew.  Del.  Hupf,  a.),  sondern  4^  ist  der  Beginn  des  2.  Stücks 
(Kn.  Buns.  Sehr.  Nöld.).  Denn  die  Worte  4^  wären  neben  DX'^ana 
ganz  überflüssig.     Sodann  beginnt  hier  schon  der  Sprachgebrauch  des 

2.  St:  Miw^  für  »^a,  u.  ti^rfpH  '■»■»  furö^^nSK;  statt  ö:»»;  r??  (Ps.  148, 
13)  hat  A  immer  •)^T:«'7?  ö:?^«?.    Endlich  auch  o^'^a  =  als  (auch  2,  17. 

3,  5)  wäre  im  Munde  dessen,  welcher  eben  von  der  Schöpfung  in  6 
Tagen  berichtet  hat,  ungeschickt  gewählt,  während  es  5,  1  seinen  guten 
Sinn  hat  {Sehr.). 


40  Gen.  2  u.  3. 

2.  Die  Schöpfung  des  Menschen,  sein  Urzustand  und  Fall 

Cap.  2,  4^—3,  24j  aus  C. 

1.  I)ass  diese  Gapitel  ein  zusammenhängendes  Stück  hilden^ 
leuchtet  sofort  ein.  Der  Mensch  im  Gottesgarten  Cp.  2  wird  daraus 
vertrieben  Gp.  3;  das  Verbot  des  Erkenntnissbaums  Gp.  2  wird  Gp.  3 
vom  Menschen  fibertreten;  der  Lebensbaum,  2,  9  flüchtig  erwähnt, 
wird  3,  22.  24  nach  seiner  vollen  Bestimmung  erklärt;  die  Verur- 
theilung  zu  schwerer  Feldarbeit  3, 17 — 19  ist  der  Gegensatz  zu  dem 
2,  15  f.  beschriebenen  leichteren  Loos;  3>  19.  23  weist  auf  2,  7  zu- 
rück; 2,  25  bereitet  auf  3,  7.  10  f.  21  vor.  Dazu  kommt  die  Gleich- 
heit der  Darstellungsweise  u.  Sprache  (wovon  nachher),  besonders  auch 
der  Doppelname  Jahve-Elohim  in  beiden  Gapiteln.  Ebenso  sicher  ist 
aber,  dass  hier  ein  anderer  Erzähler  als  im  1.  Stück  berichtet  a)  Das 
1.  Stück  gibt  ein  vollständiges  Bild  der  Schöpfung  der  Welt  Hier 
dagegen  hebt  die  Erzählung  neu  an,  geht  zurück  bis  zu  der  Zeit,  da 
noch  nicht  Pflanzen,  Thiere,  Menschen  waren,  u.  berichtet  ihre  Er- 
schaffung. Allerdings  handelt  es  sich  in  ihr  hauptsächlich  um  den 
Menschen;  um  die  Schöpfung  der  andern  Wesen  nur  so  weit,  als  sie 
mit  dem  Menschen  in  Beziehung  stehen.  Deshalb  hat  man  gemeint, 
es  solle  hier  nur  das  vorige  Stück  ergänzt,  einiges  von  dem  dort  Ge- 
sagten ausführlicher  u.  voi^  andern  Gesichtspunkten  aus  dargelegt  wer- 
den. Aber  in  Wahrheit  ergänzt  das  zweite  das  erste  nicht  blos,  son- 
dern weicht  auch  von  ihm  ab.  Der  Mensch  erscheint  hier  nicht  blos 
dem  Werth,  sondern  auch  der  Zeit  nach  als  das  erste  Geschöpf:  die 
Thiere  werden  erst  für  ihn  geschaffen,  ja  auch  die  Pflanzenwelt  scheint 
vor  ihm  noch  nicht  da  zu  sein  2,  5 — 7 ;  es  ist  also  eine  andere  Ord- 
nung in  der  Erschaffung  der  Wesen  (s.  2,  19).  Abweichend  ist  auch 
die  Bemerkung  über  die  Trockenheit  der  Erde  vor  der  Hervorbringung 
der  Pflanzen  (2,  5),  über  die  früheste  Ernährungsweise  des  Menschen 
(2,  16  u.  3, 18)  u.  über  die  Schöpfung  des  Weibes  (2,  21  ff.);  ebenso 
ist  hier  der  Urzustand  des  Menschen  anders  beschrieben  als  1,  29  f. 
Das  sind  freilich  nur  Abweichungen  in  untergeordneten  Dingen,  während 
in  der  Hauptsache,  über  das  Wesen  des  Menschen  u.  sein  Yerhältniss 
zum  Schöpfer  u.  zur  Natur  wesentUche  Übereinstimmung  sich  zeigt 
Aber  auch  in  nebensächhchen  Dingen  wird  derselbe  Erzähler  sich  so 
nicht  widersprechen,  u.  beweisen  vielmehr  die  Abweichungen  für  einen 
andern  Erzähler.  Die  vielen  Versuche,  unter  Voraussetzung  der  Ein- 
heit des  Verfassers,  beide  Berichte  zu  vereinigen  {Hasse  Entdeckungen 
L  85 ff.;  Rinck  Einh.  der  mos.  Schöpf.Berichte  1822;  Rosenm.  Schol. 
I.  92;  Ewald  Gomp.  der  Gen.  S.  192;  Ranke  Untersuch,  üb.  d.  Pent 
I.  164ff.;  Kurtz  Beiträge  zur  Verth.  der  Einh.  des  Pent  1844;  Hole- 
mann  Einh.  der  beiden  Schöpf.Berichte  1862  a.;  s.  Tuch)  beruhen 
auf  unzulässiger  Exegese  (s.  zu  den  St).  Nicht  einmal,  dass  der  2.  Er- 
zähler den  ersten  voraussetze  u.  nur  ergänzen  wolle  {Tuch,  DeU^  a.), 
ist  zuzugeben:  ein  Ergänzer  hätte  sein  Neues  in  die  Ordnung  des  Sechs- 
tagewerks eingefügt,  aber  nicht  dem  1.  Bericht  Widersprechendes  be- 


Gen.  2  u.  3.  41 

richtet,  ohne  zu  erklären,  wie  sich  das  reime  {Hupf.  125).  Auch 
würden  in  diesem  Fall  ausdrückliche  oder  stillschweigende  Rückbezie- 
hungen auf  das  1.  Stück  erwartet;  solche  zeigen  sich  aber  nirgends, 
ausser  in  fi'^n'^«  *'^  (worüber  nachher),  b)  Auch  die  Darstellungs- 
weise u.  Sprache  weist  auf  einen  andern  Erzähler  hin.  Statt  der 
trockenen,  nur  die  Hauptsachen  hervorhebenden  Art  des  1.  Stücks  tritt 
hier  eine  lebendigere  Erzählungsweise  ein,  farbigere  Schilderung  mit 
Eingehen  auf  die  Nebenumstände  u.  ursächlichen  Zusammenhänge, 
reicherer  u.  tieferer  Ideengehalt,  sammt  einer  höchst  naiven  Weise, 
von  Gott  zu  reden:  „Gott  bildet  Menschen  u.  Thiere,  haucht  jenem 
Leben  in  die  Nase  (2,  7.  19),  nimmt  eine  Rippe  aus  seinem  Leibe  u. 
verschliesst  die  Öffnung  (2, 21),  haut  die  Rippe  zu  einem  Weibe  (2, 22), 
pflanzt  den  Garten  (2,  8),  nimmt  den  Menschen  u.  lässt  ihn  darin 
nieder  (2,  15),  bringt  die  Thiere  zum  Menschen  (2,  19.  22),  ergeht 
sich  in  der  Kühle  des  Abends  (3,  8),  spricht  wie  eifersüchtig  auf  den 
Menschen  (3,  22)",  Kn.  Für  das  göttl.  Schaffen  ist  nicht  K^a,  sondern 
iTfey  oder  ^?;  gebraucht;  för  die  Thiere  nicht  T!?*jn  ^'7>  sondern 
mian  n«rt  2, 19  f.  3,  1.  14,  wie  auch  miön  n-^w  2,  5,  wlön  ato?  2,  6. 
3,  18.  Andere  dem  Yrf.  sonst  beliebte,  bei  A  nicht  gewöhnliche 
Ausdrücke  sind  zB.  taa^tn  2,  23  (18,  32.  29,  34  f.  30,  20.  46,  30), 
^«?j  3, 17,  T^^  3,  ii,  r«K*  nö  3,  13,  r'as?  3, 15. 17,  ^J  3,  24, 
^ipV  Jöw  3, 17,  ni-in  na-nn  3,  16.  Besonders  wichtig  ist  der  durch- 
herrschende Gottesname  ir\rt\  welchen  A  bb  Ex.  6,  2  nie^  wohl  aber 
C  durchweg  gebraucht  Freilich  erscheint  hier  nicht  (wie  sonst  bei  G) 
Jahve  für  sich,  sondern  immer  (in  LXX  2,  5.  7—9.  21 L  3,  22  blos 
öwVk)  in  der  Zusammensetzung  fi"*»?*^»  ".J^!,  welche  sonst  im  Hexateuch 
nur  Ex.  9,  30  vorkommt.  Aber  diese  Erweiterung  des  '•^•»  durch  ö'^n^» 
ist  wahrscheinlich  erst  durch  R  geschehen.  Ein  zureichender  Grund, 
warum  C  selbst  hier  'm  '">*>  geschrieben  hätte,  lässt  sich  nicht  einsehen. 
Denn  dass  der  Name  *»  '">'',  weil  voller,  zugleich  heihger  u.  darum  dem 
Paradies  zugeeignet  sei  {Hupf,  124  f.),  oder  dass  fQr  den  paradiesi- 
schen Zustand  Elohim  u.  Jahve  noch  zusammengefallen,  u.  erst  für 
die  gefallene  Menschheit  aus  einander  getreten  «eien  (FfFScÄu/(«  379), 
beruht  auf  unklaren  Vorstellungen;  die  Annahme,  dass  durch  die  Hin- 
zufugung  des  '"^'^  zu  '«  die  (schon  im  Paradies  beginnende)  Heilsthätig- 
keit  Gottes  angedeutet  werden  soll  {Ke.^  50),  wird  durch  andere  Stücke 
der  Gen.,  wo  in  gleichem  Fall  eben  nur  '»,  ohne  ''^'^  steht,  wider- 
legt Ein  Anlass,  durch  das  beigesetzte  *»  nachdrücklich  hervorzuheben, 
dass  Jahve  wirklich  u.  in  Wahrheit  Gott  sei  (vgl.  1  Sam.  6,  20.  7,  22. 
25),  lag  für  C  nicht  vor.  Wohl  aber  hatte  R,  der  das  1.  u.  2.  Stück 
in  diese  Verbindung  brachte,  Grund,  '»  '•»  zu  schreiben.  Wenn  auf 
das  1.  Stück  mit  Elohim  ein  Stück  mit  Jahve  folgte,  so  musste  jeder 
Leser  anstossen  u.  eine  besondere  Absicht  dahinter  suchen,  die  doch 
nicht  da  war.  Diesem  Anstoss  beugt  die  Zusammensetzung  vor,  indem 
sie  anzeigt,  dass  Jahve  hier  mit  dem  zuvor  genannten  Elohim  derselbe 
sei  {Tuch,  Kn.  Del.,  Kuen.  0.2  313).  Zwar  hätte  für  diesen  Zweck 
die  Namensverbindung  in  den  Paar  ersten  Versen  zur  Noth  genügt,  aber 
durch  Beschränkung  des  Doppelnamens  auf  den  Anfang  des  Stücks  wäre 


42  Gen.  2  u.  3. 

dessen  einheitlicher  Charakter  geschädigt  worden.  Für  die  folgenden 
Jahve-Stficke  war  eine  solche  Zusammensetzung  nicht  mehr  nöthig, 
obwohl  die  LXX  xvgiog  6  ^eog  noch  bis  Gap.  9  fortsetzen,  meist  in 
den  Stücken  des  C  für  ''*'^,  einigemal  auch  in  denen  des  A  für  ts^n^K.  — 
Wie  R  'k  zu  '■»•»  hinzugesetzt  hat,  so  hat  er  wahrscheinlich  aus  dem 
Schöpfungsbericht  einiges  weggelassen  (s.  zu  2,  5  f.)  u.  dagegen  3,  20 
eingeschaltet.  Wahrscheinlich  ist  auch  2, 10 — 15  erst  ein  nachträg- 
licher Zusatz  (s.  d.).  —  Dass  das  ganze  Slüc^  einem  andern  Yrf. 
als  G  angehöre,  behauptet  Reuss  Gesch.  des  AT.  §  218,  wegen  des 
Doppelnamens  'k  ^  (worüber  oben)  u.  weil  die  Stellung  des  Stücks 
an  seinem  jetzigen  Platz  auf  einem  Missverständniss  beruhe  (worüber 
S.  43).  Andererseits  meint  Budde  (233  f.),  dass  Gp.  2  f.  aus  zweier- 
lei Darstellungen  der  Paradies-  u.  Sündenfallgeschichte,  von  denen 
eine  (J^)  Gott  Jahve,  die  andere  (J^)  Elohim  nannte  u.  den  in  der 
ersten  fehlenden  Lebensbaum  eingefügt  enthielt,  zusammengesetzt,  u. 
ta^rfe«  '■»•>  daher  zu  erklären  sei.  Aber  zum  Erweis  eines  J^,  der  Elo- 
him schrieb,  reicht  4,25  schwerlich  hin,  u.  für  die  Annahme  einer 
Zusammenschmelzung  des  Stücks  aus  zweierlei  schriftlichen  Vorlagen 
fehlen  zureichende  Gründe. 

2.  Wie  von  einem  andern  Vrf.  geschrieben,  so  ist  das  Stück  auch 
seinem  Inhalt  u.  Zweck  nach  sehr  verschieden  vom  ersten.  Zwar 
handelt  es  in  seiner  1.  Hälfte  (G.  2)  auch  von  der  Schöpfung,  wenig- 
stens der  organischen  Wesen,  u.  man  nennt  sie  darum  wohl  auch  die 
2.  Schöpfungsgeschichte,  oder  hesser,  weil  der  Mensch  im  Mittelpunkt 
derselben  steht,  die  Menschenschöpfungsgeschichte.  Aber  diese  1.  Hälfte 
hat  doch  schon  üir  Absehen  auf  die  zweite  (G.  3),  auf  die  Erzählung 
vom  Falle  des  Menschen  u.  sefnen  Folgen.  Um  die  Bedeutung  dieses 
Falles  zu  zeigen,  musste  der  Vrf.  zuvor  den  urspr.  Zustand  des  Men- 
schen beschreiben,  u.,  weil  er  einen  anderweitigen  Bericht  darüber 
nicht  voraussetzen  konnte  (s.  nr.  1),  wenigstens  soweit  sich  auf  die 
Schöpfung  einlassen,  als  es  für  die  Erklärung  der  Stellung  des  urspr. 
Menschen  zur  Natur  u.  zum  Schöpfer  erforderlich  war.  So  ergaben 
sich  die  beiden  Hälften  seiner  Darstellung  von  selbst.  Dass  er  auch 
Dinge  berücksichtigt,  welche  zu  der  Hauptsache  keine  nothwendige  Be- 
ziehung haben  (wie  die  Ehe,  die  Ursprünge  der  Sprache  u.  der  Beklei- 
dung), befremdet  nicht,  weil  diese  Dinge  doch  in  den  Kreis  der  urspr. 
Verhältnisse  des  Menschen  gehören,  u.  entspricht  ganz  dem  freien  u. 
weiten  Umblick,  den  der  Vrf.  auch  sonst  überall  liebt  Sein  eigent- 
liches Ziel  behält  er  doch  unverrückt  im  Auge,  näml.  die  Erklärung 
des  Falles  des  Menschen.  —  Anscheinend  gibt  er  blos  eine  Erzählung, 
aber  man  sieht  leicht,  dass  das  nicht  eine  Erzählung  gewöhnlicher  Art 
sein  kann.  Denn  sie  gibt  Antwort  auf  gewisse  schwere  Fragen,  welche 
denkende  Menschen  von  jeher  sich  gestellt  haben  u.  immer  wieder 
stellen  werden,  u.  bekundet  sich  eben  damit  als  aus  Nachdenken  über 
diese  Fragen  entsprungen.  Einen  eigentlich  geschichtlichen  Bericht 
über  den  Gegenstand,  den  sie  betrifit,  kann  man  gar  nicht  erwarten. 
Die  gesch.  Erinnerungen  der  Menschheit  reichen  nicht  einmal  bis  in 
die  Anfänge  der  Völkerbildungen  zurück,  geschweige  denn  bis  auf  die 


Gen.  2  u.  3.  43 

der  ersten  Menschen;  wichtige,  für  die  Menschen  einflussreiche  äussere 
Ereignisse  sind  vergessen,  u.  da  sollte  ein  so  rein  geistiger  Vorgang, 
wie  der  hier  in  Rede  stehende,  geddchtnissmSssig  überliefert  sein?  Auch 
wäre  die  Wahrheit  dieser  Erzählung  übel  verbürgt,  wenn  sie,  wie  die 
jeder  andern  Geschichte,  nur  auf  die  Zuverlässigkeit  einer  äusseren 
Überlieferungskette  gegründet  werden  müsste.  Man  wird  also  in  des 
Vrf.  Erzählung  etwas  mehr  sehen  müssen  als  eine  gewöhnliche  Ge- 
schichte. Gibt  es  doch  noch  ganz  andere^ Gewissheiten  als  die  durch 
sinnliche  Wahrnehmung  oder  Hörensagen  vermittelten.  Dem  Geiste 
des  Menschen,  sobald  er  eine  gewisse  Reife  erlangt  hat,  wohnt  ein 
unabweisliches  Bedürfniss  inne,  über  die  von  der  Erfahrung  nicht  auf- 
gehellten Räume  u.  Dinge,  u.  so  auch  über  die  Anfinge  u.  Urgeschichte 
seines  Geschlechtes  sich  Gedanken  zu  machen,  u.  diese  Gedanken,  weil 
sie  vergangene  Dinge  betreifen,  nehmen  die  Gestalt  von  Erzälüungen 
an,  u.  pflanzen  sich,  mitgetheilt,  in  Erzählungsform  fort  Bei  allen  alten 
Culturvölkern  finden  sich  Erzählungen  über  die  Anfänge  der  Mensch- 
heit Auch  die  unsere  hier  ist  nicht  anders  zu  verstehen;  auch  sie 
ruht  ihrem  Grunde  nach  auf  Gedanken,  welche  sich  der  denkende  Geist 
des  hebr.  Volkes  oder  seiner  Weisen  über  diese  Urdinge  gemacht  hat. 
Insofern  steht  sie  auf  gleicher  Linie  mit  den  entsprechenden  ,Mythen^ 
der  alten  Völker  (s.  Nr.  4).  Und  doch  ist  zwischen  ihr  u.  ihnen  ein 
wesentlicher  Unterschied.  Bei  solchen  über  die  gemeine  Erfahrung 
hinausgreifenden  Erzählungen  kommt  alles  auf  die  Gründe  u.  Voraus- 
setzungen an,  auf  denen  sie  entworfen  sind.  Wo  Gott  seinem  wahren 
Wesen  nach  erkannt  ist,  da  kann  u.  muss  man  sich  auch  über  das 
urspr.  Wesen  des  Menschen  richtige  Gedanken  machen;  auf  dem  festen 
Grunde  jener  Erkenntniss  erbauen  sich  nicht  blosse  sinnreiche  Mythen, 
sondern  Wahrheiten,  die  dem  Glauben  sich  bewähren  u.  an  den  Glau- 
ben sich  wenden.  Glaubenswahrheiten  in  Form  einer  Erzählung  sind 
es,  die  der  Vrf.  hier  darreicht,  u.  auf  den  Gedankengehalt  der  Er- 
zählung kommt  es  zumeist  an,  nicht  auf  die  Äusserlichkeiten  der  Ver- 
hältnisse u.  Vorgänge.  Nur  weil  u.  soweit  diese  Gedanken  ihre  innere 
Notliwendigkeit  u.  Wahrheit  haben,  ist  auch  die  Geschichte  wahr,  nicht 
umgekehrt.  Im  Sinn  einer  gewöhnlichen  Geschichte  ist  die  Erzählung 
sonst  im  AT.  noch  nirgends  verwendet,  auch  Hos.  6,  7  u.  Ij.  31,  33 
nicht  —  Dass  aber  der  Vrf.  blos  missverständlich  eine  psychologisch- 
ethische Mythe  über  einen  täglich  sich  wiederholenden  Vorgang,  näml. 
über  den  Obergang  des  Menschen  aus  der  glücklichen  Unwissenheit  des 
Kindes  in  das  Stadium  des  sittl.  Bewusstseins  u.  der  Freiheit,  u.  den 
damit  verbundenen  Verlust  des  kindlichen  Glückes  zu  einer  Erzählung 
umgebildet,  u.  an  den  Anfang  des  Werkes  gestellt  habe  (Reuss),  wider- 
legt sich  schon  dadurch,  dass  wenn  man  die  angebliche  Mythe  von 
allen  Beziehungen  auf  den  Urmenschen,  die  erste  Schöpfung  u.  das 
Paradies,  womit  sie  jetzt  verwoben  ist,  loslöste,  nichts  überhaupt  der 
Rede  werthes  übrig  bliebe. 

3.  Geht  man  auf  den  Gedankenzusammenhang  der  Erzählung  ein, 
so  ergibt  sich  als  Ausgangspunkt  die  räthselhafte  Thatsache,  dass  der 
Mensch,  obwohl  Gott-verwandt,  das  Höchste  zu  erstreben  fähig  u.  in 


44  Gen.  2  u.  3. 

Beherrschung  iL  Durchdringung  aller  Dinffe  ausser  ihm  immer  weiter 
fortschreitend,  doch  unzähligen  Leiden,  Übeln  u.  Beschwerden  unter- 
worfen ist,  dass  er  namentlich,  obwohl  mit  unaustilgbarer  Sehnsucht 
nach  einem  dauernden  Glück  erfüllt,  doch  dieses  Gut  niemals  erreicht, 
vielmehr  wie  die  andern  irdischen  Wesen  dem  Sterben  u.  Vergehen 
anheimföllt  Der  Widerspruch,  der  darin  liegt,  hat  von  jeher  die  Men- 
schen zu  der  Ahnung  geführti  dass  das  nicht  ursprünglich  so  gewesen 
sein  könne.  Leicht  zu  bemerken  war  auch,  dass  jene  Obel  im  Laufe 
der  Geschichte  eher  zu-  als  abnehmen,  u.  die  Menschen  in  einfacheren 
Verhältnissen  noch  glücklicher  seien.  Von  da  aus  hat  sich  insgemein 
bei  den  Völkern  der  Glaube  an  eine  bessere  Vorzeit  der  Menschheit 
gebildet,  bei  verschiedenen  je  nach  ihrem  Genius  verschieden  ausge- 
malt In  der  mosaischen  Religion  kamen  aber  neue  Erkenntnisse  hin- 
zu, um  solchen  Ahnungen  einen  festeren  Grund  zu  geben.  Die  eine 
ist  die  Erkenntniss  des  einen,  guten  u.  heiligen  Gottes,  der  alles  u.  so 
auch  den  Menschen  nur  gut  geschaffen  haben  kann;  von  diesem  Grimd 
aus  hat  auch  A  (S.  35  f.)  einen  ursprünglich  besseren  Zustand  der 
Menschheit  gedacht,  in  welchen  erst  allmählig  das  Verderben  Eingang 
fand  (Gen.  6,  11  f.).  Die  andere  ist  die  Auffassung  der  Obel  des  Lebens 
als  der  Folgen  u.  Strafen  der  menschl.  Sünde,  eine  Auffassung,  die 
als  mehr  oder  minder  klares  Gefühl  durch  die  Völker  überhaupt  geht, 
aber  bei  den  Israeliten  eine  Grundsäule  ihres  ganzen  Religionssystems 
bildet.  Bei  diesem  Zusammenhang  von  Sünde  u.  Übel  hören  die  Plagen 
der  Menschen  auf,  verwunderlich  zu  sein  (Ij.  5,  6  f.)  u.  ist  das  schwere 
Räthsel  scheinbar  befriedigend  gelöst,  aber  doch  nur,  um  sofort  einer 
neuen  Frage  Platz  zu  machen.  Denn  wenn  die  Übel  allgemein  sind, 
weil  auch  die  Sünde  allgemein  ist,  so  fragt  sich  eben  vneder,  wie 
dieses  letztere  möglich  geworden  ist.  Gemeinhin  beruhigte  man  sich 
ohne  Zweifel  bei  der  Antwort,  dass  das  Fehlen  (Sündigen)  von  der 
Schwäche  oder  irdischen,  fleischlichen  Natur  des  Menschen  unzertrenn- 
lich sei  (Ps.  103, 14.  Ij.  4,  17 ff.  25,  4ff.).  Für  den  tiefer  Dringen- 
den aber  lag  dann  die  Schwierigkeit  vor,  dass  mit  dieser  natürlichen 
Unvollkommenheit  des  Menschen  die  Güte  Gottes,  der  alles  gut  ge- 
schaffen hat  (1,  31.  Qoh.  7,  29)  u.  die  hohe  sittliche  Aufgal)e,  welche 
die  Religion  an  den  Menschen  stellt  (Lev.  19,  2.  Ex.  20,  20),  nicht 
wohl  vereinbar  ist  Auch  legt  sich  dem  über  diese  Dinge  Nachdenken- 
den die  Beobachtung  nahe,  dass  jeder  Mensch  der  geschichtl.  Erfahrung 
in  Kreisen  geboren  wird,  die  von  der  Sünde  schon  inficirt  sind,  u. 
von  seinen  frühesten  Anfängen  an  (Gen.  8,  21 ;  Ps.  51,  7.  Ij.  14,  4) 
den  Einflüssen  des  in  der  Menschheit  ausgebildeten  Bösen  ausgesetzt, 
auch  im  Kampf  mit  den  Übeln  des  Lebens  seiner  verführenden  Macht 
um  so  leichter  zugänglich  ist.  Es  ist  da  ein  ununterbrochener  Zusam- 
menhang schlimmer  Einwirkungen  rückwärts  von  Geschlecht  zu  Ge- 
schlecht Will  man  also  den  Ursprung  der  Sünde  u.  des  ihr  folgenden 
Verderbens,  eben  damit  aber  das  eigentliche  Wesen  derselben  in  seiner 
Reinheit  erkennen,  so  muss  man  doch  bis  zum  Anfang  der  ganzen 
Entwicklung  zurückgehen.  Auf  dieser  Erwägung,  nicht  auf  Blissver- 
stand;  beruht  es,  wenn  unsere  Erzählung   die  Entstehung  der  Sünde 


Gen.  2  u.  3.  45 

u.  ihrer  Folgen  schon  beim  ersten  Menschen  ansetzt  Wenn  bei  A 
die  bessere  Urzeit  sich  während  des  ersten  Zeitalters  bindehnt,  das 
schliesslich  eindringende  Verderben  aber  seinen  Gründen  nach  nicht 
erklärt  wird;  so  geht  G  noch  weiter  zurück,  u.  lässt  die  grosse  Ver- 
änderung schon  beim  Urmenschen,  bald  nach  seinen  Anfängen  eintreten. 
Zwar  hegt  nun  diese  Veränderung  jenseits  aller  geschichtl.  Kunde, 
aber  der  Vrf.  erzählt  auch  kaum  mehr  darüber,  als  was  aus  dem 
Wesen  der  Sache  selbst  u.  aus  der  sich  immer  wiederholenden  Er- 
fahrung folgt,  u.  verleiht  damit  seiner  Zeichnung  den  Reiz  grösster 
Einfachheit.  Freilich  konnte  er  fOr  seine  Beschreibung  des  Vorgangs 
des  äusseren  Beiwerks  nicht  entbehren.  Aber  gerade  hieiür  kamen 
ihm  die  in  seinem  Volk  wohl  schon  vordem  heimischen,  aus  dem  Osten 
stammenden  (s.  Nr.  4)  Sagen  von  einem  Göttersitz  u.  einem  mit  allen 
göttlichen  Gütern  angefüllten  Wunderland  entgegen.  An  sie  knüpfte 
er  an,  oder  vielmehr  sie  nahm  er  auf  u.  arbeitete  in  sie  seine  Gedan- 
ken ein.  —  Seine  Darstellung  ist  diese.  Der  Mensch  ist  zwar  von 
Natur  doppelten  Wesens,  einerseits  irdisch,  aus  Erde  erschaffen  u.  zur  Erde 
gehörig,  andererseits  mit  Gottesodem  beseelt  u.  Gottes  Stimme  zu  ver- 
nehmen, seinen  Willen  zu  thun  fähig.  Aber  trotzdem  wird  er  nicht  für  die 
Erde,  sondern  für  das  Leben  mit  Gott  u.  fOr  die  Theilnahme  an  den 
göttl.  Gütern  bestimmt  u.  auf  den  geraden  Weg,  der  zu  ihrer  Erreichung 
führt,  gestellt:  nicht  sich  selbst  u.  der  Erde  hat  ihn  Gott  überlassen, 
sondern  ihn  in  den  Garten  gesetzt,  wo  Gott  selbst  verkehrt  u.  die  göttl. 
Güter  in  den  Früchten  von  Bäumen  ihm  winken.  Da  hat  er  wohl 
auch  thätig  zu  sein,  aber  hemmende  u.  schädhche  Dinge  kennt  er  hier 
nicht;  wie  ein  Kind  weiss  er  noch  keinen  Unterschied  von  gut  u. 
böse,  ist  in  ungestörtem  Frieden  mit  sich  u.  der  äusseren  Natur;  dass 
es  anders  sein  könne,  ahnt  er  noch  nicht.  Es  ist  der  Zustand  aner- 
schaffener, unmittelbarer  Güte  (nicht  höchster  sittl.  Vollendung,  noch 
weniger  kindischer,  halb  thierischer  Unzurechnungsfähigkeit).  Aber  in 
dieser  unmittelbaren  Güte  kann  u.  soll  er  nicht  bleiben.  Gott  verbietet 
ihm,  von  dem  Baum  der  Erkenntniss  des  Guten  u.  Bösen  zu  essen, 
bei  Strafe  des  Verlustes  des  Lebens  (im  Gottesgarten).  Damit  soll 
nicht  etwa  nur  der  Gedanke  ausgedrückt  sein,  dass  intellectueller  Fort- 
schritt u.  zunehmende  Bildung  den  Verlust  des  urspr.  Glücks  u.  ein 
Heer  von  Übeln  nach  sich  ziehe  {WL  I.  844 f.),  denn  was  verloren 
wird,  ist  hier  nicht  das  blosse  Kinderglück,  sondern  der  Aufenthalt  im 
Gottesgarten;  was  gewonnen  wird,  ist  nicht  Bildung,  sondern  Gef&hl 
der  Entzweiung  mit  Gott  u.  böses  Gevnssen;  auch  handelt  es  sich 
hier  gar  nicht  um  Erkenntniss  überhaupt  (s.  2, 17),  noch  kann  Gott 
dem  Menschen  die  intellectuelle  Fortentwicklung  im  Ernste  versagen, 
diese  so  wenig  als  die  sittliche,  da  er  den  Trieb  zu  beiden  ihm  an- 
erschaffen hat;  blosse  Einleitung  zu  4,  17 ff.  kann  u.  wüL  dieses  Stück 
nicht  sein.  Freilich  heisst  der  Baum  Baum  der  Erkenntniss,  weil  seine 
Frucht,  wenn  gegessen,  dem  Essenden  die  Augen  öffnet  (3,  7),  so  wie 
der  Baum  des  Lebens  durch  seine  Frucht  das  Leben  vermittelt  Aber 
hinter  dieser  mythologisch-magischen  Vermittlung  steckt  eine  andere, 
geistige  Vermittlung,  welche  durch  das  an  den  Baum  geheftete  Verbot 


46  Gen.  2  u.  3. 

geleistet  wird,  u.  man  hat  keinen  Grund  anzunehmen,  dass  diese  dem 
feinsinnigen  Vrf.  unhewusst  geblieben  sein  sollte.  Denn  dieses  Verbot 
musste  unter  allen  Umständen  Mittel  u.  Anlass  zur  sittlichen  Weiter- 
bildung des  Menschen  werden,  sofern  es  ihn  in  den  Gehorsam  gegen  Gott 
d.  h.  in  das  Gute  (Mich.  6,  8)  u.  Heilsame  hineinweisl,  u.  damit  zugleich 
die  Linie  zieht,  jenseits  deren  für  ihn  das  Böse  u.  Üble  beginnt.  So 
bald  die  Versuchung  zum  Essen  an  ihn  herantritt,  beginnt  auch  bei 
ihm  die  Selbstentscheidung  für  Gehorsam  oder  Ungehorsam,  für  das 
Gute  oder  Böse,  iL  damit  das  Wissen  um  das  Gegentheil.  Und  so  wird 
in  beiderlei  Fall  der  Baum  für  ihn  in  höherem,  geistigem  Sinn  ein 
Baum  der  Erkenntniss;  er  gewinnt  an  ihm  die  Einsicht  in  das  Wesen 
von  Gut  u.  Bös.  Aber  freilich  nur  wenn  er  sich  für  den  Gehorsam 
entscheidet,  bleibt  er  bei  Gott,  also  auch  im  Gottesgarten,  im  andern 
Fall  stellt  er  sich  auf  sich  selbst  u.  wider  Gott,  geht  eben  damit  des 
in  der  Gottesnälie  besessenen  Friedens  u.  des  Zutritts  zum  Baume  des 
Lebens  verlustig.  Bis  hieher  handelt  es  sich  von  dem  Menschen,  wie 
er  durch  den  Schöpfer  selbst  ist;  auch  die  Möglichkeit  des  Bösen  ist 
ihm  mit  seiner  Freiheit  anerschaffen,  nicht  aber  die  Nothwendigkeit 
desselben;  im  Gegentlieil  durch  seine  reine  Natur  ist  er  zu  Gott  u. 
zum  Guten  hingezogen.  Auch  die  geschlechtl.  Zweiheit  gehört  zu 
seinem  urspr.  Wesen:  wie  die  Zweie  sich  zur  Hilfe  werden  können 
in  der  Richtung  auf  das  Gute,  so  können  sie  auch  sich  Verführer  wer- 
den zum  Bösen.  Dass  nun  aber  jene  Möglichkeit  des  Bösen  im  Men- 
schen zur  Wirklichkeit  wird,  das  ist  seine  eigene  That,  eine  That  seiner 
Freiheit  u.  als  solche  nicht  weiter  zu  erklären.  Nur  die  Wege,  die 
ihn  zu  dieser  That  führen,  im  Grunde  dieselben  Wege,  die  immer 
wieder  aus  der  Unschuld  in  die  Sünde  hineinführen,  lassen  sich  zeich- 
nen. Nicht  freventlich,  sondern  unvorsichtig  u.  getäuscht  verfällt  er 
ihr.  Böse,  schlaue  Gedanken  treten  an  ihn  heran.  Dass  er  diese  in 
sich  aufkommen  lässt,  dazu  treibt  in  der  Regel  eine  Reizung  von  aussen. 
In  der  geschichtl.  Menschheit,  in  der  die  Sünde  schon  eine  Macht  ge- 
worden ist,  fehlt  es  nie  an  solchen  äusseren  täuschenden  Reizungen; 
für  den  Urmenschen  wird  ein  anderes  sinnl.  Einzelwesen  der  Anstifter 
des  bösen  Gedankens,  u.  übereinstimmend  mit  der  antiken  Denkweise, 
die  in  der  Schlange  ein  unheimliches,  dämonisch  schlaues  Wesen  sah, 
dient  hier  die  Schlange  dazu.  Es  ist  des  Menschen  Schwäche  u.  Kurz- 
sichtigkeit, dass  er  diesem  nächsten  Reiz  grösseren  Einfluss  bei  sich 
gestattet,  als  dem  Gebot  Gottes.  Durch  Hegung  des  bösen  Gedankens 
vnrd  der  Trieb  nach  falscher  Selbständigkeit  u.  die  Begierde  nach  dem 
verbotenen  Gut  entbunden;  die  Frucht  des  verbotenen  Baumes  däucht 
ihm,  je  mehr  er  sie  betrachtet,  desto  begehrenswerther,  u.  unvermerkt 
begeht  er  die  That.  Zuerst  ist's  das  schwächere  Weib,  das  dem  sinnl. 
Reiz  unterliegt,  aber  seinem  Vorgang  folgt  um  so  leichter  der  Mann. 
Geschöpfliche  Selbstüberhebung  u.  sinnliche  Kurzsichtigkeit  hat  sie  Gott 
aus  den  Augen  setzen,  an  ihm  irre  werden  lassen.  Durch  solches 
Heraustreten  aus  dem  Gehorsam  gegen  Gott  hat  nun  der  Mensch  das 
volle  Bewusstsein  seines  Könnens  erlangt,  also  immerhin  einen  Fort- 
schritt gemacht  (3,  22)    aus  der  blossen  Unschuld  heraus,  u.  hat  das 


Gen.  2  u.  3.  47 

Gut  der  vollen  SelLsterkenntniss  des  Bösen  u.  Guten  davongetragen. 
Aber  das  war  nicht  der  gottgewollte,  sondern  der  gottwidrige  Fort- 
schritt, u.  die  Strafe  folgt  auf  dem  Fusse,  denn  die  verletzte  Ordnung 
Gottes  kehrt  sich  hemmend  u.  störend  auf  allen  seinen  Wegen  gegen 
ihn.  Mit  Gott  entzweit  erfährt  er  sofort  den  Zv\nespalt  in  seinem 
eigenen  Wesen:  die  Scham  erwacht  u.  das  Schuldgefühl  ängstigt  ihn; 
von  Gott  abfallend  fällt  er  seiner  gesdiöpflichen  Vergänglichkeit  an- 
heim;  d^  Gottesgarten  muss  er  mit  der  rauhen  £rde  vertauschen; 
statt  des  Friedens  hat  er  Zwietracht  u.  Kampf,  statt  des  seligen  Glückes 
Muhen,  Schmerzen  u.  Leiden,  statt  der  Möglichkeit  des  dauernden 
Lebens  die  GevWssheit  des  Todes.  Wohl  sieht  er  nun  ein,  was  er  ver- 
scherzt hat,  u.  möchte  von  der  Frucht  des  Lebensbaums  holen,  dessen 
Werth  er  bisher  nicht  verstanden  hat,  aber  ewig  lebend  würde  er  nun 
nur  seine  falsche  Selbstständigkeit  verewigen;  darum  wird  ihm  der  Zu- 
gang zum  Garlen  u.  zum  Baume  des  Lebens  verschlossen.  So  ist  der 
Mensch,  wie  er  jetzt  ist,  der  Mensch  der  Erfahrung,  da.  Jedoch  völhg 
verloren  soll  er  nicht  sein;  des  getäuschten  Gefallenen  nimmt  Gott  sich 
an.  Unversöhnliche  Feindschaft,  ein  nimmer  ruhender  tödtlicher  Kampf 
gegen  die  sündige  Macht  wird  ihm  verordnet;  känopfend  soll  er  das 
Verlorne  wieder  zu  gewinnen  streben;  auch  alle  die  Mühsale  u.  Übel, 
die  ihn  bedrängen,  sind  nach  dem  göttl.  Willen  Mittel,  den  Abgeirrten 
auf  den  rechten  Weg  zurückzutreiben  u.  darauf  festzuhalten.  Der  Sieg 
über  die  sündige  Macht  u.  das  verlorne  Paradies  stehen  ihm  nun  als 
Hofihungs-  u.  Strebeziel  für  die  Zukunft  da.  So  kommen  in  dieser 
Erzählung  Grundwahrheiten  der  Bibel  über  das  Verhältniss  der  Sünde 
zum  Wesen  des  Menschen  zur  Entwicklung.  Zu  bemerken  aber  ist 
dabei,  dass  von  einer  Veränderung  der  eigentl.  Natur  des  Menschen 
durch  den  Fall  nichts  gesagt  wird. 

4.  Die  sinnliche  Unterlage  für  die  Ausführung  seiner  Gedanken 
gaben  dem  Vrf.  ohne  Zweifel  unter  seinen  Volksgenossen  geläufige 
Vorstellungen  u.  Sagen.  Das  Nächste  ist  hier  der  durch  das  ganze 
Alterthum  verbreitete  Glaube  an  eine  bessere  Vorzeit  der  Menschheit 
(s.  S.  44,  auch  36).  Wie  hinter  den  Kämpfen  u.  Beschwerden  des 
reiferen  Mannes  das  Glück  u.  die  Unschuld  des  Kindes  liegt,  so  dachte 
man  sich  auch  die  Entwicklung  der  Menschheit  im  grossen.  Vieler 
Völker  Seher  haben  darum  von  der  goldenen  seligen  Urzeit  gesungen, 
wo  die  Götter  noch  selbst  über  die  Menschen  herrschten,  Bosheit  u. 
Zwietracht  noch  nicht  ihr  Leben  vergiftete,  nicht  Schmerz ,  Leid  u. 
Entbehrung  sie  drückte,  die  Erde  bereitwillig  ihre  Gaben  reichte,  u. 
haben  solche  Vorstellungen  tief  in  das  Gemüth  ihrer  Volksgenossen 
eingeprägt.  Für  die  classischen  Völker  zeugen  „Hes.  op.  et  di.  109 — 
120,  mit  dem  in  der  Hauptsache  Dicaearch.  bei  Porph.  de  abst  4,  2 
u.  Lucian.  saturn.  7  übereinstimmen,  sowie  Ovid.  met.  1,  89  ff.,  wo 
die  Zustände  der  goldenen  Zeit  weiter  ausgemalt  sind,  nam.  die  sitt- 
liche Güte  derselben,  welche  letztere  auch  Plato  im  Cratyl.  p.  398, 
Tac.  ann.  3,  26;  Macrob.  somn.  Scip.  2,  10  betonen"  (JSTn.);  über  die 
indischen  Vorstellungen  s.  RRolh  die  ind.  Lehre  von  den  4  Welt- 
altem, Progr.  1860  S.  21.  32;  aus  der  persischen  Sage  gehört  hieher 


48  Gen.  2  u.  3. 

nicht  sowohl  die  Dichtung  von  Meschia  u.  Meschiane  im  Bundehesch, 
als  vielmehr  die  Schilderung  der  Zeit  des  Jima  im  Avesta  u.  hei  Fir- 
dausi  (Roth  in  ZDMG.  IV.  41 7 ff.,  Webers  Ind.  Slud.  ffl.  403 ff.; 
Spiegel  AvesU  übers.  lU.  S.  LVIDf.,  Erän.  AK.  I.  489 ff.  524  ff.,  Die 
arische  Periode  243 ff.;  Lenorm.  Orig.^  I.  68 ff.);  über  die  Ägypter 
s.  Maspero  morg.  Völker  v.  Pietschm.  S.  36  f.  —  Weiter  aber  auch 
die  Vorstellung  von  einem  Gottesgarten  u.  dem,  was  dazu  gehört,  lag 
ohne  Zweifel  dem  Vrf.  als  eme  gegebene  vor.  Aus  dem  AT.  freilich 
lässt  sich  das  nicht  direct  beweisen,  da  die  sonstigen  Erwähnungen 
des  Gottesgartens  (4,  16.  13, 10;  Ez.  28,  13  ff.  31,  8  f.  16.  18.  36,35- 
Jes.  51,  3;  vgl  Joel  2,  3)  von  der  Erzählung  hier  abhängen.  Aber 
indirect  zeigt  doch  die  Schilderung  des  Vrf.,  dass  die  Vorstellung  der 
Sache  weder  von  ihm  zuerst  gefasst,  noch  überhaupt  ursprünglich  auf 
israel.  Boden  erwachsen  sein  kann.  Ein  Garten  auf  der  Erde,  in  welchem 
Gott  wie  in  seiner  eigensten  Wohnung  aus-  u.  eingeht,  u.  wo  die 
göttl.  Güter  in  den  Früchten  der  Bäume  gereicht  werden,  weicht  von 
der  sonstigen  strengeren  Art  der  Bibel,  über  Gott  u.  göttliche  Dinge 
zu  reden,  stark  ab,  u.  geht  weit  hinaus  auch  über  Stellen  wie  Prov. 
10,  11.  13,  14. '  14,  27.  16,  22.  Ps.  36,  10,  wo  „die  QueUe  (das 
Wasser)  des  Lebens**,  u.  Prov.  11,  30.  13, 12.  15,  4.  3, 18,  wo  „der 
Baum  des  Lebens**,  wenn  auch  urspr.  mythologisch  gedacht,  nur  noch 
in  bildL  Rede  erscheinen.  Man  fühlt  sich  dadurch  unwillkührlich  in 
den  Vorstellungskreis  „der  Völker**  hineinversetzt,  welchen  eine  derartige 
Vermischung  des  Geistigen  u.  Sinnlichen  ganz  geläufig  ist,  bei  denen 
von  Amrila,  Nectar,  Ambrosia  geredet  wird.  In  der  That  finden  sich 
verwandte  Vorstellungen  bei  den  alten  Kulturvölkern  Asiens  weit  ver- 
breitet u.  mannigfaltig  ausgebildet.  Die  südlicheren  derselben  dachten 
sich  die  in  die  Wolken  hineinragenden  höchsten  Gebirge  im  Norden  als 
Göttersitze,  die  Inder  den  Kailäsa,  weiterhin  den  Meru,  die  Eranier  die 
HaraberezaiÜ  (Albordsch),  ähnlich  wie  noch  die  Griechen  ihren  Olymp,  die 
Germanen  ihren  Asgard  verehrten.  Auch  semit  Völker  sprachen  vom 
Gölterberg  im  äussersten  Norden  (Ez.  28,  14.  Jes.  14,  13;  vgl  Del. 
Par.  117 f.,  aber  dagegen  auch  Jens.  Kosm.  203 ff.);  selbst  noch  bei 
den  Israeliten  im  AT.  zeigen  sich  Reste  solcher  Anschauung  (Ps.  48,  3. 
Ez.  1,  4).  Natürlich  stattete  die  Phantasie  diese  himmlisch-irdischen 
Wohnungen  der  Unsterblichen  mit  der  Fülle  göttlicher  Güter  u.  Schätze 
aus.  Wie  Semiten  sich  dieselben  dachten,  darüber  gibt  Ezechiel  einige 
Andeutungen,  wenn  er  (28,  13  ff.)  von  feurigen  Steinen,  Gold  u.  Edel- 
steinen redet,  von  welchen  eine  solche  Götterwohnung  strahlt  Be- 
kannter sind  die  Vorstellungen  der  arischen  Völker.  Bei  den  Indern 
sind  die  Götter-  u.  Geniensitze  auf  den  hl.  Gebirgen  mit  flammendem 
Gold  u.  strahlenden  Edelsteinen  ausgestattet;  wunderbare  Bäume  (wie 
Dpa,  Ac^vattha  u.  a.),  die  verschiedene  Güter  vermitteln,  oder  (wie  der 
Kalpavrikscha)  jeden  Wunsch  gewähren,  waren  in  ihrer  Phantasie  be- 
sonders beliebt;  von  dem  unermesslichen  Meru  herab  flössen  ihnen 
die  grossen  segenbringenden  Weltströme  nach  den  verschiedenen  Him- 
melsgegenden, fünf,  auch  mehr  oder  weniger,  an  Zahl  (s.  Ritler  EK. 
n,  2.  S.  7—14;   auch  BoMen  A.  Ind.  II.  210).    Nach  den  Eraniem 


Gen.  2  u.  3.  49 

strömt  auf  einen  Gipfel  der  Üara-Lerezaiti,  den  Berg  Hukairja,  die 
himmlische  Ardvi-QÜra-anähita  herab,  das  Wasser  des  Lebens,  das  alle 
Fruchtbarkeit  der  Gewächse,  Thiere  u.  Menschen  bedingt;  dort  mitten 
in  dem  Wassersee  Vouru-Kascha  steht  der  Baum  Vif^pa-taokhma  (All- 
samen), aus  dessen  Samen  alle  Pflanzenkeime  auf  Erden  kommen,  dort 
auch  der  vielgepriesene  weisse  Haoma-Baum  oder  Gäokerena  (Gökart), 
der  alle  Krankheiten  vertreibt,  Baum  der  Unsterblichkeit  u.  des  Lebens 
{Windischmann  zoroastr.  Stud.  165 — 177;  Spiegel  Av.  UI.  S.  XVIlf. 
Linf.;  Eran.  AK.  1.  191  ff.  462ff.).  Von  der  Hara-berezaiti  strömen 
(nach  Bundeh.)  2  Hauptflüsse  aus,  der  eine,  Ragha  oder  Arangrüt,  sich 
gegen  Westen  wendend  u.  in  Ägypten  mündend,  der  andere,  Vaguhi 
oder  Veh-rüt  (auch  Mehrva),  in  das  Land  Sind  fliessend  u.  dort  in 
das  Meer  fallend;  ausser  ihnen  noch  18  andere  Flüsse,  darunter  die 
2  ersten  Eufrat  u.  Tigris.  Dort  auf  jenem  fabelhaften  Gebirge,  dessen 
Gipfel  in  den  Himmel  reicht,  wo  nicht  Nacht  u.  Finstemiss,  nicht 
kalter  u.  heisser  Wind,  nicht  Fäulniss,  Unreinheit,  Wolken  sind  (Mihr- 
Jescht  10,  50),  hat  Ahura-Mazda  dem  Mithra  den  Wohnsitz  gebildet; 
dort  war  der  Garten  des  Jima,  des  Herrschers  der  goldenen  Zeit,  da 
es  noch  nicht  Hitze  u.  Kälte,  Hunger  u.  Durst,  Krankheit,  Alter  u.  Tod, 
Hass  u.  Streit  gab  (Vend.  2,  61  ff.,  Ja<jna  9,  13 ff.;  Spieg.  Av.  HL 
S.  LVIII).  Auch  der  hL  Baum  der  Babylonier  u.  Assyrer,  obwohl  eine 
nähere  Verbindung  desselben  mit  dem  Götterberg  nicht  nachgevnesen 
ist,  war  wohl  ein  Lebensbaum  {Schrad.  in  JPTh.  L  124f.,  KAT^  28; 
Baudissin  Stud.  IL  189 f.;  Len.  Or.^  L  74ff.  Del.  Par.  148 f.);  über 
die  Lebensquelle  u.  die  Lebenspflanze  in  den  Gefilden  der  Seligen  s. 
AJeremias  bab.  ass.  Vorstellungen  1887  S.  89  ff.  Selbst  tatarische 
Stämme  sprechen  noch  von  einem  Lebenswasser  oder  Lebensgras 
{Schiefner  Heldensagen  der  minussinischen  Tataren  1859.  62 ff.;  Spiegel 
Er.  AK.  L  466);  vielleicht  auch  die  Ägypter  von  einem  Lebensbaum 
{Ebers  Äg.  30).  Aller  WahrscheinUchkeit  nach  liegen  hier  uralte  An- 
schauungen vor,  welche  von  den  einzelnen  Völkergruppen  individuell 
ausgestaltet  wurden,  u.  nichts  steht  der  Annahme  entgegen,  dass  auch 
die  Hebräer  von  ihren  Urzeiten  her,  jedenfalls  schon  in  der  Zeit  nach 
Salomo  sie  gehabt  haben  (s.  Dillm.  in  SBAW.  1882  S.  431  ff.;  Budde 
74  ff.).  Die  Abweisung  der  Combination  des  Paradieses  mit  dem  Götter- 
berg {DeL  Par.  29.  112  ff.)  beruht  auf  Verkennung  der  Idee  des  Para- 
dieses, welche  nicht  in  der  Fruchtbarkeit  u.  guten  Bewässerung,  son- 
dern in  der  Anwesenheit  der  göttlichen  Wesen  u.  Güter  besteht,  u. 
hat  ausserdem  Ez.  28,  13  f.  gegen  sich.  —  Aber  solche  überkommene 
Elemente  sind  nun  vom  Vrf.  in  durchaus  eigenthümlicher  Weise  ver- 
wendet worden.  Etwas  dem  bibl.  Paradies  genau  Entsprechendes  ist 
bis  jetzt  bei  keinem  andern  Volk  nachweisbar.  Insbesondere  kann  die 
künstliche  Gonstruction  einer  altbabyl.  Paradiessage^  von  der  die  bibl. 
Beschreibung  entlehnt  sein  soll,  bei  DeL  Par.  37  nicht  als  gelungen 
anerkannt  werden :  denn  Karduniai  besagt  nicht  Gottesgarten,  sondern 
ist  die  Bezeichnung  des  Kaldäerlands  am  Meer  {Tiele  bab.  ass.  Gesch. 
L  79 f.;  Winckler  in  ZA.  IV.  347),  u.  in  die  vielbesprochene  Ab- 
bildung auf  einem  Siegelcylinder,  auf  der  2  wohlbekleidete  Figuren, 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  4 


50  Gen.  2,  4. 

die  eine  mit  2  Hörnern  auf  dem  Kopf,  die  andere  mit  einer  auf- 
gerichteten Schlange  hinter  sich,  dem  Lebensbaum  gegenüber  auf 
Stühlen  sitzen  u.  je  eine  Hand  nach  ihm  ausstrecken  {Smüh.'DeL  chald. 
Gen.  87.  305;  Len,  Orig.2  I.  90ff.;  Del.  Par.  90f.  147)  ist  eine  Be- 
ziehung auf  den  Sündenfall  von  einigen  Gelehrten  blos  hineingedichtet 
(s.  Tiele  in  Th.  Tijds.  1882  S.  258 f.;  Bud.  75 ff.);  nicht  besser  sieht 
es  mit  dem  Versuch  {Boscawen's,  in  BOR.  IV.  253  f.),  den  Schluss  des 
8^^  Schöpfungstäfelchens  (s.  oben  S.  9)  in  dieser  Richtung  zu  ver- 
werthen.  Vielmehr  sind  es  schon  bezüglich  der  Äusserlichkeiten  des 
Paradieses  immer  nur  einzelne  Züge,  zu  denen  sonst  wo  sich  Älm- 
liches   findet,    u.   andere   hinwiederum   haben   sonst   gar  nicht  ihres 

;;leichen,  wie  der  Erkenntnissbaum,  welcher  sicher  mit  Orakelbäumen 
Baud.  Stud.  IL  227)  nichts  zu  schaffen  hat  Sieht  man  aber  auf  den 
innem  Gehalt  dieser  Paradiesvorstellung,  auf  ihre  Verwendung  zur  Er- 
klärung des  Wesens  des  Menschen  und  des  Verlustes  der  Unschuld, 
so  gilt  nur  um  so  melu*,  dass  die  bibl.  Erzählung  völlig  eigenthüm- 
lich  dasteht  Ausser  dem  allgemeinen  Gedanken  einer  mit  der  Zeit 
eingetretenen  moralischen  Verschlecliterung  der  Menschen  oder  einer 
Vergehung  derselben  gegen  die  Gottheit^  welche  von  dieser  gestraft 
wird,  bieten  die  Sagen  der  Völker  hier  keine  Ähnlichkeit  mehr,  u. 
durchaus  weht  in  ihnen  ein  anderer  Geist  Der  oft  verliehene  griech. 
Mythus  von  Prometlieus  sowohl  in  seiner  Hesiodischen  (Hes.  op.  40 — 
105;  theog.  535 — 612)  als  Äschyleischen  Gestalt  erkennt  echt  heid- 
nisch in  der  That  des  Prometheus  doch  nur  den  ersten  Schritt  aus 
der  Roheit  heraus  zur  menschl.  Bildung  u.  Gesittung,  u.  macht  selbst 
diese  entscheidende  W^endung  zu  einem  Gegenstand  des  Kampfes  der 
List  u.  Gewalt  zwischen  Göttern  u.  Menschen  (s.  GBaur  in  StKr. 
1848  S.  320  ff.).  Selbst  die  pers.  Lehre,  die  noch  am  meisten  an- 
klingt, kann  wegen  ihres  dualistischen  Gottesbegriffs  das  Problem  in 
seiner  Schärfe  weder  aufstellen  noch  lösen:  in  den  älteren  Schriften 
verfällt  Jima  durch  die  Lüge,  der  er  sich  hingibt,  der  Macht  der 
Schlange Dahäka  (Zamjäd  Jescht  34 ff.;  Spieg.  Av.  IIL  175;  Windischm. 
2  7  ff.),  im  Bundehesch  verleugnen  Meschia  u*  Meschiane,  von  Ahriman 
verfahrt,  den  guten  Gott  {Windischm,  218  ff.),  u.  verlieren  beide  da- 
durch in  allmähliger  Stufenfolge  ihre  ursprüngliche  Reinlieit;  beidemale 
ist  es  als  selbstverständlich  hingenommen,  dass  nicht  blos  der  gute, 
sondern  auch  der  böse  Gott  auf  den  Menschen  Einfluss  zu  gewinnen 
vermag.  Auch  der  (seit  Valer  Archiv  für  KGesch.  L  15  ff.)  so  oft 
angezogene  tibetische  Mythus,  womach  die  aus  der  Lichtregion  herab- 

?;esunkenen  Wesen  zu  Menschen  u.  durch  den  Genuss  der  Erdessenz 
Schimä)  irdisch  wurden,  handelt  eher  von  der  Entstehung  als  dem 
Fall  des  Menschen,  gehört  also  wenig  hieher,  ist  aucli  nach  Schiefner 
(im  Bull,  bist  phil.  t  IX.  nr.  1  der  Petersb.  Akademie)  erst  Bud- 
dhistischen Ursprungs.  Demnach  kann  auch  von  einer  UrÜberlieferung 
über  den  Fall  des  Menschen,  die  in  Überresten  noch  bei  den  ver- 
schiedenen Völkern  erhalten  wäre,  nicht  wohl  geredet  werden. 

über    die   verschiedenen    Auffassungen,    welche   seitens    der  Er- 
klärer, Theologen  u.  Philosophen,  unserer  Erzählung  zu  Tlieil  wurden. 


Gen.  2,  4.  5.  51 

u.  welche  in  ihrer  Mannigfaltigkeit  u.  Aufeinanderfolge  die  ganze  Ge- 
schichte der  Exegese  wiederspiegeln,  findet  man  Übersichten  bei  Gabler 
Urgesch.  II,  1;  Gesenius  in  Hall.  Encycl.  sub  Adam;  Tuch  Gomm.^ 
43—49;  Diestel  Gesch.  d.  AT.  in  der  chrisü.  Kirche  1869;  Reinhe 
Beitr.  zur  Erkl.  des  AT.  II.  210  ff.  —  Abhandlungen  zu  Cp.  2  f.,  ausser 
den  schon  zu  Gp.  1  erwähnten,  gaben  Redslob  Schöpfungsapolog  Hamb. 
1846,  Ewald  JB.  II.  S.  132 ff.;  mehr  populär  GStuder  in  Reform 
(Zeitstimmen  aus  der  schweizer.  Kirche)  VIL  1878  S.  33ff.  67 ff. 
73 ff.;  zu  Gp.  3  oder  einzelnen  Stellen  desselben  finden  sich  Erörterungen 
bei  Johannsen  die  Menschwerdung  oder  der  Fall  nach  hbr.  Vorstellungs- 
weise, Kopenh.  1835;  Hengstenberg  Ghristologie^  I.  4 ff.;  HÖlemann 
neue  Bibelstudien  1866  S.  8 7 ff.;  JPValelon  De  hof  van  Eden,  in 
Studien  Th.  Tijdsch.  VH  (1881)  363—88.  Eine  Analyse  der  einzel- 
nen Elemente,  aus  denen  die  Erzählung  alimählig  zusammengewachsen 
sei,  versucht  Toy  in  JBL.  X,  1  (1891)  S.  1—19. 

Erste  Hälfte:  Die  Menschenschöpfung  u.  der  Urständ  des  Men- 
schen im  Gottesgarten  Gap.  2,  4^—25.  —  V.  4^ — 7.  Die  der  Pflan- 
zenschöpfung vorausgehende  Menschenschöpfung.  Zu  dem  Zeitsatz  V.  4^ 
ist  nach  dem  jetzigen,  wohl  erst  von  R  abgekürzten  oder  zusammen- 
gezogenen Text,  V.  5  weder  Fortsetzung,  noch  Nachsalz  (Tuch,  Kn. 
Hölem.)y  sondern  ein  eingeschobener  Beschreibesatz,  welcher  sich  durch 
y.  6  fortsetzt;  den  Hauptsalz  bringt  erst  V.  7  mit  Impf,  cons.:  als  G, 
J,  Erde  u.  Himmel  machte  {es  war  aber  noch  kein  Strauch  des 
Feldes  auf  der  Erde  u.  s.  w.)  da  bildete  u.  s.  f.  {Hofm.  Sehr.  Bew.^ 
I.  282;  Buns,,  Sehrad.),  o'i'»»]  zur  Zeit  da  «=  als  wie  Num.  3,  1. 
Ex.  6,  28.  Jes.  11,  16,  =  wann  Ex.  10,  28.  32,  34;  die  engere 
Fassung  am  Tage,  da  ist  weder  durch  den  Sprachgebrauch  noch  durch 
den  Zusammenhang  gefordert,  da  von  einer  Rückweisung  auf  einen  be- 
stimmten Tag  des  Hexaemeron  keine  Rede  sein  kann  u.  für  die  An- 
nahme einer  streng  eintägigen  Schöpfung  durch  den  Vrf.  keine  Beweise 
vorliegen.  Erde  u,  Himmel]  seltene  Wortfolge  (in  LXX  Pei,  Vulg. 
corrigirt),  s.  zu  V.  4*;  Vrf.  rückt  die  Erde,  über  deren  weitere  Aus- 
bildung er  mehr  sagen  will,  in  den  Vordergrund.  ^J^^]  s.  Ex.  3,  14. 
—  V.  5  Zustandssatz.  t3;:t^]  noch  nicht  mit  Impf.,  Ges,  107,  1*. 
^»]  irgend  was  von,  mit  der  Negation  zusammen:  keiner,  keinerlei. 
rt'to]  nicht  Gewächs  überhaupt  {DeL)y  sondern  Strauch,  Gesträuch 
(21,  15.  Ij.  30,  4.  7).  Wie  1,  11  f.  29  Kraut  u.  Bäume,  so  werden 
hier  Strauch  u.  Kraut  als  die  wichtigsten  Theile  der  Gewächswelt 
unterschieden  u.  für  diese  selbst  gesetzt;  Ew.:  keine  Staude,  wieviel 
weniger  ein  Baum!  Onk.  Fei.  Saad.  sind  auf  richtiger  Spur,  wenn 
sie  geradezu  Bäume  dafür  setzen.  Ein  Gegensatz  von  wildwachsenden 
u.  zahmen  Gewächsen  (Hupf.  116)  kann  durch  rv^^  u.  ato?  nicht  wohl 
ausgedrückt  sein.  Der  Versuch  {Ke.\  die  Sträuche  u.  Kräuter  auf  die 
des  von  Menschenhand  bebauten  Bodens  einzuschränken,  scheitert  nicht 
blos  am  Begriff  von  nnfc  flaches  Feld,  welches  zwar  auch  Acker-  u. 
Saatfeld  in  sich  schliessen,  aber  nicht  das  letztere  im  Gegensalz  gegen 
das  unbebaute  Land  bezeichnen  kann  (zB.  2,  5  f.  3,  17;  dann  25,  27 
gegen  9,  20;  s.  Ges.  th.),  sondern    auch    am  Sprachgebrauch  dieses 

4* 


52  Gen.  2,  5.  6. 

Schriftstellers  (S.  41),  u.  hilft  dem  Widerspruch  gegen  1,  11  ff.  doch 
nicht  ab,  da  nach  jener  Stelle  alle  Kräuter  u.  Bäume  schon  am  3.  Tage 
geschaffen  sind.  Der  Behauptung  (zB.  Talm.Ghullin  60^,  Ranke,  Ke.  a.), 
dass    hier  nur   das  Wachsen  u.  Sprossen,  nicht  das  Dasein  jener  Ge- 
wächse verneint  sei,  widerstreitet  der  Ausdruck  n;n«;,  der  nicht  durch 
den    Begriff  werden   hindurch    zu  wachsen  gesteigert  werden  kann. 
Vielmehr  wird  das  Dasein   der  Gewächswelt  damals,   als  Gott  zu  der 
Bildung  des  Menschen   schritt,  verneint;  Vrf.  stellt  den  Hergang  der 
Schöpfung  anders  vor,  als  Gen.  1.  —  Die  Gewächse  fehlten,  „weil  es 
noch   nicht  geregnet  hatte,   auch   noch  keine  Menschen  gab,   die   das 
Land  bebaut  und  zB.   durch  Bewässerung   den  Regen  ersetzt  hätten*' 
vgl.  V.  10,  womach  der  Garten  durch  den  Edenstrom  getränkt  wurde. 
„Ebenso  lässt  Yerg.  ecl.  6,  38  f.   die  Pflanzenwelt  entstehen,  nachdem 
die  Wolken  Regen  gesendet  haben''  {Kn).     Um  die  Bewässerung  als 
Vorbedingung  der  Vegetation  handelt  es  sich :  wenigstens  braucht  man 
dem  Vrf.  die  Meinung,  dass  gewisse  Gewächse  ("~^  ^f?)  ohne  die 
bebauende  Hand  des  Menschen  überhaupt  nicht  wachsen  (Hupf.),  nicht 
zuzuschreiben;   auch   die  Vermuthung  {Spieg.  Er.  AK.  I.  467),   dass 
unter  dem  Regen  nach  der  pers.  Vorstellungsweise  ein  die  Samen  der 
Pflanzen  mit  sich  führender  Regen  gemeint  sein  könnte,  ist  in  Anbe- 
tracht von  V.  6  abzulehnen*     Wohl  aber  ergibt  sich,  dass  „nach  dem 
Vrf.    die  Oberfläche  des  Festlandes  vor  Entstehung  der  Pflanzen  ganz 
trocken    war  u.   der  Befeuchtung   bedurfte,   um  Gewächse  hervorzu- 
bringen, während  nach  1,  9  ff.  schon  am  selben  Tage,  an  dessen  An- 
fang die  Erde  noch  ganz  mit  Wasser  bedeckt  gewesen  war,  die  Pflan- 
zenwelt entstand"  {Kn.)   —  V.  6.  Fortsetzung  des   Beschreibesatzes, 
mit  Impf.  u.  mit  Prf.  cons.     n»]  Quelle  LXX  Pei.  Vulg.,  imßkvafMg 
Aq,,  Gewölk  Onk.,  am  ehesten  nach  Ij.  36,  27  u.  den  jüd.  Gelehrten 
des  MA.  Dunst,  Nebel;  im  Assyrischen  scheint  {i-du-u)  Sdü  {FdDel, 
Ass.  WB.  122  fr.)  Fluth,  Wasserschwall  zu  bedeuten.     Von  der  Erde 
aufsteigender  Wasserdunst  tränkte  damals  den  Boden,  u.  bereitete  ihn 
für  die  Hervorbringung    von   Gewächsen    vor.     Nach  V.  5  erwartet 
man   zu  diesem  Zweck  Regen,  deshalb  ergänzen  Kn.  u.  a.,  dass  der 
Nebel   als  Regen   oder   Thau  herabgefallen  sei,   u.  finden   darin   eine 
andere  Ansicht  von  der  Entstehung  des  Regens,  als  A  sie  habe  (1,  6). 
Aber  warum   nennt  Vrf.   den  Regen  nicht,  wenn   er  ihn  meint?    Er 
wird  absichtlich  nicht  genannt  sein   {Ew.  Bupf,),  schwerlich  darum, 
weil  nach  dem   Vrf.  Sträuche  u.  Kräuter  sammt  ihrer  Voraussetzung, 
dem  Regen,  erst  der  nachparadiesischen  Ordnung  der  Dinge  angeliören 
{Hupf.),  denn    davon  fehlt  in  Cp.  3  jede  Andeutung  (s.  dagegen  3, 
17  ff.),  eher  darum,  weil  nach  dem  Sinn  des  Vrf.  die  Schöpfung  hier 
erst  noch  im  Werden  ist  (Ew.).     Noch  scheint  der  Himmel  über  der 
Erde   nicht   vollendet,   daher  auch    noch  kein   Regen   möglieb.     Das 
trockene  Land  als  fester  Kern  ist  da>  aber  befeuchtet  wird  es  nur  erst 
von  der  sie  umhüllenden,  noch  im  Aufsteigen  u.  damit  in  der  Zerthei- 
lung  begriffenen  chaotischen  Flüssigkeit  (vgl.  die  6(il%kfj  des  Eudemus, 
oben  S.  7,  u.  vielleicht  Ij.  38,  9),   u.  dadurch  zur  Zeugungsfähigkeit 
bereitet     Ob  dann  dem  Pflanzenwuchs  doch  noch  ein  Regen  vorher- 


Gen.  2,  6.  7.  53 

gehen  sollte,  ist  nicht  klar.  Nämlich  man  erwartet,  dass  nun,  vor 
oder  nach  V.  7,  die  Hervorhringung  der  Gewächswelt  u.  die  Voll- 
endung der  Weltbildung  gemeldet  würde.  Aber  nichts  der  Art  findet 
sich.  Eine  solche  Lücke  kann  kaum  ursprüngUch  sein,  vielmehr  scheint 
durch  R  einiges  ausgeworfen  zu  sein,  sei  es,  weil  es  neben  Gp.  1  als 
unnöthige  Wiederholung,  oder  weil  es  mit  Cp.  1  zu  wenig  überein- 
stimmend schien.  Jedenfalls  fällt  auch  hienach  die  Menschenschöpfung 
noch  in  den  Process  der  Weltbildung  hinein,  vgl.  Ij.  15,  7.  —  V.  7 
Hauptsatz.  Der  Mensch  erscheint  hier  als  der  Mittelpunkt,  um  den  u. 
für  den  alles  Weitere  wird,  also  in  seiner  Hoheit  u.  Würde  anerkannt, 
trägt  aber  doch  von  Anfang  die  Doppelheit  des  Wesens  an  sich,  auf 
der  die  doppelte  Möglichkeit  seiner  Entwicklung  beruht.  GoU  bildete 
ihn,  wie  ein  Künstler  kunstvoll  (Ij.  10,  8;  Ps.  139,  13 ff.  119,  73\ 
als  d.  h.  aus  Staub  vom  Erdboden;  "^w  Acc.  des  Stoffs  {Ges,  117,  5*^). 
—  Vgl.  3,  19.  23.  18,  27.  Ps.  90,  3.  103,  14.  104,  29.  146,  4. 
Ij.  4, 19.  10,  9.  34,  15.  Qoh.  3,  20.  12,  7.  1  Cor.  15,  47.  „Nach 
der  class.  Mythe  bildet  Prometheus  die  ersten  Menschen  aus  Erdstoff 
u.  Wasser  (ApoUod.  1,  7,1;  Ovid.  met.  1,  82;  Juvenal  14,  35)  u.  Vulcan 
das  erste  Weib  aus  Erde  (Hes.  op.  et  dies  61.  70)"  Kn.  Andere 
Parallelen  bei  Len.  Or.^  I.  39  ff.  roanicn-ito]  zu  *^|;  ausdrücklich  hin- 
zugesetzt, um  die  Zusammengehörigkeit  der  Namen  ü^h  u.  nbnM  fahlen 
zu  lassen,  vgl.  Sym,  l'heod.  (xal  Snkace  tov  jida^  %ovv  ano  Tfjg 
^Adcifia)  u.  Pei,  tan«]  im  Hehr.  u.  Phon.  Gattungsname  des  Mensehen, 
auch  im  Sabäischen  noch  erhalten,  also  einst  weiterer  Verbreitung,  ist 
im  Syr.  (doch  s.  1  Sam.  17,  32  Pei,)  u.  Arab.  (dessen  andm  übrigens 
Nöld.  in  ZDMG.  XL.  722  mit  d^m  gleichsetzt)  nicht  erhalten,  u.  dient 
dort  nur  noch  als  n.  pr.  des  Protoplasten;  ^tä^k  Erdstoff  (humus),  Erd- 
boden, Ackerland  u.  s.  w.  ist  wenigstens  im  Syr.  als  ]l:^]  noch  ge- 
braucht. Den  Hebräer,  dem  beide  Namen  geläufig  waren,  erinnert  der 
eine  an  den  andern^  u.  so  ist  hier  sinnig  07»  als  der  zur  Erde  ge- 
hörige, der  irdischCy  yfiysvrjg,  yi^ivog  aufgefasst.  BegriffUch  würde 
diese  Deutung  wohl  annehmbar  sein,  u.  hätte  an  anderen  Benennungen 
des  Menschen  im  Unterschied  von  den  göttl.  Wesen,  wie  wSa«,  ^vrjrog, 
ßgorogj  pers.  mard  (vielleicht  sogar  an  homo,  was  schon  Varro  u. 
Lactantius  mit  humus,  %a(ial  zusammengestellt  haben)  eine  genügende 
Stütze;  aber  sprachlich  lässt  sich  die  Ableitung  aus  ritsi^  (Ew,  bibl. 
Theol.  IlL  107;  Del.^)  nicht  vertheidigen.  Ein  sicheres  Etymon  für 
t37K  ist  noch  nicht  gefunden.  Nach  Jos.  ant  1,  1,  2  CA8a(iog  ati- 
fictCvu  nvQ^og,  inBidi^TCBQ  ano  rrjg  nv^^cig  yijg  qyvgad'slcrig  lys- 
yovH'  xowvxri  y^Q  icxiv  ij  Tcaq^hog  yij  xal  aXri^ivri)  u.  Theodoret 
quaest  60  in  Gen.  (die  Syrer  haben  t^v  iqv'S'Qav  yijv  mit  aSafid^a 
bezeichnet)  meinten  auch  noch  Neuere  (zB.  Bruns  in  Paulus  Repert. 
n.  202;  Ges.  Tuch,  Hupf,  in  ZKM.  ffl.  407),  zugleich  mit  Berufung 
auf  y^  Ol»  roth  sein  (vgl  07  Blut\  07»  bedeute  den  Roihen,  wie 
nö^K  die  rothe  (palästinische!)  Erde,  aber  beide  Namen  waren  nicht 
blos  palästinisch,  u.  roth  ist  kein  auf  alle  Menschen  oder  den  Menschen 
als  solchen  passendes  Characteristicum.  Die  Deutung  &7);  der  Schöne, 
Wohlgestaltete  {Ludolf  Bist.  aeth.  1,  5;  Comm.  p.  208;  Kn.)  u.  gar 


54  Gen.  2,  7. 

rna'HM  die  Schöne  (xoö^iog),  beruht  auf  neuer  Umdeutung  einer  an  sich 
schon  secundären  Bedeutung  der  V  imGeez(i^|^ilDi  gefallen,  hW^^ 
liehlich,  angenehm)^  welches  07«  Mensch  gar  nicht  mehr  kennt,  u. 
ist  für  Tito^K  völhg  unannehmbar.  Von  der  im  Arab.  erhaltenen  Be- 
deutung der  Y  ^^^^  anschliessen  (aus  welcher  vielleicht  auch  tif^'^'^^ 
sich  entwickelt  hat)  ausgehend  woUen  für  07»  den  Begriff  eines  animal 

sociahile  (vgl.  Lo4>l),  u.  für  "»7«  (vgl.  2U0T)  die  an  den  Erdkörper 
sich  anschliessende  Decke  oder  Rinde  (humtis)  Fleischer  (in  Merx 
Archiv  L  237)  u.  andere.  Aus  ass.  admu  Kmd,  Junges,  admdnu  Ge- 
bäude, Wohnung,  erschliesst  FdDeL  (Hbr.  lang.  58 f.,  Prol.  103 f.)  für 
y"  DiK  die  Bedeutung  hauen,  schaff en^  erzeugen,  aber  daraus  nun  auch 
rw-v»  als  bebautes  Land  ableiten  heisst  doch  nur  die  rein  germanische 
Bedeutungsentwicklung  von  bauen  auf  das  Semitische  übertragen  (s. 
dagegen  ZDMG.  XL.  737).  Hitzig  (Bibl.  Theol.  37.  76)  wollte  gar 
(vermittelst  Gleichstellung  von  in«  u.  äJl^)  öhk  als  Diener  (Gottes) 

deuten,  u.  Bäthgen  (Beitr.  152)  beruft  sich  darauf,  dass  auch  im  Sabäischen 
Ol»  für  Diener  gebraucht  wurde.  —  Dem  irdischen  Gebilde  blies  Gott 
Odem  des  Lebens  d.  h.  Leben  mit  sich  führenden  oder  wirkenden, 
lebenskräftigen  Odem  (o^?»3  n^"^  6,  17.  7, 15  bei  A)  in  seine  Nase, 
u.  so  wurde  der  Mensch  zu  einer  lebendigen  Seele  d«  h.  einem  be- 
lebten Wesen  (1,  20),  denn  ^^^,  eig.  auch  nur  Hauch,  ist  im  Hbr. 
immer  schon  der  in  einem  Einzelwesen  eingeschlossene  Lebensodem 
(Seele),  u.  kann  für  dieses  Einzelwesen  selbst  gesagt  werden.  Im 
Menschen  ist  von  Gott  eingehauchter,  göttl.  Lebensodem  Ij.  27,  3. 
33,  4.  Jes.  42,  5.  Aus  dieser  Einhauchung  leitet  Vrf.  hier  blos  ab, 
dass  der  Mensch  zu  einer  lebendigen  Seele  wurde,  was  die  Thiere 
auch  smd  (1,  20  f.  24;  auch  in  den  Thieren  ist  tj"^"?»?  m"»  6, 17.  7, 15 
oder  B'*!?n  r^avi  7,  22,  u.  leben  auch  sie  durch  Gottes  rtn^i  oder  rwoi 
Ij.  34,  14;  Ps.  104,  30).  Aber  damit  ist  nicht  gesagt,  dass  mit  dem 
blossen  (animalischen)  Leben  die  Kraft  des  mitgetheilten  göttl.  Hauches 
erschöpft  sei.  Vielmehr  da  der  Vrf.  nur  vom  Menschen,  nicht  aber 
von  den  Thieren  (2, 19)  die  Einhauchung  durch  Gott  aussagt,  so  scheint, 
dass  in  derselben  der  specifische  Vorzug  des  Menschen  vor  dem  Thier 
(dasselbe  was  bei  A  Ebenbild  Gottes  heisst)  bestehen  soll,  d.  h.  dass 
mit  dieser,  dem  Menschen  persönlich  geltenden  Einhauchung  die  Mit- 
theilung nicht  blos  der  physischen,  sondern  zugleich  der  geistigen  Le- 
benskraft des  Menschen,  des  Geistes,  gemeint  ist  {Onk.  k^^»?  ^^'^^)' 
Dass  der  Vrf.  mit  'y^  nfi*"*)  dem  Menschen  zugleich  die  Anlage  zur  Un- 
sterblichkeit zuschreiben  wolle  {Budde  61  f.),  ist  ebenso  richtig  oder 
unrichtig  als  das  Gegentheil,  er  wolle  mit  nöT»n  i»  ^tv  ihm  die  An- 
lage zur  Sterblichkeit  zuschreiben  (vgl  3,  19).  Sicher  ist  des  Men- 
schen doppelseitige  Natur  die  Voraussetzung  für  seine  Sterblichkeit  u. 
Unsterblichkeit;  aber  dass  die  letztere  an  sich  über  die  erstere  das 
Übergewicht  habe,  deutet  er  nicht  an.  Ober  die  anthropomorphische 
Redeweise  s.  S.  41.  Ober  die  babyl.  Mythe  s.  S.  8.  „Am  ent- 
sprechendsten ist  die  Dichtung  von  Prometheus,  der  aus  Thon  den 
Menschenleib  bildet  u.  denselben  durch  den  den  Göttern  entwendeten 


Gen.  2,  8.  55 

Funken  belebt"  (Tuch).  Über  nn-'i  handelt  ECRichardson  in  JBL.  V 
(1885)  S.  49—55.  —  V.  8—17.  Den  Menschen  überlässt  Gott  nicht 
sich  selbst,  sondern  setzt  ihn  in  den  Gottesgarten  in  Eden,  u.  weist  ihm 
Geschäft  u.  Pflicht  an.  V.  8.  Gott  pflanzt  einen  Garten  u.  setzt  den 
Menschen  hinein.  1^?]  als  n.  app.  WohlhehageUy  Lust,  Wonne,  ist 
hier  n.  pr.  des  Landes,  worin  der  Garten  lag  (ebenso  in  den  S.  48 
aufgeführten  Stellen).  Als  solcher  ist  er  ausserhalb  der  Bibel  nicht 
nachweisbar.  Es  gab  im  Bereich  der  semit  Länder  mancherlei  Ort- 
schaften oder  Bezirke  des  Namens  Eden  (Am.  1,  5.  Jes.  87,  12.  Ez. 
27,  28),  aber  an  diese  ist  hier  begreiflicher  Weise  nicht  zu  denken, 
u.  sind  diese  auch  von  den  Mass.  i^y,  nicht  ');ty  punktirt.  An  sich 
wäre  möglich,  dass  der  Name  aus  einem  andern,  mit  der  Paradiessage 
überkommenen  hebraisirt  wäre,  aber  die  bisher  darüber  aufgestellten 
Yermuthungen  sind  nicht  geeignet,  hier  etwas  aufzuhellen.  Die  Gleichung 
des  )iz  T*  mit  (dem  S.  49  genannten)  Kar-Dunidi  oder  auch  Gin- 
dun-i'ia  {Del.  Par.  65  f.  133  IT.)  ist  um  nichts  besser,  als  die  Eden's 
mit  dem  angeblichen  Heden  oder  Hedenesch  der  Parsen  (Kn,)  oder 
dem  indischen  üdydna  d.  i.  Lustgarten  {Lenorm.  B^rose  p.  304f.)  oder 
üdayana  d.  i.  Osten  {Grill  Erzv.  166).  Ebenso  ist  nicht  einzusehen, 
warum  "jt^  hier  ursprünglich  ein  den  Hehr,  von  Babylonien  her  über- 
kommenes n.  app.  Sdinu,  bedeutend  Feld  Steppe,  Ebene  {Sehr,  KAT.^ 
26),  oder  gar  das  n.  pr.  einer  weidereichen  babyL  Landschaft  Sdinu 
{Del,  Par.  79'f.),  die  mit  dem  Paradies  gar  nichts  zu  thun  hat,  sein 
soll.  Vielmehr  kann  l^?  sehr  wohl  ein  freigebildeter  sinnvoller  Name 
fi.  V.  a.  Wonneland  sein,  nämlich  wie  "^^a  4,  16;  wenigstens  hörten 
die  Hebräer  diesen  Begriff  heraus  {tijg  xQvqnjg  hSX  V.  15.  Ez.  28, 13. 
81,  9.  16.  18.  36,  35);  dass  t;;«  davor  weggelassen  ist,  würde  nur 
beweisen,  dass  der  Name  als  solcher  im  Volksmund  geläufig  (die  Sage 
darüber  viel  besprochen)  war.  01)5»]  schon  wegen  des  consec  3>w?5 
nicht  mit  4  Esr.  1  (3),  7  {Trg,,' ' Äq,  Sym.  Theod.  PeL  Bier,  a.) 
zeitlich  zu  verstehen  von  Anfang  an  oder  vorher,  sondern  örtlich  ost- 
wärts, östlich  (11,  2.  13,  11.  3,  24),  näml.  vom  Standpimkt  des  Er- 
zählers aus,  im  Osten  der  Erde,  nicht  {Kn,)  1^?^  tn^'o  im  östl.  Theile 
Edens';  es  bezeichnet  die  Lage  Eden's,  die  V.  10 — 14  genauer  be- 
schrieben wird,  im  allgemeinen,  u.  deutet  an,  dass  man  die  Menschheit 
von  Osten  her  nach  Westen  gewandert  dachte.  Übrigens  s.  in  de 
Lagarde*s  Genesis  Graece  p.  23  f.  der  Vorrede  u.  Field  Hex.  I.  13 
eme  alte  Nachricht,  womach  einst  im  hehr.  u.  syr.  Text  das  ö^r«?  ge- 
fehlt hätte.  l?J  allgemein  semit.  (auch  sumerisches,  PHaupt  sumer. 
Forsch.  S.  9)  Wort  för:  eingehegter  Ort  (opp.  mfc),  Garten,  hier  wie 
öfters  (zB.  Jes.  1,  29;  Gant.  6,  11)  Baumgarten,  Park,  wie  solche  in 
Babylonien  u.  Assyrien  {Del,  Par.  96),  „in  Indien  u,  Persien  die 
Schlösser  der  Hegenten  umgaben  (Est  1,  5;  Neb.  2,  8;  Xen.  Cyr.  1,  3. 
12.  14;  Bohlen  A.  Ind.  IL  104)  u.  auch  die  Königsgärten  zu  Jerusalem 
(Jer.  39,  4;  2  Reg.  25,  4;  Neh.  3,  15)  nichts  anderes  waren"  {Tuch). 
Die  LXX  gaben  es  hier  u.  sonst  (13, 10.  Num.  24,  6.  Jes.  1,  30)  durch 
nagadBiCog',  ihnen  folgte  Sym.  Pei.  Vulg,,  GrVen.,  u.  so  wurde  in 
der  Kirche  dieses  Wort  der  übliche  Name  für  den  von  Gott  gepflanzten 


56  Gen.  2,  8—10. 

GqUesgarten  (Gen.  13,  10.  Jes.  61,  3.  Ez.  28, 13.  31,  8f.).  Paradies, 
nach  Pollux  Onom.  9,  3  ein  pers,  Wort,  auch  im  Hbr.  (Cant.  4, 13. 
Neh.  2,  8.  Qoh.  2,  5)  als  ö^'^b,  in  den  islamischen  Sprachen  als  Fir- 
daus  aufgenommen,  wird  meist  (nach  Spiegel,  vgl.  Avesta  I.  293)  aus 
dem  baktrischen  pairi-daSza  „Umhäufung,  Umwallung^'  erklärt;  diese 
Gleichung  wird  aber  auf  Grund  des  armen,  pavtezy  pers.  pdlez  u.  der 
Glosse  q)aQÖaid'i  bei  Photius  bestritten  von  deLagarde  Ges.  Abb.  76. 
210f.;  Armen.  Stud.  §  1878  (vgl.  GGN.  1886  S.  145;  ZDMG.  XXXVI. 
182);  babyl.  Ursprung  des  Worts  (DeL  Par.  97)  ist  bis  jetzt  unbe- 
weisbar. —  V.  9.  Im  Garten  Hess  Gott  allerlei  (Vs  wie  4,  22.  24,  10. 
40,  17)  Bäume  wachsen,  lieblich  anzusehen  u.  gut  zu  essen,  also  zur 
Zierde  u.  Annehmlichkeit,  u.  zum  Essen.  Dass  nur  Bäume,  nicht  auch 
andere  Pflanzen  genannt  werden,  ist  wohl  nicht  zufällig:  zur  Nahrung 
von  afe?  wird  der  Mensch  erst  3,  18  verurtheilt,  ursprünglich  sollte 
er  von  Baumfrüchten  leben  (V.  16).  Unter  den  Bäumen  werden  zwei, 
als  hier  am  wichtigsten,  besonders  hervorgehoben:  der  Baum  des  £e- 
bens  (s.  S.  48  f.)  in  der  Mitte  des  Gartens,  so  genannt,  weil  seine 
Frucht  dem  Geniessenden  Leben  gibt,  d.  h.  nach  3,  22  dauernde  Ge- 
sundheit u.  NichtSterben;  der  andere,  der  bibl.  Erzählung  eigenthüm- 
lich  (S.  50),  der  Baum  des  Erkennens  Gutes  u.  Böses  (das  n.  verb. 
mit  Artikel  u.  gleichwohl  seq.  Acc,  wie  Jer.  22,  16 ;  Ew,  236*)  d.  h. 
dessen  Frucht  dem  Geniessenden  das  Wissen  um  Gut  u.  Bös  verleiht 
(s.  zu  V.  17).  Wie  diese  Wirkungen  der  Frucht  der  Bäume  vermittelt 
zu  denken  sind,  zeigt  der  Verlauf  der  Erzählung.  Es  sind  wunder- 
bare, göttliche  Bäume.  Unsterbliches  Leben  ist  ein  göttl.  Gut,  u.  Gutes 
u.  Böses  erkennen  ist  ebenfalls  ein  wahrhaft  göttl.  Vorzug  (3,  22). 
Bäume,  welche  solche  Güter  verleihen,  müssen  selbst  göttlicher  Art 
sein.  Aber  so  zeigt  es  ja  auch  alles  Folgende:  es  ist  ein  wunder- 
barer Garten,  ein  wahrer  Gottesgarten,  oder  heidnisch  ausgedrückt,  ein 
Göttersitz,  prt  *^f1^a]  muss  auch  für  den  andern,  durch  J  angereihten 
Baum  gelten  (s.  3,  3),  u.  kann  das.  Die  Annahme,  dass  der  Lebens- 
baum in  dieser  ganzen  Erzählung  ein  secundärer  Zusatz  sei,  dass  also 
der  Text  hier  urspr.  3'*^''  'ta  nsnn  yv  )in  ^Tfiroi  gelautet  u.  weiterhin 
dann  auch  3,22—24  (Böhm.  125  f.)  oder  3,22.24  (Budde  46  fr.) 
urspr.  gefehlt  habe,  beraubt  die  Erzählung  eines  ihrer  wesentlichsten 
Gedanken  (dass  im  Gottesgarten  neben  andern  göttl.  Gütern  auch  das 
Gut  dauernden  Lebens  für  den  Menschen  bereit  lag,  er  aber  durch 
seine  Übertretung  dessen  verlustig  gieng);  erfordert  wird  solche  An- 
nahme nicht,  weder  durch  3,  3  (s.  d.),  noch  durch  die  Art  des  Aus- 
drucks hier.  Die  vom  Vrf.  beliebte  Wortstellung  wird  durch  Gen.  28, 
14.  Ex.  34,  27.  DL  7,  14.  Jer.  40,  9,  ferner  Gen.  1,  16.  12,  17.  34, 
29.  43,  15.  18.  Num.  13,23.  26.  Jud.  21,  10.  1  Sam.  6, 11.  Jer.  27,  7 
u.  a.  (nach  Driver  in  Hebraica  II.  33)  als  der  hbr.  Ausdrucksweise 
wohl  entsprechend  erwiesen;  ein  Interpolator,  der  schon  3,  3  vor  sich 
hatte,  hätte  für  seinen  Einsatz  B'»"'nn  yy  schwerlich  die  jetzige  Stellung 
gewählt  (s.  auch  Kuen.  ThT.  XVIU.  135  f.).  —  V.  10—14  über  die 
Bewässerung  des  Gartens  u.  die  4  vom  Edenstrom  ausgehenden  Ströme. 
Diese  Verse,  leicht  herausnehmbar,  ohne  dass  man  für  die  Hauptsache 


Gen.  2,  10-12.  57 

«twas  Tennisst,  u.  durch  die  nüchterne  geogr.  Beschreibung  eher  störend 
als  fordernd,  sind  vielleicht  erst  von  R  {Ew,  Bibl.  Th.  III.  72)  oder 
anderer  Hand  {Retiss  Gesch.  AT.  ^  258)  oder  nach  einer  andern  Quelle 
(Bud.  82 f.)  eingeschaltet;  bei  dieser  Annahme  muss  dann  auch  V.  15 
(Bud.)  oder  V.  8^  (^&)  als  ein  Zusatz  angesehen  werden.  V.  10. 
Der  Garten  war  bewässert  durch  einen  Strom,  welchen  der  Vrf.  in 
Eden,  ausserhalb  des  Gartens,  entspringend,  u.  dann  den  Garten  durch- 
fliessend  dachte.  Von  einem  ausgebreiteten  Kanalsystem  (DeL  Par.  62) 
steht  nichts  da.  Das  Part,  ksk*»,  durch  Impf.  u.  Prf.  cons.  fortgesetzt, 
drückt  die  Dauer  aus;  ob  die  Dauer  in  der  Vergangenheit  (vne  Ex. 
13,  21;  Jud.  4,  4 f.  u.  ö.)  oder  in  der  Gegenwart  des  Vrf.?  kann  frag- 
lich erscheinen.  Die  Zweckangabe  i^pvn^  fuhrt  eher  auf  das  erste. 
Jedenfalls  aber  denkt  nach  der  folgenden  Beschreibung  der  Vrf.  die  4 
Ströme  als  noch  zu  seiner  Zeit  vorhanden;  4, 16  ist  Eden  u.  3,  24 
der  Gottesgarten  auch  nach  dem  Sündenfall  noch  da;  die  Annahme, 
dass  vor  der  Sintfluth  das  Paradies  von  der  Erde  weggenommen  wor^ 
den  sei,  hat  keinen  haltbaren  Grund.  LXX:  iKTCogivetai,  &q>OQi^stai; 
Vulg.:  egrediebatur,  dividitur.  ^'^]  von  dort  d.  h.  „vom  Garten  an, 
bei  seinem  Austritt  aus  demselben,  theilt  er  sich  zu  4  Flüssen,  deren 
jeder  seinen  besonderen  Lauf  hat.  Sie  heissen  (Strom-)  Anfänge,  da 
sie  in  ihren  Anfügen  gemeint  sind;  nach  ihrem  weiteren  Lauf  wer- 
den sie  in  V.  13  f.  mit  "^na  bezeichnet  Ebenso  steht  vm*i  vom  An- 
fang der  Wege  u.  Strassen  Ez.  16,  25.  21,  24^*  (Kn.).  Nur  diese 
Deutung,  nicht  aber  Hauptströme  (Luth.  Ros,  a.)  ist  dem  hbr.  (u* 
arab.)  Sprachgebrauch  gemäss  (vgl.  im  Assyr.  DeL  Par.  98).  Sprach- 
lich unzulässig  ist:  es  quollen  Flüsse  aus  Eden,  sie  giengen  immer 
weiter  auseinander  u.  hatten  4  Quellen  (Mich,),  oder:  u.  wurden  zu 
4  Hauptströmen  (Kurtz  Gesch.  AB.2  L  60f.).  —  V.  11.  Der  erste 
(nn»  yne  1,  5)  heisst  Pischon;  es  ist  der  das  ganze  Land  der  (Sam, 
t^in  ohne  Art)  ^avila  umfliessende;  „man  braucht  nicht  an  ein  Um- 
fliessen  ringsum  zu  denken,  denn  aae  kommt  auch  vom  einseitigen 
•Umgehen,  Umziehen  vor  (Num.  21,  4;  Jud.  11,  18);  woselbst  das  Gold 
ist  d.  h.  wo  es  sich  findet,  zu  Hause  ist  Havila  ist  also  ein  Gold- 
land^'  (Kn,).  Der  Art  bei  sf^t,  wie  bei  dem  sonst  auch  artikellosen 
anö.V.  12  ist  art.  generis.  —  V.  12.  Das  Gold  jenes  Landes  bezeichnet 
Vrf.  auch  noch  als  gut  d.  h.  „als  ausgezeichnet,  vorzüglich^'  (vgL  2  Chr. 
3,  5.  8).  am?]  über  t  s.  Ges.  10,  2;  vgl.  3,  17.  25,  22.  27,  26. 
29,  3.  8.  Lev.  25,  34.  Über  «nn  fem.  im  Pent.,  wofür  die  Mass.  »"« 
zu  lesen  befiehlt,  s.  Ges.  32  A.  6.  —  Neben  dem  Gold  werden  noch 
Bedolach  u.  Schoham-Stein  als  Erzeugnisse  der  I^avila  genannt  ^V"^'"] 
ihm  glich  nach  Num.  11,  7  das  Manna  im  Aussehen,  u.  muss  es  nach 
dieser  Stelle  den  Hebräern  wohl  bekannt  gewesen  sein.  Die  Bedeutung 
ist  durch  die  Überlieferung  nicht  gesichert  Die  LXX  (av^ga^  in  Gen., 
x^örakkog  in  Num.)  rathen  auf  einen  Edelstein,  mit  Unrecht,  da  kein 
•ja«  davor  steht;  Pei.  hat  {^a^o^  (mit  "^  für  i),  was  die  Syrer  theils 

auf  Krystall,  theils  auf  Perlen  deuten.  Als  Perlen  deuten  Bedolach 
auch  Saad.,  Ar,Erp.y  GrVen.,  Äbulw.y  Qi.,  Bochart  hz.  DI.  592  ffl, 
wohl  wegen  der  Durchsichtigkeit  u.  Weisse,  u.  weil  es  hier  zwischen 


58  Gen.  2,  12—14. 

Gold  u.  Edelstein  genannt  ist,  aber  s.  1  Reg.  10;  2.  10  (Tuch).  Rieh« 
tiger  versteht  man  mit  Jos.  ant.  3,  1,  6,  Äq.  Theod.  Sym.  Vulg.  u. 
den  meisten  Neueren  „die  ßSilXa  oder  das  ßöiXhov,  auch  ßoX%ov 
(Dioscor.  mat.  med.  1,  80),  fta^f^xov,  maldacon  (Plin.  12  §  35),  ein 
wohlriechendes  u.  sehr  geschätztes  (Plaut.  Cure.  1,  2, 7)^'  durchsichtiges, 
wachsdhnliches  Gummi;  das  echte  von  gelblicher  Farbe,  in  einer  ge- 
ringeren Abart  schwärzlich  {Win.^  l  144;  Ri.  HWB.  158).  Nach 
Plin.  erzeugte  Baktnen  das  beste  Bdellion;  nascitur  et  in  Arabia  India- 
que  et  Media  ac  Babylone;  aliqui  peralicum  vocant  ex  Media  advectum. 
Nach  Peripl.  mar.  erythr.  §  37.  39.  49  bruigen  es  die  Seefahrer  aus 
Gedrosien  u.  hidien  (s.  darüber  Lassen  Ind.  AK.^  I.  289  f.  530.  m. 
43).  Dem  Namen  n^ia  kann  möglicherweise  das  Sanskritwort  ulü- 
khala  (udiUthala)  zu  Grund  liegen  {Lag.  Ges.  Abb.  20).  tsnö]  von 
den  Alten  theils  mit  o  Xld-og  6  ngimvog  (LXX)  oder  Beryll  (LXX  zu 
Ex.  28,  20.  39,  13;  Trg.  Pei.  Saad.  u.  a.)  oder  Smaragd  (LXX  zu 
Ex.  28,  9.  35,  27.  39,  6),  theils  mit  Onyx  (LXX  zu  Ij.  28,  16;  Äq. 
zu  Ex.,  Theod.  u.  Sym,  zu  Ex.  u.  Gen.  2,  12;  Vulg.)  oder  Sardonyx 
{Aq.  zu  Gen.  2,  12 ;  Vulg.  zu  Ij.  28,  16)  oder  Sardius  (LXX  zu  Ex. 
25,  7.  35,  9)  wiedergegeben.  Onyx,  Sardonyx  u.  Sardius  gehören  zu 
derselben  Species  (Chalcedon).  Durch  Etymologie  lässt  sich  nichts  ent- 
scheiden, da  sich  kein  Etymon  erkennen  lässt  Das  arab.  sahama  be- 
deutet nicht  hlass,  sondern  ausgedörrt,  mager  sein,  u.  ist  nicht  für 
Onyx,  ti^v'  Lauch  ()^oZ,  ««i*)  hat  keine  Verbalwurzel,   u.  ist  nicht 

für  Beryll  in's  Feld  zu  fahren ;  ob  der  bab.-ass.  Edelstein  sdmlu  (DeL 
Par.60f.  131  f.;   Sehr.  KAT^  30)  auf  on»  (Del.)  oder  >cu4^  {Halevy 

in  Revue  Grit.  1881  p.  479)  zurückzuführen  u.  was  f&r  ein  Edelstein 
es  sei,  ist  noch  völlig  ungevnss;  andere  werthlose  Etymologien  s.  bei 
Hitz.  zu  Ij.  28,  16  u.  Sprenger  Geogr.  Arab.  62  f.  Da  weiter  unter 
den  vielen  hehr.  Edelsteinnamen  zum  Theil  auch  on«,  tfVnn  u.  ^fo^  (s,  zu 

.  .        '  "!~  "•    SIT     \ 

Ex.  28, 17  ff.)  auf  Onyxarten  gedeutet  werden,  so  dürfte  die  überwiegende 
Wahrscheinlichkeit  für  den  Prasius  oder  Beryll  (Aquamarin,  Nebenart 
des  Smaragd)  sein.  Nach  dem  Peripl.  mar.  er.  §  49.  51  holte  man 
die  Onyxsteine  als  Handelsartikel  in  den  indischen  Häfen;  nach  Plinius 
bezog  man  Onyx  u«  Sardonyx  besonders  aus  Indien  u.  Arabien  (h.  n. 
37  §  86 ff.);  aber  auch  von  den  Beryllen  sagt  Plinius  (37  §  76):  India 
eos  gignit,  raro  alibi  repertos  (s.  überhaupt  Lassen  Ind.  AK.^  DI.  12. 
16  f.)  —  y.  13.  Der  2.  Fluss  Gilion  umfliesst  das  ganze  Land  Kusch, 
also  das  Äthiopenland.  —  V.  14.  Der  3.  Fluss  Ifiddeqel  ist  sicher 
der  Tigris,  wie  Dan.  10,  4.  Der  hbr.  Name  stimmt  mit  sumerisch 
Idigna  [Haupt  Sum.  Fam.  Ges.  9.17),  bab.-ass.  irfi^fa«  {Schr.KkT^ 
32  f.,  Del.  Par.  170  ff.),  aram.  l^'i  u.  thrn,  arab.  di^at;  der  arische 
Name  altpers.  Tigrd,  Pahlawi  »t^»%  gnech.  Tlyqrig,  Tlyqig  bezeichnet 
ihn  nach  der  ausdrücklichen  Oberlieferung  der  Alten  (Strabo  11,  14, 
8;  Plin.  6  §  127;  Gurt  4,  9)  als  den  pfeilschnellen  (baktr.  tighra  spitz, 
tighri  Pfeü;  Riegel  Altpers.  Keilschr.2  221;  Er.  AK.  L  172;  Lag. 
Ges.  Abb.  201).  Ob  der  arische  aus  dem  babyl.  oder  dieser  aus  jenem 
umgebildet  sei,  bleibt   noch  auszumachen,     er  ist  der,  welcher  vor 


Gen.  2,  14.  59 

Ässur  fliesst]  Mbn)?  Vorderseite  von^  an  der  Ostseite  von  (Jg.,  Trgg.\ 
so  dass  unter  ^^^^pm  die  assyr.  Grossmonarchie  mit  Mesopotamien  (Tuch, 
Ges.  zu  Jes.  8,  5  u.  thes.,  Hüz.  im  BL.  1.  266;  DeL,  Ri.  HWB.  299) 
verstanden  wird.  Freilich  taugt  ein  Reich  dieses  Umfangs  nicht  gut 
zu  einer  geogr.  Bestimmung;  auch  musste  der  Vrf.  wissen,  dass  Assur 
sich  noch  weit  östlich  vom  Tigris  erstreckt  (vgl.  10,  11).  Man 
könnte  deshalh  unter  ^^''^  zwar  nicht  Mosul  (Saad.  bei  Tuch^  61; 
Lag.  Orient  II.  44),  wohl  aber  die  alte  Stadt  Assur,  heute  Qafat 
§ergha,  auf  dem  westl.  Ufer  des  Tigris  (s.  zu  10,  12)  verstehen;  aber 
diese  frühe  herabgekommene  Stadt  wird  in  der  Bibel  unter  diesem 
Namen  sonst  nicht  erwähnt  Hält  man  also  die  Bedeutung  ostwärts  von 
fest  (vde  1  S.  13,  5.  Ez.  39, 11),  so  wird  man  sich  dabei  beruhigen 
müssen,  dass  der  Yrf.  nur  eine  ungefSbre  geogr.  Bestimmung  gibt,  etwa 
vne  Jes.  7,  20.  8, 7  die  Assyrer  von  jenseits  des  Eufrat  kommen  lässt 
(ßehr.)i  man  wird  aber  dann  zugleich  anerkennen  müssen,  dass  die 
Stelle  nicht  von  C  stammt,  der  für  östlich  immer  Q'^ß^  schreibt  (2,  8. 
3,  24.  11,  2.  13,  11).     Sonst  müsste  man  mit  LXX  (die  hier  u.  4, 16 

wnivavn   geben)  u.  Pei.  (VaÄttiT,   aber  nicht  4,  16)  das  r^p  im 

Sinne  des  aram.  tsnj^  nehmen,  an  der  Vorderseite  von  d.  h.  gegenüber 
oder  vor  Assyrien,  sc.  vom  Standpunkte  des  Yrf.  aus  {Kn.  Ke.  Wright, 
Ew.  IB.  X.  54;  wir  selbst  in  Aufl.^),  wofür  aber  Vü)!»  zu  Gebot  stand. — 
Beim  4.  Fluss  r^'^f  d.  i.  Eufirat  „fügt  der  Erzähler  nichts  hinzu,  weil 
dieser  Fluss  jedem  hbr.  Leser  wohl  bekannt^^  (^fi*)>  ^^^^^^  ^^^^  ®^  ^^^ 
den  Garten  bewässernde  Hauptstrom  war  (Del.  Par.  78),  was  gegen 
den  Text  ist  Neben  der  hbr.-aram.  Form  des  Namens  kennt  man  jetzt 
auch  die  altpersische  Ufrdlu  (3v(pQatrig)  u.  die  babyL-assyr.  Burattuv, 
Purdtu  (Sehr.  KAT^  34;  Del.  Par.  169f.).  Em  semit  Etymon  hat 
man  nicht;  Ableitungen  aus  dem  Arischen  s.  bei  Spiegel  Altp.  KL^ 
211  f.;  Er.  AK.  I.  150,  aus  dem  Akkadischen  bei  Lenormanl  Langue 
prim.  de  la  Ghald.  p.  354;  Del.  Par.  169  (dagegen  Tiele  ThT.  1882 
S.  260  f.).  —  Von  den  4  Flüssen  sind  also  zwei,  Eufrat  u.  Tigris, 
über  jeden  Zweifel  erhaben;  anders  verhält  es  sich  mit  Pischon  u. 
Giljon.  Tirr*]  1  Rg.  1,  33.  38.  2  Chr.  32,  30.  33,  14  Name  einer 
Quelle  u.  eines  Baches  bei  Jerusalem,  hat  offenbar,  semit  Etymon  (i?**«, 

),  bedeutet  etwa  der  hervorbrechende  oder  durchbrechende;  mit 


demselben  Namen  benennen  die  Syrer  u.  Araber  im  Mittelalter  auch 
den  Pyramus  in  Gilicien  u.  die  islamischen  Völker  überhaupt  den  Oxus 
(öeihün),  sonst  setzen  sie  ihn  auch  als  n.  app.  anderen  Flussnamen 
vor,  wie  öei^ün  er-Ras  =  Araxes  in  Armenien,  Geibün  Qanq  »«=  Ganges 
(Reland  de  parad.  §  17;  Mich.  Suppl.  I.  298).  V»*b]  nicht  weiter 
vorkommend,  ähnlicher  Bildung  wie  Tifr^?,  bedeutet  {^^^)  etwa  strömen' 
der,  breitströmender.  Während  Eufrat  u.  ^iddeqel  wirkliche  auslän- 
dische Flussnamen  sind,  sind  Pischon  u.  Gi^on  hebräisch,  höchstens 
hebraisirt  u.  jedenfalls  ihrem  appellativen  Sinn  nach  den  Hebräern  ver- 
ständlich gewesen ;  wie  jenes  zwei  in  der  Natur  vorhandene  Zwillings* 
ströme  sind,  so  diese  ein  durch  gleiche  Bildung  u.  Endung  des  Namens 
verbundenes  Paar;  der  Ordnung  der  Aufzählung  nach  sind  aber  P.  und 


69  Gen.  2,  14. 

6.  östlicher,  als  £.  und  T.  Um  von  diesen  2  sonst  unbekannten  Flüssen 
eine  VorsteUung  zu  geben,  nennt  der  Vrf.  die  von  ihnen  umflossenen 
Länder.  Das  eine  derselben  Kusch  kommt  oft  genug  vor  im  AT.,  u. 
ist  im  engeren  Sinn  Nubien  mit  MeroS,  umfasst  aber  in  weiterem  Sinn 
auch  Völker  des  südl.  Arabiens  bis  zum  pers.  Meere  hin  (s.  zu  10,  6 — 8 
und  BL.  L  285  ff.  u.  Ätliiopien).  Das  andere,  die  ^avila  mit  Artikel, 
findet  sich  nur  hier;  Uavüa  ohne  Art  wird  10,  7.  29  (s.  d.)  theils 
unter  den  Kuschiten,  theils  unter  den  joqtanischen  Arabern  (neben  Ophir) 
erwähnt,  u.  in  der  Redensart  „von  Qavila  bis  Schur''  (25,  18.  1  Sam. 

15,  7)  erscheint  Ilavila  als  nordarabisches  Land,  vielleicht  bis  zum 
pers.  Meer  hin.  Da  Vrf.  doch  wohl  emen  sonst  nicht  ganz  unbekannten 
Namen  nennen  wollte,  so  ist  wahrscheinlich,  dass  er  das  in  jener  Re- 
densart gemeinte  Qavüa  im  Sinn  hat;  indem  er  aber  das  ganze  Land 
der  ^,  sagt,  gibt  er  zu  verstehen,  dass  dieses  ostwärts  sich  noch  weit*^ 
hin  ausdehnt  (vgl  w«  ???"^?).  Aus  dem  vorgesetzten  Artikel  {Ew. 
277^)  steht  zu  vermuthen,  dass  die  Hebräer  noch  die  urspr.  Bedeutung 
des  Worts  heraushörten;  ob  gerade  Sandland^  Dünenland?  {FrzDeL)^ 
steht  dahin.  Vor  den  Eroberungszügen  der  Perser  u.  Griechen  hatten 
die  Alten  nur  sehr  unklare  Vorstellungen  von  den  südl.  Ländern  öst- 
lich vom  pers.  Meer  (der  Name  Indien  kommt  in  der  .Bibel  erst  Est. 
1,  1.  8,  9  vor).  Vorher  mussten  sich  die  Hbr.  für  dieselben  mit  an- 
nähernden Ersatznamen  begnügen;  wie  sie  Ophir  (s.  zu  10,  29)  hie- 
für gebrauchten,  so  vielleicht  hier  Qavila.  Dagegen  ist  nicht  zu  den- 
ken, dass  wirklich  indische  Namen,  wie  die  Handelsstadt  K6X%oi  (Sinus 
Golchicus,  Landschaft  Golias,  Promontorium  Goliacum)  im  südl.  Vorder- 
indien {Kn.  nach  Peripl.  m.  ery.  §  68 f.;  PtoL  7,  1,  10.  95;  Dionys. 
perieg.  592.  1148;  Plin.  6  §  86;  Mela  3,  7)  oder  Kampila,  das  Darada- 
Land  im  Nordwesten  Indiens  {DeL^  259  nach  Lassen)  Veranlassung 
zu  dem  Namen  Ifavila  gegeben  haben  könnten.  Was  bei  der  Nennung 
des  ganzen  Landes  der  Havila  an  Deutlichkeit  für  die  Zeitgenossen  noch 
fehlte,  vervollständigt  der  Vrf.  durch  Angabe  der  Hauptproducte  des- 
selben, welche  wenn  nicht  einzeln  fQr  sich,  so  doch  in  ihrer  Gesammt- 
heit  hebr.  Leser  ohne  Zweifel  auf  den  fernen  Südosten  hinführten. 
Über  Bdellion  u.  Beryll  (Onyx)  s.  S.  68.  Als  Feingold  ist  im  AT.  das 
aus  Ophir  geholte  (1  Reg.  10, 11.  Ps.  45,  10.  Ij.  22,  24.  28,  16.  Jes. 
18, 12)  am  berühmtesten;  die  class.  Schriftsteller  rühmen  auch  Indien 
als  ein  Land  vielen  u.  trefflichen  Goldes  (Her.  3, 106;  Diod.  Sic.  2,86; 
Gurt  8,  9,  18),  besonders  das  Stromgebiet  des  obern  Indus  mit  seinem 
durch  die  Myrmeken  zu  Tag  geförderten  Goldsand  (Her.  3, 102 ;  Strabo 

16,  1,  44.  69;  Arrian  Indic.  16;  Plin.  11  §  111;  dazu  Lassen  Ind. 
AK.^  L  237 f.  IL  657).  Soweit  hat  man  Grund,  in  dem  das  Havila- 
Land  umfliessendea  Pischon  einen  indischen  Hauptstrom  angedeutet  zu 
finden,  u.  zwar  am  natürlichsten  den  Indus  (Kosmas  Indicopl.  u.  a.; 
Lassen  I.  629;  Kn.  u.  a.),  von  dem  man  noch  am  ehesten  eine  dunkle 
Kunde  haben  konnte,  weniger  natürlich  den  Ganges  (Jos.  ant.  1, 1,  3; 
Euseb.,  Hieron.  u.  a.).  Die  Meinung  Sprenger^ s  (Geogr.  Arab.  49  ff.), 
dass^  das  arab.  Flüsschen  Baisch  in  der  südl.  Tihäme  (etwa  17^  n.  Br.) 
der  durch  unterirdischen  Lauf  aus  dem  Paradies  stammende  Pischon 


Öen.  2,  14.  61 

sei,  u.  E6lü9er'8  (Gesch.  u.  Geogr.  Arab.  IL  328 ff.  841  ff.,  auch 
HommeVs  in  Neuer  kirchl.  Zeitschrift  II.  898  ff.),  dass  Qavila  der  6e- 
birgsstock  von  Jemäma  u.  das  Gebiet  von  Jem&ma  u.  el  Qasim,  also 
Central-  u.  Nordostarabien,  u.  Pischon  das  Wädi  ed-Dav^äsir  sei,  dessen 
Zufluss,  W.  efYrdh,  die  Jemünia  durchströme,  genfigt  es  hier  erwShnt 
zu  haben.  —  Der  Gil%on  seinerseits  scheint  durch  die  Angabe,  dass 
er  das  ganze  Land  Kusch,  also  jedenfaUs  auch  das  afrikanische,  um-* 
strömt,  hinlänglich  bestimmt,  u.  es  wird  dem  Sinn  des  Yrf.  am  nächsten 
kommen,  v^enn  die  Alten  ihn  durch  den  Nil  oder  einen  der  Nilzu- 
flfisse  erläutern  (schon  Sir.  24,  27  u.  LXX  Jer.  2,  18;  Jos.  ant  1, 
1,  8,  die  meisten  KV.;  unter  Neueren  zB.  Ges.,  bes.  Bertheau  die 
Lage  des  Paradieses.  Gott  1848).  Den  ^k^,  den  Fluss  Ägyptens,  nennt 
er  ihn  nicht,  weil  er  eben  nicht  diesen,  sondern  den  Kusch  umfliessen- 
den  Fluss  meint  Dass  aber  ein  in  Asien  entspringender  Fluss  soll 
auch  das  afrikanische  Kusch  umspfilt  haben,  ist  bei  der  völligen  Un- 
kenntniss  der  Alten  (s.  den  Nachweis  bei  Berlh,)  fiber  Gestalt  u.  Aus- 
dehnung der  südl.  Länder  (so  dass  selbst  noch  Ptolemaeus  Asien  u. 
Afrika  im  Süden  verbunden  dachte,  Kiepert  Alt  Geogr.  112)  nicht 
eben  vervnmderlich.  Um  diese  vermeintliche  Schwierigkeit  zu  ver- 
meiden, aber  damit  gegen  tins  ir^K-Vd  verstossend,  wollten  andere  blos 
an  asiatische  Kuschiten  {Knohel  Völkertafel  248.  270  f.)  denken,  u. 
deuteten  dann  den  Gi^ion  theils  auf  Yakschu  oder  Oxus  (Mich.  Suppl. 
L  298;  Ro8.  AK.  1,  1.  184;  Lassen,  Kn»  u.  a.),  welcher  bei  den 
islamischen  Völkern  (durch  Vermittlung  jüdischer  oder  christl.  Theo- 
rien?) den  Namen  6ei]^ün  führt,  aber  in  der  alten  Welt  nie  zu  beson- 
derer Berühmtheit  gelangt  ist,  theils  den  Ganges  {Kosmcts)^  dies  frei- 
lich sogar  gegen  die  Reihenfolge  der  Namen  im  Text  Das  Ergebniss 
von  alle  dem  ist,  dass  Vrf.  von  4  Hauptströmen  erzählen  wollte,  welche 
von  Eden  ausgehen,  u.  dass  er  die  2  westlichen  derselben  als  die 
den  Hebr.  wohlbekannten  Tigris  u.  Eufirat  bestimmt,  von  den  2  öst- 
lichen aber  keine  klare  Vorstellung  hat,  jedoch  seine  Beschreibung  der- 
selben nach  unsem  geograph.  Kenntnissen  am  ehesten  auf  den  Indus 
u.  Urlauf  des  Nil  führen  würde.  Das  ist  ähnlich,  wie  die  Perser  die 
2  mythischen,  von  der  Haraberezaiti  kommenden  Ströme  (s.  S.  49)  auf 
2  ihnen  bekannte  grosse  Ströme  deuten  (Windischm,  188;  Spiegel 
Er.  AK.  L  192;  West  Pahlavi  texts  77;  Tiele  a.  a.  0.  260),  aber 
auch  unter  den  18  andern  Flüssen  sogleich  in  den  2  ersten  den  Eufrat 
u.  Tigris  finden.  Wenn  nun  aber  gar  diese  4  Ströme  von  ^em  Strom 
ausgehen  sollen,  so  ist  heutzutage  f&r  jedermann  klar,  dass  das  eine 
geographisch  unvollziehbare  Vorstellung  ist  Für  die  Alten  mit  ihren 
mangelhaften  geogr.  Kenntnissen  traten  hierin  Schwierigkeiten  Anfangs 
gar  nicht,  weiterhin  nur  allmählig,  aber  noch  nicht  in  ihrer  vollen 
Stärke  hervor.  Schon  Hen.  82  rückt  das  Paradies  in  den  äussersten 
Osten  oder  Nordosten,  der  noch  von  niemand  erkundet  war;  Josephus 
(a.  a.  0.)  macht  bereits  den  Edenstrom  zu  dem  die  Erde  umfli^sen- 
den  Okeanos,  aus  welchem  nach  altem  Glauben  die  grossen  Ströme 
der  Erde  ihre  verborgenen  Quellen  hatten,  so  dass  es  leicht  w«r,  Eufrat, 
Tigris,  Nil  u.  Ganges  oder  Indus  aus  ihm  abzuleiten ;  ihm  folgten  viele. 


62  Gen.  2,  14. 

Spätere  (wie  Ephr.  Syr.,  Kosmas)  giengen  noch  weiter  u.  verlegten  gar 
Eden  jenseits  des  Okeanos;  diese  Erdansicht  (des  Kosm.)  hatte  im  Mittel- 
alter   weithin   Geltmng.     Seit   aber   derartige  Phantasien  den  exacten 
Kenntnissen  von  der  Erdoberfläche  weichen  mussten,  traten  die  Schwie- 
rigkeiten der  Frage  mit  Macht  heraus,  u.  fährten  zu  allerlei  Versuchen^ 
unter  Festhaltung  strenger  Geschichtlichkeit  des  Berichts  seine  Angaben 
mit   der  wirklichen  Geographie  auszugleichen.     Die  hauptsächlichsten 
sind  folgende,     a)  Man  nahm  eine  theilweise  Umgestaltung   der  Erde 
durch  die  Fluth  an  u.  sagte,  Yrf.  beschreibe  etwas  schon  zu  seiner  Zeit 
Vergangenes,  nichts  Gegenwärtiges  {Lulh.j  die   meisten  evang.  Theo- 
logen).    Abweichend  von  den  Alten  suchte  man  {Reland  de  situ  para- 
disi  terr.  1706,  u.  a^  unter  Neuem  zB.  Kurlz^  Buns,,  Keil^  v.  Raumer 
Palästina  Anh.  VII)  Pischon  u.  Gilion  in  Armenien,  wo  der  westl.  Seiten- 
arm des  Tigris  u.    der  östl.  Quellfluss  des  Eufrat  nahe  bei  einander, 
freilich  durch   eine  mächtige  Gebirgskette  getrennt,  entspringen,  auch 
die  Quellen  des  Araxes  in  der  Nähe  liegen,  u.  verstand  deshalb  unter 
Gihon  den  Araxes  (Aras,  (jeibün  er-Bas),  der  mit  dem  Cyrus  vereinigt 
in  das  kaspische  Meer  fällt,  Kusch  aber  deutete  man  auf  die  KoGaaloi^ 
indem  man  diese  (üTn.  Völkertaf.  250)  von  Susiane  durch  Medien  bis 
zum  kaspischen  Meer  hin  verbreitet  annahm.     Den  Pischon  aber  fand 
man  (ReL  a.)   im   kolchischen  Phasis,  der  im  Kaukasus  entspringend 
westwärts  ins  schwarze  Meer  mündet,  oder  im  Kyros  {Keit)^  der  im 
eigentl.  Armenien,  nicht  so  weit  vom  Eufrat  u.  Araxes,  entspringt;  die 
Havila  endlich  in  Kolchis,   dem   an  Gold  u.  andern  Metallen  reichen 
Land  (Strabo  1,  2,  89  u.  11,  2,  19;  Appian  Mithrid.  103).   Aber  diese 
Deutung,  welche  im  Alterthum  aus  guten  Gründen  gar  keine  Vertreter 
hat,   beruht    nicht    blos   auf    grundloser   Voraussetzung   grosser    Ver- 
änderungen der  Erdoberfläche  durch  die  Fluth  (s.  Vorbem.  zur  Fluth- 
geschichte  Nr.  3),  sondern  sie  setzt  ganz  willkührlich  Kusch  u.  Qavila 
in  den  Norden,  u.  kommt  selbst  so  nicht  zum  Ziel,   da  es  Kossäer  in 
Armenien  nie  gab  (s.  Nöld.  in  GGN.  1874  S.  Ift*.;  Del,  Par.  31),  u. 
da  zwar  Gold  (s.  zu  Ij.  37,  22),  aber  nicht  Bdellium  u.  Beryll  (Onyx) 
als  Erzeugnisse  des  Nordens  gelten  können,     b)  Andere  (Calvin,  Huet., 
Boch,y  Hopkins,   Rask,  Presset),   wohl  erkennend,  dass  der  Erzähler 
ein  zu  seiner  Zeit  vorhandenes  Land  beschreiben  wolle,  erklärten  den 
heutigen  Scha^-el-Arab   d.  h.   den  vereinigten  Eufrat-Tigris    für  den 
Edensü'om,  u.  suchten  von  den  4  Flüssen,  in  die  er  sich  trennt,  das 
eine  Paar  nördlich  im  Eufrat  u.  Tigris  selbst  das  andere  Paar  entweder 
in  den  beiden  Mündungen  des  Schat^  oder  in  seinen  2  östl.  Zuflüssen, 
dem  Karun  u.  dem  Kerkha  oder  Karasu  (oder  gar  den  Gi^on  im  erythr. 
Meer  u.  den  Pischon  in  Phaisan,  einem  Flusse  Jemen's  in  Arabien, 
Hal^  Bevue  Grit  1881  p.  477).     Havila  u.  Kusch  Hessen  sich  bei 
dieser  Hypothese  eher  unterbringen  (obgleich  der  Name  Ghuzistan,  alt- 
pers.  Uva^a,  mit  Kusch  nichts  zu  thun  hat);  aber  selbst  abgesehen  von 
der  Frage,   ob   die  beiden  Mündungen  des  Schatz  schon  in  der  alten 
Zeit   vorhanden  waren  (s.  darüber  bei  Kiepert  138;  DeL  Par.  400".), 
können  die  &*"««;  im   Text  keine  Zuflüsse  des  Hauptstromes  sein,  u. 
ein  Göttersitz  im  Tiefland  (s.  S.  48  f.)  widerstrebt  den  Vorstellungen 


Gen.  2,  14.  63 

des  Alterthums.  [Übersichten  Ober  die  Ansichten  von  der  Lage  Eden's 
s.  in  Win.^  I.  284 ff.;  Herzog's  RE.^  XX.  332 ff;  BL.  JL  42 ff;  Ri. 
HWB.  298].  So  bald  man  zugibt  (wie  auch  Del  Par.  2f.  thut),  dass 
der  Yrf.  Eden  n.  den  Gottesgarten  als  noch  vorhanden  annimmt,  muss 
man  von  jedem  Versuch,  dieselben  in  einem  den  flebr.  geographisch 
genau  bekannten  Land  nachzuweisen,  abstehen,  oder  aber  dem  Vrf.  die 
Thorheit  zuschreiben,  einen  Bericht  entworfen  zu  habeui  mit  dem  er 
sofort  Lügen  gestraft  werden  konnte,  c)  Gleichwohl  hat  FdDelilzsch 
wo  lag  das  Paraflies?  Leipz.  1881  S.  45  ff.  noch  einmal  versucht,  ver- 
mittelst der  Erträgnisse  der  Keilschriftforschung  ein  wirkliches  Land 
nachzuweisen,  auf  welches  die  Beschreibung  des  Yrf.  zutreffe,  an  das 
aber  wohlweislich  keiner  der  alten  Leser  gedacht  hat  Eden  soll  das 
Land  zvnschen  Tigris  u.  Eufrat  von  Takrit  u.  'Ana  im  Norden  bis  an 
das  pers.  Meer  im  Süden  sein  (s.  aber  zu  V.  8);  der  Garten  die  Babylon 
zunächstliegende  Landschalt,  nämL  vom  s.  g.  Isthmus  an,  wo  jetzt 
Tigris  u.  Eufrat  am  meisten  convergiren,  bis  etwas  unterhaUb  Babylons; 
der  Strom  im  Garten  sei  der  Eufrat;  Pischon  der  unterhalb  Babels 
sich  abzweigende  u.  das  Land  westlich  vom  Eufrat  bis  zum  pers.  Meer 
bin  durchfliessende  Kanal  (vielleicht  altes  Eufratbett)  Pallakopas,  einst 
vielleicht  (?)  Pisänu  genannt,  der  Gi^on  der  linkseufratische  Kanal 
Schau  en-Nil,  welcher  Babylonien  durchströmend  unterhalb  Warka  wie- 
der in  den  Eufrat  gemündet  habe,  vielleicht  (?)  der  akkadisch  Gug'^äna 
genannte;  Kusch  seien  in  Babylonien  ansässige  Kossäer  (über  welche  s. 
FdDelUzsch  Die  Sprache  der  Kossäer  1884  S.  6  ff.),  Qavila  der  an  den 
untern  Eufratlauf  u.  das  pers.  Meer  angrenzende  Theil  der  syr.  Wüste. 
Bei  dieser  Aufstellung  werden  Ströme  u.  Kanäle  vereinerlei^  der  öst- 
lichste Pischon  zum  westlichsten  gemacht,  der  mit  Pischon  gepaarte 
Gi^on  zwischen  Eufrat  u.  Tigris  gelegt;  der  Tigris  „der  vor  Ässur 
fliesst"  gegen  die  allbekannte  Wirklichkeit  aus  dem  Eufrat  abgezweigt; 
v^fi  7?9*^$  in  einer  dem  Hbr.  sonst  unbekannten  Bedeutung  genom- 
men; JPeingold  Bdellion  Beryll  nicht  als  Produkte  derQavtla,  sondern  Süd- 
babyloniens  u.  auch  für  dieses  nur  ungenügend  nachgewiesen ;  die  Namen 
Eden,  Pisänu,  Gug'äna  als  babyl.  Namen  fQr  das,  was  sie  bezeichnen 
soUeu,  blos  postulirt;  die  Paradiessage  ohne  jeden  zureichenden  Beweis 
(s.  oben  S.  49  f.)  als  urspr.  babylonisch  angenommen,  u.  behauptet,  die 
biblische  sei  nur  eine  (wahrscheinlich  erst  exilische  oder  nachexilische) 
Gopie  derselben,  als  ob  es  einem  Juden  der  vorexilischen  (s.  Gen.  10, 
8 — 12,  11,  Iff.)  oder  der  exilischen  u.  persischen  (s.  Jes.  13,  19  ff. 
Jes.  50f.  Zach.  5,  11.  Ps.  137,  8)  Zeit  je  in  den  Sinn  hätte  kommen 
können,  in  Babel's  Umgebung  den  einstigen  Gottesgarten  anzuerken* 
nen!  Was  FzDel.^  S.  89  an  talmudischen  Ansichten  über  den  Eufrat 
beibringt,  verschlägt  fQr  diese  Frage  nichts.  (Sonst  s.  Hal4vy  a.  a.  0., 
Tiele  a.  a.  0.).  Auf  die  Einfälle  MEngets  (die  Losung  der  Paradies- 
frage 1885),  welcher  die  Harra  im  Osten  des  l^aurangebirges  als  Eden 
u.  die  Oase  darin,  Ost-Trachon,  als  den  Garten  in  Eden  n.  s.  w.  be- 
stimmen will,  lohnt  es  sich  nicht  näher  einzugehen  (s.  darüber  Ryssel 
in  ZDPV.  Vlll.  233  ff.).  —  Ist  hienach  die  Beschreibung  geographisch 
unvollziehbar,  so  ergibt  sich,  dass  man  in  derselben  nichts  sehen  darf, 


64  Gen.  2,  14—17. 

als  einen  mit  den  Mitteln  einer  kindlicli-uaiven  £rdkunde  unternomme- 
nen Versuch,  die  Gegend  des  Gottesgartens,  aus  welcher  nach  der  Mei- 
nung der  Völker  auch  die  grossen  segenbringenden  Weltströme  kamen, 
den  Lesern  ungefähr  vorstellbar  zu  machen,  damit  aber  zugleich  die 
(von  C)  durch  an)»»?  V,  8  an  die  Hand  gegebene  Vorstellung  einiger- 
maassen  zu  modificiren.  —  V.  15  nimmt  nach  der  Unterbrechung 
V.  8^  vvieder  auf,  u.  bringt  neu  nur  ^Ti1s'vh^  may^  bei,  wovon  zwar 
wohl  ?i"ta3^  (vgl.  V.  5^),  aber  nicht  n^öw^  im  Geist  der  urspr.  Er- 
zählung gedacht  erscheint  Der  Mensch  ist  nicht  fuf*  die  Erde  allein 
bestimmt,  darum  gibt  ihm  Gott  Aufenthalt  in  dem  Garten,  um  hier 
seine  Entwicklung  zu  leiten.  Zu  diesem  Behuf  weist  er  ihm  nach 
diesem  Text  zunächst  eine  Thätigkeit  an;  nicht  blos  gemessen  soll  der 
Mensch,  sondern  auch  arbeiten  u.  wirken.  Sein  Beruf  soll  sein,  den 
Garten  (i»  hier  fem.,  Ges.  122,  3^;  wenn  man  nicht  lieber  ?%-  her- 
stellen will,  Kuen.  Th.  T.  XVID.  138)  zu  bebauen  (V.  5),  denn  die 
äussere  Natur,  selbst  die  eines  so  herrlichen  Gartens,  lässt  dem  Men- 
sclien  immer  noch  Spielraum  zur  Nachhilfe  u.  bietet  ihm  Gelegenheit, 
sie  iur  seine  besondern  Zwecke  herzurichten  u.  auszubeuten  (ein  Wider- 
spruch gegen  3,  17  ff.  —  Bud,  83  —  ist  das  nicht),  ti.  zu  bewahren, 
vor  was?  vor  natürlicher  Verwilderung,  auch  Beschädigung  durch  die 
Thiere  (B.  Jub.  3),  vor  dämonischen  Mächten  {Del.^);  aber  zu  einem 
Gottesgarten  wenig  passend.  —  Vs.  16  f.  sicher  ursprünglicher  Text 
Die  blosse  Berufsarbeit  ist  noch  nicht  die  volle  Aufgabe  des  Menschen : 
in  ihm  schlummern  Anlagen  für  das  Sittliche  u.  Göttliche,  die  ent- 
vnckelt  u.  geübt  sein  wollen.  Darum  gibt  ihm  Gott  ein  Gebot,  welches 
seiner  Entwicklung  zum  Reizmittel  u.  Richtmaass  dienen  soll,  wobei 
vorausgesetzt  ist,  dass  der  Mensch  von  Natur  die  Fähigkeit  hat,  die 
Stimme  u.  den  Willen  Gottes  zu  vernehmen.  Ein  einzelnes,  nicht 
einmal  weiter  begründetes,  sondern  kurz  u.  scharf  lautendes  Gebot 
reicht  für  diesen  Zweck  hin;  die  volle  Einsicht  in  alles,  was  zu  thun 
u.  zu  lassen  ist,  kann  erst  das  Ergebniss  einer  langen  geistigen  Entwick- 
lung sein,  nicht  der  Anfang  davon.  Ja  nicht  einmal  etwas  zu  thuen- 
des,  sondern  etwas  zu  meidendes  ist  der  Gegenstand  dieses  Gebots: 
eine  von  seinem  Schöpfer  u.  Herrn  ihm  gezogene  Schranke  seiner  ge- 
schöpflichen Freiheit  anzuerkennen  u.  einzuhalten,  muss  for  den  Men- 
schen der  Ausgangspunkt  alles  Weiteren  werden.  Dass  aber  gleich- 
wohl der  Gegenstand  des  Verbotes  nicht  willkührlich  gewählt  ist,  wird 
sich  sogleich  zeigen.  Der  Befehl,  den  Gott  ihm  auflegt  (V?»  wie  28,  6; 
Jes.  5,  6  u.  ö.)  lautet:  von  allen  Bäumen  des  Gartens  wirst  (magst) 
du  cUlerdingSj  immerhin  (Inf.  abs.  wegen  des  Gegensatzes  zu  V.  17) 
essen,  aber  von  dem  Baume  des  E,  G,  u.  B,  wirst  du  nicht  essen 
(!ia»to  Ew,  309^).  Der  erste  Satz  regelt  zwar  auch  die  Nahrung  des 
ersten  Menschen  u.  bestimmt  ihm  (anders  als  1,  29)  die  Früchte  der 
Bäume,  noch  nicht  den  a^.  (^,Nach  den  Classikem  zB.  Plato  polit 
p.  272;  Strabo  13, 1,  25;  Diod.  Sic.  1,8;  Arrian  Ind.  7,3;  Lucret 
5,  935ff.;  Verg.  Geo.  1,  8.  148ff.;  Ovid.  met  1,  104ff;  TibuU.  2,  1, 
38 ff.;  Plin.  7  §  191  assen  die  Menschen  zu  Anfang  Kräuter,  Beeren, 
Baumrinden  u.  Baumfrüchte,  insbesondere  Eicheln;  der  Getreidebau  trat 


Gen.  2,  17.  65 

erst  später  ein''  Kn,),  Aber  doch  ist  er  mehr  concessiv  gehalten,  u. 
das  Hauptabsehen  ist  auf  den  zweiten  Satz.  —  Sogar  über  die  Folgen 
der  Übertretung  des  Gebots  wird  der  Mensch  nicht  im  unklaren  ge- 
lassen :  am  Tage  deines  Essens  (^^^k  Ges,  61,  1,  A.  2)  d.  h.  wie 
der  Erfolg  zeigt,  nicht:  am  selben  Tag,  sondern:  wann  (V.  4^)  du 
davon  issest,  wirst  du  sicherlich  (Inf.  abs.  wie  18,  10.  18  u.  s.)  ster- 
ben. ri!jte^  jnSö]  nicht  gerade:  du  bist  des  Todes  schuldig  (TrgJon.), 
obwohl  es  20,  7.  1  Sam.  14,  39.  44.  22,  16  im  Sinne  des  bekann- 
ten i^wt^  Jn'i>a  vorkommt;  noch  weniger;  du  wirst  sterblich  werden 
(Sym.  Hier.,  Thorm.  Dath.),  da  fis»»3  das  nicht  ausdrücken  kann  u. ' 
der  Mensch  (8,  19.  22)  gar  nicht  unsterblich  geschaffen  ist,  sondern: 
Sterben  wird  für  dich  sicher  die  Folge  davon  sein.  Denn  (s.  S.  46  f.) 
er  geht  des  Aufenthalts  im  Garten  u.  damit  der  Möglichkeit  dauernden 
Lebens  verlustig,  fällt  dem  natürlichen  Tode  anheim.  Dass  der  wirk- 
liche Tod  sofort  eintrete,  ist  mit  B'i'^a  (s.  oben)  nicht  gesagt,  u.  ist 
deshalb  die  Annahme  einer  Übertreibung  der  Drohung  zum  Zweck  der 
sichereren  Abschreckung  {Kn.  a.)  nicht  notliwendig;  zutreffender  ist, 
wie  schon  Ältere  {Calv.  Merc.  Drus.  Pisc.  a.)  erinnern,  dass  die  Müh- 
sale u.  Leiden,  denen  der  Mensch  durch  die  Sünde  anheimfiel,  nichts 
als  Lebensstörungen,  Anfänge  des  Sterbens  sind.  —  Warum  wird  aber 
Befehl  u.  Drohung  gerade  an  diesen  Baum  gebunden?  Sicher  nicht, 
weil  seine  Frucht,  wie  die  eines  Giftbaumes,  für  den  Geniessenden  phy- 
sisch-schädliche Wirkungen  hat  {Cler.  Eichh.  Redsl.  Kn.,  FWSchultz 
459;  Toy\  denn  in  diesem  Fall  wäre  er  einfach  ein  Baum  des  Todes 
u.  auch  so  zu  nennen,  aber  wie  sollte  in  den  Garten  des  Lebens  ein 
Todesbaum  kommen?  Vielmehr  er  heisst  u.  ist  ein  Baum  der  £r- 
kenntniss  G.  u.  B.  Mit  Becht  hat  WL  l.  345  f.  betont,  dass  es  nicht 
rin^  n-iisri  heisst,  u.  dass  die  Ausdrücke  zunächst  Lust  u.  Unlust  er- 
weckend, heilsam  u.  schädlich  bedeuten,  aber  mit  Unrecht  daraus 
gefolgert,  dass  hier  gar  nicht  von  sittl.  Erkenntniss,  sondern  von  £r- 
kenntniss  der  Dinge  nach  ihrem  Nutzen  für  den  Menschen,  von  Welt- 
erfahrung, Bildung  oder  Gultur  die  Bede  sei.  Was  sollte  auch  der 
Mensch  durch  das  Essen  vom  Baum  fQr  Guiturfortschritt  gemacht  haben! 
oder  was  sollte  eine  Phrase  dieses  Sinnes  von  Gott  ausgesagt  (3,  5.  22) 
heissen!  Li  Wahrheit  wird  aita  u.  3^  von  jeher  nicht  blos  von  Dingen, 
sondern  auch  von  Handlungen  u.  handelnden  Subjecten  ausgesagt,  u. 
wird  insgemein  das  Gute,  weil  dem  Menschen  frommend,  u.  das  Böse, 
weil  ihm  schadend,  *^  u.  ''^  genannt;  hier  vollends,  wo  der  Mensch 
durch  das  Essen  nicht  den  Werth  eines,  Dings,  sondern  den  einer  Hand- 
lung erfährt,  kann  der  ethische  Sinn  gar  nicht  ausgeschlossen  werden 
(s.  auch  Bud.  65 ff.;  Riehm  in  StKr.  1885  S.  764).  Gutes  u.  Böses 
erkennen  (vgl.  3,  6  V-'Swn)  bedeutet  demnach  den  Werth  der  Dinge  u. 
Handlungen  begreifen,  sie  nach  ihren  heilsamen  oder  Übeln  Folgen  (also 
auch  nach  ihrem  sittl.  Werth)  zu  beurtheilen  (1  Beg.  3,  9),  demgemäss 
auch  mit  Bewusstsein  ihres  Werthes  zu  wählen  oder  zu  verwerfen 
(Jes.  7,  16)  verstehen.  „Ein  kleines  Kind  hat  diese  Fähigkeit  noch 
nicht  Dt.  1,  89;  erst  beim  Heranwachsen  desselben  tritt  sie  ein  Jes. 
7,  15  f.;  ihr  Mangel  dient  daher  auch  zur  Bezeichnung  des  kindisch 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  5 


66  Gen.  2,  17—19. 

werdenden  Alters  2  Sam.  19,  36;  sie  hat  insbesondere  der  Richter  nöthig, 
der  Recht  u.  Unrecht  ermitteln  soll  1  R.  3,  9,  u.  in  besonderem  Grad 
haben  sie  die  Engel  u.  Gott  selbst  Gen.  3,  22.  2  S.  14, 17.  20*'  {Kn.). 
Ihr  Besitz  macht  den  Menschen  Gott  ähnlich  (3,  22),  ist  wirklich  ein 
göttliches  Gut.  Diese  Fähigkeit  also  oder  die  volle  Einsicht  in  den 
Werth  der  Dinge  u.  Handlungen  f&r  sein  Wohl  u.  Wehe,  in  das  Wesen 
von  gut  u«  bös,  im  Menschen  zu  entwickeln,  ist  jetzt  die  Aufgabe,  u. 
darum  heftet  sich  der  göttl.  Befehl  gerade  an  den  Baum,  in  welchem 
dieses  Gut  verkörpert  ist  Dass  u.  warum  der  Befehl  nicht  als  Gebot, 
sondern  als  Verbot  gefasst  wird,  ist  schon  S.  45  f.  64  erläutert.  Kei- 
neswegs aber  ist  daraus,  dass  Gott  dem  Menschen  den  Baum  verbietet 
{WL  I.  344),  zu  folgern,  dass  er  ihm  jene  Erkenntniss,  zu  der  er  ihn 
beanlagt  hat,  überhaupt  vorenthalten  wollte,  weil  Erwerb  derselben  u. 
paradiesisches  Leben  schlechthin  unverträgUch  seien.  Wenn  der  Vrf. 
dieser  Ansicht  war,  durfte  er  überhaupt  seiner  Erzählung  nicht  die 
Wendung  geben,  dass  der  Verlust  des  Paradieses  als  eine  Schuld  des 
Menschen  (Gap.  3)  erschien.  —  Beiläufig  erhellt  nun  auch  aus  dieser 
Function  des  Erkenntnissbaums,  wie  fein  der  Vrf.  die  aus  der  mytho- 
logischen Unterlage  entspringende  Gefahr  einer  zu  sinnlichen  d.  h.  heid- 
nischen Vorstellung  dieser  geistigen  Dinge  zu  beseitigen  verstand.  — 
V.  18 — 25.  Mit  der  Einweisung  in  den  Garten  sind  noch  nicht  alle 
Vorbedingungen  einer  richtigen  Entwicklung  des  Menschen  erfüllt;  die 
Möglichkeit  des  Verkehrs  u.  Austausches  mit  andern  Wesen  seines 
gleichen  u.  der  gegenseitigen  Hilfeleistung  muss  noch  hinzukommen; 
so  schafft  denn  Gott  zuerst  Thiere  u.  dann  das  Weib,  beide  für  den 
Menschen  u.  um  seinetwillen.  V.  18.  Der  göttL  Gedanke  bei  den 
folgenden  Schöpfungen.  Dass  der  Mensch  allein  sei,  ist  nicht  gut  d.  h. 
förderlich,  zweckentsprechend:  er  ist  auf  Gemeinschaft  angelegt;  ich 
will  (LXX  Vulg.:  wir  wollen,  nach  1,  26)  ihm  machen  eine  Hilfe 
(concret  Ps.  70,  6;  Wesen  zu  seiner  Hilfe)  ihm  entsprechend.  Mit 
■iTaas,  eig.  wie  vor  ihm,  wie  ihm  gegenüber  „deutet  Vrf.  ein  Wesen 
an,  welches  so  ist,  wie  das  Gegenstück  zum  Menschen  sein  muss, 
welches  ihm  also  gegenübergestellt  werden  kann  u.  somit  entspricht; 
im  Rabbjn.  ist  i^as  gemäss^  entsprechend  s.  Ges.  th.  847;  richtig  LXX: 
%aT  avTOV,  V.  20  ofioiog  avrw,  so  auch  Pei.  u.  Vulg.;  aus  der  Gleich- 
artigkeit leitet  der  Vrf.  die  Hilfsföhigkeit  ab;  das  gleiche  Wesen  kann 
am  besten  helfen"  {Kn,).  In  der  That  genügt  die  gewöhnliche  Be- 
deutung von  *it?,  u.  ist  nicht  nöthig,  es  als  „Umgebung,  Gesellschaft" 
(Ew:)  zu  deuten.  Nur  muss  man  nicht  blos  an  Hilfsleistung  bei  der 
Arbeit  (Kn.)  denken,  sondern  an  jegliche  auch  geistige  Förderung  u. 
Unterstützung,  die  dem  Menschen  aus  der  Gemeinschaft  kommt.  Die 
Noth  wendigkeit  des  Weibes  zur  Fortpflanzung  ist  noch  gar  nicht  be- 
sonders, geschweige  ausschliesslich  in  Betracht  genommen,  u.  die  Deu- 
tung des  "tj3  als  anteriora  d.  h.  pudenda  {Schult.,  de  Dieu,  Ros.)  ganz 
hinfällig.  —  V.  19.  Gott  bildet  also  die  Thiere  u.  führt  sie  dem  Men- 
schen zu.  —  Die  Abweichung  von  Cp.  1  in  der  Zeitfolge  der  Menschen- 
u.  Thierschöpfung  ist  hier  offenbar.  Der  Ausweg  der  Harmonisten: 
„u.  Gott  hatte  gebildet  u.  brachte  nun"  (noch  DeL^)  ist  unzulässig. 


Gen,  2,  19—21.  67 

weil  man  zwar  durch  ein  Impf.  cons.  über  das  nächst  Vorhergehende 
zurück  an  etwas  Ferneres  (vgl.  V.  9  zu  8;  aber  24,  30  zu  29.  27,  24ff. 
zu  23  ist  anders  zu  beurtheilen)  anknüpfen  kann,  aber  in  unserem 
Fall  schon  durch  nwaj«  (nicht  »''ai«)  V.  18  ein  Zurückgreifen  über 
V.  18  auf  V.  7  unmöglich  gemacht  ist  Die  Auskunft  (üel.^)  aber, 
dass  nach  Gen.  1  die  Pflanzenschöpfung  am  3.  u.  die  Thierschöpfung 
am  5.  u.  6.  Tag  blos  angefangen,  ihre  Vollendung  aber  sich  bis  nach  der 
Bildung  des  Menschen  hingezogen  habe,  widerstreitet  dem  a^u  '•s  »"i«? 
1, 12.  21.  25,  u.  thut  auch  Cp.  2  kein  Genüge,  welches  vor  dem 
Menschen  von  Pflanzen  u.  Thieren  überhaupt  nichts  weiss.  —  Die 
Thiere  werden  aus  Erdstoflf  gebildet  (vgl  1,  24,  wo  nur  der  Ausdruck 
verschieden  ist);  von  Begeistung  derselben  wird  nichts  gesagt.  Sie 
sind  besondert  in  miön  nun,  sonst  gewöhnlich  „die  wilden  Thiere", 
hier  aber  kraft  V.  20  u.  3,  14  auch  troria  einschliessend,  u.  in  D?tt»n  p\'i9 
die  Flugthiere  (s.  1,  20);  die  Wasserthiere  u.  wtojn  sind  nicht  erwähnt, 
weil  sie  für  den  in  Rede  stehenden  Zweck  nicht  in  Betracht  kommen. 
um  zu  sehen,  was  d.  i.  wie  er  es  d.  i.  jedes  Thier  nennen  werde]  sofern 
der  Name  nur  der  Ausdruck  dessen  ist,  was  der  Mensch  denkt,  will 
das  sagen:  welchen  Eindruck  sie  auf  ihn  machen  werden,  oder  wie 
er  sie  im  Verhältniss  zu  sich  befinden  werde.  —  In  19^  kann  'i^  nicht 
anders  als  in  'iVK'j|^«-nte  genommen  werden,  u.  njn  w  müsste  er- 
klärende App.  dazu  sein:  es,  näml.  ein  Lebewesen;  aber  schon  die 
Stellung  des  'n  'a  hinler  n;Kn  ist  aufl*allend  u.  lässt  darin  eine  Glosse 
vermuthen  (Ew.  Olsh.)  zur  Erläuterung  von  ^^;  ausserdem  ist  nm  ww 
för  Thiere  zwar  dem  A  sehr  geläufig,  nicht  aber  dem  C  (vgl.  V.  7). 
Ein  'i!'  sibi  („was  der  Mensch  für  sich  das  Lebewesen  nennen  würde" 
Kn.)  wäre  unnöthiges  Flickwort,  "iw»  x^n]  näml.  nach  Gottes  Absicht, 
somit:  das  sollte  sein  Name  sein.  Die  Thiere,  ihm  theilweise  ähn- 
liche Wesen,  müssen  die  Aufmerksamkeit  u.  das  Sinnen  des  Menschen 
in  besonderem  Maasse  erregen  u.  durch  ihre  Mannigfaltigkeit  ihn  zum 
Unterscheiden  zwingen;  diese  Gedanken  aber,  die  er  sich  macht,  müssen 
der  Natur  des  Menschen  gemäss  sich  äussern  in  Lauten  oder  Namen, 
die  er  ihnen  zuruft  d.  h.  womit  er  sie  benennt.  So  werden  die  Thiere 
allerdings  ihm  eine  „Hilfe**  fQr  seine  Entwicklung.  Zugleich  werden 
damit  über  das  Wesen  oder  doch  die  Anfänge  der  Sprachbildung  Winke 
gegeben:  die  ersten  Namen  sind  der  unwillkührlich  im  Laut  wieder- 
gegebene Eindruck,  den  die  Dinge  auf  den  Geist  des  Menschen  machen.  — 
V.  20.  So  nannte  der  Mensch  Namen  für  alle  die  verschiedenen  Thiere, 
die  ihm  immer  am  nächsten  stehenden  grossen  Hausthiere  voran,  aber  für 
Menschen  (ohne  Art,  s.  aber  zu  3,  17;  Olsh.  liest  o'JKnj)  fand  er 
unter  ihnen  keine  entsprechende  Hilfe;  sie  alle  findet  er  für  Menschen 
unzulänglich.  Schöner  kann  in  der  Kürze  die  Hoheit  der  Menschen 
natur  nicht  veranschaulicht  werden  (anders  als  1,  26  u.  doch  dasselbe) 
„Dass  Gott  durch  die  sich  begattenden  Thiere  ein  geschlechtl.  Bedürf- 
niss  im  Menschen  habe  wecken  wollen  {JDMich.,  Ros.),  sagt  Vrf.  nicht 
lässt  vielmehr  dasselbe  erst  4,  1  eintreten"  (üTn.).  —  V.  21 — 24 
Dem  nun  angeregten  Bedürfniss  nach  einem  Wesen  seines  gleichen  ent 
gegenkommend  schafft   Gott  das  Weib.   —  V.  21  f.    Er  lässt   ihn  in 

5* 


68  Gen.  2,  21—23. 

tiefen  Schlaf  (nicht  htaraöig,  LXX)  fallen,  nimmt  eine  seiner  Rippen 
heraus  u.  schliesst  Fleisch  an  ihre  Stelle  (^|i^nii  mit  Acc-Suff.,  Ew, 
263*;  Sam,  m^^^)  d.  h.  fügt  Fleisch  ein,  um  die  Lücke  zu  schliessen, 
haut  die  Rippe  zu  einem  Weihe  aus,  u.  führt  dieses  dem  Menschen 
zu.  ffier  Ausdruck  bauen  ist  wohl  gewählt,  weil  er  auch  sonst  mit 
9^:t,  wo  dieses  Bausachen  hezeichnety  sowie  mit  dem  Weihe,  welches 
Nachkommenschaft  erhalten  soll  (16, 2),  verbunden  wird"  (üTn.).  Schla- 
fen muss  der  Mensch,  denn  wie  die  Schöpfung,  so  kann  auch  die  Um- 
Schöpfung  des  Menschen  nicht  seiner  Wahrnehmung  imterliegen.  In 
der  Scheidung  des  Urmenschen  ui  Mann  u.  Weih  liegt  der  Gedanke, 
dass  das  volle  Wesen  des  Menschen  nicht  im  Mann  allein  u.  nicht 
im  Weib  allein,  sondern  in  beiden  zusammen  zur  Erscheinung  kommt, 
sie  also  zu  gegenseitiger  Ergänzung  bestimmt  sind.  Aus  einem  Körper- 
theil  des  Mannes  wird  das  Weib  geschaffen:  damit  wird  dessen  Ab- 
hängigkeit von  jenem  u.  Zugehörigkeit  zu  ihm  dargethan,  u.  der  ge- 
heimnissvolle Zug  beider  zu  einander  erklärt.  Und  wenn  einmal  ein 
Theil  des  Mannes  herausgenommen  werden  sollte,  so  lag  eine  Rippe, 
/ein  Seitenbein,  am  nächsten:  er  hat  deren  noch  genug,  u.  das  Weib 
steht  ihm  zur  Seite,  füllt  eine  Lücke  an  seiner  Seite  aus.  („Den  Be- 
griff der  hilfreichen  Genossenschaft  u.  des  Beistandes  drückt  der  Hebräer 
aus  zur  Rechten  sein,  gehen,  stehen  Ps.  16,  8.  109,  81.  110,5.  121,  5; 
Jes.  68,  12;  Martial  6,  68,  4  nennt  den  Vertrauten  jemandes  dessen 
dulce  IcUus;  flesychius  erklärt  anXBVQog  durch  ^  (tri  ^ovaa  ßorjd'Buxv. 
Der  Araber  sagt:  huva  lizq!  er  ist  meine  Seite  d.  h.  mein  unzertrenn- 
licher Begleiter  u.  Genosse^',  Kn,),  Was  die  Erzählung  sagen  will, 
spricht  der  Mensch  V.  28  u.  der  Erzähler  V.  24  klar  genug  aus. 
Grob  realistischer  Sinn  dringt  auch  hier  auf  buchstäbliche  Geschichte, 
verliert  sich  dann  aber  auch  in  allerlei  spitze  Fragen  über  die  Ein- 
oder  Zweigeschlechtigkeit  des  ersten  Menschen,  über  die  Stelle  des 
Körpers,  wo  y^?  herausgenommen  u.  ^^a  eingesetzt  wurde  u.  dgL; 
jüd.  Geschmacklosigkeit  (s.  Eisenmenger  Entd.  Judenth.  1.  865  ff.)  u. 
heidnisch-mythologische  Denkweise  liegen  dicht  beisammen.  Aber  die 
Bibel  redet  von  derlei  Dingen  mit  Geist,  u.  wer  geistvoll  gesagtes  mit 
Geist  aufzufassen  versteht,  lässt  sich  an  den  offen  zu  Tag  liegenden 
Gedanken  dieser  emfach-schönen  Darstellung  genügen.  —  Analogien 
bieten  die  Mythen  u.  Dichtungen  der  Völker.  Nach  dem  Bundehesch 
erwuchs  aus  dem  Samen  des  Urmenschen  Gajomart  eine  baumartige 
Pflanze,  in  welcher  zwei  innigst  vereinigt  waren;  diese  von  Ormuzd 
zu  einem  Doppehnenschen  gebildet,  trug  statt  der  Früchte  10  Men- 
schenpaare, von  deren  erstem,  Meschia  u.  Meschiane,  das  ganze  Men- 
schengeschlecht abstammt  {Windischm.  213 ff.;  über  eine  indische  Dar- 
stellung s.  Spieg,  Er.  AK.  1.  458).  „Bei  Plato  symp.  p.  189  ff.  wird 
die  geschlechtliche  Vereinigung  daraus  erklärt,  dass  ursprünglich  neben 
dem  männl.  u.  weibL  Geschlecht  auch  zweigeschlechtige  Androgynen 
existirten  u.  von  Zeus  zu  Männern  u.  Weibern  getrennt  vnirden"  {in.); 
„die  Grönländer  lassen  das  Weib  aus  dem  Daumen  des  Mannes  ent- 
standen sein"  {Tuch  nach  Pustkuchen  Urgesch.  1.  212).  —  V.  23. 
Der  Mensch  erkennt  sofort  in  dem  Weibe  das  ihm  entsprechende  Wesen, 


Gen.  2,  23  —  3,  1.  69 

u.  spricht,  freudig  überrascht  in  halb  rhythmischer  Rede:  diese  dasmal, 
endÜch  einmal,  ist  Bein  von  meinem  Gehein  u.  s.  w.  Dreimal  weist 
er  mit  nxt  auf  sie  hin;  unri  mit  voller  Demonstrativkraft  des  Artikels 
wie  29,  34  f.  30,  20.  46,  30;  Ex.  9,  27.  diese  soll  man  Männin 
nennen,  weil  vom  Manne  TLXX  Sam,  Onk,  nwsb  von  ihrem  Manne) 
genommen  ist  diese]  n;öK  (obwohl  zu  einer  andern  y^,  näml.  zu  ouf, 
gehörig)  ist  hier  als  Fem.  zu  v^k  aufgefasst;  Luth,  gut  Männin;  Sym, 
avdglg,  Vulg,  virago;  „nach  Festus  sub  Querquetulanae  wurden  die 
Frauen  von  den  Alten  virae  genannt^'  (^w.),  ^»»-nng^^]  über  das 
raphirte  p  u.  über  —  Ges.  52,  1  A.  2  u.  10,  2  A.  b.  —  V.  24.  Worte 
nicht  des  Menschen  (Kn.  Del.),  der  von  Vater  u.  Mutter  noch  kein 
Wissen  hat,  sondern  des  Erzählers  {Tuch  Ew.  Ke.),  wie  zB.  auch  26, 
33.  32,  33;  daher  die  Impf,  richtiger  präsentisch,  als  futurisch  zu 
übersetzen,  '»''»ti]  on^^s»»  rrm  Sam.,  xal  iaovrai  ot  ovo  LXX.  Die 
Zuneigung,  in  welcher  der  Mann,  unter  Yerlassung  selbst  der  Altem, 
seinem  Weibe  anhängt,  um  mit  diesem  zu  einer  völligen,  auch  leib- 
lichen Vereinigung  zusammenzugehen,  führt  Vrf.  auf  jenen  Vorgang  zurück, 
u.  erklärt  damit  die  Ehe  als  vom  Schöpfer  geordnet  Von  der  Ehe 
überhaupt  spricht  er,  nicht  speciell  von  der  Unziemlichkeit  der  fleischl. 
Vermischung  im  Vaterhaus  oder  unter  Verwandten  (Trg.)',  u.  vom  Ver- 
halten des  Mannes  allein  (nicht  des  Weibes)  spricht  er,  weil  vom  Mann 
die  Stiftung  einer  Ehe  ausgeht.  Aber  zu  bemerken  ist  dabei,  dass  es 
die  Einehe  ist,  die  hier  als  das  normale  Verhältniss  hingestellt  vnrd, 
u.  zugleich  die  Ehe,  die  auf  einer  selbst  über  die  Älternliebe  hinaus- 
gehenden Zuneigung  zum  Weibe  beruht  Auch  ist  der  Unterschied 
dieses  normalen  Verhältnisses,  wo  der  Mann  im  Weibe  seines  gleichen 
u.  seine  Ergänzung  erkennt,  zu  dem  3,  16^  beschriebenen  nicht  zu  über- 
sehen. Es  sind  damit  Ideale  hingestellt,  um  deren  Verwirklichung  es 
sich  in  der  weiteren  geschichtl.  Bewegung  handelt.  —  Hiemit  erst  ist 
die  Menschenschöpfiing  vollendet  u.  sind  alle  Bedingungen  für  eine  ge- 
sunde Entwicklung  des  Menschen  erfüllt  —  V.  25.  Beigefagt  wird 
nur  noch,  um  die  Beschreibung  des  Urstandes  zu  vollenden,  u.  zugleich 
zum  Folgenden  hinüberzuleiten,  dass  Mann  u.  Weib  nackt  waren,  ohne 
sich  vor  einander  zu  schämen.  Die  kindlich  unbefangene  Unschuld  kennt 
noch  nicht  die  Scham;  Scham  tritt  erst  ein  mit  der  Sünde  u.  dem 
Schuldgef&hl  (3,  7).  Das  ist  hier  der  Hauptgesichtspunkt  Dass  durch 
2,  25.  3,  7.  21  drei  Stadien  im  Entwicklungsgang  der  menschl.  Be- 
kleidung, entsprechend  der  sittl.  Bildung  der  Völker,  bezeichnet  wer- 
den (üTn.),  ist  auch  richtig,  aber  hier  von  untergeordneter  Bedeutung. 
Ein  Bruchstück  culturgeschichtlichen  Zusammenhangs  (s.  4,  17  ff.)  ist 
hier  von  G  durchaus  ethisch  verwandt  (Zum  Nacktgehen  der  ersten 
Menschen  vgl.  Plato  polit  p.  272;  Diod.  Sic.  1,  8.  Kn.).  —  Qi»?'»"'?!] 
von  dS;,  verkürzt  aus  taS-^j?  3,  7.  10.  11  von  W.  '^'»y  {Ew.  1630). 
jjwari^]  Hithp.  nur  hier,  reciprok  {Bölem.). 

Zweite  Hälfte:  Der  Sündenfall  u.  seine  Folgen,  Cap.  3.  —  V.l — 7. 
Die  Verf&hrung  durch  die  Schlange  zum  Genuss  vom  Erkenntnissbaum, 
u.  das  Erwachen  der  Scham.  —  V.  1.  Wie  lange  der  Mensch  im  Zu- 
stand der  Unschuld  war,  ist  nicht  gesagt  u.  konnte  nicht  gesagt  werden; 


70  Gen.  8,  1. 

ihn  als  blos  momentanen  zu  denken,  haben  wir  keinen  Grund  (B.  Jub. 
3  bestimmt  7  Jahre).     Nun  aber  soll  er  fortschreiten:  aus  der  blossen 
Unschuld  heraus,  die  es  nicht  anders  weiss,  soll  er,  zwar  nicht  durch 
den  Gegensatz   (die  Schuld)  hindurch,   aber  doch  durch  das  Bewusst- 
sein  des  Gegensatzes  des  Guten  hindurch  sich  fortentwickeln  zur  freien 
Selbstbestimmung  f&r  den  Gehorsam  gegen  Gott  oder  für  das  Gute. 
Darum  muss  das  Bewusstsein   des  Gegentheils  vom  Guten  reizend  an 
ihn  hinantreten;  er  muss  versucht  werden.    Dass  Gott  es  an  ihn  kom- 
men lässt,  ist  nicht  gesagt.     Aber  wenn  Gott  ihn  zur  Fortentwicklung 
bestimmt  hat,  so  kann  auch  die  Versuchung  nicht  gegen  seinen  Willen 
sein;  nur  will  Gott,  dass  er  in  der  Versuchung  bestehe,  nicht  dass  er 
falle.     Wie  kommt  aber  der  versuchende  Gedanke  des  Bösen  an  den 
Menschen?     Nach  der  Erzählung   durch  die  Schlange  (2  Gor.  11,  3), 
eines  von   den  Thieren  des  Feldes,  aber  das  listigste  oder  schlauste 
unter  ihnen.    Als  ein  kluges  Thier  galt  die  Schlange  den  Völkern  ins- 
gemein  (noch  Matth.  10,  16),  meist  im  schlimmen  Sinn  als  tückisch, 
hinterlistig,  bösartig   (was   eben  besonders   von  der  giftigen  Schlange 
gilt,  zB.  Gen.  49^  17;  Arist  bist.  anim.  1,  1,  14;  Äsop.  fab.  70;  Bochart 
hz.  III.  246  ff.),  aber  vielfach  auch  (da  es  auch  unschädliche  u.  zähm- 
bare Schlangen  gibt)   im  guten  Sinn    als  vorsichtig,   aufmerksam,  ge- 
lehrig, sogar  Zauber-  u.  heilkräftig,  daher  bei  manchen  alten  Völkern, 
Ägyptern  u.  Phöniken  voran,  als  Agathodämon  angesehen  (zB.  Euseb. 
pr.  ev.  1,  10,  30 ff.;  Macrob.  Sat.  1,  20),  im  ganzen  als  ein  wunder- 
bares geheimnissvolles  dämonisches  Wesen  geförchtet  u.  darum  weit- 
hin von  älteren  u.  neueren  Naturvölkern  auch  göttlich  verehrt  (zB.  bei 
den  Indern  Lassen  lAK.  ^  II.  467,  in  Abessinien  Ludolf  bist  Äth.  2,  2, 
14  u.  ZDMG.  XXII.  226;  bei  den  Germannen  Grimm  Mythig.  ^  2,  648  ff., 
selbst  noch  bei  Israeliten  2  Reg.  18,  4,  vgl.  Num.  21,  5 ff.;  Baudissin 
Stud.  I.  288  f.).     Ausschliesslich    nach  ihrem    schädhchen,  tückischen 
Wesen  aufgefasst  erscheint  sie  bei  den  Eraniem;  obgleich  in  ihrer  Zeich- 
nung als  Dahäka  noch  an  den  altarischen  Naturmythus  von  der  gegen  die 
Regenwolken  u.  das  Licht  kämpfenden  Schlange  am  Himmel  {Roth  in 
ZDMG.  II,  216  ff.)  erinnernd,  ist  sie  ihnen  recht  eigentlich  nicht  mehr  blos 
verderblich,  sondern  böse,  das  Thier  des  bösen  Gottes,  von  ihm  geschaffen 
(Vend.  1,  8;  Ja<^na  9,  27),  Verkörperung  desselben,  darum  ihm  selbst  als 
Beiname  zugelegt  (die  Schlange  Agra-Mainju,  Vend.  22,  5.6.24,  Spieg.); 
ihrer  List  freilich  nicht,  aber  ihrer  Tod  bringenden   Gewalt  unterliegt 
schliesslich  auch  Jima  {Windischm,  27 ff.;  die  Verfuhrung  von  Meshia  u. 
Meschiane,  wird  im  Bundehesch  auf  Ahriman  selbst  zurückgefQlirt,  a.  a.  0. 
218).   Mit  dieser  Ahriman'schen  Schlange  hat  man  früher  oft  die  Schlange 
unseres  Textes  zusammengestellt  (ja  sogar  erstere  aus  der  letzteren  ableiten 
wollen  Hengst  L  7  ff.).    Und  neuerdings  hinwiederum  glaubte  man  in 
dem  „Drachen",  „der  grossen  Schlange"  Tiämal  (ürchaos),  der  Erzfeindin 
der  Götter,  von  welcher  altbabyl.  Mythen  reden  (s.  S.  8  f.),  das  Original 
der  Paradiesschlange  gefunden  zu  haben  (Smilh-DeL  chald.  Gen.  82  ff. ; 
DeL  Par.  88  ff.).    Aber  abgesehen  davon,  dass  von  einem  solchen  Wesen 
der  Naturmythen  noch  ein  weiter  Schritt  ist  bis  zur  Paradiesschlange, 
u.  die  letztere  bei  den  Kaldäem  bis  jetzt  nicht  nachzuweisen  ist  (s. 


Gen.  3,  1.  71 

S.  49  f.),  spricht  gegen  die  Zusammenstelhing  sowohl  mitTiämat  als  mit 
der  Ahriman'schen  Schlange  der  Text  selbst,  welcher  die  Schlange  nicht 
als  böses  Wesen,  sondern  einfach  als  Thier  des  Feldes  charakterisirt, 
allerdings  als  listigstes  derselben.  Aus  dem  gleichen  Grund  kann  sie 
auch  weder  Erscheinungsform  noch  Werkzeug  des  Satan's  sein,  weil 
sonst  der  Vrf,  nicht  ihre  (eigene)  List  hervorheben  würde.  Auf  ihr 
Reden  darf  man  sich  nicht  berufen  zum  Beweis,  dass  ein  DSmou  in 
ihr  wirksam  gewesen  sei,  denn  freihch  ist,  was  B.  Jub.  3,  Jos.  ant. 
1,  1,  4  u.  a.  angenommen  haben,  dass  im  Paradies  noch  alle  Thiere 
geredet  haben,  nach  dem  Sinn  der  Erzählung  (s.  2,  20^)  nicht  richtig; 
aber  wenn  selbst  auf  dem  Boden  gemeiner  WirkUchkeit  das,  was  die 
Seele  eines  Thieres  bewegt,  in  Worte  gefasst  u.  als  von  ihm  geredet 
dargestellt  wird  (so  von  der  Eselin  Num.  22,  28  u.  dem  Rosse  Xanthus 
Ilias  19, 104,  Kn,),  wie  kann  dieses  Reden  hier  so  befremdlich  sein 
im  Gottesgarten,  wo  alles  wunderbar  u.  höherer  Art  ist?  Dass  später, 
als  die  Dogmenbildung  bei  den  Juden  in  Gang  gekommen  war,  man 
den  Teufel  in  der  Schlange  erkannte  (Sap.  2,  23 f.;  Apoc.  12,  9.  20,  2; 
TrgJon.  zu  V.  6,  vgl.  über  die  jüd.  Lehren  Eisenm,  1,  822 ff.;  FWeber 
altsyn.  TheoL  211  ff.  243  ff.)  u.  die  Kirchenväter  {Reinke  Beitr.  U. 
211  ff.)  u.  dogmatischen  Ausleger  hierin  sich  anschlössen,  beweist  nicht, 
dass  der  Erzähler  es  so  meinte.  Vom  Teufel  weiss  das  AT.  vor  dem 
Exil  nichts;  was  Del.  von  seinem  Hineinwirken  in  die  Schlange,  ja 
selbst  in  das  Sechstagewerk  sagt,  geht  weit  vom  Text  ab.  Ebenso 
ungenügend  ist  es  aber  auch,  wenn  Allegoristen  (wie  Philo  u.  die  alex. 
KV)  u.  moralisirende  Erklärer  (vrie  Jerusalem  oder  Teller  a.)  die 
Schlange  für  das  blosse  Symbol  der  bösen  Lust  oder  des  reizenden 
Triebes  im  Menschen,  noch  Bunsen  fQr  das  Bild  des  einseitigen,  vom 
Gewissen  abgetrennten  Verstandes  erklären.  Denn  bei  dieser  Auffassung 
würde  nicht  blos  V.  14  unverständlich  sein,  sondern  es  würde  gerade 
das,  was  erklärt  werden  soll,  nicht  erklärt,  näml.  wie  das  Weib  dazu 
komme,  die  in  der  Schlange  symbolisirten  bösen  Gedanken  u.  Begierden, 
zu  fassen.  Denn  wohl  hat  der  Mensch  von  Natur  schon  die  Möglich- 
keit, das  Gegentheil  des  Guten  zu  denken  nicht  blos,  sondern  auch  zu 
begehren,  aber  dass  die  Möglichkeit  in  ihm  zur  Wirklichkeit  wird,  das 
muss  veranlasst  sein,  u.  um  diese  Veranlassung  handelt  es  sich  hier. 
Von  andern  Menschen  kann  sie  nicht  kommen;  von  dämonischen  Wesen, 
die  schon  bei  der  Menschenschöpfung  vorhanden  waren,  weiss  die  alte 
Lehre  nichts  (ganz  anders  im  Parsismus);  es  bleibt  nur  übrig,  die  Ver- 
anlassung in  denen  zu  suchen,  die  nach  2,  19  f.  als  Umgebung  des 
Menschen  in  Betracht  kommen,  den  Thieren.  Und  welches  Thier  läge 
hier  näher  als  die  schlaue,  unheimliche  Schlange?  Aber  man  beachte: 
der  Text  nennt  sie  nicht  ein  böses  Thier,  sondern  ein  schlaues.  Auf 
ein  Thier  leidet  der  Begriff  des  Bösen  keine  Anwendung.  Wohl  sind 
die  Gedanken,  welche  die  Schlange  dem  Weibe  vordenkt,  bitterböse, 
aber  sie  sind  nicht  böse  seitens  der  Schlange,  sondern  blos  schlau; 
böse  werden  sie  erst,  wenn  ein  sittlich  zurechnungsfähiges  Wesen, 
hier  der  Mensch,  sie  in  sich  aufiiimmt  u.  sich  ihnen  hingibt  Insofern 
ist  die  Erzählung  nicht  mit  sich  im  Widerspruch,  wenn  sie  den  Ver- 


72  Gen.  3,  1—5. 

fuhrer  in  dem  schlauesten  aMer  Thiere  findet  Die  Schlange  ist  die 
Erregerin  schlauer  Gedanken,  welche  vom  Menschen  gehegt  gottwidrig 
sind.  Wenn  man  später,  als  man  gelernt  hatte,  die  Macht  des  Bösen 
in  dem  bösen  Geist  zusammenzufassen,  auf  die  Erzählung  zurückblickte, 
lag  es  nahe,  in  jener  aussermenschlichen  Macht  schlauböser  Gedanken 
denselben  bösen  Geist  wiederzuerkennen,  der  in  der  Menschheit  schon 
so  viel  Verderben  angerichtet  hatte,  d.  h.  in  der  Schlange  den  Teufel 
zu  finden.  —  Die  Schlange  wendet  sich  an  das  Weib,  den  schwächeren, 
leichter  verführbaren  Theil;  es  kommt  hinzu,  dass  dasselbe  den  Befehl 
Gottes  (2, 16  f.)  nicht  selbst  mit  angehört  hatte.  Sie  sagt,  wie  in  Fort- 
setzung eines  angeknüpften  Gesprächs,  im  Tone  fragender  Verwunderung: 
und  (sollte  es  der  Fall  sein)  dass  Gott  gesagt  hat?  sollte  Gott  wirk- 
lich gesagt  haben?  (Ew.  354®).  d'^^^»]  im  Mund^  des  Thieres  wird 
der  heiligste  Name  Jahve  absichtlich  vermieden.  Den  göttl.  Befehl  zu- 
erst entstellend  u.  dann  über  den  entstellten  Befehl  ein  gerechtes  Be- 
fremden aussprechend,  will  sie  theils  das  zweifelnde  Nachdenken  des 
Weibes  über  den  Befehl  anregen,  theils  sich  selbst  als  eine,  die  diese 
Dinge  zu  beurtheilen  versteht,  insinuiren.  —  V.2f.  „Das  noch  unschuldige 
Weib  berichtigt  die  Schlange  nach  2,  16  f.  ^^^^]  1»  hängt  von  !iVs«h  ab, 
u.  wird  wie  2,  17  in  'i»*«?  wiederholt,  wornach  o^'n'^K  ^k  ein  ein- 
geschobenes Sätzchen  ist.  Die  Berührung  hatte  Gott  nicht  ausdrück- 
lich verboten;  der  Vrf.  erwähnt  sie,  um  anzudeuten,  das  Weib  sei 
sich  der  Strenge  der  göttl.  Vorschrift  vollkommen  bewusst  gewesen'^ 
(Kn,)',  nach  Ke,  soll  diese  Übertreibung  zeigen,  dass  dem  Weibe  das 
Verbot  bereits  zu  streng  erscheint,  nach  DeL^  will  sie  durch  den  Zu- 
satz weiteren  Lockungen  vorbeugen.  Dass  sie  von  dem  Baum  in  der 
Mitte  des  Gartens  spricht,  obwohl  2,  9  zwei  solche  genannt  sind,  er- 
klärt sich  daraus,  dass  seit  dem  Verbot  (2,  17)  eben  nur  dieser  eine 
ihren  Sinn  erfüllt;  ani  aita  t^y-in  yy  (2,  17)  aber  durfte  sie  ihn  nicht 
nennen,  weil  sie  sonst  der  Schlange  verrathen  hätte,  was  es  mit  diesem 
Baum  auf  sich  hat,  während  doch  die  Schlange  gerade  dadurch,  dass 
sie  selbständig  das  Wesen  dieses  Baumes  kennt  u.  richtig  ansagt,  ihr 
höheres  Wissen  vor  dem  Weibe  legitimiren  u.  überwältigend  auf  dasselbe 
wirken  soll.  Budde's  kritische  Folgerungen  (s.  zu  2, 9)  u.  Correcturen 
(indem  er  auch  2,  17  ^n  ^ina  ^wk  fQr  »")•»  aitt  ny-in  als  urspr.  Les- 
art herstellen  will)  erscheinen  hienach  nicht  berechtigt.  —  V.  4  f. 
Nachdem  im  Weib  das  zweifelnde  Nachdenken  über  Gottes  Gebot  an- 
geregt ist,  rückt  der  Verfuhrer  offen  heraus  mit  dreister  Leugnung  der 
Wahrheit  der  göttl.  Drohung,  mit  Verdächtigung  der  liebevollen  Ab- 
sicht Gottes  u.  mit  Vorspiegelung  eines  hohen  durch  den  Ungehorsam 
zu  erreichenden  Gutes,  keineswegs  sterben  werdet  ihr]  sondern  etwas 
anderes  wird  die  Folge  davon  sein  (vgl  Ps.  49,  8);  nimmt  man  aber 
(Ew.  312^)  an,  dass  blos  um  die  Formel  •jimü»»^  n^  aus  2,  17  un- 
verändert zu  wiederholen,  die  Negation  in  so  ungewöhnUcher  Weise 
vor  den  Inf.  abs.  gestellt  sei  (vgl.  Am.  9,  8),  so  ist  zu  übersetzen: 
„keineswegs  werdet  ihr  sterben."  '»n)^fe3j]  Nachsatz  zum  Zeitsatz.  „Nicht 
um  den  Tod  von  euch  abzuhalten,  somit  nicht  aus  Wohlwollen  hat  er 
da?  Verbot  gegeben,  sondern  ("^^  wie  17, 15.  18,  15.  19,  2,  24,  4) 


Gen.  3,  5—7.  73 

weil  er  weiss,  dass  ihr  durch  den  Genuss  ihm  ähnlich  werdet,  somit 
aus  Missgunst  Diese  Ansicht  vom  Neid  der  Götter^'  ist  den  Griechen 
sehr  geläufig,  zB.  „Her.  1,  32.  3,  40.  7, 10.  46.  Pausan.  2,  33,  3; 
vgl.  Nägelsbach  homer.  Theol.  33  f.  da  werden  geöffnet  eure  Augev^ 
d.  h.  ihr  gelangt  zu  Einsichten,  die  ihr  jetzt  nicht  habt;  die  Redens- 
art sonst  von  solchen,  die  etwas  von  ihnen  zuvor  nicht  Gesehenes  auf 
einmal  gewahren,  21,  19.  Num.  22,  31.  2  R.  6, 17"  {Kn).  a-^rf^»?] 
nicht :  wie  Engel  {Trgg,,  Saad,,  IE.  a.),  sondern  wie  GoU,  doch  können 
schon  hier  nach  Y.  22  andere  göttl.  Wesen  mit  eingeschlossen  sein. 
•^s^T^]  zweites  Praed.  zu  Dn'»*^ni.  y'ii  aitfl  *^5t*]  dass  Gutes  u.  Böses  im 
Munde  der  Schlange  anders  als  2,  9.  17.  3,  22  zu  verstehen  sei,  näml. 
(wie  24,  50.  31,  24)  als  alles  (Hupf,  bei  Riehm  StKr.  1885  S.  764), 
will  nicht  einleuchten.  —  Wie  das  Wesen  u.  Werden  der  Sünde  im 
Menschen,  so  ist  auch  die  verführende  Macht  in  typischer,  muster- 
giltiger  Weise  gezeichnet :  nicht  nackte,  sondern  mit  Wahrheit  gemischte 
Lüge  stellt  sie  vor  (vgl.  V.  7  u,  22),  u.  mit  der  Aussicht  auf  die 
nächsten  angenehmen  Folgen  weiss  sie  den  Blick  von  dem  letzten  ent- 
scheidenden Ausgang  der  Sache  abzuziehen.  —  V.  6.  Indem  das  Weib 
den  angeregten  Zweifel  an  Gottes  Wahrheit  u.  Liebe  nicht  sofort 
zurückweist  (Matth.  4,  10.  16,  23),  sondern  gelockt  von  dem  ver- 
sprochenen Gut  in  sich  aufnimmt,  ist  die  Sünde  in  ihm  empfangen; 
das  Vertrauen  auf  Gott  ist  ins  Wanken  gekommen,  u.  die  Gott  wider- 
strebende Selbstsucht  erwacht.  Schon  sieht  es  den  Baum  mit  ganz 
anderen  Augen  an  als  zuvor;  je  mehr  es  ihn  ansieht,  desto  reizender 
erscheint  ihm  seine  Frucht  an  sich  selbst  u.  wegen  des  dadurch  zu 
erlangenden  Gutes;  dieser  äussere  Sinnenreiz  gibt  endlich  den  Aus- 
schlag zur  wirklichen  That  'rh  yyn  "i»»73j]  nicht  synonym  mit 
ö-^r^^V  »in  »n»jn,  weil  das  Subj.  hier  ausdrücklich  wiederholt  ist,  also 
nicht:  ti.  der  Baum  hegehrenswerlh  anzusehen  oder  zu  betrachten 
(LXX  Pei.  Vulg.,  Ges,  Tuch  Kn,)f  zumal  für  das  blosse  Anschauen 
u.  Betrachten  ^''dvn  im  Hebr.  nicht  gebräuchlich  war,  sondern:  um 
Einsicht  zu  gewinnen  oder  klug  zu  werden,  vgl.  :>*^i  aits  n3>T  V.  5 
{Trg,?  Ew.  Ke.  Del.)-,  andere:  „um  klug  zu  machen"  (Bmg,  Buns.), 
welche  causat  Bedeutung  aber  überhaupt  selten  u.  hier  durch  nichts 
angezeigt  ist  —  Die  Verführte  wird  sofort  zur  Verföhrerin,  u.  gibt  dem 
Manne  bei  ihr,  d.  h.  der  bei  ihr  gegenwärtig  war,  weil  sie  die  That 
nicht  allein  begangen  haben  will,  u.  er  isst,  weil  er  sie  nicht 
allein  lassen  will,  u.  weil  sie  vorkostend  scheinbar  die  Probe  der  Un- 
schädlichkeit schon  gemacht  hat  —  ,}Dass  der  Erkenntnissbaum  ein 
Apfelbaum  gewesen  sei,  verdanken  wir  den  Lateinern;  die  Griechen 
verstehen  den  Feigenbaum  (vgl.  V.  7),  die  Rabb.  den  Weinstock"  (Tuch) 
oder  Ölbaum  oder  Feigenbaum  (Weber  spag.  Th.  212),  vgl.  auch 
Hen.  32.  Vs«-^]  LXX  Sam.  '^Vsk"»').  —  V.  7.  Kaum  ist  die  That  be- 
gangen, so  ist  es  mit  der  kindl.  Unschuld  zu  Ende.  Neue  Einsichten 
haben  sich  ihnen  eröffnet  (V.  5),  wie  die  Schlange  versprochen  hatte, 
aber  anderer  Art,  als  sie's  gedacht;  das  Nächste,  was  sie  erkennen, 
ist,  dass  sie  nackt  seien.  Der  in  ungetrübter  Einheit  mit  Gott  stehen- 
den Unschuld  ist  alles  Natürliche  gut  u.  rein,  wie  auch  für  Gott  von 


74  Gen.  3,  7.  8. 

allen  Dingen,  die  er  gemacht  hat,  keines  übel  ist,  sondern  alle  gut, 
vollkommen  für  ihren  Zweck.  So  wie  aber  durch  die  That  des  Un- 
gehorsams das  Einheitsband  mit  Gott  zerrissen  ist,  u.  die  sinnl.  Natur 
des  Menschen  sich  der  Beherrschung  durch  den  in  Gott  ruhenden  Geist 
entwunden  hat,  steht  dieselbe  nackt  u.  blos  da,  ruft  in  ihrem  Besitzer 
unabweisbar  das  Gefühl  der  Schwäche,  Unwürdigkeit  u.  Unreinheit 
hervor.  Von  einer  phys.  Veränderung  des  Leibes,  speciell  der  Scham- 
theile  (Hofm,  Bmg,)  ist  nichts  gesagt,  sondern  nur,  dass  die  Nacktheit 
des  Leibes,  die  zuvor  schon  da  war  (2,  25),  jetzt  Gegenstand  des  Be- 
vmsstseins,  näher  der  Scham,  geworden  ist  Die  erwachende  Scham 
ist  die  nächste  Begleiterin  der  Sünde,  ohne  die  Sünde  gibt  es  keine 
Scham;  sie  ist  das  unwillkührliche  Zeugniss  der  verletzten  Unschuld, 
u.  tritt  auch  beim  empirischen  Menschen  gleichzeitig  mit  der  Ent- 
wicklung des  Wissens  um  recht  u.  unrecht  auf.  Sie  ist  aber  ebenso 
das  sichere  Zeugniss  einer  im  Innern  vor  sich  gehenden  Gegenwirkung 
gegen  die  Sünde  (erst  da  aufhörend,  wo  der  Mensch  der  Sünde  völlig 
verkauft  ist)  u.  Hemmungsmittel  derselben,  daher  wesentlicher  Bestand- 
theil  der  sitll.  Anlage  im  gefallenen  Menschen  u.  Ausgangspunkt  seiner 
weiteren  sittl.  Bildung,  in  dieser  ihrer  Bedeutung  auch  V.  21  von  Gott 
anerkannt.  Zunächst  treibt  die  Scham  das  Paar,  die  erkannte  Blosse 
künstlich  zu  bedecken:  Anfang  der  Bekleidung,  in  ihrer  ersten  rohesten 
Form  auf  die  Verhüllung  der  Schamtheile  sich  beschränkend,  u.  sie 
hefteten  Laub  d.  i.  Blätter  (Jes.  1,  30.  Ps.  1,  3)  vom  Feigenbaum 
zusammen,  u.  machten  sich  Schürzen,  eig.  Gurte,  wie  man  sie  um 
die  Lenden  zu  gürten  pflegt  Warum  gerade  vom  Feigenbaum,  dessen 
lappige  Blätter  ßir  den  Zweck  nicht  besonders  geeignet  sind?  Doch 
wohl  nur,  weil  unter  den  paläst.  Baumblättern  das  Feigenlaub  das  grösste 
war.  Einen  symbolisch-allegorischen  Grund,  nach  Art  Philo's  hat 
Lagarde  GGN.  1881  S.  394  sich  ausgedacht  Manche  {Cels.  h.bot  IL 
368.  398  ff.,  Ges,  Tuch,  Kn,  a.)  verstanden  den  s.  g.  Paradiesfeigen- 
baum {Pisang,  Banane,  Musa),  der  in  Indien  zu  Haus  ist  (Plin.  12 
§  24;  Oken  NG.  IH,  1.  517ff.;  Ritter  EK.  V.  875 ff.;  Lassen  lAK.* 
I.  258  ff.),  sehr  grosse,  über  2  Meter  lange  Blätter  hat  u.  bei  den 
Malabaren  hala  oder  pala  d.  i.  Feige  heisst.  Man  dachte,  in  der  urspr. 
Sage  sei  dieser  gemeint  gewesen,  die  Hebräer  hätten  aber  dafür  ihren 
Feigenbaum  substituirt  u.  daher  von  einem  Zusammenheften  der  Blätter 
gesprochen.  Aber  die  Vermuthung  fällt  zugleich  mit  der  Herleitung 
der  Paradiessage  aus  Indien.  Ebenso  aber  spricht  die  nsKM  gegen  die 
Ableitung  (FdDeL)  der  Sage  aus  Babylonien,  da  „die  weiten,  gutbe- 
wässerten u.  cultivirten  Ebenen,  welche  den  Unterlauf  des  Eufrat  u. 
Tigris  umgeben,  vom  Gulturgebiet  der  Feige  ausgeschlossen  sind*'  (Her. 
1,  193;  Ritter  EK.  VU,  2  (Bd.  11)2  541.  Solms  in  AGGW.  1881. 
XXVin.  S.  45  f.)  —  Das  Schamgefühl  ist  das  erste  Zeichen  der  in 
ihnen  vorgegangenen  Veränderung,  andere  treten  im  Folgenden  her- 
vor. —  V.  8 — 13.  Gott  hält  eine  Untersuchung.  V.  8.  gegen  das 
Wehen  des  Tages  hin]  i  wie  8, 11.  17,  21.  Jes.  7,  15.  Ij.  24,  14 
(aber  Äq.  iv,  Sym,  Sia,  also  a?  s.  auch  Lag.  Orient.  IL  46);  d.  h. 
„gegen  Abend,   wo  sich  im  Morgenland  ein  kühlender  Wind  erhebt 


Gen.  3,  8—14.  75 

(Canl.  4,  6.  2,  17)  u.  der  Orientale  ausgeht  (24,  63\  während  er 
bei  der  Hitze  des  Tages  in  der  Wohnung  bleibt  (18,  1)."  Sie  hören 
die  Stimme  d.  h.  hier  nicht  Donnerstimme  (Ps.  29),  sondern  (Lev.  26, 
36;  1  R.  14,  6;  2  Sam.  5,  24)  „das  Geräusch  der  Bewegung  Gottes y 
wie  er  im  Garten  herumwandelty  u.  verstecken  sich  vor  ihm  in  das 
Gebüsch^^  (Kn,)  nicht  aus  Scham  allein,  sondern  aus  Furcht  Das 
Wandeln  Gottes  ist  als  etwas  Gewohntes  u.  Selbstverständliches  vor- 
ausgesetzt; das  Neue,  das  jetzt  eintrat,  ist,  dass  sie  ihn  hörend  sich 
versteckten.  Das  ist  das  zweite  Zeichen  der  mit  ihnen  vorgegangenen 
Veränderung:  es  ist  das  Gefühl  der  Entzweiung  mit  Gott,  die  Stimme 
des  richtenden  Gewissens,  das  sie  schuldig  spricht,  ihnen  Gott  zu  einem 
furchtbaren  Wesen  macht  Noch  zwar  glauben  sie  in  thörichter  Un- 
erfahrenheit  durch  Sichverstecken  vor  Gott  das  Geschehene  ungeschehen 
machen  zu  können,  aber  deshalb  schreitet  Gott  jetzt  untersuchend  ein, 
um  den  Beschönigungsversuclien  ein  Ende  zu  machen  u.  ihnen  zur 
Anerkennung  der  That  u.  Schuld  zu  verhelfen.  —  V.  9.  Gott  muss 
den  Menschen  rufen,  der  sonst  immer  von  selbst  da  war.  wo  bist 
du?]  der  nach  jeder  Sünde  sich  wiederholende  Ruf  an  den  Menschen, 
der  sich  selbst  u.  andere  über  seine  Sünde  täuschen  will.  —  V.  10. 
Nicht  mehr  auszuweichen  vermögend,  gibt  er  nur  erst  seine  Nacktheit 
als  Grund  seiner  Furcht  an.  —  V.  11.  Aber  der  unerbittliche  Richter 
dringt  auf  das  volle  Eingeständniss  des  wahren  Grundes  u.  fordert 
ihm  den  in  einer  Frage  ab,  auf  die  er  mit  Ja  oder  Nein  antworten 
muss.  '^J?VaV]  Ges.  114,  8  A.  2.  —  V.  12.  Er  gesteht  jetzt  still- 
schweigend zu,  sucht  aber  sofort  die  That  zu  entschuldigen ;  er  schiebt 
die  Schuld  ganz  oder  zum  Theil  auf  das  Weib,  er  der  stärkere  auf 
das  schwächere,  beziehungsweise  auf  Gott  selbst^  der  ihm  das  Weib 
beigegeben  hat  isio]  wie  V.  13  u.  (^^^i)  Jes.  44,  19,  Pausalform  zu 
^?«;;  anders  (3,  6)  in  der  3.  pers.  (Ges.  68,  1).  —  V.  13.  Ebenso 
sucht  das  Weib  durch  Hinweisung  auf  die  Schlange  die  Schuld  zu 
mindern  u.  die  Strafe  zu  mildem.  So  pflegt  der  Mensch  seine  Fehl- 
tritte immer  zu  entschuldigen.  Aber  überfiüirt  sind  doch  beide,  Mann 
u.  Weib,  durch  das  Verhör,  u.  zum  Bewusstsein  der  Schuld ,  gebracht. 
Die  Schlange  braucht  nicht  verhört  zu  werden,  weil  auch  der  Zweck 
des  Verhörs,  die  Entwicklung  des  Schuldbewusstseins  im  Thäter,  auf 
sie  nicht  passt.  —  V.  14 — 19  die  Verurtheilung,  in  umgekehrter  Reihen- 
folge, beginnend  mit  dem  Verführer.  V.  14  f.  der  Urtheilsspruch  über 
die  Schlange.  Die  Schlange  als  Thier  ist  nicht  sittlich  verantwortlich,  u. 
wird  doch  gestraft,  weil  sie  dem  Menschen  geschadet  hat  So  soll  auch 
(9,  5.  Ex.  21,  28  f.)  das  Thier,  durch  welches  ein  Mensch  um's  Leben  ge- 
kommen ist,  mit  dem  Tode  gestraft  werden.  Und  wie  im  Gesetz  diese 
Strafe  zumeist  dazu  angeordnet  ist;  um  den  Menschen  die  Heiligkeit  des 
Menschenlebens  einzuprägen,  so  ist  auch  hier  das  Strafurtheil  über  die 
Schlange  hauptsächlich  des  Menschen  wegen  gesprochen.  Der  Mensch 
soll  in  u.  an  der  gestraften  Schlange  erkennen,  wie  der  ewige  Fluch 
Gottes  lastet  auf  der  Macht  der  bösen  Gedanken,  deren  Urheberin  sie 
für  den  Menschen  geworden  ist  Wäre  die  Schlange  als  das  Werkzeug 
eines  Dämons  gedacht»  so  erwartete  man  hier  wenigstens  eine  solche 


l 


76  Gen.  3,  14.  15. 

Fassung  des  Urtheilsspruchs,  welche  den  eigentlich  schuldigen  hinter 
ihr  erkennen  Hesse;  aber  alles,  was  gesagt  wird,  passt  eben  nur  auf 
die  Schlange,  weil  (wie  V.  17)  du  dies  gethan  hast,  hist  du  ver- 
flucht aus  d.  h.  vor  oder  unter  allem  Vieh]  d.  h.  „aus  der  Gesammt- 
heit  der  Thiere  dasjenige,  welches  mit  dem  Fluch  belastet  sein  soll; 
yo  steht  von  der  Auswahl  wie  Ex.  19,  5.  Dt  14,  2.  Jud.  5,  24.  1  Sam. 
2,  28.  Am.  3,  2;  so  richtig  Cler.  Schum.,  v.  Bohl.,  Tuch  a.  Die 
Erklärungen:  von  allem  Vieh,  sofern  dieses  die  Schlangen  hasst  u. 
verabscheut  {Dath,  Eichh,  Gabi.  Ges.  Maur.  deW.  Bmg.),  u.  vor  allem 
Vieh  d.  h.  melu*  als  dieses  (Fag.  Gerh.  Ros.)  sind  unstatthaft,  denn 
der  Fluch  kommt  von  Gott,  nicht  von  den  Thieren^  weiche  dazu  keine 
Ursache  hatten,  u.  er  trifft  allein  die  Schlange,  nicht  auch  andere 
Thiere,  zu  deren  Verfluchung  kein  Grund  vorhanden  war'*  (Kn.),  Es  mag 
auch  noch  andere  dem  Menschen  widrige  u.  unheimliche  Thiere  geben, 
aber  ein  formlicher  Gottesfluch  haftet  für  den  Menschen  nur  an  diesem 
Thier.  Als  äusseres  Zeichen  des  auf  ihr  lastenden  Fluches  wird  her- 
vorgehoben, dass  sie  auf  dem  Bauch  u.  Brust  (Lev.  11,  42 ;  der  Name 
der  Schlange  im  Sanskr.  uraga  d.  h.  auf  der  Brust  gehend,  ist  schon 
von  Tuch  verglichen)  gehen  d.  h.  ohne  Füsse  am  Boden  schleichen 
(Dt.  32,  24;  Mich.  7,  17)  u.  Staub  fressen  muss  ihr  Leben  lang,  d.  h. 
nicht  von  Staub  förmlich  sich  nähren,  wohl  aber  gelegentlich  solchen 
mitverschlucken,  wenn  sie  sich  mit  dem  Maule  am  Boden  hin  bewegt, 
nach  einem  weitverbreiteten  Glauben  des  Alterthums  Mich.  7,  17;  Jes. 
65,  25;  Boch.  hz.  DI.  245  {Tuch,  Kn.).  Dieses  im  Staub  schleichen 
macht  sie  zu  einem  niedrigen,  verachteten  Wesen.  Streng  genommen 
liegt  in  diesem  Fluche,  „dass  vor  demselben  die  Schlange  eine  andere 
Bewegungsart,  vielleicht  eine  andere  Gestalt  gehabt  habe;  man  hat  also 
angenommen,  sie  sei  vorher  aufrecht  gegangen  {Luth.  Münst.  Fag, 
Gerh.  Osiand.)  u.  habe  auch  Beine  gehabt  {Jos.  antt  1,  1,  4 ;  Ephr. 
Raä.  Merc.y^  Kn.  Aber  bemerkenswerth  ist  doch,  dass  Vrf.  weder 
hier  noch  V.  1  davon  etwas  sagt,  also  solche  Grübeleien  wenigstens 
nicht  begünstigt.  Die  Hauptsache  ist,  dass  der  Mensch  in  diesem  tief 
erniedrigten,  im  Erdstaub  schleichenden,  schnell  sich  windenden,  überall 
sich  eindrängenden,  bösartig  schlauen,  zischenden  u.  zweizüngigen 
Wesen  das  sprechende  Abbild  der  von  Gott  verworfenen  bösen  Macht 
erkenne,  alle  Tage  dieses  Lebens]  schon  hier,  wie  15^,  ist  die 
Schlange  mit  dem  ganzen  Schlangengeschlecht  zusammengefasst,  um  so 
richtiger,  als  durch  sie  eigentlich  die  nie  sterbende,  immer  sich  neu 
zeugende  böse  Macht  dargestellt  wird.  —  V.  15  bringt  noch  eine 
weitere  Strafe  hinzu:  nicht  blos  ein  verworfenes  Geschöpf  soll  sie  sein, 
sondern  auch  ein  tödtlich  gehasstes;  unversöhnliche  Feindschaft,  Kampf 
auf  Leben  u.  Tod  soll  zwischen  dem  Menschen  u.  ihr  andauern.  Da 
es  eine  Strafsentenz  für  die  Schlange  ist,  so  muss  der  Hauptnachdruck 
auf  die  Befeindung  der  Schlange  durch  den  Menschen  fallen,  während 
ihre  Befeindung  des  Menschen  nur  als  die  Kehrseite  u.  als  aus  den 
thatsächUchen  Verhältnissen  bekannt  hereingezogen  wird.  Die  Feind- 
schaft soll  aber  nicht  blos  zwischen  der  ersten  Verführten  u.  der  ersten 
Verführerin,   sondern  zwischen  ihrer  beiderseitigen  Nachkommenschaft 


Gen.  3,  15.  77 

sein,  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  sich  fortsetzen.  Dass  nun  gegen 
die  Schlange,  das  Thier,  solche  tödtliche  Feindschaft  wirklich  herrscht, 
ist  bekannt  genug  („aliquem  odisse  atque  angues"  Plaut,  mercat.  4,  4, 
21;  £n.);  die  Verehrung  der  Schlangen  bei  manchen  Völkern  kommt, 
als  Unnatur  u.  Verbildung,  dagegen  nicht  in  Betracht.  Aber  wenn 
irgend  wo,  ist  hier  deutlich,  dass  die  Schlange  als  Vertreterin  der  bösen 
Macht  so  verflucht  wird.  Die  bösen  Gedanken,  diese  Schlangenbrut, 
schleichen  befeindend  immer  wieder  an  die  Menschensöhne  heran,  um 
ihnen  ihr  innerstes  Leben  zu  vergiften,  aber  durch  göttl.  Spruch  ist 
ihnen  ruhelose  Bekämpfung  von  Seiten  des  Menschen  bestimmt.  — 
V^,  ohne  Copula  angeknüpft,  kann  nur  die  Explication  von  V*  nähere 
Bestimmung  der  gegenseitigen  Befeindung  sein:  er  (der  Weibessame) 
wird  dir  (nicht:  deinem  Samen,  s.  zu  14  a.  E.)  nach  dem  Kopfe 
trachten,  wahrend  du  ihm  nach  der  Ferse  trachten  wirst ;  der  2.  Acc, 
w«^  u.  ag>.;,  hebt  den  Theil  des  Objectsganzen,  auf  welchen  es  an- 
kommt, besonders  hervor  (Ges,  117,5^).  «T»«]  nur  noch  Ij.  9,17. 
Ps.  139,  11.  Die  Bedeutung  conterere,  zermalmen  (so  im  1.  Gl.  Pei, 
Vtdg,,  Tg  Jon.,  Sam.  Saad,,  Rahb.  Luth.;  in  beiden  Gliedern  Tuch, 
Bmg,  DeL  Ke,,  Hngst.\  Röd.  in  Ges,  th.  1380,  GBaur  a.)  lässt  sich 

rechtfertigen,  sofern  im   Aram.   >.&▲,  auch  caj^,  (verwandt   mit  rtfev 

reiben,  schaben,  \AJk,  glätten)  für  abreiben,  aufreiben  u.  für  abtreten, 

zertreten  gebräuchlich  war.  Ohne  Zweifel  würde  das  für  das  Thun 
des  Menschen  am  Kopf  der  Schlange  sehr  gut  passen,  aber  für  das 
Thun  der  Schlange  an  des  Menschen  Ferse  (Gen.  49,  17)  passt  es 
nicht  mehr,  da  JsLkf  weder  für  jede  Art  des  Zermalmens  oder  gar  des 

Schiagens  gebraucht  werden  konnte,  noch  überhaupt  der  Schlangenbiss 
zermalmt,  weshalb  zB.  Vulg.  das  2.  mal  insidiaberis,  Saad.  „beissen^', 
Luth,  „in  die  Ferse  stechen"  übersetzten.  Auch  in  Ij.  9,  17  gäbe 
jene  Bedeutung  nicht  den  besten  Sinn,  in  Ps.  139  gar  keinen.  Da 
nun  aber  Sji»  in  den  2  Gliedern  nicht  verschiedenen  Sinns  oder  gar 
verschiedener  Wurzel  sein  kann,  so  ist  entschieden  vorzuziehen  die 
ältere,  durch  LXX  {ital)  u.  Onk,  an  die  Hand  gegebene  (von  Ges, 
deW.  Maur.  Ew.  Kn.  Buns.  angenommene)  Erklärung  xriQslv  servare 
'^w^  welche  sprachlich  freilich  nicht  durch  Berufung  auf  arab.  oLm 
vidit  {Mich,  suppl.  n.  2437),  wohl  aber  {Coccej.  Umbr.  a.)  durch 
Combination  mit  f\»^  (jPlöi)  sich  rechtfertigt,  indem  daraus  der  Begriff 
schnauben,  schnappen  nach  etwas  (Am.  8,  4),  inhiare  (anschnauben 
Ij.  9,  17),  feindlich  nach  etwas  trachten  oder  es  zu  erfassen  suchen 
sich  einfach  ergibt  Das  passt  zu  beiden  Versgliedem,  auch  zu  Ps.  139 
(wenn  hier  nicht  mit  Ew,  '•asw?  verbessert  wird).  Dass  auch  ein  Verb, 
dieser  Bedeutung  einen  Acc.  des  Gliedes  nicht  ausschliesst  {Del.^), 
zeigt  Jer.  2,  16.  Wenn  man  trachten  nach  zu  matt  u.  farblos  ge- 
funden hat  {GBaur),  so  gilt  dagegen,  dass  hier,  wo  nur  die  verschiedene 
Kampfesweise,  nicht  der  Erfolg  des  Kampfes  beschrieben  werden  soll, 
ein  allgemeinerer  Begrifi  wie  zu  treffen  suchen  vollkommen  genügt. 
Gewöhnlich  freilich  findet  man,  im  Zusammenhang  mit  der  messian. 
Deutung   der   Stelle,    hier   den   Sieg   des   Menschensamens  über    den 


78  Gen.  3,  15.  16. 

Schlangensamen  ausgedrückt,  sofern  er  der  Schlange  den  Kopf  zer- 
treten d.  h.  sie  tödten,  sie  ihm  nur  die  Ferse  beschädigen  soll.  Allein 
solcher  Gegensatz  kann  in  den  Worten  nicht  liegen,  weil  1)  ein 
Schlangenbiss  in  die  Ferse  für  den  Menschen  durch  sein  Gift  ebenso 
tödtlich  wäre  wie  das  Kopfzertreten  des  Menschen  für  die  Schlange, 
u.  2)  in  15%  dessen  Erklärung  15^  ist,  nur  von  ny«  zwischen  bei- 
den, nicht  von  Sieg  des  einen  über  den  andern  die  Rede  ist.  Vielmehr 
also  nur  die  verschiedene  Kampfesweise  wird  beschrieben,  wie  sie  die 
Folge  der  Körperbeschafienheit  beider  ist,  wie  sie  aber  auch  dem 
Menschen  gegenüber  der  bösen  Macht  ziemt:  lauernd  (4,  7)  am  Boden 
Mt  sie  ihn  von  hinten  an  der  Ferse  an  (49,  17),  er  offen  u.  gerade- 
aus sucht  ihr  den  Kopf  mit  seinem  Fuss  zu  treffen.  Der  Gesammtsinn 
des  V.  ist  somit:  statt  des  freundlichen  Verhältnisses  des  Weibes  u. 
der  Schlange,  das  für  jenes  so  unheilvoll  wurde,  soll  ein  unversöhn- 
licher Kampf  der  Menschen  gegen  das  verfluchte  Thier  entbrennen,  in 
welchem  dieses  zwar  in  seiner  hinterlistigen  Art  ihnen  fortwährend 
beizukommen  suchen  wird,  sie  aber  offen  u.  männHch  den  Todesstreich 
gegen  es  führen  sollen.  Dass  der  Kampf  schliesslich  zum  Verderben 
der  Schlange  (der  bösen  Macht)  ausschlagen  wird,  ist  nicht  ausdrück- 
lich gesagt,  folgt  aber  schon  daraus,  dass  der  Fluch  Gottes  auf  dem 
Thiere  liegt,  noch  mehr  aus  der  Absicht  Gottes  mit  dem  Menschen, 
wie  sie  in  der  Schöpfung  u.  bisherigen  Leitung  des  Menschen  hervor- 
getreten ist.  Ein  von  Gott  verordneter  Kampf  kann  nicht  aussichtslos 
sein.  Die  ganze  folgende  Geschichte  soll  den  Charakter  des  Kampfes 
der  Menschheit  gegen  die  Verführung  zur  Sünde  tragen;  in  welcher 
Weise  jene  den  Sieg  davon  tragen  werde,  braucht  hier  noch  nicht 
verkündigt  zu  werden.  Nach  Vorgängern  in  der  alten  Kirche  seit 
Irenaeus  ist  es  durch  Luther,  nam.  in  der  luth^  Kirche,  gewöhnlich 
geworden,  in  V.  15  eine  Weissagung  auf  die  Oberwindung  des  Teufels 
durch  den  Messias  (Weibessamen,  vgl.  Gal.  3,  16.  4,  4),  somit  die 
erste  Verheissung  der  Bibel  (Protevangelium)  zu  finden,  wogegen  die 
neueren  dogmat.  Ausleger,  wie  schon  früher  Calvin  u.  die  Mehrzahl 
der  reform.  Theologen,  sich  meist  mit  der  Annahme  einer  allgemeinen 
Vorherverkündigung  von  dem  künftigen  Sieg  der  Nachkommenschaft 
des  Weibes  (mit  Einschluss  Christi)  über  den  Teufel  oder  die  Sünde 
begnügen.  Im  N.  T.  erscheint  diese  mess.  Deutung  noch  nirgends, 
auch  nicht  Rom.  16,  20  (wo  Gott  Subj«  ist),  u.  bei  den  Juden  erst 
TgJon.,  vielleicht  nicht  ohne  christl.  Einfluss.  Dass  durch  das  Evan- 
gelium, wie  auf  die  Schlange  V.  1,  so  auch  auf  diesen  Kampf  gegen 
die  Schlange  ein  neues  Licht  zurückgeworfen  wurde,  ist  leicht  ver- 
ständlich, aber  dass  der  Vrf.  schon  von  diesem  Lichte  erleuchtet  ge- 
wesen sei,  kann  man  nicht  mit  Grund  behaupten.  (Vgl.  Storr  de 
protevangelio  in  Opusc.  t  D;  GBaur  Gesch.  der  AT.  Weissag.  L  151  ff.). 

—  V.  16.  LXX  Sam.  haben  )  zu  Anfang  des  V.,  wohl  richtig  {Olsh.j. 

—  Die  besondere  Strafe  für  das  Weib  besteht  in  den  Übeln,  von  denen 
es  in  seinem  geschlechtl.  Berufsleben  u.  in  seiner  Stellung  zum  Mann 
gedrückt  wird,  viel  mache  ich  deinen  Schmer zens zustand  u.  deine 
Schwangerschaft]  zahlreich  sollen  sein  die  Schmerzen  oder  Beschwerden, 


Gen.  3,  16.  17.  79 

nam.  die,  welche  mit  der  Schwangerschaft  verbunden  sind.  „Das  1 
dient  bisweilen  zur  Anreihung  des  Besonderen  an  das  Allgemeine  (Ps. 
18,  1;  Jes.  2,  1).  Über  na^in  Inf.  abs.  s.  Ges.  75  A.  15;  die  Ver- 
bindung na-pri  na'in  im  AT.  nur  noch  16,  10.  22,  17"  (ÄTn.);  ^ai«? 
(ein  Sammelwort  zu  ass?  Ew.  163^)  blos  noch  V.  17.  5,  29.^  l^r^Xf] 
von  t'^'^'n  (Ew.  214*),  aber  Sam,  ^an-^-^n;  LXX:  tov  atevayiAOv  aov, 
erklärend?  oder  ^a'i'^an?  ^r^x?  mit  Schmerz  wirsi  du  Kinder  ge- 
bären] der  Schmerz  der  Gebärenden  war  bei  den  Hebr.  sprichwört- 
lich als  der  grosseste  Mich.  4,  9f.  £z.  13,  13.  Jes.  13,  8.  21,  3  u.  ö.; 
Ex.  1,  19  beweist  nichts  dagegen,  u.  nach  deinem  Manne  wird  dein 
Verlangen  sein]  „du  sollst  dich  heftig  sehnen  nach  ihm,  nach  seiner 
Beiwohnung  (vgl.  30,  15  f.).  Nach  Apöllod.  3,  6,  7  scheint  auch  der 
Grieche  dem  Weibe  eine  grössere  Sehnsucht  nach  der  Beiwohnung  als 
dem  Manne  beigelegt  zu  haben.  Diese  Abhängigkeit  ist  dem  Vrf.  schon 
an  sich  ein  Übel;  sie  veranlasst  aber  auch  die  oftmalige  Wiederkehr 
der  Schwangerschaft  u.  Geburt*'  (Kn,),  n)?w>]  im  Pent.  nur  noch  4,  7, 
sonst  Cant  7,  11;  LXX  anoazQogyri,  ob  'n2w'p'i  1  Sam.  7,  17  (Tuch), 
u.  er  wird  herrschen  über  dich]  das  ist  mehr,  als  in  der  urspr.  Ab- 
hängigkeit des  Weibes  vom  Mann  (2,  22)  gegeben  war;  es  ist  die  ge- 
drückte Lage  des  Weibes  im  Alterthum,  wo  es  oft  kaum  viel  mehr 
war  als  die  Sklavin  des  Mannes  u.  entlassbar,  u.  der  Mann  unbedingt 
über  es  gebieten  konnte.  Diese  Lage  ist  hier  als  Strafe  für  die  Un- 
selbständigkeit des  Weibes  der  Schlange  gegenüber  gedacht  —  Dies 
ist  aber  nur  die  besondere  Strafe  des  Weibes;  die  Strafen,  die  über 
den  Mann  als  Haupt  der  Menschheit  verhängt  werden,  gelten  demselben 
mit.  —  V.  17 — 19  das  Haupturtheil,  über  den  Mann^  darum  mit  feier- 
licher einleitender  Begründung.  Die  Mass.  haben  zwar  hier  wie  2,  20 
u.  3,  21  tjnK^  ohne  Art  punktirt,  das  Wort  also  wie  4,  25.  5,  Iff. 
als  n.  pr.  des  ersten  Menschen  behandelt  (obgleich  2,  20  es  geschehen 
sein  wird,  um  die  generische  Fassung  zu  empfehlen).  Da  aber  der 
Vrf.  sonst  ausnahmslos  dikh  schreibt,  so  ist  in  diesen  3  Stellen  viel- 
mehr n7Ka  zu  punktiren  (Schrad,  123;  Olsh.),  vgl.  V.  8.  —  Arbeils- 
beruf  halte  der  Mensch  schon  vorher  (2,  15);  seine  Strafe  ist  die  saure 
Mühe,  die  Beschwerden  u.  Enttäuschungen,  welche  jetzt  an  seine  Arbeit 
gebunden  werden.  Da  aber  die  Bodencultur  zum  Erwerb  der  tägl. 
Nahrung  die  Hauptarbeit  der  (meisten)  Menschen  war  (zB.  Ex.  20,  9) 
u.  ist,  so  wird  die  Strafe  nach  der  Richtung  des  Ackerbaus  hin  ent- 
wickelt, u.  ein  Fluch  auf  den  Boden  u.  seine  vegetative  Kraft  gelegt, 
woraus  dann  alle  die  Schwierigkeiten  u.  Unglücksfälle,  womit  der  Mensch 
in  seiner  Arbeit  zu  kämpfen  hat,  sich  leicht  ableiten.  „Der  Ackerbau 
war  dem  Hbr.  eine  göltl.  Anordnung  (Jes.  28,  26),  aber  zugleich  eine 
schwere  Last  (Sir.  6,  19.  7,  16),  die  besonders  die  Dienenden  drückte 
(1  Sam.  8, 12;  Jes.  61^  5;  Zach.  13,  5),  u.  im  Vergleich  mit  dem 
goldenen  Zeitalter  sich  als  göttl.  Strafe  ansehen  Hess.  Das  class.  Alter- 
thum  nahm  ebenfalls  an,  dass  die  Erde  in  der  goldenen  Zeit  alles  dem 
Menschen  Nöthige  freiwillig  erzeugte  u.  der  Landbau  erst  später  ein- 
trat, zB.  Hes.  op.  118f.  Plato  pol.  274f.  Verg.  Geo.  1,  27.  Ovid.  met 
1,  102.     Macrob.  somn.  Scip.  2,  10.     Weiteres  zu  2,  16.  4,  2.     ver- 


80  Gen.  3,  17—20. 

flucht  das  Erdreich  um  deinetwillen]  um  deine  Vergehung  zu  be- 
strafeny  soll  es  nicht  mehr  mit  Fruchtbarkeil  gesegnet  sein.  Ebenso 
leiten  die  Profeten  Verwüstung  u.  Dürre  des  Landes  vom  göttl.  Fluch 
ab  (Jer.  23,  10.  Jes.  24,  6)"  Kn.  Die  LXX  Sym.  Vulg.  drücken 
^iiaya  aus,  eine  Variante,  die  vielleicht  erst  aus  4,  12  entstanden  ist" 
(Tuch),  mit  Schmerzen  oder  Beschwerden  (V.  16)  wirst  du  es  ge- 
messen] d.  h.  durch  mühselige  Arbeit  dich  künftig  von  ihm  nähren 
(Jes.  1,  7.  5,  17.  36,  16.  Jer.  5,  17).  naVsKP]  2,  12.  —  V.  18. 
^T^T,  T'^^]  wie  Hos.  10,  8;  anders  Jes.  5,  6.  7,  23ff.  r^-vm  aw?]  im 
Gegensatz  gegen  die  Baumfrüchte  des  Gartens  2,  16.  Das  Kraut  (Ge- 
treide s.  ly  11)  des  Feldes  soll  nun  seine  Hauptnahrung  sein;  er  kann 
es  aber  nur  gev^innen  durch  Anbau,  welcher  ihm  dadurch  erschwert 
werden  soll,  dass  die  Erde  in  Folge  des  Fluches  Dorngestrüpp  u.  Un- 
kraut (Disteln)  sprossen  lässt  —  V.  19.  im  Schweiss  deines  Ange- 
sichts wirst  du  Brod  essen\  d.  h.  „auf  mühselige  Art  dich  ernähren. 
Denn  Brod  essen  ist  s.  v.  a.  sich  ernähren  Am.  7,  12".  So  Kn, 
Indessen  an^  (nicht  ^nh  LXX)  scheint  hier  den  Gegensatz  gegen 
yy'n  '^'^t  zu  machen,  also  speciell  Getreidenahrung  (Brodkom)  zu  be- 
deuten, his  zu  deiner  Rückkehr  in  die  Erde]  ,J)is  an  deinen  Tod, 
so  dass  dein  Mühsal  lebenslänghch  ist  (Ps.  90,  10).  Denn,  fährt  er 
fort,  zu  einer  Rückkehr  in  die  Erde  wird  es  kommen,  da  du  von  der 
Erde  genommen  bist  (reddenda  est  terrae  terra,  Eurip.  bei  Gic.  Tusc. 
3,  25)"  Kn,  Die  Begründung  wird  in  19^  noch  einmal  aufgenommen, 
um  auch  die  daraus  sich  ergebende  Folgerung  als  ein  förmliches  Straf- 
urtheil  auszusprechen:  u.  zum  Staube  wirst  du  zurükkehren.  Das 
Sterben  wird  als  aus  dem  irdischen  Ursprung  des  Menschen  von  selbst 
folgend  vorausgesetzt.  Gleichwohl  ist  dieses  Sterben  eine  Strafe,  weil 
das  Gotteswort  2^  17  keine  müssige  Drohung  sein  kann.  Denn  obwohl 
von  Natur  sterblich,  war  der  Mensch  doch  von  Gott  zu  dauerndem  Leben 
bestimmt,  sonst  wäre  er  nicht  in  den  Garten  mit  dem  Baum  des  Le- 
bens versetzt  worden;  durch  seine  Sünde  hat  er  die  Erreichung  dieses 
Zieles  unmöglich  gemacht  u.  ist  dem  Sterbenmüssen  anheimgefallen. 
Weiter  aber  ergibt  sich,  dass  die  V.  16 — 19  besonderten  Strafen  doch 
nur  die  Ausfahrung  der  Sentenz  2,  17  sein  können.  Insofern  fallen 
alle  diese  Einzelstrafen  unter  den  Gesichtspunkt  von  Lebensstörungen, 
welche  an  der  Kraft  zehren,  bis  endlich  der  wirkliche  Tod  folgt  Dass 
dieses  Sterben  sofort  nach  der  Übertretung  eintrete,  war  2,  17  nicht 
gesagt;  man  braucht  also  nicht  eine  Ermässigung  der  Strafe  durch  Gott 
anzunehmen  (An.),  noch  weniger  sich  die  Sache  Iheosophisch  (flb/Vw.  Seh. 
B^.  1.  519)  zurechtzulegen,  aber  auch  nicht  mit  den  Juden  den  o'i'' 
2,  17  nach  Ps.  90,  4  in  ein  Jahrtausend  umzudeuten  (B.  Jub.  c.  4; 
Justin,  c.  Tryph.  o.  81).  —  V.  20.  Der  Mensch  nennt  sein  Weib  Eva. 
cn8n]  Sam.  (LXX)  d-tk.  n^n]  eine  im  Hbr.  antiquirte,  (auf  das  im 
Phönikischen  forterhaltene  «"^n  =  n-^n  vixit  zurückgehende)  Aussprache 
für  hbr.  njn  Leben  (fcw;  LXX),  nicht  aber  Lebengeberin  {^aoyovog 
Sym,,  Tuch,  Kn.,  als  wäre  es  ein  verkürztes  Part  Pi.,  vgl.  19,  32. 
34);  Leben  wurde  sie  genannt,  weil  das  Leben  der  Gattung  in  ihr 
begründet  ist,  oder  weil  sie  die  Mutter  alles  Lebendigen  (Ps.  143,  2. 


GeÄ.  3,  20—22.  81 

Ij.  30,  23)  geworden  ist.  Dass  dabei  der  an  sich  sehr  weite  (Gen. 
8,  21)  Begriif  alles  Lebende  auf  die  Menschen  einzuschränken  ist  {Onk,f 
Saad*)y  ist  selbstverständlich.  An  das  äth.  'egudla  'emmaJlit^dv  hat 
schon  Tuch  mit  Recht  erinnert.  Dass  n;n  =  aram.  «jjn  vielmehr 
Schlange  bedeutet  habe  {Nöld,  in  ZDM6.  XLII.  487),  kann  man  w^ig- 
stens  nicht  beweisen.  Der  V.  macht  den  Eindruck  eines  Einschubs 
{Ew,  Böhm.  WL  Bud)  zur  Vorbereitung  auf  4,  1:  denn  zwar  mit 
n;öK  2,  23  Hesse  sich  njn  wie  n.pr.  mit  n.app.  (Schrad.  120 f.)  zur 
Noth  vereinigen,  aber  die  Bemerkung  ist,  wenn  auch  durch  die  Notiz 
V.  21  einigermassen  erträghch,  doch  hier  unerwartet,  weil  der  Mensch 
von  Kinderzeugung  noch  keine  Erfahrung  hat;  man  erwartet  sie  eher 
vor  (BJub.  cp.  3)  oder  (An.)  nach  4,  1.  Ob  sie,  zusammen  mit  trin 
4,  1,  erst  von  R  eingefügt  ist,  oder  schon  bei  C  (weil  sie  zwischen 
4,  1  u.  2  gestört  hätte)  hieher  gestellt  war,  ist  nicht  mit  Gewissheit 
zu  sagen,  s.  weiter  Vorbem.  4  zu  Cp.  4.  Dem  Wortlaut  u.  Zusammen- 
liang  firemd  ist  die  Auslegung,  dass  der  Mensch  im  Glauben  an  die  Ver- 
heissung  eines  Samens  des  Weibes  den  Namen  Eva  geschöpft  u.  damit  eine 
Glaubensthat  verrichtet  habe  {Del,  Ke,  a.),  denn  V.  15  f.  ist  Samen  u. 
Kinderzeugen  des  Weibes  nicht  verheissen,  sondern  als  selbstverständ- 
lich vorausgesetzt,  u.  in  V.  20  lautet  die  Begründung  nic]it  (*i)9k)  "»d 
n-^nn  Kin  wie  man  in  diesem  Falle  erwarten  müsste.  Denkbarer  wäre 
Anknüpfung  „an  die  Erwähnung  der  Sterblichkeit  des  Menschen  V.  19, 
dessen  Geschlecht  trotz  dieser  SterbUchkeit  sich  erhalten  soll"  (ÄTn.).  — 
V.  21.  Gott  machte  ihnen  Unterkleider  oder  Röcke,  nicht:  für  die 
Haut  sc.  des  Leibes,  sondern  von  Haut  d.  h.  Thierhaut^  Thierfellen, 
14.  bekleidete  sie  damit  In  der  alten  Kirche  verstanden  manche  diese 
%i,tavag  ösQfMtrivovg  von  der  menschl.  Körperhaut,  im  Gegensatz  gegen 
den  durchsichtigen  Lichtleib,  den  der  Mensch  zuerst  gehabt  habe  (zB. 
im  Christi.  Adambuch  in  Etc,  JB.  V.  16 ff.;  auch  jüd.  Gelehrte  fanden 
hier  einen  Gegensatz  von  ^"iy  gegen  '^^m).  Die  Bemerkung  steht  im 
Zusammenhang  mit  V.  7.  Die  Scham  über  die  Blosse  u.  die  Verhüllung 
der  Blosse  wird  als  etwas  für  den  Menschen,  der  vom  Baum  der  Er- 
kenntniss  gegessen  hat,  nothwendiges,  in  der  Gottesordnung  gegründetes 
anerkannt,  u.  wird  ihm  statt  der  Feigenblätter  eine  besser  schützende, 
für  das  Leben  auf  der  rauhen  Erde  nothwendige  Kleidung  zugewiesen, 
ein  Zeichen  der  auch  den  Gefallenen  nicht  verlassenden  Fürsorge  Gottes. 
Zugleich  wird  hier  der  Ursprung  der  Bekleidung  erklärt.  Thierfelle 
sind  genannt,  in  Erinnerung  daran,  dass  sie  die  Bekleidung  der  ältesten 
Menschen  bildeten,  vgL  (oben  S.  7)  die  phönik.  Sage  bei  Eus.  pr.  ev. 
1,  10,  7  (sonst  zB.  Diod.  Sic.  1,  43.  2,  38;  Arrian  Ind.  7,  2;  Lucian. 
amor.  34;  Kn.),  Auf  eine  Lage  Eden's  hoch  im  Norden  {WL  L  353) 
braucht  man  daraus  nicht  zu  schliessen  (s.  Del.  Par.  8).  Mo- 
derne Theosophie  hat  aus  den  Textworten  eine  Hinweisung  auf  die 
Nothwendigkeit  der  Opferung  der  Thiere  zur  Bedeckung  der  (sittl.) 
Blosse  des  Menschen  herausgefunden  {Hofm.  Sch.B.2L  582f.,  Del,  a.). — 
V.  22 — 24.  Der  so  für  die  Erde  ausgestattete  Mensch  wird,  gemäss 
dem  Strafiirtheil,  aus  dem  Garten  vertrieben,  u.  ihm  der  fernere  Zu- 
gang zu  demselben  verschlossen.  V.  22  die  Erwägung,  die  Gott  dazu 
Handb.  z.  A.  Test  XI.   6.  Aufl.  6 


82  Gen.  3,  22.  98. 

bestimmt:  der  Mensch  ist  geworden  wie  einer  (st  c,  wie  1  Reg.  19, 

2.  22,  13  s.  Ges.  130,  1;  anders  Gen.  48,  22;  Zach.  11,  7;  Jes.  27, 
12)  von  uns  (23,  6.  26,  16;  Ex.  14,  12  u.  s.;  die  Orientalen  lesen 
njÄtt;  Onk.  Sym.  falsch:  yiyovsv  ofiov  atp  iavrov  yw(o(S%HV  d.  h. 
selbständig)  zu  erkennen  Gutes  u.  Böses  d.  h.  so  dass  er  G.  u.  B.  er- 
kennt oder  weiss,  s.  2,  17.  Das  unser  einer  erklärt  sich  als  Ober- 
tragung  der  Umgangssprache  auf  Gott  {TucK)  in  keiner  Weise,  sondern 
Gott  fasst  sich  mit  den  höheren  Geisterwesen,  den  Gottessöhnen  zu- 
sammen (vgl.  2  Sam.  14,  17.  20),  u.  erkennt  an,  dass  der  Mensch 
einen  die  Göttlichen  auszeichnenden  Vorzug,  ein  wahrhaft  götU.  Gut 
sich  erworben  hat.  Gegen  diese  Anerkennung  sträubten  sich  die  älteren 
Erkl.,  weil  sonst  die  Schlange  V.  5  Recht  gehabt  hätte,  u.  suchten 
durch  Misserklärungen  auszuweichen,  zB.  der  Mensch  ist  (frflher  vor 
dem  Falle)  gewesen  wie  (dann  hätte  'ai  ni^an  keinen  Anschluss),  oder: 
hat  werden  wollen  (sprachlich  unmöglich),  oder  legten  in  die  Worte 
einen  ironischen  Sinn  hinein,  während  doch  Spott  Gottes  über  den  Ge- 
fallenen sehr  ungeziemend  wäre.  Umgekehrt  wollten  philosoph.  Er- 
klärer herauslesen,  dass  der  Sündenfall  wirklich  als  ein  nothwendiger 
Durchgangspunkt  aus  der  sitU.  Indifferenz  zur  sittl.  Freiheit  u.  Selbst- 
bestimmung anerkannt  werde;  s.  aber  oben  S.  46 f..  Einen  (sogar  beab- 
sichtigten) Widerspruch  des  A  (in  1,  26  f.)  gegen  die  hier  (u.  2,  17) 
vorgetragene  Lehre  des  G  {WL  Pro!.  323)  könnte  man  nur  dann  zu- 
gebeuy  wenn  wirklich  nach  G  dem  Menschen  das  Erkennen  von  gut 
u.  bös  hätte  überhaupt  versagt  bleiben  sollen,  aber  s.  dagegen  oben 
S.  %^,  —  und  nun^  nachdem  er  selbstisch  das  götti.  Gut  der  Erkennt- 
niss  sich  angeeignet,  steht  zu  befurchten  oder  ist  zu  verhüten,  dass  er 
vom  Lebensbaum  essend  auch  noch  das  ewige  Leben  sich  aneigne. 
";&]  steht  selbständig  im  Sinne  von  dass  nur  nicht!  wie  Ex.  13,  17. 
Ps.  38,  17.  Jes.  36, 18  u.  s.  {Ew,  337^).  w]  ist  Prf.  cons.,  vgl 
5,  5.  11,  12.  Lev.  18,  5  u.  ö.  {Ew.  142^).  Deutiich  ist  hier  von 
dem  Genuss  der  Frucht  dieses  Baumes  (2,  9)  die  Möglichkeit,  dauern- 
des Leben  zu  gewinnen,  abhängig  gemacht;  ebenso  ist  klar,  dass  der 
Mensch  dasselbe  bis  dahin  nicht  hat,  sondern  erst  gewinnen  müsste. 
Er  soll  es  aber  jetzt  nicht  mehr  gewinnen,  weil  nach  Gottes  Ordnung 
dauerndes  Leben  u.  Sünde  unvereinbar  sind.  —  Ein  genügender  Grund, 
mit   dem  Lebensbaum  in  2,  9  (s.  d.)  auch  3,  22 — 24   {Böhm.)  oder 

3,  22.  24  {Bud.)  aus  der  urspr.  Paradieserzählung  auszuscheiden  liegt 
nicht  vor,  vielmehr  ist  V.  22  durch  V.  5  gestützt  u.  gefordert  Vollends 
die  Wendung  (Bud.  59  fif.),  dass  sUtt  V.  22  urspr.  6,  3  im  Text  ge- 
standen habe,  ist  sammt  allen  daraus  abgeleiteten  Folgerungen  gänz- 
lich unannehmbar,  da  6,  3  in  6,  1 — 4  nicht  fehlen  kann  u.  dagegen 
hier  weder  im  ganzen  (s.  2,  17^),  noch  im  einzeben  (sa»  für  die  Sünde 
directen  Ungehorsams!  der  in  diesem  Zusammenhang  ganz  fremde  Aus- 
druck ^^oa!)  einen  zulässigen  Sinn  gäbe,  ganz  abgesehen  von  der  Ge- 
waltsamkeit der  vorgenommenen  Versetzung  (s.  dagegen  auch  Kuen. 
ThT.  XVm.  133 ff.;  Riehm  in  StKr.  1885  S.  761  fO-  —  V.  23.  Des- 
halb,  ihm  nicht  blos  zur  Strafe,  sondern  zum  Heil,  ihn  von  der  ein- 
geschlagenen  Richtung   zurückzubringen,   schickte  Gott    ihn  aus  dem 


Gen.  8,  23.  24.  83 

Garten,  in  welcliem  er  zum  Lebensbaum  Zutritt  hatte,  fort,  um  draussen 
die  Erde,  der  er  seiner  Abstammung  nach  (2,  7)  angehörte,  unter  den 
3,  17  fr.  bezeichneten  Mühsalen  zu  bebauen.  Vorausgesetzt  ist,  dass 
er  bis  dahin  vom  Baum  des  Lebens  nicht  genossen  bat,  obwohl  &r 
ihm  nicht  verboten  war.  Für  den  in  ungestörtem  Leben  befindlichen 
war  ein  Bedürfniss  nach  dem  Baum  nicht  vorhanden;  erst  nach  ge- 
wonnener Erkcnntniss  u.  nach  eingetretener  Lebensstörung  weiss  er  den 
Werth  des  Baumes  zu  schätzen  u.  empfindet  Sehnsucht  darnach.  Aber 
jetzt  wird  ihm  der  Zutritt  abgeschnitten.  Wenn  Bud,  53  f.  verlangt, 
dass  das  bisherige  Nichtessen  vom  Lebensbaum  nicht  dem  Zufall  über- 
lassen bleiben  durfte,  sondern  durch  ein  ausdrückliches  Verbot  oder  sonst 
wie  verhindert  werden  musste,  so  bedenkt  er  nicht,  dass  durch  eine 
solche  Wendung  das  Essen  des  Menschen  von  ihm  provocirt  worden 
wäre,  dass  ein  Verbot  des  Lebensbaums  unter  Androhung  des  Todes 
einen  inneren  Widerspruch  mit  sich  führte,  endlich  dass  (nach  dem 
Sinn  der  Erzählung)  dem  Menschen,  so  lang  er  Gott  gehorsam  war, 
der  Lebensbaum  nicht  verboten  werden  durfte.  —  V.  24  nicht  Du- 
blette {Bud.  58.  238  f.)  neben  V.  23,  sondern  Weiterführung  desselben 
{Kuen.  XVIII.  134).  Gott,  nachdem  er  den  Menschen  aus  dem  Garten 
forlgeschickt  d.  h.  fortgehen  geheissen,  treibt  ihn,  den  zögernden  oder 
doch  draussen  vor  der  Pforte  stehen  bleibenden,  fort,  u.  damit  ihm 
jede  Möglichkeit,  eigenwillig  zum  Garten  u.  zum  Baum  zurückzukehren, 
abgeschnitten  werde,  lässt  er  östlich  (2,  8)  vom  Garten  Eden^s,  wo 
also  {wie  bei  einem  irdischen  Gottesheiligtlium)  der  Eingang  war,  die 
(d.  h.  die  bekannten,  nicht;  die  sämmtlichen)  Kerube  u.  die  Flamme 
des  sich  drehenden  oder  zuckenden  Schwertes  sich  lagern,  nicht  um 
den  Garten  statt  der  Menschen  fortan  zu  bewohnen  {Kurtz),  sondern  um 
den  Zugang  zu  bewachen,  Dass  auch  die  Urmenschen  nun  östlich  vom 
Garten  wohnten  {Kn.)y  liegt  nicht  in  den  Worten  des  mass.,  sondern  nur 
des  LXX  Textes,  welche  nach  xccrciMöBV  noch  avrov  (in«)  u.  vor  tcc 
XsQOvßlfi  noch  xal  ^ra^s  (own)  geben,  ö'^a'^sri]  über  die  Kerube  s.  im 
BL.  L  509 f.;  Win.^  l.  225 f.;  Ate.  HWB.  L  227 fiT.;  auch  Kosters  in 
Th.  Tijds.  XIII.  445  f.  Als  ein  Beweis  für  die  Entlehnung  der  Paradies- 
sage von  den  Babyloniern  können  auch  diese  Kerube  nicht  verwendet 
werden.  Ob  jene  geflügelten  Stiere  mit  Menschenköpfen^  welche  bei 
den  Babyloniern  u.  Assyrern  (vne  die  Sphingen  der  Ägypter)  die  Zu- 
gänge der  Tempel  u.  Paläste  bewachen,  ausser  ihren  gewöhnlichen 
Namen  auch  den  Namen  Kirubi  fülirten  {Sehr ad,  KAT.^  39 f.;  Lenorm, 
B6rose  80.  135;  Orig.^  L  118ff.;  Del  Par.  153f.),  ist  noch  selu« 
zweifelhaft  (s.  ZA.  L  68  f.,  u.  BTeloni  ebendort  VI.  124—140).  Aber 
von  diesen  Stiercolossen  kann  die  althebr.  Vorstellung  der  Kerube,  wie 
sie  sich  Ps.  18,  11  ergibt,  nicht  hergenommen  sein,  es  müssten  denn 
in  der  altbabyl.  Zeit  die  Stiere  auch  geflogen  sein.  Selbst  die  Kerube 
als  Paradieswächter  verrathen  durch  ihre  Verknüpfung  mit  der  Schwertes- 
flamme noch  deutlich  ihren  Ursprung  aus  der  Vorstellung  der  Gewitter- 
sturmwolken. Viel  näher  als  die  Stiercolosse  stehen  den  hebr.  Keruben 
die  Greifen,  auch  assyr.  kurubu  als  Benennung  des  Geier^s  {Del.  ass. 
Stud.  L  107;   Ezechiel   ed.  Bär  S.  XIIl),   wenn  diese  Bedeutung  des 

6* 


84  Gen.  4. 

Worts  sich  bestätigt  Nur  ist  ein  Etymon  auch  hiefur  nicht  klar,  denn 
aus  karubu  =  ruhu  im  Synonymenverzeichniss  {Del.  Par.  154)  folgt 
nicht,  dass  3*^^  gross,  gewaltig  sein  bedeute,  auch  wäre  das  das  denk- 
bar farbloseste  Etymon.  —  Die  Kerube,  sonst  die  Träger  u.  Begleiter 
der  herabkommenden  Gottheit,  haben  hier  die  Function,  Hüter  des  un« 
nahbaren  Gottessitzes,  der  göttl.  Güter  u.  Schätze  zu  sein,  wie  Ez. 
28,  14ff.j  u.  wird  eben  damit,  dass  hier  Kerube  wachen,  der  Garten 
als  ein  rechter  Gottessitz  gekennzeichnet.  Analogien  bei  andern  Völkern 
bieten  die  fabelhaften  Greifen,  „Wesen  mit  Löwenklauen,  Flügeln,  Adler- 
schnäbeln, flammenden  Augen  u.  s.  w.,  welche  zB.  in  den  Gebirgen 
nördlich  von  Indien  das  viele  Gold  bewachen,  s.  Ktes.  Ind.  12  ed.  Lion, 
Aelian  h.  anim.  4,  27;  Her.  3,  116.  4, 13.  27;  Aesch.  Prom.  804 f.; 
Pausan.  1,  24,  6;  Plin.  7,  §  10  u.  a.**  {Kn.)i  bei  den  Indem  auch  der 
mit  dem  Blitzesgeschoss  bewaffnete  Kr<^änu,  welcher  den  himml.  Soma 
bewacht  {Weber  Ind.  Stud.  II.  313 f.;  Kuhn  Herabkunft  des  Feuers 
146  ff.),  entfernter  der  den  Lebensbaum  der  Eranier  hütende  Fisch, 
Karo-Mac^o  oder  Khar-Mähi  {Spiegel  Av.  ID.  S.  LIV)  oder  der  Held 
Alten-Tata  zu  Boss  bei  den  Tataren,  der  das  Lebensgras  bewacht  (s. 
oben  S.  49  f.).  —  Das  feurig  flammende  Schwert,  welches  den  Keruben 
beigegeben  ist,  ohne  darum  in  ihrer  Hand  zu  sein  (das  eine  den 
mehreren)  ist  das  auch  sonst  (§eph.  2,  12.  Jer.  46, 10.  Jes.  34,  5) 
als  selbständige  Macht  gedachte  Bacheschwert  Gottes,  eine  Vorstellung, 
deren  letzte  Grundlage  der  geschwungene  Blitzstrahl  sein  wird.  — 
Der  Garten  aber  mit  dem  Baume  des  Lebens,  obwohl  den  Sterblichen 
von  nun  an  verwehrt,  bleibt,  ein  Gegenstand  der  Sehnsucht  der  Men- 
schen, aufgespart,  wie  die  Späteren  sagen,  für  die,  welche  ohne  Tod 
(5,  24)  oder  durch  den  Tod  zum  Leben  hindurchdringen  (zB.  Hen. 
25,  4 f.;  Apoc.  2,  7.  22,  2;  4  Esr.  8,  52  Vulg.;   Test.  Levi  18  u.  a.). 

3.   Das  Wachsthum  der  Sünde  unter  den  Menschen  und  die 
Geschichte  der  bösen  Urväter  Gap.  4;  nach  ü  u.  B. 

1.  An  die  Anfangszeiten  der  Menschheit  reicht  keine  geschichtliche 
Erinnerung  hinauf.  Aber  sich  VorsteUungen  darüber  zu  machen  kann 
der  menschl.  Geist  nicht  lassen.  Alle  gebildeteren  Völker  des  Alter- 
thums  haben  es  versucht,  diese  leeren  Bäume  vorhistorischer  Zeit  durch 
allerlei  Gestalten  u.  Geschichten  zu  beleben,  jedes  nach  seiner  Weise, 
nach  dem  Sinn,  in  welchem  es  dachte  u.  strebte,  u.  nach  dem  Ge- 
sichtskreis, in  den  es  sich  durch  seine  geograph.  u.  geschichtl.  Ver- 
hältnisse hineingestellt  fand.  Anhaltspunkte  für  solche  Versuche  gab 
die  Analogie  der  jüngeren  Menschheitsentwicklung  u.  die  Beflexion  über 
diese:  die  mannigfaltigen  Gewohnheiten,  Sitten,  Gewerbe,  Künste,  Er- 
kenntnisse, Gesellschaftsordnungen,  in  deren  Besitz  u.  Übung  sich  die 
späteren  Menschen  befanden,  wussten  sie  als  erst  mit  der  Zeit  ent- 
standen, vervollkommnet,  oder  auch  gefunden  u.  gefördert  von  einzel- 
nen Personen,  an  welche  entweder  noch  ein  dunkles  Andenken  sich 
erhalten  hatte,  oder  welche  man,  von  den  Benennungen  der  Sachen  u. 


Gen.  4.  85 

Thätigkeiten  ausgehend,  sich  dazu  dachte,  sei  es  dass  man  sie  noch 
innerhalb  des  Maasses  menschlicher  Persönlichkeiten  hielt,  oder  sie  als 
göttliche  u.  halbgöttliche  Wesen  (Heroen)  vorstellte  u.  verehrte,  u.  bei 
den  Heiden  wenigstens  wurden  solche  Darstellungen  schliessUch  immer 
in  die  Ursprünge  der  Götter  selbst  zurückgeführt  Dass  man  derartige 
Wesen  der  vorgeschichtl.  Zeit,  je  nachdem  man  die  von  ihnen  ab- 
geleiteten Bildungen  als  Güter  oder  Übel  empfand,  theils  als  wohl- 
thdtigCy  theils  als  schädliche  u.  feindliche  auffasste,  lag  in  der  Natur 
der  Sache.  Eine  genauere  Unterscheidung  der  Zeiten  hört  für  solche 
Fernen  von  selbst  auf,  u.  leicht  mochte  man  darum  auch  der  geschichtl. 
Zeit  näher  Liegendes  allmählig  auf  noch  frühere  Perioden  zurück- 
schieben. Derartige  Vorstellungsreihen  über  die  Urzeiten  sammelten  u. 
erzeugten  sich  in  den  Völkern  zunächst  durch  gemeinsame  Arbeit,  aber 
unbewusst  u.  kunstlos,  u.  mit  allerlei  Abweichungen,  sogar  Wider- 
sprüchen im  einzelnen;  ihre  bestimmtere  Gestaltung  u.  Ordnung  haben 
sie  erst  durch  Dichter,  Denker  u.  Volkslehrer  erhalten,  welche  mit  Be- 
wusstsein  u.  Absicht,  nach  bestimmten  Gesichtspunkten,  u.  nicht  ohne 
Sichtung  u.  Umbildung  sie  verarbeiteten.  So  war  der  Gang  der  Sache 
bei  allen  Völkern;  es  liegt  kein  Grund  vor,  dem  Volk  Israel  in  diesem 
Punkt  eine  Ausnahmestellung  zuzuweisen,  als  hätte  dieses  allein,  eines 
der  jüngsten  von  allen,  über  die  Urzeiten  eine  wirklich  historische  Ober- 
Ueferung  besessen.  Wenn  gleich  es  schon  frühe  in  Religionssachen 
anders  dachte  als  die  übrigen,  war  es  doch  wie  durch  Verwandtschaft 
u.  Sprache,  so  durch  Wohnsitz,  Verkehr  u.  Geschichte  mit  einem 
grösseren  Völkerkreise  aufs  innigste  verwachsen;  auch  in  seinen  Vor- 
stellungen über  die  vorgeschichtl.  Zeiten  zeigen  sich  noch  genug  Ähn- 
lichkeiten mit  denen  der  andern.  Es  wäre  gar  nicht  verwunderlich, 
wenn  es  sich  künftig  noch  greifbarer  herausstellte,  dass  unter  den 
Gestalten,  mit  denen  es  jene  dunkeln  Räume  ausgefüllt  hatte,  einst 
sogar  Halbgötter  oder  göttlich  verehrte  Wesen  gewesen  sein  mögen. 
Aber  mit  der  Zeit  wurde  bei  ihm  dem  Fortleben  jener  Ursagen  durch 
die  Einwirkung  des  Mosaismus  ein  Ende  gemacht:  an  Bedeutung  ent- 
werthet  u.  des  mytholog.  Schmuckes  entkleidet  konnten  sie  sich  nur 
noch  so  weit  forterhalten,  als  sie  mit  dem  höheren  Gottesbewusstsein 
vereinbar  u.  zur  Vorstelligmachung  der  fernsten  Urzeiten  in  der  Ein- 
bildung der  Leute  unentbehrlich  waren.  Der  nüchterne  u.  rein  ver- 
ständige Charakter,  den  die  Gen.  4 — 6  erhaltenen  Reste  davon  zeigen, 
war  ihnen  vielleicht  zum  Theil  schon  vorher  aufgedrückt,  ehe  sie  von 
den  bibl.  Erzählern  in  die  Schrift  gefasst  wou^en.  Nur  um  so  un- 
bedenklicher war  es  dann  für  diese,  derartige  alte  Stoffe  für  ihre  Zwecke 
zu  verwenden. 

2.  Sichtbar  werden  in  Gen.  4  diese  alten  Geschichten  nicht  um 
ihrer  selbst  willen  berichtet.  Schon  die  Unvollständigkeit  u.  die  un- 
gelöst gelassenen  Schwierigkeiten  (V.  14.  16  f.),  welche  später  die 
Haggada-Dichter  in  ihrer  Weise  durch  Zusätze  zu  erledigen  suchten,  er- 
lauben nicht  das  anzunehmen.  Sie  bilden  vielmehr  nur  den  Stoff,  an 
welchen  höhere  Ideen  u.  Lehren  angeknüpft  werden.  Der  Lehrzweck 
liegt  hier  so  klar  zu  Tage  wie  beim  vorigen  Stück,  u.  leicht  bemerkt 


86  Gen.  4. 

man  auch,  dass  diese  Ideen  sich  eng  an  die  von  Cap.  2  f.  anschliessen. 
Kaum  dass  die  nun  ausserhalb  des  Gottesgartens  auf  der  Erde  wohnen- 
den Protoplasten  durch  Zeugung  sich  zu  mehren  angefangen,  trat  auch 
die  sündige  Macht,  welche  in  ihnen  Eingang  gefunden  hatte,  stärker 
hervor  u.  führte  in  Kain  bereits  zum  Brudermord,  damit  aber  zu  noch 
tieferer  Gottentfremdung,  zur  Fortwanderung  aus  Eden,  zu  jenem  ruhe- 
losen Leben  auf  der  nach  Gottes  Ordnung  immer  undankbarer  werden- 
den Erde,  wie  es  zu  des  Erzählers  Zeit  bei  manchen,  von  besseren 
Anfängen  herabgesunkenen  Völkern  sich  fand.  Das  Geschlecht,  welches 
von  solchem  Ahnherrn  abstammend  sich  ausbreitete,  machte  nun  wohl 
auf  der  Erde  sich  heimischer,  wusste  in  Erfindungen  u.  Einrichtungen 
fortschreitend  sich  in  seiner  Art  das  Leben  zu  erleichtern  u.  zu  ver- 
schönem, gerieth  aber  in  das  sündige  Wesen  immer  tiefer  hinein,  u. 
entwickelte  zuletzt  einen  Geist  wilder  Roheit  u.  Mordlust,  i%m  gegen- 
über, was  der  erste  Ahnherr  that,  nur  wie  eine  Kleinigkeit  erschien. 
Damit  waren  aber  Zustände  eingetreten,  welche  das  Gericht  Gottes 
herausforderten.  So  wird  hier  in  ein  Paar  Zeichnungen  (die  erste  V. 
1 — 16  wohl  ausgeführt,  die  zweite  V.  17 — 24  in  kurzen  Notizen) 
ein  Bild  entworfen  von  der  sittl.-religiösen  Entwicklung  des  ersten 
Zeilraums,  um  zuletzt  V.  25  f.  auf  das  Gp.  5  folgende  sehr  anders- 
artige Gemälde  hinüberzuleiten  u.  die  in  diesem  gezeichnete  Sethitische 
Linie  der  Urväter  als  den  Gegensatz  gegen  die  Kainitische  ausdrück- 
lich zu  charakterisiren.  Nur  noch  in  untergeordneter  Weise  tritt  in 
dem  Stück,  wie  es  jetzt  lautet,  auch  der  andere  Gesichtspunct  her- 
vor, von  der  Entstehung  der  Lebensweisen,  Künste  u.  Fertigkeiten  eine 
Zeichnung  zu  geben  (17.  19 — 22;  auch  2  f.  12),  u.  dass  dieser  Ge- 
sichtspunct auch  dem  Vrf.  von  Gp.  2  f.  nicht  fremd  war,  zeigt  2, 19  f. 
24.  8,  7.  19.  21. 

3.  Geht  man  auf  den  Inhalt  des  Cap.  näher  ein,  so  ist  das  schöne 
Lehrstück  V.  1 — 16  nach  Stoff  u.  Zweck  leicht  durchsichtig.  Dass 
dasselbe  von  einem,  der  die  Kain-  u.  §ethstammtafel  zusammenklam- 
mem wollte,  künstlich  aus  V.  17  ff.  herausgesponnen  sei  {Bud.  183  ff.), 
ist  zu  viel  behauptet;  allerdings  setzt  es  (V.  1.  15)  Bekanntschaft  mit 
dem  Stück  V.  17 — 24  (s.  V.  17.  24)  voraus,  ist  aber  im  übrigen  die 
lehrhafte  Bearbeitung  eines  besonderen  Stoffs,  der  möglicherweise  in 
jenem  Stück  (wenn  man  annimmt,  dass  dasselbe  einst  vollständiger 
gewesen  sei,  als  es  jetzt  lautet)  enthalten  gewesen  sein  kann,  jeden- 
falls zu  demselben  Sagenkreis  gehörte.  Auffallend  ist  nur,  dass  schon 
bei  den  ersten  Kindem  der  Urmenschen  der  Unterschied  von  Acker- 
bauem  u.  Hirten,  ebenso  von  Frachtopfer  u.  Thieropfer  hervortritt; 
auch  ist  der  Sprang  von  der  ersten  Sünde  der  Urmenschen  zu  dem 
Brudermord  ein  sehr  grosser;  endlich  setzen  die  Worte  Kain's  V.  14 
schon  einige  Bevölkerung  der  Erde  voraus.  Es  ist  daher  zu  vermuthen, 
dass  dieser  Erzählungsstoff,  wie  er  urspr.  gedacht  war,  nicht  soweit 
vorn  an  der  Spitze  des  Menschengeschlechts  gestellt  sein  wollte.  — 
Fasst  man  sodann  das  genealogische  Stück  14 — 24  ins  Auge,  so  kommt 
zunächst  die  längst  bemerkte  Ähnlichkeit  der  Kainitischen  Namenreihe 
mit  der  Sethitischen  Cp.  5  in  Betracht    Die  letztere,  als  zehngliedrige, 


Gen.  4.  87 

ist  zwar  um  3  Namen  (§eth,  £no§,  Noah)  länger,  aber  die  6  mittleren 
Namen  sind,  mit  kleinen  Änderungen  im  Laut  u.  in  der  Reilienfolge, 
dieselben:  Kain,  Hanokh,  ^Md,  Mehujaäl,  Methu§ael,  Lemekh  in  Gp.  4, 
KSnan,  Mahalalel,  Jered,  Hanokh,  Methu§elah,  Lemekh  in  Cp.  5.  Das 
kann  nicht  zuföllig  sein.  Dass  man  in  ältester  Zeit  noch  eine  geringere 
Auswahl  von  Namen  gehabt  habe  {Häv,),  oder  dass  die  beiden  Ur- 
familien  durch  die  Wahl  gleicher  oder  ähnlicher  Eigennamen  ihrer 
Wechselbeziehung  (?)  unter  sich  Ausdruck  geben  wollten  (Bmg,  Del.^ 
Ke,),  sind  Auskünfte,  die  hier,  wo  wir  noch  gar  nicht  auf  historischem 
Boden  stehen,  um  so  weniger  zuzulassen  sind.  Vielmehr  muss  es  einen 
festen  Grund  solcher  alten  Namen  gegeben  haben,  welche  von  ver- 
schiedenen Erzählern  verschieden  geordnet  u.  verwendet  wurden  {Butlm., 
Ttichj  Ew.  Kn,  a.).  Dass  die  Namen  der  Kainitentafel  durchaus  ur- 
sprünglicher erhalten  seien  (RedsL;  Bud.  150),  lässt  sich  nicht  be- 
weisen; mit  demselben  Recht  Hesse  sich  das  Gegentheil  {HaL  218  f.) 
behaupten,  zB.  dass  ^Irkd  u.  Mehujael  so  gestaltet  seien,  damit  sie  einen 
Übeln  Sinn  geben;  da  bei  den  LXX  Mahalalel  u.  MethuSelali  auch  in 
Cp.  4  stehen,  muss  man  fast  vermuthen,  dass  selbst  noch  jüngere  Leser 
solche  Änderungen  vorgenommen  haben.  Im  übrigen  ist  das  Etymon 
dieser  (zum  Theil  unhebräischen)  Namen  meist  so  unklar,  dass  man 
darauf  nichts  bauen  kann.  —  Fragt  man  nach  der  Bedeutung  dieser 
alten  Namenreihe,  so  kann  darüber  nur  das,  was  üb§r  die  Träger  der 
Namen  erzählt  wird,  Aufschluss  geben.  Man  darf  deshalb  auch  nicht 
von  dem  farblosen  Verzeichniss  Cp.  5  ausgehen,  wo  alle  Erzählung 
fehlt,  sondern  muss  sich  an  4,  17  ff.  halten,  wo  aus  dem,  was  in  der 
lebendigen  Sage  über  sie  erzählt  worden  sein  mag,  wenigstens  noch 
einiges  mitgetheilt  wird.  Darnach  scheint  es,  dass  eine  Darstellung  der 
Ursprünge  der  wichtigsten  Beschäftigungen  u.  Lebensweisen  an  die- 
selben angeknüpft  war.  Die  Notizen  über  die  erste  Stadt,  die  Viel- 
weiberei, das  Zelt-  u.  Hirtenleben,  die  Schmidekunst  u.  Musik  (17. 
19 — 22)  führen  entschieden  auf  eine  solche  Haltung  des  Sagenkreises, 
aus  dem  4,  17  ff.  geschöpft  ist.  Am  nächsten  zu  vergleichen  ist  dazu, 
wie  in  der  phönik.  Sage  (oben  S.  7;  auch  Len,  Or.^  L  194  ff.)  der 
Fortschritt  der  Erfindungen  u.  Kenntnisse  mit  einer  langen  Reihe  ältester 
Geschlechter  von  Göttern  u.  Menschen  verknüpft  war,  entfernter  vde 
nach  Berosus  in  der  babyL  Sage  unter  den  10  vorsintfluthlichen  Herr- 
schern eine  Folge  von  6 — 7  Erscheinungen  des  Gottes  Anu  (Oannes) 
die  Menschen  ihre  Kenntnisse,  religiösen  u.  staatlichen  Ordnungen  lehrte 
(Euseb.  chron.  ed.  Schöne  I.  lOff.;  auch  Len.  216.  580 ff.),  ja  wie 
selbst  noch  in  den  späten  Schriften  der  Parsen  die  älteste  Menschheits- 
geschichte mit  dem  Nachweis  der  allmähligen  Culturentwicklung  aus- 
gefüllt wird  {Spiegel,  Er.  AK.  L  473  ff.).  Immerhin  verträglich  mit 
dieser  Bedeutung  der  Namenreihe  wäre,  dass  ein  Theil  der  Namen 
(natürlich  nicht  die  auf  El  auslautenden)  Benennungen  von  Göttern 
oder  halbgöttlichen  Wesen  gewesen  wäre.  Aber  was  GVoss,  Bocharl, 
BtUlmann  in  dieser  Richtung  aufgestellt  haben,  hat  kernen  Werth,  weil 
sie  nach  blosser  Lautähnlichkeit  die  Götternamen  der  class.  Mythologie 
zu  finden  sich  bemühten,  u.  auch   der  etymologische  Weg  führt,  bei 


88  Gen.  4. 

der  völligen  Unsicherheit  der  Etyma,  zu  blossen  unbeweisbaren  Hypo- 
thesen, mag  man  {Ew,  6.^  I.  381  f.)  alte  Göttemamen,  oder  {BöUch, 
de  inferis  §  245  fr.;  ÄL.  4)  sachgemässe  Bezeichnungen  der  stetigen 
Culturfortschritte  darin  nachweisen  wollen.  Gegenüber  von  jener,  durch 
den  Text  selbst  an  die  Hand  gegebenen  cullurhistorischen  Bedeutung 
der  Namenreihe  hat  die  Meinung  von  einem  ethnographischen  Sinn  der- 
selben wenig  oder  keine  Berechtigung,  sei  es  dass  man  darin  Ursprung 
u.  Wesen  der  ostasialischen,  speciell  mongolischen  (im  Gegensatz  gegen 
die  Noachische  oder  Kaukasische)  Rasse  {Tuchy  Kn.)  oder  wenigstens 
in  den  3  Lemekh-Söhnen  die  urkenaanäische  u.  urasiatische  (akka- 
dische,  elamit.,  protomedische)  Bevölkerung  (Len.  208  ff.)  beschrieben 
finden  will.  Denn  von  den  Namen  ist  ausser  Kain  u.  Tubal  keiner 
sonst  als  Volksname  bekannt;  ein  sicherer  Hinweis  auf  Ostasien  ist  in 
4,  16  nicht  enthalten;  von  Bekanntschaft  der  Hebräer  mit  Völkern  öst- 
lich von  Elam  u.  Madai  hat  man  sonst  keine  Beweise.  Zuzugeben  ist 
nur,  dass  bei  Schöpfung  von  Namen  wie  Kain,  Tubal,  Stadt  Hanokh 
(ja  selbst  bei  der  Zeichnung  des  Gegensatzes  zwischen  Kain  u.  Abel 
im  andern  Stück)  auch  zeitgenössische  Völker  u.  Örtlichkeiten  vorge- 
schwebt haben  mögen.  —  Aber  endlich  auch  dass  die  Genealogie 
gerade  in  7  Gliedern  verläuft  u.  an  ihrem  Ende  der  Stamm  in  8  Äste 
sich  spaltet,  ist  weder  zufällig,  noch  vom  Erzäliler  so  erfunden,  son- 
dern erscheint  als  Sache  einer  in  der  Anordnung  genealogischer  Stoffe 
auch  sonst  üblichen  Kunst.  Wie  die  Sage  überhaupt  es  liebt,  längere 
Reihen  zusammengehörender  Erinnerungen  auf  feste  Zahlen  zurückzu- 
führen, um  sie  vor  dem  Auseinanderfallen  oder  Verlorengehen  zu 
schützen,  u.  wie  geneal.  Reihen  selbst  noch  in  jüngeren  Zeiten  bei  den 
Israeliten  nach  festen  Zahlen  geordnet  wurden  (der  Zahl  zehn  Ruth 
4, 18  ff.,  der  Zahl  sieben  Matth.  1;  Luc.  3),  so  scheinen  auch  für  die 
.Zusammenordnung  der  Urmenschen  oder  Urherrscher  die  Zahlen  7  u. 
10  schon  fest  gewesen  zu  sein.  Beide  lassen  sich  bei  den  verschieden- 
sten Völkern  von  Indien  bis  Ägypten  nachweisen  (Tuch^  97;  Ew.  G.^ 

I.  375;  Len.  Or.2  I.  224—232).  Während  bei  A  in  Cp.  5  u.  11 
die  Zehnzahl  durchgeführt  ist,  findet  sich  hier  in  Gp.  4  die  Siebenzahl 
angewendet;  man  wird  nicht  sagen  können,  dass  die  eine  oder  die 
andere  Zählweise  die  jüngere  sei.  Nur  um  so  merkwürdiger  ist  aber 
dann,  dass  beide  Zählweisen  mit  dem  je  letzten  GUed  der  Reihe  eine 
dreifache  Spaltung  des  Geschlechts  eintreten  lassen  (4,  20 — 22.  5,  32. 

II,  26).  Nicht  dass  ein  Stamm  mit  der  Zeit  sich  in  mehrere  Äste 
verzweigt  u.  eine  üppigere  Entwicklung  beginnt,  ist  hier  das  auffallende, 
sondern  dass  bei  solcher  Verzweigung  auch  wieder  eine  feste  Zahl,  u. 
zwar  die  Zahl  3,  maassgebend  war.  Das  weist  auf  eine  schon  aus- 
gebildete Kunst  in  der  Darstellung  dieser  Dinge  hin. 

4.  BezügHch  der  Gomposition  des  Cap.  war  man  meist  {Tuch^ 
Kn.  Hupf.  Schrad.)  der  Ansicht,  dass  es  dem  C  zuzuschreiben  sei, 
höchstens  mit  Ausnahme  von  V.  25  f.  Aber  für  streng  einheitlich  kann 
man  dasselbe  doch  nicht  halten.  Denn  anlangend  das  Verhältniss  von 
V.  25  f.  zu  17 — 24,  so  ist  schwer  anzunehmen,  dass  ein  Schriftsteller 
von  sich  aus,  ohne  durch   eine  Vorlage  gebunden  zu  sein^   die  §eth- 


Gen.  4.  89 

u.  Kaingenealogie,  in  denen  beiden  wesentlich  dieselben  Namen  wie- 
derkehren (s.  Nr.  8),  neben  einander  hingestelll  halte.  Ebenso,  betreffend 
das  YerhSltniss  von  17 — 24  zu  2 — 16,  ist  zwischen  Kain  als  Städte- 
bauer u.  Kain  als  unstetem  Flüchtling  in  unbebaubarem  Land  ein 
auffallender  Widerspruch  ohne  Andeutung,  wie  er  gelöst  werden  soll. 
In  dieser  Weise  schreibt  ein  einheitlicher  Erzähler  nicht;  die  Berufung 
auf  die  mflndl.  Überlieferung,  in  welcher  diese  Differenzen  schon  vor- 
handen gewesen  sein  werden  {Riehm  in  StKr.  1885  S.  762),  wird 
nicht  ausreichen,  weil  doch  in  diesem  Fall  der  Vrf.  es  in  der  Hand 
gehabt  hätte,  sie  zu  glätten.  Endlich  kommt  in  Betracht,  dass  in  V. 
17 — 24  die  Nach  Weisung  des  Culturfor  Ischrittes  als  leitender  Gesichts- 
punkt zu  Grund  liegt  (s.  Nr.  3)>  ein  solcher  aber  nur  da  rechten  Sinn 
hat,  wo  die  Continuität  der  Menschengeschichte  nicht  dursh  die  Sint- 
fluth  unterbrochen  wurde  (umsonst  bestritten  von  OGruppe  in  ZATW. 
IX  153),  während  doch  durch  V.  25f.  (vgl.  5,  29.  6,  5 ff.)  entschie- 
den auf  Noal^  u.  die  Fluth  hinübergeleitet  werden  soll.  Mit  Rücksicht 
auf  diese  Gründe  hat  man  (Wl,  XXI.  399 ff,  Bud.,  Kuen.  ThT.  XVDI. 
158;  0.2  L  245  f.)  vermulhet,  dass  im  urspr.  Buch  des  C  (bei  ihnen 
J*)  nichts  von  der  Fluth,  sondern  nur  die  Paradiesgeschichte  u.  gleich 
darnach  4, 1.  2^.  16^—24,  weiter  11,  1—9  (m.),  oder  (Bud,  Kuen.) 
6,  1—4  {Bud.  6,  If.  4).  9,  20—27.  11,  1—9  gestanden  habe,  dass 
dann  (JVL  Kue,)  im  Lauf  der  Zeit  4,  2*.  3 — 16*  (man  weiss  nicht, 
durch  wen?)  hinzugekommen,  endlich  von  einem  neuen  Bearbeiter  (J^) 
4,  25  f.  sanmit  der  jahvistischen  Fluthgeschichte  beigefügt  worden  sei, 
oder  aber  (Bud.)  4,  25  f.  u.  die  jahv.  Flutherzählung  von  i%  u.  zuletzt 
4,  2*.  3 — 16*  von  J^,  zur  Ausgleichung  zwischen  V.  16^— -24  u. 
25  f.,  hinzugeschrieben  sei.  Bei  dieser  Hypothese  würde  die  Verschie- 
denartigkeit der  Bestandtheile  von  Cp.  4  u.  der  ganzen  jahv.  Urgeschichte 
verständlich,  aber  die  wesentliche  stylistische  Gleichheit  derselben  bleibt 
unerklärt;  wenigstens  liegt  darin,  dass  man  sie  unter  eine  gemeinsame 
Benennung  J  subsumirt,  keine  Erklärung.  Ausserdem  wird  nicht  jedem 
einleuchten,  dass  der  Vrf.  von  Gp.  2  f.  auf  ein  Stück  solcher  sittlich- 
religiösen Tiefe  u.  Tragweite  nichts  weiteres  als  den  Bericht  über  die 
Gulturfortschritte  der  Menschheit  habe  folgen  lassen.  EndUch  trägt  in 
Cp.  4  gerade  der  Abschnitt  V.  1 — 16  viel  mehr  Zeichen  seiner  Zu- 
gehörigkeit zu  C  an  sich,  als  V.  17 — 24.  Abgesehen  von  V.  7^  (s.  d.) 
u.  der  Erwähnung  Eden's  V.  16,  zeigt  sich  hier  die  Selbigkeit  des 
Zwecks  (das  Wachsthum  der  Sünde  nachzuweisen)  u.  dieselbe  feine 
psychologische  Zeichnung  wie  Cp.  2  f.,  ebenso  die  gleiche  Ausdrucks- 
weise (welche  andernfalls  auf  künstlicher  Nachahmung  beruhen  müsste) 
zB.  riten«  2  f.  10*  12,  nito  8,  rttoiKn  nay  2.  12,  »?5  14  (3,  24),  ^tf?^h 
15  (3,  il),  nPK  -n^jh«  11  (3, 14),  die  Fragen  Gottes  9f.  (3,  9.  13), 
s.  Schrad.  Stud.  126 ff.;  auch  bemerke  man  das  sonst  dem  C  geläufige 
tj-^Din  2.  12,  -i^  ri^n  5  f.,  rit  n^^  11  (Num.  16,30).  Hiemach  wird 
vielmehr  umgekehrt  zu  urtheilen  sein,  dass  das  Kainstück  von  G  stammt, 
die  Kaingenealogie  aber  aus  einer  andern  Quelle  genommen  ist,  welche 
übrigens  wegen  der  Beziehung  von  15*  (wenn  das  kein  harmonistischer 
Zusatz  ist)  auf  V.  24    dem    G   schon   bekannt   gewesen    sein    muss. 


90  Gen.  4. 

Welches  diese  Quelle  war,  ist  nicht  zu  sagen;  vermuthen  könnte  man 
B,  an  welchen  auch  sonst  C  sich  gerne  anschliesst,  von  welchem  man 
keine  Flutherzählung  hat,  u.  welchem  als  nordisrael.  Schriftsteller  Be- 
kanntschaft mit  dem  phönik.  Sagenkreis  am  ehesten  zuzutrauen  ist 
An  sich  nun  läge  es  am  nächsten  anzunehmen,  dass  erst  R  die  Kain- 
genealogie  in  G  eingearbeitet,  auch  in  V.  25  einige  Zusätze  gemacht 
hätte  (so  in  Aufl.^).  Freilich  hat  man  {Bud.  220  ff.)  eingewendet,  dass 
auch  V.  17 — 24  mehrfache  Verwandtschaft  mit  Stücken  des  C  zeige 
("f^*^  18,  Kün  na  22,  i"^"»  tawj  21;  ^^a«  »^n  20 f.;  h  nlp*'  18;  Jr^a-in  n»?, 
r>nVn  d^  19;  vgl  dazu  4,'25>1  10,  2i--25.  11,  29.  ISI,  38.  22*  20 ff.), 
u.  daraus  auf  G  als  Urheber  zu  schliessen  sei.  Erkennt  man  das  an, 
so  wird  man  zu  urtheilen  haben  (so  in  Aufl.^),  dass  schon  G  die 
Kaingenealogie  zur  Zeichnung  nicht  sowohl  des  Guiturfortschrittes,  auf 
den  es  ihm  nur  nebenbei  ankommt  (s.  3,  21),  als  vielmehr  der  Sün- 
denentwicklung, aus  der  Vorlage  aufgenommen  habe,  unbekümmert  um 
die  aus  V.  17  sich  ergebende  Unebenheit.  Aber  jener  Einwand  ver- 
liert sein  Gewicht,  wenn  man  bedenkt,  dass  in  den  meisten  jener 
Parallelstellen  (4,  25  f.  10,21—25.  22,  20 ff.)  nicht  reiner,  sondern 
von  R  excerpirter  oder  modificirter  Text  des  G  vorliegt,  dass  weder 
iV-»  zeugen  (s.  25,  3  bei  B;  10,  24.  22,  23  bei  R),  noch  )>  iV;;  dem 
G  eigenthümliche  Ausdrücke  sind,  ebenso  dass  Kin  tOi  (zB.  20,  5.  27, 
31.  2  Sam.  21,  20)  oder  'ai  w  (Ex.  1,  15.  1  S.  1,  2.  14,  49.  2  S. 
4,  2  u.  ö.)  ganz  gewöhnliche  u.  kaum  zu  vermeidende  Wendungen 
sind,  u.  'ai  "»a«  20  f.  von  'ai  '»a«  10,  21.  22,  21  sehr  verschieden  ist. 
Die  Vermuthung,  dass  erst  R  V.  17 — 24  hier  eingearbeitet  habe,  bleibt 
deshalb  immer  noch  möglich.  —  Was  dann  noch  V.  25  f.  betrifft,  so  hat 
man  zwar  in  demselben  einen  Einsatz  des  R  {Ew,  JB.  VI.  18;  Schrad, 
122  ff.)  vermuthet,  durch  welchen  die  Kaingenealogie  mit  der  Sethiti- 
schen Gp.  5  zusammengeklammert  werden  sollte,  aber  da  26^  durch 
diesen  Zweck  nicht  motivirt  wäre,  da  femer  auch  weiterhin  G  den 
Fortgang  des  Jahvedienstes  nachzuweisen  sich  angelegen  sein  lässt  (s. 
zu  26),  da  endlich  G,  welcher  von  Noah  (5,  29.  6,  8  ff.)  erzählte, 
einen  Übergang  zu  diesem  gehabt  haben  muss  u.  ihn  nicht  durch  die 
Kain-,  sondern  nur  durch  die  Sethhnie  gemacht  haben  kann  (Hupf. 
WL),  so  sind  vielmehr  diese  Verse  als  der  Rest  einer  (nicht  so  trocken, 
wie  bei  A,  gehaltenen)  Sethgenealogie  des  G  anzusehen,  deren  weitere 
Glieder  von  R  mit  Rücksicht  auf  Gp.  5  weggelassen  wurden.  Dabei 
könnte  man  immerhin  annehmen,  dass  V.  25  f.  bei  G  ursprünglich  vor 
V.  1  gestanden  hätte,  d.  h.  Kain  u.  Abel  nicht  erste,  sondern  nach- 
geborene Söhne  Adams  gewesen  wären,  u.  erst  R  mit  Rücksicht  auf 
V.  17-— 24  die  Umstellung  gemacht,  zugleich  i^y  u-  VP — ^n«  V.  25 
eingeschoben  hätte  (in  welchem  Fall  sowohl  die  Nr.  3  i.  A.  genannten 
Bedenken,  als  auch  der  Widerspruch  zwischen  V.  26^  u.  1°.  3  sich 
leichter  heben  würden). 

Vgl.  Zu  Gap.  4  f.  BuWmann  Mythologus  I.  152 — 179;  Grolefend 
zur  Sagenpoesie  des  Orients  in  ZDMG.  VIII.  777 ff.;  Redßlob  de  homi- 
num,  qui  ante  diluvium  Noach.  vixerint,  tabula  etc.  Hamb.  1847;  Ewald 
JB.  VI.  1—19;    Win.  RW.»  H.  206 ff;    Rie.  HWB  803 ff.,   1466 ff.; 


Gen.  4,  1.  2.  91 

Budde  Bibl.  Urgesch.  117ff.;  Kuen.  ThT.  XVffl.  148ff.;  Halevy  RB. 
IX  S.  205  ff.  in  REJ.  l.  XIV  (1887). 

V.  1 — 16.  Kain's  Brudermord  und  Strafe.  V.  If.  Zeugung 
Kain's  u.  Abel's,  u.  deren  Berufsarten.  —  V.  1.  Der  neue  Anfang,  ohne 
consec.  Temp.,  zeigt,  dass  kein  unmittelbarer  Anschluss  an's  Vorher- 
gehende stattfindet.  Dass  'i*^  den  Sinn  eines  Plsqpf.  habe  (Aal),  ist 
nicht  angezeigt.  "5^!]  s.  zu  3,  20.  5>t^]  kennen  lerneny  Bekanntschaft 
machen  mit,  in  der  Bibel  häufig  fQr  den  vertrauten  Umgang  der  Ge- 
schlechter u.  euphemistisch  fQr  Beischlaf  V.  17.  25.  24,  16.  38,  26 
vgl.  19,  5.  8;  aus  dem  AT.  in  das  Hellenistische  u.  manche  andere 
Sprachen  übergegangen  {Ges.  th.  571).  Dass  vr^  blos  von  der  erst- 
maligen Beiwohnung  gebraucht  wurde  {Bud.  157  f.),  wird  durch  38,  26. 
1  Sam.  1,  19  nicht  bestätigt  —  Das  Weib  nach  seiner  ersten  Geburt 
gibt  der  Freude  des  Herzens  Ausdruck  in  einem  Jubel-  u.  Dankeswort, 
das  so  formulirt  ist,  dass  daraus  der  Name  des  Kindes  sich  ergibt. 
X!^  sonst  n.  app.  ==  Speer  (s.  V.  22)  und  n.  pr.  eines  Volksstammes, 
ist  hier,  als  käme  es  von  y'p,  =  nag  hervorMngen,  erschaffen,  er- 
werben, als  Geschöpf  (vgl.  ijs}?  Ps.  104,  24)  oder  Erwerb  gedeutet. 
Hervorgebracht,  erschaffen  oder  erworben  habe  ich  einen  Mann  d.  h. 
ein  männl.  Kind  (1  S.  1,  11 ;  Ij.  3,  8),  „ein  Kind  des  bevorzugten  u. 
starken  Geschlechts  (29,  32.  35,  17.  1  S.  4,  20.  Ps.  127,  3  f.  128,  3)" 
mit  Jahve  (LXX  Gott)  dT  h.  mit  seiner  Hilfe,  durch  seinen  Beistand. 
Zwar  kommt  ^»  in  fiesem  Sinn  sonst  nicht  vor  (denn  49, 25  ist  zwei- 
felhaft), wohl  aber  ö?  1  S.  14,  45,  u.  wie  in  der  Phrase,  dass  einer 
mit  einem  d.  h.  ihm  hilfreich  nahe  sei,  w  (zB.  26,  3.  28,  15.  31,  3) 
u.  r^«  (zB.  21,  20.  26,  24.  39,  2;  Jer.  1,  19;  Ps.  12,  5)  mit  einander 
wechseln,  so  muss  auch  für  jenen  Sinn  ^k  mit  o»  gleichbedeutend  er- 
achtet werden;  bei  den  Griechen  war  ßvv  ^s(p  ganz  geläufig  (s.  auch 
Ew.  JB.  XI.  197).  Ob  die  LXX  mit  ihrem  Öici  tov  d'BOv  {Vulg,  per 
Deum)  dasselbe,  nur  frei,  ausdrücken  wollten,  oder  ob  sie  (s.  Jos.  11,  20) 
MK»  (von  Seiten,  von)  gelesen  haben,  was  wirklich  Onk.  ausdrückt 
(aufgenommen  von  Saad,  Pisc.  Cler,  Dathe,  Kamph.  in  StKr.  1861. 
113  ff.),  oder  gar  a  (nach  der  Glosse  6  ''EßgaTog  xal  o  2vQog*  iv 
&B(p  bei  Field  I.  17),  muss  dahingestellt  bleiben.  Die  Lesart  ^«  ist 
durch  cvv  des  Sym.  u.  durch  V  der  Pe^,  bezeugt.  Dass  nicht  zu  ver- 
binden ist:  einen  Mann  mit  Jahve  d.  h.  einen  mit  ihm  verbundenen 
oder  mit  ihm  gehenden,  besagen  auch  die  Accente.  „Unstatthaft  ist 
'•'•»-^K  als  App.  zu  ü"»«  (griech.  Übers,  bei  Field;  Luth.  Münst.  Fag. 
Varen.,  SSchmidj  Calov.  Gerh.  Osiand.  Pfeiff,,  noch  Bmg.,  Philippiy 
HÖlem.)  oder  w"^k  als  Praedicatsacc.  (:ich  habe  Jahve  zum  Mann  ge- 
wonnen, ümbr.  StKr.  1860.  141  f.;  vgl.  Tg  Jon.)-,  denn  bei  letzterer 
Fassung  würde  die  Benennung  des  Kindes  gar  nicht  erklärt,  u.  bei 
erslerer  würde  der  Eva  der  (auch  nach  3,  15)  sinnwidrige  Gedanke, 
dass  sie  in  diesem  Kinde  Gott  geboren  habe,  zugemuthet.  —  V.  2.  Van] 
Hauchy  Nichtigkeit,  Vergänglichkeit,  so  wu'd  der  2.  Sohn  genannt 
ohne  Zweifel  mit  Beziehung  darauf,  dass  er  „von  Kain  vernichtet  wurde 
u.  gleich  dem  Lufthauch  nur  ein  vorübergehendes,  kurzes  Dasein  hatte 
Ij.  7, 16.  Ps.  39,  6"  {ECn.),     Ob  diese   mass.  Aussprache   des  Namens 


92  Gen.  4,  2—4. 

in  der  urspr.  Sage  beabsichtigt  war,  kann  man  fragen.  Als  Name  des 
ersten  Hirten  könnte  ^aH  eine  Variation  aus  i^a^  V.  20  sein  (Ew.  JB. 
VI.  7  ff.;  Goldz.  130  f.,  WL)]  andere  dachten  an  ass.  äblu  {hdblu)  d.  i. 
Sohn^  wofür  man  die  Bedeutung  der  Namen  der  übrigen  Urmenschen 
(Adam,  ^ain,  Seth,  £no§)  geltend  machen  könnte  (Sehr,  KAT.^  44  f.). 
Aber  für  die  jetzige  Erzählung  passt  doch  nur  ^an;  auch  wird  ja  gar 
nicht  gesagt,  dass  er  schon  bei  der  Geburt  so  benannt  wurde.  Dass 
„der  Vrf.  Kain  u.  Abel  als  Zwillinge  vorführe,  indem  er  bei  Abel  keine 
Schwangerschaft  der  Eva  besonders  erwähnt  (BereL  r.,  TgJon.,  Qi,, 
Schum,),  lehrt  die  Stelle  nicht  (sicher),  s.  30,  12.  38,  5"  (Kn.).  ,J)er 
ältere  Bruder  treibt  Ackerbau,  zu  welchem  schon  Adam  verurtheilt 
worden  war  (3, 17),  der  jüngere  bringt  die  Kleinviehzucht  hinzu.  Beide 
Lebensweisen  gehören  zu  den  frühesten  der  Menschheit;  sie  folgten 
nach  Dicaearch  bei  Porph.  abst.  4,  2  u.  Varro  r.  rust  2,  1  auf  die  Er- 
nährung durch  die  von  selbst  wachsenden  Früchte  der  Erde  (s.  zu  2, 16). 
Der  Vrf.  lässt  V.  4  Abel  Fleischopfer  bringen,  also  das  Vieh  wohl  nicht 
blos  der  Milch  u.  der  Felle  (3, 21),  sondern  auch  des  Fleisches  wegen 
halten,  mithin  den  Genuss  des  letzteren  früher  angehen  als  der  Elohist 
9,  3"  (Kn.).  Mit  Unrecht  woUte  Hofm.  (Schr.B.2  j,  534f )  ^jg  Gott- 
missfälligkeit von  Kain's  u.  die  GottgefMligkeit  von  Abel's  Beruf  etr- 
weisen.  —  V.  3 — 5.  Das  Opfer  der  beiden  Brüder  u.  Kain's  Zorn. 
V.  3.  nach  Ablauf  (8,  6.  16,  3.  41,  1)  von  Tagen  d.  h.  einer  ge- 
wissen Zeit,  sc.  nach  dem  Beginn  ihres  Geschäfts.  „Die  Zeitangabe 
B"^*?;  ist  unbestimmt  (40,  4)  u.  geht  bald  auf  eine  kürzere  (24,  55), 
bald  auf  eine  längere  Zeit  (Num.  9,  22.  1  S.  29,  3)"  En.  Kein  An- 
lass  ist,  auf  Grund  von  Stellen  wie  Jud.  17,  10.  1  S.  27,  7,  den  Be- 
griff von  u*w^  auf  ein  Jahr  einzuschränken  (IE.  Qi.  Hailsm.  Dalh.  Ros. 
Bohl).  Die  Zeitbestimmung  im  BJub.  s.  bei  Rönsch  B.  der  Jubil.  239. 
nn?toj  Gabe  (32,  14ff.  33, 10.  43,  11  ff.),  hierspecieU  Opfergaie,  aber 
noch  nicht  im  speciellsten  oder  levitischen  Sinn,  wornach  es  den 
Gegensatz  zum  Fleischopfer  macht,  vgl.  V.  4.  —  V.  4.  Abel  brachte 
dar  etwas  von  (i»  partit.  wie  8,  20.  27,  28.  28,  11)  den  Erstgeburten 
(Dt.  12,  6.  14,  23)  seines  Kleinviehs,  einige  seiner  erstgebornen  Läm- 
mer, und  zwar  (3,  16)  von  ihren  Fettstücken,  nicht  (Ke.)  fettesten 
Thieren.  'J'7?^';|5'»]  für  itr^a^nbi,  was  Sam.  hat,  vgl.  1,  21;  der  Sing. 
)'^\^.  wäre  wohl  zulässig  (Lev.  8,  16.  25),  würde  aber  die  Mehrheit 
der  Thiere  nicht  so  bestimmt  ausdrücken.  Im  levit.  Dienst  ist  Opferung 
der  Erstgeburten  der  Heerde  u.  zwar  ihrer  Fettstücke  vorgeschrieben 
Num.  18,  17  (über  den  levit  Begriff  von  n^n  s.  zu  Lev.  3,  3).  Aus 
diesem  Erstgeburtenopfer  zu  schliessen  (Tuch,  Kn.\  dass  der  Erzähler 
bei  "«^«5  ■''?&  auch  an  die  Erstlinge  (o^*?»»)  dachte,  vgl.  Lev.  23,  10. 
17,  ist  nicht  erlaubt.  „Der  Vrf.  lässt  den  ersten  Anfang  des  Opfers 
gleich  nach  dem  Beginn  des  Ackerbaus  u.  der  Viehzucht  eintreten  u. 
aus  dem  Bedürfhiss  entstehen,  Gott  für  den  verliehenen  Segen  zu  dan- 
ken; er  erwähnt  aber  noch  keinen  Altar,  wie  später  bei  Noali.  8,  20. 
Doch  nur  Abel  u.  seine  Gabe  ziehen  Gottes  Blick  auf  sich'^  (Kn.),  sc. 
den  gnädigen,  wohlgefälligen  (Onk.  Pei.  Sym.;  irceKkLdTi  Aq,).  n»w] 
im  Pent.  nur   noch  Ex.  5,  9.     Woran  aber  erkannte  K^  Abel's  Be- 


Gen.  4,  4—7.  93 

vorzugung?  an  irgend  einem  Susseren  Zeichen,  deren  das  alte  Opfer- 
wesen  genug  hatte;  Vrf.  hielt  nicht  für  nöthig,  dasselbe  näher  zu  be- 
schreiben. Seit  alter  Zeit  meinen  viele  (Theod.  ivsTtvQiasv,  Hier, 
Greg,,  Rai,  IE.  Qi.,  GroU  Gerh.  Daih,  Ros.  Bmg.  DeL%  dass  Gott 
durch  Feuer  vom  Himmel  (Lev.  9,  24;  1  Reg.  18,  38)  AbeFs  Opfer 
angezündet  habe;  Schum.  Kn*  denken  an  ein  persönliches  Erscheinen 
Gottes  bei  den  Darbringern,  wofür  aber  weder  V.  6,  noch  3,  8  be- 
weisend ist  Warum  aber  schaut  Gott  nur  auf  Abel's  Opfer  gnädig? 
Nicht  weil  das  Thieropfer  an  sich  mehr  werth  war  als  das  Frucht- 
opfer {Julian  bei  Cyrill  AI.  c.  Jul.,  TvLch,  Kn.\  auch  nicht,  weil  Abel 
von  den  Erstgeburten  u.  von  diesen  das  Fett,  als  Gewählteres,  Kain 
nur  von  den  Früchten  überhaupt  opferte  (DeL  Ke,\  denn  dadurch 
wäre  noch  nicht  begründet,  dass  Gott  auf  Kain's  Opfer  gar  nicht  schaut; 
noch  weniger,  weil  Abel  den  Zweck  der  Sühne  im  Auge  hatte,  Kain 
aber  nicht  {Hofm,^  I.  585),  wovon  gar  nichts  angedeutet  ist;  oder 
gar  weil  wegen  des  Fluches  über  den  Erdboden  Früchte  Gott  nicht 
angenehm  waren  {tial.  208);  sondern  der  Grund  muss,  da  von  blossen 
Formfehlem  in  dieser  vorgesetzlichen  Zeit  nicht  die  Rede  sein  kann, 
u.  da  auch  grundlose  Willkühr  (trotz  Ex.  33,  19)  bei  Gott  ausge- 
schlossen ist,  in  der  bei  ihrem  Opfer  vorausgesetzten  Gesinnung  liegen, 
wie  aus  dem  schon  von  Greg,  M.  u.  Lulh,  betonten  Ausdruck:  auf 
Abel  u,  sein  Opfer,  auf  Kain  u.  sein  Opfer,  nicht:  auf  das  Opfer 
Abel's  oder  Kain's,  hervorzugehen  scheint,  u.  wie  auch  nach  Hbr. 
11,  4  durch  die  nicrig  die  dvaia  AbeFs  nXetcov  war.  Näher  das 
Mangelhafte  des  Sinnes  Kain's,  der  doch  auch  in  diesem  Opfer  freiwillig 
seiner  Gottesfurcht  Ausdruck  gab,  zu  bezeichnen,  hat  der  Erz.  nicht 
für  nöthig  gefunden.  Die  Hauptsache  ist,  dass  der  Mensch,  wenn  er 
sich  von  Gott  verschmäht  oder  zurückgesetzt  findet,  darum  noch  nicht 
grollen  darf,  auch  nicht  auf  den  Mitmenschen.  Dem  Kain  aber  ent- 
brannte es  sehr  d.  h.  es  entstand  in  ihm  ein  heftiges  Feuer^  näml. 
des  Ärgers  u.  Unmuths.  Er  beweist  eben  dadurch,  dass  sein  Geist 
schon  vorher  nicht  in  der  richtigen  Verfassung  war.  Übrigens  „findet 
sich  n^n,  so  ohne  t|»,  im  Pent  nur  noch  V.  6.  18,  30.  32.  31,  36. 
34,7.  Num.  16,  15"  (Ä'n.).  u.  sein  Angesicht  fiel]  d.  h.  senkte  sich; 
die  Miene  des  Niedergeschlagenen,  Verdriesslichen,  Trübsinnigen  (Jj.  29, 
24.  Jer.  3,  12).  —  V.  6  f.  Aber  noch  ist  er  nicht  der  Sünde  ver- 
fallen; er  vernimmt  noch  die  göttl.  Warnungsstimme,  welche  ihm, 
nicht  in  einer  äusseren  Erscheinung  Gottes  (Kn,),  aber  doch  für  den 
Geist  vernehmbar  genug  entgegentritt,  u.  ihn^  den  Unerfahrenen, .  zur 
Selbstbestimmung  über  seinen  Zustand  u.  die  gefährlichen  Folgen  solcher 
Stimmung,  wenn  sie  gehegt  vrird,  aufmerksam  macht.  r^K^]  an  sich 
mehrdeutig.  Die  Erklärung  der  LXX  (nicht  wahr,  wenn  du  richtig  dar- 
bringst, aber  nicht  richtig  zerstückst,  sündigst  du?  sei  ruhig!,  wobei 
f}v\i\>  för  HnB^  gelesen  wurde,  s.  Töpler  de  Pent  interpr.  Alex,  indole, 
Hai."  1830,  p.  63  u.  JFürst  in  ZDMG.  XXXV.  134  ff.),  u.  die  von  Amh. 
Runs.  Kmph.,  Rud,  205,  Ri.  HWB.  804  („magst  du  schöne  Gaben 
bringen  oder  nicht  schöne,  vor  der  Thür  lauert  die  Sünde")  ist  durch 
den  Sprachgebrauch  von  Kva  (Ez.  20,  31)  am  wenigsten  gestützt;  aber 


94  Gen.  4,  7—8. 

auch  die  Bedeutung  Annahme  (Äq.  Theod,  Pe§.  Vulg.,  übrigens  in 
verschiedener  Fassung)  u.  Vergehung  {Sym.  Onk,  Hier.,  s.  V.  13)  ist 
wenigstens  nicht  zusammenhangsgemäss;  das  vorausgegangene  ^*^3fe  ^^fea 
verlangt  Q*"?;  zu  ^mv  hinzuzudenken,  u.  der  Sprachgebrauch  Ij.  10|  15. 
11,  15.  22,  26  bestätigt  diese  Fassung  (Tuch  Kn.  Ew.  Del.  Ke.):  ist 
nicht,  wenn  du  gut  thust,  Erhebung  sc  des  Angesichts,  Heiterkeit, 
guter  froher  Muth  u.  heitere  Miene?  veenn  man  mit  That  u.  Sinn  auf 
das  Gute  gerichtet  ist,  ist  auch  Fröhlichkeit  da.  wenn  du  aber  nicht 
gtUthustf  so  ist  nicht  blos  Senkung  des  Gesichts,  Yerdriesslichkeit,  son- 
dern es  ist  Sünde  nach  der  Thür  hin  (Prov.  9, 14)  ein  Lagerer  oder 
Laurer  d.  h.  „bei  solcher  Geisteshaltung  ist  Sünde  ganz  nahe,  um  den 
Menschen  zu  ergreifen.  Die  Sünde  ist  dem  Vrf.  eine  Macht,  welche  dem 
Menschen  gegenübersteht  u.  ihn  in  ihre  Gewalt  bringt,  wenn  er  sich  nicht 
bewacht,  u.  auf  dich  ist  sein  Verlangen,  seine  Gier  gerichtet  (3,  16), 
aber  du  sollst  ihn  beherrschen  (Ew.:  u.  wirst  du  ihn  beherrschen? 
§  324^)  d.  h.  „die  andringende  Sünde  dadurch  zurückschlagen  und 
besiegen,  dass  du  den  Unmulh  bannst  u.  dich  nicht  zu  bösen  Thaten 
hinreissen  lässt^'  (Kn.).  Bei  dieser  Erklärung  wird  angenommen,  dass 
die  Sünde  mit  einem  Raublhier  verglichen  werde,  welches  an  der  Thür 
auf  den  Heraustretenden  lauert  (Tuch  erinnert  auch  an  die  arab.  Be- 
nennung des  Löwen  mit  (jiäj|%JI  oder  ij^Lül;  andere  wollen  gar 

an  den  «na  3,  1  denken,  obwohl  y?^  trotz  £z.  29,  3  dann  kein  passen- 
der Ausdruck  wäre).  Aber  die  Thüre  (Hausthüre)  ist  hier  auffallend, 
u.  versteht  man  gar  die  Thüre  eines  Heiligthums  (Ri.  HWB.  804;  Bud. 
198),  so  schreibt  man  dem  Vrf.  ohne  Noth  einen  unglaublichen  Ana- 
chronismus zu;  ausserdem  ist  vor  den  Thüren  zu  lauem  nicht  Sitte 
der  Raubthiere  (1  Ptr.  5,  8),  noch  taugt  (rt'^ty  u.)  la  ^wön  zu  diesem 
Bild.  Geeigneter  zu  V.**  wäre  das  Bild  einer  VerfOhrerin,  aber  man 
müsste  dann  r^xaS  (ya^pi),  w^gijwjn  u.  wa  herstellen.  Die  Correctur  „so 
liegst  du  an  der  Thür  der  Sünde''  (llg.  a.)  passt  wenigstens  nicht  zu 
V.^.  Ohnedem  ist  V.^,  aus  3,  16  mit  verändertem  Sinne  wiedeiiiolt, 
bedenklich  {Ew.  WL).  Ein  r^wan  Sündopfer  {Hai.  208)  hat  hier  keine 
Stelle.  Wie  sehr  auch  die  Alten  hier  anstiessen,  zeigt  die  Umschreibung 
des  Onk.  u.  die  Änderung  der  Pei.  (s.  Köhler  im  Repert.  Bibl.  Mrgld. 
Lit  n.  243  ff.).  Wahrscheinlich  ist  der  Text  dieses  V.  schon  frühe 
verderbt  {Olsh.),  u.  dann  in  der  jetzigen,  wenig  befriedigenden  Weise 
hergestellt  worden.  —  Y.  8.  Kain  soll  gegen  die  andringende  Sünde 
kämpfen  (3,  14 f.);  aber  er  kämpft  nicht;  schweigend  hört  er  das 
Wort,  nimmt  den  Bruder  mit  aufs  Feld  u.  tödtet  ihn.  u.  Kain  sagte 
zu  Abel]  was  er  sagte,  ist  im  mass.  Text  nicht  ausgedrückt,  aber  im 
Sam.  LXX  Ital.  Vulg.  Fei.  TrgJerL  folgt  'ivren  ro^  wir  wollen  aufs 
Feld  gehen,  u.  ist  dies  entweder  urspr.  Text  {Kennic.  Houbig.  JDMich.y 
Vogel,  Vol.,  Gee.  Pent  Sam.  62  f.,  Ew),  von  Lagarde  Symm.  L  57 
mit  Unrecht  (s.  Gen.  27,  5.  Ruth  2,  2)  sprachlich  beanstandet,  oder 
doch  passende  (noch  passender  wäre  ^^sa)  Ergänzung  einer  Lücke, 
wie  eine  solche  selbst  noch  in  hbr.  MSS.  u.  Edd.  durch  ein  Pisqa 
nach  i-rjK  angedeutet  wird  {de  Rossi  l.  5  f.).     Obwohl  der  officielle 


Gen.  4,  8—11.  95 

Text  schon  dem  Aq.  {Field  I.  18)  Onh.  Orig,  Hier.  quae.  vorlag,  u. 
die  Mass.  ein  Pisqa  nicht  anerkennen,  ist  doch  so  gut  als  sicher,  dass  der 
Vrf.  so  nicht  geschrieben  haben  kann.  Eine  Analogie  böte  höchstens 
2  Chr.  32,  24  (nicht  aber  Jon.  2,  11  u.  2  Chr.  1,  2  f.,  wo  ^^k  s.  v.  a. 
?i}»),  um  die  Aposiopese  der  Worte  ii"'»^  ns^a  {Del,  Ke,)  wahrschein- 
lich zu  machen.  Wollte  man  aber  (s.  Ew,  308^)  gemäss  £x.  19,  25 
(wo  jedoch  die  Relation  einer  Quellenschrift  abgebrochen  ist,  um  auf 
eine  andere  überzugehen),  aus  V.  7  als  Obj.  ergänzen  es^  sc.  was  Gott 
zu  ihm  geredet  hatte  {Hier,,  IE,  Qi.,  Tuch,  Bmg,),  so  würde  sich 
etwas  psychologisch  ganz  unwahrscheinliches  ergeben.  So  viel  als  ^aiy 
vollends  ist  "^^kai  nirgends,  u.  ist  also  unzulässig:  von  Gott  gewarnt 
redete  er  versöhnlich  mit  Abel  {Ros.  Bohl,  Maur,),  oder  verstellt  freund- 
lich {Merx  im  BL.  I.  6),  oder:  fasste  einen  Anschlag  gegen  {Böhm,), 
was  "lö»  nicht  bedeutet.  Die  sinnige  Correctur  {Böltch,  ÄL.  3,  Kn, 
Olsh,)  des  *iö«*»'J  in  ^b»?J?  er  gab  Acht  oder  lauerte  auf  ihn  (2  S. 
11,  16)  wird  durch  trtuja  'ha  nicht  empfohlen  {HaL:  man  erwartete 
ö^a^  'na).  i-^rtK  2^]  absichtlich  wiederholt,  um  den  Mord  als  Bruder- 
mord zu  zeichnen.  —  V.  9 — 16.  Das  Gericht  über  den  Mörder  u. 
seine  Fortwanderung  aus  Eden.  V.  9.  Die  götll.  Stimme,  deren  War- 
nung der  Mensch  überhört  hat,  fordert  nach  der  That  Rechenschaft  u. 
klagt  an.  '^k]  s.  a.  a.  nn».  Eine  Frage  wie  3,  9  zur  Einleitung  der 
Untersuchung,  aber  die  ganz  andere  Antwort,  die  darauf  ergeht,  zeigt 
den  furchtbaren  Fortschritt  der  Sündenmacht.  ),Kain  leugnet  frech, 
dass  er  wisse,  wo  Abel  sei,  anders  als  Adam  u.  Eva  (3,  11.  13);  er 
fügt  sogar  noch  trotzig  hinzu,  dass  er  nicht  der  Wächter  seines  Bru- 
ders, also  nicht  verpflichtet  sei,  dies  zu  wissen^  {Kn.),  —  V.  10. 
Aber  die  Stimme  lässt  sich  durch  Leugnen  nicht  abweisen:  sie  hält 
ihm  das  Verbrechen  in  seiner  Nacktheit  vor  u.  überfuhrt  ihn.  was 
hast  du  gethan!]  welche  schwere  Unthat  verübt!  eine  Frage  des  Ent- 
setzens, wie  1  S.  13, 11.  'a*!  V-ip]  Ausrufesatz  vne  Jer.  10,  22.  Jes. 
13,  4.  52,  8.  66,  6  u.  s.;  ci*»f??;i«  {Sam.  p?i«)  ist  Appos.  zu  ö'^ö^j  {Ew, 
317^):  Stimme  des  Blutes  deines  Bruders,  welches  zu  mir  vom  Erd' 
reich  her  schreit!  =  horch!  das  Blut  . . .  schreit,  ö''»?^]  vergossenes 
Blut  s.  Lex.;  Onk,  klügelt  aus  dem  Plur.  eine  Beziehung  auf  die  in 
Abel  gemordeten  Nachkommen  desselben  heraus.  „Unschuldig  ver- 
gossenes Blut  schreit  zu  Gott  um  Rache,  bis  es  gesühnt  ist  (Ij.  16,  18. 
Ez.  24,  7  f.  Jes.  26,  21),  vgl.  Gen.  9,  5.  Andere  himmelschreiende 
Verbrechen  18,  20  f.  19,  13.  Ex.  3,  9"  {Kn.),  —  V.  11  f.  Das  Straf- 
urlheil,  härter  als  bei  Adam  u.  Eva.  nÄTsn-w]  auch  hier  wie  3, 14, 
kann  i»  nicht  den,  der  den  Fluch  verhängt,  einführen  {JBMich,  Bohl, 
Maur.  Bmg,  a.),  denn  Flüche  werden  im  AT.  nur  von  Gott  oder  Men- 
schen verhängt,  auch  nicht  comparativisch  gemeint  sein,  da  zwar  der 
Gedanke,  dass  die  Erde  um  des  Menschen  willen  verflucht  wird,  cor- 
rect  (3,  17.  8,  21.  Jes.  24,  20),  aber  der  Ausdruck  zu  complex  wäre, 
sondern  muss  entweder  von  —  weg  {Ros,  Vat,  Tuch,  Del.)  oder  von 
Seiten  bedeuten  {IE.  Qi.,  ScU.  h,  Mel,,  Haitsm.  Kn,  Ke,),  also  die 
Richtung  ausdrücken,  von  der  her  der  Gottesfluch  an  ihm  wirksam 
wird.     Da  nach  12^  14.  16  alles  auf  die  Vertreibung  vou  der  Jittn«, 


96  Gen.  4,  11—14.. 

die  er  bisher  bebau  l  hat,  hinav^ommt,  so  ist  die  erstere  Auffassung 
vorzuziehen,  dann  aber  auch  diehionK  im  Gegensatz  zum  unbebaubaren 

'  Land  zu  verstehen,  ohne  dass  daraus  {Bud.  191)  ein  anderer  Yrf.  als 
der  von  Gp.  2  f.  zu  folgern  wäre  (s.  dagegen  9,  20,  was  Bud.  ohne 
Bedenken  dem  Vrf.  von  Cp.  2  f.  zuschreibt).  Die  nwiK,  der  hier  dich- 
terisch ein  Mund  zugeschrieben  wird  (wie  der  Hölle  Jes.  5,  14),  hat 
das  Blut  aufgesaugt:  damit  wird  nicht  etwa  eine  Mitschuld  derselben  aus- 
gesagt, sondern  motivirt,  warum  sie  sich  gegen  Kain  empört;  da  sie 
den  furchtbaren  Trank,  von  seiner  Hand  gereicht,  hat  trinken  müssen, 
kann  sie  ihn  nicht  mehr  tragen.  —  V.  12.  Die  Erläuterung  des  Fluchs. 
a)  Der  Boden,  wann  er  ihn  bebaut  (V.  2),  soll  ihm  seine  Kraft  d.  h. 
das  Erzeugniss  derselben,  den  Ertrag  (wie  Ij.  31,  39)  nicht  mehr 
geben;  das  geht  über  den  Fluch  3,  17 f.  hinaus;  k^  vor  dem  Jussiv 
wie  24,  8.  Ez.  48,  14  (öfters  bei  tjO'»  s.  Dt.  13,  1;  s.  auch  Ges.  109,1 
A.  1);  der  Inf.  im  Acc.  untergeordnet,  wie  8,  10.  12  u.  s.  b)  unstet 
u.  flüchlig  soll  er  sein  auf  der  Erde;  "^a;  ^a  eine  paronomast.  Formel 
wie  1,  2;  Jes.  14,  22;  vagus  et  profugus  (Bier.).  Beide  Seiten  des 
Fluchs  hängen  innerlich  zusammen:  weil  ihm  der  Boden  keinen  Ertrag 
giebt,  muss  er  unstet  wandern;  aber  die  2.  Seite  hat  auch  unabhängig 
von  der  ersten  ihre  Wahrheit:  es  ist  die  innere  Unruhe,  welche  den 
Mörder  ruhe-  u.  friedlos  von  Ort  zu  Ort  jagt  (Prov.  28,  17).  Um  Ver- 
dammung zum  Nomadenleben  oder  gar  um  einen  Fluch  auf  dasselbe 
{Bud.  192  f.)  handelt  es  sich  nicht  Auch  ist  die  Rede  nur  von  der 
Person  Kains;  dass  dieser  dem  Vrf.  als  Stammvater  der  ostasiatischen 
Steppenbewohner  galt  (^n.),  zB.  der  Hunnen,  qui  omnes  sine  sedibus 
fixis,  absque  lare  vel  lege  aut  ritu  stabili  dispalantur,  semper  fugten- 
tium  similes  (Amm.  Marc.  31,  2),  ist  mit  nichts  angedeutet  —  V.  13  f. 
Kain  durch  das  Strafurtheil  zwar  nicht  bussfertig  geworden,  aber  nie- 
dergebeugt u.  geängstigt,  bittet  um  Ermässigung  der  Strafe,  näher  um 

^  Schutz  gegen  die  Blutrache,  die  hier  (wie  V.  2  f.  Opfer  u.  Unterschied 
der  Stände)  als  selbstverständlich  vorausgesetzt  wird,  zu  gross  ist 
meine  Schuld  zum  Tragen  d.  h.  als  dass  ich  sie  tragen  könnte  {IE.  Qi. 
Calv.  Pisc.  Schum.  u.  alle  Neueren).  Zu  •)»?  mit  Inf.  s.  Ps.  40,  6. 
1  Reg.  8,  64  u.  a.;  fi»  Vergehung  schliesst  hier,  wie  oft,  ihre  noth- 
wendige  Folge,  Schuld  u.  Strafe,  in  sich;  sie  liegt  wie  eine  schwere 
Last  (Ps.  38,  5.  Jes.  24,  20)  auf  dem  Sünder;  sie  tragen  ist  s.  v.  a. 
die  Strafe  derselben  über  sich  ergehen  lassen  (Lev.  17,  16.  Num.  5,  31. 
14,  33).  Die  Erklärung  zu  gross  ist  mein  Vergehen  zum  Vergehen 
d.  h.  als  dass  es  vergeben  werden  könnte  (alte  Ühers.,  Luth.  a.),  ist 
zwar  sprachlich  ebenso  möglich,  aber  darum  nicht  passend,  ,weil  „Kain 
V.  14  nur  von  seiner  Strafe  redet  u.  ihre  Grösse  näher  beschreibt, 
um  eine  Milderung  zu  erlangen*^  (£h.).  Er  sagt  nämlich:  siehe  hin- 
weggetrieben  hast  du  mich  durch  deinen  Ausspruch  d.  h.  {Ew.  136c) 
du  treibst  mich  hinweg  heute  von  der  Fläche  des  Ackerlands^  das 
ich  bisher  in  Eden  bebaut  habe,  u.  vor  deinem  Antlitz  werde  ich 
verborgen  sein  d.  h.  deinem  Blick  entzogen  (oder  auch :  muss  ich  mich 
verbergen  d.  h.  darf  mich  vor  ihm  nicht  mehr  sehen  lassen)  u.  werde 
unstet  u.  flüchtig  sein  auf  der  (weiten)  Erde:  da  wird  es  geschehen, 


Gen.  4,  14  15.  97 

jeder  der  mich  findet,  wird  mich  morden.  Richtig  haben  die  LXX 
alles  bis  I^^ks  als  Voraussetzung  (in  el)  zu  '^  n;nj  genommen,  wo- 
gegen der  mass.  Atnach  bei  T%$  die  durch  Onk,  Saad.  vertretene 
Auslegung:  ^^u.  vor  deinem  A.  sollte  ich  mich  verbergen  können?  = 
kann  ich  mich  nicht  v.'*  auszudrücken  scheint  Dieser  Wendung  bedarf 
es  aber  nicht:  dem  unter  Umstanden  freiUch  anstössigen  *üh  'stst  (s. 
Ps.  139,  7)  liegt  hier  die  auch  V.  16  wiederkehrende  Vorstellung,  dass 
Gott  im  Gottesgarten  in  Eden,  dem  ersten  Heiligtlium  der  Welt  (BJub.  8), 
gegenwärtig  sei,  zu  Grund;  ein  solcher  Gottesort  ist  aber  nach  dem 
Glauben  u.  Brauch  des  Alterthums  (Ex.  21,  14.  1  Rg.  2,  28  ff.  Ps. 
27,  5}  em  Ort  des  Schutzes  u.  der  Sicherheit  vor  dem  Rächer.  Erst 
in  zweiter  Linie  gehören  Stellen  wie  Jon.  1,  3.  10.  Gen.  46,  3  f.  IS. 
26,  19  (Tuch  Kn.  Wl)  hieher.  Von  Eden,  dem  Wohnland  Gottes, 
fortgetrieben  u.  flüchtig  auf  der  Erde  fürchtet  er  keinen  schützenden 
Ort  mehr  zu  finden  u.  darum  vom  Bluträcher  getroffen  zu  werden; 
auf  die  Furcht  vor  der  Blutrache  kommt  hier  alles  hinaus.  Der  Mör- 
der f&rchtet  überall  den  Rächer,  der  ihm  das  Gleiche  thut,  was  er 
gethan  hat.  Aber  wie  kann  ^ain  auf  der  Erde  Vollstrecker  der  Rache 
ab  vorhanden  voraussetzen?  Reissende  Thiere  (Joseph,,  Qu  JDMich.) 
sind  durch  die  Ausdrücke  V.  14 f.  ausgeschlossen;  dass  er  an  Adam's 
etwa  schon  vorhandene  oder  zu  erwartende  Nachkommen  denke  (der. 
Dath.  Fat,  HensL  Ros.  Bmg.  Del,  ife.),  will  sich  zu  V.  If.  u.  25, 
auch  zu  T^Ka  nicht  recht  schicken;  von  Adam  unabhängige  ostasiatische 
Völker  (Kn,\  Präadamiten  (Peyr,),  liegen  schwerlich  im  Sinn  des  Vrf. 
Man  wird  die  Incongruenz  der  jetzigen  Erzählung  zugeben  (Schum, 
Tuch)  müssen,  kommt  aber  so  immer  wieder  zu  der  Vermuthung 
(S.  89),  dass  sie  ursprünglich  in  anderem  Zusammenhang  gedacht 
war.  —  V.  15.  Gott  will  nicht,  dass  durch  Blutrache  in  die  von  ihm 
festgesetzte  Strafe  eingegriffen  werde,  will  überhaupt  nicht  die  wilde 
ordnungslose  Blutrache  (Num.  35,  9  ff.)  u.  damit  die  Fortpflanzung  des 
Mordgeistes  in  immer  weitere  Kreise,  darum  geht  er  auf  Kain's  Bitte 
so  weit  ein,  dass  er  ihm  Schutz  gegen  Mörder  gewährt  i^h]  darum^ 
sc  weil  Kain's  Klage  Grund  hat,  weil  allerdings  sein  Leben  gefährdet 
ist  (An.),  nicht:  dennoch,  aber  doch  (Tuch),  auch  nicht:  oif%  ovtcog 
1?  tih  (LXX  Theod,  Sym.  Pei.  Vulg.).  ^  a^h-^s]  da  aus  Ex.  21,  20f. 
nicht  zu  erweisen  ist,  dass  &pa  im  Niph.  oder  Hoph.  mit  dem  Nominat 
des  Beleidigers  verbunden  wurde  (wie  Qal  mit  dem  Acc.  desselben 
Jos.  10,  13),  u.  darum  öjp^  entweder  wie  Gen.  4,  24:  er  wird  ge* 
rächt  werden  oder  besser  impers.:  es  wird  Rache  genommen  werden 
bedeuten  muss,  so  ist  jeder,  der  Kain  mordet  s.  v.  a.  wenn  jemand 
K.  mordet,  Ges.  116,  5  A.  5.  ö^r^a»]  sielenfach  (Ges.  97,  3  A.  1) 
d.  h.  für  den  Mord  Kain's  soll  nicht  blos  durch  den  Mord  des  Mörders, 
sondern  noch  anderer  sechs  zu  ihm  Gehöriger,  oder  eine  andere  dem 
entsprechende  Strafe  (Onk.:  bis  in  das  7.  Geschlecht)  Rache  genom- 
men werden,  s.  das  Lied  V.  24  (wo  freilich  Selbstrache  gemeint  ist). 
•>p^a^]  8,  11.  nSw]  nicht  ein  Beglaubigungszeichen  für  die  Wahrheit 
der  Zusage  (IE.,  Gabi.  Dalh.  Vat.  Ros.  Bohl,  Tuch  Bmg.),  etwa  wie  Ex. 
8,  12,  weil  in  diesem  Fall  als  das  zu  Beglaubigende  die  siebenfache 
Handb.  z.  A.  Test.  XL    6.  Aufl.  7 


98  Gen.  4,  15—17. 

Rache,  nicht  die  Nichttödtung  Kain's  angegeben  sein  müsste,  auch  Kain 
keinen  Zweifel  an  der  Zusage  geäussert  bat,  sondern  ein  Wamungs- 
zeichen  für  die  Angreifer,  das  sie  von  seiner  Tödtung  abschrecken  sollte, 
zugleich  ein  Schutzzeichen  f&r  ihn.  Dass  jedoch  Q"v  von  blossem  Vor- 
ausbestimmen dessen,  was  gegebenen  Falls  eintreten  sollte  (i^n.),  zu 
verstehen  sei,  ist  nicht  angezeigt,  sondern  d*^^  so  kurz  weg  bedeutet 
(wie  Ex.  4,  11.  10,  2  u.  ö.)  machen,  hervorbringen,  u.  T?]?^  nicht  an 
Kain  (Pei.),  an  seinem  Leibe,  sondern  für  ihn,  zu  seinem  Schutz. 
Aber  ein  Zeichen,  wenn  es  die  angegebene  Wirkung  haben  sollte,  ist 
doch  fast  nothwendig  als  ihn  beständig  begleitend,  also  seiner  Person 
anhaftend  zu  denken  (TgJon.,  Rabb.,  Luth,  Calv.  Fag,  Pisc,  Gerh. 
Del,  a.),  u.  kann  nicht  zB.  eine  irgend  wo  aufgestellte  Inschrift  mit 
den  Worten  V»  bis  bi?j  {Haitsm.)  gewesen  sein.  Was  für  ein  Zeichen 
gemeint  sei,  lässt  sich  nicht  mehr  bestimmen:  man  dachte  an  ein  Hörn 
auf  der  Stirne,  schaudererregende  Gestalt,  aufgeschriebene  Buchstaben, 
absonderliche  Kleidung  u.dgl.;  jedoch  ihn  als  Mörder  zu  kennzeichnen, 
sollte  das  Kainszeichen  nicht  dienen,  sondern  ihn  gegen  Mord  zu 
schützen.  —  V.  16.  ^ain  wandert  von  vor  Gott,  von  dem  Ort,  wo 
Gott  gegenwärtig  war  (s.  V.  14;  Jon.  1,  8)  d.  h.  Eden  fort,  u.  lässt 
sich  im  Lande  Nod,  auf  der  Vorderseite  von  Eden  {wnivccvri  LXX; 
s.  2,  14)  nieder.  Dass  "i"^?  Name  des  Landes  (LXX)  sein  soU,  u.  nicht 
als  Appos.  zum  Subj.  caksvofievog  i.  e.  instabilis  et  fluctuans  {Hier, 
quae.,  Onk.  Vulg.)  bedeute,  folgt  aus  seiner  Stellung  hinter  "pKa 
u.  vor  ^»ip,  sowie  aus  aw*^\  Nach  ia  des  Sam,  u.  Natd  der  LXX 
scheint  übrigens  früher  "^a  ohne  i  gelesen  worden  zu  sein.  Ein  geo- 
graphisch bestimmbares  Land  ist  Nod  so  wenig  ^b  Eden,  vielmehr 
ein  sinnvoller  Name,  bezeichnend  ein  Land  des  unsteten  u.  flüchtigen 
Lebens  (des  „Elends^').  Sicher  ist  es  im  Osten  gedacht;  als  östlich 
von  Eden  scheint  es  allerdings  durch  "py  ^ö-ip  bestimmt  werden  zu 
sollen;  aber  es  fragt  sich,  ob  das  nicht  erst  ein  Zusatz  vom  Vrf.  von 
2,  10 — 14  sei,  weil  C  ^  ö^rö  schreibt  (s.  zu  2,  14).  Jedoch  ein  be- 
stimmtes Land  Ostasiens,  zB.  (Tuch  Kn,  Böhm.)  China  (indem  En.  sogar 
)y  mit  Tschin,  Thin,  Zin,  Sin  zusammenbringen  wollte)  oder  Turan 
(Buns,)  lag  sicher  ausserhalb  der  Kenntniss  auch  dieses  Vrf.  Andere 
suchten  nach  der  Stadt  Qanokh  die  Lage  zu  bestimmen,  s.  zu  V.  17. 
V.  17—24.  Die  Kainiien,  V.  17.  Woher  Kain  ein  Weib  be- 
kam, ist  nicht  angegeben.  In  der  Quellenschrift,  worauf  V.  1.  170. 
ursprünglich  zurückgeht,  kann  möglicherweise  vorher  auch  schon  von 
andern  Söhnen  u.  Töchtern  des  Menschen,  oder  von  Mehrung  des  Ge- 
schlechts die  Rede  gewesen  sein.  Nach  dem  vorliegenden  Zusammen- 
hang kann  man  nur  an  eine  Tochter  Adam's,  also  Schwester  Kain's 
denken  (ebenso  wie  5,  6  vgl.  5,  4).  Die  Anstössigkeit  der  Geschwister- 
ehen fällt  natürlich  fQr  die  Anfangszeit  des  Menschengeschlechts  weg. 
(Die  später  erdichteten  Namen  des  Weibes  Kain's  in  den  apokr.  u. 
Midrasch-Büchern  s.  bei  Rönsch  B.  d.  JubiL  373).  —  Auf  Kain  wird 
hier  der  Anfang  des  Stadtbaues  zurückgeführt,  ^'y  naa  "^rr^]  nicht:  er 
baute  gerade  damals,  als  H.  geboren  wurde,  eine  Stadt  (Böhm.),  wo- 
gegen ^rt'^'i  spricht;  eher:  er  war  hauend  e.  SL  d.  h.  beschäftigte  sich 


Gen.  4,  17.  18.  99 

mit  der  Erbauung  einer  Stadt,  während  ')a>?i  besagte,  dass  er  sie  auch 
vollendet  habe  (Ä'n.),  wahrscheinlicher  aber  (vd.  V.  2.  20 f.):  u.  er 
wurde  Erbauer  einer  Stadt  (DeL;  Bud.  121  f!;.  Das  Subj.  zu  '•nvi 
ist  l^p.,  wie  aus  '*''  «^p*^  u.  nannte  den  Namen  der  Stadt  nach  dem 
Namen  seines  Sohnes  ^anokh  hervorgeht.  Dass  urspr.  Ti'ian  als  Subj. 
des  Bauwerks  gemeint  gewesen  u.  "iaa  d^'&  eine  spätere  unrichtige  Auf- 
lösung eines  urspr.  ^»tds  sei  (Bud.),  ist  nicht  wahrscheinlich.  Denn 
diese  Emendation  setzt  voraus,  einmal  dass  der  Vrf.  sich  zu  unbestimmt 
u.  zweideutig  (statt  'a  ^irt  «^n-^i  vgl.  V.  2,  oder  'a  mn  «-jn  vgl.  V.  20) 
ausgedrückt,  u.  sodann  dass  die  Späteren  den  Text  verkehrter  Weise 
schwieriger  gemacht  hätten,  als  er  war.  Denn  schwierig  ist,  dass  hier 
schon  bei  Kain  eine  Anzahl  von  Menschen,  für  welche  eine  Stadt  zu 
gründen  sich  lohnte,  gedacht  wird,  sodann  dass  Kain  hier  gerade  das 
Gegentheil  von  dem  thut,  wozu  er  V.  12  verurtheilt  ist  Man  hat  sich 
das  so  zurechtlegen  wollen,  dass  Kain  durch  den  Stadtbau  gegen  den 
Fluch  des  unsteten  Lebens  ankämpfen  wollte,  oder  auch  dass  Gott  ihm 
später  sein  Strafurtheil  gemildert  habe  (ITe.),  wovon  doch  nichts  da- 
steht, oder  dass  K.  nicht  verurtheilt  war,  lehenslang  ein  "^ai  ya  zu  sein 
(Del.^),  In  Wahrheit  erklärt  sich  die  Sache  nur  daraus,  dass  hier  eine 
andere  Quelle  fliesst  (S.  89).  Verschiedene,  zum  Theil  weit  hergeholte, 
Analogien  für  Stadtgründungen  durch  Brudermörder  bei  andern  Völkern 
gibt  Len.  Gr.  2  I.  148  ff.  —  fiw»]  LXX  tj^a.  Der  Name  ?i^an,  der  5, 
18  ff.  wiederkehrt  (s.  d.)  u.  als  Personenname  sogar  bei  Hebräern  (46,9) 
u.  Midianitem  (25,  4)  vorkommt,  würde,  aus  dem  Hbr.  verstanden, 
Einweihung  {iyKctivi,afi6gf  dedicatio  in  den  Onomast)  bedeuten,  aber 
er  kann  auch  die  hebraisirte  Form  eines  ähnlich  klingenden  fremden 
Namens  sein.  Der  Notiz  über  die  Stadt  -fian  mag  eine  dunkle  Kunde 
von  einer  alten  Stadt  ähnlichen  Namens  zu  Grunde  liegen.  Sie  geo- 
graphisch irgendwo  unterzubringen  sind  wir  nicht  im  Stande.  Gerathen 
hat  man  {Ros.  Bbl.  AK.  1,  1,  218ff;  Win.  BW.»  1.  478)  auf  die 
Stadt  Anuchta  in  Susiana  (Huet,),  auf  das  Volk  der  Heniocher  im 
Kaukasus  (Hasse;  s.  auch  Ew.  JB.  VI.  1),  auf  Henochia  an  der  Ost- 
seite des  Libanon  (Schulth,),  Kanoge,  eig.  Kanyäkubdscha  im  nördl. 
Indien  (Bohl.,  s.  auch  Tuch),  Kholan  am  Saume  der  Wüste  Gobi,  eine 
uralte  Stadt  (Lenorm.  B^r.  315),  u.  a.,  u.  danach  auch  die  Lage  von 
t^a  bestimmt;  an  das  phrygische  Iconium  am  Taurus,  wo  Annacus  ver- 
ehrt wurde  (s.  5,18)  denkt  Ewald  (G.»  L  381  f.)  u.  hält  darum  -fia 
für  umgelautet  aus  in^  Lydien  (Gen.  10,  22).  —  Die  späteren  Dich- 
tungen über  Kain's  schliessliches  Ende  s.  in  BJub.  c.  4  a.  E.,  u.  im 
Christi.  Adambuch  S.  85;  in  der  „Schatzhöhle''  ed.  Bezold,  deutsch 
S.  11,  syrisch  S.  48.  —  V.  18.  Von  den  folgenden  4  Gliedern  der 
Genealogie  wird  ausser  dem  Namen  nichts  mehr  bemerkt  ''Vn^i]  zur 
passiven  Wendung  s.  V.  26.  10,  21.  25.  "^'J'^s?"'^»]  Acc.  beim  Pass., 
wie  17,  5.  21,  5.  27,  42.  40,  20.  Ex.  10,  8.  21,  28  (Ges.  121,  1). 
1^;]  vom  Mann  gesagt,  wie  10,  8.  13.  15.  26  bei  G,  aber  auch  25,  3 
bei  B;  10,  24.  22,  23  bei  B.  —  Dass  die  Namen  dieser  Liste  durch- 
aus gute  Bedeutung  haben  (Bud.  123  ff.),  lässt  sich  ebenso  wenig  be- 
weisen, wie  dass  sie  alle  ursprünglicher  seien  als  die   entsprechenden 

7* 


100  Gen.  4,  18—20. 

in  Gp.  5  (s.  oben  S.  87),  u.  sind  deshalb  auch  die  daraus  gezogenen 
literarischen  Folgerungen  (Bud.)  hinfällig.  In  Wahrheit  ISsst  sich  ihre 
Bedeutung  gar  nicht  sicher  ausmachen,  u.  zeigen  die  Varianten  des 
hehr.  Textes  u.  der  LXX,  dass  man  in  der  Fixirung  der  Formen  noch 
lange  schwankte.  Nämlich  i";'^?  könnte  (vgl.  t'^?)  Flüchtiger  {Bud,: 
stark  oder  wachsend,  nach  dem  Arab.)  u.  zugleich  Umformung  von  '^'^ 
("i^";  in  der  Aussprache  Iräd)  sein,  aber  auch  umgekehrt;  ^K^j^n»  oder 
bK-«ntt  kann  von  Gott  Vertilgter  oder  (jüd.  aram.)  von  G.  Geschlagener 
oder  {Bud,  127  f.)  Gott  gibt  {mir)  Leben,  ^«twn»  Bittmann,  oder 
Gottesmann  {Ges.  ihr,  mutu-§a-ili  Lenorm.  Or.^  262  f.)  oder  Erbetener 
{Bud.)j  nicht  aber  Höllenmann  (bkönnb  RedsL)  gedeutet  werden.  Die 
LXX  aber  haben  ftir  t^*^»  gar  Faidad  (i-f^a^),  för  VKWin»  Ma^ovaaXa 
d.  h.  doch  wohl  (gegen  Bud.  125f.)  n^ww^»,  für  ^K'^'jm>  MakeXerik 
(d.  h.  V^lj^nto)  neben  Mai^riX  {Lag.  Orient  Ö.  83  fF.;  Bud.  125).  Wilde 
babyl.  akkadische  Gleichungen  für  i*^^9y  yan,  ^Ktoin»  gibt  Sayce  in 
ZKSF.  II.  404.  Der  Name  l^i^.  (trotz  Bud.  102.  129)  ist  aus  dem 
Hbr.  unverständlich  (nach  dem  Arab.  juvenis  robustus?).  Über  einen 
Mannsnamen  Aci^cc%og  u.  Frauennamen  'jiöa  in  Kleinasien  s.  Ew.  JB. 
VI.  2;  G.3  I.  391.  —  V.  19.  Lemekh  nimmt  2  Weiber,  führt  also 
die  Mehrweiberei  ein.  An  2,  24  gemessen  erscheint  das  als  ein  Zeichen 
der  Entartung  der  urspr.  Gottesordnung;  ,,wenigstens  galt  sie  dem  Vrf., 
der  Lamech  auch  als  rohen  Menschen  hinstellt,  gewiss  nicht  als  Fort- 
schritt" {Kn.).  Die  Richtigkeit  dieses  Satzes  ist  deshalb,  weil  Vrf.  kein 
Werthurtheil  abgibt  {Bud.  130  f.),  nicht  anzufechten.  Auch  bei  V.  23 
hat  er  kein  Urtheil  ausgesprochen,  weil  die  berichtete  Thatsache  für 
jeden  israel.  Leser  sich  selbst  beurtheilt.  ^^«5]  1,  5.  2,  11.  Der  Aus- 
druck wie  10,  25  {Bud.  221).  Die  Namen  der  Weiber  sind  hier  aus- 
nahmsweise gemeldet,  weil  es  zum  Verständniss  des  Liedes  V.  23  f. 
erforderlich  ist;  sie  werden  gewöhnlich  gedeutet:  „Schmuck**  {'ny)  u. 
„Schatten**,  von  Böltch.  Zieherin  (Wandernde)  u.  Schirmerin;  von  Ew. 
(JB.  VI.  17):  „Licht,  Aurora  (arab.  ghad'^'*)  u.  Schatten",  „Tag  u. 
Nacht**,  wovon  dann  Goldziher  151,  Lenorm.  183  f.  den  mythologi- 
schen Sinn  nachzuweisen  suchen.  Übrigens  ist  nn^  Name  eines  Weibes 
Esau's  (Gen.  36,  2),  weshalb  Hai.  219  auch  die  nVs  nach  nös'^Vng,  u. 
'nwi  nach  ^öm  (Gen.  36,  2  f.)  erklären  will  (s.  auch  Bäthgen  Beitr. 
150 f.).  —  V.  20 ff.  Der  Stammbaum  verzweigt  sich  hier  an  seinem 
Ende  in  die  Breite.  Drei  Beschäftigungen  oder  Lebensweisen,  um  nicl\t 
zu  sagen  Stände,  werden  auf  die  3  Lemekhsöhne  als  ihre  Urheber 
zurückgeführt;  zwei  derselben,  der  Ahnherr  der  nomadischen  Hirten 
u.  der  der  Musiker  gehören  näher  unter  sich  zusammen  u.  haben  Ada 
zur  Mutter  („ebenso  erfand  nach  Plin.  7  §  204  der  Hirtengott  Pan  die 
Schalmei,  fistula  pastoricia,  u.  Apollo,  der  Meister  der  Lyra,  wurde 
auch  als  Apollo  Nomios  verehrt"  Kn.  nach  Tuch-,  Len.  207;  vgL  auch 
David);  der  dritte,  der  Ahnherr  der  Waffenmänner,  stammt  von  der 
dunkeln,  finsteren  Mutter.  Alle  3  aber  sind  nicht  blos  Söhne  desselben 
Vaters,  sondern  führen  fast  gleiche  Namen  Jabal  Jubal  Tubal,  schein- 
bar sämmtlich  von  der  W.  Va;  hervorbringen,  Frucht  tragen  (erhalten 
in  ^wj,  ^na,   Vap),  somit  als  „Frucht,    Erzeugniss,   Sprosse**  deutbar. 


Gen.  4,  20.  21.  101 

Aber  dieses  scheinbare  Etymon  bezeichnet  das  Wesen  der  Personen 
nicht,  u.  trotz  des  Susseren  Gleichklangs  der  Namen  geht  dieses  weit 
auseinander  (vgL  über  Habil  u.  Qabil  u.  andere  gleichlautende  Namen 
von  Brüderpaaren  bei  den  Arabern  Goldz,  232  ff.,  Leu.  192 ff.).  Denn 
^;,  in  LXX  'I(oß7]l  gesprochen,  konnte  in  der  alten  Sprache  auch 
Waller  bezeichnen  (BöUch.  Kn.),  u.  ist  hier  der  Wanderhirte;  h^v^ 
erinnert  von  selbst  an  ^ai"»  d.  i.  Widderhorn,  lautschallende  Musik,  u. 
i^anin  (LXX  Soßik)  an  die  durch  Erzarbeiten  (Ez.  27,  13)  berühmte 
Japhetische  Völkerschaft  (Gen.  10,  2)  Tubal  {Tuch,  An.),  während  das 
beigesetzte  (bei  den  LXX  fehlende)  )y,  (Speer  2  S.  21,  16;  im  Arab. 
Schmid)  ihn  noch  bestimmter  als  Waffenschmid,  vielleicht  zugleich  als 
den  echten  Sprössling  Kains  bezeichnet  —  Jabal  ist  der  Vater  des 
Zelt"  11.  Heerden-Wohners  geworden]  d.  h.  „der  Urheber  der  nomadischen 
Lebensweise  u.  sonach  der  Nomaden  als  solcher,  welche  in  Zelten 
(25,  27.  Jer.  35,  7)  u.  beim  Viehe  wohnen"  (Kn.).  Die  Verbindung 
nspö  sm^  ist  nur  durch  hnk  aw^  ermöglicht,  für  sich  aber  sonst  nicht 
gebräuchlich;  LXX  iv  OKfjvatg  axfivoxQoqxiDV.  Die  Gorrectur  nsj^io  r\ip) 
(Kuen.  XVin.  147)  oder  besser  na)?»  "»Vn«  nach  2  Chr.  14,  14  (Hat 
209)  scheint  nicht  durchaus  nothwendig.  n^j^ta]  Besitz,  Heerdenbesitz 
ein  weiterer  Begriff  als  i»2s  V.  2,  „umfasst  auch  Grossvieh  (26,  14. 
47,  17.  Ex.  34,  19),  bisweUen  Kamele  u.  Esel  (Ex.  9,  3.  Ij.  1,  3)  mit*' 
{Kn.);  insofern,  auch  durch  die  Zelte,  besteht  allerdings  ein  Fortschritt 
gegen  4,  2  (ist  somit  kein  eigentlicher  Widerspruch  mit  jener  Stelle). 
Zu  nap^i  ^n«  vergleicht  Lenorm.  195  "A^ivvov  %a\  Miovov,  di  xarl- 
ÖH^cLV  xcifjiag  nal  nolfAvag  bei  Eusei.  pr.  ev.  1,  10,  10  (s.  oben  S.  7). 
Unverständlich  ist,  veie  daraus,  dass  der  Erstgeborne  Lemekh's  Nomade 
ist,  folgen  soU  (Bud,  145  IT.),  dass  den  Urhebern  dieser  Kainitentafel 
das  Nomadenleben  als  die  Blume  aUer  Gultur  galt,  also  sie  selbst  noch 
ein  Nomadenleben  f&hrten,  oder  gar  dass  sie  sich  selbst  durch  Jabal 
von  Kain  ableiteten.  Mit  demselben  Becht  könnte  man  (nach  Budde^s 
eigenen  Voraussetzungen)  aus  Noal^'s  Weinbau  (9,  20  f.)  die  gegen- 
theilige  Folgerung  ziehen.  Eine  Völkergenealogie  sollte  ja  diese  Tafel 
überhaupt  nie  darstellen  (s.  auch  Riehm  in  StKr.  1885  S.  767  f.).  — 
V.  21.  i"*»!«  öun]  wie  10,  25,  aber  auch  1  Chr.  7,  16.  Jubal  wurde 
Vater  aller  derer,  welche  Cither  u.  Schalmei  ergreifen  d.  i.  hand' 
haben-,  LXX  6  naxaSBi^ctg  i\)akxr{Qiov  %a\  Ki^aqav,  Der  ^"ias,  bei 
den  Hebr.  das  gewöhnlichste  Saiteninstrument,  fOr  die  gemeine  u.  die 
hl.  Musik  gebräuchüch,  aber  auch  bei  den  Phöniken  (Ez.  26,  13)  u. 
Syrern  verbreitet,  u.  über  Kleinasien  als  ^iviga  u.  m^agct  frühe  zu  den 
Griechen  gekommen  (s.  über  ^"18»  Ges,  th.  698;  Ew.  79^;  Xa^r.  Nom. 
89),  wird  gewiss  nicht  ohne  Grund  hier  als  das  älteste  Saiteninstru- 
ment genannt,  vgl.  Gen.  31,  27 ;  Ij.  21,  12.  30,  31 ;  Gestalt,  Saiten- 
zahl u.  Feinheit  war  Sache  der  allmähligen,  nach  Ort  u.  Zeit  verschie- 
denen Vervollkommnung.  Sonst  s.  Ri.  HWB.  1031  ff.  ^\^v]  oder  aiy 
(Ij.  21,12.  30,31;  Ps.  150,4),  obwohl  in  LXX  u.  PeL  auch  als 
Saitenwerkzeug  verstanden,  ist  nach  Trg,,  Bier,  (selbst  LXX  zu  Ps.  150), 
mehrr.  Babb.,  ein  Blasinstrument,  eine  Art  Flöte  (»a^sK  Trg)^  etwa 
Hirtenflöte  oder  Schalmei;  ob  Sackpfeife  (später  avuqxovla)  oder  Pan- 


102  Gen.  4,  21.  22. 

pfeife  (SvQiy^'i  muss  dahingestellt  bleiben  (s.  Win.^  11.  123;  BL.  IV. 
263;  Ri.  HWB.  1038).  —  V.  22.  «w  w]  V.  26.  10,21.  19,88. 
22,  20.  24;  aber  auch  20,  5.  27,  31  u.  s.  TuhahKain  wird  be- 
schrieben als  Schärfer  oder  Hämmerer  (sofern  »'taV  das  Schärfen  durch 
Hämmern  zu  bedeuten  scheint)  von  allerlei  (2,  9)  Schneidendem  von 
Erz  u.  Eisen,  also  „als  Verfertiger  von  allerhand  kupfernen  u.  eisernen 
Schneidewerkzeugen,  zB.  Geräthen  für  Landbau  u.  Viehzucht,  Jagd  u. 
Krieg,  oder  als  der,  der  die  Schmidekunst  erfand*'  (ifn.).  Diese  (seit 
Tuch)  gewöhnliche  Erklärung  ist  aber  schwerlich  die  Meinung  der 
Mass.,  welche  durch  den  Accent  bei  wwV  u.  die  Aussprache  »tjH  (statt 
des  in  diesem  Fall  näher  liegenden  xayi)  vielleicht  (mit  Trg.)  vor  ^3 
ein  **nK  aus  V.  21  supplirten:  ein  Häinmerer,  (Vater)  aller  Erz-  u. 
Eisenschmide.  Möglicherweise  ist  "n«  fQr  »o*^  (Olsh.  Hai,;  KS.y  welche 
tt-ttS  för  eine  urspr.  Randglosse  zu  iö*H  halten)  oder  nach  ww^  einzu- 
setzen, vorausgesetzt  dass  ^a  echt  ist.  Die  LXX  {SoßeX*  xal  lyv 
GfpvQOKonogj  ycil.%ivg  ifahiov  xofl  ciSriqov)  haben  zwar  wwV,  aber  nicht 
Vs;  ob  sie  ''^'^  für  T»p  hatten,  oder  ob  xal  f{V  aus  Kaiv  verderbt  ist, 
steht  dahin.  Vielleicht  ist  es  das  einfachste,  Va  zu  streichen.  Ein  Text- 
fehler ist  auch  nach  der  Analogie  von  V.  20  f.  wahrscheinlich  (s.  Bud, 
137  flf.  Aber  wenn  dieser  TT?!  ^''^V-  ^^  H  ^^'^  TB  setzen,  also  den 
Lemekh  zum  Erfinder  der  Schmidekunst  machen  u.  den  Tubal  leer  aus- 
gehen lassen  will,  weil  dieser  die  Lebensweise  auf  dem  Acker  u.  in 
der  Stadt  fortführen  müsse,  so  ist  das  nicht  mehr  Textesemendation, 
sondern  freie  Construction).  Übrigens  lernten  Erz  die  Menschen  früher 
bearbeiten  als  Eisen,  u.  ist  es  hier  mit  gutem  Grund  vorangestellt.  — 
Dass  die  Lemekh-Söhne  nicht  Personificationen  gevWsser  nicht  zu  den 
Noachiden  gerechneten  Völker  sein  sollen,  ist  schon  S.  88  bemerkt 
Vielmehr  ist  der  Zweck  wie  des  ganzen  Stücks  V.  170*.,  so  der  V.  20 
— 22,  die  Fortschritte  der  Gultur  u.  die  Erfindungen  vnchtiger  Künste 
u.  Übungen  schon  im  hohen  Alterthum  nachzuweisen,  vne  denn  andere 
Völker  sollche  Erfindungen  geradezu  auf  die  Zeit  der  Herrschaft  der 
Götter  zurückführen  (zB.  die  Ägypter  auf  Osiris'  Herrschaft  Diod.  Sic. 
1,  15  f.).  Am  meisten  ähnlich  ist  hier  die  Anknüpfung  der  Gultur- 
stufen  an  gewisse  Namen  in  der  phönik.  Sage  (s.  oben  S.  7),  und 
speciell  zu  vergleichen  ist,  wie  dort  (Eus.  pr.  ev  1,  10,  9)  2  Brüder 
als  6i8riqov  evprrol  xal  xi\g  xovxov  iqyctfSiag  erscheinen,  u.  der  eine 
davon,  XqvtsdQ  genannt,  den  die  Griechen  Hephästos  nennen,  auch 
XoyovQi  incadag  kccI  lucvtslag  ausgeübt  haben  soll  (vgL  den  Doppelsinn 
von  ttnn  im  Hebr.  u.  Aram.).  „Die  griech.  Mythologie  kennt  neben  dem 
Gott  der  Schmide  die  wandernde  Künstlerfamilie  der  TaAxtvfff  (Diod. 
Sic.  5,  55),  denen  nach  Strabo  14,  2,  7  die  Erfindung,  Erz  u.  Eisen 
zu  bearbeiten,  zugeschrieben  wird"  {Tuch).  —  Ein  wegwerfendes  Urtheil 
über  den  Werth  dieser  Erfindungen  liegt  an  sich  nicht  in  den  Textes- 
worten; der  Schein  eines  solchen  wurde  allerdings  dadurch  erregt, 
dass  diese  ganze  Kaingenealogie  zuletzt  in  einen  Gegensatz  zu  der  der 
Sethiten  gestellt  wurde,  wo  es  denn  allerdings  bedeutsam  erscheint, 
dass  diese  Dinge  nicht  bei  diesen,  sondern  bei  jenen  erfunden  vnirden; 
in  Wahrheit  aber  lehrt  die  ganze  übrige  Bibel,  dass  diese  Dinge  nicht 


Gen.  4,  22—24.  103 

an  sich  u.  wegen  ihres  Ursprungs  zu  misshilligen  sind,  sondern  erst 
durch  den  Zweck,  zu  dem  man  sie  übt,  verwerflich  werden  können.  — 
Von  Tubal-^ain  wird  noch  eine  Schwester  Naama  (LXX  Noefid)  d.  h. 
Liebliche,  Holde  erwähnt,  ohne  dass  später  noch  etwas  über  sie 
gesagt  wäre.  (Ohne  haltbaren  Grund  will  Bud.  142  f.  V.  22^  für 
einen  späten  Einschub  erklären,  gemacht  zu  dem  Zweck,  die  §illa  in 
der  Zahl  ihrer  Kinder  der  '^Ada  gleichzustellen).  Sicher  hat  sie  in  dem 
Sagenkreis,  aus  dem  der  Vrf.  schöpfte,  eine  nicht  unwichtige  Stelle 
gehabt,  u.  der  Gedanke,  der  dieser  ihrer  Zusammenstellung  mit  Tubal 
zu  Grunde  liegt,  ist  wohl  derselbe  wie  bei  Hephäslos  u.  Aphrodite, 
oder  Ares  u.  Aphrodite  (doch  s.  Bälhg,  Beitr.  150).  Ober  eine  an- 
gebliche phönik.  Göttin  Na'ama  s.  Movers  Phon.  I.  636  fif.  Len.  2001 
Bei  den  Juden  galt  Na^ama  als  Meisterin  des  Gesangs  (TgJon.)  oder 
als  Gattin  Noah's  (Bere§.  r.)  oder  als  Dämonin  u.  eines  der  Weiber 
des  Sammael  (Eisenm.  II.  416).  —  V.  23  f.  Das  Lemekhlied,  ange- 
knüpft durch  1  consc. :  da  sc.  als  diese  Fertigkeiten  schon  erfunden  u. 
manches  andere  geschehen  war,  sprach  L,  zu  seinen  Weibern.  Es 
besteht  aus  3  zweizeiligen  Versen,  u.  ist  ein  vollständiges  kleines  Lied, 
vom  Erzähler  nicht  gedichtet,  sondern  mit  diesen  Sagen  selbst  ihm 
überliefert,  ein  Lied,  worin  der  alte  Held,  im  Vollgefühl  seiner  Kraft 
u.  seiner  Mittel,  seinen  wilden  Muth  u.  die  siebenundsiebzigfältige 
Rache,  mit  der  er  Beleidigungen  zurückgibt,  verherrlicht  Dass  Lemekh 
selbst  die  Waffen  erfunden  habe  (Bud.  136  f.),  ist  aus  dem  Lied  so 
wenig  herauszulesen,  als  ihre  Erfindung  durch  Tubal.  Zu  den  2  ersten 
Zeilen  vgl.  Jes.  28,  23.  32,  9.  mi\  Ges.  46  A.  3;  König  Lehrg.  L 
289.  •*»]  wohl  nicht  recitativ,  sondern  entweder  begründend  (für  die 
Aufforderung  zur  Aufmerksamkeit)  oder  geradezu  "^s  affirm.,  wie  Ex. 
4,  25  u.  s. :  ja  einen  Mann  mordete  (morde)  ich  oh  meiner  Wunde, 
u.  einen  Jüngling  (Knaben)  ob  meiner  Strieme,  d.  h.  er  rühmt  sich, 
eine  blosse  Wunde  oder  Strieme,  ihm  beigebracht,  mit  Mord  eines 
Mannes  oder  Knaben  vergolten  zu  haben  oder  zu  vergelten  (Herder 
u.  fast  alle  Neueren).  Das  Prf.  drückt  nicht  den  Vorsatz  aus,  auch 
nicht  die  blosse  Gewissheit  (Ke.),  sondern  die  vollzogene  That,  die  er 
aber,  in  ähnlichem  Falle,  zu  wiederholen  nicht  zögern  will.  Die  Be- 
rufung (Budde's  133)  auf  Ew.  135<^  u.  Ges.^^  126,  4  kann  nicht  das 
Gegentheil  beweisen:  weder  Vorsalz,  noch  blosse  Möglichkeit  wird  so 
durch  Prf.  ausgedrückt.  Wunde  u.  Strieme  sind  Beispiele  erlittener 
Beleidigungen.  Zu  \,  den  Anlass  einführend,  s.  Ew.  217^;  LXX:  slg 
tQccviia  i(Aol,  slg  fioiXcma  ifwi]  ebenso  Vulg.  Luth.  a.,  ähnlich  Onk.; 
damit  würde  Lemekh  vom  Morde  abmahnen,  bussfertigen  Sinn  zeigen, 
aber  wie  passte  dazu  die  Begründung  V.  24!  (Ober  den  Midrasch, 
dass  der  von  Lemekh  ermordete  w"»  Kain  u.  der  "^^^  Tubal-Kain  ge- 
Wesen  sei,  s.  Hier.  ep.  ad  Damas.  125;  Christi.  Adamb.  S.  85;  Rai. 
Fabric.  Cod.  Ps.  V.  T.  L  121.  Die  älteren  Monographien  über  die 
St.  s.  bei  Schum.  p.  97f.).  —  V.  24.  Denn  siebenfach  wird  (zwwr) 
Ifain  gerächt,  aber  Lemekh  sieben-  u.  siebzigfach,  nicht:  70fach  u. 
das  7mal  (Kmph.  Böhm.,  s.  Ew.  269^;  JB.  XI.  198).  So  nach  der 
mass.,  auf  V.  15  beruhenden  Punktation;  ohne  Bücksicht  darauf  würde 


104  Gen.  4,  24.  25. 

man  eher  b^?  nimmt  Rache  {Bud.  Kuen,)  verstehen.  Unrichtig  Budde 
184:  „wenn  (wo)  K.  7 fach  rächen  könnte,  so  (da)  L.  7 7 fach";  ver- 
geblich ist  auch  sein  Versuch,  den  Lemekh  von  der  Mordlust  zu  ent- 
lasten. Das  Impf,  tip^  drückt  einfach  die  Gewohnheit  (in  Gegenwart 
oder  Vergangenheit)  aus  u.  setzt  nicht  nothwendig  Gleichzeitigkeit  des 
K.  u.  L.  voraus.  —  Lemekh  fühlt  sich  dem  Ahnherrn  Kain  weit  über- 
legen ;  er  braucht  nicht,  wie  dieser,  von  Gott  Schutz  zu  erflehen ;  mit 
seinen  Waffen  u.  ohne  Scheu,  für  eine  Kleinigkeit  einen  Menschen  todt- 
zuschlagen,  schafll;  er  sich  seinen  Schutz  selbst,  u.  hat  eine  Unver- 
letzlichkeit, eilfroal  grösser  als  die  Kain's.  Die  wilde  Blutrache  u. 
Mordlust,  welcher  V.  15  ein  Damm  entgegengestellt  werden  sollte,  ist 
am  Ende  dieser  Kainitischen  Geschlechtsreihe  voll  entwickelt:  gegen 
Lemekh  war  Kain  nur  ein  Anfänger.  (Über  die  verkehrte  Auslegung 
der  Stelle  im  Trg.  Onk.  u.  Jon,  s.  Mercer.  u.  Schum.) 

V.  25  f.  Anfang  der  Sethitengenealogie  des  C.  (s.  S.  90),  welcher 
trotz  seiner  wesentlichen  Obereinstimmung  mit  dem  entsprechenden 
Stück  des  A  in  Gp.  5  von  R  hier  stehen  gelassen  wurde,  weil  darin 
einige  bei  A  nicht  zu  lesende,  aber  bemerkenswerthe  Notizen  vorkommen 
(wie  aus  gleichem  Grund  auch  5,  29  daraus  aufbehalten  veurde).  Dass 
diese  Genealogie  des  C  auch  lOgliedrig  war  (vne  die  des  A),  wird 
daraus  wahrscheinlich,  dass  gerade  die  3  (über  die  Kainliste  über- 
schüssigen) Namen  §eth  Eno§  Noah  darin  enthalten  waren.  Dass  die 
Sethlinie  als  neben  der  Kainlinie  hergehend  angesehen  werden  soU,  ist 
V.  25  ausdrücklich  bemerkt,  ebenso  ist  durch  26^  angedeutet,  dass 
sie  in  einem  sittlich-religiösen  Gegensatz  gegen  die  andere  gedacht  ist, 
entsprechend  dem  Gegensatz  u.  Kampf  zwischen  der  Richtung  auf  das 
Gute  u.  das  Böse,  welcher  sich  durch  die  ganze  Menschengeschichte 
hinzieht.  Im  übrigen  aber  zeigt  sich  hier  deutlicher  als  sonstwo  die 
Zusammensetzung  der  Gen.  aus  verschiedenen  Schriften,  denn  ein  u. 
derselbe  Vrf.  hatte  nicht  V.  25  u.  5,  3  ff.,  26  u.  5,  6  ff.  in  dieser  Weise 
neben  einander  hingestellt  —  V.  25.  07«]  ohne  Artikel  (s.  3,  17) 
könnte  von  R  aus  dt«»  zur  Gonformation  mit  Cp.  5  hergestellt  sein 
(Bud,  135),  lässt  sich  aber  auch  als  vom  Vrf.  selbst  stammend  er- 
klären, sofern  von  da  an,  wo  ausser  ß^Kn  andere  Menschen  u.  Männer 
(V.  Iff.)  da  sind,  btk  (für  den  ersten  Mann)  nothwendig  in  ein  n.pr. 
übergehen  musste.  ri'^i]  s.  V.  1.  -ny]  fehlt  in  LXX;  dagegen  haben 
LXX  nachher  ^t^^Ji,  was  im  Hbr.  fehlt.  Das  Weib  nennt  den  Sohn 
§eth  (d.  i.  Satz,  Setzling),  denn  gesetzt  hat  mir  Gott  einen  andern 
Samen  statt  Abets,  weil  Kain  ihn  gemordet^  sc.  sagte  sie  (wie  41, 
51  f.),  d.  h.  zum  Ersatz  für  Abel  mir  einen  andern  Sohn  gegeben. 
>  i3^n  -«s]  nicht  Worte  des  Ref.  {Bud.  155),  als  welche  sie  ganz 
müssig  wären,  sondern  des  Weibes,  -^^i«  Tn]  unanstössig  (gegen  Bud. 
155  f.),  u.  statt  '«  •)?  darum  gewählt,  weil  es  der  Redenden  nicht  auf 
den  Sohn  allein,  sondern  auf  die  ganze  durch  ihn  ermöglichte  Nach- 
kommenschaft ankommt.  Über  die  Worte  iw  u.  i'^p — ^n«,  welche  V. 
1 — 16  voraussetzen,  s.  oben  S.  90.  tt^rhrn]  im  Munde  der  Eva,  die 
V.  1  nim  gesagt  hat,  fällt  auf.  Die  Schwierigkeit  würde  schwinden, 
wenn  V.  1  urspr.   o-^rA»   gestanden   hätte,   wie  LXX   haben.     Sonst 


Gen.  4,  25.  26.  105 

mflsste  man  annehmen,  dass  R  oder  sonst  jemand  hier  Ti^^m  in  v^rh» 
geändert  hätte,  um  einen  vermeintlichen  (nicht  wirklichen)  Widerspruch 
mit  26^  wegzuschaffen.  Die  Auskunft,  dass  im  Sinne  der  Eva  hier 
die  Vorstellung  der  Schöpfermacht  Gottes  überwiege  {Del%  ist  unzu- 
länglich, da  Jahve  bei  C  auch  der  Schöpfer  ist.  —  V.  26.  »in  oa] 
V.  22;  s.  Ges.  135,  2^;  fehlt  in  LXX.  viaKJ  ist  zwar  auch  nur  Mensch, 
wie  b^K,  aber  mit  dem  Nebenbegriff  des  schwachen,  hinfMligen,  der 
durch  sich  selbst  auf  seinen  Gegensatz  Gott  hinweist  Als  hätte  man 
damals  erst  es  „mit  dem  Unterschied  von  Mensch  u.  Gott  strenger  zu 
nehmen  gelernt'^  (Ew.  JB.  VL  18;  Böhm.  Del.),  heisst  es  hier:  damalSy 
zur  Zeit  des  £no§  (oder  schon  seiner  Geburt  ?)  fieng  man  an,  mit  dem 
Namen  Jahve's  zu  rufen  d.  h.  nicht  blos:  denselben  zu  nennen  oder 
zu  gebrauchen,  auch  nicht ;  sich  nach  J.  zu  benennen  {Cler,  Ilg,),  son- 
dern ihn  anzurufen  d.  h.  Jahve  zu  verehren.  „Der  Ausdruck  geht 
eigentlich  auf  das  Gebet  zu  J.'*  (möglicherweise  auch  auf  die  Verkün- 
digung seines  Namens  Jes.  12,  4;  Luth.:  zu  predigen  von  des  Herrn 
Namen),  „wird  aber  dann  auch  von  der  Jahveverehrung  im  ganzen  ge- 
braucht ($eph.  3,  9;  Jer.  10,  25),  diese  abo  nach  einem  ihrer  Haupt- 
stücke bezeichnet''  (ifn.).  Das  Gottesbewusstsein  des  Menschen  wird 
als  von  Anfang  an  vorhanden  vorausgesetzt  (s.  2,  16),  aber  die  feier- 
liche, ffottesdiensüiche  Verehrung  muss  ii^endwann  einmal  begonnen 
haben  (vgl.  Nachweisungen  dessen  sogar  in  der  phönik.  Sage  Eus.  pr. 
ev.  1, 10,  5  ff.),  u.  wenn  man  vergleicht,  wie  12,  8.  13,  4.  21,  33. 
26,  25  (s.  auch  9,  26)  dieselbe  Formel  wiederkehrt,  so  kann  man  nicht 
blos  über  ihre  Bedeutung  nicht  mehr  zweifeln,  sondern  erkennt  auch, 
dass  von  der  wahren  Religion,  deren  Fortpflanzung  in  der  Linie  §eth's, 
Sem's,  Abrahams  weiterhin  nachgewiesen  wird,  hier  die  ersten  Anfänge 
aufgezeigt  werden  sollen.  Dem  Vrf.  knüpft  sich  aber  der  Begriff  der 
wahren  Religion  an  den  Namen  Jahve,  daher  diese  seine  Formel;  die 
feinere  Unterscheidung  zwischen  Wesen  u.  Namen,  Sache  u.  Ausdruck, 
die  Ex.  3,  13  ff.  6,  3  vorliegt,  wird  von  ihm  nicht  gemacht.  Mit  G^ 
der  immer  u.  von  Anfang  an  Jahve  f&r  Gott  schreibt,  stimmt  das  sehr 
wohl,  dass  schon  im  3.  Menschengeschlecht  die  gottesdienstliche  Jahve- 
verehrung beginnt  (gegen  Kuen.  XVUI.  152  f.,  welcher  seinem  J^  alle 
u.  iede  Reflexion  über  den  Ursprung  des  Jahvedienstes  aberkennen 
will);  weniger  stimmt  es  anscheinend  mit  V.  3 — 5,  wo  schon  Kain 
u.  Abel  opfern.  Aber  der  damalige  Anfang  war  nur  ein  isolirtes  Vor- 
spiel, ohne  Fortgang,  u.  der  eigentliche  Zweck  des  26^  liegt  vielmehr 
darin,  anzugeben,  dass  u.  wann  in  dem  ^»k  y^v  der  (von  da  an  im 
erwählten  Geschlecht  fortgepflanzte)  Jahvedienst  ins  Leben  getreten  sei 
(s.  auch  Rie.  HWB.  1467;  StIQ*.  1885  S.  771).  Im  dritten  Geschlecht 
geschah  es,  wie  im  dritten  der  Kainlinie  die  weltliche  Bildung  einen 
Schritt  vorwärts  machte.  Die  Juden  freilich  {TgOtik,  u.  Jon.,  Rai.  a.) 
suchten  dem  V^iderspruch  mit  V.  1 — 4  zu  entgehen,  indem  sie  ver- 
kehrt genug  ^rvfn  als  wurde  entweiht  (vgl.  Hiph.  Ez.  39,  7)  deuteten, 
also  die  Entweihung  des  hl.  Namens,  sowie  die  Entstehung  des  Götzen- 
dienstes aus  d.  St.  herauslasen.  Übrigens  ist  wohl  möglich,  dass  die 
urspr.  Lesart  war  hm  (nt  =)  t  (nach  LXX  Vulg.  BJub.),  u.  hnm  tk 


106  Gen.  5. 

(schon  bei  Äq.  u.  Sym,,  aber  in  der  Bedeutung  &^rji)  mit  jener  Auffassung 
des  Targ.  zusammenhängt 


4.  Die  Geschlechter  der  Menschen   von  Adam   bis  Noah  in 

der  Linie  §eth's,  Gap.  5;  aus  A  (ausgen.  V.  29). 

1.  In  Form  eines  Stammbaums  von  10  Geschlechtem  wird  hier 
die  Entwicklung  der  Menschheit  von  Adam  bis  Noab  kurz  berichtet, 
u.  dadurch  von  der  Schöpfung  auf  das  nächste  Hauptereigniss,  die  Fluth, 
hinübergeleitet  Mit  Ausnahme  von  22 — 24,  wo  er  etwas  farbiger 
wird,  enthält  der  Bericht  nur  eine  dürre  Reihe  von  Namen  u.  Zahlen. 
Von  jedem  der  9  ersten  Väter  macht  der  Vrf.  immer  den  Erstgebornen 
namhaft,  gibt  an,  in  welchem  Lebensjahr  er  ihn  gezeugt,  wie  viele 
Jahre  er  darnach  u.  wie  viele  im  ganzen  gelebt  habe,  bemerkt  aber  auch 
bei  jedem,  dass  er  ausser  dem  Erstgebornen  Söhne  u.  Töchter  gezeugt 
habe.  Beim  letzten  Glied  der  Reihe  (V.  32)  wird  mit  der  Angabe 
des  Jahres  der  Zeugung  abgebrochen,  weil  an  andern  Stellen  (7,  11. 
9,  28)  das  Übrige  nachgebracht  werden  soll.  Erreicht  wird  mit  dieser 
Darstellung  zweierlei,  einmal  eine  Vorstellung  zu  geben  von  der  all- 
mähligen  Zunahme  der  Bevölkerung  der  Erde,  sodann  die  Dauer  dieser 
ersten  Periode  zu  bestimmen.  Rechnet  man  nämlich  die  Zahlen  der 
Lebensjahre  der  einzelnen,  welche  bis  zur  Zeugung  ihrer  Erstgebornen 
verflossen  sind,  zusammen,  so  ergeben  sich  bis  zum  500.  Jahre  Noah's 
1556  u.  (7,  11)  bis  zum  Beginn  der  Fluth  1656  Jahre.  Auch  noch 
eine  dritte  Absicht  ist  bei  dieser  Darstellung  unverkennbar.  Die  Zahlen 
der  Gesammtlebensjahre  der  Einzelnen,  obwohl  für  die  fortlaufende 
Chronologie  ohne  Bedeutung,  sind  doch  geflissentlich  angemerkt,  um 
von  der  Langlebigkeit  dieser  ältesten  Menschen  eine  Vorstellung  zu 
geben  (s.  weiter  Cp.  11,  femer  25,  7.  35,  28.  47,  28,  sammt  der 
Äusserung  Jacobs  47,  9).  Dagegen  anderweitiges  über  diese  Väter, 
von  denen  man  einst  wohl  noch  mehr  zu  erzählen  hatte,  zu  berichten, 
hat  nicht  in  des  Vrf.  Absicht  gelegen;  nur  bei  Qanokh  macht  er  eine 
Ausnahme.  —  Dass  diese  Genealogie  von  einem  andern  Vrf.  stammt, 
als  die  im  Cp.  4,  lehrt  schon  die  zu  Cp.  4  besprochene  Differenz 
zwischen  beiden.  Dass  aber  kein  anderer  als  A  der  Vrf.  ist,  ergibt 
sich,  abgesehen  vom  Gottesnamen  Elohim,  aus  der  Rückbeziehung  von 

5,  1 — 3  auf  1,  26 — 28,  aus  der  Sorgfalt  för  Herstellung  einer  Chro- 
nologie, aus  der  umständlichen  u.  formelhaften  Darstellung,  aus  den 
gebrauchten  Ausdrücken,  nam.  ni-r^sSp  1,  nn^an  u.  dV»  1.  3,  "a)??^  '^?; 
2,  i^V-in  3  ff.,  wandeln  mit  Gott  22.  24  vgl.  6,  9.  Nirgends  auch  ist 
hier  auf  Fortschritte  in  Erfindungen  u.  Künsten  (wie  Cp.  4),  nirgends 
auf  die  Entwicklung  der  Sünde  Rücksicht  genommen,  wie  denn  (s.  S. 
34)  diesem  Erzähler  das  erste  Weltalter  noch  eine  Zeit  höherer  Ruhe 
u.  ursprünglicher  Vollkommenheit  ist,  in  welche  erst  gegen  das  Ende 
hin  (6,  9fl'.)  das  Verderben  eindringt,  so  dass  auch  die  Angabe  über 
Hanokh's  Frömmigkeit  bei  ihm  sich  leichter  erklärt  Nur  V.  29  ist 
erst  von  R  aus  C  eingeschaltet  (s.  d.). 


Gen.  5.  107 

2.  Ohne  Zweifel  versteht  der  Vrf.  unter  den  10  Vätern  wirkliche 
Personen,  u.  unter  ihren  Jahren  wirkliche  Lebensjahre.  Zwar  sind 
so  hohe  Lebensalter  erfahrungsmässig  nicht  nachweisbar,  u.  ist  es 
physiologisch  hinlänglich  festgestellt,  „dass  es  dem  menschl.  Körper  bei 
einer  von  der  gegenwärtigen  nicht  ganz  verschiedenen  Organisation  un- 
möglich ist,  ein  Aller  von  200  Jahren  zu  übersteigen,  geschweige  eines 
von  900  zu  erreichen"  {Tuch;  zB.  Valentin  Lehrb.  der  PhysioL  II. 
894;  Prichard  Naturgesch.  des  Mensch.Geschl.  1.  155 ff.),  u.  haben 
darum  die  Apologeten  von  jeher  (schon  Jos.  ant.  1,  3,  9)  auf  die  noch 
stärkere  Lebenskraft  der  ersten  Lebewesen  u.  die  zweckentsprechendere 
Nahrung  u.  Lebensweise  der  Menschen  jener  Zeit  sich  berufen,  ja  sogar 
von  den  jetzigen  sehr  verschiedene  klimatische  Verhältnisse  der  Erde 
(deren  aber  die  Bibel  nirgends  Erwähnung  thut)  postuliren  zu  dürfen 
geglaubt  {KurtZf  Lange,  Ke.  u.  a.).  Allein  daraus,  dass  wir  jetzt  auf 
Grund  der  genaueren  Erfahrungswissenschaften  an  diesen  Zahlen  An- 
stoss  nehmen  müssen,  folgt  noch  nicht,  dass  sie  auch  für  den  Vrf. 
etwas  Anstössiges  hatten.  Man  hat  auch  andere  Wege  eingeschlagen, 
um  aus  dem  Berichte  diesen  Anstoss  zu  entfernen,  aber  der  Text  ver- 
trägt sie  nicht.  So  ist  zB.  die  Deutung  der  10  Namen  auf  10  Stämme 
oder  Völker,  u.  ihrer  Lebenszeit  auf  die  Dauer  dieser  Stämme  {Gatter er 
Weltgesch.  1.  9  ff.;  Enkelmann  in  Henkels  Museum  IL  565  ff.)  oder 
Dynastien  {TPCrawford  the  patriarchal  dynasties  etc.  Richmond  1878) 
darum  ganz  unzulässig,  weil  das  Zeugen  eines  Erstgebornen  u.  dann 
noch  weiterer  Söhne  u.  Töchter  oder  die  Hinwegnahme  ohne  Tod  (V.  24) 
nur  von  Individuen,  nicht  von  Stämmen  oder  Herrschaften  ausgesagt 
werden  kann.  Ebenso  ist  die  Auskunft  von  Rosenm,  ad  Gen.  5,  5,  vgl. 
Friedreich  zur  Bibel  L  171  f.,  wornach  diese  Tafel  nur  der  zusammen- 
geschrumpfte Rest  einer  längeren  Genealogie  mit  viel  mehreren  Glie- 
dern u.  ihre  hohen  Zahlen  nur  die  übrig  gebliebenen  Summen  der 
Lebenszeit  dieser  längern  Reihen  wären,  mit  der  Darstellung  des  Vrf. 
unvereinbar;  man  müsste  wenigstens  zugeben,  dass  er  etwas  anderes 
aus  diesen  Genealogien  gemacht  hat,  als  sie  ursprünglich  waren.  Völlig 
grundlos  ist  endlich  die  Meinung,  ^jv  bezeichne  bei  den  Patriarchen 
kleinere  Zeiträume,  näml.  bis  auf  Abraham  3,  von  da  bis  Josef  8,  u. 
erst  nach  Josef  12  Monate  {Hensler  Bemerk,  über  Psalm,  u.  Genes. 
280  ff.),  oder  von  Adam  bis  Noab  1,  von  Sem  bis  Serag  2,  von  Nabor 
bis  Teralji  4  u.  von  Abraham  bis  Amram  6  Monate  {Rask  in  lllgen^s 
Zeitschr.  f.  bist.  TheoL  1836  S.  19  ff.)  oder  60tägige  kald.  Sossen 
{Lesueur  in  Revue  Arch^ol.  1858;  Chronologie  des  rois  d'Egypte  p. 
300 ff.).  „Denn  rri»  bedeutet  im  AT.  immer  nur  den  Jahreskreis,  u. 
ein  kürzeres  Jahr  als  die  Jahreszeitenperiode  haben  die  Hebräer  nie 
gehabt",  so  wenig  als  andere  alte  Völker,  denn  die  angeblichen  Jahre 
von  einem  oder  mehreren  Monaten,  welche  Ägypter  u.  andere  gehabt 
haben  sollen,  sind  nur  von  Späteren  erfunden,  um  die  Schwierigkeiten 
der  mythischen  Geschichte  zu  heben,  s.  Ideler  Ghronol.  I.  93  ff. ;  Tuch 
101  ff.;  „auch  hätten  bei  dieser  Annahme  manche  Patriarchen  schon 
in  einem  Alter,  wo  sie  dazu  noch  nicht  fähig  waren,  Rinder  erzeugen 
müssen   (s.  weiter    dagegen   Kanne  bibl.  Untersuch.  I.  2  ff.,  Bredow 


108  Gen.  5. 

Untersuch,  u.  alte  Gesch.  u.  Geogr.  I.  9ff.)^'  Kh.  Allen  solchen  Aus- 
deutungen gegenüber  ist  daran  festzuhalten,  dass  der  Vrf.  wirklich 
diesen  ältesten  Menschen  solche  hohe  Lebensalter  zuschrieb,  „in  Über- 
einstimmung mit  der  Vorstellung,  dass  die  Menschen  in  der  glücklichen 
Ur-  u.  Vorzeit  iSnger  gelebt  haben,  allmählig  aber  immer  schwächer 
u.  kurzlebiger  geworden  seien  (6,  3).  Nach  dem  AT.  wurde  man  bei 
den  Hebräern  in  der  geschichtl.  Zeit  70—80  Jahre  alt  (Ps.  90,  10); 
in  der  mosaischen  u.  patriarchal.  Zeit  erreichte  man  (Gen.  25,  7.  35, 
28.  47,  28.  50,  26;  Ex.  6,  16.  18.  20;  Num.  83,  39;  Dt.  34,  7; 
Jos.  24,  29)  ein  Alter  zwischen  100  u.  200  Jahren;  für  die  Zeit  vor 
Abraham  u.  nach  Noab  halten  sich  die  Altersangaben  mit  6iner  Aus- 
nahme zwischen  200 — 600  Jahren  (11,  10 — 32),  u.  für  diejenige 
von  Adam  bis  Noa^  gleichfalls  mit  ^iner  Ausnahme  zwischen  700  u. 
1000  Jahren.  Nach  hehr.  Glauben  hat  also  die  Lebensdauer  im  Laufe 
der  Zeiten  abgenommen;  daher  die  Hoffnung  auf  Wiederherstellung 
hohen  Lebensalters  in  der  messian.  Zeit  (Jes.  65,  20.  25,  8),  nach 
dem  Grundsatz  Prov.  10,  27.  Auch  das  übrige  Alterthum  nahm  für 
die  ältesten  Zeiten  eine  höhere  Lebensdauer  an;  Josephus  (Ant.  1,  3,  9) 
nennt  Manetho,  Berosus,  Mochus,  Hestiaeus,  Hieronymus,  Hesiodus, 
Hecataeus,  Hellanicus,  Acusilaus,  Ephorus  u.  Nicolaus,  welche  ähnliches 
wie  die  Genesis  berichteten.  Hamza  annal.  p.  13  führt  in  der  ersten 
persischen  Dynastie  3  Begierungszeiten  von  500,  746  u.  1000  Jahren 
an,  u.  die  Arkadier  gaben  an,  apud  se  reges  antiquos  aliquot  ad  800 
vixisse  annos  (Gensorin.  17,  3)'^,  jfiTn.  Kann  nun  aber  diesen  Zahlen 
der  Natur  der  Sache  nach  eine  eigentlich  geschichtl  Bedeutung  nicht 
zuerkannt  werden,  u.  sind  sie,  soweit  sie  chronol.  Bedeutung  haben, 
nur  als  ein  Versuch  des  Vrf.  anzusehen,  nach  irgend  welchen  Daten 
(s.  Nr.  4)  die  Dauer  der  Menschenzeit  bis  zur  Fluth  zu  bestimmen,  so 
dürfen  sie  billiger  Weise  auch  nur  als  ein  solcher  beurtheilt  werden. 
Andere  Völker  haben  andere  Berechnungen  aufgestellt,  theils  völlig 
phantastich  vermittelst  eines  wilden  Zahlenspiels  (wie  die  Inder),  theils 
auf  Grund  astronomischer  Berechnungen  (wie  die  Babylonier  u.  Ägypter; 
vgl.  auch  über  die  Phöniken  Jos.  ant  1,  3,  9):  verglichen  mit  den 
maasslosen  Zahlen  dieser  Systeme  zeichnet  den  Versuch  dieses  Vrf. 
wieder  der  maassvolle,  nüchterne  Sinn  aus,  der  auch  seine  Schöpfiings- 
darstellung  durchdringt 

3.  Dass  der  Vrf.  die  Stoffe  seiner  Darstellung  nicht  erfunden,  son- 
dern aus  mündl.  oder  schrifll.  Überlieferung  aufgenommen  hat,  ist  selbst- 
verständlich. Für  die  meisten  der  Namen  bewährt  sich  das  schon  aus 
4,  17  ff.,  wo  dieselben  wieder  vorkommen.  Mit  Einordnung  dieser  Stoffe 
in  eine  lOgliedrige  genealogische  Beihe,  worin  (S.  104)  wahrschein- 
lich der  Vrf.  von  4,  25  f.  mit  ihm  zusammenstimmt,  folgt  er  wohl 
ebenso  (S.  88)  einer  alten  Übung,  wie  der  Vrf.  der  Kainreihe  mit  ihren 
7  Gliedern.  Im  Grunde  gibt  sich  die  lOgliedrige  Reihe  als  aus  der 
7gliedrigen  durch  die  Hinzufügung  des  Noal)  (des  Mannes  der  Fluth) 
am  Ende,  u.  des  §eth,  Eno§  am  Anfang  erweitert:  Adam  §eth,  EnöS 
K^nän  (d.  h.  Mensch  u.  Sprössling)  ist  nur  die  Verdopplung  des  Adam 
l^ain  der  andern  Reihe,    In  so  weit  kann   man  die  letztere  für  ur* 


Gen.  5.  109 

sprünglicher,  als  die  erstere  halten.  Ob  das  auch  auf  die  Namen  selbst 
u.  ihre  Ordnungsfoige  zutreffe  {Bud,  98  ff.),  lässt  sich  nicht  ausmachen. 
Freilich  sind  die  Namen  hvVpnti  (Preis  Gottes),  '^'^  (Herabkunft,  Nie- 
dergang), nVvinä  (Mann  des  Geschosses)  hebrSisch  durchsichtiger,  als 
die  entsprechenden  der  Kainreihe;  aber  die  Möglichkeit,  dass  diese 
letztern  aus  den  erstem  absichtlich  geSndert  seien  (s.  S.  87),  ist  nicht 
ausgeschlossen,  zumal  da  über  die  Function  dieser  Namen  im  System 
weder  4,  18,  noch  in  Cp.  5  etwas  mitgetheilt  ist.  Versuche  dazu, 
diese  Function  zu  ergründen,  sind  wohl  schon  gemacht,  zB.  von  BöUcher 
ÄL.  5,  welcher  wenigstens  bei  Mahalalel  vielleicht  richtig  an  den  An- 
fang der  Gottesverehrung  (vgl.  4,  26)  denkt,  u.  von  Ew.G^  I.  383, 
welcher  Glanz-  oder  Sonnengott,  Gott  der  Niederung  oder  des  Wassers, 
Waffen-  oder  Kriegsgott  u.  (bei  Hanokh)  Gott  des  Neujahrs  vermuthete. 
Aber  diesen  Vermuthungen  können  mit  ebensoviel  Recht  andere  ent- 
gegengesetzt werden  (s.  Bäthg,  Beitr.  148  ff.).  Nur  von  iäanokh  ist 
aus  der  Zahl  seiner  Lebensjahre  sicher,  dass  er  mit  dem  Sonnenjahr 
von  365  Tagen  in  irgend  welche  Beziehung  gebracht  war.  Auch  die 
Namen  der  10  vorsintfluthlichen  Herrscher  der  bab.  Sage,  die  an  Zahl 
und  Stellung  den  10  Urvätern  der  Bibel  so  ahnlich  scheinen,  sind  weder 
ihrer  Bedeutung  nach  bis  jetzt  erklärt  (trotz  Lenormanl's  wiederholter 
Versuche  in  Gomm.  de  B^rose  235 ff.;  la  langue  prim.  de  la  Chaldee 
342ff.;  zuletzt  in  Orig.^  I.  232i — 266,  wo  er  meint,  dass  die  10  Namen 
10  Zeichen  des  Thierkreises  entsprochen  haben,  aber  warum  dann  nur 
10?),  noch  sind  sie  überhaupt  zur  Vergleichuog  geeignet,  wenn  die 
hbr.  lOgliedrige  Liste  erst  aus  der  7gliedrigen  erweitert  ist;  nicht 
einmal  dass  die  Aufstellung  einer  zehngliedrigen  Liste  (s.  S.  88)  die 
Bekanntschaft  mit  den  10  babyl.  Herrschern  zu  ihrer  nothwendigen 
Voraussetzung  habe  {E%ien,  XVni.  165),  kann  mit  Recht  behauptet  wer- 
den. Neuerdings  suchte  Budde  100  ff.  zu  beweisen,  dass  nach  der 
Absicht  des  Vrf.  von  Gp.  5  die  10  Urväter  in  2  Hälften  zerfallen,  von 
denen  die  erste  als  gut  u.  Gott  gehorsam,  die  zweite  von  Jered  (iVte- 
dergang  DL  28,  43.  Thr.  1,  9)  an  (mit  Ausnahme  des  Qanokh  u. 
Noa^)  als  dem  sündlichen  Verderben  verfallen  gelten  sollten,  u.  dass 
zu  diesem  Zweck  MethuSael  in  MethuSela^,  ^Iräd  in  Jered  umgewandelt, 
Qanokh  aber  u.  Me^ijael  umstellt  worden  seien,  damit  Qanokh  als  leuch- 
tende Ausnahme  unter  den  Sündern  stehe  u.  die  bevorzugte  7.  Stelle 
einnehme.  Aber  auch  diese  Gonstruction  ist  mehr  scharfsinnig  als  bei- 
fallswürdig. Zunächst  die  Umänderung  des  Mebijael  (nach  Bud,  ein 
Name  guter  Bedeutung,  s.  4, 18)  in  Mahalalel  ist  damit  niclit  begründet. 
Sodann  ist  es  wohl  richtig,  dass  nach  A  (6,  9 — 12)  in  das  (Gp.  5 
verzeichnete)  Menschengeschlecht  das  sündliche  Verderben  schliesslich 
eindrang,  aber  dass  es  auch  die  Häupter  erfasste,  ist  damit  noch  nicht 
gesagt,  u.  dass  es  gerade  mit  Jered  begann,  wird  nur  aus  einer  bloss 
möglichen  Bedeutung  des  Namens  erschlossen,  vom  Vrf.  selbst  aber,  der 
von  allen  Vätern  (ausser  Qanokh)  die  gleichen  Formeln  gebraucht, 
nicht  einmal  angedeutet;  im  Gegen theil  sind  gerade  Jered  u.  MethuS. 
durch  das  höchste  Lebensalter  vor  allen  andern  Vätern  ausgezeichnet, 
wenigstens   im    mass.  Text;  folgt  man   aber  {Bud>)  den  Zahlen  des 


110 


Gen.  5. 


Sam,j  so  ergibt  sich  aus  diesen  der  Gedanke  eines  stetigen  Sinkens 
schon  von  §eth  an,  wogegen  der  Tod  Jered's,  MethuSelah's  u.  Lemekh's 
im  Jahr  der  Fiuth  noch  nicht  nothwendig  Tod  in  der  Fiuth  besagt 
u.  im  übrigen  nur  die  Folge  des  zu  Grund  gelegten  chronoL  Systems  ist. 
4.  Was  nämlich  das  in  der  Genealogie  durchgeführte  chronolog. 
System  betrifllt,  so  sind  von  den  Jahreszahlen  sowohl  des  Gesammt- 
lebens  als  des  Zeugungsjahres  der  einzelnen  Urvater  nur  wenige  noch 
als  runde  oder  cyclische  Zahlen  (wie  800,  300,  100,  500)  erkenn- 
bar, die  meisten  sind  bestimmte  u.  geschichtlich  lautende.  Dass  sie 
gleichwohl  nach  bestimmten  Grundannahmen  berechnet  sind,  ist  kaum 
zu  bezweifeln,  (vgl.  ausser  den  365  des  Hanokh  auch,  wie  MethuS. 
gerade  im  Jahr  der  Fiuth  stirbt),  aber  das  zu  Grund  liegende  Princip 
der  Berechnung  ist  bis  jetzt  nicht  gefunden.  Das  Problem  ist  um  so 
schwieriger,  weil  in  diesen  Zahlen  die  ältesten  kritischen  Zeugen,  der 
hbr.,  samar.  u.  LXX-Tcxt  stark  von  einander  abweichen,  wie  die  folgende 
Tafel  zeigt 


Hebr. 

Sam. 

Septuag.     1 

Adam  .... 

130 

800 

930 

130 

800 

930 

230 

700 

930 

Seih  .  .  .  . 

105 

807 

912 

105 

807 

912 

205 

707 

912 

Enos  .... 

90 

815 

905 

90 

815 

905 

190 

715 

905 

KeoaD  .... 

70 

840 

910 

70 

840 

910 

170 

740 

910 

Mahalalel  .  .  . 

65 

830 

895 

65 

830 

895 

165 

730 

895 

Jered  .  .  ,  . 

162 

800 

962 

62 

785 

847 

162 

800 

962 

Hanokh  .  .  . 

65 

300 

365 

65 

300 

365 

165 

200 

365 

Methusalah  .  . 

187 

782 

969 

67 

653 

720 

167 

802 

969 

Lemekh  .  .  . 

182 

595 

777 

53 

600 

653 

188 

565 

753 

Noah  .  .  .  . 

500 

500 

500 

bis  zur  Fiuth   . 

100 

(950) 

100 

(950) 

100 

(950) 

Summa 

1656 

1307 

2242 

1 

Hienach  sind  in  dem  (noch  nicht  hexaplarisch  verbesserten)  LXX- 
Text  zwar  die  Jahre  des  Gesammtlebens  der  Väter  dieselben  wie  im 
Hebr.,  mit  Ausnahme  derer  des  Lemekh.  Dagegen  setzen  sie  das  Zeu- 
gungsjahr regelmässig  100  Jahre  später  an,  mit  Ausnahme  theüs  von 
Jered  u.  Noah,  wo  sie  mit  dem  Hebr.  stimmen,  theils  von  MethuS. 
u.  Lemekh,  für  die  sie  167  statt  187  und  188  statt  182  haben,  u. 
gewinnen  dadurch  nicht  blos  eine  Verlängerung  des  Zeitraums  zwischen 
Adam  u.  der  Fiuth  auf  2242  (gegen  1656  des  Hbr.),  sondern  auch 
eine  grössere  Gleichmässigkeit  in  Ansetzung  des  Zeugungsjahres,  während 
im  Hbr.  die  hohen  Zahlen  162,  187,  182  bei  Jered,  Meth.  u.  Lemekh 
gegenüber  von  denen  ihrer  Vorgänger  seltsam  abstechen.  Die  ab- 
weichende Zahl  167  bei  MethuS.  lässt  sich  indess  in  Verbindung  mit 
802  u.  969  qicht  halten,  weil  sonst  Meth.  nach  der  Fiuth  gestorben 
sein  müsste  {Hier,  quae.),  war  aber  auch  schon  von  (Demetrius)  Joseph., 
Jul.  AMc.   u.   in  der  Zeit  nach  Orig.  fast  allgemein  durch  187  ver- 


Gen.  5.  111 

bessert;  sie  ist  in  diesem  System  fehlerhaft,  zeigt  aber  noch  deutlich 
ihren  Ursprung  aus  dem  Sam.-Text  (der  von  Preuss  38  f.  angenommene 
Ursprung  dieses  Fehlers  ist  ganz  unwahrscheinlich).  Auch  für  die  3 
abweichenden  Zahlen  bei  Lemekh  ist,  unter  Voraussetzung  der  Ursprüng- 
lichkeit des  mass.  T.,  ein  einleuchtender  Grund  der  Änderung  bis  jetzt 
nicht  (auch  von  Preuss  41  nicht)  nachgewiesen.  —  Der  SamariL  Text 
sodann,  mit  dem  BJub.  stimmt  (s.  m.  Beitrage  aus  dem  Buch  der 
Jubiläen  SBAW.  1883  I.  334  fr.),  hat  zunächst  als  Zeugungsjahr  des 
Jered  62,  des  MethuS.  67,  des  Lemekh  53,  also  theils  ebenfalls  (wie 
LXX,  nur  in  entgegengesetzter  Richtung)  grössere  Gleichmässigkeit  in 
Ansetzung  der  Zeugungszeil,  theils  Verkürzung  der  Wellzeit  bis  zur 
Fluth  auf  1307  (gegen  1656  Hbr.).  Weiter  sind  nicht  bloss  bei  Jered 
u.  Methu§.,  deren  hohes  Alter  gegenüber  von  ihren  Vorgängern  im  mass. 
Text  aufßillt,  sondern  auch  bei  Lemekh  die  Zahlen  der  2.  u.  3.  Spalte 
bedeutend  kleiner,  u.  zwar  in  der  Weise,  dass  jeder  folgende  Vater 
immer  kürzer  lebt  als  sein  Vorgänger  (ausgenommen  Kenan  Qanokh 
Noal]i)i  u.  dass  nicht  blos  Meth.,  wie  im  Hbr.,  sondern  auch  Jered  u. 
Lemekh  gerade  im  Jahr  der  Fluth  sterben.  (Aus  Hieron.  qu.  in  Gen. 
5,  25  kann,  da  das  Zeugniss  des  Euseh.  chron.  entgegensteht,  nicht 
gefolgert  werden,  dass  die  Samaritaner  damals  noch  die  Lesarten  des 
Hbr.  hatten,  sondern  höchstens,  dass  es  bei  ihnen  auch  nach  dem  Hbr. 
corrigirte  Exemplare  gab).  —  Da  nun  LXX  u.  Sam.  nicht  blos  vom 
Hbr.,  sondern  auch  unter  sich  selbst  abweichen,  ihre  Abweichungen 
aber  mehr  Consequenz  in  der  Rechnungsweise  zeigen,  so  urtheilen  seit 
JDMich,  die  meisten  Neueren  {Tuch,  Del.  Ke.  Preuss,  Nöld,  u.  a.), 
dass  sie  auf  absichtl.  Änderung  des  mass.  Textes  beruhen,  also  dieser 
der  allein  richtige  sei.  Aber  weder  ist  in  diesem  Fall,  wo  es  sich 
nicht  um  tliatsächliche  Geschichte,  sondern  um  ein  Reclmungssystem 
handelt,  der  krit  Grundsatz,  dass  das  Regellosere  das  Ursprünglichere  sei, 
unangreifbar,  noch  lässt  sich  für  absichtl.  Änderung  der  Zahlen  des 
Zeugungsjahres  bei  Meth.  u.  Lemekh  ein  zureichender  Grund  nachweisen. 
Wenn  A^ö'/de/ce  (Unters,  zur  Kritik  Ulf.)  nach  v,  6rii(jc^inid  bemerkt,  dass 
durch  Zusammenrechnung  der  mass.  Zahlen  von  Gen.  5  bis  Ex.  12,  40 
sich  2666  Jahre  von  der  Erschaffung  Adam's  bis  zum  Auszug  aus 
Ägypten  ergeben,  diese  Zahl  aber  genau  |  von  4000  sei,  beruhend 
auf  einem  System,  in  dem  4000  Jahre  als  Weltdauer  angenommen 
wurde,  dass  somit  auch  von  dieser  Seite  her  die  Zahlen  des  Hbr.  als 
die  richtigen  geschützt  werden,  so  ist  dieser  Beweis  vielmehr  umzu- 
kehren: das  Interesse  für  Zahlensystematik  {König  286  f.)  mag  älter 
sein,  aber  über  die  etwaige  Weltdauer  hat  man  erst  in  der  Zeit  der 
Apokalypsen  speculirt;  wenn  also  f  von  4000  beabsichtigt  sind,  so 
folgt,  dass  (sehr  spät  erst)  bei  der  amtlichen  Feststellung  des  Hbr. 
Textes  gewisse  Zahlen  diesem  System  zu  lieb  geändert  wurden  (s.  auch 
Lagarde  Symmicta  L  52  ff.).  Noch  weniger  kann  der  Vorzug  der  mass. 
Zahlen  aus  ihrer  Zurückführbarkeit  auf  die  Zahlen  der  10  vorsintfluthl. 
bab.  Könige  {Opperl)  erwiesen  werden,  weil  1)  beiderlei  Listen  keine 
Beziehung  zu  einander  haben  (s.  S.  109)  und  2)  die  1656  Jahre  von 
Adam  bis  zur  Fluth   auf  die  432000   von  Alorus  bis  Xisuthors  nur 


112  Gen.  5. 

durch  die  willkührliche  Gleichung  von  7  hebr.  Tagen  mit  5  kald.  Jahren, 
die  Einzelzahlen  der  Einzelnen  aber  gar  nicht  auf  einander  reducirbar 
sind.  Im  Gegentheil  aber  wird  man  bei  unbefangener  Betrachtung 
vorerst  dem  Sam,  die  relative  Ursprünglichkeit  zuerkennen  müssen  {Ber- 
Iheau),  weil  1)  er  die  stetige  Abnahme  der  Lebensjahre  am  reinsten 
durchführt,  2)  die  Berechnung  der  Einzelzahlen  bei  ihm  am  durch- 
sichtigsten ist,  3)  die  Abweichungen  der  3  Texte  beim  6.,  8.,  9.  Glied 
nur  unter  Annahme  der  Priorität  des  Säm.,  nicht  der  des  Hebr.,  sich 
einfach  erklären,  indem  der  Hbr.  den  Sam.,  LXX  den  Sam.  u.  Hebr. 
zur  Voraussetzung  haben,  4)  speciell  die  Änderungen  des  Hbr.  bei  Jered, 
MethuS.  u.  Lemekh  auf  der  Verlängerung  der  ganzen  Periode  bis  zur 
Fluth  um  349  Jahre  beruhen,  diese  Verlängerung  selbst  aber  auf  einem 
chronolog.  System,  womach  bis  zum  Auszug  aus  Ägypten  2666  Jahre 
verlaufen  sollen;  wobei  die  Zahl  777  von  Lemekh  (IVL  XXU.  471; 
Gesch.  I.  325)  auch  mit  Rücksicht  auf  Gen.  4,  24  gestaltet  zu  sein 
scheint.  Daraus,  dass  in  Gap.  11  der  hebr.  gegen  den  griech.  u.  sam. 
Text  sich  als  ursprünglicher  darstellt  {König  286),  folgt  für  Cap.  5 
nichts,  weil  wenn  die  im  Gp.  5  angebrachten  Gorrecturen  genügten, 
um  die  gewünschte  Weltära  zu  erzielen,  für  Gp.  11  ein  Grund  zur 
Correctur  nicht  mehr  vorlag.  —  Nach  Bud.  106  ff.  wäre  für  die 
Änderung  der  Zahlen  bei  Jer.  Meth.  Lem.  im  Hebr.  der  leitende  Ge- 
danke das  Bestreben  gewesen,  dieselben  von  dem  Verdacht  der  Sündig- 
keit zu  entlasten,  indem  man  ihnen  möglichst  lange  Lebensdauer  gab 
u.  wenigstens  zwei  derselben  vor  dem  Fluthjahr  sterben  liess;  er  be- 
merkt aber  doch  zugleich,  dass  die  Dauer  der  vorfluthlichen  Periode 
im  Hebr.  (1656)  bis  auf  1  Jahr  mit  der  Summe  der  nach  dem  Samar. 
bis  zu  Noah's  Tod  verflossenen  Jahre  (1307  +  350)  zusammentriflt. 
—  Ist  aber  die  sam.  Zählung  verhältnissmässig  ursprünglicher  als  die 
hbr.,  so  ergibt  sich,  dass  am  hebr.  Text  noch  ziemlich  spät  Modifica- 
tionen  vorgenommen  wurden.  Und  da  die  LXX  wieder  ein  anderes 
System  zeigen,  so  folgt,  dass  man  noch  gegen  die  Zeit  Ghristi  hin 
richtig  herausfühlte,  diese  Zahlen  seien  nicht  sowohl  geschichtliche  als 
vielmehr  auf  einem  künstlichen  Galcül  beruhende,  u.  dass  in  allen  3 
Systemen  die  Zahl  der  Gesammtdauer  dieser  Periode  nur  im  Zusam- 
menhang mit  den  Zahlansätzen  für  die  folgenden  Perioden  zu  verstehen 
ist.  Ober  die  ganze  Frage  vom  Verhältniss  der  3  Texte,  welche  wegen 
der  auf  die  LXX  u.  Itala  gegründeten  Zeitrechnung  in  der  Kirche  viel 
besprochen  wurde,  vgl.  aus  neuerer  Zeit  JDMich,  in  den  Gommentat 
von  1763—68  p.  116 ff.,  Gesen.  de  Pent  Sam.  p.  48;  EPreuss  Zeit- 
rechnung der  LXX,  Berl.  1859,  auch  Böckh  Manetho  u.  Hundssternp. 
470  ff,  MNiebuhr  Assur  u.  Babyl.  357  ff  {EKönig  in  Luthardt's  ZKW. 
IV.  1883  S.  281  ff.).  Versuche,  die  der  Berechnung  zu  Grund  liegen- 
den Principien  wieder  zu  erkennen,  sind  gemacht  worden  von  Eto.G.^ 
l.  396,  Berlheau  im  JahresBer.  der  DMG.  1845  S.  40 ff.;  Lepsius 
Chronolog.  d.  Äg.  I.  394ff.;  Bunsen  Ägypt.  V,  2.  72 ff.  u.  BW.  V. 
311  ff.  (der  das  kald.  Weltjahr  von  je  600  Sonnenjahren  ==  618^  Mond- 
jahren als  Schlüssel  benützt);  JOppert  in  GGN.  1877  nr.  10.  S.  201  ff. 
(vermittelst  verwickelter  u.  künstlicher  Reductionen  der  kald.  Zahlen); 


r 


Gen.  5,  1—18.  113 

wiederum  von  Bertheau  in  JBDTh.  XXIII.  657  flP.  u.  Budde  Bibl.  ür- 
gesch.  1883  S.  89—116.  Sonst  s.  auch  Rösch  in  Herzog's  RE.*  XVIII. 
425  £P.  —  Über  die  Lit.  s.  zu  Cap.  4. 

V.  1.,  Dies  ist  die  Schrift  der  Zeugungen  Adam's]  d.  h.  das 
Verzeichniss  (Jos.  18,  9.  Neh.  7, 5)  der  von  Adam  abstammenden  Genera- 
tionen (s.  2,  4),  näml.  bis  auf  Noal^,  welcher  eine  neue  Epoche  macht 
(Kn,),     JTiVin  ^ö]  nur  hier  (sonst  bei  A  blos  r^-rVin),  vielleicht  von  R 
durch   Combination  der  Überschrift  der  Sethitentafel  des  C  (s.  4,  25) 
mit  der  des  A;  nach  Bruslon  (im  RTh.  de  Montauban  1882  p.  15), 
weil    hier  erst  das  Buch  der  12  (?)  Toledoth  des  A  beginne,    indem 
Cp.  1 — 2,  4  blos  Einleitung  zum  Buche  sei.    b^k  1®]  bei  A  hier  u. 
von  V.  3  an  nom.  propr.  des  Protoplasten,  wodurch  er  von  den  folgen- 
den Männern  unterschieden  wird,  dagegen  V.  1^  u.  2  n.  app.  u.  coli, 
des  Menschen,  wie  1,  26  f.    Bei  G  in  Gp.  2  f.  heisst   der  erste  Mensch 
D-ixn  (s.  3,  17),  nur  4,  25  a^s.    Vor  dem  Eingehen  auf  seine  Zeugungen 
V.  3  ff.  wird,  weil  es  für  das  Verständniss  von  V.  3  wesentlich  ist, 
zunächst  an  das  1,  26  ff.  Gesagte  erinnert,  dass  Gott,   als  (2,  4)  er 
Menschen  schuf,  sie  in  der  Ähnlichkeit  Gottes  machte  (1,  7.  16. 25.  31), 
u.  dass  er  sie  als  ein  Paar  schuf,   u.  sie  segnete,  also  nam.  zur  Ver- 
mehrung bestimmte   (1,  28),  u.   aber  auch   noch  als  Neues   hinzuge- 
bracht, dass  er  sie  Menschen  nannte.  —  V.  3.    zeugte]  näml.  ein  Kind, 
einen  Sohn  {Olsh.  will  i?  einfügen),  „welches  Obj.  im  Verb,  liegt  u. 
daher   nicht  immer  besonders  genannt  wird,  zB.  6,  4.  16,  1.  30,  1; 
darauf  geht  das  Suff,  in  i»»"  {Kn.).     n-^Vin]  vom  Mann  gesagt,  durch- 
gängig bei  A,  (bei  C  fV;  s.  4,  18),  beruht  (wie  rrapi^i  ^sj  u.  a.)  auf 
der  präciseren  Ausdrucksweise  dieses  Schriftstellers  (vgl.  Ij.  38,  28  f.), 
u.  ist   mit  der  Zunahme  der  gesetzlichen  Schulung  des  Volks  später 
allgemein  üblich  geworden,     'ats  'la]  über  die  Variation  des  Ausdrucks 
s.  1,  26.     Ist  aber  §eth  Adams  Ebenbild,  so  ist  er  auch  Gott  ebenbild- 
lich, nach  V.  1;  das  Gottesbild  pflanzt  sich  fort     Bei  den  folgenden 
wird  es  nicht  mehr  besonders  gesagt,  es  versteht  sich  von  selbst.   «Ji;-?!] 
wie  4,  26;  4,  25  »"^p,^!}.  —  V.  4.    Ohne  Zweifel  weiss  A  von  Kindern, 
die  vor  §eth   geboren  wären  (Kain),  nichts;  denn  seine  andern  Söhne 
u.  Töchter  werden  ausdrücklich  nach  §eth's  Zeugung  angesetzt.    Seth 
erscheint  als  Erstgeborner;  so  auch  in  der  folgenden  Reihe  soll  der 
genannte  immer  der  Erstgeborne  sein.    Die  späteren  Fabeleien  über  Setli 
s.  bei  Lenorm.  Or.2  I.  21 7  ff.  —  V.  5.    ^n]  Perf.  s.  3,  22.    rb«^]  hier 
u.  bei  allen  folgenden  ausser  ^anokh,  nicht  aber  11,  11  ff.,  ausdrück- 
hch  hinzugesetzt,  theils  im  Gegensatz   gegen  Ilanokh,  theils  um  über 
die  Herrschaft  des  Todes  (Rom.  5,  14)  auch  in  diesem  ersten  u.  glück- 
lichsten Weltalter  keinen  Zweifel   zu  lassen.  —  V.  9.    1^^]  Variation 
von  1^^  4,  1.    Halevy  RB.  IX.  219  erinnert,  dass  K^nän  bei  den  Sabäern 
der  Name  eines  Gottes  war  (vgl,  Bäthg.  127 f.).  —  V.  12.   Dass  einst 
Kenan  seine  Stelle  vor  Eno§   gehabt  habe  (Böttch.  ÄL.  S.  5),  ist  aus 
den  Zalilen  nicht  zu   schliessen.  —  V.  15.  Mahalalel  als  hehr.  Manns- 
name Neil.  11,  4;  Jered  1  Chr.  4,  18.  —  V.  18.   An  den  Namen  Jered 
knüpfte  die   spätere  Haggada    die  Deutung,    dass    in  seinen  Tagen  die 
D-^Ti^mn  ^i2  (6,  2)  vom  Himmel  (Hen.  106,  13.  6,  6    nach  der  Lesart 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  8 


114  Gen.  6,  18—24. 

des  Sync;  BJub.  4)  oder  die  Sethiten  vom  hl.  Berg  (Ghrisü.  Adamb. 
S.  92;  herabgestiegen  seien.  Als  Niedergang,  Fall  sc  des  Menschen- 
geschlechtSy  der  von  ihm  an  begonnen  habe,  will  Budde  100  den  Namen 
deuten.  —  21 — 24.  Von  Qanokh  wird  ausserordentliches  erzählt.  Nach 
der  Zeugung  des  Erstgebornen  wandelte  er  mit  Gott  800  Jahre  lang. 
Ilg.  u.  Schum.  wollen  "»nji  für  'n  *h  ^^srrnni  herstellen;  LXX  Luciani 
ed.  Lag,  u.  Vulg.  schieben  ■•n'»i  hinter  B-^nVKn  ein;  Halivy  210  hält 
^n  'k  'rT»i  fftr  Correctur  eines  urspr.  "^mi,  herrührend  von  einem  dem 
Hanokh  übelwollenden  Schreiber;  in  Wahrheit  schliesst  'n  '«  '7Vnn'^i 
das  '^^^  ein.  mit  Goli\  in  Gemeinschaft  mit  Gott,  im  Umgang  mit  ihm 
(1  Sam.  25,  15).  Dieser  Ausdruck  wird  nur  noch  bei  A  u.  zwar  von 
Noatji  gebraucht  (6,  9;  sonst  s.  Mich.  6,  8;  Mal.  2,  6),  u.  sagt  offen- 
bar mehr  als  vor  Gott  (Gen.  17,  1.  24,  40)  u.  hinter  Gott  her  (DL 
13,  5;  1  R.  14,  8);  er  bezeichnet  ausser  dem  musterhaft  frommen  u. 
sittlichen  Wandel  wohl  auch  den  vertrauten  Lebensverkehr  mit  Gott, 
wie  man  ihn  in  dem  vollkommeneren  Weltalter  noch  möglich  dachte 
(entsprechend  dem  Aufenthalt  des  Menschen  im  Gottesgarten  bei  G), 
u.  der  dann  auch  die  Quelle  höherer  Erkenntnisse  für  ihn  werden 
musste.  Im  BHen.  u.  weiterhin  wird  er  sogar  auf  den  Umgang  mit 
den  Engeln  u.  das  Leben  unter  den  Himmlischen  gedeutet  LXX,  Sir. 
44,  16  u.  PeL:  svrjQiaxtias  rw  ^aw.  —  V.  23.  Seine  Lebenszeit  ist 
gleich  der  Zahl  der  Tage  des  Sonnenjahres,  ^'n^l]  einige  MSS.  '»'^n^jj, 
gemäss  den  Parallelslellen.  —  V.  24.  Seine  Frömmigkeit  wird  noch 
einmal  erwähnt,  um  seine  Entrückung  zu  motiviren.  u.  er  war  nicht 
mehr]  nämL  vorhanden,  also  er  war  verschwunden  (wie  Liv.  1,  16  von 
Romulus  sagt:  nee  deinde  in  terris  fuit,  Tuch),  „Der  Ausdruck  steht 
vom  plötzlichen  Verschwinden  (Jes.  17,  14;  Ps.  103,  16),  insbesondere 
dem  eeheimen  u.  nicht  näher  bekannten  1  Rg.  20, 40,  vgl.  Gen.  42,  13. 
36**  (Kn.).  Über  wr«  im  Erzählungsstyl  Ew.  321*.  denn  Gott  halle 
ihn  hinweggenommen]  nicht  durch  Krankheit  oder  Tod  (1  Rg.  19,  4), 
weil  sonst  die  ganze  Wendung  durch  'a*»  w.i'^KJ  statt  des  üblichen  f»y 
unverständlich  wäre,  sondern  ohne  Tod,  also  lebendig,  von  der  Erde 
weg  (Sir.  44,  16.  49,  14;  Hbr.  11,  5),  TtQog  ro  &elov  (Jos.  ant.  1, 
3,  4),  nach  einer  vielverbreileten  Ansicht  (ungewiss,  ob  Hen.  70  u. 
12,  If.,  aber  sicher  BJub.  4;  Iren.  adv.  haer.  5,  5;  Vulg.  Sir.  44,  16; 
Vers.  Aeth.  Gen.  5,  24 ;  a.)  in  das  Paradies,  nach  andern  in  den  Himmel 
(siebenten  Himmel  Asc.  Jes.  9,  9),  s.  Thilo  Cod.  apocr.  p.  756  ff.  Der 
Grund  der  Hinwegnahme  ist  nicht  seine  Unbeständigkeit,  als  hätte  er 
so  vor  Rückfall  in  das  Sündenleben  {Rai.,  vgl.  Sap.  4,  10  ff.)  bewahrt 
werden  sollen,  sondern  nach  V.^  seine  vollkommene  Gottgefälligkeit; 
es  ist  die  höchste  Auszeichnung  der  Frömmigkeit,  die  das  AT.  nur 
noch  dem  Elia  zuerkennt  (2  R.  2),  entgegengesetzt  dem  lebendig  Ver- 
schlungenwerden von  der  Erde  (Num.  16).  Während  C  in  Cp.  3  eine 
ursprüngliche  Bestimmung  des  Menschen  zur  Gottgemeinschaft  u.  eine 
urspr.  Möglichkeit  des  NichtSterbens  setzt,  lässt  A  zwar  das  Gesetz  des 
Todes  (freilich  erst  nach  langem  Leben)  von  Anfang  an  herrschen 
(5,  5  ff.),  gibt  aber  hier  für  das  untadelhaft  gelebte  Leben  der  Gemein- 
schafj;  mit  Gott  die  Möglichkeit  eines  anderen  Ausgangs  zu  (vgl.  1  Thess. 


Gen.  5,  24—28.  115 

4,  17;  1  Gor.  15,  51  f.).  In  der  bab.  Sage  entspricht  die  Entrübskung 
des  Xisuthros  (Beros.  ed.  Rieht  p.  57),  ohne  dass  man  deshalb  ein 
Recht  hätte,  die  bibl.  Angabe  für  eine  Gopie  von  jener  {Kosters  ThT. 
XIX,  838 f.;  Bud.  180)  zu  erklären;  Parallelen  aus  den  Klassikern  gibt 
Ruperli  in  Henke's  Magazin  VI.  194  ff.  —  Mit  Unrecht  hält  RedsL 
V.  24  für  ein  Einschiebsel  des  R,  und  Schu.  für  unechten  Zusatz. 
Auch  der  neue  Versuch  Budde's  169  ff.  V.  24  u.  die  4  ersten  Worte 
des  V.  22  seinem  J^  (s.  oben  S.  89)  zu  vindiciren,  also  als  Einarbei- 
tung des  R  (wie  V.  29)  zu  erweisen,  scheitert  schon  an  dem  3  maligen 
jrnVN(n),  s.  dagegen  'n'^'n'^  V.  29,  so  wie  an  6,  9.  Dass  '«n  n«  ^lan  '7Vnn'»n 
V.  22  für  "n'^.^  sich  etwas  fremd  ausnimmt,  ist  richtig  u.  könnte  das 
immerhin  eine  jüngere  Gorrectur  aus  V.  24  sein  (s.  LXX  Luc).  Aber 
V.  24  ist  als  nachgeholte  Notiz  durchaus  unanstössig,  u.  irgend  etwas, 
was  auf  G  hinwiese,  nicht  darin.  —  Spuren  von  Verbreitung  der 
Qanokhsage  auf  kleinasiatischem  Gebiet  glaubte  man  zu  finden  bei  Zenobitis 
prov.  6,  10,  bei  Stephan.  Byz,  u.  'Ixoviov,  bei  Suidas  u.  Nawaxog, 
welche  von  einem  phrygischen  König  Nannacus  oder  Annacus  in  der  Zeit 
vor  der  Deukalionischen  Fluth  melden,  dessen  Name  noch  im  Sprich- 
wort genannt  wurde,  wenn  man  uralte  Zeiten  oder  ein  gar  klägliches 
Flehen  bezeichnen  wollte;  nach  Steph.  haftete  sein  Name  an  der  phryg. 
Stadt  Iconium,  die  als  seine  Stadt  galt  Übrigens  ist  Nav,  die  besser 
bezeugte  Lesart,  nicht  Av,  Dass  man  in  der  Zeit  des  Synkretismus 
ihn  mit  dem  bibL  Qanokh  combinirte,  ergibt  sich  daraus,  dass  man 
(nach  Sleph,  u.  Suid.)  von  ihm  erzählte,  er  habe  über  300  Jahr 
gelebt  u.  die  kommende  Fluth  vorausgesagt  (s.  Bockart  Phaleg 
2,  13).  Mit  Qanokh  u.  Annacus  hat  dann  Buitm,  (Mythol.  I.  175; 
auch  den  griech.  Alamg  sprachlich  u.  sachlich  zusammengebracht,  Ew. 
(G.^  I.  380  f.)  in  ihm  den  Einweiher  oder  Beginner  d.  h.  den  guten 
Gott  des  neuen  Jahres  gefunden.  Hitzig  (ZDMG.  XX.  185)  unter  Ab- 
leitung des  Annacus  vom  sanskr.  anna  d.  i.  Nahrung,  ihn  als  den  Gott 
des  Jahresertrags  oder  Jahres  erklärt  (andere  noch  anders,  s.  Böttcher 
de  inferis  §  245 ff.;  Böhmer  136;  BunsenW^.  V.  308;  Merx  Ijob  S.  X; 
Lenorm.  Org.^  I.  253f.j  Bahelon  in  Revue  de  l'hist.  des  relig.  t  XXIII. 
180).  Den  Juden  u.  Ghristen  hat  die  räthselhafte  Gestalt  des  Qanokh  in 
unserer  Stelle  Anlass  zu  weiterer  Ausdeutung  u.  Dichtung  gegeben:  Sir. 44, 
16  wird  er  als  nccQadBi/yficc  n^avolag  tcclg  yevealg  dargestellt,  im  B. 
Hen.  u.  Judae  14f.  als  Seher  u.  Profet,  der  durch  Busspredigt  auf  das  Fluth- 
gericht  vorbereitet  habe;  vermöge  seines  Umgangs  mit  der  oberen  Welt 
galt  er  als  geheimen  Wissens  theilhaftig,  als  Inhaber  höherer  Wissen- 
schaft über  die  Dinge  Himmels  u.  der  Erde,  bes.  (mit  Anlehnung  an 
die  Zahl  365)  als  Erfinder  u.  Kenner  der  Astronomie  u.  Rechenkunst 
(Eupolemus  bei  Eus.  pr.  ev.  9,  17);  weiterhin  als  himmlischer  Gerichts- 
schreiber u.  Kanzler.  Bücher  v^rurden  auf  seinen  Namen  geschrieben; 
sein  Name,  als  lautete  er  -i^n  oder  t;*'?^,  vmrde  nun  als  „Eingeweihter 
oder  Kundiger'^  gedeutet,  u.  gieng  bei  den  Muslim  in  den  gleichbedeuten- 
den Idris  (Gelehrter)  über  (B.  Hen.;  Fabric.  Cod.  pseud.  V.T.  L  160— 
223;  Win.^  1. 476ff.).  —  V.28f.  Lemekh,  der  letzte  der  Reihe  vorNoal^, 
hat  hier  einen  ganz  andern  Charakter,  als  4,  19  ff.     Um  das  bemerk- 

8* 


116  Gen.  5,  28.  29. 

lieh  zu  maciien,  u.  wegen  der  besonderen  Wichtigkeit  Noah's  hat  R 
die  Notiz  V.  29  eingefügt.  Lemekh  sagt:  dieser  wird  uns  (das  Men- 
schengeschlecht) aufaihmen  lassen  von  d.  h.  Beruhigung  u.  Trost 
geben  vor  unserer  Arbeil  u.  der  Mühsal  unserer  Hände,  welche  uns 
kommt  von  dem  Erdboden  her^  den  Jahve  verflucht  hat  (3,  17  ff.), 
d.  h.  niedergedruckt  von  der  Last  der  beschwerlichen  Arbeit  auf  dem 
mit  Gottes  Fluch  behafteten  Boden  u.  sich  nach  Ruhe  sehnend  erkennt 
u.  ersehnt  er  in  Noah  den  Mann,  der  eine  neue  Periode  beginnen,  u. 
die  Menschen  zu  einem  besseren  Leben  (unter  der  Gnade  Gottes) 
führen  soll  (vgl.  8,  21).  Der  Gegensatz  gegen  den  selbstbefriedigten 
heidnischen  Sinn  des  Lemekh  4,  23  ff.  ist  dadurch  scharf  genug  be- 
zeichnet. Die  Beziehung  jener  Worte  auf  die  Erfindung  des  Weinbaues 
durch  Noah  {Böhm.,  Bud,  306 ff.;  Kuen.  XVIU.  160)  kam  sicher  dem 
C  oder  R  nicht  in  den  Sinn,  sonst  hätte  er  sich  9,  20  f.  anders  aus- 
gedrückt;  als  er  thut;  vom  Wein  als  Beruhigungsmittel  gegen  den  gött- 
lichen Fluch  zu  weissagen  oder  weissagen  zu  lassen,  ist  auch  nicht 
Sache  der  bibl.  Schriftsteller;  wer  davon  weissagt,  steht  Mich.  2,  11 
geschrieben,  w^na^]  LXX  duxvaTtavaev  rmag,  also  '«""'??,  doch  wohl 
nur  Correctur  fQr  das  schwierigere  'utanr.  Dieses  gibt  freilich  keine 
genaue  Etymologie,  da  na,  rtia,  '|*')i,  arab.  ndcha  mit  orta  nicht  zu- 
sammenhängt; aber  eine  solche  wird  auch  hier  so  wenig  ab  bei  andern 
bibl.  Namenserklärungen  beabsichtigt;  das  Zusammentreffen  in  einigen 
Lauten  genügt  für  die  Anknüpfung  des  Gedankens.  Dass  die  Bemer- 
kung nicht  von  A  stammt,  erhellt  aus  ri'frr^,  aus  der  Bezugnahme  auf 
3,  17  ff.,  sowie  daraus,  dass  dem  A  Namenserklärungen  sonst  nicht  ge- 
läufig sind.  Vielmehr  ist  sie  wahrscheinlich  ein  Bruchstück  aus  der 
Stammtafel  des  G  (s.  4,  25  f.),  von  R  aus  dem  vorhin  angegebenen 
Grunde  aufgenommen,  wobei  er  na-n»  des  A  in  nä  Swo-nK.  k^j?«5  i? 
geändert  hat.  —  Über  die  Herkunft  des  Namens  nä  lässt  sich  bis  jetzt 
nichts  ausmachen.  Auswärts  ist  er  nicht  bezeugt,  denn  die  Gleichung 
akkad.  Na  =  Änu  =  Xisulhros  {Sayce  in  SBAT.  1872.  L  301)  ist 
nicht  ernstlich  zu  nehmen,  u.  Nm  (nach  LXX)  auf  den  Münzen  der 
phrygischen  Stadt  Apamea-Kibotos  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Septimius 
Severus  u.  seiner  Nachfolger  (Ekhel  doctr.  num.  vet  I,  3.  132 ff.; 
Madden  in  Numism.  Ghronicle  1866  p.  173 ff.)  ist  erst  durch  Juden 
oder  Christen  dort  eingeführt;  sonst  s.  noch  Ew.  G.^  L  386.  Die 
Helden  der  Fluth  führen  bei  andejm  Völkern  andere  Namen.  Die  üb- 
lidie  Ableitung  des  nä  als  Ruhe  von  nna  hat  gegen  sich,  dass  es  im 
AT.  nie  n'^3>  sondern  immer  nä  geschrieben  wird,  wie  von  einer  W. 
n?,  die  Ew,  (S.  385)  sogar  mit  k3  frisch,  neu  zusammenbringen,  u. 
HalSvy  (REJ.  XXU  p.  611)  als  Y  zu  nm  (s.  aber  vielmehr  Ew.  156<^) 
mit  der  Bedeutung  angenehm  sein  ansehen  will,  so  dass  n^  {agrdment 
de  sacrifice)  auf  8,21  anspielte;  Hitzig  (Gesch.  Isr.  225)  ordnet  ihn 
zu  hj^^*  (aich)  Fluth,  Noch  schhmmer  ist  die  ZurückfQhrung  des 
Namens  auf  vaco,  vavm,  vi^x^9  vavg,  als  bedeutete  er  Schwimmer  u. 
Schiffer  {BuUm.  203),  oder  auf  Sskr.  ndvaka  ^  Schiffer  {GriU  44), 
oder  die  Gombination  mit  dem  indischen  Rischi  Nahuscha  {Windischm. 
ürsagen  der  arisch.  Volk.  7 ff.;  Len.  Org.  U.  170.  256 ff.).    Specifisch 


Gen.  6,  29—6,  1.  117 

arabisch  ist  die  ZüsammensteUung  des  als  Nufi  überkommenen  Namens 
mit  ndfia  d.  i.  Magen,  beweinen  (ZDMG.  XXIV.  207ff.).  —  V.  32. 
„Noah  ist  bei  seinem  ersten  Zeugen  Slter,  als  alle  übrigen  UrvSter  bei  dem 
ihrigen.  Dies  daher,  weil  der  Vrf.  Noah's  Söhne  erst  nach  der  Fluth 
Kinder  zeugen  u.  dazu  nicht  zu  alt  werden  lassen  wollte^'  i^^')]  die 
Fluth  aber  musste  er  von  Noah's  Geburt  so  weit  abrücken,  weil  sonst 
seine  Vorgänger  ihr  hohes,  ihnen  zukommendes  Lebensalter  nicht  er- 
reichen konnten,  oder  aber  über  die  Fluth  hinüber  hätten  leben  müssen. 
Übrigens  versteht  sich,  dass  die  Meinung  nur  ist,  er  habe  in  500.  Jahr 
zu  zeugen  angefangen,  nicht  dass  er  alle  3  in  diesem  Jahre  zeugte. 
§em  erscheint  als  der  Erstgeborene.    Sonsf  s.  zu  11, 10. 


5.    Die  Verderbniss  der   Menschen    vor   der   Fluth, 

Cap.  6,  1 — 8,  nach  C. 

Mit  loser  Anknüpfung  an  das  Vorhergehende  wird  berichtet,  wie 
nach  dem  Beginn  der  Mehrung  der  Menschen  durch  die  Vermischung 
der  Gottessöhne  mit  den  Menschentöchtern  die  göttl.  Ordnung  von  Grund 
aus  verkehrt  vnirde  u.  ein  Gigantengeschlecht  aufkam  (1 — 4),  u.  wie 
dann  Gott  in  Anbetracht  der  gründlichen  u.  gänzlichen  Verderbtheit 
unter  den  Menschen  das  allgemeine  Vertilgungsgericht  beschloss,  in 
welchem  nur  Noa^  Gnade  finden  sollte  (5 — 8).  Damit  soll  das  von 
6,  9  an  zu  erzählende  Fluthgericht  begründet^  also  dasselbe  geleistet 
werden,  was  A  in  seiner  Weise  u.  kürzer  6,  11  f.  sagt  Von  selbst 
erhellt  daraus,  dass  dieser  Abschnitt  nicht  dem  A  angehört  Mit  Recht, 
wird  allgemein  wenigstens  V.  5 — 8  dem  C  zugelheilt:  die  Ausdrücke 
njn:,  ^?.:  (8,  21),  p%  a!t?^n  (3,  16 f.  34,  7),  rih^,  ntei»,  )n  »?S,  so. 
wie  die  sehr  menschliche  Darstellung  der  Gefühle  Gottes  V.  6  lassen 
daran  nicht  zweifeln.  Nicht  so  klar  ist  der  Ursprung  von.V.  1 — 4. 
Zwar  sollen  diese  Verse  an  dieser  Stelle  sicher  auch  einen  Beitrag 
geben  zur  Schilderung  des  Verderbens  vor  der  Fluth,  u.  sprachlich  stimmt 
wenigstens  V.  If.  ganz  zu  C  (n?n?,  ^^\}f  n*"'«^  "^aB-Vy,  ö-t«n,  aita  im 
phys.  Sinn,  s.  auch  Bud.  8  f.).  Aber  V.  3  f.  finden  sich  (ausser  ö"i»n) 
keine  Zeichen,  die  für  ihn  sprächen;  die  Darstellung  ist  dunkel,  abge- 
rissen, lückenhaft,  u.  erscheinen  dieselben,  nam.  V.  4,  fast  nur  wie 
ein  Auszug  aus  einem  volleren  Bericht  Da  weiter  der  ganze  Abschnitt 
V.  1 — 4  nicht  blos  im  Folgenden  nicht  mehr  berücksichtigt  wird,  viel- 
mehr als  eine  Episode  dasteht,  da  er  auch  seinem  Inhalt  nach  nicht 
auf  Cp.  2  f.  fortbaut,  sondern  eher  wie  eine  Parallele  dazu  sich  dar- 
stellt (Schrad.  in  DeW.  Einl^  276;  WL  Prot  323f.;  HSchtdlz  AT. 
TheoL^  27  f.),  so  wird  man  anzunehmen  haben,  dass  er  einer  andern 
Schrift  entnommen  ist,  u.  zwar  derselben,  aus  der  4, 17 — 24  stammt. 
Mit  ihr  theilt  er  die  (V.  4  im  Zusammenhalt  mit  Num.  13,  .33  deut- 
Hche)  Voraussetzung  einer  durch  keine  Fluth  unterbrochenen  Continuität 
der  Entwicklung  (trotz  OChruppe),  sowie  die  Anklänge  an  den  phönik. 
Sagenkreis.    Bezüglich  der  Einarbeitung  desselben  in  den  Zusammenhang 


118  Gen.  6,  1. 

des  G  wird  man  ebenso  zu  urtheilen  haben,  wie  bei  4t,  17 — 24.  Die 
Abgerissenheit  der  Darstellung  erklärt  sich  daraus,  dass  die  Vorlage 
nur  theilweise,  so  weit  sie  für  die  Zwecke  des  G  tauglich  war,  auf- 
genommen wurde;  möglicherweise  haben  aber  auch  noch  spätere  Hände 
daran  modifieirt.  —  Aber  auch  durch  diese  Eingliederung  in  die  Heils- 
geschichte des  G  ist  das  hochmythologische  Gepräge,  welches  der  Er- 
zählung anhaftete,  nicht  abgestreift  worden.  Viele  alte  Völker  nämlich 
wussten  von  ihnen  vorausgegangenen  Riesengeschlechtern  zu  erzählen; 
in  Kenaan  wies  man  noch  in  später  Zeit  auf  Reste  einer  ungeschlachten, 
körperlich  grossen  Urbevölkerung  hin,  welche  mit  Namen  wie  ta^KB*:, 
pay  "^aa  oder  auch  o'^Vsa  (Num.  13,  33)  bezeichnet  wurden.  Je  höher 
hinauf  in  der  Vorzeit,  desto  unholder  u.  fürchterlicher  müssen  diese 
Geschlechter  gewesen  sein.  Durch  Gombination  der  Erinnerung  an  aller- 
lei grosse  Werke,  deren  Ursprung  den  Späteren  unklar  war,  oder  an 
rohe  Naturgewalten,  deren  Überwindung  dem  Aufblühen  der  jüngeren 
Bildung  vorangehen  musste,  steigerte  sich  die  Vorstellung  derselben  ins 
Ungeheuerliche;  sie  vnirden  zu  halb  übernatürlichen  Wesen,  von  denen 
man  zwar  wohl  auch  noch  einzelne  wohlthätige  Wirkungen  ableitete, 
die  man  aber  doch  vorherrschend  als  wilde  unbändige  Durchbrecher 
aller  Schranken  u.  Ordnungen  aufzufassen  sich  gewöhnte.  Wie  die 
Griechen  ihre  Titanen  u.  Giganten  an  die  Spitze  der  Entwicklung 
stellten,  so  muss  auch  in  Kenann  von  diesen  uralten  Riesengeschlech- 
tem  viel  geredet  worden  sein  (wo  *^^h  V.  4).  Sie  als  halbgöttliche 
d.  h.  halb  von  Göttern,  halb  von  Menschen  stammende  Wesen  anzu- 
sehen, war  dann  auf  dem  Standpunkt  der  alten  Naturreligionen  von 
selbst  gegeben.  (Vgl.  über  Riesen  bei  den  Phöniken  Euseb.  pr.  ev. 
1, 10,  6,  wo  auch  die  Stelle:  ino  iititbqidv  öh,  qniölvy  ix^(iari^ov 
t£v  tots  yvvaixcSv  icvalötiv  {iicyo^iv€QV  olg  av  ivtv%oisv,).  Man 
kann  nicht  verkennen,  dass  der  Bericht  dieser  Verse  aus  solchen  alten 
Gigantensagen  geschöpft  ist.  Innerhalb  des  Nosaismus  sind  sie  nicht 
erzeugt.  Aber  selbst  im  Volksmund  Israels  konnten  sie  nicht  fortleben, 
ohne  dass  wenigstens  die  Götterwesen,  von  denen  die  Riesen  stammen 
sollten,  zu  blossen  b'^k  ■«aa  herabgesetzt  wurden,  u.  dem  Abscheu, 
mit  welchem  die  strenge  Religion  auf  solche  Verrückung  der  göttl. 
u.  menschl.  Ordnung  blicken  musste,  ist  durch  das  Goltesurtheü  V.  3 
ein  entsprechender  Ausdruck  gegeben.  Durch  die  Aufnahme  eines 
solchen  Berichts  hat  nun  freilich  der  Vrf.  seinen  Glauben  an  die  Mög- 
lichkeit solcher  grässlichen  Verkehrung  aller  Ordnung  bekundet;  doch 
ist  unverkennbar,  dass  er  die  Sache  nicht  um  ihrer  selbst  willen,  son- 
dern zur  Charakteristik  der  Verkehrtheit,  in  welche  die  vorsintfluth- 
liche  Menschheit  hineingerathen  war,  erzählt.  Nur  zu  diesem  Zweck 
ist  der  Bericht  aus  einem  andern  Zusammenhang,  in  dem  er  einst 
stand,  hierher  vor  die  Fluth  gerückt.  —  Zur  Erklänmg  s.  Budde  bibl. 
Urgesch.  S.  1—45;  OGruppe  in  ZATW.  IX.  135  ff. 

a)  V.  1 — 4:  Verbindung  der  Gottessöhne  mit  den  Menschentöch- 
tem,  Vorkehrung  Gottes  dagegen  sammt  Bemerkungen  über  die  Nefilim 
der  Urzeit  —  V.  If.  Der  Nachsatz  zum  Zeitsatz  beginnt  mit  V.  2. 
^^n]  vgl.  4,  26.  9,  20.  10,  8.  11,  6.  Num.  25,  1.    Die  Zeit  des  Vor- 


Gen.  6,  2.  119 

gangs  ist  mit  dieser  Bemerkung  nur  ungefähr  bestimmt,  u.  greift  jeden- 
falls über  5,  32  zurück.  a-r»n]  V.  5 — 7.  8,  21.  "^s  '«n  niaa-^«]  s.  1,  4. 
räb]  physisch  schön,  vgl.  2,  9.  24,  16.  26,  7  (aber  auch  Ex.  2,  2). 
'ai  inp-^]  im  AT.  der  übliche  Ausdruck  (ur  ehelichen,  zB.  Gen.  19,  14. 
25,  1.  36,  2.  'a  '»  ^s)?]  irgend  welche,  an  denen  sie  Gefallen  hatten 
d.  h.  welche  nur  immer  ihnen  gefielen;  über  yo  part  zur  Besonderung 
des  Begriffs  Ew.  278^  vgl.  Gen.  7,  22.  9;  10.  17,  12.  Die  blosse 
sinnliche  Lust  ist  damit  als  der  Bestimmungsgrund  der  Gottessöhne  her- 
vorgehoben. —  Q^*?^»?  ^3?]  oder  o-^rf^«  'a  Ij.  1,  6.  2,  1.  38,  7  oder 
ö^'V»  "Pß,  Ps.  29, 1.  89,  7  vgl.  Dan.  3,  25  (nie  njnj  ^i^)  heissen  im 
AT.  die  Engel,  wenn  es  auf  ihre  Natur  ankommt,  als  Wesen  höherer, 
göttlicher  Art,  als  überirdische  Wesen,  dieselben,  welche  sonst,  wenn 
es  auf  die  Verrichtung  eines  Geschäfts  im  Auftrag  Gottes  ankommt, 
D^dK^^  genannt  werden.  Sie  müssen  nach  feststehendem  Sprachgebrauch 
auch  hier  verstanden  werden,  u.  zeugt  dafür  die  älteste  exeg.  Über- 
lieferung (B.  Hen.,  B.Jub.,  Philo,  Judae  6 f.;  2  Ptr.  2,  4;  Jos.  ant 
1,  3,  1;  Test.  12  Patr.,  einzelne  MSS.  der  LXX  bei  Field;  ältere  KV.), 
unter  Zustimmung  der  meisten  neueren  Erki.  {Kur.  DrechsL  Bmg. 
Hofm.DeL'y  Tuch,  Kn.  Ew.  Hupf.  Hölem.Schrad.-,  Twest.,  Nilzsch  a.}; 
die  jüngere  Lehre  von  einem  Fall  der  Engel  hat  sich  hauptsäcblich  an 
diese  Stelle  angelehnt  (B.  Hen.,  Br.  Judä  u.  s.).  Freilich  war  der  Ge- 
danke einer  fleischl.  Vermischung  von  Engeln  mit  menschL  Weibern 
für  eine  gebildete  Denkweise,  zumal  f(ir  das  christL  Bewusstsein  (Matth. 
22,  30)  anstössig,  u.  hat  man  darum  schon  bald  verschiedene  Versuche 
gemacht,  den  Anstoss  aus  dem  Texte  zu  entfernen.  Die  Juden  u.  ihnen 
folgend  andere  (Trgg.,  Berei.  R.  c.  26;  Saad.,  Rai.  IE.  a.;  Sym.; 
VrsSam,,  ÄrErp. ;  Merc,  Spinoza',  Herd.,  BuHm,)  wollten  Söhne  von 
Vornehmen,  Fürsten,  Mächtigen,  gegen  welche  die  Töchter  von  Men- 
schen d.  h.  von  Leuten  niedrigen  Standes  einen  Gegensatz  machen 
sollen,  verstehen,  aber  aus  der  ironischen  Darstellung  Ps.  82,  6  u.  aus 
Ps.  49,  3  (wo  ^»  an  «*'*«  seinen  Gegensatz  hat)  kann  ein  solcher 
Sprachgebrauch  nicht  gerechtfertigt  werden,  u.  wird  derselbe  ausser- 
dem durch  Dn»n  V.  1,  so  wie  durch  V.  4  widerlegt  Nicht  besser  ist 
die  bei  den  Christen  aufgekommene  u.  sehr  verbreitete  Erklärung  (Recogn. 
Clem.,  Jul.  Afr.,  Ephr.-,  Christi.  Ädambuch',  Theodorel,  Chrys.,  Cyr. 
AI.,  Hier.,  Äuguslin  u.  a.;  Luth.,  Mel.,  CcUv.,  fast  alle  kirchl.  Aus- 
leger, noch  Bäv.  Hngsl.  Buns.  Kahn.  Öhl.  Ke.,  Lange  a.),  nach 
welcher  die  Gottessöhne  im  geisti.  Sinn  als  fromme  Menschen  (die 
ein  Engelleben  führten),  gemeiniglich  als  Fromme  von  der  Linie  Seth's 
(die  sich  nach  Elohim  benannt  haben,  Ger.  Dath.),  u.  die  Menschen- 
töchter als  verweltlichte  Weiber  von  der  Kainlinie  gedeutet,  u.  in  der 
allmähligen  Vermischung  des  Selhit.  mit  dem  kainit  Geschlecht  die 
Ursache  der  Verderbniss  der  gesammten  Menschheit  gefunden  wird.  Von 
einem  Gegensatz  der  Sethiten  u.  Kainitinnen  steht  aber  im  Text  nichts; 
dass  bis  dahin  die  Seth.  Reihe  nur  Fromme  umfasst  oder  zwischen  Sethiten 
u.  Kainiten  eine  Schranke  bestanden  hätte,  deren  Durchbrechung  ein 
besonderes  Gottesgericht  nach  sich  ziehen  musste,  ist  weder  Cp.  4  noch 
5  angedeutet;  der  Ausdruck  Gottessöhne  für  fromme  Menschen  ist  im 


120  Gen.  6,  2.  3. 

AT.  noch  nicht  gebräuchlich,  u.  werden  vom  Begriff  der  Gottessohn- 
schaft Israels  aus  (Ex.  4,  22;  Hos.  11,  1  u.  ö.)  in  höherer  Rede  wohl 
die  Glieder  des   Goltesvolks  (Dt.  14,  1.  32,  5.  Hos.  2,  1.  Jes.  1,  2), 
zumal  die  wirklich  Frommen  darunter  (Ps.  78,  15)  mit  demselben  be- 
nannt, nicht  aber  Fromme  überhaupt,    am   wenigsten  in  prosaischer 
Rede;    es  ist  unmöglich,  dass  im  Nachsatz  V.  2  b^kh  etwas  anderes 
als  V.  1   im   Vordersatz  bedeute  (s.  Sehr.  67 f.);    es    ist   undenkbar, 
wie  aus  Verbindungen  zwischen  Sethiten  u.  ^ainitinnen  hätten  Nefilim 
entstehen  sollen.    (Ober  die  ganze  vielerörterte  Frage  handeln:  DeUinger 
in  Tüb.  Zlschr.  t  Theol.  1835;  Keil  in  LZ.  1855  S.  220ff.;   1856 
S.  21  ff.,  401  ff.;  Kurtz  die  Ehen  der  Söhne  Gottes,  Berlin  1857;  die 
Söhne  Gottes,  MiUu  1858;  Engst,  im  EKZ.    1858  Nr.  29.  35—37; 
Reinke  Beiträge  V.  91  ff.;  Schraub  Sind.  61  ff.;  PScholz  die  Ehen  der 
Söhne  Gottes  1865).    Fast  vereinzelt  blieb  die  Meinung  des  Aq,y  welcher 
unter  cn^Kn  -»aa  die  vtol  twv  &e6iv  (Götzendiener?),  verstand,  u.  llgen^s 
(in  Paulus  Memorab.  VII.  181  ff.),   welcher  annahm,  dass  die  Kainiten 
wegen  ihrer  glückl.  Erfindungen  sich  den  Namen  Gottessöhne  angemasst 
haben.  —  V.  3.   Ehe  noch  u.  ohne  dass  die  Folgen  dieser  Verbindung 
angegeben  sind,  wird  gemeldet,  was  Gott  dagegen  that     Die  zunächst 
Schuldigen  sind  die  Gottessöhne:   man  erwartet  also,  wie  Gott  gegen 
sie  einschritt.     Bezieht  man  demgemäss  ^ri*^^  auf  die  Engel,  u.  versteht 
es  als  Zusammenfassung  der  engelischen  Geistwesen  {Ew.  JB.  VII.  22) 
oder  als  den  spirituellen  Stoff,  aus  dem    sie  bestehen  (Wl.  Gompos. 
1889  S.  306;   Gruppe  150),  so  lässt  sich  doch  diese  Erklärung  mit 
den  folgenden  Worten  nicht  vereinigen,  denn  die  Sentenz:  „die  göttl. 
Substanz   soll  nicht  im  Menschengeschlecht  bleiben,  da  die  menschl. 
Substanz  Fleisch  ist,  sondern  es  soll  der  Sache  ein  gewaltsames  Ende 
gemacht  werden"  (IF/.),   verträgt  sich  nicht  (auch  abgesehen  von  "p"^ 
u.  wwa)  mit  V.^,  u.  führt  dazu,  diesen  als  missverstehende  Glosse  zu 
streichen  (WL).     Auch   wäre  "^nn^  als  spiritueller  Engelstoff  ein  sehr 
unbequem  gewählter  Ausdruck,  da  doch  (2,  7  u.  ö.)  auch  im  Menschen 
von  Haus  aus  Geist  Gottes  ist.     Der  Text,  wie  er  lautet,  wird  anders 
gemeint  sein.     Von  den   Gottessöhnen  wird  abgesehen,  weil  das  Ziel 
der  Darstellung  nur  die  Zustände  unter  den  Menschen,  nicht  die  da- 
hinter liegenden   Geheimnisse   sind  (die  Späteren  haben  das  hier  Ver- 
schwiegene nachgeholt,  Hen.  9  ff.,  u.  a.).    Nur  von  den  Menschen  wird 
gehandelt.     Eine  Schuld  von  ihnen  ist  allerdings  V.  If.  nicht  ange- 
deutet; dass  es  von  ihnen  HochmuLh  war,  sich  mit  höheren  Wesen  zn 
vermischen  {Kn.),  ist  kein  textgemässer  Gedanke.     Wohl  aber  ist  deut- 
lich, dass  die    durch   die  Schöpfung  aufgerichtete  Schranke  zwischen 
Gottessöhnen  u.  Menschenkindern  durchbrochen  ist,   u.  zwar  nicht  zu 
göttl.,  hl.  Zwecken,  sondern  im  Dienste  der  Sinnlichkeit  u.  des  fleischl. 
Gelüstes,  u.  dass  diese  so  entfesselte  Richtung,  wenn  ihr  zugleich  das 
übermenschHche  Können  u.  Wissen  zur  Verfügung  steht,  in  den  Schlamm 
des  tiefeten  sündl.  Verderbens  hineinführen  u.  Gottes  Absichten  mit  den 
Menschen  vereiteln  muss.     Dem  will  Gott  Einhalt  thun;   er  thut  es, 
indem  er  die  Lebenskraft  der  Menschen  schwächt  oder  ihre  Lebens- 
dauer  (auf  120  Jahre)    herabmindert,  u.  so  durch   Zumessung   einer 


Gen.  6,  3.  121 

kürzeren  Lebensfrist  nicht  blos  die  verrückte  Schranke  zwischen  göttl. 
u.  menschL  Wesen  wiederherstellt,  sondern  auch  die  Verewigung  des 
Sündendienstes  unter  den  Menschen  verhindert  (vgl.  3,  22  f.).    "^rin^]  ist 
nicht  der  an  den  Menschen  arbeitende  u.  sie  richtende  hl.  Geist  Gottes 
(Sym,,   TrgJon.y  Gr,Ven,,  Luth.   äoä.),  sondern,  wegen   der  V^  ab- 
geleiteten Folge,   der   von  Gott    den  Menschen  gegebene   Lebensgeist 
(2,  7),  das  Princip  ihres  physischen   u.  geistigen  Lebens.   öVSs^V— »V] 
muss  nicht  (Kn,)  in  alle  Zukunft  nicht,  niemals  mehr  (wie  Ps.  15,  &. 
30,  7.   55,  23.    Joel  2,  26  u.  ö.),   sondern   kann  {Sehr ad,  11)^   wie 
D^i3>^  »^  (Ps.  103,  9;  Prov.  27,  24;  Ij.  7,  16)  nicht  auf  die  Dauer, 
nicht  auf  immer  (nicht:  auf  ewig  im  metaphys.  Sinn)   bedeuten  Jer. 
3,  12.  Thr.  3,  31;  nur  diese  Fassung    taugt  hier  wegen  des  Gegen- 
satzes in  V.^.     V"!^]  in  intrs.  Aussprache  Ew,  138^.     Die  Verss.  (LXX. 
Pei.  Onk.  Vulg.)   auch  Saad.  drücken  den  Begriff  Ueihen,  wohnen, 
bestehen,  dauern  aus,  u.  es  ist  möglich,  dass  eine  andere  Lesart  (o^i; 
Capp.  nach   dem  Arab.,   ^5»^;  Ilg.,  i^^j  Cler,,  Kuen,  XVIII.  134;    VK 
Halevy  in  Rev.  crit  1883  p.  273)  zu  Gnmd  liegt,  aber  ebenso  mög- 
lich, dass  dieser  Sinn,  der  zum  Zusammenhang  sehr  gut  taugen  würde, 
blos  errathen   ist  Die  mass.   Lesart  (zuerst  bei  Sym,   sicher  bezeugt) 
vdrd  entweder  (nach  dem  arab.  ddna  med.  Vav)  als  sich  erniedrigen 
erklärt:  nicht  soll  mein  Geist  im  M.  auf  immer  erniedrigt,  herab«- 
gewürdigt,  werden  (JDMich.  Vat.  Tuch,  Ges,  th.,  Ew.  Bmg,  a.) ;  oder 
aber  wird  dem  y"^,  richten  der  Begriff  herrschen,  walten  substituirt: 
nicht  soll  m,  G.  im  M.  auf  die  Dauer  walten  (Schu.  DeL  Ke,  Kn. 
Buns.  Schrad.  OehL  Bud.  a.),  oder  gar  der  Begriff  kräftig  u.  gewaU 
tig  sein  (Äh.).     Aber  nachweisbar  im  Hebr.  ist  weder  niedrig  wer- 
den^ noch  walten.    Bei  beiden  Auffassungen  soll  die  Meinung  sein,  der 
den  Menschen  ihre  Lebenskraft  gebende  Geist  soll  nicht  fi^s'V,  auf  un- 
begrenzte Dauer,  auf  Jahrhunderte  hinaus  das  leisten;  darum  wolle  GoU 
ihre  Lebenszeit  empfindlich  kürzen,  damit  der  (durch  die  Vermischung 
mit  den  Q'^rrV«  -»aa  verrückte)  Unterschied  zwischen  ihnen  u.  ö'*'^^»  klar 
hervortrete  (auch   ihnen   zum  Bewusstsein    komme).     *ito   »^^i  o>wa] 
dafür  geben  die  Vrss.  (LXX,   PeL,   Trgg.    Vulg,)    VrsSam,,  die  jüd. 
Ausleger  u.  viele  Neuere  (zB.  Bohl.  Hupf.  Böhm.,  Wendt  not  carnis 
et  spir.  in  VT.  1877  S.  18)  dieweil  er  (sc.  onKn)  Fleisch  ist.    Das 
wäre  als  Grund  zu  Gl.^  annehmbar.     Aber  wo2  kann  das  nicht  besagen. 
Denn  wenn  man   auch  ein  späthebräisches  (Qoh.  2,  16)  ^a  (=  ^»«a 
Gen.  39,  9.  23)  weil  hier  (im  Pent.)  zugeben  wollte,  so  wäre  doch 
d:i  unzulässig.     Denn  *y)  davs  könnte  nicht  (Hitz.  in  LGBl.  1862  Jul.  5) 
bedeuten:  weil  ei*  (nicht  nur  Geist,  sondern)  auch  Fleisch  ist,  sondern 
nur:  weil  auch  ir  FL  ist.     Aber  ,,^auch  er*'  sc.  wie  die  andern  irdi- 
schen Wesen  (Kn,,  Kuen.  133)  wäre  in  diesem  Zusammenhang  sinn- 
los, mag  man  das  Sätzchen  zum  Vorhergehenden,   oder  {Kn)  zu  V.^ 
ziehen;  u.   „weil   ^r  seinerseits  (im  Gegensatz  gegen  das,  was  Gott 
thun  will)  sich  dem  Walten  des  Geistes  entzieht  u.  ganz  in  Fleisch 
aufgeht'*  {Del.%  kann  in  den  Worten  nicht  liegen.    Man  müsste  dann, 
da  schon  Knn  nva  zur  Noth  genügte,  fi^va  für  späteren  Einsatz  {Geig, 
in  Jüd.  Ztschr,  III.  155ff.;  Kuen,  133;  Wl.  307)  erklären.    Spricht 


122  Gen.  6,  3. 

man  aber  mit  den  meisten  früheren  Textausgaben  qb^'s  als  Infm.  intr« 
von  iiv  (Ges.  67  A.  3;  Ew.  238^)  mit  3  p.  m.  PL  Suff.,  d.  h.  wegen 
ihrer  Verhebung  (Vat,  Ros.  Ges,  Schum,  Tuch  Ew.  Ke,  Oehl.)  oder 
Verirrung  ist  er  (der  Mensch,  nicht  »•'t?  =  ^y^)  Fleisch,  so  dürfte 
man  doch  nicht  o  -7-  sowohl  als  »irt  auf  b^k  beziehen.  Denn  zwar  der 
Sinn:  durch  ihre  jetzige  Verirrung  (vgl.  Prov.  5,  19  f.),  oder  (Eto.)  über- 
haupt sofern  der  Mensch  sich  vergeht,  ist  er  Fleisch  d.  h.  nicht  im 
ethischen  Sinn  dem  Fleisch  anheimgefallen,  sündig  (üTe.),  sondern  ver- 
gänglich, sofern  Sünde  u.  Sündendienst  die  Kraft  des  Lebensgeistes  im 
Menschen  schwächt  (2,  17),  —  dieser  Sinn  wäre  zur  Noth  noch  an- 
nehmbar; sofortige  Vernichtung  {Schr^  wäre  dadurch  so  wenig  ge- 
fordert, als  in  dem  ähnlichen  Fall  2,  17.  3,  19  f.  Aber  unerträglich 
wäre  die  Enallage  numeri  (trotz  Ew.  319^),  u.  sachlich  passt  b>^,  auf 
die  Menschen  bezogen,  nicht.  Vielmehr  müsste  man  &^  auf  die  Gottes- 
söhne beziehen:  in  Folge  ihrer  Verirrung  ist  er  Fleisch,  d.  h.  sieht 
sich  Gott  veranlasst,  sie  dem  Schicksal  alles  Fleisches  anheimzugeben 
(was  in  anderem  Fall  vielleicht  vermieden  worden  wäre).  Frostig  u. 
zur  folgenden  Strafe  nicht  passend  ist:  trotz  ihrer  (der  Engel)  Verg, 
ist  er  (der  M.)  doch  FL  (Schott  in  LZ.  1859  S.  230 f.;  Böhm.),  Zieht 
man  aber  oava  zu  tih'):h — »V  (deW.  Buns.,  a.),  so  kann  wenigstens  die 
Fassung  nicht  soll  m.  G.  im  M.  ewig  walten  wegen  ihrer  Verirrung 
nicht  aufkommen,  weil  in  diesem  Fall  osiva,  als  Hauptsache,  nicht  so 
nachhinken  dürfte;  versteht  man  dagegen  durch  ihre  Verg.  d.  h.  der 
Engel  Vergehung  soll  nicht  zur  Folge  haben,  dass  (durch  Einführung 
neuer  Gotteskräfte  in  die  Menschenwelt)  der  Menschengeist  zu  unge- 
messener Lebensdauer  komme,  (denn)  Fleisch  ist  (u.  bleibt)  er  (Riehm 
in  StKr.  1885  S.  759,  vgl.  Bud.  24 ff.),  so  unterschiebt  man  dem 
hinten  angeflickten  ^iv:^  einen  Sinn  („welcher  Geist  durch  ihre  Verg. 
in  sie  gekommen  ist^O>  den  es  nicht  tragen  kann.  Keine  der  Erklärungen 
ist  ganz  befriedigend,  noch  weniger  die  vorgeschlagenen  Änderungen 
des  tjawa  in  aa  *>»><»  (Böttch.  NÄL.  L  13),  w»a  „in  ihrem  Hochauf- 
wachsen** (Höiem.  N.Bibelst.  1866),  ß»"  (Schrad.),  m  tcaV  (Olsh.). 
Sonst  s.  noch  zu  3,  22.  (Willkührlich  zurechtgemacht  ist,  was  kosters 
in  ThT.  X.  41  f.  hier  als  urspr.  Sinn  herausliest).  —  'ai  i'^nj  so  seien 
denn  seine  (des  bim)  Tage  120  Jahre!  Das  ist  allgemein  u.  unein- 
geschränkt gesagt,  kann  also  nicht  bedeuten,  dass  ihm  bis  zu  seiner 
Vernichtung  in  der  Fluth  eine  Frist  von  120  Jahren  gegeben  sei  (zur 
Busse,  Trgg,,  Hier.  Aug,,  Rai.  IE.,  Luth.  Engst.  Kur.  Del,  Hofm. 
Ke.  a.),  wofür  zum  mindesten  gesagt  sein  müsste :  seine  noch  übrigen 
Tage,  sondern  muss  von  der  Dauer  der  menschL  Lebenszeit  (wie  Gap.  5. 
35,  28;  Jes.  65,  20;  Ps.  109,  8  u.  ö.)  überhaupt  verstanden  werden,  die 
in  Zukunft  120  Jahre  nicht  übersteigen  soll  (Philo,  Joseph.;  Tuch, 
Ew.  Bmg,  Kn.  Hupf,  Böhm.  Schrad.  a.).  Es  liegt  darin,  dass  sie 
ohne  ihre  Verirrung  viel  länger,  wenn  auch  nicht  gerade  unbegrenzt 
lang  gedauert  hätte  oder  hatte;  nicht  aber  (Kn.  Böhm.),  dass^  erst  die 
fortgesetzte  Vermischung  mit  rden  Gottessöhnen  allmählig  eine  höhere 
Lebenskraft  in  die  Menschen  gebracht  haben  würde.  Übrigens  dürfte 
die  im  dodekadischen  System  bedeutsame  Zahl  von  120  Jahren  (2  kald. 


Gen.  6,  3.  4.  123 

Sossen)  auch  sonst  im  ältesten  Orient  als  natürliches  saeculum  gegolten 
hahen  (Scalig.  em.  terop.  IV.  p.  293 ff.;  Galierer  in  Gomm.  Soc.  Gott. 
VII.  p.  9);  Her.  3,  23  bestimmt  so  das  Lebensalter  der  makrobischen 
Äthiopen;  über  das  saeculum  naturale  u.  civile  der  Römer  s.  Ideler 
Ghronol.  U.  82  ff.  Bei  Censorin  de  die  nat.  17,  4  kommen  als  Mög- 
lichkeiten 112  (Epigenes),  116  (fierosus)  u.  120  Jahre  vor;  in  Ägypten 
nahm  man  an,  hominem  plus  100  annis  vivere  non  posse  (Censor. 
17,  14),  wogegen  andere  (Lucian.  Macrobii  5,  17  f.  22  f.).  Beispiele  von 
mehr  als  100,  auch  {Plin.  7,  §  163)  solche  von  140—150  Jahren 
erv79hnen  (iSn.);  s.  auch  Ew,  G.^  I.  394.  Gegen  obige  Auffassung  der 
120  Jahre  darf  man  nicht  anführen,  dass  nach  A  die  Väter  bis  auf 
Mose  älter  denn  120  Jahre  wurden,  denn  der  Vrf.  hat  ohne  Rücksicht 
auf  A  geschrieben.  Als  Bussfrist  bis  zur  Fluth  können  sie  nicht  ver- 
standen werden,  weil  von  Busse  nichts  gesagt,  auch  nachher  (V.  5  ff.) 
auf  den  Ablauf  einer  Frist  kein  Bezug  genommen  ist  (vgl.  noch  7,  11 
mit  5,  32).  Ohnedem  ßillt  nach  V.  1  dieser  Vorgang  früher  als  120 
Jahre  vor  der  Fluth ;  die  Einreihung  des  Gottesspruchs  in  das  480.  Jahr 
Noah's  (DeL)  ist  ebenso  ohne  Halt,  wie  die  von  andern  (zB.  Hier.) 
angenommene  Abkürzung  dieser  Bussfrist  durch  Gott  um  20  Jahre.  — 
V.  4  nicht  in  Erzählungsfolge,  sondern  äusserlich  angereiht  gibt  eine 
Notiz  über  die  Nefilim  damals  u.  später.  &^V&an]  ist  nach  den  Alten 
(auch  LXX  Pei^  Onk.  Sam,  Saad,)  so  wie  nach  Num.  13,  33  ein  Name 
für  die  Riesen;  V.^  bestätigt  das.  Der  Name  hat  im  Hehr,  kein  klares 
Etymon  u.  scheint  aus  älterer  Zeit  oder  aus  einem  kenaan.  Dialekt  zu 
stammen:  Abgefallene  oder  vom  Himmel  Gefallene  {Hasse  Entdeck. 
U.  62),  waren  sie  nicht,  u.  Fallkinder  =  Bastarde  (öhL^  Volck' 
Mühlau  lex.,  Del,^)  ist  im  hbr.  Sprachgebrauch  nicht  begründet;  auch 
ot  imnintovreg  (Aq,^  vgl.  Hen.  15,  11  nach  dem  griech.  Text  bei  Sync.) 
oder  ßlaioi>  (Sym,)  ist  (trotz  der  Beistimmujig  des  Hier,,  Lulh.  Ges. 
Ke.)  unzulässig,  weil  'fc|  nicht  für  sich,  sondern  nur  in  gewissen  Ver- 
bindungen (Jos.  11,  7.  Ij.  1,  15.  Gen.  43,  18)  einfallen  u.  überfallen 
bedeuten  kann;  untergegangene  Riesengeschlechter  {Schröring  in  ZWTh. 
XXIII.  386)  ist  sprachHch  u.  sachlich  (Num.  13,  33)  unpassend.  An 
einen  Zusammenhang  mit  Ksa  emporkommen  (?  Ew,)  ist  nicht  zu  den- 
ken, aber  auch  von  »\^  (die  an  Grösse  ausserordentlichen,  Tuch,  Kn,, 
Sehr  ad.  99,  Len.  Or.^  I.  344;  dagegen  Sehr  ad.  KAT.2  609)  kann  es 
nicht  kommen.  Von  ihnen  heisst  es:  die  (näml.  die  bekannten)  N. 
waren  auf  der  Erde  in  jenen  Tagen  u.  auch  nachher,  da  die  Gottes- 
söhne zu  den  Menschentöchtern  hineingiengen  (zur  ehelichen  Gemein- 
schaft ins  Frauengemach,  wie  16,  2.  30,  3.  38,  8  u.  ö.)  u.  sie  (die 
Weiber)  ihnen  gebaren.  ^*t{\  nehmen  viele  als  wurden,  entstanden 
(7,  10.  15,  17.  17, 16.  Jon.  4,  10),  um  so  doch  wenigstens  eine  An- 
deutung des  Zusammenhangs  der  Nefilim  mit  den  Engelehen  zu  erhalten. 
Aber  diese  Wendung  ist  nicht  nöthig,  noch  weniger  Correctur  u.  Um- 
stellung der  VersgUeder  {Bud.  37  ff.).  Dass  die  N.  die  Erzeugnisse  jener 
Ehen  sind,  ist  freilich  die  Meinung,  u.  geht  auch  aus  'ai  ^ks;  '^f  k  deut- 
lich hervor,  aber  der  Ref.  hat  das  als  aus  der  Nefilim-Sage  bekannt 
vorausgesetzt,  u.  darum  an  der  entscheidenden  Stelle  nach  V.  2  es  aus- 


124  Gen.  6,  4.  5. 

drücklich  zu  sagen  unterlassen,  wie  er  offenbar  die  ganze  missliche 
Geschichte  mit  absichtlicher  Kürze  behandelt  Was  hier  in  V.  4  hin- 
zugebracht wird,  ist  nur,  dass  die  N.  sowohl  damals  d.  h.  als  das  V. 
1—3  berichtete  vor  sich  gieng,  als  auch  nachher  auf  der  Erde  waren.  — 
^^m]  da  oder  weily  Ew.  353*.  Es  (gegen  die  Mass.)  mit  i?  "•:?q»  zu- 
sammenzunehmen =  nachdem  dass  {Ges.  Kn,  Hupf.  Kur,  Ke.  Sehr.) 
widerstreitet  dem  Sprachgebrauch  (2  Sam.  24,  10  ist  corrupt)  u.  passt 
nicht  zum  Impf.  ^»^J,  Immerhin  aber  ist  die  Zusammenstellung  '^tDK  )'s  ^^^n» 
auffallend,  u.  da  ^vm  sich  auch  gut  an  'n  Q'^b'^a  anschlösse^  so  ist  wohl 
möglich,  dass  'p  """^nK  lui  ein  späterer  Einsatz  ist  von  einem,  der  Num. 
13,  33  vor  sich  hatte  {Bud.  34;  Wl.  Comp.  308;  KS,  a.);  aber  sicher 
ist  das  nicht  Wenn  es  ursprünglich  ist,  ist  die  Meinung  natürlich 
nicht  „nach  der  Fluth",  da  von  dieser  in  V.  1 — 4  nirgends  die  Rede 
ist,  sondern  allgemein:  auch  noch  nach  dem  zuvor  fixirten  Zeitpunkt 
Sofort  ist  an^  nn^jj  nicht  Nachsatz  zum  Zeitsatz  {Kur.  Kn.),  weil  dafür 
Ipfr.  cons.  erfordert  würde,  auch  nicht  Fortsetzung  von  *i^n  {Sehr,), 
weil  in  diesem  Fall  Q'^Vfift'  als  Subj.  wieder  genannt  werden  musste, 
sondern  Prf.  cons.  (2,  6)  in  Fortsetzung  von  '»»äj,  u.  als  Subj.  zu  '»"»^; 
konnte,  obwohl  t^;;  auch  vom  Mann  ausgesagt  werden  kann  (4,  18. 
10,  8.  13  u.  ö.),  der  Leser  doch  nur  die  Weiber  verstehen,  weil  diese 
unmittelbar  vorher  genannt  sind  (vgL  über  den  Wechsel  des  Subj. 
Stellen  wie  Gen.  9,  27.  15, 13.  Ex.  21, 18.  20.  2  S.  11,  13;  2  R. 
3,  24  u.  ö.);  davon  dass  die  Nefilim  sich  {Sehr.)  oder  gar  für  sich 
d.  h.  selbständig,  ohne  Zuthun  der  Gottessöhne  {Kn.)  zeugten,  ist  keine 
Rede.  —  'n^'n  bezieht  sich  selbstverständlich  auf  das  Subj.  von  V.*, 
die  B'^Vfcj,  nicht  auf  das  ausgelassene  Obj.  von  ^T}\  '»■'^J?  (^^'-  ^«O» 
noch  auf  beide  zusammen  {Kn.  Sehr.),  u.  wird  hier  einfach  der  schon 
zur  Zeit  des  Vrf.  veraltete  Ausdruck  durcli  den  im  Hbr.  gewöhnlichen 
D'^'^ä«  Starke,  Helden,  Kraftmenschen  erklärt,  mit  dem  Zusatz  'ai  ^« 
(wo  B^  "»WS  wegen  des  Art  nicht  Praed.  zu  "»w»  ist,  sondern 
üY^  *»»K  u.  ottn  *»  als  2  coordinirte  Epitheta  aufzufassen  sind),  die 
vor  Alters  (1  S.  27,  8)  d.  h.  die  uralten,  die  Männer  des  Namens 
d.  h.  die  berühmten  (Num.  16,  2),  vielbesprochenen.  An  seiner  jetzigen 
Stelle  will  der  V.  einen  Beitrag  zur  Charakteristik  der  Zustände  vor 
der  Fluth  geben:  wo  Kraftmenschen  ihr  Wesen  treiben,  kann  es 
ohne  Verletzung  von  Recht  u.  Ordnung  nicht  abgehen.  Aber  im  Zu- 
sammenhang der  Quellenschrift,  aus  der  V.  1 — 4  ausgezogen  ist,  sollte 
wohl  der  Ursprung  der  bekannten,  vielbesprochenen  Nefilim  berichtet 
werden  (deren  es  noch  lange  gab  Num.  13,  33),  ohne  dass  sie  zu  der 
Fluth  in  eine  Beziehung  gesetzt  waren  {Ew.  Böhm.  Reu.  Wl.)y  s.  oben 
S.  117.  —  Zu  dem  Glauben  der  Alten  an  vorausgegangene  Riesen- 
geschlechter bemerkt  Kn.:  auch  die  arab.  Sage  erwähnt  solche  Völker 
als  Ureinwohner  Arabiens,  zB.  die  Aditen,  Themuditen,  Amalekiten  u. 
legt  ihnen  riesige  Grösse,  Unglauben,  Wildheit,  grosse  Bauwerke  bei 
(s.  Kn.  VT.  179.  204 f.  234 ff.);  die  Griechen  u.  Römer  waren  der 
Meinung,  dass  die  Menschen  überhaupt  in  der  Urzeit  viel  grösser  u. 
stärker  gewesen  wären  (Plin.  7,  16;  Gell.  3,  10,  11),  u.  erzählen  viel 
von    ausgegrabenen  Menschengebeinen,    welche   eine  übermenschliche 


Gen.  6,  5—8.  125 

Grösse  hallen,  zB.  von  7  Ellen  (Her.  1,  68;  Solin.  1,  84f.),  von  10 
bis  11  u.  noch  mehr  EUen  (Paus.  1,  35,  5  f.  8,  29,  3.  8,  32,  4).  S* 
noch  Win.^  II.  330. 

h)  V.  5 — 8  das  Ergebniss  der  Entwicklung  des  Menschenge- 
schlechts im  ersten  Zeitalter.  —  V.  5.  das  Gebilde  der  Gedanken 
seines  Herzens  nur  böse  allezeit]  also  das  Veixlerben  auch  ein  inner- 
liches, welches  die  ganze  Willens-  u.  Gedankenrichtung  ergriffen  hat, 
ein  vollständiges  u.  andauerndes,  ^^t;:]  im  Pent.  nur  noch  Gen.  8,  21 
u.  Dt.  31,  21.  —  V.  6.  „Gott  bereut  (wie  Ex.  32,  14)  die  Er- 
schaffung des  Menschen,  u.  betrübt  sich  (Gen.  34,  7)  in  sein  Herz 
hinein,  d.  h.  es  thut  ihm  in  der  Seele,  herzlich  u.  innig  leid''  (£n.).  Eine 
stark  vermensclüichende  Rede  von  Gott,  wie  sie  der  äusserst  leben- 
digen Darstellungsweise  dieses  Vrf.  eigenthümlich  ist,  den  Sätzen  Num. 
23,  19.  1  S.  15,  29.  Ij.  35,  6  f.  nur  scheinbar  widersprechend,  in 
Wahrheit  ein  kräftiger  Ausdruck  der  tiefmnersten  Verletzung  des  göttl. 
Liebesplanes  durch  die  Sünde  der  Menschen.  —  V.  7.  Er  beschliesst 
also  Vertilgung  aller  Erdenbewohner  vom  Menschen  bis  zum  Thier. 
„Die  Ursache  der  Vertilgung  ist  nach  dem  Vrf.  allein  die  Verderbt- 
heit der  Menschen  wie  8,  21;  von  einer  auch  in  die  Thierwelt  ein- 
getretenen Verderbtheit  (V.  12)  sagt  er  nichts.  Der  Untergang  der 
Thiere  galt  ihm  also  als  Mitverbüssung  der  menschl.  Sünden  (Jer.  12,  4. 
14,  5  f.  Hos.  4,  3.  Jo.  1, 18.  §eph.  1,  2).  So  An.  unter  Voraus- 
setzung der  Ursprünglichkeit  des  Textes.  Aber  da  in  der  Aufzählung 
der  Thierarten  (wie  7,  8.  23)  die  Ausdrucksweise  des  A  (6,  20.  7,  14. 
21.  8,  17.  19.  9,  2)  durchklingt  (Tuch),  u.  da  die  Worte  o'^wn— oikö 
im  Anschluss  an  tj-iKn-r»  nicht  passen  {Buns.\  so  wird  nicht  zu  be- 
zweifeln sein  {Bud.  250  f.,  Kuen.  0.^  I.  313),  dass  erst  R  sie  zur 
Gonformation  mit  der  Darstellung  des  A  in  7,  13  ff.  eingefQgt  hat.  Von 
ihm  kann  auch  '*'?»53  (statt  ^r\^w)  sein,  (obwohl  »•o  in  einem  Stück 
des  r«  auch  Num.  16,  30,  vgl.  Ex.  34,  10,  vorkommt),  zur  Variation 
mit  n»:>  unmittelbar  vor-  u.  nachher  (V.  6.  7^).  ^H^]  „hier  von  den 
zahmen  u.  wildeu  Säugethieren  zusammen,  wie  V.  20.  7,  23.  8, 17. 
Dt  14,  4  u.  ö.'*  {Kn,)  —  V.  8.  Aber  Noa^  fand  Gnade  vor  Gott, 
nach  7,  1  wegen  seiner  Gerechtigkeit,  dass  er  nicht  mit  den  andern 
vertilgt  werden  sollte.  Seine  Gerechtigkeit  ist  keine  so  vollkommene, 
dass  sie  nicht  durch  die  Gnade  Gottes  zu  ergänzen  gewesen  wäre. 
C  hat  in  allen  die  Sünde  betreffenden  Dingen  eine  strengere  u.  schärfere 
Beurtheilungsweise  als  A  (V.  9).  Übrigens  ist  hier  klar,  dass  in  seinem 
Werke  vorher  schon  über  Noa^  die  Rede  gewesen  sein  muss. 


126  Gen.  6,  9  ff. 

IL    Die  Geschichte    Noah's    und  seiner  Nachkommen 
bis  auf  Abraham,  Cap.  6,  9 — Cap.  11. 

1.    Die  Fluthgeschichte  Cap.  6,  9—9,  17,  nach  A  u.  C. 

1.  Weitaus  der  grösste  Theil  dieses  Stückes  stammt  aus  A,  u. 
zwar  ist  seine  Erzählung  über  Noah  u.  die  Pluth  fast  vollständig  darin 
enthalten;  aus  dem  nächsten  Stück  ist  dann  noch  9,  28 f.  als  der  ur^ 
sprüngL  Sohluss  hinzuzufügen.  Die  Überschrift  (6,  9),  die  Rechnung 
nach  Jahren  des  Lebens  Noa^'s,  die  genauen  Zeitangaben  über  den  Ver- 
lauf der  Fluth,  die  Zahlen  der  Maasse  des  Kastens,  die  Einflechtuog 
eines  Gesetzes  in  9,  1 — 7  u.  die  Rückbeziehung  desselben  auf  1,  27  ff., 
der  Rund  u.  das  Rundeszeichen  9,  8  ff.,  die  Rreite  der  Darstellung,  die 
immer  wiederkehrenden  Formeln,  die  alterthümliche  Reschreibung  der 
Entstehung  der  Fluth  (7,  11.  8,  2),  das  Ebenbild  Gottes  9,  6,  die  Re- 
nennung  der  Familie  Noah's  6,  18.  7,  7.  13.  8,  16.  18  (gegen  7, 1), 
der  Gottesname  ß'^n^,  Redensarten  wie  ^ifca-^  6,  12  f.  17.  19.  7,  15  f. 
21.  8,  17.  9,  11.  15—17,  nap.«  w  6,  19.  7,  9.  16,  oTt^?^?»^  8,  19, 
nvp  -js  6,  22,  na^j  n;»  8,  17.  9,  1.  7,  n^«?«  d-^I?«?  oder  yr>i  6,  18.  9, 

9.  11  f.  17,  ihr  u.  euer  Same  nach  euch  9,  9,  Ausdrücke  wie  ^5* 
6,  17.  7,  21,  f^'^nv'n  u.  mw  (nicht  nn»)  6,  13.  17.  9,  11.  15,  T^VSn 
6,  10,  n^s«  6,  21.  9,  3,  nm  Wild  7,  14.  21.  8,  1.  17.  19.  9,  2.  5, 
r»  6,  20.  7,  14,  aat?  selbig  7,  13,  r»  u.  r:??  7,  21.  8, 17.  9,  7, 
fctt^  u.  w«^  6,  20.  7,  14.  21.  8,  17.  19.  9,  2f.  (s.  6,  7.  7,  8.  23), 
n»tt  -THto  7,  19,  das  eintheilende  a  7,  21.  8,  17.  9,  10.  15  f.  u.  a.  sind 
Erkennungszeichen  des  diesem  Erzähler  Zugehörenden.  Nach  ihm  war 
zwar  NoaJ^  in  seiner  Zeit  ein  musterhaft  frommer  Mann,  aber  alles 
Fleisch  auf  Erden  war  gänzUch  entartet  u.  verderbt  Darum  eröffnete 
Gott  dem  Noali,  dass  er  die  Erde  durch  die  Fluth  verderben  wolle,  u. 
gebot  ihm  die  Erbauung  eines  Kastens,  welcher  ihn,  sein  Weib,  seine 
3  Söhne  u.  deren  Weiber,  so  vsrie  von  jeder  Thierart  ein  Paar  nebst 
den  erforderlichen  Lebensmitteln  aufnehmen  sollte,  um  sie  am  Leben 
zu  erhalten  6,  9 — 22.  Im  600.  Lebensjahr  Noafj's  begann  die  Ober- 
schwenunung  durch  das  Aufbrechen  der  Quellen  der  unterirdischen 
Tiefe  u.  durch  die  Öffnung  der  Fenster  des  Himmels;  am  selben  Tag 
trat  er  mit  den  Seinen  u.  den  Thieren  in  den  Kasten;  die  Wasser 
wuchsen  allmählig,  so  dass  der  Kasten  schwamm,  u.  erreichten  die 
Höhe  von  15  Ellen  über  den  höchsten  Rergen,  dass  alles  auf  dem  Lande 
Lebende  umkam;  150  Tage  wuchs  das  Wasser  7,  6.  11.  13 — 16*. 
18 — 21.  23^.  24.  Darnach  gedachte  Gott  an  die  im  Kasten,  verschloss 
die  unterirdischen  Quellen  u.  die  Fenster  des  Himmels;  nach  den  150 
Tagen  begannen  die  Wasser  zu  sinken,  u.  am  17.  Tage  des  7.  Monats 
kam  der  Kasten   auf  dem  Gebirge  Ararat  zu  stehen;   am  ersten  des 

10.  Monats  wurden  die  Spitzen  der  Rerge  sichtbar;  im  601.  Jahr  NoaVs 
am  1.  des  1.  Monats  war  das  Wasser  von  der  Erde  verlaufen,  u.  am 
27.  des  2.  Monats  die  Erde  trocken  geworden;  auf  Gottes  Refehl  ver- 


Gen.  6,  9flf.  127 

liessen  Noah  u.  die  mit  ihm  den  Kasten  8,  1.  2*.  3^. — 5.  18*.  14 — 
19.  Den  geretteten  Menschen  verlieh  Gott,  wie  nach  der  Schöpfung, 
einen  Segen  mit  der  Kraft,  sich  zu  mehren  u.  die  Erde  zu  f&llen,  u. 
dehnte  ihre  Herrschaft  über  die  Thiere  dahin  aus,  dass  er  ihnen  das 
Fleisch  derselben  zu  essen  erlaubte,  verbot  aber  streng  den  Blutgenuss 
u.  bei  Todesstrafe  die  Tödtung  eines  Menschen  9,  1 — 7.  Auf  diese 
Festsetzungen  hin  errichtete  Gott  mit  sämmtlichea  Wesen  einen  für 
alle  Zukunft  gellenden  Bund,  versprach  darin,  keine  allgemeine  Fluth 
mehr  kommen  zu  lassen,  u.  verordnete  zum  Zeichen  dieses  Bundes 
den  Regenbogen  9,  8 — 17.  In  diesem  Bund  erst  hat  die  Erzählung 
ihr  Ziel  (vgl.  6,  18)  erreicht  Alles  hängt  wohl  zusammen;  man  ver- 
misst  nur  die  ausdrückliche  Aufforderung  Gottes  an  Noab,  jetzt  in  den 
Kasten  einzutreten.  —  In  diesen  Bericht  ist  ein  anderer  hineingearbeitet 
{Sehr.  136  ff.),  welcher  sprachlich  u.  sachlich  sich  unterscheidet.  Nach 
diesem  hiess  Gott  den  Noalhi  u.  seine  Familie  in  den  Kasten  treten  u. 
von  den  reinen  Thieren  je  7  Paare,  von  den  unreinen  je  1  Paar  mit 
hineinnehmen,  weil  er  in  7  Tagen  einen  40tägigen  Regen  bringen 
werde,  um  alle  Wesen  vom  Erdboden  zu  vertilgen.  Noah  that  dem- 
gemäss.  Nach  7  Tagen  begannen  die  Wasser  der  Fluth;  u.  der  Platz- 
regen fiel  40  Tage  u.  Nächte.  Gott  verschloss  hinter  dem  eingetrete- 
nen Noalji  den  Kasten.  In  den  40  Tagen  erhob  sich  der  Kasten  über 
die  Erde.  Alles  Lebendige  ausser  Noah  u.  denen  im  Kasten  kam  um 
7,  If.  3*.  4  f.  7*.  10.  12.  16^  17.  22*.  23*.  Darauf  wurde  dem 
Regen  Einhalt  gethan.  Nach  den  40  Tagen  öffnete  Noah  das  Fenster 
des  Kastens  u.  schickte  Vögel  aus,  um  sich  durch  sie  von  dem  Stand 
der  Gewässer  auf  der  Erde  zu  überzeugen,  zuerst  den  Raben,  7  Tage 
später  die  Taube,  nach  weiteren  7  Tagen  wieder  die  Taube,  die  schon 
ein  Olivenblatt  zurückbrachte,  u.  nach  wieder  7  Tagen  noch  einmal 
die  Taube,  die  nun  nicht  mehr  zurückkehrte.  Da  nahm  er  die  Decke 
des  Kastens  ab  u.  sah,  dass  die  Erde  abgetrocknet  war  8,  2^.  3*. 
6 — 12.  13^.  Noafi  (aus  dem  Kasten  getreten)  baute  einen  Altar, 
opferte  von  den  reinen  Thieren  u.  Vögeln  Gott  Brandopfer;  Gott  nahm 
sie  wohlgefällig  an,  u.  beschloss,  in  Erwägung  der  nun  einmal  dem 
Menschen  von  Jugend  auf  anhaftenden  sündlichen  Verkehrtheit  seines 
Herzens,  nie  mehr  ein  solches  Verderben  zu  verhängen,  sondern  die 
Naturordnung  der  Erde  ungestört  zu  erhalten  8,  20 — 22.  Das  sind 
nicht  blos  ergänzende  Bemerkungen  zum  andern  Bericht,  sondern  es 
ist  eine  vollständige  Fluthgeschichte,  in  der  man  nur  weniges  vermisst, 
näml.  am  Anfang  die  Ankündigung  der  Fluth  an  Noali  u.  den  Befehl, 
einen  Kasten  zu  bauen,  hinter  8,  3  die  Angabe  vom  Auüsitzen  des 
Kastens  u.  vor  8,  20  die  Nachricht,  dass  Noab  aus  dem  Kasten  getreten 
sei.  Die  Gründe  für  die  Ausscheidung  der  genannten  Stellen  sind  diese. 
Vom  Unterschied  reiner  u.  unreiner  Thiere  sagt  A  nichts,  u.  bestimmt 
die  geretteten  Thiere  nur  auf  je  1  Paar  (6,  19f.  7,  16f.);  die  wirkende 
Ursache  der  Überschwemmung  u.  die  Dauer  derselben,  sowde  der  Ver- 
lauf der  Abnahme  der  Wasser  sind  verschieden;  den  Inhalt  von  8,  21  f. 
gibt  A  in  dem  Bericht  über  den  Bundesschluss  9,  8  ff.  Ebenso  ist  die 
Unterscheidung  zweier  Berichte  deshalb  nothwendig,  weil  öfters  dieselbe 


128  Gen.  6,  9  ff. 

Sache  zweimal,  nur  mit  andern  Worten  erzählt  ist,  zB.  der  Eintritt 
Noah's  in  den  Kasten  7,  8  f.  u.  13 — 16,  die  Entstehung  der  Fluth 
7,  11  u.  12,  die  Zunahme  der  Gew9sser  u.  das  Schwimmen  des  Kastens 

7,  17  u»  18,  das  Verenden  aller  Lebewesen  7,  21  u.  23,  das  Auf- 
hören der  Überfluthung  8,  2*  u.  2^  das  Verlaufen  der  Wasser  8,  13* 
u.  13^.  Auch  bemerkt  man,  dass  6,  16  von  einem  ^ni«,  8,  6  von 
einem  "{^Vn  des  Kastens  die  Rede  ist,  u.  dass  die  Familie  Noah's  7,  1 
mit  einer  andern  Formel  benannt  ist,  als  in  A,  so  wie  auch  sonst  f&r  die- 
selbe Sache  andere  Ausdrücke  gebraucht  sind,  zB.  wp-;   7,  4.   23,  ^ß 

8,  8.  11,  n«n  7,  3  (gegen  6,  19  f.),  V«»n  -*?  7,  7.  10  (nicht  V.  17). 
Auf  C  als  Vrf.  des  Berichts  weist  hin:  njrf,  die  stark  menschliche 
Darstellung  Gottes  7, 16.  8,  21,  die  Unterscheidung  reiner  u.  unreiner 
Thiere,  die  Erwähnung  des  Altars  u.  der  Opfer  8,  20  f.  (vgl.  4,  8  f.), 
die  Hervorhebung  der  anhaftenden  Sündhaftigkeit  des  Menschen  7,  21, 
Ausdrücke  wie  nno  7,  4.  23,  'ip^*«i  «?•»«  7,  2,  tmuhii  (^36-Vy)  7,  4.  8. 
23.  8,  8.  13.  21;  D-^;V  7,  4.  lO';  -iaV-V«  8,  21  (s.  (ß,6);"  'iw^  8,  21, 
^^J?  21,  ^n-!3»  21  (3,20  gegen  6,  19)  u.  a.  Zwar  wollten  andere 
8,  6 — 12  dem  A  (An.),  oder  B  (Ew.)  zuweisen,  aber  schon  die  40 
Tage  V.  6  u.  die  Siebenzahl  der  Wartetage  V.  10.  12  entscheiden 
(Hupf,  Sehr.)  für  C;  von  einem  Fluthbericht  des  B  haben  wir  über- 
haupt keine  Beweise.  Da  nun  auch  in  6,  5 — 8  schon  ein  Einleitungs- 
stück zur  Fluth  von  C  vorliegt,  so  kann  nicht  bezweifelt  werden,  dass 
C  eine  vollständige  Fluthgeschichte  gab.  Dass  sie  ein  secundärer  Be- 
standtheil  des  C  sei  {Wl.  XXI.  404;  Bud,  Kuen.,  s.  oben  S.  89), 
wird  im  Zusammenhang  mit  einer  eigenthümlichen  Hypothese  über  die 
allmählige  Entstehung  des  G  behauptet,  ist  aber  durch  specielle  Be- 
weise nicht  zu  erhärten,  sofern  weder  das  feststeht,  dass  die  Fluth- 
sage  den  Isr.  erst  in  der  2.  Hälfte  des  7.  Jahrb.  oder  noch  später 
zukam  (s.  Nr.  3),  noch  die  Ausdrücke  oip^,  nn»,  ^^«j  als  Kennzeichen 
einer  so  jungen  Zeit  (Kuen.  XVIII.  168  f.)  mit  Recht  geltend  gemacht 
werden  können.  Der  Bericht  des  C  ist  aber  von  R,  um  unnöthige 
Wiederholungen  zu  vermeiden,  nicht  neben  den  des  A  gestellt,  son- 
dern in  denselben  hineingearbeitet  worden,  wobei  wenigstens  alles, 
was  G  eigenthümHches  hatte,  aufgenommen  scheint,  während  manches, 
was  G  mit  A  gemeinsam  hatte,  von  R  einfach  weggelassen  sein  kann. 
In  einigen  Stellen,  nam.  7,  3.  7 — 9.  22  f.  (s.  d.)  hat  die  Hand  des 
R  etwas  stärker  eingegriffen  (Ew*  Sehr,  NÖld,  Bud.  Kuen).  —  Ver- 
gebhch  sucht  Halhy  RR.  XXIV  (REJ.  XXII  1891)  S.  161  ff.  wieder 
die  literarische  Einheitlichkeit  des  ganzen  Stücks  zu  beweisen. 

2.  Die  Ausführlichkeit  beider  Berichte  ist  in  der  Sache  begründet. 
Die  Fluth  ist  das  wichtigste  Ereigniss  nach  der  Schöpfung,  von  dem 
sich  eine  dunkle  Kunde  in  der  hehr.  Sage  erhalten  hat,  die  Grenz- 
scheide zweier  Weltalter,  welche  den  Lauf  einer  alten  untergegangenen 
Menschheit  abschliesst  u.  für  ein  neues  Geschlecht  den  Ausgangspunkt 
bildet.  In  einem  solchen  Ereigniss  müssen  die  Gedanken  Gottes,  welche 
in  der  Menschengeschichte  nachzuweisen  sich  die  bibl.  Schriftsteller 
zur  Aufgabe  machen,  vemehmticher  als  sonst  sich  kund  thun.  In  der 
That  fällt  bei  A  u.  G  das  Schwergewicht  auf  die  Nachweisung  dieser 


Gen.  6,  9  ff.  129 

Gottesgedanken.  Die  schonungslose  Dahingabe  alles  Lebenden  kann  — 
so  äussern  sich  selbst  einige  Fluthsagen  der  Völker  —  nur  als  ein 
Strafgericht  Gottes  über  ein  entartetes  Geschlecht  verstanden  werden, 
u.  beide  Erzähler  stellen  darum  die  Zeichnung  der  Verderbtheit  der 
untergegangenen  Menschheit  an  die  Spitze  ihrer  Erzählung  (6, 11 — 18. 
6,  5—8;  vgl.  Ij.  22,  16ff;  Jes.  24,  5.  18;  Matth.  24,  38;  2  Ptr. 
2,  5).  Ebenso  dass  in  diesem  Verderben  ein  Mann  mit  den  Seinigen 
gerettet  u.  zum  Anfänger  eines  neuen  Geschlechts  gesetzt  wurde,  kann 
nur  aus  dem  Wohlgefallen  Gottes  an  ihm  erklärt  werden ;  beide  schil- 
dern ihn  als  den  gerechten  unsträflichen  Mann,  der  glaubensvoll  den 
Verfugungen  Gottes  Gehorsam  leistete  (6,  9.  22  u.  6,  8.  7,  1.  5;  vgl. 
Ez.  14,  14.  20;  Sir.  44,  17;  Sap.  10,  4;  Hbr.  11,  7).  Aber  auch  das 
neue  Verhältniss,  in  das  Gott  zu  der  neuen  Menschheit  trat,  war  hier 
klar  zu  machen.  A  widmet  dem  eine  lange  Ausführung  (9,  1 — 17) 
u.  steuert  durch  seine  ganze  Erzählung  hindurch  auf  sie,  als  den  eigent- 
lichen Zielpunkt,  los.  Die  urspr.  Vollkommenheit  des  ersten  Weltalters 
ist  daliin:  in  Anbetracht  des  durch  die  Sünde  nun  einmal  herein- 
gekommenen Zwiespalts  wird  dem  Menschen  sein  Herrscherrecht  über 
lie  Natur  erweitert  u.  Thiere  zu  essen  erlaubt,  aber  gegen  das  wie- 
derholte Umsichgreifen  des  Mordgeistes  eine  gesetzliche  Schranke  gezogen 
u.  wenigstens  in  Grundzügen  eine  neue  Lebensordnung  gegeben,  die  er 
unverbrüchlich  einhalten  soll;  unter  dieser  Voraussetzung  will  Gott  ihm 
die  NichtWiederkehr  einer  solchen  chaotischen  Verwüstung  zusichern; 
oder:  er  lässt  sich  herab  zu  einem  Bund  mit  ihm,  u.  ist  das  nur  An- 
fang u.  Grundlage  einer  besonderen,  auf  ihn  gerichteten  Heilsthätigkeit 
Gottes.  Kürzer  beschreibt  C  in  8,  20 — 22  das  neue  Verhältniss  dahin, 
dass  Gott  künftig  die  dem  Menschen  innewohnende  Verkehrtheit  nicht 
mehr  zum  Grund  einer  neuen  Verfluchung  der  Erde  zu  machen,  son- 
dern (mit  dem  Vorbehalt,  ihr  in  anderer  Weise  entgegenzuarbeiten)  sie 
in  Geduld  u.  Langmuth  (vgl.  Rom.  3,  25  f.)  zu  tragen  beschloss.  So 
stimmen  in  den  Hauptpunkten  beide  Erzähler  zusammen.  Aber  auch 
die  Rettung  Noalhis  mit  den  Seinen  u.  den  Thieren  wird  bei  beiden 
gleich  beschrieben:  sie  war  durch  die  Sage  fest  normirt  Die  Ab- 
weichungen betreffen  nur  die  Einzelheiten  des  Vorgangs.  Eine  Ab- 
weichung des  C,  über  die  Zahl  der  geretteten  reinen  Thiere,  war  wegen 
des  nach  der  Fluth  zu  bringenden  Opfers  nothwendig:  eine  andere, 
betreffend  die  Entstehung  der  Fluthwasser  durch  Regen,  schliesst  sich 
mehr  an  die  gewöhnliche  Ursache  der  Überschwemmungen  an,  während 
die  Darstellung  des  A  auf  einer  alterthümlicheren  Anschauung  von 
derlei  Naturvorgängen  rulit  Die  Hauptabweichung  betrifft  die  Dauer 
der  Fluth.  Wie  sehr  aber  gerade  hierüber  die  Überlieferung  schwankte, 
sieht  man  daraus,  dass  selbst  im  Text  des  A  sich  noch  zweierlei  Be- 
rechnungsweisen durchkreuzen.  Wenn  nämlich  (7,  11)  die  Fluth  am 
17.  des  2.  Monats  beginnt,  und  die  Wasser  (7,24)  150  Tage  lang 
zunehmen,  dann  nach  diesen  150  Tagen  schon  am  17.  des  7.  Mon. 
der  Kasten  sicli  festsetzt  (8,  3  f.),  bis  zum  1.  des  10.  M.  die  Spitzen 
der  Berge  sichtbar  werden  (8,  5\  am  1.  des  1.  M.  im  andern  Jahr 
die  Wasser  verlaufen  sind  (8,  13)  u.  am  27.  des  2.  M.  die  Erde  ab- 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  9 


130  Gen.  6,  Off. 

getrocknel  ist  (8,  14),  so  ist  zunächst  deutlich,  dass  der  ganze  Vorgang 
1  Jahr  11  Tage,  d.  h.,  da  doch  die  Hebräer  nach  Mondjaliren  zu  rech- 
nen pflegten,  854  -f  11  d.  h.  865  Tage  oder  ein  Sonnenjahr  (so  schon 
IE.  Rai.  Qi,  zu  8,  14)  umspannen  soll.  Ist  aber  nach  Mondmonaten 
gerechnet,  so  ist  auffallend  genug,  dass  7,  24  und  8,  8  ein  Zeitraum 
von  150  genannt  ist,  welchem  nach  8,  4  etwas  weniger  als  fünf 
Monate  (weil  beim  Aufsitzen  des  Kastens  doch  die  Wasser  schon  etwas 
gesunken  sein  müssen)  entsprechen  sollen,  während  doch  150  Tage 
mehr  sind,  als  5  hbr.  Monate.  Da  A  hier  immer  genau  bestimmte, 
nicht  runde  Zahlen  beibringt,  u.  darum  150  nicht  etwa  {Tuch)  nur 
ungefähre  Angabe  (statt  147j  sein  kann,  auch  die  Absicht  einer  genauen 
Rechnung  einem  Vrf.  wie  A  abzusprechen  (Bud,  272  f.)  sich  nicht 
empfiehl^  da  weiter  auch  nicht  angenommen  werden  kann,  dass  im 
Text  sämmtliche  Monate  zu  80  Tagen  u.  das  ganze  Jahr,  wie  bei  den 
Ägyptern  (ideler  Cluronol.  I.  478  f.)  zu  860  Tagen  u.  5  Epagomenen 
gerechnet,  also  die  Gesammtzeit  auf  875  Tage  angesetzt  sei  (DeL^), 
weil  875  keine  Periode  darstellt,  so  empfiehlt  sich  die  Auskunft  {Ew. 
Sehr,),  dass  hier  in  den  150  Tagen  der  Rest  eines  abweichenden  An- 
satzes steckt,  nach  welchem  die  Zunahme  der  Wasser  150  Tage  u.  wohl 
auch  die  Abnahme  150  Tage  (d.  h.  2x75)  betrug:  wenigstens  kann  man 
in  der  Zeitbestimmung  der  ersten  Stufe  der  Abnahme  (vom  17.  des  7.  bis 
zum  1.  des  10.  Monats)  noch  eine  Spur  von  dieser  Berechnungsweise  er- 
kennen. Dieser  Ansatz  von  2x150  Tagen  (d.  h.  10  Mon.)  wird  aber 
zusammenhängen  mit  einer  anderen  Monats-  u.  Jahresberechnung,  wie 
sie  vielleicht  (s.  meine  Abb.  in  MBfiAW.  1881  S.  981)  bei  den  Phöniken 
üblich  war.  Nach  ihr  müsste,  wenn  die  Flutli  zu  800  Tagen  angenommen 
war,  das  letzte  Datum  (8, 14)  der  17.  T.  des  12.  M.,  wenn  aber  zu  865 
T.,  der  17.  T.  des  2.  M.  sein.  Statt  dessen  erscheinen  in  8, 18  f. 
Daten,  die  niu*  aus  der  Rechnung  des  Mondjahrs  erklärbar  sind,  aber 
gleichwohl  die  Dauer  der  Fluth  auf  ein  Sonnenjalur  (s.  5,  28)  normiren. 
Schwerlich  stammt  dieser  Text  vom  Vrf.  selbst;  wahrscheinlich  haben 
erst  jüngere  Bearbeiter  corrigirend  eingegriffen  (wie  in  den  Zahlen 
Gp.  5).  Die  LXX  ihrerseits,  vom  ägypt.  Jahr  von  865  Tagen  aus- 
gehend, haben  7,  11.  8,  4  geradezu  den  27.  T.  (statt  des  17.)  ge- 
setzt. —  Dass  der  2.  Monat,  in  welchem  die  Fluth  anhebt,  der  2.  Früh- 
lingsmonat oder  Ijjär  {R,  Josua  bei  Ra§.,  Barhebr,  chron.  syr.  p.  7, 
Merc.y  Tuch,  Lepsius  Chron.  der  Äg.  I.  226 f.;  Kosters  ThT.  XIX. 
887  f.)  sein  soll,  kann  daraus,  dass  in  der  babyl.  Fluthsage  bei  Alexander 
Polyh.  der  15.  des  Mon.  Daesius  (Sivan)  genannt  ist,  um  so  weniger 
erwiesen  werden,  als  dieses  Datum  für  die  in  der  2.  Hälfte  des  März 
beginnenden  u.  gegen  Ende  des  Mai  am  höchsten  steigenden  An- 
schweUungen  des  Eufrat  u.  Tigris  {Ritter  EK.  X.  1028  f.  XI.  1019) 
ohne  Bedeutung,  u.  vielleicht  irrthümlich  {Len,  Or.^  I.  418 f.)  ist.  Viel- 
mehr ist  ohne  Zweifel  der  2.  Herbstmonat  (MarcheSvan)  zu  verstehen 
{Jos.  ant.  1,  3,  8;  Tg.Jon.,  Rai.  Qu,  JDMich.  comm.  S.  89  f.,  Ros. 
Win.  Bmg.  Kn.  Ew.  Del),  theils  weil  A  den  Beginn  des  Jahres  mit 
dem  Frühling  erst  von  Mose  an  datirt  (Ex.  12,  2),  theils  weil  gerade 
MarcheSvan  in  Palästina  der  eigentliche  Beginner  der  Regenzeit  war. 


Gen.  6,  9flF.  131 

Warum  gerade  der  17.,  und  nicht  der  15.,  der  Vollmondstag  (wie  in 
der  bab.  Sage),  oder  der  16.,  der  Tag  nach  dem  Vollmond,  bestimmt 
ist,  ist  zur  Zeit  noch  unermittelt:  dass  am  17.  Tag  ^aXiGxa  yivezcii 
TtkfjQOviiivri  xccTadrilog  ij  Tcavöikrjvog  {Kn.  nach  Plut.  d.  Isid.  42), 
erklärt  die  Sache  nicht,  u.  die  Vermuthung  (BWBacon  in  Hebr.  Vlll. 
85),  dass  1  M.  17  T.  des  A  den  40  +  7  Tagen  der  Vorbereitungs- 
zeit, die  einst  in  G  angegeben  gewesen  seien  (?),  entsprechen  sollen, 
steht  gänzlich  in  der  Luft  —  Viel  kürzer  ist  der  Verlauf  des  Ereig- 
nisses bei  G:  hier  wird  durchaus  nach  den  Zahlen  7  u.  40  gerechnet: 
nach  7  Tagen  Vorbereitung  Mt  der  Platzregen  40  Tage  u.  Nächte 
lang,  u.  in  Frislen  von  3mal  7  Tagen  verschwinden  die  Wasser  wie- 
der. Auch  hierin,  bezüglich  ihrer  Dauer,  schHesst  sich  diese  Dar- 
stellung an  die  gewöhnlichen  Vorgänge  der  Regenzeit  an. 

3.  Grundlage  der  Fiutherzählung  ist  ohne  Zweifel  das  dunkle 
Andenken  an  eine  furchtbare  Landesverheerung  durch  Wasser.  Diese 
Fluth  fällt  nämlich  in  den  Verlauf  der  Menschengeschichte  herein,  hat 
also  mit  den  geologischen  Diluvien  nichts  zu  schaffen.  Die  lange  Dilu- 
vialperiode der  Geologen,  der  die  Erdoberfläche  ihre  letzte  Gestaltung 
verdankt,  liegt  jenseits  aller  Erinnerung  der  Menschen;  höchstens 
schliessen  konnten  schon  die  Alten  aus  gefundenen  Fossilien  (Her.  2, 
12;  Eratosth.  fragm.  ed.  Seidel  p.  28,  s.  Tuch^  116)  auf  vorangegangene 
Diluvien.  Die  Fluth  der  Bibel  konnte  bei  ihrer  kurzen  Dauer  wesent- 
liche u.  allgemeine  Umgestaltungen  der  Erdrinde  nicht  bewirken  u.  hat 
sie  auch  nicht  be^virkt•  Nach  der  bibl.  Erzählung  vnirden  die  Berge 
von  den  Wassern  bedeckt  u.  kamen  nach  deren  Ablauf  wieder  zum 
Vorschein  (7,  19  f.  8,  4f.);  die  Erde  braucht  nur  abzutrocknen,  um 
ihre  alte  Gestalt  wieder  zu  haben  (8,  14);  die  Taube  bringt  ein  frisches 
Ölblatt  zurück  (8,  11);  dass  nach  der  Fluth  die  ganze  Pflanzenwelt 
wieder  da  war,  wie  zuvor,  wird  als  selbstverständlich  vorausgesetzt; 
auch  die  Beschreibung  der  Lage  des  Gottesgartens  (2, 11  ff.)  geht  von 
der  Annahme  aus,  dass  die  Gestalt  der  Erdoberfläche  nicht  wesent- 
lich verändert  wurde.  —  Weiler  umfasst  die  bibl.  Fluth  auch  nicht 
die  gesammte  Erde.  Zwar  soll  sie  eine  allgemeine  sein,  sofern  durch 
sie  alles  Lebendige  auf  der  Erde  weggetilgt  wurde.  Aber  dass  diese 
Erde  des  Vrf.  ein  viel  kleinerer  Raum  war,  als  was  wir  die  Erde 
nennen,  ergibt  sich  aus  dem  engen  geograph.  Gesichtskreis  der  alten 
Hebräer,  welcher  nur  Bruchlheile  von  Asien,  Afrika  u.  Europa  um- 
fasste  (Gen.  10).  Dasselbe  folgt  aus  den  eigenen  Angaben  des  Vrf., 
wenn  man  sie  schärfer  ins  Auge  fasst.  Wenn  nach  7,  19  f.  das  Wasser 
zwar  die  hohen  Berge  um  15  Ellen  überragte,  sofort  beim  Sinken  des 
Wassers  aber  der  Kasten  (bei  etwa  15  Ellen  Tiefgang)  auf  einem  der 
Arara|berge  sitzen  blieb  (8,  4),  so  sind  für  den  Vrf.  diese  Berge  die 
höchsten,  während  in  Wahrheit  es  um  mehr  als  10000  Fuss  höhere 
Berge  gibt  Aber  selbst  dass  der  Vrf.  von  der  Höhe  der  Berge  Ararat's 
eine  zureichende  Vorstellung  halte,  lässt  sich  nicht  beweisen.  Im 
Gegentheil,  wenn  er  beschreibt,  dass  von  da  an,  da  der  Kasten  fest- 
sass,  2  V2  Monate  vergiengen,  bis  die  Spitzen  der  Berge  sichtbar  wur- 
den (8,  5),  aber  dann  schon  nach  nicht  ganz  5  Monaten  die  Erde  völlig 

9* 


132  Gen.  6,  9S. 

trocken  war  (8,  14),  so  ist  aus  dieser  Zahienproportion  deutlich,  dass 
entweder  t[ie  höchsten  Berge  nicht  sehr  hoch  gedacht  sind,  oder  aber 
der  Landungsberg  in  einer  alle  andern  Berge  unverhältnissmässig  weit 
üherrragenden  Höhe  vorgestellt  ist    Um  so  weniger  ist  dann  der  Schluss 
(Kur.Ke.)  gerechtfertigt,  dass  weil  nach   den  neueren  Messungen  die 
höchsten  Höhen  des   Ararat  bis  zu  17000  Fuss   ansteigen,  auch  die 
Wasser  eine  solche  Höhe  erreicht  u.  also,  weil  sie  sich  ins  Gleich- 
gewicht setzen  mussten,  die  gesammte  Erde  bedeckt  haben.    Die  physi- 
kalische  Unmöglichkeit,  dass   eine   solche  Wassermasse,   wie  sie  zur 
gleichmässigen  Überschwemmung  der  ganzen  Erde,    auch  ihrer  höch- 
sten Berggipfel,  erforderlich  gewesen  wäre,  ohne  eine  Verkehrung  der 
Verhältnisse  des  Planeten  u.  eben  damit  der  Lebensbedingungen  aller, 
auch  der  geretteten,  Wesen  sich  erzeugen  konnte,  braucht  gar  nicht 
einmal  ins  Feld  geführt  zu  werden.  —  Föhren  aber  die  Angaben  des 
Textes  selbst  nur  auf  eine  tlieilweise  Erdöberschwemmung  u.  zwar 
innerhalb   Menschengedenkens,  so  liegt  zunächst  kein  Grund  vor,    die 
Möglichkeit    einer    solchen    zu    bezweifeln.     Ausserordentliche   Über- 
schwemmungen, in  Folge  von  allerlei  Ursachen,  sind  in  der  Erinnerung 
der  Völker  genug  verzeichnet.     In  den  ältesten  Zeiten,  als  die  Wasser- 
läufe  durch  Natur  oder  durch  Menschenhand  noch  weniger  geregelt 
waren,  mussten  solche  Überschwemmungen  nur  um  so  gewaltiger  u. 
verheerender  sein.     „Über  Überschwemmungen  in  Folge  der  Hebung 
des  Meeresgrundes  s.  Strab.  1,  3,  5.  10  f.    Von  Fluthereignissen,  nament- 
lich in  Meerländem,  berichten  noch   Geschichtschreiber,  zB.  in  Syrien 
u.  dem  kasischen  Grenzland  Ägyptens  Strab.  16,  2,  26;  in  den  griech. 
Ländern  Thukyd.   3,  89;   Diod.   Sic.  12,  59.  15,  48;   Strab.  8,  7,  2; 
auf  der   cimbrischen  Halbinsel  Posidon.  bei   Strab.  2,  3,  6.  7,  2,  1; 
nur  dass   dieselben  nicht  so  umfangreich  waren,  wie  die  der  ältesten 
mythischen  Zeit^^  (Kn,).     Viele   Beispiele  von   seismisch-kyklonischen 
Fluthen  in  Meerländern  aus  historischer  Zeit  hat  Süss  (S.  30  ff.)  zu- 
sammengestellt.    Eine  derartige  gewaltige  Fluth  im  hohen  Alterthum 
muss  die  gewesen  sein,  um  welche  es  sich  hier  handelt     Dass  näm- 
lich diese  Fluthsage  der  Hebräer  nicht  etwa  erst  in  Kenaan  sich  ge- 
bildet hat,  noch  weniger  in  Ägypten  (wo  es  ohnedem  keine  Sintfluth- 
sage  gab)    von  ihnen  angenommen  worden  ist,  sondern  sonst  woher 
ihnen    zukam,    geht   daraus    hervor,   dass    in   derselben   Ostarmenien 
(s.  8,  4)  als  Landungsort  des  Kastens  u.  Ausgangsort  der  neuen  Mensch- 
heit erscheint     Da   von  grossen  Strecken,  welche  der  schwimmende 
Kasten  zurückgelegt,   im  Text  keine  Andeutung  ist,   so  könnte  man 
jene  Gegend  als  die  Heimath  der  Sage  u.  den  Schauplatz  derselben 
vermuthen.      Zur  Bestätigung   Hesse   sich  anführen,   dass  auch  andere 
vorderasiatische  Völker  ihre  Fluthsagen  hatten  u.  zum  Theil  sogar  den 
Ausgangsort  der  Überlebenden  ähnlich  bestimmten.     Zwar  die  Araber 
wissen  von  dieser  Fluth  nichts,  u.  dass  das  Geez'Volk  sein  heimisches 
Wort  für  Fluth  aich,  wie   die  Syrer  ihr  iaufan,  später,  nachdem  sie 
mit   der  Bibel  bekannt  geworden  waren,  besonders  von  der  Sintfluth 
gebrauchen  {Ew.  JB.  VU.  3  f.),  gibt  noch  keinen  Beweis  für  alte  Be- 
kanntschaft mit  dieser;  was  die  Phöniken  (nach  Hieronymus  Äg.  bei 


Gen.  6,  9  ff.  133 

Jos.  ant.  1,  3,  6),  über  die  grosse  Flulh  erzählten,  wissen  wir  nicht; 
dass  sie  nicht  unbekannt  damit  waren,  wollten  Halevy  (M^l.  de  Grit 
71;  RB.  IX.  214}  u.  OGruppe  (im  Philologus  NF.  I.  93  ff.)  auch  aus 
den  griech.  Sagen  u.  Mythen  erschliessen.  Aber  dass  bei  syr,  Völkern 
das  Andenken  an  die  Fluth  fortlebte,  dafür  liegen  mehrere,  wenn  auch 
junge  Zeugnisse  vor.  Nach  einer  Gestalt  der  Sage,  die  Nicolaus  Dam. 
(Joseph,  a.  a.  0.)  vor  Augen  hatte,  wurde  der  Berg  Baris  in  Armenien 
als  derjenige  bezeichnet,  auf  welchen  zur  Zeit  der  Fluth  viele  sich 
gerettet  haben,  u.  auf  dessen  höchstem  Gipfel  einer  in  einem  Kasten 
(Xci^a^)  angelandet  sei,  von  welchem  Kasten  noch  später  Holztheile 
vorhanden  gewesen  seien.  Nach  einer  Angabe  bei  Lucian  de  dea  Syr. 
c.  13  über  Hierapolis  waren  in  dem  angeblich  von  Deukalion  Sisythes 
(s.  Buttm,  Myth.  1.  191  f.)  gestifteten  Heiligthum  der  Juno  im  Libanon 
zu  seiner  Zeit  noch  alljährlich  Geremonien  über  einem  Erdspalt,  welcher 
einst  die  Wasser  der  grossen  Fluth  aufgenommen  haben  soll.  Für  die 
Annahme  einer  in  Phrygien  einheimischen  Fluthsage  sind  die  Nach- 
richten über  Nannacus  (s.  5,  24)  u.  über  den  Berg  bei  Kelaenae,  später 
Apamea  Kibötos,  als  Landungsplatz  der  Arche  (Or.  Sibyll  L  261  ff. 
Friedl.;  Syncell.  p.  22  B),  so  wie  über  das  pisidische  Antiochia  als 
Erbauungsort  der  Arche  (Moses  Choren,  bei  Saint  Martin  M^m.  bist, 
et  g^ogr.  sur  TArm^nie  1819.  II.  349)  zu  jung,  u.  ist  vielmehr  sehr 
wahrscheinlich,  dass  in  dem  von  Antiochus  I  gegründeten  Apamea, 
dessen  Beiname  KißcuTog  nicht  vor  Strab.  12,  8,  13  (PtoL  5,  2,  25; 
Plin.  5  §  106)  vorkommt,  erst  durch  die  zahlreich  dort  wohnende 
Judenschaft  eingeführt  wurde  (EBabelon  la  trad.  phr^r^.  du  dringe  in 
Revue  de  l'hist.  des  relig.  1891  t  XXHL  174  ff.).  Über  Fluthsagen 
der  Armenier  wissen  wir  nichts :  ihre  eigenen  Schriftsteller  sind  zu 
jung  u.  zu  sehr  von  fremden  Einflüssen  abhängig;  was  Jos.  ant.  1,  3, 
5  beibringt,  genügt  nicht  (s.  auch  Nöld»  Untersuch.  154).  Am  ge- 
nauesten bekannt  ist  die  bahyL  Sage,  u.  diese  bietet  zugleich  die  merk- 
würdigste Ähnlichkeit  mit  den  bibl.  Berichten.  Man  kannte  sie  längst 
in  der  Form,  wie  sie  Berosus  nach  den  Auszügen  des  Alex.  Polyh. 
(CMüller  Fragm.  bist.  Graec.  IL  501  f.;  Euseb  Chron.  ed.  Schöne  p. 
20  ff.)  berichtet  Nach  ihr  zeigte  Kronos  durch  einen  Traum  dem  10. 
babyl.  König  Xisuthros  die  für  den  15.  des  Monats  Däsius  bevor- 
stehende Vertilgung  der  Menschen  durch  eine  Fluth  an,  u.  gebot  ihm, 
Anfang,  Mitte  u.  Ende  aller  Dinge  in  Schriften  einzugraben  u.  in  der 
Sonnenstadt  Sispara  (Sipara)  niederzulegen,  dann  ein  Schiff  zu  bauen, 
in  das  er  selbst  mit  seinen  Verwandten  u.  Freunden,  mit  Speise  u. 
Trank,  u.  mit  Thieren,  geflügelten  u.  vierfOssigen,  eintreten  sollte.  Er 
baute  das  Schiff,  15  Stadien  lang,  2  breit,  brachte  alles  zusammen  u. 
bestieg  es  mit  Weib,  Kindern  u.  nächsten  Freunden.  Die  Fluth  kam. 
Beim  Abnehmen  der  Wasser  entliess  er  einige  Vögel,  die  aber,  weil 
sie  weder  Nahrung  noch  Ruheort  fanden,  wieder  ins  Schiff  zurück- 
kehrten. Nach  einigen  Tagen  Hess  er  die  Vögel  wieder  heraus,  welche 
mit  Schlamm  an  den  Füssen  zurückkamen,  aber  zum  3.  mal  ausge- 
sendet kamen  sie  nicht  wieder,  woraus  er  erkannte,  dass  die  Erde 
zum  Vorschein  gekommen  war.     Nachdem  er  einen  Theil  des  Daches 


134  Gen.  6,  9  ff. 

auseinander  genommen,  sah  er,  dass  sein  Schiff  an  einem  fierge  ge- 
strandet war.  Er  stieg  mit  Weib,  Tochter  u.  Steuermann  aus,  betete 
die  Erde  an,  errichtete  einen  Altar,  opferte  den  Göttern,  u.  verschwand 
dann  mit  den  Ausgestiegenen.  Da  er  nicht  wiederkam,  giengen  die 
andern  aus  dem  Schiff  heraus,  riefen  ihn  bei  Namen  u.  suchten  ihn, 
aber  er  zeigte  sich  ihnen  nicht  mehr;  wohl  aber  hörten  sie  eine 
Stimme  aus  der  Luft,  die  ihnen  befahl  fromm  zu  leben,  denn  er  dürfe 
jetzt  wegen  seiner  Frömmigkeit  bei  den  Göttern  wohnen,  ebenso  die 
3  mit  ihm.  Auch  wurde  ihnen  gesagt,  der  Ort,  wo  sie  seien,  sei 
Armenien;  sie  sollen  nach  Babylon  gehen,  u.  die  vergrabenen  Schriften 
in  Sispara  holen.  Sie  wanderten,  nachdem  sie  den  Göttern  geopfert, 
zu  Fuss  nach  Babylon,  gruben  die  Schriften  in  Sispara  aus,  gründeten 
Städte  u.  Tempel,  u.  stellten  Babylon  wieder  her.  Von  dem  Schiff 
aber  ist  noch  ein  Theil  in  den  korduäischen  Bergen  Armeniens;  die 
Leute  schaben  manchmal  kleine  Stücke  Asfalt  davon  ab  u.  gebrauchen 
sie  als  Zaubermittel.  Bei  Abydenus  (Euseb.  pr.  ev.  9,  12)  heisst  der 
Held  Sisithros,  u.  geschieht  die  Aussendung  der  Vögel  am  3.  Tag  nach 
dem  Aufhören  des  Regens,  u.  zum  2.  mal  wiederum  nach  3  Tagen. 
Man  war  früher  geneigt,  diese  der  bibHschen  so  überraschend  ähnliche 
Erzählung  für  eine  Nachahmung  von  jener  zu  halten  (doch  s.  Lenorm. 
B6r.  287  ff.).  Aber  jeder  Zweifel  an  ihrem  hohen  Alter  ist  jetzt  be- 
seitigt, seit  GSmith  im  J.  1872  auf  assyr.  Thontafeln  aus  der  Biblio- 
thek Asurpanipals  das  s.  g.  Izdubar-Gedicht  (s.  Tiele  Gesch.  L  536 f.; 
Mürdt.DeL  47  ff.),  das  ohne  Zweifel  viel  älter  ist,  auf  12  Tafeln  ver- 
zeichnet, u.  in  diesem,  auf  Taf.  11,  den  bah.  Fluthbericht  entdeckt 
hat  Er  ist  seitdem  oft  herausgegeben  u.  übersetzt  (s.  Bezold  bab. 
ass.  Lit.  171  ff.),  bes.  von  PHavpl  in  Sehr.  KAT.2  55 ff.  (mit  Ver- 
besserungen in  Beitr.  zur  semit  Sprachwiss.  L  122  ff.)  u.  Jensen  fcos- 
mol.  1890  S.  367 — 446):  im  einzelnen  weichen  aber  die  Übersetzer 
noch  sehr  stark  von  einander  ab.  Der  Name  des  Helden  ist  $it-napi§tim 
(der  Entkommene?);  als  Beiname  erscheint  Atra-feasis  (der  sehr  Kluge), 
was  als  Hasis-atra  gelesen  für  die  Grundform  von  Xisuthros  gehalten  wird; 
seine  Stadt  ist  Surippak.  Die  Erreger  der  Fluth  sind  die  Gölter  Anu, 
Bei,  Ninib  (Adar),  Ennugi.  Gott  Ea  zeigt  dem  Helden  (im  Traume)  die 
Fluth  an  u.  heisst  ihn  ein  Schiff  zur  Rettung  bauen.  Von  den  schrift- 
lichen Monumenten  zu  Sispara  wird  hier  nichts  gesagt;  die  Maasse  u. 
innere  Einrichtung  des  Schiffs  sind  nicht  mehr  erkennbar;  die  Jahres- 
zeit ist  nicht  angegeben;  der  Held  nimmt  viele  Leute  (seine  ganze 
Sippe)  u.  auch  seine  Schätze  mit  ins  Schiff;  der  Steuermann  heisst 
Buzurkurgal  (Puzurbel).  Der  Gesammtname  für  die  Katastrophe  ist 
aMbu  Sturm  (Fluthsturm) ;  hervorgebracht  wird  sie  durch  Sturzregen 
u.  rasenden  Sturm,  der  die  oceanischen  Wasser  auftreibt,  so  furchtbar, 
dass  die  Götter  selbst  sich  fürchten;  6  Tage  u.  Nächte  dauerte  es  so 
an;  am  7.  Tag  beruhigte  sich  Sturm  u.  Wetter;  jammernd  durch- 
schiffte der  Held  das  Fluthmeer;  nach  dem  Land  Nisir  gelangte  das 
Schiff  hin;  der  Berg  des  Landes  Nisir  (östlich  vom  Tigris,  jenseits  des 
untern  Zäh,  Sehr.  KAT.^  53)  hielt  es  fest;  7  Tage  darnach  Hess  er  die 
Taube  (?)  aus,   die   wiederkam,   weil   sie   keinen  Aufenthaltsort   fand; 


Gen.  6,  9  ff.  185 

dann  die  Schwalbe,  die  auch  wiederkam,  endlich  den  Raben,  der  nicht 
wiederkam.  Nach  dem  Aussteigen  u.  den  Opfern  an  die  Götter  zürnt 
Bei  über  die  Rettung  der  Menschen,  wird  aber  von  lla  besänftigt,  Idsst 
sich  bewegen,  künftig  die  Menschen,  die  sich  vergehen,  mit  andern 
Strafmitteln,  als  mit  einer  Fluth  zu  strafen,  u.  nimmt  den  Helden  mit 
seinem  Weibe  weg  in  die  Ferne,  an  die  Mündung  der  Ströme.  —  Zu 
bemerken  ist  zunächst,  dass  dieser  kald.  Bericht  sich  mit  dem  des  G 
(Siebenzahl,  Regen,  Decke  des  Schiffs,  ausgesandte  Vögel,  Opfer)  noch 
mehr  berührt,  als  mit  dem  des  A  (Beschreibung  des  Schiffs  nach 
Maassen,  Asfalt).  Zugleich  ergibt  sich  aus  den  Abweichungen,  des  Bero- 
sus  von  dem  keilschriftl.  Bericht,  dass  auch  bei  den  Babylon  iem  (u. 
Assyrern)  verschiedene  Variationen  der  Sage  im  Umlauf  waren,  ohne 
Zweifel  auch  noch  andere,  als  diese  zwei.  Dass  die  berosische  Form 
die  jüngere  sei  {Kost.  335  ff.),  folgt  daraus,  dass  Berosus  später  schrieb, 
noch  nicht  mit  Sicherheit;  es  kommt  auf  die  Quelle  an,  die  er  be- 
nutzt, u.  über  diese  wissen  wir  nichts.  Weiter  aber  erheben  sich  nun 
im  Angesicht  dieser  bab.  Flutherzählung  zwei  besondere  Fragen.  Zu- 
erst: ist  vielleicht  Babylonien  die  urspr.  Heimath  der  asiatischen  Fluth- 
sage?  Der  Geologe  ESüss  (S.  10 ff.  49  ff.)  suchte  aus  dem  keilschriftl. 
Berichte  zu  beweisen,  dass  darin  deutlich  eine  durch  ein  gewaltiges 
Erdbeben  im  pers.  Golf  veranlasste  kyklonische  Überfluthung  des  unteren 
Eufratgebietes  vom  Meere  her  beschrieben  sei,  u.  alle  die  Fluthsagen 
anderer  Völker  nur  Nachklänge  dieser  uiedermesopotamischen  Über- 
schwemmung seien.  Freilich  ist  die  Übersetzung  gerade  der  Stellen  des 
Keilschrifttextes,  auf  die  er  sich  speciell  beruft,  nicht  sicher  (s.  Jens, 
368);  auch  könnte  man  den  Landungspunkt  Nisir,  der  weit  genug  vom 
erythräischen  Meer  entfernt  ist,  so  wie  den  11.  Monat  (in  welchen 
wahrscheinlich  im  Epos  die  Sache  verlegt  ist)  d.  h.  den  Monat  der 
beginnenden  Hochwasser  des  Eufrat-Tigris,  für  eine  binnenländische 
Überschwemmung  als  Grundlage  dieser  Fluthsage  geltend  machen.  Aber 
trotz  alledem  mögen  die  vielen  concreten  Züge  der  dichterischen  Schil- 
derung des  bab.  Epos  dafür  sprechen,  dass  Niederbabylonien  die  urspr. 
Heimath  der  Fluthsage  ist  u.  die  Erfahrung  kyklonischer  Überschwem- 
mung ihr  zu  Grund  liegt  Die  andere  Frage  ist,  ob  die  bibl.  Berichte 
erst  auf  Grund  dieser  specifisch-babyl.  Darstellungen  der  Sache  gearbeitet 
sind.  Manche  bejahen  sie  jetzt,  in  Anbetracht  der  überraschenden  Ähn- 
lichkeiten zwischen  beiden  (die  freilich  zum  Theil  sich  aus  der  Sache 
von  selbst  ergeben).  Aber  wenigstens  in  der  Form,  dass  die  Juden 
erst  in  oder  nach  dem  bab.  Exil  die  Erzählung  angenommen  u.  nie- 
dergeschrieben haben  {Goldz.  Myth.  382 ff.,  Del,  Par.  94.  157f.  Haupt 
Sintfl.  Ber.  20),  ist  diese  Meinung  unhaltbar,  da  die  bibl.  Berichte 
stylistisch  vom  übrigen  Buch  des  G  u.  A  nicht  zu  trennen  sind,  u.  da 
es  sachlich  undenkbar  ist,  dass  die  Juden  von  ihren  Feinden,  den 
Babyloniem,  eine  ihnen  ursprünglich  wildfremde,  vom  albernsten  Poly- 
theismus durchtränkte  Localsage  sich  angeeignet  hätten.  Eher  Hesse 
sich  denken,  dass  etwa  um  800  v.  Ch.  oder  im  8.  Jahrb.  {Sehr, 
KAT.2  53  f.,  Bud,  515  f.)  oder  in  der  2.  Hälfte  des  7.  Jahrb.  {Kuen. 
XVIII.  168;   Kost.  XIX.  325  ff.)  die   Erzählung  aus  Bab.  zu  den  Isr. 


136  Gen.  6,  Off. 

gekommen  sei,  sei  es  durch  directen  Verkehr  mit  den  Assyrern  oder 
Babyloniern,  sei  es  vermittelt  durch  Handelsvölker  wie  Phöniken.  Nur 
darf  man  nicht  behaupten,  dass  aus  dem  Stillschweigen  des  angeb- 
lichen J^  (s.  S.  89.  117)  über  die  Fluth  oder  aus  dem  Umstand,  dass 
erst  Ez.  14,  14.  20.  Jes.  54,  9  den  Noah  erwähnen,  jene  Annahme 
mit  Noth wendigkeit  folge.  Ohnedem  weiss  man  jetzt,  dass  schon  im 
2.  Jahrtausend  v.  Gh.  Kenaan  den  Einflüssen  der  bab.  Gultur  nicht 
mehr  verschlossen  war.  Aber  selbst  wenn  die  keilschriftl.  Gestalt  der 
Fluthsage  zu  den  Isr.  erst  in  ihrer  Königszeit  herüberdrang  (was  ja  an 
sich  möglich  ist),  so  hatten  sie  doch  keinerlei  Grund,  sie  sich  anzu- 
eignen, wenn  nicht  vorher  schon  dunkle  Kunde  von  einer  Vernichtungs- 
fluth  über  die  Menschen  unter  ihnen  lebte.  Soll  auch  zu  den  übrigen 
Völkern  die  Fluthsage  erst  so  spät  sich  von  Bab.  aus  verbreitet  haben? 
Ausserdem  sind  neben  den  Ähnlichkeiten  doch  auch  grosse  Verschie- 
denheiten u.  eine  eigenthümlich  israel.  Färbung  nicht  zu  verkennen, 
welche  nicht  annehmen  lassen,  dass  sie  s.  z.  s.  frischweg  aus  bab. 
Munde  heraus  zu  Schrift  gebracht  wurde  (s.  auch  meine  Bemerkungen 
im  SBAW.  1882  S.  436  f.).  Nicht  einmal  die  Episode  von  den  Vögeln 
8,  6 — 12  (s.  d.)  erweist  sich,  literarisch,  als  ein  jüngerer  Zusatz. 
Vollends  der  Versuch  von  Kost.  (335  ff.).,  zu  erweisen,  dass  A  sich  an 
die  jüngere  (!)  Form  der  bab.  Sage  bei  Berosus  anschliesse,  also  selbst 
viel  jünger  sei  als  C,  der  sich  an  die  keilschriftl.  Form  halte,  erscheint 
als  misslungen,  da  als  einziger,  dem  A  eigenthümlicher  (denn  Noah 
ist  der  10.  Urvater  auch  bei  C)  Berührungspunkt  mit  Berosus  nur  die 
Landung  in  Armenien  richtig  ist,  u.  selbst  dieser  schwindet,  wenn  Nisir 
schon  zu  den  korduäischen  Bergen  {Sehr.  KAT.^  53)  gehörte.  Viel- 
mehr aber  beweist  die  Namensform  Ararat  (s.  zu  8,  4),  dass  die  An- 
gabe nicht  von  den  Babyloniern  entlehnt  ist.  Um  sicher  urtheilen  zu 
können,  müssten  wir  auch  die  Gestalt  der  syrischen  u.  kleinasiatischen 
Fluthsagen  genauer  kennen.  Die  Möglichkeit,  dass  die  Fluthsage  schon 
sehr  frühe  (immerhin  von  Babylonien  aus)  zu  andern  vorderasiatischen 
Völkern  drang,  u.  dass  der  keilschriftl.  Bericht  nur  eine  specifisch- 
babyl.  Ausstattung  derselben  war,  von  der  dann  in  geschieh tl.  Zeit 
wieder  Kunde  zu   den  Isr.  herüberkam,  bleibt  immer  noch  bestehn. 

4.  Ob  auch  sonst  sich  Erinnerungen  an  die  bibl.  Fluthsage  er- 
halten haben,  ist  fraglich.  Für  eine  Fluthsage  der  Perser  haben 
manche  {Windischm,  Ursagen  4ff.;  ZDMG.  XXV.  63;  Len,  Org.^  I. 
430.  II.  270)  den  Vara,  worin  sich  Jima  gegen  die  Überfluthung  zurück- 
zieht (Vend.  II,  46  ff.),  geltend  gemacht,  doch  kann  dieser  höchstens 
als  ein  entfernter  Nachklang  davon  angesehen  werden  {Spiegel  Er.  AK. 
I.  478 ff.).  Auch  die  Ägypter  haben  keine:  was  bei  Plat.  Tim.  p.  22; 
Diod.  Sic.  1,  10;  Orig.  c.  Gels.  1,  20;  Euseb.  chron.  arm.  II.  p.  85 
steht,  beruht  blos  auf  Theorien  der  späteren  Philosophen  u.  Chrono- 
graphen, nicht  auf  einheimischen  Volkserinnerungen;  die  Vernichtung 
der  alten  Sünder  durch  die  Götter  geschieht  dort  auf  ganz  andere 
Weise  {Naville  in  SBAT.  VIII.  P.  3;  Len.  Or.2  I.  448  ff.).  Die  Er- 
zählungen der  Chinesen  von  einer  grossen  Fluth,  welche  man  früher 
hieher     zog    {Jones    Abb.    IL   187 ff.;    Klaprath   Asia    polygl.    32 f.; 


Geu.  6,  9  ff.  137 

Gülzlaff  Gesch.  d.  chines.  Reichs,  von  Neumann  26 f.;  Kn,  Del,^  u.  a.), 
hetreffen  vielmehr  eine  (Jberschw^emmung  des  untern  Hoangh-ho  unter 
Kaiser  Jao  zwischen  2357  u.  2285  v.  Chr.  {EBioi  im  Journ.  As. 
1843;  Paulhier  JA.  1868.  I,  813;  Len.  Or.2  I.  383 ff.;  s.  jetzt  auch 
T.deLacouperie  in  BOR.  IV.  1890).  Eher  vergleichen  Hessen  sich  die 
Fluthsagen  der  Griechen  u.  Inder,  aber  das  Gewicht,  das  man  früher 
auf  sie  gelegt  hat,  mindert  sich  sehr  stark  dadurch,  dass  sie  erst  in 
jüngeren  Schriften  dieser  Völker  nachweisbar  sind.  Bei  den  Griechen^ 
die  mit  Kleinasien  immer  eine  Verbindung  hatten,  werden  nam.  die 
Fluth  des  Ogyges,  u.  die  des  Deukalion  berichtet.  Homer  u.  Hesiod 
erwähnen  beide  noch  nicht.  Über  die  Ogyges-Fluth  ist  überhaupt 
wenig  gemeldet  u.  erst  aus  später  Zeit  {BuUm.  Myth.  I.  205 ff.;  Welker 
griech.  Götterl.  1.  7 75 ff.);  sie  soll  Attica  betroffen  haben  u.  viele  Men- 
schen sollen  darin  umgekommen  sein  (Euseb.  pr.  ev.  10,  10,  4ff.);  von 
einem  Fahrzeug  des  Ogyges  u.  der  furchtbaren  Höhe  u.  Verbreitung 
derselben  ist  erst  bei  Nonnus  Dionys.  III  p.  96  die  Rede.  Bei  Deuka- 
lion erwähnt  noch  Herod.  1,  56  keine  Fluth;  Pindar  od.  Ol.  9,  37 ff. 
spricht  vom  Weichen  der  Wasser,  vom  Herabkommen  des  Deukalion 
u.  der  Pyrrha  vom  Parnassus,  u.  von  der  Erzeugung  des  Steinge- 
schlechts; erst  bei  Apollodor  bibl.  1,  7  erscheint  die  Sage  in  aus- 
gebildeter Gestalt:  zur  Vernichtung  des  ehernen  Geschlechtes  Hess  Zeus 
heftig  regnen,  so  dass  der  grössere  Theil  von  Hellas  überfluthet  wurde 
u.  die  meisten  Menschen  umkamen,  mit  Ausnahme  weniger,  welche 
sich  auf  die  Berge  retteten;  Deukalion  aber,  der  auf  den  Rath  seines 
Vaters  Prometheus  sich  einen  Kasten  gemacht  u.  mit  seinem  Weibe 
Pyrrha,  ausgerüstet  mit  den  nothwendigen  Lebensmitteln,  hineingegangen 
war,  landete  nach  Qtägiger  Fahrt  auf  dem  Parnass,  wurde  so  gerettet, 
opferte  dem  Zeus  Phyxios,  u.  erschuf  durch  Steine,  die  er  u.  sein  Weib 
auf  des  Gottes  Geheiss  hinter  sich  warfen,  ein  neues  Geschlecht  von 
Männern  u.  Weibern  (vgl.  Ovid.  met.  1,  240  ff.,  Lucian  Tim.  3;  auch 
Plut  soUert.  anim.  §  18  über  eine  Taube,  die  Deukalion  habe  aus- 
fliegen lassen,  um  zu  erkunden,  ob  stürmisches  oder  helles  Wetter  be- 
vorstehe). Bei  Lucian  de  Dea  Syr.  c.  12  f.  sodann  ist  bereits  die  ein- 
heimische syrische  Sage  mit  der  hellenischen  zusammengemischt  (vgl. 
dazu  die  attischen  Hydrophonen  im  M.  Anthesterion  bei  Hermann 
Gottesd.  Altth.  d.  Griech.^  §  58).  Immerhin  ist  also  mögHch,  dass 
die  Griechen  noch  dunkle  Erinnerungen  an  die  grosse  asiat  Fluth 
hatten,  die  sie  aber  hellenisch  zurechtmachten;  es  ist  aber  auch  mög- 
lich, dass  einheimische  Erinnerungen  an  lokale  Überschwemmungen 
aUmähHg  umgedichtet  u.  schliessHch  mit  Zügen  der  schon  bekannter 
gewordenen  asiat  Sage  bereichert  wurden.  Auch  bei  den  Indern  ist 
eine  Fluthsage  in  verschiedenen  Gestalten  nachzuweisen.  Die  bekann- 
teste ist  die  im  Mahäbhärata  vorgetragene  {Bopp  diluvium  1829): 
Brahma  erscheint  dem  Manu  in  Gestalt  eines  Fisches  am  Ufer  des 
Flusses  Wirini,  u.  wird  auf  sein  Verlangen  von  Manu  in  den  Ganges 
u.,  weil  er  sich  immer  mehr  vergrössert,  von  da  in  den  Ocean  ge- 
bracht; Brahma  verkündigt  ihm  nun  die  bevorstehende  Fluth,  beauf- 
tragt ihn,  ein  geräumiges  Schiff  zu  bauen  u.  in  dasselbe  alle  Arten 


138  Gen.  6,  9  ff. 

YOD  Samen  mit  den  7  Rischi's  aufzunehmen;  die  Fiuth  beginnt  u.  be- 
deckt die  ganze  Erde;  Brahma  selbst  in  Gestalt  eines  gehörnten  Fisches 
zieht  das  Schiff  viele  Jahre  hindurch  u.  bringt  es  endlich  zum  höch- 
sten Gipfel  des  Himavän;  dort  wird  das  Schiff  angebunden,  weshalb 
der  Gipfel  „Schiffsanbindung^^  heisst;  nach  der  Fluth  erschafft  Manu 
auf  übernatürliche  Weise  das  neue  Menschengeschlecht.  Älter  u.  ein- 
facher ist  die  Erzählung  im  Catapatha  Brähmana  {Weher  Ind.  Stud.  I. 
161  ff.;  Ind.  Streifen  I.  9 ff.  U.  23 ff):  von  den  7  Rischi's  ist  da  keine 
Rede,  auch  nicht  von  den  vielen  Jahren;  der  Berg  heisst  nur  ein  nörd- 
licher Berg,  u.  die  Fortpflanzung  des  Geschlechts  geschieht  durch  Manu 
kraft  der  auf  seine  Opfer  u.  Busse  hin  ihm  geschenkten  Uä.  Jüngere 
Wendungen  finden  sich  im  Bhägavata  Puräna  8,  24  (Bd.  2  pg.  191 
der  Übers,  bei  Burnouf),  u.  andern  mittelalterl.  Schriften.  Dass  die 
ganze  Sage  erst  aus  Babylonien  zu  den  Indern  gekommen  sei,  hat 
schon  Burnouf  vermuthet,  unter  anderem  auch  weil  der  Fisch  an  den 
bah.  Oannes  erinnere  (ebenso  FNeve  la  tradition  Indienne  du  deluge, 
Par.  1851;  Len.  Or.^  1.  424.  429),  ist  aber  von  anderer  Seite  be- 
stritten (RRolh  Münchn.  Gel.  Anz.  1849.  St.  26  f.  1850  St  72;  Ew. 
G.^  I.  387;  MMüller  Essays  I.  141).  Jedenfalls  kann  die  Sage  erst, 
als  die  Inder  schon  zum  Meere  vorgedrungen  waren,  ihre  nähere  Aus- 
bildung gewonnen  haben,  u.  selbst  wenn  sie  alt  u,  einheimisch  wäre,  so 
beträfen  die  Berührungspunkte  mit  der  vorderasiat  Sage  nur  den  all- 
gemeinen Satz  von  einer  dem  jetzigen  Menschengeschlecht  vorange- 
gangenen grossen  Fluth.  —  Entschieden  keinerlei  Zeugniss  für  die  Noa^i- 
Fluth  ist  aus  den  Fluthsagen  zu  entnehmen,  welche  bei  den  jüngeren 
Völkern  aller  Welttheile  vorkommen  {Kanne  bibl.  Unters.  I.  48 f.;  Pust- 
kuchen  Urgesch.  I.  287 ff.;  Rosenm.  ANM.  I.  33 ff.;  Len,  Or.2  I.  454 ff.; 
BAndree,  die  Flutsagen  ethnographisch,  1891).  Schon  die  Nachrichten 
darüber  sind  sehr  jung,  u.  zum  Theil,  wie  die  über  die  Mexikaner, 
Peruaner,  Cubaner,  nicht  durchaus  verbürgt.  Und  dann  können  der- 
gleichen Sagen  entweder  durch  eigene  Erfahrungen  grosser  Über- 
schwemmungen spontan  erzeugt,  oder  durch  Wanderungen  u.  Verkehr 
im  Laufe  der  2  letzten  Jahrtausende  verbreitet  worden  sein.  Noch  weniger 
lässt  sich  daraus  die  Behauptung,  dass  die  Noachische  Fluth  über  die 
gesammte  Erde  sich  erstreckt  habe  (zB.  Zöckler  in  JBDTli.  XV.  333  ff.), 
begründen,  da  zur  Zeit  derselben  diese  vielerlei  Völker  schwerlich 
schon  in  ihren  späteren  Wohnsitzen  gewesen  sind,  sie  also  auch  nichts 
darüber  aussagen  können,  ob  die  Fluth  diese  Länder  berührt  hat. 

Vgl.  zur  Sintfluthgeschichte  Eichhorn  Repert.  V.  185—216;  Butt- 
wann  Mythologus  I.  180—214;  Winer  RW.»  IL  161  ff  Ewald  JB. 
VII.  1 — 28;  Diestel  (in  der  Sammlung  gemeinverst.  wiss.  Vorträge 
Ser.  VI.  H.  137)  die  Sintflut  u.  die  Flutsagen  des  Alterth.  1871; 
Nöldeke  Untersuch,  z.  Kritik  1869  S.  145 ff.;  ESüss  die  Sintfluth, 
eine  geologische  Studie,  Prag  u.  Leipz.  1883;  „zur  Berechnung  der- 
selben (aus  früherer  Zeit)  Silberschlag  Geogenie  II.  128 ff.;  Kanne 
bibl.  Unters.  L  28  ff.  —  Der  Ausdruck  sinvluot,  sindvluot,  sinfluot, 
sindflut,  sintfluly  welcher  grosse  Fluth  bedeutet,  hat  sich  zu  Sund- 
ftuth  verderbt  u.  in  dieser  Form  in  die  Luthersche  Übers,  verpflanzt, 


Gen.  6,  9—13.  139 

doch  erst  in  der  Zeit  nach  Luther  selbst,  welcher  Sindflut^  Sintflut 
schreibt,  s.  Pischon  in  den  Stud.  u.  Krit.  1834  S.  613 ff.'*  (Kn.). 

Cap.  6,  9 — 22.  Noalj's  Stellung  in  seiner  Zeit,  die  Veranlassung 
der  Fluth,  Gottes  Plan  dabei  u.  Weisung  an  Noa^,  den  Kasten  zu 
bauen,  nach  A.  —  V.  9.  KnVSr]  2,  4.  ^'»'i]  wie  gewöhnlich  bei  A 
(9,12.  17,  12  ö.);  C  schreibt  (7.  1)  ^"ii  im  Sing.;  Änderung  in 
i'»55na  (Hal^y  605)  ist  nicht  angezeigt  V.*  {Kays.  8)  oder  w'k  bis 
iw-ra  (Kost,  XIX.  322)  von  C  abzuleiten,  geht  wegen  mVn  nV«,  ^Sh 
u.  ö'^ö^  (17, 1)  nicht  an.  Noalj  (5,  32)  war  unter  seinen  Geschlechtem, 
näml.  die  er  schon  erlebt  hat,  also  Zeitgenossen  ein  gerechter  (dem 
Willen  Gottes  angemessener)  und  nicht  blos  ungetlieilt  an  Gott  hin- 
gegebener, sondern  vollkommener  tadelloser  Mann',  der  ohne  ;  ange- 
reihte Satz  mit  Gott  wandelte  er  (5,  22)  ist  nur  ein  anderer  Aus- 
druck dafür,  u.  sagt  das  Höchste  aus,  was  überhaupt  von  Menschen 
ausgesagt  werden  kann.  Auf  seinem  wirklich  göttl.  Leben  beruht  dann 
seine  Verschonung  u.  Erwählung  zum  Stammvater  der  neuen  Mensch- 
heit, s.  dagegen  V.  8.  —  V.  10.  Seine  Söhne,  die  als  solche  an  seiner 
bevorzugten  Stellung  Theil  nehmen.  Ihre  Nennung  war  5,  32  zum 
Zweck  einer  Zeitbestimmung  vorausgenommen.  —  V.  11  f.  Damaliger 
Zustand  der  Menschheit.  Der  Gottesfriede  des  1.  Weltalters  war  ge- 
wichen, u.  das  Schlussergebniss  dieses  Alters  eine  allseitige  gründl. 
Entartung  (vgl.  V.  5 — 7  bei  C).  Wie  u.  wodurch  sie  eintrat,  ist  hier 
bei  A  nicht  naher  angegeben;  ob  von  R  etwas  ausgeworfen?  V.  11. 
Die  sündl.  Entwicklung:  die  Erde  wurde  verderbt  vor  Gott  d.  i.  füi* 
das  Auge  u.  nach  dem  ürtheil  Gottes,  u.  wurde  voll  von  Gewaltthaty 
Grausamkeit  (vgl.  4,  23fiF.).  —  V.  12.  Ergebniss  dieser  Entwicklung. 
'n  r^iTji]  mit  Rückbeziehung  auf  1,  31  (De/.),  denn  alles  Fleisch 
hatte  seinen  Weg,  die  ihm  vorgezeichnete  Lebens-  u.  Handlungsweise 
verderbt,  war  also  ausgeartet,  nicht  die  Menschen  allein  {Tuch,  Ke,), 
sondern  nach  der  stehenden  Bedeutung  von  ^^»"V»  bei  A  (V.  13.  7, 
15  f.  9,  11.  15),  auch  die  Thiere  hatten  sich  gegenseitig  befeinden, 
verfolgen,  morden  gelernt,  gegen  1,  28 — 30.  (Ähnliche  Schilderungen 
vom  Verlust  des  goldenin  Zeitalters  bei  Porph.  de  abst.  4,  2  u.  Verg. 
geo.  2,  536 ff.;  ausfQhrl.  Beschreibungen  der  Verderbniss  vor  der  den- 
kalion.  Fluth  bei  ApoUod.  3,  8,  2;  Ovid.  met.  1,  125  ff.,  Lucian  dea 
Syr.  c'  12.  Kn,),  —  V.  13  ff.  Die  Entschliessung  Gottes  u.  die  Wei- 
sung an  Noah.  fl]  nicht  s.  v.  a.  ^?;  Tß  oder  yß  )^y  (Ez.  21,  30), 
das  Äusserste  der  Verderbniss  (ife.^),  sondern  das  Ende  d.  h.  der  Unter- 
gang, ^ith  »z]  nicht  (wie  ^'^h  »a  18,  21.  Ex.  8,  9);  ist  mir  zu  Kunde 
gekommen  {Ke.^),  sondern:  „ist  mir  vor  die  Seele  getreten,  in  den 
Sinn  gekommen  (vgl.  Ij.  10,  13.  23,  14),  von  mir  beschlossen"  (Kn,), 
oder  besser:  ist  herbeigekommen  (Ez.  7,  6)  vor  mir  (V.  11)  d.  h.  nach 
meinem  Urlheil  u.  Beschluss.  o^JI?!»]  vor  ihnen  d.  h.  von  ihnen  ver- 
anlasst (Ex.  8,  20),  durch  sie,  t^„»\i'^^]  mit  der  Erde  (LXX,  Onk. 
Vulg,),  „die  Geschöpfe  zugleich  mit  der  Erde,  welche  von  ihnen  so 
übel  verwandelt  worden  ist  u.  einer  Erneuerung  bedarf;  es  ist  an  die 
Erdoberfläche  zB.  Pflanzenwelt,  Ortschaften,  Bauwerke  zu  denken** 
{Kn.),     Statt  ^K   gibt  Pei,  V?,    Vers,  Sam,  u.  Saad.  •;«?;    Olsh,  ver- 


140  Gen.  6,  13—16. 


muthet  Va?».  Hinter  b»:*'?»'?  aus  V.  7  o'^»»" — c-s^  u.  dann  noch 
cr-rtütt  (on)  «^s  einzufügen  {Bud.  253  f.)  ist  willkührlich  u.  nach  9,  11 
unnöthig  (R«.  in  SlKr.  1885  S.  775).  —  V.  14.  Noah  soll  sich  einen 
Kasten  machen:  den  Kasten  heschreibt  Yrf.  mit  ähnl.  Umständlichkeit, 
wie  Ex.  25fr.  die  Stiftshütte;  nicht  nach  der  bab.  Vorlage;  sondern 
von  der  Grösse  dieses  Kastens  einen  Begriff  zu  geben,  war  sowohl  fQr 
den  Bab.  als  den  Hbr.  eine  aus  der  Sache  selbst  sich  ergebende  For- 
derung, rrajn]  Kasten  nur  Gen.  6 — 9  bei  Noali,  u.  Ex.  2,  3.  5  bei 
Mose,  galt  bisher  als  ein  ägypt.  Wort  {Ges.  th.).  Jetzt  will  man 
{Halevy  615  u.  im  JA.  VIII,  12  p.  516f.;  Jensen  in  ZA.  IV.  273)  es 
für  ein  Lehnwort  aus  dem  Ass.  Bab.  halten.  „Die  LXX  geben  es  bei 
Noah  Mßmtog,  bei  Mose  d-lßig  oder  ^ißri,  die  Vulg,  arca,  (daher  die 
Arche  Noä  bei  Luther  im  NT.  zB.  Matth.  24,  38.  1  Ptr.  3,  20.  Hbr. 
11,  7",  jfiTn.).  Der  Ausdruck  Schiff  (im  Keilschriftbericht  ilippu  d.  i. 
1^^,  bei  Berosus  aacccpog,  nXolov,  vavg\  ist  wohl  absichtlich  ver- 
mieden; auch  Nicol.  Dam.  u.  Lucian  haben  Xagva^.  ^fii]  nur  hier; 
LXX  geben  (JvAa)  xerQciyava,  Vulg.  (ligna)  laevigata,  Hieron.  quäst 
hiiuminala,  Trg,  cedrus,  Pei.  juniperus;  man  wird  vorest  am  besten 
Harz  (Ges.  th.  300)  oder  harziges  Nadelholz  (zB.  cupressus,  Bach,, 
Cels.)  deuten.  Dass  das  Wort  ^ti  „erst  aus  fi'^':ta  Schwefel  erschlossen" 
{Lag,  Semit.  I.  64),  oder,  wie  er  es  später  wendet,  aus  urspr.  ^•''^cs 
verdorben  sei  (Symm.  II.  93 f.;  Bild,  der  Nom.  217 ff.),  u.  dass  n-^hw  als 
aus  baktrischem  vohükereti  entstanden^  urspr.,  wie  dieses,  Kienenholz 
bedeutet  habe,  ist  beides  unannehmbar,  denn  ^'^^ta  kommt  im  AT.  oft 
genug  vor  u.  bedeutet  eben  immer  nur  Schwefel.  Ob  die  Keilin- 
schriften ülier  ^t}  noch  Aufklärung  bringen  werden,  bleibt  abzuwarten; 
mit  ass.  bab.  gipäru  {Halevy  615)  hat  es  nichts  zu  thun,  wenn  dieses 
{Jens.  325)  Rohrsland  bedeutet  zu  Nestern  d.  i.  Zellen  wirst  du 
den  Kasten  machen]  d.  h.  so  dass  er  aus  Zellen  besteht  {Ew.  284*), 
urspr.  vielleicht  b"?)?  ö-^ap?  {Lag,  Onom.^  II.  95;  Olsh.;  Siegfried  in 
ZWTh.  XXVL  238  nach  Philo  quaest.  in  Gen.  II,  3;  Bud,  255).  ^£s] 
ebenfalls  nur  hier,  ist  Erdpech,  Äs  fall  (LXX  Vulg.),  wie  im  Syr.,  u. 
im  babyl  Fluthbericht  {Jens.  375;  Sehr.  KAT.2  48).  Das  Wort  ist 
(da  die  Hehr,  sonst  ^^n  dafür  sagen)  offenbar  mit  der  Sage  aus  der 
Fremde  aufgenommen;  ob  erst  in  Babylonien?  ist  nicht  auszumachen. 
Zur  Sache  s.  Ex.  2,  3;  über  den  Artikel  Ges.  126,  3  A.^  "?»]  ver- 
pichen f  mit  ^ts  beschmieren,  denominirt  von  ■'t>  (vgl.  11,  3).  —  V.  15. 
dies  ist  es,  was  du  ihn  machen  wirst]  das  sind  die  Maasse  u.  Be- 
stimmungen, nach  welchen  du  ihn  bauen  wirst.  Die  Elle,  ohne  weite- 
ren Beisatz,  soll  wohl  die  gemeine  hbr.  Elle  von  6  Handbreiten  sein 
{Ri.  HWß.  374).  Die  Schriften  der  älteren  Erklärer  über  die  Maasse 
u.  Bauart  des  Kastens  s.  bei  Win,^  II.  165.  Über  die  Schiffe  oder 
Kästen,  genannt  Archen  Noä,  welche  zwischen  den  Jahren  1609  u. 
1621  nach  dem  Vorgang  eines  Mennoniten  Peter  Jansen  die  Holländer 
nach  den  Angaben  des  Textes  in  verjüngtem  Maasstab  bauten,  u.  welche 
sich  wenigstens  trag-  u.  schwimmfähig  erwiesen,  s.  Michaelis  Gr.  u. 
Ex.  Bibl.  XVIIL  28  f.  Orig.,  August,  u.  a.  dachten  sich,  dass  Noa^t  zur 
Herstellung  des  Baues  100  Jahre   nöthig  hatte.  —  V.  16.    "^ns  im 


Gen.  6,  16—17.  141 

8  0^ 

Sing,  nur  hier,  nicht  nach  y^ib  Rücken  als  Dach  {Schult,  Dalh.  Hg. 

Ros.  Ew.;  PHaupl  bei.  Sehr.  KAT^  69;  Bud.  274;  Hai  606)  oder 
untere  Rundung,  Bauch  (Mc/i.),  sondern  nach  der  hbr.  Bedeutung  der 
W.  als  Helle,  Licht-  u.  Luftöffnung  (alle  Verss.  ausser  LXX,  u.  die 
meisten  Neueren)  zu  erklären,  denn  dass  der  Kasten  oben  bedeckt  sein 
musste  (vgl.  8,  13),  verstand  sich  von  selbst,  dagegen  war  eine  wich- 
tige Frage,  woher  Licht  u.  Luft  kommen  sollte,  u.  his  zu  einer  Elle 
sollst  du  es  vollenden  von  oben  her]  das  Suff,  bezüglich  auf  "^n^s; 
fem.  nach  Ew,  174l>d  (vgl.  i^Vn  Ez.  41,  26).  Nicht:  ein  (einziges) 
Lichtloch  nach  Verhältniss  einer  Elle,  eine  Elle  (im  Quadrat)  gross 
{Tuch)y  aber  auch  schwerlich:  bis  zu  einer  Elle  von  oben,  d.  h.  der 
Decke  des  Kastens  an,  so  dass  zwischen  der  Decke  u.  dem  ^n'::  eine 
Elle  Zwischenraum  wäre  (/Tn.  Ke,  Del,^  Sehr,),  sollst  du  es,  das  eine 
Lichtloch,  unbestimmt  wie  gross?  fertig  machen,  denn  in  diesem  Fall 
war  "^^ttlsö  hinter  hä»  zu  stellen,  auch  konnte  ein  einziges  Fenster, 
auf  6iner  Seite  angebracht,  für  seinen  Zweck  in  keiner  Weise  genügen, 
u.  aus  8,  6  (von  einem  andern  Ref.)  folgt  nichts  für  "^rr^  hier.  Nichts 
hindert,  die  Lichtöffnung,  eine  Elle  gross  oder  hoch,  sich  oben  unter 
der  Decke  durch  die  4  Seiten  durchlaufend  zu  denken,  natürlich  unter- 
brochen durch  die  die  Decke  tragenden  Balken  oder  Pfosten,  wodurch  so 
zu  sagen  eine  fortlaufende  Reihe  von  ^rrs,  {Pe§,  Ges.)  entstand;  auch 
nVs  vollenden  oder  diu'chaus  herstellen,  passl  dazu  (so  jetzt  auch  Del.  ^). 
Sich  den  ^rrs.  oben  in  der  Decke,  durch  die  ganze  Länge  derselben 
durchlaufend  zu  denken  (Bmg,),  geht  nicht  an,  weil  von  einer  Be- 
dachung des  "^nsc,  welche  dann  wegen  des  Regens  nothwendig  gewesen 
wäre,  nichts  gesagt  ist  Der  Vorschlag  {WL  L  335;  Bud.  256),  die 
Worte  na^sn  nös  Vki  genau  nach  der  Elle  sollst  du  ihn  (den  Kasten) 
vollenden,  ans  Ende  des  V.  zu  setzen,  empfiehlt  sich  nicht,  weil  dann 
rtttKn  zu  schreiben  war,  u.  weil  ein  Zweck  dieses  Befehls  nicht  ein- 
zusehen ist.  —  Die  Thüre  soll  in  der  Seite  des  Kastens  angebracht 
sein;  unklar,  ob  Längen-  oder  Breitseite,  zu  unteren,  zweiten  u. 
dritten  wirst  du  ihn  machen]  ihn  so  einrichten,  dass  er  in  untere, 
mittlere  u.  obere  ta«^?)?  zerföllt,  also  dreistockig  (Kn,).  —  V.  17.  ^iv^\ 
im  Gegensatz  gegen  das,  was  Noali  thun  soll  (9,  9).  Vnaten]  von  der 
W.  ^a^,  die  strömende  Fluth;  Ableitungen  von  ass.  nabdlu  zerstören 
(Fd.  Del.  Par.  156,  ProL  123 ff.;  DeO,  Hai.)  oder  ass.  abühu  (PHaupt 
bei  Sehr.  KAT^  66)  sind  nicht  wahrscheinlich;  denn  dass  ahübu  Fluth 
bedeute,  bestätigt  sich  nicht  {Jens.  38  7  f.),  u.  Zerstörung  wird  im 
keilschr.  Bericht  die  Katastrophe  nie  genannt,  wäre  auch  ein  zu  all- 
gemeiner Begriff.  Das  Wort,  Ps.  29,  10  noch  für  die  Gewitterregen- 
fhith  gebraucht,  war  zum  n.  pr.  der  Sintfluth  geworden,  daher  mit 
Artikel,  u.  wird  als  ein  schon  etwas  veraltetes  Wort  hier  (u.  7,  6) 
durch  die  App.  Wasser  über  die  Erde  vom  Vrf.  (schwerlich  erst  von 
einem  Glossator)  erklärt  (vgl.  1,  2  u.  die  Umschreibung  durch  nä  -»ö 
Jes.  54,  6);  G  liebt  dafür  !«a*n  •>»  7,  7.  10  (vgl.  9,  11).  Auch  die  Syrer 
haben  das  Wort  als  ^alo^  sich  angeeignet.  Die  Änderung  des  &:^ 
in  ^fi  vom  Meere  her  (JDMich.,  Hensl.,  Schultz,  Süss  2  7  f.)  ist  hier 


142  Gen.  6,  17—7,  2. 

u.  7,  6  uonöthig,  u.  unzulässig,  weil  ja  auch  der  Regen  besonders 
sUrk  mitwirkte  {Kn.).  lar^n — ^»'«j  1,  80.  V";»»]  also  nicht,  was  im 
Wasser  lebt;  vgl.  7,  22.  —  V.  18  ff.  Aber  in  dieser  allgemeinen  Ver- 
nichtung hat  Gott  schon  sein  Absehen  auf  das  neue  Yerhältniss  mit 
Noah  u.  seinen  Nachkommen  9,  9  ff.  In  Hoffnung  u.  Vertrauen  darauf 
soll  er  in  den  Kasten  treten,  meinen  Bund]  den  von  mir  in  freier 
Machtvollkommenheit  u.  Huld  gewährten,  übrigens  schon  mit  Beziehung 
auf  9,  9.  Den  Bund  aufrichten,  erstehen  u.  bestehen  lassen,  herstellen 
9,  9.  11.  17,  7.  19.  21.  Ex.  6,  4,  auch  den  Bund  einem  gewähren 
(l^s)  9,  12.  17,  2.  Num.  25,  12,  durchaus  bei  A  (in  anderem  Sinne 
steht  'a  üy^'n  Lev.  26,  9.  Dt  8,  18.  9,  5  vgl.  Gen.  26,  3)  Kn,  Den 
gewöhnlichen  Ausdruck  'a  ^til  hat  als  zu  sinnlich  A  offenbar  absicht- 
lich vermieden.  Warum  aber  (Bund)  aufrichten^  stiften  (A;  Ez.  16,  60. 
62.  Ps.  78,  5)  eine  aus  dem  aram.  ]^Ul^£  >a2o  entlehnte  Abwandlung 

des  Grundbegriffs  erstehen  machen  u.  jünger  sein  soll  {WL,  Giesbr, 
45  f.),  als  das  (bei  C,  D,  1  Sam.  1,  23.  15,  13.  1  Reg.  2,  4.  6, 12. 
8,  20.  12,  15.  2  Reg.  23,  3.  Jer.  28,  6.  29,  10.  34,  18.  85,  14.  16. 
Jes.  44,  26  gebräuchUche)  aufrecht  erhalten^  erfüllen  (Worte,  Bund) 
oder  auch  bestätigen  (bei  A,  Num.  80,  14  f.),  ist  um  so  weniger  ein- 
zusehen, als  auch  in  der  spätesten  Sprache  (2  Chr.  6,  10.  10,  15.  Neh. 
5,  18.  9,  8.  Ps.  119,  88.  Dan.  9,  12)  u.  im  Aramäischen  die  Bedeu- 
tung aufrecht  erhalten  immer  noch  durchherrscht,  u.  man  umgekehrt 
auch  schon  in  der  älteren  Sprache  r>*>'ia  c^b  sagte  (2  Sam.  28,  5).  Beide 
Bedeutungen  vertragen  sich  gleichzeitig  mit  einander,  wie  die  entsprechen- 
den von  n;n  oder  ^J'^«;*,  Missverständnisse  sind  nirgends  dadurch  her- 
beigeführt (s.  auch  Driver  210  f.).  —  V.  19.  "^nn]  wie  Jes.  17,  8 
{Ges.  85,  2).  Übrigens  ist  von  allem  Lebendigen  jeglichen  Fleisches 
nach  V.  20.  17  einzuschränken,  u.  sind  die  Wasserthiere  auszunehmen. 
Der  abweichende  Text  der  LXX  bessert  nichts.  —  V.  20.  '»"3**'?^]  1,12. 
nttna]  s.  V.  7.  Nur  ein  Paar  von  jeder  Thierart  soll  eintreten.  Man 
dachte  sich,  dass  die  Thiere  von  selbst  (Rai.  IE,)  oder  auf  Anregung 
Gottes  {Qi,  Pisc)  zu  Noah  gekommen  sein  werden  {Kn.-,  s.  Win.^  11. 
165Anm.l).  rröTKn]  kann  von  R  (vgl.  7,  8)  stammen,  für  urspr.  psn 
(7,14.  8,  17);  doch  s.  auch  9,  2  u.  1,  25  gegen  1,  26.  —  V.  21.  hVskV] 
1,  29  f.  9, 3.  —  V.  22.  Noah,  glaubend  u.  gehorchend,  führte  die 
Vorbereitungen  aus.  Die  weitläufige  Formel  ^^j^  u.  dann  ntoj  -js — Va» 
ist  dem  A  eigenthümUch,  zB.  Ex.  89,  82.  42  f.  40,  16.  Num.  1,  54. 
5,  4  u.  ö.  {Kn,y^  s.  dagegen  Gen.  7,  5.  9.  —  —  Cap.  7,  1 — 10. 
Die  Weisung,  in  den  Kasten  einzugehen  u.  Ausfuhrung  derselben,  nach 
C  ;  nur  V.  6  aus  A;  einiges  V.3.  7 — 9  freier  vonR.  —  V.  1.  ^J^n'^a-^j] 
anders  A  in  6,  18.  7, 7.  13.  8,  16.  18.  dich  habe  ich  gesehen  ge- 
recht vor  mir]  gesehen,  dass  du  ein  Gerechter  bist,  u.  zwar  nicht 
etwa  nach  menschlichem,  sondern  nach  göltl.  Urtheil  (6,  11).  in  diesem 
Geschlecht]  etwas  anders  ausgedrückt  6,  9.  Auch  hier  ist  Noah's  Ge- 
rechtigkeit Grund  seiner  Erwählung,  ohne  dass  diese  darum  aufhörte, 
Werk  der  Gnade  zu  sein  6,  8.  Übrigens  könnte  man  im  V^.  die  aus- 
gleichende Hand  des  R  vermuthen.  —  V.  2  f.  Neu  ist  hier  die  Unter- 
scheidung der  reinen  u.  unreinen  Thiere  (welche  A  in  dieser  alten  Zeit 


Gen.  7,  2—7.  143 

noch  nicht  annimmt,  s.  9,  3).  Diese  ist  zwar  vor-  u.  aussermosaisch ; 
aber  was  im  besondern  zu  den  reinen,  was  zu  den  unreinen  zu  rech- 
nen sei,  darüber  variirten  die  Zeitalter  u.  Völker;  der  Vrf.  setzt,  wenn 
auch  nicht  das  Speisegesetz  Lev.  11.  Dt.  14  (denn  er  vermeidet  den 
Ausdruck  »^tä,  Bel,^\  so  doch  einen  Unterschied  zwischen  opferbaren 
u.  nicht  opferbaren  Thieren  für  die  Urzeit  voraus  (vgl.  Ahnliches 
4,  1.  3  f.).  —  Noali  soll  von  allem  reinen  Vieh  d.  h.  von  allen  Arten 
desselben  (vne  6,  19)  sieben  sieben  d.  h.  nach  sonstigem  libr.  Sprach- 
gebrauch je  7  Stück  von  jeder  Art  {Calv,  Pisc.  Gerh,  Ges.  Ros.  Tuch 
Bmg,  Bei,  Ew.  Ke.)  mitnehmen.  Indess  verräth  das  beigefügte  ein 
Männchen  u.  sein  Weibchen,  dass  der  Vrf.  7  u.  7  Stück,  also  7  Paare 
meint  {Vulg,  IE.  Qi.  Merc.  Cler.  Mich.  deW.  Sehr.).  Bei  7  Stück 
würde  er  wahrscheinlich  nur  ein  njjac  gesetzt  haben,  wie  bei  2  Stück 
nur  ein  n^ijö  im  2.  Gl.  So  gefasst  passt  die  Angabe  auch  besser  zum 
paarweisen  Einziehen  der  Thiere  in  die  Arche  V.  9.  Von  den  reinen 
Thieren  soll  er  mehr  mitnehmen,  damit  er  gerettet  Dankopfer  dar- 
bringe (8,  20),  u.  damit  die  dem  Menschen  nützlicheren  Geschöpfe 
sich  nach  der  Flutli  rascher  vermehren*'  (jfiTn.).  —  V.  3.  von  den 
Vögeln,  näml.  den  reinen  Arten  derselben,  wie  der  Zusammenhang  u. 
8,  20  lehren.  Sam.  LXX  Pei.  haben  übrigens  "i-inttn  nach  ö"!»«ön, 
freilich  die  LXX  nach  ^^2}^  auch  noch  xal  arco  navtcav  xmv  nsrsL- 
vav  Tcov  fiij  Tcad'aQAv  ovo  ovo  agaev  xofl  ^Xv,  was  im  mass.  Text 
nur  unter  Voraussetzung  von  6,  20  fehlen  kann.  Da  aber  so  im  V*. 
allerlei,  was  gesagt  sein  sollte,  vermisst  wird,  da  V^.  sich  leichter 
an  2^,  als  an  3*  anschKesst,  da  endlich  napan  ^st  nicht  Phrase  des 
C  ist,  so  betrachten  einige  {Bud.  257;  Kuen.  0.^  67)  nicht  blos 
napa-j  ^st,  sondern  ganz  3*  als  Einsatz  des  R,  u.  verstehen  tiöna  V.  2 
wie  Ps.  36,  7.  um  Samen  am  Leben  zu  erhallen]  u.  so  die  Fortpflanzung 
der  Arten  zu  sichern;  das  Pi.  ist  gemeint  wie  bei  A  das  Hiph.  (6.  19 f.), 
u.  die  Phrase  also  etwas  anderen  Sinnes  als  19,  32.  34.  —  V.  4  ist 
nicht  (mit  Kn.)  dem  A  zuzuweisen;  das  ergibt  sich  aus  der  Zahl  7 
u.  40  (vgl.  V.  10.  12),  aus  rirj'?,  ="»)?;  (23),  n^nsr;  ^j».  b-'ö;!?]  gegen—- 
hin  (3,  8),  hier  wie  Ex.  8,19  auf  die  Zukunft  weisend.  Die  7  Tage 
gebraucht  Noah  zum  Hinein thun  der  Thiere  (u.  der  Lebensmittel).  — 
V.  5  s.  zu  6,  22.  —  V.  6  stammt,  wie  die  Zeitbestimmung  (5,  32. 
7,  11)  u.  %n'^»  ti:»ö  (6,  17)  ausweist,  aus  A,  u.  hatte  seine  gute 
Stelle  vor  V.  11.  Zur  Construclion  vgL  Ges.  164,  1*.  njn]  hier 
werden,  geschehen,  eintreten.  —  V.  7 — 9  können  nicht  zu  A  gehören, 
weil  der  Eintritt  Noah's  u.  der  andern  in  den  Kasten  nach  A  V.  13 — 
16  erzählt  ist,  aber  auch  nicht  durchaus  zu  C,  weil  mehreres  dem 
C  Fremde  darin  vorkommt.  Zu  C  gehört  V.  7  (nur  dass  i^«R'»  '''sai 
ir^K  i-^aa  «^wai  erst  von  R  nach  A  für  urspr.  ''»^'^a  Vai  eingesetzt  ist), 
V.  8  f.  aber  sind  {Bud.  258  fiF.)  von  R  eingefügt,  um  den  C,  bei  welchem 
das  Hineingehen  der  Thiere,  als  in  V.  5  schon  enthalten,  nicht  aus- 
drücklich gemeldet  war,  mit  A  auszugleichen.  Auch  ist  wegen  des 
^nattn  ^^  -^attt  (V.  7)  wohl  richtig  (Bud.),  dass  V.  10  bei  C  vor  V,  7 
gestanden  hat  Die  Sprache  in  V.  8  f.  ist  aus  A  ('«ö»"',  napai  "»st,  ^^rth») 
u.  C  (n*vint3,  ntti«)  gemischt,     h^n  ^'o]  s.  V.  10,  aber  auch  9,  11.  — 


144  Gen.  7,  8—14. 

V.  8.  Vbj]  !?3öi  Sam.  LXX.  V.  9  ist  die  Vollendung  des  V.  8  ange- 
fangenen Satzes.  Indem  R,  trotz  der  Y.  8  zwischen  reinen  u.  un- 
reinen Thieren  gemachten  Unterscheidung,  einfach  (mit  der  Formel  des 
A  in  V.  15)  fortfährt  giengen  je  zwei  hineiny  will  er  das  ofTenbar 
im  Sinn  von  zu  zwei  oder  paarweise  verstanden  wissen,  so  dass  es 
sowohl  auf  die  reinen  als  die  unreinen  passt.  Dass  übrigens  ^»^  V.  9 
u.  15  f.  nicht  von  einem  freiwilligen  Kommen  der  Thiere  zu  Noah 
(Ke.),  sondern  vom  Eintreten  in  die  Arche  zu  verstehen  ist,  ergibt 
sich  auch  aus  V.  1.  7.  13.  ^^"nhu]  Sam.  Trg,  Vulg.,  auch  griech.  MSS. 
haben  ^nn•^  (vgl.  V.  5).  —  V.  10.  auf  die  7  Tage  (V.  4)  d.  h.  auf 
die  vorausbestimmte  Zeit  traf  die  Fluth  wirklich  ein,  vgl.  2  Sam.  11, 

1.  13,  23.    Die  SatzbUdung   wie  V.  6. Cap.  7,  11—8,  14. 

Der  Verlauf  der  Fluth  (ihr  Beginn,  ihre  Zunahme  u.  Abnahme,  ihr 
Ende)  nach  A  u.  C.  —  V.  11  von  A,  an  V.  6  angeschlossen,  im  Jahr 
von  600  Jahren,  im  Jahr  da  600  Jahre  voll  wurden  d.  h.  im  600. 
Jahre  des  Lebens  NoaJi^s  {Ew.  287^),  ist  älteste  Sprechweise,  u.  für 
das  Streben  des  A  nach  Deutlichkeit  bezeichnend.  Aber  den  2.  Monat 
u.  den  17.  Tag  s.  oben  S.  130.  nati  tiinri]  wie  Am.  7,  4.  Ps.  36,  7 
Jes.  51,  10;  nicht  das  überhimmlische  Wasser  {Schu.  BohL),  das. keine 
Quellen  hat,  nie  fi^nin  heisst,  u.  auf  das  erst  nachher  die  Rede  kommt 
(üTn.),  sondern  der  nach  unten  gebannte  Theil  des  Urwassers  (1,  2), 
welcher  unter  der  Erde  lagert  (s.  zu  1,  9),  u.  durch  geheimnissvolle 
Quellen  dem  Festland  u.  Meer  Wasser  zukommen  lässt.  Indem  diese  sonst 
verstopften  oder  nur  massig  fliessenden  Quellen  barsten,  drangen  die 
Urwasser  herauf  u.  schwellten  unmässig  Meer,  Flüsse  u.  s.  w.,  als  käme 
das  Chaos  wieder.  „ÄhnUche  Ansichten  vom  Wasser  im  Innern  der  Erde 
kommen  bei  den  Griechen  u.  Römern  vor  (Plat.  Phaedr.  p.  Ulf. 
Steph.,  Seneca  nat.  qu.  3,  15  f.),  von  denen  manche  damit  auch  die 
Ebbe  u.  Fluth  erklärten  (Plut.  plac.  phil.  3,  17;  Philostr.  vit.  ApoU. 
5,  2;  Mela  3,  1)"  Kn,  Aber  ebenso  die  einst  nach  oben  gegangenen 
Wasser  (1,  6  f.)  stürzten  nun  massenhaft  herunter  durch  die  geöffneten 
Fenster gitter  des  Himmels  (Jes.  24,  18),  u.  halfen  die  chaot.  Über- 
fluthung  der  Erde  bewirken.  Gegen  diese  altertliümliche  Beschreibung 
sticht  stark  ab  V.  12,  wie  V..  4  von  C,  welcher  durch  40tägigen 
Regen  die  Überschwemmung  entstehen  lässt.  Selbst  wenn  man  den 
Erguss  des  Platzregens  blos  als  den  prosaischen  Ausdruck  für  die 
Öffnung  der  Himmelsfenster  erklären  wollte,  so  würden  doch  die  40 
Tage  die  Ableitung  dieses  V.  von  A  ausschliessen,  sofern  nach  diesem 
(7,  24.  8,  2)  erst  nach  150  Tagen  die  Fenster  des  Himmels  geschlossen 
werden.  Ohnedem  fügt  sich  V.  13  durch  an  eben  diesem  Tage  (17, 
23.  26)  nur  an  V.  11,  nicht  an  12  an.  —  V.  13—16*.  Der  Eintritt 
in  den  Kasten  an  dem  genannten  Tag,  nach  A  (die  Parallele  zu  V.  5. 
7 — 9  bei  CR).  V.  13.  «a]  trat  ein;  nach  dem  Harmonisten  freilich: 
war  eingetreten  {Ke.\  nicht:  kam  mit  dem  Einzug  zu  Ende  {Bel,% 
was  K^  nVs  wäre,  troh^]  Ges.  97,  1.  bp;«]  ir^«  LXX.  —  V.  14. 
„Über  die  Thierbezeichnungen  s.  1,  25.  njn]  steht  hier  wie  V.  21. 
Lev.  5,2.  17,13.  25,  7  von  den  wild  lebenden  Säugelhieren,  die 
der  Vrf.   1,  24  f.  30.  9,2.  10  r?»^  f^Ü^  nennt"  {Kn).     alle   Vögel 


Geo.  7,  14—22.  145 

jeglichen  Flügels  {Geßeders)]  App.  zu  pi^>;  ^1*0:?  ist  immer  der  eigent- 
liche (kleinere)  Vogel,  während  ffi9  auch  die  Insecten  umfasst;  hie- 
nach  hebt  'ai  VVs  aus  der  Masse  des  si^3>  die  eigentl.  Vogelarten  be- 
sonders hervor  (Ez.  17,  23.  39,  4,  vgl.  Dt  4,  17.  Ps.  148,  10).  Wohl 
passend  wäre  aber  hier  auch  die  Fassung  jeglicher  (eig.)  Vogel,  jeg- 
licher Flügel  (Insecten).  —  V.  15.  Zu  zwei  u.  zwei  traten  sie  ein 
(V.  9).  —  V.  16.  Diese  zwei  waren  je  ein  Männlein  u.  ein  Weib- 
lein. Es  ist  hier,  als  ob  der  Vrf.  von  der  Wichtigkeit  des  Tages  be- 
wegt, sich  nicht  genug  thun  könnte  in  umständlicher  Zeichnung  des 
Vorgangs.  —  Die  Bemerkung,  Jahve  habe  hinler  ihm  zugeschlossen, 
gehört  nach  dem  Gottesnamen  u.  dem  Anthropomorphismus  dem  G  an, 
stand  aber  bei  ihm  wohl  vor  V.  12  (ATS.).  —  V.  17  von  C,  an  V.  12 
angeschlossen.  Der  40tägige  Regen  brachte  eben  die  40tägige  Fluth, 
u.  die  zunehmenden  Wasser  hoben  den  Kasten,  dass  er  hoch  über  der 
Erde  schwamm.  Die  Correctur  {Bud.  263  f.)  des  öi'^  cp^^»  (d^öä^k) 
in  07»,  um  17*  dem  A  zu  vindiciren,  oder  die  Beseitigung  des  o"»*^  a^a^a^» 
als  einer  Glosse,  zu  gleichem  Zweck  {KS.)  ist  wenigstens  nicht  nöthig, 
da  R  sehr  wohl  (wie  hinter  6,  22  die  Aufforderung  zum  Eintritt  in 
den  Kasten,  so  auch  hier)  etwas  von  A  zu  Gunsten  des  C  weggelassen 
haben  kann.  —  V«  18 — 21  tritt  wieder  A  ein.  Er  malt,  wie  vor- 
hin den  Eintritt  in  den  Kasten,  so  nun  das  Wachsthum  der  Fluth  u. 
das  Verhauchen  alles  Lebens.  —  V.  18  sagt  mit  seinen  Ausdrücken 
(">?}  wie  V.  19  f.  24)  dasselbe,  was  V.  17i)  mit  denen  des  C.  —  V.  19 
schildert  das  immer  weitere  Zunehmen  der  Wasser  bis  zu  dem  Grad, 
dass  selbst  die  hohen  d.  i.  höchsten  Berge  bedeckt  wurden,  "tiw  ikö] 
wie  17,  2.  6.  20.  Ex.  1,  7.  Num.  14,  7  bei  A,  doch  auch  Gen.  30,  43 
(Äh.).  ^t»^.i]  LXX  üBs-ji,  ebenso  V.  20.  —  V.  20.  Fünfzehn  Ellen 
darüber  wurden  die  Wasser  stark,  u.  so  die  Berge  bedeckt.  Diese 
Angabe  kann  nur  darauf  beruhen,  dass  nach  8;  4  der  Kasten  sofort 
beim  Sinken  der  Wasser  sich  festsetzte  u.  für  denselben,  wenn  er 
belastet  war,  ein  Tiefgang  von  15  Ellen  (der  Hälfte  seiner  Höhe)  an- 
genommen wurde.  —  V.  21.  3>na«i]  6,  17.  "^^"H]  „umfasst  sonst 
Thiere  u.  Menschen  6,  12  f.  17.  9,  11.  16  f.,  beschränkt  sich  aber  hier, 
da  der  Mensch  noch  besonders  genannt  wird,  auf  die  Thiere,  wie  V. 
15  f.  6,  19.  8,  17.  9,  15.  Das  a,  womit  die  einzelnen  Theile  des 
ganzen  angeführt  werden,  ist  besonders  dem  A  eigen,  zB.  8,  17.  9,  10. 
16.  17,  23.  Ex.  12,  19.  Num.  31,  11.  ^Sn]  vgl.  8,  19.  r?»]  Ge- 
wimmel, hier  Bezeichnung  der  kleineren  Landthiere  (wie  Lev.  5,  2. 
11,  20  f.  41  ff.),  ako  für  Vf2^  (1,25)  gesetzt*'  (Kn.)  —  V.  22  ab- 
schliessend, aus  C  (f>"iö,  i''»Ka  ti'^'^n  n»w3  vgl.  2,  7;  na^n),  von  R  mit  ni^ 
nach  A  (vgl.  V.  15.  6,  17),  weil  dieser  vielleicht  hier  die  Formel 
n^'^n  ni-n  ia  ^ws  Va  hatte  {Bud.  265),  vermehrt.  Die  Zusammensetzung 
ü^m  njh  nbwD  kommt  im  AT.  nicht  weiter  vor.  Dass  sie  (wegen  2,  7) 
sich  blos  auf  die  (begeisteten)  Menschen  beziehen  solle,  ist  nicht  wahr- 
scheinlich, da  hier  am  Schluss  nur  ein  Thiere  u.  Menschen  zusammen- 
fassendes Wort  am  Platz  ist,  u.  auch  das  folgende:  welche  nur  immer 
(s.  6,  2)  auf  dem  Trockenen  waren,  ganz  allgemein  gehalten  ist.  Die 
lebenden  Wesen  des  Wassers  sind  von  diesem  Schicksal  ausgeschlossen. 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.  6.  Aufl.  10 


146  Gen.  7,  22—8,  4. 

na^n]  Ex.  14,  21  (Jos.  3,  17.  4,  18).  —  V.  23.  Das  Ergebniss  der 
Pluth  nach  C  (nn»,  o^p^,  rwn«),  entsprechend  dem  V.  4^,  nur  dass 
pKH — onstt  (wie  6,  7)  ein  Zusatz  des  R  sein  wird;  V.^  kann  von  C 
sein  {Bud.  267),  sofern  bei  ihm  sporadisch  auch  -i»  vorkommt  (18,  32), 
aber  auch  von  A  (vgl.  zu  i^n  •tw»'»  8,  1.  17),  angeschlossen  an  V.  21. 
nta^]  u.  er  sc.  Gott,  der  in  C  wohl  ausdrücklich  genannt  war  (vgl. 
16*^),  vertilgte.  Minder  bezeugt  ist  die  Lesart  n»«5  Niph.  {Ew.  224<^) 
mit  untergeordnetem  Acc.  (4,  18),  unrichtig  auch  darum,  weil  nachher 
!in»«5  folgt  —  V.  24  über  die  Dauer  der  Zunahme  der  Fluth  nach  A  (vgl. 
17*  nach  C).  —  Cap.  8,  1.  Da,  nach  150  Tagen  u.  nachdem  alles 
auf  dem  Land  Lebende  ausgehaucht  hatte,  gedachte  Gott  an  Noah.  ^dri] 
wie  19,  29.  30,  22.  Ex.  2,  24  bei  A.  Daher  Hess  er  einen  Wind 
über  die  Erde  hingehen,  dass  die  Wasser  sich  senkten,  zu  sinken  an- 
fiengen  (Num.  17,  20).  Man  erwartet  die  Angabe  V.^  erst  hinter  V.  2, 
aber  man  braucht  sie  deshalb  nicht  als  Glosse  auszuscheiden  {Hupf. 
133),  denn  im  Sinn  des  Vrf.  kann  das  Aufkommen  des  Windes  u.  die 
Hemmung  des  Zuflusses  (V.  2)  als  gleichzeitig  gedacht,  oder  aber  kann 
1^  durch  R  von  hinter  2*  hieher  versetzt  sein,  weil  R  hinter  2*  dem 
C  mit  2^  u.  3*  das  Wort  geben  wollte.  — ;  V.  2.  Der  Verschluss  der 
Meeresquellen  u.  Himmelsfenster  ist  das  Gorrelat  zu  7,  11,  also  von  A. 
Dagegen  V.^,  rückbezüglich  auf  7,  12,  stammt  aus  G;  dass  bei  ihm 
V.  6*  davor  stand  {WL,  Bud,  267),  ist  wohl  richtig  vermuthet  (vgl. 
7,  4).  Wie  2^  gehört  dem  C  auch  3»  {Hupf,  Sehr.,  Bud.  268):  u. 
das  Wasser  kehrte  zurück  von  der  Erde,  ein  Gehen  u.  Zurückkehren 
d.  h.  allmählig  {Ges,  113,  3^  A.  2),  vgl.  V.  7  u.  12,  9,  weil  dasselbe 
von  A  in  V.  3^  u.  5  genügend  gesagt  ist.  Dagegen  ist  V.  3^ — 5 
sicher  von  A;  gegen  die  Meinung,  dass  in  V.  4  tariK  -^^n  V>  nann  ram 
zu  C  gehören  (Hupf  16;  Böhm,  Reuss)  s.  Bud,  269  f.  Vom  Ende 
von  150  Tagen  ab  nahm  das  Wasser  ab.  Trotz  dieser  Lesart  ohne  Artikel 
können  das  nur  die  7,  24  genannten  150  Tage  sein,  weil  schon  nach 
V.  1  f.,  noch  mehr  nach  V.  4  der  Vrf.  unmöglich  einen  Stillstand  der 
Wasser  von  150  Tagen  angenommen  haben  kann.  Also  sofort  nach 
den  150  Tagen  der  Zunahme  trat  das  Sinken  ein,  u.  liess  sich  V.  4 
schon  am  17.  des  7.  Monats  der  Kasten  nieder  auf  den  Bergen 
Ärarafs  d.  h.  auf  einem  derselben,  vgl.  Jud.  12,  7.  Über  die  Zeit- 
rechnung s.  S.  129  f.  Über  Arara^  u.  die  ganze  Frage  nach  dem 
Landungspunkt  Noah's  s.  Bochart  Phaleg  I,  3;  Win,  RW.^  L  81  f.; 
Tuch  zur  St,  Nöld.  145 fl^.;  Ri,  UWB.  81  f.;  Len.  Or.2  IL  2 ff.  Ararat 
(s.  auch  Lag,  Arm.  Stud.  §  100)  ist  im  AT.  Name  einfes  Landes  2  R. 
19,  37  (Jes.  37,  38);  Jer.  51,  27  neben  Minni  u.  ASkenaz,  an  unserer 
Stelle  Name  eines  Gebirgslandes ;  Jes.  37,  38  übersetzen  es  die  LXX 
mit  'AQfiEvla,  einem  jüngeren  Namen  (Vermuthungen  darüber  von  Halevy 
in  RB.  Vffl.  155  u.  Barmesteter  im  JA.  Vffl,  17  p.  140f.)  weiten 
Begriffs;  im  Assyr.  kommt  Urartu  schon  vom  9.  Jahrhundert  an  {Sehr, 
in  SBAW.  1890  S.  332  ff.)  vor,  auch  für  Armenien  {Sehr.  KAT.^ 
52  ff.).  Genauer  bestimmt  Hieron.  zu  Jes.  37,  38  Ararat  als  die  vom 
Araxes  durchflossene  fruchtbare  Ebene  am  Fusse  des  Taurus;  bei  Moses 
von  Chorene  heisst  eben  dieser  Theil  Armeniens  Ajrarat,  mit  welchem 


Gen.  8,  4—6.  147 

Namen  {Kiepert  MBAW.  1869  S.  228;  Alte  Geogr.  75)  die  'AkagoSioi 
(Her.  3,  94.  7,  79)  zusammenzustellen  sind.  Da  diese  ostarmen.  Land- 
schaft gewaltige  Berge  hat,  so  liegt  kein  Grund  vor,  hier  etwas  anderes 
zu  verstehen.  Zwar  ist  seit  dem  1.  Jahrh.  n.  Chr.  im  Orient  unter 
den  Juden  {Trgg,  zu  den  3  Bibektellen)  u.  Christen  (Pei.  zu  Gen. 
8,  4;  Ephr.  Syr.  u.  a.)  gewöhnlich  geworden,  unter  Ararat  das  Land 
Qardu  d.  h.  das  alte  Korduene  oder  Karduchien  am  linken  Ufer  des 
obern  Tigris,  bis  gegen  den  Zäh  hin,  u.  unter  dem  Landungsberg  den 
Berg  (jüdi,  südwestlich  vom  Vän-See,  zu  verstehen,  welcher  darnach 
auch  bei  den  Muslim  dafür  gilt  Allem  diese  Deutung  hat  im  bibL 
Sprachgebrauch  keine  Stütze,  u.  scheint  in  Folge  der  Bekanntschaft 
mit  der  babyl.  (s.  S.  134)  oder  auch  emer  in  Karduchien  gangbaren 
Sage  aufgekommen  zu  sein.  Innerhalb  des  alten  Ararat-Landes  hat  man 
nun  zwar  längst  (vielleicht  schon  Jos.  ant  1,  3,  5)  den  höchsten  der 
dortigen  Berge,  den  auf  der  rechten  Seite  des  Araxes  majestätisch  zu 
5150"^  sich  erhebenden,  auf  seinem  Gipfel  mit  ewigem  Schnee  be- 
deckten Massis  (Agridagli,  Kuhi-Nuch,  der  grosse  Ararat),  12  Stunden 
südwestlich  von  der  Stadt  Eriwan,  unter  dem  Landungsberg  zu  ver- 
stehen sich  gewöhnt,  aber  dass  der  Vrf.  selbst  diesen  verstanden  habe, 
daran  ist  nicht  zu  denken.  (S.  131).  Ob  der  Lubar,  den  BJub.  c  7 
u.  10,  Epiph.  u.  a.  nennen,  auf  einer  Fiction  oder  auf  einer  andern 
Locahsirung  {DeL^  545  vermuthet  Elborus,  Rönsch  Bagig)  beruhe, 
steht  noch  dahin.  Jedenfalls  ist  die  Bestimmung  in  unserer  Stelle  eine 
rein  geographische,  u.  ist  mit  dem  Götterberg  (S.  48)  im  Norden  niclit 
zu  combinu-en  (gegen  Spiegel  Ar.  AK.  L  481  f.).  Übrigens  lautet  tfl-»i« 
im  Babyl.  üraitu  {Del,  Ass.  Gram.  120),  u.  ist  also  der  Name  aus 
dem  Ass.,  nicht  erst  von  den  Babyloniern  zu  den  flebr.  gekommen 
(s.  auch  Hai.  RB.  VIII.  193).  —  V.  5.  das  Wasser  aber  nahm 
immer  mehr  ab]  für  sonstiges  n^n  mit  Part  zum  Ausdruck  der  Dauer, 
hier  n;n  mit  Inf.  abs.  {Ew,  280^).' '— ■  V.  6—12  die  schöne  Zwischen- 
erzählung von  den  Vögeln,  die  Noah  zur  Auskundschaftung  des  Standes 
der  Wasser  gebraucht,  dem  wilden  (Raben)  u.  dem  zahmen  häuslichen 
(Taube),  von  C,  der  auch  sonst  die  Einzeichnung  solcher  besonderen 
Nebengemälde  liebt  Ebenso  die  babyl.  Sage,  s.  S.  133 f.  Die  Er- 
zählung ist  in  sich  wohl  gefügt;  V.  7  als  Rest  eines  Berichts  des  A. 
{Del.  Par.  158)  anzusehen,  ist  kein  Grund  da  (zu  puri-ljj»»  s.  7,  10. 
12.  17.  8,  9.  11;  zum  Inf.  abs.  8,  3*);  A  lässt  sich  sonst  auf  solche 
Details  nicht  ein  (s.  auch  Bud.  271  f.).  Eher  könnte  V.  7  ein  jüngerer 
Einschub  sein  (weil  erst  V.  8.  den  Zweck  der  Sendung  angibt).  Die 
ganze  Episode  aber  als  Fragment  einer  dritten  Flutherzählung  {Reuss 
Gesch.  ^  256)  oder  erst  von  babyl.  Juden  eingesetzt  zu  denken,  wider- 
räth  die  spracht  u.  sacht  (nönKn  8,  f»?^  11;  Siebenzahl)  Überein- 
stimmung mit  C.  —  Die  alten  Völker  scheinen  „in  Ermangelung  un- 
trügUcherer  Mittel,  Vögel  auf  ihren  Schiffahrten  mitgenommen  zu  haben, 
um  sich  mit  ihrer  Hilfe  auf  dem  Meer  zurechtzufinden;  von  den  Indern 
sagt  Plin.  6  §  83:  siderum  in  navigando  nulla  observatio;  septentrio 
non  cernitur,  sed  volucres  secum  vehunt,  emittentes  saepius,  meatum- 
que  earum  terram  petentium  comitantur^'  {Tuch),  s.  auch  oben  S,  137.  — 

10* 


148  Gen.  8,  6—10. 

V.  6.  Die  Zeitbestimmung  nach  Ablauf  (4,  3.  16,  3.  41,  1  u.  ö.) 
von  40  Tagen  stand  wohl  ursprünglich  bei  C  vor  2^  (s.  d.);  durch 
Umstellung  hieher  bekam  sie  den  Sinn:  40  Tage  nach  dem  V.  5  oder 
doch  V.  4  genannten  Termin.  Nach  dem  Aufhören  des  Regens  öffnete 
Noah  das  Fenster.  Nach  dem  jetzigen  Text  scheint  es,  dass  diese  Ö£fhung 
sofort  nach  den  40  Tagen  geschah.  Vielleicht  aber  stand  hier  urspr. 
das  nach  V.  10  vorauszusetzende  v^i^'^  >^»«  !?m'>i,  u.  ist  dieses  erst 
durch  die  Einstellung  des  V.  6*  verdrängt  worden,  Dass  der  ^^Vn 
dasselbe  sei,  was  "»n*»  6,  16  bei  A,  ist  nicht  zu  beweisen,  wohl  aber 
ergibt  sich,  dass  der  Kasten  nach  G  nur  ein  einziges  u.  zwar  ver- 
schlossenes oder  vergittertes  Fenster  (Luke)  hatte,  das  man  sich 
übrigens  gross  denken  kann.  —  V.  7.  Während  nach  A  (V.  5)  Noah 
ohne  weiteres  bemerkte,  dass  die  Bergspitzen  sichtbar  wurden,  bedient 
er  sich  bei  G  der  Vögel  zur  Erkundung.  Er  sendet  zunächst  den 
Raben  {tov  Idslv  si  xexonaxs  ro  vÖcdq  LXX  AI.  aus  V.  8) ;  der  Art. 
nicht,  weil  er  blos  ^inen  Raben  {Reuss  256)  oder  blos  einen  männ- 
lichen hatte  (denn  das  Geschlecht  wird  bei  ^"p  nicht  unterschieden 
Ew,  175^,  u.  auch  bei  der  Taube  V.  8  ist  der  Art.  gebraucht),  son- 
dern es  ist  der  art  gen.  {Ew,  277*)  wie  1  Sam.  17,  34.  Am.  5,  19 
u.  s.  Aber  der  Rabe,  ein  wilder  Vogel  (der  zu  seinem  Nest  zurück- 
zukeliren  vergessen  soll,  Bocharl  hz.  II.  805),  gieng  d.  i.  flog  fort  u. 
wieder  zurück  d.  h.  ab  u.  zu,  also  bald  weiter  fort  vom  Kasten,  bald 
wieder  in  dessen  Nähe  oder  auf  ihn,  aber  nicht  wieder  in  den  Kasten 
selbst  zurück;  er  fand  an  schwimmenden  Leichen  zu  fressen.  Damit 
erwies  sich  der  Rabe  für  den  Zweck  untauglich.  Die  LXX  freilich 
haben  xofl  i^sX'^&v  ovx  aviatQS'kps,  ebenso  JPe/.  Vulg,]  damit  wäre 
ein  positives  Resultat  gegeben,  doch  sieht  diese  Lesart  wie  eine  Gor- 
rectur  aus,  u.  wenigstens  aiw*^  «l^i  {CapelL  Houbig)  für  a"!»}  »at;  wäre 
incorrect  (statt  s«  »Vi).  —  V.  8.  So  sendet  er  denn  die  Taube  aus. 
Wann?  7  Tage  nachher,  wenn  man  das  in  V.  10  vorausgesetzte 
D'^ö«'  n»au?  ^m«^-!  hier  vor  V.  8  ausgefallen  denkt  (Sehr,  Bud.  KS.); 
vielleicht  aber  ohne  solchen  Zwischenraum,  wenn  jene  ausgefallenen 
Worte  urspr.  V.  6  (s.  d.)  standen.  Damit  höben  sich  auch  die  von 
Sehr,  (KAT^  50  f.)  gegen  den  biblischen  u.  für  die  ürsprünglichkeit 
des  bab.  Berichts  geltend  gemachten  Bedenken.  Der  Zweck,  beim  Raben 
verschwiegen,  wird  erst  hier  angegeben,  weil  erst  die  Taube  sich  zur 
Auskundschaft  tauglich  erweist.  "»7K5]  ist  bei  G  nicht  blos  bebautes 
plattes  Land  (Kn.  DeL),  sondern  Ercioden  überhaupt  6,  7.  7,  4.  23, 
vgl.  auch  8,  9.  11.  •!«»)?]  LXX  onlaa  avrov.  —  V.  9.  Die  Taube, 
da  sie  keinen  Niederlassungsort  für  die  Sohle  (Krallen)  ihres  Fusses 
fand,  weil  sie  auf  Aas  nicht  sitzt,  Hess  sich  wieder  in  den  Kasten  hin- 
einnehmen, denn  Wasser  war  (noch)  auf  der  Fläche  der  ganzen 
Erde]  wenn  auch  die  Taube  nicht  gerade  Berge  liebt  (Ez.  7, 16),  so  hätte 
sie  doch  auf  Bergen  einen  n^va  gefunden,  wenn  8,  5  hier  vorausgesetzt 
wäre.  —  V.  10.  Noah  wartete  noch  einmal  7  andere  Tage,  also  hat 
er  schon  einmal  7  Tage  gewartet  (s.  zu  V.  6  u.  8).  !?ny]  wäre  Hiph. 
(Qal)  von  i^si«;  da  aber  die  Bedeutung  warten  sonst  immer  an  Vm  Pi. 
Hiph.  haftet,  so  ist  Vrr'^'^i  herzustellen  wie  V.  12  {Olsh).     Warum  dort 


Gen.  8,  11—19.  149 

die  Mass.  das  Niph.  statt  Pi.  punktirt  haben,  ist  nicht  klar.  —  V.  11. 
Wieder  ausgesandt  kam  sie  erst  spät,  gegen  Abend  (3,  8),  zurück,  fand 
also  diesmal  einen  Ruheort  u.  wohl  auch  Futter.  Sie  brachte  ein 
Olivenhlall  (Ölzweig  Sym,  Vulg,;  vgl.  Nelj.  8,  15)  in  ihrem  Schnabel 
mit,  u.  zwar  nicht  ein  dürres  oder  angeschwemmtes,  sondern  ein  frisch- 
gepflücktes, frisches  f\yo  (vgl.  tQ^,  u.  arab.  ^arufa  mit  den  derivatis). 
Daran  erkannte  Noah,  dass  das  Wasser  schon  tiefer  gesunken  war, 
denn  der  Ölbaum  wächst  nicht  auf  den  höchsten  Höhen.  „Dass  der 
Ölbaum  in  Armenien  vorkommt,  beweist  Strabo  11,  14,  4  {Ritter  EK. 
X.  920),  u.  dass  er  auch  unter  dem  Wasser  grüne,  bezeugen  Theophr. 
h.  pl.  4,  8  u.  Plin.  13,  50*'  (Tuch);  sonst  vgl.  über  ^m  Lag»  Arm. 
Stud.  §  1347  u.  GGN.  1889  S.  307fiF.  Der  Ölzweig  war  wenigstens 
später  Sinnbild  des  Friedens  (2  Macc.  14,  4;  Dion.  Hai.  1,  20;  Verg. 
Aen.  8.  116;  Liv.  24,  30.  29, 16).  —  V.  12.  Zum  3.  mal,  nach 
weiteren  7  Tagen  entsendet,  kam  sie  gar  nicht  mehr,  fand  also  die 
Erde  schon  wohnHch  u.  Nahrung  spendend.  ^»S^d  s*  ^*  1^«  —  V*  1^^*> 
anschliessend  an  V.  5,  setzt  den  Bericht  des  A  fort  Am  1.  des  1.  Mon. 
war  das  Wasser  von  der  Erde  weg  versiegt,  eig.  vertrocknet  (vgl. 
2  Reg.  19,  24.  Jes.  50,  2.  Ps.  106,  9).  V.  7  stand  in  gleichem  Fall 
W3^;  über  den  leichten  Unterschied  beider  s.  Jes.  19,  5.  Ij.  14,  11.  Jer. 
50,  38;  Ges,  th.  —  Aber  V.  13^  muss  nun  wieder  (Sehr,)  dem  C 
zugesprochen  werden,  thejls  wegen  ^»;»5  (doch  s.  zu  6,  20)  u.  weil 
d!?n  hier  vom  Land,  nicht  vom  Wasser  ausgesagt  ist,  theils  weil  damit 
die  Aussage  von  V.  14  geradezu  vorausgenommen  ist,  auch  bei  A  Noah 
aus  dem  Kasten  schauen  kann,  ohne  die  Decke  abzunehmen  (V.  5). 
Somit  schliesst  sich  13b  an  12  an,  u.  enthält  die  Angabe  des  G  über 
das  gänzl.  Ende  der  Überschwemmung,  f^^^^i]  gewiss  nicht  Lederdecke 
(An.;  Kost.  324)  wie  bei  A  Ex.  26,  14.  Num.  4,  8—12,  sondern 
dachartige  Bedeckung  (atiyti  LXX).  —  V.  14.  Erst  am  27.  des  2.  Mon. 
war  die  Erde  ganz  abgetrocknet;  das  ist  freilich  seit  der  Yersiegung 
der  Wasser  eine  unverhältnissmässig  lange  Zeit;  hängt  aber  mit  den 
2erlei  in  der  Erzählung  durchgeführten  Rechnungssystemen  zusammen, 

s.  S.  129f. Gap.  8,  15 — 9,  17.     Der  Ausgang  aus  dem  Kasten 

u.  das  neue  Yerhältniss,  in  welches  Gott  mit  den  Geretteten  tritt  — 
V.  15 — 19.  Noah  erhält  Befehl,  mit  den  Seinen  u.  den  Thieren  den 
Kasten  zu  verlassen  u.  kommt  dem  nach;  von  A,  welcher  dem  feierlichen 
AugenbUck  entsprechend  hier  wieder  mit  gewolmter  Ausfahrlichkeit 
schildert  V.  17  s.  7,  21.  -Vs]  Vsi  Sam.  LXX  Pe^  ebenso  V.  19  i.  A. 
n^rra]  von  den  zahmen  u.  wilden  Säugethieren  (wie  6,  7.  7,  23).  Dafür 
ist  V.  19  si;n  gesetzt  (Kn,),  Warum  die  Mass.  hier  für  das  gewöhnliche 
(19,  12.  Lev.  24,  14)  u.  geschriebene  »atin  vielmehr  K2t^n  (vgl.  Hos. 
7,  12.  Prov.  4,  25.  1  Chr.  12,  2)  zu  lesen  befehlen  (wie  Ex.  2,  9. 
Ps.  5,  9),  ist  nicht  klar  (Ew.  122«;  König  Lehrg.  S.  641).  w»;] 
1,  20fiF.  Es  ist  dies  das  die  Kraft  zur.  Fortpflanzung  u.  Vermehrung 
verleihende  Segenswort  über  die  neue  Thierwelt,  entsprechend  dem 
Segen  nach  der  Schöpfung;  das  ähnl.  Wort  über  die  Menschen  erschallt 
9,  1.  7  besonders.  —  V.  19.  s.  V.  17.  nach  ihren  Familien]  d.h. 
nach  den  einzelnen  Arten  u,  Gattungen  (Jer.  15,  3),  aus  welchen  die 


150  Gen.  8,  19—21. 

genannten  Thierclassen  bestanden  (jfiTn.).  —  V.  20 — 22.  Nach  C 
brachte  Noah  Gott  von  den  reinen  Thieren  Brandopfer,  u.  diese  gnädig 
annehmend  beschloss  Gott  in  Langmuth  den  sündigen  Menschen  fortan 
zu  tragen  u.  durch  keine  Fluth  mehr  die  Erde  zu  verderben.  Sehr 
fein  hat  R  diesen  Bericht  gerade  hier  vor  die  Bundschliessung  bei  A 
eingeschaltet:  die  letztere  stellt  sich  dadurch  als  die  Ausführung  des 
göttl.  Beschlusses.  Ein  Opfer,  als  Dank-  u.  Bittopfer,  ist,  wenn  irgend 
wo,  dann  hier  nach  dem  grossen  Gericht  u.  beim  Eintritt  in  den  neuen 
Lauf  der  Dinge  am  Platz;  auch  Xisuthros,  Manu,  Deukalion  opfern  nach 
der  Rettung.  —  V.  20.  Der  Altar  erscheint  hier  zum  erstenmal 
(wenigstens  ist  4,  3  f.  keiner  erwähnt),  aber  nicht  darum,  weil  mit  der 
Fluth  das  Paradies,  der  Ort  der  Gegenwart  Gottes  auf  Erden,  geschwun- 
den ist  u.  Gott  sich  in  den  Himmel  zurückgezogen  hat  (Hofm.  Del. 
Ke.),  also  nun  die  Menschen  ihre  Augen  himmelwärts  richten  müssen 
(denn  das  Paradies  ist  auch  schon  4,  2  ff.  für  den  Menschen  verloren 
u.  die  Erde  verflucht,  u.  umgekehrt  als  Gott  in  der  Stiftshütte  wieder 
eine  Stätte  der  Gegenwart  auf  Erden  hatte,  war  der  Altar  erst  recht 
unentbehrlich),  sondern  weil  der  Vrf.  zu  Noah's  Zeit  schon  eine  völligere 
Entwicklung  der  gottesdienstl.  Dinge  voraussetzt,  zB.  auch  die  Unter- 
scheidung von  rein  u.  unrein.  Der  Altar  weist  als  Erhöhung  über  die 
gemeine  Erde  allerdings  himmelwärts,  daher  urspr.  gerne  auf  Höhen 
(wo  man  dem  Himmel  sich  näher  fühlte)  errichtet  (zB.  Gen.  22),  aber 
einen  Gott  im  Himmel  gab  es  fQr  die  Menschen  nicht  erst  seit  der 
Fluth.  von  allem  reinen  Vieh  u.  allen  reinen  Vögeln]  wie  viele 
davon?  ist  nicht  angegeben,  ebensowenig  ob  blos  die  nach  mos.  Gesetz 
(Lev.  1,  2.  10.  14)  opferbaren  {Ros.  Bohl.  Tuch\  oder  alle  die  für 
den  Menschen  essbaren  Thiere  {IE.  Qi.  Merc,  Kn)  gemeint  sind.  „Bei 
Rettung  aus  so  grosser  Gefahr  ist  das  Opfer  nicht  zu  gross.  Zum 
Zweck  des  Opfers  hatte  Noah  auch  von  allen  reinen  Thieren  mehr  in 
die  Arche  mitgenommen  (7,  2).  Die  Opfer  waren  Brandopfer,  also  die 
älteste  u.  allgemeinste  Art  der  Opfer;  das  Nähere  s.  zu  Lev.  1,  3 ff." 
(JSTn.).  —  V.  21.  GoU  roch  den  Geruch  der  Beruhigung  (nir^s  von 
nhSs  gebildet,  Ew.  108*^)  d.  h.  den  angenehmen  u.  wohlgefälligen  Duft, 
der  von  den  Opfern  aufstieg;  in  der  Opfersprache  (zu  Lev.  1,  9)  ein 
stehender  Ausdruck  für  die  gnädige  Annahme  der  Opfergabe  oder  viel- 
mehr der  Gesinnungen  u.  Wünsche,  denen  sie  zum  Ausdruck  dient. 
er  sprach  zu  seinem  Herzen]  d.  h.  zu  sich  selbst  (6,  6),  dachte  u. 
beschloss  bei  sich  (vgl.  24,  45.  27,  41);  der  Schriftsteller  will  die  Ge- 
danken Gottes  dolmetschen  (6,  6).  Es  ist  nicht  nach  34,  3  zu  deuten 
u.  das  Suff,  von  ^a!?  auf  Noah  zu  beziehen.  „Gottes  Erwägung  führt 
dahin,  dass  er  die  Erde  wegen  des  Menschen  (6,  5  f.)  nicht  mehr  ver- 
fluchen, noch  die  Lebewesen  auf  ihr  vertilgen  will.  Der  angenehme 
Duft  ist  nicht  der  Beweggrund,  sondern  blos  der  Anlass  zu  diesem 
gnädigen  ßeschluss.  Eigentlich  verflucht  (wie  3,  17),  hatte  Gott  die 
Erde  bei  der  Sintfluth  nicht;  es  ist  also  an  das  Aussprechen  des  Ver- 
tilgungsschlusses, 6,  7.  13  zu  denken'*  (Kn,).  Vgl.  die  Hinweisung 
darauf  in  5,  29.  ^»»a]  3,  17;  LXX  haben  dieselbe  Variante,  wie 
dort     'w  ^»J:  •^s]  6,  5.    Begründet  wird  nicht  VV)?,  sondern  'ßV  ^l'^o»  »h: 


Gen.  8,  21—9,  2.  151 

weil  söndl.  Richtung  des  Denkens  u.  Wollens  nun  einmal  im  Menschen 
liegti  „so  will  Gott  durch  die  Übelthaten  des  Manschen  sich  nicht  mehr 
zu  einem  solchen  Strafgericht  bestimmen  lassen,  sondern  Langmuth  u. 
Geduld  üben,  er  müsste  ja  sonst  sehr  oft  ähnliche  Vertilgungen  ver- 
hängen. Der  Vrf.  meint  nicht,  dass  der  Mensch  blos  auf  Böses  sinne 
(er  sagt  nicht  *^??"^»  u.  9*1  p^  wie  6,  5);  auch  nicht,  dass  der  M.  böse 
geboren  werde,  sonst  würde  er  von  Muiterleibe  an  f&r  von  Jugend 
an  gesagt  u.  für  '^^.'?  etwas  anderes  gewählt  haben;  vielmehr  meint 
er,  dass  das  Böse  beim  M.  mit  der  Erkenntniss  des  Guten  u.  Bösen 
(3,  22)  anfange  u.  dann  eine  grosse  Herrschaft  ge^vinne"  (Kn.)  Von 
selbst  versteht  sich,  dass  wenn  Gott  die  sündige  Verderbtheit  der  Men- 
schen nun  mit  Langmuth  trägt,  er  sie  damit  nicht  als  berechtigt  an- 
erkennt, sondern  ihrer  Entwicklung  nach  wie  vor  entgegenarbeiten 
wird,  nur  in  anderer  Weise,  ^^'ht]  3,  20;  -i^k  s.  zu  1,  21.  —  V.  22. 
Die  Naturordnung  der  Erdverhältnisse,  näher  der  regelmässige  Weclisel 
der  Jahres-  u.  Tageszeiten  soll  fortan  nicht  aufhören  alle  Tage  der 
Erde,  so  lange  die  Erde  bestehen  wird  (vgl.  Ps.  72,  5.  89,  38).  Es 
sind  4  Paare  von  Nomina,  daher  auch  geeigneten  Falls  )  mit  Vorton. 
Die  3  ersten  Paare  drücken  nicht  zusammen  6  Jahreszeiten,  jede  zu 
2  Monaten  (Raä,),  aus,  wie  die  Inder  zählen,  sondern,  gemäss  der 
gewöhl.  Unterscheidung  bei  den  Hebr.  (ebenso  bei  den  Arabern  in 
Mekka,  Snouch-Hurgronje  Mekkan.  Sprich w.  1886  S.  115),  nur  2 
Jahreszeiten  oder  -Hälften  (Am.  3,  15.  Jes.  18,  6.  Zach.  14,  8.  Ps. 
74,  17),  näml.  die  regnerische  Winter  zeit  mit  ihrer  Kälte  (Jer.  36,  22) 
u.  ihrer  Ackerbestellung  u.  Aussaat  (Ex.  34,  21.  Prov.  20,  4),  u.  die 
trockene  Sommerzeit  mit  ihrer  Hitze  (Jes.  18,  4)  u.  Ernte  (Jer.  8,  20). 
Auch  wird  nicht  ein  Gegensatz  gemacht  gegen  die  Zeit  vor  der  Fluth, 
als  wäre  damals  blos  heitere  Wärme  gewesen  {DeL%  s.  dagegen 
l,'14ff.;  ebensowenig  darf  man  den  Gegensatz  gegen  die  Fluthzeit  (die 
bei  G  sehr  kurz  ist)  so  anspannen,  dass  man  eine  Störung  des  Wechsels 
von  Tag  u.  Nacht  in  derselben  {IE.  Ba§.  Qi.  u.  a.)  folgerte  (welcher 
Folgerung  die  LXX  durch  die  adverbiale  Fassung  fmiQav  nal  vvKta 
ausweichen  Tuch)]  sondern  die  Meinung  ist:  eine  Störung  der  Natur- 
ordnung, wie  die  Fluth  war,  soll  nicht  wieder  eintreten,  vgl.  zum 
Ausdruck  des  Begriffs  der  Naturordnung  Jer.  31,  25  f.  33,  20.  25  f. 
Ps.  74,  16  f.  —  —  Cap.  9, 1 — 17  die  Bundschliessung  Gottes  mit 
Noat,  nach  A,  anschliessend  an  8,  17.  —  V.  1 — 7.  Wie  dem  ersten, 
so  gibt  Gott  auch  dem  zweiten  Menschengeschlecht  seinen  Segen  mit, 
erweitert  ihn  sogar^  mit  Rücksicht  auf  die  bisherige  Entwicklung  des 
Menschen,  durch  Ausdehnung  seines  Herrschaflsrechts  über  die  Thiere, 
fügt  aber  für  die  damit  beginnende  neue  Lebensordnung  auch  Schranken 
hinzu,  deren  strenge  Einhaltung  ihm  als  hl.  Pflicht  auferlegt  wird. 
V.  1  der  Fortpflanzungssegen,  wiederholt  aus  1,  28.  —  V.  2.  eure 
Furcht  u.  euer  Schreken]  Dt.  11,  25;  F.  u.  Sehr,  vor  euch;  Suff.  obj. 
wie  16,  5.  27,  13.  50,  4  {Ges,  135,  4),  „Die  Thiere  waren  von  Anfang 
an  dem  Menschen  unterworfen  (1,  26,  28),  lebten  aber  vor  der  Fluth 
friedlich  u.  furchtlos  mit  ihm  zusammen",  bis  die  Entartung  eintrat 
(6,  12);  „von  jetzt  an  sollen  sie  ihn  auch  scheuen  u.  fürchten.    Thier 


152  Gen.  9,  2—5. 

des  Landes]  wie  1,  25.  Das  'rwn^  bleibt  unerwälmt,  weil  es  den 
Menschen  weniger  scheut"  (Kn.).  'a''  ^ba]  nach  der  Mass.  mit  »ü^:  ö5i;>a 
zusammenzunehmen,   indem  a  als  inter  oder  cum  (Ex.  10,  9.  15,  19. 

1  R.  10,  2.  Jer.  11,  19.  41,  15  u.  ö.)  verstanden  wurde:  mit  allem, 
wovon  (1,  21)  der  Erdboden  (nön«  wie  1,  25.  6,  20.  Lev.  20,  25) 
sich  regt  u.  samml  allen  Fischen  des  Meeres  sind  sie  in  eure  Hand 
gegeben,  „eurer  Gewalt  übergeben,  so  dass  ihr  mit  ihnen  schalten 
dürft;  der  Ausdruck  geht  auf  eine  Gewalt,  die  sich  auch  über  das 
Leben  erstrekt,  wie  Lev.  26,  25.  Dt.  1,  57.  19,  12  u.  ö.*'  (iTn.).  Dass 
3  das  besondemde  a  (DeL  a.)  sei,  oder  mit  ^t  wechsle  u.  wie  dieses 
von  n'^rr^  tum  abhänge  (Bud,  279  fr.;  LXX  litC)^  haben  die  Mass.  wohl 
mit  Recht  abgelehnt,  öjnj]  Ew,  255°.  —  V.  3.  Insbesondere  wird 
ihnen  die  Erlaubniss,  die  Thiere  zur  Nahrung  zu  verwenden,  ertheilt 
Das  bildet  einen  Hauptunterschied  gegenüber  vom  ersten  Weltalter 
(s.  1,  29 f.),  auf  welches  hier  selbst  im  Ausdruck  Rückbeziehung  ge- 
nommen ist.  ^^]  hier  im  weitesten  Sinn  von  allem  sich  Regenden 
u.  Bewegenden,  der  gesammten  Thierwelt,  s.  7,  21.  Selbst  hier  fügt 
A  noch  keine  Scheidung  zwischen  rein  u.  unrein  hinzu«  ^fe"^«]  s.  1,  21. 
8,  21.  —  V.  4  f.    Diese  Herrschaftsrechte  des  Menschen  werden  durch 

2  Verbote  beschränkt,  beide  durch  tjk  nur,  jedoch  eingeführt.  Das 
erste:  nur  Fleisch  mit  (comilativ  wie  32,  11.  Ps.  42,  11)  seiner 
Seele,  d.  i.,  wie  hier  in  erklärender  Appos.  (6,  17.  7,  6)  hinzugefügt 
wird,  seinem  Blute  werdet  ihr  nicht  essen;  sie  dürfen  nur  Fleisch 
geniessen,  welches  kein  Blut  mehr  in  u.  an  sich  hat.  Denn  die  Seele 
oder  das  Leben  ist  zwar  nicht  das  Blut  selbst,  aber  doch  von  diesem 
unzertrennlich;  im  Blut  kommt  die  Seele  sinnlich  u.  greifbar  zur  Er- 
scheinung (Lev.  17, 11. 14.  Deut.  12, 23  ;„vgL  "^rt  "^wa  rohes  Fleisch  1  Sam. 
2,  15,  u.  anima  purpurea  bei  Verg.  Aen.  9,  348'*  Kn,),  Das  Leben 
aber  gehört  Gott,  dem  Herrn  alles  Lebens;  der  Mensch  soll  es  nicht 
für  seinen  Genuss  verwenden,  vielmehr  soll  durch  diese  Enthaltung 
seine  Achtung  vor  dem  Leben  als  etwas  göttlichem  wach  erhalten,  er 
vor  Verwilderung  u.  Roheit  bewahrt  werden.  Dieses  Gebot,  kein  Blut 
(Lev.  3,  17.  7,  26f.  17,  lOfT.  Dl.  12,  16ff.  15,  23)  u.  kein  Fleisch, 
das  von  Blut  nicht  frei  war  (Lev.  19,  26.  1  Sam.  14,  32  ff.  Ez.  33,  25), 
zu  geniessen,  war  im  Mosaismus  ein  Grundgebot,  u.  wurde  dort  um 
so  wichtiger,  als  das  Blut  zum  Sühnemittel  erhoben  wurde  (Lev.  17). 
Aber  der  Vrf.  beschränkt  seine  Geltung  nicht  auf  den  Mosaismus,  son- 
dern führt  es  unter  den  Grundordnungen  der  jungen  Menschheit  auf,  wes- 
halb selbst  im  Christentum  die  Fortdauer  seiner  Gilligkeit  seit  Act. 
15,  29  ein  Gegenstand  vieler  Erörterungen  war.  —  V.  5  f.  Die  andere 
noch  wichtigere,  daher  umständlicher  besprochene  Einschränkung.  Wenn 
auch  die  Tödtung  der  Thiere  dem  Menschen  freisteht,  so  soll  doch 
Menschenblut  weder  durch  Thiere  noch  durch  Menschen  ungestraft  ver- 
gossen werden;  das  Menschenleben  soll  unverbrüchlich  heilig  u.  un- 
antastbar sein  (vgl.  wie  C  in  seiner  Art  diese  Sätze  in  Cap.  4  aus- 
geführt hat),  ösbq]  Ew.  255°.  Bö'^r»tia^]  nicht  Dat.  comm.  (Dt  4,  15. 
Jos.  23,  11):  zum  Schutze  eurer  Seelen  (ßchum.  Tuch,  Kn,  a.),  wobei 
der  Handlung   des   Satzes    die  Zusage    der  Handlung   untergeschoben 


Gen.  9,  5—6.  153 

wird,  auch  nicht:  je  nach  euern  Seelen,  oder  wessen  Seele  es  auch 
sei,  dem  es  angehört  {Del.  nach  V.  10),  sondern  Dat.  der  Zugehörig- 
keit: euer  Blut,  näml.  das  eurer  Seelen  (LXX  Pei.  Vulg.  u.  die  mei- 
sten) d.  h.  das  von  euch  seihst  (Bud.  282)  im  Gegensatz  gegen  das 
der  Thiere  (zum  Plur.  s.  Lev.  11,  43 f.  Jer.  37,  9.  42,  20.  44,  7), 
obgleich  auch  möglich  ist:  als  oder  nämlich  eure  Seelen  {Ew.  310^; 
Giesehr.  Praep.  Lamed  103  ff.),  wie  auch  \K  wßa  für  tn  eintritt  (vgl. 
V.  4).  Dieses  wird  Gott  fordern,  rächend  zurückfordern  (Gen.  42,  22. 
Ps.  9,  13).  von  der  Hand  jeglichen  Thieres]  vgl.  Ex.  21,  28 f.; 
"i^to  fast  zu  blosser  Präp.  geworden  u.  auch  sonst  (zB.  1  Sam.  17,  37; 
Ps.  22,  21 ;  Ij.  5,  20)  den  Thier-  u.  Sachnamen  vorgeordnet,  hier  um 
so  unbedenkhcher,  als  "!«ö  ^^^  =  o»ö  »h^  im  Sprachgebrauch  fest- 
stand (s.  Lex.).  Zur  Sache  vgl.  Ex.  21,  28  f.  Und  von  der  Hand 
des  Menschen  will  Gott  das  (gemordete)  Lehen  des  M.  zurückfordern 
durch  die  Rache,  die  er  entweder  selbst  nimmt  oder  nehmen  lässt. 
i"»»!«  ü"^«  n»jfc]  dem  D"i«rt  n»ö  gleichgeordnet,  erklärt  sich  daraus,  dass 
man  ein  dem  st.  c.  unterzuordnendes  Nomen  auch  (in  irgend  welcher 
Function  des  Satzes)  nachdrücklicher  vorausstellen  u.  es  an  seinem 
Orte  durch  ein  rückweisendes  Pron.  suff.  wieder  aufnehmen  kann: 
i-TTK  td'^K  =  ü-'K  ^rtK  =  eines  jeden  sein  Bruder  oder  Nächster,  Ew.  278^ 
vgl.  15,  10.  42,  25.  35.  Ex.  28,  21.  Num.  17,  17  u.  s.;  wogegen 
n«  ün«  Brudermann,  wie  «"^m  »"^k  Profetenmann  Jud.  16,  8,  also  i^n»  w^k 
sein  Brudermann  {Kn^,  weder  dem  Sprachgebrauch,  noch  der  Analogie 
der  angeführten  Stellen  gemäss  ist;  also:  von  der  Hand  des  Bruders 
eines  jeden  d.  h.  je  von  der  Hand  seines  Nächsten.  Nämlich  nicht 
der  zur  Blutrache  verpflichtete  Mensch  oder  Verwandte  (Bohl.  Tuch 
Bmg),  von  dem  ja  Gott  das  Blut  gar  nicht  fordert,  ist  zu  verstehen, 
sondern  der  Mörder.  Aber  nicht  i'^rtK  ijjö  oder  '»ny?  150  konnte  Vrf.  sagen, 
weil  das  Suff,  gar  keine  Beziehung  hätte  (da  fi^K  coli,  ist),  sondern 
diese  Beziehung  war  erst  durch  Vorausordnung  des  (gemordeten)  w^k 
(einzelnen)  zu  ermögHchen.  Eine  Glosse  {Olsh^  sind  die  Worte  wohl 
nicht;  sie  präcisiren,  dass  Gott  Menschenblut  nicht  von  den  Menschen 
überhaupt  fordert,  sondern  von  der  Hand  des  Mörders.  Die  Fassung 
von  den  Menschen,  von  einander  {Bud.  288  f.)  ist  sachlich  u.  sprach- 
lich unannehmbar.  Die  Variante  '^^^»)  »'^»  {Sam.  Pe§.  Vulg.)  == 
unusquisque  (Ez.  4,  17)  ist  eine  verschlechternde  Correctur.  —  V.  6. 
Fortschreitend  fügt  Gott  hinzu,  wie  er  Blut  zurückgefordert  wissen 
will,  u.  überträgt  die  Vollziehung  der  Rache  an  die  Menschen,  oiks] 
LXX  avxX  rov  ca^arog  (t6)  airoi;  i^xydi^csrcci^,  also  ö^a  (a  pret.). 
Die  amtliche  Lesart  erklären  die  Trgg.i  vor  Zeugen,  also  unter  (Zu- 
ziehung von)  Menschen;  sie  kann  aber  füglich  nur  bedeuten  durch 
die  Menschen,  wobei  die  Menschen  als  blosse  Mittel  der  (göttlichen) 
Strafvollziehung  angeschaut  sind  (vgl.  zu  diesem  a  instr.  vor  Personen- 
namen Hos.  1,  7.  12,  14.  Ps.  18,  30.  1  Sam.  28,  6.  Jes.  45,  17  und 
a  w  Ex.  1,  14  u.  a,  wogegen  Hos.  14,  4.  Num.  36,  2  anders  zu 
beurtheilen  sind).  Die  Menschen  überhaupt  werden  zu  Vollstreckern 
der  Vergeltung  bestimmt,  noch  nicht  ausdrücklich  die  Obrigkeit,  aber 
auch  nicht  die  nächsten  Verwandten  {Tuch,  Kn.),  so  dass  man  sagen 


154  Gen.  9,  6—12. 

könnte,  die  Blutrache  durch  die  Verwandten,  welche  das  mos.  Gesetz 
voraussetzt  u.  regelt  (Num.  35,  18  ff.  Dt.  19,  12),  werde  hier  in  die 
Noahzeit  zurückverlegt;  vielmehr  wird  nur  der  Grundsatz  aufgestellt, 
dass  durch  die  Menschen  die  Vergeltung  gesdiehen  soll,  die  Art  u.  Weise 
derselben  aber  der  weiteren  geselligen  u.  staatl.  Entwicklung  über- 
lassen. Sofern  ohne  Heilighaltung  des  Menschenlebens  keine  menschl. 
Gesellschaft  denkbar  ist,  kann  man  allerdings  sagen,  dass  hier  der  Grund 
für  die  geselligen  Ordnungen  der  Menschen  gelegt  wird  (Lulh.).  Be- 
gründet wird  Verbot  u.  Strafe  damit,  dass  im  Bilde  Gottes  er  (Gott, 
Ew.  303^;  vgl.  14,  If.)  den  M.  gemacht  hat;  der  Mensch  lebt  nicht 
blos,  wie  das  Thier,  sondern  trägt  Gottes  Bild  an  sich;  wer  ihn  an- 
tastet, tastet  in  ihm  Gott  an,  u.  Gott  hat  die  Strafe  dafür  an  die  Men- 
schen übertragen,  ntoy]  die  Wendung  mit  der  3.  p.  aus  demselben 
Grund  wie  1,  26  n»»^  för  nwjK,  weil  Ref.  Gott  nicht  "^»^J^a  sagen  lassen 
will;  LXX  haben  T"»?.  —  V.  7  führt  zu  V.  1  zurück:  „nicht  um- 
bringen, sondern  fortpflanzen  u.  vermehren  sollen  sich  die  Menschen, 
um  die  Erde  anzufüllen"  (Kn,),  Die  LXX  haben  nach  1,  28  geändert. 
Über  die  s.g.Noachischen  Gebote  der  Synagoge  s.  Schürer  Gesch.  d.  jüd. 
Volks 2  II.  568  f.  —  In  dem  Segen  V.  1 — 7  ist  dem  Menschen  zu- 
gleich seine  Aufgabe  gewiesen  u.  sind  einige  Grundvorschriften  gegeben, 
auf  welchen  weiterhin  entwickeltere  Rechtsordnungen  sich  aufbauen 
können.  —  V.  8 — 17.  Erst  darauf  hin,  dass  der  Mensch  diese  Pflichten 
übernimmt  (vgl.  wie  Jes.  24,  5.  18  vom  Brechen  des  Bundes  durch 
die  Menschen  eine  neue  fluthartige  Verwüstung  der  Erde  abgeleitet 
wird,  Tuch),  richtet  Gott  (gemäss  der  Zusage  6,  18)  das  neue  Ver- 
hältniss,  den  Bund  mit  ihm  u.  durch  ihn  mit  allen  Lebewesen  auf, 
erklärt,  was  er  in  demselben  zu  leisten  verheisst,  u.  stiftet  das  äussere 
Zeichen  des  Bundes.  Es  ist  der  erste  Bund,  den  er  schliesst.  — 
V.  9  f.  "^^l]  weil  jetzt  kommt,  was  Gott  seinerseits  thun  will  (vgl. 
6,  17).  Gott  stiftet  freiwillig  (aus  Gnaden  Jes.  54,  9)  diesen  Bund 
mit  der  Menschheit  u.  durch  sie  (V.  10)  mit  der  ganzen  Thierwelt, 
wie  diese  zuvor  auch  mit  den  Menschen  zu  leiden  hatte,  ^yif}]  1,  21. 
a]  besondernd  wie  7,  21  u.  s.  hb\ — Vbft]  irgend  welche  (6,  2.  7,  22), 
die  aus  dem  Kasten  ausgegangen  sind,  bezüglich  auf  d.  i.  nämlich 
(wie  23,  10;  Ew.  310*)  alle  Thiere  der  Erde;  wogegen  V — yo  als  von- 
an  —  bis  zu  oder  tam-quam  (Bohl,  Schu,  Kn,  Sehr,)  hier  keinen 
Sinn  gibt,  da  die  na^n  •^ks'«  u.  T^jkh  ^«n  die  gleichen  sind,  u.  der 
Gegensatz  von  jetzigen  u.  künftigen  nicht  darin  liegen  kann.  Übrigens 
fehlt  pKrj  JT^n  ^s!?  in  LXX.  —  V.  11.  Der  Inhalt  der  Bundeszusage 
ist,  dass  nie  mehr  in  Folge  von  (}»?)  Sintfluthwasscrn  alles  Fleisch 
ausgerottet  u.  die  Erde  (6,  13)  verderbt  werden  soll  (vgl.  8,  21  f.).  — 
V.  12  ff.  Das  Bundeszeichen.  Der  Bund  muss  ein  äusseres  Zeichen 
haben,  an  welchen  den  Parteien  der  Inhalt  des  Bundes  immer  wieder 
zum  Bewusstsein  kommt,  zugleich  eine  Gewälir  der  Zusage.  Diese 
Idee  kehrt  bei  A  zweimal  wieder,  beim  Abrahambund  u.  Mosebund. 
Während  aber  bei  den  folgenden  Bündnissen  das  Zeichen  in  einer 
Leistung  seitens  der  menschl.  Contrahenten  besteht,  ist  beim  Noa(ibund, 
in  dem  zumeist  die  göttl.  Gnade  u.  Langmuth  für  alle  Zeit  verbürgt 


Gen.  9,  12—17.  155 

werden  soll,  das  Zeichen  ein  liimmlisches,  der  Regenbogen.  Dass  dieser 
jetzt  zum  erstenmal  erschienen  sei,  sagt  der  Text  nicht,  obgleich  viele 
Erkl.  das  herauslesen,  u.  manche  {DeL^  Ke,)  sogar  weitgehende  Folge- 
rungen darauf  gründen,  wie  dass  die  Beschaffenheit  der  atmosphärischen 
Lufl  vor  der  Fluth  eine  andere  gewesen  sei,  als  nach  derselben;  was 
der  Text  sagt,  ist  nur,  dass  der  Regenbogen  von  der  Fluth  an  für  die 
Menschen  die  genannte  Bedeutung  habe.  —  ^«t]  hinweisend  auf  V.  13. 
)'nb  •»?«  n»'»]  nicht  auf  i^-iK  (LXX),  sondern  auf  ^'^*?an  bezüglich,  wie 
'ai  ^ri  zeigt  (vgl.  V.  17):  über  n'^'iÄ  inj  s.  zu  6,  18,  A^^  i^Hih]  ßr 
die  Geschlechter  der  (unbestimmt  langen)  Zukunft,  von  den  Mass.  mit 
Recht  zu  J^''*?a»l  ^"i»  ^^f  bezogen;  allen  Künftigen  soll  das  Zeichen  den 
Bund  sinnbildlich  vergewissem.  —  V.  13.  Der  Regenbogen  (Ez.  1,  28) 
ist  dieses  Zeichen.  „Gottes  Bogen  heisst  er,  weil  er  dem  Himmel,  Gottes 
Wohnsitz  angehört,  ein  himml.  Bogen  ist  {Kn,),  Den  gehe  ich  in  dem 
Gewölk,  lasse  ihn  in  demselben  erscheinen^  dass  er  zu  einem  Bundes- 
zeichen zwischen  mir  u.  der  Erde,  Erdbewohnerschaft  (V.  19.  11,  1 
u.  s.)  sei  "^nna]  wie  1,  29;  nicht  (DeL^):  habe  ich  gegeben^  als  ob 
der  Bogen  jetzt  eben  im  Moment  des  Sprechens  Gottes  sichtbar  gewor- 
den wäre;  auch  die  hypothet.  Fassung  (gebe  ich  —  so  soll  er  sein) 
hat  hier  keine  Stelle.   —  V.   14  f.   Erläuterung,    -»swa]  Inf.  Pi.  {Ges, 

10,  2),  denom.  von  )i'»i  wann  ich  ein  GewÖlke  wölke.  >T5n«'jaj]  ist 
nicht  Nachsatz  (denn  n»pri  erscheint  nicht  jedesmal,  wann  G.  e.  G. 
wölkt),  sondern  Fortsetzung  des  Inf.,  u.  der  Nachsatz  kommt  V.  15. 
„Das  Zeichen  hat  also  auch  für  Gott  eine  Bestimmung :  wann  er  regnen 
lässt,  so  wird  er  durch  den  am  Gewölk  erscheinenden  Bogen  an  seinen 
Bund  erinnert  u.  thut  zur  rechten  Zeit  Einhalt,  damit  das  Wasser  nicht 
eine  allgemeine  Fluth  werde,  "^toa-^sa]  alles  „Lebendige,  was  es  an 
(7,  21)  Sinnenwesen,  an  Arten  derselben  gibt,  vgl.  7,  15  f."  (Kn.).  — 
y.  16.  In  dem  genannten  Sinn  also,  wird  noch  einmal  wiederholt, 
dient  der  Bogen  ftir  Gott  selbst  zum  Erinnerungszeichen.  Zu  beachten 
ist,  wie  durch  die  Ausdrücke  hier  u.  V.  14  der  Bogen  sozusagen  als 
eine  relativ  selbständige  Erscheinung  hingestellt  wird,  die  durch  ihr 
Hervortreten  Gott  an  etwas  erinnert.  Q'^H^«  r?]  vom  Standpunkt  der 
sich  Erinnernden  ausgedrückt;  LXX  iva  (liöov  ifiov,  —  V.  17.  Eine 
Schlussformel,  wie  sie  A  liebt,  zB.  Gap.  10.  36.  Ex.  6.  Num.  7  (Kn.). 
Die  Art,  wie  hier  der  Regenbogen  dem  rehgiös  angeregten,  glaubenden 
Gemüthe  gedeutet  wird,  ist  überaus  sinnvoll  u.  ansprechend.  Auch  viele 
andere  Völker  haben  in  diese,  für  die  üngelehrten  so  sehr  wunderbare 
Erscheinung  ihre  eigenthüml.  Vorstellungen  hineingelegt  (s.  Rosenm. 
ANML.  L  44;  Win.^  U.  308;  Meusel  in  Beweis  des  Glaubens  1882 
S.  78  ff.;  über  die  Namen  auch  Pott  in  Kuhn's  Zeitschrift  Bd.  2).  Den 
Indern  zB.  ist  er  der  Kriegsbogen  des  Indra,  den  er  nach  beendigtem 
Kampf  gegen  die  Dämonen  bei  Seite  gelegt  hat;  bei  den  Griechen  ist 
er  als  Naturphänomen  ein  himmlisches  Zeichen  für  die  Menschen  (Hom. 

11.  11,  47 f.),  das  auf  Krieg  u.  Wetlerstürme  hinweist  (17,  547 ff.  u. 
Voss  zu  Verg.  Geo.  I.  380.  469),  aber  in  seiner  homerischen  Ver- 
klärung zu  einem  göttl.  Wesen  (WEGladstone  in  Contemporary  Review 
1878.  XXXU.  140  ff)  die  lichte,  leichte,  schnelle  Botin  der  Olympier, 


156  Gen.  9,  17.  18  ff. 

(Iris  von  s^oa  knüpfen);  in  der  Edda  die  von  den  Göttern  erbaute, 
Himmel  u.  Erde  verknüpfende  Asenbrücke.  Ob  der  Bogen  bei  den 
Hebräern  urspr.  als  bei  Seite  gelegter  Kriegsbogen  (Ps.  7,  13  f.  Hab. 
3,  9.  11  u.  ö.),  somit  als  Zeichen  des  abgelegten  Zornes  u.  eingetretener 
Versöhnung  (BohL,  WL  I.  352;  in  eigen thümlicher  Fassung  in  der  syr. 
„Schatzhöhle'^  deutsch  von  CBezold  1883  S.  24)  oder  aber  als  Band, 
das  Himmel  u.  Erde,  Gott  mit  den  Menschen  verknüpft,  etwa  wie  die 
Himmelsleiter  28,  12  {Kn,  Ew.  Del.  Ke,  a.)  gedacht  sei,  ist  vorerst 
nicht  auszumachen;  mögUcherweise  ist  der  vermittelnde  Gedanke  blos 
der  freundl.  Eindruck  gewesen,  den  diese  Naturerscheinung  auf  den 
Menschen  macht  {Win,,  RL  HWB.  1271),  so  dass  „der  Ausdruck  Bogen 
sich  nur  auf  die  Ähnlichkeit  der  Form  bezieht*'  {Ri),  u.  mein  Bogen 
wie  oben  V.  13  zu  erklären  ist;  dafür  spricht  die  hier  vorausgesetzte 
(s.  zu  V.  16)  Selbständigkeit  seiner  Erscheinung.  Jedenfalls  ist  er 
hier  das  von  Gott  gestiftete  Sinnbild  seines  Freundschaftsbundes  mit 
der  Erde,  Zeichen  seiner  Gnade  u.  Huld,  Friedenspfand.  Da  er  nur 
erscheint,  wenn  regenschwangeres  Gewölk  am  Himmel  ist  u.  nach 
schon  begonnenem  Regen  die  durchbrechende  Sonne  das  Gewölk  theilt, 
zeigt  er  an,  dass  über  das  in  diesem  Wolkendunkel  eingehüllte  Fluth- 
verderben  die  Gnadensonne  triumphirt^  immer  wieder  dasselbe  hemmt, 
dass  keine  Flulh  mehr  komme.  Dass  A  diese  Idee  aus  einer  verlor- 
nen Stelle  des C  entlehnt  habe  {Wl;  Bud.  275 f.;  Kost,  ThT.  XIX.  334), 
ist  ebenso  unbeweisbar,  wie  dass  dem  Dichter  der  Ilias  die  bibl. 
Auffassung  des  Regenbogens  durch  irgend  welche  Vermittlung  zur 
Kunde  gekommen  war  {GladsL), 


2.    Rest  der  Noahgeschichte  Cap.  9,  18 — 29,  von  C  und  A. 

1.  Den  Kern  des  Stückes  bildet  die  Erzählung  über  Noali's  Wein- 
bau, seine  Trunkenheit,  das  schamlose  Benehmen  Qam's  (Kenaan's) 
gegen  seinen  Vater,  u.  den  Fluch  u.  Segen,  welchen  dadurch  veran- 
lasst Noali  über  seine  Söhne  sprach.  Vorn  ist  dasselbe  an  die  Fluth- 
geschichte  angeknüpft,  u.  am  Schluss  finden  sich  Angaben  über  Dauer 
u.  Ausgang  des  Lebens  Noah's.  Die  letztern  Angaben  V.  28  f.  stammen 
aus  A;  sie  stellen  sich  zu  5,  32.  7,  6.  11.  8,  13  als  nothwendige 
Ergänzung,  u.  bildeten  einst,  hinter  9,  17  den  Abschluss  der  Noali- 
geschichte  bei  A.  Aber  die  einleitenden  18  f.  sind  nicht  von  A:  wer 
NoaVs  Söhne  waren,  hat  dieser  schon  öfters  (5,  32.  6,  10.  7,  13) 
gesagt,  u.  dass  durch  sie  die  Erde  sich  bevölkerte,  weist  er  Cp.  10 
nach.  Dagegen  in  der  Fluthgeschichte  des  G  (so  weit  sie  uns  erhalten 
ist)  waren  Noah's  Söhne  noch  nicht  mit  Namen  (6,  8.  7,  1)  genannt 
Und  da  C  ebenfalls  über  die  Genealogie  der  Noahsöhne  Nachricht  gab 
(s.  Cp.  10),  so  ist  V.  18*.  19  als  Einleitung  dazu  anzusehen  {Sehr. 
Böhm,  zum  Theil,  Wl.)'y  auch  die  Ausdrücke  T^«'^"^?  "?»3  sprechen 
dafür.  Jedoch  18^  ist  offenbar  nur  zur  Vorbereitung  auf  das  Haupt- 
stück V.  20 — 27  hinzugesetzt.  Sowohl  diese  Klammer,  als  auch  der 
Mangel  des  Anschlusses   an  19^  lässt  erkennen,  dass  das  Hauptstück 


Gen.  9,  18ff.  157 

selbst  nicht  urspr.  hinter  V.  19  stand.  Aber  auch  der  Ableitung 
desselben  von  C  {Tuch,  Kn,  Hupf.  Kay.),  dem  die  Fluthgeschichte 
angehört,  wird  man  nicht  zustimmen  können.  Die  Sprache  freilich 
gibt  keine  Merkmale  an  die  Hand,  aber  der  Inhalt  entscheidet  dagegen. 
Noah  „der  Landmann^',  der  Anfänger  des  Weinbaues  sticht  stark  ab 
gegen  den  gerechten  Noali,  den  Mann  der  Fluth,  u.  fuhrt  in  einen 
andern  Sagenkreis  hinein,  in  welchem  es  sich  um  die  Geschichte  der 
Erfindungen  u.  die  Fortschritte  der  Cultur  handelt.  Auch  die  Scenerie 
will  nicht  recht  stimmen,  sofern  die  Söhne  mit  dem  Vater  noch  bei- 
sammen wohnend  gedacht  scheinen,  ^während  doch  bei  G  (wie  bei  A) 
schon  die  Weiber  derselben  in  der  Arche  gewesen  sein  müssen  {Bud, 
310).  Vor  der  Fluth  aber  kann  die  Erzählung  bei  G  auch  nicht  ge- 
standen haben,  weil  die  Rettung  eines  Verfluchten  über  diis  Fluth  her- 
über erst  recht  unverständlich  wäre.  Man  wird  also  anzunehmen 
haben,  dass  erst  ein  Bearbeiter  (R*)  dieses  Stück  aus  einer  andern 
Schrift  in  den  Zusammenhang  des  G  eingearbeitet  hat  (s.  4,  17 — 24. 
6,  1 — 4).  Diejenigen  freilich,  welche  die  Fluthgeschichte  ihrem  J^  ab- 
sprechen u.  sie  von  einem  J^  ableiten  {WL  Kuen.  Bud,  a.),  halten 
umgekehrt  V.  20 — 27  für  urspr.  Bestandtheil  von  J,  u.  nennen  den 
Zusammenarbeiter  J^.  —  Weiter  aber  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass 
R*  dieses  Stück  genau  so,  wie  es  jetzt  lautet,  in  seiner  Vorlage  schon 
vorgefunden  hat.  Es  lie^  nämlich  in  demselben  die  Schwierigkeit  vor, 
dass  während  Ham  der  Übelthäter  ist,  doch  nicht  er,  sondern  Kenaan 
verflucht  wird.  Man  hat  darum  vermuthet,  dass  in  der  urspr.  Er- 
zählung (des  J^)  Kenaan  der  Thäter  gewesen  u.  '^a«  on  V.  22  erst 
vom  Bearbeiter  eingeschoben  sei  (zur  Ausgleichung  mit  Gp.  10),  also 
die  Trias  nicht  §em  Ham  Jefeth,  sondern  Sem  Jefeth  Kenaan  gelautet 
habe  {WL  XXI.  403;  Bud.;  Kuen.  0.2  I.  228),  u.  d§ss  mit  Sem  die 
Isr.,  mit  Jefeth  die  Philister  {WL)  oder  die  Phöniken  {Bud,)  gemeint 
gewesen  seien.  Aber  Sem  u.  Jefeth  (die  niemals  wirkliche  Volks-  oder 
Landesnamen  waren)  mit  Kenaan  (einem  wirklichen  Volksnamen)  zu 
einer  Trias  von  Brüdern  zusammenzustellen,  konnte  nie  jemanden  in 
den  Sinn  kommen,  aber  auch  dass  die  beiden  ersten  Namen  hier  nur 
Einzelvölker  bezeichnen,  näml.  Sem  die  Hebräer,  Jefeth  die  Philister 
oder  Phöniken,  ist  reine  Fiction.  Wo  in  der  ganzen  Literatur  der 
Königszeit  wäre  ein  Beweis  für  diese  Namengebung  zu  finden?  u.  wie 
hätte  sich  aus  diesem  besondern  Sinn  der  Namen  die  allgemeine  Be- 
deutung derselben,  die  sie  in  Gp.  10  haben,  entwickeln  können?  Dass 
in  der  urspr.  Erzählung  Kenaan  der  Thäter  war,  ist  wohl  möglich, 
sogar  wahrscheinlich,  aber  dass  in  derselben  Sem  u.  Jefeth  seine  Brüder 
waren,  ist  nicht  bewiesen.  Sie  können  auch  erst  von  R*,  der  die 
Erzählung  hier  einfügte,  eingesetzt  sein.  Ebenso  hat  man  keine  Ge- 
währ dafür,  dass  er  die  Sprüche  V.  25 — 27  in  ihrem  jetzigen  Wort- 
laut schon  vorgefunden,  u.  sie  nicht  vielmehr  selbst  so  gestaltet  hat. 
In  Anbetracht  davon,  dass  er  auch  sonst  solche  Perspectiven  auf  die 
Zukunft  einschiebt  (zB.  Gen.  15.  Num.  24),  u.  dass  die  Sprüche  mit 
deutlicher  Beziehung  auf  Gp.  10  formulirt  sind,  ist  letzteres  sogar  das 
Wahrscheinlichere.     Mit  andern  Worten :  R*  hat  die  Erzählung  aus  der 


158  Gen.  6,  18  ff. 

Vorlage  nicht  wörtlich  aufgenommen,  sondern  sie  auch  für  seine  Zwecke 
bearbeitet  Der  Anstoss,  den  wir  an  Y.  25  nehmen^  muss  ein  solcher 
nicht  auch  fär  ihn  gewesen  sein  (s.  d.). 

2.  In  der  Erzählung  wird  ein  Ausblick  eröffnet  auf  die  künftige 
Stellung  u.  geschichtl.  Bedeutung  der  von  Noal^  abgeleiteten  Völker- 
kreise  u.  die  endliche  Gestaltung  dieser  Verhältnisse,  wie  sie  sich  zur 
Zeit  des  Vrf.  schon  vollzogen  hatte,  u.  noch  weiter  vollziehen  sollte. 
Es  handelt  sich  um  die  3  grossen  Völkergruppen  §em  Qam  u.  Jefeth 
(Cp.  10).  Wie  er  aber  bei  Sern  nach  V.  26  f.  hauptsächlich  an  das 
in  Religionssachen  wichtigste  Volk  der  Hebräer,  genauer  der  Isr.  denkt, 
so  liegen  ihm  auch  bei  Ham  zumeist  die  durch  Geschichte  Religion 
u.  Sitte  zu  Isr.  in  schroffem  Gegensatz  stehenden  Kenaanäer  im  Sinn, 
während  ihm  Jefeth  die  nördlichen  Völker  darstellt,  denen  weiteres 
Vordringen  auf  Kosten  Kenaans  u.  friedliches  Zusammenwohnen  mit 
§em  gewünscht  wird.  Die  Geschicke  der  Völker  bestimmen  sich  nach 
dem,  was  sie  leisten;  die  Leistungen,  wenn  auch  durch  äussere  Ver- 
hältnisse beeinflusst,  entsprechen  doch  gewissen  Eigenthümlichkeiten 
u.  Grundrichtungen  ihres  Geistes,  welche  sich  bis  in  ihre  Anfänge 
zurück  verfolgen  lassen.  Solche  tiefere  Betrachtung  derartiger  Dinge 
herrscht  im  AT.  durch;  wie  sich  zB.  im  Kinde  Jacob  schon  das  Wesen 
des  künftigen  Mannes,  in  diesem  das  des  künfu  Israelvolkes  voraus  dar- 
stellt, so  ist's  auch  bei  andern  Völkern.  Die  Anfänge  sind  entscheidend, 
u.  fär  den  Charakter  dieser  Anfänge  oft  scheinbar  gleichgültige  Hand- 
lungen recht  sprechende  Kennzeichen.  So  sind  denn  auch  die  küm- 
merl.  Zustände,  in  welche  die  Völker  des  kenaanäischen  Kreises  zur 
Zeit  des  Vrf.  schon  gesunken  waren,  nichts  zufälliges;  sie  sind  die 
nothwendige  Folge  u.  der  verdiente  Lohn  der  sittl.  Verkehrtheiten, 
besonders  des  Mangels  an  Zucht  im  häusl.  Leben,  der  Zügellosigkeit 
in  geschlechtl.  Dingen  u.  der  schamlosen  Sitten,  welche  von  alten  Zeiten 
her  ihnen  ankleben  (15,  16.  Lev.  18,  3.  24 — 30;  vgl.  auch  Gen. 
13,  13  f.  u.  Cp.  18  f.),  welche  bis  in  ihre  Anfänge  zurückgehen  u.  sich 
auch  bei  anderen  Gliedern  der  Qamitischen  Völkergruppe  zeigen  {Kn. 
VT.  256).  Durch  Lasterhaftigkeit  zerrüttet  sind  sie  gesunderen  Völkern, 
vor  allem  Israel,  schon  zur  Beute  geworden,  u.  werden  auch  in  ihren 
noch  erhaltenen  Resten  immer  tiefer  in  Knechtschaft  sinken,  während 
den  Völkern,  in  welchen  der  rechte  Gottesglaube  kräftig  lebt,  u.  welche 
durch  seine  Zucht  sich  leiten  lassen,  auch  der  Sieg  endlich  zufallen 
wird.  Diese  Gedanken,  welche  die  Geschichte  schon  an  die  Hand 
gegeben  hatte,  u.  welche  der  Gang  der  folgenden  Jahrhunderte  bestätigte, 
sind  hier  ^kurz  u«  scharf  in  ein  Paar  Worte  des  Fluches  u.  Segens 
gefasst,  welche  der  Urvater  der  Völker  selbst  aus  Anlass  eines  häusL 
Vorkommnisses  über  seine  3  Söhne  sprach.  Hier  beim  Eintritt  in  die 
weiten  Räume  der  Völkergeschichte  sollen  sie  über  Charakter  u.  Zukunft 
dieser  Völker  orientiren  u.  die  Lehren,  die  in  dieser  Völkergeschichte 
liegen,  unverwüstlich  einprägen.  Der  Fluch  aber  u.  der  Segen  eines 
Vaters  hat  Kraft  u.  Wirkung  (27,  27  f.  33;  Sir.  3,9),  zumal  eines 
Gottesmannes  (2  Reg.  2,  24),  wie  Noal?  einer  war. 

Vgl.  zu   dem  Stück  Reinke  Beitr.  zur  Erklär,  des  AT.  IV.  Iff. 


r 


Gen.  9,  18—23.  159 

GBaur  Gesch.  der  alttest.  Weissag.  1861.  S.  171—182;  Hengst. 
Christol.  1;  Ew.  JB.  IX.  19—26;  Budde  hihi,  ürgesch.  S.  290—370. 
506—516;  Halevy  RB.  VUI.  170  ff.  (REJ.  XIH.  1886). 

V.  18  f.  Die  Anknüpfung,  ö'^k»*'^]  Part,  der  Vergangenheit  Ges. 
116,  2.  'ai  »nn  an;]  zum  Verständniss  von  V.  24ff.  Kenaan]  s.  10, 
15.  —  V.  19.  Von  diesen  dreien  aus  hat  sich  die  Erde  d.  i.  Erd- 
hevölkerung  (10,  25.  11, 1)  zerstreut  oder  wurde  die  Erde  allmdhhg 
bevölkert,  s^aßs]  erleichterte  Form  des  Prf.  Niph.  von  T^sf  =  fie,  wie 
1  Sam.  13,  li.  Jes.  33,  3  (vgl.  Gen.  11,  7.  Ij.  10,  1)  Ges,  67.  A.  11. 
Zum  Sprachgebrauch  vgl.  10,  18  (11,  4.  9)  bei  C;  A  schreibt  (aller- 
dings nicht  ganz  im  gleichen  Sinn)  t^c?  10,  5.  32.  —  V.  20.  Die 
Erklärung  Noafy  fieng  an  als  Landmann  d.  h.  ein  Landmann  zu  sein, 
das  Land  zu  bebauen  (noch  bei  Tuch  Kn.  Hgsl,,  £t&.  .298^),  hat 
an  Stellen  wie  1  Sain.  3,  2.  Jes.  33,  1,  wo  das  Part  folgt,  keine 
Stütze;  selbst  wenn  %  tD'^K='«  »"«  H'^n!;  sein  könnte,  wäre  der  Art 
ungerechtfertigt.  Vielmehr  folgt  die  Ergänzung  zu  ^n;5  mit  ^^\  (wie 
^m5  ai&;5  26, 18):  Nodh^  der  Landmann,  fieng  an  u.  'pflanzte  einen 
Weingarten  (Schu.  Del.  Ke.  Böhm.  Sehr.).  Da  ist  das  Epitheton 
der  Landmann  freilich  auffallend.  Auf  Verderbniss  der  Lesart  (zB. 
w*^K  aus  tö^nV  Kuen.  ThT.XVIlI.  147)  wird  das  nicht  beruhen.  Verständ- 
lich wird  es  nur  unter  Voraussetzung  eines  andern,  wohl  schon  in  einer 
Schrift  (deren  urspr.  Wortlaut  Bud.  312  als  'ai  sra-^i  Vw  nön«  ü-^k  tn  •^n-^i 
herstellen  wollte)  vorliegenden  Sagenkreises  über  Noa^  Nach  diesem 
galt  Noat  (der  Anf^ger  eines  neuen  Zeitalters)  den  Hebräern  auch 
als  Vater  der  feineren  Künste  des  Landbaues  (gegenüber  von  4,  2)  u. 
Urheber  des  Weinbaues,  wie  Dionysos  den  Griechen,  Osiris  (Diod.  Sic. 
1,15)  den  Ägyptern  (Ew.  G.^  L  387 f.;  Buttm.  MythoL  I,  204 ff). 
Dazu  passt,  dass  der  Weinstock  (vgl.  über  das  Etymon  von  )12  Lag. 
Ges.  Abb.  276;  Arm.  Stud.  §  484)  in  den  Landschaften  des  östl. 
Pontus  u.  Armeniens  seine  Heimath  hat,  u.  von  da  aus,  zum  Theil  erst 
in  historischer  Zeit,  sich  zu  den  andern  Völkern  verbreitete  {Ritter  EK. 
X.  554.  319.  434.  485.  520;  Hehn  Kult 2  67 f.).  —  V.  21.  Unbekannt 
mit  der  Wirkung  des  Weins  berauscht  sich  Noah  u.  entblösst  sich 
unanständig  im  Zelte  (Hab.  2,  15).  rfVng]  =  1>nvi  wie  12,  8.  13,  3. 
35,  21.  49, 11.  —  V.  22.  „IJam  sah  die  Blosse  (Scham)  des  Vaters 
u.  vergieng  sich  dadurch,  dass  er  den  BHck  nicht  abwandte,  sondern 
sogar  die  Sache  seinen  Brüdern  draussen  anzeigte,  also  davon  redete,  statt 
zu  schweigen;  er  verletzte  gröblich  die  kindl.  Pietät*'  (^^0  ".  die  natürl. 
Schamhafligkeit  Die  Tugend  der  häusl.  Ehrbarkeit  mangelt  schon  dem 
Stammvater  Kenaan's.  Die  Correctur  l?«  an  ««j^i  u.  ^  zeigte  dem 
K.  (Ilg.)  ist  sprachlich  kaum  zulässig  u.  hilft  den  sonstigen  Schwierig- 
keiten nicht  ab.  —  V.  23.  Die  2  Brüder  bekunden  die  gegentheiHge 
Gesinnung,  ehrerbietige  Keuschheit,  zarte  Schamhafliskeit  mit  kindl. 
Pietät  np]  Smg.,  weil  Sem  die  Hauptperson  ist  (s.  7,  7).  „Die 
nVöto  war  das  Obergewand  u.  wurde  auch  als  Decke  gebraucht;  zB. 
vom  Armen  des  Nachts  Ex.  22,  26.  Dt  24,  13  {Win.^  l  662)."  Sie 
nahmen  das  Obergewand  (mit  welchem  man  sich  zuzudecken  pflegt), 
legten  es  auf  ihrer  beiden  Schultern,  „giengen  rückwärts,  also  mit  ab- 


160  Gen.  9,  23— -25. 

gewandtem  Gesicht  auf  den  Liegenden  zu,  u.  bedeckten  seine  Blosse, 
die  sie  nicht  sahen"  {Kn.),  —  V.  24.  Noah  erwachte  von  seinem 
Wein  d.  h.  Weinrausch  (1  Sam.  1,  14.  25,  37)  u.  erkannte  d.  i.  er- 
fuhr (an  prof.  Erkennen  braucht  man  nicht  zu  denken)  das  was  {Ew. 
277^)  ihm  gethan  hatte  sein  kleiner  Sohn  d.  h.  nicht  sein  Enkel 
(BuHm.),  nicht  sein  verächtlicher  S.  (Äai.),  nicht  sein,  des  Uam, 
kleinster  Soha  d.  i.  Kenaan  (iJ^.),  sondern  sein  jüngster  Sohn,  l^s^fj] 
nicht  in  dem  Sinn  jung,  unerwachsen  (2  Sam.  9,  12.  1  R.  11,  17. 
Jes.  11,  6),  weil  sonst  das  gleiche  auch  für  §em  u.  Jefeth  anzunehmen 
wäre,  sondern  vergleichungsweise  im  Verhältniss  zu  den  andern.  Wer- 
den mehr  als  zwei  mit  einander  verglichen  (1  Sam.  16,  11.  17,  14), 
so  bedeutet  es  den  jüngsten  (Tuch  Kn.  Baur,  Del.  Buns.  a.).  Da- 
durch entsteht  freilich  ein  Widerspruch  gegen  die  5,  32.  6,  10.  7,  13. 
10,  1  bei  A  u.  9,  18  bei  C  angegebene  Reihenfolge,  welchen  man 
nicht  dadurch  lösen  kann,  dass  man  sagt,  in  diesen  Stellen  sei  blos 
des  schöneren  Tonfalles  wegen  §em  Ham  Jefeth  für  §em  Jef.  Ham 
geordnet,  weil  man  in  Genealogien  nicht  nach  den  Gesetzen  des  Ton- 
falles ordnet.  Vielmehr  wird  man  anzunehmen  haben,  dass  C  eine 
andere  Folge  als  A  hatte  (wofür  man  auch  10,  21  geltend  machen 
kann),  u.  dass  R,  obwohl  er  auch  9, 18  den  G  nach  A  corrigirte,  doch 
hier  nicht  eingriff.  Den  pp  als  den  jüngeren  (LXX  o  vzmBQog,  Vulg. 
minor)  zu  fassen,  im  Vergleich  blos  mit  Sem  (Schum.  Ew.  Ke.  Sehr.), 
erlaubt  der  Sprachgebrauch  nicht  {s.  Bud.  299  f.).  —  V.  25  ff.  Tief 
bewegt  von  dem  Geschehenen,  das  Wesen  der  Söhne  durchschauend 
spricht  Noah,  wie  von  einem  höheren  Geist  ergriffen,  in  Kraft  seiner 
väterl.  Hoheit,  Fluch  u.  Segen  über  sie  aus,  feierlich  in  gehobener 
Rede.  Aber  die  Entrüstung  hat  die  Oberhand,  darum  bricht  zuerst  der 
Fluch  (3,  14.  17.  4, 11.  5, 29)  hervor,  u.  macht  Kenaan  (Xa(i  in  griech. 
MS.  u.  Ed.  ist  schlechte  Correctur)  zum  Knecht  der  Knechte  d.  i. 
untersten  Knecht  {Ges.  133,  3  A.  2)  seinen  Brüdern  d.  h.  nicht  den 
übrigen,  in  10,  6  verzeichneten,  Qamiten  {Kohl.  Gesch.  I.  66;  s.  da- 
gegen Bud.  298),  sondern  gemäss  V.  26  f.  dem  §em  u.  Jefeth.  Das 
wären  freilich  im  strengen  Sinn  „seines  Vaters  Brüder",  aber  so  genau 
braucht  man  in  Dichtersprache  nicht  zu  reden  (vgl.  sogar  in  Prosa 
13,  8.  14,  16.  29,  15  u.  ö.),  um  so  weniger,  da  es  sich  hier  schUess- 
lich  nicht  um  Personen,  sondern  Völker  handelt  Der  Schluss,  dass 
dem  Vrf.  Kenaan,  nicht  Ham,  der  3.  Sohn  Noah's  war,  ist  darum 
nicht  nothwendig.  Kenaan  tritt  in  diesem  Fluch  einfach  an  seines 
Vaters  Ham  Stelle.  Gewiss  nicht  eines  blossen  Namenspiels  wegen  (da 
würde  es  etwa  sinny-^as^  i^^n«.  heissen,  vgl.  Neh.  9,  24);  sondern  weil 
geschichtlich  gegebene  Verhältnisse  auf  den  Willen  des  Urvaters  zurück- 
geführt werden  sollen.  Wollte  man  nach  den  Gesetzen  der  Vergeltungs- 
lehre sich  die  Sache  zurechtlegen,  so  könnte  man  immerhin  so  ver- 
mitteln, dass  Qam,  wie  er  als  Sohn  gegen  den  Vater  gesündigt,  so 
nun  auch  seinerseits  in  seinem  Sohn  gestraft  werde,  u.  zwar  in  seinem 
jüngsten  Sohn,  wie  er  selbst  der  jüngste  Sohn  Noafs  war  {Hofm. 
Del,  Kohl.),  würde  jedoch  damit  schon  in  die  VölkerUste  des  A  (10, 6) 
hinübergreifen.     Aber  einer  solchen  moralischen  Vermittlung  bedarf  es 


Gen.  9,  25—27.  161 

nicht.  Den  Hebräern  slellt  sich  geschichtlich  Qam  zunächst  in  Kenaan 
dar;  er  ist  ihnen  der  am  genauesten  bekannte  Typus  des  hamit  Wesens, 
der  ihnen  nächst  gelegene  u.  wichtigste  Träger  auch  des  Fluches;  auf 
ihn  ist's  beim  Noahspruch  abgesehen.  Andere  Hamiten,  (wenngleich 
nach  dem  letzten  Sinn  der  Erzählung  an  der  Art  Ham's  Theil  nehmend), 
werden  nicht  ausdrücklich  mit  dem  Fluch  belegt,  u.  kann  (beiläufig 
gesagt)  die  Sklaverei  der  Negerrassen  nicht  aus  dieser  Stelle  gerecht- 
fertigt werden,  um  so  weniger,  da  eigentliche  Negervölker  (10,  6)  gar 
nicht  von  5am  abgeleitet  werden.  —  Kenaan  wird  zur  ünteqochung 
hingegeben  nicht  blos  dem  §em  (Israel),  sondern  auch  dem  Jefeth. 
BezügUch  Israels  versteht  sich  das  leicht  nach  Jos.  9.  17,  13.  Jud. 
1,  28  ff.  1  R.  9,  20  f.  u.  a.  Bezuglich  Jefeth's  darf  man  zwar  nicht 
an  die  Unterwerfung  Phöniziens  u.  Karthago's  unter  das  pers.,  griech. 
u.  röm.  Weltreich  denken,  weil  dieses  auch  die  Semiten  traf;  aber 
zu  bestreiten  {Bud  316  fl.),  dass  kenaan.-phönik.  Auswanderer  u. 
Siedler  auf  den  Inseln  u.  Küstenländern  des  Mittelmeers,  bes.  Klein- 
asiens vielfach,  natürlich  nicht  überall,  von  Jafethischen  Stämmen  schon 
frühe  überwältigt  wurden,  hat  man  keine  Veranlassung  (vgl.  jetzt  auch 
ECurlius  in  SBBAW.  1882  S.  949  ff.,  u.  EMey,  G.  des  Altlh.  I.  311  ff. 
336  f.).  —  Dieser  Fluch,  von  dem  Noah  anhebt,  beherrscht  seine  Rede 
so,  dass  er  auch  in  den  2  folgenden  Sprüchen  (in  V.  26  hält  ihn 
Olsh.  für  interpolirt)  wieder  nachhallt,  u.  durch  die  dreimalige  Wie- 
derholung {Ew.  Alt.^  177)  erst  recht  unverbrüchlich  wird  (vgl. 
48,  15  f.).  —  V.  26f.  Gesegnet  werden  die  beiden  anderen,  die  ge- 
meinschafthch  handelten,  jeder  besonders,  aber  §em  zuerst  u.  höher 
als  Jefeth.  Statt  §em  selbst  zu  segnen,  preist  er  Jahve,  den  Gott 
§em's,  nicht  blos  weil  dieser  ihn  auf  dem  richtigen  Wege  bewahrt 
hat,  sondern  „um  auf  das  Glück  der  Semiten,  welche  den  wahren  Gott 
haben,  hinzudeuten:  statt  des  Glücks  der  §em.  hebt  er  dessen  Ursache 
hervor^'  (Kn,).  In  Aussicht  genommen  ist  dabei,  dass  innerhalb  §em^ 
die  Verehrung  des  wahren  Gottes  (s.  4,  26)  forterhalten  u.  weiter  ent- 
wickelt werden  wird.  Die  Semiten  sind,  durch  Isr.  vermittelt,  das 
Religionsvolk  der  Menschheit  geworden,  u.  ist  das  der  Hauptvorzug 
u.  wichtigste  Segen,  der  auf  Sem  ruht.  Ein  T*^  i^i  Gegensatz  zu  , 
•tt^iK  V.  25  bedarf  es  nicht  (s.  V.  27);  die  Correctur  ow  n?«!!  V"^^ 
(Bud,  294  f.  würde  das,  worin  der  Segen  Sems  bestehen  soll,  nicht 
erkennen  lassen  (s.  auch  Riehm  in  StKr.  1885  S.  776).  ^'a\]  poet. 
für  önV  d.  h.  i'^r»«^  V.  25.  —  V.  27.  Bei  Jefeth  schliesst  sich  das 
Segens  wort  an  eine  mögliche  Deutung  seines  Namens  an  (s.  4,  1.  25. 
5,  29.  10,  25.  11,  9  u.  s.).  i^ß^]  Juss.  Hiph.  von  nri,  nicht  im  Sinn 
des  Pi. :  alliciat  Japhelum  sc.  zum  rechten  Glauben  oder  zum  Wohnen 
in  Sem's  Zelten  {Lulh.  a.;  HaL  181),  sondern  gemäss  der  Gonstruc- 
lion  mit  >  {Ew.  282*^):  Weile  gehe  Gott  dem  Jefeth  (Weiten)!  schwer- 
lich im  übertragenen  Sinn  wie  Ps.  4,  2.  18,  20  u.  s.  {Tuch  nach 
Saad.  u.  ArErp-,  KS.),  weil  ein  Gegensatz  gegen  Noth  u.  Bedrängniss 
hier  nicht  angedeutet  ist,  sondern  eigentlich:  schaffe  ihm  weiten  freien 
Raum,  weites  Gebiet,  vgl.  Gen.  26,  22.  Ij.  12,  23  (Verss.  u.  fast  alle 
Neueren).  Jefeth  nahm  in  Asien  u.  Europa  weite  Räume  ein.  u.  er 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  11 


162  Gen.  9,  27. 

lasse  sich  nieder  (siedle)  in  den  Zellen  (2  R.  13,5;  Zach.  12,7; 
Mal.  2,  12)  Sem'sl]  von  Jefeth  muss  dies  gesagt  sein  {Tuch  HgsU  Del. 
Baut  Ew.  Ke.  Reink,\  nicht  von  Gott  (Onk,  u.  die  meisten  Juden, 
weil  ihnen  der  Sinn  bei  der  andern  Auflassung  anstössig  war;  Merc. 
Gerh.  Dalh,  Bmg.  Hofm,;  Nöld.  im  BL.  III.  191;  Briggs  Mess.  Proph. 
82 f.);  denn  in  diesem  Fall  würde,  da  dies  im  Gegensatz  zum  Vorigen 
stände,  ibw:  «^ni  erfordert  (weshalb  Olsh,  die  Worte  ow — )'sv^*\  als 
26^  einfügen  will);  auch  passt  •'^•Jg»  1»**?  nicht  zu  Gott,  sondern  nur 
zu  Menschen;  statt  ö''^'^»  erwartete  man  rrin-»  endlich  das  nackte 
DB^^  infen  ^sre  zu  kiu*z  gesagt  Femer  kann  &«'  in  diesem  Zusammen- 
hang, wo  es  sich  um  §em  Jefeth  u.  Kenaan  handelt,  nur  n.  pr.,  nicht 
app.  sein.  Dass  dem  Jefeth  ein  Wohnen  in  Zelten  des  Namens  d.  h. 
Ruhmeszelten,  namhaften  berühmten  Wohnsitzen  angewünscht  sei 
{JDMich.  Vat.  Ges.  deWe.  Win.  Kn.  Sehr.),  ist  auch  darum  unmög- 
lich, weil  fQr  die  Semiten  (Hebräer)  die  Jefeth-Länder  damals  weder 
vielgenannte  noch  berühmte  waren,  u.  weil  blosse  Berühmtheit  keines- 
wegs schon  an  u.  für  sich  ein  Segen  ist  (s.  6,  4).  Man  muss  nur 
bei  der  Siedlung  Jefetli's  in  §em's  Hütten  nicht  an  Eroberung  denken 
(zB.  Justin  c.  Tryph.  c.  83,  Ger.  Ros.  a.),  sondern  an  ein  friedl.  Zu- 
sammenwohnen, entsprechend  dem  gemeinsamen  Handeln  der  Väter 
§em  u.  Jefeth  V.  23.  Besondere  Thatsachen,  die  der  Vrf.  dabei  im 
Auge  gehabt  haben  könnte,  lassen  sich  freilich  nicht  namhaft  machen. 
Deshalb  will  Riehm  (HWB.  1099;  StKr.  1883  S.  815)  die  Worte  als 
Gegensatz  zu  dem  im  Gesetz  mehrfach  wiederholten  Verbot  jeder  Bun- 
desgemeinschaft mit  den  Kenaanitern  verstanden  wissen.  Aber  in  diesem 
Sinn  kämen  doch  auch  Qamiten  in  Betracht  (zB.  Dt  22,  8).  Versteht 
man  §em  im  weiteren  Sinn,  so  lässt  sich  immerhin  daran  erinnern, 
dass  Jefeth -Völker,  in  den  Verband  der  alten  Semitenreiche  aufgenommen, 
an  deren  Macht  u.  Ehre  Theil  nahmen,  zugleich  ihnen  neue  Kräfte 
zuführten  u.  deren  weitere  Ausdehnung  ermöglichten.  Denkt  man  bei 
Sem  mehr  an  die  Isr.,  so  muss  man  sich  begnügen,  die  Worte  als 
Wunsch  u.  Ausdruck  der  freundlicheren  Gesinnung,  welche  man  in 
Isr.  fQr  diese  Völker  (im  Gegensatz  gegen  Kenaan)  hegte,  aufzufassen. 
Die  rein  geistliche  Auslegung,  womach  die  Bekehrung  der  Jefeth- Völker 
zu  der  von  Zion  ausgehenden  Lehre  (Evancehum)  unter  der  Nieder- 
lassung im  Sem's  Zelten  zu  verstehen  wäre  (TrgJon.  u.  fast  alle  kircht 
AusL),  thut  den  Ausdrücken  des  Textes  nicht  Genüge,  u.  ist  darum 
schief,  weil  sie  etwas  für  Jefeth  in  Anspruch  nimmt,  was  nach  den 
Profeten  (zB.  Jes.  19,  18  ff.  18,  7.  §eph.  3,  10)  u.  nach  der  Ge- 
schichte auch  Ham  zukam.  Beziehungen  auf  Ereignisse,  wie  das  Ein- 
dringen der  Skythen  in  Palästina  unter  Josia  [Bohl.  Böhm.)  haben 
weder  im  Ausdruck  noch  im  Zusammenhang  der  Rede  einen  Halt. 
Noch  weniger  wird  Vrf.  bei  Jefeth  die  Philister  {Wl.  XXI.  403)  im 
Auge  gehabt  haben,  da  gerade  gegen  diese  (selbst  wenn  man  sie  zu 
Jefeth  gerechnet  hätte)  eine  so  freundliche  Gesinnung  unbegreiflich 
wäre  (Bud.  330  ff.).  Vollends  aber,  unter  Umdeutung  des  Jefeth  auf 
die  Phöniken,  die  Worte  auf  1  R.  9,  11— 13  (das  Zusammenwohnen 
von  Isr.  u.  Phon,  im  Bezirk  Kabul)  zu  beziehen  {Bud.  513),   kann 


Gen.  9,  27— Cap.  10.  163 

doch  schwerlich  mehr  als  ein  ernsthafter  Vorschlag  gelten,  ö**^^»]  hier 
darum  am  Platz,  weil  es  bei  Jefeth  keine  Jahveverehrung  gab  {Tuchf 
Kn.  a.).  —  V.  28  f.  Die  Dauer  des  Lebens  Noah's,  aus  A.  —  V.  29. 
w^]  Sing,  wie  5,  23.  31,  vor  V»  ebenso  gut  möglich,  wie  ^«5,  was 
hier  Sam,  u.  viele  hehr.  MS.  u.  Ed.  haben. 


3.   Übersicht  über  die  von  Noah  abgeleiteten  Völker, 

Gap.  10,  meist  aus  A  und  G. 

1.  Über  die  Quelle,  aus  welcher  dieses  Stück  stammt,  giengen 
früher  die  Meinungen  stark  auseinander.  Während  die  einen  {llg, 
Gramb.  Ew,  Kn.  Nöld.  Del)  dasselbe  (ausser  V.  8 — 11.  21.  25  u. 
einigen  andern  Bemerkungen)  dem  A  zuschrieben,  leiten  es  andere 
^Asir.  Eichh.  deW.  Tuch,  Win.  Hupf,  Böhm.  Kay.)  von  C  oder 
[Schrad.  in  deW»  Einl.®  §  187)  von  B  ab.  Vielmehr  aber  ist  es 
Wl.)  aus  mehreren  Quellen  zusammengesetzt  Zunächst  ist  zu  er- 
warten, dass  A  die  Bedeutung  der  öfters  erwähnten  Noalbisöhne  fOr  die 
neue  Bfenschheit  irgendwo  nachgewiesen  habe.  Die  Geschlechtstafel 
§em's  11,  10 ff.  entspricht  dieser  Erwartung  nicht;  dort  ist  nur  von 
§em  die  Rede.  Gap.  10  ist  das  einzige  Stück,  welches  jene  Nach- 
weisung gibt  Wie  A  sonst,  da  wo  ein  Stammbaum  sich  in  mehrere 
Reihen  verzweigt,  zuerst  die  Nebenreihen  bespricht,  ehe  er  zu  der  auf 
Israel  hinfuhrenden  Hauptreihe  übergeht  (vgl.  25,  12  ff.  36,  Iff.),  so 
handelt  er  auch  hier  zunächst  von  den  Söhnen  Qam's  u.  Jefeth'S,  u. 
von  denen  Sem's,  so  weit  sie  ausserhalb  Terach's  fallen.  Gegenüber 
von  11,  10  ff.  ist  Gp.  10  nicht  entbehrlich,  sondern  noth wendig.  An- 
gaben von  Jahreszahlen  aber,  wie  sie  Gp.  5  u.  11,  10  ff.  gemacht  wer- 
den, kann  man  hier  nicht  erwarten,  weil  nicht  Fortführung  des  chro- 
nolog.  Fadens  beabsichtifft  wird  (vgl.  25,  12 ff.  36,  Iff.).  Ausserdem 
erkennt  man  A  an  der  Überschrift  fhY*^  "^^  V-  1>  *"  »^®^  Schluss- 
formeln 5.  20.  31.  32,  der  Breite  des  Ausdrucks  in  den  letztem,  den 
Ausdrücken  KiV-ip  1.  32,  öijHöw?^  5.  20.  31  u.  dem  a  5.  20.  32" 
{Kn,)  Wenn  demnach  V.  1—7.  20.  22  f.  31  f.  wirklich  von  A  stam- 
men, so  ist  dagegen  alles  Übrige  ihm  fremd.  Bei  8 — 12,  wo  ein  zu- 
vor in  7  nicht  genannter  Sohn  des  Rusch,,  u.  zwar  als  Person  gefasst, 
erscheint,  u.  von  seinen  Reichsgründungen  erzählt  wird,  auch  (niri'»  9 
u.)  -J^;;  8  (statt  T^V^n)  gebraucht  ist,  ist  dies  leicht  klar  u.  längst  er- 
kannt; V.  9  (s.  d.)  aber  ist  wieder  Einsatz  in  dieselben.  Aber  dieses 
selbe  n^^  kommt  auch  13.  15  (statt  "^»n  des  A),  u.  dazu  18  ^^sbs  (gegen 
f  M  des  A  in  5.  32)  wie  9,  19,  sammt  rrSMi  19  (s.  d.),  u.  muss 
man  deshalb  folgerichtig  auch  V.  13 — 19  dem  A  absprechen.  Bestätigt 
wird  dies  durch  26 — 30,  wo  nicht  blos  iV;  26  u.  ns«^  30  wieder- 
kehren, sondern  auch  die  Einreihung  des  »a»  28  u.  n^^n  29  unter 
Joqtan-§em  (welche  A  als  Kuschiten  nennt  7)  den  A  ausschliesst  Mit 
26 — 30  hängen  aber  nach  vorwärts  V.  25  (wo  ausserdem  die  Namens- 
etymologie gegen  A  zeugt)  u.  21  (welcher  wie  22  eine  Einleitung  zur 

11* 


t 


164  Gen.  10. 

§em-Reihe  gibt)  zusammen,  während  24  (dem  Inhalt  nach  aus  11,  10  ff. 
genommen)  deutlich  eine  harmonistische  Klammer  ist  (s.  d.).  Die  so 
ausgeschiedenen  8.  10 — 19.  21.  25 — 30  dem  C  zuzuschreiten,  wird 
man  (ausser  durch  ^^rba)  dadurch  veranlasst,  dass  nach  9,  18  f.  G  aller- 
dings, wenn  auch  nicht  eine  förmliche  geneal.  Tafel,  so  doch  Nach- 
richten über  die  Abstammung  der  Völker  von  Sem  Ham  Jefeth  gehabt 
haben  muss.  Nur  bei  8.  10 — 12  kann  es  fraglich  werden,  ob  nicht 
diese,  übrigens  sehr  alte  u.  gute  Nachrichten  aus  einer  andern  Quelle, 
aufgenommen  seien,  weil  hinter  10,  8.  10 — 12  die  Erzählung  des  G 
in  11,  1 — 9  keinen  Sinn  mehr  hat;  jedoch  lassen  sie  sich  damit  ver- 
einigen, wenn  sie  bei  G  hinter  11,  1 — 9  folgten,  was  an  sich  wohl 
möglich  ist.  Ergibt  sich  somit  die  Völkertafel  als  aus  A  u.  G  zu- 
sammengesetzt, so  kann  dagegen  die  Frage,  ob  A  u.  G  vollständig 
wiedergegeben  sei,  nicht  mehr  sicher  beantwortet  werden.  Es  ist  mög- 
lich, dass  A  auch  von  Kenaan  Söhne  angegeben,  andererseits  dass  G 
auch  einiges  über  Jefeth  berichtet  hatte.  Dass  ausser  V.  24  (von  R, 
dem  Gompilator  beider  Berichte)  auch  sonst  noch  da  u.  dort  Zusätze 
sei  es  von  R,  sei  es  von  andern)  gemacht  sind,  zB.  o^hJtn  nön^j  19 
weil  G  in  Cp.  18f.  diese  Städte  nicht  nennt)  oder  o-^piä^ö — ^k  14, 
ist  möglich,  aber  nicht  sicher  beweisbar.  Ob  auch  die  Namen  V.  16 — 
18^  ein  solcher  Zusatz  seien,  s.  d. 

2.  Alle  die  wichtigsten,  den  Isr.  zu  einer  gewissen  Zeit  bekannten 
Völker  werden  in  dieser,  aus  G  ergänzten,  Völkertafel  des  A  auf  Noah 
zurückgeführt:  die  Nach  Weisung  einer  letzten  Verwandtschaft  aller  der- 
selben ergibt  sich  als  der  Grundgedanke  dieser  Obersicht  Dieser  Ge- 
danke ist  wichtig.  Auch  andere  alte  Völker,  nachdem  sie  eine  ge- 
wisse Stufe  der  Bildung  erreicht  hatten,"  sahen  sich  veranlasst,  die  Blicke 
über  ihre  nächsten  Umgebungen  hinaus  in  die  weitere  Feme  zu  richten. 
Ägypter  u.  Phöniken,  Assyrer  u.  Babylonier,  selbst  Inder  u.  Perser 
hatten  so  ein  gewisses  Maass  von  £rd-  u.  Völkerkunde,  ehe  noch  die 
mehr  wissenschaftl.  Forschungen  darüber  bei  den  class.  Völkern  be- 
gannen. Von  mehreren  derselben  (wie  Äg.,  Ass.,  Bab.,  Pers.)  sind 
sogar  in  ihren  hinterlassenen  Schriftdenkmalen  Übersichten  oder  Auf- 
zählungen der  ihnen  bekannten  Völker,  Ansätze  zu  Landkarten  auf  uns 
gekommen.  Aber  viel  bekümmert  hat  man  sich  in  der  Regel  um  die 
Auswärtigen  nicht,  wenn  nicht  Staats-  u.  Handelszwecke  im  Spiel  waren, 
oft  genug  sie  als  blosse  Barbaren  verachtet,  keinenfalls  sie  zu  einer 
höheren  Einheit  zusammengefasst  Anders  hier.  Hier  sind  manche« 
zu  denen  die  Isrl.  keinerlei  Lebensbeziehungen  hatten,  in  die  Betrach- 
tung hereingezogen.  Dabei  ist  der  Zweck,  näml.  erkennen  zu  lassen, 
welche  Stellung  Isr.  im  ganzen  Völkerkreise  einnehme,  charakteristisch. 
Israel  ist  eben  doch  nur  ein  Glied  der  gesammten  Menschheit  Alle 
Menschen  u.  Völker  sind  desselben  Geschlechts,  derselben  Würde  u. 
derselben  Bestimmung  (1,  26.  9,  6),  unter  sich  Brüder  u.  Verwandte. 
Vom  Grossen  u.  Ganzen  der  Menschheit  geht  diese  bibL  Betrachtung 
aus,  ehe  sie  sich  zur  Geschichte  des  einzelnen  Volkes,  des  Volkes  Gottes, 
wendet,  um  dann  zuletzt  durch  den  Mund  der  Profeten  auf  das  Ende 
u.  letzte  Ziel  dieser  Einzelgeschichte  hinzuweisen,  die  Vereinigung  aller 


Gen.  10.  165 

Völker  im  Reiche  Gottes  (s.  schon  12,  3).  —  In  Durchführung  dieses 
Grundgedankens  der  Verwandtschaft  aller  Völker  u.  Menschen  wird 
jedes  einzelne  Volk  als  eine  von  einem  Stammvater  getragene  u.  be- 
herrschte Einheit,  also  die  vielen  Völker  als  ebenso  viele  Individuen 
aufgefasst,  die  nun  selbst  wieder  sich  zu  einander  verhalten  wie  die 
Individuen  einer  grossen  Familie,  Söhne,  Enkel,  Urenkel  u.  s.  w.  eines 
gemeinsamen  Vaters,  d.  h.  die  Völker  werden  in  Form  einer  Genea- 
logie zusammengeordnet.  Da  auch  Völker  aus  kleinen  Anfängen  her- 
ausgewachsen, oder  von  andern  abgezweigt,  oder  um  ein  ursprüngl. 
Haupt  herum  angelagert  sind,  so  hat  eine  solche  Darstellung  ihr  Recht 
u.  war  im  Alterthum,  zumal  im  Morgenland,  geläufig.  Freilich  waren, 
als  man  solche  Genealogien  aufzustellen  anfieng,  die  genaueren  ge- 
schieht!. Erinnerungen  längst  erloschen;  der  Ursprung  der  einzelnen 
Völker  liegt  in  dem  Dunkel  einer  vorgeschichtl.  Zeit  Aber  ein  all- 
gemeines Rewusstsein  von  seiner  Herkunft  oder  seinen  Verwandtschafts- 
verhältnissen lebt  doch  in  jedem  Volke  lange  fort,  u.  Zeichen,  an  denen 
auch  Fremde  solche  Zusammenhänge  zu  erkennen  vermögen,  gibt  es 
genug  in  Sprache,  Farbe,  LeibesbeschafPenheit,  Lebensweise,  Sitten  u. 
andern  Merkmalen.  Statt  des  Namens  des  Vaters  eines  Volkes  dient 
der  Name,  mit  dem  es  sich  selbst  nennt  oder  von  andern  genannt 
wird;  dieser  Name  ist  wie  ein  geistiger  Vater,  als  dessen  Kinder  sich 
die  einzelnen  Glieder  des  Volkes  fQhlen.  So  sprachen  zR.  die  Griechen 
von  einem  Pelasgus,  Hellen,  Aeolus,  Doms,  Ion  u.  s.  w.  als  den  Stamm- 
vätern gleichnamiger  Stämme,  u.  ähnlich  andere  alte  Völker.  So  ist 
es  auch  mit  den  Namen  des  vorliegenden  Verzeichnisses:  es  wäre 
thöricht,  sie  von  der  allgemeinen  Zeichensprache  des  Altertums  aus- 
nehmen zu  wollen.  Sind  ja  doch  einige  derselben  offenbar  ursprüngl. 
Landes-  oder  Stadtnamen  (wie  ^T'^^f»,  l?3fi,  r""*),  oder  Gentilicia  (wie 
die  V.  löfiT.),  u.  viele  erscheinen  unverdeckt  noch  als  reine  Volks- 
namen in  ihrer  Pluralform  (wie  V.  4.  13  f.).  Wie  aber  die  Völker 
selbst,  so  werden  auch  noch  weiter  zurück  die  Völkerfamilien  unter 
solchen  einheitl.  Namen  zusammengefasst.  Damit  war  ein  Mittel  ge- 
schaffen, um  ebenso  sinnvoll  als  kurz  nicht  blos  die  Verwandtschaft 
u.  geogr.  Nachbarschaft  oder  polit  Zusammengehörigkeit,  sondern  auch 
das  frühere  oder  spätere  Hervortreten  einzelner  Völker  u.  Länder  dar- 
zustellen. Die  zu  einer  VölkerfamiHe  gehörenden  Hauptvölker  sind 
Söhne  eines  Vaters,  wichtigere  Zweige,  in  die  ein  Hauptvolk  sich 
spaltet,  sind  Enkel,  wichtigere  mit  der  Zeit  hervorgetretene  Sprossen 
dieser  Zweige  Urenkel  jenes  Vaters  u.  s.  w.  So  ordnete  sich  hier 
leicht  alles  in  das  Schema  ein.  —  Die  Völker,  welche  in  dieser  Weise 
hier  zusammengestellt  werden,  sind  nur  zum  kleinsten  Theil  solche, 
mit  welchen  die  Isr.  in  näheren  Reziehungen  standen.  Auch  umfasst 
das  Verzeichniss  nicht  alle  Völker  der  alten  Welt  Nicht  nur  sind 
absichtlich  alle  jüngeren  hehr.  Völker  (wie  Edom,  Moab-Ammon,  Ismae- 
liten,  Qeturäer)  nicht  berücksichtigt,  weil  von  diesen  im  weiteren  Ver- 
lauf zu  sprechen  vorbehalten  war,  sondern  auch  manche  andere  Volks- 
namen, die  man  hier  leicht  erwarten  könnte,  fehlen.  Im  allgemeinen, 
kann  man  sagen,  werden  nur  solche  Völker  aufgefQhrt,  welche  zur  Zeit 


166  Gen.  10. 

der  Yrf.  wirklich  namhaft  u.  zu  ihrer  Kunde  gekommen  waren,  u. 
erlaubt  darum  das  Yerzeichniss  auch  Rückschlüsse  auf  die  Zeit  der  Yrf. 
Wenn  also  zB.  zwar  arab.  Yölkerschaften,  aber  noch  nicht  der  vom 
7.  Jahrh.  an  auftauchende  Name  a*!?  u.  '♦a'3?,  auch  nicht  Perser  er- 
wShnt  werden,  so  wird  man  dadurch  auf  eine  frühere  Abfassungszeit 
hingewiesen.  Namentlich  ist  die  Behauptung,  dass  A  seine  Namen  aus 
Jer.  Ez.  u.  a.  zusammengelesen  habe  u.  die  Tafel  zwischen  den  Jahren 
538  und  526  geschrieben  sei  (de  Goeje  252.  265),  unhaltbar  (s. 
schon  Merx  im  BL.  Y.  610) :  Namen  der  jüngeren  wie  '^i^,  0*2$  fehlen, 
Namen  wie  e;«»»«,  wi»,  hmö,  «si^ao,  ^'»",  *^»n.?,  *?  hat  A  allein,  u.  die 
Analyse  seiner  Listen,  so  wie  die  jetzt  mögliche  Controle  durch  die 
ass.  u.  9g.  Denkmale  weist  auf  mehrere  Jahrhunderte  ältere  Yölker- 
verhdltnisse  hin  (s.  auch  Hai,  in  RB.  YIÜ.  187 f., XIII.  341  f.);  besonders  ist 
auch  zu  erwägen,  dass  A  die  Südaraber  als  Kuschiten,  nicht  wie  C 
als  Semiten  kennt  u.  nennt.  Aber  ebenso  ist  zu  bemerken,  dass  auch 
uralte  Yölker  wie  ^Amaleq,  Refaim  hier  unbeachtet  bleiben,  offenbar 
weil  sie  zu  der  Yrf.  Zeit  verschwunden  oder  bedeutungslos  geworden 
waren  (was  über  Mose's  u.  Saul's  Zeit  herunter  weist).  Wieder  andere 
Yölker  sodann,  obwohl  zu  der  Yrf.  Zeit  vorhanden,  werden  nicht  auf- 
geführt, weil  die  Kunde  der  Palästiner  nicht  soweit  reichte,  zB.  die 
Chinesen  u.  die  übrigen  Yölker  der  mongol.  Rasse  Ostasiens,  die  Inder 
u.  Eranier,  die  Neger  Afrika's  (obwohl  diese  den  Ägyptern  als  Nahasi 
sehr  geläufig  waren)  u.  s.  w.  Im  allgemeinen  umfasst  die  Obersicht 
die  um  das  Mittelmeerbecken  herum  u.  in  dessen  nächster  Nähe  sich 
gruppirenden  Yölker  von  der  s.  g.  kaukasischen  Rasse;  der  geogr.  Ge- 
sichtskreis zeigt  sich  also  in  ähnlicher  Weise  beschränkt,  wie  in  der 
Fluthgeschichte,  ohne  dass  darum  die  höheren  Wahrheiten,  welche  zur 
Darstellung  kommen,  hinfällig  würden.  Zugleich  erhellt  aus  der  gleich- 
massigen  Umfassung  des  Nordens  u.  Südens  der  alten  Welt,  dass  die 
zur  Aufstellung  des  Yerzeichnisses  nöthigen  Kenntnisse  nicht  etwa  aus 
ägypt.  Wissen  geschöpft  sind,  das  nicht  so  weit  nördlich  u.  nicht  so 
tief  nach  Arabien  hinein  reichte  {Chabas  Etudes  sur  Tantiquit^  histor.^ 
90  ff.  169),  sondern  im  eigenen  Wohnland  der  Israeliten,  in  der  Mitte 
der  alten  Welt,  u.  zwar  zum  Theil  durch  Yermittlung  der  Phöniken 
{Tuch  Kn.  Ew.  Kiep,  a.)  erworben  sind. 

8.  Sämmthche  Yölker  gliedern  sich  in  8  grosse  Familien  unter 
den  Namen  §em  IJiam  u.  Jefeth.  Diese  Dreitheilung  ist  nicht  etwa 
in  der  Yolkssage  überliefert,  sondern  künstlich  gemacht  (vgl.  wie  auch 
4,  20 ff.  11,  27  die  Stammbäume  in  8  Äste  auseinandergehen);  von 
wem  zuerst  u.  auf  was  Grund?  ist  bis  jetzt  nicht  festzustellen.  Aus- 
wärtige Anklänge  an  dieselbe  fehlen  allerdings  nicht  ganz.  Nach  Mose's 
Chor,  armenischer  Geschichte  1,  5  hatte  Xisuthros  (der  bab.  Sage) 
8  Söhne,  welche  sich  um  die  Beherrschung  der  Menschheit  stritten  u. 
schliesslich  in  sie  theilten:  Zrovan,  Titan,  Japetosthe  (in  Orac.  Sibyll. 
3,  108ff.  Kgovog,  Tixav,  'lanetog,  vgl.  Tert.  ad  nation.  2,  12).  Aber 
die  Quellen  des  Mose  Chor,  sind  zu  spät  u.  zu  trübe ;  selbst  wenn  eine 
kald.  Überlieferung  zu  Grund  liegen  sollte,  ist  doch  der  Sinn  der  An- 
gabe nicht  mehr  durchsichtig  {Ew.  G.^  I.  401.    Eine  Reconstruction 


Gen.  10.  167 

der  kald.  Sage  u.  Namen  versuchte  Len.  Or.^  II.  217 ff.;  Berose  415  ff.). 
Ein  letzter  Nachhall  davon  (könnten  (Thraetaona's)  Feridun's  3  Söhne 
(Airya  Türa  ^airima)  Eraj  Tur  Seim  in  der  pers.  Sage  sein  (Spieg. 
Er.  AK.  I.  554;  Ar.  Per.  1887  S.  273ff.;  Len.  Or.2  H.  203  f.).  Der 
Japetos  der  Griechen  (Boch,),  könnte  für  eine  Verbreitung  wenigstens 
des  Namens  Jafelh  bei  den  Kleinasiaten  zeugen,  wrenn  wrirklich  die 
Griechen  den  Namen  von  diesen  oder  diese  von  den  Griechen  über- 
kommen haben  {BuHm.  Mythol.  I.  219ff.  Ew,  G.^  I.  400;  Len.  Or.  II. 
190  ff.),  doch  ist  hier  alles  unsicher.  Höchstens  als  Analogon  könnte 
hieher  gezogen  werden,  dass  die  Ägypter  von  sich  (den  Romet  oder 
Menschen)  die  gelben  Amu  (Asiaten),  die  weissen  Temchu  (in  Libyen) 
u.  die  schwarzen  Nahasi  oder  Neger  unterscheiden  {Brugsch  Geo. 
Inschr.  II.  89 f.;  EMeyer  G.  I.  §  43;  Erman  Äg.  56).  Kann  dem- 
nach der  ürsprimg  obiger  Dreitheilung  durch  auswärtige  Nachrichten 
nicht  aufgeklärt  werden,  so  entbelirt  andererseits  auch  die  Yermuthung, 
dass  §em  Jefeth  Harn  zunächst  die  Bezeichnung  einer  rein  palästinischen 
Trias  „Hebräer,  Philister  oder  Phöniken,  Kenanäer"  gewesen  u.  erst 
später  erweitert  u.  auf  die  Menschheit  im  ganzen  angewendet  sei 
(Stade  G.i  I.  109f.,  Bud.  322ff.,  EMeyer  h  §  177),  jeder  thatsäch- 
lichen  Unterlage  (S.  157),  wenigstens  so  weit  es  die  Philister  u. 
Phöniken  (Kenanäer)  betrifft.  Annehmbarer  wäre,  dass  die  Benennungen 
von  Namen  oder  Beinamen  gewisser  auswärtiger  Völker  oder  Länder 
oder  Götter  hergenommen  wären  (s.  unten).  —  Eine  weitere  Frage 
betrifft  den  Grund  der  Dreitheilung  u.  das  Ordnungsprincip,  das  dabei 
befolgt  wurde.  Die  Meinung,  dass  polüische  GesichtspunktCi  näher  die 
staatl.  Verhältnisse  der  Völker  zur  Zeit  des  Vrf.  (angebl.  538 — 526) 
für  die  Zusammenordnung  der  einzelnen  Gruppen  bestimmend  gewesen 
seien  {de  Goeje),  lässt  sich  bei  Sem  nur  scheinbar,  bei  Jefeth  nur  V.  4, 
bei  Ham  gar  nicht  durchführen.  Ferner  äussere  oder  physische  Unter- 
schiede, nam.  der  Hautfarbe  {Kn.)  können  wenigstens  nicht  der  einzige 
Eintheilungsgrund  gewesen  sein,  weil  er  nicht  alles  erklärt.  Gewiss 
waren  die  Hamiten  der  Bibel  ursprünglich  dunkelfarbig,  wie  auch  die 
Denkmäler  der  alten  Äg.  die  Ägypter,  Ku§,  Punt  u.  Phöniken  rothbraun 
darstellen  {Leps,  nub.  Gramm,  p.  XCVIlIff.;  Brugsch  äg.  Völkertaf. 
76  ff.),  aber  durch  Wanderung  in  andere  Gegenden  (vgl.  Auch  Hunzinger 
ostafr.  Stud.  553)  u.  Mischung  mit  andern  Stämmen  bekamen  einige 
mit  der  Zeit  (zB.  Phöniken,  Sabäer)  hellere  Farbe;  die  Allen  sprachen 
auch  von  hellen  Äthiopen  (Leukaethiopes).  Zwischen  den  Semit  u. 
Jaf.  können  die  Farbunterschiede  auch  im  Alterthum  nicht  durchgreifend 
gewesen  sein.  Schon  darum,  aber  auch  sprachlich,  ist  die  Deutung 
von  f'ty,  als  Schönheit,  bezüglich  auf  weiss-rothe  Farbe  nach  Gant. 
5,  10.  thr.  4,  7  (/Tn.)  oder  gar  als  der  Weisse  {Hitz.  in  ZDMG  IX. 
748)  unzulässig;  vollends  b^  mit  "3^  zusammenzubringen  u.  als  roth 
zu  erklären  (Hitz,)j  überschreitet  die  Grenzen  des  Erlaubten.  Auch 
in  den  Sprachen  kann  der  eig.  Eintheilungsgrund  nicht  gelegen  haben. 
Um  Verwandtschaft  u.  Verschiedenheit  der  Sprachen  zu  beurtheilen, 
dazu  gehört  eine  genauere  Wissenschaft,  als  sie  im  Alterthum  irgend 
jemand  hatte;  die  vergleichende  Sprachwissenschaft  ist  neuesten  Datums; 


168  Gen.  10. 

den  alten  Hebräern  galten  zB.  Assyrer  für  fremdsprachig  (Jes.  33,  19); 
u.  dass   A  innerhalb  der  3  Gruppen  sehr  verschiedene  Sprachen  an- 
nahm,   deutet  er  V.  5.  20.  31   durch  HrtfeVV  zur  Genüge  an.     Wohl 
trifft  es  sich,  dass  eine  Mehrzahl  von  Völkern  innerhalb  jeder  Gruppe 
wirklich  für  die  wrissensch.  Betrachtung  sich  als  sprachverwandt  dar- 
stellt, u.  ist  das  geeignet,  eine  günstige  Meinung  von  dem  Werth  der 
Anordnung    der   Völker   durch   den  Vrf.,   der  von  solchen  wissensch. 
Gründen  jedenfalls  nicht  geleitet  war,  zu  erwecken,  aber  von  sämmtl. 
Völkern  der  einzelnen   Gruppen   gilt  es  nicht     In  Lud   u.  Elam  zB., 
den  Sussersten  Ländern  §em's^    mag  theilweise  u.  zeitweise  auch  ein 
s.  g.  semit.  Idiom  gehört  worden  sein,  aber  ohne  Zweifel  hatten  schon 
zu  des  Vrf.   Zeit  andere  Sprachstämme  dort  die  Oberherrschaft;  von 
den  hamit  Völkern   sprachen    die  Kenaanäer  u.  Philister,  aber   auch 
manche  Kuschäer   semitisch,   u.   dass    alle   Glieder  Jefeth's   indogerm. 
Sprachen  gehabt  hätten,  kann  man  im  Hinblick  auf  Tarschisch,  Moscher, 
Tibarener  u.  s.  w.  nicht  behaupten.     Geschichtlich  haben  viele  Völker 
ihre  ursprüngl.  Sprache   gewechselt,   u.  fällt   darum  der  ethnische  u. 
sprachL  Charakter  der  Völker  überhaupt  nicht  zusammen.    Die  neuere 
Verwendung    der  Namen  §em  Ham  Jefeth    für   die  Benennung   dreier 
Sprachfamilien  beruht  insofern  auf  irrthüml.  Voraussetzungen.     Da  also 
weder  Farbe  noch  Sprache  bei  der  Eintheilung  maassgebend  waren,  so 
haben    andere    den   geogr.  Gesichtspunkt    als    den  durchherrschenden 
erachtet  (zB.  Tuchy  Win.,  Renan  bist,  des  lang,  sem.^  40;  Merx  im 
BL.  V.  605).     Denn   wirklich   nimmt   §em   die  mittleren  Länder  ein, 
Ham  umfässt  den  Süden,  Jefeth  den  Norden  (NW.  u.  NC).  „Die  Scheide- 
grenze zwischen  §em  u.  Jefeth  bilden  im  allgemeinen  die  südl.  Taurus- 
ketten,  so  dass  die  jenseits  derselben  gelegenen  nördl.  Hochländer  Klein- 
asiens,  Armeniens,    Mediens  Jefeth  angehören;    nur  Lud    u.  Arpaxad 
machen  eine  Ausnahme'^   {Kiep.  198).     Auch  innerhalb  der  einzelnen 
3  Kreise  ist    die  Anordnung  eine   geographische.     Jedoch    der  allein 
herrschende  Gesichtspunkt  kann  auch  der  geographische  nicht  gewesen 
sein  {Reuss   Gesch.  des  AT.^  34 f.;  Len.  Or.2  IL  316 ff.).     Wenn  A 
die  Kenaanäer  zu  den  Qamiten,  Elam  u.  Lud  zu  den  Semiten,  Kittim 
zu   den  Jafethiten   rechnet,    so   muss    er  dazu  geschichtliche  Gründe 
gehabt  haben;  er  muss  gewusst  haben,  zB.  dass  Kenaan  mit  den  süd- 
licheren Völkern  einmal  in  näherer  Beziehung  gestanden  hat,  oder  dass 
in  Kittim  noch  andere  Nationalitäten  als  Phöniken  waren,  oder  dass 
Gomer,  Aschkenaz,   Rifat  u.  Togarma  ethnogonisch  zusammenhängen. 
Auch  dass  er  unter  den  Semiten  zwar  Elam  u.  Lud  nennt,  aber  Baby- 
lonier  nicht  erwähnt,  wird  mit  Bezug  auf  die  politischen  Verhältnisse 
einer  gewissen  Zeit  geschehen  sein.     Man  wird  darum  genauer  sagen 
müssen,  dass  auch  die  Rücksicht  auf  die  politische  u.  Gulturgeschichte 
mit  hereinspielte,  also  das  Eintheilungsprincip  der  Völkertafel  ein  histo- 
risch-geographisches, theilweise  vielleicht  ein  ethnogonisches  (hergenom- 
men von  wirklicher  Vewandtschaft  u.  physischem  Typus,  Len.  Or.^II. 
319.  381)  ist     Jedoch    die  Gesammtnamen  der  3  Völkerkreise  zur 
Bestätigung   dessen    zu   verwenden,   dessen  wird  man  sich  enthalten 
müssen.     Zunächst  dass  b^,  weil  in  den  sehr  späten  Psalmen  78,  51. 


Gen.  10.  169 

105,  23.  27.  106,  22  Äg.  so  genannt  wird,  bei  den  Isr.  schon  urspr. 
eine  Bezeichnung  Ägyptens  gewesen  sei  (seit  Boch,  viele,  zB.  Ebers 
Äg.  I.  55;  Bud.  323  ff.),  muss  beanstandet  werden,  da  an  den  äg.  Gott 
Ammon,  Hammon  überhaupt  nicht  gedacht  werden  kann,  u.  der  hierogl.- 
kopt.  Name  des  äg.  Landes  näml.  Qemel,  RHMe,  ^hmi  d.  h.  schwarz 
mit  hbr.  w  heiss  nichts  zu  thun  hat,  viehnehr  schwarz  hbr.  wn 
wäre,  ausserdem  rhmc  sich  auf  die  scliwarze  Farbe  des  äg.  Bodens 
(Her.  2,  12.  Plut.  Isid.  c.  33)  bezieht,  nicht  auf  die  Hautfarbe  der 
Bewohner,  auch  die  Qamiten  überhaupt  nicht  schwarz  waren.  Auch 
hat  Bähler  (in  Theol.  Studien,  ütr.  1884,  IL  11 5  ff.)  mit  Recht  be- 
merkt, dass  im  n.  jpr.  an  LXX  Xa^i  ein  punktirtes  n  d.  h.  kh,  in  den 
Ableitungen  der  y  ön  dagegen  nur  ein  einfaches  »^  d.  h.  h  gesprochen, 
also  jenes  (als  khmc?)  von  diesen  unterschieden  haben.  Eher  möglich 
wäre,  dass  Harn  eine  Zusammenfassung  der  heissen  Südländer  sein 
sollte  (BJub.  c.  8;  nicht  aber  heiss  im  Sinn  von  brünstig  HaL  176). 
Aber  die  Namen  §em  u.  Jefeth  lassen  sich  nicht  in  entsprechender 
Weise  deuten.  In  Sem  näml.  wollen  zwar  viele  das  n.  app.  ow  Name, 
Ruhm  finden  (Simon  onom.,  BohL  Tuch  Kn,,  Wl.  XXI.  403,  Leu, 
Gr.  IL  197;  Stad,  Bud,  EMey.  HaL)y  aber  dass  man  eine  ganze 
Völkergruppe  mit  dem  Wort  für  Namen  benannt  hätte,  wäre  doch 
seltsam,  u.  wenn  man  sagt,  es  sei  abgekürzt  aus  w  -«aa  Namhafte, 
Edle  (etwa  wie  Arier),  adeliges  Herrenvolk  {Stad.),  so  ist  eben  an 
der  höchst  unpassenden  Abkürzung  Anstoss  zu  nehmen;  die  Erläuterung, 
dass  der  Ahne  fiv  zur  SymboUsirung  der  av  '^aa  geschaffen  sei  {Bud, 
329),  macht  die  Sache  nicht  klarer.  Da  wäre  es  noch  treffender,  den 
etymologisch  möglichen  Begriff  Höhe  darin  zu  finden,  sei  es  im  Sinn 
des  Himmelsgottes,  dessen  Name  auf  seine  Verehrer  übertragen  sei 
{Buttm.  Myth.  I.  221),  sei  es  im  Sinn  eines  Berges  oder  Hochlandes 
als  urspr.  Mittelortes  der  Semiten  {Ew,  G.^  L  402;  Böttch,  ÄL.  5), 
wie  bei  Mos.  Chor.  1,  5.  22.  2,  7.  81  der  östl.  armenische  Taurus 
noch  den  Namen  Sim  föhrt  (Kiep,  199),  oder  wie  Len.  Gr.  IL  221 
daran  erinnert,  dass  das  erste  Semitenland  Elam  etym.  Hochland  be- 
deute. Aber  bei  Jefeth  sind  selbst  derartige  freie  Vermuthungen  nicht 
mehr  bei  der  Hand,  da  auf  das  Namenspiel  9,  27  {Hai.  176)  nichts 
ffebaut  werden  kann  u.  Ableitung  von  'nv^  sprach-  u.  sachwidrig  wäre 
(trotz  Bud.  360  ff.,  der  die  Bedeutung  Schönheit  erweisen  u.  eine  Be- 
ziehung auf  die  schönen,  prächtigen  Städte  der  Phöniken  darin  finden 
wollte),  die  Entlehnung  aber  eines  indogerm.  Japelos  =  Djäpati  {Len. 
Gr.^  U.  190 ff.)  durch  die  Semiten  so  lange  in  der  Luft  schwebt, 
als  nicht  nachgewiesen  werden  kann,  dass  ein  Jefeth-Hauptvolk  diesen 
Namen  führte.  —  Die  Reihenfolge  Sem  Harn  Jefeth  entspricht  übrigens 
der  Natur  der  Sache:  Sem,  zu  dem  die  Hehr,  selbst  gehören,  ist 
der  erste;  mit  Qamiten  kamen  sie  früher  in  Berührung  als  mit  Jafe- 
thiten  u.  ist  die  Qamit  Cultur  älter  als  die  der  Jaf. 

4.  Die  Ordnung,  in  der  A  die  3  VölkerfamiUen  vorfuhrt,  ist  die 
umgekehrte  der  Altersfolge;  er  beginnt  mit  dem  jüngsten,  Jefeth,  u. 
bringt  den  ältesten,  Sem,  zuletzt;  das  ist  immer  seine  Art,  zuerst  die 
Nebenlinien  abzuhandeln,  um  dann  bei  der  Hauptlinie  stehen  zu  bleiben ; 


170  Gen.  10. 

an  die  Völker  §em's  reihte  sich  bei  ihm  die  Genealogie  §em's  11,  10  ff. 
unmittelbar  an.  Innerhalb  der  3  Kreise  zählt  er  die  ihm  bekannten 
Hauptvölker  oder  Länder  auf,  bei  einigen  weitschichtigeren  Völkern 
auch  ihre  wichtigeren  Unterabtheilungen.  Jedoch  da  er  sich  bewusst 
ist,  nicht  alle  Völker-  u.  Stämme-Namen  erschöpft  zu  haben,  weist  er 
jedesmal  V.  5.  20.  31  noch  durch  eine  Bemerkung  darauf  hin^  dass 
die  Gliederung  im  einzelnen  eine  reichere  ist.  Sie  mit  Zahlen  zu  zählen 
hat  er  aber  sich  wohl  gehütet.  Zwar  haben  jüd.  Ausleger  schon  frühe 
{Trg,  jer,  zu  11,  8)  aus  dem  Verzeichniss  die  Zahl  von  70  Völkern, 
bald  etwas  mehr,  bald  etwas  weniger,  herausgefunden   {Boch,  Phal. 

I,  15;  ZDMG.  IV.  150f.),  u.   neuere  Gelehrte  (DeL  Nöld.;  Len.  Or.^ 

II.  328)  halten  dafür,  dass  die  Zahl  70  beabsichtigt  sei,  wie  46,  27. 
Allein  46,  27  (s.  d.)  hat  die  Zahl  ihren  guten  Grund,  ist  auch  aus- 
drücklich als  solche  genannt,  hier  dagegen  wäre  sie  nur  herauszu- 
bringen, wenn  man  Eber  u.  Peleg,  welche  doch  mit  den  eigentL  Volks- 
namen nicht  gleichwerthig  sind,  ebenso  Kenaan  u.  Joqtan  zu  den  Unter- 
slämmen,  in  die  sie  sich  gliedern,  hinzunähme.  Der  Gedanke  selbst, 
Völker,  die  wie  Individuen  vergehen  u.  entstehen,  in  eine  bestimmte 
Zahl  bannen  zu  wollen,  ist  so  ungesund,  dass  man  ihn  alten  Schrift- 
stellern nicht  zutrauen  darf  (s.  auch  Merx  BL.  V.  611).  Über  alle 
dem  ist  der  jetzige  Text  aus  A  u.  G  erst  zusammengesetzt,  kann  also 
die  Zahl  70  von  A  oder  C  nicht  beabsichtigt  sein,  (vgl.  vielmehr  die 
Bemerkungen  V.  5.  20.  31).  Eher  möglich  wäre,  dass  bei  der  schliess- 
lichen  Feststellung  des  amtl.  Textes  die  Absicht  vorgelegen  u.  man 
zu  diesem  Zweck  noch  den  einen  oder  andern  Namen  hineingesetzt 
oder  weggelassen  hätte.  Allein  auch  dann  müsste  sich  die  70  deut- 
licher aus  dem  Text  ergeben,  als  das  in  Wirklichkeit  der  Fall  ist.  — 
Im  ganzen  erweist  sich  dieses  Verzeichniss  als  ein  vorzügliches  histor.- 
geogr.  Denkmal  für  eine  Zeit,  aus  welcher  wir  andere  umfassende  Ur- 
kunden nicht  mehr  haben.  Freilich  sind,  eben  aus  diesem  Grunde, 
manche  Namen  desselben  für  uns  dunkel  u.  durch  anderweitige  Zeug- 
nisse nicht  aufhellbar.  Zum  Theil  sind  sie  mit  den  Völkern  selbst, 
die  sie  führten,  verschwunden  u.  haben  andern  Platz  gemacht,  wes- 
halb in  der  Identification  derselben  mit  anderweitig  bekannten  Volks- 
u.  Landesnamen  Vorsicht  anzuwenden  ist  Gerade  das  Streben  der 
Späteren,  ihre  allmählig  mehr  erweiterten  geogr.  u.  ethnograph.  Kennt- 
nisse in  diese  Weltkarte  hineinzutragen  (noch  bei  Kn,y  der  die  Geo- 
graphie der  röm.  Kaiserzeit,  u.  Buns.,  der  die  Ergebnisse  der  ver- 
gleichenden Sprachforschung  zu  Grunde  legte)  hat  zu  schlimmen  Miss- 
griffen geführt.  Nach  den  ältesten  Deutungsversuchen  im  BJub.  c.  8  f. 
u.  bei  Jos,  ant.  1,  6,  an  welchen  Hieron,  (quae.  Hehr.)  u.  andere 
Kirchenschriftsteller   sich   anschliessen,  sind  hauptsächlich   zu  nennen: 

Bocharl  Phaleg  et  Chanaan,  1646  u.  ö.;  JD Michaelis  spicil.  geo- 
graphiae  Hehr,  exterae,  1769.  1780.  2  part.  u.  dazu  Forsten  epist. 
ad  JDMich,  1772.  —  CFVolney  Recherches  nouv.  sur  l'hist.  ancienne 
T.  1.  Par.  1814.  —  JSchulthess  das  Paradies  1816.  —  Rosenmüller 
HB.  der  bibl.  AK.  I,  1  u.  2.  —  {Feldhoff  Völkertafel  der  Gen.  1837; 
Krücke  Erkl.  der  Völkert  im  1.  B,  Mose  1837.    J.  v.  Görres  Jafe- 


Gen.  10.  1.  2.  171 

tliiten  iK  ihre  gem.  Heimalh  Armenien  1844.  Gfrörer  Urgesch.  des 
menschl.  Geschl.  1855  2  Bde.).  Besonders:  Tuch  im  Gomm.;  Knobel 
Völkertafel  der  Gen.  1850;  de  Goeje  in  Theol.  Tijds.  IV.  (1870)  233 ff.; 
Merx  in  BL.  V.  604 ff.;  Rioult  de  Neuville  in  Revue  des  questions 
bist,  t  XXVm  p.  383  ff.,  so  wie  die  RealWB.  von  Win.  Schenk. 
Riehm-y  Lenormanl  Orig.  de  l'hist.^  t  II.  332 ff.  (nur  der  Anfang  einer 
grossen  Abh.);  für  den  jafet.  Kreis  Kiepert  im  MBAW.,  Febr.  1859; 
Lagarde  Ges.  Abbandl.  1866  S.  254  ff.;  für  die  Hamiten  GEbers  Äg. 
u.  Bücb.  Mos.  1868  u.  EGlaser  Skizze  der  Gesch.  u.  Geogr.  Arabiens. 
Bd.  IL  1890,  S.  323 ff.  387 ff.;  für  die  Semiten  Fürst  in  Merx  Archiv 
I.  9 ff.  Sonst  s.  zum  Stück  auch  Ew.  JB.  IX.  2 ff.  X  167  ff.,  u.  zu 
V.  8—10  JB.  X.  52  ff;  Balevy  RB.  VIU  (in  REJ.  t.  XIII.  1886). 

Wiederholt,  doch  etwas  verkürzt,  wird  die  Völkertafel  1  Chron. 
1,  4 — 23;  einige  Varianten  darin  sind  bemerkenswerth. 

V.  1  s.  5,  1.  6,  9.  V.^  vielleicht  urspr.  Fortsetzung  von  9,  18*  bei 
C  {WL,  Bel.^  KS.).  —  V.  2 — 5  von  A:  die  Jaf ethischen  oder  nördL 
Völker.  Jefeth  hat  7  Söhne.  Der  erste  ist  Gomer,  von  welchem  V.  3 
drei  Söhne  abgeleitet  werden,  ^öä]  LXX  Pafic^,  noch  Ex.  38,  6  (LXX 
Fofisq)  als  Bundesgenosse  des  Gog  von  Magog  erwähnt.  Joseph,  versteht 
die  seit  dem  3.  Jahrb.  im  nördl.  Phrygien  eingewanderten  Galater;  Trg. 
Jer.  u.  BereS.  R.  nennen  unter  den  Eparchien  Gomers  zuerst  Phrygien; 
ADMordtmann  (in  ZDMG.  XXIV.  77  ff.)  will  auf  die  Saka,  türkisch- 
tatarische  Stämme,  deuten.  Meist  jedoch  versteht  man  (seil  Calmet)  die 
Kiiniigtoi.,  die  schon  Homer  bekannt  (Od.  11, 14),  nördl.  vom  Pontus  Eux. 
u.  Lacus  Maeotis  ihre  Sitze  hatten  (Her.  4,  11  f.;  Strab.  3,  2,  12.  7,  2, 
2, 2  f.),  im  Lauf  des  8  Jahrb.  von  den  skolotischen  Skythen  gedrängt,  durch 
Thrazien  wanderten  u.  mit  TQrjqeg  u.  andern  Stämmen  verstärkt,  zu 
Anfang  des  7.  Jahrb.  über  den  Bosporus  in  Kleinasien  einbrachen  (EMey. 
§452  ff.).  Mit  ihnen  wurden  später  von  den  Griechen  (Posidonius  bei 
Strab.  7, 2,  2  u.  Plut  vit  Marii)  die  Cimbern  verwechselt.  Dieser  Ansicht 
steht  eine  andere  gegenüber  {GWahl  alt.  u.  neues  Vorderasien  L  274; 
Kiep.  204 f.;  Lag.  G.  Abh.  254 f.,  Onom.^  IL  92;  Arm.  Stud.  §  448;  Hai. 
154  u.  ausfuhrlich  in  RB.  XIV.  315—343),  wornach  'löa  Kappadocien 
(altpers.  Katpatuka)  wäre,  welches  die  Armenier  Gamir  (PL)  benen- 
nen, wie  auch  in  dem  Bericht  des  Kephalion  (Euseb.  ehr.  Arm.  ed. 
Auch.  I.  95)  geradezu  Gimmeri  für  die  Kappadoken  gesetzt  werden, 
u.  alte  Glossen  FcifASQ  i|  ov  KaitnadoTug  (Euseb.  II.  12)  darbieten 
(vgL  Trg.  zu  Ez.  27,  11).  Auch  in  den  Keilschriften  erscheinen  die 
Gimirrai  als  die  Bewohner  des  Landes  zwischen  den  nordwestl.  Pro- 
vinzen der  Assyrer  im  Osten  u.  der  Lyder  im  Westen,  also  sicher 
Kappadociens,  aber  erst  unter  Asarhaddon  u.  Asurbanipal  {Sehr.  KGF. 
157 ff.;  KAT.2  80.  428;  FdDel.  Par.  245;  Tiele  G.  L  334.  359. 
386).  Dass  schon  Sargon  II  (722 — 05)  bis  nach  Melid  u.  Chammanu 
fin  Kappad.)  siecreich  gekämpft  hat  {Hai.  XIV.  332  f.),  ist  richtig 
{Tiele  243.  269),  aber  dass  das  Land  schon  damals  nach  den  Gimirrai 
benannt  war,  ist  nicht  erwiesen.  Mancherlei  Gründe  machen  wahr- 
scheinlich {HGelzer  in  Berl.  Äg.  Ztschr.  1875  S.  14  ff,  Sehr.  KGF. 
157 ff.;  Tiele  409),  dass  diese  im  7.  Jahrb.  auftretende  Gimirrai  eben 


172  Gen.  10,  2.  3. 

die  ausTliracien  über  den  Bosporus  in  Kleinasien  eingedrungenen  Kimmerier 
waren,  u.  die  Benennung  Kappadociens  mit  Gamir  erst  von  ihnen  sich 
herschreibt.  Übrigens  waren  nach  den  Angaben  der  Alten  (Len.  11. 
332 — 387)  auch  die  asiat.  Thraker,  Bithyner,  Maryandyner,  Paphlagoner, 
Phryger  u.  jüngeren  (phryg.)  Armener  Abkömmlinge  der  europ.  Thraker 
u.  Trerer,  u.  diese  selbst  Kimmerier  (Strab.  1,  3,  21.  12,  8,  7.  13, 
1,  8.  14,  1^  40).  Dass  nun  aber  von  A  mit  "^^a  eben  die  kapp.  Gamir 
gemeint  seien,  will  (von  der  Abfassungszeit  ganz  abgesehen)  zu  der 
Beihenfolge  der  Namen  in  Y.  2  nicht  recht  passen,  wogegen  "^^a  als 
Gesammtname  (vgl.  idis)  eines  an  den  Küsten  des  Pontus  Eux.  weit- 
verzweigten i'Ovog  hier  an  der  Spitze  der  Jefethvölker  seine  gute 
Stelle  hätte,  ^s^vk]  erster  Sohn  des  Gomer,  Jer.  51,  27  mit  Ararat 
u.  Minni,  d.  h.  mit  Nordost-  u.  Südost-Armenien  zusammengestellt 
Joseph,  gibt  dafür  die  'Ptiylveg,  welche  sonst  unbekannt  sind,  u.  mit 
den  Bugii  an  der  Ostsee  (Kn.)  nichts  zu  thun  haben;  TrgJer.,  BereL 
R.  deuten  es  mit  Asia,  die  Juden  des  MA.  mit  Germanen.  Vielmehr 
aber,  da  Ascanios  bei  Homer  als  Name  eines  mysischen  u.  eines  phrygi- 
schen  Fürsten  vorkommt  (ll.  2,  862.  13,  793),  da  derselbe  Name  noch 
später  an  dem  See  von  Kelaenae  in  Phrygien  u.  dem  bei  Nicaea  in 
Bithynien,  ferner  an  einem  Fluss,  einer  Gegend,  u.  anderen  Örtlich- 
keiten jener  Landschaften  haftete  (Strab.  12,  4,  5  fr.  14,  5,  29;  Plin. 
4  §  71.  5  §  121.  138.  144.  148;  Steph.  Byz.  s,'A0mvla),  so  scheint 
ASkenaz,  mag  nun  az  urspr.  Endung  des  Patronymicums  gewesen  sein 
oder  nicht  (Lag.  G.  Abb.  255;  anders  in  Arm.  Stud.  §  143;  Mitth. 
I.  225),  der  alte  Name  einer  durch  Mysien  u.  Phrygien  verbreiteten 
Völkerschaft  gewesen  zu  sein  {Boch.;  Len,  IL  388 ff.;  Mordlm.  82; 
EMey  §  251),  wogegen  Jer.  51  nur  die  später  aus  Phrygien  in  West- 
armenien eingewanderten  Askanier  verstanden  werden  können  {Len,  IL 
394.  371  ff.).  Andere  {Tuch,  Ges.,  Sehr.  KGF  160)  wollen  auch  in 
der  Gen.  diese  Westarmener  finden,  aber  s.  Togarma.  Ob  der  keil- 
schriftliche Volksname  Aiguza  {FdDel,^  Sehr,  KAT.^  610)  etwas  damit 
zu  thun  hat,  steht  dahin.  Willkührlich  ist  die  Correctur  taj»«  {Hai. 
159)  Uinaniz,  Name  einer  von  Sargon  11  eroberten  Festung  in 
Cyrrhestice.  w*:]  1  Chr.-  1,  6  ^r?  (var.  r^t^^).  Die  meisten  (schon 
BJub.)  wollten  darin  die  fabelhaften  OQtj  iPmalct  finden,  welche  bei 
den  Alten  den  Nordrand  der  Erde  begrenzen;  Kn.  machte  gar  daraus 
die  Karpalhen,  um  neben  den  Germanen  (A§k.)  die  Kelten  in  die  Völker- 
tafcl  hineinzutragen.  Alles  grundlos.  Josephus  versteht,  wohl  nicht 
blos  rathend,  die  Paphlagoner;  Boch,,  dann  Lag.  (255)  verglichen 
den  Fluss  ^Pi^ßag  (Prjßavr-og),  der  in  Bithynien  in  das  schwarze  Meer 
fällt  (Peripl.  mar.  erythr.  17  Müll;  Ptol.  5,  1,  5;  Steph.  Byz.  s.  v.; 
PJin.  6  §  4)  u.  die  Landschaft  ^rjßccvtlcc  am  thraz.  Bosporus  (Eustath. 
in  Dion.  perieg.  793)  als  Beste  jenes  alten  Namens  (s.  auch  Len.  II. 
396  ff.).  Aber  so  weit  westlich  kann  ^t■''^  (zwischen  ras»«  u.  ms^n) 
nicht  gesetzt  werden.  Nicht  in  Betracht  kommt  die  Conjectur  von 
Volney  {Bohl.-,  BL.  V.  98)  w?  =  Nitpirrig  d.  i.  Name  der  höch- 
sten Bergreihe  des  Taunis  in  Armenien  (Strab.  11,  12,  4),  u.  Jnnn»  {Hol, 
RB.  XV  in  BEJ.  t.  XVIII.  161  ff.)  d.  h.  Bit  PurutaS  zwischen  Mosch^ne, 


Gen.  10,  2.  3.  173 

Tabal^ne  et  Cilicie  in  den  Inschriften  Sargons  II.  »»"jah]  Ez.  38,  6 
mit  Gomer  zusammen  im  Heere  des  Gog,  Ez.  27,  14  hinter  Ja  van  Tubal 
MeSek  als  Rosse  u.  Maulthiere  für  die  tyrischen  Händler  liefernd  er- 
wähnti  beidemal  von  Ez.  niy^^h  n^a  genannt  Nach  Joseph,  wurden 
sie  für  die  Phryger  gehalten;  nach  einem  griech.  Schol.  zu  Ez.  38,  6 
im  Cod.  Vat,  nach  Sync.  1  p.  91  u.  Samuel.  Arm.  (Eus.  ehr.  Arm. 
II.  12)  sind  es  Armener;  nach  Mose  Chor,  leiten  sich  die  Armener 
von  Haik,  dem  Solme  Thorgom's,  ab.  Sowohl  auf  die  Armener  (Strab. 
11,  14,  9,  vgl.  Her.  1, 194)  als  auf  die  Phryger  (Hom.  Ili.  3, 185 ;  Clau- 
dian.  laus  Seren.  191)  passt  der  Reichthum  an  edlen  Rossen;  auch 
waren  Armener  anoiKOi  der  Phryger  (Her.  7,  73)  u.  ry  q)G)vy  noXlcc 
fpQvyliovöiv  (Eudox.  bei  Steph.  Byz.  u.  'Aq^isvla,  auch  Euslath.  zu 
Dion.  694).  Allein  da  die  Phryger  wahrscheinlich  schon  in  ASkenaz 
enthalten  sind;  ist  für  Togarma  bei  den  Armenern  stehen  zu  bleiben, 
d.  h.  nach  dem  ältesten  Sinn  des  Worts  bei  dem  westl.  Armenien. 
Dass  die  Namensform  Thorgom  des  Mos.  Chor,  erst  aus  den  LXX  ge- 
schöpft ist  (Lag.  G.  Abh.  255 f.;  Sym.  I.  105;  Arm.  Stud.  §  865),  ist 
noch  kein  Beweis  für  die  Grundlosigkeit  der  arm.  Anwendung  des 
Namens.  Ob  die  keilinschriftl.  Stadt  Tilgarimmu  {Del.  Par.  246;  üaL 
M^I.  de  Grit.  163)  in  Melitene  damit  zusammenhänge,  muss  dahin 
gestellt  bleiben.  Die  Vermuthung,  Togarma  sei  TBv^qavia  {Lag,  257), 
hat  nichts  für  sich;  die  Deutung  auf  die  Türken  (wiederholt  von 
Mordtm,  in  ZDMG.  XXIV.  82)  ist  werthlos.  Phrygien,  Paphlagonien, 
West-Armenien  reihen  sich,  in  der  Richtung  von  W.  nach  0.,  gut  zu- 
sammen, u.  ihre  Unterordnung  unter  '^'oh  stimmt  mit  der  von  den  Alten 
überlieferten  Ethnogonie  (S.  172).  —  a'iaö]  der  2.  Sohn  Jefeths,  muss, 
der  geogr.  Ordnung  gemäss,  zwischen  Gomer  u.  Medien  gesucht  wer- 
den. Bei  Ez.  38,  2  ff.  39,  6  erscheint  Magog  als  ein  Land  (u.  Volk) 
im  hohen  Norden,  dessen  Fürst  Gog  Tubal  u.  Meäek  unter  sich  hat, 
u.  welchem  Gomer  u.  Haus  Togarma  sich  anschUessen;  der  dort  von 
Ez.  beschriebene  Zug  Gog's  wird  gewöhnlich  als  ein  profet.  Nachbild 
des  zu  Josia's  Zeit  über  Asien  hereingebrochenen  Skythenzuges  (Her. 
1,  103  ff.)  angesehen.  In  der  That  erklären  hier  in  der  Genesis  Joseph, 
u.  Hier.  Magog  als  Skythen,  u.  ist  seit  Boch,  diese  Deutung  fast  all- 
gemein angenommen,  ohne  dass  man  übrigens  bis  jetzt  erklären  kann, 
was  der  Name  Magog  eigenthch  bedeute  (gegen  die  Gleichung  ma  = 
gross  u.  gog  =  Berg  s.  Lag.  158;  Len.  II.  467  f.),  noch  auch  diesen 
Namen  für  die  Skythen  sonst  nachweisen.  An  ein  Volk  beträchtlicher 
geogr.  Ausbreitung  muss  der  Analogie  der  übrigen  Söhne  Jefeth's  nach 
jedenfalls  gedacht  werden.  Die  Massageten  {Schulth.)  liegen  zu  fern. 
In  den  keilschriftl.  Berichten  über  einen  Feldzug  des  ass.  Königs  Asur- 
banipal  nach  Armenien  kommt  ein  von  ihm  besiegter  König  Gagi  des 
Landes  Salt^i  vor,  welchen  manche  auf  Gog  König  der  Saken  (Skythen, 
Strab.  11,  8,  2ff.)  deuten  wollten  {GSmüh,  Schrad.  KGF.  159;  Del. 
Par.  247;  Len.  U.  461  ff.);  s.  aber  Ke/e  bah.  ass.  G.  361  f..  Dar- 
nach hätten  Abtheilungen  der  Skythen  schon  vor  660  den  Kaukasus 
überschritten  u.  sich  in  den  Ländern  nördl.  vom  Araxes  (Gogarene, 
Sacasene)  festgesetzt.     Auch  Kiepert  (207  f.)  meint,  dass  unter  Magog 


174  Gen.  10,  2. 

in  der  Gen.  das  nördl.  u.  östl.  Armenien  zu  verstehen  sei,  welches 
noch  zur  Ach9meniden-Zeit  die  18.  Satrapie  (Matiane)  gebildet  u.  skytb. 
Nomadenstämme,  wie  Saspiren,  Alarodier  u.  a.  zu  seiner  Bevölkerung 
gehabt  habe  (MBAW.  1857  S.  139,  s.  auch  Len,  470ff.).  HaL  156f. 
meint,  y^^'o  sei  durch  die  Aussprache  i^iii^to  aus  Mai-Gamgum,  dem 
Namen  eines  Qettitenstaats  zwischen  Kumul^  u.  Samal  {Tiele  197. 
219.  243  f.)  entstanden  u.  von  den  Hebräern  auf  das  ganze  armenische 
Plateau  übertragen  worden  (gegen  Sachau  in  SBAW.  1892  S.  31 4  ff., 
der  Gurgum  liesst,  s.  HaL  in  JA.  Vffl,  19  S.  566);  EMey.  §  464 
erklärt  schlankweg  Magog  für  einen  von  Ez.  aus  Gog,  dem  Namen  des 
(lydischen!)  Gyges,  gebildeten  Landesnamen  (als  ob  man  im  Hbr.  durch 
den  Vorsatz  »  aus  Personnamen  Landesnamen  bildete!)  u.  Stade  (Gesch. ^ 
IL  61  f.)  beseitigt  Ez.  38,  2  y\xon  p«  als  Glosse,  39,  6.  Gen.  10,  2 
(1  Chr.  1,  5)  als  Schreibfehler  fOr  aSa  (als  ob  das  noch  Kritik  wäre!).  — 
•'•na]  sicher  die  Meder,  sonst  im  AT.  vom  8.  Jahrb.  ab  (2  Reg.  17,  6. 
18, 11)  öfters  erwähnt  (Jer.  25,  25.  51, 11.  28.  Jes.  13,  17  f.  21,  2). 
Als  Ziel  der  Feldzüge  der  ass.  Könige  wird  das  („ferne*^)  Land  Madai 
von  Rammannirar  (J.  812 — 783)  ab  oft  genannt.  Ob  das  Land  Amadai, 
das  Sahnanassar  11  (859 — 25),  u.  Land  Matai>  das  Samsiramman  (824 — 
812)  bekämpfte,  mit  Madai  identisch  ist  (Schrd,  KGF.  173ff.;  KAT.2  80; 
Tiele  193.  203.  208),  steht  noch  nicht  fest.  —  Wenn  nun  von  den  Medem 
zu  den  Joniem  übergesprungen  wird,  so  ist  deutlich,  dass  hier  eine 
neue,  nun  südlichere,  geogr.  Reihe  beginnt,  u.  die  Fortsetzung  Tubal, 
MeSek  zeigt,  dass  sie  wieder  von  W.  nach  0.  läuft,  ij;]  sicher  die 
Jonier  (^IciovBg^  'lafoveg),  im  ganzen  Orient  bis  nach  Indien  der  Name 
für  die  Griechen,  u.  zwar  nicht  erst  seit  der  Zeit  des  Achämeniden- 
reiches  {Stade  de  populo  Javan,  Giess.  1880  S.  10),  sondern  schon 
in  den  Inschriften  Sargons  H.  {Sehr.  KAT.^  81  f.;  KGF.  238;  Del. 
Par.  248 f.;  Sayce  in  Akademy  1891  S.  341  will  sie  sogar  schon  in 
der  Teil  Amama  Tafel  XLII,  a.  16  finden;  über  den  Namen  bei  den 
Ägyptern  s.  Lepsius  in  MBAW.  1855  S.  497  ff.).  V.  4  lässt  an  ein 
grösseres  M^og  denken,   ähnlich  wie  bei  Gomer  V.  2  f.    Auch  in  Jo. 

4,  6.  Ez.  27,  13.  Jes.  66,  19  zwingt  nichts,  gerade  an  die  kleinasiat 
Jonier  zu  denken,  u.  in  Ez.  27,  13  nichts,  gerade  die  jonischen  Kolo- 
nien an  der  Südküste  des  Pontus  {Stade  4)  zu  verstehen.  In  Dan. 
8,  21.  10,  20.  11,  2  (Zach.  9,  13  nach  dem  jetzigen  Text)  sind  die 
maked.  Griechen  verstanden.  Sonst  vgl.  über  die  Fahrten  der  Griechen 
vorhistorischer  Zeit  auch  im  östl.  Mittelmeer  ECurtius  in  SBAW.  1882 

5.  943  ff.  u.  EMey  §  192.  259.  279.  tr^n  hsp]  immer  (ausser  Jes. 
66^  19  mass.  u.  Ps.  120,  5)  so  verbunden;  Ez.  32,  26  als  Völker,  die 
schon  schwere  Niederlagen  erlitten  Iiaben;  Ez.  27,  13  (zusammen  mit 
Javan,  auf  Grund  von  Gen.  10,  3)  als  Handelsgenossen  der  Tyrier; 
Ez.  38,  2  f.  39,  1  als  der  Kern  des  Heeres  des  Skythenkönigs  Gog; 
Jes.  66,  19  LXX  als  ferne  Völker.  Schon  Doch,  hat  bewiesen,  dass 
die  Moscher  {Moöxoi,  Sam.  ^»iö;  Miö^ot  erst  bei  Procop  u.  Agathios) 
u.  Tibarener  {Tißagfivol,  TißaQoi)  gemeint  sind,  welche  auch  Her. 
3,  94.  7,  78  neben  einander  nennt,  zur  19.  Satrapie  des  Darius  gehörig. 
Sie  bewohnten   die   Gebirgsländer  im  SO.  des  schwarzen  Meeres,  die 


Gen.  10,  2.  4.  175 

Moscher  zwischen  den  Quellen  des  Phasis  u.  Kyros  (noch  später  kommt 
Meskhethi  als  einheimischer  Landesname  am  obern  Kur  vor,  Kiep.\  die 
Tibarener  östl.  vom  Thermodon.  Noch  heute  (wie  Ez.  27,  13)  sind 
Sklaven  u.  Kupferwaaren  Hauptausfuhrartikel  der  pon  tischen  u.  kaukas. 
Bergvölker.  In  den  ass.  Keilschriften  (schon  Tiglatpilesars  I.  c.  1120 — 
1100  u.  Salmanassar's  II.  859 — 825)  reichen  aber  beide  Völker  noch 
weiter  südlich,  die  Tabali  bis  an  Cilicien  u.  die  Muski  nordöstlich  an 
Tabali  {Sehr.  KGF.  155 ff.;  KAT^  82  ff.;  Del.  Par.  250 f.;  Hai.  193 ff.); 
sie  wurden  also  erst  später  (durch  die  Assyrer?  oder  Kimmerier  im 
7.  Jahrb.?)  aus  ihren  südlicheren  Sitzen  ausgetilgt  oder  nordwärts  ge- 
drängt. Wenn  sich  somit  aus  ihrer  früheren  südlicheren  Lage  die 
Reihe  Javan  Tubal  MeSek  vortrefflich  erklärt,  so  ist  auf  der  andern 
Seite  die  Priorität  des  A  vor  Ez.  u.  den  Angaben  der  Griechen,  welche 
sie  nur  als  die  nordischen  Völker  kennen,  einleuchtend.  Josephus 
deutete  Tubal  auf  die  Iberer  (im  Kaukasusland),  Meäek  (nach  Laut- 
ähnlichkeit?) auf  Mi^ana  in  Kappadocien,  aber  schon  Hier,  verwechselt 
jene  mit  den  span.  Iberern.  —  o^^p]  sonst  nirgends  erwähnt,  müssen 
ihrer  Stellung  nach  entweder  östL  von  rj^"»  (weshalb  Hai.  158  ö^'^n 
d.  h.  Kv^^c-cmri  corrigiren  will!)  oder  aber  als  Reihe  für  sich  im 
Westen  u.  südlicher  als  die  vorigen  gesucht  werden.  Das  seit  Joseph, 
u.  Euseb.  meist  verstandene  grosse  Volk  der  Thraken  (®(>Ux6ff,  Sqm^tg) 
passt  den  Lauten  nach  nicht  {^Ti  ^)  u.  dürfte  auch  in  der  Gomer- 
Gruppe  (s.  S.  172)  schon  enthalten  sein.  Ebenso  Tiq-rig^  TvQ-cig 
(Schulth.f  noch  Del.^)  d.  i.  der  Dniester  mit  seinen  Anwohnern  ha 
weder  sprachliche  noch  sachliche  Wahrscheinlichkeit,  sofern  ein  helle- 
nisches (Her.  4,  51)  oder  phönikisches  (Amm.  Marc.  22,  8,  41)  Emporium 
am  Tyras  die  TvQitai  noch  nicht  zu  einem  im  Alterthum  wichtigen  Volk 
macht.  Am  besten  passen  die  TvQö-rivoC  (BJub.,  Tuch,  Nöld  im  BL. 
V.  519  f.),  von  denen  als  einem  alten  pelasg.  Volk  die  Griechen  viel 
redeten,  u.  welche  sich  einst  zwischen  Kleinasien  u.  Griechenland, 
auf  den  Inseln  u.  an  der  Küste  des  ägäischen  Meeres  durch  Seeräube- 
reien furchtbar  machten  (Her.  1,  57.  94;  Thuk.  4,  109,  s.  Tuch), 
die  auch  mit  den  italischen  Tyrsenern  oder  Tyrrhenern  in  Verbindung 
gebracht  wurden;  zumal  wenn  die  in  altäg.  Texten  vorkommenden  TuruSa 
(ZDMG.  XXI.  660.  663;  Ebers  l.  110.  155;  Chabas  Etudes  sur  Tantiq. 
bist.  191  ff.;  EMey.  §  260)  auf  diese  seefahrenden  Tyrsener  gedeutet 
werden  dürfen  (anders  Hal4vy  im  JA.  VII,  4  p.  408  ff.).  —  V.  4.  Von 
Javan  werden  noch  4  Söhne  namhaft  gemacht,  die  südhchsten  u.  west- 
lichsten des  ganzen  Jefethkreises.  Sie  gelten  nur  als  Javan^öVine,  nicht 
als  Urvölker.  Zu  Javan  aber  gerechnet  werden  sie  nicht  etwa  als 
Besitzthümer  der  Hellenen  {de  Goeje  250  f.),  auch  nicht  {Stade  9) 
weil  als  Kaufleute  u.  Seefahrer  auf  gleicher  Kulturstufe  mit  den  Joniem 
stehend,  sondern  weil  dem  Vrf.  die  einheimischen  oder  eingewanderten 
Bevölkerungen  dieser  wichtigsten  u.  ältesten  Stationen  des  mittelländ. 
Seeverkehrs,  wovon  zwei  (Eliäa  u.  Tar§i§)  im  W.,  zwei  (Kittim  u. 
Rodanim)  im  0.  von  Javan,  sich  am  natürlichsten  um  diesen  gruppiren, 
u.  auch  in  ethnischer  Beziehung  mit  diesem  am  ehesten  zusammen- 
zustellen schienen,     frp'»!;«]  weil  er  Javansohn   ist,   u.  weil  nach  Ez. 


176  Gen.  10,  4. 

27,  7  in  Tynis  von  den  Inseln  oder  Küsten  des  Eliäa  PurpurstoflPe  (nicht 
Purpurschnecken)  bezogen  wurden,  der  Peloponnes  aber  u.  namentlich 
Laconien  grossen  Reichthum  an  Purpurmuscheln  hatte  (Plin.  9,  §  127. 
21,  §  45;  Pausan.  3,  21,  6;  Horat  Od.  2,  48,  7),  so  liegt  es  nahe, 
an  ein  griech.  Volk  zu  denken,  u.  Namensdhnlichkeit  Hess  auf  Aeoler 
(Joseph.,  Hier.  Kn,  BeL%  Hellas  {Trg.  Jon,  zu  Gen.  u.  Pei,  zu  Ez.), 
Elis,  ursprüngUch  j^akiq  faXeia  {Boch,)  rathen.  Aber  n«-  für  griech. 
Nominativzeichen  g  ist  undenkbar  (weshalb  Hai.  RB.  XV.  352  an  ein 
Derivat  von  '''EXog  in  Lakonien  denkt);  Griechen  u.  Griechenland  können 
in  Javan  befasst  sein;  zwischen  Hellas  u.  Spanien  bliebe  das  schon  in 
ältester  Zeit  von  den  Phöniken  besuchte  u.  besiedelte  Italien  mit  Sicilien 
unerwähnt.  Darum  hat  vielleicht  mehr  Gewicht,  als  jene  Vermuthungen, 
das  »j!?»«»«  nrntt  im  Trg.  zu  Ez.,  u.  die  Glosse  bei  Sync. :  'EkuSßa  i^ 
ov  ZixsXol  (Eus.  ehr.  Arm.  11,  13).  Sicilien  (Kiep.)  mit  UtUeritalien 
wäre  hier  am  Platz;  auch  die  Stelle  des  Ez.,  zu  dessen  Zeit  schon  die 
griech.  Golonien  dort  blühten,  erklärte  sich  dann  sowohl  der  Sache 
als  dem  Ausdruck  *"»»  nach.  Der  Name  EU§a  (ob  IXXvQ-ia?)  bleibt 
dann  freilich  noch  zu  erklären.  Karthago  {SchuUh.,  Stade  8  f.),  als 
dessen  Gründerin  Elissa  galt  {Mov.  Phon.  II,  1.  350  fr.),  konnte  kein 
Phönike  in  den  (nördl.)  Jefeth-Kreis  einbeziehen;  auch  wäre  noch  zu 
beweisen,  dass  es  je  Elissa  genannt  wurde;  ^^.^  ''!?«  passt  nicht  dazu. 
lo'^'^f?}]  im  AT.  oft  genannt,  ist  immer  u.  überall  das  bereits  seit  dem 
11.  Jahrb.  mit  Tyrus  im  Verkehr  stehende,  nam.  wegen  seines  Silber- 
reichthums  aufgesuchte  u.  im  Orient  früh  berühmt  gewordene  Tariessus 
(nicht  Dertosa  =  Tortosa  in  Katalonien,  wie  Redslob,  Tartessus. 
Hamb.  1849.  4^  meinte)  u.  weiterhin  das  ganze  Land  der  Turli  oder 
Turdiiani,  zu  dem  es  gehörte,  wahrsch.  semitisirt  aus  Tartisch  (s.  Tuch, 
Ges.  th.,  Kiepert  A.  Geo.  S.  481.  484  f.).  Nicht  die  SUdt  als  phönik. 
Kolonie  {Stade),  sondern  das  Land  u.  Volk  ist  gemeint,  u.  zwar  nicht 
erst  in  der  Zeit  nach  seiner  Besiedlung  durch  die  Phokäer  (wie  de 
Goeje  251  vermuthet).  So  hat  es  schon  Euseb.  {SoQösi^g  i^  ov 
'^IßfjQBg)  u.  ihm  nach  fast  die  ganze  Reihe  der  Späteren  verstanden. 
Dagegen  Tarsus  in  Cilicien  (Joseph.  Hier.  Buns.),  auf  Münzen  ri^, 
ebenso  assyr.  {Sehr.  KGF.  240  f.),  erst  von  Sanherib  {Euseb.  ehr.  Arm. 
1,  43;  anders  Amm.  Marc.  14,  8,  3)  gegründet,  kommt  ebenso  wenig 
in  Betracht,  als  Tyrsener,  Etrusker  (Ä'n.  Del.^,  vielmehr  s.  ^T^.  V.  2), 
oder  Sardinien  {Hai.  160)  oder  Kreta  {Hai.  RB.  XV.  353  ff.),  o-^ris] 
zweifellos  Cyprier  u.  Cypern,  wo  eine  alte  Stadt  Kition  (auf  die  sich 
schon  Joseph,  für  diese  Bedeutung  beruft),  s.  Ges.  zu  Jes.  23,  1  u. 
die  RWBücher.  Bei  den  Assyrem  hat  die  Insel  den  eigenth.  Namen 
Jalndna  oder  Älndna  (Jadn.,  Adn.)  s.  Sehr.  KAT.^  85  f.,  wogegen  die 
Stadt  Kition  (Larnaka)  bei  ihnen  Qarti  Hadasti  hiess  {Schrad.  in  SBAW. 
1890  S.  337  ff.).  Über  die  Nationalität  der  ältesten  Bevölkerung  ist 
nichts  Sicheres  zu  sagen.  Ausser  von  den  Phöniken  war  diese  grosse 
Insel  auch  von  griech.  Stämmen  frühe  besiedelt  (s.  Kiep,  A.  Geo.  §  127). 
Wenn  späterhin  von  o'^fts  "»sik  (Jer.  2,  10.  Ez.  27,  6)  im  Plur.  die 
Rede  ist,  1  Macc.  1,  1.  8,  5  sogar  Macedonien  u.  Dan.  11,  30  Italien 
oder  Römer   unter  diesem  Namen  befasst    werden,    so   folgt    daraus 


Gen.  10,  4—6.  177 

nur,  dass  bei  erweiterten  geogr.  Kenntnissen  der  alte  Name  in  er- 
weitertem Sinne  gebraucht,  also  Kittim  auf  andere  westl.  Inseln  u. 
Küstenländer  übergetragen  wurde.  Das  Wort  schon  hier  in  diesem 
jüngeren  Sinn  zu  nehmen,  liegt  kein  Grund  vor,  u.  die  Ordnung  der 
Aufzählung  erlaubt  es  nicht.  0*^37'^]  im  amtl.  Text,  den  auch  Trg,, 
Pei,  u.  Vulg*  ausdrücken;  aber  nach  LXX,  Sam,,  mass.  1  Chr.  1,  7 
(Var.  ö-^m,  vgl.  Mich,  spicil.  1.  11 5  ff.)  u.  nach  inneren  Gründen  ist 
vielmehr  a'^anS  zu  lesen.  Dodanim  erlaubt  keine  annehmbare  Deutung, 
da  Dodona  {Cler.  Mich,,  Ros.  Krück,)  als  vereinzelte,  zudem  binnen- 
ländische Stadt  in  Epirus  hier  überhaupt  keine  Stelle  hat,  die  Dardaner 
aber  {TrgJon,,  Talm,,  Ges.  Kn,  Buns,  Del.)  schon  dem  Namen  nach 
nicht  genau  stimmen,  u.  ein  wirklich  griechisches  Volk,  das  darin 
gesucht  wird,  doch  nicht  darstellen.  Wird  aber  tj'^an'^  gelesen,  so  liegen 
die  Anwohner  des  Flusses  Rhodanus  in  Gallien  {Boch.)  geschichtlich 
u.  geographisch  abseits,  u.  auf  dem  Wege  nur  die  ^Poöioi  (wie  LXX 
auch  Ez.  27,  15  für  pn  ^Podioi  haben)  d.  h.  Rhodus  oder  allgemeiner 
die  rhodischen  Inseln  d.  h.  die  Inseln  des  ägäischen  Meers.  Rhodus 
kennt  schon  Homer  Ui.  2,  654  ff.;  die  Phöniken  kamen  frühzeitig  dorthin 
{Boch.;  Mov.  II,  2.  246 ff.),  sie  lag  auf  ihren  Fahrten  nach  Javan  u. 
weiter  westlich.  Josephus  halte  diesen  4.  Javansohn  gar  nicht  in  seinem 
Exemplar,  u.  Epiphan.,  selbst  ein  Cyprier,  dehnt  Kittim  auch  auf  Rhodus 
aus,  weil  er  dieses  nicht  entbehren  mochte  (adv.  haer.  30,  25).  — 
V.  5.  Da  Vrf.  V.  20  u.  31  jeden  der  andern  Völkerkreise  mit  einer 
Unterschrift  abschhesst  u.  im  Gebrauch  seiner  Formeln  immer  sich  sehr 
gleichmässig  zeigt,  so  erwartet  man  {Hg.  Ew.  Olsh.)  auch  hier  ein 
w  -^w  nW.  Dies  wieder  einzusetzen  ist  um  so  nothwendiger,  da 
nWte  nur  auf  die  •);:  "^aa  V.  4,  nicht  auf  die  ^t:  "^aa  {Kn.,  Wl.  XXI. 
395)  sich  beziehen  kann,  weil  doch  von  Magog,  Madai  u.  a.  unmög- 
lich die  Bevölkerung  der  ö'^t'»  ausgesagt  werden  konnte.  Und  zwar 
müssen,  da  auch  w^is'^Ka  mit  tj^-ian  "»ä«  nicht  zusammen  passt,  vor 
anis-^ita  jene  3  Worte  eingesetzt  werden,  ohne  dass  es  darum  nöthig 
wäre,  o?*!*?? — hWä  als  Glosse  zu  streichen.  Von  diesen  (Javansöhnen) 
aus  haben  sich  abgetrennt  (V.  32)  d.  h.  sowohl  vereinzelt  als  aus- 
gebreitet die  Meeresländer  d.  h.  Inseln  u.  Küstenländer  der  Völker-, 
das  gehört  noch  zu  V.  4;  Vrf.  deutet  an,  dass  es  noch  andere  als 
jene  genannten  u.  seit  alter  Zeit  bekannten  Inseln  u.  Küsten  des 
Westens  gebe,  die  erst  später  als  bevölkerte  oder  besuchte  hervor- 
getreten seien.  Nun  erst  folgt  die  Unterschrift:  [Dies  sind  die  Söhne 
Jefeth's]  nach  ihren  Ländern,  jeder  gemäss  seiner  Sprache,  gemäss 
ihren  Geschlechtem  (Stämmen),  nach  ihren  Völkern,  a]  vgl.  V.  20 
u.  31  (s.  7,  21).  Vrf.  kann  u.  will  die  einzelnen  Länder  u.  deren 
Districte,  die  einzelnen  Völker  u.  Stämme,  welche  die  Jafethiten  um- 
fassen, u.  die  mancherlei  Sprachen,  die  sie  reden,  nicht  alle  aufzählen. 
V.  6—20.  Die  Uamiten  oder  die  südl.  Völker.  V.  6  f.  aus  A.  — 
V.  6  werden  4  Hauptvölker  auf  Ham  zurückgeführt;  die  Ordnung  der- 
selben geht  von  Süd  nach  Nord,  wns]  bei  den  alten  Ägyptern  Ka§, 
Ke§,  zur  Bezeichnung  eines  rothbraunen  Volkes  zwischen  Ägypten  u. 
Abessinien,  nam.  im  Osten  zwischen  Nil  u.  Meer,  gebrauch^  u.  als 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  12 


178  Gen.  10,  6. 

VolksDame  von  den  Nahasi  d.  h.  den  Negern  unterschieden,  wenn  auch 
zuweilen  von  den  Na^si  des  Landes  Ka§  die  Rede  ist  (s.  Lepsius 
Nub.  Gramm.,  S.  XCIff.).  Im  selben  Sinne  (vgl.  Ez.  29,  10)  kommt 
wn»  ausser  2  Chr.  12,  3.  14,  8  ff.  wohl  auch  sonst  im  AT.  (zB.  Jes. 
11,  11.  43,  3.  45,  14  u.  s.)  vor,  ist  aber  von  Jesaja's  Zeit  an  auch 
speciell  Bezeichnung  des  Staates  Napata  (Jes.  18^  1.  20,  3.  37,  9;  s. 
BL.  I.  288ff.),  keilschrifUich  Kusi  genannt  (Sehr.  KGF.  282ff.;  KAT.2 
86  ff.  Del.  Par.  251).  Das  griech.  Wort  Ald-lonsg,  womit  die  dunkel- 
farbigen Menschen  der  südl.  Länder  Afrika's  u.  Asiens  bezeichnet  vviir- 
den,  hat  keinen  ethnoL  Sinn,  wenn  auch  späterhin  Al^ionia  zur  Be- 
zeichnung des  von  Äg.  südlichen  Nillandes  (Her.  3,  114.  Ptol.  4,  7)  ver- 
wendet wurde.  Bei  den  Ägyptern  dagegen  u.  ebenso  hier  in  der  Völker- 
tafel  ist  ein  eig.  %^og  gemeint,  aber  während  dieses  bei  den  Äg.  auf 
das  von  Äg.  südliche  Land,  zumeist  im  Osten  des  NiFs  beschränkt  ist, 
werden  hier  kraft  V.  7  Völker  nicht  blos  Afrika's,  sondern  auch  Asiens, 
also  zu  beiden  Seiten  des  arab.  Meerbusens,  darunter  befasst,  u.  ist 
an  dem  ethnogonischen  Sinn  des  Wortes  nicht  zu  zweifeln  (gegen  Ges, 
th.  673).  Dass  die  Ka§§i  der  Keilschriften  {FdDeL  die  Sprache  der 
Kossäer  1884)  d.  h.  die  Klcöioi  in  Susiane  u.  weiterhin  die  Koößaloi 
im  Zagros-Gebirg  mit  den  bibl.  äg.  Ku§  in  Zusammenhang  stehen,  ist 
wenig  wahrscheinlich  (s.  über  dieses  Volk  iVoW.  in  GGN.  1874  S.  173ff.; 
Sehr.  KGF.  176 f.,  KAT.2  87 f.;  Leps.  Nub.  Gr.  S.  CV;  DeL  Par.  31. 
127ff.;  EMey.  §  129;  Tiele  G.  71;  Opp.  in  ZA.  IIL  422f.;  Hai. 
in  ZA.  IV.  209  ff.),  s.  weiter  V.  8.  s^Ü^f»?]  die  semitische,  wohl  von 
einem  Hyksosvolk  geschöpfte,  aber  ihrer  Bedeutung  nach  noch  nicht 
sicher  erklärte  Benennung  Ägyptens,  phönik.  Mvagcc  (1.  MvßQci)  bei 
Steph.  Byz.  s.  AYyvTtrog,  ass.  Musur,  Musru,  Mi^r  {Sehr.  KGF.  251  f. 
KAT.2  89;  Del.  Par.  308  ff.),  altpers.  Mudrdja,  u.  durch  die  LXX  als 
Meslrem  in's  Kopt.  übergegangen.  Die  Meinung  (Boeh.),  dass  *i2stt  „Um- 
wallung'^  bedeute  u.  Äg.  als  ein  abgeschlossenes  Land  bezeichne,  ruht 
blos  auf  der  Umbiegung  des  Namens  bei  Jes.  19,  6.  37,  35.  (Mich. 
7,  12),  hat  an  Diod.  Sic.  1,  31  (ij  AiyvTcvog  7tavTcc%6-^Bv  (pvavxmg 
l6%vQ(0Tai)  keine  Stüze,  wohl  auch  nicht  an  dem  Festungsgürtel  von 
Pelusium  bis  Klysma  (Ebers  Äg.  86  ff.;  vgl  Brugsch  Gesch.  Äg.  S. 
189).  Die  Ableitung  des  Namens  von  Ramses  (Reiniseh  über  die 
Namen  Ägyptens  1859)  geht  noch  weniger  an.  Andere  (Ges.  th.  815) 
dachten  an  arab.  aram.  ass.  ^SMa  Grenze,  Gebiet  {Ew.  JB.  X.  174  zog 
sogar  syr.  arb.  äth.  ^tö  Land  herbei)  u.  verstehen  die  beiden  Län- 
der. Die  Dualform  (nicht  Locativform,  EMey.  §  42)  des  hehr.  Namens 
bezieht  sich  nicht  auf  die  2  durch  den  Nil  getrennten  Landeshälften 
(Tueh)  oder  die  2  Bergketten  im  0.  u.  W.  des  Landes  (Ä^n.),  sondern 
wahrscheinlich  auf  das  obere  u.  untere  Land,  von  welchen  schon  auf 
den  ältesten  äg.  Denkmälern  immer  die  Rede  ist,  wenn  Gesammt- 
ägypten  umschrieben  werden  soll.  Diese  Dualform  ist  von  den  Mass. 
selbst  da  punctirt,  wo  nur  Unterägypten  verstanden  u.  Oberägypten 
ausdrücklich  davon  unterschieden  wird  (Jes.  11,  11.  Jer.  44,  15).  Der 
griech.  Name  AX-yv7txog  (über  dessen  Ableitung  Vermuthungen  bei 
Reiniseh  a.  a.  0.,  Ebers  Äg.  75  f.  u.  in  Ri.  HWB.  309,  Chabas  Etud. 


Gen.  10,  6.  179 

sur  l'ant  hist.^  119  ff.)  ist  bei  den  Griechen  zunächst  Benennung  des 
Nildeltalandes  gewesen,  aber  bald  auf  Gesammtägypten  ausgedehnt  wor- 
den (Her.  2,  15;  Plin.  18  §  170).  is^b]  kommt  vom  7.  Jahrb.  an 
im  AT.  öfters  vor:  Nah.  3,  9  neben  Ku§  Misraim  Lubim;  Jer.  46,  9 
im  äg.  Heer  mit  Ku§  u.  Ludim,  ähnlich  Ez.  30,  5;  Ez.  27,  10  unter 
den  Söldnern  der  Tyrier  zusammen  mit  Paras  u.  Lud;  Ez.  38,  5  im 
Heergefolge  Gog's  neben  Paras  u.  Ku§;  endlich  LXX  (Mass.  ^^b)  Jes. 
66,  19  als  ferne  Nation  des  Westens.  Die  LXX,  in  äg.  Dingen  von 
Gewicht,  geben  es  in  Jer.  u.  Ez.  mit  Alßvsg  wieder;  Joseph,  deutet 
es  auf  die  Libyer,  die  eine  Gründung  von  OovTtjg  seien,  auch  gebe 
es  einen  Fluss  dieses  Namens  im  Land  der  Mauren,  der  ebenso  wie 
das  ihm  angrenzende  Land  Qovrri  bei  sehr  vielen  griech.  Geschicht- 
schreibem  vorkomme  (vgL  den  sonst  unbekannten  Fluss  ^^ovO-  oder 
Fut  im  westl.  Mauretanien,  Ptol.  4,  1,  3;  Plin.  5  §  13);  dasselbe  wieder- 
holt Hier.  qu.  Dem  Joseph,  folgen  die  andern  Alten.  (BJub.  c.  9  im 
äth.  Text  setzt  Phud  westlich  von  Ku§,  oder  da  der  Name  Misraim 
ausgefallen  ist,  wahrscheinlich  westl.  von  Ägypten.)  Für  die  Erklärung 
durch  Libyer  kann  auch  sprechen,  dass  der  westl.  District  Unter- 
ägyptens, das  s.  g.  Libya  Aegypti,  koptisch  den  Namen  Phaiat  fuhrt 
{Kn.  VT.  296).  An  das  in  allägypt  Texten  oft  vorkommende  Pun 
oder  Punt,  eig.  Pwnt  {Erman  Äg.  667)  ist  nicht  (mit  Ebers  63; 
Merx  im  BL.  V.  20;  Stade  Isaiae  vatic.  Aeth*  1873  S.  9)  zu  den- 
ken^ weil  dieses  nicht,  wie  man  früher  (noch  Glaser  333 f.)  meinte, 
dte  Westküste  von  Arabien  (altäg.  vielmehr  to-nuler  d.  i.  Land  des 
Gottes  Ra  d.  i.  des  Sonnenaufgangs),  sondern  das  Weihrauchland  Ost- 
afrika's,  die  Somäli-Küste  bis  Gap  Guardafui  {Marielle  listes  g^gr.  des 
Pylönes  1875;  Brugsch  Gesch.  110;  Erman  Äg.  674 ff.;  die  Küste 
von  Sauakin  bis  Massaua  will  JKrall  das  Land  Punt  in  den  SB.  der 
Wiener  Ak,  1890,  phil.  bist.  Bd.  CXXI;  die  Seeküste  Nubiens  Hai. 
161),  u.  zugleich  die  weihrauchreiche  Südküste  Arabiens  {Leps,  Nub. 
Gr.  S.  XGVIIff.)  bezeichnet,  wohin  man  nur  zu  Schiff  gelangt e,  Län- 
der u.  Völker  also,  die  wenn  A  sie  kannte,  von  ihm  unter  Kusch  be« 
fasst  wurden,  u.  jedenfalls  nicht  nach  Misraim,  sondern  vor  Kusch  ge- 
nannt worden  wären.  Soldaten  aus  Punt  hatten  die  Ägypter  nie,  u. 
wäre  also  Nal;^  3,  9.  Jer.  46,  9.  Ez.  30,  5  nicht  erklärlich ;  umgekehrt 
libysche  Söldner  im  Dienste  von  Tyrus  (Ez.  27,  10)  haben  im  6.  Jahrh. 
nichts  befremdliches.  Der  Name  Put  kann  fügUch  zur  Zeit  des  Vrf. 
den  Phöniken  schon  bekannt  gewesen  sein,  zumal  wenn  das  ihn  tragende 
Volk  urspr.  mehr  östlich  in  NAfrika  sass,  u.  erst  später  weiter  nach 
dem  Westen  gedrängt  wurde.  Von  den  Putija  der  Naqshi-Rustam- 
Inschrift  des  Darius  ist  wegen  der  Unsicherheit  der  Erklärung  vorerst 
abzusehen  (ZDMG.  XI.  134ff.  u.  XXffl.  217f.;  Spiegel  altpers.  Klinschr.^ 
119).  Über  das  Verhältniss  zu  den  o'^an^  s.  V.  13.  "j^as]  ungewisser  Her- 
kunft. Wenn  von  "/^  yas  abgeleitet,  bedeutet  es  sicher  nicht  die  Unter- 
jochten {KiUel  Gesch.  d.  Hbr.  L  9  f.),  da  die  Phöniken  sich  selbst  933 
benannten,  sondern  Land  u.  Volk  der  Niederung  (Num.  13,  29),  aber 
nicht  im  Gegensatz  gegen  Aram,  dem  man  mit  Unrecht  die  Bedeutung 
Hochland  zuschrieb  {Rosenm.  BAK.  U,  1.  75 ff.;  noch  Ges.  th.  696), 

12* 


180  Gen.  10,  6.  7. 

sondern  urspr.  Name  der  Meeresniederung  u.  ihrer  Bewohner  (Jes. 
23,  11.  $eph.  2,  5),  u.  von  da  auf  das  ganze  westl.  Jordanland  über- 
tragen {Ew.  G.3  I.  340;  BL.  lU.  513ff.;  Kn,  VT.  305ff.)-  Er  er- 
scheint  hier  als  einheimischer  Sammelname  der  ganzen  kenaan.  Be- 
vöikerungsschicht,  mit  Einschluss  der  Phöniken,  u.  war  uralter  Name 
dieses  Volkes:  bei  Sanchun.  (Eus.  pr.  ev.  1,  10,  26)  ist  Osiris  Bruder 
des  Xva,  der  zuerst  <Po/vt|  umgenannt  wurde,  u.  bei  Steph.  Byz. 
heisst  es,  dass  (PoivUti  ursprünglich  den  Namen  Xvä  hatte.  Noch  zu 
Augustin's  Zeit  bekannten  sich  punische  Bauern  als  Chanani  (Aug.  exp. 
ep.  ad  Rom.  13).  Laodicea  ad  Libanum  heisst  auf  Münzen  )9i:i2  bk  ms-ik^ 
Metropole  in  l»s  {Ges,  Mon.  II.  267).  In  der  Tell-Amarna-Correspon- 
denz  (c.  1400  v.  Ch.)  ist  mehrmals  vom  Land  KinaJifii  oder  Land 
der  Kunaha  d.  h.  Kenaanäer  die  Rede  (Zimmern  in  ZA.  V.  147.  153, 
u.  in  ZDPV.  XIII.  143 ff.;  Hai.  RR.  XX  in  REJ.  t.  XX.  475 ff.).  Rei 
den  Ägyptern  kommt  pa  Kanana  iur  den  Süden  Kenaans  vor  (Brugsch 
Gesch.  203.  460;  ßMey.  ZATW.  ffl.  308;  Hai.  in  REJ.  t  XXL  69  f.). 
Phönizien  oder  doch  das  phönikisch-nordsyrische  Küstenland  heisst  bei 
ihnen  Keft,  die  Phöniken  Fenchu,  später  auch  Xaq,  XaX  (Leps.  Nub. 
Gr.  CI;  EMey.  §  180;  Brugsch  208;  Pietschmann  G.  der  Phon.  257; 
XctQ  nach  Hai.  t.  XXI.  65  f.  urspr.  Name  der  Philister).  Die  Assyrer 
begreifen  Phönizien  in  dem  allgemeinen  Namen  mal  Äharri  d.  i.  West- 
land {Sehr.  KAT^  90  ff.).  Den  Grund  davon,  dass  Kenaan  trotz  seiner 
semit.  Sprache  zu  Ham  gerechnet  wird  (s.  auch  9,  20  ff.),  braucht  man 
nicht  im  Nationalhass  seitens  der  Israeliten  zu  suchen  (zB.  Müllenhöff 
in  GGA.  1851,  S.  171;  Sprenger  Geogr.  Arab.  294f.).  Läge  die 
Erinnerung  an  Kenaans  lange  politische  Zugehörigkeit  zu  Äg.,  wie  sie 
aus  den  Tell-Amarna-Briefen  sich  ergibt  {Hai.  in  REJ.  t.  XXL  51  f.) 
zu  Grund,  so  erwartete  man  vielmehr  Kenaan  als  Sohn  des  Misraim  be- 
zeichnet Eher  scheint  sich  das  Bewusstsein  einer  von  der  der  Isr. 
verschiedenen  Herkunft  derselben  darin  zu  spiegeln.  Es  wird  über- 
liefert, dass  sie  aus  sudl.  Wohnsitzen,  vom  erythr.  Meer  her  einge- 
wandert sind  (Her.  1,  1.  7,  89;  Strab.  1,  2,  35.  16,  3,  4;  Justin. 
18,  3;  Dion.  per.  906,  vgl.  noch  BJub.  c.  10).  Durch  die  vorgebrachten 
Gegengründe  {Mov.  Phon.  II,  1.  38  ff.;  Stark  Gaza^  37,  EMey.  §  178) 
ist  die  Werthlosigkeit  dieser  Tradition  noch  nicht  erwiesen.  Nicht 
mehr  als  eine  Vermuthung  ist  es  {Clerm.  Ganneau  in  JA.  Vin,  19 
S.  118),  dass  erst  die  Verpflanzung  von  Bewohnern  der  Küste  des 
pers.  Golfs  nach  §idon  durch  Asarhaddon  im  J.  678  {Tiele  328)  den 
Anlass  zu  der  späteren  Überlieferung  gegeben  habe  (s.  weiter  Bertheau  z. 
Gesch.  d.  IsrL  163 ff.;  Kn.  VT.  311  ff.;  Ew.  G.^  L  343;  Hüz.  Gesch. 
26  f.).  —  Von  dem  Volk  der  Kusch  macht  der  Vrf.  noch  einzelne 
Unterabtheilungen  als  Söhne  u.  Enkel  desselben  namhaft.  V.  7.  Die 
Wohnsitze  dieser  kuschit.  Völkerschaften  sind  nicht  mehr  alle  mit 
Sicherheit  nachzuweisen,  «aol  Ps.  72,  10  neben  «a»  als  fernes  Süd- 
land,  Jes.  43,  3.  45,  14  zugleich  mit  Ag.  u.  Ku§  erwähnt,  wird  nach 
Jos.  ant.  2,  10,  2  fast  allgemein  von  Meroe  verstanden,  u.  die  Ver- 
gleichung  von  Jes.  45,  14  mit  18,  2.  7  (Her.  3,  20.  114)  scheint  diese 
Annahme   zu   empfehlen.     Nun   wird    aber  der   alte   kusch.  Staat  am 


Gen.  10,  7.  181 

Berge  Barkai,  auch  in  seiner  durch  Taharqa  ihm  gegebenen  Ausdeh- 
nung von  Napata  bis  zur  südl.  Insel  Meroe,  von  den  Ägyptern  nie 
Kap  genannt,  u.  erscheint  auch  im  AT.  sonst  unter  dem  Namen  KuS 
(S.  178).  Deshalb  wird  es  sicherer  sein,  unter  Sebd  zunächst  einen 
mehr  ostwärts  von  Napata  am  arab.  Meer  sitzenden  Zweig  der  Kuschiten 
zu  verstehen,  von  dessen  Dasein  to  Uaßamxov  arofia,  Aif&^v  2aß<i 
u.  2(xßal  TtoXig  evfiByi^g  (Slrab.  16,  4,  8.  10)  u.  HcißaatQMov 
Ctoficc  u.  2aßat  nokig  iv  r©  l^ÄovAw©  nokn^a  (Ptol.  4,  7,  7  f.)  noch 
Kunde  geben  (ob  auch  in  einem  äg.  Text,  bei  Brugsch  Gesch.  111, 
die  Hafenstadt  Seba  vorkomme,  ist  zweifelhaft),  u.  den  man  als  eine 
den  Handel  mit  dem  Binnenland  vermittelnde  Völkerschaft  vorstellen 
kann.  Ob  er  auch  weiter  landeinwärts  sass?  Möglicherweise  liegen 
in  Asta-soba  u.  in  Soba,  der  Hauptstadt  des  mittelalterl.  christl.  Reichs 
von  Senaär,  noch  Reste  dieses  Volksnamens  vor  (s.  meine  Abb.  über 
die  Anfänge  des  Axum.  Reichs,  in  ABAW.  1879  S.  183  f.  225).  Von 
den  Sebä  am  Meer  konnten  die  Phöniken  leicht  Kunde  haben.  (Auf 
öebel  §amar  in  Arabien  räth  Glas.  387  fr.).  '^^'^?'!|]  eine  Spur  dieses 
Volkes  glaubt  man  in  dem  Namen  des  %6Xnog  J^vccXlrvig  oder 'Aßakl- 
Tfjg  u.  der  Völkerschaft  *AßalXxcti  an  der  afrik.  Küste  bei  der  Ikleer- 
enge  von  Bab  el  Mandeb  (Peripl.  m.  ery.  7 f.  ed.  Mull.;  Ptol.  4,  7,  10. 
27.  39;  Marcian  Heracl.  1,  2;  Plin.  6  §  174)  finden  zu  dürfen  (Fer- 
rand  le  ^omal,  Alger  1884  p.  11  vermuthet  sogar  noch  in  dem  heu- 
tigen Somali-Stamm  ^Abr  Aouel  einen  Rest  des  Namens).  Die  Ordnung 
der  Aufzählung  würde  dazu  gut  passen.  Da  aber  n^''?n  V.  29  (s.  d.) 
auch  unter  den  Joqt.  Arabern  (vgl.  2,  11.  25,  18),  vorkommt,  so  muss 
man  entweder  2  verschiedene  Havila,  oder  aber  ein  grösseres  an  der 
Ost-  u.  Südküste  Arabiens  verbreitetes  Volk  annehmen,  welches  immer- 
hin auch  an  die  Westküste  NOAfrikas  vorgedrungen  sein  u.  dort  Spuren 
seines  Namens  hinterlassen  haben  könnte,  ^^s^]  die  Deutung  des 
Joseph,  auf  'AatdßaQoi  d.  h.  die  Anwohner  des  Astaboras,  jetzt  Atbara 
(gebilligt  in  Ges,  th.)  scheint  aus  Namensähnlichkeit  errathen  (über 
Zaßax  des  Ptol.  s.  unter  kdd).  Empfehlungswerther  ist  die  Com- 
bination  {Tuch^  Win,  Kn,  a.)  mit  der  alten  arab.  Handelsstadt  Zaßßa^a 
(Peripl.  m.  er.  27;  Ptol.  6,  7,  38;  Strab.  16,  4,  2)  oder  Sabota  (Plin. 
6  §  155;  12  §  63;  ZDMG.  XIX.  253.  XX.  273;  JA.  VD,  4  p.  525), 
Hauptstadt  der  Chatramotitae  (V.  26),  die  60  Tempel  hatte  u.  Em- 
porium  des  Weihrauchhandels  war,  sabäisch  mi^v  geschrieben.  Doch 
wollen  die  Laute  nicht  dazu  stimmen.  An  2dq>d'a  des  Ptol.  6,  7,  30^ 
nahe  der  Westküste  des  pers.  Golfs,  denkt  Glas,  252  f.  riti]j;n]  von 
dem  nachher  »aw  u.  ni  abgeleitet  werden,  wird  Ez.  27,  22  neben 
K^^  als  ein  Handelsvolk,  das  den  Tyriem  Spezereien,  Edelsteine  u. 
Gold  liefert,  benannt.  Die  LXX  geben  es  (in  G«n.,  Chron.)  mit  ^Pty^üd 
(aber  in  Ez.  Pccfifia),  u.  da  Ptol.  6,  7,  14  ein  Piy^ut  oder  'Piyana 
u,  Steph.  Byz.  ein  ^PijyfAa  als  Hafenstadt  am  arab.  Ufer  des  pers. 
Meerbusens  aufüuhren,  so  haben  manche  diese  Deutung  (Boch,  Tuch^ 
Win.  Kn.  Ges.',  Sprenger  §  162  f.;  Glas.  252)  angenommen,  obgleich 
arabisch  die  Stadt  auf  der  Grenze  von  ''Oman  u.  Bahrein  vielmehr 
Rigdm  lautet  (zB.   Tahari  ed.  Koseg.   1.  205),   u.  obgleich  Mnv  bei 


182  Gen.  10,  7. 

A  keinenfalls,  "j-jn  aber  schwerlich  dazu  passt.  Aus  Hal^vy's  sabäi- 
schen  Inschriften  (JA*  VI,  19  p.  1  ff.)  nr.  535,  11  (aus  BeräqiS)  kennt 
man  jetzt  ein  sabäisches  nttn  (ZDMG.  XXX>  122)  in  der  Nähe  von 
)ni  Mein  (nördl.  von  Marib  unter  den  16^  n.  Br.),  wie  auch  in  nr. 
577,  6  (ebenfalls  aus  BeräqiS)  ein  l^n  vorkommt.  Man  wird  dadurch 
auf  das  noch  bei  Strab.  16,  4,  24  genannte  Volk  der  ' Pa(niavitai.  hin- 
gewiesen (schon  in  Aufl.^  vermuthet)  zwischen  den  Mtvaloi  u.  Xarqu- 
(Katltcct.     Rema  (äU^Oj  2  Meilen  südlich  von  §an  ä  {Niebuhr  Arab. 

232.  293)  gehört  nicht  her.  »;>?^ö]  bis  jetzt  nicht  nachzuweisen. 
Von  der  Voraussetzung  aus,  dass  ^iff"}  am  pers.  Meer  wohnte,  verglich 
man  (Boch,  Kn,  a.)  damit,  trotz  des  Lautunterschieds,  2Miiv8a%%  See- 
stadt u.  Fluss  in  Karmanien  (Ptol.  6,  8,  7  f.  11;  Marcian.  Her.  1,  7; 
Steph.  Byz.  u.  Za^v^anvi).  Ohne  Gewicht  ist  auch  das  TrgJon., 
welches  wie  Trg.  der  Chronik  Sabteka  durch  Zingäe  (Zingis  auf  der 
Ostküste  Afrika's)  wiedergibt.  An  ein  afrik.  Volk  zu  denken  {Ges.  th.) 
hindert  die  Reihenfolge.  Denn  schon  die  Ra'ma-Söhne  betreffend,  so 
steht  durch  V.  28  u.  25,  3  ein  arab.  Schebä  u.  Dedän  fest  Ein  afrik. 
Schebä  u.  Dedän  könnte  also  nur  neben  einem  arabischen  behauptet 
werden.  So  Wetzstein  (bei  Del,  Jesaja^  660  ff.),  welcher  das  afriL 
Paar  für  das  allein  bedeutende  erklärt  u.  das  im  AT.  so  oft  erwähnte 
Ilandelsvolk  Schebä,  Dedän  mit  Ra'^ma  zusammen  an  die  Westküste 
des  arab.  Meerbusens  von  Berenice  bis  Deire  u.  weiter  südwärts  setzt 
Allein  seine  Gründe  reichen  nicht  zu.  Allerdings  wurde  viel  Gold, 
Elfenbein,  Sandel-  u.  Ebenholz  aus  den  afrik.-äth.  Häfen  ausgeführt  u. 
war  das  alte  Berberland  einst  durch  seine  Wohlgerüche  hochberühmt. 
Aber  derartige  Produkte  waren  nicht  Mos  afrikanisch,  u.  mit  afrik. 
Produkten  konnten  auch  arab.  Völker  handeln,  »aw]  die  Sabäer  kom- 
men im  AT.  oft  genug  vor  als  ein  fernes  reiches  Volk  u.  Land,  dessen 
Schätze  Gold,  Edelsteine,  Wohlgerüche,  nam.  Weihrauch  u.  Gassia,  sie 
theils  selbst  (Ij.  6,  19),  theils  durch  andere  Stämme  (Jes.  60,  6)  dem 
Norden  zuführen  (1  Reg.  10,  Iff.  Jo.  4,  8.  Ps.  72,  10.  Jer.  6,  20.  Ez. 
27,  22.  38,  13.  Jes.  60,  6),  indem  sie  gelegentUch  auch  Sklaven  von 
dort  nehmen  (Jo.  4,  8).  Damit  treffen  zusammen  die  Schilderungen 
der  alten  Geographen  von  den  Sabäern  im  südwestl.  Arabien  mit  der 
Hauptstadt  Mariaba  oder  Saba  (s.  über  deren  Ruinen  JA.  VII,  3.  Iff.; 
vgl.  auch  Glaser  Skizzen  der  Gesch.  Arab.  S.  33),  3  Tagereisen  von 
^an'ä  (Agatharch,  p.  61ff.;  Strab  16,4,  2.19;  Diod.  3,  45 ff  Plin. 
6  §  154  f.),  wenn  dieselben  auch  zum  Theil  übertreiben  u.  verall- 
gemeinern; es  wird  ausdrücklich  gemeldet,  dass  sie  sowohl  mit  ein- 
heimischen, als  mit  äthiop.  (afrik.)  u.  indischen  Erzeugnissen  handelten. 
Sie  waren  der  Mittelpunkt  einer  allen  südarab.  Bildung,  von  deren 
einstigem  Dasein  die  sahäischen  Inschriften  u.  Baudenkmäler  genug  Kunde 
geben.  Nur  um  so  merkwürdiger  ist,  dass  dieses  hochberühmte  Volk 
hier  als  Sohn  des  Ra^na,  also  als  jüngeres  Volk  erscheint;  das  beweist 
für  alte  und  gute  Information.  Nun  ist  freilich  der  Name  Sabäer  weit 
verbreitet  gewesen.  Zwar  ob  die  »ab  in  Afrika  Verwandte  waren,  ist 
zweifelhaft,  aber  in  Arabien  selbst  finden  sich  allenthalben  Spuren  ihres 
Namens  (Mafinert  Geogr.  VI,  1.  66),  auch  auf  der  ostarab.  Küste  (tCn, 


Gen.  10,  7.  183 

VT.  265);  Scenitae  Sabaei  erwähnt  Plin.  6  §  151;  von  Sabäern  mit 
Nabatäern  zusammen  spricht  Strab.  16,  4,  21;  auch  Ij.  1,  15  erschei- 
nen sab.  Beduinen  in  der  Nähe  von  Ausitis.  Da  weiter  die  Sabäer  wie 
unter  den  Kuschäern,  so  unter  den  Joqtaniern  u.  den  Qeturäem  vor- 
kommen (10,  28.  25,  3),  so  wollte  Kn,  3erlei  Sab.  annehmen  (V.  7 
die  von  'Oman,  28  die  berühmten  von  Jemen  u.  25,  3  die  syrischen). 
Allein  dass  25,  3  keine  andern  als  hier  Y.  7  gemeint  sind,  beweist 
ihre  Verbindung  mit  Dedän,  u.  die  Localisirung  der  kusch.  Sab.  nach 
'Oman  hat  keinen  zureichenden  Grund;  dass  die  Sprache  der  be- 
rülimten  Sab.  semitisch  war,  hindert  nicht  ihre  Einordnung  in  Kusch 
(S.  168).  Vielmehr  versteht  sich  von  selbst,  dass  ein  Volk  mit  solchem 
ausgedehnten  Handel  überall,  am  Meer  u.  an  den  Karawanenstrassen, 
Stationen  u.  Verbündete  hatte  u.  mit  diesen  sich  auch  mischte,  dem- 
nach leicht  genealogisch  verschieden  eingegliedert  werden  konnte.  Über 
die  »ati  u.  yr^  in  den  Keilschriftberichten  s.  Sehr.  KAT^  92.  145 ff. 
yr!\\  bei  LXX  JotöctVj  Jedctv  (aber  in  Jes.  Jer.  Ez.  JaiSav),  Gen.  25,  3 
zu  den  Qe^uräern  gerechnet,  erscheint  noch  Ez.  38,  13  neben  »n^  als 
wichtigstes  Handelsvolk;  es  liefert  kostbare  Decken  nach  Tyrus  Ez. 
27,  20;  von  seinen  Karawanen  spricht  Jes.  21,  13;  mit  Edomitem  u. 
andern  Stämmen  des  v^rüsten  Arabiens  ist  es  zusammengenannt  Jer. 
25,  23.  49,  8;  als  Grenzvolk  Edom's  Ez.  25,  13.  Auch  hier  wieder- 
holt sich  die  Frage,  ob  überall  dieselben  oder  verschiedene  Dedän 
(ältere  u.  jüngere)  gemeint  sind.  Da  man  rtöm  'Piyfca  am  pers.  Meer 
setzte  u.  die  Ez.  27,  15  im  mass.  T.  (LXX  haben  p*»)  dem  Dedän  zu- 
geschriebenen Waaren  für  indisch  hielt  (s.  aber  Wetzst.  a.  a.  0.  662), 
wollte  man  (seit  Boch,  u.  JDMich.)  gewöhnlich  das  kusch.  Dedän  eben- 
falls am  pers.  Meer  suchen  u.  in  Däden  {Ges.  th.  322),  einer  der 
Balirein-hiseln,  einen  Rest  des  Namens  erkennen  {Tuchj  Win,,  Ges., 
Spreng,  §  148).  Aber  zu  der  Annahme  eines  besondem  kusch.  Dedän 
zwingt  nichts.  Nach  allen  andern  Stellen  finden  sich  die  Dedän  im 
nordwestlichen  Arabien  in  der  Gegend  von  Khaibar,  el-'Ulä,  el  Ijli^r, 
an  einem  Knotenpunkt  der  Handelsstrassen  von  Süd-,  Ost-  u.  Gentral- 
arabien  {Glas,  397),  u.  ist  wohl  noch  eine  Spur  von  ihnen  erhalten 
in  der  Buinenstadt  Daidän,  westl.  von  Taimä,  südöstl.  von  Aila  {Eus, 
onom.  p.  251  Lag.,  u.  Wetzst,  a.  a.  0.  664  f.).  Dass  sie  aber  auch 
an  der  südl.,  östl.  u.  nördl.  Handelsstrasse  Stationen  hatten,  ist  voraus- 
zusetzen. Möglich  ist  sogar,  dass  sie  urspr.  weiter  südlich  gesessen 
haben.  In  den  sab.  Inschriften  kommen  sie  ebenfaUs  vor  {Mordtm, 
u.  Müller  sab.  Denkmäler  1883,  S.  28;  Glas.  397  ff.).  Zur  nach- 
exil.  Zeit  verschwinden  sie;  an  ihre  Stelle  treten  (s.  Tuch)  die  Gerrhäer 
(im  W.  des  pers.  Meerbusens),  u.  werden  von  den  class.  Schriftstellern 
als  die  reichsten  Araber  ebenso  mit  den  Sabäern  zusammen  genannt, 
wie  die  Bibel  Dedän  u.  Schebä  verbindet.  —  Mit  V.  7  sind  die  An- 
gaben des  A  über  Qam  abgeschlossen  u.  reihte  sich  daran  ursprüng- 
lich V.  20.  Was  dazwischen  steht,  V.  8— 19,  stammt  aus  C.  — 
V.  8 — 12  von  Kusch  leiten  sich,  durch  Nimrod  vermittelt,  die  Reichs- 
gründungen am  Eufrat  u.  Tigris  ab.  'i'^taa]  in  Abweichung  von  den 
vna  ""aa  bei  A  stellt  N.  nicht  ein  Volk,  sondern  eine   (freilich  sagen- 


184  Gen.  10,  8.  9. 

hafte)  Person  dar,  mit  welcher  sich  dunkle  Erinnerungen  an  die  An- 
fänge einer  Herrschaftsbildung  in  den  genannten  Gegenden  verknöpft 
haben.  Der  Name,  in  LXX  NsßQcid,  nur  noch  Mich.  5,  5  auf  Grund 
unserer  Stelle  erwähnt,  wird  den  Isr.  den  Gedanken  eines  „Empörers*' 
^T^ö)  gegen  Gott  nahe  gelegt  haben  (Äud.  394f.;  Wl.  Comp.  309  f.). 
Ober  den  urspr.  Laut  u.  Sinn  desselben  weiss  man  nichts.  Ganz  will- 
kührlich  ist  die  Annahme  einer  Umbildung  aus  Nammirri  (Lag,  Arm. 
Stud.  §  1605);  auch  aram.  Umformung  aus  Marduk,  dem  Namen  des 
Hauptgottes  von  Babel,  (Wl.  Comp.  309  f.)  ist  weit  hergeholt  In 
der  Keilschriftliteratur  ist  Nimrod  bisjetzt  nicht  nachgewiesen.  Seine 
Identität  mit  Izdubar,  dem  altbabyl.  Sonnenheros  (Smith-Del,  chald. 
Gen.  150 fif.  311  f.;  Haupt  Sintfl.-Ber.  1881  S.  5.  23,  vgl.  Sehr.  KAT.2 
92  f.)  ist  nichts  als  freie  Yermuthung,  u.  darum  auch  die  Combination 
des  Namens  mit  Marad,  der  Stadt  des  Gottes  Izdubars  (Del,  Par.  220) 
u.  andere  ähnliche  Ableitungen  (zB.  von  Hai,  in  ZA.  II.  397  fr.)  ohne 
Belang.  In  Ägypten,  zur  Zeit  der  22.  Dynastie,  kommt  bei  Ange- 
hörigen derselben  häufig  ein  Nmrt  oder  Nmrth  geschriebener  Name 
vor:  man  fand  darin  Nimrod  u.  vermuthete  assyr.  Ursprung  der  Dynastie 
(Oppert  GGA.  1876  S.  868;  Maspero-Pie.  335 f.;  Brugsch  Gesch.  645. 
650.  681  ff.).  Seit  aber  LStem  (AAZ.  BeU.  1882,  4  Juni,  S.  2266) 
den  libyschen  Ursprung  der  Dynastie  nachgewiesen  hat,  dürfte  Nmrth 
eher  für  ein  lib.  Wort  gelten.  Aber  daraus  folgt  noch  lange  nicht, 
dass  Nmrth  =  Nimrod,  u.  dass  die  äg.  libysche  Sagengestalt  des  Jägers 
Nimrod  zwischen  J.  943 — 735  aus  Afrika  zu  den  Isr.  gekommen 
(EMey  in  ZATW.  VIII  47  ff.)  u.  von  diesen  erst  nachträglich  (Bud, 
390  ff.  303  f.)  mit  Kusch  u.  Babel  in  Verbindung  gebracht  sei.  Vorerst 
muss  man  sich  daran  genügen  lassen,  dass  für  die  Hebr.  König  u.  Volk 
der  ersten  Reichsgründnng  in  dem  Gewaltigen  u.  Jäger,  Nimrod,  per- 
sonificirt  ist.  Dass  er  zu  Kusch  gerechnet  ist,  ist  in  der  verschieden- 
sten Weise  gedeutet  worden.  Während  man  früher  an  eine  Colonisa- 
tion  Babels  von  Meroe  aus  (zB.  noch  Tuch)  oder  an  die  Einwanderung 
eines  afrik.  Kusch  (Brugsch  äg.  Volk.  Taf.  77)  dachte,  begnügten  sich 
andere  (zB.iTn.  VT.251ff.  349  ff;)  mit  der  Annahme  asiatischer  Kuschiten 
an  der  Küste  des  erythräischen  Meeres  im  weitesten  Sinn  des  Worts, 
oder  auch  Hess  man  (Leps,  Nub.  Gr.  CHI  ff.  CVU;  Ebers  ZDMG.  XXXV. 
213 ff.;  Glas,',  Hommel  in  Neue  kirchl.  Zeitschr.  H.  886 f.)  die  Kuschiten 
erst  von  dort  aus  nach  NOAfrika  einwandern.  Andererseits  neigen  sich 
jetzt  manche  (Sehr.  KAT.2  87 f.;  EMey.  §  140)  der  Ansicht  zu,  dass 
der  Kuschite  Nimrod  mit  dem  hamitischen  Kusch  gar  nichts  zu  thun 
habe,  sondern  auf  einer  dunkeln  Erinnerung  an  die  Ka§§u  der  Keil- 
schriften (s.  zu  V.  6),  näher  an  die  Herrschaft  der  kassitischen  Dynastie 
in  Babylonien  (Tiele  69f.  104f.;  EMey,  §  140ff;  MürdL-Del.  88f.) 
ungefähr  in  der  Zeit  von  1726-— 1150,  bez.  1502—1258  beruhe. 
Dann  hätte  wis  hier  eine  andere  Bedeutung,  als  sonst  überall  im  AT. 
(über  Gen.  2,  13  s.  d.),  u.  läge  eine  Verwechslung  von  2erlei  ws  vor. 
Eine  sichere  Entscheidung  lässt  sich  zur  Zeit  nicht  geben,  er  fieng  an 
(6,  1.  9,  20.  4,  26),  ein  Gewaltiger  auf  der  Erde  zu  sein]  der  Begriff 
des  "^äa  ist  ein  weiter,  man  erwartet  eine  Erklärung;  eine  solche  kommt 


Gen.  10,  9.  10.  185 

V.  10,  durch  ;  cons.  angeknüpfL  Hiernach  war  er  ein  '^^  als  Gewalt- 
haher,  Tyrann  (Ps.  52,  3),  der  durch  Kraft  u.  Zwang  ein  Reicli  gründete; 
die  Staatenbildung  fieng  von  ihm  an,  eine  neue  Richtung  in  der  Mensch- 
heit. Vgl.  4, 17flf.  9,20.  Zwar  gibt  auch  V.  9  eine  Erklärung,  be- 
stimmt ihn  als  *i^^  "^a^,  als  Helden  im  Jagen,  gewaltigen  Jäger,  aber 
das  ist  etwas  so  specielles,  dass  die  allgemeine  Bezeichnung  V.  8  da- 
mit nicht  erschöpft  sein  kann.  Wenn  nun  V.  10  nicht  etwa  mit  „er 
war  auch  ein  '^ia  im  Herrschen",  sondern  mit  „u.  seines  Reiches  Anfang 
war'^  fortgefahren  wird,  so  ist  deutlich,  dass  V.  9  den  Zusammenhang 
zwischen  8  u.  10  unterbricht  u.  nur  zwischeneingeschoben  ist  In 
Verkennung  dessen  hat  man,  um  einen  Zusammenhang  zwischen  9  u. 
10  festzuhalten^  die  Jagd  als  Menschenjagd  verstehen  wollen  (Herder  a.), 
aber  nicht  nach  dem  Sinn  des  Textes.  Die  eingeschaltete  Notiz  geht 
auf  den  Volksmund  zurück.  *ito»'?  1?"^?]  ist  auch  sonst  die  Formel, 
mit  der  man  sich  auf  Geschriebenes  (Num.  21,  14)  oder  allgemein 
Bekanntes,  Sprichwörtliches  beruft  (1  Sam.  19,  24.  10,  12.  Gen.  22, 14). 
Also  ist  aber  auch  tijnj  •'s^V  aus  dem  Volksmund  genommen,  u.  drückt, 
wie  ö'^J^Vk^  Jon.  3,  3  u.  r§5  &s^  Act  7,  20,  nur  den  Begriff  „gött- 
lich gross"  auS;  etwas  was  Gott  selbst  für  einzig  in  seiner  Art  aner- 
kennen muss  [Boch.  Ros.  Ew,  Kn.  Del.)  vgl.  Ps.  36,  7.  104,  16; 
nicht  aber:  in  Gott  trotzender  Weise  {Ke.;  Bud.  393).  Zu  beachten 
ist  '"^"^  in  einer  Phrase,  wo  ö'^ri^K  genügt  hätte;  so  geläufig  war  zu 
gewissen  Zeiten  im  Volksmund  dieser  Gottesname.  Jagd-  u.  Krieger- 
leben hängen  zusammen;  seit  ältesten  Zeiten  war  die  Jagd  eine  Lieb- 
haberei der  Grossen  (Boch.,  Perizonius  orig.  Babyl.  p.  234 f.);  bei 
den  Persern  war  sie  unter  die  Erziehungsmittel  derselben  aufgenommen. 
Speciell  beweisen  die  Monumente,  wie  viel  sich  die  ass.-babyl.  Herr- 
scher mit  der  Jagd  beschäftigten,  ja  wie  dieselbe  sogar  in  den  ass.-bab. 
Göttermythen  eine  hervorragende  Stelle  einnimmt  So  wurde  das  Ur- 
bild dieser  Herrscher,  Nimrod,  auch  nach  dieser  Seite  hin  leicht  Gegen- 
stand der  Sage.  Über  ein  vermeintliches  syrisches  Analogon  zum  Jäger 
Nimrod  (WL  Prol.  S.  X;  533f.)  s.  jetzt  WL  Comp.  310.  (Über  die 
späteren  Formen  der  Nimrodsage,  die  auf  Gombination  theils  mit  der 
Erzählung  Gen.  11,  1  ff.,  theils  mit  dem  Mythus  vom  Orion  beruhen, 
s.  Boch.,  Tuch.  Kn.  VT.  347,  u.  die  RWBücher).  Ob  die  Isr.  Nimrod 
zuerst  als  Jäger  oder  als  Staatengründer  kannten,  können  wir  nicht 
mehr  ausmachen,  u.  der  (von  Bud.  218.  390  ff.),  versuchte  Nachweis, 
dass  weil  der  Jäger  älter  sei,  auch  V.  9  älter  als  8.  10  f.  sein  müsse, 
von  J^  stamme  u.  sich  urspr.  an  6,  4  angeschlossen  habe,  während 
V.  8.  10 — 12  von  J2  seien,  steht  in  der  Luft  —  V.  10.  Sein  an- 
fängt Königthum  umfasste  4  Städte  im  Lande  ^^av,  im  Gegensatz  zu 
der  Eweiterung  desselben  V.  11  f.  *^:fi^]  LXX  2sv(v)ccaQ,  umfasst,  wie 
schon  Boch.  u.  JDMich.  festgestellt  haben,  mit  Ausschluss  Mesopota- 
miens, das  eigentl.  Babylonien,  das  babyl.  Iräq  der  Araber  (s.  Tuch-, 
Ges.  th.).  Viele  wollen  ^»aiö  als  eine  dialektisch  variirte  Aussprache 
des  aus  den  bab.-ass.  Inschriften  bekannten  Sumir  oder  Sumer  (Name 
des  südl.  Babyloniens,  im  Gegensatz  gegen  Akkad  als  den  nördl.  Theil) 
verstehen    {Del.  Par.  198;   Ptiaupt  in  GGN.   1880  S.   526 f.;  Sehr. 


186  Gen.  10,  10.  11. 

KGF.  533  f.  KAT2  118  flf.),  so  dass  von  den  Hebräern  der  urspr.  Name 
für  Süd-Babyl.  auf  ganz  Babyl.  übertragen  wäre;  aber  diese  Gleich- 
stellung ist  lautlich  unwahrscheinlich  (s.  ZKSF.  IL  419;  Halevy  in 
Rev.  Grit  1883  p.  44).  Halevy  schlägt  vor  ^?  "^att?  die  2  Städte. 
In  einem  Brief  (aus  Teil  Amarna)  des  Königs  von  AlaSija  in  Mesopo- 
tamien an  Amenophis  IIL  findet  sich  für  Babylonien  Sanhar  =  ^3>Dtt?, 
im  Mund  der  nördl.  Semiten  {HaL  in  JA.  Vni,  12  S.  507  f.).  Dass 
auch  bei  den  Ägyptern  Sangrl  lur  §umer  vorkomme  {Brugsch  äg. 
Volk.  Taf.  45),  ist  noch  zu  beanstanden.  Nur  in  Babylonien  können 
Nimrod's  4  Städte  gesucht  werden.  Über  Babel  s.  11,  1  flf.  ??;?«] 
LXX  '0^1^,   vom    Trg.  jer.y  Ephr.,  Hieron,,    Win,   falsch  auf  ^fnho] 

Edessa,  von  Boch,  Schullh.  Ges.  Tuch  auf  Arecca  am  untern  Tigris 
auf  der  Grenze  von  Susiana  (Ptol.  6,  3,  4;  Amm.  Marc.  23,  6,  26) 
gedeutet,  ist  vielmehr  'Oqxoti  der  Alten  (Ptol.  5,  20,  7;  Kn,),  das 
heutige  Warka  am  linken  Ufer  des  untern  Eufrat,  wo  neuerdings  eine 
Masse  alter  Thonsärge  u.  altbabyl.  Inschriften  entdeckt  wurden  {Loftus 
trav.  in  Chald.  and  Susiana  162 ff.);  einheimisch  üruk  {Arku)  genannt, 
Hauptort  der  Göttin  Nanä,  einer  der  ältesten  Sitze  der  bah.  Gultur 
{Del.^  Par.  221  AT.  Sehr.  KAT^  94f.;  EMey.  §  129f.).  n»»]  LXX 
AQ%ad,  über  welches  die  Alten  u.  die  Neuen  bis .  herab  auf  Kn.  völlig 
im  Dunkeln  waren  (s.  Tuch,  Win,  Ges),  von  Kn,  mit  '-^xxiJti;,  eine 
Strecke  nördl.  von  Babel,  erläutert,  ist  durch  die  Keilschriften  .jetzt  so 
weit  aufgehellt,  als  in  ihnen  nicht  blos  ein  Land  Akkad,  sondern  auch 
als  alter  Königstitel  i,König  der  Sumiri  u.  Akkadi''  vorkommt,  den 
selbst  die  jüngeren  assyr.  u.  bab.  Könige  sich  noch  beilegten;  u.  zwar 
ist  Akkad  die  Bezeichnung  von  Nord-  oder  Oberbabylonien  (s.  zu 
^ys»).  Auch  als  Stadtname  ist  Akkad  jetzt  in  einer  von  Rassam  in 
Abu-Habba  ausgegrabenen  Inschrift  Nebucadnezars  I.  (V  Rawl.  55  f.) 
gefunden  (ßchrad,),  aber  die  Lage  der  Stadt  noch  nicht  nachgewiesen: 
die  Identität  von  Akkad  mit  Agane  oder  Ägade  (GSmith  Ass.  Disc. 
225;  Del,  Par.  198;  EMey,  §  130),  ist  sehr  fraglich  {Sehr,  KAT.2 
95 f.;  Tiele  76).  naVs]  LXX  XaXawri  (zu  unterscheiden  von  dem 
syr.  "ia^ö  Jes.  10,  9;  ob  auch  von  ^s^jö  Am.  6,  2?),  inschriftlich  noch 
nicht  gefunden,  wird  gewöhnlich  (nach  Trg.  jer.,  Ephr.  Euseh.  Hieron,) 
ohne  guten  Grund  auf  Ktesiphon-Seleucia  am  Tigris,  von  GRawlins. 
nach  dem  Talm.  auf  Nippur  (NiflTer)  gedeutet  Über  eine  andere  Ver- 
muthung,  wonach  es  identisch  wäre  mit  Zirldb  oder  Kulunu  {Del, 
Par.  225;  Halevy  in  Rev.  Grit  1883  p.  44)  s.  Sehr,  KAT.2  95. 
Tiele  86.  —  V.  11.  Aber  nur  der  Anfang  seines  Königsthums  war 
in  §in*^ar;  von  da  dehnte  er  seine  Herrschaft  nach  Assyrien  aus.  Das 
ist  die  zweite  wichtige  Nachricht,  welche  durch  die  neueren  Forschungen 
insoweit  bestätigt  wird,  als  Assyrien  politisch  wie  in  seiner  ganzen 
Cultur,  Schrift  u.  Religion  von  Babylonien  abhängig  war.  Dass  zu 
K2t;  Nimrod  Subj.  u.  '^wk  Acc.  der  Richtung  (Gen.  27,  3.;  Dt.  28,  68. 
1  Reg.  11,  17.  22,  37.  Hos.  7,  11  u.  s!)  sei  {Boch.  Cler.,  deW., 
Tuch  u.  die  meisten  Neueren),  erfordert  der  Gegensatz  gegen  ^"^w»!? 
V.  10  (vgl.  Mich.  5,  5).  Freilich  läge  näher,  *ivi»  als  Subj.  zu  nehmen 
(die  alten  Übers,  ausser  TrgJon.,  Lulh.  Calv.  bis  auf  Schu,  Bohl.,  auch 


Gen.  10,  11.  12.  187 

Olsh.,  deGoeJe,  Opperl  in  GGA.  1876  S.  877  f.,  Halevy),  aber  dann 
würde  der  Gegensatz  zu  m*^»«*!  fehlen,  u.  wäre  zugleich  ^i»»  in  un- 
gewöhnlicher Weise  personificirt.  Vielmehr  aber  ist  Assur  im  Gegen- 
satz gegen  ^"svo  hier  (wie  2,  14)  im  geogr.  Sinn  gemeint.  Nicht  im 
politischen  {Tuch)\  denn  die  hier  aufgezählten  Städte  liegen  nicht  im 
assyr.  Reich  zerstreut,  sondern  in  einem  beschränkteren  District,  auf 
der  Ostseite  des  Tigris,  oberhalb  der  Mündung  des  grossen  Zäh  {Sehr, 
KAT^  96  ff.).  ".•!?•*?]  LXX  Nivsvt,  hier  im  engern  Sinn,  assyr.  Ninua, 
auch  Nind,  lag  auf  dem  östl.  Ufer  des  Tigris,  dem  heutigen  Mosul 
gegenüber,  da  wo  jetzt  das  Dorf  Kujundschik  u.  Nebi  Junus  ist;  dort 
sind  die  Paläste  von  Sanherib,  Asarhaddon  u.  Asurbanipal  wieder  ent- 
deckt worden,  s.  Genaueres  darüber  bei  Schrad.  KAT.^  99  f.  u.  in 
Ri.  HWB.  1086  ff,  w  ^ah'?]  eig.  die  waten  Stadtplälze  oder  Stadt- 
markte  hat  mit  ^t^5)^  ^älrj  (36,  37)  nichts  zu  thun,  muss  vielmehr 
seinem  (übrigens  rein  hebr.)  Namen  nach  eine  Art  Vorstadt  zu  dem 
einen  oder  andern  Theile  der  Grossstadt  gewesen  sein,  kann  aber  seiner 
Lage  nach  bis  jetzt  nicht  näher  bestimmt  werden.  Genaueres  will 
Del.  Par  261  vermuthen.  rt\s]  früher  in  KaXa^Yivri,  einer  der  assyr. 
Ebenen  (Strab.  16,  1,  1.  11,  14,  12;  Kahi%ivri  Ptol.  6,  1,  2)  gesucht, 
ist  vielmehr  das  Kalhu  der  Inschriften,  um  1300  von  Salmanassar  I. 
erbaut,  von  Asumäsirhabal  (883 — 859)  neu  gegründet  u.  zur  königl. 
Residenz  erhoben;  es  lag  da,  wo  heute  Dorf  u.  Hügel  Nimrud  sind, 
u.  die  Paläste  von  Asumäsirhabal,  Salmanassar  IL,  Tiglathpilesar  II  (lll), 
Asarhaddon  blosgelegt  wurden,  im  südlichsten  Winkel  des  durch  Tigris 
u.  Zäi)  gebildeten  Dreiecks  {Sehr.  KAT.2  97  f.  u.  bei  Ri.  HWB.  1089 ff.); 
zu  unterscheiden  von  rhn  2  Reg.  17,  6.  18,  11.  iH  LXX  ^«(fif 
lön,  nur  hier  erwähnt,  inschriftlich  noch  nicht  gefunden  (doch  s.  Sehr. 
KAT.2  100;  Del  Par.  261;  Tiele  90),  aber  weil  zwischen  Nineve  u. 
Kelach  liegend,  zwischen  Nimrud  ü.  Kujundschik  zu  suchen.  Nach 
Lautähnlichkeit  haben  Boch.  u.  a.  das  Larissa  des  Xenoph.  anab.  3, 
4,  7  verglichen.  Das  folgende  »iVnan  ^^m  »in  kann  sich  nicht  auf 
Resen  beziehen,  da  von  der  grossen  Stadt  Resen  sonst  nichts  bekannt 
ist,  vielmehr  "jö*!  selbst  unmittelbar  vorher  durch  die  Bestimmung  seiner 
Lage  zwischen  Kelach  u.  Nineve  als  minderbedeutend,  denn  die^e, 
bezeichnet  ist,  sondern  »iJi  muss  auf  alle  die  viere  zugleich  oder  auf 
ft^s"^?  mit  den  3  andern  zusammen  sich  beziehen  {RawL,  Jones,  Kn. 
Ew.  Del.  a.),  wornach  dann  auch  die  Trennung  der  V.  11  u.  12  zu 
beseitigen  ist.  Nineve  im  engern  Sinn  mit  den  3  andern  zusammen 
bildet  die  (bes.  von  Sanherib's  Zeiten  an  Nineve  schlechtweg  genannte) 
Grossstadt  (Jon.  1,  2.  3,  2.  4,  11).  Diod.  2,  3  nach  Ktesias  beschreibt 
sie  als  ein  länglichtes  Viereck,  dessen  Länge  150,  Breite  90  u.  Um- 
fang 480  Stadien  (24  Stunden)  maass;  vgl  Jon.  3,  3.  Dass  aber 
dieses  von  den  Späteren  beschriebene  Grossnineve  (worüber  Tueh  de 
Nino  urbe,  Leipz.  1845)  damals,  als  diese  Aufzeichnungen  hier  ge- 
macht wurden,  schon  seinen  vollen  Umfang  hatte,  ist  nicht  wahrschein- 
lich: wenigstens  die  nördl.  vom  eigentl.  Ninua  an  dem  Flüsschen  Khoser 
gelegenen  Ruinen  von  Khorsäbäd,  der  durch  die  Bauten  Sargon's  be- 
rühmt gewordenen  Nordstadt  Grossnineve's,  sind  hier  noch  nicht  be- 


188  Gen.  10,  12.  13. 

rücksichtigt  (Sehr.  101  f.).  Über  das  allmShlige  Zusammenwachsen 
Grossnineve's  aus  verschiedenen  Städten  zeigt  sich  Vrf.  wohl  unter- 
richtet; aber  an  die  älteste  (erst  seit  dem  14.  Jahrb.  von  Nineve  über- 
flügelte) Reichsbauptstadt  Asur  (Qaf  at  §ergha)  am  wesll.  Tigrisufer, 
südl.  von  Kelach,  u.  an  so  genaue  Daten,  wie  über  die  Erbauung  von 
Kelach  durch  Salmanassar  I.  hat  er  keine  Erinnerungen  mehr.  Eine 
Auseinandersetzung  seiner  Nachrichten  mit  den  Angaben  von  der  Er- 
bauung Nineve's  oder  auch  ßabel's  durch  Ninus  u.  Semiramis  (Kn, 
VT.  3460*.)  ist  nicht  mehr  nöthig,  da  das  Gerede  von  Nin.  u.  Sera, 
erst  aus  den  Zeiten  des  Perserreiches  stammt  u.  in  der  Hauptsache 
mythologische,  nicht  geschieht!.  Unterlagen  hat  (Lenornu  Legende  de 
S^i&iramis  1873).  Nineve  ist  nicht  von  Ninus  abgeleitet,  sondern  Ninus 
ist  der  personificirte  Name  der  Stadt;  über  das  Etymon  von  Ninua  hat 
man  blos  Yermuthungen  {Sehr.  102).  —  V.  13.  Die  Namen  der  Söhne 
MUraim's  sind  meist  noch  immer  dunkel  (trotz  Halevy  RB.  VÜI.  163 
u.  de  Roehemonieix  im  JA.  VIII,  12  S.  199—204).  ö-^-ji^]  sonst  im 
Sing.  '^\  als  Bogenschützen  im  Heere  der  Ägypter  oder  Tyrier  Jer. 
46,  9.  Ez.  27,  10.  30,  5  in  der  Regel  neben  Ku§  u.  Put,  u.  Jes.  66,  19 
unter  den  fernsten  Völkern  (im  mass.  T.  wieder  als  Bogenschiessende), 
erwähnt.  Von  ägyptisirten  semit.  Lydiem  an  der  NO.Grenze  Ägyptens 
(Kn.)  weiss  die  Geschichte  nichts  (s.  V.  22);  die  angebliche  Benen- 
nung Rutu,  Reih  d.  h.  Menschen,  die  die  Äg.  sich  selbst  beilegten 
(Brugsch  geogr.  Inschr.  II.  89;  Ebers  96)  gehört  nicht  hieher,  wo 
man  vielmehr  ein  Nebenvolk  der  Äg.  erwartet;  ohnedem  ist  das  Wort 
nicht  Retu,  sondern  Romel  zu  lesen  (Erman  Äg.  56);  die  Deutung 
Libyer  (Hilz.,  der  dann  aus  tj'^a^V  u.  ö'^anV  Nubier  macht;  Stade  Javan 
S.  6  f.,  der  hier  u.  Jer.  46  ö'^'ii^  in  isr^s^h  corrigirt)  ist  zu  gewaltsam 
(s.  Ges.  th.  746);  die  Combination  mit  dem  an  den  Syrten  sesshaften 
grossen  Berberstamm  der  Lewäta  {Mov.  Phon.  II,  1.  3770".,  de  Goeje 
254)  hat  gegen  sich,  dass  dieser  Name  vor  dem  6.  Jahrb.  n.  Chr.  bis 
jetzt  nicht  nachgewiesen  ist.  Immerhin  aber  ist  ein  Volk  des  westl. 
Unterägyptens  oder  an  der  Grenze  davon  zu  vermuthen,  wie  denn  auf 
den  äg.  Denkmälern  neben  den  hellfarbigen  Temchu  im  westl.  Delta 
noch  die  Tehenu  (später  Pit,  Phaiat  d.  i.  Fui)  westlich  davon,  femer 
die  MäSauaSa  u.  Rebu  (Lebu)  in  der  Marmarica,  Cyrenaica  u.  s.  w., 
lauter  Libyer,  unterschieden  werden  (Stern  2265;  EMey.  §  43).  ö^«?J?] 
^Evsfierislfi  LXX;  darum  von  An.  u.  Runs,  mit  emhit  d.  i.  „Norden" 
combinirt  u.  als  Nordägypten  ausgelegt,  von  Ebers  als  an-amu  d.  h. 
wandernde  Amu  oder  asiat  Rinderhirten,  die  am  bukolischen  Nilarm 
ansässig  geworden  seien,  gedeutet;  aber  blosse  Etymologien  reichen 
nicht  aus;  belegt  ist  bis  jetzt  blos  ^Än,  Wüsten  u.  Gebirgsland  östl. 
vom  Nil  u.  vom  Delta  (EMey.  §  43).  tj-^aii!?]  LXX  Aaßuifi,  sind  doch 
wohl  dieselben  mit  den  a-'^^nV  Nal?.  3,  9.  2  Chr.  12,  3.  16,  8.  Dan. 
11,  43,  also  (nicht:  Nubier,  Hilz.,  sondern)  Libyer,  im  Altäg.  Tehenu, 
aber  auch  Rebu  oder  Lebu  {Ebers  105  fi".;  Chabas  177  fl*.  184 fil; 
Slem).  Der  Name  Libyer  ist  bekanntlich  später  weithin  nach  dem 
Westen  ausgedehnt  worden;  hier  wird  der  Name  in  engerem  Sinn, 
von  den  an  Äg.  angrenzenden  Libyern  zu   verstehen   sein  {Kn.  VT, 


^ 


Gen.  10,  13.  14.  189 

282  ff.).   Dass  Nah.  3,  9  Put  u.  Lub  neben  einander  genannt  werden, 
erklärt  sich  aus  dem  zu  o^^h  Bemerkten,    »"^nffta]  nur  hier,  nach  dem 
TrgJon,,   welches  Pentaschönum   dafür  (?)  gib^  von  Boch.  u.   Mich. 
sprachlich    u.  sachlich  unwahrscheinlich   mit   Niq>^g   combinirt,   u. 
an   die  NO.Grenze  Ägyptens   gesetzt,   von   An.  u.  Eh,   ansprechender 
als  na-ptah  =  ot  rov  O&ä  auf  die  Mittelägypter  (weil  Memphis  Haupt- 
ort des  Gottes  Phtha  war)  gedeutet,  aber  als  wirkl.  Volks-  oder  Lan- 
desname damit  nicht  nachgewiesen.     Napata  (Ptol.  4,  7,  19)  am  Berg 
Barkai,  die  Hauptstadt  der  äthiop.  Dynastie   (Tuch^   193;   de  Goeje 
255  f.),  liegt  im  Gebiete  von  Ku§,  könnte  aber,  weil  schon  während 
der  18.  Dynastie  von  Äg.  aus  cultivirt,  in  Betracht  kommen,  zumal 
sofort  die  Oberägypter  darauf  folgen.     Er  man  (in  ZATW.  X.  118  f.) 
erachtet  ö'^nnts  für  verdorben  aus  ö''rrt^^t,  u.  dieses  für  abgeleitet  aus 
p3  t3  mhi  nördliches  Land  als  Gegensatz  zu  p3  U  rsi  (p^f't)  südliches 
Land,     tj'^b';»?^]   abgeleitet  von   eS-nr-e   (Jes.    11,  11.   Jer.  44,   1.  15. 
Ez.  29,  14.  30,  14)  d»  h.  Oberägyplen  (Thebais),  OaecoQfjg  u.  Jla- 
9ovgijg  in  LXX  Ez.  u.  Jer.     Einen  vofiog  Phaturites  im  westl.  Theil 
der  Thebais  erwähnt  Plin.  5  §  49.    Über  die  Ableitung  des  Namens 
s.  zuvor  (auch  Ges,  th.,  Ebers  115  ff.  Brugsch  Gesch.  225  f.  253  f.). 
&'^n^t)&]  LXX  Xa<Sfici)visi(i  u.  XaakcDVisvfji,  seit  Boch.  auf  die  Kolchier 
am  schwarzen  Meer  gedeutet  (noch  von  Win,  Tuch,  Ges.),  weil  diese 
nach  Her.   2,  104.  Diod.   1,  28.  55.  Strab.   11,  2, 17.  Dion.   perieg. 
689.  Ammian  Mrc.  22,  8,  24  u.  andern  Zeugnissen  Abkömmlinge  der 
Äg.  waren.     Aber   selbst  wenn  die  Sache  richtig  ist,  dass  eine  äg. 
Colonie  dort  sass,  so  war  doch  in  der  Beihe  der  äg.  Völker  für  solche 
Versprengte  kein  Platz  (s.  auch  CRiller  Vorhalle  35  ff.  u.  Biizig  Phil. 
87  ff.).     Das  TrgJer.  II  bietet  Pentaschönäer  (Trg.  Jer.  I  freilich  Penta- 
politen  d.  h.  Cyrenaiker),  u.  nach  Forst,  haben  Kn.  Eh.  u.  a.  den  von 
der    östl.  Nilmündung   dem   Meer    entlang   bis    gegen    die  Südgrenze 
Palästina's  hin   sich  erstreckenden  dürren,  heissen  u.  salzigen  Land- 
strich mit  dem  sirbonischen  See  u.  dem  Mons  Casius  oder  die  Kaaiürig, 
die  Ptol.  zu  Äg.  rechnet,  verstanden,  auch  den  Namen  aus  kopt.  kas 
d.  i.  Berg,  u.  lokh  d.  i.  Dürre,  Hitze  abgeleitet  (Eh.  123).     Als  wirk- 
licher Eigenname  ist  aber  Kasluchim  damit  nicht  erwiesen«  u.  ob  dieser 
Landstrich  einigermaassen  bevölkert  war?  von  wo  die  Philister  aus- 
gegangen sind]  eine  Notiz  (ob  spätere  Glosse?),  welche  Einwanderung 
der  Ph.   aus  dem   äg.  Völkerkreis  aussagt     Sinnlos  wäre  sie,  wenn 
unter  Kasl.  die  Kolchier  gemeint  wären,  u.  wäre  (JDMich.  llg.  Val. 
Bohl,  Tuch  Berlheau  Ew.,  Bud.  331)  dann  anzunehmen,  dass  sie  urspr. 
hinter   ö'^'iJnfcö   gestanden  habe.     Aber  auch  ohne  jene  Voraussetzung 
liegt  ein  Bedenken  gegen  die  jetzige  Stellung  jener  Worte  darin,  dass 
nach  Am.  9,  7.  Dt  2,  23.  Jer.  47,  4  die  Phil,  von  Kaftor  kamen  oder 
Kaftoräer  waren;  u.  obwohl  die  Chron.  u.  alle  Verss.  schon  die  Textes- 
lesart  haben,    ist  die  Möglichkeit,  dass   hier  ein  altes  Versehen  vor- 
liegt, nicht  ausgeschlossen.     Will  man  die  Lesart  halten,  so  wird  man 
nicht  sowohl  zwischen  älteren  Phil,  aus  Kasl.,  u.  späteren  aus  Kaftor 
{Kn.  Del.)  unterscheiden   (denn   obige   Stellen,   besonders   Dt.   2,  23 
unterscheiden  so  nicht),  als  vielmehr  annehmen  müssen,  dass  die  erste 


190  Gen.  10,  14.  15. 

Einwanderung  der  Phil,  in  ihre  Gebiete  nicht  direkt,  sondern  über  die 
Sg.  Meeresküste,  näher  über  Kasluchim,  vor  sich  gieng.  0^*?^^^»]  sicher 
nicht  Kappadocien,  wie  die  Alten  (LXX  zu  Dt  2,  23.  Am.  9,  7,  Vulg, 
ebenda  u.  Jer.  47,  4,  die  3  Trgg.  u.  Pe^.,  vgl.  Test.  Sim.  6;  auch 
Boch.,  Ges,  th.)  nach  blosser  Namensähnlichkeit  annahmen;  ebenso 
wenig  Cypern  {Mich.  Schullh,),  s.  tj-'Jns  V.  4,  sondern  {Calmet,  Ros, 
Tuch,  Hüz,  Berlheauy  Ew,  G.^  I.  353  f.,  Kn.  Kiep,  a.)  Kreta,  nicht 
blos  weil  diese  grosse  Insel  (V.  4  nicht  erwähnt)  in  dieser  Tafel  kaum 
fehlen  kann,  sondern  weil  Kaftor  Jer.  47,  4  ein  "«k  ausdrücklich  ge- 
nannt wird  u.  die  Philister  wie  in  obigen  Stellen  Kaftorim,  so  in 
andern  (1  Sam.  30,  14.  §eph.  2,  5.  Ez.  25,  16)  geradezu  öw?  (was 
nicht  mit  Hai.  „abgesonderte,  heimathlose^'  zu  deuten  ist)  heissen,  u. 
auch  noch  ausserbibl.  Nachrichten  (FFm.^  I.  211)  einen  Zusammenhang 
der  Philister  mit  Kreta  andeuten.  Dass  Kaftor  die  äg.  Deltaküste  sei 
(Ebers  127flf.;  Dietrich  in  Mera;  Archiv  I.  313ff.;  HaL  162;  dagegen 
de  Goeje  257  f.),  kann  mit  blos  möglichen  Etymologien  nicht  bewie- 
sen werden,  u.  wird  sonst  nirgends  im  AT.  bestätigt.  Dass  Kaftor-Kreta 
als  Abkömmling  Ägyptens  u.  nicht  Javan's  erscheint,  wird  nicht  blos 
geogr.  (Kiep.),  sondern  geschichtL  Grund  haben  in  dem  Zusammenhang 
eines  Theils  seiner  Bevölkerung  oder  auch  seiner  Cultur  u.  Religion  mit 
dem  äg.-Iibyschen  Küstenland  (nach  Diod.  Sic.  3,  67.  10  floh  Ammon 
nach  Kreta),  s.  auch  EMey.  §  194.  220.  Mancherlei  Volksstämme  u. 
Sprachen  kreuzten  sich  dort  (Uom.  Od.  19,  175;  Her.  1,  173).  — 
Bei  der  Unsicherheit  der  Deutung  der  Namen  ist  auch  die  Reihenfolge, 
in  welcher  die  Söhne  Misraim's  aufgezählt  werden,  unklar.  —  V.  15 — 
19.  Die  Kenaaniter,  den  Israeliten  wichtig  u.  genau  bekannt,  wer- 
den sehr  ausführlich  behandelt  Dass  sätnmtL  Namen  von  ^n  bis  "^^n 
sammt  V.  19  (de  Goeje  241  f.,  Merx  im  BL.  V.  609)  oder  dass  ganz 
V.  16—18«'  (WL  XXI.  404;  EMey.  in  ZATW.  I.  125;  Bud.  222; 
KS.)  interpolirt  seien,  ist  weder  aus  V.  18^  (s.  d.),  noch  aus  den 
Namensformen  (vgl.  V.  13  f.  4)  mit  Sicherheit  zu  beweisen.  An  sich 
wäre  es  denkbar,  dass  ''öna^  bis  ''?r7  aus  den  im  Pent  so  oft  (s.  zu 
15,  21)  vorkommenden  Verzeichnissen  der  kenaan.  Völkerschaften  nach- 
gefüllt wäre,  aber  bei  der  Reihe  'ai  ''p3>rr  föllt  diese  Möglichkeit  weg, 
u.  spricht  die  Eigenartigkeit  dieser  Reihe  vielmehr  f&r  ihre  Ursprüng- 
lichkeit Auch  muss  doch  die  im  Texte  des  G  so  häufige  Aufzählung  von 
5 — 6  ken.  Volksnamen  (s.  zu  Ex.  13,  5)  auf  eine  Grundstelle  bei  ihm 
zurückgehen,  u.  wo  sollte  man  sie  eher  suchen,  als  hier?  Zudem 
hätte  ein  Interpolator  der  Reihe  •'bia*^  bis  "»nn  seinen  Zusatz  doch  wohl 
eher  hinter  •'niann  oder  hinter  •'35>35n  angebracht  ^"Oii]  wie  22,  21. 
l'T^x]  eig.  die  Fischerstadt?  (von  i?2t),  der  älteste  Anbau  der  Ken.,  der 
Erstgeborne  (Justin.  18,  3;  Gurt  Alx.  4,  1,  15.  4,  4,  15;  Homer  kennt 
sie  allein  von  allen  phön.  Städten);  auch  später,  als  Tyrus  längst  seine 
Bedeutung  gewonnen,  werden  die  Phöniken  die  §idonier  genannt  zB. 
1  Reg.  5,  20.  16,  31.  Dt  3,  9.  Jos.  13,  6  u.  s.  (ebenso  bei  Homer). 
Wenn  also  hier  Tyrus  (u.  Byblus)  nicht  erwähnt  wird,  so  folgt  nicht, 
dass  der  Vrf»  vor  Erbauung  von  Tyrus  lebte,  auch  nicht  (FJeremias 
Tyrus  1891  S.  47),  dass  er  erst  schrieb,  nachdem  in  Folge  der  Be- 


Gen.  10,  15—17.  191 

lagerung  von  Tyrus  durch  Nebukadnezar  §idon  wieder  den  Vorrang 
bekommen  hatte,  oder  {Hai,  RB.  VIII.  202),  dass  der  Vrf.  Zeitgenosse 
Salomo's  war,  u.  aus  Rücksicht  auf  dessen  Verbündete  (1  Reg.  5, 15  ff. 
32)  Tyrus  u.  Byblus  in  der  Reihe  der  Ken.  nicht  erwähnte,  sondern 
nur,  dass  man  zu  seiner  Zeit  noch  ein  richtiges  Bewusstsein  von  der 
einstigen  centralen  Stellung  §idons  im  phönik.  Handels-  u.  Seeverkehr 
hatte  (s.  EMey.  §  190).  Grundlos  ist  die  Annahme  {Kn.  VT.  323  ff.), 
dass  Tyrus  unter  Mi  mit  zu  begreifen  sei.  mh]  werden  durch  ihre 
Stellung  unmittelbar  nach  §idon  als  ein  altes  Volk  gezeichnet;  die 
Form  ^n  (ohne  *^-r,  obwohl  Q'^rin,  statt  ^»^  •».?»  bei  A,  sonst  sehr  üb- 
lich ist)  lässt  einen  umfassenderen  Volksnamen  erkennen.  In  der  Zeit 
der  18.  bis  20.  Dynastie  waren  nach  den  äg.  Denkmälern  in  Syrien, 
zwischen  Grontes  u.  Eufrat,  bis  nach  Kleinasien  hinein,  die  Cheta  das 
herrschende  Volk;  von  Thulmosis  III  unter  die  Machtsphäre  der  Äg. 
gebracht,  drangen  sie  doch  bald  wieder  südwärts  vor  u.  vsrurden,  wie 
man  jetzt  aus  den  Tell-Amarna-Briefen  sieht,  schon  unter  Amenophis  lU 
u.  IV  den  bis  dahin  Ägypten  unterworfenen  phönik.  Küstenstädten  ge- 
fährlich; die  Züge  des  Seti  I  u.  Ramses  U  brachten  zwar  Palästina 
wieder  ganz  unter  die  Äg.,  aber  im  nördl.  Syrien  behielten  die  Cheta 
die  Oberhand  (s.  EMey.  §  176.  220.  233  ff.).  In  den  assyr.  Keü- 
schriften  ist  von  etwa  J.  1100  an  im  gleichen  Sinn  viel  von  den  Hatti 
die  Rede;  vom  Ende  des  8.  Jahrb.  an,  seit  der  Einverleibung  dieser 
Länder  ins  ass.  Reich,  kommt  der  Name  bei  den  Ass.  nur  noch  in  An- 
wendung auf  Palästina  vor  {Sehr.  KGF.  225  ff.,  KAT^  107ff.).  Die 
Personennamen  dieser  alten  Hatti  sollen  nicht  semitisch  sein  {Sayce,  Sehr, 
109);  das  Gegentheil  sucht  Hai,  RB.  XII.  270ff.  zu  erweisen  (vgl. 
auch  Hai.  MÜ,  de  Grit  30  ff.).  Dass  mit  diesen  syr.  Hatti  die  bibl. 
Qatti  gar  nichts  zu  thun  haben  u.  der  Name  nur  missbräuchlich  u. 
irrthümlich  auf  einen  kenann.  Volksstamm  übertragen  wurde  {Sehr. 
KAT.^  110),  ist  nicht  nothwendig  anzunehmen:  auch  bei  den  Isr. 
kannte  man  noch  zu  Salomo's  Zeit  u.  später  (2  Sam.  24,  6  LXX  Luc; 
1  Reg.  10,  29.  2  Reg.  7,  6,  vgl.  Jos.  1,  4)  hettit.  Könige  in  Syrien 
wohl.  Die  Uitti  in  Palästina  können  Bruchtheile  jenes  grossen  Volks 
gewesen  sein.  Zu  denken  gibt,  dass  in  den  Sindjerli-Inschriflen  eine 
der  kenaanäischen  nächst  verwandte  Sprache  auftritt.  Jedenfalls  wird 
der  Vrf.  die  ^^  in  Kenaan  hauptsächlich,  wenn  nicht  ausschliesslich 
im  Auge  haben.  In  den  Aufzälilungen  der  kenaan.  Völker  stehen  sie 
oft  voran;  als  Gesammtname  für  alle  kenaan.  Völker  (wie  "^s^aa  oder 
'»'itoK)  kommen  die  ö'^rin  bei  A  u.  Ez.  16,  3.  45  (vielleicht  auch  1  Reg. 
11,  1)  vor.  Innerhalb  Kenaans  erscheinen  Hett  in  Hebron  Gen.  23 
bei  A,  auf  dem  Gebirg  Num.  13,  29,  im  Nord,  am  Libanon  u.  Ilermon 
Jud.  1,  26.  3,  3  (LXX,  vgl.  Jos.  11,  3).  —  Es  folgen  4  ken.  Stämme, 
die  in  das  eig.  Kenaan  gehören.  '^pin'^J  die  in  u.  um  Jebüs  (Jerusalem) 
Sassen  Num.  13,  29.  Jos.  11,  3.  18,  28.  Jud.  1,  21.  19,  lOff,  2  Sam. 
5,  6  ff.  "^f^»]  LXX  'j^fio^^aiog,  vielleicht  eig.  Hochlandbewohner  Num. 
13,  29,  von  ^ibKsss^-^x  Jes.  17,  9  Gipfel,  Höhe;  er  erscheint  auf  dem 
Gebirg  Efraim  u.  Juda  bis  tief  in  den  Süden,  ebenso  im  Ostjordan- 
land in  der  Zeit  vor  Mose,  oft  genug  als  der  kräftigste  u.  am  meisten 


192  Gen.  10,  17.  18. 

kriegerische  unter  diesen  Stämmen  (Ew.  G.'  I.  338;  BL.  I.  117  f. 
Ilf.  516 f.;  Rl  HWB.  57 f.).  Bei  B  u.  D  (vgl.  2  Sam.  21,  2.  Am.  2,  9 f.) 
ist  "^»»n  Gesammtname  der  vorisrael.  Landesbewohner  (wie  ^i^^  bei 
(i)l  ebenso  ist  Land  Amär  auf  den  äg.  Denkmälern  Bezeichnung 
Palästinas  (EMey.  §  176.  180;  ZATW.  I  127f.  lU.  306;  Bud,  346) 
oder  genauer  des  östl.  u.  westl.  Berglandes  bis  in  den  Libanon  hinein 
(HaL  BB.  XX  in  BEJ.  XX.  473 f.);  auch  in  den  Teil  Amarna  Briefen 
ist  Amurra  nachgewiesen  (JA.  VIII,  17  S.  239  u.  VIU,  18  S.  173ff. 
aus  Brief  XL  u.  XCII  der  Winckler'schen  Ausg.).  Eine  Probe  der 
amoräischen  Sprache  s.  Dt.  3,  9.  ''^f'?*]  in  den  Verzeichnissen  der 
Ken.  auch  sonst  mitgenannt  Gen.  15,  21.  Dt.  7,  1.  Jos.  3,  10^  24,  11, 
aber  ihren  Wohnsitzen  nach  nicht  näher  bestimmt  (im  Westjordan- 
land? Jos.  24,  11);  eine  Vermuthung  bei  Ew,  G.^  L  334.  ^^^n]  viel- 
leicht die  in  Hnn  lebenden  (Etv,  G^  1.  341),  wie  solche  geordnete 
Gemeinden  derselben  in  Sikhem  (34,  2)  u.  bei  Gibeon  (Jos.  9)  vgl. 
2  Sam.  24,  7  erwähnt  werden.  In  Jud.  3,  3.  Jos.  11,  3,  wornach 
sie  auch  in  der  Libanon-Hermon-Gegend  wohnten,  ist  der  Text  bean- 
standet —  Wenn  die  sonst  (auch  13,  7.  15,  20)  unter  den  Ken.  mit 
aufgezählten  '*»':?  d.  h.  die  in  offenen  Dörfern  (j^'i^Jß)  wohnenden  (Bauern) 
hier  fehlen,  so  könnte  sich  das  daraus  erklären,  dass  der  Name  nicht 
als  Stammname,  sondern  als  Bezeichnung  eigenthümlicher  Lebensweise 
galt  (Eu).  G.3  L  339;  DeL),  Aber  nach  13,  7.  34,  30.  Jud.  1,  4f., 
bes.  Jos.  17,  15  ist  wahrscheinlicher^  dass  sie  heruntergedrückte  Beste 
der  vorkenaanäischen  Bevölkerung  waren  {Kn,  VT.  335;  Ri,  HWB. 
1193).  —  Nun  folgen  noch  5  ausserpalästinische  Völkerschaften  (eig. 
Städte  u.  Stadtgebiete,  wie  "»ö«^).  Dass  Byblus  (^aa)  u.  Berytus  (auch 
in  T.  Am.-Briefen  viel  genannt,  nam.  Byblus)  nicht  darunter  sind,  kann 
auffallen  (de  Goeje  238);  der  Grund  davon  ist  bis  jetzt  nicht  festzu- 
stellen (Vermuthungen  bei  Mov.  Ph.  II,  1.  103  ff.).  '^)?';?1  Sam.  "»pi^y, 
LXX  'AQOVKctiog  (mit  Joseph.)  zu  deuten  auf  ''A^xtf  oder  'AQTiai.,  etwa 
5  Stunden  nördlich  von  Tripolis,  am  Fusse  des  Libanon,  ass.  Arkd 
(Sehr.  KGF.  450  f.,  KAT.2  104;  DeL  Par.  282;  auch  in  T.  A.  Briefen,  s. 
ZDPV.  Xin.  145),  noch  in  der  röm.  Kaiserzeit  eine  bedeutende  Stadt, 
Geburtsort  des  Kaisers  Alexander  Severus,  Sitz  eines  Bischofs,  in  der 
Zeit  der  Kreuzzüge  eine  wichtige  Festung,  heut  zu  Tage  verfallen,  aber 
in  einem  Teil  Arqa  u.  Dorf  Arqa  wiedergefunden  (Win.  BW.,  Tuch, 
Ges,  th.;  Robins.  NBF.  754ff).  •>?•«?]  Trümmer  einer  Stadt  Sin,  nicht 
weit  von  Arqa,  kannte  noch  Hier,  (quaest.),  u.  Breydenhach  fand  1483 
ein  Dorf  Syn;  ^2  Meile  von  Nähr  Arqa.  Eine  Bergfeste  2twccv  (Acc.) 
am  Libanon  erwähnt  Strab.  16,  2,  18.  Sie  soll  auch  ass.  als  Siänu 
vorkommen  (DeL  Par.  282).  Sonst  s.  Kn.  VT.  328.  '^ij'?«!  LXX 
Aquöloi.  Am  bekanntesten  ist  die  Inselstadt  Aradus,  die  erst  im 
8.  Jahrb.,  nach  Strabo  16,  2,  13  von  sidon.  Flüchtlingen  gegründet 
sein  soll  (Euseb.  ehr.  Arm.  II.  173).  Mit  Unrecht  hat  man  (de  Goeje 
238  f.)  daraus  geschlossen,  dass  es  früher  keine  Aradier  gal);  Aradische 
Schiffe  werden  unter  Tiglathpilesar  I.  erwähnt  (DeL  Par.  281),  u.  Aradus 
wird  von  Thutmes  III.  bekriegt  (EMey.  §  190);  auch  in  den  T.  Am.- 
Briefen    kommt   es   vor   (ZDPV.   XIU.  145;    JA.   VDI,   17   S.   267  f.). 


den.  10,  18.  19.  193 

Der  Anbau  auf  dem  Festland,  später  Antaradus  genannt,  der  Insel  schief 
gegenüber,  muss  demnach  sehr  alt  sein.  £z.  27>  8.  11  erwähnt  die 
Aradier  als  Schiffer  u.  Krieger  der  Tyrer.  Sie  hatten  eigene  Könige 
u.  müssen  früher  weithin  an  der  Küste  u.  bis  ins  Land  von  Hamath 
mächtig  gewesen  sein  (Slrab.  16,  2,  12ff»;  Her.  7,  98;  Arrian  Alx. 
2,  13).  Aradus  südl.  vom  Karmel,  die  Insel  Aradus  bei  Kreta  u.  die 
Insel  Aradus  im  pers.  Meerbusen  stand  vielleicht  in  Zusammenhang 
mit  ihnen  {Kn.  VT,  193.  330).  S.  weiter  Sehr.  KAT.2  104f.;  Win!^ 
I.  91;  Furrer  in  ZDPV.  VIU.  16;  Bädeker  Pal.^  144.  ""?ö:f]  die 
Stadt  oder  Festung  ZlfivQa,  ZifivQog  südl.  von  Aradus,  nördl.  von 
Tripolis  nennen  Strabo  16,  2,  12;  Plin.  5  §  77f.;  Mela  1,  12;  Ptol. 
5,  15,  4  u.  Steph.  Byz.  Sie  muss  in  den  älteren  Zeiten  von  grosser 
Wichtigkeit  gewesen  sein.  Samar  wurde  seit  der  Eroberung  durch 
Thutmosis  III  {Brugsch  Gesch.  309;  EMey.  §  220)  ein  Hauptbollwerk 
der  äg.  Oberherrschaft;  in  den  T.  Am.-Briefen  ist  von  Sumura  oder 
Sumur  überaus  häufig  die  Rede,  ebenso  von  Si^mir-ra  in  den  ass. 
Inschriften  von  Tigl.  Pil.  II  an  (Sehr,  KAT.2  105).  Der  Name  ist  noch 
erhalten  in  einem  Dorf  Sumra  (Bäd.^  442).  Emesa  (Hims)  des  Hieron. 
(mit  TrgJer.  u.  Saad,)  kommt  nicht  in  Betracht.  "^rttJ^]  das  bekannte, 
im  AT.,  auch  in  den  äg.  (Brusch  Gesch.  331.  556)  u.  ass.  Inschriften 
bis  auf  Sargon  {Sehr,  KAT.2  105 f.,  Del.  Par.  275 ff.)  öfters  genannte 
Hamath  am  Orontes,  Hauptstadt  eines  unabhängigen  Reiches,  in  dessen 
Gebiet  hinein  unter  David-Salomo  und  Jerobeam  II.  Israel's  Grenze 
reichte,  unter  den  Seleuciden  zu  Epiphania  umgenannt,  aber  von  den 
Einheimischen  mit  dem  alten  Namen  (Jos.  ant.  1,  6,  2)  bis  heute  fort- 
genannt {Win.,  Ges.  th.,  Bäd.^  462 f.).  Über  die  sg.  hamathenischen 
Inschriften  s.  EMey  §  197.  —  '*''  ^ssioa  -nnKj]  nach  9,  19  kann  nicht 
gewaltsame  Zerstreuung  oder  Verdrängung  durch  die  Isr.  {Bohl.),  son- 
dern nur  Ausbreitung  derselben  gemeint  sein,  u.  zwar  wegen  V.  19 
nicht  in  ihre  auswärtigen  Golonien,  sondern  nur  innerhalb  Kenaan's. 
Das  Wort  ''s.^S'i  aber,  V.  19  unleugbar  in  engerem  Sinn  (mit  Aus- 
schluss der  phön.  u.  syr.  K.)  gebraucht  (als  Bewohner  des  Landes  Ken.), 
muss  auch  hier  so  gemeint  sein.  Erst  mit  der  Zeit  hat  der  K.  sich 
so  weit  ausgebreitet,  sc.  im  eig.  Kenaan,  wie  später  die  Abrahamiden 
(12,  6.  13,  7)  es  vorfanden;  dass  von  §idon  aus  {Kn.  DeL^),  liegt 
nicht  darin.  Wie  ein  jüngerer  Einschub  {Sehr.)  sieht  'ai  ihki  nicht 
aus;  zu  welchem  Zweck  sollte  er  auch  gemacht  sein?  Andererseits 
wäre  aber  auch  'i">  ^hk*»  sinnlos,  wenn  vorher  von  eigentlichen  Ken. 
keine  anderen  als  fh  genannt  wären.  —  V.  19.  Die  Grenzen  der  Ken. 
im  eig.  Kenaan  oder  Westjordanland  von  §idon  im  N.  bis  Gaza  im  S. 
u.  Lescha  im  0.  nsKs]  V.  30.  13,  10.  25,  18  im  adverb.  Acc.  (in- 
dem du  kommst)  für  volleres  ?|Käi"t?  19,  22.  2  S.  5,  25.  1  R.  18,  46 
{Ew.  294^),  gegen  —  hin,  in  der  Riehtung  auf.  Gerdr  (s.  20,  1) 
lag  südlicher  als  Gaza,  u.  n*y-n3?  (von  KS.  als  Einschub  erachtet)  gibt 
somit  eine  genauere  Bestimmung,  als  n;;^  'a;  ihre  Grenze  gieng,  in 
der  Richtung  auf  Gerär  d.  h.  den  tiefen  S.  hin,  bis  nach  Gaza,  der 
bekannten  Stadt  in  Philistäa;  ebenso  in  der  Richtung  auf  die  Städte 
Sodom  u.  a.  hin  (auch  in  t3"«a:si  —  n^ayi  vermuthen  KS.  eine  Nach- 
Haudb.  z.  A.  Test.  XI.  6.  Anfl.  13 


194  Gen.  10,  19—22. 

füllang),  d.  h.  östlich,  bis  Lescha.  Über  die  4  StSdte  'ai  did  s.  zu 
14,  2.  Lescha  kommt  sonst  nirgends  vor;  KakU^^ori  auf  der  Ost- 
seite des  todten  Meeres  im  W.  Zerqa  Ma'in,  der  berühmte  Badeort  mit 
heissen  QueUen  (Jos.  b.  j.  1,  33,  6;  ant  17,  6,  5;  Plin.  5  §  72;  Ptol. 
5,  16,  9),  auf  welchen  die  Juden  (TrgJer,;  Uieron)  es  deuteten,  ist 
zu  weit  nördl.  gelegen.  Nach  der  Analogie  des  vorhergehenden  Satzes 
erwartet  man  eher  einen  Ort  diesseits  des  todten  Meeres  oder  des  Ghör. 
Jedenfalls  hat  der  Vrf.  mit  diesen  Grenzbestimmungen  die  älteste  Zeit 
(vgl.  19,  29)  im  Auge.  Der  Vorschlag,  y^\  in  mÄ  oder  wdV  zu  cor- 
rigiren,  um  so  mit  Laisch  d.  h.  Dan  die  Nordgrenze  des  eig.  Kenaan 
zu  gewinnen  {WL  XXL  403  f.),  hat  die  Analogie  von  rrw-i?  gegen 
sich.  Auch  l^^  (Jos.  15,  2)  Südende  des  todten  Meeres  {Hol,  RB. 
VIII.  164)  passt  nicht,  weil  der  Art.  erfordert  würde.  —  V.  20  von 

A,   S.    V.    O* 

V.  21 — 31.  Die  äemiten  oder  die  mittleren  Völker,  V.  21  nach 
C;  vgl.  4,  26.  Die  Art,  wie  hier  §em  eingeführt  wird  als  Vater  aller 
Hebräer  u.  älterer  Bruder  Jefeth's,  ist  dem  A  fremd  u.  dem  Stücke 
9,  18  ff.  verwandt  (9,  18.  24),  vgl.  11,  29.  22,  21.  Vrf.  denkt  bei 
§em  sofort  an  die  Hebräer  u.  ihre  Bedeutung  f&r  die  Heilsgeschichte. 
w-'.aa-V^]  aller  von  Eber  abgeleiteten  Völker,  näml.  der  V.  25  ff.  (11, 
16  ff!)  19,  37  f.  22,  21  ff.  25,1  ff.  12  ff.  36,  Iff.  zu  nennenden,  ganz 
besonders  aber  der  Isr.  In  "^an-Va  einen  mit  A  ausgleichenden  Einsalz 
des  R  zu  sehen  {Bud.  221),  ist  nicht  noth wendig,  auch  wenn  bei  G 
*ia3>  unmittelbar  von  dw  stammt  ^i^*«?  w  '^rtv]  nicht:  Bruder  des 
grossen  d.  h.  älteren  Jefeth  (LXX  Sym,;  Mass.,  Rai,  IE,  Luth,  Merc, 
Pisc.  Cler.  JDMich.  Dath.,  Kohl.  G.  I.  54  f.),  was  sachlich  (9,  23. 
26  ff.)  unrichtig  ist,  u.  sprachlich  fQr  Vina  vielmehr  V-inin  nä-ja  erforderte 
(9,  24.  27, 1.  15.  42;  1  Reg.  2,  22;  in  Gen.  44, 12  u.  1  Sam.  17,  13 
ist  der  Zusammenhang  maassgebend),  sondern:  der  ältere  Bruder  Je- 
feth^s.  Das  ist  aber  bemerkt,  um  den  Schein,  als  wäre  §em  (weil  zu- 
letzt behandelt),  der  jüngste,  zu  beseitigen  {Tuch  Kn,  DeL,  Bud,  306). 
Wenn  die  Bemerkung  aus  C  (u.  nicht  erst  von  R)  stammt,  so  folgt, 
dass  auch  bei  C  Jef.  vor  §em  behandelt  war;  femer  daraus,  dass  er 
nicht  *m  Dn  *<nM  sagt,  kann  man  folgern^  muss  aber  nicht,  dass  bei 
ihm  Qam  der  jüngste  (9,  24)  war.  —  V.  22  f.  Die  Söhne  Sems^  nach 
A.  Die  Aufzählung,  im  SO.  beginnend,  schreitet  nordwärts  (doch  s.  zu 
22),  dann  von  N.  nach  W.,  um  südlich  von  dieser  nördl.  Reihe  zu 
schliessen.  Die  5  Namen  sind  Volks-  u.  Landesnamen.  Für  die  Zu- 
sanunenfassung  unter  dem  gemeinsamen  Namen  §em  scheinen  theils 
Sprach-  oder  Stammverwandtschaft,  theils  anderweitige  Zusammenhänge 
mit  Semitenreichen  maassgebend  gewesen  zu  sein.  Keinenfalls  aber  ist 
der  Bestand  des  Perserreichs,  von  Elam  (Persien)  bis  Lydien,  dabei 
vorausgesetzt  (de  Goeje  251  f.  Wl.  L  338).  Denn  zum  Perserreicli 
ffehörten  noch  viele  andere  Länder  u.  Völker,  die  doch  A  nicht  zu 
Sem,  sondern  zu  Jef.  oder  Ham  rechnet  Eher  könnte  man  fragen,  ob 
nicht  urspr.  bei  A  hinter  aV-^a^  auch  *iyj»}  genannt  gewesen  (s.  Jes.ll,  11), 
dieses  aber  von  R  wegen  V.  10  getilgt  worden  sei,  oder  ob  nicht  A 
Babylonien  in  Elam,  von  dem  es  eine  Zeit  lang  abhängig  war,  mit  in- 


Gen.  10,  22.  195 

begriffen  habe,  tk'^y]  Volk  u.  Land  östl.  vom  untern  Tigris,  südl.  von 
Assyrien  u.  Medien,  nördl.  vom  pers.  Meerbusen,  ungefähr  dem  spätem 
Susiane  u.  Elymais  entsprechend.  Eine  genaue  geogr.  Begrenzung  ist 
für  die  alten  Zeiten  nicht  möglich;  aber  weder  hier  noch  sonst  im  AT., 
auch  Dan.  8,  2  nicht,  umfasst  Elam  auch  Persien  (Jos.  ant  1,  6,  4  u. 
die  Späteren)  oder  gar  alles  Land  bis  Indien  (BJub.  c.  9).  Über  die 
Geschichte  Elam^s,  das  ums  J.  2300 — 2100  auch  die  Oberherrschaft  über 
Babylonien  hatte  (EMey.  §  135—7;  MürdL-Del^  82  f.),  später  mit 
seinen  Geschicken  an  das  assyr.,  bab.^  pers.  Reich  geknüpft  war,  s.  auch 
Nöld.  in  GGN.  1874  S.  173  ff.;  sonst  EMey.  §  272.  373  ff  Assyrisch 
heisst  es  'llam  oder  'llamti  (Sehr.  KAT^  Ulf.;  Del.  Par.  320 ff.), 
altpersisch  Uvaja  oder  {H)üga  (bei  den  class.  Autoren  Uxii  oder 
(H)uxii),  woraus  jetzt  Khuzistan.  Über  die  Sprache  des  ältesten  Elam 
wissen  wir  nichts  Sicheres,  doch  ist  möglich,  dass  in  den  Ebenen  am 
Tigris,  Choaspes  u.  Eulaeus  schon  frühe  Semiten  sassen,  während  den 
östl.  u.  nördl.  gebirgigen  Theil  die  Kissier  (S.  178)  inne  hatten  (Del. 
320  f.).  *iiy»K]  grösstentheils  auf  der  Ostseite  des  mittleren  Tigris  zwi- 
schen Armenien,  Susiana  u.  Medien  (Aturia,  Adiabene),  mit  nicht  genau 
bestimmbarem  Umfang  (s.  übrigens  Dio  Gass.  68,  28  u.  StrabolG,  l,lff.), 
so  benannt  nach  der  alten  Hauptstadt  A§ur  (s.  V.  12)  u.  dem  Gott 
A§ur  {Sehr,  KAT^  35f.  u.  in  Ä«.  HWB.  99ff;  Z>e/.  Par.  252  f.).  Über 
die  spätere  Geschichte  des  Namens  s.  Nöld.  in  Hermes  V.  458  ff.  Dass 
die  Assyrer  eine  semit  Sprache  redeten,  steht  jetzt  fest,  ""es?*;"»]  seit 
Boch.  ziemlich  allgemein  gedeutet  auf  'A^^ctncc%mg  (Ptol.  6,  1,  2), 
das  Gebirgsland  des  oberen  Zab  (östl.  von  Karduchien  oder  Gordyene), 
dessen  Name  in  Aghbak  bei  den  Armenern,  Albäq  bei  den  Kurden 
noch  erhalten  blieb  (Kiep,  in  MBAW.  1859  S.  200;  Lag.  Arm.  St. 
§  55;  Mittli.  L  225;  Nöld.  neusyr.  Gramm.  XX),  u.  schon  in  den  ass. 
Inschriften  als  Ärhafia  (Sehr.  KGF.  164.  167)  oder  Arabfya  {Del.  Par. 
124  f.)  oft  vorkommt  Freilich  ist  bei  dieser  Deutung  von  "msftiK  nw 
überschüssig;  ein  armen,  iat  |ara  {Lag,  Sym.  I.  54)  zu  Hilfe  zu  nehmen, 
ist  doch  wohl  nicht  zulässig.  Mehr  empfiehlt  es  sich,  nach  dem  Vor- 
gang des  Josephus  (Eus.,  Hier,  a.),  welcher  von  'AQq)a^ccSrig  die  Kal- 
däer  abstammen  lässt,  in  "ms  die  o'''ito  Kaldäer  u.  in  5)*i»  ein  Wort  wie 
Grenze,  Gebiet  (arab.)  oder  dgl.  zu  finden  {Sehlözer  in  Eichh.  Repert 
Vin.  137;  JDMich.f  Ew.  G.»  L  405,  Ges.  Kn.).  Gegen  die  Ansetzung 
dieses  Kaldäerlandes  in  Arrap.  kann  man  dann  freilich  {Schrd.  in  ZDMG. 
XXVU.  398 ff.)  mit  Fug  einwenden,  dass  die  ass.  Inschriften  niemals 
von  Kaldäern  in  jenen  Gegenden  reden,  u.  erst  Xenophon  (s.  bei  Ges. 
th.  720)  dort  Kaldäer  nennt  (u.  zwar,  nach  Schrad.,  in  Folge  von 
Verwechslung  mit  den  Chalybem;  doch  s.  dagegen  Kittel  in  ThStW. 
VU.  216  ff.).  Auf  Grund  der  keilinschriftlichen  Geographie  müsste  man 
vielmehr  das  Kaldäerland  im  Süden  suchen,  aber  nicht  etwa  in  Akka- 
dien  {Neuville  414  ff.)  oder  Babylonien  {Del.  Par.  255  f.;  Sehr.  KAT.2 
113  f.;  Wl.  L  338;  Bud.  444),  da  dieses  den  Hehr,  ganz  bekannte  Land 
bei  ihnen  andere  Namen  führt.  Lange,  ehe  die  Kaldäer  das  neubabyl. 
Reich  gründeten,  sassen  dieselben  im  „Meerland*'  Babyloniens.  Woher 
u.  wann  sie  dorthin  kamen,  ist  noch  nicht  festgestellt     Gewiss  streiften 

13» 


196  Gen.  10,  22. 

Kaldäer  auch  weiter  nordwärts  in  den  Wüsten  (Gen.  22,  22;  Ij.  1,  17). 
Da  nun  Karduniai^  womit  die  Ass.  später  gemeinhin  ßabyionien  be- 
zeichneten, urspr.  Name  des  bab.  Meerlandes  ist  u.  Kaidäerland  (ta^ 
kassitisch  =  Erde,  Land)  bedeutet  (Tiele  79 ;  Winckler  Unters,  zur  alt- 
orient  Gesch.  135  f.,  vgl.  47  ff.),  so  scheint  es  nicht  immöglich,  dass 
-TosB^K  auf  das  Gebiet  der  Kaldäer  vom  pers.  Meer  an  nordwärts  zu 
deuten  wäre.  Dann  würde  sich  auch,  in  anderer  Weise  als  S.  194 f. 
vermuthet  ist,  erklären,  warum  ^3^3o  unter  den  Söhnen  Assurs  nicht 
aufgeführt  ist  Das  S.  194  angenommene  geogr.  Ordnungsprincip  in  der 
Aufzählung  würde  dann  einem  politischen  Platz  machen.  Zu  bemerken 
ist  dabei,  dass  die  Hebr.  noch  die  urspr.  Aussprache  "^oa  (nicht  Kaldu, 
u.  Kardu)  haben.  Wie  man  nun  aber  auch  toss^k  erkläre,  ob  als 
Arrapachitis  oder  als  südbabyl.  Kaidäerland,  jedenfalls  kommt  die  Ab- 
leitung des  Namens  aus  arischem  Arjapakshatd  („das  Arien  zur 
Seite  liegende'*  Bohl.  Tuch)  nicht  mehr  in  Betracht  —  "vk]  Sam. 
"^h,  Lyder.  Der  Grund  der  Einordnung  der  Lyder  unter  die  Semiten 
ist  bis  Jetzt  nicht  aufgeklärt  Der  Sprache  nach  semitisch  waren  die 
Lyder  (u.  die  nach  Her.  1,  171  ihnen  verwandten  Myser  u.  Karer) 
nicht  (s.  gegen  Lassen  in  ZDMG.  X.  382  f.  nam.  Lag.  G.  Abb.  266  f. 
u.  Nöld.  in  BL.  IV.  63  f.).  Von  Zugehörigkeit  zu  einem  semit  Reich 
kann  auch  keine  Rede  sein,  wenigstens  .soweit  das  assyr.  Reich  dabei 
in  Betracht  kommen  sollte,  denn  dieses  hat  sich  nie  bis  Lydien  er- 
streckt; erst  Asurbanipal  liess  Gyges  gegen  die  Kimmerier  Beihilfe  an- 
gedeilien,  hat  aber  nie  in  Lydien  geherrscht  {Tiele  359;  Sehr,  KAT.^ 
114).  Für  entfernte  Beziehungen  zu  den  Semiten  kann  man  immerhin, 
wenn  nicht  die  sagenhafte  Zurückftihrung  ihres  ersten  Königs  Agron 
auf  Ninos  u.  Belos  (Her.  1,  7),  so  doch  die  mannigfachen,  bei  ihnen 
u.  andern  kleinasiatischen  Völkern  vorkommenden  Berührungen  mit  sy- 
rischen* Gülten  u.  Bräuchen  {Lenorm.  B^r.  146 ff.;  Leg.  de  S^mir.  56 ff.; 
Kiepert  A.  Geo.  §  109)  geltend  machen.  Ob  diese  Einflüsse  der  ass.- 
bab.  Gultur  unmittelbare  {Renan  bist  d.  Isr.  III.  143),  oder  durch  die 
bis  tief  nach  Kleinasien  hinein  herrschenden  (?)  Qatti  (S.  191)  ver- 
vermittelt waren  {EMey.  §  255  ff.),  steht  noch  dahin.  Dabei  wird  an- 
zunehmen sein,  dass  für  den  Vrf.  der  Name  'fk  noch  nicht  auf  den 
fernen  Westen  beschränkt  war,  sondern  eine  grössere  Völkerschicht 
umfasste.  Über  eine  andere  Erklänmg  der  Sache,  näml.  dass  im  Sinne 
des  Vrf.  Lud  die  von  den  Äg.,  nam.  von  Thutmosis  III  bekämpften 
Relenu,  die  Bewohner  der  syr.  Tiefebene,  bezeichne,  s.  Sehr.  KAT.^ 
114.  Wo  sonst  im  AT.  -nh  vorkommt  (s.  V.  13),  sind  die  afrik.  rh 
zu  verstehen.  Die  Hypothese  von  einem  grossen  semit  Volk  Lud,  von 
dem  Amaleq,  Amoriter,  Philister,  die  äg.  Ludim  u.  die  kleinasiat  Lyder 
Theile  gewesen  seien  {Kn.),  ist  eine  Fiction.  d^m]  mehr  Volks-  als 
Landesname,  u.  weiteren  Sinnes  als  Syrien,  so  dass,  wo  genauer  geredet 
werden  soll,  ein  Beisatz  gemacht  wird,  wie  Aram  des  Stromlands, 
Aram  Damaskus  u.  a.,  also  die  Völker  Syriens,  Mesopotamiens  bis  hinein 
in  die  oberen  Tigrisebenen  u.  die  Thaliandschaften  innerhalb  des  Tau- 
rus,  die  später  zu  Armenien  gerechnet  wurden,  auch  wohl  bis  nach 
Cilicien  hinein  (Strab.  18,  4,  6),  nur  dass  (22,  20  ff.  Am.  9,  7)  die 


Gen.  10,  22.  23.  197 

Ausbreitung  dieser  Völker  über  diese  weiten  Länder  als  eine  erst  all- 
mälilig  (nam.  unter  Verdrängung  der  Qatti)  vor  sich  gegangene  zu 
denken  Ist.  Hochland  bedeutet  la'^M  nicht;  die  Grundform  war  Aräm. 
Über'die  Aramu,  Arimu  der  Assyrer  s.  Sehr,  KGF.  109ff.  KAT.^  llöff.; 
Del.  Par.  257  f.  Über  die  spätere  Geschichte  des  Namens  s.  Nöld,  in 
ZDMG.  XXV.  113  ff.  —  V.  23.  Von  diesem  weitschichtigen  Volk  wer- 
den 4  Zweige  hervorgehoben  als  Söhne  des  Äram  (welche  Worte  in 
1  Chr.  1,  17  fehlen),  die  in  den  ältesten  Zeiten  grössere  Bedeutung  ge- 
habt haben  müssen,  deren  Namen  aber  später  zurückgetreten  oder  ver- 
schwunden sind,  so  dass  man  sie  nicht  mehr  alle  nachweisen  kann. 
V^]  ist  der  bekannteste  darunter;  kommt  22,  21  vor  als  erster  Sohn  des 
Nahor;  36,  28  Bruchtheil  von  ihm  (?)  im  Verband  der  ^oriter;  Ij.  1,  1 
ein  Volk  nordösü.  von  Edom;  Jer.  25,  20  (mass.)  Könige  des  Landes 
Us;  Thren.  4,  21  (mass.)  Edomiter  über  das  Land  Us  ausgebreitet. 
Nach  Jos.  ant.  1,  6,  4  war  Us  Gründer  von  Trachonitis  u.  Damask 
(Ptol.  5,  19,  2  nennt  Alaixai  in  der  Wüste  westl.  vom  Eufrat).  Alles 
dies  weist  auf  ein  im  südl.  Syrien  u.  der  Wüste  weiter  verbreitetes 
Volk,  nam.  in  der  Gegend  von  Qauran  u.  Damask  hin.  Auch  auf  einer 
Inschrift  Salmanassars  II  will  Frd.  Del  (ZKSF  II.  97)  den  Namen  r^^' 
gefunden  haben.  RSmith  (Kinship  S.  261)  hält  ps^  für  eine  Zusam- 
menfassung aller  der  Stämme,  welche  denselben  Gott  y^^  (arab.  '^Äud) 
verehrten;  Glaser  (IL  411  ff.)  will  p^  in  Arabien  am  West-Serät  bis 
nordwärts  von  Djuhaina  u.  südwärts  bis  Asir  localisiren!  ^^t]  von 
Joseph,  u.  a.  auf  Armenien,  von  Boch.  au(  XoXoßoti^vri  in  Armenien, 
in  der  Glosse  bei  Syncell.  auf  die  MceyoQSoi  gedeutet,  wird  gewöhn- 
lich erläutert  durch  den  Namen  pule,  der  noch  immer  am  Hule-See 
in  Galilaea  u.  der  sumpfigen  Landschaft  um  denselben  her  {Rosenm.  AK.  I, 
2,  253;  vgl,  Ovka^a  Jos.  ant.  15,  10,  3.  17,  2,  1),  aber  auch  an 
einer  Landschaft  zwischen  Emesa  u.  Tripolis  (Edrisi  in  Ros,  anal.  arab. 
III,  16)  haftet.  Doch  wird  damit  wenig  geholfen,  da  dies  auch  ein  n. 
appeli.  gewesen  sein  kann.  Eine  Völkerschaft  Hylalae  nennt  Plin.  5  §  81 
zwischen  den  Hemeseni  u.  Ituraei.  Ein  Bezirk  Buli(j)a  im  Gebirgs- 
land  KaSiar  d.  h.  Mons  Blasius  soll  {Del,  Par.  259)  in  den  Inschriften 
des  Asumasirpal  vorkommen;  doch  bedarf  das  noch  der  Bestätigung 
(s.  Sehr  ad.  keilschr.  Bibl.  L  87).  ^)n»]  nicht  mehr  nachweLsbar;  Ver- 
muthungen  bei  Win,  BW.;  KnoheVs  (VT.  235  f.)  Erläuterungen  aus 
arab.  Genealogien  ergeben  nichts  annehmbares,  ebenso  die  Glaser^ s 
S.  421  f.  «ö]  wofür  Sam.  kw»,  LXX  MoaoXf  1  Chr.  1,  17  ??»»  (auch 
Ps.  120,  5  ?)  geben,  (doch  s.  V.  2),  deutet  Joseph,  auf  die  Mvfaavcclot. 

an  den  Eufrat-Tigris-Mündungen  (syr.  ^^iLie),  wohl  durch  Verwechs- 
lung mit  vwa  V.  30,  diese  sind  zu  weit  südlich.  Ebensowenig  ist  Masch 
in  den  Oasen  des  6.  §ammar,  des  ööf  u.  dem  angrenzenden  Gebiet 
von  el  Qaslm  in  Arabien  {Glas.  275  ff.  419  ff.,  der  w»,  «im?  u.  «^^a 
zusammenwirft)  zu  suchen.  Dagegen  empfiehlt  sich  sehr  wohl  der 
Mons  Mas 'ins,  nördL  von  Nisibis  {Boeh,  Mieh.),  welches  Gebirge 
Armenien  von  Mesopotamien  scheidet  (Strab.  11,  14,  2;  PtoL  5,  18,  2), 

u.  von  dem  der  )  ^^  901J  herabfliesst  (s.  Ges.  th.;  ZDMG.  XXXIII.  328), 


198  Gen.  10,  28—26. 

wenn  sicher  wäre,  dass  der  Name  altaramäisch  ist;  die  Ass.  nennen 
jenes  Gebirg  anders.  Was  sie  mat  Mai  nennen,  ist  die  grosse  sy- 
nsch-arabische  Wüste  {Del.  Par.  242  f.;  Sehr.  keUsch.  Bibl.  II.  221fl'.); 
aber  daraus  den  Volksnamen  vq  erläutern  zu  wollen,  ist  noch  bedenk- 
licher. Auch  aus  dem  Bericht  bei  SASmiih  Keilschr.  Texte  Asurbani- 
pals  n  S.  43  (in  dem  Jochpferde  aus  Kusch  u.  aus  M6§  erwähnt  wer- 
den) ist  vorerst  keine  Aufklärung  über  wö  zu  holen.  —  V.  24  ein 
Einsatz  des  B,  durch  welchen  die  Genealogie  des  G  (§em  "^Eber  Peleg) 
mit  der  des  A  in  11,  10  if.  ausgeglichen  werden  soll.  —  V.  25—30 
aus  C,  Fortsetzung  von  V.  21.  Von  *^Eber,  dem  Sohn  §em's,  leiten 
sich  Peleg  u.  Joqtan  ab.  "»V^]  s.  4,  18.  Peleg]  ohne  Frage  derselbe 
Name,  wie  11,  18,  hat  hier  zugleich  die  Funktion,  einen  Absclmitt 
in  der  neuen  Menschengeschichte  zu  markiren.  In  seinen  Tagen  wurde 
die  Erde  d.  L  nicht  die  Erdcontinente  (Keerl),  nicht  Joqtan  u.  Peleg 
(An.),  sondern  die  Erdhevölkerung  (9,  19.  11,  1)  zeriheiU,  Unter 
der  Voraussetzung,  dass  diese  etymol.  Notiz  aus  C  stammt,  ist  die  Zer- 
theilung  auf  die  Geschichte  11,  1 — 9  zu  beziehen  (De/.,  vgl.  Ps.  55, 
10;  Bud.  383 f.),  obwohl  dort  die  Zeit  des  Peleg  nicht  ausdrücklich 
erwähnt  ist.  An  sich  freilich  könnte  {Ew.  JB.  IX.  7)  sie  auch  eine 
Vertheilung  der  Gebiete  durch  Vertrag  oder  Willen  des  Oberhauptes 
bedeuten  sollen  (BJub.  c.  8.),  wobei  anzunehmen  wäre,  dass  der  Aus- 
druck a^ß  statt  pri  eben  der  Etymologie  halber  gebraucht  wurde;  in 
diesem  Falle  müsste  die  Bemerkung  (p»n — "»a)  als  späterer  Zusatz  an- 
gesehen werden.  Doch  liegt  ein  entscheidender  Grund  für  diese  An- 
nahme nicht  vor.  —  Ob  G  im  Verlauf  seiner  Darstellung  von  Peleg 
auch  Völker  abgeleitet  hat,  ist  nicht  zu  bestimmen;  von  Joqtan  leitet 
er  die  hebr.  (semit.)  Araber  ab.  —  V.  26.  Joqtan  gilt  auf  Grund  der 
bibl.  Angaben  bei  den  arab.  Genealogen  unter  dem  Namen  Qahtän  als 
Stammvater  der  reinen  Araber  im  eigen tl.  Arabien,  von  welchen  theils 
die  untergegangenen  Urbewohner  wie  ^Ad,  Thamüd,  Gadis  u.  a.,  theils 
die  abrahamischen  Araber  (Gen.  25)  unterschieden  werden.  Der  Name 
Qahtan  soll  als  Name  einer  Landschaft  im  nördl.  Jemen  u.  als  Stamm- 
name noch  erhalten  sein  {Kn.  VT.  184),  aber  das  ist  kein  Grund,  mit 
Kn,  die  Joqt.  auf  das  südwestl.  Arabien  einzuschränken.  Sonst  s.  auch 
Kremer  die  südarab.  Sage  S.  24  if.  Dreizehn  Stämme  werden  von 
Joqtan  abgeleitet:  vielleicht  ist  einer  dieser  Namen  ein  Zusatz,  dann 
hätte  man  die  bekannte  Zwölfzahl  der  hebr.  Völker  auch  hier  wieder. 
-in^^«]  die  Punktation  V»  setzt  wohl  den  arab.  Artikel  voraus;  wahr- 
scheinlich aber  ist  es,  wie  in  so  vielen  andern  sabäischen  Namen,  ^k 
(Gottesname)  +  "rtiö,  von  Y-rr^  abgeleitet  {Hai.  M61.  crit  86;  DMüller 
in  ZDMG.  XXXVII.  18).  Ein  Volksstamm  dieses  Namens  ist  bis  jetzt 
nicht  nachzuweisen :  nicht  hieher  gehören  die  'AHoviiauirai  des  Ptol. 
(Boch.-,  dagegen  ZDMG.  XXII.  658);  eine  andere  Hypothese  bei  Glas, 
425.  435.  t\h^]  die  üakanrivol  des  Ptol.  6,  7,  23  {'AXaTcrjvol,  Spreng. 
§  343)  hat  Boch.^  einen  Landstrich  Salfie  (iuiJLu  bei  Niehuhr  Arab. 
247)  eine  Strecke  südwestwärts  von  §anä  hat  Kn.  verglichen;  Sulaf 
oder  Salif  als  Name  eines  Stammes  in  Jemen  Osiander  (ZDMG.  XL 
153  ff.;  vgl.  Mordlm.  in  ZDMG.  XXXIX.  228);  ebenso  Silf  den  östlich- 


Gen.  10,  26—29.  199 

sten  Bezirk  von  Jemen  zwischen  Jäfa^  u.  Qadramaut  hat  Halhy  (M^l. 
86)  nachgewiesen;  nach  Glas.  425  giht  es  viele  Salf  zwischen  Jemen 
u.  Hadr.  Anderes  bei  Kremer  26,  u.  Spreng,  S.  270.  *7J?'??'n]  auch 
auf  den  sab.  Inschriften  (ZDMG.  XIX.  239  ff.)  als  wö'nSn  wiedergefun- 
den u.  bis  auf  unsere  Zeit  unter  dem  Namen  Qadramaut  als  Name 
einer  Landschaft  östl.  von  Jemen  am  Ocean  erhalten,  identisch  mit  dem 
Land  der  XccrQafKotlrcity  eines  der  4  HauptstSmme,  welche  (Strab.  16, 
4,  2)  das  südi.  Arabien  bewohnten,  mit  der  Hauptstadt  £aßata  (V.  7), 
berühmt  durch  seinen  Weihrauchhandel  (ob  die  'AtQaulrai  oder  die 
'ASgccfthat  oder  beide  von  jenen  zu  unterscheiden  seien,  darüber  s. 
ZDMG.  XIX.  254.  XXH.  658.  XXX.  323.  XLIV.  186;  Olsh,  im  MBAW. 
1879  S.  571  ff.).  Im  Alterthum  war  übrigens  Qadramaut  ein  weiterer 
Begriff  als  heutzutage.  Über  Qadr.  s.  de  Go^'e  Hadhr.  1886  (SA.  aus 
Revue  coloniale  intern.);  LWC  van  den  Berg  Le  Qadh.  et  les  colonies 
Arabes,  Batav.  1886.  n^;]  noch  nicht  ermittelt  Da  im  Hbr.,  Sab.  u. 
Geez  das  Wort  Mond  bedeutet,  so  hat  Boch,  (auch  HaL  Mel.  86) 
auf  die  Banü  Hildl  Neumondsöhne  oder  Alilaei  im  nördl.  Jemen, 
Mich.  (Glas.  425)  auf  die  Mondsbucht  u.  das  Mondgebirg  {Ghübh 
el  Qamar  u.  (rebel  el  Qamar)  im  östl.  Hadramaut  gerathen  (s.  Ges. 
th.;  Kn.  VT.  195);  aber  der  Monddienst  war  unter  diesen  südl.  Ara- 
bern weit  verbreitet.  Anderes  bei  Spreng.  S.  270.  öJ^"'?;]  Sam.  ö^'ji», 
nicht  nachweisbar,  denn  die  ASgafAhai  (Ptol.  6,  7,  10)  oder  Atra- 
mitae  (Plin.  6,  32.  12,  30),  welche  Mich.  u.  a.  hieherziehen,  gehören 
zu  ]rviä^:s)-r.  Auch  die  Hadrameh  (Krem.  25)  passen  den  Lauten  nach 
nicht.  Anderes  bei  ö/a«.  426f.  435.  i^jw]  Sam,  Vt-^«,  LXX  Ai^i^X. 
Auch  Ez.  27,  19  ist  Vw»*?  zu  lesen.  Nach  der  Überlieferung  der  Araber 
war  Azäl  der  alte  Name  der  Hauptstadt  von  Jemen,  welcher  seit  der 
Besitznahme  durch  die  Abessinier  dem  Namen  §an^ä  gewichen  sei  {Ges. 
th.;  Kn.  VT.  188 f.)  Die  Richtigkeit  der  Überlieferung  wird  von  Glas. 
(Skizze  L  79.  81  f.;  II.  427.  434 ff.)  bestritten,  der  vielmehr  üzal  in 
der  Gegend  von  Medina  ansetzen  will.  Ob  die  in  dem  Briefe  des 
Bisch.  Johannes    im    6.  Jahrb.    genannten  ^jo^i^io]  (Assem.  bibl.  or. 

L  361)  die  Vw«  sein  sollen,  ist  sehr  fraglich.  ri^|^*f]  nicht  nachge- 
wiesen. Der  Name  lässt  auf  Palmenreichthum  (Jü)(>)  scliliessen,  wes- 
halb Boch.  an  die  Minaei  (Strab.  16,  4,  18.  Plin.  6  §  161)  in  dattel- 
reicher Gegend,  Kn,  (VT.  196)  an  einige  andere  Stamme  denken  wollte. 
h2^y]  h^^v  1  Chr.  1,  22,  Sam.  Vulg.  Joseph.-,  EvaX  u.  rsßaX  LXX. 
Nach  HaL  M61.  86  ist  ^Abil  noch  heute  in  Jemen  Name  eines  Bezirks 
u.  verschiedener  Ortschaften.  Sonst  s.  Krem,  26;  Spreng.  270;  Glas. 
426  f.  ^«»"^a»]  unermittelt;  der  Name  MccXi.  im  Weihrauchland  (Boch.) 
bei  Theophr.  plant  9,  4  scheint  falsche  Lesart  zu  sein  (Mich!).  Zu 
der  echt  sabäischen  Bildung  des  Namens  ist  ^yisaK  (HaL  Mel.  86; 
DMiUL  ZDMG.  XXXVD.  18)  zu  vergleichen,  »a»]  V.  7.  ^»-i»]  kommt 
von  Salomo  an  im  AT.  vor  als  Name  des  Landes,  aus  dem  die  Flotte 
des  Qiram  u.  Salomo  nach  dreijähriger  Fahrt  Gold,  Edelsteine,  Sandel- 
holz, Silber,  Elfenbein,  Affen  u.  Pfauen  brachte  (1  R.  9,  28.  10,  11. 
22.  2  Chr.  8,  18.  9,  10),  u.  dessen  Gold  als  feines  Gold  sprichwört- 
lich wurde  (Ps.  45, 10.  Ij.  22,  24.  28, 16.  Jes.  13,  12.  1  Chr.  29,  4). 


200  Gen.  10,  29—30. 

Die  Lage  dieses  Goldlandes  hat  man  in  der  verschiedensten  Weise  he- 
stimmt  (s.  Win,  RW.  u.  Ri.  HWB.),  weil  man  die  Aussagen  des  Kö- 
nigsbuchs über  die  Fahrt  dorthin  u.  die  Handelsartikel  dorther  zu 
Grund  legte.  Indessen  Joqtaniden  u.  somit  auch  Ophir  müssen  nach 
V.  30  in  Arabien  gesucht  werden.  Und  zwar  kann  nur  der  hhr.  Name^ 
nicht  die  von  den  LXX  in  1  Reg.  Ghron.  Jes.  (u.  Jos.  ant  8,  6,  4) 
dafür  gesetzte  Form  Haxpei^a,  Ik)vg>eiQ  u.  a.  (die  wohl  schon  auf 
bestimmten  Vermuthungen  über  die  Lage  beruht)  maassgebend  sein. 
Sonach  fällt  Supara  an  der  malabarischen  Küste  Indiens  (Ptol.  7,  1; 
6,  u.  Edrisi),  womit  man  auch  {£)ovnnaQa  in  PeripL  m.  er.  52  com- 
binirte,  ausser  Betracht,  u.  von  Sofäla  (d.  h.  "^5«)  auf  der  Ostseite 
Afrika's;  gegenüber  der  Insel  Madagascar,  kann  keine  Rede  sein,  ob- 
gleich man  neuerdings  wieder  darauf  zurückkam,  nachdem  Mauchl^ll 
40  deutsche  Meilen  landeinwärts  von  Sofäla  die  grossen  Bauruinen  von 
Zimbabye  wiedergefunden  hat.  Auch  Abhira  an  der  Küste  östl.  vom 
Indus-Delta  {Lassen  lAK.^  L  538  f.),  I9sst  sich  mit  unserer  Stelle  nicht 
vereinigen.  In  Arabien  ist  freilich  der  Name  Ofir  nicht  mehr  nach- 
weisbar. Mit  Gombinationen  wie  bei  Kn,  VT.  191,  Hitz.  im  BL.  IV. 
368  ist  keine  Wahrscheinlichkeit  zu  erzielen.  Der  Nachweis  alten 
Gold-  u.  Silberreichthums  an  der  Westküste  Arabiens  zwischen  Higäz 
u.  Jemen,  von  Dhahabän  bis  Ober-Chaulän  (Spreng,  49  ff.),  berechtigt 
noch  nicht,  Ophir  dort  zu  suchen  (Spreng,-,  Goergens  in  StKr.  1878 
S.  458 ff.;  Soetbeer  das  Goldland  Ophir,  BerL  1880;  Ri.  im  HWB. 
1124),  da  diese  Örtlichkeit  dem  Hafen  ^Ezjongeber  zu  nahe  u.  als 
Stapelplatz  für  die  afrik.- indischen  Producte  zu  nördlich  liegt  Eine 
Gegend  der  südl.  oder  südöstl.  Küste  Arabiens  ist  immer  noch  am 
wahrscheinlichsten.  Glas,  353  f.  357  ff.  sucht  zu  beweisen,  dass  Ophir 
im  engeren  Sinn  die  arab.  Küste  des  pers.  Golfs,  im  weiteren  Sinn 
auch  die  gegenüberliegenden  östl.  Küstenländer  umfasse.  "V?y  s.  V. 
7  u.  2,  11  (S.  60).  In  der  Voraussetzung,  dass  es  (Gen.  25,  18)  im 
nordöstl.  Arabien,  am  pers.  Meer,  ein  Havila  gab,  kann  man  (Win, 
Tuch.  Ges,)  die  Xavkoraloi  des  Strabo  16,  4,  2  u.  Quwaila  in  Bahrein 
an  der  Küste  (Nieb.  Arab.  342)  vergleichen;  Glas.  267.  325  f.  389  f. 
will  das  mittlere  u.  untere  Flussgebiet  des  W.  el  Dawäsir,  also  die 
Landschaft  Jemäma  verstehen.  Lautlich  unzulässig  ist  die  Gombination 
(Bock,  Mich,  Ros,  Kn.)  mit  dem  Qaulan  Jemens  (Nieb.;  Spreng, 
S.  286  ff.).  SpecieU  "'Tada  (Ptol.  6,  7,  41)  im  südl.  Jemen  hat  Boch. 
verglichen,  as'i'']  unbekannt;  die  ^Itoßaqhai  des  Ptol.  6,  7,  24  in  '/lo- 
ßaßhai  zu  verbessern  (Boch.),  ist  zu  gewaltsam;  eher  Hesse  sich  an 
den  in  sab.  Inschriften  nachgewiesenen  Stamm  na'^n*^  Juhaibdb  denken 
(Hai.-,  Glas.  303).  —  V.  30.  Die  Ausdehnung  ihrer  Wohnsitze  (vgl. 
V.  19).  «w«]  nicht  Mov^a  Hafenstadt  innerhalb  des  Bab-el-Mandeb 
(^Boch.),  nicht  Bischa  im  nördl.  Jemen  (Kn.  Spreng.  §  399);  eher 
(Mich.  Ros,  Juch,  Win)  die  LandschaA;  Mesene  an  der  Mündung 
des  (vereinigten)  Eufr.  Tigris  (Ges.  th.  823;  Mannert  Geogr.  V.  359 f.; 
Reinaud  sur  le  royaume  de  M^s^ne  1861  p.  48ff.)-  Aber  führte  diese 
schon  zur  Zeit  des  Vrf.  diesen  Namen?  u.  wenn,  war  sie  den  Hehr, 
so  bekannt,  dass  sie  zum  Ausgangspunkt  einer  den  Lesern  verstand- 


Gen.  10,  30—Cap.  11.  201 

liehen  Grenzbestimmung  (vgl.  V.  19)  gemacht  werden  konnte?  Beruht 
nicht  vielleicht  die  Punktation  »vo  erst  auf  der  Geographie  der  griech. 
röm.  byzant  Zeit,  als  Mesene  den  Juden  sehr  geläufig  wrar  {Neubauer 
Geogr.  Talm.  325.  329.  382)?  Wenigstens  die  LXX  sprachen  Maaaij 
wie  Gen.  25,  14,  lasen  also  »^,  welches  in  NArabien  gelegen  den 
Hebr.  leidlich  bekannt  sein  mochte.  Auch  hier  wird  am  ehesten  dieses 
K^  herzustellen  sein  (Hai.  M^L  91  f.).  Von  »w»  an  war  ihr  Wohn- 
land in  der  Richtung  (V.  19)  auf  Sefdr  hin,  nach  dem  Gebirge  des 
Ostens,  da  ta^)»!?  '^n  wegen  seiner  Stellung  nicht  Praedic  des  Satzes 
sein  wird,  aber  auch  nicht  Appos.  zu  rr^jo ,  weil  von  einem  ^n  dieses 

Namens  nichts  bekannt  ist.  ^d]  gewöhnlich  gedeutet  auf  Ajjb,  ent- 
weder die  himjar.  Königsstadt  ^aphar  bei  Jerim  in  Jemen,  oder  die 
Hafenstadt  des  östlichen  Qadramaut  (Mahra)  bei  Mirbät,  heute  Isfor 
gesprochen  (ZKM.  ffl.  289).  Nun  wird  zww"  ?aphar  PtoL  6,  7,  25. 
41,  Plin.  6  §  104,  PeripL  m.  er.  33  mit  HcatqxxQa,  Zatpiq,  Sapphar 
(Philost.  h.  e.  m,  4  Tatpaqov)  vnedergegeben;  dass  aber  ein  Hebr.  da- 
für ^vo  schreiben  konnte ,  ist  sehr  zu  bezweifeln.  Die  Frage,  ob  Za- 
phar  in  Jemen  {Tuch^  Kn.  a.)  oder  !Japhar  in  Mahra  {Ges,  th.  968; 
Wellsted  R.  in  Arab.  H.  347  f.;  Win,^  iL  450)  zu  verstehen  sei,  wäre 
dann  massig.  Wenn  aber  ^tt  demnach  nicht  mehr  nachweisbar  ist, 
so  spricht  doch  der  Zusammenhang  dafür,  dass  es  irgend  wo  im  Süd. 
Arabiens  gelegen  haben  wird,  auch  den  Hebr.  nicht  ganz  unbekannt 
war.  ^rrpfn  ^rt]  als  das  arab.  Hochland  (Negd)  zu  fassen,  gienge  nur 
an,  wenn  es  Subj.  zu  eavi)?  '^rni  sein  könnte;  von  roMs  abhängig,  kann 
es  nur  ein  südl.  Gebirg  bezeichnen,  u.  wird  deshalb  vielfach  (Kn, 
Del.  a.)  auf  das  grosse  Weihrauchgebirg  (Ritter  EK.  Xu.  264)  zwi- 
schen Qadramaut  u.  Mahra  bezogen.  Eine  sichere  Erklärung  des  V. 
ist  bei  der  Unbestimmbarkeit  der  3  darin  genannten  Namen  unmöglich. 
—  V.  31.  Schlussformel  des  A  zu  den  Semiten,  vgl.  V.  5  u.  20.  — 
y.  32.  Schlussformel  zum  ganzen  Verzeichniss,  nach  A. 


4.     Der  Thurmbau  zu  Babel  und  die  Trennung  der  Völker 

und  Sprachen,  Cap.  11,  1 — 9,  aus  C. 

1.  Während  A  in  Cp.  10  von  den  3  Söhnen  Noa^'s  die  3  Mensch- 
heitskreise mit  ihren  Völkern  u.  Sprachen  in  natürl.  Weise  sich  ab- 
leiten lässt,  wird  hier  die  Trennung  der  Sprachen  u.  die  Zerstreuung 
der  bisher  noch  einheitlichen  Menschheit  über  die  Erde  aus  einer  be- 
sondem  Gottesthat  erklärt.  Das  ist  eine  andere  Betrachtungsweise  der 
Sache,  u.  ist  dadurch  A  als  Vrf.  dieses  Stücks  ausgeschlossen,  gegen 
welchen  auch  noch  manches  andere  spricht,  wie  f^v  (gegen  i^v^  10,  5. 
20.  31),  die  Namensetymologie  V.  9,  u.  a.  Weiter  aber,  da  das  Stück 
auf  die  3  Söhne  Noa^s  u.  deren  Nachkommen  keine  Rücksicht  nimmt, 
sondern  nur  von  der  ganzen  Erdbevölkerung  (V.  1)  u.  zwar  als  einer 
noch  einheitlichen,  spricht,  so  scheint  auch  die  Quelle  ausgeschlossen 


202  Gen.  11. 

zu  werden,  aus  der  9,  18  f.  u.  die  in  A  eingearbeiteten  Theile  des 
Cp.  10  stammen:  so  Böhm.  u.  Schrad.  (Stud.  162),  die  es  dem  R  zu- 
schreiben, u.  WLXXl.  401  ff.;  Bud.  371  ff.;  Kuen,  XVIII.  159 f.,  die  es 
ihrem  J^  zutheilen,  während  sie  die  von  der  Fluth  u.  den  Noa^söhnen 
handelnden  Theiie  des  G  auf  einen  J^  (auch  J^)  zurückführen  (s.  oben 
S.  89).  In  der  That  wird  nicht  zu  bezweifeln  sein,  dass  diese  Thurm- 
bausage  urspr.  unabhängig  von  der  Fluthsage  u.  von  der  übl.  Ablei- 
tung der  Menschheit  von  Noali's  3  Söhnen  in  Umlauf  war,  vielleicht 
auch  schon  in  einer  Schrift  aufgezeichnet  stand.  Aber  so  wie  sie  hier 
11,  1 — 9  lautet,  kann  sie  doch  nur  von  G  stammen,  weil  sie  ganz 
dieselbe  gedankenreiche,  feinsinnige,  tiefethisch-religiöse  Betrachtung  des 
Gegenstandes  u.  dieselbe  Vermenschlichung  Gottes  (vgl.  nam.  V.  6  f.  mit 
3,  22)  zeigt,  wie  G  (bes.  Gp.  2  f.);  ebenso  zeugt  der  Ausdruck  T!;'»'3"^$ 
1  u.  r*»6  4.  8  f.  (trotz  des  Einspruchs  Budde's  377  f.)  för  den  Vrf. 
von  9,  19.  10,  26,  wogegen  an  r'n»'?("^?  ''.?^"^?)  4.  8  f.  statt  ni3n«n 
ein  Anstoss  (Sehr,)  um  so  weniger  zu  nehmen  ist,  als  T!?^^  auch  sonst 
(2,  5.  6,  5.  7,  17.  8,  22.  13,  16.  18,  18)  von  G  gebraucht  wird.  Ist 
demnach  die  Zugehörigkeit  des  Stücks  zu  G  nicht  wohl  zu  bezweifeln, 
so  ist  doch  die  Folgerung,  dass  die  Fluth-  u.  Noah-Geschichte  in  G  ein 
secundärer  Zusatz  seien,  darum  noch  nicht  nothwendig  (s.  auch  ZATW. 
IX.  154).  Allerdings  der  Ausweg,  dass  in  11,  1 — 9  nur  von  einem 
Theil  der  Noachiden,  näml.  den  §emiten,  die  Rede  sei  {HaL\  ist  nicht 
zulässig  (s.  zu  y.  1).  Aber  die  Noah-Söhne  u.  -Enkel,  ohne  Zweifel  als 
Individuen  gedacht,  konnten  sehr  wohl  als  zunächst  noch  an  Einern 
Ort  vereinigt  u.  als  die  gesammte  Erdbevölkerung  bildend  vorgestellt 
werden,  bis  Gott  sie  zwang,  sich  zu  zerstreuen:  das  X'^^T!  V.  9  gibt 
dann  nachholend  den  Anlass  u.  die  näheren  Umstände  an,  unter  denen 
das  pHrt  n:iti  9,  19  sich  vollzog.  Dass  alle  in  Gp.  10  eingetragenen 
Reste  des  G  in  seiner  Schrift  auch  schon  vor  11,  Iff.,  u.  nicht  viel- 
mehr erst  darnach  standen,  ist  damit  noch  nicht  gesagt;  nam.  10,  8. 
10 — 12  (wenn  es  aus  G  stammt)  kann  nur  hinter  11,  Iff.,  nicht  vor- 
her beigebracht  gewesen  sein  (s.  S.  164).  Über  an^to  s.  zu  V.  2.  An- 
dererseits muss  bestritten  werden,  dass  11,  1 — 9  als  urspr.  Fortsetzung 
von  Gp.  2  f.  4,  16—24  (Wl.)  oder  von  Gp.  2  f.  4,  16—24.  6,  1.  2.  4. 
10,  9  {Bud,)  einen  besseren  Anschluss  an  das  ihm  Voraufgehende  hätte: 
im  Gegentheil  nachdem  schon  Stadtwesen,  Ackerbau,  Nomadenleben, 
Gewerbe  ausgebildet  waren  (4,  16 ff.),  was  hätte  diese  Menschen  ver- 
anlassen sollen,  nun  auf  einmal  an  einem  ganz  andern  Ort  als  eine 
noch  ungeschiedene  Masse  aufzutreten?  —  Wie  in  Gp.  2  f.  den  Ur- 
sprung der  Sünde  u.  der  Übel  in  der  Welt,  so  erklärt  Vrf.  hier  die 
Sprach-  u.  Völker-Trennung  nach  ihren  letzten  Gründen  u.  ihrer  tiefe- 
ren Bedeutung.  In  Babel  wollte  die  damals  noch  einheitliche  Mensch- 
heit sich  einen  Mittelpunkt  schaffen,  welcher  durch  seine  Anziehungs- 
kraft die  schon  auseinanderstrebenden  Glieder  zusammenhielte  u.  vor 
Zersplitterung  u.  Schwächung  ihrer  Gesammtkraft  bewahrte;  aber  Gott, 
solches  Vornehmen  missbilligend,  verwirrte  die  Sprache  der  Bauenden, 
dass  sie  einander  nicht  mehr  verstanden,  u.  nöthigte  sie  so  vor  Voll- 
endung des  Werkes  zur  Zerstreuung  über  die  Erde.    Deutlich  ist  (wie 


Gen.  11.  203 

9, 1.  1,  28  bei  A)  die  Ausbreitung  der  Menschen  über  die  Erde  als 
das  naturgemässe,  dem  göttl.  Willen  Entsprechende  vorausgesetzt.  Aber 
sie  wollen  diesem  Triebe  entgegenhandeln,  der  göttl.  Ordnung  trotzen, 
mit  gemeinsamer  Kraft  ein  Werk  schaffen,  das  geeignet  wäre,  sie  auf 
immer  zusammenzuhalten.  Darum  verhängt  Gott  straf-  u.  zwangsweise 
das  über  sie,  was  sie  vermeiden  wollten,  die  Zerstreuung,  u.  das  Mittel 
dazu  ist  die  Zertheilung  der  Sprachen.  Diese  ist  damit  unter  den  Ge- 
sichtspunkt einer  Strafe  gestellt  (vgl.  Plat.  pol.  p.  272  mit  Philo  1. 
406  M.).  Die  Getrenntheit  der  Völker  muss,  wo  ein  sie  alle  einigen- 
des höheres  Band  nicht  oder  nicht  mehr  vorhanden  ist,  entschieden 
als  Übel  empfunden  werden;  sie  hindert  gemeinsame  grosse  Unterneh- 
mungen, u.  ist  die  Quelle  alles  Streites  unter  ihnen  mit  seinen  zahl- 
reichen schlimmen  Folgen.  Die  Sprachverschiedenheit  aber  verfestigt 
diesen  Gegensatz;  verschiedene  Sprache  fuhrt  verschiedene  Weise  zu 
denken  u.  die  Dinge  zu  betrachten  mit  sich,  der  innere  geistige  Unter- 
schied der  Bestrebungen  u.  Anschauungen  wird  noch  grösser.  Zumal 
im  Alterthum,  wo  man  sich  möglichst  auf  das  eigene  heimische  Wesen 
beschränkte  u.  vor  allen  Fremdsprachigen  ein  Grauen  empfand  (Jes. 
33,  19.  Dt.  28,  49.  Jer.  5,  15.  Ps.  114,  1),  war  die  Betrachtung  der 
Sprachverschiedenheit  als  eines  Übels  die  nächstliegende.  Andererseits 
konnte  man  doch  auch  das  Gute  daran  nicht  verkennen:  wären  alle 
Völker  mit  ihren  oft  so  selbstsüchtigen  u.  eiteln  Bestrebungen  vereint, 
wie  würden  sie  da  erst  recht  weit  in  gottwidrigem  Treiben  gehen,  in 
ihrem  Übermuth  um  einen  Gott  sich  nicht  mehr  kümmern!  Also  ist's 
doch  auch  wieder  eine  Wohlthat>  eine  Schranke  für  die  Selbstsucht 
der  Menschen,  dass  sie  wider  ihren  Willen  auseinandergehen  müssen. 
Diese  doppelte  Idee:  die  Volks-  u.  Sprachtrennung  ein  Übel  u.  göttl. 
Strafe  u.  doch  auch  eine  heilsame  Schranke  gegen  die  Weiterentwick- 
lung ihrer  sündhaften  Vermessenheit ,  leuchtet  aus  der  Erzählung  her- 
vor. Im  Zusammenhang  des  Geschichtswerks  dient  sie  dazu,  sowohl 
die  Getrenntheit  der  Völker  u.  ihrer  Sprachen  vom  religiösethischen 
Gesichtspunkt  aus  zu  beleuchten  (vgl.  schon  2,  19  f.  über  die  Sprache), 
als  auch  von  der  mächtigen  Entwicklung  des  bösen  Triebes  in  den 
Menschen  (8,  21)  u.  den  Anfängen  des  auf  die  eigene  Verherrlichung 
gerichteten  oder  heidnischen  Sinnes  derselben  eine  Zeichnung  zu  geben. 
Zum  vollen  Verständniss  ist  aber  hinzuzunehmen,  dass  bei  den  Pro- 
feten es  als  Ziel  der  Zukunft  hingestellt  wird,  dass  die  Völker  einst 
im  Glauben  an  den  Gott  des  Heils  u.  im  Gehorsam  gegen  seinen 
Willen  das  einende  Band  wieder  finden  (Jes.  2,  2 — 4^  u.  die  Sprache 
Israels  verstehen  u.  reden  lernen  werden  (Jes.  19,  18). 

2.  Der  Erzählung  liegen  dunkle  geschichtl.  Erinnerungen  zu  Grund. 
§inear  war  schon  in  Urzeiten  ein  Land  starker  Völkermischung,  wo 
Semiten  u.  Kuschiten  (10,  8  ff.)  oder  nach  den  Inschriften  Semitisch 
u.  nichtsemitisch  Redende  zusammenstiessen,  wie  es  auch  später  immer 
ein  Sammelplatz  der  Völker  war  (Jer.  51,  44);  es  lag  nahe,  dasselbe 
zu  einem  Trennungsort  der  nachsintfluthlichen  Menscheit  zu  machen. 
Babel  war  eine  der  ältesten  Städte  der  Erde  (10,  10),  auch  nach  den 
dass.  Nachrichten.     Babel,  die  grosse,  schien  nur  durch  die  gemein- 


204  Gen.  11. 

same  Arbeit  einer  Menge  von  Menschen  herstellbar  gewesen  zu  sein 
(Diod.  2f  7),  u.  machte  durch  ihre  gewaltigen  Bauten  den  Eindruck  des 
Riesenhaften,  oder  des  Werkes  von  Menschen,  die  vor  nichts  zurück- 
schreckten. In  diesem  ßabel  muss  ein  riesiger  thurmartiger,  aber  un- 
vollendet gebliebener  Bau  gewesen  sein,  von  welchem  man  viel  sprach, 
u.  an  diesen  schliesst  sich  unsere  Erzählung  an.  In  den  Beschreibungen 
der  Alten,  welche  sich  aber  alle  auf  das  Babel  Nebukadnezar's  u.  seiner 
Nachfolger  beziehen  (Her.  1,  178  ff.  Diod.  2,  7  ff.  Strab.  16,  1,  5.  Ar- 
rian  7,  17.  Gurt  5,  1.  Plin.  6  §  121  f.)  wird  als  eines  der  merkwür- 
digsten Bauwerke  Babels  der  grosse  Belustempel  (nach  Herod.  auf  der 
Westseite  des  Eufrat)  genannt,  den  Neb.  mit  der  Beute  seiner  Feld- 
züge beschenkt  u.  verschönert  hatte  (Beros.  bei  Jos.  ant.  10,  11  >  1; 
c.  Ap.  1,  19),  aus  Backsteinen  erbaut,  mit  Asfalt  verkittet  Herodot 
(1,  181  ff.),  der  ihn  noch  sah,  beschreibt  ihn  als  ein  Viereck,  dessen 
einzelne  Seiten  2  Stadien  maassen.  In  der  Mitte  stand  ein  Thurm, 
1  Stad.  lang  u.  breit,  der  sich  in  8  Absätzen  (nach  Strabo  auch  ein 
Stad.  hoch)  erhob.  Treppen  führten  hinauf  zum  AUerheiligsten  im 
obersten  Stockwerk,  wo  sich  ein  Lager  u.  goldener  Tisch  befand  für 
gottesdienstliche  Zwecke.  Nach  Diod.  diente  das  oberste  Gemach  zur 
Sternwarte.  Schon  Alexander  M.  fand  ihn  in  Trümmern  (s.  Tuch), 
Nun  gibt  es  auf  der  Westseite  des  Eufrat  9  KM.  südlich  von  Hilla  noch 
jetzt  mächtige  Trümmer  eines  solchen  Thurmes,  Birs  Nimrud  genannt 
(AbbUdungen  bei  RL  HWB.  134;  Mürdl.Del.  Gesch.  ßab.2  67);  längst 
hat  man  diese  Ruine  mit  dem  BelheiHgthum  des  Herodot  u.  mit  dem 
Thurm  unserer  Stelle  für  einerlei  erklärt  In  neuerer  Zeit  sind  diese 
Ruinen  wiederholt  untersucht  u.  beschrieben  (bes.  Rieh  Memoirs  on 
the  Ruins  of  Babylon  1818;  HRawlinson  in  JRAS.  XVffl.  1—34; 
Oppert  Exped.  en  M^op.  1.  200  ff.).  Da  eine  dort  gefundene  Back- 
steininschrift  den  Namen  Barsip  enthält^  ist  anzunehmen,  dass  der  Ort 
dieser  Ruinen  Borsippa  war.  Auch  die  Inschrift  Nebukadnezar's  ist  ge- 
funden, worin  Nebuk.  erzählt,  dass  er  den  Tempel  „der  7  Leuchten 
der  Erde",  den  Thurm  von  Borsippa,  den  ein  früherer  König  errichtet 
hatte,  ohne  seine  Spitze  aufzusetzen,  u.  der  seit  langer  Zeit  im  Verfall 
gewesen  sei,  restaurirt  u.  ausgebaut  habe  (Sehr.  KAT.^  124  ff.).  Es 
war  ein  Heiligthum  des  Bel-Nebo,  die  7  Etagen  (mit  besondem  Heilig- 
thümem)  den  7  Planetengottheiten  gewidmet,  auf  einem  rechteckigen 
Unterbau,  in  der  südwestl.  Ecke  desselben  in  7  sich  verjüngenden  Stock- 
werken sich  erhebend,  jedes  Stockwerk  mit  der  dem  betreffenden  Ge- 
stirn conventioneil  zugeeigneten  Farbe  geziert  Die  Maasse  stimmen 
mit  denen  Herodot's  nicht  genau,  Hessen  sich  aber  vielleicht  vereinigen. 
Aber  da  Borsippa  der  Ort  dieses  Tempels  war,  u.  Borsippa  auch  in 
den  Klschr.  von  Babel  unterschieden  wird,,  so  ist  nicht  wahrscheinlich, 
dass  es  gerade  dieser  Borsippa-Bau  war,  an  den  sich  unsere  Erzählung 
anlehnt  (wie  die  talmud.  Juden  s.  BuxL  lex.  talm.  c.  362  annahmen). 
Eher  anzunehmen  wäre,  dass  die  heutige  Ruine  Babtl,  im  N.  der  Stadt 
Babel  auf  der  linken  Flussseite,  die  imposanteste  aller  Ruinen  {Ri. 
HWB.  132),  ein  alter  Tempel  des  Bel-Merodach  (Grabmal  des  Belus, 
Strab.  16, 1,  6),  als  viereckige  Pyramide  sich  erhebend,  ebenfalb  von 


Gen.  11,  1—3.  205 

Nebuk.  später  ausgebaut,  das  gemeinte  Bauwerk  wäre  (s.  Sehr.  KAT^ 
121  fp. ;  über  die  beiden  Tempel,  den  £-zida  in  Borsippa  u.  den  £)-sagila 
in  Babel  s.  jetzt  Tiele  in  ZA.  II.  1790*.).  Schliesslich  kann  es  aber 
auch  eine  andere,  schon  im  alten  Babel  vorhandene,  aber  uns  unbe- 
kannnte  Ruine  sein,  an  welche  die  hbr.  Sage  sich  anlehnte.  Ein 
Beweis,  dass  die  Sage  auch  bei  den  Ass.  Bab.  in  Umlauf  war,  ist  (trotz 
ZATW.  IX.  154)  bis  jetzt  nicht  erbracht  Die  Inschrift,  die  GSmilh- 
Bei,  chald.  Gen.  120 fP.  auf  die  Sprachverwirrung  deutete,  spricht 
davon  nicht.  Auch  Berosus  sprach  davon  nicht,  weil  Joseph,  (ant. 
1,  4,  3)  sich  gerade  auf  ihn  nicht  beruft  {Ew.  JB.  IX.  18),  u.  die 
Frage,  ob  der  Schilderung  Orac.  Sib.  III,  97  ff.  u.  der  verwandten  des 
Abydenus  (Eus.  pr.  ev.  9,  14;  ehr.  Arm.  I.  51  f.)  etwas  aus  Berosus 
zu  Grund  liege,  ist  (gegen  Richter  Beros.  p.  21  u.  Lenorm,)  zu  ver- 
neinen. Eupolemus  (Eus.  pr.  ev.  9,  17)  berichtet  eben  nur  nach  der 
Genesis.  Den  Thurmbau  als  ein  Werk  himmelstürmender  Titanen  zu 
betrachten  (Sibyll.),  dann  ihn  auch  mit  Nimrod  in  Verbindung  zu 
bringen  (Joseph.),  lag  nahe  genug,  u.  gab  den  Späteren  Stoff  zu  weiterer 
Ausschmückung.  Die  Eingliederung  des  Ereignisses  in  Peleg's  Zeit 
scheint  schon  10,  25  (BJub.  c.  lOj  bezweckt.  —  Die  Litt,  zu  dem 
Stück  bei  Ros.  schol.,  u.  Win.^  II.  498;  vgl.  ausserdem  Ew,  JB.  IX. 
9 — 19;  Kaulen  die  Sprachverwirrung  zu  Babel,  Mainz  1861;  Budde 
bibl.  Urg.  371  ff. 

V.  1.  die  ganze  Erde  d.  h.  Erdbevölkening  (9,  19.  10,  25)  war 
eine  Lippe^  Sprache  (Jes.  19,  18.  33,  19.  Ez.  3,  5  f.)  u.  einerlei 
Worte,  d.  h.  {Ew.  296*)  war  gleichsprachig,  hatte  einerlei  Mundart, 
Aussprache  u.  die  gleichen  Wörter,  Ausdrücke.  Der  Plur.  b''7H»  war 
hier  nicht  zu  vermeiden;  anders  ist  der  Gebrauch  27,  44.  29,  20.  — 
Wenn  p«r!  Va  (vgl.  1  S.  14,  25)  auf  die  Gruppe  der  Semiten  be- 
schränkt zu  denken  wäre  {HaL  RB.  VIII.  172  f.  im  SA.),  so  müsste 
das  irgendwie  deutlich  gemacht  sein;  die  angebhche  Anspielung  in  w 
V.  4  genügt  dazu  nicht,  u.  das  3malige  r«n  Vs  ^it  hy  4.  8  f.  spricht 
dagegen.  —  V.  2.  Wäre  ytja  blos  aufbrechen,  so  müsste  fi^g»  den 
Ausgangsort  bezeichnen,  aber  mit  dem  blossen  Aufbrechen  finden  sie 
noch  keine  Ebene;  es  bedeutet  fortziehen,  wandern  (12,  9.  20,  1. 
35, 21,  46,  1),  u.  die  Phrase  besagt  wie  13, 11  östlich,  ostwärts  umändern 
(vgl.  2,  8.  12,  8)  näml.  vom  Standpunkt  des  Vrf.  aus,  der  in  Palästina 
ist  (s.  noch  29,  1).  Von  woher  sie  kamen,  ist  nicht  angegeben. 
Wäre  Eden  oder  Nod  gemeint  {WL),  so  wäre  das  genannt;  fi^f.  für 
sich  ist  nicht  östl.  Land  (25,  6).  Ob  C  (wie  A)  den  Noahkasien  in 
Ararat  gelandet  dachte,  wissen  wir  nicht;  jedenfalls  aber  dachte  auch 
er  die  Noachiden  im  Osten  (Palästina's).  Dass  Vrf.,  wenn  er  mit 
dem  der  Noahgeschichte  derselbe  war,  auch  den  Aufbruchsort  hätte 
angeben  müssen,  ist  zu  viel  verlangt.  "?|?a]  nach  dem  Sprachgebrauch 
(nicht  nach  Etym.)  Tiefebene;  diese  Ebene  im  Lande  Sinear  (10,  10) 
ist  eben  „die  Gegend  der  Stadt  Babylon,  ein  neölov  nach  Strabo,  TtMov 
fiiya  nach  Herod."  {Kn.),  —  V.  3.  Hier  Wohnsitze  nehmend  be- 
schlossen sie  sich  Bauten  zu  errichten,  u.  zwar  indem  sie  statt  der 
Bruchsteine,  die  dort  nicht  (wie  in  Pal.)  zu  finden  sind,  sich  Back- 


206  Gen.  11,  3—6. 

steine  verfertigten,  u.  auch,  was  jenen  Gegenden  ebenso  eigenthfimiich, 
Asfait  als  Bindemittel  verwendeten,     r^^rt^  gib  d.  i.  wohlan,  wie  V.  4. 
7.  38,  16.  Ex.  1,  10,  nicht  bei   A.     ö-^an^  ein  ass.  Etymon  für  naa!> 
schlägt  Del.  (Par.  145;  Prol.  93  f.)  vor,  s.  aber  auch  JVoYd.  in  ZmO. 
XL.  735.     HB'ivV]  zu  Gebranntem  d.  h.  Brandsteinen,  Backsteinen  (Dat 
des  Products).     Der  i»n  Asfall  (14,  10.  Ex.  2,  3;  s.  Gen.  6,  14)  diente 
ihnen  zum  Thon  d.  h.  Mörtel,  Kitt  (die  Einwendungen  Böhmer' s  163  ff. 
sind  nicht  von  Belang).     Über   den  Beichthum  Babyloniens  an  Asfait 
s.  Win.^  I.  100.     Auch  die  Classiker  in  ihren  Berichten  über  Babel 
u.  den  Belustempel  (S.  204)  geben  das  Material  ebenso  an  (Diod.  2,  9; 
Trogus  bei  Justin  1,  2);  die  Untersuchungen  der  babyl.  Baureste  be- 
stätigen das,  ergeben  jedoch  zugleich,  dass  für  die  inneren  Massen  der 
Bauten  auch  blos  Luftziegel  (ass.  libitlu)  u.  gewöhnlicher  Mörtel,  da- 
gegen der  gebrannte  Stein  (ass.  agurru)  u.   der  Asfait  hauptsächlich 
für  die  Aussentheile  der  Bauten  im  Gebrauch  waren.  —   V.  4.    Ihre 
Absicht  ging  auf  Erbauung  einer  Stadt  u.  eines  Thurms,  dessen  Spitze 
am  Himmel  sein,  ihn  erreichen  sollte  (Dt.  1,  28),  hier,  wo  alles  zwar 
kurz  u.  knapp,  aber  äusserst  malerisch  gesagt  ist,  doch  wohl  nicht 
blosse  Hyperbel,  sondern  zur  Zeichnung  ihres  kühnen,  hochstrebenden 
Geistes,  dem  selbst   der  Himmel  nicht  zu  hoch,  nicht  unantastbar  ist. 
u.  wollen  uns  einen  Namen  machen]  „uns  berühmt  machen  u.  einen 
Nachruhm  stiften,  vgl.  Jes.  63,  12.  14.  Jer.  32,  20  (2  S.  7,  23;  §eph. 
3,  19).     Diese  Absicht  legt  der  Vrf.  ihnen  nach  dem  Erfolg  bei,  in- 
dem Babylon  ihren  Erbauern  allerdings  zum  Buhm  gereichte,  will  aber 
damit  auf  ihren  Hochmuth  hinweisen**  {Kn.),     Die  Stadt  u.  der  Thurm 
soll  ihr  Buhm  oder  concreter  gefasst  Buhmesmal  sein.     Dass  QV  an 
sich  auch  Denkmal,  Buhmesmal  bedeute,  ist  aus  2  S.  8,  13.  Jes.  56,  5 
nicht  sicher  zu  erweisen ;  jedenfalls  Mal  überhaupt,  weithin  sichtbares 
Zeichen,  an  welchem  sie  in  der  weiten  Ebene  sich  immer  wieder  zu- 
rechtfinden  könnten  {Schum.  Buns.  Böhm,^  Bud.  375),  bedeutet  es 
nie,  u.  der  folgende  Absichtssatz  muss  nicht  zum  letzten  Glied,  son- 
dern kann  zum  ganzen  V.^  gehören.     Die  Stadt  u.  der  ruhmvolle  Bau 
sollte  für  alle  ein  Sammelort  u.  Anziehungspunkt  werden,  dass  keinem 
einfiele  wegzuziehen.  —  V.  5.    Aber  Gott  wacht  u.  [tritt  der  Selbst- 
sucht entgegen.     Er  kommt  herab  (V.  7;  Ex.  3,  8),  um  das  Werk, 
welches  d.  h.  so  weit  es  die  Menschensöhne  gebaut  halten  (es  war 
noch   nicht  fertig,  V.  8),  zu  besichtigen.     Ähnlich  18,  21.  —  V.  6. 
Sein   Befund   ist  nicht  angegeben,   aber  was   er  weiter  sagt  u.  thut, 
zeigt,  dass  er  das  Werk  sehr  bedenklich  fand.    In  den  Himmel  zurück- 
gekehrt überlegt  er  (s.  3,  22),  dass  sie  derartiges  nur  unternehmen  u. 
ausführen  konnten,    weil   alle   dieselbe  Sprache  reden  u.  ein  einiges 
Volk  bilden,  u.  weiter,  dass  dieses  nur  ihr  Anfangen  (Inf.  Hiph.;  zu 
n  vor  der  Gutt.  Ew,   199*;  zu  hm  s.  6,  1.  9, 20.  4,  26)  zu  thun 
d.  h.  der  Anfang  ihres  Thuns  sei,  sie  also  bald  zu  Weiterem  fort- 
schreiten u.  ihnen  schliesslich  nicht  mehr  verwehrt,  unerreichbar  sein 
werde  irgend  etwas,  was  sie   zu  thun  sich  vornehmen  werden.     Sie 
würden  vermöge  ihrer  Gemeinsamkeit,  durch  die  ihnen  alles  gelingt, 
schliesslich  alle  Schranken  durchbrechen  u.  so  den  göttl.  Zweck  mit 


■*>. 


Gen.  11,  6—9.  207 

der  Menschheit  vernichten,  ^»j;]  erleichterte  Form  für  5»^;,  wie  V.  7 
n^M  für  n^äa,  vgl,  zu  9,  19.  —  V.  7.  Also  entschliesst  er  sich  zum 
Einschreiten,  nan]  in  ironischer  Wiederholung  ihres  Wortes  V.  3  f. 
(Del).  Über  die  1  p.  Plur.  s.  zu  1,  26.  3,  22.  i^^a]  ist  nicht  tren- 
nen =  ^ht  (Kn.)  sondern  verwirren;  der  Ausdruck  ist  gewählt  mit 
Beziehung  auf  ^a  V.  9;  ebendarum  ist  auch  av  hinzugesetzt.  'ai  ^vk] 
dass  (Dt.  4,  40.  Jos.  3,  7)  sie  einer  des  andern  Sprache  nicht  hören 
d.  i.  verstehen  42,  23.  Jes.  33,  19.  36,  11.  Dt  28,  49.  —  V.  8.  Die 
Ausführung  des  Beschlusses  ist  nicht  ausdrücklich  bemerkt  (schwerlich 
in  Folge  von  Verstümmlung  des  Textes,  ifS.),  sondern  nur  die  Folge, 
dass  sie  sich  nun  zerstreuen  u.  das  Werk  unvollendet  liegen  lassen 
mussten.  Dass  Gott  den  Thurm  durch  gewaltige  Windstösse  zerstörte, 
sagt  erst  die  Sibylle,  BJub.  u.  a.  wn]  -\-  V-raön  nKi  Sam,  LXX.  — 
V.  9  der  Name  Babel,  Die  Gedanken  der  Erzählung  werden  in  freier 
Weise  an  den  Namen  der  Weltstadt  angeknüpft;  wenn  auch  die  Schöpfer 
des  Namens  einen  andern  Sinn  unterlegten,  so  ist  er  doch  dem  Hehr, 
eine  treflTende  Bezeichnung  des  beschriebenen  Wesens  der  Stadt:  Wirr^ 
warr  (avy%vaig  LXX)  nannte  u.  nennt  man  (fies.  144,  3*)  sie,  denn 
sie  war  der  Schauplatz  der  Sprachverwirrung.  Der  2.  Grund  schliesst 
sich  nur  als  Folge  dem  ersten  an,  u.  ist  nicht  nöthig,  deshalb  (Kn) 
dem  Worte  Vaa  die  Bedeutung  „Trennung,  Scheidung^'  aufzudrängen. 
Dabei  ist  Vaa  als  aus  ^aVa  vereinfacht  gedacht  Ew.  158°.  Für  die 
Babylonier  hatte  der  Namen  einen  andern  Sinn.  Da  das  Etym.  magn. 
sagt:  BaßvXciv  sY^xm  ano  xov  Bi^Xov  (Steph.  Byz.  u.  d.  W.),  so 
nahm  man  den  Namen  als  Bäh  Bei  d.  i.  porta  Beli  {Eichh.  Win.) 
oder  als  Va  rm:^  domus  Beli  (durch  Abkürzung  von  M^^a  in  B6  u.  Bä, 
s.  bei  Tuch),  sogar  als  Abkürzung  von  nn-^a  ßocgig  Burg  Bel's,  hdrhel 
(tCn,  nach  Hager  in  Klaproth^s  Magazin  I.  294  f.).  Aber  die  In- 
schriften ergeben  vielmehr  Bäb-ll  »=  Pforte  Gottes,  späterhin  auch 
Bdb'Ildni  =  Pforte  der  Götter  Baßvkoiv  (Tiele  Gesch.  87;  Sehr. 
KAT.^  129).  —  Dass  nun  sofort  die  mannigfaltigen  Sprachen  mit  einem 
Schlage  fertig  in  die  Erscheinung  getreten  seien,  sagt  Vrf.  nicht;  er 
fixirt  nur  den  Zeitpunkt,  von  dem  an  die  Zersplitterung  in  Völker  u. 
Sprachen  begann.  Noch  weniger  ist  er  verantwortlich  für  die  Ein- 
bildungen der  späteren  Juden  u.  der  KW.,  welche  noch  Buxtorf, 
ÄPeiffer,  Löscher  u.  a.  bis  herab  auf  Häv,  u.  Bmg.  theilen,  dass  das 
Hebräische  die  Ursprache  sei,  von  welcher  die  übrigen  in  Folge  jener 
Verwirrung  erst  abgezweigt  seien. 


5.    Die  Geschlechtsfolge  in  der  Linie  Sem's  bis  aufTerach, 

Cap.  11,  10—26;  aus  A. 

Nachdem  A  Gp.  10  die  Ausbreitung  der  Völker  nach  der  Fluth 
gezeichnet,  führt  er  das  Geschlecht  §em's,  aus  dem  Abraham  stammt, 
durch  9  (10)  Glieder  herunter  bis  auf  Terach,  bei  welchem  der  Stamm 
wieder  in  3  Zweige  auseinandergeht.    So  leer  an  Erinnerungen  war  auch 


208  Gen.  11,  lOff. 

dieser  2.  Zeitraum  der  Geschichte,  dass  eine  solche  tabellarische  Ober- 
sicht genfigen  musste.    Die  Ähnlichkeit  mit  Gp.  5  springt  in  die  Augen, 
u.  beweist  für  die  Selbigkeit  des  Verf.,  die  auch  allgemein  anerkannt 
ist.     Angaben,    durch   welche    von  Noal^   auf  Abraham   herabgeleitet 
wurde,  hatte  (s.  10,  25  ff.)  gewiss  auch  G;  aber  dass   eine  f5rmliche 
Semitentafel  {Bud.  306.  411),  ist  nicht  zu  erweisen,  geschweige  zur 
Grundlage  weiterer  Folgerungen  zu   machen.     Dass  unter   dem   mit 
Namen  genannten  Sohn   auch  hier  jedesmal  der  Erstgeborene  gemeint 
ist,  geht  aus  V.  26  (10,  25)  noch  besonders  hervor,  u.  wird  durch 
10,  22   (wo    geograph.   geschieht!.  Ordnung  maassgebend  war)  nicht 
widerlegt     Im  ganzen  ist  diese  Tafel  etwas  kürzer  gehalten  als  Gp.  5, 
sofern  die  Zahl  der  Lebensjahre  nach  der  Zeugung  des  Erstgeborenen 
nicht  besonders  herausgehoben  u.  das  jetzt  selbstverständliche  da  starb 
er  fortgelassen  ist   Aber  die  Zwecke  der  Tafel  sind  die  gleichen  wie  dort, 
ndm.  die  Dauer  dieses  Zeitraums  (vom  Ende  der  Fluth  bis  auf  Abraham's 
Anfang  290  Jahre)  zu  bestimmen;  zugleich  von  dem  zunehmenden  Sinken 
der  Lebensdauer  in  demselben  eine  Anschauung  zu  geben.     Dagegen 
unterscheidet  sie  sich  von  Gp.  5  darin,  dass  sie  nach  dem  hbr.  Text 
nur  9  Glieder   enthält     Bei   der  Bedeutung  der  Zehnzahl  in  diesen 
Dingen  (S.  88)  u.  bei  der  Regelmassigkeit  in  der  Schreibweise  des  A 
wird  eine  Verstümmlung  der  Tafel  zu  vermuthen  sein.     Wenn  Abra- 
ham selbst  als  10.  Glied  der  Reihe  gelten  sollte  {Tuch  Kn.  Del,\  so 
hätte  der  Vrf.  eben  nicht  mit  Terach,  sondern  erst  mit  Abr*  geschlossen. 
Daraus  dass  Noal>  der  10.  in  seiner  Reihe  ist,  kann  man  {Kn,  Del.) 
nicht  schliessen,  dass  nach  dem  Sinn  des  Vrf.  Abr.,  wie  Noal;^  der  Be- 
gründer einer  neuen  Ordnung,  ebenfalls  der  10.  sein  soll;  denn  Abr. 
entspricht  eben  nicht  dem  Noah;  sondern  dem  §em;  u.  wenn  Berosus 
in  der  10.  Generation  nach  der  Fluth  einen  y^gerechten  u.  grossen,  in 
der  Himmelskunde  erfahrenen  Mann''  ansetzte  (Jos.  ant  1;  7,  2;  Eus. 
pr.  ev.  9,  16,  1),  so  folgt  daraus  für  unsere  Stelle  nichts,  oder  höch- 
stens das,  dass  man  später  aus  solcher  Rücksicht  ein  Glied  der  Reihe 
ausliess,  um  Abr.  als  10.  zu  gewinnen.    Noch  weniger  kann  in  lav  ni^in 
ursprünglich  Noali  {Bud,  412  f.)  als  erster  der  Reihe  aufgeführt  oder 
gedacht  gewesen  sein.     In  der  That  haben  die  LXX  (auch  Demetrios 
bei  Eus.  pr.  ev.  9,  21,  12;  BJub.  8;  Luc.   3,  36)  zwischen  Arpaxad 
u.  §elach  noch  ein  weiteres  Glied,  den  Kaivdv  {"ff^t)  sowohl  hier  als 
in  10;  24.    Der  krit  Werth  dieses  Zeugnisses  wird  freilich  dadurch  ver- 
dächtig, dass  dieser  Name   nicht  blos  schon  Gp.  5  an  4.  Stelle  vor- 
kam, sondern  ihm  auch  in  den  LXX  (nicht  aber  im  BJub.)  die  gleichen 
Zahlen    wie   dem  Nachfolger  §elach   gegeben  sind;   der  Schluss  liegt 
nahe,  dass  erst  die  Griechen  diesen  Kainän  hier  eingeschoben  haben, 
um  die  Zehnzahl  der  Glieder  voll  zu  machen,  zumal  da  auch  1  Ghr. 
1,  24  (hbr.  u.  griech.)  einen  Kainän  nicht  hat,  ebensowenig  Sam.,  u. 
auch  Philo  u.  Joseph,  hier  mit  dem  hehr.  Text  gehen.    Allein  wenn 
auch  hienach  der  LXX  Text  ein  junger  ist,  so  folgt  daraus  noch  nicht 
die  Unversehrtheit  des  hbr.  T.;   die  Urheber  des  Einsatzes  waren  der 
Ansicht,   dass  der  hbr.  T.  eine  Lücke  habe,  u.  füllten  sie,  so  gut  es 
gieng,  aus  (vgl.  4,  8).     Demnach  wird  man  zwar  nicht  den  Text  der 


Gen.  11,  lOff. 


209 


LXX  u.  des  BJub.  geradezu  vorzielien  {Ew.  Bertheau),  aber  auch  nicht 
den  hebr.  Text  unbeanstandet  lassen  dürfen.  Es  kommt  hinzu,  dass 
auch  die  Zahlangaben  der  Tafel  unter  den  HSnden  der  späteren  Schrift- 
gelehrten noch  allerlei  Änderungen  erfuhren.  Wie  Cp.  5,  so  weichen 
in  denselben  der  hbr.,  griech*  u.  sam.  Text  von  einander  ab. 


Hebr. 

Samar. 

Septuag. 

Sem  .... 

100 

500 

600 

100 

500 

600 

100 

500 

600 

Arpaxad  .  .  . 

35 

403 

438 

135 

303 

438 

135 

400 
(430) 

535 

(565) 

Kainan  .  .  . 

130 

330 

460 

Schelach .  .  . 

30 

403 

433 

130 

303 

433 

130 

330 

460 

Eber  .... 

34 

430 

464 

134 

270 

404 

134 

270 

(370) 

209 

404 

(504) 

339 

Peleg   .  .  , 

30 

209 

239 

130 

109 

239 

130 

Reu  .... 

32 

207 

239 

132 

107 

239 

132 

207 

339 

Serag   .  .  . 

30 

200 

230 

130 

100 

230 

130 

200 

330 

Nahor   .  .  • 

29 

119 

148 

79 

69 

148 

179 

125 

304 

Terach  .  .  . 

70 

(135) 

(205) 

70 

(75) 

(145) 

(79) 
70 

(129) 
(135) 

(208) 
(205) 

Summa 

390 

1040 

1270  (1170) 

In  der  Tafel  der  LXX  (wo  die  eingeschlossenen  Zahlen  die  Les- 
arten des  Cod.  AI.  sind)  sind  zwar  die  Zahlen  beim  1.  u.  10.  Glied 
dieselben  wie  im  Hbr.,  sonst  sind  aber  die  Jahre  vor  der  Zeugung  je 
um  100,  nur  bei  Nabor  (wo  Cod.  AL  vorzuziehen  ist)  um  blos  50  er- 
höht, wodurch  freilich  (nam.  beim  6.>  7.,  8.  Glied)  die  Zahl  der  Jahre 
vor  u.  nach  der  Zeugung  unverhältnissmässig  wird,  im  ganzen  aber 
(Kainan  mitgerechnet)  für  die  Zeit  vom  Ende  der  Fluth  bis  zur  Geburt 
Abraham's  1070  (1170),  oder  wenn  man  11,  10**  zu  Grund  legt, 
1072  (1172)  Jahre,  also  780  mehr  als  nach  dem  Hbr.  sich  ergeben. 
In  den  Jahren  nach  der  Zeugung  aber  ist  der  Grundsatz  der  stetigen 
Abnahme  des  Lebensalters  regelmässig  durchgeführt,  so  jedoch,  dass 
bei  Arp.  u.  Schel.  in  den  Nebenzahlen  auch  abweichende  Lesarten 
gegenüber  vom  Hbr.  mit  hereinspielen,  welche  vom  System  unabhängig 
sind.  Der  Sam,  stimmt  mit  LXX  in  der  Erhöhung  der  Jahre  vor  der 
Zeugung  zusammen,  u.  hat  auch,  indem  er  bei  Eber  die  Jahre  nach 
der  Zeugung  genau  wie  LXX  herabmindert,  den  Grundsatz  der  stetigen 
Abnahme  ebenso  wie  LXX  durchgeführt,  ja  bei  Terach  noch  strenger 
als  LXX;  allein  indem  er  in  der  Gesammtsumme  der  Lebensjahre  der 
einzelnen  sich  an  den  Hbr.  anschliesst,  bei  Eber  u.  Terach  sogar  die 
Zahlen  von  diesem  noch  herabmindert,  hat  er  das  richtige  Verhältniss 
zwischen  den  Jahren  vor  u.  nach  der  Zeugung  überall  gestört,  u.  be* 
kündet  sich  eben  damit  als  ein  aus  LXX  u.  Hbr.  zurechtgemachter, 
also  kritisch  bedeutungsloser  Text  Als  Zeit  vom  Ende  der  Fluth  bis 
zur  Geburt  Abraham's  ergeben  sich  bei  ihm,  da  er  Kainan  nicht  hat, 
940  (942)  Jahre.  [In  BJuh,,  das  in  der  Sethitentafel  mit  dem  Sam. 
geht,  sind  die  Jahre,  in  welchen  die  Väter  zeugen  (s.  SBAW.  1883. 
Handb.  z.  A.  Test.  XL    6.  Aufl.  14 


210  Gen.  11,  10. 

S.  335),  bei  Arp.  68,  Kain.  57,  Sei.  71,  Eb.  64,  Pel.  61,  Reü  59,  Ser.  57, 
Nah.  62,  Ter.  70;  zusammen  569  Jahre  bis  Abraham^s  Geburt].  Im 
Hebr,  ist  (mit  Ausnahme  §em's  u.  Terach's,  deren  Zahlen  durch  an- 
derweitige Gründe  bestimmt  scheinen)  die  stetige  Abnahme  des  Lebens- 
alters gut  gewahrt,  nur  dass  bei  Eber  die  Zahl  464  (430)  ausser 
Verhältniss  ist  u.  vielleicht  ursprünglich  404  (370)  gelautet  hat  (vgl. 
LXX  Sam.),  wodurch  auch  der  (im  übrigen  vielleicht  beabsichtigte) 
starke  Absprung  der  Lebensdauer  von  Eber  auf  Peleg  etwas  ermdssigt 
würde.  Auch  das  Verhältniss  der  Zeugungsjahre  zu  den  Lebensjahren 
ist  (ausser  beim  ersten  u.  letzten  Glied)  im  Hbr.  dem  in  Gp.  5  ange- 
setzten VerhSltniss  ziemlich  entsprechend,  u.  jedenfalls  passender  als 
in  Sam,  u.  LXX.  Aber  wenn  soweit  der  Hbr.  sich  als  der  beste  der 
3  Texte  erweist  (s.  Berthe,  in  JBDTh.  XXIII.  674),  so  ergibt  sich  von 
anderer  Seite  eine  Schwierigkeit,  die  wohl  auch  die  Griechen  {Sam.) 
zu  ihren  Hauptänderungen  bewogen  hat  Die  sich  ergebenden  290  ^292) 
Jahre  vom  Ende  der  Fluth  bis  auf  Abraham's  Geburt  oder  365  (367) 
Jahre  (12,  4)  bis  zu  seiner  Einwanderung  in  Kenaan  erscheinen  zu 
wenig,  um  nicht  in  Widerstreit  mit  den  Erzählungen  Gp.  12  ff.  zu  ge- 
rathen.  Man  kann  sich  kaum  denken,  dass  es  im  Sinne  des  Vrf.  lag, 
dass  Noa^i  erst  starb,  als  Abraham  58  Jahre  alt  war,  oder  dass  §em 
bis  über  Jacobs  Geburt  herunter,  Eber  noch  nach  dem  Tode  Abraham's 
lebte  (s.  darüber  schon  die  Bemerkungen  des  Araberbischofs  Georg 
gegen  Aphraates,  in  Ryssel  Georgs  Gedichte  u.  Briefe  1891  S.  53  f.); 
noch  weniger  lässt  sich  verstehen,  wie  365  Jahre  an  sich  u.  nach 
dem  Sinn  des  Vrf.  ausgereicht  haben  sollen,  um  die  ausgebildeten 
Völker-  u.  Staatsverhältnisse,  die  zu  Abraham's  Zeit  als  bestehend  vor- 
ausgesetzt werden,  herzustellen.  Arithmetisch  mögliche  Progressionen 
der  natürL  Vermehrung  der  Menschen  (wie  sie  zB.  bei  DeL^  242, 
Ke.^  148  aufgestellt  sind)  haben  keine  Beweiskraft;  nach  solcher  Rech- 
nung müsste  heutzutage  eine  kaum  mehr  zu  zählende  Menge  von  Mil- 
lionen Menschen  die  Erde  bevölkern:  in  Wirklichkeit  waren  die  Hin- 
demisse einer  so  maasslosen  Vermehrung  vor  Abr.  dieselben  wie  nach 
ihm.  Allein  daraus  sieht  man  eben  am  Ende  doch  nur,  dass  das  Zah- 
lensystem nicht  auf  Grund  solcher  Erwägungen,  sondern  von  ganz 
anderen  Grundlagen  aus  entworfen  ist  Welche  Daten  oder  Annahmen 
den  Vrf.  bei  seinen  Ansätzen  leiteten,  ist  bis  jetzt  so  wenig  herausge- 
funden, als  in  dem  ähnl.  Fall  Gp.  5  (s.  die  S.  112  f.  verzeichneten 
Schriften;  auch  Nöld.  in  JPTh.  1875  S.  344  u.  Äi.  HWB.  1468). 
Dass  im  Vergleich  mit  der  beglaubigten  Geschichte  anderer  Völker,  nam. 
der  äg.  u.  bab.-assyr.  Reiche,  die  Ansätze,  zumal  des  hbr.  Textes,  zu 
niedrig  seien,  muss  jeder  Unbefangene  zugeben.  —  Über  die  Namen 
der  vorgefahrten  Patriarchen  s.  zu  V.  26. 

V.  10.  „Sem  zeugte  als  Söhn  von  100  Jahren  d.  h.  100  Jahr 
alt,  also  im  101.  Lebensjahr  den  Arpaxad.  Damit  stimmt  zwei  Jahre 
nach  der  Flulh^  näml.  nach  dem  Eintritt  derselben.  Sem  war  gegen 
Ende  des  501.  Jahres  Noahs  geboren  (5,  32),  mithin  beim  Anfang  der 
im  2.  Mon.  des  600.  J.  Noafe's  (7,  11)  erfolgenden  Fluth  zwischen  98 
u.  99,  beim  Ende  derselben  zwischen  99  u.  100  Jahr,  u.  nach  einem 


Gen.  11,  10—14.  211 

weiteren  Jahr,  also  das  2.  Jahr  nach  dem  Eintritt  der  Fluth,  zwischen 
100  u.  101  Jahr   alt".     So   Kn.  nach    Bengel.     Aber  9,  28  kann 
h^^tsn  nn«  nur  „nach  dem  Ende  der  Fluth"  bedeuten  {Bud,  108  f.),  weil 
sonst  von   7,  11  aus  nur  949  Jahre   für  das  Leben   Noah^s  heraus- 
kommen.   Deshalb  nehmen  ai^dere  (zB.  Tuch,  DeL)  die  500  Jahre  in 
5,  32  für  eine  runde  Zahl,  statt  genauerer  502;  KöhL  G.  I.  54  er- 
klärt die  2  Jahre  daraus,  dass   §em  der  zweite  Sohn  Noahs  gewesen 
sei  (s.  aber  S.  194).    Unter  diesen  Umständen  ist  wohl  {Bud,)  o^aw 
Vtawi  ^riK  als  Glosse  von  einem  zu  erachten,  der  genauer  nachrechnen 
wollte,    aber  9,  28  f.  ausser  Acht  liess.     Sonst  lehrt  die  Stelle,  dass 
Arpaxad  §em's  Erstgeborner  sein  soll  (s.  auch  5,  4).  Der  Anfang  dieser 
Tafel  mit  einem  Zustandssatz  ist  in  der  Ordnung,  weil  die  Erzählung 
hier  neu  anhebt.    Dieser  Anfang  zog  dann  einen  ähnlichen  Anfang  auch 
in  V.  12.  14  nach  sich;    erst    von  V.  16   an  kommt  Vrf.  wieder  in 
das  gefugigere  "^n-p  hinein,  das  er  in  Gp.  5  durchaus  gebraucht  hatte. 
Auf  einen    andern  Verf.  (Schum,)  ist  daraus  nicht  zu  schliessen.  — 
V.  11.    Söhne  u.  Töchter]  vgl.  über  die  Söhne  10,  22.  —  Der  Sam. 
fugt  hier   u.  weiterbin  die  Gesammtsumme   der  Lebensjahre,  die  sich 
durch  Summirung  der  2  Angaben  im  hbr.  Text  ergibt,  noch  ausdrück- 
lich   hinzu    (wie  Cp.  5).   —   V.  12.    "»H]  s.  3,  22.  —  Die   Namen, 
welche  in  dieser  Tafel  unter  den  Ahnen  Terach's  erscheinen,  lassen 
sich  zum  Theil  als  Volks-,  Landes-  oder  Stadtnamen  nachweisen  (ähnl. 
wie  die  Namen  Gp.  10),  aber  nicht  alle.     Dass  auch  Götternamen  da- 
runter wären  (Mez  Gesch.  der  Stadt  Harrän  1892  S.  23),  Hesse  sich 
damit  vereinigen,   denn  manch  ein  Volk  u.  Stamm  hannte  sich  nach 
seinem  Gott  oder  umgekehrt     Dagegen   hat  die  Meinung,  dass  einige 
dieser  Namen  begriffliche  Zusammenfassungen  volksgescbichtlicher  Tbat- 
sachen  seien^  keinerlei  Wahrscheinlichkeit     Arpaxad  ist  ein  Volks-  u. 
Landesname  (10,  22)  u.  bezeichnet  hier  an  der  Spitze  der  Genealogie, 
dass   dieses  Land  ein  Ursitz  der  weiterhin  genannten,   also  auch  der 
Teraclüten  war.    nVw]  nicht  nachweisbar,  obwohl  Kn.  130  einen  Ort 
Salach  oder  Salach  im   nordöstl.  Mesopotamien  (bei  Assem,  bibl.  or. 
I.  495.  n.  115—351.  IlL  1.  287)  herbeizieht;  daher  Ew.  (G.»  L  379. 
384)  rihv  ab  Nachkomme   {Sprössling  Cant  4,  13),   andere    {Bohl. 
Tuch  Böltch,,  Kn,  122,  Buns.  DeL^)  als  Sendung,  Entlassung  deuten 
wollten,  des  Sinnes,  dass  Theile  des  Stammes  aus  Arpaxad  fortzogen. 
Dass  nhv  ein  Gottesname  war  {Mez  23),  ist  aus  nhv^tyia  noch  nicht  zu 
erweisen,     "^ny]    nicht  Bezeichnung  des  Obergangs  des  Stammes  über 
den   Tigris   {Kn.  Buns.),   sondern  Eponym  der  Hebräer.     Der  Name 
■»la:^  wird  gewöhnlich  erklärt  als  die  von  inan  w  (Jos.  24,  2  f.  14  f.), 
von  jenseits  des  Eufrat  Gekommenen,  u.  ist  diese  Erklärung  immer  noch  die 
beste.  Dass  erst  die  Isr.  als  die  von  jenseits  des  Jordan  gekommenen  von 
den  Kenaanäem  so  benannt  worden  seien  {Reuss,  Stad,,  Wl.  a.)  stimmt 
nicht  zu  10,  21.  24  ff.     Die  Deutung  Wanderer  {Del.  Par.  262)   ist 
gegen  den  Sinn  des  Vrb.  la^.    Andere  Vermulhungen  bei  £w.^  407 — 9. 
Dass    die  '^Apuriu   in  Ägypten    (in   der  Ramessidenzeit  oft  erwähnt) 
nicht  die  Hebräer  sind,  dürfte  jetzt  feststehen  {Brugsch  Gesch.  582 f.; 
dict  g^ogr.  113  ff.;  EMey.  §  241);  ob  die  in  den  Tell-Amama  Briefen 

14* 


2Ü  Gen.  ll,  14—1'?. 

ofl  genannten  Chabiri,  welche  die  äg.  Herrschaft  in  Palästina  bedroheti, 
die  Hebräer  sind  {Zimmern  in  ZDPV.  XDI.  137  ff.),  ist  bis  jetzt  eher 
zu  verneinen;  die  Verbündeten  (Sayce)  freilich  wird  es  auch  nicht 
bedeuten  (s.  weiter  Hai,  in  JA.  VIU,  18  S.  54  7  f.  u.  MJastrow  in 
JBL.  XI.  1892  S.  118  ff.).  ^\%[  10,25;  nach  einigen  {BoU,  Tuch 
Kn.  122;  Buns,,  Merx  im  ßL.j  soU  er  das  Land,  von  dem  aus, 
oder  die  Epoche,  in  der  Joqt^  sich  von  den  übrigen  Hebräern 
trennte,  bezeichnen;  daneben  denkt  Kn.  130  an  Phalga^  einen 
Ort  beim  Einfluss  des  Ghaboras  in  den  Eufrat  (Isidor  Charac.  p.  248 
MilL,  u.  Steph.  Byz.  u.  Oakya);  Eto.^  383  an  einen  andern,  schon 
den  Lauten  nach  nicht  zutreffenden;  Lag.  Orient.  II.  50  gar  an  den 
Landstrich  al-Fal^  an  der  Strasse  von  ßasra  nach  JemÄma  (Wüsten- 
feld  AGGW.  XIX  1874  S.  175),  u.  Sprenger  S.  233.  294  an  el- 
Fala^  in  Jemäma.  vyj]  LXX  ^Payav^  natürlich  nicht  Rages  in  Medien 
{BohL)y  oder  >^m^o]  Edessa  {Kn.  Buns.\  oder  Arghana  an  den  Quellen 

des  Tigris  {Ew.^  384),  oder  Rughwa  am  §ammar  Gebirg  in  Arabien 
{Spreng.  294).  Auch  die  in  den  ass.  Inschriften  von  Tigl.  Pil.  II  an  oft 
erwähnten  aramäischen  Ruua  {Del.  Par.  238  ff.;  Sehr.  KGF.  99  ff., 
KAT.^  117)  in  Südbabylonien  sind  schwerlich  hieher  zu  ziehen.  An 
einen  Gottesnamen  ^  {Mez  23)  ist  nicht  'zu  denken:  ^Kin  beweist 
dagegen,  nicht  dafür;  denn  die  mit  ^k  zusammengesetzten  Namen  sind 
keine  Gottesnamen,  a^]  sicher  Saru^^  Landschaft  u.  Stadt  {Batnae 
der  Glassiker),  zvrischen  BireSik  am  Eufrat,  Qarran  (V.  31)  u.  Urfa 
(Edessa),  den  arab.  Geographen  (zB.  Jaqüt  III.  85)  u.  syr.  Schrifl- 
stellem  (zB.  Barhebr.  Chr.  syr.  142  f.;  Assem.  b.  or.  1.  277  f.  283  fl 
426.  II.  103  f.  321)  wohl  bekannt,  s.  Ainsworth  Trav.  L  306.  310. 
n.  102 f.;  Sachau  Reise  181  ff.  "^^ns]  einst  Name  eines  bedeutenderen 
Volks  s.  26  f.  u.  22,  20 — 24.  Ob  in  Ortsbenennungen  noch  Spuren 
seiner  Existenz  nachzuweisen  sind?  schwerlich  in  Ghaura,  Ort  in  der 
Landschaft  Sarug  bei  Assem.  b.  or.  II.  322.  338;  Le  Quien  Or.  Chr. 
n.  1508  f.  {Kn^,  oder  in  Haditha  en-Naura  unterhalb  'Ana's  bei  Abulf. 
(arab.,  Par.  1840)  S.  287,  3  {Ew.).  m^]  SaQ^a  LXX;  nicht  Stein- 
bock als  Totem  {RSmith,  s.  dagegen  ZDMG.  XL.  167  f.),  auch  nicht 
Personification  des  Verweilens  {Ges,  th.,  fit.  HWB.  1459)  oder  der 
Wanderung  {Ew.^  392).  Kn,  vergleicht  dazu  den  Ort  Tharrana,  südl. 
von  Edessa  auf  Tab.  Peut.  XI,  d;  Jensen  (ZA.  VI.  70)  meint,  dass  er 
als  1.  Glied  auch  in  nordsyr.  (bettitischen)  Personennamen,  wie  Tar- 
hular^  TarJi^unazi  {Tiele  229.  243)  u.  a.  stecke,  u.  einen  Gott  be- 
zeichne (darnach  Mez  23).  Andere  (zB.  Tuch,  Buns.)  sehen  in  r^»t\ 
den  Namen  einer  geschichtl.  Person.  Ein  Midrasch  dazu  findet  sich 
in  BJub.  c.  11  u.  Hier,  epist.  127  ad  Fabiol.  maus.  24.  —  Immerhin 
weisen  die  letzten  dieser  Namen  in  das  nordwestl.  Mesopotamien. 
Daraus  folgt  freilich  noch  nicht,  dass  die  sämmtlichen  Namen  je  eine 
Station  der  von  Arpaxad  aus  wandernden  Semiten,  u.  die  Jahreszahlen 
die  Dauer  der  Epochen  dieser  Wanderung  {Buns.  BW.  V,  2.  86  f.) 
darstellen. 


Gen.  11,  27.  28.  213 


6.     Geschlecht  Terach's,  dessen  Verhältnisse  und  Wande- 
rungen, Cap.  11,  27 — 32;  nach  A  und  C  von  R. 

Mit  einer  neuen,  durch  J  angeknüpften  (s.  10,  1.  25, 12.  19  u.  s.) 
Überschrift  wird  noch  ein  besonderer  Abschnitt  über  Terach  angefugt, 
welcher  die  Verwandtschaftsverhältnisse  in  seinem  Hause  beschreiben 
u.  dadurch  das  Verständniss  der  Geschichte  Abraham's  vorbereitet  soll. 
A  als  Verf.  ist  V.  27  u.  32  deutlich  erkennbar;  V.  29  ist  dem  C 
zuzuth eilen,  weil  dieser  22,  20 ff.  darauf  Rückbezug  nimmt;  V.  28^ 
(wegen  'Viö  'ks)  sicher  nicht  dem  A,  sondern  (Bud.  418  f.)  dem  C; 
28*  könnte  von  A  sein,  muss  aber  nicht;  auch  V.  30  (nach  Wl.  zu 
A  in  16,  3  gehörig  u.  erst  von  R  hieher  versetzt)  ist  wahrscheinlich 
{Bud.  415  f.)  von  C,  so  dass  28  (wenigstens  28^) — 30  ein  zusam- 
menhängendes Stück  von  C  darstellen  (ebenso  Kill),  V.  31  erweist 
sich  durch  die  Umständlichkeit  des  Ausdruckes  (vgl.  12,  5)  als  Satz 
des  A  (Hupf.  19 f.;  Bud,  415;  Kill.)-,  nur  ist  die  Frage,  ob  nicht  in 
ö*^-!«»  •iiKtt  (s.  V.  28)  R  nachgeholfen  hat  Jedenfalls  ist  das  Stück 
ein  gemischter  Text,  bei  dessen  Zusammenstellung  C  (um  den  Anfang) 
verkürzt  ist  Dass  auch  Angaben  des  A  ausgelassen  sind,  ist  nicht  noth- 
wendig  anzunehmen.  Denn  da  er  Rethuel  u.  Laban  nirgends  als  Naho- 
riden  bezeichnet,  so  braucht  er  auch  über  Nahor  nichts  weiter  be- 
merkt, oder  gar  (Bruslon  RTh.  1882  p.  17)  besondere  "^^n  nnnVSn  ge- 
habt zu  haben  (s.  Bud.  420  ff.).  Im  übrigen  erheben  sich  (s.  zu  V.  28) 
noch  besondere  Bedenken  gegen  die  Ursprünglichkeit  von  ö'^iws  ^"jk 
V.  28.  81.  —  Zu  dem  ganzen  Stück  ist  zu  vergleichen  Ew,  JB.  X. 
26 ff.;  Budde  Urg.  409—54;  Killel  in  ThStW.  VU.  187 ff.  —  V.  27. 
Die  Wiederholung  in  V.»  aus  V.  26  wie  10,  1  vgl.  mit  5,  32.  — 
Dass  Nahor,  der  Vater  Terach^s,  auch  als  dessen  Sohn  erscheint,  hat 
in  solchen  Völkergenealogien  nichts  auffallendes.  i;t^]  könnte  von  ^'n 
abgeleitet  Gebirgsvolk  bedeuten,  ist  aber  als  Volk  oder  Land  sonst 
nicht  nachzuweisen;  wenigstens  gehört  Arran  mit  der  Hauptstadt  Ber- 
daa  in  Armenien  {JEw.^  L  411  f.)  nicht  hieher.  Dass  es  blos  aus  pn 
differenzirt  sei  (WL  Prot  330;  Bud.  443),  hat  nichts  für  sich.  Eher 
könnte  man  {Mez  23),  unter  Berufung  auf  "^n  t\^%  (Num.  32,  36)  in 
den  Arboth  Moab,  vermuthen,  dass  'j'jn  unter  dem  Lotvolk  auch  die 
Bedeutung  eines  Gottesnamens  hatte.  —  V.  28.  Haran  starb  n^n  "^5»"^?, 
wohl  nicht  rein  temporal  (Tuch),  sondern  coram  eo  d.  h.  so  dass 
dieser  es  mit  ansah,  es  erlebte,  vgl.  Num.  3,  4.  Dt  21,  16  {Kn.). 
SpnV^te-fiKa]  bei  A  sonst  nicht  nachzuweisen,  wohl  aber  bei  C  u.  B 
(24,  7.  31,  13  vgl.  12,  1.  24,  4.  31,  3.  32,  10.  43,  7.  Num.  10, 
30;  anders  bei  A  Gen.  48,  6.  Lev.  18,  9.  11).  o"^?»»  ^w]  nur  noch 
V.  31.  15,  7.  Neil.  9,  8;  LXX  X(6qcc  rwv  Xccköalcw.  Ob  Ur  ein 
Eigenname  war,  oder  appellativisch  Gegend,  District  bedeutete,  können 
wir  nicht  mehr  ermitteln  (^ö  p«a  kann,  muss  aber  nicht  fiir  Land 
sprechen);  *^nK  =  iSn  Gebirge  {tCn.)  ist  schlechthin  abzuweisen;  auf 
Grund   von   medischem    Ovega    (Strab.  11,  13,  3)   zendisches   vara 


214  Gen.  11,  28. 

District  zu  vergleichen  {Tuch\  liegt  zu  fern,  ebenso  ein  arab.  W.  oder 
armen,  gavar  (ßw.^  I.  404  f.).  Die  Späteren,  an  die  aus  der  Bibel 
geläufigen  Kaldäer  Babyloniens  sich  haltend,  suchten  Ur  Kasdim  in  Baby- 
lonien:  Nicol.  Dam.  (Jos.  ant.  1,  7,  2)  nennt  r^v  yijv  rijv  vmQ  JBot- 
ßvX^vogj  XccXdaicDv  kayo^Uvriv  als  Abraham^s  Ausgangsort;  Eupolemus 
(Eus.  pr.  ev.  9,  17,  2)  versteht  eine  nohg  trjg  BaßvkoDviag  Kaficc- 
Qivti,  r^v  xiveg  kayovct  noXiv  Ovqiriv  (s.  dazu  Sehr,  KAT.^  130). 
Der  Talmud  (B.  Batiira  91^)  u.  die  Muslim  suchen  es  in  Kutha  rabba 
in  Babylonien  (istachri  M.  p.  54;  Maräs.  IL  519  u.  a.);  alle  die  spä- 
teren Geschichlchen  von  einer  Verfolgung  des  Abraham  durch  Nimrod, 
in  denen  meist  zugleich  "^^k  als  Feuer  gedeutet  wurde  {Beer  Leben 
Abraham's  1859  S.  1 — 20)  schliessen  sich  an  diese  Localisirung  an 
(vgL  schon  BJub.  c.  11  ff.;  Jos.  ant  1,  7,  Iff.;  Hier.  quae.  ad  1.). 
An  ?|^«  (10, 10)  d.  h.  üruk  oder  Warka  (6r.  u.  fl.  Rawlinson-^  Loflus 
trav.  162)  darf  man  bei  '^  -iik  keinenfalls  denken.  Dagegen  würde 
dem  Namen  nach  gut  passen  der  heutige  Ruinenort  Mugheir  (zieml. 
südl.  von  Warka,  auf  der  rechten  Seite  des  Eufrat  am  Pallacopas  ge- 
legen), als  dessen  alten  Namen  die  dort  aufgegrabenen  Thontäfelchen 
Uru  erweisen,  eine  der  ältesten  südbab.  Städte,  Sitz  des  Mondcultus 
{Tiele  81.  85;  Winckl.  Unters.  66  ff.).  Dieses  Ur  wird  jetzt  nach 
Vorgang  der  Assyriologen  (s.  bei  Sehr,  in  ZDMG.  XXVII.  397  ff.,  KGF. 
94 ff.;  KAT.2  129 ff.;  Del.  Par.  200.  226 f.)  von  den  meisten  für 
'5  *ii«  gehalten  (s.  auch  FBroum  über  Ur  Kasdim  in  JBL.;  Dec.  1887 
S.  46  ff.),  wobei  aber  zu  bemerken,  dass  der  Beisatz  a^^to  nicht  zum 
einheimischen  Namen  gehört,  sondern  erst  von  den  Juden  beigefugt 
sein  müsste.  Nimmt  man  aber  das  an,  so  kann  n^nv^  -iiKa  nicht 
urspr.  Text  des  G  sein;  er  kann  als  solcher  auch  nicht  durch  15,  7 
(Bud.  Kill.)  erwiesen  werden,  weil  jenes  Gap.  zu  den  durch  R  am  stärk- 
sten überarbeiteten  gehört.  Nämlich  bei  G  sitzt  nicht  blos  Abraham^s 
Bruder  Nal^or  (22,  20  ff.)  in  IJiarran,  ohne  dass  eine  Wanderung  des- 
selben dorthin  berichtet  wäre,  sondern  ist  dieses  auch  Abraham's  eigene 
Heimath,  von  wo  er  ausgezogen  ist  (24,  4  f.  7.  10.  27,  43.  28,  10). 
Also  wäre  's  '»n  hier  V.  28  vielleicht  Einsatz  eines  R  aus  A  (V.  31)? 
Auch  bei  A  scheint  eine  südbabyl.  Stadt  als  Aufenthalt  Terach-Abrams 
zunächst  ganz  fremd  zu  sein,  da  er  (8,  4)  Noah  in  Armenien  landen 
lässt,  in  der  Völkerlafel  (10,  22)  kein  Vfs,  ^?a»',  ö-^^te  erwähnt,  u. 
(11,  22 — 26)  Serüg  u.  Nahor,  die  doch  sicher  nach  dem  nordwesU. 
Mesopotamien  gehören,  als  unmittelbare  Vorfahren  Terach- Abrahams,  u. 
Nahor  als  Bruder  Abrahams  auffuhrt.  Wie  sollte  von  da  Terach  auf 
einmal  nach  Südbab.  kommen?  Nur  unter  der  doppelten  Voraussetzung, 
einmal  dass  für  A  die  Namen  V.  14 — 26  blosse  Personennamen,  ohne 
irgend  eine  eeogr.  ethnische  Bedeutung,  seien,  u.  sodann  dass  för  ihn 
in  Arpaxad  (s.  195  f.)  das  südbab.  Kaldäervolk  gemeint  sei,  wäre  es 
denkbar,  dass  er  Terach,  den  Nachkommen  Arpaxad's,  von  fi*^"rva  "iik 
ausgehen  liess;  eine  Bestätigung  dessen  könnte  man  darin  finden,  dass 
ihm  (25,  20.  28,  2.  5)  Bethuel  u.  Laban  nicht  Arpaxiden,  sondern 
Aramäer  (vgl.  10,  22)  sind.  So  wie  die  Sachen  jetzt  stehen,  ist  diese 
Möglichkeit  nicht  zum  voraus  abzuweisen;  A  hätte  dann  eine  eigenth. 


Gen.  11,  28.  29.  215 

Nachricht  über  die  urspr.  Heimath  der  Terachiden  (der  J^,  der  nach 
Bud.  448  fr.  ihm  darin  vorangegangen  sein  sol],  ist  eine  Hterarische 
Fiction),  u.  nach  dem  ürlheil  vieler  {Sehr,  in  ZDMG.  XXVIl.  397  ff., 
JPTh.  I.  117  ff.,  Ri.  HWB.  1702  f.;  Guidi  in  Atti  d.  R.  Accad.  dei 
Lincei  1879  Vol.  III  p.  566  ff.;  Del.^)  eine  geschichtlich  wohl  be- 
gründete. Immerhin  aber  Hesse  sich  noch  eine  andere  Möglichkeit  ins 
Auge  fassen,  näml.  allerdings  kaum  mehr  die,  dass  es  ein  v^^vo^  "iik 
in  Armenien  oder  im  nördl.  Mesopotamien  gegeben  hätte  {Ges,  Ew, 
Kn,,  noch  Kitt.  215  ff.),  wohl  aber,  dass  b'^tws  *vik  (an  Stelle  eines 
andern  Wortes)  oder  doch  ö"^"»«»  (neben  urspr.  *y^)  erst  später  in  den 
Text  des  A  (u.  demnach  auch  in  V.  28.  15,  7)  eingesetzt  wäre,  frei- 
lich nicht  erst  in  der  griech.  Zeit  (so  Lag.  GGA.  1870  S.  1556  u. 
Sym.  I.  54,  der  meint,  es  habe  urspr.  Urastu  =  t^'^»  dagestanden, 
vgl.  WL  Gesch.  I.  325),  da  sonst  noch  krit.  Varianten  dazu  zu  er- 
warten wären,  wohl  aber  zur  Zeit  der  Schlussredaktion  des  Pent.  in 
Babylonien,  sei  es  um  mit  11,  1 — 9  zu  vermitteln,  sei  es  weil  man 
damals  allerlei  entdeckte,  was  auf  Verwandtschaft  mit  Südbab.  zu  deuten 
schien.  Hätte  urspr.  ^ik  (mit  oder  ohne  weiteren  Beisatz)  gestanden, 
dann  wäre  allerdings  nicht  an  das  Gastell  Ur  (Amm.  Marc.  25,  8,  7) 
in  den  ost-mesopot  Wüsten  zwischen  Singara  u.  dem  Tigris  {Boch. 
JDMich.  Ges.  Bohl,  a.),  das  jungen  Ursprungs  scheint,  vielleicht  aber 
an  die  Gegend  von  Edessa  (Urhai,  er-Roha,  Orfa)  zu  denken  (syr. 
Christen;  Hitz.  Gesch.  42^,  sofern  Urhai  nicht  auf  urspr.  Osrhoene, 
sondern  auf  "O^^a,  'O^Qorjvfjj  Orrheni  zurückzugehen  scheint  (s.  Duval 
im  JA.  Vm,  18  S.  107ff.).  Voraussichtlich  wird  diese  Frage  noch 
lange  einen  Streitpunkt  bilden.  Sie  ist  connex  mit  der  nach  dem  Sinn 
von  Arpaxad  (s.  zu  10,  22).  Dass  b'^'tios  niK  südösll.  von  Thapsacus 
in  den  an  den  Eufrat  angrenzenden  Wüsten  zu  suchen  sei  (HaL  M61. 
epigr.  81.  84),  hat  keine  Wahrscheinlichkeit  —  V.  29  von  C.  ng«5] 
Sing,  wie  9,  23.  7,  7.  "^^w]  da  aufföUt,  dass  zwar  von  Nalior's  Weib 
Milka,  nicht  aber  von  der  viel  wichtigeren  Sarai  die  Abstammung  an- 
gegeben ist,  so  vermuthete  Ew,  JB.  X.  27,  dass  hier  einige  Worte 
ausgefallen  seien,  u.  zwar  MjrrK  dk  Jna  nach  20,  12.  Aber  20,  12 
stammt  von  anderer  Hand,  u.  bei  A  V.  31  heisst  Sarai  die  nVd  Te- 
racb's.  —  Nahor  heirathet  Milka,  seine  Nichte  (22,  20 ff.);  vgl.  über 
Verwandtenheiratlien  in  der  Terach-Pamilie  weiter  20,  12.  24,  3  ff.  29, 
19;  man  muss  nicht  vergessen,  dags  solche  Heirathen  nur  der  kurze 
Ausdruck  für  das  Zusammenschmelzen  grosserer  Gemeinschaften  zu 
einem  Ganzen  sind  (zB.  16,  1.  21,  21.  36,  2  ff.  u.  s.).  In  Milka  ver- 
muthet  Nöld.  (ZDMG.  XLII.  484)  die  von  den  Phöniken  verehrte  Göttin 
t^phia.  Jiska,  Schwester  der  Milka  u.  Tochter  Haran's,  kommt  nicht 
weiter  vor;  umsonst  war  sie  vom  Verf.  gewiss  nicht  erwähnt  Ohne 
Zweifel  ist  die  betreffende  Stelle  des  G,  wo  sie  wieder  vorkam,  von  R 
ausgelassen  (vgl.  4,  22).  Dass  Jiska  anderer  Name  für  Sarai  sei  {Jos. 
ant  1,  6,  5;  Tg  Jon.  Talm,  Ephr.  Hier.  Rai.  a.),  ist  gegen  den 
Wortlaut,  ausserdem  im  Widerspruch  mit  der  Angabe  des  A  in  17, 17 
(womach  Sarai  nur  10  Jahre  jünger  als  Abr.  war,  also  nicht  die 
|VTochter  von  dessen  jüngerem  Bruder  gewesen  sein  kann  Kn.)y  u.  mit 


216  Gen.  11,  29—31. 

der  Tradition  bei  B  in  20,  12.  Ew.^  I.  449  (JB.  X.  29)  vermuthet, 
sie  sei  das  Weib  Lot's  geworden.  —  V.  30.  n^»]  wie  25,  21.  29, 
31  bei  G  (nie  bei  A).  Die  Bemerkung  schliesst  sich  an  die  Nennung 
der  Sara  bei  C  in  V.  29  wohl  an  {Bud.  416f.).  t^j]  f&r  nV^,  nur 
hier  u.  als  Kethibh  in  einigen  Handsch.  2  Sam.  6,  23  ist  sprachgeschicht- 
lich merkwürdig.  —  V.  31  f.  Terach  verlässt  nebst  Abram,  Lot  u. 
Sarai  Ur  Kasdim,  um  nach  Kenaan  zu  ziehen,  kommt  aber  nur  bis 
^arran^  wo  er  bleibt  u.  stirbt  Damit  wird  der  Anschluss  an  die 
Überlieferung  bei  G  (die  IJiarran  als  Ausgangspunkt  Abram's  nennt)  ge- 
macht. Dieser  Ort  auch  ass.,  syr.,  arb.  Qarran,  gr.  Ki^^ai,  röm.  Carrae, 
Charra,  genannt,  lag  im  nordwestl.  Mesopotamien,  9  Stunden  südsüd- 
östl.  von  Edessa,  an  dem  Flüsschen  6u]lä).  „Die  Gegend  ist  gut,  sie 
hat  Futter  u.  wurde  in  früheren  Zeiten  auch  gut  gebaut  (Amm.  Marc. 
18,7,  3 f.;  Wilh.  V.  Tyrus  10,29;  Istachr.  47);  Abulfeda  erwähnt 
Quellen  u.  Brunnen  ausserhalb  der  Stadt  (Paulus  N.  Repert  UI.  S. 
XV f.)**;  die  meisten  freilich  jetzt  mit  bitterem,  u.  nur  einer  mit  süssem 
Wasser.  Heutzutage  ist  Harran  eine  armselige  Ortschaft,  u.  weisen 
nur  noch  Ruinen  auf  ihre  einstige  Grösse.  Mehr  über  Qarran  bei 
Chwolsohn  Ssabier  1,  303  fr.  u.  Ritter  EK.  XI.  29101;  Sachau  R, 
217fr.;  Ainsworth  in  SBAP.  1891  S.  385fr.;  das  Geschichtliche  bei 
Mez  Gesch.  der  Stadt  Harran,  diss.,  Strassb.  1892.  Es  wird  noch 
genannt  12,  4  f.  bei  A,  27,  43.  28,  10.  29,  4  bei  G,  ausserdem  2  R. 
19,  12;  Ez.  27,23  (als  bedeutender  Handelsort).  Die  Stadt  Nahor's 
in  Aram  Naharaim  (24,  10  bei  G)  ist  ohne  Zweifel  dasselbe  (Bud. 
445).  Ob  fi;K  i«i0  des  A  sich  damit  decke,  s.  25,  20.  Dass  )y^  erst 
aus  Anlass  von  y^'n  in  die  Patriarchensage  gekommen  sei  (Mez  23  f.), 
ist  mit  nichts  zu  begründen,  wie  es  auch  nicht  annehmbar  ist,  wenn 
HaL  (Mel.  ^pigr.  72  fr.),  nach  dem  Vorgang  Älterer,  im  Zusammen- 
hang mit  seiner  Deutung  des  D'^^ma  &^k  auf  das  eig.  Syrien  zwischen 
Chrysorrhoas  u.  Eufrat,  l';n  in  Spelunca  (Ptol.  5, 15,  17)  finden  will.  — 
13a  ö^»  2^]  i'^an  ^nan  aia»  beim  Sam.  kennzeichnet  sich  selbst  als 
schlechte  Interpolation.  Die  Nahoriden  sind  bei  G  in  Qarran,  ohne 
erst  dort  einzuwandern.  ö^i«s  *vjKtt]  s.  V.  28.  Wodurch  die  Wan- 
derung veranlasst  war,  ob  durch  andere  Völkerbewegungen?  ist  nicht 
zu  sagen ;  die  Spätem  dachten  sich  religiöse  Kämpfe  in  Kaldäa  als  die 
Ursache  (s.  S.  214;  Judith  5,  6—9;  BJub.  llfil;  auch  Eto.^  I.  479). 
Man  konnte  das  an  die  Art,  wie  B  (Jos.  24,  2  f.  14),  sich  ausdrückt, 
leicht  anlehnen.  Sonst  ist  hier  noch  zu  beachten,  dass  bei  A  von 
einem  besondern  göttl.  Befehl  zu  der  Wanderung  nach  Kenaan  nichts 
gemeldet  ist.  nVs]  als  Schwiegertochter  wie  38,  11.  24.  1  S.  4,  19. 
n^K  '»K2|.'?5]  wer  mit  wem?  Da  0*3»  =  mit  einander  (An.)  sprachlich 
unzulässig,  da  es  auch  unmöglich  ist,  die  3  von  Terach  genommenen 
in  der  Weise  zu  theilen,  dass  man  Terach  u.  Abram  zum  Subj.  von 
1KS''  macht,  u.  Lo^  u.  Sarai  in  ^»  unterbringt  oder  umgekehrt  (Rai. 
Ros,  Bmg.  Ke.  1)el,%  u.  da  bei  öpk  an  die  Hörigen,  die  sie  bei 
sich  hatten  (12,  5),  nicht  zu  denken  ist  (Saad  JDMich.  Tuch),  weil 
solche  vorher  nicht  erwähnt  sind,  so  ist  entweder  mit  Pei.  (Hg.  Vat, 
Olsh.)  öin»  Ksrfli,  oder  mit  LXX  $am.  Vulg.  (Luth.  Merc.  Houb.  Dathe, 


/" 


Gen.  11,  31— Cap.  12.  217 

Del.^)  BPK  »?«?  herzustellen.  "»  r»*!»]  Ew.  216^  Der  Ausdruck 
VtlP  T!?^  ist  dem  A  besonders  geläufig  zB.  12,  5.  13, 12.  16,  3. 17,  8. 
23,  2.  19.  31,  18.  33,  18.  35,  6  u.  ö.  (An.).  —  V.  32.  Die  An- 
gabe des  Alters  Terach's  verhält  sich  zu  V.  26,  dem  Schluss  der  vorigen 
Tafel  ebenso,  wie  die  über  Noalbi  9,  28  f.  zum  Schluss  von  Gp.  5. 
Gegenüber  von  12,  4  greift  die  Meldung  des  Todes  Terach's  um  60 
Jahre  vor;  es  ist  stehende  Sitte  des  A,  die  ty^t^  des  einen  vollständig 
abzuschliessen,  ehe  er  auf  die  des  andern  übergeht  Dies  verkennend, 
hielt  sich  Hieron.  in  den  quaest.,  auf  Grund  der  damals  umlaufenden 
jüd.  Erzählungen  von  Abram's  Errettung  aus  Verfolgung  u.  Feuersnoth, 
sogar  berechtigt,  in  12,  4  die  75  Jahre  als  von  der  Neugeburt  Abra- 
hams zum  Religionskämpfer  an  gereclmet  anzusehen.  Der  Sam,  seiner- 
seits gibt  hier  in  11,  32  nur  145  Lebensjahre  Terach's  (s.  S.  209), 
u.  ebenso  wohl  auch  Act  7,  4  (Philo  I.  464  M.).  Dadurch  wird  die 
Einwanderung  Abraham's  in  Ken.  unmittelbar  nach  dem  Tod  Terach's 
angesetzt  Bud.  428  ff.  hält  die  Lesart  des  Sam,  fOr  die  ursprüng- 
liche, u.  die  mass.  für  erst  auf  Grund  der  LXX  gemacht;  unter  den 
Gründen  dafQr  ist  der  scheinbarste,  dass  dann  Terach  von  dem  stetigen 
Sinken  des  Lebensalters  keine  Ausnahme  macht  Aber  entschieden  ist 
damit  die  Sache  noch  nicht  —  Hiemit  ist  alles  vorbereitet,  um  nun 
zur  Vorgeschichte  Israels,  speciell  zur  Geschichte  Abraham's  übergehen 
zu  können. 


III.    Die  Geschichte  Abraham^s  Cap.  12—25,  18. 


1.  Ohne  zu  bestreiten,  dass  ihre  Ausbildung  zu  einem  Volk  erst 
in  viel  spätere  Zeit  falle,  leiteten  die  Isr.  die  Anfänge  ihrer  Volksthüm- 
lichkeit  ebenso  wie  ihrer  höheren  Religion  von  Vorfahren  ab,  welche 
vom  Stromland  her  eingewandert  lange  Zeit  in  Kenaan  sich  aufgehalten 
haben.-  Unter  einer  Anzahl  anderer  Völkerschaften,  welche  von  eben 
diesen  Einwanderern  ausgegangen  sind,  betrachteten  sie  sich  als  das 
jüngste,  das  nach  Absonderung  der  übrigen  hervorgetreten  sei,  zugleich 
als  das  reinste,  welches  mit  fremdem  Blut  am  unvermischtesten  ge- 
blieben sei,  das  religiös-sittliche  Wesen  der  Vorfahren  am  treuesten 
bewahrt  habe.  In  drei  Stufen  haben  sich  diese  echten  Nachkommen 
jener  Vorfahren  allmählig  von  den  andern  losgezweigt,  u.  diese  drei 
Stufen  schliessen  sich  ihnen  an  die  3  Namen  Abraham  Isaac  Jacob  an. 
Alies,  was  die  isrl.  Vätersage  zu  melden  hat,  bewegt  sich  um  diese 
3  Namen.  Nun  ist  es  freilich  heutzutage  selbstverständlich,  dass  alle 
diese  Erzählungen  über  die  Väter  nicht  der  strengen  Geschichte,  son- 
dern dem  Gebiet  der  Sage  angehören.  Von  keinem  einzigen  Volk  der 
Erde  lässt  sich  ein  eigentlicher  Stammvater  historisch  nachweisen; 
Völker  bilden  sich  nicht  in  der  Art  einer  Familie,  sondern  wachsen  aus 
allerlei  Stoffen  zusammen;  auch  von  dem  Volk  Israel  ist  das  noch  ge- 
schichtlich nachweisbar.     Weiter  wenn  nach  der  Gen.  wie  Isr.,  so  die 


218  Gen.  12  ff. 

übrigen  hbr.  Völker  sich  dodekadisch  gliedern^  so  liegt  auch  schon 
darin  ein  deutliches  Zeichen,  dass  das  nicht  auf  nalürl.  Zeugung  beruht, 
sondern  Kunst  u.  Absicht,  geogr.,  polit  u.  religiöse  Gesichtspunkte 
dabei  maassgebend  waren.  Ebenso  ist  zum  voraus  anzunehmen,  dass 
die  Personificationen  von  Völkern,  Stämmen,  Gebieten  u.  Zeiträumen, 
welche  in  den  Darstellungen  der  Gen.  bis  Gp.  11  allgemein  anerkannt 
sind,  nun  von  Gp.  12  an  nicht  auf  einmal  aufhören,  sondern  auch 
weiterhin  wiederkehren  werden.  Unleugbar  ist  ferner,  dass  sich  in 
diesen  Vätersagen  vielfach  Vorkommnisse  u.  Zustände  der  späteren 
Volksgeschichte,  die  Zu-  u.  Abneigungen  der  Zeit  der  Schriftsteller 
wiederspiegeln.  Endlich  auch  dass  individuelle  Anschaulichkeit  der  Er- 
zählungen an  sich  noch  kein  Beweis  für  die  Geschichtlichkeit  derselben, 
sondern  im  Gegentheil  eine  charakteristische  Eigenthümlichkeit  der  Sage 
ist|  braucht  jetzt,  da  man  eine  Übersicht  über  die  Sagenpoesie  der 
mannigfaltigsten  Völker  gewonnen  hat,  nicht  mehr  bewiesen  zu  werden. 
Aber  liegt  in  alle  dem  ein  Grund,  den  Vätersagen  der  Isr.  jeden  ge- 
schichtlichen Gehalt  abzusprechen,  so  sehr,  dass  man  auch  bezweifelt 
oder  leugnet,  dass  jemals  Vorväter  derselben  in  Kenaan  gewesen  seien 
{Nöld.  ,M  neuen  Reidi'*  1871.  I.  497—511;  Stade  G.  I.  127  f.), 
oder  sie  für  rein  tendenziöse  Dichtungen  der  isr.  Königszeit  zu  er- 
klären {ABemstein  Ursp.  der  Sagen  von  Abr.  Is.  u.  Jacob.  Berl.  1871). 
Warum  sollen  denn  die  Stammsagen  gerade  dieses  Volkes,  das  sich 
von  dem  mythologischen  Wesen  am  frühesten  abgewendet  hat,  un- 
günstiger zu  beurtheilen  sein  als  die  anderer  Völker,  in  deren  epischen 
Stoffen  man  noch  einen  Rest  geschichtlicher  Erinnerungen  anerkennt? 
Allerdings  wirft  sich  der  Wiederschein  jüngerer  Personen,  Zeiten  u. 
Verhältnisse  auf  die  Sagengestalten  der  Vorzeit  zurück  u.  werden  diese 
dadurch  zu  Typen  von  jenen,  aber  ein  Grund,  auf  dem  das  jüngere 
sich  so  spiegeln  kann,  muss  doch  zuvor  dasein.  Das  mindeste,  was 
man  wird  zugeben  müssen,  ist  doch,  dass  in  den  Familiengeschichten 
der  Vätersage  dunkle  Erinnerungen  an  einstige  Völkerschiebungen  den 
Hintergrund  bilden,  welche  vom  Eufratland  her  durch  Kenaan  u.  die 
Wüsten  bis  nach  Ägypten  hin  sich  drängten  u.  zur  Herausbildung  neuer 
hebr.  Volks-  u.  Stammindividualitäten  in  jenen  Gegenden  führten.  Als 
blosse  Erdichtung  zum  Zweck  der  Rechtfertigung  der  spätem  Besitz- 
nahme des  Landes  oder  der  späteren  Herübemahme  kenaanäischer 
Heiligtliümer  in  den  isrl.  Cult  lässt  sich  der  zeitweilige  Aufenthalt  der 
Väter  in  Kenaan  nicht  erklären:  derartige  Zwecke  konnten  in  ganz 
anderer  u.  vnrksamerer  Weise  erreicht  werden;  auch  steckt  in  der 
Gesammtvätersage  u.  ihren  einzelnen  Theilen  noch  viel  volksgeschicht- 
licher Inhalt,  der  mit  jenen  Zwecken  in  keinerlei  Beziehung  steht 
Mit  der  Anerkennung  eines  volksgeschichtlichen  Hintergrunds  der  Väter- 
sage ist  dann  aber  zugleich  über  die  Richtung  entschieden,  in  welcher 
die  Hauptpersonen  dieser  Sage  aufzufassen  sind.  Es  war  ein  Äusserstes 
an  Vermischung  grundverschiedener  Dinge,  wenn  einzelne  (zB.  Gold' 
ziher  Mythos  bei  den  Hebr.  1876  S.  109f.  154;  JPopper  ürspr.  des 
Monoth.  1879  S.  147  ff.)  die  Patriarchen  auf  Naturmächte  u.  ihre 
Geschichte  auf  Naturmytlien    umzudeuten  sich  erkühnten.     Aber  auch 


Gen.  12  ff.  219 

urspr.  Stammesgötter  (Dozy  Isr.  zu  Mekka  1864  S.  21  ff.;  Nöld.  a.  a.  0. 
508 ff.;  ZDMG.  XLII.  484)  oder  göttlich  verehrte  Ahnengeister  (Stade 
G.^  I.  406  ff.),  in  ihnen  zu  vermuthen,  hat  man  keinen  zureichenden 
Grund.  Denn  mag  es  vielleicht  auch  zutreffen,  dass  eine  Geschlechts- 
gemeinschaft sich  nach  dem  Gott,  um  dessen  Gült  sie  sich  zusammen- 
schloss,  nannte,  im  allgemeinen  sind  die  Namen  der  Vätersage  nicht 
Gottesnamen,  sondern  menschl.  Person-  oder  Yolksnamen,  u.  von  ein- 
stiger göttl.  Verehrung  dieser  Personen  ist  in  der  ganzen  Vätersage 
auch  nicht  die  leiseste  Spur  zu  entdecken.  Isaac  u.  Jacob  sind  später 
ganz  gev^öhnliche  Bezeichnungen  des  isr.  Volks:  wie  hei  Lot,  Ismael, 
Esau  u.  ihren  Söhnen,  genügt  es,  sie  als  ideelle  Personennamen,  her- 
genommen von  einzelnen  Gruppen  oder  geschichtlichen  Vorstufen  des 
späteren  Gesammtvolks  anzusehen.  Man  hat  neuerdings  (EMeyer  in 
ZATW.  VI.  Iff.  VDL  42 ff.;  gleichzeitig  W.  Groff  in  Rev.  igyplol.  IV. 
95  ff.;  s.  auch  JA.  Vm,  12  S.  104 f.)  in  der,  118  Namen  umfassenden, 
Liste  der  von  Tliutmosis  III  auf  seinem  Kriegszug  gegen  die  Oberrutenu 
besiegten  Städte  u.  Stämme  Nr.  102  fqh'ar  u.  Nr.  78  JSp'r  als  Jaqobel 
u.  Josefei  gedeutet;  unter  Voraussetzung  der  Richtigkeit  dieser  Ver- 
muthung  hätte  man  dann  auch  einen  äusseren  Beweis  dafür,  dass  Jahr- 
hunderte vor  Mose  der  Name  Jacob  an  einem  Stamm  oder  Ort  in 
Kenaan  haftete.  Mit  Abraham  verhält  es  sich  anders.  Abr.  war  nie 
Stamm-  oder  Volksname,  aber  auch  nicht  urspr.  Gottesname  (s.  zu 
17,  4 f.);  Abr.  ist  auch  nicht  die  jüngste  Gestalt  in  dieser  Patriarchen- 
welt, ein  blosses  Nachbild  von  Isaac,  ein  Heiliger  Hebrons  u.  kalib- 
bäischen  Ursprungs  (Wl,  G.  338;  EMey,  a.),  der  erst  allmählig  zur 
Hauptfigur  vorgerückt  wäre  (denn  dass  die  älteren  Profeten  ihn  nicht 
erwähnen,  beweist  gegen  die  Übereinstimmung  sämmtlicher  Pentateuch- 
schriftsteller  gar  nichts);  er  ist  vielmehr  bei  B  ebenso,  wie  bei  AGD, 
in  volksthümlicher  wie  religiöser  Beziehung  die  wichtigste  Person  der 
ganzen  Vätergeschichte,  das  Haupt  u.  der  Führer  der  vom  Eufrat  her- 
überströmenden Hebräer,  der  auch  geistig  seiner  Sippe  ein  eigenthüm- 
liches  Gepräge  aufgedrückt  hat  u.  auf  den  das  spätere  Volk  seine  Er- 
wälilung  bei  Gott  gründet  (18, 18  f.  26,  5.24;  12,  2  f.  15,6;  Jos. 
24,  2  f.).  Die  Möglichkeit,  dass  in  Abr.  sich  die  Erinnerung  an  eine 
bedeutende  Persönlichkeit  jener  Hebräerwanderung  erhalten  hätte  (Ew.y 
Kitt,  G.  L  155  ff.),  lässt  sich  nicht  leugnen.  Beweisen  lässt  sich's  natür- 
lich nicht  (zumal  wenn  man  Gp.  14  für  Erdichtung  erklärt),  denn  die 
Angaben  über  Abr.  als  König  von  Damask  (Jos.  ant.  1,  7,  2;  Justin 
36,  2,  3)  haben  keinen  geschichtl.  Werth,  so  wenig  als  das  angebl. 
Zeugniss  des  Berosus  (Jos.  anL  1,  7;  Ew.  G.^  I.  481).  Aber  selbst 
wenn  auch  er  nur  eine  ideelle  Person,  die  Zusammenfassung  der  noch 
ungetheilten  Hebräerwanderung  sein  sollte,  sicher  ist  doch,  dass  sämmt- 
liche  Erzähler  die  Herausbildung  des  Volks  Israel  u.  seiner  religiösen 
Eigenthümlichkeit  auf  ihn  als  Anfönger  oder  ersten  Begründer  zurück- 
fuhren. Dieser  seiner  besondem  Bedeutung  entspricht  audi  das  Bild, 
welches  die  Erzähler  von  ihm  zeichnen. 

2.    Nämlich  in  diesen  bibl.  Erzählungen  lässt  sich  zwar  Abr.  noch 
erkennen  als  Haupt  einer  von  Qarran  ausgehenden  hbr.  Wanderung  u. 


220  Gen.  12  fr. 

als  Mittelpunkt  einer  Reihe  von  Völkern,  die  sich  von  ihm  abgezweigt 
haben.  Ab  u.  zu  schimmert  auch  (nam.  bei  B)  noch  etwas  durch  von 
der  Art  u.  Weise,  wie  sich  diese  hbr.  Einwanderer  zu  den  Einwohnern 
des  Landes  stellen,  von  Bündnissen,  Verträgen,  selbst  von  Kriegsthaten. 
Aber  im  ganzen  erscheint  er  als  einzelner  Nomadenförst  mit  grossem 
Heerdenbesitz  u.  vielen  Hörigen,  welcher  theils  durch  Besiedlung,  theils 
durch  Kauf  einzelne  Örter  weiht  oder  zum  Eigenthum  erwirbt,  in 
Religionssachen  seine  eigenen  Wege  geht,  besonders  ab  Familienhaupt, 
welches  durch  Zeugung  Stammvater  neuer  Völker  wird,  u.  zugleicli 
hochbegnadigter  Gottesmann  u.  Freund  Gottes,  Anfänger  eines  neuen 
Glaubenslebens  in  der  Menschheit:  was  von  ihm  erzählt  wird,  sind 
zumeist  häusliche  u.  persönliche  Erlebnisse,  durch  welche  er  sich  immer 
weiter  bewährt  u.  seinerseits  die  göttl.  Hervorbildung  der  ersten  An- 
fänge Israels  u.  damit  des  Heiles  der  Welt  ermöglicht  Ohne  Zweifel 
hatte  nach  dieser  Seite  hin  auch  schon  die  lebendige  Volkssage  vor- 
gearbeitet. Aber  die  ideale  Ausgestaltung  seines  Bildes,  sowie  die 
Sammlung  u.  Ordnung  der  einzelnen,  ihn  betreffenden  Sagenstoffe  wird 
erst  denen  zu  verdanken  sein,  die  es  in  Schrift  verfassten.  Die  3  Haupt- 
schriften der  Genesis  theilen  sich  in  dieses  Werk.  Zu  A  gehört  wie 
der  äussere,  nam.  chronologische  Rahmen  seines  Lebens  u.  die  Über- 
sicht über  die  von  ihm  ausgegangenen  ismaeL  Araber,  so  insbesondere 
die  Hauptdarstellung  des  Gottesbundes  sammt  dem  daran  geknüpften 
Beschneidungsgesetz  Gp.  17  u.  die  Erzählung  vom  Ankauf  des  Erb- 
begräbnisses Gp.  23.  Im  ganzen  hat  A  die  Hauptsachen  seines  Lebens 
kurz  u.  trocken  erzählt;  nur  wo  fQr  das  spätere  Israel  so  wichtige 
Dinge,  wie  der  Bund,  die  Geburt  des  Erbsohnes,  der  erste  Erwerb  von 
Grund  u.  Boden  zu  melden  waren,  hat  er  ausführlichere  Darstellungen 
entworfen.  Den  Abr.  stellt  er  als  einen  erhabenen  Mann  tiefster  Gottes- 
furcht u.  musterhaften  Lebens  dar,  aber  die  eigentliche  Offenbarung 
Gottes  an  ihn  fällt  doch  erst  in  die  hohe  Mitte  seines  Lebens,  u.  die 
Zusagen  Gottes  an  ihn  beziehen  sich  auf  die  zahlreiche  Nachkommen- 
schaft u.  den  künftigen  Besitz  des  Landes;  sein  Wohnort  ist  Mamre 
oder  die  Hebron-Gegend.  Aus  B  sind  noch  einige  Erzählungsstücke  er- 
halten, welche  Abr.  in  seinem  Verkehr  mit  einheimischen  Fürsten  oder 
nach  seinem  Walten  im  eigenen  Hause  schildern  (wie  Gp.  20.  21,  6  ff. 
22, 1 — 13),  u.  sowohl  seine  Würde  als  Gottesmann  u.  Profet  (20,  7), 
seinen  Gehorsam  gegen  Gott  u.  seine  Tugenden,  als  auch  den  Schutz 
u.  Segen  Gottes,  der  ihm  überall  entgegen  kam,  u.  die  Achtung,  die 
er  genoss,  in's  Licht  stellen,  öfters  mit  genaueren  Bestimmungen  von 
Zeit,  Ort,  Umständen  u.  Namen,  merkwürdigen  geograph.  u.  geschichtl. 
Angaben,  u.  sehr  alterthümlichen  Redeweisen,  zur  Charakteristik  des 
Mannes  u.  dieser  alten  Zeiten  werth volle  Beiträge;  sein  Wohnort  ist 
hier  gew.  Gerär  u.  BeerSeba^  Nicht  durch  solche  Fülle  des  geschichtl. 
Details,  wohl  aber  durch  ihre  didaktische  Durchsichtigkeit  bei  aller 
malerischen  Anschaulichkeit  ausgezeichnet  sind  die  aus  C  geschöpften 
Stücke,  welche  theils  von  einzelnen  Begebnissen  reizende  ideale  Muster- 
bilder entwerfen  (wie  Cp.  18  f.  24),  theils  die  nimmer  ruhende,  er- 
wählende, berufende,  erziehende   u.  segnende  Thätigkeit  Gottes  nach- 


Gen.  12,  Iflf.  221 

weisen,  durch  die  er  zu  dem  vollendeten  Glaubensmann  gebildet  wird, 
welcher  glaubend  das  Wort  der  Verheissung  ergreift,  aber  eben  da- 
durch auch  würdig  wird,  eine  Quelle  des  Segens  fOr  seine  Umgebung 
u.  für  die  künftigen  Geschlechter  zu  sein  (wie  Cp.  12.  13. 15).  Gerade 
diese  Gedanken  des  G  hat  dann  R  aufgenommen,  u.  durch  sie  geleitet 
die  Stücke  jener  Erzähler  in  der  Weise  zusammengestellt,  beziehungs- 
weise bearbeitet,  dass  er  1)  ausgehend  von  Abraham's  Berufung  u. 
Einwanderung  in  Kenaan  zunächst  durch  einige  Erzählungen  zwar  auch 
die  Weihung  einzelner  altheiliger  Örter  des  mittleren  Landes  durch 
ihn  nachweist,  bes.  aber  den  Charakter  des  Mannes,  u.  den  ihn  be- 
gleitenden Schutz  u.  Segen  Gottes  in's  Licht  stellt  Cp.  12 — 14,  so- 
dann 2)  die  Höhe  seines  Lebens  zeichnet,  auf  welcher  er  durch  viele 
Prüfungen  u.  Bewährungen  würdig  gemacht  vdrd,  Bundesvater  u. 
Träger  der  höchsten  Verheissungen  zu  werden  Cp.  15 — 22,  19;  worauf 
3)  die  in  den  Schluss  seines  Lebens  gehörenden  Nachrichten  über  ihn 
selbst  u.  sein  Haus  und  die  Verheirathung  Isaac's  folgen  Cap.  22,  20 — 
25,  18.  —  Dabei  hat  R  die  Unterscheidung  des  A  zwischen  Abram  u. 
Sarai  vor,  u.  Abraham  u.  Sara  nach  dem  Bund  (17,  5. 15)  consequent 
durch  sämmtliche  Erzählungsstücke  durchgeführt 


a)  Die  einleitenden  Geschichten. 

1.  Die  Berufung  Abram's  und  Einwanderung  in  Kenaan  Cap.  12, 1 — 9,, 

nach  C.  auch  A. 

Hier  Mi  das  Fehlen  einer  Überschrift  öJäk  nh^Sfi  nW  auf.  Wie 
die  Geschichte  Isaac's  (25,  19)  u.  Jacob's  (37,  2)  eine  Überschrift 
haben,  so  musste  bei  A  auch  der  Abr.-Geschichte  eine  solche  voran- 
gehen. Man  kann  nicht  (Hupf,)  sagen,  A  habe  sie  weggelassen,  ent- 
weder weil  Terach  bei  der  Einwanderung  Abr/s  noch  lebte,  denn  auch 
Abr.  zB.  lebte  noch  in  dem  25,  20  fixirten  Zeitpunkt,  oder  weil  die 
Abr.-Geschichte  nicht  sofort  mit  dem  Bericht  der  Zeugung  der  Söhne 
habe  beginnen  können,  denn  auch  die  Jacobgeschichte  37,  2  hat  keine 
Zeugung  von  Söhnen  mehr  zu  melden.  Noch  weniger  lässt  sich  denken, 
{Del.  Äe.),  dass  nach  des  Vrf.  Meinung  Abram's  Gesch.  zu  Terach *s 
Gesch.  gehöre,  denn  diese  hat  mit  11,  32  ihren  förmlichen  Abschluss, 
u.  Abr.,  der  vnchtigste  Mann  der  Väterzeit,  sollte  blos  unter  Terach 
subsumirt  worden  sein?  Vielmehr  kann  sie  nur  von  R  weggelassen 
sein  (J^.  ECn.  Wl.  BrusL  a.),  weil  er  den  ganzen  Eingang  dieser 
Geschichte  bei  A  durch  einen  andern,  aus  C  genommenen,  ersetzen 
wollte.  Der  eigentl.  Grund  zu  der  Wanderung,  wie  ihn  A  darstellte, 
ist  deshalb  fQr  uns  nicht  mehr  ersichtlich  (Vermuthungen  gibt  Ew.  G.^ 
L  463).  In  dem  ganzen  Stück  erkennt  man  als  aus  A  stammend  mit 
Sicherheit  nur  V.  4^  u.  5  (An.  Hupf.  Nöld.  Sehr.  Kay.  Wl.  a.);  daför 
entscheidet  die  Altersangabe,  die  Wiederholung  in  5^  gegenüber  von  4^ 
die  Ausdrücke  ws'i  u.  »"o^,  »w,  i«s  p»,  auch  np-n  (vgl.  11,  31.  36,  6. 
46,  6).     Dass  auch  V.  6.  8  (bis  ö-pö  2^)  u.  9  dem  A  zugehöre  (An.). 


222  Gen.  12,  1—3. 

lässt  sich  nicht  beweisen,  u.  ist  darum  unwahrscheinlich,  weil  A 
nirgends  ein  Interesse  zeigt,  alle  die  später  heiligen  Örter  im  Land 
als  durch  die  Vorväter  geweiht  nachzuweisen.  Eher  dürfte  in  V.  6*.  8* 
ursprüngHch  B  zu  Grund  liegen  (Sehr,-,  KüLG,  1.123),  aber  6^  8^  lassen 
sich  davon  nicht  trennen,  u.  zeigen,  dass  G  diese  Orts -Angaben  sich 
angeeignet  hatte.  Für  C  als  Vrf.  dieses  Abschnitts  sprechen  ausser  den 
Sachen  (Berufung   durch  Gott,  Gottesdienst)  auch  die  Ausdrücke  njrn, 

TT-:rT  S   »  •        t'      ;      'I-  {.7       ~ri» 

V.  1 — 3.  Die  Berufung.  Wälirend  nach  A  (11,  31)  schon  Terach 
bei  seiner  Wanderung  mit  Abram  Kenaan  als  Ziel  im  Sinne  hat,  wird 
hier  die  Wanderung  Abram's  als  eine  von  Gott  gewollte  u.  dem  Abr. 
gewiesene  dargestellt  Im  göttl.  Heilsplan  lag  es,  gegenüber  von  der 
zunehmenden  Verschlimmerung  in  der  Menschheit  (11,  1 — 9)  kräftigere 
Gegenmittel  anzuwenden  u.  in  Abr.  den  Mann  auszuwählen  u.  zu  bil- 
den, welcher  der  Grundstein  eines  zu  bildenden  Gottesreichs  in  der 
Menschheit  werden  sollte.  V.  1.  Gott  fordert  ihn  auf,  aus  der  Heimath 
auszuwandern.  ^Y'^\]  im  Pent  noch  Gen.  22,  2  (vgl.  Ex.  18,  27),  s. 
Ew.  315^.  aus  deinem  Land  u.  deiner  Verwandtschaft  u.  deinem 
Vaterhaus]  die  Ausdrücke  sind  gehäuft,  um  darauf  hinzuweisen,  wie 
Gott  nichts  Geringes  von  ihm  fordere,  wenn  er  verlange,  er  solle  die 
Bande  der  Familie  zerreissen  u.  als  FremdUng  in  ein  Land  wandern, 
welches  er  noch  nicht  kenne  (Tuch).  Da  ^^VSm  f^»  u.  rnhSia  yn|c  fast 
gleichbedeutend  gebraucht  werden  (zB.  24,  4  u.  7;  31,  3  u.  13),  so 
lag  es  nicht  so  fem,  hier  an  Ur  Kasdim  (11,  28)  zu  denken  (Act  7, 
2;  Merc,  Bonfr,  Ros.]  Hupf,  unter  Berufung  auf  15,  7),  aber  aus 
24,  4.  7  folgt,  dass  C  Qarran  gemeint  hat  (wogegen  15,  7  nicht  in 
Betracht  kommt).  Sonst  s.  zu  11,  28.  Von  Mesopotamien  im  allge- 
meinen, zu  welchem  sowohl  Qarran  als  Ur  Kasdim  gehört  habe  {Kn.\ 
ist  nicht  die  Rede,  das  ich  dir  zeigen  werde]  das  Ziel  der  Wande- 
rung zu  bestimmen,  wird  noch  vorbehalten  (s.  V.  7) ;  dadurch  erscheint 
die  Anforderung  Gottes  an  ihn  noch  schwerer.  —  V.  2  f.  Um  so  mehr 
war  es  nöthig,  ihm  Zweck  u.  Ziel  dieser  Forderung  in  Form  einer 
Verheissung  kund  zu  thun.  'a  "^la!?  *j»>ki]  Ex.  32,  10.  Num.  14,  12. 
„Die  Verheissung  zahlreicher  Nachkommenschaft  kommt  in  der  Väter- 
geschichte sehr  häufig  vor  13,  16.  15,  5.  17,  2.  6.  16.  18,  18.  21, 
13.  22,  17.  26,  4.  24.  35,  11.  46,  3"  (Kn.).  dich  segnen]  beglücken 
30,  27.  39,  5.  deinen  Namen  gross  machen]  ihn  verherrlichen,  ge- 
ehrt u.  gepriesen  machen,  s.  V.  3^.  u.  sei  ein  Segen]  sollst  ein  Segen 
sein^  ein  Gegenstand  des  Segens  (sifXoyrifiivog  LXX)  vgl.  Ps.  21,  7. 
Jes.  19,  24,  ein  Segensträger,  gleichsam  der  verkörperte  Segen,  auf  den 
nicht  nur  Gott  die  Fülle  seines  Segens  ausgeschüttet  hat,  sondern  den 
auch  die  Menschen  segnen,  indem  sie  seinen  Namen  zur  Segensformel 
gebrauchen  (V.  3  u.  Zach.  8,  13),  ja  der  auch  für  andere  eine  Quelle 
des  Segens  wird,  vgl.  V.  3*  u.  Beispiele  wie  19,  29.  26,  5.  —  V.  3 
fortsetzend,  wie  ;  zeigt,  nicht  erklärend  zu  V.  2^.  u.  segnen,  die  dich 
segnen]  den  Abramsegen  auch  auf  die  ausdehnen,  die  sich  zu  ihm  in 
ein  freundl.  Verhältniss  setzen,  dagegen  „seine  Feinde  mit  einem  Fluch 
belegen,  der  sich  durch  Unglück  bethätigt    Der  Fluch  erinnert  an  die 


Gen.  12,  3.  223 

Stellen  3,  14.  17.  4,  11.  5,  29.  9,  25.  27,  29"  (An.).  Gegenüber 
von  LXX  Sam.  Pei.  Vulg.,  welche  'J"'^^]^»?'»  wiedergeben  (vgl.  27,  29), 
ist  die  mass.  Lesart  feiner:  Gott  will  nicht  erwarten,  dass  viele  sich 
soweit  vergessen  werden,  ihn  zu  schmähen.  ?ja  'O'?^??]  ^^  ivBvXoyri- 
^aovrm  iv  aoL  LXX  (Sir.  44,  21;  Act  3,  25;  Gal.  3,  8),  Trgg.  Vulg., 
Qi.  lE.y  alle  kirchl.  Erkl.,  indem  insgemein,  nach  Anleitung  des  NT. 
(vgl.  noch  Rom.  4,  13.  16),  die  Aussage  auf  die  Mittheilung  des  aus 
Abrams  Samen  hervorgehenden  Heib  an  die  Völker  bezogen  wurde. 
Nun  würde  zwar  diese  Hinweisung  auf  das  Endziel  des  alten  Bundes 
bei  einem  prof.  Schriftsteller  wie  C  an  sich  nicht  überraschen,  obgleich 
sonst  in  der  Gen.  soweit  reichende  Andeutungen  nicht  vorkommen 
(auch  9,  26  nicht);  auch  in  den  Zusammenhang  würde  sie  sich,  als 
noch  höhere  Steigerung  des  V.  3^  Gesagten,  wohl  schicken.  Selbst 
die  Möglichkeit  der  pass.  Fassung  des  Niph.  ist  zuzugeben,  sowohl  hier 
als  18,  18.  28,  14.  Allein  22,  18  u.  26,  4  steht  dafür  ?j^ta  «!;annj 
finn  *»^ifl  i»,  was  nicht  pass.  (LXX,  Trgg»),  sondern  nur  refl.  ver- 
standen werden  kann:  aUe  Völker  werden  sich  mit  deinem  Samen 
segnen  d.  h.  (nach  Gen.  48,  20.  Jer.  29,  22.  Jes.  65,  15  f.)  sich  ein 
Glück  wie  das  Israel's  anwünschen  u.  somit  seinen  Namen  als  Segens- 
formel gebrauchen.  Man  sieht  nicht  gut  ein,  warum  vom  Samen 
Abram's  weniger  ausgesagt  würde,  als  von  Abr.  selbst,  zumal  da  die 
andere  Formel  in  28,  14  nicht  blos  von  Abr.,  sondern  auch  von  sei- 
nem Samen  gebraucht  ist.  Selbst  wenn  22,  18  u.  26,  4  von  einem 
andern  Ref.  als  12,  3.  18,  18.  28,  14  (fiBaur),  näml.  von  R  stammt, 
so  folgt  daraus  noch  nicht  eine  Verschiedenheit  des  Sinnes  der  Formel. 
Darum  haben  sich  die  meisten  Neueren  (nach  Raii^s  Vorgang  zB.  der,, 
Vogel,  de  FF.,  Ges.,  Ew.  133*,  Kn.  Del.)  fftr  die  refl.  Bedeutung  auch 
des  Niph.  entschieden,  während  andere  (wie  Hgst.  Hofm.  GBaur,  Ke. 
KS.)  an  der  pass.  Bedeutung  festhalten,  u.  Tuch  dem  Hithp.  sowohl 
als  dem  Niph.  die  Bedeutung  ^^sich  glücklich  preisen,  sich  gesegnet 
wissen  durch  (a)  einen"  beilegt,  eine  Bedeutung,  die  zwar  nach  Stellen 
wie  Ps.  49,  19  an  sich  als  möglich  erscheint,  aber  thatsächlich  sich 
sonst  nirgends  nachweisen  lässt.  Warum  wäre  denn  in  allen  5  Stellen, 
wenn  Gesegnetwerden  gemeint  war,  nie  das  Pual,  das  sicher  pass. 
Sinn  hat,  gebraucht?  Auch  in  Stellen  wie  Jer.  4,  2.  Ps.  72,  17,  welche 
diese  Verheissungen  an  die  Väter  wieder  aufnehmen,  erscheint  nur  das 
Hithp.;  ja  Ps.  72,  17  wird  w  whjjin  durch  '»»tw»^  erläutert.  (Unver- 
ständlich ist,  warum  nach  Wl.  XXL  421.  413  in  Cp.  18, 18.  22, 18. 
26,  4  vom  „Jehovisten"  mit  Hithp.  der  pass.,  dagegen  12,  3.  28,  14 
vom  „Jahvisten"  mit  Niph.  der  refl.  Sinn  beabsichtigt  sein  soll).  Dar- 
nach ist  stehen  zu  bleiben  bei  es  werden  sich  segnen  in  (oder  mit) 
dir  aUe  u.  s.  w.  nö-TKrr  wäwo-^s]  ebenso  28,  14;  dagegen  y^v^r^  •^.'?"i*-^» 
18, 18.  22,  18.  26,  4.  Die  Steigerung  gegenüber  von  Gl.  a  liegt  da- 
rin, dass  aUe  Geschlechter  des  Erdbodens  sich  mit  ihm  segnen,  mittel- 
bar also  auch  ihn  selbst  segnen  u.  preisen,  u.  ihn  in  seiner  Hoheit  u. 
Bedeutung  anerkennen.  Dass  von  ihm  auch  wirklich  Segen  auf  sie 
ausfliesst,  liegt  vielmehr  in  V.  2^  u.  3*  eingeschlossen.  (Erörterungen 
der  Stelle  bei  Egst.  Christol.^  L  50  ff.;  Reinke  Beitr.  z.  Erkl.  des  AT. 


224  Gen.  12,  4—6. 

IV.  111  ff.;  GBaur  Gesch.  d.  ATI.  Weissag.  205  ff.).  —  V.  4.  Abr.  folgt 
der  göttl.  Weisung;  schon  seine  Wanderung  ist  also  eine  That  des 
Glaubens  an  die  Yerheissung  u.  des  gläubigen  Gehorsams  gegen  Gott. 
—  Die  Altersangabe  stammt  aus  A.  Nach  ihr  zog  Abr.  noch  bei  Leb- 
zeiten seines  Vaters  aus,  vgl.  11,  26.  32.  —  V.  5  sagt  dasselbe,  was 
Y.  4%  mit  Worten  des  A.  „Abr.  zog  wahrscheinlich  über  Damaskus, 
s.  15y  2^'  (Kn.).  wö'y]  ist  die  bewegliche  Habe  (im  Ass.  soll  ruküiu, 
wie  «d;^^  Streitlhier,  jumentum  bedeuten,  PHaupt  in  Hebr.  III  1887, 
S.  110),  bei  A  ein  geläufiger  Ausdruck  13,  6.  31,  18.  36,  7.  46,  6. 
Num.  16,  32.  35,  3  Tsonst  Gen.  14,  11  f.  16.  21.  15,  14);  »a?,  de- 
nominirt,  nur  bei  A  (31,  18.  36,  6.  46,  6).  u.  die  Seelen,  welche 
sie  gemacht]  ,,die  Personen,  welche  sie  erworben  hatten,  näml.  Skla- 
ven u.  Sklavinnen  (Lev.  22,  11;  Ez.  27,  13;  vgl.  on«  Num.  16,  32). 
Zu  nto;  in  diesem  Sinne  vgL  31,  1.  Dt.  8,  17.  Auch  «m  (wie  tow'i) 
ist  bei  A  sehr  beliebt  17, 14.  36,  6.  46,  15.  18.  22.  25  if.  u.  ö.,  aber 
auch  14,  21  u.  s."  (Kn.),  Land  Kenaan]  s.  11,  31.  —  V.  6.  Abr. 
durchzieht  das  Land  bis  zu  der  Stätte  d.  h.  nicht  blos  Gegend,  son- 
dern (22,  3f.  28,  11.  1  S.  7,  16  LXX;  Jer.  7,  12  u.  ö.)  Kultstätte  von 
iekhim  (33,  18),  einer  der  bekanntesten  Städte  Mittelkenaans,  auf  dem 
Gebirge  Efraim  zwischen  den  Bergen  Ebal  u.  Garizim  gelegen,  nach 
ihrer  Zerstörung  im  Vespasianischen  Krieg  wiederaufgebaut  als  Flavia 
Neapolis,  heute  Nabulus.  bis  zur  Weiserterebinthe]  „die  nach  Dt  11, 
30  ein  Terebinthenhain  war  u.  mit  der  Zaubererterebinthe  Jud.  9,  37 
einerlei  zu  sein  scheint  Das"  Weisen  „war  Sache  der  Priester  u.  Seher 
(2  R.  17,  28.  2  Chr.  15,  3.  Jes.  9,  14.  (Jab.  2,  19),  welche  auch" 
Weiser  oder  ,Jiehrer  genannt  wurden  (Jes.  30,  20).  Offenbar  ist  hier 
an  einen  hl.  Hain  zu  denken,  wo  in  alter  Zeit  wahrsagende  Priester 
Sassen,  u.  Auskunft  u.  Belehrung  ertheilten.  Die  religiöse  Bedeutung 
der  Örtlichkeit  ergiebt  sich  auch  daraus,  dass  daselbst  Jacob  die  mit- 
gebrachten Götzenbilder  u.  Amulete  verbarg  (35,  4),  u.  Josua  nach 
Einschärfung  des  Gesetzes  einen  Stein  errichtete  (Jos.  24,  26),  wor- 
nach  sich  vielleicht  die  Denkmalsterebinthe  Jud.  9,  6  erklärt,  bei 
welcher  man  Abimelech  zum  Könige  machte.  Man  bezeichnete  nach 
den  verschiedenen  Beziehungen  den  Hain  verschieden."  So  Kn,^  nur 
dass  er  mit  LXX  Pei,  i'iVk  als  Eiche  nahm.  Allein  da  die  Eiche 
sicher  i^Vk  ist  (u.  wohl  auch  nW  Jos.  24,  26),  u.  siVk,  davon  unter- 
schieden (Hos.  4,  13.  Jes.  6,  13)  Terebinthe,  zu  "Vk  aber  sich  ^•'k  u. 
yhi^  ordnet  (vgl.  Gen.  35,  4  mit  Jud.  9,  6),  da  weiter  die  Terebinthen 
gewiss  schon  im  Alterthum  seltener  u.  zu  Ortsbezeichnungen  passender 
waren  als  die  Eichen  (über  die  Jetztzeit  s.  ZDPV.  XIIL  220  ff.)  u. 
wegen  ihrer  längeren  Dauer  leicht  heiliger  verehrt,  so  ist  unter  ^Vk 
wahrscheinlicher  (De/.  Eu?.)  die  Terebinthe  zu  verstehen,  trotzdem  dass 
die  LXX  überall  ^i^k  mit  d^vg  übersetzen  u.  auch  die  Mass.  in  der 
Punktation  (zB.  Jos.  19,  33.  Jud.  4,  11)  schwanken.  Übrigens  konnte 
ij-»«,  iiV»  (vgl.  aram.  'j^'^«)  vielleicht  auch  noch  andere  grosse  Bäume 
bezeichnen  (s.  zu  14,  6  u.  Ges,  th.  51*).  Dass  nV»,  -p^K  urspr.  heiL 
Bäume  bezeichnen,  u.  jenes  ein  nom.  unit,  dieses  ein  adj.  von  >k 
Gott   sei   {Stade  G.^  I.  455),  ist   in  Anbetracht   des  aram.  Worts  u. 


Gen.  12,  6—9.  225 

solcher  Stellen  wie  Am.  2,  9.  Jes.  6,  13.  Zach.  11,  2.  Ez.  27,  6  doch 
wenig  wahrscheinlich.  Nach  der  gewöhnl.  Auffassung  wäre  nt?'''^  n. 
pr.  eines  Mannes  (wie  »^'s'g  13,  18);  LXX  Vulg,  fassten  es  gar  als 
nK*^ö  {vtffrjXogy  illustris).  Die  Trgg,  (u.  Hier.)  haben  «^»"^»a  Ebene 
für  i"»^«,  wie  14,  6  u.  s.;  sie  bekunden  damit,  dass  sie  den  abgötti- 
schen Sinn  des  X^^»  verstanden  haben,  denn  ebenso  übersetzen  sie  oft 
V?a  (s.  m.  Abb.  über  'n  ^««^  in  MBAW.  1881  S.  619).  —  Die  Be- 
merkung, dass  der  Kenaanüer,  näml.  nicht  im  engeren  Sinn  (iTn.) 
wie  Num.  13,  29.  14,  25,  sondern  im  weitesten  Sinn  wie  10,  18,  da- 
mals im  Lande  (allgemein,  nicht  im  Land  §ekhem,  Hai,  RB.  X.  261) 
war,  scheinbar  selbstverständHch ,  ist  gemacht  mit  Beziehung  auf  die 
Verheissung  V.  7:  das  Land,  dessen  Besitz  Gott  Abrahams  Nachkommen 
zusagt,  war  damals  nicht  herrenlos,  vielmehr  sassen  schon  dieselben 
Ken.  darin,  die  (nach  Gottes  Plan,  15,  16  f.)  dem  Abrahamsamen  später 
weichen  sollten  u.  wichen.  Vgl.  13,  7;  auch  24,  3.  37.  —  V.  7. 
Hier  wurde  ihm  in  einer  Gotteserscheinung  die  Zusicherung,  dass  Gott 
seinen  Nachkommen  dieses  Land  zu  eigen  geben  werde,  gemacht,  u. 
damit  die  nach  V.  1  noch  ausstehende  Weisung,  welches  Land  das 
Ziel  seiner  Wanderung  sein  soll,  ertheilt,  zugleich  die  Reihe  der  Ver- 
heissungen  V.  2  f.  vervoUständigt.  Sie  kehrt  bei  A  (17,  8.  35,  12)  u. 
den  andern  Erzählern  weiterhin  noch  öfters  wieder  (13,  15  ff.  15,  18  ff. 
26,  3.  28,  13).  —  ^5»«.i]  +  iV  LXX  Sam.  Pel  Vulg.  —  Wo  man 
eine  Gotteserscheinung  gehabt  hat,  ist  nach  dem  Glauben  des  Alter- 
thums  ein  hL  Ort,  u.  so  baut  denn  Abr.  (nicht  ein  Haus  Gottes,  son- 
dern nach  einfacherer  Sitte)  einen  Altar  bei  Sekhem,  wie  Jacob  33,  20 
(eine  rt^rra),  „Es  gab  in  der  Folge  bei  Sekh.  eine  hl.  Örtlichkeit  (Jos. 
24,  1.  26);  sie  musste  bei  der  Auffassung  der  Patriarchen  als  Vor- 
bilder u.  bei  der  Ansicht  des  Erzählers  vom  Alter  der  Jahveverehrung 
(4,  26)  schon  von  den  Erzvätern  dazu  gemacht  sein"  (Kn.).  Andere 
Orte  dieser  Art  s.  V.  8.  13,  18.  22,  Iff  21,  33.  26,  25.  i-^^»  rr^'^an] 
wie  35,  1.  —  V.  8.  Von  da  rückte  Abr.  weiter  (südwärts)  nach  dem 
Gebirg  östl.  (2,  8.  3,  24.  11,  2)  von  Bethel,  u.  lagerte  sich  so,  dass 
Bethel  ihm  vom  Meere  d.  h.  im  Westen  lag,  *^Ai  aber  im  Osten.  Über 
die  Lage  von  Bethel  u.  'Ai  s.  Jos.  7,  2  u.  die  RWB.  r>?.;v!]  fortrücken 
vom  Fortziehen  nur  noch  26,  22.  n^nx  ts'^i]  noch  26,  25.  33,  19. 
35,  21.  Auch  diese  Stätte  weihte  er  durch  Altar  u.  Gottesdienst^  den 
er  dort  that,  s.  4,  26.  Bethel  war  den  Isr.  ein  allheiliger  u.  gotles- 
dienstlicher  Ort  (Jud.  20,  18.  26  ff  1  S.  10,  3),  im  Zehnstämmereich 
Sitz  eines  königl  Heiligthums  (1  R.  12,  26  ff.  Am.  7,  10  ff.).  Die  Hei- 
ligung Belhels  für  Isr.  wird  auf  Jacob  (28,  22.  35,  7  ff.)  zurückgeführt; 
dem  Abr.  wird  hier  nur  die  Weihe  eines  Ortes  zwischen  Bethel  u. 
*^Ai  zugeschrieben.  Über  das  Verhältniss  Bethels  zu  "^  s.  zu  28,  19. 
—  V.  9.  Abr.  zog  allmählig,  d.  h.  in  nomadischen  Märschen  immer 
weiter  nach  dem  Südland  zu.  Der  V.,  nicht  von  B  oder  R  (A't«.  I 
123.  135)  war  bei  C  urspr.  die  Einleitung  zu  V.lOff.  yc-i]  11,  2.  t'^rt 
?^ö3i]  s.  8,  3.  5.  7.  m]  eig.  Trockenheit,  dürres  Land,  ist  c.  Art.  Name 
„des  südlichsten  Theils  des  hbr.  Landes  u.  schliesst  sich  im  N.  an  die 
Niederung,  das  Gebirge  u.  die  Wüste  Juda  an.  Es  ist  ein  nur  stellen- 
Handb.  z.  A.  Test   XI.    6.  Aufl.  '  15 


226  Gen.  12,  9.  10. 

weise  anbaufähiges  Waideland  u.  hält  die  Mitte  zwischen  Gulturiand  u. 
Wüste;  südl.  von  ihm  folgt  reine  Wüste  bis  zum  Sinai,  s.  Jos.  15^  21  IT/' 
{Kn.).  Die  Anwendung  des  Wortes  für  Süden  ist  rein  paiäst  Sprach- 
gebrauch (wie  ö^  für  Westen). 


2.    Die  Wanderung  nach  Aegypten  und  Sarai*s  Bewahrung  daselbst 

Cap.  12,  10—20,  nach  C. 

Dieses  Stück  wird  insgemein  dem  G  zugeschrieben.  Die  Ausdrücke 
wn;;,  )>  y^Xä'^r},  w  u.  «3  ^s??,  ^^?^.  u.  ^Vaa,  p'^by  nM-nia  schliessen  A 
aus  u.'  verrathen  den  C.  Nach  "wi.  XXI.  413  K  419  soll  das  Stück 
sammt  V.  9  aus  B  stammen  u.  ein  späterer  Einsatz  in  G  sein,  weil 
13,  1 — 4  wieder  künstlich  zum  Ausgangspunkt  12,  8  zurückgeleitet 
werde,  u.  V.  9—20  Abr.  allein,  in  Gp.  13  aber  Lot  bei  ihm  sei.  Die 
Beobachtung  ist  richtig,  aber  nicht  die  Folgerung.  B  ist  wenigstens 
für  V.  10 — 20  durch  Cp.  20  ausgeschlossen;  die  Sprache  ist  die  des 
G.  Aber  freilich  wird  G  die  Erzählung  erst  nach  der  Trennung  von 
Lot  (Gp.  13)  gehabt  haben,  weil  Abr.  allein  zieht,  vielleicht  an  der- 
selben Stelle,  wo  B  sein  Gp.  20  hatte.  R  aber  hat  das  Stück  weiter 
nach  vom  gerückt,  theils  weil  er  es  von  seinem  Seitenstück  Gp.  20 
möglichst  weit  trennen  wollte,  theils  weil  die  Unverträglichkeit  mit 
den  aus  A  aufzunehmenden  Altersangaben  (s.  V.  11)  dadurch  etwas 
gemildert  wurde.  Da  aber  andererseits  in  der  Tradition  die  Bethei- 
gegend als  der  Ort,  von  wo  aus  die  Trennung  Abram's  u.  Lot's  vor 
sich  gieng,  feststand,  so  hat  er  durch  13,  1.  3  f.  -dahin  zurückgeleitet. 
Aus  26,  1  f.  folgt  gar  nichts  (s.  d.).  —  Sarai,  vom  äg.  König  geraubt, 
muss,  weil  Gott  mit  Strafen  gegen  ihn  einschreitet,  von  ihm  dem  Abr. 
zurückgegeben  werden,  u.  Abr.  geht  nur  noch  reicher  an  Habe  aus 
der  Gefahr  hervor.  Diese  Geschichte  von  R  in  den  jetzigen  .Zusam- 
menhang gestellt,  will  weniger  aus  dem  Gesichtspunkt  einer  Glaubens- 
prüfung, denn  vielmehr  als  Beweis  davon  betrachtet  sein,  wie  Gott, 
der  den  Abr.  erwählt  u.  ihm  die  Verheissungen  gegeben  hat,  nun  auch 
über  ihm  u.  seinem  Weibe  wacht,  selbst  aus  Gefahren,  die  er  durch 
eigene  Kurzsichtigkeit  herbeigeführt,  ihn  rettet,  u.  so  ihm  thatsäch- 
liehen  Beweis  des  göttl.  Waltens  gibt,  an  welches  er  immer  fester 
glauben  lernen  soll.  Der  Stoff  der  Erzählung,  näml.  die  dem  Patri- 
archenweib durch  einen  fremden  Fürsten  entstandene  oder  drohende 
Gefahr  u.  die  Bewahrung  des  Weibes  durch  Gottes  Einschreiten  war 
in  der  Vätersage  sehr  beliebt.  Dasselbe  was  hier,  „soll  dem  Abr.  u. 
der  Sarai  Gp.  20,  u.  ähnliches  dem  Jsaak  mit  Rebecca  Gp.  26  beim 
Fürsten  Abimelech  in  Gerär  begegnet  sein"  {Kn.).  Mit  Recht  hat  man 
längst  angenommen,  dass  diese  3  Erzählungen  Varianten  derselben 
Grundsage  sind,  zumal  da  in  allen  dreien  der  Mann  das  Weib  für  seine 
Schwester  ausgibt.  —  V.  10.  Hungersnoth  als  Veranlassung  zur  Wan- 
derung der  Nomaden  auch  26,  1.  41,  54  f.  Ägypten,  die  Kornkammer 
für  Kenaan  in  Zeiten  der  Hungersnotli  (42,  Iff.  Jos.  ant  15,  9,  2) 
war  hier   als   Ziel  für  den  Nomaden  von   selbst  gegeben.     Für  das 


Gen.  12,  10—16.  227 

Ziehen  aus  dem  Bergland  Ken.  in  das  Niltlial  ist  ~!i;,  für  das  Ziehen 
aus  Äg.  nach  Ken.  n^;  der  stehende  Ausdruck,  zB.  44,  23  f.  46,  4 
(Kn.)  —  V.  11.  »^  3"*:^^]  er  kam  nahe,  Ges.  120,  1.  mk^ö  w] 
schön  von  Ansehen^  Ges.  128,  3.  «a""an]  „nur  noch  in  den  rein  jeho- 
visüschen  Stücken  (d.  h.  bei  C)  16,  2.  18,  27.  31.  19,  2.  8.  19f. 
27 y  2.  Nach  einem  andern  Erzähler  20,  13  traf  Abr.  das  hier  er- 
wähnte Abkommen  mit  Sarai  schon  früher'*  {Kn,),  Übrigens  beweist 
die  Angabe  von  der  Schönheit  des  Weibes,  dass  diese  Erzählung  nicht 
von  Anfang  an  in  Verknüpfung  mit  den  Stücken  des  A  niedergeschrie- 
ben ist,  sofern  nach  diesen  (12,  4.  17,  17)  Sarai  damals  65  Jahre  alt 
war.  —  V.  12  f.  „Abr.  verlangt,  dass  Sarai  in  Äg.  sich  für  seine 
Schwester  ausgebe,  damit  man  ihn  nicht  ermorde.  Denn  galt  sie  als 
Eheweib,  so  konnte  ein  Ägypter  sie  nur  erhalten,  wenn  er  ihren  Ehe- 
herm  umbrachte;  galt  sie  als  Schwester,  so  war  Aussicht  vorhanden, 
sie  auf  gütlichem  Wege  vom  Bruder  zu  gewinnen,  meine  Schwester 
du]  d.  i.  du  seiest  meine  Schw.  In  der  or.  indir.  kann  **&  auch  fehlen, 
wie  41,  15  {Ges,  157).  Die  Angabe  war  (wenigstens  nach  B)  nicht 
unwahr  (20, 12),  aber  auch  nicht  die  ganze  Wahrheit  damit  es  mir 
gut  gehe  deinetwegen]  damit  man  dem  Bruder  um  der  schönen  Schwe- 
ster willen  freundliches  Wohlwollen  beweise  u.  es  mir  wohlgehe 
(40,  14).  ^^aa]  30,  27.  39,  5  u.  im  Dt."  (Kn.)  —  V.  14  f.  „Sarai, 
dem  König  von  seinen  Beamten  gerühmt,  wird  in  den  königl.  Palast 
abgeholt  u.  gehört  dann  mit  zum  weibl.  Hofstaat  des  Königs.  Ähn- 
liches berichten  neuere  Beisende  von  den  Orient.  Königen,  welche  ganz 
willkührlich  Schöne  ihres  Landes  ihrem  Qarem  einverleiben,  s.  Olearius 
Beisebeschr.  664;  Kämpfer  amoen.  exot  203;  Jaubert  Beis.  220  f." 
(An.);  eine  allägypt  Geschichte  der  Art  s.  bei  Ebers  Äg.  I,  262 f. 
nj^hö-^K]  gegen  Ph.  rühmten  sie  sie,  redeten  rühmend  von  ihr  zu  ihm, 
vgl.  Jud.  11,  36  (Tuch),  Pharao]  bedeutet  nach  Jos.  ant  8,  6,  2 
den  König  (s.  Ges,  th.  1129).  Als  das  hieroglyphische  Prototyp  da- 
von ist  (von  Stern)  p-ur-d  d.  h.  der  Grossfurst,  der  allergrösseste, 
nachgewiesen;  seit  König  §i§aq  wurde  das  eine  gewöhnliche  Bezeichnung 
der  Pharaonen  u.  ist  als  n-OTpo,  n-eppo  der  König  {Peyron  lex.  150. 
181)  in's  Koptische  übergegangen.  Andere  {Lauth,  deRoug4,  Brugsch, 
Ebers  263 ff.;  Erman  Äg.  92)  ziehen  auf  Grund  einer  Angabe  des 
Horapollo  vor  die  Ableitung  von  pero  (per-aa,  per-ao)  d.  h.  Gross- 
haus,  was  (etwa  wie  „die  hohe  Pforte")  als  Umschreibung  für  den 
Herrscher  im  Gebrauch  war.  '»^l?^?!]  s.  zu  2,  23.  p"'?]  Acc.  loci  wie 
18,  1.  24,  23.  38,  11  {Ges.  11872);  Sam.  nn^a.  —  V.  16.  „Um 
der  angebl.  Schwester  willen  erhält  Abr.  vom  König  Geschenke  an  Men- 
schen u.  Vieh.  Die  genannten  Thiere  nebst  den  Sklaven  erscheinen 
auch  sonst  als  der  Hauptreichthum  der  nomad.  Patriarchen  (24,  35. 
32, 15  f.),  wie  auch  bei  Hiob  (Ij.  1,  3.  42,  12);  niemals  werden  Pferde 
bei  ihnen  erwähnt  Nach  Burkh,  Bed.  343.  347  u.  Robins,  Pal.  I. 
343  haben  auch  nicht  alle  arab.  Beduinenhorden  Pferde.  Von  den 
Nabatäem  sagt  dies  schon  Strabo  16,  4,  26"  (Kn.).  Gegen  die  Ein- 
wendungen V.  Bohlen'Sy  als  ob  Schafe  u.  Esel  in  Ägypten  nicht  ge- 
halten worden  wären,  s.  zu  46,  34;  Ebers  Äg.  265  ff.     Das  Pferd 

15* 


228  Gen.  12,  16—20. 

fehlte  den  alten  Äg.,  u.  erscheint  auf  den  Denkmälern  erst  im  neuen 
Reich,  von  der  18.  Dynastie  ab  {Erm.  Äg.  649;  EMey,  §  211).  Des 
Kameles  (das  auch  Ex.  9,  3  bei  den  Äg.  vorausgesetzt  ist)  gedenkt 
keine  Inschrift  u.  kein  Bild  vor  der  griech.  Zeit  (Ebers  in  Ri,  HWB. 
314;  Erm,  Äg.  652);  seine  Zucht  war  im  eig.  Ägypten  nie  heimisch; 
vielmehr  war  den  Äg.  der  Esel  immer  das  Transportthier  der  Wüste. 
^^"""^fll]  M.  es  ward  ihm  zu  Theil,  Ges,  145,  7.  Die  Nennung  der 
Knechte  u.  Mägde  zwischen  den  Eseln  u.  Eselinnen  ist  nicht  zu  erkläi-en 
(eher  noch  24,  35.  30,  43);  entweder  sind  sie  eine  alte  Glosse,  oder 
durch  Abschreibefehler  versetzt  {Olsh,);  vielleicht  aber  ist  d'^Vää'»  nanKi 
erst  angeflickt.  —  „Der  Vrf.  stellt  Abr.  in  einem  ungünstigen  Lichte 
dar,  indem  er  ihn  V.  15  nicht  Einspruch  thun,  vielmehr  Geschenke 
annehmen  lässt.  Bei  seiner  sonstigen  hohen  Meinung  von  der  Fröm- 
migkeit des  Patriarchen  (15,  6.  22,  12)  nahm  er  wohl  an,  dieser  habe 
für  den  äussersten  Fall  einen  unmittelbaren  göttl.  Schutz  für  Sarai  er- 
wartet" (An.).  —  V.  17.  „So  kam  es  auch.  Um  den  Eingrifl*  in  das 
Eigenthumsrecht  Abrams  zu  rügen,  Sarai's  Würde  zu  sichern  u.  ihre 
Zurückgabe  an  den  Eheherm  zu  bewirken,  Hess  Gott  Ph.  u.  sein  Haus 
grosse  Schläge  treffen  d.  h.  verhängte  Krankheiten  über  sie  (20,  17); 
von  solclien,  zB.  Aussatz  u.  Pest,  stehen  diese  Ausdrücke  öfters  (£x. 
11,  1.  1  S.  6,  9.  2  R.  15,  9.  Ij.  19,  21),  u.  mit  solchen  werden  auch 
sonst  Verletzungen  des  Heiligen  seahndet  Num.  12,  10.  1  S.  5,  12. 
2  Ch.  26,  19"  {Kn.  nach  Tuch),  ■»n•^^-^»'^]  braucht,  trotz  seiner 
Stellung,  kein  Nachtrag  {KS.)  zu  sein,  s.  zu  2,  9.  —  V.  18  f.  „Der 
König  ruft  Abr.  vor  sich,  tadelt  sein  Verhalten  u.  heisst  ihn  ziehen. 
Die  Plagen  Hessen  auf  Gottes  Zorn  u.  vorgefallene  Sünden  schliessen; 
eine  Anfrage  bei  der  vor  kurzem  in  das  königl.  Haus  gekommenen 
Sarai  konnte  zur  Aufklärung  führen,  vd.  Jon.  1,  7  ff.  So  wohl  der 
Erzähler"  (Kn,).  Josephus  (ant  1,  8,  1)  lässt  ihn  durch  die  Priester 
den  Grund  seiner  Leiden  erfahren  (Tuch),  u.  ich  ncüim  sie  mir  zum 
Weibe]  nahm  sie  unter  meine  Weiber  auf.  Zur  Berührung  der  Sarai 
kam  es  wegen  der  Krankheit  des  Ph.  nicht,  s.  20,  4.  6.  {Kn,), 
?jpibk]  +  havri  (Sov  (t|:3bV)  LXX.  — -  V.  20.  Ph.  entbot  über  ihm 
d.  h.  seinetwegen  oder  zu  seinem  Schutz  Männer,  die  den  Zug  bei 
der  Heimkehr  geleiten  sollten  (vgl.  Esr.  8,  22).  Zu  nW  vgl.  31,  27. 
18,  16  u.  TtQOTtinTteiv  Act  15,  3.  21,  5  u.  s.  (An.).  —  Am  Ende 
des  V.  fügen  Sam,  u.  einige  Handschr.  der  LXX  hinzu  i»:'  tfli^%  s.  13,  1. 


3.    Abram*s  TrennuDg  von  Lot,  Cap.  13,  von  R  nach  C  und  A. 

Abram  (mit  Lot)  aus  Äg.  nach  der  Betheigegend  zurückgekehrt, 
beseitigt  die  zwischen  seinen  u.  Lot's  Hirten  entstandenen  Streitigkeiten 
dadurch,  dass  er  dem  Lot  Trennung  von  ihm  vorschlägt  u.  uneigen- 
nützig genug  ihm  nach  seiner  Wahl  die  wasserreiche  Jordanaue  über- 
lässt,  selbst  aber  nun  allein  im  eigentlichen  Kenaan  bleibt,  worauf  ihm 
aufs  neue  der  künftige  Besitz  des  Landes  verheissen  wird.  —  In  der 
freiwilligen  Räumung   des  Landes   hat  Lot   seine  Ansprüche   auf  Ken. 


Gen.  13,  1—5.  229 

aufgegeben,  u.  ist  der  spätere  Besitzstand  der  Völker  Moab-Ammon  u. 
Israel  vorbildlich  geregelt  (vgl.  36,  6).  Zugleich  wird  durch  die  Ab- 
trennung dieses  Zweiges  der  Einwanderung  Abr.  die  einzige  Haupt- 
person, um  die  es  sich  fortan  handelt.  Dieser  volksgeschichthch  wichtige 
Vorgang  ist  aber  so  erzählt,  dass  zugleich  von  der  geistigen  Hoheit 
Abram's  (seinem  selbstverleugnenden  u.  friedfertigen  Sinn)  u.  von  dem 
segnenden  Walten  Gottes  über  ihm  eine  neue  Probe  gegeben  wird.  — 
Über  die  Trennung  Lot's  von  Abr.  hat  nach  19,  29  auch  A  erzählt; 
in  der  That  ergeben  sich  V.  6.  11^  u.  12  bis  ^ssn  als  aus  A 
stammend  durch  die  Analogie  von  36,  7  f.,  durch  die  Ausdrücke  tDüd*;!, 
Ktoa,  3-i^,  ^?3S  fjK,  nssn  -^ii^,  durch  die  darin  sich  zeigenden  Ab- 
weichungen von  den  anderweitigen  Angaben  des  Stücks  (Hupf.  21  ff.). 
Dass  auch  3^,  aber  dann  folgerecht  auch  1  u.  12,  9  f.  aus  A  stammte, 
glaubte  Kn,  wegen  "j"^?©»!?  annehmen  zu  müssen,  dann  würde  sich  nur 
um  so  besser  erklären,  warum  R  die  Episode  12,  11 — 20  gerade  hier 
eingereiht  hat.  Indessen  findet  sich  ausser  i'^^o»^  in  den  genannten 
Versen  nichts  von  den  eigenth.  Zeichen  des  A;  das  vereinzelte  '»^  kann 
R  aus  dem  Sprachgebrauch  des  A  sich  angeeignet  haben.  Sicherer 
wird  es  darum  sein,  anzunehmen  (S.  226),  dass  R  zwar  V.  1  (ohne 
•itt^f  tai^j)  als  urspr.  Schluss  von  12,  11 — 20  aus  C  aufgenommen,  dann 
aber  um  nach  dem  Ausgangspunkt  12,  8  zurückzuleiten,  V.  3  f.,  sowie 
iisy  tji^i  1  eingesetzt  hat,  wogegen  V.  2.  5  urspr-  Fortsetzung  von 
12,  8  gewesen  sein  kann.  Nämlich  V.  2.  5.  7  ff.  (ausgen.  11^  u.  12) 
hängt  in  sich  wohl  zusammen,  u.  hat  durch  seine  Rückbeziehung  (10) 
auf  Cap.  2  f.  u.  seine  Hinweisung  (13)  auf  Cap.  19,  durch  die  Befehle 
u.  Verheissungen  Gottes  14 — 17  (vgl.  28,  14),  durch  die  Ausdrücke 
9,  das  häufige  «a  8.  9.  14  genug  Zeichen  seiner  Abstammung  aus  C 
in  sich.  Für  die  Zuweisung  einzelner  Verse  dieses  Cap.  an  B  (Sehr.) 
sind  stichhaltige  Gründe  nicht  beizubringen.  Ebenso  wenig  ist  V.  14 
— 17  für  einen  späteren  Nachtrag  {Wl.  XXI.  414)  zu  halten. 

V.  1.  Abr.  zog  aus  Äg.  wieder  herauf  (12,  10)  nach  dem  Negeb 
(12, 9).  Dass  Lot  mit  ibm  war  (in  12, 10 — 20  nicht  gesagt),  wird  redac- 
tioneller  Zusatz  sein.  —  V.  2.  Er  war  aber  sehr  schwer  durch  das 
(reich  an)  Vieh  (4,  20)  Silber  u.  Gold.  Das  letztere  nur  noch  24,  35. 
22.  53  (von  C)  bei  den  Patriarchen  erwähnt  (Kn.);  doch  vgl.  20,  16. 
Über  den  Art  gen.  s.  Ges.  126,  3^;  doch  können  die  Mass.  dadurch 
auch  auf  das  in  Äg.  Erworbene  haben  zurückweisen  wollen  —  V.  3  f. 
Er  zog  nun  '^''^e^^  d.  i.  nicht:  nach  seinen  früher  inne  gehabten  Sta- 
tionen (LXX,  Vulg.)y  sondern  gemäss  seinen  Aufbrüchen  oder  Zügen, 
stationenweise,  also  allmählig,  in  Märschen,  wie  sie  für  den  Nomaden 
mit  seinem  Vieh  passten,  vgl.  Ex.  17,  1.  40,  36.  38.  Num.  10,  2.  6. 
12.  28.  33,  1  f.  bei  A  (Äh!),  vom  Negeb  an  bis  nach  Bethel  an  den 
früher  (12,  8)  inne  gehabten  Ort,  u.  that  dort  wieder  Gottesdienst. 
So  wenigstens  nach  dem  jetzigen  Text;  vielleicht  ist  aber  ö^sk  ein 
jüngerer  Einsatz,  u.  war  4^  urspr.  als  Fortsetzung  des  Rel.  Satzes 
gemeint.  —  V.  5.  Auch  der  mil  ihm  gehende,  ihn  auf  seinen  Zügen 
begleitende  Lot  war,  wie  Abr.  V.  2,  reich  an  Heerdenvieh  u.  Zelten 
(o-^^nk   Ges.  23,  3  A.  2),   also  auch  Menschen  u.  Geräthen.  —  V.  6 


230  Gen.  13,  6—10. 

aus  Ä.  u.  nicht  trug  sie  das  Land  zusammen  zu  sitzen]  war  nicht 
im  Stand,  sie  zu  erhalten,  da  es  für  so  viel  Vieh  nicht  Waide  genug 
hatte,  erlaubte  also  nicht,  dass  sie  beisammen  blieben,  vgl.  36,  7  u. 
12,  5  bei  A.  Auch  at?^  ist  beliebt  bei  A  (Hupf.  22),  vgl.  V.  12.  36,  7  f. 
37,  1  (doch  s.  20,  1  B  u.  13,  18  C).  »feaj  masc;  Ges.  145,  7*.  — 
V.  7.  „Daher  gab  es  zvt^ischen  ihren  Hirten  Streit,  näml.  über  die 
Waideplätze  u.  Brunnen  (21,  25.  26,  20ff.  vgl.  29,  3.  8),  v^relche  um 
so  weniger  zureichten,  da  Abr.  u.  Lot  diesen  Landestheil  nicht  allein 
innehatten''  (Kn.).  Über  ■^fß  s.  zu  10, 17;  er  u.  "»a^»  zusammen  um- 
schreiben auch  34,  30  die  alte  Landesbevölkerung,  während  12,  6  der 
■^asys  allein  genannt  ist  —  V.  8  f.  Abr.  findet  Gestreite  unter  Männern, 
diT' Brüder  d.  h.  Verwandte  (14,  16.  29,  15.  24,  27)  sind,  unziem- 
lich, schlägt  darum  eine  Trennung  vor,  lässt  aber,  obwohl  er  der  ältere 
u.  Führer  ist,  dem  Lot  die  Vorwahl  der  Gegend,  das  Land  ist  vor 
dir]  steht  dir  offen;  ebenso  20,  15.  34,  10.  47,  6.  iKöbn  u.  y^^n 
sind  Locative,  u.  zu  suppliren  ist  it?fJ?;  T^ö-^n  u.  ^''»'ofc??  sind  denomi- 
nirt  Die  rechte  u.  linke  Seite  nehmen  =»  rechts  u.  links  gehen ;  zur 
Phrase  vgl.  24,  49  (bei  C).  —  V.  10.  Lot  richtet  seine  Äugen  auf 
die  reichbewässerte  Jordanaue.  ^^i*^««  *»s»]  auch  1  Rg.  7,  46  (vgl 
Matth.  3,  5),  häufiger  blos  -^asn  19, 17.  25.  28.  Dt  34,  3.  2  S.  18,  23, 
der  Jordankreis,  ist  das  Land  zu  beiden  Seiten  des  Jordan  vom  See 
Tiberias  bis  zum  todten  Meer,  bei  Jos.  b.  j.  4,  8,  2  to  (uya  nsdiov, 
sonst  im  AT.  gemeinhin  auch  nai^yn  (heut  zu  Tage  el-Ghör)  genannt, 
nur  dass  dieser  letztere  Name  auch  die  'Araba  zwischen  dem  todten 
Meer  u.  älanitischen  Meerbusen  umfasst  (Dt  1,  1.  2,  8).  Zum  '^sfi  ge- 
hörte auch  das  Thal  Siddim  (14,  3)  d.  i.  die  Gegend  im  Süden  des 
todten  Meeres;  sie  hat  der  Vrf.  hier  vornehmlich  im  Auge,  Sie  war 
nach  ihm  ganz  n]^v»  riguum,  regio  rigua.  Die  einschränkende  Zeit- 
bestimmung bevor  Gott  S.  u.  G.  zerstörte  (19,  24  fl'.)  wird  durch  die 
Accente  auf  die  Vergleichbarkeit  mit  dem  Gottesgarten  bezogen,  ist  aber 
vielleicht  (Olsh.)  ein  erklärender  Einsatz  (obgleich  19,  13  auch  einmal 
rinw  statt  n-rrür?  bei  C  sich  findet).  Über  den  Wasserreichthum  durch 
die  vom  Gebirg  herunterkommenden  Bäche  s.  Burckh.  Syr.  658 f.; 
Seetz.  R.  I.  417.  Die  abwärts  steigende  Vergleichung  wie  der  Gottes- 
garten  (2,  8  ff.),  wie  das  Land  Äg.  ist,  weil  die  erste  Gleichung  zu 
hoch  gegriffen  war,  wohl  zu  ertragen,  u.  darf  nicht  durch  sprach- 
widriges wie  ein  GoUesgarten  (Schum.  DeL^)  beseitigt  werden,  zu- 
mal da  ein  von  Gott  selbst  gepflanzter  (Num.  24,  6)  Garten  immer 
noch  herrhcher  sein  müsste,  als  Ägypten.  Dass  erst  ein  Späterer 
D-^i:«»  p»5  eingesetzt  hätte  (Olsh.  KS,)y  ist  unwahrscheinlich,  in  der 
Richtung  auf  (10,  19.  30)  Soar  hin]  am  Südostrande  des  todten 
Meeres  (s.  19,  22),  gU)t  den  südL  Grenzpunkt  dieser  in  herrlichem 
Pflanzenreichthum  prangenden  Gegend  an,  gehört  also  zum  ganzen  Satz, 
nicht  zu  07-ixtt  f^K»  (Pei.,  welche  durcli  die  Correktur  l?»  nachhilft: 
Äg.  das  am  Eingang  von  Soan;  von  Ebers  27 2  L  als  wirkliche  Les- 
art hingenommen!  wie  auch  Trumbull  §oar  zum  Namen  des  Grenz- 
lands des  nordöstl.  Ägyptens  machen  will,  s.  ZDPV.  VIII.  325).  Die 
Annahme,  das  njm-jÄ — «»Dfci   eme  redactionelle  Zuthat,  u.  das  übrige 


t 


Gen.  13,  10—16.  231 

von  A  (Kn.)  abzuleiten  sei,  ist  nicht  haltbar,  weil  A  nicht  )^'^*!n  *isa 
schreibt  (s.  V.  12).  —  V.  llif.  Diesen  Jordankreis  wählte  sich  Lot 
u.  zog  also  ostwärts  (11,  2.  2,  8.  12,  8).  wk — ^T;iß?5]  ist  nach  W,^ 
nicht  mehr  nöthig,  aber  für  V.  12  die  noth wendige  Voraussetzung, 
daher  wie  12  bis  '^»»n  dem  A  zuzuschreiben,  auf  welchen  'i?3S  vtj« 
s.  12,  5),  ^^ssn  ^!??  wie  19,  29  im  Unterschied  von  )3'1'^_  ^ö»  V.'  lÖf* 
ßn,)  u.  aw;  (s.  V.  6)  hinweist  Eben  darum  aber  gehört  D-ib-iy  ^*3k^.!! 
nicht  mehr  ihm  (Kn,)  an,  sondern  schliesst  sich  urspr.  an  öng»  Vi^h  3>&«2 
V.  11  an,  wie  es  umgekehrt  durch  den  folgenden  (nicht  von  A  stam- 
menden) V.  13  vorausgesetzt  wird.  ^«ikJ  zelten,  ein  Zeltleben  führen 
(nur  hier  u.  V.  18)  ist  wohl  nicht  gleichbedeutend  mit  »w  fortziehen, 
sondern  besagt  nach  Nomadenweise  herumwandem.  In  Sodom  be- 
findet sich  Lot  14,  12.  19,  1.  „Mit  Interesse  zeigen  die  Erz.,  wie 
nur  diejenigen  in  Ken.  blieben,  von  welchen  die  Isr.  abstammten,  die 
übrigen  Angehörigen  der  Patriarchen  aber  auszogen,  vgl.  21,  14  ff. 
25,  6.  18.  36,  6"  (Kn,).  —  V.  13.  Dass  die  Sodomiter  5o.se  u.  sündig 
waren  nicht:  gegen  Jahve  (20,  6.  39,  9  De/.,  KS.)  als  vielmehr  (auch 
nach  den  Mass.)  dem  Jahve  d.  h.  in  seinen  Augen  (^  wie  ^a6V  7,  1), 
bemerkt  der  Vrf.  nicht  blos,  um  schon  hier  auf  das  Strafgericht  über 
sie  Cp.  19  vorzubereiten,  sondern  auch  um  das  Walten  der  Vorsehung 
anzudeuten,  welche  durch  diese  Wahl  Lot's  den  Abr.  von  der  Ge- 
meinschaft mit  solchen  Leuten  bewahrte.  —  V.  14 — 17.  Die  Wen- 
dung •itt«  >T>rpi  (statt  mn*»  ^ö»'»i)  ist  durch  das  Vorhergehen  eines  (nicht 
zu  V.  14  gehörigen)  Zustandssatzes  V.  13  herbeigeführt  Die  Verse 
dem  G  abzusprechen  (WL\  ist  kein  genügender  Grund  vorhanden.  Dass 
Gott  bei  G  nur  in  Theophanien  zu  Abr.  rede,  wird  schon  durch 
12,  1  ff.  widerlegt;  ein  bestimmter  Ort  fehlt  hier  nicht,  es  ist  die 
Betheigegend  V.  4;  dass  C  den  Abr.  auf  dem  nächsten  Weg  über 
§ekhem  u.  Bethel  nach  Qebron  gelangen  u.  dort  bleiben  lasse,  ist  blos 
poslulirt  (s.  dagegen  ö^sk  Vn»''i  V.  18);  V.  18  schhesst  sich  an  V.  17 
gut  an;  unmittelbar  an  V.  12 f.  angeschlossen,  würde  ^n«"»''  V.  18  nicht 
gut  gewälilt  sein.  —  Abr.  durch  sein  grossmüthiges  Benehmen  hat 
sich  neuer  Gunst  Gottes  würdig  gemacht;  jetzt  da  er  allein  im  Lande 
ist,  können  sich  die  Plane  Gottes  mit  ihm  weiter  entwickeln.  Gott 
seinerseits  lässt,  in  einer  neuen  Offenbarung,  dem  Abr.  eine  wieder- 
holte Zusicherung  des  einstigen  Landbesitzes  (12,  7)  u.  der  Mehrung 
zu  einem  grossen  Volke  (12,  2)  zukommen,  u.  fordert  ihn  auf,  sich 
frei  im  Land  zu  bewegen.  —  V.  14.  „Abr.  soll  sich  umsehen.  Bethel 
lag  ziemlich  in  der  Mitte  des  Landes  u.  zugleich  hoch  auf  dem  Ge- 
birge (12,  8.  35,  1.  3.  Jud.  1,  22.  4,  5.  1  S.  13,  2);  von  den  dortigen 
Höhen  scheint  man  eine  weite  Aussicht  nach  verschiedenen  Theilen 
des  Landes  gehabt  zu  haben''  (Kn.).  Die  4  Himmelsgegenden  so  auch 
in  der  sicher  dem  G  zugehörigen  Stelle  28, 14.  Dass  die  Ordnung 
der  Aufzählung  dort  etwas  anders  ist  (Wl.  XXL  421)  als  hier,  ist  kein 
genügender  Grund  gegen  C.  —  V.  15.  ö^is^-r?]  für  immer,  zu  dauern- 
dem Besitz,  ist  hier  neu  gegenüber  von  12,  7.  —  V.  16.  Gott  will 
auch  seinen  Samen  zahllos  machen,  ok  ^ün]  so  dass  wenn  jemand 
wie  11,  7.  22,  14.  24,  3  (Ge*.  166,  2),  eher  als  quem  si,  indem  für 


232  Gen.  13,  16—18. 

blosses  pron.  suff.  nach  ^"ijöV  das  volle  Obj.  V!?^T  ****"*^»  noch  einmal 

genannt  wäre,  wie  Gen.  50,  13.  Jer.  31,  32  {Tuch,  Ew.  331c).     Das 

hyperbol.  Bild  vom  Slauh  der  Erde  ebenso  28,  14  bei  C;  andere  dieser 

Art  sind  die  von  den  Sternen  des  Himmels  15,  5.  22,  17.  26,  4  (Dt 

1,  10.  10,  22.  28,  62)   u.   vom  Sand  am  Meer  22,  17.  32,  13.     Die  ^ 

vorliegende  Verheissung  ist  die  drille;  sie  fasst  einen  Theil  der  ersten  j 

(12,  2  f.)   u.  die  zweite  (12,  7)  zusammen.  —  V.  17.    Er  soll  auch 

das  Land  nach  seiner  Länge  u.  Breite  frei  durchziehen  u.  benutzen,  in 

Hoffnung  u.  zum  Zeichen  künftigen  Besitzes  (vgl.  Jes.  23,  10;  Kn!).    Am 

Versende  haben  LXX  noch  ta^is»  t3>  y^'th^   wie  15.  —  V.  18.    Abr.  zog 

nun  herum  (s.  V.  12),  bis  er  schliesslich  nach  der  Hebron-Gegend  kam, 

wo  er  seinen  Wohnsitz  nahm.     Der  Vers  in  dieser  Fassung  ist  von  C. 

Zwar  muss   auch  A   die  Niederlassung  Abrams   bei  Hebron  irgendwo 

berichtet  haben,   weil   auch  bei   ihm   er  dort   wobnt.     Aber  A  nennt 

den  Ort  «:?ttö   (23,  17.  19.  25,  9.  35,  27.  49,  30.   50,  13),    nicht 

Terehinihen  Mamre^s,  wie  die  Berichte  14,  13  u.  18,  1.     Nach  14, 

13.  24  wäre   der  Hain  nach  dem  Amoriter  Mamre  benannt  gewesen. 

Mehr  darüber  z.  23,  2  u.  20.     Dort  baute  er  einen  Altar  (s.  12,  7): 

dadurch  ist  Hebron,  „wo  es  in  späterer  Zeit  eine  Opferstätte  gab  (2  S. 

15,  7"  Kn),  geweiht. 


4.    Abram's    uneigennützige    Kriegführung   zur   Rettung  Lot*s  und 
seine  Segnung  durch  Meikisedek,   Cap.   14,  von  R  nach  B  (?). 

1.  In  einem  Krieg  der  4  verbündeten  Könige  von  "^Elam,  Sinear, 
Ellasar  u.  Gojim  gegen  die  Völker  des  Jordanlandes  u.  der  südl.  Wüste 
wurde  von  jenen  auch  Lot  in  Sodom  gefangen,  u.  sammt  seiner  Habe 
u.  anderer  aus  Sodom  u.  Gomorrha  geraubten  Beute  fortgeführt  Abram, 
davon  benachrichtigt,  setzte  mit  318  eigenen  Leuten  u.  denen  seiner 
Verbündeten  Mamre  E§kol  u.  "^Aner  dem  heimkehrenden  Heere  der  Sie- 
ger muthvoU  nach,  schlug  sie  bei  Dan  u.  jagte  ihnen  den  Lot,  die 
übrigen  Gefangenen  u.  die  Beute  wieder  ab.  Dem  Heimkehrenden 
kamen  der  König  von  Sodom  u.  Malkisedek,  König  von  §alem,  in's 
Thal  §ave  entgegen.  Von  letzterem  für  seine  Thal  feierlich  gesegnet 
gab  er  ihm  den  Zehnten  der  Beute,  aber  angebotene  Belohnung  von 
Seiten  des  Königs  von  Sodom  lehnte  er  grossmüthig  u.  stolz  ab*  — 
Abr.  erscheint  hier  von  einer  neuen  Seite,  in  seinen  Beziehungen  zu 
den  einheimischen  Häuptlingen,  ihnen  zu  Schulz  u.  Hilfe  verbündet, 
u.  mit  ihnen  mächtig  genug,  um  einmal  auch  gegen  fremde  erobernde 
Kriegsfürsten  mit  Erfolg  zum  Besten  der  Schwächeren  zu  kämpfen, 
aber  seinem  Charakter  nach  auch  in  diesen  Verhältnissen  derselbe 
hochsinnige  Mann,  der  kühn  u.  aufopferungsfähig  in  der  Stunde  der 
Noth ,  für  seinen  Verwandten  gegen  die  Übermacht  einzutreten  keinen 
Augenblick  zögert,  äusseren  Vortheil  aus  seiner  edlen  Thal  ablehnt, 
aber  in  der  Hilfe  seines  Gottes  u.  in  der  Hochachtung  der  Landeskinder 
einen  höheren  Lohn  davonträgt.  So  gibt  dieses  Stück,  wie  das  vorige, 
einen  Beitrag  zu  dem  Gesammtbilde  des  Mannes  u.  des  göltl.  Waltens 


Gen.  14.  233 

über  ihm.  —  Im  übrigen  ist  dieser  Bericht  höchst  eigenthümlich. 
Anders  als  in  allen  übrigen  Erzählungen  ist  die  That  Abram's  in  den 
Rahmen  der  allgemeineren  Völkergeschichte  eingefügt;  fast  die  ganze 
erste  Hälfte  ist  ein  Stück  Kriegsgeschichte  mit  Angabe  der  Zeit,  der 
Örter  u.  der  Namen  der  handelnden  Personen;  wo  die  Rede  auf  Abr. 
kommt  V.  13,  wird  er  als  „der  Hebräer"  eingeführt  u.  als  ein  Häupt- 
ling geschildert,  der  mit  andern  Häuptlingen  des  Landes  in  einem 
Bündniss  steht,  über  eine  nicht  unbedeutende  Mannschaft  verfügt  u. 
gelegentlich  auch  Krieg  zu  fuhren  im  Stande  ist.  Nimmt  man  dazu, 
dass  auch  Malkisedek  mit  seinem  besseren  Gottesglauben  sehr  eigen- 
thümlich erscheint,  dass  Name  u.  Beschreibung  des  Siddimthales  (V.  3, 
10)  ganz  einzig  dasteht,  dass  endlich  auch  sprachl.  Wendungen  oder 
Ausdrücke  hier  gebraucht  sind,  die  (wie  T?«5  ^'i'^H  ^.?^  l^»  22,  n'^f^  ^?3 
13,  T?'7  14,  p'?t7  mit  persönl.  Obj.  14)  im  AT.  sonst  gar  nicht,  oder 
(wie  iHsj  Vk  18 — 20.  22,  )&'o  20,  ^"^»Jfi  22)  wenigstens  nicht  im 
Pent  vorkommen,  so  wird  man  zunächst  zu  der  Vermuthung  ge- 
drängt, dass  hier  eine  eigenthümliche  u.  zwar  alte  Quelle  fliesse,  welche 
aber  nicht  blos  wegen  der  Nennung  Dan's  (14),  sondern  auch  wegen 
der  vielen  erklärenden  Glossen  (2.  7  f.  14.  17)  durch  die  Hand  eines 
jüngeren  Beaibeiters  gegangen  sein  müsste.  Auf  G  als  solchen  Bear- 
beiter {Hupf.  Kays.  Del.^)  fuhrt  nichts  hin,  da  riitr^  22  wohl  ein  Ein- 
satz ist,  u.  ö-nsa  aw^  Kini  12,  sowie  k^äö  -a^Ka  13  nur  beweist,  dass 
der  jetzige  Text  das  Cp.  13  voraussetzt,  nicht  aber  dass  er  aus  der 
gleichen  Quelle  stammt;  vielmehr  ü^wn  pö»  3.  8.  10  (nicht  l'^'^ür!  "•?? 
13,  lOf.),  so  wie  dass  in  Cp.  18  f.  auf  diese  Erzählung  keinerlei  Rück- 
sicht genommen  ist,  spricht  sogar  bestimmt  gegen  ihn.  An  A  hin- 
wiederum {llg.)  könnte  wohl  »wn  11  f.  16.  21  u.  »ta  21  denken 
lassen,  doch  findet  sich  ersteres  auch  15,  14  (bei  R),  u.  ww  für  Per- 
sonen beiderlei  Geschlechts,  Freie  u.  Sklaven,  war  kaum  zu  vermeiden; 
auch  in"?  "^t^V?  scheint  blos  ein  erklärender  Ztisatz  zu  sein;  »t?*??  ''2'^? 
zeugt  gegen  ihn  (s.  13,  18);  so  grosse  Ausführlichkeit  der  Darstellung, 
wo  es  sich  nicht  um  gesetzl.  u.  recht).  Dinge  handelt,  ist  sonst  auch 
nicht  die  Sache  des  A,  u.  stylislisch  ist  das  Stück  ihm  fremd.  Da- 
gegen lässt  sich  für  B  {Ew.  Böhm.  Schrr,  KüL  G.  I.  124)  vieles  gel- 
tend machen.  Seine  Erzählungen  zeichnen  sich  auch  sonst  durch  eigen- 
thümliche Nachrichten  u.  Ausdrücke  aus;  er  berichtet  Cp.  21  von 
Bündnissen  mit  einheimischen  Fürsten  u.  erwähnt  48,  22  eine  Kriegs- 
that  Jacobs  gegen  Sekhem;  es  ist  nicht  unmöglich,  dass  er  auch  an- 
dere derartige  Nachrichten  hatte,  die  aber  R  (als  für  seine  Zwecke 
nicht  tauglich)  forlgelassen  hat  Speciell  für  ihn  spricht  zwar  nicht 
ta-^Vl  13  u.  -rr»»  {Kn.  Sehr.),  wohl  aber  das  seltene  "^^Va  24  vgl.  41, 
16,  u.  •^TöNn  7.  13  (Num.  21,  21.  Jos.  24,  8.  12),  was  B  (u.  im  An- 
schluss  an  ihn  D)  statt  sonstigen  "a^aa  schreibt.  Auch  die  Nennung 
von  Adma  u.  ^ebojim  (während  C  in  Cp.  19  sich  auf  Sodom  u.  Go- 
morrha  beschränkt)  würde  sich  bei  B  (vgl.  Hos.  11,  8)  am  leichtesten 
erklären  (über  Gen.  10,  19  s.  S.  164).  Die  Beschreibung  der  Urvölker 
V.  5  f.  erinnert  lebhaft  an  Dt.  2,  10—12.  20,  welche  Notizen  doch 
vermuthlich   auf  eine  Quellenschrift  des  D   zurückgehen.     Dass  B  den 


234  Gen.  14. 

Abr.  sonst  „als  Muslim  u.  Profeten"  darstellt  (W^L  XXI.  414),  ist  kein 
Grund  gegen  ihn:  hat  nicht  auch  Bfuhammed  gelegentlich  Krieg  geführt? 
Aber  freilich  so  wie  es  vorliegt,  kann  das  Stück  auch  nicht  von  B 
sein,  theils  v^egen  der  vielen  erklärenden  Zusätze,  theils  vsregen  V. 
17 — 20,  v\ras  nur  ein  Judäer  geschrieben  haben  kann;  auch  erhellt 
nirgends,  dass  B  den  Abr.  in  Mamre  wohnhaft  kannte.  Es  muss  von 
einer  jüngeren  Hand,  sei  es  R,  oder  vielleicht  R^  zurecht  gemacht  sein. 
Aber  es  für  eines  der  jüngsten  Stücke  des  AT.,  ein  Product  junger 
Midrasch])ildung  zu  erklären  (Euen.  0.^  I.  314;  Wl.  Comp.  312; 
Vatke  ZPTh.  XXVIII.  157),  hätte  man  blos  dann  Veranlassung,  wenn 
die  Erzählung  durch  u.  durch  erdichtet  wäre. 

2.  Weil  in  die  grössere  Völkergeschichte  eingereiht,  macht  die 
Erzählung  auf  den  Leser  den  Eindruck,  in  strengerem  Sinn  historisch 
zu  sein,  als  die  übrigen  Abramerzählungen;  es  fragt  sich,  ob  u.  wie 
weit  dieser  Eindruck  auch  bei  genauerer  Prüfung  sich  bewähre.  Nicht 
blos  V,  Bohlen,  sondern  auch  Hitzig  (Gesch.  44  f.  u.  25),  bes.  Nöld. 
(Unters.  156ff.,  u.  in  ZWTh.  1870  S.  213ff.),  auch  Kuen.  (ThT.  V. 
262  f.)  u.  Wl,  (Comp.  310  ff.)  haben  diese  Frage  mit  grosser  Entschie- 
denheit verneint  u.  die  Erzählung  für  eine  Erfindung  zur  Verherrlichung 
Abraham's  erklärt.  Um  Abr.  als  gewaltigen  Kriegshelden  zu  schildern, 
seien  Kämpfe  mit  Landesbewohnem  nicht  grossartig  genug  erschienen, 
es  seien  darum  absichtlich  die  entlegensten  Namen  herbeigezogen,  auch 
in  allem  anderen  darauf  ausgegangen  worden,  den  Schein  der  Alter- 
thümlichkeit  zu  wahren  (Nöld),  In  der  That  enthält  die  Erzählung 
für  eine  unschuldige  Volkssage  zu  viele  bestimmte  Namen  u.  Angaben; 
sie  müsste  darum,  wenn  ihr  nicht  Thatsächliches  zu  Grund  läge,  von 
einem  Dichter,  unter  Benutzung  gelehrter  Hilfsmittel,  künstlich  zurecht 
gemacht  sein  (so  auch  Stade  in  ZATW.  VI.  323  u.  EMey,  G.  L  §  136, 
welcher  meint,  dass  der  Jude,  der  das  Stück  geschrieben,  sich  in  Ba- 
bylon genauere  Kentniss  über  die  älteste  Geschichte  des  Landes  ver- 
schafft habe).  Allein,  dass  hier  wirklich  thatsächlich  Unmögliches  be- 
richtet werde,  ist  bis  jetzt  nicht  bewiesen.  Zunächst  die  4  östl  Könige, 
weder  einzeln  noch  in  dieser  Zusammenstellung  irgendwo  sonst  er- 
wähnt, u.  ihr  Zug  gegen  Westen  müssen  einen  geschichtl.  Grund  haben. 
Mehrere  dieser  Königsnamen  sind  neuerdings  durch  die  Keilschriften  in 
das  Licht  der  Geschichte  gerückt  Dass  auch  Elam  einst  eine  Macht,  zum 
Theil  vor  Babel,  gewesen  ist,  war  schon  aus  10,  22  zu  vermuthen, 
wird  aber  jetzt  durch  die  Denkmäler  bestätigt  (s.  über  die  elamit.  In- 
vasion u.  Dynastie  in  Babylonien  £Jlei/.  §  135  ff.;  Mürdt,'DeL^  82  f.). 
An  der  Ausdehnung  der  elamitisch-babylonischen  Machtsphäre  nach  Sy- 
rien bis  Äg.  hin  wird  nicht  mehr  zu  zweifeln  sein  (s.  über  Kudur 
Mabug,  Beherrscher  des  Westlandes,  bei  ^^ös^^ns  V.  1);  dringt  ja  doch 
schon  die  Vermuthung,  dass  auch  die  Hyksosinvasion  in  Äg.  von  dort- 
her ihren  Ausgang  nahm,  durch  {Naville  Bubastis,  Lond.  1891  S. 
16—29;  EMey.  §  109.  137).  Ebenso  hat  späterhin  jede  bedeutendere 
Macht  in  den  EufratTigrisländem  sich  nach  dem  Westen  hin  auszudehnen 
gesucht.  Dass  es  sich  auch  hier  in  Gen.  14  nicht  um  einen  blossen 
Raubzug,  sondern  um  Behauptung  einer  schon  begründeten  Oberherr- 


Gen.  14.  235 

Schaft  über  die  westL  Länder  handelt,  ergibt  sich  aus  der  Erzählung 
selbst  Dann  wird  es  nur  um  so  glaublicher,  dass  sich  im  Westen 
auch  ein  Andenken  daran  länger  erhalten  haben  kann.  Hat  es  ja  doch 
(nach  den  Teil  Amarna  Briefen)  noch  ums  Jahr  1400  in  Kenaan  Leute 
gegeben  y  welche  der  bab.  Schrift  u.  Sprache  kundig  waren.  Auch 
Num.  13,  22  hat  sich  noch  eine  vereinzelte  Nachricht  aus  der  alten 
poUtischen  Geschichte  erhalten  (vgL  auch  Jud.  3,  8).  Dass  nicht  mehr 
derartiges  erhalten  ist,  erklärt  sich  aus  der  ausschhesslich  religiösen 
Abz weckung  der  bibl.  Bücher.  Ist  aber  demnach  der  Rahmen  der 
Erzählung  nicht  ernstlich  zu  beanstanden,  so  ist  freilich  damit  diese 
selbst  noch  nicht  gegen  alle  Einwürfe  geschützt.  Während  noch  Ew. 
darum,  weil  V.  13  Abr.  als  '^':??5  emgeführt  wird,  die  ganze  Erzählung 
als  aus  einer  auswärtigen  alten  Quelle  aufgenommen  ansah  u.  darin 
eine  äussere  Bestätigung  der  Gschichtlichkeit  der  Person  Abrams  finden 
zu  dürfen  glaubte  {Ew.  G.^  L  80.  431f.  440ff.;  ähnl.  KiU.  G.  I.  158 ff.), 
wollen  die  Gegner  gerade  wegen  der  Erwähnung  Abrams  u.  der  Könige 
der  Pentapolis  das  Ganze  für  eine  Dichtung  halten.  In  Wahrheit  wäre 
ja  möglich,  dass  in  der  alten  Nachricht  nur  von  der  erfolgreichen  Be- 
theiligung  der '  Hebräer  im  Land  an  dem  Kampf  gegen  die  östlichen 
Könige  die  Rede  war,  alles  übrige  aber  auf  Gombination  u.  freier  Aus- 
gestaltung seitens  des  oder  der  isr.  Erzähler  beruht  Beweisen  lässt 
sich  hier  nichts.  Jedoch  die  Einwendungen,  die  man  gegen  die  Er- 
zählung erhoben,  sind  wenig  zutreffend.  Der  Gang  des  Kriegszuges 
V.  5 — 9  ist  nidit  zweckwidrig  oder  in  sich  widersinnig;  von  einer 
„Völkerschlacht"  im  Siddimthale  {Nöld,)  ist  keine  Rede;  dass  über  die 
Bekriegung  der  eigentl.  Kenaanäer  nichts  gemeldet  wird,  hat  nichts 
auffallendes,  da  ein  Eingehen  auf  ihr  Verhältnis  zu  den  östlichen  Kö- 
nigen gar  nicht  in  der  Absicht  des  Vrf.  lag.  Selbst  dass  Abr.  mit 
seiner  u.  seiner  Verbündeten  Mannschaft  dem  Nachtrab  des  heimziehen- 
den siegreichen  Heeres  einen  Theil  der  Gefangenen  u.  der  Beute  wie- 
der abgejagt  hat,  ist  an  sich  nicht  unglaublich;  nirgends  ist  gesagt, 
dass  er  das  gesammte  Heer  dieser  Könige  in  offener  Feldschlacht  be- 
siegt habe,  noch  weniger  läuft  die  Erzählung  darauf  hinaus,  ihn  als 
gewaltigen  Kriegshelden  zu  verherrlichen;  kein  Wort  des  Prunkes  mit 
seiner  gelungenen  That  ist  V.  15 f.  zu  lesen;  vielmehr  in  seiner  auf- 
opfernden Freundschaft  für  Lot  u.  der  Zurückbringung  der  Gefangenen 
hat  die  Erzählung  ihre  Spitze,  nicht  in  eitlem  Kriegsruhm.  Der  ganze 
Krieg  ist  nicht  um  seiner  selbst  willen  erzählt,  sondern  nur  so  weit 
es  zum  Verständniss  der  Rettungsthat  Abram's  gehört,  u.  wird  keine 
Vollständigkeit  beansprucht  Selbst  wenn  die  Namen  der  Könige  der 
4  Siddimthalstädte  erst  von  den  Späteren  von  sich  aus  dazugethan 
sind,  kann  die  Erinnerung  an  einen  Kampf  der  östl.  Könige  gegen  die 
Pentapolis  doch  einen  Grund  haben  (vorausgesetzt  dass  man  die  Exi- 
stenz dieser  Städte  nicht  ebenfalls  für  eine  Fiction  erklärt).  Und  wenn 
auch  Mamre  Eschkol  ''Aner  urspr.  Ortsnamen  waren  {NÖld,),  so  ist 
das  doch  nicht  von  Gewicht,  denn  es  macht  keinen  Unterschied,  ob 
Mamre  oder  der  (Herr)  von  Mamre  dem  Abr.  half.  Der  Bericht  über 
Malkisedek  wird  wohl  erst  vom  letzten  Bearbeiter  eingeführt  sein;  aber 


236  Gen.  14,  1. 

jedenfalls  wird  er  auch  fQr  diese  „Figur"  einen  Anhalt  in  der  Sage 
gehabt  haben;  nichts  zwingt  anzunehmen,  dass  er  sie  frei  erfunden 
habe.  —  Zu  Cap.  14:  Krahmer  in  Illgen's  ZS.  f.  bist.  Theol.  VII,  4. 
S.  87—106;  Tuch  in  ZDMG.  I.  161—194;  Nöldeke  a.  a.  0.  {Grole- 
fend  in  ZDMG.  VIU.  800  ff.);  Rösch  in  StKr.  1885  S.  321  ff.;  Halhy 
RB.  X.  247—63  (REJ.  XV.  161  ff.). 

V.  1 — 12.  Der  Krieg,  der  Lot's  Gefangennahme  zur  Folge  hatte. 
V.  1  f .  gehören  zusammen,  sofern  zu  der  Zeitbestimmung  V.  1  die 
Aussage  erst  V.  2  folgt;  für  '^'^a  ist  nicht  o^a»  ''T^  zu  emendiren 
{Cler»,  Ew.  Comp,  der  Gen.  220;  Olsh,;  dagegen  Bitz,  Begr.  d.  Krit. 
149),  auch  sind  nicht  etwa  nur  der  erste  u.  zweite  Name  (LXX,  s. 
dagegen  V.  5  u.  9),  sondern  sämmtliche  4  an  den  st.  c.  angeknöpft; 
Subj.  aber  zu  lä»  sind  eben  die  genannten  4  Könige,  vgl.  9,  6  (Ew, 
303^).  ^?3w]  s.  10,  10.  11,  2.  Zu  den  Namen  des  V.  1  ist  auch  Schra- 
der  in  SBÄW.  1887  S.  600—605  zu  vergleichen,  worin  KAT.2  135ff. 
verbessert  ist.  ^';»«!]  LXX  'AfAaQq}aX,  wird  jetzt  (unter  Annahme  einer 
Verderbniss  aus  urspr.  "t^^ö»)  von  Sehr,  603  ff.  (Hai.  254  f.)  identifi- 
cirt  mit  dem  grossen  bah.  König  IBammurabi  um's  J.  2100,  mit  55 
Jahren  Herrschaft,  welcher  zwar  schliesslich  dem  Übergewicht  Elams 
u.  den  verschiedenen  Fürstenthümern  Babyloniens  selbst  ein  Ende  machte 
u.  den  Gesammtstaat  mit  der  Hauptstadt  Babel  schuf  (Tiele  124 ff.; 
Mürdi.'Del.  85  ff.),  aber  anfangs  mit  Eriaku  von  Larsav  u.  andern  Ri- 
valen sich  noch  vertragen  musste.  *^dV»]  nicht  ^^^p  Jes.  37,  12  {Trg. 
jer.),  noch  weniger  Pontus  (Sym.  Vulg.);  auch  nicht  Artemita,  welches 
nach  Isid.  Gharac.  (p.  251  Mill.)  auch  Xalciaag  hiess  u.  im  südl.  As- 
s)Tien  (Ptol.  6,  1,  6;  Strab.  16,  1,  17)  nördl.  von  Babyl  lag  {Kn.\ 
denn  dieses  wird  syr.  ^tihm  geschrieben  {Nöld.  160);  ebensowenig  die 
alte  assyr.  Reichshauptstadt  ASur  =  Kafah  §irgat  {Sayce  in  SBAT.  IT. 
1873  p.  244).  Mit  mehr  Wahrscheinlichkeit  wird  es  jetzt  (HRawL, 
Norris,  Lenorm.;  Sehr,  in  Ri.  HWB.  1495  u.  KAT.2  135f.;  Del.  Par. 
224)  mit  der  altbabyl.,  sudöstl.  von  üruk  gelegenen  Stadt  Larsam 
oder  Larsav,  deren  Ruinen  im  heutigen  Senkereh  (Loflus  256)  zu 
suchen  sind,  identificirt.  Die  Erleichterung  der  Lautgruppe  ö^V  zu  *^ö^ 
im  Munde  der  Hbr.  (Len.  lang.  prim.  377  ff.)  ist  erklärlich;  Hai.  253 
will  auch  gefunden  haben,  dass  die  urspr.  Form  von  La-arsa  viel- 
mehr EUa-arsa  war.  'H^'^^k]  als  Name  aus  Dan.  2,  14  bekannt  Man 
glaubt  jetzt  den  Namen,  sogar  die  Person  dieses  Ariokh  inschriftlich 
gefunden  zu  haben  {Lenorm.  la  pr.  377 ff.;  Opperl  im  JA.  VII,  5  p. 
277  f..  Sehr.  KAT.2  135;  Del.  Par.  224)  in  Eri-aku  oder  Riv-aku 
(d.  h.  Diener  des  Mondgotles)  Vasallenkönig  von  Larsam  unter  seinem 
Vater  Kudur-Mabug,  König  von  Elam,  u.  zwar*  der  letzte  König  von 
Larsa.  Die  von  Tiele  124  u.  andern  gegen  die  Richtigkeit  der  Lesung 
Riv-aku  erhobenen  Bedenken  sind  nach  neueren  Funden  zurückge- 
wiesen von  Sehr.  601  f.  u.  FdDel.  in  Excurs  zu  Del^  Gen.  S.  539 ff. 
ö!5*^3>]  10,  22.  ^öVV'inö]  XoöoXloyoiioQ  LXX;  aus  den  Keilinschriflen 
kennt  man  jetzt  mehrere  uralte  Könige  Elams,  welche  mit  Kudur  zu- 
sammengesetzte Namen  führten,  ebenso  eine  elamit.  Gottheit  Lagamar 
(nach  Jensen  in  WZKM.  VI.  S.  64  eine   Göttin);  auch   erzählt  Asur- 


Gen.  14,  1—3.  237 

banipal  in  seinen  Inschriften,  dass  er  ein,  1635  Jahre  vor  seiner  Zeit 
von  einem  elamitischen  König  Kudur-nahundi  geraubtes  Götterbild  aus 
Susa  nach  Babylonien  zurückgebracht  habe,  u.  in  Mugheir  sind  Back- 
steine von  einem  König  Kudur-Mabug  gefunden,  welcher  sich  adda-martu 
d.  h.  „Beherrscher  des  Westlandes"  (Kenaans)  nennt  {Sehr,  in  Ri.  HWß. 
819;  KAT.2  136f.).  Vjnp]  @aQya\  LXX,  bis  jetzt  unbekannt,  d^^s] 
id^vcivy  aber  als  n.  app.  ohne  weiteretn  Beisatz  sinnlos,  u.  weder  mit 
Galilaea  Jos.  12,  23.  Matth.  4,  15  (Cler.  Ros.),  noch  Pamphylien  (Sym,), 
noch  o"iian  -^«k  Gen.  10,  5  {Ges.  Nöld.)  gleichzusetzen;  vielmehr  muss 
es  n.  pr.  (vielleicht  verdorbener  Lesart)  sein.  Man  {HRawl.)  hat  ver- 
muthet,  dass  die  inschriftlich  oft  genannten  Guli,  Kuli  {Sehr.  KGF. 
258.  271.  294.  451.  473)  darin  stecken,  ein  mächtiger,  zwischen  Zab 
u.  Dijäla  (Gyndes)  ansässiger  Volksstamm,  nördi.  Nachbar  der  Kossäer, 
vielleicht  die  ?'i)?  Ez.  23,  23  {Del.  Par.  223  ff.).  —  Die  Ordnung  der 
Aufzählung  (V.  9  geändert)  ist  nicht  durchsichtig,  (nach  Del.  die  alfa- 
betische).  Aus  dem  folgenden  ist  deutlich,  dass  Kedorlaomer  das  Haupt 
unter  den  Königen  ist.  Sonst  „vgl.  Stellen  wie  Jos.  10,  3.  5.  23" 
{Kn.).  —  V.  2.  Sie  führten  Krieg  (Jos.  11,  18)  mit  den  Königen  der 
5  Städte.  Zwar  galt  nach  V.  5  ff.  die  Unternehmung  nicht  ihnen  allein, 
aber  den  Zwecken  des  Vrf.  gemäss  soll  eben  dieser  Krieg  mit  ihnen 
hauptsächlich  zur  Sprache  kommen.  „Die  5  Städte  (Pentapolis  Sap. 
10,  6)  scheinen  einen  Bund  gebildet  zu  haben.  Die  4  ersten  (10,  19) 
giengen  in  der  Folge  unter  (Dt.  29,  22  vgl.  Hos.  11,  8),  nicht  so  Bela^ 
d.  i.  §oar.  Die  bedeutendsten  waren  Sodom  u.  Gomorrha,  welche  sonst 
immer  allein  genannt  werden,  auch  hier  V.  10 f.  Nach  §oar  (s.  19,  22) 
u.  Sodom  (s.  13,  12)  zu  schliessen,  lagen  die  Städte  da,  wo  jetzt  der 
südl.  Theil  des  todten  Meeres  ist;  das  Weitere  zu  19,  28"  {Kn.). 
Übrigens  werden  die  Bewohner  nirgends  als  Kenaaniter  bezeichnet,  u. 
ihr  Gebiet  nach  13,  12  nicht  zum  Land  Kenaan  gerechnet.  Dass  jede 
dieser  Städte  ihren  eigenen  König  hat,  ist  ganz  so,  wie  es  in  Kenaan 
noch  zu  Josua's  Zeit  sich  zeigt.  Während  de  Saulcy  (Rev.  ArcheoL, 
nouv.  Ser.,  XXX.  295  ff.)  noch  Trümmer  dieser  Städte  am  todten  Meer 
gefunden  zu  haben  wähnte,  wollten  andere  in  den  Namen  öio  u.  'mw 
{Ges.  th.;  Uiiz.  Gesch.  25  in  allen  4  Namen:  Versunkene,  Uberfluthete, 
Zerstörte,  von  der  Erde  Verschlungene,  angebL  nach  dem  Arab.)  Be- 
zeichnungen ihres  Schicksals  erkennen,  also  die  Namen  als  erdichtete 
erweisen.  In  den  2  ersten  Königsnamen  hat  jüd.  Witz  (Tirg.  jer., 
Berei.  R.)  y^  u.  5>w|n  herausgehört,  u.  weil  a  sonst  keine  Personen- 
namen bildet,  hat  Ttich  Abkürzung  aus  :fT'\h  ^^-T)^  (^«^-  ^^  ^EJ-  X. 
1885  S.  3  s'D  ''?»,  ^t:)  '"^k)  vermuthet;  Hüz.  kam  zu  Hülfe,  indem 
er  in  den  beiden  andern  „Schlangenzahn"  u.  „Skorpiongift"  entdeckte. 
Aber  LXX  geben  Bakkcc  (JBaAajc)  für  5>"ia,  IJewaciQ  {Sam.  ^isa«)  für 
s»aw,  u.  sprechen  ^axöto  ^vnoßoQ  {Pei.  i-*).inA*).  Bei  solcher  Unsicher- 
heit der  Überlieferung  ist  eine  Deutung  der  Namen  nach  dem  Hebr. 
zum  mindesten  bedenklich.  Und  umgekehrt  dass  sich  die  Deutungs- 
sucht frühe  an  ihnen  versuchte,  zeigt  Sam.  nsKöto  für  ^a«^«.  (Sonst 
s.  über  die  2  ersten  zB.  öe^.  th.).  —  »^a]  nur  hier;  der  Name  ihres 
Königs   fehlt  ganz,   schwerlich  blos  ausgefallen.  —  V.  3.    Alle  diese 


238 


Gen.  14,  3—5. 


viere  verbütideten  sich  d.  i.  zogen  verbündet  gegen  (Ew.  282®)  das 
Siddimthal  d.  i.  Thal  der  ebenen  Felder  {Aq.  Onk.  Sam,  Saad,;  aber 
LXX  rfjv  (poQayya  ti)v  alvm^Vj  u.  Hüz.  stellt  &->^^  zu  arab.  iadhdm 
Salz!),  das  ist  das  Salzmeer,  also  die  Gegend,  wo  die  Städte  lagen, 
u.  wo  in  der  Folge  das  todte  Meer  (sein  südl.  Theil)  entstanden  sein 
soll  (s.  zu  19,  28).  Im  allgemeinen  soll  Siddimthal  hier  dieselbe 
Gegend  bezeichnen,  die  in  Cp.  13  ^^ss  oder  '}!?'j!:?l  *^?s  genannt  war.  — 
V.  4.  „Die  Ursache  der  Befeindung  war,  dass  die  Könige  von  Siddim 
den  Tribut,  den  sie  12  Jahre  lang  entrichtet  hatten,  das  13.  Jahr  ver- 
weigerten. Davon  nSml.  sind  die  Ausdrucke  zu  verstehen,  wie  2  R. 
18,  7.  24,  1.  20  u.  a.  '^*^]  im  Hexat  nur  noch  Num.  14,  9.  Jos. 
22,  16.  18f.  29'*  {Kn.y  'w  »ijtDn]  s.  15,  16;  Ew.  287^.  300»;  Sam. 
hat  richtiger  {Olsh.  Nöld,)  wVwai.  —  V.  5  ff.  Sogleich  im  nächsten 
Jahr  erschien  Kedorl.  mit  den  andern  Königen  u.  unterwarf  der  Reihe 
nach  die  Völker  des  Ostjordanlandes,  Se'^ir's  u.  der  Wüste,  woraus  eben 
hervorgeht,  dass  der  Zug  nicht  der  Pentapolis  allein  galt.  „Sie  kamen 
ohne  Zweifel  den  gewöhnl.  Weg  durch  die  Eufratgegendeu  (Strab. 
16,  1,  27)  herauf  nach  Syrien;  von  hier  criffen  sie,  wie  sie  später  hie- 
her  auch  ihren  Rückzug  richteten  (14f!),  südwärts  voiTückend  die 
Abtrünnigen  an,  zuerst  die  Refaim  in  BaSan  d.  1.  im  nördl.  Ostjordan- 
land,  dann  die  weiter  südl.  wohnenden  Susim  u.  Emim''  (Äfn.).  Alle 
3  gehören  zu  den  Urbewohnem  des  Landes.  Refaim  oder  Rafa-Söhne 
d.  h.  Riesen,  Recken,  war  theils  allgemeiner  Name  der  riesenhaften  Ur- 
bevölkerung, die  im  West-  (Jos.  17,  15.  2  S.  21,  16.  Gen.  15,  20. 
Jes.  17,  5)  u.  Ost- Jordanland  (Dt  2,  11.  20)  sass,  theils  specieller 
Name  der  Riesen  in  BaSan  (Dt  3,  11.  13.  Jos.  13, 12).  ' ASteroth 
Kamaim\  nur  hier;  aber  LXX  Vat  *A(Sxciq^%'  imu  KaQvatv,  was 
vielleicht  ursprünglicher  ist  (Kuen.;  Buhl  in  ZDPV.  XIII.  42  f.  u. 
Kasteren  ibid.  213).  Nämlich  AStaroth  war  eine  Hauptstadt  von  Ba§an, 
Residenz  des  Königs  'Og  (Dt.  1,  4.  Jos.  9,  10.  12,  4.  13,  12.  31),  von 
Edre'i  (s.  zu  Num.  21,  33)  nur  6  Mill.,  über  2  Stunden  entfernt 
(Onom.);  der  Ort  ist  im  Teil  'AStere,  2|  Stunden  von  Nawä,  etwa 
zwischen  Nawä  u.  M'zärib,  wieder  aufgefunden;  er  liegt  auf  einem 
Hügel  in  waidenreicher  Ebene,  ist  reich  an  Wasser  u.  hat  weitläufige 
Ruinen,  Ritter  EK.  XV.  819  ff.  (JSTn.).  Gegenüber  von  dieser  gewöhnl. 
Annahme  {Bädeker  Pal.^  303)  suchte  es  Wetzstein  (Haurän  108  ff.) 
in  Bosra,  der  Hauptstadt  Qauran's,  (ebenso  Arnold  in  RE.*  XIV.  728  f. 
u.  Mühlau  bei  Ri.  HWB.  115),  was  schon  Nöld.  in  ZDMG.  XXIX 
431  zurückgewiesen  hat  Vollends  an  Rabbath  Ammon  (BL.  L  279) 
ist  nicht  zu  denken.  Kamaim  für  sich  kommt  im  AT.  nicht  vor, 
wohl  aber  1  Macc.  5,  43,f.  (vgl.  Garnaea  in  Lag,  Onom.*  108,  18, 
u.  Cameas  in  Silviae  peregr.  bei  Gamurrini  p.  57).  Es  wird  in  der 
Nähe  von  'ASteroth  gelegen  haben,  so  dass  *^Asteroth  Karnaim  ent- 
weder als  Doppelstadt  oder  als  "^ASt  bei  Karnaim  aufzufassen  wäre. 
D-^tnt]  vermuthlich  dieselben  mit  den  (Dt  2,  20)  von  den  Ammonitern 
ö'^Äjöt  genannten  Riesen  im  spätem  Ammonland.  „An  den  Namen 
erinnert  Zl^a  (Ptol.  5,  17,  6),  ein  Ort  römischer  Besatzung  (Notit 
dign.  I.  81  f.),  im  Mittelaller  Zizd  zwischen  Bosra  u.  Legün  (Ihn  Batüt 


Gen.  14,  5— 7.  239 

I.  255;  Maräs.  I.  526),  eine  Station  von  ^ Amman  entfernt  (Abulf.  tab. 
Syr.  ed.  KöliL  p.  91);  noch  jetzt  {Robins.  Pal.  DI.  923)  vorhanden" 
(ifn.).  Dna]  in  den  Verss.  meist  ö^a  ^,unter  oder  mit  ihnen^*  voka- 
lisirt,  vielmehr  in  Harn,  einem  sonst  nicht  bekannten  Ort;  Harn  war 
vielleicht  der  alte  Name  der  ammonit  Hauptstadt  Rabbath  Ammon 
{Tuch,),  Weiter  sudl.  die  v^T^]  eig.  die  Schrecklichen  (bei  den  LXX 
freilich,  hier  u.  im  Dt,  'Ofifiatot,  'üii(ilv),  Name  der  ürbev^rohner  des 
Moablandes  Dt  2,  10  f.,  das  vor  Mose  sich  auch  nördl.  vom  Arnon  er- 
streckte (Num.  21,  26).  Denn  hier  ist  die  Ebene  (nicht:  Pyramide, 
Hitz,  36;  rin»  nur  noch  V.  17)  Kirjathaim  zu  suchen.  Die  Stadt 
(rubenitisch  Num.  32,  37.  Jos.  13,  19,  moabitisch  Jer.  48,  23.  Ez. 
25,  9)  lag  nach  den  Onomast.  (KaQva&aBlfA,  KaQtd&cc)  10  Mill.  (süd) 
westv^ärts  von  MSdaba.  Der  Ruinenhaufen  heisst  heute  {Seetz.  Burckh. 
Bäd,)  KarSyät,  etv^as  südwestl.  von  Makaur  (Machaerus)  u.  südl.  vom 
Dj.  '^Attärüs.  (Gegen  KnobeVs  Identification  der  Stadt  mit  et-Teim 
oder  et-Tuaime^  \  Stunde  westl.  von  M^daba,  s.  Dietrich  in  Merx 
Archiv  L  337  ff.).  —  V.  6.  Weiter  durch  das  Land  südl.  vom  Arnon 
vorrückend  trafen  sie  auf  die  J?orm,  die  Ureinwohner  von  Edomitis 
(36,  20  ff.  Dt.  2,  12.  22),  des  Gebirgslandes  zwischen  dem  todten  Meer 
u.  älanit.  Meerbusen,  u.  schlugen  sie  auf  diesem  ihrem  Gebirge  (Ew, 
255*^;  aber  Sam.  LXX  '^^'^ra)  Se'ir  bis  El-Paran,  welches  an  (dem 
Eingang)  der  Wüste,  d.  h.  bis  Elath  oder  Aila  an  der  Ostseite  der 
Wüste  Paran  (s.  Num.  10,  12),  wo  man  von  Osten  kommend  in  diese 
Wüste  gelangte,  h'^vt]  nicht:  Ebene  {Trgg.,  Hier,,  Sam,,  Luth.,  wie 
12,  6),  sondern  (wie  ^Vk)  grosser  Baum  oder  gr.  Bäume  (Palmen?  s. 
12,  6).  Das  Wort  wurde  Name  des  bekannten,  am  älanit  Meerbusen 
liegenden  Hafenorts,  welcher  im  AT.  ri^»  36,  41,  n^«  Dt  2,  8.  2  R. 
14,  22.  16,  6  u.  HVk  1  R.  9,  26.  2  R.  16,  6  heisst,  bei  den  LXX 
zu  Dt  auch  AiXciv  nach  TiV"^«  u.  bei  den  Classikem  Allkava^  "Elava, 
Aelana  (nach  aram.  ']\''»,  MaV-^K  Baum),  Diese  abgekürzten  Benennungen 
sind  wohl  die  jüngeren  für  das  vollständigere  El-Paran.  Palmen  erwähnt 
Istachri  v.  Mordtm.  S.  19  bei  Aila,  u.  das  heutige  ''Aqaba  ist  mit  grossen 
Wäldern  von  Dattelpalmen  umgeben  {Burckh,  Syr.  828;  Rüppell  Nub. 
248;  Rob.  Pal.  L  268  f.).  Der  Ort  galt  zu  allen  Zeiten  für  sehr  wichtig 
u.  wurde  von  jeher  viel  um  ihn  gekämpft  {Tuch  Kn.).  —  V.  7.  Hier 
kehrten  sie  um  von  ihrem  Zug  nach  Süden,  wandten  sich  west-  u. 
dann  nordwärts,  u.  kamen  nach  ^Äen  Mischpd\  oder  QadSä,  Dieses 
auch  16,  14  u.  20,  1  erwähnte,  in  der  Mosegeschichte  vielgenannte 
Qade§,  auch  Qade§  Bame'"a,  fuhrt  hier  den  Namen  Quelle  der  Ent- 
scheidung, ein  Quellenort,  wo  Entscheidungen  den  Suchenden  oder 
Streitenden  gegeben  wurden,  gewiss  eine  alte  Orakelstätte  oder  Sitz 
eines  Heiligthums,  wofür  auch  der  Name  QadeS  spricht,  zugleich  ein 
Knotenpunkt  wichtiger  Handelsstrassen.  Seine  Lage  war  lange  un- 
ermittelt.  Robinsorls  Meinung,  dass  es  in  ''Ain  el  Weiheh  nahe  bei 
der  ''Araba,  etwa  30^  42'  n.  Br.  zu  suchen  sei,  kann  als  beseitigt 
gelten.  Auch  Qädüs,  etwa  11  KM.  nördl.  vom  Berg  Mädara  in  der 
Nähe  des  W.  el- Jemen,  eine  Tagereise  von  Hebron  {Wetzst,  bei  Del, 
Gen.*  574ff.  nach   el-Muqaddasi    ed.  Goeje  p.  192;   Ke)  ist  zu  weit 


240  Gen.  14,  7—10. 

nördlich,  u.  passt  weder  zu  Gen.  16,  14,  noch  zur  Mosegeschiclite. 
Am  richtigsten  sucht  man  (RawL;  EHPalmer  Wüstenwanderung  269; 
Palestine  Expl.  Fund  1871  Jan.  p.  20 ff.;  auch  schon  Kn,  zu  Jos.  15,  3) 
es  am  Westahhang  des  'Azäzimeh-(Machra)-Plaleau's,  in  dem  heutigen 
*^Ain  Qud^s  (von  dem  der  nach  4stündigem  Lauf  in  dem  W.  e§-§eräif 
mündende  W.  Qudßs  seinen  Anfang  nimmt),  von  welchem  Trumhull 
(Kadesh-Barnea,  NewYork  1884)  nach  Autopsie  eiqe  eingehende  Be- 
schreibung gegeben  hat  (s.  ZDPV.  VIIL  184  ff.  210  f.  326).  Über  og'?, 
was  die  Trgg.  dafür  geben,  s.  Tuch  in  ZDMG.  I.  179  u.  zu  Num.  34,  4. 
das  ganze  Gefilde  des  Ämaleqiters]  d.  h.  nicht:  das  später  so  genannte 
Gefilde  ^Am.  {Hngsl.  Beitr.  IL  305;  Ke.),  als  wären  die  ^Ämaleq,  dieses 
Urvolk,  damals  noch  nicht  vorhanden  gewesen  (s.  Gen.  36,  12),  son- 
dern die  '^Amal.  in  der  ganzen  Ausdehnung  der  damals  von  ihnen  inne 
gehabten  Wohnsitze,  im  Negeb  Num.  13,  29.  14,  43.  45  bis  nach  Äg. 
hin  1  S.  27,8  (v^L  Ex.  17,  8  ff.  Dt.  25,  17  ff.).  Hasason-Tamar] 
nach  2  Chr.  20,  2  Aengedi  an  der  Westseite  des  todten  Meeres,  reich 
an  Palmen  (Plin.  5  §  73).  Dagegen  will  Kn.,  weil  ^Aengedi  zu  weit 
nördl.  liege,  die  «a'^f^^n  '^''3?  (Jud.  1, 16)  oder  ^^»;  an  der  Südostgrenze 
des  hl.  Landes  (Ez.  47,  19.  48,  29),  &a(iaQoi  eine  Strecke  südwestl. 
vom  todten  Meer  (Ptol.  5,  16,  8;  Tab.  Peut,  IX,  e),  an  der  Strasse 
von  Hebron  nach  Aila,  in  der  röm.  Zeit  mit  Kriegern  besetzt  (Onom. 
u/Aoaßdv  &c((iciQ\  das  heutige  Kurnub  (Rob.  PaL  IIL  186 f.;  s.  auch 
Welzsl,  bei  Del.  Gen.^  581  f.)  verstehen,  da  allerdings  Amoriter  so 
weit  südlich  (Dt.  1,  44.  Jud.  1,  36)  vorkommen.  —  V.  8  f.  Nun 
rückten  die  Könige  der  Pentapolis  dem  Feind  zum  Kampfe  entgegen. 
4  Könige  mit  den  fünfen]  ein  unvollständiger  Satz,  mit  Änderung 
des  Subj.;  er  will  andeuten,  dass  hier  den  Eroberern  doch  eine  hin- 
länghche  Macht  entgegentrat.  Doch  könnte  es  urspr.  blosse  Randbe- 
merkung gewesen  sein.  —  V.  10.  Das  Siddimthal  aber,  wo  gekämpft 
wurde,  war  Brunnen  Brunnen  Äsfalls  (11,  3)  d.  h.  voll  von  solchen; 
über  den  zur  Distribution  wiederholten  st  c.  vgL  Ew,  313*.  289®; 
Ges.  130,  5.  Sie  wurden  den  Fliehenden  verderblich,  indem  sie  in 
dieselben  fielen.  Das  Erdpech  wäre  also  damals  noch  an  vielen  Stellen 
des  Thaies  aus  dem  Boden  hervorgequollen,  u.  zwar  aus  grösseren  Ver- 
tiefungen. „Die  Nachricht  wird  durch  die  Menge  des  Asfalts  im  todten 
Meer  bestätigt.  Nach  den  Angaben  der  Araber  kommt  er  bes.  aus 
einer  steilen  Felswand  auf  der  Ostseite  etwa  gegenüber  von  Aengedi, 
verhärtet  fällt  er  in  den  See,  welcher  ihn  an  das  Westufer  spült 
{Burckh.  Syr.  664;  Seetz.  IL  218.  227;  Rob.  PaL  IL  463  f.;  Rus- 
seger R.  ni.  253).  Aber  auch  auf  dem  Meeresgrund  muss  es  bedeu- 
tende Ablagerungen  geben,  die  sich  bei  Erderschütterungen  ablösen 
{Rob.  IIL  168;  Russ.  254)  u.  dann  schollenweise  auf  der  Wasser- 
fläche schwimmen  (Jos.  b.  j.  4,  8,  4).  Schon  die  Alten  berichten,  der 
See  werfe  eine  Menge  Asfalt  aus  (Strab.  16,  2,  42;  Diod.  Sic.  2,  48. 
19,  98;  Plin.  7,  §  65).  Man  findet  denselben  an  verschiedenen  Stellen 
auf  den  Ufern,  bes.  auf  dem  südlichen  {Seetz.  I.  417;  Lynch  Bericht 
183.  187.  191.  201).  Grössere  Massen  trifft  man  nur  nach  heftigen 
Erdbeben,  u.  zwar  blos  im  südl.  Theil  des  Sees  {Rob.  IL  464  f.  IIL  164), 


Gen.  14,  10—14.  241 

also  da  wd  da^  Thal  Siddim  gelegen  hat.  Erinnert  sei  auch  an  die- 
schwarze  Schlammfläche  oder  den  Salzmorast  am  südl.  Ende  des  Sees, 
worin  man  tief  einsinkt  {Rob.  III.  30;  Lynch  191),  u.  bisweilen  viel 
Lastthiere  u.  Vieh  untergehen  (Roth  in  Peterm.  geo.  Mitth.  1858  S. 
268).  Mehr  zu  19,  28"  (An.).  —  Die  beiden  bedeutendsten  Könige 
ergriffen  die  Flucht,  müssen  aber,  wenigstens  der  von  Sodom  nach 
y.  17,  sich  durch  die  Flucht  gerettet  haben;  folglich  sind  als  Subj. 
zu  nȟ  n^BM  mehr  ihre  Leute,  als  sie  selbst,  zu  verstehen,  mayi]  mit 
LXX  Sam,  zu  lesen  rna:>  lVa\  rt^rj]  nach  dem  Gebirg  (Ew.  216®), 
wohl  dem  moabitischen  (19,  30),  da  die  Feinde  von  Westen  her  ein- 
fielen. —  V.  11  f.  „Die  Feinde  plünderten  die  besiegten  Städte  u.  nahmen 
deren  Habe  u.  Mundvorräthe  mit  sich,  machten,  nach  V.  16.  21  auch 
Gefangene,  unter  ihnen  Lot  in  Sodom  (12,  13.  19,  1)"  Kn.  fi^aij]  HaL 
248  will  o^aw  corrigiren.  Allerdings  erwartet  man  nach  V.  16.  21 
auch  die  Gefangenen   hier  erwähnt,   aber   die  Darstellung  ist  auch  V. 

10.  12  u.  14  (vd.  24)  nicht  sehr  correct  oja»  ""HSi"!?]  erwartet  man 
eher  hinter  xs^^  (LXX);  aber  nach  V.  13  ist  es  blosse  Glosse  (Olsh,). 
'ai  KüMj]  kommt  ebenfalls  ungeschickt  nachgehinkt.  —  V.  13 — 24. 
Abrams  Rettungsthat  u.  die  Anerkennung^  die  er  dafür  fand.  Y.  13. 
Abr.  im  Mamrehain  (13,  18)  erhielt  Kunde  von  dem  Unheil,  der 
Entronnene]  der  in  solchen  Fällen  zu  kommen  pflegt  (2  S.  15.  13; 
Ez.  24,  26f.)  Ew.  277»;  Ges.  126,  4  (o-^V?  auch  Jos.  8,  22.  Num. 
21,  29).  '*'?a?v3]  als  Epitheton  Abram's,  der  hier  (s.  V.  12)  zum  ersten- 
mal in  diesem  Gap.  genannt  wird.  Sonst  werden  die  Israel,  nur  von 
oder  gegenüber  von  Fremden  Hebräer  genannt  (zB.  1  S.  13,  3.  7.  14, 
21).    Ober  den  muthmasslichen  Grund  hier  s.  S.  235.     Sonst  s.  zu 

11,  16.  »ys'o]  bei  A  der  alte  Name  l^ebron's  oder  eines  Theils  von 
Hebron  (s.23,  2),  erscheint  hier  als  Herr  oder  Fürst;  auch  VsiK  kommt 
in  hhvH  >m  Traubenbach  (Num.  13,  23)  bei  Ijiebron  als  Ortsname  vor; 
sonst  s.  23,  20.  „Die  Ämoriter  (V.  7)  dieser  Gegend  waren  Besitzer 
(37,  19.  49,  23)  des  Bundes  Abram's  d.  h.  mit  ihm  verbündet,  also 
verpflichtet,  im  Nothfali  ihm  beizustehen,  wie  sie  auch  thaten  Y.  24. 
Ähnliche  Yerträge  hatten  die  Erzväter  mit  anderen  21,  22ff.  26,  28ff. 
38,  12"  (Kn.).  ^a?]  LXX  Avvav,  Sam.  d-o:^  ;  ebenso  Y.  24.  Über 
eine  Bergkuppe  Ne'^ir  bei  Qebron  s.  Rosen  in  ZDMG  XII.  479.  — 
Y.  14.  Abr.  mischte  sich  in  die  Sache  um  seines  Bruders  d.  i.  Yer- 
wandten,  Yetters  (16;  s.  13,  8)  willen,  w.  er  entleerte  (wie  Pfeile  aus 
dem  Köcher  oder  Schwert  aus  der  Scheide  Ex.  15,  9.  Lev.  26,  33. 
Ps.  35,  3)  d.  h.  Hess  in  Eile  u.  in  Masse  ausrücken  (aber  Sam.  p.;^2,  LXX 
^Qid'(ji7iaB  musterte,  s.  Ges.  th.  330)  seine  Erprobten  oder  Bewährten 
(vgL  arb.  hanik;  andere  minder  gut:  seine  Kriegsgeübten);  es  wird  er- 
klärt durch  seine  Hausgebomen  (17, 12  f.  23.  27.  Lev.  22,  11  bei  A) 
d.  h.  die  bei  ihm  gebomen  u.  aufgewachsenen  Sklaven  (im  Gegensatz  zu 
den  gekauften),  die  daher  für  bes.  anhänglich  u.  zuverlässig  galten.  Wenn 
er  sofort  318  Kämpfer  zur  Yerfügung  hat,  so  beweist  das,  dass  er  ein 
bedeutender  Häuptling  war;  dass  aber  auch  seine  Yerbündeten  geholfen 
haben,  zeigt  V.  24.  Über  Waffenthaten  der  Väter  s.  auch  34,  25. 
49,  5  f.  48,  22.    bis  Dan]  „bis  Laiä  an  der  nordösü.  Grenze  Kenaan's, 

Handb.  z.  A.  Test.  XI.  6.  Aufl.  16 


242  Gen.  14,  14—18. 

,  das  in  der  Richterzeit  den  Namen  Dan  erhielt  (Jos.  19,  47.  Jud.  18, 
29),  u.  hier  per  prolepsin  so  genannt  wird"  (An.)  —  V.  15  f.  „i46r. 
theille  sich  über  sie  die  Nacht  d.  h.  theiite  seine  Leute  in  Haufen,  welche 
des  Nachts  von  verschiedenen  Seiten  über  die  Feinde  herfielen.  Das- 
selbe Manöver  Ij.  1,  17.  1  S.  11,  11.  ria-in]  links  d.  h.  nördl.  von 
Damask.  Ein  Hoba  erwähnen  Eus.  u.  Hier,  im  Onom.  als  Platz,  wo 
zu  ihrer  Zeit  Ebioniten  wohnten,  u.  Troilo  Reise  S.  584  nennt  ein 
Dorf  Hoba,  i  Meile  nördl.  von  Damask"  (Kn,).  Aber  dieses,  weil  zu 
nahe  bei  Dam.,  passt  nicht,  ii.  Wetzstein  (bei  DeL  Gen.'*  561  ff.)  weist 
vielmehr  ein  ^oba  20  Stunden  nördl.  von  Dam.,  westlich  von  Karjetfen 
(s.  über  dieses  Sac^au  R.  28  ff.)  nach.  Den  Raub  an  Menschen  u. 
Gütern  nahm  er  den  Feinden  ab,  u.  brachte  ihn  zurück.  —  V.  17. 
„Dem  aus  dem  Treffen  Zurückkehrenden  zog  der  König  von  Sodom, 
um  ihn  zu  beglückwünschen  u.  die  befreiten  Gefangenen  wieder  zu  er- 
halten, entgegen  in  das  Thal  Save  oder  KönigsthaL  Dieses  Königs- 
thal wird  noch  2  S.  18,  18  erwähnt  als  der  Ort,  wo  sich  der  kinder- 
lose Ab§alom  ein  Denkmal  errichtete'*  (A'n.).  Dass  ri?»  pö^  nicht  mit 
b:»:;'?!?  "Ü^  (V.  5)  identisch  ist  (Äöd.  in  Ges.  th.,  Hitz),  folgt  theils 
aus  der  beigegebenen  Erklärung,  womach  es  nicht  schon  aus  dem 
Vorhergehenden  bekannt  ist,  theils  aus  Y.  18,  wornach  §alem  in  seiner 
Nähe  gelegen  haben  muss.  Der  Königsgrund  (p^?)  sodann,  sonst 
nirgends  genannt,  wird  nach  der  Angabe  des  Joseph,  (ant.  7,  10,  8), 
dass  das  AbSalomdenkmal  2  Stadien  von  Jerusalem  gestanden  habe, 
gewöhnlich  in  die  Nähe  Jerusalems  gesetzt;  nur  gerade  im  Kidron thal 
{Kn,  Then,  zu  2  Sam.  18;  Del.  Ri.  HWB.  844),  welches  ein  hni  war, 
wird  man  ihn  nicht  suchen  dürfen;  auffallend  bleibt  immer,  dass  er, 
wenn  so  nahe  bei  Jerus.,  sonst  nirgends  zur  Erwähnung  kommt,  u. 
auf  was  Grund  Joseph,  seine  Angabe  machte,  weiss  man  nicht.  Aber 
auch,  dass  er,  weil  AbSal.  seine  Privatgüter  in  Ba'^al  Hasor  (2  S.  18,  23) 
hatte,  ebenda,  auf  AbSalom's  eigenen  Besitz  zu  suchen  sei  {Tuch,  Win. 
Ew.)^  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit  —  V.  18.  Dorthin  brachte 
Malkisedek,  König  von  §alem  u.  zugleich  Priester  des  höchsten  Gottes, 
Lebensmittel  für  Abr.  u.  dessen  Leute  heraus.  Unter  Salem  verstehen 
die  meisten  alten  u.  neuen  Erkl.  (auch  Kn.  DeL  Ke.)  seit  Jos.  ant. 
1,  10,  2,  den  Trgg.  {Hier,  quae.),  IE.  Qi.  u.  a.  Jerusalem,  „andere 
dagegen  den  Ort  ZcLlsl^iy  in  dessen  Nähe  nach  Job.  8,  28  Johannes 
taufte"  (s.  aber  Ri.  HWB.  32  f.),  „u.  welcher  nach  Eus.  u.  Hier,  im 
Onom.  unter  Alvdv  8  Mill.  südl.  von  Skythopohs  lag  {Hieron.  ep. 
73,  7  ad  Evang.  presb.,  Reland,  Rohins.,  Bleek,  Tuch,  Ew.  G.^  l.  441. 
470)"  Kn.]  s.  jetzt  auch  die  Pilgerreise  der  Silvia  bei  Gamurrini^  S. 
58  ff.  Aus  dem  selbst  unbekannten  ^!}'o  p^y  kann  eine  Entscheidung 
nicht  genommen  werden,  ebensowenig  aus  "iaw  -«hnK,  was  nur  nach- 
dem er  umgekehrt,  nicht  nachd.  er  (nach  Mamre)  zurückgekehrt  war 
bedeuten  kann,  weil  sonst  von  ('»  pö?-^«)  ^^i^^^}.  ^»^  nicht  mehr  die 
Rede  sein  könnte.  Das  §alem,  von  dem  Hieroh.  a.  a.  0.  sagt:  Salem 
non,  ut  Josephus  et  nostri  omnes  arbitrantur,  est  Jerusalem,  sed  oppi- 
dum  juxta  Scythopolim,  quae  usque  hodie  appellatur  Salem  et  osten- 
ditur  ibi  palatium  Melchizedech,  u.  zu  dessen  Lage  der  ccvlav  Ikxktjii 


Gen.  14,  18—20.  243 

Judith  4,  4  wohl  stimmen  würde,  wäre  auch  nicht  zu  weit  nördlich, 
da  vor  dem  mit  der  Beule  nur  langsam  sich  rückwärts  bewegenden 
Abr.  der  König  von  Sodom  allerdings  einen  so  grossen  Vorsprung  ge- 
winnen konnte;  es  läge  nicht  ausser  Wegs,  da  man  bei  Beth  §eän 
doch  die  '^Araba  zu  passiren  hatte.  Umgekehrt  ist  för  Jerusalem  es 
keine  besondere  Empfehlung,  dass  als  Name  desselben  fiVtD  nur  in  einem 
(späten)  Gedicht  Ps.  76,  3  vorkommt,  sonst  aber  im  AT.  immer,  zumal 
in  Prosa,  Jebüsi  (JeMs)  als  die  ältere  Benennung  Jerusalems  erscheint, 
während  freihch  durch  die  Tell-Amarnabriefe  der  Name  ürusalim  schon 
ums  J.  1400  bezeugt  ist  (ZDPV.  XIII.  138  f.).  Aber  dagegen  stehen 
andere  Erwägungen.  In  Jos.  10,  1  führt  ein  König  von  Jerusalem  den 
mit  pia;-»5!?ö  ähnlich  gebildeten  Namen  p'i»-*^?*"!« ;  doch  soll  darauf  kein 
besonderes  Gewicht  gelegt  werden,  da  jetzt  behauptet  wird,  dieses 
piat-^n«  sei  erst  spät  aus  pta  '^ii»  LXX  vgl.  Jud.  1,  5  geändert  {WL, 
Budde  BB.  Rieht  u.  Sam.  1890  S.  63  ff.;  dagegen  Kill.  G.  I.  277  f.). 
Aber  die  Vergleichung  Davids  mit  Malkisedek  in  Ps.  110,  4  erscheint 
treffender,  wenn  dieser  in  derselben  Stadt  König  war.  Und  V.  18 — 
20  sollen  doch  offenbar  ihre  Spitze  darin  haben,  Jerusalem  als  einen 
Ursitz  höherer  Religion  u.  als  einen  Ort,  wohin  schon  Abr.  zehntete 
(wie  Jacob  nach  Bethel  28,  22.  35,  1),  darzuthun.  Deshalb  wird  man 
sich  doch  fQr  Jerusalem  entscheiden  müssen,  dabei  aber  anzunehmen 
haben,  dass  zum  Zweck  einer  verdeckten  Andeutung  der  seltene  Name 
ö]?»  hier  ebenso  absichtlich  gewählt  sei,  wie  22,  2  Moria.  —  ps-^s^sö] 
vielleicht  „mein  König  ist  §idiq"  (ein  Gottesname),  s.  Baud,  Stud. 
I.  15.  Er  wird  bezeichnet  als  Priester  des  El  ^Eljon,  den  nach  V.  22 
Abr.  im  allgemeinen  als  seinen  Gott  anerkennen  konnte.  Religions- 
geschichtlich betrachtet  stimmt  das  sehr  wohl.  El,  U  ist  als  ältester 
appell.  Gottesname  bei  Babyloniern,  Assyreni,  Phöniken,  Sabäern  hin- 
länglich bezeugt;  da  er  aber  bei  den  Völkern  frülie  durch  jüngere  Ge- 
stalten, die  nur  einzelne  Seiten  desselben  vertraten,  verdrängt  wurde, 
so  war  es  nöthig,  durch  beschreibende  Näherbestimmungen  den  Begriff, 
den  man  mit  El  verband,  genauer  auszudrücken.  Wie  die  Patriarchen 
ihren  ■^'t»  hn  (17,  1),  n^iy  V»  (21,  33),  ^^fc?  '■^i^^,^  Vk  (33,  20), 
h^rr^Ti  Vic  (35,  7),  so  hat  hier  der  Kenaanäer  seinen  El  ""Eljon  (vgl.  den 
phönik.  Eliun  bei  Eus.  pr.  ev.  1,  10,  11  ff.),  dem  immerliin  schon  die 
(entweder  örtlich  oder  dem  Range  nach)  niedrigeren  Götter  gegenüber- 
stehen mochten,  den  aber  M.,  in  seinem  Dienste,  noch  als  den  alten 
Hauptgott,  den  Allherrn  V.  19,  festhielt.  Übrigens  ist  l'i'^Vy,  nach  älte- 
ster Art,  ohne  Artikel,  wie  es  auch  im  AT.  als  Epitheton  Jahve's  noch 
immer  so  gebraucht  wurde  (zB.  Ps.  7,  18.  57,  3).  —  V.  19f.  Dieser 
Malk.  wünscht  dem  Abr.  für  seine  That  Heil  u.  Segen  von  Gott  an, 
u,  preist  Gott  für  das  Gelingen  seiner  That.  Üblicher  Maassen  ist  es 
die  höhere,  rhythmische  Rede,  in  welcher  der  Segensspruch  ertheilt 
wird.  h»h]  Deo  =  a  Deo,  vgl.  25,  21.  31,  15.  Ex.  12,  16  {Ges. 
121,3).  nafj]  s.  4,  1;  sowohl  Schöpfer  (LXX,  Vulg,)  als  Besitzer, 
Herr  (Trg,).  la^a]  nur  noch  Hos.  11,  8.  Prov.  4,  9.  Indem  Abr.  so- 
wohl die  Gabe  als  den  Segen  annahm,  erkannte  er  ihn  als  Priester 
Gottes  an,  u.  gah  nun  seinerseits  wieder  dem  Priester  u.  in  ihm  Gott 

16* 


244  Gen.  i4,  20—24 

zum  Daike  den  Zehnten  von  allem^  näml.  nicht  was  er  hatte  (WL 
Comp.  311),  sondern  was  er  bei  dieser  Begegnung  mit  sich  führte 
d.  h.  der  Beute  (Hbr.  7,  4).  Er  wurde  so,  wie  im  Segensempfang  vom 
Priester,  so  in  der  Zehntabgabe  an  den  Priester  (wie  Jacob  28,  22), 
ein  Muster  für  die  Isr.  (vgl.  Lev.  27,  30  ff.  Num.  31,  81  ff.  2  S.  8,  11  f. 
1  Chr.  26,  27;  Num.  6,  23  ff.  Lev.  9,  22  ff.).  Dass  übricens  diese  Ver- 
zehntung  der  Beute  keinen  unlöslichen  Widerspruch  (Böhm,)  gegen 
V.  23  f.  enthält,  ist  leicht  deutlich.  —  Über  die  durch  Ps.  110  ver^ 
mittelte  Auffassung  des  M.  als  Typus  auf  Christus  im  Brief  an  die 
Hbr.  vgl.  die  Comm.  zu  diesem;  über  die  sonderbaren  Vorstellungen 
der  späteren  Juden  u.  Christen  von  seiner  Person  s.  Wmer  u.  die 
andern  RWB.  —  V.  21.  „Der  König  von  Sodom,  durch  Abram's  Frei- 
cebigkeit  ermuthigt,  schlägt  diesem  vor,  ihm  die  Seelen  d.  h.  Personen 
(12,  5),  nämL  die  befreiten  Gefangenen  zu  geben,  die  übrigen  geretteten 
Güter  aber  zu  behalten.  —  V.  22  f.  Abr.  aber  erhebt  die  Hand  zu 
Gott  (Dt  32,  40.  Dan.  12,  7*^  auch  Ex.  17,  16)  „u.  schwört  so,  dass 
er  nichts  vom  Eigenthum,  des  Königs  behalten  werde,  obwohl  er  keine 
Verbindlichkeiten  gegen  die  Sodomiten  hatte,  u.  die  im  Kampf  ge- 
machte Beute  hätte  behalten  dürfen,  w]  verneinende  Schvnirpartikel 
wie  21,  23.  26,  29.  42, 15  (fies.  149).  von  einem  Faden  bis  zu 
einem  Schuhriemen]  d.  i.  nichts  von  den  werthlosesten  Dingen  {Ges. 
th.  452)  deines  Eigenthums,  geschweige  etwas  Bedeutendes.  "^zH  mit 
vorhergehendem  l'o  vom  ganzen  Umfang  des  Gleichartigen  vgl.  Dt.  29, 10. 
Jud.  15,  5.  Jes.  22,  24.  Der  Sodomkönig  soll  auch  nicht  sagen 
können,  er  habe  Abr.  reich  gemacht.  Abr.  ist  empfindlich  darüber, 
dass  man  ihm  nicht  die  freiwillige  Zurückgabe  des  fremden  Guts  zu- 
getraut hat"  (Kn.).  —  Abr.  schwört  bei  demselben  Gott,  den  Malk. 
verehrt;  dadurch  ist  V.  21  ff.  mit  18 ff.  verknüpft,  mm]  fehlt  in  LXX 
AI.  u.  Luc,  u.  in  Pei.,  u.  der  Sam.  hat  dafür  fi*»"!?«?!.  Demnach 
scheint  es  ein  jüngerer  Einsatz  zu  sein  (//^.)*  Jedenfalls  soll  es,  ob 
ursprünglich  (DeL  Hai)  oder  Einsatz,  andeuten,  dass  der  Gott  Abr.'s 
mit  dem  Gott  des  Malk.  doch  nicht  ganz  zusammenfalle.  —  V.  24. 
Abr.  verlangt  nur  für  die  Kampfgenossen  etwas.  '*??^»]  nicht  Ms  zu 
mir!  d.  h.  das  sei  ferne  von  mir!  oder:  nichts  für  mich!  vgl.  41, 16. 
„Das  Folgende  sind  cas.  abs.,  u.  die  letzten  Worte  Nachsatz  dazu. 
sie  mögen  nehmen  ihren  Theil]  d.  h.  meine  Knechte  mögen  das  von 
den  vnedererbeuteten  Lebensmitteln  (V.  11.  16)  Verzehrte  haben  u. 
meine  Bundesgenossen  den  gebräuchlichen  Beuteantheil  (Num.  31,  26  ff. 
1  S.  30,  26)  erhalten'^  {Kn.).  Dass  die  Bundesgenossen  mitgezogen 
sind,  war  V.  14  zu  erwähnen  versäumt;  vgl.  eine  ähnliche  stylistische 
Unbeholfenheit  Cp.  20,  17  mit  V.  3. 


b)  Die  Glaubensprüfungen,  der  Bund  und  die  Bewährung, 

Cap.  15—22,  19. 

Bisher  hat  sich  Abram  als  einen  durch  Gottesfurcht  u.  mancherlei 
Tugenden  hervorragenden  Mann  erwiesen,  u.  hat  von  Gott  so  viele 


Gen.  15.  245 

Auszeichnung  in  Lebensführungen,  Verheissungen  u.  Segnungen  erfahren, 
dass  alles  vorbereitet  erscheint  auf  den  Augenblick,  wo  er  feierUch  zum 
Haupt  eines  neuen  Bundes  Gottes  eingesetzt  u.  der  verheissene  Same 
zur  ersten  Gründung  des  Bundesge^chlechts  ihm  gegeben  werden  könnte. 
Allein  gerade  hier,  vor  Erreichung  dieser  Höhe,  stellen  sich  Ver- 
zögerungen, Hindemisse,  Enttäuschungen  ein,  in  deren  Oberwindung 
sowohl  der  Glaube  des  Mannes  sich  kräftig  erweisen,  'als  auch  das 
Walten  der  götU.  Gnade  augenscheinlich  hervortreten  sollte,  u.  selbst 
nach  ihrer  Erreichung  muss  er  in  neuen  Gefahren  sich  noch  hoher  be- 
währen, bis  zuletzt  der  vollendete  Gottesmann  u.  Glaubensheld  her- 
vorgebildet ist,  welcher  für  alle  folgenden  Geschlechter  als  Muster  da- 
stehen soll.  In  diesem  Sinn  stellen  die  einzelnen,  unter  sich  sehr  un- 
gleichartigen Erzählungen  dieses  Abschnittes  eine  fortschreitende  Ent- 
wicklung des  Mannes  dar.  Der  äussere  Gegenstand  aber,  um  den  sich 
die  meisten  dieser  Prüfungen  u.  Bewährungen  drehen,  ist  die  Erlangung 
u.  der  Besitz  des  leiblichen  Sohnes  als  Anfängers  des  Bundesgeschlechts. 
Gleich  das  erste  Stück  leitet  dazu  hin. 


1.    Die  Verheissung  eines  Leibeserben  und  ihre  Bestätigung  durch 
einen  feierlichen  Bundesschluss  Cap.  15,  von  R  nach  BC. 

Düstere  Stimmung  bemächtigt  sich  Abram's  darob,  dass  er  selbst 
kinderlos  alle  die  göttl.  Segnungen  an  Fremde  werde  vererben  müssen. 
Da  wird  ihm  in  einer  Schauung  von  Gott  die  Verheissung  eines  Leibes- 
sohns u.  grosser  Mehrung  dieses  seines  Samens  gegeben  (V.  1 — 5),  u. 
sodann,  da  er  diese  gläubig  annimmt  (6),  vermittelst  feierl.  Bundes- 
schliessung ihm  die  künftige  Besitznahme  des  Landes  durch  seine  Nach- 
kommen gewährleistet  (7 — 21),  zugleich  ihm  ein  Blick  in  die  Schick- 
sale, welche  seine  Nachkommen  bis  dahin  treffen  werden,  eröffnet 
(12 — 16).  Dadurch  ist  dem  Helden  Gang  u.  vorläufiges  Ziel  der  ganzen 
Entwicklung  im  Umrisse  gezeigt,  damit  er  im  Glauben  daran  festhaltend 
die  folgenden  Prüfungen  siegreich  bestehe.  —  Das  Stück,  von  Ilg. 
Böhm,  zumeist  dem  B,  gewöhnlich  (zB.  Hupf,  Kay.  Sehr.)  dem  C  zu- 
geschrieben (Gottesname  f^^,  ist  kein  einheitlicher  Text.  Während 
V.  5  Abr.  die  Sterne  anzusehen  geheissen  wird,  ist  V.  12  die  Sonne 
am  Untergehen  u.  V.  17  wirklich  untergegangen,  ohne  dass  irgendwo 
bemerkt  wäre,  dass  V.  10  ff.  auf  einen  andern  Tag  fallen  sollen.  Auch 
ist  auffallend,  dass  Abr.  V.  6  der  Verheissung  einfach  glaubt  u.  gleich 
darauf  V.  8  für  eine  weitere  Verheissung  eine  Gewährleistung  wünscht. 
Und  die  Formel,  mit  der  Gott  sich  selbst  einfährt  V.  7,  erwartet  man 
am  Anfang,  nicht  in  der  Mitte,  einer  OfTenbarungsscene  (vgl.  46,  3. 
17,  1.  28,  13).  Deshalb  liegt  es  nahe,  das  Gap.  in  2  Stücke  zu  schei- 
den: V.  1—6  u.  7—21;  so  WL;  ES.,  Kitt.  (G.  L  136),  BBacon  (Hehr. 
Vfl,  1  S.  75  f.),  indem  sie  V.  1—6  für  ein  Stück  des  B  in  jehovisti- 
scher  Bearbeitung  (WL)  oder  für  ein  aus  J  u.  E  zusammengesetztes 
Stück  {KS.  Kitt.  Bac),  V.  7 — 21  aber  für  ein  einlieitliches,  jedoch 
von  R  aus  einem  andern  Zusammenhang  hieher  gerücktes  Stück  des  J 
{Kitl.)j  oder  für  ein  in  V.  7  f.  13—16.  19—21   durch  Spätere   er« 


246  ,  Gen.  15,  1. 

weitertes  Stück  des  J  {Wl^  KS.,  Bac)  erklären.  Aber  man  begreift 
dann  nicht,  wie  R  das  dem  ersten  fremde  Stück  V.  7  ff.  einfach  mit 
vh»  ^fsH^'i  (nicht  einmal  "i"^^«  ^a^^  '"''»  Sjö*''»'')  anreihen  konnte,  ebenso- 
wenig was  zu  den  starken  Interpolationen  in  Y.  7 — 21  Veranlassung 
gab.  Vollends  dass  V.  2*.  3^.  4.  6  bei  J  urspr.  hinter  V.  18  ge- 
standen habe  {Bac,)y  ist  unglaublich,  weil  die  Verheissung  eines  Lei- 
beserben hinter  V.  18  post  festum  käme.  Abweichend  von  den  Ge- 
nannten wollte  Bud.  41 6  f.  439  (nach  Ausscheidung  von  V.  12 — 16. 
19—21)  das  ganze  Cap.  an  J  (C)  geben,  u.  nur  2^  3*.  5  an  E  (B); 
ähnlich  DeL^y  der  meint,  in  V.  2.  16  u.  s.  seien  noch  Elemente  von 
E  sichtbar.  Aber  bei  dieser  Annahme  finden  die  oben  ausgehobenen 
Incongruenzen  zwischen  V.  1 — 6  u.  7 — 21  keine  Berücksichtigung  u. 
Erklärung.  Alles  in  Betracht  genommen,  wird  man  daher  über  dieses 
Gap.  anders  zu  urtheilen  haben.  Zunächst  ergibt  sich,  dass  als  Ein- 
leitung zu  Gp.  16  die  Zusage  eines  Leibeserben  (also  V.  4)  bei  G  nicht 
wohl  entbehrlich  ist,  dass  dagegen  die  feierliche  Versprechung  des 
Landbesitzes  (in  V.  8 — 18)  nach  12,  7.  13,  14  ff.  bei  ihm  minder  noth- 
wendig,  obwohl  nach  24,  7  (wenn  dort  das  "^^  3öw  ^»»'i  ursprünglich 
ist)  nicht  unmöglich  erscheint  Sodann  ist  daraus,  dass  G  in  24,  2  ff. 
keinen  Eliezer  kennt  (WL),  V.  2  für  B  gesichert  Femer  wird,  wer 
V.  9  ff.  geschrieben  hat,  nicht  auch  Urheber  von  V.  5  sein,  d.  h.  V.  9ffw 
wird  zu  G,  V.  5  zu  B  gehören.  Endlich  ist  aus  o-nwa  'n»  7,  ü*o^  14, 
nnits  nn*^vn  15  offenbar,  dass  (ein  mit  A  bekannter)  R  in  diesem  Gap. 
selbstthätig  eingegriffen  hat  Demnach  wird  V.  1 — 6  aus  B  u.  G  zu- 
sammengesetzt sein,  so  zwar  dass  V.  2  u.  5  Text  des  B,  V.  3  Text  des 
G  ist,  V.  1  urspr.  auf  B  (bei  dem  das  Motiv  einer  nächtlichen  Vision  sehr 

!;eläufig  ist  21,  12.  22,  1.  46,  2  u.  s.)  zurückgeht,  aber  im  Ausdruck 
"31- >  "J^S)  nach  G  geändert  ist,  V.  4  in  der  Hauptsache  beiden  ge- 
meinschaftlich zugehört  Während  nun  aber  bei  B  mit  der  Verge- 
wisserung der  Erbenzusage  in  V.  5  geschlossen  war,  scheint  bei  G 
die  Zusage  des  Leibeserben  (V.  4)  durch  einen  förmlichen  Bundesschluss 
bestätigt  gewesen  zu  sein.  Statt  jedoch  diesen  einfach  folgen  zu  lassen, 
gestaltete  ihn  B  mit  Rücksicht  auf  die  ähnliche  Bundschliessung  bei 
A  (Gp.  17),  zu  einer  feierHch  verbürgten  Zusage  des  künftigen  Land- 
besitzes (V.  7 — 18)  um.  Ausser  (V.  6?  u.)  V.  7  f.  kommt  auf  Rech- 
nung dieses  R  wohl  auch  noch  die  Differenz  zwischen  ö'^'ita  17  u.  ^^a 
10,  sowie  die  eigenth.  Grenzbestimmung  18^.  Jedenfalls  benutzte  er 
die  Stelle,  um  V.  13 — 15  (16)  von  sich  aus  eine  Zukunflsperspective 
einzusetzen.  Ob  auch  V.  16  u.  19 — 21  von  ihm  oder  einem  noch 
späteren  eingesetzt  sind,  ist  zweifelhaft.  Nicht  einmal  unter  sich  selbst 
stimmen  diese  beiden  Zusätze  recht  zusammen  (Böhm.), 

V.  1.  nach  diesen  Dingen]  eine  lose  Anknüpfung  an  das  Vor- 
hergehende wie  22,  1.  20.  39,  7.  40,  1.  48,  1.  Engerer  Zusammen- 
hang mit  Gp.  14  etwa  in  der  Weise,  dass  Abr.  für  die  tapfere  Be- 
kämpfung der  Landesfeinde  Kenaan  geschenkt  bekommen  habe  {Kn, 
Böhm.;  Hai,  RB.  X.  251)  ist  nicht  angedeutet  das  Wort  Jahve's 
ergieng  an  ihn]  eine  göttl.  Ansprache  (vgl.  V.  4),  wie  deren  schon 
mehrere  zuvor  berichtet  sind.     Dieser  für  die  prof.  Offenbarungen  ganz 


Gen.  15,  1.  2.  247 

gebrSuchl.  Ausdruck,  in  der  Gen.  nur  hier  u.  V.  4;  auffallend,  aber 
vielleicht  am  mindesten  bei  B,  bei  dem  20,  7  Abr.  geradezu  »"^aa  ge- 
nannt wird,  im  Gesicht]  vgl.  Num.  24,  4.  16  bei  C,  u.  ^^^^!?  «^"'»'J»» 
in  Gen.  46,  2  bei  B.  .  Ein  Nachtgesicht  erfordert  V.  5,  dagegen  Y.  8 ff. 
erfordern  (nach  V.  12.  17)  eine  Offenbarung  bei  Tag;  wenigstens  ist 
die  Meinung,  dass  alle  von  Y.  10  an  berichteten  Handlungen  blos  im 
Gesicht  vorgenommen  wurden,  schwerlich  die  des  Yrf.  Die  Zuspräche 
knüpft  an  eine  ängstliche  Stimmung  des  Abr.  an.  fürchte  dich  nicht] 
„unter  dem  fremden  u.  nach  Y.  16  sündigen  Yolk.  Schild]  Schutz, 
Beschützer  wie  Ps.  3,  4.  18,  3  u.  ö."  (Kn!).  ^'^^^]  nicht  ein  zweites 
Praed.  zu  "^^^m:  dein  sehr  grosser  Lohn  {Luth.  Kn,  Ke,\  weil  Gott 
nicht  selbst  sein  Lohn  ist  (Del),  u.  auch  ein  *}  zu  erwarten  wäre, 
sondern:  dein  Lohn  (wird)  sehr  gross  (sein),  nach  dem  jetzigen  Text 
etwa  dafür,  dass  du  meinem  Rufe  (12,  2  f.)  gehorsam  bleibst;  setzt  ja 
doch  auch  Abr.  in  seiner  Antwort  Y.  2  voraus,  dass  Gott  ihm  etwas 

?5eben  will.  Über  ^la^n  als  Praed.  Ew.  296^.  Erleichternd  risr\»  Sam. 
llg),  —  Y.  2.  In  Folge  dieser  Zuspraclie  fällt  der  Gedanke  an  seine 
Kinderlosigkeit  erst  recht  schwer  auf  ihn.  nin-^  -^aT»]  so  zusammen- 
gesetzt auch  Y.  8  u.  im  Pent.  noch  Dt.  3,  24.  9,  26;  bei  B  findet 
sich  ^3'-TK  allein  (20,  4)  in  der  Anrede  an  Gott,  was  willst  du  mir 
gehen?]  was  soll  ich  mit  allem  Lohn  u.  Gut,  da  ich  entblösst  d.  h. 
verlassen,  kinderlos  (Lev.  20,  20  f.  Jer.  22,  30)  dahingehe  d.  h.  (25, 32. 
Ps.  39,  14)  sterben  werde,  w.  der  Besitzsohn  {Ges.  128,  2  A.  2«) 
meines  Hauses  d.  h.  der,  der  mein  Haus  (39,  4f.  Ex.  20,  17)  einst 
in  Besitz  nehmen,  erben  wird,  Damask  des  Eliezer  {Ew.  286^)  ist? 
Dass  "».JJ^^K  l?^»ü  nicht  =  Eliezer  von  Damask  {Ges.  Kn.)  sein  kann, 
ist  selbstverständlich;  aber  auch  ein  Appositionsverhältniss:  Damask, 
nämhch  El.  {Del.  Ke.)  ist  unzulässig,  da  niemand  einen  Personennamen 
als  Erklärung  hinter  einen  Stadtnamen  stellen  wird,  u.  ein  Doppelname 
des  Mannes  (Damask  Eliezer)  wäre  gegen  den  Brauch.  Eine  Stadt  oder 
Stadtbevölkerung  J^'^a  zu  nennen,  ist  nicht  unmöglich,  wenn  p^"l? 
s.  V.  a.  Erbsohn,  Erbe  war.  Einfacher  scheint  es  zwar  (Hilz.  Tuch, 
Olsh.,  KS.)  pwÄT  »nn  als  Glosse  auszuwerfen,  aber  Y.  3  (wo  es  aller- 
dings nicht  berücksichtigt  wird)  beansprucht  nicht  eine  vollständige 
Erklärung  von  Y.  2  zu  sein,  u.  die  Wahl  des  seltenen  pv^  (vgl.  ywa 
§eph.  2,  9)  versteht  sich  nur  dann,  wenn  mit  pw^T  ein  Wortspiel  ge- 
macht werden  sollte.  Sachlich  aber  erläutert  sich  der  Ausspruch  gut, 
wenn  Eliezer  sowohl  im  Hause  Abram's  eine  hervorragende  Stellung 
hatte,  als  auch  mit  Damask  in  Yerbindung  stand,  so  dass  zu  erwarten 
war,  in  Ermangelung  eines  andern  Erben  werde  ihm  mit  der  Zeit  das 
Gut  Abram's  zufallen  u.  bei  seinem  Rückzug  mit  ihm  nach  Damask 
wandern,  in  welchem  Fall  zuletzt  Damask  der  Erbe  geworden  wäre. 
Freilich  lesen  wir  von  einer  solchen  Yersippung  EUezer's  mit  Damask 
sonst  nichts,  aber  das  alte  Sagengut  ist  uns  nur  unvollständig  erhalten  (zB. 
11,  29),  u.  über  Eliezer  ist  nur  diese  Stelle  noch  übrig.  Eines  Zu- 
sammenhangs mit  Abr.  selbst  rühmten  sich  die  Damascener  noch  in  den 
griech.  Zeiten  (Nicol.  Dam.  bei  Jos.  ant  1,  7,  2;  Justin.  36,  2  über 
ein  Königthum  Abram's  in  Damask),  ja  noch  unter  den  Muslim  {Herbelot 


248  Gen.  15,  2—7. 

B.  0.  u.  Abraham;  ZDMG.  XVl.  701  f.  XXH,  105;  Ew.  G.»  I.  446).  — 
V.  3  sagt  dasselbe,  was  V.  2,  in  einfacherem  Ausdruck;  es  könnte 
eine  Erklärung  des  V.  2  durch  R  sein,  wahrscheinlicher  stammt  es  von 
G  selbst,  u.  war  bei  ihm  der  dem  V.  2  des  B  correspondirende  Satz. 
Übel  genug  zerreisst  Bud.  (üTS.)  die  dunkeln  Worte  V.  2,  indem  er 
2^  8^  an  J.  gibt,  u.  2^.  3»  von  K  aus  E  eingefügt  sein  lässt  Zu 
narn — ^n  s.  29,  2.  37,  7.  2.  S.  1,  6.  Jes.  50,  9.  Auch  aus  der  planeren 
Rede  dieses  V.  ist  klar,  dass  '•p'^a  Pf 's"!?,  weder  als  „Sohn  der  Masek, 
meiner  Haussklavin"  (LXX),  noch  als  „Sohn  meines  Hausverwalters" 
(Theod.,  Hier.)  gefasst  sein  will,  da  vielmehr  das  "»p»  xoy  der  Haupt- 
begriff darin  sein  muss.     Übrigens  ist  •^J?''»"!?  (verschieden  von  rp^  t*^V 

14,  14)  s.  V.  a.  mein  Hausangehöriger  (vgl.  ^?a  -^tia«  17,  27.  89,  14 
u.  ähnliche  Ausdrücke  Ij.  19,  15.  81,  81;  Kn.),  Lot  gilt  als  aus  der 
Verwandtschaft  ausgeschieden,  u.  der  natürliche  (nicht  gerade  durch 
einen  besonderen  Willensact  Abram's  erwählte)  Rechtsnachfolger  war 
dann  in  Ermangelung  anderer  Verwandten  der  oberste  Hausangehörige, 
als  welchen  man  sich  (s.  24,  2)  Eliezer  vorzustellen  hat  —  V.  4. 
Auf  diese  Klage  verheisst  ihm  Gott  einen  Erben,  welcher  aus  seinem 
Leibe  hervorgehen  wird,  einen  Leibeserben.  In  den  ähnl.  Phrasen 
35,  11.  46,  26.  Ex.  1,  5  bei  A  wird  ö-^apta  nicht  wie  hier,  vom  Manne 
gebraucht;  vom  Weib  bei  G  in  25,  28;  dagegen  vom  Mann  2  S.  7,  12. 
16,  11.  Da  aller  Nachdruck  auf  diese  Verheissung  fällt,  ist  sie  als 
'■»■»  «la^  besonders  eingeführt  ^:f'o'o]  ^»aö  LXX.  —  V.  5.  „Um  ihn 
an  die  götü.  Macht  zu  erinnern,  ihm  die  Menge  seiner  Nachkommen 
zu  veranschaulichen  u.  Glauben  an  die  Verheissung  in  ihm  zu  erwecken, 
führt  Gott  den  Abr.  hinaus,  u.  weist  ihn  auf  den  Himmel  mit  seinen 
zahllosen  Sternen  hin"  (Kn,).     njtnnn]  Gen.  19,  17.  24,  29.  89,  12  f. 

15.  18  (bei  C).  Die  Vergleichung  mit  den  Sternen  sonst  in  den  Zu- 
sammenhängen des  C  (22,  17.  26,  4.  Ex.  82,  18)  u.  im  Dt  ~  V.  6. 
Mit  Unterbrechung  der  Erzählungsfolge  bemerkt  Vrf.:  u.  vertraut  hat 
er  auf  Jahve  u.  er  rechnete  es  (zum  fem.  s.  24,  14.  47,  26.  Ex. 
10,  11.  Jes.  80,  8  u.  s.)  d.  h.  das  Vertrauen  ihm  als  Gerechtigkeit, 
u.  stellt  so  den  Hauptgesichtspunkt,  aus  dem  er  die  Abramsgeschichte  be- 
urtheilt  haben  will,  hervor.  Für  Abr.,  der  das  Gesetz  noch  nicht 
hatte,  war  es  nicht  die  durch  Thaten  bewiesene  Befolgung  des  Gesetzes 
(Dt  6,  25.  24,  18),  was  Um  als  Gerechten  vor  Gott  erscheinen  Hess, 
sondern  sein  Festhalten  an  Gott,  das  Sichverlassen  auf  ihn,  die 
gläubige,  vertrauensvolle  Hingabe  an  ihn  (Ex.  14,  81.  Num.  14,  11. 
20, 12.  Dt  1,  82);  diese  „rechte  Geisteshallung"  (En,)  gegenüber  von 
Gott  rechnete  dieser  ihm  als  (Ps.  106,  81)  Gerechtigkeit  an.  Bewiesen 
aber  hat  er  diesen  Glauben  dadurch,  dass  er  das  ihm  verheissungs- 
weise  Dargebotene  vertrauend  ergriff  (u.  damals  sowohl  als  durch  sein 
ferneres  Leben  standhaft  festhielt),  trotzdem  dass  Augenschein  u.  Um- 
stände Zweifel  an  der  Erfüllung  nahe  legten.  Das  Wesen  der  patriar- 
chal.  Heilsordnung  ist  damit  auf  seinen  klarsten  Ausdruck  gemacht.  — 
V.  7.  Damit,  dass  Abr.  einfach  glaubt,  verträgt  sich  nicht  gut,  dass 
er  für  die  weitere  Verheissung  ein  Versicherungsmittel  fordert  u.  er- 
hält   Etwas  anderes  wäre  es,   wenn  zum  Lohn  seines  Glaubens  nun 


Gen.  15,  7—10.  249 

Gott  einen  Bund  mit  ihm  schlösse.  Und  vielleicht  war  einst  bei  G 
dies  der  Gang  der  Sache.  Aber  aus  dem  S.  246  angegebenen  Grund 
wurde  vom  Bearbeiter  die  förmliche  Bundschliessung  zu  einer  durch 
feierliche  Sponsion  Gottes  versicherten  Yerheissung  des  Landbesitzes 
umgestaltet.  Von  diesem  Umgestalter  ist  V.  7  f.  abzuleiten,  nicht  (Bud, 
Kilt,  Del)  von  C  selbst.  Denn  C  (12,  Iff.)  spricht  nur  von  einer 
Ausfuhrung  aus  Qarran,  nicht  aus  Ur  Kasdim  (S.  214);  mit  V.  18  (wo 
'■^a»  nt  der  Erbende  ist)  stimmt  V.  7  f.  (wo  Abr.  selbst  der  »^*»  ist) 
nicht  genau,  u.  die  ganze  Phrase  *^i;»^.V  'tn  'km  'k  '^"T^  ist  deuterono- 
mistisch.  —  V.  8.  riirv^  "»ai«]  V.  2.  '  nto]  Ew,  243^";  a  wie  24,  14. 
42,  33.  Ex.  7,  17  u.  ö.  „Ähnlich  begehren  ein  Wahrzeichen  Gideon 
u.  Hiskia  Jud.  6,  17  ff.  2  B.  20,  8  ff."  (JSTw.).  —  V.  9.  Damit  er  ihm 
die  begehrte  Gewährleistung  für  die  Erfüllung  des  Versprechens  geben 
könne,  muss  Abr.  für  GoU  (vgl.  "iV  V.  10)  ein  junges  Bind,  eine  Ziege 
u.  einen  Widder,  alle  dreijährig  («^^  in  diesem  Sinn  nur  hier  u. 
1  S.  1,  24  LXX;  Onk.  falsch:  dreifach  d.  h.  von  jeder  Art  3),  so  wie 
eine  Turteltaube  u.  eine  junge  Taube  (Vj'ia  nur  noch  Dt  32,  11  vom 
Adlerjungen)  nehmen,  d.  i.  holen.  —  V.  10.  Er  holte  sie  auch,  nicht 
am  Tag  nach  der  nächtl.  Vision  {Ew*  Del.^),  wovon  nichts  dasteht, 
sondern  entweder  in  {Hupf.  Ke,)  oder  besser  nach  der  Schauung, 
welche  eben  hienach  bei  C  keine  nächtliche  war,  zerlegte  die  3  grösseren 
Thiere  in  der  Mitte  {Sam.  ^i^a  für  f  *^s),  also  je  in  2  gleiche  Hälften 
(^ra  u.  Pi.  nur  hier;  ^^a  Jer.  34,  18 f.)  u.  legte  eines  jeden  seine 
Hälfte  (^.  9,  5)  gegenüber  der  andern;  die  Vögel  aber  (coli,  wie  Ps. 
8,  9  u.  s.;  Sam.  la^^fttn)  zerlegte  er  nicht.  „Gott  will  nämhch  (V.  17  f.) 
einen  Bund  mit  Abr.  schliessen,  die  Bundesceremonie  aber  bestand  darin, 
dass  die  Abschliessenden  zwischen  den  getödteten  Thieren  hindurch- 
giengen,  dies  mit  der  Verwünschung,  es  möge  im  Fall  der  Bundbrüchig- 
keit  ihnen  wie  diesen  gehen.  Daher  i^^^3i  n^s^  oQKia  xi^nvuv  u.  foedus 
icere,  perculere,  ferire.  Vgl.  Jer.  34,  18  f.,  Douglaei  analecta  sacra 
ad  h.  1.,  Winer  BW."  (iSTn.),  u.  das  BL.  unter  Bund.  Anderer  Art 
sind  die  Bundschliessungen  21,  31  u.  Ex.  24,  8.  „Die  Taube  u.  die 
Turteltaube  zerlegte  er  nicht,  nach  Analogie  des  Opfers  Lev.  1,  17.  Die 
5  genannten  Thierarten  allein  waren  beim  levit.  Opfercultus  zulässig" 
(An.),  u.  soll  auch  die  Wahl  der  Thiere  hier  vorbildlich  sein  für  das 
israel.  Opfervolk.  Denn  zwar  ist  diese  Geremonie  kein  eigentliches 
Opfer,  sofern  die  Stücke  nicht  auf  den  Altar  kamen,  aber  doch  eine 
hl.  Handlung,  sofern  bei  ihr  der  Name  Gottes  in  einer  "Vh  feierlich  an- 
gerufen, vielleicht  auch,  wo  nur  menschliche  Paciscenten  betheiligt 
waren,  noch  ausserdem  ein  Opfer  gebracht  wurde.  Von  einem  solchen 
wird  hier  freilich  nichts  gesagt,  aber  ein  andeutendes  Surrogat  dafür 
könnten  die  Vögel  doch  sein  sollen  {Ew.  Alt^  92);  wenigstens  ist 
auch  von  einer  Gegenüberlegung  derselben  (Del.)  nicht  die  Rede. 
Warum  aber  dreijährige  Thiere?  nicht  weil  für  diese  ältere  Zeit  die 
Sage  jegliches  Lebensalter  steigert  {Ew.  G.^  I.  466),  wohl  auch  nicht 
mit  Beziehung  auf  die  drei  Geschlechter  der  ägypt.  Knechtschaftszeit 
{Del.^  Ke.),  denn  diese  dauert  länger  (V.  13.  16),  sondern  weil  die 
Dreizahl   (wie    die   Siebenzahl    21,  28  ff.)   bei    Versicherung,   Schwur, 


250  Gen.  15,  10—15. 

Fluch  u.  Segen  üblich  u.  heilig  war  (s.  zu  9,  25;  Hermann  gott 
Alterth.  d.  Griech.^  §  21  A.  9;  §  22  A.  18);  sind  ja  doch  auch  die 
zerlegten  Thiere  nur  3,  u.  die  2  Vögel  aus  andern  Gründen  bei- 
gegeben. —  V.  11.  Damit  ist  alles  zugerichtet,  aber  ehe  es  zum  Hin- 
durchgehen durch  die  Stücke,  zur  eigentL  Gewährleistung  kommt, 
fliegen  die  (s.  14,  13)  Raubvögel  herab,  die  todten  Thierkörper  ("»J» 
Lev.  26,  30.  Num  14,  29.  32.  83)  zu  fressen;  jedoch  Abr.  wachsam 
u.  standhaft,  scheucht  sie  weg  (LXX  minder  passend  Kctl  cvvsKcid'KSBV 
avtolg).  Das  war  ein  böses  Zeichen  (omen)  wie  wenn  Harpyien  die 
Opferstücke  rauben  wollen  (vgl.  Verg.  Aen.  3,  225  CT.,  Ew,)y  hinweisend 
auf  die  Hindernisse,  welche  sich  der  Ausführung  des  hier  zu  gewähr- 
leistenden Landbesitzes  entgegenstellen:  die  unreinen,  gewaltthätigen 
Völker,  zumal  die  Ägypter,  werden  das  Vorhaben  Gottes  zu  vereiteln 
suchen,  aber  es  wird  ihnen  nicht  gelingen.  —  V.  12  ff.  Aus  den  S. 
246  angegebenen  Gründen  u.  weil  in  V.  13 — 16  der  18^  (näher  das 
V^fV)  eigentlich  schon  vorausgesetzt  ist  {WL),  wird  V.  13  (12^) — 16 
nicht  von  C  stammen,  sondern  von  R  eingefügt  sein  (wenigstens  12^ — 
15;  16  vielleicht  noch  später)  zur  aiisdrücklichen  Deutung  des  bösen 
Vorzeichens  u.  zur  Eröffnung  der  Zukunftsperspective.  Abr.  verfällt  bei 
seinen  Thierstücken,  die  er  bewacht,  gegen  Abend  in  einen  tiefen  Offen- 
barungsschlaf {Ew.  Alt.^  344),  welcher  eben  den  Zweck  hat,  ihm  die 
nöthigen  Aufschlüsse  über  die  Zukunft  zu  gewähren.  —  V.  12.  Die 
Sonne  war  daran  unterzugehen  (Jos.  2,  5;  Ges,  114,  2  A.  2),  u.  ein 
schwerer  Schlaf  (2,  21)  hatte  Abr.  befallen,  da  hatte  er  eine  Offen- 
barung; rim*;  leitet  dieselbe  ein;  u.  ist  keineswegs  eine  Dublette  (KS.) 
zu  'ai  nai^w.  Es  ist  keine  freundliche  Lichterscheinung,  die  er  in 
seinem  Schlafe  sieht,  sondern  ein  SchrecUeny  eine  grosse  Finstemiss 
(naorj  nur  hier  im  Pent)  d.  h.  etwas  erschreckendes,  bestehend  in 
gr.  F.,  überfällt  ihn,  auch  dies  darum,  weil  ja  der  Beginn  der  zu 
offenbarenden  Zukunft  zunächst  unerfreulich,  Schrecken  erregend  ist  — 
V.  13.  So  von  Entsetzen  erfüllt,  vernimmt  er  in  seinem  Schlaf  den 
folgenden  Aufschluss.  'idK'^i]  das  Subj.  versteht  sich  von  selbst  ti^t^^en 
sollst  du]  allerdings;  es  kommt  etwas  darauf  an,  dass  du  wissest,  Jos. 
23,  13.  Das  erste  ist,  dass  seine  Nachkommen  als  Fremdlinge  sich 
aufhalten  müssen  in  einem  Land  das  nicht  ihnen  (Hab.  1,  6;  Ges. 
155,  2*)  gehört^  näml.  Äg.,  ii.  ihnen,  den  Ägyptern,  dienen,  w.  sie,  die 
Äg.,  dieselben  bedrücken  werden  (Ex.  1  u.  5)  400  Jahre  lang,  nach 
Ex.  12,  40  bei  A  genauer  430  Jahre,  aber  in  die  Weissagung  passt 
die  runde  Zahl  besser  (Kn,),  Und  das  ist  unerfreulich  genug.  —  V.  14. 
Aber  dann  tritt  die  Wendung  ein;  auch  über  dieses  Volk,  dem  sie 
dienen  müssen,  wird  das  Unglück  kommen,  wie  bisher  über  sie;  Gott 
will  es  richten  d.  h.  Plagen  als  Strafen  über  sie  verhängen  (Ex.  7ff.\ 
worauf  jene  mit  grosser  Habe  (Ex.  12,  82.  38)  ausziehen  werden  (Kn.). 
»'O'^]  12,  5.  —  V.  15.  So  die  Nachkommen;  „Abr.  selbst  aber  soll 
von  keinem  Unglück  betroffen  werden,  du  wirst  eingehen  zu  deinen 
Vätern  d.  h.  in  die  Unterwelt  gelangen,  wohin  sie  dir  vorangegangen 
sind  (s.  25,  8),  in  Frieden  d.  h.  unangefochten  u.  ungestört,  in 
ruhigen   Verhältnissen   vgl.   2  S.   3,  21  ff.   15,9.  27"   {Kn.).     na-^va 


Gen.  15,  16—18.  251 

naitt]  25,  8  bei  A.  —  V.  16  holt  nach,  warum  das  alles  gerade  so 
sein  muss.  als  4*  Geschlecht  (Ges,  118,  5°)  oder  im  4.  Geschlecht 
(LXX,  vgl.  die  mass.  Lesart  14,  4),  nicht  früher,  werden  sie  hieher 
zurückkehren,  denn  nicht  ist  Ms  jetzt  (44,  28)  die  Schuld  des  Arno- 
riters  vollständig,  das  Maass  seiner  Sünden  nicht  voll,  so  dass  er 
schon  früher  vertrieben  u.  vertilgt  werden  könnte.  "»^öKrT]  wie  14,  7. 
13,  während  C  "^a^^^  (12,  6.  13,  7)  für  die  Landesbewohner  nennt 
„Dieselbe  ungünstige  Ansicht  vom  sittl.  Charakter  derselben  13,  13. 
18,  20  ff.  19,  1  ff.  20,  11"  (Kn.).  Zu  ihrer  sittl.  Verderbtheit  als 
Grund  ihrer  Ausrottung  vgl  Lev.  18,  24  f.  20,  22  ff.  ^i't]  nach  Ex. 
6,  20  war  das  4.  Geschlecht  das  aus  Äg.  zurückkehrende.  Wenn 
also  dieser  V.  vom  gleichen  Vrf.  wie  V.  13  ist,  so  muss  *i^t  Geschlecht, 
Menschenalter  hier  etwa  ein  Jahrhundert  oder  etwas  drüber  umspan- 
nen. „Auch  das  arab.  dahr  wird  für  100  u.  mehr  Jahre,  aber  auch 
für  ein  Menschenalter  von  44  Jahren  {Burhh,  arab.  Sprichw.  101)  ge- 
braucht. Ähnlich  ist  saeculum  bald  ein  spatium  vitae  humanae  lon- 
gissimum  partu  et  morte  definitum  (Censorin  17,  2),  bald  ein  spatium 
centum  annorum  (Varro  ling.  lat.  6,  11),  bald  ein  Zeitraum  von  30 
oder  110  oder  1000  Jahren  (Serv.  ad  Aen.  8,  508),  u.  aetas  ist  ge- 
wöhnlich das  Menschenalter,  aber  auch  das  Jahrhundert,  zB.  Ovid.  met. 

12,  188,  wo  Nestor  sagt:  vixi  annos  bis  centum,  nunc  tertia  vivitur 
aetas,  während  Homer  (D.  1,  250)  3  ytveaL  nannte"  {Kn),  —  V.  17. 
Nun  erst  kommt  das  eigentl.  Zeichen,  durch  das  die  Bundesversprechung 
vollzogen  wird.  Die  Satzfügung  ist,  wie  V.  12.  Die  Sonne  war  in- 
zwischen untergegangen,  u.  dicke  Finsternis^  (^^^^  nur  noch  Ez.  12, 
6  ff.)  war  es  (fies,  145,  7  A.  3)  geworden,  da  zeigt  sich  plötzlich  ein 
Backtopf  von  Rauch  d.  h.  ein  rauchender  B.  (ohne  dass  yo9  s=s  i^dy 
wäre)  w.  eine  Feuerfackel  d.  h.  doch  wohl  eine  Erscheinung  wie  ein 
rauchender  Ofen,  aus  dem  Feuerflamme  herausschlug,  u.  gieng  durch 
jene  Stücke  (^ta  ein  seltenes  Wort)  hindurch.  In  dieser  Erscheinung 
(entsprechend  dem  nächtl.  Dunkel)  war  Gott  gegenwärtig,  s.  zu  Ex.  3,  2. 

13,  21.  19,  9.  Selbst  wenn  V.  12 — 16  nicht  ein  Einsatz  des  R  wäre, 
dürfte  doch  nicht  angenommen  werden,  dass  Abr.  den  Durchgang  blos 
im  Schlaf  sah.  Wachend  musste  er  ihn  sehen,  denn  einer  blos  inneren 
Wahrnehmung  würde  die  Gefahr  der  Täuschung  anhaften,  u.  gerade, 
weil  ein  sinnlich  wahrnehmbares  Feuerzeichen  in  Frage  steht,  musste 
es  vorher  finster  werden.  Gott  aber  allein  gieng  hindurch,  weil  er 
allein  hier  etwas  zu  versprechen  hatte;  Hess  sich  herbei,  durch  dieses 
Zeichen  dem  Abr.  die  Verheissung  des  Landbesitzes  zu  verbürgen,  wie 
Abr.  V.  8  es  begehrt  hatte.  Aber  nirgends  weiter  im  AT.  kommt  eine 
ähnliche  Anbequemung  Gottes  an  die  unter  den  Menschen  üblichen 
Bräuche  zur  Versicherung  der  Wahrheit  vor.  Ganz  anderer  Art  ist  die 
Bundschliessung  Cp.  17  bei  A.  —  V.  18  bemerkt  ausdrücklich,  dass 
durch,  den  von  V.  9  an  berichteten  Vorgang  Gott  einen  Bund  mit  Abr. 
geschlossen  habe  in  Betreff  des  künftigen  Landbesitzes,  u.  bestimmt 
noch  genauer  den  Umfang  des  hiemit  zugesagten  Landes,  worauf  dann 
26,  3  zurückgeblickt  wird.  ''ftr;a]  wie  1,  29,  9,  2.  3.  „Bis  zum  Eufrat- 
slrom   wurde  die  Eroberung  nach  Ex.  23,  31.  Dt.  1,  7.  11,  24.  Jos. 


252  Gen.  15,  18—21. 

1,  4  in  Aussicht  genommen."  Als  Südgrenze  gilt  sonst  der  '»»a  ins, 
der  heutige  W.  el-*'Arisch  (Num.  34,  5.  Jos.  15,  4.  Jes.  27,  12),  u. 
Kn.  Del,  a.  meinten  deshalb,  mit  '»»  ^na  sei  derselbe  gemeint.  Allein 
wenn  auch  ^nj  von  kleineren  Flüssen  u.  Kanälen  gebraucht  werden 
konnte  (2  R.  5"  12.  Ij.  28,  11.  Ex.  8,  1.  Ez.  1,  3  u.  s.),  so  kann  doch 
'attt  ^rr3  kaum  etwas  anderes  sein  als  der  Nil  oder  östlichste  Nilarm, 
u.  liegt  aber  dann  eine  offenbare  Hyperbel  vor  (s.  übrigens  Jos.  13,  3. 
1  Chr.  13,  5;  Del  Par.  311).  Ein  urspr.  ^^na  {Lag.  Nom.  Bild.  140) 
hätte  nur  absichtlich  zu  "^^o  verderben  können.  Ausdehnung  bis  zur 
äg.  Grenze  u.  zum  Eufrat  hatte  die  isr.  Macht  in  der  besten  Zeit  (1  R. 
5,  1.  8,  65).  —  V.  19  ff.  Angabe  der  Völker,  welche  Gott  zur  Unter- 
werfung durch  die  Hebräer  bestimmte.  Derartige  Aufzählungen  von 
kenaan.  Völkern  (am  einfachsten  Ex.  23,  28)  sind  bei  CDR  sehr  beliebt 
(Ex.  3,  8.  17.  13,  5.  23,  23.  33,  2.  34, 11.  Dl.  7,  1.  20, 17.  Jos.  3, 
10.  9,  1.  24, 11  u.  ö.).  Meist  sind  es  5  oder  6  an  Zahl,  einigemal 
7.  Hier  u.  nur  hier  werden  10  zusammengestellt,  weil  der  Umfang 
des  einzunehmenden  Besitzlandes  im  S.  u.  0.  weit  über  Kenaan  hinaus- 
geht. Die  Qini  (s.  Num.  24,  21)  u.  Qenizzi  (s.  36,  11)  scheinen  die 
Stämme  des  Negeb  u.  der  südl.  Wüste  {wie  14,  1  die  ^Amaleq)  ver- 
treten zu  sollen,  u.  Qadmoni  (nur  hier,  s.  aber  25,  15)  die  Bewohner 
der  syrisch  arab.  Wüste.  Mit  den  Refaim  (14,  5)  u.  Emori  werden 
zumeist  die  ostjord.  Stämme  gemeint  sein.  Über  die  andern  s.  zu  10, 
15  ff.;  über  die  •*!•:?  ebendort  u.  13,  7.  Die  "^^n  fehlen  hier,  sind  aber 
in  LXX  u.  Sam.  hinter  '^as'asn  eingefugt. 


2.   Die  Geburt  IsmaeTs  Cap.  16;  nach  C  und  A. 

Sarai,  weil  unfruchtbar,  veranlasst  Abr.,  ihrer  Magd  Hagar  bei- 
zuwohnen, um  durch  sie  eine  FamiHe  zu  erhallen.  Schwanger  ge- 
worden benimmt  sie  sich  hochmüthig  gegen  die  Herrin,  wird  von  dieser 
gedemüthigt  u.  flieht  Ägypten  zu.  In  der  Wüste  findet  sie  ein  Engel, 
heisst  sie  zurückkehren,  u.  macht  ihr  Eröffnungen  über  ihre  Nach- 
kommenschaft. Heimgekehrt  gebiert  sie  Ismael  (Kn.),  —  Da  in  Gp. 
17,  18  ff.  bei  A  Ismael  als  vorhanden  vorausgesetzt  ist,  so  muss  er 
dessen  Geburt  vorher  gemeldet  haben.  In  der  That  geben  sich  16,  1. 
3.  15 ff.  theils  durch  die  genauen  Zeitbestimmungen,  theils  durch  die 
Ausdrücke  (V.  3)  als  zu  A  gehörig:  er  berichtete  nur,  dass  Sarai,  weil 
unfruchtbar,  dem  Abr.  ihre  äg.  Magd  Hagar  zum  Weibe  gegeben  u. 
diese  ihm  den  Sohn  geboren  habe,  den  er  iSmael  nannte.  Nach  Ab- 
zug dieser  Verse  ist  das  übrige  eine  selbständige  Erzählung,  welcher 
nur  der  urspr.  Schluss  (über  die  Geburt  u.  Benennung  iSmaels)  fehlt, 
weil  er  V.  15  f.  durch  Worte  des  A  ersetzt  ist  Sachliche  Merkmale 
wie  „die  Engelerscheinung  V.  7  ff.,  die  Vorstellung  13,  die  ungünstige 
Darstellung  Hagar's  u.  KmaeFs  4.  12,  die  Etymologien  11.  13  f.  u. 
die  Differenz  zwischen  11  u.  15"  {Kn.)  zeugen  gegen  A,  u.,  weil 
sich  zum  Theil  dieselben  Stoffe  in  einer  ähnl.  Erzählung  21,  8 — 21 
bei  B  finden,  für  C,  auf  welchen  auch  "jn^,  w-narr,  -^Vnic,  ^ip^  a>»tö  2, 


Gen.  16.  1.  2.  253 

f\i^r]  Ha-nrn  ü.  aStt  ^fc©^  »h  10,  u.  a.  fuhren.  Zwal*  ist  der  dreimalige 
Ansatz  der  Rede  des  Engeis  V.  9 — 11  auffallend,  u.  deshalb  liegt  die 
Vermuthung  {Böhm.  203;  Wl.  XXL  410;  Euen,  0.2  1.  247;  KS.) 
nahe,  dass  V.  8 — 10  (oder  wenigstens  9  f.)  ein  harmonistischer  Einsatz, 
mit  Rücksicht  auf  B  (21,  9  ff.)  u.  A  (15  f.)  seien^  also  nach  G  die  ge- 
flohene Hagar  nicht  mehr  in  das  Haus  Abram's  zurückgekehrt  sei. 
(Wie  weit  25,  6  dem  widerstreitet,  s.  d.).  Aber  sollte  bei  C  der  ^»Vö 
'**'«  nur  dazu  erschienen  sein,  um  ihr  zu  sagen,  dass  sie  schwanger 
sei  (was  sie  schon  weiss),  und  einen  Wildfang  gebären  werde?  im 
übrigen  sie  hilflos  u.  ohne  jede  weitere  Anweisung  stehen  gelassen 
haben?  Und  konnte  iSmael  als  Sohn  Abrahams  gelten,  wenn  er  nicht 
in  dessen  Haus  geboren  wurde?  Sprachlich  stimmen  die  Verse  völlig 
zu  C  u.  zeigen  nichts  von  der  Hand  eines  Harmonisten.  Die  Verthei- 
lung  des  Engelsworts  in  3  Zusprachen  kann  auch  absichtlich  sein,  u. 
unpassend  kann  man  Y.  10  vor  11  (s.  d.)  nicht  nennen.  Deshalb 
scheint  es  nicht  sicher,  dass  die  Verse  aus  C  auszuscheiden  seien.  — 
Auf  Gp.  15  ist  im  Stück  nicht  ausdrücklich  Bezug  genommen.  Gleich- 
wohl ist  es  von  R  sehr  absichtlich  hieher  geordnet.  Den  in  Gp.  15 
dem  Abr.  verheissenen  Leibeserben  zu  erzielen  soll  bei  der  fortdauern- 
den Unfruchtbarkeit  Sarai's,  nach  des  Ehepaares  Übereinkommen,  Hagar 
dienen,  aber  nach  kaum  gefasster  Hoffnung  tritt  durch  den  Streit  der 
Weiber  u.  die  Flucht  der  Hagar  die  Enttäuschung  ein,  u.  wenn  gleich 
durch  das  göttl.  Walten  noch  alles  zum  besten  gewendet  u.  der  Sohn 
ihm  in  seinem  Hause  geboren  wird,  er  also  jetzt  einen  Leibeserben 
hat,  so  ist  doch  schon  durch  das  Engelwort  an  Hagar  V.  12  ange- 
deutet, dass  das  nicht  der  Verheissene  sei.  Die  Verheissung  Gp.  15 
beginnt  somit  der  Erfüllung  näher  zu  rücken^  aber  sie  erfüllt  sich  noch 
nicht.    Zugleich  ist  Gp.  17  vorbereitet 

V.  1  einleitender  Beschreibesatz.  Wenn  nicht  der  ganze  V.  {Kn,\ 
so  ist  doch  V.ft  {Sehr,)  dem  A  zuzuschreiben,  weil  die  Unfruchtbarkeit 
der  Sarai  bei  ihm  bemerkt  sein  musste,  während  sie  bei  G  schon  11, 
30  (s.  d.)  bemerkt  ist.  Sarai  hatte  eine  äg.  Sklavin  (vgL  12,  16), 
„welche  ihr  näher  als  die  übrigen  Sklavinnen  stand,  vgL  29,  24.  29'^ 
{En.),  Als  Eigenthum  der  Frau  stand  sie  nicht,  wie  gekaufte  Sklaven, 
zur  freien  Disposition  des  Herrn,  sondern  ein  ordentliches  Goncubinat 
mit  ihr  konnte  nur  nach  dem  Willen  der  Frau  zu  Stande  kommen 
{Tuch),  Dass  Hagar  eine  Ägypterin  war,  ist  ein  stehender  (V.  3  bei 
A;  21,  9  bei  B)  u.  im  Zusammenhalt  mit  21,  21  volksgeschichtlich 
leicht  zu  deutender  Zug  der  Sage.  Übrigens  bedeutet  ^^'n  (nach  arb. 
ha^ara)  discessus  a  suis,  u.  sowohl  die  Erzählung  hier,  als  die  21, 
8  ff.,  schliesst  sich  an  diesen  Sinn  des  Namens  an.  Dass  aber  "w 
gleichwohl  ein  geschichtlicher  Name  ist,  zeigt  der  Name  des  arab.  No- 
madenvolks tr'^jn  (s.  zu  25,  15).  —  V.  2.  Sarai  schlägt  vor,  dass  Abr. 
der  Hagar  beiwohne,  er  hat  mich  d.  h.  meinen  Mutterleib  verschlossen 
(20,  18),  weg  vom  (18,  25.  23,  6.  27,  1)  Gebären  d.  i.  so  dass  ich 
nicht  gebäre.  Der  Fruchtbaren  öffnet  Gott  den  Mutterleib  29,  31. 
30,  22.  Diese  Redeweisen,  wie  auch  das  folgende  "nyfi  sind  dem  A 
fremd  {Kn.),    m]  6,  4.    vielleicht  werde  ich  gebaut  von  ihr]  d.  i. 


254  Gen.  16,  2—7. 

erhalte  ich  von  ihr  Familie,  30,  3;  vgl.  Ruth  4,  11.  Ex.  1,  21.  Dt. 
25,  9.  2  S.  7,  11.  27.  1  R.  11,  38.  Sarai  will  nämlich  Hagar's  Kind 
als  das  ihrige  annehmen  u.  ihr  soll  dessen  Nachkommenschaft  ange- 
rechnet werden;  ebenso  Ra^el  30,  3 ff.  (Kn.).  ■^!?'»«]  18,  24.  28.  24, 
5.  39.  (32,  21).  43,  12  bei  C;  27,  12  bei  R.  —  V.  3  bei  C  über- 
flussig, ist  von  A  (Zeitbestimmung;  l^a»  'f??  12,  5;  a»^  13,  12;  auch 
^^^)'  iJ^^s  Halten  von  Nebenweibem  erscheint  als  Sitte  bei  den  Pa- 
triarchen (22,  24.  30,  3  ff.  36,  12)  u.  wird  auch  bei  ihren  Nachkom- 
men häufig  erwähnt,  s.  zu  Ex.  21,  7"  (Kn.).  Aber  dass  das  Haupt- 
weib selbst  die  Nebenehe  wünscht  (bei  Abr.  u.  bei  Jacob),  ist  nicht 
umsonst,  es  ist  wie  eine  Entschuldigung  der  Abweichung  von  der  Mo- 
nogamie, y^»]  4,  3.  8,  6.  ^a»V]  zu  \>  7, 11.  —  V.  4  urspr.  Fort- 
setzung von  V.  2.  „Wie  Hag.  sieht,  dass  sie  schwanger  ist,  blickt  sie 
mit  Geringschätzung  auf  die  unfruchtbare  Gebieterip  u.  begegnet  ihr 
ungeziemend.    Ähnliches  erfuhr  die  Hanna  von  ihrem  Mitweib  1  S.  1, 

6  f.  So  ist  es  noch  heute  im  Morgenland  {Lane  Sitt  u.  Gebr.  I.  198). 
Unfruchtbarkeit  ein  grosses  Übel  u.  göttl.  Strafe  (19,  31.  30,  1.  23. 
Lev.  20,  20  f.),  Fruchtbarkeit  ein  Glück  u.  götü.  Segen  (21,  6.  24,  60. 
Ex.  23,  26.  Dt.  7, 14).  So  denkt  das  Morgenland  noch  jetzt  (s.  Volney 
R.  II.  359  f.;  Olivier  Voyage  1.  183  f.;  Win.^  I.  656)"  En.  !?ß5!] 
Ges.  67  A.  3.  —  V.  5.  Sar.  beklagt  sich  bei  Abr.,  dass  er  das  un- 
gebührliche Verhalten  der  Magd  dulde;  er  duldet  es  aber  in  Aussicht 
auf  Nachkommenschaft  ^""V»  *^&ttn]  missverstanden  in  LXX  u.  Vulgr, 
ein  Ausrufesatz:  das  Unrecht  an  mir  (sens.  obj.  wie  9^  2.  Jud.  9^  24. 
Joel  4,  19)  komme  über  dich  (27,  13),  treffe  dich  in  seinen  Folgen!  an 
deinen  Busen]  1  R.  1,  2.  richte  zwischen  mir  u.  dir]  entscheide 
unsem  Handel  u.  zwar  so,  dass  er  deine  Undankbarkeit  bestraft  u. 
mir  zu  meinem  Recht  verhilft,  1  S.  24,  16  {Kn),  ?{^r^^]  mit  auspunk- 
tirtem  \  weil  die  Form  sonst  immer  sjj"?,  paus.  ?^3*a  lautet  (17,  2. 

7  u.  s.).  —  V.  6.  Abr.  will  indes  nicht  selbst  Hagar  bestrafen,  son- 
dern überlässt  dies  Sarai.  Als  ihre  Sklavin  ist  sie  in  ihrer  Handy 
Gewalt  (9,  2),  so  dass  sie  nach  Gutdünken  gegen  sie  verfahren  könne. 
Sarai  demülhigt  die  Übermüthige,  zR.  durch  harte  Regegnung  u.  schwere 
Arbeit  (15,  13.  31,  50),  so  dass  sie  entläuft  (Kn.).  Reiläufig  ein  Rei- 
trag zur  Charakteristik  der  aus  der  Polygamie  erwachsenden  Misstände. 
—  V.  7.  Nun  legt  sich  die  Vorsehung  ins  Mittel  u.  wendet  alles  zum 
besten.  Hagar  flieht  südwärts,  Ägypten  zu,  nach  der  Wüste,  allein, 
das  einzelne  Weib  {Burckh,  Syr.  740);  der  Ausgangspunkt  ist  nicht 
genannt;  ob  schon  ursprünglich  Blamre  (13, 18.  14, 13)  gemeint  sei, 
ist  firaglich.  In  der  Wüste  fand  sie  (w—  wie  87,  33.  1  Chr.  20,  2. 
2  Chr.  20,  7)  der  Engel,  den  Gott  für  sie  sandte,  an  der  Wasser- 
quelle, der  aus  dieser  Sage  bekannten  u.  V.  14  genauer  beschriebenen, 
der  Quelle  auf  dem  Weg  nach  Schur,  Schur  (20,  1)  vor  d.  h.  östl. 
von  Äg.,  bis  wohin  Bmaeliten  u.  Amalekiten  wohnten  (25,  18.  1  S. 
15,  7.  27,  8),  u.  von  dem  die  Wüste  Schur  oder  Etham  (Ex.  15,  22 
vgl.  Num.  33,  2)  benannt  war.  Es  muss  eine  Lokalität  an  der  NC- 
Grenze  Ägyptens  gewesen  sein,  aber  nicht  Pelusium  (Joseph.)  d.  h.  I'^e ; 
das  Wort  bedeutet  Mauer  wie  wohl  auch  »"»an,  was  im  Trg.  daför 


Gen.  16,  7—13.  255 

gesetzt  ist,  u.  war  wohl  semit  Bezeichnung  einer  der  9g.  Grenzfesten 
am  nordöstl.  Eingang  in's  Delta  {Brugsch  Gesch.  119.  195;  EMey.  G. 
§  237.  240),  vgl.  20,  1.  Saadia  gibt  ^w  durch  Gifdr-,  unter  der 
Wüste  (rifdr  (im  Unterschied  von  der  Wüste  der  Kinder  Israel  oder 
Paran)  verstehen  die  arab.  Geographen  den  5  bis  6  Tagereisen  langen 
wüsten,  im  Osten  von  der  Wüste  Paran  begrenzten  Landstrich  zwi- 
schen Rafia  in  Philistda  bis  zum  See  Tennis  (Menzaleh)  u.  von  da  bis 
Qulzum  {Qazwini  Kosm.  II.  120;  Istachri  Mordtm.  S.  31  f.;  Jdqül  II. 
90),  also  mit  einem  Wort,  den  Westabfall  der  Wüste  Paran  gegen 
Äg.  hin,  ZDMG.  I.  173 ff.  —  V.  8.  Die  Frage  des  Engels  dient  blos 
zur  Anknüpfung  des  Gesprächs  (Kn.).  rma]  V.  6,  spielt  wohl  auf 
'^jn  an.  —  V.  9.  Drei  Gottesworte  (vgl.  17,  3.  9.  15.  35,  10  f.)  sind's, 
die  ihr  durch  den  Engel  zukommen  V.  9 — 12,  wobei  der  Engel  als 
Stellvertreter  Gottes  redet  s.  zu  Ex.  3,  2.  Das  erste  vnll  ihr  aus 
ihrer  Übeln  Lage  helfen,  indem  es  sie  zurückkehren  u.  sich  unter  ihrer 
Herrin  Hände  demülhigen  heisst  Das  zweite  V.  10,  ermuthigt  sie 
(vgl.  12,  2  ff.  zu  1)  dazu  durch  die  Yerheissung  zahlreicher  Nachkom- 
menschaft, welche  dann  aus  ihr  hervorgehen  werde.  fia'^K  na^in]  3,  16. 
22,  17.  a^ö  "«ö-^  K^]  32,  13.  In  dieser  Zusicherung  erscheint  schon 
ein  Theil  der  Erfüllung  von  15,  6.  —  V.  11  f.  Das  dritte  verständigt 
sie  über  den  Namen  des  zu  erhoffenden  Sohnes,  seinen  Charakter  u. 
seine  Zukunft,  b»:^»»'^]  GoU  hört  soll  sie  ihn  nennen,  „weil  Gott^e- 
hörl  hat  auf  ihr  Elend,  es  beachtet  hat,  wofttr  sonst  *t  '^?j(a)-^K  n«; 
31,  42.  29,  32  (Kn.),  pnV*»]  Part  fem.,  so  punktirt,  mit  Hinneigung 
zum  Prf.  2  p.  f.  sing.  (Ew.  188^;  König  l  404 f.;  anders  Ges.  80,  2^). 
„Die  Mutter  gibt  dem  Kind  den  Namen  wie  4,  1.  25.  19,  37  f.  29, 
32 ff.  30,  6 ff.  38,  3 ff.;  bei  A  benennt  die  Kinder  der  Vater,  zB.  5,  3. 
16,  15.  17,  19.  21,  3  vgL  35,  18"  (Kn.).  —  V.  12.  Dieser  Sohn 
wii\i  sein  ein  Wildesel  von  einem  Menschen  oder  unter  Menschen, 
d.  h.  ein  Mensch  ähnlich  einem  Wüdesel  {Ew.  287«;  Ges.  128,  2«), 
welcher  in  einsamen  Wüsten  frei  u.  wild  umherschweift  u.  sich  nicht 
zähmen  lässt,  vgl.  Ij.  39,  5 ff.;  Win.^  U.  674.  seine  Hand  gegen  Mb 
V  aller  Hand  gegen  ihn]  alle  greift  er  an  u.  wird  von  allen  ange- 
griffen, lebt  mit  allen  in  beständiger  Fehde  (An.),  'äi  ^ae-V?]  seinen 
Brüdern  aufs  Gesicht  hinauf,  hart  vor  ihnen,  schwerlich  blos  östlich 
von  (vgl.  25,  18).  „Wie  die  Patriarchen  überhaupt,  so  zeichnet  Vrf. 
auch  den  I§m.  nach  den  Nachkommen,  also  nach  den  Beduinen-Arabern, 
welche  von  I§m.  abgeleitet  werden.  Diese  zu  allen  Zeiten  frei  ge- 
bliebenen Söhne  der  Wüste  sind  dem  Krieg,  der  Plünderung  u.  Frei- 
beuterei ergeben;  s.  Niebuhr  Arab.  381  f.;  Ärvieux  merkw.  Nachr.  II. 
220ff ;  Denon  R.  in  Äg.  55;  Burckh.  Bed.  107ff.  127ff.  261ff.  Vor- 
theilhafter,  aber  viel  allgemeiner  lautet  die  Yerheissung  bei  den  andern 
Erzählern  17,  20.  21,  20"  {Kn.).  —  V.  13  f.  Erklärung  des  Namens 
des  Ortes,  wo  das  geschah.  Erkennend,  dass  in  dieser  tröstenden  Offen- 
barung ihr  Gott  selbst  nahe  gekommen  ist,  rief  sie  den  Namen  Jah- 
ve'Sj  der  zu  ihr  redete  d.  h.  nannte  sie  Jahve:  du  bist  ein  Gott  des 
Sehens  d.  h.  kraft  der  folg.  Erklärung  nicht  pass.:  der  gesehen  wird, 
sondern  act:  der  sieht,  überall  nachsieht,  ein  allsehender.     Denn  sie 


256  Gen.  l6,  13—16. 

sagte:  habe  ick  auch  hier  in  der  Wüste  (keinem  Gottesort),  wo  ich 
es  nicht  erwarten  konnte  (weshalb  die  Vermutliung  bei  Lag,  Onom.^ 
IL  95,  dass  tj^n  durch  Dittographie  von  öan  hereingekommen  sei,  un- 
nöthig  ist),  dem  nachgesehen  {Ew,  282''),  der  mich  sah  (Ij.  7,  8)? 
Er  sah  sie,  nahm  sich  ihrer  an;  sie  hat  ihn  nicht  gesehen,  aber  als 
er  gieng,  merkte  sie,  dass  hier  der  allsehende  Gott  gegenwärtig  war 
(in  seinem  Engel),  u.  sah  ihm  nach,  (vgl.  Ex.  33,  23).  Deshalb 
nennt  man  (11,  9)  den  Brunnen:  Brunnen  des  Lebendigen ^  der 
mich  sieht.  So  nach  den  Mass.  Die  Erklärung  Brunnen  des  Leben- 
dig-Sehens  ('»k'i  als  Pausalform  von  "^»j)  d.  h.  wo  man  Gott  schaut 
u.  am  Leben  bleibt  {Tuch  Kn,  Hgst,  Ke,^)  setzt  eine  im  Hehr, 
unmögliche  Wortcomposition  voraus.  Gerade  deshalb  haben  die  Mass. 
auch  V.  13  nicht  "^«'^  sondern  ■'»'i  accentuirt,  u.  kann  auch  von  V. 
13  die  Meinung  nicht  sein:  „du  bist  ein  Gott,  der  gesehen  wird; 
sehe,  d.  h.  lebe  ich  auch  hier  wirklich  noch  nach  dem  Sehen,  nach- 
dem ich  Gott  gesehen?"  wie  32,  31,  nach  der  bekannten  Vor- 
stellung (19,  17.  32,  27.  31.  Ex.  3,  6.  19,  21.  33,  20),  dass  dem 
Menschen  der  Anblick  des  Heiligen  verderblich  sei  {Kn,  Tuch  Ke,),  zu- 
mal da  auch  ns-n  =  leben  nicht  gebräuchlich  war,  u.  '^»^  ohne  Artikel 
u.  Suffix  zu  unbestimmt  wäre.  Dass  im  AT.  '^m  für  Gott  niemals, 
u.  im  Pent.  auch  "^n  ^»  nicht  vorkommt  (ÄTe.),  ist  hier,  wo  ein  ge- 
gebener Name  erklärt  werden  soll,  nicht  von  Gewicht.  Will  man 
emendiren,  so  empfiehlt  sich  am  meisten  der  Vorschlag  Wl,  I.  329: 
•'K'n  •'^rrK  [-»nKi]  •^n«»«^  ti[n\>v]  wn  habe  ich  [Gott]  geschaut  [und  bin 
am  Leben  erhalten]  nach  [meinem]  Schauen'i  so  dass  der  Brunnen 
heisst  Brunnen  von:  lebendig  ist,  wer  mich  schaut.  Dass  aber  "nV 
■»«•^  urspr.  „Kinnlade  der  Antilope"  {IVI,  I.  329;  Prol.  344)  bedeutet 
habe,  ist  Fiction.  Eine  ähnliche  Vermuthung  schon  bei  Ges,  th.  175. 
Halevy  (Rev.  crit.  1883  p.  287)  will  puits  de  la  saillie  {!)  de  vision. 
—  Der  Ort  in  der  Isaac-Geschichte  24,  62.  25,  11  wieder  erwähnt, 
wahrscheinlich  einst  den  Isr;  (u.  Beduinen,  Stade  in  Z.  f.  ATW.  I. 
347  ff.)  heilig,  lag  zwischen  Qade§  (14,  7)  u.  dem  nicht  weiter  vor- 
kommenden aber  westlicheren  Bered  (LXX  BctQcid),  wofür  Onk.  »"jan 
wie  für  ^'^'^  (V.  7),  Trg.  Jer,  aber  Elusa  setzt,  Gildemeisler  aber 
(ZDPV.  XIV.  82)  auf  eine  Ortschaft  g4>L.,  südl.  von  Ghazza,  u.  Wellh. 

(Sam.  213)  auf  BriQÖdv  {Lag.  On.i  299,  74.  145,  3),  xwfii?  iv  ty 
rsQaQiniKjj  verweisen  wollte.  Zu  Hieronymus  Zeit  (im  Onom.  unter 
Barad)  zeigte  man  noch  einen  Hagarbrunnen;  eine  bedeutende  Strecke  südl. 
von  BeerSeba  in  Muweilih,  einer  Hauptstation  der  Karawanenstrasse 
{Russegg,  R.  III.  66.  246;  Rob.  Pal.  I.  315),  bringen  die  Beduinen 
noch  immer  sowohl  die  Quelle  daselbst  als  auch  eine  in  der  Nähe  be- 
findliche Felsenwohnung  (Beit  Hagar)  mit  der  Hagar  in  Verbindung 
{Rowlands  bei  Ritter  XIV.  1086;  ZDMG.  I.  175  f.).  —  V.  15  f.  ISmael 
wird  im  Vaterhaus  geboren,  als  Abr.  86  Jahre  alt  war  (so  dass  I§m. 
bei  Einfuhrung  der  Beschneidung  17,  Iff.  13  Jahre  hatte),  vgl.  12,  4 
u.  16,  3.  Die  Verse  sind  aus  A  wie  auch  N^p«!  V.  15  im  Gegensatz 
gegen  V.  11  ausweist. 


Gen.  17.  257 

3.   Der  Bund  Gottes  mit  Abram,  die  Einsetzung  der  Beschneidung 
und  die  Verheissnng  des  Isaac,  Gap.  17;  nach  A. 

Dreizehn  Jahre  nach  iSmael's  Gehurt  erscheint  Gott  dem  Ahr., 
verheisst  ihm  grosse  Nachkommenschaft,  ändert  d^mgemäss  seinen  Na- 
men, sichert  ihm  u.  seinen  Nachkommen  Kenaan  zu  u.  schliesst  mit 
ihm  einen  Bund  für  alle  Zeiten,  womach  er  sein  u.  seiner  Nachkom- 
men Gott  sein  will  V.  1 — 8.  Als  Bundeszeichen  ordnet  er  die  Be- 
schneidung an  9 — 14.  Dieser  Bund  soll  aber  nur  die  Nachkommen 
des  Sohnes  umfassen,  den  Sarai  ihm  gebären  wird;  sie  soll  Stamm- 
mutter des  Bundesvolks  werden  u.  erhält  ebenfalls  einen  andern  Namen 
15 — 22.  Nach  dieser  Erscheinung  Gottes  nimmt  Ahr.  sofort  die  Be- 
schneidung in  seinem  Hause  vor  23 — 27  (An.).  So  schreitet  die  Cp.  15 
angeknüpfte  Entwicklung  ihrem  eigentlichen  Ziele  zu,  aber  dem  Ahr., 
der  in  iSmael  den  Erbsohn  zu  haben  glaubte,  ist  damit  eine  neue 
Glaubens-,  Geduld-  u.  Gehorsams-Probe  aufgelegt.  —  Umfassender  er- 
scheint die  Bedeutung  dieses  Stücks,  wenn  man  es  in  seinem  urspr. 
Zusammenhang,  unabhängig  von  der  durch  R  ihm  gegebenen  Stellung, 
betrachtet  Däss  näml.  der  hier  V,  2  fr.  als  etwas  ganz  neues  einge- 
führte Bund  von  einem  andern  beschrieben  sein  muss  als  der  Bund 
Cp.  15,  ist  leicht  deutlich,  wie  weiterhin  wieder  die  Verheissung  Isaac's 

18,  9fF.  so  lautet,  als  wäre  17,  15  ff.  gar  nicht  vorausgegangen.  Cp.  17 
ist  ein  unverändert  erhaltenes  Stück  des  A,  welches  in  dessen  späteren 
Berichten  vorausgesetzt  wird  (21,  2.  4.  28,  4.  35,  12.  Ex.  2,  24.  6, 
3  f.  Lev.  12,  3),  u.  sowohl  in  seinen  sachl.  Eigen thümlichkeiten,  wie 
„der  Verheissung  von  Völkern  V.  4  f.  16,  u.  von  Königen  u.  Fürsten 
6.16.  20,  den  Zeitangaben  1.  17.  24f.%  der  Ähnlichkeit  des  Bundes  mit 
dem  9,  9flP.  beschriebenen,  als  „in  der  grossen  Breite  der  Schreibart 
u.  in  der  Sprache  zB.  Elohim,  El  Schaddai  V.  1,  mn«  u.  b'^'^j»?  8, 
nj)?»?  12  f.  23.  27,  i'^^in  u.  «'^»a  20,  ^?3n?  12.  27,  o^y  23.  26,  ^st-l^s 
10.  12.  23,  naji  n^s  20,  >i'^'?a  )'ni  u.  t»*^)?*?  2.  7.  19.  21,  Zusammen- 
setzungen mit  fiVia^  7.  8.  13.  19,  du  m.  dein  Same  nach  dir  7 — 10. 

19.  tanViV  7.  9.'  12,  'ai  njn'jsaj  14,  auch  )9jji  75»  8,  t»ö  ■»«»   2.  6. 
.-  20  u.  a.,  s.  zu  V.  20.  23"  {Kn.)  die   unverkennbaren  Zeichen  seines 

Ursprungs  an  sich  trägt,  u.  nur  in  rf;"*  V.  1  die  Hand  des  R  aufweist. 
Dieser  A  hat  aber  bis  jetzt  aus  dem  Leben  Abram's  nur  äussere  That- 
sachen  (12,  4  f.  13,  6.  11  f.  16,  3.  15  f.),  nichts  über  sein  Verhältniss 
zu  Gott  gemeldet;  alles  in  dieser  Beziehung  zu  sagende  hat  er  auf 
Cp.  17  zusammengedrängt,  wo  die  erste  Gotteserscheinung  u.  die  Fülle 
seiner  Verheissungen  ihm  entgegenkommt.  Es  ist  das  bei  A  ein  Er- 
eigniss  einziger  Wichtigkeit  Mit  Ahr.  gieng  damals  Gott,  im  bestimmten 
Hinblick  auf  Isaac  u.  Israel,  das  besondere  Verhältnis  förmlich  ein,  auf 
welchem  alles  weitere,  auch  der  ganze  Mosebund  ruht,  u.  seit  dem 
Noabbund  mit  der  Menschheit,  an  welchen  dieser  Bund  als  ein  weiteres 
Stadium  in  der  Entwicklung  des  göttl.  Rathschlusses  sich  anreiht,  hat 
er  nichts  an  Bedeutung  ähnliches  zu  melden  gehabt  Vom  Bewusst- 
sein  der  Wichtigkeit  dieses  Vorgangs  ist  auch  seine  Darstellung  ge- 
tragen. Der  Bund  aber  ist,  wie  auch  sonst  bei  A,  nicht  blos  eine 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  17 


258  Gen.  17. 

feierl.  Zusicherung  seitens  Gottes  (wie  Gp.  15),  sondern  die  Herstellung 
eines  gegenseitigen  Verhältnisses,  in  dem  beide  Theile  Pflichten  über- 
nehmen. Im  Detail  seiner  Ausführungen  hat  er,  wie  gewöhnUch,  von 
richtigen  Erinnerungen  an  das  höhere  Alterthum  sich  leiten  lassen. 
Zu  diesen  gehört  nicht  bloss  der  Gottesname  El  Schaddai,  sondern  in 
gewissem  Sinn  auch  die  Zurückverlegung  der  Beschneidung  in  die 
Kreise  der  Erzväter  (vgl.  noch  21,  4  u.  34,  13  ff.).  Freilich  ist  die 
Beschn.  bei  den  Isr.  noch  nicht  in  Äg.  (Ex.  4,  25  f.),  sondern  regelmässig 
erst  in  Kenaan  (Jos.  5,  2  f.  8  f.)  durchgeführt  worden,  u.  insofern  nimmt 
hier  A  spätere  Zeiten  voraus.  Andererseits  weist  aber  doch  das  Vor- 
kommen derselben  bei  sämmllichen  mit  der  Terach-Wanderuug  zu- 
sammenhängenden Völkerkreisen  u.  den  Kenaanäem  (nicht  aber  bei  den 
Babyloniern  u.  Assyrern,  auch  nicht  bei  den  Philistern)  auf  eine  vor- 
mosaische Verbreitung  derselben  hin,  u.  insofern  hat  A  einen  geschichtl. 
Anhaltspunkt  für  seine  Darstellung.  Dass  aber  die  Auffassung  der  Beschn. 
als  eines  Bundeszeichens  erst  vom  babyl.  Exil  an  möglich  geworden  sei 
{Lag.  Sym.  I.  117,  GGN.  1889  S.  321;  WL  I.  365;  Stade  G.*  L 
111;  Kuen,  0.^  I.  206),  könnte  mit  einigem  Schein  von  Wahrheit 
nur  dann  behauptet  werden,  wenn  erwiesen  wäre,  dass  sie  auch  bei 
den  übrigen  Kenaanäem  ebenso  regelmässig  u.  als  religiöser  Brauch 
am  achttägigen  Kind  durchgeführt  war,  wie  bei  den  Isr.,  aber  das 
ist  nicht  zu  erweisen;  umgekehrt  zeigen  Stellen^  wie  Jer.  4,  4.  9,  24 f. 
Dt  10,  16.  30,  6.  Ez.  44,  7.  9,  dass  schon  früher  die  Beschn.  als 
äusseres  Zeichen  der  Zugehörigkeit  zum  Jahvevolk  galt.  Sie  war  schon 
vor  dem  Islam  bei  den  Arabern  in  Übung  (Scharastani  v.  Haarbr.  II. 
354;  s.  auch  ZDMG.  XLI.  718);  „bes.  wird  das  von  den  ISmaeUlen 
ausgesagt  (Jos.  ant.  1,  12;  2;  Orig.  ad  Gen.  1,  14;  Eus.  pr.  ev.  6,  11), 
von  den  Saracenen  (Sozom.  h.  e.  6,  88),  den  Sabäem  (Philost.  h.  e. 
3,  4),  von  allen  diesen  nebst  den  Samariern  u.  Idumäern  (Epiph.  adv. 
haer.  1,  33).  Das  AT.  deutet  auch  auf  das  Lotvolk  sowie  auf  die 
Edomiter  (Jer.  9,  25)  hin"  (Kn,),  obwohl  die  späteren  (nabatäischen) 
„Idumäer  erst  durch  Hyrcan  (Jos.  ant.  13,  9,  1)  u.  die  Ituräer  durch 
Aristobul  zur  Beschneidung  (Jos.  ant  13,  11,  3;  vit  23)  gebracht  wur- 
den" (Kn,),  Ursprünglich  scheint  sie  ihre  Heimath  in  Afrika  bei  den 
Äthiopen  u.  Ägyptern  (Jer.  9,  25)  gehabt  zu  haben,  von  denen  sie 
vde  die  Kolchier,  so  auch  die  Phöniken  u.  paläst  Syrer  angenommen 
haben  sollen  (Her.  2,  104;  vgl.  Diod.  Sic.  3,  31);  ein  geschichtl.  Zu- 
sammenhang der  Beschn.  der  asiat  Völker  mit  der  ägyptischen,  viel- 
leicht durch  die  Hyksos  vermittelt,  darf  mit  Sicherheit  behauptet  wer- 
den. Dass  jedoch  in  Äg.  wrie  die  Priester  so  alle  Männer  beschnitten 
waren,  ist  (trotz  Ebers  Äg.  278  ff.,  Lagarde  u.  a.)  noch  nicht  er- 
wiesen, u.  jedenfalls  wurde  die  Beschn.  bei  ihnen  erst  zwischen  dem 
6.  u.  14.  Lebensjahr  vollzogen,  virie  wohl  auch  bei  den  andern  Völkern. 
Sonst  vgl  Win.^  l.  156ff.;  Ew.  A.»  120ff.,  fii.  HWB.  168ff.;  über 
ihre  Bedeutung  s.  zu  Lev.  12,  3.  Wie  allgemein  u.  tief  eingewurzelt 
die  Sitte  bei  den  Isr.  schon  frühe  vnirde,  sieht  man  theils  aus  der 
nationalen  Verachtung  der  unbeschnittenen  Philister  (Jud.  14,  3.  15,  18. 
1  S.  14,  6.  17,  26.  36.  2  S.  1,  20),  theils  aus  der  bildl.  Anwendung 


Gen.  17,  1.  259 

von  hy^  Ex.  6,  12.  30.  Jer.  6,  10.  Lev.  26,  41,  n\y^  Lev.  19,  23.  Dt. 
10,  16  u.  a.  —  Übrigens  benutzt  A  den  Ort  hier  dazu,  das  vollständige 
Gesetz  über  die  Beschn.,  wie  sie  unter  den  Isr.  gelten  sollte,  darzu- 
stellen; er  kommt  später  nicht  mehr  darauf  zurück,  sondern  setzt  es 
Lev.  12,  3  voraus. 

V.  1.  Die  Zeitbestimmung  war  theils  durch  21,  5,  theils  durch 
17,  25  vgl.  mit  16,  16  gegeben,  nirt^]  für  Eiohim  rührt  von  R  her 
(vgl.  21,  l''),  welcher  die  Identität  des Viirf«^  der  voiliergehenden  Stücke 
mit  dem  tj'^rflJN  der  folg.  Erzählung  andeuten  wollte,  vgl.  zu  2,  4*»  (An.); 
dagegen  wird  die  ürsprünglichkeit  von  ':ii  »-y^^,  durch  V?»»,^  V.  22  (vgl. 
35,  9  ff.)  geschützt,  u.  die  Altersangabe,  obwohl  V.  24  wiederkehrend, 
hat  als  Gegensatz  zu  16,  16  hier  ihren  guten  Sinn.  A  „hat  auch 
Gotteserscheinungen  (35,  9.  48,  3.  Ex.  6,  3);  sie  sind  aber  bei  ihm 
selten  u.  immer  einfach.  Die  hier  ist  die  erste  bei  ihm"  {Kn.\  Gott 
kündigt  sich  an  als  "»^ttJ  hn  u.  setzt  damit  diesen  Namen  zum  Gottes- 
namen des  Väter-Bundes  ein;  er  kehrt  bei  A  wieder  28,  3.  35,  11. 
48,  3.  Ex.  6,  3;  sonst  Gen.  43,  14.  49,  25;  vgl.  zu  Ex.  6,  3.  Über 
die  Bedeutung  des  ^tv  gibt  es  keine  sichere  Überlieferung.  Das  Trg. 
behält  -»1»  ^K  bei;  die  LXX  geben  in  Gen.  u.  Ex.  6  ^eog  (lov,  ßov, 
avTwv,  in  Num.  24,  4.  16.  Jes.  13,  6  &s6g,  in  Ps.  68,  15.  91,  1  6 
ircovQavLog  (d^sog  rov  ovQavov\  in  Ez.  10,  5  ^aööccl^  im  Ijob  9— 

10  mal  zvQLogy  14 — 15  mal  TtccvroxQarcoQi  ebenso  Pe^.,  wo  sie  nicht 
•^T»  hn  belässt  (Gen.  Ex.),  setzt  dafür  l«!,)  (Num.  Ps.,  Ij.  12  mal)  oder 
Ul^  (Joel.  1,  15.  Jes.  13,  6.  Ij.  6,  14),  oder  iJUia-.  (12  mal  in  Ij.); 
von  Aquila  an  (obgleich  er  nach  Hieron.  Ep.  136  auch  akKi(wg  gehabt 
haben  soll)  kommt  dann  kavog  auf  (Sym,  Theo.,  in  den  hexaplar. 
Einsätzen  der  LXX  zB.  Ruth  1,  20  f.  Ij.  21,  15.  31,  2  u.  ä.);  Vulg. 
gibt  omnipotens  (wie  ab  u.  zu  wohl  auch  Theod,  laxvQog  s.  Gen. 
43,  14.  48,  3.  Ex.  6,  3  bei  Field).  Unter  diesen  Umständen  könnte 
man  zweifeln,  ob  die  mass.  Aussprache  '^!iio  alt  überliefert,  oder  erst 
mit  Rücksicht  auf  die  Deutung  txavog  d.  h,  w  u.  "^r  =  avrciQxrjg 
(auch  bei  Saad.,  Rai.  u.  a.  Rabb.;  noch  von   Valeton  in  ZATW.  XU. 

11  f.  empfohlen)  zurechtgemacht  sei  {AGeigr,  Nöld.  in  MBAW.  1880 
S.  775;  ZDMG.  XL.  736;  XLH.  481).  Aber  die  von  Nöld.  vorge- 
schlagene Aussprache  u.  Deutung  "^n»  oder  "^iw  mein  Herr  (i»  =  arab. 
sajjid;  vgl  aber  zu  iiö  auch  ass. ^Idu  hei  Sehr,  KAT.^  i60;  Del. 
Par.  153)  ist  wegen  Gen.  17, 1.  35, 11  («^-tw  im  Munde  Gottes)  u. 
weil  ^i'o  niemals  in  der  Anrede  Gottes  vorkommt,  unannehmbar.  Die 
Deutung  der  Hohe  von  ass.  äadü  {FdDeL  Prol.  96;  ZKSF.  IL  291  ff.) 
beruht  auf  einer  nicht  blos  dem  Hehr,  fremden,  sondern  auch  im  Assyr. 
unerwiesenen  {Hai.  in  ZKSF.  H.  405  ff;  Jensen  in  ZA.  L  251)  Be- 
deutung  von  niw  als  hoch  sein.  Ableitungen  von  dem  aram.  )^,  wie 
BlitzeS')Schleuderer  (SSchmid,  Deyl.)  oder  (Regen-) 6^ie««er  (Chey.^ 
zu  Jes.  13,  6)  führen  völlig  aus  der  Analogie  der  andern  hbr.  Gottes- 
namen heraus,  u.  sind  um  nichts  brauchbarer,  als  die  von  den  Syrern 
(nach  aram.  ma^o^)  ausgedachte  Deutung  Deus  promissionum  (PSmiih 
thes.  L  161),  mit  welcher  Lag.  (Mitth.  IlL  71;   Nom.  188  u.  Reg. 

17* 


260  Gen.  17,  1—4. 

68)  seine  Auffassung  von  wi»^*  als  Deus  slator  promissorum  stützen 
wollte.  Man  wird  dem  nicht  entgehen  können,  "^"^w  mit  der  "/^  "nu; 
zusammenzubringen  (Joel  1,  15),  muss  es  aber  dann  nicht  Verumster 
{Duhm  Th.  d.  Prof.  303;  WL  G.  L  359)  deuten,  da  auch  m«  (vgl. 
^v)  nicht  urspr.  zerstören,  verumsteriy  sondern  vergewaltigen  bedeutet; 
vielmehr  kommt  man  auf  der  Gewalt  Übt,  der  Allgewaltige  (LXX 
Vulg,),  Das  •*—  oder  *»-  (wenn  schon  urspr.  "»i^  gesprochen  wurde) 
ist  dann  entweder  die  Adjectivendung  {Ew.  164;  Olsh.  216*),  nicht 
aber  als  Aramaismus  {Bäthg.  Beitr.  294)  zu  erklären;  oder  aber  dient 
es  zur  Bildung  des  Abstr.  Allgewalt  {Stade  §  301).  Passend  wäre 
auch  ein  Steiger ungsadjectiv  von  nnw  {Ew,  155®),  wenn  man  eine 
y  nnw  «==  Ti»  annehmen  dürfte.  Durch  *»?»  ist  V»  in  ähnlicher  Weise 
näher  bestimmt  wie  14, 18  (21,  33.  33,  20.  35,  7).  Dass  es  ein 
alter  Gottesname  ist,  bezeugt  49,  25;  damit  zusammengesetzte  Perso- 
nennamen finden  sich  Num.  1,  6.  2,  25.  1,  5.  2,  10.  Hier,  wo  Gott 
so  Grosses  zu  leisten  verspricht  (2.  5 — 8.  16),  ist  Selbstankündigung 
desselben  als  dessen,  der  über  alles  Gewalt  hat  (vgl.  18,  14),  beson- 
ders treflTend.  —  Nach  der  Selbstankündigung  spricht  er  die  Forderung 
aus,  welche  in  dem  Bunde  an  Abr.  gestellt  wird  (vgl.  9,  8).  Sie  be- 
steht nicht  aus  einer  Reihe  von  Gesetzen,  wie  im  Mosebund,  sondern 
den  Anfängen  gemäss  u.  gegenüber  von  dem  einzelnen  Mann  ist  es  eine 
einzige,  aber  grundlegende  Forderung:  wandle  vor  mir  d.  h.  unter 
meinen  Augen  (im  Gegensatz  gegen  den,  der  sich  Gott  entzieht)  u.  im 
Bewusstsein  meiner  Gegenwart,  im  Aufsehen  auf  mich  (24,  40.  48,  15. 
Jes.  38,  3),  immerhin  noch  verschieden  von  „wandeln  mit  Gott*'  (5,  22. 
6,  9)  und  sei  vollständig  d.  h.  hier  doch  nicht  blos  aufrichtig  u.  un- 
getheilf  mit  Gott,  sondern  in  sittl.  Beziehung  untadelig,  unsträflich 
(6,  9).  Auf  goltesfürchtigen  rechtschaffenen  Wandel  lautet  die  von  ihm 
zu  übernehmende  Bundespflicht;  eine  andere,  besondere  wird  V.  10 ff. 
folgen.  —  V.  2.  Unter  dieser  Bedingung  gewährt  (9,  12.  Num.  25,  12) 
Gott  seinen  Bund  (vgl.  9,  9  ff.),  u.  verheisst  seinerseits,  zunächst  ganz 
allgemein,  den  Mann  gewaltig  (7,  19)  zu  mehren,  vgl.  12,  2.  —  V.  3. 
Abr.  (Slli  auf  sein  Antlitz,  um  ehrfurchtsvollen  Dank  für  die  göttl.  Gnade 
auszudrücken  (Ruth  2,  10.  Lev.  9,  24),  richtet  sich  aber  nachher  wie- 
der auf,  wie  V.  17  zeigt  {Kn.).  —  V.  4  ff.  Darauf  entwickelt  ihm 
Gott  in  weiterer  Rede  genauer  Wesen  u.  Inhalt  des  Bundes,  u.  zwar 
zunächst  bis  V.  8  das,  was  Gott  leisten  will,  oder  die  Verheissung. 
•^a»]  voraufgeslellt  zur  Hervorhebung,  gegenüber  von  rit^»)  V.  9.  Kraft 
des  Verhältnisses,  das  fortan  zwischen  ihm  u.  Gott  bestehen  soU^  wird 
Abr.  zum  Vater  einer  Völkermenge  werden.  „Von  Abr.  werden  ausser 
den  Isr.  noch  andere  Völker  abgeleitet  Cp.  25.  36,  u.  grosse  Nach- 
kommenschaft galt  als  göttl.  Segen  des  Gottgefälligen  (24,  60.  48,  16. 
19.  Ps.  128.  Qoh.  6,  3).  a»]  för  "»a»  wegen  des  Namens  Abraham 
gewählt,  auch  sonst  in  Eigennamen,  wie  o-ÜJtöa«,  ^imk,  u.  a.*'  {Kn.). 
Zu  ö?i*  vgl.  35,  11  auch  bei  A  (aber  b'^»?  48,  4).  Das  seltene  Wort 
rön  (eig.  Getümmel),  woför  35,  11.  48,  4.  28,  3  ^np,,  ist  gewählt 
mit  Beziehung  auf  die  Deutung  des  anja»  V.  5.  Es  wird  näml.  sein 
Name  in  Abraham  umgeändert,  weil  in  dieser  Aussprache  das  en  von 


Gen.  17,  4—9.  261 

•j-ittn  durchklingt.  Das  ist  aber  blosses  Lautspiel  (nicht  Etymologie) 
zur  Anknüpfung  jenes  Gedankens  an  den  Namen  (vgl.  29,  32).  Ein 
Wort  Dn^^  in  der  Bedeutung  Menge  ist  nicht  belegbar;  an  das  im 
Qamus  genannte  ruhdm  (numerus  copiosus)  hat  Vrf.  nicht  denken 
können.  Textverstummlung  (Hai.  RB.  XI  in  REJ.  XV.  177  f.,  der 
*ia»^  für  a»^  herstellen  will:  „chef  d'une  multilude*')  ist  gerade  an 
dieser  Stelle  völlig  unw^ahrscheinlich.  Ob  nn^a«  die  ursprüngliche  {Ew, 
G.^  I.  465;  Stade  in  ZATW.  I.  349)  u.  n^a«  die  zusammengezogene 
u.  hebraisirte  Form,  oder  umgekehrt  on^a»  erst  aus  B-na«  erweitert  ist? 
Da  Dn*;  =  ^'^^  weder  im  Hbr.  noch  sonst  zu  belegen  ist,  so  ist  das 
erstere  wahrscheinlicher.  Deutbar  ist  aber  ön^^a«  nicht,  u.  könnte 
höchstens  durch  die  arab.  Kunja  Abu  Ruhm  (Nöld.  in  ZDMG.  XLII. 
484)  erläutert  werden;  dagegen  fi^a»  könnte  hoher  Vater,  oder 
wenn  es  Q^'^a«  (Num.  16,  Iff.  Dt.  11,6.  1  R.  16,34)  gesprochen 
würde,  Vater  des  Ram  oder  Vater  ist  der  Hohe  (ßäthg.  Beitr. 
155  ff.)  bedeuten,  vgl.  den  ass.  Mannsnamen  Abu-ra-mu  {Sehr.  KAT.^ 
200).  Mit  ax  als  erstem  Glied  gebildet  reiht  sich  art^a«  u.  a^a« 
den  vielen  andern  ähnlich  gebildeten  Personennamen  einfach  an; 
als  ein  Gottesname  (Nöld.)  wäre  a^a«  ohne  Analogie  bei  den 
Semiten.  —  Abraham  also  soll  fortan  als  der  höhere  oder  Bundes- 
Name  gelten  (wie  Israel  35,  10  statt  hcoh).  Übrigens  trifft  diese 
Umnamung  hier  um  so  passender  zu,  als  damals  zugleich  die  Be- 
schneidung eingeführt  wurde  u.  „mit  der  Beschn.  die  Hebräer  die 
Namengebung  verbanden  (21,  3  f.  Luc.  1,  59.  2,  21),  ebenso  die 
Perser  nach  Tavemier  R.  L  270;  Chardin  Voy.  X.  76'*  (An.), 
7|totq-nK]  4,  18.  njn:?]  42,  10.  Nur  bei  A  lautet  die  Verheissung  immer 
auf  eine  Mehrzahl  von  Völkern  (V.  16.  20.  35,  11.  48,  4.  28,  3,  da- 
gegen bei  den  andern  auf  die  Einzahl  12,  2.  18,  18.  46,  3),  ebenso 
ist  ihm  die  Hervorhebung  von  Königen  u.  Fürsten  unter  den  Nach- 
kommen eigenthümlich  (V.  20.  25,  16.  35,  11.  36,  31),  Kn.  —  V.  7. 
„Diese  verheissenen  Nachkommen,  welche  indess  V.  19.  21  näher  be- 
stimmt werden,  soll  der  Bund  mit  umfassen,  u.  soll  ein  Bund  der 
Ewigkeit  sein,  für  alle  Zukunft  bestehen.  a^^^'^V]  nach  den  einzelnen 
auf  einander  folgenden  Generationen  derselben,  s.  zu  Ex.  12,  14.  For- 
meln dieser  Art  liebt  A  (8,  19.  10,  5.  20.  31  f.).  zu  sein  dir  Gott] 
d.  h.  der  Bund  besteht  darin,  dass  ich  El  Schaddai  dir  u.  deinen  Nach- 
kommen Gott  u.  somit  Gegenstand  religiöser  Verehrung  (28,  21),  so 
wie  Herr,  Leiter,  Beschützer  u.  Beglücker  bin  (Ex.  29,  45.  Lev.  11,  45. 
22,  33.  25,  38.  26,  45  u.  ö.);  Abraham's  Nachkommen  sollen  Gott 
zum  Volk  sein  d.  h.  ihm  als  Verehrer,  Knechte  u.  Schützlinge  ange- 
hören (Ex.  6,7.  Lev.  26,12.  Dt.  26,  17  ff.  29,12  u.  ö.);  es  soll 
zwischen  ihnen  ein  Verhältniss  näherer  Angehörigkeit  bestehen"  (Kn.)  — 
V,  8.  Dazu  kommt  noch  die  Verheissung  des  Besitzes  des  Landes  Ken. 
(15,  18  ff.  13,  15.  12,  7),  bei  A  hier  zum  erstenmal,  das  Land  deines 
Wanderlebens]  „worin  du  als  ^a  Fremder  dich  aufhältst,  vgl.  28,  4. 
36,  7.  37,  1.  47,  9.  Ex.  6,  4"  (Kn,)  —  V.  9—14.  Die  Beschneidung 
als  Bundeszeichen.  V.  9.  „Aber  auch  Abr.  hat  ausser  der  allgemeinen 
Verpflichtung  V.  1  eine  besondere  rituelle  Bundesleistung  zu  erfüllen; 


262  Gen.  17,  9—15. 

sie  wird  durch  ein  besonderes  ^««.^  eingeführt"  {Kn.).  mp»]  gegen 
•^3«  V.  4.  —  V.  10,  leschnilten  werden  euch  alles  Männliche/  (Ew. 
828^)  d.  h.  beschn.  werde  euch  jede  männl.  Person!  Darin  soll  der 
Bund,  näml.  nach  seiner  äusseren  Seite,  bestehen;  die  Beschn.  soll  das 
äussere  Zeichen  des  Bundes  sein  V.  11  (vgl.  31,  44  Kn.).  Olsh.  ver- 
muthet  T"**?^  ^^^  ^^"^  als  urspr.  Lesart  i^w'n]  "»»»»i  LXX;  dann  müsste 
aber  folgerecht  auch  "p'^ai  (für  tja-^j-^ai)  stehen.  Soll  'n»  ^nt  i'^a'j  nicht 
überflüssig  sein  (KS.),  so  müssen  mit  ihr  Abr.  u.  die  lebenden  Mit- 
glieder seines  Hauses  (V.  230".)  gemeint  sein.  —  V.  11.  Und  zwar, 
näher  bestimmt,  solll  ihr  heschnilten  werden  in  Ansehung  des  Fleisches 
(vgl.  zum  Acc,  3,  15)  eurer  Vorhaut,  o.irh'oi]  Niph.  perf.  beim  ) 
consec.  für  önlp»?3  (Ew.  234«;  Ges.  67  A.  Ü;  König  I.  344)  von 
)>\<Qz=h^y3,  —  V,  12  f.  Zwei  neue  Bestimmungen.  „Acht  Tage  alt 
soll  jedes  männl.  Kind  beschnitten  werden.  Dies  war  bei  den  Isr.  die 
gesetzlich  gebotene  (Lev.  12,  3)  u.  gewissenhaft  eingehaltene  Zeit 
(21,4.  Luc.  1,  59.  2,  21.  Phil.  3,  5;  Jos.  anL  1,  12,  2);  anders  bei 
den  Arabern,  s.  V.  25'^  (k'n.).  Sodann  soll  die  Beschn.  auch  auf  alle 
Sklaven  ausgedehnt  werden,  mögen  diese  Hausgebome  (14,  14)  oder 
um  Geld  Gekauftes  (Ex.  12,  44)  sein,  ^sn?]  im  PenU  noch  V.  27. 
Ex.  12,  43.  Lev.  22,  25.  «'»n]  wie  7,  2.  'übrigens  dürfte  V.  12^  rich- 
tiger mit  13  verbunden  werden  (Del).  —  V.  14.  Endlich  wird  noch 
Ausrottung  auf  die  Unterlassung  der  Beschn.  gesetzt,  näml.  für  die  im 
Bund  stehenden  Nachkommen  Abraham's,  die  Isr.,  nicht  die  andern  (wie 
iSmael.),  weil  solche  Unterlassung  Bundesbruch,  auch  Geringschätzung 
Gottes  (Num.  15,  31)  war.  Die  Formel  selbige  Seele  wird  ausgerottet 
werden  aus  ihren  Volksgenossen  kommt  im  Gesetz  sehr  oft  vor  (Ex. 
12,  15.  19.  Lev.  7,  20flr.  23,  29.  Num.  9, 13.  15,  30  u.  ö.).  Sie  ist 
nicht  ein  Befehl  zur  Verhängung  der  Todesstrafe  durch  die  Obrig- 
keit (Kn.),  denn  das  hiefür  gebräuchliche  i^^^'^  ^'i»  wird,  wo  Todes- 
strafe bezielt  ist,  noch  daneben  gesetzt  (Ex.  31,  14  f.),  u.  die  Formel 
erscheint  in  vielen  Füllen,  wo  von  einer  Bestrafung  durch  die  Ge- 
meinde gar  keine  Rede  sein  kann,  sondern  sie  befiehlt  Ausstossung  aus 
der  Gemeinschaft  des  Geschlechts  (Cler.  JDMich.  Ilg,,  Stade  Ge.^  421  f.), 
u.  droht  göttliches  Einschreiten  zur  Wegraffung  des  Übelthäters  an, 
wie  aus  den  Varianten  Lev.  17,  9  f.  20,  3.  6  deutlich  ist  (Rai.  IE., 
Qi.  Ros.,  Saalschütz  M.R.  476;  Diestel  die  relg.  Delikte  in  JBTh.  V. 
29  7  ff.).  Übrigens  sind  die  ö"^»?  eines  Mannes,  gleichsam  die  verschie- 
denen Theile  seines  fi?,  in  dieser  u.  einer  andern  alten  Redensart 
(s.  25,  8)  seine  Stammesgenossen  u.  Verwandten,  Blutsverwandten  (vgl. 
Lev.  19,  16.  18);  die  Redeweise  stammt  aus  einer  Zeit,  wo  die  Ein- 
theilung  des  Volks  in  Stämme,  Geschlechter,  Familien  noch  lebendig 
war  (Ew.  A.^  419;  Krenkel  in  ZATW.  VIU.  284).  Gegen  die  Be- 
hauptung, dass  in  diesen  Phrasen  der  Plur.  eine  junge  Correctur  für 
den  Sing,  sei  (Diest.  298  f.),  s.  zu  Ex.  30,  33;  ebenso  wenig  ist  Grund, 
V,  14  für  einen  fremden  Zusatz  (Diest.  305  f.)  zu  halten.  Dagegen 
wäre  denkbar,  dass  •'a">town  di-^a,  was  LXX  Sam.  nach  "»^W  haben,  erst 
von  den  späteren  Soferim  getilgt  wurde,  "»»n]  Pausa  für  ^«  Ew. 
141^.  —  V.  15 — 21.    ümnamung  der  Sarai,  Verheissung  des  Isaac, 


Gen.  17,  15—23.  263 

Eröffnungen  über  iSmael  u.  Isaac.  V.  15  f.  ^'F\m  •'■nw]  nachdrücklich 
voraufgestellt,  durch  n  -;-  von  höu;  wieder  aufgenommen.  Sarai  soll  mit 
dem  Bundesnamen  n-ib  d.  i.  (Jud.  5,  29)  Fürstin  (von  ^te,  Sd^^cc 
LXX)  heissen.  Ob  "'^ito  nur  eine  veraltete  Form  desselben  Worts  mit 
■>—  (wie  im  Arab.)  ==  n—  sei  (Nöld.  in  ZDMG.  XL.  183.  XLÜ.  484), 
oder  ob  die  Hehr,  (wie  die  LXX  mit  Sciqcc)  die  W.  n-nfe  (32,  29)  darin 
durchhörten,  es  also  als  slreiibar^  kampflustig  auffassten  (vgl.  ■»:»»  u.  a.), 
ist  nicht  mehr  zu  sagen ;  die  Nichtbezeichnung  des  fem.  fiele  in  letzterem 
Fall  auf,  wäre  aber  möglich,  nicht  aber  wenn  "^-r  blosse  Adj.-Endung 
{Del.^  Ke.)  wäre.  Die  Deutung  "^r^fe  fröhlich,  n^fe  erfreuende  {Pfeiffer 
in  StKr.  1871  S.  145  ff.)  nach  arab.  sarra  verstösst  gegen  Laut-  u.  ßil- 
dungsgesetze.  Dass  n;b  u.  V«^to7  eigentlich  derselbe  Name  sei  (RSmith 
Kinship  30),  ist  eine  Bemerkung,  die  nicht  viel  fördert,  aber  immer 
noch  hörbarer,  als  der  Einfall  (Lag,  Arm.  St  162,  GGN.  1886  S.  565, 
Nom.  92ff.;  EMey,  in  ZATW.  VL  16),  dass  der  in  Petra,  Bostra  u. 
s.  verehrte  ndbatäische   Gott  Dusares  d.  h.  k^w  ii,  j^^äJI  «i  (s. 

über  ihn  JH  Mordtm.  ZDMG.  XXIX.  99  ff;  Wellh.  Skiz.  m.'W.;  Nöld. 
ZDMG.  XLL  711  f.;  Bäthg.  Beitr.  92 ff.)  ==  Gemahl  der  »"i«  d.h. 
Abraham,  u.  »rito  urspr.  der  Name  einer  Örtlichkeit,  nälier  „des  un- 
fruchtbaren Steingebirges"  (Lag.  Nom.  94)  gewesen  sei.  n-^ns^ai]  ')'»ns*iai 
LXX  Sam.  BJub.  Pe/.,  Trg,  Jer.  ist  Correctur  (Geig,  Urschr.  458), 
in  LXX  Pe^,  durch  den  Rest  des  V.  fortgesetzt.  —  V.  17.  Abr.  fällt 
nieder  aus  demselben  Grund  wie  V.  3.  Er  lachte,  nicht  aus  Freude, 
sondern  vor  Vervmnderung,  wie  seine  folg.  Worte  zeigen;  der  Name 
Isaac  soll  motivirt  werden  wie  18,  12  (C)  u.  21,  6  (B).  p^n]  Ges. 
100,  4.  n—  B«5]  Ew.  324^  Da  A  dem  Abr.  175  Lebensjahre  gibt 
(25,  5),  so  ist  Zeugung  im  99.  Jahr  an  sich  nichts  so  sehr  auffallen- 
des. Sind  also  die  Worte  von  pns'^i  an  ein  Emschub  {Ew.  G.'  l.  468)? 
Vergleicht  man  die  Proportionen  des  Zeugungs-  u.  Lebensalters  in  Cp. 
5.  11,  so  lässt  sich  die  Äusserung  doch  rechtfertigen.  Die  Altersan- 
gabe für  Sara  würde  man  ohnedem  ungern  entbehren,  auch  ist  Sara 
mit  90  Jahren  (vgl.  23,  1)  wirklich  alt  zum  Gebären,  u.  fiKö  (statt 
riKtt)  findet  sich  bei  ihm  auch  23,  1  (wenigstens  im  mass.  T.).  — 
y.  18.  Dem  Abr.  steigt  aber  nun  sofort  die  Besorgniss  auf  um  I§m., 
den  er  nicht  verlieren  möchte;  er  spricht  Gott  dieses  Anliegen  aus. 
T?iy  unter  deiner  Obhut  u.  Fürsorge,  wie  Num.  18,  19.  Jes.  53,  2. 
Hos.  6,  2  {ICn.).  —  V.  19.  Darauf  erklärt  sich  Gott  noch  bestimmter 
u.  beharrt  zunächst  auf  dem  bezüglich  des  Sohnes  der  Sara  gesagten: 
Va«  sicherlich,  gleichwohl  {Ew.  354*).  In  der  von  Isaac  abstammen- 
den Linie  werde  sein  Bund  mit  Abr.  sich  fortsetzen.  Isaac]  21,  3. 
tjVis?]  -f-  slvcci  avTc5  d-Bog  zal  LXX.  —  V.  20.  Aber  auch  bezüglich 
(19,  21.  42,  9)  lämaeFs  erklärt  Gott,  ihn  gehört  zu  haben,  u.  ver- 
heisst  ihn  zu  einem  grossen  Volk  mit  12  Stammfürsten  (25,  12  ff.)  zu 
machen.  Zu  "'^  •)? 5  vgl.  48,  4  bei  A.  —  V.  21.  Aber  der  Bundes- 
träger ist  u.  bleibt  der  von  Sara  auf  diese  Zeit  (3,  8)  im  andern  Jahr 
zu  erwartende,  vgl.  21,  2.  ^  V.  22.  ^s^i]  Subj.  ist  Gott,  vgl.  18,  33. 
Gott  ßhrt  zum  Himmel  wieder  auf,  von  dem  er  gekommen  war,  wie 
35,  13.   —   V.   23 — 27.     Die    Ausführung   der    göttl.    Anordnungen 


264  Gen.  17,  23—27. 

durch  Abr.  V,  23.  Pünktlich  gehorsam  beschneidet  er  am  seihen  Tag 
(7,  13)  alle  Mannsleute  seines  Hauses,  alles  Männliche  an  (7,  21)  den 
Leuten  seines  Hauses  d.  i.  Sklaven  15,  3  (Kn,).  —  V.  24.  ^Vferja] 
undeutlich,  ob  refl.  oder  pass.  —  V.  25.  „iSm.  wurde  in  einem  Alter 
von  13  Jahren  beschnitten.  Die  muhamm.  Völker  beschneiden  noch 
jetzt  ihre  Kinder  viel  später  als  die  Juden  (Ärvieux  merkw.  Nachr. 
III.  146);  als  die  gewöhnl.  Beschneidungszeit  bei  ihnen  bemerkt  das 
6.  bis  7.,  beim  Landvolk  das  12.  bis  14.  Lebensjahr  Lane  Sitt  L  48, 
das  6.  bis  10*®  Russell  NG.  v.  Aleppo  L  282,  das  7^  JH.  d'Ohsson 
ottom.  Reich  L  385,  das  8.  bis  10*«  Rauwolff  Reis.  L  85,  das  12 
bis  14*ö  Toumefort  R.  U.  431,  das  13.  bis  15*®  Lüdecke  türk.  Reich 
I.  241,  bei  den  Persem  das  5.  oder  6*®  Chardin  Voya.  X.  75,  vgl. 
V,  Schubert  II.  48.  Bei  den  Arabern  v^rird  von  Jos.  ant.  1,  12,  2  u. 
Orig.  ad  Gen.  1,  14  das  13*®,  von  Burckh.  Bed.  70  das  6.  oder  7. 
Lebensjahr  angegeben;  nach  Döbel  Wand.  IL  173  beschneiden  die 
Araber  in  Ägypten  die  Knaben  meist  erst  im  13.  Jahr.  Der  Koran 
schreibt  darüber  nichts  vor;  man  übt  dieBeschn.  als  alten  heil.  Brauch 
u.  bmdet  sich  nicht  an  eine  bestimmte  Zeit"  {Kn).  —  V.  26.  !5^»a] 
ist  das  von  ^Vto  aus  gebildete  Niph.  zu  ^'»ö  {Ew.  140*),  vgl.  V.  10  f. 
—  V.  27.    M»to]  zu  napto  bezogen,  vgl.  Lev.  27,  24. 


4.  Der  Besuch  der  Himmlischen  bei  Abraham  und  in  Sodom,  und  di« 
Zerstörung  Sodom's  und  Gomorrha's,  Cap.  18,  1 — 19,  28;  aus  C. 

Begleitet  von  2  Engeln  kehrt  Jahve  um  Mittag  im  Mamrehain  bei 
Abr.  ein,  nimmt  dessen  gastfreundliche  Bewirthung  an  u.  verheisst  ihm 
einen  Sohn  von  Sara,  welche  jedoch  ob  der  Verheissung  lacht  (18, 
1 — 15).  Auf  dem  Wege  nach  Sodom  u.  Gomorrha,  wo  er  über  die 
ruchlosen  Bewohner  eine  Untersuchung  halten  will,  eröffnet  er  dem 
mitgehenden  Abr.  dieses  Vorhaben,  lässt  sich  eine  Fürbitte  desselben 
gefallen  u.  sagt  zu,  er  wolle  nicht  verderben',  wenn  auch  nur  10  Recht- 
schaffene unter  den  Frevlern  sich  fänden.  Nach  dieser  Verhandlung 
scheiden  Jahve  u.  Abr.  von  einander  (18,  16 — 33).  Die  beiden  vor- 
ausgegangenen Engel  kommen  Abends  nach  Sodom,  werden  von  Lot 
gastfreundlich  aufgenommen,  von  den  Sodomiten  aber  mit  schmählicher 
Misshandlung  bedroht  (19,  1 — 11).  So  über  die  furchtbare  Sitten- 
losigkeit  der  Sodomiten  gewiss  geworden,  schicken  sie  sich  zur  Voll- 
streckung des  Strafgerichts  an,  bringen  aber  vorher  Lot  nebst  dessen 
Weib  u.  2  Töchtern  hinaus,  u.  weisen  ihm  auf  seine  Bitte  §oar  als 
Zufluchtsort  an.  Darauf  lässt  Jahve  Schwefel  u.  Feuer  auf  die  sün- 
digen Städte  regnen  u.  zerstört  sie  gänzlich  (19,  12 — 26).  Abr.  aber, 
als  er  Morgens  von  den  Höhen  aus  nach  Sodom  hinunterblickt,  sieht 
dicken  Qualm  dort  aufsteigen  (19,  27  f.).  —  Es  ist  das  eine  in  sich 
abgerundete  Erzählung  von  vollendeter  epischer  Kunst.  Von  Abr.  geht 
sie  aus,  zu  ihm  kehrt  sie  zurück;  auch  die  Katastrophe  im  Kikkar 
steht  in  Beziehung  zu  ihm.  Er  in  strahlender  sittl.  Schönheit,  ein  Ver- 
trauter Gottes,  dagegen  in  den  Städten  des  Kikkar  das  äusserste  sittl. 


Gen.  18.  265 

Verderben;  Gott  bei  ihm  zu  Besuch,  wie  Freund  bei  Freund,  Ver- 
heissungen  spendend,  Rathschlüsse  enthüllend,  dagegen  wider  die  Städte 
mit  Feuer  vom  Himmel  zum  Gericht  einschreitend:  durch  diese  Gon- 
traste  tritt  die  Würde  u.  Bedeutung  des  Gottesmanns  um  so  heller 
hervori  u.  die  Blicke,  die  hier  eröffnet  werden,  in  die  Gerechtigkeit  u. 
Barmherzigkeit  des  göttl.  Waltens  unter  seinen  Freunden  u.  Feinden, 
sind  für  Abr,  u.  seine  Nachkommen  eröffnet  (18,  19).  Der  Vrf.  ist 
ohne  Frage  derselbe,  dem  man  zB.  2,  4 — 3,  24.  11,  1 — 9  verdankt, 
mit  derselben  Schönheit  a  Durchsichtigkeit  der  Darstellung,  derselben 
Lebendigkeit  der  Zeichnung,  derselben  Gedankentiefe  u.  Fülle,  derselben 
naiven,  dem  Volksmund  gerechten  Vermenschlichung  Gottes;  auch  die 
Rückbeziehung  18,  18  auf  12,  2  f.,  sowie  die  Ausdrucksweise  im  ganzen 
u.  einzelnen,  lässt  ihn  wiedererkennen,  zB.  „Jahve  u.  Adonai  18,27. 
30  ff.  19,  18,  die  Wörter  ta-^an  19,  17.  26,  t\y,wi  18, 16. 19,  28,  ri)?»s 
18,  21.  19,  13,  nbVn  18,  25,  ö?fen  18,  32,  »a-rrsn  18,  27.  31.  19,  2. 
8.  19  f.,  -isiaya  18,  26.  29.  31  f.,  ^^b  19,  3.  9,  a:?*?  19,  4.  ^t^}>^\  19, 
21,  -^Vn»  18,  24.  28  ff.,  ^k^i?^  18,  2.  19,  1,  m  ni^  18,  13,  )r^9  "'s? 

18,  5.  19,  18,  ti»  18,  13.  23f.,  p?  19,  8,  w  18,  3f.  21.  30.  32. 

19,  2.  7.  18.  20  u.  ö.,  die  Formen  in  )^  18,  28—32  u.  ^»  für  n>» 
19,  8.  25,  die  Ausdrucksweisen  dein  Knecht  für  ich  18,  3.  5.  19, 
2.  19,  alle  Völker  der  Erde  18, 18,  sich  früh  aufmachen  am  Mor- 
gen 19,  2.  27,  sich  niederwerfen  zur  Erde  18,  2.  19,  1,  Gnade 
finden  18,  3,  Huld  thun  19,  19,  njh  ohne  t)x  18,  30.  32,  die  Dis- 
junctivfrage  18,  21,  ö-^ö;?  »"ia  18,  11.  Auch  ist  das  Verhältniss  der 
Erzählung  zu  dem  Bericht  19,  29  bei  A  u.  die  Verschiedenheit  zwi- 
schen 18,  12  u.  17,  17  zu  bemerken"  (Ä"n.).  Als  jüngere  Einsätze 
will  Wl.  XXI.  415  ff.  {Kuen.  0.2  I.  141;  Fripp  in  ZATW.  XII.  23  ff.) 
18,  17—19.  22^—33»  (auch  KS.  wenigstens  18,  17—19)  ausschei- 
den, u.  letzteren  Passus  aus  der  Zeit  des  Jer.  u.  Ez.  ableiten.  Aber 
sprachliche  Gründe  dazu  liegen  nicht  vor  (beachte  im  Gegentheil  '«s'naa 
18,  nicht  Hithp.),  u.  die  sachlichen,  reichen  nicht  aus.  Denn  dass  18, 
23  ff.  Abr.  anders  mit  Gott  redet,  als  V.  2  ff.,  ist  nach  dem  zu  V.  3. 
13  Bemerkten  nur  natürlich;  dass  auch  in  den  zweien  Gp.  19  Gott 
vdeder  gegenwärtig  ist,  ist  völlig  in  Übereinstimmung  mit  16,  11  ff.; 
über  die  Gerechtigkeit  u.  Barmherzigkeit  Gottes  hat  man  schon  vor 
Jer.  nachgedacht  {zB.  Gen.  20,  4);  über  die  Möglichkeit  der  Fürbitte 
für  Schuldige  s.  zB.  20,  7.  17.  Ex.  32,  11  ff.  Dagegen  ist  die  Eröff- 
nung Gottes  an  Abr.  18,  20  f.  ohne  V.  17—19  u.  23  ff.  vöUig  zweck- 
los u.  steht  in  der  Luft.  —  R  seinerseits  hat  das  Stück  an  dem  einzig 
passenden  Orte  eingefügt  Die  Verheissung  des  Sarasohnes  erscheint 
nun  als  eine  (gegenüber  den  Zweifeln  17,  17)  wiederholte  u.  durch 
Wiederholung  bekräftigte.  Im  übrigen  setzt  sich  hier  die  Prüfungs-  u. 
Erziehungsgeschichte  des  Mannes  fort:  wie  er  Gelegenheit  bekommt, 
seine  Gastfreundschaft  u.  seine  Menschenliebe  zu  bethätigen  u.  sich  da- 
durch des  göttlichen  Segens  aufs  neue  vsrürdig  zu  machen,  so  kann 
auch  das  vor  seinen  Augen  sich  vollziehende  Strafgericht  an  den  Städten 
auf  ihn  u.  durch  ihn  auf  seine  Nachkommen  nur  die  heilsamsten  Ein- 
drücke hervorbringen. 


266  Gen.  18,  1—4. 

V.  1 — 15.  Einkehr  der  Himmlischen  bei  Abr.  u.  Verheissung 
Isaac's.  „Man  vergleicht  aus  der  class.  Mythologie  die  Wanderungen 
der  Götter  unter  den  Menschen,  um  deren  Übermuth  u.  Frömmigkeit 
kennen  zu  lernen  (Hom.  Od.  17,  486  f.)  u.  die  gastfreundliche  Auf- 
nahme, welche  Jupiter  u.  Merkur  einst  bei  dem  bejahrten,  kinderlosen 
Ehepaar  Philemon  u.  Baucis  (Ovid.  meL  8,  626  ff.),  sowie  ein  ander- 
mal nebst  Neptun  bei  dem  bejahrten  Hyrieus,  der  zur  Belohnung  einen 
Sohn  erhielt,  fanden  (Palaephat.  incred.  5;  Ovid.  fast.  5,  494  ff.)*'  Kn. 
—  V.  1.  Jahve  erscheint  dem  Abr.  im  Mamrehain  (13,  18.  14,  13), 
während  dieser  am  (V.  10;  Ew.  204*)  Eingang  des  Zeltes  d.  h. 
aussen  vor  demselben  sitzt,  um  die  Hitze  des  Tages  d.  h.  die  Mittags- 
zeit (1  S.  11,  11.  2  S.  4,  5).  —  V.  2.  Aufschauend  sieht  er  3  Männer 
über  ihm,  dem  sitzenden,  also  vor  ihm  dastehen  (1  S.  22,  6),  immer 
noch  in  einiger  Entfernung.  Dieses  ihr  Stehenbleiben  war  aber  ein 
Warten,  ob  sie  eingeladen  würden  {Del,  nach  Daumas  Pferde  der  Sa- 
hara S.  195).  Er  eilt  ihnen  sofort  entgegen,  u.  macht  durch  Nieder- 
werfung die  übliche  Höflichkeitsbezeugung.  In  diesen  3  Männern,  von 
denen  einer  vor  den  andern  sich  auszeichnet  (V.  3  ff.),  ist  Jahve  gegen- 
wärtig (V.  1),  wie  in  Cp.  19  wieder  in  den  zweien.  Die  3,  u.  in  Cp. 
19  die  2  zu  streichen,  u.  durchaus  einen,  näml.  Jahve  dafür  herzu- 
stellen (Fripp  24 ff.),  ist  reine  Willkühr.  ^^  mit  fi^-^j?!?  wie  noch 
24,  17.  29,  13.  33,  4.  —  V.  3.  Gastfreundlich  ladet  er' sie  ein,  bei 
ihm  einzukehren.  Er  redet  einen  an,  nachher  V.  4  die  drei  zusam- 
men; das  erklärt  sich,  wenn  einer  davon  als  Hauptperson  auch  äusser- 
lich  kenntlich  war,  u.  ist  deshalb  die  Lesart  des  Sam.^  welcher  V.  3 
durchaus  die  2  p.  PI.  darbietet,  nicht  vorzuziehen.  Dagegen  ist  das 
mass.  Y"'»  (schon  im  Trg.)  falsch  u.  "^a'n»  zu  sprechen  (gegen  Tuch 
Kn,  Del.  Ke»;  Dalman  Adonai  S.  16,  welcher  umsonst  behauptet,  dass 
„der  Erzähler  Jahve  als  eine  Abraham  von  vom  herein  bekannte  Per- 
sönlichkeit auftreten  lasse'*).  Denn  wenn  er  gleich  zu  Anfang  in  den 
Fremden  eine  Gotteserscheinung  erkannt  hätte,  so  wäre  seine  Leistung 
keine  grosse  (welcher  Mensch  wird  dem  erschienenen  Gott  die  Ehre  ver- 
weigern!), u.  selbst  das  Anbieten  von  Speise  u.  Trank  sinnlos;  von 
einer  Prüfung  oder  Untersuchung  könnte  auch  keine  Bede  sein.  In 
Wahrheit  beginnt  die  Enthüllung  erst  im  Laufe  des  Gesprächs  (13), 
u.  der  Fall  liegt  geradeso  wie  Cp.  19,  wo  auch  erst  nach  geschehener 
Prüfung  die  Engel  als  solche  sich  zu  erkennen  geben  (V.  12  f.).  »a-n«] 
nicht:  o  dass  doch!  (Kn.),  sondern  «a  gibt  der  Bedingung  nur  eine 
leichte  Färbung;  Ges,  th.  richtig:  si  —  quod  oplo  magis  quam  sumere 
audeo  —  gratiam  inveni;  ebenso  24,  42.  33,  10.  47,  29.  50,  4.  Ex. 
33,  13.  34,9;  selbst  Gen.  30,  27,  obwohl  dort  der  Nachsatz  ausge- 
lassen ist  —  V.  4.  Er  wünscht  sie  zu  bewirthen.  njj;;]  es  mag  geholt 
werden;  die,  die  das  Wasser  holen,  braucht  er  nicht  zu  nennen.  „Man 
gieng  in  blossen  Sandalen;  das  Waschen  der  Füsse  war  bei  einge- 
kehrten Wanderern  nöthig  u.  fand  bes.  vor  der  Mahlzeit  statt  (19,  2. 
24,  32.  43,  24.  Jud.  19,  21.  2  S.  11,  8).  lehnet  euch  unter  dem 
Baum]  lasst  euch  in  der  Art,  dass  ihr  euch  auf  den  Arm  stützet,  unter 
ihm  nieder.     Man  lag  bei  der  Mahlzeit  (Am.  6,  4),  das  Sitzen  kommt 


Gen.  18,  4—11.  267 

aber  öfter  (zB.  27, 19.  Jud.  19,  6)  vor,  s.  Win.^  II.  48"  (An.),  n^] 
der  Sing,  ist  ganz  in  der  Ordnung,  da  3  Leute  sich  nicht  unter  meh- 
reren Bäumen  zum  Essen  lagern  werden;  also  ist  auch  nicht  daraus 
zu  folgern,  dass  '»  "^a'^»  V.  1.  13,  18.  14,  13  jüngere  Correctur  für 
'ö  TÜ5«  sei  {WL  in  Bleek  Einl.*  643;  Band.  Stud.  IL  224),  um  so 
weniger,  da  es  dann  nicht  'Vsa,  sondern  '»  ^«  (Dt  11,  30)  oder 
*H'ü9,  (Jud.  9,  6)  heissen  würde.  Dass  LXX  {Pei,)  überall  ÖQvg  im 
Sing,  geben,  geschah  mit  Rücksicht  auf  den  grossen  zu  ihrer  Zeit  dort 
noch  übrigen  Baum  (Jos.  b.  j.  4,  9,  7).  —  V.  5.  Bissen  Brod]  be- 
scheidener Ausdruck  für  das  reichliche  Mahl,  das  er  vorsetzen  will. 
stützet  euer  Herz]  erquickt  euch  mit  Speisen,  Ps.  104,  15.  Jud.  19, 
5.  8;  die  Speisen  selbst  sind  Stützen  der  Lebenskraft  Jes.  3,  1.  Lev. 
26,  26  („corporis  fulturae,  quibus  animus  sustinetur"  Plin.  ep.  1,  9) 
Kn,  )^''^9  *^i]  denn  deshalb  =  weil  nun  einmal,  Ges.  th.  682;  Ew. 
353»  (vgl.  19,  8.  33,  10.  38,  26.  Num.  10,  31.  14,  43).  —  V.  6—8. 
„Das  Mahl  wird,  da  man  hohe  Gäste  nicht  lange  warten  lassen  darf, 
sehr  schnell  bereitet;  es  besteht  in  Brodkuchen,  Fleisch,  Rahm  u.  Milch, 
u.  ist  ein  achtes  Beduinenmahl  {Lane  Sitt  II.  116),  aber  zu  Ehren 
der  Gäste  (s.  43,  34)  äusserst  reichlich,  beschleunige  3  Sea  Mehl, 
Feinmehl]  bringe  sie  schnell  herbei,  Jes.  5,  19.  1  R.  22,  9";  oder 
aber:  eile/  3  Sea  Mehl!  rtb]  Lev.  2,  1.  Kuchen]  kleine  runde 
Aschenkuchen,  die  auf  heissen  Steinen  gebacken  wurden  {Win.^  I.  95). 
Er,  der  Knecht,  eilte  es  (das  junge  Rind)  zu  machen  d.  h.  zu  bereiten. 
u.  er  gab  vor  sie\  trug  die  Speisen  auf  u.  setzte  sie  ihnen  vor,  vgl. 
24,  33.  Ex.  25,  30.  indem  er  selbst  vor  (V.  2)  ihnen  stehen  blieb] 
„sie  bediente  (Jer.  52, 12.  1  R.  10,  8).  So  ist  es  noch  jetzt  im  Mor- 
genland. Die  Scheiche  der  Araber  setzen  sich  nicht,  wenn  sie  ange- 
sehene Gäste  haben,  um  mit  ihnen  zu  essen,  sondern  bleiben  stehen, 
um  den  Gästen  aufzuwarten  {Shaw  R.  208;  Buckingham  Mesopot.  23; 
Seetz.  I.  400).  Von  den  Königen  der  Nal)aläer  berichtet  ähnliches 
Strabo  16,  4,  26.  u.  sie  assen]  was  sonst  die  Himmlischen  ver- 
weigern (Jud.  13,  16).  Nach  Jos.  ant.  1,  11,  2,  TgJon.,  Rai.  Qi. 
indess  sollen  sie  blos  zu  essen  geschienen  haben"  (Äh.).  —  V.  9  f. 
In  dem  angeknüpften  Gespräch  wird  die  Rede  auf  Sara  gelenkt,  weil 
Gott  ihr  einen  Sohn  ankündigen  will,  ü^^ki^^]  LXX  haben  unrichtig 
schon  hier  um  6L  'i^hk]  die  Oberpunktu'ung  von  ''''«  (vgl.  16,  5) 
weist  wohl  auf  eine  Lesart  "i^  (Hypeden).  njrt  nys]  um  die  Zeit  als 
eine  wiederauflebende  d.  h.  wann  diese  Zeit  wiederauflebt  {Ges.  th. 
470;  Ew.  337c)  d.  h.  übers  Jahr  (1  S.  1,  20).  In  V.  14  wird  noch 
"'?'i»»^,  2  R.  4,  16  f.  mn  ny-i»«^  dazugesetzt:  über's  Jahr  auf  diese  Zeit. 
Zur  Erläuterung  vgl.  auch  17,  21.  Erst  V.  10  nimmt  der  eine  (V.  3) 
das  Wort,  i"^^!!«  «nn^]  ti.  sie,  die  Thür,  war  hinter  ihm,  dem  reden- 
den Jahve,  so  dass  die  an  der  Thür  stehende  Sara  ihn  nicht  sah,  u. 
er  sie  nicht.  So  die  Mass.,  wogegen  die  LXX  »•»"  (»-^n)  auf  Sara  be- 
ziehen. —  V.  11  ein  Umstandssatz  zur  Erklärung  der  Handlung  in 
V.  12,  also  Vm  Plsqpf.  Sie  waren  hineingegangen  in  den  Tagen, 
tief  darin,  vorgerückten  Alters  (auch  24,  1.  Jos.  13,  1.  23,  If.,  vgl. 
Luc.  1,  7);    aufgehört  halte  zu  sein  der  S.  Weg  (Art,  Gewohnheit) 


268  Gen.  18,  11—19. 

gleich  den  Weibern,  wie  ihn  die  Weiber  haben  (31,  35)  tcc  yvvav- 
Ttela,  die  monatliche  Reinigung  u.  damit  die  Fähigkeit,  Kinder  zu 
empfangen  u.  zu  gebären.  Der  Natur  nach  hatten  sie  keine  Kinder 
mehr  zu  erwarten  (17,  17,  21,  6  f.)  —  V.  12.  So  lachte  sie  denn, 
jedoch  nur  in  sich  hinein,  nicht  laut.  Eine  etwas  andere  Erklärung 
des  Namens  Isaac,  als  17,  17.  "»n'^a  '«]  nachdem  ich  abgewelkt,  ver- 
fallen bin  (Ps.  32,  3;  Ij.  13,  28),  vgl.  13.  nn^'^j]  Frage  der  Verwunderung 
ohne  'n  {Ew.  324*^)  vgl.  21,  7;  ist  mir  geworden  ==  sollte  mir  gewor- 
den sein,  sollte  ich  noch  haben,  Geschlechtslust?  (der  um  ''^rt»  ver- 
stümmelte LXX  Text  na-ia^ — ^inlsa  kommt  nicht  in  Betracht),  mein  Herr] 
mein  Ehemann  (Ps.  45,  12),  vgl.  3,  16.  —  V.  13  f.  Gott  tadelt  das 
Lachen,  weil  es  Zweifel  an  seiner  Macht  verrieth.  Da  durch  die  Ver- 
heissung  V.  10  u.  noch  mehr  durch  sein  Wissen  um  das  Lachen  der 
Sara  Gott  den  Schleier  gelüftet  u.  sich  seinem  wahren  Wesen  nach 
zu  verstehen  gegeben,  bezeichnet  Vrf.  hier  zuerst  den  Redenden  als 
Jahve  (denn  V.  1  war  nur  der  zusammenfassende  Ausdruck  für  alles 
Folgende),  ist  ausgezeichnet  vor  Jahve  eine  Sache\  etwas  zu  gross, 
zu  wunderbar  für  ihn?  (Dt  17,  8.  30,  11).  Vgl.  "^^ro  V«  17,  1.  — 
Der  hier  angekündigte  Besuch  Gottes  bei  Abr.  kann  erst  nach  der  Ge- 
burt Isaacs  fallen  (wegen  p  n^wV"»:  da  hat  Sara  einen  Sohn):  er  ist 
aber  nachgehends  nicht  berichtet,  denn  mit  21,  1*  kann  er  nicht  ge- 
meint sein.  —  V.  15.  „Sara  leugnet  aus  Furcht  vor  Strafe  ihr  Lachen, 
das  nur  ein  inneres  (V.  12)  gewesen   war;  Gott  aber  fertigt  sie  mit 

einem  kurzen  xV  nein  (19,  2.  42,  12)  ab"  (Efn.). V.  16—33, 

Verhandlung  zwischen  Gott  u.  Abr.  über  das  Sodom  u.  Gomorrha  be- 
vorstehende Strafgericht.  Gott  ist  nicht  blos  zum  Besuch  bei  Abr.  er- 
schienen, sondern  auch  um  das  gräuelhafte  Sittenverderben  in  den 
Städten  zu  untersuchen  (V.  21).  Da  ist  es  denn  das  schönste  Zeichen 
göttlicher  Freundschaft  für  Abr.,  dass  er  ihm  einen  Wink  gibt  über 
das  so  vielen  Menschen  bevorstehende  Gericht.  Dieser  erhält  Gelegen- 
heit, edlen  Sinn  sittlicher  Milde  u.  Freundlichkeit,  für  den  es  keinen 
Unterschied  zwischen  Eigenen  u.  Fremden  gibt,  zu  bewähren;  zugleich 
wird  das  Wesen  Gottes,  der  immer  lieber  verzeiht  als  verderbt,  aber 
als  der  strafende  immer  nur  gerecht  straft,  in  helles  Licht  gesetzt. 
V.  16.  Die  Männer  aufgebrochen  u.  von  Abr.  geleitet  (auf  einer  der 
Höhen  des  Gebirgs  Juda,  welche  die  nöthige  Fernsicht  gewährt  s.  19, 
27  f.),  schauten  hinab  (19,  28)  auf  die  Fläche  von  Sodom,  wohin 
sie  gehen  wollten.  „Zu  nW  s.  12,  20  u.  zu  '^af-V?  14,  3.  19,  28.  Num. 
21,  20"  (Kn.).  —  V.  17—19  mit  Unterbrechung  der  Erzählungsfolge, 
um  das  V.  20  ff.  Gesagte  zu  motiviren.  Gott  sagt,  nicht  zu  Abr.  (son- 
dern "iaV"^?  8,  21),  denkt,  ob  er  wohl  sein  Vorhaben  vor  Abr.  geheim 
halten  soll,  da  doch  Abr.  sicherlich  zu  einem  grossen  Volk  werden 
(12,  2)  u.  mit  ihm  sich  alle  Völker  segnen  (12,  3)  werden,  also  er 
bedeutend  u.  würdig  genug  sei,  um  in  die  Pläne  Gottes  eingeweiht  zu 
werden.  Denn  erkannt  habe  ich  ihn  d.  h.  ein  näheres  Verhältniss 
mit  ihm  angeknüpft  (Am.  3,  2.  Hos.  13,  5)  zu  dem  Zweck,  dass  er 
seinen  Nachkommen  gebiete  u.  sie  den  Weg  Jahve's  halten,  so  dass 
sie  Gerechtigkeit  u.  Recht  üben,  damit  dann  auch  Gott  seinerseits  dem 


Gen.  18,  19—23.  269 

Abr.  alle  seine  Zusagen  an  ihn  erfülle.  Als  Zweck  des  ganzen  mit 
Abr.  angeknüpften  Verhältnisses  ist  hier  von  C  deutlich  die  Gründung 
eines  Hauses  (später  Volkes,  Reiches)  bezeichnet,  in  welchem  das  rechte 
gottesfurchtige  u.  sittl.  Leben,  die  rechte  Religion  eine  Stätte  habe 
(s.  4^  20,  u.  bei  A  17,  1);  Abr.  hat  die  Aufgabe,  solchen  Sinn  u. 
Wandel  seinem  Hause  einzugründen;  das  ist  die  Bedingung,  an  die  die 
Erfüllung  der  Verheissung  gebunden  ist  (vgl.  17,  Iff.  bei  A).  Für 
einen  Mann  mit  dieser  Aufgabe  ist  es  allerdings  von  Wichtigkeit,  von 
dem  gerechten  Walten  Gottes  in  der  Welt  klare  Kenntniss  zu  bekom- 
men. Die  Zerstörung  Sodom's  u.  Gomorrha's  soll  als  ein  Denkmal  der 
ernsten  Strafgerechtigkeit  Gottes  für  das  Haus  Abraham's  dastehen,  auf 
seine  Gottesfurcht  heilsam  einwirken  (Am.  4,  11.  Hos.  11,  8.  Jes.  1,9  f. 

3,  9.  Dt.  29,  33.  Jer.  23,  14  u.  s.).  Demnach  ist  )?'oh  correct,  von  Lag. 
(Onom.  11.  95  u.  Olsh.)  mit  Unrecht  beanstandet;  die  LXX  {Vulg. 
Pei,)  haben  1?»^  i'^J^Jfi'?  einfach  nicht  verstanden  (vde  auch  Trg,  nicht), 
nicht  aber  "1?»^  nicht  im  Text  gehabt.  Über  den  Zusatz  •'?»  der  LXX 
Pel  hinter  b^:?»*?  V.  17  s.  Ew.  G.^  L  480,  u.  vgl.  26,  24.  Dass  ^ö» 
'■"^  TI'Ü!?  u.  töfiw'ton  ngns  Hfey^  deuteronomische  Phrasen  seien  {Fripp 
23),  ist  unrichtig  (s.  vielmehr  Ps.  18,  22.  Prov.  21,  3.  2  S.  8,  15  u., 
vgl.  Am.  5,  24.  Jes.  33,  5).  —  V.  20.  So  macht  denn  Gott  seine  Er- 
öffnung. Wenn  zu  Anfang  des  Satzes  nicht  '^^^9'^  ausgefallen  ist  {Lag, 
Olsh,),  so  muss  "^s  =  es  ist  der  Fall  dass  oder  ja  genommen  wer- 
den (Jes.  7,  9.  Ps.  118,  10 ff.;  Ew,  330^);  das  (zum  Himmel  auf- 
steigende, Rache  fordernde  4,  10)  Geschrei  über  (sens.  obj.;  9,  2. 
16,  5)  S.  ist  wirklich  viel  (Perf.)  gross  geworden  u.  s.  w.  Die 
Fassung:  es  ist  ein  Gerücht  über  S.  u.  6r.,  dass  ihre  Sünde  (indem 
;  vor  ö^KTöPT  gestrichen  wird)  gross,  dass  sie  sehr  schwer  sei  (fVl. 
XXJ.  416)  geht  nicht  an,  weil  n^?s  nicht  Gerücht  bedeutet  (vgl.  19, 13). 
—  V.  21.  Aber  er  will  erst  untersuchen,  ehe  er  richtet,  also  hinab- 
gehen (11,  5.  7)  u.  sehen,  ob  gemäss  dem  vor  ihn  gekommenen  Ge- 
schrei über  sie  (Sodom;  LXX  Qnpyssn)  sie  ganz  gethan  haben.  ^\^] 
omnino,  wie  Ex.  11,  1  (also  anders  als  Nah.  1,  8.    §eph.  1, 18.   Jer. 

4,  27  a.,  daher  mit  Paseq  nach  iw?,  Del.  nach  Luzzatto);  Olsh.  ver- 
muthet  dVs,  Wl.  siVs.^  '^^S*?]  von  den  Mass.  mit  Unrecht  als  Perf. 
punctirt  (Eu?.  331'');' ebenso  21,  3.  46,  27.  öh;]  Gegenfrage,  wohl 
richtiger  denn  als  Bedingung.  —  V.  22.  Die  Männer,  nämlich  2  davon 
(19,  1)  gehen  nun  Sodom  zu,  den  3ten  (Jahve  V.  33)  hält  Abr.  fest, 
indem  er  noch  immer  vor  ihm  stehen  bleibt;  er  hat  etwas  auf  dem 
Herzen  u.  will  Fürbitte  einlegen.  Den  mass.  Text  bestätigen  die  Verss. 
u.  19,  27;  das  s.  g.  Q'^"»b'>o  iipr^,  wornach  ursprüngliches  nw  iny  irtir^ 
nma»  '^nh  (wegen  des  Nebensinnes  von  ^?th  iwf  zu  Diensten  stehen) 
in  den  jetzigen  Text  geändert  wäre,  zeugt  nicht  für  eine  andere  Les- 
art, sondern  nur  für  den  Anstoss,  den  Rabb.  daran  nahmen,  dass  der 
Mensch  Gott  u.  nicht  Gott  den  Menschen  festhielt  Über  die  Localität 
Kaphar  Berukha,  wo  nach  Hieron.  die  Verhandlung  vor  sich  gegangen 
sein  soll,  s.  hob.  PaL  II.  415.  —  V.  23—32.  „Abr.  nähert  sich 
Jahve,  um  Fürbitte  einzulegen;  er  erinnert ,  dass  es  auch  wohl  Ge- 
rechte (zB.  Lot)  iii  Sodom  gebe,  u.  dass  es  billig  sei,  ihretwegen  Ver- 


270  Gen.  18,  23-19,  3. 

Schonung  zu  üben;  er  nimmt  zuerst  50  solche  an,  dann  45,  40,  30, 
20,  u.  zuletzt  10,  wagt  aber  nicht  unter  die  Zehnzahl  herunterzu- 
gehen" (vgl.  Jer.  5,  1);  er  redet  mit  grosser  Demuth  u.  Höflichkeit; 
Jahve  hört  ihn  gütig  an  u.  ist  immer  zur  Vergebung  bereit.  Der  nach- 
herige Untergang  zeigt,  dass  nicht  10  Rechtschaffene  im  Thal  Siddim 
waren.  Eine  sehr  ungünstige  Ansicht,  wie  13,  13.  15,  16.  Zu  ^  »fcj 
sc.  f-sf  oder  td^  ihm  das  Vergehen  abnehmen,  verzeihen,  vergeben  s. 
Num.  14,  19.  Jes.  2,  9.  Hos.  1,  6.  'a"i  n^V'l]  profanum,  nefas  tibi  sit, 
ita  ut  non  facias;  zu  i»  c.  Inf.  s.  16,  2.  der  Richter  der  ganzen 
Erde]  soll  als  der  höchste  Richter  auch  der  vollkommenste  sein  u. 
darum  vor  allen  strengste  Gerechtigkeit  üben  vgl.  Ij.  34, 57.  pHn  ^s  xavo] 
soll  einen  der  übrigen  Erzählung  fremden  Gottesbegriff  enthalten  (ä'S.); 
aber  in  welcher  Eigenschalt  straft  denn  Gott  Sodom?  Doch  wohl  als 
der,  der  alle  Sünden  der  Erde  richtet;  s.  auch  24,  3.  7.  »3"n8n]  wie 
V.  31,  s.  12,  11.  ^»5  ^j]  ein  irdisches  u.  vergängliches  Wesen,  s.  zu 
2,  7"  (Kn.).  Alliteration  wie  1,  2.  4, 14  u.  s.  —  V.  28.  ^bn-^]  die 
vollen  Endungen  "{^  von  hier  an  sind  zu  bemerken;  über  den  Acc. 
nwttn  Ges..  117,  4  A,  4.  nwtona]  a  hier  deutlich  =  wegen,  —  V.  30. 
nichi  entbrenne  es  dem  Herrn]  er  werde  nicht  zornig,  s.  4,  5.  — 
V.  32.  ö??«  2,  23.  —  Wie  Gottes  barmherzige  Gerechtigkeit,  so  ist 
auch  das  Wesen  des  Gebets  u.  der  Fürbitte,  der  demüthigen,  aber 
glaubensvoll  kühnen,  unermüdlichen,  von  reinster  Menschenliebe  be- 
seelten Fürbitte  in  dieser  Verhandlung  mustergiltig  gezeichnet.  —  V.  33. 
Abr.  kehrt  heim  u.  Gott  geht,  nämL  nicht  nach  Sod.,  denn  dort  sind 
nur  2  (19,  1),  sondern  =  verschwindet.  Die  V.  21  ausgesprochene 
Absicht  Gottes,  nach  S.  zu  gehen,  ist  dadurch  nicht  hinfällig  gewor- 
den, denn  in  den  2  ist  Gott  auch  gegenwärtig  (19,  18  ff.  24),  wie  in 
den  3  (18,  1  '51  mm  k^*^).  Da  rjV«5  an  sich  ebensogut  bedeuten  könnte 
er  gieng  dahin,  wohin  die  andern  vorausgegangen  waren,  so  ist  "^a»* 
19,  1  sicher  nicht  ein  durch  18,  22*^ — 33*  veranlasster  Einschub  {Wl)\ 
vielmehr  wollte  Vrf.  den  Abr.  dadurch  auszeichnen,  dass  er  Gott  bei 
ilmi  in  vollerer  Herrlichkeit  erscheinen  lässt,  als  in  Sodom.  —  Cap.  19, 
1 — 11  Einkehr  der  2  Engel  bei  Lot  u.  das  Sitten  verderben  in  Sodom. 
V.  1  f.  B^s»Vte]  vielleicht  erst  jüngere  Verdeutlichung  fQr  ö'^wk,  auch 
V.  12  beim  Sam,^  16  bei  LXX.  Als  die  zwei  Abends  nach  Sodom 
kamen,  sass  Lot  gerade  im  Thor  der  Stadt,  zur  Unterhaltung  oder 
eines  Geschäftes  halber,  vgl.  Win,^  II.  616.  Kaum  der  Fremden  an- 
sichtig geworden,  beeilt  er  sich,  den  Pflichten  der  Gastfreundschaft 
gegen  sie  nachzukommen  (vgl.  Ij.  31,  32;  das  Gegenstück  Jud.  19, 15). 
„Die  Araber  rechnen  es  sich  zur  Ehre,  einen  angekommenen  Fremden 
bewrirthen  zu  können,  u.  streiten  oft  heftig  um  diese  Ehre  {Tavernier 
R.  I.  125;  Burckh,  Bed.  280,  R.  in  Syr.  641  f.;  Buckingh.  Syr.  L  285; 
Seelz.  I.  400)"  Kn.  «a  nan  nur  hier  so  mit  verkürztem  e  {Ew.  91*): 
ei  dochy  meine  Herrn!  s.  zu  18,  3.  «tqjj]  18,  4.  »V]  18,  15,  Sie 
lehnen  anfangs  ab,  weil  sie  zur  richterl.  Untersuchung  nach  Sod.  ge- 
kommen sind  {Tuch),  wohl  auch  weil  sie  ihn  auf  die  Probe  stellen 
wollen.  „Das  Obernachten  auf  freier  Strasse  war  bei  dem  warmen 
Klima  thunlich,  vgl.  Jud.  19, 15"  {KnX  —  V.  3.  Als  er  jedoch  in  sie 


Gen.  19,  3—12.  271 

dringt,  nehmen  sie  an,  u.  er  bereitet  ihnen  ein  ri^wö  Trank,  Trinkge- 
lag,  dann  Gastmahl  überhaupt,  nach  einem  Haupttheil  so  bezeichnet, 
immer  aber  vom  anständigen  Mahl  zB.  21,  8.  26,  30.  29,  22.  Jud. 
14, 12.  ^^i\  im  Pent  nur  noch  V.  9.  33,  11"  (Kn.),  —  V.  4  f.  Noch 
(2,  5.  Jos.  2,  8)  lagen  sie  nicht,  da  hatten  auch  schon  (Ew.  341^) 
die  Stadtleute  das  Haus  umringt.  Alte  u.  Junge  (V.  11),  u.  stellten 
ihm  das  Ansinnen,  die  Eingekehrten  herauszubringen,  damit  sie  sie  er- 
kennen, d.  i.  „Unzucht  mit  ihnen  treiben  (4,  1).  Sie  waren  also  dem 
Laster  der  KnabenschSndung  ergeben,  welches  bei  den  vorhebräischen 
Völkern  Kenaan's  im  Schwange  gewesen  zu  sein  scheint  (Lev.  18,  220: 
20,  13.  23),  aber  auch  bei  den  Hehr,  vorkam  (Jud.  19,  22).  Vrf. 
nahm  wohl  an,  dass  die  Engel  in  Gestalt  blühender  Jünglinge  (Marc. 
16,  5)  erschienen  waren"  (ÄTn.),  vgl.  noch  1  S.  29,  9.  Tob.  5,  5  ff. 
DTO  «^3»]  überflüssig,  vielleicht  Glosse  (Olsh.),  s.  V.  9.  alles  Volk 
vom  Ende  her]  d.  h.  auch  das  letzte,  alles  zusammen,  Jes.  56,  11. 
Jer.  61,  31  (voller  «^^jj"'?; — «l?»  Gen.  47,  21.  Jer.  12, 12  u.  s.);  sie 
waren  also  alle  so  verderbt  u.  dabei  schamlos  frech,  fanden  es  nicht 
nöthig,  ihr  Begehr  zu  verheimlichen  (Jes.  3,  9).  —  V.  6 — 8.  „Lot 
geht  hinaus,  mahnt  von  dem  schändlichen  Beginnen  ab  u.  bietet  seine 
beiden  Töchter  an.  meine  Brüder]  lieben  Freunde;  freundliche  An- 
rede wie  29,  4.  Jud.  19,  23.  Ij.  6, 15.  welche  nicht  erkannt  haben 
einen  Mann]  noch  nicht  mit  einem  solchen  zu  thun  gehabt  haben, 
Num.  31,  17.  Jud.  11,  39.  ^k]  für  nW  nur  noch  V.  25.  26,  3  f.  Lev. 
18,  27.  Dt.  4,  42.  7,  22.  19,  11.  1  (ihr.  20,  8.  dieweil  (18,  5)  sie 
eingetreten  sind  in  dem  Schalten  meines  Gebälks]  sich  in  den  Schulz 
meines  Hauses  begeben  haben.  Lot  sucht  mit  einem  ungeheuren  Opfer 
die  Gastfreunde  vor  schmähl.  Misshandlung  zu  schützen.  Der  Araber 
hält  den  bei  ihm  eingekehrten  Gast  für  heilig  u.  unverletzlich,  schützt 
ihn  nöthigenfalls  auch  mit  seinem  Leben,  Riissell  NG.  v.  Alep.  I.  334; 
Volney  R.  L  314;  Seetz,  IL  67.  346.  Ein  merkwürdiges  Beispiel  er- 
zählt Sieber  R.  von  Kairo  nach  Jerus.  29  f."  (Kn,).  —  V.  9.  Sie  hören 
nicht;  sie  rufen  ihm  zu:  rücke  weiterhin  (Jes.  49,  20),  mache  Platz, 
fort,  zurück!  Zugleich  rügen  sie,  dass  der  einzelne  (n  ist  Art.,  nicht 
n  interr.),  gekommen  ist  als  Fremdling  zu  wohnen,  und  (in  Folge  da- 
von) nun  richtend  richtet  d.  h.  den  Richter  spielt  (vgl.  32,  31 ;  Ew, 
231^).  Der  Inf.  abs.  soll  den  Begriff  ta&ö  hervorheben,  vielleicht  auch 
{Ges,  113,  3^)  die  Wiederholung  ausdrücken,  nun  werden  wir  dir 
Böses  thun  vor  ihnen]  dich  schlimmer  als  sie  behandeln.  Sie  dringen 
auf  ihn  ein,  u.  schicken  sich  an,  die  Thüre  zu  erbrechen.  taiVa]  macht 
den  Eindruck  einer  Glosse  (Olsh.),  s.  V.  4.  —  V.  10  f.  Die  Engel  ziehen 
Lot  rettend  in's  Haus  u.  schlagen  die  Leute  mit  Blendung  (^blouisse- 
ment,  dazzling  by  lighlning,  wie  2  R.  6,  18;  verschieden  von  )^^^9 
Blindheit),  so  dass  sie  die  Thüre  nicht  finden  können.  Die  Unter- 
suchung ist  zu  Ende,  die  Lasterhaftigkeit  erwiesen.  —  V.  12  —  26. 
Zerstörung  der  Städte  u.  Rettung  Lot's.  V.  12.  Die  Engel,  im  Begriff 
das  Gericht  vorzunehmen,  wollen  den  gastfreundlichen  Lot  retten  u. 
sein  Haus,  denn  vom  Hausvater  hängt  Wohl  u.  Wehe  seines  Hauses 
ab.     ist  noch  wer  dir  hier?]  „hast  du  noch  einen  Angehörigen  in 


272  Gen.  19,  12—17. 

Sod.  ausser  denen  in  deinem  Hause?"  {Kn.),  Alle  soll  er  aus  dem 
Ort  hinausbringen,  i^fj]  Sing.  u.  ohne  Suff,  ist  auffallend  {Olsh,);  es 
würde  sich  als  Frage:  etwa  ein  Eidam?  erklären,  aber  an  Ti'^aa  an- 
geschlossen erwartet  man  vielmehr  ^'^^^Ü.  {P^^*),  s.  V.  14.  Sollte  zwi- 
schen T^ — 5Mrt  ein  3si  erst  eingeschoben  sein,  da  ja  von  Söhnen,  die 
er  vor  dem  Verderben  gehabt  hätte,  sonst  nirgends  etwas  erwähnt 
wird?  ^^^p^n]  +  '^^^  Sam.  LXX.  —  V.  13.  wir  sind  im  Begriff  zu 
verderben]  Part.  Wie  V.  14.  18,  17.  gross  geworden  ist  das  Ge- 
schrei über  sie  (18,  20  f.)  beim  Angesicht  Jahve^s  d.  i.  vor  ihm.  Olsh, 
vermuthet  'f^t^^t/t  wie  18,  21.  —  V.  14.  Lot  geht  aus  in  die  Stadt  zu 
seinen  Schwiegersöhnen,  den  Nehmern  seiner  Töchter,  d.  h.  die  seine 
Töchter  nehmen  sollten  {Ew.  335^),  deren  Bräutigame  (Jos.  ant.  1,  11, 
4;  Vulg,y  Pisc,  Cler,  JDMich.  Bohl,  Tuch  Bmg,  Ife.);  schwerlich: 
die  s.  T.  genommen  hatten  (LXX,  TgJon,,  IE.  Qi,  Merc,  Schum.  Kn. 
Del.  Böltch.)  denn  das  wäre  (trotz  9,  18)  schicklicher  im  ReLSatz 
mit  Perf.  ausgedrückt,  u.  seine  verheiratheten  Töchter  hätte  er  gewiss 
nicht  unaufgefordert  gelassen.  Dass  er  in  der  Noth  V.  8  diese  Töchter 
anbietet,  spricht  nicht  dagegen,  denn  durch  ihren  Gebrauch  wäre  eben 
das  Verlöbnis  aufgehoben  worden;  ebenso  wenig  widerstrebt  das  Fehlen 
von  "^f?*,  auch  nicht  das  i^"i«:|tt3?3  V.  15,  noch  die  Nichterwähnung  ver- 
lorner Bräutigame  im  Munde  der  Töchter  V*  31.  Diesen  Bräutigamen 
(Sodomiten)  erschien  Lot  mit  seiner  Aufforderung,  die  Stadt  zu  ver- 
lassen, wie  ein  Scherzender;  sie  behandelten  ihn  mit  ungläubigem 
Spott,  u.  kamen  also  mit  um.  —  V.  15.  ifts]  selten  u.  poetisch  (Jes. 
26,18)  =  •^»«5.  n-iKSöan]  die  sich  vorfinden,  bei  der  Hand  sind 
(1  S.  21,  4.  Jes.  22,  3.  Esr.  8,  25),  nicht  blos  zu  Tj'^inäa  bezüglich  u. 
etwa  diese  von  den  in  der  Stadt  verheiratheten  unterscheidend,  sondern 
Weib  u.  Töchter  zusammenfassend  als  die  vorhandenen  Angehörigen, 
im  Gegensatz  gegen  die  in  der  Stadt  befindlichen,  den  v^it^n,  LXX 
fugen  vor  ]t  noch  Kai  S^sk^e  bei.  fi?]  wie  4,  13.  —  V.  16.  Die 
Engel  haben  Eile,  aber  Lot  zaudert  (43,  10),  weil  es  ihm  widerstrebt, 
Haus  u.  Stadt  zu  verlassen;  so  müssen  sie  ihn  u.  die  Seinigen  an  der 
Hand  nehmen  u.  vor  die  Stadt  hinausführen,  vermöge  der  Schonung 
Gottes  über  ihm,  weil  Gott  Schonung  an  ihm  beweisen  wollte,  da  er 
ein  Rechtschaffener  war  (18,  24 ff.);  die  Rücksicht  auf  Abr.  tritt  blos 
bei  A  V.  29  hervor.  —  V.  17.  Zugleich  wird  ihm  Anweisung  für 
weitere  Flucht  gegeben.  Einer  spricht  jetzt  (vgl.  18,  10);  aus  allem 
Vorgegangenen  ist  deutlich  genug,  dass  hier  Gott  selbst  zugegen  ist, 
u.  Lot  redet  ihn  darum  V.  18  auch  "^jik  an.  Somit  ist  auch  in  den 
zweien  wieder  Gott  gegenwärtig,  wie  zuvor  (Gap.  18)  in  den  dreien. 
rette  (flüchte)  dich  um  deiner  Seele  willen,  es  gilt  dein  Leben,  ta-^an] 
nach  ?»  fällt  auf  {Ges.  107,  4  Anm.).  Er  soll  nicht  hinter  sich  blicken, 
„um  nicht  das  göttl.  Walten  zu  sehen,  was  dem  unheiligen  Auge  des 
Sterblichen  nicht  zusteht  (s.  16,  14).  Aus  ähnl.  Gründen  sahen  sich 
die  Alten  bei  Vollziehung  gewisser  hl.  Gebräuche  nicht  um  (Theoer. 
id.  24,  93,  Verg.  ecL  8,  102;  Ovid.  fast  5,  437  ff.),  u.  Orpheus  sollte 
bei  Fortführung  der  Eurydice  aus  dem  Orcus  nicht  zurückblicken  (Verg. 
geo.  4,  491;  Ovid.  met.  10,  51).    im  ganzen  Kreis]  18,  10.  nach  dem 


Gen.  19,  18—24.  273 

Gehirg]  dem  moabitischen,  V.  30.  14,  10.  —  V.  18f.  Die  letzte  Wei- 
sung wünscht  Lot  zurückgenommen,  da  er  nicht  im  Stande  sein  werde, 
vor  Eintritt  des  Verderbens  bis  auf  das  ferne  Gebirg  zu  entkommen^' 
(Kn.),  das  Unheil  möchte  sich  sonst  (3,  22)  an  mich  hängen]  mich 
erreichen;  •*3-r  Ew.  249^.  Gewiss  recht  absichtlich  sind  diese  fort- 
währenden Zögerungen  u.  Einwendungen  Lot's  vom  Vrf.  so  gezeichnet; 
an  Glaubensgehorsam  steht  er  dem  Abr.  nach.  —  V.  20 — 22.  „Er 
wünscht,  dass  der  Engel  §oar  ihm  als  Zufluchtsort  anweise,  denn  dieses 
lag  nicht  weit  von  Sodom,  u.  war  '^?2tte,  eine  Kleinigkeit,  so  dass 
also  Lot  nur  die  Erhaltung  eines  kleinen  Örtchens  wünschte.  Als  klein 
schloss  §oar  auch  nicht  soviel  Gottlosigkeit  in  sich  u.  konnte  wohl, 
vom  ^Untergang  ausgenommen  werden.  Der  Engel  bewilligt  die  Bitte, 
mahnt  aber  zur  Eile,  weil  er  vor  dem  Anlangen  Lofs  in  §oar  nichts 
vornehmen  könne.  Daher  nennt  man  den  Namen  des  früher  'Va 
(14,  2)  genannten  Ortes  "i?»  Kleinheit^  also  etwa  Kleinstadt.  Auf  der 
Bedeutung  des  Namens  ruht  die  Verhandlung  V.  19 — 22"  (An.),  wh] 
h  wie  17,  20.  "p^a^  3,  11.  k;?]  16,  14.  Während  in  neuerer  Zeit, 
nam.  von  Rohins.,  RH.,  Win,,  Tuch  u.  a.  §oar  in  der  schönen  Oase 
el-Mezra^a  an  der  Landzunge  (el-lisän)  oder  Halbinsel,  welche  sich  von 
0.  her  in  das  todte  Meer  hinein  erstreckt  (s.  darüber  Bädeker  Pal.^ 
181;  ZDPV.  II.  212 f.),  gesucht  wurde,  hat  Kn.  mit  Recht  an  der 
älteren  Ansicht  festgehalten,  u.  Wetzstein  (in  Del.  Gen.^  564 ff.;  s. 
auch  de  Saulcy  in  Rev.  Archeol.  XXXIIL  193  ff.)  weiter  bewiesen, 
dass  $oar  etwa  eine  Stunde  südöstl.  vom  todten  Meer  in  dem  Theil 
der  Araba,  welcher  jetzt  Ghor  es-Säfia  heisst  (da  wo  W.  el-Ahsa  aus 
dem  moabit.  Randgebirge  in  die  Ebene  eingetreten  ist,  u.  den  Namen 
el-Qurähi  annimmt),  lag,  das  heutige  Chirbet  es-§äfia.  Es  ist  unter 
dem  Alluvium  der  dortigen  Wasser  begraben.  Die  Gegend  ist  wohl- 
bewässert, hat  aber  tropisches  Klima.  Es  war  der  südlichste  Punkt 
im  Jordamkreis  (13,  10.  Dt.  34,  3);  der  See  in  einer  Länge  von  580 
Stadien  d.  h.  29  Stunden  erstreckte  sich  einst  bis  dorthin  (Jos.  b.  j. 
4,  8,  4),  ist  aber  heute  nördl.  zurückgewichen  (in  Folge  der  AUuvien); 
der  See  lag  zwischen  Jericho  u.  §oar  (Onom.  u.  ^ctXaöaa).  In  der 
Römerzeit  war  dort  auch  ein  Gastell  zum  Schutz  der  Stadt  (Notit 
dign.  L  7 8 f.;  Steph.  Byz.  u.  ZoaQo),  wovon  Reste  noch  vorhanden 
sind.  Datteln  u.  Balsam  wurden  dort  gezogen  (Onom.  u.  BaXa-,  Talm. 
Jebam.  16,  7;  Istachri  Mrdt  39.  41;  Edrisi  p.  Jaub.  I.  338;  Wilh.  v. 
Tyr.  22,  30  in  den  Gesta  Dei  per  Francos  I.  1041).  Es  war  noch 
im  Mittelalter  bedeutend,  eine  der  6  Zwischenstationen  an  der  Kara- 
wanenstrasse  von  Aila  nach  Jerusalem,  wichtiger  Handelsort  (Muqaddasi 
bei  Wetzst.).  Zur  Zeit  der  Kreuzzüge  war  der  Name  noch  vorhanden 
(Segor),  u.  die  arab.  Geographen  nennen  ihn  §oghar  oder  Zoghar,  auch 
das  todte  Meer  das  Meer  von  Zoghar.  Jetzt  ist  er,  wie  auch  die  Palmen 
dort,  verschwunden.  —  V.  23  f.  Die  Sonne  war  über  die  Erde  auf- 
gegangen u.  Lot  nach  §oar  gekommen,  als  Jahve  regnen  Hess.  Im 
Zusammenhang  mit  V.  15  lässt  sich  daraus  die  Entfernung  Sodoms 
von  §oar  bemessen.  Jahve,  der  nach  V.  17  ff.  in  den  Engeln  gegen- 
wärtige, Hess  regnen  von  Jahve  her,  vom  Himmel  her;  ''^'»  t\H'o 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  18 


274  Gen.  19,  24—26. 

scheint  (vgl.  Mich.  5,  6)  wie  das  griech.  ix  ^log  ein  eigenthümlicher 
Ausdruck  desselben  Sinnes,  wie  ö^öÄn-j»,  durch  den  es  erklärt  wird,  ge- 
wesen zu  sein  {Ew.  G.^  II.  223);  dass  es  aber  wirklich  vom  Himmel 
herabgekommener  Regen   war,   darauf  legt  Vrf.  Gewicht.     Durch  den 
himml.  Schwefel-  u.  Feuerregen  kehrte  Gott  um,  zerstörte  gänzlich,  so 
dass  das  Untere  obenhin  u.  das  Obere  untenhin  kam,  diese  Städte  u. 
den  ganzen  Kreis  (V.  17)  sammt  Bewohnern  u.  Gewächsen.     Der  Aus- 
druck "ifcn,  welcher  zum  Schwefelregen  wenig  passt  {Nöld,  Unters.  22), 
ist  gebraucht,  weil   er  in   der  Sage  längst  fest  war.     „Man  nahm  an, 
dass  die  asfaltreiche  (14,  10)  Gegend,  durch  einen  brennenden,  schwe- 
feligen   Stoff  vom  Himmel  entzündet,  ausbrannte,  worauf  dann  Wasser 
von  unten  her  an  die  Stelle  trat  (Ij.  18,  15.  22,  16).     Auf  Feuer  u. 
Schwefel    kam    man    leicht    durch  das  Gewitter.    Auch  Joseph,   (ant. 
1,  11,  4;  b.  j.  4,  8,  4)   denkt  an  Blitze,  u.  Tacitus  bist   5,  7   führt 
an,  dass  die  Gegend  fulminum  jactu  arsisse  u.  die  Städte  igne  coelesti 
flagrasse.     Feuer  u.  Schwefel  als  göttl.  Strafmittel  auch  Ps.  11,  6.  Ez. 
38,  22"  (Kn.).     Die  Combination   der  Katastrophe   mit  dem  bitumi- 
nösen Gehalt  der  dortigen  Bodenformation  (s.  Ri.  HWB.  973*)  ist  nicht 
uneben   (neuerdings   wieder  von  Dawson  in  Expositor   1886  Januar 
S.  69  ff.  vertheidigt).    Von  vulkanischem  Vorgang  deutet  der  Text  nichts 
an.  —  V.  26.    „Als  das  vorgieng,  schaute  sein  Weih  von  hinter  ihm 
weg]  d.  h.  sie  gieng   nach  §oar  hinter  Lot  her,  sah  sich  aber  aus 
weibl.  Neugierde  einmal  um.     u.  sie  ward  eine  Salzsätüe]  wurde  in 
eine  aus  Salzgestein  bestehende  Säule  verwandelt,  weil  sie  das  Verbot 
V.  17  verletzte.     Die  Strafe  passt  zur  Örtlichkeit,  wo  durch  die  salzige 
Ausdünstung  des  todten  Meeres  die  Gegenstände   sich  leicht  mit  einer 
Salzkruste  überziehen,  u.  es  viel  Salzgestein  gibt  {Seetz.  II.  240;  Lynch 
Bericht  183.  189  f.  198.  214.  220).     Die  Sage  ist  ausgegangen   von 
einer  aus  Salzgestein  bestehenden  Säule.    Eine  (SxriXfi  aXog  heim  iodien 
Meere  wird  Sap.  10,  7  als  fivrjfAStov  aniCTOvCriq  ^vxijg  erwähnt,  u. 
sie  bestand  auch  noch   zur  Zeit  des  Josephus  (ant  1, 11,  4).     Etwas 
der  Art  lässt  sich  noch  nachweisen.     Beim  südwestl.  Ende  des  todten 
Meeres  erstreckt  sich  von  N.  nach  S.  oder  nach  SO.  ein  etwa  2  72  Stun- 
den langer,   schmaler,    100 — 150  Fuss   hoher  Bergrücken,   der  Berg 
(Stein,  Nasenknorpel)  von  üsdum  oder  der  Salzberg  genannt,  welcher 
ganz  aus  Steinsalz  besteht  (Roh.  Pal.  II.  435.  III.  22  ff.),  oder  wenig- 
stens starke  Schichten  von  Steinsalz  hat,   u.  ganz   nackt,  zerrüttet  u. 
mürbe,   sowie  voll  Höhlen,  Spalten,  Rissen,  Zacken  u.  Ausleckungen 
ist  {Seetz,  I.  428.  D.  227.  240).     Die  Entfernung  dieses  Salzrückens 
vom  See  beträgt  an    einer  Stelle  nur  etwa  200  Fuss,   u.  auch  diese 
Stelle   wird   in   der  Regenzeit   überfluthet   {Roth  bei   Peterm.  geogr. 
Mitth.    1858.  S.  268  f.)"  Kn.     Durch   den   abwaschenden  Regen   ent- 
stehen  am  Bergrücken   einzelne  Zacken,    Kegel,   Säulen    verschiedener 
Formen;  sie  vergehen  wohl  auch  wieder  u.  andere  entstehen.    So  steht 
jetzt  auf  der  Ostseite  des  Berges  eine  etwa  40  Fuss  hohe  runde  Säule 
von  crystall.  Salz  {Lynch  Ber.  198  f.);   ob   es  dieselbe  ist,   von  der 
Joseph,  u.  a.  (Clem.  Rom.  1  Cor.  11;  Iren.  adv.  haer.  4,  31,  3;  Car- 
men de  Sodoma  bei  TertuU.  opp.  ed.  Oehl.  II.  773)  sprechen,   muss 


Gen.  19,  26—28.  275 

dahingestellt  bleiben.  Über  die  verschiedenen  Erklärungen  der  Stelle 
s.  Rosenm.  ad  L;  Grimm  zu  Sap.  10,  7;  Win.  RW.^  IL  32 f.  Zu 
bemerken  ist  übrigens  auch  die  ungünstigere  Beurtheilung  des  Weibes 
in  dieser  Sage  (vgl.  18,  12.  3,  6).  —  V.  27  f.  Abr.  (glaubend  an 
Gottes  Wort  u.  voll  Theilnahme  für  das  Schicksal  der  Städte)  begibt 
sich  schon  am  frühen  Morgen  nach  dem  Platz  auf  der  Höhe,  wo  er 
Fürbitte  eingelegt  hatte  (18,  22),  aber  hinabschauend  (18,  16)  sah  er 
nur  noch  den  Qualm  von  der  Erde  aufsteigen,  gleich  dem,  der  vom 
Schmelzofen  (Ex.  19, 18)  aufsteigt.  Von  einem  noch  immer  von  dort 
aufsteigenden  Rauch  spricht  zB.  Sap.  10,  7  u.  Philo  (de  Abrah.  p.  21 ; 
Vit.  Mos.  II  p.  143),  vgl.  Jes.  34,  10.  „Die  neueren  Reisenden  da- 
gegen berichten  nur  von  einem  dicken  Dunste  oder  einem  dünnen 
Nebelschleier  {Roh.  Pal.  D.  453;  Lynch  201;  Ritter  EK.  XV.  7620"., 
vgl.  Jos«  b.  j.  4,  8,  4"),  der  sich  aus  der  starken  Verdunstung  des 
Wassers  bei  der  furchü)aren  Hitze  erklärt.  —  Mit  dieser  Rückkehr  zu 
Abr.  ist  die  Erzählung  in  sich  abgerundet.  —  „Dem  Bericht  liegt  ohne 
Zweifel  eine  Thatsache  zu  Grund.  Nach  Dt.  29,  22  vgl.  Judä  7  giengen 
die  Städte  Sodom,  Gomorrha,  Adma  u.  §eboim  (vgl.  Gen.  14, 2)  unter, 
wofür  Hos.  11,  8  die  beiden  letzteren,  sonst  aber  gewöhnlich  die  bei- 
den ersteren  als  die  wichtigsten  genannt  werden  (Jes.  1,  9  f.  13,  19. 
Jer.  23, 14.  49,  18.  50,  40.  Am.  4,  11.  §eph.  2,  9.  Matth.  10,  15. 
2  Ptr.  2,  6),  bisweilen  auch  Sodom  allein  (Jes.  3,  9.  Thr.  4,  6.  Ez. 
16,  48  ff.  Matth.  11,  23  f.).  Ungenau  ist  die  Angabe  Sap.  10,6,  da 
§oar  verschont  blieb.  Sodom,  stets  an  der  Spitze  u.  zum  öftern  allein 
genannt,  war  offenbar  die  bedeutendste.  Dies  auch  nach  Strabo  16,  2, 
44,  der  aber  die  Zahl  der  Städte  auf  13  angibt"  (JSTn.).  Die  gewöhn- 
liche Annahme,  dass  die  Städte  an  der  Stelle  des  todten  Meeres  ge- 
standen haben,  beruht  auf  14,  2  f.  Jedoch  ist  die  ältere  Meinung,  dass 
in  jener  Katastrophe  das  ganze  todte  Meer  entstanden,  u.  vordem  der 
Wasserlauf  des  Jordan  durch  die  ^Araba  bis  zum  älanit  Meerbusen 
gegangen  sei,  völlig  unhaltbar,  da  die  Bodenerhebung  der  südl.  ^Araba 
an  der  niedrigsten  Stelle  der  Wasserscheide  (etwas  nördl.  von  Petra) 
240  m.  über,  der  Spiegel  des  Asfaltsee's  aber  394  m.  unter  dem  Spiegel 
des  Mittelmeers  liegt,  u.  geologisch  nachgewiesen  ist,  dass  die  südl. 
^Araba,  seitdem  die  heutigen  Becken  bestehen,  keine  Hebung  erhtten 
hat  Vielmehr  bestätigt  sich  die  Ansicht  von  Russegger  u.  Rob.  (Pal. 
III.  162  ff.),  dass  das  todte  Meer  seinem  grössten  Theile  nach  von  jeher 
bestand,  u.  nur  der  südl.  Theil  desselben  jünger  sein  kann.  Demnach 
setzen  jetzt  die  meisten  die  Städte  in  die  Gegend  der  südl.  Bucht  des 
todten  Meeres.  Denn  diese  (bis  zum  Lisän)  ist  viel  seichter  als  der 
nördliche  Theil;  während  dieser  durchschnittlich  329m.  tief  ist,  hat 
die  Südbucht  nirgends  mehr  als  3,  6  m.  Tiefe,  an  ihrem  Ende  noch 
weniger  u.  kann  durchwaten  werden  {Lynch  187.  236;  sonst  vgl. 
über  das  todte  Meer  Win,^  U,  73f.;  Furrer  im  BL.  IV.  153 ff.;  OFraas 
in  Ri.  HWB.  972 ff.;  CHull  im  Ausland  1883  S.  375 f.).  Stützen  für 
jene  Localisirung  der  Städte  sind  die  Lage  von  §oar  (V.  22)  u.  die 
Salzsäule  (V.  26),  u.  (wenn  man  die  Asfalthypothese  zulässt)  der  Um- 
stand, dass  der  Asfalt  bes.  im  südl.  Theil  des  todten  Meeres  sich  findet 

18* 


276  Gen.  19,  29. 

(14,  10).  Neueste  Hypothesen,  wie  dass  die  Städte  auf  der  Ostseite 
des  todten  Meeres  im  W.  Zerqa  Ma''in  gelegen  haben  u.  durch  vul- 
kanische Vorgänge  zerstört  worden  seien,  (FNötling  im  Montagsblatt 
des  Berl.  Tacblatts,  August  1886,  No.  27.  81.  38),  oder  dass  Gomorrha 
im  heutigen  Ain  Ghamr  (nahe  der  ^Araba  beinahe  in  der  Mitte  zwischen 
dem  todten  Meer  u.  dem  elanit.  Meerbusen)  zu  suchen  sei  {Clerm. 
Ganneau  in  PEF.  Q.St  1886  Jan.  p.  19  ff.)  haben  V.  22  u.  26  gegen 
sich.  Ober  die  Ungeschichtlichkeit  der  Sage  über  den  Untergang  der 
Städte  handelt  Nöldeke  Im  neuen  Reich  1871.  II.  41—48;  über  die 
muthmassliche  Entstehung  der  Sage  Cheyne  in  New  World,  June  1892, 
S.  236  ff. 


5.    Ein  doppelter  Anhang:  19,  29  aus  A,  und  19,  30 — ^88  der  Ursprung 

Moab-Ammons  von  C. 

V.  29  ist  aus  A  geschöpft  Ohne  engem  Anschluss  an  das  Vorher- 
gehende berichtet  er  kurz  dasselbe,  was  eben  berichtet  war,  dass  als 
Elohim  die  Städte  des  Kikkar  (wie  13,  12)  verderbte  (wie  6,  17. 
9, 11.  15),  Elohim  Abraham's,  mit  dem  er  in  ein  Bundesverhältniss 
getreten  war  (Cp.  17),  wohlwollend  gedachte  (wie  8,  1),  u.  um  seinet- 
willen den  Lot  aus  der  Mitte  der  Umkehrung  entsandte,  d.  h.  ent- 
kommen oder  ziehen  Hess  (1  S.  24,  20),  als  er  die  Städte  umkehrte, 
in  denen  (nicht  =  in  deren  einer,  etwa  wie  8,  4.  Jud.  12,  7)  Lot 
gesessen  hatte  (wie  13,  12).  Es  finden  sich  hier  5  charakteristische 
Ausdrücke  des  A;  sachlich  stimmt  zu  A,  dass  Lot  nicht  in  Sodom  allein, 
sondern  in  den  Städten  des  Kikkar  (13,  12)  wohnt;  auch  ist  das  Motiv 
der  Rettung  ein  anderes  als  bei  C,  wenigstens  ist  dasselbe  im  vorigen 
Stück  nicht  genannt.  Der  Ausdruck  ^tn  aber  mit  seinen  Derivaten 
war  längst  für  diese  eigenth.  Bodenzerstörung  stehend  geworden,  u. 
findet  sich  auch  im  Dt.  Thr.  Am.  Jes.  Jen,  selbst  noch  im  Qorän  (s. 
Ges.  th.).  —  Ob  nun  A  im  Zusammenhang  mit  dieser  Nachricht  oder 
sonstwo  in  seiner  Schrift  über  Moab-Ammon  u.  ihre  Verhältnisse  Mel- 
dung gethan  habe  (ähnlich  wie  über  ISmael  u.  Edom),  kann  nicht  mehr 
ausgemacht  werden.  Jedenfalls  ist  die  Erzählung  V.  30 — 38  über  den 
Incest  der  beiden  Töchter  Lot's  mit  ihrem  Vater  u.  den  Ursprung  Moab's 
u.  Ammon's  nicht  aus  A.  Sie  knüpft  über  V.  29  rückwärts  an  das 
vorhergehende  Stück  (V.  23.  17)  an  u.  setzt  dieses  voraus.  Insofern 
ist  auch  die  gewöhnl.  Ansicht  (Kn.  Hupf.  Sehr,  Kay,  fVL),  dass  die 
Erzählung  vom  selben  Vrf.,  wie  das  vorige  Stück,  von  G  stamme,  be- 
gründet; die  Ausdrücke  nj-^M  u.  n^-'ysf  31.  33f.  37  (wie  29,  26,  vgl. 
26,  23.  43,  33.  48,  14)  u.  'y^t  nnr»  32  (vgl  7,  3)  können  noch  be- 
sonders dafür  geltend  gemacht  werden,  während  V?  K-b  31  (vgl.  Dt. 
25,  5)  sonst  bei  ihm  nicht  nachweisbar  ist.  Natürlich  hat  C,  welcher 
19,  1  ff.  den  Lot  zwar  nicht  als  Glaubenshelden,  aber  doch  als  einen 
rechtschaffenen,  das  unzüchtige  Wesen  der  Sodomiten  verabscheuenden 
Mann,  den  Gott  selbst  seines  Besuches  u.  einer  wunderbaren  Rettung 
würdigte,    dargestellt    hat,  diese    hässliche  Geschichte  von  ihm  nicht 


Gen.  19,  29—33.  277 

selbst  gebildet,  sondern  nur  aufgenommen,  u.  hat  durch  diese  Aufnahme 
dem  Abscheu  Israels  vor  dem  unzüchtigen  Wesen  Moab-Ammon  s  Aus- 
druck gegeben.  Die  Erzählung  selbst  leidet,  gegenüber  von  den  feinen 
lebenswahren  Schilderungen  des  G,  an  inneren  Unwahrscheinlichkeiten. 
Unverblümt  macht  sich  darin  die  Gereiztheit  gegen  Moab-Ammon  geltend, 
welche,  bes.  seit  den  syrischen  Kriegen  unter  dem  Hause  Jehu's,  immer 
mehr  zunahm  u.  Dt.  23,  4  ff.  einen  gesetzL  Ausdruck  hat.  Es  war 
der  israel.  Volkswitz,  welcher  durch  diese  Erzählung  seinem  Wider- 
willen gegen  Moab-Ammon  Worte  lieh.  Obwohl  (ausser  Num.  25,  1  ff.) 
keine  bestimmten  Nachrichten  über  unzüchtiges  Wesen,  das  unter  ihnen 
im  Schwange  war,  vorliegen,  so  wrird  man  doch  urtheilen  müssen, 
dass  diese  Erzählung  über  sie  sich  bei  den  Isr.  nicht  so  ausgebildet 
hätte,  wenn  nicht  (bei  den  Isr.  verpönte)  Verwandlenehen  bei  ihnen 
in  Übung  gewesen  wären  (vgl.  Dt  23,  4  mit  1 — 3,  auch  über  Ruhen 
Gen.  35,  22;  s.  Smend  Moses  ap.  prophetas  73;  Bertheau  im  BL. 
IV.  230).  Dass  Lot's  Weib,  die  Mutter  seiner  Töchter,  in  der  Sage 
als  Sodomitin  (Kn.  a.)  gegolten  habe,  ist  nicht  wahrscheinlich:  Lot 
erscheint  Gp.  12  f.  schon  vor  seiner  Wanderung  nach  Sodom  ebenso 
im  Besitze  eines  Hauses,  wie  Abraham.  Wohl  aber  die  Töchter  gelten 
als  sodomitisch  geartet.  Die  Vermuthung,  dass  erst  R  das  Stück  ein- 
gefugt {Ew.  Böhm.  KS.),  oder  dass  es  aus  B  herstamme  (llg»),  lässt 
sich  nicht  genug  begründen.  Mit  der  Prüfungsgeschichte  Abraham's 
steht  die  Episode  in  keinem  Zusammenhang.  —  V.  30.  „Anknüpfend 
an  V.  23  berichtet  der  Vrf.,  Lot  sei  von  §oar  auf  das  Gebirge  ge- 
zogen, weil  er  fürchtete,  auch  diese  Stadt  möchte  noch  untergehen. 
Der  Engel  hatte  ihm  indes  ihr  Stehenbleiben  zugesichert  V.  21"  (Kn,). 
er  wohnte  in  der  Höhle]  mit  art.  gen.  (14,  13.  15,  11),  war  ein 
Höhlenbewohner  (Kn.);  doch  könnte  auch  eine  bestimmte  Höhle  (vgl. 
16,  7)  gemeint  sein,  an  welche  die  Sage  diesen  Vorgang  knüpfte  (Del.), 
„Noch  jetzt  bewohnt  man  in  jenen  Gegenden  die  Höhlen  u.  Grotten, 
Buckingh.  Syr.  II.  53  ff.  61.  81;  Lynch  Ber.  221".  Vgl.  auch  Lotän 
unter  den  Horitern  (Höhlenbewohnern)  in  Gen.  36,  20.  22.  29  (Rt 
HWB.  926).  Übrigens  ist  'ai  '3>tta  a«r"j  hinter  ^na  aum  auffallend,  u. 
könnte  ein  späterer  Zusatz  sein.  —  V.  31.  Die  Erstgeborne  macht  der 
jüngeren  (29,  26)  einen  Vorschlag,  unser  Vaier  ist  alt]  wird  also 
keinen  andern  Ort  mehr  aufsuchen  können,  u.  ein  Mann  ist  nicht 
im  Lande,  zu  kommen  über  uns]  uns  beizuwohnen.  Es  bleibt  nichts 
übrig,  als  uns  mit  dem  Vater  zusammenzuthun.  Zu  ttj!?  Weg  d.  i. 
Handlungsweise  u.  Weise  überhaupt  vgl.  6,  12.  —  V.  32.  „Da  aber 
Lot,  Gegner  der  sodom.  Unsitten  (19,  9),  nüchtern  in  solche  unsittl. 
Vermischung  nicht  einwilligen  würde,  so.  soll  er  berauscht  werden." 
u.  wir  wollen  von  unserem  Vaier  Samen  ins  Leben  rufen]  durch 
ihn  das  Geschlecht  fortpflanzen ;  wie  7, 3.  risV]  Sam.  -»sK  -—  V.  33 — 36. 
„Der  Plan  wird  ausgeführt.  Lot  ist  so  berauscht,  dass  er  es  nicht  be- 
merkt, wenn  eine  Tochter  sich  zu  ihm  legt  u.  von  ihm  aufsteht, 
gleichwohl  aber,  obendrein  als  aller  Mann,  zum  Zeugen  föhig.  Sehr 
unwahrscheinlich!  (Kn.).  Nach  Hier.  quae.  hätten  die  Juden  eben 
wegen   der  Unglaublichkeit  der  Sache  i  in  naip  V.  33  überpunktirt; 


ii 


278  Gen.  19,  33~Cap.  20. 

aber  nach  w?i;a  V.  35  scheint  der  Punkt  vielmehr  auf  eine  ortho- 
graph.  Variante  zu  weisen,  rjaswa]  LXX  sonderbar  iv  tw  TWifiri^ijvai 
avrov.  Y'pvr^^]  auch  V.  35,  vgl.  Ges.  47  A.  3.  «in  n^-jVa]  wie  30, 
16.  32,  23  (1  S.  19,  10),  s.  Ew.  293»;  anders  V.  35.*  —  V.  36. 
in^a»te]  absichtlich  »,  nicht  \  wegen  der  Etymologie  V.  37.  —  V.  37  f. 
Den  Namen  a»i»a  nimmt  der  Vrf.  entweder  im  Sinne  von  a«*?  vom 
Vater,  weshalb'  er  V.  32.  34  auch  «ü-»?«»  sagt"  (so  LXX  durch  den 
Einschub  kiyovaa'  ix  Tcatgog  iaov),  „oder  als  zusammengesetzt  aus 
htt  für  "^  Wasser j  entsprechend  dem  aram.  '»'iö  u.  aus  a»,  so  dass  er 
etwa  Same  des  Vaters  besagte"  (vgl.  Jes.  48,  1  u.  Ges.  th.  774); 
,Jedenfalls  bringt  er  ihn  damit  in  Zusammenhang,  dass  die  Stanmi- 
mutter  der  Moabiter  von  ihrem  Vater  empfangen  hatte.  Den  Namen 
l-itt?  erklärt  er  durch  ^^V\^.  Sohn  meines  Volks;  er  soll  also  aus- 
drücken, dass  der  Stammvater  der  Amm.  ganz  der  Sohn  seines  Stammes 
war,  sofern  ihn  der  Vater  seiner  Mutter  mit  dieser  zeugte.  Beide 
Deutungen  sind  sehr  gezwungen"  (Kn.).  Man  muss  gerade  die  Haupt- 
sache, auf  die  es  hier  ankommt,  erst  hinzudenken,  denn  „Same  des 
Vaters"  oder  ,',Sohn  meines  Volks"  konnte  man  jedes  beliebige  männL 
Kind  nennen.  Übrigens  s.  über  &'  zu  17,  14.  Die  Bedeutung  von  fi9 
als  Collectiv  der  Blutsverwandten  genügt  hier;  dass  ay  urspr.  ==  patruus 
u.  dann  auch  =  paler  gewesen  sei  {Krenkel  ZATW.  VIII.  282  ff.), 
braucht  man  wegen  '^^V)^  nicht  anzunehmen,  denn  auch  die  Deutung 
Moabs  (aK  "i^,  nicht  *"?»  ^»)  hält  sich  nur  im  allgemeinen.  Einen 
ammon.  Gottesnamen  *")■'  wollte  Derenhourg  (REJ.  1881  p.  123  f.)  aus 
dem  keilschriftlich  vorkommenden  ammon.  Königsnamen  a^a*"^»  (wie 
moab.  anavitsd)  erschliessen;  ähnlich  Halevy  im  JA.  VII,  19  p.  480t 
bezügHch  Ammon's  u.  Moab's.  bis  heute]  wie  35,  20,  sonst  ^^^Tl  '^Z 
njn  26,  33.  32,  33.  47,  26.  48,  15  u.  ö.  Hier  vielleicht  beigesetzt, 
um  anzudeuten,  dass  ihnen  dieses  Wesen  ihres  Ursprungs  noch  immer 
anhafte. 


6.    Die  Gefahr  der  Sara  am  Hof  von  Gerär  und  ihre  Bewahrung, 

Cap.  20  aus  B. 

Abr.  zieht  nach  dem  Südland  u.  hält  sich  in  Gerär  auf,  wo  er 
Sara  für  seine  Schwester  ausgibt  u.  auf  eine  Zeit  an  König  Abimelekh 
verliert,  aber  wieder  zurückerhält  u.  mit  Geschenken  entschädigt  wird^ 
nachdem  Gott  mit  Krankheiten  gegen  den  unrechtmässigen  Besitzer  u. 
dessen  Weiber  eingeschritten  ist  (Kn.).  So  wird,  auch  nach  der  wie- 
derholten Verheissung  des  Sara-Sohnes  u.  noch  vor  deren  Schwanger- 
schaft (21,  2)  die  Hoffnung  Abraham's,  nicht  ohne  seine  eigene  Schuld, 
anscheinend  wieder  zu  nichte:  sein  Glaube  u.  seine  Geduld  wird  noch 
einmal  auf  die  Probe  gestellt,  aber  ebenso  empfängt  er  auch  wieder 
neuen  Beweis  von  Gottes  Huld  u.  seiner  allmächtigen  Bewahrung.  Dies 
der  Sinn  des  Stücks  an  dieser  Stelle.  Einst  aber  hat  es  in  anderem 
Zusammenhang  gestanden  u.  ist  erst  von  R  hieher  gesetzt.  Nach  17, 
17  (A)  ist  Sara  90  Jahr  alt,  nach  18,  11  f.  (C)  betagt  u.  nach  Na- 


Gen.  20,  1.  279 

turgesetzen  zeugungsunfähig;  unmöglich  kann  sie  da  noch  Gegenstand 
des  Begehrens  der  Fremden  (20,  2.  4.  11)  gewesen  sein.  Es  kann 
aber  weiter  überhaupt  nicht  aus  A  oder  C  geschöpft  sein.  Aus  A 
nicht,  trotz  des  durchgehenden  a^n^s,  denn  „bei  A  wohnt  Abr.  in 
Mamre-IIebron  (23,  IfT.  25,  9,  vgl.  13,  8);  von  einem  Aufenthalt  in 
Gerär  oder  BeerSeba^  ist  sonst  bei  ihm  keine  Spur.  Abraham  als  Pro- 
fet  V.  7,  die  nächtl.  Eröffnungen  Gottes  3.  6,  die  ungunstige  Ansicht 
vom  sittl.  Charakter  der  Leute  zu  Gerär  11,  Ausdrücke  wie  '»Ji«  4, 
das  Land  ist  vor  dir  15,  sich  früh  aufmachen  am  Morgen  8,  HtUd 
thun  13,  p":  11,  n^sirj  16  sind  dem  A  fremd"  (Kn,).  Ebenso  wenig 
kann  C  der  Vrf.  sein,  vor  allem  darum  nicht,  weil  die  Parallel-Erzäh- 
lung  12,  10 — 20  ihm  angehört,  u.  20,  13  mit  jener  Stelle  nicht 
stimmt,  sodann  wegen  des  Gottesnamens  Elohim  (da  wegen  26,  28  f. 
nicht  angenommen  werden  kann,  dass  C  den  Namen  Jahve  absiclitUch 
darum  vermieden  habe,  weil  die  Geschichte  an  einem  heidnischen  Hof 
vor  sich  gieng),  ferner  weil  C  über  die  Ausführung  Abraham's  aus 
seiner  urspr.  Heimath  sich  (12,  Iff.)  anders  ausspricht,  als  V.  13*, 
endlich  weil  die  Darstellungsweise  hier  weniger  glatt  u.  fliessend  als 
bei  C,  sogar  unbeholfen  (s.  V.  17)  ist,  u.  auch  „die  Wörter  aa^  (für 
a^  5  f.  u.  ma»  (für  nntv)  17  ihm  fremd  sind**  (An.).  Mit  Recht' haben 
darum  die  Neueren  geurtheilt,  dass  hier  eine  andere  Quelle  zu  Grund 
liege,  näml.  B  {llg.  Hupf.  Böhm.  Kn.  Ew.  Sehr.  Kay.  Wl.  Kuen.), 
welcher   o^^nl?»,    nicht  nin-'  schreibt,    u.   nö«   statt  nntio.     An   Aus- 

•Ti'  ^  TT  TS* 

drücken  hat  er  wie  sonst,  so  hier  allerlei  seltenes,  woran  G  nicht  eben 
reich  ist,  zB.  -ji^g?  5  f.  nw»  12,  oder  V«  ^5«  oder  !?  2.  13,  u.  gibt 
manche  alterthümliche  Redensarten,  hier  zB.  16.  Nach  ihm  wohnt 
Abr.  im  Negeb;  er  erzählt  viel  von  Traumoffenbarungen  Gottes,  hier 
V.  3.  6;  stellt  Abr.  als  Profeten  dar  7;  construirt  ö^n^x  mit  PL  verb. 
30  (35,  7).  Über  aaan  7^8  u.  VVöpn  s.  V.  1  u.  7.  —  Dagegen  geht 
V.  18  (s.  d.)  auf  die  Hand  des  R  zurück;  s.  auch  V.  1  u.  14. 

V.  1.  Abr.  zieht  von  dort  nach  dem  Land  ("»*?»  sL  c.  mit  n  — 
loc,  wie  11,  31;  s.  Ges.  90,  2»)  des  Südens  (12,  9).  awn  y^«]  für 
r^an  wie  24,  62.  Num.  13,  29.  Jos.  15,  19.  Jud.  1,  15;  sonst  nie. 
vsis]  weist  nach  dem  jetzigen  Zusammenbang  auf  den  Mamre-Hain 
(18,  1)  zurück,  u.  es  ist  wohl  möglich,  dass  erst  R  es  eingesetzt  hat. 
Stand  es  in  B,  dann  kann  seine  Beziehung  nicht  mehr  nachgewiesen 
werden  {KiU.  G.  I.  125  vermuthet  14,  13).  Es  von  C  abzuleiten  (Htip/". 
172  f.),  ist  kein  Grund.  Er  setzte  sich,  nahm  seinen  Aufenthalt  zwi- 
schen Schur  (16,  7)  u.  Qadei  (14,  7.  16,  14),  u.  nomadisirte  zeit- 
weilig in  der  Gegend  von  Gerär.  Gerdr]  nach  den  Gnom.  25  Mill. 
südl.  von  Eleutheropolis,  wurde  neuerdings  (nach  Rowlands)  insgemein 
(Rohins.  Kn.  Ke.  Kiep.,  Bäd.^  207;  Ri.  HWB.  489,  u.  a.)  als  die 
Ruinenstätte  Umm  el-Gerär  verstanden,  3  Stunden  SSO.  von  Gaza,  an 
einem  breiten  u.  tiefen  von  SO.  kommenden  Giessbach  6urf  el-Geräi*, 
dem  oberen  Theil  des  W.  Gazzeh,  welcher  etwas  oberhalb  von  6erär 
den  von  NW.  kommenden  W.  eS-Seri'^a  in  sich  aufnimmt  (ZDMG.  I. 
175;  Ritt.  EK.  XIV.  1084f.).  Aber  wenn  nicht  'ja  ^a;i  gegenüber  von 
•lüo —  30^5  eine  starke  Ortsveränderung  in  sich  schhesst,  ist  diese  Orts- 


280  Gen.  20,  1—7. 

läge  zu  nördlich.     Sie  ist,  wenn  man  „zwischen  §ur  u.  QadeS*'  zu 
Grund  legt,  südlicher  anzusetzen,  zwar  nicht  in  el-'^Ari§  (Kneuck.  in 
BL.  I.  385),  wohl  aber  {Thomson,   Trumhull,  Guthe  in  ZDPV.  VUl. 
215)  in  oder  an  dem  (schon  von  Roh,  I.  311  ff.  438.  442;  Palmer 
Wüst-W.  269  ff.  beschriebenen)  W.  6erür,   einem   Seitenthal  des  W. 
e§-§eraif,  das  nach  dem  W.  el-^Ari§  mündet,  südwestlich  von  Qade§ 
anzusetzen,  s.  weiter  26,  1.  6.  17.  23.    Aber  freilich  ein  Philisterkönig 
zu  Gerär   (bei  G  in  Gp.  26)   verträgt  sich  damit  nicht     Elusa,  was 
Saadia  u.  Abusaid  dafür  setzen,  scheint  nur  gerathen.  —  V.  2.  ^^ 
mit  ^K  u.  V.  13.  21,  7  mit  \  in  Bezug  auf  einen  d.  i.  über  ihn,  Ew* 
217^.     Abr.  gibt  seine  Frau  für  seine  Schwester  aus,  u.  Abimelekh 
nimmt  sie  ihm  weg.    Das  ist  beides  sehr  kurz  gesagt;  V.^  findet  erst 
in  11  ff.  seine  Erläuterung  (LXX  setzen  von  dort  schon  hier  ein  iq>0' 
ßri^ri  yiiQ  slnstv,    oxi  ywtj  fiov  icu,  fii]  noxB  anoY^xHVfüOiv  avxov 
et  civögeg  xi\g  noXscDg  di  avxriv),  V.^  lässt  unaufgeklärt,  warum  der 
König  die  Sara  wegnehmen  Hess,  ob  wegen  ihrer  Schönheit  (wie  12, 11), 
oder  um  mit  dem  fremden  Häuptling  sich  zu  verschwägern,  oder  weil 
er  auch   sonst  so  zu  thun  gewohnt  war.     „Anderwärts  heissen  Abi- 
melekh König  der  Philister  (26,  1.  8),  sein  Land  Land  der  Phil. 
(21,  32.  34)  u.  seine  Leute  Philister  (26,  14f.  18).     Unser  Vrf.  ge- 
braucht für  die  Zeit  der  Erzväter  den  Namen  noch  nicht"  (An.).  — 
y.  3.    Gott   aber   schreitet   fOr  Abr.  ein  u.  erscheint  dem  Abim.  im 
Traum,  kündigt  ihm  den  Tod  an,  weil  er  eine  Verheirathete  (Dt  22, 22) 
genommen,  somit  ein  hl.  Recht  verletzt  hat    rvo  ^an]  du  bist  des  To- 
des,   du  musst  sterben,  vgl.  Dt.  18,  20;  Jes.  38,  1.    V?]  ==  *ii^-^? 
V.  11  (vgl  19,  17);  Sam,  ti-nn  \>9  (vgl.  21,  11.  25).     Das  Kommen 
u.  Reden  Gottes  im  Traum  ist  diesem  Erz.  geläufig  V.  6.  21,  12.  14. 
22,  Iff  28,  12.  31, 11.  24.  37,  5.  46,  2.  —  V.  4f.  Nachholend  wird 
bemerkt:  Abim.  halte  sich  ihr  aber  noch  nicht  genähert  d.  h.  beige- 
wohnt (Jes.  8,  3);  erst  aus  V.  6.  17  erfährt  man,  dass  er  durch  Krank- 
keit, die  ihm  Gott  schickte,  davon  zurückgehalten  worden  war.     Nun 
macht  er  seine  Unschuld  geltend.    "»aiK]  wie  man  Jahve  anredet  (15,  2); 
hier  dem  Heiden   in  den  Mund  gelegt,     auch  gerechtes  Volk?]  d.  h. 
Leute,  vgl.  b?  Ps.  18,  28.  22,  7.  62,  9.    "ia]  hält  Geig,  Urschr.  365 
für  einen  späten  Einsatz.    „Ein  Gerechter  näml.  ist  er,  da  er  in  Un- 
schuld des  Herzens  u,  Reinheit   der  Hände  gehandelt  hat  d.  h.  in 
dem  Glauben,  er  nehme  Abraham's  Schwester,   was  nach  damaliger 
Sitte  nicht  als  unrechte  That  gegolten  haben  muss,  s.  12,  14''  (Kn.), 
aa^]  für  a>  auch  sonst  bei  B ,  zB.  V.  6.  31,  26.  Jos.  14,  7.  24,  23. 
—  V.  6.  Gott  erkennt  an,  dass  er  in  gutem  Glauben  gehandelt,     u, 
so  hielt  auch  ich   meinerseits  dich  zurück  vom  Sündigen  an  mir 
(itfl'n  für  »brj  Ges.  75  A.  21),  näml.  durch  Krankheit,  mit  der  ich  dich 
belegte   V.  17;    darum   d.  h.  damit   du   nicht   durch  Verletzung  der 
Rechte  meines  Erwählten  gegen  mich  selbst  sündigest,   erlaubte  (er- 
möglichte) ich  dir  nicht  (31,  7.  Num.  20,  21.  21,  23  bei  B) ,  sie  zu 
berühren.  —  V.  7.  Aber  jetzt  soll  Abim.  die  Sara  sofort  zurückgeben, 
weil  er  ein  Profet  (nur  hier  so  von  Abr.,  vgl.  Ps.  105,  15,  aber  der 
Sache  nach  auch  Gen.  18,  17  ff.)  sei,  d.  h.  einerseits  ein  Vertrauter 


Gen.  20,  7—14.  281 

Gottes,  dessen  Eigenthum  man  nicht  ungestraft  antasten  darf,  anderer- 
seits auch  ein  Mann,  der  bei  Gott  etwas  gilt,  durch  die  Kraft  seines 
Gebetes  den  Mittler  zwischen  Gott  u.  den  Menschen  machen  kann 
(mehr  legen  in  den  Ausdruck  hinein  GBaur  zu  Am.  3;  König  Offenb.  I. 
69);  als  solcher  werde  er  um  ihn  beten  d.  h.  Fürbitte  für  ihn  ein- 
legen wegen  der  Krankheit.  (Fürbitten  gehören  zum  prof.  Beruf,  Kn, 
Prophet  I.  213).  ti.  lebe]  Imprt.  cons.  Ew.  235^:  so  wirst  du  nicht 
sterben  (an  der  Krankheit),  sondern  gesund  werden,  ^^fenn]  eig.  sich 
als  Schiedsmann  oder  Mittler  beweisen,  ist  das  Wort  für  fürbitten 
(V.  17.  Num.  11,  2.  21,  7.  Dt  9,  20.  26),  verschieden  von  ^r9  25,  21. 

—  V.  8.  Abim.  gehorcht  der  nächtl.  Weisung  als  einer  göttlichen; 
auch  seine  Diener  (Beamten),  denen  er  den  Fall  vorträgt,  werden  von 
gleicher  heilsamer  Furcht  befallen  u.  sind  einverstanden,  dass  demge- 
mäss  verfahren  werde.  —  V.  9 f.  Abr.  wird  gerufen,  aber  zunächst 
vom  König  für  sein  Verhalten  getadelt  Thaten,  welche  nicht  gethan 
werden,  hast  du  gethan  d.  h.  gehandelt,  wie  es  unter  Menschen  all- 
gemein nicht  Sitte  ist,  vgl.  34,  7.  was  hast  du  gesehen]  im  Auge 
gehabt,  beabsichtigt  mit  der  falschen  Angabe?  (ebenso  'rtn'^  im  Arab.). 

—  V.  11  f.  Abr.  rechtfertigt  sich.  Ergänze  "^r^^^  vor  ''»?';>»»  "^s  u.  vgl. 
27,  20.  31, 31.  pi\  die  Bedeutung  gewiss  {Kn.  Del,)  ist  auch  aus  Num. 
20,  19  u.  Ps.  32,  6  nicht  zu  erweisen;  nur  =  wenigstens  genügt 
Bei  dem  herrschenden  Mangel  an  GottesÄircht  unter  dieser  Bevölkerung 
(s.  15, 16),  besorgte  er,  man  möchte  ihn  ermorden,  wenn  er  sich  als 
Ehemann  Sara's  bekenne  (12, 12).  "i?^-^?]  12, 17.  Auch  war  wirk- 
lich (naöK  wie  Jos.  7,  20;  Sam.  aw»  wie  18,  13)  Sara  seine  Schwe- 
ster, von  einer  andern  Mutter,  eine  Angabe,  die  11,  29  nicht  gemacht 
u.  auch  12,  13  nicht  nothwendig  vorausgesetzt  ist  „Ehen  dieser  Art 
werden  Lev.  18,  9.  11.  20, 17.  Dt  27,  22  verboten,  kamen  aber  zB. 
bei  Kenaan.,  Arab.,  Äg.,  Assyr.,  Persern  (s.  Lev.  18,  6 ff.)  vor,  nach 
vorliegender  Stelle  auch  bei  den  Hebr.  der  vormosaischen  Zeit"  (Kn.); 
es  versteht  sich  jedoch,  dass  derartige  Ehen  (wie  11,  29  u.  29,  26 ff.) 
nach  ihrer  urspr.  stammgeschichtiichen  Bedeutung  beurtheilt  sein  wollen; 
das  Stammesblut  soll  als  ein  reines,  ungemischtes  sich  darstellen.  — 
V.  13.  Die  Sache  sei  schon  bei  der  Auswanderung  aus  der  Heimath 
zwischen  ihm  u.  Sara  so  verabredet  worden.  Anders  12,  11.  Auch 
ist  zu  bemerken,  dass  hier  nicht  von  einer  Berufung  (wie  12,  1  ff.) 
die  Rede  ist,  sondern  dass  die  Gottheit  ihn  H^n  in  die  Irre  oder 
Fremde  führte,  ohne  bestimmtes  Ziel  ihn  auf  die  Wanderung  schickte, 
vgl  nsin  37,  15  u.  wie  Jacob  Dt.  26,  5  als  -»a»  bezeichnet  wird. 
■»»fi"]  Plur.,  weil  er  zu  Heiden  redet  (Ew.  318*;  V.  6  beweist  selbst- 
verständlich nichts  dagegen);  Cp.  35,  7  kehrt  diese  Construction  bei  B 
wieder,  aber  aus  anderem  Grund.  üipÄrj-^s-^»]  durch  Attraction  zum 
Relativsatz  für  '»n  l^sa.  ■'V"'^*?»«]  V.  2.  —  V.  14  f.  Abim.  ist  mit  der 
Erklärung  zufrieden,  u.  begleitet  die  Zurückgabe  Sara's  mit  Geschenken 
(wie  12,  16),  gestattet  dem  Abr.  auch  freien  Aufenthalt  im  Gebiete 
von  Gerär.  ^itV]  13,  9.  Begründung  eines  künftigen  Anrechts  auf 
dieses  Gebiet  (Hupf.  169)  soll  doch  wohl  nicht  darin  liegen  (vgl.  13, 
9.  34,  20  f.).     Vor  i»:c  haben  Sam.  LXX  noch  i  C)D5  P|V»  (aus  V.  16 


282  Gen.  20,  14—17. 

eingefügt),  ^intw  bei  B  (V.  17)  auiraliend,  entweder  durch  jüngere 
Änderung  (vgl.  31,  33  bei  Sam,),  oder  sammt  i  ö'^taa^'j  erst  von  R 
eingesetzt.  —  V.  16.  Der  Sara  gibt  er  eine  förmliche  Ehrenerklärung, 
bekräftigt  durch  ein  besonderes  Geschenk.  Die  tausend  §eqel  Silber 
(Ges.  134,  3  A.  3)  sind  nicht  der  Werth  der  V.  14  genannten  Ge- 
schenke (Kn,  Ke.),  denn  man  sieht  nicht  ein,  wozu  eine  solche  Be- 
rechnung? auch  galten  jene  Geschenke  dem  Abr.  selbst,  ihn  zu  be- 
gütigen u.  zu  ehren;  sondern  sie  sind  ein  besonderes  u.  zwar  sehr 
bedeutendes  Geschenk  an  Abr.,  dessen  Zweck  er  der  Sara  so  erklärt: 
es  ist  für  dich  eine  Äugendecke  allen,  welche  hei  dir  sind;  es  ist 
für  die  Sara  u.  ihretwegen  gegeben,  u.  soll  ihrer  ganzen  Umgebung 
die  Augen  verhüllen^  dass  sie  für  das  Geschehene  blind  werden,  die 
ihr  widerfahrene  Unehre  nicht  mehr  sehen  (vgl.  32,  21;  Ij.  9,  24). 
So  richtig  Hofm.  (Schriftb.2  D.  1.  233).  Da  ??>;«  "^k  hbh  nicht  be- 
deuten kann  hinsichtlich  alles  dessen,  was  mit  dir  vorgegangen  ist 
{Schum,  Ges.  th.,  Tuch  Kn,)  u.  hbh  auch  nicht  =  ^bVi  {Del.^)  sein 
kann  (wie  Sam.  LXX  allerdings  lesen),  so  muss  vielmehr  w^  die  ein- 
führen, deren  Augen  zu  bedecken  sind,  u.  1\h  Dat.  comm.  sein.  Nicht 
aber  kann  i\\  die  blind  zu  machende  einführen  (DeL^),  weil  sonst 
'AI  h^h  keinen  Sinn  hat  „An  die  Anschaffung  eines  künftig  von  Sara 
zu  tragenden  Schleiers  für  die  1000  Sekel  {JDMich,  Dath,  Ros.  Bohl. 
Bmg.)  ist  nicht  zu  denken'^  (tCn,)  aus  vielen  Gründen.  Auch  kann 
mit  K^n  nicht  (IE.;  Ew,  123^)  Abr.  selbst  gemeint  sein.  Weil  dann 
ein  Zweck  der  1000  §eqel  gar  nicht  angegeben  wäre.  Wohl  aber 
ist  das  Geschenk  eine  Augendecke,  insofern  Abim.  durch  dasselbe,  wie 
durch  einen  Zeugen  (21,  30),  das  Eingeständniss  seines  Unrechts  an 
der  Sara  bekräftigt,  u.  dieser  Zeuge,  in  der  Hand  ihres  Bruders,  also 
von  ihm  angenommen  u.  anerkannt,  fernerhin  eine  Verunehrung  an  der 
Sara  zu  erblicken  nicht  erlaubt.  ^ö"*^§;]  ist  nicht  Fortsetzung  zu  -i*;» 
{Tuch  Kn,:  was  mit  dir  u.  mit  allen  geschehen  ist),  da  ^k  diesen 
Sinn  überhaupt  nicht  erlaubt  u.  „mit  allen''  auch  nichts  vorgegangen 
ist;  auch  nicht  Forts,  zu  a^a''?  >n^a  ?i^  (öe*.);  sondern  mit  den  Mass. 
zu  Mrtsi;  zu  ziehen:  u.  lei  allen  —  so  (cons.,  Ew.  344^)  bist  du 
nicht:  überwiesen,  des  Unrechts  überführt  (Ges,\  dem  Sprachgebrauch 
nach  möglich,  aber  unpassend,  da  Abim.  hier  keinen  Vorwurf  machen 
kann,  sondern:  dargelhan  sc.  als  eine,  der  Unrecht  geschehen  ist  Tals 
pass.  zu  n''?"i«^  c.  Acc.  rei  zB.  Ij.  13,  15.  19,  5)  oder  im  Recht  (als 
pass.  zu  ^  n-'S'in  zB.  Jes.  11,  4.  Ij.  16,  21),  gerechtfertigt,  wobei  man 
am  besten  »^nsbj  punktirt  {Ew.  195^),  denn  nur  ein  Perf.  2  p.  fem. 
ist  hier  am  Platz  nach  )  cons.,  nicht  aber  ein  Part  fem.,  als  könnte 
dies  für  J^»  i^^siaj  {Del.^)  stehen^  oder  gar  u.  alles  (das  Ganze)  be- 
treffend —  so  ist  es  abgemacht,  entschieden  (Hofm.  Runs.;  Bötich. 
zum  Theil),  bedeuten.  Auch  ein  Subst  fem.  (Entscheidung)  ist  syn- 
taktisch unzulässig.  Olsh.  bezweifelt  die  Richtigkeit  der  Lesart  — 
V.  17.  „Nach  dieser  Ausgleichung  legt  Abr.  Fürbitte  ein  (V.  7),  u. 
Gott  hebt  Abimelekh's  u.  seiner  Frauen  Krankheit.  Die  letztere  be- 
stimmt der  Vrf.  (wie  12,  17)  nicht  näher;  nach  V.  6  war  es  jeden- 
falls eine  solche,  die  zur  Beiwohnung  unfähig  machte.     Man  vgl.  dazu 


Gen.  20,  17— Cap.  21.  283 

die  Plage  der  Philister  1  S.  5,  6.  9.  12.  6,  4  f.  u.  die  Weiberkrank- 
heiten der  Skythen  (Her.  1,  105.  4,  67),  auch  Win.^  U.  254f."  (Kn,). 
Übrigens  war  oben  nicht  gesagt,  dass  Abim.  u.  auch  seine  Weiber 
krank  waren;  die  Darstellung  ist  unbeholfen  (s.  zu  14,  24),  'nV'^i]  u. 
sie  gebaren  (Ew.  191^),  oder  besser  (Kn.):  u,  sie  zeugten ,  so  dass 
Abim.  als  Subj.  mit  eingeschlossen  ist  (vgl.  zu  n^;  Hos.  9,  16.  Zach. 
13,  3).  Die  Lesung  '»■5^?  (Bredenk.  in  Z.  f.  KW.  u.  KL.  1882  S.  671  f.) 
brächte  etwas  hier  Fremdes  herein,  rtto«]  dem  Vrf.  geläufig  (für  'nntio), 
21,  10—13.  30,  3.  31,  33.  Ex.  2,  5  u.  ö.  (Kn.),  obgleich  strengge- 
nommen  (1  S.  25,  41)  zwischen  beiden  Begriffen  ein  Unterschied 
ist,  s.  V.  14.  —  V.  18  erklärt  das  zuletzt  Gesagte  daraus,  dass  Jahve 
um  der  Sara  willen  jeden  Mutterleib  des  Hauses  Abim.'s  verschlossen 
hatte.  Der  Ausdruck  geht  sonst  auf  die  Empfängnissunföliigkeit  (s.  zu 
16,  2),  möglicherweise  (Jes.  66,  9.  37,  3)  auch  die  Geburtsunfähigkeit 
der  Schwangeren,  u.  insofern  wäre  die  Erkl.,  soweit  sie  sich  auf  die 
Weiber  bezieht,  allgemem  genug  gehalten,  um  zuzutreffen,  aber  sie 
übersieht,  dass  nach  V.  17  auch  Abim.  selbst  durch  Krankheit  am 
Zeugen  verhindert  war  (V.  6),  u.  erregt  den  Schein,  als  hätte  der 
Grund  des  Nichtzeugens  blos  in  den  Weibern  gelegen.  Darum  u.  wegen 
rv\ry^  ist  der  V.  für  einen  Zusatz  (Tuch  Kn.  Hupf.  Del.  Sehr.  Wl. 
Kuen.)  des  R  zu  halten.  Da  näml.,  zufolge  seiner  Einordnung  des 
Stücks,  Sara  nicht  lange  (s.  21,  2)  am  Hofe  des  Königs  gewesen  sein 
konnte,  die  Empfängnissunfähigkeit  der  Weiber  aber  so  schnell  nicht 
zu  bemerken  war,  so  wollte  er  auf  die  Geburtsunfähigkeit  den  Nach- 
druck legen,  hat  also  (Tuch  Kn.)  ^^s;  in  diesem  letzteren  Sinn  ge- 
nommen. 


7.    Die  Gebart  Isaac's  und  die  Vertreibung  Ismael's  Cap,  21,  1 — 21, 

nach  A,  C  u.  B. 

Der  vielverheissene  Sohn  von  Sara  kommt  endlich,  vnrd  8  Tage 
alt,  dem  Bunde  gemäss,  beschnitten  u.  Isaac  benannt  (1 — 7).  Aber 
nach  Isaac's  Entwöhnung  muss  Abr.,  auf  Verlangen  der  Sara,  den  I§- 
mael  u.  seine  Mutter  aus  dem  Hause  schicken,  damit  er  nicht  mit  Isaac 
erbe;  in  der  Wüste  hat  die  verstossene  Hagar  Gottes  Fürsorge  zu  er- 
fahren; ihr  Sohn  unter  Gottes  Obhut  herangewachsen,  lässt  sich  in 
der  Wüste  Paran  nieder,  wo  er  eine  Ägypterin  zum  Weibe  nimmt 
(8 — 21).  So  muss  Abr.,  nachdem  die  eine  grosse  Hauptverheissung 
ihm  erfüllt  ist,  doch  bald  vweder  auf  ein  anderes,  ihm  theuer  gewor- 
denes Gut  verzichten,  u.  durch  solchen  Gehorsam  seinen  Glauben  an 
den  Bund  Gottes  mit  Isaac  bethätigen.  —  In  diesem  Stück  ist  V.  1^. 
2*^ — 5  „wegen  der  Rückbeziehung  von  V.  2*^  u.  4  auf  Cp.  17,  der 
Altersangabe  4,  der  Breite  des  Ausdrucks  3,  der  Form  mk^  6"  (Kn.) 
von  A,  bei  welchem  dieser  Bericht  die  Fortsetzung  von  Cp.  17  u. 
19,  29  war;  nur  muss  R  (wie  17,  1  so)  in  V.  1^  ursprüngliches  v^rht^ 
in  »Tjn*^  geändert  haben.  Auch  C  hat  natürlich  die  Geburt  Isaac's  in 
seiner  Schrift  erzählt,  aber  von   seinem  Bericht  hat  R  nichts  aufge- 


284  Gen.  21,  1—8. 

nommen,  als  V.  1*.  2*.  7;  wenigstens  wäre  V.  1*  neben  1^  als  freie 
Zuthat  des  R  (ohne  Vorlage  in  C)  unbegreiflich,  u.  in  2^.  7 
spricht  'J'^aptV,  so  wie  in  7  die  Doppelheit  neben  6  für  C.  Dagegen 
V.  6.  8 — 21  ist,  trotz  a*'»?'^»,  nicht  von  A,  für  den  die  Erscheinung 
des  ti»^?  17,  die  Erklärung  des  Isaac-Namens  6,  die  Austreibung  der 
Hagar  u.  des  iSmael  überhaupt  u.  das  Alter  iSmael's  bei  derselben  (s. 
V.  15)  nicht  passt,  „dem  aber  auch  Ausdrücke  wie  Gott  war  mit  ihm 
20,  w^f>a  awae  12,  ^f>?  awn  14,  i\a-*?a  J^?!^  11  f.,  »i;»!  10,  i^?  8.  140*. 
fremd  sind"  (An.).  Gegen  C  als  Vrf.  spricht  ausser  dem  Gottesnamen 
die  abweichende  Erklärung  des  Isaac-Namens  V.  6,  vor  allem,  dass  das 
V.  9 — 21  Erzählte  eine  Variante  der  von  C  schon  in  Cp.  16  berichteten 
Sage  über  Hagar  u.  ISmael  ist.  Demnach  kann  nur  B  der  Vrf.  sein, 
für  welchen  ausser  o^rf^g  auch  die  Örtlichkeit  des  Vorgangs  im  Negeb 
(vgl.  20,  1),  so  seltene  Wörter  wie  nah  14  f.  19,  wj»  16,  Mtö^  rraS 
20,  u.  Ausdrücke  wie  ira»  10.  12  f.  "^  a^to  13.  18,  (prr*?»?  16),  ri-iiit-^ 
11  zeugen.  Nur  in  V.  14  hat  die  Hand  des  R  oder  eines  Späteren 
eingegriffen,  u.  hinter  V.  17  f.  etwas  weggelassen.  —  Bei  A  u.  C  ist 
Isaac  ohne  Zweifel  in  Mamre  geboren. 

V.  1 — 7.  Die  Geburt  Isaac's.  V.  1*  sicher  nicht  aus  A,  der  w 
(8,  1.  19,  29),  nicht  ißfe  schreibt,  sondern  rückbezüglich  auf  18,  10  ff. 
aus  C  (der  wie  B  "fpfc  schreibt).  V.*^  mit  Bezug  auf  17,  16.  21  aus 
A,  nur  dass  R  (wrie  17,  1)  nim  für  a*»»?'^«  eingesetzt  hat,  weil  2  ver- 
schiedene Gottesnamen  in  diesen  sonst  gleichbedeutenden  Sätzen  schiefe 
Vorstellungen  erzeugt  hätten  (in  LXX  auch  V.  2  u.  6  Kvgiog),  Eine 
ähnl.  Tautologie  zweier  Versglieder  Num.  22,  3.  —  V.  2^  sicher  von 
A  (vgl.  zu  'i^^'fah  17,  21;  freilich  auch  18,  14);  V»  muss  wegen  i^a^t^ 
seines  Alters  (vgl.  7.  37,  3.  44,  20)  aus  C  stammen;  nur  wenn  i'^apt!» 
von  R  aus  V.  7  eingefugt  wäre,  könnte  V.*  auch  dem  A  gehören.  — 
V.  3f.  Benennung  u.  Beschneidung  Isaac's  nach  17,  12.  19.  '^^""»^'^a«] 
Prf.  mit  Art.  für  Rel.,  s.  aber  zu  18,  21.  —  V.  5  vgl.  17,  1.  24. 
Accus,  beim  Pass.  wie  V.  8.  4,  18.  17,  5.  —  V.  6  aus  B,  der  den 
Isaac-Namen  (anders  als  17,  17  bei  A  u.  als  18,  12  bei  C)  aus  der 
freudigen  Äusserung  der  Mutter  bei  der  Geburt  des  Sohnes  erklärt: 
Gott  habe  ihr  ein  Lachen  bereitet,  jeder,  der  von  ihrem  Sohne  höre, 
werde  über  sie  (Ij.  5,  22.  39,  7.  18.  22;  Ps.  59,  9  a.)  lachen,  vor 
Verwunderung.  So  gefasst  schliessen  sich  beide  Versglieder  nicht  aus: 
was  Gott  an  ihr  gethan  hat,  ist  etwas  zum  Lachen,  für  sie  u.  für 
andere.  Es  ist  darum  nicht  nöthig,  V.^  dem  C  zuzuschreiben  u.  ans 
Ende  von  V.  7  (Bud.  224;  Kitt,  137)  zu  verweisen,  pn?;]  s.  2,  12. 
23.  —  V.  7.  Mit  neuem  "iö»wi  wurd  ein  anderer  Spruch  von  ihr  mitgetheilt, 
worin  sie  ihrer  freudigen  Überraschung  Ausdruck  gab,  u.  zwar  ein 
dichterischer,  daher  VVö  (im  Pent.  nur  hier):  wer  hat  je  gesagt  (vgl. 
Num.  23,  10.  Prov.  30,  3  f.  Ij.  41,  5)  d.  i.  hätte  je  gesagt  (Gen.  18,12; 
Ges,  106,  4),  sagen  zu  dürfen  geglaubt?  (Vulg.)i  nicht:  zig  ävceyyeXBl', 
(LXX,  Tuch),  a-»«]  Plur.  der  Gattung  wrie  Ex.  21,  22.  1  S.  17,  43. 
Gant.  2,  9.  i'^aptV]  iv  tw  yi]Qa  fiov  LXX;  s.  aber  V.  2,  u.  demnach, 
so  wie  wegen  des  neuen  ^^»»tj,  der  V.  wahrscheinlich  aus  C.  —  V.  8 — 21. 
Austreibung  der  Hagar  u.  ihres  Sohnes,  nach  B.    Parallele  zu  16,  4 ff.; 


Gen.  21,  8—14.  285 

bei  A  findet  sich  von  einer  Austreibung  Hagar's  u.  iSmael's  nichts, 
(s.  25,  9).  —  V.  8.  Isaac  wird  entwöhnt,  als  er  gross  geworden  1  S. 
1,  28  f.  jfi'ie  Entwöhnung  erfolgte  oft  spät,  bisweilen  nach  3  (2  Macc. 
7,  27;  Mungo  Park  R.  237),  auch  4  Jahren  {Russell  Alep.  I.  427). 
Sie  wird  von  Abr.  als  Familienfest  gefeiert,  wie  noch  heute  im  Morgen- 
land (Morier  zweite  R.  114;  v.  Schubert  R.  II.  48)"  Kn.  V^a-ji]  wie 
V.  20.  h'ov^a]  Ges,  51  A.  2.  np»»]  19,  3.  —  V.  9  f.  „Bei  dem- 
selben sieht  Sara  den  Hagarsohn  piü^^  scherzend  (19,  14)  d.  h.  nach 
der  Weise  munterer  Knaben  spielend"  Zach.  8,  5  „(LXX  GrVen.: 
nai^ovra  u.  dazu  LXX  (ibtcc  'löaaK  xov  vtov  avrrjg,  Vulg.:  luden- 
iem),  hüpfend  u.  tanzend  (Ex.  32,  6.  Jud.  16,  29.  2  S.  6,  5)  u.  for- 
dert erregt  von  mütterlicher  Eifersucht  seine  u.  Hagar's  Austreibung, 
damit  er  nicht  mit  Isaac  erbe.  So  Ilg.  Ges.  Tuch  richtig.  Mit  andern 
zB.  Qi.  VatahL  Pisc.  Grot,  JDMich.  Schum,  Bohl.  Bmg.  Ke.  prm 
von  Spöttereien  zu  erklären,  geht  nicht  an,  weil  das  Wort  (ohne  Praep.) 
davon  nicht  gebraucht  wird.  Noch  weniger  ist  an  eine  Verfolgung 
Isaac's  (Gal.  4,  29;  Ros.  Del.)  oder  an  Streit  über  die  Erbschaft  (alte 
jüd.  Erkl.,  Fag.)  oder  an  Götzendienst .  (Jonai/i.,  itai^)  zu  denken" 
{Kn.)^  um  so  weniger  als  nach  V.  140*.  ISmael  noch  sehr  jung  war. 
pn^tt]  als  Pausalaussprache  wie  Ex.  32,  6.  Dt.  32,  11,  s.  Ges.  52,  2 
A«  2.  —  Zu  beachten  ist,  dass  weder  hier  noch  in  der  folg.  Erzählung 
der  Hagarsohn  mit  seinem  Namen  iSmael  genannt  ist;  s.  weiter  zu  V. 
17.  —  V.  11.  Dem  Abr.  missföllt  die  Forderung,  nicht  so  sehr  wegen 
Hagar  (doch  s.  V.  12),  als  wegen  des  Sohnes,  den  er  nun  einmal  als 
seinen  Sohn  liebte.  J^ni«  V?]  ob  der  Wendungen  oder  Umstände, 
von  —  wegen,  eine  seltene  Redensart,  welche  noch  V.  25.  (26,  32). 
Ex.  18,  8,  Num.  12,1.  13,  24.  Jos.  14,  6  (beiB),  auch  Gen.  20,  SSam. 
vorkommt.  —  V.  12.  Aber  was  Sara  aus  weibL  Eifersucht  will,  ist,  aus 
andern  Gründen,  Gottes  Willen  gemäss:  er  wird  von  Gott  angewiesen, 
sein  Vatergefuhl  zu  verleugnen,  u.  in  allem  seinem  Weibe  zu  ge- 
horchen. snr^M]  imprs.:  lass  dir^s  nicht  leid  thun  um  u.  s.  w.;  was 
nur  immer  sie  zu  dir  sagen  wird,  höre  auf  ihre  Stimme!  denn  in 
oder  durch  Isaac  wird  dir  Same  genannt  werden]  d.  i.  „in  der  Linie 
des  Isaac  werden  diejenigen  Nachkommen  von  dir  abstammen,  welche 
deinen  Namen  fuhren  werden,  also  die  eigentl.  Abrahamiden  u.  als 
solche  die  Erben  der  göttl.  Verheissungen,  näml.  die  Israeliten,  welche 
die  von  Gott  erwählte  Abrahamische  Nachkommenschaft  waren"  {Kn.)y 
vgl.  Jes.  41,  8.  Rom.  9,  7.  Hbr.  11,  18.  Erläuternd  dazu  sind  17,  19. 
21  bei  A.  —  V.  13.  „Als  Sprössling  Abraham' s  soll  indess  ISmael 
auch  ein  grosses  Volk  werden  (vgl.  17,  19  f.  bei  A).  Diese  Ver- 
heissung  erleichtert  dem  Vater  die  Entlassung  des  Sohnes.  "»^aV  o''»]  wie 
noch  V.  18.  46,  3  bei  demselben  Vrf."  (iTn.),  vgl.  Jos.  6,  18. 
^^ih  rtwr<]  h^i  ««laV  M«tn  TtuHTt  Sam.  LXX  (s.  V.  18).  —  V.  14. 
„Gleich  am  Morgen  nach  dieser  Eröffnung,  die  also  des  Nachts  er- 
folgte (15,  1.  20,  3.  6.  22,  1.  26,  24  31,  11.  24.  46,  2)  voll- 
zieht Abr.  den  göttl.  Befehl.  Er  nimmt  Brod  u.  einen  Schlauch 
Wasser;  beides  u.  den  Knaben  übergibt  (18,  7)  er  der  Hagar;  die 
irrt   vertrieben  in  der  Wüste  von  BeerSeba^  (s.  V.  31)  umher"  (Kn.), 


286  Gen.  21,  14—20. 

In  BeerSeba^  ist  also  wohl  damals  Abr.  nach  B  (s.  V.  22  ff,), 
rm]  wegen  folg.  Tonsylbe  für  r^r:,  st.  c.  von  rt&n  V.  15.  19  {Ew. 
21 1^;  das  Wort  nur  hier;  sonst  s.  Wellsted  R.  in  Arab.  I. 
66  ff.  öw]  Prf.,  erklärende  App.  zu  in'«i  {Ew.  346»).  ^^^JI-^äj]  ist 
weiteres  Obj.  zu  'jp?.^  nicht  (Rai,  Ilg.  Schum,  Bohl.  Tuch)  zu  aw 
''»-^y  wenigstens  nach  dem  jetzigen  Text  nicht.  Die  Worte  '»-^3^  fiw 
für  eine  Glosse  des  R  zu  erklären  {Kn,)  liegt  kein  Grund  vor;  wohl 
aber  ist  'w  Vy  o»  eine  harmonistische  Correctur  für  urspr.  hösw  h9  aw*^ 
nV-^n  n«,  was  LXX  haben.  Umstellung  des  ^^;'!"»^«;  hinter  nnVw^i 
{Olsh.)  ist  nicht  angezeigt.  —  V.  15.  Als  das  Wasser  aus  dem  Schlauche 
ein  Ende  genommen,  wirft  sie  den  Knaben  unter  einen  der  Sträuche 
in  den  Schatten.  Über  h^v  (2,  5)  den  Wüstenstrauch  s.  zu  Ij.  30,  4. 
Umsonst  bemühen  sich  die  Ausl.  aus  dem  Werfen  ein  schnell  hinlegen 
zu  machen,  um  die  Vorstellung;  dass  sie  den  Sohn  zuvor  getragen  hat, 
wegzubringen.  Nach  A  wäre  iSmael  damals  mindestens  16  Jahre  alt 
gewesen  (16,  16.  17,  25.  21,  5).  Aber  schon,  dass  er  vor  der  Mutter 
erschöpft  wird,  ausserdem  ^?a«5  V.  20,  zeigt,  dass  er  von  B  jünger 
gedacht  ist  {Tuch),  als  zarter  Knabe,  der  von  ihr  getragen  oder  ge- 
schleppt werden  muss.  —  V.  16.  Sie  selbst  setzte  sich  (w^  wie  12,  1) 
gegenüber  {e  conspectUyJium,  2,  2.  2R.  2,7.  Obad.  11),  ferne  machend 
{Ew.  280»;  vgl.  Ex.  33,  7  bei  B,  u.  Jos.  3,  16)  gleich  Bogenschützen 
d.  h.  eine  Bogenschussweite  davon,  "^intt»]  PL  st  c.  Part.  Pilel  (nicht 
subst.:  Bogenschuss,  Böttch.)  von  rrno  {Ges.  75  A.  18),  nur  hier  vor- 
kommend. Sie  thut  das,  um  den  Tod  des  Kindes  nicht  mit  ansehen 
(n«5  mit  a  wie  44,  34)  zu  müssen.  In  V.^  (nach  Kn.  ein  Einsatz 
des  Jehovisten,  der  allein  ^^p  Kva  schreibe  27,  38.  29,  11,  von  ihm 
gemacht,  weil  er  das  so  natürliche  Weinen  der  Mutter  vermisst  habe) 
geben  die  LXX  "^a"^  n'^ip-^«  »«ni,  u.  das  mag  (s.  V.  17)  die  urspr. 
Lesart  gewesen  sein,  die  in  Anbetracht  des  Alters  (V.  14)  des  iV^  cor- 
rigirt  wurde  {KS.).  Das  "i>aö  awfi^,  das  auch  LXX  haben,  besagte  dann: 
so  dass  sie  dann  u.  während  sie  so  sass,  fieng  der  Kn.  laut  zu  wei- 
nen an.  Sonst  müsste  man  zur  Erklärung  von  V.  17^  auf  die  zu  20, 
17  bemerkte  unbeholfene  Darstellungsweise  des  B  zurückgreifen.  — 
V.  17.  Gott  hört  die  Stimme  des  weinenden  Knaben,  u.  der  Engel 
Gottes  (vgl.  16,  7 ff.),  vom  Hinunel  her  (22,  11)  rufend,  spricht  ihr 
Muth  ein,  da  Gott  auf  die  Stimme  des  Knaben  da,  wo  er  sei,  gebort 
habe  d.  h.  „da  an  dem  Ort,  wo  er  liege,  sich  die  Erhörung  befinde, 
V.  19"  {Kn.).  Im  Zusammenhalt  mit  dem  zu  V.  10  Bemerkten  drängt 
sich  die  Vermuthung  auf,  dass  hier  von  B  der  Name  Umael  erklärt 
war,  dass  aber  R  in  Folge  der  Einordnung  des  Stücks  in  den  jetzigen 
Zusammenhang  die  betreffenden  Worte  wegliess.  'k  r?«^»]  „im  Pent. 
nur  bei  diesem  Vrf.  28,  12.  31,  11.  32,  2.  Ex.  14,  19"  {Kn).  — 
V.  18.  Er  leitet  sie  an,  den  Knaben  aufzunehmen  u.  ihre  Hand  an 
ihm  fest  zu  machen^  ihn  an  die  Hand  zu  nehmen,  denn  er  soll  nicht 
verderben,  sondern  ein  grosses  Volk  werden,  V.  13.  —  V.  19.  Gott 
Öffnete  ihre  Augen]  Hess  sie  gewahren,  was  sie  vorher  nicht  sah,  vgl. 
3,  5.  7.  Der  Wasserbrunnen,  den  sie  nun  sah,  ist  eben  jene  Erhörung 
V.  17.  —  V.  20.  Gott  war  mit  dem  Knaben]  „war  sein  Begleiter  u. 


«en.  21,  20—22.  287 

Beschützer,  so  dass  er  gedeihlich  heranwuchs.  Die  Phrase,  nie  hei  A, 
oft  bei  den  andern  Erz.  V.  22.  26,  3.  24.  28.  28,  15.  31,  3.  35,  3. 
39,  2  f.  21.  23.  48,  21.  Ex.  3,  12.  18.  19  u.  ö."  (Kn.)  !»!Ta^^]  s. 
V.  8.  Er  hielt  sich  in  der  Wüste  südl.  von  Kenaan  (V.  14)  aiif,  u. 
wurde  grosswerdend  (Ij.  39,  4)  ein  Bogenschütze,  So  die  Mass.,  schon 
Hieron.  „Allein  das  Heranwachsen  ist  bereits  mit  ^^^^^  bemerkt  Man 
liest  besser  Jn»p,  nan  Bogenschütze''  (Kn.\  indem  man  na;  =  aa;  (s. 
Gen.  49,  23)  u.  w^  nimmt,  vgl.  Jer.  4,  29.  Ps.  78,  9 ;  so  auch  LXX, 
Onk.  Denselben  Sinn  wollen,  unter  Beibehaltung  der  mass.  Punkt., 
Qi.  Del,  a.:  ein  Schütze,  ein  Bogenschütze  (vgl.  13,  8).  „Von  den 
ismaelit.  Stämmen  zeichneten  sich  manche,  zB.  die  Kedarener  u.  Ituräer 
(s.  25,  13.  15)  durch  diese  Waffe  aus;  darnach  wird  ihr  Stammvater 
dargesteUt,  wie  16,  12"  (Kn.).  —  V.  21.  Er  hess  sich  in  der  Wüste 
Paran,  westl.  von  Edom  (s.  Num.  10,  12)  nieder,  u.  die  Mutler,  selbst 
eine  Ägypterin  (V.  9.  16,  1),  nahm  ihm  (vgl.  34,  4.  38,  6.  Jud.14,2) 
ein  äg.  Weib,  s.  zu  16,  1. 


8.    Bündniss  Abraham's   mit  Abimelekh   und   das  Becht  auf  Beer- 
scheba^,  Cap.  21,  22—34,  nach  B,  Schlnss  von  B  nach  C. 

Damals  schloss  Abimelekh,  durch  Abraham's  Glück  veranlasst,  mit 
dem  Patriarchen  einen  Freundschaftsvertrag,  bei  welchem  Anlass  Abr. 
einen  Brunnen  wiederbekam,  den  ihm  Abimelekh's  Leute  entrissen 
hatten.  Daher  der  Name  des  Ortes  BeerSeba^  V.  22 — 31.  Abr.  hielt 
sich  lange  im  Lande  der  Phihster  auf  u.  verehrte  Jahve  zu  BeerSeba^ 
V.  32 — 34.  —  Diese  Erzählung,  welche  mit  der  Prüfungsgeschichte 
Abraham's  in  keinem  näheren  Zusanmienhang  steht,  aber  von  dem  An- 
sehen, in  welchem  der  Gottesmann  bei  den  Eingebornen  stand  (vgl. 
Cp.  14)  u.  von  der  weisen  Vorsicht,  mit  welcher  er  unter  ihnen  lebte, 
Zeugniss  gibt,  zugleich  ein  Besitzrecht  desselben  auf  BeerSeba^  begrün- 
det, ist  hieher  gesetzt,  weil  sie  in  B  selbst  schon  mit  der  vorigen  ver- 
bunden war.  Aus  A  kann  sie  nicht  stammen  (vgl.  zB.  Huld  thun  23, 
m-^-^a  n^s  27.  32;  -^^aya  30,  -^p^  26,  nan  23).  Für  B  beweisen  ausser 
den  Ausdrücken  (Elohim  23,  ""^ain  25,  Gott  ist  mit  ihm  22,  beson- 
ders Kin«-^»  25  u.  das  seltene  ^§33  i"^?  23),  der  Zusammenhang  mit 
Cp.  20  bezüglich  des  Ortes  u.  der  Personen,  sowie  die  höchst  eigen- 
thümliche  Beschreibung  der  Bundschliessung.  Dem  G  kann  die  Er- 
zählung wegen  26,  2  7  ff.  nicht  angehören.  Nur  V.  32  f.  wird  aus  C 
hier  eingereiht,  u.  34  (zur  Vorbereitung  auf  Cp.  22)  von  R  hier  bei- 
gefügt sein. 

V.  22.  „Abimelekh  (20,  2)  hat  einen  besonderen  Anführer  seiner 
Bewaffneten,  ist  also  mächtiger  als  Abr.  (14,  14),  der  nie  7?V.?  heisst, 
findet  aber  doch  einen  Vertrag  gut,  da  Gott  bei  allen  Unternehmungen 
mit  Abr.  ist  (V.  20)  u.  diesen  immer  bedeutender  werden  lässt"  {Kn.). 
Vgl.  14,  13.  h^'^v\]  ein  nur  noch  26,  26  vorkommender  Name;  Abim. 
und  Ph.  d.  h.  mit  Ph.  oder  im  Beisein  Ph.;  Ph.  ist  dabei,  weil  es 
einen  Vertrag  abzuschliessen  gilt,  als  Zeuge.     Nach  den  LXX  hier  u. 


288  Gen.  21,  22—31. 

V.  32  war  auch  wie  26,  26  my^»  mtn»  dabei.  —  V.  23.  Abr.  soll 
schwören,  hier]  eig.  hieher  (15,  16),  hinweisend  auf  den  Ort  von 
BeerSeba^  dessen  Namen  der  Vrf.  erklären  will  {Kn,)y  u.  hier  ist  auch 
der  Schauplatz  des  Vorgangs,  vgl.  V.  14.  &m]  14,  23.  dass  du  nicht 
lügen  willst  mir  u.  meinem  Spross  u,  Schoss]  nicht  täuschen  willst 
mich  u.  meine  Nachkommen,  die  wir  uns  Gutes  von  dir  versehen.  Es 
bestand  schon  ein  gutes  Verhältniss;  es  soll  nur  für  die  Zukunft  noch 
förmlich  gesichert  werden  (Kn.),  "1535  y^i]  alliterirend  wie  18,  27;  die 
Phrase  noch  Ij.  18,  19.  Jes.  14,  22.  Zu  der  bewiesenen  Huld  vgl. 
20,  15.  —  V.  24  f.  ,J)er  friedliche  u.  redliche  Patriarch  ist  sofort  er- 
bötig, wünscht  aber  zuvor  Ausgleichung  über  einen  von  ihm  gegrabe- 
nen Brunnen,  welchen  Abimelekh's  Knechte  ihm  genommen  hatten 
(s.  13,  7.  26,  15  fr.),  damit  nicht  nachher  die  abgeschlossene  Freund- 
schaft durch  Streit  gestört  werde"  (An.),  »aw»  *»]  nicht:  ich  schwöre 
hiemit,  sondern:  ich  (meinerseits)  werde  schwören,  rttinn]  nicht  »isi'''», 
weil  dieses  zur  Rede  stellen  vor  das  wirkl.  Schwören  fällt.  ö?»t?  ^«^] 
zum  Art  vgl.  16,  7.  rnsin]  20, 16.  itdh  h9]  V.  11.  —  V.  26.  Abim. 
entschuldigt  sich  mit  Nichtwissen.  Dass  er  den  Brunnen  zurückgibt, 
versteht  sich  nach  dem  Folgenden.  —  V.  27.  „Abr.  gibt,  wie  dies  bei 
Bundschliessungen  üblich  war  (Jes.  30,  6.  39,  1.  1  R.  15,  19),  Ge- 
schenke, damit  er  unangefochten  in  Gerar  wohne  u.  von  Abim.  ge- 
schützt werde."  —  V.  28 — 30.  Er  stellt  aber  ausserdem  noch  die 
7  Lämmer  (näml.  die  man  zum  Schwur  gebrauchte)  besonders  hin. 
)r^:tn  's  'w  m«]  nicht:  7  Lämmer  des  Schafviehs  (DeL),  denn  Jn«  zeigt 
Determination  an.  Beziehung  auf  etwas  bei  der  Zusammenarbeitung 
zweier  Berichte  Ausgelassenes  (KS.)  braucht  man  nicht  anzunehmen, 
s.  V.  25  (o'^ttn  ^Ka).  Auf  die  Frage,  was  sie  seien  (njn  wie  25,  16. 
Zach.  1,  9.  4,  5,  nicht:  hier;  Jnto»  ohne  Art  Ges.  126,  5  A.  1*  vgl 
Num.  11,  25;  aber  Sam.  nioasrr,  ebenso  V.  30)  d.  h.  bedeuten  sollen, 
gibt  er  die  Erklärung,  damit  es  mir  zum  Zeugniss  sei,  dass  ich  diesen 
Brunnen  gegraben  habe,  ,J)urch  Annahme  des  Geschenks  soll  Abim. 
bezeugen,  dass  Abr.  der  rechtmässige  Besitzer  sei"  (Kn.),  vgl.  20,  16 
u.  Ew.  Alt^  24.  Das  fem.  n-^nn  schwerlich  auf  rifea»  bezüglich  (etwa 
nach  Ges.  145,  4),  sondern  auf  den  ganzen  Act,  vgl.  Ij.  4,  5.  Mich.  1, 
9  u.  s.  innaV  u.  nwa^  Ges.  91,  1;  vgl.  42,  36.  —  V.  31.  Von  die- 
sem Vorgang  erhielt  der  Ort  den  Namen  Siebenbrunnen,  weil  dort  beide 
bei  7  Dingen  sich  verpflichteten  oder  schwuren.  Man  blickt  hier  noch 
in  eine  der  ältesten  Arten,  die  Wahrheit  feierlich  zu  versichern,  hinein 
u.  zugleich  in  den  Ursprung  des  Wortes  3>a«3  (s.  übrigens  zu  15,  9). 
„So  nahmen  die  Araber  7  zwischen  den  Bundschliessenden  liegende  u. 
mit  deren  Blut  bestrichene  Steine  zu  Zeugen  Her.  3,  8."  Ähnliches 
bei  Hom.  Ui.  19,  243fr.;  „nach  Pausan.  3,  20,  9  liess  Tyndareus  die 
Freier  der  Helena  über  den  Opferstücken  eines  geschlachteten  Pferdes 
die  Beschützung  der  Helena  feierlich  beschwören;  an  der  Stelle  stan- 
den zur  Erinnerung  7  Säulen"  (JSTn.).  Anderes  bei  Ew.  Alt^  24. 
Übrigens  ist  wohl  im  Kenaanäischen,  nicht  aber  im  Hbr.  die  Unter- 
ordnung des  Zahlworts  unter  den  st  c.  einst  üblich  gewesen  {Ew. 
293^;  G.^  I.  488.  494);  um  so  natürlicher  war  es,  dass  die  Hebräer, 


Gen.  21,  31— Cap.  22.  289 

wie  ö»  "»?  etc.  zeigt,  weniger  das  Zahlwort,  als  den  Begriff  Schwur 
aus  dem  Namen  heraushörten,  obgleich  9j,v  im  AT.  für  T.y^a  nicht 
vorkommt  Dass  damit  eine  doppelte  Ableitung  des  Namens  ßeerSeba*^ 
(von  3>aw  u.  von  ya»*a)  gesetzt  sei  {KS,\  lißuchtet  nicht  ein.  Auch  kann 
C  (der  allein  in  Frage  käme)  wegen  26,  33  hier  noch  keine  Namens- 
erklärung  von  9^v  ^«a  gegeben  haben.  „Beer§.  lag  nach  den  Onom. 
20  Mill.  südl.  von  Qebron;  nach  Rob,  DI.  812  f.  ist  das  heutige  Bir 
eS'Seb'a  (gedeutet  als  Löwenbrunnen",  doch  s.  ZDMG.  XXII,  177)  „12 
Stunden  von  Hebron  entfernt  Noch  gibt  es  hier  Ruinen,  in  deren 
Nähe  sich  2  ßrunnen  (Cisternen)  mit  vortrefflichem  Wasser  befinden, 
s.  Ä0&.  I.  338;  Russegg.  R.  III.  71;  Seelz.  III.  31  f.;  Ritter  XIV.  106. 
Eine  andere  Ansicht  über  die  Entstehung  des  Namens  s.  26,  33"  (Kn.). 
—  V.  32 — 34  s.  Vorbem.  V.  32*  wrird  nicht  urspr.  Fortsetzung  von 
31^  u.  noch  von  "^s  abhängig  sein  (WL),  weil  3>aö  ^xaa  dem  entgegen- 
steht; es  scheint  vielmehr  (wie  sicher  V.  33)  von  R  aus  C  eingeigt, 
welcher  ebenfalls  von  einem  Aufenthalt  des  Abr.  in  Beer.^eba^  u.  einem 
Vertrag  mit  Abim.  berichtet  hatte,  ohne  jedoch  hier  schon  den  Ursprung 
des  Namens  BeerS.  zu  erklären  (vgl.  12,  8  mit  28, 19).  Dass  32^  keinen- 
falls  zu  B  gehört,  folgt  daraus,  dass  B  kein  Kommen  des  Abim.  zu 
Abr.  (V.  22)  erwähnt  hat,  u.  Abim.  ihm  König  von  Gerär  (Cp.  20), 
nicht  K.  der  Philister  ist  (wie  26,  8  ff.  bei  C).  —  V.  33  nach  C,  auf 
den  '^"^  B»3  «'^p"^'»  (s.  4,  26)  hinweist.  In  B  {Wl.  XXI.  408)  könnte 
höchstens  V.*  gestanden  haben.  „Bei  Beer§.  scheint  eine  ausgezeichnete 
Tamariske  gestanden  zu  haben.  Die  Sage  Hess  sie  von  Abr.,  der 
dort  gewohnt  hatte,  angepflanzt  sein.  Auch  wurde  in  der  Folge  da- 
selbst ein  Gultus  ausgeübt  (Am.  5,  5.  8,  14).  Die  Sage  Hess  daher 
schon  von  den  Erzvätern  den  Platz  zu  einer  Gultusstätte  geweiht  sein, 
vgl.  26,  25.  46, 1;  s.  zu  12.  7"  (An.  Die  Identität  dieses  BeerS.  mit 
dem  von  Amos  erwähnten  bestreitet  zB.  Halevy  in  BEJ.  1885  nr.  21  p. 
75  ff.).  V«k]  Tamariske  {Low  S.  65 f.;  Mordtm,-Müll.  Sab.  Denkm. 
65);  die  oQovQa  der  LXX  (auch  1  S.  22,  6.  31,  13),  dsvÖQoiv  Äq., 
q)vxüa  Sym,  Onk,  PeL  scheint  auf  derselben  absichtl.  Umgehung  des 
hl.  Baumes  zu  beruhen,  wie  N^w-^ti  für  li^«  s.  12,  6.  ta^^y  ^k]  s.  zu 
17,  1.  14,  18.  Der  Name,  hier  wo  es  sich  um  Schwur  u.  Vertrag 
handelt,  ganz  passend,  erinnert  übrigens  (wie  'ji'^W  14,  18),  lebhaft 
an  den  Kqovog  (Eus.  pr.  ev.  1,  10,  13  ff.),  Xqovog  ctyriqaxog  (Damasc. 
princ.  123  p.  381  f.  Kopp)  der  Kenaanäer.  —  V.  34.  Abr.  hielt  sich 
lange  im  Philisterland  auf.  Das  ist  bemerkt,  weil  22,  6  Isaac  schon 
ziemlich  herangewachsen  ist  Schwerlich  sind  V.  33  f.  zu  umstellen 
{Hupf,  148),  denn  freilich  würde  ^^"^^^  besser  zu  Anfang  als  erst  im 
2.  V.  genannt  sein,  aber  durch  die  Ortsbestimmung  schliesst  sich  V.  33 
an  32,  nicht  an  34  an.  Übrigens  haben  LXX  Sam,  Pe§,  Vulg.  ein 
DnjaK  nach  3>ö«i  (wie  auch  V.  30  nach  '^«».i). 

9.    Die  Opferung  Isaac's,  Cap.  22,  1 — 19;  nach  B  und  R. 

Isaac  ist  schon   zu  einem  Knaben   herangewachsen^  da  vernimmt 
Abr.  einen  Befehl  von  Gott,  diesen  einzigen  Sohn  ihm  als  Opfer  dar- 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  19 


290  Gen.  22. 

zubringen;  gehorsam  u.  ergeben  trifft  er  die  Vorbereitungen,  u.  begibt 
sich  an  den  ihm  dazu  bezeichneten  Ort,  entschlossen,  auch  dieses 
Äusserste  zu  leisten.  Aber  als  er  schon  die  Hand  zur  Schlachtung  auf- 
gehoben hat,  kommt  ihm  d\e  klare  Gottesstimme  zu,  dass  Gott  die 
That  nicht  vollzogen  haben  will,  dass  er  zufrieden  ist  mit  seiner  nun 
bewährten  Bereitwilligkeit»  auch  das  Theuerste  Gott  hinzugeben.  Das 
Opferthier,  das  an  Stelle  des  Sohnes  eintreten  soll,  steht  durch  göttl. 
Fügung  schon  bereit,  u.  wird  för  ihn  geopfert.  Die  feierliche  Er- 
neuerung aller  der  ihm  bisher  gegebenen  göttl.  Verheissungen  ist  der 
Lohn  seines  vollendeten  Glaubensgehorsams.  Der  Ort,  wo  das  geschah, 
war  Moriah.  —  Damit  ist  1)  der  Glaube  des  Mannes  in  äusserster 
Prüfung  siegreich  bewährt,  2)  der  Sohn  dem  Glauben  aufs  neue  ge- 
schenkt u.  als  erster  ßaustein  für  den  Aufbau  der  Gottesgemeinde  gerettet, 
8)  bes.  aber  gegenüber  von  dem  kenaan.  Brauch  die  Erkenn tniss  er- 
rungen u.  für  alle  Zukunft  gesichert,  dass  Gott  die  Menschenopfer  niciit 
will.  Die  Erinnerung,  dass  die  Hehr,  einst  bezüghch  des  Kinderopfers 
auf  gleicher  Stufe  mit  den  andern  Semiten  u.  Kenaanäern  gestanden 
haben,  schimmert  hier  noch  deutlich  durch;  ebenso  klar  ist  aber,  dass 
die  höhere  Erkenntniss  längst  ein  Gemeingut  der  isr.  Gemeinde  ge- 
wesen sein  muss,  wenn  sie  in  der  Abrahamsage  sich  durch  eine  solche 
Erzählung  reflectiren  konnte.  Menschenopfer,  u.  bes.  Kinderopfer  waren 
verbreitet  bei  den  Kenaanäern  „(2  R.  16,  3.  Ps.  106,  37  f.),  Phöniken 
(Porph.  abst.  2,  56;  Eus.  praep.  ev.  1,  10  u.  laud.  Gonstant.  13,  4), 
Karthagern  (Diod.  20,  14;  Plut.  de  superst.  12;  Plin.  36,  §  39;  Sil. 
Ital.  4,  767  ff.  Justin.  18,  6.  19,  1;  Lactant.  instit.  1,  21),  Ägyptern 
(Diod.  1,  88;  Plut  de  Isid.  73),  bei  den  mit  Israel  verwandten  Moa- 
bitem  (2  R.  3,  27)  u.  Ammonitern,  die  den  Moloch  damit  verehrten 
(Lev.  18,  21.  20,  2  ff.),  kamen  auch  bei  aram.  u.  arab.  Völkern  vor 
(2  R.  17,  31;  Lucian  dea  Syr.  58;  Porph.  1.  c;  Eus.  pr.  ev.  4,  16)" 
Kn,',  s.  auch  Wellh.  Skizz.  111.  37.  39.  112  f.  Dass  die  Isr.  auch  der 
nachmosaischen  Zeit  von  derlei  Bräuchen  noch  nicht  losgekommen 
waren,  zeigen  die  gesetzl.  Verordnungen  dawider  Lev.  18,  21.  20,  2  ff. 
Dt.  12,  31,  sowie  Jud.  11;  zumal  aus  Anlass  der  geltenden  Heiligkeit 
der  Erstgeburt  wollte  dieses  Opfer  immer  wieder  eindringen  (vgl.  Ez. 
20,  26  mit  Ex.  22,  28.  13,  12  u.  Mich.  6,  7),  u.  kam  seit  Ahaz  wieder 
stärker  in  Übung  (2  R.  16,  3.  17,  17.  21,  6.  23,  10;  Ps.  106,  37 f.; 
Jer.  7,  31.  19,  5.  32,  35.  Ez.  16,  20  f.).  Gegenüber  dieser  schwer 
ausrottbaren  Verirrung  war  es  allerdings  von  höchster  Wichtigkeit,  dass 
die  ürgeschichtschreiber  schon  in  Abraham's  Leben  u.  Beispiel  klar 
lehrten,  in  welchem  Sinne  Gott  auch  die  Aufopferung  des  liebsten 
Kindes  wolle  u.  in  welchem  nicht,  zugleich  nachwiesen,  wie  die  volle 
Wahrheit  darüber  längst  erkämpft  sei.  —  Dass  die  Erzählung  urspr. 
nicht  von  C  (Kn,  Böhm.),  obwohl  in  der  Sprache  allerlei  an  ihn 
erinnert,  sondern  von  B  (Hupf.  Sehr.  Kay.  Wl.  Kuen.  0.^  L  141. 
247;  KüL,  Del.\  J^S.),  entworfen  ist,  zeigt  das  durcliherrscliende 
D-n!5S  oder  z-uht^n^  die  Eröffnung  im  Nachtgesicht  V.  1  (20,  3.  21,  12), 
die  Rufe  u.  Antworten  1.  11  (46,  2),  nam.  das  Rufen  des  Engels 
vom  Himmel  herab    11  (21,  17),  nb  5  im    lokalen  Sinn,  auch  V.  13 


Gen.  22,  1.  2.  291 

vgl.  mit  21j  19.  Aber  fremd  dem  B  ist  einmal  V.  15—18,  sofern 
die  hier  enthaltene  zweite  EngelolTenbarung  (statt  als  Fortsetzung  von 
V.  12)  nur  nachträglich  hinten  angefugt  ist  {Hüz,  Begr.  d.  Krit.  167  f.) 
u.  in  Ausdrücken  u.  Gedanken  sich  an  G  anschliesst,  sodann  aber  auch 
n^'^isri  2  u.  der  damit  in  Zusammenhang  stehende  V.  14,  u.  der  Name 
^.}^r  11.  Sicher  hat  also  der  Text  des  B  eine  Bearbeitung  erfahren, 
theils  um  Moriah  als  den  Schauplatz  der  Opferung  einzuführen  (2.  14), 
tlieils  um  diese  grösste  Glaubensthat  Abraham's  mit  feierlicher  Wieder- 
holung aller  Verheissungen  (15 — 18)  zu  krönen.  Von  G  selbst  wird 
diese  Bearbeitung  nicht  vorgenommen  sein,  theils  weil  15 — 18  zu 
äusserlich  angefügt  ist,  theils  weil  er  den  Gottesnamen  D-^n^N  nicht  un- 
geändert  gelassen  hätte.  Man  wird  hier  vielmehr  die  Hand  des  R  zu 
sehen  haben,  auf  den  auch  "^^sawa  "^a,  '"^"^  b»3,  ^»»  i^^,  iw»  apy,  ^^ann 
am  ehesten  passen.  An  sich  wäre  ja  möglich,  dass  G  eine  ähnl.  Er- 
zählung gehabt,  u.  R  aus  dieser  die  ausgehobenen  Bestandtheile  ein- 
gefügt hätte  {Del.^-^  Kill,  138).  Aber  man  sieht  nicht  ein,  warum  er 
in  diesem  Fall  nicht  Heber  die  ganze  Erzählung  des  G  statt  der  des 
B  aufgenommen  hätte,  u.  kommt  so  wieder  darauf,  dass  es  Zusätze 
des  Bearbeiters  sind.  —  Über  die  verschiedenen  Auffassungen  der  Er- 
zählung bei  früheren  Gelehrten  s.  Schum.,  Win.  RW.^  I.  13  f.,  u.  über 
die  oft  verglichene  sonderbare  Nachricht  des  Sanchuniathon,  wie  Kronos 
Israel  seinen  eingeborenen  Sohn  Jeüd  von  der  Nymphe  Anobre t  opferte 
(Eus.  pr.  ev.  1,  10,  29 f.),  Ew,  G.^  1.  517 f.;  Band,  Stud.  II.  154f. 
V.  1.  nach  diesen  Dingen]  s.  zu  15,  1.  n&a  '«ni]  ist  einlei- 
tender Zustandssatz  zu  ^ök'^'j:  indem  Goll  den  A,  versuchle,  sagle  er, 
versuchle]  „stellte  ihn  auf  die  Probe,  um  zu  erkennen  (V.  12),  ob  er 
ihm  bis  zum  äussersten  gehorsam  sein  würde"  (Kn,),  Zum  Ausdruck 
noa  s.  Ex.  15,  25.  16,  4.  20,  20  (nie  bei  A).  Die  Eröffnung  an  Abr. 
geschieht  (V.  3)  bei  Nacht,  wie  21,  12  ff.  tjn^aN  2°]  '^j^^aafi  'Aßgccan 
LXX,  s.  V.  11.  —  V.  2.  Die  ganze  Schwere  der  Forderung  ist  durch 
die  3  nachdrücklich  gehäuften  Accusative  angedeutet,  deinen  einzigen] 
„der  dir  nach  Fortschickung  iSmael's  21,  14  ff.  noch  ist  u.  die  ganze 
väterliche  Liebe  besitzt  (An.).  ^Y"^}]  12,  1.  Land  des  Morija]  d.  i. 
Gegend  desselben,  vgl.  Num.  32,  1.  Jos.  8,  1.  10,  41.  Moria  (mit  Art.) 
heisst  der  Tempelberg  in  Jerusalem  2  Chr.  3,  1  (Jos.  ant.  1,  13,  If.), 
seit  Salomo  die  wichtigste  Gultusstätte  des  Landes;  über  den  Namen 
s.  Berlheau  zu  2  Chr.  3.  In  der  That  wird  trotz  der  dagegen  ge- 
machten Einwendungen  (JDMich,  suppl.  1551  ff.,  Jänisch  z.  Hamels- 
veld  bibl.  Geogr.  II.  40 f.)  dieser  verstanden  werden  müssen,  da  ein 
anderer  Ort  mit  diesem  Namen  nicht  vorkommt,  u.  die  grösste  Glau- 
bensthat Abraham's  am  schicklichsten  an  einen  bedeulenden  Religions- 
ort verlegt  wurde,  auch  die  Andeutungen  V.  14  ihn  wenigstens  nicht 
minder  deutlich  treffen,  als  die  Anspielung  2  Chr.  3,  1  {Kn,  Del,  Ew, 
G.3  L  476.  III.  313);  die  12,  6  genannte  ürtlichkeit  More  bei  Sekhem 
(welche  Bleek  in  StKr.  1831  S.  520  ff.  u.  Tuch  lieber  verstehen 
wollen)  ist  in  der  israel.  Geschichte  zu  unberühmt,  u.  von  Beer§eba^ 
zu  weit  (nach  Robinson's  Itinerarien  über  Hebron  u.  Jerusalem,  etwa 
35  Stunden)  entfernt^   als  dass  sie  sciion  (V.  4)  am  3.  Tage  erreicht 

19* 


292  Gen.  22,  2—9. 

werden  konnte.  Freilich  hat  die  Sache  Schwierigkeiten:  Moria  war, 
wenn  auch  nicht  erst  vom  Chroniker  auf  Grund  von  Gen.  22  erfunden 
(m.  XXI.  409;  Band.  Stud.  II.  252),  doch  kein  gemeinüblicher  Name 
fQr  den  Tempelherg;  um  so  weniger  konnte  man,  die  ganze  Gegend 
nach  ihm  benennend,  von  einer  n-^^t^n  pK  reden,  u.  dann  den  Moria 
selbst  wieder  als  „einen  der  Berge  dieser  Gegend'^  bezeichnen.  Ein 
anderer  Oil  dieses  Namens  ist  aber  nicht  bekannt;  die  appell.  Fassung 
elg  r^v  y^v  rrjv  vipi]Xriv  (LXX,  vgl.  ihre  Übersetzung  des  '^lii^'a  12,  6 
u.  nn^ttn  des  Sam,),  rijv  Kcezacpavij  Aq,,  v^g  omaciccg  Symm.  gibt 
keinen  erträglichen  Sinn,  selbst  wenn  die  Gonsonanten  sie  erlaubten. 
Es  wird  also  anzunehmen  sein,  dass  im  urspr.  Text  des  B  ein  anderer 
Ausdruck  stand,  aber  dann  sicher  nicht  tj'^'^'sn  'k  d.  i.  Sekhem  33,  19 
(fr/.),  denn  die  Samaritaner  halten  zwar  den  Garizim  für  Moria  (ZDPV. 
VI.  198  u.  Vn.  133),  aber  wohl  nur  vermittelst  Combination  mit  12,  6; 
eher  •":»«"  'n  (Pei.-,  doch  s.  Geig,  ürschr.  278).  tj-Vk  ^fsk  -iw]  wie 
26,  2  vgl.  12,  1.  —  V.  3.  Abr.  gehorcht  sofort;  gleich  am  Morgen 
macht  er  sich  mit  Isaac  u.  2  Dienern  auf  die  Reise.  „Den  Esel  nimmt 
er  zum  Tragen  des  Holzes  (V.  6)  sowie  der  Geräthe  u.  Lebensmittel 
mit  Vrf.  sagt  nicht,  dass  Abr.  an  dem  schreckl.  Opfer  Anstoss  ge- 
nommen habe.  Denn  Menschenopfer  waren  bei  den  Völkern  gewöhn- 
lich, unter  denen  Abr.  wohnte"  (JSTn.).  Übrigens  stimmt  'ii  ^ö»  "^^*k 
nicht  gut  zu  *»  ^ö»  ^^«  V.  2  (wohl  in  Folge  von  Textänderung  daselbst). 
—  V.  4.  Schon  am  3.  Tage  (von  LXX  falsch  zu  Tf^ül  V.  3  verbunden) 
wird  er  der  Stätte  (s.  12,  6)  aus  der  Ferne  ansichtig.  Nach  den  Onom. 
(s.  Bersabee  u.  Arboch)  betrug  der  Weg  von  BeerS.  über  Hebron  nach 
Jerusalem  42  Mill.  (gegen  17  Stunden),  nach  RoMns.  (s.  21,  31)  etwas 
mehr  (Kn.),  —  V.  5.  Eine  Strecke  vom  Ort  lässt  er  die  Diener  mit 
dem  Esel  zurück,  indem  er  sagt,  er  u.  der  Knabe  wollen  dort  (allein 
u.  ungestört)  anbeten  u.  dann  zurückkehren.  „Eine  unwahre  Angabe 
wie  12,  30.  20,  12"  (Kn.).  Es  kann  aber  auch  eine  stille  Hoffnung 
seinerseits,  dass  die  schwere  That  ihm  doch  erlassen  werden  könnte, 
darin  liegen,  vgl.  V.  7.  f^b-iy]  Ms  soweit  d.  i.  (im  Gegensatz  gegen  nfe) 
his  dorlMn,  vgl.  31,  37.  Ex.  2,  12.  Num.  23,  15  (bei  B).  —  V.  6. 
„Beide  setzen  den  Weg  allein  fort;  Isaac,  schon  etwas  herangewachsen 
(21,  34),  trägt  das  Holz;  Abr.  das  Messer  u.  das.  Feuer,  d.  i.  einen  glim- 
menden Zunder.  —  V.  7  f.  Isaac  hat  den  Vater  schon  frülier  Opfer 
darbringen  sehen  u.  fragt  also  nach  dem  Opferthiere.  '^k'??]  ersehen^ 
ausersehen  (41,  33.  1  S.  16,  1.  17),  dafür  sorgen  (39,' 23)"  (Kn.). 
S.  weiter  V.  14.  Es  liegt  auch  in  diesem  Wort  (vgl.  V.  5)  eine  stille 
Hoffnung,  dass  Gott  noch  anders  bestimmen  könnte.  „Schön  malt  Vrf., 
wie  der  Erzvater  durch  das  Reden  des  arglosen  Knaben,  seines  einzigen 
geliebten  Sohnes,  sich  nicht  erschüttern  lässt;  der  Gehorsam  gegen  Gott 
siegt  bei  ihm  über  das  Gefühl  des  Vaterherzens.  Das  hervorzuheben, 
dienen  die  Anreden:  mein  Vater  u.  mein  Sohn.  Das  zweite  '^'^K^1  in 
V.  7  wiederholt  nur  das  erste,  vgl.  46,  2.  Ex.  1,  15  f."  (Kn.),  — 
V.  9 — 11.  Angelangt  an  der  Stätte  trifft  er  die  erforderlichen  Anstalten. 
Mit  der  Ausstreckung  der  Hand  zum  Schlachten  ist  die  That  so  gut 
als  vollzogen;   Abr.  hat  sich  innerlich,  Gott  zu  lieb,  losgemacht  auch 


Gen.  22,  10—14.  293 

von  dem  Theuersten,  was  er  hatte.  Melir  will  Gott  nicht.  Der  Engel 
ruft  vom  Himmel  herab  (wie  21,  17)  u.  thut  Einhalt  Das  doppelte 
Abraham  (vgl.  V.  1  LXX)  drückt  die  Dringlichkeit  aus,  wie  46,  2.  Ex» 
3,  4  (beim  selben  Vrf.);  1  S.  3,  10.  Den  Engel  nennt  aber  R  tikVö 
rtjn-i  (nicht  ö-^n'^^S  '?),  weil  er  hier  schon  auf  V.  14  f.  vorbereiten 
will.  —  V.  12.  Der  Engel  spricht  im  Namen  Gottes  (wie  16,  10.  21, 
18),  vgl.  zu  Ex.  3,  2.  Mit  der  Bereitwilligkeit  Abraham's,  mit  der  Ge- 
sinnung, die  er  bewährt  hat,  ist  Gott  zufrieden;  seine  vollkommene 
Gottesfurcht  ist  erwiesen  (vgl.  V.  1).  Das  Menschenopfer  verlangt  Gott 
nicht.  —  V.  13  (nach  Kitt,  138  von  C,  wegen  nanj  »"i^^,  aber  dieses 
ist  gemeinüblich,  u.  kommt,  bei  B  auch  40,  6.  Ex.  3,  2).  Statt  des 
Menschen  bietet  sich  ein  Opfer thier  dar,  welches  Abr.  beim  Auf-  u. 
Umschauen  wahrnimmt:  siehe  ein  Widder  hinten  (Ps.  68,  26)  war 
gehallen  (oder  nach  anderer  Lesart:  ^n«?  gehalten)  im  Dickicht  mit 
seinen  Hörnern  d.  h.  in  der  Gegend  hinter  Abr.  befand  sich,  durch 
Gottes  Veranstaltung,  ein  Widder,  der  sich  mit  seinen  krummen  Hör- 
nern im  Gesträuch  verstrickt  hatte,  vgl.  eine  ähnl.  Hilfe  21,  19.  „Ebenso 
stellte  sich  durch  göttl.  Fürsorge  für  Iphigenia,  die  ihr  Vater  Aga- 
memnon in  Aulis  der  Artemis  opfern  wollte,  ein  Hirsch  als  Opferthier 
ein,  Eurip.  Iph.  Aul.  1591fr."  (Kn,)  Auch  hier  ^;«  zu  lesen  (Ganneau 
im  JA.  Vn,  11.  510),  würde  gegen  die  isr.  Opfersitte  Verstössen.  'iJ^«] 
nicht  temporal,  weder  als  postea  zu  »'^1  bezüglich  (Saad,  Rai,  Äbarh, 
Ros,\  noch  als  postquam  (IE,  Qi,  Schum.),  sondern  local;  Sam.  LXX, 
3Juh,y  Trgg,,  Pei.,  GrVen,,  auch  eine  Anzahl  hbr.  MSS.  (in  den  meisten 
der  Firkowilschhcheii  MSS.,  welche  diese  Lesart  haben,  ist  sie  ge- 
fälscht, s.  Harkavy-Slrack  Catalog  S.  III)  geben  ^n«  (Ex.  29,  3;  1  S. 
1,  1  u.  s.),  was  als  besser  bezeugt  von  manchen  {JDMich.  Olsh,  Ew.<^ 
KS,)  vorgezogen  wird.  Aber  "fn»  ist  nichtssagend  u.  wohl  erst  aus 
^»jK  gemacht;  ^f?N  selbst  freilich  könnte  eine  alte  Glosse  sein,  um  zu 
erklären,  warum  Abr.  den  Widder  jetzt  erst  bemerkte.  Die  Lesung 
-f^K  anderer  (Geig,  Urschr.  244)  war  gewiss  nie  beabsichtigt  —  V.  14. 
Abr.  nennt  den  Namen  des  Orts  Jahve  sieht,  im  Sinne  von  "k'j'?  V.  8, 
u.  mit  Beziehung  auf  V.  8  so  punktirt  (schon  bei  den  LXX).  Nach 
dem  Folgenden  würde  man  eher  "r^»"^^,  '"^"^  erwarten.  Denn  es  wird 
fortgefahren:  so  dass  (13,  16)  heute  gesagt  wird,  im  Volksmund  das 
Wort  üblich  ist  (s.  zu  10,  9):  auf  dem  Berge,  da  (Ew,  332^)  Jahve 
gesehen  wird,  erscheint,  nicht  (9,  6)  auf  dem  Berge  Jahve^s  erscheint 
er  (Massor.),  keinenfalls  iv  tc5i  oqsl  Kvgiog  äq)^  (LXX),  auch  nicht: 
auf  dem  Berge  Jahve^s  wird  gesehen  d.  h.  Fürsorge  getroffen 
(Kn.  a.),  da  das  Niph.  in  diesem  Sinn  nicht  zu  belegen  ist.  Beides 
sollen  Anspielungen  auf  nj'nfen  V.  2  sein,  aber  sie  stimmen  nicht  zu- 
sammen, ausser  wenn  man  auch  das  2.  mal  mit  Vulg,  nN';i"j  liest,  oder 
das  1.  mal  nK^\  Es  sind  2erlei  Erklärungen  nebeneinander,  die  sich 
übrigens  nicht  ausschliessen,  da  das  Sehen  mit  einem  Erscheinen  ver- 
bunden sein  kann.  Wenn  der  Grund  von  V.  14*  noch  aus  B  sein 
sollte,  so  stand  ö'^n!?«,  nicht  'n^'n^  u.  war  eine  Anspielung  wenigstens  auf 
Moriah  nicht  beabsichtigt,  sondern  ein  anderer  Ort  gemeint  Aber  auch 
nach  der  Umarbeitung  des  R   ist  hier  blosse  Anspielung  auf  Moriah. 


294  Gen.  22,  14—20. 

Dass  der  Name  rij^fen  damals  geschöpft  worden  sei,  wird  aus  guten 
Gründen  nicht  gesagt  Man  beachte  auch  den  Artikel  im  Namen  V.  2 
(welchen  durch  die  Lesung  t^;*:»  n^'iK-V»  zu  vermeiden  die  Mass.  sich 
wohl  gehütet  haben).  —  V.  15 — 18  s.  Vorbem.  Jahve  ruft  durch 
seinen  Engel  ein  ztoeüesmal  (vgl.  Tis»  35,  9)  vom  Himmel^  um  dem 
nun  entscheidend  bewährten  Erzvater  alle  die  früheren  Verheissungen 
(vgl.  nam.  12,  2  fr.)  feierlich  zu  wiederholen,  diesmal  bekräftigt  durch 
einen  Schwur  bei  sich  selbst.  Letzteres  im  Pent.  nur  noch  Ex.  32,  13 
bei  C  oder  R,  der  Sache  nach  auch  Num.  14,  28  (obgleich  Gen.  15, 
9  ff.  auch  ein  Schwur  war,  nur  in  anderer  Weise,  u.  das  blosse 
Schwören  von  Gott  auch  sonst  bei  CRD  oft  ausgesagt  wird,  zB.  24,  7. 
26,  3.  50,  24.  Ex.  13,  5.  11.  33,  1  u.  ö.);  sogar  das  profet.  '^-»-dw  ist 
hier  gewagt,  wie  Num.  14,  28.  "^s]  zur  Einfuhrung  des  Inhalts  des 
Schwures,  nach  dem  begründenden  Satz  wieder  aufgenommen  in  17. 
"^^^  )?^]  im  Hexat  nur  noch  DL  1,  36.  Jos.  14,  14.  *i»»  a)5?]  noch 
26,  5.  Beide  '«  p"^  u.  'k  apy,  ebenso  wie  die  Inff.  abs.  t?!?2  u.  rra-nn 
(3,  16)  der  feierlichen  u.  nachdrücklichen  Rede  wegen,  viel  machen 
deinen  Samen]  12,  2.  16,  10.  wie  die  Sterne]  15,  5.  wie  den  Sand] 
32,  13.  Jos.  11,  4.  wird  einnehmen  das  Thor  seiner  Feinde]  ihre 
Städte  erobern  u.  besetzen;  im  Pent.  nur  noch  24,  60  bei  C.  Zu  V.  18 
vgl.  12,  3;  aber  zu  bemerken  ist  das  Hithp.  Tl^ia»^^,  wie  26,  4  in  der 
Bearbeitung  des  R.  —  V.  19  nach  B.  Sie  gehen  zusammen  nach 
Beer§eba^  zurück,  wo  Abr.  bleibt,  vgl.  21,  33. 


c)  Die  Ausgänge  der  Abrahamgeschichte,  Cap.  22,  20 — 25,  18. 

1.   Nachrichten  über  die  Nahoriden,  Cap.  22,  20 — 24,  nach  C  u.  R. 

Die  Reihe  der  noch  folgenden  Stücke  über  die  Hausverhältnisse 
des  Erzvaters  u.  verschiedene  Familienereignisse  eröflbet  ein  Bericht 
über  die  Familie  Nahor's,  des  Bruders  Abraham's.  Er  ist  lose  an  das 
Vorhergehende  angeknüpft  (vgl.  15,  1.  22,  1),  u.  eingeführt  als  eine 
an  Abr.  aus  Nahor's  Hause  gebrachte  Meldung  über  12  Söhne,  die  ihm 
2  Weiber  geboren  hatten.  Diese  Art  der  Einführung  zeigt  nicht  die 
Weise  des  A,  der  n-i^Sn  nV«  zu  schreiben  pflegt.  Nun  sind  zwar  „die 
ordentlich  ausgeführten  Stammtafeln  der  Gen."  in  der  Regel  von  A 
(An.),  u.  die  Erwähnung  des  Bethuel  25,  20  bei  A  könnte  eine  Vor- 
bereitung dazu  bei  ihm  vermuthen  lassen.  Aber  diese  Gründe  genügen 
nicht,  das  vorliegende  Verzeichniss  (mit  Tuch.  Kn.  Nöld.)  dem  A  zu- 
zuweisen. Die  Behauptung  (Nöld,  Unters.  16  f.  23),  dass  A  in  der 
Gen.  gerade  70  Hebräerstämme  von  Terach  ableite,  ist  nicht  zu  er- 
weisen, u.  daraus  auch  kein  Rückschluss  auf  seine  Urheberschaft  von 
22,  20 IT.  zu  machen.  Man  muss  bedenken,  dass  A  in  25,  20  vgl. 
28,  2.  7  von  der  Rebecca  als  der  Tochter  des  Äramäers  Bethuel  in 
Paddan  Äram,  ähnlich  immer  nur  vom  Aufenthalt  Jacob's  in  Paddan 


Gen.  22,  20—22.  295 

Aram  31, 18.  33,  18.  35,  9.  26  spricht  Wenn  also  A  sich  über 
Bethuel's  Verwandtschaft  geäussert  hat,  so  wird  es  in  anderer  Weise 
geschehen  sein  u.  an  einem  andern  Ort  (s.  auch  S.  213).  Auch  der 
Inhalt  taugt  nicht  für  A,  weil  er  den  V^3>  u.  ö^k  (in  10,  22  f.)  ganz 
anders  eingeordnet  hat.  Dagegen  ist  das  Stück  für  G  als  Einleitung  zu 
Cp.  24  (vgl.  nam.  24,  4.  10.  24  ff.)  unentbehrlich,  u.  da  auch  n^;  23 
u.  x'jri  Da  20  für  ihn  sprechen,  wird  man  es  von  C  abzuleiten  haben 
{Hupf,  57  f.,  Böhm.  Sehr.  Kays.,  Bud.  223 f.).  Auf  B  (WL  XXI.  417) 
führt  nichts;  im  Gegentheil,  er  nennt  (31^  20.  24)  den  Laban  einfach 
den  Aramäer  (s.  dagegen  V.  21:  D';^«  ^3k  ^k^*^!^).  Aber  auch  von  C 
kann  nicht  das  ganze  Stück  stammen,  denn  29,  5  bei  G  heisst  Laban 
der  Sohn  des  Nahor,  u.  in  24,  15.  24.  47.  50  lässt  der  Text  ver- 
muthen  {Mez  Harran  19  ff.),  dass  Bethuel  erst  nachträglich  eingefügt 
ist.  Dann  aber  wird  auch  in  unserem  Stück  mindestens  23*  (^^«1^a'» 
npa'i  r«  nV-^)  auf  Ausgleichung  mit  25,  20  (bei  A)  beruhen,  u,  wird  ein 
urspr.  rrpa^  rsi  pV  rxi  ausgeworfen  sein.  Auf  nachträgliche  Bearbei- 
tung des  Stücks  (durch  R)  weist  auch  iTZJaV-^Bi  V.  24  (s.  zu  25,  6),  wie 
denn  auch  die  Abrundung  der  Nahorsöhne  auf  12  Beeinflussung  durch 
A  (vgl.  l§mael,  Edom)  anzeigt.  Demnach  wird  der  Abschnitt  als  ein 
von  R  nach  anderweitigen  Daten  zugerichtetes  Stück  des  G  zu  gelten 
haben. 

V.  20.  ns^^]  11,  29.  N^n  öa]  V.  24.  4,  4.  22.  26.  10,  21. 
19,  38.  —  V.  21.  Die  Stämme  lassen  sich  nur  zum  Theil  nachweisen. 
f^y]  10,  23.  Der  Name  ist  hier  vielleicht  in  etwas  engerem  Sinn  ge- 
nommen als  10,  23  (vgl.  ausserdem  36,  28).  'i'ba]  10,  15.  t^ia]  LXX 
Bccv^,  „in  der  Nähe  von  Edom  zu  suchen,  da  er  neben  Dedän  u.  T^mä 
genannt  wird  (Jer.  25,  23)  u.  ihm  Elihu^  der  vierte  Gegner  des  Hiob 
angehört  (Ij.  32,  2)"  (JSTn.).  Ein  Land  Bdzu  kommt  auch  in  Asar- 
haddon's  Inschriften  vor,  ebenso  wie  ("itn)  Hazu  (Del.  Par.  307  u.  in 
ZKSF.  n.  93  ff;  Sehr.  KAT.2  141.  221;  Tiele  G.  337).  ö^k  -sk  hvi^)2^] 
sonst  nicht  bekannt;  an  Kamula  im  nordöstl.  Mesopotamien  bei  Ässem. 
bibl.  or.  DI,  2.  731  f.  (Kn.)  ist  nicht  zu  denken.  Äram  schwerlich 
blos  andere  Aussprache  für  Ram  Ij.  32,  2  (Kn.),  unter  Berufung  auf 
2  Chr.  22,  5;  Ew.  G.^  L  446),  sondern  Volk  Aram,  wenn  auch  in  be- 
schränkterem Sinn  als  10,  22  f.  bei  A.  —  V.  22.  t»s]  LXX  Xa^dö, 
angenommener  Stammvater  der  b'^7'^5  Kaldäer,  oder  doch  eines  Zweiges 
derselben.  Sonst  s.  zu  11,  28.  "ith]  'A^ctv  LXX,  hat  mit  Xcc^ijvri 
des  Strabo  16,  1,  1  in  Assyrien  zwischen  Calachene  u.  Adiabene  {Kh. 
VT.  173)  nichts  zu  thun;  eher  möglich  wäre  (Kn.)  Xa^i]vrj,  eine 
Satrapie  am  Eufrat  in  Mesopotamien  (nach  Arrian  bei  Steph.  Byz.  s. 
Xaf.).  Die  arab.  Geogr.  führen  neben  dem  assyr.  auch  ein  meso- 
potamisches  Bazza  zwischen  Nisibis  u.  Ras  ^Ain  auf  {Jaq.  II.  263). 
Am  ehesten  gehört  hieher  das  von  Asarhaddon  genannte  Chazu  (Sehr. 
KGF.  399;  Del.  Par.  306  f.),  s.  V.  21  bei  m.  ttJ^Vs]  OaXöig  LXX, 
unbekannt  (PiTtiXd'ag  bei  Procop.  d.  aedif.  2,  4  —  Kn.  -^  gehört 
nicht  her).  Einen  Mannsnamen  '^v'^Vs  hat  man  auf  nabat.  Inschriften 
gelesen  ZDMG.  XIV.  440;  auch  in  den  Safa-Inschriftcn  glaubt  ihn  Halevy 
(JA.  VII,  19,  467;  aber  VII,  17,  194  to-J^T)  gefunden  zu  haben.    ^\t] 


296  Gen.  22,  22— Cap.  23. 

'IsXSccq>  LXX,  unbekannt  ^k^^]  als  Ortsname  nicht  nachzuweisen 
(Belhallahtty  einen  in  der  Notit.  dign.  L  93  Bock,  angeführten  Ort 
Mesopotamiens  fuhrt  selbst  Kn,  nur  zweifelnd  an).  Bei  A  (25,  20. 
28,  5)  heisst  er  ein  Aramäer,  ebenso  Laban  bei  ß  (31,  20.  24  vgl. 
47).  —  V.  23  s.  Vorbem.  —  V.  24.  u.  sein  Kebstoeib]  (s.  25,  6), 
Namens  Reüma  (Pev^ia  LXX,  n^aih  Sam,)  was  die  betrifft,  so  gebar 
auch  sie  {Ew.  344^).  natt]  TaßsTi  LXX;  wahrscheinlich  auch  2  S. 
8,  8  (wo  nach  LXX  Pei.  li.  1  Chr.  18,  8  für  maa  zu  lesen  ist  nau, 
Ew.  G.^  in.  207)  erhalten  als  Name  einer  der  Städte  des  syr.  Königs 
Hadadezer,  u.  darum  mit  Thaebata  im  nordwestl.  Mesopot  bei  Phn. 
6  §  120,  oder  mit  Seßti^a,  nach  Tab.  Peut  XI,  e  südJ.  von  Nisibis, 
u.  Arrian  bei  Steph.  ßyz.  (Äfn.)  nicht  zu  combiniren.  b>1!]  Taa^i  LXX, 
unbekannt  Mit  ßanu  öuhmd  bei  Burckh,  Syr.  423  f.  449,  einem 
Stamm  zwischem  dem  Hieromax  u.  Jabboq  {Kn.)  ist  nichts  zu  erläutern. 
ttjnp]  Toxog  LXX,  unbekannt  —  nw^]  auch  Aram  Maakha  1  Chr.  19,  6, 
aus  Dt  3,  14.  Jos.  12,  5.  13,  11.  13.  2  S.  10,  6.  8  hinlänglich  be- 
kannt „Der  Stamm  muss  am  Qermon  gesessen  haben  (Onom.  u. 
Maxa^l).  Dazu  stimmt  die  Lage  von  Abel  (2  S.  20,  14.  18)  oder 
Abel  Majim  (2  Chr.  16,  4),  zum  Unterschied  von  anderen  Abel  ge- 
wöhnlich Abel  bei  Beth  Maakha  genannt  u.  neben  Ijjon  Dan  QedeS  u. 
Hasor  erwähnt  (2  S.  20,  15.  1  R.  15,  20.  2  R.  15,  29),  worüber 
s.  Seetz  L  118.  338;  Robins.  N.  Forsch.  488f.  —  hi  31,  52  er- 
scheint Gilead  als  Grenzscheide  zwischen  Abrahamiden  u.Nalioriden''(JBrn.). 


2.   Tod  der  Sara  und  Erwerb  des  Makhpela-Ackers  durch  Abraham, 

Cap.  23  von  A. 

Beim  Tode  der  Sara  erwirbt  Abr.  in  aller  Form  Rechtens  das 
Landstück  Makhpela  bei  Qebron  u.  die  darin  befindliche  Höhle  von 
dem  Hettiter  ^Efron  zu  einem  Begräbnissplatz,  u.  begräbt  dort  sein 
Weib.  So  berichtet  A,  den  ausser  der  chronol.  Angabe  V.  1,  die 
ganze  Abzweckung  der  Erzählung,  die  juristische  Pünküichkeit  u.  For- 
melhaftigkeit  der  Darstellung,  „die  Namen  Kinder  ^eth  (s.  V.  3)  u. 
Makhpela  (s.  V.  20),  die  Ausdrücke  'b  «^«rn  ««a«  1,  nm«  4.  9.  20, 
aw-ip  4,  »^^  6,  tanp  zu  stehen  kommen  17.  20,  't-hn  :tw6  16.  u.  naj?« 
18,  auch  spätere  Rückweisungen  auf  das  hier  Erzählte  zB.  25,  9  f. 
49,  29  ff.  50,  13"  (Kn,)  nicht  verkennen  lassen.  Nach  den  letztge- 
nannten Stellen  wurden  auch  Abr.,  Isaac  u.  Rebecca,  Jacob  u.  Lea  in 
jener  Höhle  begraben.  Als  Erbgruft  der  Ahnen  galt  sie  den  Späteren, 
u.  war  ihnen  als  solche  heilig  u.  theuer.  Sie  bildet  den  festen  u. 
sicheren  Grund  der  Erzählung.  ,^as  einzelne  ist  freie  Ausführung  des 
Erz.,  welcher  angelegentlich  zeigt,  wie  die  Hettiter  Abr.  äusserst  zu- 
vorkommend u.  freundlich  begegneten,  wie  dieser  aber  weder  ihre 
Gräber  benutzen,  noch  ein  Grundstück  als  Geschenk  annehmen  wollte, 
wie  der  Acker  öffentlich  vor  allem  Volk,  welches  den  Handel  mit  an- 
sah u.  anhörte,  dem  Abr.  überlassen  u.  von  diesem  richtig  bezahlt 
wurde,  wie  also  Abr.  auf  rechtmässige  u.  gültige  Weise  erblichen  Grund- 


Gen.  23,  1—6.  297 

besitz  in  Kenaan  erwarb"  {t^n»)  Ähnlich  thul  Jacob  bei  §ekheni 
(33,  19)  nach  ß.  —  Zur  Textkritik  dieses  Cap.:  Egli  in  Hilg.  ZWTh. 
XXin.  344  ff. 

V.  If.  Sara  stirbt,  127  Jahre  alt.  »ih^]  msti  Sam.,  wie  sonst 
bei  A  (s.  zu  17,  17).  n^«  ^-n  -^w]  fehlt  in  LXX,  u.  ist  auch  für  den 
Styl  des  A  fast  zu  viel,  in  der  Ärba- Stadt]  so  genannt  angeblich 
von  Arba',  dem  Vater  'Enaq's  (Jos.  15,  13.  21,  11  vgl.  14,  15),  urspr. 
eher  Vier  Stadt  {Ew.  G.^  I.  494;  Furrer  im  BL.  IL  628);  es  wird 
hier  u.  35,  27.  Jos.  20,  7.  21,  11  bei  A,  Jos.  15,  13  von  R^  erklärt 
durch  Hebron  (s.  zu  Num.  13,  22),  was  nach  Jos.  14,  15.  Jud.  1,  10 
der  jüngere  Name  war.  Aber  beim  selben  A  liest  man  auch  «'»n  »^ö» 
•jS-nan  V.  19  u.  ^-laH  nnn  ys-jÄn  n^'j)?  K;^bto  35,  27,  wornach  Mamre, 
wenn  nicht  anderer  Name  für  Hebron  selbst,  so  doch  ein  Theil  davon 
gewesen  sein  oder  zu  flebron  gehört  haben  muss  (vgl.  13,  18).  Von 
den  „Mamre- Tere&in^Äen"  spricht  A  (gewiss  absichtlich)  nirgends  (s. 
zu  13,  18).  Wahrscheinlich  auf  der  Absicht,  das  Verhältniss  von  Mamre 
u.  Qebron  nach  37,  14  näher  zu  bestimmen,  beruht  der  Zusatz  ^  icziv 
iv  TW  xoiXcifiau  in  LXX  u.  yo:f  Vk  beim  Sam,  zwischen  a^a^x  (Sam. 
sa'iKn)  u.  K'^rr.  —  lyas  y;;iKs]  wie  V.  19  sehr  absichtlich  beigesetzt.  — 
Kay]  er  gieng  hinein;  nicht:  er  kam  vom  Feld,  wo  er  bei  den  Heer- 
den  war  (An.  Ke.);  auch  nicht:  kam  von  BeerSeba*^  (Äai.),  in  welchem 
Fall  Ka*"*)  von  R  mit  Beziehung  auf  22,  19  statt  eines  andern  Verbs 
eingesetzt  sein  müsste.  —  V.  3.  Nach  der  Beweinung  sorgt  er  für 
den  Erwerb  eines  Begräbnissplatzes,  von  vor  seinem  Todlen]  von 
seiner  Leiche,  bei  welcher  (2  R.  13,  14)  er  getrauert  hatte;  zu  ^t?  von 
beiden  Geschlechtern  vgl.  Lev.  21,  11.  Num.  6,  6  {Ges,  122,  2).  Er 
begibt  sich  (V.  10)  zum  Thor,  wo  man  die  Geschäfte  u.  Rechtssachen 
abmachte  (Win.^  l  616).     rn  -^d»]  im  AT.  nur  bei  A,  V.  5.  7.  10. 

16.  18.  20.  25,  10.  49,  32  (kn.).  J^n]  s.  10,  15.  In  14,  13  heissen 
die  Bewohner  Amoriter,  Jud.  1,  10  Kenaaniter  (beides  allgemeine  Namen 
der  Landesbevölkerung).  Stade  G.^  143,  Bud,  347  f.,  EMey,  u.  a. 
wissen  ganz  sicher,  dass  A  mit  diesem  Gebrauch  des  Namens  Hettiter 
für  die  Landesbevölkerung  (vgL  noch  26,  34f.  27,  46  mit  28,  1)  in 
einem  bösen  Irrthum  befangen  ist.  —  V.  4.  Er,  der  als  fremder  Beisass 
keinen  Grundbesitz  hat,  vdlnscht  von  ihnen  einen  Grabbesilz  d.  h. 
Grundbesitz  zum  Begräbnissort  für  seine  Familie  als  Eigenthum.  An- 
gesehenere Familien  hatten  erbliche  Grüfte  {Win.^  l.  444;  Böttcher 
de  inferis  1.  p.  41).  —  V.  5  f.  Zuvorkommend  u.  höflich  bieten  ihm 
die  flethsöhne  ihre  eigenen  Farailiengrüfte  an.  Da  "iV  ■'»«^  nicht  üb- 
lich war  u.  höchstens  durch  Lev.  11,  1  zu  rechtfertigen  wäre,  so  ist 
hier  u.  14  {Hitz.  Begr.  der  Kritik  140  f.,  l'uch  Kn,  Del.)  "»^  zum 
folgenden    V.  zu  ziehen,    u.  >^  wie  V.  13    (mit   Impert.,  nicht  wie 

17,  18  u.  30,  34  mit  Impf,  oder  Juss.  construirt)  zu  lesen:  bitte,  höre 
uns!  entsprechend  der  Höflichkeit,  der  sich  beide  Theile  befleissigen, 
wogecen  wenn  man  mit  LXX  Sam.  {Egli  348,  Schröring  ebenda  S. 
388  f!)  K^  nein  läse,  man  auch  (mit  LXX)  «?»»  "^a"!«  umstellen  müsste, 
wie  V.  11.  ein  Fürst  Gottes]  „ein  Gott  angehöriger,  von  ihm  ge- 
schützter u.   gesegneter,   darum  ausgezeichneter,  herrlicher  Fürst,  vgl. 


298  Gen.  23,  6—17. 

Ps.  36,  7.  68,  16.  80,  11"  (Kji,)-,  s.  auch  21,  22.  in  der  Auswahl 
unserer  Gräber]  „in  der  auserlesensten,  vorzuglichsten  unserer  Grüfte 
(Jes.  22,  7).  Zu  "^  vor  "^iai?  s.  16,  2.  Ihr  Anerbieten  ist  ein  Ehren- 
beweis, da  man  Fremde  sonst  nicht  in  eine  Familiengruft  aufnahm** 
Kn.  —  V.  7.  Abr.  steht  auf  u.  macht  die  Niederwerfung,  um  seinen 
Dank  auszudrücken^  nimmt  aber  das  Anerbieten  nicht  an,  denn  er  will 
sich  nicht  mit  ihnen  vermischen.  —  V.  8  f.  „Er  biltet  sie  also  um 
Verwendung  bei  ihrem  Mitbürger  *^Efron,  damit  dieser  ihm  um  den 
vollen  Preis  die  Höhle  von  Makhpela  ablasse,  welche  am  Ende  seines 
Ackers  liegt,  also  leichter  als  ein  Platz  in  der  Mitte  abgegeben  werden 
kann,  wenn  es  hei  eurer  Seele  ist]  euch  im  Sinne  ist,  in  eurer  Ab- 
sicht liegt,  vgl.  Ij.  10,  13.  23,  14.  zu  begraben  meinen  Todlen] 
n5ml.  bei  euch,  nach  dem  Zusammenhang"  (Kn.),  In  dem  höhlen- 
reichen Palästina  wurden  Höhlen  viel  zu  Gräbern  benutzt,  s.  die  RWBB. 
"^h  ij'jfc]  gehet  ihn  an  für  mich;  gegen  Giesbr.,  welcher  auch  hierin 
jungen  (aram.)  Sprachgebrauch  wittert,  s.  Driv,  210.  ^\^^i\  s.  V.  20. 
—  V.  10  f.  Da  '^Efron  mit  in  der  Versammlung  anwesend  ist,  so  bietet 
er  sofort  die  Höhle  sammt  dem  Acker  dem  Abr.  zum  Geschenk  an. 
^K2  Vs^]  über  \>  s.  zu  9,  10;  so  weit  sie  (oder  wie  a  V.  18  mehr 
distributiv:  so  viel  ihrer)  in  das  Thor  seiner  Stadt  eingetreten  waren 
oder  einzutreten  pflegten  d.  h.  seine  Mitbürger.  Die  '^yit?  *?.;  (V.  18) 
oder  "^«^^  (34,  24)  sind  die  Bürger,  die  in  der  Gemeindeversammlung 
Zutritt  haben  u.  stimmberechtigt  sind.  ^^^2}]  V.  13;  s.  zu  1,  29.  — 
V.  12  f.  Abr.  lehnt  das  Geschenk  ab  (14,  23)  u.  dringt  auf  Bezahlung. 
Mit  überbietender  Höflichkeit  sagt  er:  gut!  nur  (oder  aber),  wenn  du 
doch,  bitte  höre  mich!  Der  mit  optat.  Qx  begonnene  Wunschsatz  wird 
abgebrochen,  u.  durch  das  noch  feinere  ^^  mit  Imperat  fortgesetzt, 
wenigstens  im  mass.  Text.  Es  wird  nicht  nöthig  sein,  nach  nj^K  einige 
Worte  ausgefallen  zu  denken  (Olsh.),  oder  mpk  t«  wenn  du  ein- 
willigst (Hitz,  141)  als  Perf.  Qal  von  i^^«  aufzufassen,  s.  34,  15.  Die 
LXX  freiUch  u.  Sam.  haben  "'^  nr»  ök,  iTtsiörj  jtQog  ifiov  st.  das 
Geld  des  Feldes]  den  Preis  für  dasselbe.  —  V.  14  f.  s.  V.  5.  „'^Efron 
gibt  nach,  ein  Land  von  400  Seqel  Silber,  was  ist  es  zwischen  mir 
u,  dirt]  ein  Landstück  von  so  geringem  Werth  kann  kein  Gegenstand 
langen  Verhandeins  zwischen  2  reichen  Männern  sein.  Damit  deutet 
er  in  höflicher  Weise  den  Preis  an"  (Kn.),  Noch  heute  sind  im  vor- 
dem Orient  bei  Kauf  u.  Verkauf  dieselben  Redewendungen  u.  Höflich- 
kcitsformeln  üblich,  s.  Lane  Sitt.  II.  150;  ZDMG.  XI.  505;  Dielerici 
Reisebild  II.  168  f.  —  V.  16.  „Sofort  wiegt  Abr.  die  400  Seqel  dem 
Efron  zu.  Man  hatte  damals  keine  von  Staats  wegen  geprägte  Münzen, 
sondern  nur  durch  den  Verkehr  veranlasste  Metallstücke  von  bestimmten 
Gewichten  u.  wohl  auch  mit  Gewichtsbezeichnungen;  diese  Stücke  Hess 
man  sich  zuwägen,  um  sich  vor  Betrug  zu  sichern"  (Kn.\  s.  Win.  u. 
Riehm  u.  Geld.  Ein  altes  Zeugniss  darüber  s.  in  ZA.  III.  392.  Vgl. 
„aere  ad  libra"  oder  „per  aes  et  libram".  ^rtbh  •na'y]  gangbar  dem 
Kaufmann  (2  R.  12,  5),  von  einem  zum  andern  übergehend,  current 
unter  Handelsleuten,  die  keine  zu  leichten  nehmen.  —  V.  17 — 19. 
„So  erwarb  Abr.  das  in  der  Makhpela  vor  Mamre  liegende  Grundstück 


Gen.  23,  17—20.  299 

mit  der  Höhle  darin  u.  allem  Gehölz  darauf  zum  Besitz.  Zu  o^p  vgl. 
Lev.  25,  30.  27,  14.  17.  19"  (Kn.)  bei  A.  ^ith]  ^^t  hy  Sam,  (vgl. 
19).  "^KS  Vba]  3  entspricht  dem  \  V.  10,  u.  ist  distributiv,  wie  9,  10 
u.  s.  —  V.  20.  „Die  rechtmässige  Erwerbung  von  Gnmdbesitz  in 
Kenaan  war  wichtig.  Daher  die  Wiederholung.  Die  "^£5»  V.  9. 17. 
19  kommt  im  AT.  nur  bei  A  vor  (s.  noch  25,  9.  49,  3Ö.  60,  13); 
nach  diesen  Stellen  war  es  der  Name  einer  Örtlichkeit  Hebron's,  in 
welcher  "^Efron's  Grundstuck  mit  der  Höhle  sich  befand;  die  f^Vssto  mit 
'Efron's  Feld  lag  «l:»?'?  ^nh  oder  k;?^'?  "^.ife-^?  auf  der  Vorderseite  d.  i. 
östlich  (vgl.  16,  12.'  25,  18.  Num.  21,  11.'  1  R.  11,  7)  von  Mamre; 
Mamre  also  westlicher."  Über  Mamre  als  Theil  von  Hebron  s.  zu  V.  2. 
„Weiteres  über  die  Lage  bei  Roh,  I.  354  fr.  IL  704*flr.;  v.  Schuh,  IL 
462 ff.;  Ritt.  EK.  XVI.  209 ff.;  bes.  Rosen  in  ZDMG.  XIL  477 ff 
Hebron,  8  Stunden  südl,  von  Jerusalem,  liegt  in  einem  engen,  tiefen, 
von  NW.  nach  SO.  herabgehenden  Thale,  u.  ist  an  den  beiden  Seiten 
dieses  Thaies  erbaut,  hauptsächlich  an  der  östlichen.  Zum  südöstl. 
Ende  der  Stadt  gehört  die  am  südwestl.  Abhang  des  östl.  Bergrandes 
erbaute  Moschee,  welche  die  Grabhöhle  umschliesst^*  u.  welche,  früher 
für  Nichtmuhammedaner  unzugänglich,  im  April  1862  dem  Prinzen  von 
Wales  u  seiner  Begleitung  (im  Nov.  1869  dem  Kronprinzen  von 
Preussen,  im  Jahr  1882  auch  den  Söhnen  des  Prinzen  von  Wales)  ge- 
öffnet wurde.  Über  die  Ergebnisse  jenes  Besuchs,  durch  welchen  die 
Existenz  einer  natürl.  grossen  (doppelten)  Höhle  unter  dem  Haram  Con- 
sta tirt  wurde,  s.  Rosen  in  der  Z.  f.  Allg.  Erdk.  1863.  S.  369  ff.  Einen 
mittelalt.  Bericht  über  den  Befund  der  Grabhöhle  vom  Jahr  1119  hat 
1883  Rianl  in  Archives  de  rOrient  Latin  H.  411—421  veröffentlicht 
(s.  auch  ZDPV.  VII.  252.  VIIL  328).  „Allem  Anschein  nach  hat  man 
diese  Stelle  schon  in  alter  Zeit  als  die  der  Patriarchengräber  angesehen. 
Joseph,  setzt  die  (ivrnisla  der  Erzväter  in  das  Städtchen  selbst,  die 
grosse  Terebinthe  aber  ausserhalb  desselben  (b.  j.  4,  9,  7,  vgl.  ant. 
1,  14).  Gründe  gegen  diese  Annahme  gibt  es  nicht.  Das  westl.  davon 
gelegene  Mamre  ist  wahrscheinlich  am  Obstabhange  der  zur  westl.  Seite 
gehörenden  Höhe  Rumeidi  zu  suchen  (Rosen\  welche  sich  bis  an  das 
Westende  Hebrons  erstreckt  u.  einen  merkwürdigen  Felsenbrunnen  hat. 
Diese  Höhe  ist  nur  ein  Ausläufer  der  Kuppe  Ne^ir,  deren  Namen  man 
mit  ^?.^  (14,  13)  vergleichen  könnte.  Das  Thal  E§kol  lag  etwas  weiter 
nördlich  (Num.  13,  23).  Vergleichen  Hesse  sich  aber  mit  »t^^^  auch 
die  von  Rosen  ZDMG.  XII.  486  u.  Seetzen  IL  51  erwähnte,  nur  eine 
kleine  Strecke  nordwärts  von  Hebron  gelegene  Höhe  JSimre  mit  einer 
gleichnamigen  Quelle;  in  diesem  Fall  wäre  ^.af"^?  einfach  vor,  ange- 
sichts. Dagegen  dürfte  der  W.  er-Rame  oder  Ramet  el-Chalil  eine 
Stunde  nördl.  von  der  Stadt,  wo  man  schon  seit  der  patristischen  Zeit 
den  Wohnsitz  Abraham's  angenommen  hat  u.  meistens  noch  annimmt 
(Schub,  Rohins,  Seetz.  Ritt,  a.),  zu  weit  von  Hebron  entfernt  sein, 
um  l^'^ana  gesetzt  u.  als  das  biblische  Mamre  angesehen  werden  zu 
können"  (Ä^n.).     S.  auch  Bäd.  PaL^  173  f. 


300  Gen.  24,  1. 


3.    Die  Verheirathung  Isaac's  mit  der  Rebecca.  Gap.  24,  aus  C. 

Abraham's  Hausverwalter,  nach  dem  Stromland  gesendet;  erwirbt 
hier  in  Harran  für  seines  Herrn  Sohn  die  Rebecca,  die  Tochter  ße- 
thuel's,  des  Neffen  Abraham's,  u.  bringt  sie  nach  Kenaan,  wo  sie  Isaac's 
Eheweib  wird.  Den  Vorgang  beschreibt  der  Berichterstatter  in  einer 
schönen  idyllischen  Erzählung,  worin  er  besonders  das  Walten  Gottes 
bei  dem  Zustandkommen  dieser  Ehe  nachweist.  Gott  fugte  es^  dass 
der  Abgesandte  sogleich  den  rechten  Ort  u.  die  rechte  Jungfrau  traf, 
u.  diese  als  die  Ausersehene  sofort  kenntlich  wurde,  dass  femer  ihre 
Familie  u.  die  Jungfrau  selbst  gerne  den  Zeichen  des  göttlichen  Willens 
folgten.  Durch  Gottes  Leitung  wurde  Rebecca  Isaac's  Weib  u.  eine 
Stammmutter  des  Gottesvolks.  —  Gegen  B  als  Vrf.  des  Stücks  spricht 
die  Namenlosigkeit  des  Oberknechts  (anders  15,  2)  u.  die  Notiz  über 
die  Amme  der  Rebecca  69  (anders  35,  8).  An  A  als  Vrf.  ist  ohne- 
dem nicht  zu  denken.  A  wird  (aus  25,  20  zu  schliessen)  nur  ganz 
kurz  diese  Heirath  berichtet  haben;  ob  zwischen  Gp.  23  u.  25,  19 
(JKn.)  oder  zwischen  25,  19  u.  20  (WL),  ist  nicht  zu  sagen.  Die 
Kunst  u.  Art  des  Idylls  weist  auf  den  Erzähler  von  Cp,  18 f.,  die, 
hohe  Auffassung  der  Ehe  in  demselben  auf  den  Vrf.  von  2,  23  ff.  hin, 
also  auf  G.  Andere,  nam.  sprachl.  Merkmale  stimmen  dazu,  zß.  der 
Engel  Jahve's  7,  40,  Isaac  der  Knecht  Jahve's  14,  ö:!»?J3  sj^k  10, 
•»a^stn  hiaa  3,  ö'^öja  »a  1,  Kön'»  nört  27.  49,  ibf!  nwj  12.  14.  49, 
4^K  5.  39,  p-ü  8,'k3  2.  12.  14?  17^23.  42f.  45^»:  mit  Suff.  42.  49, 
^«!?l?\  rni  17,  nK^ntt  rata  16,  5>n;  16,  njj^n  12,  n-^^n  21.  40.  42.  56, 
ialj^K  lan  46,  K3»  für  a?«  60,  '^?'vön-n»  ■d':;  60,  njhrjün;?  ing  28.  48, 
n^'nK  njrtVjün  52  u.  a.,  sowie  der  durchgehende  Name  'n')'n\  Einige 
Unebenheiten  der  Darstellung  V.  22.  29  ff.  dürften  nicht  sowohl  auf 
Zusammenarbeitung  zweier  Berichte  (An.),  als  auf  Textesfehlern  be- 
ruhen. Eher  könnte  es  gerechtfertigt  scheinen,  V.  62 — 67  einem  andern 
Ref.  (Kn,),  näml.  dem  ß,  zuzuweisen,  weil  hier  die  V.  1 — 9  von  Abr. 
ausgegangene  Sendung  nicht  zu  Abr.,  sondern  zu  Isaac  zurückkehrt,  u. 
V.  65  der  Knecht  den  Is.  nicht  mehr,  wie  bis  dahin  (13mal),  den  Abr. 
seinen  Herrn  nennt,  auch  ntVn  65,  saan  pw  62  sonst  bei  B  vorkom- 
men.  Indessen  bedenkt  man,  dass  V.  1  ff.  Abr.  dem  Tode  nahe  ist, 
ferner  dass  V.  36  Isaac  schon  seihständig  u.  im  Besitz  des  väterl. 
Erbes  erscheint,  demgemäss  25,  5.  11^  bei  C  dem  Cp.  24  voraus- 
gegangen sein  muss  (Hupf.  145  f.),  so  verliert  der  Schluss  V.  62  ff. 
sein  auffallendes.  Man  wird  mit  der  Annahme  auskommen,  dass  R  in 
diesen  Versen,  nam.  62.  67,  von  sich  aus  etwas  nachgeholfen  hat. 
Ebenso,  aber  aus  andern  Gründen,  scheint  R  in  V.  15.  24.  47.  50 
harmonistische  Zusätze  gemacht  zu  haben. 

V.  1 — 9.  Abraham's  Auftrag  an  den  Hausverwalter,  dem  Isaac 
ein  Weib  aus  der  Verwandtschaft  im  Stromland  zu  suchen,  u.  die  Be- 
deutung dieses  Geschäfts.  —  V.  1.  Ein  Zustandssatz,  vorbereitend  auf 
den  Hauptsatz  V.  2.  o'^^a'^a  ks]  18,  11  bei  C.  Gott  halte  ihn  in  allem 
gesegnet,   daher  auch   der  Wunsch,    durch  des  Sohnes  Verheirathung 


Gen.  24,  2-7.  301 

fernere  Erben  dieses  Segens  zu  erzielen.  —  V.  2.  Er  will  mit  dem 
Geschäft  beauftragen  seinen  Knecht,  den  äUeslen  seines  Hauses  (der 
Stellung,  nicht  dem  natürl  Alter  nach),  der  alles,  was  er  hatte,  ver- 
waltete (Ps.  105,  21).  Einen  Namen  hat  er  bei  G  nicht,  bei  B  heisst 
der  Hausverwalter  Eliezer  (15,  2  f.).  Da  es  sich  aber  um  eine  sehr 
wichtige  Sache  handelt,  näml.  theils  den  Sohn  der  Verheissung  vor 
Vermischung  mit  den  kenaan.  Landestöchtem  (vgl.  28,  2  ff.  34,  1  ff.) 
zu  bewahren,  theils  ihn  nicht  wieder  in  das  Land,  woraus  Gott  Abr. 
herausgeführt  hat  (12,  1),  zurückgehen  zu  lassen,  weil  sonst  die  Ver- 
heissungen  selbst  hinfällig  würden,  so  nimmt  er  ihm  einen  Eid  ab 
bezüglich  der  pünktl.  Vollziehung  des  Auftrags,  lege  doch  deine  Hand 
unter  meine  Lende]  n9ml.  um  zu  schwören,  ein  Gebrauch,  der  nur 
noch  47,  29  erwähnt  ist.  Das  Zeugungsglied  als  solches,  weil  Ab- 
zeichen der  Manneskraft,  hatte  bei  den  Alten  eine  gewisse  Heiligkeit, 
im  Phallusdienst  sogar  religiöse  Verehrung,  aber  weder  hieran,  noch  an 
eine  durch  die  Beschneidung  hervorgebrachte  besondere  Heiligkeit 
desselben  (die  Juden  bei  Hieron,  quae.,  Tg  Jon.,  Aai.  Schum.  Tuch 
DeL),  oder  an  beides  zusammen  {Bohl.  Ges,  Kn.)  ist  hier  zunächst 
zu  denken,  sondern  daran,  dass  (46,  26.  Ex.  1,  5.  Jud.  8,  30)  die 
Lenden  der  Ausgangsort  der  Nachkommen  sind,  so  dass  unter  Berührung 
derselben  schwören  so  vid  sein  konnte,  als  diese  Nachkommen  zu 
Hütern  des  geleisteten  u.  Bächern  des  gebrochenen  Eides  aufrufen. 
Hier  wie  47,  29  handelt  es  sich  um  die  Versicherung  einer  Leistung, 
die  der  Abnehmer  des  Schwurs  nicht  mehr  erlebt  oder  noch  zu  er- 
leben nicht  sicher  ist  „Aus  neuerer  Zeit  wird  von  einem  ägypt. 
Beduinen  berichtet,  dass  er  bei  einer  feierl.  Betheuerung  die  Hand  auf 
das  Zeugungsglied  legte,  Sonnini  B.  IL  474,  Eichhorn  Allg.  Bibl.  X. 
464'^  (Kn.);  eine  andere  Analogie  aus  Kafferland  s.  bei  Ew^  Alt^  26. 
—  V.  3  f.  iSott  des  Himmels  u.  der  Erde]  dessen  Wissen  u.  Macht 
sich  nichts  entziehen  kann;  ebenso  V.  7  Gott  des  Himmels,  vgl. 
18,  25  (auch  14,  19.  22).  ^^»]  22,  14.  11.  7.  „Für  -^ayasr!  n-iaa 
hier  u.  37  sagt  A  i?3?  ^^"^3?  28,*  1.  6.  8.  36,  5"  (üTw.).  Zu  V.  4  vgl. 
12,  1.  Offenbar  erwartet  nach  dieser  Stelle  Abr.  nicht  mehr  lange 
zu  leben  u.  setzt  den  Verwalter  so  zu  ^agen  zum  Vollstrecker  seines 
Vermächtnisses  ein.  Das  ist  unabhängig  von  dem  chronolog.  Schema 
des  A,  wornach  Abr.  damals  noch  37  Lebensjahre  vor  sich  halte 
(21,  5.  25,  7.  20),  so  gedacht.  —  V.  5.  Der  Knecht  macht  einen  Ein- 
wand: wenn  kein  Weib  von  dorther  kommen  will,  soll  er  dann  den 
Isaac  dorthin  zurückführen?  n  interr.,  Ges,  100,  4.  —  V.  6.  Diese 
Frage  verneint  Abr.  lebhaft,  Isaac  würde  dann  das  Land  der  Verheissung 
aufgeben.  —  V.  7.  „Der  vom  Knecht  gesetzte  Fall  wird  auch  nicht 
eintreten.  Der  Gott,  der  Abr.  aus  dem  Stammland  fortgeführt  (12,  1), 
ihm  Ken.  verheissen  (12,  7.  13,  15),  sogar  eidlich  zugesichert  hat,  wird 
auch  des  Knechtes  Sendung  gelingen  lassen  (V.  40),  indem  er  seinen 
Engel  vor  ihm  her  sendet,  welcher  ihn  behüten,  an  den  rechten  Ort 
bringen  (V.  27)  u.  die  erwünschte  Aufnahme  finden  lassen  wird. 
Disses  Vertrauen  hat  Abr.  zu  Gottes  bisheriger  Huld  u.  Fürsorge"  {Kn,), 
■«^  ynva  ^VKn]  wenn  nicht  Einsatz  des  B  mit  Beziehung  auf  22,  16, 


302  Gen.  24,  7—15. 

inuss  auf  15,  17  f.  geheu  (S.  246).  —  V.  8.  Sollte  jedoch  kein  Weib 
dort  wollen,  so  ist  der  Knecht  der  Verpflichtung  V.  4  enthoben.  Abr. 
sieht  dann  seinen  Plan  nicht  als  Gottes  Willen  an  (A'n.).  i^y^i]  Ges. 
75  A.  7.  r«T]  Ges.  126,  5  A.  1^  a^n  nh]  s.  4,  12;  Ew.  320».  — 
V.O.  Der  Knecht  leistet  den  Schwur.  "J-^aT»]  Ges.  124,  1,  c  —  V.  10— 
27.  Der  Knecht  macht  sich  auf  die  Reise  u.  darf  Gottes  Führung  u. 
Finger  erfahren,  wie  Abr.  geglaubt  hat  V.  10.  Er  nimmt  Kamele 
mit  für  sich  u.  seine  Begleiter  (V.  32.  54),  für  die  zu  holende  Jung- 
frau u.  ihre  Begleitung  (59.  61),  für  allerlei  (2,  9)  Gut  d.  i.  ver- 
schiedene Güter  zu  Geschenken  (V.  22.  30.  47.  53),  u.  für  die  noth- 
wendigen  Reisevorräthe.  if?,^,^  1^]  fehlt  in  LXX,  richtiger.  Äram  der 
beiden  Ströme]  MsaoTcoraiiia  LXX  (DL  23,  5.  Jud.  3,  8.  Ps.  60,  2). 
Gemeint  ist  keinenfalls  (wie  man  meist  annahm,  noch  Del.'^)  das  Land 
zwischen  Eufrat  u.  Tigris,  mit  Ausscliluss  Babyloniens,  (s.  dagegen 
Ualevy  Mel.  d'Epigr.  72  ff.),  ebenso  wenig  zwischen  Eufr.  u.  Chrysor- 
rhoas,  dem  Fluss  von  Damask  (wie  HaL  81  meint,  vgl.  ZDPV.  III.  224), 
sondern  am  wahrscheinlichsten  was  zwischen  Eufrat  (31,  21)  u.  Cha- 
boras  "»"ian  (^Kiep.  k.  Geogr.  154)  lag  oder  auch  nächst  an  diese  an- 
grenzte. Mit  dem  in  den  Berichten  über  die  Kriegszüge  der  altäg. 
Könige  so  oft  vorkommenden  Naharina  (ßru^^c/i  Gesch.  235  ff.,  EMey. 
§  180,  Erman  Äg.  680)  mag  es  ungefähr  gleichbedeutend  sein,  aber 
dass  D'^^na  Locativ,  nicht  Dual  sei  (EMey)  ist  nicht  annehmbar;  eher 
Plur.,  sofern  auch  der  Belili  u.  die  Nebenflüsse  aller  drei  dazu  ge- 
hörte.  Über  Paddan  Aram,  was  A  schreibt,  s.  25,  20.  Die  Stadt  des 
Nafior  ist  (27,  43.  28,  10)  Parran  (s.  auch  Bud.  445),  worüber  s. 
11,  31.  —  V.  11.  Er  lässt  die  Kamele  vor  der  Stadt  bei  dem  Brun- 
nen, der  gewöhnlich  bei  einer  Stadt  zu  sein  pflegt  u.  auch  bei  Qarran 
war,  sich  lagern,  gegen  die  Abendzeit]  „in  welcher  die  Mädchen  u. 
Weiber  Wasser  für  den  Hausbedarf  zu  holen  pflegen  {Shaw  R.  210, 
Burckh.  Bed.  282),  noch  heute  im  Orient  das  Geschäft  derselben  (v. 
Schub.  IL  401.  m.  134;  Robins.  H.  385.  519.  628f.),  wie  in  alter 
Zeit  1  S.  9,  11"  (Kn).  —  V.  12—14.  Er  bittet  Gott,  unter  den 
herauskommenden  Schöpferinnen  ihm  die  für  Isaac  bestimmte  Jungfrau 
durch  ein  Zeichen,  das  er  angibt,  kenntlich  zu  machen  (vgL  Jud. 
6,  36 fl*.  1  S.  14,  9).  n^|?n]  lass  es  sich  treffen,  füge  es;  so  noch 
27,  20.  „Die  möge  es  sein,  welche  auf  sein  Verlangen  ihn  u.  dann 
freiwillig  auch  seine  Kamele  tränke.  Das  Kennzeichen  ist  passend  ge- 
wählt; dem  Sohne  Abraham^s  muss  die  freundlichste  Jungfirau  beschie- 
den sein."  ^ya]  steht  im  Pent.  auch  für  n^ya,  V.  16.  29.  55.  57. 
31,  3.  12.  Dt.  22,  15—29,  s.  Ges.  2,  5.  Ebenso  »nn  (zB.  3,  12)  von 
beiden  Geschlechtern  Ges.  32  A.  6\  n"?'^^]  21,25;  hier  u.  V.  44 
in  der  Bedeutung  erweistn^  zuerkennen,  deinem  Knecht]  26,  24.  wa] 
daran  s.  15,  6.  8.  ^aii«]  +  on^aN  Sam.  LXX.  —  V.  15  f.  Noch 
hatle  er  nicht  ausgeredet  (Sam.  LXX  fügen  ^a^"'?  hinzu,  s.  V.  45), 
da  erschien  auch  schon  Rebecca.  Sie  trägt  ihren  Eimer  auf  der  Schulter. 
„Dies  scheint  bei  den  Hebr.  das  Gewöhnliche  gewesen  zu  sein  (21,  14. 
Ex.  12,  34.  Jos.  4,  5);  sonst  wird  auch  das  Tragen  auf  dem  Kopfe 
erwähnt  zB.  40,  16"  (Kn.).    '^i  nn^;j  ^©s]  sowohl  die  passive  Wendung 


Gen.  24,  15— 26.  303 

als  auch  die  Bezeichnung  des  Bethuel  als  „Sohn  der  Milka"  hier  u. 
V.  24  ist  autfallend  (auch  durch  die  Rücksicht  auf  die  Unterscheidung 
der  Milka  u.  Re'^üma  22,  23  f.  nicht  genügend  erklärt),  da  man  sonst 
Männer  nach  dem  Vater,  nicht  nach  der  Mutter  benennt  {Mez  Harr. 
19).  Da  ausserdem  29,  5  Laban  „der  Sohn  des  Nahor"  (vgl.  24,  48), 
nicht  des  Bethuel  heisst,  so  ist  allerdings  wahrscheinlich  (s.  S.  295), 
dass  p  ^sina!?  nachträglich  eingefugt  ist,  u.  der  urspr.  Text  lautete 
ns^'?  ""j!?;  *^wx.  "Vs]  das  Perf.  (wegen  V.  45  von  Wellh.  Sam.  157  u. 
Ges.  107,  1  A.  1  beanstandet)  ist  durch  Prov.  8,  25  geschützt. 
nx'nta  rab]  12,  11.  y-i-^]  4,  1.  19,  5.  8.  —  V.  17—20.  Da  das  Äussere 
angenehm  ist,  so  macht  der  Knecht  die  Probe,  u.  das  ausgemachte  Zei- 
chen trifft  in  überraschender  Weise  ein.  „Die  an  der  Reh.  hervorge- 
hobene Dienstfertigkeit  der  Schöpferinnen  ist  übrigens  im  Morgenland 
nicht  ungewöhnlich,  Niebuhr  RBeschr.  IL  410;  Rohins.  IL  608.  IIL 
273.  Über  die  Tränkrinnen  bei  den  Brunnen  s.  29,  3.  30,  38.  yi^] 
mit  ^s^pV  wie  18,  2'*  {Kn)  —  V.  21.  Während  dessen  war  der 
Mann  in  Anschauung  oder  Betrachtung  derselben  versunken,  schwieg, 
redete  nicht  darein,  um  zu  sehen,  ob  das  Zeichen  spontan  u.  ganz 
sich  erfülle,  u.  so  zu  erkennen,  ob  Gott  ihm  seine  Reise  habe  ge- 
lingen lassen  d.  h.  in  diesem  Mädchen  ihm  die  gesuchte  zugeführt 
habe.  J^^JJ^^'h]  wohl  nur  die  erweichte  Aussprache  für  nyp^>T  {Ges,  th.) 
Jes.  41,  10.  23  {Kn?j  u.  schwerlich  mit  J^k»  wüste  sein  (woher  DeL 
Ke,  die  Bedeutung  staunen  ableiten)  zusammenzubringen.  LXX:  KCits- 
[lav^aveVy  Vulg,:  contemplabatur.  Über  den  st.  c.  vor  der  Praep. 
Ges.  130,  1.  ü-^^rtö]  von  KS,  für  eine  Glosse  gehalten,  ist  für  'an  ny-i^s 
unentbelirlich.  n-^^n]  V.  40.  42.  56.  39,  3.  23  bei  C.  —  V.  22. 
Da  das  Zeichen  eingetroffen  ist,  so  leitet  er  das  weitere  ein,  indem 
er  aus  seinem  Gepäck  einen  goldenen  Ring  u.  2  gold.  Armbänder  für 
sie  nimmt.  Dass  er  sie  ihr  schenkt  oder  ansteckt  (V.  30.  47),  ist 
durch  das  Suffix  an  n-^;;  kaum  angedeutet,  u.  wird  ri£s  l^s  d»-i  des 
Sam,  hinter  'i^l?«»  urspr.  Text  sein.  Aus  V.  47  darf  man  nicht  folgern 
{Ilg.  147),  dass  aVp»» — np-^-j  urspr.  hinter  V.  24  stand.  Jene  Dinge 
waren  nicht  das  Brautgeschenk,  das  erst  V.  53  kommt,  sondern  ein 
freies  Geschenk  für  die  Dienstfertigkeit.  Der  Ring  ist  ein  Nasenring 
nach  V.  47,  worüber  Win.^  IL  137 f.  S't?]  ein  halber  Seqel,  wie 
Ex.  38,  26,  s.  zu  Ex.  30,  13.  Zu  ri^^y  ist  ^i?;>ü  zu  ergänzen  wie 
20,  16.  —  V.  23 — 28.  Nachdem  schon  bisher  alles  nach  Wunsch 
gegangen,  erfahrt  er  gar  auf  seine  Frage  nach  ihrem  Vaterhaus  u.  ob 
er  dort  übernachten  könne^  dass  sie  der  nächsten  Verwandschaft  Abra- 
ham's  angehört.  T^^  ^^^]  Acc.  loci  wie  12, 15.  Für  ns^stt  -ja  -sas  ^sira 
wird  es  (s.  V.  15)  urspr.  geheissen  haben  "^^äs  nsV«?  (vgl.  34, 1).  — 
V.  26  L  Nachdem  er  die  Familie  erfahren  hat,  ist  er  gewiss,  dass  Reb. 
die  ausersehene  ist  (V.  48),  u.  dankt  Gott  für  die  glückl.  Lenkung  der 
Reise,  ^^iv]  cas.  abs.  wie  4,  15;  er  setzt  sich  seinem  Herrn  entgegen. 
Dankend  erkennt  er  an,  dass  Gott  ihn  auf  dem  Wege,  d.  h.  ohne 
Irrungen  u.  Umwege,  geraden  Wegs  (vgl.  48)  zu  dem  Hause  der 
Brüder  d.  h.  Verwandten  (13,  8.  14, 14)  seines  Herrn  geleitet  hat. 
■^ns]  LXX  *ns  wie  48  (ohne  Zweifel  richtiger,  wenn  Vsira  V.  15.  24 


304  Gen.  24,  26—42. 

nidil  urspr.  ist);  umgekehrt  LXX  in  55  ot  äöeXq>ol  ccvrrjg  für  mass. 
n-ni<.  Liehe  w.  Treue]  wie  49.  32,  11.  47,  29.  Ex.  34,  6.  Jos.  2,  14, 
doch  nicht  bei  A.  —  V.  28 — 54.  Die  durch  offenbare  götü.  Fügung 
zur  Braut  bestimmte  wird  nun  auch  durch  einfache  Darlegung  des  Her- 
gangs von  den  Angehörigen  gewonnen.  —  V.  28.  Sie  eilt,  mit  den 
Geschenken  (V.  30),  heim  u.  zeigt  die  Sache  dem  Hause  ihrer  MuUer 
d.  i.  beim  weihl.  Theil  der  Familie  BethueFs,  unter  dem  sie,  abgeson- 
dert von  den  Männern,  ihre  Wohnung  hat,  an.  —  V.  29  f.  Ihr  Bruder, 
der  Sohn  vom  Hause,  Laban  eilt  hinaus  zum  Brunnen.  V.  29^  greift 
in  unerträglicher  (durch  V.  10  nicht  zu  rechtfertigender)  Weise  dem 
V.  30  vor,  u.  wird  nur  durch  Abschreibefehler  {flg.  149)  aus  seiner 
urspr.  Stelle  hinter  V.  30*  (vor  i^n«})  verschlagen  sein.  Die  Annahme 
einer  Dublette  aus  zweierlei  Quellen  (üCn,)  hat  in  in  diesem  Gap.  sonst 
keine  Stütze,  r»';'»]  Ew.  304*;  Sam.  gibt  irx'is.  t»*:?  n?r]  38,  24. 
Jes.  28,  8.  Am.  7,  1  {Ew,  306^).  Den  Laban  locken  die  Geschenke; 
er  ist  in  der  Sage  immer  als  stark  eigennützig  geschildert.  —  V.  31. 
Er  nöthigt  ihn  herein,  mit  der  Versicherung,  er  habe  das  Haus  aufge- 
räumt. Er  nennt  ihn  Gesegneter  Jahve^s,  da  der  Knecht  V.  27  den 
Gott  seines  Herrn  genannt  u.  Rebecca  das  erzählt  hatte  (Kn.).  —  V.  32. 
Der  Knecht  kehrt  ein.  »^^]  ist  punktirt,  weil  kein  ~^K  folgt;  sonst 
läge  {Vulg.  JDMich.  Dalh.  Olsh,)  »^^  näher,  weil  ohne  Zweifel  zu 
rrTf**),  )tr*'\  Laban  Subj.  ist.  waschen]  18,  4.  Nach  seiner  Person  u. 
seinem  Reisezweck  fragt  man  den  Gast  nicht;  das  verbietet  die  Höf- 
lichkeit —  V.  33.  BW'^'^'j]  so  noch  50,  26  mit  der  Punktation  atp^j:, 
hier  aber  mit  dem  Q®re  d«?.«^.  Ein  Pass.  erwartet  man  in  beiden 
Stellen;  da  ein  Qal  o^^  (statt  Q'^t^)  sonst  nicht  zu  belegen  ist  (denn 
Jud.  12,  3  ist  nö-'w»;  die  mass.  Lesart),  so  ist  entweder  {Ew,  131^) 
eine  Zuspitzung  des  pass.  ü  zn  i  sowohl  24,  33.  50,  26  als  Ex.  30, 
32  (lo*^^  von  T>^),  oder  aber  {König  435  f.)  in  allen  3  Stellen  Ver- 
schreibung  des  urspr.  i  zu  "•  anzunehmen.  —  Der  Knecht  will  das  vor- 
gesetzte (18,  8)  Essen  nicht  nehmen,  ehe  er  sein  Geschäft  erledigt  hat. 
So  wichtig  nimmt  er  es.  Mit  epischer  Ausführlichkeit  lässt  ihn  nun 
Vrf.  alles,  was  vorgegangen  ist,  wieder  erzählen.  Die  Thatsachen 
sollen  für  sich  reden,  u.  die  gewünschte  Entscheidung  herbeiführen, 
vgl.  V.  50.  —  V.  34  f.  vgl.  12,  16.  13,  2  u.  zu  ^n»  26,  13.  —  V.  36. 
nachdem  sie  all  geworden  war]  18,  11.  Übrigens  haben  LXX  nra;?» 
gelesen,  'ät  iV  im^i]  erklärt  sich  nicht  aus  21,  10  ff.,  sondern  nur  aus 
Bezugnahme  auf  25,  5,  welcher  Satz  demnach  bei  C  vor  Gp.  24  (nach 
£S,  zwischen  24,  1  u.  2)  gestanden  haben  muss.  —  V.  37 — 41  wie 
V.  3 — 8.  k^-bk]  eig.  wenn  nichts  nach  dem  negativen  Satz,  sondem, 
vielmehr,  aber  nur  hier  (u.  vielleicht  Ps.  131,  2;  denn  Ez.  3,  6  ist 
eher  »\  bk  zu  lesen);  Sam.  dn  "^s.  Andernfalls  müsste  es  als  Schwur- 
formel wahrhaftig  (Del.^)  genommen  werden,  vor  Jahve  wandeln] 
17,  1.  'r^K'a]  von  dem  Eid  (LXX  aQo),  den  du  mir  geleistet  Über 
den  Unterschied  der  ?i^«  von  der  n^«  oQxog  s.  Ew,  Alt.^  25  f.  Dass 
hinter  41*  etwas  ausgefallen  sei  (KS,)^  braucht  man  nicht  anzuneh- 
men. —  V.  42—44.  vgl  V.  12—14.  ?|»ra«]  vgl.  V.  49;  Ew. 
355^;    über  das  bittende  Ka  im  Bedingungssatz  vgl  zu  18,  3:   wenn 


Gen.  24,  42—59.  305 

duy  wie  ich  bitte,  meinen  Weg  beglücken  willst,  so  soll  eintreffen, 
was  V.  43  f.  besagt  —  Y.  45  f.  vgl.  V.  15—20.  "»aV^K]  18,  21;  er 
trug  also  V.  12  f.  still  betend  Gott  seinen  Wunsch  vor.  —  V.  47  f. 
vgl.  V.  22-— 27.  In  V.  47  wird  p  ^«''ria  Nachtrag  sein  (s.  V.  15.  24). 
ö«Kj]  Ew,  2328.  frta«  T'"'a]  auf  wahrem,  richtigem  Weg,  vgl.  V.  27. 
Bruder]  muss  nach  dem  jetzigen  Text  des  Gp.  24  verstanden  werden 
als  Brudersohn,  wie  14,  16.  29,  12.  —  V.  49.  Auf  Grund  der  darge- 
legten Thatsachen  fragt  er,  ob  sie  seinem  Herrn  Liebe  u.  Treue,  wie 
Verwandte  es  sollen,  erweisen  wollen  oder  nicht;  in  letzterem  Fall 
will  er  sich  rechts  oder  links  (13,  9)  wenden,  um  bei  andern  Fami- 
lien das  Weib  zu  suchen.  —  V.  50  f.  Aus  seiner  Erzählung  erkennen 
sie,  dass  Gott  die  Sache  will,  u.  geben  die  bejahende  Zusage.  Böses 
oder  Gutes]  gar  nichts,  kein  Wort,  wie  31,  24.  29.  Num.  24,  13. 
2  S.  13,  22.  ^Mirn*)]  muss  Einsatz  sein  (wohl  desselben,  der  auch 
sonst  in  diesem  Gp.  den  Bethuel  nachgetragen  hat),  denn  in  V.  53.  55  ff. 
ist  Bethuel  völlig  ignorirt.  Dass  Laban  als  Bruder  mitentscheidet, 
würde  (nach  34,  5.  11.  25.  Jud.  21,  22.  2  S.  13,  22)  nicht  befrem- 
den {Kn,)\  es  erklärte  sich  aus  den  Verhältnissen  der  Polygamie; 
aber  dass  der  Vater  so  völlig  zurücktritt,  das  wird  nicht  ursprünghch 
sein,  vor  dir]  zu  deiner  Verfugung,  s.  13,  9.  ^^i]  durch  die  That- 
sachen. Damit  ist  die  Sache  entschieden:  die  Tochter  wird  nicht  ge- 
fragt, sie  wird  (der  Sitte  gemäss)  verheirathet;  aber  dass  es  in  diesem 
Fall  nicht  ohne  ihre  freie  Zustimmung  abgeht,  zeigt  V.  57  ff.  —  V.  52  f. 
Zunächst  dankt  der  fromme  Knecht  Gott,  „u.  gibt  der  Reh.  silberne 
u.  goldene  Schmucksachen,  sowie  Kleider,  dies  im  Namen  Isaac's  u. 
nach  der  Sitte,  dass  der  Bräutigam  vor  der  Hochzeit  der  Braut  Ge- 
schenke sendet  u.  dadurch  die  Verbindung  fest  macht,  s.  34,  12;  della 
Valle  Reisebeschr.  II.  225;  Tavemier  R.  I.  282;  Jaubert  R.  220 f.; 
Burckh.  Bed.  88.  Dagegen  sind  die  Kostbarkeiten,  welche  er  dem 
Bruder  u.  der  Mutter  Rebecca's  gibt,  der  Kaufpreis  für  die  Braut,  s. 
Win.  RW.  u.  Ehe"  {Kn,),  —  V.  54.  Erst  jetzt  nimmt  er  Speise  u. 
Trank,  will  aber  schon  am  andern  Morgen  fort,  um  so  zeitig  als  mög- 
lich wieder  bei  Abr.  zu  sein.  —  V.  55 — 61.  Die  Braut  selbst,  in 
freiester  Zustimmung,  beeilt  sich  zur  Abreise.  V.  55.  Bruder  u.  Mutter 
verlangen  Verschiebung  der  Abreise  um  einige  Tage  (s.  zu  4,  3)  oder 
ein  Zehend  von  Tagen  (Ex.  12,  3.  Lev.  16,  29),  etwa  s.  v.  a.  eine 
grosse  Woche  {Ew.  Alt.^  131).  Übrigens  schwankt  die  Lesart: 
v-m  ')K  D*^-"  Sam,,  rjfiiQccg  (aast  öhta  LXX,  ^j^'cu»   s.m|^  Pe^, ;  es  wäre 

möglich,  dass  vor  ö-»»;  ein  «nh  (29,  14)  abgefallen  wäre  (Olsh.)  — 
V.  56.  Der  Knecht  will  nicht  aufgehalten  sein,  da  (j  wie  15,  2.  18,  13. 
18.  20,  3  u.  s.)  Gott  seine  Reise  hat  gelingen  lassen.  —  V.  57  f.  Reh. 
selbst,  darüber  befragt,  entscheidet  für  sofortige  Abreise,  ihren  Mund 
fragen]  sie  selbst  fragen,  dass  sie  sich  darüber  ausspreche.  —  V.  59. 
Sie  entlassen  sie.  ihre  Schwester]  sofern  überall  (50.  53.  55)  Laban 
als  die  Hauptperson  hervortritt  u.  ihre  Ämme]  „in  angesehenen  Familien 
hielt  man  Ammen  (2  R.  11,  2);  diese  bewahrten  ihren  Pflegekindern 
AnhängUchkeit,  standen  ihnen  zur  Seite  u.  wurden  von  ihnen  hoch- 
gehalten (Odyss.  2,  362  ff.,  Eurip.  Hippol.  286  ff.,  Verg.  Aen.  7,  Iff.)" 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  20 


306  Gen.  24,  59—68. 

Kn.  Die  Amme  ist  bei  C  namenlos,  wie  der  Knecht;  bei  B  (35,  8) 
heisst  sie  Debora  u.  kommt  erst  mit  Jacob  nach  Kenaan.  nnpais]  LXX 
TU  vTcccQxovrcc  avvfjg  (napfa?  Schleusn.)  —  V.  60.  Sie  geben  ihr  ihren 
Segen  (in  einem  rhythmischen  Spruch)  mit,  u.  dient  dieser  Segen  (vgl. 
Ruth  4,  11  ff.)  gleichsam  zur  Einsegnung  ihrer  Ehe.  werde  zu  Tau- 
senden von  Myriaden]  Mutler  unzähliger  Nachkommen.  „Dies  war 
das  grösste  Glflck  des  hehr.  Weibes  (s.  16,  2.  4).  —  So  ist  es  noch 
heute  im  Morgenland  (Sharasl.  v.  Haarbr.  U.  350;  Volney  R.  II. 
359  f.)*'  En.  das  Thor  seiner  Hasser]  22,  17.  —  Y.  61.  „Als  die 
Tochter  eines  reichen  Mannes  erhält  Reh.  eine  Anzahl  Dirnen  zu  Ge- 
nossinnen u.  Dienerinnen  (Ps.  45,  15).  Laban  gab  indess  jeder  Tochter 
bei  der  Verheirathung  nur  eine  Magd  (29,  24.  29)"  Kn.  V>  fasst 
die  Hauptsache  kurz  zusammen.  So  wenigstens  nach  dem  jetzigen 
Text  Dass  urspr.  zwischen  V.*  u.  ^  noch  etwas  anderes  stand  (Ver- 
muthungen  darikber  bei  ifS.),  ist  wohl  möglich;  denn  auch  62  ff.  zeigen 
sich  Eingriffe  des  R.  —  V.  62 — 67.  Glücklich  bei  Isaac  angelangt 
wird  Reb.  dessen  Eheweib.  V.  62.  Ein  einleitender  Beschreibesatz, 
in  der  Hauptsache  von  R,  dadurch  nothwendig  geworden,  dass  R  die 
in  der  Schrift  des  G  dieser  Erzählung  vorausgegangenen  25,  5.  11^ 
zurückzustellen  veranlasst  war.  (Urspr.  bei  G  mag  der  Tezt  etwa 
"»R*»  '^rh  *»Ka  'uitt  !?K  (pns«»)  »a*^  gelautet  haben),  'a''  «"^ö  »aj  gewöhn- 
lich: war  vom  Kommen  nach  dem  Brunnen  gekommen  (Cler.  Ges. 
Kn.  Ke.)  d.  h.  von  einer  Reise  dorthin  zurückgekehrt.  Aber  von 
einer  Reise  war  nicht  »"ia,  sondern  t^^\  oder  dgl.  zu  sagen.  Eher 
könnte  ^i'^att  (vgl.  nsKa  10,  19.  30  oder  sh!?  Num.  13,  21,  »"iaVö  1  R. 
8,  65)  von  in  der  Richtung  nach  bedeuten  (2>&/.^),  aber  man  sieht 
überhaupt  nicht  ein,  wozu  angegeben  wäre,  woher  er  kam;  dieser 
Grund  entscheidet  auch  gegen  Gorrecturen  wie  b?ö  nach  25,  11  an- 
statt K^ata  (Boubig,),  oder  '^»a'?  {Lagard.  Gnom.*  II.  95;  Olsh.)  für 
'iKa  na».  Man  erwartet  vielmehr  zu  erfahren,  wohin  er  gekommen  war 
oder  wo  er  war.  Aber  nun  «'ia»  Ka  zu  übersetzen:  il  vint  iarriver, 
er  war  eben  nach  Beer  gekommen  {Ew,  136^;  Hupf,  29)  ist  unmög- 
lich, weil  im  Hebr.  ohne  Analogie.  Es  wird  entweder  tciata  als  uner- 
klärbar zu  streichen  oder  aus  dem  "^a-itoa,  was  Sam.  u.  LXX  dafür 
bieten,  "^an»  aufzunehmen  sein.  Die  Meinung  wird  gewesen  sein:  Isaac 
aber  war  nach  (der  Wüste)  Beer  Lachajroi  (16,  14)  gekommen,  da  er 
im  Südland  (20,  1)  wohnte;  Beer  Lachajroi  wäre  hienach  der  Ort,  wo 
Isaac  seine  Braut  in  Empfang  nahm,  vgl.  25,  11.  Die  jetzige  Lesart 
mag  auf  der  unzeitigen  Gorrectur  eines  Lesers  beruhen,  welcher  gemäss 
Gp.  23  u.  25,  8  f.  den  Knecht  zu  Abr.  u.  Is.  in  Mamre  kommen  lassen 
wollte.  —  V.  63.  Dort  gieng  Isaac  aus.  n^i^y  um  zu  klagen  (jffh.,  Ew. 
Alt.8  271;  vgL  n^»  Ps.  55,  3.  18.  142,  3.  Ij.  7, 11.  13.  Prov.  23,  29); 
um  nachzudenken  (LXX  Vulg.  Cler.  Ros.  YaU  Maur.  Tuch  Bmg. 
Del,);  um  zu  beten  (Trgg.  Äräb.f  GrVen.,  Rai,  Luth.),  sich  zu  be- 
sprechen {Äq.  Sym.  Bohl,),  um  Reissig  zu  holen  (IBöttch.).  Durch 
V.  67  wird  klagen  mehr  empfohlen,  als  sinnen,  nachdenken,  man  mag 
sich  als  Obj.  des  Sinnens  die  Hirtengeschäfle  (Tuch)  oder  die  Ver- 
mählungssache  (De/.  Kn,)  oder  sonst  etwas  denken,  vorausgesetzt,  dass 


Gen.  24,  63— 67,  307 

V.  67^  in  der  Hauptsache  ursprünglich  u.  nicht  Zusatz  des  R  ist  Be- 
achtenswertli  ist  die  Lesart  der  Peä.  ts^ivV  um  spazieren  zu  gehen, 
(in  Ges,  th.  1322  unter  Berufung  auf  nni«?  5j;>hn  Y.  65  gebilligt). 
3^?  rS»^]  „gegen  die  Zeit,  wo  der  Abend  sich  herzuwendet  (Ex.  14,  27. 
Dt.'  23, 12)  u.  der  Orientale  ausgeht  (3,  8)"  £n.  fsaac  sieht  die  Kara- 
wane kommen.  —  V.  64.  Ziemlich  gleichzeitig  sieht  Reh.  den  Isaac, 
u.  ohne  ihn  zu  kennen,  aber  wohl  das  richtige  ahnend,  fiel  sie  vom 
Kamel  d.  h.  (2  R.  5,  21)  sprang  rasch  vom  Reitthier  herab,  zunächst 
„zum  Zeichen  der  Ehrerbietung  gegen  Isaac,  den  sie  als  vornelimen 
Mann  erkannte.  Die  Sitte  wird  öfters  im  AT.  erwähnt  (1  S.  25,  23. 
2  R.  5|  21.  Jos.  15,  18),  sonst  im  Alterthum  zB.  bei  den  Römern  (Liv. 
24,  44),  u.  besteht  noch  heute  im  Morgenland  {Nieb,  Arab.  50  u. 
RBeschr.  I.  239;  Joliffe  R.  174);  von  den  Juden  u.  Christen  wird 
verlangt,  dass  sie  vom  Reitthier  absteigen,  wenn  sie  einen  vornehmen 
Muhammedaner  treffen  {Nieb.  Arab.  44;  RBeschr.  I.  139 f.;  Schultz 
Leit  IV.  358;  Sonnini  R.  D.  54.  92;  Seelz.  III.  190).  —  V.  65. 
Wie  Reh.  erfuhr,  wer  Isaac  sei,  bedeckte  sie  sich  mit  dem  Schleier. 
Denn  verhüllt  erschien  die  Braut  vor  dem  Bräutigam,  wovon  auch  nubere 
viro»  Erst  wenn  beide  bei  einander  waren,  wurde  der  Schleier  ab- 
genommen. Diese  Sitte  besteht  noch  im  Morgenland,  Russell  Alep. 
I.  407f.;  Jauberl  R.  222;  Hurckh.  arab.  Sprichw.  176.  178;  Game 
Leben  u.  Sitte  im  MorgenL  L  88;  Lane  Sitt.  I.  183**  (A'n.;  auch 
Hunzinger  ostafrik.  Stud.  147).  "'r»]  erklärt  sich  aus  V.  36.  25, 
5,  selbst  dann,  wenn  der  Tod  Abraham's  noch  nicht  vorher  gemeldet 
war.  f|''?x]  hn  AT.  blos  noch  38,  14. 19.  mVn]  der  dort,  noch 
37,  19  bei  B  (fies.  34;  Ew.  183^).  —  V.  66  f.  Nach  dem  Bericht 
des  Knechtes  über  das  Erlebte  heirathet  Is.  die  Reh.  n^jn^rs]  der  Art. 
vor  dem  st  c.  ist  nicht  erklärbar  {Ew.  290<*;  Ges.  127  A.  4).  Es 
ist  zu  vermuthen,  dass  ^»»  »i^«  ein  Glossem  ist  {Wl.  XXI.  418),  um 
eine  engere  Verbindung  mit  Gp.  23  herzustellen.  Das  besondere  Zelt 
der  Sara  wäre  unanstössig.  „Die  Weiber  Jacob's  haben  auch  beson- 
dere Zelte  (31,  33).  Ebenso  die  der  Beduinenhäuptlinge  nach  Armeux 
merkw.  Nachr.  Hl.  214"  {Kn).  u.  er  tröstete  sich  nach  seiner  Mutter] 
d.  h.  nach  dem  Hingang  derselben  (vgl.  ^3B^  30,  30),  hörte  also  jetzt 
auf,  über  denselben  zu  trauern.  Das  kann  auch  ein  Glossem  sein, 
wie  "lÄK  njfe  (Böhm,  213);  ebenso  möglich  ist  (WL),  dass  urspr.  "»"»a» 
für  "i»K  gestanden  hat,  u.  irgendwo  in  der  Erzählung,  etwa  bei  V.  62, 
Abraham's  inzwischen  eingetretener  Tod  gemeldet  war.  Im  jetzigen 
Zusammenhang,  unter  Voraussetzung  des  Stückes  Cp.  23;  hätte  Isaac 
3—4  Jahre  um  die  Mutter  getrauert  (17, 17.  23,  1.  25,  20),  eine 
ungewöhnlich  lange  Zeit.  „Denn  schon  30  u.  70  Tage  waren  grosse 
Trauerzeiten  (50,  3.  Num.  20,  29.  Dt.  21,  13.  34,  8)"  Kn. 

4.   Abraham's  Nachkommen  von  Ketura  und  sein  Tod,  Cap.  25»! — 11. 

von  R  nach  A,  C,  B  (?). 

In  diesem  Stück  (das  Tuch  Kn.  Ew.  Nöld.  ganz  von  A  ableiten) 
kann  über  die   Abkunft  von  V.  7 — 11^  kein  Zweifel  sein.     Die  Be- 

20* 


308  '    Gen.  25, 1.  2. 

Stimmung  des  Alters  Abraham's,  „die  Angabe  von  dem  noch  bei  ihm 
befindlichen  lämael  9,  von  der  Höhle  Makhpela  9  f.,  die  breite  Schreib- 
art 9  f.,  die  Ausdrücke  m  "»aa  10,  y^W"'^»  t\Wi  u.  an*  8,  ■'ün  -^.a»  "»»^ 
7,  so  wie  ti^rf?K  11"  u.  die  Rückbeziehung  von  49,  31  auf  V.  9  (En.) 
beweisen  das.  Anders  steht  es  mit  V.  1 — 6  {Hupf,  Böhm  Sehr.  WL). 
Zunächst  V.  5  ist  durch  24,  36  für  C  gesichert,  weniger  V.  6  (der 
jedoch  wegen  V.  9,  wo  iSm.  bei  Abr.  ist,  u.  wegen  o'^wa^'^fc  nicht  von 
A  sein  kann).  Wäre  es  sicher,  dass  V.  6  von  C  ist,  würde  folgen, 
dass  C  auch  über  Qetura  berichtet  haben  muss,  u.  wenigstens  von  A 
kann  V.  3  f.  nicht  stammen,  sowohl  wegen  ^^^  als  wegen  des  Wider- 
spruchs mit  10,  7.  Dagegen  könnte  V.  If.  (abgesehen  von  ]:|&'^i,  was 
A  nicht  schreibt)  sehr  wohl  von  A  sein,  u.  rs^K  (vgl.  16,  3)  weist 
sogar  bestimmt  auf  einen  andern  Vrf.  als  den  von  V.  6  hin.  Auch 
17,  4  f.  könnte  die  Ableitung  von  A  empfehlen,  wogegen  25,  9  (wo 
nur  Isaac  u.  iSmael  erwähnt  werden)  eher  gegen  ihn  spricht.  Sonst 
würde  bei  A,  der  Abr.  175  Jahre  alt  werden  lässt,  die  Zeugung  von 
Söhnen  nach  Sara's  Tod  (d.  h.  nach  seinem  137.  Lebensjahr)  am 
wenigsten  auffallen;  bei  G  dagegen  müsste  dieser  Bericht  vor  der 
Zeugung  Isaacs  (18, 12  ff.  21,  7;  gestanden  haben.  Für  C  als  Vrf.  von 
V.  1—6  {Bud.  225;  Kuen.  0.2  I.  144,  während  derselbe  S.  315 
V.  1 — 6  als  ein  loses,  vom  letzten  R  aufgenommenes  Stück  ansieht) 
oder  von  V.  1 — 5  (KS.)  könnte  man  bes.  rn^tap  "»aa  nh»  ^s  V.  4  (vgl. 
10,  29^.  9,  19)  geltend  machen.  Aber  die  Ableitung  des  «aw  von 
JoqSan  spricht  wie  gegen  A,  so  entschieden  auch  gegen  C  (10,28). 
Deshalb  ist  doch  am  gerathensten,  V.  1 — 4  von  B  abzuleiten,  welcher 
auch  37,  28.  36  die  Midian  (statt  der  I§m.  bei  C)  erwähnt,  oder  aber 
fQr  eine  freie  Composition  des  R  nach  B  u.  A  zu  hallen.  V.  6  aber 
wird  von  R  gestaltet  sein.  — Über  V.  11^  s.  d. 

V.  1 — 4.  Al)r.  nimmt  die  Qetura  zum  Weib,  u.  zeugt  mit  ihr  6 
Söhne,  welche  Stammväter  arabischer  Stämme  geworden  sind.  V.  1. 
'sK  tlD"^-)]  an  Cp.  23  anknüpfend  geht  auf  R  zurück,  miüp]  eig.  Räucher- 
werk; Sprenger  Geogr.  Ar.  295  meint,  die  'p  "^aa  leite  der  Vrf.  von 
'ttp  ab,  weil  sie  ihm  als  Spezereihändler  bekannt  gewesen  seien.  Qelu- 
räische  Araber  führen  die  spätem  arab.  Genealogen  nicht  auf;  doch 
nennen  sie  „einen  Stamm  Qatürä,  der  mit  dem  Stamm  6urhum  in  der 
Gegend  von  Mekka  zusammenwohnte,  s.  Ihn  Coteiba  ed.  Wüst.  14, 
Ritter  EK  XR.  19  ff."  (JTn.).  Auch  die  Namen  der  Qetura -Stämme 
lassen  sich  nur  noch  zum  Theil  nachweisen.  Das  Verzeichniss  findet 
sich  auch  1  Chr.  1,  32  f.,  aber  abgekürzt.  —  V.  2.  Zunächst  werden 
6  Hauptstämme  von  Qetura  abgeleitet,  eine  halbe  Dodekade.  Tjöt]  von 
'i»;  Art  Antilope,  in  LXX  Zofiß^ccv,  ZsfißQaHy  vergleicht  Kn.  mit 
ZaßQUfi,  der  Königsstadt  der  KivciLÖOKokmrat  westl.  von  Mekka  am 
rothen  Meere  bei  Ptol.  6,  7,  5.  (Über  die  KivaiöaxakTthai,  die  einige 
mit  den  Kinda,  Blau  u.  Sprenger  §  30  ff.  mit  den  Kinäna  identifi- 
ciren,  s.  ZDMG.  XXII.  663).  Auf  die  Zamareni  bei  Plin.  6  §  158  hat 
Grotius  hingewiesen.  Mit  Schammar  {Spreng.  S.  295)  hat  '»t  nichts 
zu  thun;  ob  mit  •"?»?!  3er.  25,  25?  ist  fraglich  (s.  DeL  Par.  237).  1»)?:] 
LXX  'Is^av,  'letdv,  von  Tuch  mit  ^ü)?;  (10,  26),  von  Ew.  G.^  I.  451 


Gen.  25,  2.  8.  309 

mit  itD^s  Pab.  3,  7,  von  Kn,  mit  den  Kccööavlrai  bei  Ptol.  6,  7,  6, 
südl.  von  den  Kinädokolpiteu  am  rothen  Meer,  zusammengestellt  (die 
aber  vielmehr  den  Ghassän  entsprechen  ZDMG.  XXII.  668;  Spreng. 
§  43.  52),  werden  von  arab.  Genealogen  auf  den  Stamm  Jdqii  in  Je- 
men gedeutet  (Osiander  in  ZDMG.  X.  31),  vielleicht  in  Anbetracht  der 
Ableitung  des  «aw  von  JoqSan  V.  3.  i^ö  u.  1^70]  die  Midian  sind  unter 
allen  Qeturäem  die  bekanntesten  u.  waren  bis  gegen  die  Isr.  Königs- 
zeit hin  ein  sehr  mächtiges  Volk;  Gen.  37,  28.  36  (B)  treiben  sie 
Karawanenhandel  nach  Ägypten;  Ex.  2  u.  18  finden  sie  sich  auf  der 
Sinaihalbinsel;  Num.  22,  4.  7.  25,  6.  17  f.  31,  1  ff.  erscheinen  sie  mit 
den  Isr.  im  Ostjordanland  in  Gonflict;  in  der  Bichterzeit  überschwemm- 
ten ihre  Horden  Palästina  Jud.  6 ff.;  noch  Jes.  60,  6  werden  sie  als 
arab.  Handelsvolk  erwähnt  (s.  über  sie  die  RWB.).  Die  Medan  (LXX 
MaSaX)  kommen  sonst  nicht  vor,  denn  die  B"'3nte  Gen.  37,  36  sollen 
doch  wohl  mit  den  d''?^^»  V.  28  dieselben  sein  {Ew.  164^).  Immer- 
hin mögen  die  hier  neben  einander  genannten  Stämme  auch  benach- 
bart gewesen  sein.  Ptol.  6,  7,  2  nennt  auf  der  Ostküste  des  älanit. 
Meerbusens  einen  Ort  MoSlava  (6,  7,  27  einen  Ort  Ma8ii^a  im 
glückl.  Arabien);  einen  Ort  MaSiaviq  dort  kennt  das  Onom.  s.  Ma(5ta^, 
yjMadjan  die  ara.b.  Geographen  Istachri  Mrdt.  10;  Edrisi  p.  Jaub.  I.  328. 
333;  Qazwini  II.  173;  Abulf.  Arab.  ed.  Romm.  p.  77f.;  Maräs  HI.  64; 
sie  setzen  ihn  5  Tagereisen  südl.  von  Aila  auf  der  Ostseite  des  Meeres^' 
(vgl.  noch  1  R.  11,  18  u.  Ew.  G.^  II.  473 f.,  auch  Welzsl,  in  Z.  f.  Allg. 
EK.  1865.  S.  115  f.).  Ein  Wadi  Meddn  (bei  Jäqüt  IV.  445)  in  der 
Nähe  der  Ruinenstadt  Dedän  (s.  zu  10,  7)  stellt  Welzst.  (in  Del.  Jes.^ 
665)  u.  Spreng.  S.  295  mit  17»  zusammen;  auf  einen  ^urhamit. 
Götzen  Madän  hat  Osiander  (ZDMG.  VE.  492)  u.  Hitzig  (zu  Prov. 
6,  19)  aufmerksam  gemacht,  pav^]  von  Kn.  unrichtig  mit  §aubak  im 
Gebel  e§-§era  (zB.  Burckh.  Syr.  695 f.),  das  erst  im  Mittelalter  vor- 
kommt, zusammengestellt,  glaubt  man  jetzt  {FdDeL  in  ZKSF.  II.  92) 
in  den  Keilschriften  als  Jasbuq  wiedergefunden  zu  haben,  n'»«?]  noch 
Ij.  2,  11  als  ein  Stamm  in  der  Nähe  vom  Lande  p3>  erwähnt,  (LXX 
2!miiy  im  Ij.  HavxBtg),  wird  das  keilschriftlich  vorkommende  Land 
Suchu  auf  dem  rechten  Eufratufer,  etwa  zwischen  der  Mündung  des 
Belih  u.  Chabor  {Sehr.  KGF.  142f.  222;  Del.  Par.  297 f.)  sein  {FdDeL 
in  ZKSF.  n.  91  f.).  Der  „Araberstamm  Syayhe  östl.  von  Aila  bei 
Burckh.  Syr.  945,  Bed.  313,  oder  gar  der  Ort  SiJidn  im  nördl.  Edom 
bei  Burckh.  Syr.  692  f."  {Kn.)  können  nicht  in  Betracht  kommen,  eher 
Imvti  (Ptol.  5.  19,  5;  nicht  aber  Soaxa  Ptol  6,  7,  29,  Spreng.  §  22). 
Ob  die  Aufzählung  der  Qeturäer  von  S.  nach  N.  fortsclu*eite  {Kn.),  ist 
nicht  zu  sagen;  auch  die  Angabe,  sie  haben  Troglodytis  u.  den  Theil 
des  glückl.  Arabiens  am  rothen  Meer  hin  eingenommen  (Jos.  ant.  1, 
15,  1),  ist  wenig  zuverlässig.  —  V.  3.  Söhne  u.  Enkel  JoqSan's.  Über 
Schebd  u.  Deddn  s.  zu  10,  7.  Die  Slammgenealogie  in  diesen  Versen 
scheint  von  einem  beschränkteren  Gesichtspunkt  aus  entworfen  zu  sein, 
als  die  in  Cp.  10.  —  Über  die  3  Söhne  Dedän's  ist  nichts  mehr  be- 
kannt Da  die  Plur.-Endung  der  Namen  dazu  einladet,  haben  schon 
die  Alten    {Trgg.-,   Bier.  quae.  und  Onom.)   u.  wieder  Bilz.  (BL.  u. 


310  Gen.  25,  3—7. 

Dedan)  sie  als  nom.  app.  aufgefasst,  u.  auf  Beschäftigungen  oder  Le- 
bensarten einzelner  Zweige  von  Dedän  gedeutet  Kn.  wollte  unter 
a*ns;»K  (mit  denen  übrigens  weder  "^«»»k  Ez.  27,  23,  noch  das  corruple 
"^yi^^Ti  2  S.  2,  9  zusammenzustellen  ist)  die  Stämme  der  'Asir  m  Ti- 
häma  (RiU.  XII.  983 ff.),  unter  ^^,^h  die  Banu  Laith  in  Qigäz  (ihn 
Coteiba  p.  32),  unter  b""»?k!5  die  Banu  Läm  (Riller  XII.  913.  XIII.  234. 
438.  451.  458.  XIV.  45)  verstehen,  schon  den  Lauten  nach  unmög- 
lich. Was  die  arab.  Genealogen  aus  LetuSim  n.  Leumraim  gemacht 
haben,  s.  ZDMG.  XX.  175.  XXIIL  298.  Als  Personennamen  hat  man 
i^iüK  u.  ywih  auf  nabat.  Inschriften  gelesen  (ZDMG.  XIV.  403  f.  447. 
477  f.).  Eine  eigenth.  Vermuthung  über  o-iwk  auf  Grund  einer  mi- 
näischen  Inschrift  trägt  Bommel  Aufs.  u.  Abb.  1890  S.  8  f.  u.  Glaser 
im  Ausland  1891  No.  3  S.  48  vor.  —  V.  4.  Von  dem  bedeutenden 
Volk  Midian  werden  noch  5  Söhne  oder  Zweige  namhaft  gemacht 
ntr^y]  noch  Jes.  60,  6  neben  Midian  als  kamelreicher,  Gold  u.  Weih- 
rauch aus  §ebä  bringender  Handelsstamm  erwälmt  (LXX  FefpciQ,  in 
Jes.  raLg>a),  Man  stellt  sie  jetzt  mit  den  ^ajapd,  ^d!dpd  der  Keil- 
schriften (Sehr.  KGF.  262 f.;  über  die  lautliche  Möglichkeit  s.  PHaupl 
in  ZA.  II.  267)  zusammen,  einer  nordarabischen  Völkerschaft  (Sehr, 
KAT.2  146  f.  613;  Del.  Par.  304;  Bommel  S.  5:  zwischen  Mekka  u. 
Medina).  Einen  Personennamen  r\t9  liest  Bal^y  in  den  Safa-Inschriften 
(JA.  VU,  10  p.  394  f,  418.  VII,  17  p.  186.  208).  ^?]  LXX  'Atpsig, 
von  Kn.  mit  dem  Banu  Ghifär  vom  Stamm  Kinäna  in  Qigäz  (ihn  Co- 
teiba p.  32;  Abulf.  bist  anteisl.  p.  196),  von  Wetzst.  (Z.  f.  Allg.  EK. 
1865.  S.  102)  mit  ^Ofr,  einem  Ort  zwischen  dem  Tihäma- Gebirge  u. 
Abän  (Jäqüt  IIL  688 ;  IV.  750),  von  Glaser  (IL  449)  mit  Apparu  der 
Inschriften  Asurbanipals  (Schrad.  Keilschr.  Bibl.  IL  223)  zusammenge- 
stellt r|5»i]  vielleicht  (Kn.)  durch  den  Ort  Hanäkija  3  Tagereisen 
nördl.  von  Medina  (Burckh.  Arab.  690  f.)  in  der  Nähe  von  'Ofr  (fVetzsl. 
a.  a.  0.)  zu  erläutern.  Da  ^fc"?,  ^w  u.  l{in  als  Geschlechtsnamen  auch 
in  Juda,  Ostmanasse  u.  Kuben  vorkommen,  so  ist  wohl  möglich  {Nöld» 
im  BL.  IV.  218),  dass  Absenker  dieser  Midiangeschlechter  in  Israel 
aufgenommen  waren.  Von  »i'^a«  u.  ^;^^«  (LXX  *Aßeidd  u.  'Ekdccya) 
ist  nichts  bekannt;  als  Personname  kommt  y^'^^M  in  sab.  Inschriften 
vor  (ZDMG.  XXVIL  648.  XXXVU.  399;  Glas.  IL  449).  —  Die  Unter- 
schrift ist  wie  10,  29.  —  V.  5  wörtl.  wie  24,  36,  also  aus  C.  jjns'^V] 
+  13a  Sam.  LXX.  —  V.  6.  Während  er  dem  Isaac  sein  ganzes  Be- 
sitzthum  übergab,  fand  er  die  Söhne  der  Kebsweiber  (Hagar  u.  Qetura) 
noch  bei  Lebzeiten  mit  Geschenken  (an  Dienstleuten,  Vieh  u.  s.  w.)  ab 
(vgl.  21,  10.  Jud.  11,  2),  obwohl  nach  B  (21,  20f.)  iSmael  längst  aus 
dem  Hause  ist  Auch  C  kann,  wenn  16, 8 — 10  ein  harmonistischer  Einsatz 
ist,  diesen  V.  nicht  geschrieben  haben.  Da  weiter  G  u.  B  die  Hagar  eine 
nh^»*  oder  >%«  nennen,  die  Qetura  aber  V.  1  sogar  ^^  heisst,  u.  da 
vü^t  in  35,  22  u.  wohl  auch  in  36,  12.  22,  24  auf  B  zurückgeht,  so 
steht  zu  vermuthen,  dass  erst  K  diesen  V.  (ganz  oder  theilweise)  gestaltet 
hat  —  Er  entliess  sie  ostwärts,  in  das  Land  des  Ostens,  d.  h.  im  allge- 
meinen nach  Arabien,  aber  das  wüste  Arabien  oder  die  syr.  Wüste  mit 
eingeschlossen  {Win.^  II.  107).  —  V.  7  ff.  Tod  u.  Begräbniss  des  Abr., 


Gen.  25,  7—13.  311 

nach  A.  V.  7.  "^n]  3,  22.  Mit  175  Lebensjahren  überlebt  er  die  Ge- 
burt der  Enkel  Esau  u.  Jacob  noch  um  15  Jahre  (V.  26).  Gleich- 
wohl wird  seine  Geschichte  hier  abgeschlossen,  wie  in  dem  ähnl.  Fall 
11,  32.  —  V.  8.  ^tt^i  yw]  V.  17.  35,  29.  in  gutem  Älter]  15,  15. 
^atoj]  nr^is^  yawi  Sam.  LXX  (vgl.  35,  29).  versammelt  zu  seinen  Volks- 
genossen] (s.  17,  14)  d.  h.  „ihnen  im  Scheol  beigesellt.  Denselben 
Sinn  haben  1"^»:^»-^  k"!»  15,  15,  '''^^aK-Vi«  tp_»i  Jud.  2,  10  u.  das 
häufige  '«■'^äK-w  as»  Dt  31,  16.  Die  Ausdrücke  bedeuten  weder 
sterben  schlechtweg,  weil  häufig  3>?;  u.  t>v>a  mit  ihnen  verbunden  wer- 
den (V.  8.  17.  35,  29.  49,  33.  Num.  20,  26.  Dt.  32,  50),  noch  be- 
stattet werden  im  Familienbegräbniss,  weil  das  Begraben  noch  oft 
daneben  ausgedrückt  wu-d  (V.  9.  15,  15.  35,  29.  1  R.  2,  10.  11, 
43  u.  ö.),  u.  weil  sie  auch  von  solchen  stehen,  die  nicht  bei  ihren 
Vätern  begraben  wurden  (Dt  31,  16.  1  R.  2,  10.  16,  28.  2  R.  21,  18), 
oder  in  deren  Begräbnissstätte  erst  einer  der  Väter  lag  (1  R.  11,  43. 
22,  40).  Sie  sind  aber  entlehnt  vom  Bestatten  am  gemeinsamen  Ort, 
u.  auf  das  Gelangen  in  den  Scheol  übergetragen  worden.  In  ihm  be- 
finden sich  die  Zusammengehörigen  beisammen  (37,  35.  Ez.  32,  22  fr. 
Ps.  49,  20).  Mehr  bei  Böttcher  de  inferis  I.  54  ff."  (Kn.).  —  V.  9  f. 
s.  zu  23,  20.  —  V.  11*  wird  (wegen  B'^ri^«)  noch  von  A  sein.  Der 
göttl.  Segen,  der  bisher  auf  Abr.  ruhte,  setzte  sich  an  Isaac  fort 
V.^  gemäss  24,  62  von  C,  u.  urspr.  Fortsetzung  von  V.  5.  Bei  Ä 
scheint  Isaac's  Aufenthaltsort  Ij[ebron  (35|  27)  gewesen  zu  sein,  "^ks 
•^K^  -»nV]  16,  14. 


5.   Die  Geschlechter  Ismael's  Cap.  25,  12 — 18,  nach  A  (ausg.  V.  18). 

Mit  25,  11  war  zur  Geschichte  Isaac's  hinübergeleitet  Aber  be- 
vor A  ganz  zu  Isaac  übergeht,  muss  er,  seiner  Gewohnheit  gemäss,  das 
Nöthige  über  die  Seitenlinie  des  iSmael  beibringen  (vgl.  36,  1  neben 
37,  2).  lAmael  war  in  der  Vätersage  eine  wichtige  Person,  u.  er  hat 
so  grosse  Verheissungen  empfangen  17,  20  (auch  bei  B  u.  G,  s.  21,  18. 
16,  10),  dass  ein  Nachweis  der  Erfüllung  derselben  unentbehrlich  war, 
zumal  auch  ein  Theil  des  Gotteswortes  an  Abraham  (17,  5  f.)  damit 
zur  Ausfahrung  kam.  Schon  hienach  kann  über  die  Zugehörigkeit  des 
Abschnitts  zu  A  kein  Zweifel  sein  {Kn,  Nöld,  Sehr.  Wl.),  wie  denn 
auch  die  Überschrift,  die  Altersangabe,  die  Formeln  u.  Ausdrücke  das 
bestätigen;  vgl.  noch  bes.  V.  12  mit  16,  3.  15,  V.  13  der  Erstgeborne 
mit  35,  23,  u.  die  12  Fürsten  V.  16  mit  17,  20.  Mit  Unrecht  wollen 
Hupf.  58  ff.  V.  13—16»  u.  18  (ähnUch  Kay.  22),  u.  Böhm.  84  alles 
ausser  V.  17  dem  A  absprechen.  Ein  eigener  Abschnitt  mit  der  Über- 
schrift ft"»^»i  »iVk,  der  nur  16^  u.  17  enthielt,  wäre  wenig  sinnvoll 
Über  18  s.  d.  Zu  dem  Abschnitt  ist  zu  vgl.  das  Verzeichniss  1  Chr. 
-^    28 31 

V.  12*.  s.  16,  3.  15.  —  V.  13  vgl.  36,  10.  40.  46,  8.  Der 
Gesammtüberschrift  V.  12  sind  untergeordnet  die  2  Theilüberschriften 
V.  13  u.  17.    fi^iova]  fällt  auf,  u.  ist  nur  dann  nicht  völlig  überflüssig, 


312  Gen.  25,  18. 

wenn  es  mit  '^f^V  näher  verbunden  wird:  nach  ihren  Namen  gemäss 
ihrer  Geschlechlsfolge  d.  h.  ihre  Namen  nach  ihrer  G.F.  Die  Zwölf- 
zahl der  ISroaelstämme  beruht  doch  wohl  nicht  auf  leerer  Systematik 
des  A  (Nöld.)  oder  auf  Übertragung  israelitischer  Verhältnisse  auf  iSm. 
(Kn,),  sondern  wird  einen  geschichtlichen  Anhalt  darin  haben,  dass 
bei  roanclien  hbr.  Völkern  dodekadisch  gegliederte  politische  oder  re- 
ligiöse Gonföderationen  vorkamen  {Ew.  G.^  I.  520 — 32;  Reuss  G.  des 
AT.^  40  f.).  Bei  der  Zusammenordnung  der  einzelnen  Namen  zu  dem 
12tlieiligen  Ganzen  wird  dann  freilich  die  Theorie  des  isr.  Schrift- 
stellers freier  gewaltet  haben.  Entweder  darauf,  oder  auf  einer  Ver- 
allgemeinerung des  Wortes  limaelü  zu  Wüstenaräber  oder  Beduine 
(16,  12)  beruht  es,  wenn  auch  üidianiter  (die  nach  V.  2  zu  Qetura 
gehören)  iSmaeliten  genannt  werden  (Jud.  8,  24  vgl.  7,  25.  8,  22. 
26;  Gen.  37,  25.  27.  89,  1).  Dass  übrigens  die  iSmael.  Völkerver- 
bindung sich  früh  auflöste,  ergibt  sich  daraus,  dass  (abgesehen  von 
der  künstl.  Wiederemeuerung  in  Ps.  88,  7.  Judith  1,  18)  der  Name 
nach  der  Davidzeit  (1  Chr.  2,  17.  27.  80)  nicht  mehr  vorkommt  {Nöld. 
Amalek.  S.  5).  —  Unter  den  12  Stämmen  sind  die  bekanntesten  u. 
bedeutendsten  Nebajoth,  ausdrücklich  als  Erstgeborner  oder  Vorstamm 
bezeichnet,  u.  Qedar^  beide  auch  in  den  Inschriften  Asurbanipals 
(Sehr.  KAT.2  147)  u.  Jes.  60,  7  verbunden,  wie  Plin.  5  §  65  die  Na- 
bataei  neben  den  Gedrei  nennt  (die  arab.  Genealogien,  zB.  Ihn  Goteiba 
p.  18.  80  u.  Abulf.  bist  anteisl.  p.  192,  welche  Qaidar  u.  Näbit  als 
iSmael's  älteste  Söhne  aufführen,  sind  einfach  aus  dem  AT.  geschöpft). 
Im  AT.  findet  man  über  die  Nebajoth  nur  noch,  dass  Esau  mit  ihnen 
sich  verschwägerte  (Gen.  28,  9.  86,  8),  u.  sie  ein  heerdenreicher 
Stamm  waren  (Jes.  60,  7).  In  der  israel.  Geschichte  bis  zur  Perser- 
zeit werden  sie  nircends  erwähnt,  wohl  aber  als  Nabaüai  auf  den 
assyr.  Monumenten  (Schr.  KGF.  102).  Dagegen  in  der  Diadochenzeit 
erscheinen  Nabaläer  als  ein  bedeutendes  arab.  Volk,  welches  die  Sitze 
der  (nach  dem  Süden  Kenaan's  gesiedelten)  Idumäer  mit  der  Haupt- 
stadt Petra  eingenommen  (Diod.  19,  94 — 100  ff.)  hatte,  u.  weiterhin  mit 
dem  Sinken  des  Seleucidenreichs  auch  im  Ostjordanland  u.  in  der  syr. 
Wüste  (1  Macc.  5,  25.  9,  85)  bis  in  den  Hauran  u.  in  Damask  (Jos. 
ant.  18,  15,  2)  die  Herrschaft  an  sich  riss,  wie  auch  südl.  nicht  blos 
bis  Elath,  sondern  noch  ziemlich  weit  in  das  eig.  Arabien  hinein  reichte 
(Diod.  8,  48;  Steph.  Byz.  u.  Safiovöa),  so  dass  die  Nabatäer  damals 
als  die  an  die  Syrer  grenzenden  Araber  überhaupt  galten  (Strab.  16, 
4,  18.  21;  Plin.  12  §  78),  u.  das  ganze  Land  vom  Eufrat  bis  zum 
rothen  Meer  Nabatene  hiess  (Jos.  ant  1,  12,  4;  Hier,  qiiae.  a.  1.).  Sie 
hatten  eigene  Könige,  waren  ebenso  kriegerisch,  wie  durch  Handel  u. 
andere  Künste  des  Friedens  bedeutend;  von  ihrer  Gultur  zeugen  theils 
die  Ruinen  ihrer  Hauptstadt  Petra,  theils  die  nabat  Münzen  u.  Stein- 
inschriften aus  den  1.  Jahrb.  vor  u.  nach  Ghr.  (vgl.  Ew.  G.^  I.  451  ff. 
IV.  458;  Nöld.  in  BL.  IV.  269.  Ober  die  vielen,  neuestens  im  nördl. 
Arabien,  besonders  in  el-Qi^r  oder  Madäin  $älib  u.  in  el-'^Öla,  südl. 
von  Teimä,  gefundenen  nah.  Inschriften  s.  Documents  ^pigr.  recueillis 
par  Doughly,   publ.  par  Renan ^  Par.  J884,  u.  Euting  nab,  Inschr. 


Gen.  25,  13.  14.  313 

aus  Arab»,  Berl.  1885).  Ihr  Reich  wurde  von  Trajan  zerstört  (Dio 
Cass.  68,  14;  Ammian.  14,  8,  13)  u.  frische  Araberstämme  drangen 
in  die  weiten  Gebiete  ihrer  ehemaligen  Herrschaft  ein.  Ob  diese  spä- 
teren Nah.  mit  den  i-i^na  zusammenzubringen  sind,  ist  noch  immer 
eine  Streitfrage.  Ihr  Name  wird  auf  den  nabat.  Inschriften  u.  von  den 
Arabern  tsna  geschrieben;  die  talmud.  Juden  schreiben  ihn  aber  auch 
mit  r\  (ZDMG.  XIV.  371;  XV.  413;  XXV.  123 f.),  u.  schon  Jos.  ant 
1,  12,  4  hält  sie  fOr  einerlei  mit  n-Äi  (vgl.  Trg.  Jes.  60,  4).  Damit 
wäre  freilich  wenig  gewonnen,  wenn  die  Annahme,  dass  die  spätem 
Nah.  Aramäer  waren  (Qualremere  im  Joum.  As.  1835;  C.  de  Per- 
ceval  Essai  sur  l'hist  d.  Arab.  I.  35 ff.;  RiU.  EK.  XII.  128 ff.;  Halevy 
Rev.  Grit.  1887  No.  32  p.  104;  RDuval  JA.  VIII,  11  p.  107),  sicher 
wäre.  Doch  ist  nach  dem  Befund  der  nabat.  Inschriften  wahrschein- 
licher (iVd7rf.ZDMG.  XVIL  706 f.;  XXV.  122f.;  Sem.  Sprachen  31;  Euting 
a.  a.  0.  73  ff.),  dass  sie  arabischer  Nationalität  waren,  aber  für  Ver- 
kehr u.  Schrift  sich  des  Aramäischen  bedienten.  Dann  aber  kann  man, 
den  Wechsel  von  ^  u.  ts  vorausgesetzt,  immerhin  annehmen,  tlass  Name 
u.  Stoff  der  alten  >^''aa  in  dem  neuen  aus  r^'^as  u.  andern  Arabern  (wohl 
auch  Aramäem)  zusammengemischten  Volk  der  tsna  sich  fortgesetzt 
haben,  wogegen  andere  (zB.  wieder  Glaser  11.  409  f.)  auf  Unterschei- 
dung beider  dringen.  Jedenfalls  sind  von  den  M'^aa  die  in  Inschriften 
Tigl.  Pilesar's  II  u.  Sanberib's  erwähnten  aram.  Ndbalu  in  oder  nahe 
bei  Südbabylonien  {Sehr.  KGF.  105 ff.)  zu  unterscheiden,  obwohl 
später  auch  die  muslimischen  Araber  den  Namen  t^aa  auf  das  an- 
sässige Bauernvolk  der  aram.  Länder,  nam.  Babyloniens,  übertrugen 
{mid.  ZDMG.  XXV.  122  ff.)  —  Die  Qedarener  werden  in  der  isr. 
Königszeit,  da  die  Midian  schon  mehr  zurückgetreten  waren,  nam.  vom 
8.  Jahrb.  an,  im  AT.  viel  genannt,  als  gute  Bogenschützen,  den  An- 
griffen der  Assyrer  u.  Babylonier  zunächst  ausgesetzt  (Jes.  21,  16  f. 
Jer.  49,  28  ff.),  in  schwarzen  Zelten  (Gant.  1,  5)  u.  offenen  Dörfern 
(Jes.  42,  11.  Jer.  49,  31)  wohnend,  reich  an  Kamelen  u.  Heerden 
(Jer.  49,  32.  Jes.  60,  7)  u.  damit  Handel  treibend  (Ez.  27,  21),  zwi- 
schen dem  petr.  Arabien  u.  Babylonien  (Gnom.  ed.  Lag.^  I.  111;  in 
einer  regio  inhabitabilis  trans  Arabiam  Saracenorum,  Hier,  ad  Jes. 
42,  10),  vgl.  noch  Jer.  2, 10.  Ps.  120,  5  (u.  dazu  Theodoret,  auch 
Suidas  sub  Kri^&q).  Auch  keilschrifllich  werden  die  Kidri  neben  Na- 
baitai  u.  als  ihre  Hauptgottheit  Atar-samain  (^c/»r.  KGF.  52  ff.  101  ff., 
KAT.2  147 f.;  vgl.  Glaser  II.  439)  erwähnt.  Ihr  Name  (wie  der  der 
I§maeliten)  ist  bei  den  Rabb.  Bezeichnung  der  Araber  überhaupt  (Sprache 
Qedar's  ist  arabische  Spr.),  wie  schon  die  Trgg.  "^"fp  durch  Araber  er- 
klären, einmal  auch  durch  taaa  Ez.  27,  21.  —  ^»37»]  LXX  Naßdeiik, 
erkennen  Del.  Par  301  f.  u.  Sehr.  KAT.^  148  in  den  Idibiil  eines 
Textes  Tiglathpilesar's  fl  (vgl.  Glas.  H.  439).  tabaö]  LXX  Maööcifi, 
unbekannt;  als  Name  eines  §imeonitischen  Geschlechts  1  Ghr.  4,  25. 
3«5»ä]  LXX.  MaiSfia;  ebenfalls  Name  eines  §im.  Geschl.  1  Chr.  4,  25 
(Ri.  HWB.  993).  Nicht  hergehörig  sind  die  MctiiSat^ccvelg  (Kn)  bei 
Ptol.  6,  7,  21  (s,  ZDMG.  XXII.  672)  nordöstl.  von  Medina,  u.  die  Ort- 
schalt el  Mismije  in  der  Le^ä  {Del.)  südl.  von  Damask.     Die  Karten 


314  Gen.  25,  14.  15. 

(zB.  Stieler's  HAtlas  nr.  70;  Euling*s  in  Nab.  Inschr.  S.  2)  verzeich- 
nen einen  GMismd  südöstlich  von  Käf,  östlich  vom  W.  Sirl^än, 
in  der  Breite  von  fdumaea,  u.  einen  andern  südlicher,  westl.  von  der 
§ammar-Residenz  HAjel,  gegen  Teimä  zu,  wo  auch  Inschriften  gefunden 
wurden;  es  wäre  möglich,  dass  im  einen  oder  andern  sich  eine  Spur 
von  yi9V»  erhalten  hätte,  rm^]  schwerlich  das  (von  Wetzsl,  Uauran 
93  nachgewiesene)  Duma  im  östl.  Haurän,  vielmehr  wahrsch.  „^ov- 
fitt^a  (Steph.  Byz.),  Domaia  (Plin.  6  §  157),  Jovfud'ay  Jov^iccld'a 
(Ptol.  5,  19,  7.  8,  22,  3,  von  ihm  bald  in  Arabia  felix,  bald  in  A. 
deserta  gesetzt),  gjo^iy  bei  Abulf.  ed.  Rom.  p.  89'S  u.  Jaqut  IL  625 ff.; 
„7  Tagreisen  von  Damask  u.  13  von  Medina,  auf  der  Grenze  von 
Schäm  u.  Iräq,  nach  Edrisi  p.  Jaub.  I.  335  vier  Tagreisen  nördl.  von 
Teime,  u.  dort  im  Distrikt  el-6auf  von  neueren  Reisenden  {Nieh,  Arab. 
344;  Burckh.  Syr.   1043)  wieder  erkannt,   gewöhnlich  Dumath   al- 

öandal  genannt'*  C^^*)»  ^^^^  ^^^  ^^^^  ^^^*  ^^i  11  zu  unterscheiden. 
Man  kennt  übrigens  noch  eine  Reihe  andei^er  Duma  (aufgezählt  bei 
Müklau  de  prov.  Aguri  1869  S.  19  f.).  »te»]  wird  gewöhnlich,  auch 
von  £n.,  mit  den  Maaavol  des  Ptol.  5,  19,  2,  nordöstl.  von  Duma,  com- 
binirt.  Auch  in  den  Asurbanipal-Inschriften  erscheint  Masu  neben 
NabaiUi  u.  Kidri  (Sehr.  KGF.  102;  KAT.2  148  f.).  Gegen  Hitzig  s  Ver- 
muthungen  über  Massa  s.  Miihlau  S.  22  ff.,  aber  auch  MüMau^s  Mei- 
nung, dass  es  in  der  Nähe  des  Duma  im  Haurän  gelegen  haben  werde, 
hat  keinen  guten  Grund.  111:1]  wie  nach  Mass.,  1  Chr.  1,  30,  Sam, 
Joseph,  (statt  iiq)  zu  lesen  ist  (LXX  xal  Xoddccv,  in  Chr.  Xovddv, 
XoddaS),  sonst  unbekannt,  k^*")?]  nicht  als  Taimä  f  Stunden  von  Duma 
im  Haurän  (Welzst.  94),  oder  als  Saijioi  nördl.  von  den  Gerrhäem 
am  pers.  Meerbusen  Ptol.  6,  7, 17,  oder  Banu  Taim  eben  dort  nach 
Jäqüt  Moscht.  310.  352.  413  (üTn.),  sondern  als  der  Jer.  25,  23.  Ij. 
6,  19  genannte  Handelsstamm  zu  verstehen,  dessen  Land  Jes.  21, 14 
mit  dem  Taimdu  der  arab.  Geogr.  {Ges.  th.  600)  am  Westrand  von 
Ne^d,  südöstl.  von  der  Nordspitze  des  älanit.  Meerbusens;  zusammen- 
zustellen; auch  keilinschrütlich  neben  den  Mas'äem  genannt  {Sehr.  KGF. 
262 f.);  neuerdings  ist  dieses  Teimä  durch  die  von  Huber  u.  Euting  dort 
aufgeaindenen  Inschriften  (SBAW.  1884  S.  813ff.)  als  Sitz  einer  alten 
Gultur  nachgewiesen,  i'tts;']  u.  'O'^tt]  waren  Nachbarn  der  ostjordan. 
Isr.,  von  denen  sie  (in  Saul's  Zeit?)  nebst  den  Hagräem  bekriegt  u. 
zum  Theil  verdrängt  wurden  (1  Chr.  5, 18  ff.),  vgl.  noch  Berth.  zu  Esr. 
2,  50.  Naphisch  ist  sonst  unbekannt  Dagegen  werden  die  Huräer 
vom  J.  105  V.  Ch.  an  häufig  erwähnt,  als  ein  rauhes,  wildes,  räuberi- 
sches Bergvolk,  gute  Bogenschützen;  ihr  eigentlicher  Sitz  waren  in  der 
röm.  Zeit  der  Libanon  u.  Antilibanos  (Strab.  16,  2,  10.  18;  Plin.  5 
§  81;  Joseph,  vit.  11  u.  Dio  Cass.  59,  12);  sie  mögen  aber  früher 
auch  südlichere  Gebiete  inne  gehabt  haben.  Der  jüd.  König  Aristobul  I 
nahm  ihnen  ein  Stück  ihres  Landes  ab,  u.  zwang  sie  zur  Beschneidung 
oder  Auswanderung  (Jos.  ant.  13, 11,  3).  Dass  sie  noch  in  der  röm. 
Zeit  auch  Trachonitis  u.  den  Ij[auran  inne  hatten  {Wetxst.  90 ff»;  schon 
die  Onomast,  nehmen  Ituraea  u.  Trachonitis  als  einerlei),  lässt  sich  aus 
keinem  Zeugniss  (auch  Strab.  16,  2,  20  nicht)  beweisen,  s.  darüber 


Gen.  25,  15—1^  315 

Schürer  G.  des  jüd.  Volks ^  I.  594 ff.;  Ri.  HWB.  783).  Dabei  bleibt 
immerhin  möglich,  dass  die  heutigen  Drusen  Nachkommen  von  ihnen 
(Kn)  sind.  Mit  GMür  hat  ^«»ta^  nichts  zu  thun  (s.  Dt.  3, 14  u.  Welzsl, 
91).  ^\>]  sonst  nirgends  erwähnt  Denn  auch  die  b^R  "^Ja  (Jud.  6,  3. 
33.  7,  12  von  Midian  u.  Amaleq  unterschieden,  u.  Jes.  11, 14.  Ez. 
25,  4.  10  neben  Edom  Moab  Ammon  genannt)  sind  nicht  ein  einzel- 
ner arab.  Stamm,  sondern  wie  1  R.  5,  10.  Jj.  1,  3  ein  Sammelname 
für  die  östl.  Araber,  der  (Jud.  8,  10.  Jer.  49,  28)  auch  die  Amaleq 
Midian   u.  Qedar   in  sich   fassen   konnte.     Sonst  vgl.  noch  die  "2^7^ 

15,  19.  —  Nicht  aufgeführt  sind  unter  den  iSmaeliten  die  d'^w  oder 
B^»"??*?  Hagräer,  welche  in  den  Quellen  der  Glu^onik,  in  der  Nähe  der 
ostjordan.  Stämme  (1  Chr.  5,  10.  18 ff.;  11,  38.  27,  31)  u.  zwar  neben 
iSmaeliten  (1  Chr.  27,  30  f.,  vgl.  Ps.  83,  7)  erwähnt,  u.  bei  Ptol.  5, 
19,  2  neben  die  Batanäer  gesetzt  werden,  auch  bei  Eratosthenes  (Strab. 

16,  4.  2)  als  ^AyQciioi  (^Ayghg  Dion.  perie.  956)  vorkommen.  Ob  ihr 
Name  mit  Hagar,  der  Mutter  iSmaels,  zusammenhängt  (Bar.  3,  23;  Nöld, 
Amal.  6  f.),  ist  fraglich.  —  V.  16.  „Das  sind  die  lämaelsöhne  in  ihren 
Gehöften  u.  ihren  ZelUagem  d.  i.  die  theils  in  Dörfern  oder  offenen 
Flecken  (Lev.  25,  31.  Jes.  42,  11)  fest  wohnen,  theils  blos  in  beweg- 
lichen Zeltlagern*'  (Num.  31,  10.  Ez.  25^  4).  „Denn  n^j'^t?  von  'in« 
(verwandt  mit  *^i'»  kreisen)  bezeichnet  das  Zeltlager,  welches  gew.  kreis- 

förmig  geschlagen  wird  u.  %|«i>  heisst,  s.  BurcUh.  Bed.  26    {Kn.),    Es 

ist  ohne  Zweifel  ein  technischer  Ausdruck  (gegen  Gieshr,),  wie  n^M. 
12  Slammfürslen]  17,  20.  Das  seltene  h^k,  ein  mehr  arab.  Wort, 
hat  A  hier  u.  Num.  25,  15  von  diesen  arab.  Völkerschaften  sehr  ab- 
sichtlich gebraucht  —  V.  17  vgl.  V.  8.  —  V.  18.  Ihre  Wohnsitze. 
Schur  vor  Äg.]  s.  16,  7.  Chavila]  s.  oben  S.  60  u.  200.  in  der 
Richtung  (10,  19.  30.  13,  10)  auf  Assur]  an  sich  (weil  Assur  dabei 
im  polit  Sinn  genommen  ist)  u.  zumal  in  dieser  Stellung  höchst  auf- 
fallend, wohl  eine  Glosse,  welche  besagen  soll,  dass  sie  sich  bis  gegen 
den  Eufrat  hin  (Jos.  ant  1,  12,  4)  ausdehnten;  nach  Hupf,  150  ver- 
derbt aus  n-nw  nsKia  (1  S.  15,  7),  nach  WL  XXI.  410  (DeL  Par.  131) 
Dittographie  von  litö-i?,  während  Nöld,  26  rr-iwR  für  aus  einem  äg. 
Ortsnamen  entstellt  hält  'a''  ^  '^3|'^?]  16,  12.  hti]  fiel  er  ein  d.  h. 
Hess  sich  nieder  (Jud.  7,  12).  Der  V*  ist  keinenfalls  von  A  (der  nicht 
l^v  schreibt),  schliesst  sich  auch  nicht  an  V.  17  an  {Hupf.),  sondern 
gehört  wohl  zu  C  (hinter  V.  6).  V^  aber,  auffallend  durch  die  3  p.  S., 
scheint  ein  von  R  oder  einem  Späteren  aus  16, 12  genommener  Zu- 
satz, in  welchem  is»  (weil  in  V*  gebraucht)  zu  Vm  variirt  wurde. 


IV.   Die  Geschichte  Isaac's,  Cap.  25,  19— Cap.  37,  1. 

Isaac  tritt  in  der  Erzvätergeschichte  sehr  zurück.  Keine  der  drei 
Quellenschriften  hat  über  ihn  viel  zu  erzählen,  u.  was  über  ihn  er- 
zählt wird,   hat  seine  durchgehenden  Parallelen  an  den  Erzählungen 


316  Gen.  25,  19. 

über  Abraham:  die  anfängliche  Unfruchtbarkeit  seiner  Ehe,  die  Gefahr 
seines  Weibes,  die  Achtung,  die  ihm  Abimelekh  zollt,  die  Brunnen- 
streitigkeiten mit  Abimelekh's  Leuten,  sogar  die  häuslichen  Widerwärtig- 
keiten wegen  seiner  2  ungleichartigen  Söhne.  Dabei  ist  es  gleich- 
gültig, ob  früher  in  der  Sage  Isaac  das  Urbild  u.  Abr.  das  Nachbild 
war  (m.  Prol.  338;  Kuen.  0.2  I.  228  f.)  oder  nicht;  derarüge  Fragen 
zu  entscheiden  reichen  unsere  Mittel  nicht  zu.  In  der  jetzigen  Gen. 
erscheint  jedenfalls  Is.  durchaus  als  das  schwächere  Nachbild  seines 
Vaters.  Er  ist  der  Sohn  der  Verheissung  u.  erbt  vom  Vater  die 
Stellung  u.  den  Besitz  der  durch  ihn  errungenen  Güter;  ohne  die  hohe 
Kraft  Abraham's  tritt  er  in  dessen  Fusstapfen,  bewährt  treu,  sanft  u. 
geduldig  das  Überkommene,  dient  dem  Gott  seines  Vaters,  u.  wird  von 
diesem,  gleich  Abr.,  geschützt,  geleitet  u.  gesegnet.  Seine  Prüfungen 
kommen  ihm  von  Fremden,  den  Philistern,  u.  aus  seinem  eigenen  Hause, 
aber  durch  mildes  u.  williges  Wesen  überwindet  er  dieselben.  Auch 
der  Kreis  der  Örtlichkeiten,  an  welchen  sein  Andenken  haftet,  ist  be- 
schränkter als  bei  Abr.;  die  ausführlicheren  Erzählungsstücke  zeigen  ihn 
immer  in  dem  äussersten  Süden  u.  den  Oasen  der  Wüste  (Beer  La- 
chajroi,  Gerär,  Beer§eba'  24,62.  25,11.  26,1—33);  A  aber  setzt 
ihn,  wie  den  Abr.,  (wenigstens  zuletzt)  nach  Mamre  (35,  27 — 29). 
In  dem  nach  Abscheidung  des  Lotvolkes,  der  ISmaeliten  u.  Qeturäer 
noch  übrigen  Reste  der  urspr.  Abrahamischen  Einwanderimg,  welcher 
längere  Zeit  in  diesißn  südl.  Steppen  sass,  erkannten  die  Späteren  den 
Theil  der  Hebr.,  der  Abraham's  Art  am  reinsten  bewahrte,  u.  ilire  eigent- 
lichen Vorfahren.  —  Je  weniger  hiernach  über  Isaac  zu  erzählen  war, 
desto  mehr  über  seine  beiden  Söhne  Esau-Jacob;  der  Anlage  der  Prie- 
sterschrift gemäss  gehört  das  eben  unter  die  Toledoth  Isaac's.  Jacob- 
Israel  ist  der  eig.  Vater  des  Israelvolkes,  der  Vertreter  einer  neuen  hbr. 
Einwanderung  vom  Stromland  her,  aus  welcher  mit  dem  Isaacvolk  zu- 
sammen sich  Isr.  herausbildete;  er  hat  das  mittlere  (Bethel-Sekhem)  u. 
östl.  (Malianaim,  Peni^l,  Sukkoth)  Land  zum  Schauplatz  seiner  Thaten. 
Neben  ihm  steht  als  die  andere  Hauptgestalt  Esau-Edom,  der  Bruder 
Jacob-IsraeFs,  der  Erstgeborne,  der  früher  als  Jacob  mächtig  u.  zu 
einem  selbständigen  Volk  herausgebildet  war,  aber  durch  den  jüngeren, 
strebsameren,  höheren  Zwecken  dienenden  Jacob  später  zurückgedrängt 
wurde.  Der  Kampf  dieser  2  Brudervölker,  oder,  wie  sie  in  diesen 
Vätersagen  erscheinen,  2  Männer  um  den  Vorrang  bildet  einen  Haupt- 
inhalt in  den  Toledoth  Isaac's,  ein  Kampf,  der  an  Reiz  u.  Bedeutung 
dadurch  erhöht  wird,  dass  Isaac,  der  in  Kenaan  geborne,  auf  Seiten 
Esau's,  Rebecca  aber,  die  Qarranerin,  auf  Seiten  Jacob's  steht.  Aber 
auch  dieser  Kampf  zwischen  Esau  u.  Jacob,  dessen  nationalen  u.  für 
das  Verhältniss  der  Völker  Edom  u.  Israel  vorbildlichen  Hintergrund 
man  noch  leicht  durchfühlt  (Ew.  G.^  I.  492 — 504),  erschöpft  noch  nicht 
den  Inhalt  dieser  Isaacgeschichte.  Das  meiste  derselben  stammt  von  B 
u.  G,  u.  ganz  ebenso,  wie  R  bei  Abr.  die  göttl.  Erziehung  desselben 
zum  Glaubenshelden  zum  Hauptgesichtspunkt  macht,  so  hat  er  auch 
hier  aus  den  Schriften  jener  Erzähler  mit  Vorliebe  solche  Stücke  aus- 
gewählt u.  zusammengestellt,  welche  ihm  den  Nachweis  ermöglichten^ 


Gen.  25,  19.  317 

wie  Jacob  von  seinen  Anfängen  an  zum  Erben  der  Verheissungen  be- 
stimmt u.  befähigt,  doch  durch  eine  lange  Reihe  von  Demüthigungen, 
Prüfungen  u.  Läuterungen  durchgehen  musste,  bis  er  endlich  der  Mann 
wurde,  dem  Gott  den  Bund  mit  Abr.  erneuem,  u.  der  zuletzt  als  der 
Erbe  [saac's  eintreten  konnte.  Es  werden  darin  zugleich  treffende 
Charakterzeichnungen  der  beiden  Brüder  gegeben:  der  eine  bieder,  auf- 
richtig, gutmüthig,  aber  rauh  u.  roh,  nur  auf  das  Augenfällige  u.  Augen- 
blickliche gerichtet,  darum  endlich  unterhegend,  der  andere  unlauter, 
listig,  schlau,  darum  in  Nöthen  u.  Kämpfe  verwickelt^  aber  nach  den 
höchsten  Zielen  mit  List  u.  Kraft  (Hos.  12,  4  f.)  strebend  u.  darum 
nach  langen  inneren  Läuterungen  endlich  Sieger.  —  Auch  dieser  Theil 
gliedert  sich  in  8  Abschnitte :  1)  die  Isaacgeschichte  u.  Jugendgeschichte 
Jacob^s  bis  zu  seiner  Wanderung  nach  Harran  25,  19 — 28,  9;  2)  Jacob 
in  der  Fremde  u.  die  Gründung  seines  Hauses  in  Harran  im  Kampf 
mit  Laban  28,  10—32,  3;  3)  Jacob  zurückgewandert,  als  bewährter 
Gotteskämpfer,  vor  dem  Esau  weichen  muss  32,  4 — 37, 1. 


a)  Die  Geschichte  Isaac*s  u.  Jacob's  Jugendgeschichte, 

Cap.  25,  19—28,  9. 

1.    Geburt  und  erste  Jugend  der  Zwillingsbrüder  sammt  den  Vor- 
spielen ihrer  künftigen  Kämpfe,  Cap.  25,  19 — 34  nach  A  u.  C  (u.  B). 

Isaac  erhält  nach  20jähriger  Unfruchtbarkeit  seines  Eheweibes 
auf  sein  Gebet  hin  endlich  Zwillingssöhne,  Esau  u.  Jacob,  von  denen  der 
letztere  dem  ersteren  schon  bei  der  Geburt  zuvorzukommen  sucht. 
Herangewachsen  wird  Esau  ein  Weidmann  der  Liebling  des  Vaters, 
Jacob  ein  Hirte  Liebling  der  Mutter.  Esau  aber,  einst  hungrig  vom 
Felde  heimkehrend,  verkauft  an  den  Jacob  sein  Erstgeburtsrecht  um 
ein  LinsengerichL  —  Hier  sind  mit  sammt  der  Überschrift  V.  19  f. 
u.  26^,  wegen  der  chronol.  Angaben,  wegen  "t^Vw?  Paddan  Aram^ 
Beihuel  der  Aramäer,  sicher  Beste  der  Erzählung  des  A.  Das  Übrige, 
in  sich  wohl  zusammenhängend,  wird  wegen  (Hnn*»  22  f.,  *^ry  21,  i"*?^ 
23,  der  Ähnlichkeit  von  24—26  mit  38,  27  ff.)  in  der  Hauptsache 
dem  C  zuzuschreiben  sein  {Hupf,  Sehr.  Kay,,  Bud,  217;  Kuen,  0.^ 
L  144).  Jedoch  ist  V.  25  u.  27  überladen,  u.  enthält  Dubletten  aus 
B,  wie  ja  der  wesentl.  Inhalt  von  27  f.  auch  bei  B  in  Cp.  27  voraus- 
gesetzt, u.  26a  durch  Hos.  12,  4  als  nordisrael.  Überlieferung  bezeugt 
ist.  C  wird  den  B  als  Vorlage  benützt  haben;  R  hat  dann  aber  aus 
letzterem  einiges  nachgetragen,  daher  die  Dubletten  {Kitt,  127  gibt 
25,  24.  27  f.  dem  B  u.  C  gemeinsam,  25.  26»  dem  B).  Bei  C  aber 
stand  dieser  ganze  Abschnitt  ohne  Zweifel  nicht  vor,  sondern  hinter 
Cp.  26  (s.  26,  7\  u.  ist  nur  von  R  zum  Zweck  der  Einfügung  in  das 
Schema  des  A  (V.  19  f.  26^)  versetzt 

V.  19 f.  nach  A.  Aus  der  Fassung  der  Worte,  wie  aus  seiner 
sonstigen  Manier  (26,  34.  28,  2  ff.  36,  2  f.)  ist  wahrscheinlich;  dass  A 


318  Gen.  25,  20—22. 

die  Yerheirathung  Isaac's  auch  kurz  berichtet  hatte ,  die  betreffende 
Stelle  aber  von  R  ausgelassen  ist  (s.  S.  800).  Dort  oder  sonst  wo 
wird  er  auch  über  die  Beziehung  Abrahams  zu  dem  Aramäer  Bethuel 
(etwa  vermittelt  durch  Abraham's  Aufenthalt  in  Qarran  11,  81.  12,  4) 
etwas  angegeben  haben;  dass  es  ihm  ferne  lag,  sich  darüber  zu  äussern 
{Bud.  423 f.),  ist  zu  viel  gesagt  u.  durch  26,  84  (wo  es  sich 
blos  um  Esau  handelt)  nicht  zu  erhärten.  —  Den  Aramäer  (10,  28) 
nennt  A  den  Bethuel  (s.  S.  294  f.)  u.  den  Laban  auch  28,  5,  ebenso 
den  letzteren  B  in  81,  20.  24  (vgl.  Dt.  26,  5;  Ew.  G.^  I.  490  f.). 
B^«  l"«]  im  AT.  nur  bei  A:  28,  2.  6f.  81,  18.  83, 18.  85,  9.  26. 
46,  15  (48,  7).  )^t  bedeutet  im  Aram.  Joch,  im  Arab.  (wo  es  ein 
nabat.  Fremdwort  ist,  öawdliqi  112,  2)  pflügende  Ochsen  u.  das  Ge- 
schirr  derselben,  dann  ein  bestimmtes  Maass  Ackerland ,  wie  jugum, 
Jugerumy  (Lane  2858;  ZDPV.  IX.  54),  u.  wird  von  Lagarde  Proph. 
Ghald.  p.  XLin  für  persisch  gehalten.  Aber  II  Rawl.  62,  88  wird 
padanu  (welches  als  paddnu  sonst  Weg,  Pfad  bedeutet,  Sehr,  KAT.^ 
612)  mit  ginü  (Garten)  u.  iklu  (Feld)  gleichgestellt  {Del,  Par.  185), 
u.  könnte  also  auch  schon  im  Assyr.  Feld,  Ebene  bedeutet  haben. 
Das  wahrscheinlichste  ist  immer,  dass  b^k  m«  Hos.  12,  18  die  hebr. 
Obersetzung  des  Wortes  ist.  Wie  24,  10  bei  C  o^i^rja  b^h  dalör  steht, 
so  haben  es  LXX  Vulg,  mit  Mesopotamia  Syriae  oder  Mesopotamia  wie- 
dergegeben, vgl.  die  campos  Mesopotamiae  bei  Gurt  8,  2,  8.  5,  Ij  15. 
Daraus  folgt  aber  noch  nicht,  dass  beide  Begriffe  völlig  identisch  sind, 
noch  weniger,  dass  Paddan  Aram  die  Gegend  um  Harran  war.  Doch 
ist  zu  beachten,  dass  „der  Name  pfe  (vgl.  48,  7)  an  einem  Orte  Faddän 
u.  einem  Teil  Fadddn  in  der  Nähe  von  Qarran  haftet"  (s.  Peregr.  Syl- 
viae  bei  Gamurrini  72;  WWright  GaUl.  Syr.  MSS.  DI.  1127;  Jaqul 
111.  855;  sonst  Chwolsohn  Ssab.  I.  804;  Nöld.  in  ZDMG.  XXIX.  488), 
vgl.  Sachau  R.  Mesop.  222.  „Dass  die  Gegend  von  Edessa  u.  Harran 
eine  Ebene  umgeben  von  Bergen  ist,  lehren  Edriäi  p.  Jaub.  II.  158; 
Wilh.  von  Tyrus  10,  29;  Buckingh.  Mesopot  111"  (Kn).  —  V.  21. 
Wie  Sara  u.  Raffel  (11,  80.  29,  81)  ist  auch  Reh.  unfruchtbar,  gegen 
20  Jahre  nach  V.  26.  Auch  Isaac  soll  so  erst  in  der  Geduld  geprüft 
werden,  u.  die  Nachkommenschaft  als  Gabe  der  Gnade,  nicht  als  Frucht 
der  Natur  empfangen.  „Er  betet  also  zu  Jahve  u.  wird  von  diesem 
erhört.  S^]  beim  Pass.,  wie  14,  19.  '^^w«  nsaV]  eig.  gegenüber  sei- 
nem Weibe,  so  dass  er  es  im  Auge  hatte,  in  Hinsicht  auf  es;  »sih 
nur  hier  u.  80,  88;  bei  A  nsä"  {Kn.).  ^ry-i]  Ex.  8,  4  f.  25  f.  9,  28. 
10, 17  f.  bei  G.  —  Y.  22.  Sie  ist  mit  Zwillingen  schwanger,  die  sich 
aber  im  Mutterleibe  stossen;  ein  Vorspiel  der  künftigen  Kämpfe  der 
beiden  Männer  u.  Völker.  „Ebenso  hatten  nach  ApoUod.  2,  2,  1  die 
um  die  Herrschaft  streitenden  Brüder  Akrisius  u.  Prötus  sich  schon 
im  Mutterleibe  gestritten,  wenn  also,  warum  doch  ich?]  d.  h.  wenn 
das  so  geht,  warum  bin,  existire  ich?  Sie  legt  dem  Vorgang  eine 
schlimme  Vorbedeutung  bei"  {Kn,),  Das  ''M«  nt  nth  ist  zwar  kurz 
gesagt,  aber  am  Ende  nicht  kürzer  als  is  bk.  Ein  bk  nach  m  {BöUch.) 
erforderte  auch  noch  ein  ^"hk,  u.  wäre  unhebräisch.  Dass  n?  nicht 
Praed.  sein  kann  (LXX,  de  We,),  ist  selbstverständlich,  u.  ein  rr»n  zu 


Gen.  25,  22—25.  319 

suppiiren,  liegt  immer  noch  n9her,  als  ein  "»iriiw  oder  '^f}y^9.  Auch 
27,  46  ist  sie  sofort  mit  einer  ähnl.  Rede  bei  der  Hand,  als  wäre 
gar  nicht  leben  besser,  als  zum  Unheil  leben.  Beunruhigt  geht  sie  hin, 
darüber  Jahve  zu  befragen.  Es  wird  vorausgesetzt,  dass  es  schon  da- 
mals Orakelstätten  gab  (14,  7)  oder  Seher  und  Priester  des  wahren 
Gottes  (14,  18),  an  welche  man  sich  in  solchen  Anliegen  um  Aus- 
kunft wenden  konnte.  Wenn  Cp.  26  einst  vor  25,  21  ff.  stand,  dann 
liegt  es  nahe,  das  hier  gemeinte  Heiligthum  in  BeerSeba^  26,  23 — 25 
zu  suchen  {WL  XXI.  418).  Aber  der  Nachweis  der  Entstehung  des 
Orakels  in  BeerS.  (Stade  Ge.  ^  474)  erscheint  nicht  beabsichtigt  —  V.  23. 
Die  Antwort,  der  Orakelspruch,  ist  rhythmisch  gegliedert,  u.  gibt  mit 
der  Erklärung  des  Sichstossens  der  Kinder  eine  Fernsicht  auf  das  Ver- 
hältniss  der  Völker  Edom  u.  Jacob,  wornach  das  jüngere  das  ältere 
überwinden  u.  dienstbar  machen  werde,  vgl.  die  ähnl.  Ankündigung 
27,  29.  40.  von  deinem  Leibe  ab  werden  sie  sich  trennen]  her- 
vorgehend aus  Mullerleib  werden  sie  zwiespältig  sein  (V.  26).  b«V] 
im  Pent.  nur  noch  27,  29.  V3>at]  19,  31  ff.,  wie  dort  auf  das  Alter 
bezogen  (vgl.  29,  26.  43,  33.  48,  14).  a?]  Ij.  32,  9;  Art.  kann  in 
Poesie  fehlen.  Daraus ,  dass  hier  (anders  als  27,  40)  vom  schliessl. 
Freiwerden  des  Älteren  nichts  gesagt  ist,  kann  man  nicht  (mit  Kn.) 
schliessen,  dass  der  Vrf.  vor  der  Losreissung  Edoms  lebte;  so  genau 
wie  Cp.  27  von  der  Zukunft  zu  reden,  gehörte  hieher  nicht.  —  V.  24, 
vgl.  38,  27.  voll  werden]  von  der  ablaufenden  Zeit,  hier  der  Schwanger- 
schaft, wie  29,  21.  50,  3.  oö-iin]  contr.  aus  ö'^'i«»?  38,  27.  —  V.  25. 
Der  erste  Knabe  wird  geboren  röthlich;  wohl  nicht  von  den  rothen 
Haaren  (Ges,  Tuch  Kn,  a.)  sondern  von  der  rothbraunen  Hautfarbe 
[Del)  zu  verstehen,  wie  bei  David  (1  S.  16,  12.  17,  42)  gemäss  1  S. 
19,  13.  „Arab.  Schriftsteller  wie  Ihn  Coteiba  p.  19  u.  Abulphar.  bist, 
or.  p.  22.  42  leiten  die  rothhaarigen  Orientalen  von  Esau  ab^'  {Kn,). 
Jedenfalls  wird  damit  auf  den  Namen  &ik  angespielt,  von  dem  V.  30 
eine  andere  Erklärung  gegeben  wird,  u.  weist  somit  auf  eine  andere 
Quelle  hin.  Es  ist  nicht  aus  einem  andern  Wort,  etwa  ^"^ajto  (jBud. 
217)  blos  verderbt,  da  'w  '«»  i^s  zur  Begründung  des  Namens  iw? 
vollkommen  genügt,  auch  nicht  Glosse  {KS^^  sondern  eher  von  R  aus 
B  eingefüllt,  er  ganz  wie  ein  Haar-  oder  Pelz-Mantel  (Zach.  13,  4), 
d.  h.  am  ganzen  Leibe  mit  Haaren  bedeckt  Mit  ^jw  wird  (vgl.  27, 
11.  23)  auf  ^*^yi  angespielt,  welches  Gebirgsland  Esau's  Nachkommen 
bewohnten  (36,  8).  Aber  der  Name,  der  hier  geflissentlich  erklärt 
werden  soll,  ist  t^y,  mit  dem  man  ihn  benannte;  ivy  würde  demnach 
rauh,  behaart  bedeuten,  womit  man  (freilich  gegen  die  Lautgesetze, 

s.  Fleisch,  in  Levy  Neuhbr.  WB.  HL  732)  gewöhnlich  ^-x^T  zu- 
sammenstellt (vgl.  auch  den  Ovamog  der  Phöniken,  oben  S.  7;  Ew. 
G.^  L  494  f.).  Die  Neueren  meinen,  dass  Esau  u.  Edom  urspr.  Götter 
gewesen  seien  {WL  XXI.  435;  Stade  Ge.^  120 f.;  RSmith  ReLof  Sem. 
43;  vgl.  Baudiss.  Stud.  I.  40;  Rösch  in  ZDMG.  XXXVHI.  646;  aber 
dagegen  auch  Bäthg.  Beitr.  10;  Nöld.  ZDMG.  XLU.  470);  gegen  der- 
artige Götter  (göttlich  verehrte  Heroes  eponymi)  wäre  doch  wohl  Eu- 


320  Gen.  25,  26—30. 

hemeros  im  Recht.  * —  V.  26.  „Der  zweite  kommt  in  der  Art  zur 
Welt,  dass  seine  Hand  an  der  Ferse  des  Bruders  hält:  er  will  den 
voraudringenden  Esau  zurückhalten  u.  selbst  der  Erstgeborene  werden. 
Der  Vrf.  nimmt  a)??  als  denom.  von  ag?  Ferse  u.  af?^  als  Fersen- 
kalter  ^  vgl.  Hos.  12,  4.  Allein  die  Sache  ist  sehr  unwahrscheinlich. 
Nach  Busch  LB.  d.  Geburtskunde  §  289  erfolgt  bei  Zwillingsgeburten 
die  Geburt  des  2.  Kindes  in  der  Regel  binnen  1  Stunde  nach  der 
Geburt  des  ersten,  gar  hSufig  auch  später.  Vielleicht  ist  a(?5  s.  v.  a. 
Nachfolger''  (ebenso  Reuss  Gesch.  d.  AT.^  52),  „indem  die  W.  apj 
hinterhersein,  nachfolgen,  nachspüren,  nachstellen,  belisten  bedeutet" 
(Kn,),  vgl.  auch  die  Wendung  in  27,  36.  Wenn  übrigens  apr^  aus 
hnzpy^  (S.  219)  erst  abgekürzt  ist,  sind  noch  andere  Deutungen  mög- 
lich {Bäthg.  158).  k;i?«5]  neben  ^»y^^l  V.  25  ist  auffallend,  erklärt 
sich  aber  wohl  daraus,  dass  R  schon  hier,  wie  sicher  in  V^,  aus  A 
schöpfte  (vgl.  16,  16),  denn  auch  A  muss  die  Geburt  dieser  Söhne 
erzählt  haben.  )niVa]  Ew.  304*.  —  V.  27  f.  Esau  wird  heranwachsend 
(21,  8.  20.  38,  14)  ein  jagdkundiger,  ein  Mann  des  Feldes  (ver- 
schieden von  titoi«  »*•*«  9,  20),  Weidmann,  der  dem  Wild  nachjagend 
die  Gefilde  durchzieht,  daher  des  Vaters  Liebling,  denn  Wildbret  war 
in  seinem  Munde,  d.  h.  nach  seinem  Geschmack,  mundete  ihm,  dem 
Isaac,  vgL  27,  5.  7;  i'^fed  gäbe  einen  andern  Sinn,  u.  das  Suff,  auf 
Esau  zu  beziehen  „weil  er  ein  Wildbretesser  war,  immer  viel  Wild- 
bret hatte"  {Abulwalid  s.  JA.  IV.  16  p.  239;  Böltch)  macht  nichts 
besser.  &p]  kann  in  diesem  Zusammenhang  weder  sittlich  uniadelig, 
noch  auch  SicXacftog^  ankovg,  simplex,  lauler,  schlicht  (LXX  Aq, 
Theod.  Vulg.)  bedeuten,  da  Jacob  ja  vielmehr  weiterhin  als  der  listige 
erscheint,  sondern  muss  etwa  s.  v.  a.  ^iiSQog  (Philo)  sein  {Ges.  th.; 
Ew,  G.^  L  505),  wie  man  das  deutsche  fromm  auch  im  Sinne  von 
ruhig,  still  (im  Gegensatz  gegen  die  Wildheit)  gebraucht,  u.  wie  o^w 
von  einem  ähnlichen  Grundbegriff  aus  die  besondere  Bedeutung  fried- 
lich aus  sich  entwickelt  hat.  Ein  Zeltbewohner  aber  heisst  er,  nicht 
als  ein  häuslicher  Mensch  (LXX),  sondern  (4,  20)  als  Hirte,  wegen 
seiner  Beschäftigung.  „Die  Jagd,  nicht  aus  Nolhwehr  oder  Bedürfniss, 
sondern  wie  von  Esau  als  Lustgeschäft  getrieben,  gilt  dem  Vrf.  als 
etwas  Wildes,  Grausames,  Rohes,  zumal  im  Vergleich  mit  dem  bei 
den  Hebräern  sehr  geachteten  Hirtenleben"  (Kn.),  Übrigens  ist  m»  w^k 
neben  t*:«  a>T»,  wie  on  «^k  neben  o-^Vn«  ato-*  doch  wohl  Dublette  aus 
der  andern  Quelle  (vgl.  V.  25).  —  V.  29 — 34.  Ein  erster  Ausbruch 
des  Kampfes,  den  die  Brüder  mit  einander  kämpfen,  zugleich  ein  Bei- 
trag zu  ihrer  Charakteristik.  V.  29  f.  „Einst  kommt  Esau,  als  Jacob 
ein  Gericht  (Linsen,  V.  34)  siedet,  hungrig  von  der  Jagd  nach  Hause 
u.  wünscht  von  dem  Rothen  zu  schlingen.  Gierig  sagt  er  nicht  VaK, 
sondern  i3»V  schlingen  (s.  Ges,  th.).  Auch  kann  er  vor  Heisshunger 
die  Linsen  nicht  gleich  beim  Namen  nennen,  u.  bezeichnet  sie  nach 
dem  Anblick  nur  als  das  Rothe,  als  ein  q)oiviMwv  wie  Grates  bei 
Diog.  Laert.  7,  1,  3.  Davon  soll  er  den  Namen  Edom  erhalten  haben" 
{Kn),  „Aber  soll  man  nicht  oiKn  lesen?  denn  arab.  iddm^  ist  noch 
heute  im  Orient  ein  gewöhnlicher  Ausdruck  für  etwas,  was  mit  Brod 


Gen..25,  30— 34.  321 

gegessen  wird,  u.  dass  B''»t3>  T^ta  ein  solches  iddm  war,  ist  aus  V.  34 
klar.  Schon  die  LXX  mit  ?iprj(Aa  scheinen  es  so  verstanden  zu  haben" 
{Thomas  D,  Anderson  in  Edinburgh,  brieflich  am  26.  Juni  1883). 
In  der  That  scheint  dies  die  beste  Erklärung;  sie  ist  schon  von  Boysen 
in  Symb.  p.  13  (s.  Schleusner  N.  Thes.  IL  595)  vorgetragen.  —  V.  31. 
„Eigennützig  verlangt  Jacob  dafür  Abtretung  der  Erstgeburt.  Zu  den 
Rechten  der  Erstgeburt  gehörte  eine  ansehnlichere  Stellung  in  der 
Familie  u.  im  Stamm,  so  wie  ein  grösseres  Erbtheil  (43,  33.  48,  13  ff. 
49,  3.  Dt.  21,  17).  Hier  denkt  Vrf.  besonders  daran,  dass  die  göttl. 
Verheissungen  der  Linie  der  Erstgeburt  angehörten,  vgl.  Sem,  Abr., 
Isaac"  (ATn^.  Die  beste  Erläuterung  gibt  27,  27  ff.  nnsö]  s.  öe*.  48,  5. 
a-ins]  jetzt,  gegenwärtig  (Jes.  58,  4),  u.  im  Gegensatz  gegen  eine  spätere 
Zeit  hier  u.  sonst  öfters  =  vorerst,  zuvor  V.  33.  1  S.  2,  16.  9.  27. 
1  R.  1,  51.  22,  5  {Ges.  th.  584;  Wellh.  BB.  Sam.  37).  —  V.  32.  Esau 
ist  bereit,  ich  gehe  zu  sterben]  muss  sterben,  sc.  wenn  ich  jetzt 
nicht  zu  essen  bekomme  {Schum.  Tuch^),  oder  vielleicht  besser:  meine 
Wege  führen  mich,  den  Jäger  in  steten  Lebensgefahren,  doch  früher 
oder  später  zum  Tod  {Ros.  Vat.  JSTn.);  wozu  mir  da  Vortheile,  die 
ich  doch  nicht  ausgeniessen  kann?  —  V.  33  f.  „Der  vorsichtige  Jacob 
lässt  sich  die  Erstgeburt  eidlich  zusichern,  u.  gibt  erst  dann  sein  Lin- 
sengericht heraus.  Er  legt  Gewicht  auf  sie,  während  Esau,  wie  Vrf. 
tadelnd  hinzufugt,  sie  verachtet,  nja]  im  Pent  nur  noch  Num.  15,  31" 
(An.).  Zu  der  Malerei  mit  5  aneinandergereihten  Verben  vgl.  Ps.  48, 
6.  —  Esau  zeigt  sich  hier  als  der  Mann  kurzsichtigen  Leichtsinns, 
von  sinnL  Begier  beherrscht  u.  vom  Augenblick  hingenommen,  ohne 
Gefühl  für  höhere  Güter,  gemeiner  Art  (Hbr.  12,  16)  u.  darum  das 
Höchste  leicht  verscherzend.  Jacob  handelt  eigennützig  u.  unsittlich, 
indem  er  die  Noth  des  Bruders  benützt,  aber  er  verfolgt  höhere  Ziele 
mit  List  u.  Gewandtheit,  u.  erweist  sich  dadurch,  wenn  er  nur  erst 
von  seinen  Fehlern  geläutert  sein  wird,  für  die  Zwecke  Gottes  als  der 
tauglichere.  Beiderlei  Sinnesarten  stellen  sich  typisch  in  diesen  Brü- 
dern dar.  Mehr  liegt  aber  auch  nicht  darin.  Weder  gründet  Jacob 
sonst  wo  auf  diesen  Vorgang  einen  Anspruch  auf  die  Erstgeburt,  noch 
nimmt  der  Vater  oder  gar  Gott  später  irgendwo  Rücksicht  darauf. 
Die  Sache  selbst,  dass  Jacob  dem  Esau  mit  der  Zeit  nicht  blos  in 
volksthüml.  Dingen  den  Vorrang  abgewann,  sondern  auch  der  Träger 
der  Verheissung,  der  göttlich  Erwählte  wurde,  stand  thatsächHch  fest. 
Da  aber  Esau  in  der  Überlieferung  ganz  bestimmt  als  der  Ältere  galt, 
also  die  Erwählung  Jacob's  nicht  mehr,  wie  bisher,  der  Erstgeburt 
folgte  (Mal.  1,  2  f.),  so  war  diese  Abweichung  zu  motiviren.  Sie  wird 
in  verschiedener  Weise  motivirU  Nach  V.  22  f.  bei  C  war  sein  Vor- 
rang von  Gott  vorausbeschlossen;  bei  B  u.  G  in  Cp.  27  beruht  er 
auf  dem  mit  List  errungenen  Segen  des  Vaters  (vgl.  48,  8  ff.  über 
Efraim  vor  Manasse);  bei  A  wird  Jacob,  weil  Esau  fremde  Weiber 
genommen,  von  Isaac  selbst  vorgezogen  (27,  46 — 28,  9)  u.  diese  Wahl 
von  Gott  bestätigt  (35,  9  ff.).  Hier  aber  geht  die  Motivirung  im  Grund 
auf  das  Wesen  u.  den  Charakter  beider  Völker,  wie  es  sich  typisch 
in  den  Stammvätern  dargestellt  hat,  zurück  (vgL  9,  20  ff.  16,  12). 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  21 


322  Gen.  26. 


2.    Isaac's  Wanderleben  und  Beschwerden,  Gottes  Segnungen  und 
Verhe issungen  an  ihn,  Cap.  26,  1 — 33  meist  nach  C  (und  R). 

„Isaac  zieht  einer  Hungersnoth  wegen  nach  Gerär,  empfängt  dort 
eine  göttl.  Yerheissung,  gibt  sein  Weib  für  seine  Schwester  aus,  treibt 
mit  grossem  Glück  auch  Ackerbau,  u.  wird  so  reich  u.  gewaltig,  dass 
die  Philister  ihn  beneiden  u.  fortweisen.  Er  zieht  nach  dem  Nachal 
Gerär,  legt  dort  2  Brunnen  an,  über  welche  Zank  mit  den  Hirten  Gerär's 
entsteht;  darauf  rückt  er  noch  weiter  fort  u.  gräbt  einen  Brunnen,  der 
ihm  nicht  bestritten  wird,  lässt  sich  zuletzt  in  BeerSeba'  nieder,  wo  er 
Jahve  verehrt,  u.  abermals  eine  göttl.  Verheissung  empfängt.  Dort 
macht  er  einen  Brunnen,  wird  von  Abimelekh  besucht,  u.  schliesst  mit 
ihm  ein  Freundschaflsbündniss.  Daher  der  Name  BeerSeba'  (Kn,),  — 
In  diesem  Berieht  ist  alles  enthalten,  was  überhaupt  über  Isaac  selbst, 
abgesehen  von  seinen  Söhnen,  noch  gemeldet  wird.  Man  könnte  des- 
halb vermuthen,  dass  darin  Beiträge  aus  den  verschiedenen  Quellen- 
schriften zusammengearbeitet  seien,  aber  in  Wahrheit  erweist  sich  fast 
alles  als  aus  C  genommen  {Hupf.  Sehr.  Kay.  WL  Kuen,  KS.;  jedoch 
Kitt.  127.  138 f.  vvilldem  C  blos  V.  If.  12—14.  16f.  19—22  zuerken- 
nen u.  hält  das  Übrige  für  Arbeit  des  R,  der  Tbeile  der  Abraham- 
geschichte des  B,  zB.  V.  7  ff.  26.  28 — 33  hier  eingesetzt  habe).  Zwar 
hat  gewiss  auch  A  einiges  über  Isaac,  nam.  (nach  35,  12.  Ex.  6,  3) 
eine  Erscheinung  des  ■*!i^  Vk  an  ihn  erzählt,  ebenso  wird  auch  B  über 
Isaac  im  Negeb,  nam.  in  BeerSeba'"  (46,  1 — 4)  berichtet  haben,  aber 
R  hat  aus  ihnen  nichts  aufgenommen,  sondern  sich  mit  dem  Bericht  des  G 
begnügt  Zwar  erinnert  im  Ausdruck  manches  an  B,  zB.  Y.  10  an 
20,  9;  V.  28  an  21,  22;  V.  29  an  21,  23,  nam.  H-^k-V?  32  (21,  11. 
25),  die  Namen  26;  aber  das  erklärt  sich  hinreichend  daraus,  dass  C 
selbst  schon  die  Schrift  des  B  als  Vorlage  benützt  u.  vieles  aus  ihr 
sich  angeeignet  hat.  Sonst  zeigt  sich  deutlich  die  Sprache  des  G,  zB. 
nirT*;  nH-iö  raSta  7,  T)?^^  8,  hVk  28,  nw^  1\^'^^  29,  '"'''  B»'a  k^j^^i  24; 
die  Gefahr  der  Rebecca  7 — 11  (neben  Cp.  20)  u.  der  Ursprung  des 
Namens  BeerSeba*^  25 — 33  (neben  21,  22  ff.)  kann  nur  auf  C  zurück- 
gehen (wenn  auch  B  vielleicht  berichtet  hat,  dass  Abimelekh  dem  Isaac 
sein  Freundschaftsverhältniss  mit  Abr.  fortgesetzt  hat).  Jedoch  V.  1-^6 
(s.  schon  Hüz,  Begr.  d.  Krit.  169  ff.)  ist  kein  einheitlicher  Bericht  des 
C,  denn  2^  ist  mit  3*  u.  1^  unverträglich  (Kn.)  u.  kann  auch  nicht 
freier  Zusatz  des  R  sein,  sondern  weist  auf  Zusammenarbeitung  des 
Textes  des  C  mit  einem  andern  Referat  hin,  zu  welchem  auch  *'n^5 
f^H^  zT^  la  gehört  (s.  d.).  Dieses  Referat,  nach  welchem  also  Is.  einer 
Hungersnoth  wegen  aus  dem  Lande  fort  nach  Äg.  ziehen  will,  aber 
von  Gott  angewiesen  wird,  in  dem  Land,  das  er  ihm  sagen  werde,  zu 
bleiben,  u.  dann  in  Gerär  blieb  (1  die  3  ersten  Worte;  2  von  *ittK'>i 
an;  6),  wird  auf  B  zurückgehen  (vgL  2**  mit  22,  2^).  Dagegen  1^, 
in  2  die  3  ersten  Worte,  3*  schliessen  sich  zusammen  als  Bericht  des 
C,  welcher  gegenüber  von  24,  62.  25,  11  ganz  richtig  mit  der  Er- 
zählung einer  Ortsveränderung  Isaac's  beginnt.    Die  Theophanie  in  Gerär 


Gen.  26,  1—6.  323 

kann  nur  aus  G  stammen  (bei  B  ergieng  die  Weisung  an  Is.  in  Kenaan), 
aber  die  Verheissungsworle  3^ — 5  beruhen  auf  einer  spätem  Erwei- 
terung (s.  d.),  wohl  erst  des  R*,  wie  selbstverständlich  auch  on^a« — laVö 
1*  ein  Zusatz  des  R  ist.  —  Ebenso  sind  ferner  auch  V.  15.  18  re- 
dactionelle  Einsätze  zur  Ausgleichung  mit  Gp.  21.  —  Im  übrigen  ist 
unverkennbar,  dass  Cp.  26  bei  G  vor  25,  21  ff.  gestanden  hat  (s.  V.  7). 
V.  1 — 6.  Isaac's  Zug  zu  Abimelekh  nach  Gerär  u.  Jahve's  Ver- 
heissungen  an  ihn.  V.  1.  p»a  ay*^  '^rr^']  nach  B,  denn  p«a  kann  fug- 
lich nur  in  Kenaan  bedeuten;  bei  G  ist  aber  Is.  nicht  in  Ken.,  son- 
dern in  -s^  "^n^j  ^«a  24,  62.  25,  11.  laV»]  für  i«  -la^  Ew.  276^;  Gen. 
46,  26;  meist  bei  A  u.  R,  auch  Dt  4,  85.  28,  69.  Jos.  22,  29.  Diese 
Rückweisung  auf  die  Uungersnoth  zu  Abrahams  Zeit  12,  10  ff.  kann 
nur  von  R  eingefügt  sein,  denn  aus  B  ist  bisher  keine  erzählt,  '^i  l^*")] 
von  G,  angeknüpft  an  25,  11.  Daraus,  dass  Abim.  bei  B  (Gp.  20  f.)  zu 
Abraham's,  bei  G  zu  Isaac's  Zeit  erscheint,  folgt  nicht  Verschiedenheit 
der  Person  (Ä'n.),  sondern  nur  Variation  der  Sage.  Auch  ist  aus  Ps. 
84,  1  nicht  zu  erweisen,  dass  Abim.  in  Gerär  ein  gewöhnlicher  Königs- 
name oder  gar  Königstitel  war.  Oder  sollte  auch  Phikhol  V.  26  ein 
stehender  Feldhermname  gewesen  sein?  Philister,  Gerar]  s.  20,  If. 
—  V.  2.  Er  soll  nicht  nach  Äg.  ziehen.  Die  Absicht,  dies  zu  thun, 
ist  vorher  nicht  gemeldet.  Die  Worte  sind  ein  Bruchstück  einer  von 
der  des  G  verschiedenen  Erzählung  (s.  Vorbem.),  näml.  des  B.  Vgl. 
22,  2.  —  V.  3*  setzt  voraus,  dass  er  schon  in  Gerär  ist,  schliesst 
sich  also  an  1^  an.  ^la]  zB.  12,  10.  19,  9.  (aber  auch  20,  1.  21,  23). 
7\isy  r:;:ri^'}]  21,  20.  V.  S^  begründet  die  Weisung  mit  der  Zusiche- 
mng  aller  dieser  Länder,  also  auch  Gerär's,  an  Is.  u.  seine  Nachkom- 
men, alle  diese  Länder]  Kenaan  u.  die  anliegenden  Gebiete.  Dieser 
Plur.  (sonst  für  wirkliche  Länder  Gen.  10,  5.  20.  31.  41,  54)  für  die 
verschiedenen  Theile  des  spätem  israelit.  Landes  nur  hier  u.  V.  4  (wie 
1  Ghr.  13,  2.  2  Ghr.  11,  28),  ist  jüngerer  Sprachgebrauch,  u.  beweist 
mit  V.  5  zusammen,  dass  die  Stelle  von  jüngerer  Hand  (die  22,  17  f. 
schon  vor  sich  hatte)  überarbeitet  ist,  wie  es  scheint,  nam.  zu  dem 
Zweck,  um  auch  bei  Isaac  eine  ausdrückliche  Zusicherung  des  Landes 
im  weitesten  Sinn  des  Wortes  an  seine  Nachkommen  zu  haben;  vgl. 
15,  18 — 20.  Übrigens  haben  LXX  u.  BJub.  hier  u.  V.  4  blos  Ttaaav 
xfjv  yfjy  xavxrjfv,  ^Kn]  19,  8.  '»ri'a-'pm]  hier  im  Sinne  von  aufrecht 
halten,  wie  Lev.  26,  9.  Dt  8,  18;  vgl.  zu  Gen.  6,  18.  Schwur] 
22,  16 ff.  (15,  17ff.)  —  V.  4  wie  15,  5.  22,  17  u.  12,  8.  22,  18, 
namentl.  'nt!?'?^  wie  22,  18.  —  V.  5.  Diese  Huld  gegen  Isaac  u.  seine 
Nachkommen  darum,  weil  Abr.  in  allen  Stücken  Gottes  Willen  nach- 
kam, nach  der  Regel  Ex.  20,  6.  2  R.  8,  19.  19,  34  {Kn).  ^ok  ap?] 
22,  18.  Dass  bei  Abr.  von  Geboten,  Satzungen  u.  Weisungen,  die  er 
gehalten  habe,  die  Rede  ist  (s.  dagegen  17,  1.  18,  19),  beruht  auf 
Übertragung  der  Verhältnisse  unter  dem  mosaischen  Gesetz  auf  die  Erz- 
väterzeit, kommt  aber  nur  hier  so  vor,  u.  lässt,  zusammen  mit  der 
Häufung  der  Ausdrücke  (vgl.  zB.  Dt.  11,  1;  Lev.  26,  46),  auf  die  Hand 
eines  späten  Überarbeiters  (R*)  schliessen.  f^'^?»»?]  s.  zu  Num.  1,  53. 
orr^aK]  -f-  -j-^aK  Sam.  LXX.  —  V.  6.    So  blieb  er  denn  in  Gerär.  — 

21* 


324  Gen.  26,  7—15. 

V,  7 — 11.  In  GerAr  begegnet  ihm  mit  Rebecca  etwas  ähnliches,  wie 
Abr.  mit  Sara  ebendaselbst  u.  schon  vorher  in  Ägypten.  S.  zu  12,  lOff» 
—  V.  7.  Die  Leute  der  Gegend  (20,  11)  fragten  ihn  nach  (32,  30. 
43,  7 ;  Sam.  Vy)  seinem  Weib;  er  gab  es  für  seine  Schwester  (20,  5) 
aus,  um  nicht  ihretwegen  (V.  9.  20,  3)  ermordet  zu  werden  (12, 12). 
riH-nö  raSt:]  24,  16.  Iß]  3,  22.  Nach  dem  Sinn  des  Vrf.  soll  die  Ge- 
schichte offenbar  in  die  erste  Zeit  der  Ehe  Isaac's  fallen,  u.  stand  bei 
C  sicher  vor  25,  21  ff.  {Hupf,  155);  die  Umstellung  durch  R  wegen 
Incongruenz  des  V.  18  mit  der  Zeitrechnung  des  A  in  21,  5.  25,  7. 
20.  26  {Riehm  in  StKr,  1872  S.  304).  —  V.  8.  Das  Geheimniss 
kommt  aber  beim  längeren  Aufenthalt  Isaac's  daselbst  heraus,  ^^^k] 
das  Qal  nur  noch  bei  Ez.;  sonst  s.  Num.  9,  19.  22.  P)^I?»n]  18,  16. 
19,  28.  ■j'iVn]  8,  6.  ^K  pn::»]  scherzend  (21,  9)  mü  Reb.,  näml.  so 
wie  es  zwischen  Ehegatten,  nicht  zwischen  Geschwistern  vorkommt 
(zugleich  Anspielung  auf  den  Namen  pn^s-^).  Vrf.  dachte  sich  Is.  u. 
Reb.  dabei  wohl  im  Garten  beim  Haus  des  Königs  (Kn.),  nicht  aber 
(Böhm.)  den  König  bei  Isaac's  Haus  (!)  durch  dessen  Fensler  hinein- 
sehend. —  V.  9  f.  Abim.  tadelt  Isaac.  71?]  nun  ist  sie  ja  doch  dein 
Weib,  obwohl  du  es  anders  gesagt  hast  l\^  bei  C  auch  18,  32.  29, 
14.  44,  28  (beiß:  20,  12.  27,13.  30).  as^  tfl?ös]  Ew.  135^  ^J^wK-r«] 
34,  2.  'i"»  ^K?n]  wie  20,  9;  nur  dass  hier  bei  C  der  gesetzlich-tech- 
nische Ausdruck  ö^j<  gebraucht  ist  Wie  Cp.  20  erscheint  Abim.  auch 
hier  als  ein  gottesfürchtiger,  auf  Recht  u.  Sitte  in  seinem  Land  halten- 
der König.  —  V.  11.  Er  verbietet  sogar  bei  Todesstrafe  jegliche  An- 
tastung des  Isaac  u.  seines  Weibes.  Übrigens  spricht  dieser  V.  stark 
gegen  das  angebliche  höhere  Alter  dieser  Variation  der  Sage  vom  Ehe- 
weib {WL  Prot  338;  Kuen.  0.^  I.  228 f.)  gegenüber  von  20,  2ff  — 
V.  12 — 17.  Isaac,  in  allem  von  Gott  sehr  gesegnet  u.  an  Reichthum 
immer  mehr  zunehmend,  wird  von  den  Philistern  angefeindet  u.  weicht 
vor  ihnen  in  das  Bachthal  Gerär.  V.  12.  Ls.  säete  im  Land  Gerär  u. 
erlangte  im  selbigen  Jahr  d.  h.  da  er  säete  (auf  das  Jahr  der  Hungers- 
noth  V.  1  kann  es  sich  wegen  V.  8  nicht  wohl  zurückbeziehen,  ausser 
man  nähme  an,  dass  V.  12  einst  mit  V.  6  näher  zusammengehangen 
habe)  100  Maasse  (LXX  Pel  falsch  n^^)fv)  d.  h.  erntete  lOOföltig, 
erhielt  ganz  ausserordentlichen  Ertrag.  „Ackerbau  wird  auch  von  Jacob 
berichtet  (37,  7),  aber  nicht  von  Abraham.  Manche  arab.  Nomaden 
verbinden  ebenfalls  Ackerbau  mit  Viehzucht  (Burckh,  Syr.  430,  Bed. 
17;  Berggren  R.  L  325;  Roh.  L  85 f.;  Buckingh.  Syr.  IL  11;  Seetz. 
L  339.  409.  n.  335;  RiUer  XIV.  9 78  ff)"  Kn.  Noch  heute  kommt 
wenigstens  im  Hauran  ein  so  reichlicher  Ertrag  vor  {Burckh.  Syr.  463) 
lin.;  Weizsl.  R.Bericht  30;  ZDPV.  IX.  51.  —  V.  13 f.  So  von  Gott 
gesegnet  wurde  Isaac  fortgehend  (8,  3.  5.  12,  9)  grösser  (24,  35. 
48,  19.  2  S.  19,  33),  bis  er  sehr  gross  ward,  d.  h.  sehr  mächtig,  weil 
reich  an  Gesinde  u.  Vieh,  so  dass  die  PhiL  ihn  um  sein  Gedeihen  u. 
Glück  beneideten.  Über  Part.  sUtt  Inf.  abs.  vgl  Jud.  4,  24;  Ew.  280^. 
Die  Zusammensetzung  "ihs  ryypfi  u.  *i|?a  nag»  im  Pent  nur  noch  47,  17  f. 
•^s-T?]  noch  49,10.  niasj]  im  Pent  nur  hier,  wiederholt  Ij.  1,3; 
Sammelwort  zu  naj,  s.  zu  Jes.  3,  25.  —  V.  15  ohne  ;  cons.  ange- 


Gen.  26,  15—22.  325 

knöpft,  ist  ein  Redactionszusatz  zur  Vorbereitung  auf  V.  18.  Darnach 
wären  die  von  Abraham's  Leuten  gegrabenen  Brunnen  von  den  Phili- 
stern dem  Isaac  zerstört  worden,  um  ihm  das  Nomadisiren  in  ihrer 
Gegend  unmöglich  zu  machen.  „So  that  man  bei  Bekriegungen  (2  R. 
3,  25.  Jes.  15,  6),  u.  die  Araber  verschütten  die  Brunnen  an  der 
Pilgerstrasse,  wenn  sie  nicht  den  geforderten  Zoll  erhalten,  Troilo 
R.Beschr.  682;  Nieh.  Arab.  382"  (Kn,).  o^wb  u.  ta^K^ioj]  über  das 
suff.  masc,  auch  V.  18.  33,  13  s.  Ges.  135,  5  A.  1.  —  V.  16  an 
V.  14  sich  anschliessend.  Auch  Abim.  theilt  die  Eifersucht  u.  heisst 
den  Isaac  geradezu  fortziehen,  weil  er  ihnen  zu  gewaltig  geworden 
sei.  —  V.  17.  Veranlasst  durch  den  Befehl  des  Königs  (nicht  durch 
die  Brunnenverschüttung,  die  ja  nach  V.  18  auch  die  Brunnen  seines 
neuen  Aufentlialts  betraf)  zieht  Isaac  von  Gerär  weg  nach  dem  Bach- 
thal  Gerdr,  s.  20,  1.  „Sozom,  h.  eccL  6,  32.  9,  17  kennt  ein  Klo- 
ster iv  rsQagoig  iv  tw  %Bi(ia^^G}''  (Kn.),  'in'?^]  wie  33,  18.  — 
V.  18 — 22.  Isaac's  Aufenthalt  im  Bachthal  Gerär  u.  die  Brunnen  fr'i'^Ka 
wie  Dt  10,  6;  anders  Gen.  14,  10),  die  er  dort  grub.  V.  18.  Die 
nach  Abraham's  Tod  ton  den  Philistern  zugeschütteten  (V.  15)  Brun- 
nen seines  Vaters  grub  er  wieder  (Ges.  120,  2*)  auf,  u.  gab  ihnen 
die  allen  Namen.  Obwohl  in  der  Abrahamgeschichte  von  solchen 
Brunnen  im  W.  Gerär  nichts  gemeldet  ist,  so  ist  doch  wahrscheinlich, 
dass  R  in  einer  Quellenschrift  (B)  Notizen  darüber  hatte,  die  er  nur 
betrefifenden  Orts  nicht  mitgetheilt  hat  Da  aber  eine  andere  Quelle 
(C)  diese  Brunnen  auf  Isaac  zurückführte,  so  hat  er  in  seiner  Weise 
so  vermittelt,  wie  er  hier  angibt  Zugleich  wird  klar,  wie  er  die 
doppelte  Schöpfung  des  Namens  BeerSeba*^  (V.  33  u.  21,  31)  möglich 
dachte.  Aber  auch  die  3  Brunnen  V.  19 — 22  sollen  demnach  nicht 
ganz  neue  (De/.),  sondern  blos  erneuerte  (Ke.)  sein,  da  es  nicht  heissst: 
u.  er  fuhr  fort  zu  graben  u.  drgl.  '^»3'^aJ  "»i:??  LXX  Sam.  Vulg.  BJub. 
—  V.  19 — 21.  „Bei  zweien  von  ihnen  haben  Isaac^s  Leute  Streit  mit 
den  Hirten  von  Gerär,  welche  dieselben  für  sich  verlangen  (vgL  13,  7  f., 
auch  Ex.  2,  17;  Burckh.  Syr.  628;  Bed.  118).  Daher  nennt  er  sie 
P«?  Streit  u.  'nv^äv  Befeindung.  ü'^^n  d^ö]  lebendiges,  d.  h.  sich  be- 
wegendes, fliessendes  Wasser,  im  Gegensatz  zum  stille  stehenden,  hier 
also  Quellwasser,  vgl.  Lev.  14,  5.  Jer.  2,  13.  Zach.  14.  8.  Gant  4,  15" 
(Kn.).  —  V.  22.  Is.  zieht  von  da  weiter  (p'^rs^  12,  8)  „u.  gräbt  einen 
Brunnen,  über  den  es  keinen  Hader  gibt;  er  nennt  ihn  ^aH*;i  Weiten, 
weil  Gott  ihnen  weit  gemacht  d.  i.  Raum  verschaflit  habe,  u.  sie  frucht- 
bar sein,  d.  i.  sich  mehren  können  im  Lande."  na-n]  hinten  betont 
wegen  folgenden  ^  Ew.  63®.  193*'.  "*?]  begründend,  möglicherweise 
recitativ,  vgl.  29,  32  f.  Mit  diesem  Brunnen  stellt  man  {Kn.  a.)  ge- 
wöhnlich zusammen  die  Örtlichkeit  Ruhaibe,  etwa  3  Stunden  südl. 
von  Elusa,  8  südl.  von  BeerSeba*",  wo  es  Reste  von  Brunnen  gibt 
(Robins.l  324 ff.;  Russegg.  0169;  Pa/mer  Wüstenwand.  296 f.).  In 
Anbetracht  von  ö»»  p^s»^'«  u.  unter  Vergleichung  von  V.  23  ist  diese 
Localisirung  wohl  möglich.  Selbst  »^aa»  kann  das  von  Palm.  297  ver- 
zeichnete W.  Sutnet  er-Ruheibe  sein.     Das  W.  §utein  bei  Rob.  I.  332 

•  •  • 

ist  vielleicht  dasselbe.    '^Eseq  ist   nicht  nachzuweisen.  —  V.  23 — 25. 


326  Gen.  26,  23—33. 

Von  da  zieht  Is.  nach  BeerSeba*^  hinauf  u.  erhält  dort  in  einer  nächtl. 
Erscheinung  (s.  15,1;  häufiger  bei  B,  s.  20,3.  6.  21,  14.  22,1. 
31,  11.  24.  46,  2)  wieder  göttliche  Verheissungen:  wie  V.  5  werden 
sie  ihm  um  Abraham's  willen,  des  Dieners  Gottes  (nur  hier  so  in  der 
Gen.,  doch  vgl.  K'^aa  20,  7),  gegeben.  —  V.  25.  Die  „Gotteserscheinung 
veranlasst  Isaac,  einen  Altar  zu  erbauen,  u.  BeerSeba'  wird  dadurch 
zu  einem  Cultusort  geweiht,  s.  21,  33.  12,  7.  Dass  er  den  Altar  früher 
als  das  Zelt  errichtet,  fällt  auf*  (ITn.).  Daraus  zu  schliessen  {Kn,\ 
dass  V.  24  u.  25  bis  ^i^**  eine  Einschaltung  des  G  sei,  geht  nicht  an, 
da  gleich  nachher  sicher  der  Text  des  C  fortläuft,  vielmehr  soll  doch 
wohl  der  dauernde  Aufenthalt,  den  er  hier  nimmt,  als  Folge  der  dort 
in  der  ersten  Nacht  ihm  gewordenen  Gotteserscheinung  dargestellt  wer- 
den, lirj«  ta^-j]  12,  8.  33,  19.  35,  21.  n^s]  50,  5  (Ex.  21,  33.  Num. 
21,  18);  sonst  hier  überall  ^n  (V.  15.  18f.  21f.  32).  Dass  n^ö  an- 
graben,  ^|n  fertig  ausgraben  (Böhm.)  besagte,  ist  nicht  richtig;  eher 
ist  ^tn  ergraben,  grabend  suchen,  n^»  aushöhlen,  ausgraben  {DeL  in 
ZKW.  ni.  452).  —  V.  26—33.  Abimelekh's  Bundesvertrag  mit  Isaac 
u.  der  Grund  des  Namens  Beeräeba'^  (vgl.  21,  22 — 31).  Dass  die  Er- 
zählung hier  einfältiger  u.  darum  älter  als  21,  22  ff.  sei  {Kuen.  0.^ 
229),  ist  nicht  richtig,  denn  die  Wahrheitsversicherung  21,  27 ff.  ist 
alterthümlicher,  u.  die  Reise  des  Philisterkönigs  (!)  von  Gerär  nach  Beer§. 
in  26,  26  ist  wenig  motivirt.  V.  26.  Abim.  kommt  von  Gerär  zu 
ihm  nach  BeerS.  mit  Phikhol  (21,  22)  u.  Ahuzzath  (Form  wie  ^r^a), 
seinem  ?!?^  (im  Pent  nur  hier)  d.  h.  seinem  Freund,  „Vertrauten,  der 
ihm  rathend  u.  sonst  Dienste  leistend  zur  Seite  stand,  vgl.  1  B.  4,  5. 
1  Chr.  27,  33'*  (Kn.)  —  V.  27  s.  V.  14  u.  16.  Zu  )  in  or?«?  s. 
zu  24,  56.  —  V.  28.  Jahve  mit  dir]  21,  22.  hVk]  Eidschwur  (24, 
41)  hier  s.  v.  a.  ein  unter  feierlichen  Verwünschungen  bekräftigter 
Vertrag,  wie  Dt  29,  11.  13.  Ez.  16,  59.  irwra]  diese  Form  wohl 
absichtlich  zum  Wechsel  mit  dem  folg.  ^^Th  sonst  vgl.  42,  23.  — 
V.  29.  fi«]  wie  21,  23.  14,  23.  rt«»?]  für  ntefin,  worüber  Ges.  75 
A  17;  Ew.  224<^;  König  S.  531.  Bei  der  Angabe,  sie  hätten  ihm 
nur  Gutes  erwiesen,  ist  von  der  Fortsendung  Isaac's  (allerdings  aiV»a) 
V..  16.  27  abgesehen;  die  redactionellen  Angaben  V.  15.  18  kommen 
hier  natürUch  ;iicht  in  Betracht  Bi^»a]  V.  31.  28,  21.  du  bist  nun 
einmal  der  Gesegnete  Jahve's]  (wie  24,  31),  u.  darum  ist's  wün- 
schenswerth,  mit  dir  im  Wohlvemehmen  zu  stehen.  —  V,  30 — 33. 
„Die  Gäste  u.  Isaac  halten  zusammen  eine  Bundesmahlzeit  (s.  31,  54) 
u.  leisten  am  andern  Morgen  einander  den  Bundeseid,  worauf  jene,  von 
Isaac  geleitet,  nach  Gerär  zurückkehren.  Am  selben  Tage  erhält  Is. 
die  Nachricht,  dass  die  den  Brunnen  V.  25  grabenden  Knechte  Wasser 
gefunden  haben;  er  nennt  daher  den  Brunnen  n^^io  d.  i.  Schwur  nach 
dem  Vrf.,  der  das  Wort  mit  wa»  gleich  nimmt  Daher  der  Name 
Beeräeba^  über  dessen  Entstehung  21,  31  eine  andere  Sage  gibt"  (Kn,), 
J^ii«  hy]  21,  11.  25. 


Gen.  26,  34flF.  327 

3.  Veranlassung  zu  Jacob's  Wanderung  in's  Stromland  und  Jacob's 
Segnung  durch  Isaac,  Cap.  26,  34 — 28,  9,  aus  A  und  BC» 

Esau  nimmt  2  hettitiscke  Weiber,  zum  Verdruss  der  Eltern  26, 
34  f.  Jacob  betrügt,  unter  Mitwirkung  der  Mutter,  den  Esau  um  den 
väterL  Segen,  u.  muss,  um  der  Rache  Esau^s  zu  entgehen,  sich  zur 
Wanderung  nach  Qarran  entschliessen  27,  1 — 45.  Isaac  schickt,  auf 
der  Rebecca  Veranstaltung,  den  Jacob  nach  Paddan  Aram,  um  sich 
dort  ein  Weib  zu  holen,  worauf  Esau  noch  eine  Tochter  iSmael's  hei- 
rathet  28,  1 — 9.  —  Von  diesen  3  Abschnitten  schliessen  sich  der 
erste  u.  der  letzte  (26,  34  f.  u.  28,  1  ff.)  unter  sich  zusammen,  u.  ent- 
halten das  Referat  des  A  über  Anlass  u.  Zweck  der  Wanderung  Ja- 
cob's, was  aus  der  Schmucklosigkeit  der  Erzählung,  der  chronol.  An- 
gabe 26,  34,  den  Ausdrücken  i^d  nSaa  28,  1.  6.  8,  ta;«  i^b  2.  5  ff., 
•»^ip  Vk  u.  b'*»??  ^»3)?  3,  B'''?a'?  u.  B'^n'^K  4,  ■'«?'^«5  5  zweifellos  folgt 
(fuch,  Kn.  Hupf.' Sehr.  Kay,  Wl.)/  Der  Vers  27,  46  (s.  d.)  leitet 
zu  28,  Iff.  hinüber  (vgL  auch  28,  7  iö«-^»")),  —  Zwischen  diesen 
Nachrichten  ist  die  ausführl.  Erzählung  über  die  Erschleichung  des 
väterl.  Segens  durch  Jacob  27,  1 — 45  eingeschoben,  welche  nicht 
blos  Jacob's  Auswanderung  anders  (mit  Jacob's  Betrug  u.  Esau's  Hass) 
motivirt,  u.  von  dem  väterl.  Segen  selbst  eine  abweichende  Darstellung 
gibt,  sondern  auch  durch  die  Angabe  von  Isaac's  Alter,  Todesnähe  u. 
Blindheit  If.  7.  10.  41  zu  A  (bei  welchem  Is.  damals  noch  nicht 
viel  über  die  Mitte  des  Lebens  stand)  nicht  stimmt  Schon  darum 
muss  diese  Erzählung  von  einem  andern  Vrt  als  A  sein,  bei  dem 
auch  von  einer  Verfeindung  der  beiden  Brüder  nirgends  die  Rede  ist 
Die  spracht  Zeichen  bestätigen  das.  Die  meisten  {Tuch  Kn.  Hupf. 
Sehr.  Kay.)  schrieben  dieses  Stück  dem  G  zu.  Aber  nach  Gp.  32 
(s.  d.)  u.  35,  3.  7  hat  auch  B  die  Flucht  des  Jacob  vor  Esau  be- 
richtet, u.  das  Stück  selbst  enthält  {Wl.  XXI.  422  ff.)  mehrfache  Du- 
bletten, nam.  in  24—27«-  neben  21—23;  30»  u.  30^;  35—38  neben 
33  f.;  44^  u.  45^;  es  muss  darum  {Wl»)  aus  B  u.  G  zusammenge- 
setzt sein.  Gewiss  waren  die  Berichte  beider  einander  sehr  ähnlich, 
u.  R  konnte  sich  darum  begnügen,  einige  sachl.  Differenzen  beider  ein- 
zuarbeiten. Ganz  genaue  Scheidung  zwischen  beiderlei  Bestandtheilen 
ist  nicht  mehr  möglich;  auf  G  weisen  hin  zB.  trrrr>  7.  20.  27,  njon 
20,  nVa  ^cKö  30,  SaVa  ^ök  41,  das  Haus  15,  'ai  ^■>^'^«  29*»  (12,  3); 
auf  B  zB.  B^^Kn  28;'  TI«  13  (gegen  19,  8.  24,  8)  30;  bjö»  4.  33 
(gegen  ^atiV  7.  10),  "^wa  4.  19.  31  (gegen  )yq\  24);  ittjn  16.  42, 
^Spa  yttü  8.  13.  43,  die  Art  der  Anrede  1^  18  (wie  22,  2.  7.  11. 
31,  11;  WL);  ik»-i3^  33 f.  (wenigstens  sonst  nie  bei  G).  Diesen 
Zeichen  nach  wird  ^B.  V.  7.  15.*  20.  24—27.  29^.  30»  (bis  af^^r'^^). 
35—38.  45  auf  G,  dagegen  1^.  4^  8».  11—13. 16. 18.  19.  21—23. 
28.  30^.  31^  33  f.  39.  42.  44  auf  B  zurückgehen.  Wenig  anders 
analysiren  KS.,  KilL  127.  139;  BWBacon  (Hebr.  VII,  2  S.  143  ff.). 
—  Grund  u.  Zweck  der  Erzählung  ist,  zu  erklären,  wie  Jacob  dem 
Erstgebornen  den  Vorrang  abgewinnen,  also  nam.  das  bessere  Land 
u.  die  grössere  Macht,  sogar  die  Oberherrschaft  über  den  Bruder  er- 


328  Gen.  26,  34---27,  5. 

langen  konnte.  Sie  erklärt  es  aus  dem  ySlerl.  Segen  (insoweit  ähn- 
lich wie  A  in  28,  3  f.),  vgl.  S.  158.  Dieser  Segen  wird  aber  durch 
Betrug  erschlichen,  entsprechend  dem  Namen  Jacob  als  des  Listigen. 
Es  kann  auffallend  ei-scheinen,  dass  ein  Schriftsteller  von  der  ethischen 
Feinheit  des  C  eine  derartige  Volkssage  ohne  ein  Wort  der  Missbilli- 
gung erzählen,  u.  einem  auf  diese  Weise  erschlichenen  Segen  Bedeu- 
tung beilegen  kann.  Aber  offenbar  vollzieht  sich  fOr  den  Vrf.  in  dieser 
Segnung  Jacob's  ein  höherer  Wille.  Gott  wollte  den  Jacob  über  Esau 
erhöhen  (so  zeigt  es  ja  die  Geschichte  der  beiden  Völker  bis  auf  die 
Zeit  des  Vrf.).  Solchen  Willen  auszuführen  benützt  Gott  auch  die 
Sünden  der  Menschen  (50,  20);  Isaac,  der  wider  Willen  Jacob  statt 
Esau  segnet,  ist  nur  Werkzeug  Gottes,  u.  die  Vomeigung  der  Rebecca 
für  Jacob  hat  bei  G  durch  25,  23  eine  tiefere  Begründung.  Aber  ihre 
betrügliche  List  u.  des  Sohnes  Sünde  bleiben  auch  nicht  ungestraft; 
schon  der  Nachsegen  Esaus  (V.  40),  noch  mehr  die  Flucht  Jacob^s, 
die  Trennung  der  Mutter  vom  Sohn,  die  vielen  Kämpfe,  Ängste,  Ent- 
täuschungen u.  Demüthigungen,  welche  sofort  für  Jacob  folgen,  sind 
gerechte  Strafen  für  jene  Sünden,  zugleich  Erziehungsmittel,  durch 
welche  ihm  der  unlautere  Sinn  abgethan  u.  ein  würdiger  Träger  der 
Verheissung  aus  ihm  herausgebildet  werden  soll.  Insofern  ist  der  Vor- 
gang hier  der  fruchtbare  Anstoss  zu  der  folg.  Erziehungsgeschichte 
Jacob's.  Für  Isaac  freilich  ist  es  weniger  ehrenvoll,  dass  er  gegen 
seinen  Willen  Gottes  Zwecke  fördern  muss,  aber  er  ist  ja  überhaupt 
in  der  Sage  nur  das  schwächere  Nachbild  Abraham's. 

Cap.  26,  34  f.  Esau  heirathet  in  seinem  40.,  also  in  Isaac's  100. 
Jahr  (25,  26)  2  Uettiterinnen;  über  sie  s.  zu  36,  2  f.  Sie  wurden 
für  die  Eltern,  welche  keine  Vermischung  mit  den  Landeseingebomen 
wollten,  eine  BiUerkeil  des  Geistes j  Gegenstand  schmerzlichen  Un- 
muths  u.  Herzeleides.  r^^H  19,  33.  27,  1.  —  Cap.  27.  V.  1—4. 
Isaac  alt,  fast  erblindet,  dem  Tode  nahe,  fordert  Esau  auf,  ihm  ein 
Wildbret  zu  jagen  u.  zu  bereiten,  damit  er  dann,  nach  dem  Genuss 
seines  Lieblingsessens  (25,  28),  ihm  den  Segen  ertheile.  seine  Augen 
erloschen]  wurden  matt  (Dt.  34,  7.  Zach.  11,  17),  vom  Sehen  weg 
(16,  2.  23,  6),  so  dass  sie  nicht  mehr  sahen  (vgl.  48,  10  ff.).  Die 
Blindheit  Isaacs  ist  bei  B  u.  C  Voraussetzung  für  die  Ausfülirbarkeit 
des  Betrugs.  »3"*^-^^^]  s.  12,  11.  "»^J^]  „nur  hier,  von  ruht^  hängen, 
eig.  das  Oehänge,  nam.  der  Köcher,  welcher  umgehangen  wird  (LXX 
Vulg.,  GrVen.^  Tg  Jon.,  IE.  QL),  nicht  das  Schwert  {Onk.  PeS.  Pers,, 
ArErp.,  Rai,),  welches  angegürtet  wird.  Bogen  u.  Pfeile  waren  die 
gewöhnl.  Jagdwaffen  der  Hebräer  (Jes.  7,  24)."  nn-^at]  sonst  Zehrung, 
hier  aber  Einzelwort  {Tuch;  Ew,  176*)  zum  collect  T?,  welches 
V.  5.  7.  33  steht,  u.  nach  dem  Qer6  auch  hier  gelesen  werden  soll. 
tTttJüte]  eig.  Schmackhaftes  d.  i.  Leckergericht  (Prov.  23,  3.  6).  Durch 
das  Essen  befriedigt  u.  wohlgestimmt  will  dann  Isaac  die  Segnung 
ertheilen.  '^wal  19.  31.  21,  30.  46,  34;  (V.  10  "^w  wa;  25 
)^il)'  —  V.  5 — 13.  Reh.  hört  den  väterl.  Auftrag  mit  an  u.  fordert 
Jacob,  um  ihm  den  Segen  zuzuwenden,  auf,  ihr  2  Ziegenböckeben  zu 
holen,  die  sie  wie  Wildbret  zubereiten  will  u.  er  dem  Vater  bringen 


den.  27,  5—24.  329 

soll."  a  Mto»]  wie  1  S.  17,  28.  «"^anV]  nach  V.  4  u.  7;  LXX:  i-^nKV. 
—  V.  6.  lÄr  So/in]  u.  V.  h  sein  Sohn;  „wie  auch  wir  sagen:  des 
Vaters,  der  Mutter  Sohn  d.  i.  Liehling,  vgl.  25,  28",  aber  LXX  hier 
Tov  vtov  avrijg  xov  ikdodo),  —  V.  7.  ''^'»  i?»^]  Jova  praesenle  ac  teste 
1  S.  23,  18.  Stade  (ZATW.  XI.  182)  meint,'  es  werde  damit  ein  Jah- 
vebild  im  Hause  Isaacs  vorausgesetzt  —  V.  8*  s.  43*.  13;  \>yp:i  a^tow 
sclu'eibt  B,  D,  R.  In  V^  ^««^  auf  das,  was  ich  gebiete,  wie  sonst 
h  5«3tt?  bei  C  (3,  17.  16,  2).  "»lina]  Ew.  212^  ich  mache  sie  als 
Leckergericht]  bereite  (18,  7  f.)  sie  zu  einem  solchen,  Ges.  117,  5,  c. 
„Das  Gericht  ist  sehr  reichlich,  um  das  Oberhaupt  der  Familie,  welches 
segnen  soll,  zu  ehren  (18,  6.  43,  34).  —  V.  11  f.  Der  vorsichtige  Ja- 
cob hat  nur  das  Bedenken,  dass  Isaac  ihn,  der  an  Hals  u.  Händen 
nicht  wie  Esau  (25,  25)  rauch,  sondern  glatt  ist,  durch  Betastung  er- 
kennen u.  als  einen,  der  mit  dem  halbblinden  Vater  seinen  Spott  treibe 
(von  ^r),  verwünschen  werde.  Bios  als  Spötter,  nicht  als  Betrüger, 
fürchtet  er  behandelt  zu  werden,  weil  er  nur  die  Absicht  eines  Scherzes 
bekennen  würde"  (ITn.).  Rebecca  aber  nimmt  seinen  Fluch  (vgl.  16, 5) 
d.  h.  die  Folgen  des  Fluchs  über  ihn  auf  sich,  weil  sie  nach  25,  23 
überzeugt  ist,  dass  Jacob  den  Segen  haben  muss  u.  wird.  —  V.  14 — 17. 
„Sie  bereitet  die  Böckchen,  lässt  Jacob  die  Feierkleider  Esau's  anthun, 
überzieht  seinen  Hals  u.  seine  Hände  mit  Ziegenfell,  u.  sendet  den  so 
ausgestatteten  mit  Essen  zum  Vater.  Zu  m*"i^>i  Kostbarkeiten  ist  "«naa 
zu  wiederholen;  gemeint  sind  Esau's  bessere  Kleider  (Jud.  14,  12 f.), 
die  bei  festl.  Anlässen  angezogen  wurden'^  (nach  den  Juden  in  Hier, 
quae.  Esau's  Priesterkleider);  „sie  dufteten  nach  den  Gefilden  (V.  27), 
während  die  Jacob's  nach  der  Heerde  rochen.  Der  Jahvist  redet  von 
einem  Hause  (nicht  Zelt)  des  Isaac,  wie  er  19,  2  ff.  auch  Lot  in  So- 
dom  ein  solches  bewohnen  u.  33,  17  Jacob  eines  zu  Sukkoth  erbauen 
lässt"  (jffh.).  itDi^n  was]  scheint  (nach  29,  16.  18)  aus  B  zu  stammen, 
wie  ganz  V.  16  (weil  bei  B  der  blinde  Vater  die  Probe. durch  Be- 
tastung macht).  —  V.  18 — 29.  Jacob  fuhrt's  aus,  besteht  die  Prüfung 
u.  erhält  den  Segen.  V.  18.  Kh«i]  Ka;i  LXX  Vulg,  —  V.  20.  '^nfcij 
zur  Umschreibung  unseres  Adverbs,  wie  ^'^'o  26,  18.  n*ij?n]  24,  12.  — 
V.  21  ff.  der  Argwohn  Isaac's,  welchen  das  zeitige  Erscheinen  u.  die 
Stimme  des  angeblichen  Esau  erregten,  wird  durch  die  Betastung  des- 
selben beseitigt,  ins^ia'^i]  nicht:  u.  er  begrüsste  ihn  (47,  7.  10.  2  R. 
Ai  29)  mit  einem  Segenswunsch  {Kn),  was  nach  der  bisherigen  Ver- 
handlung keinen  Sinn  mehr  hat,  sondern:  u.  so  segnete  er  ihn  denn. 
Man  erwartet  jetzt  den  Segen  selbst.  —  V.  24 — 27*.  Statt  dessen 
wird  erzählt,  wie  Isaac,  durch  die  Versicherung  Jacobs  beruhigt,  die 
Mahlzeit  nimmt,  u.  durch  Essen,  Trinken,  Kuss  u.  Geruch  der  Kleider 
Jacobs  wohlgestimmt  den  Segen  ertheilt.  Obwohl  dies  alles  als  Fort- 
setzung an  V.  21 — 23  sich  nicht  übel  anschliesst,  zeigt  doch  das 
schUessende  '»'^?!^3!'_^  (vgl.  23^),  dass  hier  aus  einer  andern  Quelle  etwas 
nachgeholt  wird,  u.  zwar  nach  den  damit  zusammenhängenden  27^ 
(nin-j  u.  15  (n-'a)  aus  C;  beachte  auch  \^^  25  gegen  *^w^3  4.  19. 
31.  —  V.  24.  du  da  (V.  21)  bist  mein  Sohn  Esau?  (ohne  Frag- 
wort wie  18,  12;  s.  Ges.  150,  1).     Er  bejaht  die  Frage  einfach,  s. 


330  Gen.  27,  25-^33- 

schon  V.  19.  —  V.  25.  ^^  '^^'a]  -»aa  -pisö  LXX  Vulg.  BJüb.  — 
V.  26.  n)?»j]  s.  2, 12.  —  V.  27^—29.  Der  Segen  selbst,  nach  nin;? 
27^  'ai  ^■>?!!«  29*»  aus  C,  nach  o''??^»  28  u.  'n:}^  29*  aus  B  zu- 
sammengesetzt. Er  ist,  der  gehobenen  Stimmung  entsprechend  (4, 
23  f.  9,  25  f.  14,  19  f.  24,  60)  dichterisch  gehalten.  Von  dem  zu- 
letzt aufgenommenen  sinnl.  Eindruck  ausgehend,  „findet  er  den  Ge- 
ruch seines  Sohnes,  der  als  Jager  die  Gefilde  durchstreifte  (25,  27), 
wie  den  Geruch  eines  Feldes,  das  Jahve  gesegnet  d.  i.  mit  herrl. 
Pflanzen,  insbesondere  duftreichen  Krautern  u.  Blumen  (Hos.  14,  7. 
Gant.  4,  11)  reichlich  ausgestattet  hat"  {Kn).  nn»]  +  k^ö  Sam.  LXX 
Vulg.  —  V.  28.  An  diesen  Gedanken  anknüpfend,  wünscht  er  ihm 
zunächst  ein  solches  Land,  in  welchem  Thau  vom  Himmel  u.  frucht- 
barer Boden  der  Erde  zusammenwirken  zu  einem  reichl.  Ertrag  von 
Korn  u.  Most  Er  meint  Kenaan,  über  dessen  grosse  Fruchtbarkeit  s. 
Ex.  3,  8  u.  Win.^  U.  188.  )r!:]  optaU,  nicht  futur.,  vgl.  nw  V.  29. 
Vüö]  1»  partit.  wie  4,  4.  28,  11.  30,  14.  „Der  Thau  vertritt  in  Pal. 
während  des  regenlosen  Sommers  den  Regen  u.  bedingt  hauptsächlich 
die  Fruchtbarkeit  der  Witterung,  ist  daher  hier  statt  derselben  ge- 
nannt, vgl.  49,  25.  Dt  33,  13.  28.  Hos.  14,  6.  Zach.  8,  12"  {Ktu). 
^iiyöis]  nicht  von  )'ow^  Dan.  11,  24,  sondern  des  Sinnes  u.  des  Par- 
allelismus wegen  nothwendig  ==  1?»^  {Ew.  83*)  von  fetten  d.  h. 
fruchtbaren  (Jes.  5,  1.  28,  1)  Örtern  oder  FeUgefilden  der  Erde  einen 
Theil.  —  V.  29.  Der  2.  Wunsch  geht  auf  die  künftige  Stellung 
Jacobs  unter  den  Völkern.  b'^%2kV]  25,  23.  dienen  müssen  dir  Na- 
tionen u.  sich  dir  niederbeugen  Völker]  dir  unlerthaa  sein  u.  huldi- 
gen; dies  geschah  seit  Josua,  mehr  aber  seit  David,  innv*"]  anomal 
für  iinn»«»,  wie  43,  28.  sei  ein  Herr  deinen  Brüdern  u,  nieder- 
beugen müssen  sich  dir  die  Söhne  deiner  Mutter]  „bei  dieser  Herr- 
schaft ist  natürlich  an  Jacob's  Nachkommen  zu  denken,  daher  bei 
seinen  Brüdern  an  Esau's  Nachkommen,  die  Edomiter.  Sie  wurden 
unter  David  unterworfen  (2  S.  8, 14.  1  R.  11,  15  f.  Ps.  60,  2)  u.  blie- 
ben lange  unter  isr.  HeiTschaft,  s.  V.  40"  (Kn,),  Zum  rhythm.  Wechsel 
von  T"«  u.  T'a**  ''^  vgl.  Ps.  50,  20.  ninj  nordpalästinisch  (Jes.  16,  4) 
u.  späthebr.,  im  Pent  nur  hier  (doch  vgl.  Ex.  3,  14),  obwohl  Sam, 
es  auch  Gen.  12,  2.  24,  60  u.  s.  hat  Auch  das  masc.  "^""^ft  nur  noch 
poetisch  hier  u.  V,  37  erhalten.  —  Der  3.  Wunsch,  dass  fortan  Fluch 
u.  Segen  über  die  Leute  sich  nach  ihrer  Stellung  zu  Jacob  richten 
solle,  wie  12,  3.  Zu  ^i^k  u.  'n'»*^a  im  Sing.  vgl.  Ex.  31,  14.  Lev.  19,  8. 
Num.  24,  9.  Dt  7,  10  {Ges,  145,  5).  —  V.  30—40.  Gleich  darauf 
kommt  Esau,  aber  zu  spät.  Er  kann  mit  Bitten  u.  Flehen,  da  Is. 
seinen  Segen  unwiderruflich  vergeben  hat,  nur  noch  einen  Nachsegen 
erlangen.  V.  30.  Nachdem  R  in  V.*  mit  Worten  des  C  (vgl.  nVs 
18,  33.  24,  15.  19.  22.  45.  43,  2)  angefangen  hat,  fugt  er  V.^  aus 
B  eine  noch  genauere  Zeitbestimmung  hinzu.  l\»]  nur  eben  d.  h. 
kaum  hinausgegangen  war  Jacob,  da  kam  Esau,  Ew.  341^.  —  V.  33. 
Isaac,  bei  Entdeckung  des  Betrugs,  erschrickt  heftig,  kann  aber  nichts 
ändern,  er  wird  auch  gesegnet  sein  (bleiben),  ea  am  Anfang  wie 
44,  10.  1  S.  12,  16.  28,  20.    „Der  Vrf.  betrachtet  die  Patriarchen  als 


Gen.  27,  33—39.  331 

Goltesmänner  (15,  1.  20,  7)  u.  legt  ihren  Aussprüchen  dieselbe  Wir- 
kung bei,  wie  den  Gottessprüchen  der  Profeten.  Ein  ausgesprochenes 
Gotteswort  gilt  als  eine  Kraft,  die  unausbleiblich  u.  unabänderlich  das 
wirkt,  was  das  Wort  besagt;  Gottes  Wort  kann  nicht  unwirksam  sein, 
vgl.  9,  18  ff.  Num.  22,  6.  2  R.  2,  24.  Jes.  9,  7  f."  (Kn.),  Isaac  sieht  es 
als  Gottes  Willen  an,  dass  es  so  kommen  musste;  er  wird  nicht  zornig, 
sondern  fügt  sich  in  Geduld.  Väö]  KS,  vermuthen  Vb».  nKtt-ny]  im 
Pent.  nur  hier  u.  V.  34.  —  V.  34.  Zum  Anfang  ohne  Copula  vgl.  44,  3. 
Wahrscheinlich  aber  ist  -^n^i  (24,  30.  52.  29,  13.  39, 13.  15.  19) 
nach  LXX  Sam,  (Schum.  Tuch)  vom  einzusetzen  (nach  ^"»rr^  33  konnte 
es  leicht  ausfallen).  Dass  aus  urspr.  '»fi"'*'  •j'i'^a  tw  ins^sKi  die  jetzige 
Lesart  geworden  {Hitz.  Bgr.  d.  Krit.  127)  oder  gemacht  {Geig,  ürschr. 
377)  sei,  ist  nicht  wahrscheinlich,  weil  u.  ich  habe  ihn  auch  wirk- 
lich gesegnet  nicht  genügt  (DeL^).  „Ob  der  Erklärung  des  Vaters 
betrübt  sich  Esau  heftig,  lüiit  nationaler  Befriedigung  malt  der  Vrf. 
die  grosse  Noth  aus,  welche  damals  der  Stammvater  des  Edomilervolks 
empfand"  (Kn.).  segne  auch  mich]  V.  38.  4,  26.  Num.  14,  32;  Prov. 
22,  19  {Ges.  135,  2).  —  V.  35—38  knüpft  wieder  an  V.  32  an  u. 
holt  das  Referat  des  G  nach,  um  die  diesem  eigene  Rückbeziehung 
auf  25,  29 — 34  u.  zugleich  seine  Deutung  von  ^p?^  beizubringen. 
V.  36.  Esau  bemerkt,  nicht  ohne  Grund  habe  man  seinen  Bruder 
apy*^  benannt,  was  hier  (anders  25,  26)  im  Sinn  von  Üherlisler^  Hin- 
terlistiger gefasst  ist.  ""sn]  isCs  dass  man  benannt  hat?  (wie  29,15; 
Ew.  324^)  d.  h.  hat  man  ihn  wohl  darum  Jacob  benannt,  dass  er 
mich  belistete,  belisten  musste,  nun  d.  h.  schon  (31,  38.  41)  zweimal. 
Vgl.  25,  31  ff.  —  V.  37  f.  „Auf  Esau  s  Frage,  ob  er  ihm  nicht  einen 
Segen  auf  die  Seite  gethan  d.  h.  aufgehoben  habe,  sagt  er  ihm,  dass 
er  Jacob  zum  Herrn  Esau's  bestellt,  alle  seine  Brüder,  d.  h.  die  Edo- 
miten  ihm  zu  Knechten  gegeben,  u.  ihm  das  fruchtbarste  Land  ver- 
liehen habe"  (^^0)  ^^^  sollte  da  noch  übrig  sein?  t{^&]  c.  dupL 
Acc,  Ew,  283»>  (Ps.  51,  14;  Jud.  19,  5).  n^h]  3,  9.  —  V.  38.  Eine 
Widerrufbarkeit  des  Segens  setzt  auch  Esau  nicht  voraus,  meint  aber, 
dass  es  mehr  als  einen  Segen  gebe.  ^ip  kto]  wie  21,  16.  29,  11. — 
V.  39  f.  So  lässt  sich  Is.  zu  einem  Nachsegen  bewegen,  der  aber  mehr 
Unsegen  als  Segen  ist,  eben  darum  nicht  wunschweise,  sondern  weis- 
sagend gesprochen.  „Er  gebraucht  die  bei  Jacob  gebrauchten  Aus- 
drücke, aber  in  anderer  Wendung"  (vgl.  40,  13  mit  19,  Tuch).  Denn 
l»?  ist  hier  nicht  partit  {Vulg,  Luth.  a.),  sondern  privativ  (wie  Num. 
15,  24.  Prov.  20,  3.  Ij.  11,  15.  21,  9  u.  s.),  wie  aus  V.  37  u.  40  klar 
ist  {Tuch  Bmg.  Kn.  Ew.  DeL).  weg  von  den  Fettgegenden  der  Erde 
wird  dein  Wohnsitz  sein,  u.  weg  vom  Thau  des  Himmels  von  oben 
(49,  25)]  „du  wirst  entfernt  u.  ausgeschlossen  von  den  Ländern  er- 
giebigen Bodens  u.  fruchtbarer  Witterung  wohnen.  Dabei  ist  beson- 
ders an  Palästina  gedacht,  aus  welchem  Esau  auf  das  Gebirge  Se'^ir 
zog  (36,  8).  Dieses  letztere  war  im  allgemeinen  ein  dürres,  felsiges, 
unfruchtbares  Gebiet  Ausserhalb  der  Umgebung  Petra's  %(iQci  S^rifiog 
rj  TtXslarriy  xal  fiaXiöxa  iJ  nqog  'lovdalu,  Slrab.  16,  4,  21.  Als 
pi^av    T^v   jiicv  iQfi^ov,  xriv  6s  awÖQOVy    oUytiv  öl  KaQnoipoQOv 


332  Gen.  27,  39—45. 

bezeichnet  das  nabatäische  Land  Diod.  2,  48.  Nach  Shaw  R.  376  f. 
ist  Edom  eine  einsame  leere  Wüste,  u.  nach  Burckh.  Syr.  723  kann 
man  die  hohe  Ebene  nördlich  von  Akaba  iuglich  eine  steinige  Wüste 
nennen"  (JSTn.).  Nur  um  den  allgemeinen  Unterschied  des  Wohnlandes 
Edom's  von  Pal.  kann  es  sich  hier  handeln;  dass  dasselbe  auch  frucht- 
bare Wadi's  hat  (zB.  Rohins,  III.  103),  wie  Pal.  unfruchtbare,  kommt 
nicht  in  Betracht.  Mal.  1,  3  gehört  aber  nicht  hierher.  —  V.  40.  Um 
der  Unfruchtbarkeit  des  Landes  willen  wird  er  auf  seinem  Schwert 
lehen  d.  h.  „seinen  Unterhalt  auf  das  Schwert  gründen  (Dt  8,  3.  Jes. 
38,  16),  von  Krieg,  Raub  u.  Freibeuterei  leben.  Ähnlich  iSmael 
16,  12  u.  noch  heute  die  Stdmme  im  alten  Edomiterland,  Burckh, 
Syr.  826;  Ritter  XIV.  966  ff.  {Kn.),  Endlich  wird  zwar  die  Unter- 
werfung unter  den  Bruder  nicht  zurückgenommen,  aber  doch  (u.  das 
ist  schlimm  für  Jacob)  eine  Beschränkung  ihrer  Dauer  zugestanden: 
wann  du  dich  anstrengst,  wirst  du  sein  Joch  von  deinem  Halse 
(Jes.  10,  27)  brechen.  Näml.  "t*»^  bezeichnet  zwar  das  herren-  u. 
zügellose  Umherschweifen  (Jer.  2,  31.  Hos.  12,  1),  aber  das  gibt  hier, 
auch  wenn  man  ^w«?  durch  Num.  27,  14  deckt  {Kn.  Del),  keinen 
Sinn,  weil  mit  „Schweifen"  ein  Joch  nicht  gebrochen  wird,  u.  „Frei- 
schweifen'* schon  die  Folge  voraussetzt;  besser  wäre  „widerspenstig 
sein"  (Tuch,  Hupf,  zu  Ps.  55,  3),  aber  widersetzlich  ist  am  Ende 
jeder  Unterjochte  u.  wird  doch  nicht  frei;  also  vielmehr  (trotz  Nöld. 
ZDMG.  XXXVIL  540)  Läufe  d.  i.  Anstrengungen  machen,  streben  vgl. 
Cfii  und  iW»^^s,  sowie  arab.  rdda  IV  (de  Dieu  zu  Jer.  2;  Ros,-, 
Win,  im  Lex.,  Ew.  G.^  L  159).  Schütteln  (Hgst.  Ke)  bedeutet  das 
Wort  nicht  Die  alten  ßbers.  dachten  an  t^'?'^^,  ^^Jj  T!^i  hatten  aber 
keine  andere  Lesart  als  ""•'^^  oder  '^'^^ ;  das  ^""^^^  des  Sam.  (auch  BJub.) 
ist  sichtbar  blosse  Correctur  (s.  Ges.  de  Pent.  Sam.  38).  Dieser  Theil  des 
Nachsegens  zielt  auf  die  Zeiten  von  König  Joram  an,  unter  dem  sie  sich 
zuerst  von  Juda  frei  machten  (2  R.  8,  20  ff.);  unter  Amasja  (2  R.  14,  7), 
Uzzia  u.  Jotham  (2  R.  14,  22.  Jes.  2,  16.  16,  1.  5)  wurden  sie  zwar 
wieder  unterworfen,  aber  unter  Ahaz  (2  R.  16,  6)  kamen  sie  ganz 
frei.  —  V.  41 — 45.  Die  nächsten  Folgen:  tödtlicher  Hass  Esau's 
gegen  Jacob  u.  Weisung  der  Rebecca  an  Jacob,  nach  Harran  zu  fliehen. 
V.  41.  Qta^j]  50,  15  (bei  B).  die  Tage  der  Trauer]  nicht:  des  Vaters, 
als  wollte  er  durch  Ermordung  des  Bruders  sich  auch  am  Vater 
rächen  (Luth,),  sondern:  um  den  Vater-,  den  Tod  des  Vaters,  der  ja 
(V.  4.  7)  nahe  ist,  will  er  noch  abwarten,  um  dem  Vater  nicht  das 
Herzeleid  zu  machen,  aber  noch  in  der  üblichen  Trauerzeit  (24,  67) 
will  er  den  Bruder  umbringen,  "ia^  ^^n]  vgl.  8,  21.  —  V.  42  f. 
„Esau  sprach  wohl  auch  laut  von  seinem  Vorhaben.  Daher  erfuhr  es 
Rebecca."  Acc.  beim  Pass.  s.  4,  18;  zum  Hithp.  tstarn  sich  durch 
Rache  Befriedigung  verschaffen  vgl.  das  Niph.  Jes.  1,  24.  "3*^^]  11,  31. 
—  V.  44.  „Nur  einige  Tage  d.  i.  eine  ganz  kurze  Zeit  soll  er  in 
Harran  bleiben.  Sie  spricht  verkleinernd,  um  ihn  desto  eher  zu  be- 
wegen." ts-^tns«]  wie  29,  20.  (anders  11,  1)  Dan.  11,  20.  —  V.  45. 
':i  ai»»-T?,  als  blosse  Erklärung  von  44^  unnöthig,  scheint  nicht  seiner 
selbst   wegen,  sondern  wegen  seiner  Fortsetzung  'ai  »iswi  von  R  aus 


Gen.  27,  45—28,  9.  333 

der  andern  Quelle  aufgenommen.  t32^3t&  d^]  sie  würde  beide  an  einem 
Tag  d.  i.  zu  gleicher  Zeit  verlieren,  sofern  Esau  als  Mörder  der  Blut- 
rache (9,  6)  verfallen  wäre.  —  V.  46  leitet  zu  28,  Iff.  hinüber  u. 
ist  wohl  von  R  eingefügt  {Böhm.,  Kuen,  0.^  315;  KS),  „Reb.  äussert, 
sie  sei  wegen  der  hettit  Weiber  Esau's  des  Lebens  überdrüssig,  u. 
wenn  auch  Jacob  solche  nehme,  so  wünsche  sie  gar  nicht  zu  leben^' 
{Kn.),  Deutlich  ist  hier  die  Rückbeziehung  auf  26,  34  f.  Aber  dass 
die  Bemerkung  von  A  {Kn»  Sehr.  Kay.  Wl.  Eilt.),  oder  gar  aus  A  u.  C 
(Del.^)  stamme,  folgt  daraus  noch  nicht,  ebensowenig  aus  mh  niaa 
(s.  zu  23,  3)  u.  TtJ^v?  ^^^^  (wie  34,  1),  was  auch  R  nach  A  schreiben 
konnte  (wogegen  die  Ausdrücke  des  G  in  24,  3.  37),  während  A  in 
28,  1.  6.  8.  36,  2  durchaus  ')?as  Haa  hat  Vielmehr  waren  aber  nach 
26,  35  diese  Esauweiber  beiden  Eltern  ein  Herzeleid,  u.  die  Initiative 
der  Reb.  ist  zwar  ganz  im  Sinne  der  Erzähler  Gp.  27,  aber  bei  A  han- 
delt Isaac  selbständig  28,  1  ff.,  u.  ü-^^n  -h  'niah  ist  nach  25,  22  gebildet, 
„Übrigens  ist  erst  rn  naa^a  u.  dann  noch  pN?i  riaa^  sehr  anstössig; 
die  LXX  lassen  das  erste  weg."  {Olsh.).  —  Gap.  28,  1 — 9.  Die  Sen- 
dung Jacobs  nach  Paddan  Aram  zur  Verheirathung  u.  die  Segnung 
desselben  durch  Isaac,  nach  A.  —  V.  1.  Is.  ertheilt  dem  Jacob  Segen 
u.  Auftrag,  l?!?  ^l"i3a]  s.  24.  3.  —  V.  2.  d;k  nant]  25,  20;  zum  st  c. 
(wie  sofort  rtn-a)  vgl.  20,  1;  zu  -r  14,  10;  zu  der  Betonung  des  t^— 
vor  K  Ew.  216^  u.  63®;  ebenso  ng^  27,  45,  nan  29,  21  u.  a.  — 
V.  3  f.  „Der  Segen  besteht  darin,  dass  Gott  ihn  mit  Fruchtbarkeit  u. 
zahlreicher  Nachkommenschaft  beglücken,  u.  ihm  u.  seinen  Nachkommen 
das  dem  Abr.  verliehene  Land  geben  möge."  "^-tt?  Vn]  17,  1.  d^ö^  Vnp] 
wie  noch  35,  11.  48,  4  bei  A;  ts'^^ay  von  den  Israelit  Stämmen  zB. 
auch  Dt  33,  3;  s.  auch  Gen.  17,  14.  25,  8.  Segen  Abraham* s 
17,  8.  ö'":^'?]  17,  8.  —  V.  5.  Jacob  gehorcht  u.  geht  Äramäer 
s.  zu  22,  23.  —  V.  6 — 9.  Esau  nimmt  daran  ein  Beispiel,  u.  um 
der  Eltern  Zufriedenheit  u.  Wohlgefallen  zu  erwerben  u.  den  Fehler 
einigermassen  gut  zu  machen,  heirathet  er  auch  noch  eine  Anver- 
wandte, eine  Tochter  iSmael's,  Enkelin  Abraham's.  nVc-i]  nicht  hIp^^i, 
dürfte  sich  durch  die  Abhängigkeit  von  "s  rechtfertigen,  aber  in  wei- 
terer Fortsetzung  V.  7  3^»«i,  was  ebenfalls  noch  von  "^s  »'^^i  V.  6 
abhängt  "1»«"^«?]  wohl  erst  von  R  eingefügt  mit  Rücksicht  auf  27,  43  f, 
—  V.  8  »"i^l]  führt  einen  2.  Erwägungsgrund  ein.  er  gieng  zu 
Hmael]  nicht  als  ob  Esau  jetzt  schon  das  Vaterhaus  ganz  verlassen 
hätte  {Tuch)j  s.  dagegen  36,  6  f.,  sondern  um  ein  Weib  zu  holen. 
iSmael  lebte  also  damals  noch,  was  zu  25,  26.  26,  34  (vgl.  mit  25, 
17  und  17,  24  f.)  sehr  wohl  stimmt,  u.  es  ist  kein  Grund,  einer  bar- 
monistisch  zurechtgemachten  Ghronologie  zu  lieb  {Del.  Ke.  Kohl.  G. 
I.  135)  den  I§mael  in  die  Familie  des  Bmael  umzudeuten,  oder  gar 
^«3?ttw>-5«  mit  Sam.  zu  streichen.  Über  die  Ghronologie  s.  zu  Gp.  35 
a.  E.  Schwester  Nebajolh^s]  vgl.  zu  24,  50.  auf  seine  Weiber  hinauf] 
d,  h.  zu  ihnen  hinzu  31,  50.  Lev.  18,  18.  Über  die  Machalath 
s.  zu  36,  3. 


334  Gen.  28,  10—11. 


b)  Jacob  in    der  Fremde  und  die  Gründung  seines  Hauses, 

Gap.  28,  10—32,  3. 

1.  Jacob's  Traum  zu  Bethel,  Cap.  28,  10 — 22,  aus  B  und  C. 

Jacob  ziebt  von  BeerSeba^  aus,  übernachtet  bei  Luz,  bat  hier  den 
Traum  von  der  Himmelsleiter,  erhält  gottl.  Yerheissungen,  nennt  den 
Ort  Bethel,  u,  thut  ein  Gelübde  in  Beziehung  auf  ihn.  —  Dem  durch 
den  Segen  des  Vaters  zum  Träger  der  Verheissung  bestimmten  wird 
hier  zum  erstenmal  von  Gott  selbst  die  Bestätigung  dafür;  beim  Be- 
ginn seiner  Wanderungen,  zugleich  seiner  Erziehungsgeschichte  wird 
ihm  die  Gewissheit  des  göttl.  Schutzes  u.  seiner  erhabenen  Bestimmung 
als  ein  Leitstern  auf  seine  hrungen  mitgegeben  (wie  12, 1  fT.  dem  Abr., 

26,  2  ff.  dem  Isaac);  zugleich  wird  der  Ursprung  der  Heiligkeit  Bethels 
nachgewiesen.  —  Das  Stück  knüpft  durch  die  Ortsbestimmung  ^»^"q 
ya»  u.  wn  V.  10  an  26,  23  ff.  u.  27,  43  an,  u.  zeigt  in  nw  ii. 
den  Yerheissungen  V.  13 — 16  nach  Inhalt  u.  Ausdruck  (vgl.  13,  14. 
16.  12,  3.  18,  18),  in  V?  n*ti  13,  r?  14  u.  tt^^k  14  f.  die  Hand 
des  C.  Allein  V.  11  f.  17 — 22  haben  ö-^nV»,  u.  während  an  A  als  Vrf. 
wegen  35,  9—15  nicht  gedacht  werden  kann,  erweist  die  Rückbe- 
ziehung, welche  in  31,  13.  35,  3.  7  auf  diese  Verse  genommen  wird, 
die  Zugehörigkeit  derselben  zu  der  Schrift  des  B  {Kn.  Hupf.  Böhm, 
Sehr.  Wl.  Kitt.,  KS.):  die  Ausdrücke  a  y«  11  (32,  2),  ^)?>?  o-^ötön  18 
(20,  8.  21,  14.  22,  3),  sowie  der  Zehnte  22  u.  der  Traum'  12 
(20,  3  u.  ö.)  bestätigen  das.  Demnach  hat  R  hier  eine  Erzählung  des 
B,  die  ihre  Spitze  in  der  Heiligkeit  Bethels  u.  des  Jacobsteines  u.  in 
dem  Gelübde  Jacob's  hat,  u.  eine  ähnliche  des  C,  welche  den  Nach- 
druck auf  die  Verheissungen  Gottes  an  Jacob  legte,  zusammengearbeitet 
Bei  V.  19*  kann  man  zweifeln,  auf  welche  Quelle  er  zurückgehe; 
wahrscheinlich  auf  beide,  da  er  in  keiner  entbehrlich  ist,  nam.  B  in 
31,  13.  35,  3  den  Namen  Bethel  als  schon  vorhanden  voraussetzt  (gegen 
Hupf).  Dagegen  V.  15  f.  von  B  abzuleiten  (ATn.),  verbietet  "»l««?  u. 
die  Entbehrlichkeit  von  V.  16  neben  17.  Gerade  V.  16  neben  17 
beweist  auch,  dass  hier  2  Quellen  zusammengearbeitet  sind,  nicht  aber 
eine  Erzählung  von  B  durch  R  {Böhm)  oder  den  Harmonisten  von 
JE  {Kuen.  0.^  145.  247)  blos  überarbeitet  ist:  auch  der  Inhalt  des 
V.  16  ist  für  R  oder  JE  zu  naiv,  u.  in  32,  13  ist  bei  C  auf  28,  14 
zurückgeblickt  (vgl.  auch  32,  10  mit  28,  15);  in  12,  8  aber  ist  bei  G 
durch  Abr.  doch  nur  ein  Ort  bei  Belhel,  nicht  dieses  selbst  geweiht 
V.  19**  stammt  von  R,  21**  ist  entweder  aus  C  genonunen  oder  von 
R  gestaltet 

V.  10  (aus  G)  schliesst  sich  (wenn  auch   nicht  unmittelbar)  an 

27,  45  an.  Bei  A  ist  die  Abreise  Jacobs  schon  28,  5  (7)  gemeldet 
'«  ^«a^]  wo  Isaac's  Aufenthalt  nach  C  war  26,  23  (auch  25,  21  ff.). 
Bei  B  wird  sein  Reiseziel  anders  genannt  (29,  1).  —  V.  11  f.  aus  B 
(obgleich  auch  G  etwas  entsprechendes  gehabt  haben  muss).  Jacob 
trifft  auf  die  Stätte  (s.  12,  6);   so  wohl  richtiger  als:  auf  den  (zum 


Gen.  28,  11—18.  335 

Übernachten  tauglichen)  Ort  (Aufl.^).  Schon  in  diesem  Treffen  liegt 
eine  höhere  Fügung.  Er  nimmt  von  (4,  4.  27,  28)  den  Steinen  einen 
(V.  18),  u.  legt  ihn  zu  seinem  Kopforte  (Ew,  160**),  an  den  Platz, 
wohin  er  sich  mit  dem  Haupte  legt,  zu  seinen  Häupten.  Es  war 
schon  etliche  Tagereisen  von  BeerSeba'  (22,  4).  —  V.  12.  In  der 
Nacht  sieht  er  im  Traum  (20,  3)  eine  auf  der  Erde  aufstehende,  bis 
zum  Himmel  reichende  Leiter;  an  ihr  steigen  die  Engel  Gottes  (21,  17) 
auf  u.  ab,  nicht  ab  u.  auf,  d.  h.  sie  sind  schon  unten,  als  er  sieht, 
gehen  hinauf  u.  kommen  wieder.  Diese  Leiter  „versinnbildet  den  Ge- 
danken, dass  Himmel  u.  Erde,  Gott  u.  Menschen  in  Verbindung  stehen 
(vgl  9,  17),  dass  Gott  vom  Himmel  her  durch  seine  Geister  über  der 
Erde  waltet,  u.  die  Schicksale  der  Menschen  ordnet"  (äTh.),  u.  legt 
dem  Träumenden  die  doppelte  Gewissheit  nahe,  dass  bei  ihm,  dem 
flüchtigen  u.  einsamen  Wanderer,  die  Engel  Gottes  schon  gegenwärtig 
sind  zu  seiner  Behütung  u.  Unterstützung  (24,  7),  dass  aber  auch 
gerade  dieser  Ort  ein  rechtes  Gottesheiligthum  ist  (17  ff.),  wo  wirkHch 
ein  Verkehr  zwischen  Himmel  u.  Erde  stattfindet.  An  einer  Leiter  geht 
dieser  Verkehr  vor  sich,  weil  in  der  älteren  Zeit  die  Engel  noch  nicht 
als  geflügelt  gedacht  wurden  (vgl.  noch  Hen.  61,  1).  —  V.  13 — 15 
aus  G.  Dieser  hatte  eine  Gotteserscheinung  u.  Gottesverheissung  an 
Jacob  (auch  in  der  J^3w  V.  16)  erzählt,  aber  keinen  Traum  von  einer 
Himmelsleiter.  Indem  R  diesen  Bericht  hier  einfügt,  will  er  die  Zu- 
spräche Gottes  an  Jacob  als  Deutung  (15)  u.  Entwicklung  (13  f.)  dessen, 
was  im  Traum  von  der  Himmelsleiter  liegt,  gefasst  wissen.  i'^Vj]  ge- 
wöhnlich (mit  LXX  Vulg,  Pei,) :  oben  auf  ihr,  der  Leiter,  aber  gerade 
das  oben  ist  nicht  ausgedrückt,  u.  warum  er  auf  der  Leiter  stände, 
wäre  nicht  einzusehen,  auch  ist  der  ganze  V.  von  C;  also:  Jahve  stand 
über  (vor)  ihm,  wie  18,  2.  24,  13.  45,  1;  vgl.  18,  8.  24,  30  (Tuch, 
Hupf,  a.).  Der  Gott  der  Väter  Abr.  und  Is,,  vgl.  26,  24.  das  Land 
gebe  ich]  12,  7.  13,  15  u.  ö.  wie  Staub  der  Erde]  13,  16.  »j:?!!»'»] 
30,  30.  43;  r^i  LXX  u.  BJub.  'ai  n»^]  13,  14.  «"^a?;]  12,  3.  18, 
18.  iritai]  macht  den  Eindruck  eines  Nachtrages  {Wl.  XXI.  421;  KS.) 
nicht  mehr,  als  ^3?^tVi  V.  13  (was  doch  WL  nicht  für  einen  Nachtrag 
hält);  s.  zu  2,  9.  —  V.  15.  Ausdrückhch  verheisst  Gott  noch  seinen 
Schutz  för  die  Zeit  der  Wanderungen  Jacobs  überall  wo  oder  wohin 
er  geht,  ök  ^»k  na>]  bis  dass  wann,  Num.  32,  17.  Jes.  6,  11 
(kürzer  24,  19).  —  V.  16  aus  C.  Jacob  ist  beim  Erwachen  ver- 
wundert, dass  Jahve  an  diesem  Orte  gegenwärtig  ist,  nicht  blos  an 
den  hl.  Stätten,  wo  Isaac  ihn  verehrte,  zB.  BeerSeba^  26,  24 f.;  zu 
seiner  Freude  hat  er  erfahren,  dass  er  mit  seiner  Entfernung  von  der 
Heimath  noch  nicht  aus  dem  Bereich  dieses  ausgeschieden  ist.  i;?»] 
fürwahr,  im  Pent  nur  noch  Ex.  2,  14.  —  V.  17.  Der  Eindruck  des 
Gesichtes  auf  ihn  nach  B:  das  ist  ein  furchtbarer,  hehrer  Ort,  ein 
wahres  Gotteshaus  (V.  19),  die  Himmelspforte,  wo,  wie  es  in  einem 
rechten  Gotteshaus  sein  soll,  der  Himmel  sich  den  Menschen  öflhet  u. 
ein  wirklicher  Verkehr  mit  der  oberen  Welt  gestattet  ist.  —  V.  18 
aus  B.  Wie  bei  C  u.  R  die  Erzväter  an  den  Orten  der  Gotteserschei- 
nungen Altäre  errichten,   so  stellt  Jacob   hier  den  Stein,  auf  dem  er 


336  Gen.  28,  18. 

geschlafen,  als  Malstein,  Denksäule  auf,  u.  begiesst  ihn  mit  Öl,  weiht 
ihn  dadurch  (s.  zu  Ex.  30,  30;  wogegen  Slade  GeA  I.  460— 494  f. 
hier  das  Rudiment  eines  dem  im  Steine  wohnenden  Geist  gebrachten 
Opfers  sehen  will;  s.  aber  Hermann  Gd.  A.^  S.  139).  Dieser  Jacob- 
stein zu  Bethel  hat  einst  eine  hohe  Heiligkeit  für  ihn  u.  sein  Haus 
gehabt,  s.  noch  35,  14  u.  vgl.  49,  24.  Bei  Abr.  wird  kein  hl.  Stein 
erwähnt,  sondern  erst  bei  Jacob,  dem  in  Mittelpalästina  heimischen, 
u.  zwar  bei  ihm  mehrmals  (vgl.  33,  20),  als  wäre  das  Bedürfniss 
nach  solchen  Zeichen  göttlicher  Gegenwart  doch  erst  auf  einer  jüngeren 
Stufe  der  Religionsentwicklung  u.  nicht  ohne  Zusammenhang  mit  dem 
kenaan.  Wesen  eingetreten.  Aber  auch  bei  ihm  sind  es  keine  göttlich 
verehrten  Steine,  sondern  nur  hl.  Steine,  Steine  zum  Zeichen  der 
Heiligkeit  eines  Ortes.  Steine  zum  Andenken  an  merkwürdige  Vor- 
gänge, nam.  an  erfahrne  Gotteshilfen  zu  errichten,  war  eine  alte 
Sitte  (31,  45.  Jos.  4,  9.  20.  24,  26  f.  1  S.  7,  12);  in  Folge  gehabter 
Golteserscheinungen  solche  Steine  selbst  zu  weihen  u.  als  ein  Heilig- 
thum  oder  als  Opferort,  bei  dem  man  Gottesdienst  that,  zu  achten  (vgl. 
V.  22),  schloss  sich  leicht  an  jene  Sitte  an.  Mehr  als  dies  wird  vom 
Jacobstein  nicht  gesagt  In  gleichem  Sinn  haben  sich  solche  Malsteine 
bei  den  Heiligthümern  im  Gült  der  Isr.  (zumal  im  nördl.  Reich  Hos. 
3,  4.  10,  1  f.;  vgl.  Ex.  24,  4)  lange  forterhalten,  u.  sind  sie  als 
Malsteine  Jahve's  selbst  Jesaja  (Jes.  19,  19)  noch  nicht  anstössig.  Da 
sie  aber  bei  den  Kenaanäem  mit  dem  Baalsdienst  unzertrennlich  ver- 
bunden waren  u.  im  Volksbewusstsein  leicht  als  Baalssäulen  genom- 
men wurden,  wenden  sich  schon  ältere  Gesetze  (Ex.  23,  24.  34,  13. 
Lev.  26,  1)  u.  Profeten  (Mich.  5,  12)  gegen  sie,  u.  verbietet  Dt.  16,  22 
(s.  d.)  geradezu  derartige  Masseboth  bei  den  Jahvealtären.  In  anderem 
Sinn  heilige  Steine,  näml.  Steine,  die  als  verkörperte  Gottheiten  oder 
gottbeseelte  Steine  göttlich  verehrt  oder  auch  zu  allerlei  Zauber  ge- 
braucht wurden,  kommen  auf  heidnischem  Boden  viel  vor,  nicht  blos 
in  Kenaan  u.  bei  Syrern  u.  Arabern,  sondern  auch  sonst  im  Morgen- 
u.  Abendland.  „S.  über  die  Xld^ot  XmciQoi  oder  ctXrjXinfiivoi,  lapifies 
uncli  Paus.  10,  24,  6;  Minuc.  Fei.  3,  1;  Apulei.  Florid.  init;  über 
ihre  religiöse  Verehrung  Theophr.  char.  16;  Lucian.  Alex.  30  u.  conc. 
deor.  12;  Clem.  AI.  ström.  7  p.  713  Sylb.;  Arnob.  adv.  gent  1,  39. 
Dahin  gehören  auch  die  s.  g.  ßccCrvXoij  ßctixvXia^  baetyli  (Plin.  37 
§  135),  zum  Theil  Aerolithen,  bei  den  Westasiaten,  deren  es  gab  zu 
Pessinus  in  Phrygien  (Herodian.  1,  11.  Liv.  29,  11),  bei  den  Phöniken 
(Sanchun.  ed.  Or.  p.  30) ,  bei  den  Syrern  in  HeliopoHs  (Phot  bibl. 
p.  557.  568)  u.  in  Emesa  (Herodian  5,  3),  bei  den  Ägyptern  (Gale 
zu  Jamblich,  de  myst.  p.  215)  u.  bei  den  Arabern  (Maxim.  Tyr.  diss. 
38;  Arnob.  6,  196),  zB.  in  Petra  der  Nabatäer  (Suid.  u.  &tv(SaQfig) 
u.  in  Mekka  der  schwarze  Stein  der  Kaaba^'  {Kn),  Vgl.  Win.^  11. 
521;  Ri.  HWB.  1330f.;  Ew.  k\0  158  ff.,  JB.  X.  17f.  u.  V.  287 f.; 
Grimmel  de  lapidum  cultu  apud  patriarchas  qu.  1853;  PhBerger  in 
JA.  VII,  8.  S.  253 ff.;  Hal^y  im  JA.  VH,  18  S.  252ff  Ob  auch  die 
Hehr,  einst,  wie  andere  Semiten,  diesen  Steincult  gehabt  haben,  wissen 
wir  nicht.  Wenn  man  ßccltvXog  mit  h»  n-^a  zusammenbringt,  liegt  es 
nahe^  anzunehmen,  dass  der  Betlielstein  Jacobs  urspr.  ein  solcher  Stein- 


Gen   28,  18—22.  337 

felisch  gewesen  sei  {Dozy  Isr.  zu  Mekka  1864  S.  18  ff.;  NÖld,  in 
ZDM6.  XLIJ.  482),  u.  erst  B  ihn  zu  einer  nasr^  im  oben  besprochenen 
Sinn  umgebildet  habe.  Aber  der  Zusammenhang  von  ßcctrvkog  mit 
hn  M-^a  ist  mindestens  sehr  fraglich  (s.  Grimmel  u.  Hai,  a.  a.  0.);  in 
historischer  Zeit  kommt  im  öffentlichen  Gült  der  Isr.  nirgends  Stein- 
verehrung vor  (anders  Jes.  57,  6);  zu  des  Vrf.  Zeit  war  die  nasstt, 
deren  Ursprung  er  hier  berichten  will,  ohne  Zweifel  als  nas^a  noch 
vorhanden;  sie  wird  auch  die  Gestalt  einer  Jiassto,  nicht  aber  eines 
Steinfetisches,  gehabt  haben.  —  V.  19*  bei  G  unentbehrHch,  aber  auch 
bei  B  (vgl.  17T  ganz  passend  u.  seinem  Ausdruck  nach  eher  aus  B 
(s.  zu  32,  31; ;  V.^  wohl  Glosse  des  R.  Jacob  benennt  den  Ort 
Bethel,  worüber  zu  12,  8.  Nach  A  thut  er  das  erst  bei  seiner  Rück- 
kehr 35,  15.  ü^^N!i]  wie  48,  19.  Num.  14,  21.  Ex.  9,  16.  Dass  Bethel 
früher  Luz  hiess  (35,  6.  48,  3.  Jud.  1,  23;  vgl.  Jos.  18,  13),  ist  so 
zu  verstehen,  dass  das  jüngere  Bethel  in  der  Nähe  des  älteren  Luz 
lag;  der  Ort,  wo  Jacob  übernachtete,  war  ja  auch  nicht  in  Luz,  son- 
dern in  der  Nähe  {Ew,  G.^  L  435 f.).  —  V.  20ff.  aus  B.  Er  gelobt 
noch,  dass  er,  wenn  Gott  ihn  behüte  u.  wohlbehalten  (26,  29.  31) 
ins  Vaterhaus  zurückkehren  lasse,  diesen  Stein  zu  einem  Gotteshaus 
machen  wolle  u.  s.  w.  Der  Nachsatz  hebt  mit  n;ni  an  (LXX  Pei, 
Vulg.),  nicht  mit  V.  22  (Tuch  Hgsl.),  schon  der  Wortstellung  nach 
nicht  Aber  freilich  werden  die  Worte  i  atti^xV  ^^h  nin%  durch  welche 
er  sich  verpflichtet,  den  ihm  erschienenen  Gott  zu  verehren,  ein  Ein- 
satz des  R  (aus  C?)  sein,  zu  Gott  sein]-  17,  7.  Der  Stein  soll  ein 
Haus  Gottes  d.  i.  eine  Stätte  der  Gottesverehrung  werden;  die  Er- 
füllung s.  35,  7,  wornach  er  dort  einen  Altar  errichtet.  Auch  will 
er  diesem  Gott  —  er  redet  ihn  hier  an  —  den  Zehnten  von  allem 
geben,  was  Gott  ihm  gibt,  s.  14,  20.  Die  Ausführung  wird  später 
nicht  gemeldet  (von  R  fortgelassen?);  wie  Vrf.  sie  sich  gedacht  hat, 
ist  nicht  klar,  ob  in  Form  eines  Opfers  oder  als  Abgabe  an  einen  Prie- 
ster? Vgl.  BJub.  c.  32.  Das  Hauptabsehen  bei  dem  Gelübde  geht 
jedenfalls  auf  die  spätere  Zeit,  in  der  in  Bethel  wirklich  ein  Heilig- 
thum  der  Isr.  war  (Jud.  20,  18.  26ff.  1  S.  10,  3;  1  R.  12,  29), 
wohin  man  auch  zehntete. 


2.   Jacob  in  Harran  bei  Laban,  Cap.  29f;  aus  B  und  C. 

Jacob,  nach  dem  Land  der  Söhne  des  Ostens  gelangt,  trifft  schon 
in  der  Nähe  von  Harran  mit  Rahel,  der  Tochter  Laban's,  zusammen 
u.  kommt  in  dessen  Haus  (29,  1 — 14).  Er  dient  bei  ihm  7  Jahre 
als  Hirte  um  Rahel,  erhält  aber,  von  Laban  überlistet,  statt  ihrer  die 
von  ihm  nicht  geliebte  ältere  Tochter  Lea.  Doch  wird  ihm  nach  be- 
endigter Hochzeit  mit  Lea,  gegen  das  Versprechen  7  weiterer  Dienst- 
jahre, auch  Rahel  gegeben  (29,  15 — 30).  Von  Lea,  von  der  Magd  der 
Rahel  u.  der  der  Lea,  endlich  auch  von  Rahel  erhält  er  11  Söhne  u. 
eine  Tochter  (29,  31 — 30,  24).  Darnach  wünscht  er  in  seine  Heimath 
zurückzukehren.  Aber  Laban  will  den  Mann,  der  ihm  viel  Nutzen 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  22 


338  Gen.  29  f. 

gebracht  hat,  nicht  ziehen  lassen.  Gegen  einen  anscheinend  geringen 
Lohn  versteht  sich  Jacob  zu  fernerem  Dienst,  weiss  aber  durch  List 
diesen  Lohn  so  zu  mehren,  dass  er  in  kurzer  Zeit  sich  sehr  grosse 
Habe  erwirbt  (30,  25 — 43).  —  Der  leitende  Gedanke  der  Erzählung 
ist  der  Nachweis  des  Schutzes  u.  Segens  Gottes  (28, 15),  welcher  ihn 
allenthalben,  auch  im  Kampfe  mit  der  List  u.  dem  Eigennutz  Laban's 
(vgl.  noch  31,  7 — 12),  begleitete.  Aber  in  dem  Dienst,  zu  dem  er 
sich  hergeben  muss,  u.  der  durch  Laban's  Betrug  auf  das  doppelte  Zeit- 
maass  ausgedehnt  wird,  sowie  in  der  langen  Unfruchtbarkeit  seines  lieb- 
sten Weibes,  wird  doch,  wenn  auch  nur  feiner,  auf  seine  verdiente 
Züchtigung  für  die  im  Vaterhaus  verübten  Trügereien  hingedeutet.  So- 
wohl durch  diese  Zucht  als  durch  jenen  Schutz  soll  er  zur  An- 
schmiegung an  seinen  Gott  erzogen  werden.  Stärker  als  diese  ethischen 
Gesichtspunkte  treten  aber  die  nationalen  hervor:  die  Verherrlichung 
Jacob's  als  des  Ideals  eines  hebr.  Hirten,  u.  die  Erklärung  des  Ursprungs 
der  Israelstämme.  —  In  dem  engen  Rahmen  dieser  2  Kapitel  (wozu 
Ergänzungen  in  Gp.  31)  ist  das  Wesentliche  über  Jacob's  Thaten  u. 
Kämpfe  im  Stromland  zusammengedrängt.  Die  lebendige  Volkssage  über 
ihn  floss  einst  reicher.  Während  einige  Bestandtheile  derselben  in 
diesem  kurzen  Abriss  sich  noch  deutlich  erkennen  lassen,  zB.  der  Wett- 
streit des  Hebräers  u.  Aramäers  in  gegenseitiger  Überlistung  oder  die 
Erfindung  von  allerlei  Hirtenkünsten  durch  Jacob  30,  37  fi'.,  sind  da- 
gegen andere  Züge  derselben  schon  fast  ganz  erblasst,  wie  zB.  von 
der  riesigen  Stärke  des  Helden  (29,  10  vgl.  32,  25  fr.)  Auch  in  den 
schriftlichen  Quellen  war  dieser  Theil  der  Jacobsage  einst  ausführ- 
licher behandelt:  zB.  das  Stück  80,  35 — 42  ist  der  Darstellung  nach 
von  der  Art,  dass  es  wie  ein  Auszug  aus  einer  ausfQhrlicheren  Er- 
zählung erscheint  (vgl.  zu  4,  17  u.  6,  1 — 4).  Gewiss  war  es  B,  welcher 
diese  Dinge  eingehender  beschrieben  hatte  (vgl.  Gp.  31).  Aber  schon  G, 
welcher  jene  Schrift  kannte,  legte  auf  solche  mehr  volksthümUche  Stoffe 
weniger  Gewicht;  R  vollends  hat  so  sehr  die  ethisch-religiösen  Gesichts- 
punkte zur  Hauptsache  gemacht,  dass  er  von  jenen  viel  mitzutheilen 
nicht  der  Mühe  werth  fand.  —  Der  jetzige  Text  ist  aus  G  u.  B  in 
ähnl.  Weise  zusammengesetzt,  wie  Gp.  27.  An  A  erinnert  nur  29, 
24.  29  {Kn.  Wl.)  30,  22»;  möglicherweise  könnte  auch  30,  4».  9^ 
auf  ihn  zurückgehen.  Die  Scheidung  des  Übrigen  betreffend,  so  will 
zwar  WL  XXI.  425  f.  in  29,  1—30  wesentlich  Text  des  B  finden, 
aber  in  V.  15  ist  ein  künstl.  Übergang  nicht  zu  verkennen:  V.  16 f. 
sind  so  gehalten,  als  ob  Ra^iel  bisher  nicht  genannt  gewesen  wäre.  Rich- 
tiger wird  man  darum  zwar  29,  1  (s.  d.)  von  B,  aber  29,  2 — 14 
oder  15»  von  G  (vgl.  \>  "wk  9,  f'tt^'p  r*^  13,  "''^»3'»  '^'^^^  14),  und 
29,  15^ — 30  (vgl.  n-iswö  15,  n!?-?*  u.  natsp  16.  18,  rr»^»  ^fc"»*»  "1«^  rt"  17) 
in  der  Hauptsache  (exe.  V.  24.  29,  u.  exe.  V.  26  wegen  stn-^y^c  u. 
tTTisa)  von  B  ableiten.  In  der  Geschichte  der  Geburten  29,  31 — 30, 
24  ist  im  ganzen  G  zu  Grund  gelegt,  wie  man  nam.  aus  *?n^  u. 
nnB»'  sieht:  ganz  in  29,  31—35.  30,  9—16;  dagegen  in  30,  1—3» 
(d-tt^k,  hök)  ist  aus  B  eine  charakteristische  Schilderung,  6.  8  zwei 
Namensetymologien  (statt  derer  des  C)  aufgenommen,   u.  30,  17 — 24 


Gen.  29,  1—3.  339 

läuft  der  £rzählungsfaden  sogar  an  B  fort  (o'^rr^K),  u.  sind  in  seinen 
Text  die  abweichenden  Namenserklärungen  des  C  (V.  20^.  24)  u. 
einige  andere  Worte  des  C  (21.  22®)  eingefugt.  Dieses  Verfahren  des 
R  zeigt,  dass  in  beiden  Quellenschriften  Gang  u.  Stoff  der  Erzählung 
sehr  ähnlich  waren,  u.  dass  wo  er  Varianten  in  den  Etymologien  nicht 
bemerkt,  sie  in  B  u.  G  wesentlich  gleich  lauteten,  so  dass  er  sie  aus 
der  einen  oder  andern  nehmen  konnte.  —  Endlich  der  Abschnitt  über 
den  Heerdenerwerb  Jacobs  30,  25 — 43  wird  durch  die  chronol.  (s. 
zu  25)  Differenz,  durch  die  abweichende  Darstellung  derselben  Sache 
bei  B  in  31,  6  ff.,  u.  durch  sprachl.  Zeichen  (^^aa  u.  'ii  ^n  "»nKisn  »3"°^ 
27,  V"!!!  30.  43)  für  G  gesichert;  doch  sind  auch  hier  Parallelen  aus 
B  eingearbeitet  V.  26.  28  (schwerlich  32 — 34  WL),  wie  auch  ein- 
zelne Ausdrücke  des  B  hier  von  G  angeeignet  oder  von  R  eingefügt 
vorkommen,  zB.  rrr^rp^  38.  41  (gegen  24,20),  'o'^p  35,  t^?  35.  Übrigens 
ist  in  diesem  Al^schnitt  der  Text  mehrfach  entstellt  Vorstehender  Ana- 
lyse  haben   sich  fast   ganz   angeschlossen   Kit.y  KS,  —   Über   •^rncw 

30,  18  s.  d. 

Gap.  29, 1 — ^^14.  Jacob  gelangt  glückHch  bei  seinen  Verwandten 
in  Harran  an.  V.  1.  Ei'  erhob  seine  Füsse  (nur  hier  so),  setzte  seine 
Reise  fort,  die  eine  grosse  war,  u.  gieng  (nicht:  kam)  nach  dem  Land 
(20,  1)  der  Söhne  des  Ostens  (s.  zu  25,  15).  Dieser  Ausdruck  föllt 
auf,  einmal  an  sich,  weil  er  sonst  nicht  die  vom  Stromland  bezeichnet, 
während  man  wohl  das  Stromland  ein  ün^,  f^«  (so  hier  die  LXX  ohne 
■^aa)  nennen  konnte  Num.  23,  7  (vgl.  Gen.  11,  2),  sodann  weil  es  zu 
b:«  «T3ÜÖ  1\)>^:}  28,  7  u.  na^n  ^h^j  28,  10  die  dritte  Variation  ist. 
Der  Satz  gehört  nicht  zu  G  (Del,^),  sondern  wie  28,  20 ff.  zu 
dem  Bericht  des  B,  welcher  hienach  über  den  Wohnsitz  der  Ver- 
wandten Jacob's  etwas  andere  Vorstellungen  hatte,   als  A  u.  C  (vgl. 

31,  21  u.  23).  Um  so  weniger  aber  kann  dann  der  Kanon  (WL  XXI. 
426)  richtig  sein,  dass  C  nur  Stadt  Nahors  (24,  10),  nicht  Harran 
(27,  43.  28,  10.  29,  4)  schreibe.  Die  LXX  haben  am  Ende  des  V. 
noch  einen  langen  harmonistischen  Zusatz  TtQog  Accßäv  x.  t.  L  — 
V.  2  f.  Die  Reise  selbst  wird  nicht  beschrieben,  wie  auch  Gp.  24  nicht 
Aber  so  glücklich,  wie  dort  Abraham*s  Oberknecht,  ist  auch  Jacob  hier, 
er  kommt  sogleich  an  den  rechten  Brunnen,  wo  er  Verwandte  trifft. 
An  dem  Brunnen  (es  ist  keinenfalls  der  Stadtbrunnen  von  Ilarran,  wie 
24,  10  f.,  gemeint)  lagerten  eben  3  Heerden,  die  man  dort  zu  bestimm- 
ten Zeiten  zu  tränken  pflegte.  Der  (s.  14,  13)  Stein  aber,  mit  dem 
man  gew.  einen  Brunnen  zu  bedecken  pflegt  (Rohins.  II.  414),  war 
gross,  damit  nur  die  Berechtigten,  u.  diese  erst  mit  vereinten  Kräften, 
den  Brunnen  benützen  könnten.  Die  Perff.  V.  3  mit  ;  cons.,  als  Fort- 
setzung zu  np»^,  zum  Ausdruck  des  Pflegens  (Ges.  112,  3).  Bemerkt 
wird  das  hier  zur  Vorbereitung  auf  V.  10.  „Brunnenscenen  dieser  Art 
waren  (24,  11  ff.  Ex.  2,  16  ff.)  häufig  u.  sind  es  noch  (Rohins.  \.  338. 
341.  II.  608  f.  615  f.  632.  IIJ.  228).  An  den  Brunnen  sind  steinerne 
Tränkrinnen  aufgestellt,  u.  die  Regel  ist,  dass  der  zuerst  angelangte 
zuerst  tränkt  (Schubert  R.  II.  453;  Burckh.  Syr.  128  f.).  Bei  den 
arab.  Beduinen  gehören  die  Brunnen  einzelnen  Stämmen  u.  Familien; 

22* 


340  Gen.  29,  3—15. 

Fremde  dürfen  nicht  oder  nur  gegen  Geschenke  d.  h.  Bezahlung  daraus 
tränken  {Burckh.  Bed.  185;  Hob.  III.  7;  vgl.  Num.  20, 17.  19.  21,  22); 
sie  sind  daher  auch  oft  Gegenstände  des  Streites  (26,  19  fr.).  Die  Araber 
wissen  sie  geschickt  zu  verdecken  (Diod.  2,  48.  19,  94),  so  dass  sie 
Fremden  verborgen  bleiben"  (JSTn.)  —  V.  4 — 6.  Jacob  erkundigt  sich 
bei  den  Hirten  nach  Laban,  u.  wisd  zuletzt  an  seine  Tochter  Rahel 
gewiesen,  die  eben  mit  ihrer  Heerde  im  Anzug  ist.  meine  Brüder] 
19,  7.  Sohn  Nahors]  müsste  Sohn  im  weiteren  Sinn  d  h.  Enkel 
sein  (2  R.  9,  20  neben  14;  Esr.  5,  1  neben  Zach.  1,  1);  in  Wahrheit 
aber  ist  im  urspr.  C  Laban  wirklich  Nahor's  Sohn  (s.  24,  15.  24. 
47.  50).  geht's  ihm  wohl?]  43,  2 7 f.  —  V.  7 f.  Jacob  glaubt,  sie 
hätten  das  Vieh  zum  Übernachten  zusammengetrieben  (:]&k)  u.  fordert 
sie  zum  Tränken  u.  Weiden  auf,  da  der  Tag  noch  gross  d.  i.  es  noch 
lange  Zeit  bis  zum  Abend  sei.  Sie  aber  sagen,  sie  müssen  warten, 
bis  alle  beisammen  seien,  um  gemeinschaftlich  den  schweren  Stein  ab- 
zuwälzen, ä'^'i-ryn]  ö'^y'in  in  LXX  (u.  Sam.  auch  V.  3)  ist  erleichternde 
Lesart.  —  V.  9.  Indessen  kommt  Rahel  an  (Prf.,  vgl.  27,  30).  Sie 
ist  Hirtin.  Bei  den  Arabern  des  Sinai  ist  es  die  Regel,  dass  die  un- 
verheiratheten  Töchter  das  Vieh  auf  die  Weide  treiben,  Burckh,  Bed. 
283 ;  mehr  zu  Ex.  2,  16  (JTn.).  Zur  Satzfügung  s.  Ew.  341^.  \  "w«] 
wie  40,  5  bei  C.  —  V.  10  f.  „Der  Anblick  derselben  ergreift  u.  hebt 
Jacob;  entschlossen  u.  stark  wälzt  er  allein  den  Stein  ab;  dienstfertig 
tränkt  er  ihr  Vieh.  Das  dreimalige  i»«  ''H»  deutet  an,  dass  er  als 
Vetter  so  handelte"  {Kn,).  So  allerdings  nach  dem  Sinn  des  Erz.,  aber 
im  Hintergrunde  liegt  doch  die  Auffassung  Jacob's  als  eines  Mannes 
herkulischer  Stärke,  vgl.  32,  26.  „Als  Vetter  durfte  er  Ral^el,  wie  der 
Bruder  die  Schwester  (Gant.  8,  1),  auch  öffentlich  küssen.  Die  Thränen 
sind  solche  freudiger  Rührung,  wie  45,  14.  46,  29**  (Kn,).  ^ip  »m] 
s.  21,  16.  —  V.  12.  Bruder]  Vetter,  wie  V.  15.  14,  16.  24,  48.  — 
V.  13  f.  Laban  auf  die  Kunde  von  ihm  d.  h.  seiner  Ankunft,  eilt  ihm 
entgegen,  umarmt  u.  küsst  (mit  \  wie  31,  28.  32,  1.  48,  10;  mit  Acc 
33,  4)  ihn  viel  u.  lang  (Pi.j,  f&hrt  ihn  heim,  u.  durch  seinen  Bericht 
überzeugt  er  sich,  dass  er  wirklich  sein  Gehein  u.  Fleisch  d.  h.  leib- 
licher Verwandter  oder  Stammgenosse  (37,  27.  Jud.  9,  2.  2  S.  5,  1. 
19, 13  f.)  sei.  „Die  Stelle  erinnert  im  Ausdruck  an  2,  23,  u.  *^«!?g^  f^ 
an  18,  2.  24,  17.  Jacob  bleibt  bei  ihm  einen  ganzen  Monat  Zeit, 
vgL  41,  1.  Num.  11,  20f."  (Kn.).  1\^]  nur  d.  i.  nichts  anders  als; 
sonst  s.  zu  26,  9.  &•»;]  Ges.  131,  2^.  V.^  schon  zu  V.  15  d.  h.  zu 
B  zu  ziehen  (KS.),  zwingt  nichts.  —  V.  15 — 30*  Jacob  gewinnt  2 
Weiber,  Schwestern.  In  dieser  Ehe  mit  2  Schwestern  ist  er  kein  Vor- 
bild fQr  Isr.  (Lev.  18, 18);  aber  sie  kommt  wenigstens  nicht  nach  seinem 
Willen;  die  eine  Schwester  ist  ihm  durch  die  Schlauheit  des  Aramäers 
aufgedrungen,  u.  so  erscheint  die  Sache  mehr  als  harranische  Sitte. 
(Sonst  s.  über  die  Verwandtenehen  der  Vorväter  zu  20,  12).  Findet 
aber  diese  Doppelehe  in  dem  Betrug  Laban's  ihre  Entschuldigung,  so 
liegt  zugleich  der  ethische  Gesichtspunkt  vor,  dass  durch  diesen  Be- 
trug, den  er  erfahren  muss,  sein  Betrug  an  Esau  u.  Isaac  gerächt  wird. 
V.  15.    Hier   klafft  eine  kleine  Lücke,  sofern  bisher  nicht  gesagt  ist, 


Gen.  29,  15—26.  341 

dass  Jac.  bei  Laban  als  Hirt  in  Dienst  getreten  ist  oder  doch  treten 
wollte.  Laban  bietet  ihm  nun  Lohn  an,  scheinbar  uneigennützig,  in 
Wahrheit  wohl,  weil  er  ihn  als  geschickten  Hirten  kennen  gelernt  hat 
u.  ihn  zu  behalten  wünscht:  solltest  du  ("^sn  wie  27,  36,  weshalb 
Kitt,  V.*  noch  an  C  geben  will)  als  Bruder  mir  umsonst  dienen? 
dem  man  eher  mehr  als  weniger  gibt«  Er  heisst  ihn  den  Lohn  be- 
stimmen. n;^swto]  wie  31,  7.  41;  sonst  ^?fc  zB.  30,  28.  32  f.  31,  8.  — 
V.  16  f.  Beschreibesätze,  betreffend  die  beiden  Töchter  Laban's,  zum 
Verständniss  seiner  Antwort  V.  18  noth wendig,  hrr]  bedeutet  Mutter- 
schaf. n«y  vieUeicht  (wie  arb.  ladt"^)  Wildkuh,  doch  s.  Nöld.  ZDMG. 
XL.  167;  als  Herrin  nach  assyr.  liat  deutet  P Haupt  (GGN.  1883 
S.  100).  „Derselbe  Erz.,  welcher  schon  V.  9  ff.  von  Rahel  berichtet 
hat,  konnte  die  beiden  Töchter  Labans  fuglich  nicht  so,  wie  hier  ge- 
schieht, einführen"  (Kn,),  Wahrscheinlich  hat  R  hier  die  andere 
Quellenschrift  reden  lassen.  V-j«  u.  p^]  wie  27,  15.  42.  Die  jüngere 
schön  von  Gestalt  (39,6.  41,18)  u.  Aussehen  (12,11;  n^'pö  maita 
24,  16.  26,  7);  die  ältere  halte  schwache  (eig.  zarte)  Augen,  „ohne 
frischen,  klaren  Glanz.  Den  Orientalen,  bes.  dem  Araber,  gelten  leb- 
hafte feurige,  klare  u.  ausdrucksvolle  schwarze  Augen  (Gazellenaugen, 
Hamas.  1.  p.  557.  584.  596.  622;  Harlmann  Ideale  S.  77  ff.)  aWflaupt- 
stück  weiblicher  Schönheit"  (Kn.),  —  V.  18  f.  „Jacob  will  dem  Laban 
7  Jahre  als  Hirte  dienen,  u.  verlangt  dafür  die  geliebte  Rahel  zum 
Weib.  Laban  ist  es  zufrieden,  da  er  seine  Tochter  lieber  einem  Ver- 
wandten als  einem  Fremden  ('^>^K  wie  Jer.  6,  12.  8,  10)  gibt.  Bei 
allen  Beduinen-Arabern  hat  der  Vetter  das  Vorrecht  vor  den  Fremden 
(Burckh.  Bed.  219);  die  Drusen  in  Syrien  ziehen  allemal  den  Ver- 
wandten einem  reichen  Fremden  vor  (Volney  R.  II.  62).  Hat  der  Vetter 
die  Cousine  geheirathet,  so  nennen  sie  sich  selbst  in  der  Ehe  noch 
oft  Vetter  u.  Muhme,  Burckh.  Bed.  91,  u.  arab.  Sprichw.  274 f.; 
Layard  Nin.  u.  Bab.  222;  Lane  Sitt.  l  167"  {Kn.)  —  Der  Dienst 
Jacob's  vertritt  den  übl.  Kaufpreis  für  das  Weib,  Win.^  L  296  f. 
Dergleichen  kommt  noch  immer  vor;  Beispiele  bei  Ritt.  £K.  XV.  674 
u.  Burckh.  Syr.  464  {Kn).  —  V.  20.  „Die  7  Dienstjahre  sind  ihm 
wie  einige  Tage  (27,  44),  da  er  in  RaheFs  Nähe  sich  glücklich  fühlt, 
dem  Glücklichen  aber  die  Zeit  schnell  vergeht"  {Kn*).  —  V.  21 — 24. 
Nach  Ablauf  derselben  fordert  er  (nan  28,  2)  sein  Weib,  da  seine  Tage 
d.  h.  Dienstzeit  voll,  abgelaufen  seien  (25,  24.  50,  3).  Laban  veran- 
staltet auch  die  Hochzeit  u.  das  übl.  Mahl,  gibt  ihm  aber  nicht  Rahel, 
sondern  Lea  ins  Brautgemach.  Der  Betrug  war  des  Abends  möglich, 
zumal  wenn  Lea  verschleiert  kam  (24,  65).  Lea  erhält  nur  eine  Magd 
für  ihren  Dienst;  mehr  bekam  Rebecca  24,  61  {Kn).  V.  24,  auch  29, 
beide  mur  lose  angefQgt  u.  für  30^  2.  4.  9  f.  nicht  nothwendig,  erinnern 
auch  stylLstisch  an  A  u.  werden  {Kn.  Wl)  von  R  eingefiigte  Angaben 
des  A  sein  (vgL  46,  18.  25).  —  V.  25  f.  Seinen  Betrug  entschuldigt 
L.  mit  der  Landessitte  (34,  7.  2  S.  13,  12),  die  jüngere  Tochter  nicht 
vor  der  älteren  herzugeben  ("J"'?^  u.  M^'»sa  wie  19,  31  ff.  25,  23), 
eine  Sitte,  die  in  Indien  Gesetz  war  (Manu  3,  160),  u.  ab  u.  zu  auch 
sonst  vorkommt   zB.  Lane  Sitt.  L   169  {BJub,  c.  28  will  sie  sogar 


342  Gen.  29,  26—33. 

für  Isr.  zum  Gesetz  machen).  Aber  Laban  hatte  ihm  zuvor  nichts 
gesagt.  —  V.  27.  Jac.  soll  aber  für  einen  weiteren  siebenjährigen 
Dienst  auch  Ral^el  erhalten,  mache  voll  die  Woche  dieser]  feiere  die 
Hochzeitswoche  mit  dieser  zu  Ende;  die  Hochzeit  dauerte  gew.  eine 
Woche  (Jud.  14,  12.  Tob.  11,. 18).  wir  wollen  geben]  „ich  u.  die 
Meinigen,  s.  24,  50"  (Kn.),  aber  LXX  Sam.  r»\  —  V.  28—30.  Nach 
Ablauf  jener  Woche  erhalt  er  Rahel,  welche  ebenfalls  eine  Magd  mit- 
bekommt, heirathet  also  binnen  8  Tagen  2  Weiber.  Zu  V.  29  s.  V.  24. 
Auch  zu  Ra^el  gieng  er  hinein  u.  liebte  sie  vor  Lea,  bevorzugte  sie  vor 
dieser.  Das  zweite  oa  soll  blos  ^rv^  hervorheben  {Ges.  th.  294)  oder  mit 
)'o  zusammen  „eliam,  noch  mehr  ab'^  ausdrücken  (DeL),  beides  gegen 
den  Sprachgebrauch;  auch  zu  ^fl^l  kann  es  nicht  gehören:  gieng  nicht 
blos  hinein  zu  ihr,  sondern  liebte  sie  auch  (ATn.),  s.  dagegen  31,  15. 
46,  4.  1  S.  1,  6.  Demnach :  er  liebte  auch  die  Rahel  (nicht  blos  die 
Lea),  u.  mehr  als  Lea;  das  ist  aber  gegen  V.  31;  daher  m  zu  ver- 
werfen mit  LXX  Vulg, V.  31 — 30,  24.  Jac.  erhält  von  diesen 

2  Weibern  u.  ihren  Mägden  11  Söhne  u.  eine  Tochter.  Der  Bericht 
darüber  ist  sehr  kurz  u.  dürr.  Ein  Hauptabsehen  dabei  geht  auf  die 
Erklärung  der  Namen  der  Söhne,  von  denen  bei  einigen  eine  zweifache 
Deutung  gegeben  wird.  (Durchaus  geben  die  Mütter  den  Namen,  wie 
sonst  bei  BG).  Aber  es  sind  auch  ethische  Ideen  darin.  Es  ist  in 
einer  Doppelehe  nicht  recht,  das  eine  Weib  vor  dem  andern  zu  bevor- 
zugen; Jac,  der  das  thut,  wird  durch  die  lange  Unfruchtbarkeit  der 
bevorzugten  Frau  von  Gott  zurechtgewiesen,  u.  der  in  der  Gattenliebe 
benachtheiligten  giebt  Gott  Ersatz  im  Kindersegen.  Und  sodann  Josef, 
der  herrlichste  Sohn  u.  volkreichste  Stamm,  kommt  (wie  Isaac  u.  Esau- 
Jacob)  erst  nach  langem  Warten,  als  eine  besonders  theure  Gottesgabe. 
Die  Ordnung  der  Söhne  ist  dieselbe  wie  bei  A  in  35,  23  ff.,  nur  dass 
zwischen  die  4  ersten  u.  die  2  letzten  Leasöhne  die  4  der  2  Mägde 
eingeschoben  sind.  (Über  die  Zutheilung  der  12  Söhne  an  die  4 
Weiber  sind  alle  Quellen  einig;  schon  dadurch  werden  die  Bemerkungen 
Stade' s  Gesch.  ^  I.  145  ff.  hinfällig.  Vorsichtiger  urtheilt  darüber 
Reuss  Gesch.  d.  AT.^  §  63).  —  V.  31.  nKsiato]  ist,  kraft  V.  30,  relativ 
zu  verstehen;  minder  geliebt  (Dt  21,  15.  Matth.  6,  24).  öffnete  ihren 
Mutterleih]  Hess  sie  fruchtbar  sein  u.  gebären  (s.  16,  2);  damit  gleicht 
er  das  Missverhältniss  aus,  denn  Fruchtbarkeit  macht  das  Weib  dem 
Manne  werth  (16,  4).  —  V.  32.  Den  Sohn  nennt  sie  l?'«»^;  anschei- 
nend sehet  einen  Sohn,  soll  aber  Anspielung  auf  '»'»a»  rm*i  sein,  denn 
sie  sagte:  Jahve  hat  mein  Elend  angesehen  (16,  11),  denn  nun  wird  mein 
Mann  mich  lieben.  Die  urspr.  Bedeutung  des  Namens  ist  unklar.  Ableitung 
von  arab.  raaba  (wie  'i?^'!  von  nt)?,  Bäthg.  Beitr.  159),  erbringt  keinen 
Sinn.  Annehmbarer  wäre  )s,')»*^  als  Nebenform  von  Vai«*!  {Lag.  Onom.  ^ 
II.  95),  wie  Joseph.,  Pe§.,  Arab.,  Äth.,  griech.  MSS.  yovßlX,  Povßi^X 
dafür  substituiren;  dann  wäre  es  nach  arab.  ribdl^  als  Löwe  oder 
Wolf  zu  erklären;  ein  Gottesname  {Kuen.  ThT.  V.  291)  ^könnte  es 
schon  wegen  el  nicht  sein.  Zu  "»  nach  h-jök  vgl.  V.  33  u.  26,  22. 
•^aarirj  19,  19.  —  V.  33.  rawstd]  Erhörung,' weü  Jahve  gehört  u.  be- 
achtet habe,  dass  sie  ungehebt  sei    Ein  Demin.  von  Vk»^*^  vermuthet 


Gen.  29,  33— Cap.  30,  11.  343 

Ew.  167*  eine  Ableitung  von  arab.  simu  Bastard  von  Wolf  u.  UySne 
Hitz.  Gesch.  47  u.  RSmüh  im  Journ.  of  Pbilol.  IX.  80.  96.  —  V.  34. 
•^iV]  Anhänger,  weil  sie  hofft,  dass  der  Gatte  ihr  fortan  mit  Neigung 
anhangen  werde.  Manche  betrachten  ^i?,  als  n.  gentile  von  >i«^  (fVL 
Prol.  150;  Stade  in  ZATh.  I.  112  ff.,  vgl.  Lit  GBL  1879  S.  828; 
Nöld,  in  ZDMG.  XL.  167);  als  Israel  angeschlossene  Ausländer  oder 
aber  als  Gefolge  u.  Geleite  der  Bundeslade  deutet  den  Namen  Lag. 
Orient.  IL  20  f.;  an  ein  angebt,  minäisches  laudn  d.  h.  Priester  er- 
innert Hommel  Aufs.  u.  Abb.  1890  S.  30.  Sonst  s.  über  Levi  Kuenen 
Volksreligion  1883  S.  312  ff.  B?|n]  2,  24.  K^ß]  mit  Sam.  LXX  (Ixa- 
X£<r£,  nicht  hXri^  Pei.  ist  >i«7l?  zu  lesen,  vgl.  V.  35.  —  V.  35. 
ninn^  Gegenstand  des  Lobes  u.  Preises  (DeL),  denn  sie  pries  Gott 
für  ihn,  vgl.  49,  8.  Der  Name  ist  genommen  als  vom  Hoph.  abgeleitet 
(zum  n  vgL  Ps.  28,  7.  45,  18.  Nel?.  11,  17).  Einen  Gott  -"«n;  suchte 
zu  erweisen  Steinthal  in  „Die  Nation"  1891  No.  46  S.  716.  Nun 
machte  sie  einen  Stillstand,  so  dass  sie  nicht  gebar  (16,  2),  doch  wohl 
mindestens  ein  Jahr  (Kn.),  wenn  es  als  Stillstand  bemerkbar  sein 
sollte.  —  Cap.  30,  1 — 8.  Die  Geburt  Dan's  u.  Naftali's  von  Bilha. 
V.  1  L  ,4lajiel  eifersüchtig  (26,  14)  auf  die  fruchtbare  Schwester  ver- 
langt* von  ihrem  Mann  Kinder,  sonst  sterbe  sie  vor  Leid;  Jacob  weist 
sie  zornig  zurück,  bin  ich  an  Gottes  SlcUl?  des  Urhebers  von  Leben 
u.  Tod  (Dt  32,  39.  1  S.  2,  6.  2  R.  5,  7),  der  allein  das  gewähren 
kann.  So  der  Ausdruck  nach  50,  19  bei  demselben  Vrf."  (Kn.).  — 
V.  3.  Sie  greift  zum  selben  Mittel  wie  Sara  (16,  2  f.)  u.  gibt  ihm 
ihre  Magd  Bilha  zum  Weib,  dass  sie  auf  der  Rahel  Knie  gebäre  d.  h. 
Kinder,  die  Ralbiel  auf  ihren  Schooss  nehmen  (Ij.  3,  12)  u.  als  die 
ihrigen  anerkennen  will  (50,  23;  vgl  Stade  in  ZATW.  VL  143  ff.), 
u.  dass  auch  sie  von  ihr  erbaut  werde.  Die  letztere  Bemerkung  aus 
C  (vgl  16,  2).  n?K]  20,  17.  21,  10.  12  f.  bei  B.  —  V.  4»,  weil 
Wiederholung  des  V.  3  Gesagten  u.  wegen  ri^tt»  nach  C,  oder  vielleicht 
nach  A,  der  auch  Hagar  eine  nvK  des  Abr.  nennt  (16,  3).     Ebenso  9^. 

—  V.  6.  )'n]  Richter  nennt  sie  den  Sohn,  weil  Gott  sie  gerichtet  d.  h. 
ihre  Sache  ihren  Wünschen  gemäss  entschieden  hat  Auch  in  )^  ver- 
muthet  einen  Gottesnamen  Kuen.  ThT.  V.  291.  ^ipa  ifati]  3,  17.  21, 
12.  27,  13.  —  V.  7  von  C;  wenigstens  ist  nicht  einzusehen,  warum 
S  'ü  nn!?3  ein  Nachtrag  sein  soll  (wi.  XXI.  427),  dagegen  'i  'w  nuVt 
V.  12  nicht  —  V.  8.  '»^»JtLs]  Kampfmann,  weil  sie  einen  Ringkampf 
{Ew.  156^)  Gottes  mit  Lea  gekämpft  u.  gesiegt  habe,  d.  h.  nicht: 
einen  Kampf  in  göttl.  Sache,  wie  die  Gründung  Israels  ist  (ITn.),  auch 
nicht:  einen  von  Gott  zur  Entscheidung  gebrachten  (Hgst.),  sondern 
Kampf  um  Gottes  Gnade  u.  Segen  {Tuch,  Del)  vgl  29,  31.  30,  2. 

—  V.  9 — 12.  Auch  Lea,  weil  sie  nicht  mehr  (29,  35)  gebiert,  gibt 
nun  ihre  Magd  Zilpa  dem  Jacob  zum  Weib,  die  ihm  Gad  u.  ASer  ge- 
biert V.  9  s.  V.  4.  —  V.  11.  t}]  Glückskind;  sie  sagt:  7»,  in  Pausa 
"I»,  mit  Glück  {h  zvxy  LXX),  vgl.  "^mt^^  V.  13;  die  Mass.  wollen 
na  MS  gekommen  ist  Glück  (vgl.  Jes.  65,  11  u.  das  n.  pr.  Jos.  11,  17. 
12,  7),  so  wenigstens  Trgg.  u.  Pei.-,  dagegen  Vrs.  Sam,  ('^''öa)  u. 
GrVen,  {^hh  öTQccTevfia)  deuten  nach  49,  19.    Über  die  Glücksgott- 


344  Gen.  30,  11—18. 

heit  Gad,   Tvxfi,  deren  Verehrung  bei   den  Aramäern  weit  verbreitet 
war  (vgl.  zu  Jes.  65,  11)  s.  Lag,  Ges.  Abb.  16;  Sym.  I.  87;  Mordtm. 
in  ZDMG.  XXXI.  89  f.;    HcUevy  Ml  de  Grit  183.  212;    Sieg  fr,  in 
JPTb.  1875  S.  361  ff.;   Bälhg,  Beitr.  77.  159  f.;  Nöld,   ZDMG.  XLII. 
474.   478  f.    —  V.  13.   ^»]  Gerader  d.   h.   sowohl  Glücklicher  als 
Günstiger,  Glückspender  (vgl.  zum  Sinn  n;vK  die  Glücksgöttin,  wie  zu 
Gad  den  Glücksstern),    denn  sie  sagt:    mit  meinem  Glück  d.  h.  mir 
zum  Glück  gereicht  das,  denn  glücklich  preisen  (Prf.  der  Gewissheit, 
Ges.  106,  3°)  mich  Töchter  (Cant  6,  9.  2,  2)  als  kinderreiche  Mutter. 
—  V.  14 — 20.   Die  Geburt  des  5.  und  6.  Sohnes  der  Lea.     Zur  Er- 
klärung des  Namens  Jissakhar  nach  C  dient  V.  14 — 16  „die  Erzählung 
von  den  ö'^w^w  (Canl.  7,  14),  welche  Ruhen  (damals  noch  ein  kleiner 
Knabe)  in  den  Tagen  der  Weizenernte  (iud.  15,  1)  d.  h.  im  Mai  auf 
dem  Felde  fand  u.  mit  nach  Hause  brachte.     Gemeint  sind  nach  den 
Verss.  die  gelben,  apfelformigen  muskatnussgrossen  Früchte  der  Mandra- 
gora vemalis  oder  Alraune,  einer  in  Palästina,  bez.  in  Galilaea  häufigen 
u.  daher  den  Hehr,  wohl  bekannten  Staude.    Die  Reisenden,  zB.  Mariti 
R.  564,  Schultz  Leit  V.  197,   Hasselquist  R.  184,  Seetzen  II.  98, 
V,  Schub.  IL  457,   fanden  schon  im  Mai  reife  Früchte,  u.  berichten, 
die  Araber  ässen  dieselben  gern  u.  legten  ihnen  eine  zur  Wollust  rei- 
zende, zum  Kinderzeugen  förderliche  Kraft  bei,  was  auch  Maundrell 
RBeschr.  83  angibt.     Nach  Dioscor.  4,  76  u.  Thcophr.  h.  pl.  9,  10 
brauchte  man   die  Wurzeln  zu  Liebestränken;    nach  Hesych.  hiess  die 
Liebesgöttin  auch  MavÖQayoQlrig,     Daher  D'^wnü'!  amatoria  d.  i.  Liebes- 
äpfel, von  "^ini  Ew.  189S.     Mehr  darüber  bei'  Tuch,  Ges.  th.,  Chwol- 
söhn  Ssab.  IL  725  f."  (Äh.);  Wetzst.  bei  DeL  HL.  u.  Koh.  439  ff.;  sonst 
Win.^  I.  48;  Ri.  HWB.  48.     Rahel  begehrt  von  diesen  Liebesäpfeln, 
um  auch  dieses  Mittel   für  ihren  Zweck  zu  versuchen.     Lea  weist  sie 
zuerst  ab;    isVs  zu  wenig  (Num.  16,  9.  13.    Jos.  22,  17),   dass  du 
meinen  Mann  genommen  (sofern  er  lieber  bei  Ral.iel  war),  dass  du 
auch   die  Alraunen  nehmen  willst?   der  Infin.  r>^E^J  (u.  zu  nehmen 
==  u.  du  willst  nehmen  ?)  soll  die  Absicht  noch  schärfer  ausdrücken  als 
das   näher  liegende  Perf.  cons.  »^1B^?  s.  20,  16.     Sie  gibt  aber  doch 
zuletzt  von  den  Äpfeln,  dafür  dass  Ral^el  ihr  den  Mann  für  die  nächste 
Nacht  abtritt.     Mit  den  Worten  der  Lea   an  Jacob  V.  16  wird  deut- 
lich auf  den  Namen  Jissakhar  (Gemietheter)  angespielt     »in  ^:i]  19, 
33.     Der  Ral^el  nützt  auch  dieses  Mittel  nichts  (die  gegentheilige  Be- 
hauptung Wl.  XXL  427  ist  unbeweisbar);    sie  wird  nicht  schwanger, 
wohl  aber  Lea;   dass  in  Folge  des  Genusses  der  Dudaim,   wird  nicht 
gesagt     Vielmehr  fährt  V.  17  fort:  Gott  horte  auf  Lea,  was  vorher- 
gehendes Gebet  voraussetzt;  ein  solches  ist  aber  vorher  nicht  gemeldet 
R   hat  hier  einem   andern  Erz.   das  Wort  gegeben,    u.  zwar  dem  B. 
Denn  ^k  3>ö»,  was  Kn.  für  A  geltend  macht,  findet  sich  ab  u.  zu  auch 
bei  den  andern  16,  11.  21,  17.  39,  10,  u.  die  Zählung  des  Sohnes 
mit  der  Ordinalzahl  (wie  V.  19)  war  hier,  nach  der  Unterbrechung 
durch  V.  1—16,   fast  nothwendig  (vgl.   29,  34).  —  V.  18.    "i?»ter] 
d.  i.  "isw  o;:  es  giebt  Lohn,  vgl.  Jer.  31,  16  (über  eine  andere  Punk- 
tation s.  S.  84  der  Baer'schen  Ausg.);    Gott  habe  ihr  ihren  Lohn  ge- 


Gen.  30,  18-25.  345 

geben,  weil  {Sl,  49.  34,  13.  27)  sie  ihre  Magd  dem  Gatten  hinge- 
geben habe  (V.  9  ff.).  Offenbar  eine  andere  Beziehung  des  "^^i  als 
V.  16.  Als  Lohnding  deutet  den  Namen  Ew.  §  273*,  als  ^sw  'o^h 
Wellh,  Sam.  95  f.  u.  V.  '»rntw]  muss  aus  "^m»»  durch  R  oder  einen 
Abschreiber  geändert  sein  (wie  31,  33  in  Sam,).  —  V.  19  f.  Auch 
vom  Namen  Zehulun  werden  2  Deutungen  gegeben,  die  eine  von  B: 
beschenkt  hat  mich  Gott  mit  einem  guten  Geschenk  (s.  über  "rnt  Ges. 
th.  401,  u.  über  den  Wechsel  von  t  u.  ^  S.  727;  Ew,  51^),  die  andere 
von  C:  dasmal  (29,  34  f.)  wird  mir  beiwohnen  mein  Mann  (zum 
Acc  s.  Jud.  5,  17.  Prov.  8,  12.  Ps.  5,  5.  120,  5;  zum  Gedanken 
29,  34),  also  etwa  Anwohner  vgl.  49,  13.  Die  Bedeutung  wird  mich 
erheben  (hochhalten)  schlägt  nach  dem  Assyr.  vor  StGuyard  im  JA. 
Vn,  12,  225,  u.  FdDeL  Hbr.  lang  38  u.  Prol.  62  (De/.^  ES.)-,  aber 
jene  Bedeutung  wird  bestritten  von  Halevy  REJ.  1885  p.  299,  u.  Nöld. 
in  ZDMG.  XL.  729.  Die  LXX  geben  frei:  aiQsriei  (is.  Über  die  Endung 
yi  s.  Stade  §  298.  —  V.  21.  Die  Nachricht  über  die  Tochter  Dina 
ist  zur  Vorbereitung  auf  Cp.  34  eingefugt;  andere  Töchter  von  Jacob 
werden  46,  7  (A)  u.  37,  35  (C)  vorausgesetzt,  aber  nirgends  mit 
Namen  genannt.  Obwohl  A  von  Dina  spricht  (Cp.  34,  vgl.  46,  15) 
ist  diese  Notiz  hier  doch  nicht  von  ihm,  da  bei  ihm  die  Kinder  vom 
Vater  benannt  zu  werden  pflegen.  —  V.  22 — 24.  Endlich,  aber  nicht 
durch  ihre  menschl.  Mittel,  sondern  durch  Gottes  Gnade  u.  Erhörung 
bekommt  auch  Rahel  einen  Sohn.  V.  22*  neben  d'^^iVk  rrV«  awatö'^i  wenig- 
stens nicht  nöthig  (vgl.  21,  1  u.  27,  44  f.),  erinnert  allerdings  (Kn.) 
an  A  (s.  zu  8,  1;  doch  auch  1  S.  1,  19)  u.  dürfte  aus  ihm  stammen, 
wogegen  ha  aus  B,  hß  aus  C.  rfiav^]  s.  V.  17.  npjjD»»^]  29,  31.  — 
V.  23  f.  Gott  hat  meine  Schmach  (wegen  der  Kinderlosigkeit  16,  4) 
weggenommen,  sagt  B,  der  somit  fib*!"»  als  f\tt^^  deutet  Aber  C:  Jahve 
möge  mir  einen  andern  Sohn  hinzufügen!  (vgl.  35,  18)  also  Josef 
=  Mehrer.  S.  auch  S.  219.  {Sayce  in  ZA.  IV.  387  f.  meint,  cit)^  sei 
=  ass.  asipu  Weissager!).  —  V.  25 — 43.  hi  Folge  eines  neuen  Ver- 
trags mit  Lab.  dient  Jac  bei  ihm  noch  weiter;  den  ausgemachten,  an- 
scheinend geringen  Lohn  weiss  er  durch  List  u.  Kunst  so  zu  mehren, 
dass  er  dem  eigennützigen  Schwiegervater  einen  grossen  Theil  seiner 
Habe  abgewinnt  u.  ein  sehr  reicher  Mann  wird.  V.  25  f.  Nach  Josefs 
Geburt  verlangt  Jac.  seine  Entlassung,  um  nach  seiner  Heimath  zurück- 
zukehren, "^öipte]  29,  22.  26.  Die  Zeitrechnung  von  31,  41  bei  B  darf 
man  hier  nicht  zu  Grund  legen.  Wenn  die  Geburten,  die  im  1.  Jahr 
der  2.  Dienstjahrwoche  begannen,  in  der  Ordnung,  in  der  sie  erzählt 
sind,  auf  einander  folgten,  so  ist  es  unmöglich,  dass  bis  zum  Ablauf 
dieses  2.  Jahrsiebends  Lea  ihre  6  Söhne  u.  dann  noch  Bahel  den  Josef 
geboren  hat  (die  Dina  kommt  wegen  "^hk  V.  21  nicht  in  Betracht),  u. 
der  neue  Dienstvertrag  am  Anfang  des  15.  Jahrs  geschlossen  wurde. 
Entweder  muss  man  also  30,  1  ff.  vor  29,  35  u.  wieder  30,  9  f.  vor 
V.  7  schieben  {Ke.  Kn.\  um  jene  Möglichkeit  zu  erzielen,  oder  die  Ge- 
burten über  das  2.  Jahrsiebend  hinaus  fortdauern  lassen  (BJub.;  zum 
Theil  Del),  s.  auch  zu  37,  3.  Die  letztere  Annahme  ist  die  natür- 
lichere u.  hat  im  Text  nichts  gegen  sich,  da  meinen  Dienst  d.  h.  meine 


346  Gen.  30,  25—32. 

DieDstzeit,  nicht  nothwendig  auf  die  29,  18.  27  ausgemachten  7  Jahre 
zu  beschränken  ist  Dann  ist  aber  auch  klar,  dass  hier  ein  anderer 
Vrf.  redet  als  31,  41.  —  V.  26  dem  Inhalt  nach  mit  25^  u.  29»  sich 
deckend,  ist  eine  aus  B  eingeschobene  Dublette,  ebenso  V.  28»,  sich 
deckend  mit  81».  '^i^'^-mk'»]  untergeordnet:  mü  meinen  Kindern.  — 
y.  27.  Lab.  mag.  den  nützl.  Knecht  nicht  ziehen  lassen.  Der  Eigen- 
nutz macht  ihn  höflich,  u.  die  Verlegenheit  ISsst  ihn  abgebrochen  oder 
stammelnd  reden,  ^^i  Ka-taK]  wie  18,  3;  den  Nachsatz  (so  gehe  nicht 
fort  von  mir)  verschweigt  er,  u.  fährt  gewinnend  fort:  ich  habe  die 
Zeichen  heobachtei  (44,  15),  habe  gute  Vorbedeutungen,  dass  das  (dein 
Abgang)  nicht  sein  wird,  u,  Jahve  hcU  mich  deineihalb  (s.  12,  13) 
gesegnet,  ich  muss  also  sehr  wünschen,  dass  du  bleibst.  Unrichtig: 
ich  habe  wohl  gemerkt,  dass  J.  mich  gesehen  hat  (Del.,  KS*).  Dazu 
brauchte  er  nicht  wna,  u.  einfach  =  3^  ist  wna  nicht  —  V.  28.  Neu 
anhebend  heisst  er  ihn  den  Lohn  für  fernere  Dienste  bestimmen;  "^W, 
weil  ihm  damit  eine  Auflage  erwächst  Aber  schon  '^K't^  ist  auffallend, 
darum  in  LXX  ausgelassen,  u.  31»  wiederholt  sich  die  Forderung;  also 
ist  der  V.  aus  B  eingefugt  (s.  V,  26).  —  V.  29  f.  Jacobs  Antwort  auf 
V.  27  nach  G.  Jacob  scheut  sich  nicht,  den  Lab.  nachdrücklich  an  den 
Werth  seines  Dienstes  zu  erinnern,  macht  aber  zugleich  geltend,  dass 
nun  auch  er  endlicli  für  sein  eigenes  Haus  thätig  sein  (Ruth.  2,  19. 
Prov.  31, 13)  müsse.  •»»?»]  bei  mir,  unter  meiner  Obhut  f^'*]  28,  14. 
meinem  Fuss  gemäss]  auf  jedem  meiner  Schritte  Jes.  41,  2.  Ij.  18,  11. 
—  V.  31.  Auf  Laban's  Frage  wegen  der  Bedingungen  des  Bleibens 
erklärt  Jac.  wie  ein  Uneigennütziger,  Laban  brauche  ihm  gar  nichts  zu 
geben,  wenn  er  folgenden  Vorschlag  annehme,  a*»»]  wie  26,  18.  '^'?«] 
müsste  steigeind  hinzugesetzt  sein  (Ew.  349»),  ist  aber  wohl  nur 
Variante  aus  B  (KS.),  vgl.  Hos.  12,  13.  —  V.  32  f.  Der  Vorschlag.  Die 
Darstellung  ist  hier  wenig  klar,  weil  der  Text  corrupt  ist  Der  Vor- 
schlag beruht  darauf,  dass  die  Schafe  mit  wenigen  Ausnahmen  weiss 
(Gant  4,  2.  6,  6.  Dan.  7,  9),  die  Ziegen  dunkelfarbig,  braun  oder  schwarz, 
waren  (Gant  4,  1;  Arvieux  Nachr.  III.  214;  Berggren  R.  L  326; 
Burckh.  Bed.  33.  54.  163;  Lynch  Ber.  125;  Kn.).  Jacob  will  nun 
heule  durch  das  sämmtliche  Kleinvieh  Laban's  durchgehen,  daraus  ent- 
fernend (Inf.  abs.  wie  21,  16)  jedes  gesprenkelte  u.  gefleckte  («n^tD 
nur  V.  31 — 39),  u.  jedes  schwarze  Stück  unter  den  Schafen,  u.  ge- 
flecktes u.  gesprenkeltes  unter  den  Ziegen,  u.  das  soll  sein  Lohn  sein. 
Darnach  muss  man  meinen,  die  heute  auszuscheidenden  bunten  u. 
seltenfarbigen  Thiere  sollen  der  ausbedungene  Lohn  sein  (Kn.  Del,  k'e,). 
Aber  dazu  stimmt  weder  V.  31  (rwiK»  »V),  noch  35  f.,  indem  36** 
das  von  Laban  abgesonderte  Abnormfarbige  zu  Laban's  Vieh  gerechnet 
ist;  V.  37  ff.  ergibt  vielmehr,  dass  die  erst  zu  werfenden  selten- 
farbigen Thiere  dem  Jacob  zufallen  sollen,  u.  doch  wäre  davon  V.  32 
nichts  gesagt,  u.  könnte  das  auch  nicht  (mit  Tuch  Bmg.  Kn,  Del.) 
in  '^'15»  mni  unter  der  Hand  mißverstanden  werden.  Deshalb  meint 
Wl,  XXL  429  f.,  es  sei  hinter  V.  34  die  Bemerkung  ausgefallen,  dass 
nach  der  Ausscheidung  der  abnormfarbigen  Thiere  durch  Jacob  Laban 
diese  zu  viel,   den  Lohn  zu  hoch  gefunden  habe>  u.  er  sich  deshalb 


Gen.  30,  32—37.  347 

von  Jacob  einen  andern  Vorschlag  (31,  7  f.)  habe  machen  lassen.  Aber 
die  Entstehung  einer  solchen  Lücke  wäre  unbegreiflich;  auch  wäre  der 
Widerspruch  mit  häükö  "^^-jinn-KV  81  gar  zu  handgreiflich.  Vielmehr 
ist  (so  schon  in  Aufl.^)  anzunehmen,  dass  vor  oder  nach  '^f?*  ^7^) 
eine  ganze  Wortreihe  (ob  homöotel.)  ausgefallen  ist,  oder  aber  ist 
gegen  die  Mass.  der  Athnach  bei  dem  ersten  k^Vis^  zu  setzen:  „u.  jedes 
schwarze  Stück  unter  den  Seh.,  u.  buntes  unter  den  Z.  —  das  wird 
(künftig  'ifjtt  33)  mein  Lohn  sein".  Man  könnte  auch  '^'^s»  rrni  als 
eine  Glosse  streichen  (äTS.),  aber  dann  wäre  immer  noch  "ipa  ^«  h^ 
1  Ki^i  anstössig.  Dagegen  käme  durch  Ausscheidung  von  V.  32  f.  als 
eines  Einsatzes  aus  B  {Bacon  in  Hebr.  VII.  226  f.)  alles  erst  recht  in 
Unordnung.  Was  G  (nach  V.  31)  allein  schreiben  konnte,  ist:  jetzt 
brauchst  du  gar  nichts  zu  geben;  was  künftig,  nach  Ausscheidung  alles 
abnormfarbigen,  abnormfarbig  in  den  Heerden  sein  (geboren  werden) 
wird,  soll  mein  Lohn  sein.  Dazu  stimmt  alles  Weitere.  —  Bei  den 
Schafen  genügte  ein  (vgl.  33.  35),  weil  bvt  s.  v.  a.  "ia  fi^n  ^w  (s.  35) 
d.  h.  woran  schwarzes  ist;  ganz  weisse  Ziegen  werden  weder  hier  noch 
V.  33.  35  vorausgesetzt  (In  dem  Satze  k^^öj  "^3  nw-V»  ö»ö  ^on  wäre 
wn  nicht  mit  genannt,  weil  ^^  Seh.  u.  Z.  umfasst,  u.  schwarze  Ziegen 
normalfarbig  waren;  bunte  wäre  dort  kurz  gesagt  für  Thiere  ab- 
weichender Farben  u.  erhielte  übrigens  seine  genauere  Umgrenzung  in 
V.  35).  —  Erleichternd  geben  LXX  -Vö  ^^'^  u.  Vulg.  -Vsa  «^aj»,  dann 
beide  ^orn  als  Imprt  (wegen  V.  35)  —  Seine  Rechtlichkeit^  meint  er 
weiter,  werde  sich  leicht  erweisen,  sie  werde  selbst  sich  bezeugen 
oder  über  ihn  aussagen  (a  na?  vox  forens.,  s.  Lex.);  andere  Thiere 
als  die  der  bezeichneten  Art,  also  ganz  weisse  Schafe  u.  ganz  schwarze 
Ziegen,  wenn  die  sich  künftig  bei  ihm  finden  sollten,  werden  sich  von 
selbst  als  gestohlen  erweisen.  Es  ist  nicht  nöthig,  ^f^^'m  nach  2  S. 
19,  29.  Nel>.  2,  20  (mit  Kn,)  wie  y,l^  zu  deuten:  mein  Recht,  das 
mir  rechtlich  zukommende,  ^n^  ö'i'^a]  am  morgenden  Tag  d.  h.  künf- 
tig, wie  crastinum  tempus,  Ex.  13,  14.  Dt.  6,  20.  wann  du  kommst 
über  meinen  Lohn  vor  dir]  wann  du,  um  es  zu  besehen,  über  mein 
Vieh  hergehst,  welches  dir  ja  nahe  u.  zugänglich  (13,  9)  sein  wird 
(An.);  LXX  itfr/,  Sam.  «la*^  für  Var  Klar»,  öinj]  d.  i.  ann  «rK%  — 
V.  34 — 36.  Laban  willigt  ein:  gut,  möge  (17,  18.  23,  13)  es  so  sein! 
Er  nimmt  aber,  um  der  Sache  sicher  zu  sein,  die  Ausscheidung  seihst 
vor  (denn  dass  Laban  Subj.  in  V.  35  ist,  ergibt  sich  aus  i*"»  vgl.  mit 
31,  1),  u.  übergibt  die  ausgeschiedenen  Thiere  seinen  Söhnen  zur  Be- 
aufsichtigung, bestimmt  zugleich  eine  Entfernung  von  3  Tagereisen 
zwischen  sich  (LXX  Sam.:  ora  näml.  seinen  Söhnen)  u.  dem  das 
übrige  d.  h.  normalfarbige  Vieh  Laban's  hütenden  Jac,  damit  ja  keinerlei 
Einwirkung  der  ersteren  auf  die  letzteren  in  Erzeugung  des  jungen 
Viehs  stattfinden  könne.  »^»5]  wie  32,  15.  "t?]  gestreift  wechselt 
hier  scheinbar  mit  i^a,  ist  aber  V.  39  f.  31,  8 — 10.  12  doch  davon 
unterschieden.  —  V.  37.  „Aber  Jacob  weiss  durch  einen  Kunstgriff 
den  Vertrag  zu  seinem  Vortheil  auszubeuten.  Er  nimmt  frische  (Num. 
6,  3)  Stäbe  vom  Weisspappel-,  Mandel-  u.  Ahornbaum  {Ges,  th.),  u. 
schält  an  ihnen  weisse  Schälungen  y  ein  Entblössen  des  Weissen  an 


348  Gen.  30,  33—40. 

den  Stäben,  d.  h.  er  schält  die  dunkle  Rinde  von  ihnen  ab,  aber  nur 
streifenweise,  so  dass  jeder  Stab  theils  dunkelfarbig  theils  weiss,  mit- 
hin bunt  ist"  (Kn,),  Vp»a]  collect.,  u.  kraft  p^  {Sam,  ana)  hier  fem., 
sonst  masc.  ^aaV]  gewöhnlich  nach  dem  Arab.  als  Siorax  gedeutet 
{Ges,  th.  740),  ist  nach  Hos.  4,  13  wahrscheinlicher  populus  alba 
s.  RL  HWB.  1136.  1567  f.  ciwnft]  Ew.  239*.  —  V.  38  f.  „Diese 
Stäbe  sielUe  er  an  den  Wassertränken,  zu  welchen  das  Vieh  trinken 
kam,  auf,  u.  zwar  gegenüber  (s.  25,  21)  vom  Vieh,  so  dass  es  die- 
selben im  Auge  hatte";  u.  die  Thiere  begatteten  sich,  wann  sie  zum 
Trinken  kamen.  So  begatteten  sich  denn  die  Thiere  in  der  Richtung 
auf  die  oder  bei  (24,  11;  Sam,  Vy)  den  Stäben,  u.  gebaren  später 
bunte.  Über  die  Tränkrinnen  oder  Tröge  bei  den  Brunnen  s.  zu  29,  3. 
ö'^ttrth]  Rinnen,  selten  u.  mehr  aram.  (noch  Ex.  -2,  16)  wird  hier  durch 
ö-jö  H^|^»  (von  ^lr.tö  24,  20,  s.  Ew,  31^.  212^)  erklärt.  s»önj5]  für 
^'^^J!^1i  vgl.  Jud.  5,  28.  Ps.  51,  7  {Ew,  193*);  masc,  weil  hier  die 
männl.  Thiere  mit  eingeschlossen  sind.  In  39*  ist  niVpian-V«  die  Haupt- 
sache u.  neu  gegen  'V  'aa  rrattm  V.  38,  darum  nicht  geradezu  als 
Dublette  (Wl.)  anzusehen,  aber  der  Ausdruck  ist  schwerßühg.  „Die 
brünstigen  Thiere  empfiengen  durch  den  Anblick  der  sie  frappirenden 
bunten  Stäbe  einen  lebhaften  Eindruck,  der  auf  die  Bildung  des  Fetus 
einwirkte:  sie  versahen  sich  an  den  Stäben"  (Kn.),  Hieron.  qu.  gibt 
eine  verwickeitere  Erläuterung:  observabat  ergo  Jacob,  et  tempore,  quo 
ascendebantur  pecora  et  post  calorem  diei  ad  potandum  avida  pergebant, 
discolores  virgas  ponebat  in  canalibus  et  admissis  arietibus  et  hircis 
in  ipsa  potandi  aviditate  oves  et  capras  faciebat  ascendi,  ut  ex  duplici 
desiderio,  dum  avide  bibunt  et  ascenduntur  a  maribus,  tales  foetus  con- 
ciperent,  quales  umbras  arietum  et  hircorum  desuper  ascendentium  in 
aquarum  speculo  contemplabantur.  Ex  virgis  enim  in  canalibus  positis 
varius  erat  etiam  imaginum  color.  „Nach  Aristot.  h.  anim.  3,  12  u. 
Aelian  h.  an.  8,  21  vgl.  Strab.  10,  1,  14.  Plin.  31  §  13  f.  ist  es 
von  Einfluss  auf  die  Farbe  der  Lämmer,  aus  welchem  Fluss  die  Alten 
in  der  Begattungszeit  trinken,  u.  nach  Oppian.  Gyneg.  1,  331  ff.  liess 
man,  um  schöne  verschiedenfarbige  Füllen  zu  gewinnen,  die  brünstige 
Stute  bei  der  Begattung  das  Bild  eines  stattUchen  verschiedenfarbigen 
Hengstes  sehen  (zB.  in  Spanien,  wie  Hieron.  qu.  angibt);  die  Tauben- 
züchter erzielten  auf  ähnl.  Weise  purpurfarbige  junge  Tauben.  Häufiger 
aber  erwähnen  die  Alten  das  Sichversehen  bei  den  Menschen,  zB.  PUn. 
7  §  52;  Oppian.  358  ff.  u.  a.  bei  Bocharl  hz.  I.  618  ff.  Ros."  (Äw.).  — 
V.  40.  Das  junge  Buntvieh  (o'^ate  vertritt  hier  auch  die  Ziegenlämmer) 
sondert  Jacob  ab  u.  richtet  das  Gesicht  des  (übrigen)  Kleinviehs  auf 
gestreiftes  ,u.  alles  schwarze  unter  Laban's  Vieh  d.  h.  eben  auf  die  ab- 
gesonderten u.  hienach  vor  das  übrige  Vieh  gestellten,  damit  dieses 
jene  immer  im  Auge  habe  u.  die  Imagination  rege  bleibe;  nachdem 
er  durch  diesen  Kunstgriff  den  ersten  mit  den  Stäben  erfolgreich 
unterstützt,  bildet  er  sich  aus  dem  so  erzielten  Buntvieh  besondere 
Heerden,  die  er  nicht  zu  Laban's  Vieh  hinzu  (V?  wie  28,  9)  fügt.  So 
nach  dem  mass.  Text  Es  hilft  nichts  für  hi^  mit  LXX  Sam,  ^^k  u. 
mit  Trgg,  Saad,  Houbig,  Kn.  -Vs  zu  lesen,  in  welchem  Fall  "^af  an- 


Gen.  30,  40— -Cap.  31.  349 

gesichis  vor  (wie  Ex.  23,  15.  Ps.  42,  3)  bedeuten  ii.  '*''  -Vs  Obj.  zu 
')i?^^  sein  müsste.  Der  Anstoss  liegt  darin,  dass  das  abgesonderte  bunte 
nachher  wieder  als  )^\  •)«:«»  a*»";  '^p^  (s.  dagegen  V.  36)  bezeichnet 
wird,  während  vielmehr  an  "**'?t?7  naturgemäss  sich  'ii  ^w«5  anschlösse. 
Der  ganze  2.  Kunstgriff  ("jaV  —  iri»5)  scheint  erst  nachträglich  in  den 
altern  Text  eingefügt  {Hupf.  Olsh.  DeL,  auch  Böhm.  WL).  —  V  41  f. 
„Zugleich  bewirkt  er,  dass  er  lauter  starkes  Jungvieh  bekommt.  Denn 
nur  in  der  Zeit,  da  das  starke  Vieh  sich  begattet,  stellt  er  die  Stäbe 
auf,"  nicht  auch  wann  das  Vieh  Schwäche  zeigte  d.  h.  schwächlich 
war,  so  dass  auch  nur  schwache  Lämmer  zu  erwarten  waren.  Der 
hier  gemachte  Unterschied  zwischen  starken  u.  schwachen  Thieren  ist 
vielleicht  {Aq.  Sym,  Onk,  Hier.  Saad,)  daraus  zu  erläutern,  dass  die 
kräftigeren  Thiere  schon  im  Sommer  ihre  Brunstzeit  haben,  die  schwä- 
cheren erst  im  Herbst,  u.  die  von  jenen  im  Winter  geworfenen  Jungen 
für  kräftiger  galten  als  die  von  diesen  im  Frühjahr  gebrachten  (Colu- 
mell.  r.  r.  7,  3;  Varro  r.  r.  2,  2;  Plin.  8  §  187).  dwj]  Prf.  cons.  = 
a-^w;.  rrjtorr!?]  Inf.  Pi.  von  om  (31,  10)  mit  Suff.  pl.  3  fem.  (wie 
fi3  T.  41,"  21),  Ges.  91,  1  Ä.  2.  —  V.  43.  Durch  den  Erfolg  dieser 
seiner  Listen  wurde  Jacob  überaus  begütert  f^]  V.  30.  'ko  tkö] 
7,  19.  —  Sonst  12,  16.  —  „Bemerkung  verdient,  dass  der  Erz.  Gott 
nicht  'erwähnt  wie  der  Berichterstatter  31,  9  ff.  Ein  ähnl.  Fall  bei 
ihm  V.  14—16"  (äji.). 

3.   Jacob's  Rückwanderung  aus  Harran,  Cap.  31 — 32,  3,  meist  aus  B 

(auch  C,  A). 

Jacob,  nach  20jähr.  Dienst  bei  Laban,  beschliesst  unter  Zustimmung 
seiner  Weiber,  mit  seiner  ganzen  Habe  nach  Kenaan  zurückzukehren: 
die  Eifersucht  Laban's  u.  seiner  Söhne  u.  eine  Mahnung  Gottes  be- 
stimmten ihn  dazu  V.  1 — 16.  Fluchtweise,  ohne  Vorwissen  Laban's, 
zieht  er  fort,  u.  Rahel  nimmt  des  Vaters  Hausgott  mit.  Laban  setzt 
ihm  nach,  holt  ihn  auf  dem  Gilead  ein.  Es  kommt  zu  einer  scharfen 
Verhandlung  zwischen  ihnen.  Aber  von  Gott  gewarnt,  muss  Laban 
sich  begnügen,  mit  Jacob  auf  dem  Gilead  einen  Freundschaflsbund  zu 
schliessen,  wovon  Gilead  seinen  Namen  hat  V.  17 — 54.  Sie  gehn  in 
Frieden  auseinander.  Dem  Jacob  begegnet  gleich  beim  Eintritt  in  das 
Hebräerland  zu  Mahanaim  ein  ganzes  Heer  von  Engeln  32,  1 — 3.  — 
Es  wird  hier  nachgewiesen,  wie  Gott  bis  zuletzt  seinen  Schützling 
leitete,  im  Kampf  mit  dem  Aramäer  nicht  erliegen,  sondern  mit  grossem 
Haus  u.  Habe  glücklich  aus  dem  fremden  Land  zurückkehren  Hess  (vgl. 
28,  20  ff.,  auch  15).  Zugleich  wird  der  Ursprung  des  Terafimcults  bei 
den  Isr.,  die  Völkerscheide  zwischen  den  Aramäern  u.  Hebräern  auf 
dem  Gilead  u.  die  Heiligkeit  Malianaim's  erläutert.  —  Geschöpft  ist 
die  Erzählung  zumeist  aus  B.  Als  aus  A  genommen  erweist  sich  nur 
V.  18  {Kn.  Wl.)  von  ^?-^?.?  a"  ^"rch  »s^,  ö?^,  l^a;?,  d^k  H?,  I?«  H?, 
die  Breite  des  Ausdrucks  u.  die  Beziehung  auf  35,  27;  dass  auch  17^ 
(Sehr.)  oder  ganz  17  {Hupf.  32)  dorther  stamme  (wegen  der  Wieder- 
holung von  B|?;i  V.  21),  ist  nicht  nöthig.     Dagegen  sind  V.  1  {Hupf.) 


350  Gen.  31,  1—9. 

u.  3  (Sehr,),  wahrscheinlich  ^nan  rs  -»a^'^i  op-^i  V.  21  (s.  d.),  sicher 
Y.  25.  27  (s.  d.)  Einsätze  aus  dem  Text  des  C,  ebenso  sind  V.  46. 
48—50  Dubletten  aus  C,  u.  hat  in  V.  44 — 53  bei  der  zusammen- 
arbeitung des  B  u.  G  die  Hand  des  R  (auch  eines  oder  einiger  Glossa- 
toren) etwas  stärker  eingegriffen.  Auch  V.  10.  12  sind  erst  durch  R 
hier  eingefugt,  obwohl  aus  B  genommen.  Das  übrige  bildet  ein  wohl- 
zusammenhängendes Ganze,  dem  durch  ^^"rf?»  7.  9.  11.  16.  24.  42. 
32,  2  f.;  die  abweichende  Erklärung  des  Reichthums  Jacob's  7 — 12, 
die  Rückweisung  13  auf  28,  20  ff.,  die  TraumofTenbarungen  10.  24, 
die  Erwähnung  der  Terafim  19.  30  ff.  (vgl.  35,  2  ff.),  die  Ausdrücke 
Lahan  der  Äramäer  20.  24,  rvo»  33,  mV  26,  n»  hier  37,  y«  32,  2, 
das  alterthüml.  pw  -rni  31,  42.  53  u.  ö'^sb  7.  41  seine  Abstammung 
von  B  gesichert  ist. 

Gap.  31,  1 — 16.  Jacob  beschliesst  die  Heimkehr.  V.  1  mit  3  zu- 
sammenhängend, nach  C.  yov^'i]  +  ap?-^  LXX.  Laban's  Söhne  (30,  35) 
äussern,  Jac  habe  ihrem  Vater  sein  Eigenthum  genommen  u.  so  sich 
den  grossen  Reich thum  gewonnen.  Dem  Jac.  kommt  das  zu  Ohren. 
nw]  12,  5.  •'ias]  vom  Reichlhum  wie  Jes.  10,  3.  66,  12.  Ps.  49,  17. 
Ob  V^  eine  Dublette  zu  V*  ist  (KS.),  ist  fraglich;  es  müsste  dann 
ein  Rest  aus  B  sein.  —  V.  2  mit  4  f.  zusammenhängend  u.  Sachpar- 
allele zu  1,  von  B.  Jac.  bemerkt  an  Laban's  unfreundl.  Gesicht  die 
Sinnesänderung  gegen  ihn.  mü  ihm]  im  Umgang  mit  ihm,  im  Ver- 
halten gegen  ihn  (Ps.  18,  24.  26  f.);  dafür  V.  5  Vk.  gestern  ehe- 
gestern]  früher,  vordem,  wie  V.  5.  Ex.  5,  7  f.  14  bei  B.  —  V.  3.  Jahve 
selbst,  der  alle  wichtigen  Schritte  der  Väter  leitet,  befiehlt  ihm  die 
Heimkehr  nach  Kenaan.  Der  V.  ist  von  C,  der  32,  10  darauf  zurück- 
weist (dagegen  bei  B  V.  13).  '^nnViö]  12,  1.  Land  der  Väter]  im 
Pent  nur  noch  48,  21.  —  V.  4  ff.  an  V.  2  angeschlossen,  von  B.  — 
Jac.  bescheidet  seine  Weiber  zu  sich  hinaus  u.  trägt  ihnen  die  Sache 
vor.  Er  erinnert  zuerst  an  seine  Anstrengungen  u.  Verdienste  um  Lab. 
u.  an  dessen  undankbares  Verhalten.  —  V.  5.  da  doch  der  Gott 
meines  Vaters  mit  mir  gewesen]  mich  in  meinem  Dienst  für  ihn  ge- 
segnet u.  mir  so  grossen  Reichthum  zugewendet  hat.  —  V.  6  s.  30,  26. 
nariK]  Ges.  32  A.  5.  —  V.  7—9.  „Zum  Dank  dafür  täuschte  ihn  Lab., 
indem  er  den  ausgemachten  Lohn  nach  Willkühr  zehnmal  d.  i.  zum 
öfteren  (Num.  14,  22.  Ij.  19,  3)  wechselte."  Gott  aber  Hess  ihm  seine 
Betrügerei  nicht  gelingen,  sondern  immer  solche  Thiere  geboren  werden, 
wie  sie  Lab.  gerade  zum  Lohne  bestimmt  hatte.  Vrn]  von  V^r,  Ew. 
127^.  n^irtote]  41.  29,  15.  d"^?»]  nur  hier  u.  41.  -iara]  20,  6.  »rn:]  Ges. 
145,  7  A.  3.  n-i^^^]  Prf.  cons.  ds-^sk]  für  ira«  wie  32,  16.  41,  23.  Ex. 
1,  21.  Num.  16,  17  f.  {Ges.  135,  5  A.  1),  vgl  26,  15.  33,  13.  In  Gp.30 
ist  von  diesen  vielfachen  Betrügereien  nichts  gemeldet  u.  R  hat  diese 
ganze  Rede  ausführlich  aufgenommen,  um  den  abweichenden  Bericht 
des  B  über  Jacob's  Heerdenerwerb  wenigstens  in  dieser  Form  beizu- 
bringen. Zu  gleichem  Zweck  hat  R  auch  V.  10  u.  12,  welche  kein 
urspr.  Beslandtheil  der  Rede  Jacobs  an  die  Weiber  waren  {Wl.  XXL 
428),  wohl  aber  den  Inhalt  eines  (nicht  aufgenommenen)  Berichts  des 
B  kurz  wiedergeben,  hier  eingereiht,  V.  12  allerdings  an  nicht  ganz  passen- 


Gen.  31,  10—19.  351 

der  Stelle  (damit  erledigen  sich  die  Bedenken  von  WL),  —  V.  10 — 12. 
,,Gott  war  der  Geber  des  Viehes.  Denn  Jac.  sah  im  Traum  bunte 
Böcke,  die  das  Muttervieh  besprangen',  u.  Gott  selbst  eröffnete  ihm, 
er  habe  alles  gesehen,  was  Lab.  ihm  zufüge,  wies  ihn  also  an,  den 
natürl.  Zuwachs  an  buntem  Jungvieh  als  Gottes  Gabe  zu  betrachten. 
Vrf.  leitet  mithin  den  Segen  unmittelbar  von  Gott  ab,  u.  hatte  nichts 
von  den  Stäben;  vgl.  30,  18"  (Kn.),  n^a]  für  kiVö  (30,  32  f.  35) 
bei  C.  Über  den  Traum  s.  20,  3.  ö-n1jKn  •?j«^ä|  21,  17.  —  V.  13 
urspr.  an  11  angeschlossen.  Gott  gab  sich  ihm  als  der  Gott  von  Bethel 
(28,  18  ff.)  zu  erkennen  u.  hiess  ihn  in  seine  Heimath  zurückkehren. 
ivt  n-^a  ^KrrJ  sc.  ^«  «^-»aa  ?j''Vk  n^-nsn,  oder  abgekürzt  aus  hvi  ^^a  h»  h^r., 
Ges.  127  A.  4*.  ij'^l?  ^»;»]  'a  *^«.^  Sam,  LXX.  umVfo]  +  ««1  fooftat 
fiCT«  eov  LXX.  —  V.  14 — 16.  Die  Weiber  gehen  gerne  auf  den  Vor- 
schlag ein;  der  Vater  hat  auch  sie  sich  entfremdet.  Im  Vaterhaus 
haben  sie,  nach  dem  ihnen  etwa  bei  der  Heirath  gegebenen  (29,  14. 
29),  kein  Erbe  weiter  zu  erwarten.  Der  Vater  behandelt  sie  wie  Fremde, 
denn  er  hat  sie  verkauft  (29,  18.  27,  vgl.  24,  53),  u.  verzehrt  nun 
(19,  9)  auch  den  Erlös  für  sie  (Ex.  21,  35)  d.  h.  die  durch  Jacob's 
Dienst  erworbenen  Güter  geniesst  er  selbst,  ohne  ihnen  etwas  davon 
zu  geben.  '|3»^1]  s.  9,  23.  »^^»^sa]  ^'^'^'^^35  LXX.  Sam,  as]  Inf.  abs.  weist 
aus,  dass  es  zum  Verb,  gehört;  ebenso  46,  4  bei  B.  V.  16.  "^s]  nicht: 
80  dass  {Kn.  DeL\  auch  nicht  Dt.  14,  24.  Ij.  10,  6;  Fälle  wie  V.  36. 
20,  9.  40,  15  sind  andere);  auch  nicht  affirm.  ja  {DeL%  sondern  mit 
Nachdruck  das  Gegentheil  zu  ihrer  Angehörigkeit  ans  Vaterhaus  ein- 
führend (Ps.  37,  20.  49,  11.  130,  4):  vielmehr  wir  stehen  für  uns, 
u.  alles,  was  Gott  unserem  Vater  entzogen  hat  (V.  9),  gehört  nur  uns, 
nicht  ihm,  ist  unser  Eigen thum;  somit  keinerlei  Grund,  nicht  zu  gehen. 
"w]  im  Pent.  nur  hier  (vgl.  14,  23).  —  V.  17—25.  Jac.  zieht  mit 
Familie  u.  Habe  ohne  Vorwissen  Laban's  fort;  auch  seine  Terafim  ent- 
wendet ihm  Rahel;  Lab.  verfolgt  u.  erreicht  den  Fliehenden  auf  dem 
Gilead.  V.  17.  seine  Söhne  u,  Weiher]  s.  Weiber  u.  Söhne,  LXX  Sam. 
auf  die  Kamele]  24,  61.  —  V.  18.  'p»  Va  ^K  ana-^]  von  B,  s.  Ex.  3,  1. 
Der  Rest  des  V.  aber  von  A,  vgl.  36,  6  (auch  46,  6).  das  Vieh  seines 
Erwerbes]  „also  nichts  von  Laban's  Vieh"  {Kn.),  —  V.  19  ff.  Der  Ab- 
zug geschah  aber  (nach  B)  heimlich  u.  fluchtartig.  Laban  war  zur 
Schur  seiner  Schafe  gegangen,  welche  bei  der  Grösse  seiner  Herden 
eine  Anzahl  Tage  dauerte  (1  Sam.  25).  Seine  Abwesenheit  benützt 
Rahel,  ihm  seine  Hausgötter  zu  entfuhren  u.  so,  wenigstens  ihrer  Ab- 
sicht nach,  den  Schutz  u.  Segen  derselben  oder  das  Glück  des  Hauses 
sich  zuzueignen  (so  wie  Aeneas  die  Penaten  aus  Troja  mit  fortnahm 
Dionys.  Hai.  1,  69;  Verg.  Aen.  3,  148  f.  4,  598.  ATn.);  u.  Jacob  be- 
nützt sie,  um  heimlich  zu  entkommen.  ^^'^^]  s.  Win.^  IL  608;  Ew. 
Alt^  296  ff.  Ein  sicheres  Etymon  des  Worts  ist  noch  immer  nicht 
gefunden.  Nicht  mehr  Werth  als  die  vielen  bei  Ges.  th.  1520  f.  ver- 
zeichneten Vermuthungen  hat  die  Combination  mit  s^»t^  {Neubauer 
Acad.  1886  No.  756,  S.  297*)  u.  ass.  larpu  =  dimma  Gespenst 
{Sayce  in  ZA.  IL  95),  wonach  die  Ahnengeister  zu  verstehen  wären. 
Übrigens  ist  hier  wohl  nur  ein  einzelnes  Bild  (1  S.  19,  13.  16)  ge- 


352  Gen.  31,  20—26. 

meint;  der  Plur.  pron.  suff.  V.  34  u.  ^n'^K  V.  30  beweist  nicht  sicher 
für  eine  Mehrzahl  {Ew,  318*),  noch  weniger  35,  2.  Aramäer]  wie 
V.  24,  s.  zu  25,  20;  hier,  wo  Laban  zuvor  oft  genug  genannt  war, 
ist  der  Beisatz  weniger  aus  nationalem  Selbstgefühl  des  Hebräers  als 
vielmehr  zur  Erklärung  des  Religionsunterschiedes,  vielleicht  auch  zur 
Vorbereitung  auf  V.  44  ff.  aufgenommen,  ebenso  V.  24  {Budd,  422  will 
ihn  für  einen  Einschub  nach  A  erklären.  Aber  V.  47  ist  er  doch 
vorausgesetzt.  S.  auch  Dt  26,  5).  ^\  ^}(\  auch  V.  26  den  Sinn  von 
einem  läuschen,  vgl.  xXiTtrsiv  voov  Hesiod.  theolog.  613.  Hom.  Ili. 
14,  217;  kürzer  c.  Acc.  prs.  V.  27  wie  ftkiTtretv  xwi  u.  lat  decipere 
(k'n.).  ^^"^?]  wegen  Mangels  davon  dass  d.  i.  weil  oder  sofern  nicht 
(Ew.  322*),  nur  hier  so.  dass  er  fliehen  wollte]  d.  h.  davongehen, 
sich  fortmachen  (vgl.  V.  27).  —  V.  21.  Strom]  nach  gew.  Annahme 
(s.  24,  10)  der  Eulrat  (wie  Ex.  23,  31.  Mich.  7,  12);  dann  aber 
müssen  die  Worte  ^J^an  n«  ^m  opi  ein  Einsatz  aus  C  sein,  s.  V.  23. 
u.  stellte  sein  Gesicht]  nahm  seine  Richtung  nach  dem  Gebirge  Gilead, 
vgl.  2  R.  12,  18.  —  V.  22  f.  Erst  am  3.  Tag  erßhrt  Lab.  seine  Flucht 
u.  setzt  nun  mit  seinen  Brüdern  d.  h.  Stammesgenossen  (Lev.  10,  4. 
2  S.  19,  13)  dem  Entflohenen  nach.  Nach  7  Tagemärschen  holt  er 
ihn  auf  dem  Gebirg  Gilead  ein.  Von  Harran  aus  in  7  Tagen  den 
Gilead  zu  erreichen,  ist  auch  bei  grösster  Eile  (V.  36)  eine  Unmöglich- 
keit, vollends  für  Heerden  (33,  13  f.)  in  10—12  Tagen.  Daraus  ergibt 
sich,  da  die  Zahl  nicht  anzufechten  ist,  im  Zusammenhalt  mit  29,  1, 
dass  B  Labans  Wohnort  viel  näher  beim  Gilead  gedacht  hat  (trotz 
DeL^)j  u.  dass,  da  ^n»»?  nur  der  Eufrat  sein  kann,  ^nart  M«  '^^^^'^  öp«^ 
V.  21  aus  der  andern  Quelle  (C)  stammt.  —  V.  24.  Lab.  mit  seinen 
Mannen  ist  weit  stärker  (V.  29) ;  Jac.  ist  in  Gefahr,  seiner  Rache  zum 
Opfer  zu  fallen;  da  tritt  Gott,  noch  vor  dem  Zusammenstoss  beider, 
ins  Mittel  u.  warnt  nächtlich  im  Traum  (20,  3)  den  Lab.,  mit  Jac.  zu 
reden  (geschweige  zu  thun)  3^.""^?  ^^^^  d.  h.  nicht:  von  gutem  anhebend 
dann  zu  bösem  übergehend  {Kn,  Buns,),  sondern  (24,  50  u.  14,  23) 
irgend  etwas ^  näml.  übles,  was  aus  rf?  ^to»n  folgt;  LXX  richtig 
novri()a,  ebenso  V.  29.  —  V.  25  das  Zusammentreffen  nach  C  (gegen 
23^).  Eine  Unterscheidung  zwischen  p'^a'in  nahe  hinterher  sein  u. 
a-^cn  einholen  (En,)  ist  haltlos.  Jacob  hatte  sein  Zelt  aufgeschlagen 
(VriK  ypn  im  Pent.  nur  hier)  auf  oder  an  dem  'i?!,  u.  Laban  mit  seinen 
Brüdern  schlug  auf  oder  an  ^a^an  ^n  auf.  Nach  V.  21  u.  23  kann 
^nn  nur  als  "»yl>an  ^rt  verstanden  werden,  also  ergäbe  sich:  Laban 
lagerte  eben  daselbst  {Vulg.  An.).  Aber  so  kann  sich  kein  Schrift- 
steller ausdrücken.  Entweder  war  ^f^  bei  C  näher  bestimmt  (nach 
Lag,  Agathang.  S.  157:  rtt^tsTt  'nna,  vgl.  V.  49)  u.  wurde  die  Näher- 
bestimmung von  R  weggelassen,  weil  sie  zum  Text  des  B  nicht  passte; 
oder  hatte  C  den  Namen  noch  nicht  genannt,  weil  er  V.  48  die  Ent- 
stehung desselben  erzählen  wollte  (dann  müsste  25^  von  R  sein). 
i-^nK]  ÄrjK  dafür  zu  setzen  {Lag.,  Buhl  Kanon  250),  ist  nicht  nölhig. 
Sonst  s.  hinter  V.  54.  —  V.  26 — 42.  Die  Verhandlung  zwischen  beiden 
u.  Laban's  Beschämung.  V.  26  —28.  Zunächst  macht  er  ihm  Vorhalt 
über  die  Unziemlichkeit  des  heiml.  Enlweichens.     Dabei  ist  aber  V.  27, 


Gen.  31,  26—33.  353 

als  theilweise   Variante  zu   26  (wobei  a»  ohne  mV),  wahrscheinlich 
Einsatz  aus  C  (in  LXX  wird  durch  Versetzung  der  5  ersten  Worte  des 
V.  27  hinter  m-^w  V.  26  nachgeholfen).     "^saV]  s.  zu  20,  5.    SchwerU 
gefangene]  im  Krieg  erbeutete  2  R.  6,  22.     'aV  Tf^^^^  Ges.  114,  2 
A.  3.    >T«n  k!jj]  LXX  '51  nV,  wozu  '««1  Nachsatz,    do««  ic/i  dich  eni- 
Hess  mit  Fröhlichkeit  (1  S.  18,  6),    Gesang  u.  Musik,  dir  eine  festl. 
Abschiedsfeier  bereitete  (über  solche  im  neuen  Orient,  s.  Harmar  Be- 
ob.  I.  415 1,  Kn,),    i:a]  s.  V.  43.  32,  1  (Enkel),  vgl.  zu  29,  5.  Da- 
mit habe  er  als  unverständiger  Mann  gehandelt.     Sowohl  v^a  im  Sinn 
von  ici,  als  V-^öon  im  Pent  nur  hier.     Zu   ^w?  für  Hb?  sl  48,  11. 
50,  20.  Ex.  18,  18   in  derselben  Urkunde  (Kn.)-,  Ges.  75  A.  2.  — 
V.  29.    Dafür  wäre   er   wohl    im  Stand,   an  Jac.  Ahndung  zu  neh- 
men,  aber  Gott  habe  verwichene  Nacht  (19,  34)  ihm  das  untersagt. 
^r^  hnh  »:]  wie  Mich.  2,  1.  Prov.  3,  27  u.  verneint  Dt.  28,  32.  Nelj. 
5,  5;  wörtl.  nicht:    es  ist  zum  Gott  meine  Hand  {SebSchmid,  Kn. 
Hitz.  Berthe^,  was  zwar  für  ich  vermag  alles,  passend  gesagt  wäre, 
nicht  aber   für   ich   vermag  es,   habe   die  Macht,  sondern   (mit.  den 
älteren;  Ges.  Tuch  Ew.  Del.):  es  ist  gemäss  der  Kraft  meiner  Hand, 
es  entspricht  meiner  Macht,  ich  vermag's.     Vm  heisst  nicht  „Starker'^ 
von  h^H,  sondern  ist  ein  Nom.  wie  0«,  yy  (s.  S.  18).     Gott  eures 
Vaters]  näml.   des   Jac.  u.  der  Seinigen  (vgl.  37.  46);  der  Vater  ist 
Isaac.     Dass  es  Jacob's  Stammgott  war,  der  mit  ihm  redete,  erkennt 
Lab.  an  dem    Inhalt  der   Warnung.     Sam.   LXX  haben  sf*^?«  '».  — 
V.  30.    Nun  aber,  wenn  er  auch  darüber  nicht  weiter  mit  ihm  rechten 
will,  weil  Jac.  eben  einmal  fortgezogen  ist,  u.  Lab.  sich  das  aus  seiner 
grossen  {Ges.  113,  3,  a)  Sehnsucht  nach  dem  Vaterhaus  erkläi*en  mag, 
so  kann   er  doch  den  Götterdiebstahl  nicht  blos  so  hinnehmen.     Er 
kommt  damit  auf  den   2.,  ihm  wichtigsten  Punkt.     Aber  gerade  in 
diesem  Punkt,   worin  er  unbestrittenes  Recht  hat,  zieht  er  nachher 
den  kürzeren;  er  wird  von  der  eigenen  Tochter,  die  er  einst  um  ihr 
Recht  betrogen  (29,  25  ff.),  überlistet,     cioaa]   im  Pent  nur   hier.  — 
V.  31  f.    Auf  die  erste  Rüge  bemerkt  Jac,  er  habe  ("»  wie  20,  11) 
befürchtet.  Lab.  werde  seine  Töchter  von  ihm  reissen,  nach  seiner  Will- 
kühr  29,  23  ff.     Im  2.  Punkt  weiss  sich  Jac.  unschuldig,  da  ihm  Rahel 
vom  Diebstahl  nichts  gesagt  hat;  er  erklärt  also  getrost,  dass  der  sterben 
soll,  bei  welchem  L.  die  Terafim  finde,  u.  gestattet  diesem  die  Durch- 
suchung.   'HDK  w]  für  ^w — *Tü»  (44,  9  f.)  ganz  ungewöhnlich  (obwohl 
in  den  aram.  Verss.  nachgeahmt,  bei  Ew.  333^   Ges.  138,  1   aner- 
kannt).    Auch  ein  ^iBK'n^  zu  Anfang  des  V.,  was  die  LXX  noch  bieten, 
vermisst  man    ungern    {Böttch.  NÄL.  L  22).     soll  nicht   leben]  die 
Patriarchen  hatten  Gewalt  über  Leben  u.  Tod  ihrer  Angehörigen  (38,  24). 
unsere  Brüder]  yne  V.  23;   Jacob  hat  viele  Leute  bei  sich  (30,  43. 
31, 37.  46.  54.  32,  8).   ??^-^?n]  37,  32.  38,  25.  —  V.  33—35.  Laban 
durchsucht  die  Zelte,  von  denen  jede  Hauptperson  eines  bewohnte  (24,  67). 
In  33*  ist  ^n)^Krr  •'Wd  VriKsi  gleich  mit   aufgeführt,  um  nachher  bei 
RaljieFs  Zelt  stehen  bleiben  zu  können,  aber  das  folg.  JikV  Ij^kö  ks'^'» 
schliesst  sich  so  nicht  gut  an;  die  Umstellung  der  LXX  gibt  keine  Ab- 
hilfe; wirksamer  wäre,  ^ikV  Vn«ai  hinter  wntt»n  zu  stellen.    )^\  Ka«:»]  -|- 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  23 


354  Gen.  31,  33—42. 

to&n*^*!  Sam,  LXX.  Rahel  halte  die  Terafim  in  einen  Kamelkorb  oder 
Tragsessel  gethan  u.  sich  darauf  gesetzt,  u.  gab  vor,  die  monatl. 
Reinigung  (18,  11)  zu  haben,  wodurch  sie  ihrer  Pflicht,  vor  dem  Vater 
aufzustehen  (Lev.  19,  32),  sich  entzog,  u.  zugleich  dem  Lab.  die  Lust 
zur  Durchsuchung  (Lev.  15,  19)  benahm  (Kn,).  nicht  entbrenne  es 
in  den  Augen]  noch  45,  5;  die  Gluth  des  Zorns  offenbart  sich  im 
Blick  der  Augen.  —  „Das  genannte  GerSth  ist  ein  5  Fuss  langer  Pa- 
lankin,  v^elcher  einen  Sitz  hat,  quer  über  den  Kamelsattel  gelegt  u. 
mit  Stricken  befestigt  wird;  an  den  Seiten  u.  oben  querüber  sind  Stdbe, 
die  mit  Teppichen  umhängt  werden,  so  dass  der  Reisende  im  Schatten 
sitzt  oder  liegt  Kleiner  sind  die  Palankine,  welche  der  Länge  nach 
an  beiden  Seiten  des  Kamelsattels  angebracht  werden  u.  bes.  zum 
Transport  der  Frauenzimmer  dienen,  Burckh.  Bed.  3 70 f.;  Brown  R. 
473;  Ker  Porter  R.  IL  239  u.  a.  bei  Jahn  bibl.  Arch.  1, 1.  285  f." 
(Kn.).  nioK]  20,  17.  wsn]  44, 12.  —  V.  36  f.  Jacoh  wird  mulhiger, 
da  alles  gut  für  ihn  abgelaufen  ist,  u.  weist  nun  Lab.  zurecht,  'a^-^  ^n^:?] 
4,  5.  rite  2^]  nto-j  Sam.  LXX  Pei.,  Tg  Jon.,  viele  hbr.  Cod.  „Zu 
*t  "^jinK  p^^  brennend,  hitzig  sein  (Jes.  5,  11)  hinter  jem.  her  d.  i. 
ihn  hitzig  verfolgen  vgl.  1  S.  17,  53"  (Kn.).  entscheiden  zwischen 
uns]  schiedsrichterlich  (Jes.  2,  4.  Ij.  16,  21);  in  anderer  Bedeutung 
steht  msin  20,  16.  21,  25  bei  B  (24, 14.  44  bei  C).  —  V.  37.  •»] 
minder  gut  "^si  Sam.  LXX  Vulg.  ris]  22,  5.  —  V.  38—42.  Um  Laban's 
Benehmen  in's  gehörige  Licht  zu  stellen,  erinnert  Jac.  weiter  in  be- 
redten u.  mehrmals  dichterisch  gehobenen  Worten  an  seinen  20jähr. 
sorgsamen,  uneigennützigen  u.  schweren  Dienst  u.  an  die  vielen  Ver- 
suche Laban's,  ihm  seinen  gebührenden  Lohn  zu  entziehen,  welche  nur 
durch  das  Einschreiten  des  Gottes  Jacob's  vereitelt  wurden.  V.  38« 
nt]  41.  27,  36.  sie  thaten  nicht  Fehlgeburten]  Ex.  23,  26.  Ij.  21,  10; 
so  sorgfältig  behandelte  sie  der  Hirte.  —  V.  39*  erklärt  sich  aus  Ex. 
22,  12.  ^latönKJ  für  «;?ö»?k  Ges.  74  A.  4;  hier  ==  büssen,  er- 
setzen, wie  sonst  taW.  Das  verlangte  Laban  auch  von  ihm.  riawpar] 
fehlt  in  LXX  Sam.  Gestohlenes  des  Tages,  G,  der  JVacÄ(]  ich  er- 
setzte, wie  du  fordertest,  die  weggekommenen  Thiere,  mochten  sie  bei 
Tag  oder  Nacht  gestohlen  worden  sein,  vgl.  Ex.  22, 11.  Über  das 
^-r  s.  Ges.  90,  3.  Die  Iprff.  vergegenwärtigen  in  lebhafter  Darstellung 
das  geschehene  (nicht:  ich  will  büssen,  du  sollst  fordern,  Tuch).  — 
V.  40.  Der  Dienst  war  anstrengend.  Ich  war  —  bei  Tag  frass  mich 
Hitze]  ich  vnurde  bei  Tage  von  Hitze  verzehrt,  Ew.  128*.  „Bekannt- 
lich entspricht  im  Orient  die  Nachtkälte  der  Tageshitze,  vgl.  Jer.  36, 
30;  Morier  zweite  R.  104;  Wellsted  Arab.  L  64;  Katte  R.  in  Abyss. 
12.  56;  Rosenm.  ANM.  z.  d.  St.  mein  Schlaf]  der  mir  zukommende, 
gehörende,  Jes.  21,  14.  31,  9"  (Kn.).  —  V.  41  f.  Es  ist  nicht  nöthig, 
V.  38 — 40  wegen  des  gleichen  Anfangs  mit  V.  41  f.  von  einem  andern 
Vrf.  abzuleiten  (WL);  die  Wiederholung  ist  in  einer  so  lebhaften 
Rede  wohl  am  Platz.  Über  die  Zeitrechnung  s.  zu  30,  26.  zehnmal] 
V.  7.  —  V.  42.  -nSK  2«]  fehlt  in  LXX  Vulg.  Furcht  Isaac's]  d.  i. 
Gegenstand  seiner  Furcht  u.  Scheu,  numen  reverendum,  cißag,  alter- 
thüral.   Benennung  Gottes;  ebenso  V.  53  (vgl.  Jes.  8, 13)     ''\]  für 


Gen.  31,  42—46.  355 

mich,  mir  günstig  Ps.  124,  1  f.  56,  10.  n??  ''ö]  ja  dann  {Ew, 
358^)  hauest  du  mich  leer  entlassen;  vgl.  43,  10.  Num.  22,  29. 
1  S.  14,  30.  2  S.  2,  27.  "^w  r??]  die  Mühsal  meiner  Hände^  meine 
mühselige  Arbeit  hat  Gott  gesehen,  in  Betracht  genommen  (16,  11.  29, 
32),  u.  demgemäss  entschieden  (V.  37).  —  V.  43.  Beschämt  u.  durch 
Jacob's  Rede  geschlagen  sucht  zwar  Lab.  sein  Yaterrecht  auf  alles,  was 
Jacob  hat,  Weib  Kinder  u.  Gut,  aufrecht  zu  erhalten,  lenkt  aber  doch  sofort 
zur  Versöhnung  um  mit  der  Wendung:  diesen  meinen  Töchtern  aber 
oder  ihren  Sölmen,  was  sollte  ich  ihnen  heute  thun?  d.  h.  wie  ihnen 
ein  Leid  zufügen?  vgl.  zu  \  rib9  im  schlimmen  Sinn  22,  12.  27,  45. 
Ex.  14, 11.  —  V.  44.  Er  schlägt  vor,  sie  wollen  einen  Friedens-  u. 
Freundschaftsbund  mit  einander  schliessen  (vgl.  21,  23  ff.  26,  28  ff.). 
nsVJ  wohlan  37,  13.  Ex.  3,  10  bei  B.  n;;rii]  Subj.  kann  nicht  ^■"^a, 
das  fem  ist,  sein;  auch  die  Handlung  (De/.^)  nicht,  welche,  als  etwas 
vergängliches,  selbst  eines  bleibenden  Zeugen  bedarf.  Also  wird  ent- 
weder \  zu  streichen,  oder  (Olsh,),  anzunehmen  sein,  dass  davor  einige 
Worte  wie  hi  rifesjaj  oder  tiasö  (je  nachdem  der  V.  urspr.  dem  C  oder 
B  -  angehört)  ausgelassen  sind  (vgl.  den  Fall  V.  25).  Denn  die  folg.  Er- 
zählung über  die  Bundesschliessung  V.  45 — 54,  in  sich  unzusammen- 
hängend u.  voll  von  Doppelangaben,  ist  sicher  das  Ergebniss  einer  Zu- 
sammenarbeitung mehrerer  Berichte,  hat  auch  {WL  XXI.  431)  mehrere 
Glossen  in  sich.  Die  LXX  {llg.)  suchten  durch  Umstellungen  vergeb- 
lich Ordnung  zu  schaffen;  verschiedene  Scheidungsversuche  sind  ge- 
macht von  Ew.  G.^  I.  498,  Hupf.  161,  Böhm.,  theils  zu  verwickelt, 
theils  nicht  genügend.  Der  Bericht  des  C  liegt  vor  in  V.  48 — 50 
{Astruc,  Sehr.,  Del)  u.  46  {Wl.)i  nach  ihm  war  ein  Va,  den  sie  er- 
richteten, der  Zeuge,  u.  zwar  dafür,  dass  Jacob  Laban's  Töchter  gut  zu 
behandeln  versprach,  die  ^fsc^a  aber  erst  vom  Harmonisten  hinzugefügt. 
Der  Bericht  des  B,  in  45.  51 — 54,  hatte  eine  s^a»»,  die  sie  errichteten, 
u.  zwar  als  Zeugin  dafür,  dass  die  Aramäer  u.  Hebräer  diesen  Ort  als 
Grenze  zwischen  sich  heilig  halten  wollten.  Besiegelt  wurde  bei  beiden 
(y.  46  bei  C,  54  bei  B)  der  Bund  durch  eine  Mahlzeit.  Gilead  hat 
davon  seinen  Namen  (48  bei  C).  Die  von  Kitt.  129.  140  f.  vorge- 
schlagene Scheidung,  womach  45  f.  48*.  50.  53  f.  dem  B,  51  f.  (aber 
ohne  die  nasö)  dem  C  zu  geben  wäre,  hätte  den  Vorzug,  dass  sich  a-^riVK 
V.  50  wohl  erklärte,  aber  die  Scheidegrenze  zwischen  Aram.  u.  Hebr.  (52) 
passt  besser  für  B  (der  den  Laban  "^»^Kri  nennt);  u.  wenn  V.  46  neben 
45  bei  B  stand,  wäre  in  V.  46  ^^to»  aps^i  (statt  *:f^  'nöK'^n)  zu  erwarten. 
Auch  scheint  B,  der  schon  V.  21.  23  (25^)  den  ''J^^an  ^n  nennt,  keine 
besondere  Erklärung  des  Namens  ^3>Va  gehabt  zu  haben.  —  V.  45  nach 
B.  Ein  Stein  wird  als  Denksäule  aufgerichtet,  nach  dem  Text  von  Jacob, 
aber  nach  V.  51  von  Laban,  weshalb  anzunehmen  ist  {Aslr.  llg.  Wl), 
dass  es  urspr.,  in  Fortsetzung  von  V.  44,  bloss  hiess  ia^.  ng^i,  u.  ap3>^ 
eine  jüngere,  aber  unrichtige  Ergänzung  ist.  Die  hier  gemeinte  ^^^^ 
war  gewiss  an  hohem  Ort,  weithin  sichtbar,  daher  war  d*^'?\!  der  rich- 
tige Ausdruck,  u.  beweist  gegenüber  von  Q'^b  28,  18.  22  keine  Ver- 
schiedenheit des  Vrf.  (gegen  Kn),  vgl.  noch  35,  20.  —  V.  46  fällt 
Text  des  G  ein.    Steine  werden  zu  einem  hl  Wall  zusammengetragen, 

23* 


356  Gen.  31,  46—49. 

auf  weichem  sie  dann  die  Bundesmahlzeit  halten.    Dass  auch  hier  ^^^ 
unrichtige  Glosse  (fVL)  sei,   ist  nicht  so  evident,  aber  daraus  wahr- 
scheinlich, dass  V.  48  ff.   Laban  es  ist,   der  die  Bedeutung  des  V«  er- 
klärt.    Eine  Jlt^wirkung  der  Leute  Jacobs  wäre  unanstössig.  —  Das 
Bundesmahl  kann  füglich  nur  nach  Ablegung  der  Schwüre  vorgenom- 
men worden,  wohl  aber  schon  vor  derselben  vom  Erz.  erwähnt  sein. 
Vielleicht  stand  indessen  V.^  wie  48^  urspr.  bei  C  erst  hinter  V.  50, 
u.  ist  nur   von   R  versetzt,  um  die  beiden  Versprechungen  48 — 50. 
51 — 53  unmittelbar  auf  einander  folgen  zu  lassen,    vr^'^]  LXX  •nap^*^, 
gebilligt  von   Plüschke^   Lag.   Onom.^  IL  95,   Olsh.y  KS.  —  V.  47 
wegen  48^  nicht  von  C,  aber  auch  nidit  von  B,  der  nur  von  na:s)9,  nicht 
von  ^y  erzählt  hat,  also  freier  Einsatz  (Wl.)  von  einem,  welcher,  ver- 
anlasst durch  "»»a^«»   V.  20.  24,   die   Worte  48**  genauer  bestimmen 
wollte.    KW-^rro]  über  »  (nicht  ö)  s.  zu  Ij.  16,  19.  —  Beide  Namen, 
der   hbr.   u.  der  aram.,   besagen    Hügel  oder    Wall   des  Zeugnisses, 
„Zur  doppelten  Benennung  scheint  die  Lage  des  Orts  auf  der  Grenze 
veranlasst  zu  haben.    Denn  nördl.  von  Gilead  wohnten  zum  Theil  aram. 
redende  Stämme  (22,  24),  während  solche  im  südl.  Theil  des  Ostjor- 
danlandes  nicht  nachzuweisen  sind,    u.  bis  zum  Gilead   dehnten  die 
damasc.  Aramäer   bisweilen  ihre  Herrschaft  aus  (1  R.  22,  3  ff.  2  R. 
9,  14  f.).     Auch   im  Folgenden  wird   der  Gilead  als  eine  Art  Grenz- 
scheide betrachtet"  (tCn!),  —  V.  48.    An  V.*  reihte  sich  bei  C  wohl* 
urspr.  V.  50 ;  V.**  auch  aus  C,  aber  (wie  46**)  erst  von  R  hieher  ver- 
setzt.   C  deutete  den  Namen  t^Va,  der  sich  nach  arab.  §afad  d.  i.  durus, 
firmus  erklärt,  als  "n^V«,  womit  freilich  wenig  stimmt,  dass  man  ge- 
wöhnlich T?^n  (zB.  V.  21.  25)   sagte.    '»  >  ir^?]   H,  9.  19,  22. 
25,  30.  29,  34  f.,  immer  bei  C.  —  V.  49.    ntsöm]  fällt  auf,  weil  vor- 
her nicht  von  'nt^'o  Spähorl,  Warte  die  Rede  war  (doch  s.  zu  V.  25), 
sondern  nur  von  einer  nase^,  was  Sam.  auch  dafür  hat.   Bezüglich  der 
gramm.  Structur  ist  zwar  kaum   zu   bezweifeln,  dass  es  Fortsetzung 
von  48**  sein  soll:  u.  die  Mi§pa  sc  nannte  er  den  Ort  {Kn,  Ke.)  oder 
auch :  nannte  er  die  Masseba  (Saad,,  Ew,  Comp.  d.  Gen.  64 ;  Ges,  th.), 
denn  nur  dazu  passt  das  folg.  weil  (30,  18)  er  sagte  (vgL  10,  9.  16, 
13.  22,  14).     Aber  der  Satz  ist  so  lose  an  18**  angereiht,  dass  man 
zu   der   Vermuthung  gedrängt  wird,  er  sei  so  nicht  aus  G  geschöpft, 
sondern  erst  von  R  zurechtgemacht,  sofern  man  zu  seiner  Zeit  (viel- 
leicht mit   anderer   Localisirung  der  Sage)  mehr  von  einer  Mispa  in 
Gilead  sprach,   als  von  einer  Masseba.    Die  Meinung,  dass  der  Einsatz 
des  R  naxsnj   gelautet  u.   erst  ein  noch  Späterer,  wegen  des  Übeln 
Geruchs  der  t^'oxn^  die  Änderung  in  r^sixoir\  vorgenommen  u.  'ii  '■^'^  r)2s*, 
auch  50**  hinzugeschrieben   habe   {WU),   ist  darum  unwahrscheinlich, 
weil  V.  45.  51  ff.  die  ?^ast»3  ohne  Anstand  stehen  gelassen  wurde.    Die 
Frage  ist  nur  noch,  ob  R  alles  von  5)?^  bis  in?-)^  49  u.  den  damit  zu- 
sammenhängenden 50**  frei  eingesetzt,  oder  dazu  etwas  von  C  Gegebenes 
benützt  habe.    In  Anbetracht  von  53  neben  51  f.  bei  B,  ist  sehr  wohl 
möglich,    dass    auch  C  neben  50^  schon    etwas    gehabt  habe,    wie 
'ai  -^3  •p-^i  -^ra  '•«  n»^-*,  u.  R.  nur  mit  Beziehung  auf  nfcssam  es  um- 
gearbeitet u.  umstellt  habe,      ti'sr]  Gott  solle  zwischen   ihm   u.  Jacob 


Gen.  31,  49—54.  357 

spähen,  darüber  wachen,  dass  jeder  seiner  Bundesverpflichtung  nach- 
komme, weil  sie  einer  dem  Blick  des  anderen  entzogen  (4,  14)  sein 
werden,  also  selbst  einander  nicht  überwachen  können,  nin^l  LXX  o 
'&Bog,  —  V.  50.  Der  specielle  Inhalt  des.  Versprechens  war  nach  C,  dass 
Jacob  Laban's  Töchter  nicht  drücken  oder  misshandeln  (zur  Rache  für 
Laban's  Trügereien),  u.  keine  andern  Weiber  zu  ihnen  hinzu  (^y  wie 
28,  9)  nehmen  solle,  ck]  im  Schwur  wie  14,  23.  26,  29.  kein  Mensch 
isl  mit  uns"]  als  Zeuge  u.  Schiedsrichter,  also  soll  Gott  Zeuge  sein, 
zwischen  ihnen.  n«*i]  wie  27,  27.  41,  41.  ^^r^hn]  auffallend  neben  rnn^ 
49,  u.  wohl  ein  Beweis,  dass  die  Worte  auf  Ein-  oder  Umarbeitung^ 
des  R  beruhen.  Der  urspr.  Gedanke  (48),  dass  der  V|  Zeuge  sein  soll, 
tritt  dadurch  gänzlich  zurück.  —  V.  51 — 53  bringt  den  Inhalt  des 
Eidschwures  nach  ß.  Richtig  (vgl.  Gp.  21  u.  26)  spricht  auch  bei  ihm 
(wie  bei  C  V.  48  ff.)  Laban,  als  der,  der  den  Bund  anbot,  die  zu  be- 
schwörenden Worte  dem  Jacob  vor.  Da  B  einen  Va  wohl  nicht  er- 
wähnt hatte  (S.  355),  so  ist  ]  ^»»7  Wn  nan  51  u.  J  rim  ^t! "?  Einsatz 
des  R  {Ew,  WL),  welcher  die  Harmonie  zwischen  B  u.  G  dadurch 
herstellte,  dass  er,  wie  er  48  f.  dem  V?  die  rrfeat«  beiordnete,  so  nun 
der  rtasstt  des  B  den  ^i  des  C  beigab,  ^^tr^i]  Ij.  38,  6;  m*»  ist  nicht  der 
Ausdruck  für  Steine  ztisammenwerfen,  also  kein  Beweis,  dass  ^roaeon  ram 
{KiU,  141)  Einschub  sei.  bk]  mit  folg.  &«}  sive — sive  {Del,  Ke.\ 
aber  im  Eidschwur  wohl  richtiger  wie  50*,  mit  wiederholter  Negation: 
gewiss  nicht  ich  —  nicht  werde  ich  u.  s.  w.  njn  Van-r«  1**  u.  2°] 
wird  bei  B  gelautet  haben  ntn  nj^an  w«,  denn  dass  er  den  i3>^i  ohne 
weiteres  Va  nennen  konnte,  ist  doch  nicht  anzunehmen,  'n^'^mn  Mti 
rtßtn  wird  Zusatz  des  R  sein.  ny'^V]  zum  Bösen  d.  i.  in  feindl.  Absicht 
(2  S.  18,  32).  Laban  u.  Jacob  (Naboriden  u.  Abrahamiden)  wollen 
künftig  nicht  feindlich  gegen  einander  ziehen  u.  den  Gilead  nicht  in 
solcher  Absicht  überschreiten.  V.  53.  Als  Richter  zwischen  ihnen  beiden 
ruft  L.  den  Gott  Abraham's  u.  den  Gott  Nabor's  auf,  welche  beide  dann 
durch  die  Appos.  der  Gott  ihres  Vaters  auf  eine  Einheit  gebracht  werden, 
wie  wenn  diese  bei  Terach's  2  Söhnen  in  eine  Zweiheit  auseinander- 
gegangen wäre  (vgl.  Jos.  24,  2).  Übrigens  kommt  tarra»  "^n^K  nach- 
gehinkt, fehlt  in  LXX  u.  hbr.  Cod.  (lautet  in  Sam.  örna«  'Vk),  u.  ist 
wohl  Glosse  {Kennic.  Houbig.  Olsh,  WL,  Geig.  Urschr.  284).  löfeio^] 
LXX  Sam,  PeL  VtUg.  ^tv^,  s.  aber  Jos.  24,  2.  —  Jacob  schwur 
nun  auch  (vgl.  21,  24)  bei  der  Furcht  (V.  42)  d.  h.  dem  Gott  seines 
Vaters.  —  V.  54.  Nun  nach  vollzogenem  Schwur  folgte  die  (46  voraus- 
genommene) Bundesmahlzeit  (vgl  26,  30.  Ex.  24,  11.  2  S.  3,  20  f.), 
von  Jacob  veranstaltet  (vgl.  26,  30),  u.  hier  sogar  durch  den  Ausdruck 
vgl.  46,  1)  als  Opfermahlzeit  bezeichnet.  Er  zog  auch  seine  Leute 
V.  46)  zu;  dass  Lab.  dabei  war,  folgt  aus  dem  Zweck  der  MahlzeiL 
Und  so  brachten  sie  die  Nacht  dort  auf  dem  Berge  zu.  Brod  essen] 
Mahlzeit  halten,  nach  der  Hauptspeise  bezeichnet  vgl.  37,  25.  43,  25. 
Ex.  2,  10.  18,  12.  Matth.  15.  2.  Schon  an  sich  ist  „das  Zusammen- 
essen ein  Act  der  Freundschaft  bei  den  Arabern,  Nieb,  Arab.  48;  Son- 
nini  I.  437;  Volney  R.  L  314;  Buckingh,  Syr.  II.  18;  Burckh.  Bed. 
140.  264.  270"  (Kn.),  bei  Verfeindetgewesenen  Act  der  Versöhnung; 


358  Gen.  31,  54—32,  3. 

hier  ist  es  deutlich  ein  Bestandtheil  der  feierl.  Bundeshandlung.  ^—  Der 
tphm  *in  ist  wie  "flf^Än  fri^  im  AT.  in  der  Regel  Bezeichnung  des  ge- 
sammten  Gebirges  u.  Landes  südl.  vom  Jarmuk  bis  zu  den  Ebenen 
Qesbon's  hin  (Dt.  3,  12  f.  Jos.  17,  1.  5.  2  R.  10,  33  u.  ö.).    Heut- 
zutage haftet  der  Name  öebel  öifdd  an  dem  etwa  9  KM.  von  0.  nach 
W.  sich  erstreckenden  Gebirgszug,  8  KM.  südl.  von  W.  Zerqä  (Jabboq), 
„auf  dem  die   verfallenen   Städte   öifdd   u.  öifaud    {Burckh.   Syr. 
599 f.)  sich  befinden,  nördl.  von  Salt  {Roh.  Pal.  ID.  922),  östl.  von 
''Allan  {Seelz,  I.  393),  u.  von  dem  der  Gebel  ""Oscha  der  höchste  Punkt 
ist  {Roh.  DL  481 ;  Buckingh.  IL  24).    Eine  Sudt  Gilead  nennt  Hos.  6,  8 
*(Jud.  10,  17?).    Der  Ort  Mispa  (Jud.  11,  11.  34),  war  vermuthlich 
nicht  verschieden  von  Mispe  Gilead  (Jud.  11,  29)  u.  wohl  auch  einerlei 
mit  Ramath  Mispe  Jos.  13,  26,  dem  bekannten  Ramoth  im  oder  am 
Gilead  (Dt  4,  43.  Jos.  20,  8.  21,  36)  oder  Ramoth  Gilead's  (1  R.  4, 13. 
22,  3  fr.  2  R.  8,  28.  9,  IfT.),  welches  nach  den  Onomast.  15  Mill. 
westl.  (nordwestl.)  von  Philadelphia  lag"  (Kn,),     Zu  suchen  ist  dieses 
Mispa -Ramoth  nach  den  meisten  im  heutigen  es-Salt  {Seelz,  L  397; 
Buckingh.  IL  45;   Bäd.^  287;   Ri.  HWB.  1003),    aber  wahrschein- 
licher {Hüz.;  Langer  im  „Ausland"  1882  S.  181)  11  KM.  nördlicher 
in  den  Ruinen  el-äaf  üd.     Auf  Grund  dieses  Sachverhalts  glaubte  Kn, 
unter  i*?^a  (23,  25)  u.  i?^*  (47  f.)  den  heutigen  6.(jifäd*u.   unter 
n|x»n  49  das  alte  Bfispa  oder  Ramoth  verstehen  zu  dürfen.     Aber  das 
verträgt  sich  nicht   mit  32,  3.  23  f.,  womach  Jac.  erst  später  den 
Jabboq  überschreitet     Hier  muss  vielmehr  die  nördl.  vom  Jabboq  ge- 
legene Hälfte  Gileads,  6.  ^A^lün,  verstanden  werden,  Vielehe  auch  als 
Grenzscheide  der  Hbr.  u.  Aram.  allein  passt    Welche  Örüichkeit  aber 
im  G.  ^A^lün  der  Vrf.  im  Auge  hatte,   ist  nicht  mehr  auszumachen. 
Die  erst  durch  R  (G?)  hereingekommene  'rm.ia  kann  hier  nichts  ent- 
scheiden:   es  kann  sein,   dass  R,  einer  andern  Localisirung  der  Sage 
folgend,  Mispa-Ramoth  im  Auge  hatte,  es  ist  aber  auch  möglich,  dass 
er  eine  Mispa  im  6.  '^A^lün  meinte.     „Beke  hat  auf  dem  6.  ^Aglün 
einen  Gromlech  gefunden,  eines  jener  bekannten  Steindenkmale  aus  dem 
Uralterthum,  u.  dem  Gonsul  Finn  versicherten  seine  arab.  Begleiter, 
dass  es  deren  eine  Menge  auf  den  dortigen  Bergen  gebe''  (Bl.  II.  472). 
—  Gap.  32,  1 — 3  nach  B.     Lab.  u.  Jac.  trennen  sich;  dem  Jac.  be- 
gegnet auf  seinem  Zug  ein  Engelheer,   bei  Ma^anaim.  —  V.  1.   Lab. 
nimmt  Abschied  u.  kehrt  heim.    t3»«»i]  20,  8.  21,  14.  22,  3.  28,  18. 
küssle  seine  Söhne]  31,  28.  —  V.'  2.  ^nt^l]  28,  11.     Engel  Gottes] 
21,  17.   28,  12.  —  V.  3.   'ai  K-ng^j]  28,  19.     Diese  Begegnung  der 
Engel,  diesseits  der  aram.  Grenze,  entspricht  dem  Engelgesicht  Jacob's 
beim  Antritt  der  Wanderung  (28,  10  fT.);  sie  erinnert  ihn  an  den  göttl. 
Schutz,  der  ihn  bis  hieher  geleitet,  u.  versichert  ihm  denselben  auch 
für   die    weiteren   Gefahren,     ö^aq?]    zwar  LXX  {Vulg,)  JcagBfißoXaly 
haben  PL  verstanden  (vne  Ges.  th.  496).     An  sich  wäre  seh^  wohl 
mögUch,  dass  Qüa^fe  erst  auf  einer  jüngeren  dualischen  Zerdehnung  eines 
älteren  öa>i§  Lagerort  beruhte,  vne  das  bei  andern  der  vielen  vorisrae- 
litischen Ortsnamen,  die  einst  auf  ö —  oder  l—  endigten,  wahrschein- 
hch  ist  (s.  87, 17.  38,  21;  Philippi\n  ZDMG.  XXXH.  63 ff.),   u.  dafür 


Gen.  82,  3  ff.  359 

kann  sprechen^  dass  hier  blos  von  *»  nan^  die  Rede  ist  (Wl.  XXI.  433) 
Aber  aus  Y.  8 — 11   folgt,  dass  gerade  bei  b'^an^  die  dualiscbe  Aus 
spräche  sehr  alt  ist;  auch  hier  V.  8  kann  man  in  dem  Engellager  u 
Jacob's  Lager  das  Doppellager  angedeutet  finden  (s.  auch  zu  32,  22) 
Es  war  eine  altheilige  Stadt  (Levitenstadt  Jos.  21,  36),  eine  der  be 
deutendsten  Städte  Gilead^s,  zu  Gad  gehörig,  aber  auf  der  Grenze  gegen 
Manasse  Jos.  13,  26.  30,  Königsstadt  des  Bbaal  2  S.  2,  8.  12,  29 
u.  Sitz  David's  v^dhrend  AbSalom's  Aufsland  2  S.  17,  24.  27,  Hauptort 
eines  der  Finanzkreise  Salomo's  1  R.  4,  14,    aber  in   der   späteren 
Königszeit  u.  nach  dem  Exil  nicht  mehr  erwähnt,  weshalb  auch  keine 
Überlieferung  über  seine  Lage  vorhanden  ist.     Mit  BurckhardCs  (Syr. 
597  f.)  Ruinenort  Meysera  {Kn.)y  2  St.  südl.  vom  Jabboq,  hat  es  nichts 
zu  thun;    es  muss  nördl.  vom  Jabboq  gelegen  haben  (V.  23),    nach 
V.  11  nicht  zu  weit  vom  Jordan,  nach  2  S.  2,  29  durch  den  li*i>ja  von  der 
''Araba  getrennt  (vgl.  2  S.  18,  23  ff.).    Der  Ruinenort  m^uo  Majineh 
{Rohins,  UI.  920),  Möhhny  (Seelz.  l  385)  oder  Mib^ne  (ZDPV.  XIU. 
206)  ist  zu  weit  nördl.  u.  östl.,  um  hier  zu  passen;  wenigstens  hätte 
dann  den  Jac.  sein  Weg  eher  durch  W.  Jäbis  zum  Jordan  gefuhrt,  als 
über  den  Jabboq. 


c)  Jacob  nach  seiner  Rückwanderung   in  Kenaan  bis  zum 

Tode  Isaac's,  Cp.  32,  4—37,  1. 

1.  Jacob's  Zusammentreffen  mit  Esau  und  der  Ringkampf  mit  Gott, 

Cap.  32,  4—33,  17,  aus  C  und  B. 

Eine  neue  Gefahr  droht  dem  Jacob  in  der  bevorstehenden  Aus- 
einandersetzung mit  Esau.  Er  lässt  dem  Esau  nach  Se^ir  seine  An- 
kunft melden,  erfährt  aber  von  den  Boten,  dass  er  mit  400  Blann  schon 
heranziehe.  In  Todesangst  vor  der  Rache  des  Bruders  trifft  er  durch 
Theilung  seiner  Leute  u.  Heerden  in  2  Lager  Sicherheitsmassregeln  u. 
erfleht  Gottes  Schutz  32,  4 — 13;  rüstet  reiche  Geschenke  für  den 
Bruder  u.  schickt  sie  vor  sich  her  V.  14 — 22,  setzt  dann  in  der  Nacht 
über  den  Jabboq,  u.  ringt,  als  er  allein  ist,  den  Rest  der  Nacht  durch, 
mit  einem  ihm  entgegentretenden  göttl.  Wesen,  das  ihm  den  Namen 
Israel  u.  den  Segen  verleiht,  bei  Peniel  V.  23 — 33.  Dem  nun  an- 
kommenden Esau  geht  Jacob  mit  den  Seinen  demüthig  huldigend  ent- 
gegen, wird  aber  von  ihm  brüderlich  empfangen  u.  kann  nur  durch 
Bitten  ihm  die  zugedachten  Geschenke  aufdringen;  sein  Anerbieten  einer 
Begleitung  lehnt  Jacob  vorsichtig  ab.  Esau  kehrt  nach  Se'^ir  zurück, 
Jacob  lässt  sich  in  Sukkoth  nieder  33, 1 — 17.  —  In  der  Läuterungs- 
geschichte Jacob's  ist  hier  die  entscheidende  Wendung;  diese  letzte 
Gefahr  ist  für  ihn  die  grösste;  dass  sie  so  über  Erwarten  glücklich 
vorübergeht,  ist  Folge  seines  Gebets  32,  10  ff.  u.  seines  Kampfes  mit 
Gott  y.  25  ff.  Aber  durch  ein  solches  ernstes  Ringen  um  Gottes  Gnade 
musste   es  auch  bei  ihm  hindurch,   die  Angst  über  seine  Sünde  am 


360  Gen.  32,  4  ff. 

Bruder  musste  in  ihrer  vollen  Stärke  von  ihm  empfunden  u.  die  Zu- 
flucht dagegen  in  Gott  allein  gesucht  werden,  ehe  ihre  Folgen  abge- 
wendet werden  konnten.  Nun  erst  als  dieser  Gotteskämpfer  (Israel) 
ist  er  der  Jacob,  wie  ihn  Gott  haben  wollte.  —  Wie  B  u.  G  die  Ent- 
zweiung mit  Esau  u.  die  Flucht  vor  ihm,  so  haben  beide  auch  die 
Wiederbegegnung  u.  Aussöhnung  mit  ihm,  wie  es  scheint,  im  wesent- 
lichen ähnlich  erzählt.  Aus  beiden  zusammen  hat  R  dieses  Stück  her- 
gestellt, wogegen  A,  der  keinen  Bruderzwist  gemeldet  hat  u.  den  Esau 
erst  später  von  Jacob  sich  trennen  lässt  (36,  6),  hier  nicht  in  Betracht 
kommt  Wenn  nun  das  Gebet  32,  10 — 13  (s.  d.)  fast  in  jedem  Wort 
auf  C  hinweist,  ausserdem  8  f.  der  Ursprung  des  Namens  Malianaim 
anders  als  V.  3  (bei  B)  erklärt  wird,  endlich  aber  V.  4 — 7  die  Vor- 
bereitung auf  8 — 13  ist  u.  durch  ^tv  6  den  C  verräth,  so  wird  der 
ganze  Abschnitt  4 — 13  mit  seinem  Schluss  14^  dem  G  zuzusprechen 
sein.  Dagegen  der  Abschnitt  14^ — 22  über  die  Huldigungsgeschenke, 
obwohl  er  an  sich  hinter  4 — 14^  gut  anschliesst,  ist  doch,  weil  er  in 
22^  zu  dem  Punkt  von  14^  zurückfuhrt  (B7.),  auch  von  einer  Zwei- 
theilung des  Lagers  nichts  weiss  (22^),  von  B  abzuleiten.  Die  Vor- 
aussetzung dazu  bei  B  (Nachricht  an  u.  von  Esau)  ist  von  R  neben 
4 — 7  nicht  besonders  mitgetheilt,  eher  damit  zusammengearbeitet  (s. 
V.  4).  Dass  auch  G  über  ein  dem  Esau  geschicktes  Geschenk  etwas 
gehabt  hat,  folgt  aus  33,  8 — 10,  u.  vielleicht  stammt  V.  21  (s.  d.) 
aus  ihm;  aber  dass  14^ — 22  ganz  aus  G  stamme  (Bac.  in  Hehr.  Vn. 
278  ff.),  kann  der  Ausdruck  ria-^a  33,  11  (B)  sUtt  nnaa  noch  nicht 
beweisen.  In  der  Fortsetzung  V.  23  f.  liegt  deutlich  ein  Doppelbericht 
vor  (s.  d.),  u.  zwar  23  von  G,  24  von  B.  Nur  an  24  (nicht  an  23) 
schliesst  sich  25  ff.,  die  Erzählung  über  den  Ringkampf,  an,  welche 
sonst  durch  trr^h»  31  (s.  dagegen  28,  13.  16,  wo  G  trotz  des  Namens 
Belhel  gleichwohl  Tt'^^''  schreibt)  auf  B  hinweist  {Ilg.  Sehr.  Böhm), 
wie  auch  nach  Hos.  12,  4  f.  die  Sage  von  Jacob's  Ringkampf  in  Nord- 
israel  heimisch  war,  in  welchem  B  schrieb,  nicht  G.  Die  Zutheilung 
an  G  {WL  Kuen.  Kill,  ES,  Bac,)  hat  33,  10  mit  seiner  Anspielung 
auf  ^KVß  (s.  d.)  gegen  sich,  wogegen  32,  31  (s.  d.)  auch  sprachhch 
für  B  zeugt,  u.  nicht  {Bac)  ohne  Willkühr  als  blosser  Einsatz  aus  B 
betrachtet  werden  kann.  Die  Ersetzung  des  Namens  Jacob  durch  Is- 
rael bei  G  von  35,  21  an  beweist  nicht,  dass  G  den  V.  29  schrieb, 
sonst  hätte  er  mit  der  Ersetzung  schon  33,  1  ff.  beginnen  müssen,  was 
er  nicht  thut;  wohl  aber  ist  33,  20  bei  B  die  Erzählung  vorausge- 
setzt Dass  B  sonst  keine  so  leibhaftige  Theophanien  (besser  Angelo- 
phanien)  erzähle  (FT/.),  ist  durch  32,  2  (vgl.  Ex.  3,  2)  widerlegt;  auch 
der  nächtliche  Flussübergang  V.  23  f.  (WL),  spricht  eher  gegen  G 
(s.  d.).  Ob  auch  G  eine  ähnl.  Erzählung  hatte,  u.  ob  er  über  den  Ur- 
sprung des  Israelnamens  wie  B  oder  wie  A  berichtete,  ist  nicht  aus- 
zumachen (s.  aber  zu  35,  10) :  was  die  Erzählung  hier  im  Zusammen- 
hang des  B  leistet,  leistet  bei  ihm  das  Gebet  (10  f.).  An  32,  23 
(Weiber,  Kinder)  schliesst  sich  33,  Iff.,  u.  läuft  also  von  hier  an  der 
Faden  des  G  fort  (nin»»  If.  6,  ^K^p^  T"»^  4,  twt  1;  "^r»  p  ksö^  8 
vgl.  32,  6;  '^  ^n  ^r^H^ia  ks  &k  10),  wie  denn  auch  der  ausdrückl.  Be- 


Gen.  32,  4—13.  361 

rieht  über  die  Ankunft  der  nach  B  vorausgeschickten  Geschenke  hier 
fehlt  Wenn  gleichwohl  auch  hier  V.  5.  11*  (o-^n^K)  unverkennbar 
mehrmals  Worte  aus  B  aufgenommen  sind,  so  sieht  man  daraus  nur, 
dass  gerade  über  das  eig.  Zusammentreffen  der  Brüder  B  u.  G  sehr 
ähnlich  referirt  haben  muss.  Auch  in  33,  4  ist  vielleicht  noch  ein 
Rest  von  B.    Wohl  erst  von  R  stammt  32,  33. 

Gap.  32,  4 — 7.  Jacob  nach  seiner  Ankunft  in  der  Jordangegend 
schickt  an  Esau  Bolen  nach  Se''ir  u.  lässt  ihm  seine  Rückkehr  melden, 
erfährt  aber  durch  sie,  dass  Esau  mit  400  Mann  ihm  entgegenkomme. 
V.  4.  DhK  mfe]  vgl.  14,  7.  36,  35.  Es  sieht  aus  wie  eine  Variante 
zu  ^^y«  '»,  vielleicht  aus  B.  Die  Umsiedlung  Esau's  nach  Edom  wird 
in  einem  nicht  erhaltenen  Stück  des  G  oder  B  bemerkt  gewesen  sein ; 
bei  ihnen  war  ja  (Gp.  27)  Isaac,  als  Jacob  die  Wanderung  antrat, 
schon  dem  Tod  nahe.  Anders  bei  A  Gp.  36,  6.  —  V.  5  f.  Ti*i»km] 
18,  28  ff.  '^n»]  Ipfr.  Qal,  syncopirt  aus  ^n»»  wie  Prov.  8,  17;  Ges. 
68,  1.  iK2s]  besser  iksi  LXX  Sam.  Vulg.  Pei.,  auch  hbr.  God.  Der 
coUeclive  Gebrauch  von  '**»  i^'w  ist  hier  eigenthümlich.  —  V.  7.  Esau 
hat  sich  schon  auf  den  Weg  gemacht,  dem  Jac.  entgegen  zu  kommen 
(über  l\\rt  oaj  ohne  »^n  Ges.  116,  5  A.  3).  Seine  Absicht  ist  nicht 
angegeben;  nur  die  400  Mann  lassen  errathen,  dass  er  unter  Umstän- 
den Rechte  geltend  machen  oder  seine  Macht  zeigen  wollte.  Gerade 
diese  Ungewissheit  seiner  Absicht  musste  in  Jac.  die  Gewissensangst 
über  das  einst  Verübte  (Gp.  27)  wachrufen.  —  V.  8 — 14*.  Was  er 
dagegen  that.  V.  8  f.  In  seiner  Angst  ergreift  er  die,  auch  sonst  nicht 
ungewöhnliche,  Vorsichtsmassregel,  Leute  u.  Heerden  in  2  Lager  zu 
theilen,  um  bei  einem  feindl.  Überfall  nicht  alles  auf  einmal  zu  ver- 
lieren. Ohne  Zweifel  wird  durch  diese  Zweitheilung  bei  G  der  Name 
Mahanaim  begründet;  eine  ausdrückliche  Bemerkung  darüber  musste  R 
mit  Rücksicht  auf  V.  3  weglassen.  Dass  aber  G  wirklich  eine  Orts- 
angabe, näml.  Mahanaim,  hatte,  sieht  man  aus  did  V.  14*.  ^:t^]  von 
^^21,  Ges.  67  A.  3.  In  der  Aufzählung  der  Thiere  fehlen  die  Esel, 
gegen  V.  6  u.  16;  andererseits  sind  wie  V.  16  die  Kamele  genannt, 
die  V.  6  fehlen;  30,  43  sind  beide  aufgeführt,  aber  y^^  ausgelassen. 
nnK]  das  fem.  ist  auffallend,  da  sofort  das  masc.  wieder  eintritt;  Sam. 
hat  TTTKn.  —  V.  10—13.  Aber  er  fühlt,  dass  mit  dieser  Klugheits- 
massregel ohne  göttl.  Beistand  wenig  gewonnen  ist,  darum  wendet  er 
sich  betend  an  Gott  u.  getröstet  sich  ebenso  demülbig  u.  dankbar,  als 
glaubensvoll  der  vielen  schon  erfahrnen  Hilfen  u.  Verheissungen  Gottes. 
V.  10  nach  28,  13  u.  31,  3.  Namentlich  auch  mein  Vater  Abr.,  wie 
28,  13,  ist  zu  bemerken.  —  V.  11.  )a  "»patsg]  ich  bin  sni  klein,  gering 
für  (18,  14.  4,  13)  alle  die  Gnadenerweisungen  u.  (Verheissungs-) 
Treue  (vgl.  24,  27.  49),  derselben  unwürdig,  diesen  Jordan]  er  war 
nun  wieder  im  Jordangebiet,  u.  sein  Weg  auf  den  Fluss  hin  gerichtet, 
die  Entfernung  Mahanaim's  von  diesem,  wie  man  hier  sieht,  auch  nicht 
mehr  selur  weit  —  V.  12.  u.  mich  schlage,  Mutier  samml  Eindern] 
wie  Hos.  10,  14  sprichwörtliche  Bezeichnung  schonungsloser  Grausam- 
keit (V?  malt  die  Mutter,  die  schützend  ihre  Kinder  deckt,  Tuch  Kn., 
vgl.  auch  Dt  22,  6).    —   V.  18.   Die  ihm  gegebene  (28,  14  bei  C) 


362  Gen.  32,  13—23. 

Verheissung  zahlreicher  Nachkommenschaft  wurde,  wenn  Gott  ihn  nicht 
schützte,  hinfällig.  Zum  Ausdruck  s.  22,  17  u.  16,  10.  —  V.14^  gehört 
noch  zu  diesem  Abschnitt  des  C,  u.  folgt  dazu  V.  23  die  urspr.  Fort- 
setzung. —  V.  14^ — 22  die  Vorbereitungen  xur  Begegnung  des  Esau 
nach  B,  bei  welchem  auch  eine  Nachricht  über  die  Ankunft  des  Esau 
vorausgesetzt  ist  —  V.14^.  Er  bereitet  ein  Geschenk  fOr  Esau.  von  dem 
was  gekommen  war  in  seiner  Hand  (35,  4)  d.  h.  in  seinem  ßesitz, 
also  Yon  dem  Besitz,  den  er  mitgebracht  hatte;  so  richtig  die  Verss. 
Es  ist  nach  B  eine  nnj^,  eine  Art  Huldigungsgeschenk  (vgL  über  den 
Tribut  der  Nomaden  2  R.  3,  4.  2  Chr.  17,  11),  eine  "?•;»  33,  11. 
Etwas  anders  nach  G,  s.  Y.  21.  Das  Geschenk  ist  sehr  ansehnlich, 
zugleich  in  richtigem  VerhSltniss  der  wegen  der  Zucht  u.  Milch  nutz- 
bareren weiblichen  zu  den  männL  Thieren  (Ij.  1,  3.  2  Chr.  17,  11; 
vgl.  Varro  r.  rust  2,  3;  Tuch),  aus  sämmtl.  5  Arten  des  Heerdenviehs 
ausgewählt,  im  ganzen  580  Stück.  &''«;>»]  30,  35.  Qn*«:^]  suff.  masc 
wie  31,  9.  th'^9^  Ges.  28,  2.  —  V.  17  ff.  Das  ausgewählte  Vieh  über- 
gibt er  Beerde  Heerde  allein,  d.  h.  heerdenweise,  jede  Abtheilung  ge- 
sondert (ßes.  123  A.  2),  Knechten,  u.  weist  sie  an,  beim  Ziehen  zwi- 
schen den  einzelnen  Heerden  freien  Raum  zu  lassen.  Der  Zug  soll 
dadurch  recht  lang  u.  ansehnlich  werden,  die  wiederholte  Ankunft 
inuner  neuer  Heerden  soll  überraschend  wirken  (vgL  über  den  Gebrauch 
mögUchst  vieler  Personen  u.  Lastthiere  zur  Überbringung  von  Ge- 
schenken della  falle  Reisebeschr.  U.  120.  165;  Sonnini  R.  U.  108; 
Harmar  Beob.  II.  127,  iCn.).  Zugleich  gibt  er  jedem  Führer  auf,  beim 
Zusammentreffen  mit  Esau  zu  erklären,  das  Vieh  sei  ein  Geschenk  f&r 
ihn  u.  Jacob  folge  nach.  ö5»?fe]  für  ösmjsö  Ges.  74  A.  2.  'j'»'^!»?]  s. 
ynwr\  V.  5.  —  V.  21.  a^?;:]  *4-  «»  Sam.  LXX.  V.»  ist  nach  V.  18—20 
überflüssig;  V.^  bestimmt  da^  Geschenk  näher  als  Sühnegeschenk;  der 
V.  scheint,  auch  nach  "»^i»  (s.  zu  16,  2)  u.  "»a»  »^  (19,  21),  von  R 
aus  C  eingesetzt  ich  will  bedecken  sein  Gesicht]  machen,  dass  er 
die  widerfahrene  Beleidigung  nicht  sieht  (20,  16).  —  V.  22.  So  zog 
denn  das  Heerdengeschenk  hin,  ihm  voraus,  während  er  selbst  in  sei' 
biger  Nacht  im  Lager  d.  h.  bei  seinen  Leuten  u.  Heerden  blieb.  Da- 
mit ist  die  Erzählung  vneder  auf  14*  zurückgekehrt,  rorn«]  Wl.  XXL 
433  meint,  das  sei  hier  ein  n.  pr.  in  Mäfiane,  u.  weise  auf  V.  3 
(wo  mit  wms  auch  nur  6in  Lager  gemeint  sei,  s.  d.)  hin.  Aber  Ma- 
l^ane  für  Mahanaim  kommt  im  AT.  nirgends  vor;  der  appell.  Sinn  ist 
hier  ganz  am  Platz;  wollte  B  das  n.  pr.,  so  musste  er,  wie  V,  3, 
fiahö  schreiben.  Wäre  C  der  Vrf.  (ßac),  so  müsste  gesagt  sein,  in 
welchem  der  2  Lager?  —  V.  23  f.  der  Übergang  über  den  Jäbboq, 
nach  C  u.  B.  Nach  V.  23  nimmt  Jac.  Weiber  u.  Kinder  (von  seiner 
Habe  u.  den  2  Lagern  wird  nichts  bemerkt),  u.  geht  (selbst)  mit  ihnen 
über  die  Jabboqfuhrt;  nach  V.24  nimmt  er  Weiber  u.  Kinder,  u.  lässt 
sie  u.  die  gesammte  Habe  über  den  Fluss  setzen;  dass  er  selbst  hin- 
übergeht, wird  nicht  gesagt  (vielmehr  bleibt  er  zurück  V.  25,  vgL  32). 
Wenn  irgend  wo,  liegt  hier  ein  Doppelbericht  vor;  durch  rnntv  wird 
23  an  C  gevdesen,  u.  gehört  also  24  dem  B.  Die  Anfangsworte 
''n  'Va  Bp'V)  ^hören  vielleicht  zu  beiden  Berichten,  sicher  aber  zu  V, 


Gen.  32,  23—28.  363 

24  ff.  (vgl.  27.  32).  »Reisen  in  der  Nacht  ist  im  Morgenland  ge- 
wöhnlich (Troüo  RB.  458,  Burckh.  Syr.  390",  Kn.),  u.  V.  23  würde 
darnach  sich  erklären,  aber  ein  Flussübergang  mit  allen  Heerden  (V.  24) 
ist  doch  etwas  aussergewöhnliches,  u.  hier  nur  darum  nothwendig, 
weil  Jacob  bei  dem  Ringkampf  in  der  Nacht  allein  sein  soll.  Angst 
vor  Esau  V.  8  (WL)  ist  nicht  der  Grund  des  nftchtl.  Übergangs;  Angst 
hatte  ihn  bewegen  müssen,  den  Übergang  gar  nicht  zu  machen. 
KW  nVjVa]  19,  33.  30,  16.  p>ar]  Sam.  p^^ri.  ft-*w»-r^]  •>!?  iw»  Vs  mk 
Sam/his,  PeL  Vulg.  —  Der  Jahboq,  nach  Dt  3,  16.  Jos.  12,  2, 
wenigstens  in  seinem  Oberlauf,  einst  Grenzscheide  zwischen  Ammon 
u.  dem  Amoriterreich  (s.  aber  zu  Num.  21,  24  u.  Dt.  2,  37),  nach  dem 
Onom.  (u.  Jaboc)  inter  Amman  i.  e.  Philadelphiam  et  Gerasam  in  quarto 
milliario  ejus  fliessend,  ist  der  heutige  W.  Zerqä,  der  die  Landschaften 
'^A^lün  u.  Belqä  trennt  u.  in  der  Breite  von  Sekhem  in  den  Jordan 
fMlt  (s.  die  RWBücher).  Er  geht  in  tiefer  Schlucht  zwischen  steilen 
Bergen  u.  ist  ziemlich  reissend.  Die  Fuhrt  (^nsta)  war  wahrscheinlich 
(V.ll)  da,  wo  er  aus  dem  Gebirg  schon  herausgetreten  ist  —  V.25 — 33 
der  Ringkampf  Jacobs  u.  der  Name  Israel^  angeschlossen  an  V.  24, 
nach  B.  Y.  25.  Jacob  blieb  oder  war  allein  zurück,  wie  es  dem 
Herrn  u.  Besitzer  in  solchen  Fällen  zukam,  der  letzte  auf  dem  Platze 
zu  sein  u.  zuzusehen,  ob  alles  mitgekommen  ist,  natürlich  auf  dem 
rechten  (nördl.)  Ufer,  gemäss  dem  Zusammenhang  mit  Y.  24.  Denn 
der  Zug  geht  jedenfalls  von  N.  nach  S.  (gegen  Kn.).  Esau  von  Se'^ir 
her  kommt  dem  Jacob  entgegen  (V.  7),  nicht  i"^*;?!«».  Dort  nun  am 
Jabboq  in  seiner  nächtl.  Einsamkeit  rang  mit  ihm  bis  zum  Herauf" 
kommen  der  Morgenrölhe,  also  lange,  ein  Mann,  anscheinend  (18,  2. 
19,  5)  ein  Mann;  dass  in  ihm  ein  himml.  Wesen  gegenwärtig  sei,  er- 
kannte er  erst  später,  ^^^üü]  nur  hier  u.  Y.  26,  in  der  Bedeutung 
ringen  (LXX  Pei.  Vulg,)  verwandt  mit  pnn  oder  nur  mundartig  davon 
verschieden  (vgl.  talm.  pa»,  Levy  I.  14^).  Das  seltene  Wort  ist  ge- 
wählt, weil  auf  den  Namen  p^j?,  als  bedeute  er  Ringfluss,  angespielt 
werden  soll.  In  der  Sage  war  dieser  Ringkampf  theils  an  den  Fluss, 
theils  an  den  Ort  Peniel  Y.  31  angeknüpft  Beide  Gestaltungen  kennt 
der  Yrf.,  aber  die  letztere  zog  er  vor,  die  erstere  deutet  er  nur  an.  — 
Y.  26.  Der  Unbekannte  sieht,  dass  er  ihm  nicht  gewachsen  (Jud.  16, 5; 
1  S.  17,  9)  sei,  ihn  nicht  bewältigen  könne,  so  stark  war  Jacob  (29, 10) 
u.  so  tapfer  rang  er.  Um  von  ihm  loszukommen,  weil  seine  Zeit  zum 
Yerschwinden  da  ist  (Y.  27),  rührt  er  ihn  an  d.  h.  trifft  ihn  (mit 
einem  Schlag)  auf  die  Hüftpfanne ,  die  Gelenkhöhle  des  Schenkel- 
knochens, so  dass  diese  beim  Ringen  verrenkt,  luxirt  (Iprf.  Qal  von 
yp*")  wurde.  —  Y.  27.  „Zugleich  verlangt  er,  dass  Jacob  ihn  loslasse, 
indem  die  Morgenröthe  aufsteige.  Die  Übersinnlichen  setzen  sich  den 
Blicken  der  Sterblichen  nicht  aus.  Bei  Plaut  Amphitr.  1,  3,  35  sagt 
Jupiter:  cur  me  tenes?  tempus  est:  exire  ex  urbe  priusquam  luciscat 
volo.  Aber  Jacob  erkennt,  dass  er  mit  einem  höheren  Wesen  zu  thun 
hat;  er  benutzt  die  Gelegenheit  zu  seinem  Yortheil,  u.  verweigert  die 
Loslassung,  es  sei  denn,  dass  er  einen  Segen  erhalte"  (fiTn.).  —  Y.  28 — 30. 
Solchen  Segen  erhält  er  auch  von  ihm.    Er  nennt  ihm  seinen^  Namen 


364  Gen.  32,  29—30. 

um  in  Israel.  Die  Frage  nach  seinem  Namen  dient  blos  zur  Einleitung 
dessen,  denn  gekämpft  hast  du  mü  Gott  u.  mit  Menschen  u.  ver- 
moc^(]  d.h.  obgesiegt  in  deinen  Kämpfen  (30,8.).  Das  siegreiche  Kämpfen 
mit  Gott  ist  eben  geschehen.  Mit  Menschen  hat  er  schon  viel  gerungen, 
vor  allem  mit  Laban  (31^  26ff.)  u.  Esau;  der  Kampf  mit  dem  letzteren 
ist  noch  nicht  beendet;  im  Hinblick  auf  diesen  gewinnt  das  Vd«ti  die 
Bedeutung  einer  Verheissung:  mit  Gott  siegreich  kämpfend  hat  er  auch 
in  dem  Kampf  mit  Menschen,  der  ihn  jetzt  bewegt,  den  Sieg  schon 
so  gut  als  errungen  (vgl.  33,  1  ff.).  So  ist  die  Umnamung  in  Israel 
nicht  blos  eine  ehrende  Anerkennung,  sondern  selbst  schon  eine  werth- 
volle  Gabe,  ein  Segen.  Der  seltene  Ausdruck  n;b  (s.  Lex.)  ist  hier 
(wie  Hos.  12,  4)  gewählt,  wegen  V^'^fc^,  u.  dieser  Name  also  ab  Gottes- 
kämpfer  d.  h.  Kämpfer  mit  Gott,  erklärt.  Vielfach  wird  die  Bedeutung 
zu  Streiter  Gottes  abgewandelt  (zB.  Redslob  die  ATI.  Namen  1846; 
Tuch;  Ges.  th.;  Ew.  G.^  L  493;  Reuss  Gesch.  AT.^  52)  d.  h.  der  für 
Gottes  Sache  u.  mit  seiner  Hilfe  streitet  Andere  meinen  Herrscher 
Gottes  {Ilg.  Gramh.),  Am  ehesten  Hesse  sich  vermuthen(vgL  ht^^w^  u.a.) 
El  herrscht  (Kn,)  oder  El  streitet.  —  V.  30.  Jacob  möchte  nun  wohl 
wissen,  wie  dieser  Gegner  sich  nennt,  aber  er  bekommt  seinen  Namen 
nicht  zu  hören  (vgl.  Jud.  13,  17);  es  muss  ihm  genügen,  dass  er  ilun 
den  Segen  abgerungen  hat,  u.  der  weitere  Erfolg  das  noch  erweisen  wird. 
Mit  Gott  hat  nach  V.  29.  31  Jacob  gerungen.  Da  Gott  in  seinem 
Engel  sich  vergegenwärtigt,  u.  Gott  u.  sein  Engel  immer  so  wechseln 
(vgl.  16,  10  ff.  21,  17  f.  22,  15  f.  31,  11  ff.  48, 15  f.;  auch  wie  Hos. 
12,  4  f.,  der  sonst  den  Vorgang  etwas  abweichend  darstellt,  sowohl 
D'^n'iK  als  TjK^ö  dafOr  setzt),  so  hätte  der  Vrf.  auch  den  Engel  hier 
nennen  können;  er  hat  es  vermieden;  es  kam  ihm  etwas  darauf  an, 
dass  Jacob  mit  Gott  gerungen  hat  Verherrlicht  wird  durch  diese  Er- 
zählung nicht  blos  die  physische  Stärke  des  Ahnherrn  Jacob,  obgleich 
diese  sicherlich  auch,  u.  sein  tapferer  Muth,  der  vor  nichts  zurückbebt, 
sondern  noch  melu*  der  Schvning  seines  Geistes  u.  die  Kraft  seines 
Glaubens,  welcher  das  Höchste  erstrebt  u.  Gott  selbst  nicht  mehr  los- 
lässt,  bis  er  ihn  segnet  Mit  Gott  ringt  man  überhaupt  nur,  um  ihm 
Gnade  u.  Güter  abzuringen.  Das  zu  thun  ist  am  Ende  die  Bestunmung 
aller  Menschen,  zumeist  aber  Israels.  Es  ist  der  rechte  Israelsinn,  der 
hier  verherrlicht  u.  dem  Volke  wie  in  einem  Spiegel  gezeigt  wird 
(Hos.  12,  4  f.).  Durch  den  Zusammenhang  aber,  in  den  sie  verflochten 
ist,  bekommt  die  Geschichte  noch  eine  besondere  Bedeutung.  Jacob 
hat  eine  Schuld  auf  sich;  nur  um  ihretwillen  hat  er  den  Bruder  so 
sehr  zu  furchten  u.  findet  er  jetzt  einen  Gegner  an  Gott,  der  ihm 
entgegentritt.  Lange  muss  er  mit  ihm  kämpfen.  Aber  nachdem  er 
ihm  die  Gnade  abgerungen  hat,  ist  auch  die  Gefahr,  die  vom  Bruder 
droht,  geschwunden.  Alles  gestaltet  sich  freundlich  33,  4  ff.  Darauf 
weist  das  Q*>vaK-fi9;  hin  (s.  oben).  Der  Kampf  ist  der  Schluss  seiner 
Läuterungen:  nun  erst  ist  er  aus  einem  Jacob  ein  Israel  geworden. 
Dass  das  Ringen  mit  Gott  im  Sinne  der  Sage  ein  leibliches  u.  äusseres 
gewesen  sein  soll,  ist  unleugbar  u.  wird  zum  Überfluss  durch  das 
Hinken  Jacob's  V,  32  bestätigt    Nur  Missverstand  konnte  „das  Erzählte 


Gen.  32,  30—33,  4.  365 

für  einen  blos  innerlichen  Vorgang  erklären,  sei  dies  nur  ein  lebhaftes 
Traumgesicht  {Gerson.,  JDMich,  HensL  Eichh.  Gabler  Urgesch.  II, 
2  S.  53  f.;  Ziegler  in  Henke  N.  Mag.  II.  35)  oder  ein  heftiges  Ringen 
im  Gebet  gewesen  (Herder  Geist  d.  hbr.  Poes.  I.  265  f.;  Hgsl.  Gesch. 
Bileam's  51)^^  Kn,  An  solche  alte  Sagen  hat  man  nicht  den  Maass- 
stab von  Joh.  4,  24  anzulegen.  Ebenso  sicher  aber  ist,  dass  wie  Hosea 
so  auch  der  Vrf.  aus  dieser  Volkssage  geistige  Wahrheiten  heraushörte. 
Sonst  s.  Umhreil  in  StKr.  1848  S.  113  ff.  u.  Ew.  G.'  I.  512  ff.;  ebenda 
S.  513  u.  Win.^  I.  523  die  Parallelen  aus  dem  übrigen  Alterthum. 
Dem  Text  zuwider  ist  die  Deutung  des  «'''k  auf  den  Schutzgott  des 
Landes  Kenaan,  der  dem  Jacob  seinen  Eintritt  in  dasselbe  streitig 
machen  wollte  {Sluder  in  JPTh.  1875  S.  536  ff.,  welcher  übrigens  die 
ganze  Sage  aus  einem  urspr.  kenaanäischen  Tempelmythus  von  Peniel 
über  den  Kampf  der  Sonne  mit  dem  Dämon  des  Winters  umgestaltet 
erachtet,  wie  Popper  369 ff.;  s.  darüber  oben  S.  218 f.).  —  V.  31. 
'ii  »^i?«^]  wie  V.  3.  28,  19.  41,  51  f.;  anders  33,  17.  Jacob  nennt 
den  Ort  des  Kampfes  i^K'^afe  Gesicht  Gottes  (wofür  ^k«?  V.  32  u.  s.), 
„weil  er  Gott  von  Angesicht  zu  Angesicht  (Ex.  33,  11.  Dt  34,  10) 
gesehen  habe,  ohne  um's  Leben  gekommen  zu  sein  (s.  zu  16,  13). 
Der  Name  ist  als  Ortsbezeichnung  etwas  sonderbar.  Indess  muss  das 
phönik.  Vorgebirg  Sbov  ngogamov  (Strab.  16,  2,  15  f.)  im  Phönikischen 
ebenso  oder  ahnlich  geheissen  haben'*  (Kn,).  Über  die  Lage  von  Peniel 
fehlt  alle  Oberlieferung;  was  sich  aus  dem  Texte  ergibt,  s.  zu  V.  25. 
Es  wird  nur  noch  Jud.  8,  8  ff.  1  R.  12,  25  erwähnt  Dass  es  als  ein 
hl.  Ort  galt,  versteht  sich  aus  seinem  Namen  u.  aus  dieser  Erzählung. 
—  V.  32.  Als  Jac,  den  Seinigen  nachgehend,  an  Peniel  vorüber  war, 
gieng  die  Sonne  auf.  Er  hatte  aber  vom  Kampf  eine  bleibende  Folge, 
war  hinkend  an  seiner  Hüfte,  „als  hätte  sich  das  Ungerade,  früher 
am  Geiste  des  „Listigen*^  haftend,  nun  blos  äusserlich  auf  den  Körper 
geworfen"  (Ew.  G.»  I.  513).  —  V.  33  wohl  von  R  (s.  10,  9;  19, 
37  f.  26,  33).  Die  Gewohnheit  der  Isr.,  bei  geschlachteten  Thieren 
den  Hüftnerv  nicht  zu  essen,  schreibt  sich  daher.  Durch  die  göttl. 
Berührung  galt  er  als  geheiligt.  Das  AT.  erwähnt  diese  Gewohnheit 
sonst  nirgends;  M.  ChuUin  7  macht  sie  zur  Vorschrift.  Ober  nvan  n<t9 
Hüftmuskel-Sehne  oder  -Strang  s.  Ges,  th.  921.  Es  ist  der  nervus 
ischidiacus,  welcher  auf  der  Hüfte  am  dicksten  ist.  Wer  an  ihm  leidet, 
hinkt  (Kn.).  —  Cap.  33,  1 — 16  die  freundl.  Gestaltung  des  Zusam- 
mentreffens, meist  nach  C.  —  V.  1 — 4.  Auf  dem  andern  Jabboqufer 
mit  Weibern  u.  Kindern  angekommcQ  (32,  23),  sieht  er  den  Bruder 
mit  seinen  400  (32,  7)  heranziehen.  Er  entschliesst  sich,  ihm  ent- 
gegen zu  gehen,  u.  vertheilt  (32,  8)  die  Weiber  u.  Kinder  (von  einer 
Theilung  des  Lagers  in  3  Theile,  Wl.  XXL  435,  steht  nichts  da)  an 
ihre  Mütter,  in  3  Abtheilungen  (aus  demselben  Grund  wie  32,  9), 
stellt  die  minder  geliebten  voran,  die  geliebteren  hintenhin;  er  selbst 
schreitet  voran,  u.  naht  unter  siebenmaliger  Niederwerfung  dem  Bru- 
der, also  mit  äusserster  Unterwürfigkeit,  wie  sie  nur  Furcht  u.  Klug- 
heit hervorbringen  konnten.  —  V.  4.  Aber  Esau  eilt  herzlich  dem 
Bruder  entgegen  (s.  18,  2),   umarmt  ihn,    föllt  ihm  an  den  Hals  u. 


366  Gen.  33,  4—11. 

küssl  ihn;  beide  weinen  vor  Freude  des  Wiedersehens,  •ffipam'»]  vor 
'51  ht^  dürfte  auf  B  (48,  10)  zurückgehen,  'x  ^a?  Vd^]  wie  45,  14. 
46,  29  bei  G.  Da  in  diesen  Stellen  auf  um  den  Hals  fallen  sofort 
das  Weinen  folgt,  so  wird  das  überpunktirte  (16,  5.  18,  9.  19,  33. 
37,  12)  npv-^i  allerdings  unecht  sein  (fehlt  in  AEcmtz  LXX  in  Lagarde's 
Gen.).  Die  Juden  freilich  dachten  über  Sripv'^S  anders.  „Aus  Bere§.  R. 
u.  Qiml;^i  ergibt  sich,  dass  schon  in  alter  Zeit  manche  an  ^nd;^ji  u.  er 
biss  ihn  dachten;  Trg,  Jer,  erklärt  das  Weinen  bei  Jac.  von  Hals- 
schmerz^'  (?),  „bei  Esau  von  Zahnschmerz^'  (An.).  —  V.  5 — 7.  Hierauf 
nahen  die  Weiber  u.  Kinder  Jacob's,  u.  begrüssen  Esau  ebenfalls  unter 
Niederwerfungen.  Mindestens  5^  aus  B  wegen  o''??*''».  "jan]  wie  11, 
hier  c.  dupl.  Acc.  einen  mit  etwas  begnadigen  (Ges,  117,  5^).  nan] 
nicht  hieher  (Del.),  so  wenig  als  21,  29,  sondern  pron.  pers.  s.  13,  1. 
14,  15  u.  s.  —  V.  8 — 11.  Das  Geschenk  an  Vieh  nimmt  Esau  erst 
auf  des  Bruders  instSndiges  Bitten  an.  Dieses  Geschenk  (ob  bei  G  ge- 
rade in  5  Heerden  getheilt,  wie  32,  14  ff.  bei  B,  ist  fraglich)  hatte 
Esau  schon  früher  getroffen,  nan^]  Lager  oder  Heer,  also  bei  G  alle 
die  Thiere  vereinigt  (LXX  corrigiren  wegen  32,  14  ff.  avxai  cct  naQBfi- 
ßoXctl).  Esau  fragt  nach  dem  Zweck:  wer  (nicht:  was?  weil  er  die 
Personen  dabei  in  den  Vordergrund  rückt,  Ew.  325^)  dir  dieses  ganze 
Heer?  was  willst  du  damit?  aber  „Jacob  in  widriger  Demuth  wagt 
gar  nicht,  die  doch  sehr  beträchtliche  Gabe  als  Geschenk  zu  bezeich- 
nen, sondern  sagt  nur  um  Gnade  xu  finden  (32,  6),  gütig  von  dir 
behandelt  zu  werden"  (An.).  —  V.  10.  Weiter  bittet  er,  das  Geschenk 
anzunehmen,  weil  er  nun  einmal  das  Glück  gehabt  habe,  sein  Ange- 
sicht zu  sehen  d.  h.  von  ihm  nicht  abgewiesen,  sondern  zugelassen  zu 
werden,  u.  er  ihn  wohlwollend  aufnahm  (falsch  LXX  Vulg.:  ''???rj), 
vgl.  Ij.  33,  26;  durch  Annahme  des  Geschenks  soll  er  die  bewiesene 
Huld  fortsetzen,  wie  man  das  Angesicht  Gottes  (eig.:  eines  himm- 
lischen Wesens  1  S.  29,  9)  sieht  d.  h.  so  freundlich,  denn  nur  denen, 
denen  sie  gnädig  sind,  zeigen  sich  die  Himmlischen;  es  ist  göttl.  Freund- 
lichkeit, mit  der  er  ihm  entgegenkam.  Diese  Erklärung  ist  nicht  absurd 
{Bac,  280),  u.  passender,  als:  denn  deshalb  bin  ich  vor  dir  erschienen, 
wie  man  vor  Gott  (nicht  auch  vor  Königen?)  erscheint,  sc.  mit  einem 
Geschenk.  Fein  u.  wohl  richtig  bemerkt  Wl.  XXI.  435,  dass  darin 
eine  von  der  in  32,  31  verschiedene  Anspielung  auf  Peniel  liege.  Nur 
ist  diese  wie  V.  10  überhaupt  nicht  von  B,  sondern  von  G,  denn 
'ai  'stt  Ma  CM  (s.  zu  18,  3)  u.  ir^?-''»  (s.  18,  5.  19,  8)  sind  Phrasen 
des  G,  ebenso  *afe  hk;  (32,  21) ;  u.  für  Q'^n^K  konnte  hier  nicht  Jahve 
gesagt  werden,  weil  ein  Engelwesen  gemeint  ist  Beiden  Wendungen 
der  Sage  liegt  zii  Gnmd,  dass  man  in  Peniel  den  unfreundl.  Gott  als 
freundlichen  erfahrt;  dass  in  der  Ursage  von  Peniel  Esau  selbst  (etwa 
der  wilde  Jäger)  dieser  Gott  war,  folgt  noch  nicht  (s.  oben  S.  319  f.). 
'51  •»31)  rx-is]  Inf.  ohne  Subj.  Ew.  304».  —  V.  11*  Dublette  aus  B. 
>i;^]  Segen,  „hier  das  Geschenk,  welches  die  in  Segenswünschen  be- 
stehende Begrüssung  begleitete  (1  S.  25,  27.  30,  26).  Im  Mittelalter 
hiessen  die  Geschenke  der  Kleriker  benedictiones"  (Kn.).  *^k^'j] 
Ges.  74  A.  1;  LXX  vokalisiren  r«a?3.     ''san]  V.  5.    *?5]  u.  weil  Jos, 


Gen.  33,  11—17.  367 

7,  15.  Jud.  6,  30.  1  S.  19,  4.  Jes.  65,  16.  ich  habe  alles]  bin 
reich  genug,  ^^t]  19,  3.  9  bei  C.  —  V,  12  f.  Esau  erbietet  sich,  auf 
der  weiteren  Reise,  vor  ihm  her,  so  dass  Jacob  ihn  im  Gesicht  hätte, 
zu  ziehen  (nicht  in  svd'slav  LXX),  zu  seinem  Schutz,  aber  obwohl 
Esau  durch  Annahme  des  Geschenkes  ein  Unterpfand  des  Friedens  ge- 
geben hat  (21,  30)^  lehnt  Jac,  immer  noch  ihn  Herr  anredend,  seine 
Begleitung  ab,  wohl  nicht  aus  blossem  Misstrauen  {Tuch  Kn,),  sondern 
weil  er  ihm  gegenüber  keine  Verpflichtungen  haben,  vielmehr  seine 
Selbständigkeit  wahren  will  (Del.),  Als  Grund  gibt  er  die  Rücksicht 
auf  seine  noch  zarten  Kinder  an,  auch  sei  das  ihm  obliegende  Klein- 
u.  Rindvieh  säugend  d.  h.  schliesse  viele  säugende  Thiere  (Jes.  40,  11) 
ein,  welche  stürben,  wenn  man  sie  nur  einen  Tag  heftig  triebe.  Q'ip&nJ 
über  das  sufl".  masc.  s.  26,  15;  über  die  3  p.  PI.  Ew,  357^;  aber 
ö-'Ppfii  in  Sam,  LXX  PeL  —  V.  14.  Er  wolle  weiter  treiben  nach 
(^  der  Norm,  wie  Jes.  11,  3.  32,  1)  seiner,  ihm  zukommenden,  öe- 
mächlichkeil,  d.  h.  langsam,  u.  nach  dem  Fuss  der  Heerden  u. 
Kinder  d.  h.  nach  dem,  was  diese  im  Gehen  leisten  können.  ^^^\i\ 
2,  2  f.  Werk,  hier  Sachen^  Habe  u.  wie  na|?»  speciell  vom  Vieh, 
vgl.  Ex.  22,  7.  10.  1  S.  15,  9.  Schliesslich  stellt  er  ihm  in  Aus- 
sicht, zu  ihm  nach  Se'^ir  zu  kommen;  ob  er  das  blos  vorgibt,  oder 
dort  Esau  zur  Erwiederung  des  freundl.  Empfanges  besuchen  wollte, 
lässt  Vrf.  nicht  merken  (JSTn.).  —  V.  15  f.  Esau  bietet  ihm  einen  Theil 
seiner  Mannschaft  zum  Geleite  an;  auch  dies  lehnt  Jacob  ab  u.  Esau 
kehrt  nach  Se'ir  zurück,  a-sn]  30,  38.  43,  9.  47,  2.  —  V.  17.  Jacob 
aber  zieht  weiter  nach  Sukkoth,  baut  sich  dort  ein  Haus  (s.  27,  15) 
u.  macht  für  das  Vieh  Hütten;  daher  hat  der  Ort  seinen  Namen. 
Sukkoth  lag  auf  der  Ostseite  des  Jordan  (Jos.  13,  27.  Jud.  8,  5),  in 
einer  Thalebene  (Ps.  60,  8),  westlicher  als  Penuel  (weil  Gideon  in  östl. 
Richtung  die  Midianiter  verfolgend  von  Sukkoth  nach  Penuel  hinauf" 
zog,  Jud.  8,  8).  Zwar  gibt  es  jetzt  auf  der  Westseite  des  Jordan,  südl. 
von  BethSeän,  auch  ein  Sdküt  (Burckh,  Syr.  395;  Lynch  133;  Rob. 
NBF.  406  ff*.;  vdVelde  Reise  IT.  301  ff*.);  ob  dieses  westjordanische  in 
1  R.  7,  46  (vgl.  4,  12)  gemeint  sei,  ist  fraglich;  es  wären  in  diesem 
Fall  2  Sukkoth  anzunehmen  {Ritter  XV.  446f.;  Kn.,  Ew.  G.^  II.  546). 
Aber  an  dieses,  weil  ganz  ausser  der  Marschrichtung  liegend,  kann 
hier  nicht  gedacht  werden.  Hier  passt  nur  das  östl.  Sukkoth  {BJub, 
c.  29).  Nur  muss  es  nicht  trans  Jordanem  in  parte  Scythopoleos 
{Hier,  qu.)  oder  in  der  Thalweitung  von  Abu  Obeida  {Kn),  also  nördl. 
vom  Jabboq,  aber  auch  nicht  so  südl.  wie  zwischen  W.  Nimrin  u.  W. 
Mo^ib  {Arnold  in  Herz.  RE.^  XIV.  764;  Del^),  sondern  südl.  vom 
Jabboq  in  der  Nähe  der  Fürth  von  Dämie,  an  der  Strasse  von  es-Salt 
nach  Nabulüs  {Lynch  150)  gesetzt  werden  {KöhL  Ge.  I.  147;  JSfe.). 
Neuere  Verhandlungen  über  die  Ortslagen  von  Penuel  u.  Sukkoth  s, 
in  ZDPV.  I.  44.  III.  80.  —  Immerhin  ist  der  Aufenthalt  in  Sukkoth 
nur  eine  Zwischenstation  auf  der  Heimreise,  zunächst  nach  Bethel 
(31,  30.  28,  21  f.  35,  Iff*.);  eine  längere  Dauer  für  denselben  anzu- 
nehmen war  nöthig,  weil  Cp.  34  die  kleinen  Kinder  schon  erwachsen 
sind.     Der   V.  geliört  wahrscheinlich  noch  zur  Quelle  C  {Haus);  für 


368  Gen.  83,  18ff. 

ihn  oder  R  zeugt  ausserdem  ';&-^9  (anders  als  32,  3  u.  31)  vgl.  11,  9. 
16,  14.  19,  22.  25,  80.  50, 11. 


2.  Jacob  bei  Sekhem  und  die  Entehrang  der  Dina,  Cap.  33,18—34,  31; 

von  R  nach  B,  A  und  C. 

Jacob  langt  in  §ekhem  an  u.  zeltet  bei  der  Stadt  ^  erwirbt  auch 
ein  Feldstück  dort  Während  seines  Aufenthalts  daselbst  wird  seine 
Tochter  Dina  von  Sekhem,  dem  Sohn  des  Landesf&rsten  Qamor,  ent- 
ehrt. Sekhems  Ehe  mit  Dina  u.  den  Vorschlag  gegenseitiger  Ver- 
schwägerung beider  Stämme  bewilligen  die  erzürnten  Jacobsöhne  unter 
der  Bedingung  der  Annahme  der  Beschneidung  durch  die  §ikhemiten. 
Diese  lassen  sich  beschneiden.  Aber  während  des  Wundfiebers  der- 
selben überfallen  §imeon  u.  Levi  die  Stadt,  u.  bringen  die  Männer  um; 
die  Jacobsöhne  rauben  die  Stadt  aus,  zur  Rache  für  die  beleidigte 
Ehre  ihres  Stammes.  Jacob  missbilligt  die  That  —  Es  ist  das  die 
erste  Noth,  in  welche  der  Patriarch  durch  seine  Söhne  gebracht  wird, 
u.  gehörte  insofern  mehr  in  die  Gp.  37  beginnenden  Toledoth  Jacob's. 
Aber  sie  muss  schon  in  der  einen  oder  andern  Quelle  des  R  in  die 
Zeit  seiner  Rückwanderung  gesetzt  gewesen  sein.  —  Der  feindl.  Zu- 
sammenstoss  mit  den  Sikhemiten  war  in  den  Stammessagen  viel  er- 
zählt Die  alten  Jacobsprüche  49,  5 — 7  erwähnen  §imeons  u.  Levi^s 
That  (aber  etwas  abweichend  von  Gp.  34).  In  dem  Jacobsegen  48,  22 
bei  B  heisst  es,  dass  Jac.  mit  seinem  Schwert  u.  Bogen  den  Amoräem 
§ekhem  abgenommen  habe.  Auch  die  Erzälilung  hier  in  Gp.  34  birgt 
unverkennbar  zweierlei  Referate  darüber  in  sich.  Schon  der  Eingang 
dazu  33,  18 — 20  (der  Anfang  des  Gp.  35  fortgesetzten  Reiseberichts) 
ist  aus  2  (3?)  Quellen  zusammengesetzt:  in  18  (s.  d.)  sind  Reste  von 
A,  V.  19  f.  erkennt  man  B,  vielleicht  aber  18^  u.  20  auch  Spuren 
des  G.  In  Gp.  34  (welches  Ilg,  von  B,  Ew.  Del,^  von  A,  Kn.  von 
A  u.  G,  Hupf.  Sehr.  Böhm.  Kay.  von  C,  Ktien.  von  G  u.  einem  sehr 
späten  Überarbeiter,  Wl.  in  Gomp.  312  ff.  u.  ihm  folgend  Comill  in 
ZATW.  XL  1  ff.  von  G  B  u.  einem  jungen  Bearbeiter  ableiten)  ist  zu- 
nächst 27 — 29  (s.  d.)  ein  lose  eingeschalteter  Zusatz.  Im  übrigen 
Bericht  zeigt  sich  eine  Doppelheit  darin,  dass  V.  4.  6.  8 — 10  der  Vater 
Hamor  für  den  Sohn  die  Unterhandlung  um  Dina  bei  Jacob  führt,  15 
(14) — 17  einen  Bescheid  erhält  u.  20 — 24  diesen  ordnungsmässig  der 
BQrgerversammlung  seiner  Stadt  zur  Genehmigunor  vorlegt,  dagegen 
11  f.  Sekhem  selbst  bei  Vater  u.  Brüdern  der  Dina  wirbt  u.  nach  er- 
haltener Antwort,  V.  19  den  aufgelegten  Bedingungen  sich  sofort  unter- 
zieht; dass  feiner  nach  der  ersten  Reihe  V.  17  Dina  noch  in  der 
Hand  der  Jacobfamilie,  nach  der  zweiten  aber  V.  26  schon  in  der  Stadt 
in  der  Gewalt  §ekhems  sich  befindet,  u.  demgemäss  2^  (über  die  Ent- 
führung u.  Vergewaltigung)  zu  dieser  gehören  muss.  Mit  diesem  2^  ge- 
setzten Anlass  hängen  aber  alle  die  Aussagen  über  die  Entrüstung  u. 
Tücke  der  Brüder  der  Dina  5.  7.  18.  31  zusammen.  Zu  diesen  sachl. 
Merkmalen   der  2  Referate  stimmen  die  sprachiiehen.     In  der  ersten 


Gen.  33,  18  ff.  369 

Reihe  finden  sich  k*^»;  2,  (ptcn  8  gegen  pa?  3),  tnw  10,  ^5J-Vs  ö?.^  ^"i»n 
15.  22,  ^ät-!5»  24,  1^31?  u.  mana  23,  w  '^?»  "^»^t^^-Vs  24  u.  a.,  lauter 
Kennzeichen  des  A,  für  weichen  auch  die  Umständlichkeit  der  Dar- 
stellung (zB.  V.  1),  der  hier  auf  die  Beschneidung  gelegte  Werth  u.  die 
Ähnlichkeit  der  Verhandlungen  in  der  Volksgemeinde  mit  Gp.  23  spricht 
In  der  zweiten  Reihe  erscheint  p?^  3,  isa  3.  12.  19  (gegen  r^^h'^ 
4),  asiyrin  u.  "i^  J^'^n  u.  r:bT>  k^  is  7,  '^^  in  ks»  11,  aih  ^th  26,  *^^9 
30,  was  alles  zum  Sprachgebrauch  des  G  gehört.  Demgemäss  ist  ohne 
Bedenken  1».  2»  4.  6.  8—10.  15  (14)— 17.  20—24  zu  A  zu  rech- 
nen: nach  ihm  begehrt  Qamor  für  §ekh.  die  Dina  zur  Ehe  (d.  h.  die 
Verschmelzung  eines  Bruchtheiles  des  Jacobhauses  mit  Sekhem,  s.  Ew. 
G.^  I.  541  f.),  u.  lässt  sich  die  Bürgerschaft  sogar  herbei,  sich  der  Be- 
schneidung zu  unterwerfen,  nur  um  das  Jacobhaus  bei  sich  festzuhalten 
(vgl.  dazu  die  Bemühungen  Abimelekh's  um  die  Freundschaft  des  Abr. 
u.  Isa.  bei  B  u.  G,  Gp.  21.  26);  den  Ausgang  der  Sache  nach  A  kennt 
man  nicht  sicher,  da  V.  25 f.  30 f.  in  der  Hauptsache  zu  G  gehören; 
doch  scheint  auch  bei  ihm  (da  25^  aus  A  stammen  kann)  Simeon 
mit  Levi  alles  vereitelt  zu  haben.  Nach  dem  Bericht  des  G  dagegen, 
zu  dem  in  der  Hauptsache  2^.  3.  5.  7.  11—13  (14).  19.  25*.  26. 
30  f.  gehören,  hat  §ekhem  die  Dina  entfülirt  u.  entehrt,  aber  da  seine 
Liebe  zu  ihr  wuchs,  sie  von  Jacob  u.  seinen  Söhnen  zur  Ehe  begehrt, 
u.  sich  zu  jeder  Leistung  erboten;  aber  die  Brüder,  erbost  über  die 
ihrer  Schwester  angethane  Schande,  stellten  heimtückisch  die  Bedingung 
der  Besclmeidung  Sekhem's  (19),  die  dieser  auch  leistete;  Simeon  u. 
Levi  mordeten  dann  ihn  (u.  die  andern  §ekhemiten)  während  des  Wund- 
fiebers u.  nahmen  die  Dina  fort;  der  Vater  aber  tadelte  sie  hart  wegen 
der  schlimmen  Folgen  der  That.  Bei  der  Zusammenarbeitung  der  bei- 
den Berichte  musste  natürlich  R  eingreifen,  also  zB.  V.  13  f.  18,  wo 
Harn.  u.  §ekh.,  Jac.  u.  Jacobs  Söhne  zusammengefasst  werden,  oder 
V.  25  (wo  die  Beschneidung  der  Bürgerschaft  nach  A  vorausgesetzt  ist). 
Ferner  hat  er  (s.  oben)  V.  27 — 29  eingeschaltet,  u.  da  hier  (27)  iköü  "iük 
oninK  so  nachdrücklich  beigesetzt  ist,  so  wird  auch  13^  u.  »»t:  in 
5,  vielleicht  auch  14^  auf  ihn  zurückzuführen  sein,  u.  verrathen  solche 
stärkere  Ausdrücke  auch  seinen  späteren  Standpunkt.  Gegen  diese 
Analyse  erheben  Wl.  XXL  435  ff.  u.  Kuen.  in  ThT.  XIV.  256—281 
Einsprache.  Einerseits  A  könne  als  Vrf.  nicht  in  Betracht  kommen, 
weil  bei  ihm  sonst  alles  ordentlich  u.  friedlich  zugehe  {Kue,  277)  u. 
er  die  Beschneidung  nicht  zum  Mittel  des  Betrugs  machen  könne  (Hupf. 
186).  Aber  von  Betrug  ist  bei  A  keine  Rede.  Dagegen  passt  es  gut 
zu  A,  wenn  er  hier  die  rechtliche  Frage,  wie  beim  Hinausgeben  einer 
Tochter  zu  verfahren  sei,  behandelte.  Anzunehmen  aber,  dass  alles, 
was  nicht  von  G  stamme,  erst  durch  einen  späten  Diaskeuasten  aus 
der  Schule  des  A  hineingearbeitet  sei,  geht  darum  nicht  an,  weil  (s. 
oben)  gar  nicht  blosse  Überarbeitung  eines  Berichts,  sondern  offenbare 
Zusammenarbeitung  eines  Doppelberichts  vorliegt  Andererseits  wurde 
behauptet,  von  Beschneidung,  als  Bedingung  der  Aufnahme  in  die  Ge- 
meinde, könne  (s.  oben  S.  258)  erst  nach  dem  Exil  die  -Rede  sein 
{Kue.  276;  WL  437;  Ge.  L  366),  G  könne  (wegen  Ex.  4,  25  f.,  vgL 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  24 


370  Gen.  33,  18  ff. 

Jos.  5,  2  ff.)  so   nicht  erzählt  haben,  sein   Bericht  werde  etwa  dahin 
gelautet  haben,  dass  §ekh.,  ein  Privatmann,  die  Dina  ent-  u.  verfuhrt, 
darnach  ihre  Angehörigen  um   nachträgl.  Sanction   gebeten,   den   von 
ihnen    geforderten   Kaufpreis  (nicht  die  Beschneidung)  geleistet,  dann 
aber,  als  alles  abgemacht,  §imeon  u.  Levi  ihn  in  seinem  Haus  erschlagen 
u.   die   Schwester  geholt  haben,  zu  grossem  Unwillen  Jacobs.     Aber 
setzt  nicht  V.  25  (C)  das  Beschneidungsfieber  voraus?    Wenn  die  Grund- 
erzählung   (C)  nichts  darüber  hatte,  wie   kam    der   späte  Diaskeuast 
dazu,  die  Beschn.  hier  einzumischen  u.  alles  zu  ändern?     Auch  kann 
G  (wegen  V.  80,  wo  Jacob  die  Rache  nicht  der  §ekhemiten,  sondern 
der  Landesbewohner   fQrchtet)  nicht  etwa  blos  die  Tödtung  Sekhems 
u.  etwa  seiner  Verwandten  berichtet  haben.    Demgemäss  wollte  weiter- 
hin ICuen,  0.^  I.  316  es  unentschieden  lassen,  ob  nicht  G  etwas  über 
die  Beschn.  des  Sekhem   als  Bedingung  der  Heirath   gehabt  habe,  im 
übrigen  aber  V.  1*.  2*.  4—6.  8—10.  13*.  14*.  15—17.  20—24. 
25*.  27 — 29  dem  späten  Überarbeiter  zuerkennen.   Sodann  Wl.  (Gomp. 
318  f.)  u.  Com.  erkennen  jetzt  an,  dass  in  Gp.  34  ein  Doppelbericht, 
aber  des  G  u.  B   (nach    Com.  V.   1.  2*.   3*.  4.  6.  8—10.  13*.  14. 
16  f.  18».  20—24.  25*.  27».  28.  29»  von  B,  ohne  die  Phrasen  des 
A)  vorliege,  der  später  im  Sinn  des  A  überarbeitet  sei,  femer  dass  bei 
B  die  Beschn.  in  verrätlierischer  Absicht  als  Bedingung  der  Ehe  ge- 
stellt war,  dass  aber  bei  seinem  Vorgänger,  dem  G,  nicht  die  allgemeine 
Beschn.,  sondern  nur  die  des  Sekhem,  u.   zwar  im  altern  Sinn  (Ex. 
4,  25 f.)  nur  als  Beschn.  des  Bräutigams  vor  der  Hochzeit  {Wl.),  oder 
überhaupt  nicht  Beschn.,  sondern  etwas  anderes,  etwa  förml.  Abtretung 
eines  Grundbesitzes  bei  §ekhem  (Com.)  verlangt  gewesen  sein.     Aber 
die  Zugehörigkeit  des  einen  der  beiden  Berichte  in  V.  1 — 26  zu  B 
ist  zu  bestreiten.     Die    blosse  Möglichkeit,  einige  der  Ausdrücke  von 
B  abzuleiten,  kommt  nicht  auf  gegen  die  Thatsache,  dass  die  betreffen- 
den Verse  ganz   von  specifischen  Ausdrücken  des  A  (von  deren  nach- 
träglicher Einsprengung  man  keinen  Grund  einsieht)  durchsetzt  sind. 
Bei  B  käme  die  Beschn.  wildfremd  herein,   bei  A  ist  sie  begründet 
(Gp.  17).     Dass  B  in  diesem  Zusammenhang  eine  derartige  Geschichte 
erzählt  habe,  ist  aus  35,  5  (s.  d.)  u.  34,  27 — 29  nicht  zu  erweisen, 
u.  nach  37,  12  sehr  unwahrscheinlich,  ebenso  nach  31, 41  (s.  zu  34, 1). 
Gap.  33,  18.    Jacob's  Ankunft  in  Sekhem.    Nach  's  '«a  '^wk  (s.  11, 
31)  u.  'n   'dö  "»»m    (s.  25,  20)   wenigstens    V»  sicher   von  A,   ohne 
Anknüpfung  an  V.  17;  V.b  vielleicht  aus  G.    Stammle  V.  18   aus  B 
(VF/.),  so  sähe  man   nicht  ein,  wozu  jemand  das  völlig  überflüssige 
ti^H — iKsa  eingesetzt  hätte.    Stadt  äekhem^s]  vgl.  V.  19  u.  34,  2.    ü^%] 
wofür   im  Sam.   vhv  (wie  43,  27),  ist  nicht  n.   pr.  Sekhem's  oder 
eines  Ortes   bei  §ekhem  (LXX,  BJub,,  PeL   Vulg.  Lulh.  Merc,  vgl. 
die  Gnom.  s.  Salem   u.  SccXi]fi),  da  zwar  jetzt   ein  Dorf  Sdlim  östl. 
von  Nabulus  sich  findet  {Roh.  IH.  314.  322.  336),  aber  das  AT.  ein 
solches  nirgends  erwähnt,  sondern  bedeutet  unversehrt^  wohlhehalten, 
s.  V.  a.  o"i^W2  28,  21,  u.  ist  möglicherweise,  als  Rückbeziehung  darauf, 
von  R   hinzugesetzt.     (Sonderbare  Vermuthungen   darüber   bei   Geig. 
ürschr.  75}   auch    die  Gorrectur   des  d^^ü  in  bs»  bei  WL  Gomp.  316 


Gen.  83, 18— Cap.  34,  2.  371 

empfiehlt  sich  nicht),  in»^]  26,  17.  Hier,  wo  schon  Abr.  sich  auf- 
gehalten (12,  6),  lagert  er  vor  (19,  13.  Lev.  4,  6)  der  Stadt  In  der 
£bene  östl.  von  Sekhem  zeigte  man  später  den  Jacobsbrunnen.  —  V.  19. 
Er  erwirbt  durch  Kauf  das  Feldstück,  wo  er  sein  Zeit  aufgeschlagen 
hat  (wiederholt  Jos.  24,  32).  Auch  in  der  Folge  hat  er  bei  §ekhem 
einen  Viehstand  (37,  12  f.).  Die  Bene  Hamdr  waren  das  in  u.  um 
Sekhem  angesessene  Geschlecht  (Jud.  9,  28),  demnach  Qamor  Vater  von 
Sekhem  u.  Fürst  der  dortigen  Gegend  (34«  2);  ebenso  ist  34,  2  ff. 
§ekhem  selbst  wieder  als  Herr  von  §ekhem  aufgefasst  (vgl.  zu  14,  13 
u.  23,  20).  Ganz  richtig  kauft  Jac.  das  Feld  von  den  'riöq  '^32 ;  LXX 
lassen  "^aa  aus,  um  mit  34,  1  fif.  zu  conformiren.  n^*^«!^]  nur  noch  Jos. 
24,  32  u.  Ij.  42,  11  (von  hier  wiederholt),  eig.  vielleicht  Dargewogenes 
(fies,  th.)  oder  NormirteSy  vofiitffux  (isüp  ,^j^),  jedenfalls  ein  Geld- 
stück; ob  aber  gleich  mit  Vpv  oder  grösser?  ist  nicht  zu  entschei- 
den. Mit  kopt  cKrre,  rttc  d.  h.  alex.  Draclmie,  Doppeldrachme 
{EMeier  hbr.  WWB.  394)  hat  es  nichts  zu  thun.  Eine  alte  Tradition 
TLXX  Vulg,  Onk.)  nimmt  es  als  Xamm,  ohne  dass  man  wüsste,  warum? 
(s.  auch  Madden  Jew.  Goinage  1864  p.  6).  —  Der  Ankauf  von  Grund 
u.  Boden  bei  Sekhem  entspricht  dem  nach  A  in  Cp.  23,  u.  hat  ähnl. 
Sinn:  Joseph's  Gebeine  sollen  dort  begraben  worden  sein  Jos.  24,  32. 
Allem  nach  war  das  nordisraeiit.  Überlieferung,  u.  wird  darum  der  V. 
von  B  abzuleiten  sein:  ein  eig.  Widerspruch  mit  48,  22  existirt  nicht; 
in  35,  4  ist  bei  B  ein  Aufenthalt  Jacobs  bei  §ekhem  vorausgesetzt; 
A  u.  C  (37,  28)  rechnen  nach  ^^'ö.  Nur  osw  -»a?  könnte  von  R  zu- 
gesetzt sein  mit  Rücksicht  auf  Cp.  34;  es  steht  aber  auch  Jos.  24,  32. 
—  V.  20.  ax-i]  nie  sonst  mit  Obj.  nat»,  wohl  aber  mit  Obj.  nasf» 
(35, 14.  20),  daher  entweder  (WL)  nat»  u.  iV  für  r:h  (oder  oSpay  eine 
Correctur,  oder  ursprüngliches  naaitt  ar^  des  B  u.  nat»  p^n  des  C  von  R 
verschmolzen,  schwerlich  (KS.)  nas*»  ass'^'»  aus  urspr.  ^at»  ■ja-^i  nast«  a:t«>i 
von  R  zusammengezogen.  Er  nennt  (s.  35,  7)  den  Altar  (Malstein) 
GoU,  der  Gott  Israels,  letzteres  nicht  Praed.  zu  ^k  {Kn.\  sondern 
Appos.,  vgl.  zu  17,  1  u.  14,  18;  jedenfalls  ist  mit  Israel  bei  B  schon 
Beziehung  genommen  auf  32,  29.  Der  Altar  führt  den  Namen  des 
Gottes,  dem  er  gewidmet  ist  (35,  7.  Ex.  17,  15);  das  ist  kurze  Rede 
für:  Altar  des  Gottes.  Die  LXX  falsch:  ^5  für  i>K  ^^.  —  Cap.  34,1. 
Dina  (30,  21)  geht  einst  aus,  aus  dem  Lager  (33,  18),  um  anzu- 
sehen (Jud.  16,  27.  Cant  6,  11)  die  Töchter  des  Landes  d.  h. 
sich  unter  ihnen  umzusehen  u.  mit  ihnen  Bekanntschaft  zu  machen.  Zu 
dem  weitläufigen  Tochter  der  X.,  welche  sie  dem.  J,  gehören  hatte, 
vgl.  16, 15  f.  25,  12  bei  A  (s.  aber  auch  21,  9.  41,  50  bei  B).  Töchter 
des  Landes]  27,  46.  Die  Dina  wird  hier  als  mannbar  vorausgesetzt 
Nach  B  (vgl.  31,  41  mit  30,  21)  hätte  das  hier  Schwierigkeit,  da  bei  ihm 
Jacob  den  Zug  nach  Bethel  (35,  Iff.)  nicht  zu  lange  hinausgeschoben 
haben  wird;  nicht  aber  nach  C  (R),  der  33,  17  den  langen  Aufenthalt 
in  Sukkoth  dazwischen  schiebt  (Nach  BJub.  c.  29  f.  hält  sich  Jac. 
in  Sukkoth  auf,  weidet  dann  nach  dem  Jordanübergang  7  Jahre  zwi- 
schen dem  todten  Meer  u.  BethSean,  bis  er  nach  §alem  (§ekhem)  kommt; 
Dina  aber  war  bei  der  Verfahrung  12  Jahre  alt).  —  V.  2*  sicher  nach 

24* 


372  Gen.  34,  2—7. 

A  wegen  K-^tos  (17,  20.  23,  6.  25,  16).  Bei  ihm  (u.  bei  C?)  ist  Sekhem 
Sohn  des  Landesfursten  Qamör  (vgl.  33,  19)  u.  sind  die  Bene  Hamör 
(abweichend  von  48,  22  bei  B)  Ifiwiter  (10,  17);  dass  er  oder 
einer  seiner  Schule  "^pnn  geschrieben  hätte  (Com.),  ist  eine  leere  Be- 
hauptung. T^kh]  so  von  kleineren  Gebieten  auch  22,  2.  35,  22  u.  ö. 
—  V^  nach  C:  er  nahm  d.  h.  entführte  sie  (vgl.  26,  wornach  sie  in 
§ekhem  ist;  anders  17)  u.  schwächte  sie  (Dt.  22,  24.  Jud.  19,  24  u.  ö.). 
„Solches  Verfahren  war  nach  12,  15.  20,  2.  26,  10  damals  nicht  un- 
gewöhnlich" {Kn)  w^k]  asw  wird  mit  ej?  u.  mit  ^k  construirt;  ob 
^K  mit  oder  r^K  not  Acc.  gemeint  sei?  ist  fraglich.  Die  Mass.  haben 
n»  als  not  Acc.  verstanden,  deshalb  r^tc  vor  Suffixen  immer  demgemäss 
punktirt  (Lev.  15,  18.  24.  Num.  5,  13.  19.  2S.  13,14);  ob  mit  Becht? 
steht  dahin  (aus  dem  Q^r^  Dt  28,  30  folgt  fßr  die  alte  Sprache  nichts). 
Wenn  ihre  Überlieferung  richtig  ist,  so  ist  offenbar  mk  asw  {eine  he- 
schlafen)  der  gröbere  Ausdruck,  u.  hier  (wie  2  S.  13,  14),  wo  es  sich 
um  Nothzucht  handelt,  ganz  am  Platz.  Dass  G  so  nicht  geschrieben 
haben  könne  (Com,),  ist  umsonst  behauptet,  denn  30, 15 f.  39,  7. 12.  14 
war  natürlich  nur  w  am  Platz  (19,  32  ff.,  wo  das  Weib  Subj.  ist, 
kommt  nicht  in  Betracht),  u.  asw  mit  n»  seq.  Nom.  (vgl.  V.  7.  35,  .22) 
hat  26, 10  auch  C.  —  V.  3.  An  die  Gewaltthat  schliesst  sich  Liebe  zu  der 
Geschwächten.  psriPi]  2,  24  (19,  19)  bei  C.  anK"^"»]  24,  67.  29,  30.  32. 
^Zl]  wie  V.  12.  24,  14.  16.  28.  55.  57  bei  C.  redete  an's  Herz  der- 
selben, d.  h.  ihr  zu  Herzen,  suchte  sie  mit  seiner  Liebe  u.  mit  der 
Zukunft  über  das  Geschehene  zu  beruhigen  (Kn.),  vgl.  50,  21.  Hos. 
2,  16  u.  ö.  Übrigens  hatte  wohl  auch  A  etwas  dem  V^.  entsprechen- 
des, etwa  'ai  i»ii3  pwrtr»-^  (V.  8)  —  V.  4  jedenfalls  aus  der  andern 
Quelle,  wegen  ?n^^^  (gegen  ^^a)  u.  weil  bei  C  §ekhem  vielmehr 
selbst  um  Dina  vnrhl  (V.  11).  §ekh.  bittet  den  Vater,  sie  ihm  zunoi 
Weib  zu  nehmen  (was  ein  Geschäft  der  Eltern  21,  21  war).  Von 
dem  V.  2  Erzählten  schimmert  hier  nichts  durch;  die  Eheverhandlung 
wird  eingeleitet,  wie  wenn  noch  alles  intakt  u.  das  Mädchen  noch  bei 
den  Eltern  wäre.  —  V.  5  hängt  mit  2^.  3  zusammen.  Jacob  hatte 
die  Sache  wohl  erfahren,  aber  geschwiegen  d.  h.  sich  ruhig  verhalten 
(2  S.  19,  11),  keine  Bechenschaft  gefordert,  weil  die  Söhne  bei  den 
-Heerden  abwesend  waren  u.  er  ihre  Bückkunft  erwarten  wollte.  Da- 
durch soll  erklärt  werden,  wie  es  kam,  dass  der  Vorfall  mit  Dina 
nicht  sofort  Maassregeln  Jacobs  u.  seiner  Söhne  nach  sich  zog.  Der 
Brüder  Urtheil  war  von  Gewicht  (24,  50).  »»ts]  entehrt,  geschändet 
(Ez.  18,  6  ff  33,  26),  wie  V.  13.  27,  vgl.  31.  ü'?nrT]  24,  21.  Ex. 
14,  14.  —  V.  6  Fortsetzung  zu  4,  nach  A.  —  V.  7  Fortsetzung  zu  5, 
nach  G.  Bis  Hamor  herauskam,  waren  die  Söhne  auf  die  Kunde  von 
der  Sache  nach  Haus  gekommen,  voll  Entrüstung,  denn  eine  Thorheit 
hat  er  gethan  in  Israel  d.  h.  eine  That  verübt,  die  bei  den  Isr.  als 
Schandthat  gilt.  Der  Ausdruck  ist  stehend  für  solche  geschlechtl.  Ver- 
gehungen Dt  22,  21.  Jud.  20,  6.  10.  2  S.  13,  12  ff  „Ziemlich  naiv 
wendet  Vrf.  diese  spätere  Bedeweise  auf  die  Patriarchenzeit  an,  wo  es 
noch  kein  Volk  Isr.  gab^'  (Kn,),  also  wird  nicht  gethan]  das  ist  nicht 
Sitte  u.  Brauch  20,  9.  29,  26.    ^2xm^]  wie  6,  6  bei  C.     Übrigens 


Gen.  34,  7—15.  373 

übersetzen  LXX,  als  hiesse  es  '»a»?^n  öyaifw.  ^n'»i]  s.  4,  5.  Alle  Aus- 
drucke dieses  Verses  sind  dem  A  fremd.  — •  V.  8 — 10  Qamor's  An- 
trag, nach  A,  nur  dass  R  "ip«  (V.  6)  in  fi»;«  gewandelt  hat  ^R»>j] 
Dt.  21,  11;  anders  V.  3.  eurer  Tochter]  s.  24,  59  f.;  sie  wird  nach 
dem  Vater  bezeichnet,  aber  mit  Rücksicht  auf  ihre  Brüder,  verschwä- 
gert euch  uns]  die  Mass.  wollen  den  Acc.  (Ew.  124^),  obgleich  f<» 
mit  vom  Vrf.  beabsichtigt  sein  kann  (1  R.  3,  1  lässt  beide  Auffas- 
sungen zu),  innpn]  nur  noch  Dt.  7,  3.  Jos.  23,  12  im  Hexat  Neben 
den  Connubien  bietet  er  ihnen  bleibenden  Wohnsitz  im  Lande  an,  was 
er  als  Landesfürst  konnte  (s.  2Q,  15).  vor  euch  sein]  V.  21 ;  47,  6 
bei  A;  sonst  13,  9.  20,  15.  durchziehet  es  (42,  34  bei  B,  aber  "^rib 
23,  16  bei  A),  nach  freiem  Belieben,  mit  euern  Heerden  (vgl.  V.  21) 
u.  macht  euch  ansässig  darin,  nehmet  festen  Besitz  darin;  so  ttiKa 
bei  A  auch  47,  27.  Num.  32,  30.  Jos.  22,  9.  19.  —  V.  11  f.  nach  C. 
Nach  V.  6  war  Qamor  allein  gekommen.  Wenn  nun  hier  Sekhem 
selbst  auftritt  u.  wirbt,  so  stimmt  das  nicht  zu  4  u.  6|  u.  zeigt,  dass 
hier  ein  anderes  Referat  einfällt.  Er  erbietet  sich  zu  jeder  Leistung, 
die  sie  ihm  auflegen.  Die  Sprache  wie  bei  C.  in  k^c^s]  6,  8.  18,  3 
u.  q.,  nam.  32,  6.  33,  8.  15.  '^n»]  der  Kaufpreis,  der  an  die  Eltern 
der  *  Braut  bezahlt  wurde  (Ex.  22,  15  f.  1  S.  18,  25).  "jn»]  das 
Geschenk  an  die  Braut.  Beides  wird  auch  24,  53  unterschieden.  ^J^a] 
V.  3.  —  V.  13  Einleitung  zur  Antwort  an  Sekh.  w.  pam.  zugleich, 
nach  C  u.  R.  Die  Jacobsöhne  (an  welche  nach  V.  11  die.  Rede  des 
Freiers  ausdrücklich  gerichtet  ist),  Ehre  u.  Reinheit  des  Stammes  höher 
achtend  als  Vortheil,  wollen  davon  nichts  wissen;  ihrerseits  war  die  zu 
machende  Bedingung  der  Beschn.  Sache  einer  vorbedachten  List ;  denn 
für  sie  galt  es,  eine  schon  geschehene  Schändung  zu  rächen,  i^^r^*)] 
da  die  Bedeutung  hinterrücks  handeln  (Schult,  Ges.  Kn.  Del.^)  für 
•^an  nicht  zu  erweisen  ist  (über  2  Chr.  22,  10  s.  Bertheau),  so  wird 
Mö'itta  nian^:»  herzustellen  sein  (^Schum.  Sehr.  Olsh.).  Vielleicht  aber 
ist  '>^T**i  erst  ein  Einsatz  dessen,  der  'at  ^k  hinzufügte,  eher  als  (Com.) 
der  stehen  gebliebene  Rest  eines  andern  Referats.  Von  allen  Brüdern 
ist  im  jetzigen  Text  die  Rede;  ob  urspr.  bei  G  nur  §imeon  u.  Levi 
genannt  waren  (welche  LXX  in  V.  14  ausdrücklich  nennen),  ist  nicht 
mehr  auszumachen.  Zu  nwiöa  vgl.  27,  35,  u.  zu  '^»  weil  V.  27  u. 
31,  49  (bei  R).  —  V.  14—17.  Die  Antwort  selbst,  aber  nur  in  V. 
15 — 17  rein  nach  A,  in  V.  14  gemischt  u.  überarbeitet:  denn  nhtoK»j» 
^T1??  (gegen  V.  6),  naijrrK  (gegen  narja  V.  17.  8)  ist  im  Sinne  des  C 
gehalten,  u.  nViy  i^  hio«  ist  überhaupt  eigenthümlich.  '»^  V^ia  vk]  s. 
19,  22.  Verschw9gerung  mit  Unbeschnittenen  gilt  ihnen  nicht  blos 
als  unstatthaft  (Jud.  14,  3),  sondern  als  Schimpf,  nach  späterer  Auf- 
fassung der  Sache  (Kn.).  —  Uamor  hat  nicht  blos  um  Dina  geworben, 
sondern  den  Vorschlag  des  Connubium's  u.  dauernden  Beisammenwoh- 
nens  gemacht;  darauf  ist  V.  15 — 17  die  Antwort  Nur  wenn  die 
Sekhemiten  sich  beschneiden,  können  sie  in  die  Verschmelzung  zu  6inem 
Volk  u.  in  die  Ansiedlung  einwilligen ;  im  andern  Fall  wollen  sie  Dina 
nehmen  und  d.  h.  mit  der  Dina  (die  somit  noch  nicht  in  §ekhem  ist, 
wie  2,  26)  die  Gegend  verlassen.    ^Kta]  um  dies  (a  pretii)  d.  h.  unter 


374  Gen.  34, 17—27. 

dieser  Bedingung,  wie  V.  22  u.  1  S.  11,  2.    Hkj]  wir  werden  will- 
fahret^,  nur  hier,  V.  22  f.  u.  2  R.  12,  9;  Iprf.  Niph.  von  ^ik  (nach 
Hüx.  intrs.  Ipf.  Qal.,  s.  23,  13).     '31  hvnh]  wie  17,  10.     «jd»]  V.  8. 
—  V.  18,  wegen  ^'»  ^atö*»»»}  keinenfalls  aus  A  (s.  Lev.  10,  19),  bereitet 
V.  19  vor.    Sie  finden  die  Bedingung  annehmbar.  —  V.  19  zusammen- 
hängend mit  V.  11  f.,  wornach  Sekhem  die  Unterhandlung  führte.     Er 
zögert  nichti  die  Sache  zu  Ihun,   d.  h.  die  gestellte  Bedingung  anzu- 
nehmen; da  er  der  angesehenste  im  ganzen  Geschlecht  war,  war  das 
eine  grosse  Ehre  für  das  Jacobhaus;  ob  darin  zugleich  Hegen  soll,  dass 
er  auch  die  andern  leicht  nachzog,  steht  daliin.     ^n«]  für  '^»^k,  des  » 
wegen  (König  S.  397).     y^t^]  Num.   14,   8.   —  V.  20—24  ange- 
schlossen an  15 — 17  (18*),  also  nach  A.     Nach  ihm  lässt  Hamor  (u. 
§ekh.)  erst  zu  §ekhem  von  der  Volksversammlung  im  Thor  (23,  4.  10) 
einen  Beschluss  fassen  u.  weiss  die  Annahme  der  bedenkl.  Bedingung 
durchzusetzen.     Er  erinnert  an   den   friedl.  Charakter  der  Jacobleute: 
sie  sind  mit  uns  im   Wohlvemehmen,  auf  friedl.  Fuss;  femer  an  die 
Geräumigkeit   (Jud.  18,   10.   Jes.   22,   18.    33,  21|  des  Landes,   das 
rechts  u.  links  Platz  genug  für  sie  hat  (vgl.  V.  10);  u.  macht  endlich 
den  für  sie  erwachsenden  Vortheil  geltend,  sofern  die  Leute,  sehr  reich, 
durch  Verschmelzung  den  Wohlstand  §ekhem's  heben  würden.    ir'ttVu?] 
sonderbares  darüber  bei  Geig,  ürschr.  76.     ^^^^i]  in  Sam.  LXX  Pei. 
Yulg,  blos  *a«^  so  dass  es  mit  ^3Pk  zusammenzunehmen  wäre,    o'^^^a] 
17,  26.    'ai  önaj?»]  ebenso  36,  6.  Jos.  14,  4  bei  A  (vgl  Gen.  31,  18); 
ntana  sind,   neben  »Tap^,    die  Lastthiere  (Kamele  u.  Esel)  wie  Num. 
32,  26;  l'^ap  die  übrige  Habe.  —  V.  24.  Die  Sekhemiten  nehmen  den 
Vorschlag  an  u.  lassen  sich  beschneiden.    ^?^  ''«2i*»-^S5]  vgl.  23,  10.  18. 
Es  ist  vorausgesetzt,  dass  sie  bis  dahin  nicht  beschnitten  waren,  aber 
die  Beschneidung  ihnen  auch  nicht  befremdend  erschien  (s.  oben  S.  258). 
Dass  sie  sich  alle  an  Einern  Tag  (V.  25)  beschneiden  liessen,  ist  wie 
17,  23  u.  Jos.  5,  3  ff.  —  V.  25  f.  nach  C  (vgl.  26^  mit  2^)  u.  A; 
wenigstens  weist  auf  letztem  25^  hin  (in  Aufl.*  war  es  dem  B  zuge- 
schrieben).   Am  3.  Tag  nach  der  Beschn.,  an  welchem  bei  Erwachsenen 
Schmerz  u.  Krankheit  am  schlimmsten  sind  (ÄrvieuxUL.  146;  Win.^ 
I.  160),  überfallen  §imeon  u.  Levi,  wohl  mit  ihren  Leuten,  die  Sekhe- 
miten,   bringen  alle  Männer  der  Stadt  um,  u.  nehmen  Dina  mit  sich 
aus  §ekhem*s  Haus  fort.    Warum  Buben,  der  Erstgeborne,  nicht  dabei 
ist,   sondern   nur  §imeon   u.  Levi  (49,  6  f.),  muss   einen  geschichtl. 
Grund  haben.     Sie  hintertrieben  damit  die  Hinausgabe  der  Dina  (nach 
A),  oder  übemahmen  es,  die  Entehrung  derselben   zu  rächen  (nach  C), 
„vgl.  2  S.  13,  28  f.;  Nieh,  Arab.  39,  Burckh,  Syr.  361  f.,  Bed.  89. 
224  f."   (/Tn.).     JTtta]   sonst  J^wa^   sorglos,  sicher;   es  gehört  zu  '^'^^n 
wie  Ez.  30,  9  (iCn,),  als  Acc.  des  Zustands  {Ges.  118,  5*).    ajn  ^t\\ 
nach  dem  Maul  des  Schwerts,  so  viel   es  fressen  kann,   wie  es  im 
Kriege  thut,  nach  Kriegsbrauch  u.  schonungslos;    mit  a'^T;  verbunden 
nur  hier;  mit  andern  Verben,  nam.  »is^,  ist  es  häufig^  aber  nicht  bei 
A.     iiMjfhi]  aus  der  Stadt  (V.  25),  nicht  aus  dem  Haus.  —  V.  27—29, 
ohne  ^  ^5?'»  LXX  Sam,  Pei.  für  erwartetes  >iKb;5  ist  blos  Nothbehelf) 
angeheftet,  erscheinen  als  Zusatz  zu  einem  urspr.  Text;  V.  30  f.  schliesst 


Gen.  34,  27— Cap.  35,  4.  375 

sich  an  25  f.  an,  u.  kennt  27 — 29  nicht;  auch  müsste  es  bei  einheit- 
licher Redaction  enl\veder  *^»"^?  oder  o*^*?«»*?»!  'ap  "»ä?  heissen.  Es  ist 
ein  von  R  oder  einem  Bearbeiter  eingefügter  Zusatz,  vielleicht  um  mit 

48,  22  auszugleichen,  auch  {Böhm.  Merx  im  BL.  U.  5  f.)  um  an  der 
£hre  der  That  (im  Sinne  der  Späteren)  auch  den  übrigen  Isr.  Antheil 
zu  geben.  Das  beigesetzte  '«  ''«ttts  'nwK  zeigt  dieselbe  Hand  wie  13^ 
u.  5^.  An  A  ist  nicht  zu  denken,  schon  weil  onr>*;i  u.  y^^jt  fehlt.  Dass 
V.  27 — 29  Vorlage  zu  Num.  31  sei  {Com),  ist  nicht  zu  beweisen; 
es  kann  auch  Nachbild  oder  von  derselben  späten  Hand  verfasst  sein, 
vgl.  ^^n  Habe,  Gut  29  u.  N.  31,  9  (sonst  nicht  im  Pent;  Dt  8, 
17  f.  ?);  D'^'^mn  ^pai  •)«:«  28  u.  N.  31,  28  ff.  (Gen.  12,  16);  n«i  ofct:  pk 
•ja»  on*>ü3  29  u.  N.  31,  9  {Com),  —  Die  Jacobsöhne  kommen  über 
die  Erschlagenen  her,  plündern  die  Stadt,  rauben  das  Vieh,  u.  führen 
Weiber  u.  Kinder  gefangen  fort  —  V.  30  f.  von  C.  Jacob  tadelt 
§imeon  u.  Levi  über  das  angerichtete  Unheil,  da  sie  ihn  dem  Hass  u. 
der  Rache  der  Landesbewohner  ausgesetzt  haben,  ^^y]  im  Hexat  noch 
Jos.  6,  18.  1,  25.  ^''Ksn]  stinkend  machen  d.  i.  in  Übeln  Geruch 
bei  jem.  bringen,  also  ihn  widrig  u.  verhasst  machen,  Ex.  5,  21  (1  S. 
13,  4.  2  S.  10,  6).  Kendani  w.  Perizzi]  13,  7.  während  ich  Le%Ue 
der  Zahl]  ich  u.  die  meinigen  zählbare,  wenige  Leute,  ein  geringer 
Haufen  (Dt  4,  27.  Ps.  105,  12.  Jes.  10,  9)  bin,  leicht  zu  überwäl- 
tigen, wenn  die  Landesbewohner  angreifen,  "möwai]  Lev;  26,  30,  bes. 
aber  im  Dt  —  „Jacob  tadelt  hier  nicht  das  unsitthche  der  That  (anders 

49,  6  f.)  sondern  die  Unüberlegtheit  der  Söhne,  die  ihn  ins  Unheil 
stürzt"  {Kn),  —  V.  31.  Ihnen  aber  geht  die  Ehre  des  Stammes  über 
alle  andern  Rücksichten,  soll  wie  eine  Buhlerin  er  behandeln  unsere 
Schwester?]  mit  ihr  verfahren  dürfen  (Lev.  16,  15),  wie  man  es  mit 
einer  Buhldime  macht  (38,  15). 


3.  Jacob'sZug  überBethel  zulsaacund  Schluss  des  Lebens  Isaac*s, 

Cap.  35;  aus  B  A  C  (R). 

Alle  übrigen  Nachrichten,  welche  noch  in  die  Toledo th  Isaac's 
gehören,  sind  hier  zusammengestellt  a)  Jacob  zieht,  nachdem  er  alle 
Zeichen  der  Abgötterei  unter  den  Seinigen  entfernt  hat,  von  §ekhem 
nach  Bethel  u.  erbaut  dort  seinem  Gott  einen  Altar.  Unterhalb  Bethels 
stirbt  Debora,  die  Amme  der  Rebecca  V.  1 — 8.  Ein  Abschnitt  aus  B, 
nur  V.  5  von  R  eingefügt,  V.  6*  nach  A.  b)  In  Luz  erscheint  ihm 
El  Schaddai,  nennt  seinen  Namen  in  Israel  um,  gibt  ihm  die  Verheissung 
zahlreicher  Nachkommen  u.  des  Besitzes  des  Landes  Kenaan,  worauf 
er  dort  einen  Malstein  errichtet,  ilm  durch  ein  Trankopfer  u.  Öl  weiht 
u.  den  Ort  Bethel  nennt,  V.  9 — 15,  aus  A  (ausser  i^y  V.  9  u.  viel- 
leicht V.  14).  c)  Auf  dem  Weiterzug  stirbt  Rahel  an  der  Geburt  des 
Benjamin  u.  wird  von  Jacob  an  der  Strasse  von  Bethel  nach  Efrath 
begraben.  Jenseits  von  Migdal  ^Eder  vergeht  sich  Ruhen  mit  dem 
Kebsweib  seines  Vaters,  V.  16—22*;  von  R  aus  C(A)B  zusammenge- 
setzt    d)  Endlich  kommt  Jacob  mit  seinen  12  Söhnen  nach  Hebron 


376  Gen.  85,  1—5. 

zu  Isaac,  dessen  Tod  u.  Begräbniss  sodann  gemeldet  wird,  V.  22^ — 29, 
aus  A. 

a)  V.  1 — 8.  Jacob's  Zug  nach  Bethel  u.  Tod  der  Debora.  —  V.  1. 
Befehl  Gottes  zum  Aufbruch  nach  Bethel,  nach  b'^H'^  nicht  von  G,  aber 
auch  nicht  von  A  (Kh,),  da  es  für  diesen  noch  kein  Bethel  gibt 
(V.  6.  15),  sondern  von  B.  Der  Befehl  ist  mit  dem  Cp.  34  Vorge- 
fallenen weder  verknüpft  noch  begründet;  man  sieht  daraus,  dass  B 
an  dieser  Stelle  (zwischen  88,  20  u.  85,  1)  nichts  über  Verfeindung 
mit  Sekhem  erzählt  hat  (gegen  Wl.  XXI,  487),  vielmehr  seinen  Par- 
allelbericht (48,  22),  wenn  er  einen  hatte,  an  anderer  Stelle  gehabt 
haben  muss  (s.  auch  87, 18).  Bei  B  ist  Jac.  noch  auf  der  Rückreise, 
u.  wird  der  Befehl  durch  sein  Gelübde  28,  20  ff.  (vgl.  81,  18)  motivirt. 
nhf]  Bethel  lag  auf  dem  Gebirg  12,  8.  18,  15.  Dort  soll  er  Aufent- 
halt nehmen,  auch  Gott  einen  Altar  errichten.  Das  gelobte  Gotteshaus 
(28,  22)  wird  hier  nach  göttl.  Weisung  zum  Altar.  Tf*^^«  n«*jar!  ^^'i\ 
vgl.  12,  7.  —  V.  2 — 4.  Jac.  ordnet  unter  den  Seinigen  die  nöthigen 
Vorbereitungen  an.  Die  Götter  der  Fremde  (Jos.  24,  20.  28  bei  B) 
lässt  er  sie  aus  ihrer  Mitte  thun:  Rahel  hatte  Terafim  (81,  19),  u. 
seine  Leute  hatten  andere  Götter  (81,  58.  Jos.  24,  2.  14  bei  B).  Nach 
V.  4  kommen  dazu  Dinge  des  heidn.  Aberglaubens,  wie  Ohrringe,  die 
als  Amulete  u.  Zaubermittel  dienten  {Win,^  I.  56).  Mit  'dem  Dienst 
des  einen  Gottes,  dessen  Verehrer  sein  zu  wollen  er  gelobt  hat  (28,  21), 
vertragen  sich  abgöttische  Dinge  nicht  (vgl.  auch  18,  19).  Ferner  sollen 
sie,  wie  das  vor  gottesdienstl.  Handlungen  (Ex.  19,  10  ff.  Jos.  7,18  u.ö.) 
Sitte  u.  Pflicht  war,  sich  reinigen  zB.  durch  Waschungen,  u.  reinhalten 
von  allem,  was  verunreinigt,  sowie  die  Kleider  wechseln  (sonst:  sie  waschen 
Ex.  19,  10.  14.  Num.  8,  7),  die  besten  Kleider  anziehen  (27,15).  Er  will 
einen  Altar  (V.  1)  errichten  (natürlich  auch  opfern)  dem  Gott,  der  ihn 
erhörte  am  Tage  d.  h.  in  der  Zeit  seiner  Drangsal  (42,  21),  zB.  gegen 
Laban  (81,  24.  29.  42),  u.  mit  ihm  war  (s.  21,  20)  auf  dem  Weg,  auch 
auf  dem  Weg  heimwärts  (82,  1  ff.).  Die  abgött.  Dinge  vergräbt  er 
(Ex.  2,  12)  unter  der  Terebinthe  bei  Sekhem,  s.  12,  6.  Das  ist  aller- 
dings keine  Weihung  dieser  Stätte,  sondern  eher  eine  Entwerthung, 
aber  ein  Grund  gegen  B  als  Vrf.  (Böhm.)  ist  daher  nicht  zu  entneh- 
men; gerade  bei  B  wird  die  Stätte  Jos.  24,  20 — 26  (wo  Mass.  "Vk 
Eiche  punktirten)  für  die  Isr.  so  zu  sagen  neu  geweiht  Die  LXX 
setzen  a.  E.  noch  bei  xal  ccTtciksüsv  airca  %(Qq  tijg  örjiieQOv  '^fiigag, 
—  V.  5.  So  vorbereitet  (also  gar  nicht  in  Eile  u.  Hast)  ziehen-  sie 
fort  Dieser  V.  ist  ein  Einschub  in  den  Text  des  B  (gegen  WL),  denn 
V.  4  u.  6f.  ist  Jacob  Subj.,  hier  eine  Mehrzahl  (die  Jacobsöhne)  wie 
V.  16.  Er  setzt  Cp.  84  voraus,  u.  ist  von  R  eingef&gt  (so  auch  Kuen, 
0.2  816),  schwerlich  aus  A  {Kn,),  trotz  ö'»«^«,  eher  aus  C,  der  je- 
denfalls den  Zug  Israels  von  Sekhem  über  Bethel  zu  Isaac  auch  er- 
zählt hat  •'SJO'^]  s.  16.  21.  88,  17.  46,  1.  Dass  die  benachbarten 
Städte  ihnen  nicht  nachsetzen,  erklärt  Vrf.  durch  einen  Schrecken  Gottes 
d.  i.  eine  von  Gott  über  sie  verhängte  Furcht,  welche  sie  verzagt 
machte,  Ex.  28,  27.  2  Chr.  14,  18  (Kn,),  Den  Begriff  des  Übernatür- 
lichen auszudrücken,   genügt  o^'nbt^  (2  Chr.  20,  29  neben  14,  13  u. 


j 


Gen.  35,  6—10.  377 

Zach.  14,  13).  ^^n]  nur  hier.  —  V.  6.  Ankunft  in  Luz  (BetheH. 
V.»  konnte  B,  för  den  der  Ort  längst  Bethel  heisst  (28,  19.  35,  1.  3), 
so  nicht  schreiben,  wohl  aber  A  (vgl.  V.  15  u.  48,  3,  u.  den  Beisatz 
im  Lande  Kenaan  33,  18  bei  A).  Vxh^a  «in]  ist  Glosse  des  R,  der 
mit  V.^  wieder  zu  B  einlenkt.  B  wird  gehabt  haben  ^«n'^a  «3''i  (iSTÄ.). 
^9  hioK  öjn-Vs]  s.  V.  2  u.  bei  C  32,  8.  —  V.  7.  Er  erbaut  dort  einen 
Altar.  Ober  den  Gottesdienst  selbst,  bes.  auch  über  die  28,  22  ver- 
sprochene Verzehntung  ist  nichts  gesagt:  der  Bericht  kann  von  R  ver- 
kürzt sein  (spätere  Ausführungen  in  BJub.  c.  31  f.).  Die  Stätte  (s. 
12,  6.  28,  11}  nannte  er  Gott  Bethels,  vgl.  33,  20;  es  ist  der  Name 
des  Altars  oder  der  hl.  Stätte,  zu  der  noch  mehr  als  der  Altar  ge- 
hört haben  wird.  'ai  t^^^]  32,  3.  31.  LXX  Vulg,  PeL  stiessen  sich 
an  fiip»n  u.  Hessen  darum  Vk  vor  ^win-^a  weg  (gegen  28,  19).  '»^«] 
PL,  weil  unter  ö-^rf^j«  die  Engel  (28,  12)  mitverstanden  sind  (s.  auch 
20,  13).  —  V.  8.  Unterhalb  Bethels  stirbt  Debora,  die  Amme  der  Re- 
becca. Ihr  Name  nur  hier  (24,  59  bei  G  ist  sie  namenlos).  Sie  war 
wohl  in  der  alten  Heldensage  von  einiger  Bedeutung  (Ew.  G.^  I.  421). 
Ihr  Andenken  haftete  an  der  Eiche  des  Weinens  oder  Trauereiche  unter- 
halb Bethel's,  wo  man  ihr  Grab  zeigte.  Auch  die  Palme  (s.  zu  14,  6) 
Debora^s  Jud.  4,  5  wird  derselbe  Baum  sein  (Bohl,  Tuch  Ew.  DeL 
WL);  vgl.  auch  die  Tabor's  Terehinthe  1  S.  10,  3  (Ew.  G.^  UI.  31). 
»'^p''i]  Ges.  144,  3*.  Nach  C  war  die  Amme  der  Reb.  mit  dieser  nach 
Kenaan  gezogen  24,  59.  Dass  sie  seither  wieder  nach  Mesopot  zu- 
zückgekehrt  {Nachman,  Abafh)  oder  von  Reb.  gemäss  ihrem  Ver- 
sprechen 27,  45  dorthin  gesandt  {RaL  Qi,  T)eL^\  ein  weiblicher,  mehr 
als  100 jähriger  Bote  durch  die  Wüste  ?^  oder  von  5ebron  aus  dem 
Jacob  bis  Bethel  entgegengegangen  sei  {Merc,  Ke.),  sind  schwächliche 
Ausgleichungen.  Vielmehr  ist  die  Differenz  der  Überlieferung  anzuer- 
kennen (ITw.),  um  so  weniger  aber  V.  8.  (mit  Hupf.)  dem  C  zuzu- 
schreiben.   b)  V.  9 — 15  ein  Stück  von  A,  wozu  urspr.  6*  den 

Anfang  bildete  u.  auf  welches  48,  3  f.  zurückgeblickt  wird,  über  die 
Einsetzung  des  Jacob  zum  Träger  der  Verheissungen,  fQr  Jac.  von 
derselben  Bedeutung,  wie  Cp.  17  fQr  Abraham.  V.  9  s.  17,  1.  Tia^] 
noch  einmal,  bezieht  sich  nicht  auf  1^  (Tuch  ATw.),  sondern  auf  28, 
llffl  u.  stammt  von  R  (nach  C?).  ^n«]  ö'^nV«  in«  Sam.  LXX.  — 
V.  10.  Die  Erklärung  des  Namens  Israel  fehlt,  wohl  nicht  ursprüng- 
lich (vgl.  17,  5),  sondern  durch  Kürzung  des  R  mit  Rücksicht  auf 
32,  29.  Wenigstens  war  die  Deutung  des  Namens  keineswegs  selbst- 
verständlich, wie  in  den  Fällen  17,  15  u.  Num.  13,  16.  Dass  gleich- 
wohl fortan  bei  A  der  Patriarch  immer  Jacob  (zB.  V.  15),  nie  Israel, 
heisst,  ebenso  bei  B  (doch  s.  33,  20),  u.  nur  die  Söhne  Vk^:  •^w 
42,  5.  45,  21.  46,  5.  8.  49,  28.  50,  25  (doch  s.  35,  22.  46,  26  bei 
A  auch  noch  Jacobsöhne)  genannt  werden,  ist  doch  wohl  daraus  zu 
erklären,  dass  der  Name  Israel  noch  immer  mehr  als  Volks-  denn  als 
Person-Name  galt  (Tuch).  Um  so  merkwürdiger  ist,  dass  C  u.  R  von 
nun  an  Israel  für  Jacob  gebrauchen  (35,  21  f.  37,  3.  13.  43,  6.  8. 
11.  45,  28.  46,  If.  30.  47,  29.  31.  48,  2.  8.  10.  13.  21.  50,  2). 
Man  wird  daraus  schliessen  dürfen,  dass  auch  C  (wie  A)  erst  an  dieser 


l 


378  Gen.  35, 10—16. 

Stelle  hier  die  Namensänderung  berichtet  hatte  (s.  weiter  Y.  14).  An- 
dernfalls müsste  man  annehmen  {KiU.  142),  dass  R,  mit  Rücksicht  auf 
die  Erzählung  des  A,  erst  von  hier  an  den  !'K'i«'^  in  den  Stücken  des 
C  stehen  gelassen  habe.  (Die  Erklärung  der  Sache  bei  Geig,  Urschr. 
371  f.  ist  nicht  hallbar;  was  Kuen.  0.^  310  f.  gibt,  entspricht  nicht 
anz  dem  vorliegenden  Thatbestand.)  ny^^]  nicht  daher  nenni  man 
KS.),  sondern  ti.  er  nannte.  Dadurch  ist  veranlasst,  dass  V.  11  mit 
'jS  *itoK'^i  neu  anhebt.  —  V.  11.  Die  Mehrung  u.  die  Könige  wie  17, 
6.  16;  zum  Ausdruck  auch  28,  3  u.  48,  4,  T^^ü."^]  vgl.  46,  26.  Ex. 
1,  5;  s.  zu  24,  2.  ">?«  Vk]  17,  1.  —  V.  12.  Die  Zusicherung  des 
künftigen  Resitzes  des  Landes,  vgl.  17,  8  u.  12,  7.  Dass  er  es  auch 
dem  Isaac  verheben  habe,  ist  früher  aus  A  nicht  ausdrücklich  be- 
richtet; auch  schreibt  sich  Isaac  28,  4  bei  A  eine  solche  Verleihung 
nicht  ZU;  sie  lag  aber  in  der  für  Isaac  gegebenen  Rundesverheissung 
17,  19.  21  (Äti.),  s.  indessen  S.  322.  —  V.  13  wie  17,  22.  Den 
V.^  hält  Kuen.  0.2  316  (KS.)  für  Dittographie  aus  V.  14.  —  V.  14f. 
Zur  Erinnerung  an  diese  Gotteserscheinung  errichtet  Jac.  (wie  28,  18 
nach  B)  einen  Malstein,  u.  weihte  ihn  nicht  blos  (wie  28,  18)  durch 
Regiessung  mit  Öl,  sondern  auch  durch  ein  Gussopfer ,  nach  gew. 
Sprachgebrauch  doch  wohl  von  Wein  (Wein  u.  Wasser  TrgJon.).  Das 
l^ü  iv\9  )?*!t«5  als  Epexegese  zu  -jö:*!  zu  nehmen,  u.  ein  Gussopfer  von 
Öl  zu  verstehen  {Win.  Kn,  Kohl.  WL)  ist  kein  Grund  vorhanden. 
A  erwähnt  sonst  nirgends  Opfer,  Altäre  u.  Malsteine  in  der  Väterge- 
schichte, u.  ist  deshalb  fraglich,  ob  dieser  V.  ihm  angehöre  {WL  Kue» 
a.).  Er  kann  von  R  nicht  von  sich  aus  (denn  R  hatte  an  Malsteinen 
kein  Interesse  mehr),  sondern  aus  einem  andern  Referat  eingesetzt 
sein,  aber  nicht  aus  R  {Com.  in  ZATW.  XL  15fiF.,  der  sich  einbildet, 
V.  14  sei  urspr.  Fortsetzung  von  V.  8,  die  na^r»  eine  Grab-Mazzeba 
u.  das  Opfer  ein  Todtenopfer  gewesen!),  sondern  {Kue,  0.^  222 — 316; 
WL  Comp.  319)  aus  C,  welcher  hier  nicht  etwa  {Bac.  in  Hebr.  VIL 
283)  die  jetzt  28,  13  ff.  stehende  Gotteserscheinung  hatte,  wohl  aber 
vielleicht  eine  der  des  A  parallele  Erzählung  von  einer  neuen  Erschei- 
nung Gottes  in  Rethel  u.  wohl  auch  Umnamung  (s.  zu  V.  10)  des 
Jacob,  auf  welche  hin  er  die  (von  R  schon  28,  18  berichtete)  Mazzeba 
aufstellte]  u.  weihte.  Merkwürdig  ist  auch  )^vt  ^ass»,  als  sollte  sie  da- 
durch als  blosses  Steinmal  charakterisirt  werden.  —  V.  15  s.  28, 19.  — 
—  c)  V.  16—22«'  Fortsetzung  der  Reise.  Zunächst  V.  16—20  Ge- 
burt des  Renjamin,  Tod  u.  Regräbniss  der  Rabel.  Tod  u.  Regräbniss 
der  Rahel  in  Efrath  wird  48,  7  auch  bei  A  erwähnt,  aber  von  der 
Geburt  Renjamin's  in  Efrath  kann  wegen  V.  24  u.  26  A  nichts  be- 
richtet haben.  Also  werden  16 — 19  (wegen  isns^i,  wegen  17  vgl. 
mit  30,  24,  wegen  der  LocaUsirung  in  Efrath)  aus  C  stammen,  da- 
gegen V.  20  (wegen  af»?;»)  aus  R  (der  jedoch  nach  37,  10  die  Notiz 
in  anderem  Zusammenhang  gehabt  haben  wird).  —  V.  16.  'a»  ^^^.i\ 
wie  V.  5.  die  Länge  des  Landes]  d.  i.  Strecke  Weges,  die  es  noch 
bis  Efrath  war,  lässt  sich  nicht  genau  bestimmen,  auch  nicht  aus 
(48,  7  u.)  2  R.  5,  19,  wo  der  Ausdruck  (ohne  Art.)  noch  vorkommt; 
jedenfalls  betrug  sie  nicht  viel  {Kn.;  nach  LXX  ein  tnnoÖQOfiog,  nach 


Gen.  35,  16—22.  379 

PeS.  eine  Parasange;  sonst  s.  Hieron,  qu.,  u.  Ges,  tb.,  auch  Schum!), 
Efralh]  wird  V.  19  (48,  7)  gedeutet  als  Bethlehem,  2  St.  südl.  von 
Jerusalem,  (von  fiTe.,  KÖhL  Ge.  I.  150  als  urspr.  angenommen).  Nun 
wird  aber  1  S.  10,  2  ff.  das  Grab  der  Rahel  viel  weiter  nördl.,  im 
Gebiet  Benj.,  oder  auf  der  Grenze  zwischen  Benj.  u.  Eiraim,  auf  dem 
Weg  zwischen  Rama  Samuels  u.  Gibea  Sauls,  nicht  so  weit  von  Bethel 
gesetzt,  u.  Jer.  31,  15  stimmt  damit.  Das  liegt  auch  in  der  Natur 
der  Sache,  da  Rah.  die  Stammmutter  Josefs  u.  Benjamin's  war.  Aber 
ein  Efrath  an  der  Grenze  von  Efr.  u.  Benj.  {Then.  Kn.  Graf  Hitz.  a.) 
ist  bis  jetzt  nicht  nachzuweisen.  Wenn  also  hier  Efrath  genannt  wird, 
so  wird  damit  wirklich  Bethlehem  gemeint  (insofern  die  Deutung  V.  19 
ursprünglich)  sein.  Man  muss  dann  annehmen  (Nöld.  DeL^)y  dass  es 
neben  der  efraimitischen  auch  eine  judäische  Überlieferung  gab,  nach 
welcher  das  Grab  in  der  Nähe  vom  jud.  Efrat  lag,  u.  der  Judäer  C 
(u.  A)  eben  sie  wiedergeben.  Die  späteren,  Juden  Christen  u.  Muslim, 
hielten  daran  fest  (s.  Matth'.  2,  18;  Win.^  I.  334;  Ri,  HWB.  1263). 
Die  harmonist.  Aushilfe  {ICurtz,  a.),  durch  Erweiterung  der  y*^«  f^'^'s 
zu  einem  Wegmaass  von  mehreren  Meilen  die  Deutung  auf  Efrath  bei 
Bethel  zu  ermöglichen,  scheitert  an  der  Sinnlosigkeit  einer  Berechnung 
der  Entfernung  von  Bethlehem  aus.  sie  halte  schwer  hei  ihrem  Ge- 
bären] hatte  eine  harte  schwere  Niederkunft.  —  V.  17.  Die  Helferin, 
ein  Weib,  das  sich  darauf  verstand,  „ermuthigt  sie  mit  der  Aussicht 
auf  einen  Knaben:  denn  auch  dieser  ist  dir  ein  Sohn  d.  h.  auch  in 
diesem,  wie  in  dem  ersten,  wird  dir  ein  Knabe  zu  Theil,  ein  Kind  des 
vorzüglichem  Geschlechts,  vgl.  4,  1.  29,  32.  1  S.  4,  20"  {Kn,\  s.  ihre 
Hoffhung  30,  24.  ^^V^d]  auch  Ex.  1, 15  ff.  B,  Gen.  38,  28  G.  —  V.  18. 
Aber  sie  stirbt,  u.  nennt' sterbend  das  Kind  mein  Unheilssohn,  sofern 
es  ihr  den  Tod  bringt.  Statt  dieses  nomen  infaustum  wählt  der  Vater 
Sohn  der  Rechten  d.  h.  Glückssohn^  indem  die  rechte  Seite  den  Alten 
als  die  glückliche  galt  (Ges,  tb.  599,  auch  ZDMG.  XXI.  601  ff.).  — 
V.  19 f.  Rahel  stirbt  u.  wird  an  der  Strasse,  die  (von  Bethel)  nach 
Efrath  hin  führt,  begraben.  Jacob  errichtet  auf  ihrem  Grab  einen 
Malstein  (vgl.  V.  14;  aber  auch  28,  18.  31,  45.  33,  20  bei  B).  riha;?] 
noch  47,  30.  Dt.  34,  6.  ö^^n-"»?]  wie  19,  37  f.  (ob  von  R?).  über  die 
Christi.  Tradition  von  dem  Grab  ^2  Stunde  nördl.  von  Bethlehem  s. 
Robins.  I.  363f.  —  V.  21  von  C.  3>b'^i]  V.  5.  16.  Vk-iw-]  s.  zu  V.  10. 
*»  13^5]  s.  zu  26,  25.  jenseits  von  einem  Heerdenthurm]  Heerden- 
thürme  für  Hirtenzwecke  gab  es,  wenigstens  später,  viele  (2  R.  17,  9. 
18,  8;  2  Chr.  26,  10);  der  hier  gemeinte,  aber  ohne  Art.,  bestimmt 
sich  durch  den  Zusammenhang  als  zvnschen  Efrath  u.  Hebron  gelegen. 
Die  Alten  dachten  dabei  an  eine  Örtlichkeit  Jerusalems  (Juden  bei 
Hieron,  qu.),  ebenso  Neuere  {Bohl,  Kn.  Wl,  a.);  bei  den  LXX  ist  nach 
dieser  Ansicht  sogar  V.  21  hinter  ^  ^''a»^  V.  16  gerückt.  Indessen 
dass  es  ein  Thurm  auf  einem  der  Hügel  Jerusalems  war,  ist  aus  der 
bildl.  Rede  Mich.  4,  8  nicht  zu  beweisen.  Die  jüngere  Tradition  setzt 
den  Heerdenthurm  in  die  Nähe  Bethlehems  (Tobler  Bethl.  255  ff.).  — 
V.  22*  scheint,  wenn  auch  auf  Grund  von  C,  von  R,  auf  den  wV-^b 
(s.  zu  25,  6.  22,  24)  hinweist,  gestaltet.    Rüben  beschläft  seines  Vaters 


380  Gen.  35,  22—27. 

Kebsweib  Büha  (s.  49,  3  f.).  Der  letzte  Sinn  dieser  kurzen  Formel  ist 
\ermuthlich,  dass  in  diesem  Stamm  die  alte  auch  bei  den  Arabern  noch 
lange  nachweisbare  (Strabo  16,  4,  25;  Qur.  4,  26;  Abulf.  bist,  anteisl. 
180  Fl.)  u.  selbst  bei  isr.  Herrschern  (2  S.  16,  22.  1  R.  2,  22)  noch 
erwähnte  Sitte  der  Ehe  mit  den  Weibern  oder  Kebsen  des  Vaters  übel 
fortwucherte  (s.  oben  S.  277  u.  RSmUh  im  Journ.  of  Philol.  IX  86  ff.). 
—  Der  abrupte  Schluss  m.  Israel  hörte  (es)  wohl  nicht  durch  spätere 
Textverstümmlung  (vgl.  den  Zusatz  der  LXX),  sondern  absichtlich,  um 
auf  49,  3  f.  zu  verweisen.  Der  Satz  u.  Abschnitt  ist  damit  zu  Ende. 
Da  man  später  bei  der  offen tl.  Vorlesung  dßs  Textes  an  dieser  ver- 
f^gl.  Stelle  nicht  anhielt,  sondern  darüber  forteilte,  so  hat  auch  diese 
Praxis  in  der  zweiten  (oberen)  Accentuation  der  Mass.  ihren  Ausdruck 
gefunden  (Geig,  ürschr.  373). d)  Das  Verzeichniss  der  12  Jacob- 
söhne, Ankunft  Jacob's  bei  Isaac,  Tod  u.  Begräbniss  Isaac's  V.  22^ — 29 
nach  A.  Das  Verzeichniss,  nach  der  Nachricht  von  der  Geburt  des 
letzten,  schliesst  sich  hier  gut  an.  Es  ist  nach  den  Müttern  geordnet; 
die  Altersfolge  innerhalb  dieser  Ordnung  stimmt  zu  Gp.  29  f.  *i^^]  Sam, 
u.  hbr.  MSS.  '»i^;  wie  36,  5;  zu  tV;  s.  4,  18.  17,  5.  21,  5.  46,  22. 
Nach  dieser  Stelle  sind  dem  A  sämmtliche  12  Sohne,  also  auch  Benj., 
in  Paddan  Aram  geboren.  R  hat  stillschweigend  den  Benj.  ausge- 
nommen, u.  so  die  meisten  neueren  Erkl.  —  27  ff.  EndUch  kommt 
Jac  (mit  seinem  ganzen  Volk)  zu  seinem  Vater  nach  Mamre  der 
Ärhdsiadiy  s.  23,  2.  pw  «^ö^]  +  -^n  ^v^  LXX  (s.  25,  7).  Das  Be- 
gräbniss durch  Esau  u.  Jacob,  wie  das  Abraham's  durch  Isaac  u.  iSmael 
25^  9.  Dass  er  in  der  Makhpelahöhle  begraben  wurde,  ergänzt  sich 
aus  49,  31.  iw-^k]  25,  8.  „Diese  Nachricht  gibt  Vrf.  schon  jetzt, 
weil  er  die  Isaac-Geschichte  abschliessen  will  (s.  11,  32).  Nach  seiner 
Zeilrechnung  lebte  Isaac  noch  bei  den  Cp.  37  erzählten  Vorgängen. 
Denn  Jacob  zählte  beim  Tode  Isaac's  120  u.  bei  seiner  Auswanderung 
nach  Äg.  130  Jahre  (25,  26.  35,  28.  47,  9),  sein  130.  Jahr  fiel  etwa 
in  das  40.  Josefs;  Josef  aber  war  37,  2  erst  17  Jahr  alt."  So  Kn. 
indem  er  die  Zeitangaben  über  Josef  in  37,  2  f.  u.  41,  46  fTir  aus  A 
genommen  hält,  u.  zugleich  die  Segens-  u.  Hungerjahre  in  Äg.  (41,  47  f. 
53  f.  45,  6)  zu  Hilfe  nimmt,  von  denen  seit  Josefs  Erhebung  (41,  46) 
9 — 10  verflossen  waren  (45,  6).  Ob  man  dazu  ein  Recht  hat,  ist 
freilich  fraglich,  da  man  die  Abstammung  aller  jener  Zahlen  von  A 
nicht  sicher  beweisen  kann.  Sicher  ergibt  sich  aus  A  nur  folgendes. 
Selbst  wenn  man  von  Cp.  46,  womach  im  130.  Jahr  Jacob's  (47,  9) 
seine  sämmtl.  Söhne  schon  Söhne,  Benjamin  sogar  10  derselben,  u. 
Juda  u.  ASer  je  2  Enkel  hatten,  absehen  will,  „weil  dieses  Verzeich- 
niss so  wie  so  den  histor.  Rahmen  der  Gen.  sprenge"  (Wl,  XXI.  440 f.), 
u.  eine  spätere  Hand  daran  arbeitete,  so  ist  doch  aus  26,  34  f.  27,  46. 
28, 1  ff.  klar,  dass  Jacob  zwischen  seinem  40.  u.  50.  Jahr  nach  Pad- 
dan Aram  wanderte,  wozu  auch  28,  9  über  ISmael  stimmt.  Zwischen 
die  Auswanderung  nach  Paddan  u.  Einwanderung  nach  Äg.  fallen 
dann  über  80  Jahre.  W^ie  viel  davon  für  den  Aufenthalt  in  Paddan 
u.  wie  viel  für  den  folg.  Aufenthalt  in  Hebron  kommen,  lässt  sich  nicht 
mehr  ausmachen.     Aber  klar  ist,   dass  dieser  Zeitraum  hinreicht,   um 


Gen.  35,  27— Cap.  36.  381 

viele  Enkel  u.  selbst  Urenkel  erklärlich  zu  machen,  u.  der  histor. 
Rahmen  der  Gen.  bei  ihm  durch  Cp.  46  nicht  gesprengt  wird.  Nicht 
einmal  wenn  ausser  41,  26  auch  die  Zahl  in  37,  2  aus  A  stammen 
sollte,  würde  jenes  ürtheil  zutreffen,  weil  nach  13  +  9  Jahren  (37,  2. 
41,  46.  45,  6)  sogar  Benj.  (nach  35,  24  jünger  als  Josef)  von  dem 
37,  2  fixirten  Zeitpunkt  ab  10  Kinder  haben  könnte,  —  Die  Annahme 
der  Harmonisten  (s.  bei  DeL,  Ke.,  Kohl,  I.  135  f.  150  f.),  dass  Jacob 
bei  seiner  Wanderung  nach  Harran  über  70,  genauer  76  Jahre  alt 
gewesen  sei,  wirft  die  verschiedenen  Quellen  zusammen,  wird  den  An- 
gaben 26,  34.  27,  46.  28,  Iff.  nicht  gerecht,  setzt  sich  mit  28,  9  in 
Widerspruch,  muss  den  Aufenthalt  in  Sukkoth  u.  Sekhem  (33,  17  ff.) 
ungebührlich  ausdehnen,  u.  vermag  doch  nicht  zu  erklären,  wie  Cp.  46 
Juda  schon  seine  Enkel  u.  gar  Benj.  10  Söhne  haben  kann. 


4.  Esau  und  die  Edomiter,  Cap.  36,  grössemtheils  nach  A. 

Vor  dem  Übergang  zu  den  Toledoth  Jacobs  wird  die  Nebenlinie 
Esau  behandelt,  u.  zunächst  berichtet,  wie  Esau  noch  in  Kenaan  mit  3 
Weibem  5  Söhne  zeugte,  darnach  mit  den  Seinen  u.  aller  Habe  vor  Ja- 
cob wich  u.  auf  das  Gebirg  Se'ir  zog  V.  1 — 8.  Folgt  eine  Übersicht 
über  die  Söhne  u.  Enkel  Esau's  in  Se'^ir  u.  die  von  ihnen  abgeleiteten 
edomit.  Stämme  9 — 19,  sowie  über  die  Stämme  der  Ureinwohner 
Se'^ir's,  der  Horiter  20 — 30.  Den  Schluss  bilden  ein  Verzeichniss  der 
edomit.  Könige  31 — 39  u.  eine  nochmalige  Übersicht  über  die  edomit. 
Stammbezirke  (aus  jüngerer  Zeit)  40 — 43.  —  Die  grosse  Ausführlich- 
keit, mit  welcher  diese  Verhältnisse  besprochen  werden,  erklärt  sich 
daraus,  dass  Edom  immer  als  der  Bruder  Israels  galt  u.  für  die  israel. 
Geschichte  von  grosser  Wichtigkeit  war.  Die  Horiter  waren  die  urspr. 
Landesbewohner  auf  dem  Gebirg  Se^ir  (V.  20).  Die  Hehr,  unter  Esau 
wanderten  bei  ihnen  ein  u.  mischten  sich  mit  ihnen:  Esau  heirathete 
die  Horitin  Oholibama  (V.  2)  u.  sein  Sohn  Elifaz  die  Horitin  Timna^ 
(V.  12.  22).  Wie  die  Isr.  in  Kenaan,  vnirden  aber  die  Esaviden  in 
Se*^ir  die  Herrn  des  Landes;  ihnen  hatte  Jahve  Selr  gegeben  (Dt.  2, 5. 
Jos.  24,  4),  u.  zwar  das  ganze  Se^ir  bis  zum  älanit.  Meerbusen  (Num. 
21,  4.  Dt.  2,  1  ff.  1  R.  9,  26).  Unter  ihrer  Oberherrschaft  müssen  sich 
aber  geschlossene  ^lorit.  Gemeinden  noch  länger  erhalten  haben,  so 
dass  es  nicht  blos  möglich,  sondern  auch  der  Mühe  werth  war,  ihre 
Stammverhältnisse  besonders  zu  beschreiben.  Erst  allmählich  wurden 
sie  von  den  neuen  Herrn  des  Landes  aufgesogen  oder  verdrängt,  so  dass 
man  später  auf  sie  zurückblickend  (Dt.  2,  12.  22)  sagen  konnte,  Edom 
habe  die  Horiter  vertilgt.  Diese  Nachrichten  über  die  Horiter  ebenso, 
wie  die  über  die  alten  Könige  Edoms  zeugen  für  ein  verhältnissmässig 
hohes  Alter  dieses  Stücks  oder  doch  seiner  Quellen.  —  Die  Zugehörig- 
keit desselben  zu  A  {Ilg,  Ew.  Del,*  Kn,  Schrad,)  ist  seit  Hupf. 
vielfach  bestritten  worden,  in  der  Art,  dass  man  nur  Bruchtheile  des- 
selben ihm  zuerkannte,  zB.  nur  V.  1 — 8  (Hupf,  Kay),  6 — 8  {Böhm,\ 
1—14  {mid,  Reuss),  6—8  u.  40—43  (FF/.  XXI.  438  ff.;  Kuen.  0.^ 


382  Gen.  36. 

I.  68),  alles  andere  für  von  R  aus  C  B  oder  andern  Quellen  ergänzt 
erklärte.  Zwar  sprachl.  Gründe  gegen  A  gibt  es  kaum,  wenn  auch 
die  sprachl.  Zeichen  nicht  überall  so  evident,  wie  bei  V.  6 — 8.  30. 
40.  43,  für  A  sprechen,  u.  die  umständliche  chronikartige  Darstellungs- 
weise  durchs  Ganze  (zB.  auch  31 — 39)  durchgeht  (Über  die  sprachl. 
Zeichen,  welche  Überarbeitung  beweisen,  s.  nachher.)  Aber  sachl. 
Gründe  macht  man  geltend,  zB.  die  Horiter  gehören  nicht  in  den  Plan 
des  A,  oder  er  halte  viel  zu  streng  seinen  archaist.  Standpunkt  fest  u. 
habe  zu  wenig  objectiv  historisches  Interesse,  als  dass  man  ihm  die 
edomit  Königsliste  zutrauen  könne  (anderes  s.  zu  V.  29. 40).  Aber  archai- 
stisch in  dem  Sinn,  dass  er  seine  Schrift  für  von  Mose  geschrieben 
ausgäbe,  ist  A  gar  nicht;  auf  die  isrl.  Könige  spielt  er  ganz  offen  an 
(17,  6.  16.  35,  11)  u.  nur  er;  wenn  irgend  ein  Schriftsteller  an 
statistisch-genealog.-chronol.  Material  Freude  hat  (was  doch  auch  ein 
geschichtl.  Interesse  ist),  so  ist  es  A.  Gerade  aus  allgemeinen  Grün- 
den muss  man  dem  A  das  Stück  zusprechen.  Auf  Edom,  das  in  der 
Königszeit  ein  Zubehör  Israels  war,  genauer  einzugehen  als  auf  Um., 
war  für  ihn  eine  Nothwendigkeit  Aber  allerdings  ist  richtig,  dass 
auch  dieses  Stück  durch  R  nach  einer  andern  Quelle  (G?)  eine  stärkere 
Überarbeitung  erfahren  hat.  Zunächst  fällt  die  doppelte  Überschrift  V.  1 
u.  9  auf.  Wollte  man  nun  V.  9  fr.  dem  A  ab-,  V.  1 — 8  aber  in  der 
Weise  ihm  zusprechen  {Bud,  347  f.),  dass  darin  R  die  Namen  der 
Weiber  nach  der  fremden  Quelle  V.  9  fr.  geändert  hätte,  so  würde  dazu 
schon  nicht  stimmen,  dass  diese  Weibernamen  V.  2  f.  vollständiger  sind, 
als  V.  10.  13,  also  nicht  dorther  genommen  sein  können.  Ausserdem 
sind  die  Formeln  in  V.  10.  15  (s.  d.)  entschieden  die  des  A,  u.  etwa 
wegen  V.  40 — 43  ganz  V.  15 — 19  u.  so  auch  V.  9 — 14  dem  A  ab- 
zusprechen, hat  keinen  Sinn,  wenn  man  doch  die  Namen  der  Söhne 
in  V.  4  f.  dem  A  belässt.  Endlich  wird  wegen  dtk  ^dk  (s.  V.  43) 
für  V.  9  die  Urheberschaft  des  A  wahrscheinlicher  als  für  V.  1  (mit 
seinem  öit»  «•n,  vgl.  V.  8).  Da  aber  andererseits  nicht  blos  V.  6 — 
8^  unzweifelhaft  aus  A  stammen,  sondern  auch  die  Formeln  5^  (vgl. 
35,  26^)  u.  2^  (vgl.  28,  1.  6.  8)  ihn  erkennen  lassen,  so  wird  man 
doch  in  der  Hauptsache  (mit  Ausnahme  der  Weibernamen)  V.  2 — 8 
auf  A  zurückführen  müssen,  aber  dann  (mit  Bruslon  in  Revue  Theo!. 
1882  p.  18  fr.  134  ff,)  am  besten  annehmen,  dass  diese  Notizen  ebenso 
wie  37,  1  bei  A  urspr.  noch  zu  den  priss"^  rmVn  gehörten,  u.  erst  von 
R,  der  sie  zugleich  überarbeitete,  durch  Vorsetzung  der  Überschrift 
V.  1  zu  den  ws»  '^n  gezogen,  von  ihm  auch  V.  9  um  9^  erweitert 
wurde.  Der  von  R  hier  eingearbeiteten  Quelle  gemäss  wurden  dann 
von  ihm  im  Anfang  der  Toledoth  des  A  V.  9 — 19  die  Namen  der 
Weiber  V.  10.  13  f.  16—18  geändert,  ferner  V.  12,  wohl  auch  V. 
14,  sowie  pV»33>  sj-jV«  V.  16  u.  di-tn  «irr  V  19.  eingesetzt  Auch  in  der 
Horiterliste  V.  20 — 30  wird  nur  V.  29 f.  sicher  zu  A  zu  rechnen  sein: 
V.  20  f.  ist  dazu  Dublette  (mit  ötk  'na  V.  21  gegen  ^^to  '«a  V.  30), 
u.  V.  22 — 28  hängen  schon  durch  ihre  Notizen  mit  der  andern  Quelle 
in  V.  1 — 19  näher  zusammen.  Ob  auch  in  der  Königsliste  einzelnes^ 
zB,  V.  35  '»i  ns^arr,  erst  eingearbeitet  ist,  ist  fraglich.     Für  die  Ein- 


Gen.  36,  1—4.  383 

heit  des  übrigen  s.  Bruston  135  f.  —  Die  meisten  der  aufgeführten 
Namen  kommen  nur  hier  vor;  mit  dem  Volk  sind  auch  die  Namen,  so 
weit  nicht  Ortsnamen,  später  verschwunden;  selbst  von  den  Ortsnamen 
sind  nur  wenige  noch  nachweisbar.  Ein  Theil  der  Angaben  dieses  Gap. 
ist  wiederholt  1  Chr.  1,  35 — 54. 

a)  V.  1 — 8.  Esau's  Familienstand  in  Kenaan  u.  seine  Auswan- 
derung nach  Se*'ir.  —  V.  1.  bi«  Kün]  wiederholt  V.  8  u.  etwas  an- 
ders 19.  Es  stimmt  zu  25,  24ff.  (B,  C),  wornach  Edom  anderer  Name 
des  Esau  ist,  während  nach  9.  43  (A)  Esau  Vater  Edom's,  also  Esau 
Personname,  Edom  Volksname  ist.  Sonst  s.  Ew,  G.^  I.  494.  —  V.  2  f. 
Esau's  Weiber.  Die  Heirath  derselben  ist  schon  frülier  (26,  34.  28,  9) 
erzählt;  darum  heisst  es  hier  nicht  ^^«1  (vgl.  10,  1),  sondern  Esau 
•halle  genommen  seine  Weiher.  Für  das  weitere  ist  vorab  zu  erinnern, 
dass  "^^n  ein  Fehler  für  ^irt  (vgl.  LXX  zu  Jos.  9,  7)  ist  {JDMich, 
Tuch,  Bertheau,  Kn.  Ew.  Del.),  denn  der  "^Ana,  dessen  Tochter  Oho- 
hbama  heisst,  ist  V.  20.  25  ein  Sohn,  V.  24  ein  Enkel  des  Horiters 
Se*'ir.  Dann  aber  ist  sofort  klar,  dass  )^Xi  waa»  (28,  1.  6.  8  bei  A; 
anders  C  s.  zu  24,  3)  nicht  mehr  passt,  weil  nur  eine  Kenaanäerin 
namhaft  gemacht  wird.  Also  wird  '»f  niy  ^«  nicht  von  demselben 
geschrieben  sein,  der  2*  schrieb.  Nun  sind  weiter  26,  34  f.  28,  9  im 
Text  des  A  als  die  3  von  Esau  in  Kenaan  geehlichten  W^eiber  die 
Hettiterinnen  "»^«a  i^a  n^^n^n«'  u.  r^"^«  J^a  röfea  u.  die  iSmaelitin  i^hr^is 
rn-^aa  r-fn«  genannt,  welche  mit  den  hier  genannten  gar  nicht  oder 
nur  zum  theil  stimmen.  Man  hat  „die  Differenz  theils  durch  die  Hy- 
pothese von  5  Weibern  Esau's,  theils  durch  die  Annahme  einer  üm- 
nennung  u.  Doppelnamigkeit  der  Weiber"  (Ilg,  Ros,  Schum.  EgsU 
Kurtz\  theils  aus  Verderbniss  der  Namen  durch  die  Abschreiber  (/iTn., 
Ew,  G.^  1.  533),  die  hier  eine  sehr  weitgehende  gewesen  sein  müsste, 
lösen  wollen,  kann  aber  füglich  sie  nur  aus  verschiedener  ÜberHeferung 
oder  Theorie  erklären  {Tuch  Nöld,  Del.  Ke.  KöhL),  muss  jedoch  dann 
auf  Identität  des  Vrf.  verzichten  {Hupf.  Böhm.  Kay.  WL  Brust.),  d.  h. 
entweder  26,  34  f.  28,  9  oder  hier  müssen  die  Namen  von  R  in  den 
Text  des  A  aus  einer  andern  Quelle  eingesetzt  sein.  Die  letztere  An- 
nahme ist  an  sich  die  natürlichere  (vgl.  die  Zusammensetzung  von 
Cp.  10.  11,  27 ff.)  u.  wird  durch  2*  empfohlen,  welcher,  wie  eben 
gezeigt,  zu  2^  nicht  stimmt.  Ob  B  oder  C  die  Quelle  war,  ist  nicht 
zu  entscheiden;  jedenfalls  werden  auch  sie  (s.  32,  4)  etwas  über  Esau's 
häusliche  Verhältnisse  u.  Umsiedlung  nach  Se^ir  gehabt  haben,  rin»] 
4,  19.  ntta"'VnK]  Zusammensetzungen  mit  Vrr«  kommen  vor  bei  Isr. 
Ex.  31,  6,  bei  Sabäem  J.  As.  VII,  4  p.  554  f.  u.  bei  Phöniken  CIS. 
I,  1  p.  72.  •jSyasf-ra]  hinter  nw-na  ebenso  V.  14,  aber  auffallend 
genug,  weshalb  einige  (nach  Sam,  LXX  Pei.)  ^a  in  "ja  verbessern, 
andere  es  als  Enkelin  (vgl.  V.  39)  nehmen;  vielleicht  aber  ist's  nur 
eine  auf  V.  24  ruhende  Variante  zu  (dem  auf  V.  20.  25  ruhenden) 
n33>-ra  (vgl.  V.  18),  die  schhesslich  in  den  Text  selbst  hineinkam. 
rtofea]  auch  hehr.  1  R.  4,  15;  Sam.  hat  überall  (4.  9.  13.  17)  da- 
für rbrvQ  nach  28,  9.  —  V.  4 f.  Die  5  Sohne  Esau's,  sämmtlich  ge- 
boren, als  ihr  Vater  noch  in  Kenaan  wohnte.    Die  Correctur  des  v^y^ 


384  Gen.  36,  4—11. 

(V.  5.  14)  in  wia^"^  beruht  auf  V.  18  u.  der  sonstigen  Form  dieses 
auch  bei  den  Isr.  gebräuchlichen  Namens;  LXX  'hovgy  weshalb  die 
Zusammenstellung  mit  dem  arab.  Götzen  laghüth  {RSmüh,  Wllh.  Skiz. 
lil.  19;  Nöld.  in  ZDMG.  XL.  168)  nicht  zu  büligen  ist  {Lag.  Nom. 
133;  Nöld.  ZDMG.  XLV.  595).  Die  Worte  pas— «»ja  n!?«  5^  lauten 
ganz  wie  bei  A  (35,  26).  —  V.  6.  Esau  zieht  mit  allem  Eigenthum 
fort.  Die  Ausdrücke  wie  12,  5.  34,  23  (bei  A).  r?^*^?]  ohne  Sinn, 
da  >^!jnK  zu  suppliren  {Trgg.  Vfdg.  Cler.  Ros.  de  W.)  nicht  möglich 
ist,  u.  in  ein  Land  vor  d.  i.  östlich  von  Jacob  (Ges.  Bohl.)  oder 
entfernt  von  Jacob  (Böhm,)  durch  den  Begriff  von  "^a»»?  verboten  wird, 
oder  keine  ordentliche  Bestimmung  ergibt.  Vielmehr  ist  hinter  f^M 
ausgefallen  wahrscheinlich  ^i'^a?»,  was  Pel.  ausdrückt  (^n.;  gegen  Nöl- 
deke's  Bedenken  s.  V.  30  u.  32,  4)  vgl.  V.  8,  nicht  d^h«  vgl.  V.  16  f, 
21.  31,  weil  Land  Edom  schon  ein  weiterer  Begriff  ist  als  Land  Se^'ir, 
(s.  V.  8).  Das  i^a»  f^Hta  der  LXX  Sam.  ist  nachträghche  Correctur. 
vor  seinem  Bruder  Jacob]  d.  h.  von  wegen  Jacob's  (7,  7.  Jes.  17,  9), 
der  sich  sehr  ausbreitete  u.  viel  Gebiet  brauchte.  Esau  wich  also  denv 
Jacob,  u.  zwar,  wie  die  Stelle  nicht  zweifelhaft  lässt,  erst  nach  Ja- 
cob's Rückkehr  aus  Paddan  Aram  (Kn.).  —  V.  7.  Der  Grund  der  Aus- 
wanderung, dass  näml.  die  Weide  des  Landes  für  die  Heerden  beider 
nicht  ausreichte.  Zum  Ausdruck  vgl.  13,  6  bei  A.  rawa  4,  13.  — 
V.  8.  Esau  lässt  sich  auf  dem  Gebirg  Se'^ir  nieder.  Dieser  Name  um- 
fasst  zwar  später  (z.  B.  Dt  2.  Ez.  35,  15)  auch  das  Edomiler-Gebirg 
östl.  von  der  '^Araba,  zwischen  dem  todten  Meer  u.  älanit.  Golf,  mit, 
„welches  die  arab.  Geogr.  als  das  Gebirg  e§-§erä  (zB.  Edrisi  p.  Jaub. 
l.  337;  Jaq.  Moät  270)  überhaupt  bezeichnen,^  häufiger  aber  (zB. 
Istachri  Mprdtm.  34  f.)  in  seiner  nördi.  Hälfte  Gebdl,  in  seiner  süd- 
lichen ei'Serd  benennen,  genau  so  wie  noch  heute  (Seelz.  l,  415.  418. 
m.  16;  Burckh.  Syr.  674.  688;  Robins,  111  103f.  860f.)  unterschie- 
den wird"  (Knr,  s.  auch  Win.^  l  397.  U.  442;  Ges.  th.  258.  1335). 
Aber  urspr.  (Jud.  5,  4.  Dt.  33,  2;  vgl.  die  Angaben  Num.  20,  16. 
Jos.  11,  17.  12,  7.  15,  1)  haftet  der  Name  Gebirg  Se^ir  an  dem 
Bergland  westl.  von  der  *^Araba,  welches  südl.  von  dem  „platten  Berg" 
(der  Südgrenze  des  Gebirgs  Juda)  in  wUdzerrissenen,  weissslänzenden 
Felsmassen  sich  auflhürmt,  aber  an  Höhe  dem  (jebäl  u.  Sera  nach- 
steht, ein  wildes,  wüstes  Gebirgsland,  jetzt  von  dem .  arab.  Stamm  der 
""Azäzime  bewohnt  (s.  Berth.  im  BL.  D.  51).  biik  Knn  iwy]  zu  beur- 
theiien  wie  V,  1.  —  b)  V.  9 — 19.  Verzeichniss  der  Enkel  Esau's  u. 
der  edomit  Stämme,  welche  in  SeUr  aus  den  5  Söhnen  Esau's  sich 
herausbildeten.  Es  sind  12  (wie  bei  Nahor,  iSmael  u.  Israel)  oder 
mit  dem  Nebenstamm  ^Amaleq  13  (wie  bei  Joqtän).  S.  oben  S.  295. 
Sie  zerfallen  nach  den  3  Weibern  Esau's  in  3  Abtheilungen.  — 
V.  9  nicht  „fehlerhafte  Wiederholung  aus  V.  1  u.  zu  streichen"  {Lag. 
Orient.  II.  40),  sondern  die  urspr.  Überschrift  des  A  zu  dem  Stück. 
^•^yfe  "ina]  im  Gegensatz  gegen  V.  5.  oSi»  ^m]  s.  V.  1.  —  V.  10. 
nSöw  n>»]  25,  13.  Nur  von  Elifaz  u.  Re'uel  waren  Söhne  nam- 
haft zu  machen,  daher  nur  diese  2  hier  zusammengestellt,  u.  die 
Ohohbamasöhne  V.  14  von  ihnen  getrennt  werden.  —  V.  XI  f.     Die 


Gen.  36,  11—15.  385 

erste  oder  kenaan.  Linie.  Ihr  Stammvater  ist  Elifaz.  Sein  Name  ist 
nicht  Stammname  geworden,  ebenso  wenig  Re'^uel;  er  fasst  nur  eine 
Anzahl  von  ihm  abgeleiteter  Stämme  zusammen.  Teman]  „sonst  im 
AT.  Name  eines  edomit.  Landstrichs  (Jer.  49,  20.  Am.  1,  12.  Hab. 
3,  3),  welcher  durch  seine  Weisen  berühmt  (Jer.  49,  7.  Bar.  3,  22  f.) 
u.  des  einsichtsvollen  Elifaz  Heimath  war  (Ij.  2,  11).  Man  wird 
auch  nach  Ez.  25,  13  denselben  im  nördl.  Edom  zu  suchen  haben" 
{Kn.),  Auch  eine  Stadt  Teman  anzunehmen  (Kn.),  zwingt  V.  42  nicht. 
Wohl  aber  die  Onomast  nennen  einen  Ort  Saifidv,  wo  eine  römische 
Besatzung  lag,  u.  setzen  ihn  15  (Hier.:  5)  Mill.  von  Petra.  Sonst  vgl. 
Welzslein  in  Z.  f.  Allg.  EK.  XVUI.  52  f.  Über  Omar,  Sephö  (LXX 
ZfxxpaQy  u.  1  Chr.  1,  36  "^ßSf),  Gdtdm  weiss  man  nichts  mehr,  taj?] 
erläutert  sich  durch  die  15,  19  genannten,  einst  südl.  von  Kenaan 
wohnhaft  gewesenen  Qenizzäer.  Daraus,  dass  (der  Judäer)  Kaleb  (Num. 
32,  12.  Jos.  14,  6.  14)  „der  Qenizzäer",  u.  Othniel,  jüngerer  Bruder 
oder  auch  Tochtermann  des  Kaleb,  ein  Sohn  des  Qenaz  heisst  (Jud. 
1,  13.  3,  9.  11.  Jos.  15,  17.  1  Chr.  4,  13),  auch  als  Enkel  des 
Kaleb  ein  Qenaz  vorkommt  (1  Chr.  4,  15),  ersieht  man,  dass  ein  Theil 
dieser  Völkerschaft  in  den  Stammverband  Juda's  aufgenommen  wurde, 
während  nach  unserer  Stelle  ein  anderer  Theil  sich  an  Edom  anschloss, 
daher  hier  als  Sohn  des  Elifaz  erscheint  {Ew,  G.^  L  361;  Berih,  im 
BL.  in.  521).  —  V.  12.  Als  von  einem  Kebsweib  Timnd  stammender 
d.  h.  nicht  als  voll  geltender  Sohn  des  Elifaz  erscheint  noch  jimaleq, 
natürl.  hier  nicht  das  grosse  '^amalea.  Volk  oder  Ahnherr  desselben 
{Win,  HgsL  Ke.  a.);  das  älter  ist  (s.  auch  Num.  24,  20)  u.  längst 
vor  Esau  in  den  wüsten  Ländern  südl.  von  Kenaan  sass  (14,  7),  son- 
dern blos  ein  Bruchtheil  davon,  der  an  die  Elifaz-Stämme  sich  anschloss 
oder  auch  in  einem  Hörigkeitsverhältniss  zu  ihnen  stand.  Die  Reste 
derselben  auf  dem  Gebirg  Se'ir  wurden  von  den  §imeoniten  zur  Zeit 
Hizqia's  vertrieben  1  Chr.  4,  42  f.  Timnd ^  seine  Mutter  (ein  Bezirk? 
V.  40),  wird  V.  22  unter  den  Horitern  aufgeführt,  wornach  dieser 
Zweig  der  'Amaleq  schon  zu  den  Qoritern  in  einem  engeren  Verhältniss 
gestanden  haben  muss.  —  Der  Ausdruck  loa^'^fe  (s.  22,  24.  25,  6)  zeigt, 
dass  dieser  V.  nicht  aus  A  stammt,  dann  wohl  aber  auch  nicht  ti^V« 
Pr^^  16.  Ohne  ^Amal.  sind  es  12  Stämme  (wie  sonst  bei  A),  mit 
ihm  13.  —  V.  13.  Die  2.  oder  iSmaelit  Linie,  näml.  4  Söhne  des 
Re'uel.  Sie  sind  sonst  nicht  weiter  bekannt;  die  Namen  der  3  ersten 
kommen  auch  bei  den  Isr.  vor;  LXX  geben  Naxod',  Zagi^  2!o(ii, 
Mo^L  —  V.  14.  Die  3.  oder  liorit  Linie  bilden  nicht  Enkel,  sondern 
die  3  schon  V.  5  genannten  Söhne  des  Esau  von  der  Oholibama,  die 
unter  dem  Namen  Oholibama  zusammengefasst  werden.  Die  Namen 
mf*  u.  n-n^  waren  auch  israelitisch;  n\9^  ist  vielleicht  eine  Ableitung 
aus  dem  Thiernamen  V?;  oder  nV?;^  {RSmilh)-,  über  wi3^  s.  V.  5.  — 
V.  15 — 19.  Verzeichniss  der  edomit  Slammfürslen,  welche  mit  den 
genannten  Enkeln  u.  Söhnen  Esau's  (mit  ^iner  Ausnahme)  zusammen- 
fallen. ^^Vm]  bedeutet  nicht  Stamm  (Kn.)  oder  Gemeinde,  Kanton 
{Sprenger  in  ZDMG.  XU.  315  ff.;  Böhm.),  sondern,  als  denominirt  von 
P|^K  (s.  V.  30)  ein  Tausend  oder  eine  Genossenschaft,  Chiliarch  oder 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.  6.  Anfl.  25 


386  Gen.  36, 15—23. 

Phylarch.  Das  Wort,  in  Zach.  9,  7.  12,  5  f.  auch  auf  die  Unterab- 
Iheilungen  des  Stammes  Juda  (vgl.  Mich.  5,  1;  Ew,  Alt.^  321  f.)  an- 
gewandt, war  allem  nach  (vgl.  Ex.  15,  15)  in  Edom  der  einheimische 
Ausdruck  für  den  Stammfursten,  indem  ^Vk  den  grössten  Bruch theil  des 
Volks,  den  Stamm,  bezeichnet  (wie  25,  16  man  bei  iSmael).  Wenn 
der  Vrf.  die  Stammfürsten  aufzählt,  so  zählt  er  eben  damit  die  Stämme 
auf,  gerade  wie  er  25,  16.  17,  20  von  den  DS'^fea  iSmael's  redet 
Dass  es  Haupt  des  Stamms,  nicht  den  Stamm  bedeutet,  sieht  man 
auch  aus  Ex.  15,  15,  wo  die  a«^»  ■'^'*«  ihnen  gleichgeordnet  werden. 
ito  ^Sss]  s.  25,  13.  35,  23  (etwas  anders  22,  21).  —  V.  16.  mp  f|i^«] 
fehlt  in  Sqm.,  u.  ist  fehlerhaft  aus  V.  18  hiehergekommen  (vielleicht 
eine  Glosse,  welche  besagt,  dass  Qorach  nach  anderer  Theorie  den 
Elifaz-Stämmen  zugezählt  wurde).  Sicher  haben  nicht  2  verschiedene 
Stämme  den  gleichen  Namen  geführt  —  V.  19.  dit«  »'^]  ist  eine  am 
unrechten  Ort  (s.  14,  12)  cingef&gte  Glosse  zu  '»»5,  oder  aber  (Sam.) 
verstümmelt  aus  ö'hk  Rin  iw  (vgl.  V.  8);  Trg,  Jon,  gibt  oiic  -^a«  Kirr 

(vgl.   V.   9). c)  V.  20—30.    Die  Stämme  der  fforiler,     Sie 

werden  auf  Seir  (sonst  Landesname)  als  Vater  zurückgeführt  (vgl.  in 
Gen.  10  Assur  Aram  Misraim  Kenaan  u.  a.).  Sie  heissen  die  Landes- 
hewohner  (Ex.  23,  31.  Num.  32,  17.  Jud.  1,  33)  im  Gegensatz  zu 
den  Leuten  des  Esau,  die  erst  bei  ihnen  einwanderten.  Sie  waren 
dort  die  älteste  Bevölkerung,  die  wir  kennen  (14,  6).  Ihr  „Name  ■»"?", 
von  "^^n  Höhle,  bezeichnet  sie  als  Höhlenbewohner,  Troglodyten.  Das 
Edomiterland  ist  voll  von  Höhlen  {Roh,  U.  695;  Ritter  XIV.  991). 
Die  Leute  benützten  sie  als  Wohnungen;  sie  hatten  in  specuhus  habt- 
tatiunculas  u.  tuguria  suhlerranea  (Hier,  ad  Obad.  5)"  Kn.  — 
V.  20  f.  Zunächst  werden  7  Söhne  Se'ir's  aufgezählt,  die  aber  identisch 
sind  mit  den  V.  29  f.  aufgeführten  Allufim.  Wenn  nun  gar  V.  21** 
mit  "»^n  "»wV«  n^N  diese  Se'ir-Söhne  för  Allufim  erklärt  werden,  zugleich 
Olli«  -psa  gegen  ^3>w  pwa  V.  30  erseheint,  so  folgt  doch  wohl  daraus, 
dass  diese  Verse  auf  eine  andere  Quelle,  als  V.  29  f.,  zurückgehen. 
Weiter  werden  von  jedem  Sohn  wieder  Söhne,  auch  einige  Töchter, 
angegeben,  welche  als  Unterabtheilungen  der  Stämme  zu  verstehen  sind. 
—  V.  22,  Der  erste  ist  Lo\an^  von  Ew,  (G.^  I.  448)  richtig  mit  Lot, 
dem  Vater  Ammon-Moab's  (auch  ein  ^yfn  19,  30),  zusammengestellt, 
wogegen  der  Araberstamm  Lijdthineh  {Kn.)  in  der  Nähe  von  Petra 
{Burckh.  Syr.  701  f.  719  f.  Roh.  III.  106)  schon  den  Lauten  nach  nicht 
hergehört  Seine  Söhne  sind  ffori,  in  dem  der  allgemeine  Volksname 
als  Geschlechtsname  auftritt,  u.  Hämdm  (1  Chr.  1,  39  Hömdm,  LXX 
beidemal  Atfiav),  von  Kn,  gegen  die  Laute  mit  Humaimeh,  einer  Stadt 
südl.  von  Petra  (Jaqüt  Moscht  146;  Rob,  HI.  128.  861),  verglichen; 
eine  Schwester  Lotän's,  Timna,  dieselbe  wie  V.  12  u.  nach  derselben 
Quelle.  —  V.  23.  Der  2.  ist  Schobal,  Er  hat  mit  Syria  Sabal  (d.  h. 
naix  d^k)  Judith  3,  1  Vulg,  (s.  Fritzsche  z.  d.  St)  nichts  zu  thun,  u. 
wenn  die  „Beschreiber  der  Kreuzzüge  den  Namen  Syria  Sobal  auf  das 
oben  zu  25,  2  genannte  ScÄoftefc  {Rob.  ffl.  118.  120;  Äi«.XIV.61.  987) 
anwenden"  {Kn.),  so  Hegt  wohl  eine  Verwechslung  (mit  Schaubak)  zu 
Grund.    Von  den  Namen  seiner  5  Söhne  haben  2  in  der  Chron.  Vari- 


Gen.  36,  23—28.  .    387 

anten,  näml.  ii^v  für  )lhy  u.  uw  für  "iut».  ^ilvdn  wagte  Kn.  mit  dem 
Beduinenstamm  Alawin  nördl.  von  'Aqaba  {Burckh.  Syr.  826.  831  f.; 
Rob.  L  267.  272;  Seelz,  III.  10.  102),  u.  Manachal  mit  Menochia 
einem  edomit.  Ort  (Notit.  dign.  I.  79.  343  Bock.)  u.  mit  Movwimxiq, 
der  Gegend  westwärts  von  Peti*a  (Ptol.  5,  17,  3)  zu  vergleiciien.  Be- 
merkenswerther ist,  dass  1  (ihr.  2,  52  (vgl.  54)  von  einem  Kalihbäer 
Sobal  die  Hälfte  derer  von  Manaliat  abgeleitet  wird.  —  24.  Der  3.  ist 
Sibeon  d.  h.  arab.  Hyäne,  Seine  Söhne:  n«jc  (so  mit  Sam.  LXX  Pei, 
Vulg,,  hbr.  Codd.  u.  1  Chr.  1,  40  für  n^xj  zu  lesen,  wenn  nicht  viel- 
mehr ein  Name  davor  ausgefallen  ist)  d.  i.  hbr.  Weihe,  u.  ?!«  ^Äna, 
kein  Thiername  (denn  das  in  Aufl.^  verglichene  arb.  'dnah  bedeutet 
nur  Schaar,  Rudel,  Nöld.  in  ZDMG.  XL.  168).  Von  'Ana  heisst  es, 
dass  er  beim  Hüten  der  Esel  seines  Vaters  die  d»::  in  der  Steppe  fand, 
d.  h.  nicht  Maulesel  {Targ.  Jer.,  Saad.,  Qu  Luth.;  s.  darüber  Lag. 
Ori.  n.  58;  Levy  NH.WB.  I.  476*),  auch  nicht  Riesen  (dö-»k  Onk.), 
nicht  D»2  Seen  oder  d"?'?  Wasser  (s.  Hieron,  qu.).  Besser  passen  würden 
heisse  Wasser,  Therme  {Vulg.,  Ges,  th.  586),  näml.  nicht  die  von 
Kallirrhoe  {DeL,  s.  zu  10, 19),  sondern  andere  (zB.  Burckh,  Syr.  674; 
Kn,),  aber  auch  dies  (s.  Hieron,)  beruht  vielleicht  blos  auf  Verwechs- 
lung mit  }ViV>ii.  —  V.  25.    Der  4.  ist  ^Äna,  näml.  nicht  der  V.  24 

erwähnte,  sondern  der  Sohn  des  Se*^ir  V.  20.  Von  ihm  wird  abge- 
leitet Dischon,  ein  Thiername  Dt.  14,  5.  Dass  wie  "^Ana  V.  24,  so 
hier  Dischon  als  Enkel  SeVs,  aber  V.  20  f.  als  Söhne  desselben  er- 
scheinen, erklärt  sich,  wenn  Bruchtheile  des  Stammes  "^Ana  in  §ibeon 
u.  des  St.  Dischon  in  ^Ana  übergegangen  waren  (LXX  helfen  zum  Theil 
durch  andere  Vokalisation  nach).  „Die  Formel  'ß  ''aa  n\H  war  in  den 
Stammtafeln  stehend  u.  wurde  auch  angewendet,  wenn  nur  ^in  Sohn 
zu  nennen  war,  46,  23.  Num.  26,  8.  1  Chr.  1,  41.  2,  8"  (Kn,).  Die 
Oholibama  ist  (vgl.  V.  18)  das  Weib  Esau^s.  Über  ihren  Vater  gab  es 
entweder  2  Überlieferungen  (s.  zu  2.  14),  oder  ist  (Del)  25^  hinter 
24^  zu  rücken.  —  V.  26.  Der  5.  ist  Dischon-,  p-^n  näml.  ist  mit 
1  Chr.  1,  41  u.  LXX  Pe§.  Vulg,  zu  lesen.  Von  seinen  4  Söhnen 
heisst  einer  i^ön,  LXX  ^AfictSd,  (in  der  Chr.  Tj^n,  wie  auch  la»«  arab. 
ein  Farbname  ist).  *);»]  LXX  Xa^^civ,  hängt  vielleicht  mit  "^s  agnus, 
aries  zusammen.  —  V.  27.  Der  6.  ist  Eser  (LXX  'AaccQ  u.  in  Chr. 
'^ao)  mit  3  Söhnen,  ^r^^z]  wohl  Ableitung  von  nn!:a  (29,  29);  LXX 
BcckcccifA,  iiytj  LXX  ZovjcafA,  Sam.  i^-Jt.  ]^v]  Chr.  ipr»  ohne  )  (aber 
LXX  Kul  ^Anav,  wogegen  in  Gen.  xal  'lovxajA);  einen  Namen  ipa^  in 
den  Inschriften  von  Safa  liest  HaUvy  ik,  VII,  17  p.  236;  nach  der 
Lesart  der  Chr.  vergleicht  man  die  i)?^  '^aa  Dt.  10,  6.  Num.  33,  31  f. 
—  V.  28.  Der  7.  ist  Dishan,  wofür  LXX  hier,  21  u.  30  (aber  nicht 
in  Chr.)  ^Piadv  geben,  wie  denn  ib"»?  als  Stammname  neben  itD"»?  et- 
was verdächtig  ist.  Sein  Sohn  ü§  ist  wohl  nur  ein  Bruchtbeil  des 
bekannten  aram.  y^y  (s.  zu  10,  23).  Der  andere  ist  Ärdn,  Da  dn, 
wie  bei  vielen  andern  dieser  Namen,  Bildungssilbe  zu  sein  scheint^ 
so  ist  die  Deutung  Steinbock  (nach  UM)»  wozu  die  Aussprache  t:.k 

1  Chr.  2,  25  besser  passte,  sehr  fraglich  (ZDMG.  XL.  168).    Die  Les- 

25* 


388  Gen.  36,  28—32. 

art  r^  Sam.f  b^k  in  hbr.  Godd.,  TgJon.  (auch  MSS.  der  LXX,  Vulg.) 
veranlasst  durch  py,  ist  ohne  Werth.  Mit  •);«  will  Kn.  u.  Spreng. 
Geogr.  Arb.  145  die  Arrent  Plin.  6  §  157  vergleichen.  —  V.  29  f. 
Aufzahlung  der  7  Stammfürsten  der  Qoriter,  die  aber  mit  den  7  Söhnen 
Selr's  ganz  dieselben  sind.  Dn-|DVitV]  ihren  Slammfürsten  nach,  soll 
bedeuten:  wie  sie  einzeln  heissen  (kn.  Del.^).  Aber  da  im  ganzen 
Cap.  nur  hier  C|W  ohne  i  geschrieben  wäre,  ist  vielmehr  ß^*^»^  nach 
ihren  Stämmen  zu  lesen  (vgl.  LXX).  —  Dass  die  Summe  der  Söhne 
SeVs  keine  bedeutsame  Zahl  ergibt  {Nöld,),  beweist  nur,  dass  man 
solche  in  diesen  Genealogien  nicht  suchen  muss,  nicht  aber»  dass 
V.  20 — 30  ein  jüngerer  Zusatz  ist.  Bemerkenswerth  sind  die  Thier- 
namen  u.  Namen  auf  l—  (v)  in  dieser  Liste.  Dass  Völker,  bei  denen 
Künste  u^  Gewerbe  noch  nicht  ausgebildet  waren,  ihre  Namen  gerne 
von  Thieren  hernahmen,  ist  eine  sehr  natürl.  Sache.  Auf  ursprüngl. 
Thiercult  der  Semiten  {RSmith  in  Journ.  of  Philol.  IX.  75  ff.  u.  Kinship 
1885;  Stade  GA  I.  408  ff.)  braucht  man  daraus  nicht  zu  schliessen 
(s.  auch  Nöld.  in  ZDMG.  XL.  161  ff.).  Eine  Zusammenstellung  der  der 
jud.  Familie  Qesron  mit  den  Edomilem  u.  Horitem  gemeinsamen  Ge- 
schlechtsnamen s.  bei  Wellh.  de  gent.  Jud.  p.  38  f.  —  d)  V.  31 — 39. 
Verzeichniss  der  Könige,  „welche  im  Lande  Edom  herrschten,  ehe 
ein  König  der  Isr.  herrschte^',  näml.  überhaupt  (so  die  meisten),  dann 
ergäbe  sich  die  Zeit  vor  Saul,  oder  {Bruston  p.  133)  über  Edom,  dann 
wäre  die  Zeit  vor  David  gemeint,  welche  sachlich,  als  Endpunkt  der 
Liste,  allerdings  passender  wäre.  Diese  Überschrift  zeigt,  dass  der  Vrf. 
Könige  in  Isr.  schon  erlebt  hat,  u.  welchen  Werth  A  auf  das  König- 
thum  legt,  beweist  17,  6.  20.  35,  11.  Sie  zeigt  aber  ebenso,  dass  der 
letzte  dieser  Liste  unmittelbar  vor  die  oder  in  den  Anfang  der  Königs- 
zeit Israels  fällt,  nicht  etwa  vor  Mose  oder  um  Mose's  Zeit  {Hgsl. 
Del.^  Ke.  a.),  denn  in  diesem  Fall  hätte  der  Vrf.  sagen  müssen:  ehe 
Isr.  aus  Äg.  heraufzog  oder  Kenaan  eroberte  u.  dgl.  Wie  in  der  Ein- 
nahme seines  Wohnlandes,  so  gieng  Esau  auch  in  der  Entwicklung  der 
Königsmacht  Israel  voran;  er  ist  der  Erstgeborne.  Und  doch  gewann 
ihm  zuletzt  Isr.  den  Vorrang  ab.  „Die  Reihe  umfasst  8  Könige  u. 
könnte  also  wohl  bis  gegen  die  mosaische  Zeit  zurückreichen.  Dass 
damals  die  Edomiter  bereits  einen  König  hatten,  wird  Num.  20,  14. 
Jud.  11,  17  gesagt.  Von  den  genannten  Königen  ist  keiner  des  Vor- 
gängers Sohn.  Die  Ed.  hatten  also  wahrscheinlich  ein  Wahlreich,  vgl. 
Jes.  34,  12.  Indessen  kann  man  auch  annehmen,  dass  tüchtige  Häupt- 
linge sich  von  selbst  an  die  Spitze  drängten,  die  Königs  würde  errangen 
u.  sie  ihr  Lebenlang  behaupteten"  (äT«.;.  d^"j«  T5^.?J  wie  21^,  gegen 
•n'^yfe  T?^.?  30^,  aber  hier  auch  auf  dem  Standpunkt  des  A  richtig,  weil 
das  Königthum  ein  weiteres  Land  umfasste,  als  die  9oriter-Heimath 
(s.  zu  V.  8,  u.  vgl.  40 — 43,  wo  der  gleiche  Umfang  vorausgesetzt  ist). 
—  V.  32.  9^2]  LXX  BakaTi.  Dinhaba]  LXX  Vulg.  Jewaßa,  ist  in 
Edom  nicht  nachzuweisen.  „Der  Name  kam  aber  auch  sonst  vor;  es 
gab  zB.  Javaßa  im  palmyr.  Syrien  (Ptol.  6,  15,  24;  Ässem.  BO.  111, 
2.  p.  695 f.  606)  u.  /iavaßri  i»  Babylonien  (Zosim.  bist.  3,  27),  Dan- 
naia  u.  Dannaba  in  Moab   (Onom.  I.  114  f.  ed.  Lag.).     Merkwürdig  ist 


Gen.  36,  32—39.  389 

das  Zusammentreffen  des  Namens  Beld  hen  Beor  mit  dem  des  Sehers 
Bileam  hen  Beor,  an  den  hier  TrgJon.  u.  Trg.  1  Chr.  1,  44  denkt" 
{KnX  —  V.  33.  Johab  wurde  später  von  den  Griechen  (Ij.  42,  18 
LXX)  mit  Ijob  identificirt.  Seine  Stadt  Bo§ra  war  eine  oder  die  Haupt- 
stadt des  Landes  (Am.  1,  12.  Jer.  49,  13.  22.  Jes.  34,  6.  63,  1);  man 
pflegt  sie  jetzt  anzusetzen  in  dem  kleinen  Dorf  im  (jebäl,  el'Bu§eira^ 
2i  Stunden  südl.  von  Tafila  {Burckh,  Syr.  683;  Roh.  III.  125 f.;  Seetz. 
n.  51.  357.  ni.  17.  Bäd^  191),  unter  Widerspruch  von  Welzst.  (bei 
Del  Jes.^  S.  704  f.),  welcher  n^sa  für  den  alten  Namen  von  Petra  hält. 
—  V.  34.  oiwi]  LXX  ^AöcifA,  'AiSofi  Chr.  (vgl.  den  jud.  Namen  ocn  im 
Ksr.  u.  Neh.).  Teman]  s.  V.  11.  —  V.  35.  Hadad  (vgl.  1  R.  11,  14ff.) 
ist  auch  ein  bekannter  syr.  Gottesname  (ZDMG.  XXXL  734;  Bäthg, 
Beitr.  67).  ^^a]  LXX  BaQaö,  Ausnahmsweise  (vgl.  V.  24)  wird  von 
diesem  König  eine  That  berichtet,  näml.  sein  Sieg  über  Midian  auf  dem 
Geßde  (14,  7.  32,  4.  Num.  21,  20.  Ruth  1,  Iff.)  Moab,  wohl  weil 
dieser  auch  für  Isr.  von  Wichtigkeit  war.  {Ew,  G.^  H.  476  will  ihn 
in  die  Gideon-Zeit  eingliedern;  vgl.  Ri.  HWB.  99^).  rv^w]  LXX  r€z&al(i 
wird  von  Kn,  mit  der  Hügelreihe  Ghuweithe  an  der  Ostseite  von  Moa- 
bitis  (Burckh.  Syr.  638)  zusammengestellt.  —  V.  36.  LXX  Uaficcöa 
iTi  ■  MafSsxK&g.  Dagegen  MaöQMcc'  nohg  ßadikslag 'E8m(i  7t$Qi  rrjv 
Feßccktivrlv  (Onom.).  —  V.  37.  „Orte  des  Namens  Reliohoih  gibt  es 
viele  (Jaqut  Moscht.  203  f.).  Wahrscheinlich  gab  es  auch  in  Edom 
mehrere.  Das  hier  gemeinte  lag  an  einem  Nähr  (hier  ein  kleiner 
Fluss),  daher  das  Fluss-Refyohoth  gezäunt",  (LXX  Pocoßoid'  rijg  nagcc 
TtoroifAOVj  nicht  nctQcc  xov).  „Gemeint  ist  der  Ort,  den  die  Notit.  dign. 
L  78.  346 f.  als  Robotha  neben  andern  edomit.  Orten,  u.  Euseb.  u. 
Hieron.  onom.  als  zu  ihrer  Zeit  in  Gebalene  bestehend  anfuhren".  So 
Kn.  Aber  dass  "^nan  in  Edom  zu  suchen  sei,  ist  schwer  glaublich.  Mit 
Rücksicht  auf  ^nan  verstehen  andere  ein  Rehoboth  am  Eufrat,  zB. 
Ra^ba  {Sachau  R.  279f.)  auf  der  Westseite  des  Flusses,  etwas  südl. 
von  der  Chaboras-Mündung  (Ges.  th.;  Ri,  HWB.  1273),  u.  halten  Saul 
(trotz  seines  hbr.  Namens)  för  einen  Ausländer.  —  V.  38.  "jan  V^a]  ge- 
bildet, wie  11^^^,  '{ani*«  bei  den  Isr.  u.  viele  ähnl.  phönik.,  pun.,  sabäische 
Namen;  somit  auf  einen  Dienst  des  Baal  hinweisend,  '^^»d»]  Maus, 
auch  ein  Thiername.  —  V.  39.  "^itj]  LXX  'Agad;  in  1  Chr.  1,  50, 
hbr.  MSS.,  PeL  tth,  Sam.  "nn  u.  ^th  (s.  de  Rossi);  eine  Variante,  die 
gerade  bei  diesem  Namen  auch  sonst  häufig  ist  (zB.  1  R.  11,  14 ff.  LXX; 
s.  Band.  Stud.  I.  309  ff.),  vft]  Chr.  ^:ft,  LXX  OoydQ  (vgl  LXX  Jos. 
15,  59  ^ayioQ  in  Juda),  „womit  sich  der  edomit  Ruinenort  Phauara 
bei  Seetz.  ID.  18  vergleichen  lässt"  (Kn.).  Von  Hadar  wird  kein  Nach- 
folger u.  auch  sein  Tod  nicht  bemerkt,  entweder  weil  er  vor  seinem 
Tod  zu  regieren  aufhörte,  oder  weil  er  der  letzte  war,  den  der  Vrf. 
der  Liste  erlebte  (s.  zu  V.  40).  Bei  ihm  u.  nur  bei  ihm  wird  auch 
der  Stammbaum  seines  Weibes  angegeben,  nicht  darum,  weil  der  König 
derselbe  wäre  mit  dem  Hadad  1  R.  11,  14  ff.  u.  also  seine  Frau  eine 
äg.  Prinzessin  (ÄBernslein  Ursprung  der  Regententafel  von  Edom,  1880; 
als  MS.  gedruckt),  denn  jener  Hadad  war  s^w  a»^?'?,  u.  die  Namen  die- 
ser Frau  sind  gut  semitisch,  eher  darum,  weil  Abkömmlinge  aus  dieser 


390  Gen.    36,39—37,1. 

Ehe  für  die  Isr.  nicht  ohne  Bedeutung  waren,  zB.  der  Hadad  1  R.  11, 
14.  artj  "^  ^]  aber  LXX  PeL  vtav  Mcn^ociß]  sonst  s.  V.  2.  Übrigens 
sind  die  mit  "^^  zusammengesetzten  n.  pr.  sonst  Ortsnamen.  —  e) 
V.  40 — 43.  Übersicht  über  die  Stammfiirsten  Esau's  nach  ihren  Ge- 
schlechtern, nach  ihren  Orten  mit  ihren  Namen,  Die  letztere  An- 
gabe allein  zu  beachten  u.  hier  nur  ein  Yerzeichniss  der  Eaufiistädte 
der  Edomiter  zu  finden  (Kn,),  berechtigt  nichts,  auch  V.  43  nicht,  wie 
ja  auch  zB.  fvp  schwerlich  ein  Ortsname  war.  Vielmehr  ist  die  Liste 
gemischter  Art,  umfasst  theils  alte  Geschlechtsnamen  (zB.  moa^^^n»,  Yaj^), 
theils  Bezirksnamen  (zB.  hVk,  )^^ti).  Gegenüber  von  der  historisch-genea- 
logischen Liste  V.  15 — 19  ist  sie  geographisch'StcUistisch  (vgl.  1  R. 
4,  7 ff.  mit  den  alten  isr.  Stammlisten),  bezeichnet  die  Wohnbezirke 
der  Edomiter  (deren  Namen  nur  theilweise  noch  mit  den  alten  Ge- 
schlechtsnamen zusammenfallen,  theilweise  von  Städten,  Gegenden  u.  s.  w. 
hergenommen  sind,  u.  die  zum  Theil,  wie  s^stain,  m^?,  auch  die  Sitze 
der  Horiter  umfassen)  oder  die  polit  Eintheilung  des  Landes  zu  einer 
bestimmten  Zeit,  also  jüngere  Verhältnisse^  die  sich  vielleicht  schon  in 
der  Königszeit  Edom's  so  gebildet  hatten,  wahrscheinlicher  aber  erst 
nach  dem  Aufhören  des  Königthums  eintraten  (vielleicht  geradezu  unter 
der  neuen  israelit  Oberherrschaft),  vgl.  Ew.  G.^  L  113  f.  529.  So  ver- 
stand die  Liste  schon  der  Chroniker,  welcher  1  Chr.  1,  51  sie  einleitet 
mit  dem  Worten  ^^ri*^  t???  ^'^ll  (s.  Berth.  z.  St).  Der  „flagrante 
Widerspruch"  gegen  V.  15  ff.  (Nöld,)  ist  demnach  schwerlich  vorhan- 
den. Aus  V.  15 — 19  kehren  hier  als  AUufim  wieder  nur  «j?  u.  T^**??. 
Von  den  andern  sind  >5»»?  aus  12.  22  u.  «9yV?!9  aus  2.  14.  18.  25 
bekannt;  n;^?  (Chr.  mb)  LXX  rrnkd,  ist  vermuthlich  blos  die  Urform 
zu  yy^y  {rmXafi)  V.  23;  ^5?  (^^^^q),  ^!rm  b??  (LXX  in  Gen.  u.  Chr. 
ZcKpcalv  d.  h.  d-^m,  vielleicht  nach  einer  exeget  Glosse  ^^  =  Mi 
Kn.f  mit  Rücksicht  auf  '^t'x  11.  15;  doch  s.  unten)  sind  bis  jetzt  nicht 
nachzuweisen.  nV»]  wohl  sicher  das  sonstige  ^V»  (s.  14,  6),  die 
Hafenstadt  Äila,  l&'^to]  sonst  Punon  Num.  33,  42 f.,  in  der  patrist. 
Zeit  ein  viculus  in  deserto,  ubi  aeris  metalia  damnatorum  suppliciis 
effodiuntur,  zwischen  §oar  u.  Petra  (Onom.  s.  Oivciv,  Fenon),  von  den 
KW.  als  Ort,  wohin  man  chrisU.  Glaubenszeugen  in  den  Verfolgungen 
zur  Metallarbeit  schickte,  öfters  erwähnt,  vgl.  über  einen  Ruinenort 
Qalaat  Phenan  bei  Seetz.  IIL  17.  /•??»]  LXX  Mafa^,  gewiss  nicht 
Sela  oder  Petra  {Kn,  unter  Berufung  auf  Ps.  60,  11),  eher  s.  v.  a. 
nn»3  V.  33  (Hitz.  zu  Jes.  34,  6);  aber  Onom.  (Lag.^  277)  sagt:  hi 
»al  vvv  71(6 firi  fieyiarrj  Maßcaqa  in\  tilg  raßakrivijgy  vnaKOvovda 
rjj  nivQcc^  also  doch  wohl  verschieden  von  Bosra.  —  Da  die  Zahl 
der  AUufim  nur  11  beträgt,  so  hat  Eto.  G.^  L  350  vermuthet,  dass 
einst  itsc  neben  ö"''^3>  im  Text  gestanden  haben  könnte.  Wirklich  hat 
Liber  Genealogus  (ed.  Mommsen  in  Mon.  Germ,  bist,  Auctorum 
antiquiss.  t.  IX  p.  175)  noch  Fazon  hinter  ö*i^3>.  Doch  wird  bei  einer 
geogr.  Eintheilung  die  Zwölfzahl  nicht  noth wendig  erwartet 

Cap.  37,  1  folgte  vielleicht  (s.  [S.  382)  urspr.  bei  A  hinter  36,  6 
bis  8.  Während  Esau  wich  36,  6  ff.,  blieb  Jacob  in  Kenaan.  Darauf 
wird  Gewicht  gelegt,  vgl.  13, 11  f.  25,  6.  11.     u^^'ia]  s.  17,  8. 


Gen.  37flf.  391 


V.   Die  Geschichte  Jacob's,  Cap.  37—50. 

Der  Gegenstand  dieses  letzten  Theils  ist  die  Geschichte  Jacob's  in 
seinen  Söhnen.  Von  ihm  selbst,  der  nun,  nach  Esau's  Abzug,  als 
Haupt  des  gesammten  Israelhauses  in  Kenaan  dasteht,  ist  verhältniss- 
mässig  wenig  mehr  die  Rede.  Was  er  noch  erlebt,  erlebt  er  an  u.  von 
seinen  Söhnen.  Durch  die  bösen  Triebe  u.  Thaten  dieser  nun  selb- 
ständiger heiTortretenden  Söhne  kommt  viel  Leid  über  den  alten  Vater, 
aber  in  glaubensvoller  Geduld  überwindet  er  das  widrige  Geschick, 
das  sein  Gott  ihm  zum  Segen  wendet,  u.  steht  zuletzt  als  ein  hoch- 
beglückter Gottesmann  da.  In  den  Vordergrund  der  Beschreibung  tritt 
das  Thun  u.  Treiben  seiner  Söhne,  das  Herauswachsen  eines  Israel- 
hauses aus  diesen  Söhnen  u.  die  Vorbereitung  seines  Umzugs  nach 
Ägypten.  Damit  bekommt  diese  ganze  Geschichte  schon  ein  anderes 
Aussehen.  Die  vielen  Gottesoffenbarungen,  durch  welche  in  den  3  Erz- 
vätern der  reinere  Gottesglaube  eingegründet  werden  sollte,  hören  (mit 
einer  Ausnahme  46,  2 — 4)  auf.  Der  Grund  ist  gelegt;  jetzt  handelt 
es  sich  um  die  Erstarkung  u.  Umsiedlung  des  Jacobhauses  unter  Gottes 
Leitung.  Diese  ist  mit  Josef  so  eng  verknüpft,  dass  man  sagen  kann: 
die  ganze  folgende  Geschichte  dreht  sich  um  Josef,  seine  Schicksale 
u.  Thaten.  Wirklich,  ausser  Cp.  38  (über  die  Entstehung  der  Haupt- 
geschlechter des  St.  Juda),  kommt  kein  Abschnitt  mehr,  in  dem  nicht 
auch  von  Josef  die  Rede  wäre.  Die  Geschichte  seines  Vaters  u.  seiner 
Brüder  ist  in  seine  Geschichte  aufs  engste  verwoben;  an  ihm  spinnt  sich 
die  Erzählung  fort,  gerade  wie  die  im  vorigen  Theil  an  Jacob,  in  3  Ab- 
schnitten: 1)  Josefs  Verkaufung  nach  Äg.  u.  seine  Erhöhung  daselbst, 
mit  dem  Zwischenbericht  von  Juda  u.  Tamar  Cp.  37 — 41;  2)  die  ersten 
Wanderungen  der  Brüder  Josefs  nach  Äg.  u.  ihre  Demüthigung  vor 
Josef  Cp.  42 — 45 ;  3)  die  von  Josef  veranstaltete  Übersiedlung  des  Jacob- 
hauses nach  Äg.  u.  Jacob's  Ende  Cp.  46 — 50.  Die  Quellen,  aus  welchen 
dieser  5.  Theil  zusammengesetzt  ist,  sind  für  die  beiden  ersten  Ab- 
schnitte (mit  Ausnahme  von  37,  2  u.  41,  46)  ausschliesslich  B  u.  C. 
Von  B  stammt  der  Plan  u.  der  grössere  Theil  der  Ausführung  dieser 
herrlichen,  fast  dramatisch  angelegten  Josefgeschichte,  aber  auch  aus 
C,  der  im  ganzen  ähnlich,  im  einzelnen  abweichend,  zum  Theil  noch 
spannender  u.  didaktisch  durchsichtiger  erzählt  hatte,  hat  der  Com- 
pilator  mit  Vorliebe  aufgenommen  u.  künstlich  damit  zusammengear- 
beitet. Erst  im  3.  Abschnitt  ist  auch  A  wieder  viel  benützt  u.  fliessen 
dort  sämmtliche  3  Quellen. 


392  Gen.  37,  2. 

a)  Von  Joiiefs  Verkaufung  nach  Ägypten  bis  zu  seiner  Er- 
höhung daselbst,  Cap.  37 — 41. 

I.  Josef*8  Verkaufung  nach  Ägypten  Cap.  37,  2 — 36,  von  R  aus  B  u.  C. 

Josef,  17  Jahre  alt,  verfällt  wegen  Angebereien  beim  Vater,  wegen 
seiner  Bevorzugung  durch  den  Vater  u.  wegen  stolzer  Träume,  die  er 
erzählt,  der  Eifersucht  u.  dem  Hass  seiner  Brüder,  u.  entgeht,  als  er 
einmal  bei  ihnen  zu  Dothan  ist,  nur  durch  die  Einsprache  Ruben's 
oder  Juda's  ihren  Mordanschlägen;  von  ihnen  in  eine  Gisteme  geworfen 
wird  er  von  midianit  Händlern  mit  fortgenommen  oder  durch  die  Brü- 
der an  eine  iämaelit.  Karawane  verkauft.  Die  Händler  bringen  ihn  nach 
Äg.  u.  verkaufen  ihn  als  Sklaven  an  Potifar,  einen  Beamten  Pharao's. 
Der  Vater  aber  betrauert  innigst  den  verlornen  Sohn.  —  In  diesem 
Bericht  ist  die  Oberschrift  in  V.  2  aus  A;  dass  auch  der  übrige  V.  2 
(Brust,)  oder  gar  2—4.  23—27.  28  von  vnsövi  an,  31.  32*  (An.), 
ist  nicht  anzunehmen.  Vielmehr  ist  die  Erzählung  aus  B  u.  G  zusam- 
mengearbeitet. Dass  sie  keine  einheitliche  ist,  hat  man  (Ilg,  Hupf. 
£w.  G.^  L  596  ff.,  Kn.  Sehr,)  längst  daraus  erkannt,  dass  nach  V.  21  f. 
29  Ruhen,  nach  26  Juda  der  Fürsprecher  Josefs  ist,  dass  28^  36 
Midianiter^  25. 27.  28^  lämaeliten  ihn  nach  Äg.  nehmen,  dass  in  28^  er 
von  den  Mid.  heimlich  (40,  15)  aus  der  Gisterne  genommen,  in  28*^ 
von  den  Brüdern  verkauft  wird  (45,  4).  Aber  auch  das  erste  u.  zweite 
Drittel  der  Erzählung  enthält  offenbare  Doppelberichte  (fVL),  zB.  während 
nach  3  f.  die  Vorliebe  Jacobs  für  ihn  den  Josef  bei  den  Brüdern  so 
verhasst  macht,  sind  es  5 — 11  seine  stolzen  Träume,  welche  die  Eifer- 
sucht der  Brüder  erregen;  ebenso  ist  V.  22  f.  Dublette  zu  21.  Da  nun 
der  Bericht,  der  die  Träume  u.  den  Ruhen  hervorhebt,  dem  B  ange- 
hören muss,  so  lässt  sich  hienach,  unter  Beiziehung  der  sonstigen  saclil. 

zB.  Verschiedenheit  des  Aufenthaltsorts  Jacobs  bei  B  u.  G)  u.  spraclil. 

zB.  Vk'^w''  3.  13,  a^^i  34)  Merkmale,  die  Scheidung  der  Bestandtheile 
fast  vollständig  (s.  die  Erkl.)  durchführen:  dem  B  gehören  V.  2*.  5 — 

II.  13^.  14».  18*.  19  f.  22.  23  (bis  iws).  24.  25a«  (bis  onV).  28»« 
(bis  "^^an).  29—31.  32*.  33*.  34».  35^  36  an,  dem  C  das  Übrige. 
Jedoch  sind  5^.  8»  u.  wohl  auch  in  18^  in«  i!3S3Jt»i  von  R  formulirt 
Auch  bleibt  bei  V.  2  zweifelhaft,  ob  nicht  darin  ein  Einsatz  aus  A  oder 
sonst  woher  steckt.  Etwas  abweichend  analysiren  Kill.  I.  130.  142 
u.  Bac.  in  Hehr.  VII.   284. 

V.  2  ist  nicht  einheitlich.  Nach  der  Überschrift  apa»^  rtnim  rh» 
von  A,  folgt  zunächst:  Jo^e/",  17  Jahre  all,  war  hütend  (s.  1,  6)  mii 
seinen  Brüdern  unter  oder  bei  (1  S.  16,  11.  17,  34)  dem  Klein- 
vieh. Das  Weitere:  'ai  ^?3  »vn^  kann  nicht  heissen  m.  wuchs  heran 
(Trg.  Pei.),  auch  wohl  nicht:  u.  war  Junge  oder  Bursche  (22,  3. 
Jud.  7,  11.  9,  54.  19,  13)  bei  den  Söhnen  der  Mägde,  ihnen  bei- 
gegeben, um  zu  lernen  oder  kleinere  Geschäfte  zu  besorgen  {Ges. 
Kn.  Del.%  weil  'is^s  so  absolute  nicht  zu  belegen  ist,  sondern:  u.  er 
noch  jung  (LXX)  bei  den  Söhnen  u.  s.  w.     Jedenfalls  wird  so  neben- 


I 


Gen.  37,  2—4.  393 

einander  ^"»n«  mk  nT\  u.  'ai  'ia  «^aa  mk  *n3>3  derselbe  Referent  nicht  ge- 
schrieben haben,  sondern  *x^  «itm  eine  Dublette  zu  '*•»  fp*r  sein.  Wenn 
sich  auch  denken  Hesse,  dass  ein  Interpolator  i'^aK — "^a*"^«  eingesetzt 
hätte  (WL),  so  doch  nicht,  dass  er  '^t^  »^^J  hinzusetzte;  vielmehr  weist 
•ma« — Kini  auf  eine  andere  Quelle  hin.  Das  folgende  «.  Jos,  brachte 
ihre  Nachrede  (Num.  13,  32.  14,  36  f.  bei  A),  eine  böse  (Ges,  126, 
5  A.  1^)  sc.  so  weit  sie  eine  böse  war,  d.  h.  üble  Nachreden  über  sie 
an  ihren  Vater,  muss  nach  dem  jetzigen  Text  sich  auf  die  Söhne  der 
Kebsweiber  beziehen,  kann  aber,  vor  Einschaltung  des  *^^» — «i^»*',  als 
Fortsetzung  des  iksö — wn  {Kitt.)  sich  auf  die  Brüder  überhaupt,  von 
denen  im  Folgenden  allein  die  Rede  ist,  bezogen  haben.  Erzählt  ist 
die  Sache  offenbar  als  Anlass  zur  Verfeindung;  aber  auffallend  ist,  dass 
diese  Folge  nicht  ausdrücklich  bemerkt  ist,  sondern  3  f.  bei  C,  5 — 11 
bei  B  andere  Gründe  derselben  angegeben  werden.  Insofern  lässt  sich 
hören,  dass  öma« — kijti  ein  jüngerer  Einsatz  sei  {Kuen.  0.^  I.  317), 
oder  auch  dass  er  aus  A  stamme.  Jedoch  ganz  V.  2  (Brust,)  kann 
nicht  dem  A  angehören,  weil  der  V.  nicht  einheitUch  ist,  noch  weniger 
(Kn.)  2 — 4.  Die  17  Jahre  können  auf  A  zurückgehen  (s.  41,  26), 
aber  auch  auf  B  (s.  31,  38.  41);  in  letzterem  Fall  wäre  auch  2^  von 
ß  {Kitt.  KS.)  abzuleiten.  —  V.  3  f.  Ein  weiterer  Grund  der  Un- 
beliebtheit Josefs  bei  seinen  {sämmtlichen)  Brüdern  war  die  YorUebe 
des  Vaters  für  ihn.  Wegen  ^5»?  (s.  35,  10;  die  LXX  zwar  haben 
'lanoiß,  aber  dafür  in  V.  2  'JaQarjk)  kann  man  V.  3  f.  nicht  dem  A 
(Kn,),  noch  dem  B  {WL)y  sondern  nur  dem  C  zuschreiben,  für  den 
auch  o-^apt-ia  (s.  21,  2  u.  44,  20)  spricht.  Sachlich  erklärt  sich  letzterer 
Ausdruck  bei  B  gar  nicht,  weil  bei  ihm  (31,  17.  41)  Josef  höchstens 
12  Jahre  jünger  ist,  als  der  Erstgeborne.  Freilich  nach  C  (30,  23  ff.) 
scheint  er  gar  nur  5 — 6  Jahre  jünger  zu  sein,  weshalb  Kn.  V.  3  f. 
aus  A  ableiten  wollte.  Aber  dass  dies  nur  ein  durch  die  Redaction 
von  Cp.  30  hervorgerufener  Schein  ist,  ist  schon  zu  30,  25  bemerkt 
In  Wirklichkeit  kann  bei  C  Josefs  Geburt  viel  später  angesetzt  ge- 
wesen sein,  u.  dass  Jacob  beim  Antritt  seiner  Wanderung  nach  Harran 
in  höherem  Alter  stand,  lässt  auch  27,  Iff.  vermuthen.  Als  einen  Spätling 
liebte  Jac.  den  Jos.  am  meisten  (Benj.  als  zu  jung  kommt  nicht  in  Be-, 
tracht),  u.  hatte  ihn  auch  durch  die  Bekleidung  ausgezeichnet  'ai  ^h  ntosjj] 
hat  seinen  Grund  in  V*,  kann  also  nicht  von  B  {WL),  sondern  nur 
von  C  abgeleitet  werden,  o-^ofc  wns]  nur  hier  (auch  23.  32)  u.  2  S. 
13,  18  f.  (als  Kleid  der  Königstöchter),  ist  nicht  x^^wv  noMlkog,  tunica 
polymita,  buntes  Kleid  (LXX  Vulg,),  sondern  (nach  Pei.  Äq.  Sym., 
auch  Vulg.  zu  V.  23  u.  LXX  zu  2  Sam.)  %.  naQnmog,  aatgayaleiog, 
XeiQidoinog,  tunica  talaris,  Ärmel-  u.  Knöchelkleid  d.  h.  bis  an  die 
Knöchel  reichend  u.  mit  Ärmeln  bis  an  die  Handwurzel,  während  die 
gew.  ^a^d  nur  bis  an  die  Knie  gieng  u.  keine  Ärmel  hatte,  von  ob  (im 
Aram.)  die  Extremität  von  Hand  u.  Fuss  (Dan.  5,  5.  24.  Ez.  47,  3 
D-^DfeK).  i-^n«  Vstt]  i-'aa  Vöö  Sam.  LXX.  ^»^^l]  dagegen  '»«ap'^'»  V.  11  bei 
B.  'i'^a?]  u,  sie  vermochten  nicht  (nicht :  seine  Rede  sc.  zu  ertragen, 
Olsh.',  schwerlich:  von  ihm  zu  reden  Ew.  282*  sondern  wie  Dt 
18,  21  f.,  ihn  XU  sprechen  zu  Frieden,  auf  friedl.  Weise  mit  ihm  zu 


394  Gen.  37,  4— 12> 

reden,  ihm  ein  freundl.  Wort  zu  gönnen  (LXX  Kn.)y  oder  ihn  zu  grüssen 
u.  den  Gruss  zu  erwiedern  (Saad.  DeL,  vgl.  43,  27.  Ex.  18,  7).  Warum 
V.^  aus  B  stammen  soll  (Kül),  ist  nicht  einzusehen.  —  V.  5 — 11 
nach  B.  Stolze  Träume,  die  Josef  hat  u.  seinen  Brüdern  erzählt,  er- 
regen ihre  Eifersucht  (V.  11  nach  B),  verstärken  ihren  Hass  (5.  8. 
nach  R).  —  V.  5.  i^k  K3w  fyy  iddi'^]  nicht  von  B  (KüL),  sondern  von 
R,  der  V.  2 — 4  u.  5 — 11  zusammensetzte,  mit  Beziehung  auf  ij^k  ikswi 
V.  4;  freilich  an  vinenig  passendem  Ort,  da  die  Brüder  den  Inhalt  des 
Traums  noch  nicht  gehört  haben  (darum  in  LXX  weggelassen).  Noch 
einmal  fugt  R,  um  die  schrittweise  Zunahme  des  Hasses  zu  zeich- 
nen, denselben  Zusatz  in  8^  ein,  wiederum  das  Folgende  (mit  *rrmhn) 
vorausnehmend;  dort  haben  ihn  auch  die  LXX.  —  V.  6ff.  bn  ersten 
Traum  sieht  er,  wie  beim  Garbenbinden  (s.  26,  12)  seine  Garbe 
sich  erhebt  u.  stehen  bleibt,  wälurend  ilire  Garben  sich  rings  herum 
stellen  u.  vor  der  seinigen  sich  niederwerfen.  Im  zweiten  sieht  er 
Sonne,  Mond  u.  11  Sterne  (an  den  Thierkreis,  Kn,  Del.,  ist  nicht 
zu  denken)  sich  vor  ihm  niederwerfen.  Den  letzteren  erzählt  er 
auch  seinem  Vater,  wird  aber  von  ihm  gescholten;  denn  Jac. 
schliesst  aus  solchen  Träumen  auf  hochmüthige  Gedanken  bei  Josef. 
Nach  dem  Vrf.  (11^)  waren  es  göttlich  gesandte  Vorahnungen  seiner 
künftigen  Grösse.  Der  Sinn  der  Träume  ist  klar  u.  wird  auch  sofort 
von  allen  errathen.  «,Himmlische  u.  irdische  Dinge  huldigen  ihm.  Die 
Doppelheit  des  Traums  drückt  das  Gewisse  u.  Baldige  aus,  41,  32'^ 
(Kn,).  —  V.  9.  '^ri»\>  ^rs»  '^dd-'i]  ist  zwar  durch  in«  (s.  dagegen  V.  5*) 
auffallend,  aber  wegen  '^«ik'^i  unentbehrlich.  Damit  unverträglich  ist 
i-^nK  Vki  i-^a«  hn  'ifco-^i  in  10*  (wo  auch  Vk  statt  \  singulär  ist),  u. 
fehlt  in  LXX;  es  dürfte  nachträgliche  AufTdllung  zur  Erklärung  von 
10^  sein  (Wl.  KS.)-,  in  LXX  ist  zum  selben  Zweck  in  9»  ■>  i^a^V  vor 
TnKV  eingefügt,  wenn  das  nicht  vielmelw  urspr.  Text  ist.  —  V.  10. 
5^*«^]  der  Mond  bedeutet  die  Muller;  zwar  war  nach  35,  19  Rahel 
nicht  mehr  am  Leben,  u.  müsste  man  hienach  die  gestorbene  verstehen 
(Del,),  da  an  Lea  nicht  zu  denken  ist;  aber  dass  Rahel  auch  nach  B 
schon  todt  war,  ist  nicht  zu  beweisen  (s.  zu  35,  16).  —  V.  11.  •»»ap*»] 
30,  1.  ^tt»]  dem  Vater,  trotz  seiner  Missbilligung,  blieb  der  Traum 
doch  unvergesslich  (vgl.  Luc.  2,  19.  51).  —  V.  12—22.  Die  Brüder 
beschliessen  Josefs  Verderben,  als  dieser  wieder  zu  ihnen  gesendet 
wird.  —  V.  12 — 14,  nach  Vä^^w  (13)  in  der  Hauptsache  von  C.  Nur 
bei  C  (A)  kann  Jacob  in  Hebron  gewohnt  haben  (s.  35,  16 ff.);  bei 
B  wird  §ekhem,  schwerlich  Bethel  (Bac),  sein  ständiger  Aufenthaltsort 
gewesen  sein  (33,  19).  Um  den  Anschluss  an  B  zu  gewinnen,  müssen 
also  bei  C  die  Brüder  erst  dorthin  ziehen  (12)  u.  Jos.  dorthin  gesen- 
det werden  (13*.  14^).  Dagegen  wird  13^  (vgl  zu  •»»«  iV  ^W'^')  22, 
1.  7.  11.  27,  1.  31,  11)  u.  14»  (vgl  zu  w  ^aawn  Num.  13,  26. 
22,  8.  Jos.  14,  7  bei  B)  auf  B  (WL  Bac)  zurückgehen.  (In  Anbe- 
tracht davon,  dass  das  Weiden  gerade  bei  Sekhem  nach  dem  Ereigniss 
Gp.  34  befremdlich  schien,  setzt  das  B.  Jub.  c  34  hier  eben  den  Krieg 
gegen  die  Amoräer,  vgl.  Gen.  48,  22,  ein).  —  V.  12.  Die  Brüder 
ziehen  I  in  die  Gegend  von  Sekhem,  um  dort  zu  weiden,     rit]  über- 


Gen.  37,  12—24.  395 

punktirt,  weil  kritisch  verdächtig  (zum  Acc.  ohne  m«  s.  zB.  17,  24). 
V.  14.  sieh  das  Wohlbefinden  deiner  Brüder]  sieh  zu,  ob  es  ihnen 
wohl  geht.  Thal  ^ehron]  s.  zu  23,  2.  20.  nach  Sekhem]  in  die 
Gegend  von  §ekhem.  —  V.  15 — 17.  Josef,  die  Brüder  vergeblich 
suchend,  wird  von  einem  ihn  treffenden  Mann  über  ihren  Wegzug 
nach  Dothan  unterrichtet.  Dies  nicht  nach  B  {Bac,\  sondern  nach  G 
(Wl.  Kitl^f  aus  Stylist  u.  sachlichen  Gründen,  denn  bei  B  ist  die 
Distanz  zwischen  Jacob  u.  seinen  Söhnen  nicht  so  gross,  dass  er  über 
deren  Aufenthalt  nicht  unterrichtet  sein  konnte.  nnK^to«_i]  16,  7. 
nsJJi  rram]  ohne  «in,  s.  24,  30.  '^nswaw]  Sam.  d-'^s^öw,  s.  aber  Ew.  284^. 
1»nn]  woraus  y.rn  durch  lautliche  Differenzirung  hervorgegangen  ist  (s. 
zu  32,  3),  nach  2  B.  6,  13  ff.  nicht  so  sehr  weit  von  Samaria,  in 
Judith  3,  9  f.  4,  6.  7,  3.  8,  3  z/cor«/a  oder  J(x>d-atii.  JcDd-asifA  lag 
nach  dem  Onom.  12  Mill.  nödl.  von  Sebaste  (Samaria);  die  heutigen 
Buinen  Teil  Döthän  (Roh.  NBF.  158;  Bäd.^  237),  1%  St.  südwestl. 
von  (jenin,  bezeichnen  seine  Lag^.  Durch  die  Ebene  von  Teil  Dothan 
führt  die  Strasse  von  BethSean  u.  Jizreel  nach  Bamle  u.  Ägypten  (Roh. 
Pal.  ffl.  161.  388.  413.  417.  481.  541.  552.  575).  Auf  dieser 
Strasse  zogen  die  Karawanen  V.  25  ff.  —  V.  18 — 20.  Wie  die  Brü- 
der Josef  in  der  Ferne  kommen  sehen,  machen  sie  den  tückischen  An- 
schlag ihn  umzubringen;  V.  18^  von  C,  19  f.  von  B.  Das  Umgekehrte 
anzunehmen  (WL)  ist  unnatürlich,  da  B  den  Jos.  als  den  Träumer  be- 
schrieben hat,  nicht  C.  öj^aü]  LXX  streichen  "J;  bei  C  wohl  urspr. 
öhtaa  '>'n^\  -irk  ^iVös^^i]  fassten  einen  lückischen  Plan  gegen  ihn  (Ew. 
124^).  Da  Vm  sonst  nur  Num.  25,  18;  Ps.  105  u.  Mal.  1,  18  vor- 
kommt, so  liegt  die  Yermuthung  nahe,  dass  die  Phrase  hier  zwar  nicht 
von  einem  letzten  Diaskeuasten  (Kuen.  0.^  317),  wohl  aber  von  B 
eingesetzt  sei,  weil  er  den  Plan  der  Brüder  nach  C  (neben  V.  20  nach 
B)  nicht  in  extenso  mittheilen  wollte.  Herr  der  Träume\  Träumer 
(14,  13),  eine  spöttische  Bezeichnung.  ritVn]  24,  65.  —  V.  21  f. 
„Diesem  Anschlag  tritt  Buben  entgegen,  der  als  Erstgeborner  besondere 
Pflichten  hat^^  Kn,  Der  Text  ist  aus  G  u.  B  zusammengearbeitet,  da 
ein  Grund  zu  doppeltem  '^^»'»^  sonst  nicht  vorliegt  Nun  ist  aber  22 
(nach  29  f.)  sicher  von  B,  demnach  21  (etwa  ausser  '»"^  a^öw'^i)  von 
C,  bei  welchem  Juda  der  Better  ist,  also  die  Einleitung  »"^^  s^^w^i 
gelautet  haben  muss;  ein  Theil  seines  Vorschlags  ist  von  B  aus  bar- 
monist.  Gründen  erst  V.  26  nachgebracht  dt'»  wl^sf^i]  Ex.  2,  19;  er 
rettete  ihn,  indem  er  die  sofortige  Tödtung  verhinderte  u.  übrigens 
ebenfalls  veranlasste,  ihn  in  eine  Grube  zu  werfen  (dies,  von  Bac.  be- 
stritten, folgt  doch  wohl  aus  V.  23^^),  ohne  dass,  was  weiter  mit  ihm 
werden  sollte,  gesagt  wäre,  ihn  nicht  schlagen  am  Leben]  ihn  nicht 
todt  schlagen  (Dt  19,  6.  11  u.  ö.),  s.  Ges.  117,  5^.  V.  22.  leget  nicht 
Hand  an  ihn\  22,  12.  'ai  yyiah]  das  für  einen  späteren  Zusatz  zu  er- 
klären (Kn?j,  liegt  nicht  der  mindeste  Grund  vor,  u.  ist  gegen  V.  29. 
—  V.  23  f.  Sie  werfen  ihn  in  die  wasserlose  Cisterne.  Zu  diesem 
Gebrauch  der  Cisterne  vgl.  Jer.  38,  6.  Thr.  3,  53  (Win.^  I.  199).  Dass 
sie  ihm  vorher  den  Leibrock  auszogen,  hängt  schon  mit  ihrem  Plan 
V.  20  u.  31  ff.  zusammen.    In  V.  23^  ist  der  Text  des  B  u.  C  (Ärmel- 


396  Gen.  37,  25—29 

kleid,  V.  3)  nebeneinander  gestellt  —  V.  25—27.  Die  3  ersten 
Worte,  als  Voraussetzung  itir  28^'',  aus  B,  das  übrige  aus  C.  Sie 
halten  Mahlzeit  (31,  54).  Plötzlich  sehen  (31,  1)  sie  eine  iSmaelit 
(25,  18)  Karawane  heranziehen.  Sie  kam  von  Gilead,  Wohl  über  Beth- 
Seän  herüber,  s.  zu  V.  17.  Ihre  Ladung  besteht  in  Specereien  (über 
deren  Namen  s.  Ges,  th.),  näml.  Tragakanlh  (das  Harz  des  Astraga- 
lus  gummifer,  Ri,  HWB.  1682  f.),  „von  dem  Rauwolff  Reisebeschr.  n. 
136f.  (Ausg.  V.  1852)  3  Arten  auf  dem  Libanon  fand/'  Mastix,  „der 
im  Hebrderlandy  nam.  in  Gilead  einheimisch  war  u.  nach  Phönicien  u. 
Äg.  ausgeführt  wurde  (43, 11.  Jer.  8,  22.  46,  11.  Ez.  27,  17)",  näher 
dem  balsamischen  Harz  (ßrirlvri)  des  Mastixbaums  {Ri.  EWB.  959), 
das  in  Öl  aufgelöst  auch  zu  Salben  verwandt  wurde,  aber  nicht  mit 
dem  eig.  Balsam  zu  verwechseln  ist  (nicht  6xQVQa^,  wie  Lag,  Milth. 
L  234 f.  384  aus  etymol.  Grunde  will),  u.  Ladanum  (kfjdov,  krjöcc- 
vov,  assyr.  ladunu,  Schrad,  in  MBAW.  1881  S.  413  ff.),  dem  wohl- 
riechenden Harz  der  Gistusrose,  welche  in  Kreta,  Cypern,  Arabien,  Sy- 
rien (Plin.  26  §  47  f.),  u.  Palästina  (Schub.  R.  ÜL  114.  174)  zu 
Hause  ist  (s.  Win.^  II,  2;  Ät.  HWB.  877,  u.  über  den  Namen  Schrad. 
a.  a.  0.).  „Diese  Gelegenheit  benutzt  Juda  zu  einem  Vorschlag.  Sie 
hätten  keinen  Gewinn,  wenn  sie  Josef  umbrächten;  sie  wollen  ihn 
lieber  an  die  I§m.  verkaufen,  nicht  aber  Hand  an  ihn  legen,  der  ihr 
Fleisch  (29,  14)  u.  Bruder  sei"  (Kn.).  Ein  Theil  dieser  seiner  Worte 
ist  vielleicht  durch  R  aus  V.  21  (s.  d.)  hieher  versetzt,  'ai  •0'»ö5i] 
nicht:  ihn  ohne  Blutvergiessen  umbringen  {fVL)j  auch  nicht:  ordnungs- 
mässig  begraben  (Schwally  Leben  n.  d.  Tod  52),  sondern  durch  Ver- 
scharren des  Bluts  den  Mord  verheimlichen  (Raä,  Kn.  Del.)  —  V.  28. 
Die  Brüder  gehen  darauf  ein,  u.  verkaufen  ihn  (45,  4)  an  die  iSmae- 
liter  um  20  (Seqel,  s.  20,  16)  Silber  (LXX  XQvcovg,  ebenso  45,  22); 
zum  Preise  s.  Lev.  27,  5.  —  Soweit  C.  Das  übrige  ist  aus  B.  Wenn 
es  näml.  heisst  u.  handeltreibende  midian.  Männer  kamen  vorüber 
u.  zogen  Josef  heraus  aus  der  Grube  d.  h.  bemächtigten  sich  seiner 
als  guter  Beute,  so  ist  das  offenbar  eine  andere  Erzählung  des  Her- 
gangs. Zwar  sollen,  nach  dem  jetzigen  Text,  zu  ^vtt^i  die  Brüder 
Subj.  sein;  aber  dass  in  Wahrheit  hier  ein  anderes  Referat  einfällt,  er- 
kennt man  a)  aus  den  verschiedenen  Namen  der  Kaufleute  (s.  dieselbe 
Differenz  V.  36  bei  B  u.  39,  1  bei  G),  b)  aus  dem  Fehlen  des  ArU 
bei  '-Tta  'm,  womach  nicht  die  V.  25.  27  genannten  ISmaeliten  gemeint 
sein  können,  u.  c)  aus  40,  15,  womach  Josef  nicht  verkauft,  sondern 
gestohlen  wurde.  Die  Midianiter  des  B  passen  zu  25,  2.  Ob  G  U- 
machten  im  weiteren  (s.  S.  312)  oder  engeren  Sinn  meint,  steht  dahin. 
„Eine  andere  Wendung  dieses  Vorgangs  findet  sich  bei  Artapan  (Eus. 
pr.  ev.  9,  23),  womach  Josef,  um  den  Nachstellungen  der  Brüder  zu 
entgehen,  benachbarte  Araber  bat,  sie  möchten  ihn  nach  Äg.  mitneh- 
men, was  diese  auch  thaten"  (Kn.;  Ew.  G.^  L  588).  Aus  B  stammt 
auch  V.  28^:  C  schreibt  nicht  «"»an,  sondern  T'':^n  25.  39, 1  (Hupl.). 
—  V.  29  f.  aus  B.  Als  (später,  nach  dem  Essen,  25*)  Ruhen,  der  den 
Josef  zu  retten  im  Sinne  hatte  (vgl.  42,  22),  nach  ihm  in  der  Gisterne 
sieht  (um  ihn  zu  befreien  u.  heimzusenden),  findet  er  ihn  nicht  mehr 


Gen.  37,  30.  397 

u.  gerath  in  Verzweiflung,  u.  ich,  wo  soll  ich  eingehen  ?]  wohin  mich 
wenden?  t»]  schreibt  B  auch,  zB.  28,  20.  41,  42  (neben  n^fei  zB. 
35,  2.  41,  i4).  Zur  Phrase  v^-i»  r>p  vgl.  Num.  14,  6;  i-^n^w  3>^p 
V.  34.  44,  13.  Jos.  7,  6.  —  V.  31  f.  Die  Brüder  tauchen  den  zu  diesem 
Zweck  (V.  23)  zurückbehaltenen  Leibrock  in  das  Blut  eines  geschlach- 
teten Ziegenbocks  u.  schicken  ihn  dem  Vater.  V.  31  aus  B,  32  (wegen 
D'^D&n  's)  aus  G,  sind  beide  aus  einander  zu  ergänzen:  in  jenem  fehlt 
das  Abschicken  an  den  Vater,  in  diesem  das  Eintauchen  in  das  Blut. 
K3-^5n]  wie  bei  C  in  38,  25  (doch  s.  auch  31,  32).  Die  Doppelfrage 
wie  18,  21.  24,  21  bei  C.  —  V.  33.  Aus  dem  blutigen  Kleid  Ihut 
Jacob  sofort  den  von  den  Söhnen  beabsichtigten  (V.  20)  Schluss.  Die 
Formel  inn^s«  nn  sr^n  ist  aus  B  (s.  V.  20),  die  Formel  t)^  t\'^  aus 
C  (s.  44,  28).  w^sn]  Ges.  100  A.  4.  w^-^sui]  Ges,  60  A.  2.  n'^tal 
Ges.  113,  3  A.  4.  —  V.  34 f.  Jacob  legt  Trauer  an  {Win.^  U,  352) 
u.  trauert  lange  untröstlich  um  den  geliebten  Sohn;  er  will  im  Trauer- 
kleid sterben  u.  in  das  Schattenreich  (s.  25,  8)  hinabfahren.  Der  Text 
ist  nicht  ganz  von  B  {Bac.\  sondern  gemischt,  aber  nicht  34.  35^  aus  B, 
35^  aus  G  (KUl),  sondern  dem  34^.  35^,  die  sich  nicht  von  einander 
trennen  lassen,  steht  gegenüber  35^  u.  stammt  mit  34*  (wegen  apJ'', 
trotz  y^rhisv)  wohl  von  B,  während  34^  35*  (wegen  ri>«iD  ti«  vgl. 
42,  38.  44,  29.  31)  auf  G  weist  „Zu  ^a«  u.  l>a«*?n  von  dem,  der 
im  Trauerkleid  einhergeht,  vgl.  2  S.  14,  2.  Jes.  61,  3.  Ps.  85,  14; 
^«nn  im  Pent  nur  noch  Ex.  33,  4.  Num.  14,  39''  (Kn.).  —  V.  36 
nach  B.  Die  Mid.  verkauften  Josef  nach  Äg.  an  Potifar.  ^"^i*^]  ver- 
kürzt (Ew.  164^)  oder  verderbt  aus  o'^ajT^,  was  alle  Verss.  ausdrücken, 
^•»»•i»]  dasselbe,  was  ar«  «^taSÄ  41,  45.  46,  20,  u.  nur  der  Unterschei- 
dung der  damit  benannten  Personen  wegen  daraus  verkürzt;  wenig- 
stens geben  die  LXX  f&r  beide  Formen  nstsg)Q'^g  oder  nevTBg>Qijg 
{Lagarde  Gen.  gr.  S.  20  der  Vorn).  Der  Name  ist  ägyptisch  Pelepre 
d.  h.  den  der  Sonnengott  gegeben  hat,  Geschenk  der  Sonne;  Sonnen- 
gott ist  Pcc  oder  Pi?.  (Anders  Brugsch  Gesch.  248:  puti-par  Geschenk 
des  Erschienenen.)  Sonst  s.  über  diese  äg.  Namen  zu  41,  45.  „Poti- 
far heisst  Verschnittener,  Eunuch,  Hofbeamter  (s.  40,  2)  Pharao's  (12, 
15),  u.  Oberster  der  Schlächter  d.i.  Hinrichter,  Trabanten;  „er  war 
somit  Oberster  der  Palastwache,  welche  zugleich  die  Bluturtheile  zu 
vollstrecken  hatte  u.  darnach  bezeichnet  wurde.  Unter  seiner  Aufsicht 
stand  auch  das  Staatsgef^ngniss  40,  3  f.  Dasselbe  Amt  finden  wir  bei 
den  Babyloniem  (2  Beg.  25,  8flf.  Jer.  39,  9,  52,  12fiP.  Dan.  2,  15),  wo 
der  Trabantenoberste  zB.  Gefangennehmungen  u.  Hinrichtungen  voll- 
zog" (tCn.). 


2.   Juda  und  Tamar  Gap.  38,  von  t. 

In  die  Geschichte  Josefs  ist  eine  Erzählung  eingeschaltet,  welche 
die  Entstehung  der  3  Hauptgeschlechter  (Num.  26,  19—22)  des  St. 
Juda  behandelt.  An  die  Stelle  der  früh  erloschenen  oder  nur  noch  in 
Besten  (1  Chr.  4,  21  wo   ein  '^Er  unter  Sela  erscheint)  vorhandenen 


398  Gen.  38,  1. 

Geschlechter  ^Er  u.  Onan  traten  später  2  andere,  Peres  u.  Zerach, 
welche  aber  nicht,  wie  Efraim  u.  Manasse  (Gen.  48,  5  IT.),  als  adop- 
tirte  Enkel,  sondern  als  nachgezeugte  Söhne  Juda's  selbst,  nur  nicht 
von  seinem  Weib,  sondern  von  seiner  Schwiegertochter,  aufgefasst 
wurden  {Ew.  G.^  I.  543  ff.),  u.  unter  welchen  dann  wieder  der  jüngere 
Peres  dem  andern  den  Vorrang  abgewann,  üi  die  Reilie  der  Josef- 
stucke ist  es  nur  Susserlich  (s.  V.  1)  eingefugt,  gibt  aber,  wie  diese 
einen  Beitrag  zu  der  Geschichte  der  Herausbildung  der  Stämme,  bes. 
ihrer  Mischung  mit  den  Landesbewohnem.  Juda  erscheint  hier  schon 
auf  dem  Punkt,  sich  von  seinen  Brüdern  abzutrennen  u.  in  seinem 
späteren  Stammland  heimisch  zu  machen.  —  Juda  heirathet  eine  Ke- 
naanitin  u.  zeugt  mit  ihr  ''Er,  Onan,  §ela.  '^Er  heirathet  die  Tamar, 
stirbt  aber  kinderlos.  Onan,  welcher  als  Schwager  der  Tamar  Kinder 
zu  zeugen  sich  weigert,  wird  ebenfalls  bald  weggerafft,  u.  den  §ela 
scheut  sich  vorerst  Juda  der  Tamar  zu  geben,  weil  er  für  dessen  Leben 
fürchtet.  Tamar,  nachdem  sie  lange  als  Wittwe  auf  den  §ela  vergeb- 
lich gewartet,  weiss  sich  durch  eine  List  von  ihrem  Schwiegervater 
Juda  Beiwohnung  zu  erzielen,  u.  die  Frucht  davon  sind  Zwillinge, 
Peres  u.  Zerach.  —  Als  didaktischer  Nebengedanke  der  Erz.  zeigt  sich 
zugleich  die  Einschärfung  der  Pflicht  der  Schwagerehe  (s.  Win,^  II. 
19;  Ew,  Alt^  276  fl*.).  Diese  Schwagerehe,  obwohl  geschichtlich  nur 
einmal  (Ruth  4,  wo  V.  12  auch  an  Juda  u.  Tamar  erinnert  wird)  er- 
wähnt u.  gesetzlich  erst  in  Dt  25,  5  ff.  vorgeschrieben,  war  doch  ein 
alter  Brauch,  auch  bei  manchen  andern  alten  Völkern  verbreitet.  — 
Geschichten  der  Art  gab  es  vermuthlicli  in  der  alten  Sage  u.  in  den 
Sagenbüchern  mehrere.  Sie  sind  für  uns  nicht  mehr  erhalten  (als 
Bruchstück  einer  solchen  kann  man  35,  22.  49,  5  f.  ansehen).  Nur 
diese  hier  in  Gp.  34  ist  ausfQhrUch  beschrieben  u.  von  R  aufgenommen, 
weil  sie  für  die  Judäer  von  Wichtigkeit  war.  Neben  der  ausfuhr!. 
Josefgeschichte  sollte  der  Stamm  Juda  u.  die  Ausbildung  seiner  Verhält- 
nisse nicht  ganz  übergangen  werden.  |  Die  Quelle  der  Erz.  ist  ohne 
Zweifel  C.  An  A  ist  schon  wegen  des  Gottesnamens  nicht  zu  denken 
(über  46,  12  s.  d.).  Auch  B  kommt  aus  dem  gleichen  Grund  nicht 
in  Betracht.  Die  urspr.  Heimath  der  Sage  war  gewiss  das  jüd.  Stamm- 
land; Juda  zur  Schmach  (Retiss  Gesch.  ^  250)  ist  sie  nicht  ersonnen 
{Kuen,  0.^  I.  226),  noch  von  der  Eifersucht  der  Nordstämme  einge- 
geben. Nicht  einmal  dass  B  sie  auch  erzählt  hatte  (Afn.),  kann  aus 
den  Paar  Ausdrücken  nja  21  f.  ff^y^  14.  19  erschlossen  werden.  Zu  C 
stimmen  „die  Namendeutungen  29  f.,  «iri^  7.  10,  iwa  y^  10,  fiwc  tv^ 
26,  'i'^ön  25  f.,  r  12.  20,  ri^ri  wohlan  16,  "»pV»  9',  ir^r"^  26,  »? 
16.  25'^  (JfiTn.).  An  ihre  jetzige  Stelle  ist  sie  erst  von  R  eingefügt 
V.  1.  Durch  »•'nn  wa  wird  nicht  die  Geburt  des  Peres  u.  Zerach 
(29  f.),  wie  man  zur  Hebung  der  chronol.  Schwierigkeiten  schon  an- 
genommen hat,  sondern  die  Verheirathung  Juda's  in  die  Zeit  des  Ver- 
lustes Josefs  eingewiesen.  In  37,  26  (auch  wieder  Cp.  42  ff.)  erscheint 
er  noch  mit  den  andern  Brüdern  zusammen.  „Nun  trennt  er  sich  von 
ihnen  u.  verbündet  sich  mit  einem  '^Adullamiten  Hira.  Nach  V.  12 
scheinen  beide  gemeinschaftliche  Heerden  gehabt  zn  haben;  doch  war 


Gen.  38,  1—12.  399 

Juda  die  Hauptperson,  er  gieng  hinab]  von  Hebron  (?  s.  37,  14) 
auf  dem  Gebirge  Juda  nach  ^Ädullamy  welches  in  der  Ebene  (§efela) 
Juda  (Jos.  15,  35)  lag"  (Kn.),  S.  weiter  zu  Jos.  12,  15.  tafj  nicht 
sc.  ^VnK  (Del.^  Ke.),  da  dieses  sonst  nicht  ausgelassen  wird  u.  nach 
"»?  kein  Ortsname  kommt,  sondern  deverlU,  a<pi%tto  {Trg.  Pei,  LXX) 
wie  y.  16,  oder  neigte  sich  hin  zu  d.  i.  schloss  sich  an  an  (Kn.), 
wie  sonst  'b  -^rrK  rroa  Ex.  23,  2.  1  R.  2,  20.  Zu  i?  vgl.  1  S.  9,  9. 
—  V.  2 — 5.  Dort  heirathet  er  die  Tochter  des  Kenaanäers  Schu  a  u. 
zeugt  mit  ihr  3  Söhne  ^£r,  Onan,  §ela;  der  letzte  geboren  zu  Kezib, 
einem  Ort  in  der  Ebene  Juda,  sonst  Akzib  genannt,  Jos.  15,  44.  Micha 
1,  14.  Dieses  Kezib  galt  also  später  als  urspr.  Heimath  des  Geschlechts 
§ela  (s.  1  Chr.  4,  22).  Hier  wird  ganz  unbefangen  nicht  blos  die 
Heirath  Juda's  mit  einer  Kenaanäerin  u.  somit  halbkenaan.  Ursprung  des 
Geschlechts  (vgl.  46,  10),  sondern  auch  der  Anschluss  Juda's  an  Hira 
erzählt  V.  3.  »Jß«:]  Sam.  Tg  Jon,,  hbr.  Codd.  «;i?p»5;  vgl.  de  Rossi 
z.  St.,  u.  die  falsche  Lesart  in  29,  34.  n^c]  IhjXdii  LXX  (wie  auch 
n-j-^n  nur  eine  Variante  von  D^nn  sein  wird,  vgl.  zu  36,  14):  das  gen- 
tile  ist  "»a^w  Num.  26,  20.  rv^T^)]  unerträglich;  Sam,  ■•n'^i,  besser  LXX 
ccvzri  di  ifv  d.  h.  «'^»T'  (vgl.  JDriv,  Tens.^  S.  161);  s.  auch  Geig, 
Ürschr.  462.  —  V.  6  f.  „Seinem  Erstgeborenen  "^Er  wählt  er  nach  hbr. 
Sitte  (s.  21,  21.  34,  4)  ein  Weib,  Namens  Tamar,  die  wohl  ebenfalls 
eine  Kenaanitin  war.  Jahve  (LXX  6  &e6g)  aber  lässt  "^Er  sterben,  weil 
er  Missfallen  an  ihm  hat  Das  sagt  Vrf.  nach  der  Vorstellung,  dass  ein 
früher  Tod  Sündenstrafe  sei  (Ps.  90,  7  ff.  Prov.  10,  27.  Ij.  8,  11  ff. 
15,  32)  —  V.  8 — 10.  Bei  Onan,  der  nach  Juda's  Forderung  als  levir 
in  die  Ehe  mit  Tamar  tritt,  um  dem  verstorbenen  Bruder  Samen  auf- 
zurichten  d,  h.  Nachkommenschaft  zu  Stand  zu  bringen,  weiss  der  Vrf. 
etwas  besonderes  zu  berichten,  was  ihm  Jahve's  (rov  ^eov  LXX)  Miss- 
fallen zuzieht"  (Kn,),  Er  mag  den  Liebesdienst,  dem  Bruder  Nach- 
kommen zu  zeugen  u.  so  die  Auslöschung  seines  Namens  (zB.  Ij.  18, 
17.  Ps.  9,  7.  109,  15.  Dt  9,  14)  von  ihm  abzuwenden,  nicht  er- 
füllen. Er  wohnt  zwai*  Tamar  bei,  aber  absichtlich  nicht  befruchtend, 
Heblos  gegen  den  Bruder  u.  selbstsüchtig.  Um  dieses  sündl.  Verhaltens 
willen  rafft  ihn  Gott  weg.  *yy  n;n;i]  consec,  im  Sinne  des  Praes.  der 
Vercangenheit,  wie  30,  41  f.  Num.'  21,  9  {Ew,  345^);  so  oft  (Ew. 
355")  er  zu  ihr  hineingieng,  verderbte  er  zur  Erde^  liess  den  Samen  zu 
Boden  fallen  (s.  Win,^  H.  175).  ih]  nur  noch  Num.  20,  21.  — 
V.  11.  „Juda  hält  Tamar  für  ein  unheilbringendes  Eheweib  (Tob.  3,  7  ff.) 
u.  will  ihr  den  3.  Sohn  nicht  geben,  erklärt  dies  aber  nicht  geradezu, 
sondern  sagt  blos,  sie  solle  Wittwe  bleiben,  bis  Sela  herangewachsen 
sein  werde,  im  Hause  ihres  Vaters]  wohin  die  Wittwe,  wenn  sie 
keine  Kinder  hatte,  sich  zurückzog  Lev.  22,  13"  {Kn).  —  V.  12.  es 
wurden  viel  die  Tage\  es  vergieng  eine  ziemliche  Zeit  (26,  8),  da 
starb  Juda's  Weib,  er  tröstete  sich\  hörte  auf  um  sie  zu  trauern,  vgl. 
24,  67.  Nach  Ablauf  der  Trauerzeit  begab  sich  Juda  mit  semem  Ge- 
nossen (so  nach  V.  1  hier  u.  20  richtig  die  Mass.,  dagegen  LXX  Vulg. 
Luth,  falsch  nn;ps)  Hira  nach  Timna  zur  Schafschur.  ^?j  vgl.  30,  33; 
es  drückt  auch  hier  aus,   dass  er   sie  beaufsichtigen   will.     Timn({\ 


400  Gen.  88,  12—18. 

„hier  wohl  nicht  der  bekanntere  Danitische  Ort  dieses  Namens,  sondern 
we^n  n^y  das  Jos.  15,  57  neben  Gibea  genannte  Tirana  auf  dem  Ge- 
birg Juda,'  Rot.  n.  599"  (Kn.).  —  V.  13  f.  Tamar,  die  bisher  vergeb- 
lich auf  §ela  gewartet,  dass  ihn  Juda  ihr  geben  würde,  erhält  von 
Juda's  Reise  Kenntniss  u.  benutzt  die  Gelegenheit,  um  Juda  selbst  zur 
Leistung  der  Leviratspflicht  zu  veranlassen.  Sie  legt  die  Wittwenkleider 
(Judith  10,  3.  16,  7)  ab,  hedecJH,  näml.  das  Gesicht,  mü  dem  Schleier 
(24,  65),  um  von  Juda  nicht  erkannt  zu  werden  (Ij.  24,  15),  nimml 
eine  Hülle  um,  wie  sie  bei  Buhldirnen  (Prov.  7,  10)  üblich  gewesen 
zu  sein  scheint  (LXX  Peä,  Onk.i  putzt  sich  mit  Kleidungsstücken),  u. 
begibt  sich  nach  Änaim,  wo  sie  sich  an  den  Eingang,  also  vor  den 
Ort  setzt.  Tamar  will  als  n«"g  Geweihte  erscheinen  (V.  21  f.),  als 
eine,  die  sich  zu  Ehren  der  Liebesgöttin  Astarte  preisgibt  {Movers 
Phon.  L  679  f.).  Solche  Dirnen  setzten  sich  gerne  an  die  Strassen 
(Jen  3,  2.  Ez.  16,  25;  Ep.  Jer.  42  f.).  Diese  religiöse  Unzucht,  in 
Kenaan  u.  auswärts  sehr  verbreitet,  wird  hier  schon  für  diese  ältere 
Zeit  vorausgesetzt,  wie  sie  gewiss  sehr  alt  war.  D"?.r?]  V.  21  mit 
dem  Art.,  wohl  nur  zerdehnt  aus  ar?  (s.  37,  17),  „einem  Ort  in  der 
Ebene  Juda  (Jos.  15,  34),  welcher  nach  der  vorliegenden  Stelle  an  der 
Strasse  von  Juda's  Wohnort  nach  Tirana  lag"  {Kn.).  Über  die  Dual- 
endung s.  zu  32,  3.  Die  Alten  {Trgg,  Pe§,  Hier,  Saad.)  nahraen  es 
(gegen  21)  als  n.  appell.  u.  verstanden  'y  'b  als  Scheideweg.  —  V.  15. 
Juda  hält  sie  für  eine  Buhlerin.  's  "»s]  ihr  Schleier  ist  nicht  der 
Grund,  warura  sie  J.  für  eine  njV  hielt,  sondern  warum  er  sie  nicht  er- 
kannte; um  das  klar  zu  stellen,  haben  LXX  Vulg.  noch  aal  ov%  Ini- 
yvca  avxYiv  (nn*'  v^V)  beigegeben.  —  V.  16  f.  Juda  biegt  zu  ihr  ab 
nach  dem  Weg  näml.  wo  sie  sass  (LXX  rt/v  686v  des  Weges  ohne 
^,  was  Lagarde  Prov.  p.  III  u.  Olsh,  vorziehen),  „und  wünscht  ihr 
beizuwohnen;  sie  verlangt  dafür  ein  Ziegenböckchen  u.  bis  zu  dessen 
Sendung  einstweilen  ein  Unterpfand.  Der  Liebesgöttin  vnirden  gern 
Ziegenböckchen  u.  Ziegen  geopfert  (Tacit.  bist  2,  3),  nam.  von  den 
Hetären  (Lucian.  dial.  raeretr.  7,  1).  Auch  bildete  man  diese  Göttin 
auf  einem  Bocke  sitzend  ab  (Paus.  6,  25,  2).  Das  Ziegenböckchen 
erscheint  auch  als  Geschenk  des  Ehemanns  (Jud.  15,  1)  an  das  Ehe- 
weib. —  V.  18.  Das  Unterpfand  besteht  in  Dingen,  welche  sehr  ge- 
eignet sind,  später  Juda  als  Urheber  der  Schwangerschaft  unwiderleg- 
lich hinzustellen,  weil  sie  immer  bei  der  Person  des  Besitzers  (Gant. 
8,  6)  waren,  näml.  der  Siegelring,  den  Juda  an  einer  Schnur  um  den 
Hals  trägt,  wie  noch  heute  die  Städtebewohner  Arabiens  (Roh.  L  58), 
das  andere  der  Stock  j  welchen  man  sich  als  verziert  u.  kostbar  zu 
denken  hat.  Bei  den  alten  Babyloniern  trug  jeder  Mann  einen  Siegel- 
ring u.  einen  Stock,  welcher  letztere  oben  eine  geschnitzte  Zier  hatte 
(Herod.  1,  195;  Strab.  16,  1,  20).  Dasselbe  nimrat  der  Vrf.  hier  an" 
(Kn,),  Über  den  Gehstab  bei  den  alten  Ägyptern  u.  Hebräern  s.  auch 
Chabas  in  Annales  du  Mus6e  Guimet  I.  35  ff.  Die  Alten  übrigens  ver- 
standen unter  ^•'Jift  (u'^h'-^ns)  25)  Halskette  {oQfilaxog,  argsmog  LXX  Äq, 
Sym.)  oder  armilla  (Hier.)  oder  Tuch,  Mantel  {Onk.  Pei,)-,  ihnen 
war  die  Sitte,  den  orjh  auf  der  Brust  zu  tragen,  nicht  geläufig.  — 


Gen.  38, 19—29.  401 

y.  19.  Mit  dem  Unterpfand  geht  sie  nach  Haus  u.  verwandelt  sich 
wieder  in  die  Wittwe.  —  V.  20—22.  Als  Hira  von  Juda  das  ausbe- 
dungene Ziegenböckchen  nach  Änaim  bringt,  um  das  Pfand  auszulösen, 
kann  er  sie  nicht  finden,  denn  sie  ist  nur  vorübergehend  dort  gewesen. 
K-jn  n»-tpn]  s.  19,  33.  ma]  im  Pent.  nur  48,  9.  Ex.  24,  14.  Num.  22, 
19.  23,  1.  29.  —  V.  23.  Juda  meint,  sie  möge  das  Pfand,  das  mehr 
werth  als  das  Böckchen,  nehmen  u.  behalten,  damit  sie  nicht  bei  wei- 
terem Nachforschen  zum  Gespött  werden;  er  habe  sein  Wort  gelöst. 
—  V.  24.  Nach  ungefähr  3  Monaten  (zu  der  doppelten  Praep.  vgl. 
lönnöft  1  S.  10,  27  LXX,  sonst  1  S.  14,  14  u.  Lev.  26,  37;  statt 
'oiv  hat  Sam,  correcter  rwhti)  wird  ihm  gemeldet,  sie  sei  schwanger 
(n^rt  rrarr  s.  24,  30)  auf  Hurerei  hin  (Ps.  18,  45.  Num.  16,  34),  in 
Folge  solcher  (Sam,  ö'^atV).  Er  will  sie  verbrennen  lassen,  vermöge 
der  Gewalt,  die  er  als  Familienhaupt  über  sie  hatte  (31,  32).  Tamar 
konnte  als  Verlobte  §ela's,  also  als  Ehebrecherin  gelten.  Nun  ist  aber 
nach  dem  Gesetz  die  Strafe  der  gewöhnl.  Ehebrecherin  die  Steinigung 
(Lev.  20,  10.  Dt.  22,  23fiP.  Ez.  16,  40.  Job.  8,  5),  u.  Verbrennunff  die 
der  verhurten  Priestertochter  (Lev.  21,  9).  Deshalb  meint  Kn.  (nach 
7]jjfJon.),  es  liege  hier  die  Vorstellung  von  den  Patriarchen  als  Gottes- 
männern zu  Grund  (15,  1.  20,  7).  Das  will  aber  auf  Juda,  der  zur 
Buhlerin  gieng,  wenig  passen.  Man  wird  eine  vom  Gesetz  abweichende 
Strafart  anerkennen  müssen,  wobei  noch  eine  dunkle  Erinnerung,  an 
vor-  oder  aussergesetzHche  Zeiten  zu  Grund  liegen  kann  (s.  aber  auch 
Lev.  20,  14).  —  V.  25  f.  Zur  Construction  s.  29,  9.  Wie  sie  zum 
Tod  hinausgeführt  wird,  sendet  sie  die  Pfänder  dem  Juda,  welcher  sie 
als  die  seinigen  anerkennt  u.  erklärt,  nicht  sowohl:  sie  sei  gerechter 
als  er,  d.  h.  habe  mit  der  Erschleichung  der  Beiwohnung  nicht  so  un- 
recht gehandelt,  wie  er  mit  der  Vorenlhaltung  des  Sela  (Kn.  Del),  als 
vielmehr:  sie  sei  im  Recht  von  ihm  aus  d.  h.  ihm  gegenüber,  vgl.  Ij. 
4,  17  {Ges.  133, 1  A.  1  not.  3).  „Juda  wohnt  ihr  nicht  mehr  bei,  weil  das 
Blutschande  gewesen  wäre  (Lev.  18,  15.  20,  12)"  Kn.  1ö-V?-^s]  18,  5. 
Ka-^sn]  31,  32.  37,  32.  tp^^?]  Sam.  ^^-^M);  s.  aber  BöUch.  NÄ.  L  23 
(auch  ül)er  rna^h).  —  V.  27 — 30.  Tamar  kommt  mit  Zwillingen  nie- 
der. Die  Geschichte  ist  der  von  der  Rebecca  sehr  ähnUch  (25,  24  ff.). 
■^?  15?^]  da  gab  er,  sc.  ir>*9rr,  eine  Hand  d.  i.  da  streckte  einer  eine 
Hand  hervor;  die  unpersönl.  Fassung:  es  gab  d.  i.  erschien  eine  Hand 
{Ges,  Del,  Ke,)  ist  nicht  nöthig  u.  überhaupt  zu  beanstanden  (s.  Hilx. 
zu  Ij.  37,  10).  Ihn  erklärt  die  Helferin  (35,  17)  fQr  den  Erstgebor- 
nen u.  bindet  einen  Karmesinfaden  an  seine  Hand,  um  ihn  nachher 
wieder  zu  erkennen.  Allein  nicht  er,  sondern  der  andere  kommt  zu- 
erst aus  Mutterleib  hervor,  "ii;  'na  w_i]  nicht:  war  wie  ein  zurück- 
ziehender seine  Hand  (De/.^);  er  muss  sie  wirklich,  nicht  blos  schein- 
bar zurückgezogen  haben,  sonst  hätte  der  andere  nicht  kommen  kön- 
nen; sondern  Part,  mit  Praep.  muss  s.  v.  a.  a"»»??  "ifi*»?;»  sein  (40,  10. 
Jer.  2,  17;  Ew.  337®):  wie  {als)  er  zurückzog,  wie  im  nachbibL 
Hehr.  Will  man  corrigiren,  so  genügt  nicht  a-^wn»  {Driv,  Tens.^  S. 
172),  wegen  Verschiedenheit  des  folg.  Subj.,  sondern  nur  'i^'^^rg^ 
Scheltend  auf  den  andern  sagt  die  Hebamme:  was  hast  du  dir  (deinet^ 
Handb.  z.  A.  Test  XI.  6.  Aufl.  26 


402  Gen.  38,  29— -Cap.  39. 

wegen  20,  3)  einen  Riss  gerissen!  was  brauchtest  du  dich  so  gewalt- 
sam durch-  u.  vorzudrängen!  (LXX  Aq,  Lulh*  Del,  a.).  Daher  sein 
Name  Riss  (Reisser  oder  Dränger).  Das  it^S^  ?|"^V.3J  als  Ausnifesatz  für 
sich  zu  nehmen:  über  dich  Riss!  (vgl.  16,  5),  entweder:  du  musst 
die  Schuld  der  Zerreissung  der  Mutterscheide  tragen  (Cler,  Ros,  Ges.  a.), 
oder:  dich  treffe  ein  Bruch  {tCn.\  liegt  ferner.  Beschädigung  der  Mutter 
müsste  bestimmter  angedeutet  sein,  u.  die  Losreissung  der  Mehrzahl 
der  Stämme  vom  Davidhaus  nach  Salomo  (Kn,)  betraf  ja  doch  nicht 
Pere§  im  Unterschied  von  Zerach  (wenn  auch  David  von  ihm  stammte), 
sondern  entweder  das  Davidhaus  oder  aber  ganz  Juda.  Vielmehr  nur 
darauf,  dass  Peres,  obwohl  eig.  der  jüngere,  doch  mit  der  Zeit  seinem 
Rivalen  den  Vorrang  ablief,  u.  man  wohl  auch  über  seine  Gewaltthätig- 
keit  sich  zu  beklagen  hatte,  wird  angespielt  Den  andern  aber  nannte 
man  n-^t;  eine  Etymologie,  etwa  Aufgang,  weil  er  zuerst  aufgieng, 
erscheinen  wollte,  oder  indigena  (rt^fvi)  ist  nicht  angemerkt,  u.  eine 
Anspielung  auf  ■•?»  eig.  glänzend  (Del.)  ist  nicht  darin.  K^pi]  »^mi 
Sam,  TgJon.  Pei.,  sowohl  V.  29  als  30.  —  Ein  Schimpf  soll  durch 
diese  Erzählung  dem  Peres  so  wenig  angehängt  werden  als  25,  26 
dem  Jacob.  Was  moderne  Tendenzkritik  aus  solchen  naiven  Stammes- 
sagen, voll  volksthüml.  Humors,  machen  kann,  s.  bei  Bernstein  Urspr. 
d.  Sagen  1871.  S.  52  ff. 


3.    Josef  im  Gefängniss,  Cap.  39,  meist  von  C. 

Den  Josef  kauft  von  den  iSmaeliten  ein  ägypt  Mann  (Potifar)  als 
Sklaven,  u.  findet  ihn  so  tüchtig,  dass  er  ihn  über  sein  ganzes  Haus- 
wesen setzt  Aber  weil  der  gottesfürchtige  Jüngling  den  unkeuschen 
Zumuthungen  der  Frau  dieses  Mannes  standliaft  widerstrebt,  wird  er 
von  ihr  fälschlich  eines  unzüchtigen  Angriffs  auf  sie  angeklagt  u.  von 
seinem  Herrn  in  das  Staatsgefängniss  gesteckt  Doch  Gott  wendet  ihm 
die  Gunst  des  Gefängnissobersten  zu,  so  dass  dieser  ihn  zum  Aufseher 
über  seine  Mitgefangenen  bestellt  —  Zu  Juda  u.  Tamar  gibt  der 
keusche  Josef  ein  schönes  Gegenbild.  Femer  wenn  Josef  Cp.  37 
blos  als  unverdient  verfolgter  erscheint,  so  beweist  er  dagegen  hier 
eine  Kraft  der  Gottesfurcht  u.  eine  sittl.  Grösse,  welche  ihn  den  eigentl. 
Patriarchen  an  die  Seite  stellt  u.  begreifen  lässt,  dass  an  ihn  die 
Wendung  der  Geschicke  seines  Hauses  sich  heftet  Erst  ein  so  ge- 
prüfter scheint  der  fftr  ihn  kommenden  Erhebung  würdig.  —  Das 
Stück,  obwohl  sehr  wesentlich  im  Zusammenhang  der  Gen.,  ist  doch 
nicht  vom  Hauptverfasser  der  Josefgeschichte  (B),  sondern  von  C  {Ew, 
Hupf.  Sehr.  Böhm.;  Kuen.  0.^  143).  Wie  37,  25ff.  bei  C,  sind  hier 
V.  1  die  Umael.  die  Verkäufer;  sein  Käufer  ist  „ein  äg.  Mann**  1 
(s.  d.),  der  weiterhin  „Josefs  äg.  Herr"  2,  „der  Ägypter**  5  heisst, 
aber  mit  n.  pr.  u.  Titel  (wie  37,  36  bei  B)  nicht  benannt  wird.  Ferner 
wird  Josef  39,  20  ff.  von  seinem  Herrn  zur  Strafe  in  das  königl.  Ge- 
föngniss  ("infen  rra)  dem  Gefängnissvorsteher  ("^i^fen  ^'^ä  ^^to),  von  dem 
ein  Eigenname  nicht  genannt  ist,   übergeben  u.  von  diesem  mit  der 


Gen.  39.  403 

Aufsicht  über  die  Gefangenen  betraut,  wogegen  40,  2 — 4  bei  B  der 
Trabantenoberst  Po^ifar  das  Staatsgeföngniss  (^^^f?)  in  seinem  Hause 
hat,  selbst  der  Gefängnissoberst  ist,  u.  durch  seinen  Sklaven  (41,  12) 
Josef  die  königl.  Gefangenen  bedienen  lässt.  Wie  durch  diese  sachl. 
Differenzen  von  B,  zeigt  sich  das  Stück  auch  sprachlich  als  dem  C  zu- 
gehörig durch  ?Tjn:  2  f.  5.  21.  23,  rrh^n,  2  f.  23,  ^^ja  u.  tiw?  5,  -^^^n 
1,  nV«n  D'^wö  17.  19.  Ebenso  eignet  sich  dasselbe  durch  seinen  fei- 
nen ethischen  Gehalt  am  besten  für  G.  Die  Meinung  {WL  XXL  444), 
dass  nur  1 — 5.  20 — 23  von  C,  dagegen  6 — 19  in  der  Hauptsache  von  B 
(nach  Kn.  von  Ä)  stamme,  lässt  sich  mit  der  Dublette  10^  (s.  d.),  Q'^^V« 
9  (aber  in  der  Rede  an  die  Heidin),  ^^»^  D^'nam  ^n«  •»rp'j  7  (eine  gew. 
Übergangsformel  bei  Zusammenreihung  loser  Stücke,  die  B  häufig,  aber 
doch  nicht  er  allein  gebrauchte,  vgl.  zu  15,  1;  ausserdem  Jos.  24,  29. 
1  R.  17,  17.  21,  1  u.  s.),  n«"!»  nri  ii&\  n»^  6  (was  sich  aber  hier 
auch  daraus  erklärt,  dass  man  gewiss  ^»h  n^is  nicht  sagte)  einiger- 
massen,  mit  w'j  14  (41,  41;  dagegen  27,  27.  31,  50)  gar  nicht  stützen, 
mit  »:  8  (wie  4  f.),  ^»»J  weil  9  (wie  28;  nie  bei  B),  nWn  q'^':^^? 
17.  19  eher  widerlegen,  wird  übrigens  dadurch  ganz  unwahrschein- 
lich, dass  die  Geschichte  6 — 19,  wenigstens  wenn  sie  mit  der  Gefangen- 
setzung Josefs  endigte,  bei  B  nach  40,  3  f.  gar  keinen  Platz  hat  Aller- 
dings aber  vermisst  man  im  Zusammenhang  des  B  zwischen  37,  36 
u.  40,  3  f.  eine  Angabe  darüber,  was  der  Trabantenol^erst  mit  Josef 
machte,  u.  wie  dieser  durch  sein  Geschick  oder  seine  Tugend  die  Gunst 
seines  Herrn  gewann.  Wahrscheinlich  hat  die  betreffenden  Angaben 
des  B  nicht  blos  G  selbst  schon  benützt,  sondern  auch  R  noch  ein- 
zelne Bruchstücke  davon  in  den  Text  des  C  hineingearbeitet  zB. 
rr^h^tti  v-H  wi  2;  ^^k  ^-^ü^v  4  (vgl.  40,  4.  Ex.  24,  13.  33,  11)  oder 
V.  6^  (neben  4  meist  überflüssig)  u.  dgl.  Ausserdem  aber  hat  der- 
selbe durch  Einsetzung  von  o'»natsn — nfcnau)  V.  1  die  abweichenden  An- 
gaben über  den  Herrn  des  Josef  zu  Gunsten  des  B  zusammenge- 
schmolzen, andererseits  aber  die  Differenz  über  den  Gefängnissvorsteher 
durch  Aufnahme  von  V.  20 — 23  zu  Gunsten  des  G  (mit  einigen  Nach- 
hilfen zB.  in  V.  20)  entschieden,  so  dass  2  solcher  Vorsteher  sich  er- 
geben, ein  namenloser  etwa  als  Unterbeamter,  u.  der  Trabantenoberst 
Po^far  (40f  4)  als  Oberbeamter.  Aus  dieser  künstl.  Vereinigung  beider 
Berichte  fliessen  dann  aber  neue,  nur  durch  Hilfshypothesen  lösbare 
Schwierigkeiten,  näml.  ein  verheiratheter  ©■•'^ib  (s.  zu  1),  u.  ein  Po^ifar, 
der  als  beleidigter  Ehemann  den  Josef  gefangen  setzt  (20),  aber  als 
Gefängnissoberster  ihn  bevorzugt  (40,  4).  Vorstehender  Analyse  sind 
beigetreten  Kitt.,  KS, 

2.  Die  Frage,  ob  Josef  unter  einem  nationalägypt.  oder  einem 
Hyksoskönig  nach  Äg.  kam  u.  dort  emporstieg,  kann  aus  der  Gen. 
nicht  beantwortet  werden,  ist  auch  für  die  Erklärung  von  keinem  wesentL 
Belang.  Ein  Versuch,  Josef  in  die  Zusammenhänge  der  äg.  Geschichte 
hineinzustellen  I  wird  hier  gar  nicht  gemacht.  Josef  selbst,  hinter 
welchem,  wie  hinter  Abraham  u.  s.  w«,  urspr.  eine  grössere  Gemein- 
schaft gestanden  haben  muss  {Ew,  G.^  1.  580  ff.),  erscheint  in  der 
Gen.  nur  noch  als  diese  einzelne  Person  u.  seine  Geschichte  als  reine 

26* 


404  Gen.  39. 

Familiengeschichte.  Der  äg.  König  heisst  nur  Pharao;  ein  Eigenname 
Yon  ihm  oder  seiner  Hauptstadt  (44,  4)  wird  nicht  genannt,  u.  ist 
der  Streit,  oh  §oan  {Hgst.  Kurlz;  Ew.  G.^  I.  571;  auch  Bubastis 
käme  in  Frage,  s.  Naville  Bubastis  1891  S.  16  ff.)  oder  Memphis  (zB. 
Kn.  Del.)  als  damaliger  Königssitz  anzusehen  sei,  nicht  zu  entschei- 
den, da  der  Text  nur  eine  von  GoSen  nicht  zu  weit  entfernte  Stadt 
(45,  10.  46,  28.  48,  If.)  andeutet  An  äg.  Eigennamen  kommen  nur 
On,  Asenath  u.  Potifera^  vor,  u.  wird  dieser  letzte  (in  einer  leichten, 
erst  hbr.  Variation)  sogar  2  verschiedenen  Personen  beigelegt.  Sonst 
finden  sich  (von  den  hebraisirten  "^k^  u.  ühk  abgesehen)  noch  2  9g. 
Wörter  (41,  43.  45).  Mit  9g.  Sitten,  VerhSitnissen  u.  Anschauungen 
zeigen  sich  die  Erz.  wohl  bekannt;  eigentliche  Verstösse  dagegen  wird 
man  nicht  finden  (s.  übrigens  zu  12,  16.  47,  17);  einzelne  Notizen 
oder  Schilderungen  scheinen  überraschend  treu  u.  treffend.  Ein  gewisses 
9g.  Gepr9ge  mag  die  Josefsage  von  Anfang  an  gehabt  haben;  einzelne 
Züge  mö^en  aber  auch  erst  aus  der  zunehmenden  Bekanntschaft  der 
Isr.  mit  Äg.,  wie  sie  sich  in  ihrer  Königszeit  gestaltete,  hinzugekom- 
men sein.  ZB.  der  Abscheu  der  Äg.  vor  den  Hehr.  u.  Kleinviehhirten 
wird  nur  bei  G  (43,  32.  46,  34)  so  stark  hervorgehoben;  das  Alter 
mehrerer  der  beigebrachten  äg.  Eigennamen  ist  neuerdings  in  Frage 
gestellt  (s.  zu  41,  45).  Jedenfalls  zur  Bestimmung  der  Zeit  Josefs 
gewährt  das  äg.  Colorit,  in  Anbetracht  der  Stabilität  des  äg.  Wesens, 
keinen  Anhaltspunkt  Auch  die  Angaben  über  die  durch  Josef  be- 
wirkte Veränderung  der  Agrarverhältnisse  des  Landes  Gp.  47  geben, 
weil  genaue  sonstige  Nachrichten  darüber  fehlen,  keine  Handhabe;  aus 
der  von  Brugseh  G.  244  ff.  aus  der  Inschrift  von  Ei-Kab  mitgetheiiten 
Notiz  über  eine  mehrjährige  Hungersnoth  lassen  sich  noch  keine  Schlüsse 
ziehen  (u.  die  Felseninschrift  von  der  Insel  Sehel,  worüber  Brugseh 
die  bibl.  7  Jahre  der  Hungersnoth  1891,  erweist  sich  als  Fälschung, 
s.  Erman  in  DLZ.  1891  No.  37).  Da  die  äg.  Denkmäler  u.  Inschriften 
über  Josef  nichts  melden,  u.  was  ausserbibl.  Schriftsteller  zB.  Justin 
36,  2  berichten,  blos  aus  der  Gen.  geschöpft  ist,  so  kann  man  nur 
durch  Rückschlüsse  aus  der  Zeit  des  Auszugs  Israels  aus  Äg.  der  Frage 
etwas  näher  kommen  (s.  zu  Ex.  1,  8.  12,  41).  Nach  den  dortigen 
Anhaltspunkten  ist  es  allerdings  am  wahrscheinlichsten  (auch  von  den 
meisten  angenommen),  dass  Josefs  Emporkommen  in  Äg.  noch  in  die 
Zeit  der  Hyksos-Herrschaft  fällt,  nicht  der  Hyksos  in  ihrem  ersten 
wilden  Andrang,  wo  sie  zerstörend  gegen  das  äg.  Wesen  auftraten, 
sondern  der  bereits  ägyptisirten,  unter  denen  die  äg.  Cultur  wieder 
emporgeblüht  war,  u.  deren  Herrscher  mehr  u.  mehr  in  die  Stellung 
der  alten  Pharaonen  eingetreten  waren.  Man  kann  sogar  behaupten, 
dass  nur  dann  die  Stellung,  die  Josef  einnimmt,  verständlich  wird. 
„Die  Erhebung  des  semit  Hirten  zum  ersten  Reichsbeamten,  seine  Ver- 
heirathung  mit  einer  der  vornehmsten  Priestertöchter,  seine  Versetzung 
in  die  Priesterkaste  u.  die  überaus  freundl.  Aufnahme  des  hbr.  Hirten- 
stammes in  Äg.  wird  bei  dem  äg.  Fremdenhass  (43,  32)  fast  uner- 
klärlich, wenn  damals  einheimische  Könige  herrschten,  zumal  bald  nach 
der  Hyksoszeit,  wo  der  Fremdenhass  besonders  stark  war,  vor  allem 


s 


Gen.  39,  1—7.  405 

gegen  die   Semiten"  (Kn.).     Sonst   s,  Riehm  HWB.   763  f.  u.  Kitl. 
Gesch.  I.  166  ff. 

V.  1.  Josef  wirij  von  den  Kmaeliten  (37,  28)  nach  Äg.  gebracht, 
u.  an  einen  äg.  Mann  verkauft  Über  "»!»^»i  u.  ^T?'in  s.  zu  37,  28. 
•»•lafto  w«]  im  jetzigen  Zusammenhang  nichtssagend,  beweist,  dass 
'attn — 't9^6  ein  Zusatz  zum  urspr.  Text  ist.  Ein  Gegensatz  zu  dem 
hhr.  Sklaven  (DeL^)  V.  14.  17  liegt  hier  ebenso  fern,  wie  ein  solcher 
gegen  die  Hyksosleute  (£n.):  eine  Unterscheidung  zwischen  herrschen- 
den Fremden  u.  den  Einheimischen  wird  nirgends  in  diesen  Geschichten 
gemacht  Durch  diesen  Zusatz  des  R  ergibt  sich  dann  ein  verhei- 
ratheter  ö'^'^ö.  Die  Auskunft,  dass  ö'^'iö  blos  noch  den  königl.  Hofdiener, 
nicht  mehr  den  Eunuchen  bezeichne,  ist  misslich  (s.  Ges.  th.  d73). 
Eher  wäre  zu  erinnern,  dass  es  auch  verheirathete  Verschnittene  gab 
u.  gibt  (FFm.3  ü.  655).  —  V.  2.  „Josef  hat  Glück  in  den  Geschäften, 
die  ihm  im  Hause  seines  Herrn  zufallen,  da  Jahve  mit  ihm  ist  (s. 
21,  20)".  rrh^fa  w^k  •^st»')]  vielleicht  aus  B,  da  C  (3.  23,  s.  zu  24,  21) 
n-'^n  mit  Subj.  mn^  schreibt.  —  V.  3  f.  „Wie  sein  Herr  das  wahr- 
nimmt, schenkt  er  ihm  seine  besondere  Gunst,  madit  ihn  zu  seinem 
Leibdiener  (Ij.  19, 16),  setzt  ihn  als  Ökonomus  über  sein  Hauswesen 
u.  vertraut  auch  alles  übrige  Eigenthum  seiner  Verwaltung  an,  so  dass 
Josef  etwa  eine  Stellung  hat,  wie  Eliezer  (24,  2.  15,  2  f.)  bei  Abr." 
{Kn.y  r^y^^]  i'^a-»«  •'rya  Sam.  LXX.  i^«  m«n]  s.  S.  403.  "^i»-»:]  ohne 
Pron.  rel.,  was  in  Prosa  selten  ist,  aber  Sam,  hat  "jV  v>  ^««,  vgl.  V.  5. 
8.  »d  bei  C  häufig:  24,  23.  42.  49.  28,  16.  43,  4.  7.  44,  20,  47,  6 
(doch  auch  42,  1  bei  B).  —  V.  5.  „Seit  er  das  gethan,  kehrt  Gottes 
Segen  bei  ihm  ein.  im  Haus  u.  auf  dem  Feld]  wonach  der  Mann 
auch  Grundstücke  besass.  Mit  nationalem  Interesse  zeigt  Vrf.,  wie  Gott 
über  einen  der  Stammväter  seine  Hand  hielt"  (Kn.).  t«ö]  Ex.  4,  10. 
5,  23.  9,  24.  ^Vm]  zu  12,  13.  —  V.  6  ff.  Die  Angriffe  seiner  Herrin 
auf  ihn.  Zu  dieser  Erzählung  ist  das  sehr  ähnl.  Mährchen  der  19. 
Dynastie  zu  vercleichen,  welches  E.  de  Rougi  in  dem  Papyrus  d'Orbiney 
gefunden  hat  (gedruckt  zB.  bei  Ebers  Äg.  I.  311  ff.;  Brugsch  Gesch. 
249 ff.;  Erman  Äg.  505 ff.).  Die  Ägyptierinnen  wenigstens  der  späteren 
Zeit  standen  nicht  in  sehr  gutem  Ruf  Her.  2,  111,  zumal  in  der 
Kaiserzeit  (Diod.  1,  59;  Martial.  4,  42,  4;  Dio  Cass.  51,  15).  Doch 
darf  man  daraus  auf  das  alte  Äg.  nicht  unmittelbar  schliessen.  Vollends 
was  Äg.  in  dieser  Beziehung  unter  dem  Islam  geworden  ist  (zB.  Bar- 
hebr.  ehr.  syr.  p.  217,  Burckh.  arab.  Sprichw.  222.  227)  gehört  nicht 
mehr  her.  V.  6.  Der  Mann  überlässt  (Jes.  10,  3.  Ij.  39,  11.  14) 
sein  ganzes  Eigenthum  in  Josefs  Hand,  d.  i.  seiner  Verwaltung,  u. 
kümmert  sich  hei  ihm  d.  i.  neben  ihm  (V.  8)  um  nichts,  ausser  um 
die  Speisen,  die  er  ass,  d.  h.  doch  wohl  nur  um  das,  was  er  durch 
andere  nicht  thun  lassen  konnte  (DeL),  wogegen  Kn,  es  nach  43,  32. 
46,  34  erklärt  wissen  will.  nx-Tt— n»;]  s.  29,  17.  —  V.  7—9.  Die 
lüsterne  Herrin  richtet  ihre  Blicke  auf  den  schönen  Jüngling,  macht 
ilim  unkeusche  Anträge,  er  aber  weigert  sich  u.  weist  auf  das  un- 
begrenzte  Vertrauen  seines  Herrn  gegen  ihn,  welches  er  durch  Red- 
lichkeit u.  Treue  ehren  will,  u.  auf  die  grosse  Sünde  gegen  Gott  hin, 


406  Gen.  39,  7—20. 

die  er  durch  Verletzung  des  Eherechts  seines  Herrn  begehen  würde. 
nadid]  Ges.  48,  5.  n)3]  ist  unanstössig,  mag  man  es  interr.  oder  indef. 
(Prov.  9,  18.  Ij.  13,  13)  nehmen;  Sam.  twj«to.  nicht  ist  er  gross 
vor  mir]  „er  hat  in  seinem  Haus  nicht  mehr  Befugniss  als  ich,  unter 
dessen  Gewalt  er  ausser  dem  Weib  alles  gethan  hat.  Die  Erkl.:  nicht 
ist  jem,  oder  etwas  in  d.  H,  grösser  als  ich  lässt  ^B.r»  nicht  zu" 
(Äh.).  Tffen]  20,  6.  22,  12.  T»]  44,  8.  34.  '^»'Ka]  sofern  oder  weil, 
im  Pent  nur  hier  u.  23.  —  V.  lOf  Als  sie  Tag  fQr  Tag  {Ges.  123 
A.  1)  ihm  so  zuredete  u.  er  nicht  auf  sie  hörte  (Ges,  114,  3),  neben 
ihr  (15 f.  18.  41,  3)  sich  zu  legen,  um  mit  ihr  zusammen  zu  sein 
d.  i.  ihr  beizuwohnen  (2  S.  13,  20),  da  geschah  es  wie  diese  Zeit  d.  h. 
eben  damals  (LXX:  da  wurde  —  kam  wieder  —  ein  solcher  Tag), 
dass  Josef  in  das  Haus  kam,  um  sein  Geschäft  zu  thun,  ohne  dass 
jemand  von  den  Hausleuten  drinnen  war.  Die  strenge  Abgeschlossen- 
heit der  Weiber  von  den  Männern  war  damals  in  Äg.  nicht  (Ebers 
S.  205 ff,),  nw  r^^r^h]  als  Dublette  (WL)  zu  r»w  asw^  doch  wohl  zu 
geringfügig,  eher  Glosse.  —  V.  12.  „Sie  will  ihn  nöthigen,  er  aber 
macht  sich  los  u.  eilt  unter  Zurücklassung  des  Kleides  hinaus.  — 
V.  13 — 15.  Um  sich  für  die  Verschmähung  zu  rächen  u.  fCir  den 
mögl.  Fall  einer  Anzeige  Josefs  durch  Zuvorkommen  zu  sichern,  be- 
schliesst  sie,  den  Schuldlosen  eines  unkeuschen  Angriffs  auf  sie  anzu- 
klagen, u.  ruft  sogleich  die  Dienstboten  zu  Zeugen  herbei.  Parallelen 
zu  diesem  Verfahren  bei  Rosenm.  ANM.  I.  185f.*^  er  hat  uns  einen 
hehr.  Mann  hereingebracht]  „einen  Menschen  von  dem  unreinen  hebr. 
Hirtenvolk  (43,  32.  46,  34).  Sie  will  den  Schein  haben ,  als  sei  sie 
mit  Josefs  Aufnahme  sehr  unzufrieden"  {Kn,),  «a  Th^\]  ^^  Scherz, 
Muthwillen  zu  treiben  an  uns  (verschieden  von  ^^?  26,  8)  vgl.  Prov. 
1,  26  (LXX  iu7tal^Biv)'y  uns  (V.  17  "^a),  nicht  als  spräche  sie  von  sich 
in  der  1  p.  PL  (-STn.),  wogegen  das  folgende  zeugt,  sondern  weil  sie 
die  (weibl.)  Angeredeten  in  Mitleidenschaft  zieht,  zu  verstehen  gibt,  dass 
sie  wohl  auch  derartigen  Frechheiten  von  ihm  ausgesetzt  seien.  Zur 
Bestätigung  ihrer  Aussage  weist  sie  auf  das  Kleid  hin  (daher  wj),  das 
er  bereits  abgelegt  u.  bei  seiner  Flucht  mitzunehmen  versäumt  habe. 
'*^^^]  ^^^'  ''■?T?>  aber  falsch,  denn  damit  hätte  sie  sich  verrathen  (Del.). 
—  V.  16 — 18.  Sie  legt  das  Kleid  neben  sich  nieder,  u.  erzählt  seinem 
Herrn  (ihrem  Mann),  als  dieser  nach  Hause  kommt,  was  ihr  begegnet 
sei.  "»a  prt:t^]  gehört  zu  "Vk  «a.  —  V.  19.  Der  Herr,  von  dem  Vor- 
fall unterrichtet,  wird  zornig.  Es  heisst  nicht:  auf  Josef,  wahrsch. 
weil  er  nicht  allein  der  Gegenstand  seines  Zorns  war,  sondern  auch 
die  Frau,  der  er  nicht  traute  (DeL).  ri'pH'n  ö'^'^ian»]  auch  V.  17,  wie 
24,28.  44,  7.  —  V.  20.  Er  wendet  nicht  die  ganze  Strenge  des 
Gesetzes  (Diod.  1,  77  f.)  gegen  ihn  an,  sondern  gibt  ihn  ins  Gefängniss, 
da  er  ihn  sonst  schätzte.  '*.?'i»]  noch  42,  30.  33  (sonst  nur  vor  suff. 
im  Plur.).  'inön  Jr^a]  Haus  der  ümschliessung,  Geföngniss,  nur  hier 
V.  20 — 23  u.  40,  3.  5  (u.  da  erst  von  R  nach  C  eingesetzt),  wofttr 
dann  40,  15.  41,  14  der  den  Isr.  geläufigere  Ausdruck  ^"ia  (vgl.  Ex. 
12,  29)  erscheint.  tj'^':*it)» — ü^yn]  ist  zur  Hinüberleitung  auf  Cp.  40 
hinzugesetzt.    Dadurch  entsteht  freihch  die  Inconvenienz,  dass  der  Pri- 


Gen.  39,  20— -Cap.  40,  1.  407 

vatmann  seinen  Sklaven  in  das  Geföngniss  der  Gefangenen  des  Königs 
bringt  (Hupf,),  'itp»  ohne  et»  wie  35,  13;  über  st.  c.  e-ipö  s.  Ges. 
130,  3.  —  V.  21—23.  „Auch  hier  ist  Jahve  mit  Josef  (V.  2)  u. 
wendet  ihm  Huld  zu.  'vi  "iar?  )'f^^]  er  gab  seine  (des  Jos.)  Gunst  in 
den  Ä,,  d.  h.  bewirkte  Gunst  für  ihn  beim  Befehlshaber,  wie  Ex.  3,  21. 
11,  3.  12,  36.  Er  machte  den  Jos.  zum  Vorgesetzten  der  übrigen 
Gefangenen,  sowie  zum  Aufseher  u.  Leiter  ihrer  Arbeiten,  so  dass  die 
letzteren  alle  von  Jos.  ausgiengen.  Er  selbst  sah  nach  nichts  in  seiner 
Hand  d.  h.  kümmerte  sich  (1  R.  12,  19)  um  keine  der  Sachen,  welche 
der  Hand  (Verwaltung)  Josefs  übergeben  waren.  Das  that  auch  nicht 
noth,  denn  Jahve  Hess  alles  wohlgerathen,  was  Jos.  begann.  Die  Über- 
ordnung Josefs  über  die  andern  Gefangenen  will  sich  mit  40,  4  nicht 
vertragen"  (An.).  Eben  darum  aber  ist  V.  20 — 23  nicht  freier  Zusatz 
des  R  {Böhm.),  sondern  von  ihm  bei  C  vorgefunden.  B'*»3>]  Ges,  116,  5 
A.  3.     nöWto-V»]  nach  der  Negation  gar  nichts,  nur  hier  so. 


4*    Josef  als  Deuter  der  Träume  der  zwei  königlichen  Diener, 

Cap.  40  von  B. 

Für  Josef  bahnt  sich  die  Wendung  seines  Geschickes  an,  indem 
er  im  Gefangenenhaus  Potifar's  Gelegenheit  bekommt,  zweien  in  Un- 
gnade gefallenen  königl.  Hofbeamten  ihre  Träume  richtig  zu  deuten  u. 
so  den  Ruf  seiner  von  Gott  ihm  geschenkten  Weisheit  zu  gründen.  — 
Josef,  schon  im  Vaterhaus  als  Träumer  gottgesandter  Träume  (37, 5  ff.) 
erwiesen,  hat  auch  die  Gabe  der  Traumdeutung  von  Gott  (V.  8),  u. 
soll  gerade  dadurch  in  Äg.,  „dem  Wunderland  tiefer  Wissenschaft  u. 
geheimer  Kunst",  wo  auch  der  Glaube  an  Träume  mächtig  war  {Ebers 
Äg.  321  f.),  zu  Macht  u.  Ansehen  steigen.  —  Daran  dass  der  Traum 
hier  als  die  fortbewegende  Kraft  seiner  Geschichte  erscheint,  erkennt 
man  den  Vrf.  von  20,  3.  21,  12.  28,  12.  31, 11.  24.  37,  5  ff.,  also  B. 
Für  Um  spricht  weiter,  dass  3*.  4  nicht  Josef  im  Gefängniss  wie  Cp. 
39,  sondern  Josef  als  Sklave  des  Trabantenobersten  vorausgesetzt  ist 
wie  37,  36  (vgl.  41,  12),  ferner  •'pai*  15  (37,  28),  so  wie  der  Zu- 
sammenhang von  Gp.  41  mit  40.  Der  sprachl.  Zeichen  sind  nicht 
viele,  da  die  Darstellung  um  ganz  neue  Gegenstände  sich  bewegt,  u. 
ö'^rt'V«  8  sachlich  begründet  ist;  doch  beachte  {WL)  die  Vermeidung 
des  Verbalsuffixes  (welche  B  von  G  unterscheidet)  3  f.  6.  8.  11.  15. 
17.  19.  Die  paar  Rückbeziehungen  auf  39,  20  ff.,  welche  sich  3^.  5^ 
15^  finden,  sind  wie  auch  V.  1,  von  R  aus  C  eingearbeitet,  um  die 
Differenzen  beider  auszugleichen.  Man  sieht  aber  aus  diesen  Resten 
des  G,  dass  auch  er  über  den  Vorgang  eine  ähnl.  Erzählung  gehabt 
hat  {Kn.  schrieb  noch  ganz  Cap.  40,  ausser  V.  7  f.,  theil weise  14  f., 
dem  A  zu.) 

V.  1.  Zur  überleitenden  Formel  s.  15, 1.  Da  statt  des  'wön  ^b 
u.  '»r»  nw  2.  4fl'.  hier  blos  der  rr)?»'»  u.  njic,  statt  rii^'ji  der  '»b  nh 
genannt,  u.  da  der  Satz  von  ^»w  an  vor  V.  2  nicht  durchaus  nöthig 
ist,    so   ist   derselbe  als  Einschaltung  des  R  aus  C  anzusehen  {WL), 


408  Gen.  40,  1—10. 

'n  to  npvto]  kann  nur  heissen:  der  Mundschenk  des  K.  (wie  ^^^X 
ebenso  V.  5;  nicht  ein  M.  (llg*),  auch  nicht  collect,  die  Schenken  u. 
Bäcker  {Merc,  BöUch.),  für  deren  Vergehen  dann  der  König  ihre  Vor- 
gesetzten verantwortlich  gemacht  hätte.  Gleichwohl  ist  auch  bei  diesem 
Ausdruck  nicht  ausgeschlossen,  dass  beide  noch  Diener  u.  Gehilfen 
hatten.  Der  äg.  Hof  war  reich  an  vielerlei  Hofbeamten,  doch  ist  der 
Titel  des  Mundschenken  aus  den  einheimischen  Quellen  noch  nicht 
nachgewiesen  (Ebers  320);  wohl  aber  die  königl.  Bäcker  (JA.  VIU^ 
11  S.  259;  vgl.  Erman  Äg.  269).  „Über  den  pers.  Hof  vgl.  Xenoph. 
Hell.  7,  1,  88;  die  Mundschenken  an  demselben  Her.  3,  34;  Xen.  Cyrop. 
1,  3,  8;  Nel>.  1,  11.  2,  1;  über  den  türkischen  Hof  vgl.  Tavemier  R. 
m,  2.  6  f.  u.  Klemm  Morgenl.  206  f."  (Knl  —  V.  2  nach  B.  Beide 
sind  Verschnittene,  ebenso  7  (s.  39,  l).  Ober  die  Schwankungen  in 
der  Aussprache  des  sL  c.  von  ö-^ö  (37,  36.  40,  7)  s.  Ges.  th.  u.  Ew. 
260\  P|'x|^«J  wie  41,  10.  —  V.  3.  Der  König  schickt  sie  in  Gewahr- 
sam im  Haus  des  Trabantenobersien,  wo  also  zugleich  das  Staatsge- 
fängniss  war.  „Von  einem  besonderen  Aufseher  dieses  Gefängnisses 
neben  Po^ifar  steht  hier  nichts"  (Kn.).  Ebenso  V.  7.  Demnach  ist 
ai  ^'nb'n  n-^a-V«  von  R  aus  Q  eingesetzt,  vgl.  39,  20  ff.  —  V.  4.  Poti- 
far  gibt  den  2  vornehmen  Staatsgefangenen  seinen  Sklaven  (V.  7)  Josef 
als  Diener  (vgl.  39,  4)  bei.  b''»?;]  4,  3.  —  V.  5.  Beide  träumen  in 
einer  Nacht  jeder  einen  Traum,  jeder  gemäss  der  Deutung  seines 
Traumes  d.  h.  ,Jeder  einen  Traum,  der  seine  besondere  auf  ihn  gehende 
Bedeutung  u.  Auslegung  hatte"  (Kn.).  V.^,  überflüssig,  sachlich  u. 
sprachlich  wie  1.  3^.  39,  20  ff.,  ist  von  R  aus  C  eingesetzt  h  't»k] 
29,  9.  41,  43.  47,  4.  —  V.  6.  Da  sie  über  den  Traum  beunruhigt 
sind,  findet  sie  Josef  Morgens  verdriesslich  (Prov.  25,  23).  —  V.  7  f. 
■^p«]  bei  ihm,  wie  er  bei  ihnen  V.  4.  Wäre  die  Meinung:  als  seine 
Mitgefangenen,  so  müsste  ^t^»  ^tDM  aus  G  stammen.  Böse  Gesichter,  s. 
Neh.  2,  2.  An  die  Bedeutsamkeit  der  Träume  glaubend  möchten  sie 
einen  Ausleger  haben.  Josef,  unter  dem  ausdrückl.  Hinweis,  dass 
Traumdeutungen  Gottes  seien,  d.  h.  von  Gott  kommen,  eine  Gabe  Gottes 
seien,  erbietet  sich  zur  Deutung.  „Wie  die  Alten  die  Träume  selbst 
von  Gott  ableiteten  (41,  25),  so  sahen  sie  auch  die  richtige  Deutung 
derselben  als  Gabe  an,  womit  Gott  die  Menschen  auszeichne  (41,  16. 
38  f.  Dan.  1,  17.  2,  30.  4,  6.  5,  11  f.).  Nach  äg.  Ansicht  kam  alle 
Seherkunst  von  den  Göttern  Her.  2,  83*'  (Kn.).  D^a'^Mi]  LXX  fia^fc  if 
Su)i(iccq)7iaig  airmv,  —  V.  9 — 11.  Der  Mundschenk  sah  in  seinem 
Traum  einen  Weinslock  vor  sich,  welcher  3  Ranken  hatte,  u.  der 
eben  im  Sprossen  oder  Grünen  d.  h.  kaum  grünte  er  —  da  schoss 
auf  seine  Blüthe  (Jes.  18,  5),  reiften  (brachten  zur  Reife)  seine 
Büscheln  Trauben.  i^H'^fes]  s  ist  nicht  ö  der  Vergleichung  (fia/.,  An., 
Driv.  Tens.^  p.  172),  denn  freilich  war  der  ganze  Traum  nur  Schein, 
aber  im  Traum  geht  die  Handlung  wirklich,  nicht  blos  scheinbar  vor; 
sondern  s  der  Zeit,  u.  »in?fe  s.  v.  a.  t^>T?fc  s.  38,  29.  Die  Perff.  nach 
dem  Zustandssatz  drücken  das  schnelle  Eintreten  der  Folge  aus.  f^^sj 
durch  den  nachbibl.  Sprachgebrauch  ist  zwar  ein  ya  gesichert,  aber 
das  wäre  masc,  u.  t^xa  als  Acc.  zu  nn^j  (dieses  auf  ']fca  bezogen)  zu 


Gen.  40,  10—15.  409 

nehmen  {Ew.  281^)  wäre  hart;  leichter  fasst  man  i^ia  als  verkürztes 
WM?  (Ew.  257^).  Weiter  trSumte  er,  er  hätte  den  Becher  Pharao's 
in  seiner  Hand,  presste  die  Trauben  in  denselben  aus  u.  reichte  ihn 
dem  König.  Das  AT.  setzt  auch  sonst  Reben  Ägyptens  voraus  (Ps. 
78,  47.  105,  33  vgl.  Num.  20,  5);  die  Glassiker  kennen  verschiedene 
Arten  äg.  Weins  u.  durch  Weinbau  ausgezeichnete  Ortschaften  (Strab. 
17,  1,  14.  35;  Diod.  1,  36;  Athen.  1,  60  p.  33  Casaub.;  Colum.  3, 
2;  Plin.  14  §  74)  £n.  Dass  das  aber  nicht  blos  für  die  spätere  Zeit 
gilt,  zeigen  theils  die  Denkmäler  u.  Inschriften  {Ebers  Äg.  323  fr.;  Er- 
man  Äg.  276  ff.),  nach  welchen  Weinbau  u.  Weingenuss  schon  im 
alten  Reich  etwas  gewöhnliches  war,  theils  die  äg.  Meinung,  Osiris 
habe  den  Weinbau  erfunden  u.  zuerst  Wein  getrunken  (Diod.  1,  15)  in 
einer  äg.  Stadt  (Athen.  1,  61  p.  34).  Demnach  ist  die  Angabe  Hero- 
dots  (2,  77):  or  yuQ  atpi  tlci  h  ry  x^qt}  cifiTtskoi  auf  die  nsgl  t^v 
öneiQOiiivfiv  JXyvnxw  wohnenden  Ägypter  zu  beschränken  {Kn?j,  Der 
König  trinkt  aber  hier  frischen  Traubensaft,  nicht  etwa  weil  der 
Wein  den  Königen  vor  Psammetich  verboten  war  (denn  nach  Plut.  de 
Isid.  6  war  das  nicht  der  Fall,  u.  war  höchstens  Zeit  u.  Maass  durch 
priesterl.  Regeln  beschränkt  Diod.  1,  70),  oder  gar  weil  die  Hyksos- 
könige  den  Widerwillen  der  semit.  Nomaden  gegen  den  Wein  theilten 
{KnT),  sondern  weil,  wie  bei  andern  Völkern,  frischer  Traubensaft  auch 
bei  den  Äg.  ein  beliebtes  Getränk  gewesen  sein  wird  in  der  Jahres- 
zeit, in  der  man  es  haben  konnte.  —  V.  12  f.  Jos.  erklärt  die  3  Re- 
ben von  3  Tagen  u.  das  übrige  von  Wiedereinsetzung  des  Mundschenken 
in  sein  Amt.  „Artemidor  (4,  11)  rechnet  den  Weinstock  unter  die 
schnell  wachsenden  Pflanzen,  u.  lässt  Träume  von  ihm  auf  kurze  Zeit 
gehen,  er  wird  dein  Haupt  erheben]  dich  aus  dem  Kerker  herauf- 
holen, wieder  zu  Ehren  bringen,  2  R.  25,  27"  (An.).  1»]  wie  41,  13; 
in  diesem  Sinn  nur  noch  im  B.  Daniel  (weshalb  Kuen.  0.^  317  das 
•750  V3>  ^■'wm  für  einen  jungen  Einsatz  erklärt).  *npj«]  da,  als  1  R. 
8,  9.  2  S.  19,  25.  —  V.  14  f.  An  die  gluckl.  Wendung,  die  er  ihm 
zugesagt  hat,  knüpft  Jos.  die  Bitte  für  sich,  der  Mundschenk  wolle 
nach  seiner  Wiedereinsetzung  beim  Könige  ihm  die  Errettung  aus  seiner 
jetzigen  Lage  erwirken,  o»  "'s]  sondern  wenn,  ausser,  nur,  nur  dass, 
mit  folg.  Perf.  der  Bedingung,  wenn  Verb,  unmittelbar  folgt  (2  S.  5,  6. 
2  R.  5,  20.  23,  9;  Ew.  356*>;  Ges.  163,  2):  nur  dass  du  meiner  bei 
dir  (Ij.  12,  3.  14,  5)  gedenken  wirst,  wann  es  dir  gut  geht  (13, 12), 
u.  wollest  doch  {Ew.  342^)  gegen  mich  Huld  üben  (nicht  blos  24,  12. 
14.  49  bei  C,  sondern  auch  20,  13.  21,  23  bei  B).  Durch  die  Cor- 
rectur  m  für  "^s  {Wl.  XXI.  445;  Driv.  Tens.^  p.  142)  wird  ^st  bedingt 
hingestellt,  während  Josef  offenbar  auch  dieses  erbitten  will.  Er  be- 
ruft sich  darauf,  dass  er  aus  dem  Hebräerland  (Anachronismus  für 
1?3ö  yjK)  gestohlen  (s.  Ex.  21,  16)  d.  i.  heimlich  fortgeführt,  also  nicht 
mit  Recht  in  Sklaverei  sei,  u.  auch  hier  in  Ä^.  nichts  gethan  habe, 
wodurch  er  Einkerkerung  verdient  hätte.  Dass  15^  nicht  von  B  stammt, 
sondern  aus  G  eingesetzt  ist,  ist  leicht  deutlich  (gegen  Hupf.  70  s. 
Böhm  263).  ^a]  s.  zu  39,  20.  "wata]  s.  zu  37,  28.  ^^a]  V.  3.  7. 
Nach  B  möchte  er  Freilassung  aus  dem  Sklavenstand,  in  welchem  er 


410  Gen.  40, 14— Cap.  41. 

Jetzt  als  Geßngnissdiener  verwendet  wird,  —  V.  16  f.  Durch  die  gün- 
stige Deutung  ermuthigt  erzählt  der  BScker  ebenfalls.  Er  träumte,  wie 
er  8  Körbe  Weisses  d.  h.  hier  weisses,  feines  Backwerk  trug,  u.  wie 
er  im  obersten  derselben  von  (partit  wie  4,  4.  27,  28.  30, 14.  33, 
15)  allerlei  (2,  9)  Essbarem  Pharao* s,  Bäckerwaare  d.  h.  allerlei 
Backwerk  für  den  König  hatte,  die  Vögel  aber  aus  dem  Korb  vom  Kopf 
weg  es  (&^i(  sie,  die  einzelnen  Waaren)  frassen.  Im  alten  Äg.  trugen 
die  Männer  auf  dem  Kopf  {wie  jetzt  auch  die  Weiber,  Seelz.  III.  868  f.), 
die  Weiber  auf  der  Schulter  Her.  2,  85  (dazu  das  Denkmalbild  aus 
Wilkinson  bei  Ebers  882  u.  Ri.  HWB.  826).  Zu  der  Zudringlich- 
keit der  Vögel  vgl.  Denon  R.  in  Äg.  827  (Kn.).  —  V.  18  f.  Die  Deu- 
tung, die  nach  dem  Schluss  des  Traums  ungünstig  lauten  musste,  ist 
einfach.  In  8  Tagen  wird  der  Bäcker  enthauptet  u.  ans  Holz  gehängt, 
wo  die  Vögel  sein  Fleisch  fressen  werden.  Er  braucht  denselben  Aus- 
druck, wie  beim  Mundschenken,  jedoch  »^  (seq.  Vstö)  in  der  Bedeu- 
tung toegnehmen.  Ähnlich  27,  89.  Die  Enthauptung  war  in  Äg.  üb- 
lich, nicht  bei  den  Isr.  vor  dem  Exil.  Die  Aufliängung  des  Leichnams 
(Dt  21,  22 f.  Jos.  10,  26.  2  S.  4,  12;  ähnlich  bei  den  Persem  Her. 
9,  78.  8,  125;  Ktesias  pers.  59  Lion;  Plut  Artax.  17,. u.  Karthagern 
Flut.  Timol.  22;  Justin  21,  4)  ist  hier  Verschärfung  der  Strafe  (An.), 
u.  in  Äg.  die  Preisgebung  des  Leibs  an  die  Thiere  wegen  der  aber- 
gläubischen Vorstellungen  über  den  Körper  eine  besonders  empfindliche 
Strafe  (Ebers  884).  —  V.  20  ff.  Die  Deutungen  ermilen  sich  am  8. 
Tage  nachher,  dem  Geburtstag  des  Königs.  >^?Vn]  Inf.  Hoph.  {Ges. 
69,  2  A.  7;  König  S.  488)  vgl.  Ez.  16,  4  f.;  c.  Acc.  des  Subj.,  wie 
4,  18.  17,  5  u.  ö.  -  Ktoa]  in  dem  Doppelsinn,  den  18  u.  19  an  die 
Hand  geben.  vtjjiJö]  ngteia  schwerlich  Schenkenami  {Del.^),  sondern 
Getränk  1  R.  10,  21  {Ges.  th.).  Über  hohe  Festlichkeiten  u.  Amne- 
stieerlasse an  den  Geburtstagen  der  äg.  Könige  geben  Zeugniss  wenig- 
stens für  die  ptolem.  Zeit  die  Tafel  von  Rosette  u.  die  von  Kanopus 
(zB.  Ebers  885  f.),  sowie  Diod.  84,  20.  Über  solche  Feiern  bei  den 
Persem  s.  Herod.  9,  110;  Athen.  4,  27  p.  146;  Plat  Alcib.  L  p.  121; 
bei  den  Juden  Matth.  14,  6;  über  Gnadenacte  bei  frohen  Feiern  1  S.  11, 
18.  2  S.  19,  22  f.  {Tuch,  Kn),  —  V.  28.  Der  Mundschenk,  undank- 
bar, thut  nichts  für  Josef,  daher  dieser  noch  länger  in  seiner  Lage 
bleiben  muss. 


5.    Die  Träume  Pharao*8  and  Josefs  Erhebung,  Cap.  41,  meist  nachB. 

Zwei  Jahre  später  bekommt  Josef  Gelegenheit,  seine  Weisheit  an 
noch  höherer  Stelle  kund  zu  thun.  Der  König  hat  v\runderbare  Träume 
von  7  fetten  u.  7  magern  Külien  u.  Ähren,  welche  die  äg.  Weisen 
ihm  nicht  auslegen  können.  Da  weist  der  Obermundschenk  auf  ihn 
hin.  Herbeigeholt  deutet  er  die  Träume  auf  7  fruchtbare  u.  7  un- 
fruchtbare Jahre,  u.  empfiehlt  Vorkehrungen  in  der  guten  Zeit  fQr  die 
schlimme.  Seine  Deutung  u.  sein  Bath  finden  Beifall ;  der  König  ernennt 
Ihn  zum  ersten  Beichsbeamten  u,  verheirathet  ihn  mit  der  Tochter  des 


Gen.  41,  1—7.  411 

Priesters  Potifera'  zu  On,  welche  ihm  in  der  Folge  Manasse  u.  Efraim 
gebiert  Des  Königs  Träume  erfüllen  sich,  wie  Josef  sie  gedeutet  hat; 
von  überall  her  kommt  man  bei  der  Hungersnoth  nach  Äg.,  um  Ge- 
treide zu  holen  (Kn,).  —  Dieses  Stück,  Fortsetzung  des  vorigen,  ist 
mit  demselben  aus  ^inem  Guss.  Träume  sind  auch  hier  die  fortbe- 
wegende Kraft,  u.  wird  ihnen  dieselbe  Bedeutung  (25.  28.  82.  39) 
wie  dort  zugeschrieben,  auch  die  Gabe  der  Traumdeutung  ebenso  be- 
urtheilt  (16);  10 — 13  weist  ausdrücklich  auf  40,  1  ff.  zurück;  die 
selteneren  Ausdrücke  T?,  V*^»^»  8.  11.  12.  13.  15,  l?  Stelle  13,  C)S|? 
10  kehren  hier  wieder.  Specielle  Zeichen  für  B  sind  V.  12  (Jos. 
Sklave  des  Trabantenobersten),  die  Ausdrücke  B'^f^V«  51  f.  (16.  25.  32. 
38  f.  war  »iw  nicht  am  Platz)  u.  ''i?^a  16;  s.  auch  zu  21.  Indessen 
durchaus  einheitlich  ist  das  Stück  nicht.  Die  zweite  Darstellung  der 
Träume  17  ff.  weicht  von  der  ersten  1  ff.  stärker  ab,  als  man  nach  Ana- 
logie ähnlicher  Fälle  (zB.  Cp.  24)  erwartet,  auch  in  Ausdrücken  zB.  'iKin 
18  f.  (ntc-Tto  2—4),  n  10  f.  (P'i  3  f.),  «Vö  22  («""?»  5),  während  7  u. 
23  Gumulirung  der  Ausdrücke  zeigen;  es  scheint  hier  G  zwar  nicht 
zu  Grund  gelegt,  aber  stärker  benutzt  zu  sein.  Ebenso  werden  (die 
Dubletten)  V.  31.  34».  35^  theilweise,  41.  43^  44.  49.  55.  56*>  von 
R  aus  C  eingearbeitet  sein,  vielleicht  auch  *van  p  ir««»'^'^i  14.  Denn 
ohne  Frage  hat  auch  G  eine  sehr  ähnl.  Erzählung  gehabt  Ja  selbst 
aus  A  dürfte  ein  Rest  in  46  erhalten  sein  (wogegen  mit  Unrecht  Ilg, 
Kn.  den  grössten  Theil  des  Stücks  von  A  ableiteten).  S.  auch  KüL  I. 
131.  143;  Bac,  in  Hehr.  VII.  286. 

V.  1.  Nach  Verfluss  von  2  Jahren  Zeit  (29,  14)  hat  der  König 
einen  doppelten  Traum,  in  welchem  er  sich  an  das  Ufer  des  Nils  ver- 
setzt sieht,  "^w  nsm]  s.  24,  30.  ^«I']  gilt  als  Lehnwort  aus  dem  Äg. 
(über  seine  altem  äg.  Formen  s.  ZDMG.  XL  VI.  127);  nach  dem  Ass. 
will  es  als  semitisch  erweisen  FdDel,  Hebr.  lang.  25.  —  V.  2 — 4. 
„Das  erstemal  schaut  er,  wie  7  Kühe  schön  von  Ansehen  u.  fett  von 
Fleisch  aus  dem  Nil  aufsteigen  u.  im  Riedgras  weiden,  wie  nach  ihnen 
7  andere  Kühe  hässlich  von  Ansehen  u.  mager  von  Fleisch  aus  dem 
Strom  aufsteigen  u.  sich  neben  (39,  10.  15  f.  18)  jene  stellen,  u.  wie 
endlich  die  magern  Kühe  die  fetten  fressen.  Darüber  erwacht  er'^ 
'»n»]  urspr.  äg.  Wort,  ^''p]  riip  Sam,,  ebenso  V.  4;  vgl.  mass.  19  f. 
27.  —  V.  5 — 7.  „Das  zweitemal  schaut  er,  wieder  eingeschlafen,  wie  7 
fette,  volle  u.  schöne  Ähren  an  einem  Halme  wachsen  (40,  10),  wie 
7  vom  Ostwind  versengte  (Hos.  13,  15.  Jon.  4,  8.  Ez.  17,  10.  19, 12; 
für  Äg.  ist  SO. Wind  zu  verstehen)  u.  magere  Ähren  nach  ihnen  sprossen, 
u.  wie  diese  jene  verschlingen",  rf^vk^s]  statt  Hab  (5),  wie  V.  22  für 
M'iK'»'Ta.  „Beide  Träume  werden  von  Josef  angemessen  gedeutet  Ägyp- 
tens Fruchtbarkeit  ist  durch  die  Nil-Oberschwemmungen  bedingt;  aus 
ihm  steigen  daher  die  Kühe  auf.  Das  männl.  Rind  war  Symbol  des 
Nil  (Diod.  1,  51)  u.  bes.  dem  Osiris,  dem  Erfinder  des  Ackerbaus  (Diod. 
1,  21)  heilig.  Das  (weibl.)  Rind  war  in  der  äg.  Bildersprache  Zeichen 
der  Erde  (Macrob.  Sat.  1,  19),  des  Ackerbaus  u.  der  Ernährung 
(Glem.  AI.  ström.  5  p.  567).  Zugleich  war  Isis  die  Göttin  der  alles 
ernährenden  (Macrob.  Sat  1,  20),  vom  Nil  befruchteten  Erde  (Plut 


412  Geo.  41,  7—15. 

de  Is.  38);  ihr  war  bes.  die  Kuh  heilig  (Herod.  2,  41.  Aelian.  h.  an. 
10,  27).  Auch  war  sie  Moudgöttiii  (Diod.  1,  11;  Plut  1.  1.  cp.  52), 
u.  diente  ihr  Bild  in  der  Bilderschrift  zur  Bezeichnung  des  Jahres 
(Horapollo  1,  8).  Daher  bedeuten  die  7  fetten  KOlie  7  fruchtbare,  die 
7  magern  7  unfruchtbare  Jahre;  die  Stellung  der  mageren  Kühe  neben 
den  fetten  (V.  3)  drückt  unmittelbare  Anschliessung  der  unfruchtbaren 
Jahre  an  die  fruchtbaren  aus.  Die  Ähren  erklären  sich  von  selbst 
Dir  Wachsen  auf  einem  Halm  bedeutet  unmittelbare  Zusammengehörigkeit 
der  7  Jahre"  (Kn.),  —  V.  8.  Der  König,  durch  den  wiederholten  Traum 
beunruhigt,  beruft  die  Gelehrten  Ägyptens;  sie  vermögen  ihn  aber  ihm 
nicht  zu  deuten,  wie  sie  auch  dem  Mose  nicht  alle  Wunder  nachthun 
können  (Ex.  8,  14  f.  9,  11).  Es  war  ihnen  von  Gott  nicht  verliehen 
(40,  8).  Dw«]  lies  -i^K  (LXX),  eher  als  vorher  "i-^rftihn  (KS.;  Sam. 
hat  i'^tt^rr)  für  ^li'hn.  B'^ött^n]  abgesehen  von  der  Nachahmung  im  B.Dan., 
nur  noch  Ex.  7 — 9  bei  A  von  9g.  Zauberern,  wohl  vom  Sing.  öbT»?; 
es  ist  kein  äg.  Wort,  aber  auch  nicht  s.  v.  a.  Näselnder  (von  arab. 
batama,  bur(um,  GHoffm.  in  ZATW.  DI.  89)  da  der  Begriff  Beschwörer 
hier  gar  nicht  passt,  sondern  am  ehesten  (von  xsnn^  ta-nn)  Schrif (kun- 
diger. Der  Name  trifit  dann  mit  den  3g.  UQoygafifiateTg  (auf  den 
Denkmälern  durch  Federn  an  der  Schläfe  u.  Schreibzeug  in  der  Hand 
gekennzeichnet,  Ebers  345)  zusammen,  „welche  zur  Priesterkaste  ge- 
hörten, sich  auf  die  Hieroglyphenschrift,  Kosmographie,  Sternkunde  u. 
anderes  verstanden  (dem.  AI.  ström.  5  p.  555  u.  6  p.  633),  grosse 
Zauberer  waren  (Lucian  Philops.  34  ff.;  Eus.  pr.  cv.  5,  10.  9,  8)  u. 
die  Zukunft  vorher  verkündigten  (Diod.  1,  87;  Suidas  s.  UgoyQ.).  Als 
Deuter  nächtlicher  Gesichte  erscheinen  die  äg.  Priester  auch  bei  Tac. 
bist  4,  83"  (Kn.),  s.  Ebers  341  ff.  umty^]  unanslössig  (gegen  Kuen. 
0.2  318);  im  B.  Dan.  nur  nachgeahmt..  —  V.  9 — 13.  Der  Obermund- 
schenk weist  den  König  auf  den  glückl.  Traumdeuter  Josef  hin.  '^^^] 
LXX  Sam,  besser  'e-V^  (s.  17).  '^'*?}ö]  meiner  Sünden  nicht:  gedenke 
ich  (Ges.),  sondern  mtiss  ich  Erwähnung  (Ann;  unterwürfig  nennt  er 
Sünden  im  Plur.,  näml.  gegen  den  König;  an  seinen  Undank  gegen 
Josef  (Kn.)  denkt  er  nicht  t)»g]  40,  2.  •»»?»  1°]  ta^k  Sam.  LXX, 
richtiger,  nö^öa]  40,  3.  rnAm<\  Ges.  49,  2.  —  s.  40,  5.  —  ^lAnii  »•»«] 
gemäss  dem  Traume  eines  jeden  (Ges,  139,  1*).  —  V.  12.  "^ya]  mehr 
im  Sinn  von  Diener  (für  Jüngling  schreibt  B  iVj).  —  V.  13.  ''as] 
40,  13.  —  V.  14.  Sofort  lässt  Ph.  Josef  holen,  u.  sie  machten  ihn 
laufen  aus  dem  Loch]  entliessen  ihn  eiligst  aus  dem  Geföngniss;  ^^a 
wie  40,  15.  Die  LXX  {dxvQcoficc)  scheinen  ff?  gelesen  zu  haben,  vgl. 
40,  14.  —  Vor  dem  äg.  König  durfte  man  nur  ganz  rein  erscheinen; 
dazu  gehörte  nach  äg.  Sitte  (Her.  2,  36),  dass  Jos.  Scheerung 
des  Hauptes  u.  Bartes  u.  Kleiderwechsel  (35,  2)  vornahm.  Daran, 
dass  er  bisher  als  Gefangener  zum  Zeichen  der  Trauer  nach  äg.  Sitte 
Haar  u.  Bart  hätte  wachsen  lassen  (Tuch  Kn.  DeL^),  ist  nicht  zu 
denken,  u.  sind  deshalb  diese  Worte  dem  B  nicht  abzusprechen,  rt^y;^] 
ohne  'Jw«'^  ^«  ist  unbedenklich  (vgl  V^).  —  V.  15  s.  40,  8.  Der 
König  preist  Josefs  Kunst.  t^-'V»]  1  R.  10,  6.  du  hörest  einen  Traum 
ihn  zu  deuten]  brauchst  ihn  nur  zu  hören,  um  ihn  auch  sofort  deuten 


Gen.  41,  16—34  413 

zu  können;  s.  12,  13.  —  V,  16.  Josef  lehnt  diese  Anerkennung  ab. 
•^-ijjVa]  ich  durchaus  nicht,  wie  14,  24.  „Gott  wird  antworten  das 
Heil  Pharao^s]  Gott  ist  der  Geber  der  rechten  Deutung  (40,  8)  u.  er 
wird  sie  geben,  Eröffnungen  machen,  die  dem  König  zum  Besten  ge- 
reichen. Eine  Antwort  (ygl.  Jer.  23,  35.  Mich.  3,  7)  ist  es,  sofern 
Gott  sie  auf  die  Anfrage  des  Königs  diurch  Jos.  ertheilt"  {Kn,),  »^33^] 
naan  «^  Sam.  LXX,  indem  sie  ^»  Sa  avev  rov  ^eov  fassten.  —  V, 
17 — 21.  „Ph.  erzählt  seinen  1  Traum.  Es  wird  hier  einiges  hinzu- 
gefügt, zB.  dass  der  König  so  hässHche  Kühe  wie  die  zweiten  7  in 
ganz  Äg.  nicht  gesehen  habe,  u.  dass  an  diesen  Kühen  nach  Ver- 
schlingung der  fetten  nichts  bemerkt  worden  sei.  Auch  werden  einige 
andere  Ausdrücke  gebraucht"  (Kn.).  V.  17.-  ''ssn]  '^»^  Sam.,  s.  40,  9. 
16.  —  V.  19.  riip]  ebenso  20.  27,  gegen  wp  3  f.  23  f.  (vgl.  6  f.). 
—  V.  21.  ma^i?]  vgl.  die  längeren  Formen  21,  29.  31,  6.  42,  36 
(durchaus  bei  B):  auch  30,  41;  über  das  -r  Ew.  247^.  )rr-^»''}'a]  ist 
Sing.,  Ges.  93,  3  A.  3.  —  V.  22—24.  Der  2.  Traum,  bms]*  hart, 
dürr,  nur  hier,  s.  Ges.  th.  ß'T^^i^K]  s.  31, 9 ;  aber  in  diesem  Cap.  nur  hier 
so.  —  V.  25.  Josef  erklärt  beide  Träume  für  ^inen,  der  Bedeutung  nach 
(vgl.  37,  5 — 11).  In  kurzer  Zeit  sich  wiederholende  Träume  bedeuten 
dasselbe,  die  Wiederholung  aber  bezweckt  Beachtung  u.  Glauben  nach 
Artem.  oneir.  4,  27  (Kn.).  Durch  die  Träume  zeigt  Gott  dem  König, 
was  er  zu  thun  im  Begriff  ist.  —  V.  26 — 28.  Die  Deutung  der  je  7 
Kühe  u.  Ähren  auf  je  7  Jahre;  s.  zu  V.  7.  —  V.  26.  ratan  w^]  s. 
21,  29  {Ges.  126,  5  A.  1»).  —  V.  27.  fi^p?]  gegen  ^i^?  V.  23.  6  f. 
bildet  einen  guten  Gegensatz  zu  m^«^ö  V.  7.  22,  wenn's  nur  nicht  ver- 
schrieben ist  für  »TijP^  (s.  zu  V.  19).  Mit  aj;  ^iv  statt  erwarteten 
nan  B-^a»  geht  er  schon  in  die  nähere  Deutung  ein,  die  erst  29  ff.  folgen 
soÜ.  —  V.  28.  wn  K!in]  geht  auf  25  zurück.  —  V.  29—31.  Be- 
stimmter: es  werden  zuerst  7  Jahre  des  Überflusses  u,  dann  7  Jahre 
des  Hungers  kommen,  w;?;]  vgl.  Ij.  11,  17.  vergessen  wird  der 
Überfluss]  er  geht  in  der  Hungerzeit  so  darauf,  dass'  nichts  mehr  an 
ßein  Dagewesensein  erinnert.  V.  31  neben  30  ziemlich  überflüssig 
(wohl  aus  der  andern  Quelle;  "»?»  s.  47,  4),  übrigens  mit  Beziehung 
auf  'ai  Ttii  8^1  21  zu  verstehen.  —  V.  32.  Die  Wiederholung  des 
Traums  bedeute,  dass  die  Sache  von  Seiten  Gottes  feststehe  u.  bald 
eintreten  werde,  s.  V.  25.  ^?]  vgl.  Ruth  4,  7  u.  is  Gen.  17,  20.  "^s] 
so  ist  sie  (die  Wiederholung)  darum,  weil  (vgl.  18,  20).  —  V.  33 — 
36.  „An  seine  Auslegimg  knüpft  Jos.  den  Rath,  einen  verständigen  u. 
weisen  Mann  zu  ersehen  d.  i.  zu  bestimmen  (22j  8)  u.  über  das  Land 
zu  setzen,  ihm  aber  Aufseher  über  die  einzelnen  Bezirke  unterzuord- 
nen. Der  König  soll  näml.  das  Land  fünften  d.  i.  in  den  fruchtbaren 
Jahren  den  5.  Theil  der  Getreideernte  von  den  Landbebauem  erheben 
u.  in  den  Magazinen  für  die  unfruchtbaren  Jahre  aufbewahren  lassen^' 
(Kn.\  s.  weiter  47,  24.  «;!.■?]  Ew.  63^;  nach  Bär's  Ausg.  »J.?,  Ges. 
75  A.  3^;  König  S.  561.  niori]  Olsh.  verlangt  nwy;  nb;  Del.^  nach 
Ges.  th.  1077  will:  .er  mache  (i  R.  8,  32),  dass  er  bestelle  d.  h.  möge 
eingreifen  u.  bestellen;  nimmt  man  rvo9  nach  1  S.  8,  16.  1  R.  12,  31, 
also:  conslituat  Pharao  et  praeficiat  praefectos,  so  ist  eines  der  beiden 


414  Gen.  41,  34-43. 

Verben  überflüssig.  Vielleicht  ist  das  Obj.  zu  nitn^  ausgefallen ,  oder 
ausgelassen,  u.  ist  34^  wohl  Einsatz  aus  G  (KilLy  Bac.}^  wie  in  35^ 
mindestens  na'';* — i^^a^f^j  (vgl.  49),  für  ursp.  w^,)  (48),  denn  ^»  neben 
*!?  ist  Pleonasmus;  überhaupt  scheinen  ^»k  (C)  u.  "^a  (B)  hier  V.  35  f. 
u.  48  f.  wilikührlich  gewechselt  unter  der  Hand  Pharao^s]  unter 
seiner  Gewalt  u.  Obhut  2  R.  13,  5.  Jes.  3,  6.  in  den  Städten]  wo 
die  Magazine  sich  befinden  u.  zu  welchen  nach  V.  48  die  umhegenden 
Gegenden  als  Bezirke  gehören.  Die  Maassregel  war  bei  der  grossen 
Fruchtbarkeit  Ägyptens  u.  in  Jahren  sehr  reichlichen  Ertrags  nicht  zu 
drückend,  zumal  sie  das  Beste  des  Volks  bezweckte  (s.  auch  47,  24). 
pij^fe]  im  AT.  nur  noch  Lev.  5,  20.  23.  tyi^]  von  der  Lan(U>evöl- 
kerung  wie  10,  25.  —  V.  37  ff.  „Ph.  u.  seine  Hofleute  finden  Josefs 
Vorschlag  gut.  Da  sie  den  Traum  als  von  der  Gottheit  gesendet  be- 
trachten u.  alle  Seherkunst  von  ihr  ableiten  (zu  40,  8),  auch  Josefs 
Auslegung  einleuchtend  finden^  so  schliesst  der  König,  Josef  habe  seine 
Deutung  von  Gott  empfangen,  u.  sieht  in  ihm  den  mit  dem  göttl.  Geist 
ausgestatteten  Mann  (Dan.  5,  11.  14),  der  über  Äg.  zu  setzen  sein 
wird"  (An.).  K»ö3r|]  1  p.  PL  Ipf.  Qal.  —  V.  40.  Er  beschüesst,  ihn 
über  sein  Haus  (vgl.  Jes.  22,  15)  u.  sein  Volk  zu  setzen,  p^  ^j"*?"^?] 
der  Kuss  zur  Huldigung  (1  S.  10,  1 ;  auch  1  R.  19,  18.  Hos.  13,  2), 
den  Ges.  u.  Kn,  noch  vertheidigen,  kann  nicht  gemeint  sein,  weil 
dieser  nicht  auf  den  Mund  gegeben  wurde,  am  wenigsten  von  allem 
Volk,  u.  weil  man  ^?  p»*3  dafür  nicht  sagte.  Vielmehr  ist  mit  den 
Verss.  sj'^ö-^?  wie  45,  21.  Ex.  17,  1.  Num.  3,  16  u.  ö.  zu  fassen, 
aber  pw;:  nicht  soll  laufen  (von  pß^  Lud,  de  Dieu),  oder  sich  rüsten, 
bewaffnen  {GrVen.,  Merc),  sondern  als  intrs.  (zum  trans.  anfügen, 
küssen)  sich  fügen;  also  frei:  deinem  Mund  (Befehl)  soll  sich  mein 
ganzes  Volk  fügen  {Tuch,  DeL;  LXX  Vulg,  vfcaxovasrai),  nach  ihm 
sich  richten.  Für  Küssen  des  schriftl,  Befehls  (nach  bekannter  Sitte) 
würde  T*^  nicht  genügen,  nur  um  den  Thron  {Ges.  118,  2^)  will 
ich  grösser  sein  als  du]  an  Hoheit  u.  Ehre  nur  das  Sitzen  auf  dem 
Throne  voraus  haben.  p!>]  gewölmlich  bei  C;  bei  B  20,  11.  —  V. 
41  ff.  Die  Ausführung  des  Beschlusses.  —  V.  41  (wiederaufgenommen 
in  43^)  scheint  der  Parallelbericht  zu  V.  40  zu  sein  (so  auch  Kitt., 
Bac).  HK^]  27,  27.  31,  50.  39,  14.  -^m]  ich  gebe  hiemit  s.  1,  29. 
—  V.  42.  Zum  Zeichen  seiner  Würde  verleiht  er  ihm  den  königl. 
Siegelring  (den  auch  Est  3,  10.  8,  2  der  erste  Reichsbeamte  Per- 
siens,  u.  1  Macc.  6,  15  der  Reichsverweser  führt),  femer  Kleider  von 
Byssus  (ww,  s.  zu  Ex.  25,  4),  wie  die  äg.  Priester  sie  trugen  (nach 
Her.  2.  37 ;  Plut  de  Is.  4  linnene,  nach  Plin.  19  §  14  vgl  Philostr. 
Apoll.  2,  20  baumwollene),  endlich  die  goldene  Halskette,  welche 
(Artikel)  zu  den  Insignien  seiner  Herrschaft  gehörte"  {Kn.).  —  V.  48. 
So  ausgestattet  lässt  er  den  Jos.  auf  seinem  Wagen  zweiten  Ranges, 
d.  h.  auf  dem  zweiten  der  königl.  Wagen  einen  öffentl.  Umzug  halten, 
wobei  Herolde  vor  ihm  her  zur  Huldigung  auffordern,  ms-;»]  Ew. 
188^.  Über  die  äg.  Wagen  s.  Erman  Äg.  650  f.  ft  '^»«]  s.*  40,  5. 
?l!??»]  wird  ein  (semitisirtes)  äg.  Wort  sein.  Vater  des  Königs  {Trg.: 
1\%  «5'»^  rex  vgl.  45,  8),  zarter  (junger)  Vater  {Trg.  IL;  Hier,  qu.) 


Gen.  41,  43-45.  415 

u.  Starker  Gottes  (W«,  BJub.  c.  40,  Rönsch  158  f.)  haben  keinen 
Werlh.  Unter  den  äg.  Erklärungen  «^ne  pcR  caput  inclinare  {Rossi 
etym.  äg.  p.  1  u.  339),  ap-re^-u  Haupt  der  Weisen  (Harkavy  in 
BÄgZ.  1869  S.  132),  thy  command  is  our  desire  {Lepage  Renouf 
in  SB  AP.  1888,  XI,  1.  p.  5  ff.),  *.  Zeichen  des  Imper.,  Acop  projicere^ 
R  Zeichen  der  2  pers.,  also  wirf  dich  nieder  {Benfey  Verhältn.  der  äg. 
Spr.  302  f.;  s.  aber  RÖd,  in  Ges,  thes.  addit  p.  64)  kommt  die  letzte 
einer  mögl.  Deutung  des  Worts  aus  dem  fiebr.  Knie  beugen/  (Inf. 
abs.  Aph.  für  Hiph.,  slatt  Impert.;  vgl.  "^aoa  Y.  51)  am  nächsten  {et 
clamavii  in  conspectu  ejus  ad  geniculfUionem,  Aq,  bei  Hier,  qu.);  ob 
aber  richtig?  Brugsch  Gesch.  247  hält  es  für  ein  ägyptisirtes  semit. 
Wort:  beuget  die  Knie!  Ein  ass.  abarakku  {DeL  Par.  225;  Hebr.  lang. 
26;  Prol.  145)  hier  in  die  äg.  Verhältnisse  hineinzuziehen,  ist  unstatt- 
haft (s.  Schrad.  KAT.^  152  u.  Mid.  in  ZDMG.  XL.  734).  psj]  nicht 
mehr  Wort  der  Herolde,  sondern  es  setzt  die  Erzählung,  näher  aö^r^, 
fort  (Ges.  113,  4*)  wie  Ex.  8,  11  u.  ö.,  u.  gibt  eine  Art  Absdiluss 
derselben,  schhesst  sich  übrigens  an  V.  41  an  (eingefügt  von  R).  — 
V.  44,  worin  Ph.  ihm  seine  Machtvollkommenheit  bestimmt,  fällt  mit 
V.  40  ziemlich  zusammen,  u.  wird  aus  G  stammen  (Kitt,;  Bac.  der 
Ex.  10,  26.  11,  7  vergleicht),  ich  bin  Ph,]  König,  oberster  Herrscher. 
Du  sollst  Regent  sein;  ohne  deinen  Willen  soll  niemand  in  Äg.  Hand 
oder  Fuss  rühren  (erheben),  eine  That  u.  einen  Schritt  thun.  —  V.  45. 
Der  König  gibt  ihm  einen  entsprechenden  äg.  Namen,  rra^i  nats]  aber 
LXX  Wov^Ofig>avfjx,  Nach  Hieron.  qu.  soll  Zapfanelhfane  sive  (LXX) 
Psontonphanech  im  Ägyptischen  bedeuten  salvator  mundi,  aber  ver- 
geblich {Ges,  th.  1181)  hat  man  sich  bemüht,  vermittelst  ccotc  re- 
demptio,  salus  u.  ene^  saeculum,  dies  aus  den  Lauten  herauszubringen, 
u.  die  Angabe  hat  vielleicht  nicht  mehr  Werth,  als  eine  andere  bei 
Philo  d.  mut.  nom.  592  M.  Annehmlicher  schien  mit  Umstellung  des 
::  u.  E  (Ew,  78^)  sustentalio  oder  sustentator  vitae  {Runs,  Äg.  L 
562.  583;  Leps.  Ghronol.  L  382;  Kn,  Del.)  nach  dem  ägypt-kopt. 
CHT,  ccoirr  sustentare  u.  «otg  vita,  wogegen  Brugsch  (l'Exode  17, 
Gesch.  248)  mit  za-p-u-nt-p-a-änkh  d.  h.  Landpfleger  des  Bezirks  von 
der  Stätte  des  Lebens  d.  i.  des  Nomos  Sethroites  eine  sachlich  unge« 
hörige  Beschränkung  hereinbringt  Nachdem  JKrall  (VU  Orient  Gongr. 
1886,  äg.  afr.  Sect  S.  98  ff.)  auf  die  mit  t  —  ef  önch  an-  u.  aus- 
lautenden äg.  Namen  hingewiesen  hat,  bestimmte  GSteindorff  (BÄgZ. 
XXVII.  41)  den  mittleren  Bestandtheil  riati  als  n-ttOTre  die  Gottheit^ 
somit  Qt£-nnoTT£-eq-U)n^  es  spricht  der  Gott,  er  lebt.  Ein  Eigen- 
name dieser  Bildung  (aber  slatt  imoTre  Name  eines  bestimmten  äg. 
Gottes)  ist  am  Ausgang  der  20.  Dynastie  nachgewiesen;  in  der  22.  Dyn. 
werden  sie  häufiger,  in  der  26.  saitischen  Dyn.  ganz  gewöhnlich  (BÄgZ. 
1892  XXX.  49  ff!).  Die  Juden  (Onk.  PeS.  Saad.;  Jos.  ant  2,  6,  1) 
u.  KW.  (s.  Parthey  Vocab.  578)  deuten  occultorum  revelator,  indem 
sie  an  hebr.  ^trt  u.  ein  angebt  pc  d.  i.  fpaivm  dachten;  darnach  LutK: 
der  heimliche  Rath,  —  Zugleich  verheirathet  ihn  der  König  mit  Äse- 
nath  d.  h.  Ns-nt  (u.  mit  vom  abgestossenem,  durch  Vokalvorschlag  er- 
setztem n,  BÄgZ.  1889  S.  41)  s-nt  d.  h.  der  (Göttin)  Neit  zugehörig. 


416  Gen.  41,  45—50. 

Mit  Ns  gebildete  Namen  finden  sich  schon  im  alten  u.  mittleren  Reich; 
die  mit  Pete  {PS  dt')  gebUdeten  (S.  397)  sind  sdion  in  der  22.  Dyn. 
nachgewiesen;  beide  werden  überaus  hSufig  in  der  sait  Dyn.  (was 
Lag.  in  GGN.  1889  S.  819  ff.  für  die  Datinmg  des  B  verwenden  wollte). 
Ein  späterer  Roman  über  Aseneth  bei  Fabric.  Cod.  Ps.  V.  T.  II.  85  ff. ; 
Batiffol  Stud.  PatrisL  L  1889.  y^t  naie]  s.  37,  36.  ins]  gemeint  ist 
der  Oberpriester.  )k]  oder  t^  (HhovnoXig  LXX),  auch  V.  50.  46,  20. 
Ez.  30,  17  (vgl  Ex.  1,  11  LXX;  Jer.  43, 13);  2  SL  nördl.  von  Kairo, 
auf  dem  östl.  Nilufer  (s.  Brugsch  Geo.  Inschr.  I.  254;  Ebers  in  Ri. 
HWB.  Hilf.);  uralter  Sitz  des  Sonnencults  u.  eines  berühmten  Son- 
nentempeb,  dessen  Priester  sich  durch  Gelehrsamkeit  vor  andern  aus- 
zeichneten (Her.  2,  3;  Strab.  17,  1,  29;  vgl.  EMey.  G.  §  93).  ,JDie 
Priesterkaste  war  die  königl.  Kaste.  Auch  die  aus  der  Kriegerkaste 
genommenen  Könige  wurden  unter  die  Priester  aufgenommen  u.  in  ihre 
Wissenschaften  eingeweiht  (Plut  de  Is.  cp.  9).  Offenbar  geschah  das 
auch  mit  Joseph  (s.  43,  32.  44,  5),  dem  der  König  ein  höheres  An- 
sehen beim  Volk  u.  die  Unterstützung  der  bedeutendsten  Kaste  zu- 
wenden wollte.  Zu  einem  IsQoyQafifMetsvg  macht  den  Josef  Ghäremon 
(Jos.  c.  Ap.  1,  32),  u.  nach  44,  5  verstand  sich  Joseph  auf  Hydro- 
mantie.  Ein  Tempel  mit  äg.  GulL  in  der  Stadt  ist  hier  vorausgesetzt'^ 
(Kn.).  '«  K?!^]  fehlt  in  LXX,  u.  sieht  aus  wie  der  verstümmelte  46^ 
oder  wie  eine  corrigirte  Parallele  dazu,  in  der  aber  ^Z  über  (wofür 
einige  MSS.  ^a  haben)  kaum  zu  erklären  ist  (ai^h  nicht  nach  Ps. 
81,  6).  Die  Correctur  -n«  ast»»^  für  »atrs  (Olsh.)  hilft  nicht,  da  das 
nicht  Sprachgebrauch  dieses  Vrf.  war.  —  V.  46  holt  nach,  dass  J. 
30  Jahre  alt  war,  da  er  vor  Ph.  stand  d.  h.  bei  dem  König  Audienz 
hatte  (47,  7),  u.  fugt  bei,  dass  er  von  vor  ilim  hinausgieng  (wie  47, 
10),  u.  das  Land  durchzog,  sc.  um  es  kennen  zu  lernen  u.  seine  An- 
ordnungen zu  treffen.  Verglichen  mit  37,  2  bestimmt  sich  die  Dauer 
seiner  Sklaverei  auf  12—13  Jahre.     Die  Formel  ö^l^atö  ^h^  na^-jß  (Ex. 

6,  11.  13.  27.  29.  14,  8  bei  A),  u.  die  übrigen  Ausdrücke  (vgl.  47, 

7.  10)  sprechen  dafar,  dass  dieser  V.  ein  Einsatz  aus  A  ist.  — 
V.  47 — 49.  Die  Träume  erfüllen  sich  so,  wie  sie  Jos.  gedeutet  hat 
Das  Land  trägt  in  den  7  fruchtbaren  Jahren  a'^sto;?^  Vollhandweise 
d.  h.  sehr  reichlich,  es  gewährt  vollständige  Ernte.  Das  Wort  sonst  nur 
bei  A,  in  den  Gesetzen  Lev.  2,  2.  5,  12.  6,  8.  Num.  5^  26  (iCn,). 
V.  48  ist  entweder  für  ö"'?»  nach  V.  53  »aton  «»aw  (Olsh,)  oder  für 
n-^n — D*^3»  mit  LXX  Sam.  »ss»  rv>rt  iidk  w^i^  zu  lesen.  Joseph  bringt 
alles  Getreide,  soweit  es  V.  34  in  Aussicht  genommen  ist,  zusammen 
u.  thut  es  von  den  zu  den  einzelnen  Städten  gehörigen  Landgebieten 
in  die  Magazine  dieser  Städte.  So  häufte  er  so  viel  Korn  auf,  dass 
man  zuletzt  die  Masse  gar  nicht  mehr  zählte.  Der  Wechsel  der  Aus- 
drücke (*!?»  u.  ^)  lässt  für  V.  49  die  andere  Quelle  vermuthen  (vgl. 
35);  wie  Sand  des  Meeres  ist  wie  32,  13  bei  C  (22,  17),  n^ö  n?7?? 
wie  15,  1  vgl  16,  10;  h-m  s.  11,  8.  18,  11.  —  V.  50—52.  Josef  er- 
hält  noch  vor  dem  (ersten)  Hungerjahr  2  Söhne  von  Asenath.  tV^] 
35,  26.  "J^  rn^"^  ^to»]  s.  zu  34,  1.  Den  ersten  nennt  er  Manassey  weil 
Gott  ihn   sein  Mühsal  u.  seines  Vaters  Haus  d.  h.  die  untröstl.  Ge* 


Geik  41,  Sa— Cap.  42.  417 

danken  an  dasselbe  habe  vergessen  lassen,  über  seinem  Glück  im 
fremden  Land.  Das  Pael  ?i«2  für  das  Pi.  (vgl.  43)  ist  wegen  des  An- 
klangs  an  "^»  punkürl  {Ges,  52,  2  A.  1),  u.  aus  gleichem  Grund  ist 
Pi.  für  Hiph.  gebraucht.  Den  zweiten  nennt  er  Efraim,  weil  Gott 
ihn  im  Lande  seines  Elends  habe  fruchtbar  sein  lassen,  durch  Kinder- 
segen (Hos.  13,  15).  —  V.  53  f.  Mit  dem  7.  Jahre  geht  die  frucht- 
bare Zeit  zu  Ende  (fi;?3  auf  3>auw?  zu  beziehen),  u.  nach  ihm  tritt 
die  Hungerzeit  ein,  die  aber  nicht  blos  Äg.,  sondern  auch  die  andern 
Länder  betrifft,  nur  dass  in  Äg.  (in  den  Magazinen)  Brod  vorräthig  ist. 
—  V.  55,  hinter  54*  befremdlich,  liegt  schon  in  der  Linie  von  47, 
13  ff.  u.  wird  aus  G  stammen  {Kill.  Bac),  näml.:  in  Äg.  beginnt  das 
Volk  zu  hungern,  wendet  sich  an  den  König  u.  vnrd  von  ihm  an  Jo- 
sef gewiesen.  —  V.  56^  an  V.  55  angeschlossen,  ist  aus  C  eingefügt; 
dagegen  führte  56*  bei  B  von  54  zu  57  hinüber,  weshalb  Olsh. 
56*  hinter  56^  stellen  wollte.  In  56*  kann  p^n  nur  die  Erde  (nicht 
das  Land  Äg.)  sein.  'ai  rrpfc^i]  u.  Josef  öffnete  alles,  worin  (etwas) 
war,  soll  heissen  alle  Magazine.  Aber  eine  solche  doppelte  Brevilo- 
quenz  dürfte  unmöglich  sein.  Zur  Noth  genügt  ^^  ana  i»;«  des  Saw., 
aber  LXX  {airoßoXcSvBg)  Vulg,  Pei.  Onk,  drücken  geradezu  "la  Ji*»si» 
statt  ans  ^VM  oder  neben  diesen  aus.  Die  Lesart  ist  jedenfalls  ver- 
dorben; WL  vermuthet  ein  von  ^atd  abgeleitetes  Wort  für  Kommaga- 
zin.  Lag.  Symm.  L  57  ein  Wort  wie  (!)  «»viattn«  sirus  {Buxl,  lex. 
talm.  2321).  "^iioy]  lies  'ia^P«3  nach  42,  6  (Olsh.);  er  verkaufte  den 
Ägyptern  Getreide.  'ai  pTJr^ij  von  LXX  ausgelassen,  weil  als  Übergang 
zu  57  unpassend  (von  Ilg,  mit  pas  für  ö"^^»  emendirt),  will  sagen, 
dass  die  V.  55  geschilderte  Hungersnoth  in  Äg.,  trotz  der  käuflichen 
Ablassung  von  Korn  an  die  Äg.,  immer  stärker  umrde.  —  V.  57  an 
56*  angeschlossen  besagt,  dass  alle  Welt  nach  Äg.,  um  Getreide  zu 
kaufen,  zu  Josef  kam,  weil  überall  die  Hungersnoth  heftig  war.  Über 
Getreideaustheilungen  in  Äg.  aus  den  Magazinen  in  Zeiten  der  Hungers- 
noth vgL  Beispiele  bei  Brugsch  Gesch.  130,  246  f. 


b)  Die  Wanderungen  und  Demüthigungen   der  Josefbrüder 

bis  zur  Versöhnung,  Cap.  42 — 45. 

Wie  im  ersten  Abschnitt  berichten  auch  hier  B  u.  G,  u.  bringt 
auch  hier,  wie  dort,  G  in  die  von  B  gemeldeten  Vorgänge  noch  weitere 
Verwicklungen  u.  Spannungen  hinein.  Bruchstücke  der  Schrift  des  A 
konnte  trotz  El  Schaddai  (43,  14)  auch  Kn,  hier  nicht  mehr  aner- 
kennen. Die  Stücke  von  B  u.  G  sind  noch  ziemlich  als  ganze  erhalten, 
u.  an  manchen  sachl.  u.  sprachl.  Zeichen  erkennbar;  doch  hat  der 
Gompilator  auch  hier  manches  geändert 


Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  27 


418  Gen.  42,  1—3. 

1.  Die  10  Brüder  yor  Josef,  ihre  Demüthigung  und  Züchtigung, 

Cap.  42,  meist  nach  B. 

Durch  die  Hungersnolh  genöthigt  schickt  Jacob  seine  10  ältesten 
Sohne  nach  Äg.,  um  Getreide  zu  kaufen.  Sie  kommen  u.  werfen  sich 
vor  Josef  nieder.  £r  erkennt  sie,  entdeckt  sich  ihnen  aber  nicht,  son- 
dern prüft  sie  erst.  Er  erklärt  sie  für  Kundschafter,  setzt  sie  als  solche 
gefangen,  gibt  sie  jedoch  am  3.  Tage  wieder  frei,  behält  nur,  als  sie 
mit  ihrem  Korn  heimkehren,  §imeon  als  Geisel  in  Gewahrsam,  bis  sie 
ihm  den  jüngsten  Bruder  zur  Stelle  schaffen.  Schon  jetzt  erkennen  sie  in 
diesem  Geschick  eine  Strafe  für  ihr  Vergehen  an  Josef.  Aber  ilir  Geld 
gibt  er  ihnen  ohne  ihr  Vorwissen  in  ihre  Säcke  zurück,  um  sie  oder  den 
Vater  wenigstens  hinter  dem  gestrengen  Herrn  den  Bruder  ahnen  zu 
lassen.  Jedoch  den  mit  Crewissensschuld  Beladenen  wird  gerade  dieses 
Geld,  als  sie  es  entdecken,  zum  Gegenstand  des  Entsetzens  u.  dem 
Vater  ein  weiterer  Grund  der  Weigerung,  sie  mit  Benjamin  wieder 
ziehen  zu  lassen.  —  Josef  erscheint  auch  hier,  wie  Cp.  41,  als  Werk- 
zeug der  Vorsehung.  Zur  Vergeltung  fär  ihre  Übelthaten,  zur  Erweckung 
der  Reue  musste  solche  Noth  über  die  Brüder  kommen.  Dass  Jos. 
selbst  die  Züchtigung  verhängen  muss,  bringt  seine  Stellung  mit  sich. 
Dass  er  sie  aber  nicht  aus  Rachsucht,  sondern  gegen  sein  natürl.  Ge- 
fühl, unter  dem  Trieb  einer  höheren  Nothwendigkeit,  verhängt,  deutet 
der  Vrf.  schon  V.  24  u.  noch  mehr  durch  den  Ausgang  Gp.  45  an. 
Dass  auch  der  alte  Vater  dadurch  mit  zu  leiden  bekommt,  ist  gegen- 
über von  jenem  Hauptzweck  nicht  zu  vermeiden;  in  Wahrheit  ist  es 
für  ihn  die  Vorbereitung  auf  die  höchsten  Freuden,  welche  nach  göttl. 
Ordnung  nicht  ohne  vorangehende  tiefe  Beugung  erlangt  werden.  — 
Die  Rückbeziehung  auf  Josefs  Träume  im  Vaterhaus  6.  9  u.  auf  Ruben's 
Fürsprache  für  ihn  22,  sowie  die  Rolle  Ruben^s  als  Führers  der  Brü- 
der 37  (anders  43,  3  ff.)  sprechen  für  B  als  Vrf.  Eben  dafür  zeugen 
t^;  22  (nicht  ^?0,  ^^?  1.  4.  29.  36  (nicht  i'«;»?),  pw  25.  (27)  35 
(nicht  riHnöi«),  T^5«n  "ah«  ^•'«n  30.  33  (nicht  »-^icn  allein),  *i>ow»  17. 
19,  nalps  36,  ms  25,  (auch  ms  21,  w  9).  Doch  hat  R  auch  hier 
aus  dem  Parallelbericht  des  G  über  diese  erste  Reise  einzelne  Sätze 
eingearbeitet,  näml.  2».  4^  (?)  5*.  6*.  7*,  (V.  10  ^§i«?)  nam.  27  f.  u. 
38  (s.  in  der  Erkl.).  Das  hier  u.  später  (bei  B  u.  C)  wiederholt  vor- 
kommende )?n  r^K  5.  7.  13.  29.  32.  44,  8.  45, 17.  25.  47,  13. 
15  ist  durch  den  Gegensatz  gegen  Äg.  gefordert 

V.  1  f.  Jacob  fordert  seine  Söhne  auf,  Getreide  aus  Äg.  zu  holen. 
'iäo]  heisst  das  Getreide  besonders  als  Handelsartikel  u.  kommt  von 
hier  ab  häufiger  (V.  2.  19.  26.  43,  2.  44,  2.  47, 14)  vor.  wozu 
seht  ihr  einander  an?]  in  Rath-  u.  Thatlosigkeit,  jeder  vom  andern 
Rath  u.  Hilfe  erwartend.  V.  2*  inhaltlich  neben  1*  unnöthig,  auf- 
fallend auch  durch  neues  "^»k'^i  (was  LXX  weglassen),  wird  Einsatz 
aus  C  sein.  —  V.  3 — 5.  Zehn  Brüder  Josefs  ziehen  nach  Äg.;  den 
Benjamin  lässt  der  Vater  nicht  mitziehen,  damit  ihm  kein  Unfall  zu- 
stosse.  Als  der  jüngste  u.  noch  allein  übrige  Sohn  der  Ra^el  (44, 
20 ff.)  war  er  ihm  besonders  theuer.     V.  3.    "^a  "lawi»]  Lag.  Nom.  230 


Gen.  42,  3—10.  419 

will  ">aiD  ^it&V.  V.  4^,  weil  bei  C  (38  u.  44,  29)  wieder  vorkommend, 
dürfte  Einsatz  aus  G  sein  {WL  Kitt.  KS.  ^ac);  doch  könnte  es  auch 
von  C  aus  B  übernommen  sein,  i'idm]  schon  Ex.  21,  22  f.  »;)?]  == 
n^g  (29.  44,  29)  wie  38.  Ex.  1,  10,  auch  Gen.  49,  1.  —  \.  5 
mag  {KS,  Bac)  aus  G  aufgenommen  sein,  theils  wegen  W^*^  *"» 
s.  35,  10  (doch  s.  auch  50,  25),  theils  weil  der  V.  neben  V.  3 
entbehrlich  ist  in  der  Mitte  der  Kommenden]  unter  den  andern 
aus  Ken.  kommenden  kamen  auch  sie;  nicht  gerade  {Kn)  in  der  gleichen 
Karawane.  —  V.  6.  Ob  dieser  V.  ganz  {Bac)  oder  doch  a  u.  b"  {Kitt. 
KS,)  auf  G  zurückzufahren  sei,  ist  fraglich.  Etwas  zur  Begründung 
davon,  dass  die  Brüder  zu  Josef  selbst  kamen,  muss  auch  B  gehabt 
haben,  u.  V.^**  ist,  zumal  wenn  5  zu  G  gehört,  b'*  aber  unter  allen 
Umständen  bei  B  unentbehrlich.  Der  V.  kann  also  höchstens  als  ge- 
mischt gelten.  Da  Josef  den  Getreideverkauf  unter  seiner  Aufsicht 
hat,  so  müssen  die  Ankömmhnge  sich  an  ihn  wenden;  sie  erscheinen 
vor  ihm  u.  werfen  sich  vor  ihm  nieder  (vgl.  43,  26.  28);  die  Träume 
Josefs  (37,  7.  9)  erfQUen  sich  damit  Mit  Nachdruck  wird  er  der 
Herr  oder  Herrscher  Ägyptens  genannt  Bei  B  steht  dafür  0"»?^«  u. 
^ö  (30.  33.  45,  8.  26)  u.  ist  tD-^Vior»  also  nicht  von  ihm.  Aber  auch 
ob  von  G?  ist  fraglich.  Denn  ta^'W  findet  sich  sonst  nur  im  aram.  Esr., 
Qoh.,  Dan.  Man  könnte  vermuthen,  es  sei  hier  ein  mit  der  Oberlieferung 
überkommenes  technisches  Wort,  da  es  auffallend  mit  Salatis  oder 
Silüis,  dem  Namen  des  ersten  Herrschers  der  Hyksos  in  Äg.  (Jos.  c. 
Ap.  1,  14;  Eus.  chron.  Arm.  1.  224)  übereinstimmt;  andernfalls  müsste 
es  von  einem  jüngeren  Leser  statt  eines  andern  Worts  eingesetzt  sein 
(Kuen,  0.2  318).  «m  2^]  «im  Sam.  Pe§,  TrgJon,  n»^»  u^m  *vnt] 
19,  1  bei  C,  aber  mit  der  leichten  Variation  'rtH)>  48,  12  auch  bei  B. 

—  V.  7  f.  Auch  hier  weist  'k  'rv^n  öisn«,  (parallel  mit  V.  8)  u.  ^sie 
auf  G,  ohne  dass  deshalb  der  V.  ganz  von  ihm  {KS.  Bac)  sein  müsste; 
*x\  ni»p  DM«  ^a-rn  (vgl.  30)  scheint  aus  seiner  urspr.  Stelle  bei  B  hinter 
9*  versetzt.  „Josef  wird  von  den  Brüdern  nicht  erkannt,  da  er  in 
den  etwa  20  Jahren  seiner  Entfernung  von  ihnen  (37,  8.  41,  46)  aus 
dem  Jüngling  ein  Mann  geworden  ist''  {Kn.)  u.  in  anderem  Aufzug 
erscheint  Wohl  aber  erkennt  er  sie.  Er  stellt  sich  fremd  gegen  sie 
u.  redet  hartes  mit  ihnen,  unfreundlich  u.  herrisch  (1  S.  25,  3.  Jes. 
19, 4),  u.  harte  Beschuldigungen  (9  ff.)  gegen  sie  erhebend.  „Die 
Prüfung  soll  zugleich  dahin  führen,  dass  er  erfahrt,  wie  es  mit  Benj. 
steht,  den  er  unter  den  Brüdern  vermisst"  {Kn.).  —  V.  9.  Beim  An- 
blick der  demüthig  vor  ihm  stehenden  gedenkt  er  (40,  14.  23)  der 
Träume  (37,  5  ff.),  die  er  in  Beziehung  auf  sie  (17,  20.  19,  21)  ge- 
habt „Er  erklärt  sie  für  Kundschafter,  welche  die  Blosse  des  Lan- 
des sehen  (vgl.  Num.  13,  18.  Jos.  2,  1),  die  Gegenden  kennen  lernen 
wollen,  welche  unbesetzt  u.  leicht  zugänglich  sind.  Ebenso  ^aurah 
Qor,  33,  13;  yviivova&cti  Ilias  12,  399,  nudari  Gaes.  b.  g.  7,  70. 
Die  Beschuldigung  passt  in  den  Mund  des  ersten  Beichsbeamten''  {Kn,). 

—  V.  10 — 13.  Die  Brüder  begegnen  dem  Argwohn  mit  Versicherung 
ihrer  Ehrlichkeit  u.  genauer  Angabe  ihrer  Familienverhältnisse.  *>3im  vh] 
23,  11.    ^^a?5]  j  nach   der  Verneinung   für  gew.  "^s  wie  17,  5.  Jes, 

27* 


420  Gen.  42,  10—22. 

10,  20  u.  ö.  {Ew,  354*).  'oha]  för  'om»  (was  Sam.  hat),  s.  Ges.  32 
A.  2.  B^3fi]  IS  gerade^  im  Sinn  von  aufri(^ig,  ehrlich^  im  Pent  nur 
hier  u.  19.  31 — 34.  In  V.  13  ist  entweder  aatTa«  als  Glosse  (aus  V. 
32)  aus^werfen  {Olsh»),  oder  gegen  die  Accente  bei  'f'*;j?3J  abzusetzen 
(DeL):  12  sind  deine  Knechte,  Brüder  sind  wir.  Der  kleine  d.  i. 
jüngste  (s.  9,  24)  sei  beim  Vater,  u.  der  eine  sei  nicht  mehr  vor- 
handen, sei  verschwunden  (5,  24).  „Sie  hüten  sich,  das  nähere  an- 
zugeben, um  nicht  Josefs  Missfrauen  zu  stärken"  (ffn.).  —  V.  14. 
Als  hochgestellter  Mann  will  aber  J.  gegen  sie  Recht  behalten,  es  ist, 
was  ich  geredet]  es  bleibt  bei  meiner  Erklärung,  dass  ihr  Kundschafter 
seid.  Zu  »'»n  vgl.  20,  16.  Ij.  13,  16  (Kn.).  —  V.  15  f.  Er  verlangt 
den  jüngsten  Bruder  zu  sehen ;  einer  von  ihnen  soll  ihn  aus  Ken.  holen, 
während  die  übrigen  als  Gefangene  bei  ihm  bleiben,  daran  (s.  15,  8) 
sollt  ihr  geprüft  werden]  sc.  ob  eure  Versicherung  wahr  ist  oder 
falsch  (vgl.  20.  33)«  Er  hält  es  fQr  möghch,  dass  sie  dem  ßenj. 
ebenso  schlimm  mitgespielt  haben  wie  ihm,  u.  möchte  darüber  Gewiss- 
heit haben,  gibt  aber  als  Zweck  nur  an,  er  wolle  sehen,  ob  ihre  An- 
gabe wahr  sei.  ^^t  ^n]  eig.  lebendig  Pharao  d.  h.  beim  Leben 
Pharao's  (Ges.  93,  1  A.  7  not).  Die  Aussprache  '^»^  für  •»n  (s.  Lev. 
25,  36  beim  Verb.) ,  überall  wo  nicht  Gott  in  Frage  steht,  ist  blos  rabb. 
Festsetzung  (ähnlich  wie  '♦3^¥  im  Unterschied  von  ^a't»).  Dieser  Schwur 
passt  gut,  da  die  Äg.  ihre  Könige  dg  TCQog  iki^&Biciv  ovzag  ^sovg 
verehrten  (Diod.  1,  90).  Die  Isr.  schwuren  beim  Leben  des  Königs 
wenigstens  in  Anreden  an  ihn  1  S.  17,  55.  2  S.  11,  11  {Kn.).  bk] 
s.  14,  23.  nan]  21,  23.  45,  5.  8.  13.  —  V.  17—20.  Er  zieht  sie 
zusammen  ein  (Ez.  24,  4.  Jos.  2, 18)  in  Gewahrsam  (19.  40,  3.  7), 
„damit  sie  fühlen,  wie  einem  Gefangenen  zu  Muth  ist  (37,  24),  der  das 
schlimmste  zu  gewärtigen  hat"  {Kn.).  Aber  am  3.  Tage  erklärt  er 
nur  ^inen  als  Greisel  behalten  zu  wollen,  während  die  übrigen  mit 
ihrem  Getreidebedarf  nach  Hause  ziehen  u.  den  jüngsten  holen,  das 
thut  u.  lehl]  ihr  sollt  nicht  (als  Spione)  getödtet  werden,  wenn  ihr 
folgendes  thut  >^  r^vii]  45,  17.  19,  aber  auch  43,  11.  Gott  fürchte 
ich]  will  deshalb  nicht  auf  blossen  Verdacht  hin  euch  unnöthig  hart 
behandeln,  wenn  ihr  ehrlich  seid]  ist  Bedingung  zum  ganzen  folg. 
Vorschlag,  des  Sinnes:  so  werdet  ihr  folgendes  gern  annehmen,  "t^k] 
ohne  Art.  {Ges.  126,  5  A.  1^);  ähnlich  43,  14;  anders  42,  33.  Ge- 
treide der  Hungersnoth  {Ew.  163*)  eurer  Häuser  d.  i.  für  den  Be- 
darf euerer  Familien  während  der  Hungersnoth  (vgl.  ?R^t  ^w  Jes.  30, 
23,  Olsh).  V.  33  steht  sogar  X^^T)  allein,  als  könnte  es  Hungerbedarf 
bedeuten,  aber  in  LXX  PeS.  Onk.  besser  Tiaan  ^ye,  —  Sie  giengen 
darauf  ein,  näml.  einen  von  ihnen  herzugeben  u.  s.  w.  Das  )'^  ivr<i 
auszuwerfen  {KS.\  ist  nicht  nöthig.  —  V.  21.  Ihr  böses  Gewissen 
wegen  Josefs  (37,  21  ff.)  erwacht,  u.  unwillkührlich  treffen  sie  in  dem 
Gedanken  zusammen,  dass  sie  um  seinetwillen  so  zu  büssen  haben. 
Ebenso  44,  16  bei  C.  ^k]  17,  19.  mt]  35,  3.  —  V.  22.  Ruhen  als 
der  Beschützer  Josefs  (37,  22.  29  f.),  der  sich  unschuldig  weiss,  darf 
ihnen  mit  Recht  ihre  Unthat  vorhalten.  Seine  Rede  lautete  oben  nicht 
wörtlich  so;  nur  dem  Sinn,  in  dem  er  gehandelt  hat,  gibt  er  hier  Aus- 


.    Gen.  42,  22—30.  421 

druck.  1^^]  21,  8.  14  u.  ö.  u,  auch  sein  Blul,  siehe  es  wird  ge- 
fordert] u.  so  wird  denn  auch  sein  Blut  (sein  Tod,  den  ihr  herbei- 
geführt habt)  nun  folgerichtig  geahndet  (9,  5  f.).  Da  er  in  der  Grube 
plötzlich  yerschwunden  war,  nimmt  er  an,  dass  er  von  einem  Thier 
gefressen  oder  sonst  ums  Leben  gekommen  sei.  Es  stimmt  hier  alles 
zu  dem  Bericht  des  B  in  Gap.  37.  —  V.  23.  So  reden  sie  laut,  in- 
dem sie  nicht  wissen,  dass  Jos.  es  vernimnU  d.  i.  versteht  (11,  7), 
denn  der  (in  solchen  Fällen  übliche,  s.  14, 13)  Dolmetscher  war 
zwischen  ihnen;  ^5''a  wie  26,  28.  Natürlich  sprach  man  am  Hof 
ägyptisch  (s.  S.  404).  —  V.  24.  Jos.,  gerührt  über  ihren  Schmerz 
u.  ihr  Schuldbekenntniss,  wendet  sich  von  ihnen  weg.  um  zu  weinen, 
kehrt  aber  dann  zurück,  spricht  mit  ihnen  u.  lässt  Simeon  vor  ihren 
Augen  binden  (wenn  nicht  blos  gefangen  nehmen  2  R.  23,  33);  nicht 
Ruhen  seinen  Vertheidiger,  sondern  den  ältesten  der  andern.  —  V.  25. 
Er  lässt  ilinen  ihr  Packgeräthe  mit  Korn  füllen  u.  Zehrung  für  die 
Reise  geben,  auch  das  Geld  jedem  oben  in  den  Sack  thun.  Das  finitum 
^^^^.^  ist  hier,  da  Inff.  folgen,  auffallend.  Selbstverständlich  kann  es 
nicht  die  Absicht,  sondern  nur  die  Ausführung  ausdrücken:  er  gab  Be- 
fehl u.  demgemäss  fQllte  man  ihre  Säcke;  u.  ferner  befahl  er  etc. 
an-^fc«?»]  Plur.,  weil  die  Gelder  mehrerer  gemeint  sind  {Ew,  176*^), 
vgl.  V.  35;  über  ß  Ges.  93  A.  1  F.  in  eines  jeden  seinen  Sack] 
ebenso  V.  35;  s.  zu  9,  5.  rrri]  wie  45,  21.  w?!i5]  man  ihat,  ist 
hier  nach  i?t!?  sehr  unbequem,  u.  wohl  fehlerhaft  für  i«»m  (vgl. 
^*^^'°iVh  I^XX  halfen  sich  mit  wjiji.  —  V.  26.  Sie  laden  auf  u. 
gehen.  —  V.  2  7  f.  aus  C  (vgl.  43,  21)  eingetragen,  bei  welchem 
die  Brüder  (gegen  V.  35)  schon  unterwegs  auf  der  Station,  wo 
sie  übernachten,  die  Rückgabe  des  Geldes  gewahr  werden,  u.  zwar 
nicht  blos  einer,  sondern  jeder  derselben,  wodurch  audh  ihrer  cUler 
Schrecken  noch  besser  motivirt  wird  {WL  XXI.  446).  Den  letztem 
Zug  hat  R  aus  harmonist.  Gründen  hier  weggelassen,  er  wird  aber 
43,  21  vorausgesetzt  Die  Ausdrücke  i^^ia  (Ex.  4,  24),  »"iB^^  (24,  25. 
32),  nnptoK  beweisen  für  C.  Dagegen  muss  ^^^  27  von  R  wegen  des 
Anschlusses  an  25  geschrieben,  u.  'a^j  n«t  nö  ^tivh  28  (wegen  a-^n^«) 
aus  einer  andern  Stelle  des  B,  etwa  35  a.  £.,  eingefügt  sein,  in^n] 
der  eine,  der  den  Anfang  machte  d.  h.  der  erste  (s.  2,  11.  4,  19), 
denn  urspr.  folgte,  dass  dann  auch  die  andern  öffneten.  ^nritoMJ  Pack- 
tuch (s.  Lex.),  Sack,  regehnässig  in  Gp.  43 f.  gebraucht  Auch  *"»& 
wie  43,  12.  21.  nin  aa;j  38,24.  u.  ihr  Herz  gieng  aus]  ihr  Muth 
verliess  sie,  sie  verzagten  ganz  (nur  hier  so),  sie  zitterten  einer  zum 
andern]  wandten  sich  bebend  einer  an  den  andern;  gleiche  Prägnanz 
43,  33  (Ges.  119,  4).  Sie  fürchteten  von  dem  Mann  nun  auch  noch 
als  Diebe  behandelt  zu  werden,  u.  erkennen  in  dieser  weitern  Nolh 
die  züchtigende  Hand  Gottes,  n^t  rta]  29,  25  (3, 13.  12, 18.  26,  10 
bei  C).  —  V.  29 — 34.  Heimgekehrt  erzählen  sie  dem  Vater  ihre  Be- 
gegnisse,  u.  heben  die  Nothwendigkeit,  dem  Herrn  Ägyptens  Benj.  zu 
bringen,  hervor.  nSj^n]  Part  des  Prf.  (Ges.  116,  2*).  "^ai»!  auch 
33;  s.  39,  20;  zur  Sache  s.  zu  V.  6.  «ank]  -f  iv  cpvkax^  (nttwaa 
s.  40,  3)  LXX.    Nach  Mass.:  gab  uns  wie  d.  h,  behandelte  uns  als  K. 


1 


422  Gen.  42,  32— Cap.  43. 

—  V.  82.  ö'^^w  W3ii]  lam«  ö'^n«  5am.  —  V.  33.  l^aa^tl]  s.  zu  19.  — 
V.  84.  "it^]  c.  Acc.  durchziehetiy  des  Handels  w^en,  Tgl.  34,  9.  21. 

—  V.  85.  Nun  erst  in  der  Heimath  leeren  sie  (nach  B)  ihre  Säcke 
aus  u.  finden  erst  bei  der  Ausleerung  (nicht  '^»  *«ni)  ihre  Geldpäckchen 
in  ihren  Sicken,  worüber  sie  sammt  dem  Vater  in  Furcht  gerathen. 

—  V.  36.  Der  alte  Vater  bricht  in  unmuthige  Klagen  aus.  mich 
habt  ihr  hinderlos  gemacht]  „mich  trefien  die  Veriuste,  nicht  euch; 
ihr  habt  gut  reden  u.  vorzuschlagen,  da  es  sich  nicht  um  eure,  son- 
dern meine  Kinder  handelt^'  {Kn),  über  mich  ist  das  alles  ergangen 
ich  allein  habe  die  Last  dieser  Ereignisse  (vgl.  rf^p  29)  zu  tragen.  t^Va 
wie  Prov.  31,  29,  för  iV»;  s.  zu  41,  21.  —  V.  37.  Darauf  hin  bietet 
Ruhen,  der  auch  hier  (s.  22)  Wortführer  ist,  seine  beiden  Söhne  als 
Unterpfand  an;  sie  mag  er  im  unglückl.  Fall  tödten.  gib  ihn  auf 
meine  Hand]  „vertraue  ihn  meiner  Gewalt  an,  1  S.  17,  22.  Ij.  16, 11'* 
(Kn,),  Nach  A  hat  Rüben  bei  der  Auswanderung  nach  Äg.  4  Söhne 
46,  9.  —  V.  88.  „Jacob  weigert  sich,  den  BenJ.,  der  allein  noch  (von 
Ralliers  Kindern)  übrig  ist,  mitzugeben,  denn  leicht  könnte  auf  der  Reise 
ihm  ein  Unfall  zustossen,  u.  so  würden  sie  sein  graues  Haar  mit 
Kummer  hinabbringen  zum  Scheol  (37,  35),  d.  h.  ihm,  dem  alten 
Mann,  ein  Lebensende  mit  Gram  u.  Leid  bereiten  (1  R.  2,  6.  9)''  En. 
Da  nun  aber  von  Simeon,  dessen  Auslösung  es  doch  nach  24.  38  gilt, 
gar  keine  Rede  ist,  so  passt  diese  Antwort  wenig  zum  Vorhergehenden 
d.  h.  zu  B,  sondern  nur  zu  G,  bei  welchem  Simeon  nicht  gefangen 
gesetzt,  wohl  aber  das  Wiedersehen  des  Angesichts  Josefs  an  die  Bei- 
bringung des  Benj.  geknüpft  ist  (43,  3.  44,  23.  26);  ebenso  die  Aus- 
drücke des  V.  sind  Ausdrücke  des  G  nach  44,  29.  31.  Demnach 
bricht  mit  V.  37  der  Bericht  des  B  ab;  man  weiss  nicht  mehr,  ob  u. 
wann  u.  unter  welchen  Bedingungen  nach  B  Jacob  die  Bürgschaft  des 
Rüben  angenommen  hat  Statt  dessen  hat  R  in  V.  88  den  Schluss 
der  vorher  nicht  mitgetheilten,  aber  aus  44,  20 — 24.  43,  3.  7  wie- 
derherstellbaren (WL)  Erzählung  des  G  über  die  Erlebnisse  der  Brüder 
in  Äg.  u.  über  ihren  Bericht  an  den  Vater  aufgenommen^  um  sofort 
Gp.  43,  1  ff,  mit  dem  Text  des  G  fortfahren  zu  können.  Bei  G  war 
V.  38  nicht  Antwort  auf  eine  Bürgschaftsanbietung,  sondern  nur  auf 
die  Meldung,  dass  sie  ohne  Benj.  den  Jos.  nicht  wieder  sehen  dürfen. 


2.    Die  Brüder  zum  zweitenmal  bei  Josef  und  ihre  Prfifung, 

Cap.  43  f.  nach  C. 

Da  die  Hungersnoth  zu  neuem  Getreideankauf  in  Äg.  zwingt,  setzt 
Juda  bei  Jacob  die  Entlassung  Benjamin's  durch.  Mit  einem  Geschenk 
für  Josef  u.  mit  doppeltem  Geld  kommen  die  Brüder  zu  ihm.  Josef,  da 
er  Benj.  sieht,  empfängt  sie  freundUcJi  u.  ladet  sie  zu  Tisch.  Ganz 
gegen  ihre  Befürchtungen  wegen  des  in  den  SScken  vorgefundenen 
Geldes  läuft  zunächst  alles  glücklich  ab;  bei  der  Mahlzeit  gibt  ihnen 
Josef  sogar  schon  Zeichen  seines  Verhältnisses  zu  ihnen.  Aber  vor 
ihrer  Abreise  lässt  er  heimlich  seinen  Becher  in  Benjamin's  Sack  stecken, 


Gen.  43,  1—6.  423 

u.  dann  den  Abgezogenen  nachsetzen.  Benj.  wird  als  der  Becherdieb 
erfunden.  Zu  Josef  zurückgebracht  werden  sie  von  ihm  hart  ange- 
fahren; den  Benj.  will  er  zur  Strafe  als  Leibeigenen  behalten.  Da 
unternimmt  Juda  in  ergreifender  Rede  das  Herz  Josefs  zu  rühren  u. 
bietet  sich  selbst  far  jenen  als  Sklaven  an.  —  So  bringt  diese  2.  Reise 
nicht  hlos  neue  Demüthigung  vor  Jos.,  neue  Noth  u.  Angst,  sondern 
macht  auch  ihre  Gesinnungen  gegen  einander  u.  gegen  den  Vater  ofifen- 
bar,  u.  liegt  darin  eben  der  Fortschritt  gegenüber  von  der  1.  Reise, 
wo  es  blos  bis  zur  Selbstanklage  kam.  £rst  denen,  welche  durch  die 
That  sich  als  wirklich  gebessert  erwiesen  haben,  kann  Vergebung  u. 
Rettung  zu  Theil  werden.  —  Die  neue  Reise  zur  (Auslösung  Simeons) 
muss  auch  B  beschrieben  haben,  aber  seine  Beschreibung  ist  von  R 
nicht  aufgenommen.  Das  Stück  stammt  nicht  vom  Vrf.  des  Gp.  42 
(Kn,  Böhm,),  sondern  von  G,  u.  zwar  nicht  blos  überwiegend  {Schr.)^ 
sondern  ganz  (WL  Kuen,),  mit  Ausnahme  der  Bruchstücke  43,  14. 
23^  (s.  d.).  Das  zeigt  sich  vor  allem  daran,  dass  m  43,  3.  5.  7.  21. 
44,  19  f.  22  f.  26  ein  von  Gp.  42  abweichender  Bericht  über  den  Ver- 
lauf der  ersten  Reise  vorausgesetzt  ist,  sodann  daran,  dass  nicht  Ruhen, 
sondern  Juda  43,  3  ff.  44,  16.  18  ff.  die  Führerrolle  hat  (wie  37, 
26  ff.),  femer  an  der  durchgehenden  Verschiedenheit  gewisser  Aus- 
drücke gegenüber  von  Gp.  42,  näml.  «'"kh  für  Joseph  im  Munde  der 
Brüder  u.  Jacobs  43,  3.  5.  6  f.  11.  13  f.  44,  26;  ^»a  von  Benj.  43, 
8.  44,  22.  30  f.  33  f.  (über  n!?r.  44,  20  s.  d.),  m?»:»^  43,  12.  18. 
21—23.  44,  If.  8.  11  f.,  l^K^^  43,  6.  8.  11,  ^?«  (nicht  ^a)  43,  2. 
20.  22.  44,  1.  25.  Dazu  kommt  endlicli  die  überall  durchschimmernde 
eigenth.  Diction  des  G:  ™  43,  1;  n^»  seq.  h  c.  Inf.  43,  2;  ta?tj  43, 

2.  11.  44,  25;  ^  mit  Suff.  u.  Part  43,  4;  wtonörjri  10,  -^^w  12, 
n^;  u.  -t'^'i^n  nach  Äg.  43,  11.  15.  20.  22  (42,  38),*  nn»  19,  kSioö 
24,  riirtPwn;  nng  28,  "^  43,  20.  44,  18,  n^nn  o-^^ans  44,  7,  ^  r^\'''irt 
seq.  1«?  c.  Inf.  44,  7.  17,  die  Endung  in  43,  32.  44,  1.  23  u.  a.;  be- 
merke auch  die  Namen  der  Landesfrüchte  43,  11  (vgl.  37,  25).  Da- 
gegen beweist  &''^^m  in  der  Rede  des  Ägypters  an  die  Brüder  u.  dieser 
an  jenen  43,  29.  44,  16  nicht  für  B,  ebensowenig  der  Ausdruck  ona 
44,  5.  15,  der  auch  30,  27  dem  G.  gehört.  Im  ganzen  zeigt  sich 
auch  hier  die  aus  Gp.  18  f.  24  u.  a.  bekannte  Erzählungsweise  des  G. 

V.  If.  Die  Hungersnoth  war  schwer  (12,  10.  47,  4.  13,  da- 
gegen pti^  41,  57)  im  Land.  Nach  Aufzehrung  des  Vorraths  fordert 
der  Vater  die  Söhne  zu  einer  nochmaligen  Reise  nach  Äg.  auf.  nV&] 
seq.  ^  u.  Inf.  bei  G  sehr  beliebt,  s.  zu  27,  30  (bei  A  17,  22.  49,  33}. 
tt?tt]  im  St.  c  wie  V.  11.  44,  25.  18,  4.  24,  17.  43  (immer  bei  G). 
—  V.  3 — 5.  Juda  erklärt,  ohne  Benj.  werden  sie  nicht  ziehen,  da  der 
Mann  nachdrücklich  gegen  sie  betheuert  habe,  sie  werden,  ohne  dass 
(Ges.  163,  2)  der  jüngste  Bruder  bei  ilmen  sei,  sein  Antlitz  nicht 
sehen  (44,  23.  26)  d.  h.  nicht  vor  seine  Augen  kommen  dürfen  (2  S. 

3,  13.  14,  14.  28).  So  lautete  die  Bedingung  bei  G,  während  nach. 
B  (42,  20.  34)  sie  durch  Mitbringen  des  Benj.  den  Beweis,  dass  sie 
keine  Spione  seien,  führen  u.  die  Auslösung  des  Simeon  bewirken 
sollten.     ^«&:]  seq.   Part,  wie  24,  42.  49.  —    V.  6  f.    Israel  (s.  zu 


424  Gen.  43,  6—11. 

35,  10)  macht  ihnen  Vorwürfe,  dass  sie  dem  Mann  gesagt  haben,  ob 
(8,  8.  42,  16)  sie  noch  einen  Bruder  hStten.     Sie   rechtfer Ligen  sich 
damit,   sie   haben  dem  Mann   auf  seine  Erkundigungen  nach  (26,  7) 
ihrer  Verwandtschaft,  in  Gemässheü  (Ex.  34,  27  u.  ö.)  dieser  Frage- 
Worte^  antworten  müssen;  tousslen  (Eu).  136*;  Ges,  107,  4^  2)  wir 
denn,  dass  er  das  Erscheinen  Benjamin's  verlangen  werde?    Auch  hier 
u.  wieder  44,  19  f.  ist  der  Vorgang  etwas  anders  als  42,  13.  32  (bei 
B,  womach  sie  ihre  Verwandtschaft  zur  Verthcidigung  gegen  den  Vor- 
wurf,  Spione   zu  sein,   erwähnten)   dargestellt  —  V.  8 — 10.   Juda 
wünscht,  dass   Uim  Benj.  anvertraut  werde;  er  wolle  ihn  verbürgen, 
mit  seiner  Person  für  ihn  einstehen  (die  Parallele  zu  42,  37  bei  B). 
^]  s.  S.  423.     v^pasin]  30,  38.  33,  15.  47,  2.    5j^  T«ttrji]  so  sündige 
ich  dir  alle  Tage  d.  i.  will  mein  Lebenlang  dir  schuldig,  verschuldet 
sein  (1  R.  1,  21),  so  dass  du  mit  mir  nach  deinem  Belieben  verfahren 
kannst.     Ohne   das  leidige  Zaudern  wären  sie  schon  zweimal  zurück- 
gekehrt   'onönörin]   19,  16.    npj?  -ö]  wie  31,  42.    tr»3>»  m]  27,  36. 
—  V.  11.  Darauf  fügt  sich  Isr.  ins  unvermeidliche,    k^m]  27,  33.  37. 
!)v^  ^Kt]   42,  18.     Er  heisst  die  Sdhne   zu  einem  Geschenk   für  den 
Mann  nehmen  f?»»!  ^"Ü^.^,  gew.  (nach  Trg.  Vulg,)  vom  Gesang  des 
Landes,  soll  heissen:  von  den  besungenen,  gepriesenen,  d.  h.  berühm- 
testen Erzeugnissen  Kenaan's   (fies.   Tuch  Kn.  a.),  u.  einen   solchen 
Begriff  erwartet  man.     Freilich  ist  ein  so  poet  Ausdruck  (zumal  von 
dem  fast  nur  vom  gottesdienstl.  Gesang  gebrauchten  *^»t)  befremdlich 
{Del),     Aber  Äbschnili  d.  h.  Abhub,  Ertrag  (DeU)  ist  unzulässig,  weil 
^w  nur  vom  Abschneiden  des  Unnölhigen  u.  Hinderlichen  gebraucht 
wird.     Die  LXX  geben   einfach  Früchte,  Erzeugnisse   (jux^teoQ;   ein 
assyr.   zumri  gleichen  Sinnes  gibt  Norris  (ass.  dict  II.  354)  an,   u. 
verglich  Harlmann  das  arab.  thamar  u.  thamtr,  aber  gegen  die  Laut- 
gesetze;  u.  der  Begriff  ist  zu  allgemein.    „Geschenke  an  hohe  Herren, 
um  sie  sich  geneigt  zu  machen  ^  waren  u.  sind  im  Morgenland  herr- 
schende Sitte  (32,  14  ff.  1  R.  10,  25.  Matth.  2,  11)"  Kn.    nk,  n«»,  '^] 
37,  25.     v^a^]  „hier  wohl  nicht  Bienen-,   sondern  Traubenhonig,   aus 
Traubensaft  dick  eingekochter  Syrup,  arab.  dibs;  schon  im  alten  Pa- 
lästina ein  Ausfuhrgegenstand  (Ez.  27,  17),   wie  noch  heute  (fVellsL 
Arab.   L   222;    Win.^  L  510).     Ägypten  hatte  Weinbau  (40,  10  f.), 
war  aber  kein  eigentl.  Weinland;   dagegen  hat  es  wenigstens  heutzu- 
tage viel  Bienenzucht  (Bruns  Erdbeschr.  v.  Afrika  L  114  f.;   Savary 
Zust  Egyptens  11.   219")   Kn.     fi^stta]   nur  hier,  wahrsch.  Pistacien 
{Low  Pfl.  No.  44;  das  Wort  auch  punisch  s.  Blau  in  ZDMG.  XXVH. 
527,  u.  assyr.  s.  Schrad.  in  MBAW.  1881.  419);  die  Nüsse  der  Pistacia 
Vera  {Ri.  HWB.    1211),   von  jeher  eine  gesuchte  Lieblingsnäscherei; 
nach  Rosen  ZDMG.  XII.   502  jetzt  nicht  mehr  einheimisch  in  Paläst 
(gegen  Schubert  IL  478.  HI.  114),  dagegen  in  Syrien,  bes.  Aleppo  u. 
noch  in  Ma^lülä,   8  Stunden  nördlich  von  Damask  {Wetzst.  in  ZDMG. 
XI.  520).     Die  Pistacie  gehört  zum   Geschlecht  der  Terebinthen,   die 
arab.  bulm  heissen  u.  von  den  Syrern  nusxiMct  genannt  wurden  (Athen. 
14,  61  p.  649).     So  haben  vielleicht  auch  LXX  u.   Vulg,  mit  ihrem 
rsQißiv&og  die  Pistacie  gemeint     Mehr  in  Celsii  HB.  L  24  ff..  Riller 


Gen.  43,  11—23.  425 

XI.  561  ff.     Q'^lgvf]  sind  Mandeln,    „Solche  zieht  man  wohl  auch  in 
Äg.  (Abdollat  memorab.  Äg.  p.  33  White),  sie  sind  aber  sehr  selten 

fBruns.  99")  Kn.  —  V.  12  f.  Ausserdem  sollen  sie  Geld  zmefällig 
natftt  im  Acc.  adv.  wie  Ex.  16,  22,  dagegen  V.  15  cjö»  im  Acc.  dop- 
peltes an  Geld  Jer.  17,  18;  Ges.  131  A.  5)  mitnehmen,  nSml.  ausser 
dem  zum  neuen  Einkauf  auch  das  frühere,  das  sie  zurückgebracht 
^laben;  vielleicht  (s.  zu  16,  2)  liege  ein  Versehen  vor.  '»  "^m]  42,  27. 
43,  21.  —  V.  14.  So  entlässt  sie  Jacob  mit  den  besten  Wünschen. 
Der  V.  ist  aus  B  eingefügt,  denn  der  andere  Bruder  (*^nN  ohne  Art. 
s.  42,  19;  Sam,  LXX  lasen  -Tn»n)  ist  der  nach  B  (42,  24)  von  Josef 
gefangen  gehaltene  §imeon.  Doch  zeigt  sich  die  Hand  des  R  in  «"Mn, 
u.  wohl  auch  in  *^^  ^»,  das  B  sonst  nicht  schreibt,  ich  aber,  wie 
ich  verwaist  bin,  hin  ich  verwaist]  „soll  ich  meine  Kinder  verlieren, 
so  geschehe  es!  eine  Äusserung  gefasster  Resignation,  womit  er  sich 
in  sein  Schicksal  fugt  Ähnlich  Est  4,  16.  2  R.  7,  4"  (Kn.).  i^'^ 
B*»»»^]  Dt  13,  18.  Jer.  42,  12.  -^fi^J^]  ä  in  Pausa  für  ö  {Ges,  29  a. 
E.).  ''nw  hvi]  s.  17,  1.  —  V.  15.  Sie  ziehen  nun  nach  Äg.,  u.  stellen 
sich  vor  Josef,  na»)?]  s.  12.  —  V.  16  f.  Als  Jos.  den  Benj.  bei  ihnen 
sieht  u.  erkennt,  dass  sie  früher  die  Wahrheit  gesagt  haben  u.  Benj. 
noch  lebe,  beschliesst  er  freundl.  Behandlung,  u.  befiehlt  dem  Haus- 
verwalter (39,  4),  sie  ins  Haus  zu  fQhren  u.  für  sie  ein  Mittagsmahl 
zu  bereiten,  nhxa]  für  Matt,  nur  hier  so  (Ew,  226^),  um  gegen  n?» 
zu  varüren  {Bötich,  §  1051).  „Ein  Verstoss  (Bohl)  des  Erz.  liegt 
hier  nicht  vor,  indem  allerdings  Könige  u.  Priester  auch  Fleisch  ge- 
nossen, sogar  täglich  (Her.  2,  37.  77;  Diod.  1,  70),  u.  die  Priester 
nur  gewisser  Thiere,  zB.  des  Schaf-  u.  Schweinefleisches  (Plut.  de  Is. 
c.  5),  u.  nur  manche  von  ihnen  alles  Fleisches  (Porph.  abst  4,  7) 
sich  enthielten"  (Kn,).  —  V.  18.  „Die  Hineinführung  in  Josefs  Haus 
flösst  den  Brüdern  Angst  ein.  An  eine  bes.  Auszeichnung  für  sie 
können  sie  nicht  denken,  da  er  sie  schon  das  erstemal  so  hart  behau 
delt  hat",  u.  nun  fQrchten  sie,  er  werde  wegen  des  in  ihren  Säcken 
zurückgelangten  Geldes  es  noch  ärger  machen.  Sie  sagen  so  unbe 
stimmt  avn,  weil  sie  das  Walten  eines  Zufalls  annehmen"  (Kn.)^ 
sich  XU  wälzen  über  uns  her  (Ij.  30,  14)  u.  sich  auf  uns  zu  stürzen 
in  Masse  über  uns  herzufallen,  u.  uns  zu  Sklaven  zu  machen  (vgl.  Ex 
22,  2  über  die  Behandlung  des  Diebs  bei  den  Isr.).  w^pVi]  r^rr^h  Sam 
LXX.  —  V.  19 — 22.  Um  diesem  Schicksal  vorzubeugen,  wenden  sie 
sich  noch  am  Eingang  des  Hauses  (18,  1.  10),  ehe  sie  eintreten, 
an  den  Hausverwalter,  geben  ihm  Aufklärung  über  das  Geld  u.  ent- 
schuldigen sich.  Über  den  hier  vorausgesetzten  (von  42,  35  abweichen- 
den) Hergang  der  Sache  s.  zu  42,  27.  "^a]  Bittpartikel,  immer  vor 
^if»,  auch  44,  18.  Ex.  4,  10.  13  (bei  C).  unser  Silber  mit  seinem 
(vollen)  Gewicht]  ohne  dass  etwas  daran  fehlte,  s.  23,  16.  —  V.  23. 
Der  Verwalter  beruhigt  sie.  Q?^  ßfto]  Friede  euch  d.  i.  seid  ohne 
Sorgen!  Jud.  6,  23.  1  S.  20,  21.  „Ihr  Geld  sei  an  ihn  gelangt;  das 
von  ihnen  gefundene  Geld  müsse  also  ein  Schatz  sein,  den  ihr  u.  ihres 
Vaters  Gott  d.  h.  der  Schutzgott  ihrer  Familie  ihnen  in  iliren  Säcken 
bescheert  habe.    Seine  Glücksgüter  leitete  jeder  von  dem  Gott  ab^  den 


426  Gen.  43,  23--34. 

er  verehrte  Hos.  2,  7  ff."  (Kn.).  ös^sk]  »"»»vök  Sam.  LXX.  den  Simeon 
gab  er  ihnen  heraus]  ist  Yon  R  aus  dem  Referat  des  B  über  die  2. 
Reise  eingefügt  —  V.  24  f.  Eingetreten  bereiten  sie  sich  (s.  24,  32) 
n.  ihr  Geschenk,  dass  sie  dort  essen  werden]  u.  bei  dieser  Gelegen- 
heit Josef  sehen,  'j^sr'']  Ges,  107,  3^;  die  LXX  einfacher  h^»^  (auf 
Jos.  bezogen).  —  V.  26.  Als  Jos.  in  sein  Haus  (Zimmer)  eingetreten 
war,  brachten  sie  das  Geschenk,  das  in  ihrer  Hand  d.  i.  das  sie  mit 
sich  führten  (24,  10.  35,  4.  Num.  22,  7.  29)  hinein  u.  überreichten 
es  unter  der  übl.  Niederwerfung  (18,  2.  19,  1.  24,  52.  33,  3.  37,  10). 
iR-^a*»^]  über  das  Mappiq  in  R  s.  jetzt  Ges.  14,  1  A.  2.  —  V.  27  f. 
Josef  erkundigt  sich  zuerst  nach  ihrem,  dann  nach  des  Vaters  Befinden 
(Ex.  18,  7.  Jud.  18,  15  u.  ö.).  iT^]  mit  f^^yon  yerbunden  wie 
24,  26.  48  bei  G.  -—  V.  29.  Den  Benj.,  den  Sohn  seiner  MuUer, 
seinen  leibl.  Bruder,  gewahrend,  fragt  er,  ob  er  der  sei,  begrüsst  ihn 
aber  sofort,  ohne  ausdrückt.  Antwort  von  ihnen,  mit  GoH  sei  dir 
gnädig!  sjan;]  wie  Jes.  30,  19  för  ?jm^  {Ges.  67,  8  A.  2).  Er  redet 
ihn  als  Sohn  an.  B  u.  C  stellen  durchaus  Benj.  als  ziemlidi  jünger 
denn  Josef  dar,  was  mit  35,  17  f.  (vgl.  zu  34,  1)  stimmt  (Anders 
in  46,  21).  —  V.  30  f.  Josef,  weil  seine  Eingeweide  d.  i.  seine 
Zärtlichkeitsgefühle  gegen  den  Bruder  entbrannt  sind  (1  R.  3,  26. 
Hos.  11,  8),  eilt  d.  h.  bricht  schnell  ab,  u.  weil  er  das  Bedürfiiiss 
durch  Weinen  seiner  Rühning  Herr  zu  werden  empfindet,  zieht  er  sich 
in  das  (innere)  Gemach  zurück.  Darnach  kommt  er  wieder,  nimmt 
sich  zusammen  oder  thut  sich  Gewalt  an  (45,  1),  u.  gibt  Befehl,  das 
Mahl  aufzutragen,  ^"^^^s]  die  Bedeutung  überwältigt  werden^  nach 
assyr.  kamdru  {Bei,  Hebr.  lang.  41  f.)  scheitert  schon  an  Thr.  5,  10. 
—  V.  32.  Man  trug  ihm,  den  mit  ihm  essenden  Ägyptern  u.  den 
Brüdern  besonders  (an  besonderen  Tischen)  auf;  „ihm  als  hohem  Herrn 
u.  Mitglied  der  Priesterkaste  (41,  45),  die  sich  von  den  Laien  geson- 
dert hielt  (Porph.  abst.  4,  6),  u.  seinen  (wohl  nicht  priesteriichen)  9g. 
Gästen,  weil  diese  mit  den  Hebr.  nicht  essen  können  d.  i.  dürfen 
(Dt  12,  17.  16,  5.  17,  15).  Bekannt  ist  die  Eingenommenheit  der 
Äg.  für  sich  u.  ihr  Land  u.  ihre  finstere  Abgeschlossenheit  gegen  das 
Ausland  (Diod.  1,  67;  Strabo  17,  1,  6);  die  Priester  assen  u.  tranken 
nichts,  was  aus  dem  Ausland  kam  (Porph.  4,  7);  der  Ägypter  ge- 
brauchte kein  Essgeräthe  eines  Griechen  (Her.  2,  41).  So  hielt  er 
sich  auch  gegen  den  Hebräer,  zumal  dieser  dem  Hirtenstand  angehörte 
(s.  46,  34)"  {Kn).  —  V.  33.  Die  Brüder  erhalten  ihre  Plätze  nach 
dem  Alter  geordnet;  sie  äussern  darüber  einander  ihre  Verwunderung. 
Die  Prägnanz  wie  42,  28.  ^«»sa  u.  ^»]  s.  zu  29,  26.  —  V.  34. 
„Um  ihnen  Aufmerksamkeit  zu  beweisen,  lässt  Josef,  nach  alter  Sitte, 
von  seinem  Tisch  ihnen  Gerichte  zugehen.  Benjamin's  Ehrengericht 
(2  S.  11,  8)  beträgt  aber  5  Hände  d.  i.  Griffe,  Theile  (47,  24.  2  R. 
11,  7)  mehr,  als  das  jedes  andern  Bruders.  Wen  man  vor  andern 
auszeichnen  wollte,  dem  gab  man  bei  der  Mahlzeit  die  grdssten  u. 
schönsten  Stücke  (1  S.  9,  23  f.;  Hom.  Ili.  7,  321.  8,  162.  12,  310. 
Ody.  4,  65  f.  14,  437;  Diod.  5,  28).  Bei  den  Spartanern  bekam  der 
König  das  doppelle  (Her.  6,  57;  Xenoph.  Laced.  15,  4),  bei  den  Kre- 


Gen.  43,  34— Cap.  44,  7.  427 

lern  der  Archon  das  vierfache  (Heraclid.  pol/ 3).  Die  Fün&ahl  findet 
sich  oft  bei  äg.  Dingen  (41,  34.  45,  22.  47,  2,  24.  Jes.  19,  18)" 
(tCn!),  Ihren  vorzugsweisen  Gebrauch  w^ill  Kn.  daraus  erklären,  dass 
die  Ag.  5  Planeten  annahmen  (Macrob.  somn.  Scip.  1,  21;  Senec.  qu. 
nat.  7,  3  vgl.  Diod.  2,  30;  Eus.  chron.  arm.  1.  26),  wie  sie  auch 
nach  Horap.  1,  13  die  Fünfzahl  mit  dem  Zeichen  eines  Sterns  aus- 
drückten; man  kann  aber  ebensowohl  die  lOtägige  Woche  {Leps,  Chron. 
I.  132  f.)  oder  noch  einfacher  die  5  Finger  der  Hand  herbeiziehen. 
K^».^]  u.  man  trug^  s.  42,  25;  aber  LXX  Pei.  drücken  den  Plur.  aus. 
—  Nach  dem  Essen  tranken  sie  reichlich  in  seiner  Gesellschaft. 

Gap.  44.  Die  nochmalige  Prüfung  der  Brüder,  welche  Jos.  nach 
seiner  Weisheit  über  sie  verhängt.  V.  1  f.  Er  lässt  allen  Brüdern  ihre 
Säcke  reichlichst  mit  Korn  füllen  u.  das  Geld  eines  jeden  dazu  thun 
(durch  beides  ihnen  sein  Wohlwollen  hinlänglich  andeutend),  in  Ben- 
jamin's  Sack  aber  ausser  seinem  Getreidegeld  auch  noch  den  silbernen 
Becher  Josefs  packen,  ppn]  aus  diesem  Wort  hier,  V.  20.  23.  26 
(auch  43,  29),  bes.  ^'J"ia  u.  ipp  V.  12,  auf  einen  Paralleltext  des  B  zu 
schliessen  {EüL  I.  132),  geht  zu  weit.  Allerdings  schreibt  C  ^ds  u. 
^"^3^  43,  33.  29,  26;  muss  er  aber  immer  so  geschrieben  haben?  s. 
19,  11.  48, 19  (27,  15.  42.  9,  24).  Am  Ende  könnte  auch  R  variirt 
haben.  Anderweitige  Zeichen  für  eine  Parallelerzählung  des  B  finden 
sich  nicht  —  V.  3—6.  Die  Construction  in  V.  3  f.  wie  38,  25.  19,  23. 
Es  war  hell  geworden  (Prf.  intrs.,  Ges>  72  A.  1),  da  wurden  sie  ent- 
lassen. Sie  waren  noch  nicht  weit  zur  Sladt  (welcher?  s.  zu  46,  31 
u.  oben  S.  404)  hinaus,  da  gab  Jos.  seinem  Hausverwalter  Befehl, 
ihnen  nachzusetzen  u.  sie  wegen  des  mitgenommenen  Bechers  zur  Rede 
zu  stellen.  Die  LXX  {VtUg.  Pei)  schicken  vor  V.  5  voraus:  warum 
habt  ihr  meinen  silbernen  Becher  gestohlen?  Nach  dem  hbr.  Text  wird 
verblümter  gesprochen :  isVs  nicht  das  d.  i.  handelt  es  sich  nicht  um 
das,  worin  d.  i.  woraus  (a  instr.;  Am.  6,  6)  mein  Herr  trinkt?  also 
nicht  um  etwas  geringes?  u.  er  pflegt  in  oder  an  ihm  die  Zeichen 
zu  beobachten  (30,  27),  die  Zukunft  zu  erforschen,  gebraucht  es  also 
zu  wichtigen  Verrichtungen  u.  ist  es  ein  geweihtes  Gerälh.  ,4)iese 
Wahrsagerei  aus  dem  Becher  xi;A.txofi(xvT£/cir,  wie  die  aus  den  Schüsseln 
XsxavofiCKvre/a,  nannte  man  vÖQOfActvrsla,  worüber  Jamblich,  myst 
3,  14  u.  Varro  bei  August  civ.  dei  7,  35  (Plin.  37  §  192;  Damasc. 
ap.  Phot  bibl.  cod.  242  p.  567)  Aufschluss  geben.  Man  goss  Wasser 
in  ein  Glas  oder  anderes  Gefäss,  oder  warf  auch  in  die  eingefQllte 
Flüssigkeit  Stückchen  von  Gold,  Silber,  Edelsteine,  u.  beobachtete  die 
dabei  sich  ergebenden  Erscheinungen,  Figuren  u.  s.  w.,  um  aus  ihnen 
künftiges  oder  verborgenes  zu  erfahren.  Die  XEKcivo(iavreig  u.  vSqo^ 
fAovrstg  waren  auch  in  Persien  einheimisch  (Strabo  16,  2,  39).  In 
Äg.  soll  diese  Wahrsagerei  noch  in  neuerer  Zeit  vorkommen  {Norden 
Reise,  deutsch  von  Steffens,  423).  Nach  der  vorliegenden  Stelle  trieb 
Jos.,  der  in  die  Priesterkasle  aufgenommene  (41,  45),  auch  diese  Kunst'' 
(Kn,).  —  V.  7  f.  Die  Verfolgten  suchen  daraus,  dass  sie  das  bei  der 
ersten  Reise  vorgefundene  Geld  zurückgebracht  haben,  ihre  Ehrlichkeit 
u.  die  Unmöglichkeit  dieses  Diebstahls  zu  beweisen.    nVnn  a-^^iais]  s. 


428  Gen.  44,  7—26. 

zu  39,  19.  'ai  iMn]  auch  17;  s.  18,  25.  t|9?  IT  «1»»^  Sam.  LXX. 
■jp*?]  39,  9.  —  V.  9.  Bei  welchem  von  ihnen  der  Becher  sich  finde, 
der  soll  sterben  (vgl.  31,  32),  u.  sie,  die  andern,  viroUen  ihm  als  Skla- 
ven anheimfallen,  rro^]  wie  22.  31 ;  Ew.  243*.  —  V.  10.  Der  Verwalter 
sagt:  sei  es  nun  auch  also  wie  eure  Worte!  es  möge  geschehen, 
wie  ihr  sagt!  (vgl.  30,  34).  Zu  m  s.  27,  33.  Er  mildert  aber  sofort, 
indem  er  nur  den  ThSter  verlangt  u.  zwar  nicht  zum  Tod,  sondern 
blos  als  Sklaven  für  Joseph.  —  V.  11 — 14.  Bei  der  Durchsuchung 
(wie  31,  35),  die  der  Altersfolge  nach  geht,  findet  sich  der  Becher  im 
Sack  des  jüngsten;  vor  Schmerz  u.  Verzweiflung  zerreissen  sie  die 
Kleider  (37,  34),  laden  wieder  auf,  kehren  in  die  Stadt  zurück,  treten, 
Juda,  den  Bürgen  Benjamin's  (43,  8  ff.)  voran ,  bei  Josef^  der  auf  sie 
wartet,  ein  u.  fallen  Erbarmen  flehend  vor  ihm  nieder.  Über  ^"nan  u. 
•jttpn  s.  zu  V.  2.  «a*'"»]  s.  9,  23.  —  V.  15.  Jos.  ßihrt  sie  wegen  der  That 
hart  an:  ob  sie  nicht  gevnisst  haben,  dass  ein  Mann  wie  er  (einer 
von  den  Weisen  Ägyptens,  Jes.  19,  11,  Kn.)  die  Wahrsagerei  verstehe, 
also  auch  die  Diebe  sofort  kennen  werde?  —  V.  16.  Juda  spricht  hier 
nur  als  Wortföhrer  aller  {WL  will  mün-j  wegen  V.  18  streichen  u. 
!i^»«_i  lesen).  Er  verzichtet  darauf,  dem  Augenschein  zum  Trotz  sie 
gegen  die  Anschuldigung  des  Diebstahls  zu  rechtfertigen.  Mit  dem  Be- 
wusstsein,  durch  ihre  That  an  Josef  das  verdient  zu  haben  (42,  21), 
ergibt  er  sich:  Gott  selbst  (Sam,  LXX  B'»n^Kn'j  als  Zustandssatz)  hat 
die  Schuld  deiner  Knechte  (suchend)  getroffen,  ausfindig  gemacht  u. 
aufgedeckt,  uns  thatsächlich  als  Schuldige  dargestellt,  dagegen  hilft 
j£eine  Widerrede.  Er  stellt  sie  sämmtlich,  sammt  Benj.,  als  Sklaven 
zur  Verfügung.  —  V.  17.  Josef  vnll  aber  nur  Benj.  behalten.  Q'i^w^] 
so  dass  ihr  Frieden  habt,  unangefochten  (1  S.  1,  17.  20,  42).  —  V.  18. 
Juda  tritt  nun  aus  dem  Kreise  der  übrigen  hervor,  näher  zu  Jos.  heran, 
um  dem  Vater  den  Liebling  zu  retten.  Er  bittet  um  die  Gunst,  vor 
ihm  (20,  8.  23,  16.  50,  4)  sich  aussprechen  zu  dürfen,  u.  ist  sich  der 
Grösse  dieser  Bitte  bewusst,  da  Jos.  an  Macht  u.  Hoheit  vne  (» — s 
18,  25)  der  König  ist.  •'a]  43,  20.  —  V.  19  ff.  Er  stellt  ihm  zunächst 
den  ganzen  Hergang  dar,  wie  Jos.  den  Benj.  verlangt,  u.  wie  u.  warum 
sein  Vater  ihn  nur  mit  äusserstem  Widerstreben  habe  mitziehen  lassen. 
V.  19.  Die  Darstellung  (abweichend  von  der  des  B  in  Cp.  42)  bezieht 
sich  auf  ein  verlorenes  Stück  des  C  zurück,  worüber  s.  zu  43,  6  f.  — 
V.  20.  ein  kleiner  spätgeborener  Jüngling]  vgl.  37,  3  bei  C;  ö'^s^t  *^5 
sagte  man  wohl  nicht,  daher  hier  "t^;  (wälirend  sonst  in  Cp.  43  f.  Benj. 
immer  ^?3  heisst).  «5]  wie  42,  38;  dagegen  isa**«  42,  13.  32  bei  B. 
Sie  hielten  ihn  wirklich  für  todt  (42,  22).  —  V.  21.  ich  will  mein 
Auge  auf  ihn  richten]  „ihm  Aufmerksamkeit  schenken,  ihn  in  meine 
Obhut  nehmen  (Jer.  39,  13.  40,  4.  Ps.  33,  18.  34,  16).  Juda  erlaubt 
sich,  Josefs  Verlangen  nach  Benj.  als  Zeichen  gütiger  Gesinnung  zu 
nehmen"  (Kn.).  —  V.  22.  Sie  haben  schon  damals  eingewendet,  der 
Knabe  könne  d.  i.  dürfe  (43,  32)  den  Vater  nicht  verlassen,  sonst  sterbe 
dieser.  So  nur  bei  C,  nicht  bei  B  42,  13.  32.  ^ö")— awl  Ges.  159, 
2,  e.  —  V.  23  s.  43,  3.  5.  —  V.  24—26  s.  43,  2  ff  ^m]  ira«  Sam. 
LXX  PeL  Vulg.  (s.  aber  27).     «7!»;j]   Nachsatz   der  Bedingung.  — 


Gen.  44,  27— Cap.  45.  429 

V.  27—29.  s.  37,  33.  42,  38.  n«]  s.  zu  29, 14.  nan-i?]  15,  16. 
wja]  in  Bösem  d.  i.  Unheil,  welches  sein  Lebensende  begleiten  würde. 
Der  Gegensatz  ist  in  Frieden  15,  15  (An.)  —  V.  30  f.  Aus  dieser 
Darstellung  zieht  er  die  Folgerung,  dass  wenn  er  ohne  den  Sohn,  an 
dessen  Seele  des  Vaters  Seele  gefesselt  sei  d.  h.  an  dessen  Person 
er  mit  ganzer  Seele  hänge  (1  S.  18,  1),  zum  Vater  zurückkomme,  es 
diesem  das  Leben  kosten  werde,  was  doch  —  so  setzt  er  voraus  — 
Josef  nicht  wollen  könne.  Der  Nachsatz  zu  V.  30  ist  mit  n^nj  V.  31 
eingeleitet,  u.  innerhalb  desselben  ist  wieder  ri»n  Nachsatz  zu  itiiM'is. 
icwj]  warum  hier  ''ömj  zu  corrigiren  sein  soll  {WL  XXI.  447),  ist 
nicht  einzusehen,  ^an  y^v]  +  iah«  Sam,  LXX  Peü,  Vulg.,  wie  V.  30; 
aber  unnöthig.  Sonst  s.  42,  38.  —  V.  32.  Der  Vater  hofft  sicherlich 
auf  seine  Wiederkehr,  denn  dein  Knecht  hat  den  Knaben  vom  Vater 
erbürgt  d.  i.  gegen  Bürgschaft  von  ihm  anvertraut  erhalten  (s.  43,  9), 
u.  ist  das  zugleich  der  Grund,  warum  ich  in  dieser  Weise  für  ihn 
eintreten  muss.  —  V.  33  f.  Die  Endbitte,  nun  begründet  theils  durch 
des  Vaters  Liebe  zu  Benj.  V.  19 — 29,  theils  durch  Juda's  Bürgschaft 
für  ihn  V.  32.  Er  bittet,  ihn  den  Juda,  an  Benjamin's  Statt  als  Sklaven 
zu  nehmen  u.  diesen  mit  den  andern  Brüdern  ziehen  zu  lassen.  Er 
müsste  sonst  das  Unheil,  das  den  Vater  trifft,  mit  ansehen;  zu  )^  vgl. 
3,  22.  38,  11.  42,  4.  —  So  spricht  Juda  im  Namen  der  andern  u. 
somit  auch  in  ihrem  Sinn. 


3.    Die  Entdeckung  und  die  Einladung   zum  Umzug  nach  Ägypten, 

Cap.  45,  nach  B  und  G. 

Von  der  Sinnesänderung  der  Brüder  überzeugt,  gibt  Josef  endlich 
sich  den  Brüdern  zu  erkennen,  indem  er  sie  zugleich  über  ihre  Unthat 
an  ihm  beruhigt,  u.  fordert  sie  auf,  nach  Ken.  zurückzueilen,  dem 
Vater  Nachricht  zu  bringen  u.  ihn  zum  Umzug  nach  GoSen  in  Äg.  ein- 
zuladen. Eine  ähnl.  Einladung  lässt  auch  der  König  ergehen,  u.  be- 
willigt die  erforderlichen  Wagen  zur  Abholung  Jacob's.  Mit  Geschenken 
von  Joseph  f&r  sich  u.  den  Vater  kehren  die  Brüder  heim.  Jacob  hoch 
erfreut,  zeigt  sich  sofort  entschlossen,  zu  Joseph  zu  ziehen.  —  Damit 
finden  alle  bisherigen  Verwicklungen  ihre  Lösung,  u.  das  Walten 
der  göttl.  Vorsehung  (V.  5 — 8)  strahlt  schon  jetzt  wie  ein  Licht  aus 
dem  Dunkel  der  Thaten  u.  Geschicke  der  Betheiligten  auf.  Selbstver- 
ständlich müssen  beide  Erz.  diesen  vorläufigen  Schluss  der  Geschichte 
erzählt  haben,  u.  m  der  That  hat  R  zwar  im  ganzen  den  Bericht  des 
B  zu  Grund  gelegt,  aber  manches  aus  dem  des  G  eingearbeitet.  Letz- 
teres nam.  in  1*  (pwrin),  2  (gegen  16),  4^  u.  theilweise  5*  (Verkau- 
fung Josefs,  aagg),  einiges  in  7  (der  überladen  ist),  13  f.  (Parallele  zu 
9;  T^'?'in,  '»r'»??"^?  ^I|),  28  (^^^w?),  wohl  auch  10  (s.  d.).  Das  Übrige, 
in  sich  wohl  zusammenhängend,  erweist  sich  theils  durch  Abweichungen 
von  G  (zB.  3  gegen  43,  2 7 f.;  das  Anerbieten  Pharao's  17 ff.  gegen 
46,  31  ff.|  wo  ein  solches  nicht  vorausgesetzt  ist),  theils  durch  Rück- 
beziehung von  46,  5  auf  19.  21  u.  von  47, 12.  50,  21  auf  11,  theils 


430  Gen.  45,  1—8. 

durch  Hervorhebung  der  götU.  Vorsehung  u.  der  Herrlichkeit  Josefs  in 
Äg.,  theils  durch  die  Ausdrücke  zB.  tnrf^H  5.  7  f.  9,  3p5  25,  ri^n 
Y'rya  5,  i^tt  17,  ms  21,  *^  23,  als  aus  B  genommen,  oder  sclüiesst 
wenigstens  keine  entscheidende  Gründe  gegen  B  in  sich.  Über 
V.  19 — 21  u.  einen  auflallenden  Ausdruck  in  V.  23  s.  d. 

V.  1^.  Josef,  den  bisher  nur  noch  die  Ungewissheit  über  die  Ge- 
sinnung der  Brüder  vermocht  hat,  sich  fremd  zu  stellen,  kann  nach 
diesen  Worten  Juda's  nicht  mehr  an  sich  hallen  (43,  31),  wie  er 
doch  mit  Rücksicht  auf  alle  die  vor  ihm  stehenden  musste.  o^asca 
i''^»]  18.  2.  28,  13  bei  C  (Ex.  18,  14  B).  Also  befiehlt  er  allen  An- 
wesenden ausser  den  Brüdern  abzutreten.  V^  kann  wie  1*  aus  C 
stammen,  aber  auch  aus  dem  Eingang  der  Erkennungsscene  des  B  auf- 
genommen sein.  3(«tn^n]  sich  xu  erkennen  geben,  nur  noch  Num.  12,  6. 
—  V.  2  aus  G.  Josef  lässt  in  Weinen  seiner  Stimme  freien  Lauf  d.  h. 
bricht  in  lautes  Weinen  aus,  dass  Ägypten  ('^ra  ohne  Art.,  also  nicht 
ö-^-ixö  zu  punktiren)  d.  h.  die  Ägypter  (41,  55)  draussen  oder  in  der 
NShe  es  hörten,  u.  so  hört  (d.  h.  doch  wohl:  erfährt)  es  der  Hof 
(Jos.  wohnt  in  der  Königsstadt  46,  31),  s.  weiter  V.  16.  —  V.  3f- 
Nach  der  Enthüllung,  dass  er  Josef  sei,  ist  seine  erste  Frage  nach  dem 
Vater;  bei  B  sehr  natürlich,  bei  G  nach  43,  27  f.  u.  44, 19—34  über- 
flüssig. Sie  aber  können  vor  Bestürzung  nicht  antworten.  Da  lässt 
er  die  vor  ihm  zurückgeschrockenen  (Job.  18,  6),  damit  sie  Vertrauen 
u.  Biuth  bekommen,  näher  herantreten  (44,  18).  Die  weitere  Erklärung, 
er  sei  Josef,  den  (Ges.  138,  1 A.  1)  sie  nach  Äg.  verkauft  haben  (37, 28. 
39,  1),  ist  aus  C  genommen  (s.  dagegen  40,15*).  —  V.  5.  Gl.  aof  y 
ebenfalls  aus  C.  Er  ermahnt  sie,  nicht  belrübt  u.  unmuthig  über  ihre 
That  zu  sein,  sondern  die  Sache  als  eine  göttl.  Fügung  anzusehen, 
welcher  sie  als  Werkzeuge  gedient  haben.  Gott  habe  ihn  zum  Zweck 
der  Lebenserhaltung  (anderer  u.  ihrer)  vor  ihnen  her  nach  Äg.  ge- 
sendet. sasjEri  (6,  6.  34,  7)  u.  der  Verkauf  erinnert  an  C,  '•'?3  ^ryi 
(31,  35)  u.  D-^rf^ii  an  B.  mn]  s.  42, 15.  —  V.  6.  Denn  nun  (31,  38. 
41;  27,  36.  43,  10)  dauere  der  Hunger  schon  2  Jahre  (während 
dessen  die  Menschen  durch  ihn  erhalten  wurden),  u.  noch  5  Jahre,  in 
denen  es  keine  Ackerbestellung  u.  Ernte  gebe,  stehen  bevor.  —  V.  7. 
Eben  deshalb  habe  Gott  ilm  ihnen  nach  Äg.  vorausgesandt,  um  durch 
seine  Vorsorge  sie  zu  erhalten,  euch  einen  Rest  auf  der  Erde  zu 
setzen]  „zu  machen,  dass  euch  Nachkommenschaft  auf  der  Erde  sei  u. 
euer  Stamm  nicht  von  der  Erde  weggetilgt  werde  (2  S.  14,  7.  Jer.  44, 
7)"  (En,),  Das  folg.  um  Leben  zu  geben  euch  '"»a  '»^,  ist  überaus 
hart,  mag  man  letzteres  als  Appos.  zu  &d^  (Schu,)  oder  als  Dat  des 
Products  dass  eine  zahlreiche  errettete  Schaar  sei  {Kn.  Del)  neh- 
men, zumal  da  B  n;nn  sonst  mit  Acc.  gebraucht  (47,  25.  50,  20), 
als  Acc.  aber  i^*^*?»«?  hinzuzudenken  noch  schwieriger  ist  Die  Streichung 
des  \  vor  ntt'»^»  {Sam.  LXX;  Olsh)  ist  in  Anbetracht  von  2  Chr.  12, 
7  schwerlich  zu  billigen.  Vielleicht  ist  V.^  ein  verstümmelter  Einsatz 
aus  C.  Zum  Gedanken  vgl.  60,  20  (B)  u.  zu  ntt"^»  32,  9  (14,  13). 
—  V.  8.  Diesen  seinen  Plan  also  auszuführen,  habe  Gott,  nicht  sie, 
den  Jos.  nach  Äg.  geschickt  u.  ihm  die  nöthige  Machtstellung  daselbst 


Gen.  45,  8—10.  '       431 

gegeben.  Vater  Pharao^s]  väterlicher  Beraüier  des  Königs,  eine  Ehren- 
bezeichnung des  ersten  königl.  Beamten  s.  Ges,  th.  p.  7,  auch  Stücke 
Est  2,  6.  6,  10.  1  Macc.  11,  32.  Nach  Brugsch  l'Exode  17;  Gesch. 
207.  248.  252.  592  u.  s.  soll  ab  en  piräo,  nach  Documenten  der 
19.  Dynastie,  officieller  Titel  des  ersten  (Haus-)Mini8ters  gewesen  sein, 
u.  „adon  des  ganzen  Landes"  in  Shnl.  Sinn  in  einem  Document  der 
18.  Dyn.  vorkommen.  Herr  seines  Hauses]  41,  40.  Herrscher] 
V.  26;  s.  zu  42,  6.  —  V.  9  f.  Eilig  sollen  die  Brüder  nach  Ken.  zu- 
rückkehren u.  Jacob  im  Namen  Josefs  einladen,  ohne  Zögern  mit 
allen  Angehörigen  u.  Besitzthümem  nach  Äg.  überzusiedeln.  V.  10 
wird  (WL  KüL;  die  3  ersten  Worte  KS)  dem  C  zuzuweisen  sein, 
weil  er  in  46,  28  vorausgesetzt  wird.  Dass  aber  auch  bei  B  GoSen 
das  Wohnland  sein  sollte  u.  war,  ist  kaum  zu  bezweifeln,  da  trotz 
des  Anerbietens  Pharao's  17fl'.  nicht  anzunehmen  ist,  dass  nach  B  Is- 
rael in  der  SUdt  bei  Josef  wohnte,    yöi]  bei  G  (46,  28  f.  34.  47,  1. 

4.  6.  27.  50,  8.  Ex.  8,  18.  9,  26),  wogegen  A  Land  Ramses  dafür 
hat  (47,  11;  vgl.  Ex.  12,  37.  Num.  33,  5).  „Beide  Namen  gehen  auf 
dieselbe  Landschaft,  wie  denn  die  LXX  46,  28  ^a  auch  durch  ^P<y- 
fiECFO^  erklären.  Sie  ist  jedenfalls  auf  der  Ostseite  des  Nil  zu  suchen, 
da  zwar  die  Hebr.  bis  zum  Nil  hin  wohnten  (Ex.  2,  3  ff.  Num.  11,  5), 
aber  eines  Stromübergangs  weder  bei  der  Ein-  noch  bei  der  Auswan- 
derung Erwähnung  geschieht"  Die  LXX  geben  45,  10.  46,  34  Fbcb^ 
*Aqaßlag,  Nämlich  in  der  griech.-röm.  Zeit  war  'A^aßla  einer  der  23 
vofioly  in  welche  damals  das  Deltaland  geüieilt  war,  mit  der  Haupt- 
stadt OaKOvaacc  (Ptol,  4,  5,  53,  vgl.  Strab.  17,  1,  26).  Noch  in  der 
Peregr.  Silviae  {Gamur,^  460'.)  wird  Arabia  in  diesem  Sinn  u.  Gesse 
sich  gleich  gesetzt  Zur  Zeit  der  18.  u.  19.  Dynastie  hatte  das  untere 
Land  nur  15  Nomen,  u.  waren  die  späteren  vofiol  von  Arabia  u.  von 
Bubaslis  noch  inbegriffen  in  dem  grossen  Bezirk  von  On  (Heliopolis), 
der  östlich  an  den  späteren  vofwg  Heroonpolis  (Pithom)  grenzte.  Ein 
Nomos  ^OA  kommt  in  den  Inschriften  jener  Zeit  noch  nicht  vor.  Aber 
ein  Text  aus  der  Zeit  des  Königs  Merenptati  {Mariette  Kamak  T.  LH 
Z.  8)  sagt  von  der  Nachbarschaft  von  Pi- Bailos  (wahrsch.  Bilbeis), 
„that  the  country  around  was  not  cultivated,  but  left  as  pasture 
for  cattle,  because  of  the  strangers;  it  was  abandoned  since  the  time 
of  the  ancestors".  Nun  hiess  aber  die  Gegend  2 — 3  Stunden  östlich 
von  Bubastis  bei  den  Äg.  Kesem  oder  Kes,  u.  längst  hat  man  {von 
der  Hardi,  ChampolL,  Brugsch,  Ebers)  gerade  dieses  Kes  als  Pa-kes 
in  Phacussa,  der  Hauptstadt  des  arab.  Nomos  vermuthet,  zugleich  es 
mit  )v^  zusammengebracht  (s.  Naville  Land  of  Goshen,  Lond.  1887 

5.  15  ff.  u.  26).  Als  die  religiöse  Hauptstadt  dieses  Bezirks  haben 
Naville's  Ausgrabungen  Sopt  (heute  Saft  el  Henneh)  ergeben.  Dieses 
Land  um  Sopt  her,  östlich  vom  Kanal  Abu-1-Munagge,  zwischen  Belbeis 
im  Süden  u.  Abbaseh  im  Osten,  wäre  Kesem.  Man  wird  demnach  das 
)^i  des  AT.  östl.  von  Bubastis  (Zagazig)  gegen  Tell-el-Kebir  hin,  süd- 
lich bis  über  Belbeis  sich  erstreckend  zu  denken  haben,  womit  aber 
nicht  gesagt  ist,  dass  nicht  die  Isr.  mit  der  Zeit  sich  weiter  östlich 
ausdehnten.     „Noch   Saadia  u.  Abusaid   haben  für  ')»>  überall  Sad(r, 


432  Geri.'"45,  10—19. 

einen  Ort  nordösü.  von  Bilbeis  {RiUer  XIV.  59)  zwischen  Abbasia  u. 
GhaSbi  (Jaqal  Moscht  p.  242);  u.  Makrizi  bei  Rosenm.  AK.  111.  247 
bestimmt  Goäen  als  das  Land  von  Bilbeis  (Hauptstadt  der  heutigen  Pro- 
vinz e§-§arqije)  bis  zum  Amaleqiterland.  GoSen  wurde  zu  den  besten 
Tbeilen  Ägyptens  gerechnet  (47,  6.  11),  u.  war  auch  ein  Land  für 
Hirten  (46,  34).  Noch  heute  gilt  die  Provinz  e§-§arqije  als  die  beste 
u.  einträglichste  Ägyptens  (Robins.  L  86  f.)"  (Kn.).  Der  Name  ^oa, 
den  auch  eine  Stadt  u.  Landschaft  im  südl.  Kenaan  führte  (Jos.  10,  41. 
11,  16.  15,  51),  kann  aus  Kes,  Kesem  semitisirt  sein  (s.  auch  Ri. 
HWB.  528).  —  V.  11.  Hier,  in  seiner  Nähe,  wolle  er  den  Jacob  in 
den  noch  übrigen  5  Hungerjahren  ernähren  (47,  12.  50,  21).  w?;»?"')?] 
damit  du  nicht  verarmest,  herunterkommst  (Onk,,  Ges.  Del.  a.); 
iüTQißyg  LXX,  avaXoD&ijg  Aq.,  pereas  {Vulg.  Peä.)-,  weniger  natürlich: 
damit  du  nicht  besessen  werdest  d.  h.  nicht  von  Noth  gedrängt  an- 
dern zum  Eiffenthum  verfallest  (Kn.  mit  Beziehung  auf  47,  19 ff.).  — 
V.  12.  Die  Überraschten  heisst  er  sich  überzeugen  von  der  Wirklich- 
keit dessen,  was  sie  sehen,  hören,  dass  mein  Mund  es  ist,  der  zu 
euch  redet]  nicht  der  eines  andern.  —  V.  13.  Auftrag,  dem  Vater 
seine  Herrlichkeit  zu  melden  u.  ihn  baldigst  nach  Äg.  zu  bringen, 
wesentlich  dasselbe,  was  9ff.y  also  (u.  wegen  'i'^T^)  wohl  aus  G  ein- 
gefugt (Wl.).  —  V.  14 f.  Erst  nachdem  er  so  ihren  Sinn  zurechtge- 
bracht, erfolgt  die  förml.  Begrüssung  durch  Umarmung,  Küsse  u.  Freu- 
den thränen,  zuerst  u.  am  herzlichsten  mit  Benj.  V.  14  aus  G,  vgL 
46,  29.  (33,  4);  V.  15  aus  B.  a^^'J  an  ihnen,  indem  er  sie  um- 
armte. Nach  diesem  Unterpfand  der  Versöhnung  wagen  auch  sie  mit 
ihm  zu  reden.  —  V.  16.  Die  Kunde  von  der  Ankunft  der  Brüder 
Josefs  gelangt  auch  in  den  königl.  Palast,  u.  ist  dem  König  u.  seinen 
Hofleuten  angenehm.  Man  weiss  Josefs  Person  u.  Verdienste  zu  schätzen. 
Bei  G  war  das  schon  V.  2  kurz  gemeldet  "^.r??  ^'^'"l^\  vne  41,  37 
(freihch  auch  34,  18).  —  V.  17  f.  „Von  selbst  kommt  der  König 
darauf,  Jacob  u.  dessen  Angehörige  nach  Äg.  einzuladen;  er  trifft  darin 
mit  Josef  zusammen  u.  beauftragt  ihn,  den  Brüdern  das  nöthige  zu  er- 
öffnen" (Kn.).  wy  ji«t]  42,  18,  aber  auch  43, 11.  45.  19.  «?»]  da- 
gegen 44,  13  ^?  Dtty  bei  G.  '»•'»a]  s.  Ex.  122,  4;  sonst  im  Pent.  noch 
Num.  20,  4.  8.  11  (B).  '»  t?9  a^ita]  „nicht  den  besten  Theil  Ägyp- 
tens, Go§en  (Rai.  Fag.  Vatabl.  der.  JDMich.  Ges.  Ros.  Schum.), 
wofür  vielmehr  ata"»*!  der  Ausdruck  ist  (47,  6.  11),  sondern  wie  V.  20. 
23.  24,  10.  2  R.  8,  9  GiUer,  besten  Dinge  (LXX  Vulg.,  Tuch  Kn. 
Del.);  nachher  das  Fett  des  Landes,  die  fettesten  vorzüglichsten  Er- 
zeugnisse. An  ein  Wohnenbleiben  der  Hehr,  in  Äg.  fQr  lange  Zeit 
denkt  der  König  nicht"  (Kn.).  —  V.  19.  Insbesondere  stellt  er  ihnen 
noch  äg.  Wagen  zum  Transport  ihrer  Familie  u.  ihres  Vaters  zur  Ver- 
fügung, nri-^«  np«^]  wäre:  u.  du  hast  Befehl  oder  bist  ermächtigt. 
Da  müsste  aber,  da  in  ^vsf  nn)p  nicht  Jos.,  sondern  die  Brüder  angeredet 
sind,  dazwischen  stehen  ^"^n»-^«  ^fajj  (Pei.),  u.  kann  darum,  zumal 
auch  die  Wendung  durch  das  Pass.  n«  (s.  Num.  36,  2)  sehr  ver- 
dächtig ist,  der  Text  nicht  richtig  sein.  Nach  LXX  Vulg.  0v  dh 
yvT6ikai>  könnte  man  &i;k  ntist  lesen.     Aber  auch  Bd*^va^i  bsnu^  (ebenso 


Gen.  46,  19—28.  433 

46,  5)  ist  auffallend,  da  B  sonst  (s.  zu  Num.  82,  26)  die  o^vs  nebeu 
P)tö  nicht  besonders  nennt.  Da  weiter  auch  ^3^  y^r^  cnr»  (20)  im  Pent. 
sonst  nur  D  schreibt,  ferner  'a*»  a*'»  "^s  (20)  schon  V.  18  gesagt,  end- 
lich '«"^  ''aa  )'s  'j»:>'^i  (21)  rein  proleptisch  ist,  so  steht  zu  vermuthen, 
dass  V.  19  f.  sammt  Vn^w — iwri  u.  nns  "»»  h9  V.  21,  natürlich  dann 
auch  46,  5^  auf  Ein-  u.  Überarbeitung  des  R  beruht,  welcher  ein  Ge- 
wicht darauf  legte,  dass  Pharao  selbst  die  Sache  so  befohlen  hatte. 
Der  Text  des  B  'äi  fpr^  '^  )'n'^  V.  21  (vgl.  27)  lautete  einfacher.  •— 
Die  nVay  Lastwagen  ist  verschieden  von  der  '^^y:'^.  (41,  43),  auch  bei 
den  Ägyptern  {Erman  Äg.  650  f.).  Von  Bespannung  mit  Rossen  (s.  12, 
16)  ist  nichts  gesagt:  es  sind  andere  Zugthiere  (Ochsen,  Esel)  voraus- 
gesetzt; anders  46,  49.  50,  9.  —  V.  20.  „Geräthschaften  sollen  sie 
in  Ken.  lassen,  da  ihnen  in  Äg.,  dem  kunstileissigen  Gulturland,  daffir 
die  besten  Sachen  zu  Dienst  stehen,  euer  Äuge  erbarme  sich  nicht 
über  e,  (?.]  habt  sie  nicht  so  lieb,  dass  ihr  sie  mitnehmen  zu  müssen 
glaubt  Das  Mitleid  drückt  sich  im  Blick  des  Auges  aus"  (Kn.),  Dt 
7,  16.  18,  9  u.  ö.  —  V.  21.  Sie  thun  darnach.  ^r'^i\  41,  40. 
T)il  ^7-f]  42,  25.  —  V.  22.  Ausserdem  beschenkt  Jos.  seine  Brüder 
mit  neuen  Kleidern,  wie  das  im  Orient  Sitte  war,  Kleider  zu  schenken 
{Win.^  I.  411.  668).  '«  HtVq]  Wechselkleider,  d.  i.  Kleider  zum 
Wechseln,  kostbare  Kleider,  die  man  bei  feiert  Gelegenheiten  mit  den 
alltäghchen  vertauschte  (27,  15),  s.  Jud.  14,  12  f.  19.  2  R.  5,  5.  22  f. 
Gemeint  sind  bei  den  10  Brüdern  so  viel  Kleider  als  zu  einem  voll- 
ständigen Anzug  gehören.  Dem  Benj.  aber  (vgl.  48,  84)  gibt  er  5mal 
so  viel  u.  ausserdem  noch  800  Seqel  (s.  20,  16)  Silber  {Kn,),  — 
V.  28.  Auch  dem  Vater  schickt  er  Geschenke,  näml.  10  Esel  mit  äg. 
Gütern  u.  10  Eselinnen  mit  Getreide  u.  mit  Lebensmitteln  für  seine 
Reise.  rKra]  demgemäss,  ebenso  {Ew.  105^),  näml.  nicht  auch  Kleider 
u.  Geld,  sondern:  ebenso  als  Geschenk  das,  was  folgt  i'iT^]  ein  mehr 
aram.  Wort,  vielleicht  jüngere  Glosse  für  urspr.  mst  (V.  21.  42,  25). 
—  V.  24.  „Er  entlässt  sie.  '»'^a^p'-^]  nicht:  ziUeri  nicht,  fürchtet 
nicht  {JDMich,  llg.  Bohl.  Tnch  Bmg,  Ges.),  denn  diese  Abmahnung 
war  bei  Männern,  die  die  Reise  wiederholt  gemacht  hatten,  überflüssig, 
u.  würde  '»s'^"«?»  dafQr  gesagt  sein,  sondern:  werdet  nicht  erregt,  er- 
zürnet euch  nicht  unterwegs  (Verss.,  Rabb.)."  Sie  sollen  über  ihre 
Schuld  an  ihm  keinen  Streit  anfangen,  „einander  keine  Vorwürfe  machen 
(vgl.  42,  22);  vgl.  Prov.  29,  9.  Jes.  28,  21'*  (Äw.).  Sam.  recipr. 
iTi-njnn.  —  V.  25  f.  Sie  kehren  heim  u.  erzählen  dem  Vater,  "sj]  u. 
dass,  zur  indirecten  Rede  hinüberleitend,  it^^]  nicht:  blieb  kalt  (£n. 
Ke.),  sondern  wurde  kalt-,  besinnungs-  u.  empfindungslose  Starrheit  war 
die  nächste  Folge  der  plötzt,  noch  mit  Unglauben  aufgenommenen 
Nachricht  Der  Ausdruck  ans  (Hab.  1,  4.  Ps.  88,  9)  braucht  nicht  dem 
R  {Gieshr.  287)  zugewiesen  zu  werden.  —  V.  27.  Erst  aus  den  mit- 
getheilten  Reden  Josefs,  worin  er  ihn  wieder  erkennt,  u.  den  mitge- 
schickten Wagen  schöpft  er  Glauben,  u.  nun  ward  sein  Geist  lebendig 
(Ps.  22,  27.  69,  88),  kam  Leben  freudiger  Erregung  in  ihn.  —  V.  28 
nach  G.  Jetzt,  alles  andere  aus  dem  Sinn  schlagend,  nur  von  dem 
einen  Gedanken,  dass  Josef  lebt,  beherrscht,  will  er  sofort  sich  auf- 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.   6.  Aufl.  28 


434  Gen.-  45,  28— Cap.  46,  1. 

machen,  ihn  zu  sehen.  a!>]  viel  d.  i.  genug!  2  S.  24,  16.  1  R.  19,  4; 
im  Pent.  Ex.  9,  28.  Num.  16,  3.  7.  Dt  1,  6.  2,  3.  3,  36.  Zur  Sache 
vgl.  46,  30,  u.  zu  nwK  Dhtta  27,  4. 


c)    Die    Obersiedlung    nach    Ägypten     bis    zum    Ende    der 

Jacobgeschichte,  Cap.  46 — 50. 

Von  hier  an  fliessen  wieder  alle  3  Quellen.  Der  Abschnitt  zer- 
föllt  in  3  Abtheilungen:  1)  46,  1 — 47,  27  die  Einwanderung  der 
Israeliten,  die  Ansiedlung  in  GoSen  u.  die  Gestaltung  ihrer  u.  der  9g. 
Verhältnisse  während  der  Hungersnothi  2)  47,  28—49,  33  Jacob's 
letzte  Anordnungen  u.  Tod,  3)  50,  1 — 26  sein  Begräbniss  u.  weitere 
Geschichte  bis  zum  Ende  Josefs.  Die  beiden  ersten  Abtheilungen  son> 
dern  sich  wieder  in  einzelne  Stücke. 


1.  Der  Umzug  Israels  46,  1—27,  nach  B  (C)  und  A. 

Jacob  zieht  nach  BeerSeba^  bringt  hier  Gott  Opfer  u.  erhält  im 
Nachtgesicht  ermuthigende  Eröffnungen  über  seine  Auswanderung.  Von 
da  wandert  er  mit  allen  Angehörigen  u.  Besitzthümem  nach  Äg.  Die 
Zahl  der  Angehörigen  des  Israelhauses  betrug  bei  der  Übersiedlung  70 
Seelen;  sie  werden  in  einem  besondem  Verzeichniss  einzeln  aufge^hrt. 
—  Hievon  geht  V.  1 — 5  auf  B  zurück  (Äh.  Sehr,  Wl.),  wofQr  das 
Nachtgesichl,  die  äg.  Wagen  5,  v^rf?^_  2,  '^'ia^  tj-w  3  u.  anderes  V.  3  f. 
zeugen.  Doch  hat  R  in  1  f.  u.  5  eingegriffen  (s.  d.),  u.  1^  geht  meist 
auf  C  zurück.  Von  dem  Rest  des  Abschnitts  gehört  V.  6  f.  (»«";>, 
*?;,  ^^^  '^3^';'^)  unwidersprochen  dem  A  an,  aber  auch  das  Verzeichniss 
8 — 27,  seiner  Stelle  nach  ganz  passend,  neben  der  kurzen  Recapitu- 
lation  Ex.  1,  1 — 5  u.  den  Verzeichnissen  Ex.  6,  14  ff.  Num.  26  nicht 
überflüssig,  noch  damit  unverträglich,  stylistiscli  n.  sprachlich  (zB. 
apr?  ^ba  8,  tj^«  w  15,  »m  15.  18.  22.  25—27,  1*3!?:  ''«r  26)  mit 
andern  Stücken  des  A  übereinkommend,  stammt  nicht  aus  G  {Hupf. 
Böhm,),  mit  dessen  Angaben  es  unvereinbar  ist,  ist  auch  nicht  blos 
von  später  Hand  aus  dem  Material  des  A  (IVL)  oder  des  A  u.  G 
(Kays,)  oder  sonst  woher  (Kuen.  0.^  I.  69.  317  f.)  zusammengestellt, 
sondern  in  der  Hauptsache  von  A  {Kn,  Nöld,  Schr.\  aber  allerdings  in 
V.  8.  12^  15.  20.  26  f.  von  R  nach  CB  überarbeitet  {Nöld,  Brust.), 
in  ähnl.  Weise  wie  Cp.  10.  36.  11,  27  ff.  Ob  DL  10,  22  auf  A  {Kn. 
Nöld.  Brust)  oder  auf  einer  von  A  unabhängigen  Tradition  ( WL  Kuen.) 
beruhe,  kann  hier  dahingestellt  bleiben. 

V.  1*  wegen  ^n"*»"»  3>o'»i  (vgl.  35,  5.  16.  21)  von  C,  nach  wel- 
chem Jacob  in  Hebron  wohnte  (35,  27.  37,  15).  Davon,  dass  auch 
C  vom  Opferfest  in  BeerS.  erzählte,  findet  sich  keine  Spur,  u.  wird  1* 
von  B  stammen,  bei  welchem  (V.  5)  der  Aufbruch  nach  Äg.  von  BeerS. 
aus  geschah.     Dann  aber  ist  s'ao  'a  Mn-^i  eine  von  R  eingefugte  Klam- 


J 


Gen.  46,  1—8.  435 

mer.  Ob  bei  B  Jacob  erst  auf  dem  Umzug  nach  Äg.  in  BeerS.  ankam, 
oder  schon  vorher  dort  war,  etwa  um  wegen  der  Hungersnoth  näher 
bei  Äg.  zu  sein,  oder  in  Folge  der  Ereignisse  in  Sekhem  (48,  22),  ist 
nicht  auszumachen.  Hier  nun  in  BeerS.,  wo  schon  Isaac  einen  Altar 
gebaut  26,  25  (vgl.  über  Abr.  21,  33),  bringt  er  beim  Abschied  aus 
dem  Land  dem  Gott  seines  Vaters  (vgl.  31,  54.  42)  Opfer  (dem  Aus- 
druck nach  Opfer  mit  Opfermahlzeit),  ihm  dankend  u.  seine  Gnade 
suchend  (vgl.  auch  die  Opfer  in  Bethel  35,  1.  3.  7).  —  V.  2.  Hier 
in  den  Nachtgesichten  (wie  sie  in  der  Nacht  zu  kommen  pflegen  Ij. 
4,  13)  redete  Gott  mit  ihm.  Vgl.  zu  20,  3  u.  15,  1.  Es  ist  das 
die  letzte  Offenbarung.  Wie  die  Einwanderung  in  Ken.  auf  einer 
solchen  beruht  (12,  1  ff.),  so  auch  die  Auswanderung.  Die  Formeln 
wie  22,  11.  Zur  Wiederholung  des  ^»«''i  s.  zu  22,  7.  ^^'^v^]  statt 
apy»,  was  sofort  folgt,  wohl  nur  von  R  aus  V.  1  fortgefülu-t  —  V.  3  f. 
Er  gibt  sich  ihm  als  den  El,  den  Gott  seines  Vaters ^  zu  erkennen 
(vgl.  35,  7.  33,  20  u.  zu  14,  18),  u.  benimmt  ihm  die  Furcht  (45, 
28  ist  nicht  aus  B)  vor  dem  Umzug  in  fremdes  Land  damit,  dass  Gott 
ihn  dort  zu  einem  grossen  Volk  machen  werde,  "^"i^^  Q'^v]  21,  13.  18. 
nn-i]  für  JniJ,  wie  ri;^  für  ^?!J  Ex.  2,  4,  auch  bei  B  {Kn).  Warum 
*y\  •'ij^  «»a  Einsatz  des  R  sein  soll  {KS,\  ist  nicht  einzusehen.  —  V.  4. 
Gott  selbst  wolle  mit  ihm  hinabziehen,  u.  er,  derselbe,  ihn  auch  her- 
auffuhren  (n'^a;  m  wie  31,  15  bei  B;  Inf.  Qal  s.  zu  37,  33)  nach  Ken., 
näml.  in  den  Nachkommen,  nicht  bezüglich  auf  das  Zurückbringen  der 
Leiche  Jacob's  (47,  29  f.  50,  5  ff.),  denn  dabei  wird  eine  Thäligkeit 
Gottes  nicht  erwähnt,  wie  sie  bei  dem  Auszug  aus  Äg.  stets  hervor- 
gehoben wird  Ex.  3,  8.  6,  8  u.  ö.  (Ä"n.).  Ihm  selbst  werde  (im 
fremden  Land)  sein  theurer  Sohn  Josef  die  Augen  zudrücken  (50,  1). 
„Dieser  letzte  Liebesdienst  war  auch  bei  andern  alten  Völkern  (Hom. 
Ili.  11,  453,  Ody.  11,  426.  24,  296;  Eurip.  Phoen.  1465  u.  Hecub. 
430;  Verg.  Aen.  9,  487;  Ovid  heroid.  1,  102)  üblich"  (/fn.).  —  V.  5. 
Jacob  bricht  von  BeerS.  auf,  mit  Benützung  der  von  Pharao  geschickten 
Wagen,  46,  21.  27.  Über  V.^,  wahrscheinlich  von  R  überarbeitet, 
s.  zu  45,  19.  —  V.  6  f.  von  A,  vgl.  12,  5.  31,  18.  36,  6.  Spk  wtj 
vgl.  17,  7.  9  f.  35,  12  u.  s.  —  V.  7.  Alle  seine  Nachkommenschaft 
nahm  er  mit,  auch  Töchter  u.  Enkelinnen.  Dass  er  solche  hatte  (37,  35), 
ist  selbstverständlich  wie  5,  4  ff.  11,  11  ff.),  obwohl  in  der  Sage  nur 
eine  Tochter  Gegenstand  der  Erzählung  war  (30,  21.  34,  1  ff.).  In 
dem  folg.  Verzeichniss  werden  zwei,  1  Tochter  u.  1  Enkelin,  aufge- 
führt (15.  17),  die  Tochter  (15)  ducch  Einschub;  die  Enkelin  (17), 
der  in  den  spätem  Stammverhältnissen  noch  irgend  welche  Bedeutung 
(Num.  26,  46)  zugekommen  sein  muss  (s.  auch  Ew.  G.^  L  541  ff., 
u.  vgl  Fälle  wie  Num.  27,  1  ff.  1  Chr.  2,  34.  4,  3.  7,  24.  32.  25,  5, 
auch  Gen.  36,  22.  25).  Die  übrigen  Töchter,  Eukelinnen,  auch 
Schwiegertöchter  (V.  26)  werden  nicht  mitgezählt.  —  V.  8.  dies  sind 
die  Namen]  25,  13.  36,  10.  Das  Verzeichniss  betrifft  die  nach  Äg. 
gekommenen  Israelsöhne;  darunter  V.  17  eine  Enkelin.  Jacob  w. 
seine  Söhne]  Gorrectur  des  Vorhergehenden,  u.  wohl  Einsatz  des  Be- 
arbeiters, welcher  trotz  seines  Einsatzes  12^^  die  V.  15  angegebene 

28* 


436  Gen.  46,  8—22. 

Zahl  33  aufrecht  erhalten  wollte.  ^p9^  ^ba]  wie  25,  13.  35,  23. 
36,  15.  Num.  3,  2.  In  dem  Verzeichniss  sind  die  Söhne  nach  den 
Müttern  eingetheilt,  wie  35,  23—26  u.  39,  9—14.  Die  Namen  des 
Verzeichnisses  kehren,  mit  manchen  Varianten,  wieder  Ex.  6,  14 — 16. 
Num.  26.  1  Chr.  2—8.  —  V.  9—15  die  6  Lea- Söhne.  V.  10. 
hnvn'il  hvü'Qi  N.  26,  12.  Chr.  4,  24.  -nicj]  erscheint  in  N.  u.  Chr. 
nicht  mehr,  ^rfi]  ebenso  Ex.  6,  15,  aber  rnr  in  N.  u.  Chr.  SatU 
Sohn  der  Kenaanäerin]  die  also  als  aus  den  Sagen  oder  Genealogien 
bekannt  gilt;  ebenso  Ex.  6,  15.  Über  die  Mischung  der  Jacobsöhne  mit 
KenaanSem  s.  Cp.  38.  —  V.  12.  Peres  u.  Zerach  s.  38,  29  f.  — ria^ 
p3d]  ist  Einsatz  des  Bearbeiters  (aus  Cp.  38)  wie  Num.  26,  19;  denn 
in  Kenaan  Verstorbene  gehören  nach  V.  8  nicht  hierher.  Indem  A 
'^Er  u.  Onan  noch  aufluhrt,  folgt  er  einer  von  Cp.  38  abweichenden 
Theorie.  —  V.  13.  njs]  Chr.  7,  1  n««  (vgl.  Jud.  10,  1).  Lag.  in 
GGN.  1889  S.  282  vnll  n«  als  Tang,  wie  yVin  als  Purpurschnecke 
deuten,  a-i-]  ^Aaovii  LXX,  an«;  Sam.,  N.  26,  24,  Ch.  7,  1.  —  V.  15 
Unterschrift,  'a  ra-^n-r^Ki]  ungeschickt  angefügt  (Olsh.)  u.  ohne  Zweifel 
Einschub  des  Bearbeiters  (nach  34,  26),  u.  war  demnach  Dina  von  A, 
obwohl  er  sie  kannte  (Cp.  34),  hier  nicht  berücksichtigt.  Auch  'i'^riaai 
(gegen  V.  8)  wird  Einschub  sein.  Die  Summirung  der  6  Lea- Söhne, 
von  denen  Rub.  4,  §im.  6,  Levi  3,  Jud.  7,  Jiss.  4,  Zeb.  3  Söhne  (u. 
Enkel)  hat,  ergibt  richtig  33.  Der  Bearbeiter  freilich,  der  ^Er  u.  Onan 
nicht  mitrechnen  konnte,  muss  statt  deren  Dina  u.  Jacob  selbst  ge- 
zählt haben.  —  V.  16—18  die  Zilpa-Söhne.  V.  16.  i^-'m]  Zatpciv 
LXX,  lits  Sam.  u.  N.  26,  15  (richtiger  wegen  '»a'ifi»,  vgl.  Jos.  13,  27). 
l^äx»]  Sam.  ivas»,  LXX  0aaoßav,  -^aTK  N.  26,  16."  '^T''^]  -ri^«  N.  26, 
17.  —  V.  17.  njc-j]  ebenso  Ch.  7,  30;  in  N.  26,  44  nicht  aufgeführt. 
Mit  ^an  u.  ^T^^i  will  Jastrow  in  JBL.  XL  120  die  in  den  Tell- 
Amama-Briefen  oft  genannten  !^abiri  u.  Milkil  combiniren.  —  Die 
Summirung  der  2  Zilpa- Söhne,  von  denen  Gad  7,  A§er  4  Söhne, 
1  Tochter,  2  Enkel  hat,  ergibt  16  Seelen,  wie  V.  18  angibt.  —  V.  19 
— 22  die  Raliel' Sohne,  Der  abweichende  Anfang  des  V.  19  (statt 
erwarteten  o'^'^fiKi  n«a»3  vp\^  "^aa«»),  darum,  weil  die  Nachricht,  dass  dem 
Josef  in  Äg.  seine  2  Söhne  geboren  wurden,  hier  beigebracht  werden 
sollte.  —  V.  20.  "jK — ^k]  Einsatz  des  Bearbeiters  (nach  41,  50);  in 
diesem  Text  muss  sich  'i»«  auf  ein  aus  t^;«i  •  zu  ergänzendes  ö*^aa  be- 
ziehen (s.  5,  3).  —  V.  21.  ^aa]  fehlt  in  Chr.  8  u.  steht  N.  26,  35 
(nicht  in  LXX)  bei  den  Efraimiten.  «;»]  fehlt  N.  26,  38  u.  steht  Chr. 
8,  3  (5)  als  Sohn  des  y^a.  y^'Si]  ist  N.  26,  40  u.  Chr.  8,  4  Sohn  des 
a?^3.  B-'ßtt  «K^j  -rtK]  für  diese  3  Namen  hat  N.  26,  38  f.  öj-^n«  u. 
tsBitü,  u.  Chr.  8,  1  rt^n«  (oder  nnn«  8,  6  ?),  u.  8,  5  itnt»*  (vgl.  7, 
12.  15  &'^&^),  aber  bei  der  Summirung  V.  22  sind  3  Namen  voraus- 
gesetzt ö-^Bn]  fehlt  in  LXX,  wm  N.  26,  39;  tirn  Chr.  8,  5  als 
Enkel  des  J^  (?),  s.  aber  7,  12.  15  oen  u.  ö-^ßrr.  -n^ns]  ist  N.  26, 
40  Sohn  des  Bela^  wohl  auch  Chr.  8,  3  unter  dem  Namen  "^^k. 
Bei  den  LXX  sind  nur  Bali  Bo^oq  'Aöß'^k  Söhne  des  Benj.,  dagegen 
rriQcc  Nosficcv  'AyyLg  '^Pmg  McciAtplfi  Söhne  des  Bald  u.  'Aquo  Sohn 
des  rriQci.  —  V.  22.  Die  Summirung  stimmt,  u.  zeigt  zugleich,  dass 


Gen.  46,  22—27.  437 

wenn  auch  die  Namen  V.  18  theilweise  corrupt  sind,  doch  wirklich 
10  Namen  von  Benjamin -Söhnen  schon  urspr.  dort  gestanden  haben 
müssen.  Von  einer  Zusammenflickung  aus  andern  Genealogien,  nam. 
N.  26  (Kuen.)  wird  man  gerade  hier  am  wenigsten  reden  dürfen. 
-tV]  Sam.  LXX  besser  nnV;,  vgl.  V.  20.  —  V.  23—25  die  Bilha" 
Söhne.  —  V.  23.  ^aa]  obgleidi  nur  6in  Name  folgt,  s.  36,  25.  ö-^ton] 
LXX  'AaoiA,  N.  26,  42  cnw.  —  V.  24.  05^]  LXX  ZoXXi^ii;  aiV»  Sam. 
u.  Chr.  7,  13.  —  Die  Summirung  stimmt.  —  V.  26.  Alle  die  leibL 
Nachkommen  Jacobs,  die  ihm  d.  h.  von  ihm  oder  auch  unter  seiner 
Führung,  mit  ((isxa  LXX)  ihm  nach  Äg.  kamen,  ausser  den  Schwieger- 
töchtern sind  66.  "»»'^'^  "'nss'^]  Ex.  1,  5.  Gen.  35,  11.  -raV)?]  s.  26,  1. 
Bei  dieser  Zählung  sind  von  Lea  32,  von  Zilpa  16,  von  Bilha  7,  von 
Rahel  11  gerechnet;  von  Josef  u.  seinen  Söhnen  wird  hier  abgesehen, 
u.  erst  V.  27  auf  sie  Rücksicht  genommen.  —  V.  27.  ^V^]  vgl.  22.  35, 
26.  b:»3^]  Ew.  318*.  n»an]  s.  18,  21.  Hier  erst  wird  nachgebracht, 
dass  mit  Josef  u.  seinen  2  Söhnen,  die  schon  in  Äg.  waren,  alle 
Seelen  vom  Jacohhaus,  die  nach  Äg.  kamen,  70  waren  (nämL 
66  +  3  4"  1>  welcher  letztere  das  Haupt  des  Hauses,  Jacob  selbst, 
ist).  Nun  ist  aber  sofort  klar,  dass  diese  letztere  Rechnung  {66  + 
3  +  1)  eine  Correctur  der  ursprünglichen,  in  den  Theilzahlen  33 
+  16  +  14  +  7  (V.  15,  18.  22.  25)  enthaltenen  ist,  zusammen- 
hängend mit  dem  (zu  V.  15  bemerkten)  abweichenden  Verständniss 
der  Zahl  33.  Demnach  muss  «vi  ta'^vv  V.  26  u.  ganz  ¥•  27  bis 
ntt'^^ssto  Einsatz  des  Bearbeiters  sein  (vielleicht  auch  aps?^  *aa  "^»a  ts^j» 
V.  26).  Er  rechnet  69,  A  aber  (vgl.  Ex.  1,  5)  70  ausser  Jacob. 
Das  System,  wornach  (Ew.  Alt^  331)  den  Nebenweibem  je  die 
Hälfte  des  Hauptweibes  (Lea  32,  Zilpa  16;  Rahel  14,  Bilha  7)  zu- 
kommt, tritt  bei  dieser  Correctur  des  R  noch  klarer  hervor.  — 
Die  Zahl  siebzig  erscheint  wieder  Ex.  1,  5  (70  ohne  Jacob)  u.  Dt 
10,  22  (70  mit  Jacob?).  Dagegen  geben  in  V.  27  die  LXX  75  Per- 
sonen  u.  so  auch  Act  7,  14.  Sie  führen  näml.  V.  20  bei  Josef  noch 
3  Enkel  u.  2  Urenkel  auf,  genommen  aus  50,  23.  Num.  26,  28  ff. 
1  Chr.  7,  14  £r.  (In  V.  26  haben  die  LXX  wie  Mass.  die  Zahl  66; 
bei  den  Rahelsöhnen  V.  22  haben  sie  als  Theilzahl  18,  weil  sie  bei 
Josef  5  mehr,  aber  bei  Benj.  1  weniger  aufFühren  als  Mass.;  die  Zahl 
9,  auf  welche  in  LXX  V.  27  die  Zahl  der  in  Äg.  dem  Josef  gebornen 
Nachkommen  bestimmt  wird,  kann  nur  falsche  Lesart  für  7  sein).  Die 
Absichtlichkeit  dieser  Änderung  ist  klar:  die  LXX  wollen  alle  die  Ahnen 
der  Num.  26  aufgeführten  Geschlechter  hier  beisammen  haben,  wäh- 
rend A  nur  die  aufzählt,  die  er  für  zur  Zeit  des  Umzugs  schon  vor- 
handen hält  Auch  V.  21  haben  sie  nach  Num.  26  corrigirt  — 
Gegenüber  von  Num.  26  sowie  1  Chr.  2 — 8  ergeben  sich  ausser  den 
Varianten  in  der  Lesung  der  Namen  auch  allerlei  Abweichungen  in  der  Zahl 
u.  Ordnung  der  Namen  (indem  zB.  Söhne  dort  Enkel  sind  u.  s.  w.),  was 
bei  dem  fortwährenden  geschichtl.  Wechsel  in  derartigen  Geschlechts- 
gliederungen nicht  auffallen  kann.  Diese  Abweichung  der  Tafel  Num. 
26  (bei  A)  von  Gen.  46  gibt  keinen  Grund,  Gen.  46,  Sff.  dem  A  ab- 
zusprechen {Hupf.\  sondern  ist  nur  ein  Beweis,  dass  A  in  Num,  26 


438  Gen.  46,  27. 

späterere  gesetzlich  geordnete  Verhältnisse  beschreibt,  während  er  hier 
mehr  geschieht!.  Zwecke  verfolgt,  darum  manche  später  bedeutungs- 
los gewordene,  aber  einst  wichtig  gewesene  Namen  mit  aufnimmt  zB. 
V.  12  {Ew,  G.*  I,  594  f.).  Die  Zahl  70  ist  so  wenig,  als  die  Zahl 
12  in  der  Stamm theilung,  eine  bloss  zufällige;  sie  erscheint  von  Mose's 
Zeit  an  als  die  Zahl  der  Mitglieder  des  Ältestenausschusses  d.  h.  der 
Vertreter  der  Stämme  u.  Hauptgeschlechler  Ex.  24,  1.  9.  Num.  11,  16 
{Ew.  Alt^  328  ff.),  u.  hat  in  der  ganzen  Geschichte  Israels  bis  herab 
auf  das  Synedrium  ihre  Bedeutung  behalten.  Als  solche  typische  Zahl 
wird  sie  auch  hier  angenommen  sein.  Doch  ist  zu  beachten,  dass 
immer  nur  von  Seelen,  nicht  von  Geschlechtern  die  Rede  ist.  Aber 
selbst  mit  diesen  70  Seelen  will  sich  die  bis  Gp.  46  bei  BC  vor- 
ausgesetzte Stufe  der  Ausbildung  Israels  nicht  vertragen.  Auch  wenn 
man  Peres-Söhne  (V.  12^)  21  Jahre  nach  Josefs  Verkaufung  (nach 
37,2.  38,  Iff.  41,  46.  45,  11)  als  möglich  zugibt,  so  tritt  doch 
bei  Benj.  der  Widerspruch  zwischen  dem  Knaben  (43,  8.  44,  20  u.  ö.) 
u.  dem  Vater  von  12  Söhnen  offen  zu  Tag  (vgl.  auch  fiber  Ruhen 
V.  9  mit  42,  37).  „Um  die  Widersprüche  zu  beseitigen,  hat  man  daher 
angenommen,  ausser  Manasse  u.  Efraim  seien  auch  noch  andere  der 
hier  aufgefQhrten  Nachkommen  Jacob's  erst  in  Äg.  geboren  (zB.  Vat,, 
Ros,  Kanne  bibl.  Unters.  II.  58 ff.,  Hgst.  Pent  II.  354  ff.,  Lengerke 
Ken.  I.  348  f.,  Kurt z  GeschO  I.  299  ff.,  Reinke  Beitr.  I.  104  ff.,  Del. 
Ke.).  Diese  Annahme  ist  aber  unstatthaft.  Der  Erz.  erinnert  nur  bei 
Man.  u.  Efr.,  sie  seien  in  Äg.  geboren  (27  vgl.  20;  Ex.  1,  5).  Wenn 
das  auch  von  andern  gelten  sollte,  hätte  er  es  gewiss  auch  bei  diesen 
bemerkt  Nach  seiner  Darstellung  sind  ausser  Jos.,  Man.  u.  Efr.  alle 
hier  genannten  Söhne,  Enkel  u.  Urenkel  mit  ihm  nach  Äg.  gezogen. 
An  ein  Mitziehen  in  lumbis  patrum  aber  hat  er  gewiss  nicht  gedacht^' 
(Kn.).  Wenn  man  aber  gar  aufstellt,  Vrf.  habe  irrlhilmlich  ein  vor- 
gefundenes Verzeichniss  der  dem  Jac.  bei  Lebzeiten  gebornen  Nach- 
kommen als  Verzeichniss  der  mit  ihm  in  Äg.  Eingewanderten  benutzt 
u.  eingereiht  {KöhU  G.  I.  160),  so  gewinnt  man  damit  nichts  u.  thut 
zugleich  dem  Vrf.  Unrecht  Nach  der  Zeitrechnung  des  A,  wenn  man 
sie  nur  nicht  mit  der  von  B  u.  C  vermischt  (s.  S.  380  f.),  war  eine 
Mehrung  des  Jacobhauses  bis  zu  der  von  ihm  dargestellten  Stufe  mög- 
lich (vgl.  26,  34  u.  28,  Iff  mit  47,  9). 

2.   Ankunft,  Begegnung  mit  Josef,  Einweisung  nach  Gosen, 

Cap.  46,  28—47,  11,  nach  C  und  A. 

Jacob,  nachdem  er  den  Juda  an  Josef  vorausgesandt,  langt  mit 
den  Seinigen  in  Go§en  an.  Josef  eilt  seinem  Vater  hieher  entgegen 
zur  Begrüssung  u.  weist  die  Bruder  an,  bei  der  Audienz  vor  dem 
König,  die  er  vorbereiten  wird,  sich  als  Hirten  zu  bekennen,  damit 
sie  in  GoSen  Wohnsitze  erhalten.  Er  stellt  dann  5  von  ihnen  Pharao 
vor,  u.  sie  befolgen  die  erhaltene  Weisung  mit  dem  gewünschten  Er- 
folg (46,  28 — 47,  6).  Jacob  selbst  wird  von  Josef  dem  Ph.  vorge- 
stellt, u.  erhält  mit  den  Seinigen  Wohnsitze  im  Landstrich  von  Ra^mses 


Gen.  46,  28—30.  439 

angewiesen  (47,  7 — 11).  —  Hier  ist  zunächst  deutlich,  dass  47,  7 — 
11  nicht  vom  Vrf.  des  nächst  Vorhergehenden  sein  kann.  Dort  wer- 
den 5  Söhne  Jacoh's  dem  Ph.  vorgestellt,  hier  Jacob  selbst;  dort 
bestimmt  Ph.  ihnen  GoSen  zum  Wohnsitz,  hier  bestimmt  Josef  auf  Be- 
fehl Pharao's  ihnen  das  Land  Ra^mses.  Die  Altersangabe  7,  die  Phrase 
'fi  ^»»n  naiD  -»ö^  8  f.,  ta'^'natt  3,  rijns  H  weisen  den  A  als  Vrf.  aus.  Vor 
V.  7  gehört  aber  (LXX)  als  urspr.  Bestandtheil  des  A  auch  noch  5^. 
6*  (s.  d.).  Dagegen  stammt  46,  28 — 47,  6*.  6^  aus  C,  u.  trägt  die 
deutl.  Zeichen  davon  an  sich  in  der  Hervorhebung  Juda's  46,  28,  in 
den  Ausdrücken  •'''5«5:^-^?  ^63  u.  ^^i»?  46,  29  f.,  wjTt  30,  '^n  ^^^^  30, 
h^^m'o  u.  nay^n  34,  ^^^r\  47,  2,  -ras  4  u.  a.  Bestätigt  wird  das  da- 
durch, dass  von  dem  bei  B  gemachten  freiwilligen  Anerbieten  Pharao's 
45,  18  hier  nichts  vorausgesetzt  wird. 

V.  28.  Während  bei  A  V.  6  die  Ankunft  in  Äg.  schon  gemeldet 
war,  wird  hier  an  die  Zeit  des  Aufbruchs  V.  Iff.  angeknüpft,  u.  er- 
zählt, dass  Isr.  den  Juda  vor  sich  her  zu  Josef  schickte,  um  vor  ihm 
her  nach  Goien  zu  weisen.  Die  Meinung  kann  nicht  sein,  Juda  solle 
den  Weg  von  Pal.  nach  Äg.  weisen,  sondern  nur  dass  in  Äg.  entweder 
der  Weg  nach  dem  Bezirk  GoSen  (45,  10)  gewiesen^  oder  dass  die 
nöthigen  Weisungen  nach  Go§en  erlassen  werden,  damit  dem  Jacob 
bei  seinem  Einzug  mit  den  Heerden  keine  Schwierigkeiten  in  den  Weg 
gelegt  werden.  Das  war  aber  Sache  Josefs,  u.  Subj.  zu  rh^rh^  ist  Josef 
[Ges,  Kn.),  nicht  Juda  (DeL,  als  bedeutete  t^'^^'n  Bescheid  von  seiner  An- 
kunft bringen).  Der  Ausdruck  ist  knapp,  aber  der  Sinn  unanstössig 
(gegen  KS»),  Zwar  Sam,  Pesch,  lasen  ni»*inV  als  Inf.  Niph.,  was  durch 
i^x  «'n'^1  29  bestätigt  scheinen  kann,  also:  mit  dem  Auftrag,  dass  er 

SJos.)  vor  ihm  erscheinen^  ihm  entgegenkommen  solle  nach  Goien 
JDMich.  llg.  WL;  wir  in  Aufl.^).  Aber  vor  ihm  (zeitlich)  wird  durch 
V.  29  (wo  Josef  erst  nach  Jacobs  Ankunft  erscheint)  ausgeschlossen, 
u.  für  hei  ihm  wäre  '»''|fc^  unpassend  u.  nur  '»'^^k  (29)  richtig.  Die 
LXX  geben  awaircrjöcct  avr^  xaO-'  ^HQcicav  nohv  elg  yrjv  ^Pafiedörj, 
haben  aber  nicht  etwa  V^s  . .  tr^rk  (xccd^  '^Hq(6  .  .  jro'Atv/,  wie  Lag. 
GGN.  1890  S.  159  orakelt)  vor  sich  gehabt,  sondern  den  Sinn  frei, 
mit  Eintragung  ihrer  besseren  Lokalkenn tniss,  wiedergegeben.  Nach 
ihnen  sollte  Jacob  beim  Eintritt  in  Äg.  zu  Pithom  d.  i.  Heroonpolis 
empfangen  werden;  dieses  lag  nicht  im  eigentl.  GoSen  (S.  431  f.),  son- 
dern östlicher  in  einer  Gegend,  wo  Ra^mses  II  viel  gebaut  hatte,  u.  die 
man  nach  ihm  benannte  {Naville  Goshen  S.  18.  20;  Store-city  of  Pithom^ 
S.  9  fr.).  Auch  V.  29  geben  LXX  deshalb  x«^'  'Hqmw  noUv  für  na»j.  Im 
übrigen  lasen  sie  wohl  n(N)">pnV  (s.  2  S.  18,  9)  für  n*TinV,  u.  V^  entweder 
gar  nicht  oder  «a^J  (für  ^k^J^).  —  Dass  Juda  als  Bote  ausersehen  wird, 
stimmt  zu  37,  26.  43,  3  ff.  44,  14fr.  bei  G.  Dann  kamen  sie,  d.  h. 
Jacob  u.  die  mit  ihm,  nach  GoSen.  —  V.  29.  Josef  lässt  seinen  Wagen 
anspannen  (41,  43  u.  50,  9 ;  s.  zu  45,  19),  u.  fuhr  hinauf,  aus  dem 
eigentl.  Nilland  in  das  höher  gelegene  Go§en,  seinem  Vater  entgegen, 
II.  gab  sich  ihm  zu  sehen,  zeigte  sich  ihm  (1  R.  18,  1.  Lev.  13,  7). 
^•^•nxj^-V»  Vfe«i]  33,  4.  45,  14.  -Tia^]  wiederholt  u.  lange,  Ruth  1,  14.— 
y.  80.  Israel  will  nun  gerne  sterben,  nachdem  er  den  höchsten  Wunsch 


440  Gen.  46,  30— Cap.  47,  3. 

seines   Lebens   erreicht  hat  (vgl.  45,  28).    ß?!?]  s.  2,  23.     «^  r^^y] 
43,  28.  45,  28.  —  V.  81 1  Um  für  das  Wohnenbleiben  in  GoSen  die 
königl.  Erlaubniss  zu  erhalten,  will  Jos.  sich  zum  König  begeben,  ihm 
die  Angekommenen   anmelden  u.  ihm  sagen,   dass  sie  Kleinviehhirten 
(4,  2)   seien   u.  ihr  Klein-  u.  Grossvieh  u.  übrige  Habe  mitgebracht 
haben,     ri^^ic]    nach  GoSen  war   er   auch  hinaufgegangen  (29)  doch 
wohl  von  der  Residenz  aus;   nun  geht  er  hinauf  mit  Beziehung  auf 
die  wirkliche   oder    ideelle  Höhe  der  Hofburg  {Ges,  th.  1022,  Del. 
Ke.);  nach  Kn,,  der  sich  Memphis  als  Residenz  der  Hyksos  (Sync.  I. 
p.  113  f.  Dind«;  Jos.  c.  Ap.  1,  14;  Euseb.  ehr.  arm.  I.  224)  denkt, 
darum,  weil  Memphis  im  Nilthal  stromaufwärts  lag.     wi — -»s]   denn 
Heerdenbesilzer  (Viehzüchter)  sind   sie  (bisher)  gewesen,  ist  schon 
durch  i'^n  aufTallend,  u.  vermuthlich  (KS.)  erst  nachträglich  aus  V.  34 
heraufgenommen,  um  die  Rinder  der  Schafhirten  begreiflich  zu  machen. 

—  V.  33 f.  Zugleich  weist  er  sie  an,  bei  ihrer  Vorstellung  vor  Ph. 
auf  seine  Frage  nach  ihrem  Geschäft  (Ex.  5,  4)  zu  erklären,  sie  seien 
von  jeher,  wie  ihre  Väter,  Viehzüchter  gewesen  (vgl.  übrigens  zum 
Gebrauch  von  n^rj  auch  29,  17.  27,  23).  na^nn^^a»]  8,  21,  t»— a>]  24, 
25.  44.  43,  8.  44, 16.  47,  3.  19.  ^'oya]  21,  30.  27,  4. 19.  31.  Ex. 
9, 14.  naySn]  43,  32.  nf]  s.  47,  3;  Satn.  beidemale  "^r».  Auf  diese 
Erklärung  hin  werden  sie  in  GoSen  wohnen  dürfen,  weil  den  Äg.  alle 
Kleinviehhirten  ein  Gräuel  seien.  In  47,  17.  Ex.  9,  3  werden  Rind- 
u.  Kleinviehheerden  als  Besitzthum  der  Äg.  u.  47,  6  Viehheerden  im 
Besitz  des  Königs  selbst  erwähnt;  nach  den  Abbildungen  auf  den  altäg. 
Denkmälern  wurden  Esel,  Rindvieh,  Scliafe  u.  Ziegen  in  Menge  von  den 
Äg.  gehalten  (vgl.  12,  16;  s.  Erman  Äg.  579 — 90).  Die  Äg.  müssen 
also  auch  Hirten  fQr  dieselben  gehabt  haben  u.  hatten  sie  (unter  ihren 
Kasten,  Plat.  Tim.  p.  24;  Diod.  1,  74).  Aber  deren  Beschäftigung 
brachte  es  mit  sich,  dass  sie  der  verfeinerten  Leibeshaltung  u.  Rein- 
lichkeit der  Ägypter  nicht  nachkommen  konnten,  sie  waren  als  Men- 
schen niederster  Gattung  verachtet  u.  gemieden,  nicht  hlos  die  Schweine- 
hirten (Herod.  2,  47.  164),  sondern  auch  die  Rinderhirten  („Sumpf- 
bewohner'', sofern  sie  in  einem  Theil  des  Jahres  ihre  Heerden  nach 
den  unangebauten  Marschen,  bes.  des  Nordlandes  zur  Weide  führten, 
Erm.  583).  Daraus  erklärt  sich  die  Aussage  des  Textes  zur  Genüge. 
Sie  auf  Schaf-  u.  Ziegenhirten  einzuschränken  (^n.)  würde  den  That- 
sachen  nicht  entsprechen,  u.  reichen  die  (aus  Herod.  2,  42.  45  f.  81; 
Flut  de  Isid.  c  4f.;  Diod.  1,  70;  Strab.  17,  1,  23  entnommenen) 
Gründe  dafQr  nicht  aus.  Waren  aber  die  Hirten  überhaupt  den  Äg. 
ein  Gräuel,  dann  um  so  mehr  fremde,  aus  dem  'Amu-Land  hereinge- 
kommene Nomaden  (vgl.  43,  32).  —  Cap.  47,  If.  Seinem  Versprechen 
gemäss  (46,  31)  meldet  Jos.  die  Ankunft  der  Seinigen  in  Go§en  beim 
König  an,  u.  stellt  ihm  zugleich  5  seiner  Brüder,  die  er  als  Vertreter 
der  ganzen  zahlreichen  Familie  mitgenommen  hatte,  vor.  ^^1^^]  hier 
(anders  als  19,  4)  aus  der  Gesammtheil,  vgl.  Ez.  33,  2.  1  R.  12,  31. 
Über  die  Fünfzahl  s.  43,  34.    ngV]  +  iw  Sam.  LXX.    :».«,^]  s.  43,  9. 

—  V.  3  f.  Wie  vorausgesehen,  fragt  sie  der  König  nach  ihrem  Ge- 
schäft, u.  wie  Josef  sie  angewiesen,  geben  sie  dieses  an  (46,  33£[)i  u. 


Gen.  47,  3—11.  441 

bitten  zugleich,  sich  als  Fremdlinge  in  GoSen  (45,  10.  46,  34)  auf- 
halten zu  dürfen,  i'^nx]  tp')^  ^rtn  Sam,  LXX  Pei.,  TgJon.  '»  'k  i^ta»'»*i  2°] 
nicht  irrig  aus  3^  wiederholt  {KS),  sondern  um  ihre  Bitte  als  etwas 
Neues  an  ihre  Antwort  anzureihen,  also:  sie  sagten  weiter  (s.  9,  25 f. 
15,  5.  19,  9.  20,  9f.).  ^?'']  incorrect  für  ^r'^  geschrieben  {Ew.  16^), 
wie  wohl  auch  schon  46,  34,  obgleich  hier  nach  Vs  ein  Sing,  erträg- 
licher wäre.  T?|]  12,  10.  41,  31.  43,  1.  47,  13.  —  V.  5  f.  Da  5^ 
weder  als  Bescheid  auf  die  Bitte  der  Josef brüder,  noch  überhaupt 
hinter  V.  2 — 4  passt,  so  haben  die  LXX  Recht,  welche  auf  5*  un- 
mittelbar 6^  folgen  lassen.  Alles  Übrige  gehört  zum  Bericht  des  A, 
ist  aber  nur  in  LXX  vollständig  u.  im  urspr.  Zusammenhang  erhalten, 
während  der  jetzige  mass.  Text  auf  späterer  Überarbeitung  beruht, 
welche  durch  Auslassung  u.  Versetzung  das  auffallende  Nebeneinander 
zweier  sich  ausschliessender  Berichte  beseitigen  sollte  {WL  XXL  441). 
Hinter  6^  fahren  näml.  die  LXX  fort:  ril&ov  öl  slg  AXyvitxov  nqog 
'  lG)(Sriq)  'laxfaß  zccl  ot  viol  avtov  (bei  Ä  Fortsetzung  von  46,  7, 
bez.  7 — 27).  xal  i^xoviSs  QaQciGi  ßaßdsvg  AlyvTtxov,  Koi  sljce 
QaQad  nqog  '  Icaariq)  Xiyoov),  u.  lassen  dann  5^.  6*  folgen.  —  In 
5^.  6*  (A)  bietet  Ph.,  auf  die  Kunde  von  Israelis  Ankunft,  dem  Jos. 
für  dieselben  den  besten  Theil  des  Landes  an  (vgl  45,  18  ff.  bei  B). 
?}^36V]  bei  A  auch  34,  10.  21;  sonst  s.  13,  9.  20,  15  bei  C  u.  B. 
ntante]  nur  noch  V.  11  (A),  Ex.  22,  4.  1  S.  15,  9.  15.  In  6^  (C)  er- 
laubt Ph.  den  Aufenthalt  in  GoSen,  u.  beauftragt  Jos.,  „tüchtige  Männer 
unter  den  Isr.  als  Heerdenoberste  über  des  Königs  Vieh  (magistros  re- 
gii  pecoris  Liv.  1,  4)  zu  bestellen,  denen  die  andern  Hirten  untergeben 
waren  (Varro  de  re  rust  2,  10)"  {Kn,),  —  ¥•  7.  Fortsetzung  des 
Berichts  des  A.  Jos.  stellt  seinen  Vater  dem  Ph.  vor.  Das  Auffällige, 
dass  der  Vater  erst  nach  den  Söhnen  vorgestellt  wird,  erklärt  sich 
daraus,  dass  hier  ein  anderer  Berichterstatter  erzählt.  Bemerke  auch 
"i'^öjn  gegen  y^^Tj  V.  2.  Das  Segnen  Jacob's  ist  von  Segenswünschen 
zur  Begrüssung  zu  verstehen,  wie  1  S.  13,  10.  2  R.  4,  29.  —  V.  8. 
„Einen  Greis  fragt  man  gerne  nach  dem  Alter  u.  veranlasst  dadurch 
Mittheilungen  über  seine  Lebensschicksale.  So  auch  der  König.  Der 
Ausdruck  wie  25,  7.  —  V.  9.  Jacob  fühlt  sich  am  Lebensende  u.  be- 
trachtet seine  bis  dahin  verflossenen  130  Jahre  als  seine  Lebenszeit 
im  ganzen.  Er  bezeichnet  sie  im  Vergleich  zu  der  der  Väter  als  wenig, 
indem  Abr.  175,  Isaac  180  Jahre  alt  geworden  sind  (25,  7.  35,  28), 
u.  als  höse  d.  i.  schlimm,  indem  er  bei  Laban  einen  langen,  schweren 
Dienst  gehabt  u.  mit  seinen  Söhnen  viel  Unheil  erlebt  hat"  (Kn,), 
B'inattJ  Wanderleben,  Pilgrimschaft  vgl.  17,  8.  28,  4.  36,  7.  37,  1;  von 
Jacob's  Leben  ist  der  Ausdruck  um  so  richtiger,  weil  er  immer  auf 
unsteter  Wanderung,  ohne  eigentl.  Heimath,  nun  schon  im  dritten  Lande 
ist.  —  V.  10.  Bei  der  Entlassung  begrüsst  er  den  König  abermals  mit 
Segenswünschen  (V.  7),  2  S.  13,  25.  19,  40.  ^anV»  »x->i]  41,  46.  — 
V.  11.  Darnach  weist  Jos.  (gemäss  6°*)  den  Seinigen  Wohnsitze  an  u. 
gibt  ihnen  Besitz  in  Äg.,  im  besten  (für  Viehweide  geeignetsten)  Theil 
des  Landes,  öoö^n  y^«]  LXX  yrj  *!Poffig<y<y^,  nur  hier  u.  LXX  46,  28, 
m   etwas  weiterer  Begriff  als  )Vi  (S.  431  f.  439).     Bei  A  wird  das 


442  Gen.  47,  11—12. 

Land  so  bezeichnet  wahrscheinlich  nach  der  Stadt  Ra^mses  (Ex.  1,  11), 
von  welcher  aus  der  Auszug  unter  Mose  geschah  (Ex.  12,  37.  Num. 
38,  3.  5).  Die  Lage  der  Stadt  ist  noch  nicht  sicher  bestimmt  {Na- 
ville  Goshen  S.  20;  Exodus  S.  7  vermutliet  sie  in  der  Nähe  von  Phacusa, 
nicht  weit  vom  heutigen  Teil  el-kebir).    rt^^fc  ms  ^»*kö]  s.  V.  6* 


3.    Erhaltung   Israels  und  Gestaltong    der   hg.   Staatsverhältnisse 
durch  Josef,  Cap.  47,  12—27  nach  C  (V.  12  nach  B,  27  nach  C,  A). 

Während  Isr.  in  Goäen  von  Jos.  ernährt  wird,  müssen  die  Äg. 
in  der  noch  übrigen  Hungerzeit  all  ihr  Geld  u.  Vieh  für  Korn  aus  den 
königl.  Vorrathshäusern  dahingehen,  zuletzt  sogar  ihre  Äcker  u.  sich 
selbst  an  den  König  verkaufen,  um  am  Leben  erhalten  zu  werden. 
So  bringt  Jos.  dauernd  die  Äg.,  mit  Ausnahme  der  Priester,  zur  Krone 
in  ein  Verhältniss  der  Hörigkeit,  wornach  sie  Grund  u.  Boden  vom 
König  erhalten  u.  dafür  ihm  jährlich  den  Fünften  des  Ertrags  steuern 
müssen.  Isr.  aber  macht  sich  ansässig,  mehrt  sich  u.  wird  sehr  zahl- 
reich. —  Nur  der  erste  u.  letzte  V.  dieses  Stücks  handelt  von  Isri, 
alles  übrige  von  den  äg.  Dingen.  Durch  diesen  ausführl.  Bericht  soll 
aber  nicht  etwa  solche  Abhängigkeit  des  Volks  von  der  königL  Gewalt 
den  Isr.  als  Muster  u.  Ziel  der  Staatsklugheit  oder  gar  (tCe.)  als  Vor- 
bild für  das  Verhältniss  Israels  zu  Jahve  hingestellt  werden,  denn  der 
Vrf.  hat  kein  Wort  der  Billigung  für  solche  Einrichtung,  sondern  der 
Zweck  des  Berichts  ist,  theils  die  grosse  Noth,  in  welche  die  Äg.  durch 
die  Hungerjahre  kamen,  gegen  die  mangellose  Versorgung  Israels  durch 
Josef  in  Gonlrast  zu  stellen,  theils  den  Einfluss,  den  Jos.  auf  das  äg. 
Staatswesen  übte,  u.  die  Verdienste,  die  er  sich  um  das  äg.  Königs- 
haus erwarb  (vgl.  Ex.  1,  8)^  anschaulich  zu  machen.  Indessen  scheint 
das  Stück  erst  durch  R  seinen  jetzigen  Platz  erhalten  zu  haben.  Denn 
während  der  einleitende  V.  12  nach  B  meldet,  wie  nach  Israels  Umsied- 
lung Jos.  sein  45,  11  gegebenes  Versprechen  erfüllte,  u.  der  ausleitende 
V.  27*  nach  C  den  Abschluss  zu  6^  bringt,  knüpft  V.  13  mit  Worten 
des  G  an  41,  55 f.  an,  u.  ist  darum  nicht  unwahrscheinlich,  dass  13fif. 
urspr.  Forlsetzung  von  Cp.  41  war.  Die  Abkunft  von  13 — 26  be- 
treffend, so  kommt  manches  im  Pent  sonst  ungewöhnliche  darin  vor, 
wie  rrn\  13,  t5Bx  15  f.,  sto»  (Qal)  19,  »t?  23.  An  B  erinnert  nur 
weniges,  zB.  "a»7,  lan  15  f.  gib  her  wie  29,  21.  30,  1  (gegenüber 
von  dem  abgeschwächten  Sinn  11,  3  f.  u.  ö.  bei  C),  die  Abgabe  des 
Fünften  24.  26  (aber  doch  in  anderer  Anwendung  als  41,  34),  ptn 
20  (aber  doch  im  anderen  Sinn  als  41,  57).  Dagegen  finden  sich  in 
Menge  sprachliche  Merkmale  des  C,  zB.  w  13,  tapV  u.  «^ftoan  14, 
"2?^  21,  pü  22.  26,  %3'^?3  in  m^)3  25,  )^rt'n  na)?»,  hgan  '»,  n'^r^i^'n  '» 
17f.  (26,  14),  ^^^:  24,  tis— d>  19,  Vna  17  (33,  14);  sachlich  auch 
die  Pferde  17  (50,  9).  Man  wird  darum  doch  den  Bericht  auf  C  zu- 
rückführen müssen.  Der  Sclilussvers  27*  ist  aus  A  u.  C  (i»ä  T^ks 
neben  ':»»  '»a)  zusammengesetzt,  27^  aus  A  O^gJ,  na-ni  n-ns)  genom- 
men, u.  schliesst  bei  diesem  an  V.  11  an,  wird  auch  durch  Ex.  1,  7 


Gen.  47,  12—19.  443 

nicht  überflüssig.  —  Über  die  geschieht].  Grundlagen  des  Berichts  s. 
zu  V.  22  u.  26. 

V.  12.  Josef  unterstützt  u.  erhält  die  Seinigen  mit  Lebensmitteln 
(45,  11.  50,  21).  nach  Maassgäbe  des  Kleinen]  je  nach  der  Zahl 
der  Kinder  (mit  Weibern)  mit  weniger  oder  mehr  Lebensmitteln.  VsV^] 
s.  45,  11  bei  B,  hier  c.  dupL  Acc,  Ges.  117,  5*  ^th]  vgl.  Ex.  12,  4. 
Lev.  25,  16.  51  u.  ö.  tpri]  auch  24;  s.  zu  45,  19i  —  V.  13.  Der 
folg.  Bericht  wird  mit  der  Bemerkung  eingeleitet,  im  ganzen  Land  habe 
es  kein  Brod  gegeben,  u.  die  Länder  Äg.  u.  Ken.  seien  erschöpft  ge- 
worden, vgl.  41,  55.  'ai  nas  ^^]  V.  4;  stehend  bei  C.  rtn^  nur  hier 
(vgl.  risV).  —  V.  14.  Auf  Getreidekauf  bei  Josef  angewiesen,  müssen 
die  Leute  beider  Länder  ihr  Geld  aufwenden;  Jos.  sammelt  das  Geld 
im  Haus  des  Königs,  wo  der  königl.  Schatz  ist.  tsp^'^i]  31,  46.  NSttsti] 
das  sich  vorfand  (19,  15).  —  V.  15  f.  Wie  das  Geld  zu  Ende  ist,  er- 
scheinen die  Äg.  vor  ihm  u.  verlangen  Brod.  warum  sollen  wir  ster- 
ben vor  dir?]  so  dass  du  unsern  Untergang  mit  ansiehst;  du  wirst 
uns  doch  nicht  hilflos  sterben  lassen  wollen?  vgl.  19.  Jos.  fordert 
aber  für  weitere  Lieferung  ihr  Vieh,  os-^spö]  Ges,  93,  3  A.  3.  öbk] 
selten  u.  im  Pent  nur  hier.  t:^\]  +  ^^\  LXX  Sam.  Vulg.  —  V.  17. 
Sie  bringen  ihr  Vieh  u.  erhalten  dafür  so  viel  Getreide,  dass  sie  in 
selbigem  Jahre  auskommen.  Mit  diesem  Bringen  des  Vieh's  darf  man 
es  freilich  nicht  streng  nehmen,  denn  was  hätte  Jos.  mit  all  dem  Vieh 
machen  sollen!  Pferde]  s.  zu  12,  16.  '*"'  l^^s  nsj?»?]  s.  26,  14.  ^n?] 
gemächlich  weiden  lassen  das  Weidevieh  (s.  Del.  hehr.  lang.  5  f.), 
hier  u.  hier  allein  in  der  Bedeutung  versorgen  (obwohl  LXX  auch  Ps. 
23,  2  iKrQiq)6iv  wiedergeben).  —  V.  18.  Im  zweiten  d.  h.  im  fol- 
genden, nicht  aber  im  2.  der  7  (s.  45,  6)  Jahre  erscheinen  sie  wie- 
der vor  Jos.,  u.  erklären,  nur  noch  Leib  u.  Land  anbieten  zu  können. 
wir  verhehlen  nicht  vor  meinem  Herrn]  müssen  dem  Herrn  es  offen 
bekennen;  "itt&a  der  LXX  taugt  nicht  zu  '««  .  'a''  ta«  ■»?]  nicht  dasSj  da 
oder  weil  (Ges.  Kn.),  welcher  causale  Sinn  von  bk  auch  durch  Ez. 

35,  6  nicht  zu  erweisen  ist,  sondern  dass  wenn  (LXX)  das  Geld  u. 
der  Viehbesitz  vollends  erschöpft  sein  wird,  oder  (Trg.)  geradezu: 
vielmehr  (müssen  wir  sagen) :  das  Geld  ist  erschöpft,  "^a'^x'^]  ist  alle 
geworden  an  meinen  Herrn  hin  d.  h.  ganz  an  ihn  gelangt,  zur  Be- 
zahlung desselben  erschöpft;  ähnliche  Prägnanzen '14,  15.  42,  28.  43, 
33  (Kn.).    "^31«]  bei  einer  Mehrzahl  Bedender,  wie  Num.  32,  25.  27. 

36,  2.  ox-  ^Va]  auch  Jud.  7,  14  (ohne  ck  Gen.  21,  26.  43,  3).  — 
V.  19  s.  V.  15.  Sie  schlagen  vor,  Jos.  solle  sie  u.  ihr  Land  für  zu 
verabfolgende  Lebensmittel  dem  König  erwerben,  sie  wollen  nicht  mehr 
selbständige  Grundbesitzer  sein,  sondern  das  Land  fQr  den  König  be- 
bauen, verlangen  aber  für  das  erste  Jahr  Samen  sc.  zur  Aussaat 
(öTtiQfjia,  Xva  öjtElQcofiev  LXX).  Der  Ausdruck  sterben  ist  per  zeugma 
(vgl.  4,  20)  mit  auf  das  Land  (umkommen)  angewendet  u.  wird  vom 
Vrf.  selbst  durch  Q^td  wüste,  öde  werden  erklärt  Unbebautes  Land 
liegt  als  todte  Wüste  da.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  ^ay,  welches 
beim  Lande  die  Angehörigkeit  bezeichnet  (Kn.).  aa — taa]  s.  46,  34. 
ovn]  intrs.  Qal  (16,  4);  „das  Verb,  im  Pent  nur  noch  Lev.  26,  22. 


444  Gen.  47,  19—24. 

31  f.  34f.  43.  Num.  21,  30"  (Kn.).  —  V.  20 f.  Josef  nimmt  den  Vor- 
schlag an  u.  erwirbt  dem  König  den  ganzen  9g.  Grundbesitz,  da  jeder 
seinen  Acker  verkauft  pjn]  ward  stark  über  sie,  überwältigte  sie; 
verschieden  von  ^as  V.  13.  das  Volk  aber  machte  er  ihm  (dem 
König)  dienen  (Jer.  17,  4)  für  oder  als  Knechte,  so  dass  sie  Knechte 
wurden  oder  waren,  von  einem  Ende  der  Reichsgrenze  bis  zum  an- 
dern; so  wird  nach  Y.  19  mit  Sam.  LXX  Vulg,  {Houbig,  Hg.  Kn^ 
Olsh.)  zu  lesen  sein:  ö'^^a^V  Sri«  '^?2*7»  Der  mass.  Text,  gewöhnlich 
auf  eine  allgemeine  Translocation  aller  Landesbewohner  bezogen,  kann 
das  nicht  ausdrücken,  da  ^ayn  fQr  sich  nicht  versetzen  bedeutet,  u. 
ö"**??^.  nicht  s.  V.  a.  "^^^h  ^-»^tt  (Onk.  Ras,  Win.  Ges,  Tuch)  sein  kann, 
auch  es  sich  hier  mehr  um  die  Land-  als  um  die  Stadtbewohner  han- 
delt. Vielmehr  besagt  er:  das  Volk  aber  führte  er  hinüber  nach 
den  Städten  (wo  ^^^^h  für  ö'^'^^^-Vh  des  distrib.  Nebensinns  wegen 
gesagt  sein  müsste,  Del,^\  nicht  etwa  um  Befehle  zu  empfangen  (Rave^ 
Schum,)f  sondern  zur  Ernährung  bei  den  Magazinen  (41,  35.  48);  aber 
das  wäre  zu  kurz  gesagt,  u.  eine  Bemerkung  dieses  Inhalts  gehörte 
eher  hinter  V.  26  (ifn.).  Das  voraufgestellte  ö3;n-rKn  verlangt,  dass 
die  der  Erwerbung  der  nfai«  entsprechende  Erwerbung  der  Personen 
hier  ausgesagt  werde,  vgl.  19  u.  23.  Die  Oberf&hrung  sämmtlicher 
Landbewohner  in  die  Städte,  als  eine  simultane  u.  dauernde,  wäre 
auch  sinnlos,  r^^pfs]  s.  19,  4.  —  V.  22.  „Nur  die  priesterl.  Lände- 
reien blieben  bei  der  Erwerbung  ausgeschlossen.  Denn  die  Priester 
hatten  von  Seiten  des  Königs  ein  Bestimmtes  (pn  wie  Prov.  30,  8. 
31,  15.  Ez.  16,  27,  vgl.  zu  Lev.  7,  34),  u.  lebten  von  diesem  ihrem 
Bestimmten,  was  ihnen  der  König  gab.  Sie  brauchten  also  in  der  da- 
maligen Noth  ihre  Ländereien  nicht  zu  verkaufen."  Dass  die  Lände- 
reien der  Priester  steuerfrei  waren,  weiss  man  auch  sonst  (Diod.  1,  73. 
Herod.  2,  168;  nach  letzterem  auch  die  der  Krieger).  Dass  sie  aber 
vom  König  auch  bestimmte  Lieferungen  hatten,  sagt  Diod.  1,  75  nur 
von  den  aus  den  Priestern  gewählten  Richtern  (doch  vgl.  Herod.  2,  37). 
—  V.  23 f.  Jos.  macht  mit  den  Äg.  aus,  ihnen  (näml.  das  erstemal, 
da  sie  wieder  säen)  den  Samen  zur  Besäung  des  nun  dem  König  ge- 
hörigen Landes  zu  liefern,  wofür  sie  dann  Vs  <^es  Ertrags  an  den 
König  zu  steuern  haben,  »rt]  nur  noch  Ez.  19,  43  (Dan.  2,  43).. 
rkiajna]  u.  dann  &er  den  Einbringungen  d.  i.  bei  der  Einheimsung  der 
Ernte;  nur  wenn  die  praep.  a  gestrichen  (LXX)  oder  durch  1»  ersetzt 
würde,  könnte  n»«ap  seine  gew.  Bedeutung  Ertrag  haben,  n't^]  wie 
43,  34.  n:n:]  s.  15,  17.  taae»^  VbxVj]  fehlt  in  LXX;  es  ist  entweder 
eine  Glosse,  oder  muss  es  urspr.  hinter  ^^^^^Vü  gestanden  haben  (Olsh,) 
Bei  der  grossen  Fruchtbarkeit  Ägyptens  „erscheint  die  Abgabe  für  Be 
bauer,  die  nicht  Eigenthümer  des  Bodens  waren,  nicht  zu  hoch,  vgl 
die  Abgaben  der  Juden  unter  den  Syrern  1  Macc.  10,  30.  Die  Messe 
nier  hatten  die  Hälfte  der  Feldfrüchte  an  die  Spartaner  (Paus.  4,  14 
3)  abzuliefern.  Nicht  weniger  betragen  die  Abgaben  unter  türk.  Herr 
Schaft  (0.  V.  Richter  Wallfahrten  178;  Seelz.  l  47;  Ritter  X.  810 
XV.  849)  u.  bei  arab.  Fellah's  {Burckh.  Bed.  23).  In  Syrien  kommen 
auch  2  Drittheile  vor  {Seetz.  I.  96),  u.  um  Ispahan  geben  die  Bauern, 


Gen  47,  24— 27*  445 

welche  Boden  u.  Saatkorn  von  der  Regierung  erhalten,  an  diese  gar 
^/4  des  Ertrags  {Morier  zweite  R.  163)  ab.  —  V.  25,  Die  Äg.  er- 
klären sich  zufrieden,  da  Jos.  ihr  Leben  erhalten  hat  u.  wünschen  nur 
an  ihm  einen  gütigen  Herrn  zu  haben"  (JSTn.).  —  V.  26.  Dies  wurde 
zu  einer  dauernden  Einrichtung.  Er  machte  es,  nSml.  das  V.  24  ge- 
sagte (vgl.  15,  6),  zu  einer  Bestimmung  über  das  Ackerland  Ägyptens 
für  Pharao,  zu  seinen  Gunsten,  hinsichilich  des  Fünften,  Aber  dieser 
Ausdruck  ist  geschraubt;  die  alten  Übers,  drücken  theils  »»Hn  fi's^^fi^ 
als  Satz  für  sich  u.  Erklärung  zu  »»;«  (/*ei.),  theils  »^n^  'sh  dem  Ph. 
den  Fünften  zu  gehen  (LXXj  aus.  —  Die  zu  des  Vrf.  Zeit  noch  be- 
stehende Entrichtung  des  Fünften  vom  Bodenertrag  an  den  König,  wo- 
von nur  die  prieslerl.  Äcker  ausgenommen  waren,  wird  hier  auf  eine 
Einrichtung  des  Josef  zurückgeführt  u.  mit  der  Verwandlung  der  äg. 
Grundbesitzer  in  Kronbauern  oder  Erbpächter  des  Königs  aus  Anlass 
der  7  Hungerjahre  in  Verbindung  gebracht.  Es  ist  das  die  einzige 
dauernde  Einrichtung  Josefs  im  äg.  Staatswesen,  von  welcher  die  hehr. 
Sage  eine  Spur  bewahrt  hat,  u.  wenn  gleich  die  Einzelheiten  der  Er- 
zählung (Anknüpfung  an  die  7  unfruchtbaren  Jahre,  Erschöpfung  des 
Kaufgeldes  des  Kornes,  Verkauf  des  Viehes  u.  s.  w.)  nur  der  naiven 
Sage  angehören,  so  wird  doch  die  Einrichtung  der  Kronbauernschaft 
u.  die  Entrichtung  des  Fünften  einen  geschichtl.  Grund  haben.  Aber 
einheimische  äg.  Nachrichten  kennt  man  bis  jetzt  darüber  nicht.  Die 
weit  späteren  class.  Schriftsteller  erwähnen  die  Abgabe  des  Fünften 
nicht,  wohl  aber  sagt  Diod.  1,  73  f.,  dass  in  Äg.  der  Grund  u.  Boden 
dem  König,  der  Priesterkaste  u.  Kriegerkasle  gehöre;  die  Krieger  nennt 
als  Grundbesitzer  auch  Her.  2,  168.  Aber  gerade  bezüglich  der  Krie- 
ger, welche  unser  Bericht  gar  nicht  nennt,  scheint  aus  Her.  2,  141 
hervorzugehen,  dass  sie  erst  in  verhältnissmässig  jüngerer  Zeit  in  den 
Besitz  ihrer  Grundstücke  gekommen  waren  (Kn.),  Mit  der  dem  Se- 
sostris  (d.  h.  Sethi  I  u.  Ramses  II)  zugeschriebenen  Eintheilung  Ägyp- 
tens in  36  Nomen  unter  je  einem*  Oberbeamten  (Diod.  1,  54)  u.  der 
Austheilung  des  Landes  in  gleichen  viereckigen  Stücken  an  die  einzel- 
nen Äg.  gegen  Entrichtung  einer  jährl.  Abgabe  (Her,  2,  109),  unsern 
Bericht  hier  zu  combiniren  (wie  Artapan  bei  Eus.  pr.  ev.  9,  23  zu 
thim  scheint)  hat  man  kein  Recht;  von  Eintheilung  u.  Vertheilung  des 
Landes  sagt  der  Text  nichts  (selbst  nicht  nach  der  mass.  Lesart  V.  21), 
im  Gegentheil  sind  41,  35.  38  die  einzelnen  Bezirke  mit  ihren  Städten 
schon  als  vorhanden  vorausgesetzt  —  V.  27  nach  C  u.  A  (s.  die  Vor- 
bem.)  lenkt  zu  Israel  zurück.  Von  Jos.  begünstigt,  machte  es  sich  in 
Äg.  ansässig  u.  melirte  sich  sehr.  Vx-nfe":]  hier  vom  ganzen  Stamm,  s. 
zu  35,  10.    -imK-i]  34,  10. 


4.   Jacob's  letzte  Anordnungen  und  Tod,  Cap.  47,  28 — 49,  33. 

a)  Cap.  47,  28—31.  Beginnend  mit  der  Angabe  des  Alters,  das 
Jacob  erreichte,  V.  28  (wie  27)  nach  A,  lässt  R  zunächst  V.  29—31 
eine   Verordnung  JacoVs  an  Josef  über  sein  Begräbniss  in  Kenaan 


446  Gen.  47,  28— Cap,  48. 

nach  C  folgen  (während  er  die  entsprechende  des  A  an's  Ende  49, 
29  ff.  verlegt).  Dass  hier  C  erzählt,  erhellt  aus  ^»5»?  29.  31  u.  einer 
Reihe  anderer  Redensarten.  Noch  anderes,  was  G  über  den  Abschied 
Israels  von  Josef  berichtete,  wird  in  Cp.  48  (mit  R  zusammengearbeitet) 
nachgebracht;  selbst  die  hier  in  Y.  31  vorausgesetzte  Situation  findet 
erst  in  48,  1  f.  (vgl.  49,  33)  ihre  Erklärung  u.  Ergänzung.  Das  urspr. 
Gefuge  der  Erzählung  des  G  ist  von  R,  zum  Zweck  der  Gompilation 
mit  den  anderen  Quellen,  aufgelöst.  —  V.  28.  Jacob  nach  der  Ein- 
wanderung lebt  noch  17  Jahre  u.  bringt  (47,  9)  sein  Alter  auf  147 
Jahre,  •'n^^]  s.  1,  14;  Sam,  ')"*n">i.  —  V.  29  ff.  Reim  Herannahen  seines 
Todes  lässt  brael  den  Jos.  kommen  u.  eidlich  versprechen,  dass  er  ihn 
in  Ken.  im  Familienbegräbniss  (etwas  anders  50,  5)  begraben  wolle. 
(Bei  A  in  49,  29  richtet  Jacob  diesen  Wunsch  an  alle  Söhne  u.  ver- 
langt keinen  Eid),  ^h^]  s.  zu  35,  10.  'ai  na'ni?«^]  s.  27,  41  (Dt 
31,  14)  bei  G.  'i"»  «3"ök]  18,  3  u.  ö.  bei  G.  lege  doch  deine  Hand 
unter  meine  Htt/'(e]'24,  2  bei  G.  ^^k;;  nörr]  24,  49.  32,  11  bei  C. 
''rjäK-ö:?  ''*???^j]  wie  Dt  31,  16  bei  G;  über  den  Sinn  s.  zu  25,  7. 
rnaj?]  s.  zu  35,  20.  Über  die  Gonjectur  wn^!^!??  sc.  der  Rahel  (Brust.) 
s.  zu  48,  7.  Isr,  beugte  sich  auf  das  Kopfende  des  Bettes  hin]  d.  h. 
er  sass  bei  der  Rede  mit  Jos.  aufrecht  auf  seinem  Lager  (48,  2.  27,  19), 
machte  aber  darauf  die  Niederwerfung  nach  dem  oberen  Ende  desselben 
hin  u.  dankte  Gott  für  die  Erhörung  des  letzten  Wunsches.  Ebenso 
der  alte  David  in  einem  ähnl.  Fall  1  R.  1,  47  (Kn.).  Die  LXX  (Hbr. 
11,  21)  ItaL,  Pei.  drücken  nü»  für  riisö  aus,  als  hätte  sich  Jacob  auf 
die  Spitze  seines  Stabes  niedergebeugt,  aber  mag  man  den  Stab  Josefs 
als  Abzeichen  seiner  Würde,  u.  die  ihm  dargebrachte  Huldigung  nach 
37,  7,  oder  den  Hirtenstab  Jacob's  selbst  (32,  11),  an  dem  er  durchs 
Leben  gewandert  war,  verstehen,  ein  vernünftiger  Zweck  solcher  dem 
Stabe  oder  Gott  über  dem  Stabe  gebrachten  Huldigung  lässt  sich  nicht 
ersehen,  noch  weniger,  warum  gerade  der  w»"i  desselben  hervorge- 
hoben wäre,  u.  ein  Suff,  (ino»)  v^re  erforderlich,  wogegen  „das  Bett" 
(48,  2)  des  dem  Sterben  nahen,  als  durch  den  Zusammenhang  an  die 
Hand  gegeben,  das  pron.  suff.  entbehren  konnte. 

b)  Gap.  48.  Adoption  u.  Segnung  der  2  Josefsöhne  Manasse 
u.  Efraim  durch  Jacobj  von  R  aus  ARG  zusammengearbeitet  Auf 
die  Nachricht  von  seiner  Erkrankung  besucht  Jos.  mit  seinen  2  Söh- 
nen den  Jacob  If.  Jacob  nimmt  die  2  Josefsöhne  förmlich  als  seine 
2  eigenen  Söhne  an,  so  dass  sie  fortan  als  Jacobsöhne  gelten  sollen 
3 — 7.  Darauf  in  seiner  Freude  über  den  Anblick  derselben  lässt  er 
sie  von  Jos.  vor  sich  stellen  u.  ertheilt  ihnen  einen  feiert  Segen,  so 
jedoch,  dass  er  dem  jüngeren,  Efraim,  den  Vorzug  zuerkennt  8—20. 
In  einem  Nachwort  an  Jos.  verleiht  er  diesem  den  einstigen  Besitz 
Sekhems  21  f.  —  In  diesem  Stück  gehören  V.  3—6  {llg.  Ew.  Kn. 
Hupf.  Sehr.  Nöld.  Wl)  u.  7  (s.  d.)  dem  A  an :  •^n»  ^  3,  die  Rück- 
beziehung von  3  f.  auf  35,  6.  9.  11,  ^Y^  wn«  u.  t|''?»^K  ^Xll  4,  t-'M" 
6  u.  die  Vorliebe  des  A  für  die  Darstellung  staatsrechtlicher  Dinge  lassen 
daran  nicht  zweifeln.  Das  Übrige  V.  8 — 22  wird  gewöhnlich  (Kn. 
Hupf.  Ew.  Sehr.  WL)  wie  auch  V.  If.  meist  dem  R  zugeschrieben. 


Gen.  48,  1.  447 

für  welchen  der  Gottesname  a-tn^K  9.  11.  15.  20  f.,  rrK-j  11,  ^«Vön  u. 
"»ü  ans  x^p"»  16,  (so  seltene  Wörter  wie  VVö  11,  mn  16),  die  Aus- 
zeichnung Josefs  in  seinen  Söhnen  durch  einen  besondern  Segen  (15. 
21),  u.  die  eigenth.  Angabe  über  §ekhem  22  entschieden  zeugen.  Aber 
schon  die  häufige  Benennung  des  Erzvaters  mit  Israel  (ein  Kennzeichen 
des  C  u.  R)  2.  8.  lOf.  13 f.  21,  (neben  Jacob  2 f.),  macht  die  Ab- 
stammung des  ganzen  Stücks  von  B  unwahrscheinlich,  denn  die  An- 
nahme {WL)y  „dass  der  Bearbeiter  von  Gp.  48  ab  den  Unterschied 
von  Jacob  u.  Israel  nicht  mehr  conservirt  habe^^,  erscheint  in  Anbe- 
tracht von  49,  1.  88.  50,  2  unhaltbar.  Da  ausserdem  das  doppelte 
Heranfuhren  der  Josefsöhne  (zum  Segnen)  9  f.  18  auf  zweierlei  Berichte 
über  dieselbe  Sache  hinweist,  so  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  in  V. 
8 — 22  der  Text  von  R  aus  B  u.  G  ebenso  zusammengesetzt  ist,  wie 
in  Gp.  27  u.  s.  Während  nach  B  Jac.  Josefs  Söhne  herzt  'u.  küsst  u. 
seiner  Freude,  sie  noch  gesehen  zu  haben,  Ausdruck  gibt,  im  übrigen 
aber  Josef  in  seinen  Söhnen  segnet,  auch  ihm  §ekhem  im  voraus  ver- 
leiht 8*.  9*.  10b.  11  £  15  f,  20^  21  f.,  ist  bei  G  die  Voranstellung 
Efraims  vor  Manasse  zum  eig.  Mittelpunkt  der  Darstellung  u.  der  Segen 
wesentlich  zu  einem  Segen  der  Josef  söhne  gemacht,  auch  das  Moliv 
der  Erblindung  Jacobs  eingeführt,  u.  durch  die  Einsprache  Josefe  gegen 
die  Verwechslung  die  ganze  Scene  lebendiger  gemacht  9^.  10*.  13  f. 
17 — 19.  20^  Maassgebend  bei  dieser  Scheidung  ist  nam.  auch  o-^nV«, 
nicht  aber  Vxn«'^;  dieser  Name  ist  vielmehr  durch  ganz  V.  8 — 22 
durchgeführt,  u.  beweist,  dass  der  Gompilator  hier  den  G  zu  Grund  ge- 
legt, den  B  nur  eingearbeitet  hat  Vor  9^.  10*  fehlt  freilich  etwas, 
was  G  gehabt  haben  muss,  aber  ganz  8  f.  dem  G  zu  geben  {Budde  in 
ZATW.  III.  58  f.),  hindert  sowohl  «^"i  8  (gegen  10*)  als  a-^nV»  9; 
vielmehr  also  sind  die  einleitenden  Worte  des  G  (zu  Gunsten  des  B) 
weggelassen;  hinwiederum  ganz  10  {Bud,  59)  kann  nicht  von  B  sein. 
Umgekehrt  V.  13  f.  17 — 19  dem  G  abzusprechen  u.  fOr  eine  freie  Inter- 
polation eines  Spätem  zu  erklären  (-üTtien.  0.^  144),  ist  keine  Veran- 
lassung; vielmehr  bereiten  9^.  10*,  wie  schon  2^  darauf  vor;  '^'yss  14 
verräth  den  G  (auch  istt-»  19);  die  spätere  Voranstellung  Efraims  vor 
Manasse  bei  BC  (s.  zu  V.  5)  trotz  41,  51  f.  könnte  schwerlich  durch 
die  beiläufige  Bemerkung  20^  motivirt  erscheinen,  selbst  wenn  sicher 
wäre,  dass  sie  dem  B  angehört  {Kuen^  u.  nicht  vielmehr  dem  Vrf. 
von  13  f.  17—19.  —  Auch  V.  If.  sind  aus  B  (1.  2*)  u.  G  (2^)  zu- 
sammengesetzt, u.  sollen  (im  Sinn  des  R)  zugleich  als  Einleitung  zu 
allen  bis  49,  32  folgenden  Anordnungen  (48,  3—7.  8—22.  49,  1— 
28.  29 — 32)  gelten;  sie  sämmtlich  sollen  vor  Jacobs  Tod  auf  seinem 
Krankenbett  (s.  49,  38)  vorgenommen  sein.  Von  G  (Bud.)  kann  1. 
2*  nicht  sein,  weil  bei  G  (47,  29)  Josef  von  Jacob  vor  seinem  Tod 
gerufen  wird;  umgekehrt  beweist  (gegen  Kuen.)  rrotan  ^9  a»*^,  als 
Voraussetzung  von  V.  13  f.,  för  G  (ebenso  wie  Vk^iut).  —  Über  muth- 
maassliche  Änderungen  durch  R  in  V.  5.  20  s.  d.  Vorstehender  Ana- 
lyse schlössen  sich  im  wesentlichen  an  KS.,  Kill. 

V.  1  f.  Josefs  Besuch  hei  Jacobe  einleitend  zu  allem  Folgenden. 
V.  1  nach  B.  Josef  besucht  seinen  kranken  Vater  u.  nimmt  seine  beiden 


448  Gen.  48,  1—7. 


Sohne  (41,  50  f.)  mit  sich,  welche  nachher  V.  8  ff,  (nicht  nolhwendi 
3 — 7)  als  persönlich  anwesend  vorausgesetzt  sind,  'ai  -»»inK  ^rr')]  s.  zu 
15,  1.  '^««J  u.  man  sagte  {Ges,  144,3*);  die  3  p.  S.  (hier  härter 
als  11,  9.'  16,  14  u.  ö.)  etwa  wie  42,  25.  43,  34;  ebenso  V.  2. 
Das  Pass.  haben  die  Mass.  verschmäht,  anders  22,  20  i^V^i)  u.  Jos. 
2,  2  (^»?Ky).  —  V.  2»  (nach  npj?;)  aus  B,  2^  (nach  VK^ito-:)  ius  C  (vgl. 
47,  31.  49;  33),  nach  welchem  Isr.,  auf  die  Meldung  der  Ankunft 
Josefs,  seine  Kräfte  zusammennimmt  u.  sich  auf  seinem  Lager  aufsetzt, 
um  den  Sohn  zu  empfangen.  —  V.  3 — 7  nach  A,  urspr.  wahrschein- 
lich mit  49,  29  ff.  zusammenhängend,  u.  dort  in  Gegenwart  der  übrigen 
Sohne  zu  Josef  geredet,  aber  von  R  hieher  versetzt,  um  alles  auf  Jos. 
bezügliche  beisammen  zu  haben.  Jacob  nimmt  die  2  Josefsöhne  zu 
Jacohsöhnen  an.  Josef,  der  Hauptstamm  Israels  (neben  Juda)  u.  der 
volkreichste  von  allen,  erhielt,  nach  der  Ausscheidung  Levi's,  in  der 
dodekadisch  gegliederten  Volksgemeinde  eine  doppelte  Stimme,  u.  galten 
seine  2  Abtheilungen,  Efr.  u.  Man.,  rechtlich  als  2  Stämme  (nach  Num. 
1  ff.  schon  seit  Mose's  Zeiten),  erhielten  darum  auch  bei  der  Yer- 
theilunf^  Kenaan's  2  Loose  (Jos.  14,  4.  17,  14  ff.),  obwohl  sie  auch 
später  noch  öfters  als  Stamm  oder  Haus  Josefs  zusammengefasst  werden 
(vgl.  ausser  49,  22  ff.  u.  Dt.  33,  13  ff.  zB.  Jos.  17,  14.  17.  18,  5. 
Jud.  1,  22  f.).  Die  Entstehung  dieser  Einrichtung  will  A  hier  erklären. 
Er  berichtel,  Jacob  habe  Man.  u.  Efr.  zu  Söhnen  angenommen  u.  da- 
durch den  Stammvätern  der  andern  Stämme  gleichgestellt.  Der  Sache 
nach  hiess  das,  den  Jos.  zum  Rang  des  Erstgebornen  mit  doppeltem 
Antheil  (Dt.  21,  17)  erheben,  obgleich  diese  Wendung  hier  nicht  ge- 
braucht ist  fs.  aber  1  Chr.  5,  1  f.).  —  V.  3  f.  Jacob  erinnert  an  die 
ihm  in  Luz  (35,  6.  15)  gewordenen  Segnungen  u.  Verheissungen  Gottes 
35,  11  f.,  wornach  eine  Gemeinde  von  Stämmen  aus  ihm  hervorgehen 
und  Kenaan  zum  Besitz  erhalten  werde,  ta'^'??  ^rip]  28,  3.  35,  11, 
a^-iy  rm«]  17,  8.  —  V.  5.  Mit  Rücksicht  (rtrjyj)  auf  diesen  künftigen 
Landbesitz  erklärt  er,  dass  die  2  dem  Jos.  in  Äg.  schon  gebornen 
Söhne  ihm,  dem  Jacob,  als  seine  Söhne  angehören  sollen,  wie  Ruhen 
u.  Simeon,  seine  2  ältesten  Söhne.  Sie  werden  damit  zu  Ahnherrn 
von  besonderen  Stämmen  erhoben,  wie  die  Jacobsöhne  solche  sind,  u. 
mit  den  gleichen  Rechten  wie  diese.  Dass  Efr.  vor  Man.  genannt  vnrd, 
scheint  auf  stillschweigender  Änderung  des  R  (nach  19  f.)  zu  beruhen, 
denn  bei  A  ist  sonst  Manasse  immer  vorangestellt  (Num.  26,  28  ff. 
34,  23  f.  Jos.  14,  4.  16,  4.  17,  1);  dieselbe  Correctur  Num.  1,  10. 
—  V.  6.  Dagegen  die  später  Gebornen  sollen  nur  als  Josefsöhne  gelten; 
auf  den  (nach  dem)  Namen  ihrer  Brüder  sollen  sie  genannt  werden 
in  ihrem  Erbtheil  d.  h.  „ihre  Nachkommen  sollen  mit  den  Efraimiten 
u.  Manassiten  zusammenwohnen,  unter  diese  gerechnet  werden.^'  Nach- 
gebome  Söhne  Josefs  werden  sonst  nicht  genannt.  Die  Meinung  wird 
also  nur  sein :  alles,  was  später  als  Josef  haus  gilt,  wird  entweder  Efr. 
oder  Man.  zugezählt.  —  V.  7  erinnert  er,  dass  ihm,  als  er  aus  Paddan 
kam,  die  Rahel  unterwegs  in  Ken.  in  der  Nähe  von  Efrath  starb,  u. 
er  sie  dort  begrub,  vgl.  35,  16 — 20.  ''V?]  nicht:  hei  mir  (JSTn.,  Ke.), 
sondern:    mir  zum  Leid,  eig.  zur  Last.     Paddan]  für  Paddan   Aram 


Gen.  48,  7.  8.  449 

(s.  25,  20),  nur  hier  (Sam,  o^«  V^^)»  I^Jese  Erinnerung  galt  insge- 
mein als  Begründung  zu  V.  5  f.:  der  geliebten,  aber  früh  verstorbenen 
Rahel  zu  Ehren  erhebe  Jac.  ihre  Enkel  zum  Rang  von  Söhnen  von  ihr, 
weil  nach  der  Kinderzahl  sich  das  Ansehen  des  Weibes  u.  der  Stamm- 
mutter richte  (iCn.),  Aber  ein  Gausalverhältniss  ist  durch  das  absol. 
vorausgcstellte  "ski  nicht  ausgedrückt,  u.  mit  der  Rahel  Begräbniss  hat 
die  Adoption  ihrer  Enkel  keinen  Zusammenhang;  auch  die  Einsetzung 
von  ?5fK  nach  Vh;  (LXX  Sam,  Pe/.)  schafft  einen  solchen  nicht.  Viel- 
mehr waren  bei  A,  bei  dem  urspr.  49,  1*«  (i**» — «->?••»).  28^^  ('y^  l^a*^'») 
29a«  (or^K  is'^i).  48,  3—7.  49,  29  auf  einander  folgten,  die  Fortsetzung 
dieses  V.  die  Worte  'x^  t\tw  "^a«  ["p?i]  in  49,  29,  u.  hatte  demnach  die 
Bemerkung  den  Zweck  (Nöld.),  zu  dem  Befehl ,  ihn  (den  Jacob)  im  Erb- 
begräbniss  in  der  Makhpela  zu  begraben,  hinüberzuleiten  (so  jetzt  auch 
DeL^).  Dass  bei  der  Kompilation  der  verschiedenen  Berichte  R  V.  7 
lieber  hieher  als  zu  49,  29  nahm ,  dazu  wird  die  besondere  Beziehung 
der  Rahel  zu  Josef,  an  welchen  hier  die  Rede  geht,  die  Veranlassung  sein. 
Der  abrupte  Schluss,  der  auf  eine  Fortsetzung  hinweist,  bekommt  nun 
den  Sinn,  dass  Jacob  auf  einmal  durch  den  Anblick  der  Söhne  Josefs 
(V.  8)  in  seiner  Rede  unterbrochen  wurde.  Eine  blosse  Glosse  zum 
Text  {Hupf.  36;  Sehr,)  aus  35,  16.  20  wird  der  V.  nicht  sein,  da 
man  einen  Zweck  derselben  nicht  einsieht;  nur  an^  ^■*a  s'»n  (im  Munde 
des  Jacob  unpassend)  ist  hier  wie  35,  19  jüngerer  Zusatz.  Auch 
andere  sprechen  V.  7  dem  A  ab.  Nach  Budde  ZATW.  III.  62  ff. 
(Kuen.  0.2  69.  317)  soll  V.  7  ein  von  R^  hinter  49,  32  gemachter,  erst 
später  von  dort  losgetrennter  Einschub  sein,  durch  welchen  R,  indem 
er  zugleich  49,  31  a.  E.  ^n^-rni  im  Text  des  A  strich,  diesen  mit  35, 
16 — 19  (BC)  habe  ausgleichen  wollen.  Wie  überflüssig,  da  der  an- 
gebliche Widerspruch  schon  durch  Tilgung  des  Vm-^K1  beseitigt  war! 
u.  welches  Unrecht,  einen  Widerspruch  gegen  die  anderweitige  Über- 
lieferung in  A  erst  hinein  zu  corrigiren,  um  ihn  dann  durch  R  aus- 
gleichen lassen  zu  können!  Nach  Bruston  (ZATW.  VII.  207)  u.  KS. 
soll  V.  7  ein  Fragment  des  C  (mit  X^rt  far  l^l)  sein,  das  bei  ihm 
zwischen  47,  29  u.  30  gestanden  habe,  u.  die  Bitte  Jacobs  dort  ge- 
lautet haben,  ihn  im  Grabe  der  Rahel  (tür^a)??,  trotz  ^räs  d^!)  zu  be- 
graben. Dem  A  zu  lieb  habe  R  dort  geändert,  u.  den  V.  in  seine 
jetzige  Stelle  gesetzt.  Aber  warum  gerade  hieher?  warum  T^^  in 
■jTE'a  ändern?  u.  so  gewiss  Jacob  in  der  Sage  den  Vorzug  vor  Rahel  hat, 
so  gewiss  hätte  sie  das  fragl.  Grab  Jacobgrab,  nicht  Ral]ielgrab  genannt. 
—  V.  8 — 22.  Die  Segnung  der  Josefsöhne  nach  B  u.  C.  „Efr.  u. 
Man.  gehörten  zu  den  volkreichsten  Stämmen,  besassen  ausgedehnte  u. 
schöne  Ländereien,  hatten  grosse  Macht  u.  Bedeutung,  waren  also  be- 
sonders gesegnet  (49,  22  0".  Dt.  33,  13  (f.),  am  meisten  von  beiden 
aber  Efr.",  dessen  Stammvater  als  der  jüngere  Sohn  Josefs  galt;  er  ge- 
wann nam.  dadurch,  dass  der  Führer  Josua  ihm  angehörte  u.  §ekhem 
u.  Silo  in  seinem  Gebiet  lagen,  eine  hervorragende  Bedeutung;  in  der 
Richterzeit  (Jud.  8,  1  ff.  12,  1  (T.)  wie  in  der  Zeit  des  getheilten  König- 
reichs war  er  der  eig.  Mittelpunkt  Israels.  Sowohl  die  Vorzüge  der  beiden 
Stämme  als  der  Vorrang  des  jungem  Efr.  werden  hier  aus  dem  Segen 
Handb.  z.  A.  Test.  XI.    6.  Aufl.  29 


450  Gen.  48,  8—14. 

des  Stammvaters  erklärt  nach  der  (za  27,  33  bemerkten)  Voraussetzung, 
dass  die  Segensprüche  von  Gottesmännem  Kraft  u.  Wirkung  haben. 
—  V.  8.  Isr.  bemerkt  die  Anwesenheit  der  beiden  Josefsohne,  bricht 
die  Rede  ab  u.  fragt,  wer  sie  seien.  Er  kennt  sie  nicht  etwa  blos 
wegen  seines  schlechten  Gesichtes  nicht,  sondern  hat  nach  11  sie  über- 
haupt noch  nicht  gesehen,  denn  die  Zeitrechnung  des  A  (47,  9.  28 
vgL  41,  50,  womach  Jacol»  schon  17  Jahre  in  Äg.  u.  die  Söhne 
bereits  Jünglinge  waren)  ist  hier  nicht  vorausgesetzt  nV«  »^J  -f-  ^h 
Sam.  LXX,  vgl.  35,  5.  —  Y.  9f.  Auf  Josefs  Bescheid  hin,  dass  das 
seine  ihm  hier  (wie  38,  21  f.)  von  Elohim  gegebenen  (vgL  33,  5) 
Söhne  seien,  verlangt  kr.  (nach  G),  er  solle  sie  ihm  herbringen,  er 
wolle  sie  segnen,  u.  wird  10^  dieses  Herbringen  mit  der  Stumpfeichtig- 
keit  des  Greisen  begründet.  «3"DnRl  ^^*  253*.  ^^^^  diese  in  Bär's 
Ausg.  aufgenommene  mass.  Pausalaussprache  (wie  pnxü  21,  9  u.  das 
häufige  "t?;  ^Y^)  ^^  Singular  u.  nicht  allgemein  durchdrungen  {König 
S.  232)',' Ges.  58,  3  A.  1.  vor  Alter  schwer]  d,  L  stumpf  (vgl.  27, 
1.  21  f.).  —  V.  10^  wird  zu  B  (vgl,  12)  gehören,  während  der  Auf- 
forderung 9^  (C)  erst  V.  13  entspricht  —  V.  11  f.  Er  gibt  seiner 
Freude  über  den  unverhofiten  Anblick  Ausdruck.  ^V&]  uriheilen  d.  i. 
erachten,  denken,  nur  hier  so.  'r.k'^]  31,  28.  Trotz  des  einleitenden 
Vk*^»-»  'itoK'^1  sind  'an  nK*i  Worte  des  B,  bei  welchem  von  der  Stumpf- 
sichtigkeit  Jacobs  nichts  bemerkt  war.  Ebenso  V.  12  (bemerke  ar» 
statt  Suff.).  Bei  B  war  der  Zweck  des  Herzuführens  der  Söhne,  dass 
Jacob  sie  umarmen  u.  küssen  konnte.  Nachdem  das  geschehen,  fuhrt 
Jos.  sie  wieder  aus  dem  Schoosse  des  Vaters  (also  dieselbe  Situation 
wie  2.^  13  f.  vorausgesetzt)  weg,  denn  die  eig.  Segnung  betraf  bei  ihm 
den  Josef  selbst  15  f.  21.  Nach  dem  Gonteit  des  R  freilich  führt  Jos. 
sie  nur  heraus,  um  ihnen  zur  feiert  Segnung  die  richtige  Aufstellung 
zu  geben  13  f.  Aber  warum  that  er  das  nicht  sogleich,  nachdem  er 
die  Aufforderung  9^  gehört  hat?  '^^^»\]  auch  Num.  22,  31  (bei  C,  vgl 
2  S.  14,  33.  18,  28.  24.  20.  1  R.  1,  23),  sonst  bloss  ot-tN  19,  1 
(C).  42,  6  (B).  An  ein  '»•'|kV  =  i^atV  (Del.^)  ist  (trotz  1  S.  25,  23) 
nicht  zu  denken,  demgemäss  aber  auch  ^'•n^o»^  der  LXX  Sam,  PeL 
{Mich.y  llg,,  Ew.  G.^  II.  396)  gegenüber  vom  mass.  '>nr>»«5  zu  ver- 
werfen. Ursprünglich  (bei  ß)  mag  die  Niederwerfung  Josefs  Vorbe- 
reitung zu  einem  Segensempfang  (15  f.)  gewesen  sein;  nach  dem  jetzigen 
Text  soll  sie.  Ausdruck  ehrfurchtsvollen  Dankes  für  die  Zusage  der  Seg- 
nung seiner  Söhne  (9^  1 3  f.)  sein.  —  V.  13  f.  nach  C.  Auf  die  Auf- 
forderung 9^  hin  stellt  Jos.  seine  Söhne  so  auf,  dass  Isr.  den  älteren 
(Man.)  zur  rechten  u.  den  jüngeren  (Efr.)  zur  linken  Hand  bekommt, 
u.  führt  sie  in  dieser  Aufstellung  ihm  zu.  Aber  Isr.  legte  vielmehr 
seine  Rechte  auf  des  jüngeren  (^7;  s.  zu  29,  26)  u.  die  Linke  auf  des 
älteren  Haupt,  weil  jener  den  Vorzug  vor  diesem  haben  soll.  Die  rechte 
Hand  war  auch  bei  den  Hbr.  die  bevorzugte  (1  R.  2, 19.  Ps,  45, 10.  110, 1), 
s.  auch  35,  18.  ''''^J'f'«  ^^]  erklärende  Appos.  zum  vorigen,  nicht:  er 
machte  oder  behandelte  klug  seine  Hände  d.  i.  legte  sie  mit  Bedacht  also 
{Onk.  Saad.,  GrVen,,  Luth),  da  selbst,  wenn  V&to  =  V-'sfen  zu  erweisen 
wäre,  vielmehr  "J^^ja  zu  erwarten  stände,  sondern  nach  JüCä  ligavit, 


Gen.  48,  14—20.  451 

plexuü  (mit  LXX  Pei,  Vulg,  Tg  Jon,  u.  den  meisten  Neueren):  er  ver- 
flocht seine  Hände  d.  h.  verwechselte  sie,  legte  sie  kreuzweise.  „Für 
diese  Erkl.  spricht  der  folg.  Satz  des  Grundes:  denn  Man.  war  der  Ersl» 
gebome.  Ihm  kam  die  Rechte  zu;  er  erhielt  sie  aber  nicht,  weil  Israel 
die  Hände  wechselte^'  (Kn,).  Die  Handauflegung  kommt  zwar  auch  bei 
Weihungen  zu  einem  Beruf  (Num.  8,  10.  27,  18.  23.  Dt.  34,  9)  vor, 
aber  darum  ist  nicht  jede  Handauflegung  Zeichen  einer  Weihe  (BL.  II. 
583  f.).  Immer  aber  ist  sie  das  äussere  Zeichen  u.  Mittel,  durch  wel- 
ches einer  die  ihn  bewegenden  u.  laut  werdenden  Gefühle  als  dem  von 
der  Handauflegung  getroffenen  geltend  darstellt  u.  gleichsam  auf  ihn 
hinüberleitet  (s.  zu  Lev.  1,  4).  Aus  der  christl.  Zeit,  wo  dieser  Brauch 
häufiger  war,  vgl.  Marc.  10,  16  (Matth.  19,  13  f.).  —  V.  15  f.  nach 
B.  Er  segnet  Josef;  nach  13  f.  erwartet  man  sie  (was  LXX  herstel- 
len). Aber  15  f.  sind  urspr.  Worte  einer  andern  Schrift.  Der^  wel- 
cher den  Segen  schaffen  soll,  wird  dreimal  genannt,  was  hier  so  wenig 
zuföllig  sein  wird,  als  in  dem  ähnl.  Fall  9,  25  ff.  (S.  161).  'oVrjnn 
•»^aß!»]  zu  17,  1.  der  mich  weidete]  als  Hirt  mich  behütete  u.  ver- 
sorgle (Ps.  28,  1.  28,  9.  Jes.  40,  11),  im  Munde  des  Musterhirten 
Jacob  ein  treffendes  BUd,  vgl.  49,  24.  n^rt  DSsn-i?  '^T^]  im  AT.  nur 
noch  Num.  22^  80.  der  Engel]  in  dem  Gott  ihm  erschien  u.  aus 
seinen  Nöthen  ihn  erlöste  (vgl.  81,  11.  82,  25  ff.  28,  11  ff.  82,  2  f., 
alle  bei  B);  er  steht  hier,  wie  auch  sonst,  permutative  für  Gott  selbst; 
s.  zu  Ex.  3,  2.  "^öw  ona  k-;))?*]  s.  21,  12.  sollen  wachsen  an  Menge] 
sich  vermehren,  volkreiche  Stämme  werden;  mt,  nur  hier  im  AT.  — 
V.  17  f.  nach  G.  Josef  hält  die  Lage  der  Hände  des  Segners  für  ein 
Versehen  u.  will  Jacob's  Rechte  von  Efiraim's  Haupt  auf  das  Manasse's 
briuffen,  als  welcher  der  Erstgeborne  ist  (An.).  *y\  y^|n]  38, 10  (21, 
HL),  —  V.  19  (C).  Aber  Jac.  weist  die  Einsprache  ab,  u.  erklärt  zu 
wissen,  was  er  thue;  er  spricht  (in  der  Kraft  des  Geistes)  jetzt  geradezu 
aus,  Man.  werde  auch  zahhreich  u.  mächtig  werden,  sein  jüngerer  Bruder 
aber  ihn  an  Grösse  u.  Menge  übertreffen,  iviw]  89,  8  (37,  35).  d^^sj] 
wie  28, 19.  D^ian  k^]  nicht  partitiv:  der  vollste  («1?»)  der  Stämme, 
sondern:  er  wird  die  Völkerfülle  d.  h.  Völkermenge  (Jes.  81, 4)  oder  der 
Volkreichthum  selbst  werden;  D^Sa  35,  11  von  den  Stämmen  Israels 
(wie  8*)9^  28,  3.  48,  4)  gebraucht,  ist  hier  von  noch  kleineren  Volks- 
abtheilungen gesagt.  Die  Verhältnisse  im  hl  Land  (nicht  Num.  26,  34, 
37,  1,  33.  35)  sind  ins  Auge  gefasst.  —  V.  20  ein  weiteres  Segens- 
wort Jacobs  nach  B,  erst  durch  R  von  seinem  Zusammenhang  mit  15  f. 
losgetrennt  u.  mit  der  Einleitung  20*  ^öx^ — a3'^a*i  (vgl.  15,  18)  ver- 
sehen, welches  laut  o-r  R  auf  die  Josefsöhne  bezogen  wissen  wollte, 
während  ?|3  zeigt,  dass  es  urspr.  an  Josef  gerichtet  war  (wie  15  f.). 
Die  LXX  änderten  ;{a  in  Dsa,  u.  Bud.  59  hält  das  für  ursprünglich. 
Josefs  Name  soll,  vermöge  der  Grösse  u.  Bedeutung  der  2  Josef- 
stämme, zu  einer  sprichwörtL  Segensformel  in  Isr.  werden,  s.  zu  12,  3. 
Die  Formel  muss  einst  so  üblich  gewesen  sein.  Auch  in  dieser  Formel 
ist  Efir.  vor  Man.  gestellt;  ob  schon  von  B  oder  erst  durch  Änderung 
des  R  (vgl.  V.  5)?  ist  nicht  auszumachen  (doch  s.  50,  28).  In  ersterem 
Fall  könnte  auch  u.  er  setzte  Efr.  dem  Man.  vor  von  B  sein  {Kuen.)y 

29* 


452  Gen;  48,  20— Cap.  49. 

in  letzterem  wSre  es  von  R,  oder  durch  R  hieher  gerückte  ab- 
schliessende Formel  des  C.  —  V.  21  f.  Ein  letztes  Segenswort  sicher 
aus  R  genommen  (h>»^v^  von  R).  Jacob  an  die  Verheissungen  vom 
künftigen  Landbesitz  (zuletzt  46,  3  bei  R,  48,  4  bei  A)  glaubend,  ver- 
leiht im  Hinblick  auf  die  Wiederkehr  seiner  Nachkommen  in  das  Land 
der  Väter  (31,  3)  dem  Josef  äne  (über  in«  s.  Ges,  130,  6)  Schuller 
TRücken)  über  seine  Brüder  hinaus,  vgl.  zu  V?  Ps.  16,  2.  Qoh.  1,  16 
(2  S.  11,  23.  Ps.  137,  6).  tjj»]  von  Onk.  PeS,  Saad.  ungenau  mit 
Theil  übersetzt,  von  JDMich,  Böhm,  falsch  mit  arb.  iukm  (Geschenk) 
zusammengestellt,  kann  wie  Rrs  Num.  34,  11.  Jos.  15,  8.  Jes.  11,  14 
u.  ähnl.  Wörter  im  Arab.  (Ges.  Ih.  1407)  nur  Berg-  oder  Landrücken 
bedeuten^  u.  ist  gewählt  mit  Reziehung  (LXX  Zimfia)  auf  äekhem  im 
Stammgebiet  Efraim's,  eine  der  wichtigsten  Städte  des  Landes,  Regräb- 
nissort  Josefs  Jos.  24,  32,  Ort  von  Landtagen  Jos.  24,  1.  25.  1  R. 
12, 1,  frühester  Köniffssitz  Israeb  Jud.  9,  1.  1  R.  12,  25;  s.  auch  zu 
Gen.  12,  6  f.  Dieses  Sekhem  gibt  Jac.  dem  Jos.  im  Vorzug  vor  den 
andern,  so  dass  er  um  es  wie  um  eine  Schulter  oder  einen  Rücken 
über  sie  hervorragt  Diesen  Rücken  darf  man  nicht  {Tuch,  Kn, 
Del,^  a.)  zu  einem  ganzen  Stammgebietstheil  umdeuten,  in  dem  Sinn, 
dass  Josef  einen  Landestheil  mehr  als  die  andern,  also  im  ganzen 
2  bekommen  soll,  vgl.  V.  5  bei  A;  ein  ganzer  Landestheil  wäre  nicht 
blos  ^in  Rücken,  u.  thm  w^^  kann  nicht  s.  v.  a.  ein  Gebietstheil,  in 
welchem  §ekhem  liegt,  sein.  Gerade  §ekhem  verschenkt  er,  da  er 
dieses  mit  seinem  Schwert  u.  Rogen  (Jos.  24,  12)  d.  i.  durch  eine 
Waffenthat  dem  Amoriter  d.  h.  nach  R  (s.  Jos.  24,  8  u.  vgl.  Gen. 
14,  7.  15,  16)  dem  Landesbewohner  abgenommen.  Yrf.  bezieht  sich 
damit  auf  eine  von  der  Darstellung  des  A  u.  G  in  Gp.  34  abweichende 
Gestaltung  der  Sage  (s.  zu  34,  27 — 29),  wogegen  natürlich  33,  19. 
Jos.  24^  32  (über  den  Kauf  eines  Grundstücks  bei  Sekhem)  als  eine 
wesentlich  andere  Sage  wohl  damit  bestehen  kann.  Die  Conjectur 
'51  «^a-ina  «^  iür  'ii  ^rpj^  (Kuen.  ThT.  1880  p.  27  f.)  ist  ebenso  un- 
nöthig,  ab  die  Umdeutung  von  Schwert  u.  Rogen  zu  Gebet  {Onk. 
Rai,  a.)  oder  Gerechtigkeit  oder  Geld  {Hier,  qu.)  unzulässig.  Auch  ist 
''^^tVX  so  wenig  als  ^pra  (s.  zu  1,  29),  Perf.  proph.  {Ros.  Tuch  Kn. 
Del.  Ke.  a.):  meinte  er  eine  erst  künftige  Eroberung  bei  der  Resitz- 
nahme  Kenaan's,  so  wäre  gar  nicht  angedeutet,  warum  er  gerade  Sekhem 
verschenkt,  u.  *^.r]^\  (nicht  einmal  ö5»7ß^)  wäre  der  denkbar  unpassendste 
Ausdruck  für  hj^p  oder  !»njjri.  Sonst  s.  S.  368.  Wie  in  der  späteren 
Haggada  dieser  Krieg  Jacob's  gegen  die  Amoräer  neu  erzählt  wurde, 
s.  im  RJub.  c.  34;  Test  Judae  c.  3 — 7;  Jalqut  §imeoni  L  132; 
Jellinek  Reih  ha-Midrasch  Hl.  lif.  (auch  Tg.Jon.). 

c)  Gap.  49,  1—28.  Die  Sprüche  Jacob^s  über  die  Zukunft  seiner 
12  Söhne  oder  (V.  28)  Stämme.  Ab  eine  Vorausverkündigung  wer- 
den sie  V.  1  charakterisirt;  es  wird  öfters  (4.  6  f.  17.  25  f.)  darin 
befehls-  oder  wunschweise  gesprochen,  in  väterl.  Vollmacht  verfugt,  so 
dass  man  sie  besser  das  Vermäch tniss  Jacobs  nennt.  Weniger  gut 
nennt  man  das  Stück  den  Segen  JacoVs,  denn  „es  enthält  auch  gar 
viel  nachtheiliges  für  die  Stämme;  den  3  ersten  (Ruhen  §imeon  Levi) 


J 


Gen.  49.  453 

wird  nur  ungünstiges^'  in  Aussicht  gestellt,  voll  u.  ganz  gesegnet  wer- 
den nur  Juda  u.  Josef;  es  verhält  sich  hienach  mit  diesem  Stück  anders 
als  mit  dem  Mosesegen  Dt.  33  {tCn.)-^  V.  28^  (s.  d.),  worauf  jene 
Benennung  gegründet  wird,  gehört  urspr.  zu  den  folg.  29  ff.  —  Jacob 
hat  hier  (V.  1)  seine  sämmtl.  12  Söhne  vor  sich  u.  spricht  sich  der 
Reihe  nach  über  eines  jeden  Zukunft  in  einem  kürzeren  oder  längeren 
Spruch  aus.  „Ruhen,  Juda  u.  Josef  redet  er  auch  an;  sie  waren  die 
3  Hauptsöhne;  bei  ihnen  hob  sich  das  Herz  des  Vaters,  u.  die  Rede 
wurde  lebhafter*'  (JSTn.).  Die  Ordnung,  in  der  die  Söhne  vorgeführt 
werden,  ist  die  der  Altersfolge,  so  jedoch,  dass  wie  35,  23  ff.  die 
sämmtl.  6  Leastämme  zusammengenommen,  u.  zwischen  sie  u.  die 
Rahelstämme  die  der  2  Nebenweiber  gestellt  werden.  Ausserdem  ist 
Tgegen  30,  17  ff.  35,  23.  46, 13  f.)  Zebulun  dem  Jissakhar  vorgeordnet 
(darnach  auch  Dt.  33,  18),  vielleicht  weil  über  ihn  rühmlicheres  zu 
sagen  war,  u.  sind  die  4  Hinterstämme  nicht  nach  der  Abstammung, 
sondern  geographisch  in  der  Richtung  von  Süd  nach  Nord  geordnet 
{Ew,  6.^  U.  435).  Durchaus  ist  es  die  gehobene  Rede,  in  der  Jac. 
spricht,  aber  an  Schwung,  Kraft,  Bilderreich thum  übertreffen  diese 
Sprüche  die  ähnl.  dichterischen  Worte  in  9,  25  ff.  14,  19  ff.  24,  60. 
25,  23.  27,  27  ff.  39 f.,  u.  erweisen  sich  durch  ihre  eigenthüml.  Bilder 
u.  Anschauungen,  sowie  durch  ihre  vielen  seltenen,  zum  Theil  später 
ungewöhnlich  gewordenen  Ausdrücke  (wie  tne  u.  '^'^rSn  4,  ^J?»?  5, 
PR^»?  10,  ^«lö  11,  h-h^n  12,  tj^rto^»  14,  Vß-^ri  17,  ^^h^  21  u.  andere 
in  22 — 26)  als  alterthümlicher.  „In  der  älteren  Zeit  zweifelte  mau 
nicht,  dass  die  Rede  so  von  Jac.  gehalten  worden  sei,  wie  sie  vor- 
liegt Diese  Meinung  wurde  auch  von  vielen  neueren  Ausl.  noch  fest- 
gehalten {Ven,  Teil,  JDMich.  Herd,  Knapp,  HensL  a.),  u.  hat  bis 
auf  die  Gegenwart  ihre  Vertheidiger  gehabt"  {Ros,  Bmg.  Del,  HgsU 
Sack  Ke.  Lange  a.;  zuletzt  MSTerry).  „Man  nahm  an,  Josef  habe 
die  Rede  aufgezeichnet  u.  den  Nachkommen  überliefert  (MÖssL),  oder 
jeder  Sohn  habe  seinen  Spruch  behalten,  u.  einer  später  sie  vereinigt 
aufgeschrieben  (Vogel  zu  Grot.,  JEChSchmidt),  Mit  Recht  aber  hat 
man  eine  solche  Profetie  mit  ihren  Wortspielen  u.  Bildern,  ihrer  Kühn- 
heit u.  Kraft,  ihrem  schönen  Parallelismus  u.  hochpoet.  Charakter  im 
Munde  eines  entkräfteten  u.  sterbenden  Greises  für  unerklärlich  er- 
achtet, noch  mehr  aber  die  durch  das  ganze  Stück  gehende  Kenntniss 
der  israel.  Stämme  nach  ihren  Wohnsitzen  u.  sonstigen  Verhältnissen, 
wie  sie  erst  lange  nach  Jac.  geworden  waren.  Auch  hat  man  an  das 
Unwahrscheinliche  solchen  Weissagens  bei  einem  einfachen  Nomaden 
erinnert,  zugleich  befreindlich  gefunden,  dass  derselbe,  wenn  er  einmal 
habe  weissagen  wollen,  seine  Weissagung  blos  bis  auf  die  davidische 
Zeit  u.  nicht  weiter  habe  herabgehen  lassen.  Das  Gevdcht  dieser  zu- 
erst von  Heinr.  geltend  gemachten  Gründe  veranlasste  die  vermittelnde 
Ansicht,  Jacob  habe  zwar  die  Söhne  gesegnet,  seine  Aussprüche  seien 
aber  erst  später  zu  dem  vorliegenden  Gedicht  gestaltet  worden  (P/ü.). 
Die  meisten  Kritiker  indes  sprachen  die  Profetie  ganz  dem  Jac.  ab 
(Eichh.  Justi  Vat,  deWe.  Schum,  Bleek  a.),  u.  entschieden  sich  für 
spätere  Entstehungszeit,  zB.  für  die  mosaische  u.  far  Mose  selbst  {Hass, 


454  Geo.  49. 

Scher.),  för  die  letzte  Hilfte  der  Richterzeit  {Ew.  GBaur),  für  die  des 
Samuel  {Tuch,  EMeier),  für  die  des  David  {Heinr.,  Werliin,  Kn.), 
glaubten  auch  {Friedr.,  BohL)  in  dem  Yrf.  den  Profeten  Nathan  zu 
erkennen'*  {Kn)\  dayid.-salom.  Zeit  vermuthet  Reuss  Gesch.  AT.^ 
200  f.  Der  entscheidende  Punkt  ist  hier,  dass  sSmmtl.  Sprüche  die 
geogr.  u.  geschichtl.  Verhältnisse,  wie  sie  sich  in  der  Richterzeit  ge- 
bildet hatten,  ins  Auge  fassen,  die  ganze  Zeit  aber  von  Jacob  bis  dahin 
unberührt  lassen  u.  auch  höchstens  in  die  erste  Königszeit  hineinreichen. 
Diese  Reschränkung  des  Gesichtskreises  des  Redenden  auf  einen  be- 
stimmten Abschnitt  der  isr.  Geschichte,  veobei  sowolil  der  vorher- 
gehende als  der  folgende  Zeitraum  völlig  leer  u.  dunkel  gelassen  vnrd, 
ist  der  deutlichste  Reweis,  dass  hier  keine  eigentl.  Profetie  vorUegt. 
Nur  wer  Profeten  als  Wahrsager  betrachtet,  kann  es  unanstössig  fin- 
den, dass  Jacob  ein  einzelnes,  scharf  abgeschnittenes  Stück  der  isr. 
Volksgeschichte  mit  grosser  Genauigkeit  vorausbeschrieben,  alles  zwischen 
ihm  u.  diesem  Stück,  also  ihm  zunächst  liegende  aber  nicht  gekannt 
haben  soll.  Geistgetriebene  Weissagung  geht  von  der  Gegenwart  aus, 
knüpft  an  sie  an,  gibt  wohl  auch  über  die  nächste  u.  nähere  Zukunft 
überraschende  Aufschlüsse,  verkündigt  aber  über  die  ferne  u.  fernste 
Zukunft  nur  solche  Gewissheiten,  welche  aus  den  evngen  Grundsätzen 
der  göttl.  Weltregierung  folgen,  nicht  geschichtl.  u.  geograph.  That- 
sachen.  Gerade  auch  die  Anknüpfung  an  die  Gegenwart  fehlt  hier: 
ausser  bei  Ruhen  Simeon  Levi  geht  der  Redner  nicht  von  individuellen 
Thaten  oder  Lagen  seiner  Söhne  aus,  öfters  (8.  13.  16.  19)  lässt  er 
sich  blos  von  einer  Deutung  ihres  Namens  leiten.  Vielmehr  aber  zeigt 
der  Gesichtskreis  dieser  Sprüche,  dass  sie  in  einer  von  Jac.  weit  ab- 
stehenden Zeit,  aber  noch  vor  der  Zersprengung  der  Stammesgliederung 
unter  der  Königsherrschaft  verfasst  u.  zusammengestellt  sind.  Das 
Deboralied  ist  darin  schon  benützt  (13  f.  vgl.  Jud.  5,  16  f.).  Da  auf  das 
Königthum  Sauls  (27)  nicht  angespielt  ist,  u.  das  über  Issakhar  u.  Dan 
Gesagte  (14 — 18)  sich  auf  deren  Verhältnisse  in  der  vorköniglichen 
Zeit  bezieht,  so  hätte  man  guten  Grund,  die  Abfassung  in  den  Ausgang 
der  Richterzeit  zu  setzen  (Aufl.^).  Da  aber  V.  8 — 12  sich  am  natürlich- 
sten niur  aus  dem  gewaltigen  Aufschwung  Juda's  unter  David  erklärt, 
so  wird  man  vielmehr  an  diese  Davidzeit,  spätestens  die  Salomo's,  zu 
denken  haben.  Die  Zeit  des  getheilten  Reichs  wird  durch  V.  8  (10) 
ausgeschlossen.  „Von  der  Eifersucht  zwischen  Juda  u.  Josef,  welche 
nach  Salomo's  Tod  so  stark  hervortrat,  enthält  das  Stück  keine  Spur, 
feiert  vielmehr  beide  Stämme  mit  gleicher  Regeisterung'^  {Kn,),  Ganz 
anders  Dt  33  (nam.  V.  7).  Dass  Josef  ein  Fürst  ('^''ti  26)  unter 
seinen  Rrüdem  genannt  wird,  entspricht  seiner  Stellung,  die  er  von 
jeher  einnahm,  u.  braucht  keine  Anspielung  auf  das  Zehnstämmekönig- 
Ihum  zu  sein.  Die  Reziehung  des  V.  23  (s.  d.)  auf  die  syrisch-israel. 
Kriege  des  9.  Jahrb.  steht  in  der  Luft,  u.  damit  auch  die  Ableitung 
des  Gedichts  aus  dieser  (FF/.  L  375 ;  Kuen,  234)  oder  Abab's  {Stade 
Gesch.  ^  150)  Zeit  In  dieser  Zeit,  als  Ruhen  u.  Simeon  schon  so  gut 
als  verschwunden  waren  u.  die  Stammesbesonderheiten  innerhalb  bei- 
der Staaten  mehr  u,  mehr  ihre  Redeutung  verloren  hatten,  lässt  sich 


i 


Gen.  49.  455 

die  Abfassung  eines  solchen  Gedichtes  nicht  mehr  begreifen.  Ganz 
anders  als  nach  der  Jahrhunderte  langen  Zersplitterung  des  Volks  in 
sich  vereinzelnde  Stämme  u.  Stammesgruppen  das  Gefühl  der  nationalen 
Zusammengehörigkeit  von  Samuel  ab  sich  wieder  regte  u.  der  bis  dahin 
vom  übrigen  Isr.  abgetrennte  kraftvolle  Judastamm  in  seiner  Bedeutung 
für  das  Ganze  hervortrat  Damab  war  es  richtig  u.  gut,  wenn  ein 
durch  Geist,  Streben  u.  Stellung  dazu  befähigter  Mann,  sei  es  schrift- 
heb  oder  mündlich,  die  bis  dahin  auseinanderstrebenden  Stämme  um  die 
Person  des  gemeinsamen  Vaters  sich  schaaren  u..aus  seinem  Munde  das 
vernehmen  hiess,  was  er  im  Rückblick  auf  ihre  Vergangenheit  ihnen  zu 
sagen  hatte.  Um  ihre  Leistungen  u.  Zustände  handelt  es  sich  dabei,  nicht 
bezüglich  der  Religion  (vielmehr  ist  höchst  merkwürdig,  dass  jedes  Urtheil 
über  die  rel.  Verhältnisse  fehlt,  ganz  anders  als  Dt  33),  wohl  aber 
hinsichtlich  des  volksthüml.  Wesens  (als  dessen  Gründer  Jac.  galt,  wie 
Abr.  als  Gründer  der  höheren  Religion).  Da  waren,  welche  sich  ritter- 
lich gehalten,  u.  andere^  welche  ihrer  Würde  als  Jacobsöhne  viel  ver- 
geben hatten,  es  gab  von  früherer  Grösse  heruntergesunkene  u.  andere 
zu  Ansehen  gelangte,  glückliche  u.  unglücklichere,  thätigere  u.  trägere. 
Ihnen  allen  wird  ein  Wort  zugerufen,  je  nachdem  sie  es  verdienen, 
lobend  oder  tadelnd,  segnend  oder  fluchend;  selbst  wo  nicht  viel  oder 
scheinbar  gleichgiltigeres  über  einen  gesagt  wird,  bekommt  dies  durch 
Vergleichung  mit  dem  über  andere  gesagten  einen  eigenthüml.  Stachel. 
Ähnlich  hat  schon  das  Lied  Jud.  5,  13  ff.  die  Stämme  gemustert  u. 
ihnen  Lob  u.  Tadel  gespendet  So  gefasst  hat  die  Dichtung  für  ihre 
Zeit  ihren  Sinn  u.  Nutzen  gehabt,  u.  bei  dem  immer  sehr  lebendigen 
Gefühl  einer  dauernden  Gemeinschaft  der  Ahnen  mit  den  Nachkommen 
Ew.  G.^  L  588)  u.  einer  realen  Wirkung  ihres  Segens  u.  Fluches 
oben  S.  158  u.  331)  war  die  Herbeiziehung  der  Person  Jacob's 
einzig  passend.  Auch  das  eigenth.  Schwanken  des  Tones  der  Rede, 
da  der  Redende  bald  verkündigt,  bald  seinen  Willen  ausspricht,  bald 
wünscht,  segnet  u.  flucht,  erklärt  sich  in  diesem  Falle  gut  Dagegen 
ist  die  Vermuthung,  dass  das  Stück  eine  blosse  Sammlung  von  urspr. 
zerstreut  in  Umlauf  befindlichen  Sprüchen  sei  (Land;  Kuen,  233), 
abzuweisen.  Die  gemeinsame  Beziehung  der  Sprüche  auf  die  Verhält- 
nisse der  ausgehenden  Richter-  u.  anfangenden  Königszeit,  der  innere 
Zusammenhang  unter  den  Worten  über  Rüben  Juda  Josef,  die  Bedeu- 
tungslosigkeit, zu  der  einige  dieser  Sprüche  durch  Loslösung  von  den 
übrigen  herabsinken,  lässt  nicht  zweifeln,  dass  dieselben  von  ^inem 
Dichter  so  verfasst,  u.  mit  Kunst  u.  Absicht  zusammengestellt  sind. 
Dass  er  dabei  zum  Theil  ältere  Stoffe  benützt  hat,  wird  nicht  ausge- 
schlossen. Der  Vrf.  war  sicher  ein  Judäer,  zu  schliessen  aus  dem 
hohen  Lob,  das  er  Juda  spendet.  Nicht  als  ob  er  Juda  über  Gebühr 
verherrlichte,  aber  bei  der  bekannten  Stimmung  der  nördl.  Stämme  ist 
eine  billige  Würdigung  der  Verdienste  Juda's  auf  ihrer  Seite  schwerer 
zu  denken,  als  die  neidlose  (gerade  in  Davids  Zeit  sehr  noth wendige) 
Anerkennung  der  Herrlichkeit  Josefs  auf  Seiten  Juda's.  Eben  dafür 
spricht  auch  die  geograph.  Anordnung  der  4  Hinterstämme.  Aus  dem 
Gesagten  versteht  sich,  dass  das  Gedicht,  mag  es  einst  für  sich  in  Um- 


[. 


456  Gen.  49,  1. 

lauf  oder  ia  einem  anderweitigen  Zusammenhang  aufgenommen  gewesen 
sein,  älter  ist  als  A  B  G,  von  denen  auch  keiner  ein  Dichter  war. 
Die  Frage  kann  nur  sein,  oh  schon  einer  von  ihnen  dasselbe  in  sein 
Werk  aufgenommen  hatte,  oder  ob  erst  R  es  sonst  woher  hier  ein- 
reihte. Von  A  {Ttich,  Ew,  G.^  I.  591)  ist  das  am  wenigsten  wahr- 
scheinlich, „weil  der  Fluch  V.  7  u.  der  Goltesname  nim  V.  18  gegen  ihn 
spricht,  u.  die  Einwebung  dichterischer  Stöcke  seinem  Plan  fremd  war" 
(Kn.),  u.  28^  ihn  ausschliesst  An  B  ist  in  Anbetracht  von  48,  22 
(gegen  Gp.  34  u.  49,  6)  u.  37,  21  f.  29  f.  42,  22.  37  (über  Ruhen), 
auch  wegen  V.  8 — 12  nicht  zu  denken.  Dass  G,  der  Judäer,  es  sich 
angeeignet  (aber  nicht  verfasst,  Hupf,  Böhm.)  hatte,  ist  auch  wegen 
34,  30  f.  (35,  22)  wahrscheinlich  u.  von  den  meisten  angenommen. 
Aus  ihm  nahm  es  R  auf,  von  dem  wohl  auch  V.  1^  stammt.  Dagegen 
wird  1*  (s.  d.),  zu  28^  gehörig,  auf  A  zurückgehen.  V.  1^  charakte- 
risirt  das  Stück  als  Weissagung,  gemäss  dem  im  Alterthum  auch  sonst 
(Uias  16,  849  ff.  22,  358 ff.;  Plat  apol.  Socr.  p.  39  Steph.;  Xenopb. 
Cyrop.  8,  7,  21;  Diod,  18,  1;  Cic.  de  divin.  1,  23.  30.  Kn.)  verbrei- 
teten Glauben  an  die  prof.  Begabung  Sterbender. 

Literatur:  Venema  dissert  sei.  1750,  1,  2.  Teller  Segen  Jacobs 
u.  Mosis  1766;  notae  crit  et  exeg.  in  Gen.  49,  1766.  Knapp  disp.  ad 
vatic.  Jacobi  1774.  AuriviUius  diss.  ad  sacr.  litt.  ed.  Mich.  p.  178 — 267 
(nur  V.  1—10).  Herder  in  Werken  zur  Rel.  u.  Theol.  1829.  Xffl. 
61 — 79;  Geist  der  hbr.  Poes.,  Ausg.  v,  Justi,  II.  175 — 196.  Horrer 
Nationalgesänge  der  Isr.  1780.  Hasse  Magazin  für  die  bibl.  orient 
Lit.  I,  1.  S.  5  ff.  JEChrSchmidt  eins  der  ältesten  u.  schönsten  Idyllen 
1793.  Scherer  Gesch.  d.  Isr.  1.  167—183.  Plüschke  oratio  Jacobi 
mor.  1805.  Mössler  vatic.  Jacobi  1808  >  2  partt.  (nur  bis  V.  12). 
Friedrich  Segen  Jacobs  1811.  KIFischer  diss.  de  benediclione  Gen. 
49.  1814.  Jusli,  Nationalgesänge  der  Hehr.  II.  1 — 94.  Slahelin  ani- 
madv.  in  Jacobi  vatic.  1827.  Dieslel  Segen  Jacobs  1853.  Land  disp. 
de  carmine  Jacobi  1858.  EMeier  Gesch.  der  poet.  Nationalliter.  1856 
S.  109  ff.  CKohler  Seg.  Jac,  mit  Berücks.  des  Midrasch  Berl.  1867. 
ÄNObbard  ihe  prophecy  of  Jacob,  Gambr.  1877.  Andere  Schriften  s. 
bei  JusU  u.  Tuch.  HSTerry  in  Methodist  Revue  V,  II  (1886)  S.  847  ff. 
JPPelers  in  JBL.  VI,  1  (1886)  S.  99  ff.  Zimmern  in  ZA.  VII.  161  ff 
will  Beziehungen  auf  die  12  Zeichen  des  Thierkreises  darin  nachweisen. 
—  Vom  Zeitalter  der  Weissagung  handelt  Heinrichs  de  auctore  atque 
aeUte  cap.  Gen.  49.  1790.  Vgl.  auch  Kurlz  Gesch.  des  AB.^  I.  31 4 ff.; 
GBaur  Gesch.  der  ATI.  Weiss.  1861.  I.  216 ff.;  Ew,  G.^  I.  104  ff. 
585—589.  II.  412.  463.  493;  JB.  IL  49  ff  XU.  189 ff;  GGA.  1873. 
S.  421  ff.;  Stade  Gesch. ^  L  150 ff;  Wellh,  Comp.  320 ff 

V.  1.  Jacob  (auf  seinem  Lager  48,  2)  lässt  auch  seine  übrigen 
Söhne  zu  sich  kommen,  um  ihnen  ihre  Zukunft  zu  verkündigen.  k;>)^?^ 
^k]  rief  nach  ihnen,  Hess  sie  kommen  (vgl.  Gen.  28,  1.  Ex.  36,  2.  Lev. 
10,  4  u.  ö.  bei  A,  auch  bei  D  u.  R^,  dagegen  bei  BC  gewöhnUch  mit 
\);  von  einer  Anwesenheit  der  Söhne  bei  Jacob  war  zuvor  nichts  ge- 
sagt was  euch  begegnen  wird]  näml.  in  euern  Nachkommen  (vgl. 
28^  womach  im  Grunde  die  Stämme  gemeint  sind);   ebendarum  ist 


Gen.  49,  1—3.  457 

'^rt  's2  uoentbelirlich  u.  keine  Interpolation  (gegen  Slärh  in  ZATW. 
XI.  291).  »t]  begegnen  s.  42,  4.  Q"»»-»?!  r^nt^:i\  in  der  Folge  der 
Tage,  in  der  Folgezeit,  „in  künftigen  Zeiten'^  (Luih.),  Je  nach  dem 
Zusammenhang  ist  der  Begriff  von  r'^'^nx  relat  oder  ahsol.  zu  fassen; 
hier  wie  Num.  24,  14.  Dt  4,  30.  31,  29.  Jer.  23,  20  (30,  24)  hat 
die  „letzte  Zeit''  keine  Stelle,  während  in  messianisch-eschatol.  Weis- 
sagungen (zB.  Hos.  3,  5.  Mich.  4, 1.  £z.  38,  16)  allerdings  die  Endzeit 
oder  wenigstens  die  letzte  Zukunft,  die  der  Profet  überhaupt  erschaut, 
zu  verstehen  ist.  Als  eine  im  profet.  Zeitalter  (nicht  erst  seit  Ez.) 
übhche  Formel  lässt  sie  diesen  V.  als  Zuthat  eines  Erzählers  aus  diesem 
Zeitalter  erkennen.  —  ¥.2  beginnt  das  Gedicht  mit  nachdrückl.  Auf- 
forderung zum  Hören  (4,  23),  u.  zwar  vereint  sollen  sie  hören,  denn 
es  handelt  sich  bei  dem,  was  er  sagt,  um  das  Verbal tniss  eines  jeden 
zum  Ganzen.  —  V.  3  f.  Rüben,  Er  wird  in  allen  Genealogien  als  der 
Erstgeborne  aufgeführt  (29,  32.  35,  23.  46,  8.  Ex.  6,  14.  Num.  1,  20. 
26,  5.  1  Chr.  5,  3).  Das  muss  seinen  geschichtl.  Grund  haben,  natürl. 
nicht  den,  dass  er  um  seiner  gänzl.  Bedeutungslosigkeit  willen  den 
Ehrenplatz  erhielt  {Stade  151),  sondern  gerade  umgekehrt  den,  dass 
er  einst  eine  Art  Führerrolle  unter  den  confoderirten  Stämmen  hatte, 
oder  am  frühesten  unter  ihnen  zu  Macht  u.  Bedeutung  kam.  In  der 
Josefgeschichte  bei  B  (37,  21  ff.  42,  22)  erscheint  er  als  dieser  seiner 
Würde  wohl  eingedenk ;  in  der  Mosezeit  erhebt  er  Ansprüche  als  Erst- 
geborner (Num.  16.  29,  6  f.  Dt.  11,  6).  Mit  Gad  zusammen  am  frühe- 
sten angesiedelt,  im  südl.  Theil  des  Ostjordanlandes,  thut  er  sich  wei- 
terhin weder  durch  Menschenreichthum  u.  Macht,  noch  durch  Leistungen 
für  die  Gesammtheit  jemals  hervor  (die  einzige  von  ihm  erzählte  That 
1  Chr.  5,  10.  18 ff.),  vielmehr  schon  in  der  Richterzeit  zeigt  er  sich 
gleichgiltig  gegen  die  nationalen  Kämpfe  (Jud.  5,  15  f.)  u.  isolirt  sich 
weiterhin  mehr  u.  mehr,  so  dass  er  bald  in  der  Königszeit  für  Isr.  so 
gut  wie  verloren  ist  (Dt  33,  6.  Jes.  15  f.).  Was  er  früher  gewesen 
war,  das  wurde  später  theils  Juda  V.  8  ff,  theils  Josef  (V.  26,  Erbe 
der  Erstgeburt  1  Chr.  5,  If.).  Dieses  frühe  Sinken  des  Stamms  wird 
hier  aus  dem  Fluch  des  Vaters  über  seinen  frevlen  Übermuth,  in  dem 
er  einst  das  Ehebett  seines  Vaters  entweiht,  abgeleitet  Näheres  wissen 
wir  nicht;  auch  35,  22  gibt  nicht  mehr  als  diese  Formel.  Ihrem  letzten 
Sinn  nach  führt  dieselbe  nicht  blos  auf  Missbrauch  seiner  Macht  als 
Vorstamm  (Äh.,  Ew,  G.^  I.  535 f.),  sondern  wohl  auch  auf  unisraeli- 
tische geschlechtliche  u.  eheliche  Unsitten  in  diesem  Stamm  (s.  oben 
S.  277  u.  380),  welche  ihn  allmählig  der  Gesammtheit  entfremdeten. 
—  V.  3  rühmt  der  Vater  ihn  seiner  Würde  gemäss,  V.  4  entsetzt  er 
ihn  derselben,  mein  Erstgeborner  (bist)  du,  meine  Kraft  d.  h.  Er- 
zeugniss  derselben  (4,12),  näml.  der  vollen,  ungeschwächten  Manneskraft, 
u.  Erstling  meines  Vermögens^  Zeugungsvermögens  (Dt.  21,  17.  Ps.  78, 
51.  105,  36);  eben  als  Erstgeborner  u.  in  Folge  dessen,  Vorzug  an  Hoheit 
(Ps.  62,  5.  Ij.  13,  11.  31,  23.  5ab.  1,  7)  u.  Vorzug  an  Stärke  (t^ 
Pausalform  für  t*3>  wie  V.  27;  s.  43,  14)  d.  h.  an  Würde  u.  Rang,  an 
Macht  u.  Gewalt  über  alle  Brüder  hervorragend,  vorzüglicher  als  sie. 
Poetisch  wird  er  selbst  ein  Überschuss,  Vorzug  genannt  für  pros.  vor- 


458  Gen.  49,  4—5. 

züglich  (vgl.  Tnb  4).  Gegen  die  recipirte  Versabtheilung  &?«■&  tnfe  zu 
V.  3  zu  ziehen  {Cler,  Yen,  Herd.  Hg.  Just,  Plü,  Vat.)  erbringt  keinen 
annehmbaren  Sinn.  Überschwall  wie  Wasser,  du  sollst  keinen  Vor- 
zug haben]  d.  h.  als  Oberschwall  (abstr.  pro  concr.),  weil  du  ein  solcher 
bist,  weil  du  überwalltest  (ryne  Sam.,  i^ßQUfag  LXX  u.  a.  Verss.,  ist  er- 
leichternde Lesart),  wie  kochendes  Wasser,  sollst  du  nicht  darüber  haben, 
Oberschuss  oder  Vorzug  haben,  mit  Beziehung  auf '^n^  V.3  so  ausgedrückt, 
übrigens  w^n  nur  hier  so  (richtig  verstanden  von  Onk,  Aq.Sym.,GrVen^ 
falsch  in  LXX  hi^iö^g,  worüber  Geiger  Urschr.  373,  auch  iri<f'gg  s.  das 
Scholion  in  Lagarde's  Gen.  gr.  p.  202;  Pei,  hat  ^^t^f}  übersetzt).  Ober 
die  Bedeutung  des  Vorzugs  der  Erstgeburt  s.  zu  25,  31 ;  die  Trgg.  setzen 
sie  in  haereditas  regnum  sacerdotium.  frvt]  s.  Ges,  th.;  Dunst  {llg, 
de  W.  Schum.)  bedeutet  es  nicht  „Wie  das  Wasser  im  Topfe  von  der 
Hitze  erregt  aufkocht  u.  übersprudelt,  so  hat  Ruhen  von  heisser  Lei- 
denschaft getrieben  die  Grenze  des  Rechten  überschritten,  Obermuth 
u.  Vermessenheit  geübt"  (JSTn.).  ^'^V?  ">]  erklärt,  worin  das  Oberwallen 
bestand,  u.  begründet  dadurch  die  Verwerfung  Rubens,  vgl.  35,  22. 
(„Ähnlich  wird  Phoenix  von  seinem  Vater  Amyntor  verflucht,  weil  er 
dessen  Kebsweib  beschlafen  hat  Riad.  9,  447  ff."  Kn.).  "^ad^]  der 
Plur.,  weil  ein  DoppeUager  gemeint  ist;  ein  *"-:  st  c  haben  die  Mass. 
wohl  mit  Recht  vermieden  (vgl.  1  Chr.  5,  1).  f^]  dem  Sprachgebrauch 
gemäss  nicht  dann,  sondern  damals  hast  du  entweiht,  Entweihung 
verübt,  Heiliges  geschändet;  darin  besteht  sein  Verbrechen,  mein  Bett 
hat  er  bestiegen!]  dies  spricht  Jacob  abgewendet  von  Ruhen  u.  ge- 
braucht daher  die  3  pers.  {Tuch  Kn.),  gleichsam  sich  fort  u.  fort 
wundernd  über  die  Unglaublichkeit  des  Frevels.  Der  Text  hat  etwas 
auffallendes;  aber  n"^^?  (LXX  Peä,  Trgg.)  ist  minder  kräftig,  ^\^  vu 
?i^?  unpoetisch  u.  gegen  die  Sptax,  nn$a  {Geiger  374)  reinste  Prosa, 
Umstellung  von  ^Vj  vor  ^^Vsj  {Olsh.)  zu  gewaltsam,  „mein  Lager  von 
Hoheit"  {Ew.  G.^  L  535)  durch  ^»V3>  Stufe  noch  nicht  zu  rechtfertigen; 
selbst  ein  adverbiales  nb^  (für  ft^J?)  frevelhafter  Weise  wäre  hier  un- 
nütz. Fragen  könnte  man,  ob  nicht  besser  p^Vn  zu  sprechen  wäre: 
wurdest  entweiht,  zur  Erstgebomenwürde  unfähig,  ^'^tst*']  sonst  immer 
von  den  Mass.  als  Plur.  punktirt  —  V.  5 — 7.  §im£on  u.  Levi,  der 
2.  u.  3.  Sohn  Jacob's.  Eine  gemeinsame,  in  der  Sage  von  ihnen  über- 
lieferte That  u.  gleiches  Schicksal  derselben  gibt  dem  Dichter  Anlass, 
sie  zusammenzunehmen;  vielleicht  war  mit  der  That  auch  ein  Fluch- 
wort über  sie  erzählt,  welches  er  hier  ausfuhrt.  In  dem  Handel  mit 
den  Sekhemiten  (34,  25  ff.)  hatten  sie  beide  sich  durch  Grausamkeit 
hervorgethan,  u.  dafür  nach  34,  30  des  Vaters  Rüge,  nach  der  (hier 
zu  Grund  gelegten)  Oberlieferung  aber  seinen  Zorn  u.  Fluch  davon- 
getragen. V.  5.  n'^r]»]  wäre  nichtssagend  {Lag.  Agath.  157),  nur  wenn  es 
Praed.  wäre  {Eh,  Del.);  es  ist  aber  vielmehr  Appos.  zum  Subj.,  zu 
welchem  die  Aussage  erst  5^.  6  folgt  Das  blosse  b'^hk  kann  nicht 
wahre,  echte  Brüder  besagen,  sondern  dass  die  durch  Abstammung 
verbrüderten  auch  Brüder  der  Sinnesart  u.  Handlungsweise  nach  sind, 
fugt  erst  5^  hinzu,  ihre  r^'^^^'o  (sind)  Gerälhe  der  Gewaltthat]  grau- 
same Waffen.   Die  Erkl.  des  hapaxleg.  n^d»  durch  Schwert  {Rai.  Luth, 


Gen.  49,  5—7.  459 

Herd.  TeU.  Plü.  Ilg,  Friedr.  Del.  Buns.)  gSbe  befriedigenden  Sinn^ 
kann  aber  nalüriicb  durch  LautSbnlichkeit  mit  (laxatga  nicht  begrün- 
det werden;  vollends  an  ein  semitisirtes  fiaxaiga  (Hasse,  Ros.i  noch 
Lag.  Rel.  jur.  eccl.  S.  XXXVIl)  lässt  sich  im  Ernst  nicht  denken,  ob- 
wohl die  mass.  Vokalisation  durch  diese  Combination  beeinflusst  sein 
mag.  Ableitungen  von  ^yo,  die  grammalisch  möglich  wären  (Ew. 
260^)  als:  listige  Anschläge,  Ränke  (von  dem  äth.-arab.,  aber  nicht 
hbr.  ^5ö  LdeDieu,  Schult,,  Knapp,  Maur,  Hal^vy  a.),  oder  Heiraths- 
vertrage  (Ger.  JDMich.  Auriv,  Dathe  Kn.  Luzz.  BÖttch,  §  791',  Merx 
im  BL.  II.  5  von  ysl^  desponsavit,  aber  hbr.  *^yo  vielmehr  verkaufen) 

passen  nicht  zu  Q'^V?  (weil  d^Vs  nie,  auch  Jes.  32,  7  nicht,  Mittel  sind). 
Von  ^5  rund  sein  wäre  n-nsra  correkt  (Olsh.  199*),  könnte  aber 
nicht  Windung,  arglistige  Handlungsweise  (Tuch),  sondern  müsste 
ein  rundes,  gekrünmites  Werkzeug  bedeuten,  etwa  Krummmesser, 
Sichel  (vgl.  hi'^  )L^,  arab.  als  min^al  aufgenommen);  nicht  HtWen- 

stähe  (wohl  Krummstäbe?  Ew.  G.^  ü.  493).  Von  ^^s  «=  rn»  könnte 
man  einen  Begriff  wie  gladius  nur  herleiten,  wenn  man  für  die  y 
die  Bedeutung  conf ödere  (Ges.  th.  672)  oder  caedere  (Del.  Prol.  121 
nach  dem  Assyr.)  annähme,  u.  müsste  dann  eher  t^^b^  aussprechen 
(s.  aber  «^s»  Ez.  16,3.  21,  36  f.  29,  14).  Mit  den  Deutungen  der 
LXX  PeL  Onk.  ist,  auch  unter  Voraussetzung  von  ^\'o  für  "^Vs  (LXX 
Sam.  Onk.)y  nichts  anzufangen  (sonst  s.  Geiger  374  f.  442  u.  ZDMG. 
XX.  160 AT.).  —  V.  6.  Ihre  That  u.  jeden  Antheil  an  derselben  weist 
er  mit  Abscheu  von  sich:  in  ihren  Rath  (in  welchem  sie  den  tücki- 
schen Plan  beriethen)  trete  meine  Seele  nicht  ein,  mit  ihrer  Ver^ 
Sammlung  eine  sich  nicht  meine  Ehre  oder  Hoheit,  im  rhythm. 
Wechsel  mit  w«  wie  Ps.  16,  9.  67,  9  (als  fem.;  Sam.  •^')  s.  v.  a. 
Geist  Aber  das  fem.  ßUt  auf;  LXX  iitj  Iqlaai  tot  fircaxa  ^ov  (von 
"nn  acutum,  acrem  esse;  nach  andern  von  n^n,  s.  Geig,  319);  da 
auch  im  Assyr.  kabidtu  (~i3s)  mit  napiitu  (vcs)  rhythmisch  wechselt, 
so  wird  '''12Ö  m.  Leber  d.  h.  m.  Gemülh  (Del.  ass.  Gramm.  §  68  a.  E.) 
urspr.  beabsichtigt  sein,  denn  in  ihrem  Zorn  brachten  sie  den  Mann 
(Sing,  der  Art)  um,  u.  in  ihrem  Gelüste  (Belieben  Dan.  8,  4.  11,  3. 
16.  Neb.  9,  24.  37,  hier  gemäss  dem  parall.  C)k  s.  v.  a.  Muthwillen, 
vgl.  Est.  9,  6;  Lag.  Agalh.  157  will  03*^"»)  lähmten  sie  (die  Schen- 
kelsehnen durchschneidend  Jos.  11,  6.  9.  2  S.  8,  4)  den  Stier,  eine 
That  rachsüchtiger  Zerstörungslust  „Nach  der  jüngeren  Sage  jedoch 
34,  28  f.  raubten  Jacob's  Söhne  das  Vieh  u.  führten  es  weg"  (Kn.). 
Wohl  nur  um  dieser  Differenz  zu  entgehen,  haben  Aq.  Sym.  Fei.  Trg. 
Hier.  Vulg.  die  Aussprache  ^w  Mauer  vorgezogen  u.  ^pa>  nach  aram. 
Sprachgebrauch  als  zerstören  gefasst,  während  Neuere  (Plü.  MÖssl. 
Schu.  Bohl,  a.)  sonderbarer  Weise  *^"iw  als  Helden,  Fürsten  (Ps.  68, 
31.  Dt  33,  17)  zB.  Sekhem  oder  Hamor  (34,  2)  verstehen  wollten.  — 
V.  7.  Solche  grausame  Wuth  trifft  sein  Fluch,  w]  Paus,  für  t?  Perf. 
(vgl.  Ex.  32,  20.  Gen.  26,  7);  sonst  vgl.  Gant  8,  6.  Viel  milder  lautet 
das  Urtheil  über  ihre  That  Gp.  34,  wo  dieselbe  mit  ihrem  Eifer  fOr 
die  Ehre  des  Stamms  theilweise  entschuldigt  wird.  Der  Sam.  ('^'^^*i  för 
^^n  u.  öPhan  für  'aj)  u.  TgJon,  haben  den  Fluch   in  ein  Lob  ver- 


460  Gen.  49,  7.  8. 

dreht;  andere  wollten  durch  Hinfiberziehung  von  ^'>'^»  zu  *^^  V.  6 
helfen;  so  anstössig  war  ihnen  der  Text  (vgl.  Judith  9,  2).  —  Er  ver- 
urtheilt  sie  zur  Zerstreuung  d.  h.  „dass  ihre  Nachkommen  keinen  zu- 
sammenhängenden Landestheil  haben,  sondern  unter  den  andern  Stäm- 
men vertheilty  durch's  ganze  Land  zerstreut  wohnen  sollen'^  C^^*)  u. 
eben  damit  zur  Machtlosigkeit.  §imeon  (nach  Num.  26, 14  vgl.  Num. 
1,  23  schon  am  Ende  der  Wüstenzeit  sehr  geschwächt)  schloss  sich 
in  den  Kämpfen  gegen  die  Ken.  an  Juda  an  (Jud.  1,  3.  17),  erhielt  im 
Negeb  eine  Anzahl  Städte  zugewiesen  (Jos.  19, 1 — 9. 1  Chr.  4,  28 — 33), 
welche  aber  Jos.  15,  26 — 32.  42  vielmehr  zum  Gebiet  Juda's  gerech- 
net werden  (auch  1  S.  27,  6.  30,  30.  1  R.  19,  3  sind  Städte  wie 
§iqlag  BeerSeba''  Qorma  judäisch).  Aber  auch  in  andern  Stämmen 
scheinen  Simeoniten  zerstreut  gewesen  zu  sein  (2  Chr.  15,  9.  34,  6); 
RSmüh  (Joum.  of  Philol.  EL  96)  will  dies  daraus  schliessen,  dass 
Namen  wie  §imei  (n.  gent.  von  y^y^'o),  §aül,  Jamin  auch  in  andern 
Stämmen  vorkommen.  Unter  den  Gen.  46, 10  angeführten  Geschlech- 
tern des  Stamms  scheint  späterhin  nur  das  des  §aül  noch  Bedeutung 
gehabt  zu  haben  (1  Chr.  4,  25  ff.),  u.  dieses  wahrsch.  gemischt  mit 
iSmaeliten  (s.  Gen.  25,  13  f.)*  Bei  der  Reichstheilung  (1  R.  12)  wird 
Sim.  als  Stamm  kaum  mehr  gerechnet;  Dt.  33  fehlt  er  ganz.  Bruch- 
theile  von  ihm  eroberten  in  der  späteren  Königszeit  ausserhalb  Ke- 
naans  kleine  Gebiete  (1  Chr.  4,  34 ff.).  S.  Berlheau  z.  Chr.;  Graf  der 
Sl.  Simeon,  4<^,  1866;  Ew.  G\  II.  405ff.;  Ri,  HWB.  1480f.  Dass 
Levi  kein  eigenes  Stammgebiet  hatte,  ist  bekannt;  nach  A  (Num.  35. 
Jos.  21)  soll  er  in  48,  von  den  einzelnen  Stämmen  ihm  eingeräumten 
Stadien  wohnen.  Das  Auffallende  ist  aber,  dass  diese  Zerstreuung  hier 
mit  der  gottesdienstl.  Bestimmung  des  Stammes  in  keine  Beziehung  ge- 
setzt, sondern  sogar  als  ein  Fluch  aufgefasst  ist  Umsonst  sucht  man 
darin  einen  Beweis  für  die  „Echtheit  des  Jacobsegens''  (Ke,,  Bredenk, 
Ges.  u.  Prof.  173).  Denn  von  einer  Zerstreuung  unter  Isr.  kann  doch 
vor  der  Ansiedlung  in  Ken.  keine  Rede  sein;  wenn  also  der  Fluch 
schon  unter  Mose  in  einen  Segen  verwandelt  worden  wäre,  so  wäre 
er  überhaupt  umsonst  gesprochen.  Vielmehr  erklärt  sich  die  Sache 
daraus,  dass  in  der  Zeit  nach  Mose  die  gottesdienstl.  Gellung  der  Le- 
viten thatsächlich  nur  erst  auf  einzelne  Familien  beschränkt  war,  die 
Masse  der  Stammesgenossen  aber  besitz-,  brod-  u.  machtlos  (Jud.  1 7  f.), 
zum  Theil  in  den  unglücklichsten  Umständen  lebte.  Dt.  33,  8  ff.  spricht 
ganz  anders  von  Levi.  Vermuthungen  darüber,  wie  in  den  nachmosai- 
schen Eroberungskämpfen  §imeon  u.  Levi  bei  ihren  Angriffen  auf  §e- 
khem  so  geschwächt  worden  seien,  dass  sie  sich  als  selbständige  Stämme 
nicht  mehr  behaupten  konnten ,  s.  bei  Wl,  Comp.  353  ff..  Kill.  G.  IL 
63.  Über  Levi  in  der  Richterzeit  s.  auch  Band.  ATL  Priesterth.  69  ff. 
—  V.  8 — 12.  Erst  auf  Juda^  den  vierten  der  Leastämme,  kann  sich 
Lob  u.  Segen  des  Vaters  voll  ergiessen,  u.  nur  der  Zwang  der  that- 
sächl.  Verhältnisse,  wornach  Josef  ihm  das  Gegengevncht  hielt,  konnte 
den  Vrf.  abhalten,  ihm  statt  Ruben's  förmlich  den  Rang  des  Hauptes  von 
allen  zuzuerkennen  (1  Chr.  5^  1  f.).  Nach  C  schon  in  der  Erzväterzeit  als 
Haupt  der  andern  hervortretend  (37,  26 f.  43,  8  ff.  44,  14 ff.  46,  28), 


n 


\ 


Gen.  49,  8—9.  461 

nach  A  in  der  Mosezeit  (Num.  1,  27.  26,  22)  stärkster  Einzelstamm 
Man.  u.  Efr.  besonders  gezählt),  u.  in  der  ^Lager-  u.  Zugordnung 
mit  Jissakhar  u.  Zebulun)  an  der  Spitze  aller  (Num.  2,  3.  10,  14} 
stehend,  kämpft  er  bei  der  Eroberung  Kenaan's  in  erster  Linie  die 
Kämpfe  gegen  die  Heiden  (Jud.  1),  nimmt  neben  Josef  zuerst  sein 
weites  Wohnland  im  Süden  Kenaan^s  ein  (Jos.  14  ff.  vgl.  mit  18,  Iff.), 
wird  auch  nachher  noch  einigemal  als  Vorkämpfer  erwähnt  (Jud.  3, 9  ff 
20)  19  ff.),  behauptet  sich  weiterhin  (obwohl  durch  zwischenliegendes 
heidnisches  Gebiet  vom  übrigen  Isr.  getrennt)  in  seiner  Selbständig- 
keit, (etwa  mit  Ausnahme  der  Philisternoth  Jud.  15,  11  ff.),  bis  er  end- 
lich mit  Davids  Königthum  an  die  Spitze  Israels  tritt.  Diese  Kraft  u. 
Sieghaftigkeit  des  Stamms  u.  die  Trefflichkeit  seines  Wohnlands  tritt 
als  der  Hauptgedanke  in  V.  8 — 12  hervor.  Dass  Juda  vor  David 
ebenso  heruntergekommen  war,  wie  Ruh.,  Sim.,  Levi  {Wl.  Comp.  320), 
ist  nicht  „Thatsache",  sondern  Theorie.  —  Wegen  des  messianischen 
Gehalts  dieses  Spruchs  sind  ihm  viele  bes.  Erklärungsversuche  zu  Theil 
geworden,  zB.  Zirkel  super  bened.  Judae,  Wirceb.  1786;  Wer  Hin  de 
laud.  Judae,  Havn.  1838;  Hufnagel  in  Eichh,  Repert.  XIV.  235  ff.; 
Muhlert  in  Keil  u.  Tzschirner  Anal.  II,  3,  46 ff.;  PeUerson  comm.  crit. 
phil.  in  Gen.  49,  10,  Lond.  Goth.  1821;  viele  andere  bei  Tuch^  485 f. 
u.  bei  GBaur  227f.;  HgsL  Christ.^  I.  54—104;  Hofmann  Weiss,  u. 
Erf.  I.  112 ff.;  Reinke  Weiss.  Jacobs  über  Juda  1849;  Keil  in  Rudelb. 
u.  Guer.  luth.  Zeitschr.  1861  S.  30ff.;  Cheyne  Proph.  of  Isaiah  1881. 
II.  189 ff.;  DWt?er  in  Journ.  of  Philol.  XIV;  ausserdem  in  den  Lehrbb. 
der  ATI.  Thlg.  {Öhler,  SchullZy  Hilz.  a.)  u.  in  den  Schriften  über 
mess.  Weiss.  {Del,  Orelli  ChBriggs,  a.).  —  V.  8.  In  Ermangelung 
einer  bes.  Sage  über  seine  Vorzeit  knüpft  der  Spruch  an  seinen  Namen 
(s.  29,  35)  an  u.  lobt  ihn  als  den  machtvollen,  auch  von  den  Bru- 
derstämmen anerkannten  u.  gepriesenen  Sieger.  Juda  (Preiswürdiger) 
—  dich  (Ges.  135,  2*)  werden  oder  müssen  deine  Brüder  preisen, 
da  deine  Hand  am  Nacken  (Ij.  16,  12)  deiner  Feinde  ist,  die  fliehen- 
den am  Nacken  fasst,  dir  huldigen  die  Söhne  deines  Vaters,  nicht 
blos  die  Leasöhne,  sondern  die  Jacobstämme  überhaupt.  Sie  beugen 
sich  ihm,  indem  sie  ihn  als  ersten  u.  Führer  anerkennen.  Mit  David  ' 
kam  das  zur  vollen  Verwirklichung;  auf  die  Zeit  nach  Salomo  passt 
der  Satz  nicht  mehr.  —  V.  9.  Zeichnung  seiner  Sieghaftigkeit  unter 
dem  Bilde  eines  Löwen,  der  vom  Raub  zu  seinem  Lager  in  der  Höhe 
aufgestiegen  in  sicherer  Ruhe  seine  Beute  verzehrt.  Das  Bild  vom  Löwen 
ist  häufig  (Dt.  33,  20.  22.  Num.  23,  24.  24,  9.  Mich.  5,  7),  u.  er- 
klärt sich  hier  auch  ohne  die  Annahme,  dass  Juda  schon  damals  den 
Löwen  als  Fahnenzeichen  {Tg Jon.  zu  Num.  2;  Ew,  G.^  III.  341)  führte; 
vollends  Bezugnahme  auf  das  Sternbild  des  Löwen  u.  den  Stern  Regu- 
lus  {Zimm»)  ist  rein  eingetragen,  ein  Löwenjunges  (sofern  Jac.  ihn 
zunächst  in  seinen  Anfängen  anschaut)  ist  Juda,  Insoweit  läge  es 
nahe,  'nhv  vom  Aufkommen,  Wachsen  (LXX,  die  pijö  nach  Ez.  17,  9 
auslegten;  GroL  Äuriv,  Teil,  JDMich.  Hensl,  JusL  Ges,  Ew,)  zu  ver- 
stehen, sprachhch  nach  Ez.  19,  3  (weniger  Dt.  28,  43.  Prov.  31,  29) 
vielleicht  zulässig,  obwohl  gew.  nur  von  Pflanzen^  Hörnern  u.  dgl.  so 


462  Gen.  49,  9—10. 

gebraucht  Aber  grosswerden  vom  Raub  (Raubstamm)  wäre  ein  zwei- 
deutiges Lob,  u.  „hätte  der  Dichter  einen  wachsenden  Löwen  im  Sinn, 
würde  er  ihn  nicht  nachher  als  Löwe  u.  Löwin  zugleich  bezeichnen^' 
{Kn.).  Also  richtiger:  vom  Rauh  mein  Sohn,  bist  du  hinaufgestiegen, 
wie  der  Löwe  auf  seine  Berge  (Gant  4,  8;  Boch.  hz.  IL  36  f.),  so 
Juda  nach  vollendeten  Kämpfen  auf  sein  Gebirgsland  (Jud.  1, 19) ;  nie- 
derkauemd  (Num.  24,  9)  Aal  er  sich  gelagert  (4,  7),  seine  Wohn- 
sitze eingenommen,  wie  ein  Löwe  u.  wie  eine  Löwin  (letztere  noch 
grimmiger  im  Angriff  Her.  3,  108;  Aelian.  var.  bist  12,  39);  nach- 
dem das  geschehen,  wer  will  ihn  auftreiben  1  „so  wohnt  er  in  stolzer 
Ruhe  u,  Zuversicht  des  Starken,  gefurchtet  von  den  Feinden  u.  sicher 
vor  ihren  Angriffen'^  (Kn),  Zieichnung  des  Wesens  dieses  Stammes, 
wie  er  von  Anfang  an  dasteht  —  V.  10.  Beschreibung  seiner  ge- 
schichtl.  Grösse  in  eigentlicher  Rede;  V.  11  f.  gehören  enger  mit  10 
zusammen,  wie  die  Participialconstruction  zeigt  nicht  wird  BefehlS' 
haherstab  von  Juda  weichen,  noch  Fiihrerstab  von  zwischen  seinen 
Füssen]  sondern  er  hält  u.  fuhrt  ihn  fortwährend,  tanv]  kommt  keines- 
wegs blos  dem  König  (Kn,)  zu,  sondern  auch  dem  Häuptling,  Führer 
der  Stämme  oder  grösserer  Abtheilungen  Jud.  5, 14,  gerade  wie  PE^^] 
Num.  21,  18.  Ps.  60,  9  (ein  später  veraltetes  Wort),  zu  denken  als 
ein  hoher  lanzenartiger  oder  auch  oben  gekrümmter  (vielleicht  mit 
Emblemen  versehener)  Stab,  den  der  Häuptling  wie  eine  Standarte  bei 
sich  stehen  oder  sitzend  zwischen  seinen  Füssen  auf  die  Erde  gestellt 
hatte  (vgl  noch  Wellst.  Arab.  I.  126;  Pausan.  DL,  40,  6;  CFHermann 
de  sceptri  regii  antiquitate  1851,  u.  die  Bilder  auf  den  altpers.  u. 
assyr.  Denkmälern).  Dass  p^n'ü  neben  tsa^  nicht  Gesetzgeber  oder 
Führer,  u.  '»''^a':  ^5»?  nicht  von  seinen  Hüften  d.  h.  von  seinem  Samen, 
Nachkommen  (LXX  Vulg.  Trgg.  u.  die  meisten  Älteren  bis  Herder 
excl.,  nach  Dt  28,  57;  letzteres  selbst  noch  Ges.  th.  204)  bedeuten 
kann,  versteht  sich.  Aber  auch  ')''^a'j  ^5»  von  seinen  Fahnen  (Sam., 
Houbig.  Cler.  Teil.)  ist  mit  dem  richtigen  Sinn  von  ^"phti  unverträg- 
lich; aus  der  Mitte  seiner  Fussvölker  (Veiel,  Hulh^  Tuch)  ist  ge- 
schmacklos, auch  grammalisch  unzulässig,  da  man  wohl  b'<V?!'  Jer.  12,  5, 
aber  nicht  i-^Va;?  für  i*^;Va!>  sagen  konnte  {Böltch.  §  827).  Also  Führer- 
stab u.  Führerwürde  wird  nicht  von  Juda  weichen,  bis  dass  er  nach 
äilo  kommt,  den  Gehorsam  von  Völkern  habend.  *^*^  ^Ü  ist  Zu- 
sUndssatz;  ^np"»  hat  Dag.  f.  dirim.  {fies.  20, 2^)  wie  Prov.  30, 17, 
u.  bedeutet  Gehorsam  {Trgg.),  nicht  aber  Erwartung,  Hoffnung  (J^jgr 
LXX  Vulg.  PeL,  mit  Beziehung  auf  Jes.  42,  4)  [oder  Versammlung^ 
Vereinigung  (nj)^»  Äq.  Ar  ab.  Rai.);  d'^»?  aber  sind  sicher  heidnische 
Völker,  nicht  die  isr.  Stämme,  s.  zu  28,  3  (Ges.  Win.  Mei.  Baur), 
weil  für  diese  in  diesem  Zusammenhang  i'^hk  gesagt  wäre  (s.  8.  26),  die 
Behauptung  aber,  dass  r^n^i  nur  den  freiwilligen  nicht  den  erzwungenen 
Gehorsam  ausdrücke,  nicht  zu  erweisen  steht  Die  Meinung  ist:  nach 
Unterwerfung  oder  Bändigung  der  Völker,  gegen  die  er  gekämpft  hat,  was 
kaum  in  anderer  Weise  passender  ausgedrückt  werden  konnte,  da  hier 
Juda  als  Einzelperson  den  Massen  gegenübersteht  *"»  iy]  26,  13.  41,  49. 
2  S.  23,  10,  vgl  'i^K  n9  28, 15;  es  wird  ein  Zeitpunkt  markirt,  bis  zu 


Gen.  49,  10.  463 

welchem  er  den  Führerstab  nicht  bei  Seite  legen  wird.     Die  Bedeu- 
tung so  lange  als  {Tuch  Maur,  Met,  Baur)  könnte  nur  durch  .o  -tj; 
Gant  1,  12  gestützt  werden,  ist  aber  dem  "^  "^9  sonst  fremd,  u.  ergäbe 
eine  thatsächl.  unrichtige  Aussage.     (Über  die  sprachwidrige  Trennung 
von  "*&  TS?  bei  einigen  jüd.  AuslL:   in  Ewigkeit,  denn  s.  Baur  239). 
n^^o]  wofür  aber  riVc  in  Sam.y  hbr.  MSS.,  u.  den  alten  Verss.  (s.  de 
Rossi  IV.  217  ff.),  ist  überall  im  AT.  Name  der  Sudt  Silo  (meist  nV» 
oder  1^»,  seltener  i^*^»  u.  hW  geschrieben,  Ges,  th.  1424;   seinem 
gentil.  ^f^^'o  nach  aus  yh*^^  verkürzt),  im  Stamme  Efraim,  welche  nach 
Eroberung  dieses  Landestheils  der  Sitz  des  Gemeindeheiligthums  vnu'de 
u.  die  Richterzeit  über  bis  EU  blieb  (Jos.  18,  1  ff.  Jud.  18,  31.  21, 
19.  1  S.  1—4;  vgl.  Jer.  7,  12  ff.  Ps.  78,  60).     Sie  ist,  wenn  man 
an  der  Lesart  nV»  festhält,  auch  hier  zu  verstehen   (so  seit  Teller 
viele:    Zirk.  Eichh.Herd.,  Bleek  observ.  1836  p.  18  f.,   Hilz,   Tuch 
DiesU  Bmg.  Ew,  Buns,  Röd,  Baur  DeL),  u.  zwar  im  Acc.  loci  (1  S. 
4,  12).     Subj.  zu  io''  ist  naturgemdss  nicht  man,  sondern  Juda,  auf 
den  "i^;  zm*ückweist.    Man  hat  dann  zu  denken  an  die  Umsiedlung  des 
den  Stämmen    gemeinsamen  Heiligthums   von  Gilgal   nach   §ilo   (Jos. 
18,  9.  1),  nachdem  Juda  u.  Josef  sich  in  ihrem  Wohnland  festgesetzt 
hatten,  u.  damit  eine  Art  Abschluss  der  Kämpfe  erzielt  war.    In  'ai  'i^i 
einen  zweiten  über  Jos.  18  liinausreichenden  Termin  unbestimmter  Länge 
zu  finden  {Bmg,  DeL),  wäre  jedoch,  in  Ermangelung  eines  neuen  Verb., 
unthunhch,  ebenso  (s.  oben)  dürfte  man  *s^  **9  ~i?  nicht  umdeuten  zu:  so 
lange  man  (oder  er)  nach  Silo  kommt,  d.  h.  so  lange  man  Gott  in  §ilo 
verehrt,  d.  h.  im  Sinne  des  Vrf.  ewig  {Hilz,  Tuch  Baur),     Vielmehr 
müsste  der  Sinn  sein,  dass  sein  Führer-  oder  Feldherrn-Stab,  der  ihm 
als  Stamm  zukommt  (Num.  21,  18),  in  voller  kriegerischer  Thätigkeit 
bleibt  bis  zur  Eroberung  seines  Gebiets  (gegenüber  von  andern  Stäm- 
men, die  den  Kampf  aufgaben  oder  vergeblich  kämpften).     Es  wäre 
damit  in   die  Zeit  der  Eroberung    zurückgegangen;    die   Periode   des 
Landbesitzes,  in  der  alle  andern  Stämme  aufgefasst  sind  {HSchuUz^ 
713),  wäre   nicht  verschwiegen,  sondern  V.  11  f.  schildern  diese  als 
die  Frucht  seiner  Siege.     Aber  abgesehen  davon,    ob  Juda  wirklich 
nach  §ilo  kam  (worüber  keine  Nachricht  vorliegt),  wäre  die  Nennung 
eines  geogr.  geschichtl.  Namens   in  diesen  sonst  ganz  allgemein  gehal- 
tenen Sprüchen  sehr  auffallend.     Man  erwartet  einen  Gedanken,    wie: 
bis  dass  er  zur  Ruhe  kommt.    Mit  nVv  ist  der  nicht  zu  erzielen,  aber 
auch  mit  r\hv  nicht     Denn  ein  ^Vw  oder  n^»  Ruhe  u.  ein  nV^  Ruhe 
oder  Beruhiger  (von  "^  '>^'^)  kommen  sonst  nicht  vor,   letzteres    ist 
grammatisch  unmöglich,  da  es  wenigstens  "^^Vic  oder  ''V^'  lauten  müsste 
(s.  Tuch).     Also  sind  Erklärungen,  wie:  bis  Ruhe  kommt  d.  h.  (Prov. 
6,  15.   Ij.  3,  26)  eintritt  {Plü.  Just,  VaL  Ges.  Schum.  deW.  Kn,), 
oder  bis  er  zur  Ruhe  kommt  {Öhl,^  IL  255),  oder  bis  ein  Friede- 
bringer  kommt  d.  h.  Salomo  {Fried,  WerL)  oder  der  Messias  {Afössl, 
Knapp  MuhL  Ros,  Win,  Hgst,  Ke,,  Kohl,  I.  162),  unzulässig.     Auch 
bis  er  in  das    ihm   Gehörige    einzieht,    in    sein    Eigenlhum  kommt 
{Orelli  ATL  Weiss.  137  f.;    Briggs,   unter  Zerlegung  in  .w   u.   ^■^), 
wäre  doch  ein  sehr  farbloser  Ausdruck.     Eher  Hesse  sich  ein  urspr. 


464  Gen.  49,  10.  11. 

c^w  vermuthen,  freilich  nicht  als  ü\-a  (14,  18):  bis  er  (David)  in  Jeru- 
salem einzieht  {Neubauer  im  Athenäum  1885  L  695),  womit  wieder 
ein  n.  pr.  eingeführt  würde,  sondern  als  o'^»  (Jes.  57,  2):  bis  er  zum 
Frieden  eingeht  {üalivy  Rev.  crit.  1883  p*  290).  Man  könnte  auch 
versuchen  n^»  «a^  "»?  (2  S.  3,  22).  Aber  es  kommt  weiter  hinzu, 
dass  man  für  den  oben  angegebenen  Sinn  (er  gebe  den  Kampf  nicht 
auf)  statt  'ii  'flö''  kV  eher  erwartet:  er  wird  den  Stab  nicht  bei  Seite 
legen  oder  dgl.  —  Dem  Ausdruck  'ai  •ntj'^  k^  wird  man  besser  gerecht, 
wenn  man  taaw  u.  ppn^  vom  Herrscherstab  versteht  u.  den  Gedanken 
darin  findet,  dass  dieser  d.  h.  die  HerrscherwOrde  nicht  von  ihm  weichen 
werde.  Dann  aber  darf  man  '*•>  "^s  ^3^  nicht  deuten:  bis  er  (Rehabeam) 
nach  Silo  (für  §ekhem)  kommt  {RaSbamy  Heilen  Hist  Poetry  1.  39  fi*.; 
Peters  105  f.),  d.  h.  bis  zur  Reichstheilung,  oder  mit  Änderung  in 
ts^V^  {Olsh):  bis  ein  Gewaltiger  sc.  der  oberasiatische  Grosskönig 
kommt,  sondern  muss  einen  messianischen  Sinn  darin  anerkennen,  den 
man  früher  insgemein  darin  fand,  u.  zwar  nach  der  Lesart  n^^.  Frei- 
lich %(og  Sv  Ik^  rä  anoTtsliisva  ccvx^  was  ihm  aufbewahrt  ist 
(LXX,  Driv.),  oder  co  ctTtOKeitai  welchem  (es  d.  i.  Scepter)  aufbewahrt 
ist  (LXX  var.;  HSchuUz),  oder  dem  die  Herrschaft  isl  {Onk,  TgJer, 
Saad.;  wohl  auch  Pei.  vgl.  mit  Aphraates,  s.  Driv,  5)  kann  in  H>b 
nicht  liegen,  da  quod  ei  (ohne  Verb.)  oder  gar  blos  cui  (ohne  Subj.) 
kein  Satz  u.  unverstdndUch  ist  (ganz  anders  Ez.  21,  32,  wo  esw^n 
dabei  steht);  möglich  wäre  nur  der  Seinige  (der  ihm  angehört),  eine 
verblümte  Bezeichnung  des  aus  Juda  zu  erwartenden  Völkerherrschers. 
Aber  .^  in  einem  judäischen  Text  wäre  höchst  befremdlich  (s.  auch 
6,  3),  u.  ri^  für  *»^  ein  Unicum.  Correcturen  wie  n^tö  oder  n'^  qui 
millendus  est  (  Vulg.),  tiVk^d  is  quem  Juda  expelil  {Hiller  Onom.  931 ; 
Lag,  On.i  IL  96),  nh  rw-^  for  whom  it  (the  dominion)  is  appointed 
{Cheyne  nach  Rönsch  in  ZWTh.  1872  S.  291;  DnvA)  sind  keine 
Verbesserungen.  Streicht  man  aber  ^^)  als  Glosse  zu  m^«  {WU  L  375; 
Stade  G.^  L  160),  oder  r^h^  als  Glosse  zu  ^Vj  {Wl.  Comp.  321),  über- 
setzt man  also:  bis  er  kommt,  dem  der  Gehorsam  der  Völker  ist 
(gebührt),  so  erkläre  man  auch,  was  jemand  zu  diesem  Glossem  veran- 
lassen konnte!  Ist  demnach  auch  bei  der  mess.  Auffassung  eine  befrie- 
digende Erklärung  des  'nhv  nicht  zu  finden,  so  kommt  weiter  hinzu, 
dass  V.  11  f.  an  diesen  Blick  in  die  fernere  Zukunft  keinen  Anschluss 
hat,  vielmehr  muss  dann  der  V.  10  ein  späterer  Einsatz  sein  {WL), 
zwar  nicht  aus  nachexilischer  Zeit  {Stade),  da  ja  der  tsa»  damals  von 
Juda  gewichen  war,  wohl  aber  aus  einer  Zeit,  da  die  jüd.  Profeten  die 
Messiashoffnung  schon  verkündigt  hatten.  Wahrsclieinlich  aber  ist  es 
kein  freier  Einsatz,  sondern  aus  einem  altern  Text  nur  umgebildet 
Die  mass.  Xesung  Ti^^v  statt  des  älteren  "V»  scheint  auf  der  rabb.  Er- 
klärung sein  kleiner  Sohn  (}%  worüber  Äaur  247  f.;  Driv,  7.  18  f.) 
zu  beruhen.  —  V.  11  f.  zeichnen,  wie  er  nach  Niederkämpf ung  der 
Feinde,  in  seinem  Wohnland  (vgL  9)  reiche  Segnungen  aus  Weinbergen 
u.  Viehtriften  geniesst  Das  hat  an  V.  10  keinen  Anschluss,  wenn 
dort  von  dem  grossen  König  der  Zukunft  die  Rede  ist.  Zum  "^-r  des 
St.  c.  in  ^^ü»,  -33  u.  ^V-^Vsrt  s.  31,  39;  zum  st  c.  vor  der  praep.  Ges, 


Gen.  49,  11—14.  465 

90,  3*;  zu  nS«^?  für  r^^9  Ew.  255^  (Jes.  10,  17.  Dt  25,  4);   zun-r 
für  "i  9,  21;  zum  Prf.  t>a»  als  Forlsetzung  des  Part.  Ges.  116,  5  A.  7; 
zu   der  Aussprache  des  Prf.  mit  -rr  Ges,   52,  2  A.  1.     Es  ist  ein 
idyllisches  Bild,  das  der  Vrf.  entwirft.     Juda,  der  Kriegsheld  u.  Sieger, 
nun  reitend  auf  dem  Esel,  in  vordavidischer  Zeit  dem  gewöhnl.  Reit- 
thier  {Win^  I.  347)  zumal  der  Häupüinge  (Jud.  10,  4.  12,  14,  vgl. 
Zach.  9,  9);  so  voll  ist  sein  Land  von  Weinstöcken,  dass  er  ob  der 
Menge  sie  wenig  zu  achten  u.  zu  schonen  braucht,  dass  er  absteigend 
das  Reitthier  an  die  Rebe,  die  Edelrebe  (Jes.  5,  2.  Jer.  2,  21)  bindet; 
so  reichlich  erzeugt  es  Wein,  Roth  wein  (Dt.  32,  14.  Jes.  63,  2.  Sir. 
39,  26.  50,  15),  „dass  er  ihn  zum  Waschen  seines  Gewandes  {p^'o 
für  wo,  vgl  niw  Ex.  34,  33  ff.;  Sam.  nww)  verwenden  kann,  eine 
Hyperbel  wie  li.  29,  6.     Juda  war  ein  Weinland  (Jo.  1,  7  ff.  4,  18. 
2  Chr.  26,   lOj,  u.  namhaft  die  Weinberge  bei  ^ebron   u.  Aengedi 
(Num.  13,  23  f.  Cant  1,  14).     trübe  an  Augen  von  Wein  u,  weiss 
an  Zähnen  von  Milch]  „im  Überfluss  hat  er  Wein  u.  Milch  zu  ge- 
messen; von  dieser  triefen  die  Zälme  u.  erscheinen  blendend  weiss,  von 
jenem  trübt  sich  der  Blick  (Prov.  23,  29  f.),   womit  jedoch  Vrf.  hier 
nichts  Schlimmes  aussagen  will  (43,  34).    Juda  hatte  auch  ausgezeich- 
nete WeidepläUe  zB.  1  S.  25,  2.  Am.  1,  1.  2  Chr.  26,  10.     Zu  den 
Hyperbeln  vgl.  Jo.  4,  18.  Am.  9,  13"  (JSTn.).  —  V.  13.  Bei  Zebulun, 
dem  6.  Leasohn  (s.  Vorbem.),  der  nie  hervorragte,  doch  an  den  natio- 
nalen  Kämpfen   der  Richterzeit    ruhmvoll   theilnahm  (Jud.  4,   6.   10. 
5,  14.  18.  6,  35  vgl.  auch  22,  11),   hat  Vrf.  nichts  zu  rühmen,  als 
die  günstige  Lage  seines  Gebiets,  wohl  mit  Anspielung  auf  die  Bedeu- 
tung seines  Namens   (30,  20)  als  Wohner,  Anwohner.    Zebulun  — 
nach  dem  Gestade  des  Meeres  (1,  10)  hin  lässt  er  sich  nieder,  er 
selbst  (Ew.   314^)    nach    dem   Gestade   der   Schiffe   hin,   u.   seine 
Hinterseile  auf  oder  gegen  Sidon  hin.    Er  ist  verglichen  mit  einem 
hingelagerten  Menschen  oder  Thier,  dessen  Gesicht  gegen  das  schiffbare 
Ufer,  dessen  Hinterseite  gegen  §idon  d.  h.  hier  doch  wohl  Phönizien 
gerichtet  ist.     Nach  Jos.  19,  10 — 16  war  Zeh.  vom  galiL  Meer  durch 
Naftali  getrennt;  westl.  von  Zeh.,  also  nach  dem  Mittelmeer  hin,  war 
ASer  angesiedelt;  aber  gerade  die  Grenze  zwischen  A§.  u.  Zeh.  ist  Jos. 
19,  14 f.  nicht  näher  bestimmt,   u.  also  selbst  dort  die  Möglichkeit, 
dass  Zeh.  mit  einem  Striche  Landes  ans  Mittelmeer  grenzte  (Jos.  ant. 
5y  1,  22;  b.  j.  3,  3^  1),   nicht  ausgeschlossen.     Sicher  ist  einerseits, 
dass  Jud.  5,  17  d*«»»^  t\^nh  aw^  von  ASer  ausgesagt  ist,  andererseits, 
dass  auch  nach  Dt  33,  19  Zeb.  u.  Jissakhar  die  Schätze  des  Meeres 
saugt     Die  Grenzen  der  Stämme  untereinander  u.  gegen  die  Heiden 
waren  nie  sehr  fest  u.  wechselten   im  Laufe  der  Zeit     Mann  kann 
darum  wohl  glauben,  dass  zur  Zeit  des  Vrf.  Zeb.  bis  ans  Meer  hinaus- 
reichte; andernfalls  müsste  man  die  Ausdrücke  des  Vrf.  vom  Angrenzen 
an  die  Küste  d.  h.  die  Küstengegenden  (nicht  an  das  Meer  selbst)  ver- 
stehen, sofern  schon  dieses  Angrenzen  für  den  Stamm  vortheilhaft  u. 
nuUbringend  war  (sonst  s.  Ew.  G.*  II,  413  f.;  BL.  V.  267;  Stade  G.^ 
I.  171).  —  V.  14  f.  Jissakhar,  der  5.  Leasohn  (s.  Vorbem.),  hatte 
am  Jordan  hin  bis  zum  galil.  Meer  u.  in  der  fruchtbaren  Jizreelebene 

Handb.  z.  A.  Test  XI.    6.  Aufl.  30 


466  Gen.  49,  14—16. 

seine  Sitze.  In  seinem  Land,  durch  welches  die  grosse  Karawanen- 
strasse  vom  Mittelmeer  nach  BethSean  führte,  erhielten  sich  mehrere 
kenaan.  Städte  unabhängig  u.  mdchtig  {Ew.  G.^  II.  468).  Obwohl  er 
an  dem  Freiheitskampf  unter  Debora  Theil  nahm  (Jud.  5,  15),  so  wird 
er  hier  doch  (wie  Ruhen  Jud.  5,  15  f.)  scharf  getadelt,  weil  er,  zu- 
frieden mit  seinem  üppigen  Lande,  in  trdger  Behaglichkeit  sich  zur 
Unterwürfigkeit,  zum  Lohn-  n.  Frohndienst  für  die  reichen  u.  rodchtigen 
Fremden  verstand  (nach  Kuen.  ThT.  V.  292  f.  soll  er  daher  erst 
seinen  Namen  ^avv*^  erhallen  haben !),  womit  stimmt,  dass  in  der  Über- 
sicht Jud.  1,  27  er  allein  fehlt,  als  wSre  in  seinem  Gebiet  heidnische 
Oberherrschaft  nicht  Ausnahme,  sondern  Regel  gewesen.  Im  Hinter- 
grund der  Darstellung  liegt  auch  hier  das  Spiel  mit  dem  Namen  ^do  ^o^ 
(30,  16.  18),  vielleicht  (Del)  in  der  Fassung  ^sw  «te?.  Jiss.  ein 
knochiger  starkgebauter  Esel,  der  sich  hinstreckt  zwischen  den  Hür- 
den (Jud.  5,  16.  Ps.  68,  14;  andere  Deutungen  des  wwo  s.  Ges, 
th.  1471  f.;  Böttcher  NÄ.  L  25;  Bachmann  B.  Richter  400 ff.),  in 
seinem  Wohnland  in  behaglicher  Ruhe.  Das  Bild  vom  Esel  schon  mit 
Beziehung  auf  das  Lasten  tragen,  zu  dem  er  sich  hergibt  (anders  m;6 
16,  22).  Die  Lesart  b*^^  'rt  Lastesel  der  Fremden  (Sam.;  Geig.  360, 
Olsh.,  Kuen.  V.  292)  verwischt  das  Bild,  u.  b*^  Fremde  wäre  ein 
unpassender  Ausdruck  (Del).  So  sah  er  denn  Ruhe,  dass  sie  (s.  1, 14) 
ein  Gut  {Sam.  naSu  adj.)  u.  das  Land,  dass  es  lieblich  (über  die 
Fruchtbarkeit  des  unteren  Galilaea  s.  Jos.  b.  j«  3,  3,  2),  u.  beugte^  um 
in  ruhigem  Genuss  desselben  zu  bleiben  u.  Gewinn  daraus  zu  ziehen, 
seinen  Rücken  (Last)  zu  tragen  u.  fiel  der  Dienstmannfrohne  anheim 
d.  h.  wurde  zum  dienstbaren  Fröhner,  Zum  Ausdruck  vgl.  Dt  20, 11. 
Jos.  16,  10.  17,  13.  Jud.  1,  28.  30.  33.  1  R.  9,  21.  Jcs.  31,  8;  er 
bezeichnet  immer  die  gezwungenen  Arbeiten  der  Hörigen,  Unterworfenen 
u.  Gefangenen.  Falsch  findet  BoM.  u.  Kn.  (nach  LXX)  darin  eine  Be- 
zeichnung des  niedrigen  (!)  u.  lästigen  Berufs  der  Feldarbeit,  dem  sich 
der  Stamm  hingegeben  habe.  Über  die  Auslegungskünste  der  LXX  u. 
des  Onk.j  welche  den  Tadel  vom  Stamm  wegzubringen  suchten,  s.  Geig. 
360.  —  V.  16—18.  Dan,  der  erste  Sohn  der  BiUia,  hatte  sein  Ge- 
biet zwischen  Eh.,  Benj.,  Juda  u.  den  Philistern,  westwärts  gegen  das 
Meer  hin  (Jos.  19,  40  ff.  Jud.  5,  17),  war  aber  durch  die  Amoriter 
eingeengt,  u.  hatte  viel  Noüi  sich  zu  behaupten;  ein  Theil  (Jud.  18, 11) 
seiner  Leute  zog  nordwärts,  eroberte  die  ^idooisdie  Golonie  Lai$  oder 
Leäem  am  Libanon,  u.  liess  sich  dort,  sie  Dan  benennend,  nieder  (Jud. 
1,  34.  18,  7.  27  ff,  Jos.  19,  47;  auch  2  S.  20,  18  LXX,  Ew.  G.^ 
HL  264).  Aus  dem  zurückgebliebenen  Rest  gieng  später  der  Held 
SimSon  hervor,  der  sich  lange  u.  tapfer  an  den  Philistern  rieb  (Jud. 
18 — 16).  —  Auch  dieser  Spruch  geht  vom  Namen  aus.  Dan,  obwohl 
an  Macht  u.  Gebietsumfang  nicht  bedeutend,  wird  richten  sein  Volk 
wie  (irgend)  einer  (Jud.  16,  7.  2  S.  9,  11.  1  R.  19,  2)  der  Stämme 
Israels  f  keinem  hierin  nachstehend,  "i»?]  wird  von  vielen  als  die 
zum  St.  Dan  gehörigen  Leute  genommen,  u.  der  Satz  darauf  bezogen, 
dass  der  kleine  Stamm  seine  eigene  Verwaltung  n.  Gerichtsbarkeit 
haben   (Merc.  Herd.  Hass.  Hensl.  Ros.    Vat.  Bohl)   oder  vielmehr 


Gen.  49,  16—19.  467 

seine  Selbsländigkeit  als  Stamm  behaupten  werde  {Tuch,  WL  I.  875; 
Stad,  168),  was   gerade  bei  diesem  vielbedrängten  St  fraglich  war. 
Aber  dem  Sprachgebrauch  von  'j'^i,   welches  nicht  regieren  u.  (eilen, 
sondern  (80,   6.  Dt  82,  86  u.  s.)  Recht  u.  Hilfe  schaffen  bedeutet, 
so  wie  dem  V.  18  angemessener  ist  es,  unter  *»»»  Israel  (Dt  88,  7) 
zu  verstehen  (Ephr,  Trgg.   Rai.  Qi,   Cter*  Friedr.  Schum.  Ew,  Kn, 
Del,).     Die  Meinung  ist  dann  aber  nicht,  Dan  werde  so  gut  wie  ein 
anderer  Stamm  einen  Richter  Aber  Isr.  stellen,  denn  dafür  ist  i*^n  nicht 
der  Ausdruck,  u.  das  Richterbuch  lag  dem  Vrt  nicht  vor,  sondern  er 
werde  in  den  Kämpfen  gegen  die  Heiden  for  die  Sache  Israels  ebenso 
gut  einstehen,   wie  die  andern,  zB.  in  den  §im§onkämpfen  gegen  die 
Philister,  oder  als  Hüter  der  Nordmark.     Nur  für  sein  Verhalten  gegen 
Fremde,   nicht   für  das  Ringen   um   seine  Selbständigkeit   unter   den 
Stämmen   passt  auch  die  V.  17  an  ihm  gerühmte  Kampfesweise.  — 
V.  17  wird  ihm  Erfolg  in   diesem  Kampfe  gewünscht  {Sam,  minder 
gut  n'^rr^) :  er  sei  (nicht  isty  K  S.)  eine  Schlange,  eine  HomoUer  am 
Weg,   die  des  Rosses  Fersen   beisst,    dass  sein  Reiter  rückwärts 
fällt,    •^apy]  mit  Dag.  f.  dir.,  s.  V.  10.    ifc''»«]  über  die  species  ist  keine 
sichere  Überlieferung;    am   wahrscheinlichsten  ist  Cerastes   {Ges.  th.) 
Homotter,  von  der  Farbe  des  Wüstensandes,  in  den  sie  sich  bei  Tag 
verbirgt  {Rl  HWB.  228);  „sie  legt  sich  in  Löcher  u.  Fahrgeleise,  fällt 
unversehens  die  Vorübergehenden  an  {Oken  NG.  VI.  544);  sie  ist  erd- 
farben, man  tritt  leicht  auf  sie  u.  gefährdet  sich  Diod.  8,  50"  {Kn.). 
Nicht  der  offene  Kampf  mit  Übergewalt,  wie  bei  Juda,  wird  gezeichnet, 
sondern  der  listige  des  Schwächeren  gegen  den  Stärkeren,    der  aber 
doch    etwas   ausrichtet     Der  Art   war  der  Kampf  der   600  Daniten, 
welche  die  Stadt  Lai§  überfielen  (Jud.  18,  27),  auch  der  des  Simäon, 
der  durch  allerlei  Listen  den  Feinden  empfindlichen  Schaden  zufügte. 
Jacob  missbilligt  {Kn,)  das  nicht,  sondern  wünscht  es.  —  V.  18  nicht 
späteres   Einschiebsel    {Plü,    Ilg.    Vol.   Maur,   Bohl.    Gramb.    Olsh.; 
Böhm,  der  darin  eine  Verwahrung  des  R  gegen  Dan's  götzendienerische 
Gelüste  findet;   Fripp  ZATW.  XI.  268),  auch  nidit  Seufzer  eines  er- 
schöpften,  neue  Kraft  sammelnden  Sterbenden    {Teil.  HensL    Tuch), 
sondern  „der  Stammvater  redet  hier  betend  im  Namen  der  Nachkommen, 
die  in  den  Kriegen  mit  den  Völkern,  zB.  den  Philistern,  Jahve's  Bei- 
stand zu  erharren  haben  werden.     Er  knüpft  den  Ausspruch  gerade  bei 
Dan  an,  weil  dieser  den  Feinden  nicht  gewachsen  war,  sondern  auf 
höhere  Hülfe  rechnen  musste"  {Kh,),  vielleicht  gerade  Philisterkämpfe 
die  Gegenwart  des  Vrf.  bewegten  {Ew.).    Nur  Gott  kann  den  Endsieg 
geben.  —  V.  19.  Gad,  der  1.  Sohn  der  Zilpa,  in  Gilead  sesshaft,  war 
den  Angriffen  der  Wüstenvölker  u.   der  Ammoniter,    die   einen  Theil 
seines  Landes  beanspruchten  (Jos.  18,  25.  Jud.  11,  15)  ausgesetzt, 
erwehrte  sich  aber  ihrer  tapfer,  zumal  der  Ammoniter  (Jud.  10  f.), 
wie  er  auch  noch  zu  SaüFs  Zeit  gegen  die  Araber  glückliche  Kriege 
führte   (1  Chr.  5,   18  ff.)   u.  dem  David  viele  seiner  besten  Helden 
lieferte  (1  Chr.  12,  8  ff.),  vgL  Dt  88,  20.    Der  Name  Gad  wird  hier 
(anders  als  80, 11)  mit  nna  eindringen  auf  jem.,  ihn  drängen  u.  i^i* 
Schaar,  Krieger-  u.  Räuherschaar  in  Verbindung  gebracht,  u.  als 

30* 


468  Gen.  49,  19—21. 

Dränger  aul^efa/sst.  Gad  — -  Schaarengedränge  drängt  ihn  (Qab.  3, 
16),  aber  er  drängt  {ihre)  Ferse]  d.  h.  ,,zwar  driogen  feindL  Haufen 
auf  ihn  ein,  aber  er  sdüdgt  sie  in  die  Fiudit  u.  folgt  ihnen  tapf^  an- 
greifend auf  dem  Fusse,  ist  hart  hinter  ihnen  her'*  (Kn,).  ag;]  ge- 
nfigt zwar,  aber  es  ist  sinnreich  yermuthet  (EScheid,  Teil.  PliL,  Bleek 
emend.  loci  Gen.  49»  19  f.  Bonn  1881»  Schum.  Kn.  OUh,)^  dass  mit 
Herfiberziehung  des  ^  von  V.  20  u)^  zu  lesen  seL  —  V.  20.  Äier^ 
der  2.  Sohn  Zilpa's,  „bewohnte  das  Land  vom  Karmel  bis  nach  Phd- 
nizien  hin  (Jos.  19,  24  ff.),  hatte  also  die  Meereskfiste  von  Galilaea 
inne  (Jud.  5,  17),  ein  sehr  fruchtbares  Gebiet  Dt.  88,  24'^  (£h.),  reich 
an  Weizen,  Wein,  ÖL  Pohtisch  war  er  nicht  bedeutend  (Jud.  1,  81  f. 
5,  17).  *^Mto]  ebenso  Sam^  aber  LXX  Vulg.  Pei.  Onk.  drficken  nur 
^VM  aus,  u.  ausser  V.  22  beginnen  alle  Sprfiche  mit  dem  reinen  Namen 
ohne  Vorsatz.  Zieht  man  »  zu  V.  19  (s.  d.),  so  ergibt  sich:  Aier  — 
feU  ist  sein  Brod,  wahrhaft  fippig,  vorzfighch;  behält  man  es  hier, 
^0  kann  man  deuten:  von  Aier  kommt  Fettes  als  sein  (eignes)  Brod 
{Tuch  Bmg,  Kn,  Del.)  d.  h.  fippige  u.  vorzfigliche  Produkte,  die  ihm 
selbst  zur  Nahrung  dienen,  wobei  aber  ^vm&  für  ^i»  y'^»'o  minder 
passend  wäre,  oder:  für  Aier  ist  zu  fett  sein  Brod  {Ew!).  Zu  an\ 
fem.  (aber  Sam.  p«)  vgl.  Bötich.  §  657.  „Dabei  hat  Vrfl  vermuth- 
iich  die  Bedeutung  des  Namens  *^m  (80,  18)  im  Sinn.  u.  er  (der- 
selbe) gibt  Königsleckerbissen]  gibt  von  seinem  Überfluss  an  diesen 
Erzeugnissen  auch  an  andere  ab;  bei  ihrer  Vorzfiglichkeit  kommen  sie 
selbst  auf  furstl.  Tafeln.  Man  muss  an  Ausfuhr  denken.  Die  Phöniken 
zB.  bezogen  von  den  Hehr,  allerlei  Landesprodukte  Ez.  27,  17.  Act 
12,  20;  Jos.  ant  14,  10,  6  (vgl  auch  1  R.  5,  28.  25),  u.  dass 
A§er  bei  diesem  Verkehr  besonders  betheiligt  war,  lässt  seine  geogr. 
Lage  erwarten.  Man  hat  nicht  nöthig,  hei  ^Vta  (ohne  Art.)  an  einen 
isr.  König  zu  denken''  (JBTn.).  --  V.  21.  Naftaii,  der  2.  Sohn  Bilha's, 
bewohnte  ein  langgestrecktes  Gebiet,  dem  galil.  Meer,  dem  Jordan  u. 
Qule-See  entlang  bis  in  den  Libanon  hinem;  mit  Beziehung  darauf  (vgl. 
V.  13)  liegt  es  nahe,  auch  ohne  dass  man  eine  Landkarte  {Peters)  zur 
Hand  hat,  nach  LXX  ri^n  u.  ^^^h  (Jes.  17,  6.  9)  zu  lesen:  N.  ist  eine 
gestreckte  (vgl.  Jer.  17,  8.  Ez.  17,  6.  Ps.  80,  12;  auch  n^^)  d.  i. 
schlanke  Terebinthe,  er  der  schöne  Wipfel  gibt,  treibt  {Boch.  Lowlh, 
Herd.  JDMich,  Hensl.  Bass.  Just.  llg.  VaU  Bohl.  Ew.  Olsh.  a.); 
die  Wipfel,  die  N.,  nicht  die  Terebinthe,  treibt,  wären  dann  (immer 
noch  in  Anlehnung  an  das  Bild)  die  Helden  u.  Volksführer,  welche 
aus  diesem  Stamm  hervorgiengen  Jud.  4,  6.  5, 18.  6,  85.  7,  28;  zum 
Pflanzenbild,  das  Air  die  bisherigen  Thierbilder  einträte,  wäre  V.  22 
zu  vergleichen.  Noch  Onh  u.  Hier  qu.  scheinen  f^Y^»  (s.  zu  12,  6) 
gelesen  zu  haben.  Die  mass.  Lesung,  keineswegs  schon  {Del.^)  Qab. 
8,  19  vorausgesetzt,  aber  bezeugt  bei  Aq.,  Test.  Napht,  c.  2,  Trg.  II 
u.  lU,  Pei.  Vulg.  (vgl.  Hieron.  quae.),  u.  bei  ihnen  theils  auf  Boten- 
di^ste  des  N.,  theils  auf  die  Sopherim  von  Tiberias  oder  auf  die  galil. 
Apostel  gedeutet,  ergibt  2  disparate,  unter  sich  nicht  zusammenhängende 
Aussagen.  N*  ist  eine  losgelassene,  fessellose,  flinke  (ij.  89,  5;  Cler. 
Ges.  Tuch  Del.),  nicht  aber  gestreckte  d.  i.  schlanke  {Ges.  Tuch  Stäh.), 


Gen.  49,  21—23.  469 

auch  nicht  aufgejagte  (Jes,  16,  2  Kn,)  Hirschkuh^  wäre  gesagt  mit 
Bezug  auf  die  Schnelligkeit  seiner  Helden  u.  Mflnner  (Ps.  18,  84.  Qah. 
3,  19.  Jes.  85,  6,  ygl.  2  S.  2,  18.  Gant  2,  9),  nicht  mit  Anspiehing 
auf  die  Freiheit  von  Knechtschaft  (Del),  woför  andere  Bilder  flblich 
waren.  Das  andere  er  der  schöne  Reden  gibt  wird  jetzt  gew.  auf 
die  Wohlredenheiti  die  dichterische  oder  rednerische  Begabung  des 
Stammes  bezogen  (Ros.  Stäh.  Schum.  Tuch  Kn,  DeL  a.),  wofQr  aber 
ausser  dem  Antheil,  den  Jud.  5,  1  dem  Baraq  an  dem  Gesang  der 
Debora  zuschreibt,  sich  sonst  keine  Zeugnisse  finden  (sicher  nicht  Dt. 
88,  28).  ^o]  nur  hier.  Mit  dem  Sternbild  des  ^:m  Widders  u.  den 
*^ö  «»ii»«  gehörnten  Lämmern  (Zim,)  gewinnt  man  keinen  Inhalt  — 
V.  22  —  26.  Josef,  der  geliebte  Sohn  Jacob's,  der  grosse  u.  mächtige 
Doppelstamm  (s.  Gp.  48),  wird  neben  Juda  am  meisten ,  ja  (V.  26) 
noch  mehr  als  dieser  gesegnet.  Dass  die  Sprache  hier  noch  ungelenker 
u.  alterthfimlicher  ist,  als  in  den  übrigen  Sprüchen  (etwa  8  f.  ausge- 
nommen), ist  kaum  zu  yerkennen;  der  Schluss,  dass  der  Dichter  ältere 
Worte  benutzt  habe  {Ew,  G.^  I.  586 f.),  liegt  nahe.  Auch  die  alten 
Gottesnamen  V.  24  bestätigen  diese  Ansicht  V.  22  geht  aus  von  einem 
Blick  auf  die  FVuchtbarkeit,  den  Volkreichthum  des  Stammes.  Da  die 
Zusammenordnung  eines  adj.  fem.  mit  subst  m.  noch  schwieriger  ist, 
als  von  1?  oder  f?  der  Pflanzen  zu  sprechen  (Ps.  80,  16  u.  vgl.  psn*^ 
Ij.  14,  7  Jes.  58,  2),  so  ist  ^egen  die  Mass.  i;  herzustellen :  r^'^^  aber, 

alter thümlich  för  ri*ys  oder  »^j*?»  (-Btp.  178*),  ist  weder  Ur*  agna^ 
ovicula  (Ilg.  Val,  JusU)  mit  Anspielung  auf  Vn-j,  noch  für  ?t;|  juvenca 
(Schum.)  gesagt,  oder  )^;$  zu  lesen  {Pet.  Zimm.)  sondern  ein  Frucht- 
baum Jes.  17,  6  {Saad.  Herd.  Ros,  Ges.  Kn,),  genauer  (Jes.  82,  12. 
Ez.  19,  10.  Ps.  128,  8)  ein  fruchtbarer  Rebstock  {Onk.  Tuch^  Ew. 
Del),  wegen  V.''.  Sohn  einer  d.  i.  eine  junge  Fruchlrebe  ist  Josef, 
mit  Anspielung  auf  den  Hauptzweig  B^-nfeK  (41,  52.  Hos.  18,  15),  u. 
warum  i??  s.  bei  *in*  V.  9;  eine  j.  F.  am  Quell,  die  Feuchtigkeit  ge- 
nug hat  zum  Wachsthum  (Ps.  1,  8.  Jer.  17,  8);  ihre  Töchter  d.  i. 
Schösslinge,  Ranken  stiegen  auf  an  der  Mauer  (Ps.  18,  30).  Von 
unten  bewässert,  von  der  Mauer  geschützt  breitet  sie  sich  aufs  üppigste 
aus,  emporrankend  an  der  Mauer.  Deutlicher  wäre  ''"'»j'ia»,  ist  aber  nicht 
durchaus  nöthig;  mit  nw  nSaa  ist  nichts  geholfen,  u.  bei  relativer 
Fassung  des  myx  wäre  J^^aa  beziehungslos.  Über  Sing.  fem.  beim  sächl. 
PI.  s.  Ges.  145,  4;  ein  alles  fem.  Plur.  8  p.  Prf.  auf  n-  nimmt  an  u. 
sucht  zu  erweisen  JPeters  in  Hehr.  III.  111  u.  V.  190.  Mit  den  Les» 
arten  der  LXX  u.  Sam,  ist  nichts  anzufangen;  gegen  die  wilden  Thiere 
auf  der  Lauer  oder  an  der  Mauer  s.  Tuch  ^4:99;  *^^v  (aus  Dt  88, 17) 
ist  hier  fremd,  ''Vy  Junges  (">i»  ^^9  Stierjunges,  Zimm.)  rein  erdichtet 
u.  „daughters  have  marched  in  procession  to  a  bull"  (Pet.)  sinnlos. 
—  V.  28 1  Schilderung  der  Bedrängnisse  des  blühenden  Stammes  durch 
Femde,  die  er  aber  in  der  Kraft  des  Gottes  Jacob's  siegreich  überwand. 
Der  Übergang  aus  dem  Bild  in  die  eigentl.  Rede  ist  nicht  zu  schroff, 
wenn  man  nur  den  Gedanken  des  Bildes  festhält;  in  der  Anknüpfung 
durch  Iprf.  cons.  könnte  wohl  liegen,  dass  gerade  seine  Blüthe  Anlass 
zur  Befeindung  wurde,    da  wurden  bitter  gegen  ihn,  eig.  behandelten 


470  Gen.  49,  23.  24. 

ihn  bitter,  feindselig,  wohl  richtiger  als  „erbitterten  ihn*',  u.  schössen, 
da  befeindeten  (27,  41)  ihn  Pfeilbesilxer,  Pfeilschützen.  naS]  von  m*i 
in  intrs.  Aussprache  {Ges,  67  A.  1);  Bedeutung  wie  Ps.  18, 15;  ver- 
wandt na":  21,  20  u.  fw^,  vgl.  a'i  Ij.  16,  13.  Jer.  50,  29;  gegen  1na•^-1•^•l 
(Sam.  LXX)  von  a*^"?  zeugt  B-^sm  •'i».  Da  nam.  die  arab.  Völker  (s. 
21,  20)  berühmte  Bogenschützen  waren,  so  denkt  man  jetzt  meist  (zB. 
En.  Del.^)  an  Befeindung  Eir.-Manasse's  im  West-  u.  Ostjordanland 
durch  arab.  Nachbarn  u*  Eindringlinge  (Jud«  6  ff.  1  Chr.  5, 18  ff.)  so- 
wie durch  Kenaanfier  (Jos.  17, 16)  in  der  Richterzeit;  wenig  passend 
(Kn,)  an  die  Kriege  mit  andern  isr.  Stämmen,  die  vielmehr  durch 
Efraim's  Übermuth  veranlasst  waren  (Jud.  8,  1  f.  12, 1  ff.).  Bezugnahme 
auf  die  Gp.  37  ff*  erzählten  Befeindungen  Josefs  durch  die  Brüder  (LXX 
Trgg,,  Rai,  Qi.,  Merc,  Cler.  JDMich,  Teil,  Ros,  a.)  erlauben  die  Aus- 
drücke nicht;  dass  dem  Vrf.  noch  weniger  umgebildete  Erinnerungen 
an  die  alten  stamm^eschichtlichen  Feindschaften,  durch  w^he  einst 
das  Josefhaus  nach  Äg.  gedrängt  wurde,  im  Sinn  lagen  {Ew.  6.^  I. 
587  f.),  ist  wenig  wahrscheinlich.  An  die  Kriege  mit  den  Syrern  unter 
Benhadad,  Qazael  {WL  I.  375;  Stade  165)  kann  man  nur  denken,  wenn 
man  in  dem  Segen  eine  Weissagung  sieht  {Luth,,  De/.^);  sie  liegen  zu . 
weit  ab  von  dem  Gesichtskreis,  in  dem  die  übrigen  Sprüche  sich  be- 
wegen. 3WM">J  wie  )  copul.  von  Semiten  auch  da  gebraucht  wird,  wo  wir 
die  Kategorie  des  Gegensatzes  anwendet^  also  auch  aber,  u.  sogar 
sondern  (17,  5.  42,  10)  ausdrückt,  so  auch  !)  cons.  (19,  9.  32,  31). 
doch  blieb  in  Beständigkeit]  d.  h.  {Ew.  299^)  dauerhaft  u.  fest 
sein  Bogen]  seine  Waffe,  mit  der  er  sich  ihrer  erwehrte  (vgl.  48,  22. 
Hos.  1,  5),  zugleich  Bild  seiner  Macht  (ij.  29,  20).  av*^]  vom  Bogen  aus- 
gesagt, ist  nur  denkbar,  wenn  im  älteren  Sprachbewusstsein  hinter  dem 
gew.  Begriff  sich  setzen  noch  der  urspr.  Sinn  fixum,  stabilem  esse  (arab. 
thabba,  thabata)  fQhlbar  war;  '^tdJflj  oder  ^»'55  {Kn»)  taugt  nicht,  weil 
^■^ü  (als  Vrb.  ungebräuchlich)  harte,  nicht  elastische  Festigkeit  ausdrückt, 
auch  neben  iJn-^«»  kein  so  voller  Verbalbegriff  erwartet  wird;  *>|?»p>jj 
(LXX)  hat  alles  (i*;*'^»,  '*' —  u.  i*^  -7-,  fft)  gegen  sich.  Auch  die  Ver- 
bindung ta^n;  •»»*)»  Handarme,  die  Arme,  deren  Muskelkraft  den  Ge- 
brauch der  Hände  zum  Spannen  des  Bogens  ermöglicht,  ist  ungewöhn- 
lich, aber  far  den  Dichter  wohl  nicht  zu  kühn,  tit]  leichtbeweglich, 
gelenk,  flink  sein,  s.  Ges,  th.  1097.  "^i"^]  durch  ^'^'i'o  {Lag,  Onom^ 
n.  97;  Olsh,)  zu  ersetzen  scheint  nicht  nöthig,  da  die  comparative 
Fassung  als  sinnlos  sich  von  selbst  verbietet,  u.  der  Sinn  sofort  durch 
'ai  Bio»  erläutert  wird;  der  Dichter  weist  mit  diesem  öri%og  auf  die 
Ursache  der  ungeschwächten  Wehrhaftigkeit  Josefs  hin:  von  den  ihn 
stützenden  (Ex.  17,  12  Ew,)^  kräftigenden  Händen  des  Starken  JacoVs, 
von  dort  her  u.  s.  w.  '"^  ^"^a«]  ein  Gottesname  des  ältesten  Zeitalters 
wie  die  17, 1.  21,  33.  31,  13.  42  erhaltenen,  u.  von  da  aus  erst  Jes. 
1,  24.  49,  26.  Ps.  132,  2.  5  wiederholt.  Warum  er  urspr.  Stier  Jacob's 
bedeutet  haben  soll  {WL  L  298;  Stade  a.),  ist  nicht  einzusehen,  wenn 
auch  die  Punktation  ^"^ax  (nicht  ^y^^^)  vermuthlich  die  Abwehr  eines 
solchen  Verständnisses  bezweckt  (ZATW.  HL  124).  Es  ist  kein  anderer, 
als  der  Gott  Jacob's  selbst,   der  so  an  Josef  seine  Segnung  Jacob's 


Gen.  49,  24—26.  471 

forlsetzte.  Q>^]  sinnlicher  u.  kräftiger  als  b^^  {Pei,  Onk.  Teil.  Mich. 
Dath»  Ilg,,  ÖUli)^  hinweisend  auf  den  Himmel,  erklärt  durch  nyS; 
(von)  dem  Hirten,  oder  noch  besser:  inde  ubi  est  pastor  (wie  tMä 
ex  quo  tempore  39,  5;  Ew.  382^;  Tuch).  Zwischen  nyS  u.  'w^  )^h 
will  zwar  Mass.  ein  Appositionsverhältniss,  so  dass  hier  2  Gottes- 
namen wären:  Hirte  (48,  15.  Ps.  80,  2.  23|  1)  u.  Stein  Israels 
s.  V.  a.  sonst  'i«  Ps.  18,  32.  1  S.  2,  2.  Dt  32,  4.  Jes.  30,  29; 
aber  nan  ohne  Art  oder  ohne  folg.  ^«"»w»  ist  unverständlich,  u. 
laK  heisst  Gott  sonst  nie;  daher  besser  nyS,  Hirte  des  Israelsleins 
{Herd.  Ew.),  mit  Beziehung  auf  28,  18  f.  22.  35,  14,  s.  v.  a.  der  Gott 
von  Bethel  (31,  13),  nur  dass  der  Gott  des  Hirtenhelden  hier  noch 
treffender  selbst  Hirte  benannt  wird,  im  Sinne  von  48,  15;  das  ganze 
ein  im  ältesten  Jacobhaus  gebräuchlicher  Gottesname,  wogegen  die 
Correctur  »i?*^  '^«w  (Böttch.)  überflüssiges  hereinbringt,  u.  f^i^  ^»ö 
Vit-nfen  «^31  (Lag.  Olsh.)  eine  jüngere  Entwicklungsstufe  der  Religion 
einmischt,  u.  'v\  7|iaM  n?*)  {Öttli  in  Schweizer  Theol.  Ztschr.  1885  S. 
147  f.)  den  V.  25*  vorwegnimmt  Sämmtl.  Worte  von  "^t^ö  an  sind 
im  text  rec  mit  Recht  zu  V.  24*  verbunden;  ein  Hinweis  auf  die 
Quelle  der  ungeschwächten  Kraft  Josefs  ist  hier  passend.  —  V.  25  ff. 
Treffend  wird  dieser  Hinweis  noch  einmal  aufgenommen,  um  von  da 
aus  rasch  zu  Segensanwünschungen  umzuwenden:  derselbe  Gott,  der 
ihm  bisher  half,  wolle  ihm  auch  die  folgenden  Segnungen  geben!  vom 
Gott  deines  Vaters  (31,  5.  42.  48,  15.  Ex.  15,  2.  18,  4)  —  so  {Ew. 
347*)  helfe  er  dir  denn!  ti.  mit  (4,  1)  dem  d.  i.  mit  Hilfe  des  Allmäch- 
tigen —  so  segne  er  dich  denn!  Zu  •»?«;  ohne  h»  s,  Num.  24,  4. 
16.  Die  Lesart  ^mj  ist  nicht  sicher:  LXX  Sam.  Pei.  {Vulg.)  Saad. 
u.  selbst  hbr.  Cod.  bieten  ^m^,  was  Plü.  Vat.  JusU  Bleek  Ges.  Hitz. 
Tuch  Ew.  KS.  vorziehen,  weil  die  Praep.  r»  hier  etwas  aufifällig  ist; 
rMto  (äw.)  ist  nicht  bezeugt  Vor  Vm  könnte  die  Praep.  p  fortwirken 
(Ew.  351*);  dass  auch  vor  n»  (=nMb),  ist  ohne  Analogie.  *i^  ^^^a] 
sind  Acc.  des  Inhalts  (Dt.  12,  7.  15,  14)  zu  ^s'O'vt:  mit  Segnungen 
des  Himmels  drohen  (27,  39),  Thau,  Regen,  Sonnenschein  (27,  28.  39), 
mit  S.  der  Fluth,  die  unten  lagert  (1,  9.  7,  11),  Quellen  u.  Brunnen, 
Bächen  und  Flüssen,  die  aus  der  unterirdischen  Q^nn  kommen,  also 
überhaupt  mit  Fruchtbarkeit  des  Landes  (s.  Dt  33,  13  ff.),  mit  S.  der 
Brüste  u.  des  Mutlerleibes,  animalischer  Fruchtbarkeit  jeder  Art  (das 
Gegentheil  Hos.  9,  14  Tuch),  also  unter  Menschen  u.  Vieh;  nicht  ein- 
zuschränken (iTn.)  auf  Milch  u.  Zuwachs  der  Viehheerden.  —  V.  26. 
Aber  noch  höherer  Segen  als  blos  Fruchtbarkeit  des  Landes  u.  Volkes 
wird  auf  ihn  gehäuft.  Nach  der  mass.  Lesung  (schon  in  Pei.  u.  Onk.) 
wäre  gesagt,  dass  der  Segen,  womit  Jac.  den  Jos.  segnet,  höher  und 
kräftiger  sei,  als  der  womit  seine  Altem  ihn  segneten  oder  gesegnet 
waren  (s.  weiter  Geiger  250),  wobei  dann  Gl.  a|3,  je  nachdem  man 
niMn  auslegt  u.  "»s^  als  praep.  oder  conj.  fasst,  sehr  verschieden  ge- 
deutet wird.  Aber  o''':'^n  kommt  im  AT.  nie  von  Altern  vor,  u.  kann 
es  auch  nicht,  da  in  »ri'in  Mutter  (Gant  3,  4.  Hos.  2,  7)  der  Begriff 
des  Empfangens  noch  ganz  lebendig  war.  „Nach  dem  Parallelismus 
mit  fiViy  r92i,  nach  Dt.  33,  15.  (Jab.  3,  6  u.  nach  den  LXX  {oQimv 


472  Gen.  49,  26.  27. 

liovl(i(ov)  hat  man  {Ges.  Win,  Schu.  Bohl.  Uaur,  Ew.)  i?  '*;:'in  oder, 
da  ^^^1  sonst  nur  noch  als  n.  pr.  gebraucht  wird,  t?  '^^  {Friedr, 
Plü.  Tuch),  schwerlich  t?  •>:?«  {JDMich.  Hg.  Dalh.)  zu  lesen"  (Kn), 
keinenfalls  i?  '^'^^n  oder  ■♦'^'j*i,  da  ein  *-    sl.  c.  nicht  zu  erweisen  ist 
Dann  sind  aber  auch  die  Tf"^?»  *^b->a  (wozu  LXX  Sam,  noch  ?|»k;  fögen) 
nicht  die  Segnungen,  mit  denen  der  Vater  jetzt  segnet,  schon  wegen 
des   Perf.   '»^m   nicht,   sondern   die   der  Vater   von  seinen   Vorfahren 
empfieng,  u.  die  Meinung  ist:  die  S.  deines  Valers  sind  stark  gewesen 
über  (48,  22)  d.  h.  giengen  hinaus  über,   überstiegen  die  Segnungen 
der  uralten  Berge,  die  Lust  (8,  6),  die  reizenden  Güter  der  ewigen 
Hügel:  mögen  sie  zu  Theil  werden  dem  u.  s.  w.!  d.  h.  sie  betrafen  noch 
höhere  Dinge  als  blos  die  herrl.  Erzeugnisse  des  schönen  Gebirgslandes 
(Gebirg  Efir.,  Gilead,  BaSan),  also  doch  wohl  Macht,  Ansehen,  Ehre, 
politische  Bedeutung  {Kn.  Ew.),  vor  allem  die  Verheissungen.     Indem 
er  sie  auf  Josef  legt,  setzt  er  ihn  zum  Nachfolger  des  Vaters  (48, 15  fif.) 
ein   u.  nennt  ihn  den  "^"^ta  unter  seinen  Brüdern,  den  Ausgesonderten 
u.   Geweihten    (Onk.),   nicht    im  levit-eth.  Sinn  den  Naziräer  {Vulg. 
Saad.),  sondern  Fürsten  (LXX,  TgJon.,  u.  die  Neueren  von  Herd,  an, 
indem  die  meisten  mit  Pei.  sogar  ^''tj  als  den  mit  dem  "^ts  Diadem 
gekrönten  verstehen,  vgl.  Thr.  4,  7  u.  WK-n!?),  ohne  damit  auf  ein  Kö- 
nigthum  im  Josefstamm  anzuspielen,  denn  das  Königthum  Nordisraels 
haftete  gar  nicht  am  Josefistamm,  wenn  gleich  dieser  immer  der  wich- 
tigste Bestandtheil  des  Nordreichs  war.     Sonst  s.  Dt.  33, 16.     h^mp*] 
würde   bei  der  mass.  Lesung  des  V.  am  besten  als  Grenze  (von  ^iMh 
abgeleitet)   genommen    {Rosenm.  de   Pent   pers.  p.  43;  Ew.  186°; 
Del.)j  bei  der  anderen  Lesung  passt  das  nicht,  wenn  man  nicht  (Ew. 
G.^  I.  586)  dem  na^a  die  unerweisliche  Bedeutung  Gipfel  geben  will; 
aber  auch  eine  Verbesserung  in  das  pros.  Tk^in  (Olsh.)  ist  nicht  nöthig. 
««^y  Prov.  10,  6.  11,  26;  auch  Ij.  19,  9.  Jes.  35, 10,  wornach  der 
Segen   wie  ein  Schmuck  des  Hauptes  zu  denken  ist.     Nach    Fripp 
(ZATW.  XI  26201)  sollen  V.  24^—26  eine  Interpolation  aus  Dt  33, 
13 — 16  sein,  weil  sie  das  Königthum  in  Josef  preisen  u.  deshalb  mit 
V.  8.  10,  dem  Preis  des  davidischen  Königthums,  in  Widerspruch  stehen. 
In  Wahrheit  folgt  aber  nur,  dass  mit  '^*'t3  noch  gar  nicht  das  König- 
thum  gemeint  ist  (s.  oben),  auf  welches  auch  sonst  kein  Wort  hin- 
deutet    Mit  den  erzählenden  Sätzen  V.  23.  24^  hat  der  Spruch  keinen 
Schluss;   mit  dem  V.  22 — 24*  Gesagten  geschieht  der  geschichtL  Be- 
deutung Efr.-Manasse's   ihr  Recht    noch  nicht;  Dt.   33,  13 — 16*  er- 
weist sich  als  glossirende  Umschreibung  von  Gen.  49,  24^ — 26* ,  nicht 
umgekehrt;  das  Hervortreten  des  religiösen  Elements   in  24^.  25  ist 
völlig  in  Ordnung,  weil  bei  diesem  liebsten  und  Hauptsohn  sich  das 
Herz  des  Vaters  höher  hebt  (vgl  48,  15  f.);  die  Gottesnamen  ('^i»  ein- 
geschlossen) sind  älteste,  nicht  junge.  —  V.  27.  Benjamin,  einer  der 
kriegstüchtigsten  Stämme  (Jud.  5,  14.  20,  19  ff.  2  S.  2,  15),  mit  aus- 
gezeichneten Bogenschützen  u.  Schleuderern  (Jud.  20,  16.  1  Chr.  8,  40. 
12,  2.  2  Chr.  14,  7.  17,  17);  aus  ihm  gieng  mancher  Streitheld  her- 
vor  zB.  Ehud  Jud.  3,  15  ff.,   später  Saül   u.  Jonathan;   aber  auch  im 
Kampf  mit  dem  übrigen  Isr.,   in  ungerechter  Sache,   zeigte  er  seine 


Gen.  49,  27—32.  473 

Rauflust  u.  Streitbarkeit  Jud.  19  ff.  Er  wird  verglichen  mit  einem 
Wolfy  der  zerreissl  (ci*;!?^  in  Pausa  für  fj^tt-j  s.  zu  V.  3);  morgens 
verzehrt  er  Beule  (Jes.  33,  23)  u.  gegen  Abend  verlheill  er  Raub; 
er  ist  allezeit  (Qoh.  11,  6.  Ps.  55,  18.  92,  3)  kämpf-  u.  beutelustig, 
n.  geniesst  siegreich  seine  Beule.  „Das  Bild  des  Wolfes  kommt  sonst 
im  AT.  nur  im  schlimmen  Sinn  vor  (§eph.  3,  3.  Qab.  1,  8.  Jer.  5,  6. 
Ez.  22,  27);  es  bedeutet  demnach  hier  kein  volles  Lob,  wiewohl  es 
die  kriegerische  Tüchtigkeit  Benjamin's  anerkennt''  {Kn.),  Man  muss 
jedoch  bedenken,  dass  das  Bild  vom  edleren  Löwen  V.  9  schon  ver- 
wendet ist,  u.  dass  für  den  Stamm,  der  zu  des  Vrf.  Zeit  zu  den 
kleinsten  gehörte  (1  S.  9,  21.  Jud.  21,  6),  nur  das  Bild  eines  kleineren 
Raubthieres  passte,  auch  bei  nichtsemitischen  Völkern  des  Alterthums 
die  Yergleichung  mit  dem  Wolf  ganz  ehrenvoll  ist.  Auffallend  bleibt 
immer,  dass  vom  Königthum  Saül's  keine  Andeutung  gemacht  ist  — 
V.  28.  Durch  die  Unterschrift  alle  diese  sind  Israelstämme ,  zwölf y  u. 
dies  isVs  was  ihr  Vater  zu  ihnen  geredet  hat  wird  angedeutet,  dass 
es  sich  in  diesen  Jacobsprüchen  um  die  Stämme  {"^^"o  schon  Y.  16) 
handelt;  übrigens  LXX  viol  'laxaiß  för  '«'^  'w.  und  er  segnete  sie,  jeden 
mit  dem,  was  wie  sein  Segen,  segnete  er  sie  „er  wünschte  jedem 
die  Segnung  an,  welche  diesem  entsprach  u.  für  ihn  war,  jedem  seinen 
besonderen  passenden  Segen.  Über  "n!??  c.  dupl.  Acc.  s.  25.  Die  Stelle 
lässt  alle  Jacobsöhne  gesegnet  werden,  passt  also  nicht  zu  Y.  1 — 27, 
wo  keineswegs  jeder  eine  n;;^»  erhält"  {tCn.\  Im  Ausdruck  erinnert 
sie  an  1,  27.  5,  If.  (doch  s.  auch  41,  11  f.).  Sie  wird  darum  (Kn. 
Sehr,  KS.)  urspr.  dem  Bericht  des  A  angehören,  welcher  Y.  29  ff. 
weiter  geht,  übrigens  fehlt  '^^ök  in  LXX  Sam.  Pei,]  möglicherweise 
ist  es  verschrieben  für  »•>«  (Dd.,  vgl.  2  S.  23,  21). 

d)  Y.  29 — 33,  der  Auftrag  Jacob' s  an  seine  sämmtl.  Söhne, 
ihn  in  der  Makhpelahöhle  zu  begraben,  u.  sein  Tod,  von  A,  u.  bei 
ihm  Fortsetzung  von  48,  3—7  (s.  zu  48,  7).  Dass  hier  A  erzähle, 
„lehren  die  wörtl.  Rückbeziehung  auf  seinen  früheren  (ericht,  die  Breite 
der  Darstellung,  die  Ausdrücke  3>?a,  nm»,  '^^W'h»  5)DK3  u.  l?«  y;?, 
sowie  die  AnschHessung  seiner  Angabe  50,  12  f.  u.  die  Differenz  von 
47,  29 — 31,  wo  nach  G  Jac.  dem  Jos.  allein  Auftrag  hinsichtUch  der 
Bestattung  gibt"  (Kn.).  —  Y.  29  f.  s.  25,  8  u.  Cp.  23.  o»;^»  ^t^^] 
fehlt  in  LXX,  s.  aber  33.  ''»?"^»]  nach  Analogie  der  andern  Stellen, 
wo  diese  Phrase  vorkommt,  erwartet  man  *'»?">?  (ZATW.  YIII.  281); 
doch  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  auch  d^  Sippe,  Verwandtschaft  aus- 
drücken konnte  (s.  17,  14).  rrnfen — ^nag  *>w«]  auch  50,  13;  es  ist  nicht 
nölhig,  ^«K  als  wo  (Num.  20^  13)  zu  fassen  {BöltcK  Olsh.  Del% 
oder  «Tiwn  Vik  als  sammt  dem  Feld  (DeL^)-,  vielmehr  s.  zu  13, 16  u. 
Ges.  148, 1  not  1.  Für  ein  Glossem  halten  Olsh.  Del\  Bud.  den 
\J^ ;  allerdmgs  ist  entweder  Y.''  oder  Y.  32  überflüssig.  —  Y.  31  vgl. 
über  Abr.  u.  Sara  23,  19.  25,  9;  von  Isaac  war  der  Begräbnissort  35, 
29  nicht  bemerkt;  das  Begräbniss  der  Rebecca  u.  Lea  ist  in  der  Gen. 
nicht  erzählt.  Über  die  Rafeel  s.  zu  48,  7.  —  Y.  32  dem  mit  der 
Höhle  darin  von  den  ffell.  angekauften  Feldstück]  hat  an  tvifö  (Ks,) 
kaum  Anschluss,  ist  auch  schwerföUig  ausgedrückt,  u.  dürfte  eine  Glosse 


474  Gen.  49,  32— Cap.  50,  2. 

sein  (Del.^),  die  über  31  hinüber  sich  an  30*>  anlügt.  —  V.  33. 
ntt»n— CjbMMj  lückbezflglich  auf  48,  2  (47,  31),  also  aus  C.  Alles 
übrige  aus  A.  Die  Meinung,  dass  auch  i-^aa — ^Vs-^i  auf  C  zurückgehe, 
bei  diesem  aber  T?r?^  (statt  n«>)  gestanden  habe  (Bud.  ZATW.  UL  72flf.), 
ist  schon  darum  unhaltbar ,  weil  49,  2 — 27  keine  ns^  ist  u.  die 
ni^a  V.  28^  vielmehr  von  A  stammt  In  Wahrheit  in  t^^^  \>y^  bei 
A  vollkommen  gerechtfertigt,  da  48,  3—6  u.  49,  29—32  letzte 
Willenserklärungen  des  Jac  enthalten,  u.  gerade  für  solche  rr»  der 
technische  Ausdruck  war.  —  Auf  dem  Bett  sitzend  hat  Jac.  alles  bis 
dahin  Berichtete  geredet;  nun  zieht  er  seine  Füsse  auf  das  Bett  zurück 
u.  stirbt    Sein  Aller  ist  nach  A  schon  47,  28  angegeben. 


5.   Begrftbniss  Jacob's  und  Tod  Josefs,  Cap.  50,  nach  A,  B,  C. 

Josef  iSsst  den  Leichnam  Jacob's  nach  9g.  Weise  einbalsamiren 
u.  bestattet  ihn  unter  Theilnahme  seiner  Brüder  u.  zahlreicher  Ägypter 
in  dem  Familiengrab  bei  Qebron.  Seine  Brüder,  die  nach  des  Vaters 
Tod  seine  Rache  fürchten,  beruhigt  er  u.  sorgt  auch  femer  brüderlich 
für  sie.  Er  stirbt  110  Jahr  alt,  nachdem  er  noch  Urenkel  erlebt  hat; 
sein  Leichnam  wird  ebenfalls  einbalsamirt  u.  in  einem  Kasten  aufbe- 
wahrt (iSTn.).  —  In  diesem  Bericht  gehören  dem  A  an  blos  12  f.  als 
Ausführung  des  49,  29  ff.  gegebenen  Auftrags;  die  chronol.  Angabe  in 
22  u.  26  ist  wohl  nicht  von  ihm,  da  er  'w  'y^  t^aw'  f>x»9  geschrieben 
hätte.  Ebenso  sicher  muss  V.  4 — 11.  14  als  Bericht  über  die  Voll- 
ziehung des  47,  29  ff.  gegebenen  Befehls  (auf  den  V.  5  zurückweist) 
aus  C  entnommen  sein,  für  welchen  auch  '^'a  nn  ''^K3^ö  Ka  bm  u.  "«i 
*t  w»3  4,  )?•:  8,  aö-j  u.  B"»^!  9,  -a»  9 — 11,  «^  1j?-^?  11  sprechen. 
Die  Einleitung  dazu  1 — 4^  kann  auf  B  zurückgehen,  ist  dann  aber 
von  R  etwas  umgeformt  (h»'^v'^  2),  sie  kann  aber  auch  von  G  verfasst 
sein  mit  Zugrundlegung  des  B,  der  in  dg.  Dingen  am  besten  Bescheid 
weiss  (vgl.  26  mit  2  f.).  Dagegen  ist  15—26  Text  des  B,  bei  ihm 
der  Schluss  der  von  ihm  mit  so  warmer  Theilnahme  behandelten  Jo- 
sefgeschichte, zu  deren  VerstSndniss  V.  20  (vgl.  45,  7)  den  Schlüssel 
gibt  Besondere  Beweise  für  ihn  liegen  in  der  V.  21  durchschim- 
mernden abweichenden  Chronologie,  in  dem  Zusammenhang  von  24 — 
26  mit  Ex.  13,  19.  Jos.  24,  32.  u.  Gen.  33, 19,  in  a-^nVic  19  f.  24  f., 
u.  in  den  Ausdrücken  i»!)ö  21,  rrfeaj  20,  "a»  D-^rri?«  winri  19,  ^57?"^? 
23.  Doch  werden  auch  hier  (aus  einem  Paralleltext  des  C)  euizelne 
Sätze,  nam.  18.  21  taaV^?  ^ai^n,  24  '«  a^awp  *iüm  durch  R  einge- 
arbeitet sein. 

V.  1.  Nachdem  der  Vater  verschieden,  wirft  sich  Jos.  auf  sein 
Gesicht,  beweint  u.  küsst  ihn.  'a*»  i^«5l  entsprechend  dem  "»^h«  h9  hta 
(bei  C)  33,  4.  45,  14.  46,  29.  Sonst  vgl.  46,  4.  —  V.  2.  Darauf 
gibt  er  den  unter  ihm  stehenden  Ärzten  Befehl,  den  Leichnam  zu  bal- 
samiren.  „Äg.,  als  Heimath  der  Arzneikunde  schon  dem  Homer  be- 
kannt (Od.  4,  231  f.),  war  reich  an  Ärzten  (Her.  2,  84.  3,  1.  129). 
Sie  gehörten  mit  zur  Priesterschaft  (Diog.  Laert.  3,  1,  8)  u.  hatten 


Gen.  50,  2—5.  475 

ihre  eigenen  Bücher  (Diod.  1,  82;  dem.  AI.  str.  6  p.  684).  Ais  erster 
Staatsbeamter  (41,  40)  u.  hochgestelltes  Mitglied  der  Prieslerkaste  (41, 
45)  hat  Josef  Ärzte  in  seinen  Diensten.  Das  Einbalsamiren  der  Leichen 
(TccQi%Bvsiv ,  TaQl%sv<Sig)  war  äg.  Sitte"  (beruhend  auf  dem  Glauben 
an  einen  fortdauernden  Zusammenhang  der  Seele  mit  dem  Körper),  ^u. 
wurde  von  einer  besonderen  Klasse  Kunstverständiger  (xaQtxevTuI)  gegen 
Bezahlung  geübt.  Es  gab  verschiedene  Arten  des  Verfahrens  dabei 
(Her.  2,  86  ff.  Diod.  1,  91),  s.  Friedrich  Zur  Bibel  H.  199  f.  Win.^  I. 
307  f.'*,  Ebers  in  Ri.  HWB.  352  f.  „Jacob  wurde  also  zur  Mumie 
bereitet;  ebenso  Josef  V.  26;  sonst  wird  dies  von  keinem  Hebräer  be- 
richtet Etwas  anderes  ist  das  Einbalsamiren  bei  den  späteren  Juden 
(Job.  19,  39  f.).  —  V.  3.  Über  dem  Einbalsamiren  vergehen  40  Tage. 
Damit  stimmt  Diod.  1,  91,  wornach  die  Taricheuten  zur  Einbalsamirung 
iq)  rj^iigag  nksiovg  tmv  tQioKovtcc  (var.  xBTraQayiovra)  Zeit  gebraucht 
haben"  (Kn.).  Dagegen  nach  Her.  2,  86.  88  dauerte  die  Behandlung 
durch  die  Taricheuten  70  Tage,  u.  schwerlich  beruht  diese  Angabe 
blos  auf  Verwechslung  mit  der  Trauerzeit  (Tuch,  HgsU  Mose  u.  Äg. 
70,  Kn)y  sondern  die  Zeit  mag  je  nach  Gegenden  oder  Personen  variirt 
haben  (s.  Winer).  mV»]  s.  25,  24.  29, 21.  In  den  70  Tagen,  in  welchen 
die  Äg.  ihn  beweinten,  sind  jedenfalls  die  40  Tage  der  Einbalsamirung 
eingerechnet  Um  Aaron  u.  Mose  trauerte  Isr.  30  Tage  (Num.  20,  29. 
Dt  34,  8,  vgl.  Dt  21,  23).  Hier  handelt  es  sich  um  äg.  Trauerzeit:  um 
einen  König  pflegten  die  Äg.  72  Tage  zu  trauern  (Diod.  1,  72).  Dass 
die  Äg.  den  Jac.  überhaupt  beweinen,  u.  dass  sie  ihn  so  lange  be- 
weinen, geschieht  (nach  dem  Sinn  des  Vrf.)  um  Josefs  willen.  Über 
ihre  Trauergebräuche  s.  Her.  2,  85.  Diod.  1,  91 ;  Wilkinson  manners 
Ser.  I,  1.  256.  —  V.  4  f.  Nach  Ablauf  der  Trauerzeit  (r^*^?»  Ew. 
186^;  ^^5;  35,  8)  lässt  Jos.  beim  König  um  Erlaubniss  nachsuchen, 
dass  er  den  Leichnam  des  Vaters  nach  Ken.  bringen  u.  dort  in  dem 
von  ihm  bereiteten  Grab  begraben  dürfe,  wie  er  ihm  geschworen  habe 
(47,  31).  Er  geht  nicht  selbst  zum  König,  sondern  nimmt  die  Hof- 
leute daflir  in  Anspruch,  nicht,  weil  er  nicht  mehr  Minister  war  {Buns,^ 
s.  dagegen  21);  wohl  auch  nicht,  weil  er  noch  über  die  äg.  Trauerzeit 
hinaus  trauerte  u.  im  Trauerzufzug  vor  dem  König  zu  erscheinen  nicht 
schicklich  war  (41,  14.  Est  4,  2;  Schum.  HgsL  Kn,  Del,  Ke.\  wogegen 
'a  '•»  •na^'^i  spricht),  sondern  eher  darum,  weil  in  einer  den  Minister  persön- 
lich betreffenden  Sache  ohne  Befürwortung  anderer  Grossen  nichts  gethan 
wurde.  '*•>  k3-bk]  s.  zu  18,  3.  '*  "»atna]  44,  18.  r(a  •'sa«  narr]  48, 21 ;  in 
LXX  weggelassen,  '»n'^^s]  doch  wohl  gegraben  habe  (26,  25),  da  es  sich 
um  ein  Grab  handelt,  vgl.  2  Chr.  16,  14  (LXX  Vulg.  Tg  Jon,,  Saad. 
GrVen,)\  weniger  natürlich:  gekauft,  vgl.  Dt  2,6  {Onk,,  PeL  BohL 
Kn,).  Sei  es  so  oder  so,  die  Aussage  fällt  auf  gegenüber  von  47,  30. 
Die  Vermuthung  liegt  nahe,  dass  hier  ein  anderes  Grab  als  die  Makhpela- 
höhle  gemeint  sei,  u.  47,  30  auf  Correctur  des  R  zu  Gunsten  des  A 
beruhe  {WL),  Wirklich  denken  einige  an  ein  Grab  auf  dem  bei  Sekhem 
(33,  19)  angekauften  Grundstück  {Kay,  35;  Bruston  in  ZATW.  VIT. 
202 ff.).  Aber  33,  19  gehört  nicht  zu  G  (Kay.),  sondern  zu  B,  u. 
50,  4—11  nicht   zu  B  (Bru«(.),  sondern  zu  G;   in   den  judäischei^ 


476  Gen.  60,  5—11 

Überlieferungskreis  des  G  fügt  sich  ein  Jacobgrab  in  Sekhem  nicht  ein. 
Auch  wäre  es  eine  merkwürdige  Inconsequenz  des  R,  wenn  er  in  47, 
30  den  Text  des  G  za  Gunsten  des  A  geändert,  dagegen  in  50,  5  den 
von  A  abweichenden  Text  stehen  gelassen  hätte.  Vielmehr  wird  an- 
zunehmen sein,  dass  der  Ausdruck  hier  (50,  5)  auf  Anpassung  an  äg. 
Vorstellung  beruht.  Auch  musste  in  der  That  in  der  Familiengruft 
der  *ia^  des  einzelnen  besonders  zubereitet  werden.  —  V.  6 — 9.  Nach 
erhaltener  königl.  Genehmigung  macht  man  sich  auf  den  Weg.  ^^m"^*) 
rry^t]  -f  tw  ^I(o<Sfiq>  LXX.  „Mit  Josef  begleiten  die  Leiche  die  Hof- 
leute des  Königs  u.  die  Staatsbeamten  (ij^j  von  der  Würde  wie  24, 
2),  die  ganze  Familie  Jacob's  mit  Ausnahme  von  Weib  u.  Kind,  end- 
lich auch  Wagen  u.  Reiter  (zum  Geleite  u.  Schutz);  alle  zusammen 
bilden  einen  ansehnlichen  Zug.  Der  Patriarch  wird  also  im  Tode  hoch- 
geehrt" (JSTn.).  tp]  s.  45,  19.  d-^w^b]  über  die  geschichtl.  Schwierig- 
keit, die  darin  liegt,  s.  zu  Ex.  14,  9.  —  V.  10  f.  „Angekommen  an 
dem  Ort,  der  Stechdomlenne  hiess,  stellen  sie  Jacob  zu  Ehren  eine 
grosse  u.  schwere  Todtenklage  an.  Sie  dauert  7  Tage,  also  die  ge- 
wöhnl.  Trauerzeit  (1  S.  31,  13.  Judith  16,  24.  Sir.  22,  12).  Die 
Landesbewohner  sehen  u.  hören  der  Todtenfeier  zu  u.  von  ihnen  er- 
hält der  Platz  den  Namen  ta'^'^atta  h^n  luctus  Aegypliorum,  So  näml. 
hat  der  Vrf.  das  Wort  ausgesprochen  (LXX  Vulg,),  während  '»  Va» 
der  Punktatoren  prcUum  Aegypliorum,  Aegypterau  besagt*'  {Kn,),  Der 
Ort  ist  sonst  unbekannt;  den  Namen  Aegypterau  braucht  man  jetzt 
nicht  mehr  aus  seiner  äg.  Fruchtbarkeit  (vgl.  13, 10)  zu  erklären  (Hitz. 
Jes.  227;  Tuch  An.);  während  der  langen  Herrschaft  der  Äg.  über 
Palästina  in  vormosaischer  Zeit,  die  aus  den  Tell-Amama-Rriefen  fest- 
steht, lassen  sich  für  die  Entstehung  eines  solchen  Namens  geschichtl. 
Anlässe  genug  denken.  Die  Isr.  hinwiederum  legten  den  von  ihnen 
vorgefundenen  Namen  sich  in  ihrer  Weise  zurecht,  u.  combinirten  ihn 
mit  ihrer  Josefgeschichte.  Und  nur,  weil  er  in  der  Sage  schon  damit 
im  Zusammenhang  stand,  kann  G  diesen  Passus  aufgenommen  haben. 
Der  Ort  lag  näml  in'j^si  *ia?a,  was,  da  Vrf.  nicht  im  Ostjordanland 
schrieb,  nur  auf  die  Ostseite  des  Jordan  gehen  kann.  Vielleicht  nahe 
dem  Jordan,  in  der  'Araba.  Zwar  sagt  Hieron,  (im  Onom.  s.  area 
Atad) :  lacus  Irans  Jordanem  in  quo  planxerunt  quondam  Jacob,  tertio 
ah  Hierico  lapide,  duohus  milibus  a  Jordane,  qui  nunc  vocalur 
Bethagla),  u.  demgemäss  suchen  ihn  in  ri\m  n«»»  (Jos.  15,  6.  18, 19. 
21),  heutzusage  Ain  ^a^la  (etwa  1  Stunde  NW.  von  der  Jordanmün- 
dung) u.  Qasr  ^a^la  {%  Stunden  SO.  von  Jericho,  Berggren  R. 
m.  llOf.;  Seelz.  U.  302f.;  Roh.  D.  510ff.;  de  Saulcy  voy.  II.  147  ff. 
Gadow  in  ZDMG.  IL  59)  Kn,  Raum.  u.  a.,  machen  auch  ''?^»«3  (12,  6) 
dafür  geltend.  Aber  man  weiss  nicht,  worauf  die  Angabe  des  Hier, 
ruht,  u.  sie  gegen  den  Text  festzuhalten,  ist  bedenklich;  noch  bedenk- 
licher, anzunehmen  (Buns,\  dass  es  einst  statt  l^.^üt?  geheissen  habe 
^nan  d.  h.  ü^'V^is  Vna.  Der  Text  führt  auf  einen  Ort  östl.  vom  Jordan, 
u.  wenn  er  von  ihm  nicht  zu  weit  entfernt  war,  so  lässt  sich  •^asasn— r^-»"» 
dahin  verstehen,  dass  man  vom  Westjordanland  aus  den  Vorgang  mit 
angesehen  habe;  andernfalls  müsste  man  ""ayadn  für  eine  Glosse  halten. 


Gen.  50,  11—18.  477 

Das  wSre  noch  leichter,  als  das  2malige  'n  "^aya  ^v»  für  Interpolalion 
erklären.  Wie  freilich  der  8g.  Zug  dazu  gekommen  sein  soll,  statt 
des  geraden  Wegs  über  Rhinocolura  u.  BeerSeba^  die  Richtung  um 
das  todte  Meer  herum  einzuschlagen,  darüber  gibt  Vrf.  keinen  Auf- 
schluss,  u.  hat  wohl  nicht  weiter  darüber  reflectirt.  Daran  aber,  dass 
in  irgend  einer  Oberlieferung  *iBKn  )'^  als  Jacobs  Begrdbnissort  ge- 
gölten  hätte  {KS)f  ist  gewiss  nicht  zu  denken.  Er  müsste  dann  auch  sonst 
in  der  Jacobsage  vorkommen,  u.  V.  5  zielt  jedenfalls  nicht  auf  diesen 
Ort.  'äi  i^a»^  wy»*»]  für  eine  Dublette  zu  10*  anzusehen  (KS),  er- 
scheint nicht  nöthig.  K^p  la-V^]  s.  zu  83, 17.  —  V.  12  f.  Für  den 
Schluss  des  Berichts  treten  Worte  des  A  ein,  u.  als  die  Memung  des 
R  ergibt  sich,  dass  das  eig.  Begräbniss  in  der  Makhpelahöhle  die  Jacob- 
söhne allein,  ohne  die  Äg.,  ausführten,  als  hätten  die  fremden  Be- 
gleiter den  hl.  Boden  der  Verheissung  nicht  sollen  betreten  dürfen 
(Tuch).  Dass  12 f.,  urspr.  Fortsetzung  von  49,  88,  aus  A  stammen, 
folgt  aus  ''•»3a  12  (während  man  a^^j  "»aa  erwartet),  aus  der  breiten 
Bemerkung  über  die  Makhpelahöhle  (s.  28,  20),  dem  Nichthervortreten 
Josefs  vor  den  Brüdern,  aus  v^j^m  u.  der  Ähnlichkeit  von  V.  12  mit 
6,  22  (JSTn.).  Sonst  s.  zu  49,  30.  —  V.  14.  Nach  der  Bestattung 
kehrt  Josef  mit  der  ganzen  Begleitung  (V.  7 — 9)  heim.  Josef  ist 
hier  wieder  die  Hauptperson,  u.  die  Äg.  vereinigen  sich  wieder  mit 
ihm.  —  V.  15.  Hier  fällt  der  Bericht  des  B  ein.  Die  Brüder  fOrchten, 
Jos.  werde  nach  dem  Tode  des  Vaters  durch  nichts  mehr  abgehallen 
ihnen  das  zugefugte  Böse  vergelten.  ^^J  wenn  er  uns  befeindete,  mit 
zu  ergänzendem  Nachsatz:  so  stände  es  schlimm  mit  uns;  ähnl.  Ps. 
27,  13  (Ew.  358*).  So  schon  die  Verss.:  fw}  nors,  köH  Das  ebenso 
nahe  liegende  -iV  von  ihm  (20, 13.  Ps.  3,  3.  71, 10.  Jud.  9,  54)  haben  die 
Mass.  vermieden,  weil  die  Aussage  zu  sicher  lauten  würde«  bbo]  27,  41. 
49,  23.  Sonst  s.  1  S.  24, 18.  —  V.  16  f.  Darum  entbieten  (Jes.  10,  6. 
Jer.  27,  4)  sie,  um  sich  sicher  zu  stellen,  (Abgeordnete)  an  ihn,  u.  lassen 
ihn,  unter  Berufung  auf  des  Vaters  ausdrückl.  Anordnung,  um  Ver- 
zeihung des  Geschehenen  bitten.  Ob  eine  solche  Anordnung  bei  B  früher 
erzählt  war,  ist  fraglich:  es  genügte,  sie  hier  erst  zu  erwähnen,  ^^si^l] 
Kccl  TittQayevoiiBvoi  LXX,  la^p  Pei,,  zu  "^fenV  (auch  zu  V.  18)  nicht 
passend.  m9k]  o  doch/  (Ew.  262*),  im  Pent  nur  noch  Ex.  82,  81 
bei  C.  kto]  vergehen  (18,  24),  hier  zur  Abwechslung  auch  (wie  Ex. 
23,  21.  Jos.  24,  19  bei  B)  mit  Dat  der  Schuld  {Ew.  282<^).  Knechle 
des  Gottes  deines  Vaters]  in  dieser  Gemeinschaft  des  Gottes,  den  sie 
verehren,  liegt  ein  weiterer  Erhörungsgrund.  Josef  weint,  weil  sie  ihm 
so  schlimmes  zutrauen  u.  er  sich  verkannt  sieht  {Kn.  Ke,\  eher  aus 
Mitleid  mit  den  Brüdern,  die  in  ihrem  bösen  Gewissen  solche  Furcht 
vor  ihm  haben.  B^na]  sc.  die  Abgeordneten,  worunter  wohl  einige 
der  Brüder  zu  verstehen  sind.  —  V.  18.  Damach  gehen  auch  seine 
Brüder  d.  h.  seine  andern  Brüder  {seine  Brüder  seihst  würde  voraus- 
setzen, dass  die  Abgeordneten  Fremde  waren)  zu  ihm,  demüthigen 
sich  vor  ihm  u.  bieten  sich  ihm  zu  Sklaven  an  (wie  44,  16  bei  G). 
isVi]  so  richtig  (s.  16);  es  darf  nicht  (mit  Vat.)  in  tta«)i  geändert 
werden.    Diese  Selbstunterwürfigkeit  will  zu  der  vorherigen  Bitte  um 


478  Gen.  50,  18—24. 

Vergebung  nicht  recht  stimmen,  u.  dürfte  der  V.  ein  Einsatz  aus 
C  sein.  —  V.  19  f.  Er  spricht  ihnen  Muth  ein,  u.  bemerkt  bin  ich 
an  Gottes  Statt?  (wie  80,  2)  d.  h.  hier:  habe  ich  Macht  u.  Recht, 
die  Vorsehung  u.  Vergeltung  auszuüben?  (LXX  Pei.  haben  kein  % 
Sam.  kein  "s;).  Er  will  nicht  eigenmächtig  in  die  Fügung  Gottes  ein- 
greifen. Sie  haben  freilich  Böses  gegen  ihn  gesonnen,  Gott  aber  habe 
es  gesonnen  d.  h.  vorbedacht  zum  Guten,  u.  somit  auch  zu  einem 
guten  Ziele  gelenkt,  um  zu  thun,  wie  es  jetzt  der  Fall  ist  (s.  zu  Dt. 
2,  30),  um  zu  erhalten  (45,  7)  viel  Volks  j  viele  Leute.  „Der  böse 
Wille  der  Brüder  ist  durch  ihre  Noth  Cp.  42  ff.  hinlänglich  bestraft; 
wollte  Josef  mehr  thun,  so  würde  er  in  das  Walten  Gottes  eingreifen, 
der  das  Gerathen  Josefs  nach  Äg.  wollte,  u.  zwar  zur  Erhaltung  seiner 
Erwählten,  rife^]  s.  48,  11.  —  V.  21.  Dem  göttl.  Plane  gemäss  wird 
er  für  ihre  Erhaltung  sorgen.  Die  Stelle,  wie  auch  rt5n  wt  20  lautet 
so^',  (umsonst  bestritten  von  DeL^)  „als  daure  die  Hungersnoth  noch 
fort  (45,  11.  47,  12).  Nach  der  Zeitrechnung  47,  28  war  sie  damals 
längst  vorüber*'  {Kn,),  B  hat  offenbar  den  Tod  Jacob's  früher  ange- 
setzt als  A.  öaW?]  34,  3.  —  V.  22.  Josef  u.  das  Jacobhaus  bleiben 
in  Äg.  u.  Josef  wird  110  Jahre  alt  (wie  sein  Nachkomme  Josua  Jos. 
24,  29).  '**»  "»rr^VI  macht  den  Übergang  zu  V.  23  u.  braucht  nicht  ein 
späterer  Einsatz  (KS.)  zu  sein,  auch  nicht  {Kitt,}  aus  G  zu  stammen, 
neben  V.  25.  Zu  den  110  Jahren  vgl.  die  Bemerkungen  oben  S.  404. 
Nach  äg.  Vorstellung  beträgt  die  Dauer  eines  vollen  u.  gesegneten 
menschl.  Lebens  110  Jahre,  schon  in  Papyrus  Prisse  u.  weiterhin 
{LStern  in  BÄgZ.  1878  S.  75  f.;  Krall  in  VII  Orient.  Congr.  1886, 
äg.  afr.  Sect.  S.  110).  —  V.  23.  Josef  „erlebt  von  Efr.  {\  wie  44,  20) 
w^hv  •'aa  filios  tertiorum  d.  i.  Urenkel,  von  Manasse  ebenfalls"  {Kn.). 
ö^wW]  Ex,  20,  5.  84,  7.  Num.  14,  18.  Dt.  5,  9  sind  Kinder  der  8. 
Generation  (den  Urvater  selbst  nicht  mitgerechnet)  Ex.  34,  7;  'w  ^^^ 
also  Ururenkel  (so  Ew.  Alt.  ^  225 ;  Ke.),  die  sonst  c'^^a'^  heissen.  Aber 
LXX  Vulg.  Pei,  Trg,  verstehen  Urenkel  (ebenso  Tuch  Kn.  Del),  sei 
es  dass  sie  Q*^»  lasen,  wie  Sam,,  sei  es  dass  sie  im  st  c  ein  Appo- 
sitionsverhältniss  {Ew.  287®)  ausgedrückt  fanden.  „Efr.  wird  voran- 
gestellt, weil  er  48,  8  ff.  den  Hauptsegen  erhalten  hat"  {Kn.).  Das 
über  Manasse  Gesagte  (bei  welchem  wegen  der  Berühmtheit  Makhir's 
statt  des  allgem.  Ausdrucks  ein  concreterer  gewälüt  wurde)  spricht  für 
letztere  AufTassung.  auf  die  Knie  Josefs]  wurden  sie  geboren;  er 
nahm  die  neugeborenen  auf  den  Schooss  (30,  3;  bei  den  Griechen  Odys. 
19,  401),  u.  erkannte  sie  damit  als  seine  Nackommenschaft  an.  An 
Adoption  im  Sinn  von  48,  5  f.  (u.  im  Widerspruch  damit)  wird  nicht 
zu  denken  sein  (s.  Stade  in  ZATW.  VI.  145  f.).  Der  Sam.  gibt  nur 
''»''a  für  '^s'^a-Vy,  was  KS.  vorziehen.  Über  die  Bedeutung  des  Makhir 
im  Ostjordanland,  s.  Num.  32,  39  f.  Dt.  3,  15.  Jos.  13,  31.  17,  Iff.; 
die  besondere  Hervorhebung  der  Kniesetzung  bei  Makhir's  Söhnen  er- 
klärt sich  daraus  {Ri.  HWB.  765^).  —  V.  24  f.  Beim  Herannahen 
seines  Todes  (Ausdruck  wie  48,  21  (50,  5)  lässt  Jos.  die  Seinigen 
schwören,  einst  seine  Gebeine  nach  Ken.  mitzunehmen.  Über  das  Vor 
herwissen  des  dereinstigen  Hinaufziehens  s.  46,  4  u.  48,  21.     seine 


Gen.  50,  25—26.  479 

Brüder]  doch  wohl  Slammgenossen  (V.  25)  wie  31,  23  (Äh.).  ya^ri] 
s.  47,  29  f.  't^  Tpfc]  Ex.  13,  19.  3,  16  (B);  sonst  s.  Gen.  21,  1. 
'i'y  »a»3  'k  p«n  ^«]  ist  eine  Phrase  des  C  oder  R  (26,  3.  Ex.  13,  5. 
32,  18.  38,  1  u.  s.).  —  V.  26.  Josef  nach  seinem  Tode  wird  ein- 
haLsamirt,  wie  Jacoh  V.  2,  u.  in  den  Kasten  gelegt,  ov'^'^i]  s.  zu  24,  33. 
V^^^]  in  den  in  diesem  Fall  gewöhnUchen  Kasten.  S.  Hgst.  Mos.  u. 
Äg.  74  f.;  Ebers  in  RL  HWB.  354.  „Die  Äg.  pflegten  die  einbalsa- 
mirten  Leichname  in  hölzerne  Kasten  zu  thun  u.  dann  in  der  Todten- 
kammer  sorgfältig  aufzubewahren  (Her.  2,  86).  Sie  hielten  dieselben 
sehr  werth  u.  es  galt  als  schmählich,  sie  nicht  wieder  einzulösen, 
wenn  man  sie  in  der  Noth  verpfändet  hatte  (Her.  2,  136;  Diod.  1,  93; 
Lucian  de  luctu  c.  21).  Auch  Josefs  Mumie  blieb  im  Besitz  der  Isr. 
bis  zur  Zeit  des  Auszugs.  Damals  nahmen  sie  die  Gebeine  des  Jos. 
mit  sich  (Ex.  13,  19)  u.  bestatteten  sie  in  dem  Grundstück  bei  §ekhem, 
welches  (33,  19)  einst  Jacob  gekauft  hatte  (Jos.  24,  82^.  Alle  diese 
Angaben  gehören  demselben  Erz.  an"  {Kn,), 


Druck  von  August  Pries  in  Leipzig. 


Sßerlofl  öon  6.  ^itjel  in  Seipätfl. 

Settfaben 

»um 

($rtftU(4en  'ütl\%imHnttxx\a^tt 

für  bte 

oberen  Älaffen  l^öl^erer  Sel^rcmftalten. 

^teftetite  9ttf(age* 

^ut(]^ gefeiten  unb  teilmeife  umgearbeitet 

t)on 

8.    ^reiS:  Jf.  2.— 

@d)riften  tton  gfeditotutl^  Dr.  g.  fetter  in  aWflwffer  l  SB. 

©in  S())oftcI 

ber 

Sßiebertättfer» 

gr.  8.   SPreiä:  uJf.  3.  60. 

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gr.  8.    ^tei3:  JK.  6.  — 

^ie  Söalbenfer 

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SRetft  Beiträgen  jur 

®ef4?i4?te  bei  Kefotmatio«. 

gr.  8.    $rei«:  ^.  2.  80. 

^o^ann  oon  (©taut)i| 

bte  SCnfättge  ber  9?eformatioit* 

9?a(^  ben  Duellen  bargefieüt. 
gr.  8.    ?PreiS:  Jf,  7.  — 


Verlag  von  S.  Hirzel  in  Leipzig, 


KURZGEFASSTES  EXEGETISCHES  HANDBUCH 

ZUM  ALTEN   TESTAMENT. 

Vollständig  in  17  Bänden: 

I.  Die  12  kleinen  Propheten,  erklärt  von  H.  Steiner.    4.  Aufl.      .     .  ^.  7.  50 

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IX.  Die  Bflcher  der  Könige,  erklärt  von  0.  Thenius.   2.  Aufl.   ...  ^^    7.  50 

X.  Das  Buch  Daniel,  erklärt  von  F.  Hitzig «3.  — 

XI.  Die  Genesis,  erklärt  von  A.  Dillmann.    6.  Aufl -     7.  50 

XU.  Exodus  und  Leviticus,  erklärt  von  A.  Dillmann.    2.  Aufl.       .     .  «  10.  80 

Xni.  Numeri,  Deuteronomium  und  Josna,  erklärt  v.  A.Dill  mann.  2.  Aufl.  •  11.  — 

XIV.  Die  Psalmen,  erklärt  von  J.  Olshausen «6.  — 

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XVII.  Die  Bücher  Esra,  Nechemia  u.  Ester,  erklärt  von  E.  Bertheau.  2.  Aufl.  s    8.  — 


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Dr.  0.  F.  FRITZSGHE  und  Dr.  C.  L.  W.  C.RIMM. 

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